Markus von Detten - Institut für Informatik

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Markus von Detten - Institut für Informatik
Erfahrungsbericht
Auslandsstudium in Reading
Herbst 2003 – Frühling 2004
Im Rahmen des ERASMUS-Austauschprogramms habe ich die Zeit vom September 2003 bis März
2004 als Auslandsstudent an der University of Reading in England verbracht. Dort habe ich ein
halbes Jahr lang Computer Science (Informatik) studiert. Gleich vorweg kann ich schon mal sagen,
dass es eine Erfahrung war, die ich jedem anderen nur wärmstens empfehlen kann. Man sieht mal,
wie das Uni-Leben in einem anderen Land so abläuft, lernt einen Haufen neuer Leute aus allen
möglichen Ländern kennen und lernt ganz nebenbei auch noch (wenigstens) eine Fremdsprache.
Im Folgenden habe ich meine Erfahrungen und einige nützliche Tipps zu Papier gebracht, von
denen ich hoffe, dass sie zukünftigen Austauschstudenten eine Hilfe sein werden. Dabei gehe ich im
ersten Teil genauer auf das Studium an sich ein, während im zweiten Teil das Leben in Reading auf
dem Programm steht.
Falls noch irgendwelche Fragen offen sein sollten, immer her damit: [email protected]
1 Studieren in Reading
1.1 Die Bewerbung
Für die Planung seines Auslandsaufenthaltes sollte man sich genügend Zeit nehmen.
Idealerweise fängt man schon etwa Jahr vor der geplanten Abreise mit den Vorbereitungen an.
Da das akademische ein Jahr in England im Herbst beginnt, sollte man sich also dann schon
einmal einige Erfahrungsberichte anschauen oder ein Gespräch mit Frau Adams-Ray oder
Frau Bast-Foster führen. Informationen über die University of Reading findet man auch im
Internet unter www.reading.ac.uk. Wenn man sich ausreichend schlau gemacht hat, sollte man
dann fristgerecht seine Bewerbung abgeben. Für Studienaufenthalte, die im Herbst beginnen
muss die Bewerbung im Frühling eingereicht werden. Zugegebenermaßen muss man dafür
eine Menge Unterlagen zusammentragen:
1.1.1 Eine Erklärung des Studienvorhabens im Ausland (sowohl auf deutsch als auch in der
Landessprache). Darin sollte man kurz darstellen, warum man gerne ein Auslandssemester
machen möchte, wieso man sich gerade für den betreffenden Ort entschieden hat und wie
man das Semester ins eigene Studium integrieren möchte, bzw. was man sich davon für
sich und das Studium erhofft. Allerdings sollte man sich schon etwas mehr einfallen lassen,
als „Ich hatte mal Lust die Welt zu sehen...“
1.1.2 Einen tabellarischen Lebenslauf (ebenfalls deutsch und landessprachlich).
1.1.3 Ein Sprachzeugnis über die eigenen Kenntnisse der Landessprache. Für Reading
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bekommt man so ein Zeugnis logischerweise im Institut für Anglistik (H-Gebäude). Ich
habe meinen Test bei Herrn Turner gemacht. Auch um diesen Test sollte man sich zeitig
kümmern, da die Kategorien Verstehen, Sprechen, Schreiben und Lesen geprüft werden.
Am besten vorher einen Termin mit dem zuständigen Prüfer vereinbaren. Anders als für
Aufenthalte in Übersee ist für Auslandssemester in England kein TOEFL-Test notwendig.
1.1.4 Einen beglaubigten Leistungsnachweis über bisher abgelegte Prüfungen. Den gibt es im
Studentensekretariat.
1.2 Das Bewerbungsgespräch
Mit ein wenig Glück wird man kurz darauf zu einem „Bewerbungsgespräch“ mit dem
ERASMUS-Koordinator des Instituts dem man angehört eingeladen (für Informatiker ist das
Herr Szwillus). Bei mir verlief das Gespräch sehr informell und angenehm, was
wahrscheinlich auch damit zusammenhing, dass sich auf die drei zur Verfügung stehenden
Plätze in Reading nur drei Leute beworben hatten. Die Unterhaltung drehte sich um mein
Studium, meine Interessen und darum, was ich von meinem Aufenthalt in England erwarten
würde. (Ich habe gehört, dass diese Gespräche bei Studienplätzen, auf die sich mehr Bewerber
gemeldet hatten durchaus nicht so entspannt sind und etwas mehr Prüfungscharakter haben,
um die Vorbereitung der einzelnen Bewerber zu testen.) Zu beachten ist noch, dass die
Bewerbungsgespräche oftmals, zumindest teilweise, in der Landes- bzw. Unterrichtssprache
des Ziellandes geführt werden. Darauf sollte man also gefasst sein.
1.3 Papierkram daheim
Ist auch diese Hürde genommen (was bei mir, wie gesagt, aufgrund des Bewerbermangels
nicht allzu schwer war), erhält man bald darauf vom Akademischen Auslandsamt einen Brief
mit einer Checkliste, was nun zu tun ist. Damit beginnt Teil 2 des großen Papierkrieges, aber
wie schon bei der Bewerbung gilt auch hier erstmal: Keine Panik! (natürlich in großen,
freundlichen Buchstaben...) Man braucht folgendes:
1.3.1 Die Annahmeerklärung. Zuerst sollte man die dem Schreiben beiliegende
Annahmeerklärung ausfüllen und wieder im Akademischen Auslandsamt abgeben. Damit
erklärt man verbindlich seine Teilnahme am ERASMUS-Programm.
