Die Pracht der Nacht

Transcription

Die Pracht der Nacht
SONNABEND/SONNTAG, 30./31. OKTOBER 2010
44
2010
Unterwegs: 9 Ausflugstipps für Lübeck › Stadtgespräch: Peter Maffay liebt Hamburg › Titel-Thema: Party-Touren für Nachtschwärmer
Lokal-Termin: Show-Küche im „Copper House“ › Gestern & Heute: 1910 – Havarie der „Preussen“ › Handgemacht: Einladungskarten
Die Pracht
der Nacht
Die Macht der Nacht: Im Dunkeln
beginnt der Jungfernstieg zu leuchten –
ein Augenblick von der Lombardsbrücke.
FOTO: THOMAS LEIDIG
Heute Nacht ist Zeitumstellung,
und dann dunkelt es schon
nachmittags. Rosige Aussichten
für alle Nachtschwärmer –
schwärmt THOMAS ANDRE.
V
or allem die Romantiker verbreiteten sich
über den Zauber der Nacht, Joseph von
Eichendorff ist da als allererstes zu nennen,
er bedichtete die „Mondnacht“ so schön wie
niemand vor und auch niemand nach ihm:
„Es war, als hätt’ der Himmel / Die Erde still
geküsst,/Dass sie im Blütenschimmer/Von
ihm nun träumen müsst’.//Die Luft ging
durch die Felder, / Die Ähren wogten sacht, / Es rauschten leis’ die Wälder, / So sternklar war die Nacht. // Und meine
Seele spannte/Weit ihre Flügel aus,/Flog durch die stillen Lande,/Als
flöge sie nach Haus.“
Ein Klassiker, da hat jemand vor mehr als 150 Jahren schon das ausgedrückt, was doch jeder schon einmal gefühlt haben sollte, wenn er, am
besten allein, durch eine mondbeschienene Nacht strich, angeheimelt
wahlweise vom matten Leuchten eines Baumwipfels oder dem stillen
Scheinen eines Hochhauses, das im Düsteren steht und doch aus hundert Quadraten scheint. Denn die Nacht entfaltet nicht nur ihren Zauber
in der Natur, die kannten die Mystiker und Romantiker und sinnenfrohen Menschen aus vergangener Zeit. Hätten sie die Stadt gekannt, sie
hätten auch sie bedichtet, wenn die Sonne untergegangen ist.
Die Tage sind schon längst wieder kürzer geworden, und spätestens
wenn in der Nacht zu Sonntag die Uhr um drei eine Stunde zurück auf
zwei gestellt wird, sollten wir uns geistig darauf einstellen, dass nun wieder eine andere Jahreszeit, ein anderes Prinzip regiert. Das ist ja nicht
nur wichtig für den Biorhythmus (wer würde den unterschätzen), sondern auch fürs sonstige Befinden: Feiern wir also an dieser Stelle die
Nacht, und freuen wir uns darüber, dass es ihr gut geht und dass sie unverdrossen und verlässlich zur Stelle ist, wenn sich der Tag verabschiedet.
Nachts ist alles anders, vielleicht auch sehnsüchtiger, also romantischer: Und damit ist nicht die mitternächtliche Currywurst bei Lucullus
auf dem Kiez gemeint, sondern, sagen wir: der Spaziergang über die
nächtlichen Landungsbrücken, wo sich bei sanftem Wellengang bisweilen majestätisch Dampfer vorbeischieben. Und jetzt gerade, wo sich die
Natur müde niederlegt und die Bäume kahl werden, ist vielleicht manchmal auch ein wenig Endzeitstimmung im Anmarsch. Aber eine dezente
Herbstmelancholie versüßt die lyrische Anmutung der langsam zu Boden
segelnden Blätter wohl dann am stärksten, wenn es schön dunkel ist.
Was deutlich geworden sein sollte: Nacht = Romantik. Weil in den
Assoziationsraum des Romantischen aber auch das Schaurig-Schöne
gehört, ist die Nacht ( jaja: im Dunkeln ist gut munkeln) die Zeit des
Schaurig-Unheimlichen, wer ist noch nicht vor Schattenspielen an Häuserwänden zurückgezuckt. Wer je eine Seminararbeit über das Motiv der
Nacht in Joseph von Eichendorffs oder Novalis’ Gedichten geschrieben
hat, der dürfte auch das Alte Testament zitiert haben: „Und die Erde war
wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes
schwebte auf dem Wasser“ – und die „finstere Tiefe“, die ist natürlich
gleichbedeutend mit der Nacht: Danach wurde Licht, und Gottes Werk
war natürlich dann erst geschaffen, als alles hell erleuchtet war, jetzt
mal im übertragenen Sinn gesprochen.
Nachts sieht der Betrachter alles in einem anderen Licht, die Nacht
ist eine andere Seelenerfahrung, sie ist nicht zuletzt die Zeit für Nachtwandler, sie leitet hinüber zu einem Bewusstseinszustand, den wir
Traum nennen.
Und mit dem hat ja der Erfinder der Psychoanalyse, Sigmund Freud,
so gerne gearbeitet. Der Traum und die Nacht sind miteinander verwandt, und die Undeutlichkeit der schemenhaften Dunkelheit spiegelt
sich in den unbewussten Gespinsten des Träumens. Man sollte trotzdem
lieber nicht mit geschlossenen Augen durch die Nachtlandschaft laufen,
das könnte sonst schmerzhaft werden.
Apropos: Wenn der Eindruck nicht ganz täuscht, sehen wir nachts
besser aus. Die Nacht ist das Gegenteil der Neonröhre über dem Badspiegel, und deswegen sind diejenigen Nachtwandler, die nicht unterm
Mond schreiten, sondern in Discos tanzen, diejenigen, die den wahren
Zauber der Nacht noch nicht entdeckt haben: Stroboskoplicht und Discokugeln sind grell und, na ja, unzauberhaft. Wobei gesagt werden muss,
dass Vollmondnächte die Leuchtkraft von gefühlt 90-Watt-Birnen entwickeln können. Und selbst wenn der Himmel beinahe mondlos ist,
dann ist er dennoch nicht vollständig schwarz: den Sternen sei Dank.
Obendrein gibt es da, wie Tante Wikipedia verrät, eine bestimmte Aufhellung des dunklen Himmelsdaches, das durch das Rekombinationsleuchten der Moleküle in der Atmosphäre, die tagsüber von der Sonne
ionisiert werden, verusacht wird.
Was beweist, dass nachts mitnichten alles verhüllt wird, sondern im
Gegenteil erst ganz hübsch illuminiert werden kann. Man stelle sich an
einem x-beliebigen Abend auf die Lombardsbrücke und gönne sich, nur
zunächst stirnrunzelnd, den Blick auf das prominente Postkartenmotiv.
Man lässt sich dann eben doch verführen, und man vergisst auch den
Kitschverdacht, der sich reflexhaft einstellt.
Die Nacht gehört den Empfindsamen, den Sinnlichen, auch: den
Übersinnlichen. Für den romantischen Naturphilosophen Novalis war
die Nacht die Erlöserin, das Wirkliche, von dem der Tag nur ein Abklatsch ist. Licht war in dieser Wahrnehmung eine „Fessel“, der Tag zu
irdisch. Von der Tagwelt ging in dieser Lesart eine Gewalt aus, der die
„göttliche Nacht“ entgegenstand.
Puh. Das ist dann doch etwas übertrieben, halten wir es zum Schluss
mit Goethe, dessen Forderung nach „mehr Licht“ (er soll sie auf dem
Sterbebett geäußert haben; was für eine schöne Metapher für sein geistig
fruchtbares Leben) die Nacht beendet, auf einen Schlag.
Und jetzt feiern wir den Tag, wir warten auf den Frühling, darauf, dass
die Uhr wieder nach vorne gestellt wird. Dauert noch ein bisschen, aber
es wird passieren, ganz sicher.
S. 4/5 – Ausgehen und feiern:
vier Nachttouren über Hamburgs
Pisten. Plus: 40 Bars und Clubs.
II
› WOCHENENDE
Sonnabend / Sonntag, 30. / 31. Oktober 2010
Ab nach Lübeck
Mein perfekter
Sonntag
stück. Hier hat meine Frau
den Kaffee schon gekocht und
den Frühstückstisch gedeckt.
Kein Ei, dafür Kirschmarmelade und Honig, etwas Mettwurst, Käse und Krabbensalat. Wir nehmen uns viel Zeit
für die Sonntagszeitungen,
klönen über Gott und die Welt.
10 Uhr Bei schönem Wetter
ist der Garten dran. Leider
darf man am Sonntag nicht
Rasen mähen (meine Lieblingsbeschäftigung, weil wir
einen Sitzmäher haben).
12 Uhr Zum Mittagessen
geht es in der Regel mit meiner Familie ins Restaurant
Zum Eichenhof (Bremer Straße 320) bei uns in Marmstorf.
Mein Lieblingsgericht, Sauerfleisch mit Bratkartoffeln, ist
einfach großartig.
13.30 Uhr Ohne Arbeit
geht es auch am Sonntag nicht.
Im Betrieb kümmere ich mich
um Abrechnungen oder
schaue in den Filialen vorbei.
15 Uhr Kaffeetrinken daheim. Am liebsten mit Sahne.
Sie gehört für mich zu einem
schönen Stück Pflaumenkuchen. Den liebt auch meine
Frau, aber ohne Sahne.
16.30 Uhr Je nach Wetterlage geht es zu einem Spaziergang um die Außenmühle.
Ebenso schön wie die Alster,
nur etwas ruhiger. Eine Alternative sind meine Harburger
Berge. An beiden Orten kann
man die Welt vergessen.
20.15 Uhr Der „Tatort“ gehört für uns zum gelungenen
Sonntagabend. Ich sehe mir
aber auch gern Opernaufführungen auf DVD an, am liebsten von Verdi oder Mozart.
23 Uhr Absoluter Höhepunkt ist ein Anruf von
meinem Sohn und meinem
ältesten Enkel William, fast
vier Jahre alt. Sie wohnen in
St. Louis, USA. Wenn das
Gespräch mit William wie
üblich endet mit: „Ich liebe
dich, tschüss“, dann gehe
ich selig ins Bett.
4,95 Meter lang
sind die Minutenund 3,65 Meter die
Stundenzeiger des
Michels, Deutschlands größter Turmuhr. Heute Nacht
bleibt sie eine Stunde
lang stehen, von 2
bis 3 Uhr, ausgelöst
per DCF77-Signal,
das z.B. auch unsere
Funkwecker steuert.
AV
E
TR
4
straße
König
raße
Holstenstraße
Die Weinmesse „VinoRell“ öffnet
heute in der Handelskammer ihre
Tore – und 100 Winzer aus aller
Welt öffnen ihre Flaschen. Denn:
Probieren geht über Studieren.
H ü xs t
2
M
8
1
TEXT: GENEVIÈVE WOOD
an muss auf der Weinmesse
„VinoRell“ kein Fachmann
sein, um beim Kosten auf seine
Kosten zu kommen – denn Testen ist hier
ausdrücklich erwünscht, erklärt Julia
Schenck vom Veranstalter „Rindchens
Weinkontor“. Gleich zu Beginn wird jedem
Besucher ein Glas in die Hand gedrückt,
mit dem er danach an allen Ständen freie
Probier-Auswahl hat. Und so dürfte der
schönsten Weinmesse Norddeutschlands
eigentlich nichts im Wege stehen – ein
feucht-fröhliches Vergnügen wird das
Weinfest am 30. und 31. Oktober in der
Handelskammer auf jeden Fall.
Bereits zum 16. Mal veranstaltet „Rindchens Weinkontor“ die Fachausstellung
„VinoRell“. Rund 2500 Besucher werden
dieses Jahr erwartet – und es wird alles getan, damit hier jeder auf den Geschmack
kommt, sagt Julia Schenck. „Unsere Gäste
erhalten ein grünes Bändchen, mit dem sie
sich frei bewegen können“ – also zwischendurch auch nach draußen, um dort frische Luft zu
schnappen. Was nach ein paar Gläschen Wein durchaus nötig sein könnte, auch wenn es bei einer Weinmesse eigentlich nur ums Nippen und Kosten geht.
Selbst für Babysitter ist gesorgt: Die mitgebrachten
Kinder sind in der Kinderbetreuung für einige Stunden gut beschäftigt.
Die Schau ist aufgeteilt in eine französische, italienische und österreichische Weinstraße. Aber nicht
nur rund 100 Winzer aus Europa präsentieren sich
mit mehr als 400 Weinen, Champagnern, Sekt-Sorten und Edelbränden – auch Anbieter aus Südafrika,
Chile, Argentinien, Australien und Neuseeland stellen sich vor. Eine einmalige Gelegenheit, so viele verschiedene Spezialitäten zu kosten und dabei den Produzenten aus aller Welt Fragen über ihre Produkte
und Anbaumethoden zu stellen. Die Lieblingsweine
7
9 AUSFLUGS-TIPPS AN DIE TRAVE
Mehr als nur Marzipan
Marzipan, Thomas Mann, Holstentor, Unesco-Weltkulturerbe – all das verbindet
man sofort mit Lübeck. Aber die „Kulturhauptstadt des Nordens“ hat noch
viel mehr zu bieten und gerade zur dunklen Jahreszeit hin einen vollen Kalender.
Wer an Lübeck denkt, denkt an Marzipan. Doch die Liebe zur einst unermesslich
reichen Hansestadt sollte nicht nur durch den Magen gehen und in das Traditionscafé Niederegger (Breite Str. 89) führen. Schließlich kann man auch in der liebevoll
geschmückten Hüxstraße (www.die-huexstrasse.de) und gleich nebenan in der
Fleischhauerstraße (www.diefleischhauer.de) in den vielen Läden stöbern, die alles
anbieten von Kunsthandwerk bis Köstlichkeiten. Oder man besucht die Filmtage,
macht multimediale Experimente und stimmt sich schon mal auf Weihnachten ein.
TIPPS & TERMINE
können dann gleich vor Ort geordert werden. Die ausstellenden Winzer hat Veranstalter Gerd Rindchen,
51, persönlich entdeckt und ausgesucht – und er
kennt sich aus mit Weinen. Schließlich beschäftigt
Rindchen sich mit den edlen Tropfen, seit er 18 Jahre
alt ist: 1983 eröffnete er das erste Weinfachgeschäft
in der City-Nord, siedelte später nach Rellingen über,
wo er zum ersten Mal seine Messe veranstaltete – daher auch der Name „VinoRell“.
Zu den Höhepunkten der diesjährigen Messe gehören unter anderem die Signierstunde mit Cornelia
Poletto am Sonnabend gegen 17 Uhr und die Raritätenversteigerung von Gerd Rindchen am Sonntag um
15 Uhr. Schön ist, dass dabei auch an die ärmeren
Hamburger gedacht wird: Im Anschluss an die Versteigerung überreicht Herr Rindchen einen Scheck
an die „Hamburger Tafel“.
Service
» VinoRell, Sa, 30.10., 11–19,
So, 31.10., 11 – 18 Uhr,
in der Handelskammer Hamburg,
Adolphsplatz 1 (U-Bahnstation
Rathaus oder Jungfernstieg),
Eintritt: Sa 7,50 Euro, So 6 Euro,
die Eintrittskarten sind durchgängig
für beide Messetage gültig,
www.rindchen.de/vinorell
DER GRÜNE PUNKT Jakob von Uexküll, Stifter des Alternativen Nobelpreises und Gründer des
Weltzukunftsrates WFC, stellt am 3.11. um 20 Uhr bei Dr. Götze Land & Karte, Alstertor 14–18, sein
aktuelles Sachbuch vor: „Neue Energien freisetzen – Für eine ökologische und gerechte Welt“.
1 52. NORDISCHE FILMTAGE LÜBECK In acht Kinos laufen 140 Spiel-, Kurzund Dokumentarfilme aus Skandinavien, dem Baltikum und Norddeutschland. Die
Auswahl ist facettenreich: vom romantischen Unschuldsverlust in den Stockholmer
Schären in „Der Himmel ist unschuldig blau“ bis zum brutalen Alltag einer jütländischen Haftanstalt im Knastdrama „R“. Die Retrospektive „Liebe – Wohlfahrt – Sex
im Kino der 50er bis 70er Jahre“ widmet sich einer einzigartigen skandinavischen
Filmtradition: der freizügigen Darstellung von Liebe und Sexualität.
» 3.–7.11., CineStar Filmpalast Stadthalle, Mühlenbrücke 11,
www.filmtage.luebeck.de
2 3. TAG DER WISSENSCHAFT „Hanse trifft Humboldt“ lautet das Motto, wenn in der Universitätskirche St. Petri im 15-Minuten-Takt spannende Vorträge stattfinden. Die Hochschulen Lübecks stellen sich vor, an Multi-Media-Stationen wie „Herz-Kreislauf“,
„Handhygiene“ und „Naturforschung“ können Gäste experimentieren.
» 30.10., St. Petri zu Lübeck, Petrikirchhof 1, 10–18 Uhr.
3 ADVENTSLEUCHTEN zur Eröffnung der traditionellen Weihnachts- und Kunsthandwerkermärkte mit einer stimmungsvollen Lichterprozession zur Petrikirche.
» St. Marien, 24.11., 16.30 Uhr Familiengottesdienst, anschließend Umzug.
4 ST. PETRI KUNSTHANDWERKERMARKT In der 800 Jahre alten Petrikirche
verkaufen 60 Kunsthandwerker ihre Waren – von Wolle bis Leder, von Aquarell bis
Spielzeug. Die Eröffnungsfeier ist am 24.11. um 18 Uhr.
» Handwerkermarkt, 25.11.–19.12., 10–19 Uhr, St. Petri zu Lübeck, Petrikirchhof 1,
Eintritt 2 Euro, Kombiticket inkl. Turmauffahrt 4 Euro (Kinder bis 12 Jahre frei).
5 WEIHNACHTSMARKT IM HEILIGEN-GEIST-HOSPITAL In der Kirchenhalle, den
über 100 Kabäuschen des Langhauses und im Gewölbekeller stellen 150 Handwerker aus Deutschland, Skandinavien, dem Baltikum, Israel und Peru ihre Arbeiten
aus. Waffelduft zieht bis zur Empore, der Erlös wird für gute Zwecke gespendet.
» Heiligen-Geist-Hospital am Koberg, Große Gröpelgrube 2, 26.11.–6.12.,
tägl. 10–19, am Eröffnungstag 12–19 Uhr, Eintritt 2 Euro (Kinder bis 6 Jahre frei).
KULTUR ERLEBEN
Kurz
und gut
6 WEIHNACHTEN BEI BUDDENBROOKS Nach einer Lesung bei Kaffee und Kuchen
gibt es eine Führung durch das Buddenbrookhaus, es folgt ein literarischer Stadtrundgang mit Zwischenstopp bei einem Glas Bischof, ein Büfett im Burgkloster an
„Hannos Schulweg“, zum Ausklang gegen 22 Uhr wird ein Glas Rotspon gereicht.
» 26./27. Nov., 3./4. und 10./11. Dez., jeweils 18 bis ca. 22 Uhr, Buddenbrookhaus, Mengstraße 4, 59 Euro p.P., Reservierungs-Hotline: 0451/88 99 700.
7 „UNTER UNSEREN FÜSSEN – LEBENSRAUM BODEN“ Am Eingang begrüßt
ein Maulwurf die Gäste, durch seinen Hügel gelangt man in die unterirdische Welt
von Einzellern, Schnecken, Tausendfüßlern. Im „Bodenkino“ präsentieren sich
Regenwürmer, ein „Bodenlabyrinth“ bietet spannende Informationen. Die Erlebnisausstellung des Senckenbergmuseums für Naturkunde Görlitz gastiert bis zum 5.12.
» Museum für Natur und Umwelt, Musterbahn 8, Di–Fr 9–17, Sa/So 10–17 Uhr.
Für Stefan Raabs „Song
Contest“ waren sie zu
klein. Macht nichts. Im
Logo beweisen Mikroboy
heute wahre Größe.
D
raße
e
8.50 Uhr Zweites Früh-
3
traß
meiner Mutter zum ersten
Frühstück. Sie wartet schon
mit Kaffee und einem gekochten Ei. Ein Ritual, seit mein
Vater gestorben ist. Da ich
relativ wenig Zeit habe, sind
diese, wenn auch nur kurzen
Besuche ein schöner Ausgleich.
9
lens
8 Uhr Zunächst geht es zu
6
Müh
6.30 Uhr Aufstehen! Mal
mit, mal ohne Wecker. Dann
geht es in die Bäckerei, den
erotischen Duft von frischen
Backwaren einatmen. Bepackt mit Hamburger Rundstücken, Maisbrötchen, Ciabatta, Roggenbrötchen und
Zeitungen mache ich mich
wieder auf den Weg.
