Nationalparkplan - Müritz
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Nationalparkplan - Müritz
Müritz-Nationalpark Nationalparkplan Bestandsanalyse Mecklenburg-vorpommern Herausgeber: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommern Fritz-Reuter-Platz 9 17139 Malchin Tel.:0 39 94-2 35-0 Fax: 0 39 94-2 35-4 33 e-mail: [email protected] www.lfg-malchin.de und Nationalparkamt Müritz Schloßplatz 3 17237 Hohenzieritz Tel.: 03 98 24-2 52-0 Fax: 03 98 24-2 52-50 e-mail: [email protected] www.nationalpark-mueritz.de Titelfoto: Müritzufer mit Binnenmüritz und Specker Seen (Foto: Ulrich Meßner) Druck: Offset Druck GmbH Rostock Auflage: 280 Förderung: Die Erarbeitung des Müritz-Nationalparkplanes wurde aus Mitteln der Europäischen Union gefördert Hinweis: Diese Broschüre darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden kann. 1 Inhalt I EINLEITUNG 2 6 II ALLGEMEINE ANGABEN ZUM NATIONALPARK UND ZUR NATIONALPARKREGION 7 1 Lage im Raum 7 2 Abgrenzung der Nationalparkregion 7 3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte 3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung 3.2 Mittelalterliche Entwicklung 3.3 Neuzeitliche Entwicklung 3.4 Siedlungsentwicklung 8 8 8 9 10 4 Größe und Flächenanteile 13 5 Verwaltungsgliederung 13 6 Naturräumliche Gliederung 14 III PLANUNGEN, GESETZE UND RICHTLINIEN 16 1 Gesamtplanung 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm 1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung 16 16 16 18 2 Naturschutz 2.1 International 2.1.1 Natura 2000 – Gebiete 2.1.2 Ramsar – Konvention 2.1.3 IUCN – Richtlinien 2.1.4 Empfehlungen der EUROPARC – Federation 2.2 National 2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V 2.2.3 Nationalparkverordnung 2.2.4 Geschützte Flächen im Nationalparkvorfeld 2.2.4.1 Andere Großschutzgebiete 2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete 2.2.4.3 Naturschutzgebiete 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach § 20 LNatG M-V 21 21 21 21 21 24 25 25 25 25 26 26 26 26 27 2.3 Landschaftsplanung 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschaftsprogramm 2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan 2.3.3 Landschaftspläne 27 IV DER MÜRITZ-NATIONALPARK 30 1 Klima 1.1 Großklima 1.2 Meso- und Kleinklima 30 30 27 28 29 2 Geologische Verhältnisse 32 2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung 32 2.2 Hydrogeologische Verhältnisse und Grundwasser 34 2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer 34 2.2.2 Grundwasserfließgeschehen 37 2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit 39 2.2.4 Grundwasserneubildung und Grundwasserdargebot 39 3 Böden 39 3.1 Bodensubstrate 40 3.2 Bodenbildungsprozesse 42 4 Gewässer, Feuchtgebiete und Wasserhaushalt 4.1 Stehende und fließende Oberflächengewässer, Hydrologie 4.1.1 Gewässerbestand 4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung 4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz 4.1.4 Wasserscheiden 4.2 Arten und Lebensgemeinschaften 4.2.1 Stehende Gewässer 4.2.2 Röhrichte 4.2.3 Riede 4.2.4 Fließgewässer 4.3 Wasserwirtschaft 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft 4.3.2 Baulich – technische Einrichtungen 4.4 Fischerei 4.4.1 Berufsfischerei 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine 44 44 44 44 45 52 53 53 54 55 57 57 57 58 59 59 61 5 Wälder, Gehölze und Hecken 5.1 Wälder 5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften 5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder 5.1.1.2 Forstbestände 5.2 Gehölze und Hecken 5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften 5.3 Waldbehandlung 5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer 5.3.2 Waldstruktur 5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung 62 62 62 62 68 70 71 71 71 72 74 6 Bereiche der Kulturlandschaft 6.1 Grünland und Staudenfluren 6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften 6.2 Äcker und Ackerbrachen 6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften 6.3 Vegetationsarme Flächen 6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften 6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und Wacholderheiden 6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften 6.5 Landwirtschaft 6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe 6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung 7 Landschaftsbild 7.1 Aktuelles Landschaftsbild 7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der Naturlandschaft 7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der Kulturlandschaft 7.2 Weitere landschaftsbildprägende Elemente 76 76 77 81 81 83 83 84 84 85 85 86 87 87 3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen 3.1.5 Camping 3.1.6 Wassersport 3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen 3.1.8 Gastronomie 3.1.9 Sonstige Angebote in der Nationalparkregion 3.1.10 Organisationsformen der Tourismuswirtschaft 3.2 Tourismus und Erholung im Nationalpark 3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs 3.2.1.1 Besucheraufkommen 3.2.1.2 Besucherbefragung 3.2.2 Besucherlenkung 3.2.2.1 Touristisches Wegenetz 3.2.2.2 Wasserwanderstrecken 3.2.2.3 Besuchereinrichtungen 119 119 119 119 120 120 121 121 121 121 124 126 126 127 128 87 88 88 8 Pflanzen und Tiere 8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation 8.1.1 Flora 8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV) 8.2 Ergänzende Angaben zur Fauna 8.2.1 Vogelwelt 8.2.2 Säugetiere 8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd 8.3.1 Organisation der Jagd 8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte 8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung 8.3.4 Grundlagen der Wildbestandsregulierung 89 89 89 91 91 93 97 101 101 101 102 9 Forschung und Dauerbeobachtung 103 10 Flächeneigentum 106 V DIE NATIONALPARKREGION 107 1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur 1.1 Einwohnerzahl 1.2 Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur 107 107 107 2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur 112 3 Tourismus und Erholung 3.1 Tourismus und Erholung in der Nationalparkregion 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen 3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs 3.1.3 Erholungs- und Kurorte, Gesundheitstourismus 114 102 4 Information und Bildung 4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit 4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen 4.1.2 Führungen und Veranstaltungen 4.1.3 Publikationen und Pressearbeit 4.2 Umweltbildung 4.2.1 Jugendwaldheim 4.2.2 Projekttage, Schülerinteressengemeinschaften 128 128 128 129 131 131 132 5 Verkehr 5.1 Straßen nach Klassifikation und Verkehrsdichte 5.2 Öffentlicher Personennahverkehr 5.2.1 Busverbindungen 5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und Zugverbindungen 5.3 Häfen, Wasserstraßen und Schiffsverbindungen 5.4 Flugplätze und Ziviler Flugverkehr 5.5 Verkehrsarme Räume 133 132 133 136 136 137 137 137 137 6 Ver- und Entsorgung 6.1 Versorgung 6.2 Entsorgung 138 138 140 7 Rohstoffgewinnung 141 8 Militärische Nutzung, Konversion 141 VI LITERATUR 143 114 114 115 118 3 Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Einzelkomponenten der Standortsform Baumartenverteilung Altersklassen der Baumart Kiefer Waldbehandlungskategorien 2002 und 2007 Übernachtungen in der Mecklenburgischen Seenplatte Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000 Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark Besucherzahlen im Jahresverlauf Besucherzahlen im Tagesverlauf Aktivitäten nach Besuchergruppen Durchschnittliche Nutzung der Wasserwanderstrecken Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow Entwicklung der Besucherzahlen der Informationsstellen Entwicklung der Führungen und Teilnehmer Übernachtungen im Jugendwaldheim Steinmühle Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften Auswertung der Verkehrszählungen 1998-2001 Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im Müritz-Nationalpark 1998 – 2001 Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets Verzeichnis der Tabellen Tab. 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden im Nationalpark Tab. 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Nationalparkregion Tab. 3: Gewerbliche Bauflächen Tab. 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark Tab. 5: Ausgewählte Klimadaten (Langjährige Mittelwerte 1951-80) Tab. 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus Halbstundenmittelwerten und maximale Tagesmittelwerte der Jahre 1992/93 für die Messstation Neubrandenburg Tab. 7: Stickstoffdeposition ausgewählter Messstationen Tab. 8: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Müritz) Tab. 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär (Teilgebiet Müritz) Tab. 10: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Serrahn) Tab. 11: Trophieklassifizierung und Schichtung der Seen im Nationalpark Tab. 12: Seen im Nationalpark 4 Tab. 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im Müritz-Nationalpark und deren Verbandszuordnung Tab. 14: Übersicht der Schöpfwerke im Müritz-Nationalpark Tab. 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer Tab. 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter Vogelarten Tab. 17: Gehölzarten der Naturverjüngung Tab. 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen Tab. 19: Potenziell natürliche Vegetation Tab. 20: Ergebnisse Losungszählverfahren Tab. 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte (Stück je 100 ha) Tab. 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagdbezirk des Müritz-Nationalparks Tab. 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im Müritz-Nationalpark Tab. 24: Eigentumsverhältnisse im Müritz-Nationalpark Tab. 25: Bevölkerungsentwicklung der Nationalparkregion Tab. 26: Relative und absolute Bevölkerungsentwicklung Tab. 27: Gemeinden und Einwohner nach Gemeindegrößengruppen Tab. 28: Siedlungsstrukturelle Daten Tab. 29: Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung Tab. 30: Beschäftigtenstruktur Tab. 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten für die Nationalparkregion Tab. 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten Tab. 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen Tab. 34: Besucherzahlen der einzelnen Informationsstellen Tab. 35: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer nach Kategorien Tab. 36: Vorträge und Teilnehmer Tab. 37: Ergebnisse des Erschließungskonzeptes für das Teilgebiet Serrahn Tab. 38: Bergbauberechtigungen Verzeichnis der Textkarten 1. Die Müritz-Nationalparkregion und benachbarte Großschutzgebiete 2. Kommunale Verwaltungszugehörigkeit 3. Naturräumliche Gliederung 4. Schutzgebiete in der Nationalparkregion 5. Ausgewählte Klimadaten 6. Geologische Struktur 7. Zuständigkeitsbereiche der Unteren Wasserbehörden (StAUN, Lkrs.) sowie Verbandsgebiete der Wasserund Bodenverbände (WBV) 8. Fischereiliche Nutzung der Seen 9. Jagdbezirke, Hegegemeinschaften und Jagdruhezonen 10. Untersuchungsflächen 11. Unzerschnittene Freiräume und Freiraumbewertung Verzeichnis der Karten ausserhalb des Textes 1. 2. 3. 4. Bodensubstrate Flächennutzung und Zonierung Vegetation Erholung und Erschließung 5 I Einleitung Dieser Band Bestandsanalyse ist ein Teil des Müritz-Nationalparkplanes. Das Ergebnis der Nationalparkplanung setzt sich wie folgt zusammen: 1. Der Band „Leitbild und Ziele“ beschreibt • das allgemeine Nationalparkleitbild, • die für den Müritz-Nationalpark besonderen Leitlinien und Entwicklungsziele • sowie Vorstellungen zur Einbindung des Nationalparks in die Region. 2. Der Band „Bestandsanalyse“ stellt den Kenntnisstand über das Gebiet zusammen 3. Die Projektübersicht enthält sowohl vom Nationalparkamt als auch von anderen Trägern vorgeschlagene, bereits abgestimmte oder schon realisierte Projekte, die Relevanz für die Erreichung der Nationalparkziele besitzen. Die Projektübersicht wird entsprechend dem jeweils erreichten Arbeitsstand fortlaufend ergänzt. 6 Der hier vorliegende Band „Bestandsanalyse“ beinhaltet Daten und Fakten über die räumliche Lage und Landschaftsgeschichte des Nationalparkgebietes, die natürlichen und kulturlandschaftlichen Verhältnisse, die soziale und wirtschaftliche Situation der Nationalparkregion sowie ein Quellenverzeichnis. Im Gegensatz zu den Bänden „Leitbild und Ziele“ und „Projektübersicht“ enthält diese Bestandsanalyse keine ziel- oder umsetzungsbezogenen Aussagen, sondern dient in erster Linie als Hintergrundinformation. Sie ist ein Nachschlagewerk und zugleich ein Zeitdokument über die gegenwärtigen Verhältnisse in und um den MüritzNationalpark. Soweit möglich, wurden die Daten auf den Stand des Jahres 2002 aktualisiert. Dort, wo ältere Daten zugrunde gelegt wurden, ist dies angegeben. II Allgemeine Angaben zum Nationalpark und zur Nationalparkregion 1 Lage im Raum Der Müritz-Nationalpark liegt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte östlich der Müritz. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Neubrandenburg im Norden, Waren (Müritz) im Nordwesten und Neustrelitz im Osten zwischen beiden Teilgebieten des Nationalparks. Der Nationalpark erstreckt sich über Teile der Landkreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz und dabei über Flächen von sechs Ämtern und 16 Gemeinden. Eine detaillierte Darstellung der Verwaltungszugehörigkeit erfolgt in Kapitel II/ 5. Die Anbindung an das überregionale Eisenbahnnetz ist durch die Bahnhöfe Neustrelitz und Waren (Müritz) durch die Regionalexpress-Strecke von Berlin nach Rostock gegeben. Autobahnanbindung besteht durch die A 19 im Westen, die A 20 im Nordosten; außerdem erschließt die von Berlin nach Sassnitz führende B 96 die Müritz-Nationalparkregion. 2 Abgrenzung der Nationalparkregion In § 3 (Schutzzweck) der Nationalparkverordnung (vgl. Kap. III/ 2.2.3) heißt es: „In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung der Region beitragen“. Die „Nationalparkregion“ setzt sich aus dem „Nationalparkvorfeld“ und dem Nationalpark selber zusammen. Wegen der zahlreichen und z. T. intensiven sozioökonomischen Wechselbeziehungen zwischen dem Nationalpark und seinem Vorfeld erstreckt sich die Bestandsanalyse auch auf das Nationalparkvorfeld. Die NationalparkEnklaven mit ihren Ortschaften haben noch weitergehende Wechselbeziehungen mit dem Nationalpark; sie bilden das engere Vorfeld. Ebenso bestehen Wechselwirkungen in ökologischer Hinsicht, wie beispielsweise Nährstoffein- oder austrag über Wasser und Luft, Lebensraumvernetzungen wandernder Tierarten u.a. Auch sie verlangen einen Blick über die Nationalparkgrenzen hinaus. Sowohl in sozioökonomischer als auch in ökologischer Hinsicht sind die für solche Betrachtungen anzulegenden Maßstäbe sehr heterogen und führen zu unterschiedlich großen Betrachtungsräumen: • will man beispielsweise eine effektive Reduzierung des Wildbestandes erreichen, so genügt räumlich eine Betrachtung des Nationalparks und angrenzender Wälder und Forsten; • will man dagegen Aussagen über Ursachen, Umfang und Auswirkungen von Luftverschmutzung treffen, so müssten große Teile Europas in die Betrachtung einbezogen werden. Mit dem Ziel, Perspektiven für die Integration aller Großschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommerns in deren Vorfelder aufzuzeigen, hat das DEUTSCHE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE INSTITUT FÜR FREMDENVERKEHR e.V. an der Universität München im Rahmen des von Bund und Land finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Sozioökonomie unter besonderer Berücksichtigung des Tourismus in den Großschutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns und ihren Randbereichen“ u.a. Vorschläge zur Vorfeldabgrenzung erarbeitet (DWIF 1995). Danach umfasst die Nationalparkregion für den MüritzNationalpark folgende Gebiete (vgl. Textkarte 1): • alle Gemeinden mit Flächen oder Enklaven im Nationalpark und alle Anrainergemeinden des Nationalparks und der Müritz, • nördlich des Nationalpark-Teilgebietes Müritz alle von der B 192 als wichtiger Verkehrsverbindung geschnittene Gemeinden, • östlich von Neustrelitz alle Gemeinden im Nahbereich des Ortes Blankensee, • östlich des Teilgebietes Serrahn das Gebiet bis einschließlich Feldberg, Ortsteil der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft als wichtigem Fremdenverkehrsort und • südlich des Müritz-Nationalparks das ganze Gebiet bis zur Landesgrenze, also alle Gemeinden der Mecklenburgischen Kleinseenlandschaft als Bereich mit hoher Übernachtungsintensität und Bedeutung für den Fremdenverkehr. Diese räumliche Umgrenzung der Nationalparkregion darf allerdings nicht so starr und schematisch gehandhabt 7 werden, wie sie auf der Karte erscheint; vielmehr handelt es sich hierbei in erster Linie um ein funktionales Gebilde. Für manche Fragestellungen muss auch das Oberzentrum Neubrandenburg hinzugezählt werden und bei der überregionalen Betrachtung von Urlauberströmen sind Ballungsgebiete wie z.B. Berlin, Hamburg oder Hannover für den Nationalpark sozioökonomisch relevant. Soweit jedoch Abweichungen nicht erwähnt sind, soll in diesem Nationalparkplan unter der Nationalparkregion das oben beschriebene gelten. Im Rahmen des vorgenannten Forschungsvorhabens wurde ebenfalls ein ökologisches Vorfeld für den Nationalpark ermittelt. Es umfasst Flächen, die in ökologischer Hinsicht mit dem Müritz-Nationalpark in funktionalem Zusammenhang stehen. Dies sind im wesentlichen: • Wald- und Forstflächen außerhalb des Nationalparks, die mit Wald- oder Forstflächen im Nationalpark in Verbindung stehen, jeweils bis hin zu größeren Zerschneidungsachsen, • die gesamte Müritz inklusive Kleiner Müritz, Müritzarm und Müritzsee, die Seenkette nördlich Mirow, als vom Nationalpark angeschnittenes Gewässersystem, • unmittelbar außerhalb des Nationalparks gelegene Nahrungsflächen des Kranichs und nordischer Gänse sowie • über das Landschaftsbild mit dem Nationalpark in Beziehung stehende Offenlandflächen wie die Enklave Kratzeburg und die Bereiche um Boek, Roggentin, Userin, Neustrelitz, Wokuhl, Grünow und Carpin. 3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte 3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung Etwa um 8000 v. Chr. besiedelten die ersten nomadisierenden Sammler, Jäger und Fischer das Müritzgebiet. Mit der Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht wurden die Menschen in der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.) sesshaft, und es entstanden Siedlungen mit dörflichem Charakter. Aus dieser Zeit existieren noch zahlreiche Großsteingräber (Serrahn, Gotthun). Die ebenfalls noch in großer Anzahl vorhandenen Hügelgräber stammen aus der Bronzezeit (ca. 1800 – 600 v. Chr.). In der darauf folgenden Eisenzeit, die bis in das 7. Jh. n. Chr. reicht, wird Bronze durch das heimische Eisen ersetzt. Die relativ dünne Besiedelung durch Germanenstämme im 8 Müritz-Gebiet hielt über mehrere Jahrhunderte an. Als sie das Land während der Völkerwanderung wieder verließen, eroberte der Wald die Felder zunächst zurück. Später (7./ 8. Jh.) drangen slawische Stämme aus dem Osten in den mecklenburgischen Raum ein. Im Müritzgebiet siedelte sich der Stamm der Obotriten an. Der allgemeine Landausbau erfolgte in einer ersten Periode im 7. bis 9. Jahrhundert. Im 11. und 12. Jh. wurden in einer zweiten Periode zahlreiche Siedlungen neu angelegt. Diese slawischen Siedlungen und Burgwälle wurden bevorzugt an Gewässern angelegt, wobei möglichst eine natürliche Schutzlage angestrebt wurde (Halbinseln, Inseln; z.B. Werder am Specker See, Burgwallinsel im Feisnecksee). Die Slawen nannten die Müritz “morcze”, kleines Meer. Davon leitet sich der heutige Name ab (U. SCHOKNECHT; G. SCHLIMPERT unveröffentl.1989). 3.2 Mittelalterliche Entwicklung Bereits in der ersten Hälfte des 10. Jh. unternahm der deutsche Staat unter Heinrich I. erste Versuche zur Unterwerfung der slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder. Nach wechselvollen Kämpfen kam es aber erst zweihundert Jahre später zu einer endgültigen Unterwerfung durch die Sachsen, die letztlich zum völligen Untergang des slawischen Reiches führte. Die Politik der Sachsenherzöge und des slawischen Adels war nach 1167 auf eine Verständigung und eine allmähliche Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen gerichtet. Sie förderte in erheblichem Maße die Einwanderung und Ansiedlung von niederländischen und deutschen Bauern in den durch die kriegerischen Auseinandersetzungen verwüsteten und bevölkerungsarm gewordenen Gebieten. Sie ließen sich in bereits bestehenden slawischen Dörfern nieder (z.B. Federow 1230 gegr., Kargow Mitte 13. Jh. gegr.) oder gründeten neue Siedlungen (z.B. Schmachthagen), wobei die Siedlungs- und Ackerflächen durch Waldrodungen und Entwässerungen von Feuchtflächen gewonnen wurden. Daneben kam es besonders im Müritzgebiet auch zur Um- und Neuansiedelung slawischer Bauern. Das Ergebnis der Siedlungsphase des 12. und 13. Jh. war ein erheblicher Ausbau der Siedlungsstruktur und die starke Zurückdrängung der Waldfläche zugunsten des Ackerlandes. Auch die Ortsformen änderten sich. Neben den übernommenen slawischen Weilern, Gassen-, Sackgassen- und Zeilendörfern entstanden Planformen wie Angerdörfer (Kratzeburg), Straßendörfer (Groß Dratow) und Hagenhufendörfer (Ankershagen). Die Ablösung des Hakenpflugs durch den Bodenwendepflug führte zur Umwandlung der Blockfluren in langgestreckte Gewannfluren, auf der eine Dreifelderwirtschaft betrieben wurde. Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Entwicklung des Handwerks wurde der Wald immer intensiver genutzt, als Waldweide, zur Erzeugung von Brennholz, Bauholz und Holzkohle. Teeröfen und Glashütten verursachten umfangreiche Rodungen. Wasserläufe wurden in ihrer Größe und ihrem Verlauf durch zahlreiche Mühlen verändert. Auf diesen Mühlenausbau ist letztendlich auch der beträchtliche Wasserspiegelanstieg der Müritz im 13. Jh. um bis zu 2 m zurückzuführen. Verbesserte Produktionsinstrumente und die steigende Produktivität der Landwirtschaft führten zu einer zunehmenden Trennung von handwerklicher und agrarischer Produktion. In diese Zeit fallen auch die Stadtgründungen von Röbel und Waren (Müritz) als wirtschaftliche Zentren des Handwerks und des Handels. Neben der Landwirtschaft war die Fischerei im gewässerreichen Müritzgebiet eine wichtige Lebensgrundlage für die Bevölkerung. Der Prozess des mit der Ostexpansion begonnenen wirtschaftlichen Aufschwungs und des Siedlungsausbaus setzte sich bis in die zweite Hälfte des 14. Jh. fort. Abgelöst wurde er von einer durch Pestepidemien, Missernten und Viehseuchen hervorgerufenen, schweren Wüstungsphase. Kalte niederschlagsreiche Klimaperioden, die allgemein zu einem deutlichen Seespiegelanstieg und damit zur Vernässung angrenzender oder tiefliegender Grünland- bzw. Ackerflächen führten, verschlechterten die Situation zusätzlich. Die Mehrzahl der Bauern war bis in das 16. Jh. hinein persönlich freigeblieben. Sie hatten das Erbrecht und die Zahlung der Erbpacht war die Regel. So fand der Bauernkrieg in Mecklenburg kein Echo. Die kirchliche Reformation fand dagegen schnell viele Anhänger. 1549 wurde in Mecklenburg die evangelisch-lutherische Kirche offiziell gegründet. Die schwersten Verwüstungen seiner Geschichte erlebte das Müritzgebiet wohl in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Mehrfach zogen verschiedene Heere plündernd und mordend durch Mecklenburg. Die Bevölkerung Mecklenburgs hatte durch Hunger, Pest und Kämpfe von ca. 300.000 vor dem Krieg auf 40 – 50.000 am Kriegsende abgenommen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte in großem Umfang das sogenannte Bauernlegen ein, d.h. die Konfiszierung des bäuerlichen Grundbesitzes durch die Gutsherren. Die Bauern gerieten dadurch in eine direkte Abhängigkeit von ihrem Gutsherrn. An der Wende vom 18. zum 19. Jh. hatte sich die Gutswirtschaft voll ausgebildet und die mecklenburgische Schlagwirtschaft durchgesetzt. Dabei gelangten die Güter zunehmend in die Hände bürgerlicher Besitzer. Viele der ehemals reichen Adelsgeschlechter verarmten oder starben aus. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) hatte Mecklenburg unter den erbarmungslos eingetriebenen preußischen Kriegskontributionen zu leiden. Es entstanden große Verluste, sowohl an Menschen, als auch finanzieller Art. 3.3 Neuzeitliche Entwicklung In der ersten Hälfte des 19. Jh. kam es durch neue Anbaumethoden, verbesserte Düngewirtschaft und den allmählichen Einsatz landwirtschaftlicher Großgeräte (z. B. Dampfpflug) zu erheblichen Produktionssteigerungen. Es konnte sogar exportiert werden. Als wichtigste Handelsstraße wurde 1798 die Elde – Havel – Wasserstraße ausgebaut und 1837 der Bolter Kanal fertiggestellt. Durch diese Maßnahmen sank der Wasserspiegel der Müritz um ca. 2 Meter. Der Warener Hafen wurde zu einem für Mecklenburg bedeutsamen Warenumschlagplatz. 1879 erhielt Waren (Müritz) den ersten Eisenbahnanschluss. Wichtige Handelsstraßen liefen in Ost-WestRichtung vom Rhein über Havelberg und Burg Wesenberg bis nach Stettin und in Nord-Süd-Richtung von Rostock über Waren (Müritz), Zierke und Lychen bis zur Donau. Bereits im Mittelalter kam der alten Salzstraße, von Malchin über Pieverstorf, Templin und weiter zur Oder verlaufend, große Bedeutung zu. Wichtig für das Gebiet um Serrahn war in dem Zusammenhang die Goldenbaumer Landstraße, die von Strelitz nach Feldberg führte. Die 1821 in Kraft getretene Aufhebung der Leibeigenschaft verbesserte die Lage der Landarbeiter kaum. Die nach 1848 anhaltenden schlechten sozialen Verhältnisse veranlassten eine große Zahl von Mecklenburgern zur Auswanderung. Um die Auswirkungen dieser Landflucht auszugleichen, wurden verstärkt ausländische Schnitter angeworben. Noch heute sind die ehemaligen Schnitterkasernen erkennbar. Nach der Reichsgründung von 1871 konnten in Mecklenburg die Großgrundbesitzer, denen etwa 60% der landwirtschaftlichen Nutzflächen gehörten, ihre Machtposition weiter festigen. Die Städte erlebten zu dieser Zeit einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Um die Jahrhundertwende wurde das Müritzgebiet als beliebtes Ausflugs- und Erholungsgebiet entdeckt. Bereits in den 20er Jahren wurden erste Bemühungen unternommen, das östliche Müritzufer unter Naturschutz 9 zu stellen. Auf Initiative des Warener Beauftragten für Naturschutz, Karl Bartels, wurde 1931 ein kleines (280 ha) Naturschutzgebiet „Müritzhof“ gegründet. Die Schutzbemühungen wurden allerdings den Jagdinteressen des Leipziger Verlegers Dr. Herrmann nachgeordnet. Dieser hatte zwischen 1927 und 1930 die Rittergüter Federow, Schwarzenhof und Speck gekauft und ein großzügiges Jagdgatter errichten lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden durch die am 05. September 1945 beschlossene Bodenreform im Kreis Waren insgesamt 51 Güter enteignet. Die einzelbäuerlichen Betriebe existierten ca. 6 Jahre lang, bevor 1952 die DDR mit der Bildung großflächiger Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) begann. Diese spezialisierten sich auf eine industriemäßige Pflanzen- und Tierproduktion. Dadurch entstanden riesige Ackerschläge, die der Bodenerosion Vorschub leisteten. Mit dem Ziel, jeden Quadratmeter maximal zu nutzen, erlebte die Melioration (Entwässerung) landwirtschaftlicher Flächen ihren Höhepunkt. 1949 wurde wiederum auf Antrag von Karl Bartels das Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz“ gegründet, das in der DDR mit ca. 5.000 ha das Größte seiner Art war. 1952 kam es zur Gründung des Naturschutzgebietes „Serrahn”. 1954 wurde die „Zentrale Lehrstätte für Naturschutz Müritzhof“ als erste Einrichtung dieser Art in Mitteleuropa gegründet. Ab 1970 nahm die Staatsjagd 80 % der Waldflächen des Kreises Waren für sich in Anspruch, darunter auch nahezu das ganze Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz”. 1986 wurde auch das Naturschutzgebiet „Serrahn” Teil eines Sonderjagdgebietes. Diese Bereiche waren für die Öffentlichkeit größtenteils gesperrt. Erklärtes Ziel war die Produktion einer möglichst hohen Geweihmasse, wofür große Futterplätze, Wildäcker und besondere Wildgatter angelegt wurden. Im November 1989 vollzog sich in der DDR die politische Wende, die am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung führte. Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass das ehemalige Staatsjagdgebiet und weitere Gebiete am 1. Oktober 1990 durch Beschluss des Ministerrates der DDR vom 12.09.1990 zum „Müritz-Nationalpark” erklärt wurden (nach MUNDT, RIECHERS 1994). 3.4 Siedlungsentwicklung Wie bereits erwähnt, stehen die (z. T. vom Nationalpark umschlossenen) Ortschaften in einem engen Wechselverhältnis zum Nationalpark. 