Unterwegs … wohin? - Advent

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Unterwegs … wohin? - Advent
Elí Diez
Unterwegs …
wohin?
Anhalten – Nachdenken
– Verändern
Advent-Verlag Lüneburg
2001
(V. 200210)
Redaktionelle Bearbeitung: Anita Sprungk
Korrektorat: Marc Diez, Winfried Doell, Erika Schultz
Einbandgestaltung: Ravenstein Brain Pool
Titelfoto: Bryan Peterson, Bavaria Bildagentur
Satz: EDP
Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt –
der Übersetzung „Hoffnung für alle“ (Brunnen-Verlag)
entnommen. Ansonsten bedeutet:
LB = Übersetzung Martin Luthers (Ausgabe 1984)
GN = Die Gute Nachricht (Ausgabe 1997)
Für dieses Buch ist eine spezielle Internetseite eingerichtet.
Unter der Adresse www.advent-verlag.de/wohin finden
Sie Aktualisierungen, Leserstimmen, Links, Infos zu den
Vortragsreihen über die Themen dieses Buches u. v. m.
© 2001 Advent-Verlag GmbH, Lüner Rennbahn 16,
D-21139 Lüneburg, www.advent-verlag.de
Herstellung: Grindeldruck GmbH, D-20144 Hamburg
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich
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des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle Rechte vorbehalten – Printed in Germany
ISBN 3-8150-1855-2
Inhalt
Vorwort .......................................................................
7
1. „Wir reden wieder miteinander!“.........................
9
2. Wissen, wohin man gehört .................................... 29
3. „Ich traue keinem!“................................................... 49
4. Wo wird SERVICE groß geschrieben? ................ 69
5. „Jeder ist seines Glückes Schmied“ –
wirklich? ...................................................................... 89
6. Wichtiger als Sterbehilfe.......................................... 107
7. Leben ohne Gebrauchsanweisung?..................... 123
8. „Wer zu spät kommt ...“
Wann ist es zu spät?................................................. 143
Nachwort ................................................................... 161
Anmerkungen ........................................................... 163
Vorwort
Haben Sie schon einmal in einem Flugzeug gesessen,
ohne zu wissen, wohin es fliegt? Ich denke dabei nicht
an eine Flugzeugentführung! Möglich wäre es schon –
oder nicht? Sie gewinnen eine Reise, und das Reiseziel
wird erst bei der Landung verraten. Stellen Sie sich aber
vor, Sie gehen ins Cockpit, fragen den Flugkapitän
nach dem Ziel, und er antwortet Ihnen: „Ich bin total
überfragt! Wir fliegen einfach so, aufs Geratewohl,
solange der Treibstoff reicht!“ Können Sie sich vorstellen, welchen Schock diese Antwort bei Ihnen auslösen
würde?
Ich bin von Natur aus eher ein Optimist, doch immer wieder beschleicht mich das Gefühl, dass unsere
Gesellschaft sich in einer ähnlichen Situation befindet.
Die sie geistig, geistlich, wirtschaftlich oder politisch
führen sollten, führen nicht, sondern reagieren nur.
Welche Ziele sie ansteuern, bleibt oft unklar. Nach
welchen ethischen Kriterien Urteile gefällt oder Entscheidungen getroffen werden, ist undurchschaubar.
Ein anonymer Autor hat unsere Zeit so beschrieben:
„Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien.
Mehr Bequemlichkeiten, aber weniger Zeit. Mehr Wissen, aber weniger Urteilsvermögen. Mehr Experten,
aber größere Probleme.
Wir rauchen und trinken zu viel, lachen zu wenig,
fahren zu schnell, regen uns zu schnell zu sehr auf,
bleiben zu lange wach, stehen zu müde auf, lesen zu
wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten.
7
Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere
Werte reduziert. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt. Wir
haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den
Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht
mehr an die Tür der Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir können
Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile.
Es ist eine Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im
Schaufenster zu haben statt im Laden, in der moderne
Technik einen Text wie diesen in Windeseile in alle
Welt tragen kann, in der Sie die Wahl haben: Das Leben ändern – oder den Text löschen ...“
Diesen Text löschen können Sie nicht mehr, aber
dieses Buch zuschlagen. Ich hoffe, Sie tun es nicht;
denn ich möchte Sie einladen, anzuhalten, nachzudenken und – wo angebracht – zu verändern. Es gibt nämlich Dinge, für die es sich nicht lohnt, Wertvolles zu
investieren; andererseits gibt es Werte und Ziele, die
unseren vollen Einsatz verdienen.
Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass Sie Antworten auf alle Fragen bekommen werden, die Sie persönlich bewegen, aber Sie dürfen mit Denkimpulsen rechnen, die Sie auf Ihrer Suche voranbringen. Sie werden
nicht mit jeder meiner Ausführungen einverstanden
sein – garantiert! Zumindest nicht auf Anhieb. Aber Sie
werden es nicht bereuen, über Alternativen nachgedacht zu haben, die mir – und vielen anderen Christen
– geholfen haben, Antworten auf die drei wichtigsten
Fragen zu finden, die man überhaupt stellen kann:
Woher komme ich? Wozu bin ich hier? Welche Ziele
lohnt es sich anzusteuern?
Elí Diez, Lüneburg, im Januar 2001
8
1. Kapitel
„Wir reden wieder miteinander!“
„Redest du wieder mit mir?“, fragt Ruth ihre Freundin
Sylvia am Telefon. Sie haben sich wegen eines Vorfalls
bei der Party am Vorabend gestritten; dann hat Sylvia
die Tür zugeknallt und ist verschwunden. Eine Stunde
lang hat es Ruth ausgehalten, dann aber greift sie zum
Telefon und versucht, Frieden mit ihrer besten Freundin zu schließen.
Julia und Rolf sind seit zwei Jahren verheiratet. Ab
und zu gibt es „dicke Luft“ in ihrer Beziehung. Nur
weil Rolf immer wieder seinen Ärger hinunterschluckt,
ist es bisher nicht zum offenen Krach gekommen.
Diesmal aber ist Julia mit ihren Vorwürfen eindeutig zu
weit gegangen. Rolf hat mitten im Streit den Dialog
(war es überhaupt einer?) für beendet erklärt, und nun
reden sie seit drei Tagen und drei Nächten nicht mehr
miteinander. Nachts ist es am Schlimmsten. Tagsüber
geht jeder seinen Beschäftigungen nach, abends kann
man sich geschickt aus dem Wege gehen, aber nachts,
wenn man im Bett nebeneinander liegt, wird es langsam unerträglich: Kein „Gute Nacht, Liebling!“, kein
Kuss ...
Frau Walter sitzt im Flur, hält ihr Gesicht in den
Händen, presst ihre Lippen zusammen und kämpft
gegen die Tränen: Im Krankenzimmer liegt ihr 70jähriger Vater im Sterben. Sie würde so gern zu ihm
gehen, um die Hand des Kranken festzuhalten und
ihm in seinen letzten Stunden ein wenig Trost und
Wärme zu spenden. Aber sie darf nicht hinein, allen
9
Vermittlungsversuchen der Familienangehörigen zum
Trotz. Es bleibt dabei: Seine einzige Tochter hat den Rat
(meint er den Willen?) ihres Vaters missachtet und den
„Falschen“ geheiratet. Das war vor 20 Jahren! Seitdem
hat er kein Wort mehr mit ihr reden wollen, und dabei
bleibt es – obwohl er nur noch wenige Tage oder vielleicht Stunden zu leben hat.
Eine Stunde, drei Tage und drei Nächte, zwanzig
Jahre „Funkstille“! Wenn die Argumente fehlen, wenn
der Geduldsfaden reißt, wenn die Sturheit über die
Vernunft siegt, bestrafen wir den Nächsten mit unserem Schweigen. Und übersehen dabei, dass wir selbst
den größten Schaden davontragen; denn wer das Gespräch einstellt, verzichtet darauf, eins seiner größten
Vorrechte als Person zu gebrauchen.
Sind wir vielleicht dabei, kommunikationsärmer zu
werden, ohne es zu merken?
Hören wir zu, wenn sich junge Menschen unterhalten, dann fällt auf, wie sehr sich die „Comic-Sprache“
ausbreitet: Sie kommen mit kurzen Ausrufen, mit Wortfetzen vollkommen aus; ganze Sätze halten sie scheinbar für reinen Luxus. Untersuchungen zufolge1 besteht
die Lieblingsbeschäftigung der zwölf- bis 19-jährigen
im Internet darin, E-Mails (elektronische Briefe) zu versenden (42 Prozent); an dritter Stelle (24 Prozent) steht
das Chatten (plaudern in virtuellen Unterhaltungsräumen). Nimmt man die „Redeweise“ der Unterhaltung
bzw. die Schreibweise der E-Mails unter die Lupe, dann
kann man sich über den rapiden Verfall der Sprache
nicht mehr wundern.
Das häufige Fernsehen trägt auch nicht gerade dazu bei, die sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern.
„Man wundert sich nicht, warum viele ,Fernsehkinder’
kaum einen grammatikalisch korrekten Satz zusammenbekommen. Die Sprache verfällt – und die Medien
10
tragen ihre Mitschuld daran. George Orwell scheint
Recht zu bekommen: Die Neusprache der Zukunft
wird die einzige Sprache der Welt sein, deren Wortschatz Jahr für Jahr abnimmt.“2
Darüber, ob sich das Internet grundsätzlich zum Ersatz für herkömmliche Kommunikationsformen entwickelt, streiten sich die Fachleute. Die Gefahr besteht,
dass intensive Internetnutzer zwar weltweit übers virtuelle Netz kommunizieren, aber im Alltag zu Einzelgängern werden, die unfähig zum unmittelbaren Kontakt mit ihren Mitmenschen sind und kaum mehr ein
Wort mit ihren Eltern oder Klassenkollegen wechseln.3
Ohne Sprache geht es kaum ...
Eines der Merkmale, die den Menschen von den übrigen Lebewesen unterscheiden, ist die Sprache: Nur der
Mensch besitzt die Wortsprache. Während das instinktgesteuerte Kommunikationssystem beim Tier im
Wesentlichen der Lebens- und Arterhaltung dient, hat
der Mensch die Fähigkeit, Sachverhalte darzustellen,
Bedürfnisse wie Sicherheit, Geborgenheit und Liebe
auch mit Worten auszudrücken.
Die Fähigkeit zu sprechen ist ein faszinierendes Forschungsfeld; die Sprachentwicklung des Kindes nimmt
einen wichtigen Raum in der Entwicklungspsychologie
ein, und ein Streifzug durch die Sprachen der Erde
entpuppt sich als spannendes Abenteuer.4
Weil die Sprache bedeutendes Wesensmerkmal des
Menschen ist, und weil ohne sie jegliche Kommunikation erschwert wird oder gar scheitert, „kann es nicht
gleichgültig sein, wie richtig, wie gut, wie klar gesprochen und geschrieben wird. Vielmehr ist Verfall der
Sprache Anzeichen für gesellschaftlichen und kulturellen Verfall.“5 So ist es verständlich, wenn der deutsche
Bundespräsident Johannes Rau über den Umgang mit
11
der Sprache bemerkt: „Wenn wir unsere eigene Kultur
schätzen, muss man das auch daran ablesen können,
wie wir mit unserer eigenen Sprache umgehen.“
Das Nichtbeherrschen der Sprache erschwert das
menschliche Miteinander grundlegend. Das erleben wir
zum Beispiel am Arbeitsplatz, wenn der ausländische
Kollege schmollt, weil er die sprachliche Feinheit eines
Witzes nicht verstanden hat. Oder wenn die paar Vokabeln, die man sich als Tourist vor dem Urlaub schnell
noch eingepaukt hat, nur für das Allernotwendigste
reichen.
Besonders jene, die beruflich mit Geschäftspartnern
aus der ganzen Welt zu tun haben, sind auf qualifizierte Dolmetscher und Übersetzer angewiesen oder nehmen die technischen Möglichkeiten computergestützter
Übersetzungsprogramme dankbar in Anspruch. Allerdings sind die Ergebnisse, die die Computersoftware
liefert, immer noch sehr unbefriedigend und bedürfen
unbedingt der „menschlichen“ Bearbeitung.
... aber reden allein genügt nicht!
Reicht denn allein das Verstehen einer Sprache aus, um
erfolgreich zu kommunizieren? Wie viele Freundschaften zerbrechen und wie viele Ehen gehen auseinander,
obwohl beide Seiten dieselbe Sprache sprechen!
Die Technik allein – sei es die Computertechnik oder die Fähigkeit des Sprechens an sich – wird niemals
die emotionale Dimension ersetzen können, die für das
Gelingen von Kommunikation entscheidend ist. Worauf kommt es also an?
Nun, es gibt Kommunikationsprinzipien, die allein
zwar keine Wunder bewirken, aber Barrieren beseitigen
helfen und gute Voraussetzungen für ein besseres Miteinander schaffen. Einige davon sollen hier kurz angesprochen werden; zur intensiveren Beschäftigung mit
12
dem Thema sind Buchempfehlungen am Ende dieses
Kapitels angegeben.
● Wenn viel geredet wird, dann sagt das noch
nichts über die Qualität der Kommunikation aus! Es ist
vielmehr eine Inflation der Worte zu beobachten, was
dem Rat, den Jesus in seiner bekannten „Bergpredigt“
gab, Aktualität verleiht: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein,
nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ (Matthäus 5,37
LB) Zur Abwertung der Worte trägt die Gewohnheit
vieler Eltern bei, Anweisungen ständig zu wiederholen,
ohne dass bei deren Missachtung Konsequenzen erfolgen. Gerade darauf sollten wir achten, wenn wir zum
Beispiel mit Kindern reden: Sie prüfen sehr genau (je
temperamentvoller oder willensstärker, desto genauer),
ob unser Wort gilt, ob wir wirklich das meinen, was wir
sagen. Kinder – und nicht nur sie – müssen sich auf
unsere Worte verlassen können.
● In einer Zeit, in der so viel von Toleranz die Rede ist, kommt es häufig zu folgendem Missverständnis:
Weil wir Toleranz mit Nachgiebigkeit verwechseln,
unterdrücken wir unsere Meinung oder Überzeugung
und schlucken einfach alles ohne Widerrede hinunter.
Das muss nicht sein! Auch in der Auseinandersetzung
mit jungen Menschen nicht: Wir sollten ihnen keinesfalls vorenthalten, wie wir zu strittigen Themen stehen.
Selbst wenn sie manchmal – besonders in der Pubertät
– so tun, als „schalteten sie auf Durchzug“, dürfen wir
nicht aufhören, Stellung zu beziehen. Junge Menschen
müssen (und wollen) wissen, wo Grenzen sind. Natürlich kommt es dabei auf den richtigen Ton an, und
zwar auf beiden Seiten!
„Die Teenagerzeit ist die Phase mit den meisten
Missverständnissen in der Sprache und dadurch die
Zeit mit vielen Verletzungen“, schreibt Ruth Heil, Eheberaterin und Mutter von elf Kindern.6 Und sie gibt
13
Eltern einen praktischen Rat aus der eigenen Erfahrung: Wenn ihre Teenager zu laut werden und sie
spürt, dass auch sie am liebsten schreien würde, zieht
sie sich ins Bad zurück und schließt die Tür zu. Vorher
sagt sie ihnen: „Wir können weiterdiskutieren, wenn
ihr leiser mit mir sprecht – oder wenn ihr nicht mehr so
aufgeregt seid. Lasst uns erst eine Gesprächspause einlegen.“ Wenn es draußen schließlich still geworden ist,
kommt sie wieder heraus, um das Gespräch zu Ende
zu führen. – Das ist nur eine Möglichkeit von vielen.
● In jedem Kommunikationsprozess, aber erst
recht im Gespräch mit jungen oder besonders sensiblen
Menschen sollten wir vermeiden, dass unsere Worte als
Vorwurf aufgefasst werden. Eine gute Hilfe besteht
darin, das, was man sagen will, als „Ich
IchIch-Botschaft“
Botschaft zu
formulieren. Die Frau kann ihrem Mann an den Kopf
werfen: „Du willst nie mit mir zusammen sein!“ Sie
könnte aber auch sagen: „Ich habe das Bedürfnis, mit
dir allein zu sein.“ Bei der „Ich-Botschaft“ greifen wir
den Gesprächspartner nicht an, sondern reden von uns
– wie sein Auftreten auf uns wirkt bzw. was seine Worte oder Handlungen bei uns auslösen. „Ich-Botschaften“ machen es einem leichter, Wünsche konstruktiv
und respektvoll zu äußern und sie tragen zur Entwicklung einer gesunden Selbstbehauptung bei. Forscher
auf dem Gebiet der Eheberatung haben diesbezüglich
herausgefunden: „In erfolgreichen Beziehungen haben
beide Partner einen hohen Grad an Selbstbehauptung.
Anstatt davon auszugehen, der Partner könne Gedanken lesen, sagen sie klar und deutlich, was sie meinen ...
Wenn jeder weiß, was der andere will – wenn jeder
weiß, er wurde gehört und verstanden –, wächst die
Intimität.“7
● Dafür, dass in Deutschland jede dritte Ehe scheitert (in den USA mehr als die Hälfte!), macht Professor
14
Michael Lukas Moeller die Kommunikationskluft zwischen den Partnern verantwortlich: „Ein durchschnittliches deutsches Paar spricht laut der Zeitbudget-Forschung, die von der Bundesregierung in Auftrag gegeben wurde, heute nur noch zwei Minuten täglich über
persönliche Dinge. Das reicht für keine Beziehung.“8
Gerade bezüglich der Kommunikation in der Ehe
scheint mir wichtig zu sein, dass beide Partner um die
Unterschiede zwischen Mann und Frau Bescheid wissen; denn immerhin geben 70 bis 80 Prozent der Frauen, die eine Beratung aufsuchen, die gestörte Kommunikation in ihrer Ehe als Hauptproblem an: „Mit meinem Mann kann ich überhaupt nicht reden!“ – „Ich
könnte platzen, wenn er stundenlang schweigt!“
Reinhold Ruthe, Psychotherapeut und Eheberater,
bringt es auf den Punkt: „Frauen wollen reden, Männer
klären die Dinge mit sich selbst. Frauen wollen Austausch, Männer können sehr gut schweigen. Frauen wollen sich mitteilen, Männer sprechen am liebsten über
Sprachprobleme. Frauen leiden mehr unter Einsamkeit,
Männer haben Schwierigkeiten, Gefühle zuzulassen.“ Aus
diesem Grund ist es enorm wichtig, dass beide Partner
sich bemühen, die Gefühls- und Gedankenwelt des
Anderen zu verstehen: „Wer sich in den Anderen nicht
einfühlen kann, versteht ihn nicht, bejaht ihn nicht,
liebt ihn nicht. Er geht von sich aus. Er glaubt, der andere müsse fühlen, denken und reagieren wie er. Das
ist ein fundamentaler Irrtum. Wir alle sind grundverschieden. Unsere Beziehungen können nur verbessert
werden, wenn wir auf den anderen zugehen und seine
Wert- und Lebensvorstellungen ernst nehmen.“ 9
Dies trifft auch für den Dialog zwischen den GeneGenerationen zu: Er kann nur dann gelingen, wenn beide
Gesprächspartner, der jüngere und der ältere, bereit
sind, voneinander zu lernen, festgefahrene Positionen
15
bei Bedarf zu korrigieren, jahrzehntelang für selbstverständlich Gehaltenes hinterfragen zu lassen. Wären
nicht im Laufe der Geschichte Gewohnheiten und
Lebensformen einer älteren Generation immer wieder
durch eine jüngere hinterfragt worden, würden wir
vermutlich heute noch mit Rauchsignalen statt per
Telefon, Fax oder Internet kommunizieren. Wenn wir
umgekehrt nicht lernen, Bewährtes sorgsam zu bewahren und mit Einsichten, die älter sind als unsere Generation, behutsam umzugehen, werden wir vermutlich
bald wieder unsere Botschaften mit Rauchsignalen oder
Brieftauben versenden.
● Als letzter Punkt dieser Beispielreihe steht das
vermutlich Wichtigste: das Zuhören.
Zuhören Forscher der Indiana-Universität in den USA haben kürzlich herausgefunden, dass bei Männern nur eine (die linke) Gehirnhälfte arbeitet, wenn sie zuhören. Allerdings bedeute
dies nicht zwangsläufig, dass Männer weniger aufmerksam zuhören. Sehr beruhigend!
Ob in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz – echte Kommunikation findet nur dort statt,
wo jeder der am Gespräch Beteiligten bereit ist, dem
Anderen zuzuhören, sowohl den Worten als auch dem,
was zwischen den Worten steckt. Zuhören, ohne gleich
darauf zu antworten: „Ich weiß schon ...“ Zuhören,
ohne sich schnell einzubilden oder gar zu sagen: „Ich
verstehe dich genau.“ Zuhören mit dem „dritten Ohr“,
d. h. einfühlsam: Wie erlebt der andere sich selber,
seine Situation? Wie verpackt er seine Gefühle? Warum
übertreibt er gerade?
Führungskräften wird sogar empfohlen, mit vier
Ohren zu empfangen: Mit dem „Sach-Ohr“ werden die
Fakten gehört; mit dem „Selbstkundgabe-Ohr“ wird
das wahrgenommen, was der Gesprächspartner über
sich selbst und seine Gefühle aussagt; mit dem „Bezie16
hungs-Ohr“ empfängt der Chef Signale darüber, wie
der Gesprächspartner zu ihm steht, was er von ihm
hält; mit dem „Appell-Ohr“ schließlich vernimmt er die
Botschaft: Was will mein Gesprächspartner bei mir
erreichen?10
Eine praktische Hilfe für das aktive Zuhören besteht
darin, sich durch Rückfragen zu vergewissern, ob die
gesendete Botschaft richtig angekommen ist: „Wenn ich
dich richtig verstehe, hast du nichts gegen den Computer, fühlst dich aber vernachlässigt, weil ich abends zu
lange davor sitze ....“
Das war nur eine Auswahl hilfreicher Prinzipien, die
Sprachbarrieren abbauen und Kommunikation erleichtern können, aber nicht zwangsläufig müssen! Es gibt
nämlich für das Gelingen zwischenmenschlicher Beziehungen kein Patentrezept.
Gehen wir nun der Frage nach, wie es eigentlich
dazu kommt, dass Menschen, die einander versprochen
haben, sich zu lieben und gegenseitig zu unterstützen,
plötzlich tage-, wochen- oder monatelang nicht mehr
miteinander reden? Wie ist es möglich, dass ein Vater
zwanzig Jahre lang kein Wort mit seiner Tochter
spricht?
Die Folgen eines Vertrauensbruchs
Um die erste Ursache aller Kommunikationsprobleme
zu finden, müssen wir kurz zu den Anfängen der
Menschheitsgeschichte zurückgehen, wie sie die Bibel
beschreibt. Das tun wir über einen Umweg, nämlich
über die EXPO 2000 in Hannover.
Eine der stark besuchten Attraktionen der EXPO
2000 war der „Planet of Visions“ (der Planet der Visionen und Utopien). Mithilfe des größten Panoramengemäldes der Gegenwart (140 Meter mal 11,50 Meter)
17
lernte der Besucher vergessene Zivilisationen kennen,
die kulturell, sozial, technisch und wirtschaftlich höchstes Niveau erreichten. Auf kreative Weise, durch begehbare Installationen, begegnete er Motiven der biblischen Geschichte. Gleich im ersten Raum war das „Paradies“ zu sehen, das allerdings auf den Kopf gestellt
war, d. h. an der Decke hing.
Von dort aus ging es in den „Turm zu Babel“: Bekanntlich entstand dort infolge der menschlichen Anmaßung, sich mit Gott auf eine Stufe stellen zu wollen,
ein derartiger Wirrwarr an unterschiedlichen Sprachen,
dass die Einwohner der biblischen Stadt einander nicht
mehr verstehen konnten und die Bauarbeiten an dem
Turm, der bis in den Himmel reichen sollte, einstellen
mussten (1. Mose/Genesis 11). Auf der EXPO konnten
die Besucher den Turm betreten und durch altertümliche Korridore voller unverständlicher Schriftzeichen
schreiten. In diesem „Korridor der sprechenden Schriften“ war zu erleben, wie aus unverständlichen Schriftzeichen dank multimedialer Computertechnik klare,
verständliche Botschaften wurden.
Diese Anordnung der Szenarien im „Planet of Visions“ gibt zu denken: zuerst das auf den Kopf gestellte
Paradies, dann die Verwirrung der Sprachen (Turm zu
Babel) ... Entspricht das nicht genau dem, was die Bibel
über das Scheitern der Kommunikation und dessen
Ursache berichtet?
● Als Gott den Menschen schuf, verlieh er ihm –
unter anderem – die Fähigkeit der Sprache. Der knappe biblische Bericht lässt erahnen, dass das erste Menschenpaar beides reichlich genoss: das Kommunizieren
mit seinem Schöpfer wie das Gespräch miteinander.
Erstaunlich ist dabei, dass sich beide, Gott und Mensch,
einer gemeinsamen Sprache bedienten, also keine Dolmetscherdienste benötigten. Und ebenfalls erstaunlich
18
– für uns heute unvorstellbar – ist die Tatsache, dass
dieses Miteinanderreden nicht mittelbar (also per Telefon
oder irgendein anderes Hilfsmittel), sondern unmittelbar geschah, d. h., Gott und der Mensch, beide sahen
sich gegenseitig in die Augen, wenn sie miteinander
redeten – eindeutig die beste Art zu kommunizieren!
● Leider kam es recht bald zu einem Bruch in dieser Beziehung, der wirklich alles „auf den Kopf stellte“,
zuerst die Kommunikation zwischen dem Menschen
und seinem Schöpfer, schließlich aber zwischen den
Menschen untereinander. Das ist so spannend, dass es
sich lohnt, hierfür den Wortlaut der Bibel genauer zu
betrachten: „Am Abend, als ein frischer Wind aufkam,
hörten sie, wie Gott, der Herr, im Garten umherging.
Ängstlich versteckten sie sich vor ihm hinter den Bäumen. Aber Gott rief: ,Adam [hebräisch: Mensch], wo
bist du?’ Adam antwortete: ,Ich hörte dich im Garten
und hatte Angst, weil ich nackt bin. Darum habe ich
mich versteckt.’“ (1. Mose/Genesis 3,8-10) Die Kommunikationsstörung zwischen dem Menschen und seinem
Schöpfer begann im Herzen; sie war also nicht ein
Sprachproblem, sondern ein Vertrauensproblem. Darum versteckte sich das erste Menschenpaar vor Gott,
ging ihm aus dem Weg.
Auch wenn Menschen nicht mehr miteinander reden, liegt die Ursache tiefer und hat häufig mit Angst,
Misstrauen oder einem Vertrauensbruch zu tun. Umgekehrt geht der Heilung einer Beziehung in der Regel
nicht ein Wortwechsel voraus, sondern eine Änderung
der inneren Einstellung, z. B. der Entschluss, den anderen mit seinen Macken und Tücken oder trotz seines
Versagens anzunehmen.
● Dieser Vertrauensbruch dem Schöpfer gegenüber („Sündenfall“) vergiftete sofort auch die zwischenmenschliche Kommunikation, wie im Ton der
19
folgenden Unterhaltung zu erkennen ist: „,Wer hat dir
gesagt, dass du nackt bist?’, fragte Gott. ,Hast du etwa
von den verbotenen Früchten gegessen?’ ,Ja’, gestand
Adam, ,aber die Frau, die du mir gegeben hast, reichte
mir eine Frucht – deswegen habe ich davon gegessen!’
,Warum hast du das getan?’, wandte der Herr sich an
die Frau. ,Die Schlange hat mich dazu verführt!’, verteidigte sie sich.“ (Verse 11-13) In diesem vorwurfsgeladenen Gespräch begegnet uns zum ersten Mal der
so genannte „Sündenbock“-Mechanismus: Statt dass
wir uns zu den eigenen Fehlern bekennen, machen wir
andere für unser Verhalten verantwortlich oder zumindest mitschuldig. Die eigene Schuld nicht eingestehen zu wollen, das ist seit dem Sündenfall einer der
größten „Kommunikationskiller“!
● Die Kommunikationskrise erfasste auch die zwei
Söhne des ersten Menschenpaars: Kain hegte krank
machende Gefühle (Eifersucht zum Beispiel) seinem
Bruder Abel gegenüber. Statt darüber zu sprechen,
„starrte er mit finsterer Miene vor sich hin“, bis er eines
Tages seinem Bruder vorschlug: „,Komm, wir gehen
zusammen aufs Feld!’ Als sie dort ankamen, fiel er über
Abel her und schlug ihn tot.“ (1. Mose/Genesis 4,5.8)
Auch hier zeigt sich, wo die tiefere Ursache zwischenmenschlicher Feindschaft liegt: im Denken und im
Fühlen. Kain schlug seinen Bruder zuerst in seinem
Herzen tot – das tatsächliche Erschlagen war „nur“
noch die Ausführung der in seinem Innersten schon
beschlossenen und vollzogenen Tat. Manche töten
„nur“ mit Worten, andere wiederum mit Waffen.
● Der (gescheiterte) Bau des Turms zu Babel stellt
die logische Fortsetzung dieser durch den Sündenfall
ausgelösten Entwicklung dar: Der Mensch will das
verlorene (EXPO: auf den Kopf gestellte, an der Decke
unerreichbar hängende) Paradies aus eigener Kraft
20
erreichen, versucht also einen Turm zu bauen, der bis
in den Himmel reicht. Nach dem Eingreifen Gottes (vgl.
1. Mose/Genesis 11) konnten sie einander nicht mehr
verstehen, weil jeder plötzlich eine andere Sprache
sprach. Es war vermutlich ein weiterer Versuch Gottes,
den Menschen zu zeigen, dass eine harmonische
Schöpfer-Geschöpf-Beziehung die Voraussetzung für
eine gut funktionierende Kommunikation auf menschlicher Ebene ist; denn die zwischenmenschliche Verständigung ging nicht erst beim Bau des Turmes in die
Brüche, sondern bereits im Paradies, als die ersten Menschen begannen, einander oder gar Gott die Schuld in
die Schuhe zu schieben.
Auch die Geschichte vom Turm zu Babel bestätigt,
wie wichtig eine funktionierende Kommunikation ist:
Man kann nicht miteinander zielgerichtet und effektiv
arbeiten, wenn man einander nicht versteht. Dazu
bedarf es jedoch mehr als einer gemeinsamen Sprache,
nämlich einer gemeinsamen „Wellenlänge“ des Vertrauens, der gegenseitigen Annahme, der Wertschätzung, der Offenheit, der Liebe. Diese innere Einstellung
aber ist durch den Sündenfall, durch die Trennung des
Menschen von seinem Schöpfer, derart gestört, dass
nur Gott selbst helfen kann.
Nun ist uns damit, dass wir die Ursache kennen, vielleicht grundsätzlich, aber noch nicht praktisch geholfen. Was tun, wenn – um das zweite und dritte Beispiel
am Anfang dieses Kapitels aufzugreifen – Julia und Rolf
(das zerstrittene Ehepaar) auch nach der vierten, fünften und sechsten Nacht ihr Schweigen nicht brechen,
weil keiner bereit ist, nachzugeben und als erster das
erlösende Wort zu sprechen? Was kann man noch tun,
wenn man – wie Frau Walter – zwanzig Jahre lang mit
allen Mitteln vergeblich versucht hat, den unnachgiebi21
gen, alt gewordenen, auf dem Sterbebett liegenden
Vater zur Versöhnung zu bewegen?
Es gibt Situationen, in denen alle menschlichen Versuche, wieder miteinander zu reden, scheitern, weil wir
zum Sprechen nicht nur die Zunge benötigen, sondern
auch den Verstand – und das Herz! Die Zunge kann
man mit Willenskraft im Zaum halten oder in Bewegung bringen; den Verstand kann man notfalls überlisten. Das Herz aber gehorcht nicht auf Kommando und
kann unter bestimmten Umständen so steinhart werden, dass es kaum noch zu „empfangen“, geschweige
denn zu „senden“ imstande ist.
Hier kann nur – wenn überhaupt – eine höhere Instanz, eine übermenschliche „Umleitung“, helfen!
Mehr als nur eine „U
„Umleitung“
mleitung“
Als das Internet geschaffen wurde, bestand eins der
Ziele dieses weltumspannenden Kommunikationsnetzes darin, den Ausfall einer Querverbindung zwischen
den Großrechnern bzw. Knotenpunkten so zu überbrücken, dass auch im Falle eines Krieges der Informationsfluss zwar auf Umwegen, aber doch sicher und schnell
den Empfänger erreichen würde. Diesem Prinzip ist es
heute zu verdanken, dass zum Beispiel bei einem Unterseekabelschaden die interkontinentale Kommunikation nicht zusammenbricht.
Es gibt in der geistig-geistlichen Welt auch eine Art
überirdischer „Umleitung“, die helfen kann, wenn die
zwischenmenschliche Kommunikation schweren Schaden erlitten hat: das Gebet. Das Gebet ist in erster Linie
die „Telefonleitung“, die uns mit dem Schöpfer – direkt
und ohne Vermittlungsstelle – verbindet, da es uns
heute nicht mehr möglich ist, wie die ersten Menschen
unter vier Augen mit ihm zu reden. Darüber hinaus ist
das Gebet eine Art Umleitung, um über den gemein22
samen Schöpfer eine Brücke von Mensch zu Mensch
zu schlagen.
Was ist aber mit „Beten“ gemeint? Ist das Rezitieren
von Tisch- oder Nachtgebeten nicht etwas für Kleinkinder? Wie betet man richtig? Kann das jeder? Hilft es
überhaupt? Das sind berechtigte Fragen, auf die wir
hier und auch in späteren Kapiteln eingehen werden.
● Kann jeder beten? Was über das Zuhören gesagt wurde, gilt ebenso fürs Beten. Jeder, der hören
kann, kann auch beten, denn Beten beginnt mit Hören.
Jörg Zink schreibt hierzu: „Wenn Beten aber nicht zuerst ein Reden ist, sondern ein Hören und danach erst
ein Antworten, dann wird der beten können, der hört.
Zuhören kann nur, wer schweigt, und das Schweigen
ist gleichsam die Bitte um jene Stille, in der ein Wort
von Gott her ergehen kann.“ „Hören lernen heißt aufhören, selbst zu reden, sich wegwenden von sich selbst
und bemerken, dass ein anderer, der wichtiger ist als
wir selbst, uns meint.“11
Natürlich kann man auch mit Gott während der
Busfahrt oder beim Autofahren reden, aber es ist wichtig, Gelegenheiten der Stille zu schaffen und auch
wahrzunehmen, um innerlich vor Gott zur Ruhe zu
kommen. Dieses Stillesein vor Gott versetzt uns nicht
nur in die Lage, auf ihn zu hören, sondern befähigt uns
auch, unseren Mitmenschen besser zuzuhören.
● Wie betet man? Hierzu erzählte Jesus einmal ein
sehr einprägsames Erlebnis:
„Zwei Männer, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer, gingen in den Tempel, um zu beten. Selbstsicher
stand der Pharisäer dort und betete: ,Ich danke dir,
Gott, dass ich nicht so bin wie andere Leute. Ich bin
kein Räuber, kein Gottloser, kein Ehebrecher und
schon gar nicht wie dieser Zolleinnehmer da hinten. Ich
faste zweimal in der Woche, und von allen meinen
23
Einkünften gebe ich den zehnten Teil für Gott.' Aber
der Zolleinnehmer blieb verlegen am Eingang stehen
und wagte kaum aufzusehen. Schuldbewusst betete er:
,Gott! Vergib mir, ich weiß, dass ich ein Sünder bin!' Ihr
könnt sicher sein, dieser Mann ging von seiner Schuld
befreit nach Hause, nicht aber der Pharisäer.“ (Lukasevangelium 18,10-14)
Dass der Erstgenannte „betete“, klingt in meinen
Ohren ironisch: Er hat nicht mit Gott gesprochen, sondern ihm vielmehr einen Vortrag gehalten. Dieser
Mann redete nur von sich; dazu stellte er Vergleiche
mit anderen, vermeintlich Schlechteren, an. Er bat Gott
um nichts, sondern informierte ihn nur über seine Leistungen.
Der zweite Beter, der Zolleinnehmer, redete nicht
viel – das ist auch nicht nötig; denn es kommt beim
Beten nicht auf die Menge der Worte an und auch
nicht darauf, Gott mit ausgewählten Formulierungen
zu beeindrucken. Der Zolleinnehmer ging jedenfalls
von seiner Schuld befreit nach Hause. Das ist befreiende Kommunikation, wenn man bei Gott das abladen
darf, was einem das Herz schwer macht.
● Bewirkt Beten etwas? Natürlich! Dieser Zolleinnehmer ging befreit, erleichtert nach Hause. Millionen
von Menschen können davon berichten, was Gebet in
ihrem Leben bewirkt hat. Bei Julia und Rolf zum Beispiel ging die „Funkstille“ in der vierten Nacht zu Ende.
Rolf lag im Bett und baute im Gebet „eine Brücke“ über
Gott zu seiner Frau.
Im Gespräch mit Gott ging ihm auf, dass er es nicht
nötig hatte, alles hinunterzuschlucken, wenn er im
richtigen Ton mit seiner Frau über seine Gefühle zu
sprechen bereit war. Er bat Gott, ihm zu verzeihen, dass
er seine Frau mit seinem Schweigen bestrafen wollte.
Und während Rolf so, im Liegen, mit geschlossenen
24
Augen, in Gedanken mit Gott redete, spürte er, wie sich
ein Knoten in seinem Hals löste, und wie er die befreienden Worte über die Lippen brachte: „Schatz, es tut
mir Leid, dass ich eingeschnappt war. Ich liebe dich
immer noch. Lass uns doch in Ruhe über alles reden!“
Beten bewirkt nicht immer bei dem etwas, für den
man betet, aber garantiert beim Beter selbst. Der Vater
von Frau Walter starb unversöhnt. Aber das Gebet half
ihr, ihrem Vater zu vergeben, so dass in ihr keine Verbitterung aufkommt, wenn sie an ihn zurückdenkt.
Im Umgang mit unseren Kindern haben meine Frau
und ich oft festgestellt: Es gab Zeiten, da konnten wir
mit ihnen über Gott sprechen, aber es gab auch Zeiten,
in denen es besser war, mit Gott über sie zu reden, für
sie zu beten.
Auch Ruth Heil berichtet diesbezüglich: „Manchmal
stehe ich am Bett eines Teenagers, um für ihn zu beten,
wenn er schon eingeschlafen ist. ,Segne diesen jungen
Menschen, der es im Moment so schwer mit sich selbst
und mit mir hat’, bete ich manchmal. Oft schon habe
ich erlebt, wie am nächsten Morgen unser Verhältnis
zueinander besser war. Ich weiß nicht, ob Gott mein
Kind über Nacht anrührte, oder ob er mir eine andere
Betrachtungsweise mit dem Gebet gab. Jedenfalls habe
ich darin schon oft Gottes Antwort erfahren.“12
***
Abschließen möchte ich dieses Kapitel mit der Erfahrung, die eine gläubige Mutter vor vielen Jahren mit
ihrem damals schon erwachsenen Sohn gemacht hat.
Ich hörte sie von ihm, allerdings schon vor so langer
Zeit, dass ich mich an die Details nicht mehr erinnern
kann, dafür umso mehr daran, wie gerührt ich war:
Ludwig wollte gern ins Frankfurter Rotlichtviertel,
um sich dort einmal umzuschauen. Weil er ein sehr
25
gutes Verhältnis zu seiner Mutter hatte, informierte er
sie über sein Vorhaben. Die Mutter hielt nicht mit ihrer
Meinung diesbezüglich hinterm Berg, versuchte allerdings auch nicht, irgendeinen Druck auf ihren inzwischen erwachsenen Sohn auszuüben. Bevor er aber
aufs Fahrrad stieg, betete sie für ihn, und das tat sie
auch noch, nachdem er bereits weg war.
