Leser - Naturpark Nagelfluhkette

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Leser - Naturpark Nagelfluhkette
NAGELFLUH
Früh li n g /S o m m er 2013
Da s N a t u r p a r k-M a g azin
STOLZ IN FALTIGER TRACHT
SCHUTZ FÜR DEN SCHUTZWALD
Eine der ältesten Trachten im Alpenraum wird in der
Juppenwerkstatt in Riefensberg noch hergestellt
Unseren Bergwäldern ging es schon besser – die
Bergwaldoffensive greift den Bäumen unter die Äste
DER ALPENSALAMANDER
EXPEDITION IM RAUMSCHIFF
Ein schwarzer Kobold am Wegesrand – Portrait über
einen fast unsichtbaren Naturparkbewohner
Auf den Spuren von Rothirsch und Apollofalter –
zwölf kleine Forscherinnen erkunden das AlpSeeHaus
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
S
eit Ende letzten Jahres sind wir offiziell
»Qualitätsnaturpark«. Die nächsten fünf
Jahre dürfen wir uns mit der begehrten Auszeichnung des Verbands Deutscher Naturparke
schmücken. Dann werden wir erneut geprüft
und müssen offenlegen, was wir zur Entwicklung unserer Region alles getan haben. Gibt’s
weniger Punkte als zuvor, müssen wir das
Siegel wieder abgeben.
Das hört sich nach einem strengen Verfahren an und das ist es auch. Dennoch bin ich
zuversichtlich, dass es uns in fünf Jahren erneut
gelingen wird, das Siegel zu erhalten. Denn es
wird nicht nur bewertet, was die NaturparkGeschäftsstelle selbst tut, sondern auch das, was
alle im Naturpark tätigen Partner auf den Weg
bringen, um Zukunftsvorsorge zu betreiben
und ein gutes Miteinander von Mensch und
Natur zu fördern.
Mit großem persönlichem Engagement sind
viele Menschen dabei, ihren Beitrag zu leisten.
Beispiele gibt es viele. So wird bei den Mitgliedern des Allgäuer Alpgenuss, der Bregenzerwälder Käsestraße, der MundArt-Wirte oder
der LandZunge streng darauf geachtet, dass
regionale Lebensmittel auf den Tisch kommen.
Einheimische und Gäste können deshalb
bei der Einkehr sicher sein, dass sie Qualität
bekommen, bei der die Warenströme nachverfolgbar sind und bei der garantiert kein
rumänisches Pferdefleisch von profitgierigen
Großbetrieben eingeschmuggelt wurde.
Noch ein Beispiel ist die Bergwaldoffensive.
In den Projektgebieten wird der Umbau hin zu
einem zukunftsfähigen Bergmischwald vorangetrieben, der seine Funktion als Schutzwald
für den Menschen auch zu Zeiten des Klimawandels erfüllen kann. Wie viel Arbeit jeweils
dahinter steckt, bis das erste Bäumchen
gepflanzt werden kann und wie viele Beteiligte
sich in Arbeitsgruppentreffen zusammen
gefunden haben, damit die Maßnahmen auch
dauerhaft Erfolg haben, das kann man nur
schwer erahnen.
Für mich mit am eindrucksvollsten kann
man erfahren, was nachhaltige Entwicklung
bedeutet, wenn man in einer der Vorderwälder
Naturparkgemeinden halt macht. Die Ortskerne werden immer mehr von traditionellen
bis modernen Holzhäusern geprägt. Sie wurden mit heimischem Holz gebaut und sind
extrem energieeffizient. Vor der Gemeindevertretung steht ein Elektroauto. Die Wälder
werden schon lange nach den Regeln eines
naturnahen Waldbaues genutzt, was zu ausgedehnten und artenreichen Plenterwäldern
geführt hat. Die Moore werden geachtet, angepasst genutzt wo es machbar ist, wo nicht, mit
Leidenschaft geschützt. Dies alles ist nur möglich, weil sich viele Bürger aktiv beteiligen und
alle an einem Strang ziehen, wenn es darum
geht, die Zukunft selbst zu gestalten.
Vor dem Hintergrund freue ich mich schon
auf die kommenden fünf Jahre und auf die
vielen Projekte, die den Naturpark Nagelfluhkette immer mehr zu einer Modelllandschaft
für nachhaltige Entwicklung machen werden.
Ihr
Rolf Eberhardt
Geschäftsführer Naturpark Nagelfluhkette e.V.
DER NATURPARK
NAGELFLUHKETTE
Mit einer Größe von
405 km² ist die Nagelfluhkette im alpenweiten
Vergleich ein Schutzgebiet mittlerer Größe.
Während im Bregenzerwald jeweils die gesamten Flächen der beteiligten acht Gemeinden im
Naturpark liegen, gehören von den sieben Allgäuer Gemeinden in der
Regel die dünn besiedelten Berggebiete dazu.
Innerhalb der Naturparkgrenzen leben etwa
13.000 Menschen, was zu
einer, im dicht besiedelten Europa, sehr geringen Siedlungsdichte von
33 Einwohnern je km²
führt. Ein besonderes
Merkmal ist der sorgsame Umgang der Bewohner mit ihrer Heimat.
NAGELFLUH
3
Themen dieser Ausgabe
IN WESTEN VIEL NEUES
Zwölf kleine Forscherinnen entdecken das AlpSeeHaus
5
DAS JÜNGSTE FAMILIENMITGLIED
Ein Ortsportrait über die Naturparkgemeinde Fischen
8
DIE TRACHT DER FÜNFHUNDERT FALTEN
Ein Blick in die Bregenzerwälder Trachtenmanufaktur
10
DER ALPENSALAMANDER
Tierischer Steckbrief über einen quirligen Regenliebhaber
13
SCHUTZ FÜR DEN SCHUTZWALD
Die Bergwaldoffensive greift Bäumen unter die Äste
14
SCHÄTZE SUCHEN – NATUR FINDEN
Was beim »Geocachen« unbedingt zu beachten ist
16
SEITE 8
NEUES AUS DEM ALPSEEHAUS
Sonderaustellungen, Aktionstage – wann passiert was wo?
18
ALPSEE BEI IMMENSTADT – WO PIRATEN SICH TUMMELN
Die neun Naturparkjuwelen stellen sich vor – zweiter Teil
30
EIN HALBES JAHRHUNDERT ENGAGEMENT FÜR NATURPARKE
Fotos: Peter Elgaß; Jürgen Hüsmert; Titelfoto: Volker Wille
Der Verband Deutscher Naturparke feiert seinen 50. Geburtstag
EIN HAUS MIT LOCKEN ODER: 1740 ICHS
Ein ungewöhnliches »Kunst am Bau«-Projekt in Sulzberg
34
MEHR »OUTDOOR« AM OUTDOORTAG
Interview mit Immenstadts Bürgermeister Armin Schaupp
35
WANDERTAG – FUSSGÄNGER IM NATURPARK
Wieso es in diesem Sommer von Wanderern nur so wimmeln wird 36
WIE DIE VIRGINIA INS ALLGÄU KAM
SEITE 36
Die Geschichte einer Österreicher »Import«-Zigarre
38
Kurzmeldungen
22
Impressum
4
32
Anzeigen: Sven Abend,
Tel. +49 8379 728616;
gültige Anzeigenpreisliste: 1/2012
Herausgeber:
Naturpark Nagelfluhkette e.V.
Seestraße 10, 87509 Immenstadt,
Tel. +49 8323 9988750
[email protected]
www.naturpark-nagelfluhkette.eu
[email protected]
www.nagelfluh-magazin.de
Verlag und Herstellung:
Verlag HEPHAISTOS/
EDITION ALLGÄU
Lachener Weg 2,
87509 Immenstadt-Werdenstein
Tel. +49 8379 728616,
Fax +49 8379 728018
Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung
des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.
Bankverbindung Verlag:
Deutschland:
Raiffeisenbank Oberallgäu
Süd eG, Konto 7126999,
BLZ 73369920
Layout:
Bianca Elgaß,
Ramona Klein,
Dominik Ultes
Österreich:
Raiffeisen-Landesbank Tirol AG
Konto 643361
BLZ 36000
NAGELFLUH
Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),
Tel. +49 8379 728616,
[email protected]
In Westen viel Neues
Spurensuche im AlpSeeHaus
Welche Farbe hat der Hochmoorgelbling? Welche Spuren hinterlässt
die Stockente? Diese und viele andere Fragen beantworten die neuen
Führungen im AlpSeeHaus. Zwölf mutige junge Forscherinnen
haben das Angebot getestet und sich aufgemacht, das Geheimnis der
Artenvielfalt im Naturpark zu ergründen
S
onja Hölzler, Mitarbeiterin des Naturparks Nagelfluhkette ist ein
wenig nervös. Die neuen Rundgänge werden erst seit kurzer Zeit
angeboten. »Grenzenlose Vielfalt« lautet das Thema, das sie heute
gemeinsam mit der Mädchengruppe des TSV Burgberg beleuchten will.
Tiere, Pflanzen und Lebensräume des Naturparks Nagelfluhkette sollen
spielerisch unter dem Motto »Natur mit anderen Augen sehen« untersucht werden. Es ist kurz vor Vier.
»Jetzt sollten sie eigentlich gleich kommen.« Keine Minute später sind
Schritte auf der Treppe zu hören. Die beiden TSV-Übungsleiterinnen,
Gabi und Annette, tauchen auf. Mit dabei ist Daniela, die Mutter der
jüngsten Teilnehmerin, der vierjährigen Jana. Fast gleichzeitig öffnen
sich die Aufzugtüren und ein Dutzend kleiner Mädchen strömt erwartungsfroh schnatternd heraus, die AlpSeeHaus-Führerin ist in kürzester
Zeit von ihnen umringt. Die Forschungsreise kann beginnen.
Nach der Begrüßung klärt Sonja Hölzler die jungen Burgberger auf:
»Dies wird keine gewöhnliche Führung.« Fragende Blicke. »Wir sind hier
nämlich in einem echten Raumschiff – getarnt als AlpSeeHaus.« Jetzt
beginnt das Getuschel. Ein Stimmchen aus der hinteren Reihe meldet
sich zu Wort: »Aber Außerirdische gibt’s ja gar nicht!« »Oh doch«, nickt
Hölzler. »Hier sind Forscher von einem anderen Planeten gelandet und
wollen unseren Naturpark ganz genau kennenlernen. Und heute wollen
wir ihnen dabei helfen.«
Noch bleiben einige Gesichter skeptisch, aber als es ans Anziehen der
olivgrünen Entdeckerwesten und Verteilen der dazugehörenden Lupen
geht, ist man doch eifrig bei der Sache. Und weil die Außerirdischen eine
andere Sprache sprechen als die Erdenbewohner, gibt es noch gleich eine
Übersetzungstabelle dazu.
Emily (11): »Ich hab eigentlich alles gewusst. Das meiste haben wir ja
schon in Erdkunde gelernt.«
Katharina (10): »Schwer fand ich die Fragen nicht. Meine Mama ist
Allgäuerin und da weiß ich halt schon einiges.«
Victoria (11): »Ich finde, das hätten wir an meinem Geburtstag auch
machen können!«
Fenja (7) und Valeria (6): »Für uns waren die Fragen manchmal
schwierig. Aber die Großen, unsere Teamleiter, haben uns immer
geholfen, wenn wir etwas nicht verstanden haben.«
Annette (Übungsleiterin TSV Burgberg): »Gerade wenn das Wetter
mal nicht so toll ist, dann sind solche Angebote im AlpSeeHaus eine
gute Alternative.«
NAGELFLUH
5
Naturpark-Mitarbeiterin Sonja Hölzler verteilt die Puzzleteile und erklärt die Regeln
der Expedition
»Der muss doch hier sein!« Klara, Pia und Emma sind auf der Suche nach
dem seltenen Apollofalter
Die Expedition kann beginnen
Die Suche nach dem »A-po-lo-falter«
Im Ausstellungsraum weiß man gar nicht, wo man hinschauen soll
vor lauter Bildern, Untersuchungsstationen und Bildschirmen. Holz und
Helligkeit bestimmen den Raum – Außerirdische wissen eben wie man
umweltverträglich baut.
Sonja Hölzler beginnt, Blätter an die Mädchen zu verteilen. Auf jedem
Blatt ist vorne ein Puzzleteil abgebildet und hinten eine Frage gestellt.
»Die Lösungen dürft ihr in Gruppen gemeinsam suchen.« Über jeder
Frage steht die zugehörige Station. Dort sollen die Mädchen nach den
Antworten suchen.
Viel mehr muss die AlpSeeHaus-Führerin nicht erklären. In Dreiergruppen ziehen die Mädchen los – die jeweils Älteste darf die Expedition
leiten. Innerhalb kürzester Zeit ist der Ausstellungsraum erfüllt von
diskutierenden Kinderstimmen und eiligem Fußgetrappel von Station
zu Station. Auch die beiden Trainerinnen und Janas Mutter ziehen los
und schauen hier und da über die Schulter.
»Es ist gewollt und gewünscht, dass die Kinder sich durch die Ausstellung selber ‚durchspielen’«, erklärt Hölzler und weicht gekonnt Valeria,
Katharina und Laura aus, die sich mit einem entschlossen ausgerufenen
»Da drüben!« zur Schneestation aufmachen.
Und sollten doch Fragen aufkommen, sei sie ja gleich zur Stelle. Kaum
ist es gesagt, erklingt auch schon ein »Sonjaaa?« aus einer Ecke des Raumes und die Angesprochene macht sich auf den Weg, um Informationshilfe zu leisten.
Einige Meter weiter steckt eine besonders eifrige Gruppe, bestehend
aus Emma, Klara und Pia, im vorderen Teil des Ausstellungsraumes die
Köpfe zusammen. Auf ihrem Puzzlestück ist ein weißer Schmetterling
mit schwarzen und roten Punkten zu sehen. »Wie heißt der Schmetterling auf deinem Puzzleteil?«, liest Klara die Rückseite laut vor. Stirnrunzeln. »Da vorne waren
doch Schmetterlinge!«, ruft Pia aus und ist
auch schon in die gezeigte Richtung verschwunden. Keine fünf Sekunden später
hängen die Mädchen gemeinsam über der
Schmetterlingsstation. Doch der gesuchte
Falter ist nicht dabei. Ratlosigkeit macht sich
breit. Emma verschwindet unauffällig.
