suisseurope 1/2006

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suisseurope 1/2006
www.europa.admin.ch
Editorial
Konsolidieren und
weiterentwickeln
Consolider et
développer
Edition I / 2006 – April
Urs Bucher
Leiter Integrationsbüro EDA/EVD
Urs Bucher
Chef Bureau de l’intégration DFAE/DFE
Inhaltsverzeichnis
Neue Abkommen werden in Kraft
gesetzt, Gespräche über neue Themen
geführt zur weiteren Verbesserung
unserer Zusammenarbeit: Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der
Europäischen Union entwickeln sich
weiter – entsprechend der zahlreichen
gemeinsamen Interessen und entsprechend auch unserem Wille, die gemeinsamen Herausforderungen zusammen anzugehen.
Mise en vigueur de nouveaux accords,
discussions sur de nouveaux thèmes
afin d’améliorer encore notre
coopération: les relations entre la
Suisse et l’UE n’en ont pas fini de se
développer. C’est là l’expression des
nombreux intérêts que nous partageons avec nos voisins européens
et de notre volonté de relever ensemble des défis communs.
Editorial
1
Forum
3
Landwirtschaft
4
Satellitennavigation Galileo
6
Gesundheit
7
Brief aus Brüssel
8
News
Abonnement
Die Priorität der schweizerischen
Europapolitik ist heute die Umsetzung
der neuen bilateralen Abkommen. Am
1. April traten drei neue Verträge in
Kraft:
A l’heure actuelle, la priorité de la
politique européenne de la Suisse est
la mise en œuvre des nouveaux
accords bilatéraux. Le 1er avril a ainsi
été marqué par l’entrée en vigueur de
trois nouveaux traités:
• das MEDIA-Abkommen, durch
welches auch schweizerische Filmschaffende von den EU-Filmförderungsprogrammen profitieren
können;
• das Umweltabkommen, das die Koordination auf dem Gebiet des Umweltschutzes verbessert;
• das am 25. September 2005 gemeinsam mit der Revision der flankierenden Massnahmen gegen
Lohndumping vom Schweizer Volk
angenommene Protokoll, welches
die schrittweise Einführung des
• l’Accord MEDIA qui permet à nos
cinéastes de profiter des programmes communautaires d’encouragement du film;
• l’Accord sur l’environnement qui
ouvre la voie à une meilleure
coordination en matière de
protection de l’environnement;
• le protocole qui règle l’introduction
par étapes de la libre circulation des
personnes entre la Suisse et les
nouveaux Etats membres de l’UE,
accepté en votation le 25
septembre dernier en même temps
15
16
Edition I / 2006 – Avril
Tables des matières
Editorial
1
Lettre de Bruxelles
9
Agriculture
10
Galileo
12
Santé
13
Forum
14
News
15
Abonnement
16
2 Editorial
freien Personenverkehrs zwischen
der Schweiz und den neuen EU-Mitgliedstaaten regelt.
que le renforcement des mesures
d’accompagnement contre le
dumping salarial.
Ein weiteres wichtiges Dossier betrifft
den Schweizer Beitrag zur Verringerung der wirtschaftlichen und sozialen
Ungleichheiten in der erweiterten EU.
Bundesrat und Parlament verstehen
diesen Beitrag als einen Akt der Solidarität und als Investition zugunsten
eines sicheren und prosperierenden
Europas. Davon hängt auch unser eigener Wohlstand ab. Dieser Beitrag
ist integraler Bestandteil der schweizerischen Europapolitik und für das
weitere Gelingen des bilateralen Weges von grösster Bedeutung. Das Parlament hat der gesetzlichen Grundlage für diesen Beitrag, dem Osthilfegesetz, mit einer grossen Mehrheit
zugestimmt. Gegen dieses Gesetz wird
voraussichtlich von verschiedenen
Gruppen das Referendum ergriffen.
Un autre dossier important est celui
de la contribution de la Suisse à la
réduction des disparités économiques
et sociales dans l’UE élargie. Le Conseil fédéral et le Parlement y voient
un acte de solidarité et un investissement en faveur d’une Europe stable
et prospère, élément indispensable à
notre propre bien-être. Cette contribution solidaire fait partie intégrante
de la politique européenne de la
Suisse: elle est essentielle pour la
poursuite de la voie bilatérale. Aussi,
le Parlement vient d’approuver à une
large majorité la nouvelle Loi sur
l’aide aux pays d’Europe de l’Est, qui
lui sert de base légale. Divers comités
ont annoncé le lancement du
référendum contre cette loi.
Weitere Themen zwischen der
Schweiz und der EU betreffen den
Strommarkt, das Gesundheitswesen
und die Satellitennavigation. Nicht
zuletzt wird die Möglichkeit eines
Freihandelsabkommen im Bereich der
Landwirtschaft geprüft. Ziel ist, die
Lage mit den betroffenen Kreisen gemeinsam zu analysieren und für alle,
d.h. sowohl für unsere Landwirte, unsere Nahrungsmittelindustrie wie
selbstverständlich auch für alle
Schweizerinnen und Schweizer in ihrer Eigenschaft als Konsumenten und
Steuerzahler, zu vorteilhaften Lösungen zu gelangen.
D’autres thèmes sont en discussion
entre la Suisse et l’UE: le marché de
l’électricité, la santé publique, la
navigation par satellite. Enfin, nous
examinons la piste d’un accord de
libre-échange agricole. L’objectif de
cette démarche est d’analyser
l’opportunité et la faisabilité d’un tel
accord avec les milieux concernés et
de prévoir des solutions avantageuses
pour tous, nos agriculteurs, notre
industrie agroalimentaire et bien sûr
l’ensemble des Suissesses et des
Suisses, en tant que consommateurs
et contribuables.
Urs Bucher
Impressum
Leitung / direction
Urs Bucher
Redaktion / Rédaction
Adrian Sollberger, Stephan Schmid
Layout / Mise en page
Eliane Mollia, Luzia Genhart
Abonnement
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Information
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CH-3003 Bern
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suisseurope 2006 - April
Forum 3
Die Farbe seines Passes vergessen – in
Brüssel undenkbar!
Im Spiel um den Zugang zu Informationen hat die Nationalität des Mediums entscheidende Bedeutung, auch wenn die Schweizer Journalistinnen
und Journalisten sich dem – zumindest ein wenig – entziehen können.
Eléonore Sulser, Korrespondentin der Tageszeitung Le Temps in Brüssel
res Gut im Dschungel der von mehr
als zwanzig Ländern, drei bedeutenden Institutionen und Hunderten von
Einflussgruppen sorgfältig präparierten Informationen.