Stundenlang schlenderte Ludwig durch die berüchtigten Straßen, unsicher, ob er wirklich die entsprechenden Lokale betreten sollte oder nicht.
Er kehrte lange nach Mitternacht nach Hause zurück. Die Mutter fragte ihn am nächsten Tag nicht, wo
er gewesen sei oder was er getan hätte.
Es vergingen Jahre, bis Ludwig seiner Mutter von
sich aus eröffnete: „Mutter, kannst du dich noch an
meinen nächtlichen Ausflug damals nach Frankfurt
erinnern? Ich möchte dir heute sagen: Ich bin in keines
der Lokale hineingegangen.“ Worauf seine Mutter ihm
antwortete: „Ludwig, ich habe für dich gebetet, bis du
nach Hause gekommen bist.“
Beten hilft nicht nur dann Brücken zu bauen, wenn
uns die Worte fehlen, wenn lange Reden unangebracht
sind oder wenn die Kommunikation misslingt. Durch
das Gebet vertrauen wir Menschen, die uns am Herzen
liegen, einem Größeren an – Gott.
Das Gebet ist kein Zauberstab, denn Gott respektiert
den freien Willen eines jeden Menschen. Aber es ist
befreiend, um die Unterstützung eines starken Partners
zu wissen, der nicht auf Worte angewiesen ist, um
Knoten im Hals zu lösen oder verletzte Beziehungen
zu heilen.
***
26
Was hilft weiter?
● Wenn Sie in der Bibel etwas mehr über das Beten lesen wollen, empfehle ich Ihnen folgenden Abschnitt aus der Bergpredigt: Matthäusevangelium,
Kapitel 6, Verse 5 bis 8.
● Was halten Sie davon, in eine Liste die Namen
von zwei oder drei Personen (Familie, Bekannten- oder
Freundeskreis) einzutragen, zu denen Sie sich ein besseres Verhältnis wünschen?
Nehmen Sie sich doch morgens und abends jeweils
fünf Minuten Zeit, um in der Stille mit Gott über diese
Menschen zu sprechen. Bitten Sie ihn, dass er Sie von
negativen Gefühlen befreit und dass er Ihnen hilft, die
positiven Charaktereigenschaften dieser Menschen zu
entdecken.
● Wenn Sie etwas zur Vertiefung der Kommunikation in Ihrer Partnerschaft tun wollen, dann empfehle
ich Ihnen, den Test PREPARE (für Verlobte) bzw.
ENRICH (für Ehepaare) bei einem Eheberater durchzuführen. Nähere Auskünfte finden Sie im Internet
(www.prepare-enrich.de) bzw. bei Carol Ann Bochmann, Jahnstr. 11, 15366 Neuenhagen, Telefax 0 33 42 /
24 76 78.
● Prof. Moeller hat das „Zwiegesprächs-Konzept“
für Paare entwickelt: Vereinbaren Sie einmal in der
Woche 90 Minuten für ein ungestörtes Gespräch, in
dem einer dem anderen erzählt, was ihn im Augenblick
am stärksten bewegt (mehr darüber im Internet:
www.dyalog.de).
Buchempfehlungen
Nancy van Pelt, „Von Herz zu Herz. Erfolgreich kommunizieren“, Advent-Verlag, Zürich/Wegweiser-Verlag,
Wien, 2000, ISBN 3-905008-59-9 bzw. 3-900160-20-1
27
Julián Melgosa, „Starke Jahre – Impulse für Teenager
und Eltern“, Advent-Verlag, Zürich/Wegweiser-Verlag,
Wien, 2000, ISBN 3-905008-58-0 bzw. 3-900160-19-8
Zwei Bücher, die konkret und anschaulich Hilfe zur
Verbesserung der Kommunikation (mit Schwerpunkt
Ehe) bzw. zu einer verständnisvollen und toleranten
Eltern-Kinder-Beziehung bieten.
Roger J. Morneau, „Nicht zu fassen! Wie Gott Gebete
erhört!“, Advent-Verlag, Lüneburg, Bd. 1: Best.-Nr.
1283, Bd. 2: Best.-Nr. 1289. Der Autor hat offensichtlich
die Gabe, über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig und intensiv für bestimmte Menschen und Anliegen zu beten. Dabei erleben er und die Menschen,
für die er betet, wie Gott diese Bitten erhört. Beide
Bücher liefern keine „Rezepte“ zur Nachahmung, sondern wollen dem Leser Mut machen, das Beten für
andere Menschen neu zu entdecken und Gott Großes
zuzutrauen.
28
2. Kapitel
Wissen, wohin man gehört
US-Amerikaner lieben es, ihren familiären Wurzeln
nachzuspüren. „Ich habe in Ihrer Datenbank meinen
Großvater entdeckt“, schreibt Thomas Semelbauer aus
Kalamazoo im US-Bundestaat Michigan in einer Dankes-E-Mail ans Hamburger Staatsarchiv. Seitdem das
Projekt „Link to your Roots“ der Stadt Hamburg im
Jahr 2000 gestartet ist, haben Zehntausende täglich (!)
diese Möglichkeit genutzt, im Internet nach ihren einst
ausgewanderten Vorfahren zu suchen. In mühsamer
Detektivarbeit wurden hierzu die handschriftlichen
Einträge alter Schiffspassagierlisten entziffert und Name für Name in den Computer eingetippt. Im Laufe
des 19. und 20. Jahrhunderts hatten sich in Hamburg
insgesamt fünf Millionen europäische Auswanderer
eingeschifft!13
„Woher stamme ich? Finden Sie Ihre Vorfahren!“ So
oder ähnlich heißen die zahlreichen Ratgeber, die,
unterstützt durch Internet-Datenbanken und Genealogie-Computerprogramme, den Ahnenforschern Hilfe
bei der Suche nach ihren Wurzeln versprechen.
Das Bedürfnis zu wissen, wohin man gehört, fand
durch den afroamerikanischen Schriftsteller Alex Palmer Haley (1921-1992) einen Niederschlag in der Weltliteratur: In seiner Familiensaga „Roots“ („Wurzeln“,
1976)14 schildert Haley die Suche nach den Ursprüngen
seiner Familie, die er schließlich in einem Dorf in Westafrika fand. In neuerer Zeit wird im nordamerikanischen Projekt „DNA-Genealogie“ daran gearbeitet, die
29
Suche nach den Vorfahren mithilfe von Gen-Analysen
zu erleichtern.15
Ist die Verfolgung des Familienstammbaumes für viele zu einer Art Hobby geworden, so gewinnt die Suche
nach den leiblichen Eltern für manche Menschen existenzielle Bedeutung, so zum Beispiel für viele Adoptivkinder: Generell sehnen sich Adoptierte – besonders in
Pubertät und Jugendalter – stark danach herauszufinden, wer ihre leiblichen Eltern sind, auch wenn sie es
den Adoptiveltern nicht zeigen. „Die Vorgeschichte ist
ein wichtiger Bestandteil der Lebenswirklichkeit von
Adoptivkindern – und von großer Bedeutung für deren
Identitätsentwicklung und Persönlichkeitsintegration.“16
Umso erfreulicher ist es, wenn man ab und dann von
der glücklichen Begegnung eines Suchenden mit seinen leiblichen Eltern erfährt!
Können Sie sich vorstellen, was es für ein Kind bedeuten würde, irgendwann im Laufe des 21. Jahrhunderts in einem Labor per künstlicher Befruchtung unter
der Maßgabe gezeugt worden zu sein, dass es niemals
erfahren soll, wer seine biologischen Eltern gewesen
sind? Ich finde diese Vorstellung unerträglich!
Aber für genauso unerträglich halte ich die Vorstellung, der Mensch – also auch ich – sei das Produkt
eines Evolutionsprozesses, der seinen Anfang in irgendeiner Ursuppe oder bei einem gewaltigen Urknall
gefunden haben soll. Mag die Suche nach der familiären Herkunft von großer Bedeutung sein, so ist die
Suche nach der Herkunft des Menschen überlebenswichtig; denn von der Frage nach dem „Woher“ des
Menschen hängen auch die Antworten auf die Frage
nach dem „Wohin“ und dem „Wozu“ ab!
Wissen, wohin man als Kind gehört, ist enorm
wichtig für eine gesunde Entwicklung und für die
Identitätsfindung. Wissen, wohin ich als Person, als
30
Mensch gehöre, hat einen entscheidenden Einfluss auf
meinen Selbstwert, aber auch darauf, welchen Stellenwert ich meinen Mitmenschen einräume.
Es will mir nicht einleuchten, dass sich so viele
Menschen bei der Frage nach der Herkunft des Menschen mit nebulösen Erklärungen über Ursuppen oder
Initialzündungen und mit den unterschiedlichsten,
jahrmillionen-toleranten Zeitangaben zufrieden geben.
Evolutionstheorie: Fakten oder Annahmen?
Woran liegt es, dass so viele die Antworten der Evolutionslehre für bare Münze halten? Vermutlich daran,
dass sie im Allgemeinen für eine wissenschaftlich bewiesene Erklärung über den Ursprung und die Entwicklung des Lebens gehalten wird. Ist sie das? Nachfolgend wird diese Frage von einigen Wissenschaftlern
beantwortet. Die meisten von ihnen vertreten die Evolutionstheorie bzw. stehen ihr wohlwollend gegenüber.
Der international anerkannte Makromolekularchemiker Bruno Vollmert hat zum Beispiel seinem Buch
„Das Molekül und das Leben“ den Untertitel gegeben:
„Was Darwin nicht wissen konnte und Darwinisten
nicht wissen wollen“. Dort schreibt er u. a.: „Weil die
makromolekularen Voraussetzungen nicht gegeben
sind, ist der heute herrschende Neodarwinismus als
naturwissenschaftliche Hypothese unhaltbar.“ Und:
„Die Entstehung des Lebens und der Arten ist ein im
Rahmen der exakten Naturwissenschaften unlösbares
Problem.“17
Pierre Grassé, einer der bekanntesten Zoologen
Frankreichs und ehemaliger Präsident der Akademie
der Wissenschaften, erklärt: „Es ist heute unsere Pflicht,
den Mythos der Evolution zu zerstören, die als ein
einfaches, verständliches und erklärbares Ereignis betrachtet wird, das sich deutlich vor uns entfaltet. Biolo31
gen müssen ermutigt werden, über die Schwächen und
Mutmaßungen, die Theoretiker aufstellen oder als etablierte Wahrheiten erklären, nachzudenken.“18
Errol White, Biologe und Evolutionist, gibt zu: „Ich
habe mir oft gedacht, wie ungern ich organische Evolution vor einem öffentlichen Gericht beweisen möchte ...
Wir kennen nach wie vor weder den Mechanismus der
Evolution, trotz überzuversichtlicher Behauptungen in
einigen Bereichen, noch ist es wahrscheinlich, dass wir
darin weitere Fortschritte durch die klassischen Methoden der Paläontologie oder Biologie erzielen werden.“19
Der australische Molekularbiologe Michael Denton
bekennt: „Der Einfluss der Evolutionstheorie auf Gebiete weit außerhalb der Biologie ist eines der spektakulärsten Beispiele der Geschichte dafür, wie eine hochgradig spekulative Theorie, für die es keinen wirklich
konkreten Beleg gibt, das Denken einer ganzen Gesellschaft prägen und die Weltanschauung einer Epoche
beherrschen kann.“20
Es wäre möglich, seitenweise weitere Kritiker aus
den Reihen der Evolutionisten zu zitieren;21 ich möchte
es jedoch bei nur einem weiteren Zitat bewenden lassen. Der berühmte britische Biologe Prof. D. M. S. Watson schrieb bereits 1929 etwas, das heute noch unverändert zutrifft: „Die Evolutionstheorie wird nicht deshalb allgemein anerkannt, weil man sie durch eine
logisch zusammenhängende Beweiskette als richtig
beweisen könnte, sondern weil die einzige Alternative
dazu, nämlich eine spezielle Schöpfung, einfach unglaublich ist.“22
Es ist eine glatte Lüge zu behaupten, die Evolution
sei eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache. Wer für
die Evolution eintritt, akzeptiert unterschwellig ein
„Glaubensbekenntnis“, zu dem u. a. folgende Punkte
gehören:23
32
● Der Glaube an die Macht des Zufalls, an Prozesse, für die keine Ursachen, keine Zusammenhänge und
keine Gesetzmäßigkeiten erkennbar sind.
● Der Glaube an die Macht der Selektion, an die
Macht des Egoismus, wonach im Kampf aller gegen alle
jenes Lebewesen siegt, das sich seiner Umwelt bzw.
den Machtverhältnissen seiner Umwelt am erfolgreichsten anpassen kann.
● Der Glaube, dass weder bei der Entstehung des
Lebens noch bei der Entstehung des Menschen eine
Intelligenz gewirkt hat.
● Der Glaube, dass der Optimierungsprozess für
den Menschen noch nicht zu Ende ist und daher alles
ausgeschaltet werden muss, was das Fortschreiten dieses Optimierungsprozesses hindert.
Nun ist es allerdings nicht so, dass etwa die Schöpfungslehre wissenschaftlich bewiesen wäre. Die Behauptung, Gott habe die Welt erschaffen, kann man
ebenfalls nicht beweisen. An beides muss man also
glauben, wie der Evolutionist Prof. L. Harrison Matthews in einem Vorwort zu Darwins „Ursprung der
Arten“ schrieb: „Die Tatsache der Evolution ist das
Rückgrat der Biologie, und die Biologie nimmt somit
die merkwürdige Stellung ein, dass sie eine Wissenschaft ist, die auf eine unbewiesene Theorie gegründet
ist – ist sie dann eine Naturwissenschaft oder ein Glaube? Der Glaube an die Evolutionstheorie läuft somit
vollkommen parallel zu dem Glauben an eine besondere Schöpfung – beides sind Auffassungen, von denen
die daran Glaubenden wissen, dass sie wahr sind, aber
keine von beiden konnte bis heute bewiesen werden.“24
Schöpfung: eine echte Alternative?
Obwohl das Schöpfungsmodell nicht alle Fragen beantworten kann – genauso wenig wie die Evolutions33
theorie dies vermag –, bietet es für viele offene Fragen
befriedigendere Lösungen an – abgesehen davon, dass
es eine Menge Fakten gibt, die gegen eine Evolution
sprechen.25 Vielleicht sind das zwei wichtige Gründe,
warum weltweit die Anzahl ernst zu nehmender Wissenschaftler, die das Schöpfungsmodell befürworten,
zunimmt.
Ich möchte nur zwei Beispiele dafür anführen, wie
das Schöpfungsmodell offene Fragen beantwortet. Das
erste hat mit den Prinzipien der Informatik zu tun, das
zweite bezieht sich auf die so genannten „DesignSignale“.
● Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hochleistungscomputer ohne Konstrukteur entstanden ist, liegt bei
Null. Der menschliche Körper ist weit komplizierter
und leistungsfähiger als der schnellste Computer der
Welt, denn der Mensch ist das komplexeste informationsverarbeitende System, das wir kennen. Prof. Dr.
Werner Gitt von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig belegt das eindrücklich26:
Wenn man alle Informationsabläufe im Menschen zusammennimmt, so werden täglich 1024 bit (eine 10 mit
24 Nullen dahinter!) verarbeitet. Das ist ein astronomischer Wert, der das Gesamtwissen der Menschheit von
1018 bit, wie es in den Bibliotheken der Welt gespeichert
ist, noch um den Faktor von einer Million übertrifft.
Nun spielen bei jedem System, das Information
trägt oder verarbeitet, u. a. folgende Prinzipien eine
wichtige Rolle: Es gibt keine Informationsübertragung
ohne Verschlüsselung (zum Beispiel die Sprache). Es
gibt keine Informationsübertragung ohne Sender und
Empfänger. Es gibt keine Information ohne ursprüngliche geistige Quelle. Information im umfassenden Sinne
weist verschiedene Ebenen auf.27 Es gibt keine Information durch Zufall.
34
Wenn man diese Prinzipien, die sich unzählbar oft
in der Erfahrung bewähren und in keinem Laboratorium der Welt experimentell widerlegt worden sind,
bedenkt, „so ist es folgerichtig zu fragen, ob das Leben
nicht aus einem zielorientierten Schöpfungsprozess
stammt. Von diesem Prinzip berichtet die Bibel. Die aus
der Sicht der Informatik zu fordernde geistige Informationsquelle für jegliche Information ... wird in der Bibel
bereits auf der ersten Seite genannt: ,Am Anfang schuf
Gott’ (1. Mose 1,1). Die Evolutionslehre unterstellt hingegen, dass die Information in den Lebewesen keines
Senders [im Sinne einer Intelligenz außerhalb der Natur] bedarf. Diese Aussage wird durch die tägliche Erfahrung der obigen Informationssätze reichlich widerlegt. Darum liefert uns heute die Informatik die stärksten Argumente für die Entstehung der Lebewesen
durch eine Schöpfung.“28
● Wer die Natur aufmerksam beobachtet, kommt
nicht umhin, zweierlei festzustellen: Warum so komplizierte Mechanismen, wenn es auch einfacher ginge?
Oder: Warum eine so große Vielfalt, und warum diese
verschwenderische Schönheit? Im ersten Fall sprechen
die Annahmen der Evolutionstheorie dagegen, dass
zum Beispiel für die Bestäubung von Blüten komplexere Strukturen entstehen, als sie für das Überleben erforderlich wären. Die zweite Frage stellt sich beispielsweise in Anbetracht der Vielfalt und Schönheit der Vogelgefieder (Pfauenrad zum Beispiel), bei der Betrachtung
der Schmetterlinge (es soll 18.000 Arten von Tagfaltern
und 130.000 von Nachtfaltern geben!) oder wenn man
bedenkt, wie viele Formen und Farben die Gehäuse
von Schnecken oder Muscheln haben.
Diese und viele andere Beispiele erwecken den Eindruck, als sperre sich die Schönheit der Lebewesen
hartnäckig gegen eine Erklärung unter einem bloßen
35
evolutionären Nützlichkeitsaspekt. Diese Schönheit
oder „Selbstdarstellung“ der Lebewesen stellt für den
Zoologen und Anatomen Adolf Portmann „eines der
großen Probleme in der Biologie“ dar29 – Menschen, die
in Gott den Schöpfer des Universums sehen, erkennen
darin Anhaltspunkte („Design-Signale“) für die unbegreifliche Größe, Genialität und Liebe des Schöpfers
zum Detail.30
Am beeindruckendsten aber kommt die Kreativität
des Schöpfers beim Wunderwerk Mensch zum Ausdruck.31 Einige Beispiele, dem empfehlenswerten Buch
„Faszination Mensch“ von Prof. Dr. Werner Gitt entnommen, sollen das illustrieren.32
Das Wunderwerk Mensch ...
Der Blutkreislauf,
Blutkreislauf der für Transport-, Versorgungsund Entsorgungsfunktionen verantwortlich ist, stellt
eine perfekte Logistik dar: Durch 2.500 Kilometer Arterien, Venen und Kapillaren (die Strecke Paris-Moskau)
strömt das Blut durch unseren Körper dank der Arbeit
der Umwälzpumpe Herz. Dieses schlägt 100.000mal an
einem Tag, das bedeutet 2,5milliardenmal in 70 Jahren.
Bei 70 Schlägen pro Minute fördert das Herz täglich
etwa 7.000 Liter, was 40 gefüllten Badewannen entspricht.
Wussten Sie, dass wir Menschen in jedem Bluttropfen 250 Millionen rote Blutkörperchen haben? Sie leben
nur 120 Tage, d. h. dreimal im Jahr werden alle roten
Blutkörperchen erneuert. Bei einer Größe von nur
knapp einem tausendstel Millimeter würden die 25
Billionen Blutkörperchen eines Mannes 3.800 Quadratmeter, d. h. mehr als ein halbes Fußballfeld, bedecken.
Die Anzahl der weißen Blutkörperchen ist niedriger
(auf 600 bis 1.000 rote Blutkörperchen kommt ein wei36
ßes); dafür steigt sie schon nach einer Mahlzeit oder
körperlicher Arbeit an. Und sie sterben millionenweise,
wenn es darum geht, den Körper zu verteidigen.
Das Gehirn – „die komplexeste materielle Struktur
des Universums“ (Prof. Gitt) – besteht aus etwa 100
Milliarden Nervenzellen (Neuronen), das entspricht
von der Größenordnung her der Zahl der Sterne in
unserer Milchstraße. Weil jede Gehirnzelle mit Tausenden von anderen Gehirnzellen in Verbindung steht,
benötigte man eine riesige Bibliothek mit zehn Milliarden Bänden zu je 400 Seiten (d. h. 500mal größer als
die Kongressbibliothek in Washington), um nur alle
möglichen Verbindungen (Synapsen) zu Papier zu
bringen. Der „Schaltplan“ des Gehirns ist einige hundertmal komplizierter als das gesamte Telefonnetz der
Erde. Weil unsere Sinnesorgane dem Gehirn etwa eine
Million Male mehr Information liefern, als es bewusst
verarbeiten kann, findet bei der „Datenerfassung“ eine
geniale Datenreduktion statt.
Das Genom,
Genom die Erbsubstanz des Menschen, besteht
aus drei Milliarden genetischen Buchstaben. Eine gute
Sekretärin würde – bei einem pausenlosen Achtstundentag und 220 Arbeitstagen pro Jahr – 95 Jahre brauchen, um diese Buchstabenmenge zu tippen. Um die
Beziehungen zwischen den 35.000 derzeit bekannten
Genen herauszufinden, benötigte ein herkömmlicher
Rechner über 400 Jahre!33
Das Speichermedium der genetischen Information,
die DNS, besitzt die höchste bekannte Speicherdichte,
von der die Chips der modernsten Computer noch um
Zehnerpotenzen entfernt sind. Wie dünn die doppelsträngige DNS ist, zeigt folgender Vergleich: Würden wir aus dem Material eines Stecknadelkopfes von
2 mm Durchmesser einen sehr dünnen Draht im
Durchmesser des DNS-Moleküls machen, würde dieser
37
„Draht“ so lang sein, dass wir ihn 33mal um den Äquator wickeln könnten.
Nicht weniger faszinierend beschreibt Prof. Gitt viele weitere bemerkenswerte Details des Wunderwerkes
Mensch, so zum Beispiel das Auge mit je etwa 116 Millionen Photozellen; oder den optischen Nerv, der bei
einem Durchmesser von ca. 2 mm mehr als eine Million
gut voneinander isolierte Fasern enthält.
... spricht für einen genialen Schöpfer!
Diese Beispiele lassen uns erahnen, was für eine außergewöhnliche Intelligenz hinter und über der Schöpfung stehen muss und wie klein dagegen die Leistungen des modernen Menschen sind.
Ich selbst wundere mich darüber, wie viel wir der
Wissenschaft und Technik zutrauen (weil wir die Ergebnisse der Forschung sehen können) und dagegen
wie wenig dem Schöpfergott (weil hier der Glaube
gefordert ist). Und ich kann sehr gut nachvollziehen,
wie ein Dichter und Sänger vor ein paar tausend Jahren seine Bewunderung für Gottes Schöpfung zum
Ausdruck brachte:
„Ich blicke zum Himmel und sehe, was deine Hände geschaffen haben; den Mond und die Sterne – allen
hast du ihre Bahnen vorgezeichnet. Wie klein ist da der
Mensch! Und doch beachtest du ihn! Winzig ist er, und
doch kümmerst du dich um ihn! Du hast ihn zur Krone
der Schöpfung erhoben und ihn mit hoher Würde
bekleidet. Nur du stehst über ihm! Du hast ihm den
Auftrag gegeben, über deine Geschöpfe zu herrschen.
Alles hast du ihm zu Füßen gelegt: die Schafe und
Rinder, die Tiere des Feldes, die Vögel unter dem
Himmel und die Fische im weiten Meer. Herr, unser
Herrscher! Groß und herrlich ist dein Name. Himmel
und Erde sind Zeichen deiner Macht.“ (Psalm 8,4-10)
38
Wie hätte David, der Verfasser dieses Liedes, reagiert, hätte er Zugang zu unseren heutigen Teleskopen
und Mikroskopen gehabt! Was empfinden wir, die wir
so viel über die Dimensionen des Universums, über die
verborgene Schönheit des Mikrokosmos und über die
Wunder des menschlichen Körpers wissen? Eine der
Eigenschaften, die mich an Kindern faszinieren, ist die
Fähigkeit zu staunen. Auch wenn wir vieles erklären
können – die Fähigkeit zu staunen dürfen wir nicht
abstumpfen lassen! Selbst da, wo wir etwas nicht erklären können – den Schöpfer zum Beispiel –, dürfen wir
staunen und ihn bewundern.
Die Bibel nennt dieses Bewundern des Schöpfers
„Anbetung“. Beten und Anbeten sind miteinander verwandt. Anbeten meint, Gott gegenüber im Gebet oder
im Lied auszudrücken, wie sehr wir ihn bewundern –
so wie damals der Sänger und spätere König David.
Auch im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung
des Johannes, ist von der Anbetung des Schöpfers die
Rede:
„Dann sah ich einen anderen Engel hoch am Himmel fliegen. Er hatte eine Botschaft, die niemals ihre
Gültigkeit verlieren wird.34 Die sollte er allen Bewohnern der Erde verkünden, allen Völkern und Nationen,
den Menschen aller Sprachen. Er rief mit lauter Stimme: ,Nehmt Gott ernst und erweist ihm Ehre! Die Zeit
ist gekommen: Jetzt hält er Gericht! Betet ihn an, der
den Himmel, die Erde, das Meer und die Quellen geschaffen hat!’“ (Offenbarung 14,6.7 GN)
Dadurch, dass der (moderne) Mensch daran erinnert wird, den Schöpfergott anzubeten, soll er davor
bewahrt bleiben, nur noch sich selbst und die Errungenschaften der Technik zu bewundern. Es ist in der
Tat erstaunlich, was der Mensch in den letzten Jahren –
um nur ein Beispiel zu nennen – auf dem Gebiet der
39
Gentechnik erreicht hat. Noch erstaunlicher ist allerdings die Tatsache, dass er von seinem Schöpfer mit so
viel Wissensdrang, Intelligenz und Kreativität ausgestattet worden ist!
Aber mit diesem Aufruf, Gott anzubeten, und mit
dem Hinweis, dass Gott Rechenschaft fordern wird, soll
der Mensch noch vor einer zweiten Gefahr bewahrt
bleiben: nämlich zu meinen, dass er alles machen darf,
was er kann.
Weil der Mensch im Begriff ist – gerade auf dem
genannten Gebiet der Gentechnik –, die Grenzen des
Erlaubten zu überschreiten, bzw. auf anderen Gebieten
– etwa der aktiven Sterbehilfe – diese Grenzen bereits
überschritten hat, erinnert uns Gott daran, dass wir ihm
gegenüber rechenschaftspflichtig sind.
Es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Erde noch
„funktioniert“, trotz allem, was wir ihr angetan haben.
Dass wir noch leben, betrachte ich als ein Geschenk
Gottes – und als ein Zeichen dafür, dass Gott lebt. Wenn
ich dann auch noch erlebe, dass er meine Gebete erhört, auf sie eingeht, auf die eine oder andere Weise
meine Fragen beantwortet, dann wird mir dieses Zeichen zum Beweis seiner Existenz.
Jörg Zink formuliert treffend: Man solle „vom toten
Gott nicht reden, ehe man den Versuch einer Begegnung mit dem lebendigen gemacht hat; von der hoffnungslosen Verlorenheit des Menschen nicht, ehe man
den Versuch gemacht hat, sich der Hoffnung der Christen anzuvertrauen; von der Sinnlosigkeit des Gebets
nicht, ehe man den Versuch gemacht hat, zu hören
und zu antworten“.35
Möglicherweise taucht trotz allem, was nun für das
Dasein und Wirken eines Schöpfergottes zu sprechen
scheint, die Frage auf:
40
Evolution oder Schöpfung –
ist das so wich
wichtig?
Wer sich dafür entscheidet, in der Evolutionstheorie die
Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Menschen zu suchen, wird einen Aspekt ausklammern
müssen: nämlich alle Fragen, die mit Ethik und Moral
zu tun haben.
Hier muss die Evolutionslehre passen. Und wenn er
sich auch noch für die Herkunft und Entwicklungsmöglichkeit von Werten wie Nächstenliebe, Friede,
Achtung der Menschenwürde, Treue, Ehrlichkeit und
Freiheit interessiert, dann wird er von der Evolutionstheorie genauso wenig Auskunft darüber bekommen.
Das bedeutet auch: Das Evolutionsmodell reicht
nicht aus, wenn wir erfahren wollen, wohin wir gehören; denn allein mit Theorien über den möglichen
biologischen Ursprung des Menschen ist es nicht getan.
Wer nach der seelischen, geistigen und spirituellen
Dimension fragt und den Sinn des Lebens, der Krankheit oder des Sterbens sucht, wird leer ausgehen. Nun
gibt es eine Alternative, um diese fehlende Dimension
zu ergänzen, nämlich das Deutungsmodell der „theistischen Evolution“.36 Es handelt sich dabei um eine Art
„Mischung“ aus beidem, dem Glauben an einen Gott
und der Annahme, dass er sich der Evolution bedient
habe, um die Welt – einschließlich des Menschen –
entstehen zu lassen.
Man kann diese Ansicht – sehr vereinfacht – so beschreiben: Gott hat für den Initialfunken gesorgt, hat
den Mechanismus der Evolution – wie ein Uhrmacher
– in Gang gesetzt und dann die „Schöpfung“ sich selbst
überlassen.
Wie wirken sich die Auffassungen der theistischen
Evolution auf unser Bild vom Menschen und auf die
Zukunftsaussichten der Menschheit aus? Ich will nur
41
vier Gesichtspunkte andeuten (in späteren Kapiteln
dieses Buches werden sie wieder aufgegriffen):
1. Einer der entscheidenden Faktoren im Evolutionsprozess ist die Selektion, d. h. der Sieg der stärkeren
Lebewesen über die schwächeren. Der in unserer Zeit
weit verbreitete Individualismus und Egois
Egoismus wäre
also nichts Negatives, sondern geradezu die Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Menschheit – auch
wenn dafür der Preis der Einsamkeit zu zahlen ist.
Dienen ist demnach verpönt, Durchsetzungsvermögen
dagegen gefragt, selbst wenn es auf Kosten der Schwächeren geht.
Jesus Christus kam auf die Welt, um diesen Teufelskreis des Egoismus zu durchbrechen und durch das
Prinzip des selbstlosen Dienens zu ersetzen. Nur wer
um seine Identität weiß und über einen gesunden
Selbstwert verfügt, ist fähig und willig, aus der richtigen Motivation heraus zu dienen. Unsere Gesellschaft
wird aber nur dann menschlicher werden, wenn
Dienstbereitschaft wieder groß geschrieben wird.
2. Im Evolutionsprozess zählt Leistung über alles.
Wer nichts mehr leistet, ist nicht nur überflüssig, sondern steht dem Fortschritt im Wege. Wessen Leistung
nachlässt oder nicht mehr zu optimieren ist, muss ausgetauscht werden. Die Angst ist vorprogrammiert:
Angst vor dem Scheitern, vor Krankheit und Arbeitslosigkeit, Angst davor, ein behindertes Kind zur Welt zu
bringen, Angst vor dem Altwerden u. v. m.
Die Bibel stellt uns einen Gott vor, der sich grundsätzlich für jeden Menschen – unabhängig von der
erbrachten Leistung – interessiert, auch oder besonders
für jene, die nichts vorzuweisen haben, nämlich für
Kinder, Kranke, von der Gesellschaft Verstoßene oder
Abgeschriebene. Gott vermittelt uns deutlich: Sein geht
geht
vor Leistung.
Leistung Auch solchen Menschen, die gescheitert
42
sind, will er zu einem neuen, gesunden Selbstwert
verhelfen, und zwar dadurch, dass sie sich geliebt,
angenommen und gebraucht wissen.
3. Da nach der Evolutionstheorie der Mensch auf
sich selbst angewiesen ist und keine Information oder
Hilfe von außerhalb erwarten darf, muss er sehen, wie
er seine Probleme allein löst.
löst Es ist ja kein intelligenter
Konstrukteur da, den man fragen könnte (bzw. er hat
sich in der theistischen Evolution längst verabschiedet),.
Wir versuchen also, unsere Probleme allein zu lösen,
vor allem mit dem Einsatz von Geld und Wissen. Wissen ist Macht; das Wissen nimmt ständig zu, aber wir
werden dadurch nicht weiser. Die Kluft zwischen reichen und armen Ländern wird immer größer, die zwischen Wissenden und Unwissenden ebenfalls.
Die Bibel beschreibt Gott als einen liebenden Vater,
der immer noch für seine Kinder da ist – wie alt oder
klug sie auch werden bzw. für wie selbstständig und
scharfsichtig sie sich auch halten. Durch die Bibel gibt
er uns – sei es klar und eindeutig oder in Form von
Prinzipien – Antwort auf alle Fragen, die sowohl unser
Zusammenleben als auch das Überleben der Menschheit betreffen. Er warnt uns vorsorglich, so wie es auch
Eltern tun, lässt uns aber nicht fallen, wenn wir Fehler
machen oder versagen. Im Gegenteil: Seine Vergebungsbereitschaft übertrifft bei weitem die unsere, und
er weiß immer einen Aus
Ausweg oder einen Umweg,
wenn wir uns völlig verlaufen haben.
4. Da die Weiterentwicklung der Menschheit (wie
angeblich bisher geschehen) von Faktoren wie Zufall,
Mutation und Selektion bestimmt wird, dürfen wir von
der Evolutionstheorie keine verbindlichen Aussagen
über die Zukunft erwarten – weder über die Zukunft
der Menschheit noch über unsere persönliche Zukunft,
müssen also in ständiger Ungewissheit leben.
43
Weil Gott nicht nur den umfassenden Überblick über Vergangenheit und Gegenwart hat, sondern die
Fäden der Geschichte in der Hand hält und somit auch
die Zukunft bestimmt, kann er Voraussagen über die
Zukunft machen. Sie sind in der Bibel enthalten und
unter dem Sammelbegriff „Prophetie
Prophetie“
Prophetie bekannt. Es
lohnt sich, die uralten Vorhersagen der Bibel (zum
Beispiel über die Weltreiche im zweiten Kapitel des
Buches Daniel) mit dem tatsächlichen Ablauf der Geschichte zu vergleichen.
Obwohl ich bibelorientiert erzogen worden bin, gab es
während meines Studiums eine Zeit, in der ich mich
intensiv mit den Erklärungsversuchen der Evolutionstheorie beschäftigt habe. Sie haben mich nicht überzeugen können.
Ich muss gestehen: Es gibt in meinem Leben noch
eine Menge Fragezeichen, aber auf die entscheidenden
Fragen des Lebens habe ich in der Bibel so überzeugende und befriedigende Antworten gefunden, wie sie
die Evolutionstheorie auch nicht annähernd zu geben
vermag. Ich weiß, dass die meisten Wissenschaftler
(noch) die Evolutionstheorie der Schöpfungslehre vorziehen, aber das ist für mich nicht entscheidend; denn
selbst Erlebtes wiegt schwerer als ausformulierte Erklärungsmodelle, und darüber, was wahr ist, wird nicht
aufgrund von Mehrheitsverhältnissen entschieden!
Es tut mir wirklich Leid, wenn ich höre bzw. lese,
dass sich viele nur für die Evolutionslehre entscheiden,
um einem Schöpfergott aus dem Wege zu gehen – als
wollte dieser uns die Freude am Leben vermiesen! Das
kommt mir so vor, als wenn der Besitzer eines defekten
Fahrzeugs es ablehnen würde, die Adresse des Herstellers herauszufinden aus Angst, dieser könnte ihm etwas antun wollen!
44
Die Menschheit gleicht – wenn man die Aussagen
des Club of Rome37 ernst nimmt – einem Wagen, der
mit defekter Bremse immer schneller bergab rollt. Dabei
ist Gott, der Konstrukteur, der einzige, der helfen könnte, weil er weiß, wie das Leben funktioniert, was die
Welt im Innersten zusammenhält, wo die Ursachen der
menschlichen Probleme liegen und wie sie behoben
werden können. Aber wir weigern uns, ihn zu fragen,
ihn anzuhören, ihm zu vertrauen. Schade!
Keine „kosmischen Waisenkinder“
Ich bin so froh, dass am Anfang meines Stammbaumes
nicht irgendeine Ursuppe brodelte oder ein Affe steht,
sondern ein persönlicher Schöpfer, der mich gewollt
hat, mich mit Namen kennt und mich liebt, und der
sagt: Ich, der Schöpfer des Himmels und der Erde,
habe auch dich gemacht. Hab keine Angst, ich befreie
dich, ich mache dich wieder heil. Ich habe dich bei
deinem Namen gerufen. Du bist mein!38
Haben Sie schon einmal am Flughafen erlebt, wie
sehr manches Tier an der Gepäckrückgabe leidet, bis
sein Besitzer es abholt und aus seinem engen Käfig
befreit? Stellen Sie sich vor, der Gepäckanhänger hätte
sich während des Transports gelöst, so dass der Käfig –
im falschen Flugzeug befördert – auf einem anderen
Kontinent gelandet wäre: Was für eine furchtbare Erfahrung für das arme Tier! Keiner wüsste, woher es
kommt, wohin es soll, zu wem es gehört.
So ähnlich muss sich jemand fühlen, der über die
Herkunft, den Sinn und das Ziel seines Lebens nachdenkt, es dabei aber ablehnt, die „Frachtpapiere“ zu
konsultieren, die der Schöpfer jedem Menschen mit auf
die Reise gegeben hat – die innere „Bordkarte“, nämlich
die Einsicht, dass es einen Schöpfer geben muss, und
einen lesbaren „Frachtbrief“, die Bibel.
45
In jedem Menschen schlummert eine Sehnsucht, die
Sehnsucht nach dem Paradies, der durch die Trennung
von Gott verloren gegangenen ersten Heimat des Menschen. Sie brauchen nur einmal darüber nachzudenken, wo überall – und mit welchen Gefühlen und Vorstellungen verbunden – uns im Alltag, zum Beispiel in
Musik und Literatur der Begriff „Paradies“ begegnet.
Der Kirchenvater Augustin hatte Recht, als er von einer
inneren Unruhe, von einem „Vakuum“ sprach, das in
jedem Menschen steckt, und das nur von Gott selbst,
dem Schöpfer, gefüllt werden kann.
Wir sind keine kosmischen Waisenkinder, die weder
über ihre Herkunft noch über ihre Bestimmung Auskunft geben könnten. Wir sind vielmehr Geschöpfe
eines persönlichen Schöpfers, der uns wunderbar gemacht hat, der uns helfen will, den Weg zurück ins
verlorene Paradies zu finden, und der uns dort mit
offenen Armen erwartet.
***
Was hilft weiter?
● Kennen Sie den biblischen Schöpfungsbericht?
Sie finden ihn auf den ersten Seiten der Bibel, nämlich
im 1. Buch Mose (auch Genesis genannt), Kapitel 1 und
2. Weitere bemerkenswerte Aussagen zum Thema sind
zum Beispiel im 139. Psalm zu finden.