10 Sie sind wesentliche Elemente der Landschaft und des Landschaftsbildes und vermitteln regionale und lokale Identität (TÄNZER 1994). Dadurch beeinflussen sie auch die Erlebnisqualität des Betrachters. Die heutige Siedlungsstruktur entstand in ihren Gründungen bereits im 12. – 14. Jh. Im folgenden soll ein kurzer Abriss zur historischen Siedlungsentwicklung gegeben werden. Stadt Waren (Müritz) Die Stadtgründung Warens wird um das Jahr 1260 vermutet. Die Erstansiedlung fand rund um die Georgenkirche und einen Marktplatz statt. Der rechtwinklige Verlauf der Straßen deutet auf eine planmäßige Stadtanlage hin. Später verschmolz der Gründungskern mit einer zweiten Ansiedlung rund um eine Burg. 1699 fand der letzte der zahlreichen Großbrände statt, nach denen die Stadt völlig neu aufgebaut werden musste. Die Verkehrslösung und Umgestaltung in den 1970er Jahren veränderte das Aussehen der Stadt zum Teil grundlegend. Um die Jahrhundertwende war Waren noch ein kleines Landstädtchen mit rund 1.000 Sommerurlaubern – heute ist es ein Urlaubszentrum mit jährlich zehntausenden Besuchern. Gemeinde Kargow Kargow Oberdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf (Entstehung im 17./18. Jahrhundert) und entspricht in der Anlage einem Straßendorf mit angerartiger Erweiterung im Gutsbereich. Kargow Unterdorf wird im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Das ehemalige Bauerndorf ist als Haufensiedlung angelegt und besitzt eine FeldsteinKirche. Die Wohnbebauung befindet sich noch weitgehend im ursprünglichen Zustand. Damerow wurde als einst wüste Dorfstelle im 17. Jahrhundert wiederbesiedelt. Es ist eine Streusiedlung mit Einzelgehöften. Federow wird 1289 erstmals urkundlich erwähnt. Die Dorfanlage entspricht einem Gutsdorf mit Katenbebauung, das ehemalige Gutshaus besitzt eine Parkanlage. Im Ort befinden sich die Gebäude einer ehemaligen Brennerei, sowie eine Kirche mit Friedhof. Schwarzenhof entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus einem Einzelgehöft zu einer Waldarbeiter-/Bauernsiedlung. Die Dorfanlage entspricht einem Straßendorf. Zu Zeiten der Staatsjagd erfolgte eine unangepaßte bauliche Erweiterung. Rehhof ist ein Einzelgehöft (Entstehung 1811). Speck wird 1274 erstmals urkundlich erwähnt. Es handelt sich um ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Das Jagdschloss mit Parkanlage wurde in den dreißiger Jahren erbaut. Zartwitz wird 1374 erstmals urkundlich erwähnt und ist ein ehemaliges Gut. Zartwitzer Hütte entstand 1790 als Glashütte. Wie Amalienhof war es ein kleinerer Wohnplatz. Gemeinde Ankershagen Ankershagen wird erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßenangerdorf. Auf dem Dorfanger befindet sich die Kirche. Das Gutshaus besitzt eine Parkanlage. Im ehemaligen Pfarrhaus befindet sich das Schliemann-Museum. Friedrichsfelde entstand 1794 durch Teilung des Gutes Ankershagen. Es handelt sich um ein Straßendorf mit seitlich angelagertem Gut und Parkanlage. Bocksee war ursprünglich ein Einzelgehöft, im 19. Jahrhundert entwickelte sich Bocksee zu einem Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Durch verschiedene Bebauungen in jüngerer Zeit entstand eine sehr heterogene Ortsstruktur. Bornhof entwickelte sich mit der Teilung des Gutes Ankershagen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Außengut. Es handelt sich um einen Wohnplatz in Gehöftform. Gemeinde Groß Dratow Groß Dratow wird 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Die Gutsanlage ist nur noch in Resten erhalten. In der Ortsmitte befinden sich die Kirche mit dem Friedhof und die ehemalige Schmiede. Klein Dratow entstand vermutlich als Gutsdorf im 18. Jahrhundert und ist als Straßendorf angelegt. Schwastorf wird Ende des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf mit Ausfallstichen. Die historische Wohngebäudesubstanz ist teilweise ungenutzt. Klockow entwickelte sich im Mittelalter zu einem Siedlungsplatz im Kreuzungsbereich bedeutender Handelswege und entspricht in der Anlage einer Streusiedlung. Gemeinde Rechlin Boek wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Der Ort besitzt Kirche und Friedhof. Stadt Neustrelitz Die Geschichte der Stadt ist eng verknüpft mit der des 1931 eingemeindeten Strelitz, welches 1278 erstmals urkundlich erwähnt wird. 1701 wurde Strelitz Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Die Residenz ging später nach Neustrelitz, auf Grund der günstigen Lange am Knotenpunkt vieler Straßen ließen sich in der Folge jedoch zahlreiche Kaufleute weiter in Strelitz nieder. Neustrelitz wurde 1733 auf einen Aufruf des damaligen Herzogs hin gegründet. Die Stadtanlage basiert auf einer italienischen Idealstadt-Vorlage des 16. Jahrhunderts. Nicht das Schloss sondern der Marktplatz bildet den Mittelpunkt, von dem die Straßen als achtstrahliger Stern abgehen. Die Herzöge behielten lange die Verfügungsgewalt über Neustrelitz, bis 1912 gab es keine eigene Stadtverfassung. Zunächst wurde es überwiegend dem Hof verbundenen Personen gestattet, sich in der Handwerkerund Beamtenstadt anzusiedeln. Von 1918 bis 1933 war Neustrelitz Hauptstadt des Freistaates MecklenburgStrelitz. 1945 wurde es fast vollständig zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet. 1952 wurde es Kreisstadt. Fürstensee entstand Ende des 18. Jahrhunderts und wurde als Angerdorf angelegt. Langhagen ist eine ehemalige Revierförsterei. In jüngerer Zeit wurden einige Bungalows errichtet. Prälank wird 1726 als Dominaldorf des Amtes Neustrelitz genannt und ist bis heute ein kleiner Wohnplatz geblieben. Gemeinde Klein Vielen Adamsdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf. Die Dorfanlage entspricht einem Straßendorf mit seitlich angelagertem Gut. Liepen wird um 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Rundling. Zwei Gehöftanlagen, darunter die ehemalige Schule (heute Wohnhaus) und die Kirche sind Reste der historischen Bebauung. In jüngerer Zeit wurden eine Reihe von Bungalows errichtet. 11 Gemeinde Kratzeburg Kratzeburg wird Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Die Anlage dieses ehemaligen Bauerndorfes entspricht einem Angerdorf, daß später bandartig erweitert wurde. Die Kirche und der Friedhof befinden sich auf dem Anger. Dambeck wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem Straßendorf. Südöstlich der Ortslage befindet sich ein dendrologisch wertvoller Landschaftspark. wurde es danach neu errichtet und ist als Angerdorf angelegt. Schillersdorf wird um 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Ebenso wie Qualzow wurde es vor dem 2. Weltkrieg evakuiert und zerstört, danach wieder neu errichtet. Zietlitz, 1838 errichtet, ist ein kleiner Wohnplatz am Leppinsee. Leussow wird erstmals 1270 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem weiträumigen Straßendorf. Pieverstorf wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist als Straßendorf angelegt. Vom ehemaligen Gutskomplex sind nur noch Reste erhalten. Gemeinde Userin Dalmsdorf wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb über die gesamte Zeit Bauerndorf und stellt ein typisches Straßendorf dar. Es sind zum Teil gut erhaltene Dreiseithöfe (Wohngebäude, Stall, Scheune) vorhanden. Granzin wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Angerdorf, dessen Form bis in die heutige Zeit sehr gut erhalten blieb. Auf dem Anger befindet sich die Kirche mit Friedhof. Granziner Mühle entstand als Wassermühle. Erhalten blieb nur das Wohngebäude. Useriner Mühle, 1399 erstmals urkundlich erwähnt, ist ein Gebäude der ehemaligen Wassermühle. Die Mühlenanlage besteht noch, daneben gibt es einige Wohngebäude. Zwenzow wird 1350 erstmals urkundlich erwähnt, fällt danach aber lange Zeit wüst. 1780 wird es wieder als Büdnerdorf genannt und ist als Straßendorf angelegt. Krienke wird 1416 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb in seiner Entwicklung stets Bauerndorf und ist als Straßendorf angelegt. Gemeinde Carpin Gemeinde Roggentin Bergfeld wird erstmals 1322 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Roggentin wird 1301 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb stets Bauerndorf und ist als Angerdorf mit auf dem Anger befindlicher Kirche angelegt, wurde jedoch in jüngerer Zeit bandartig erweitert. Babke wird 1266 erstmals urkundlich erwähnt. Das ehemalige Bauerndorf ist als Straßendorf mit angerartiger Erweiterung im Süden angelegt. Die Kirche mit Friedhof grenzt an den Anger. Blankenförde wird 1256 erstmals erwähnt, Kakeldütt 1342. Die beiden früher eigenständigen Orte werden durch die Havel getrennt. Die Anlage entspricht einem Straßendorf. Die ehemalige Gutsanlage befindet sich in Kakeldütt, ebenso der Friedhof, die Kirche in Blankenförde. Qualzow wird 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Nach 56seiner Evakuierung und Zerstörung vor dem 2. Weltkrieg 12 Userin wird erstmals 1344 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und ursprünglich als Rundling angelegt. Carpin wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. Es ist als Straßendorf angelegt. Goldenbaum wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem Straßendorf. Serrahn wird urkundlich bis ins 15. Jahrhundert erwähnt, fiel dann aber lange Zeit wüst. Es ist ein kleiner Wohnplatz. Darüber hinaus befindet sich hier eine Außenstelle des Nationalparkamtes Müritz. Gemeinde Wokuhl Wokuhl wird erstmals 1285 urkundlich erwähnt und ist als Angerdorf mit Kirche auf dem Anger angelegt. Die Ortsbebauung gliedert sich in zwei Teile (Ober- und Unterdorf). Wutschendorf wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und ein kleiner ländlicher Wohnort mit historischer Wohnbebauung. Herzwolde wird im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Es ist als einseitiges Straßendorf angelegt (Zeilendorf). Nordwestlich der Ortslage schließen sich der Friedhof und eine Bungalowsiedlung an. Grammertin wird erstmals 1310 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Gemeinde Grünow 4 Größe und Flächenanteile Der Müritz-Nationalpark hat insgesamt eine Flächengröße von 32.199 ha (322 km2) und besteht aus zwei Teilflächen. Das westlich gelegene Teilgebiet Müritz ist 25.969 ha groß. Seine größte Nord-Süd Ausdehnung beträgt 21 km, seine größte Ost-West Ausdehnung 18 km. Das kleinere, weiter östlich gelegene Teilgebiet Serrahn umfasst ein Areal von 6.230 ha. Dort misst die maximale NordSüd Ausdehnung 8 km und die Ost-West Ausdehnung 12 km. Die Fläche des Nationalparks ist gemäß der Nationalparkverordnung in drei verschiedene Zonen unterteilt (vgl. Karte 3). Danach gehören 9.320 ha (29 %) der Kernzone, 890 ha (3 %) der Pflegezone und 21.990 ha (68 %) der Entwicklungszone an. Grünow wird erstmals 1337 urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und als langgestrecktes Angerdorf angelegt. Kirche und Friedhof befinden sich auf dem Anger. 5 Verwaltungsgliederung Gemeinde Dolgen Koldenhof wird 1353 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Triepkendorf wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. Früher als Angerdorf angelegt, ähnelt es heute mehr einem Straßendorf. Die Wohnbebauung besteht hauptsächlich aus historischen Gebäuden. Gnewitz wird 1295 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein kleiner, als Streusiedlung angelegter Wohnplatz. Labee wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt, fällt kurze Zeit danach aber wüst. Ab 1635 ist es wieder Pachtbauernhof. Labee ist heute ein kleiner Wohnplatz mit wenigen Häusern. Waldsee ist eine dreigeteilte Streusiedlung. Der historische Wohngebäudebestand befindet sich an der Südspitze des Schulzensees. Das um 1900 errichtete und im Laufe der Zeit umgebaute und mit verschiedenen Nebengebäuden erweiterte Schloss wird als Pension, Restaurant und Cafe genutzt. Gemeinde Rödlin-Thurow Zinow wird 1349 erstmals urkundlich erwähnt und fiel im Dreißigjährigen Krieg wüst. Heute besteht es aus Unterdorf (Revierförsterei) und Oberdorf. Es handelt sich um eine Streusiedlung mit Einzelgehöften. Die Kommunalverwaltung im Schutzgebiet setzt sich wie folgt zusammen (vgl. Textkarte 2): 1. 1.1 1.2. 1.2.1 1.2.2 1.3 1.3.1 1.3.2 1.4 1.4.1 2. 2.1 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.2.6 2.3 2.4 2.4.1 2.5 2.5.1 Landkreis Müritz Stadt Waren (Müritz) Amt Waren Land mit den Gemeinden Kargow Groß Dratow Amt Penzliner Land mit den Gemeinden Möllenhagen Ankershagen Amt Rechlin mit der Gemeinde Rechlin Landkreis Mecklenburg-Strelitz Stadt Neustrelitz Amt Neustrelitz Land mit den Gemeinden Kratzeburg Klein Vielen Userin Wokuhl – Dabelow Carpin Grünow Gemeinde Feldberger Seenlandschaft (Feldberg, Dolgen, Lüttenhagen) Amt Wesenberg mit der Stadt Wesenberg Amt Mirow mit der Gemeinde Roggentin Die Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden innerhalb des Müritz - Nationalparks sind in Tabelle 1 dargestellt. Somit gehören 60 % der Nationalparkfläche zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz und 40 % zum Landkreis Müritz. 13 Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden im Nationalpark *HPHLQGH :DUHQ 0ULW] .DUJRZ J 0|OOHQKDJHQ J $QNHUVKDJHQ J *UR'UDWRZ 5HFKOLQ 1HXVWUHOLW] .UDW]HEXUJJ .OHLQ9LHOHQ 8VHULQ :RNXKO'DEHORZ &DUSLQ S *UQRZ )HOGEHUJHU 6HHQODQGVFKDIW :HVHQEHUJJ 5RJJHQWLQ JJ 6XPPHKD *HPHLQGH ÁlFKH KD )OlFKHQDQWHLO )OlFKHQDQWHLO /DQGNUHLV KD 0ULW] /DQGNUHLV 0HFNOHQEXUJ 6WUHOLW] ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; Quelle: * Statistisches Landesamt M-V sowie Angaben der Gemeinden, **Katasterämter Waren (Müritz)/Neustrelitz 6 Naturräumliche Gliederung Der Müritz-Nationalpark ist biogeografisch wie folgt einzuordnen: Global gehört der Nationalpark gemäß dem System der „Terrestrischen biogeographischen Reiche“ (UDVARDY 1975) dem „Paläarktischen Reich“ und innerhalb diesem der biogeographischen Provinz „Mittel- und Osteuropäische Wälder“ an und ist durch den Biomtyp „Sommergrüne Laubwälder, -gebüsche und subpolare Strauchformationen“ typisiert. Nach dieser Klassifikation ergibt sich die Code – Nr. 2.11.3. Auf europäischer bzw. bundesweiter Ebene kann den biogeographischen Regionen und naturräumlichen Haupteinheiten nach SSYMANK (1994) zufolge der Nationalpark in die „kontinentale (mitteleuropäische) Region“ bzw. in die naturräumliche Haupteinheit D04„Mecklenburgische Seenplatte“ eingeordnet werden. Die Zuordnung zur kontinentalen (mitteleuropäischen) Region wird auch bei der Anwendung der FLORAFAUNA-HABITAT-RICHTLINIE (FFH) der Europäischen Union zugrunde gelegt (vgl. Kap. III/2.1.1). Der Nationalpark befindet sich im nordostdeutschen Tiefland östlich der Müritz. Im letzten Abschnitt der Erdgeschichte (Quartär) wurden hier oberflächlich Lockersedimente abgelagert. Das vor allem durch die letzte Eiszeit geprägte Gebiet befindet sich zwischen dem 14 nördlichen (Pommerschen) und südlichen (Frankfurter) Hauptendmoränenzug der Weichselkaltzeit, die etwa im Abstand von 20-30 km parallel zueinander verlaufen. Auf Landesebene wird die Mecklenburgische Seenplatte naturräumlich wie folgt hierarchisch weiter untergliedert (HURTIG 1957, KLAFS & STÜBS 1987, IWU 1995), wobei nur diejenigen naturräumlichen Einheiten aufgezählt sind, an denen der Müritz-Nationalpark Anteile hat: • Landschaftszonen + Großlandschaften – Landschaftseinheiten • Höhenrücken und Seenplatte + Mecklenburger Großseenlandschaft – Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee + Neustrelitzer Kleinseenland • Rückland der Seenplatte + Oberes Tollensegebiet – Kuppiges Tollensegebiet mit Werder Demnach ist das Nationalparkgebiet überwiegend der Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte“ und darin teilweise zur Großlandschaft „Mecklenburger Großseenlandschaft“ und teilweise zur Großlandschaft „Neustrelitzer Kleinseenland“ zugeordnet. Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte” Dieser Höhenrücken hebt sich im Bereich des MüritzNationalparks deutlich von seiner Umgebung ab. Den nordöstlichen Anschluss bildet der stärker landwirtschaftlich genutzte und waldarme Bereich der Grundmoränen und Gletscherzungenbecken, während im Süden eine ausgedehnte Sanderebene mit Binnendünen und tief eingeschnittenen Schmelzwasserabflussbahnen angrenzt. Der Müritz-Nationalpark erstreckt sich dabei im wesentlichen über zwei Großlandschaften, dem „Neustrelitzer Kleinseenland” im Osten und der „Mecklenburger Großseenlandschaft“ mit ihrer Landschaftseinheit „Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee” in den der Müritz nahen Bereichen. Zu dieser Landschaftseinheit, die auch als „Obere Seen” bezeichnet wird, gehören die 117 km2 große Müritz, die Specker Seen und der Rederangsee. Im Bereich des Nationalparks ist insbesondere das Ostufer der Müritz mit seinen ausgedehnten Moorbereichen, subrezenten Kliffen und Strandwällen Teil dieser Naturraumeinheit. Als morphogenetische Besonderheit ist das gehäufte Auftreten von postglazialen Binnendünen südlich der Specker Seen zu erwähnen. Die Großlandschaft „Neustrelitzer Kleinseenland“ ist durch einen kleinflächigen Wechsel der glazialen Serie mit unterschiedlichen Landschaftselementen gekennzeichnet. Neben Stauchendmoränen, die insbesondere im Teilgebiet Serrahn dominieren und erhebliche Höhenunterschiede aufweisen, sind vorgelagerte Sander und mesotrophe Rinnenseen für diese Naturraumeinheit charakteristisch. So bildet der Hirschberg (143,5 m HN) bei Grünow im Bereich des Strelitzer Bogens die höchste Erhebung des Gebietes. Im Teilgebiet Müritz kommen südlich des Woterfitzsees mit 58,5 m HN die niedrigsten Geländehöhen im Nationalpark vor. Im Bereich des Strelitzer Endmoränenbogens stocken ausgedehnte Buchenwälder. Die Sanderebenen, von Schmelzwasserabflussbahnen unterbrochen, tragen dagegen ausgedehnte Kiefernforsten. Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ Der nordöstliche Teil des Teilgebietes Serrahn ragt bereits in die Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ mit ihrer Großlandschaft „Oberes Tollensegebiet“ und deren Landschaftseinheit „Kuppiges Tollensegebiet mit Werder” hinein. Die weitere naturräumliche Untergliederung innerhalb der o. a. Einheiten ist in Textkarte 3 dargestellt. Wesentliche Kriterien dieser Untergliederung sind die Substrat- und Hydromorphieverhältnisse sowie deren Genese (IWU 1996). Danach gehört der ganz überwiegende Teil der Nationalparkfläche dem Naturraumtyp „Schmelzwasserbildung“ an. Ebenfalls großflächig tritt der Naturraumtyp „holozäne Moorbildung“ auf. Fließgewässer einschließlich der Rinnenseen werden diesem Typ zugeordnet, da sie in der Regel von vermoorten Talungen begleitet werden, die den flächenmäßig größten Anteil einnehmen. Diesem Naturraumtyp gehören die Havelniederung (vom Käbelicksee bis einschließlich Görtowsee) und das Gebiet um Woterfitz- und Caarpsee an. Darüber hinaus werden größere Gewässer (z.B. Seen ab 500 ha) als eigene Naturräume ausgewiesen. Dabei wird zwischen geschichteten und ungeschichteten Gewässern unterschieden. Im Müritz-Nationalpark bildet nur der Useriner See, einschließlich Krams- und Zierzsee einen solchen eigenen Naturraum. Flächenmäßig untergeordnet treten die Naturraumtypen „Äolische Bildung“ (Teilgebiet Müritz) sowie „Grundmoräne“ und „Endmoräne“ (Teilgebiet Serrahn) auf. 15 III Planungen, Gesetze und Richtlinien 1 Gesamtplanung 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V Im Ersten Landesraumordnungsprogramm (LROP) M-V (WIRTSCHAFTSMINISTERIUM M-V 1993) werden u.a. folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks bzw. seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele bestimmt: Überfachliche Ziele • Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist der Raumkategorie „Ländliche Räume” zu zuordnen. Ländliche Räume sind als gleichwertiger und eigenständiger Lebensraum unter Wahrung der ländlichen und landschaftstypischen Eigenarten zu entwickeln. Gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Umwelt M-V in der Fassung vom 14. Juli 1995 zur Ausarbeitung und Aufstellung Regionaler Raumordnungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern können nach raumordnerischer Abwägung weitere Flächen des Nationalparks als Vorranggebiete dargestellt werden. • Der Nordwestteil des Müritz-Nationalparks wird von einem „Vorsorgeraum Trinkwassersicherung” überlagert. • Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion folgende Städte ausgewiesen: Neubrandenburg Oberzentrum Waren (Müritz) Mittelzentrum Neustrelitz Mittelzentrum In „Vorsorgeräumen Trinkwassersicherung” sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer besonderen Bedeutung für den Trinkwasserschutz möglichst nicht beeinträchtigt werden. Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den jeweiligen Einzugsbereichen der zentralen Orte zuordnen. • Die Flächen des Nationalparks, die nicht„Vorranggebiete Naturschutz und Landschaftspflege” sind, sind als „Raum mit besonderer natürlicher Eignung für Fremdenverkehr und Erholung” ausgewiesen. • Als die Nationalparkregion betreffende überregionale Achsen werden festgelegt: (Hamburg) – Boizenburg/Hagenow/Ludwigslust – Parchim – Waren (Müritz) – Neubrandenburg (Wittstock) – Neustrelitz/Neubrandenburg (Skandinavien/Baltikum) – Saßnitz – Greifswald/ Demmin – Neubrandenburg – Neustrelitz – (Berlin) In den Achsen vollzieht sich der Leistungsaustausch zwischen den Teilräumen bzw. Städten des Landes. Die davon ausgehenden Entwicklungsimpulse sollen vor allem in den im Zuge der Achsen liegenden zentralen Orten wirksam werden, damit aber zugleich deren Umland stärken. 16 In den Vorranggebieten ist dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen; alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. In den Vorsorgeräumen sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete hinsichtlich ihrer besonderen Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege möglichst nicht beeinträchtigt werden. Dieser Raum soll möglichst weder durch andere Nutzungen noch durch die Erholungsnutzung selbst beeinträchtigt werden. • Für die durch den Westteil (Teilgebiet Müritz) des Nationalparks verlaufende Bahntrasse ist eine Einbeziehung in das IC-Netz der Deutschen Bahn AG geplant. • Schutzgebiete sollen, soweit dies der Schutzzweck erlaubt, der Allgemeinheit zugänglich gemacht und für die naturkundliche Information der Öffentlichkeit genutzt werden. Fachliche Ziele 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm • Die Kernzonen des Müritz-Nationalparks sind als „Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege” ausgewiesen. Die übrigen Flächen sowie die meisten Flächen des Nationalparkvorfeldes sind als „Vorsorgeräume für Naturschutz und Landschaftspflege“ ausgewiesen. Der Müritz-Nationalpark befindet sich in der Planungsregion 4 „Mecklenburgische Seenplatte“. Für diese Planungsregion liegt das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) in der Endfassung seit 1998 vor. Das RROP enthält folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks bzw. seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele: Überfachliche Ziele der berührten Gemeinden im Sinne der Eigenentwicklung nicht behindern.“ • Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion folgende Orte ausgewiesen: Waren (Müritz) Neustrelitz Röbel Mirow Wesenberg Rechlin Feldberg Blankensee Penzlin Möllenhagen Mittelzentrum Mittelzentrum Unterzentrum Unterzentrum ländlicher Zentralort ländlicher Zentralort ländlicher Zentralort ländlicher Zentralort ländlicher Zentralort ländlicher Zentralort Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den jeweiligen Einzugsgebieten der zentralen Orte zuordnen. • Als die Nationalparkregion betreffende innerregionale Achse wird festgelegt: Neustrelitz – Woldegk – (Pasewalk) Innerregionale Achsen sollen das Netz der überregionalen Achsen ergänzen und unter Nutzung der vorhandenen und auszubauenden Bandinfrastruktur insbesondere zur Entwicklung des ländlichen Raumes der Region beitragen. Fachliche Ziele • Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist im RROP insgesamt als „Vorranggebiet für Naturschutz und Landschaftspflege“ dargestellt. In Vorranggebieten Naturschutz und Landschaftspflege ist dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. In der Begründung dazu heißt es: „Der Müritz-Nationalpark besteht aus den zwei Teilflächen Müritz und Serrahn. Er stellt aufgrund seiner weitgehend ursprünglichen natürlichen Ausstattung mit einzigartigen Biotopen, insbesondere den Gewässer-, Wald- und Grünlandkomplexen, sowie mit einer Vielfalt an standorttypischen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf einer Gesamtfläche von 319 km2 ein herausragendes Großschutzgebiet von internationaler Bedeutung und mit großer Imagewirkung für die Region dar. Die weitere Entwicklung regelt sich auf Grund des Nationalparkplanes im Sinne integrierter Schutz- und Nutzkonzepte. Die Festsetzung des Nationalparks für eine Vorrangnutzung von Naturschutz und Landschaftspflege soll die Bauleitplanung • Im Nationalparkvorfeld sind die Bereiche um den Serrahner Nationalparkteil, südlich der Lieps, bei Prälank, bei Klein Quassow und südlich von Wesenberg, zwischen Boek und Mirow sowie südlich von Mirow, südlich von Rechlin, westlich der Müritz, einige Flächen um Waren (Müritz) sowie weitere kleine Flächen als „Vorsorgeräume Naturschutz und Landschaftspflege“ dargestellt. In Vorsorgeräumen Naturschutz und Landschaftspflege sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abzuwägen und abzustimmen, dass diese Räume in ihrer hervorgehobenen Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege und die landschaftsbezogene Erholung möglichst nicht beeinträchtigt werden. Zur Siedlungsentwicklung werden folgende Aussagen getroffen: • „In den Gemeinden, die nicht als zentrale Orte ausgewiesen sind, ist die Siedlungstätigkeit an deren eigener Entwicklung zu orientieren.“ Die überwiegende Siedlungstätigkeit soll sich am vorhandenen Siedlungsbestand orientieren. Dabei sind neue Standorte im Zuge der baulichen Entwicklung des Ortes unter Beachtung der jeweils spezifischen Siedlungsform und -funktion sowie unter ökologischen Aspekten behutsam in bzw. an den Bestand zu integrieren. Die Entstehung neuer und die Erweiterung vorhandener Splittersiedlungen und Streubebauungen sind zu vermeiden. Zum Tourismus werden folgnde Aussagen getroffen: • Im Nationalparkvorfeld sind um Waren (Müritz), Neustrelitz und in der Kleinseenplatte Tourismusschwerpunkträume und ansonsten überwiegend Tourismusentwicklungsräume dargestellt und letztere z. T. als „Tourismusräume im Bereich der Naturparke“ bzw. als „Tourismusräume im Bereich der historischen Kulturlandschaften“ spezifiziert. In den „Tourismusschwerpunkträumen“ kommt der Tourismusentwicklung besondere wirtschaftliche Bedeutung zu. Entsprechend haben in den Tourismusschwerpunkträumen Belange des Tourismus gegenüber den Belangen anderer Wirtschaftszweige besonderes Gewicht. Dabei ist der Tourismus so zu entwickeln und zu ordnen, dass landschaftlich und ökologisch sensible Gebiete geschont werden. Vorrangig im Bereich der in den Tourismusschwerpunkträumen liegenden bzw. von ihnen berührten Städte und Dörfer soll eine attraktive touristische 17 Infrastruktur ausgebaut werden. Die Städte sollen als Fremdenverkehrszentren entwickelt werden. In den „Tourismusentwicklungsräumen“ soll der Tourismus vorrangig durch die Schaffung von touristischen Angeboten in bzw. in Anbindung an Siedlungen entwickelt werden. Geeignete Maßnahmen zur Tourismusentwicklung sollen möglichst zur Erschließung und Aufwertung der Landschaft beitragen. Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in Verbindung mit der Förderung des ÖPNV und des Radverkehrs, Erhalt großer unzerschnittener und störungsarmer Landschaftsräume und gezielte Verkehrsberuhigung, unterstützt das Verkehrswesen die Erhaltung dieser Umweltqualität.“ • Im Müritz-Nationalpark sind bei Schwarzenhof, bei Klockow, bei Bornhof und bei Goldenbaumer Mühle „Vorranggebiete für Trinkwassersicherung“ dargestellt. Für den Müritz-Nationalpark selber heißt es: • „Der Müritz-Nationalpark soll in seinen ökologisch weniger sensiblen Bereichen durch geeignete Einrichtungen und Formen der Öffentlichkeitsarbeit sowie Besucherlenkung für die ruhige, landschaftsgebundene Erholung und naturkundliche Bildung der Besucher erschlossen werden, soweit dies sein Schutzzweck zulässt. Anlagengebundene Erholungseinrichtungen sind nur in den bestehenden, außerhalb der Nationalparkgrenze liegenden Siedlungsbereichen oder in Anbindung daran zulässig. Dabei müssen die touristischen Einrichtungen und Angebote der Anliegergemeinden in ihrer Gesamtkapazität und ihrem Zusammenwirken mit dem Schutzzweck des Nationalparks vereinbar sein.“ • Im Verlauf Mirow – Granzow – Woterfitzsee – Caarpsee – Bolter Kanal und entlang der Havelstrecke Kratzeburg – Granzin – Krienke – Babke – Blankenförde – Userin sind jeweils Wasserwanderwege dargestellt. Gewässerbezogene Tourismusformen, insbesondere das Wasserwandern, sind unter Schonung von ökologisch sensiblen Gewässerbereichen möglichst naturverträglich zu entwickeln. Zur Verkehrsentwicklung heißt es: • „Bei der Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur in der Planungsregion ist durch Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung sowie zur Reduzierung von Lärm und Schadstoffimmissionen daraufhin zu wirken, dass die Umweltbelastungen durch den Verkehr reduziert werden und durch sorgfältige Trassenwahl eine sparsame und schonende Flächeninanspruchnahme erfolgt.“ In der Begründung dazu heißt es: „Die Planungsregion zeichnet sich durch eine hohe Umweltqualität aus. Mittels gezielter Maßnahmen zur Verringerung der Belastungen von Natur und Landschaft durch den Verkehr, wie beispielsweise Bündelung des Verkehrs auf möglichst wenige, aber leistungsfähige Trassen mit dem Aufbau eines funktionalen Straßennetzes, 18 Wasserversorgungsanlagen mit entsprechenden Wasserschutzzonen befinden sich auch bei Kratzeburg, Krienke, Serrahn, Blankenförde, Zwenzow und Carpin. In „Vorranggebieten Trinkwassersicherung“ müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit dem Trinkwasserschutz vereinbar sein. • Im Nordwestteil des Müritz-Nationalparks ist ein „Vorsorgeraum für Trinkwassersicherung“ dargestellt. In „Vorsorgeräumen Trinkwassersicherung“ sollen alle raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und Maßnahmen so abgestimmt sein, dass diese Gebiete in ihrer besonderen Bedeutung für den Trinkwasserschutz nicht beeinträchtigt werden. • Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind die 110 kVHochspannungsleitungen Waren (Müritz) - Neustrelitz sowie davon abzweigend in Richtung Osten als Bestand dargestellt. Zur Stabilisierung der Versorgung der Planungsregion mit Elektroenergie ist u.a. die Rekonstruktion der 110 kV-Leitung Neustrelitz-Waren (Müritz) vorgesehen. • Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind zwei „Konversionsflächen“ dargestellt. In Räumen mit Sicherungs- und Eignungscharakter (z. B. Naturschutzvorrangflächen) sollen „Konversionsflächen“ in ihrer weiteren Verwendung den Sicherungsund Eignungszielen entsprechen. 