Brüssel ist kein Terrain wie die anderen. Die Konzentration der Medien
hier ist weltweit am grössten. Die nationalen Zugehörigkeiten, aber auch
die Hierarchien zwischen grossen und
kleinen Medien spielen eine ganz entscheidende Rolle, wenn sich die Informations- bzw. Desinformationsmaschine dreht. Will man sich von den
Brüsseler Besonderheiten überzeugen, so braucht man nur den Blog von
Jean Quatremer, dem Korrespondenten der Pariser Tageszeitung
Libération, zu lesen. In seinem
Internetbeitrag berichtet er von den
europäischen Kulissen und beschreibt
im Detail, wie die so genannten «RP»
– d.h. die ständigen Vertreter der fünfundzwanzig Mitgliedstaaten – ihre
Presse «bearbeiten». Mit Frühstücken
und Abendessen, die ihren «Mitbürgern» vorbehalten bleiben, lotsen die
Gesandten ihre Journalisten durch den
grossen europäischen Basar. Dass
ihre Verlautbarungen zielgerichtet sind,
ist klar. Ihr Zugang zu Dokumenten
und ihre Kenntnisse des Räderwerks
der Politik hingegen sind ein kostba-
Und auch die Europäische Kommission steht – trotz ihrer «gemeinschaftlichen» Berufung – nicht aussen vor.
So zum Beispiel achtet der Kommissionspräsident José Manuel Durao
Barroso, wenn er die «grosse» Presse empfängt, sehr darauf, einen engen Kontakt mit der portugiesischen
Presse zu pflegen, ganz den nationalen Anliegen seines Landes verpflichtet. Er verfügt dabei, wie bereits sein
Amtsvorgänger Romano Prodi, nicht
nur über einen Kommissionssprecher,
sondern auch über einen zusätzlichen
Sprecher ausschliesslich für portugiesische Angelegenheiten.
Die schweizerischen Journalisten hingegen werden von den europäischen
«Predigten» am häufigsten ausgeschlossen. Sie müssen die Informationen sozusagen ohne Kompass alleine
zusammen tragen, ohne dabei auf die
nationale Komplizenschaft zählen zu
können. Kein «schweizerischer»
Orientierungspunkt also mit Blick auf
die grossen Themen, aber auch kein
nationales Credo. Die Freiheit des
Schweizer Journalisten – und dies gilt
auch für die norwegischen Kollegen
– ist nahezu grenzenlos und wird einzig durch die Anzahl der ihm zur Verfügung stehenden Sprachen eingeschränkt.
Diese Unabhängigkeit wird bisweilen
auch beneidet: «Sie haben keine bevormundende Übermutter, die vor der
Pressekonferenz ihres Ministers zur
Versammlung trommelt», merkt ein
Kollege an. Stimmt, die Schweizer sind
von solchen Pflichtveranstaltungen befreit. Das allerdings hat auch Nachteile. Es wird als ärgerlich empfunden,
wenn man von einer «ethnischen»
Lagebesprechung ausgeschlossen
wird oder man reagiert verbittert,
wenn ein Gesprächspartner nur widerwillig einem Journalisten antwortet,
von dem er weiss, dass es auf die
Meinung von dessen Mitbürgern oder
Eliten überhaupt nicht ankommt.
Dennoch darf man ganz beruhigt sein:
Die scheinbare «europäische Neutralität» der schweizerischen Presse gilt
nämlich dann nicht mehr, sobald man
das Wort «bilateral» ausspricht. Plötzlich erinnert sich selbst ein Gordon
Brown, der britische Schatzkanzler,
der normalerweise peinlichst darauf
bedacht ist, sich ausschliesslich den
Briten zu widmen, auch an die Farbe
des Schweizer Passes. Dies war während der Verhandlungen über die Zinsbesteuerung der Fall, als er sich anlässlich einer von der britischen Vertretung organisierten historischen
Presseveranstaltung «speziell für
Schweizer» lange und ausführlich
über alles Schlechte äusserte, das mit
der Schweizer Position seiner Meinung nach verbunden war.
Die im Forum vertretenen Meinungen
brauchen sich nicht mit jenen der Redaktion zu decken.
suisseurope 2006 - April
4 Landwirtschaft
anschliessende Verarbeitung zu Biskuits kostet in der Schweiz im Durchschnitt mehr als im übrigen Europa.
Die EU, ein wichtiger Markt auch für die
Schweizer Landwirtschaft
Bereits heute arbeitet eine von fünf Schweizer Kühen für den Export. Der
schweizerische Agrarsektor öffnet sich Schritt für Schritt der ausländischen
Konkurrenz und fasst seinerseits Fuss auf dem internationalen Markt.
Dadurch profitieren Schweizer Konsumenten von einem grösseren
Angebot zu tieferen Preisen. Die Schweizer Landwirte erhalten dank
Trotz der bestehenden Handelshemmnisse findet bereits heute Handel mit Agrarprodukten statt. Die EU
ist dabei die wichtigste Handelspartnerin der Schweiz. Im Jahr 2004
stammten 77% der Schweizer Agrareinfuhren (6,9 Mrd. CHF) aus der EU,
während 69% der Schweizer Agrarausfuhren (2,8 Mrd. CHF) in die EU
gingen. Die Schweiz importiert vor
allem Agrarrohstoffe (Fleisch, Zucker,
Getreide, Gemüse, Früchte etc.) und
exportiert neben Käse hauptsächlich
landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte (Schokolade, Biskuits, Teigwaren etc.).
Der Handel zwischen der Schweiz und
der EU mit Landwirtschaftsprodukten
wird heute durch folgende Abkommen
geregelt:
besserem Zugang zum EU-Markt erhöhte Absatzchancen für Milchprodukte
und Fleisch.
Stephan Lauper, Integrationsbüro EDA/EVD
nicht erstaunlich, dass sich das Einkaufen im grenznahen Ausland
grösster Beliebtheit erfreut.
Schweizer Käse und Schokolade sind
weltberühmt und Exportschlager.
Dies bleibt aber eher die Ausnahme.
Die Landwirtschaftsmärkte sind nur
beschränkt offen, auch der schweizerische Agrarmarkt ist nach wie vor
stark von der ausländischen Konkurrenz geschützt. Dies schlägt sich in
den Lebensmittelpreisen nieder. Herr
und Frau Schweizer zahlen für Lebensmittel im Durchschnitt 38% mehr
als Konsumenten in der EU. So ist es
suisseurope 2006 - April
Der schweizerische Bauernstand
ist aber nicht allein verantwortlich für
die hohen Lebensmittelpreise. Der
Landwirt ist von der Preisinsel
Schweiz selber betroffen. Im Vergleich
zu seinem europäischen Konkurrenten muss er für die Produktionsmittel
(Dünger, Pflanzenschutzmittel, Gerätschaft, Saatgut usw.) einen viel höheren Preis entrichten. Bei der Preisbildung der Lebensmittel spielt zudem
die an die landwirtschaftliche Produktion anschliessende Verarbeitungsindustrie eine wichtige Rolle. Das
Mahlen von Getreide bspw. und die
• Das Agrarabkommen von 1999,
inkl. Veterinärabkommen (Bilaterale I), vereinfacht den Handel mit
Landwirtschaftsprodukten zwischen der Schweiz und der EU.