● Wenn Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang (ggf.
im Urlaub) einen Naturführer mitnehmen oder an
einer geführten Wanderung teilnehmen, werden Sie
viele kleine „Wunder“ der Schöpfung entdecken, die
Sie bisher übersehen haben.
● Sind Sie es leid, in das tägliche Klagelied mit einzustimmen? Dann fangen Sie einfach an, jeden Tag in
eine Liste einzutragen, wofür Sie Gott, Ihren Mit46
menschen, Ihrem Partner oder Ihren Kindern danken
können. Wenn es Ihnen schwer fällt, etwas zu finden,
dann vergleichen Sie während der Fernsehnachrichten
oder beim Zeitungslesen das, was Sie sehen bzw. lesen,
mit dem, was Sie persönlich erlebt haben.
BuchBuch- und Kassettenempfehlungen
Reinhard Junker/Siegfried Scherer, „Evolution – Ein
kritisches Lehrbuch“, Weyel Lehrmittelverlag, Gießen,
1998 (4. Aufl.), ISBN 3-921046-10-6. Dieses Lehrbuch,
das vor allem die biologischen und paläontologischen
Aspekte behandelt, bemüht sich deutlich um eine klare
Trennung zwischen objektiven Daten und theoriegeleiteten Interpretationen.
Peter Kruszyna, „Das Wunder: Die Schöpfung“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1998, Best.-Nr. 1290. Der Autor
untersucht, ob der biblische Schöpfungsbericht als
Quelle für das Erstellen eines naturwissenschaftlich begründeten Schöpfungsmodells genutzt werden kann.
Hörkassetten-Reihe „Jurassic Park“ von Prof. Walter
Veith zu den Themen Alter der Erde, Ursprung der
Arten, archäologische Funde und die Bibel. Zu bestellen bei: Stimme der Hoffnung, Am Elfengrund 66, D64297 Darmstadt. Tel. 0 61 51/95 44-33, Fax 5 39 33-89;
www.stimme-der-hoffnung.de/shop; in der Schweiz:
Postfach 91 22, 8050 Zürich; in Österreich: Postfach 66,
1094 Wien.
47
3. Kapitel
„Ich traue keinem!“
Es war einmal ein Geschäftsmann, der auf dem Lande
Schlösser und Schlüssel verkaufte. Er erzählte den
Bauern, dass immer öfter eingebrochen werde. Er ließ
sich alle Türen und Fenster zeigen und gab Empfehlungen, wo besser ein Riegel oder ein Schloss angebracht werden sollte. Kaufte der Bauer nicht, so wurde
wenige Tage später bei ihm eingebrochen: Der Verkäufer konnte seine Räuberbande ja bestens einweisen!
Das Geschäft blühte, denn das Misstrauen untereinander wuchs: Überall wurden Schlösser und Riegel angebracht. Jeder schleppte bald ein solch schweres Bündel von Schlüsseln mit sich herum, dass der Verkäufer
den Bauern Tresore zum Verwahren ihrer Schlüssel
und Wertsachen anbieten konnte. Dann brauchten sie
nur noch den Tresorschlüssel bei sich zu tragen.
Natürlich ist diese Geschichte erfunden, aber sie erscheint mir ein Spiegel unserer Zeit zu sein. Dabei denke ich nicht so sehr an PINs oder Passwörter, ohne die
heutzutage kaum noch etwas geht, sondern an unsichtbare Türen und Mauern, mit denen wir uns vor
anderen zu schützen versuchen:
● Um eine echte Antwort auf die Frage „Wie geht
es Ihnen?“ drücken wir uns mit einem „Danke – und
Ihnen?“, weil wir unsere wahren Empfindungen nicht
preisgeben wollen. Der Gesprächspartner könnte ja die
Informationen „ausschlachten“!
● Die Kinder erzählen den Eltern nur das Allernötigste, denn es könnte ja sein, dass diese die Mittei49
lungsbereitschaft ihrer Kinder als Freibrief deuten, sich
in deren private Angelegenheiten zu mischen.
● Interessiert sich der Partner sehr für Einzelheiten
unserer Arbeit oder unseres Tagesablaufs, schöpfen wir
gleich Verdacht: Misstraut er mir? Denkt er, ich nähme
meine Aufgaben nicht ernst? Vermutet er, ich hätte ein
Verhältnis?
● Macht uns der Chef oder ein Arbeitskollege ein
Kompliment, oder loben sie unsere Arbeit, so leuchtet
bei uns sofort eine Warnlampe auf, und wir fragen uns,
welche Bitte oder was für eine Kritik nun wohl folgen
werde.
Misstrauen macht krank
Schade, dass wir uns und anderen dadurch, dass wir
lieber Mauern als Brücken bauen, das Leben noch
schwerer machen, als es ohnehin schon ist!
Zu viel Vertrauen kann missbraucht werden, das ist
wahr, aber zu viel Misstrauen macht krank; denn es
erstickt positive Gefühle schon im Keim. Zu viel Misstrauen verfestigt Vorurteile, hemmt die Entfaltung der
Persönlichkeit, macht grüblerisch, unnahbar und einsam.
Dabei hat Gott den Menschen bei seiner Erschaffung mit einem „Urvertrauen“ ausgestattet, welches
uns in der Regel erhalten geblieben ist, wie man bei
Babys und Kleinkindern feststellen kann. Erst durch
wiederholte negative Erlebnisse verlieren sie ganz oder
teilweise dieses für die Lebensbewältigung so wichtige
Urvertrauen.
Nun stellt sich die Frage: Wenn Gott die Welt vollkommen erschaffen hat, wo kommt dann das Misstrauen her?
Wir sollten etwas gründlicher auf diesen Punkt eingehen, denn von der Beantwortung dieser Frage hängt
50
auch das Verständnis für viele Phänomene und Trends
ab, die uns zunächst rätselhaft erscheinen. Außerdem
ist es viel leichter, sich von übertriebenem Misstrauen
befreien zu lassen, wenn man die Wurzeln des Problems erkennt und anpackt.
Eine Welt voller Gegensätze
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum
uns das Positive und das Negative überall so dicht
beieinander begegnen?
Es fängt bereits bei uns selbst an: Wie häufig empfinden wir, als würden zwei Herzen in unserer Brust
schlagen! Schon als Kind konnten wir so lieb sein und
im nächsten Augenblick unausstehlich werden – hat
man uns erzählt. Auf der einen Seite können wir äußerst verständnisvoll und hilfsbereit sein; erwischt man
uns aber auf dem falschen Fuß, dann reagieren wir hart
und unbarmherzig.
Auch in der Gesellschaft ist dieses Nebeneinander
von Gutem und Bösem überall anzutreffen. Vielfach
handelt es sich um Dinge, die im Grunde genommen
gut sind oder gut waren, bis sie pervertiert oder missbraucht wurden. Ich will nur ein paar Beispiele nennen:
● Sport ist, schon allein aus der Sicht der Völkerverständigung betrachtet, eine gute Sache (ich denke
zum Beispiel an die Olympischen Spiele). Aber immer
öfter mischt sich in die Freude über Siege und Rekorde
der bittere Nachgeschmack von Dopingenthüllungen.
Welchem Sportler können wir wirklich noch trauen?
● Das Internet hilft Kindern, ihre Horizonte durch
den Kontakt zu Gleichaltrigen überall auf der Welt zu
erweitern (eine große Hilfe zum Beispiel für kleinste
Schulklassen in ländlichen Gebieten) oder auch ihre
Sorgen in speziellen Gesprächsforen für Kinder loszu51
werden.39 Gleichzeitig birgt diese Möglichkeit eine
große Gefahr in sich, weil – wie die britische Regierung
festgestellt hat40 – zwanzig Prozent der Nutzer von
Kindergesprächsforen Pädophile sind (Erwachsene, die
sich Sex mit Kindern wünschen)! Kein Wunder, wenn
das Misstrauen bei vielen Eltern dazu führt, alles abzulehnen oder zu verbieten, was mit dem Internet zusammenhängt!41
● Viele Menschen setzen große Hoffnungen in die
Gentechnik,
Gentechnik so zum Beispiel, wenn es um die Früherkennung, Vorbeugung oder Heilung von Krankheiten
geht. Es gibt auch Pläne, bedrohte Tierarten durch das
Klonen derselben vor dem Aussterben zu retten.42 Auf
der anderen Seite wächst das Misstrauen, wenn wir
erfahren, dass beim Patentamt München ein Patent
zweier international bekannter Firmen für die Herstellung eines Mischwesens aus Schwein und Mensch
angemeldet worden ist43 – um nur ein Beispiel für
„Entgleisungen“ zu nennen.
● Abgesehen davon, dass man sich über Musikrichtungen herrlich streiten kann, ist die Musik eine
ausgesprochen persönlichkeitsprägende, völkerverbindende und auch heilende Kunst. Aber auch hier begegnen uns immer wieder destruktive Auswüchse.
Dabei denke ich zunächst an die schädlichen Auswirkungen des Konsums von Hard-Rock-Musik auf Körper (Gehör), Geist und Psyche,44 aber auch an die
Verbreitung von Satanismus und Rechtsradikalismus in
der Rockszene45 und an die vielen Tonträger mit Texten
vom Tod und Sterben. „Bevorzugte Stilrichtung: DeathMetal. Sie führt Leichtgläubige direkt zu Gothic und
Okkultismus.“46
Die Liste der Beispiele ließe sich noch einige Seiten
lang fortsetzen. Die Frage, wie es möglich ist, dass uns
Gutes und Negatives so dicht beieinander begegnen,
52
hat Jesus vor zweitausend Jahren beantwortet, und
zwar in Form eines Gleichnisses, also einer bildhaften
Erzählung, in diesem Fall der Welt der Landwirtschaft
entnommen:
„Gottes Reich ist mit einem Bauern zu vergleichen,
der gutes Saatgut auf sein Feld säte. Eines Nachts, als
alles schlief, kam sein Feind, säte Unkraut zwischen
den Weizen und schlich sich davon. Als nun die Saat
heranwuchs, ging auch das Unkraut auf. Da kamen die
Arbeiter des Bauern und fragten ihn: ,Hast du das Feld
nicht mit gutem Samen bestellt? Woher kommt denn
das Unkraut?' ,Das muss mein Feind dazwischengesät
haben', antwortete der Bauer. ,Sollen wir das Unkraut
ausreißen?', fragten die Arbeiter. ,Nein, dabei würdet
ihr ja den Weizen mit ausreißen. Lasst beides bis zur
Ernte wachsen. Dann werde ich den Erntearbeitern
befehlen: Sammelt zuerst das Unkraut ein und verbrennt es! Den Weizen aber bringt in meine Scheunen!'“ (Matthäusevangelium 13,24-30)
Auch wenn dieses Gleichnis mehrere Deutungsebenen umfasst, eins trifft jedenfalls zu: Es beschreibt
exakt dieses Nebeneinander von Gutem und Bösem,
mit dem wir uns gerade befasst haben! Und es vermittelt – in gleichnishafter Weise und unter Berücksichtigung der Deutung in den Versen 36-43 – drei wichtige
Einsichten:
1. Das Negative, das Böse (im Gleichnis: das Unkraut) war nicht von Anfang an da, sondern wurde
nachträglich von einem Feind „gesät“.
2. Eine Zeit lang bleibt beides, Gutes und Böses,
nebeneinander bestehen, weil es untrennbar beieinander liegt (wie Weizen und Unkraut).
3. Einmal (im Gleichnis bei der Ernte) wird es zur
eindeutigen Trennung und zur endgültigen Vernichtung des Bösen kommen.
53
Wer ist dieser „Feind“, der die gute Schöpfung Gottes mit Misstrauen, Lieblosigkeit, Hass und Gewalt,
Krankheit und Tod „verseucht“ hat? Warum dauert
dieses Nebeneinander von Gutem und Bösem so lange? Wann und wie kommt es zur Trennung und zur
Beseitigung dieses schädlichen Unkrauts?
Wer ist der Durcheinanderbringer?
Die erste Frage beantwortet Jesus eindeutig bei der
Deutung seines Gleichnisses: „Der Feind, der das Unkraut zwischen den Weizen sät, ist der Teufel.“ (Vers
39) Wer oder was ist dieser?
Im Griechischen, der Grundsprache des zweiten
Teiles der Bibel (Neues Testament), steht hier das Wort
„diábolos“, was wörtlich übersetzt „Durcheinanderwerfer“ heißt. Der Teufel ist derjenige, der die ursprünglich
vollkommene Schöpfung Gottes durcheinanderbringt.
„Diábolos“ bezeichnet im ursprünglichen Sinne jemanden, „der in böser Absicht anklagt und entzweit ohne
jeden Grund“.47 Entzweien, verleumden, Misstrauen
säen, beschuldigen, gegeneinander aufhetzen – das
sind die Tätigkeiten, mit denen das Wirken des Teufels,
des Gegenspielers Gottes, in der Bibel beschrieben werden. So sagt Jesus zum Beispiel über ihn: Er „war schon
von Anfang an ein Mörder und ein Feind der Wahrheit. Die Lüge gehört zu seinem Wesen; denn er ist der
Lügner schlechthin, ja der Vater jeder Lüge.“ (Johannesevangelium 8,44).
Vorzeiten einer der führenden Engel Gottes, fing
der Teufel bereits im Himmel damit an, Misstrauen zu
säen. Er wollte wie Gott sein. Um das zu erreichen,
hetzte er eine ziemlich große Menge von Engeln gegen
Gott auf, so dass auch sie ihre Position im Himmel
verloren – sie wurden aus dem Himmel hinausgeworfen, bevor sie mit ihren Lügen die ganze Engelwelt
54
verführen konnten (Offenbarung 12,7-9). Diese gefallenen Engel nennt die Bibel „Dämonen“.
Bald nach der Erschaffung des Menschen versuchte
er, indem er Misstrauen säte, das erste Menschenpaar
gegen Gott und dann auch gegen einander aufzuhetzen – leider mit Erfolg (vgl. 1. Mose/Genesis 3). Seitdem
hört er nicht auf, die Saat der Uneinigkeit und des
Hasses wie Unkraut zu verbreiten, indem er die Menschen beeinflusst und manipuliert:
● Der Teufel (auch „Satan“ genannt) ist der Auslöser aller blutigen Auseinandersetzungen, die in den
Annalen der Geschichte festgehalten sind. Er lässt
nichts unversucht, nach Möglichkeit alle Friedensbemühungen im letzten Augenblick oder sogar kurz
nach ihrem Abschluss scheitern zu lassen.
● Selbst wenn die Waffen schweigen, sorgt er dafür, dass der Kalte Krieg weitergeht, dass Wunden nicht
heilen, dass Stolz und Misstrauen Nationen davon abhalten, humanitäre Hilfe anderer Staaten anzunehmen.
● Der Teufel ist derjenige, der Freundschaften mit
Misstrauen oder Neid vergiftet, damit aus Freunden
Feinde werden, und der bei Ehestreitigkeiten dafür
sorgt, dass beide Partner tage- oder wochenlang nicht
mehr miteinander reden, um so ihre Versöhnung zu
verhindern.
● Er ist es, der in den Betrieben Neid sät, Arbeiter
und Angestellte zum Mobbing animiert oder für Missverständnisse und Misstrauen zwischen Chefs und
Untergebenen sorgt und dadurch das Arbeitsklima
vergiftet.
● Der Teufel ist es, der mit allen Mitteln versucht,
die Kluft zwischen den Generationen, zwischen Eltern
und Kindern, zwischen Jung und Alt zu vertiefen.
● Er ist es, der dafür sorgt, dass, nachdem Mauern
aus Beton gefallen sind, noch höhere und noch dickere
55
Mauern des Misstrauens, der Angst und des Neides in
den Köpfen und Herzen der Menschen (nicht nur der
„wiedervereinigten“ Deutschen!) entstehen.
● Der Teufel ist es, der die Ausländerfeindlichkeit
schürt, Meinungsbildner verblendet, Politiker zur Korruption verführt und einen Großteil der Menschen
durch übersteigerten Medienkonsum manipuliert.
Während Gott unermüdlich um Vertrauen wirbt,
sät sein Gegenspieler, der Teufel, fortlaufend die Saat
des Misstrauens und der Entzweiung aus.
Weder Schwarzmalen noch Schönfärben!
Obwohl ich (glücklicherweise!) Gedanken nicht lesen
kann, wage ich zu vermuten, dass in Ihnen beim Lesen
dieser Zeilen die Frage auftauchte: Ist das nicht zu dick
aufgetragen? Wird hier nicht einseitig Schwarzmalerei
betrieben? Muss man den Teufel so „an die Wand malen“? Ist das alles nicht mittelalterliches, längst überholtes Denken?
Ich verstehe die Bedenken derer, die vielleicht so
fragen. Und doch meine ich, dass wir zwei Extreme,
über die sich Satan gleichermaßen freut, meiden sollten:
1. Wenn wir überall den Teufel „an die Wand malen“, kommt es sowohl zu einer „Entwertung des Satanischen“, d. h. wir machen uns unglaubwürdig, als
auch zu einer Überbewertung: Wir beschäftigen uns
mit dem Negativen so stark, dass wir für das Positive –
und für Gott – keinen Freiraum mehr haben.
2. Die andere Gefahr besteht darin, so zu tun, als
gäbe es den Teufel nicht, als wäre er eine mittelalterliche Erfindung der Kirche, um die Menschen über die
Angst zu kontrollieren.
Meiner Meinung nach stellt das zweite Extrem gegenwärtig die größere Gefahr dar, und zwar aus zwei
Gründen: Zum einen haben immer weniger Menschen
56
(auch Kirchenleute) den Mut, den Teufel beim Namen
zu nennen, d. h. zu glauben und weiterzusagen, was
die Bibel über ihn berichtet, nämlich dass er als ein
gefallener Engel wirklich existiert. Zum anderen ist
Satan sehr schlau, so dass er sich immer raffinierterer
Methoden bedient, um Einfluss in den Köpfen und
Herzen der Menschen – angefangen bei den Kindern –
zu gewinnen.
In der vorletzten Ausgabe des Jahres 2000 berichtete
DER SPIEGEL über eine Serie von Selbstmorden und
Selbstmordversuchen unter Jugendlichen, so zum Beispiel im nördlichen Sachsen-Anhalt.48 Eltern, Schulen
und Behörden seien fassungs- und hilflos in Anbetracht
dieses Phänomens, das ihre Kinder verführt und umbringt: In der ganzen Region soll es seit Jahren okkulte
Jugendgruppen bis hin zu bekennenden Satanisten
geben, die – auf Friedhöfen oder im ausgebauten Keller
– Rituale (zum Beispiel Bluttrinken) und schwarze
Messen zelebrieren. Es gibt Einrichtungen wie den
Thelema-Orden oder das EMP-Versandhaus, die harte
satanische Literatur und satanische Fanartikel vertreiben. „Todesforen“ im Internet machen jungen Leuten
mit Songs über die Todessehnsucht oder mit „Suizidbegleitern“ Mut, sich das Leben zu nehmen.
Selbstverständlich ist der Aufschrei der betroffenen
Eltern nach Aufklärung berechtigt, nur: Wie soll über
die Gefahren satanischer Verführung aufgeklärt werden, wenn man die Existenz Satans leugnet? Wie soll
man jungen Leuten glaubwürdig machen, dass es gefährlich ist, sich mit satanischen Ritualen, Videos, Büchern und Liedtexten zu befassen, wenn man den Teufel für eine Erfindung der Kirche im Mittelalter hält?
Und welche Alternativen soll man einem 16-jährigen
bieten, der sagt: „Das Leben ist nicht mehr lebenswert“,
wenn man weder an die Existenz Satans noch an das
57
Dasein eines liebenden Schöpfers glaubt, der größer
und mächtiger ist als alle Dämonen zusammen?
Satanismus: gesellschaftsfähig?
Je selbstverständlicher die Medien solche Praktiken als
„normal“ darstellen, die dem okkulten (satanischen)
Bereich zuzuordnen sind, desto schwerer wird es sein,
glaubwürdig und überzeugend auf deren Gefahren
hinzuweisen.
Man braucht nur die Esoterik-Abteilung einer größeren Buchhandlung aufzusuchen oder in den Katalogen führender Buchversender zu blättern: Da gibt es
beispielsweise Bücher, die den Lesern helfen sollen,
„das alte Wissen um die magische Kraft der Edelsteine“
zu nutzen. Ein anderes Buch verrät, was wir „schon
immer über Spuk und Zauberei wissen wollten“ und
bietet als Extra auch noch 60 Experimente an, mit denen wir unsere „medialen Fähigkeiten testen können“.
Neben der geheimnisvollen Welt der Klöster werden
„mythische und magische Plätze in Deutschland“ vorgestellt.
Wenn von Wahrsagerinnen berichtet wird, deren
Vorhersagen eingetroffen sind, dann fällt es im ersten
Augenblick schwer, etwas dagegen einzuwenden. So
zum Beispiel bei einer 29-jährigen Österreicherin, die nach
dem Besuch einer Wahrsagerin ihr Testament verfasste
und kurz danach mit ihrem Mann im Flammeninferno
der Kitzsteinhorn-Gletscherbahn ums Leben kam.
Es kommt sehr selten vor (eigentlich nur in christlichen Zeitschriften und Fernsehsendungen), dass Aussteiger aus der okkulten Szene berichten. So beispielsweise Michèle Zurbach, die nach der Beschäftigung mit
satanischen Praktiken durch den Glauben an Jesus
Christus von dämonischer Abhängigkeit befreit worden
ist.49 Oder Brigitte Möller, 52, die – anfangend mit Ho58
roskopen und Kartenlegen – zur professionellen Wahrsagerin wurde und Kunden aus allen Gesellschaftsschichten bediente.
Durch ihre Schwester, die Christin geworden war,
erkannte sie, dass sie nicht mehr Herr ihrer selbst war:
„Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Ich sagte
böse Dinge, die ich nicht sagen wollte, und tat Dinge,
die ich hinterher bereute ... Ich war gebunden, musste
lachen, wo ich weinen wollte – wie eine Marionette,
wie programmiert.“50 Mit der Hilfe des Gebets und
anderer Christen fand sie die Kraft, auszusteigen. Nun
warnt sie andere vor satanischen Praktiken.
Wie sehr sich auch immer manche Praktiken verbreitet haben und wie verharmlosend darüber berichtet
werden mag – die Erfahrungen ehemaliger Opfer oder
Betreiber satanischer Bräuche machen betroffen und
zeigen, dass es sich dabei um ein gefährliches Spiel mit
dem Feuer handelt.
Es fängt früh und harmlos an!
Ich sagte bereits, dass die Verführungen Satans raffinierter geworden sind und schon im Kindesalter ansetzen. Ich wundere mich darüber, dass Eltern, die bei
ihren Kindern sorgfältigst auf die richtige, ausgewogene Zusammensetzung des Babybreis geachtet haben,
diese später großzügig und unkritisch alles schlucken
lassen, womit die Medien, die Schule oder die Mode sie
füttern!
Hier wäre ein gesundes Misstrauen bzw. ein kritisches
Hinterfragen angebracht; denn es geht darum, unsere
Kinder vor einer „Innenweltverschmutzung“ zu schützen, deren Auswirkungen lebenslang anhalten und die
sogar über Leben und Tod entscheiden können.
Ich will an dieser Stelle nur noch zwei Beispiele
kurz erwähnen: Halloween und Harry Potter.
59
Bis vor kurzem konnte ich nicht viel mit diesem aus
Amerika importierten „Gespensterfest“ anfangen (eigentlich ist Halloween eine europäische Erfindung,
deren Ursprünge in die keltische Zeit zurück reichen51).
Inzwischen habe ich herausgefunden, dass zur Feier
des Halloween nicht nur originelle, leuchtende Kürbisköpfe gehören, sondern auch schaurige Motive (Skelette, „Geisterhände“) und Hexen-Figuren.
In einem Kinderbuch eines führenden Verlags fand
ich fünfzig „fantasievolle Ideen für coole Horrorpartys,
die alle Kinder lieben: an Halloween, Fasching, zu Kindergeburtstagen, Klassen- und Kindergartenfesten“. Die
selbst gebastelten Windlichter sollen dazu dienen, den
Geistern Orientierung zu bieten, damit sie sich nicht
verirren. Ganz praktisch wird den Kindern gezeigt, wie
sie sich als Hexen oder Vampire verkleiden und
schminken können – und vieles mehr.
Meiner Überzeugung nach geht es bei Halloween
um mehr als nur um ein gruseliges Verkleiden. Es handelt sich um eine geschickt eingefädelte Strategie, die
darauf abzielt, natürliche Schutzmechanismen auszuschalten und okkulte Inhalte so niedlich zu verpacken,
dass schon Kleinkinder Spaß daran finden.
Die Schweizerische Evangelische Allianz verfasste
eine Stellungnahme dazu, der folgende Sätze entnommen sind:
„Auch wenn viele Menschen sich heute der Unterhaltung wegen ahnungslos und nur oberflächlich auf
Halloween einlassen, darf man sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass Halloween immer mehr zur
Begegnung mit dem Okkulten einlädt. In den USA
haben sich Halloween-Parties in manchen Kreisen zu
gewaltsamen und dämonischen Events entwickelt, bei
denen Leib und Seele der Teilnehmer im wahrsten
Sinne des Wortes gefährdet sind.“52
60
Über das Harrywerden zurzeit
Harry-Potter-Phänomen
Potter
ganze Bücher geschrieben bzw. sind gerade erschienen.53 Abgesehen vom Erfolg der Harry-Potter-Romane
aus verlegerischer Sicht (Kinder, die sonst kaum lesen,54
verschlingen plötzlich 400-Seiten-Wälzer!) und von der
literarischen Beurteilung (Sigrid Löffler z. B., ehemaliges
Mitglied des „Literarischen Quartetts“, betrachtet sie als
„Tolkien für Arme“), gibt es einiges zu hinterfragen.
Am gravierendsten ist aus christlicher Sicht die Verharmlosung okkulter Praktiken und Gegenstände. „Die
Potter-Bände erwecken zu Unrecht den Eindruck, dass
Zauberer und Geister nett und harmlos seien. Auch ist
es gefährlich zu vermitteln, dass Magie in Ordnung sei,
wenn sie mit einer intakten moralischen Einstellung
geschieht.“55
In einer ausführlichen Analyse mit kritischen Anmerkungen zur Magie in den Harry-Potter-Romanen
fragt Klaus Rudolf Berger u. a.: „Harry zaubert und
bezaubert, doch wird er die Geister, die er rief, auch
bändigen können? Nein, er will dies nicht. Er ist der
Zauberlehrling, der sich entsprechend seiner ,Begabung’ vorbildlich erweist. Doch was folgt, wenn man so
lebt?“56
Eine Mutter schreibt, sie sei erschrocken darüber,
„mit welcher Selbstverständlichkeit hier von Zauberern
und Hexen gesprochen wird“, und zwar ihrer Meinung
nach ziemlich „echt und erwachsen“.
Diese beiden Beispiele (Halloween und die HarryPotter-Bücher) machen deutlich, wie unterschwellig der
Gegenspieler Gottes arbeitet. Aber sie zeigen nach meiner Meinung auch noch etwas anderes: Je mehr sich
das nachchristliche Europa von Gott verabschiedet,
desto deutlicher fällt es in heidnische Vorstellungen
und Bräuche zurück!
61
Unbedingt nachprüfen!
Es ist verständlich, wenn beim Blick in die Kirchengeschichte oder aufgrund eigener Erfahrungen jemand
sagt: „Ich traue keinem, der Kirche am allerwenigsten!“
Allerdings dürfen wir nicht Gott und sein „Bodenpersonal“ in einen Topf werfen!
Vieles von dem, was die Kirchen gelehrt haben und
zum Teil noch lehren, hat nichts – aber auch gar nichts
– mit dem zu tun, was die Bibel lehrt – gerade in puncto Teufel, Hölle und Tod. Allerheiligen ist nichts anderes als die „christianisierte“ Fassung des keltischen „Halloween“ und steht in krassem Widerspruch zur Bibel!
Wenn es nicht nur um Lebens-, sondern um Überlebensfragen geht, dann würde ich mich nicht mit Informationen „aus zweiter Hand“ zufrieden geben. Ich
empfehle Ihnen: Lassen Sie es nicht beim Lesen dieses
Buches bewenden, sondern lesen Sie selber nach, was
in der Bibel steht. Die persönliche Beschäftigung mit
dem Wort Gottes, der Bibel, kann Ihnen kein Buch,
kein Mensch und auch nicht die Institution Kirche
abnehmen!
Wenn Sie die Bibel studieren, werden Sie bezüglich
unseres Themas feststellen: Die Art und Weise, wie
Gott wirkt, unterscheidet sich himmelweit von der Art
und Weise, in der Satan, sein Gegenspieler, wirkt. Während der Teufel hinterhältig ist, mit Lügen, Unterstellungen und Misstrauen arbeitet und nichts unversucht
lässt, um Menschen hörig zu machen, geht Gott ganz
offen und ehrlich mit uns um. Und – was mir an ihm
besonders gefällt – er respektiert unseren freien Willen.
Gott rennt die Tür nicht ein
In einem seiner Gleichnisse spricht Jesus darüber, welches Verhältnis er gerne zu den Menschen hätte. Er
62
vergleicht es mit der Beziehung eines Hirten zu seinen
Schafen:
„Ich aber bin der gute Hirte und kenne meine Schafe, und sie kennen mich. Der Hirte geht durch die Tür
zu seinen Schafen. Ihm öffnet der Wächter das Tor,
und die Schafe erkennen ihn schon an seiner Stimme.
Dann ruft der Hirte sie mit ihren Namen und führt sie
auf die Weide. Wer nicht durch die Tür in den Schafstall geht, sondern heimlich einsteigt, der ist sicherlich
ein Dieb und Räuber. Ich allein bin die Tür. Wer durch
mich zu meiner Herde kommt, der wird gerettet werden. Er kann durch diese Tür ein- und ausgehen, und
er wird saftig grüne Weiden finden. Der Dieb kommt,
um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich
aber bringe allen, die zu mir gehören, das Leben – und
dies im Überfluss. Ein guter Hirte setzt sein Leben für
die Schafe ein.“ (Johannesevangelium 10,1-14 auszugsweise)
Dieses Bild spricht von einem Vertrauensverhältnis;
denn nur da, wo Vertrauen herrscht, ist es möglich, die
Stimme Gottes im Lärm unserer Zeit zu erkennen. Dass
er jeden Menschen mit Namen kennt, ist wiederum ein
Zeichen von Vertrautheit. Und Gott „spielt mit offenen
Karten“, d. h. er benutzt nicht „Hintertüren“ oder Fenster, um uns gegen unseren Willen umzustimmen.
Durch die Tür ein- und ausgehen zu dürfen bedeutet: Menschen, die sich für Gott entscheiden, werden
dadurch keine Gefangenen, sondern bleiben freie Wesen, die sich zu jeder Zeit genauso frei von Gott lösen
können. Die Beziehung zu Gott engt nicht ein, sondern
befreit und befähigt, die Horizonte zu erweitern und
neue Dimensionen des Lebens zu entdecken!
Gerade dieses Vertrauensverhältnis bietet die beste
Grundlage für das Gespräch mit Gott; denn Beten ist
nichts anderes, als mit Gott zu reden wie mit einem
63
Freund. Das kann man aber nur, wenn man ihm ganz
vertraut. Tut man das, dann gibt es nichts, wirklich
nichts, was man Gott im Gebet nicht anvertrauen, worüber man mit ihm nicht offen reden könnte!
Ein anderer Text – für mich eins der schönsten
Worte im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung –
unterstreicht, wie sehr Gott unsere Freiheit respektiert:
„Merkst du es denn nicht? Noch stehe ich vor deiner
Tür und klopfe an. Wer jetzt auf meine Stimme hört
und mir die Tür öffnet, bei dem werde ich einkehren.
Gemeinsam werden wir das Festmahl essen.“ (Offenbarung 3,20) Gott rennt uns nicht die Tür ein, sondern
klopft an und wartet – nicht ewig, aber lange genug,
dass wir Gelegenheit haben, entweder ihm zu vertrauen und zu öffnen, oder ihn wegzuschicken. Lieber ging
er für uns in den Tod, damit wir begreifen, wie sehr er
uns liebt, als dass er uns zwingen würde, die Tür aufzutun und ihm blind zu gehorchen, oder gar gezwungenermaßen die Ewigkeit mit ihm zu verbringen!
In einem der traurigsten Worte, das Jesus Christus
während seines Erdenlebens gesprochen hat, kommt
beides zum Ausdruck: dieses Werben Gottes um das
Vertrauen des Menschen, aber auch die Tatsache, dass
er unsere Entscheidung – ob positiv oder negativ –
akzeptiert: „Jerusalem! O Jerusalem! Du tötest die Propheten und erschlägst die Boten, die Gott zu dir
schickt. Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen,
so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt!
Aber ihr habt es nicht gewollt!“ (Matthäusevangelium
23,37)
Das muss man sich vorstellen: Jesus Christus bietet
Menschen Hilfe und Schutz, und sie laufen ihm davon!
Wer Gott nicht traut, der misstraut dem Einzigen, der
ausnahmslos und ohne jede Einschränkung vertrauenswürdig ist. Noch nie in der Geschichte hat er ein
64
gegebenes Versprechen gebrochen. Was er zusagte, hat
er stets erfüllt; was er ankündigte, ist immer genauso
eingetroffen, wie er es in seinem Wort, der Bibel, vorausgesagt hatte.
Den Vater ohrfeigen?
Wer Gott trotzdem misstraut, gleicht einem Kind, das
zu seinem Vater sagt: „Vater, gib mir bitte 30.000 Mark,
damit ich sie bei der Bank einzahlen und mich damit
während der nächsten fünf Jahre versorgen kann. Ich
will mir nicht jeden Tag darüber Gedanken machen
müssen, ob du mich ernähren und für mich sorgen
wirst.“ Was für eine Ohrfeige wäre diese Bitte für einen
Vater, der sich bis dahin liebevoll um das Wohl seines
Kindes gekümmert hat!
Wie viele „Ohrfeigen“ des Misstrauens bekommt
Gott Tag für Tag von undankbaren Menschen, indem
sie lieber den Errungenschaften der Technik, den Versprechungen selbst ernannter Gurus oder sorgfältig
ausgewählten Kapitalanlagen vertrauen, als demjenigen, der sie erschaffen hat, und der lieber seinen eigenen Sohn am Kreuz sterben ließ, als die Menschen
aufzugeben und sie sich selbst zu überlassen.
● Gott ist der Einzige, der nicht nur rein äußerlich
die Waffen zum Schweigen bringen, sondern auch
Sieger und Verlierer zu Freunden machen, Wunden
heilen, und sie von Stolz und Misstrauen befreien kann.
● Gott ist der Einzige, der Freunde und Ehepartner nicht nur zueinander zurückbringen, sondern sie
auch befähigen kann, einander zu vergeben, einander
wieder zu vertrauen, einander treu zu bleiben.
● Gott ist der Einzige, der in Ihrem Betrieb auf
Dauer ein Arbeitsklima ermöglichen kann, das von
Vertrauen, Hilfsbereitschaft und gegenseitiger Achtung
und Rücksichtnahme geprägt ist.
65
● Gott ist der Einzige, der Ihnen als Eltern helfen
kann, die Achtung und das Vertrauen Ihrer Kinder
zurückzugewinnen, weil er Ihnen hilft, Vertrauen in
die Jugend zu investieren. Außerdem macht er Sie von
der inneren Belastung frei, sich für das Glück oder
Unglück Ihrer Kinder ein Leben lang verantwortlich zu
fühlen.
● Mauern aus Beton niederreißen, das können
Menschen und Maschinen sehr schnell erledigen; Mauern des Misstrauens, der Angst und des Neides in den
Köpfen und in den Herzen der Menschen niederreißen, das vermag nur derjenige, der den Menschen in
seinem Innersten kennt, weil er ihn erschaffen hat, und
der das Denken und Fühlen des Menschen auf Dauer
verändern kann, weil er nicht nur der Schöpfer-Gott,
sondern auch der Erlöser-Gott ist.
Ich mache Ihnen Mut, Satan, dem Durcheinanderbringer, den Rücken zu kehren und seinen Versprechungen und Manipulationsversuchen kein Gehör zu
schenken. Statt dessen bitte ich Sie, jetzt auf das Werben Gottes zu hören, während Sie dieses Buch lesen.
Wer in Gott Vertrauen investiert, findet Geborgenheit in der Gegenwart und Sicherheit für die Zukunft.
Wer Gott vertrauen lernt, findet zu einem gesunden
Selbstvertrauen. Ein gesundes Selbstvertrauen aber ist
der beste Schutz gegen krank machendes – weil übertriebenes – Misstrauen!
***
Was hilft weiter?
● Sprechen Sie ruhig mit Gott über das, was in Ihnen Angst oder Misstrauen hervorruft. Bitten Sie ihn,
dass er Ihnen hilft, wieder zu vertrauen. Bitten Sie ihn
66
um Begegnungen mit Menschen, die bewusst mit Gott
leben, gern zuhören, verschwiegen und Ihres Vertrauens würdig sind.
● Nehmen Sie sich vor, eine Zeit lang die Frage
„Wie geht es Ihnen?“ wahrheitsgemäß zu beantworten
– oder ggf. die Beantwortung freundlich abzulehnen,
bevor Sie etwas sagen, was nicht stimmt. Werten Sie die
Erfahrungen aus, die Sie dabei machen.
● Wenn Sie sich intensiver mit der Bibel befassen
wollen, können Sie die kostenlosen Studienhilfen des
Internationalen Bibelstudien-Institutes anfordern: Am
Elfengrund 66, D-64297 Darmstadt. Tel. 0 61 51/95 44-0;
www.stimme-der-hoffnung.de; in der Schweiz: Postfach 91 22, 8050 Zürich; in Österreich: Postfach 66, 1094
Wien.
Buchempfehlungen
Rüdiger Hauth, „Hexen, Gurus, Seelenfänger“, Brockhaus-Verlag (ISBN 3-417-20573-5), bietet einen Überblick über östliche Religiosität, Hexentum und neugermanisches Heidentum – mit authentischem Material
und Berichten von Betroffenen.
Will Baron, „Ich war ein Priester des New Age“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1996 (2. Aufl.), Best.-Nr. 1260.
Ein unglaublicher, gelegentlich haarsträubender Bericht
über seine zwölf Jahre als Anhänger des New Age und
den nicht leichten Absprung.
Kurt Hasel, „Zauber des Aberglaubens“, 1994 (12. Aufl.),
erhältlich über den Advent-Verlag, Lüneburg (s. S. 4).
Ein bibelfundierter, seelsorgerischer Ratgeber über die
Befreiung von dämonischer Belastung.
67
4. Kapitel
Wo wird SERVICE groß
geschrie
geschrieben?
Der Supermarkt, über dessen Service ich mich so häufig geärgert habe, hat mich beim letzten Einkauf positiv
überrascht: Von sechs Kassen waren fünf geöffnet
(hatte ich vorher nie erlebt!), die Kassiererin war sehr
schnell und sehr freundlich – beides in einer Person
vereint war mir hier bisher noch nicht begegnet.