1.3.2 Einen Auslands-BAföG-Antrag. Auch Studenten, die normalerweise kein BAföG
bekommen, können während eines Auslandsaufenthaltes gefördert werden. Den Antrag auf
Auslands-BAföG stellt man logischerweise im BaföG-Amt, außerdem braucht man eine
Kopie der Zusage aus dem Brief vom Auslandsamt. Da diese Anträge eine lange
Bearbeitungszeit haben, sollte man sie möglichst sofort nach der Zusage des Studienplatzes
stellen.
1.3.3 Eine Beurlaubung. Während des Auslandsaufenthaltes sollte man sich unbedingt in
Paderborn beurlauben lassen. Ein entsprechendes Formular dafür gibt es im
Studentensekretariat. Desweiteren braucht man auch hier eine Kopie der schriftlichen
Zusage des Aufenthaltes und sein Studienbuch, da dort die Beurlaubung eingetragen wird.
Urlaubssemester werden nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet.
1.3.4 Das Learning Agreement. Damit das Auslandsstudium auch in Paderborn akademisch
anerkannt wird (man also die im Ausland besuchten Vorlesungen auf das heimische
Studium angerechnet bekommt) empfiehlt sich dringend der Abschluss eines so genannten
„Learning Agreements“. Darin legt man schon vor der Abreise fest welche Kurse man an
der Gasthochschule belegen will, und lässt diese Auswahl vom eigenen ERASMUSKoordinator absegnen. Die Gasthochschule muss dann noch unterschreiben, dass man die
ausgewählten Vorlesungen auch wirklich belegt hat.
Man sucht sich also zuerst Veranstaltungen an der Gasthochschule aus, die man besuchen
möchte (die entsprechenden Pläne findet man im Internet), trägt sie auf dem Learning
Agreement ein und lässt das dann erst von seinem ERASMUS-Koordinator und dann von
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Frau Bast-Foster bzw. Frau Adams-Ray abzeichnen.
Sollte es im Ausland dann noch zu Änderungen kommen (bei mir wurde kurzfristig eine
Vorlesung abgesagt), so kann man sich auch später noch umentscheiden. Das sollte in den
meisten Fällen kein Problem sein, solange es in einem vernünftigen Rahmen bleibt.
1.3.5 Die Wohnraumerklärung. Mit diesem Formular erklärt man sich dazu bereit seine
Wohnung während der eigenen Abwesenheit einem Austauschstudenten zur Verfügung zu
stellen. Obwohl jeder diese Erklärung einreichen muss, bezieht sie sich in erster Linie auf
Studenten die ein Zimmer im Wohnheim haben. Man kann die Bereitstellung aus
bestimmten Gründen verweigern (z.B. wenn man bei seinen Eltern lebt), und obwohl die
Klausel existiert, dass man in dem Fall für eventuelle Studenten eine Unterkunft suchen
muss, ist es doch meistens halb so schlimm. Bei mir war man regelrecht erleichtert, dass
ich keine Wohnung bereitstellen konnte, da überhaupt nicht so viele Austauchstudenten
nach Paderborn wollten.
Die Erklärung gibt man bei Frau Müller im Studentenwerk ab.
1.4 Papierkram auswärts
Irgendwann bekommt man dann auch per Post einen dicken Umschlag zugeschickt, in dem
sich noch mehr Formulare befinden, diesmal für die Gastuniversität. Für Reading habe ich
folgende Unterlagen ausfüllen müssen:
1.4.1 Application for Admission. Auf diesem Bewerbungsbogen muss man generelle
Informationen eintragen, wie Name, Aufenthaltszeitraum und Art der Unterbringung. Ein
Teil des Formulars muss auch vom Akademischen Auslandsamt ausgefüllt werden.
1.4.2 Learning Agreement. Ich habe auch von der Uni Reading nochmal einen Vordruck für
mein Learning Agreement bekommen. Wahrscheinlich ist es nicht unbedingt nötig, aber es
hat auch nicht geschadet das Formular zusätzlich zu dem aus Paderborn auszufüllen und
unterschreiben zu lassen. Sicher ist sicher.
1.4.3 Acceptance Confirmation. Nachdem die oben erwähnte Bewerbung in Reading
angekommen ist, erhält man auch von dort ein Formular, dass man den angebotenen
Studienplatz verbindlich annimmt.
1.4.4 Financial Guarantee. Mit seiner Unterschrift auf diesem Formblatt versichert man, dass
man in der Lage ist, die während des Auslandsaufenthaltes anfallenden Kosten (von
Universitätsseite) auch wirklich zu bestreiten.
1.5 Ankunft
Der Empfang an der Universität von Reading war wirklich hervorragend organisiert. Man
sollte möglichst bald im Study Abroad Office vorbei schauen. Das ist umgezogen und ab jetzt
im Geography Building zu finden. Die Leute die dort arbeiten (zu meiner Zeit Heather
Goodey, Aileen Skegg und Corinne Knott) sind unglaublich nett, haben immer Zeit für die
großen und kleinen Probleme oder auch einfach ein paar nette Worte. Dort erhält man auch
gleich erste Informationen zu den Einführungsveranstaltungen.