Dies einerseits durch die Beseitigung nicht-tarifärer Handelshemmnisse, andererseits durch den
Abbau von Zöllen. Im Rahmen eines Abbaus von nicht-tarifären
Handelshemmnissen werden die
technischen Vorschriften in den
Bereichen Veterinärmedizin, Pflanzenschutz, biologische Landwirtschaft sowie die Qualitätsnormen
für Früchte und Gemüse usw. zwischen der Schweiz und der EU als
gleichwertig anerkannt. Das
Landwirtschaftsabkommen sieht
zudem gegenseitige Marktzugangserleichterungen für gewisse Produkte vor, die für die Schweiz und
für die EU von besonderem Interesse sind. Dies betrifft u.a. Früchte und Gemüse, Gartenbauprodukte
Landwirtschaft 5
sowie Fleischspezialitäten. Für
Käse gilt ab Juni 2007 Freihandel,
d.h. es wird möglich sein, Käse zollfrei zu exportieren und einzuführen.
• Das Protokoll Nr. 2 zum
Freihandelsabkommen von 1972
betreffend landwirtschaftliche
Verarbeitungsprodukte (z.B.
Schokolade, Biskuits, Suppen,
Saucen, Teigwaren, löslicher
Kaffee), wurde im Rahmen der
Bilateralen II umfassend revidiert.
Das Protokoll sieht vor, dass Zölle
beim Import in die Schweiz und
Subventionen beim Export in die
EU reduziert werden. Auf
schweizerischen Produkten werden
beim Import in die EU keine Zölle
mehr erhoben.
Für die schweizerische Landwirtschaft und die nachgelagerten Branchen bietet die EU aufgrund der geographischen Nähe und der ähnlichen
Konsumgewohnheiten als Absatzmarkt grosse Chancen. Der europäische Konsument legt, wie der schweizerische auch, Wert auf qualitativ hoch
stehende Produkte und stellt gewisse
Anforderungen punkto Herstellung
(z.B. Fleisch ohne Wachstumshormone, keine gentechnisch veränderten
Produkte). Die Schweizer Landwirtschaft kann solche Produkte liefern.
durch weitere Öffnungsschritte gesenkt werden. Wichtig ist, dass den
Schweizer Bäuerinnen und Bauern
gleichzeitig aber auch neue Chancen
im Export geboten werden, d.h. dass
der Zutritt zum EU-Markt, dem bei
weitem wichtigsten Absatzmarkt, für
Schweizer Qualitätsprodukte erleichtert und gesichert wird.
Der Bundesrat will deshalb die
Machbarkeit sowie die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile eines allfälligen Freihandelsabkommens mit der
EU für Landwirtschaftsprodukte evaluieren. Auf der Basis einer ersten
Analyse hat der Bundesrat am 10.
März 2006 beschlossen, weitere
Abklärungen zu treffen und Sondierungen, inwiefern ein solches Abkommen die Unterstützung der interessierten Kreise erhalten würde, durchzuführen.
Dies beweisen die guten Erfahrungen
mit den beiden bestehenden Abkommen und den damit verbundenen
Öffnungsschritten: Im letzten Jahr
nahm der bilaterale Handel mit landwirtschaftlichen Verarbeitungsprodukten kräftig zu (Export in die EU
+9%, Import aus der EU +6%).
Besonders beim Käse haben die Exporte zugenommen (+4,6% in 2005
gegenüber +0,7% in 2004 und -0,9%
in 2003).
Die nach wie vor hohen Preise für
Lebensmittel in der Schweiz könnten
suisseurope 2006 - April
6 Galileo
über topographische Vermessungen
bis hin zur Führung Blinder oder der
Überwachung verurteilter Straftäter.
Galileo – neuste Technologie im Dienst der
Zivilgesellschaft
Mit dem erfolgreichen Start des ersten Testsatelliten Ende 2005 nimmt
das europäische Satellitennavigationssystem Galileo konkrete Gestalt an.
Voraussichtlich 2007 werden die Eigentumsrechte sowie die Aufsicht über
das System einer EU-Agentur übertragen. Auch die Schweiz beabsichtigt, sich an dieser Agentur zu beteiligen.
Maria-Anna Fernández, Integrationsbüro EDA/EVD
Der Gebrauch der Satellitennavigation
wird in unserer Gesellschaft immer
wichtiger. EU-Experten vergleichen
diesen Markt mit demjenigen von
Mobiltelefonie und Internet und erwarten Milliardenumsätze. Bereits
heute wird diese Technik etwa bei der
Überwachung des Strassenverkehrs,
der Flugsicherung oder bei Rettungseinsätzen eingesetzt. Die verwendeten Signale stammen zurzeit
grösstenteils vom US-amerikanischen
Global Positioning System (GPS), das
– abgesehen vom vorwiegend auf
militärische Zwecke ausgerichteten,
russischen GLONASS – eine
Monopolstellung in der weltweiten
Satellitennavigation innehält.
Das GPS wird vom US-Militär kontrolliert, welches das System gemäss
strategischen Überlegungen selektiv
suisseurope 2006 - April
ein- und ausschalten sowie die Genauigkeit der gesendeten Signale reduzieren kann. Ein Ausschalten des GPS –
etwa im Zusammenhang mit Kriegshandlungen – würde wegen der weit
verbreiteten wirtschaftlichen Anwendung des Systems in Europa zu massiven finanziellen Verlusten führen und
die Sicherheit der Verkehrsleitsysteme
in Frage stellen. Vor diesem Hintergrund haben die EU und die Europäische Weltraumorganisation (ESA)
2002 beschlossen, ein eigenes und
unter ziviler Kontrolle stehendes europäisches Navigationssystem zu lancieren.
Schweizer High Tech
Das rund 3,8 Milliarden Euro teure
Navigationssystem soll mit 27 Hauptund drei Ersatzsatelliten ab 2010 ein
im Vergleich zum heutigen GPS verlässlichere und präzisere weltweite
Navigation gewährleisten. Angestrebt
wird eine Positionsgenauigkeit von
einem Meter. Die möglichen Anwendungen sind äusserst vielfältig und
reichen von der Verkehrsnavigation
Der erste Testsatellit wurde am 28.