»Der muss doch hier dabei sein!« Klara
sieht sich suchend um. Schließlich fällt ihr ein
Foto an der Wand auf. »Schau, das ist er doch!«
»A-po-lo-falter«, liest Pia vor. Das »Polo«
spricht sie dabei aus wie den Autotyp –
eigentlich eine klangvolle Alternative für
den »Apollofalter« mit Doppel-L.
Beim Eintragen in die Lösungskästchen wechseln sich Pia und Klara pro
Buchstabe ab. Das zunächst fehlende »L«
Links: Stolz präsentieren
die Expeditionsteilnehmerinnen ihr gelöstes
Puzzle. Rechts: Vielleicht
erzählt der Außerirdische
ja etwas vom gesuchten
Apollofalter? Reinhören
schadet nicht, findet Klara
Das Puzzle der Vielfalt
Emma, Klara und Pia gehören zu den Ersten, die alle ihre Rätsel gelöst
haben. Ihre Puzzleteile dürfen sie jetzt ausschneiden. Nach rund zehn
Minuten und einem kleinen Drama (»Du hast ja die halbe Ecke abgeschnitten!«) sind alle Teile ausgeschnitten. Jetzt wird gepuzzelt.
»Wer hat ein Eckteil?«, fragt Sonja Hölzler in die Runde. Vier Blätter
werden ihr hingehalten. »Oh ja, das ist eine schöne Frage: Die Trittspur
auf diesem Puzzlestück haben wir direkt am See gefunden. Von wem
könnte sie stammen?«, liest sie die Rückseite eines Teils vor. »Wer hatte
die Frage?« »Wir!«, meldet sich die zehnjährige Katharina. Und sie weiß
auch noch die richtige Antwort: »Von der Stockente!«
Alle Rätselstücke werden auf diese Weise noch einmal durchgegangen
und anschließend zusammengepuzzelt. So können die Kinder ihre
Ergebnisse vor den anderen präsentieren und auch bei den Fragen
mit raten, die eine andere Gruppe hatte. »So wird das spielerisch
Gelernte noch einmal verinnerlicht«, verrät Sonja Hölzler.
Nach der Auflösung weiß fast jeder, dass der Rothirsch das
größte freilebende Wildtier im Naturpark ist und der Weißrückenspecht am liebsten in lichten Wäldern lebt. Das Lösungswort ist auch gefunden: »Mein Naturpark«.
Zur Belohnung und als Beweis für ihr Naturparkwissen verteilt Sonja Hölzer an alle Mädchen einen »Forscherpass«. Die
Turner dürfen noch ein bisschen das AlpSeeHaus unsicher
machen. TSV-Trainerin Gabi rollt das Puzzleplakat zusammen.
»Das hängen wir bei uns in der Turnhalle auf. Vielleicht noch
mit einem Foto dazu, das ist eine schöne Erinnerung«, erklärt sie.
Die Führung hat sie begeistert. Das Ganze habe einen pädagogischen Wert: »Die Großen helfen den Kleinen, erklären ihnen die
Fragen, geben Tipps und Hinweise.« Annette kann sich dem nur
anschließen: »Eine tolle Gelegenheit, auch als Erwachsener noch
etwas dazuzulernen.« Sie grinst verschmitzt. »Wenn man selber
etwas nicht weiß, kann man unauffällig die Kinder vor schicken.«
Auch Sonja Hölzlers Fazit ist positiv: »Es herrschte super Stimmung. Es hat richtig Spaß gemacht, den Kindern beim Forschen
zuzuschauen. Allerdings sollten wir bei größeren Gruppen vielleicht zwei Puzzles verteilen.«
Nach eineinhalb Stunden Rätselpower und einem
Glas Limonade zum Abschluss steigen die
Burgberger Turner wieder in ihren Bus.
Möglicherweise waren sie nicht das letzte
Mal hier. Schließlich haben sie noch
keine Nagelfluhamulette geschliffen.
Fotos: Viola Elgaß, Volker Wille
wird ergänzt. »Fertig.« Jetzt erst fällt auf, dass jemand fehlt: »Emma? Wo
ist sie denn nun schon wieder hin?« Klara klingt verärgert. Doch die
Gesuchte taucht nach wenigen Augenblicken wieder auf. »Ich wollte die
Erwachsenen fragen«, erklärt sie. »Aber die haben nichts verraten.«
»Vielleicht«, vermutet Pia, »wussten sie’s selber nicht.«
Derweil befindet sich Expeditionsleiterin Victoria mit ihren jungen
Assistentinnen Fenja und Jana auf der Suche nach der Station »Wald«.
Dort sollen sie sich eine Forschungsaufnahme der Außerirdischen
anhören und herausfinden, welches Tier von diesen als erstes im Naturpark entdeckt wird.
Die Neugierde hält sie an einer anderen Station auf. Schraubstöcke
sind an deren Tischenden angebracht, ein paar Brocken Nagelfluhgestein
liegen darauf. »Das ist die Nagelfluhschleifstation«, erklärt Sonja Hölzler
bereitwillig auf die Frage der Mädchen. »Hier kann man sich ein eigenes
Nagelfluhamulett herstellen. Aber das gehört zu einer anderen Führung.«
»Oh«, klingt Fenja fast enttäuscht, doch ihr Gesicht hellt sich schnell wieder auf. »Dann machen wir das halt nächstes Mal.«
Welche Wälder bevorzugt der Weißrückenspecht als Lebensraum? Emma ist
der Lösung auf der Spur…
Zum Abschluss dürfen die Mädchen ihr Lieblingstier in ihrem neuen Forscherpass
verewigen. Victoria entscheidet sich für einen Fuchs
Die neuen Führungen im AlpSeeHaus
»Natur und Mensch – Ein geheimnisvolles Zusammenspiel«
Was bedeutet eigentlich (Kultur-)Landschaft? Im Forschungslabor
führen wir unsere Untersuchungen durch und versuchen das
Geheimnis unserer Landschaft zu lüften!
»Nagelfluh, der Schatz des Naturparks!«
Erfahren Sie mehr über das namensgebende Gestein des Naturparks.
Unter fachkundiger Anleitung erarbeiten wir echte Nagelfluhamulette!
(Materialkosten: 6 Euro pro Person)
»Grenzenlose Vielfalt: Tiere, Pflanzen und Lebensräume
im Naturpark«
Welche Tiere leben hier und wo genau? Mit Entdeckerweste, Lupe und
Notizzettel machen wir uns auf Spurensuche…
Regelmäßige offene Führungen
Termine unter www.nagelfluhkette.info (siehe auch S. 18)
NAGELFLUH
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Das jüngste
Foto: Hörnerdörfer Tourismus
Familienmitglied
I
m November 2010 war es beschlossene Sache. Bei der Gemeinderatsitzung hoben sich fast alle Hände für den Beitritt, nur zwei blieben
unten. Als 15. und damit jüngstes Mitglied sollte sich Fischen dem
Naturpark Nagelfluhkette angliedern. Für Fischens Tourismusdirektor
Bertram Pobatschnig war es von Anfang an ein logischer Schritt, als
»Naturdorf« dem Naturpark beizutreten. »Zudem barg der Beitritt natürlich touristische Chancen, von denen wir bereits viele umgesetzt haben.«
Dazu zählt zum Beispiel das Angebot »Naturpark Nagelfluhkette
Exclusive«. Seit der letzten Sommersaison bieten die Hörnerdörfer und
der Naturpark Touren für Kleinstgruppen an. Mit speziell geschulten
Naturparkführern und eigenem Kleinbus. Exklusiv, weil die Gruppen aus
maximal sieben Gästen bestehen. »Die Frage, die wir uns bei der Entwicklung des Konzepts stellten, war: ‚Wie bekommen wir den Naturpark in die
Köpfe unserer Gäste?’. Flyer und Prospekte gibt es ja viele. Das Angebot
sollte hautnah und authentisch werden«, erinnert sich Pobatschnig.
Diesen beiden Eigenschaften werden die Touren auf jeden Fall gerecht.
An je sechs Wochentagen fahren die Führer mit den Gästen auf unterschiedlichen Thementouren durch den Naturpark, sei es auf der Käsetour
durch den Bregenzerwald oder einem »Praktikum« als Senn und einer
Einführung in die Landwirtschaft auf einer Alpe. Neben derartigen
Angeboten gibt es aber auch in Fischen selbst viel zu entdecken.
Vielen Schönheiten am Wegesrand begegnet man auf einer Wanderung über die
Hörnergruppe, zum Beispiel der Rostblättrigen Alpenrose
Fischen mit seinen sieben schmucken Weilern ist
ein Urlaubsort wie aus dem Bilderbuch: Malerisch
im Illertal mit Blick auf die Allgäuer Bergriesen
im Süden gelegen, zählt es erst seit 2010 zu den
Naturparkgemeinden. Was hat sich seither in dem
Kurort am Fuß der Nagelfluhkette getan und
warum lohnt sich ein Besuch?
Natur- und Sonnendorf
Fischen, mit amtlichem Anhängsel »i. Allgäu«, zählt zu einem der
südlichsten Orte Deutschlands. Es liegt 761 Meter über dem Meer
zwischen der Hörnergruppe und der Daumengruppe in einem weiten
Tal, das von der Iller durchflossen wird.
Es zählt damit zu den Gemeinden, die nicht »auf Nagelfluhgestein
sitzen«, sondern schon zu den Kalkbergen der Allgäuer Hochalpen überleiten. Die herrliche Sonnenlage – Fischen zählt 1800 Sonnenstunden
pro Jahr – in dem weiten Tal vor der imposanten Kulisse der Allgäuer
Alpen ist im Sommer wie im Winter ein Garant für ausgeglichene
Urlaubstage. Die Verwaltung setzt auf sanften Tourismus und eine intakte Umwelt – 2011 wurde der Ort deshalb von »Gemeinde Fischen«
auf »Naturdorf Fischen« umbenannt. Neben dem Engagement für ein
gesundes Klima, den Erhalt der Natur und die Gesundheitsförderung
werden höchste Ansprüche an Service und Gastlichkeit gestellt.
Fischen ist ein Wanderparadies und Ausgangspunkt für viele Bergtouren – sei es auf die Gipfel der nahegelegenen Alpen oder auf die
Höhen des Naturparks Nagelfluhkette. Den weniger sportlich Ambitionierten kommen die sanften Talwege entgegen, wie Wanderungen durch
das Tiefenberger Moor, zum Hirschsprung oder der »Judenkirche«,
einem Naturdenkmal mit einem einmaligen Ausblick. Kinder begeistert
Keine zahmen, aber sehr zutrauliche Eichhörnchen sind im Fischener Weidachwald unterwegs. Gelegentlich werden Nüsse schon mal aus der Hand gefressen
Fotos: Thomas Gretler, Jürgen Hüsmert, Michaela Schneider
Anzeigen
Naturpark Nagelfuhkette Exclusive
Montag (27.5, 10.6, 24.6, 8.7, 22.7,5.8, 19.8, 2.9, 16.9, 30.9):
Ausflug zum Kräuterlandhof Wolf
Dienstag (14.5 bis 24.9): Perlen der Natur – Naturparkrundfahrt
Mittwoch (15.5 bis 25.9): Bregenzerwaldtour
Donnerstag (4.7 bis 29.8): (M)ein Tag als Senn auf Zeit
Freitag (3.5 bis 4.10): Mit dem »Ranger« auf Genießertour –
Naturerlebniswanderung
Samstag (4.5 bis 28.9): Sonnenaufgangstour aufs Riedberger Horn
der Eichhörnchenwald. Ein wasserwirtschaftlicher Lehrwanderweg für
Spaziergänger und Radler führt fünf Kilometer am östlichen Ufer der
Iller Richtung Sonthofen entlang an Biotopen und 15 Schautafeln. Im
Weiler Weidach lässt es sich gut auf dem Waldlehrpfad wandern.
Und wenn’s regnet…?
In mehreren tausend, ehrenamtlichen Arbeitsstunden renovierten die
Fischinger ihr Heimathaus, das sogenannte »Gschwenderhaus«. Das
Originalbauernhaus aus dem 17. Jahrhundert beherbergt heute das
Heimatmuseum. Ein im selben Haus untergebrachtes FIS-Skimuseum
zeigt eine unglaubliche Vielfalt an Exponaten aus der Geschichte des
alpinen und des nordischen Skilaufs und weiterer Wintersportarten. Die
historische »Obermühlesäge« mit 500 Jahren auf dem Buckel ist ein
inzwischen liebevoll restauriertes Baudenkmal, das besichtigt werden
kann, wenn das Wetter mal nicht mitspielt.
Thomas Niehörster/red
Info: Anmeldung und weitere Informationen zu den Touren (Treffpunkte,
Preise) bei der Gästeinformation Fischen im Kurhaus Fiskina, Am Anger
15, D-87538 Fischen i. Allgäu, Tel. +49 8326 36460, Fax +49 8326 364656,
E-Mail: [email protected], www.hoernerdoerfer.de
Das Kurhaus Fiskina in Fischen – Anlaufstelle für Gäste und Treffpunkt für die
meisten Touren »Naturpark Nagelfluhkette Exclusive«
NAGELFLUH
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Eine Bregenzerwälder Juppe kann in
keinem Geschäft fertig erworben werden.
Sie wird jeder Trägerin (und sei sie noch
so klein) individuell angepasst
Die Tracht
der fünfhundert Falten
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1
NAGELFLUH
Um genug Licht für die Schauwerkstatt zu gewinnen, wurde die gesamte
Giebelseite mit einer Front aus Glasschuppen eingekleidet
D
Die Bregenzerwälder Juppe gehört zu den
ältesten Trachten im Alpenraum. Von ihren
Trägerinnen wird sie oft liebevoll »d’Juppa«
genannt. Lange Zeit war der plissierte Rock mit
bestickten Miedereinsatz und vielfältigen Ärmeln
und Kopfbedeckungen fast ausgestorben.
In der Juppenwerkstatt in Riefensberg wird
die Glanztracht nun wieder hergestellt
ie Juppenwerkstatt Riefensberg nimmt ein Handwerk wieder auf,
das schon so gut wie ausgestorben schien. Als Luise und Manfred
Fitz im Jahr 1993 in Egg aus Altersgründen das Ende ihrer Manufaktur
ankündigen mussten, schienen die letzten Tage der Glanzjuppe angebrochen zu sein. Ein bekanntes Stück Bregenzerwälder Identität war akut
bedroht.