5
Breite St
Der 64-jährige Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks frühstückt zweimal.
Spaß
im
Glas
KARTE: GRAFIKANSTALT
Peter
Becker
FOTO: DOMINIK BUTZMANN
STADTLEBEN
Mikroboy (v. l.): Bassist KaiSteffen Müller, Sänger und
Gitarrist Michi Ludes und
Drummer Tobi Noormann.
8 KUNSTHALLE ST. ANNEN Eine gelungene Synthese ist die Kunsthalle: Unter
ihrem Dach vereinen sich Glasbauarchitektur und Reste der St.-Annen-Kirche, die
1843 bei einem Brand zerstört wurde. Bis 14.11. präsentieren sich unter dem Titel
„Du bist, was du siehst“ sechs Künstler aus der finnischen Partnerstadt Kotka.
» Kunsthalle St. Annen, St.-Annen-Str. 15, www.die-luebecker-museen.de
FOTO: SIGHT OF SOUND
TEXT: ALEXANDER JOSEFOWICZ
er „Bundesvision Song Contest“ von Stefan
Raab ist ein zweischneidiges Schwert für Michael Ludes, Frontmann und Gründer von
Mikroboy: Einerseits gelangte seine Band Reminder
2006 bloß auf den 13. Platz, Mikroboy wurden dieses
Jahr sogar nur enttäuschende Nummer 15. Andererseits spielte man gut gelaunt auf und nutzte die Veranstaltung als Werbung für die Band und den Song
„Nichts ist umsonst“. Denn wann bekommt man
schon die Gelegenheit, vor 6000 Menschen und mehr
als zwei Millionen Fernsehzuschauern aufzutreten?
Den Promotioneffekt erkannte auch die Konkurrenz. Aktuell tourt nahezu die gesamte Besetzung des
„BuViSoCo“ durchs Land: In den letzten Tagen spielten bereits Bernd Begemann und Blumentopf, die
Kleinstadthelden und Bakkushan in Hamburg auf,
Das Gezeichnete Ich folgt am 3. November im Knust,
Stanfour lässt noch bis zum 14. Dezember auf sich
warten, Selig noch ein wenig länger (20. und 21. Dezember). Und dass das zweite Silly-Konzert des Jahres in der Stadt schon wieder ausverkauft ist, verwundert nach deren zweitem Platz auch nicht mehr.
Heute gastieren nun Mikroboy in Hamburg – im
Logo, wo sie bestens aufgehoben sind. Auf der Raab-
schen Rundbühne wirkten sie doch etwas verloren.
In kleine Clubs aber passt ihre Musik perfekt: Gitarre, Bass und Schlagzeug zwischen Rock und Pop, dazu
dezente elektronische Klänge und unverkopfte Texte. Das macht es Schubladenfetischisten nicht ganz
leicht. Pop oder Elektro, Songwriting oder doch
Rock? Über solcherlei Gedanken amüsieren sich
Ludes, Bassist Kai-Steffen Müller und Drummer Tobi
Noormann immer wieder, der Sänger beantwortet
Fragen nach der stilistischen Selbstzuordnung gerne
lächelnd mit nur einem Wort: „Musik“.
Musik wie gemacht für den direkten Publikumskontakt, der im Logo fast von selbst kommt. Schließlich ist die Bühne dort gerade einmal kniehoch, kein
Graben trennt Künstler und Publikum. Der in die
Jahre gekommene Klotz am Anfang der Grindelallee
gehört seit 1974 zum Nachtleben der Stadt, war
Karrierestation für Bands wie Rammstein, Oasis und
Selig. Doch „Hamburgs lautester Sauna“ steht eine
Umstellung ins Haus: Sie wird abgerissen, und bis der
Neubau fertig ist, zieht das Logo ein Haus weiter.
Noch aber bleibt es beim angejahrten Charme der
legendär niedrigen Decke, an der sich schon diverse
Musiker den Schädel eingedellt haben. Aber das ist
kein Problem für Mikroboy. Schließlich heißen sie
so, weil keiner der drei besonders groß ist.
9 AUSGRABUNGEN IM LÜBECKER GRÜNDUNGSVIERTEL Beim Bombenangriff
1942 wurden 20 Prozent der Altstadt zerstört, vor allem das Gründungsviertel. Nach
der Wiederbebauung ist nun eine „Stadtreparatur“ geplant – doch zuvor untersuchen
Archäologen die mittelalterlichen Hofbereiche mit Zäunen, Brunnen, Kloaken. Die
Fenster der 2250-m²-Halle (Braunstraße) erlauben einen Blick auf die Ausgrabungen.
» Info-Point Braunstr. 14, Mo–Do 8–15.30, Fr 8–18, Sa/So 10–18 Uhr, öffentliche
Führungen Mo 14 Uhr, individuelle Führungen n. Vereinbarung, Tel. 0451/12 27 160.
TOURISTEN-INFORMATION: Welcome Center (Touristbüro), Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, Holstentorplatz 1, 23552 Lübeck, Tel. 0451/88 99 700,
www.luebeck-tourismus.de
Himmlisch: Lübeck, „Stadt der sieben Türme“.
FOTOS: ISTOCKPHOTO (3)
Service
» Mikroboy, Logo, Grindelallee 5,
30.10., 20 Uhr, 14 Euro an der
Abendkasse, www.logohamburg.de,
www.mikroboy.com
Sonnabend / Sonntag, 30. / 31. Oktober 2010
› STADTGESPRÄCH
III
Heinrich Oehmsen trifft Peter Maffay
Weisheiten vom
Steppenwolf
Das große Hamburg-Interview zum Start der
Tournee: Peter Maffay über lange Nächte mit
Udo Lindenberg und seine Liebe zur Elbstadt.
S
FOTO: THOMAS LEIDIG
onntag um kurz vor neun, auf
dem Studiogelände des NDR.
In einer großen Produktionshalle herrscht geschäftiges
Treiben. Im Zentrum steht
unübersehbar in Jeans und
Lederjacke und unüberhörbar dank seines
sonoren, tiefen Organs Peter Maffay. Er
diskutiert mit einer Gruppe von Technikern, Architekten und Bühnen-Designern
vor einer mehrstöckigen Konstruktion:
riesige schwarze Boxen, die sich zu einer
gigantischen abstrakten Wand auftürmen.
Maffay antwortet auf den fragenden Blick:
„Meine Bühne für meine Tour.“ Auf die
Boxen werden die Mitglieder eines Philharmonie-Orchesters verteilt, die Maffay
und Band auf ihrer Tournee „40 Jahre
Rock ’n’ Roll“ – Auftakt am 2. November
in Hamburg, O2 World, 20 Uhr – begleiten.
Durch die getönten Gläser der auffälligen
Designerbrille blitzen seine Augen. Der
61-jährige Superstar des Deutschrocks
ist fühlbar stolz. Diese Tournee wird sein
musikalisches Gesamtwerk adeln. Seine
eher schlagerhaften Wurzeln hat er längst
abgelegt, spätestens mit dem Nummer-1Album „Steppenwolf“, das 1979 mit 1,6
Mio. verkauften LPs eine neue Bestmarke
setzte. Mit dem jüngsten Werk „Tattoos“
schaffte er seine 14. Spitzenposition –
mehr als Madonna und die Beatles.
Ortswechsel an die Alster. Vom Parkplatz
bis zum Fototermin beim Denkmal „Drei
Mann im Boot“ am Schwanenwik sind es
nur wenige hundert Meter, aber „Herr
Maffay“ wird überall erkannt: „Hallo
Peter!“, „Oh mein Gott, er ist es wirklich!“
Im Sekundentakt reagieren Sonntagsspaziergänger auf ihn; zücken Handys und
Kameras für Fotos oder winken fröhlich.
Während sich schon C-Prominente nur
mit Bodyguard raus trauen, ist Maffay
solo völlig entspannt. „Man muss doch
vor Menschen keine Angst haben!“ Bei
der Fahrt zum Flughafen, die Sierichstraße entlang durch das sonnige Hamburg, blickt Maffay versonnen durch die
Scheiben: „Hamburg ist die einzige Stadt,
in der ich in Deutschland leben würde.“
Nach einer Pause fügt er hinzu: „Vielleicht
die einzige Stadt überhaupt.“
Seewolf: Für sein Konzert in der
O² World am 2. November kehrt Peter
Maffay in vertraute Gefilde zurück.
MAGAZIN: Ihre am 2. November beginnende Tour startet in
Hamburg. Meist suchen Musiker sich dafür einen Ort
aus, an dem sie sich der Gunst des Publikums sicher
sind und sich wohl fühlen. Was zieht Sie an die Elbe?
PETER MAFFAY: Das ist eine never ending Story. Der
ganze Zirkus begann ja in Hamburg im Heußweg 25,
wo meine erste Schallplattenfirma, die Teldec, ihre
Büros hatte. Da bin ich 1970 mit meinem damaligen
Produzenten Michael Kunze hingefahren, wurde ein
paar Herren vorgestellt und dann ging es erst mal
nach St. Pauli und zum Hafen. Endlich war ich in der
Stadt, von der ich so viel gehört hatte. Hamburg hat
auf mich von Anfang an eine extreme Anziehung ausgeübt. Später hatte ich das Gefühl, dass diese Stadt
tatsächlich das Tor zur Welt ist.
MAGAZIN: Und die Stadt, in der die Beatles ihre Karriere
gestartet haben.
MAFFAY: Hamburg war für mich das Mekka des Rock ’n’
Roll. Aber die Star-Club-Zeit ist leider an mir vorbeigegangen. Da wäre ich gern gewesen und hätte all die
Blues- und Beatbands gesehen.
MAGAZIN: Haben Sie hier mal gelebt?
MAFFAY: Ja, ganz kurz Mitte der 70er-Jahre. Da habe
ich im selben Haus wie mein Kumpel Dieter Viering
gewohnt, der heute immer noch mein Partner ist.
Wir hatten auf demselben Flur je ein Ein-ZimmerApartment in der Schellingstraße in Wandsbek. War
’ne tolle Zeit.
MAGAZIN: Wandsbek klingt nicht gerade nach Sex, Drugs
& Rock ’n’ Roll.
MAFFAY: Da habe ich nur geschlafen, und die Wohnung
war erschwinglich. Es war eine Dependance, weil ich
sehr oft in Hamburg zu tun hatte, Gespräche mit der
Plattenfirma, Medientermine. Hamburg hatte damals schon eine gut entwickelte Szene. Ich bin hier immer hergekommen, um neue Impulse aufzunehmen.
MAGAZIN: Wo sind Sie auf Piste gegangen?
MAFFAY: Zum Beispiel im Onkel Pö in Eppendorf. Exquisite Livemusik bis tief in die Nacht, coole Typen
und auch dieses Rock’n’Roll-Flair, das es nur in
Hamburg gibt.
MAGAZIN: Haben Sie in Hamburg auch Musk gemacht
oder Alben aufgenommen?
MAFFAY: Nein, kein komplettes Album. Viele Songs sind
in den 70er- und 80er-Jahren in Berlin aufgenommen worden. Aber es gab ein kaum benutztes TeldecTonstudio, das auch im Heußweg lag. Dort habe ich
oft mit meinem Keyboarder Jean-Jacques Kravetz
zusammen komponiert. Dieses Studio hat übrigens
den Anstoß gegeben, später meine Red Rooster
Studios in Tutzing zu bauen.
MAGAZIN: Einige Ihrer Bandmitglieder kommen aus
Hamburg oder haben lange hier gelebt wie Jean-Jacques Kravetz, Steffi Stephan oder Bertram Engel. Letztere waren Mitglieder in Udo Lindenbergs Panik-Orchester. Hat er es Ihnen übel genommen, als seine Rhythmusgruppe Ende der 70er zur Maffay-Band wechselte?
MAFFAY: Udo fand das nicht gut. Aber Steffi und Bertram haben in beiden Bands gespielt, ich habe sie
nicht weggeködert. Damals haben wir sehr polarisiert, er war der Panikrocker und ich hatte nach dem
Erfolg von „Du“ das Stigma des Schlagersängers.
Aber ich wollte da hin, wo er schon war.
MAGAZIN: Aber Sie haben sich doch wieder vertragen?
MAFFAY: Daraus ist sogar eine sehr solide Freundschaft
geworden. Es gab Berührungspunkte durch die Musiker, die bei uns beiden gespielt haben. Später haben
wir uns oft getroffen, um zu quatschen. Meistens an
der Bar im Hotel Atlantic, manchmal auch im HomeStudio in der Bogenstraße, wo Udo aufgenommen hat.
MAGAZIN: ... und sind danach so richtig versackt.
MAFFAY: Nie so, dass ich nicht mehr gewusst hätte, wie
ich nach Hause gekommen bin. Das Sprachvermögen
hat manchmal etwas gelitten. Aber ich hatte keine besondere Bar oder Kneipe, wo ich regelmäßig hingegangen bin. Seit ich vor elf Jahren mit rauchen und
trinken aufgehört habe, hat es auch keine Züge mehr
über die Reeperbahn gegeben.
MAGAZIN: Wie kam es dazu?
MAFFAY: Vor elf Jahren zeigte mein Arzt mir Röntgenbilder, auf denen auf der Lunge dunkle Flecken zu
sehen waren, die auf Lungenkrebs hindeuteten. Ich
war wie gelähmt und dachte, das ist jetzt die Quittung
für 80 Zigaretten am Tag. Eine Computertomografie
ergab, dass es nur ein Virus war. Aber ich habe sofort
aufgehört zu rauchen und zu trinken.
MAGAZIN: In Hamburg haben Sie Ihre ersten schauspielerischen Schritte gewagt – in einem Krimi, der im
Rotlichtmilieu spielt.
MAFFAY: Das war 1987. Der Film hieß „Der Joker“, Regie führte Peter Patzak und ich habe einen Kommissar im Rollstuhl gespielt. Da waren auch so veritable
Schauspieler wie Elliott Gould und Armin MuellerStahl dabei. Aber meine Neugierde auf Schauspielerei war anschließend befriedigt.
MAGAZIN: Wo genau wurde gedreht?
MAFFAY: Meistens nachts auf dem Kiez. Da hat man
schon ein paar schräge Typen kennengelernt. Es gab
immer viele Leute, die dort zugeschaut haben. Prostituierte, Zuhälter, Touristen. Ich war damals von dieser Szenerie sehr fasziniert. Später haben wir auf dem
Kiez auch Videos für „Sonne in der Nacht“ gedreht.
MAGAZIN: Wie reagieren die Menschen auf Sie, wenn sie
Ihnen auf der Straße über den Weg laufen?
MAFFAY: In München südländisch-höflich, in Köln direkt und in Hamburg kumpelig. Die Leute hier duzen
mich, ich bin für sie „der Peter“. Aber das stört mich
absolut nicht. Diese kumpelige Art gefällt mir.
MAGAZIN: Doch anders als Lindenberg und Westernhagen sind Sie niemals nach Hamburg gezogen. Warum
eigentlich nicht?
MAFFAY: Ich habe zu Beginn meiner Karriere ein richtiges Vagabundenleben geführt, in München, Berlin,
Frankfurt und Hamburg. Aber es gab immer die
Sehnsucht nach Natur. Fast wäre ich in Kanada gelandet. Aber dann habe ich mich in Mallorca verliebt.
Ich habe dort schon vor vielen, vielen Jahren eine
alte Mühle gekauft und später die Finca. Von München beziehungsweise Tutzing ist Mallorca schneller
zu erreichen als von Hamburg aus. Deshalb wohne
ich hier in Hotels.
MAGAZIN: Welches Hotel empfehlen Sie?
MAFFAY: Am liebsten wohne ich im InterConti. Auf jeden Fall immer nah an der Alster. Auch die Alster hat
diese Einzigartigkeit, wie so vieles an Hamburg. Von
Die Leute hier duzen mich. Ich bin für sie
„der Peter“. Aber das stört mich absolut nicht.
Diese kumpelige Hamburger Art gefällt mir.
dort komme ich schnell nach Pöseldorf in den Mittelweg, wo es einen Autohändler gibt, der mit Oldtimern
handelt. Alte elegante Autos faszinieren mich.
MAGAZIN: Sie sind Ihrer Harley-Davidson doch nicht
etwa untreu geworden?
MAFFAY: Eigentlich bin ich ja schwer ökologisch unterwegs, aber Motorradfahren macht mir immer noch
viel Spaß. Es ist wie ein Sandkasten für Jungs. Ein
Spielzeug, über das man sich mit abnehmendem
Ernst artikuliert. Ich habe Freunde in Hamburg, am
Nedderfeld, die einen exquisiten Harley-Shop haben.
Da gehe ich gerne hin, um ein bisschen abzuhängen,
wenn ich hier bin. Als wir im vergangenen Jahr in
Bad Segeberg gespielt haben, sind wir von dort per
Motorrad mit etwa 100 Maschinen rausgefahren.
Das war ein Heidenspaß. Aber meinen John-DeereTrecker auf der Finca liebe ich ebenfalls sehr. Ist ein
Super-Cabrio und 25 Kilometer schnell.
MAGAZIN: So oft wie Sie in Bad Segeberg gespielt haben,
hätte man Sie dort längst zum Ehrenbürger ernennen
müssen. Bevor es die O2 World in Hamburg gab, sind
Sie dort viele Jahre lang auf dem Kalkberg aufgetreten,
Der Felsen, wo die Karl-May-Festspiele stattfinden –
nicht gerade ein cooler Ort für Rockmusik.
MAFFAY: Das stört mich heute noch nicht. Die reiten ja
nicht über die Bühne, wenn wir spielen, oder binden
jemanden an den Marterpfahl. Wir haben unsere
Bühne, wir haben Licht, eine gute Akustik und das
Publikum kommt dort gerne hin.
MAGAZIN: Chrissie Hynde von den Pretenders hat mal gesagt, die Große Freiheit 36 sei der beste Liveclub der
Welt. Sie haben dort auch schon gespielt.
MAFFAY: Die Große Freiheit 36 besitzt eine einzigartige
Atmosphäre. Es dampft dort, es brodelt, es schwitzt.
Es ist der richtige Ort für Rock ’n’ Roll, eine Qualität,
die Berlin zum Beispiel nie erreichen wird, weil dort
die Rockmusik-Geschichte fehlt. Deshalb haben wir
seit vielen Jahren unsere Club-Gigs in Hamburg gespielt. In der Großen Freiheit 36 oder im Docks. Dort
haben wir unsere neuen Songs zum ersten Mal live
vorgestellt, weil wir auf die Reaktion des Hamburger
Publikums gespannt waren.
MAGAZIN: Haben Sie Lampenfieber?
MAFFAY: Immer. Wenn nicht, wäre es komisch.
MAGAZIN: Die Bühne als Herausforderung.
MAFFAY: Bevor wir auf die Bühne gehen, lockern wir
unsere Muskulatur wie Boxer vor einem Kampf.
Konzentrieren uns. Da kommen jeden Abend 10000
Leute, die Geld ausgegeben und sich Zeit genommen
haben. Die bringen uns Wohlwollen entgegen und erwarten eine gute Show. Es wäre eine bittere Pille für
alle, wären sie enttäuscht. Unser Ziel muss sein, 28-mal
hintereinander ein Publikum zufrieden nach Hause
gehen zu lassen. In Hamburg fangen wir damit an.
Kurz-Biografie
» Peter Maffay wurde am 30. August
1949 als Peter Alexander Makkay in
Kronstadt / Rumänien geboren. 1963
kam er mit seinen Eltern nach Deutschland und lebte damals in Waldkraiburg
am Inn. Gleich seine erste Single „Du“
verkaufte sich 1970 eine halbe Million
Mal. In seiner Karriere als Musiker hat
Maffay bis heute mehr als 40 Millionen
Alben umgesetzt, jedes seiner letzten
14 Alben erreichte Platz 1 der deutschen
Hitparaden. Seit Jahrzehnten engagiert
sich der Sänger im sozialen Bereich und
hat zu diesem Zweck die Peter Maffay
Stiftung ins Leben gerufen, die sich
um traumatisierte Kinder kümmert.
Maffay lebt in Tutzing am Starnberger
See, wo er ein Haus mit Büro und
Tonstudios besitzt, und bei Pollença
im Norden Mallorcas, wo er eine Finca
bewirtschaftet. Er ist in vierter Ehe
verheiratet, mit Ehefrau Tania hat er
einen sieben Jahre alten Sohn, Yaris.