Dezember 2005 vom Raumfahrtzentrum Baikonur (Kasachstan) aus
gestartet und erreichte nach knapp acht
Stunden planmässig seine Umlaufbahn
in 23'200 km Höhe. Hauptaufgabe des
600 kg schweren Testsatelliten wird
es sein, vor dem 30. Juni 2006 erste
Signale zur Erde zu funken und
dadurch die Galileo-Frequenzbänder
zu sichern. Dabei werden auch die an
Bord befindlichen Rubidium-Atomuhren getestet. Dieses «Herzstück» des
Satelliten wurde von der Schweizer
Firma Temex Neuchâtel Time entwickelt. Während Quarzuhren eine statistische Abweichung von einigen
Sekunden pro Monat aufweisen, erreichen Rubidium-Atomuhren eine
Genauigkeit von einer Sekunde Abweichung pro 800'000 Jahre.
Interesse an Assoziation
Die operationelle Betreuung von
Galileo liegt zurzeit bei einer gemeinsamen Unternehmung der ESA und
der EU. Die Schweiz ist durch ihre
Mitgliedschaft bei der ESA darin vertreten. Die gemeinsame Unternehmung wird allerdings ab 2007 von einer Agentur europäischen Rechts abgelöst. Um sich einen gleichberechtigten Zugang zu den vielfältigen
Diensten des Systems sowie gewisse
Mitbestimmungsrechte zu sichern,
beabsichtigt die Schweiz, sich an die
Galileo-Agentur zu assoziieren. Ferner ist davon auszugegehen, dass eine
solche Beteiligung die Chancen der
Schweizer Raumfahrt- und Dienstleistungsindustrie erhöht, bei der Auftragsvergabe berücksichtigt zu
werden. Zurzeit sind exploratorische
Gespräche zwischen der Europäischen Kommission und der Schweiz
im Hinblick auf eine Assoziation im
Gange.
Gesundheit 7
Ein Bereich von allgemeinem Interesse: die
Gesundheit
Die Gesundheit nimmt einen wichtigen Platz ein, zumal jeder betroffen
ist; vom Pharma-Unternehmer bis hin zu Eltern, die sich um das Wohl
ihrer Kinder sorgen. Von der Bedeutung für die Lebensmittelsicherheit
ganz zu schweigen. Um in diesen Bereichen effizient sein zu können,
darf nicht isoliert vorgegangen werden. Die von der Vogelgrippe verursachte Krise zeigt, dass Massnahmen nur dann wirksam sein können,
wenn sie auf internationaler Ebene koordiniert werden.
Sylvain Scherz, Integrationsbüro EDA/EVD
hörde für Lebensmittelsicherheit
(EFSA) ist es, die EU zu beraten und
wissenschaftlich zu unterstützen,
insbesondere bei der Analyse von Risiken im Hinblick auf die gesamte
Nahrungskette.
Mit der Absicht einer verstärkten Koordination führen der Bundesrat und
die europäische Kommission Sondierungsgespräche im Hinblick auf eine
Teilnahme der Schweiz an den verschiedenen Aktionsprogrammen der
Europäischen Gemeinschaft im
Gesundheitsbereich. Im Mittelpunkt
des Interesses stehen insbesondere die
Teilnahme an zwei Agenturen (der
europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit [EFSA] in Parma und
an dem Europäischen Zentrum für die
Prävention und die Kontrolle von
Krankheiten [ECDC] in Stockholm),
an einem gemeinschaftlichen Aktionsprogramm sowie an verschiedenen
Frühwarnsystemen. Jedem dieser Instrumente kommt eine besondere Rolle zu. Aufgabe der europäischen Be-
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat im Jahr 2005 seine Arbeit aufgenommen. Es hat zur
Aufgabe, den Informationsaustausch
zwischen den europäischen Mitgliedstaaten, die im Bereich der Humanmedizin weitgehend autonom sind, zu
koordinieren und zu erleichtern. Das
gemeinschaftliche Aktionsprogramm
unterstützt seinerseits Projekte zum
Schutz der Verbrauchergesundheit.
Ziele sind unter anderem die Kostenoptimierung und verstärkte Anstrengungen im Bereich der Prävention
(etwa beim Konsum von Drogen, Tabak und Alkohol) sowie die Bekämpfung von Krankheiten wie z.B. AIDS.
Die Frühwarnsysteme schliesslich dienen der Gewährleistung eines schnel-
len Informationsaustauschs, sobald
Gefahren für die öffentliche Gesundheit auftreten. Dies geschieht unabhängig davon, ob es sich hierbei um
Gefahren natürlichen Ursprungs (Infektionskrankheiten) oder menschlichen Ursprungs (vergiftete Nahrungsmittel, biologische oder chemische
Angriffe) handelt.
Eine Beteiligung an diesen Instrumenten läge nicht nur im Interesse der
Bürgerinnen und Bürger und Verbraucher, sondern auch im Interesse der
verschiedenen Wirtschaftssektoren
des Gesundheitsbereichs, wie z.B. der
pharmazeutischen oder biotechnologischen Industrie. Der Verbraucherschutz stand im Mittelpunkt,
als der Bundesrat beschloss, im Rahmen des Veterinärabkommens die Gesamtheit der unter der Bezeichnung
«Hygienepaket» bekannten europäischen Normen in das Schweizer Recht
aufzunehmen; Ziel des «Hygienepakets» ist eine grössere Sicherheit
von Lebensmitteln tierischen Ursprungs, insbesondere dank eines besseren Herkunftnachweises der Produkte. Auch eine Teilnahme der
Schweiz an der EFSA würde dieser
Logik entsprechen.
Sowohl die Pharma-Industrie, die zuständigen Behörden auf Bundes- und
Kantonsebene als auch die Spitäler
und medizinischen Forschungsinstitute würden von einem intensiveren
Informationsaustausch und einer Teilnahme an den auf diesem Gebiet entwickelten EU-Projekten profitieren.
Schliesslich würde eine weitergehende Kooperation im Gesundheitsbereich
auch die bereits zwischen der Schweiz
und der EU bestehende Zusammenarbeit sinnvoll ergänzen; etwa die Zusammenarbeit im Veterinärbereich, im
Bereich des Warenverkehrs allgemein,
aber auch im Hinblick auf die EUForschungsprogramme, zu deren Prioritäten die Gesundheit zählt.
suisseurope
2005 2006
- Dezember
suisseurope
- April
8 Brief aus Brüssel
Schwieriger Pfad zum «Dreieck des
Wissens»
Der von der EU-Kommission im Frühjahr 2005 präsentierte Gedankengang
war einfach und eingängig: Damit ein wirklich wettbewerbsfähiger,
wissensgestützter Wirtschaftsraum entstehen kann, muss Europa dreifach
besser werden – erstens bei der Schaffung von Wissen durch Forschung,
zweitens bei dessen Verbreitung durch Bildung und drittens bei dessen
Anwendung durch Innovation. Angestrebt wird darum ein «Dreieck des
Wissens» bestehend aus Forschung, Bildung und Innovation. Seitens der
Schweiz besteht Interesse an einer weitgehenden Beteiligung.