Um dies zu verhindern, taten sich die Gemeinde Riefensberg, das
Land Vorarlberg, der Landestrachtenverband, das Vorarlberger Heimatwerk und der Heimatpflegeverein zusammen und ließen den ehemaligen
Gasthof »Krone« auf seine Verwendbarkeit als Museumswerkstatt hin
prüfen. Die ehemalige Tenne des Gasthofs wurde zum neuen Zentrum
der Bregenzerwälder Juppenherstellung. Mit viel Gespür für Altes und
Neues adaptierte der Bregenzer Architekt Gerhard Gruber den Wirtschaftstrakt zur Trachtenmanufaktur. Im Untergeschoss des 350 Jahre
alten Gebäudes entstand die Färberei. Der ursprünglichen Raumaufteilung
Rinderstall, Pferdestall und Heustock folgend, sind hier die drei wesentlichen Arbeitsbereiche Appreturküche (Schwarz färben und stärken mit
Leim), Glästraum (Glänzen) und Fältelraum (Plissieren) untergebracht.
Als Raum im Raum wurde die Nähstube konzipiert. Im einzigen
temperierten Bereich der Werkstatt werden die kunsthandwerklichen
Arbeiten an der Juppe wie Nähen und Sticken vorgeführt. Er fungiert
zudem als Kursraum. Da die Juppenwerkstatt bis auf die Nähstube nicht
»An der Tracht hängt der Wälderin ganzes Herz,
sie ist stolz auf dieselbe,
findet sie schön
und hat darin vollkommen Recht.«
Die Raumkonturen der alten Scheune wurden für den Umbau nicht verändert.
Die ehemalige Tenne wurde zum Präsentationsraum gestaltet. Die prachtvollen
Trachtengewänder kommen in Schauvitrinen zur Geltung
Merkmale der Juppe sind die silberne Schnalle, der »Bleatz« (Fürtuch)
mit kunstvollen Stickereinen, der »Keadoro«, ein kunstvoll goldsilberner
bestickter Zierstreifen am Rücken und die verschiedenen Kopfbedeckungen
Fotos: Friedrich Böhringer, Juppenwerkstatt Riefensberg
Andreas Oppermann, »Reisebericht aus dem Bregenzerwald, 1859«
NAGELFLUH
11
Die einzelnen Stufen der Veredelung des Leinenstoffes, wie das Färben,
können nur in der Juppenwerkstatt durchgeführt werden
In der historischen Glästmaschine erhält der Stoff seinen charakteristischen Glanz.
Die Farbe nimmt an Leuchtkraft zu, das schwarze Leinen wird kostbar
beheizt ist, ist sie nur in den Sommermonaten geöffnet. Der Verein
Juppenwerkstatt Riefensberg bietet Führungen zum Kennenlernen der
gesamten Arbeitsprozesse an. Er unterstützt Interessentinnen auf dem
Weg zu ihrer Juppe und vermittelt Kontakte zu den einzelnen Kunsthandwerkerinnen.
Wie die weiße Juppe schwarz wurde
Bis zu 500 Falten pro Gewand
Als »Juppe« wird die gesamte Tracht bezeichnet. Der Juppenrock wird
aus schwarzer Glanzleinwand hergestellt. Um dessen charakteristische,
stark glänzende Oberfläche und die steife Elastizität zu erlangen, muss
das gefärbte Gewebe appretiert (geleimt) und gefältelt werden. Ein
Juppenstoff von 480 Zentimeter Umfang wird in rund 500 Falten gelegt.
Das händische Fälteln eines Juppenrockes dauerte vor der Erfindung der
Fältelmaschine einen ganzen Tag.
Die einzelnen Teile des historischen Gewandes müssen von der
Trägerin individuell bei den einzelnen Kunsthandwerkern in Auftrag
gegeben werden. Die schmückenden »Bändel«, »Schnürle« und »Keadera«
für das Mieder und der »Bleatz« (das Tuch) werden individuell geknüpft.
Die Brämenkappe aus Zobel-, und später Otterfell gehören mit zu der
Tracht wie das »Schappale«, das kunstvollen Krönchen aus Goldplättchen und Goldfäden für unverheiratete Mädchen. Bestickte Ärmel,
Unterrock und Gürtel vervollständigen die Tracht. Früher trugen die
Frauen dazu noch zwei Zöpfe mit eingeflochtenen Samtbändern.
Die Geschichte der Bregenzerwälder Frauentracht reicht zurück bis
ins 15. Jahrhundert. Sie war aus Rohleinen gefertigt und ursprünglich
weiß. Folgende Sage erzählt, warum sie später dunkel eingefärbt wurde:
Die »Schwedenjuppe« gilt der Überlieferung nach als die ursprüngliche
Juppe. Wehrhafte Bregenzerwälderinnen sollen gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1647) in der später so benannten Schlacht »an der
Roten Egg« in weißen Juppen feindliche Schweden vertrieben haben.
Offenbar hielten die Gegner die weiß gekleideten Frauen für himmlische
Wesen. Den Frauen erschien die erfolgreiche Vertreibung im Nachhinein
als göttliches Wunder und sie gelobten, zum Dank die weißen Kleider
abzulegen und gegen dunklere umzutauschen. Es folgte eine Zeit von
etwa 150 Jahren, in der die Juppe braun gefärbt war. Der Einfluss der
spanischen Mode führte zu schwarzen Juppen. Das Erscheinungsbild der
Juppe hat sich über die Jahrhunderte hinweg kaum verändert. Die
Bregenzwäldler Frauen tragen sie zum Kirchgang an Sonn- und Feiertagen und bei Festen wie einer Hochzeit. Nach wie vor fasziniert sie
durch ihre zeitlose Eleganz. Jede Juppe ist ein Einzelstück, da sie
maßgefertigt wird. Und weil sie so kostbar ist, wird sie von Generation
zu Generation weitervererbt.
Thomas Niehörster
Info: Juppenwerkstatt Riefensberg, Dorf 52, A-6943 Riefensberg, Tel +43
5513 8356-15, E-Mail: [email protected], www.juppenwerkstatt.at
Die Juppenwerkstatt Riefensberg
Öffnungszeiten Mai bis Oktober
Dienstag 10 bis 12 Uhr, Freitag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr
Führungen
Führungen sind von Montag bis Samstag möglich und können bei
Frau Karoline Willi, Tourismusbüro Riefensberg, gebucht werden
(Tel. +43 5513 8356-0)
Eintrittspreise 2013
Erwachsene (ohne Führung) 3 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei
Schüler, Studenten (16 bis 24 Jahre) 1 Euro, Schulklassen frei
(oder 40 Euro mit Führung)
Führungen (inkl. Eintritt und Kunsthandwerkervorführung)
Gruppengröße ab 10 Personen: Pro Person 7 Euro
Gruppengröße bis 9 Personen: je 3 Euro + 40 Euro Pauschale
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NAGELFLUH
Im Sommer bietet der Verein Juppenwerkstatt Riefensberg Führungen
durch das Museum und die Werkstatt an
TIERISCHES PORTRAIT
Der Alpensalamander
Der quirlige Gebirgsbewohner wird auch »Bergmännle« genannt. Normalerweise bekommt
man die scheuen Amphibien (Salamandra atra) selten zu Gesicht, doch an manchen Regentagen, besonders nach langer Trockenheit, kann man sie in großer Zahl auf den Wegen
beobachten – mancher Wanderer hat es schon erlebt
Aussehen:
Bis 15 Zentimeter lang, lackschwarz gefärbt. Männchen haben eine etwas
stärker hervor gewölbte Kloake und sind meist etwas kleiner als die
Weibchen
Vorkommen im Naturpark:
Im Naturpark (bis 1600 Meter) weit verbreitet, zum Beispiel in Zwergstrauchheiden, Steinhaufen und auf Alpweiden. Winterquartiere liegen
unterirdisch
Speiseplan:
Insekten, Spinnentiere, Regenwürmer und Schnecken
Besonderheiten
Bei Gefahr sondern die Tiere ein giftiges Sekret ab, das nicht geschluckt
oder auf die Schleimhäute gebracht werden sollte. Sie können 15, wahrscheinlich sogar 20 Jahre alt werden
Oben: Bei der Paarung bugsiert das Männchen sein Weibchen auf ein Samenpaket,
welches es vorher am Boden abgelegt hat
Unten: Vorsicht – Erwärmung durch das Halten in der Hand oder erzwungenem
Aufenthalt in der Sonne schadet den Tieren rasch
Im Gegensatz zu allen anderen heimischen Lurcharten die im Wasser
laichen, sind Alpensalamander lebend gebärend. Die Paarung kann während der gesamten Aktivitätsphase von April bis September stattfinden.
Die Tragzeit dauert je nach Höhenlage (je höher, desto länger) zwei bis
vier Jahre. Das Weibchen bringt zwei voll entwickelte, etwa vier Zentimeter große Jungtiere zur Welt. Die für Lurche ungewöhnliche Art der
Fortpflanzung wird als Anpassung an die kalten Hochgebirgsgewässer
gedeutet
Leben in den Alpen:
Die Tiere sind an die extremen Umweltbedingungen in Gebirgslagen
bestens angepasst. Während der langen Kälteperioden kommen sie bis
zu sieben Monate im Jahr nicht an die Oberfläche. Auch während der
Sommermonate leben die Tiere sehr zurück gezogen. Alpensalamander
haben einen hohen Feuchtigkeitsbedarf und sind sehr windempfindlich.
Aus diesem Grund verlassen sie meist nur zwischen drei und acht Uhr
morgens ihre Unterschlüpfe
Fotos: Friedrich Böhringer, Detlef Pohl, privat
Fortpflanzung und Aufzucht:
NAGELFLUH
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4
Projektgebiet Balderschwang
Die Holzbringung erfolgt gelegentlich mittels Seilkran
Schutz für den
Nirgendwo anders sind die Menschen so zwingend auf den
Wald angewiesen wie im Gebirge. Auch das Alpenvorland
würde ohne den Bergwald in weiten Teilen unbewohnbar
sein. Die Bergwaldoffensive soll dem entgegenwirken und
greift auch den Bäumen im Naturpark »unter die Äste«
U
m den Bergwald nachhaltig zu stabilisieren und auf die zukünftigen, durch den Klimawandel beeinflussten Wuchsbedingungen
vorzubereiten, wurde im Jahr 2008 die Bergwaldoffensive ins Leben
gerufen. Von den acht in Angriff genommenen Projektgebieten Hirschberg, Grünten, Hintersteiner Tal, Scheffau-Scheidegg, Sonnenköpfe,
Balderschwang, Blaichach und Immenstädter Horn liegen letztere drei
im Naturpark Nagelfluhkette. Ab diesem Jahr kommen weitere Bereiche
bei Rettenberg (Rottachberg), Immenstadt (Steigbachtal), Oberstdorf
(Anatswald-Leiterberg) und Weiler-Simmerberg (Salmersberg) hinzu.
Die Maßnahmen der Bergwaldoffensive reichen von Pflanzaktionen und
Jungbestandspflege bis zur Entwicklung von Jagdkonzepten.
Schlepperwege als »Türöffner«
Ein Problem bei der Bergwaldoffensive ist der im Allgäu weit verbreitete, stark zerstückelte Grundbesitz. Um waldbauliche Maßnahmen auf
größerer Fläche umzusetzen, müssen Waldbesitzer mit ins Boot geholt
werden. Die vorrangige Aufgabe der Bergwaldoffensive ist die Entwicklung der alten Waldbestände hin zu stabilen und klimatoleranten Bergmischwäldern. Dafür müssen beispielsweise die bisherigen, instabilen
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NAGELFLUH
Die Errichtung sogenannter
»Rückewege« für den Holztransport zählt mit zu den
wichtigsten Aufgaben der BWO
Fotos: Bergwaldoffensive
Schutzwald
Fichtenreinbestände aufgelichtet werden. Keine leichte Aufgabe für die
Förster, die die entsprechenden Bäume zu kennzeichnen haben. Um das
geschlagene Holz schonend aus den Wäldern zu bringen, werden Schotterwege für Schlepper gebaut. Denn viele waldbauliche Maßnahmen wie
Durchforstung und Pflanzungen sind ohne eine Erschließung durch die
im forstwirtschaftlichen Jargon genannten »Rückewege« nicht durchführbar. Wo dies zum Beispiel aufgrund einer steilen Hanglage nicht
möglich ist, wird das Holz mit Seilkränen, dem Hubschrauber und in
besonderen Fällen, wie den Buckelwiesen in Hinterstein, sogar mit dem
Pferd gerückt.
»Mit dem Bau des Weges verpflichten sich die beteiligten Waldbesitzer
gleichzeitig auch zur nachfolgenden Waldpflege, wie Durchforstungen
oder Pflanzungen«, beschreibt Martin Wenzel vom Projektbüro der
Bergwaldoffensive am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
in Kempten.
Die Bergwaldoffensive erfuhr im Allgäu bislang eine gute Resonanz.
Bis Ende 2011 wurden 389 Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen
von 2,9 Millionen Euro umgesetzt. Zusätzlich wurden rund 500.000 Euro
aus anderen Förderprogrammen in die Projektgebiete der Bergwaldoffensive geleitet.
Der Wald hat ein Gedächtnis
Im 15. Jahrhundert war der »Bannwald« als Schutzwald gegen Lawinen und Steinschlag weit verbreitet, bis ihm die seinerzeitige Industrie
durch Kahlschlag zur Holzkohlegewinnung für die Eisen- und Glasproduktion nach und nach den Garaus machte. Überschwemmungen,
Murenabgänge und Lawinen waren die Folge. Als Reaktion darauf wurde
in Bayern 1850 das erste Forstgesetz erlassen, das den Schutzwald selbst
unter Schutz stellte. Auf den großen Kahlflächen kam der Wald allmählich wieder zurück.
Durch die Ausrottung von Wolf, Luchs und Bär wuchs der Bestand
von Rot- und Rehwild stark an. Verbissempfindliche Baumarten wie
Weißtanne oder Rotbuche gerieten ins Hintertreffen. Vielfach blieb nur
die robuste Fichte übrig. Sie bildet die noch immer weit verbreiteten
Reinbestände. Der Wald hat eben ein gutes Gedächtnis.