Im nächsten Jahr wird er am 21. und
22. Mai 2011 wieder in Bad Segeberg
auftreten. Der Vorverkauf startet am
heutigen Sonnabend: Ticket-Hotline:
01805 / 57 00 000 (14 ct / min. aus
dem dt. Festnetz, mobil 42 ct/min.).
DIE 20 CLUBS
Baalsaal
Heute: Die Keinemusik Label Night mit
Adam Port, Rampa, & Me.
» Reeperbahn 25, Do ab 23, Fr–Sa ab
24 Uhr, www.baalsaal.com
Café Keese
Die Booking-Agentur Pop Mondial hat
sich des 50 Jahre alten Tanzlokals angenommen und veranstaltet hier Raves.
» Reeperbahn 19–21,
www.cafe-keese-hamburg.com
Docks
Ein neues Team hat frischen Wind an
den Spielbudenplatz gebracht: Clubtechnisch startete es sehr ambitioniert
u.a. mit Redshape und Lützenkirchen.
» Spielbudenplatz 19, Tel. 31 78 830,
www.docks.de
Ego
Heute Nacht im Elektro-Superclub –
das Label Mobilee feiert 5. Geburtstag.
» Talstr. 9, Fr/Sa 24 Uhr,
Eintritt: 8 Euro, www.mein-ego.com
NACHTT UREN
SZENE
Sie tanzen am liebsten niemals zweimal hintereinander am selben Ort, wollen immer
auf den angesagtesten Veranstaltungen sein und kennen Gott und die Welt? Dann könnte
auf dieser Nachttour der ein oder andere Stopp für Sie dabei sein.
Fundbureau
Hier toben Konzertgänger ebenso wie
Elektro- oder Weltmusik-Anhänger.
Heute: Haito und Aroma live zur „Kapri“.
» Stresemannstr. 114, Tel. 43 25 13 51,
24 Uhr, www.fundbureau.de
Golden Cut
Der housige Premiumclub.
» Holzdamm 61, Tel. 85 10 35 24,
Fr/Sa ab 23 Uhr, www.goldencut.org
Golden Pudel Club
Hamburgs wichtigste Subkultur-Institution punktet heute mit DC Schuhe.
» Am St. Pauli Fischmarkt 27,
Tel. 31 97 99 30, www.pudel.com
Grüner Jäger
Heute ist das Audiolith-Label zu Gast.
» Neuer Pferdemarkt 36, Tel.
31 81 46 17, ab 23 Uhr, 4 Euro,
www.gruener-jaeger-stpauli.de
Gruenspan
Der Alternativclub hat das Hausrecht
heute abgegeben: Das King Calavera hat
fünf gruselig-rockige Bands eingeladen.
» Große Freiheit 58, Tel. 31 36 16,
21 Uhr, 22 Euro, www.gruenspan.de
H1
Heute ist der elektro-housige „CreamClub“ zu Gast im H1.
» Conventstr. 8–10c, 23 Uhr, 10 Euro,
www.h1club.com
Hafenklang
Im Goldenen Salon und im Erdgeschoss
wird u.a. noch so richtig schön zu
Metalbands getrunken und gerockt …
» Große Elbstr. 84, Tel. 38 87 44,
www.hafenklang.de
King und Queen Calavera
Während sich im King Lederjackenträger
mit Promis wie Tim Mälzer oder Bela B.
auf der Tanzfläche balgen, wird im
Queen Calavera burlesque gefeiert.
» Talstr. 20 und Gerhardstr. 7, Tel.
80 79 87 08, www.kingcalavera.de und
www.queencalavera.de
Moondoo
Heute gibt sich Charlie Funk alias Afrika
Islam bei „Charlieween“ die Ehre.
» Reeperbahn 136, Tel. 31 97 55 30,
Fr/Sa 23 Uhr, 8 Euro, www.moondoo.de
Molotow und Molotow Bar
In der Bar tönen die Alvarez Kings. Im
Keller feiert „Motorbooty“ Halloween.
» Spielbudenplatz 5, Tel. 43 01 110,
23 Uhr, 3 Euro, www.molotowclub.com
Uebel & Gefährlich
Heute: Family & Friends mit Wareika im
Ballsaal. „Eat The Beat“ im Turmzimmer.
» Feldstraße 66, 24 Uhr, ab 6 Euro,
www.uebelundgefaehrlich.com
Waagenbau
Zur „Spooky Halloween“-Nacht laden
geheime Überraschungs-DJs.
» Max-Bauer-Allee 204, 23 Uhr,
8 Euro, www.waagenbau.com
Sushi auf der Schanze, HipHop im Neidklub und zuletzt ein Croissant
im Café May: Für jeden Geschmack, jedes Budget und jede Uhrzeit gibt’s
den perfekten Ort zum ESSEN, AUSGEHEN, TANZEN UND FEIERN.
Vier Nachtschwärmer-Touren über Hamburgs Pisten – von abends acht
bis morgens acht und, wer es mag, noch viel länger …
Nie mit dem Mainstream mitschwimmen, aber bitte auch nicht zu schnöselig mit
hochgestelltem Kragen und glattpolierter Fußbekleidung: Bei dieser Nachttour wird Wert
gelegt auf Understatement – gerade hip genug und trotzdem noch unkompliziert.
Sie trinken am liebsten Champagner und schmecken da bei der Blindverkostung Ihre
liebste Marke heraus? Sie legen Wert auf gute Gesellschaft mit guten Manieren und
guter House-Musik? Auf dieser Tour werden Sie sich sicher nicht unwohl fühlen.
V
I
T
A
N
R
ALTE
Das Geld sitzt nicht so locker, der Durst ist aber so groß wie die Rückzahlungen, die
das Bafög-Amt mittlerweile zu erwarten hat? Auf dieser Tour durch die Nacht kann
nicht nur sparschweinfreundlich durchgezecht werden, sondern auch durchgetanzt.
YAKSHI’S
HATARI
BOK
Mit ihrem unprätentiösen Charme sorgt die Lounge
für einen Ruhepol im pulsierenden Winterhude. Eine
Pause hier macht umso mehr Spaß: Aus weißen Ledermöbeln zum Sitzen und zum Liegen, jeder Menge
bunter Deko-Ideen und Sushi-Laufband hat Röllchenkönig Dieter Meier eine Spaßlandschaft für Erwachsene desingt. Champagner und kreative Ideen aus
Asiatischem und Tapas runden das Angebot ab.
» Barmbeker Str. 2, Tel. 27880183, Mo–Fr 12–22.30,
Sa ab 17, So ab 18 Uhr, www.hamburg-white-lounge.de
Wenn Barchef Richi Dührkohp in der Yakshi’s Bar zum Shaker greift,
entstehen die köstlichsten Cocktails der Stadt, wie der Jasmin’s
Garden. Am Wochenende ist die Bar rappelvoll mit schönen Menschen,
die hier unangestrengt feiern und flirten. Ganz günstig ist der Umtrunk in der Designbar nicht, aber dem außergewöhnlichen Gesamterlebnis mehr als angemessen. Nach einem Aperitif sollten Sie
sich aber erst einmal stärken: Mit den unglaublich köstlichen SushiVariationen des Meisters Nigma Sherpa zum Beispiel oder einem
asiatischen Beef-Salat mit Rinderfilet-Carpaccio. Und kanadischem
Heilbutt mit Trüffeln und dem süßen Spaghetti-Eis „East Style“.
Die Stärkung vor der Nacht gibt es in der „Original Pfälzer
Stube“. Schön die gentrifizierungsgeplagten Schanzianer
gucken und dabei knusprige Pommes unter Geweihen und
elsässischen Wandmalereien knabbern. Die kommen, zum
Beispiel zu den saftigen Burgern mit Bio-Fleisch und originellen Belägen, in riesigen Portionen auf dem Teller. Dazu
passen Wein, Astra oder Apfelschorle. Oder man probiert
die Flammkuchen, eine weitere Spezialität des Hauses. Danach auf jeden Fall Obstler oder einen Schnaps des Hauses.
» Schanzenstr. 2–4, Tel. 43208866, tgl. 12–23 Uhr.
Man könnte glauben, dass es kaum ein Sushi- oder asiatischer Laden
auf die Schanze schafft, außer er gehört zur Bok-Familie. Die
Röllchen- und Curry-Liebhaber des Stadtteils stört das
kaum, ebenso wenig wie die Tatsache, dass es mittlerweile ein halbes Dutzend Restaurants und Lieferservices in der Gegend gibt. Aber was ist dagegen zu sagen,
dass sie Frischfisch und andere Speisen aus Japan, Thailand
und China so einfach, lecker und günstig anbieten? Nichts!
» Bok Restaurant, Schulterblatt 3, Tel. 43190070,
tgl. 12–23.30 Uhr, www.bokrestaurant.de
20 UP
HOCH 3
CAFECITO
Auch ganz Abgebrühten bleibt bei dem Ausblick aus den bodentiefen
Fenstern mal eben die Spucke weg. Um den Mund wieder zu befeuchten, gibt
es eine Vielzahl Biere, Weine und Cocktails an der Bar. Die sind zwar dem
Edelambiente angemessen nicht günstig, aber doch so fair veranschlagt,
dass der Kiefer kein weiteres Mal hinunterklappt. Im 20 Up empfiehlt sich
neben der schicken Kleidung auf jeden Fall auch die Reservierung: Das
„Empire Riverside Hotel“ bietet mit seiner Bar nämlich eine beliebte
Location für Events aller Art. Wie der Name schon erahnen lässt, liegt
die geräumige Designbar im 20. Stock des Gebäudes und bietet einen
umwerfenden Blick über den Hafen und die schönste Stadt der Welt.
Die Welt ist schön. Zumindest war sie das für die Fans der gleichnamigen Bar am
Neuen Pferdemarkt. Doch in die Räumlichkeiten ist neues Leben eingekehrt, wie man
gleich sieht, wenn man die Hausnummer vier betritt: Hinter der Bar steht ein riesiges Aquarium mit leuchtenden Meerwasserfischen, davor leuchten die Flaschen – und die Augen der
Besucher, haben sich Jan-Philipp Höck und Samir Kizaoui vom Hamburg City Beach Club
doch hier ihren durchdesignten Bar-Traum erfüllt. Ganz in Schwarz, Weiß, Gold und Silber
gehalten und auf drei Stockwerke aufgeteilt. Hier, zwischen Schanze und Kiez, bedienen sie
ihr Publikum mit Kaffee und Kuchen und abends mit Bier und Beats. Das Ganze ist als Station
zwischen dem heimischen
Wohnzimmer und den Clubs der Meile gedacht, das
DJ-Booking ist allerdings
schon so stark, dass man auch gut dableiben könnte.
Legendär, denn das Vorglühen ist hier oft schon heftiger, als man sonst eine
ganze Nacht über trinkt. Die Gründe sind vielfältig: Die Mischungen werden
tags schon im großen Stil vorbereitet, die Limetten sind zerstoßen, mit
braunem Rohrzucker vermengt, Eis und Crushed Ice ist massenhaft vorrätig.
Dann die Preise, Caipirinha und Cuba Libre kosten hier je unter vier Euro
pro Becher, und die sind groß. Dann die smarten südländischen und
norddeutschen Barjungs wie Markus, der der Damenwelt mit Kusshand und
schönem Lächeln die Vodka-Maracujas oder Caipis über den Tresen reicht.
Diese Mischung macht aus dem spanischen Cafecito ein Bar mit guter Stimmung: beste Laune vor und hinter der Theke und einfach günstige Getränke.
LE LION – BAR DE PARIS
SICHTBAR
GRÜNER JÄGER
GRUENSPAN
Nächste Station: Rathausmarkt. Und die Reise lohnt sich, denn weiter weg vom Happy-HourCaipirinha-Gelärme entfernt ist keine Cocktailbar in Hamburg. Wer sich nicht davon
abschrecken lässt, erst durch Klingeln Einlass erbitten zu müssen, landet in einem geschmackvollen Mikro-Clubambiente, in dem der Drink zur Kunstform erklärt wurde – von wahren
Meistern hinterm Tresen. Jörg Meyer führt dieses Etablissement.
Und wie beim vornehmen, aber überaus unaufdringlichen Personal
und bei den ausgesuchten Spirituosen, hat er auch beim Interieur absoluten Geschmack bewiesen: Zauberhaft-edle Tapeten,
Teppich und Separees hinter rotem Samt machen diesen
Barbesuch zu einem Erlebnis.
Die „Sichtbar“ ist Cosma Shiva Hagens Herzensangelegenheit: Die Schauspielerin kombiniert Barbetrieb mit Kunstgalerie – und das so überzeugend,
dass der freundliche Laden am Fischmarkt auch
von denen angesteuert wird, denen Promis egal
sind. Neben ihren Vernissagen mit Starbesetzung
kümmert sich Cosma hier auch um den örtlichen
Nachwuchs. Außerdem treten Bands auf, spielen
DJs Elektro oder Regisseure präsentieren ihre
Filme – oft auch mit den beteiligten Schauspielern.
Direkt gegenüber der neuen Bar Hoch 3 liegt ein wahres Kleinod für Jäger
nach guter Indie-Disco und authentischen Old-School-Nummern. Das grüne
Jägerstübchen inmitten des Pferdemarkt-Hains erfreut nämlich seit seiner
Eröffnung sowohl Indie-, HipHop- und Elektro-Anhänger, Konzertgänger, „Revolver Club“Tänzer als auch die gepflegten Freunde von Bad-Taste-Partys mit Eurodance und schrecklichem
Pop. Weniger schmerzhaft: die Engtanznummern beim Tanztee, bei dem sich sogar schon
die ein oder anderen schüchternen Seelen näher gekommen sind. Außerdem laufen St.-PauliFußballspiele und „Tatort“-Folgen über die Leinwände. Egal, was also gerade Programm ist:
Der Grüne Jäger ist immer einen Stopp wert. Heute Nacht findet hier zum Beispiel der
„Audiolith Tanzverein“ sein Zuhause – Elektro vom Feinsten.
Den Ruf des besten Metal- und Alternativclubs ist die alte Clubdame leider
los. Daran hat auch das neue Team, das nach wenigen Wochen wieder ausgewechselt wurde, 2010 nicht viel ändern können. Was die neue Besatzung allerdings beibehalten hat, sind Veranstaltungen wie „Special Needs“
oder „London Calling“. Das ein oder andere Metalkonzert findet trotzdem
noch im Gruenspan statt, wo schon Jimi Hendrix, R.E.M. oder Fünf
Sterne Deluxe aufgetreten sind. Mal sehen, was die Renovierungsarbeiten,
die im Frühjahr 2011 abgeschlossen sein sollen, und die Kooperationsgespräche mit Hamburger Clubs wie dem King Calavera ergeben werden.
Die veranstalten hier heute Nacht die „Hell Nights Tour“ mit fünf Bands.
3 FREUNDE
H1
UEBEL & GEFÄHRLICH
MOLOTOW & MOLOTOW BAR
In der virtuellen Facebook-Welt wäre man mit nur drei Freunden
eher arm dran. In der Realität können Hamburger glücklich über die
gleichnamige Bar sein, die sich in der Clemens-Schultz-Straße hinter
dem Reeperbahn-Trubel versteckt. Nicht nur am Wochenende ist es
hier entspannt, kunterbunt und voll. Also perfekt, um mit Freunden bei
Cocktails die Nacht einzuzechen. Sogar einen Drink namens „Filmriss“
gibt es. Der Name basiert sicher auf Erfahrungen, die die drei befreundeten
Betreiber Markus Kohne, Jan Pflüger und Steffen Schröder berufsbedingt
machen mussten, zeichnen sie doch neben der Streits Lounge auch für
das Blaue Barhaus und den Lieferservice Cocktailors verantwortlich.
Neben dem in Hamburg eher ausgeh-unfreundlichen Mittwoch mit „Devil
Mania“ und den Samstagen mit dem „CreamClub“ hat H1-Chef Andreas
Arndt regelmäßig Highlights in petto, mit denen er seine Stammgäste
begeistert. 2010 waren das bisher zum Beispiel David Guetta oder Mark
Knight. Man darf immer wieder gespannt sein, was Arndt noch so alles aus
seinen Booking-Ärmeln schüttelt. Beliebten Stammgästen wie Tessa Bergmeier oder anderen Models gefällt das scheinbar genauso wie Partygängern,
die den Disco-House im H1 schätzen oder die eben eine tanzbare Beschäftigung am Mittwoch suchen. In der heutigen Nacht allerdings sorgen die
DJs Stefan Grünwald und Jerome Jerkins für Elektro- und House-Sounds.
Das Flaggschiff der Party-, Livemusik- und Veranstaltungsszene Hamburgs.
Neben der Aufteilung in großen Ballsaal, Turmzimmer und Terrasse, machen die gut gebuchten und besuchten Events den Club im Klotz zum Tausendsassa: Hier kann es sein, dass in einer Woche jeder Abend ausverkauft
ist. Vom Techno- über den Zwanziger-Jahre- bis hin zum Singer-Songwriter-Fan wird im Uebel & Gefährlich jeder Hamburger glücklich. Das Label
Smallville feiert hier, das „Weald“-Team zeichnet für die elektronischen
Bookings verantwortlich und viele örtliche Veranstalter sprechen für das
bunte Programm. Außerdem ist das U&G im vierten Stock des Hochbunkers
an der Feldstraße der einzige Club Hamburgs, der sich einen Liftboy leistet.
Eine mit Aufklebern, Flyern und Plakaten tapezierte
Tür gibt den Weg frei zu der Livemusik-Bastion auf
dem Kiez. Im Molotow ist es Gesetz, dass vor der
Tür ebenso viele Menschen stehen wie in den niedrigen Clubräumen samt der neuen Molotow Bar.
Bier und Frischluft werden draußen genossen; Indie,
Punk, Rock ’n’ Roll, Sixties-Soul, Elektro, HipHop
und Reggae sorgen drinnen für rote Wangen. Hier
wird gerockt – meist live. Heute Nacht wird auf
jeden Fall bei „Motorbooty“ Halloween gefeiert.
MOONDOO
PRIVILEG
BAALSAAL
SOMMERSALON
Die Reeperbahn 136 hat eine lange Tradition: Nach
Hippodrom, Top Ten und La Cage beschallen nun
die Betreiber des Moondoo die stets volle Tanzfläche,
die edel auf 20er-Jahre getrimmt und von goldenen
Säulen und roten Sitzlandschaften umrahmt ist.
Hier feiern anspruchsvolle Gäste zu Freestyle, Funk
und Elektro-Klängen oder atmen gute Longdrinks
an einer der drei Bars ein. Im Monatsprogramm
tauchen immer wieder Stars wie Gilles Peterson,
Bob Jones, Zero 7 oder Afrika Bambaataa auf.
Heute Nacht heißt es „Yelloween – Night of Horror im Privileg Hamburg“ im
Member-Club auf der Mönckebergstraße. Das Yellow kommt vom Sponsor der
Nacht, dem Champagner Veuve Clicquot, der Halloween seinen Stempel aufdrückt: Vornehm werden hier vornehmlich ganze Tische reserviert und ganze
Getränkerunden geordert. Ein zweifelsfreier Spaß, den sich nicht jeder leisten
kann, aber wer einmal in diesen Genuss kommt, der wird hier heute Nacht
mit gruseliger Deko und Kostümen belohnt. Dresscode ist Halloween-Outfit.
Wer es bequem mag, bucht das Rundum-sorglos-Paket: Luxus-Limousine (Abholung innerhalb Hamburgs bis zu acht Personen), Tischreservierung inklusive
einer Flasche Vodka Russian Standard plus sechs Dosen Red Bull für 199 Euro.
Die Menschentrauben vor den beiden Nachbarclubs Baalsaal und
Neidklub sieht man schon von weitem, ihre Eingänge in der Reeperbahn 25
hingegen sind eher unscheinbar. Nur kleine Logos weisen den Weg, wie
sonst üblich auf der Meile, wo Etablissements in Neon um Gäste buhlen.
Elektro- und Techno-Fans wissen auch so, was sie von Betreiber André
Stubbs und seinem Team erwarten dürfen. Die einen kommen jede
Woche donnerstags zu „Jeudi“ oder Freitag/Samstag zu einem der besten
Programme der Stadt. Andere steuern den Club wegen spezieller Künstleroder DJ-Bookings an. Davon hat Stubbs immer wieder welche im Baalsaal,
ist er doch seit Jahren ein gefragter Clubbetreiber, Veranstalter und DJ.
Tanzen, schwoofen, pogen, hüpfen – hier auf dem Spielbudenplatz und in direkter Nachbarschaft zum Molotow – ist alles erlaubt, was den meist studentischen Partygängern Lust macht.