1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung Einen Überblick über den Stand der Aufstellung von Flächennutzungsplänen (F-Plänen) in den Gemeinden der Nationalparkregion gibt Tabelle 2. Demnach verfügen nur 9 der Gemeinden über genehmigte F-Pläne, von 23 Gemeinden liegen Entwürfe vor und von 8 Gemeinden liegt weder ein genehmigter F-Plan noch ein Entwurf vor. Die meisten Gemeinden haben im Rahmen der Bauleitplanung Bebauungspläne (B-Pläne) erarbeitet. Im Randbereich der Städte konzentrieren sich Wohnbauplanungen. Tabelle 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Nationalparkregion 'EMEINDE & 0LAN GENEHMIGT 4EIL & 0LAN GENEHMIGT %NTWURF FàR & 0LAN VORLIEGEND 1RUGWHLO $QNHUVKDJHQ *UR'UDWRZ *UR3ODVWHQ *UR9LHOHQ .DUJRZ .OLQN 0DULKQ 0|OOHQKDJHQ 0ROOHQVWRUI 3HQ]OLQ6WDGW 7RUJHORZDP6HH :DUHQ 0ULW] 6WDGW 2VWWHLO &DUSLQ 'DEHORZ )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKKDIW *HQHKPLJWH)3OlQHIUGLH2UWVWHLOH1HXIDVVJ(QWZXUI1RY *RGHQGRUI *UQRZ +RKHQ]LHULW] .OHLQ9LHOHQ .UDW]HEXUJ 1HXVWUHOLW]6WDGW 5|GOLQ7KXURZ 8VHULQ :RNXKO 6GWHLO %XFKKRO] 'LHPLW] /lU] 0LURZ6WDGW 3ULERUQ 3ULHSHUW 5HFKOLQ 5RJJHQWLQ 6FKZDU] :HVHQEHUJ6WDGW :XVWURZ :HVWWHLO *RWWKXQ /XGRUI 5|EHO0ULW]6WDGW 6LHWRZ 9LSSHURZ +EIN & 0LAN VORLIEGEND ; ; ; ; ; ; ; ; Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (2002) 19 und Mirow mit knapp zwei Drittel der rund 3.000 in den 90-er Jahren fertiggestellten Wohnbauten. Damit bestanden zum Jahresende 2000 17.612 Wohngebäude mit 42.625 Wohnungen in der Region, von denen sich fast vier Fünftel in Ein- und Zweifamilienhäusern konzentrieren. Das entspricht dem Landeswert. Die Spannbreite dieser Anteile der vier Teilgebiete schwankt zwischen 76 % (Osten) und 86 % (Süden). Dass hier die Wohnungsbestandszahlen z.T. erheblich gestiegen sind zeigt, dass diese Planungen auch vielfach bereits umgesetzt wurden. Die Intensität der Wohnbauplanungen ist jedoch in den letzten Jahren stark rückläufig und wird vorraussichtlich auch künftig auf niedrigerem Niveau verlaufen. Das findet auch Ausdruck in der Entwicklung der erteilten Baugenehmigungen und der erfolgten Baufertigstellungen von Wohngebäuden. Konzentrationen der Wohngebäude bestehen in Waren (Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/ Müritz mit mehr als der Hälfte des Bestandes. Der Anzahl der Wohnungen nach befinden sich zwei Drittel in diesen Kommunen. Wohnungsbestandsentwicklung seit 1990: Knapp ein Sechstel der Wohngebäude ist nach 1990 entstanden. Besonders starke Wohnbauaktivität haben die Gemeinden Schloen, Torgelow am See, Userin, Carpin und Klink zu verzeichnen. Hier ist der Anteil dieser Wohnbauten bei über einem Viertel des Gesamtbestandes. Ein weiterer Schwerpunkt der kommunalen Planungen ist die Entwicklung von Gewerbegebieten (vgl. Tab. 3). In den beiden großen Städten Waren (Müritz) und Neustrelitz konzentriert sich der Gewerbeflächenanteil. Vielfach haben sich bereits Unternehmen und Dienstleister in den Gewerbegebieten der Nationalparkregion angesiedelt. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass bei den bestehenden Gewerbegebieten noch Ansiedlungspotenziale vorhanden sind. Niedrige Wohnbautenanteile haben die Gemeinden Buchholz, Groß Vielen, Groß Dratow, Grünow und Möllenbeck, die unter der Hälfte des Niveaus der gesamten Region liegen. Die höchsten absoluten Zahlen haben die Städte Waren (Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/Müritz, Wesenberg Tabelle 3: Gewerbliche Bauflächen )OlFKH KD *HPHLQGH *HZHUEHJHELHW (UVFKOLHXQJ 1HXVWHOLW] :HVHQEHUJHU&KDXVVHH %1RUG HUVFKORVVHQ 0LURZ 1HXVWUHOLW] $P:HLQEHUJ *HZHUEHSDUN2VW HUVFKORVVHQ HUVFKORVVHQ 1HXVWUHOLW] 6LHGOXQJ.DONKRUVW%6G HUVFKORVVHQ :HVHQEHUJ HUVFKORVVHQ 1HXVWUHOLW] $P'URVHGRZHU:HJ *HZHUEH0LVFKJHELHW $P+HL]NUDIWZHUN6FKZDU]HU :HJ HUVFKORVVHQ :HVHQEHUJ :DUHQ 0ULW] $P3XPS :DUHQ:HVW*(0, HUVFKORVVHQ HUVFKORVVHQ :DUHQ 0ULW] :DUHQ2VW HUVFKORVVHQ /lU] 5|EHO0ULW] 0ULW]IOXJSODW]5HFKOLQ/lU] ,QGXVWULHJHELHW SHULSKHUHUVFKORVVHQ WHLOHUVFKORVVHQ 3HQ]OLQ $QGHU%% WHLOZ62 WHLOHUVFKORVVHQ 0|OOHQKDJHQ 5HFKOLQ *UR3ODVWHQ 6FKORHQ $QGHU% 6G 1RUG$QGHU% $QGHU% HUVFKORVVHQ HUVFKORVVHQ WHLOHUVFKORVVHQ HUVFKORVVHQ Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (Stand 2002) 20 *HSODQWH $QVLHGOXQJ ,QGXVWULH +DQGZHUN ,QGXVWULH +DQGZHUN 3URG*HZHUEH +DQGZHUN 'LHQVWOHLVWXQJ +DQGZHUN 'LHQVWOHLVWXQJ 'LHQVWOHLVWXQJ )UHL]HLWEHUHLFK +DQGZHUN 3URG*HZHUEH 'LHQVWOHLVWXQJ N$ +DQGZHUN 'LHQVWOHLVWXQJ *HZHUEH ,QGXVWULH 3URG*HZHUEH 3URG*HZHUEH %DX0|EHOPDUNW NHLQH(LQVFKUQDFK %DX*% 3URG*HZHUEH +DQGZHUN +DQGZHUN 2 Naturschutz 2.1 International Sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik Deutschland waren bzw. sind durch Unterzeichnung von internationalen Vereinbarungen oder Beitritt zu internationalen Organisationen internationale Naturschutzverpflichtungen eingegangen. Als für den Müritz-Nationalpark bedeutende internationale Naturschutzverpflichtungen sind die Vogelschutzrichtlinie und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft sowie die Ramsar-Konvention zu nennen. 2.1.1 Natura 2000 – Gebiete Nach Art. 3 der „Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen” (92/43/EWG vom 21.05.1992) soll ein kohärentes europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung „Natura 2000“ errichtet werden. Diese Richtlinie wird als „Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie“ (kurz FFH – Richtlinie) bezeichnet und ist das erste umfassende Rahmengesetz der Europäischen Union zum Naturschutz. Das ökologische Netz „Natura 2000“ setzt sich aus den eigentlichen FFH – Gebieten (die in der FFH – Richtlinie näher geregelt werden) und den „Europäischen Vogelschutzgebieten“ zusammen, die aufgrund der Richtlinie des Europäischen Rates vom 02.04.1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (79/409/EWG) zu benennen sind. Für letztere findet auch die Bezeichnung (Special Protection Areas = SPA) Verwendung. Europäische Vogelschutzgebiete Das Land Mecklenburg-Vorpommern kam dieser Verpflichtung zur Benennung am 14.12.1992 durch die verbindliche Bezeichnung der Gebiete nach. Danach ist der Müritz-Nationalpark insgesamt als Europäisches Vogelschutzgebiet geschützt. Spezielle Vogelarten sind im Anhang I der Richtlinie aufgeführt und genießen danach vollständigen Schutz. Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie Die FFH – Richtlinie zielt auf den Schutz von Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenarten mit gemeinschaftlicher Bedeutung (d.h. mit Bedeutung für das Gebiet der Europäischen Union). Die besonders zu schützenden Lebensräume sind in Anhang I der Richtlinie aufgeführt. Darüber hinaus werden noch „prioritäre Lebensräume“ bezeichnet, die mit erhöhter Dringlichkeit zu sichern sind. Die zu schützenden Arten und „prioritären Arten“ sind in Anhang II der Richtlinie aufgeführt. Zur Wiederherstellung und Wahrung eines günstigen Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der Arten von gemeinschaftlichem Interesse sind besondere Schutzgebiete auszuweisen. Gebiete, die als solche besonderen Schutzgebiete gelten können, werden von den einzelnen Mitgliedstaaten vorgeschlagen. Mecklenburg-Vorpommern hat innerhalb des MüritzNationalparks die in folgender Tabelle 4 aufgeführten FFH – Gebiete nach Art.4 (1) der FFH – Richtlinie vorgeschlagen (Stand 14.12.1999). Über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit erfolgte eine Weitergabe des Vorschlags an die EU-Kommission. Diese bisher vorgeschlagenen FFH-Gebiete entsprechen mit ihren insgesamt 11.158 ha 34,6 % der Fläche des Nationalparks. Eine Ergänzung der Gebietsvorschläge ist für 2003 vorgesehen, sie konnte hier jedoch aus redaktionellen Gründen nicht mehr berücksichtigt werden. 2.1.2 Ramsar – Konvention Dem „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung”, das 1971 in der iranischen Stadt Ramsar vereinbart wurde, trat die DDR am 30.11.1978 bei. Das gleichzeitig als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung” gemeldete rd. 5.000 ha große Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz” liegt vollständig im heutigen Nationalpark. Dieses Gebiet wurde mit der DDR-Naturschutzverordnung vom 18.05.1989 als „Geschütztes Feuchtgebiet” gesichert. Nach Artikel 9 des Einigungsvertrages gelten die Bestimmungen fort. 2.1.3 IUCN – Richtlinien Die Weltnaturschutzorganisation IUCN (The World Conservation Union) hat 1994 ihre „Richtlinien für Managementkategorien von Schutzgebieten”, darunter auch die für Schutzgebiete der Kategorie II „Nationalpark” neu gefasst. Auf dieser Grundlage wurde im Jahr 2000 durch EUROPARC und IUCN eine spezielle Fassung mit Interpretation und Anwendung der Management-Kategorien in Europa herausgegeben, die den für Europa charakteristischen Besonderheiten (z.B. der weit zurückreichenden Entwicklung der Besiedlung und Landnutzung) Rechnung trägt. Diese Fassung wurde auch in einer deutschen Übersetzung veröffentlicht. 21 Tabelle 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark &&( n ,EBENSRAUMTYPEN %5 n #ODE &&( n !RTEN GEMÊ !NHANG ) DER &&( n 2ICHTLINIE GEMÊ !NHANG )) DER &&( n 2ICHTLINIE PRIORITÊRE ,EBENSRAUMTHYPEN PRIORITÊRE !RTEN &&( 'EBIET .R u4EILE DES -àRITZ .ATIONALPARKS 3ERRAHN h HA %REMIT 4EICHmEDERMAUS -OPSmEDERMAUS 'ROES -AUSOHR "IBER &ISCHOTTER +AMMMOLCH 2OTBAUCHUNKE 3TEINBEIER 'ROE -OOSJUNGFER $/ -OORWÊLDER /LIGO BIS MESOTROPHE STEHENDE 'EWÊSSER MIT 6EGETATION DER ,ITTORELLETEA UNImORAE UND ODER DER )SOETO .ANOJUNCETEA /LIGO BIS MESOTROPHE KALKHALTIGE 'EWÊSSER MIT BENTHISCHER 6EGETATION AUS !RMLEUCHTERALGEN .ATàRLICHE EUTROPHE 3EEN MIT EINER 6EGETATION DES -AGNOPOTAMIONS ODER (YDROCHARITIONS $YSTROPHE 3EEN UND 4EICHE &EUCHTE (OCHSTAUDENmUREN DER PLANAREN UND MONTANEN BIS ALPINEN 3TUFE ÃBERGANGS UND 3CHWINGRASENMOORE 4ORFMOOR 3CHLENKEN 2HYNCHOSPORION (AINSIMSEN "UCHENWALD ,UZULO &AGETUM 7ALDMEISTER n "UCHENWALD !SPERULO n &AGETUM &&( 'EBIET .R u4EILE DES -àRITZ .ATIONALPARKS EHEM .3' /STUFER DER -àRITZ h HA 4EICHmEDERMAUS 'ROES -AUSOHR &ISCHOTTER +AMMMOLCH 2OTBAUCHUNKE 3TEINBEIER %REMIT 'ROER &EUERFALTER 'ROE -OOSJUNGFER +RIECHENDER 3CHEIBERICH &IRNISGLÊNZENDES 3ICHELMOOS +ALKREICHE 3àMPFE MIT #LADIUM MARISCUS UND !RTEN DES #ARICION DAVALLINAE $/ -OORWÊLDER /LIGO BIS MESOTROPHE KALKHALTIGE 'EWÊSSER MIT BENTHISCHER 6EGETATION AUS !RMLEUCHTERALGEN .ATàRLICHE EUTROPHE 3EEN MIT EINER 6EGETATION DES -AGNOPOTAMIONS ODER (YDROCHARITIONS &ORMATIONEN VON *UNIPERUS COMMUNIS AUF +ALKHEIDEN UND nRASEN +ALKREICHE .IEDERMOORE !LTE BODENSAURE %ICHENWÊLDER AUF 3ANDEBENEN MIT 1UERCUS ROBUR Quelle: Umweltministerium M-V (1999) 22 Diese Richtlinien stellen lediglich Empfehlungen dar und haben keinen verbindlichen Charakter. Nach diesen Richtlinien unterscheidet die IUCN folgende Schutzgebiets-Kategorien: I. Strenges Naturschutzgebiet / Wildnisgebiet II. Nationalpark III. Naturmonument IV. Biotop-/ Artenschutzgebiet V. Geschützte Landschaft / Geschütztes marines Gebiet VI. Ressourcenschutzgebiet mit Management Für den Entwicklungsnationalpark Müritz gelten die Ziele, die in Kategorie II enthalten sind, sie sollen deshalb nachfolgend wiedergegeben werden (die zur Interpretation und Anwendung der Richtlinien für Europa dienenden Ergänzungen sind durch Kursivdruck kenntlich gemacht): „Kategorie II Nationalpark: Schutzgebiet, das hauptsächlich zum Schutz von Ökosystemen und zu Erholungszwecken verwaltet wird Erholung bilden eine vorrangige Aufgabe des Schutzgebietsmanagements. »Förderung von Umweltbildung und Naturverstehen« wird deshalb als zusätzliches Managementziel hervorgehoben. • Beendigung und sodann Unterbinden von Nutzungen oder Inanspruchnahme, die dem Zweck der Ausweisung entgegenstehen; Diese Forderung gilt auch für Gebiete, in denen das Land vor der Ausweisung zum Schutzgebiet in irgend einer Form der Nutzung unterworfen war und die nach der Ausweisung der natürlichen Sukzession überlassen wurden. »Nutzung« schließt Jagd und Fischerei ein. In Einzelfällen ist es die Pflicht der für das Schutzgebiet der Kategorie II zuständigen Stelle, Maßnahmen zu ergreifen, die die vorrangigen Managementziele sichern. • Respektierung der ökologischen, geomorphologischen, religiösen oder ästhetischen Attribute, die Grundlage für die Ausweisung waren; Definition Natürliches Landgebiet oder marines Gebiet, das ausgewiesen wurde um (a) die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme im Interesse der heutigen und kommender Generationen zu schützen, um (b) Nutzungen oder Inanspruchnahme, die den Zielen der Ausweisung abträglich sind, auszuschließen und um (c) eine Basis für geistig-seelische Erfahrungen sowie Forschungs-, Bildungs-, Erholungsangebote für Besucher zu schaffen. Sie alle müssen umwelt- und kulturverträglich sein. Managementziele • Schutz natürlicher Regionen und landschaftlich reizvoller Gebiete von nationaler und internationaler Bedeutung für geistige, wissenschaftliche, erzieherische, touristische oder Erholungszwecke; • Erhaltung charakteristischer Beispiele physiographischer Regionen, Lebensgemeinschaften, genetischer Ressourcen und von Arten in einem möglichst natürlichen Zustand auf Dauer, damit ökologische Stabilität und Vielfalt gewährleistet sind; • Besucherlenkung für geistig-seelische, erzieherische, kulturelle und Erholungszwecke dergestalt, dass das Gebiet in einem natürlichen oder beinahe natürlichen Zustand erhalten wird; Erholung gründet sich in diesen Gebieten zuallererst und vor allen Dingen auf Begegnung mit und Erleben von unberührter Natur. Umwelt- und Naturbildung als Teil des Programms für Besuchermanagement und • Berücksichtigung der Bedürfnisse der eingeborenen Bevölkerung einschließlich deren Nutzung bestehender Ressourcen zur Deckung ihres Lebensbedarfs mit der Maßgabe, dass diese keinerlei nachteilige Auswirkungen auf die anderen Managementziele haben. Auswahlkriterien • Das Gebiet muss ein charakteristisches Beispiel für Naturregionen, Naturerscheinungen oder Landschaften von herausragender Schönheit enthalten, in denen Pflanzen- und Tierarten, Lebensräume und geomorphologische Erscheinungen vorkommen, die von besonderer Bedeutung sind in geistig-seelischer Hinsicht sowie für Wissenschaft, Bildung, Erholung und Tourismus. • Das Gebiet muss groß genug sein, um eines oder mehrere vollständige Ökosysteme zu erfassen, die durch die laufende Inanspruchnahme oder menschliche Nutzungen nicht wesentlich verändert wurden. Zuständigkeiten Die oberste zuständige Behörde eines Staates sollte im Normalfall Eigentümer des Schutzgebietes und dafür verantwortlich sein. Die Verantwortung kann aber auch einer anderen Regierungsstelle, einem Gremium von Vertretern der eingeborenen Bevölkerung, einer Stiftung oder einer anderen rechtlich anerkannten Organisation übertragen werden, die das Gebiet einem dauerhaften Schutz gewidmet hat. 23 In Europa ist die höchste zuständige Stelle des Landes verantwortlich für die rechtliche Ausweisung von Schutzgebieten dieser Kategorie. Diese Stelle muss dafür Sorge tragen, dass das Gebiet entsprechend den Managementzielen verwaltet wird. Überlegungen zur Anwendung der Kategorien in Europa Neben den Definitionen zu den einzelnen Schutzgebietskategorien geben die IUCN-Richtlinien auch allgemeine Hinweise zu deren Anwendung: Kategorie II Zonierung innerhalb der Schutzgebiete Die besonderen Charakteristika Europas – seine verhältnismäßig hohe Bevölkerungsdichte und die lange Geschichte der Umgestaltung der Landschaft durch den Menschen – verkomplizieren die Ausweisung von Schutzgebieten, die groß und natürlich genug sind, um die Kriterien dieser Kategorie zu erfüllen. Zur Sicherstellung des Schutzes des repräsentativen europäischen Naturerbes ist die Kategorie II jedoch unverzichtbar. Obwohl die Hauptziele des Managements entscheidend für die Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie sind, sehen die Managementpläne oft für verschiedene Zonen unterschiedliche Zielsetzungen vor, je nach den jeweils am Ort herrschenden Bedingungen. Als Voraussetzung dafür, dass eine eindeutige Zuordnung zur zutreffenden Kategorie erfolgen kann, müssen mindestens drei Viertel, wenn möglich noch mehr des Gebietes dem Hauptziel entsprechend verwaltet werden; das Management auf den Restflächen darf hierzu nicht in Widerspruch stehen. Fälle, in denen Teilen einer Verwaltungseinheit rechtsverbindlich verschiedene andere Managementziele vorgeschrieben werden, sind unter „Mehrfachzuordnung“ abgehandelt. Maßnahmen auf den Restflächen, die einem Schutzzweck dienen, wie z.B. Schaffung und Wiederherstellung von Habitaten, Schutz bestimmter Arten, Erhalt abwechslungsreicher Strukturen oder traditioneller, nachhaltiger Formen der Landnutzung, stehen nicht in Widerspruch zu dem vorrangigen Schutzziel. Die Gliederung in Zonen anhand der Prinzipien der sechs Managementkategorien ist ein wertvolles Instrument, das aber nicht dazu herangezogen werden sollte, ein einzelnes Schutzgebiet mehr als einer IUCN-Kategorie zuzuordnen. Zu Naturgebieten können auch solche gehören, die in der Vergangenheit während eines begrenzten Zeitraums und auf begrenzter Fläche genutzt wurden; ohne dass die natürliche Vielfalt an Habitaten und Arten wesentlich verändert wurde, und die wieder der natürlichen Sukzession überlassen wurden, (»restoration ecology«) ohne unvereinbare Nutzung der natürlichen Ressourcen. In Gebieten, die vor der Ausweisung als Schutzgebiet vom Menschen verändert wurden, in denen aber die ökologischen Prozesse nach der Ausweisung ungehindert ablaufen dürfen, können gewisse Maßnahmen zur Wiederherstellung (z. B. die Entfernung fremdländischer Baumarten) nötig werden, um den Ausgangszustand von Habitaten zu verbessern. Solches Management zur Wiederherstellung muss in zeitlicher und räumlicher Hinsicht klar begrenzt sein und darf nicht in Widerspruch zu dem HauptSchutzziel stehen. Erholung und Freizeitaktivitäten in derartigen Gebieten sollten nicht in Widerspruch zu dem Haupt-Schutzziel stehen. Solche Aktivitäten sollten deshalb naturorientiert und dem Naturschutz untergeordnet sein. Schutzgebiete sollten nicht Testgelände für alle Arten von technischer Ausrüstung wie Mountainbikes, Motorräder, Geländewagen, Gleitschirme und niedrigfliegendes Fluggerät sein. Politische Ambitionen in manchen Ländern können die Anwendung dieser Kategorie problematisch machen. Einige Nationalparke, die für Kategorie II vorgesehen sind, genügen nicht den gesetzten Standards und passen eigentlich in keine Kategorie richtig. Die IUCN ist bereit, auf Anforderung ein Zertifikat darüber auszustellen, ob ein bestimmtes Gebiet der Ausweisung als Schutzgebiet der Kategorie II würdig ist. 24 Daneben sind sowohl EUROPARC wie auch IUCN/WCPA bereit, den Staaten bei der Verbesserung des Managements solcher Gebiete dahingehend zu helfen, dass die Kriterien der Kategorie II erfüllt werden. Das Umland von Schutzgebieten Schutzgebiete sind keine isolierten Einheiten, sondern in ökologischer, wirtschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt. Aus diesem Grund müssen Planung und Management von Schutzgebieten in die Regionalplanung eingebettet sein und darüber hinaus auch Unterstützung seitens der Landesplanung erfahren. Beim Einsatz des Klassifikationssystems jedoch, das Schutzgebiete und Pufferzonen kennt, müssen für beide getrennt die richtigen Kategorien gefunden und festgelegt werden. 2.1.4 Empfehlungen der EUROPARC – Federation Die Mitgliederversammlung von EUROPARC (Föderation der Natur- und Nationalparke Europas) hat in Helsinki am 6. September 1992 folgende Grundsatzerklärung zum Naturschutzziel in Schutzgebieten der Kategorie II (Nationalparke) einstimmig bestätigt. Ebenso wie die IUCN-Richtlinie hat auch diese Erklärung lediglich empfehlenden Charakter: • Die Natur hat sich seit Jahrmillionen unabhängig vom Menschen entwickelt. Auch heute kann sie ohne Pflege durch den Menschen existieren. In natürlichen Lebensgemeinschaften laufen ständig dynamische Prozesse ab. • Schutzgebiete der Kategorie II (Nationalparke) dienen vorrangig dem Schutz natürlicher Lebensgemeinschaften und damit dem Schutz natürlicher Prozesse. Deshalb ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch Jagd, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Fischerei, Weidewirtschaft und anderes grundsätzlich nicht zulässig. Dies gilt für die weit überwiegende Fläche des Schutzgebietes. • In Gebieten, die seit Jahrhunderten genutzt werden, ist aus kulturellen und sozioökonomischen Gründen bis zur Einstellung der Nutzungen eine Übergangszeit zulässig. In natürlichen Lebensgemeinschaften gibt es keine Katastrophen. Windwurf in Wäldern, Massenvermehrung von Insekten, Lawinen oder Brände sind ökologische Phänomene und erfordern keine Eingriffe, ausgenommen benachbarte Gebiete werden gefährdet. Ausgerottete Tier- und Pflanzenarten können nach sorgfältiger Prüfung des Einzelfalles dann, wenn sie nicht auf natürliche Weise zurückwandern, wiederangesiedelt werden. • In Schutzgebieten der Kategorie II sind nicht autochthone Arten unerwünscht. Maßnahmen zu ihrer Beseitigung sind im Einzelfall zu prüfen und sorgfältig die positiven und negativen Folgen abzuwägen. In Europa soll ein Netzwerk großer Reservate geschaffen werden, das repräsentative Beispiele aller biogeographischen Regionen mit ihren typischen Ökosystemen umfasst. 2.2 National 2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in der Fassung vom 25. März 2002 regelt Nationalparke in § 24 wie folgt: (1) Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte einheitlich zu schützende Gebiete, die 1. großräumig und von besonderer Eigenart sind, 2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes die Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen und sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet. (2) Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. (3) Die Länder stellen sicher, dass Nationalparke unter Berücksichtigung ihres besonderen Schutzzweckes sowie der durch die Großräumigkeit und Besiedlung gebotenen Ausnahmen wie Naturschutzgebiete geschützt werden. 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V Gemäß § 21 (1) LNatG M-V in der Fassung vom 15. August 2002 werden Nationalparke durch Gesetz errichtet. Gemäß § 75 (1) bleiben Verordnungen, ..., die aufgrund des ... Umweltrahmengesetzes vom 29. Juni 1990 (GBl. I Nr. 42 S. 649) zum Schutz oder zur einstweiligen Sicherstellung von Nationalparken, ... erlassen oder gefasst worden sind, in Kraft, sofern sie nicht ausdrücklich aufgehoben werden oder ihre Geltungsdauer abläuft. Damit gilt auch die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks „Müritz-Nationalpark“ vom 12.9.1990, zuletzt geändert durch Verordnung vom 20.11.1992, fort. Für ihre Aufhebung oder Änderung gelten die Zuständigkeits- und Verfahrensvorschriften des Landesnaturschutzgesetzes entsprechend. 2.2.3 Nationalparkverordnung Die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks „Müritz-Nationalpark“ vom 12.09.1990 (GBl. DDR, Sonderdruck Nr. 1468) legt in § 3 den Schutzzweck wie folgt fest: (1) Der Nationalpark dient dem Schutz der großflächigen, typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft im norddeutschen Tiefland östlich der Müritz. Allgemeiner Schutzzweck ist eine freie, vom Menschen unbeeinflusste Naturentwicklung. Spezielle Schutzzwecke sind: - die ungestörte Waldentwicklung im größten Teil des Gebietes, - die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaushaltes zur Regenerierung der zahlreichen Moore - der Erhalt der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, 25 - der Erhalt von Großvogelpopulationen und von Pflanzenarten extensiv bewirtschafteter Weiden, - die Ermöglichung großflächiger, ungestörter Sukzessionen auf den derzeitigen Truppenübungsplätzen. (2) In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung der Region beitragen. Zur Umsetzung des Schutzzweckes und zur Entwicklung des Nationalparks gelten u.a. eine Reihe von Geboten. Dazu heißt es im § 5: (1) Im Nationalpark ist es geboten, 1. in der Schutzzone I vorrangig durch geeignete Schutzmaßnahmen die ungestörte Entwicklung natürlicher und naturnaher Lebensgemeinschaften zu sichern sowie gestörte Lebensgemeinschaften in natürlichere oder naturnahe Zustände zu überführen, 2. in den Schutzzonen II und III vorrangig durch gezielte Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen die standorttypische Mannigfaltigkeit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und zu fördern, 3. durch geeignete Maßnahmen der Verkehrs- und Besucherlenkung den Ruhecharakter des Gebietes insgesamt stärker auszuprägen, 4. der Öffentlichkeit den Nationalpark für Bildung und Erholung durch geeignete Einrichtungen und Formen der Öffentlichkeitsarbeit sowie Besucherlenkung zu erschließen, soweit es der Schutzzweck erlaubt, 5. den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn vorrangig zu Fragestellungen der Nationalparkentwicklung zu ermöglichen und zu fördern, 6. die Bestandsregulierung von wildlebenden Tierarten entsprechend den Zielsetzungen für den Nationalpark in den Schutzzonen I und II nach Maßgabe und in der Schutzzone III im Einvernehmen mit dem Nationalparkamt vorzunehmen. (2) Zur Umsetzung der in Absatz 1 genannten Gebote sowie zur Erhaltung, Pflege und Entwicklung des Nationalparks soll in angemessener Frist ein Pflege- und Entwicklungsplan erstellt werden. 2.2.4 Geschützte Flächen im Nationalparkvorfeld Einen Überblick über die Lage geschützter Flächen im Nationalparkvorfeld vermittelt Textkarte 4. 2.2.4.1 Andere Großschutzgebiete Nordwestlich des Teilgebietes Müritz des Nationalparks erstreckt sich zwischen Kölpinsee im Osten sowie Krakow 26 am See und Goldberg im Westen der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide auf einer Fläche von etwa 365 km2. Etwas weiter in nördlicher Richtung vom Nationalpark entfernt liegt zwischen Waren (Müritz), Krakow am See, Teterow und Dargun der ca. 674 km2 große Naturpark Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See. Der Naturpark Feldberger Seenlandschaft umschließt das Teilgebiet Serrahn und erstreckt sich zusammen mit dem angrenzenden Naturpark Uckermärkische Seen (Land Brandenburg) auf einer Fläche von 1.100 km2 zwischen Rödlin – Thurow und Woldegk im Norden, sowie Templin und Fürstenberg im Süden. 2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete Das LSG Mecklenburger Großseenland schließt sich mit einer Gesamtfläche von etwa 400 km2 an die gesamte nordwestliche, westliche und südwestliche Grenze des Teilgebietes Müritz an. Das LSG Neustrelitzer Kleinseenplatte (120 km2) grenzt abschnittsweise von Süden und Südosten an. Eine Teilfläche des LSG Havelquellseen (6 km2) befindet sich in der Nationalparkenklave Kratzeburg (Hohe Rhön), bzw. grenzt im Nordwesten des Teilgebietes Müritz zwischen Ankershagen und dem Kreutzsee an den Nationalpark an. Das LSG Feldberger Seenlandschaft (300 km2) schließt sich von Westen an das Teilgebiet Serrahn an. 2.2.4.3 Naturschutzgebiete Die Flächen von 15 ehemaligen Naturschutzgebieten (7.523 ha) sind in den Müritz-Nationalpark aufgegangen. Es handelt sich um die Gebiete Ostufer der Müritz (C 20; 4832 ha), Ostufer der Feisneck (C 73; 32 ha), Blankenförde (C 23; 41 ha), Useriner Horst (C 24; 38 ha), Zotzensee (C 83; 117 ha), Jäthensee (C 84; 284 ha), Gründlingsmoor (C 58; 5 ha), Degensmoor (C 61; 10 ha), Leussowsee (C 62; 50 ha), Bullowsee (C 57; 150 ha), Felschensee (C 60; 15 ha), Vaucksee und Lieper See (C 56; 50 ha), Krummer See (C 63; 100 ha), Serrahn (C 30; 1784 ha) und Schwarzer See (C 49; 50 ha). In Nachbarschaft zum Teilgebiet Serrahn und im Naturpark Feldberger Seenlandschaft liegen u.a. die Naturschutzgebiete Heilige Hallen (66 ha), Comthureyer Berg, (10 ha), Keetzseen (330 ha), Kulowseen (235 ha), Sandugkensee (67 ha), Zahrensee (10 ha), Krüselinsee und Mechowsee (500 ha), Hauptmannsberg (42 ha), Schmaler Luzin (340 ha) und Sprockfitz (26 ha). Für das NSG Brückentinsee wurde das Festsetzungsverfahren eröffnet. Das Gutachtliche Landschaftsprogramm und die im folgenden Kapitel genannten Gutachtlichen Landschaftsrahmenpläne erfüllen dabei folgende Funktionen: Zwischen beiden Teilgebieten des Nationalparks liegen die NSG Kalkhorst (78 ha), Grundloser See (44 ha), Rothes Moor (90 ha), Klein Vielener See (162 ha), Zippelower Bachtal (190 ha), Ziemenbachtal (175 ha), Hellberge (48 ha), Nonnenbachtal (60 ha) und Nonnenhof (958 ha). • Sie sind Fachplanungen des Naturschutzes und bilden damit eine Arbeitsgrundlage für die Naturschutzbehörden. • Sie stellen querschnittsorientiert die Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für andere Fachplanungen dar. • Sie stellen die Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für die integrierende räumliche Gesamtplanung dar. • Sie informieren die Öffentlichkeit über die Ziele und Erfordernisse von Naturschutz und Landschaftspflege. Südlich und westlich des Teilgebietes Müritz liegen u.a. die NSG Zerrinsee bei Qualzow (33 ha), Mirower Holm (58 ha), Müritzsteilufer (210 ha) und Großer Schwerin mit Steinhorn (320 ha). 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach § 20 LNatG M-V Einige seltene, in einem starken Rückgang begriffene oder besonders gefährdete Biotoptypen und Geotope unterliegen nach § 20 LNatG MV einem besonderen Schutz. Solche Biotope oder Geotope dürfen grundsätzlich nicht zerstört oder erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt werden. Es ist hier nicht möglich, alle nach dieser Rechtsvorschrift geschützten Flächen im Vorfeld des Nationalparks zu nennen. Beispielhaft sollen einige für die Nationalparkregion wichtige Biotope oder Geotope genannt werden: • Naturnahe Moore und Sümpfe, Sölle, Röhrichtbestände und Riede, seggen- und binsenreiche Nasswiesen • Naturnahe und unverbaute Bachabschnitte • Quellbereiche, Torfstiche und stehende Kleingewässer einschließlich der Ufervegetation, Verlandungsbereiche stehender Gewässer • Zwergstrauch- und Wacholderheiden, Trocken- und Magerrasen • Naturnahe Bruch-, Sumpf- und Auwälder, Gebüsche und Wälder trockenwarmer Standorte, Feldgehölze und Feldhecken • Findlinge • Offene Binnendünen Übersichten zum Vorkommen geschützter Biotope und Geotope werden bei den Landkreisen geführt. 