Das Fällen von Bäumen (Holzernte) dient der Naturverjüngung im Bergwald
Wald vor Wild
Der Mediendiskussion kann man entnehmen, dass sich der WaldWild-Konflikt heute wieder verschärft. »Die Jagd ist so zu betreiben, dass
der Wildbestand die natürliche Entwicklung des Waldes nicht hemmt«,
lautet das Leitbild der Stadt Immenstadt. Dazu merkte vor kurzem der
Grünen-Landtagsabgeordnete Adi Sprinkart an, dass man nicht zusehen
dürfe, »wie das Wild den Wald frisst«. Das jagdliche Konzept müsse
sofort umgesetzt werden, um den Erfolg der Bergwaldoffensive nicht zu
gefährden. »Wald vor Wild«, erklärt hierzu der stellvertretende Landrat
und Vorsitzende des Beirates der Bergwaldoffensive, Anton Klotz.
Hier sind vor allem die Jäger gefragt, die bei den Jagdkonzepten mit
der Bergwaldoffensive an einem Strang ziehen müssen. Dass das gut
funktioniert, ist bereits in einigen Projektgebieten erkennbar.
Was Monokulturen bewirken können, steckt den Oberallgäuern noch
tief in den Knochen, denen die Murenabgänge im Hintersteiner Tal und
die Folgen der Orkane Vivian und Wiebke unvergessen sind.
Schutzwälder hingegen sind Wälder, die hohen Belastungen wie Sturm
oder Schnee widerstehen können. Dadurch erfüllen sie wichtige Schutzfunktionen, beispielsweise vor Steinschlag und Lawinen. Diese Anforderung erfüllt in erster Linie ein Mischwald, bei dem Bäume und Gehölze
verschiedener Art, Alters und Größe wie in einem kleinflächigen Mosaik
beieinander stehen. Die flachwurzelnde Fichte bekommt hier gute
Gesellschaft von Tiefwurzlern wie der Weißtanne. Thomas Niehörster
Bis heute regiert die Fichte unsere Bergwälder. Um einen gesunden Mischwald zu
erreichen, führen zahlreiche Helfer regelmäßig Pflanzaktionen durch
Für Bestandaufnahmen der Wälder
informiert sich der BWO-Beirat vor Ort
NAGELFLUH
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2
Schätze suchen
Natur finden
Das »Geocaching«, die Schatzsuche mittels GPS, findet von
Tag zu Tag mehr Anhänger. Allein in unserem Naturpark sind
inzwischen rund 180 Verstecke verzeichnet. Doch es gibt immer
mehr Beschwerden. Trollblume und Knabenkraut können den
Suchern zum Opfer fallen, Birkhuhn und Gams verschreckt
werden. Doch das muss nicht sein
A
uch naturverträgliches Geocaching ist spannend und bringt Menschen, insbesondere Heranwachsende in die Natur, die sonst nur
schwer dafür zu begeistern sind. Der Deutsche Wanderverband (DWV)
und die Firma Garmin, marktführender Hersteller von GPS-Outdoorgeräten, setzen sich deswegen schon seit längerer Zeit für ein umweltfreundliches Geocaching ein.
Von DWV und Garmin wurden gemeinsam mit dem Bundesamt für
Naturschutz (BfN) Informationen zusammengestellt, die sie in Broschüren, im Internet oder auf Veranstaltungen weitergeben. Konflikte zwischen Naturschützern und Geocachern sollen gar nicht erst entstehen.
So erfahren angehende Schatzsucher, dass Lebensräume, insbesondere
von bedrohten Pflanzen- und Tierarten, nicht durch das Geocaching
gefährdet werden dürfen. Ausgehöhlte Bäume oder Höhlen sollte man
nicht für Verstecke nutzen. Selbst wenn sie unbewohnt erscheinen,
Auch wenn's verlockend ist: Keine Caches in Höhlen
oder hohlen Bäumen verstecken. Sie sind Rückzugsgebiete für zahlreiche – auch bedrohte – Tierarten
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NAGELFLUH
können sie doch ein lebenswichtiger Rückzugsraum für viele Tierarten
sein. Auch sollten sich Geocacher gerade im Frühjahr und Frühsommer
während der Brut- und Setzzeiten von Vögeln und Wildtieren mit Rücksicht durch Wald und Natur bewegen.
Als praktisch erweist sich die Darstellung der Schutzgebiete bei der
Kartenerstellung für die GPS-Geräte von Garmin, die in Abstimmung
mit dem BfN erfolgt. So können die Schatzsuchenden gleich erkennen,
ob sie sich auf ein Schutzgebiet zu bewegen oder bereits darin befinden.
Denn Geocaching ist auch dort möglich, so lange man sich naturverträglich verhält und auf den Wegen bleibt.
Tipp: Wer beim Geocachen im Naturpark Nagelfluhkette nicht sicher ist,
ob er sich in einem Schongebiet aufhält, kann auch einfach bei der Naturpark-Geschäftsstelle im AlpSeeHaus nachfragen: Tel. +49 8323 9988-750
Geocaching kann ein Abenteuer für
die ganze Familie sein, aber nicht
auf Kosten der Waldbewohner. Für
vierbeinige Familienmitglieder gilt
deshalb immer Leinenpflicht
Hierbei handelt es sich um eine »GPS-Schatzsuche«. Aus Datenbanken im Internet holt man sich die Koordinaten für einen versteckten
Schatz, den »Cache«. Meist handelt es sich dabei um eine Plastikdose,
gefüllt mit einem Logbuch und meist wertlosen Tauschgegenständen.
Mittels GPS-Gerät macht man sich auf die Suche. Wer den Schatz
findet, trägt sich in das Logbuch ein und tauscht eventuell die Gegenstände gegen andere Mitbringsel und trägt sich im Internet als
Finder ein. Insgesamt gibt es in Deutschland schon mehr als 110.000
Caches. Infos zum naturverträglichen Geocaching geben auch die
Internetseiten www.geocaching.de und www.bfn.de/natursport/info
»Get some Stuff, leave some Stuff« – »Nimm Zeug raus und hinterlasse Zeug«,
so lautet die goldene Regel für Tauschgegenstände beim Geocachen
Fotos: Sebastian Abel, Benedikt Braun/Garmin; Karel Schmiedberger; privat
Was ist Geocaching?
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NAGELFLUH
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NEUES AUS DEM ALPSEEHAUS
Natur mit anderen Augen sehen
Führungen durchs AlpSeeHaus
• Entdecken Sie die Besonderheiten des Naturparks Nagelfluhkette
• Lernen Sie die Menschen und ihre Traditionen kennen
• Erfahren Sie mehr über die Tiere, Pflanzen und Lebensräume
• Erschmecken Sie die regionalen Köstlichkeiten: Käseverkostung
durch die Bergkäserei Diepolz im AlpSeeHaus
Termine: Jeden Montag von 20. Mai bis 16. September 2013,
14 Uhr, Treffpunkt AlpSeeHaus (ohne Anmeldung möglich)
Eintritt: 8 Euro (Führung inkl. Käseverkostung), Kinder frei
Viel zu entdecken gibt es in der Erlebnisausstellung im AlpSeeHaus
Das AlpSeeHaus
Zwischen Alpen und Hochmooren
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: täglich von 10 – 17 Uhr
November bis März: Mo – Fr, 11 – 17 Uhr
Sa, So, Feiertage 13 – 17 Uhr
Naturpark-Exkursion zum Tag der Parke:
Der »Tag der Parke« ist ein europaweiter
Aktionstag der Naturparke, Nationalparke und
Biosphärenreservate. Der Tag geht auf den
24. Mai 1909 zurück, als in Schweden neun
Nationalparke als erste Schutzgebiete dieser
Art in Europa ausgewiesen wurden.
Zu diesem Anlass laden der Naturpark Nagelfluhkette und der Landschaftspflegeverband
Oberallgäu-Kempten (LPV) am 24. Mai 2013
mit einem ausgebildeten Naturparkführer und
dem Moorfachmann und LPV-Geschäftsführer
Stefan Pscherer zum Hädrichmoor, einem der
besterhaltenen Hochmoore in dieser Höhenlage und zugleich artenreicher Lebensraum
und Heimat des Hochmoorgelblings. Die Wanderung zeigt hautnah, welche wertvolle Kultur-
Eintritt in die Erlebnisausstellung:
3,50 Euro (3 Euro*), bis 16 Jahre frei
*Ermäßigter Eintritt für Anwohner der Naturparkgemeinden, mit Bregenzerwald GästeCard, Allgäu-Walser Card, für Erwachsenen
Gruppen ab zehn Personen, bei Anreise mit
öffentlichen Verkehrsmitteln
Info: AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509
Immenstadt-Bühl, Tel. +49 8323 9988-750,
E-Mail: [email protected],
www.nagelfluhkette.info
landschaft durch jahrhundertealte Alpwirtschaft entstanden ist. Als besonderer Abschluss
steht noch ein Besuch der Kräuter-Alp an: In
der höchstgelegenen Brennerei des Allgäus
dürfen regionale Edelbrände verkostet werden.
Nach dem offiziellen Ende der Exkursion bietet
sich eine gemütliche Einkehr im Alpengasthof
und LandZunge-Partner Hörmoos an.
Info: Treffpunkt um 10 Uhr, Imbergbahn Talstation (Oberstaufen), Ende 14 Uhr, Kräuter-Alp
Hörmoos (Rückfahrmöglichkeit durch den Hörmoosbus), Kosten 12 Euro (inkl. Bergfahrt und
Edelbrandverkostung), gutes Schuhwerk, Regenschutz, Essen und Trinken empfohlen.
Anmeldung beim Naturpark Nagelfluhkette
(+49 8323 9988-750)
Saisonstart der Berg-Erlebnis-Tour
Die Leitfiguren Tim und Lilly begleiten die
Themenwege der »Expedition Nagelfluh«
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NAGELFLUH
In der vergangenen Ausgabe berichteten wir
über die Eröffnung des Naturerlebnisangebotes
»Expedition Nagelfluh«, einem Gemeinschaftsprojekt von sechs Oberallgäuer Bergbahnen
und dem Naturpark Nagelfluhkette. Nach dem
langen Winter sind die Erlebnistouren nun
wieder bestens begehbar.
Kinder, aber auch Erwachsene können auf den
sechs Themenwanderungen die Region und
Artenvielfalt des Naturparks (neu-)entdecken.
Ab den Bergstationen der Hündle-, Imberg-,
Hochgrat-, Hörner- und Mittagbahn sowie der
Alpsee Bergwelt verraten »Kompass-Erlebnisstationen« spannende Details. So erfährt der
Besucher zum Beispiel an der Hochgratbahn
einiges über das typische Gestein Nagelfluh.
An der Imbergbahn erzählt der Großvater
seinen Enkeln, wie im Naturpark Energie
entsteht. Die Themenwanderungen werden in
Form eines »Entdeckerbuchs« verknüpft.
Dieses Buch, das wie ein altes Forscher-Tagebuch aussieht, gibt weitere kleine Geheimnisse
links und rechts vom Wegesrand preis. Wer alle
Rätsel darin löst, erhält eine Belohnung.
Info: Das Entdeckerbuch ist für 4,50 Euro bei
den Bergbahnen und den Naturpark-Gästeinfos
erhältlich. Weitere Informationen zur Expedition
Nagelfluh gibt es unter www.nagelfluhkette.info
und www.expedition-nagelfluh.eu
Der Großvater
beantwortet Tim
und Lillys Fragen
IN SIEBEN TAGEN
DURCH DEN NATURPARK
Felsen aus »genageltem Stein« und bunte Bergblumenwiesen, reißende Wasserfälle und seltene Tiere,
fließende Berge und uralte Baumveteranen – im Naturpark Nagelfluhkette gibt es unendlich viel zu
entdecken. Die Naturpark-Tipps aus dem AlpSeeHaus verraten, welche Besonderheiten der Naturpark
zu bieten hat: Unter der fachkundigen Anleitung speziell ausgebildeter Naturparkführer geht es durch
die schönsten Bereiche des internationalen Schutzgebietes. Dabei erfährt man allerhand Wissenswertes
über den Naturpark Nagelfluhkette und seine Menschen.
Montag
Sibratsgfäll: »A schräge Sach«
Der Bergrutsch am Rindberg
Termine: jeden Montag von Juni – Oktober
Dauer/Schwierigkeit: 3 Stunden/leicht
Info: Tourismusbüro Sibratsgfäll,
Tel. +49 5513 2121-13, www.sibra.at
Doren und Sulzberg:
Von Heilpflanzen und Wildgemüse
Termine: 1.5/5.6/19.6/3.7/7.8/4.9
Dauer/Schwierigkeit: ca. 1,5 Stunden/leicht
Info: Tourismusbüro Doren,
Tel. +43 5516 2018-0, www.doren.at
Tourismusbüro Sulzberg,
Tel. + 43 5516 2213-10, www.sulzberg.at
Dienstag
Donnerstag
Oberstaufen:
Tour 1: »Wildes Wasser«
Die Buchenegger Wasserfälle
Tour 2: »Luftiger Grat«
Dreigipfeltour auf dem Nagelfluhgrat
Termine: jeden Dienstag von Mai – Oktober
(je nach Witterung findet Tour 1 oder 2 statt)
Dauer/Schwierigkeit: 5 Stunden/mittel
(Tour 1), anspruchsvoll (Tour 2)
Info: Oberstaufen Tourismus Marketing,
Tel. +49 8386 9300-0, www.oberstaufen.de
Lingenau: »RotenbergWALD«
Waldwanderung mit 20 Stationen
Termine: 21.5/18.6/16.7/27.8/10.9
Dauer/Schwierigkeit: 3 Stunden/leicht
Info: Tourismusbüro Lingenau,
Tel. +43 5513 6321, www.lingenau.at
Samstag
Krumbach: »Geheimnisvolle Moorwelten«
Termine: 6.6/13.6/20.6/27.6/4.7/11.7/18.7/
25.7/1.8/8.8/15.8/22.8/29.8
Dauer/Schwierigkeit: 2 Stunden/leicht
Info: Gemeindeamt Krumbach,
Tel. +43 5513 8157, www.krumbach.at
Blaichach: »Entdecke das Schatzkästchen
Gunzesrieder Kräutertal«
Termine: Donnerstags von Juni – September
(Zusatztermine zum Dt. Wandertag)
Dauer/Schwierigkeit: tagesabhängig
Info: Gästeamt Blaichach,
Tel. +49 8321 6076950, www.blaichach.de
Mittwoch
Immenstadt:
»Mit der Lädine über den Alpsee«
Termine:
22.5/29.5/17.7/24.7/31.7/7.8/14.8/21.8/28.8/4.9
Dauer/Schwierigkeit: ca. 3 Stunden/leicht
Info: Gästeinformation Immenstadt,
Tel. +49 8323 998877, www.immenstadt.de
Obermaiselstein:
Die sanften Berge der Hörnergruppe
Termine: jeden Freitag (3. Mai bis 4. Oktober)
Dauer/Schwierigkeit: ca. 8 Stunden/mittel
Info: Obermaiselstein Tourismus,
Tel. +49 8326 277, www.hoernerdoerfer.de
Freitag
Hittisau: »Über Holz und Stein«
HolzKultur-Rundgang mit Käseverkostung
Termine: 14.6/12.7/16.8/6.9
Dauer/Schwierigkeit: 3,5 Stunden/leicht
Info: Tourismusbüro Hittisau,
Tel. +43 5513 6209-50, www.hittisau.at
Fischen: Die schönsten Stunden im Park
Sonnenaufgangswanderung
Termine: Samstag (11. Mai bis 28. September)
Dauer/Schwierigkeit: ca. 4 Stunden inkl.