Der Eintritt ist frei. Abends werden sogar noch die ein oder anderen Sitzgelegenheiten für
Gespräche genutzt, zu späterer Stunde wird dann umso leidenschaftlicher getanzt, gefläzt,
geknutscht oder gestritten. Überall. Neben den Bad-Taste-Partys „Scheiße tanzen – scheiße
aussehen“, Mädelsnächten oder Cocktail-Abenden wird hier in erster Linie zu „Soulful Beats“
das Tanzbein geschwungen. Bei Veranstaltungsnamen wie „Soul Kisses“ oder „Swing Deinen
Po“ dürfte auch Partylaien klar sein, worum es hier geht: ausgelassen feiern und tanzen,
den stressigen Alltag mal für wenige Stunden hinter sich lassen und dabei ein wenig flirten.
Oder auch ein wenig mehr. Und zwar nicht nur im Sommer(salon).
NEIDKLUB
GOLDEN CUT
EGO
WAAGENBAU
Der über dem Baalsaal gelegene Neidklub könnte sich kaum deutlicher
von diesem unterscheiden, spricht der Neidklub doch deutlich eine
Klientel zwischen Szene und Mainstream an. Regelmäßig treten hier
am Freitag Deutschlands beliebteste HipHopper um die Hausfreunde
Jan Delay, Mixwell, Miss Leema und Denyo oder die Stars der amerikanischen Szene an die Plattenteller der residierenden Assoto Sounds
Connaisseurs. Samstags wird auf dem futuristisch ausgeleuchteten
Mainfloor Elektro härterer Gangart gespielt. Ein Stockwerk darüber
bietet die edel eingerichtete Lounge Platz zum Entspannen und – dank
Fensterfront und Balkon – einen grandiosen Kiezblick.
Die Zeiten, in denen Til Schweiger, Udo Lindenberg und Jan Delay hier gemeinsam zum erstklassigen Sushi von Szene-Liebling Patrick Voeltz den goldenen
Schnitt zwischen Tag und Nacht begingen, sind leider vorbei – das Restaurant im
Golden Cut hat bis auf Weiteres geschlossen. Die Bar in den großzügigen Räumlichkeiten erfreut
sich allerdings ebenfalls größter Beliebtheit und beim Club muss sich der schnieke Besitzer
Dirk Schmitz eh keine Sorgen machen: Nach wie vor stehen die schönen und gut situierten Gäste
Schlange vor dem Superclub in Sichtweite zwischen Hauptbahnhof und Hotel Atlantic. Und wer
es an der knallharten Tür vorbei geschafft hat, der tanzt mit einem Longdrink in der Hand zum
discoiden House der Resident-DJs oder von Schmitz selbst – und das garantiert nicht lange alleine,
ist das stylische Golden Cut doch für sein flirtwilliges Publikum bekannt und beliebt.
Magdalena, ihr Bruder Mladen Solomun und Adriano Trolio haben aus
ihrem langjährigen DIY-Projekt einen Elektroclub mit einem der besten
Bookings Deutschlands gemacht. Sogar Kollegen aus anderen Clubs schauen
hier morgens noch vorbei, um den Künstlern der beiden hauseigenen Labels
oder den Stars zu frönen. Außerdem beschallen die befreundeten Partys
„Smallville“ und „Dear“ die verwinkelten Räume. Die sind von außen nicht
so leicht zu finden, weil unbeschriftet zwischen Gay-Kinos und Heilsarmee
gequetscht. Understatement, kleine Tanzfläche und große Bookings bilden
im Ego ihre ganz eigene, perfekte Mixtur. Nicht umsonst legen hier DJ Hell,
Carl Craig und andere internationale Topacts auf. Es ist auch gut für Ihr Ego.
John Schierhorn geriet in diesem Jahr gehörig ins Schwitzen. Das liegt nicht
nur daran, dass er neben dem Waagenbau an der Sternbrücke auch den
Beach Club Central Park in der Schanze betreibt, sondern weil die Existenz
des Waagenbaus von den Umbauplänen an der Sternbrücke bedroht war.
Dieses Schreckensszenario ist nun allerdings auf Anfang 2014 verschoben,
und so können sich der grundsympathische Schierhorn und sein Team wieder in Ruhe ihrem zielgruppentreuen Monatsprogramm für Reggae-, HipHop- und Techno-Fans widmen. Die technoaffinen Beziehungen nach Berlin
ermöglichen einen regelmäßigen DJ-Austausch, der wohl auch heute zum
Tragen kommt, wenn Überraschungs-DJs bei „Spooky Halloween“ auflegen.
BERNSTEINBAR
CHRISTIANSEN’S
GOLDEN PUDEL CLUB
HAMBURGER BERG
Die Bernstorffstraße ist wie eine Transitstrecke zwischen
Schanze und St. Pauli. In der schummrigen „Bernsteinbar“
nimmt man gern eine Erfrischung, der Weg ist schließlich
weit. Wobei nicht wenigen nach dem ersten Gin Tonic egal
ist, wo sie ursprünglich einmal hinwollten – was will man
mehr als Tanzmusik und nette Menschen? Die finden sich
hier zuhauf: flirtende Szenenasen auf einen Vodka-RedBull, prominente Gesichter aus Musik, Fernsehen und
Werbung oder Nachwuchs-Musiker, die sich von der Unplugged-Reihe „Locker vom Hocker“ inspirieren lassen.
Reden wir nicht drumherum, das „Christiansen’s“ in einer Seitenstraße
am Fischmarkt ist nach wie vor eine ganz sichere Bank für Cocktails in
Hamburg. Das Ambiente darf darum ruhig etwas althergebracht wirken.
Eine Bartheke, viele leuchtend-rote Hocker, ein paar braune Tische –
Preise gewinnt das Interieur garantiert nicht. Die hat Uwe Christiansen
aber für seine Drinks bekommen – und das ist doch die Hauptsache in der
Traditionsbar am Pinnasberg, die schon seit 1997 Drinks in gleichbleibend
hoher Qualität, Mixkurse und Catering bietet. Dabei kreiert der namensgebende Chef auch immer wieder originelle Specials zu Filmstarts oder
gesellschaftlichen Anlässen in seiner Heimatstadt.
Windschief klemmt das dreigeschossige Spitzdachhäuschen zwischen
Hafenbecken und Hafenstraße. Seit Rocko Schamoni und Schorsch
Kamerun 1988 mit Freunden den Golden Pudel Club ursprünglich in der
Schanze gründeten, machten Musiker der Hamburger Schule, DJs oder
HipHop-Akteure den Pudel zu ihrem zweiten Wohnzimmer. Inzwischen
ist der subkulturelle Sammelpunkt eine touristische Attraktion. Seine Linie
hat sich der Pudel dennoch bewahrt. Der Sound ist innovativ, tanzbar und
ein bisschen verrückt. Verantwortlich für die Exzesse auf der winzigen
Tanzfläche zeichnen oft internationale Underground-Berühmtheiten, die
hier teils unter absurden Pseudonymen auftreten oder auflegen.
Die Tanzstationen auf dem Berg sind ganz klar gesteckt, sofern man nicht ins Casino will oder
sich bei Sunset oder Älteste Tätowierstube in Deutschland Anker mit dem Namen seiner Liebsten stechen lassen will. Die möglich Tour von oben: schrammeln im Blauen Peter, Retrodesign
und Old-School-Fernsehen im Roschinsky’s anschauen, sich die Sorgen brechen lassen im
Sorgenbrecher, rüber ins Lunacy zum Metal-Hören, damit weitermachen im Headcrash, mit
dem Unterschied, dass die holde Weiblichkeit hier auf einer Tanzfläche die Schweden-Rocker
von Mando Diao oder die Sportfreunde Stiller süß finden kann, dann Engtanz in der wie immer
pickepackevollen Barbarabar, System of a Down hören und pogen im Nachtlager, schräg gegenüber ins Ex-Sparr, schön Mexikaner trinken, Hans Albers in der Jukebox vom Lucky Star raussuchen – dann noch eine Partie Dart im Goldenen Handschuh. Puh! Berg-Marathon geschafft!
EAST
Vom May-Imperium gibt es mittlerweile sieben Filialen –
und alle haben 365 Tage im Jahr geöffnet, und zwar ab
sieben Uhr. Bis zum vollständig gedeckten Frühstücksbuffet mit Lachs und Salami, Cornflakes und Müsli,
O-Saft und Sekt müssen hungrige Szenegänger dann
zwar noch zwei Kaffeelängen warten, aber spätestens um
neun wird dann aus dem üppigen Angebot auf die Teller
geschaufelt, damit niemand hungrig ins Bett gehen muss.
» Café May, Hein-Hoyer-Str. 14, Tel. 33398838,
tgl. ab 7 Uhr, www.may-cafebar.de
Eigentlich nehmen sich Hamburgs Nobel-Hotels nicht
viel beim Kater-Frühstück mit Konter-Champagner,
aber im East spielen auch Design-Aspekte mit. Außerdem sind die Angestellten hier aufgrund der Kieznähe
und dem eigenen Memberclub Upper East, einiges gewohnt. Wer sich noch benehmen kann, ist also herzlich
willkommen im Reich von Jordan Mozer: Und wer
weiß, vielleicht ist nach dem Frühstück ja ein Tageszimmer frei, in dem man sich für einen ausgiebigen
Tag im Spa- und Wellnessbereich vorbereiten kann.
3 Freunde
Drei Freunde führen die Bar, können
geschätzt 300 Drinks auswendig …
» Clemens-Schultz-Str. 66,
Tel. 53 26 26 39, tgl. ab 18 Uhr,
www.3freunde-hamburg.de
20 Up
Hafenbar mit sensationellem Ausblick.
» „Empire Riverside“, Bernhard-NochtStr. 97, Tel. 3111370470, So–Do 18–2,
Fr/Sa 18–3 Uhr, www.empire-riverside.de
Bar 100
In der angesagten Szenebar wirbeln die
Barkeeper lässig Flaschen durch die Luft.
» Klosterallee 100, Tel. 40 18 74 44,
Di–Sa ab 17–2 Uhr
WHITE LOUNGE
CAFÉ MAY
V
DIE 20 BARS
Ganzjahres-Beachclub? Café-Sommerterrassen-Nachbar?
Szene-Gastronomie? Die neue Bucht ist alles auf einmal. Ein
Hauch „Sansibar“ weht mit ihr nach Hamburg, zumindest war
sie Vorbild für Jan Dirk Dicht und Damian Brust. Die Lage
am Stadtparksee ist romantisch, die Bar erstklassig bestückt,
die Gästeschar so schick wie im Sylter Vorbild. Und die ist
beeindruckt, wenn sie den großen Raum zum Trinken, Feiern
und Tanzen zum ersten Mal betritt: In verschiedenen Farben
leuchten die riesige Wand und die unzähligen Flaschen mit
den smarten Barkeepern davor um die Wette.
Neidklub
Motor präsentiert elektronische Kost mit
Boris Dlugosch. Im Loft legt Hausherr
André Stubbs als Preocoop auf.
» Reeperbahn 25, Tel. 94 79 32 95,
Fr/Sa 24 Uhr, www.neidklub.de
Privileg
Der Innenstadtclub für Privilegierte,
Models, Musiker, Werber und Kreative.
» Mönckebergstr. 7, Tel. 30 08 70 97,
Memberclub, www.dasprivileg.de
REDAKTION: JANNES VAHL
DIE BUCHT
Klingel 3
Hamburgs kleinste ernst zu nehmende
Tanzfläche, auf der hauptsächlich
Elektro und Minimal gespielt wird.
» Friedrichstr. 36, Do–Sa 21 Uhr,
www.myspace.com/klingel3
Kulturhaus 73
Die vier Etagen bespielt ein 100-köpfiges Team mit einem Mix aus Partys,
Theater, Poetry Slams und Konzerten.
» Schulterblatt 73, Tel. 31 97 55 512,
www.dreiundsiebzig.de
Sonnabend / Sonntag, 30. / 31. Oktober 2010
COOL
EDEL
FOTOS: MARIUS RÖER (12), ISTOCKPHOTO (9), BERTOLD FABRICIUS, PR (5)
IV
› THEMA DER WOCHE
ERIKAS ECK
FISCHMARKT
Kalle Schwensen, Jan Delay, Samy Deluxe, ungefähr jeder Polizist und Taxifahrer
dieser Stadt ... die Liste der hier einkehrenden Hamburger ist beinahe so groß wie das
Telefonbuch. Aber irgendwie auch wieder nicht, denn besonders überfüllt ist es bei
den freundlichen Damen hier eigentlich nie so recht. Wie viele morgendliche Stullen sie aber im Laufe des Bestehens mit Mett, Braten oder Rührei belegt haben,
wie viele Jägerschnitzel oder Riesenportionen Spaghetti Bolognese hier
über den Tresen gegangen sind, dürfte in den siebenstelligen Bereich gehen. Dabei sind die Mitarbeiterinnen immer bestens gelaunt – erstaunlich,
wenn man bedenkt, wer hier alles durch die Tür getorkelt kommen muss.
» Sternstr. 98, Tel. 433545, So–Fr 17–14, Fr/Sa 17–9 Uhr, www.erikas-eck.de
Da es auf dem Hamburger Berg kaum etwas Vernünftiges zu essen
gibt, endet die Tour für den kleinen Geldbeutel und den großen
Spaß am Fischmarkt. Bei lecker Fischbrötchen und einem
ordentlichen Filterkaffee ahnt man: Egal, was für Musik
man hört oder ob man Dosenbier oder Champagner trinkt,
und egal, was man beruflich macht: Am Hamburger Hafen
sind wir wieder alle gleich. Wenn die Herbstbrise uns um die
Nase pustet und man beim Tuten der großen Pötte Fernweh
und auch Sehnsucht nach dem kuscheligen eigenen Bett bekommt, dann weiß man: Hier in Hamburg, da bin ich zu Hause.
Bar du Nord Eppendorf
Weit aus seinem vertrauten Revier heraus
traut sich der Cocktailbar-Ableger nicht:
nun also Eppendorf statt Winterhude.
» Eppendorfer Landstr. 32,
Tel. 27 80 62 25, Mo–Sa ab 18 Uhr,
www.dunord.sh-soundpool.de
Bar Hamburg
Man könnte das Interieur als übertrieben
empfinden. Aber perfekte Cocktails gehören in einen angemessenen Rahmen.
» Rautenbergstr. 6–8, Tel. 28054880,
Di–Sa ab 19 Uhr, www.barhamburg.com
Bernsteinbar
In der schummrigen Bar nimmt man gern
eine Erfrischung. Was will man mehr als
Gin Tonic, Tanzmusik und nette Leute?
» Bernstorffstr. 103, Mi–Sa ab 21 Uhr,
www.bernsteinbar.de
Cafecito
Die Mischungen sind gut, die Bedienungen fröhlich und die Preise unschlagbar.
» Hamburger Berg 26
Christiansen’s
Uwe Christiansens Klassiker ist nach
wie vor eine sichere Bank für Cocktails.
» Pinnasberg 60, Tel. 31 72 863,
Mo–Sa ab 20 Uhr, www.christiansens.de
Die Bank
In klassisch-stilvollem Interieur kann man
aus einer beachtlichen Zahl hochwertiger
Weine, Spirituosen und Cocktails wählen.
» Hohe Bleichen 17, Tel. 23 80 030,
Mo–Sa ab 11.30 Uhr,
www.diebank-brasserie.de
Die Bucht
Die Lage am Wasser ist romantisch, die
Bar top und die Gästeschar sehr schick.
» Südring 46, Tel. 0172/34 33 610, tgl.
ab 11 Uhr, www.die-bucht-hamburg.de
Dual Bar
Das Design gefällt ebenso wie der übersichtliche Raum und die guten Cocktails.
» Schanzenstr. 53, Tel. 43 20 88 29,
Mo–Fr ab 11.30, Sa ab 10, So ab 16 Uhr,
www.dualbar.de
East/Yakshi’s Bar
Am Wochenende ist die Yakshi’s Bar voll
mit Menschen, die feiern und flirten.
» Hotel „East“, Simon-von-UtrechtStr. 31, Tel. 30 99 30, tgl. ab 15 Uhr,
www.east-hamburg.com
Freundlich & Kompetent
Die kleine Musikkneipe mit ausgesuchten
Live-Acts sorgt für großartige Abende.
» Gertigstr. 57, Tel. 37 41 31 62,
So–Fr ab 16, Sa ab 14 Uhr,
www.freundlichundkompetent.de
Hamburger Berg – 10 Bars
Party-Gipfel mit zehn Bars: Blauer Peter,
Roschinsky’s, Sorgenbrecher, Ex-Sparr,
Lunacy, Headcrash, Barbarabar, Nachtlager, Lucky Star, Goldener Handschuh.
» zwischen Hamburger Berg 2–19
Hoch 3
Ein Designparadies von den Machern
des Hamburg City Beach Club.
» Neuer Pferdemarkt 4, Di–Do 15–2,
Fr 15–3, Sa 13–3, So 13–2 Uhr,
www.hoch3.cc
Le Lion – Bar de Paris
Ein geschmackvolles Ambiente, in dem
der Drink zur Kunstform erklärt wurde.
» Rathausstr. 3, Tel. 33 47 53 780,
Mo–Sa ab 20 Uhr, www.lelion.net
Mandalay
Die edle Bar mit kleiner Tanzfläche und
Separees – und genau daher so beliebt.
» Neuer Pferdemarkt 13, Tel. 43214922,
Mi–Sa ab 20 Uhr, www.mandalay.tv
Sichtbar
Cosma Shiva Hagen kombiniert hier Bar
mit Kunstgalerie, DJ- und Live-Musik.
» Fischmarkt 5, Tel. 68873032, Mo–Sa
ab 17 Uhr, www.sichtbar-hamburg.de
Sommersalon
Heute Nacht im Ausgehsalon: Funk bei
„Lass däncen Du Gerät“ mit DJ Skoddi.
» Spielbudenplatz 22, Do–Sa 19 Uhr,
Start: 22 Uhr, www.sommersalon.de
Unscheinbar
Ledersessel und Kamin – dazu legen
DJs Soul, Funk und Jazz auf.
» Schanzenstr. 111, Mi–Do 19–1,
Fr–Sa 19–4 Uhr, www.unscheinbar.de
DIE 20 CLUBS
Baalsaal
Heute: Die Keinemusik Label Night mit
Adam Port, Rampa, & Me.
» Reeperbahn 25, Do ab 23, Fr–Sa ab
24 Uhr, www.baalsaal.com
Café Keese
Die Booking-Agentur Pop Mondial hat
sich des 50 Jahre alten Tanzlokals angenommen und veranstaltet hier Raves.
» Reeperbahn 19–21,
www.cafe-keese-hamburg.com
Docks
Ein neues Team hat frischen Wind an
den Spielbudenplatz gebracht: Clubtechnisch startete es sehr ambitioniert
u.a. mit Redshape und Lützenkirchen.
» Spielbudenplatz 19, Tel. 31 78 830,
www.docks.de
Ego
Heute Nacht im Elektro-Superclub –
das Label Mobilee feiert 5. Geburtstag.
» Talstr. 9, Fr/Sa 24 Uhr,
Eintritt: 8 Euro, www.mein-ego.com
NACHTT UREN
SZENE
Sie tanzen am liebsten niemals zweimal hintereinander am selben Ort, wollen immer
auf den angesagtesten Veranstaltungen sein und kennen Gott und die Welt? Dann könnte
auf dieser Nachttour der ein oder andere Stopp für Sie dabei sein.
Fundbureau
Hier toben Konzertgänger ebenso wie
Elektro- oder Weltmusik-Anhänger.
Heute: Haito und Aroma live zur „Kapri“.
» Stresemannstr. 114, Tel. 43 25 13 51,
24 Uhr, www.fundbureau.de
Golden Cut
Der housige Premiumclub.
» Holzdamm 61, Tel. 85 10 35 24,
Fr/Sa ab 23 Uhr, www.goldencut.org
Golden Pudel Club
Hamburgs wichtigste Subkultur-Institution punktet heute mit DC Schuhe.
» Am St. Pauli Fischmarkt 27,
Tel. 31 97 99 30, www.pudel.com
Grüner Jäger
Heute ist das Audiolith-Label zu Gast.
» Neuer Pferdemarkt 36, Tel.
31 81 46 17, ab 23 Uhr, 4 Euro,
www.gruener-jaeger-stpauli.de
Gruenspan
Der Alternativclub hat das Hausrecht
heute abgegeben: Das King Calavera hat
fünf gruselig-rockige Bands eingeladen.
» Große Freiheit 58, Tel. 31 36 16,
21 Uhr, 22 Euro, www.gruenspan.de
H1
Heute ist der elektro-housige „CreamClub“ zu Gast im H1.