Überhaupt habe ich in letzter Zeit den Eindruck,
dass sich in unserer „Servicewüste“ etwas bewegt, so
zum Beispiel, wenn ich im „Bürgerzentrum“ unserer
Stadt eine amtliche Bescheinigung hole, beim Hersteller
meines Faxgerätes telefonisch reklamiere oder mit der
Bahn fahre. Wussten Sie übrigens, dass Sie sich bei den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Bahn
auf die „Serviceversprechen“ berufen dürfen, wenn Sie
eine Beschwerde haben?57
Nach dem häufigen Vorkommen des Begriffs „Service“ (neudeutsch für „Dienst“) zu urteilen, müssten
wir eigentlich in einem Serviceparadies leben: ServicePartner bieten uns einen Leser-Service, AnzeigenService, Reservierungs-Service, Abo-Service, Verbraucher-Service, Urlaubs-Service, Ticket-Service, FestivalService, bei Bedarf auch einen Seitensprung-Service
oder einen Anwalt-Service an, und zwar entweder als
Full-Service oder als Online-Service, in jedem Falle in
Service-Qualität.58 Dass nicht alles Gold ist, was glänzt,
wird uns immer wieder in zahlreichen Publikationen
zum Thema Servicewüste Deutschland vorgeführt.59
69
Bei einem „Dienstleistungskongress“ sagte debisChef Klaus Mangold im Zusammenhang damit, dass in
Deutschland eine entwickelte Dienstleistungskultur
fehle: „Wir haben Schwierigkeiten, uns bedienen zu
lassen – geschweige denn, anderen als unseren Maschinen zu dienen.“60
Dienen – etwas für Dumme?
Auch wenn „Service“ vielleicht freundlicher oder zeitgemäßer klingt als „Dienst“ oder gar „Dienstleistung“:
Das Problem sind nicht die Begriffe, sondern die dahinter stehende (oder fehlende) Haltung!
Dienen „ist in wertegewandelten und individualistisch ausgerichteten Gesellschaften wie in Deutschland
eindeutig negativ belegt und eng mit dem Begriff der
Unterwerfung verbunden. Demut und Dienst am Nächsten – zwei klassische Werte der christlichen Heilslehre –
haben in einer aufgeklärten und säkularisierten Lebensumwelt einen faden bis bitteren Beigeschmack und
sind mehr oder weniger geächtet. Dienste leisten wird
dadurch zu einer Beschäftigung für Dumme oder Heilige, aber nichts für Macher und Manager.“61
Wenn Werte wie Demut und Dienstbereitschaft
nicht hoch im Kurs stehen, sondern vielmehr mit einem
milden Lächeln als antiquiert abgestempelt werden,
dann hat das nicht nur Folgen für ein Land als Wirtschaftsstandort, sondern für das Leben überhaupt:
Zuerst kommt die Servicewüste, später wird die Gesellschaft selbst zur Wüste; denn Demut ist nichts anderes
als der Mut zu dienen. Wo es zum „Dienst nach Vorschrift“ kommt, wird die zwischenmenschliche Beziehung zum vertraglich geregelten Geschäft degradiert.
Dass es überhaupt so weit gekommen ist, hängt
u. a. sicher damit zusammen, dass uns als modernen
Menschen Vorbilder gelebter Menschlichkeit fehlen. An
70
klugen Büchern und beeindruckenden Reden mangelt
es nicht, wohl aber an Mut, wirklich zu dienen. Sehr
treffend hat es Paul Toaspern formuliert: „Dienen lässt
sich schwer in Worte fassen, aber ablesen am gelebten
Leben. Worte können Glaubwürdigkeit fordern. Dienen besitzt sie.“
Noch eins trägt dazu bei, dass Dienen so unpopulär
geworden ist: Wir haben das beste Vorbild in Sachen
Mut zum Dienen aus dem Blick verloren – Jesus Christus! Wenn es jemanden in der Geschichte gegeben hat,
der glaubwürdig alles lebte, wovon er redete, dann ist
das Jesus Christus gewesen. Und wenn jemand überzeugend bewiesen hat, dass sich wahre Größe im Dienen zeigt, dann ist es ebenfalls jener gewesen, der nicht
nur sagte: „Auch der Menschensohn [eine andere Bezeichnung für Jesus Christus] ist nicht gekommen, um
sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“,62
sondern dies auch tagein tagaus praktizierte.
In unsere Mokassins geschlüpft
Der Apostel Paulus beschreibt die Haltung, die Jesus
Christus zum Dienen befähigte, mit folgenden Worten:
„Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was
für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat: Er war in
allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran
fest, so wie Gott zu sein. Er gab alle seine Vorrechte auf
und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch
in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. Im
Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er
sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am
Kreuz.“ (Philipperbrief 2,5-8)
Das Geschehen, das Paulus in diesem Bibelabschnitt
zusammenfasst, ist so einzigartig, dass sterbliche Menschen niemals seine ganze Tragweite werden begreifen
können; es geht immerhin darum, dass der Schöpfer71
gott, dessen Wohnung größer ist als der gesamte Kosmos, sich so klein macht, dass er in eine Futterkrippe
passt. Der Erhalter des Universums wird ein hilfloses
Baby, auf den Schutz und die Fürsorge seiner Eltern
angewiesen. Gott wird Mensch, damit er in unseren
„Mokassins“ gehen kann.
Wäre das Weihnachtsfest nicht zum „Geschäft“ entartet, dann hätten wir wenigstens einmal im Jahr eine
gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, was Demut,
also Mut zum Dienen, praktisch bedeutet – demonstriert am Beispiel der Menschwerdung Gottes. In der
Weihnachtsausgabe 2000 des Berliner TAGESSPIEGEL
war zu lesen: „Wenn man sich ein wenig bemüht, dann
kann man Jesus Christus aus dem Weihnachtsfest wegdenken – aber die Bedürfnisse, auf die er antwortet, die
vergehen dadurch nicht ... Es geht um die Selbsterniedrigung Gottes zum Menschen. Nie zuvor wurde der
Mensch in einer Religion so hoch gehoben und
zugleich beschämt. Und nie wieder, auch nicht in den
Gegen-Religionen.“63
Gott wurde Mensch zum Anfassen, damit es uns
leichter fällt zu glauben, dass er unsere Sprache spricht,
unsere Sorgen und Nöte versteht, aus eigenem Erleben
mitreden kann, wenn es um Hunger, Müdigkeit oder
Trauer geht. Wenn wir also zu ihm beten, d. h. mit ihm
reden wie mit einem Freund, können wir sicher sein:
Er weiß, wovon wir sprechen, er kann mitempfinden,
sich mit uns freuen und mit uns weinen. Er kennt aus
eigenem Erleben das Gefühl, geliebt zu werden, weiß
aber genauso gut, was es bedeutet, unerwünscht zu
sein. Er bekämpfte nicht nur die Ungerechtigkeit, sondern wurde selbst ungerecht behandelt. Es tat ihm gut
zu erleben, wie Menschen aller Altersstufen durch seine
Predigten Mut zu einem neuen Anfang fanden, aber
genauso musste er Tage erleben, an denen seine Worte
72
wie auf Granit stießen und der Erfolg seiner Arbeit
gleich Null zu sein schien.
Menschen zu dienen bedeutet nicht, dass man sklavisch verrichtet, was sie von einem erwarten. Nur der
kann letztlich einem anderen einen guten Dienst erweisen, der eine eigene Überzeugung hat und sie auch
vertritt. Echter Dienst beginnt da, wo man bereit ist,
den anderen zu verstehen, sich mit ihm auf eine Stufe zu
stellen, wodurch ein Dialog und das gegenseitige Verstehen ermöglicht werden. Darum wurde Gott Mensch;
denn auf seine Stufe können wir uns nicht begeben!
Heiner Geißler erklärt das jungen Menschen in seinem Buch „Wo ist Gott?“ so: „Alle, die wegen ihres
Geschlechts unterdrückt werden, wegen ihrer Rasse,
ihrer Zugehörigkeit zu einem Volk diskriminiert, gefoltert und getötet werden oder in Armut leben, in Sklaverei und ohne Arbeit, sie tun sich mit Jesus leicht,
denn Jesus hat gelebt und musste leben wie sie auch.“64
Da verschlägt es einem die Sprache
Jesus hat in Sachen Dienen Maßstäbe gesetzt – durch
sein Leben und durch seine Reden. In einer Zeit, in der
– ähnlich wie heute – auf Statussymbole wie Ehrentitel,
Besitz und Beziehungen viel Wert gelegt wurde, sagte
er seinen Nachfolgern: „Die Könige herrschen über die
Völker wie Tyrannen, und die Machthaber unterdrücken, wen sie können. Aber gerade so darf es bei euch
nicht sein. Wer groß sein will, der soll den anderen
dienen, und wer der Erste sein will, der soll sich allen
unterordnen.“ (Matthäusevangelium 20,25-27)
Eines der Statussymbole jener Zeit war zum Beispiel
die Anzahl der Sklaven, die man besaß. Selbst innerhalb
der Sklaven eines Haushaltes gab es Rangunterschiede:
Einem Gast die staubigen Füße zu waschen gehörte
zum Beispiel zu den Aufgaben, die der jüngere oder
73
rangniedere Sklave zu verrichten hatte. Um so prekärer
war die Situation, als Jesus mit seinem engsten Jüngerkreis das letzte Passahmahl65 feiern wollte: Für alles war
gesorgt, der Tisch war gedeckt, Wasser und Schüsseln
standen bereit, nur der Sklave fehlte. Außer Jesus und
seinen Jüngern war niemand im Hause, an den man
diesen Dienst hätte „delegieren“ können. Jeder schaute
verlegen weg, bis Jesus das tat, wozu keiner seiner
Schüler bereit gewesen war:
„Da stand er vom Tisch auf, legte seinen Umhang
ab und band sich ein Tuch um. Er goss Wasser in eine
Schüssel und begann, seinen Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen ... Nachdem
Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, zog er seinen
Umhang wieder an, setzte sich und fragte seine Jünger:
,Versteht ihr, was ich eben getan habe? Ihr nennt mich
Meister und Herr. Das ist auch richtig so, denn ich bin
es. Wie ich, euer Meister und Herr, euch jetzt die Füße
gewaschen habe, so sollt auch ihr euch gegenseitig die
Füße waschen. Ich habe euch damit ein Beispiel gegeben, dem ihr folgen sollt. Handelt ebenso! Denkt immer
daran: Ein Untergebener steht niemals höher als sein
Vorgesetzter, und ein Botschafter untersteht dem, der
ihn gesandt hat. Wenn ihr das eingesehen habt, dann
handelt danach, und Gott wird euch segnen.’“ (Johannesevangelium 13,4.5.12-17)
Ich schätze, das war eine Predigt, die Jesu Jünger
am besten verstanden und die sie wahrscheinlich nie
wieder vergessen haben. Es war eine wortlose Predigt,
die einem die Sprache verschlägt – damals wie heute.
Damals insofern, als dass sich alle Jünger bis auf einen
(Petrus, siehe Verse 6-11) wortlos „bedienen“ ließen
und nicht den Mut aufbrachten, selber weiterzumachen. Heute deswegen, weil diese Einstellung der Demut und diese Bereitschaft zum Dienst allem wider74
spricht, was wir beachten müssen, wenn wir Erfolg
haben und Karriere machen wollen. Heiner Geißler
sieht es so: Diese revolutionäre Botschaft Jesu „passt
einfach nicht in die Gedankenwelt der Börsianer, mancher Präsidien von Fußballvereinen und vieler Parteimitglieder, in der Erfolg, Dividende, Konsum, Rang
und Titel die Leitbilder geworden sind“.66
Die Fußwaschung seiner Jünger ist die beste Predigt
der Geschichte zum Thema „Mut zum Dienen“. Und
ich frage mich: Woher nahm Jesus diesen Mut? Die
Antwort habe ich in dem kurzen Vorwort zu dieser
Begebenheit entdeckt (Verse 1 und 3): Jesus wusste,
dass er von Gott, seinem Vater, gekommen war, dass er
zu seinem Vater zurückkehren würde und dass der
Vater ihm unbegrenzte Macht gegeben hatte.
Mit anderen Worten: Jesus wusste, woher er kam
und wohin bzw. zu wem er gehörte – darum konnte er
seinen Schülern die Füße waschen, ohne dass ihm „ein
Stein aus der Krone fiel“. Jesus wusste, dass sein Vater
zu ihm stand, dass er für seinen Vater unendlich wichtig war, so wichtig, dass ihm, Jesus, der ganze Himmel
(„unbegrenzte Macht“) zur Verfügung stand – darum
konnte er den Sklavendienst verrichten, um den sich
seine Schüler drückten.
Mut zu dienen bekommt, wer um seine Identität
weiß. Mut zu dienen findet, wer einen gesunden
Selbstwert hat.
● Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich als
Nachkomme eines veredelten Affen den Kampf um das
Recht des Stärkeren – koste es, was es wolle – gewinnen muss oder ob ich mich als Kind eines überreichen
Vaters im Himmel betrachte, der mir alles zur Verfügung stellt, was ich zum Leben brauche.
● Es macht einen großen Unterschied, ob mit dem
Ende meines jetzigen Lebens auch das Ende meiner
75
Existenz, meiner Entfaltung und meines Glücks erreicht
ist oder ob es bei Gott ein Zuhause für mich gibt – einen Ort, an dem ich ewig leben, dazulernen, mich
endlos entfalten und neue Dimensionen des Glücks
entdecken kann.
● Es ist für mich nicht gleichgültig, ob ich meine
Mitmenschen beeindrucken und überall um ein bisschen Anerkennung betteln muss, damit mein Selbstwert wächst, oder ob ich mir immer wieder vom Vater
im Himmel sagen lassen darf: Du bist mein Kind; ich
liebe dich so, wie du bist.
Wer sich bedingungslos (wenn auch nicht folgenlos!) geliebt weiß, ist willig und fähig zu dienen; denn
freiwillig und gern dienen kann auf Dauer nur, wer
geliebt wird. Dienen ist im Grunde genommen eine
Antwort auf empfangene Liebe. Das war übrigens die
zweite „Quelle“, aus der Jesus den Mut holte, seinen
Jüngern die Füße zu waschen: Weil er sich vom Vater
geliebt wusste, liebte er die Menschen, die sich in dieser
Welt zu ihm bekannten, und er hörte niemals auf, sie
zu lieben. Darum war er bereit zu dienen: zuerst indem
er ihnen die Füße wusch, ein paar Stunden später
indem er für sie – und für uns – starb.
„Leistest du was, bist du wer“
„Nie zuvor wurde der Mensch in einer Religion so hoch
gehoben und zugleich beschämt“ wie durch die
Menschwerdung Gottes, hieß es im bereits zitierten
Artikel des TAGESSPIEGEL. Das ist es, was ich hier mit
„Selbstwert“ meine: Wie wertvoll ich letztlich bin, hängt
nicht davon ab, wie ich mich einschätze oder wie andere mich „taxieren“, sondern davon, wie Gott mich sieht
und wie er über mich urteilt.
Ich kenne einige Menschen, die so arbeiten, als
müssten sie ihren „Marktwert“ durch ihre Leistung
76
ständig unter Beweis stellen. „Arbeit wird in unserer
Zeit zum Sinnstifter, zum Talisman des Glücks.“67
Zweifelsohne spielt die Arbeit eine wichtige Rolle
bei der Persönlichkeitsentfaltung: Sie dient zur Identitätsbildung, steigert das Selbstwertgefühl, vermittelt
soziale Anerkennung u. v. m.68 Es wäre jedoch fatal,
wollten wir den Wert eines Menschen daran festmachen, was er leistet: Arbeitsunfähige, Kinder und ältere
Menschen wären dann nämlich sehr arm dran!
Unseren Wert als Menschen erhalten wir bereits
dadurch, dass wir von einem liebenden Gott gewollt
sind und von ihm persönlich (nicht mittels Evolution)
geschaffen wurden, und zwar „ihm ähnlich“. So heißt
es gegen Ende des Schöpfungsberichts: „Dann sagte
Gott: ,Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser
Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze
Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel
und auf der Erde.’ So schuf Gott den Menschen als sein
Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie. Er segnete sie
und sprach: ,Vermehrt euch, bevölkert die Erde, und
nehmt sie in Besitz!’“ (1. Mose/Genesis 1,26-28)
„Gott ähnlich“ umfasst sehr viel. Wichtig im Zusammenhang mit der Wertfrage erscheinen mir folgende Gemeinsamkeiten:69
● Der Mensch kann sprechen. Wir können Gedanken und Gefühle äußern, können unsere Anliegen sowohl verbal als auch schriftlich ausdrücken. Wir können
reden, wir können auch hören, zuhören und verstehen.
● Der Mensch hat ein ästhetisches Empfinden und
schöpferische Fähigkeiten. Wir sind in der Lage, Erlebtes musikalisch, graphisch, literarisch, photographisch
und in vielen anderen Weisen zu beschreiben und zu
verarbeiten.
● Der Mensch hat einen eigenen Willen. Gott
schuf keine Marionetten; wir müssen nicht „nach seiner
77
Pfeife tanzen“. Je öfter wir jedoch seinen Empfehlungen folgen, desto besser wird unser Leben gelingen.
● Der Mensch hat die Fähigkeit zu lieben und treu
zu sein. Obwohl es uns leichter fällt, Menschen zu
lieben, die uns sympathisch erscheinen, sind wir dennoch fähig, Menschen grundsätzlich zu lieben – weil sie
Hilfe brauchen, weil sie uns Leid tun und weil sie uns
daran erinnern, dass auch wir nicht immer die Liebe
verdienen, die wir erfahren haben.
Ich bin glücklich und stolz, meine Existenz einem liebenden Gott zu verdanken, der mich mit diesen und
vielen anderen Fähigkeiten ausgestattet hat. Darum kann
ich Peter Hahne voll zustimmen, wenn er schreibt:
„Der Mensch ist kein Serientyp aus dem Labor, sondern
ein einzigartiger Prototyp. Und das verleiht ihm einen
Selbstwert, den ihm niemand nehmen darf.“70
Faule Drohne oder Arbeitstier?
Wenn ich vorher kritisch anmerkte, dass es viele Menschen
gibt, die so arbeiten, als müssten sie ihren „Marktwert“
durch ihre Leistung ständig unter Beweis stellen, dann
muss ich jetzt fairerweise ergänzen, dass es wiederum
„Exemplare“ gibt, die sich vor der Arbeit drücken, als
wäre sie nur etwas für Menschen zweiter Klasse. Theodor Schober schildert beide Extreme sehr treffend:
„Nach dem Willen Gottes ist der Mensch weder eine
faule Drohne, die andere für sich arbeiten lässt, noch ist
er ein Arbeitstier, dessen Wert nur an seiner erbrachten
Arbeitsleistung gemessen werden darf.“
Wer den Gedanken bejaht, dass Gott den Menschen
„ihm ähnlich“ erschaffen hat, wird erst gar nicht wie
eine faule Drohne leben wollen. Das Gottesbild, das ein
Mensch hat, beeinflusst unwillkürlich auch seine Arbeitsmoral.71 Die Bibel stellt Gott als einen fürsorglichen
78
Schöpfer vor, der von der ersten bis zur letzten Seite
der Heiligen Schrift aktiv ist – im Dienst und zum Wohl
seiner Geschöpfe. Weder das Ideal der Griechen und
Römer, nämlich der freie Mann, der nicht arbeiten
muss, noch die zeitweise Geringschätzung des handwerklichen Lebens entsprechen dem, was die Bibel
über Arbeitsmoral lehrt.
Sofort nachdem Gott den Menschen erschaffen hatte, gab er ihm den Auftrag, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren (1. Mose/Genesis 2,15) – ein
höchst verantwortungsvoller Dienst! Das zeigt: Das
Paradies war kein „Eldorado der Däumchendreher“.
Und noch eins: Arbeit im Sinne von Dienen, sinnvoller
und zielgerichteter Beschäftigung, ist nicht etwa Folge
des Sündenfalls, sondern gehört von Anfang an zur
Gottesähnlichkeit des Menschen.
Zuerst der Genuss, dann die Arbeit!
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist jedoch
die Tatsache, dass der Mensch vor der Arbeit das Ruhen
erlebte; denn der erste volle Lebenstag des Menschen
war nicht ein Werktag, sondern der Ruhetag, der Sabbat.
Nach der Erschaffung des Menschen heißt es über
den sechsten Schöpfungstag: „Dann betrachtete Gott
alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut! Es
wurde Abend und wieder Morgen: Der sechste Tag
war vergangen. So waren nun Himmel und Erde erschaffen, und nichts fehlte mehr. Am siebten Tag hatte
Gott sein Werk vollendet und ruhte von seiner Arbeit
aus. Darum segnete er den siebten Tag und sagte: ,Dies
ist ein ganz besonderer, heiliger Tag! Er gehört mir.’“
(1. Mose/Genesis 1,31 bis 2,3)
Ganz praktisch bedeutet das: Bevor der Mensch sich
in die Arbeit stürzte, durfte er die Pracht und Schönheit
79
der makellosen Schöpfung genießen. Oder anders
formuliert: Bevor er irgendeinen Dienst im Auftrag
Gottes leistete, durfte sich der Mensch von seinem
Schöpfer höchstpersönlich bedienen lassen. Denn das
war und ist immer noch Gottes Absicht mit dem wöchentlichen Ruhetag, dem Sabbat: An diesem Tag will
er den Menschen beschenken – mit seiner Ruhe, seinem Frieden, seiner Nähe, damit der Mensch physisch,
geistig, geistlich, sozial und emotional auftanken kann.
Gott ruhte nicht etwa deswegen, weil er müde gewesen wäre. Auch setzte er den Ruhetag nicht in erster
Linie dazu ein, dass wir ihm dienen (welche Art von
Dienst hätte Gott durch Adam nötig gehabt?), sondern
damit er, der Schöpfer höchstpersönlich, uns dienen
kann. Darum sagte Jesus in einer seiner Predigten: „Der
Sabbat wurde doch für den Menschen geschaffen und
nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Markusevangelium
2,27)
Die Folgen davon, dass der moderne Mensch dieses
Angebot Gottes ablehnt, sind unübersehbar: „Erschöpfung und Abgespanntheit machen sich breit. Man
kommt innerlich kaum zur Ruhe. Die Gedanken kreisen und kreisen. Unsere Moderne schafft den Workaholic, den Arbeitssüchtigen. Die 60- bis 80-StundenWoche ist ihm wohlbekannt. Selbst im Urlaub kann er
nicht abschalten. Handy und Laptop sind dabei. Er will
immer ,online’ sein, überall erreichbar, die Schalthebel
der Macht immer im Visier. Das Selbstwertgefühl holt
er sich über die Arbeit, zu Lasten seiner Umgebung.
Familien zerbrechen daran, für Freundschaften nimmt
man sich keine Zeit, die Seele brennt aus – Burnout.
Workaholics sind Menschen auf der Flucht vor sich
selbst, vor der Stille und oft auch vor Gott.“72
Davor, dass es so weit kommt, wollte uns Gott
durch den Ruhetag bewahren. Wobei es beim Sabbat
80
nicht nur um Ausspannen und Ausschlafen geht: wir
sollen ihn „heilig halten“ (2. Mose/Exodus 20,8), d. h.
absondern, als Gelegenheit betrachten, Gottes Rat zu
suchen, auf ihn zu hören. Was er uns wohl sagen will?
Vielleicht folgendes:
Du bist mein Kind, und ich liebe dich nicht wegen
deiner Arbeit, deiner Nützlichkeit, deiner Leistung,
deiner Erfolge, sondern um deiner selbst willen. Du bist
wertvoll für mich, so wie du bist, unabhängig davon,
welchen Nutzen du für Wirtschaft und Gesellschaft
hast. Weil du mir ähnlich bist, darfst du kreativ sein,
dich schöpferisch betätigen, meine Schöpfung bewahren, meine Arbeit fortsetzen, meine Pläne für die
Menschheit unterstützen – gemäß deiner Gaben und
Fähigkeiten. Aber bevor du dich für andere einsetzt,
lass mich deine Batterien aufladen. Bevor du dich deinem Beruf widmest, höre auf das, was ich dir zu sagen
habe. Bevor du für andere da sein willst, lass mich für
dich da sein.
„Dienen statt Herrschen!“
Der moderne Mensch muss in der Regel sehr hart arbeiten. Er könnte jedoch die starke berufliche Beanspruchung viel besser bewältigen, wenn es ihm gelänge, seine Arbeit als Dienst zu betrachten – Dienst an
Gott und an seinen Mitmenschen. Dienst an Gott, weil
durch die Arbeit die Gaben und Fähigkeiten zum Einsatz kommen, mit denen er uns ausgestattet hat (vgl.
Matthäusevangelium 25,15ff.). Dienst an unseren Mitmenschen, weil es eigentlich kaum Mühe macht, die
bezahlte Leistung mit einer „Gratiszugabe“ wie einem
freundlichen Lächeln, einem ermunternden Wort oder
irgendeiner persönlichen Geste „anzureichern“.
Ich staunte nicht wenig, als ich davon las, dass die
Bayerischen Motoren-Werke (BMW) die Doktorarbeit
81
eines Benediktinermönchs finanziell und inhaltlich
gefördert haben, der während seines Studiums ein
Betriebspraktikum bei BMW absolviert hatte. Darin
wird BMW mit der Benediktinerkongregation verglichen: „Mit der Implementierung [Anwendung] der
alten Regel des heiligen Benedikt von Nursia können
Unternehmen heute eine Menge Geld verdienen.“ Und
wie lautet diese Regel? „Dienen statt Herrschen!“ „Führen heißt Dienen und Vorbild für andere sein“, verlangt
BMW von seinen Führungskräften. „Bei Mönchen und
Managern wird also gleichermaßen, zumindest in der
Theorie, Führung weniger als Ausübung von Macht,
sondern vielmehr als Dienst an der jeweiligen Institution und deren Menschen definiert.“73
Arbeit als Dienst – das war schon zu Zeiten der Reformation ein revolutionärer Gedanke, als zum Beispiel
Martin Luther sagte: „Auch wer Schuhe herstellt, dient
Gott damit.“ Dabei denke ich bei „Arbeit“ nicht nur an
Erwerbstätigkeit, also bezahlte Arbeit, sondern an jeglichen Einsatz unserer Gaben und Fähigkeiten, der dazu
beiträgt, Gott und Menschen zu dienen. „Arbeit bekommt nicht erst durch Bezahlung einen Wert, sondern in der Bibel hat sie einen Wert an sich“74 – daran
sollten wir denken, wenn es darum geht, nicht bezahlte
Dienste wie Hausarbeit oder ehrenamtliche Tätigkeiten
zu bewerten.
Die Ende 2000 in Deutschland gestartete „Initiative
Ehrenamt 2001“ soll dazu beitragen, diesem „angestaubten Begriff“ „neuen Glanz“ zu verleihen, denn der
Staat kann die sozialen Kosten für eine überalterte
Gesellschaft auf Dauer nicht mehr tragen. „Nur das
Engagement der Bürger“, so der Sozialwissenschaftler
Gerd Mutz, „könnte die Gesellschaft trotz der immer
größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich
zusammenhalten.“75
82
Von uns wird heute viel Leistung gefordert. Es wäre
aber viel leichter, die geforderte Leistung zu erbringen,
wenn es uns gelänge, den Sinn unserer Arbeit zu entdecken. „Arbeit kann man bezahlen; Leistung kann
man nur mit Sinnerfüllung aufwiegen: Wer Leistung
fordert, muss Sinn bieten.“ (Walter Böckmann) Gerade
dazu sollte der wöchentliche Ruhetag auch dienen.
Der Sabbat ist Gottes Einladung an den gestressten
Menschen, über seinen Selbstwert, den Sinn seines
Lebens und den Sinn seines Schaffens nachzudenken.
Würden mehr Menschen diese Einladung annehmen,
sich am Sabbat auf ihren Schöpfer, auf den Ursprung,
den Sinn und das Ziel ihres Lebens zu besinnen, dann
gäbe es viel weniger Fälle von Depression, Burnout,
Mobbing, Ausbeutung, Dienst nach Vorschrift ... „Unserer Arbeit fehlt die Wirksamkeit, die Durchschlagskraft,
wenn wir die Ruhe (den Sabbat) verschmähen.“76
Man könnte stark vereinfacht sagen: Wer die Sabbat-Einladung annimmt, leistet sich den Luxus zu denken. Wer pausenlos arbeitet und meint, sich diesen
Luxus nicht leisten zu können, wird zwar viel bewegen, sich selbst aber einen „Bärendienst“ erweisen.
Denken, Danken und Dienen gehören zusammen;
denn wer dankbar ist, dem fällt es viel leichter zu dienen. Gründe, dankbar zu sein, findet aber nur, wer sich
die Zeit nimmt, darüber nachzudenken.
Königlich behandelt
Ich möchte die Gedanken über das Dienen mit der
Schilderung einer Begebenheit abschließen, die sich
zufälligerweise in meiner Heimatstadt Gijón (an der
Biskaya) im vergangenen Jahrhundert ereignet hat:77
Auf einer Dienstreise kehrte dort ein Geschäftsmann in einem Hotel ein. Der Hoteldirektor, Don Ma83
nuel, begrüßte ihn höflich. Nach dem Mittagessen
hatte sich der Gast zum Kaffee in die Halle ans Fenster
gesetzt, von wo aus er auf die kleine Straße blicken
konnte. Gegenüber stand ein altes, palastähnliches
Gebäude. Einige Steinstufen führten zu einem von
Säulen getragenen Vorbau.
Es dauerte nicht lange, da erschien zuerst eine ältere Dame in einem reichlich abgetragenen Kleid, dann
folgte ein Mann auf Krücken. Kurz darauf kamen Kinder in zerlumpten Kitteln, danach ein paar alte Männer
und Frauen. Sie ließen sich alle auf den Stufen nieder.
Kaum hatte der Letzte Platz genommen, da erschien im
Hoteleingang eine eigenartige Prozession: Voran Don
Manuel, der Hoteldirektor, feierlich schwarz gekleidet,
eine blütenweiße Serviette über dem Arm. Ihm folgten
Kellner und Kellnerinnen mit vollgefüllten Schüsseln
und wohlgerichteten Platten, ganz so, als hätten sie
eine Hochzeitstafel anzurichten.
Der Zug ging direkt auf die gegenüber sitzenden
Menschen zu. Teller und Bestecke wurden verteilt.
Dann bediente der Hotelier eigenhändig jeden dieser
seltsamen Gäste, als habe er die beste Gesellschaft vor
sich. Fachkundig beriet er sie, empfahl diese und jene
Zusammenstellung des Essens, und jeder dieser Armseligen konnte ganz nach Wunsch und Belieben wählen. Am Ende wurde abserviert, nicht anders als im
Speisesaal des Hotels. Die Gäste gingen wieder ihres
Weges. Don Manuel aber zog mit dem in Körben eingesammelten Geschirr in sein Hotel zurück.
Natürlich wollte der Geschäftsmann wissen, was
der Sinn dieser höchst rätselhaften Vorgänge sei. Was
er nun erfuhr, war nicht weniger seltsam. Er hörte, dass
Don Manuel während des spanischen Bürgerkriegs,
kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs, von den
Aufständischen an die Wand gestellt worden war. Er
84
sollte erschossen werden und wusste nicht warum.
Vielleicht wussten es seine Gegner selber nicht, aber
jedenfalls musste er mit seinem Tode rechnen. Da
tauchte plötzlich vor dem Exekutionskommando ein
Krüppel in Lumpen auf. Er redete eindringlich auf die
Männer mit den Gewehren ein. Und wirklich, sie ließen Don Manuel laufen. Nie hatte er seinen Retter
wiedergesehen, noch wusste er überhaupt, wer dieser
war. Aber er legte das Gelübde ab, „die Armen des
Städtchens nicht nur zu speisen, sondern auch zu ehren“.
Als der Reisende dieses gehört und dazu noch erfahren hatte, dass sich diese Speisung Tag für Tag wiederholte, konnte er nun doch nicht umhin, den Hoteldirektor darüber zu befragen, warum er das täglich tue.
Don Manuel antwortete: „Als ich meiner Frau von
meinem Vorhaben erzählte, meinte sie, es würde doch
genügen, wenn ich an jedem Jahrestag meiner Rettung
diese armen Leute zu Gast lade. Aber sagen Sie selbst:
Hat mir Gott mein Leben etwa nur für alle Jahrestage
geschenkt? Hat er es mir nicht Tag um Tag wieder
gegeben durch jenen Krüppel, der nicht einmal den
Versuch gemacht hat, sich bei mir für seine Tat den
wohlverdienten Lohn zu holen? Er hat mir das Leben
wieder geschenkt. So viel, wie Gott für mich getan hat,
kann ich niemals für diese Menschen tun.“
DIENEN ist durch das Leben und Wirken Jesu ganz
groß geschrieben worden. DIENEN wird auch im Leben derer groß geschrieben sein, die sich von Jesus
Christus motivieren lassen, ihre Gaben und Fähigkeiten
zum Wohl der Menschen einzusetzen.
***
85
Was hilft weiter?
● Haben Sie einmal die Möglichkeit erwogen, sich
ehrenamtlich zu engagieren? Hilfsorganisationen sind
dankbar für jede Unterstützung. Zwei, die ich Ihnen
bedenkenlos empfehlen kann, sind: ADRA, die adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (RobertBosch-Str. 4, D-64331 Weiterstadt, Internet: www.adradeutschland.de); AWW, das Advent-Wohlfahrtswerk
der Siebenten-Tags-Adventisten (Fischerstr. 19, D-30167
Hannover, Internet: www.awwnet.de).
Folgende Aufzählung kann Ihnen vielleicht bei der
Suche nach der passenden Tätigkeit helfen: Besuchsdienst (im Krankenhaus, in der Nachbarschaftshilfe, im
Gefängnis), Chorleiter, Ehrenrichter, Elternbeirat, Gruppenleiter bei den Pfadfindern, Hospiz-Sterbebegleitung,
Kirchengemeinderat, Organist, Sanitäter beim Katastrophenschutz, Schiedsmann der Stadt, Schöffe, Schuldenberatung, Telefonseelsorge, Wahlhelfer.
● Im Matthäusevangelium können Sie nachlesen,
welche Rolle der Dienst an unseren Mitmenschen eines
Tages spielen kann, wenn Gott die Menschen zur Rechenschaft zieht (Kapitel 25,34-46).
● Was halten Sie davon, einen Sabbat nach biblischem Vorbild (also von Freitagabend bis Samstagabend) zu feiern? Unterstützung dazu bekommen Sie
in jeder Adventgemeinde. Adressen können Sie gern
bei der „Stimme der Hoffnung“ (siehe S. 46) anfordern
oder auch unter folgenden Internet-Adressen finden:
Für Deutschland: www.adventisten.de; in der Schweiz:
www.stanet.ch; in Österreich: www.sta.at
Buchempfehlungen
Diane Fassel, „Wir arbeiten uns noch zu Tode“, Knaur,
München, 1994, ISBN 3-426-83007-8. Die Autorin zeigt,
86
welche Formen der Arbeitssucht es gibt und wie unsere
Gesellschaft zum Entstehen dieser Krankheit beiträgt
und damit die Behandlung erschwert. Im Anhang: Die
zwölf Schritte der Anonymen Arbeitssüchtigen (in
Anlehnung an die zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker).
Ellen G. White, „Jesus von Nazareth“, Advent-Verlag,
Lüneburg, 1996, Best.-Nr. 1182. Ein Bestseller, der das
Leben und Wirken Jesu im gesamtbiblischen Zusammenhang darstellt und immer wieder Brücken zu den
Fragen, Anliegen und Sorgen des modernen Menschen
baut.
Clifford Goldstein, „Mach mal Pause: Sabbat!“, AdventVerlag, Lüneburg, 1998 (3. Aufl.), Best.-Nr. 1271. Immer
wieder heißt es heute: Keine Zeit! Das bleibt nicht ohne
Auswirkungen auf unser Leben in Familie und Gesellschaft. Clifford Goldstein hat eine Lösung seines Zeitproblems gefunden, indem er sich auf eine Einrichtung
aus grauer Vorzeit besann: den Sabbat. Was er über
diesen weithin vergessenen Tag schreibt, das kann
auch jedem anderen helfen, die Zeit – und manches
andere – in den Griff zu bekommen.
Julián Melgosa, „Endlich aufatmen! Wege zur Stressbewältigung“,
Advent-Verlag,
Zürich/WegweiserVerlag, Wien, 2000, ISBN 3-905008-59-9 bzw. 3-90016020-1. Übermäßige Spannung führt zu Stress und
hemmt unsere Lebenslust. Dieses Buch bietet einen
einzigartigen und sehr praktisch ausgelegten FünfTage-Plan zur Stressbewältigung.
Marli Weigt (Hg.), „Danke für den Sabbat!“, AdventVerlag, Lüneburg, 2000, Best.-Nr. 1819. In diesem Buch
berichten mehr als 50 Personen von ihren Erlebnissen
im Zusammenhang mit dem Sabbat. Schon als junge
87
Frau war die Herausgeberin, seit 38 Jahren engagierte
Pastorenfrau, tief beeindruckt von den Erfahrungen,
die Menschen in Verbindung mit der Heiligung des
biblischen Ruhetags gemacht hatten. Diese Berichte
halfen ihr, eine lebendige und persönliche Vorstellung
von Gott zu entwickeln und ihr Vertrauen in seine
Treue und Führung zu vertiefen.
88
5. Kapitel
„Jeder ist seines Glückes Schmied“
– wirklich?
War es eine Zeit lang Mode gewesen, die Ursache von
fast allem, was schief lief, den Umwelteinflüssen zuzuschreiben, so schlägt nun das Pendel ins andere Extrem: Gene müssen für alle Probleme herhalten – für
Alkoholismus, Fettleibigkeit, homosexuelle Veranlagung,
Aggression, Esssucht, Schizophrenie.78
Auf den Einwand in der Wochenzeitung DIE ZEIT,
der Glaube an die Allmacht der Gene greife so sehr um
sich, dass manche Pädagogen bei schwierigen Fällen
sagen: „Das sind die Gene“, antwortete Wolf Singer,
Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in
Frankfurt am Main: „Dieser Fatalismus ist fatal und
verkennt, dass die Ausbildung der Hirnfunktionen
ganz wesentlich von Erfahrungen und Lernen mitbestimmt wird. Lehrer und Erzieher verantworten nicht
nur die Weitergabe kultureller Inhalte, sondern prägen
Verhalten für ein Leben. Ihre Bedeutung kann gar
nicht hoch genug eingeschätzt werden.“79
Es ist problematisch, das Entstehen von Krankheiten oder das Schicksal eines Menschen so gut wie ausschließlich auf die genetische Veranlagung zurückzuführen. Noch problematischer wird diese Vereinfachung, wenn man annimmt, durch das „Korrigieren“
der jeweiligen „Schalter“ (Gene) werde der ganze Organismus oder die Persönlichkeit des Menschen korrigiert. „Es geht hier um weit mehr als nur um ein neues
Krankheitskonzept. Es verändert sich auch dramatisch
89
das Bild, das wir uns von uns selbst, von der Natur, vom
Leben machen. Es verändern sich unsere Auffassungen
von Solidarität, von Freiheit und Verantwortung. Gene
erhalten eine beinahe mystische Macht. Krankheit,
Berufserfolg, gesellschaftliches Ansehen, Glück in der
Liebe – alles kann auf die Gene zurückgeführt werden.
Gene werden zu einer Art Orakel zu Delphi.“80
Auf die Frage „Steckt das Schicksal in den Genen?“
antwortete Craig Venter, der wohl erfolgreichste Genforscher der Welt: „Das gilt vielleicht für Mikroben ...,
aber schon bei Einzellern nicht mehr. Wir sind mehr als
nur die Summe unserer Gene. Sicherlich gibt es keine
einzige menschliche Verhaltensweise, die nicht durch
Gene beeinflusst wird, das heißt aber noch lange nicht,
dass sie uns völlig bestimmen.“81
Wer oder was bestimmt unser Schicksal? Ist unser
Lebensweg so vorgezeichnet, dass unsere Entscheidungen nur geringe Abweichungen bewirken? Wie
maßgeblich ist der Einfluss anderer, wie stark das Eingreifen Gottes auf unser Leben? Das sind Fragen, die
jeden bewegen, der sich mit dem Sinn und Ziel seines
Lebens beschäftigt.