Frühstück in Grasgehrenhütte/mittel
Info: Gästeservice Fischen,
Tel. +49 8326 3646-0, www.hoernerdoerfer.de
Sonntag
Auf eigene Faust mehr über den Naturpark
erfahren?
Das geht im Naturparkzentrum AlpSeeHaus
Info: AlpSeeHaus, Tel. +49 8323 998877,
www.alpseehaus.de (siehe auch S. 18)
Info: Mehr zu den Naturparkführern und
den Wanderungen auf www.nagelfluhkette.info
oder direkt über das zuständige Tourismusbüro
(dort erfolgt auch die Anmeldung).
Die Kosten betragen je nach Führung
5 bis 15 Euro je Teilnehmer
NAGELFLUH
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NEUES AUS DEM ALPSEEHAUS
WANN PASSIERT WAS IM ALPSEEHAUS?
TERMINÜBERSICHT 2013
Die Sonderausstellungen sind ein Teil der Erlebnisausstellung
»Expedition Nagelfluh – Natur mit anderen Augen sehen«.
Für diese wird kein zusätzlicher Eintritt erhoben. Weitere
Termine und Veranstaltungen des Naturerlebniszentrums
und des Naturparks Nagelfluhkette gibt es im Internet unter
www.nez-allgaeu.de und www.nagelfluhkette.info
April
Mai
Bis 30.4.2013
Sonderausstellung »Von Kulturlandschaften
und Kuhltur – Land – Schaffenden«
Grüne Wiesen, glückliche Kühe: Was und wen
braucht es, damit unsere Land(wirt)schaft
funktioniert und erhalten bleibt?
Donnerstag, 2.5, 19 – 21 Uhr
Vogelstimmenexkursion am AlpSeeHaus
Lernen Sie ausgewählte Vögel an ihrem Gesang
kennen
Samstag, 27.4, 14 –16 Uhr
Vortrag »Einsatz von Mikroorganismen«
Erfolgreicher Einsatz effektiver Mikroorganismen in Landwirtschaft, Pflanzenkläranlagen
und Gärten
(Referent: Manfred Epp vom EM-Technologie
Zentrum-SÜD aus Wildpoldsried)
11.10.2013 – 4.1.2014
Sonderausstellung: »Wald und Nachhaltigkeit«
Von 1973 bis heute – 300 Jahre Nachhaltigkeit
in der Forstwirtschaft
Sonntag, 20.10.2013, 11 – 17 Uhr
Freitag, 24.5, 10 – 14 Uhr
Naturpark-Exkursion zum Hädrichmoor
Kosten: 12 Euro, Anmeldung beim Naturpark
Nagelfluhkette +49 8323 9988-750
Alle Termine ohne Gewähr
Sonntag, 23.6.2013, 12 – 17 Uhr
Aktionstag »Outdoor Erlebnistag« (siehe S. 35)
Ein Jahr AlpSeeHaus: Vielfältiges Programm
des Naturpark Nagelfluhkette, NEZ und vielen
weiteren Vereinen. Eintritt frei
28.7 – 29.9.2013
Sonderausstellung »Landschaftswandel in
Schwaben«
Historische und aktuelle Aufnahmen machen
die Veränderungen der schwäbischen Landschaft der letzten Jahrzehnte sichtbar
NAGELFLUH
Aktionstag »Dem Wald auf der Spur«
Spannendes über die Bergwälder im Naturpark, Kinderforscherrätsel und verschiedene
Mitmach- und Bastelstationen. Eintritt: 3 Euro,
für Kinder frei
Juni
Juli
20
Samstag, 17.8.2013, 20.30 – 23 Uhr
Aktionstag »NEZ – Naturerlebnisnacht im
AlpSeeHaus: Fledermäuse, Lagerfeuer, Leuchtkunstwerke«, Eintritt: 3 Euro, Kinder frei
Oktober
Samstag, 13.4, 11 – 14 Uhr
Vorführung »Die Milch macht’s«
Kochvorführung mit Milchprodukten von
Ernährungsfachfrau Elfriede Dorn
Samstag, 20.4, 9.30 – 15.30 Uhr
Haushaltstraining »Erwachsen – was nun?«
Praktische Tipps für den regionalen und
saisonalen Einkauf wertvoller Lebensmittel
durch Hauswirtschaftsmeisterin Rosemarie
Krumbacher-Göhl. (Achtung: max. 15 Teilnehmer. Anmeldung bei der BBV Geschäftsstelle: Tel. +49 831 70491-0)
August
Fotos: Thomas Gretler, Viola Elgaß
Sonntag, 7.4, 11 – 13 Uhr
Frühschoppen »Von Kulturlandschaften und
Kuhltur – Land – Schaffenden«
Mit Vortrag über Milchverarbeitung von Edgar
Weichard (Firma optiferm aus Oberzollhaus)
4.5.2013 – 17.7.2013
Sonderausstellung »Baden in der Faszination
der Moore«
Eine spannende Wanderausstellung mit vielen
Mitmach-Möglichkeiten, die Fragen rund um
den Moorschutz beantwortet
Sonntag, 28.7.2013, 10 – 18 Uhr
Aktionstag »100 Jahre Bund Naturschutz in
Bayern«
Der BN lädt zur schwabenweiten Festveranstaltung zum 100. Geburtstag des bayernweit
größten Umweltverbandes. Eintritt frei
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NAGELFLUH
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KURZMELDUNGEN
Jazz und Käse auf der Alp
Foto: Volker Wille
Oberstaufen: Anlässlich des 29. Kemptener Jazz
Frühlings werden Musik und Käse gleichermaßen genossen auf der Sennalpe Sonnhalde
bei Oberstaufen. Am 5. Mai um 11 Uhr beginnt
das Musikerlebnis mit dem Frühschoppen.
Ihre neuesten Stücke präsentieren die Kerberbrothers Alpenfusion mit einer Mischung aus
Volksmusik und Jazz und die Jazzgruppe Filippa
Gojo Quartett. Neben Klanggenüssen gibt es
Info: Initiative Allgäuer Sennalpen e.V.,
Jahnstraße 6, D-87509 Immenstadt/Allgäu, Tel.
+49 8386 962418, E-Mail: [email protected],
www.alpe-sonnhalde.de
Gute (Land)Luft in Hittisau
Naturpark Nagelfluhkette: Der Fehlerteufel
hat sich eingeschlichen beim Aufruf zum
großen Fotowettbewerb in der vergangenen
Ausgabe. Statt der angegebenen Mailadresse
[email protected] für digitale
Einsendungen muss es stattdessen heißen:
[email protected]. Trotz dieses
Missgeschicks, für das wir uns an dieser
Stelle entschuldigen möchten, haben bereits
zahlreiche schöne Fotos den Weg in die
Redaktion des Naturparkmagazins gefunden. Aufgrund dieser positiven Resonanz
geht unser Fotowettbewerb in die Verlängerung: Der neue Einsendeschluss ist der
1. August 2013. Wir freuen uns auf viele
weitere Schnappschüsse!
red
Hittisau: Für seine innovative Baukultur wurde
die Naturparkgemeinde zu Jahresbeginn von
der Jury des LandLuft Baukulturgemeinde-Preises ausgezeichnet. Die ursprünglich bäuerlich strukturierte Gemeinde
im Bregenzerwald sprühe vor
Vereins- und Kulturaktivitäten
und berge eine unaufgeregte
Architektur, die traditionelles
Bauen in eine neue Form
führe, lobt LandLuft. Der
Verein LandLuft und der
Österreichische Gemeindebund ermuntern Gemeinden,
sich mit Baukultur auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt steht nicht das
»schöne« Bauwerk als Ergebnis, sondern die
Prozesse und die Menschen als treibende
Kräfte dahinter. Aus der Verleihung gingen
Das Allgäu
präsentiert sich
Gutes Geld für gesunde Moore
Kempten: Mit der Übergabe eines Förderbescheides über rund 8,4 Millionen Euro gaben
der bayerische Umweltminister Marcel Huber
und Alfred Herberg vom Bundesamt für Naturschutz den Startschuss für die Umsetzung des
Naturschutzgroßprojekts Allgäuer Moorallianz.
In den kommenden zehn Jahren sollen mit
den Fördergeldern unter anderem entwässerte
Immenstadt/Sonthofen Vom 9. bis 12. Mai
2013 öffnet die Erlebnismesse AllgäuSchau auf
dem Marktanger in Sonthofen wieder täglich
von 10 bis 18 Uhr ihre Pforten. In diesem Jahr
wird es erstmals Thementage geben. Die Eröffnungsveranstaltung steht ganz im Zeichen des
Vatertags, am 10. Mai sind die Schüler und
Senioren im Mittelpunkt, der darauffolgende
Tag widmet sich den Familien und die Schau
endet am Muttertag. Der Eintritt ist frei. red
Foto: Fuchs PR & Consulting
Info: Weitere Informationen im Internet auf
www.allgäuschau.de
NAGELFLUH
Umweltminister Dr. Huber
(Mitte) übergab den
Scheck über die Fördermittel bis 2016. Mit dabei
(v.l.n.r.): Staatsminister
Thomas Kreuzer, Alfred
Herberg, Bundesamt für
Naturschutz, Landrat
Johann Fleschhut, Lkr.
Ostallgäu, Landrat Gebhard
Kaiser, Lkr. Oberallgäu
Schreinermeister Martin
demonstrierte das
regionale Handwerk auf
der AllgäuSchau 2012
Foto: Viola Elgaß
insgesamt drei Preisträger, weitere vier Ausgezeichnete und fünf Nominierte hervor. red
Die Jury des LandLuft Baukulturgemeinde-Preises
zeichnete Hittisau für seine Baukultur aus. Gebäude
wie das charakteristische Frauenmuseum fanden
dabei besondere Beachtung
Hochmoore wiedervernässt, Streuwiesen gepflegt und Moorflächen angekauft werden. In
Pfronten, Oy-Mittelberg und am Elbsee sollen
Moorerlebnis-Angebote entwickelt werden, um
die Lebensräume »in die Köpfe der Leute zu
rücken«. Moore zählen zu den am stärksten
gefährdeten Biotoptypen in Deutschland. Daher
besteht dringender Handlungsbedarf.
red
Foto: Allgäuer Moorallianz
Fotowettbewerb geht
in die Verlängerung
22
auf der Alpe auch Erzeugnisse einiger Käsekünstler zu genießen. Tickets sind beim Kemptener Kleinkunst-Verein Klecks unter der Webadresse www.klecks.de erhältlich.
jj/red
Anzeigen
NAGELFLUH
23
KURZMELDUNGEN
Sommerurlaub im Insektenhotel
Treuer Begleiter
in den Alpen
Allgäuer Alpen: Die Reihe der
Alpenvereinskarten Bayerische Alpen wächst weiter. Ab
sofort ist das Kartenblatt BY 1
»Allgäuer Voralpen West,
Nagelfluhkette, Hörnergruppe« beim Deutschen Alpenverein und im Buchhandel
erhältlich. Die Karte deckt eine beliebte Wander- und Skitourenregion ab, die zunehmend
auch Schneeschuhgeher für sich entdecken.
Enthalten sind naturverträgliche Routen am
Riedberger Horn, alle Gipfel der Hörnergruppe
sowie der Nagelfluhkamm vom Hohen Hädrich über den Hochgrat bis zum Mittag. red
Von Baum zu Baum
mit Helm und Seil
Foto: Tiefblick GmbH
Info: Hochseilgarten Kletterwald Bärenfalle im
Allgäu, Ratholz 24, D-87509 Immenstadt, Tel.
+49 8323 968050, E-Mail: [email protected], www.kletterwald-baerenfalle.de
Etwa 170 Kletterelemente befinden sich in den Bäumen eines über 100 Jahre alten Allgäuer Bergwaldes
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NAGELFLUH
Insekten auf der Suche nach einer Bleibe finden ab sofort eine luxuriöse Unterkunft in Immenstadt.
Diese Aufnahme sandte Hotelerbauer Adalbert Henkel der Redaktion zu. Bienen und Marienkäfer werden
gebeten, ihren Winterurlaub frühzeitig zu buchen – die Zimmer mit Ausblick dürften bereits in wenigen
Monaten größtenteils belegt sein
Haushaltsstrom selbst erzeugen?
Vorarlberg: Um Bürgern, die zwar gerne mithilfe einer Photovoltaik-Anlage den eigenen
Strom selbst erzeugen würden, denen das
Verfahren von der Anbieterauswahl bis zum
Förder- und Bauantrag aber zu kompliziert ist,
haben die Vorarlberger Naturparkgemeinden
gemeinsam mit fünf regionalen Partnerbetrieben und dem Energieinstitut Vorarlberg ein
Rundum-sorglos-PV-Paket zusammengestellt.
Das Paket wird bis zum 15. April 2013 angeboten: Eine 5 kWp-Photovoltaik-Anlage zur
Abdeckung des Strombedarfs eines durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts fertig
montiert zum Fixpreis.