» Conventstr. 8–10c, 23 Uhr, 10 Euro,
www.h1club.com
Hafenklang
Im Goldenen Salon und im Erdgeschoss
wird u.a. noch so richtig schön zu
Metalbands getrunken und gerockt …
» Große Elbstr. 84, Tel. 38 87 44,
www.hafenklang.de
King und Queen Calavera
Während sich im King Lederjackenträger
mit Promis wie Tim Mälzer oder Bela B.
auf der Tanzfläche balgen, wird im
Queen Calavera burlesque gefeiert.
» Talstr. 20 und Gerhardstr. 7, Tel.
80 79 87 08, www.kingcalavera.de und
www.queencalavera.de
Moondoo
Heute gibt sich Charlie Funk alias Afrika
Islam bei „Charlieween“ die Ehre.
» Reeperbahn 136, Tel. 31 97 55 30,
Fr/Sa 23 Uhr, 8 Euro, www.moondoo.de
Molotow und Molotow Bar
In der Bar tönen die Alvarez Kings. Im
Keller feiert „Motorbooty“ Halloween.
» Spielbudenplatz 5, Tel. 43 01 110,
23 Uhr, 3 Euro, www.molotowclub.com
Uebel & Gefährlich
Heute: Family & Friends mit Wareika im
Ballsaal. „Eat The Beat“ im Turmzimmer.
» Feldstraße 66, 24 Uhr, ab 6 Euro,
www.uebelundgefaehrlich.com
Waagenbau
Zur „Spooky Halloween“-Nacht laden
geheime Überraschungs-DJs.
» Max-Bauer-Allee 204, 23 Uhr,
8 Euro, www.waagenbau.com
Sushi auf der Schanze, HipHop im Neidklub und zuletzt ein Croissant
im Café May: Für jeden Geschmack, jedes Budget und jede Uhrzeit gibt’s
den perfekten Ort zum ESSEN, AUSGEHEN, TANZEN UND FEIERN.
Vier Nachtschwärmer-Touren über Hamburgs Pisten – von abends acht
bis morgens acht und, wer es mag, noch viel länger …
Nie mit dem Mainstream mitschwimmen, aber bitte auch nicht zu schnöselig mit
hochgestelltem Kragen und glattpolierter Fußbekleidung: Bei dieser Nachttour wird Wert
gelegt auf Understatement – gerade hip genug und trotzdem noch unkompliziert.
Sie trinken am liebsten Champagner und schmecken da bei der Blindverkostung Ihre
liebste Marke heraus? Sie legen Wert auf gute Gesellschaft mit guten Manieren und
guter House-Musik? Auf dieser Tour werden Sie sich sicher nicht unwohl fühlen.
V
I
T
A
N
R
ALTE
Das Geld sitzt nicht so locker, der Durst ist aber so groß wie die Rückzahlungen, die
das Bafög-Amt mittlerweile zu erwarten hat? Auf dieser Tour durch die Nacht kann
nicht nur sparschweinfreundlich durchgezecht werden, sondern auch durchgetanzt.
YAKSHI’S
HATARI
BOK
Mit ihrem unprätentiösen Charme sorgt die Lounge
für einen Ruhepol im pulsierenden Winterhude. Eine
Pause hier macht umso mehr Spaß: Aus weißen Ledermöbeln zum Sitzen und zum Liegen, jeder Menge
bunter Deko-Ideen und Sushi-Laufband hat Röllchenkönig Dieter Meier eine Spaßlandschaft für Erwachsene desingt. Champagner und kreative Ideen aus
Asiatischem und Tapas runden das Angebot ab.
» Barmbeker Str. 2, Tel. 27880183, Mo–Fr 12–22.30,
Sa ab 17, So ab 18 Uhr, www.hamburg-white-lounge.de
Wenn Barchef Richi Dührkohp in der Yakshi’s Bar zum Shaker greift,
entstehen die köstlichsten Cocktails der Stadt, wie der Jasmin’s
Garden. Am Wochenende ist die Bar rappelvoll mit schönen Menschen,
die hier unangestrengt feiern und flirten. Ganz günstig ist der Umtrunk in der Designbar nicht, aber dem außergewöhnlichen Gesamterlebnis mehr als angemessen. Nach einem Aperitif sollten Sie
sich aber erst einmal stärken: Mit den unglaublich köstlichen SushiVariationen des Meisters Nigma Sherpa zum Beispiel oder einem
asiatischen Beef-Salat mit Rinderfilet-Carpaccio. Und kanadischem
Heilbutt mit Trüffeln und dem süßen Spaghetti-Eis „East Style“.
Die Stärkung vor der Nacht gibt es in der „Original Pfälzer
Stube“. Schön die gentrifizierungsgeplagten Schanzianer
gucken und dabei knusprige Pommes unter Geweihen und
elsässischen Wandmalereien knabbern. Die kommen, zum
Beispiel zu den saftigen Burgern mit Bio-Fleisch und originellen Belägen, in riesigen Portionen auf dem Teller. Dazu
passen Wein, Astra oder Apfelschorle. Oder man probiert
die Flammkuchen, eine weitere Spezialität des Hauses. Danach auf jeden Fall Obstler oder einen Schnaps des Hauses.
» Schanzenstr. 2–4, Tel. 43208866, tgl. 12–23 Uhr.
Man könnte glauben, dass es kaum ein Sushi- oder asiatischer Laden
auf die Schanze schafft, außer er gehört zur Bok-Familie. Die
Röllchen- und Curry-Liebhaber des Stadtteils stört das
kaum, ebenso wenig wie die Tatsache, dass es mittlerweile ein halbes Dutzend Restaurants und Lieferservices in der Gegend gibt. Aber was ist dagegen zu sagen,
dass sie Frischfisch und andere Speisen aus Japan, Thailand
und China so einfach, lecker und günstig anbieten? Nichts!
» Bok Restaurant, Schulterblatt 3, Tel. 43190070,
tgl. 12–23.30 Uhr, www.bokrestaurant.de
20 UP
HOCH 3
CAFECITO
Auch ganz Abgebrühten bleibt bei dem Ausblick aus den bodentiefen
Fenstern mal eben die Spucke weg. Um den Mund wieder zu befeuchten, gibt
es eine Vielzahl Biere, Weine und Cocktails an der Bar. Die sind zwar dem
Edelambiente angemessen nicht günstig, aber doch so fair veranschlagt,
dass der Kiefer kein weiteres Mal hinunterklappt. Im 20 Up empfiehlt sich
neben der schicken Kleidung auf jeden Fall auch die Reservierung: Das
„Empire Riverside Hotel“ bietet mit seiner Bar nämlich eine beliebte
Location für Events aller Art. Wie der Name schon erahnen lässt, liegt
die geräumige Designbar im 20. Stock des Gebäudes und bietet einen
umwerfenden Blick über den Hafen und die schönste Stadt der Welt.
Die Welt ist schön. Zumindest war sie das für die Fans der gleichnamigen Bar am
Neuen Pferdemarkt. Doch in die Räumlichkeiten ist neues Leben eingekehrt, wie man
gleich sieht, wenn man die Hausnummer vier betritt: Hinter der Bar steht ein riesiges Aquarium mit leuchtenden Meerwasserfischen, davor leuchten die Flaschen – und die Augen der
Besucher, haben sich Jan-Philipp Höck und Samir Kizaoui vom Hamburg City Beach Club
doch hier ihren durchdesignten Bar-Traum erfüllt. Ganz in Schwarz, Weiß, Gold und Silber
gehalten und auf drei Stockwerke aufgeteilt. Hier, zwischen Schanze und Kiez, bedienen sie
ihr Publikum mit Kaffee und Kuchen und abends mit Bier und Beats. Das Ganze ist als Station
zwischen dem heimischen
Wohnzimmer und den Clubs der Meile gedacht, das
DJ-Booking ist allerdings
schon so stark, dass man auch gut dableiben könnte.
Legendär, denn das Vorglühen ist hier oft schon heftiger, als man sonst eine
ganze Nacht über trinkt. Die Gründe sind vielfältig: Die Mischungen werden
tags schon im großen Stil vorbereitet, die Limetten sind zerstoßen, mit
braunem Rohrzucker vermengt, Eis und Crushed Ice ist massenhaft vorrätig.
Dann die Preise, Caipirinha und Cuba Libre kosten hier je unter vier Euro
pro Becher, und die sind groß. Dann die smarten südländischen und
norddeutschen Barjungs wie Markus, der der Damenwelt mit Kusshand und
schönem Lächeln die Vodka-Maracujas oder Caipis über den Tresen reicht.
Diese Mischung macht aus dem spanischen Cafecito ein Bar mit guter Stimmung: beste Laune vor und hinter der Theke und einfach günstige Getränke.
LE LION – BAR DE PARIS
SICHTBAR
GRÜNER JÄGER
GRUENSPAN
Nächste Station: Rathausmarkt. Und die Reise lohnt sich, denn weiter weg vom Happy-HourCaipirinha-Gelärme entfernt ist keine Cocktailbar in Hamburg. Wer sich nicht davon
abschrecken lässt, erst durch Klingeln Einlass erbitten zu müssen, landet in einem geschmackvollen Mikro-Clubambiente, in dem der Drink zur Kunstform erklärt wurde – von wahren
Meistern hinterm Tresen. Jörg Meyer führt dieses Etablissement.
Und wie beim vornehmen, aber überaus unaufdringlichen Personal
und bei den ausgesuchten Spirituosen, hat er auch beim Interieur absoluten Geschmack bewiesen: Zauberhaft-edle Tapeten,
Teppich und Separees hinter rotem Samt machen diesen
Barbesuch zu einem Erlebnis.
Die „Sichtbar“ ist Cosma Shiva Hagens Herzensangelegenheit: Die Schauspielerin kombiniert Barbetrieb mit Kunstgalerie – und das so überzeugend,
dass der freundliche Laden am Fischmarkt auch
von denen angesteuert wird, denen Promis egal
sind. Neben ihren Vernissagen mit Starbesetzung
kümmert sich Cosma hier auch um den örtlichen
Nachwuchs. Außerdem treten Bands auf, spielen
DJs Elektro oder Regisseure präsentieren ihre
Filme – oft auch mit den beteiligten Schauspielern.
Direkt gegenüber der neuen Bar Hoch 3 liegt ein wahres Kleinod für Jäger
nach guter Indie-Disco und authentischen Old-School-Nummern. Das grüne
Jägerstübchen inmitten des Pferdemarkt-Hains erfreut nämlich seit seiner
Eröffnung sowohl Indie-, HipHop- und Elektro-Anhänger, Konzertgänger, „Revolver Club“Tänzer als auch die gepflegten Freunde von Bad-Taste-Partys mit Eurodance und schrecklichem
Pop. Weniger schmerzhaft: die Engtanznummern beim Tanztee, bei dem sich sogar schon
die ein oder anderen schüchternen Seelen näher gekommen sind. Außerdem laufen St.-PauliFußballspiele und „Tatort“-Folgen über die Leinwände. Egal, was also gerade Programm ist:
Der Grüne Jäger ist immer einen Stopp wert. Heute Nacht findet hier zum Beispiel der
„Audiolith Tanzverein“ sein Zuhause – Elektro vom Feinsten.
Den Ruf des besten Metal- und Alternativclubs ist die alte Clubdame leider
los. Daran hat auch das neue Team, das nach wenigen Wochen wieder ausgewechselt wurde, 2010 nicht viel ändern können. Was die neue Besatzung allerdings beibehalten hat, sind Veranstaltungen wie „Special Needs“
oder „London Calling“. Das ein oder andere Metalkonzert findet trotzdem
noch im Gruenspan statt, wo schon Jimi Hendrix, R.E.M. oder Fünf
Sterne Deluxe aufgetreten sind. Mal sehen, was die Renovierungsarbeiten,
die im Frühjahr 2011 abgeschlossen sein sollen, und die Kooperationsgespräche mit Hamburger Clubs wie dem King Calavera ergeben werden.
Die veranstalten hier heute Nacht die „Hell Nights Tour“ mit fünf Bands.
3 FREUNDE
H1
UEBEL & GEFÄHRLICH
MOLOTOW & MOLOTOW BAR
In der virtuellen Facebook-Welt wäre man mit nur drei Freunden
eher arm dran. In der Realität können Hamburger glücklich über die
gleichnamige Bar sein, die sich in der Clemens-Schultz-Straße hinter
dem Reeperbahn-Trubel versteckt. Nicht nur am Wochenende ist es
hier entspannt, kunterbunt und voll. Also perfekt, um mit Freunden bei
Cocktails die Nacht einzuzechen. Sogar einen Drink namens „Filmriss“
gibt es. Der Name basiert sicher auf Erfahrungen, die die drei befreundeten
Betreiber Markus Kohne, Jan Pflüger und Steffen Schröder berufsbedingt
machen mussten, zeichnen sie doch neben der Streits Lounge auch für
das Blaue Barhaus und den Lieferservice Cocktailors verantwortlich.
Neben dem in Hamburg eher ausgeh-unfreundlichen Mittwoch mit „Devil
Mania“ und den Samstagen mit dem „CreamClub“ hat H1-Chef Andreas
Arndt regelmäßig Highlights in petto, mit denen er seine Stammgäste
begeistert. 2010 waren das bisher zum Beispiel David Guetta oder Mark
Knight. Man darf immer wieder gespannt sein, was Arndt noch so alles aus
seinen Booking-Ärmeln schüttelt. Beliebten Stammgästen wie Tessa Bergmeier oder anderen Models gefällt das scheinbar genauso wie Partygängern,
die den Disco-House im H1 schätzen oder die eben eine tanzbare Beschäftigung am Mittwoch suchen. In der heutigen Nacht allerdings sorgen die
DJs Stefan Grünwald und Jerome Jerkins für Elektro- und House-Sounds.
Das Flaggschiff der Party-, Livemusik- und Veranstaltungsszene Hamburgs.
Neben der Aufteilung in großen Ballsaal, Turmzimmer und Terrasse, machen die gut gebuchten und besuchten Events den Club im Klotz zum Tausendsassa: Hier kann es sein, dass in einer Woche jeder Abend ausverkauft
ist. Vom Techno- über den Zwanziger-Jahre- bis hin zum Singer-Songwriter-Fan wird im Uebel & Gefährlich jeder Hamburger glücklich. Das Label
Smallville feiert hier, das „Weald“-Team zeichnet für die elektronischen
Bookings verantwortlich und viele örtliche Veranstalter sprechen für das
bunte Programm. Außerdem ist das U&G im vierten Stock des Hochbunkers
an der Feldstraße der einzige Club Hamburgs, der sich einen Liftboy leistet.
Eine mit Aufklebern, Flyern und Plakaten tapezierte
Tür gibt den Weg frei zu der Livemusik-Bastion auf
dem Kiez. Im Molotow ist es Gesetz, dass vor der
Tür ebenso viele Menschen stehen wie in den niedrigen Clubräumen samt der neuen Molotow Bar.
Bier und Frischluft werden draußen genossen; Indie,
Punk, Rock ’n’ Roll, Sixties-Soul, Elektro, HipHop
und Reggae sorgen drinnen für rote Wangen. Hier
wird gerockt – meist live. Heute Nacht wird auf
jeden Fall bei „Motorbooty“ Halloween gefeiert.
MOONDOO
PRIVILEG
BAALSAAL
SOMMERSALON
Die Reeperbahn 136 hat eine lange Tradition: Nach
Hippodrom, Top Ten und La Cage beschallen nun
die Betreiber des Moondoo die stets volle Tanzfläche,
die edel auf 20er-Jahre getrimmt und von goldenen
Säulen und roten Sitzlandschaften umrahmt ist.
Hier feiern anspruchsvolle Gäste zu Freestyle, Funk
und Elektro-Klängen oder atmen gute Longdrinks
an einer der drei Bars ein. Im Monatsprogramm
tauchen immer wieder Stars wie Gilles Peterson,
Bob Jones, Zero 7 oder Afrika Bambaataa auf.
Heute Nacht heißt es „Yelloween – Night of Horror im Privileg Hamburg“ im
Member-Club auf der Mönckebergstraße. Das Yellow kommt vom Sponsor der
Nacht, dem Champagner Veuve Clicquot, der Halloween seinen Stempel aufdrückt: Vornehm werden hier vornehmlich ganze Tische reserviert und ganze
Getränkerunden geordert. Ein zweifelsfreier Spaß, den sich nicht jeder leisten
kann, aber wer einmal in diesen Genuss kommt, der wird hier heute Nacht
mit gruseliger Deko und Kostümen belohnt. Dresscode ist Halloween-Outfit.
Wer es bequem mag, bucht das Rundum-sorglos-Paket: Luxus-Limousine (Abholung innerhalb Hamburgs bis zu acht Personen), Tischreservierung inklusive
einer Flasche Vodka Russian Standard plus sechs Dosen Red Bull für 199 Euro.
Die Menschentrauben vor den beiden Nachbarclubs Baalsaal und
Neidklub sieht man schon von weitem, ihre Eingänge in der Reeperbahn 25
hingegen sind eher unscheinbar. Nur kleine Logos weisen den Weg, wie
sonst üblich auf der Meile, wo Etablissements in Neon um Gäste buhlen.
Elektro- und Techno-Fans wissen auch so, was sie von Betreiber André
Stubbs und seinem Team erwarten dürfen. Die einen kommen jede
Woche donnerstags zu „Jeudi“ oder Freitag/Samstag zu einem der besten
Programme der Stadt. Andere steuern den Club wegen spezieller Künstleroder DJ-Bookings an. Davon hat Stubbs immer wieder welche im Baalsaal,
ist er doch seit Jahren ein gefragter Clubbetreiber, Veranstalter und DJ.
Tanzen, schwoofen, pogen, hüpfen – hier auf dem Spielbudenplatz und in direkter Nachbarschaft zum Molotow – ist alles erlaubt, was den meist studentischen Partygängern Lust macht.
Der Eintritt ist frei. Abends werden sogar noch die ein oder anderen Sitzgelegenheiten für
Gespräche genutzt, zu späterer Stunde wird dann umso leidenschaftlicher getanzt, gefläzt,
geknutscht oder gestritten. Überall. Neben den Bad-Taste-Partys „Scheiße tanzen – scheiße
aussehen“, Mädelsnächten oder Cocktail-Abenden wird hier in erster Linie zu „Soulful Beats“
das Tanzbein geschwungen. Bei Veranstaltungsnamen wie „Soul Kisses“ oder „Swing Deinen
Po“ dürfte auch Partylaien klar sein, worum es hier geht: ausgelassen feiern und tanzen,
den stressigen Alltag mal für wenige Stunden hinter sich lassen und dabei ein wenig flirten.
Oder auch ein wenig mehr. Und zwar nicht nur im Sommer(salon).
NEIDKLUB
GOLDEN CUT
EGO
WAAGENBAU
Der über dem Baalsaal gelegene Neidklub könnte sich kaum deutlicher
von diesem unterscheiden, spricht der Neidklub doch deutlich eine
Klientel zwischen Szene und Mainstream an. Regelmäßig treten hier
am Freitag Deutschlands beliebteste HipHopper um die Hausfreunde
Jan Delay, Mixwell, Miss Leema und Denyo oder die Stars der amerikanischen Szene an die Plattenteller der residierenden Assoto Sounds
Connaisseurs. Samstags wird auf dem futuristisch ausgeleuchteten
Mainfloor Elektro härterer Gangart gespielt. Ein Stockwerk darüber
bietet die edel eingerichtete Lounge Platz zum Entspannen und – dank
Fensterfront und Balkon – einen grandiosen Kiezblick.
Die Zeiten, in denen Til Schweiger, Udo Lindenberg und Jan Delay hier gemeinsam zum erstklassigen Sushi von Szene-Liebling Patrick Voeltz den goldenen
Schnitt zwischen Tag und Nacht begingen, sind leider vorbei – das Restaurant im
Golden Cut hat bis auf Weiteres geschlossen. Die Bar in den großzügigen Räumlichkeiten erfreut
sich allerdings ebenfalls größter Beliebtheit und beim Club muss sich der schnieke Besitzer
Dirk Schmitz eh keine Sorgen machen: Nach wie vor stehen die schönen und gut situierten Gäste
Schlange vor dem Superclub in Sichtweite zwischen Hauptbahnhof und Hotel Atlantic. Und wer
es an der knallharten Tür vorbei geschafft hat, der tanzt mit einem Longdrink in der Hand zum
discoiden House der Resident-DJs oder von Schmitz selbst – und das garantiert nicht lange alleine,
ist das stylische Golden Cut doch für sein flirtwilliges Publikum bekannt und beliebt.