Jürg Burri, schweizerische Mission bei der EU
Zur Realisierung dieses «Dreieck des
Wissens» liegen derzeit beim Europäischen Parlament und beim EU-Rat
von einander unabhängige Programmvorschläge für die Jahre 2007-13 vor:
• Forschung: Die mit 78 Mrd. Euro
dotierten 7. Forschungsrahmenprogramme sollen der tragende Teil
des Dreiecks werden.
• Bildung: Das integrierte Programm
Lebenslanges Lernen (LLL) soll die
Mobilität und die Vernetzung der
Bildungslandschaft Europas von der
Grundschule (Comenius) über die
Hoch- und Berufsschulen (Erasmus
und Leonardo) bis zur Erwachsenenbildung (Grundtvig) fördern. Der
dazu vorgesehene Finanzrahmen
beträgt 13,6 Mrd. Euro.
suisseurope 2006 - April
• Innovation: Das Wettbewerbsfähigkeits- und Innovationsprogramm (CIP) soll innovationsorientierte KMUs sowie die Innovation im Bereich der Informationstechnologien und der neuen Energien unterstützen. Die beantragten
Mittel belaufen sich auf 4,2 Mrd.
Euro.
Damit sollte der finanzielle Anteil dieses Bereichs am gesamten EU-Budget von derzeit knapp fünf auf künftig
über zehn Prozent ansteigen.
Die Staats- und Regierungschefs der
EU sowie das Europäische Parlament
nahmen die Vorschläge gut auf: Forschung, Bildung und Innovation sind
heute unbestrittene Kernelemente zur
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Die Schweiz ist in diesem aufstrebenden Bereich eng mit der EU vernetzt:
An die Forschungsrahmenprogramme
ist sie durch das Forschungsab-
kommen (bilaterale Abkommen I) assoziiert, die Beteiligung an den
Bildungsprogrammen ist in den bilateralen Abkommen II vorgespurt.
Eine Mitwirkung am CIP muss dagegen noch gründlich geprüft werden.
Einigkeit herrscht über die grundsätzliche Wünschbarkeit eines Ausbaus
der Programme. Doch die Höhe des
von der Kommission vorgeschlagenen
Budgets scheint unrealistisch. Im Rahmen der Finanzplanung der EU
(Finanzperspektiven 2007-2013) haben die Staats- und Regierungschefs
am 16./17. Dezember 2005 der Kommission radikale Kürzungsvorgaben
gemacht. Die bisherigen ProgrammBudgets werden nun allenfalls um
höchstens 50 Prozent angehoben werden können – an sich noch immer eine
beachtliche Steigerung. Enttäuscht
darüber zeigte sich aber das Europäische Parlament und verzögert nun
den Prozess der Programmverabschiedung mit zusätzlichen Forderungen.
Deshalb steht derzeit noch nicht fest,
ob die neuen Programme des «Dreiecks des Wissens» am 1. Januar 2007
tatsächlich zu greifen beginnen werden. Auch ist unklar, an welchen dieser Programme die Schweiz sich von
Beginn weg durch entsprechende
Verhandlungen beteiligen kann. Bei
den neuen Forschungsprogrammen ist
eine baldige Teilnahme der Schweiz
durch die Erneuerung des bilateralen
Forschungsabkommens am wahrscheinlichsten. Beim den Bildungsprogrammen nimmt die Aufbauarbeit
mehr Zeit in Anspruch und beim CIP
muss zuerst eine nationale Willensbildung erfolgen. Der Pfad hin zur
Beteiligung der Schweiz an allen Programmen des «Dreiecks des Wissens», präsentiert sich deshalb vorläufig nicht einfach und eingängig, sondern komplex.
Lettre de Bruxelles 9
Un chemin vers le «triangle de la
connaissance» semé d’embûches
Le raisonnement présenté au printemps 2005 par la Commission
européenne était simple et sans équivoque: pour devenir un espace
étroits. La Suisse est associée aux
programmes-cadres de recherche par
le biais de l’Accord sur la recherche
(Accords bilatéraux I) et sa participation aux programmes de formation
est prévue dans le cadre des Accords
bilatéraux II. En revanche, il convient
encore d’étudier dans le détail une
éventuelle coopération dans le cadre
du CIP.
économique fondé sur le savoir et vraiment compétitif, l’Europe doit
s’améliorer sur trois fronts: la création de connaissances grâce à la
recherche, leur diffusion via la formation et leur application par le biais
de l’innovation. L’objectif est de constituer un «triangle de la
connaissance» composé de ces trois pôles: recherche, formation et
innovation. La Suisse est intéressée par une large participation.
Jürg Burri, Mission suisse auprès de l’UE
Des propositions de programmes
indépendantes les unes des autres pour
la période 2007-2013 ont été présentées au Parlement européen et au
Conseil de l’UE dans l’optique de réaliser ce «triangle de la connaissance»:
• Recherche: Le 7e programmecadre de recherche, doté de 78
milliards d’euros, doit être le pôle
principal du triangle.
• Formation: Le programme intégré
de formation continue Life Long
Learning (LLL) doit permettre d’encourager la mobilité et la mise en
réseau du paysage éducatif européen, de l’école primaire
(Comenius) à l’éducation des adultes (Grundtvig), en passant par les
hautes écoles et les écoles professionnelles (Erasmus et Leonardo).
L’enveloppe financière prévue pour
ce programme s’élève à 13,6
milliards d’euros.
• Innovation: Le programme pour la
compétitivité et l’innovation (CIP)
doit permettre de soutenir les PME
innovatrices, ainsi que les développements dans le domaine des
technologies de l’information et des
énergies nouvelles. Les moyens
requis se montent à 4,2 milliards
d’euros.
Le pourcentage alloué à ces trois
domaines dans le budget global de l’UE
devrait ainsi passer d’à peine 5%
aujourd’hui à plus de 10%.
Les chefs d’Etat et de gouvernement
de l’UE, de même que le Parlement
européen ont bien accueilli ces
propositions. Incontestablement, la
recherche, la formation et l’innovation
forment des éléments clés pour
accroître la compétitivité.
Dans ces domaines en plein essor, la
Suisse et l’UE entretiennent des liens
Si la nécessité d’étendre les programmes fait l’unanimité, le montant
du budget proposé par la Commission
paraît irréaliste. Les 16 et 17 décembre 2005, les chefs d’Etat et de
gouvernement ont imposé d’importantes coupes budgétaires à la
Commission dans le cadre des perspectives financières de l’UE pour
2007-2013. Les budgets alloués aux
différents programmes ne pourront
pas être augmentés de plus de 50% –
une hausse somme toute encore
considérable. Déçu, le Parlement
européen retarde l’approbation des
programmes et formule des exigences
supplémentaires.