24 Qualitätskriterien
hat das Energieinstitut
hierfür mit den Anbietern festgesetzt, die
online unter www.energieregion-vorderwald.at
einsehbar sind. Auch in
diesem Jahr gibt es vom
Klima- und Energiefonds eine Förderaktion
für Fotovoltaikanlagen bis 5 kWp. Details dazu
gibt es auf www.klimafonds.gv.at
red
Info: Energieinstitut Vorarlberg, Stadtstraße
33/CCD, A-6850 Dornbirn, Tel. +43 5572
312020, Fax +43 5572 31202-4, E-Mail:
[email protected], www.energieregionvorderwald.at
Das »Rundum-sorglos- Photovoltaik-Paket« der
energieregion vorderwald soll stromsparwilligen
Bürgern unter die Arme greifen
Foto: Hartmut910/pixelio.de
Immenstadt/Oberstaufen: Der Kletterwald
Bärenfalle, Bayerns größter Hochseilgarten und
mitten im Naturpark Nagelfluhkette auf 1100
Metern Höhe gelegen, startet in die neue Saison
und hält wieder viele Angebote für Anfängerbis Profikletterer bereit. Mit 16 verschiedenen
Parcours und 170 Kletterelementen zwischen
einem und 15 Metern Höhe bietet er Abenteuer
für Kinder ab sechs Jahren. Eine Voranmeldung
ist erst ab einer Gruppengröße von zehn Personen notwendig. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, die Ausrüstung ist im Eintrittspreis
inbegriffen.
jj/red
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NAGELFLUH
25
KURZMELDUNGEN
Zu Gast beim Deutschen Wandertag
Zwei junge »Schleifermeister« bei der Arbeit
Wellnessträume im
Nagelfluhbecken
Foto: Bergkristall – Natur und Spa Oberstaufen
So schmeckt’s
am Moor
Krumbach: Bei einer geführten Wanderung am
1. Juni lernen die Teilnehmer essbare Kräuter
in den Krumbacher Mooren kennen. Pflanzen,
die sich für einen knackigen Frühlingssalat
oder eine schmackhafte Kräutersuppe eignen
und solche, die einfach nur jedes Gericht verschönern, blühen dort am Wegesrand. Nach
der Tour gibt es schmackhaften Frühlingssalat
und Kräutersuppe beim Moorwirt. Dazu wird
Krumbacher Moorlimonade ausgeschenkt, die
ausschließlich aus Krumbacher Kräutern hergestellt wird. Für alle die wollen, gibt es zum
Abschluss den Original Krumbacher Moor
Kräuterbrand.
red
Info: Preis pro Person 17 Euro, Anmeldung bei
der Gemeinde Krumbach, Dorf 2, A-6942 Krumbach, Tel. +43 5513 8157, Fax +43 5513 815719,
E-Mail: [email protected],
www.krumbach.at
26
Alles dreht sich
um die Umwelt
Wassertreten im neuen Kneippbecken mit
Nagelfluh-Handlauf
Oberstaufen: Das Allgäuer Viersterne-Hotel
»Bergkristall – Natur und Spa« in OberstaufenWillis wurde von der Deutschen Hotelklassifizierung in die Klasse »Vierstern-Superior« aufgenommen. »Mitschuldig« an der Auszeichnung ist unter anderem das neu eingerichtete
Nagelfluh-Kneippbecken im ausgeweiteten
NAGELFLUH
Foto: Viola Elgaß
ten unserer Region präsentiert. Gäste erfahren
dort alles Wichtige über den Naturpark und
seine schützenswerten Gebiete – und erhalten
sicherlich auch den einen oder anderen
Wandertipp. Kinder können die Nagelfluhschleifstation ausprobieren und ihre eigenen
Steinamulette herstellen.
red
Spa-Bereich. Die Inhaber Sabine und
Hans-Jörg Lingg haben in den vergangenen Jahren viel in die Verbesserung
ihres Angebotes investiert. So entstanden eine Sauna mit Panorama-Blick auf
die Nagelfluh-Bergkette, eine Biosauna,
ein Bergkristall-Soledampfbad, Infrarotkabinen und eine Saunalounge mit
interaktivem Sandbild, das immer wieder verschiedenfarbige Landschaften
oder Fantasiekreaturen bildet.
red
Vorarlberg: Vom 1. bis 9. Juni finden zahlreiche
Aktionen rund um die Umwelt in ganz Vorarlberg statt. In Vorträgen, Exkursionen, Projekten
und anderen Veranstaltungen wird für einige
Tage die Umwelt gezielt ins Scheinwerferlicht
gestellt. Das gemeinsame Ziel: Auf interessante
und sympathische Art immer wieder aufs Neue
Sensibilität zu schaffen für die unglaublichen
Schätze in Natur und Landschaft, zu Land, in
der Luft und im Wasser. Die ersten Programmpunkte wurden bereits in den Veranstaltungskalender unter www.umweltv.at aufgenommen.
In den kommenden Wochen werden noch
viele weitere dazu kommen.
red
Info: Bergkristall – Natur und Spa, Familie
Hans-Jörg Lingg, Willis 8, D-87534 Oberstaufen,
Tel. +49 8386 911-0, Fax +49 8386 911-150,
E-Mail: [email protected],
www.bergkristall.de
Mitmachen beim Naturschutzpreis
Allgäu: Noch bis zum 5. Mai können sich Interessierte in der Kategorie Bürgerpreis für den
Deutschen Naturschutzpreis 2013 bewerben.
Unter dem diesjährigen Motto »Lebensraum
Wasser – Vielfalt entdecken, erleben, erhalten«
sucht das Bundesamt für Naturschutz kreative,
öffentlichkeitswirksame und zukunftsweisende
Projektideen, die die Bedeutung der Natur im,
am und auf dem
Wasser aufzeigen. Es
werden 20 kleinere
Projekte mit je 2000
Euro gefördert. Der
Bürgerpreis richtet
sich an engagierte
Bewohner, Schulen,
Kindergärten, Einrichtungen für Jugendliche sowie Bürgerinitiativen sowie
lokal tätige Naturschutzakteure. red
Info: Die Bewerbung erfolgt mit einer kurzen
Projektbeschreibung auf der Internetseite des
Deutschen Naturschutzpreises www.deutschernaturschutzpreis.de
Das Bundesamt für Naturschutz fördert originelle
Projektideen unter dem Motto »Lebensraum Wasser«
mit 2000 Euro
Foto: Jens Steingässer
Oberstdorf: Zum Deutschen Wandertag (siehe
auch S. 36) wird der Naturpark Nagelfluhkette
mit einem Infostand auf der Tourismusbörse
in Oberstdorf vertreten sein. Vom 27. bis 30.
Juni werden dort in Gemeinschaft mit den
Landschaftspflegeverbänden Lindau, Ost- und
Oberallgäu, der Allgäuer Streueverwertung
und der Allgäuer Moorallianz die Besonderhei-
Deutschland: Zur Zahlenstudie »Stunde der
Wintervögel« zählten in diesem Jahr so viele
Menschen wie noch nie die Vögel in ihrem
Garten. Mehr als 90.000 Teilnehmer griffen am
Wochenende vom 4. bis 6. Januar zum Fernglas, um Vögel zu zählen und an den NABU
und den Landesbund für Vogelschutz in
Bayern (LBV) zu melden. Mit dieser Rekordbeteiligung ist die bundesweite Zählung erneut
Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion. Insgesamt wurden am Aktions-
Bundesweit wurden 427.247 Kohlmeisen gezählt.
Damit ist sie der häufigste Wintervogel 2013
wochenende mehr als 2,7 Millionen Vögel
gemeldet, gut eine Million mehr als im Vorjahr.
Ganz vorne fliegt die Kohlmeise, die sich den
Spitzenrang vom Haussperling zurückeroberte.
Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Blaumeise,
Feldsperling und Amsel. Die nächste Stunde
der Wintervögel findet vom 3. bis 6. Januar
2014 statt, wegen des Dreikönigstags in einigen
Bundesländern also über vier Tage von Freitag
bis Montag. Die Studie soll die Entwicklung der
bekannten »Allerweltsvögel« verfolgen. red
Die Junior Ranger
forschen wieder
Foto: Volker Wille
Die Kohlmeise hat den Schnabel vorn
Basteln aus Naturmaterialien, aber auch Sennalpenbesuche, Tierspuren bestimmen und Bergrallyes
stehen auf dem Programm der Junior RangerAusbildungen – Hauptsache »draußen«
Foto: Erika Gugler/pixelio
Allgäu: Während der bayerischen Sommerferien sollen die Junior Ranger wieder den
Naturpark Nagelfluhkette unsicher machen
(wir berichteten in der vergangenen Ausgabe).
Viert- und Fünftklässler aus der Region können in mehreren viertägigen Ausbildungen,
wahlweise mit Übernachtung oder als Tagesangebot, wilde Tiere beobachten, Alpen und
Moore im Naturpark erforschen, gemeinsam
basteln und Abenteuer erleben. Die genauen
Termine stehen zwar noch nicht fest, man kann
sich aber vorab beim Naturerlebniszentrum
Allgäu vormerken lassen.
red
Info: Naturerlebniszentrum Allgäu,
AlpSeeHaus, Seestr. 10, D-87509 Immenstadt,
Tel. +49 8323 9988-760,
Fax +49 8323 9988-799,
E-Mail: [email protected],
www.nez-allgaeu.de
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NAGELFLUH
27
KURZMELDUNGEN
Immer was los in den Bergen
Global: Am 22. Mai ist der Internationale Tag
zur Erhaltung der Artenvielfalt. Der Aktionstag
wurde im Jahr 2000 durch die UNO eingeführt
und fand früher immer am 29. Dezember statt.
Artenvielfalt, auch Biodiversität genannt, ist ein
Maß für die Vielfalt der biologischen Arten
innerhalb eines Lebensraumes oder Gebietes
und somit für die Vielfalt von Flora und Fauna.
Im »Global Biodiversity Assessment« von 1995
wurden für die Erde insgesamt rund 1,75 Millionen beschriebene Arten angegeben. Diese
Zahl ist jedoch nur ein Schätzwert. Eine exakte
Aufstellung existiert nicht. Heute rechnet man
mit über 2 Millionen Arten. Es gibt sogar Wissenschaftler, die von 5 bis 15 Millionen Arten
ausgehen. Der »Living Planet Index« des WWF
konstatierte im Mai 2008, dass die Artenvielfalt
auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27
Prozent gesunken ist. Rund 34.000 Arten sind
laut WWF vom Aussterben bedroht. Mit vielfältigen Aktionen weltweit soll jährlich am Tag
der Artenvielfalt daran erinnert werden, wie
wichtig deren Erhalt für unsere Erde ist und
dem vermehrten, in den meisten Fällen durch
den Menschen verursachten Artensterben entgegengewirkt werden.
red
Foto: Hündlebahn und Imbergbahn – Skiarena GmbH & Co. KG
Tag der Artenvielfalt
Der Alperlebnispfad beginnt an der Imbergbahn und
ist nicht nur für Kinder spannend
Oberstaufen/Steibis: Die Imberg- und die
Hündlebahn, beide ausgezeichnete Startpunkte
für zahlreiche Wanderungen durch die Nagelfluhkette und Partner-Bergbahnen der »Expedition Nagelfluh« (siehe S. 18), starten mit
zahlreichen Veranstaltungen in die neue
Saison: So dürfen zum Beispiel am Muttertag,
den 12. Mai alle Mamas und Omas an der
Imberg- und Hündlebahn eine kostenlose
Berg- und Talfahrt machen. Am 25. Juli und 29.
August findet bei gutem
Wetter an der ImbergBergstation um 17 Uhr
ein ökumenischer Berggottesdienst für Familien
statt. Am Hündlekopf
werden die Gottesdienste
jeden Freitag vom 7. Juni
bis 27. September um
11.30 Uhr gehalten. Am
21. Juli findet an der Talstation der Hündlebahn
ein großer Kindertag
statt. Beginn ist um 11 Uhr. Der traditionelle
Berggottestdienst an der Bergstation am 15.
August beginnt um 10.30 Uhr und wird begleitet von den Oberstaufener Jodlern und Alphornbläsern. Beide Termine am Hündle finden
nur bei guter Witterung statt.
red
Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720, E-Mail:
[email protected], www.huendle.de
Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail:
[email protected], www.imbergbahn.de
TIPP
Echter Alpgenuss auf der Oberen Kalle
Die »Obere Kalle« mit Sonnenterrasse und bewirteter
Gaststube ist für ihre »Käsepfanne« berühmt
28
NAGELFLUH
Die Obere Kalle ist Partneralpe von »Allgäuer
Alpgenuss«. Das bedeutet, hier hat der Gast das
selbstverständliche Recht zu erfahren, wo der
Käse produziert wird, wer das Brot oder die
Wurst liefert. Die Obere Kalle zum Beispiel bezieht für ihre Gerichte Zutaten aus größtenteils
eigener Landwirtschaft oder von heimischen
Bauern. Der Kuchen wird selbst gebacken,
Semmelknödel, Flädle und Spätzle frisch zubereitet. Dass dies so ist und bleibt, dafür setzt
sich der Verein Allgäuer Alpgenuss, dem
inzwischen 36 Alpen angehören, seit 2007 ein.
Allgäuer Alpgenuss ist nicht die einzige Kooperation, die sich im Naturpark für eine regionale
Küche mit kurzen und damit umweltfreundlichen Lieferketten einsetzt: In einer kommenden Ausgabe des Nagelfluhmagazins stellen
sich Allgäuer Alpgenuss, LandZunge, die
Bregenzerwälder MundArt und weitere Vereine rund um die gute Küche im Naturpark
Nagelfluhkette vor.
red
Info: Auskunft bei Bernhard und Monika
Gomm, Moosweg 13, D-87534 Oberstaufen,
Tel. Hütte +49 8325 487, www.obere-kalle.de
Fotos: Alpe Obere Kalle
Ab Mai öffnet die Alpe Obere Kalle für Wanderer, Tagesausflügler und Übernachtungsgäste
ihre Pforten. Die Alphütte liegt auf 1201
Metern, hoch über dem Großen Alpsee bei
Immenstadt. Im Sommer weiden 70 Stück
Jungvieh auf der Alpfläche, ebenso Pferde, Esel,
Schweine, Hasen, Hennen und Ziegen.
Die Obere Kalle ist zu Fuß auf einem geschotterten Alpwirtschaftsweg oder mit der Sesselbahn erreichbar. Für viele Wanderungen und
Bergtouren, ob zum Gipfel der »Eckhalde«
oder zur Nagelfluhkette, ist die Alpe Ausgangspunkt oder Zwischenstation.
Zahlreiche vierbeinige Gäste beherbergt die Alpe im
Bergsommer – und die fühlen sich dort »sauwohl«
Ku(h)ler Aktionstag im AlpSeeHaus
kurzerhand von einer jungen Teilnehmerin
getauft) wurde um die Wette gemolken, viele
Gläser an der Milchbar getrunken und fleißig
Bauernbrot gebacken, welches man gleich mit
der selbst geschüttelten Kräuterbutter bestrei-
chen durfte. Währenddessen gewährte die
Sonderausstellung dreidimensionale Einblicke
ins landwirtschaftliche Leben. Die Schau kann
noch bis 30. April im AlpSeeHaus besichtigt
werden (siehe auch S. 20).
red
Fotos: Viola Elgaß
Immenstadt: Gut besucht und rundum gelungen war der Aktionstag zur Sonderausstellung
»Von Kulturlandschaften und Kuhltur – Land
– Schaffenden« am 23. März im AlpSeeHaus.