Doch erstmal kommt noch ein bisschen mehr Papierkram, so muss man einen
Studentenausweis ausgestellt bekommen, sowie sich bei der Student's Union registrieren. Das
war bei mir in einer Zentralveranstaltung zusammengefasst, wo man beides in einem
Abwasch erledigen konnte. Studenten die sich länger als ein halbes Jahr in Reading aufhalten
müssen sich auch beim Campus-Arzt anmelden, damit man im Falle eines Falles dort
behandelt werden kann. Hab ich aber nicht gemacht, ging auch ohne. (Außerdem ist das
englische Gesundheitssystem etwas seltsam. Wer meint in Deutschland bräuchten wir
Reformen, der wird sich wundern...)
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1.6 Einführungsveranstaltungen
Als ich in Reading war, gab es dort zum ersten Mal eine so genannte „Welcome Week“.
Während dieser Woche vor Semesterbeginn, gab es allabendlich Veranstaltungen in der unieigenen Campus-Disco „3-sixty“. Angefangen bei einem Pizzaabend, über eine Salsa Party bis
hin zu einer Quiz Night war alles dabei. Da diese Veranstaltungen ausschließlich für
„International Students“ und nicht für die englischen Studenten offen waren, hatte man hier
eine fantastische Gelegenheit sich mit „Gleichgesinnten“ zu unterhalten, erste Erfahrungen
auszutauschen und Freundschaften aufzubauen. Kurz nach Semesterbeginn gab es dann noch
eine „formale“ Begrüßungsveranstaltung, bei der man ein bisschen zur Uni und zum Studium
an sich gesagt bekam. Begleitend dazu gab es eine Vortragsreihe in der es unter anderem
Veranstaltungen über die Bibliothek, über Studentenjobs in Reading und über
wissenschaftliches Arbeiten gab. Zusätzlich gibt es für jeden Fachbereich einen „Erasmus
Coordinator“ mit dem sich dann noch einmal die Studenten treffen, die diese spezielle
Fachrichtung studieren und bei dem sie offene Fragen zum Learning Agreement stellen
können. Für die Informatiker war das Professor Vassil Alexandrov.
1.7 Sprachkurse
Es gibt die Möglichkeit an so genannten „English Language Development Classes“
teilzunehmen. Diese sind hauptsächlich für Studenten gedacht, die zwar schon etwas Englisch
können, deren Kenntnisse aber noch nicht ganz ausreichend für das Alltags- und das
Universitätsleben sind. Ich habe nicht daran teilgenommen.
1.8 Studieninhalte
Ich habe mir meine Vorlesungen schon vor meinem Abflug nach England ausgesucht. Vor Ort
bekommt man dann Stundenpläne und Informationen zu den gewählten Vorlesungen über
Aushänge in den entsprechenden Institutsgebäuden. Im Prinzip sind die Vorlesungsinhalte mit
denen in Deutschland gut vergleichbar, was auch bei der Anrechnung sehr hilfreich ist.
Manchmal ist es aber auch etwas ganz anderes. (In einer Vorlesung mit dem Titel „Graphical
User Interfaces“ ging es erst um Webdesign und danach um XML....) Obwohl ich
ausschließlich „Third Year“-Veranstaltungen besucht habe, kam mir das Niveau im
allgemeinen deutlich niedriger als in Paderborn vor. Das gilt allerdings nicht, wenn man
seinen „Master“ in England machen möchte. In diesem vierten akademischen Jahr besucht
man dann einwöchige Blockseminare zu bestimmten Themen, die einen enorm höheren Zeitund Arbeitsaufwand erfordern, als die Vorlesungen der ersten drei akademischen Jahre.
Zu jeder Vorlesung muss man „Courseworks“ anfertigen, die mit langen Hausarbeiten
vergleichbar sind. Bis zu einer bestimmten Deadline ist ein vorgegebenes Thema in
schriftlicher Form zu bearbeiten. Je nach Vorlesung kann der Umfang zwischen zwei und
zwanzig Seiten schwanken.
1.9 Vorlesungs- und Prüfungszeiträume
Vorlesungen dauern in Reading 50 Minuten und werden üblicherweise zweimal pro Woche
gehalten. Begleitende Tutorien oder Übungen gibt es nur in Ausnahmefällen. Der Focus liegt
eher auf dem Selbststudium und den Courseworks.
Das akademische Jahr in Reading ist in drei Terms aufgeteilt. Der erste Term geht von Anfang
Oktober bis Mitte Dezember, der zweite von Mitte Januar bis Ende März. Der dritte Term (in
dem ich nicht mehr anwesend war) geht von Mitte April bis Mitte Juni. Vorlesungen finden
ausschließlich in den ersten beiden Terms, also im Herbst und im Frühling statt. Im Summer
Term werden Klausuren geschrieben. Studenten, die (wie ich) nur in den ersten beiden Terms
da sind, können an den Klausuren logischerweise nicht teilnehmen. Die Benotung erfolgt bei
ihnen über die Courseworks, die daher verpflichtend sind. Für Studenten, die Klausuren
schreiben sind die Courseworks freiwillig, können aber die Note aufbessern.
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1.10 Interessante Veranstaltungen
Als besonderes Angebot für ausländische Studenten gibt es die Vorlesung „Modern Britain“.