Als ich mich fragte, ob ich eine Person aus der biblischen Geschichte kenne, an deren Lebenslauf die verschiedenen Einflüsse – Familie, Gesellschaft, eigener
Wille und Beziehung zu Gott – gut erkennbar sind, fiel
mir die Geschichte Josefs ein. Josef lebte um das Jahr
1600 v. Chr.82, war hebräischer Abstammung und
brachte es mit 30 Jahren zum Amt des PharaoStellvertreters im Weltreich Ägypten.
Ein typischer Karrieremensch? Eher ein untypisches, in jedem Falle aber ein faszinierendes Beispiel,
dessen Stärken und Schwächen uns wohl allen bekannt vorkommen dürften. Josefs Lebensgeschichte
gehört zu den in der Bibel am ausführlichsten be90
schriebenen (1. Mose/Genesis 37 bis 50) und ist immer
wieder in der Weltliteratur aufgegriffen worden.83 Ich
gehe hier nur auf die wichtigsten Stationen seines Lebens ein, und zwar aus der Perspektive unserer Fragestellung: Ist jeder Mensch seines Glückes Schmied?
Mehr kann nicht schief gehen
Entweder war Josefs Vater für Erziehungsthemen nicht
sehr aufgeschlossen oder er handelte wider besseres
Wissen, denn er bevorzugte seinen Sohn Josef gegenüber seinen zehn älteren Söhnen derart auffallend,
dass das nie gut ausgehen konnte. Schon rein äußerlich
war Josef am vornehmen, prächtigen Gewand zu erkennen, das sein Vater extra für ihn hatte anfertigen
lassen. Nicht allein deswegen, sondern weil er zudem
seinen Brüdern nachspionierte und sie immer wieder
beim Vater anschwärzte, eskalierte die Eifersucht seiner
Brüder zum Hass.
Obendrein war Josef nicht nur verwöhnt, sondern
handelte auch sehr unbedacht: Als er zweimal träumte,
seine Brüder und sogar die Eltern würden sich eines
Tages vor ihm verneigen, erzählte er es ihnen brühwarm am Tag darauf. Damit wurde der Graben, der ihn
von seinen Brüdern trennte, unüberbrückbar: Sie beschlossen, ihn bei sich bietender Gelegenheit umzubringen. Wäre ihm nicht sein ältester Bruder zu Hilfe
gekommen, hätten sie Josef erschlagen. Sie warfen ihn
in einen Brunnen, um ihn später in Abwesenheit des
ältesten Bruders für zwanzig Silberstücke an eine vorbeiziehende Gruppe von Sklavenhändlern zu verkaufen.
Seinem Vater erzählten sie später, sie hätten sein
blutverschmiertes Gewand gefunden. Josef sei wohl
von einem wilden Tier zerrissen worden. So landete
der siebzehnjährige Josef als Sklave bei Potifar, dem
91
Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache des ägyptischen Pharao.
Vom verwöhnten „Vatersöhnchen“ zum Sklaven in
einem fremden Land – Josef hätte Grund genug gehabt
zu jammern: über die Auswirkungen von Erziehungsfehlern, über seine Veranlagung, Träume zu haben und
diese zu deuten, über die Ungerechtigkeit des Lebens
überhaupt. Das tat er aber nicht. Vielmehr versuchte er,
den bestmöglichen Dienst im Haushalt des Potifar zu
leisten.
Josef besann sich auf den Gott seiner Vorväter Abraham und Isaak, den er im Elternhaus sehr lebensnah
vorgestellt bekommen hatte. Beides, sein gewissenhafter Einsatz und sein Gottvertrauen, führte dazu, dass
ihm „alles glückte, was er unternahm“, und „Potifar
sah, dass der Herr ihm Erfolg schenkte“.84 Deshalb
machte er Josef zu seinem persönlichen Diener und
vertraute ihm seinen ganzen Besitz an.
Zu schön, um wahr zu sein? Josef war in der Tat ein
so schöner Mann, dass sich Potifars Frau in ihn verliebte. Sie versuchte, ihn mehrmals zu verführen, aber Josef
blieb standhaft – aus Loyalität zu Potifar und aus Treue
zu Gott: „Wie könnte ich ein so großes Unrecht [Potifar
gegenüber] tun und gegen Gott sündigen?“85 Sie ließ
aber nicht locker, bis sie eines Tages ihn regelrecht ins
Bett zerren wollte. Obwohl Josef sofort die Flucht ergriff, behauptete sie später dem Hauspersonal und
ihrem Mann gegenüber, Josef habe versucht, sie zu
vergewaltigen. Aus diesem Grund landete er im Staatsgefängnis.
Vom persönlichen Assistenten des Oberbefehlshabers der königlichen Leibwache zum Staatsgefangenen
– was für ein Abstieg! Auch jetzt hätte er laut über sein
„Pech“ klagen können: Das soll die Belohnung für
meine Loyalität und Treue sein? Wie dumm, dass ich
92
mich nicht auf dieses „Verhältnis“ eingelassen habe!
Schließlich war sie die Herrin und ich ihr Sklave ...
Sollten Josef diese oder ähnliche Gedanken durch
den Kopf gegangen sein, was ich nicht ausschließen
kann, aber eher für unwahrscheinlich halte, dann wären sie von kurzer Dauer gewesen; denn schon bald
durfte er wieder erleben: Der Gott, dem er vertraute,
ließ ihn nicht im Stich! „Aber der Herr war auf Josefs
Seite und sorgte dafür, dass der Gefängnisverwalter
ihm wohlgesonnen war. Josef wurde zum Aufseher
über die Gefangenen ernannt ... Der Verwalter ... vertraute Josef völlig, weil er sah, dass der Herr ihm half
und ihm Erfolg schenkte.“86
Allerdings dauerte sein Aufenthalt im Gefängnis
lange, nämlich mehrere Jahre! Und es war gerade die
Fähigkeit, Träume zu deuten, die ihm das Tor in die
Freiheit öffnete: Weil seine Deutung der Träume von
zwei Gefangenen in Erfüllung ging, empfahl ihn einer
von ihnen dem Pharao weiter, als dieser einen Traum
hatte, den ihm keiner deuten konnte.
Eine „Traumkarriere“?
Träume spielten zu biblischen Zeiten eine wichtige
Rolle – nicht nur in der Geschichte Josefs. Gott bediente
sich häufig dieser Möglichkeit, um Königen und Propheten Zukunftsereignisse anzukündigen. 87
Um Tausende von Menschen in Ägypten und den
Nachbarländern vor dem Hungertod zu bewahren,
zeigte Gott dem Pharao durch zwei Träume und deren
Deutung durch Josef, dass auf sieben Jahre überdurchschnittlicher Ernteerträge sieben Jahre Missernten und
Hunger folgen würden.
Offenbar war der Pharao sehr beeindruckt von Josef. Nicht nur, weil dieser ganz bescheiden auftrat, als
er ihm die Träume deuten sollte, und bekannte: „Ich
93
selbst kann das nicht, aber Gott ...“, sondern auch weil
Josef mit der Deutung gleich einen Strategieplan vorlegte, um Vorkehrungen für die kommenden vierzehn
Jahre zu treffen. Der König musste zugeben: „Wir finden für diese Aufgabe keinen besseren Mann als Josef,
denn in ihm wohnt Gottes Geist! ... Ich ernenne dich zu
meinem Stellvertreter!“88
So erreichte Josef mit 30 die Spitze einer „Karriereleiter“, die in der Tiefe eines Brunnens begonnen hatte;
einer Leiter, bei der es nicht immer aufwärts gegangen
war; einer Leiter, deren entscheidende Sprossen er
nicht durch eigene Leistung erklommen hatte, sondern
mit der Hilfe des Gottes, dem er so sehr vertraute.
Nach Erreichen dieses beruflichen Höhepunkts und
der Gründung einer eigenen Familie fehlte eigentlich
nichts mehr zu Josefs Glück – oder etwa doch? Ich weiß
nicht, ob ihm der Gedanke zu schaffen machte, aber es
gab eine „offene Rechnung“ aus seiner Familienvergangenheit zu begleichen, nämlich das, was seine Brüder ihm angetan hatten. Vielleicht empfand er gar keinen Groll, sondern den Wunsch, seine Familie, besonders seinen Vater, wiederzusehen.
Ob er mit Gott darüber im Gebet sprach oder nicht,
etwa neun Jahre später sollte auch dieser Wunsch auf
wundersame Weise in Erfüllung gehen, und zwar einfach dadurch, dass auch Josefs Brüder wegen der Hungersnot nach Ägypten reisten, um Getreide zu kaufen.
Obwohl Josef beim Anblick seiner Brüder sichtlich
bewegt war (zweimal musste er den Raum verlassen,
weil ihm die Tränen kamen), beschloss er, sie zweimal
auf die Probe zu stellen. Das erste Mal, bei der ersten
Einkaufsreise seiner Brüder, warf er ihnen vor, sie wären Spione, und verlangte, dass einer von ihnen in
Ägypten blieb, bis sie bei der nächsten Reise ihren
jüngsten Bruder (Benjamin) zu ihrer Entlastung mit94
bringen würden. Spätestens jetzt spürten sie, wie die
unbewältigte Vergangenheit sie einholte: „Jetzt müssen
wir das ausbaden, was wir Josef angetan haben!“, dachten sie sich, nicht ahnend, dass es ihr Bruder Josef selbst
war, der sie auf die Probe stellte.
Josefs „Sternstunde“
Als sie nach einigen Monaten zur zweiten Einkaufsreise
nach Ägypten kamen, diesmal wohl oder übel in Begleitung ihres jüngsten Bruders, des Vaters neuen Lieblings, Benjamin, prüfte Josef sie erneut, und zwar so,
dass ihre und ihres Vaters schlimmste Befürchtung
eintraf: Weil ein angeblich gestohlener silberner Becher
von Josef in Benjamins Getreidesack gefunden wurde,
sollte dieser als Sklave in Ägypten verbleiben.
Sicher wurden schmerzhafte Erinnerungen in Josefs
älteren Brüdern wach. Obwohl auch Benjamin von
seinem Vater bevorzugt wurde und Josefs Stelle sozusagen eingenommen hatte, erlebte er jedoch eine geschlossene Brüderschaft: Sie alle standen hinter ihrem
jüngsten Bruder und waren bereit, die Strafe auf sich
zu nehmen, damit Benjamin zu seinem Vater
zurückkehren durfte.
An dieser Stelle konnte sich Josef nicht länger beherrschen. Er brach in Tränen aus und gab sich seinen
Brüdern zu erkennen. „Fassungslos standen die Brüder
vor ihm. Sie brachten keinen Ton heraus“, berichtet der
biblische Schreiber.89
Josef muss erkannt haben, welche schlimmen Befürchtungen in ihren Köpfen schwirrten, denn er fügte
hinzu: „Macht euch keine Vorwürfe, dass ihr mich
hierher verkauft habt, denn Gott wollte es so! Er hat
mich vorausgeschickt, um euch zu retten ... Nicht ihr
habt mich hierher geschickt, sondern Gott! Er hat mir
diese hohe Stellung gegeben.“90
95
Dass Josef weder Verbitterung spürte, noch Gedanken der Rache hegte, lag nicht allein daran, dass er
beruflich so weit gekommen war. Er hatte durch die
vielen Höhen und Tiefen seines Lebens gelernt, dass
einer über den Menschen wacht, die ihm vertrauen
und die Treue halten. Mochte die familiäre Ausgangssituation ungünstig gewesen sein, mochten Erziehungsfehler, der Neid seiner Brüder und eigene Überheblichkeit die Aussichten auf einen zielführenden, im Glück
gipfelnden Lebensweg schlecht erscheinen lassen – in
der Rückschau konnte er nichts anderes bekennen, als
dass Gott „auf krummen Zeilen gerade schreiben
kann“.
Der glückliche Ausgang dieser Familiengeschichte
ist in den letzten Kapiteln des ersten Buches Mose (Genesis) nachzulesen. Sie ist wohl die bekannteste, aber
bei weitem nicht die einzige, in der deutlich erkennbar
wird, wie Menschen göttliche Führung im Alltag, also
in Details, und auch in den großen Linien, im Lebenszusammenhang, erlebten.
Mir gefällt die Geschichte Josefs deswegen so gut,
weil ich darin Antworten auf die Frage entdeckt habe,
wie wir ein sinnvolles, glückliches Leben führen können.
Das optimale „Startkapital“
Zunächst erkenne ich im Leben Josefs, wie entscheidend die ersten Lebensjahre für die Zukunft eines
Menschen sind. Das beste „Startkapital“ fürs Leben, das
Eltern ihren Kindern geben können, ist ihre Liebe und
Zuwendung während der ersten sieben Lebensjahre.
Wie fehlerhaft und unvollkommen unsere Erziehungsbemühungen als Eltern auch sind: Wenn wir
unseren Kindern in jungen Jahren Liebe und Geborgenheit schenken, dann schaffen wir dadurch die beste
96
Grundlage, auf der sie selbst, später durch viele andere
Miterzieher beeinflusst, bauen können. Noch tragfähiger wird diese Grundlage, wenn die Kinder durch uns
auch Gott als einen liebenden, vergebungsbereiten
Vater kennen und schätzen lernen, der ihnen helfen
will, dass ihr Leben gelingt.
Beim 1. Kongress christlicher Führungskräfte in
Deutschland91 habe ich folgende Sätze von Siegfried
Buchholz, einem führenden evangelischen Managementberater, festgehalten:
„Das weltgrößte Personalberatungsunternehmen
hat 500 Führungskräfte der größten amerikanischen
Unternehmen gefragt: Wo haben Sie Ihre wichtigsten
Führungsqualitäten gelernt? An erster Stelle stand: zu
Hause, in der Kindheit. Führung besteht zu einem
Drittel aus Wissenskompetenz und zu zwei Dritteln aus
Persönlichkeit. Kompetenz lernt man in der Schule,
Persönlichkeit in der Familie.
Man geht davon aus, dass mit etwa sieben Jahren
der Prozess der Persönlichkeitsformung eines Menschen so gut wie abgeschlossen ist. Charaktereigenschaften und Wesenszüge wie Teamfähigkeit, Integrität, Selbstdisziplin, soziale Kompetenz, Selbstbewusstsein, Hilfsbereitschaft, Wahrhaftigkeit, Vertrauenswürdigkeit, lernt man nur als Kind zu Hause. Später ist
niemand mehr daran interessiert, uns das beizubringen.
Um zukunftsfähige Führungspersönlichkeiten zu entwickeln, müssen wir also möglichst viele gute, intakte
Elternhäuser haben. Das ist unsere wichtigste Investition in die Zukunft.“
Diese Worte haben mich sehr beeindruckt und monatelang beschäftigt. Als Vater von zwei inzwischen
erwachsenen Söhnen kann ich jungen Eltern nur Mut
machen, ihre Lebensplanung in beruflicher Sicht derart
zu gestalten, dass besonders während der ersten sieben
97
Jahre ihrer Kinder ein Elternteil zu Hause ist, um sich
der kleinen und großen Sorgen der Kinder annehmen
zu können. Diese Investition wird keiner, auch nicht
einen Augenblick lang, bereuen!
Doch selbst wer als Kind nicht dieses „Startkapital“
bekommen hat, braucht nicht zu resignieren. Wenn
jemand – wie Josef – ganz bewusst Gott in sein Leben
einbezieht, dann stehen ihm zusätzliche Reserven zur
Verfügung, um sein Leben sinnvoll zu gestalten. Dazu
drei „Schlüssel“, die ich im Leben Josefs entdeckt habe:
Drei Schlüssel
Schlüssel zum Glück
1. Schlüssel: Wichtiger als die genetische Veranlagung oder als die familiäre Ausgangslage ist es, Gott zu
vertrauen.
Selbst ein nachteiliges genetisches Erbe oder eine
recht schwierige familiäre Ausgangslage ist kein Grund,
sich resignierend dem angeblichen „Schicksal“ zu ergeben und vor den Herausforderungen des Lebens zu
kapitulieren. Gott ist größer als jede körperliche oder
psychische Behinderung – sehr selten beseitigt er solch
ein Handicap auf wundersame Weise, aber häufig genug hat er Menschen und deren Angehörige mit einer
Kraft zur Bewältigung dieser Lasten ausgestattet, die
man nicht anders als übernatürlich bezeichnen kann.92
Gottvertrauen macht Erziehungsfehler nicht ungeschehen, aber es macht einen gewaltigen Unterschied
aus, ob ich die Ursache für mein Versagen immer wieder
in den Fehlern meiner Eltern suche und mich damit abfinde, dass aus mir nichts Besseres werden kann, oder
ob ich glaube, dass Gottes Liebe Wunden heilen kann.
Traue ich Gott zu, dass er in der Lage ist, Persönlichkeitsstörungen korrigieren zu helfen, Schwächen zu kompensieren, negative Gefühle zu beseitigen, mich zur Liebe
(auch meinen Eltern gegenüber) zu befähigen?
98
Vertrauen zu Gott ist keine Versicherung, die mich
vor allen Wechselfällen des Lebens schützt, aber es
macht einen bedeutenden Unterschied aus, ob ich
meine Familie, die Umwelt oder „das Schicksal“ für das
verantwortlich mache, was mir zustößt, und dabei
verbittere, oder ob ich weiß: Auch wenn ich nicht verstehe, warum gerade mir das passieren muss, so vertraue
ich darauf, dass Gott es zugelassen hat und daraus ein
passendes Teil im „Puzzle“ meines Lebens macht.
Gottvertrauen ändert selten die äußeren Umstände
in dem Sinne, dass uns als Christen im Leben immer
wieder ein roter Teppich ausgerollt wird, auf dem wir
sicher und erfolgreich marschieren können. Aber Gottvertrauen ändert immer unsere innere Einstellung – zu
den Menschen, die uns (positiv oder negativ) geprägt
haben, zu den Höhen und Tiefen unseres Lebens, zu
unseren eigenen Fähigkeiten und Grenzen, und zu uns
selbst.
2. Schlüssel: Beten ersetzt keine Tat, aber das Gebet
ist eine Tat, die durch nichts anderes ersetzt werden
kann.
Das Gebet kann deswegen durch nichts anderes ersetzt werden, weil es so etwas ist wie der Luftschlauch,
der einen Taucher mit dem Versorgungsschiff verbindet. Ohne die Gebetsverbindung zu Gott schöpfen wir
nur aus dem eigenen Reservevorrat; da wird der lebensnotwendige Sauerstoff knapp, wir drehen uns
mehr oder weniger um die eigene Achse. Nehmen wir
das Beispiel des Fehlermachens. „Die Erfahrung lehrt,
dass man nichts bereut, von dem man nicht eingesehen
hat, dass man es besser machen kann. Wer seine Fehler
nicht als solche erkennt, bleibt an sie gekettet, weil er
nichts Besseres vor sich sieht und sich daher fragt, warum er lassen soll, was er hat“, schreibt Carlo Maria
Martini an Umberto Eco.93
99
Wenn wir beten, treten wir sozusagen ungeschützt
vor denjenigen, der uns am besten kennt, uns durchschaut und dennoch – bzw. gerade deswegen – liebt.
Wer wäre besser als er dazu geeignet, uns seinen Spiegel so vorzuhalten, dass wir nicht nur unsere Fehler
erkennen, sondern auch dazu bereit und motiviert sind,
sie abzulegen?
Auch wenn es darum geht, verborgene Sünden oder
Fehler aus der Vergangenheit zu bewältigen, bietet sich
keine bessere Möglichkeit als das Gespräch mit Gott an,
um Belastendes aufzuarbeiten. Wahrscheinlich weil dieses Bekennen der Sünde vor Gott (auch „beichten“ genannt) kaum noch praktiziert wird, stehen so viele
Menschen bei den Talkshows Schlange, um vor Millionen Fernsehzuschauern Seelen-Striptease zu betreiben.94 Wir brauchen das Gebet, weil kein Mensch (auch
nicht ein Pfarrer/Priester) in der Lage ist, uns von
Schuld zu befreien, geschweige denn wir selbst: Das
Wort, das uns hilft und befreit, können wir uns nicht
selber zusprechen, sondern wir sind dabei auf den
angewiesen, der allein Sünden vergeben und die dadurch entstandenen Wunden heilen kann.
Noch eins ist beim Beten von unschätzbarem Wert
für die Heilung seelischer Verletzungen, nämlich das
Danken. „Der Dank ist die schönste Form des Glücks.
Er gehört ebenso zu seinen Ursachen wie zu seinen
Folgen.“ (Walter Dirks)
Gerade im Gespräch mit Gott gehen mir immer
wieder die Augen für die vielen kleinen und großen
Dinge auf, die es Wert sind, ein Dankeschön auszusprechen – meiner Frau, unseren Kindern, anderen
Familienangehörigen, meinen Arbeitskollegen und
Freunden, Gott gegenüber. Danken im Gebet befreit
von krank machender Grübelei und schützt vor lähmendem Selbstmitleid!
100
3. Schlüssel: Andere annehmen kann nur, wer sich
selbst angenommen hat; anderen zu vergeben schafft
nur, wer Vergebung erfährt.
Wir sprechen gern von „Toleranz“ als einer der
Voraussetzungen für ein glückliches, harmonisches
Miteinander in Gesellschaft und Familie. Ich halte allerdings Toleranz für nicht ausreichend; denn wortwörtlich heißt „tolerieren“ nichts anderes als „dulden“. Ich
will aber von meinen Freunden nicht geduldet, sondern angenommen werden. Ich würde es auch nicht
mögen, dass ich meine Fehler und Versagen immer
wieder bei passender Gelegenheit auf dem Tablett
serviert bekomme. Bin ich aber selber bereit, meine
Mitmenschen nicht nur zu tolerieren (sie also zu dulden, zu ertragen), sondern sie zu achten und sie so
anzunehmen, wie sie sind, mit ihren Macken und Tücken? Bin ich bereit, Vergangenes zu vergessen, das
Unrecht, das sie mir angetan, später aber bekannt haben, begraben sein zu lassen?
Andere annehmen kann ich allerdings nur, wenn
ich mich selbst angenommen, Ja zu mir – mit meinen
Gaben und Grenzen – gesagt habe. Dies wiederum
kann derjenige viel leichter und überzeugender, der
sich von einem Größeren, nämlich von Gott, angenommen und geliebt weiß, und zwar bedingungslos.
Und erlittenes Unrecht schmerzt nicht mehr so sehr,
wenn ich mir bewusst mache, wie viele Patzer und
Sünden Gott mir vergeben hat und täglich vergibt.
Deswegen heißt es ja im „Vaterunser“, dem Mustergebet, das Jesus seine Jünger gelehrt hat: „Vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir allen vergeben haben, die
an uns schuldig geworden sind.“ (Matthäusevangelium
6,12 GN)
Sollten Sie sich auf eine Beziehung zu Gott einlassen
wollen (oder es bereits getan haben), dann werden Sie
101
erleben, wie gut es tut, sich trotz aller Fehler und Unvollkommenheiten angenommen zu wissen – wie normalerweise ein Kind von seinen Eltern. Dieses Erleben
wird Sie motivieren, Ihren Partner, Ihre Kinder oder
Eltern, Ihre Freunde und Arbeitskollegen in ihrem Anderssein zu respektieren und anzunehmen. Zu wissen
und zu erleben: „Gott hat Ja zu mir gesagt, so wie ich
bin“ wird Sie von den anstrengenden Versuchen befreien, Ihren Mitmenschen (oder gar Gott) imponieren
zu wollen. Wie viel Energie können Sie dann sinnvolleren Dingen widmen, wenn Sie nicht ständig auf Anerkennung aus sein müssen!
Ein Lichtstrahl im Kartoffelkeller
Bevor Josef glücklichere und erfolgreiche Tage erleben
konnte, verbrachte er Stunden der Verzweiflung in der
Tiefe eines Brunnen und viele Jahre zwischen Gefängnismauern.
Wo befinden Sie sich gerade? Weit oben auf der Leiter, auf berufliche Erfolge und persönliches bzw. familiäres Glück blickend, oder ziemlich unten, im Dunkeln,
auf einen Lichtblick hoffend, der die Wende einleitet?
Sollte Letzteres der Fall sein, dann möchte ich Ihnen mit
einem Bild Mut machen. Früher lagerte man säckeweise Kartoffeln im Keller. Es kam ab und zu vor, dass ich
beim Kartoffelholen im recht dunkeln Keller feststellte:
Die wenigen Kartoffeln, die dort in der fast leeren Kiste
lagen, hatten nicht nur eine schrumpelige Schale, sondern auch ziemlich lange Keime, alle einer Richtung
zugewandt, nämlich zum kleinen Fenster, durch welches ein spärlicher Lichtstrahl in den Keller fiel.
So wie die Pflanze gierig nach dem Licht strebt, so
sehnt sich jeder Mensch, in welcher Krise er sich befinden mag, nach einem Lichtstrahl der Anerkennung, der
Geborgenheit, des Glücks. Obwohl er es nicht weiß,
102
sehnt er sich nach Gott, von dem bedingungslose Liebe
und Annahme, Vergebung und Zufriedenheit kommen.
Weil dieses Licht der Liebe Gottes alle Menschen
– wie sehr sie sich auch eingeigelt haben mögen – erreicht,95 dürfen Sie vertrauen: Ob im Keller der Resignation oder der Verbitterung, der Krankheit oder der
Angst, des körperlichen oder des psychischen Missbrauchs, der Flucht vor sich selbst, vor anderen oder
gar vor Gott – Gottes Liebe kann und will das Dunkel
um Sie und in Ihnen hell machen!
***
Meine Antwort auf die Frage, ob jeder seines Glückes
Schmied ist, lautet: Jein!
Auf vieles, was man uns als Glück oder als fürs
Glück unentbehrlich zu verkaufen versucht, können
wir getrost verzichten. „Glücksgurus“ versuchen uns
einzureden, dass Schönheit und Reichtum glücklich
machen. Dabei liegt zum Beispiel die Scheidungsrate
der Schönen, Superschönen und Steinreichen weit
über dem Durchschnitt.
Auch Gesundheit garantiert keinesfalls das Glücklichsein. „Die wirklich Glücklichen sind nicht gesünder,
körperlich fitter als andere Menschen. Sie verstehen es
oft nur, geschickter mit ihren Kräften umzugehen. Sie
haben das Talent, ihren Energiespeicher schnell wieder
aufzufüllen“, schreibt der Psychotherapeut und Eheberater Reinhold Ruthe.96
Ich sage „Jein“, weil Glück Gabe und zugleich Aufgabe ist. Glück ist weniger ein Lebensziel als ein Lebensstil. Glück ist weniger etwas, was man als Privatbesitz anstreben oder gewinnen kann, sondern eher eine
Aufgabe, an der wir gemeinsam arbeiten und reifen.
Glück ist nicht Ziel, sondern Folge – Folge einer Beziehung zu Menschen, deren Leben wir ein wenig zu
103
erhellen versuchen, Folge einer Beziehung des Vertrauens
zu dem Einen, der uns selbst geholfen hat, jeder Höhe
und Tiefe unseres Weges einen Sinn abzugewinnen.
Viel wirksamer und befreiender als das Studium der
zahlreichen Ratgeber zum Glücklichsein ist die Beschäftigung mit dem Leben und der Lebensphilosophie des
Jesus von Nazareth, der im Dienen die tiefste Lebenserfüllung selber gefunden und seinen Nachfolgern versprochen hat. Einer von ihnen bestätigt aus eigener
Erfahrung: „Froh und glücklich machen, trösten und
erfreuen ist im Grunde doch das Glücklichste und Beste, was der Mensch auf dieser Erde auszurichten vermag.“ (Adolf Kolping)
***
Was hilft weiter?
● Was halten Sie davon, in einer stillen Stunde Ihr
bisheriges Leben Revue passieren zu lassen? Welche
Höhen und welche Tiefen haben Sie erlebt? Welche
Krisen haben Sie gemeistert, und wie haben diese Erfahrungen Ihren Lebenslauf beeinflusst? Gab es auch
Situationen, in denen Sie spüren konnten, dass Gott
seine Hand „im Spiel“ hatte?
● „Dank ist die schönste Form des Glücks“, sagte –
wie bereits zitiert – Walter Dirks. Welche Dinge fallen
Ihnen ein, für die Sie dankbar sind? Welche Personen
kommen Ihnen dabei in den Sinn, denen Sie ein Dankeschön auf eine originelle Art und Weise zukommen
lassen könnten? Was halten Sie davon, eine Liste anzulegen, damit Sie niemanden übersehen?
● Eins der schlimmsten „Gifte“, die glückliche Beziehungen zerstören, ist fehlende Vergebungsbereitschaft. Kennen Sie das Gleichnis der zwei Schuldner?
Sie finden es im Matthäusevangelium 18,21-35. Reden
104
Sie doch anschließend mit Gott über das, was Ihnen
beim Lesen aufgefallen ist!
Buchempfehlungen
Ben Carson/Cecil Murphey, „Begnadete Hände“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1999 (5. Aufl.), Best.-Nr. 1250.
Die Biographie Dr. Ben Carsons, eines der gefragtesten
Neurochirurgen in den USA, lässt den Leser nicht nur
Operationen nacherleben, die rund um die Welt
Schlagzeilen machten, sondern ist ein beeindruckendes
Beispiel dafür, was aus einem Menschen trotz nachteiligster Voraussetzungen werden kann. (Auch als
Video „Begabte Hände“ beim ERF-Verlag erhältlich:
Postfach 14 44, 35573 Wetzlar.)
Walter Trobisch, „Liebe dich selbst – Wege zur Selbstannahme“, Brockhaus-Verlag, Wuppertal, ISBN 3-41720226-4. Nur der Mensch, der sich angenommen weiß
und sich selbst annimmt, findet den Weg zum anderen
und damit auch heraus aus Selbstbezogenheit und
Depression. Dieses Buch des bekannten Ehe- und Familienberaters erscheint bereits in der 23. Auflage!
„Menschen in Gottes Hand“, Saatkorn-Verlag, Lüneburg, 8 Bände: ISBN 3-8150-1630-4. Im ersten Band
dieser neuen Familienbibel wird u. a. die Geschichte
Josefs ausführlich erzählt. Die achtbändige Reihe eignet
sich hervorragend dazu, einen Einblick in die wichtigsten Geschichten der Bibel zu bekommen. Sowohl die
leicht verständliche, moderne Sprache, als auch die
durchgehend farbige Bebilderung, machen das Lesen
in dieser Familienbibel zu einem Erlebnis besonderer
Art für Jung und Alt.
105
6. Kapitel
Wichtiger als Sterbehilfe
Nach einem Vierteljahrhundert heftiger Auseinandersetzungen ist Holland das einzige Land der Welt, in
dem der Tod auf Verlangen (aktive Sterbehilfe, Euthanasie) gesetzlich erlaubt wird.
Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, kritisierte diesen Schritt
als „verhängnisvolle Entscheidung“. Der evangelische
Bischof von Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber,
meint, Ziel der medizinischen Forschung müsse es sein,
„Leid zu lindern, ohne die Endlichkeit des Menschen
zu leugnen“. Aktive Sterbehilfe „kommt für die deutsche Ärzteschaft nicht in Frage“, reagiert der Präsident
der Bundesärztekammer (BAK), Jörg-Dietrich Hoppe.
Andererseits befürworten nach einer Forsa-Umfrage
zwei Drittel der Deutschen die Zulassung der aktiven
Sterbehilfe per Gesetz.97 64 Prozent der Bundesbürger
sind der Meinung, Ärzte sollten auf Wunsch von unheilbar und qualvoll Leidenden eine Todesspritze verabreichen dürfen. Gegen eine solche Gesetzesänderung
nach niederländischem Vorbild sprachen sich nur 29
Prozent der Befragten aus. Woher kommt dieser verstärkte Wunsch nach dem „sanften Tod“ (Euthanasie)?
Kritiker der liberalen Euthanasiepraxis weisen darauf hin, dass in Holland weit weniger als in anderen
Ländern dafür getan werde, das Sterben der Kranken
mit herkömmlichen Mitteln der Medizin zu erleichtern.
So sei zum Beispiel die Schmerztherapie bei vielen
Krebspatienten ungenügend.98 Eine neue Studie aus
107
den USA zeigt allerdings, dass es nicht die unerträglichen Schmerzen und Behandlungsprozeduren sind, die
unheilbar an Krebs erkrankte Menschen den Tod herbeisehnen lassen, sondern in erster Linie Depression
und Hoffnungslosigkeit: Krebspatienten erhalten zwar
umfassende medizinische Hilfe, die auch die Schmerzbehandlung ausreichend einbezieht, aber zu selten
werden ihre psychischen Bedürfnisse berücksichtigt.99
Für den evangelischen Theologen Jörg Zink scheidet Tötung auf Verlangen aus, Lebensverlängerung um
jeden Preis hält er allerdings für genauso fragwürdig:
„Es wird unter dem Zwang eines starren ärztlichen
Ethos, das mehr Standesdoktrin als Ethos ist, unendlich
viel Leid zugefügt. An Grundsätzen pflegen sich Gesunde aufrechtzuerhalten, die Leidenden gehen an
ihnen zugrunde, und zwei Gramm Erbarmen können
schwerer wiegen als ein Zentner Grundsätze.“100
Im Grunde genommen werden die Ärzte zerrissen:
Hier der Wunsch nach Lebensverkürzung, da das Flehen um Lebensverlängerung mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln. „Da der Tod für heutige Menschen
nicht mehr mit Selbstverständlichkeit auf ewiges Leben
hin transparent ist, gibt es Glück nur noch auf dieser
Erde, und der Tod beendet alle Hoffnung. So muss das
Sterben notwendig hinausgeschoben werden, solange
es geht.“101
Menschlich sterben
Während bei der aktiven Sterbehilfe die „übergroße
Gefahr des Missbrauchs“ besteht (BAK-Präsident Hoppe), lauert umgekehrt die Gefahr, den sterbenden Menschen „auf die Ebene eines medizinischen Präparates
zu erniedrigen“ (Jörg Zink), wenn man sein Leben
durch den Einsatz aller möglichen technischen „Hilfsmittel“ künstlich ausdehnt.
108
Statt der Einführung aktiver Sterbehilfe sollte die
Sterbebegleitung ausgebaut werden, meint Hoppe.102
Und in einer Zeit, in der der Sterbende „im Getriebe
der klinischen Maschinerie so verlassen zugrunde geht
wie kaum je zuvor in der Geschichte der Menschheit“,
plädiert Jörg Zink für eine „Hilfe im Sterben“, um „dem
Sterben eines Menschen die Züge eines menschlichen
Sterbens zu geben“.103
Gerade für ein menschenwürdiges Sterben setzt
sich die Deutsche Hospiz Stiftung ein. Mit etwa 750
Hospizdiensten in Deutschland, setzt sie auf Linderung
der Schmerzen statt künstlicher Lebensverlängerung,
fordert aber gleichwertig dazu eine qualifizierte psychosoziale Sterbebegleitung. Uschi Glas, Schirmherrin der
Deutschen Hospiz Stiftung: „Moderne Schmerztherapien müssen angewandt werden, geschulte Menschen
den Sterbenden begleiten. Wo Menschen sterben, muss
es auch Menschenwürde geben. Das braucht Phantasie,
Zeit und Raum sowie Geld. Es erfordert Einsatz und
zwingt vor allem dazu, sich dem Thema Sterben zu
stellen.“104
Wie man „leichter“ stirbt
Alle, die in Pflegeberufen und im medizinischen Dienst
arbeiten, müssen sich dem Thema Sterben stellen – so
zum Beispiel Prof. Volker Diehl, 62, einer der führenden Krebsforscher in Deutschland. Er leitet seit 18 Jahren eine Klinik für Innere Medizin und ist praktizierender Christ.105
Die Frage, was in einem Menschen vorgeht, wenn
er erfährt, dass er krebskrank ist, beantwortet Dr. Diehl
wie folgt: „Oft fällt er ins Bodenlose. Es ist für ihn eine
Tragödie. Nichts wird hinterher so sein, wie es früher
war. Da ist ein großer Gegensatz beispielsweise zum
Herzinfarkt-Patienten. Der ist fast stolz auf seine
109
Krankheit und sagt, er habe sein Leben für die Firma,
für andere geopfert. Der Krebspatient fühlt sich nahezu
wie ein Aussätziger und will sich am liebsten verstecken.“
Dr. Diehl weist darauf hin, dass inzwischen jeder
zweite der jährlich 330.000 neuen Krebspatienten in
Deutschland geheilt wird. Auf die Frage, was Verwandte und Freunde für den Kranken tun können, antwortet er: „Menschlichen Beistand geben. Denn das ist die
Tragödie in einer Gesellschaft, die aus immer mehr
Alleinstehenden besteht: dass man dann alleine ist,
wenn man jemanden braucht. Für mich ist das Schönste, wenn ein Ehepaar kommt – und der eine steht dem
anderen bei.“
Zur Frage, ob es Unterschiede beim Sterben gibt, berichtet er aus seiner Erfahrung:
„Am leichtesten sterben die, die sich gut und lange
vorbereitet haben. Die den Beistand von Freunden und
Ärzten erlebt haben. Die abgeschlossen haben mit den
Dingen, die sie vollenden wollten. Die ihre Schuld
bekannt haben. Wer beichtet, hat es da wirklich besser.
Am schwersten haben es junge Erwachsene: gerade ein
Haus gebaut, ein Baby bekommen, Schulden aufgetürmt. Da erlebe ich schreckliche Situationen. Vergleichsweise leicht sterben Kinder. Sie begreifen nicht
in der Tiefe, was auf sie zukommt.“
Ob bzw. wie die christliche Kirchengemeinde helfen
kann? „Sie kann sehr viel tun, weil nicht mehr sehr
viele Menschen aus intakten Familien kommen. Eine
Gemeinde kann Familienersatz bilden. Das fängt den
Patienten auf. Und wenn in der Gemeinde Menschen
sind, die selbst schon einmal an Krebs erkrankt waren,
dann merkt das der Patient. Gesunde haben lange nicht
die Autorität wie Leute, die mit der Krankheit Erfahrung haben.“
110
Durch eigenes Erleiden motiviert
Aus eigener Erfahrung und darum überzeugend und –
wie man sieht – erfolgreich, kann das Ehepaar Inge und
Rainer Wende Leukämiekranken helfen.106
Ostern 1988 erfuhr Inge Wende, Mutter zweier
Söhne (damals Teenager), dass sie an der aggressivsten
Form von Leukämie erkrankt war. Als nach ersten
Erfolgen – dank einer extrem hoch dosierten Chemotherapie mit entsprechenden Nebenwirkungen – erneut Krebszellen gefunden wurden, fiel Inge Wende in
ihr tiefstes Loch. Gerade in dieser Phase erlebte sie den
tiefsten Trost durch ihr Gottvertrauen.
Bibelworte wie Jesaja 43,1.2 vermittelten ihr Hoffnung, Geborgenheit und einen tiefen Frieden, den sie
bis dahin nicht erlebt hatte:
„Hab keine Angst, denn ich habe dich erlöst! Ich
habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu
mir. Wenn du durch tiefes Wasser oder reißende Ströme gehen musst – ich bin bei dir, du wirst nicht ertrinken. Und wenn du ins Feuer gerätst, bleibst du unversehrt. Keine Flamme wird dich verbrennen.“ Inge
Wende beschreibt, welche Erleichterung sie durch den
Gedanken spürte: Nicht die Leukämie oder die Knochenmarktransplantation haben in meinem Leben das
letzte Wort, sondern Gott!