2.3 Landschaftsplanung 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschaftsprogramm Gemäß § 12 des Landesnaturschutzgesetzes werden die Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für das Land im Gutachtlichen Landschaftsprogramm dargestellt. Das Vorläufige Gutachtliche Landschaftsprogramm (GutLaPro) (UMWELTMINISTERIUM M-V 1992) enthält u.a. folgende Ziele und Darstellungen: Landesweite Ziele • Die über einen langen Zeitraum von den Naturkräften geformte und in geschichtlicher Zeit vom Menschen gestaltete Natur und Landschaft von MecklenburgVorpommern soll in ihrer besonderen Vielfältigkeit, Schönheit und Eigenart geschützt, gepflegt und entwickelt werden. Grundsätzlich sollen in jeder naturräumlichen Region die typischen Ökosysteme vorhanden sein, so dass darin alle charakteristischen Pflanzen- und Tierarten sowie deren Gesellschaften in langfristig überlebensfähigen Populationen bestehen können. Regionale Ziele für die Seenplatte • Die Seenplatte wird im besonderen Maße durch den Gewässerreichtum charakterisiert. Der Schutz der Gewässer verschiedener Typen und der sie umgebenden Ökosysteme ist daher vorrangig. In diesem Bereich sind besonders viele Ökosystemen noch gut und großflächig erhalten. Wichtige Schutz- und Entwicklungsaufgaben sind durch den „Müritz-Nationalpark“ zu übernehmen. Für das Gebiet der Seenplatte werden folgenden Ökosystemen Prioritätsstufen der Schutz-, Pflege- und Entwicklungsbedürftigkeit zugeordnet: • Vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme: Traubeneichen – Buchenwälder, arme Traubeneichen – Buchenwälder, nährstoffarme Seen und Weiher, Bachläufe, kleine Flussläufe, Quellen, Hochmoore, nährstoffarme Riede, Sümpfe und Feuchtwiesen 27 • Besonders schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme: subatlantische Buchenmischwälder, Erlen- und ErlenEschenwälder der Niedermoore, Altarme, nährstoffreiche Seen und Weiher, Flüsse, renaturierte Moore, nährstoffreiche Riede, Sümpfe und Feuchtwiesen, Trockenrasen, Magerrasen • Sonstige schutzbedürftige, z.T. auch entwicklungsbedürftige Ökosysteme: Feuchtgebüsche, Gräben, Grünland mittlerer Standorte, wildkrautreiche Äcker, Ruderalfluren Ziele für die Nationalparke Nationalparke sollen • natürliche und naturnahe Landschaften vor der Zerstörung bewahren, • bedrohten heimischen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum innerhalb ihrer typischen Lebensgemeinschaften bieten, • den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge sichern, • grundsätzlich keiner wirtschaftsbestimmten Nutzung unterliegen und der wissenschaftlichen Beobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung zugänglich sein, soweit es der Schutzzweck erlaubt. Artenvielfalt und die Ermöglichung großflächiger, ungestörter Sukzessionen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen .... In den Karten des GutLaPro sind u.a. folgende Ziele und Darstellungen für den Nationalpark relevant: Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist zusammen mit weiten Teilen des Naturparks Feldberger Seenlandschaft als Raum mit herausragender Bedeutung für Natur und Landschaftspflege dargestellt. Die Nationalparkvorfeldbereiche um die Lieps, südlich der Linie Mirow-Wesenberg-Neustrelitz, um die Müritz einschließlich ihrer Randflächen und um Waren (Müritz) sind als Räume mit besonderer Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege dargestellt. Das Nationalparkvorfeld ist darüber hinaus in weiten Bereichen als Raum mit besonderer Bedeutung für die landschaftsgebundene Erholung dargestellt (Karte III a). Das westliche Teilgebiet des Nationalparks gehört überwiegend zu einem über 500 km2 großen Landschaftsraum, der weder durch Autobahnen, Bundesstraßen noch Eisenbahnen zerschnitten ist. Der östliche Nationalparkteil gehört mit Teilen des Naturparks Feldberger Seenlandschaft und grenzüberschreitend mit brandenburgischen Gebieten zu einem ebensolchen unzerschnittenen Landschaftsraum (Karte II a). Derzeit wird das Gutachtliche Landschaftsprogramm fortgeschrieben. 2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan Nationalparke sollen in Zonen abgestufter Schutzintensität gegliedert sein, wobei den naturnahen und natürlichen Kernzonen eine hohe Bedeutung zukommt. Zum Müritz-Nationalpark heißt es im GutLaPro: • Der Müritz-Nationalpark repräsentiert einen charakteristischen Ausschnitt der Mecklenburgischen Seenplatte zwischen den Städten Neustrelitz und Waren (Müritz) sowie östlich von Neustrelitz. Er umfasst großflächig waldbestandene Endmoränen-, Sander-, und Niederungslandschaften, in denen eine mannigfache und häufig noch ursprüngliche Naturausstattung erhalten ist ..... Für die Großvogelpopulation (größte Siedlungsdichte von See- und Fischadlern in Mecklenburg-Vorpommern, international bedeutsames Feuchtgebiet gemäß Ramsar – Konvention und wichtiges Rastgebiet von Wat- und Wasservögeln und Kranichen) hat das Schutzgebiet eine besondere Bedeutung. Allgemeiner Schutzzweck ist eine freie, vom Menschen unbeeinflusste Naturentwicklung, speziell die ungestörte Waldentwicklung in größeren Teilen des Gebietes, der Erhalt von Feuchtbiotopen, der Erhalt der 28 Gutachtliche Landschaftsrahmenpläne sollen die Aussagen des Gutachtlichen Landschaftsprogramms inhaltlich vertiefen und räumlich konkretisieren. Sie werden für die vier Planungsregionen des Landes (Westmecklenburg, Mittleres Mecklenburg / Rostock, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern) durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet. Die räumliche Abgrenzung der Planungsregionen und der Darstellungsmaßstab 1:100.000 entsprechen den Regionalen Raumordnungsprogrammen. Dadurch wird der unmittelbare Bezug zwischen Landschaftsrahmenplanung und Regionalplanung gesichert und die Integration der Inhalte der Landschaftsrahmenpläne in die Regionalen Raumordnungsprogramme erleichtert. Die in den Landschaftsrahmenplänen erarbeiteten Maßnahmen und Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege erhalten erst durch ihre Integration in die Regionalen Raumordnungsprogramme Rechtsverbindlichkeit. Der Erste Gutachtliche Landschaftsrahmenplan (GLRP) für die Region Mecklenburgische Seenplatte (LANDESAMT FÜR UMWELT UND NATUR M-V 1997) beinhaltet für das Gebiet des Müritz-Nationalparks u.a. folgende Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege: • Der Müritz-Nationalpark ist in seiner Gesamtheit ein „Bereich mit herausragender Bedeutung für den Naturhaushalt”. Bereiche mit obiger Bedeutung sollen im Regionalen Raumordnungsprogramm als „Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege” übernommen werden. In diesen Vorranggebieten sollen sämtliche Planungen, Maßnahmen und Nutzungen ausgeschlossen werden, die mit den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht vereinbar sind. • Um dem Hauptschutzziel der Nationalparke gerecht zu werden, sind im Ersten Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan große Landschaftsräume vor allem in der Kernzone des Nationalparks als Schwerpunktbereiche für die ungestörte Naturentwicklung festgelegt. Außerhalb davon gelegene, überwiegend größere Waldflächen sind als Schwerpunktbereiche zur Entwicklung von Natur und Landschaft vorgesehen. • Zusammenhängende Bereiche landwirtschaftlich genutzter Flächen, etwa in der Havelniederung, Müritzhof und das Ostufer der Feisneck sowie einzelne Seen gelten als Schwerpunktbereiche der erhaltenden Pflege und Bewirtschaftung von Natur und Landschaft. • In den zu entwickelnden Waldbereichen überwiegt das Ziel der Förderung naturnaher Wälder. • In der Havelniederung, aber auch im südlichen Raum des Teilgebietes Serrahn steht die Wiederherstellung natürlicher Wasserregime und die teilweise Förderung naturnaher Gewässerstrukturen im Vordergrund. In den Randbereichen des Nationalparks ist an einigen Stellen die Anpassung der Erholungsnutzung an die ökologischen Erfordernisse als Maßnahmenziel dargestellt. 2.3.3 Landschaftspläne Landschaftspläne liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die Gemeinde Kargow, die Stadt Neustrelitz und die Stadt Waren (Müritz) (Entwurf) vor. 29 IV Der Müritz-Nationalpark 1 Klima 1.1 Großklima Großklimatisch gehört der Müritz-Nationalpark zur „Zone des mecklenburgischen Landrückens und der Seen“. Klimatisch-phänologisch und pflanzengeographisch gesehen ist diese Zone von Nordwesten nach Südosten durch den Übergang von subatlantischem zu subkontinentalem Klima gekennzeichnet. 1.2 Meso- und Kleinklima Der Nationalpark liegt in einem klimatischen Übergangsbereich, in dem der ozeanische Einfluss nur noch schwach ausgeprägt ist und ebenso kontinentale Einflüsse erst geringe Bedeutung haben. Wichtige klimatische Daten sind in Tabelle 5 und Textkarte 5 dargestellt (ATLAS DER BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRANDENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENSTWETTERAMT ROSTOCK 1995). Das Klima der Warener Umgebung einschließlich der westlichen Teile der Niederungslandschaft wird wesentlich durch die Müritz beeinflusst. Der Jahresgang der Temperatur ist durch die große Wasserfläche sowohl bei der Erwärmung im Frühjahr als auch bei der Abkühlung im Herbst verzögert. So wird in Waren (Müritz) im langjährigen Mittel mit -4 °C die niedrigste Februartemperatur der ehemaligen Nordbezirke der DDR (Mecklenburg-Vorpommern) registriert (JESCHKE et al 1980). Weiterhin kann angenommen werden, dass die Müritz und ihre Trabantenseen die Nebel- und Taubildung sowie den Verlauf der Gewitterzugbahnen beeinflussen. Da Niederschläge häufig schon über den westlichen mecklenburgischen Großseen und am Westufer der Müritz fallen, herrscht am östlichen Ufer relative Niederschlagsarmut. Der Raum Neustrelitz-Serrahn-Feldberg weist bereits eine etwas stärkere Kontinentalität und deutlich höhere Niederschlagsmengen besonders im Juli auf. Als Ursache wird die starke sommerliche Erwärmung der Sanderflächen und die damit verbundene erhöhte Gewittertätigkeit angenommen. Als weitere Besonderheit treten in Serrahn die weitaus höchsten Niederschlagsmengen im gesamten Nationalparkgebiet auf (vgl. Tab. 5). Dies dürfte auf den besonders deutlich herausgehobenen Strelitzer Lobus (bis über 110 m HN) der Pommerschen Endmoräne zurückzuführen sein. Ebenso dürften jedoch auch von dem 30 hier vorhandenen großen geschlossenen Buchenwaldgebiet entsprechende lokalklimatische Einflüsse ausgehen. Klein- oder lokalklimatische Besonderheiten treten u.a. in der stark gegliederten Endmoräne des Teilgebietes Serrahn auf. Hier kommt es in von Wald umgebenen Senken (z.B. Klockenbruch, Serrahner See) sehr oft zur Bildung sogenannter „Kaltluftseen“, die zu einer Häufung von Früh- und Spätfrosttagen führen. Voraussetzung für die Herausbildung solcher Kaltluftseen ist das Auftreten windschwacher und wolkenarmer Wetterlagen (Hochdrucklagen). In diesen Fällen tritt der dynamische Austausch weitgehend zurück, während der thermische Austausch die Lufttemperatur der bodennächsten Luftmassen bestimmt. Großen Einfluss auf lokalklimatische Verhältnisse hat insbesondere die Ausprägung der Vegetationsdecke. So steigt mit Zunahme der Vegetation die relative Luftfeuchte der bodennahen Luftschichten, d.h. sie ist in Wäldern höher als im Offenland. In Waldbeständen ist auch die horizontale Luftbewegung je nach Dichte und Ausdehnung des Waldes vermindert bis ganz unterbunden. Deshalb liegen die Lufttemperaturen in Waldgebieten tagsüber niedriger, bzw. nachts höher als im Offenland. Solch ein Offenlandgebiet mit sehr geringem oder fehlendem Pflanzenbewuchs ist beispielsweise der ehemalige Truppenübungsplatz bei Speck. Hier sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht aufgrund der fast ungehinderten Ein- und Ausstrahlung besonders extrem. So stellte KLEIN (1993) bei seinen Messungen Temperaturunterschiede von bis zu 50 °C in Bodennähe fest. Zudem trat während des gesamten Untersuchungszeitraumes (18.03.-25.06. und 28.08.-23.10.1993) wiederholt Bodenfrost auf. Die vorherrschende Windrichtung (45 %) für den MüritzNationalpark ist West bzw. Südwest. Östliche Winde treten mit 22 % und nördliche mit nur 12 % auf. Im Jahresverlauf ist die Verteilung der Windrichtungen recht unterschiedlich. So können im Frühjahr Winde aus östlicher Richtung häufiger auftreten, während im Sommer Winde aus westlicher Richtung vorherrschen. Die größte Sturmhäufigkeit tritt im Februar auf, jedoch können Stürme als Gewitterbegleiterscheinung auch im Sommer auftreten. Windstille Tage sind mit 4 % (15 Tage) an der Gesamtwindverteilung beteiligt. Tabelle 5: Ausgewählte Klimadaten (Langjährige Mittelwerte 1951-80) +LIMADATEN 7AREN -àRITZ MITTLERES *AHRESMITTEL DER ,UFTTEMPERATUR IN # MITTLERE JÊHRLICHE !NZAHL DER 3OMMERTAGE -AXIMUM # MITTLERE JÊHRLICHE !NZAHL DER &ROSTTAGE -INIMUM # MITTLERES %INTRITTSDATUM DES ERSTEN &ROSTES -ITTLERES %INTRITTSDATUM DES LETZTEN &ROSTES FROSTFREIE :EIT MITTLERE *AHRESSUMME DER 3ONNENSCHEINDAUER IN 3TUNDEN MITTLERES *AHRESMITTEL DER 7INDGESCHWINDIGKEITEN IN MS MITTLERE JÊHRLICHE !NZAHL DER 'EWITTERTAGE MITTLERE *AHRESSUMMEN DER .IEDERSCHLAGSHÚHE IN MM MITTLERE !NZAHL DER 4AGE MIT EINER 3CHNEEHÚHE CM .EUSTRELITZ /KT !PRIL 4AGE /KT -AI 4AGE -ITTLERE *AHRESSUMMEN DER .IEDERSCHLÊGE IN MM 7ETTER STATION .MM 7AREN -àRITZ -àRITZ HOF "OEK 'RANZIN -IROW 7ESEN BERG 0ENZLIN .EUSTRE LITZ 3ERRAHN #ARPIN &ELD BERG Quelle: ATLAS DER BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRANDENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENST - WETTERAMT ROSTOCK 1995 Tabelle 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus Halbstundenmittelwerten und maximale Tagesmittelwerte der Jahre 1992/1993 für die Messstation Neubrandenburg +OMPONENTE $IMENSION *AHR 4AGESMITTEL WERT MAX 4AGES MITTELWERT &2 JP 6FKZHEVWDXE JP 62 JP 12 JP 12 JP 2 JP Quelle:Luftgütebericht (Umweltministerium 1992/93) Tabelle 7: Stickstoffdeposition ausgewählter Messestationen 3TATION :EITRAUM 1HXEUDQGHQEXUJ %HUOLQ 7UHEELQ /DXFKKDPPHU .IEDERSCHLAG MMA ./ . KGHAA .( . KGHAA .ANORG KGHAA Quelle: SPIESS (1992) Luftbelastung Für den mitteldeutschen Raum hat die Immission von Schwefeldioxid und Schwebstaub durch Verbrennung fossiler Brennstoffe nur geringe Bedeutung (vgl. Tab. 6) (UMWELTMINISTERIUM 1992/93). Für den Müritz-Nationalpark sind vor allem NO3 - bzw. NH4 -Emittenten aus der benachbarten Landwirtschaft relevant. Diese Verbindungen entstammen vorwiegend aus der Tierproduktion, aber auch aus Düngemitteln (Freisetzung aus Stickstoffdüngern). Die Ergebnisse der Messstation Neubrandenburg in Tabelle 7 zeigen jedoch, dass die Belastung mit anorganischen Stickstoff vergleichsweise gering ist. Als Beispiel gibt SPIESS (1992) für den Zwirnsee im Teilgebiet Serrahn eine atmosphärische Gesamtstickstoffdeposition von 23,57 kg/ha/a und einen P-Eintrag von 0,5 kg/ha/a an. 31 2 Geologische Verhältnisse Das Kapitel 2 folgt der Darstellung des Geologischen Landesamtes M-V (SCHULZ 1994). Die dazugehörige Textkarte 6 wurde von gleichem Autor verfasst. 2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks umfasst im wesentlichen den Sander des Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung zwischen der frankfurtstadialen Grundmoräne im Raum Wesenberg – Mirow – Rechlin im SW und der Pommerschen Haupteisrandlage bei Schloen, Möllenhagen, Ankershagen und Peckatel im NE. Das Teilgebiet Serrahn umfasst die Endmoräne des Pommerschen Stadiums, den vorgelagerten Sander, rückwärtige Schmelzwassersande sowie mehrere, durch Rinnenseen markierte Gletschertore. Teilgebiet Müritz Die Südwestgrenze des Teilgebietes ist etwa lageidentisch mit der geschlossenen Verbreitung der Sandersande des Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung. Südwestlich dieser etwa von Boek über Schillersdorf und Roggentin nach Wesenberg verlaufenden Linie ragt die glaziale Serie des Frankfurter Stadiums durch den auskeilenden Sandersand durch oder bildet weiträumig die heutige Oberfläche. Die Frankfurter Haupteisrandlage ist zwar nicht so massiv entwickelt wie die des Pommerschen Stadiums; sie lässt sich jedoch an den morphologischen Vollformen der Endmoräne sowie am Ansatz eines 3 bis 10 km breiten Sandergürtels deutlich vom Südende des Plauer Sees bei Bad Stuer bis Zechlin verfolgen. Die Geschiebemergeloberfläche der frankfurtstadialen Grundmoräne wird nordöstlich der Linie Boek – Wesenberg vom Sander des Pommerschen Stadiums bedeckt. Sie fällt flach nach NE ein; nach den in den Lithofazieskarten Quartär ausgewerteten Bohrungen liegt die Oberfläche dieser Grundmoräne im Raum Boek bei rd. +60 m NN, im Raum Müritzhof – Federow bei rd. +50 m NN. Mit dem Abtauen des frankfurtstadialen Inlandeises entwickelten sich große Toteisfelder, die von Sandersanden des erneut vorstoßenden Inlandeises im Pommerschen Stadium verschüttet wurden. Mit der spätglazialen Erwärmung taute auch das verschüttete Toteis auf. An Stellen größter Toteismächtigkeiten bildeten sich jetzt Senken auf der Sanderoberfläche, die sich zu rundlichen, relativ flachen Seen entwickelten (z.B. Specker Seen, Rederang-, Woterfitz-, Zotzen- und Jäthensee). Auch die flacheren Teile der Müritz lassen sich auf Toteisplomben aus dem Frankfurter Stadium zurückführen. 32 Lokal entwickelten sich im Zuge des frankfurtstadialen Eiszerfalls auf den Grundmoränenflächen Staubecken mit Beckentonen. Das unmittelbar südwestlich des Müritzhofes liegende Tonvorkommen wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Herstellung von Ziegeln abgebaut (H. SCHMIDT 1962). Weitere Tonvorkommen unterhalb der Sandersande sind südlich vom Woterfitzsee sowie nördlich vom Jäthensee bei Babke bekannt. GEINITZ (1915) erwähnt ferner Beckentone am Ostufer des Woterfitzsees bis Zartwitz. In Analogie zu ähnlichen Erscheinungen im jüngeren Weichselglazial sind, entgegen der Auffassung von DEPPE & PRILL (1958), mehrere kleine Staubecken anzunehmen, worauf die in den Lithofazieskarten ausgewerteten Bohrungen hinweisen. Die Sanderhochfläche setzt im Raum Waren (Müritz) in +80 m NN, bei Kratzeburg in +85 m NN an der Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums an. In der Endmoränengabel von Möllenhagen schneiden sich der Ostpeeneund der Peckatel-Möllenhagener Lobus der Pommerschen Hauptendmoräne. In dieser Endmoränengabel, deren Geschiebemergel sich durch zahlreiche Schollen und Schlieren von mitteloligozänem Rupelton und pleistozänen Beckentonen auszeichnet, liegt die Sanderwurzel von Rethwisch in ca. +110 m NN. Die große Kiesgrube des Betonwerkes Rethwisch schließt eine typische Sanderwurzel mit groben Kiesen und eingelagerten Blockpakkungen auf. Die Sanderbildungen erreichen hier ein Mächtigkeit von 40 m (REINCKE & SÜLTMANN 1966). Von hier aus dürfte ein großer Teil der Sandersande im Nationalpark aufgeschüttet worden sein. Nach SW nehmen Korngröße und Mächtigkeit der Sandersande kontinuierlich ab. Am Ostufer der Müritz sowie am Großen Labussee beträgt die Mächtigkeit nur noch 10 bis 15 m, und die heutige Oberfläche des Sanders fällt auf +65 m NN ab. Das Relief der Sanderhochfläche wird gegliedert durch mehrere Hohlformen (Rinnen) sowie durch einige morphologische Vollformen (Endmoränen und Dünen). Die Rinnen sind häufig bereits in der Grundmoräne des Pommerschen Stadiums angelegt (Signatur „tf“ in der Karte); sie durchbrechen die Pommersche Hauptendmoräne in Erosionskerben, die als Gletschertore zu deuten sind (z.B. östlich Schloen, westlich Ankershagen, südwestlich Pieverstorf und nordöstlich Kratzeburg); sie setzen sich als tiefe Rinnenseen oder schmale, vertorfte Senken im Sander fort. Dabei wird die radiale Richtung (NE-SW) häufig von der marginalen Richtung (NW-SE) bajonettartig abgelöst. Wahrscheinlich spiegelt sich in diesem Richtungswechsel das durch Toteisreste plombierte Spaltennetz im frankfurtstadialen Inlandeis wider. LUNG Ferner wird das Relief der Sanderhochfläche durch einige Vollformen gegliedert, die als Durchragungen von älteren Endmoränen gedeutet werden. Deren Zahl, Verlauf und stratigraphische Stellung ist jedoch noch nicht ausreichend geklärt. SCHMIDT (1962) nimmt an, dass sich in der Sanderhochfläche 6 bis 8 Staffeln von Satzendmoränen des ausklingenden Brandenburger Stadiums verbergen. In einer jüngeren Arbeit (SCHMIDT 1966) wird die Zahl der „nicht durch Aufschlüsse belegten Endmoräne“ reduziert und über Untiefen der Müritz an Eisrandlagen im Raum Malchow angeschlossen. Nach der in den Lithofazieskarten Quartär vorgenommenen großräumigen Auswertung der Bohrungen lassen sich die untergeordneten Endmoränen westlich und nördlich Federow sowie südöstlich Speck und zwischen Granzin und Steinwalde mit einer eigenen Grundmoräne korrelieren. Es liegt deshalb nahe, die die Sanderhochfläche westlich und nördlich Federow, südöstlich Speck sowie zwischen Granzin und Steinwalde um 5 bis 10 m überragenden Kiessand-Rücken dem frühpommerschen Eisvorstoß (= Maximalausdehnung des Inlandeises zur Zeit des Pommerschen Stadiums) zuzuordnen. Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums begrenzt das Teilgebiet Müritz im NE. Der Abschnitt WarenMöllenhagen bildet die Ostflanke des Ostpeene-Lobus i.S.v. RICHTER (1963). An der bereits genannten Möllenhagener Endmoränengabel geht er in den Lobus Möllenhagen-Peckatel über. Die Struktur der Endmoräne ist durch die geologische Übersichtskartierung Mecklenburgs grob bekannt. Blockpackungen in einer sandigen Matrix treten im Abschnitt Kargow und Rockow (= Ostpeene-Lobus) sowie bei Freidorf und Pieverstorf (= Möllenhagen-Peckateler Lobus) auf. Die bereits genannte Anreicherung von Schollen und Schlieren von Rupelton bei Möllenhagen lassen auf eine Stauchendmoräne im Bereich der Gabel schließen. Im Spätglazial sowie in Perioden intensiver Waldnutzung erfolgte auf vegetationsarmen Flächen eine Umlagerung von eisrandfernen, feinkörnigen Sandersanden durch den Wind. Flugsandfelder bedecken die Sanderhochfläche des südlichen Teilgebietes Müritz zwischen Boek und Prälank. Im allgemeinen treten unregelmäßig angeordnete Kuppendünen bis 6 m Höhe (maximal 12 m Höhe am Ostufer des Woterfitzsees) auf; in der Verbreitung bevorzugen die Dünen die Ostufer der Toteisseen. Auf eine andere Form der Flugsandverbreitung weist SCHMIDT (1962) hin. Die endmoränennahen Sanderflächen wurden früher landwirtschaftlich genutzt. In der vegetationsarmen Jahreszeit erfolgte hier eine Auswehung der Äcker und lokal die Aufwehung einer bis 0,5 m mächtigen Decke von humosen Flugsanden. Teilgebiet Serrahn Im Unterschied zum Teilgebiet Müritz, wo Endmoränenbildungen nur am Rand in das Schutzgebiet einbezogen sind, umfasst das Teilgebiet Serrahn die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums sowie ihr Vor- und Hinterland in einem ca. 12 km langen Abschnitt. Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums bildet zwischen Weisdin und Feldberg den Strelitzer Lobus aus. Durch die hohe Reliefenergie (Höhen bis +142 m NN) ist die Endmoräne als ackerbauliche Nutzfläche nicht geeignet; sie war seit Jahrhunderten mehr oder weniger bewaldet. Deshalb blieb das Relief anthropogen weitgehend unverändert. Von NW nach SE unterscheidet SCHMIDT (1969) mehrere Zweig-Loben: Zinower, Serrahner, Schweingarten (zwischen Serrahn und Willerts Mühle), Goldenbaumer und Grünower Lobus. Diese Gliederung ergab sich auch aus der Kartierung der Kammlinien der Endmoränen (JESCHKE, SCHMIDT & MÜLLER 1979). Dem Substrat nach herrschen in der Endmoräne grobe Schmelzwasserbildungen mit einer quasinatürlichen Bestreuung durch große Geschiebe vor. Geschiebemergel ist überwiegend in den nördlichen Stauchwällen entwickelt. In Hohlformen, die durch verschüttetes Toteis bedingt sind, lagerten sich im Holozän mächtige Mudden und Seggen-Torfe ab. In einer dunkelgrünen Detritusgyttja mit viel Birken-Pollen konnte MÜLLER (1959) mehrfach ein 1 bis 5 mm mächtiges Tuffband nachweisen; der Tuff wurde in der allerödzeitlichen Wärmeschwankung (zwischen Älterer und Jüngerer Dryaszeit, ca. vor 11.000 Jahren) vom Laacher-See-Vulkan in der Eifel ausgestoßen. Er stellt damit einen bedeutenden Leithorizont im Spätglazial Mitteleuropas dar. Im Gegensatz zu den durch verschüttetes Toteis entstandenen Aussparhohlformen stehen die glazifluviatilen Rinnen, die in der Eisvorstoßrichtung (NE-SW) liegen und sich von der Grundmoräne, wo sie als subglaziale Tunneltäler in Funktion waren, durch Gletschertore in der Endmoräne bis in den Sander erstrecken. Zu diesen Rinnen sind folgende Seenketten zu stellen: - Seen nördlich Serrahn, Hinnensee, Fürstensee - Rödliner See, Schlesersee, Schweingartensee, Willerts Mühle, Lutowsee - Grünower See, Mühlenteich - Dolgener See Der Sander im Vorland der Pommerschen Hauptendmoräne erreicht eine Mächtigkeit von ca. 20 m. Sein welli- 33 ges Relief ist nicht nur ein Ergebnis von verschüttetem Toteis sondern auch eine Folge äolischer Umlagerungen (Dünen 2 km westlich Serrahn). Die Grundmoräne im Hinterland der Endmoräne wird überwiegend von Schmelzwassersanden gebildet, die dem Geschiebemergel aufliegen und deshalb in der Zerfallsphase des Pommerschen Stadiums gebildet wurden. 2.2 Hydrogeologische Verhältnisse und Grundwasser 2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer Das Kapitel 2.2.1 folgt der Darstellung von REINSCH (1995). Der Müritz-Nationalpark liegt im Bereich einer hydrogeologischen Struktureinheit vom Tafeltyp mit z.T. mächtiger, flächenhaft ausgebildeter Lockergesteinsbedeckung. Teilgebiet Müritz Das hydrogeologische Modell Quartär weist für das Teilgebiet Müritz des Nationalparks sowie sein regionales Umfeld folgende Grundwasserleiter (GWL) und Grundwasserstauer (GWS) aus (vgl. Tab. 8): Holozäne Ablagerungen sind im Teilgebiet Müritz mit Mächtigkeiten über 2 m in der Umrandung des Rederangsees, nördlich des Specker Sees sowie insbesondere in den Niederungen um den Woterfitzsee, den Zotzensee sowie den Jäthensee verbreitet. Der GWL 1 ist im nördlichen Teil des Teilgebietes Müritz (etwa bis zur Linie Federow – Klockow – Bocksee – Ulrichshof – Pieverstorf) flächenhaft ausgebildet. Seine Mächtigkeiten erreichen im allgemeinen Werte von 20 und mehr Metern. Als GWS steht hier lokal Geschiebemergel W II oberflächig an. Seine Gesamtverbreitung entspricht in etwa der des GWL 1. Der GWL 2 ist nach bisheriger Kenntnis im Teilgebiet Müritz nahezu flächendeckend vorhanden. Er bildet weiträumig einen oberen, unbedeckten Grundwasserleiter. Seine Mächtigkeiten liegen im südlichen Bereich (etwa zwischen Zotzensee, Jäthensee und Kramssee) bei 5 – 10 m, sonst vielfach zwischen >10 – 20 m. Westlich des Woterfitzsees werden nur Mächtigkeiten von 2 – 5 m erreicht. Der GWS wird vom Geschiebemergel WI gebildet. Er ist insgesamt weitflächig verbreitet, weist jedoch auch 34 größere Verbreitungslücken auf (etwa zwischen Woterfitzsee, Priesterbäker See und Granziner See, z.T. auch im Gebiet Kratzeburg bis Dambecker See). Demzufolge bestehen hier z.T. hydraulische Verbindungen zwischen GWL 2 und GWL 3. Der GWL 3 wird gleichfalls in weiträumiger Verbreitung erwartet. Größere Verbreitungslücken sind im Raum Rechlin – Woterfitzsee – Schillersdorf, bei Boek sowie nordöstlich des Zotzensees belegt. Die Mächtigkeiten liegen im Westen des Teilgebietes zwischen 5 – 10 m, in den zentralen Bereichen zwischen 10 – 20 m und 20 – 50 m im Norden und Nordosten. Nördlich der Linie Boeker Schlamm – Käflingsberg – Dalmsdorf ist der Liegendstauer des GWL 3 nicht ausgebildet. Damit ist hier eine großräumige hydraulische Verbindung zwischen den Grundwasserleitern 3 und 4 gegeben. Der GWL 4 fehlt – ausgenommen sind Bereiche am Ostufer der Müritz und nordöstlich von Dalmsdorf und Langhagen – fast vollständig. Bei Boek werden Mächtigkeiten von 2 – 20 m, nordöstlich von Langhagen Mächtigkeiten von > 10 – 20 m erreicht. Der Liegendstauer S I ist nach bisheriger Kenntnis weitflächig vorhanden. Der GWL 5 fehlt im Norden des Teilgebietes Müritz sowie in seinem zentralen Teil. Bei Vorhandensein erreicht er Mächtigkeiten von 20 – 40 m im Norden und 5 – 10 m im Süden. Der quartäre Liegendstauer E ist in weiten Teilen des nördlichen und zentralen Müritzgebietes nicht ausgebildet. Die Quartärbasisfläche liegt im Teilgebiet Müritz überwiegend zwischen -25 m (Hochlage zwischen Specker See und Boeker Mühle) und -50 m NN. Eine quartäre Rinne ist bei Blankenförde belegt (Teufe > 100 m). Das unterhalb folgende hydrogeologische Modell Tertiär ist durch folgende Horizonte gekennzeichnet (vgl. Tab. 9): Der GWL 6 ist im Teilgebiet Müritz lediglich am Nordbzw. Südrand verbreitet. Er besitzt als Grundwasserleiter keine Bedeutung. Der GWL 7.1 fehlt im Uferbereich der Müritz und im östlichen Bereich zwischen Henningsfelde – Langhagen und Ulrichshof – Ankershagen. Der GWL 7.2 ist weiträumig mit Mächtigkeiten von über 50 m ausgebildet. Beide Grundwasserleiter bilden flächenhaft eine hydraulische Einheit. Infolge des Fehlens des Liegendstauers der Mallißer Folge (Horizont 13) und der Elster – Grundmoräne (Horizont 11) sind hydraulische Verbindungen zu den quartären Grundwasserleitern grundsätzlich gegeben. Tabelle 8: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Müritz) (ORIZONT 'RUNDWASSERLEITER '7, 'RUNDWASSERSTAUER '73 (O 'ESCHIEBEMERGEL (OLOZÊN '7, 7N (O GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND (OLOZÊN 7 )) 'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT )) '7, 7N 7V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT 7 ) 'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT ) '7, 3N 7V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT U UND 6ORSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT 3 )) ))) 'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT )) U ))) '7, 3N 3V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT U 3 ) 'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT ) '7, %N 3V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE %LSTERKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT % 'ESCHIEBEMERGEL %LSTERKALTZEIT Quelle: REINSCH (1995) Tabelle 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär (Teilgebiet Müritz) (ORIZONT 'RUNDWASSERLEITER '7, 'RUNDWASSERSTAUER '73 '7, " -A -ALLIER &OLGE &ORMSANDHORIZONT " -A ODER " -&-ALLIER &OLGE ODER -IOZÊNER &LÚZ HORIZONT '7, " -Ú -ÚLLINER 3CHICHTEN '7, " "+ " 3à "ROOKER 3CHICHTEN UND 3àLSTORFER 3CHICHTEN Quelle: REINSCH (1995) Teilgebiet Serrahn Für das Teilgebiet Serrahn sowie sein weiteres Umfeld zeigt das hydrogeologische Modell Quartär folgende Grundwasserleiter (GWL) und Grundwasserstauer (GWS) (vgl. Tab. 10): Holozäne Ablagerungen besitzen im Teilgebiet Serrahn keine hydrogeologische Bedeutung. Der GWL 1 ist im Norden des Teilgebietes (bis etwa Goldenbaum/ Goldenbaumer Mühle und Koldenhof) flächenhaft verbreitet. Er ist hier jedoch überwiegend geringmächtig (< 2 m) und nur saisonbedingt wasserführend. Als grundwasserleitend eingestuft wird er lediglich nördlich des Großen Serrahnsees. Als GWS ist der Geschiebemergel W II verbreitet. Er steht vielfach auch oberflächig an. Der GWL 2 ist im westlichen und südöstlichen, z. T. auch im südlichen Bereich des Teilgebietes Serrahn verbreitet. 