Diese geht über zwei Terms, wobei im ersten die Geschichte Großbritanniens und im zweiten
Teil das Leben und die Kultur des Landes im Mittelpunkt stehen. Am Ende jedes Terms steht
eine Klausur mit 50 Multiple Choice Fragen, die schon ein bisschen Engagement beim Lernen
erfordert, wenn man sie bestehen will. Dafür gibt es aber auch pro Term 5 ECTS Credits
gutgeschrieben. Auf das eigene Studium kann man sich die Veranstaltung aber wohl nur in
Ausnahmefällen anrechnen lassen. Die Qualität der Vorlesung schwankt stark mit den
Dozenten, die aus den unterschiedlichsten Fachbereichen kommen, um über Themen wie
„British Law“, „Film in Britain“ oder „The English Language“ zu referieren.
Ein unschlagbares Plus dieser Vorlesung ist allerdings, dass man dort viele der anderen
International Students wieder trifft, die man im alltäglichen Studentenleben vielleicht nicht so
oft sieht.
1.11 Gebühren
Als ERASMUS Student ist man von den britischen Studiengebühren befreit. Diese betrugen
im akademischen Jahr 2003/04 £ 375 pro Term. Dazu kommen noch etwa £ 20 pro Jahr als
Beitrag für die Sportstätten, u.ä.. Diese müssen von allen Studenten bezahlt werden (im
Whiteknights Building).
1.12 Studentische Organisationen
Die Reading University Students Union (RUSU) ist in etwa mit dem AStA vergleichbar.
Allerdings ist sie ungleich aktiver und präsenter im täglichen Uni-Leben. Sie betreibt die UniDisco 3-sixty, einen Pub namens Mojo's und eine Cafeteria auf dem Campus. Praktisch an
jedem Abend gibt es an einem oder mehreren dieser Orte Partys, Konzerte und ähnliches. Es
gibt im Students Union Building einen kleinen Supermarkt und ein RUSU Info-Center. Zur
RUSU gehören außerdem mehrere Dutzend Studenten Clubs, die Societies, die sich um
außeruniversitäre Freizeitangebote kümmern. So gibt es Sportsocieties (Judo, Kanu fahren,
Fußball, American Football, Kricket, Polo...), einen Filmclub, eine Rollenspielsociety, eine
Philosophiervereinigung und viele mehr. Am Anfang eines Terms stellen sich die Societies
auf dem sogenannten „Fresher's Fayre“ den neuen Studenten vor.
Da die RUSU einer Untergruppe der British Students Union ist, erhält man von ihr außerdem
einen Studentenausweis, mit dem man in vielen Museen und Kinos ermäßigten Eintritt
bekommt.
1.13 Die Bibliothek
Zentral auf dem Campus gelegen befindet sich die Bibliothek. Der Bestand an Büchern war
meiner Meinung nach nicht ganz so groß wie in Paderborn, aber doch ausreichend. Zusätzlich
stehen auf der ersten Ebene noch etliche PCs zur Verfügung, die von allen Studierenden zum
Surfen und (ganz wichtig) emailen genutzt werden können. Zwar sind die Computer nicht
gerade auf dem neuesten Stand, aber immerhin besser als gar nichts. Allerdings sind gerade
während der Vorlesungszeiten meist alle der ca. 100 Plätze belegt.
Die Bibliothek hat unter der Woche bis 22 Uhr geöffnet und am Wochenende immerhin noch
bis 17 Uhr.
1.14 Die Mensa
Mit dem Essen auf dem Campus ist das so eine Sache. Wer ein ähnliches Angebot wie in
Paderborn erwartet, wird schnell seiner Illusionen beraubt sein. Die Standardmensa ist der so
genannte Cedar Room. Dort gibt es den ganzen Tag English Breakfast, die unvermeidlichen
Sandwiches in allen Geschmacksrichtungen, eine sehr dürftige Salatbar und Fastfood. Das
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wars. Dazu kommt, dass man nicht wirklich billig davon kommt. Wenn man einigermaßen
satt werden will, dann muss man schon zwischen £ 3 und £ 5 ausgeben. Ein bisschen mehr
„richtiges“ Essen bietet der Blue Room, der allerdings auch geringfügig teurer ist. Ansonsten
kann man im RUSU Supermarkt oder in der Cafeteria Sandwiches kaufen. Ein Angebot mit
großer Auswahl und ständig wechselnden Hauptgerichten sollte man aber nirgendwo
erwarten.
1.15 Spätere Anrechnung
Sobald die Noten feststehen, stellt einem das Study Abroad Office in Reading einen so
genannten Academic Report aus, auf dem die belegten Vorlesungen samt Noten vermerkt
sind. Mit diesem Bericht und dem Learning Agreement geht man dann zu seinem
ERASMUS-Coordinator in Paderborn (bei mir also wieder Herr Szwillus) und bespricht dann
welche Vorlesung man in welchem Leistungsbereich angerechnet haben möchte. Eine Liste
zur Umrechnung der englischen Noten (die in Prozent angegeben werden) in deutsche
Entsprechungen
gibt
es
im
Internet
unter
http://www.upb.de/cs/studium/material/Notenumrechnung.gif.
2 Leben in Reading
2.1 Anreise
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten nach Reading zu gelangen, darunter mit dem Auto per
Fähre oder durch den Eurotunnel. Ich will hier aber nur von dem Weg berichten, den ich auch
ausprobiert habe. Per Flugzeug.