Magdalena, ihr Bruder Mladen Solomun und Adriano Trolio haben aus
ihrem langjährigen DIY-Projekt einen Elektroclub mit einem der besten
Bookings Deutschlands gemacht. Sogar Kollegen aus anderen Clubs schauen
hier morgens noch vorbei, um den Künstlern der beiden hauseigenen Labels
oder den Stars zu frönen. Außerdem beschallen die befreundeten Partys
„Smallville“ und „Dear“ die verwinkelten Räume. Die sind von außen nicht
so leicht zu finden, weil unbeschriftet zwischen Gay-Kinos und Heilsarmee
gequetscht. Understatement, kleine Tanzfläche und große Bookings bilden
im Ego ihre ganz eigene, perfekte Mixtur. Nicht umsonst legen hier DJ Hell,
Carl Craig und andere internationale Topacts auf. Es ist auch gut für Ihr Ego.
John Schierhorn geriet in diesem Jahr gehörig ins Schwitzen. Das liegt nicht
nur daran, dass er neben dem Waagenbau an der Sternbrücke auch den
Beach Club Central Park in der Schanze betreibt, sondern weil die Existenz
des Waagenbaus von den Umbauplänen an der Sternbrücke bedroht war.
Dieses Schreckensszenario ist nun allerdings auf Anfang 2014 verschoben,
und so können sich der grundsympathische Schierhorn und sein Team wieder in Ruhe ihrem zielgruppentreuen Monatsprogramm für Reggae-, HipHop- und Techno-Fans widmen. Die technoaffinen Beziehungen nach Berlin
ermöglichen einen regelmäßigen DJ-Austausch, der wohl auch heute zum
Tragen kommt, wenn Überraschungs-DJs bei „Spooky Halloween“ auflegen.
BERNSTEINBAR
CHRISTIANSEN’S
GOLDEN PUDEL CLUB
HAMBURGER BERG
Die Bernstorffstraße ist wie eine Transitstrecke zwischen
Schanze und St. Pauli. In der schummrigen „Bernsteinbar“
nimmt man gern eine Erfrischung, der Weg ist schließlich
weit. Wobei nicht wenigen nach dem ersten Gin Tonic egal
ist, wo sie ursprünglich einmal hinwollten – was will man
mehr als Tanzmusik und nette Menschen? Die finden sich
hier zuhauf: flirtende Szenenasen auf einen Vodka-RedBull, prominente Gesichter aus Musik, Fernsehen und
Werbung oder Nachwuchs-Musiker, die sich von der Unplugged-Reihe „Locker vom Hocker“ inspirieren lassen.
Reden wir nicht drumherum, das „Christiansen’s“ in einer Seitenstraße
am Fischmarkt ist nach wie vor eine ganz sichere Bank für Cocktails in
Hamburg. Das Ambiente darf darum ruhig etwas althergebracht wirken.
Eine Bartheke, viele leuchtend-rote Hocker, ein paar braune Tische –
Preise gewinnt das Interieur garantiert nicht. Die hat Uwe Christiansen
aber für seine Drinks bekommen – und das ist doch die Hauptsache in der
Traditionsbar am Pinnasberg, die schon seit 1997 Drinks in gleichbleibend
hoher Qualität, Mixkurse und Catering bietet. Dabei kreiert der namensgebende Chef auch immer wieder originelle Specials zu Filmstarts oder
gesellschaftlichen Anlässen in seiner Heimatstadt.
Windschief klemmt das dreigeschossige Spitzdachhäuschen zwischen
Hafenbecken und Hafenstraße. Seit Rocko Schamoni und Schorsch
Kamerun 1988 mit Freunden den Golden Pudel Club ursprünglich in der
Schanze gründeten, machten Musiker der Hamburger Schule, DJs oder
HipHop-Akteure den Pudel zu ihrem zweiten Wohnzimmer. Inzwischen
ist der subkulturelle Sammelpunkt eine touristische Attraktion. Seine Linie
hat sich der Pudel dennoch bewahrt. Der Sound ist innovativ, tanzbar und
ein bisschen verrückt. Verantwortlich für die Exzesse auf der winzigen
Tanzfläche zeichnen oft internationale Underground-Berühmtheiten, die
hier teils unter absurden Pseudonymen auftreten oder auflegen.
Die Tanzstationen auf dem Berg sind ganz klar gesteckt, sofern man nicht ins Casino will oder
sich bei Sunset oder Älteste Tätowierstube in Deutschland Anker mit dem Namen seiner Liebsten stechen lassen will. Die möglich Tour von oben: schrammeln im Blauen Peter, Retrodesign
und Old-School-Fernsehen im Roschinsky’s anschauen, sich die Sorgen brechen lassen im
Sorgenbrecher, rüber ins Lunacy zum Metal-Hören, damit weitermachen im Headcrash, mit
dem Unterschied, dass die holde Weiblichkeit hier auf einer Tanzfläche die Schweden-Rocker
von Mando Diao oder die Sportfreunde Stiller süß finden kann, dann Engtanz in der wie immer
pickepackevollen Barbarabar, System of a Down hören und pogen im Nachtlager, schräg gegenüber ins Ex-Sparr, schön Mexikaner trinken, Hans Albers in der Jukebox vom Lucky Star raussuchen – dann noch eine Partie Dart im Goldenen Handschuh. Puh! Berg-Marathon geschafft!
EAST
Vom May-Imperium gibt es mittlerweile sieben Filialen –
und alle haben 365 Tage im Jahr geöffnet, und zwar ab
sieben Uhr. Bis zum vollständig gedeckten Frühstücksbuffet mit Lachs und Salami, Cornflakes und Müsli,
O-Saft und Sekt müssen hungrige Szenegänger dann
zwar noch zwei Kaffeelängen warten, aber spätestens um
neun wird dann aus dem üppigen Angebot auf die Teller
geschaufelt, damit niemand hungrig ins Bett gehen muss.
» Café May, Hein-Hoyer-Str. 14, Tel. 33398838,
tgl. ab 7 Uhr, www.may-cafebar.de
Eigentlich nehmen sich Hamburgs Nobel-Hotels nicht
viel beim Kater-Frühstück mit Konter-Champagner,
aber im East spielen auch Design-Aspekte mit. Außerdem sind die Angestellten hier aufgrund der Kieznähe
und dem eigenen Memberclub Upper East, einiges gewohnt. Wer sich noch benehmen kann, ist also herzlich
willkommen im Reich von Jordan Mozer: Und wer
weiß, vielleicht ist nach dem Frühstück ja ein Tageszimmer frei, in dem man sich für einen ausgiebigen
Tag im Spa- und Wellnessbereich vorbereiten kann.
3 Freunde
Drei Freunde führen die Bar, können
geschätzt 300 Drinks auswendig …
» Clemens-Schultz-Str. 66,
Tel. 53 26 26 39, tgl. ab 18 Uhr,
www.3freunde-hamburg.de
20 Up
Hafenbar mit sensationellem Ausblick.
» „Empire Riverside“, Bernhard-NochtStr. 97, Tel. 3111370470, So–Do 18–2,
Fr/Sa 18–3 Uhr, www.empire-riverside.de
Bar 100
In der angesagten Szenebar wirbeln die
Barkeeper lässig Flaschen durch die Luft.
» Klosterallee 100, Tel. 40 18 74 44,
Di–Sa ab 17–2 Uhr
WHITE LOUNGE
CAFÉ MAY
V
DIE 20 BARS
Ganzjahres-Beachclub? Café-Sommerterrassen-Nachbar?
Szene-Gastronomie? Die neue Bucht ist alles auf einmal. Ein
Hauch „Sansibar“ weht mit ihr nach Hamburg, zumindest war
sie Vorbild für Jan Dirk Dicht und Damian Brust. Die Lage
am Stadtparksee ist romantisch, die Bar erstklassig bestückt,
die Gästeschar so schick wie im Sylter Vorbild. Und die ist
beeindruckt, wenn sie den großen Raum zum Trinken, Feiern
und Tanzen zum ersten Mal betritt: In verschiedenen Farben
leuchten die riesige Wand und die unzähligen Flaschen mit
den smarten Barkeepern davor um die Wette.
Neidklub
Motor präsentiert elektronische Kost mit
Boris Dlugosch. Im Loft legt Hausherr
André Stubbs als Preocoop auf.
» Reeperbahn 25, Tel. 94 79 32 95,
Fr/Sa 24 Uhr, www.neidklub.de
Privileg
Der Innenstadtclub für Privilegierte,
Models, Musiker, Werber und Kreative.
» Mönckebergstr. 7, Tel. 30 08 70 97,
Memberclub, www.dasprivileg.de
REDAKTION: JANNES VAHL
DIE BUCHT
Klingel 3
Hamburgs kleinste ernst zu nehmende
Tanzfläche, auf der hauptsächlich
Elektro und Minimal gespielt wird.
» Friedrichstr. 36, Do–Sa 21 Uhr,
www.myspace.com/klingel3
Kulturhaus 73
Die vier Etagen bespielt ein 100-köpfiges Team mit einem Mix aus Partys,
Theater, Poetry Slams und Konzerten.
» Schulterblatt 73, Tel. 31 97 55 512,
www.dreiundsiebzig.de
Sonnabend / Sonntag, 30. / 31. Oktober 2010
COOL
EDEL
FOTOS: MARIUS RÖER (12), ISTOCKPHOTO (9), BERTOLD FABRICIUS, PR (5)
IV
› THEMA DER WOCHE
ERIKAS ECK
FISCHMARKT
Kalle Schwensen, Jan Delay, Samy Deluxe, ungefähr jeder Polizist und Taxifahrer
dieser Stadt ... die Liste der hier einkehrenden Hamburger ist beinahe so groß wie das
Telefonbuch. Aber irgendwie auch wieder nicht, denn besonders überfüllt ist es bei
den freundlichen Damen hier eigentlich nie so recht. Wie viele morgendliche Stullen sie aber im Laufe des Bestehens mit Mett, Braten oder Rührei belegt haben,
wie viele Jägerschnitzel oder Riesenportionen Spaghetti Bolognese hier
über den Tresen gegangen sind, dürfte in den siebenstelligen Bereich gehen. Dabei sind die Mitarbeiterinnen immer bestens gelaunt – erstaunlich,
wenn man bedenkt, wer hier alles durch die Tür getorkelt kommen muss.
» Sternstr. 98, Tel. 433545, So–Fr 17–14, Fr/Sa 17–9 Uhr, www.erikas-eck.de
Da es auf dem Hamburger Berg kaum etwas Vernünftiges zu essen
gibt, endet die Tour für den kleinen Geldbeutel und den großen
Spaß am Fischmarkt. Bei lecker Fischbrötchen und einem
ordentlichen Filterkaffee ahnt man: Egal, was für Musik
man hört oder ob man Dosenbier oder Champagner trinkt,
und egal, was man beruflich macht: Am Hamburger Hafen
sind wir wieder alle gleich. Wenn die Herbstbrise uns um die
Nase pustet und man beim Tuten der großen Pötte Fernweh
und auch Sehnsucht nach dem kuscheligen eigenen Bett bekommt, dann weiß man: Hier in Hamburg, da bin ich zu Hause.
Bar du Nord Eppendorf
Weit aus seinem vertrauten Revier heraus
traut sich der Cocktailbar-Ableger nicht:
nun also Eppendorf statt Winterhude.
» Eppendorfer Landstr. 32,
Tel. 27 80 62 25, Mo–Sa ab 18 Uhr,
www.dunord.sh-soundpool.de
Bar Hamburg
Man könnte das Interieur als übertrieben
empfinden. Aber perfekte Cocktails gehören in einen angemessenen Rahmen.
» Rautenbergstr. 6–8, Tel. 28054880,
Di–Sa ab 19 Uhr, www.barhamburg.com
Bernsteinbar
In der schummrigen Bar nimmt man gern
eine Erfrischung. Was will man mehr als
Gin Tonic, Tanzmusik und nette Leute?
» Bernstorffstr. 103, Mi–Sa ab 21 Uhr,
www.bernsteinbar.de
Cafecito
Die Mischungen sind gut, die Bedienungen fröhlich und die Preise unschlagbar.
» Hamburger Berg 26
Christiansen’s
Uwe Christiansens Klassiker ist nach
wie vor eine sichere Bank für Cocktails.
» Pinnasberg 60, Tel. 31 72 863,
Mo–Sa ab 20 Uhr, www.christiansens.de
Die Bank
In klassisch-stilvollem Interieur kann man
aus einer beachtlichen Zahl hochwertiger
Weine, Spirituosen und Cocktails wählen.
» Hohe Bleichen 17, Tel. 23 80 030,
Mo–Sa ab 11.30 Uhr,
www.diebank-brasserie.de
Die Bucht
Die Lage am Wasser ist romantisch, die
Bar top und die Gästeschar sehr schick.
» Südring 46, Tel. 0172/34 33 610, tgl.
ab 11 Uhr, www.die-bucht-hamburg.de
Dual Bar
Das Design gefällt ebenso wie der übersichtliche Raum und die guten Cocktails.
» Schanzenstr. 53, Tel. 43 20 88 29,
Mo–Fr ab 11.30, Sa ab 10, So ab 16 Uhr,
www.dualbar.de
East/Yakshi’s Bar
Am Wochenende ist die Yakshi’s Bar voll
mit Menschen, die feiern und flirten.
» Hotel „East“, Simon-von-UtrechtStr. 31, Tel. 30 99 30, tgl. ab 15 Uhr,
www.east-hamburg.com
Freundlich & Kompetent
Die kleine Musikkneipe mit ausgesuchten
Live-Acts sorgt für großartige Abende.
» Gertigstr. 57, Tel. 37 41 31 62,
So–Fr ab 16, Sa ab 14 Uhr,
www.freundlichundkompetent.de
Hamburger Berg – 10 Bars
Party-Gipfel mit zehn Bars: Blauer Peter,
Roschinsky’s, Sorgenbrecher, Ex-Sparr,
Lunacy, Headcrash, Barbarabar, Nachtlager, Lucky Star, Goldener Handschuh.
» zwischen Hamburger Berg 2–19
Hoch 3
Ein Designparadies von den Machern
des Hamburg City Beach Club.
» Neuer Pferdemarkt 4, Di–Do 15–2,
Fr 15–3, Sa 13–3, So 13–2 Uhr,
www.hoch3.cc
Le Lion – Bar de Paris
Ein geschmackvolles Ambiente, in dem
der Drink zur Kunstform erklärt wurde.
» Rathausstr. 3, Tel. 33 47 53 780,
Mo–Sa ab 20 Uhr, www.lelion.net
Mandalay
Die edle Bar mit kleiner Tanzfläche und
Separees – und genau daher so beliebt.
» Neuer Pferdemarkt 13, Tel. 43214922,
Mi–Sa ab 20 Uhr, www.mandalay.tv
Sichtbar
Cosma Shiva Hagen kombiniert hier Bar
mit Kunstgalerie, DJ- und Live-Musik.
» Fischmarkt 5, Tel. 68873032, Mo–Sa
ab 17 Uhr, www.sichtbar-hamburg.de
Sommersalon
Heute Nacht im Ausgehsalon: Funk bei
„Lass däncen Du Gerät“ mit DJ Skoddi.
» Spielbudenplatz 22, Do–Sa 19 Uhr,
Start: 22 Uhr, www.sommersalon.de
Unscheinbar
Ledersessel und Kamin – dazu legen
DJs Soul, Funk und Jazz auf.
» Schanzenstr. 111, Mi–Do 19–1,
Fr–Sa 19–4 Uhr, www.unscheinbar.de
VI
› BROT & SPIELE
Sonnabend/Sonntag, 30./31. Oktober 2010
Samurai-Sudoku
7 8 1
7 2 9
8
4
1
3
2
5
8
4 1
2
4
3
9
4
7
1
2
4
9 2
8
9
3
2
1
7
LOKAL-TERMIN
Das Auge isst mit
Kurz-Biografie
Brüderlich führen sie das
Copper House (v.l.): Julian
Chen, 40, ausgebildeter
Koch und seit 1995 auch
Chef des „Ni Hao“ in
Wandsbek, Xinyi Chen, 34,
ausgewiesener Weinkenner
und Qiuyi Chen, 36, ausgefuchster Marketing Manager.
Vor zwei Jahren gründeten
die Brüder das Lokal mit
Live-Cooking und lichtem
Ambiente. Schon ihre Eltern
hatten ein Asia-Restaurant
im holländischen Deventer,
wohin sie 1980 aus China
eingewandert waren.
» Copper House, Davidstraße 37, tägl. 12–1 Uhr durchgehend
4
8
6 5
4
5
9
9
3
9
4 7
7 9
6
7
6
2
6
2 4
1
9
8
Lösungsweg:
Beim Samurai-Sudoku sind vier
Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes
der vier Eck-Sudokus sich je
6
5
6
2 3
2
6
1
2
7
8
7 6
1
7
7
4
einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für
jedes der 5 Sudoku-Diagramme
die klassischen Spielregeln: Alle
Diagramme sind mit den Zahlen
6
1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf
jede Zahl in jeder Zeile und jeder
Spalte sowie in jedem 3 × 3 Feld nur einmal vorkommen.
Lösung: siehe unten …
FOTO: GRAFIKANSTALT
Irgendwo in Hamburg. Nur wo?
Am Eingang zur Sielanlage, dem „Rainer-FunkeEinstieg“, steht der Vater der Hamburger Unterwelt: Sir William Lindley, genialer Ingenieur und
Brite. 1833 kam er als Eisenbahnbau-Assistent in
die Stadt, bewahrte sie beim großen Brand 1842
durch gezielte Sprengungen vor noch größerer
Zerstörung und entwickelte einen Wiederaufbauplan: Kanalisation, Zentrum mit breiten Straßen,
Gasbeleuchtung, öffentliche Wasserversorgung
und Badehäuser. 1860 ging er nach London
zurück und starb 1900, fast 92 Jahre alt.
Für scharfe Denker
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
16
19
20
21
30
24
25
31
32
26
15
37
38
39
22
27
28
34
41
43
29
33
40
47
14
17
18
23
13
36
42
44
48
35
49
45
46
50
51
geöffnet, Tel. 75 66 20 11, www.copperhouse.de
Irgendwo in
Hamburg:
Sir-WilliamLindley-Skulptur,
Vorsetzen,
Höhe Baumwall
5
4
9
2
3
7
8
6
1
6
3
2
8
1
5
7
4
9
3
9
7
5
4
2
6
8
1
2
5
1
6
8
7
3
9
4
7
8
1
6
4
9
3
5
2
6
8
4
9
1
3
5
2
7
3
9
6
7
2
4
1
8
5
7
2
5
8
6
4
1
3
9
4
7
8
1
5
3
2
9
6
8
4
9
2
3
1
7
6
5
2
1
5
9
6
8
4
7
3
1
6
3
7
5
9
8
4
2
4
3
2
1
7
6
9
5
8
7
6
3
1
2
4
5
7
6
9
3
8
5
7
6
4
9
8
2
1
3
9
4
5
8
6
7
3
9
1
5
2
4
9
1
8
3
2
5
4
7
6
1
8
2
9
5
3
4
8
2
6
1
7
5
2
4
8
1
9
7
3
6
6
8
9
5
3
7
4
1
2
7
3
1
4
2
6
5
8
9
8
2
1
5
4
6
3
9
7
2
5
1
6
4
8
5
3
1
9
2
7
5
6
7
9
8
3
1
4
2
6
7
8
3
9
5
7
4
2
6
1
8
3
4
9
2
1
7
8
6
5
3
9
4
2
7
1
9
8
6
5
3
4
4
5
6
3
7
9
2
8
1
7
1
6
8
9
5
4
2
3
7
8
9
2
1
4
3
5
6
2
3
4
7
6
1
5
8
9
1
3
2
8
6
5
7
4
9
9
8
5
4
3
2
7
1
6
9
2
4
6
5
8
1
7
3
4
5
3
6
2
8
9
7
1
5
1
7
4
9
3
8
6
2
1
9
2
3
7
4
6
5
8
N
O
N
E
N
S
L
I
P
8
6
3
1
2
7
4
9
5
6
7
8
1
5
9
2
3
4
Eulenstr. 42, Tel. 30 60 34 07, Di–Sa
ab 18 Uhr, www.brasserielaprovence.de
A
G
A
M
E
A
I
D
A
» BRASSERIE LA PROVENCE,
R
A
T
I
O
B
A
A
R
» JERUSALEM, Hamburger Kammerspiele, Hartungstr. 9–11, Tel. 41 49 69 77,
Mo–Fr 12–23, Sa ab 18 Uhr, So bei
Vorstellungen, www.bistro-j.de
G
L
U
T
M
A
M
B
O
Stephan Hippe und Boris Krivec haben
nicht Berge, sondern Wände versetzt.