35 Tabelle 10: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Serrahn) (ORIZONT 'RUNDWASSERLEITER '7, 'RUNDWASSERSTAUER '73 (O 'ESCHIEBEMERGEL (OLOZÊN '7, 7N (O GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND (OLOZÊN 7)) 'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT )) '7, 7N 7V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT 7) 'ESCHIEBEMERGEL 7EICHSELKALTZEIT ) '7, 3N 7V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT 3))) 'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT ))) '7, 3N GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT 3)) 'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT )) '7, 3N 3V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT 3) 'ESCHIEBEMERGEL 3AALEKALTZEIT ) '7, %N 3V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE %LSERKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT %)) 'ESCHIEBEMERGEL %LSTERKALTZEIT )) '7, %N %V GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE %LSTERKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE %LSTERKALTZEIT %) 'ESCHIEBEMERGEL %LSTERKALTZEIT ) '7, %V GLAZImUVIATILE 6ORSCHàTTESANDE %LSTERKALTZEIT Quelle: REINSCH (1995) Er bildet hier großflächig einen oberen, unbedeckten Grundwasserleiter. Seine Mächtigkeit erreicht im westlichen Teilgebiet z. T. >20 – 50 m. Liegendstauer ist der Geschiebemergel W I. Er ist fast im gesamten Teilgebiet Serrahn vorhanden. Fehlstellen sind im NW südlich Ochsenkrug sowie im Bereich des Plasterinsees belegt. In beiden Bereichen sind gleichzeitig hydraulische Verbindungen zwischen GWL 2 und GWL 3, z. T. auch GWL 4 nachgewiesen. Im südlichen Bereich des Teilgebietes Serrahn steht der Geschiebemergel WI oberflächig an. 36 Der GWL 3 fehlt nach bisherigem Kenntnisstand lediglich im südöstlichen Teilbereich (östlich Waldsee - Gnewitz) und ist damit geschlossen verbreitet. Seine Mächtigkeiten liegen überwiegend bei 5 – 10 m. Der Liegendstauer S III fehlt z.T. im NW und südwestlich Grünow. Hier sind jeweils hydraulische Verbindungen zwischen GWL 3 und GWL 4 belegt. Der GWL 4 ist nur regional ausgebildet, er fehlt analog zu GWL 3 im Südosten. Seine Mächtigkeiten erreichen in der Regel 2 – 5 m, z.T. auch 5 – 10 m und mehr. Liegendstauer ist der Geschiebemergel S II. Im GWL 5 sind Fehlstellen bisher östlich Ochsenkrug im Norden und zwischen Goldenbaumer Mühle – Waldsee – Hasselförde erfasst. Seine Mächtigkeit beträgt 2 – 5 m, z.T. auch deutlich mehr. Der Liegendstauer S I ist nur regional verbreitet. Analoges gilt für den GWL 6 mit Mächtigkeiten von überwiegend 5 – 10 m. Die GWS E II und E I sowie der eingeschaltete Grundwasserleiter 7 sowie der GWL 8 sind nur lückenhaft bzw. lokal nachgewiesen und deshalb ohne Bedeutung. Unterhalb des Quartärs folgen jungtertiäre süßwasserführende Schichten (Grundwasserleiter in der Mallißer Folge, Mölliner Folge und den Cottbusser Schichten). Sie führen bis in Teufen von -50 (östlicher Teil) bzw. -150 m NN Süßwasser. 2.2.2 Grundwasserfließgeschehen Im Teilgebiet Müritz stehen fast flächendeckend obere, unbedeckte Grundwasserleiter unterschiedlicher stratigraphischer Stellung (GWL 1 und GWL 2) an, in denen sich ein freier Grundwasserspiegel ausgebildet hat. Über hydraulische Verbindungen, aber auch Grundwasserneubildungsvorgänge über quartäre Geringleiter (Grundwasserstauer) bestehen vielfältige Wechselwirkungen zu tieferen bedeckten Grundwasserleitern des Quartärs und Tertiärs. Das Gebiet der Müritz-Seen-Platte stellt für die tieferen süßwasserführenden Schichten, z.T. auch für die darunter liegenden salzwasserführenden hydrogeologischen Komplexe, ein Haupteinzugsgebiet dar. Das Grundwasserfließgeschehen zeigt wesentliche Analogien zum oberirdischen Abflussgeschehen und damit zur Morphologie des Gebietes. Bestimmend für die Grundwasserdynamik der oberen quartären Grundwasserleiter sind die morphologischen Hochgebiete im Norden des Nationalparks, wo sich eine Druckhochfläche von über +70 m NN (z.T. bis über +75 m NN) ausgebildet hat. Die Grundwasserscheiden verlaufen vielfach parallel zu den oberirdischen Wasserscheiden (z.B. zur oberirdischen Hauptwasserscheide zwischen Ostsee und Nordsee), können jedoch auch – insbesondere im Bereich breiterer Hochflächen – deutlich verschoben sein. Im westlichen Anschluss an die oberirdische Hauptwasserscheide verläuft eine markante Grundwasserscheide nach Westen über Federow bis in den Bereich des Warener Stadtforstes. Eine weitere deutliche Grundwasserscheide zeichnet sich im Bereich der oberirdischen Wasserscheide zwischen Müritz-Einzugsgebiet und dem Haveleinzugsgebiet ab (Verlauf von Klein Dratow im Norden zunächst bogenförmig nach Osten, dann generell N-S). Im Bereich der oberen unbedeckten Grundwasserleiter sind im Bereich morphologischer Erhebungen bzw. insbesondere auch der zahlreichen oberirdischen Wasserscheiden Aufwölbungen der Grundwasseroberfläche, z.T. auch Grundwasserscheiden zu erwarten. Die zahlreichen Oberflächengewässer bzw. einzelnen Vorflutsysteme des Teilgebietes Müritz stehen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Grundwasser in unmittelbarem Zusammenhang und werden von diesem auch gespeist bzw. durchströmt. Die einzelnen Grundwassereinzugsgebiete werden analog zu den oberirdischen Einzugsgebieten beschrieben: Der Einzugsbereich der Ostpeene (nördlich der oberirdischen Hauptwasserscheide) liegt teilweise außerhalb des Teilgebietes Müritz. Generell sind hier Grundwasserfließrichtungen um NW zu erwarten. Im heutigen Einzugsgebiet des Mühlenbaches (Tollense) deutet sich auf Grund der morphologischen und hydrographischen Gegebenheiten ein allseitiger Grundwasserzustrom aus nördlicher, westlicher und – untergeordnet – auch südlicher Richtung an. Im Bereich der oberirdischen Hauptwasserscheide zwischen den „Havelquellseen“ (SCHELLER und VOIGTLÄNDER 1992) und Diekenbruch wird – begünstigt auch durch die östlich und westlich gelegenen Erhebungen – eine Aufwölbung der Grundwasseroberfläche erwartet. Diese Aussage wäre durch eine Sondierung im oberen Bereich des Diekenbruchs bzw. durch Wasserstandsmessungen in den Gräben zu bestätigen. Unstrittig ist ein Grundwasserabfluss aus dem Mühlensee über das Diekenbruch vor der Schaffung des Mühlengrabens. Die abflusslosen Seen (Hinbergsee und Fittensee) zwischen der oberirdischen Hauptwasserscheide und der weiter südlich verlaufenden weiteren markanten oberirdischen/ unterirdischen Wasserscheide liegen im Bereich von Depressionen der Grundwasseroberfläche. Der Lehmsee speist vermutlich über das Grundwasser den nordwestlich gelegenen Wittsee. Der Lieper See am nordöstlichen Rand des Nationalparks ist allseitig von einer Grundwasserdepression umgeben (Zehrgebiet). Im Einzugsgebiet der Müritz liegt nördlich der bis in das Gebiet der Warener Tannen reichenden Grundwasserscheide das Einzugsgebiet des Feisnecksees. Die Grundwasser- 37 depression des Feisnecksees schließt an die MüritzDepression an. Südlich der Wasserscheide (Teileinzugsgebiete Wienpietschseen und Warnker See mit Moorsee) herrschen bei insgesamt geringem Gefälle Fließrichtungen zur Müritz vor. Vernässungszonen treten relativ großflächig auf. Die Grundwassereinzugsgebiete des Rederangsees sowie des Specker Sees zeigen prinzipiell das gleiche Bild. Nordöstlich der ebenen Scharbank am Ostufer der Müritz bzw. der Seen ist die Grundwasseroberfläche deutlich differenzierter und gegliedert. Von den Druckhochgebieten im Bereich der nördlichen bzw. z.T. auch östlichen Grundwasserscheiden (etwa +75 m NN) ist ein deutliches Druckgefälle (+62,5 m NN) zu beobachten. In Richtung Müritz beträgt das Gefälle dann nur noch 0,5 m. Die Seen sind z.T. weiträumig von Vernässungszonen umgeben. Für die Zillmannseen sind Möglichkeiten des Grundwasserabflusses nach Süd bis Südwest (zum Priesterbäker See) gegeben. Begrenzte Möglichkeiten des Grundwasserabstroms bestehen auch für den Springsee und die Langen Seen insbesondere in Richtung SW. Abflüsse in Richtung Granziner See sind infolge der Lage der postulierten Wasserscheiden unwahrscheinlich. Die Grundwassereinzugsgebiete der Havel sind durch Druckhochgebiete in den nordwestlichen bis westlichen bzw. nordöstlichen Randbereichen (jeweils etwa +70 m bis +65 m über NN) sowie z.T. weiträumige Depressionen (< +60 m NN) gekennzeichnet. Insgesamt zeigt sich hier eine sehr starke Differenzierung. Im Bereich des vermuteten (derzeitigen) Quellgebietes der Havel liegt die Grundwasseroberfläche bei 65 m NN. Eine relativ schmale, langgestreckte (N-S) Grundwasserdepression schließt u. a. den Dambecker See und den Röthsee ein und öffnet sich dann mit Erreichen des Käbelicksees unter Einschluss des Großen Bodensees im Osten bzw. des Granziner Sees im Westen. Im Umfeld der Seen liegen die Grundwasserstände überwiegend unter 62,5 m NN. In der Umrandung des Zotzensees bzw. des weiteren Havelverlaufs liegen die Grundwasserspiegel bei +60 m NN. Mit Eintritt in den Jäthensee weitet sich auch hier die Grundwasserdepression deutlich entsprechend dem weiteren Havellauf auf. 38 Die Grundwasserflurabstände liegen im Teilgebiet Müritz in den morphologischen Hochgebieten im Norden und Osten z.T. großflächig über 10 m. Dies gilt auch für eine Reihe von lokalen Hochlagen im Bereich der oberirdischen Wasserscheiden. Im Teilgebiet Serrahn stehen sowohl obere, unbedeckte Grundwasserleiter (GWL 1, GWL 2) mit freiem Grundwasserspiegel als auch Grundwassergeringleiter unterschiedlicher stratigraphischer Stellung an, unter denen in der Regel gespanntes Grundwasser auftritt. Im Bereich hydraulischer Verbindungen bestehen Wechselwirkungen zu tieferen quartären und jungtertiären Grundwasserleitern. Infolge der Druckhöhen der Grundwasseroberfläche stellt das Gebiet überwiegend ein Speisungsgebiet für tiefere Grundwasserleiter dar. Das Grundwasserfließgeschehen zeigt ebenfalls deutliche Übereinstimmungen zum oberirdischen Abflussgeschehen bzw. zum Relief des Gebietes. Deutliche Abweichungen zeigen sich innerhalb der Geschiebemergelverbreitung. Insgesamt ergeben sich auf Grund der teilweise starken Reliefunterschiede und der Anordnung der Stand- und Fließgewässer relativ komplizierte hydrodynamische Verhältnisse. Etwa im zentralen Bereich des Teilgebietes Serrahn verläuft zunächst von NW nach SE, ab Südende des Schweingartensees von W nach E eine markante Grundwasserscheide, von der das Grundwasser in nördliche bzw. südliche Richtung abströmt. Eine weitere Grundwasserscheide schließt sich südwestlich des Schweingartensees an, verläuft über Herzwolde nach Süden und biegt dann in westliche Richtung um. Die Druckhöhen im Bereich der zentralen Wasserscheide liegen zwischen > +90 m und +70 m NN, die Grundwasserdepressionen nördlich und südlich des Gebietes erreichen jeweils Werte unter +65 m NN. Östlich der im Nordosten vom Kramssee und Useriner See gelegenen Grundwasserscheide fließt das Grundwasser in Richtung Zierker See. Im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes strömt das Grundwasser zunächst in nordöstliche Richtung (Depression nördlich Serrahn). Beginnend im Umfeld des Schleser Sees und des Rödliner Sees (Einzugsgebiet der Tollense) zeichnet sich eine weiträumige Depression der Grundwasseroberfläche ab. Wenn sich dieses Bild bestätigt, ergeben sich deutliche Unterschiede zwischen oberirdischem und unterirdischem Abflussgeschehen. Im Teileinzugsgebiet des Woterfitzsees ist ebenfalls eine großräumige Grundwasserdepression unter +60 m NN bei einem generellen Grundwasserabfluss in südliche Richtung ausgebildet. Die Gebiete südlich der zentralen Grundwasserscheide sind durch Grundwasserfließrichtungen Nord-Süd (Westhälfte) bzw. NE-SW (Osthälfte) bei einem generellen Abstrom in Richtung Havel gekennzeichnet. Die Grundwasserflurabstände liegen im ungespannten Grundwasser vielfach über 10 m. Mit Annäherung an das oberirdische Gewässernetz sinken sie deutlich ab, in der engeren Umrandung überwiegen <2 m. 2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit Untersuchungen zur Grundwasserbeschaffenheit des Nationalparkgebietes wurden nicht durchgeführt. Infolge der weitgehend forstwirtschaftlichen Nutzung ist jedoch grundsätzlich eine gute bis sehr gute Grundwasserqualität zu erwarten. Infolge der vielfältigen Wechselwirkungen der Grundwässer zu den Oberflächengewässern sind deutliche Beziehungen zwischen Grundwasser- und Oberflächenwasserbeschaffenheit vorauszusetzen. Die Süß-/ Salzwassergrenze liegt im Nationalparkgebiet in Teufen von -50 m bis -100 m NN, z. T. auch darunter. Geogene Versalzungen sind damit im Bereich der unbedeckten Grundwasserleiter auszuschließen. Der Geschütztheitsgrad des Grundwassers ist im gesamten Teilgebiet Müritz gering (Geschütztheitsgrad A), im Teilgebiet Serrahn gering im westlichen und südöstlichen Bereich, bzw. relativ geschützt (B) bis geschützt (C) in Bereichen höherer Grundwasserneubildung über Geschiebemergel. Im Bereich der Siedlungsgebiete ist im oberen, unbedeckten Grundwasser z. T. mit anthropogenen Verunreinigungen zu rechnen. Dies gilt auch für Altlastenverdachtsflächen und das in deren Grundwasserstrom gelegene Umfeld. Grundwassergefährdungen treten jedoch nur vereinzelt auf (z. B. an ehemaligen Tankstellen in Bornhof, Bocksee und Dalmsdorf oder Anlagen der Tierproduktion in Bornhof und Dalmsdorf). Bedeutung besitzen in diesem Zusammenhang möglicherweise die ehemaligen Schießplätze zwischen Speck und Granzin sowie bei Neustrelitz. Im Teilgebiet Serrahn sind derartige Gefährdungen nicht ausgewiesen (HK 50, Karte der Grundwassergefährdung). Am Rand sich befindende Deponien, Großstallanlagen, ehemalige Technikstützpunkte usw. liegen hier generell im Abstrombereich des Teilgebietes. Möglichkeiten des Grundwasseranstroms (und damit Gefährdungen des Gebietes bei Nachweis eines Gefährdungspotentials) bestehen lediglich im Osten (Koldenhof bis Gräpkenteich). 2.2.4 Grundwasserneubildung und Grundwasserdargebot Das Teilgebiet Müritz ist insgesamt als ein Gebiet bevorzugter Grundwasserneubildung anzusehen. Großflächig beträgt der Versickerungsanteil durchschnittlich 20 – 25%, z. T. auch noch darüber. Als Zehrflächen (0 % Versickerung) sind der relativ hohe Flächenanteil der Gewässer, aber auch die z. T. großflächigen Vernässungszonen (Gebiete am Ostufer der Müritz zwischen Müritz und Rederangsee, Specker See und Priesterbäker See sowie Woterfitzsee) einzustufen. Das Teilgebiet Müritz gehört überwiegend zu einem Gebiet mit sehr hohem nutzbaren Grundwasserdargebot (Dargebotsklasse I). Der nordwestliche Randbereich bzw. der Zentralteil des Gebietes (etwa von den Springseen über Granziner See und Käbelicksee bis zum Jäthensee im Süden) wird einem hohen Dargebot (Dargebotsklasse II) zugeordnet. Das Teilgebiet Serrahn gehört in seiner Gesamtheit zu einem Gebiet mit sehr hohem nutzbaren Grundwasserdargebot (Dargebotsklasse I). In den Bereichen der oberflächig anstehenden Grundwasserleiter beträgt der Versickerungsanteil durchschnittlich 20 – 25 %, bei Geschiebemergelverbreitung mit geringmächtiger Sandauflage etwa 10 – 20 % und bei anstehendem Geschiebemergel etwa 5 – 10 %. Als Zehrflächen gelten neben den Gewässerflächen die weiträumig verstreuten Vernässungszonen. 3 Böden Die forstliche Standortskartierung hat die Standortsverhältnisse des Müritz-Nationalparks auf der Grundlage eines kombinierten Verfahrens (SEA 95) beschrieben. Kartiert wurden in der topischen Dimension Feinbodenformen, Grund- und Stauwasserstufen, reliefbedingte Mesoklimaeigenschaften und Makroklimaformen. Des weiteren wurden im Gelände unter Zuhilfenahme der Bodenvegetation die Humusformen flächendeckend kartiert, die aus Bodenvegetationsformen abgeleitet wurden, getrennt für Stamm- (potentielle) und Zustandseigenschaften (aktuelle). Als Auswerteeinheit wurden aus den Standortsformen Standortsformengruppen abgeleitet, in der ökologisch eng verwandte Standortsformen zusammengefasst werden (vgl. Abb. 1). Im folgenden werden einige für die postglaziale Landschaftsentwicklung wesentliche Ergebnisse stratigrafischer, geomorphologischer und geoarchäologischer Untersuchungen sowie einige Befunde der Standortskartierung dargestellt. Auf eine katalogartige Beschreibung von Haupt- und Feinbodenformen sowie Humusformen einschließlich ihrer 39 Abb.1: Einzelkomponenten der Standortsform 6WDQGRUWVIRUP 0DNUR NOLPDIRUP UHOLHIEHGLQJWH 0HVRNOLPDIRUP 5HOLHIIRUP 6WDPP(LJHQVFKDIWHQ %RGHQIRUP *UXQGE]Z 6WDXZDVVHUIRUP +XPXVIRUP =XVWDQGV(LJHQVFKDIWHQ Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete (2002) Erläuterung: *= Die beiden Zustands-Eigenschaften bezeichnen Standortskomponenten, die durch den Menschen relativ leicht veränderbar sind. flächenhaften Verbreitung wird hier verzichtet. Sie ist Bestandteil des Schriftsatzes zur Standortskartierung im Müritz-Nationalpark (Landesamt für Forsten u. Großschutzgebiete; in Vorbereitung). 3.1 Bodensubstrate Im Müritz-Nationalpark werden die Ausgangssubstrate der Bodenbildung durch Lockersedimente des Weichselglazials gebildet. Das Teilgebiet Müritz prägen glazifluviatile Sandersande im Vorland der Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage. Sie bestehen aus geschichtetem Material, dessen Korngrößen von der Sanderwurzel mit zunehmender Transportentfernung abnehmen. Südlich und östlich der Müritz treten (besonders im Raum Boek und am Rederangsee) pleistozäne Beckensedimente auf, die sich als Feinsande, Schluffe und Tonablagerungen von den Sandersanden abgrenzen. Zu den holozänen Bildungen gehören in erster Linie Dünen und Moore. Binnendünen treten vor allem in den Revieren Boek und Babke auf. Es wird dem geologischen Alter nach zwischen Jung- und Altdünen unterschieden. Moore sind am Ostufer der Müritz, am Woterfitzsee und in der Havelniederung mit nennenswerten Flächenausdehnungen anzutreffen (vgl. Karte 1). 40 Im Teilgebiet Serrahn bestehen die Ausgangssubstrate für die Bodenbildung flächenmäßig etwa zu gleichen Teilen aus weichselkaltzeitlichen Moränenablagerungen und Sandersanden im Vorland der Pommerschen Hauptendmoräne. In geringem Umfang, z.B. westlich des Großen Serrahnsees und nördlich des Schulzensees treten Dünenbildungen bzw. Flugsanddecken hinzu. Im Nordteil sind sandige Ablagerungen der Hauptendmoräne westlich des Schweingartensees und östlich des Grünower Sees verbreitet, während Geschiebemergel im zentralen Bereich zwischen beiden o.g. Seen anstehen. Sande und Geschiebemergel der Grundmoräne sind ebenfalls am nördlichen Rand des Nationalparks (allerdings flächenmäßig untergeordnet) am Substrataufbau beteiligt. Die Sandersande nehmen den gesamten südlichen Raum des Teilgebietes ein. Anhydromorphe Mineralböden Alle anhydromorphen Mineralböden sind bis zu mindestens 0,6 m Tiefe frei (oder fast frei) von Grund- oder Stauwasserspuren (0,8 m bei Tieflehm/-ton). Das Bodenformenmosaik der Sanderflächen im Teilgebiet Müritz wird von Sand-Braunerden bestimmt. Unterschiede im primären Ton-Schluff-Gehalt und in der Korngröße führen zu einem differenzierten Nährstoffdargebot der Substrattypen und damit zu einer Aufgliederung der anstehenden Braunerden in Staubsand- und Bänderstaubsand- sowie Sand- und Grand (=Grobsand)-Braunerden. Sowohl Braunerden mit dem Substrat Staubsand und Bändern als auch solche mit dem Substrat Grand (mit und ohne Bänder) sind in der Nährstoffversorgung besser einzuschätzen. Für den endmoränennahen Sander ist eine Vergesellschaftung bänderfreier Braunerden mit Bändersand-Braunerden und entsprechenden Grobsand (Grand)-formen typisch. Die Nährkraftausstattung ist im nördlichen Teil nahe der Pommerschen Endmoräne gut. Dabei zeigen anthropogen veränderte Böden einen räumlichen Bezug zu archäologischen Befunden. Standorte holzzehrender Industrien des 17. u. 18. Jahrhunderts (Glashütten, Teeröfen, Kalkbrennereien) sind in Areale gering entwickelter Böden eingebettet. Eine Besonderheit sind völlig skelettfreie und gleichkörnige Braunerden. Sie befinden sich heute auf Dünen (Altdünen), ihr Substrat wurde äolisch (durch den Wind) sedimentiert. Demzufolge ist auch keine Differenzierung von Skelettteilen in den einzelnen Bodenbildungszonen zu finden, wie es sonst bei Braunerden in unterschiedlicher Intensität anzutreffen ist. Diese Dünen entstanden zur Zeit des Überganges vom Pleistozän in das Holozän, als die Oberfläche noch vegetationslos oder spärlich mit Vegetation bedeckt war. In der Nährkraftausstattung sind solche Braunerden ziemlich arm bis mittelnährstoffversorgt. Die unter Wald verbreitet vorkommenden Saumpodsole sind durch langzeitliche Bodenversauerung (einige hundert Jahre) entstanden. Sie stehen am Endpunkt der Entwicklung vom Rohboden über den Ranker zum Saumpodsol. Exposition und anthropogene Landschaftsveränderungen bewirkten die Entstehung gekappter Böden (Rumpfrosterden) als sekundäre Bildungen der Braunerden. Die Bezeichnung „Rost“ bezieht sich auf den noch vorhandenen unteren Teil des durch Silikatverwitterung (Verbraunung) gefärbten Bv-Horizontes, dem schwach braun gefärbten (Bv). Ihr Vorkommen ist ein Beleg für historische Bodenerosion, die in beiden Teilgebieten selbst in heute sehr naturnah erscheinenden Waldgebieten anzutreffen ist (DIECKMANN u. KAISER 1998). Die Zerstörung der Vegetationsdecke infolge Rodung, Beackerung oder Beweidung setzte vermutlich mit der slawischen Besiedlung dieses Raumes ein und setzte sich während des Mittelalters oder der Frühneuzeit fort. Die Freilage des Bodens führte zum Verlust der periglazialen Deckschicht. Resedimentationen der gekappten Horizonte bilden heute Kolluvialerden (Wassererosion) bzw. Rohböden (Ranker bzw. Regosole) und Saumpodsole auf Flugsanddecken (Winderosion). In den ebenen bis flachwelligen moränenfernen Sandergebieten haben offenbar mehrphasige Erosionserscheinungen eine bedeutende Flächenausdehnung erreicht. Hier ist die Nährkraft der Sand-Braunerden substratbedingt schwächer. Eine Besonderheit bildet das von Dünen und Flugsanddecken überlagerte Sander- bzw. Beckensandgebiet am Ostufer der Müritz. Es entstand eine Vergesellschaftung von Abtrags- und Auftragsböden, die das ursprünglich aus Sand- Braunerden bestehende Bodenformeninventar modifiziert. Besonders stark erodierte Oberflächen befinden sich im Raum Prälank und im Bereich ehemals militärisch genutzter Flächen (ehem. Schießplatz der GUS-Truppen). Rohböden, Ranker und Saumpodsole treten hier großflächig auf. Entwickelte Podsole zeigen eine deutliche Profildifferenzierung durch abwärts gerichtete Sesquioxid- und Humusverlagerung und weisen im O-Horizont klimabedingt hohe Humusmengen („Filzpodsole“) auf. Sie sind im Untersuchungsgebiet nur mäßig verbreitet. Podsole sind z.T. auf Altdünen zu finden. Die Nährkraft der anhydromorphen Böden ist hier am schwächsten. Das primär-natürliche Bodenformenmosaik im Teilgebiet Serrahn unterscheidet sich deutlich von dem des MüritzTeils. Die Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage wird von Sand- und Bändersandbraunerden, sowie Lehm- und Tieflehm-Fahlerden geprägt. Die im westlichen Teil mit dem Sander wechselnde Grundmoräne zeigt ähnliche Bodenformenvergesellschaftungen. Die Nährkraft der Böden ist hier bedeutend günstiger als in den Sanderebenen der Müritz. Während Untersuchungen zur Waldgeschichte des Messtischblattes Thurow (SCAMONI 1963) keine Hinweise auf historische Bodenerosion lieferten, wurden im Ergebnis der forstlichen Standortskartierung bisher nicht dokumentierte Erosionsspuren beschrieben (DIECKMANN u. KAISER 1998). Sander und Endmoräne zeigen stark erodierte Oberflächen, einzelne Jungdünenfelder laufen bis in die Endmoräne hinein. Nahezu alle Senken der stark bewegten Endmoräne zeigen z.T. mächtige Kolluvialerden. Auf den übersandeten und vollständig bis zur periglazialen Oberfläche erodierten Böden treten im Raum Serrahn Sand- Saumpodsole auf. Das Vorkommen von SandRankern ist auf den stärker erodierten östlichen Bereich des Serrahner Teils begrenzt. Auf den Grundmoränenböden im Raum Goldenbaum – Carpin sind Erosionsspuren in auffällig geringem Maße vorhanden. Die Nährkraftausstattung dieser Böden ist hoch. 41 Semi- und vollhydromorphe Böden; Moore Semihydromorphe Böden zeigen zwischen dem Oberboden und dem Gleyhorizont einen anhydromorphen Zwischenhorizont. Grund- bzw. Stauwasserspuren setzen oberhalb von 0,6 m ein (0,8 m bei Tieflehm/-ton). Ein Teil dieser Böden entwickelt sich unter ständig hoch anstehendem Grundwasser (z.B. an See- und Moorrändern), ist aber gegenwärtig noch nicht ausgereift (d.h., diese Böden sind Übergangsformen zu den hydromorphen Mineralböden. Als eine Hauptbodenform der semihydromorphen Sandböden sind Sand-Gleypodsole häufig im Randbereich von größeren Armmooren oder von Kesselmooren und Söllen zu finden. Die hydromorphen Mineralböden sind durch ein A–G-Profil mit hoher feuchtebedingter Humusanreicherung im A-Horizont (> 1600 dt/ha) gekennzeichnet. Das ganze Solum ist durch starke Grund- und Stauwasserspuren geprägt. Hydromorphe Mineralböden kommen überall verstreut im Nationalpark vor, sowohl in den Niederungen als auch innerhalb der Hochflächen in Becken und Senken. Als besonders erhaltungswürdige Naturräume im MüritzNationalpark sind die Moore im Müritz-Teil des Nationalparks hervorzuheben. Ihre Entstehung ist, nach gravierenden Veränderungen des Wasserhaushaltes und der Seeniveaus der mecklenburgischen Großseenlandschaft im Alt- und Mittelholozän, eine Folge der bereits im 13. Jahrhundert einsetzenden, überwiegend anthropogenen Seespiegelveränderungen (KAISER 2001). Der Müritz-Seespiegel lag im älteren Präboreal (ca. 7.500 v.u.Z.) um ca. 5 m tiefer als heute (KAISER 1996). Die ausgedehnten Verlandungsmoore am Ostufer der Müritz sind demnach ein Resultat der durch 3 Abflüsse (Elde; Vorläufer des Bolter Kanals; Boeker Mühlgraben) bedingten Seespiegelveränderungen. Das Aufstauen von Seen zur Wasserkraftgewinnung diente dem Betrieb von Wassermühlen und ist in Mecklenburg seit dem 12. Jahrhundert urkundlich belegt (KAISER 1996). 42 (Anmoore und Moorgleye sind am häufigsten; seltener findet man Gleymoore, das typische Moor [organische Auflage über 80 cm] tritt flächenmäßig stark zurück). Hier haben sich unter anderem ausgedehnte Bestände von Moorbirke, vergesellschaftet mit Binsenschneide, Sumpfreitgras, Pfeifengras, Sumpflappenfarn u.a., oft auf Bülten erhalten. In der forstlichen Standortskartierung ist der Begriff Moorböden an das Vorhandensein von organischen Decken in einer Mächtigkeit von mehr als 40 cm und einem Gehalt an organischer Substanz von mehr als 30 % gebunden. Der Nährstoffgehalt der Moore ist unterschiedlich und insbesondere von der Beschaffenheit des zugeführten Wassers abhängig. So gibt es vom reichen Moor bis zum armen Moor alle Übergänge und ebenso vielgestaltig ist die Bestockung. Wachsende Moore weisen eine ständige organische Stoffakkumulation auf, bedingt durch einen Wasserüberschuss am Standort. Die erzeugte Biomasse ist normalerweise von einer Humifizierung ausgeschlossen. Der dadurch bedingt unterbrochene Nitrifizierungsprozess führt zu einer Anreicherung von Stickstoff im Torf. Ebenso ist der Kohlenstoffkreislauf unterbrochen (KOPP 1982). Der größte Teil der Moore wird gegenwärtig landwirtschaftlich genutzt, meist als Grünland. Stark entwässerte und torfgenutzte Moore, wo die verbliebene, stark verdichtete Torfschicht wesentlich geringmächtiger geworden ist, können unter der organischen Deckschicht bei dem nun tiefer anstehenden Grundwasser erste Podsolierungsprozesse zeigen. Eine Regeneration ist in solchen Fällen nicht mehr möglich; sie setzt mindestens einen stärkeren Torfkörper voraus. 3.2 Bodenbildungsprozesse Die SCHMETTAUSCHE Karte lässt in diesem Bereich seit 1788 stärkere Verlandungsprozesse erkennen. In den letzten 180 Jahren senkte sich der Wasserspiegel der Müritz um etwa 2 m, beginnend mit dem Bau der EldeWasserstraße. Auf den mineralischen Bodeneinheiten haben sich vorwiegend terrestrische Böden ohne Hydromorphiemerkmale entwickelt. Braunerden bildeten sich auf Bodeneinheiten, die aus sandigen Ausgangssubstraten bestehen und sind der dominierende Bodentyp im Müritz-Nationalpark. Der Verbraunungshorizont ist mit unterschiedlicher Mächtigkeit ausgebildet. Vor allem in Kuppenlagen wird nur geringmächtige Verbraunung angetroffen. Die Braunerden weisen unterschiedliche Podsolierungsgrade (Braunerdepodsol) auf. Heute findet man daher zwischen dem Specker See und der Müritz – den sogenannten „Boeker Schlamm“ und die Binnenmüritz – ausgedehnte Verlandungsflächen, deren organische Bildungen nur wenige Dezimeter mächtig sind Zu Podsol haben sich vor allem die karbonatfreien Dünensande (Bodeneinheit dS) entwickelt. Auf Böden der Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoränen“ bildeten sich Braunerden, die z.T. Lessivierung aufweisen und sich zum sekundären Podsol weiterentwickeln. Der gegenwärtige Grad der Podsolierung ist unterschiedlich und reicht von schwach podsoliger Braunerde bis zum Braunerdepodsol. Verbreitet ist dieser Bodentyp hauptsächlich westlich des Schweingartensees und östlich des Grünower Sees. Die Humusform kann je nach Bestockung (Laubwald, Nadelwald) und Basenversorgung zwischen Rohhumus bis Moder schwanken. Auf gut basenversorgten, d.h. nährstoffreichen Böden mit naturnahem Laubwald ist Mull bis mullartiger Moder vorhanden. Bei Böden mit fortgeschrittener Degradierung und z.B. unter Nadelwaldbeständen kann sich nur Rohhumus bilden. Die potentiellen Nährkraftstufen der terrestrischen Böden auf den sandigen Bodeneinheiten (Sa, dS, SB, SH, S) sind recht differenziert. Für die Braunerden auf Sandersanden besteht allgemein die Tendenz der Abnahme der potentiellen Nährkraft in Schüttungsrichtung des Sanders, d.h. nach Süden. So finden sich die nährstoffreichsten Braunerden unmittelbar im Vorfeld der Pommerschen Hauptendmoräne besonders südöstlich von Kargow und westlich von Ankershagen. Die nährstoffärmsten Braunerden bzw. Podsole sind an Dünenbildungen bzw. Flugsanddecken gebunden und beispielsweise zwischen Priesterbäker See, Zotzensee und Woterfitzsee zu finden. Mit fortschreitender Podsolierung erfolgt eine Umverlagerung (Auswaschung) der Nährstoffe in den Unterboden bei gleichzeitiger Verringerung der Verfügbarkeit der Nährstoffe. Die nutzbare Feldkapazität, d.h. das pflanzenverfügbare Bodenwasser, kann unterschiedlich sein und hängt wesentlich vom Schluffgehalt und vom Podsolierungsgrad ab. Sie reicht von „gering“ bis „hoch“ (50 – 200 mm). Die Stabilität von Braunerden bei Nadelwaldnutzung sinkt durch Rohhumusbildung, da Rohhumus eine Versauerung des Bodens und damit die Podsolierung fördert. Bei der Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoräne“ mit unterlagerndem Geschiebemergel (S/M) können durch Staunässe verursacht, Hydromorphiemerkmale vorhanden sein (Pseudovergleyung im Unterboden). Für die Bodeneinheit „Geschiebemergel/-lehme“ ist das Auftreten von Parabraunerden bis Fahlerden charakteristisch. Diese Bodentypen sind jedoch für das Teilgebiet Müritz nur von untergeordneter Bedeutung. Im zentralen Bereich des Teilgebietes Serrahn (zwischen Schweingartensee und Grünower See) ist dieser Bodentyp jedoch weitflächig verbreitet. Die potentielle Nährkraft dieser Böden ist reich und kräftig, ihre nutzbare Feldkapazität hoch (140 – 200 mm). Aufgrund der guten Basenversorgung sind diese Böden gegenüber anthropogenen Einflüssen als relativ stabil zu bezeichnen. In Abhängigkeit vom Relief können in Muldenlagen Pseudogleye und auf Kuppen als seltene Bodenart Pararendzina angetroffen werden. Aus der Bodeneinheit „tonige z.T. mergelige Bildungen“, die vor allem am Rand von größeren Gewässern vorkommt, haben sich Pelosole (= Böden mit ausgeprägtem polyedrischen bis prismatischen Absonderungsgefüge) gebildet. Durch Stauwassereinfluss können sich Böden in ebener Lage auf dieser Bodeneinheit zu Pelosol-Pseudogleyen weiterentwickeln. Ihre potentielle Nährkraft schwankt von „mittel“ bis „reich und kräftig“. Sie weisen oft einen hohen Wassergehalt auf, die nutzbare Feldkapazität ist jedoch gering. Untergeordnet ist in der Umgebung der größeren Gewässer im Westteil des Nationalparks bei hohem Grundwasserstand Podsolgley bzw. Gleypodsol (semiterrestrische Böden) entwickelt. Bei gleicher potentieller Nährkraft ist die Verfügbarkeit von Nährstoffen gegenüber terrestrischen Böden geringer. Semiterrestrische Böden beschränken sich nur auf Bereiche mit hohem Grundwasserstand, das sind im Teilgebiet Müritz die Gebiete in der Umgebung der Seen. Am Ostufer der Müritz hat sich auf der Bodeneinheit „holozäne Sande“ bei hochanstehendem Grundwasser ein noch unentwickelter Moder-Gley gebildet. Dieser Gley wird in einer Tiefe von 80 – 130 cm von einem 15 – 30 cm starken Band aus reinem Humus oder stark humosen Sand durchzogen. Die Humusform auf diesem Bodentyp konnte nicht näher bestimmt werden, z.T. liegt unzersetzte organische Substanz vor (Forstliche Standortkartierung 1962). Der Gley ist nährstoffreich (potentielle Nährkraftstufen „reich und kräftig“ bis „kräftig und mittel“), die Verfügbarkeit der Nährstoffe ist allerdings bei Gleyen relativ gering (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1992). Die Bodenbildung konnte auf ehemaligem Seeboden (Absenkungsterrassen) infolge der großflächigen Grundwasserabsenkung in der Müritz-Region (Ausbau der Elde- und Havelwasserstraße) einsetzen. Es handelt sich somit um relativ junge Böden, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Die potentielle Nährkraft der organischen Böden ist im Müritz-Nationalpark überwiegend hoch (reich und kräftig bis mittel), vor allem im Verlandungsbereich der größeren Seen. Durch die Entwässerung ergeben sich Nährkraftveränderungen, die mit einer Erhöhung der Trophie der Böden verbunden ist. In Abhängigkeit vom Zusammenwirken der Landschaftsfaktoren (z. B. Relief, Nährstoffangebot im Grundwasser und der umgebenden Landschaft) bzw. vom hydrologischen Moortyp treten jedoch auch „arme“ und „ziemlich arme“ organische Böden auf. Dazu zählen die als „Hochmoortorf“ eingestuften Flächen im Sander. 