Nach einer zweiten Phase der Therapie gilt Inge
Wende als geheilt und löst zusammen mit ihrem Mann
das Versprechen ein, das sie damals in der Klinik Gott
im Gebet gab, nämlich anderen davon zu erzählen,
sollte sie gesund werden. Das, was die ehemals todkranke Frau und ihr Mann in den Krankenhäusern an
Leid bei anderen Krebspatienten sahen, ließ sie nicht
mehr los. Menschen verlieren den Boden unter den
Füßen; häufig kommen zur Not der Krankheit auch
111
noch finanzielle Probleme hinzu. Zwei Drittel der Ehen
zerbrechen, wenn ein Partner schwer an Krebs erkrankt. Angehörige greifen zum Alkohol, um zu vergessen.
Inge und Rainer Wende haben das Hilfswerk für
Leukämiekranke „Leben und Hoffnung“ gegründet.
Sie bieten Seelsorge und Lebensberatung an. „Die Menschen sind meistens völlig aufgelöst, ein Drittel des
Gesprächs besteht aus Schluchzen.“ Sie geben praktische Hilfe und Tipps – für die Zeit vor und während
der Therapie mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen, aber auch für den Umgang mit der Angst. Sie
beten mit den Betroffenen und ihren Angehörigen und
zeigen Patienten, wie sie von unbewältigter Schuld frei
werden können.
Einer Mutter, die beinahe an den Fehlern verzweifelte, die sie bei der Erziehung ihres leukämiekranken
Kindes begangen hatte, gaben sie den Rat, Gott und
das Kind um Vergebung zu bitten. Sie nahm ihn an
und erlebte dadurch eine innere Befreiung.
Die Erfahrungen, die das Ehepaar Wende macht,
zeigen: Mit Krebspatienten übers Wetter zu diskutieren
oder ihnen auf die Schnelle ein paar Bibelverse überzustülpen ist fehl am Platz. Kranke schweigend in den
Arm zu nehmen kann manchmal viel hilfreicher sein.
Ihnen zu sagen, dass man sie liebt und für sie betet,
kann emotional am Boden liegende Menschen wieder
aufrichten.
Antwort geben (können)
Wer selber erlebt hat, was die Menschen durchmachen,
denen man helfen will, erhält verständlicherweise einen Vorschuss an Vertrauen. Aber das ist nicht einmal
die wichtigste Voraussetzung, um Menschen im Leiden
und Sterben zu begleiten.
112
Es ist sehr hilfreich, im Selbststudium oder durch
entsprechende Seminare mehr über den richtigen Umgang mit Sterbenden zu erfahren, so zum Beispiel über
die fünf Phasen der seelischen Auseinandersetzung mit
dem Sterben.107 Dieses Wissen hilft, während der Sterbebegleitung die verschiedenen Reaktionen des Todkranken zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten.
Am wichtigsten scheint mir aber, dass der Begleiter
(ob Angehöriger, Pfleger oder Seelsorger) sich selber so
mit der Thematik auseinandergesetzt hat, dass er sich
über seine eigene Stellung zum Sterben und zum Tod
klar geworden ist. Er muss eine Antwort geben können,
und zwar eine ehrliche – nicht nur auf die Fragen, die
mit dem Tod zu tun haben, sondern auch auf die Frage
nach dem Sinn des Lebens; denn „Sterbehilfe ist im
tiefsten Sinn als Lebenshilfe zu verstehen! Sie ist also
Hilfe zur Vollendung des Lebens.“108
So ist die Begleitung eines Todkranken eine Herausforderung an uns Gesunde: Wie bewusst lebe ich?
Welche Lebensziele verfolge ich eigentlich? Stimmen
meine Prioritäten? Habe ich „mein Haus bestellt“? Oder
geht es mir wie dem Mann, von dem Jesus in einem
seiner Gleichnisse erzählte, als er über falsche Prioritäten sprach?
Jesus hatte seinen Hörern gesagt: „Wenn jemand
auch noch so viel Geld hat, das Leben kann er sich
damit nicht kaufen.“ Um das zu illustrieren, erzählte er
ihnen folgende Geschichte:
„Ein reicher Gutsbesitzer hatte eine besonders gute
Ernte. Er überlegte: ,Wo soll ich bloß alles unterbringen? Meine Scheunen sind voll; da geht nichts mehr
rein.' Er beschloss: ,Ich werde die alten Scheunen abreißen und neue bauen, so groß, dass ich das ganze
Getreide, ja alles, was ich habe, darin unterbringen
113
kann. Dann will ich mich zur Ruhe setzen. Ich habe für
lange Zeit ausgesorgt. Jetzt lasse ich es mir gut gehen.
Ich will gut essen und trinken und mein Leben genießen!' Aber Gott sagte zu ihm: ,Du Narr! Noch in dieser
Nacht wirst du sterben. Was bleibt dir dann von deinem Reichtum?' So wird es allen gehen, die auf der
Erde Reichtümer sammeln, aber mit leeren Händen vor
Gott stehen.“ (Lukasevangelium 12,15-21)
Was die größeren Scheunen damals bedeuteten,
könnten für uns heute immer dickere Terminkalender
sein, in denen wir versuchen, immer mehr Termine
unterzubringen, und dabei Tag und Nacht verplanen:
keine Zeit zur Besinnung, keine Zeit zur Pflege nichtberuflicher Kontakte, keine Zeit für den Partner oder
die Kinder, keine Zeit für einen Krankenbesuch, keine
Zeit zum Reden mit Gott ... Bis eines Tages wir auf
seinem Terminkalender stehen!
Beten (können)
Ein alttestamentlicher Prophet betete: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug
werden.“ (Psalm 90,12 LB)
„Klug werden“ kann zum Beispiel bedeuten, die
richtigen Prioritäten zu setzen. Was im Leben wirklich
zählt und was über den Tod hinaus Bestand hat – das
kann uns Gott bewusst machen, wenn wir über den
Tod nachdenken und mit ihm darüber sprechen, also
beten.
Apropos beten: Gerade in der Begleitung kranker
und sterbender Menschen kommt es häufig vor, dass
der Gesprächspartner uns um ein Gebet bittet oder
eines erwartet. Oder dass wir innerlich den Drang spüren, ein Gebet zu sprechen – nicht als Zauberformel,
durch die der Patient sofort geheilt werden soll, sondern als Ausdruck des Vertrauens zu Gott, der Ver114
bundenheit mit dem Kranken und der Hoffnung, dass
er, wenn auch nicht (immer) Heilung, so doch Trost
und Geborgenheit erfährt.
Solch eine Situation ist wiederum eine Anfrage an
uns Gesunde: Wie persönlich ist meine Beziehung zu
Gott? Bete ich – wenn überhaupt – gewohnheitsmäßig
und gedankenlos? Wende ich mich an Gott nur dann,
wenn es mir sehr schlecht geht und alle anderen Lösungsversuche gescheitert sind? Habe ich das Beten
eingestellt, weil ich den Eindruck hatte, meine Gebete
wären Selbstgespräche, die nur bis zur Zimmerdecke
reichen?
Es ist tröstlich zu lesen, dass es zu allen Zeiten Menschen gegeben hat, die Schwierigkeiten mit dem Gebet
hatten, so wie es auch viele Beter gibt, die immer wieder erstaunliche Erhörungen ihrer Gebete erleben.
Jemand, der zur ersten Gruppe gehört, ist Hiob, ein
Mann, der auf einen Schlag Wohlstand, Familienglück,
Gesundheit und Ansehen verlor. Beinahe hätte er auch
noch seinen Glauben verloren, weil er den Eindruck
hatte, dass sich Gott immer wieder Oropax in die Ohren steckte, wenn er zu ihm betete. Selbst seine Frau
und seine angeblichen Freunde empfahlen ihm,
Schluss zu machen mit Gott.
Hiob warf sein Vertrauen zu Gott aber nicht über
Bord, sondern hielt durch. Er blieb im Gespräch mit
Gott, trug ihm immer wieder seine Fragen und Klagen
vor, bis er Antwort erhielt und voller Überzeugung
bekennen konnte: „Eines weiß ich: Mein Erlöser lebt;
auf dieser todgeweihten Erde spricht er das letzte Wort!
Auch wenn meine Haut in Fetzen an mir hängt und
mein Leib zerfressen ist, werde ich doch Gott sehen! Ja,
ihn werde ich anschauen; mit eigenen Augen werde
ich ihn sehen, aber nicht als Fremden. Danach sehne
ich mich von ganzem Herzen!“ (Hiob 19,25-27)
115
Ein anderer Beter, der sehr offen über seine Empfindungen – einschließlich seiner Rachegefühle und
seiner Wut – mit Gott sprach, ist David gewesen. Von
ihm stammt eins der Gebete, das sicher am häufigsten
am Kranken- oder Sterbebett gesprochen worden ist:
der 23. Psalm, „Der Herr ist mein Hirte ...“. Darin heißt
es u. a.: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein
Stecken und Stab trösten mich.“
Natürlich kann solch ein Gebet am überzeugendsten nachsprechen, wer das finstere Tal und auch den
Hirten kennt. Aber es dürfte auch hilfreich sein, zuzugeben, dass man zwar das finstere Tal kenne, aber
den Hirten noch nicht, dass man selber (überhaupt
oder zurzeit) Schwierigkeiten mit dem Beten habe. Und
dass man noch auf der Suche sei – nach dem Hirten,
nach dem Gebetspartner.
Prof. Diehl vertritt aus seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit Krebs- und AIDS-Patienten die
Meinung, dass der Ruf nach der Sterbehilfe „nur dann
kommt, wenn man keine Antwort auf das Leben
hat“.109 Und bezüglich der Bestrebung, dem Todkranken ein menschliches Sterben zu ermöglichen, schreibt
Jörg Zink: „Das ist nicht möglich ohne Hingabe, ohne
Zeit und Aufmerksamkeit, nicht ohne das begleitende
Wort und im Grunde auch nicht ohne das Aussprechen
einer Überzeugung oder eines Glaubens.“110
Passen (können)
Was den Tod und das Sterben betrifft, sind wir alle
Suchende und Fragende, denn keiner von uns ist gestorben und wieder lebendig geworden, um zu berichten, wie es wirklich war und was sich dahinter verbirgt.
Bei den immer wieder zitierten Erlebnissen hirntoter
Menschen111 müssen wir uns klar vor Augen halten,
116
dass es sich dabei um Schwellenerfahrungen handelt,
d. h. diese Menschen sind letztlich nicht gestorben und
dann auferstanden, sondern wurden nach einer kurzen
Zeit, in der ihr Gehirn ausgesetzt hatte, reanimiert.112
Daher bin ich äußerst skeptisch, wenn diese Erzählungen als Hinweis (oder gar Beweis!113) für ein „Fortleben
des Bewusstseins nach dem Tod“ herhalten sollen, wie
zum Beispiel bei der so genannten „ersten seriösen
Studie“ über das Leben nach dem Hirntod, die zwei
englische Ärzte 2000 durchgeführt haben.114
Zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine wirklich hilfreiche Lebens- und Sterbebegleitung gehören
meiner Überzeugung nach Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Wir müssen den Mut aufbringen, da zu passen,
wo wir (noch) keine fundierte Antwort gefunden haben. Und wir sollten wahrhaftig sein, Erklärungen
aufzugeben, die sich zwar gut anhören und vielleicht
in der kirchlichen Tradition verankert sind, biblisch
jedoch nicht belegt werden können.
● Es ist nicht hilfreich, einem Kranken zu sagen:
Werde Christ, dann stirbst du leichter. Sterben ist nie
leicht. Auch Christen erleben die Phase der Verdrängung oder die des Feilschens mit Gott um einen Aufschub. Und wenn der Sterbende kleine Kinder hinterlässt oder einen hilflosen Partner, dann stellt dies
auch sein Gottvertrauen auf eine schwere Probe.
● Es ist nicht hilfreich, bei Sterbenskranken die
Schuldfrage zu stellen. Beim Raucher, der an Lungenkrebs erkrankt ist, liegt die Ursache auf der Hand, aber
wie verhält es sich beim dreijährigen Kind, das an einem Gehirntumor tödlich erkrankt ist oder beim jungen Mann, der nach dem Zusammenstoß mit einem
betrunkenen Fahrer querschnittsgelähmt ist?
Die Frage nach dem „Warum“ bleibt auch für Christen häufig offen. Dann hilft nur das Vertrauen. Glau117
ben heißt ja nicht, dass man alles weiß oder versteht,
sondern dass man demjenigen vertraut, der alles weiß
und der uns versteht. Dieses Vertrauen hilft Christen,
mit offenen Fragen zu leben, und erinnert sie daran,
dass nicht Gott der Verursacher von Leid und Tod ist,
sondern sein Gegenspieler Satan (vgl. Kapitel 3).
● Es ist nicht hilfreich, den Tod zu verharmlosen,
wie es häufig getan wird. „Sterben ist schön“ – mit
dieser Botschaft machen sich zum Beispiel die Anhänger mancher Sekten gegenseitig Mut, „diese Welt zu
wechseln, wenn sich die Welt nicht ändert“.115 Der Tod
ist nach den Aussagen der Bibel zwar ein besiegter
Feind,116 aber kein Freund. Der Tod ist nur nach der
Theorie der Evolution notwendiger Bestandteil des
Lebens, nach dem biblischen Schöpfungsbericht ist er
lebensfremd und lebensfeindlich, eine Folge des Sündenfalls, d. h. der Loslösung des Menschen von seinem
Schöpfer.
● Es ist weder hilfreich noch richtig, zu behaupten
mit dem Tod sei alles aus. Zum einem spricht gegen
diese Annahme die Sehnsucht nach der Unsterblichkeit
bzw. Ewigkeit, welche die Menschen aller Zeiten und
aller Kulturen erfüllt.117 Auf der anderen Seite kann
diese Behauptung eine Art „Lebenssucht“ fördern, d. h.
das Bestreben, alles zu kosten und in dieses Leben zu
„packen“, da es ja das einzige sei, das uns zur Verfügung steht.
● Es ist zwar gut gemeint, aber nicht richtig, Sterbende oder deren Angehörige mit der Aussicht zu
vertrösten, der Verstorbene käme ja sowieso unmittelbar nach dem Tod ins himmlische Paradies und
könne uns von dort aus beobachten und an unserem
Leben Anteil nehmen. Woher maßen wir uns das Recht
an zu wissen, dass der Sterbende bzw. Verstorbene „in
den Himmel“ kommt? Und selbst wenn es sich um den
118
Tod eines vorbildlichen Christen handelte: Wo steht in
der Bibel, dass der Mensch sofort nach dem Tod in den
Himmel kommt?
Diese Annahme beruht auf der Lehre der Unsterblichkeit der Seele. Diese Lehre ist allerdings heidnischen, nämlich griechisch-platonischen Ursprungs, aber
nicht biblisch!118 Die Bibel lehrt, dass der Tod wie ein
Schlaf ist, aus dem es eine Auferstehung des ganzen
Menschen geben wird – so wie es im Glaubensbekenntnis heißt: „Von dort [vom Himmel] wird er [Jesus
Christus] wiederkommen, zu richten die Lebenden und
die Toten.“119
***
Wichtiger als Sterbehilfe ist eine liebevolle, ehrliche
Sterbebegleitung. Diese kann am besten leisten, wer ein
sinnerfülltes Leben führt und den Tod weder übernoch unterbewertet. Ein sinnerfülltes Leben wird aber
immer eines sein, von dem wir uns auch trennen können, weil es nicht das einzige ist, das uns zur Verfügung steht.
Jesus Christus sagte einmal ein Wort, das seinem ursprünglichen Sinne nach so übersetzt werden müsste:
„Wer sein jetziges Leben über alles liebt, der wird es
verlieren. Wer aber bereit ist, dieses Leben hier an die
zweite Stelle zu setzen, wird es für alle Ewigkeit erhalten.“ (Johannesevangelium 12,25)
Wenn jemand bereit gewesen ist, sein Leben wie eine Kerze aufzehren zu lassen, um anderen Licht und
Wärme, Sinn im Leben und Trost im Sterben zu geben,
dann war Jesus das.
Er kam nicht auf die Erde, um sein Können zu demonstrieren, sondern um durch sein Leben und Sterben den Tod zu besiegen. Weil er Schmerzen, körperliche und seelische, und auch den Prozess des Sterbens
119
selbst durchgemacht hat, kann er gut mit uns empfinden und uns beistehen.
Jesus Christus hat es uns vorgelebt: Sterben können
heißt loslassen können. Je mehr wir an uns selbst, unsere Bedürfnisse, unseren Erfolg und unseren Wohlstand denken und je weniger wir schenken und abgeben, desto härter trifft uns jeder Verlust. Je mehr es uns
gelingt, loszulassen – zum Beispiel was unwesentlich ist
oder unsere Eitelkeit fördert –, desto besser sind wir
darauf vorbereitet, uns von diesem Leben oder von
unseren Lieben zu trennen. Es ist ja eine Trennung mit
einem Wiedersehen für alle, die sich für Jesus Christus
und somit für die Quelle unsterblichen Lebens entschieden haben!
***
Was hilft weiter?
● Haben Sie schon einmal über die Möglichkeit
nachgedacht, alleinstehende Menschen im Altersheim
oder im Krankenhaus zu besuchen, um ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten, ihnen vorzulesen, ihnen
zuzuhören, kleine Hilfsdienste zu leisten? Es bedarf
meistens nicht viel, um einsamen Menschen Freude zu
bereiten!
● Warum Gott so viel Leid im Leben des Hiob zuließ und wie es ihm nach der schweren Prüfung erging,
können Sie in den Kapiteln 1 bis 3, 38 und 42 des
gleichnamigen Buches der Bibel lesen.
● Die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der
Evangelischen Kirche in Deutschland haben eine
Handreichung zum Thema „Patientenverfügung“ herausgegeben. Sie ist u. a. im Internet unter folgender
Adresse zu finden: www.ekd.de/EKD-Texte/patient/
patient2.html
120
Buchempfehlung
Mark Finley/Steven Mosley, „Licht am Ende des Tunnels?“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1998 (3. Aufl.), Best.Nr. 1278. Was geschieht wirklich, wenn der Mensch
stirbt? Gibt es eine Quelle, aus der sich zuverlässige
Informationen über das Sterben und den Tod schöpfen
lassen?
Martino Tomasi, „Gereimtes und Ungereimtes über Tod
und Auferstehung, Himmel und Hölle“, Advent-Verlag,
Krattigen, 1997 (5. Aufl.). Okkultismus und Esoterik
erleben heute eine neue Blüte. Viele Menschen haben
darüber vergessen, was die Bibel seit Langem über den
Tod und das Danach offenbart. Es ist dem Autor gelungen, diese Thematik anhand der wichtigsten Texte
aus der Bibel anschaulich darzulegen.
121
7. Kapitel
Leben ohne Gebrauchsanweisung?
Es sieht recht niedlich aus, ist aber kein gewöhnliches
Tier: ANDi ist das erste Äffchen, das mit modifiziertem
Erbgut erzeugt worden ist, und zwar im Rahmen einer
Versuchsreihe mit dem Ziel, neue Therapien zur Behandlung von Diabetes, Brustkrebs, AIDS und anderen
Krankheiten zu entwickeln.
ANDi – in Spiegelschrift zu lesende Abkürzung für
„inserted (eingefügte) DNA“ – wurde am 2. Oktober
2000 nach zahlreichen Experimenten im PrimatenForschungszentrum der Oregon Universität in Portland
(USA) geboren: 224 Eizellen waren manipuliert worden,
bis 40 Embryos zu fünf Schwangerschaften führten und
drei lebend geborene Äffchen hervorbrachten.
Nach 27 Jahren genetischer Manipulation kompletter Organismen (also nicht nur genetischer Veränderung einzelner Zellen oder Gewebe) ist die Gentechnik
so weit fortgeschritten, dass nun die Genmanipulation
des Menschen dran ist. „Wir haben es geschafft, eine
Brücke zu schlagen von dem, was wir über Mäuse
wissen, hin zu dem, was wir liebend gern über Menschen wüssten“, verrät Gerald Schatten, der Leiter des
Rhesus-Affen-Experiments; denn „ein Experiment, das
bei einem Primaten [Affen] funktioniert, klappt in der
Regel auch beim Menschen“ und ist bei diesem sogar
noch einfacher durchzuführen!120
Nicht erst der Erfolg dieses Experiments weckt sowohl Hoffnungen als auch Befürchtungen. 1997 erregte
das geklonte Schaf Dolly weltweites Aufsehen: Es war
aus der Körperzelle eines erwachsenen Tieres entstan123
den. Weihnachten 1999 kam „Uschi“ auf die Welt, das
erste in Deutschland geklonte Kalb. Im Sommer 2000
ging das langjährige Projekt der Entschlüsselung des
menschlichen Genoms zu Ende. Und ebenfalls im Jahre
2000 löste Großbritannien mit der Freigabe des Klonens
bis zu 14 Tage alter menschlicher Embryozellen zu
therapeutischen Zwecken heftige Debatten aus.
Die Schlagzeilen in den Medien vermitteln einen
Einblick in die Auseinandersetzung: „Herzen aus dem
Reagenzglas: Geklonte Embryozellen sollen menschliche Gewebe und Organe ersetzen“; „Ersatzteil-Embryos
und Mischwesen: Wohin der Fortschritt in der Fortpflanzungsmedizin führt“; „Unsterblich und perfekt:
Werden Babys schon bald mit genetischem PIN-Code
geboren?“; „Klonen ohne Grenzen?“; „Missbrauch beim
Klonen von Embryos nur eine Frage der Zeit“.
Gesucht: eine höhere Instanz
Zwischen spekulativen, ironischen, von wirtschaftlichen Interessen geprägten oder verharmlosenden Beiträgen findet man immer wieder Kommentare in den
Medien, die das ansprechen, was sicher die Gretchenfrage bei diesem Thema ist: Wer oder was bestimmt
eigentlich, wie weit wir gehen dürfen? „Soll auch in
Deutschland medizinisches Klonen erlaubt werden?“,
fragt DIE ZEIT und fügt hinzu: „Wissenschaft und
Industrie drängen, die Ethik kennt keine klaren Antworten mehr.“121
● Soll das, was inzwischen gesellschaftlich toleriert
wird, als Kriterium dafür herhalten, was erlaubt oder
verboten werden soll? Das scheint zum Beispiel der
Heidelberger Humangenetiker Claus Bartram anzudeuten, wenn er für die Zulassung des therapeutischen
Klonens in Deutschland plädiert: „Wer beim therapeutischen Klonen von Dammbruch spricht, verkennt, dass
124
wir die Tötung von heranwachsendem Leben schon
längst tolerieren [bei der Empfängnisverhütung durch
die Spirale oder die „Pille danach“].“122
● Oder soll der Nutzen ausschlaggebend sein?
Diesen „Eigennutz“ bemängelt Christian Gugerell, der
Direktor der Abteilung für Gentechnik beim Europäischen Patentamt in München, wenn er auf den Einwand, 60 Prozent der Deutschen seien immerhin gegen
Patente auf „Leben“, erwidert: „Mag sein. Wenn Sie
dieselben Leute fragen, ob sie mit gentechnischen Verfahren vom Krebs geheilt werden wollen, sieht das
völlig anders aus. Da sagen hundert Prozent ja.“123
● In einem Beitrag mit dem Titel „Wie viel Gewissen braucht die Wissenschaft?“ fordert der Vizepräsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften,
Professor Sylvester Vizi, dringend strenge Regeln, damit nicht etwa „Supermonster“ statt „maßgeschneiderter Menschen“ geschaffen werden. Daher mahnt er die
Wissenschaftler, „auf ihr Gewissen zu hören“.124
Es hört sich gut an, nur woran orientiert sich das
Gewissen? Wer oder was prägt unser Gewissen? Es gibt
Volksstämme, bei denen es üblich ist, die Generation
der Großeltern in durchaus freundlicher Einstellung zu
töten – ohne schlechtes Gewissen. Im westlichen Kulturkreis gebietet uns das Gewissen, für sie zu sorgen.
Viele tun dies so, dass sie finanziell für eine gute Pflege
und Versorgung der altgewordenen Eltern oder der
Großeltern aufkommen, andere wiederum halten es
aus Gewissensgründen für ihre Pflicht, sie im Familienkreis bis zum Ableben zu versorgen. „Nichts ist so veränderlich wie das Gewissen; es hat ebenso viele Grade,
wie es Zivilisationen, Familien und Individuen und
Momente im Leben dieser Individuen gibt.“125 Das
Gewissen ist eine Instanz, die über die Ausführung von
Normen wacht, sie aber nicht selber erteilt!
125
● Man kann es sich natürlich sehr leicht machen,
indem man einen Spezialisten zum „Gentechnik-Papst“
erklärt – so bezeichnet DIE ZEIT Ernst-Ludwig Winnacker, den Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit der Freigabe menschlicher Embryonen
zu Forschungszwecken in Großbritannien „hat der
Präsident wieder – wie damals beim geklonten Schaf
und ... bei der Entzifferung des menschlichen Genoms
– Dienst als letzte Instanz für vorletzte Fragen: Was
kann, was darf die Wissenschaft? Müssen ihr Grenzen
gesetzt werden? Winnacker ist ein gefragter Mann ...“
Und wie lautet das Urteil des „GentechnikPapstes“? Er räumt ein: „Die Möglichkeiten sind aufregend. Eine alte Zelle nehmen und sie ins Jugendalter
versetzen, frische Organe züchten – das sind Menschheitsträume. Der wirtschaftliche Nutzen wäre enorm
...“ Dann weist er auf die bereits erwähnte Doppelmoral
hin, mit der wir selbstverständlich leben: Der Embryo
werde in Deutschland vom ersten Tag an geschützt, die
Abtreibung dagegen sei erlaubt. „Embryonen haben
alles, um ein Mensch zu werden. Man opfert einen
potenziellen Menschen, um Stammzellen herzustellen.
Er wird zur Sache degradiert. Damit ist die Grenze des
ethisch Vertretbaren grundsätzlich überschritten.“126
● Eine weitere Alternative wäre, die Politik entscheiden zu lassen, was Gut und was Böse ist. So meint
Gero von Randow in der ZEIT, das Jahr 2001 werde das
Jahr der „Biopolitik“ sein. „Offenbar erinnert sich die
Gesellschaft daran, dass die Politik für allgemein gültige
Entscheidungen stärker legitimiert ist, als es die Wirtschaft, die Wissenschaft und die Kirche oder Interessenverbände sind.“127
Allerdings stellt sich dabei die Frage: Auf welche
Ethik können sich Politiker berufen? Mit welchem
Maßstab sollen sie messen?
126
Gesucht: Orientierung
Der Bereich der Bioethik ist nicht das einzige Gebiet,
auf dem deutlich wird, wie dringend der Bedarf an
ethischer Orientierung, an allgemein gültigen Maßstäben ist, nach denen wir uns richten können.
Sehr zutreffend befasst sich meiner Meinung nach
DER SPIEGEL in der Ausgabe 49/2000 vom 4.12.2000
mit diesem Thema. Anknüpfend an drei Beispielen
geht der Hauptbeitrag „Die Hysterie der Anständigen“
auf die gegenwärtige Orientierungslosigkeit ein: Der
Zerfall der traditionellen Machtblöcke, die Individualisierung, die weltweite Medienvernetzung gehören u. a.
zu den Faktoren, die Unsicherheit verursachen. „Die
Richtung ist nicht erkennbar ... Keine klaren Konturen,
keine unverwechselbaren Begriffe, keine eindeutigen
Gewichtungen. Nichts ist sicher, und jeder sucht seinen
Platz ... Fast jeder Reiz erzeugt krasse Reaktionen. Maßstäbe? Nicht erkennbar.
Ob Rechtsradikalismus oder Rinderseuche ... die
Gesellschaft taumelt hin und her zwischen Hysterie
und Gleichgültigkeit ... Über eine verbindliche oder
zumindest halbwegs unumstrittene Autorität, die zwischen richtig und falsch, aber auch zwischen wichtig
und unwichtig entscheiden könnte, verfügte nicht
Roman Herzog, verfügt nicht Johannes Rau. Die Kirche
erfüllt diese Funktion schon lange nicht mehr, der Obrigkeitsstaat gehört der Vergangenheit an.
So füllen Instanzen mit begrenzter Legitimation und
Seriosität das Vakuum in der zersplitterten deutschen
Gegenwartsgesellschaft: Greenpeace, das Bundesverfassungsgericht, Zlatko, Franz Beckenbauer – und natürlich die Medien.“
Eine der Folgen dieser Orientierungslosigkeit ist der
Identitätsverlust.
127
Wichtig für eine gesunde Identitätsbildung sind
Vorbilder, auf die wir blicken, und objektive Maßstäbe,
an denen wir unser Verhalten messen können. Fragt
man ein kleines Kind, wie groß es ist, dann wird es in
der Regel die Hand auf seinen Kopf legen und sagen:
„Soooo groß!“ Natürlich ist das keine wirkliche Größenangabe, denn dazu müsste man einen unabhängigen Maßstab heranziehen.
Professor Hans Peter Duerr, Heidelberger Ethnologe
und Kulturhistoriker, äußert sich folgendermaßen zum
Thema Identität: „Die persönliche Identität eines Menschen ist an Werte und Normen gebunden, die eine
lange Geschichte haben. Je mehr man sich von der
Tradition abkoppelt, desto mehr löst sich die eigene
Identität auf. Einen solchen progressiven Identitätsverlust können wir im Prozess der Moderne beobachten.
Wenn es keine objektiven Maßstäbe gibt, gilt die Devise
,anything goes’ [alles ist gleich gültig].“128
Ein Maßstab für alle?
Im Zusammenhang mit dem Thema „Biopolitik“ wurde
die Frage gestellt, auf welche Ethik Politiker sich denn
berufen können.
Auf seiner Suche nach allgemein gültigen Entscheidungskriterien untersucht Gero von Randow den
„Ekelfaktor“ und das Kriterium, was natürlich und
unnatürlich sei. Der „Ekelfaktor“ erweist sich als untauglich, weil durch den Gewöhnungsprozess vieles
keine Abscheu mehr hervorruft. Ebenso fließend ist die
Grenze zwischen dem, was uns natürlich und unnatürlich erscheint. Jede Zahnfüllung ist unnatürlich, genauso wie gekochte Nahrung! So stellt von Randow
schlussendlich die Überlegung an: „Unangreifbar, weil
unzugänglich für Widerlegungen, ist nur ein absoluter
Maßstab: die Gebote Gottes.“129
128
Auch wenn viele „allergisch“ auf alles reagieren, was
mit Geboten und Verordnungen – ob göttlichen oder
nicht – zusammenhängt: Es führt kein Weg daran vorbei, grundsätzliche Dinge so zu ordnen, dass ein harmonisches Zusammenleben möglich ist. Jeder akzeptiert zum Beispiel die Vorschrift, auf welcher Straßenseite man zu fahren hat.
An das Rechtsfahren hält sich jeder Autofahrer im
eigenen Interesse, aber wie ist das in den Fällen, die
meinen Interessen entgegenstehen? Diese Frage stellt
Heiner Geißler: „Warum soll ich als Arzt jemanden
behandeln, der mir nichts oder nur wenig Geld bezahlen kann? ... Warum soll man Leuten, die 85 oder 90
Jahre alt sind, noch ein künstliches Hüftgelenk einsetzen? ... Warum sollen Kinder nicht eines Tages einfach
abgetrieben werden, wenn sie zum Beispiel, wie das in
Indien geschieht, Mädchen sind? Da wird die Sache
ohne Gott schon schwieriger.“130
Auf Irrflug
Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde wie Egidius
Braun, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes:
„Wenn alle Menschen nach den Zehn Geboten leben
würden, könnten alle Gesetzbücher vernichtet werden.“ Aber eines weiß ich: Die Gebote Gottes sind wie
die Landefeuer eines Flughafens, die dem Piloten helfen sollen, das Ziel anzusteuern und sicher zu landen.131
Dass wir orientierungslos kreisen, uns heimatlos,
wie auf einem Irrflug fühlen, liegt wohl daran, dass wir
diese Landefeuer ausgeschaltet haben. Auf der Suche
nach der großen Freiheit haben wir die Anweisungen
Gottes (dazu gehören zum Beispiel die Zehn Gebote)
für entbehrlich und überholt erklärt, wir haben uns
vom Schöpfer unabhängig gemacht. Nun sind diese
Landefeuer aus, und wir wundern uns, dass wir weder
129
über unsere Herkunft Bescheid wissen noch über das
Ziel unserer Lebensreise.
● Wir haben das Landefeuer „Du sollst nicht ehebrechen“ abgeschaltet, indem wir „Verhältnisse“, „Seitensprünge“ und „wilde Ehen“ als gesellschaftsfähig
akzeptieren, und wundern uns über die ständig wachsende Anzahl gescheiterter Ehen und kaputter Familien. Ich freue mich, dass es unter jungen Menschen
einen Gegentrend zur Treue hin gibt – in der Ehe und
sogar vor der Ehe! Junge Leute erklären sich in den
USA und neuerdings auch in Europa bereit, keinen Sex
vor der Ehe haben zu wollen.132 In einer Gesellschaft, in
der – besonders durch den Einfluss der Medien – die
Sexualität überbewertet und freizügiger Sex als normal
dargestellt wird, wollen sie sich lieber die Maßstäbe der
Bibel zu Eigen machen.133
● Wir haben das Landefeuer „Du sollst Vater und
Mutter ehren“ und auch die Ergänzung dazu abgeschaltet, dass man nämlich den Kindern Geborgenheit
und Liebe (= Zeit!) schenken, aber auch Orientierung
und Wertmaßstäbe vermitteln soll, damit sie später ihre
Eltern lieben und ehren. Nun wundern wir uns darüber, dass sie immer aggressiver und ängstlicher werden. In Deutschland leiden schätzungsweise 2,5 Prozent
der Schulkinder und 15 Prozent der Teenager an einer
behandlungsbedürftigen Depression. Durchschnittlich
zehn Minuten pro Tag befassen sich deutsche Väter
intensiv mit ihren Kindern.134 Ich finde es wunderbar,
dass immer wieder Eltern erwägen, die doppelte Berufstätigkeit für die Zeit einzustellen, in der die Kinder
sie am meisten brauchen; denn das dicke Aktiendepot
oder das abbezahlte Haus als Erbe wird nie das wieder
gutmachen, was wir unseren Kindern in jungen Jahren
vorenthalten haben, noch die fehlende oder fehlerhafte
Prägung rückgängig machen können.
130
● Wir haben das Landefeuer „Du sollst den Sabbat
halten“ abgeschaltet, indem wir den von Gott vorgesehenen Ruhetag (hebräisch „Sabbat“, unser Samstag)
gegen das „freie“ Wochenende eingetauscht haben.
Nun wundern wir uns darüber, dass wir in der Regel
sieben Tage in der Woche durchgehend schuften, nicht
abschalten können und die „freie“ Zeit so aufregend
gestalten, dass wir nicht richtig zum Auftanken kommen. Christen, die dieses Gebot Gottes ernst nehmen,135
bestätigen, wie positiv sich dieses Angebot Gottes zum
Überleben inmitten einer mörderischen Hektik auswirkt – auf ihre seelische Gesundheit, auf ihre familiären und zwischenmenschlichen Beziehungen, auf ihre
Einstellung zur Arbeit und auch auf ihre Beziehung zu
Gott.
● Wir haben das Landefeuer „Du sollst nicht stehlen“ insofern abgeschaltet, als dass wir fein differenzieren und andere Ausdrücke für das erfunden haben,
was die Bibel stehlen nennt. Jahr für Jahr wird die Sozialversicherung durch die Kombination von Schwarzarbeit und Arbeitslosengeld in Milliardenhöhe getäuscht
und betrogen. Über hundert Milliarden Mark Steuern
werden jährlich hinterzogen. Würde auch nur die Hälfte dieser Angaben stimmen und würde wiederum die
Hälfte bezahlt, hätte der Staat keine Finanzprobleme
mehr.
Diese Liste ließe sich um die restlichen sechs der
Zehn Gebote erweitern (nachzulesen in 2. Mose/Exodus
Kapitel 20). Aber es geht nicht nur um die Zehn Gebote.
Gebrauchsanweisungen sind gut
Die wesentlichen Faktoren, die für ein gelungenes Leben
des Individuums, für ein glückliches Familienleben und
für ein harmonisches Miteinander in der Gesellschaft
131
wichtig sind, hat Gott in seinem Wort, der Bibel, niederschreiben lassen.
Die Bibel ist so etwas wie Gottes Gebrauchsanweisung fürs Leben. Gebrauchsanweisungen sind eine
große Hilfe, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die
ein Gerät bietet. Im Idealfall (d. h. wenn sie anwendergerecht geschrieben sind) kann man sich viel Zeit sparen, wenn man sie genau befolgt. Und Ärger im Garantiefall!
Ist es nicht verwunderlich, dass der moderne
Mensch, der sonst so scharf darauf ist, den maximalen
Nutzen aus den Dingen zu holen, die er kauft, auf der
anderen Seite so mit seinem Leben umgeht, als hätte er
davon zehn auf Lager?
Statt dass wir unseren Zustand beklagen und die
Schuld auf das Schicksal, auf den Staat, auf die Erziehung oder auf Gott schieben, sollten wir lieber in der
Gebrauchsanweisung zum Leben nachprüfen, ob wir
uns an die Anweisungen unseres Schöpfers halten!
Menschen, die das aus Überzeugung tun, sind davon
begeistert.
● Da sind zum Beispiel welche, die statt das BSETrauerlied anzustimmen, fragen, was sie für ihre Gesundheit tun können. Die Ärzte klären uns auf: Die
Hauptfaktoren für Krebs zum Beispiel sind in Deutschland das Rauchen und falsche Ernährung. Zu viel Alkohol, zu viel Fett, zu wenig frisches Obst und Gemüse,
zu wenig Bewegung.136 Also entscheiden sie sich dazu,
vegetarisch zu leben – und folgen damit dem von der
Bibel für die ersten Menschen beschriebenen Ernährungsplan. Oder sie entschließen sich, ganz auf Alkohol
zu verzichten.137 Wie kann man junge Menschen überzeugender motivieren, auf Drogen zu verzichten, als
dadurch, dass man selber die „gesellschaftsfähigen“
Drogen Alkohol und Tabak aufgibt?
132
● Da sind in der Wirtschaft gestandene Christen,
die anderen zeigen, wie auch sie erfolgreich leben und
arbeiten können. Dabei verweisen sie nicht nur auf
empfehlenswerte Ratgeber oder Managementseminare,
sondern auch auf Gottes Gebrauchsanweisung, die
Bibel – in Sachen Finanzen zum Beispiel. Es gibt kein
besseres Mittel zur Förderung der Ehrlichkeit auf diesem Gebiet, als das in der Bibel empfohlene Geben des
Zehnten.138
Der Managementberater Siegfried Buchholz zum
Beispiel rät: „Das freiwillige Spenden des zehnten Teils
des Einkommens verhindert, sich vom ,Mammon’ [dem
Diktat des Materiellen] beherrschen zu lassen.“139 Auch
was die Zeiteinteilung betrifft, erleben gerade Führungsleute, was für eine Wohltat der Sabbat ist: Endlich
ein Tag, an dem man die Aktenberge ohne schlechtes
Gewissen stehen lassen kann, um sich der Familie, den
Freunden, den Fragen des Lebens und des Glaubens zu
widmen!