Von Paderborn aus gehen täglich ein bis zwei Flüge nach London-Stansted. Die sind bequem
online buchbar unter www.airberlin.de. An Gepäck darf man die üblichen 20 kg mitnehmen,
wenn man allerdings den Rückflug gleich mit bucht und der Reisezeitraum länger als ein
Monat ist, erhöht sich das Limit auf 30 kg. Ich persönlich bin trotz extremer Sparsamkeit auf
knapp 40 Kilo gekommen, was bedeutet, dass man entweder etwas Glück und kulante
Angestellte am Abfertigungsschalter benötigt, oder kräftig nachzahlen muss.
Einmal in Stansted angekommen, gibt es mehrere Möglichkeiten weiterzureisen.
2.1.1 Per Stansted Express, U-Bahn und Zug
Der Stansted Express ist ein Express-Pendelzug, der von Stansted Airport über Bishop
Stortford zur Liverpool Street Station in London fährt. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten
und kostet ca. 25 €. An der Liverpool Street angekommen, geht es dann per U-Bahn weiter
zur Paddington Station. Hierfür eignen sich die Circle Line Richtung Westen (gelb), oder
die Hammersmith & City Line Richtung Hammersmith (rosa). Nach etwa 20-minütiger
Fahrt für 5 € ist man dann am Bahnhof Paddington angekommen. Dort muss man sich dann
nur noch einen Zug suchen, der nach Reading fährt. Üblicherweise fährt spätestens jede
halbe Stunde einer, auch bis spät in die Nacht hinein. Die Fahrt kostet nochmal bis zu 20 €
und dauert je nach Zug zwischen 20 und 45 Minuten.
2.1.2 Per Bus
Von Stansted aus fahren auch Reisebusse nach Reading. Die Endstation ist üblicherweise
das Supasaver Centre im Readinger Vorort Calcot, was allerdings schon ziemlich
außerhalb liegt. Von dort aus kommt man dann per Taxi oder Linienbus in die Innenstadt.
Die Busfahrt von Stansted aus kostet ca. 20 € und ist allen zu empfehlen, die nicht mit 40
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Kilo Gepäck die Freuden der Londoner Rush Hour in einer überfüllten U-Bahn erleben
wollen. Für den umgekehrten Weg, von Reading zum Flughafen, sollte man aber genügend
Zeit mit einplanen. In meinem Fall war es nämlich so, dass der Bus aus völlig
unverständlichen Gründen einen riesigen Umweg über diverse kleine Käffer fuhr und ich
nach etwa 3-stündiger Reise so beinahe meinen Flug verpasst hätte.
2.2 Unterkunft
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten in Reading eine Unterkunft zu finden, aber eines
haben sie alle gemeinsam: Billig wird es sicher nicht. Vor allem die Nähe zu London sorgt
dafür, dass sich die Mieten in Reading schon ganz gut mit denen der Hauptstadt messen
können. Im Folgenden habe ich immer die ungefähr zu erwartenden monatlichen Kosten mit
angegeben.
2.2.1 Studentenwohnheime (Halls)
Die University of Reading verfügt über mehr als ein Dutzend Studentenwohnheime, von
denen die meisten rund um den Campus verteilt sind. Obwohl die Wohnheime zur Uni
gehören werden sie privatwirtschaftlich betrieben und daher schwankt die Qualität zum
Teil ganz erheblich. Grundsätzlich kann man die Halls in zwei Kategorien einteilen,
nämlich die, in denen man verpflegt wird (fully catered) und die, in denen man sich selber
um seine Mahlzeiten kümmern muss (self-catered). Hierbei ist zu beachten, dass sich der
Catering-Vertrag nur auf 30 Wochen erstreckt, d.h. zwischen den Terms bleibt die Küche
kalt. Teilweise muss das Wohnheimzimmer bei solchen 30-week-contracts sogar zwischen
den Vorlesungszeiten geräumt werden, das hängt von der Hall ab. Die self-cateringcontracts laufen in der Regel über 39 Wochen, was dann auch die Pausen zwischen Winterund Spring-, bzw. zwischen Spring- und Summerterm beinhaltet.
In Halls mit Vollverpflegung muss man um die £ 1100 für Autumn- sowie Spring-Term
kalkulieren, der Summer-Term kostet die Hälfte. In den Selbstverpfleger-Halls kostet ein
Term etwa £ 750, bzw.£ 400.
Ich selbst habe die ersten 10 Tage, während ich nach einer privaten Unterkunft suchte, in
einer Hall gewohnt, und im Verlauf des Semesters habe ich noch einige andere gesehen.
Man muss ganz klar sagen, dass die Wohnheime von der Qualität her sehr verschieden
sind. Am unteren Ende der Skala bewegt sich z.B. die Wells Hall (von Studenten liebevoll
auch Hells Hall genannt), in der ich 10 Tage verbringen durfte. Zimmer mit
Gefängniszellencharme, nicht funktionierende Heizungen, Einfach-Verglasungen der
Fenster und Legionellen im Wassersystem (kein Witz!) haben mich schon eher
abgeschreckt. Im guten Mittelfeld dagegen liegt meiner Meinung nach die Bridges Hall,
während die Wantage Hall zu den beliebtesten Unterkünften zählt.
2.2.2 Gastfamilien
Falls man keinen Platz in den Halls bekommt, besteht auch die Möglichkeit in einer
Gastfamilie unterzukommen. Das kostet etwa £ 72 pro Woche, wobei darin nur das
Frühstück enthalten ist. Von anderen Studenten habe ich sehr unterschiedliche Erfahrungen
mit dieser Art der Unterbringung zu hören bekommen. Einige waren sehr zufrieden und
hatten keine Probleme, andere sind nach wenigen Wochen ausgezogen, weil es nicht
funktioniert hat.