43 4 Gewässer, Feuchtgebiete und Wasserhaushalt 4.1 Stehende und fließende Oberflächengewässer, Hydrologie 4.1.1 Gewässerbestand Die 107 Seen (Gewässer über 1 ha) und der 500 ha große Uferstreifen der Müritz nehmen zusammen eine Fläche von ca. 4.100 ha (= 13 % der Nationalparkfläche) ein. Darüber hinaus befinden sich 10 Teiche (90 ha) der künstlich angelegten Teichanlage Boek im Gebiet (vgl. Karte 2). Bei der Mehrzahl der Seen handelt es sich um kleine bis mittelgroße (1 bis 50 ha), seichte bis mäßig tiefe Gewässer (1 bis 12 m). Zu den größten Seen zählen u.a. der Jäthensee (130 ha), der Rederangsee (204 ha), der Specker See (227 ha), der Käbelicksee (261 ha), der Woterfitzsee (287 ha) und der Useriner See (372 ha). Größere Tiefen weisen beispielsweise der Krumme See bei Zwenzow (16,0 m), der Große Bodensee (16,8 m), der Zwirnsee (17,5 m), der Hinbergsee (18,9 m) und der Schweingartensee (31,0 m) auf (KAISER 1990, BRUSDEYLINS 1994). An einer Vielzahl der Seen erfolgt eine künstliche Regulierung der Wasserstände. Dies betrifft u.a. alle Seen, die über die Havel verbunden sind, weiterhin die Bodenseen, den Caarp- und Woterfitzsee, sowie den Ankershagener Mühlensee mit Born- und Trinnensee. Indirekt werden auch die mit der Müritz in Verbindung stehenden Seen reguliert, so der Feisneck- und der Rederangsee (vgl. Kap. IV/ 4.3.2). Ungeachtet dessen weisen alle Seen einen weitgehend naturnahen Zustand auf. Fließgewässer spielen aufgrund der Geländeverhältnisse und der Wasserscheidenlage nur eine untergeordnete Rolle. Ihr Bestand wird im wesentlichen durch die Abschnitte der Havel (von der Mündung in den Middelsee bis zur Straßenbrücke Zwenzow), des Bolter Kanals (vom Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in den Leppinsee) und des Godendorfer Mühlenbaches (vom Auslauf Grünower See bis zum Einlauf Grammertiner Teich), sowie durch den Bodenbach und Kotzengraben gebildet. Daneben gibt es weitere ca. 43 km künstlich angelegte Gräben (vgl. Kap. IV/ 4.3.2). Als Fließgewässer natürlichen Ursprungs sind aber nur die Havel (mit Einschränkung), der Godendorfer Mühlenbach und das Quellgebiet der Ostpeene anzusehen. TREICHEL (1957) geht davon aus, dass die gesamte Havel nördlich des Käbelicksees bereits vor 1273 künstlich angelegt wurde. VOIGTLÄNDER (1992) hält es sogar für wahrscheinlich, dass die Havel erst ab dem 44 Jäthensee natürlich existiert. Danach wurde auch das ehemalige, mäandrierend verlaufende Havelbett zwischen Zotzen- und Jäthensee, der Havelbach, künstlich angelegt. Der gesamte Havellauf ist reguliert (vgl. Kap. IV /4.3.2), weitgehend kanalartig ausgebaut und begradigt. Dazu erfolgte beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts eine Umverlegung vom Havelbach in den heutigen Flussabschnitt zwischen Zotzensee und Jäthensee. Die etwa 700 m lange Fließstrecke der Havel zwischen Granziner Mühle und Pagelsee kann als relativ naturnah eingeschätzt werden. In diesem Abschnitt kommt es aufgrund fehlender Uferbefestigung zur Mäanderbildung. In den letzten Jahrzehnten erfolgte hier im Gegensatz zu den übrigen Flussabschnitten keine Unterhaltung des Gewässerbettes und der Ufer, so dass sich eine den Standortverhältnissen entsprechende natürliche Vegetation entwickelt hat. An der Granziner Mühle befand sich eine betonierte Panzerfurt, etwa 300 m südlich führten 2 Panzerbrücken (ebenfalls mit Betonfundamenten) über die Havel. Diese Bauwerke wurden von den ehemaligen GUS-Truppen für militärische Übungen genutzt und sind inzwischen rückgebaut. Der Godendorfer Mühlenbach befindet sich in einer Geländerinne, die glazifluviatilen Ursprungs ist (GEOLOGISCHES LANDESAMT M-V 1994). Dies deutet auf seine natürliche Entstehung hin. In Steinmühle befindet sich ein alter Mühlenstau. Über einen Stau an der Goldenbaumer Mühle wird der Wasserstand im Mühlenteich reguliert. Unterhalb des Grünower Sees befinden sich Anlagenreste einer Nutriafarm. Das Bachbett ist dort, wie auch unmittelbar an der Goldenbaumer Mühle befestigt. Insbesondere unterhalb der Goldenbaumer Mühle weist der Mühlenbach einen naturnahen Zustand auf. Der Bodenbach und der Kotzengraben sind mit Sicherheit künstlich angelegt, machen aber einen relativ naturnahen Eindruck. Der Bodenbach ist im Oberlauf auf etwa 150 m verrohrt. Der genaue Zeitpunkt ihrer Entstehung ist nicht bekannt. Der Bolter Kanal wurde zwischen 1831 – 1837 gebaut. 4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung BRUSDEYLINS (1993, 1994) ermittelte für die 106 im Rahmen des „Seenkatasters Müritz-Nationalpark“ untersuchten Seen (außer Binnenmüritz) u.a. die Nährstoff- und Schichtungsverhältnisse. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 11 zusammengefasst. Danach gelten : - 21 Seen (ca. 20 %) als mesotroph, bzw. mesotropheutroph Tabelle 11: 4ROPHIE STUFE 3CHICHTUNG !NZAHL 3EEN 4ROPHIE STUFE 3CHICHTUNG !NZAHL 3EEN Trophieklassifizierung und Schichtung der Seen im Nationalpark PHVRWURSK PHVRWURSK LQVWDELO JHVFKLFKWHW VWDELO JHVFKLFKWHW HXELV K\SHUWURSK LQVWDELO JHVFKLFKWHW HXELV K\SHUWURSK VWDELO JHVFKLFKWHW PHVRELV HXWURSK LQVWDELO JHVFKLFKWHW PHVRELV HXWURSK VWDELO JHVFKLFKWHW HXWURSK HXWURSK LQVWDELO JHVFKLFKWHW VWDELO JHVFKLFKWHW K\SHUWURSK K\SHUWURSK SRO\WURSK G\VWURSK LQVWDELO JHVFKLFKWHW VWDELO JHVFKLFKWHW LQVWDELO JHVFKLFKWHW LQVWDELO JHVFKLFKWHW Quelle: BRUSDEYLINS (1993, 1994) *) eutroph mit dystrophem Charakter - 69 Seen (ca. 65 %) als eutroph, bzw. eutroph-hypertroph - 13 Seen (ca. 12 %) als hypertroph, bzw. polytroph - 3 Seen (ca. 3 %) als dystroph. Landwirtschaft (Flächenentwässerung) und Abwässer. Für den Caarp- und Woterfitzsee kommen frühere Nährstoffeinträge aus der damals intensiv betriebenen Teichanlage und Forellenanlage Boek in Betracht. Die Fließgewässer weisen nach Einschätzung des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur Neubrandenburg die Güteklasse II (Godendorfer Mühlenbach, Bolter Kanal), bzw. III (Havel) auf (DOLGENER mdl. Mitt. 1995). Tabelle 12 enthält für die einzelnen Seen Angaben zu den Flächen und Tiefen, zu den Nährstoff- und Schichtungsverhältnissen sowie eine Charakterisierung ihres Naturraumtyps. Die Dominanz instabil geschichteter Seen (62 %) resultiert aus den überwiegend geringen Gewässertiefen. Mesotrophe, bzw. mesotroph-eutrophe Seen treten überwiegend in den nährstoffarmen, kalkreichen Sandergebieten auf, wie beispielsweise Fürstenseer See, Zwirnsee, Hinnensee, die Krummen Seen bei Kratzeburg und Zwenzow, Großer Bodensee, Babker See, Janker See oder auch in der Endmoräne, wie Hinbergsee, Trinnen- und Mühlensee. Es handelt sich ausnahmslos um tiefere Gewässer, die aus dem Grundwasser gespeist werden (Durchströmungs- und Kesselseen). Ein räumlicher Verbreitungsschwerpunkt eutropher Gewässer lässt sich aus den Untersuchungen nicht ableiten, sie sind im gesamten Nationalparkgebiet vorzufinden. Es handelt sich ganz überwiegend um seichte bis mäßig tiefe Gewässer mit unterschiedlichem hydrologischen Status. Der Trophiestatus ist nur in wenigen Fällen auf unmittelbare anthropogene Beeinträchtigungen zurückzuführen, wie beispielsweise am Bornsee, Käbelicksee, Granziner See oder Zotzensee. In den meisten Seen ist bedingt durch die geringen Tiefen, von einer morphometrischen, d.h. natürlichen Eutrophie auszugehen (ODUM 1959). Sehr nährstoffreiche (hyper- bzw. polytrophe) Seen sind u.a. der Schulzensee (Granzin), Jäthensee, Görtowsee, Zierzsee, Landsee, Caarpsee, Woterfitzsee und Feutschsee. Bei der Mehrzahl dieser Gewässer resultiert der hohe Trophiestatus aus Nährstoffeinträgen, insbesondere durch 4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist grundsätzlich als Quellgebiet zu bezeichnen, Fließgewässer, wie die Ostpeene und die Havel entspringen hier. Ebenso wird die Elde aus dem Einzugsgebiet der Müritz gespeist (VOIGTLÄNDER 1992). Mit Ausnahme des Godendorfer Mühlenbaches fehlen dagegen Zuläufe mit deutlichem Einfluss auf die GebietsWasserbilanz. Angaben zur Gesamt-Gebietswasserbilanz des Nationalparks liegen nicht vor. Vergleichsweise beträgt der langjährige mittlere Niederschlag für Mecklenburg-Vorpommern 638 mm (620 – 670 mm für die westlichen und 540 – 610 mm für die östlichen Landesteile). Davon verdunsten durchschnittlich 73 % (465 mm) und 27 % (173 mm) gelangen zum Abfluss (UMWELTMINISTERIUM M-V 1994). 45 Tabelle 12: Seen im Nationalpark 46 3EENAME 3EEmËCHE HA 4IEFE M MAX MITTL 'ESAMTBEWERTUNG .ATURRAUMTYP %DENHU6HH PHVRWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW %LQQHQPULW] N$ N$ N$ ]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH XQYHUEXQGHQ N$ %RGHQVHH*U PHVRWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW %RGHQVHH.O HXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW %RUQVHH HXWURSKKRFKHXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW %XOORZVHH N$ HXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW %ULOOHQVHH HXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW &DDUSVHH KRFKHXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 'DPEHFNHU 6HH HXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW 'LHNVHH*U HXWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW (LFKKRUVWVHH *U HXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW (LFKKRUVWVHH .O HXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW )DXOHU6HH )DXOHU2UW G\VWURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW )HLVQHFN PHVRWURSKHXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW )HOVFKHQVHH HXWURSK VWDELOJHVFKLFKWHW )HXWVFKVHH SRO\WURSK QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW PLWWHOJURHUPHVRWURSK DONDOLVFKHU.HVVHO 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Ihr Verlauf wird wesentlich durch die Pommersche Hauptendmoräne bestimmt. Demzufolge entwässern nur einige kleine endmoränennahe Bereiche des Nationalparks über die Peene bzw. Tollense zur Ostsee, wie das Peeneholz, der Raum Ankershagen mit Bornsee, Trinnensee und Mühlensee, Wittsee, der Lieper See, der Dröge See und der Serrahnsee. Die genannten Seen im Raum Ankershagen wurden erst mit dem Bau eines Mühlengrabens an das Ostsee-Einzugsgebiet angeschlossen (TREICHEL1957, GLANDER 1965, VOIGTLÄNDER 1992). Bei den u.a. von VOIGTLÄNDER genannten Teileinzugsbereichen Hinbergsee und Fittensee handelt es sich jeweils um Gewässer, die keine oberirdischen Zu- und Abflüsse besitzen. Die abflusslosen Senken sind damit weder unmittelbar dem Einzugsbereich der Ostsee noch der Nordsee zuzuordnen (REINSCH 1994). Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks entwässert überwiegend über die Havel und die Elde zur Nordsee. 52 Das oberirdische Einzugsgebiet ist durch eine Wasserscheide in die Flussgebiete der Müritz (Elde und Elbe) und der Havel aufgegliedert. Die Wasserscheide verläuft etwa von Ulrichshof nach SW durch die Springtannen, östlich vom Springsee und Langen See, dann weiter unmittelbar östlich des Großen und Kleinen Zillmannsees, durch den Boeker Forst in Richtung Boeker Mühle (zwischen Müritz und Boeker Fischteichen). Über künstlich angelegte Verbindungen (Bolter Kanal, Müritz-Havel-Wasserstraße) entwässert die Müritz aber teilweise auch zur Havel. Beide oberirdische Einzugsgebiete sind in weitere Teilflussgebiete bzw. Seeneinzugsgebiete zu unterteilen (VOIGTLÄNDER 1992, REINSCH 1994). Danach gehören zum Müritz-Einzugsgebiet folgende Teileinzugsgebiete: - Feisnecksee mit Hofsee und Krummer See bei Kargow - Wienpietschseen - Moorsee und Warnker See - Rederangsee mit Janker See - Specker See mit Hofsee und Priesterbäker See sowie Mühlensee, Weißer See und Binnenmüritz - Zillmannseen - Springsee und Langer See Das Haveleinzugsgebiet umfasst die Teileinzugsgebiete: - Dambecker See mit Diekenbruch und Tannensee (die „Havelquellseen“, lt. SCHELLER und VOIGTLÄNDER sind dies Wittsee, Bornsee, Trinnensee, Mühlensee werden hier dem Einzugsgebiet der Ostsee zugeordnet, s. o.) - Krummer See, Schulzensee und Babker See - Käbelicksee mit Röthsee und Bodenseen - Granziner See mit Pagelsee - Zotzensee - Jäthensee mit Großem Säfkowsee, Bullowsee und Leussowsee - Görtowsee mit Rotem See und Jamelsee - Useriner See mit Kramsee - Langhäger See und Wenschsee - Woterfitzsee mit Caarpsee Im Teilgebiet Serrahn entwässert das nördlich der Hauptwasserscheide gelegene Gebiet über die Tollense bzw. Peene zur Ostsee. In diesem Gebiet liegen der Serrahnsee und der Haussee. Der südliche Teil mit Fürstenseer See (einschließlich Nebenseen) und Schweingartensee bis Lutowsee entwässern über den Woblitzsee nach SW zur Havel. Der Grünower See, der Mühlenteich und der Grammertiner Teich über den Godendorfer Mühlenbach sowie das Einzugsgebiet des Schulzensees jeweils in südliche Richtung zur Havel. Eine Vielzahl untergeordneter oberirdischer Wasserscheiden gliedern das Gebiet in eine größere Zahl von Teileinzugsgebieten bzw. abflusslose Senken. Durch künstliche Durchbrüche bzw. Wasserbaumaßnahmen wurden auch hier im Laufe der Jahrhunderte kleinere Gewässer bzw. Vernässungszonen von bis dahin abflusslosen Senken an die Vorflutsysteme angeschlossen (z.B. Anschluss kleiner Gewässer um den Großen Serrahnsee bzw. des Serrahnsees selbst nach NE, Entwässerung eines nordwestlichen Vorflutsystems über den Zwirnsee zum Fürstenseer See, Anschluss des Schweingartensees und von Nebengewässern in Richtung Lutowsee usw.). 4.2 Arten und Lebensgemeinschaften seltener auch Wasserpest-Tauchfluren sowie Armleuchter (Chara delicatula, Ch. hispida, Ch. intermedia, Ch. tomentosa)- und Nixkraut (Najas marina ssp. intermedia)Grundrasen. In den mesotrophen Gewässern (z. B. Janker-, Hinberg-, Zwirnsee, Krummer See) reicht die Vegetationsgrenze bis in Tiefen von 6 – 9 m. Flachseen, wie der Rederangsee und das Spukloch weisen nahezu flächendeckende Grundrasen und Tauchfluren auf. In den nährstoffreicheren Gewässern treten Tauchfluren je nach Trophiegrad bis in Tiefen von 2 – 4 m auf. Innerhalb der Schwimmblattvegetation dominieren Schwimmdecken der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) und der Weißen Seerose (Nymphaea alba) und im Kontakt mit Röhrichten auch Froschbiss-Decken. In einigen Seen kommen außerdem Krebsscheren-Schwimmfluren vor. In den Kleingewässern und Grabensystemen treten besonders häufig Wasserlinsen-Schwimmdecken sowie zumeist kleinflächig Wasserstern-Schwimmfluren auf. Außerdem kann auch die Wasserfeder (Hottonia palustris) Dominanzbestände ausbilden. Fauna Verschiedene Mollusken, wie Teichmuschel (Anodonta cygnea), Posthornschnecke (Planorbarius corneus), Schlammschnecke (Lymnea stagnalis) und Sumpfdeckelschnecke (Viviparus contectus) sind typische Charakterarten der eutrophen Flachseen des Nationalparks. Typische Vertreter der Fischfauna in diesen Gewässern sind Blei (Abramis brama), Güster (Blicca björkna), Hecht (Esox lucius), Schleie (Tinca tinca), Plötze (Rutilus rutilus), aber auch Karausche (Carrassius carrassius) sowie Moderlieschen (Leucaspius delineatus). Bemerkenswert ist das Vorkommen des Welses (Silurus glanis) in mehreren Seen des Nationalparks. In Folge früherer Besatzmaßnahmen zur Intensivierung der fischereilichen Nutzung kommen darüber hinaus in einigen Gewässern allochtone Arten, wie Karpfen (Cyprinus carpio), Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix), Marmorkarpfen (Aristichthys nobilis) und Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella) vor (BORK, BERKHOLZ, KNIZIA mdl. 1994). 4.2.1 Stehende Gewässer Vegetation Untersuchungen zur Vegetation ausgewählter Seen erfolgten u.a. durch DOLL (1979, 1982, 1983), KAISER (1992), SPIESS (1990), GEBEL (1994) und BRUSEDEYLINS (1994). Die charakteristische Unterwasservegetation der Mehrzahl der Seen sind Laichkraut-, Hornblatt-, Tausendblatt- und In den nährstoffarmen tieferen Seen (Janker See, Hinbergsee, Zwirnsee) tritt die Kleine Maräne (Coregonus alba) auf (SPIESS 1990, DRESBACH 1992, MOESCHKE 1992). Aus einigen Seen sind Vorkommen des Edelkrebses (Astacus astacus) bekannt (MEßNER, BERKHOLZ mdl. 1994, RIDDER 2000). Von den insgesamt 14 in Mecklenburg-Vorpommern beheimateten Amphibien wurden bisher 11 für das Nationalparkgebiet nachgewiesen. Die Gewässer sind Nah- 53 rungs- und Laichgebiet u. a.von Teichfrosch (Rana lessonae), Wasserfrosch (Rana esculenta), Moorfrosch (Rana arvalis) und Kammolch (Triturus cristatus). Das Vorkommen der Rotbauchunke (Bufo bombina) beschränkt sich dagegen auf wenige Kleinstgewässser, vorwiegend im landwirtschaftlich genutzten Offenlandbereich der Endmoräne. Den letzten gesicherten Nachweis zum Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) gibt es aus dem Jahr 1984. Aktuelle Vorkommen werden jedoch im Ostuferbereich der Müritz und dem Schwarzen See bei Grammertin vermutet (BECKER 1993). Für zahlreiche Vertreter der Avifauna sind insbesondere die Flachseen bevorzugtes Nahrungs-, Brut- und Rastbiotop. Hierbei sind die Vorkommen von etwa 12 See- und 20 Fischadlerpaaren (Haliaetus albicilla, Pandion haliaetus) sowie des Kranichs (Grus grus) – auch in ihrer Bedeutung für die Gesamtbestände in Deutschland – hervorzuheben. Zu den charakteristischen Brut- und Rastvögeln auf den Nationalparkgewässern gehören die Enten- und Gänsevögel. Die häufigste Entenart im Gebiet, die Stockente (Anas platyrhynchos) brütet zahlreich an allen Gewässern des Gebietes. Sehr viel seltener sind dagegen Krick- (Anas crecca), Schnatter- (Anas strepera) und Löffelenten (Anas clypeata). In zum Teil bemerkenswerter Anzahl rasten Entenarten auf den Seen des Nationalparks. So auf dem Warnker See, wo sich alljährlich im Herbst zehntausende Reiher- (Aytha fuligula) und Tafelenten (Aythya ferina) einfinden. Neuerdings wird hier auch ie Kolbenernte (Netta rufina) in bemwerkenswerter Anzahl beobachtet. Auf dem Mühlensee bei Speck sind es vorwiegend Knäk- (Anas querquedula) und Pfeifenten (Anas penelope). Unter den Gänsearten brütet nur die Graugans (Anser anser) im Gebiet. Sie bevorzugt u.a. die wiesengesäumten Havelseen, den Specker Hofsee und das Ostufer der Müritz. Im Herbst und im Frühjahr dominieren nordische Saat- (Anser fabalis) und Bläßgänse (Anser albifrons). Bekannte Schlafplätze sind die Specker Seen, der Rederangsee und der Woterfitzsee. Besonders im Winter finden sich auf der eisfreien Müritz hunderte Sing- (Cygnus cygnus) und Zwergschwäne (Cygnus columbianus) ein und im Herbst und Frühjahr sind verschiedene Limikolenarten an den abgelassenen Boeker Fischteichen auf Nahrungssuche. Der Fischotter (Lutra lutra) kommt an zahlreichen Gewässern im Nationalparkgebiet vor. Im Bereich des Godendorfer Mühlenbachs werden seit einigen Jahren Biber (Castor fiber) beobachtet, ein weiteres Einwandern in das Nationalparkgebiet ist als wahrscheinlich anzusehen. 54 4.2.2 Röhrichte In der Flachwasserzone vieler Seen bilden die Röhrichte mehr oder weniger geschlossene Vegetationsgürtel aus. Da diese bisweilen nur wenige Meter breit sind, waren sie in der Karte der Vegetation (Karte 3) jedoch nur in wenigen Fällen darstellbar. Vegetation Unter der Kartierungseinheit „Wasser-Röhricht“ werden durch VOIGTLÄNDER (1995) alle im Flachwasserbereich oder im direkten Kontakt zum Gewässer (bei hohen Wasserständen Überflutung möglich) wachsenden Röhrichte zusammengefasst. Die weitaus häufigsten Großröhrichte sind die Schilf-Röhrichte in verschiedenen Ausprägungen (z.B. Wasserlinsen-Schilf-Röhrichte, Wasserschlauch-Schilf-Röhrichte, Steifseggen-Schilf-Röhrichte). Am Müritzufer im Bereich Müritzhof wächst auf nassen, teilweise mehrere Monate überstauten Flächen ein Nachtschatten-Schilf-Röhricht. Hier findet das Gemeine Schilf (Phragmites australis) zum Teil optimale Bedingungen und erreicht Höhen bis über 2 m. Zu den wenigen regelmäßigen Begleitarten gehören Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara), Sumpflabkraut (Galium palustre), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Steif-Segge (Carex elata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus). Weitere Röhricht-Gesellschaften werden vom Breitblättrigen und Schmalblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia u. Typha angustifolia) und der Teichsimse (Schoenoplectus lacustris) gebildet. Erstere Art wächst vor allem in kleineren Seen mit breiten Verlandungszonen und in Torfstichen. Die beiden letzteren kommen auch in größeren Gewässern vor und sind hier vielfach den Schilf-Röhrichten seeseitig vorgelagert oder bilden eigenständige Gürtel aus. Eine gewisse Ausnahme bilden die u.a. bei Müritzhof festgestellten Schneiden-Röhrichte. Die Binsen-Schneide (Cladium mariscus) kommt nur selten in Form reiner Dominanzbestände vor. Weitaus häufiger sind SchneidenSchilf-Röhrichte (EGGERS 1994, VOIGTLÄNDER 1994). Großflächig und besonders charakteristisch entwickelten sich solche Bestände auf der Absenkungsterrasse zwischen dem Rederang- und dem Großen Specker See. Sie stellen ein eng verzahntes und floristisch differenziertes Mosaik aus Schilf-, Schilf-Schneiden- und Schneiden-Röhrichten sowie Pfeifengras-Kleinseggenund reinen Pfeifengras-Rasen dar. Das Verteilungsmuster dieses Mosaiks wurde über lange Zeit von der Flächennutzung (Streunutzung, Beweidung) und den kurz- bis längerfristigen Wasserstandsschwan- kungen bestimmt. In nassen Perioden dehnten sich die Schneiden-Röhrichte aus, in trockenen Zeitabschnitten die Kleinseggen- und Pfeifengras-Rasen. In den letzten Jahrzehnten übte auch die Rotwildäsung einen gewissen Einfluss aus. Regelmäßige Begleiter in Rieden von Binsen-Schneide (Cladium mariscus) und Gemeinem Schilf (Phragmites australis) als namengebende Arten sind Moor-Reitgras (Calamagrostis stricta), Gemeines Helmkraut (Scutellaria galericulata), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre), Wasserminze (Mentha aquatica), Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Steifsegge (Carex elata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus). In den ausgedehnten Schneiden-Röhrichten zwischen dem Flöttergraben und dem Rederang-Kanal liegen die einzigen Vorkommen des Schwarzen Kopfriedes (Schoenus nigricans). Deutlich seltener und kleinflächiger treten Kleinröhrichte auf. An den Seeufern sind es vor allem Röhrichte der Gemeinen Sumpfsimse (Eleocharis palustris). Im Bereich ausgeprägter Verlandungszonen nährstoffreicher Seen, in Kleinstgewässern sowie in Söllen, Gräben und Torfstichen gehören z.B. Igelkolben (Sparganium erectum)-, Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica)-, Merk (Berula erecta)-, Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum)-, Wasserfenchel (Oenanthe aquatica)- und Teichschachtelhalm (Equisetum fluviatile)- Kleinröhrichte zu den charakteristischen Vegetationsformen. Auf ihre Darstellung in der Karte der Vegetation (Karte 3) wurde verzichtet. Eine sehr heterogene Gruppe bilden die Landröhrichte. In dieser Kartierungseinheit wurden alle Röhrichte zusammengefasst, die auf Flächen entstanden sind, die nicht oder nur in Ausnahmefällen vollständig überflutet werden. In der Regel sind es Sekundär-Gesellschaften, die sich im Bereich aufgelassenen Graslandes oder auf Absenkungsterrassen entwickelt haben. Die häufigsten Landröhrichte sind Brennnessel (Urtica dioica)- Schilf-Röhrichte. Weiter kommen mehrfach Nachtschatten (Solanum dulcamara)Schilf-Röhrichte und verschiedene Ausbildungen der Staudenröhrichte, z.B. Wasserdost (Eupatorium cannabinum)und Weidenröschen (Epilobium palustre)- Schilf-Röhrichte vor, die bereits zu den Staudenfluren überleiten. Rohrglanzgras- und Wasserschwaden-Röhrichte treten nur selten und dann zumeist nur in den äußeren Randzonen der Seenverlandungszonen im Kontakt mit Erlen-Bruchwäldern oder Grauweiden-Gebüschen, in stark sammel-, stau- oder grundwasserbeeinflussten Senken innerhalb der Graslandflächen sowie entlang von Gräben auf. Fauna Angaben zur Fauna sind im Kapital 4.2.3 enthalten. 