Größer ist das französische Restaurant
in Ottensen nun, mit kuscheligem Separee und Wintergarten mit Blick ins Grüne.
Und nicht nur dort schmecken einem die
Spezialitäten der neuen Karte wie provenzalische Tartes mit Kaninchenfilet,
in Rotwein geschmorte Ochsenbäckchen
oder Schokolade-Karamell-Kuchen.
I
N
G
E
R
G
R
O
G
Karsten Rüdiger, Raphael Flandrin und
Martin Franciskowsky, Geschäftsführer
des neuen Restaurants in den Kammerspielen, haben an alle gedacht. An Gäste,
die sich flink fürs Theater stärken wollen,
und an jene, für die exquisite Weine und
regionale Zutaten die Stars des Abends
sind. Kein Hauptgericht kostet mehr als
15 Euro, das Dreigängemenü 25 Euro.
L
I
N
I
E
N
I
F
E
Brasserie La Provence
I
R
A
N
S
U
A
D
A
Jerusalem
F
E
R
I
E
N
O
L
E
RESTAURANT
IMPRESSUM
Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)
Art Direction: Julia Wagner
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Thomas Andre,
Albrecht Barke, Bob Geisler, Oliver vom Hofe,
Alexander Josefowicz, Sophie Laufer, Thomas Leidig,
Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Heinrich
Oehmsen, Norman Raap, Kirsten Rick, Irin Rodatz,
Marius Röer, Vanessa Seifert, Maike Schiller, Axel
Tiedemann, Jannes Vahl, Josephine Warfelmann,
Geneviève Wood
Konzeption & Realisation:
mar10 media GmbH
Geschäftsführer: Nikolas Marten
Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,
Tel. 040/34 72 25 56
Verlag & Druck: Axel Springer AG,
Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg
S
L
O
P
O
N
D
I
T
RESTAURANT
Auflösungen:
E
D
A
M
L
E
A
S
T
1 Broccolistiele schälen, in feine Streifen schneiden.
Chilis u. Knoblauch fein hacken. Mit Salz, Pfeffer, Zucker, Sesamöl, Reisessig abschmecken, ziehen lassen.
2 Die Muskel der Muscheln durchtrennen und die
Deckel öffnen. Das weiße Muschelfleisch abtrennen,
waschen und in die gewaschenen Schalen legen.
3 Knoblauch hacken, Chili und Porree in feine Streifen
schneiden. Die schwarzen Bohnen im Sieb spülen.
4 2 TL Öl erhitzen, Knoblauch, Chili und Bohnen kurz
anbraten und mit Wein, Bouillon und Sojasauce aufkochen. Mit Salz, Pfeffer, Zucker, Sesamöl würzen
und der Stärke binden. Je 2 EL über die Muscheln
geben und im Dampftopf 4 – 5 Minuten dämpfen.
5 Rapsöl erhitzen. Die Muscheln auf dem Salat anrichten. Mit Salz, Zucker und Sesamöl würzen und mit
Porreestreifen garnieren. Mit je 2 EL des heißen Öls
erhält die Zwischenmahlzeit die letzte Raffinesse.
D
E
K
O
R
K
R
E
M
200 ml Hühnerbouillon
1 EL dunkle Sojasauce
1 Stück Porree, 5 cm lang
3 EL fermentierte Sojabohnen (aus Asia-Shop)
2 kleine Chilischoten
2 EL Reiswein
1 EL Sesamöl
Kartoffelstärke
100 ml Rapsöl
R
I
S
T
E
R
O
T
A
Für 4 Personen:
Broccolistiele-Salat
6 Broccolistiele
2 frische rote Chilischoten
2 Knoblauchzehen
2 TL Reisessig
2 TL Sesamöl
Jacobsmuscheln
8 frische Jacobsmuscheln
in der Schale
3 Knoblauchzehen
Senkrecht:
1 Talkesselstadt am Rande des Altiplano. 2 Wird
zusammen mit der Ingoda zur Schilka. 3 Am
Solling findet man diese Stadt. 4 Flachsbündel;
keine Witzesammlung. 5 Was schmückt und
entzückt. 6 Ein Obstschädling steht Kopf. 7
Twist-Konkurrent in den sechziger Jahren. 8 Die
freundlichste Seite der Schule. 9 Schahloses
Land. 10 Im Mostrich steckt sie unter anderem
Namen. 11 Im germanischen Wurfspieß. 12 Wer
in Hitze gerät, ist bald darin. 13 Großteil einer
zugeteilten Menge. 14 Engländer sehen darin
ein Spiel. 15 Das neunte Kalenderblatt der alten
Römer vor den Iden. 24 Sagenhafter IphigenieOrt. 26 Was Briten damit meinen, ist gering.
27 Man sagt’s auf Französisch. 28 Hier ist Platz
für einen Redeschwall. 29 Südamerikanischer
Anlass für taktvolle Bewegungen. 30 Apostolo
war Italiener und Dichter. 31 Das ist echt kostbar.
32 Das „Karlsruhe“ der Katholiken, sozusagen.
33 Ein wirklich kalorienträchtiges Füll-Wort.
34 Kernige Theorie über das metallene Erdinnere.
35 Matrosen schulden ihm heißen Dank. 37
Gäulandschaft einerseits; andererseits TV-Spötter. 38 Ein Dreifingerfaultier ist anwesend. 39
Schlüpfrige Sache. 41 Auf Spanisch: Auf geht’s!
U
S
L
A
R
E
D
E
L
Jacobsmuscheln auf Broccolistielen
Waagerecht:
1 Pilgerstätte, die Südfrankreich und Madonna
gemeinsam haben. 8 Sehr fein soll es sein, nur
dann man es so bezeichnen kann. 16 Niedergelassene. 17 Ist Olga durcheinander, landet sie an
diesem italienischen See. 18 Auf die Frage nach
seinem Heimatland würde Stanislaw Lem dies
antworten. 19 Wenig geselliger Pflanzenfresser;
kein vegetarischer Einsiedler. 20 Schneider besonderer Art. 21 Sonnenschirm mit nadelbewachsener Krone in Italien. 22 Booker T. and the M.G.’s
hatten mit „... is tight“ ihren größten Hit. 23 Nostalgischer Russentitel. 25 Er hat etwas Befreiendes. 29 Dort, im Hauptort Stege, kann man sich
zu Recht unter Dänen wähnen. 30 Öffentliche
Anspruchsbestätigung. 36 Wird in Italien mit
Gott in Verbindung gebracht. 40 Dies Goldland
ist einfach sagenhaft. 42 Grenzüberfliegendes
Transportsystem. 43 Ein wahres Los für Loser.
44 Hier wurde ein junger Hering hereingelegt.
45 „Free on board“ – kurz und in einem Wort,
findet sich in jeder Reliefoberfläche. 46 Kopfloser
islamischer Richter. 47 Ohne diesen kurzen
Oberspielleiter wäre Norwegens Hauptstadt nur
ein Vokal. 48 Auf dieser Behörde geht immer
die Post ab. 49 Engländer laden um fünf Uhr zu
dieser „time“. 50 Wenn ein Lateiner immer nur
an sich denkt. 51 Der kann Ihnen musikalisch viel
erzählen.
O
N
O
N
A
U
L
I
S
REZEPT VON JULIAN CHEN
Essen und ausgehen
1
2
3
4
L
A
P
A
Z
Z
E
N
O
E
s gibt Menschen, die beim Betreten des
„Copper House“ sofort nach der Sonnenbrille
suchen. Aber eines muss man seinen drei
Machern lassen: Auf dem an grellem Entertainment
und Asia-Restaurants nicht gerade armen St. Pauli
hervorzustechen ist an sich schon eine Leistung. Dass
es ihnen gelang, aus ihrem Lokal seit der Eröffnung
vor zwei Jahren binnen kurzem eine unübersehbare
Kiezgröße zu machen, ist eine kleine Sensation.
Nur der Name „Copper House“ und die rötlich
schimmernden Lounge-Lampen erinnern noch an
die Kupferkessel der hier einst ansässigen BavariaBrauerei. Der Asia–Tempel der Gebrüder Chen, die
auch in ihrem Wandsbeker „Ni Hao“ „chinesische
Haute Cuisine“ auftischen, ist heute der perfekte Ort,
um sich – und vor allem seinen Magen – auf eine lange Reeperbahn-Nacht vorzubereiten. Oder um einen
lustigen Abend mit der Clique einzuläuten.
Denn nirgends sonst lässt sich selbstbestimmter
eine Grundlage aus köstlichen Gerichten zusammenstellen als beim sogenannten „Live-Cooking“. Für
den fairen Preis von 22,50 Euro kann man dabei so
oft, wie man möchte, siegreich aus der Schlacht am
kalt-warmen Buffet hervorgehen. Das Copper House
ist Fast Food im besten Sinn: Denn auf den (übrigens
sehr netten) Service muss man nicht warten, weil
man sich einfach schnell selbst bedient. Es gibt Sushi
in ausreichender Quantität und solider Qualität sowie Dim Sum, die kleinen chinesischen Teigtaschen,
die – Vorsicht! – sehr schnell satt machen. An weite-
ren Klassikern der asiatischen Küche, wie Hähnchenfleisch süß-sauer, fehlt es ebenso wenig.
Das Beste sind aber die Frischetheken, an denen
der Gast die rohen Zutaten einsammelt und sie anschließend von chinesischen Meisterköchen im Wok
oder auf dem Grill zubereiten lässt – hier verdient das
„Live-Cooking“ seinen Namen. Hummerkrabben, Jacobsmuscheln, Entenbrust, frischer Lachs, saftiges
Rindfleisch – und jede Menge knackiges Gemüse: Es
gibt nichts, was es nicht gibt. Unbedingt probieren
sollte man die hausgemachten Saucen wie die Variante aus schwarzen Bohnen. Dazu empfiehlt sich als
Tischwein ein Chardonnay (0,2 Liter à 4,90 Euro),
ehe man es sich auf den weißen Loungemöbeln wieder gemütlich macht.
Wer gar nicht erst aufstehen möchte oder sich womöglich schon mittags in der Kantine am Buffet versorgt hat, kann auch à la carte bestellen. Zum Beispiel
den bunten Salat mit aromatischem Entenfleisch
(4,50 Euro) und als Hauptgang zarte Hühnerwürfel
nach „Palast-Art“, also auf Zuckerschoten und Cashewnüssen (13,20 Euro). Aber man sollte unbedingt
Platz fürs Dessert lassen – am Buffet wartet frisches
Obst, darunter Mangos, Aprikosen, Kiwis. „Wir setzen
auf gesundes und leichtes Essen“, sagen die Gebrüder
Chen. Ziemlich gut – und wahrscheinlich nicht ganz
so gesund – sind aber auch die kleinen, tiramisu-artigen Würfel. Und danach? Danach ist man bestens
vorbereitet für eine feucht-fröhliche Partynacht.
3
6
Wo Lounge-Lampen leuchten und Kochen zur Live-Show wird: das Asia-Lokal „Copper House“ auf St. Pauli.
TEXT: VANESSA SEIFERT • FOTOS: THOMAS LEIDIG
2
5 3
2
4
3
2 7
2
4
5
5
6
8
1
5
4
2
2
9 1
8
5
8
9
1
1
Lichtblick: Mit
grellem Dekor und
schnellem AsiaFood bietet das
„Copper House“
bunte Abende.
8
6
8
9
7
9
5
3
9
4 8
3
7
6
5
7
4
9
VII
Sonnabend / Sonntag, 30. / 31. Oktober 2010
› GESTERN & HEUTE
Monstrum der Meere: Die „Preussen“,
mit 133 Metern Länge einer der größten
Segler aller Zeiten, läuft am 27.5.1908
aus dem New Yorker Hafen aus.
FOTO: ULLSTEIN BILD
100 JAHRE HAVARIE DER „PREUSSEN“
Titan
Verletzlicher
E
s ist dunkle Nacht und der Wind
weht nur lau, als die „Preussen“
am 5. November 1910 an der englischen Küste vorbeisegelt. Sechs
Tage, nachdem sie in ihrem Heimathafen Hamburg mit Ziel Valparaiso abgelegt hatte. Der Hamburger Frachtsegler ist einer der
größten weltweit und gilt als sicheres und zugleich
schnelles Schiff, das sich mehrfach auch in den brutalen Gewässern um Kap Hoorn bewährt hatte. Kurz
vor Mitternacht an diesem 5. November 1910 zieht
Nebel im englischen Kanal auf, der Wind nimmt weiter ab. Das Schlagen von Segeln ist zu hören, ein zartes Plätschern am Bug. Kapitän Hinrich Nissen hat
den Matrosen Jens Hansen in den Ausguck geschickt,
der nun angestrengt ins dunkle Nichts blickt. Nur
noch vier Knoten Fahrt macht der riesige Fünfmaster, zu wenig, um ihn noch gut steuern zu können.
Eine gefährliche Situation in dem engen und daher
gefährlichen Gewässer, wo jetzt immer mehr maschinengetriebene Dampfer unterwegs sind, die auch
bei Windstille mit voller Kraft fahren können. „Die
‚Preussen‘ brauchte aber viel Wind, sonst wurde sie
unbeweglich wie ein Supertanker“, sagt der Hamburger Windjammer-Experte und Bootsbaumeister
Detlev Löll, der in Peenemünde heute wieder Takelagen und Rümpfe von Großseglern konstruiert.
Kapitän Hinrich Nissen lässt Nebelsignale geben.
Tief dröhnt das Horn immer wieder übers Wasser.
Plötzlich sieht Ausguck Hansen an Steuerbord
Positionslichter, erschrocken erkennt er auch rotes
Backbordlicht – ein Schiff ist auf Kollisionskurs. „Ist
der blind“, ruft Kapitän Nissen und befiehlt ein Ausweichmanöver: „Hart Backbord!“ Der Rudergänger
kurbelt hektisch am Steuerrad, um das 133 Meter lange Schiff nach links zu drehen. Träge nur kommt es
rüber, langsam, Sekunden verstreichen – dann ein
Ruck, Knirschen, Scheppern von Metall auf Metall.
Der Fährdampfer „Brighton“ und die „Preussen“ kollidieren. Die Schäden sind aber noch nicht bedrohlich, gleichwohl ist die „Preussen“ nicht mehr segelfähig und muss einen Schlepper ordern, um einen
Nothafen erreichen zu können. Doch dann kommt
plötzlich wieder mehr Wind auf, der Schlepper schafft
es nach einigen Stunden nicht mehr, das samt Ladung
fast 12 000 Tonnen schwere Windjammer-Monstrum
zu bewegen. Kapitän Nissen gibt den Befehl, im
Schutz der Küste zu ankern.
A
ber die Unglücksserie hat erst begonnen: Im
auffrischenden Wind und im starken Tidenstrom reißt die Ankerkette. Die „Preussen“
muss zwei weitere Schlepper ordern, die sie auf den
Haken nehmen. Am Nachmittag entwickelt sich ein
Sturm, eine armdicke Schlepptrosse hält dem Druck
nicht mehr stand und reißt kurz vor der Hafeneinfahrt von Dover. Verzweifelt versucht die „Preussen“Mannschaft wieder Segel zu setzen, um aus der Falle
zu entkommen. Dann kracht es fürchterlich, Wasser
schießt in die Frachträume. Die „Preussen“ ist auf einen unter Wasser liegenden Felsen gelaufen. Weitere
Bergungsversuche mit Schleppern scheitern, das
Schiff wird in den kommenden Stunden und Tagen
regelrecht von der See zerschlagen.
Die Besatzung und Teile der Ladung können gerettet werden. Doch das größte „Vollschiff“ der Welt ist
damit Geschichte – dabei sollte es Prototyp für eine
neue Zeit sein. „Es war der Höhepunkt dieser Technik, die letzte Stufe einer Entwicklung“, sagt SegelExperte Löll. „Königin der Meere“, so wurde die
„Preussen“ an der Küste genannt. Und sie war tatsächlich auch so etwas wie die Krönung der Flying
P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz: Noch heu-
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Reederei Laeisz begonnen, die ersten Fünfmaster zu bauen.
Den Auftrag für die „Preussen“ bekam die Werft
Tecklenborg in Geestemünde an der Weser. Die Ingenieure zeichneten ein Schiff mit 133 Metern Länge,
16,34 Meter Breite und einem robusten Stahlrumpf.
Leer wog es 3550 Tonnen und wurde als Vollschiff getakelt. Das heißt, an allen fünf Masten fangen quer
gestellte Rahsegel den Wind ein. 1902 lief die „Preussen“ vom Stapel und brach bald schon Rekorde. Bis zu
er Name P-Liner geht auf die Gattin des Ree18 Knoten schaffte das Schiff – eine Geschwindigkeit,
ders Carl Heinrich Laeisz (1828–1901) zurück.
die selbst für moderne Frachter noch zügig ist. Statt
Sophie Laeisz (1838–1912) hatte dichtes krauder üblichen 80 Tage brauchte die „Preussen“ bei eises Haar und trug den Spitznamen „Pudel“. Eines der
ner Rekordfahrt von Europa nach Chile nur 57 Tage.
ersten Schiffe der Reederei bekam daher auch den
„Ein Tiefwasserschiff, das erst ab sechs Windstärken
Namen „Pudel“, und fortan begannen ihre Namen
seine Stärke zeigen kann“, wie Löll sagt.
meistens mit „P“ – berühmte Windjammer wie die
Doch schon vor der Havarie 1910 zeichnete sich ab,
„Passat“ und „Pamir“. Die frühere „Padua“, eine
dass die Größe nicht nur schwer zu manövrieren war,
Viermastbark, segelt immer noch. Sie ist heute in
sondern auch ein zweites Problem mit sich brachte:
russischem Besitz und als „Krusenstern“ oft Gast
So viel Ladung ohne lange Wartezeiten zu bekommen
beim Hafengeburtstag. Heute tragen auch die Laeiszerwies sich als schwierig. „Es zeigte sich, dass kleinere
Containerschiffe das „P“ als Anfangsbuchstaben.
Schiffe wie die 4500 Tonnen tragenden ViermastbarDie Laeisz-Reederei war um die damalige Jahrken schneller mit Stückgut für die Hinfahrt nach Chihundertwende eines der letzten Schifffahrtsunterle ausgebucht und damit wirtschaftlicher waren als
nehmen, das noch auf Frachtsegler setzte. Legendär
die großen Fünfmastsegler mit ihren riesigen Ladewurden ihre Flying P-Liner in der Salpeterfahrt: Mit
räumen“, schreibt SchifffahrtsexIndustrieprodukten beladen seperte Eigel Wiese in seinem Windgelten die Schiffe nach Südamerijammerbuch „Männer und Schiffe
ka, umrundeten Kap Hoorn und
vor Kap Hoorn“. Nach der Havarie
nahmen bei schnellen Fahrten
ließ die Reederei als Ersatz die
nach knapp 80 Tagen in Chile Sal„Peking“ und die „Passat“ bauen
peter für Europa auf. Als vorteil– die heute noch in New York und
haft erwiesen sich die Segelschiffe
Travemünde als Museumsschiffe
besonders für empfindliche Güter
existieren. Beide sind nur halb so
wie Klaviere oder feinmechanigroß wie die „Preussen“.
sche Geräte: Die Vibrationen der
Noch bis in die 1930er-Jahre
Dampfer setzten ihnen extrem
fuhren Segelschiffe für Laeisz nach
stark zu. Und Segler waren günsChile – unterbrochen nur vom
tig, weil Wind und Matrosen weni„Heute streben wir nicht
Ersten Weltkrieg. In der Weltwirtger kosteten als der Treibstoff
mehr nach Größe,
schaftskrise wurde dann Salpeter
Kohle – selbst, wenn die Schiffe
sondern nach Sicherheit.“ immer mehr durch Kunstdünger
manchmal tagelang um Kap
ersetzt, und die Hamburger verHoorn kreuzen mussten, um den
Nikolaus H. Schües, 44, Chef der
kauften viele ihrer Segler. Immer
Weg gegen die vorherrschenden
Hamburger Traditionsreederei F. Laeisz
noch ist die „Preussen“ der größte
Winde zu schaffen.
reine Rahsegler aller Zeiten. Auch
Laeisz setzte dabei bald auf bewenn heute wieder ein Fünfmast-Vollschiff mit dem
sonders große Schiffe – wegen der höheren WirtPrädikat „größter Segler der Welt“ über die Meere
schaftlichkeit. „Das Verhältnis zwischen geringer
gleitet: die 134 Meter lange „Royal Clipper“. Sie
Mannschaftszahl und großem Ladungsraum machte
wurde 1999 in Anlehnung an die „Preussen“ gebaut,
die großen Schiffe so interessant“, sagt Detlev Löll.