On ignore dès lors encore si les
nouveaux programmes du «triangle de
la connaissance» pourront démarrer
le 1er janvier 2007. On ne sait pas
non plus à quels programmes la Suisse
pourra s’associer dès le départ. Cela
devra être négocié. Le renouvellement de l’accord bilatéral sur la
recherche permettra, selon toutes
vraisemblances, à la Suisse de
prendre part bientôt aux nouveaux
programmes de recherche. En ce qui
concerne les programmes de formation, la mise en route nécessitera
davantage de temps. Pour le CIP,
enfin, pour sa part, il faudra encore
un large consensus en Suisse. Le
chemin vers la participation de la
Suisse à tous les programmes du «triangle de la connaissance» reste donc
encore semé d’embûches.
suisseurope 2006 - avril
10 Agriculture
fabrication de biscuits par exemple,
coûte bien plus cher en Suisse que
dans le reste de l’Europe.
L’UE, un marché important aussi pour
l’agriculture suisse
Aujourd’hui déjà, une vache suisse sur cinq travaille pour l’exportation.
Le secteur agricole suisse s’ouvre peu à peu à la concurrence étrangère
et prend pied lui aussi sur les marchés internationaux. Les consommateurs
suisses profitent ainsi d’une offre élargie à des prix plus avantageux.
Quant aux agriculteurs, ils voient s’ouvrir de nouveaux débouchés pour
les produits laitiers et la viande grâce à un accès facilité au marché
européen.
Stephan Lauper, Bureau de l’intégration DFAE/DFE
38% de plus que les consommateurs
européens leur alimentation. Rien
d’étonnant donc à ce que les Suisses
fassent volontiers leurs courses de
l’autre côté de la frontière.
Le fromage et le chocolat suisses sont
connus dans le monde entier et
remportent un véritable succès à
l’exportation. Mais il s’agit plutôt de
deux exceptions, dans la mesure où il
subsiste encore de nombreux
obstacles au commerce de produits
agricoles. Le marché agricole suisse
reste fortement protégé contre la
concurrence étrangère. Les conséquences s’en ressentent sur les prix
des denrées alimentaires. Les citoyens
suisses doivent débourser en moyenne
suisseurope 2006 - avril
Les paysans suisses ne sont toutefois
pas seuls responsables des prix élevés
des biens alimentaires. Ils subissent
eux-mêmes les effets du niveau élevé
des prix en Suisse. Si l’on compare
avec leurs concurrents européens, ils
paient nettement plus cher leurs
moyens de production (engrais,
produits phytosanitaires, machines,
semences, etc.). L’industrie de
transformation qui absorbe les produits
agricoles joue également un rôle
décisif dans la formation des prix.
Moudre des céréales en vue de la
Malgré les obstacles au commerce, les
volumes de produits agricoles échangés sont importants. L’UE constitue
le principal partenaire commercial de
la Suisse dans ce domaine aussi. En
2004, 77% des importations suisses de
produits agricoles (CHF 6,9 milliards)
provenaient de l’UE, tandis que 69%
des exportations suisses de produits
agricoles (CHF 2,8 milliards) étaient
destinées à l’UE. La Suisse importe
principalement des matières premières
(viande, céréales, fruits, etc.) et
exporte surtout des produits transformés (chocolat, biscuits, pâtes, etc.).
Les échanges de produits agricoles
entre la Suisse et l’UE sont régis par
les traités suivants:
• L’Accord agricole de 1999, y
compris l’accord vétérinaire
(Bilatérales I), simplifie les
échanges de produits agricoles entre la Suisse et l’UE par la
suppression des entraves non
tarifaires d’une part, et par la
réduction des droits de douane
d’autre part. En vue de supprimer
les entraves non tarifaires, les
prescriptions techniques dans des
domaines tels que la médecine
vétérinaire, la protection phytosanitaire, l’agriculture biologique ou
encore les normes de qualité pour
les fruits et légumes sont reconnues
comme étant équivalentes entre la
Suisse et l’UE. L’accord agricole
prévoit en outre un accès facilité
aux marchés pour les produits
présentant un intérêt particulier pour
la Suisse et pour l’UE. Cela
concerne notamment les fruits et
légumes, des produits horticoles et
des spécialités à base de viande.
Pour le fromage, le libre-échange
s’appliquera dès juin 2007;
Agriculture 11
autrement dit, il sera possible
d’exporter et d’importer du
fromage sans verser de droits de
douane.
• Le Protocole no 2 de l’Accord de
libre-échange de 1972 concernant les produits agricoles
transformés (p. ex. chocolat,
biscuits, soupes, sauces, pâtes, café
soluble) a été entièrement révisé
dans le cadre des Bilatérales II. Ce
protocole prévoit la réduction à la
fois des droits de douane à
l’importation en Suisse et des
subventions à l’exportation vers
l’UE. L’UE ne perçoit plus de droits
de douanes sur les produits
agricoles transformés importés de
Suisse.
L’UE offre d’importantes perspectives de débouchés à l’agriculture et
à l’industrie agroalimentaire suisses.
Les habitudes du consommateur dans
l’UE ne diffèrent pas foncièrement de
celles du Suisse. Il attache de
l’importance aux produits de qualité
et pose certaines exigences en ce qui
concerne leur production (p. ex.
viande sans hormones de croissance,
pas de produits génétiquement
modifiés). L’agriculture suisse est en
mesure de livrer ce genre de produits.
Les expériences positives réalisées
avec les accords existants et la
libéralisation progressive qui en
découle en sont une preuve tangible:
l’an dernier, les échanges de produits
agricoles transformés ont fortement
augmenté (+9% d’exportations vers
l’UE, +6% d’importations en provenance de l’UE). Les expor-tations ont
progressé en particulier pour le
fromage (+4,6% en 2005, contre
+0,7% en 2004 et -0,9% en 2003).
Les prix comparativement élevés en
Suisse pourraient être réduits par de
nouvelles étapes d’ouverture. Il
importe toutefois que les paysans
suisses gagnent en même temps de
nouvelles perspectives en matière
d’exportation, c’est-à-dire qu’ils
obtiennent un meilleur accès au
marché de l’UE, de loin le plus
important pour les produits suisses de
qualité.
Pour cette raison, le Conseil fédéral
veut examiner la faisabilité ainsi que
les avantages et inconvénients d’un
éventuel accord de libre-échange
agricole avec l’UE. Sur la base d’une
première analyse, le Conseil fédéral a
décidé le 10 mars 2006 de poursuivre
cette réflexion et de sonder les milieux
intéressés quant à leur soutien à un tel
accord.
suisseurope 2006 - avril
12 Galileo
applications possibles sont multiples,
allant de l’aide à la navigation dans les
transports, l’assistance des personnes
aveugles jusqu’à la surveillance des
délinquants condamnés.
Galileo – la technologie moderne au service
de la société civile
Avec le lancement réussi du premier satellite d’essai fin 2005, le système
de navigation européen Galileo se concrétise. Les droits de propriété et
la surveillance du système seront confiés à une agence européenne en
principe dès 2007. La Suisse envisage aussi d’y participer.