2.2.3 Private Unterkunft
Ich persönlich habe mir zusammen mit einem Kommilitonen selbst eine Wohnung gesucht.
Die erste Anlaufstelle hierfür sollte das Accomodation Office auf dem Campus sein. Dort
findet man eine Menge Aushänge über freie Wohnungen, zusammen mit Bewertungen
früherer Bewohner. Das Accomodation Office hat auch eine eigene Website, zu der man
allerdings ein Passwort benötigt. Das erhält man früh genug vom Study Abroad Office.
Sollte das alles noch nicht zum Erfolg führen, kann man es noch bei den zahlreichen
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Wohnungsmaklern in Reading versuchen (z.B. in der Wokingham Road), oder die
Anzeigen in den Lokalzeitungen durchforsten. Man muss sich allerdings darauf einstellen,
dass unter £ 250 Monatsmiete meistens nichts (halbwegs Vernünftiges) zu kriegen ist. Die
Kaution liegt üblicherweise bei ein bis zwei Monatsmieten.
2.3 Lebenshaltungskosten
Die bereits erwähnte Miete (für Privatwohnungen) beinhaltet meist nicht die Nebenkosten.
Für Gas, Wasser und Strom sollte man in etwa £ 25 pro Monat einplanen. Das Thema sollte
man am besten gleich am Anfang mit dem Vermieter klären, damit es hier nachher keine
bösen Überraschungen gibt. Für Verpflegung und alles Übrige habe ich im Monat nicht mehr
als £ 150 ausgegeben, aber das ist natürlichen stark von den eigenen Bedürfnissen abhängig.
2.4 Einkaufen
Gemessen an der Einwohnerzahl ist Reading etwas kleiner als Paderborn. Trotzdem bekommt
man eigentlich alles was man so braucht in der Innenstadt, die mit dem Bus gut zu erreichen
ist. Die Haupteinkaufsstraße ist die Broad Street, an der zum einen mit dem Broad Street
Mall ein Einkaufszentrum von der Größe der Liborigalerie liegt. Direkt daneben befindet sich
ein Virgin Mega Store. Zum anderen ist da noch das Oracle. Das Oracle ist erst vor ein paar
Jahren gebaut worden und hat locker die 5 bis 6-fache Größe des Broad Street Malls. Dort
gibt es zum Beispiel das Kaufhaus Debenham's, H&M, HMV und einen Waterstones Book
Shop. Zusätzlich beherbergt das Oracle diverse Restaurants (inklusive McDonald's) und das
vue Cinema Centre (früher Warner Brothers Movie Village). Wer ganz normal Lebensmittel
einkaufen möchte, sollte es in einem der großen Supermärkte versuchen, die allerdings ein
bisschen mehr außerhalb liegen. Zu nennen wären da der Safeways Superstore an der
Basingstoke Road, TESCO an der Napier Road nördlich der Innenstadt und ASDA am
Rushey Way im Südosten der Stadt.
2.5 Unternehmungen
Ganz oben auf der Liste der möglichen Unternehmungen steht natürlich eine Fahrt nach
London. Mit dem Zug dauert die Strecke nur etwa eine halbe Stunde und ist mit £ 10 für ein
Hin- und Rückfahrtticket (cheap day return ticket) auch noch recht preiswert. Wer etwas mehr
in eine Zone 1 Travelcard investiert darf in London innerhalb der Innenstadtzone sogar den
ganzen Tag U-Bahn und Bus fahren. Dabei muss man allerdings beachten, dass diese Tickets
erst nach der morgendlichen Rush Hour, also ab 9:30 Uhr gelten.
Des weiteren bietet das Study Abroad Office in unregelmäßigen Abständen Fahrten für alle
Gaststudenten zu sehr günstigen Preisen an. Während meines Aufenthaltes gab es Touren
nach Oxford, nach Bath, nach Stonehenge und Salisbury.
Wem das noch nicht reicht, der sollte sich überlegen, ob er sich nicht eine Student Travelcard
zulegt, mit der man starke Preisnachlässe auf alle Bahnfahrten bekommt.
2.6 Sehenswürdigkeiten
Da Reading in der Form wie es heute existiert eine relativ junge Stadt ist, ist das Angebot an
großartigen historischen Sehenswürdigkeiten ziemlich beschränkt. Es gibt dort die Ruinen der
alten Mönchsabtei, das Museum im Rathaus (das die weltweit einzige 1:1 Kopie der
berühmten Tapisserie von Bayeux bietet), die Parkanlage Forbury Gardens und das war's auch
schon. Na gut, im städtischen Gefängnis hat schon Oscar Wilde wegen Sodomie eingesessen,
besichtigen kann man es allerdings nicht, da es noch in Betrieb ist. Dafür bietet die Gegend
um Reading aber genug Sehenswürdigkeiten um diesen Nachteil aufzuwiegen. Natürlich ist da
London zu nennen, in kaum 15 Meilen Entfernung ist auch Windsor mit dem berühmten
Windsor Castle ein Reise wert. Die bereits erwähnten Städte Oxford, Salisbury und Bath
bieten zusammen mit Cambridge das an viktorianischer und elisabethanischer Architektur,
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was Reading fehlt, und Stonehenge ist natürlich ein absoluter Pflichtpunkt (auch wenn es
eigentlich nur Felsbrocken auf einem Hügel sind, über den der Wind sehr kalt hinweg fegen
kann).