● Als eine Zusammenfassung der wichtigsten
Gebrauchsanweisungen der Bibel fürs Leben betrachte
ich die so genannte „Bergpredigt“, die Jesus Christus
gehalten hat und die im Matthäusevangelium Kapitel 5
bis 7 enthalten ist. Sie stellt die beste „Impfung“ gegen
den allseits beklagten „Werteverfall“ dar, weil sie uns
dazu aufruft und motiviert, Friedenstifter zu sein; Versöhnung – in der Familie beginnend – zu praktizieren;
nicht nur der Form nach, sondern aus Prinzip treu und
wahrhaftig zu sein; Feindseligkeit durch Liebe zu entschärfen; den Glauben bis ins Privatleben hinein zu
praktizieren, statt ihn nur feiertags zur Schau zu stellen;
unser Vertrauen nicht auf Immobilien und Aktienfonds
zu setzen, sondern auf einen Gott, der für seine Geschöpfe und daher erst recht für seine Kinder sorgt –
um nur ein paar Beispiele zu nennen.
133
Es wundert mich überhaupt nicht, dass die Zahl der
Studien, die belegen, dass gläubige Menschen länger
leben, inzwischen auf mehr als 200 angewachsen ist.
„Wer in Zukunft behauptet, Gott oder Religion hätten
in der Medizin nichts zu suchen, muss seine wissenschaftliche Integrität und intellektuelle Redlichkeit
ernsthaft in Frage gestellt sehen“, meint Dr. Reinhard
Köller.140
Nichts anderes als diese positiven Ergebnisse würde
ich davon erwarten, dass man sich nach Gottes
Gebrauchsanweisung fürs Leben richtet – so gut es
geht; denn auch Christen sind unvollkommen. Und
natürlich ist der Glaube an Gott keine Versicherung, die
Gläubige wie eine Käseglocke vor Krankheit oder Schaden schützt.
Bruchlandungen
Auch Christen verstoßen immer wieder gegen die
Gebrauchsanweisungen ihres Schöpfers. Nicht nur
unbewusst, häufig genug auch bewusst und willentlich.
Häufig erleben sie dann eine schwere „Bruchlandung“.
Dieses Missachten der Empfehlungen Gottes für ein
gelungenes Leben nennt die Bibel „Sünde“.
Christen verstehen unter „Sünde“ häufig falsche
oder böse Taten, aber eigentlich sind diese eher die
Folge davon, dass wir in unserem Innersten rebellieren,
d. h. uns einfach über Gottes Anweisungen hinwegsetzen – meinend, wir wüssten es besser als er. Die Folgen
dieser Haltung sind dann die „Sünden“ (Mehrzahl), die
Bruchlandungen.
Eine „Bruchlandung“ im Leben eines Menschen,
der ansonsten versuchte, sich nach den Empfehlungen
Gottes zu richten, finde ich bemerkenswert. Er war
zum Zeitpunkt seiner „Bruchlandung“ König in Israel,
gleichzeitig war er ein begabter Komponist und Har134
fenspieler, dessen Lieder wir heute als Gebete in der
Bibel unter den „Psalmen“ finden: David.
Auf dem Gipfel seiner Königsherrschaft suchte er
sein Glück bei einer Frau, die nicht seine Frau war: Er
beging Ehebruch. Weil ihm dann der betrogene Ehemann im Wege stand, ließ David ihn beim nächsten
militärischen Angriff so aufstellen, dass er umkommen
musste. Zum Ehebruch kam also noch Mord hinzu.
Davids Tat war schlimm; denn Ehebruch und Mord
haben immer schwerwiegende Folgen. Seine Sünde
begann aber viel früher, dann nämlich, als er sich von
Gott löste und die Abkürzung zum Glück ohne Gott
wählte. Und er machte es noch schlimmer dadurch,
dass er versuchte, seine Taten unter den Teppich zu
kehren.
Wie es ihm dabei erging, beschreibt er in einem seiner Lieder: „Herr, erst wollte ich meine Schuld verschweigen; doch davon wurde ich so krank, dass ich
von früh bis spät nur stöhnen konnte. Ich spürte deine
Hand bei Tag und Nacht; sie drückte mich zu Boden,
ließ meine Lebenskraft entschwinden wie in der
schlimmsten Sommerdürre.“ (Psalm 32,3.4 GN)
Mit diesen anschaulichen Sätzen beschreibt David
nichts anders als die innere Unruhe, die ihm sein Gewissen bereitete. Sein Gewissen? Wieso hatte es geschwiegen, als er sich auf die Affäre mit der Frau einließ oder das Todesurteil über deren Ehemann verhängte? Es lässt sich nicht genau sagen, aber es scheint
so zu sein, als hätte sich David von dem beeinflussen
lassen, was in seiner Zeit bei anderen Herrschern üblich
war – im Umgang mit ihren Untergebenen, deren Besitz, deren Ehefrauen, deren Leben. So weit, dass er
bezüglich seiner Tat keinerlei Skrupel empfand.
Das Gewissen ist nicht gleichzusetzen mit der
Stimme Gottes, aber Gott versucht immer wieder, uns
135
über unser Gewissen anzusprechen. So auch bei David.
Durch die Gefühle, die er in seinem Lied beschreibt,
wollte ihm Gott zu verstehen geben: Nicht alles, was
verlockend aussieht, macht glücklich und lohnt sich auf
Dauer. Nicht alles, was du kannst, tut dir gut. Nicht
alles, was ein anderer tut oder meint, tun zu dürfen,
führt dich zum Ziel.
Davids Gewissen „erwachte“ erst, als ein Prophet
Gottes ihn mit seiner Tat konfrontierte – genauer gesagt: David mithilfe einer gleichnishaften Erzählung
dazu brachte, sich sein eigenes Urteil zu sprechen.141
Später sang David darüber, wie er die Befreiung dessen
erlebte, was ihn belastete:
„Darum entschloss ich mich, dir meine Verfehlungen zu bekennen. Was ich getan hatte, gestand ich dir;
ich verschwieg dir meine Schuld nicht länger. Und du
– du hast mir alles vergeben! Deshalb soll jeder, der dir
die Treue hält, zu dir beten, wenn er in Not gerät.
Freuen dürfen sich alle, denen der HERR die Schuld
nicht anrechnet und deren Gewissen nicht mehr belastet ist!“ (Psalm 32,2.5.6 GN)
Durch seine Tat entstand im Leben des David und
der unmittelbar Betroffenen ernster Schaden, aber David selbst fiel nicht ins Bodenlose, sondern in Gottes
Hand.
Selbst wenn wir seine Warnungen ignoriert und
seine Anweisungen missachtet haben, überlässt uns
Gott nicht unserem selbst verschuldeten Leid – vorausgesetzt, wir hören wieder auf ihn, sehen unsere Schuld
ein und bitten ihn – und die Geschädigten – um Verzeihung. Von den Folgen unserer Fehler wird er uns
nicht immer befreien, aber von der psychischen Last
unserer Schuld, die sich bis ins Körperliche hinein auswirken kann, und von der jahre- oder gar jahrzehntelang zermürbenden Belastung unseres Gewissens!
136
Geprüft und geeicht
Aus einem weiteren Grund eignet sich das Gewissen
nicht als absoluter Maßstab in ethischen Fragen: weil es
den Einflüssen – positiven wie negativen – der Gesellschaft, der Familie, der „geheimen“ Miterzieher (Medien zum Beispiel) ausgesetzt ist. Es ist formbar, kann
also auch verformt werden, es muss sich ausbilden,
kann also auch verbildet werden, es ist dressierbar,
manipulierbar.
Schon der Begriff142 deutet darauf hin, dass sich das
Gewissen – als der Mit-Wisser in uns – nur dann „melden“ kann, wenn unser Handeln von unserem Wissen
abweicht. Das Wissen selbst kann sich das Gewissen
nicht aneignen. Das bedeutet: Das Gewissen wacht
über die Ausführung von Normen, erteilt sich diese
aber nicht selber. Es bedarf also einer übergeordneten
„Instanz“, die es mit dem Wissen darüber versorgt, was
richtig und falsch, gut und böse ist.143
Ich persönlich habe mich für Gott als diese letzte Instanz entschieden: Er ist es, der mein Gewissen mit
dem nötigen Wissen versorgt, damit es zuverlässig
arbeiten und sich weder von meinem Egoismus, noch
von Gesellschaftstrends oder vom Diktat der Mode und
auch nicht von der Pseudoautorität eines mehr kirchlich als biblisch geprägten Christentums bestimmen
lässt.
Leider folge auch ich nicht immer der Stimme meines Gewissens, aber immer wieder treiben mich meine
Bruchlandungen – wie David – in die Arme eines liebenden Gottes, der mir gern vergibt und bereitwillig
einen neuen Start ermöglicht.
Der bereits zitierte 32. Psalm ist mir sehr wertvoll
geworden, aber ebenso der 139. Nachdem David sich
darauf besinnt, dass er sich vor Gott weder verstecken
kann noch zu verstecken braucht, bittet er Gott darum,
137
sein Gewissen („Herz“ steht im ersten Teil der Bibel
häufig für Gewissen) zu prüfen, es zu „eichen“:
„Herr, du durchschaust mich, du kennst mich bis auf
den Grund. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, du
kennst meine Pläne von ferne. Ob ich tätig bin oder
ausruhe, du siehst mich; jeder Schritt, den ich mache, ist
dir bekannt. Noch ehe ein Wort auf meine Zunge
kommt, hast du, Herr, es schon gehört. Von allen Seiten
umgibst du mich, ich bin ganz in deiner Hand. Dass du
mich so durch und durch kennst, das übersteigt meinen
Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht fassen ...
Durchforsche mich, Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine
Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin,
mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf
den Weg zu dir!“ (Psalm 139,1-6.23.24 GN)
Gott bedient sich vieler Wege, um unser Gewissen
zu „eichen“, für die zwei wichtigsten halte ich sein
Wort, die Bibel, und das Gebet.
Durch die Bibel versorgt er uns mit der Grundausstattung, mit dem Grundwissen. Nicht dass die Bibel
die Antwort auf alle Fragen enthielte, mit denen wir
uns im Leben konfrontiert sehen. Dennoch liefert sie
Prinzipien, die uns helfen, in der konkreten Situation
eine Entscheidung zu fällen, die mit den Zielen Gottes
übereinstimmt. Außerdem bietet sie uns so etwas wie
einen Bezugsrahmen, der uns hilft, das viele Wissen,
das wir uns täglich aneignen (allein durch das, was wir
sehen und lesen), zu gewichten, zu sortieren, einzuordnen.
Nicht von ungefähr unterscheidet die Bibel zwischen „Wissen“ und „Weisheit“. Stephan Holthaus
bringt den Unterschied auf den Punkt: „Wissen ist
bloße Faktensammlung, Weisheit dagegen die praktische Umsetzung des Wissens im Alltag, die Anwendung meiner Überzeugungen in konkreten Situatio138
nen ... Die Medien lassen den Konsumenten mit der
Flut der Daten allein. Sie stürzen den Menschen damit
in eine Sinnkrise, denn sie bieten ihm keinen Rahmen
zur Wirklichkeitsdeutung an ... Christen sind keineswegs Ignoranten der Information, aber sie wissen um
eine Weisheit Gottes, die alle Informationen der Welt
überragt und sie richtig einordnen lässt. Erst durch die
richtigen Überzeugungen können wir die Daten der
modernen Welt verarbeiten.“144
Das Gebet ist von entscheidender Bedeutung, wenn
es darum geht, unser Gewissen mit der Weisheit Gottes
in Verbindung zu bringen. Um einen weiteren Vergleich aus der Luftfahrt zu benutzen: Das Gebet ist wie
der Funkkontakt mit dem Tower. Durch die Bibel haben wir die entscheidenden Informationen „an Bord“,
aber es ist immer wieder nötig – nicht nur beim Start
und bei der Landung! – und empfehlenswert, Kontakt
mit Gott aufzunehmen. Er ist derjenige – wie David in
seinem Lied sagt –, der uns durch und durch kennt,
Anfang und Ziel im Blick behält und uns bei Schwierigkeiten lebenswichtige Anweisungen geben kann.
Und der sich, weil es sich um einen persönlichen, liebenden Gott handelt, auch darüber freut, wenn wir
einfach mit ihm reden, ihm unsere Freuden und Sorgen mitteilen – nicht erst, wenn es klemmt!
Beten ist bei weitem mehr als der kühle Datenabgleich zwischen meinem Gewissen und der himmlischen „Weisheitszentrale“. Beten ist die Chance, beides
zu tun: alles für eine Weile liegen zu lassen, was mich
belastet, um völlig entspannt in der Nähe Gottes
schweigend zu verweilen, oder aber im Gespräch mit
ihm das aufzuarbeiten, was mich innerlich aufwühlt.
Bei ihm darf ich geben und nehmen, Frust und Freude
teilen, reden und schweigen, schimpfen und mich
trösten lassen. Durch das Gebet in die Welt Gottes
139
versetzt, lerne ich, die Dinge von einer höheren Warte
aus zu betrachten, und bekomme ein Gefühl für die
wahren Relationen. Erdrückendes wird plötzlich klein,
das, was ich übersehen oder vernachlässigt hatte, gewinnt an Bedeutung.
***
Gebrauchsanweisungen sind in der Regel sachlich und
kühl. Das kann man von der Bibel nicht sagen. Der
Vergleich mit einer Gebrauchsanweisung fürs Leben
deckt natürlich nur einen Aspekt ab. Die Bibel ist noch
mehr. Sie ist auch ein Liebesbrief des Schöpfers, an
jedes seiner Kinder adressiert.
„Wenn du lange genug dein Ohr an Gottes Wort
hältst, kannst du sein Herz schlagen hören“ (Kyrilla
Spiecker) – das ist wahr; denn wer sich der Bibel betend nähert, wird in Jesus Christus, der Hauptperson
dieses Buches, Gottes Herz schlagen hören.
Wenn wir das, was wir tun oder unterlassen, nicht
im blinden Gehorsam, sondern aus der Überzeugung
eines von Gottes Wort geprägten Gewissens entscheiden, dann wird es mit Sicherheit das Richtige sein – für
uns selbst und für andere. Wenn wir uns im Gebet und
beim Lesen der Bibel vom Leben und von den Worten
Jesu prägen lassen, dann wird seine Liebe zur treibenden Kraft unseres Handelns werden. Mehr brauchen
wir nicht, um das Leben zu meistern, mit weniger sollten wir uns aber auf keinen Fall zufrieden geben!
***
Was hilft weiter?
● Möchten Sie die ganze Geschichte von der
„Bruchlandung“ Davids lesen? Sie finden sie im 2. Buch
Samuel, Kapitel 11 und 12. Lesenswert sind auch Da140
vids Lieder („Bußpsalmen“), in denen er mit Gott über
seine Schuld und seine Reue spricht. Er hat sieben
geschrieben (Psalm 6, 32, 38, 51, 102, 130, 143), von denen ich Ihnen besonders Psalm 32 und 51 empfehle.
● Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht,
wie Ihr ethisches Empfinden durch die Medien (allen
voran das Fernsehen!) beeinflusst wird? Achten Sie
doch eine Woche lang zum Beispiel darauf, welche
Filme Sie sich ansehen, und vergleichen Sie die Werte,
die darin vermittelt werden mit dem, was in den Zehn
Geboten (2. Mose/Exodus 20) steht. Denken Sie dann
darüber nach, ob bzw. bis zu welchem Grad das, was
Sie sehen, Ihr Rechtsempfinden prägt und verändert.
● Hat Ihnen dieses Kapitel Impulse vermittelt, etwas auszuprobieren bzw. zu verändern? Zum Beispiel
in Sachen Ernährung, Tabak und Alkohol, Sabbat und
Zehnten, eheliche Treue, Gebet? Wenn Sie weitere
Informationen oder Hilfe brauchen, wenden Sie sich an
das Internationale Bibelstudien-Institut (s. S. 67).
Buchempfehlungen
Siegfried Kettling, „Das Gewissen“, Brockhaus-Verlag,
Wuppertal, 1992 (4. Aufl.), ISBN 3-417-29516-5. Der
Verfasser, evangelischer Theologe, befasst sich mit verschiedenen klassischen Deutungsmodellen – von der
Antike über Nietzsche bis zu Kant und Freud –, bevor
er die biblische Sicht über das Gewissen anspricht.
Helmut Mayer, „ER lebt – wir haben ihn erlebt!“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1999 (3. Aufl.), Best.-Nr. 1280.
Über 50 Christen berichten, wie sie Gottes Führung in
Beruf und Familie, in Krankheit, Krieg und Lebenskrisen erlebt haben.
141
8. Kapitel
„Wer zu spät kommt ...“
Wann ist es zu spät?
Als junger Mann bin ich sehr unpünktlich gewesen. In
Spanien, meiner Heimat, fiel mir das nicht weiter auf,
um so mehr, als ich nach Deutschland kam. Ich verpasste häufig den Bus (er traf immer so pünktlich ein!),
kam zu spät zu Verabredungen, zum Deutschunterricht, zum Gottesdienst ... Bis mir klar wurde, dass Unpünktlichkeit keine „nette Macke“ ist, sondern eine
Frechheit dem Nächsten gegenüber, der auf mich warten muss und dem ich dadurch seine Zeit stehle.
Natürlich ist es ärgerlich, wenn einem der Bus vor
der Nase abfährt, aber es gibt schlimmere Situationen:
Da geht jemand zur ärztlichen Untersuchung und
erfährt, dass er Krebs hat, und zwar in einem so fortgeschrittenen Stadium, dass die Heilungschancen minimal sind. Ein anderer schiebt einen Krankenbesuch aus
Zeitmangel vor sich her, bis er dann, als er es endlich
geschafft hat, an der Pforte zu hören bekommt, der
Patient sei am Vorabend gestorben. Ein Dritter liegt
während der Überfahrt mit dem Schiff in seinem Bett,
als er das Alarmsignal hört und erfährt: Die Fähre ist
nach der Kollision mit einem Felsen am Sinken! Auf
halbem Weg zum Oberdeck kehrt er zurück in die
Kabine, um wichtige Papiere aus dem Koffer zu holen.
Er „rettet“ die Papiere, verliert aber dabei sein Leben!
Wer zu spät kommt, bereitet Schwierigkeiten oder
erlebt selber welche, versäumt Dinge, die nicht mehr
nachzuholen sind. „Wer zu spät kommt, den bestraft
143
das Leben“145 bzw. der erntet die (natürlichen) Folgen
seiner Verspätung. Aber, wann ist es denn zu spät?
Alles im Griff ...?
Nicht zu überhören sind die Stimmen, die uns davor
warnen, die „Notsignale“ eines angeschlagenen Planeten Erde zu ignorieren. Es handelt sich dabei keinesfalls
um religiös motivierte „Endzeitpropheten“, sondern
um ernst zu nehmende Wissenschaftler aller Gebiete.
In den 70er und 80er Jahren meldeten sich z. B. der
„Club of Rome“146 und auch die amerikanische Regierung mit ihrer Umweltstudie „Global 2000“ zu Wort
und machten auf die bedenkliche Verknappung der
Energieressourcen aufmerksam. Nachdem sich ihre
Prognosen als zu pessimistisch herausstellten, „fiel die
Welt in den 90er Jahren in den Dämmerschlaf der
Selbstgenügsamkeit zurück. Alles ist o. k., keine Sorge,
es wird schon werden.“147
Nichts ist o. k.! Die Naturkatastrophen nehmen weiter zu. Nach Angaben der Münchner Rückversicherung
ist ihre Zahl im Jahr 2000 auf über 850 gestiegen – 100
mehr als im Rekordjahr 1999.148 Die größten Schäden
verursachten klima- und wetterbedingte Katastrophen
wie Überschwemmungen (Mosambik, Indien, Alpen),
Stürme (Japan, Russland) und Dürren (USA). „Das
Scheitern der Weltklimakonferenz im Herbst [2000 in
Den Haag] ... ist eine Katastrophe für die ganze Welt.
Denn die Menschheit hat ohnedies nur noch die Chance, das Ausmaß der Veränderungen abzumildern; eine
Chance, die von Jahr zu Jahr geringer wird.“149
Ist es zu spät, das Ruder herumzureißen? Werden
die Warnungen von dem menschlich verschuldeten
Klimawandel Gehör finden, die 123 führende Forscher
Anfang 2001 in Schanghai ausgesprochen haben? Ihr
Bericht „sollte in jeder Hauptstadt und jeder lokalen
144
Gemeinde die Alarmglocken klingeln lassen“, meinte
Klaus Töpfer, Direktor des UN-Umweltprogramms.150
Es ist kein gutes Beispiel, das wir Industrienationen
den Entwicklungsländern mit unserem ungezügelten
Konsum geben. Es ist nicht o. k., wenn jedes Jahr weltweit eine Waldfläche von 13 Millionen Hektar – mehr
als die gesamte Waldfläche Deutschlands! – durch
Brandrodung vernichtet wird. Es ist nicht in Ordnung,
dass wir uns einen verschwenderischen Lebensstil auf
Kosten unserer Kinder und Enkelkinder leisten. Es ist
nicht in Ordnung, dass „die Ärmsten der Armen, die
Menschen in den Entwicklungsländern den Großteil
der Zeche unseres Verhaltens zahlen“, meint Klaus
Töpfer.151
Mir scheint, dass Umberto Eco Recht hat, wenn er
schreibt, dass sich die Nichtgläubigen in unserer Zeit
mehr den Kopf über „ein Ende der Zeiten“ zerbrechen
als die Christen selbst.152 Und er trifft den Nagel auf
den Kopf, wenn er bei seinem Aufruf an Gläubige und
Nichtgläubige, über ihre Verantwortung für das Morgen nachzudenken, die Frage nach der Hoffnung stellt;
denn wenn es keine Hoffnung gibt, dann „wäre es
gerechtfertigt, dass wir, auch ohne ans Ende zu denken, sein Nahen hinnehmen, uns vor die Mattscheibe
setzen ... und warten, dass uns jemand unterhält, während die Dinge laufen, wie sie laufen. Und zum Teufel
mit denen, die nach uns kommen.“153
Ewiger Kreis oder eendliche
ndliche Linie?
Die Frage nach der Hoffnung setzt voraus, dass man
erkennt: So kann es nicht weitergehen. Was müssen
wir ändern? Können wir etwas ändern? Haben wir die
Zeit dazu? Wie spät ist es eigentlich?
Bei der Beantwortung dieser Fragen spielt das Geschichtsverständnis eine große Rolle. Wer (wie im Hin145
duismus) das Leben als einen endlosen Kreislauf von
Reinkarnation, Geburt, Tod und Wiedergeburt betrachtet, blickt ganz anders in die Zukunft als jemand, der
sich das Geschichtsverständnis, das die Bibel vermittelt,
zu Eigen macht.
Die Bibel lehrt, dass die Geschichte der Menschheit
einen konkreten Anfang hat und auch zu einem konkreten Abschluss kommen wird. Am Anfang steht ein
persönlicher, liebender Schöpfer, der die Erde und die
Menschen nicht aus Versehen oder Langeweile schafft,
sondern ganz absichtlich und als Ausdruck seiner Liebe. So wie ein Pärchen, das beschließt, zu heiraten und
ein Kind zu bekommen: Vorsorglich richtet es das gemütliche Zuhause ein, in dem sie füreinander und für
das Baby sorgen wollen. Nichts wird dem Zufall überlassen. In jedem Detail stecken Liebe und Zuneigung.
Das Zuhause des Menschen war so perfekt und fürsorglich gestaltet, dass wir es „Paradies“ nennen und es
für das, was dieser Begriff alles umfasst, keine Steigerung mehr gibt. Leider kam es durch den „Sündenfall“154 zu einem Vertrauensbruch des Menschen zu
seinem Schöpfer und dadurch auch zum Verlust des
Paradieses. Alles was darauf folgte, geschah als Erfüllung eines Planes, dessen Ziel die Wiederherstellung
der ursprünglichen Zustände ist – einschließlich des
verlorenen Paradieses.
Das Kommen Jesu auf die Erde vor ca. 2000 Jahren
war der erste Höhepunkt dieses Planes, sein zweites
Kommen wird den zweiten Höhepunkt bilden. Das
zweite Kommen Jesu, auch „Wiederkunft“ genannt, bildet zwar den Abschluss der Menschheitsgeschichte, bedeutet aber nicht das Ende der menschlichen Existenz.
Dieser Unterschied wird häufig nicht beachtet – so
zum Beispiel in den Filmen, die sich mit dem Ende der
Welt beschäftigen.
146
Hollywood schlägt zu!
zu!
Es ist sehr interessant: Obwohl dieses „lineare“ Verständnis der Menschheitsgeschichte (d. h. mit einem
Anfang und einem Abschluss) nicht unumstritten ist,
wird das Thema „Ende der Menschheit“ immer wieder
im Film aufgegriffen.
Während meiner Lebenszeit, also seit 1951, sind über
80 Filme in den Kinos gelaufen, die sich mit diesem
Thema befasst haben. Ich erinnere nur an Titel wie
„Planet der Affen“, „Krieg der Sterne“, „Kriegspiele“
(War Games), „Der Tag danach“, „Terminator“, „Waterworld“, „Twelve Monkeys“, „Independence Day“,
„Armaggeddon“.
Auf der Kinoleinwand kommt es zum Weltende
aufgrund kosmischer Katastrophen (Kometeneinschlag,
Vulkanausbruch), natürlicher Ursachen (neue Eiszeit,
Erwärmung der polaren Eismasse und Überflutung),
fremder Einwirkung (Ufos, Eindringlinge von anderen
Planeten) oder menschlicher Ursachen (Atomindustrie,
Gentechnik).
Der Eindruck verstärkt sich, dass die Welle der Katastrophenfilme und die täglichen Nachrichten eine
Grundbefindlichkeit der Menschen spiegeln: das Gefühl, am Ende der Zeiten zu leben. Ich frage mich allerdings, worin der Sinn dieser Filme – abgesehen vom
Unterhaltungswert – liegen soll. Wollen sie uns für
mögliche Krisen mit globalem Ausmaß sensibilisieren,
die von uns mitverschuldet sind? Dabei lassen sie uns
aber kaum unseren Anteil an Verantwortung erkennen,
weil die Menschen eher in der Opfer- als in der Verursacherrolle dargestellt werden!
Es wird gern in Verbindung mit Weltuntergangsfilmen und -literatur von „apokalyptischen Visionen“
gesprochen. Mit Apokalyptik sind die biblischen Aus147
sagen über das Ende gemeint, wie sie in den Büchern
Daniel und Offenbarung enthalten sind. Ich wehre
mich entschieden dagegen, die in diesen Katastrophenfilmen gezeigten Szenarien des Endes mit der Bibel in
Verbindung zu bringen, weil die Bibel etwas ganz anderes meint, wenn sie vom Ende spricht: Zum einen ist
nie von der Auslöschung der gesamten Menschheit die
Rede, zum anderen wird dieses „Ende“ nicht durch
den Menschen oder durch Naturgewalten und schon
gar nicht durch fremde Wesen aus dem All herbeigeführt, sondern durch Gott selbst.
Ganz anders als im Kino
Der wichtigste Unterschied hat mit der ganz anderen
Wertung des Begriffes „Ende“ in der Bibel zu tun:
● Zeitlich betrachtet bedeutet es keinesfalls das
Ende der Welt selbst, sondern das Ende eines Zeitalters,
nämlich das Ende einer durch die Sünde und die Gottlosigkeit (von „gott-los“) des Menschen geprägten Zeitepoche.
● Inhaltlich betrachtet bedeutet das Ende in der
Bibel nicht „Aus! Schluss!“, sondern Neubeginn. In der
Sprache des Neuen Testaments meint das Wort „telos“
beides: Ende und Ziel. Das heißt, Gott bringt die Geschichte der Menschheit zu einem Abschluss, weil er
sein Ziel erreicht hat. Damit beginnt aber eine neue Ära
der harmonischen Beziehung der Menschen untereinander und zu Gott.
Bevor ich auf dieses Ziel und auf das, was dann
folgt, näher eingehe, möchte ich mich noch kurz mit
einem Film befassen, der in den USA Anfang Februar
2001 für ausverkaufte Kinos gesorgt hat: „Left Behind“
(= zurückgelassen; dt. Titel: „Das Finale“). Als Vorlage
zum Film diente die Romanreihe zweier christlicher
Autoren,155 die mit über 17 Millionen verkauften Bü148
chern großes Aufsehen erregt hat. In diesen Romanen,
deren Inhalte sich allesamt in der Endzeit abspielen,
beschreiben die Autoren ein Phänomen, das sie und
auch andere Christen in der Bibel entdeckt haben wollen: die „Entrückung“ der Gläubigen am Ende der
Welt.
Obwohl die Bibel mehrmals klar und eindeutig beschreibt, dass der Abschluss der Weltgeschichte für alle
Menschen unübersehbar und unüberhörbar sein wird,
beschreiben die Romane und der Film, wie während
eines Fluges plötzlich ein Teil der Passagiere spurlos
verschwindet. Ein Journalist macht sich zusammen mit
dem Piloten auf die Suche nach den Hintergründen.
Sie entdecken, dass die Christen von der Erdoberfläche
verschwunden sind – weil Gott sie zu sich in den
Himmel entrückt hat.
Es kommt nicht darauf an, was uns Romane oder
Filme über das Ende erzählen, sondern darauf, was
Gott darüber mitteilt; denn er will nicht menschliche
Neugierde oder Sensationslust befriedigen, sondern
uns davor bewahren, auf Spekulationen hereinzufallen.
Wenn wir das berücksichtigen, was Jesus Christus
selbst predigte und dann seine Jünger gelehrt und
niedergeschrieben haben, dann sprechen zwei Argumente eindeutig gegen diese Darstellung des Endes:
1. Das Ende der Geschichte der Menschheit wird
durch die Wiederkunft Jesu Christi eingeleitet. Dieses
Ereignis wird aber für alle sichtbar und hörbar sein.
Außerdem kommt er nicht allein, sondern in Begleitung seiner Engel: „Wenn aber der Menschensohn
wiederkommt, wird er sofort für alle sichtbar sein, wie
ein Blitz, der von Ost nach West am Himmel aufzuckt
... Die Menschen auf der ganzen Erde werden vor Entsetzen jammern und heulen. Sie werden sehen, wie der
Menschensohn in göttlicher Macht und Herrlichkeit in
149
den Wolken des Himmels kommt.“ (Matthäusevangelium 24,27-31)
2. Die Wiederkunft Jesu wird auch deswegen kein
geheimnisvolles, nur für Eingeweihte erkennbares
Geschehen sein, weil sie die Auferstehung
Auferstehung der Menschen auslöst, die im Vertrauen zu Gott gestorben sind:
„Wir werden nicht alle sterben, aber Gott wird uns alle
völlig umwandeln. Das wird ganz plötzlich geschehen,
von einem Augenblick zum andern, wenn die Posaune
ankündigt, dass Jesus Christus als Herrscher der Welt
wiederkommt. Ihr Schall wird überall zu hören sein.
Dann werden die Toten zum ewigen Leben auferweckt, und auch wir Lebenden werden einen neuen
Leib bekommen.“ (1. Korintherbrief 15,51.52)156
Die Wiederkunft Jesu wird sehr unterschiedliche
Reaktionen auslösen: Während die einen aus lauter
Freude Luftsprünge machen möchten, werden die
anderen sich wünschen, lebendig begraben zu werden.157 Die Erstgenannten sehen in der Rückkehr Jesu
die Erfüllung ihrer Hoffnungen, die zweite Gruppe
erkennt, dass es zu spät ist, ihr Denken und ihr Leben
zu verändern.
Es reicht!
Das zweite Kommen Jesu spielt sowohl für den Einzelnen als auch für die Geschichte der Menschheit eine
entscheidende Rolle:
● Die Wiederkunft Jesu zeigt: Es ist soweit! Es
reicht mit der Ausbeutung und Zerstörung der Natur,
es reicht aber auch mit der Ausbeutung des Menschen
durch Menschen. Die in jedem Wesen schlummernde
Sehnsucht nach Befreiung von Ungerechtigkeit und
Leid geht endlich in Erfüllung!
● Mit der Wiederkunft beginnt auch ein neuer Lebensabschnitt: Jesus Christus lebt sichtbar und unmit150
telbar bei den Menschen, die sich entschieden haben,
Gott zu vertrauen.158 Damit wirklich jeder Mensch die
Chance hatte, diese Entscheidung zu treffen, verstärkt
Gott in der letzten Zeit die Verbreitung seiner Einladung zum Glauben.159
● Die Wiederkunft Jesu schafft Klarheit, weil sie
das Gericht, die Trennung, sichtbar macht (richten
bedeutet in biblischem Sprachgebrauch „trennen“): Es
gibt dann nur zwei Gruppen, wie Jesus sie im Gleichnis
der Trennung der Schafe von den Böcken beschrieben
hat.160 Dieses Gericht findet in zwei Formen oder Phasen statt: als „Aufklärungsgericht“ während der „Tausend Jahre“161 und als „Vollstreckungsgericht“ danach.
Die erste Phase, das „Aufklärungsgericht“, dient dazu,
die offenen Fragen der Gläubigen zu beantworten –
Gott legt viel Wert darauf, dass der Mensch nachvollziehen und verstehen kann, warum sein Leben so verlaufen ist und nicht anders. Die zweite Phase, das
„Vollstreckungsgericht“ nach den „Tausend Jahren“ hat
zum Ziel, alle Spuren der Sünde, des Verfalls und des
Hasses zu beseitigen. Das Feuer, das die Gottlosen
(gott-los) vernichtet, reinigt gleichzeitig die Erde von
allem, was die Trennung von Gott angerichtet hat und
an sie erinnert. 162
● Die Wiederkunft Jesu leitet sowohl die Umwandlung der lebenden als auch die Auferstehung der
verstorbenen Gläubigen ein. Auferstehung und Umwandlung sind die Voraussetzung dafür, dass sie –
äußerlich, also körperlich erneuert, und innerlich von
der Anziehungskraft der Sünde befreit – wieder und
für immer in der Nähe Gottes leben können. Damit ist
Gott mit seinem Plan am Ziel: Die Trennung zwischen
Schöpfer und Mensch gibt es nicht mehr, und somit
sind die Folgen dieser Trennung ebenfalls beseitigt. Es
beginnt also eine neue Ära des Friedens und der Har151
monie, eine Welt, in der es weder Krankheit noch Tod,
weder Leid noch Schmerzen, weder Tränen noch Trennung gibt.163
Das alles soll wahr sein?
„Es hört sich zu schön an, um wahr zu sein“, geht Ihnen vielleicht jetzt durch den Kopf. Oder das, was Sie
bisher erfahren haben, reicht Ihnen nicht aus: „Es hört
sich gut an, ich würde gern daran glauben, aber ich
brauche ,Sicherheiten’.“ Außerdem bleibt die Frage
noch offen: Wie spät ist es überhaupt? Werden wir das
noch erleben, oder dauert es vielleicht hundert oder gar
tausend Jahre, bis es so weit ist?
Dass es noch hundert oder tausend Jahre dauern
sollte, ist unvorstellbar. Die Beschreibung der letzten
Zeit, die die Bibel liefert (auch „Zeichen der Zeit“ genannt, siehe unter „Was hilft weiter?“ am Ende des Kapitels), stimmt so genau mit dem, was wir in den Nachrichten jeden Tag lesen, sehen und hören überein, dass
kein Zweifel besteht: Wir leben in dieser „letzten Zeit“.
Selbst Wissenschaftler, die keine Beziehung zur Bibel
haben, räumen ein: Das Ende der Ressourcen und
Lebensvoraussetzungen auf der Erde ist abzusehen.
Zur Frage nach „Sicherheiten“ kann ich nur sagen:
Die Wiederkunft Jesu lässt sich so wenig beweisen wie
die Erschaffung der Welt in sechs Tagen. In diesem
Zusammenhang schreibt Carlo Maria Martini an Umberto Eco: „Die Geschichte hat einen Sinn und eine
Ausrichtung, sie ist nicht eine Ansammlung absurder
und nichtiger Fakten. Dieser Sinn ist kein rein immanenter [diesseitiger] Sinn, er weist über die Geschichte
hinaus, er ist deshalb nicht Gegenstand des Kalküls,
sondern der Hoffnung.“164
Allerdings gehört diese Hoffnung einer anderen Kategorie an als beispielsweise die Hoffnung, dass meine
152
Fußballmannschaft siegt. Die Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu ist eine begründete Hoffnung, weil es
hier nicht um eine Vermutung oder um Wunschdenken geht, sondern um ein Versprechen, das Gott gegeben hat – sogar schriftlich und in mehrfacher Ausführung, d. h. an Hunderten von Stellen der Bibel.
Damit es uns leichter fällt, seinen Zusagen zu vertrauen, hat Gott in der Bibel so etwas wie eine „Vertrauenshilfe“ einbauen lassen. Die Theologen nennen
diese Vertrauenshilfe „Prophetie“. In diesem Zusammenhang sind unter Prophetie Ankündigungen zu
verstehen, die Gott gemacht hat, lange bevor sie dann
nachweislich in Erfüllung gegangen sind.
Sie kennen die Prognosen, die unmittelbar vor Beginn eines neuen Jahres veröffentlicht werden. Einige
treffen ein, andere (die meisten?) nicht. Selten wird
hinterher kontrolliert, was davon in Erfüllung gegangen ist und was nicht. Nun handelt es sich hierbei häufig um Schätzungen, die aufgrund von Erfahrungswerten oder Trends unschwer zu erstellen sind. Bei der
biblischen Prophetie geht es aber nicht um vage Prognosen, sondern um konkrete Fakten, die Hunderte von
Jahren im Voraus angekündigt wurden. Es handelt sich
um Dinge oder Ereignisse, die man überhaupt nicht
einschätzen konnte, für die es nicht die geringsten
Anhaltspunkte gegeben hatte. Wissenschaftler (Archäologen zum Beispiel) belegen durch ihre Forschungen,
wie genau diese Ankündigungen in Erfüllung gegangen sind.
Ich will nachfolgend nur ein paar Beispiele biblischer Prophetie nennen.
Eingetroffen!
● Eine faszinierende und in sich abgeschlossene
Vorankündigung der Bibel betrifft die an der Mittel153
meerküste gelegene phönizische Stadt Tyrus,
Tyrus die zur
Zeit des Propheten Hesekiel (um 600 v. Chr.) eine blühende Handelsstadt war und militärisch als uneinnehmbare Seefestung galt. Wie im Buch Hesekiel (Kap.
26) nachzulesen ist, sagte Gott die Zerstörung dieser
Stadt so detailliert voraus, dass deren geschichtliche
Erfüllung anhand historischer Abhandlungen genau
nachgeprüft werden kann. Schon ein Jahr nach der
Ankündigung begann die von König Nebukadnezar
angeordnete Belagerung, die 13 Jahre lang dauern sollte. Erst ein Vierteljahrtausend später gingen weitere
Einzelheiten der Vorhersage in Erfüllung, und zwar
durch Alexander den Großen. Selbst die Ankündigung,
dass die Trümmer der Stadt ins Meer geworfen werden
sollten, ging in Erfüllung – Alexander der Große ließ
daraus einen 60 Meter breiten Damm über die Meerenge bauen, um den Inselteil von Tyrus einzunehmen.
● Recht bekannt sind die Vorankündigungen, die
der Prophet Daniel in seinem Buch festgehalten hat.