Maria-Anna Fernández, Bureau de l’intégration DFAE/DFE
Le recours à la navigation par satellite
gagne sans cesse en importance. Des
experts européens comparent déjà ce
marché à celui de la téléphonie mobile ou d’internet et tablent sur un
chiffre d’affaires de plusieurs milliards
d’euros. Cette technologie sert
aujourd’hui à la surveillance du trafic
routier, au contrôle du trafic aérien ou
aux opérations de sauvetage, par
exemple. La majorité des signaux
utilisés actuellement sont diffusés par
le système américain Global
Positioning System (GPS) – outre le
système russe GLONASS, d’usage
avant tout militaire. Une situation de
monopole règne donc sur le marché
mondial de la navigation par satellite.
Le GPS est contrôlé par l’armée
américaine qui peut brancher ou
suisseurope 2006 - avril
débrancher le système à sa guise, voire
réduire la précision des signaux émis
suivant des réflexions stratégiques.
Un arrêt du GPS – dans le cadre d’un
conflit armé, par exemple – se
traduirait par des pertes financières
considérables en Europe, vu les
nombreuses applications économiques
du système, et remettrait en cause la
sécurité des dispositifs de contrôle du
trafic. Dans ce contexte, l’Union
européenne et l’Agence spatiale
européenne (ESA) ont décidé en 2002
de lancer leur propre système de
navigation européen placé sous
contrôle civil.
Haute technologie suisse
Le nouveau système de navigation,
d’un coût avoisinant les 3,8 milliards
d’euros, garantira dès 2010 une
navigation plus fiable et plus précise
au niveau mondial que celle proposée
aujourd’hui par le GPS, grâce à 27
satellites opérationnels et trois
satellites de réserve. L’objectif avoué
est d’atteindre une précision d’un
mètre dans le positionnement. Les
Le premier satellite d’essai a été lancé
le 28 décembre 2005 à Baïkonour
(Kazakhstan). Huit heures à peine
après son lancement, il a rejoint,
comme prévu, son orbite à 23’200 km
d’altitude. La mission principale de ce
satellite d’essai de 600 kg consistera
à émettre les premiers signaux en
direction de la Terre avant le 30 juin
2006 et à garantir ainsi les bandes de
fréquence de Galileo. Les horloges
atomiques au rubidium à bord du
satellite seront également testées à
cette occasion. Ces «pièces
maîtresses» du satellite ont été
développées par la société suisse
Temex Neuchâtel Time. Alors que
pour les horloges à quartz, la précision
est de quelques secondes par mois, les
horloges atomiques au rubidium
atteignent une précision d’une seconde
pour une période de 800’000 ans.
Participation en vue
La direction opérationnelle de Galileo
est actuellement assurée par une
entreprise commune de l’ESA et de
l’UE. La Suisse y est représentée via
l’ESA, dont elle est membre. Cette
entreprise commune sera toutefois
remplacée par une agence de droit
européen dès 2007. La Suisse envisage
de s’associer à l’agence Galileo pour
se ménager un accès de plein droit aux
divers services du système et s’assurer
certains droits de participation. Une
telle association devrait par ailleurs
augmenter les chances de l’industrie
spatiale et des entreprises de services
suisses de se voir attribuer des
mandats. La Commission européenne et la Suisse ont entamé des
discussions exploratrices en vue d’une
association.
Santé 13
Un domaine d'intérêt commun: la santé
La santé? Voilà un domaine qui occupe une place de choix. Nul n'y reste
insensible, de la responsable d'entreprise dans le domaine pharmaceutique aux parents soucieux du bien-être de leur progéniture. Les
implications sur la santé du secteur alimentaire, en particulier, ne sont
plus à démontrer. Or, pour être efficace sur ce front également, la
démarche isolée porte rarement ses fruits. La crise de la grippe aviaire
est là pour nous le rappeler: des mesures ne peuvent être efficaces que
si elles sont coordonnées au niveau international.
Sylvain Scherz, Bureau de l’intégration DFAE/DFE
un programme d'action communautaire et à des systèmes d'alerte rapide.
Forts de ce constat, le Conseil fédéral
et la Commission européenne mènent
des entretiens exploratoires en vue
d’une participation de la Suisse aux
différentes actions communautaires
dans le domaine de la santé publique.
Au centre de l'intérêt figurent la participation à deux agences (l'autorité
européenne de sécurité alimentaire
[EFSA] à Parme et le Centre européen de prévention et de contrôle des
maladies [CEPCM] à Stockholm), à
Ces instruments se voient chacun
dévolus à un rôle particulier, tout en
étant complémentaires. L'EFSA a
pour mandat de conseiller et de
soutenir scientifiquement l'UE,
notamment dans l'analyse de risques
de l'ensemble de la chaîne alimentaire.
Le CEPCM, inauguré en 2005, a une
fonction de coordinateur et de
facilitateur d'échanges d’informations
entre des Etats membres qui jouissent
d'une grande autonomie dans le
domaine de la santé humaine. Quant
au programme d'action communautaire, il soutient des projets liés à la
santé et la protection des consommateurs. Parmi ses buts figurent l’optimisation des coûts et un effort accru
de prévention, par exemple en matière
de consommation de drogue, tabac,
alcool ou dans la lutte contre des
maladies comme le SIDA. Les systèmes d'alerte, enfin, visent un
échange rapide d'informations lors de
la survenance de dangers pour la santé
publique, qu'ils soient d'origine naturelle (maladies contagieuses) ou humaine (aliments contaminés, attentats
biologiques ou chimiques).
Une participation à ces instruments
serait dans l’intérêt tant du citoyenconsommateur que des secteurs
économiques liés à la santé, comme
l’industrie pharmaceutique ou la biotechnologie. La protection des
consommateurs était en ligne de mire
lorsque le Conseil fédéral a décidé,
dans le cadre de l’accord vétérinaire,
de reprendre en droit suisse l'ensemble
de normes européennes connues sous
le nom de «paquet hygiène», l’objectif
de ce dernier étant une plus grande
sécurité des aliments d'origine animale,
notamment grâce à une meilleure
traçabilité des produits. Une
participation de la Suisse à l'EFSA
s’inscrirait dans cette même logique.
L’industrie pharmaceutique, les
autorités compétentes au niveau fédéral et cantonal, les hôpitaux et les
instituts de recherche médicale,
profiteraient des échanges d'information accrus et de l'accès aux projets
de l'UE développés en la matière.