2.7 Freizeitangebot
Wie es sich für eine ordentliche englische Stadt gehört, hat Reading natürlich eine Vielzahl an
Pubs zu bieten. Das „Back of Beyond“ an der Kings Road ist sehr beliebt, weil es
studentenkompatible Preise bietet. Auch das „Great Expectations“ an der London Street das
offensichtlich von einem Charles Dickens Liebhaber gestaltet wurde ist zu empfehlen. Mir
persönlich gefiel auch das „Monk's Retreat“ an der Friar Street gut. Die Auswahl ist wie
gesagt riesig. Allerdings muss man sich an das Konzept der Sperrstunde gewöhnen. Kurz vor
elf heißt es „Last orders, please“ und wer sich um elf Uhr dann nicht beeilt auszutrinken, der
muss damit rechnen auch mal durchaus unsanft vor die Tür gesetzt zu werden.
Wer zu so früher Stunde noch nicht schlafen gehen will, dem bleibt noch die Möglichkeit sich
in einer der ebenso zahlreichen Discos zu vergnügen. Besonders erwähnen muss ich hier die
BarRisa an der Friar Street, wo auch das Reflex zu finden ist, das hauptsächlich Musik aus
den Achtzigern spielt. An der Duke Street liegt das Ponana was eher etwas für die Freunde
härterer Musik bietet. Live Musik gibt es öfter im Purple Turtle an der Gun Street und das
Mango's an der Hosier Street kann man auch mal für private Feiern anmieten. Allerdings gilt
auch hier eine Sperrstunde. Ab zwei Uhr steht man spätestens wieder auf der Straße. Aber
schließlich ist man ja zum Studieren in Reading.
Wer es eher ruhig angehen lässt, kann das vue Cinema im Oracle besuchen, wo in 9 modernen
Sälen alle aktuellen Kinofilme laufen. Etwas weiter außerhalb an der Wokingham Road ist
das Showcase Cinema zu finden, das allerdings nicht ganz so neu ist. Wer auch mal etwas
ausgefallenere Filme sehen möchte, der sollte sich eine Mitgliedschaft im Reading Film Club
überlegen, der mehrmals wöchentlich Vorführungen im Palmer Building der Universität
veranstaltet. Die Vorführungen sind für alle offen, allerdings bezahlt man dann die üblichen
Kinopreise von £ 5. Mitglieder zahlen die Hälfte. Allerdings hat sich die Mitgliedschaft nach
etwa 3 Vorführungen schon amortisiert und es ist schon ein Erlebnis „Goodbye, Lenin!“ im
Original mit englischen Untertiteln zusammen mit 400 Engländern zu sehen (vor allem die
Szene in der Deutschland England im Halbfinale der WM 1990 im Elfmeterschießen schlägt).
Wer lieber ins Theater geht, der sollte das Hexagon Centre besuchen, dass das ganze Jahr
durchgehend verschiedene Stücke spielt.
2.8 ERASMUS Society
Unter den vielen Clubs der Universität gab es im letzten Jahr zum ersten Mal die ERASMUS
Society. Diese Gesellschaft wurde von englischen Studenten gegründet, die selber ein
ERASMUS Studium absolviert hatten und hat sich zum Ziel gesetzt ausländische Studenten
während ihres Aufenthaltes zu unterstützen und einzugliedern. Dazu gehört, dass man auf
Wunsch einen „Buddy“ also einen englischen Studenten zugeteilt bekommt, an den man sich
immer mit Fragen und Problemen wenden kann. Die Society veranstaltet zusätzlich eine
Menge Aktionen, darunter ERASMUS Partys, Pub Crawls (also Kneipentouren), Bowling
Abende und ähnliches. Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit auch mal etwas mit englischen
Studenten zu unternehmen.
2.9 Wetter
Vom englischen Wetter hört man ja im Allgemeinen nichts gutes. Aber eigentlich war es viel
besser als man immer denkt. Ich persönlich hatte den Eindruck, dass es in Paderborn viel
mehr regnet als auf der Insel, was wohl vor allem daran liegt, dass es in Reading weniger
ausdauernd regnet. Wenn es mal regnet, dann ist meistens nach 30 Minuten alles wieder
vorbei. Und es war bis in den späten Oktober hinein noch oft sonnig und recht warm. Die
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Temperaturen klettern auch im Sommer selten über 25 °C. Ab diesem Wert beginnen die
Engländer aber auch üblicherweise in den Straßen umzufallen und sich über die unerträgliche
Hitze zu beschweren. Dafür wird es im Winter auch nicht so richtig kalt. Temperaturen um
die 0°C sind die Regel, ein paar Grad unter Null eher die Ausnahme, obwohl es meistens recht
windig ist. Trotzdem sollte man dicke Sachen und einen Regenschirm einpacken. Für alle
Fälle...
2.10 Bank
Ein Konto in England zu eröffnen ist alles andere als einfach, denn dazu braucht man eine
Bestätigung über einen festen Wohnsitz. Die bekommt man von der Universität, aber
natürlich erst nachdem man eine Wohnung gefunden hat. Und wenn man wie ich erst
übergangsweise in einer Hall wohnt, dann hat man Pech gehabt. Zu welcher Bank man
letztendlich geht ist relativ egal, da viele die gleichen Konditionen für Studenten haben.