übertrifft sie um einen Meter, hat aber etwas weniger
Die „Preussen“ konnte mit 38 Mann Besatzung gut
Segelfläche. Und ganz andere Ladung: Statt Salpeter
8000 Tonnen an Ladung aufnehmen. Die legendäre
haben auf dem Kreuzfahrer bis zu 228 Passagiere
„Cutty Sark“, der wohl schnellste Segler jener Zeit,
Platz. Und die schlafen nicht in Hängematten, sonbrauchte 35 Seeleute, um 1330 Tonnen über die
dern in luxuriösen Kabinen mit Marmorbädern.
Meere zu bewegen.
D
FOTO: BERTOLD FABRICIUS
Sie war der größte Rahsegler der Welt: 1910 wurde der
„Preussen“, Stolz der Laeisz-Reederei, ausgerechnet eine
Flaute zum Verhängnis. Logbuch von AXEL TIEDEMANN.
te gelten diese Laeisz-Segler als legendär: Sie waren
robust und ausgesprochen schnell. Die Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas bescheinigte der Reederei seinerzeit einen vergleichsweise hohen Sicherheits-Standard. Während noch um 1908 rund drei
Prozent aller Frachtsegler durch Stürme oder Havarien verloren gingen, gab es bei den Flying P-Linern
nur einen theoretischen Verlust von 0,9 Prozent.
Nobler Nachfolger (o.): das Kreuzfahrtschiff „Royal Clipper“, 1999
der „Preussen“ nachempfunden.
Gestrandeter Gigant (o. l.): die
havarierte „Preussen“ nach Kollision mit der „Brighton“ vor Dover.
FOTOS: PICTURE ALLIANCE, ULLSTEIN BILD
SERVICE
» Die „Royal Clipper“ wurde 1999
aus dem Rumpf des Kreuzliners
„Gwarek“ nach Vorbild der „Preussen“ zum Segelschiff umgebaut
und 2000 in Monaco von Königin
Silvia von Schweden getauft. Knapp
ein Meter länger als die „Preussen“
hat sie immer noch weniger Segelfläche: 5202 Quadratmeter. An
Bord wurden Folgen der ARD-Serie
„Unter weißen Segeln“ gedreht,
doch eigentlich dient die „Royal
Clipper“ als Kreuzfahrtschiff: Sie hat
Platz für 228 Passagiere, um deren
Wohl sich eine 100-köpfige Crew
kümmert. Die 7-tägige Karibikreise
vom 19.–29./30.11. kostet ab
2990 Euro p.P. (inkl. der Flüge
Frankfurt–Barbados–Frankfurt).
www.star-clippers.de
» Die Hamburger Laeisz-Reederei
betreibt heute wieder das größte
deutsche Seeschiff: Der Massengutfrachter „Peene Ore“ transportiert Erz und kann über 320 000
Tonnen tragen – etwa 40-mal mehr
als die „Preussen“. Heute fährt für
Laeisz eine Flotte von 55 Pötten
über die Meere. Mehr über Schiffe
und Reederei: www.laeisz.de
» Das Fachbuch „Die Flying
P-Liner. Die Segelschiffe der Reederei F. Laeisz“ von Peter Klingbeil
blättert wunderschön bebildert die
Geschichte der Windjammer auf.
Erschienen im Kabel Verlag und
im Verlag Die Hanse, 159 Seiten, für
ca. 90 Euro bei www.amazon.de
VIII
› STIL & LEBEN
Sonnabend / Sonntag, 30. / 31. Oktober 2010
HANDGEMACHT
FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT
Schönste
Grüße
Sogar von Spanien reisen Paare zu Achim
Wittrin nach Eppendorf, um bei „Die Drucker“
liebevolle Hochzeitskarten zu bestellen.
E
IRIN RODATZ, 34, ist PR-Managerin
beim Online-Möbelshop fashion4home, für den sie ein Jahr in der
chinesischen Dependance zuarbeitet.
Willkommen im Land der Millionenstädte, deren Namen wir in
Europa kaum kennen. In genau
so einer wohne ich seit drei Monaten – Shenzhen, eine Stadt mit
über zwölf Millionen Einwohnern. Unvorstellbar, dass hier vor
30 Jahren erst 30000 Menschen
lebten. Doch aufgrund der Grenzlage zu Hongkong wurde hier
1980 die erste Sonderwirtschaftszone Chinas gegründet und damit
der rasante Bauboom eingeleitet.
TEXT: SOPHIE LAUFER • FOTOS: THOMAS LEIDIG
r hat den schönsten Job der Welt, wie er sagt. Man
glaubt es ihm sofort, denn schließlich hat Achim
Wittrin tagtäglich mit Hochzeiten und Geburten zu
tun. „Und damit nur mit glücklichen Menschen.“ Der sympathische Mann mit den blonden Locken arbeitet aber weder im Standesamt, noch in einer Geburtsklinik. Er betreibt
in Eppendorf das Geschäft „Die Drucker“ und hat damit eine Marktlücke entdeckt. Seine Mitarbeiter und er bedrucken Geburts-, Visiten- und Tischkarten in allen Formen
und Farben – und sind besonders für ihre außergewöhnlich
liebevollen Hochzeitskarten bekannt.
In seinem kleinen Geschäft am Eppendorfer Marktplatz
zeigt Wittrin stolz die Arbeiten der vergangenen Jahre. Hier
verwahrt er viele seiner individuellen Drucke auf. Spiralalben liegen auf eleganten Holzregalen, voll mit Karten.
Klassiker wie „Wir sagen ja“ oder „Wir heiraten“ sind hier zu
finden, aber auch flotte Modelle mit „Türschildänderung“
oder „Breaking News“. In edler Schreibschrift, verschlungenen Druckbuchstaben, mit Fotos oder Herzen. Rund 1400
verschiedene Karten sind es mittlerweile.
„Hier holen sich die Kunden Anregungen, bevor wir gemeinsam die Karte entwerfen“, erklärt Wittrin. Zusammen
mit seinen sechs Kollegen nimmt er sich für jeden Kunden
reichlich Zeit. „Denn viele wissen einfach nicht genau, was
sie wollen.“ Also setzt er sich in einem ersten Beratungsgespräch mit dem Brautpaar zusammen. Überlegt, wie die
Karte aussehen könnte. Welchen Text sie bekommen soll.
Schriftart, Farbe und Größe werden genauso festgelegt wie
das Papier. „Das ist auch der Grund, weshalb wir diese Gespräche nicht am Telefon führen können. Die Kunden müssen das Papier in der Hand haben, ein Gespür dafür bekommen.“ Genauso für die Schrift, die mittlerweile oft gestanzt
oder sogar graviert wird.
Nach diesem Beratungsgespräch entwerfen Wittrin und
seine Kollegen die Karte am Computer. Die Kunden erhalten etwa zwei Tage später einen Korrekturabzug, per E-Mail
oder im Geschäft. „Erst wenn wir diesen Abzug freigegeben
À la Karte: 50 Hochzeitskarten mit Umschlägen
kosten ab 170 Euro,
aber auch Geburts- und
Visitenkarten designt
und fertigt der Druckprofi.
Die Nähe zu Hongkong und auch
zum Meer sind auf jeden Fall
Pluspunkte. Ansonsten gibt es in
dieser Retortenstadt, von
Einkaufszentren, Themenparks und schicken
Clubs abgesehen, wenig
zu entdecken. Es gibt
in der Architektur keine
Alt-Neu-Kontraste, weil
eben alles neu ist. Für
jemanden wie mich, der die
vielfältigen Stadtteile Hamburgs
liebt, ist es dennoch spannend,
für eine gewisse Zeit umringt von
Wolkenkratzern zu leben.
Hochachtungsvoll: Achim Wittrin, 64, druckt
mit Offset und einer antiken Druckmaschine von 1890.
bekommen, geht die Karte in den Druck.“ Nun erst beginnt
die eigentliche Arbeit, denn die Drucke hier werden noch
traditionell angefertigt. In Eppendorf hat Wittrin eine Maschine für den Offsetdruck – und diverse historische Druckmaschinen, die der gelernte Schriftsetzer in Räumen in
Bahrenfeld untergestellt hat. Für einen Offsetdruck erstellen Wittrin und seine Mitarbeiter eine Druckplatte mit dem
Text. Die wird in die Maschine eingespannt und bedruckt
dann das Papier. In Bahrenfeld geht es traditioneller zu.
Mit einzelnen alten Holz- und Bleibuchstaben und einer
Maschine aus dem Jahr 1890 druckt er hier von Hand die
Texte auf das Papier. Seine Spezialität: Letterpress, eine
Drucktechnik, bei der die Schrift fühlbar ist.
Wittrin ist die Begeisterung für seinen Beruf anzumerken. Deshalb habe er sich auch 1977 mit einer eigenen kleinen Druckerei selbstständig gemacht, sagt er. „Ich wollte als
Schriftsetzer arbeiten – aber so wie ich es will.“ In den ersten Jahren hat er zumeist klassische Druckaufträge ausge-
führt. Kataloge, Hefte, Bücher. Irgendwann nahm die Zahl
der Aufträge ab. „Also musste ich mir etwas überlegen“, sagt
er. So entstand die erste Hochzeitskarte – die Einladung zu
seiner eigenen Hochzeit. „Und dabei habe ich festgestellt,
welchen Spaß ich am Entwerfen habe.“ Also nahm er Einladungs- und Dankeskarten ins Angebot auf. Seit den 90erJahren erlebt der Unternehmer dank seiner pfiffigen Geschäftsidee einen wahren Boom. In der ganzen Stadt ist der
Hamburger für seine charakteristischen Entwürfe bekannt
– und weit darüber hinaus: Aus ganz Deutschland kommen
die verliebten Paare, „sogar für Kunden aus Madrid haben
wir schon gefertigt“, sagt Wittrin nicht ohne Stolz. Die Preise variieren mit den Designs: ab 170 Euro kosten 50 Hochzeitskarten inklusive Umschlägen.
Ans Aufhören denkt der 64-Jährige deshalb auch noch
lange nicht. „Warum sollte ich“, sagt er kess. „Das macht
doch so viel Spaß.“ Und so wird er, so lang er kann, weiter
Hochzeitspaare glücklich machen.
Kontakt
» Die Drucker, Eppendorfer
Marktplatz 10, Tel. 46 11 99,
Mo – Do 9 – 18, Fr 9 – 17 Uhr,
mit Anmeldung auch Di u. Do
18 – 20 Uhr, Sa 9 – 14 Uhr,
www.die-drucker.de
MEIN STYLE-TRIO
SCHILLERS
STADTGEFLÜSTER
Kraftvolle Klänge
Wie können Sie am besten abschalten?
Mit meiner Familie auf dem Fahrrad. Wir fahren gerne die
Elbe entlang. Da hat man alles auf einmal – Strand, Cafés,
Eisstände, Wurstbuden – und ist immer am Wasser. Die
Strecke nordwestlich von Wedel ist ein Traum. Am besten
in Pinneberg starten, bis ans Wasser und dann ab durch die
Schafe und über den
Deich. Herrlich!
Welche Rolle spielt
Musik in Ihrem Alltag?
Ich könnte sagen:
Musik ist mein Leben,
und das würde abgedroschen klingen,
aber so ist es. Egal,
ob Funk & Soul, Jazz,
Klassik oder Metal
– Musik unterstreicht
das Leben so schön.
Auf meiner Reisegitarre, die ich am Flughafen sogar mit dem
Gepäck aufgeben darf,
übe ich immer wieder
nach Feierabend.
Freizeitschuhe: Chucks,
Converse All Star aus Stoff
in Grau, gesehen bei
Loonies, Reeperbahn 115,
um 65 Euro.
D
Konzertgitarre: Modell HC
02 von Hohner, gesehen im
Musik Markt Hamburg,
Königstraße 1, um 70 Euro.
Fahrrad: Mountainbike
Matts 80 von Merida,
gesehen bei Cyclefactory,
Max-Brauer-Allee 36,
ab 650 Euro.
Die Wochenvorschau
MONTAG
GEDENKEN: Trauerfeier für Loki
Schmidt. Hamburg verabschiedet
sich von seiner Ehrenbürgerin im
Michel. Ab 12 Uhr.
FESTIVAL: Beim 4. Hamburger
Krimifestival lesen illustre Gäste
wie Val McDermid, Jilliane Hoffman,
Doris Gercke u. v. m. Die „kriminelle“
Eröffnung bestreiten Ingrid Noll und
Ulrich Wickert. Kampnagel, 20 Uhr.
DIENSTAG
THEATER: „Reckless. Steinernes
Fleisch“ – das Stück nach dem
Bestseller von Cornelia Funke hat
auf der Bühne des Thalia Theaters
Voraufführung. Ab 10 Jahre. 18 Uhr.
VORTRAG: „Wie Männer jetzt
wieder zur Freude am Mann-Sein
finden“ erklärt Diplom-Psychologe
Robert Betz. CCH, 19 Uhr.
a steht man unschuldig im Buchladen und stöbert ein bisschen im
vermischten Teil der Tageszeitungen – und zack! ist man mitten an
der Front. Frauen, die lesen, sind nämlich gefährlich. Glaubt jedenfalls ein
Münchner Autor, der so sein Buch
nannte, das vor ein paar Jahren prompt
zum Bestseller wurde.
Vermutlich, weil es von Männern
gekauft („Ha!“), ihren Frauen geschenkt („Siehste!!“) und von denen
dann wieder gelesen (Ha!!!“) wurde.
Was das Problem für die Männer
natürlich potenzierte. Wenn Frauen
lesen, ist das also gefährlich. Wenn
Männer allerdings, sagen wir mal,
ihrer Ehefrau einen mit Quecksilber
gewürzten Harzer Käse vorsetzen und
anschließend mit einem Gewehr hinter
ihr herlaufen – dann ist das nicht gefährlich, sondern missglückte Beziehungskommunikation. So stand es in
der Zeitung, so hat das vor wenigen Tagen ein deutsches Gericht entschieden.
Das sah zwar die Tatsachen (Quecksilber-Harzer, geladenes Gewehr) als
erwiesen an, konnte darin aber „keine
Tötungsabsicht“ erkennen. Aha. Der
Mann hat Bewährung gekriegt, weil er
unter „Selbstwertproblemen“ litt.
Mit dem Bus bin ich in einer
Stunde am Strand. Und es stimmt,
die meisten Chinesen können
nicht schwimmen. Trotzdem
stürzen sie sich mit Begeisterung
ins Wasser, bewaffnet mit ihrem
extragroßen, aufblasbaren
Schwimmreif für Erwachsene.
Für mich bleibt als größte Herausforderung die Sprache und mein
plötzliches Analphabetentum.
Auf der Suche nach Bodylotion
habe ich bei meinem ersten Einkauf zum Duschgel gegriffen und
es mir auf die Beine geschmiert.
Sieben Verträge (unter anderem
Wohnung und Bankkonto) habe
ich in den letzten Wochen unterschrieben, ohne sie zu verstehen.
Mit meinen 20 Worten Chinesisch kann ich jetzt immerhin
dem Taxifahrer den Weg sagen
und Preise verhandeln …
Neben Shoppen und Schwimmreifen lieben Chinesen Karaoke,
ob im Park in aller Öffentlichkeit
oder im durchgestylten KaraokeClub, wo man mit seinen Freunden einen privaten Raum mietet.
Echt standesgemäß habe ich
deshalb die Kollegen an meinem
Geburtstag zum Karaoke eingeladen. Um sofort loszusingen,
braucht ein Chinese kein Bier,
der Anblick des Mikros und des
Videoclips genügt!
ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN
Tragen Sie privat dasselbe wie vor der Kamera?
Ich trage zwar dieselbe Mode, die ich im Fernsehen anhabe
auch privat, aber ich kann nicht alles, was ich privat trage,
auch im TV anziehen. Ich trage gerne kariert, das würde
aber in der Kamera flimmern. Außerdem mag ich Kleidung,
die schon eine Geschichte hat und abgetragen ist – die
kann man dann aber keinem TV-Zuschauer zumuten.
Wer liest,
schießt
schärfer
FOTOS: NDR/UWE ERNST, PR
NDR-Moderator Yared Dibaba, 41, liebt
Kleidung „mit Geschichte“, Radtouren an der
Elbe und das Klimpern auf seiner Gitarre.
Shenzhen
Bestimmt hatte seine Frau zu viele
Romane verschlungen. Und womöglich
noch in der Zeitung gestöbert. Da hat er
es natürlich mit der Angst gekriegt.
Und da reagiert ja jeder anders.
Der Bestsellerautor zum Beispiel
hat inzwischen nachgelegt. „Frauen,
die lesen, sind gefährlich und klug“
heißt sein neues Werk. Wirklich! Wir
warten jetzt ungeduldig auf die Fortsetzungen „Frauen, die lesen, sind gefährlich, klug und schön“, „Frauen, die
lesen, sind gefährlich, klug, schön und
witzig“ sowie „Frauen, die lesen, sind
gefährlich, klug, schön, witzig und haben keine Zeit, mit Harzer Rollern und
geladenem Gewehr ihren Männern
nachzulaufen“.
Ach so? Mädels, wir sehen uns am
Käsestand.
MADE IN HAMBURG
Kolumnen-Buch
» Hier schreiben im wöchentlichen
Wechsel Maike Schiller und
Joachim Mischke. Ausgewählte
Kolumnen aus dem „magazin“ und
der „Welt“ erscheinen in dem Band
Hamburger Momente, 9,95 Euro.
www.abendblatt.de/shop oder über
Tel. 34 72 65 66.
Um in einer langen
Hamburger Nacht
schön wach zu bleiben,
ist Koffein-Genuss
in diesem „Hamburg
Becher“ aus hochwertigem Porzellan ratsam.
Praktisch: der Silikonring als Hitzeschutz.
„Coffee to go“:
Hamburg-Becher,
spülmaschinenfest, gesehen bei
Thalia, Spitalerstr. 8, um 18 Euro.
1.–7. NOVEMBER
MITTWOCH
DONNERSTAG
KLASSIK: Bei der großen BachSchumann-Nacht singt Andreas
Schmidt (Bariton), begleitet von
Matthias Kirschnereit (Klavier) und
Christoph Schoener (Orgel) im
Michel, 20.15 bis ca. 22.30 Uhr.
FEST: Am Tag der offenen Tür
in der Commerzbibliothek gibt
es einen großen Bücherflohmarkt,
Buchrestaurationen live, WissensRallye mit Preisen und Kuchenbüfett. Adolphsplatz 1, 15 – 19 Uhr.
LESUNG: Hardy Krüger stellt
seinen Roman „Tango Africano“,
eine bewegende Geschichte über
eine späte Liebe, vor. Heymann,
Eppendorfer Landstr. 77, 20.30 Uhr.
COMEDY: Ganz schön türbulent
wird es mit Bülent Ceylan. Spontan,
intelligent und in breitem kurpfälzer
Dialekt entlarvt er deutsch-türkische
Klischees. CCH Saal 2, 20 Uhr.
FREITAG
RUMMEL: Riesenrad und
Kettenkarussell drehen sich wieder – der Winterdom wird eröffnet.
22.30 Uhr Feuerwerk. Bis 5.12.
MÄRCHEN: Die 7. Hamburger
Märchentage mit Schwerpunkt
Russland starten mit einer BenefizLesenacht für ein StraßenkinderProjekt in St. Petersburg. Zentrale
im Thalia Theater, 19 Uhr. Bis 12.11.
SONNABEND
TANZEN: Der 25. Hamburger
Frauenball, moderiert von Mirjam
Müntefering, lockt mit Showtänzen
von Tango bis Step, Janice Perry
und Elli Erl auf der Bühne und einer
nächtlichen Tombola. Abendgarderobe erwünscht! CCH, 20 Uhr.
SPORT: Handball-Klassiker im
Norden. Der HSV möchte mit einem
Sieg gegen Flensburg-Handewitt
an die Spitze. O² World, 20.15 Uhr.
SONNTAG
KONZERT: Amy Macdonald, die
mit Folk-Rock immens erfolgreiche
Schottin, beginnt ihre Deutschlandtour in Hamburg. O² World, 20 Uhr.
BENEFIZ: Der Erlös des 60.
Charity-Bazaar des DeutschAmerikanischen Frauen-Clubs
Hamburg e. V. aus Lotterien, Tombolas, Spiel- und Verkaufsständen
geht an Projekte für Kinder.
Radisson SAS Hotel, 12 – 18 Uhr.