Un accord dans le domaine de la santé
représenterait finalement aussi un
complément utile à certaines coopérations qui existent déjà entre la Suisse
et l’UE, en matière vétérinaire, dans
le domaine de la circulation des biens
en général ou en ce qui concerne les
programmes communautaires de
recherche, dont l’une des priorités est
justement la santé publique.
suisseurope 2006 - avril
14 Forum
A Bruxelles, impossible d’oublier la couleur
de son passeport
Jeu d’exclusions ou d’inclusions, la nationalité de votre média reste
déterminante dans la circulation de l’information européenne, même si
les Suisses y échappent… un peu
Eléonore Sulser, correspondante du quotidien Le Temps à Bruxelles
Les journalistes suisses sont-ils, avec
les Norvégiens et les Islandais, les
seuls vrais «européens» de Bruxelles?
Pour être provocatrice, la question
n’est pas totalement absurde, tant
l’appartenance nationale des médias
est déterminante. Car en fait de
journalistes «européens», on trouve
surtout en «salle de presse» – comme
se désignent eux-mêmes les correspondants bruxellois – des Français, des
Allemands, des Hongrois, des Grecs,
des Britanniques, des Polonais, et ainsi
de suite jusqu’à vingt-cinq.
Bruxelles n’est pas un terrain comme
les autres. La concentration de médias
y est la plus élevée au monde. Les
appartenances nationales, mais aussi
les hiérarchies entre grands et petits
médias jouent à plein, tandis que la
machine à informer ou désinformer
tourne en permanence. Il suffit pour
se convaincre des particularités
bruxelloises de jeter un coup d’œil sur
suisseurope 2006 - avril
le blog créé par Jean Quatremer,
correspondant de Libération. Il y
raconte les coulisses européennes, et
détaille notamment comment les «RP»
– les représentants permanents des
Vingt-cinq – «travaillent» leur presse.
De petits déjeuners en dîners réservés
à leurs seuls «nationaux», les
ambassadeurs guident leurs journalistes dans le grand souk européen.
Leurs propos sont orientés – nul n’en
est dupe – mais leur accès aux
documents, leur connaissance des
rouages et des enjeux politiques sont
précieux dans la jungle des
informations distillées par plus de vingt
pays, trois institutions majeures et des
centaines de groupes d’influences.
La Commission européenne, malgré
sa vocation «communautaire» n’est
pas enreste. Son président, José
Manuel Durao Barroso, par exemple,
s’il accueille la «grande» presse pour
lui faire ses commentaires, prend soin
de garder un contact étroit avec la
presse portugaise, soucis nationaux
obligent. Il dispose, comme son
prédécesseur Romano Prodi, d’un
porte-parole tourné vers l’Union et
d’un autre chargé des affaires
portugaises.
Les journalistes suisses sont le plus
souvent exclus de ces prêches européens. Il leur faut, sans boussole,
butiner seuls, sans pouvoir compter
sur cette complicité palpable que les
liens nationaux créent à Bruxelles. Pas
de point de repère «suisse» donc sur
les grands sujets qui agitent l’Union.
Mais pas de credo national non plus.
La liberté du Suisse ou de son confrère
norvégien est presque totale, limitée
seulement semble-t-il par le nombre
de langues à sa disposition.
Cette indépendance est enviée parfois:
«Vous n’avez pas de mère matrone
qui bat le rassemblement avant la
conférence de presse de son ministre»,
remarque un confrère. Le Suisse,
c’est vrai, est dispensé de ces passages obligés. Cela a ses inconvénients. Dépit, lorsqu’on vous ferme la
porte d’un briefing «ethnique», ou
exaspération quand un interlocuteur
répond de mauvaise grâce à un
journaliste dont il sait que l’avis de ses
concitoyens ou de ses élites ne
comptera pas.
Qu’on se rassure cependant,
l’apparente «neutralité européenne»
de la presse suisse s’arrête lorsque
l’on prononce le mot «bilatérales».
Tout à coup, même un Gordon Brown,
un ministre des finances qui se
réserve d’habitude jalousement aux
Britanniques, se souvient de la couleur
de votre passeport. Ce fut le cas
durant les négociations sur la fiscalité
de l’épargne, où, lors d’un historique
point presse «spécial Suisses»
organisé par la représentation
britannique, il expliqua longuement et
en détails tout le mal que lui inspirait,
alors, la position de Berne.
Ce forum reflète l’opinion des auteurs, et
n’engage pas la responsabilité de la
rédaction.
News 15
Publikationen
Publications
PraxisTransfert
Praktika in Osteuropa
«Die Schweiz und Europa»
«La Suisse et l’Europe»
Das Integrationsbüro EDA/EVD
publiziert eine neue Broschüre zur
Europapolitik. Auf rund 40 Seiten und
mit zahlreichen Illustrationen versehen,
gibt die Broschüre einen allgemeinen
Überblick über die europäische
Integration einerseits und die
schweizerische
Europapolitik
andererseits. Sie wendet sich an ein
breites Publikum.
Le Bureau de l'intégration publie une
nouvelle brochure sur la politique
européenne. D'une quarantaine de
pages et agrémentée de nombreuses
illustrations, la brochure donne un
aperçu général de l'intégration
européenne d'une part, et de la
politique européenne de la Suisse
d'autre part. Elle s'adresse à un large
public.
Die deutsche Fassung der Broschüre
kann ab Mitte April 2006 auf der
Website www.europa.admin.ch
bestellt oder heruntergeladen werden.
Die anderen Sprachversionen werden
ab Ende Mai 2006 erscheinen.
La version allemande de cette
brochure peut être commandée ou
téléchargée à partir de notre site
www.europa.admin.ch dès la mi-avril
2006. Les éditions dans les autres
langues paraîtront vers fin mai 2006.
Deutsch, Französisch, Italienisch und
Englisch, Art. Nr. 201.335.d, .f, .i, .e
Français, allemand, italien et anglais
No d’art. 201.335.f, .d, .i, .e
Das PraxisTransfert-Programm der
Universität Freiburg ermöglicht qualifizierten, stellenlos geschriebenen
und bei einem RAV angemeldeten
Personen einen sechsmonatigen Erfahrungsaustausch mit einer osteuropäischen Partnerinstitution. Zweck des
Einsatzes ist in erster Linie die Verbesserung der Qualifikation der Teilnehmer/innen. Projektmöglickeiten
bestehen für alle Altersgruppen und
Berufssparten.
Stages en Europe de l’Est
Le programme PraxisTransfert de
l'Université de Fribourg permet à des
personnes qualifiées enregistrées
comme demandeuses d'emploi et
inscrites à l'ORPi, de participer à un
échange d'expériences d'une durée de
six mois avec une institution partenaire
en Europe orientale et centrale.
L'objectif est en premier lieu l'amélioration des qualifications des
participant(e)s. Il y a des projets pour
toute catégorie d’âge et des
professions diverses.
Kontakt und Informationen:
Contact et informations:
Université de Fribourg
PraxisTransfert
Rte d'Englisberg 7
1763 Granges-Paccot
Tel. 026 300 79 79
Fax 026 300 96 97
[email protected]
www.unifr.ch/ieo/praxistransfert
suisseurope 2006 - avril
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