An der Plastik-Kuh »Frieda« (so wurde sie
Von Backen bis Buttern: Das Oberallgäuer Team vom Bayerischen Bauernverband
zeigte, wie bäuerliche Leckereien aus heimischen Produkten gemacht werden
Und jetzt links herum –
Teigzöpfe flechten will gelernt sein
Foto: Alpsee Bergwelt GmbH
Gemütlich wandern – rasant rodeln
Immenstadt: Der »Expedition Nagelfluh«-Partner Alpsee Bergwelt startet in
die neue Saison. Für Jugendliche ist eine
Abfahrt mit dem »Alpsee Coaster« ein
Abenteuer: Auf knapp drei Kilometern
Länge führt die Ganzjahres-Rodelbahn
durch 68 Kurven und über 23 Wellen
von der Bergstation der Sesselbahn zum
»Rodelwirt« neben der Talstation. Beim
Zahlreiche Wanderwege mit Ausblick wie hier
auf den Alpsee starten an der Bergstation
Nachtrodeln vom 26. Mai bis 9. Juni und vom
4. Juli bis 8. September wird der Betrieb dank
Flutlichtanlage jeden Mittwoch und Samstag
bis 22 Uhr verlängert. Möchte man es lieber
etwas ruhiger angehen, findet man auf gut
ausgebauten Wanderwegen (nicht nur) in die
Nagelfluhberge Erholung vom Alltag.
red
Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, D-87509
Immenstadt, Tel. +49 8325 252, Fax +49 8325
927693, E-Mail: [email protected],
www.alpsee-bergwelt.de
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NAGELFLUH
29
JUWELEN DES NATURPARKS
Alpsee
bei Immenstadt
Wo Piraten sich tummeln
Fotos: joakant/pixelio.de; Volker Wille, Peter Elgaß
Der Große Alpsee ist der größte natürliche See
des Allgäus und für seinen Fischreichtum
bekannt. Seine Größe macht den über drei
Kilometer langen und knapp 23 Meter tiefen See
zu etwas Besonderem. Er ist ein beliebtes Ziel für
Schwimmer, Spaziergänger und Jungpiraten
V
iele in Bayern und der Bundesrepublik mittlerweile sehr seltene
Pflanzen und Tiere haben am Alpsee bei Immenstadt noch ihre
Heimat. Besonders artenreich ist das geschützte Westufer. Einige Orchideenarten, Trollblume, Seerosen, Fieberklee, Mehlprimel, gelbe Schwertlilie, Wollgras und viele andere Pflanzen kommen hier vor. Tiere wie die
Wasserralle, Haubentaucher, Zwergtaucher, Flussuferläufer, Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger, Eisvogel und viele mehr brüten um den Großen
Alpsee. Neben Flussbarsch und Seeforelle ist der Hecht ein typischer
Alpseebewohner. Als Lauerjäger wartet der Raubfisch oft lange Zeit
unbeweglich in einem Einstand auf Beute. Schwimmt ein ahnungsloser
Beutefisch vorbei, schlägt er blitzschnell zu.
Die Freizeitangebote um und auf dem Alpsee sind vielfältig: Schon
fast ein Wahrzeichen des Alpsees ist die Lädine »Santa Maria Loretto«.
Auf dem historischen Segler finden im Sommer Rundfahrten statt.
Regelmäßig werden darauf Piraten ausgebildet (siehe Kasten).
Lädinen waren bis über 30 Meter lange Lastsegelschiffe, die seit dem
Mittelalter Waren und Menschen von und zu den Handelszentren am
Bodensee beförderten. Beim Projekt »Alpsee 2000« kam die Idee auf, so
ein »Seetaxi« auch auf dem Großen Alpsee einzusetzen. Der zwölf Meter
lange Alpsee-Segler ist ein wunderschöner Nachbau.
Ein weiteres Erlebnisangebot steht quasi an den Ufern des Alpsees:
Das AlpSeeHaus dient als Eingagsportal in den Naturpark Nagelfluhkette. Regelmäßig finden dort Führungen statt (siehe S. 5 und 18).
red
Tipp: Zu den Naturjuwelen des Naturparks gibt es eine Wanderausstellung.
Bis 21. April ist sie im Haus des Gastes in Obermaiselstein zu sehen,
danach wandert sie nach Hittisau und die anderen Naturparkgemeinden
30
NAGELFLUH
Die »Königin des Alpsees«: Auf der Lädine »Santa Maria Loretto« finden regelmäßig (Piraten-)fahrten statt
Gleichgewicht ist gefragt beim Stehpaddeln. Viele weitere Geräte wie Tret- und
Ruderboote kann man bei der Wassersportschule mieten
Auch wenn Gestalt und die nickenden Kopfbewegungen an ein echtes Huhn
erinnern: das Blässhuhn ist ein Wasservogel aus der Familie der Rallen. Bis zu
zwei Meter tief tauchen sie nach Wasserpflanzen und –getier
»Schiff ahoi« auf dem Alpsee
Auf dem Alpsee-Segler »Santa Maria Loretto« finden regelmäßig
Piratenfahrten für Kinder statt. Anheuern können Kinder im Alter
zwischen 6 und 12 Jahren. Piratenverkleidung ist erwünscht, Trinkfestigkeit und Schiffstauglichkeit wird vorausgesetzt. Für Säbelhiebe
oder Bauchschmerzen nach Verzehr von madigem Schiffsvorrat wird
keine Haftung übernommen.
Termine und Anmeldung bei der Gästeinformation im AlpSeeHaus
unter Tel. +49 8323 998877.
Wohnt auch im Alpsee: Der Hecht ist ein Raubfisch der Uferregion, der das
tiefere Gewässer als Rückzugsgebiet nutzt. Aber keine Sorge: Er hat noch
niemanden in den Zeh gebissen
NAGELFLUH
31
Ein halbes Jahrhundert
Engagement für Naturparke
Der Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN)
feiert 2013 sein 50-jähriges Bestehen. Seit seiner
Gründung unterstützt er als Dachverband der
Naturparke in Deutschland diese in ihrer Entwicklung. Heute ist der VDN Netzwerk und Drehscheibe für Naturparkaktivitäten deutschlandweit
Jedes Jahr veranstaltet der VDN einen Fotowettbewerb. 2012 machte Thomas Kaiser
mit seinem Motiv »Fischotter« aus dem Naturpark Südschwarzwald den ersten Platz
A
m 10. Oktober 1963 wurde der Verband Deutscher Naturparke in
Irrel in der Südeifel gegründet. Die damals existierenden 17 Naturparke wollten mit der Gründung des VDN ein Dach schaffen, um Bund
und Ländern einen Gesprächspartner für die Naturparke anzubieten.
Seitdem wurde viel erreicht.
Der VDN erbringt zahlreiche Leistungen für die einzelnen Naturparke
und die Entwicklung der deutschen Naturparke insgesamt. Er ist Berater,
fachliches Forum und Impulsgeber für die Naturparke, macht die Aufgaben und Leistungen der Naturparke in der Öffentlichkeit bekannt,
vertritt die Interessen der Naturparke auf politischer Ebene und fördert
den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den
Naturparken in Deutschland und Europa.
Naturparke bedecken ein Viertel Deutschlands
Es gibt mittlerweile 104 Naturparke auf über 27 Prozent der Fläche
Deutschlands. Sie sind heute als Schutzgebiete mit ihren Aufgaben nicht
mehr wegzudenken. Dazu zählt die Schaffung von Naturerlebnis-,
Umweltbildungs- und Erholungsangeboten, eine nachhaltige Tourismusund Regionalentwicklung sowie die Erhaltung und
Entwicklung der sie prägenden Kulturlandschaften
mit ihrer Arten- und Biotopvielfalt. Die Großschutzgebiete begeistern mit einer Vielfalt unterschiedlichster Landschaften – von der Küste bis
zu den Alpen lässt sich hier Ruhe und Erholung
finden, aber auch aktiv die Natur entdecken.
Natur hautnah genießen und mit Wanderschuhen, Fahrrad oder hoch zu Ross
erkunden: Naturparke sind »Großes
Kino« ganz ohne Eintritt und so weitflächig über das gesamte Bundesgebiet
verteilt, dass sie für jeden gut zu
104 Naturparke liegen in Deutschland, 96 davon sind VDN-Mitglied,
wie zum Beispiel unser Naturpark
Nagelfluhkette ganz unten
Die Idee der »Entdeckerwesten«, wie sie bei
mancher Führung durchs AlpSeeHaus getragen
werden (siehe S. 5), stammt vom VDN. Kinder
soll sie zum »selber forschen« anregen
erreichen sind. Dabei ist besonders das Thema Barrierefreiheit dem
VDN ein großes Anliegen und er hat in dieser Richtung viel vorangetrieben – viele Naturparke bieten Freizeitgestaltung für Menschen mit
unterschiedlichen Handicaps an, wie barrierefreie Wanderwege, Tastgärten für Sehbehinderte oder Führungen mit Gebärdendolmetschern.
Im Jubiläumsjahr 2013 gibt der VDN zahlreiche Anlässe, das Engagement der Naturparke intensiver kennenzulernen: Auf der OutdoorMesse »Tour Natur« vom 6. bis 8. September 2013 in Düsseldorf kann
man bei der der »Naturparke-Olympiade« knifflige Rätsel lösen oder an
Spielen teilnehmen und Preise gewinnen. Der deutschlandweite Fotowettbewerb »Augenblick Natur« im Fotoportal www.naturparkfotos.de
lädt vom 1. April bis 31. Oktober 2013 Fotografinnen und Fotografen
dazu ein, sich mit ihren Bildern aus »ihrem Naturpark« am Wettbewerb
zu beteiligen. Das sind nur einige Beispiele der Veranstaltungen im
Jubiläumsjahr. Auf der Website des VDN sollen über das Jahr hinweg
noch viele weitere Termine angekündigt werden.
Info: Verband Deutscher Naturparke, Platz der Vereinten Nationen 9,
D-53113 Bonn, Tel. +49 228 921286-0, Fax +49 228 921286-9, E-Mail:
[email protected], www.naturparke.de
Rechts oben: Einer der größten Naturparke Deutschlands ist der Südschwarzwald.
Er ist zu zwei Dritteln mit Wald bedeckt. Eine besonders schöne Aussicht auf den
Präger Gletscherkessel im oberen Wiesental
Rechts: Der Naturpark Obere Donau umfasst die höchsten Bereiche der
Schwäbischen Alb nördlich des Bodensees. Die Region wird von der tief in die
Kalksteinschichten eingesenkten Donau durchschnitten
Fotos: Viola Elgaß, Christoph Wasmer, Haus der Natur Obere Donau, VDN
Gut gefülltes Programm zum Geburtstag
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NAGELFLUH
33
Hier »hört man Stimmen«:
eine Toninstallation, aufgenommen im Sulzberger Wahllokal,
bringt unsichtbares Leben in den
künstlerischen Eingangsbereich
»Gemeindehaus« statt »Gemeindeamt« ist nicht
zufällig gewählt Es soll damit die Verbundenheit zum Dorf ausgedrückt werden.
Rechts: 75 Prozent der Bürger spendeten eine Haarlocke für das Gemeindezentrum
Das Gemeindehaus in Sulzberg ist etwas ganz Besonderes: Betritt ein Besucher den
Eingangsbereich, begrüßen ihn sogleich über eintausend Sulzberger Bürger. Für eine aufwendige »Kunst am Bau«-Installation stiftete ein Großteil der Einwohner eine Haarlocke.
Die Idee war, auf diese Weise alle Bürger des Ortes symbolisch ins Gemeindehaus zu holen
M
al schnell« einen Reisepass beantragen oder nach dem Weg fragen
wäre im Sulzberger Gemeindehaus geradezu eine Verschwendung. Es gibt wohl kaum jemanden, den bei seinem ersten Besuch die
ungewöhnliche künstlerische Idee im Eingangsbereich des Gebäudes
nicht zumindest kurzzeitig gebannt hat.
Äußerlich prägen heimisches Holz und Sichtbeton das eher nüchterne
Gebäude. Im Innenraum wurden 2000 Quadratmeter in Weißtannenverkleidung ausgeführt, die Fassade kleiden rund 400 Quadratmeter
Weißtannenschindeln.
Gleich hinter der gläsernen Eingangstür werden die Besucher des
Gemeindezentrums von der einzigartigen Raum- und Toninstallation
mit dem Titel »1740 Ichs« empfangen. Dafür wurden im Foyer zwei
Wandteile mit insgesamt acht Metern Länge und zweieinhalb Metern
Höhe montiert, die 1740 transparente Würfel aus Gießharz enthalten.
In diese Würfel wurden Haarsträhnen und -locken von 1340 Sulzbergern
und Sulzbergerinnen eingegossen. Etwa 400 Würfel blieben leer. Sie
stehen für die Einwohner, die entweder keine Haare (mehr) hatten oder
sich nicht am Projekt beteiligen wollten.
Bereits Monate vor der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 2006 wurden die Haare für das Projekt gesammelt. Bürgermeister Helmut Blank
persönlich bat die Dorfbewohner in einem Schreiben darum. Jeder sollte
ein paar Haare lassen. Die meisten wurden direkt vom örtlichen Friseur
geschnitten und in beschrifteten Kuverts an den Vorarlberger Künstler
Roland Stecher weitergeleitet, der sie in einem aufwändigen Verfahren
in Kunstharzwürfel eingoss. Für jede Person ein Würfel. Die Würfel sind
34
NAGELFLUH
Fotos: Viola Elgaß
Einoder:
Haus
mit
Locken
1740 Ichs
in eine großflächige, wabenartige Rahmenkonstruktion eingelassen und
fügen sich so zu einem einzigartigen Wandbild. Das Mosaik aus 1740
transparenten Würfeln verweist nun auf die Einwohner von Sulzberg.
Unterstrichen wird das Ganze durch eine Toninstallation, die im
selbem Raum zu hören ist: Ein undefinierbares Gewirr aus Stimmen,
aufgenommen im Sulzberger Wahllokal anlässlich der Nationalratswahl
im Oktober 2006 – die Sulzberger haben dabei wortwörtlich für das
Projekt ihre Stimme abgegeben.