Sehr anschaulich ist der in Kapitel 2 beschriebene
Traum einer riesigen Statue auf tönernen Füßen und
Daniels Auslegung über das Wesen, die Abfolge und
den Untergang der Weltreiche (Babylon, Medo-Persien,
Griechenland, Rom). Auch hier ist erstaunlich, mit welcher Genauigkeit alles eingetroffen ist, und zwar in
exakt der Reihenfolge, die Gott durch Daniel vorausgesagt hat. Ich finde es bemerkenswert, dass auf dem
Boden des ehemaligen römischen Reiches – allen Versuchen der europäischen Königshäuser zum Trotz –
kein Weltreich mehr entstanden ist. Selbst die Bestrebungen der Europäischen Union werden es nicht
schaffen, eine einigermaßen homogene, stabile und
dauerhafte „Weltmacht“ entstehen zu lassen – „genauso wenig, wie Eisen und Ton aneinander haften bleiben“ (Daniel 2,43).165
154
● Als einzigartig im Vergleich der Weltreligionen
muss man die Tatsache bezeichnen, dass Einzelheiten
über das Leben, Wirken und Sterben Jesu Jahrhunderte im Voraus angekündigt wurden – was sonst von
keinem anderen Religionsstifter gesagt werden kann.
Vorausgesagt wurden zum Beispiel: der Ort seiner
Geburt,166 das Jahr seines öffentlichen Auftretens und
seines Todes,167 sein vollmächtiges Auftreten,168 die
Geldsumme, für die er verraten werden sollte,169 seine
Hinrichtung durch Kreuzigung,170 die Auslosung seines
Gewandes,171 seine Bestattung im Grabe eines Reichen172 und seine Auferstehung nach drei Tagen.173
Das sind nur drei Beispiele von Hunderten, die angeführt werden könnten. Hunderte von Beispielen, die
verständlicherweise Forscher aus allen Gebieten zum
weiteren Studium gereizt haben.
Ein wenig Mathematik
Die Herausgeber einer amerikanischen Bibelübersetzung174 haben herausgefunden, dass die Bibel 6.408
Verse mit prophetischen Aussagen enthält. Davon
seien 3.268 bereits erfüllt.
Nun hat Prof. Dr. Werner Gitt von der PhysikalischTechnischen Bundesanstalt in Braunschweig mathematisch berechnet, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist,
dass alle diese Ankündigungen zufällig in Erfüllung
gehen. Er hat dabei zwei verschiedene Modelle aufgestellt.
Beim ersten Modell bleibt die Reihenfolge der Ereignisse unbeachtet, was aber bei vielen Prophezeiungen (Fall von Tyrus zum Beispiel) von Bedeutung ist.
Das zweite Modell berücksichtig die zufällige Einhaltung der vorgegebenen Reihenfolge.
Wie sehen die Ergebnisse der ersten ModellBerechnung („größere“ Wahrscheinlichkeit) aus? Als
155
mathematische Formel ausgedrückt ist diese Wahrscheinlichkeit = 2-3268 = 1,714 x 10-984. Diese Zahl ist so
klein, dass Prof. Gitt gleich einige Beispiele konstruiert,
um sie zu veranschaulichen175. Zwei davon möchte ich
erwähnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese prophetischen Ankündigungen zufällig (ungeachtet der
Reihenfolge) in Erfüllung gegangen sind, entspricht der
Wahrscheinlichkeit,
a) dass jemand gleichzeitig mit 1.264 Würfeln würfelt und alle 1.264 eine Sechs zeigen; oder
b) dass jemand 138mal hintereinander im Lotto
spielt und jedes Mal, also 138mal in Folge, sechs Richtige hat.
Beim zweiten Modell ist das Ergebnis derart um ein
menschlich unfassbares Maß kleiner, dass er darauf
verzichtet, es auf irgendeine Weise zu verdeutlichen.
Nach seiner intensiven Beschäftigung mit dem
Thema biblische Prophetie kommt Prof. Gitt zu folgender Schlussfolgerung:
„Es bleibt uns nur noch das staunende Anbeten vor
dem Schöpfer des Himmels und der Erde, der ja auch
der Schöpfer der Bibel ist.“ „Die Bibel ist das einzige
Buch der Weltgeschichte, in dem zahlreiche Aussagen
über zukünftige Ereignisse enthalten sind und das
noch nie korrigiert zu werden brauchte. Dieses Buch
aller Bücher wurde im Verlaufe von etwa 1600 Jahren
von über 40 verschiedenen Autoren geschrieben, die
nicht die Möglichkeiten hatten, sich gegenseitig abzusprechen. Das einzige Gemeinsame, was sie verband,
war der Glaube an den lebendigen Gott ... An sehr
zahlreichen – oft erst nach Jahrhunderten – erfüllten
Prophezeiungen erweist sich die Bibel als das Wort der
Wahrheit. Es ist bedeutsam, dass nie eine biblische
Weissagung [Vorhersage] durch Tatsachen widerlegt
worden ist.“176
156
Vertrauenswürdig
Verstehen Sie jetzt, warum ich die biblische Prophetie
eine „Vertrauenshilfe“ genannt habe? Die zuverlässige
Erfüllung dessen, was Gott für die (von uns aus betrachtet) Vergangenheit vorausgesagt hat, verstärkt in
mir die Gewissheit: Ich darf ihm voll vertrauen im Blick
auf das, was er für die Zukunft angekündigt hat.
● Ich vertraue ihm voll und ganz, wenn er verspricht, dass Jesus wiederkommt. Warum sollte ich dies
nicht tun, wenn ich sehe, dass alle Pläne im Zusammenhang mit seinem ersten Kommen genau in Erfüllung gegangen sind?
● Ich vertraue voller Zuversicht darauf, dass es
nicht mehr Jahrhunderte oder Jahrtausende dauern
wird, bis er wiederkommt: Die Erkennungsmerkmale
der letzten Zeit erfüllen sich ja täglich vor meinen Augen – in der Natur wie in der Politik, in der Gesellschaft
wie in der geistlichen Welt.
● Obwohl ich keine Vorstellung habe, wie er das
machen wird, traue ich ihm ohne Zweifel zu, dass er
bei seinem Kommen die Toten auferwecken wird.
Schließlich hat er während seines Wirkens mehrmals
Tote auferweckt! Er selbst ist nach drei Tagen vom
Tode auferstanden – Hunderte von Menschen konnten
das bezeugen!
● Ich vertraue ihm voll und ganz, wenn er verspricht, dass er diese Erde erneuern wird, um sie in den
paradiesischen Urzustand zurückzuversetzen, der vor
dem Sündenfall herrschte.
● Obwohl es meine kühnsten Träume übersteigt,
freue ich mich schon darauf, in Gottes Welt zu leben, in
der es keine Schmerzen und keine Tränen, keinen Neid
und kein Leid, keine Ungerechtigkeit und keinen Krieg,
keine Angst und keinen Tod mehr geben wird.
157
Ich weiß nicht, wie gut es Ihnen gesundheitlich oder
wirtschaftlich geht, wie luxuriös Sie wohnen, was für
ein Auto Sie fahren und wo Sie Urlaub machen. Selbst
wenn ich der wohlhabendste und sorgenloseste Mensch
der Welt wäre, würde ich mich dennoch danach sehnen, dass Jesus Christus bald wiederkommt; denn diese
Welt, so wie sie ist, kann niemals unser Zuhause sein –
solange nicht, wie überall die Folgen der Sünde, der
Trennung von Gott zu spüren sind.
Wer über den Tellerrand hinaussieht, kann sich hier
nicht „zu Hause“ fühlen, wenn er daran denkt, dass
fünf Millionen Menschen jährlich sterben, weil sie über
kein sauberes Trinkwasser verfügen, oder dass 700
Millionen Menschen auf der Welt hungern.
Wie kann man sich hier „zu Hause“ fühlen, wenn
man weiß, dass in Madras 30.000 Kinder Altpapier für
fünfzehn Cents pro Tag sammeln oder in Pakistan
achtzig Prozent aller Teppiche unter katastrophalen
gesundheitlichen Bedingungen von Kindern geknüpft
werden? Oder dass in Kolumbien Tausende von Kindern täglich elf Stunden in Zechen Kohle schippen
zum Tagelohn von 0,75 Euro?177
Diese und viele andere Missstände auf unserer Welt
machen uns bewusst: Nur Gott kann uns helfen. Dabei
denke ich jetzt an die Zwischenzeit, bevor Jesus wiederkommt. Nur Gott kann uns so für das Leid der Welt
sensibilisieren, dass uns die Nachrichtensendungen
dazu motivieren, die Sorgen leidender Menschen, aber
auch die Bürden der überforderten Politiker im Gebet
vor Gott zu bringen:
„Unsere Weltverantwortung muss im Gebet beginnen. Nehmen wir doch die Welt mit hinein in unser
tägliches Gebet. Reservieren wir in unserem Gebetsbuch an jedem Tag eine Spalte für Politiker, Wirtschaftsbosse, Medienmacher, Lehrer, Professoren, Juris158
ten und Ärzte. Diese Schlüsselleute benötigen dringend
die Gebete der Christen ... Der Blick für die Nöte und
Herausforderungen der Welt wird geschärft, wenn wir
wieder anfangen, konkret für weltpolitische Fragestellungen zu beten. Dahinter steht die Überzeugung: Gott
sitzt im Regiment. Die politischen Entscheidungen
unserer Zeit lassen ihn nicht kalt. Er hat die Macht, an
jedem Ort der Welt einzugreifen und Veränderung zu
schenken.“178
Wann ist es zu spät? Zu spät wird es sein, wenn ich
sterbe. Das Nächste, was ich danach erleben werde,
wird die Auferstehung sein – in der Zeit dazwischen,
wie kurz oder wie lang sie auch sein mag, kann ich
nichts korrigieren, keine Entscheidung mehr nachholen
oder rückgängig machen.
Zu spät kann es für mich werden, wenn ich mich
immer wieder, ganz bewusst, entschließe, der Einladung Gottes nicht zu folgen. Wenn ich das tue, werde
ich eines Tages seine Einladung gar nicht mehr wahrnehmen. Zu spät wird es dann sein, wenn Beten keinen Sinn mehr hat: Derjenige, der unsere Gebete erhört, hat sich auf den Weg zur Erde gemacht, um jedem das zuzuteilen, wofür er sich entschieden hat.
Heute können wir noch beten – für unsere Mitmenschen und für uns selbst. Heute, ja jeden Tag, können
wir das beten, was uns Jesus im „Vaterunser“ zu beten
gelehrt hat: „Dein Reich komme!“ Denn mit Jesus und
seinem Reich kommt das Beste, was wir uns erträumen
können.
***
Was hilft weiter?
● Wenn Sie mehr über die „Zeichen der Zeit“, d. h.
über die Merkmale der letzten Zeit, lesen wollen, dann
159
empfehle ich Ihnen das 24. Kapitel aus dem Matthäusevangelium.
● Möchten Sie das Thema biblische Prophetie vertiefen? Dann empfehle ich Ihnen den Fernkurs „Start in
die Zukunft – Alte Prophezeiungen neu entdecken“,
den Sie kostenlos beim Internationalen BibelStudienInstitut in Darmstadt anfordern können: Am Elfengrund 66, D-64297 Darmstadt. Tel. 0 61 51/95 44-0;
www.stimme-der-hoffnung.de; in der Schweiz: Postfach 91 22, 8050 Zürich; in Österreich: Postfach 66, 1094
Wien.
● Eine regelmäßig erscheinende Hilfe zum Gebet
für unsere Gesellschaft bietet Campus für Christus an.
Sie heißt „Gebet für unser Land“ und kann kostenlos
bei Campus für Christus, Postfach 100 262, D-35332
Gießen angefordert werden.
BuchBuch- und Videoempfehlung
Videoempfehlung
Ellen G. White, „Der große Kampf – Kirche, Politik und
die Zukunft der Welt“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1994,
Best.-Nr. 1180. In geradezu visionärer Schau sah die
Autorin (1827-1915) viele Probleme voraus, die uns
heute existenziell beschäftigen. Gleichzeitig lässt sie die
göttlich-prophetische Dimension der Geschichte deutlich werden. – Dieses Buch wurde bereits in mehr als 40
Sprachen übersetzt.
Videoserie „Daniel – Biblische Vorhersagen für unsere
Zeit“ von Geoff Youlden (16 Teile auf 8 VideoKassetten), zu beziehen bei der „Stimme der Hoffnung“
(Adresse s. S. 47).
160
Nachwort
Schön, dass Sie meine Einladung angenommen und in
diesem Buch weiter gelesen haben. „Anhalten, nachdenken, verändern“ heißt es im Untertitel.
Anhalten, äußerlich und innerlich zur Ruhe kommen, das mussten Sie, um ungestört darin lesen zu
können. Nachdenken, dazu hat es Ihnen sicher genügend Impulse geliefert. Vielleicht haben Sie den einen
oder anderen Satz unterstrichen oder das eine oder
andere Fragezeichen am Rande angebracht – dann
ginge das Nachdenken in den nächsten Tagen und
Wochen weiter. Aber wenn es nur beim Denken bleibt
und keine Veränderung folgt, dann ... hat sich die Mühe des Lesens überhaupt gelohnt?
Vor wenigen Tagen habe ich folgenden Satz von
Karl Marx gelesen: „Die Philosophen haben die Welt
nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an,
sie zu verändern.“ Er hat wohl Recht, die Welt verändern kann allerdings nur Gott, und zwar durch Menschen, die sich von ihm verändern lassen; denn nur er
kann Menschen von Grund auf (radikal) erneuern.
Die Erneuerung des Menschen wiederum geschieht
nicht auf magische Weise, über Nacht, auch nicht dadurch, dass der Mensch sich besonders anstrengt. Nein:
Die radikale Veränderung des Menschen erfolgt durch
eine grundlegende Veränderung seiner Beziehung zu
Gott. D. h. die Beziehung zu Gott wirkt sich so auf den
Menschen aus, dass dieser verändert wird.
Zum Abschluss kann ich Ihnen zusammenfassend
nur empfehlen: Überprüfen Sie Ihre Beziehung zu Gott,
161
der Ihr Schöpfer ist und auch Ihr Erlöser sein möchte.
Wenn Sie noch keine haben, dann fangen Sie einfach
an, eine aufzubauen. Am besten, Sie machen sich mit
ihm durch das Lesen der Bibel vertraut (einige Stellen
haben Sie am Ende der Kapitel empfohlen bekommen)
und reden mit ihm über alles, was Sie dabei bewegt.
Übrigens, das Buch „Jesus von Nazareth“ (siehe S. 87)
hat mir persönlich vor Jahren sehr geholfen, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen, die
bis heute noch anhält.
Versuchen Sie erst gar nicht, vieles an Ihnen selbst
oder an Ihrer Umgebung verändern zu wollen, bevor
Sie nicht diese Beziehung aufgebaut haben. Sie werden
sonst resignieren und aufgeben. Sobald aber die Beziehung steht, wird Gott in Ihrem Leben Zeichen setzen.
Sie werden Kraft für den nächsten Schritt bekommen –
nicht für den gesamten Weg im Voraus!
Sollten Ihnen ab und zu die Worte für Ihr eigenes
Gebet um Kraft und Führung fehlen, dann empfehle
ich Ihnen dieses Gebet des Franz von Assisi, das mir
selbst viel bedeutet. Ob wörtlich oder sinngemäß gesprochen – es wird Ihnen bestimmt helfen, unterwegs
anzuhalten, nachzudenken und das zu verändern, was
Gott bei Ihnen und durch Sie verändern kann und will.
Herr,
mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
verzeihe, wo man sich beleidigt,
verbinde, da wo Streit ist,
die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
Freude mache, wo der Kummer wohnt.
162
Anmerkungen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest
(JIM 2000).
Stephan Holthaus, „Trends 2000“, Brunnen-Verlag,
Gießen, 1998 (3. Aufl.), S. 168; George Orwell, „1984:
Roman“, Ullstein-Verlag, Frankfurt, 1984, S. 55.
Vgl. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 12.9.2000: „Surfen als neue Sucht: Internet-Nutzer werden zunehmend abhängig von der virtuellen Welt“ und „In der
Unverbindlichkeit liegt die Gefahr: Vor allem Jugendliche und Männer sind abhängig vom Internet, besagen
Studien aus München und Berlin.“
Empfehlung hierzu: Hans Joachim Störig, „Abenteuer
Sprache“, Humboldt-Verlag.
Ebenda, S. 215.
Ruth Heil, „Wer redet, sündigt – wer schweigt, auch“,
Johannis-Verlag, 1998, S. 233.
Prepare/Enrich, „Eine starke Ehe bauen“, S. 5.
WELT AM SONNTAG vom 10.12.2000, S. 13.
Reinhold Ruthe, „Eins und eins sind wir – Acht Strategien für eine lebendige Partnerschaft“, BrendowVerlag, 1999, S. 8ff.
Friedemann Schulz von Thun, Johannes Ruppel, Roswitha Stratmann, „Miteinander reden: Kommunikationspsychologie für Führungskräfte“, Rowohlt, 2000,
S. 66ff.; vgl. auch Friedemann Schulz von Thun, „Miteinander reden 1 – Störungen und Klärungen“, Rowohlt, 1992, S. 44ff.
Jörg Zink, „Erfahrung mit Gott“, Kreuz-Verlag, Stuttgart, 1990, S. 174.319.
Ruth Heil, „Wer redet, sündigt – wer schweigt, auch“,
S. 235.
DIE WELT-online vom 29.3.2000 und 11.10.2000.
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Das Buch wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem
Pulitzerpreis, und in insgesamt 26 Sprachen übersetzt.
Die nach dem Buch gedrehte achtteilige Serie wurde
auch im deutschsprachigen Fernsehen gesendet.
Rolf Froböse, „Amerikaner suchen ihre Wurzeln –
Genanalysen sollen transatlantische Verwandtschaften
transparent machen“, DIE WELT-online vom 3.4.2000
René A. C. Hoksbergen/Martin R. Textor (Hg.), „Adoption: Grundlagen, Vermittlung, Nachbetreuung, Beratung“, Lambertus, Freiburg, 1993, S. 41-62.
Bruno Vollmert, „Das Molekül und das Leben“, Rowohlt, 1985, zit. in Eduard Ostermann, „Der Tanz ums
goldene Kalb“, Hänssler-Verlag, 1997, S. 15.19.
P. P. Grassé, „Evolution of Living Organisms“, New
York, 1977, zit. in „idea-Spektrum”, 33/1999, S. 4.
Zit. in „idea-Spektrum”, 33/1999, S. 4.
Michael Denton, „Evolution: A Theory in Crisis“, Burnett, London, 1985, S. 358.
Vgl. Willem J. Ouweneel, „Evolution in der Zeitenwende“, Reihe „Wort und Wissen“ Bd. 16, HänsslerVerlag, S. 225-236; Studiengemeinschaft WORT UND
WISSEN, „Schöpfung und Wissenschaft“, HänsslerVerlag, 1990, S. 41-46.
D. M. S. Watson, Artikel „Adaption“ in „Nature“ 123,
1929, S. 233.
Nach Eduard Ostermann, „Der Tanz ums goldene
Kalb“, Hänssler-Verlag, 1997, S. 16f.
L. H. Matthews, „Introduction“ to C. R. Darwin, „The
Origin of Species”, London, 1859; repr. 1971, S. X.
Vgl. Eduard Ostermann, „Der Tanz ums goldene
Kalb“, S. 18ff.; Reinhard Junker/Siegfried Scherer, „Evolution – Ein Kritisches Lehrbuch“, Weyel Lehrmittelverlag, Gießen, 1998 (4. Aufl.), Teile III bis VI.
Werner Gitt, „Fragen, die immer wieder gestellt werden“, CLV, Bielefeld, 1992 (10. Aufl.), S. 56.
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Vgl. Junker/Scherer, „Evolution – Ein Kritisches Lehrbuch“, S. 275.
Werner Gitt, „Fragen, die immer wieder gestellt werden“, S. 57f.
Adolf Portmann, „Einführung in die vergleichende
Morphologie der Wirbeltiere“, Basel, 1976 (5. Aufl.),
S. 314.
Vgl. Junker/Scherer, „Evolution – Ein Kritisches Lehrbuch“, S. 296-306.
Wobei viele unserer Sinnesleistungen bei weitem von
den Sinnesleistungen verschiedener Tiere übertroffen
werden, was Komplexität und Leistungsfähigkeit betrifft.
Werner Gitt, „Faszination Mensch“, CLV, Bielefeld,
1996; vgl. auch Eduard Ostermann, „Der Tanz ums
goldene Kalb“, S. 25f.
IBM baut einen Supercomputer, der – mithilfe eines
neuen Algorithmus des National Human Genome Research Institutes – die Rechenzeit (bei 7,5 Billionen Berechnungen pro Sekunde) auf rund einen Monat verkürzen soll.
Wörtlich: „ein ewiges Evangelium“.
Jörg Zink, „Erfahrung mit Gott“, S. 138.
Die theistische Evolution wurde vor allem durch den
französischen Jesuitenpater und Paläoanthropologen
Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) entwickelt. Ein
weiterer Vertreter der theistischen Evolution ist der
Biologe Joachim Illies (1925-1982). Auch Papst Johannes
Paul II. hat sich 1996 in dieser Richtung geäußert.
Der Club of Rome ist ein 1968 gegründeter, lockerer
Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Industriellen, die unter Berücksichtigung der ökonomischen,
ökologischen und sozialen Bedingungen die „Lage der
Menschheit“ untersuchen und deuten. (Bekannteste
Publikation: Die Grenzen des Wachstums, 1972)
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Nach Jesaja 43,1.
Vgl. das christliche Internet-Forum www.joemax.de.
PC-WELT online, 6.12.2000.
„Das Internet ist wie ein Küchenmesser. Es kann sehr
nützlich sein. Und es kann sehr gefährlich sein, vor allem in den Händen von Kindern und Verrückten. Man
kann deshalb weder Messer noch Internet verbieten.
Aber man muss versuchen, Schaden zu verhindern.“
(Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ vom
13.12.2000)
Vgl. „Vor dem Aussterben retten?“ in FACTUM-online
vom 26.10.2000 (Projekte zur Rettung des asiatischen
Wildrindes, der spanischen Bergziege und des australischen Beutelwolfs).
„Patent für Tier-Mensch-Mischwesen?“, ebenda.
U. Bäumer, „Rock – Musikrevolution des 20. Jahrhunderts“, CLV; W. Kohli, „Rockmusik und christliche Lebenshaltung“, Das Haus der Bibel, Genf, 1991 (5. Aufl.);
John Rockwell, „Trommelfeuer“, Schulte & Gerth, Asslar, 1990 (7. Aufl.).
Heiko Ehrhardt, „Gewalt, Satanismus und Rechtsradikalismus in der Rock-Szene“, MATERIALDIENST der
Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, 11/97, S. 321-334.
„Sterben ist schön!“ in: DER SPIEGEL, 51/2000, S. 79.
Elberfelder Studienbibel, Lex. 1219.
DER SPIEGEL, 51/2000, S. 78ff.
ERF-Fernsehsendung „Hof mit Himmel: Halloween –
die Nacht der Hexen“ vom 29.10.2000.
„Ich war eine Wahrsagerin“, NEUES LEBEN, 9/2000,
S. 12f.
„Encyclopedia Americana“, 1977, Bd. 13, S. 725.
„idea“ schweiz vom 23.10.2000; ganzer Wortlaut unter
www.each.ch/resoluti.htm#Halloween
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Z. B.: Klaus Rudolf Berger, „Harry Potter – Zauberlehrling des 21. Jahrhunderts“, Verlag und Schriftenmission
der Evangelischen Gesellschaft für Deutschland, Wuppertal 2000, ISBN: 3-87857-303-0; John Houghton, „Was
bringt Harry Potter unseren Kindern?“, BrunnenVerlag, Basel, ISBN 3-7655-5867-2.
Fast die Hälfte aller deutschen Kinder zwischen zwölf
und 15 Jahren lesen nicht!
Jörg Zander, „Wer hat Angst vor Harry P.?“, PRO,
3/2000, S. 6.
Klaus Rudolf Berger, „Zauberlehrling Harry Potter“, in
„factum“, 10/2000.
Sie lauten: 1. Wir haben uns geändert: „geht nicht“
gibt’s nicht ... Allein der Kunde bestimmt die Servicequalität. 2. Wir helfen Ihnen weiter: freundlich und
unbürokratisch. 3. Wir lassen Sie nicht warten: schnell
und kompetent. 4. Wir wollen, dass Sie sich wohl fühlen: sicher und sauber. 5. Wir halten, was wir versprechen: zuverlässig und umfassend.
Eine Suchanfrage im Internet ergab Ende 2000 über
838.000 Fundstellen allein im deutschsprachigen Angebot.
„Deutschland ist der Meister in Kundenfeindlichkeit“,
lt. Marc Bergmann (Hg.) in: „Servicewüste Supermarkt“, Grupello-Verlag, 1999. Eine besondere Art von
Kompetenz in der Servicewüste Deutschland, eine
„persönliche Dienstleistungskultur“ will Stefan F. Gross
in „Ausbruch aus der Servicewüste“ (mi-verlag) vermitteln. Die Internetseite www.servicewueste.de veröffentlicht Verbraucherbeschwerden, benotet die
Reaktionen der Firmen und zeichnet einmal im Monat
ein Unternehmen für den besten Service aus.
Stefan Krempl, „Mehr-Wert durch Dienst-Leistung?“,
in www.heise.de/tp/deutsch/special/eco/1312/1.html.
Ebenda.
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Markusevangelium 10,45.
Bernd Ulrich, Leitartikel „Die wahrste Geschichte“ in
DER TAGESSPIEGEL vom 24.12.2000.
Heiner Geißler, „Wo ist Gott? Gespräche mit der
nächsten Generation“, Rowohlt, Berlin, 2000, S. 112.
Passah war ein jüdisches Fest, an dem der Befreiung
der Israeliten aus Ägypten gedacht wurde.
Heiner Geißler, „Wo ist Gott? Gespräche mit der
nächsten Generation“, S. 112f.
Stephan Holthaus, „Operation Zukunft“, BrunnenVerlag, Gießen, 2000, S. 51.
Vgl. Christian Otto, „Die Bedeutung der Arbeit für
die Persönlichkeit des Menschen“, Hausarbeit im
Fachbereich Psychologie, Sommersemester 1999,
www.hausarbeiten.de
Vgl. Werner Gitt, „Faszination Mensch“, S. 105 ff.
Peter Hahne, „Was wirklich wichtig ist“, MedienContor, Hamburg, 1997, S. 92.
Vgl. hierzu den Vortrag von Dr. Thomas Schirrmacher
„Arbeit – mit Eifer und Sinn“, Pfingsten 1999, in: „Das
Fundament“ 6/99 (im Internet: www.dctb.de/
fun99_6.htm).
Stephan Holthaus, „Operation Zukunft“, S. 52.
Stephan Zöller, „Was Mönche und Manager verbindet“ in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 8.1.2001.
Die Dissertation ist als Buch erschienen: Johannes
Claudius Eckert, „Dienen statt Herrschen. Unternehmenskultur und Ordensspiritualität“, SchöfferPoeschel-Verlag, Stuttgart, 2000.
Dr. Thomas Schirrmacher, „Arbeit – mit Eifer und
Sinn“, s. o.
FOCUS 49/2000. Siehe auch Tipp am Ende des Kapitels.
„Biblisches Wörterbuch“, Brockhaus-Verlag, Wuppertal, 1997 (7. TB-Auflage), S. 23.
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Ich habe diese Begebenheit gefunden bei Heinz Schäfer (Hg.), „Mach ein Fenster dran“, Christliches Verlagshaus, Stuttgart, 1976, S. 155f.
Vgl. Peter Markl, „Alles Schicksal in den Genen?“,
WIENER ZEITUNG vom 15.10.1999: „Die Ansichten
genetischer Deterministen sind mit Sicherheit ebenso
fern von der Wahrheit wie diejenigen der ,UmweltExtremisten’.“ Eva Schindele, „Mythos Gen“, RadioBremen-Sendung vom 21.8.1999.
DIE ZEIT vom 7.12.2000. Der mehrfach geehrte Neurophysiologe gehört u. a. zu einem Kreis von 80 ausgewählten Wissenschaftlern, die den Vatikan beraten.
Florianne Koechlin, „Mythos Gen“, 20.2.1999 in
www.blauen-institut.ch
ZÜRCHER TAGESANZEIGER vom 13.5.1998.
Sein Aufenthalt in Ägypten fällt vermutlich in die Zeit
der Hyksosdynastie (1785-1540 v. Chr.).
Z. B. Thomas Mann, „Joseph und seine Brüder“.
1. Mose/Genesis 39,2-4.
Ebenda, Vers 9.
Ebenda, Verse 21-23.
Vgl. Traum des babylonischen Königs Nebukadnezar
in Daniel 2.
1. Mose/Genesis 41,38.41.
1. Mose/Genesis 45,3.
Ebenda, Verse 5 und 8.
4. bis 6. Februar 1999 in Stuttgart-Fellbach.
Ein modernes Beispiel hierfür ist die Biographie des
bekannten Neurochirurgen Ben Carson (er trennte erfolgreich die Binder-Zwillinge aus Ulm, die am Kopf
zusammengewachsen waren). Obwohl er in den Slums
von Detroit aufwuchs, gelang es seiner Mutter, ihm eine Vision für die Zukunft zu vermitteln – trotz schlechtester Voraussetzungen, Wohnverhältnisse und Lebensumstände.
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Carlo Maria Martini/Umberto Eco, „Woran glaubt, wer
nicht glaubt?“, dtv, München, 2000 (2. Aufl.), S. 35.
Am selben Nachmittag lief bei Fliege die Talkshow
zum Thema „Jugendsünden“, in einem anderen Kanal
ging es bei Britt Reinecke ums Thema „Ich bin jung, allein, ohne Job und jetzt auch noch schwanger.“
Johannesevangelium 1,9.
„Neues Leben“, 12/2000, S. 34f.
DIE WOCHE vom 6.12.2000.
DER SPIEGEL, 49/2000, S. 249.
„Bild der Wissenschaft“ online vom 18.12.2000. Studie
von Dr. William S. Breitbart und Team am Memorial
Sloan-Kettering Cancer Center und am Calvary Hospital.
Jörg Zink, „Erfahrung mit Gott“, S. 248.
Ebenda.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 13.12.2000.
Jörg Zink, „Erfahrung mit Gott“, S. 249.
WELT AM SONNTAG, 10.12.2000.
Die Aussagen von Dr. Volker Diehl sind dem in „ideaspektrum“ 47/2000 (S. 18-19) abgedruckten Interview
entnommen.
Folgende Ausführungen sind „idea-spektrum“ 1/2001
(S. 20-21) entnommen. Näheres zum Hilfswerk „Leben
und Hoffnung“ unter Tel. 0 26 89/97 90 90 oder im Internet: www.leben-und-hoffnung.de
Nicht-wahrhaben-Wollen, Zorn, Verhandeln, Depression, Zustimmung. Siehe z. B. Helmut Harsch, „Theorie
und Praxis des beratenden Gesprächs“, Chr. KaiserVerlag, München, 1979 (4. Aufl.), S. 124.
Ebenda, S. 125.
„idea-spektrum“ 47/2000, S. 19.
Jörg Zink, „Erfahrung mit Gott“, S. 249.
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Am bekanntesten auf diesem Gebiet sind wohl die
Studien und Publikationen von Dr. Raymond Moody
und Dr. Elisabeth Kübler-Ross.
Daher die Fachbezeichnung im Englischen: near-death
experiences (NDEs).
Victor Zammit, „A Lawyer presents the case for the
afterlife“, 1999: „Without doubt, the near experience
together with the out of body experience and with
other objective evidence of the psychic phenomena
presented in this work, constitute a most powerful irrefutable objective argument for the afterlife.“
Es handelt sich um den Neuropsychiater Peter Fenwick vom Londoner Institut für Psychiatrie und den
Mediziner Sam Parmia von der Uni-Klinik Southampton (DIE WELT vom 25.10.2000). Vgl. auch Peter Fenwick/Elizabeth Fenwick, „The Truth in the Light – An
investigation of over 300 near-death experiences“,
Headline Book Publishing, London, 1995.
DER SPIEGEL 51/2000, S. 78ff. Vgl. S. 57f. in diesem
Buch.
Vgl. 1. Korintherbrief 15,26.55.
„Allerorts drängt sich dem Menschen die Tatsache auf,
dass alles um ihn her den Stempel der Vergänglichkeit
trägt; diese für ihn peinliche Feststellung ändert jedoch
nichts an seinem angeborenen Wunsch nach Unsterblichkeit“, schreibt Alexandra David-Néel in „Unsterblichkeit und Wiedergeburt“, (Nymphenburger-Verlag,
München, 2000). Ende 2000 lief im Pariser Grand Palais
die Kunstausstellung „Visions du Futur“, deren erster
Teil dem Wunsch nach Unsterblichkeit gewidmet war.
„Ägyptische Sarkophage, griechische Vasen, afrikanische Statuen und chinesische Grabfiguren, aber auch
ein erster Comicstrip – von Urzeiten bis heute wünscht
sich der Mensch, über seinen Tod hinaus weiterzuleben.“ (WELT AM SONNTAG vom 15.10.2000)
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Siehe „Brockhaus Biblisches Wörterbuch“, BrockhausVerlag, Wuppertal, 1997 (7. TB-Auflage), S. 313ff: „Das
Neue Testament kennt keine ,unsterbliche’ Seele, die
abgesehen vom Leib denkbar wäre.“ „Ohne dass es
uns bewusst ist, haben wir ein altes griech.-philosophisches Verständnis von der ,Seele’ übernommen, das
im Laufe der Zeit die biblischen Aussagen verdrängt
hat.“ „Nach biblischem Verständnis hat der Mensch
keine Seele, er ist Seele. Auch gibt es kein automatisches Weiterleben nach dem Tod: wir haben von Natur
aus nichts Unsterbliches an uns.“ „Der Leib-SeeleGegensatz mit seinen verhängnisvollen Folgen ist als
unbiblischer Irrtum erkannt.“ Vgl. auch Heiner Geißler,
„Wo ist Gott?“, S. 136.
Siehe z. B. Johannesevangelium 5,28.29; Prediger 9,5.10;
1. Korintherbrief 15,51.52; 1. Thessalonicherbrief 4,13-17.
WELT AM SONNTAG vom 14.1.2001; vgl. SCIENCE
vom 12.1.2001.
DIE ZEIT 1/2001 vom 28.12.2000.
Ebenda.
DIE ZEIT 50/2000 vom 7.12.2000.
WELT AM SONNTAG vom 17.12.2000.
H. Spencer, zit. in Helmut Thielicke, „Theologische
Ethik“, Bd. 1, Tübingen, 1965 (3. Aufl.), S. 488.
DIE ZEIT 1/2001 vom 28.12.2000.
Ebenda.
DER SPIEGEL 49/2000 vom 4.12.2000.
DIE ZEIT 1/2001 vom 28.12.2000.
Heiner Geißler, „Wo ist Gott?“, S. 91.
Vgl. auch meine Ausführungen zu den Zehn Geboten
als Schutzplanken im 5. Kapitel von „Licht am Horizont“, Advent-Verlag, Lüneburg, 1998.
Seit 1993 haben sich in den USA etwa drei Millionen
Teenager der Aktion „Wahre Liebe wartet“ angeschlossen. In Deutschland sind es rund 10.000 Jugendliche.
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Infos: Wahre Liebe wartet, Postfach 64, D-74415
Gschwend, Tel. 0 62 54/3 71 91.
Vgl. Bericht über fünf Bremer Jugendliche in der
WELT AM SONNTAG vom 26.11.2000.
WELT AM SONNTAG vom 17.12.2000.
Beispielsweise Siebenten-Tags-Adventisten.
So z. B. Prof. Volker Diehl in „idea-spektrum“ 47/2000,
S. 18.
Vgl. die jährliche „Aktion Lohnender Verzicht“ vom
Blauen Kreuz in Deutschland (Tel. 02 02/6 20 03-0, Internet: www.blaues-kreuz.de).
Vgl. Maleachi 3,10.11.
Auf dem 2. Kongress für christliche Führungskräfte
2001 in Kassel, „idea-spektrum“ 2/2001, S. 14.
Dr. Reinhard Köller auf dem 2. Kongress christlicher
Führungskräfte 2001 in Kassel, „idea-spektrum“ 2/2001,
S. 13.
Sehr interessant nachzulesen im 12. Kapitel des ersten
Samuelbuches.
„Ge-wissen“, lat. con-scientia.
Ausführliches dazu in Siegfried Kettling, „Das Gewissen“, Brockhaus-Verlag, Wuppertal, 1992 (4. Aufl.).
Stephan Holthaus, „Trends 2000“, Brunnen-Verlag,
Gießen, 1998 (3. Aufl.), S. 171.
Michail Gorbatschow, russischer Politiker.
Siehe Anmerkung 37.
Stephan Holthaus, „Operation Zukunft“, S. 26.
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 2.1.2001.
Kommentar „Ein neues Menetekel“ in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 23.1.2001.
Klaus Töpfer, „Unbarmherzig präsentiert die Natur
uns ihre Rechnung“ in WELT AM SONNTAG vom
28.1.2001.
Ebenda.
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Carlo Maria Martini/Umberto Eco, „Woran glaubt, wer
nicht glaubt?“, S. 25.
Ebenda, S. 28.
1. Mose/Genesis Kapitel 3.
Jerry Jenkins und Tim La Haye.
Vgl. auch 1. Thessalonicherbrief 4,14-17.
Offenbarung 6,16.
Offenbarung 21,3.
Matthäusevangelium 24,14.
Matthäusevangelium 25,31ff.
Die „Tausend Jahre“, auch Millennium genannt, sind
die Zeitspanne zwischen der Wiederkunft Jesu und
dem Vollstreckungsgericht, also der Vernichtung Satans, seiner Engel (Dämonen) und der Menschen, die
sich gegen Gott entschieden haben. Während des
Millenniums gibt es keine lebenden Menschen auf der
Erde, da die Gläubigen bei Jesus sind und die Nichtgläubigen das Kommen Jesu nicht überleben. (Vgl. Offenbarung 20,1-15)
Offenbarung 20,1-15; 2. Petrusbrief 3,11-13.
Vgl. Offenbarung 21,3-5.
Carlo Maria Martini/Umberto Eco, „Woran glaubt, wer
nicht glaubt?“, S. 32f.
In meinem Buch „Licht am Horizont“ (Advent-Verlag
Lüneburg, 1998) widme ich ein ganzes Kapitel diesem
Thema: „Was kommt nach dem Euro?“, S. 117-136.
Micha 5,1 – vgl. Matthäusevangelium 2,1; Lukasevangelium 2,4.
Beides ergibt sich aus einem Studium der Ankündigung
Daniels über die 70 prophetischen Wochen (= Jahrwochen, d. h. 490 Jahre) „Gnadenfrist“ für das Volk Israel
im neunten Kapitel seines Buches. Siehe Tipp unter
„Was hilft weiter?“ am Ende dieses Kapitels.
Jesaja 61,1.2 – vgl. Lukasevangelium 4,18ff.
Sacharja 11,12 – vgl. Matthäusevangelium 26,15.
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Psalm 22,17 – vgl. Johannesevangelium 20,25.
Psalm 22,19 – vgl. Johannesevangelium 19,24.
Jesaja 53,9 – vgl. Matthäusevangelium 27,57.
Matthäusevangelium 20,19 und 27,63 – vgl. 28,6.
„Dake’s Annotated Reference Bible“, Dake Bible Sales,
Lawrenceville, Georgia, 1961.
Werner Gitt, „So steht’s geschrieben“, Hänssler-Verlag,
1992 (2. Aufl.), S. 137ff.
Ebenda, S. 144.134.
Heiner Geißler, „Wo ist Gott?“, S. 129.
Stephan Holthaus, „Operation Zukunft“, S. 34.
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