4.2.3 Riede In den Verlandungszonen vieler Klein- und Kleinstgewässer sowie in vermoorten Senken und Kesselmooren haben sich verschiedene torfmoosreiche Seggen- und Wollgras-Riede herausgebildet. Ihre Hauptverbreitung liegt in den Sandergebieten beider Teilgebiete des MüritzNationalparks. Die Großseggen- und Binsen-Riede einschließlich der Sumpfreitgras-Riede wurden als eigenständige Kartierungseinheiten erfasst. Besondere Verbreitungsschwerpunkte bilden mehr oder weniger eutrophe Standorte im Sander. Vegetation Dominierend sind die Sumpfseggen (Carex acutiformis)Riede. Relativ häufig sind sie in nassen, zum Teil periodisch überstauten Senken und in den Randzonen einiger Seen zu finden. Vielfach bilden sie Regenerationsstadien nach Aufgabe einer Mähnutzung und/oder nach erfolgter Wiedervernässung. In den ausgedehnten Niederungsgebieten wurden sie durch Meliorationsmaßnahmen bis auf kleinste Restflächen in Grasland umgewandelt. In den Uferzonen vieler Gewässer treten Steifseggen (Carex elata)- Riede auf. Sie bilden hier in Höhe der Mittelwasserlinie unterschiedlich breite Übergangszonen zu den seeseitig anschließenden Schilf-Röhrichten. Manchmal sind regelrechte Steifseggen-Schilf-Röhrichte entstanden (z.B. am Nordufer des Zotzensees). Andere Großseggen-Riede nährstoffreicher Standorte werden nur selten angetroffen. Zu ihnen gehören Uferseggen (Carex riparia)-, Blasenseggen (Carex vesicaria)-, Kammseggen (Carex disticha)- und Schlankseggen (Carex gracilis)- Riede. Die wenigen gut entwickelten Schnabelseggen-Riede wurden zu den Vegetationstypen der Armmoore gestellt. Flatterbinsen (Juncus effusus)- Riede sind eine typische Erscheinung in basenarmen grund- und stauwasservernässten, vielfach vermoorten Senken und in Kesselmooren, wo sie zumeist im Kontakt mit Sumpfreitgras (Calamagrostis canescens)- Rieden oder Pfeifengras (Molinia caerulea)- Gesellschaften vorkommen. Dominanzbestände der Flatterbinse treten auch in vernässten Geländedepressionen innerhalb des Graslandes auf. Hier besitzen sie aber eine von den erstgenannten deutlich verschiedene Artenzusammensetzung und stehen den Vegetationsformen des Graslandes bzw. der Flutrasen deutlich näher als den Rieden. Noch häufiger treten im Müritz-Nationalpark verschiedene Ausbildungsformen eines Sumpfreitgras (Calamagrostis 55 canescens)-Riedes auf. Es ist als eine charakteristische Verlandungsgesellschaft ursprünglich mesotropher Seen anzusehen und folgt in der Regel auf Röhrichte und Großseggen-Riede. Oftmals sind auch SumpfreitgrasRiede zu beobachten, die sich nach dem Absterben der Gehölzvegetation (Birken- und Kiefern-Gehölze) infolge eines Wiederanstieges des Wasserspiegels ausgebreitet haben. Innerhalb der Sumpfreitgras-Riede lassen sich auf nährstoffreicheren und sehr nassen Flächen solche mit dem Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), auf jüngeren Verlandungsflächen solche mit der Steifsegge (Carex elata) und auf nährstoffarmen Böden solche mit dem Pfeifengras (Molinia caerulea) unterscheiden. Die letzteren dominieren im Müritz-Nationalpark. Regelmäßige Begleitarten sind unter anderem der SumpfHaarstrang (Peucedanum palustris), der Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), der Fieberklee (Menyanthes trifoliata), das Sumpfblutauge (Potentilla palustris), der Wolfstrapp (Lycopus europaeus), die Blutwurz (Potentilla erecta), das Sumpf-Veilchen (Viola palustris), die FlatterBinse (Juncus effusus) und das Hunds-Straußgras (Agrostis canina). Für die basenarmen Arm- und Zwischenmoore sind torfmoosreiche Schnabel-Seggen (Carex rostrata) - und Faden-Seggen (Carex lasiocarpa)- Riede eine typische Erscheinung. In reiner Ausprägung kommen sie jedoch selten vor, da sie meistens mit Sumpfreitgras- oder Wollgras-Rieden zahlreiche Übergangsformen bilden. Die Hauptvorkommen von Torfmoos-Wollgras-Rieden einschließlich der verschiedenen Torfmoosrasen sowie Kiefern-Torfmoos-Rasen liegen in oligotroph- sauren Kesselmooren und weitgehend verlandeten Kleingewässern. Bestandsbestimmende Arten sind zahlreiche Torfmoose (Sphagnum spec.), das Schmalblättrige und das Scheidige Wollgras (Eriophorum angustifolium u. E. vaginatum) sowie verschiedene Seggen, die Moosbeere (Oxycoccus palustris), der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), die Polei-Gränke (Andromeda polifolia) und das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba). In entwässerungsbedingten Degradationsstadien kommt es vielfach zur Vorherrschaft des Pfeifengrases (Molinia caerulea). Einige Moore zeigen deutliche Entwicklungstendenzen zu Sumpfporst- und Birken-Kiefern-Moorwäldern. So ist z.B. das Torfmoos-Wollgras-Ried im Andromedamoor südlich des Kleinen Zillmannsees fast vollkommen mit Birkenanflug bedeckt. Die noch erkennbaren alten Kiefernstubben zeigen, dass das Moor schon einmal deutlich stärker bewaldet war. Neben den genannten Arten kommen hier auch Kamm-Wurmfarn (Dryopteris cristata), Drahtschmiele (Avenella flexuosa) und Heidekraut (Calluna vulgaris) vor. 56 Moose Die Moosflora der Schneideriede zeichnet sich durch gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten, wie Scorpidium scorpioides, Campylium stellatum, Fissidens adianthoides, Drepanocladus revolvens und Plagiomnium elatum aus. Die oligo- bis mesotroph sauren Zwischenmoore werden zum größten Teil durch Torfmoosrasen, TorfmoosSchlammseggen-Riede und Grünen Torfmoosschlenken gebildet. Zu den in diesen Vegetationseinheiten mit hoher Stetigkeit vorkommenden Arten gehören Sphagnum fallax, Sphagnum angustifolium, Aulacomnium palustre, Calliergon stramineum, Polytrichum strictum und Drepanocladus fluitans. Zu den selteneren Moosarten der Armmoore gehören u.a. Sphagnum magellanicum, Sphagnum caapillifolium, Sphagnum subsecundum und Helodium lanatum. Das Vorkommen von Splachnum ampullaceum im Teufelsbruch zählt zu den letzten in Mecklenburg-Vorpommern. Weiterhin erwähnenswert ist das Vorkommen des borealen Torfmooses Sphagnum fuscum im Teufelsbruch (WIEHLE 1994) und im Kiebitzmoor (PAULSON 1995). Pilze Zu den Pilzarten der Torfmoos-Seggen- bzw. TorfmoosWollgras-Riede zählen Häublinge (Galerina sp.), der Torfmoos-Schwefelkopf (Hypholoma elongatipes), Rötlinge (Rhodophyllus sp.) und Saftlinge (Hygrocype sp.). An Moorrändern wächst der mit Kiefern mykorrhizierende seltene Moor-Röhrling (Suillus flavidus). Fauna Die Besiedlung amphibischer Lebensräume wird wesentlich durch die Dynamik des Wassers bestimmt. Ausschlaggebend für die Verbreitung einzelner Faunenelemente ist außerdem die Größe und Struktur des Lebensraumes. Direkten Einfluss auf die Vegetation und auf die Fauna haben auch anthropogene Störungen und Beeinträchtigungen durch Nährstoffeintrag, Erholung, Fischerei, Schilfmahd usw. Die Fläche unbeeinträchtigter Röhrichte und Riede (Moore) im Müritz-Nationalpark ist nur gering. Als Folge umfangreicher Entwässerungsmaßnahmen sind fast alle Moore mit Wald bedeckt oder werden als Grünland genutzt. Aktuelle faunistische Untersuchungen dieses Lebensraums wurden auf den Flächen am Müritzhof, am Schwarzen See und im Andromeda-Moor durchgeführt. Als Charakterart der gut ausgeprägten Cladium-Riede (Cladium mariscus) am Ostufer der Müritz gilt Laelia coenosa, ein Schmetterling, dessen Larve in den großflächigen Beständen der Binsenschneide lebt (URBAHN 1963) Von den durch HAMANN et al (1994) nachgewiesenen Heuschreckenarten gelten insbesondere die mit hohen Abundanzen vorkommenden Arten Conocephalus dorsalis, Chrysochraon dispar und Chorthippus montanus für derartige Feuchtgebiete als charakteristisch. Die waldfreien basenarmen Arm- und Zwischenmoore weisen aufgrund ihrer extremen Lebensbedingungen (Nährstoffarmut) zwar eine geringe faunistische Artenstruktur auf, jedoch treten hier stark spezialisierte Arten auf. So bevorzugen die Larvenstadien der Kleinen Moosjungfer (Leussorhinia dubis), der Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) und des Vierflecks (Libellula flava) offene Schlenken in Schwingrasen und Moorkolke. Eine große Rolle für das Arteninventar in Röhrichten stellen vorjährige Halme dar. So leben die Larven verschiedener Schmetterlingsarten, wie Schilfeulen (Mythimna-Gruppe), Rohreulen (Nonagria und Archanara), Rohrbohrer (Phragmataecia castaneae) und Schilfwickler (Orthopthelia sparganella) endophag in diesen Halmen. Für viele weitere terrestrische Wirbellose, wie z.B. kälteempfindliche Asseln, Diplopoden, Spinnen, Ameisen und Laufkäfer sind die hohlen Stängel als Winterquartiere von Bedeutung. Zur typischen Avifauna der Röhrichte gehört der Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), die Große Rohrdommel (Botaurus stellaris) und das Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana). Zu den Kleinsäugerarten (Mammalia), die an die Bedingungen in nährstoffarmen Mooren angepasst sind, gehört die Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus). Diese Art schwimmt und taucht hervorragend und ernährt sich vorwiegend von Wollgras. Die Wasserspitzmaus (Neomys fodies) gilt als Indikatorart für strukturreiche Uferhabitate und Gewässer mit hervorragender Wasserqualität. Als Lebensraum kommen für die Wasserspitzmaus auch Röhrichte und Riede an Kleinstgewässern (Sölle, Moorkolke) in Betracht (SCHRÖPFER 1985). 4.2.4 Fließgewässer Vegetation Die Fließgewässer des Müritz-Nationalparks sind bisher nicht vegetationskundlich beschrieben worden. Fauna Die geringen Strömungsgeschwindigkeiten der Havel, relativ kurze Fließstrecken und anthropogene Überformungen (Ausbau, Gewässerbelastung) bedingen das Vorkommen lenitischer, meist euryöker Arten, wie sie auch in den von ihr durchflossenen Seen anzutreffen sind. Dies auch, weil über die Havel Wanderbewegungen aquatischer Organismen zwischen den Seen stattfinden. Stellenweise Vorkommen des Gründlings (Gobio gobio) sind nachgewiesen (WATERSTRAAT 1994 mdl.). Zu den wenigen natürlichen und abschnittsweise naturbelassenen Fließgewässern des Nationalparks gehört der Godendorfer Mühlenbach. Hier ist das Vorkommen des Steinbeißers (Cobitis taenia) hervorzuheben, Drei- und Neunstachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus u. Gasterosteus pungitius) treten ebenfalls auf (WATERSTRAAT 1994 mdl.). An diesem Fließgewässer befindet sich auch das einzige Brutgebiet der Gebirgsstelze (Montacilla cinerea) im Nationalpark. Im Winter sind hier regelmäßig Wasseramseln (Cinclus cinclus) zu Gast. 4.3 Wasserwirtschaft 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft Die Aufgaben und Zuständigkeiten der Wasserwirtschaft, sowie die Ordnung der Gewässer ergeben sich aus dem Wassergesetz des Landes M-V (LWaG) vom 30.11.1992. Danach sind die Staatlichen Ämter für Umwelt und Natur (StAUN Neubrandenburg und Lübz) an den Gewässern 1. Ordnung zuständig für die Aufgaben der Unteren Wasserbehörde. Im Nationalparkgebiet betrifft dies die Havel (von der Mündung aus dem Middelsee bis zur Straßenbrücke Zwenzow) und den Bolter Kanal (vom Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in den Leppinsee), einschließlich der von ihnen durchströmten Seen, sowie angrenzend die Müritz (Bundeswasserstraße). Darüber hinaus sind die Staatlichen Ämter technische Fachbehörde (vgl. Textkarte 7). Für die Gewässer 2. Ordnung (alle übrigen Seen, hydromeliorative Anlagen) werden die Aufgaben der Unteren Wasserbehörde durch die Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz wahrgenommen. Die Unterhaltung dieser Gewässer wird im Nationalparkgebiet von drei Wasser- und Bodenverbänden auf Grundlage des Gesetzes über die Wasser- und Bodenverbände (WVG) vom 12.02.1991 und der einzelnen Verbandssatzungen durchgeführt. Die Verbände unterstehen der Rechtsaufsicht durch die Landkreise. 57 Im einzelnen handelt es sich um folgende Wasser- und Bodenverbände: – WBV „Obere Havel/Obere Tollense“ – WBV „Müritz“, Röbel – WBV „Obere Peene“, Stavenhagen Die flächen- und anlagenmäßig größte Ausdehnung im Nationalparkgebiet hat der WBV „Obere Havel/Obere Tollense“. Er ist am 01.01.2003 aus dem Zusammenschluss der beiden bis dahin bestehenden WBV „Obere Tollense“ und „Obere Havel“ hervorgegangen. Die zweitgrößte Ausdehnung hat der WBV „Müritz“, das Verbandsgebiet des WBV „Obere Peene“ tangiert den Nationalpark nur kleinflächig im Norden (vgl. Textkarte 7). 4.3.2 Baulich – technische Einrichtungen Nach VOIGTLÄNDER (1992) ist das Gebiet des MüritzNationalparks grundsätzlich als Quellgebiet zu bezeichnen. Wasserzuläufe, die deutlichen Einfluss auf die Wasserbilanz des Gebietes haben, fehlen weitestgehend. Deshalb dienen die baulich-technischen Einrichtungen vornehmlich der Steuerung des Abflussgeschehens zur Regulierung der Wasserstände in den Gewässern und deren Einzugsgebieten. Der Abfluss der Havel wird im Nationalparkgebiet durch 2 Wehre (Babke, Useriner Mühle) und die Schleuse Zwenzow gesteuert. Der Abfluss des Bolter Kanals wird einerseits über die Schleuse Fleeth reguliert, andererseits aber auch durch den Zulauf am Wehr Bolter Schleuse und an der Schleuse Mirow beeinflusst. Ein weiterer Zulauf erfolgt zeitweilig (beim Ablassen der Teiche) über die Teichanlage Boek. Ebenso wird für die dort vorhandene Forellenanlage Wasser aus dem Oberlauf des Bolter Kanals entnommen und nach Passage der Anlage in den Unterlauf eingeleitet. Für beide Anlagen besteht eine wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme (und Wiedereinleitung) von 3,8 Mio. m3/a (StAUN 1993). Die Regulierung der Müritz erfolgt über die Schleusen Mirow und Plau, sowie das Wehr Bolter Schleuse. Die Gewässer 1. Ordnung sind überregional in das Gesamtsystem der Havel-, bzw. Elde- Wasserstraße integriert, sie werden nach festgelegten Stauzielen bewirtschaftet. Die Mehrzahl der baulich-technischen Einrichtungen an den Gewässern 2. Ordnung steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen und teilweise auch forstlichen Flächennutzung. Mittels entsprechender Grabensysteme und Staueinrichtungen wird der Wasser- Tabelle 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im Müritz-Nationalpark und deren Verbandszuordnung :%9 2EHUH+DYHO 2EHUH7ROOHQVH 0ULW] 2EHUH3HHQH *HVDPW *HVDPWOlQJH 9RUÁXWHU P GDYRQRIIHQ GDYRQYHUURKUW 6WDXH 6FK|SI ZHUNH Quelle: WBV (1994), Nationalparkamt Müritz (2002) * Davon liegen 4 Schöpfwerke im grenznahen Bereich außerhalb des Nationalparks, Teilbereiche ihrer Polder-, bzw. Einzugsgebiete liegen jedoch im Schutzgebiet. Tabelle 14: Übersicht der Schöpfwerke im bzw. am Müritz-Nationalpark 6FK|SIZHUN (LQ]XJVJHELHW KD JHVDPW 1/3)OlFKH .DNHOGWW 6: %ODQNHQI|UGH 6: %DENH 6: +HQQLQJVIHOGH 6: 5RJJHQWLQ, 6: 5RJJHQWLQ,, 6: 6:'LHNHQZLHVH *HVDPW Quelle: WBV (1994), Nationalparkamt Müritz (2002) 58 3ROGHUJHELHW KD JHVDPW 1/3)OlFKH haushalt auf diesen Flächen reguliert. Das Drainwasser gelangt über freie Vorflut oder Schöpfwerke in unterliegende Gewässer. In besonders hohem Maß erfolgt eine Regulierung auf den grünlandgenutzten Moorstandorten entlang der Havel, sowie auf den grundwassernahen Niederungsflächen am Ostufer der Müritz, hier konzentrieren sich wasserwirtschaftliche Einrichtungen (VOIGTLÄNDER 1992). Die in Tabelle 13 angegebenen Längen umfassen den Bestand der Gewässer 2. Ordnung (Vorfluter), darüber hinaus gibt es eine Vielzahl offener Binnengräben und unterirdischer Drainagesysteme. Für 7 Schöpfwerke werden im Nationalpark liegende Gewässer als Vorfluter genutzt (vgl. Tab. 14). So der Middelsee (SW Diekenwiese), Zotzensee (SW 13), die Havel zwischen Zotzen- und Jäthensee (SW 7), der Jäthensee (SW 5, SW 6) und der Görtowsee (SW 17, SW 18). 4.4 Fischerei 4.4.1 Berufsfischerei Von den rd. 3.600 ha natürlicher Gewässerfläche des Nationalparks (ohne Müritzufer) werden gegenwärtig ca. 3.060 ha, bzw. 85 % fischereilich bewirtschaftet (vgl. Textkarte 8 und Tab. 15). Die fischereiliche Nutzung erfolgt weitestgehend unabhängig von der Zonierung des Nationalparks. Darüber hinaus befinden sich 10 Teiche (ca. 90 ha) der Teichanlage Boek im Nationalparkgebiet. Die fischereiliche Bewirtschaftung wird von 6 Unternehmen ausgeübt. Dabei ist der prozentuale Anteil der im Nationalpark liegenden Gewässer -bezogen auf die Gesamtbewirtschaftungsfläche der einzelnen Unternehmen- sehr unterschiedlich: – Müritz – Plau – Fischerei GmbH: – Havelquellseenfischerei Berkholz & Berkholz GbR: – Havel – Nationalpark Fischerei Knizia & Schade GbR: – Seenfischerei „Obere Havel“ e.G.: – Fischerei GmbH Neustrelitz: – Fischerei Reimer GbR: 3,7 % 85,1 % 85,5 % 15,7 % 22,3 % 11,0 % Für den gewerblichen Fischfang werden die allgemein gebräuchlichen Fanggeräte, wie Reuse, Stell- und Zugnetz, Aalschnur sowie Elektrofanggerät verwendet. Am Wehr Babke wird ein Aalfang betrieben. Darüber hinaus werden für die meisten Gewässer Angelerlaubnisscheine an Privatpersonen verkauft (vgl. Kap. 4.4.2). Alle Unternehmen verfügen über mehr oder weniger umfangreiche Verarbeitungskapazitäten, bzw. bauen solche auf, sowie über eigene Vermarktungslinien. Im Vorfeld der fischereilichen Verpachtung der Gewässer im Nationalpark wurden 1993 grundsätzliche und gewässerspezifische Regelungen zwischen Nationalparkamt, Landwirtschaftsministerium und den Fischerei-Unternehmen abgestimmt. Tabelle 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer *HZlVVHU %DENHU6HH %LQQHQPULW] %RGHQVHH.O %RGHQVHH*U %RUQVHH %UHVHQ*U %ULOOHQVHH %XOORZVHH &DDUSVHH 'DPEHFNHU6HH 'LHNVHH*U (LFKKRUVWVHH.O (LFKKRUVWVHH*U )DXOHU6HH )DXOHU6HH )DXOHU2UW )HLVQHFNVHH )HOVFKHQVHH =RQH , , , , ,,, ,,, ,,, , , ,,, ,,, , , ,,, , ,,, ,,, *U|H )LVFKHUHL KD QXW]XQJ $QJHO QXW]XQJ 59 *HZlVVHU )HXWVFKVHH )LWWHQVHH )UVWHQVHHU6HH *UDQ]LQHU6HH *|UWRZVHH *VWHUSRKO +DXVVHH 6HUUDKQ +LQEHUJVHH +LQQHQVHH +RIVHH 6SHFN +RKOHU%DXP6HH -DPHONHQVHH -DQNHU6HH -lWKHQVHH .lEHOLFNVHH .lOEHUVHH .HVVHOVHH .UDPVVHH .UHEVVHH .UXPPHU6HH .UDW]HEXUJ .UXPPHU6HH =ZHQ]RZ /DQGVHH /DQJHU6HH*U /DQJHU6HH.O /DQJKlJHU6HH1RUG /DQJKlJHU6HH6G /HKPVHH 3LHYHUVWRUI /HKPVHH 'DPEHFN /LHSHU6HH 0DGHQVHH 0LGGHOVHH 0|QFKVHH 0RRUVHH :DUHQ 0RRUVHH .UDW]HEXUJ 0HZHQVHH 0KOHQVHH $QNHUVKDJHQ 0KOHQVHH 6SHFN 0KOHQWHLFK *ROGHQEDXP 1LHWLQJVHH 3DJHOVHH 3LDQ 3ODVWHULQVHH 3UlODQNVHH.O 3ULHVWHUElNHU6HH 3ULHVWHUVHH 5DFNZLW]VHH.O 5DFNZLW]VHH*U 5HGHUDQJVHH 5RKUVHH 5|WKVHH 'DPEHFN 5|WKVHH =DUWZLW] 6lINRZVHH*U 6FKlIHUHLQ3|KOH1RUG 60 =RQH ,,, , ,,, ,,, ,,, ,,, , ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, , ,,, ,,, , , ,,, , , ,,, , , , ,,, ,,, ,,, , ,,, ,,, ,,, , , , ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, , ,,, , , , ,,, ,,, ,,, , ,,, *U|H )LVFKHUHL KD QXW]XQJ $QJHO QXW]XQJ *HZlVVHU =RQH 6FKlIHUHLQ3|KOH6G 6FKOLHVHH 6FKOLSZDUN 6FKPDUVVHH.O 6FKPDUVVHH*U 6FKXO]HQVHH .UDW]HEXUJ 6FKXO]HQVHH *UDQ]LQ 6FKXO]HQVHH :DOGVHH 6FKZDU]HU6HH *ROGHQEDXP 6FKZHLQJDUWHQVHH 6HUUDKQVHH*U 6SHFNHU6HH 6SULQJVHH 6SXNORFK 6W|FNHUVHH 7DQQHQVHH 7HFKHQWLQVHH 7HXIHOVNUXJ 7LHIHU=LQRZ 7RQORFK 7ULQQHQVHH 7U]VHH 8VHULQHU6HH 9DXFNVHH :DUQNHU6HH :HLHU6HH :HQVFKVHH :LHQSLHWVFKVHH :LWWVHH :RWHUÀW]VHH =LHU]VHH =LOOPDQQVHH.O =LOOPDQQVHH*U =RW]HQVHH =ZLUQVHH ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, , , , , ,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,,, ,, , ,,, ,,, , ,,, ,,, , ,,, ,,, ,,, , , , , , 6XPPHLQKD Quelle: Nationalparkamt Müritz *U|H )LVFKHUHL KD QXW]XQJ $QJHO QXW]XQJ Erläuterung: + Fischereiliche bzw. Angelnutzung findet statt (+) Nutzung findet in eingeschränkter Form statt - keine fischereiliche bzw. Angelnutzung Darüber, in welchem Umfang die abgestimmten naturschutzrechtlichen Regelungen Bestandteil der Pachtverträge wurden, liegen dem Nationalparkamt aber nur lückenhafte Kenntnisse vor. Die Dauer der abgeschlossenen Pachtverträge beläuft sich auf 12 Jahre, d.h. in der Regel bis 2005. Seitens der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei werden zwei Gewässer (Janker See, Röthsee b. Zartwitz) als Forschungsgewässer genutzt. Hier soll insbesondere die Entwicklung fischereilich nicht genutzter Fischbestände untersucht werden. 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine Durch die Berufsfischerei werden für ca. 2.190 ha (= 71,5 %) der von ihr im Nationalpark bewirtschafteten Gewässerfläche Angelerlaubnisscheine ausgegeben. Dabei erfolgt die Angelnutzung auf 1.485 ha ohne jegliche Einschränkung. Unter besonderer Berücksichtigung der Ortsangelvereine ist auf den übrigen 655 ha eine eingeschränkte Beangelung (z. B. zahlenmäßig begrenzte Ausgabe von Angelerlaubnisscheinen, Beangelung nur vom Boot oder von bestimmten Uferabschnitten) festgelegt. Durch den Landesanglerverband M-V, er ist Mitglied des 61 Verbandes der Deutschen Sportfischer (VDSF), werden derzeitig auf der Grundlage von Pachtverträgen 12 Gewässer mit insgesamt 61 ha genutzt, sie entsprechen einem Anteil von 1,7 % der Gesamt-Gewässerfläche im Nationalpark. am Spukloch und ein Eichen-Hainbuchen-Mittelwald am Müritzhof sind Reste historischer Waldnutzungsformen. Damit erfolgt auf insgesamt ca. 2.250 ha (= 62,5 % der Nationalpark-Gewässerfläche) eine angelsportliche Nutzung. Sie orientiert sich teilweise an der bestehenden Zonierung (vgl. Tab. 15). 5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften Der Landesanglerverband zählt mit über 65.000 organisierten Anglern zu den mitgliederstärksten Verbänden des Landes. Er ist auf unterer Organisationsebene in Kreisund Ortsvereine strukturiert. Da die Mitgliederstärken der Ortsvereine im Nationalparkgebiet und seinem Vorfeld nicht vollständig vorliegen, sind genauere Angaben dazu nicht möglich, es ist aber von über tausend Mitgliedern auszugehen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es neben den Ortsvereinen des LAV eigenständige Angelvereine (z.B. Blankenförde/Kakeldütt) und eine beträchtliche Anzahl nichtorganisierter Angler gibt. 5 Wälder, Gehölze und Hecken 5.1 Wälder Der Müritz-Nationalpark ist ein Wald-Nationalpark. Etwa 72 % (23.180 ha) der Fläche sind mit Waldgesellschaften bedeckt (vgl. Karte 2). In den Sandergebieten sind es vor allem ausgedehnte monotone (forstlich begründete) Kiefernbestände und natürliche Birken-Kiefern-Vorwälder. Die Buchenwälder des Strelitzer Bogens der Endmoräne um Serrahn sind Teil eines der größten zusammenhängenden Buchenwaldgebiete Deutschlands. Die Endmoränenbögen im Teilgebiet Müritz weisen dagegen nur vereinzelt geschlossene Buchenwaldgebiete auf. Zu den typischen Waldformen der Absenkungsterrassen und Niedermoore gehören die Bruchwälder. In Abhängigkeit von den Nährstoff- und Wasserverhältnissen dominieren auf reicheren Standorten Erlen- oder ErlenEschen-Bruchwälder, während auf mesotrophen Standorten Birken-Erlen- bzw. Birken-Bruchwälder vorherrschen. In den nassen Armmooren und nährstoffarmen grundwassernahen Flächen der Absenkungsterrassen wachsen Kiefern- und Birken-Kiefernwälder. Waldgesellschaften, die aus traditionellen, meist extensiven Nutzungen hervorgegangen sind, fehlen im MüritzNationalpark weitgehend. Lediglich die Wacholderheide 62 5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder – Wälder oligotropher bis mesotropher mineralischer und organischer Nassstandorte Vegetation Birken-Erlen-Bruchwälder Birken-Erlen-Bruchwälder wachsen zumeist auf mesotrophen Verlandungsmooren sowie grundwassernahen Absenkungsterrassen und bilden hier eine recht eigenständige Vegetationsform aus. Soziologisch stehen sie zwischen den Sumpflappenfarn-Erlen-Bruchwäldern und den Pfeifengras-Birken-Wäldern. Neben dem hohen Birkenanteil zeichnen sie sich insbesondere durch eine charakteristische Bodenvegetation mit dem häufig dominierenden Pfeifengras (Molinia caerulea) und vielen Moosen aus. Auf etwas trockeneren Standorten dringt vielfach auch die Eiche (Quercus robur) ein, womit die weitere Entwicklung zu Birken-Eichen-Wäldern angedeutet wird. Birken- und Kiefern- Wälder auf Nassstandorten In Armmooren, wie z.B. in Kesselmooren, in zentralen Bereichen von Verlandungsmooren und auf großflächigen grundwassernahen Absenkungsterrassen wie beispielsweise am Ostufer der Müritz wachsen verschiedene Birken-, Kiefern- und Birken-Kiefern-Wälder. Sie besitzen in der Regel vorwaldartigen Charakter und gehören zu den weitgehend natürlichen Vegetationsformen innerhalb des Müritz-Nationalparks. Auf den genannten Standorten ist die Kiefer (Pinus sylvestris) als eine sich natürlich einfindende Pionierbaumart zu bezeichnen. Bei Erreichen eines bestimmten Verlandungsstadiums, bzw. in trockeneren Klimaperioden dringt sie in die Torfmoos-Wollgras-Riede ein und bildet anfangs allein oder zusammen mit der Moor-Birke (Betula pubescens) niedrige und lockere Torfmoos-Birken-KiefernGehölze. In Vernässungsphasen können sie auch wieder ganz oder teilweise absterben. Bei weiter voranschreitender Verlandung oder bei künstlicher Entwässerung entstehen aus ihnen Sumpfporst (Ledum palustre)-, Pfeifengras (Molinia caerulea)- sowie Trunkelbeeren (Vaccinium uliginosum)- und Pfeifengras-Blaubeeren (Vaccinium myrtillus)-Kiefern-Vorwälder. So wird beispielsweise die äußere, verhältnismäßig breite Randzone des Schwarzen Sees bei Serrahn von einem Sumpfporst-Kiefern-Moorbirkenwald eingenommen. Die lockere Baumschicht bilden Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) und Moorbirke (Betula pubescens). Eine Strauchschicht ist kaum ausgebildet. Die Bodenvegetation wird vom Pfeifengras (Molinia caerulea) beherrscht. Zwischen den Horsten wachsen Sumpfporst (Ledum palustre), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Gemeine Moosbeere (Oxycoccus palustris), Heidekraut (Calluna vulgaris) und Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum). Auf trockeneren Teilflächen geht der Sumpfporst-Kiefernwald in einen Pfeifengras-BirkenKiefern-Wald über. Auf den Absenkungsterrassen beschränkt sich die Kiefer als Pionierbaumart auf ausgesprochene Rohböden mit hohen Grundwasserständen. Auf den übrigen Flächen besitzt die Birke eine höhere Konkurrenzkraft. Bei fortschreitender Sukzession entstehen Birken-Kiefern- und Birken-Eichen-Wälder. Bei etwas höheren Nährstoffgehalten oder leicht veränderten Humusformen kann sowohl auf den Moorstandorten als auch auf den Seesandsubstraten die Moorbirke die Kiefer als Pionierholzart ablösen und hauptsächlich Torfmoos- bzw. Pfeifengras-Birken-Vorwälder ausbilden. Sie bilden im Müritz-Nationalpark eine recht charakteristische Waldform. Ihre weitere Entwicklung vollzieht sich in der Regel zu Stieleichen-Birken- und Birken-Stieleichen-Zwischenwäldern, aus denen bei weiterer Austrocknung und Humusveränderung letztlich Stieleichen-Buchenwälder hervorgehen. Die Entwicklung eines solchen Waldes ist im Bereich des Dammmoores südwestlich des Zotzensees zu beobachten. Alle genannten Vegetationsformen wurden zu einer Kartierungseinheit zusammengefasst. Birken-Eichen-Wälder feuchter Standorte Auf der Absenkungsterrasse der Müritz im Bereich der Warenschen, Röbelschen und Boeker Wohld sowie auch auf einigen anderen grundwassernahen und nährstoffarmen Sandstandorten und auf wenigen weiteren Moorflächen haben sich aus den vorgenannten Birken- und BirkenKiefern-Vorwäldern Birken-Eichen-Wälder entwickelt, die bereits zu den Zwischenwäldern zu stellen sind. Altkiefern treten nur noch vereinzelt oder horstweise auf, junge Kiefern fehlen. Auch vorhandene Wacholder sind bis auf wenige Einzelexemplare verschwunden. In der Mehrheit machen sie einen naturnahen Eindruck und für viele Flächen ist auch eine natürliche Einwanderung der Eiche anzunehmen. Sie muss zumindest auf den wenig höher liegenden Waldflächen recht früh begonnen haben, denn schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dort neben Erlen und Birken auch Eichen geschlagen (VOIGTLÄNDER 1982). Teilweise entstanden regelrechte Kahlschläge. Zumindest für einige dieser Flächen (zum Beispiel zwischen dem Rederang- und dem Specker See) gewinnt man den Eindruck, dass sie anschließend unter anderem mit Eichen aufgeforstet wurden und damit die heutigen Zwischenwälder künstlich begründet oder gefördert wurden. Auch die Aufgabe der Weidenutzung förderte die Waldentwicklung. Eine zusätzliche Begünstigung des Gehölzaufwuchses und insbesondere der Eiche erfolgte spätestens mit dem Bau des sogenannten „Herrmannsgrabens“ nach 1930. Er bewirkte eine weitere Absenkung der Binnenmüritz, der Specker Seen und der Grundwasserstände der umliegenden Flächen. Neben der Förderung der Eiche ermöglichte die Wasserspiegelabsenkung auch die spontane Einwanderung der Buche, die die weitere Entwicklung der BirkenEichen-Zwischenwälder zu Stieleichen-Buchenwäldern andeutet. Stieleichen-Kiefern-Wälder grundwassernaher Standorte Obwohl die Stieleichen (Quercus robur)-Kiefern-Wälder in der Karte der Vegetation (Karte 3) bereits zu den Zwischenwäldern frischer bis trockener Standorte gestellt wurden, bilden sie auf alten, sich oft nur wenige Zentimeter über die restliche Absenkungsterrasse emporhebenden Riffen einen relativ eigenständigen Waldtyp. Diese als Zwischenwald anzusehende Vegetationsform stellt ein Bindeglied zwischen den Birken-Eichen-Kiefern-Wäldern grundwasserfernerer, den Birken-Kiefern-Wäldern grundwassernaher Standorte und den Birken-Eichen-Wäldern der Absenkungsterrassen dar. Ein typisches Beispiel hierfür bildet der bis 160 Jahre alte (Birken)-Stieleichen-Kiefern-Wald auf dem schmalen und langgestrecken Riff am Ostufer der Müritz zwischen Ecktannen und der Schnakenburg. Eine ähnliche Entwicklungsrichtung nehmen die Birken-Kiefern-Wälder nördlich und südlich des Hermannsgrabens. Pilze Untersuchungen zur Pilzflora auf nährstoffarmen Moorstandorten gibt es durch MÜLLER (1970). In einem Moor-Birkenwald bei Serrahn wurden typische Birkenbegleiter, wie der Birkenpilz (Lecinum scabrum), der Gelbblättrige Ritterling (Tricholoma flavobrunneum) und der Grasgrüne Täubling (Russula aeruginosa) nachgewiesen. Die abgestorbenen Birkenstämme werden durch den Birkenporling (Piptoporus betulinus) und die Rötende Tramete (Trametes confragosa) besiedelt. Fauna Mit zunehmender Entwässerung dieser nährstoffarmen und zumeist sauren Lebensräume kann sich die Faunenvielfalt 63 ganz wesentlich erhöhen. Spezialisten waldfreier Stadien verschwinden jedoch in kürzester Zeit. So treten z.B. neben den hygrophilen Laufkäferarten Pterostichus diligens und Pterostichus minor in degradierten Armmooren auch Waldarten, wie die Goldleiste (Carabus violaceus) auf (HAMANN 1993). Die lebendgebärende Kreuzotter (Vipera berus) und in trockneren Partien die Waldeidechse (Lacerta vivipera) sind typische Vertreter der Reptilien in diesem Lebensraum, während Amphibien weitgehend fehlen (JESCHKE 1986). Mit zunehmender Bewaldung der Moore stellen sich waldbewohnende Vogelarten wie Buchfink (Fringilla coelebs), Fitislaubsänger (Phyloscopus trochilus) und Singdrossel (Turdus philomelos) ein. – Wälder eutropher mineralischer und organischer Nassstandorte Vegetation Erlen-Bruchwälder Eine häufige und landschaftsprägende Waldform innerhalb der Seebecken und Niederungsgebiete bilden die Erlenund Erlen-Eschen-Bruchwälder. Sie gehören zu den natürlichen Waldformationen des Müritz-Nationalparks und treten in Abhängigkeit von den jeweiligen Standortbedingungen in zahlreichen unterschiedlichen Ausbildungsformen auf. Relativ selten sind die Quell-Erlen-Bruchwälder. Ihre Verbreitungsschwerpunkte liegen in den Randbereichen der Becken und Niederungen mit angeschnittenen Grundwasserleitern. In Karte 3 wurden nur solche mit eindeutig erkennbarem Quelleinfluss dieser Einheit zugeordnet. War dies nicht der Fall, wurden sie zu den Erlen-Bruchwäldern nasser Standorte gestellt. An Hand der vorhandenen Vegetation lassen sich die Quell-Erlen-Bruchwälder in Schaumkraut (Cardamine amara)- und Sumpfseggen (Carex acutiformis)-Erlen-Bruchwälder untergliedern. Bei gestörtem Wasserhaushalt (Entwässerung) kann auch die Brennnessel stark eindringen. Die häufigste Form bilden die Erlen-Bruchwälder nasser Standorte. Die hauptsächlichen Vorkommen liegen im Bereich der Verlandungs- und Ufergürtel der Gewässer. Sie sind vielfach mit anderen Gehölzen (Birken, Eichen) durchsetzt. Manchmal ist auch eine deutliche Zonierung erkennbar, dabei wachsen die Erlen direkt entlang der Uferkante, die Birken auf der Terrassensohle und am Böschungshang Birken-Eichen- oder Eichen-Kiefern-Wälder. 