INFO: Gemeinde Sulzberg, Dorf 1, A-6934 Sulzberg, Tel. +43 5516 2213-0, Fax +43 5516 2213-2,
E-Mail: [email protected], www.sulzberg.at
Fakten über Sulzberg
▶ Sulzberg liegt auf dem Gipfel des gleichnamigen,
rund 1000 Meter hohen Berges
▶ Derzeit zählt die Vorarlberger Naturparkgemeinde 1860 Einwohner
▶ Sulzberg ist mit 80 Landwirtschaftsbetrieben, rund 600 Rindern,
1500 Milchkühen und einer Jahres-Milchproduktion von über sechs
Millionen Litern die größte Bauerngemeinde Vorarlbergs
▶ Im Keller der »Käserebellen« – wie sich die Sulzberger Bauern
nennen – lagerte 1998 der mit 247 Kilogramm Gewicht und 285
Zentimeter Umfang größte Emmentaler der Welt
Fotos: Viola Elgaß
Mehr »outdoor«
am Outdoortag
Kletterturm, Naturforscherwerkstatt und Erlebnisrallye: Der Outdoortag zur feierlichen Eröffnung des AlpSeeHauses vergangenen
Sommer begeisterte zahlreiche Besucher. Für den kommenden
Outdoortag am 23. Juni wird das Programm ordentlich aufpoliert.
Armin Schaupp, Bürgermeister der Stadt Immenstadt und selbst
sportbegeisterter »Outdoorler«, verrät einige Einzelheiten
D
er Outdoortag
2013 soll sich von
dem im vergangenen
Jahr wesentlich unterscheiden. Was soll anders werden?
Armin Schaupp:
Beim ersten Outdoortag war es hauptsächlich die Einweihung des
AlpSeeHauses, die im Mittelpunkt stand.
Dieses Jahr wollen wir ein Programm anbieten,
das einen »Outdoor«-Tag auch als solchen
kennzeichnet. Deshalb steht er in diesem Jahr
unter dem Fokus »Berge für Einsteiger«.
Was genau müssen wir uns darunter
vorstellen?
Armin Schaupp: Nun, es werden zum
Beispiel Wanderungen und Mountainbiketouren in verschiedenen Schwierigkeitskategorien
angeboten. Das Prinzip ist so geplant, dass die
Touren und Aktivitäten außerhalb starten und
dann am AlpSeeHaus enden.
Also doch ein Zusammentreffen am
Schluss. Und am AlpSeeHaus gibt es dann
ein Rahmenprogramm?
Armin Schaupp: Genau, dort wird es
wieder Stände von verschiedenen Anbietern
geben, das Naturerlebniszentrum wird ein
umfangreiches Kinderprogramm anbieten, die
große Slackline-Anlage am Alpsee wird wieder
aufgebaut – das alles findet rund ums AlpSeeHaus statt. Aber: Im Mittelpunkt stehen die
Aktivitäten außerhalb.
Und wie weit reicht der Radius dieser
Aktivitäten innerhalb des Naturparks?
Armin Schaupp: Eine Gesamtabdeckung
ist natürlich nicht möglich – an einem Tag
kann ich nicht von der Hörnergruppe bis nach
Immenstadt wandern. Angedacht sind eher
Touren wie von der Salmaser Höhe zum Alpsee. Als etwas schwierigere Tour planen wir
eine Überschreitung der gesamten Nagelfluhkette von Oberstaufen-Steibis aus. Bei einer
anderen Tour fährt man mit der Bergbahn auf
den Mittag, von dort geht es bis zum Stuiben,
und über die Alpe Gund und die Bärenfalle
zum Alpsee, wo die Lädine die Wanderer abholt. Zu den Startpunkten bringt uns übrigens
der Bus. Das heißt, Beginn am AlpSeeHaus
und Ende am AlpSeeHaus.
Und bei Schlechtwetter?
Armin Schaupp (grinst): Ziehen wir’s
genauso durch. Es gibt kein Schlechtwetter.
Trotz des Außenprogramms sind wir eigentlich
witterungsunabhängig. Höchstens das Klettern
am Nagelfluhfelsen bei Freidorf-Untermaiselstein müssten wir absagen – aber dann fahren
wir eben stattdessen in die Kletterhalle bei
Sonthofen.
Es gibt sogar Pläne, den Outdoortag
jetzt zweimal im Jahr zu veranstalten.
Armin Schaupp: Richtig. Es soll künftig
einen Sommer- und einen Winter-Outdoortag
geben. Angedacht ist zum Beispiel ein Termin
im Februar. Dort werden dann Aktivitäten wie
Skitouren und Schneeschuhwanderungen
angeboten – ebenfalls in verschiedenen
Schwierigkeitsgraden.
Info: Der Outdoortag 2013 findet am 23. Juni
von 12 bis 17 Uhr statt. Für die Touren und
Aktionen kann man sich ab Mitte April beim
Gästeamt Immenstadt und im AlpSeeHaus anmelden. Da die Teilnehmerzahlen begrenzt sind,
sollte man sich möglichst zeitig vormerken lassen
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NAGELFLUH
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Wandertag
Fußgänger
im Naturpark
Erstmals in der 130-jährigen Geschichte des
Deutschen Wandertages wird diese größte
Wanderveranstaltung Europas in der Region
stattfinden. Vom 26. Juni bis 1. Juli werden im
Oberallgäu und in den angrenzenden Regionen
etwa 30.000 zünftige »Fußgänger« erwartet
D
er Deutsche Wanderverband mit rund 600.000 Mitgliedern in
58 regionalen Gruppierungen veranstaltet jedes Jahr ein Treffen in
der Region eines Mitgliedsverbandes. Seit 2008 ist der Heimatbund
Allgäu das südlichste Mitglied im Wanderverband. Der Heimatbund hat
bereits im Beitrittsjahr 2008 den Zuschlag für die Ausrichtung der Großveranstaltung bekommen. Oberstdorf wurde als veranstaltungserprobte
Marktgemeinde zur »Wandertagshauptstadt« gewählt.
Viele der rund 3000 Ortsgruppen organisieren Ausflüge zum großen
Wandertag. Da sich 30.000 »Fußgänger« nicht an einem Ort treffen können, strahlt der Deutsche Wandertag immer auf die ganze Region aus.
Bis zu 80 Kilometer entfernt von der Wandertagshauptstadt quartieren
sich die Wanderer ein. Sie kommen oft schon Tage vor dem eigentlichen
»Wandern hoch drei« ist das Thema 2013. Im Flachen und
in den Bergen wollen die Besucher sich bewegen
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NAGELFLUH
Ereignis und bleiben manchmal auch länger. Aus diesem Grund
werden auch Nachbar-Regionen, vor allem die Naturpark-Gemeinden
im Vorarlberg, im Kleinen Walsertal und im Tannheimer Tal Gäste
erwarten können. Im Oberallgäu sind neben Oberstdorf und den deutschen Naturpark-Gemeinden auch Sonthofen, Bad Hindelang, Rettenberg und Burgberg als aktive Ausrichter beteiligt. Der 113. Deutsche
Wandertag hat ein passendes Motto bekommen: »Wandern
hoch drei«. Im Programmheft sind »flache« Touren entlang
der Iller und der Täler angeboten. Einen zweiten Schwerpunkt bilden die Wanderungen auf den mittleren Höhen
der Hörnerkette und der Nagelfluhkette. Den dritten Teil
von »hoch drei« bilden die Allgäuer Hochalpen.
Fotos: Volker Wille, Peter Elgaß
Bei den vorhergehenden Wandertagen in Fulda, Melle und Fläming
hat der Heimatbund, der zusammen mit der Allgäu GmbH für die
Durchführung des Wandertages zuständig ist, überwältigenden Zuspruch bekommen. »Wir kommen 2013 ins Allgäu!« freuten sich Wandergruppen aus ganz Deutschland. Der Wandertag in unserer Region
hat einen ganz besonderen Reiz für die Teilnehmer: Noch nie in der
130-jährigen Geschichte fand ein Jahrestreffen in hochalpiner Umgebung statt. Von den bisher 112 Deutschen Wandertagen fanden 18 in
Bayern statt, aber alle in nördlichen Mittelgebirgs-Regionen oder im Bayerwald. Den letzten Deutschen Wandertag in bayerischen Gefilden gab
es 1997 in Aschaffenburg. Der Heimatbund und Oberstdorf bieten also
für viele Mitglieder des Wanderverbandes absolutes »Neuland« an.
Ein weiterer Ansatz ist neu für die Teilnehmer. »Wandern mit Kultur«
hat sich der Veranstalter auf die Fahnen geschrieben. Naturdenkmäler,
Museen, Allgäuer Burgen, Freilicht-Museen und Sehenswürdigkeiten
abseits der Hauptrouten werden angeboten. Dabei spielt beispielsweise
das AlpSeeHaus in Bühl als Portal zum Naturpark eine besondere Rolle.
Dort wird den Besuchern ein fachkundiger Einstieg in die Landschaftsformen und die Natur der Hörner und der Nagelfluhkette geboten.
Erfahrungen aus vorhergehenden Wandertagen zeigen, dass viele
Gruppen sich beim Deutschen Wandertag »Laune machen lassen«,
wiederzukommen. Immer wieder stößt man Jahre später noch auf Ortsgruppen des Wanderverbandes, die selbständig Touren in den Orten vergangener Wandertage buchen. Denn allzu viel Zeit haben die Teilnehmer
ja nicht während der sechs Tage vom 26. Juni bis 1. Juli. Insbesondere,
weil am Sonntag ja alle in die Wandertagshauptstadt zum großen Umzug
kommen. Bei diesem Umzug, der sich meist über vier bis fünf Kilometer
hinzieht, präsentieren sich die Gruppen aus ganz Deutschland – meist
mit besonderen Sehenswürdigkeiten aus ihren Regionen.
Da im südlichsten Zipfel Deutschands noch nie ein Wandertag
organisiert wurde, wäre es gar nicht verwunderlich wenn ein neuer Teilnehmerrekord zu verbuchen wäre. Viele Verbandsmitglieder haben nur
darauf gewartet, dass unsere Region einmal dran kommt. Am Infostand
beim letzten Wandertag war der meist gsprochene Satz: »Wandertag im
Allgäu – wir kommen!«
Oberstdorf als Wandertagshauptstadt und die Orte drum herum – vor
allem aber auch für die Naturpark-Gemeinden diesseits und jenseits der
Landesgrenzen – haben die große Chance, ihre Form des schonenden
Naturgenusses einer breiten Zielgruppe zu präsentieren.
red
Beim Festzug der Wanderer in Fulda marschierte diese junge Bergsteiger-Truppe mit
(oben). So ausgerüstet und gut betreut, fänden die fünf ideales Übungsgelände in
der Nagelfluhkette (Foto ganz oben)
NAGELFLUH
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Wie die Virginia
ins Allgäu kam
Es ist noch gar nicht so lange her,
da war die damalige Wegverbindung
Lecknertal - Aubachtal eine rege
Schmugglertrasse. Von Hittisau in
Vorarlberg nach Gunzesried im Allgäu
führte die sogenannte Tabakroute –
und das noch in den 1950er Jahren
Die »schlanke Virginia« gehörte früher genauso zum Stammtisch wie der Bierkrug in der Hand
B
Info: Noch mehr »G’schichten« aus der alten Zeit gibt es auf der
Internetseite www.sennalpen.de
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NAGELFLUH
Rund das Vierfache ihres normalen Verdienstes konnte der Tabakschmuggel einigen
waghalsigen Burschen einbringen. Dafür
nahmen viele die gefährliche Wanderung
zwischen Vorarlberg und Oberallgäu auf sich
Fotos: Familie Jamin, Thomas Heger/pixelio.de
esonders beliebt waren die seinerzeit berühmten, heutzutage eher
vergessenen »Virginias« der österreichischen Tabak-Regie, eine
ungefähr 25 Zentimeter lange, dünne Zigarre mit Strohhalm, die am
Biertisch, sonntags und am Abend gequalmt wurde. Die Schafkopfrunden am Stammtisch und damit auch die Virginias sind in der damaligen Form, dank Fernsehen und Motorisierung, fast ausgestorben.
Auch über Balderschwang und das Wälderloch zwischen den Alpen
Ober- und Unterwillhelmine, also dem uralten Viehtrieb bewegte sich
ein schwungvoller Handel. Während über letzteren Weg bei Nacht und
Nebel das im Allgäu beliebte Vorarlberger Vieh eingeschleust wurde,
ging die Tabakroute von Hittisau über das Lecknertal bis zur österreichisch-deutschen Grenze. Von dort im Rucksack über die Alpe Lache
oder je nach Streifengang der »Grenzer«, wie die Zollbeamten seinerzeit
genannt wurden, über die Alpen Helmingen und Sura zur Alpe Scheidwang. Im Winter wurde die heiße Ware von den Holzschlittlern übernommen und bis zum Sägewerk Gunzesried gebracht, das als Umschlagplatz diente. So war die Gefahr auf viele Schultern verteilt.
Das Originelle an der ganzen Sache war, dass sich das Zollbüro genau
auf dem Flur befand, auf dem die Ware verteilt wurde. So wusste man
natürlich, wann die Beamten auf Streife waren. Ein bisschen Nervenkitzel
durfte obendrein nicht fehlen. Böse Zungen behaupteten, so manchen
Zöllner virginiarauchend auf Streife beobachtet zu haben. Meist haben
Hausierer die Zigarren gleich ins Unterland gebracht und verkauft. Eine
der vielen Anekdoten sagt, dass vor allem Pfarrköchinnen die Zigarren
erwarben. Damit sie selbst und nicht der Herr Pfarrer, der sie später
geraucht hat, beichten musste.
Im Dritten Reich verstanden die Beamten allerdings keinen Spaß
mehr. Die neuuniformierten Grenzer zeigten sich durchweg als üble
»Spielverderber«. Dies allerdings konnte bei den Gunzesriedern nicht
ohne Folgen bleiben. Eines Nachts flog das Kontrollhäuschen hinter der
Hohen Bruck in die Luft. Natürlich ohne Besatzung. Trotz strenger
Verhöre kam nie heraus, wer’s war.
Die einst »schlanke und biegsame« Virginia ist heute alt geworden.
Mit ihr stirbt ein Stück gute alte Zeit. Die Virginiaraucher gehören heute
zu den »Exoten«.
Mit freundlicher Genehmigung von Claudius Janner