Allerdings sollte man sich nicht von Lockangeboten wie „50 Pfund geschenkt bei
Kontoeröffnung“ ködern lassen, da diese meist sowieso nur für englische Studenten gelten.
Man kann an den zahlreichen Geldautomanten auch mit ec-Karten Geld bekommen. Die
Gebühren hierfür sind nicht allzu hoch, manche (deutschen) Banken bieten diesen Service
sogar kostenlos an. Bei Überweisungen von Deutschland nach England fallen ebenfalls keine
Gebühren von deutscher Seite an, allerdings bedienen sich die englischen Banken teilweise
schon sehr unverschämt und kassieren für so ziemlich alles saftige Preise.
2.11 Kommunikation
Wie schon erwähnt kann man von den PC facilities der Universität aus kostenlos Emails
schreiben, bzw. im Internet surfen oder chatten. Natürlich gibt es auch Internet-Cafés wie die
Kaffeehaus Kette „Coffee Republic“ in der Broad Street. In den Hallzimmern gibt es häufig
Telefon. Nach „draußen“ kann man mit diesen aber nur telefonieren, wenn man vorher
Guthaben in Form von Prepaid-Karten beim Hallverwalter gekauft hat. Ebensolche PrepaidKarten gibt es in vielen Telefonshops und Supermärkten auch für Auslandstelefonate zu
kaufen. Mit der Eurocity-Card kann man z.B. für £ 5 bis zu 300 Minuten nach Deutschland
telefonieren. Das gilt allerdings nur für Privatanschlüsse. Benutzt man diese Karten von
öffentlichen Telefonzellen aus, ist das Guthaben schon nach 45 Minuten verbraucht.
Bei Mobiltelefonen sollte man sich ernsthaft überlegen eine englische SIM-Karte (ab £ 10
z.B. bei O2) für die Dauer des Aufenthalts zu kaufen. Mit der deutschen SIM-Karte zahlt man
nämlich auch mit, wenn man sich aus Deutschland anrufen lässt.
2.12 Ärztliche Versorgung
Wer glaubt das deutsche Gesundheitssystem sei marode und bedürfe einer dringenden
Reform, der wird sich in England sehr wundern. Die Krankenhäuser sind chronisch
unterfinanziert und überbelegt. Wochen- oder sogar monatelange Wartezeiten, auch für
dringende Operationen sind an der Tagesordnung. Eine Freundin, die mit einer schweren
Grippe zu einem englischen Arzt ging, bekam gesagt, sie solle sich zu Hause ins Bett legen
und in zwei Tagen wiederkommen, dann habe er Zeit für sie. Es ist auf jeden Fall ratsam sich
wichtige Medikamente aus Deutschland mitzunehmen, da die englischen Arzneien natürlich
ganz andere Namen haben und auch anderen Gesetzen unterliegen. Sollte man doch einmal
Kopfschmerztabletten brauchen, kann man eine „Pharmacie“, erkennbar an dem grünen
Kreuz, aufsuchen, oder aber in einen beliebigen Drugstore gehen. Der Verkauf 'normaler'
Medikamente ist in England nämlich nicht auf Apotheken beschränkt.
Das Beste aber ist es wahrscheinlich einfach nicht krank zu werden...
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2.13 Sonstiges
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Das englische Stromnetz wird wie in Deutschland mit 230V Wechselspannung
betrieben. Die englischen Steckdosen sehen aber anders aus, so dass man auf jeden Fall
einen Adapter braucht. Je nach Ausführung kosten diese 5 bis 10 €. Sollte man seinen
Adapter mal verlieren, kann man Ersatz in jedem Elektroladen (z.B. natürlich im
Oracle), aber auch am Info-Desk der RUSU kaufen.
Nochmal Alkohol. Die englische Sperrstunde bezieht sich nicht nur auf Pubs. Nach 23
Uhr ist der Verkauf von Alkohol, auch in Tankstellen und Supermärkten, generell
verboten.
Da es in England keine festgelegten Ladenöffnungszeiten gibt, haben viele kleine
Supermärkte wenigstens bis 22 Uhr geöffnet. Die großen Läden wie ASDA haben rund
um die Uhr auf. Die beste Zeit zum ungestörten Einkaufen ist wahrscheinlich ab 23 Uhr
unter der Woche. Die meisten Leute sind dann schon zu Hause, die Gänge werden noch
nicht von Auffüllpaletten und dem dazugehörigen Personal verstopft und das Angebot
ist noch einigermaßen reichhaltig. Samstag nachts ist meist alles vergriffen.
Leseratten sollten sich unbedingt den Waterstones Buchladen in der Broad Street
ansehen (nicht den im Oracle). Der ist in eine ehemalige Kirche hinein gebaut und selbst
dann einen Besuch wert, wenn man keine Bücher braucht.
Wer sich für die Dauer seines Aufenthaltes ein Fahrrad zulegen möchte, dem sei der
„Wilkins Bike Shop“ am Kreisverkehr Whitley Street / Christchurch Road empfohlen.
Dort kann man gebrauchte Fahrräder von unterschiedlicher Qualität zu Preisen von £ 40
bis £ 100 erstehen und sie hinterher für die Hälfte des Kaufpreises wieder abgeben.
Kleine Reparaturen während dieser Zeit sind kostenlos, ausgenommen platte Reifen.
Auch Fahrradschlösser gibt es dort zu kaufen. Eine sehr sinnvolle Investition, denn aus
eigener Erfahrung weiß ich, dass Drahtesel dort alles andere als sicher sind...
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