64 Die Untergliederung der Erlen-Bruchwälder hängt wesentlich von den Basen- und Nährstoffverhältnissen und zusätzlich von den hydrologischen Bedingungen (z.B. Höhe und Dauer von Überstauungen) ab. So lassen sich auf nährstoff- und basenarmen Standorten ein seltener Torfmoos (Sphagnum)-, auf mesotrophen Standorten ein Sumpflappenfarn (Thelypteris palustris)- und auf nährstoffreichen Standorten ein Großseggen (Carex)- ErlenBruchwald unterscheiden. In der Übergangszone zu ErlenEschen-Wäldern bzw. auf leicht entwässerten Standorten kommt mehrfach auch ein Mädesüß (Filipendula ulmaria) - Erlen-Bruchwald vor. Bei stärkeren künstlichen Wasserspiegelabsenkungen entwickelt sich häufig ein Brennnessel (Urtica dioica)- Erlen-Bruchwald. Auf nährstoffreicheren Flächen mit tieferen Grundwasserständen, die nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefällen überstaut werden, haben sich wiederholt Frauenfarn (Athyrium filix-femina) Erlen-Bruchwälder herausgebildet. Der größte zusammenhängende Erlen-Bruchwaldkomplex innerhalb des Müritz-Nationalparks befindet sich im Bereich des Caarp- und Woterfitzsees. Hier wurde neben der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) vielfach auch die Grau-Erle (Alnus incana) angebaut. Nördlich des Specker Sees wächst auf weniger eutrophen Torfböden ein relativ naturnaher Sumpflappenfarn-Sumpfseggen-Erlen-Bruchwald, der zu den wertvollsten ErlenBruchwäldern zählt. Erlen-Eschen-Wälder Dieser Kartierungseinheit wurden nicht nur die echten Erlen (Alnus glutinosa)- Eschen (Fraxinus excelsior)Wälder, sondern alle anderen eschenreichen Wälder und Gehölze feuchter bis frischer Standorte zugeordnet. Ihre Verbreitung im Müritz-Nationalpark konzentriert sich hauptsächlich auf einen schmalen Saum der äußeren Randzonen der Seebecken und Niederungen mit nährstoffreichen flachgründigen Torfböden, oder stark humosen Mineralböden mit hochliegenden Grundwasserständen oder schwachem Quellwassereinfluss. Soziologisch sind sie mehrheitlich den Flattergras (Milium effusum)- Erlen-Eschen-Wäldern zuzuordnen. Seltener und ausschließlich auf Torfböden treten auch Mädesüß (Filipendula ulmaria)- Erlen-Eschen-Wälder auf. Flechten und Moose In den Erlenbruchwäldern kommen relativ wenige Flechten vor. Typisch für diesen Lebensraumtyp sind Arten wie Lepararia incana, Cladonia coniocrayea und Cladonia digidata, seltener Parmelia sulcata und Platismatia glauca (LITTERSKI 1994). Die relative Standortvielfalt in Erlenwäldern bedingt aber eine Vielzahl vorkommender Moosarten. Mit hoher Stetigkeit wurden im Erlenbruchwald nördlich des Specker Sees Arten wie Mnium hornum und Hypnum cupressiforme nachgewiesen. Vorwiegend in den quelligen Bereichen treten ausgesprochen seltene Moosarten auf. Hierzu zählen Climacium dendroides, Cratoneuron filicinum und Fissidens adianthoides. Pilze Die Pilzflora der Erlenbruchwälder gilt allgemein als artenarm. Lediglich der Strahlige Schillerporling (Inonotus radiatus) kommt auf abgestorbenem Erlenholz vor (MÜLLER 1970). Fauna Unter den Tagfalterarten hat das Waldbrettspiel (Pararge aegeria) in den Erlenbruchwäldern einen Verbreitungsschwerpunkt, hinzu kommen aber auch euryöke Arten, wie z.B. der Große und Kleine Kohlweißling (Pieris brassicae und P. rapae) sowie der Rapsweißling (Pieris napi) (HAMANN et al 1994). Zu den im Erlenwald am Nordufer des Specker Sees festgestellten Nachtfalterarten gehören Thumanta senex und Pelosia obtusa, deren Raupen sich ausschließlich von Erlenflechten ernähren. Hervorzuheben ist auch die nach der Roten Liste Brandenburgs als vom Aussterben eingestufte Art Senta flammea (HOPPE 1995). – Wälder auf Normalstandorten Vegetation Birken- und Birken-Kiefern-Wälder trockener Standorte In dieser Kartierungseinheit wurden nur natürlich entstandene Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder auf grundwasserfernen Sandböden zusammengefasst. Besonders gut zu beobachten ist ihre Entstehung im Bereich der ehemaligen militärischen Übungsplätze. Hier beginnt die Sukzession in der Regel mit dem Eindringen von Birken und Kiefern in die Sand-Magerrasen oder Besenginster-Heiden. Dabei dominiert die Kiefer vor allem auf den vegetationsarmen und -losen ausgesprochenen Rohböden. Auch in den Silbergras-Rasen besitzt die Kiefer zumeist deutlich bessere Keimungs- und Entwicklungschancen als die Birke. Dagegen ist die Birke in den Besenginster-Heiden, in den Schafschwingel-Rasen und zum Teil auch in den Drahtschmielen-Rasen der Kiefer gegenüber im Vorteil. So entstehen je nach der Ausgangsvegetation und den speziellen Standortbedingungen, unter denen die Humusform eine wichtige Rolle spielt, Vorwälder mit unterschiedlichen Anteilen beider Baumarten. In älteren Vorwaldstadien beginnt bei entsprechender Humusform die Stieleiche einzuwandern, womit die Entwicklung zu Birken- und Kiefern-Stieleichen- Zwischenwäldern eingeleitet wird. Kiefern- und Birken-Eichen-Wälder Eine charakteristische Vogelart der Bruchwälder ist der Graue Kranich (Grus grus), der bei hohen Wasserständen ideale Brutmöglichkeiten findet. So brüteten im niederschlagsreichen Jahr 1993 im 90 ha großen Serrahnbruch sieben Kranichpaare, im gesamten Nationalpark sind es etwa 60 Paare. Weitere Vogelarten, die Bruchwälder als Nahrungs- und Bruthabitat nutzen, sind der Schwarzstorch (Ciconia nigra), der Bruchwasserläufer (Tringa glareola), aber auch Kleinspecht (Dendrocopus minor) und Weidenmeise (Parus montanus). Greifvögel sind in geschlossenen Erlenbruchwäldern selten, nur der Mäusebussard (Buteo buteo) brütet vereinzelt auf alten Erlen. Erlenbrüche mit ihrem reichen Nahrungsangebot sind wichtiger Lebensraum für verschiedene Fledermausarten, wie Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und Braunes Langohr (Plecotus auritus). Für die Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) sind Erlenbrüche nur Fortpflanzungsbiotop, da diese Art fast ausschließlich über offenem Wasser jagt. Eine weitere, jedoch sehr selten auftretende Vegetationsform trockener Standorte, sind die kiefern-, birken- und hainbuchenreichen Eichenwälder. Ihr Verbreitungsschwerpunkt sind die mehr oder weniger steil ansteigenden Randzonen vieler Seebecken, die vormals extensiv beweidet wurden. Schon während der Beweidungsphase waren die Schwingelrasen mit Besenginster, Wacholder, Weißdorn, Rosen, Birken und Kiefern durchsetzt, die sich nach der Einstellung der Beweidung sehr schnell verdichteten und zu Kiefern-Birken-Vorwäldern entwickelten, aus denen die heutigen naturnahen Kiefern- und Birken-EichenZwischenwälder entstanden. Flechten und Moose Unter den lichten Birken-Kiefern-Vorwaldstadien bildet Pleurozium schreberi zusammen mit weiteren Astmoosen sowie Dicranum scoparium und Dicranum polysetum ausgedehnte Bestände. In den älteren Sukzessionstadien im nördlichen Randbereich des ehemaligen Übungsplatzes finden sich neben dominierenden Cladonia-Arten auch seltenere Flechtenarten, wie 65 Hypogymnia physodes, Lecanora conizaeoides und Placynthiella oligothropha auf Holz ein (LITTERSKI 1994). Typische Vogelarten sind z.B. Tannenmeise (Parus ater), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) und Singdrossel (Turdus philomelos). Unter den Greifvögeln sind der Baumfalke (Falco subbuteo) und Habicht (Accipiter gentilis) erwähnenswert. Fauna Die nach Brand bzw. nach mechanischer Zerstörung der Vegetation spontan wiederbewaldeten Flächen des ehemaligen Übungsplatzes sind durch ein mosaikförmiges Nebeneinander fast aller Waldentwicklungsphasen mit unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen sowie vertikalen und horizontalen Raumstrukturen gekennzeichnet. Der „Waldrand nach oben“ stellt in einem Naturwald keine zweidimensionale Ebene, sondern eine dreidimensionale Landschaft mit recht unterschiedlichen Habitaten, einer großen Insektenvielfalt und damit optimalen Nahrungsbedingungen für eine Vielzahl von Kleinsäugern und Vögeln dar (JÜDES 1991). Die Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder sind Lebensraum von bemerkenswerten Arten wie dem Warzenbeißer (Decticus verucivorus) der in allen Entwicklungsstadien (Ei, Larve, Imago) zu den thermophilsten einheimischen Heuschreckenarten gehört. Weitere mit sehr hohen Abundanzen vorkommende Heuschreckenarten sind der Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus), die Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) und die Zweifarbige Schrecke (Metrioptera bicolor), die innerhalb der Heuschrecken als Leitarten für Zwergstrauch- und Ginsterheiden sowie Vorwaldstadien gelten. Hervorzuheben ist außerdem das Vorkommen des sehr seltenen Vierflecks (Libellula flava), einer Libellenart die strukturreiche Wälder als Jagdrevier nutzt (HAMANN 1994). Die in diesen Vorwäldern ebenfalls häufig vorkommende Aspe (Populus tremula) wurde wegen der Übertragung des Kieferndrehrostes, einer Pilzkrankheit an Kiefern, in den Wirtschaftswäldern meist herausselektiert. Neben Nachtfalterarten wie Cerura vinula oder Furcula bifida, deren Raupen auch an anderen Weidenarten leben, entwickelt sich der Bockkäfer Saperda perforata ausschließlich im Bast von Aspen. Aussagen zur Spinnenfauna der Vorwälder macht KLEIN (1994). Er zählt zu den Differenzialarten dieser Lebensraumgruppe die gefährdete und seltene Plattbauchspinne (Gnaphosa bicolor) sowie Alopecosa aculeata, eine Art aus der Gattung der Wolfsspinnen. Unter den vorkommenden Spinnenarten befinden sich sowohl Kennarten lichter Laubmischwälder und bodensaurer Mischwälder wie z.B. die Wanderspinne (Zora nemoralis), als auch Charakterarten offener Lebensräume, wie die Krabbenspinne (Xysticus robustus) als thermophile Art der Halbtrockenrasen. 66 Die Kleinsäuger sind vor allem durch Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) und Waldmaus (Apodemus sylvaticus) vertreten, von den Fledermausarten sind Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) und Großer Abendsegler (Myotis myotis) für solche Biotopstrukturen typisch. Buchen- und Eichen-Buchen-Wälder In dieser Kartierungseinheit wurden alle von der Buche (Fagus sylcatica) beherrschten Haupt (Klimax)-wälder zusammengefasst. Sie gehören zu den bedeutendsten naturnahen Vegetationsformen im Müritz-Nationalpark. Größere zusammenhängende Buchen-Wälder bestehen derzeit nur im Teilgebiet Serrahn. Vegetation Die wichtigsten Vegetationsformen der Buchenwälder sind Perlgras-Buchenwälder in mittleren und ärmeren Ausbildungsformen, Stieleichen-Buchenwälder und als eine Besonderheit im Teilgebiet Serrahn auch TraubeneichenBuchenwälder. Dort kommen auch Bestände vor, in denen die Winkel-Segge (Carex remota) regelmäßig vertreten ist und die SCAMONI (1965) deshalb zu einem Winkelseggen-Buchenwald zusammenfasst. In Schattenblumen-Buchenwäldern, wie sie auch für Teile der Buchenwälder bei Serrahn typisch sind, dominieren in der Krautschicht Arten wie Zweiblättrige Schattenblume (Maianthemum bifolium), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Dorniger Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Hain-Veilchen (Viola riviniana), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), WaldFlattergras (Milium effusum) und Dreinervige Nabelmiere (Moehringia trinervia). Auffallend ist das häufige Auftreten der Winkel-Segge (Carex remota). Eine Waldzwenken-Ausbildungsform des SchattenblumenBuchenwaldes mit Waldzwenke (Brachypodium sylvaticum), Gemeinem Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Hasenpfoten-Segge (Carex leporina), Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris), Goldnessel (Galeobdolon luteum) und Gemeinem Rainkohl (Lapsana communis) wächst auf etwas reicheren Standorten, so z.B. bei Grünow. Auf Standorten des Traubeneichen-Buchenwaldes wächst stellenweise ein Kiefern-Buchenwald. Die sehr lockere oberste Baumschicht wird von der Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris) gebildet. Sie stammt aus einer dem Buchenwald vorausgehenden Kiefernwald-Generation. Darunter wächst in zweiter Baumschicht Gemeine Buche (Fagus sylvatica), der vereinzelt auch Traubeneiche (Quercus petraea) beigesellt sein kann. Diese Kiefern-BuchenWälder gehören noch zu den Zwischenwäldern. Es ist sicher, dass die Kiefer im Zuge einer natürlichen Weiterentwicklung allmählich verschwindet und sich nicht wieder ansiedelt, denn echte Hauptwälder mit nennenswerten Kiefernanteilen sind unwahrscheinlich. Sehr vereinzelt sind noch Buchen-Altbestände mit Hutewaldcharakter zu finden. In ihnen kommen neben der Buche auch Stieleichen und in der Strauchschicht unter anderem Weißdorn, Schlehe und Wacholder vor. Selten findet man auch Eichen-Buchen-Wälder mit sehr viel Hasel in der Strauchschicht, ebenfalls ein Zeichen früherer Weidenutzung bzw. Niederwaldwirtschaft. Neben natürlichen Verjüngungen gibt es zahlreiche künstlich begründete Verjüngungsbestände. Dabei wurden Buchen-Jungpflanzen mehrheitlich in lockere und gegatterte Altbestände eingebracht. Junge künstlich angelegte Buchenkulturen ohne einen Schirm aus Altbäumen sind selten. Vor allem in den letzten Jahren wurde die Buche auch unter Kiefern und anderen Nadelbäumen gepflanzt. Flechten und Moose Buchenwälder sind relativ artenarm an Flechten (DOLL 1975). Trotzdem lassen die nachgewiesenen Krusten- und Strauchflechten Bindungen zum Lebensraum Buchenwald erkennen. Eine der häufigsten Flechten, die an Buchen eine artenarme Gesellschaft bildet, ist Phlyctis argena. Weiterhin siedeln vorwiegend an glatten Buchenstämmen die Arten Hypogymnium physodes, H. sulcata, Lecanora subfuscata und Buellia punctata (LITTERSKI 1994). Die seit etwa 40 Jahren nicht mehr bewirtschafteten Buchenwälder bei Serrahn haben gegenüber den bewirtschafteten Wäldern bei Grünow fast doppelt soviel Moosarten (WIEHLE 1994). Dieses Ergebnis bestätigt auch MÜLLER (1993), der als Ursache den sehr hohen Totholzanteil und den damit vorhandenen Besiedlungsraum für Moose ansieht. Weiterhin macht sich die große Strukturvielfalt aufgrund des Vorhandenseins aller Altersklassen bemerkbar. Auch herrschen in diesen Buchenwäldern mikroklimatische Verhältnisse, wie z.B. höhere Luftfeuchtigkeit sowie unterschiedliche Licht- und Temperaturverhältnisse, die eine Moosbesiedlung begünstigen. Der laubbedeckte Boden wird dagegen nur selten besiedelt. Zu den mit hoher Stetigkeit vorkommenden Moosen gehören u.a. Hypnum cupressiforme, Orthodicranum montanum und Atrichum undulatum. Zu den sehr selten in Buchenwälder festgestellten Moosarten zählen Metzgeria furcata, Ptilidium pulcherrimum und Sharpiella seligeri. Pilze Die Pilzflora in Buchwäldern ist durch Mykorrihiza-Pilze dieser Baumart gekennzeichnet. Dazu zählen der BuchenReizker (Lactarius blennius), der Gallen-Täubling (Russula fellea) und der Amethyst-Bläuling (Laccaria amethystia). Sehr häufig ist auch der im Buchenlaub vorkommende langstielige Knoblauch-Schwindling (Marasmius alliaceus). Besonders charakteristisch ist die Pilzflora der im Zerfallsstadium befindlichen Flächen. An alten abgestorbenen Eichen fruktifiziert der vom Aussterben bedrohte Pilz Xylobolus frustulatus, während Totholzbuchen mit den Konsolen vom Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) besetzt sind. Fauna Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen natürlichen bzw. naturnahen Wäldern und Forstgesellschaften ist das Vorhandensein von Totholz und „biologisch reifem Altholz“. Diese typischen Elemente der verschiedenen Zerfallsphasen sind in ausreichender Menge nur in nichtbewirtschafteten Wäldern mit einer über längere Zeiträume andauernden ungestörten Vegetationsentwicklung zu finden. Eine Vielzahl von Organismen haben sich im Laufe der Evolution an Totholz angepasst. Naturnahe, totholzreiche Buchenwälder sind zusammenhängend nur in der Umgebung von Serrahn erhalten geblieben. Sie sind besonders reich an Holzbiotopen mit einer naturnahen Strukturdynamik (Verjüngung, Reifung, Alterung, Zerfall) und besonders reich an Kleinlebensräumen mit einer facettenreichen Fauna. So stellte MÖLLER (1994) bei Erhebungen in diesem Gebiet besonders zahlreich holz- und totholzbewohnende Käfer fest, die spezifisch an einen durch mikroklimatische, chemische und strukturelle Parameter eng abgegrenzten Kleinlebensraum gebunden sind. Mit der Bunten Faulholzmotte (Schiffermuelleria stroemella) wurde ein deutschlandweit nur noch in wenigen Einzelfällen vorkommendes „Urwaldrelikt“ nachgewiesen. Zu den überregional gefährdeten Arten gehört auch der Zwergstutzkäfer (Acritus minutus). Diese Charakterart ernährt sich von Fliegenlarven, die unter der bereits gelockerten feuchten Rinde liegender Buchenstämme zahlreich vorkommen (MÖLLER 1994). Die Untersuchungen zu holzbewohnenden Insekten (Xylobionten) im ehemaligen Serrahner Buchentotalreservat belegen allerdings auch, dass selbst dort echte 67 Tabelle 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter Vogelarten %HVFKUHLEXQJGHU 8QWHUVXFKXQJVÁlFKH $UWHQ]DKO $Q]DKO%UXWSDDUH S %UXWSDDUHKD S $QWHLO+|KOHQEUWHU $QWHLO)UHLEUWHU $EXQGDQ]+|KOHQEUWHU $EXQGDQ])UHLEUWHU 'RPLQDQ]YRQK|KOHQ EUWHQGHQ$UWHQ 6HUUDKQ *UQRZ %XFKHQZDOG -DKUH ZHQLJH .LHIHUQXQG7UDXEHQHLFKHQ -DKUH EHLJHPLVFKW)RUWJHVFKULWWHQH =HUIDOOVSKDVHPLWHLQHPKRKHQ 7RWKRO]DQWHLOXQGJURÁlFKLJHU %XFKHQQDWXUYHUMQJXQJ7HLOZHLVH DXIJHORFNHUWHU.URQHQVFKLUP6HLWHWZD -DKUHQNHLQHIRUVWOLFKH%HZLUWVFKDIWXQJ J KD KD .RKOPHLVH %XQWVSHFKW %ODXPHLVH 0LWWHOVSHFKW 7DQQHQPHLVH 6FKZDU]VSHFKW 1RQQHQPHLVH *DUWHQEDXPOlXIHU .OHLEHU :DOGEDXPOlXIHU +RKOWDXEH 7UDXHUVFKQlSSHU 6WDU =ZHUJVFKQlSSHU *DUWHQURWVFKZDQ] %XFKHQZDOG ²-DKUH NOHLQHUH6WLHOHLFKHQ'RXJODVLHQXQG )LFKWHQKRUVWHEHLJHPLVFKW2SWLPDOSKDVH PLWQXULPlOWHUHQ7HLOEHJLQQHQGHU %XFKHQQDWXUYHUMQJXQJ*HVFKORVVHQHU .URQHQVFKLUP,QWHQVLYHIRUVWOLFKH %HZLUWVFKDIWXQJELV KD KD .RKOPHLVH %XQWVSHFKW %ODXPHLVH 0LWWHOVSHFKW 7DQQHQPHLVH 6FKZDU]VSHFKW 1RQQHQPHLVH *DUWHQEDXPOlXIHU .OHLEHU :DOGEDXPOlXIHU +RKOWDXEH 7UDXHUVFKQlSSHU 6WDU =ZHUJVFKQlSSHU *DUWHQURWVFKZDQ] Quelle: PRILL (1994) Urwaldreliktarten fehlen. Der in Mecklenburg-Vorpommern vom Aussterben bedrohte Scheckenbock (Acanthoderes clavipes) wie auch der Düsterkäfer (Dircaea australis), der sich eigentlich in verpilztem Buchenstarkholz entwickelt, konnten nicht nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass hier durch frühere forstliche Eingriffe ein Teil des ehemaligen Arteninventars verloren ging, bzw. eine Zuwanderung auf Grund der isolierten Lage in Wirtschaftsforsten bisher nicht stattfinden konnte. Ähnliches gilt für den Hirschkäfer (Lucanus cervus) als charakteristischen Alteichenbewohner, der obwohl entsprechende Biotopstrukturen vorhanden sind, im Nationalpark als verschollen gilt. Deutliche Unterschiede ergeben sich auch aus dem Vergleich zwischen bewirtschafteten und totholzarmen sowie jahrelang unbeeinflussten Buchenwäldern hinsichtlich der Siedlungsdichte bestimmter Vogelarten. So stellte PRILL 68 (1994) die in Tabelle 16 dargestellten Unterschiede fest. Zu den typischen Alt- und Totholzbewohnern zählen auch einige Fledermausarten. OLDENBURG und HACKETHAL (1994) nennen als Charakterarten den Kleinen und den Großen Abendsegler (Nyctalus leisleri u. N. noctula), die als baumbewohnende Arten in Spechthöhlen ihre Wochenstuben und Winterquartiere finden. 5.1.1.2 Forstbestände Den flächenmäßig absolut vorherrschenden Lebensraum im Müritz-Nationalpark bilden forstlich begründete Kiefernbestände. In besonderem Maße gilt dies für die großen zusammenhängenden Waldflächen im Sanderbereich. Auf den nährstoffreicheren Standorten der Endmoräne sind vorwiegend arealfremde Baumarten (Lärche, Douglasie, Fichte, Weymouthskiefer) gepflanzt worden. Die Bestände sind vielfach monostrukturiert und weisen eine geringe Baumartenvielfalt auf (vgl. Kap. 5.3.2). Die Artenanzahl phytophager Organismen ist gegenüber natürlichen Waldgesellschaften gering, die Individuendichte jedoch oftmals sehr hoch. Vegetation Laubholzbestände Über den gesamten Müritz-Nationalpark verteilt und auf fast allen Standorten wurden verschiedene Laubbaumforsten angelegt. Am verbreitetsten sind Eichenbestände mit Stiel-Eiche (Quercus robur) und Rot-Eiche (Quercus rubra). Sie treten in allen Altersklassen auf. Viele BirkenEichen-Gehölze auf trockenen Sandstandorten sind aus Eichen-Aufforstungen hervorgegangen. Die sehr wenigen von der Eiche dominierten Altholzbestände mit naturnahem Charakter enthalten immer einen gewissen Buchenanteil und wurden den Buchen- und Eichen-Buchen-Wäldern zugeordnet. Eine relativ häufige Erscheinung sind Schwarzpappel (Populus nigra)- bestände. Sie wurden mehrheitlich zwischen 1950 und 1970 auf aufgelassenen landwirtschaftlichen Nutzflächen angelegt. Spätere Pappelpflanzungen spielen im Müritz-Nationalpark keine Rolle. Ältere Schwarzpappeln findet man nur als lineare Elemente entlang von Verkehrswegen und anderen Grenzlinien. Alle anderen Laubholzbestände sind nur von untergeordneter Bedeutung. Zu ihnen gehören unter anderem Pflanzungen der Winterlinde (Tilia cordata) und des Bergahorns (Acer pseudoplatanus). Absolute Ausnahmen sind Robinien (Robinia pseudoacacia)- Gehölze, die vor allem in der Nähe einiger Ortschaften spontan entstanden sind. Sie wurden jedoch mit den Laubholzbeständen zu einer Kartierungseinheit zusammengefasst. sanden. Innerhalb dieses Bestandstyps ist eine Flattergras (Milium effusum)- und eine Waldzwenken (Brachypodium sylvaticum)- Ausbildungsform zu unterscheiden. Am häufigsten treten Drahtschmielen (Avenella flexuosa)Kiefernbestände auf. Ihre typischen Standorte sind mäßig saure und mäßig frische Sandböden. Die artenarme Bodenvegetation wird von der Drahtschmiele beherrscht. Weitere typische Arten sind der Sauerklee (Oxalis acetosella), das Rot-Straußgras (Agrostis tenuis), der Besenginster (Sarothamnus scoparius), das Harz-Labkraut (Galium harcynicum), die Pillen-Segge (Carex pilulifera) und auf frischeren Standorten auch der Siebenstern (Trientalis europaea). In einigen Ausbildungen können auch das Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense), das Silber-Fingerkraut (Potentilla argentea) und die Echte Sternmiere (Stellaria holostea) auftreten. In ihnen ist wiederholt eine natürliche Kiefernverjüngung zu beobachten. Sie leiten zu den Blaubeer-Kiefern-Beständen über. Die Blaubeere (Vaccinium myrtillus) fehlt aber noch oder kommt nur mit geringen Deckungsgraden vor. Auch die Buche und die Stieleiche finden sich regelmäßig ein. Östlich des Weißen Sees bei Speck kommt auf trockenen nährstoffarmen Sanden eine Sandseggen-Ausbildungsform mit Sandsegge (Carex arenaria), Haar-Hainbinse (Luzula pilosa), Kleinem Habichtskraut (Hieracium pilosella) und vorwiegend in den älteren Beständen vereinzelt auch Heidekraut (Calluna vulgaris) vor. Vorrangig in die Jungbestände dringen regelmäßig auch Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Adlerfarn (Pteridium aquilinum) sowie Jungpflanzen der Stieleiche (Quercus robur) ein. Eine hohe Stetigkeit in diesen Beständen besitzt auch der Besenginster (Sarothamnus scoparius). Er entwickelt sich in Kulturen und lichten Jungbeständen und kann sich über viele Jahre unter den aufwachsenden Kiefern erhalten. In den aufgelichteten Altholzbeständen findet er auch wieder Möglichkeiten für eine Neuansiedlung. Sein Vorkommen unterstreicht den vorwaldartigen Charakter von Kiefernforsten. Nadelholzbestände Auf Grund der bisherigen Geländebeobachtungen lassen sich zumindest Himbeer-, Drahtschmielen-, Blaubeer- und Flechten-Kiefernbestände unterscheiden. Der Himbeer (Rubus idaeus)- Kiefernbestand stellt eine Ersatz-Vegetationsform der Perlgras-Buchenwälder dar. Er zeichnet sich in der Regel durch dichte Himbeer- und Brombeerbestände aus und wächst auf reicheren Standorten. Fast immer lässt sich ein spontaner Eichen- und Buchenaufwuchs beobachten, der bisher aber stark verbissen wurde. Verbreitungsschwerpunkt sind die Grund- und Endmoränengebiete mit frischen lehmigen Sanden und Lehm- Auf stärker sauren, mäßig frischen bis mäßig trockenen Sanden ist der Blaubeeren (Vaccinium myrtillus)Kiefernbestand zu finden. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt im Teilgebiet Serrahn. In der zumeist gering entwickelten Strauchschicht können wiederum die Buche (Fagus sylvatica) sowie die Stiel- und Traubeneiche (Quercus robur, Q. petraea), die Eberesche (Sorbus aucuparia) und die Sandbirke (Betula pendula) vorkommen. In diesem Waldtyp sowie in den Flechten-Kiefernbeständen konnte eine natürliche Kiefernverjüngung am häufigsten beobachtet werden. In einigen älteren Beständen hat sich der Wacholder (Juniperus communis) erhalten. In der Vegetationskarte (Karte 3) wurde er durch entsprechende Zusatzsignaturen dargestellt. Kennzeichnende Ar- 69 ten der Bodenvegetation sind außer der Blaubeere (Vaccinium myrtillus) der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense), die Drahtschmiele (Avenella flexuosa), die Behaarte Simse (Luzula pilosa) und die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea). Auf den sehr trockenen und nährstoffarmen Sanden haben sich Flechten-Kiefernbestände entwickelt. Sie finden sich vor allem im Bereich der Binnendünenfelder (Boeker Forst) und in den Randbereichen der militärischen Übungsplätze. Gekennzeichnet sind sie durch das Vorkommen zahlreicher Flechten sowie des Silbergrases (Corynephorus canescens), der Drahtschmiele (Avenella flexuosa), des Heidekrautes (Calluna vulgaris) und der Sand-Segge (Carex arenaria). Auch der Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella) und der Schaf-Schwingel (Festuca ovina) können auftreten. Die relativ kleinflächig vorhandenen Fichten-, Lärchen-, Douglasien- und anderen Nadelholzbestände besitzen in der Regel eine so artenarme Krautschicht, dass eine sinnvolle Gliederung in verschiedene Vegetationsformen nicht möglich ist. Moose Als häufige Moose treten in den Kiefernbeständen Pleurozium schreberi und Dicranum undulatum auf. Arten wie Myrmeleotettix maculatus, Oedipoda caerulescens und Chorthippus biguttulus vertreten (HAMANN et al 1994). Dazu gehören unter den Kleinsäugern die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) als euryöke Art, unter den Vogelarten die Feldlerche (Alauda arvensis), die Heidelerche (Lullula arborea), der Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), die Goldammer (Emberiza citrinella) und der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus). Mit zunehmendem Alter der sehr dichten Aufforstungen werden zuerst lichtliebende krautige Pflanzen, später auch Pionierbaumarten ausgeschattet, so dass auch das faunistische Arteninventar rapide abnimmt. In der sogenannten Dickungsphase kommen dann nur noch einige Kiefernspezialisten und Allerweltsarten, wie Kiefernschwärmer (Hyloicus pinastri), Nonne (Lymantria monacha), Spinnereule (Colocasia colyri), Sichelflügel (Drepana falcataria) und Kiefernsaateule (Agrostis vestigialis) vor. In Kiefernaltbeständen haben das Vorhandensein und die Ausprägung einer zweiten Baumschicht erheblichen Einluss auf das faunistische Arteninventar. Vornehmlich die Eiche als natürliche Zwischenwald-Baumart hat dabei eine wesentliche Bedeutung. Eichen (Quercus spec.) korrespondieren mit mindestens 500 phytophagen Tierarten. Von allen heimischen Baumarten ist dies nach Weiden (Salix spec.) die zweithöchste Anzahl (MÖLLER 1994). Solche mehrschichtigen Laub-Nadelwälder sind im Müritz-Nationalpark auf einer Fläche von etwa 6.000 ha vorhanden. Pilze Ausgesprochene Massenpilze in den trockenen Kiefernforsten der Sandergebiete sind der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina), der Seidenstreifling (Amanita fulva) und der Butterpilz (Suillus luteus). Hinzu kommt an Kiefernstümpfen der Wurzelschwamm (Fomitopsis pinicola), sowie der – oft zu flächigem Absterben von Kiefernkulturen führende – Hallimasch (Armillaria mellea). Bemerkenswert ist der Nachweis der bryophilen Art Cotylidia undulata in der Nähe von Klockow. Dieser Pilz stellt einen Neufund für Mecklenburg-Vorpommern dar. Ebenso hervorzuheben ist der Fund des Pilzes Ditiola radicata, der bisher als verschollen galt (SCHURIG 1995). Die Anzahl der mit arealfremden Baumarten direkt korrespondierenden einheimischen Tierarten ist äußerst niedrig. Insbesondere xylophage und phloephage Primärbesiedler können diese Neophyten kaum nutzen, da das Holz in den frühen Besiedlungsphasen noch nicht durch die Tätigkeit von Pilzen in seiner Beschaffenheit verändert wurde (MÖLLER 1994). Jede Baumart ist in ihrem angestammten Lebensraum in ein vielfältiges Netz aus Phytophagen, Xylophagen und abbauenden Pilzen eingebunden, die ihrerseits wieder die Grundlage für komplexe Nahrungsgefüge darstellen. Diese Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Arten haben sich innerhalb lokal vorhandener Biotope in evolutionsgeschichtlichen Zeiträumen herausgebildet und fehlen deshalb in arealfremden Lebensräumen weitgehend. Fauna In Nadelholzforsten ist nach Kahlhieb und Neuaufforstung der Fläche zunächst ein größeres faunistisches Arteninventar festzustellen. Dies ist u.a. auf ein hohes Angebot an Blütenpflanzen zurückzuführen. Die auftretenden Arten sind typische Offenlandbewohner, die auch auf Ackerfluren verbreitet sind. Die Heuschrecken werden beispielsweise durch xerothermophile 70 5.2 Gehölze und Hecken Diese Kategorie umfasst verschiedene linien- oder flächenförmige Lebensraumtypen. Ihre Hauptverbreitung haben Hecken und Feldgehölze innerhalb der End- und Grundmoränengebiete im Bereich der Äcker, Ackerbrachen (Babke, Goldenbaum) und des Grünlandes, wo sie entlang verschiedener Grenzlinien oder als kleine Gebüsche auf Kuppen, Steilhängen und in Hohlformen auftreten. Seltener haben sie sich auch unter Hochspannungsleitungen entwickelt. In der Sanderlandschaft beschränken sie sich hauptsächlich auf die steileren Seerandzonen. Waldsäume sind häufig, aber recht kleinflächig an vielen Wald-Feldrändern vorhanden. Ihre Entstehung wurde oftmals durch den Einsatz großer Maschinen in der Landwirtschaft und dadurch entstandener Veränderungen der Wald-Feldgrenze gefördert. Sehr gut ausgeprägte Streuobstwiesen, allerdings nur mit einem geringen Flächenanteil, sind in der Goldenbaumer Feldmark vorhanden. 5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften Die Struktur- und Florenvielfalt der Hecken bei Babke widerspiegelt sich z.B. in der Anzahl der registrierten Nachtschmetterlingsarten. Besonders dominant treten Arten wie Harpyia milhauseri, Drymonia querna und Peridea anceps auf, deren Raupen monophag an Eichen leben. Zu den Hauptnahrungspflanzen der Raupen von Calliclystis chloerata gehört die Schlehe, zu denen von Hemistola chrysoprasaria das Europäische Pfaffenhütchen. Auch Arten, deren Raupen monophag an Weide, Geißblatt und Birke fressen, wurden festgestellt (HOPPE 1994). Dieser Nahrungsreichtum wird wiederum von zahlreichen Vogelarten wie dem Neuntöter (Lanius collurio), der Klappergrasmücke (Sylvia curruca) und der Dorngrasmücke (Sylvia communis) genutzt. In den breiten, tiefgegliederten Hecken finden Säugetiere wie Fuchs (Vulpes vulpes) und Dachs (Meles meles) Möglichkeiten, ihre großen Baue anzulegen oder andere wie Igel (Erinaceus europaeus) und Hermelin (Mustela erminea) hervorragende Schlaf- und Nahrungshabitate. Vegetation Bei der Kartierung wurden in dieser Einheit alle Weißdorn (Crataegusspec)-, Schlehen (Prunus spinosa)-, Hasel (Corylus avellana)- und Holunder (Sambucus nigra)Hecken, sowie die flächig nur in geringem Umfang vorkommenden Streuobstwiesen, Feldgehölze und Waldsäume zusammengefasst. Am häufigsten sind Weißdorn-Schlehen-, Holunder-Schlehen- und Hasel-Schlehen-Hecken. In der Bodenvegetation dominieren Arten der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)- und der Wiesenkerbel-Brennessel (Urtica dioica)Staudenfluren. 5.3 Waldbehandlung 5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer Bis 1991 wurden die Wälder von den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben Waren und Neustrelitz bewirtschaftet. Heute erfolgt eine forstwirtschaftliche Behandlung durch verschiedene Eigentümer/Bewirtschafter. Aufgrund dieser Tatsache ergeben sich unterschiedliche forstliche Verwaltungs- und Organisationsstrukturen, die im folgenden dargestellt werden. Landesforstverwaltung Die häufigste Art der Feldgehölze ist die Stieleiche (Quercus robur). Daneben treten aber auch Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Moorbirke (Betula pubescens), Gemeine Birke (Betula pendula), Aspe (Populus tremula), Schwarzerle (Alnus glutinosa) u.a. auf. Häufige Sträucher sind z.B. Schlehe (Prunus spinosa), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna) und Zweigriffliger Weißdorn (C. oxyacantha). Die Bodenvegetation setzt sich aus wenigen Waldarten sowie Pflanzen nitrophiler Staudenfluren zusammen. Fauna Hecken bieten auf engstem Raum die größte Vielfalt an Kleinstandorten, die in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft vorkommen und gehören somit zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Dies gilt sowohl für das Klima, wie auch für das Strukturangebot (KAULE 1986). Sie stellen gewissermaßen Rückzugsräume dar, aus denen Kulturflächen durch viele Artengruppen schnell wiederbesiedelt werden können. Die Landesforstverwaltung im Müritz-Nationalpark lag bis 31.12.1995 im Zuständigkeitsbereich der Forstdirektion Ost des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Neustrelitz. Mit Umsetzung des Großschutzgebietsorganisationsgesetzes vom 18.12.1995 erfolgte zum 01.01.1996 eine Strukturveränderung im Bereich der Nationalpark- und Forstverwaltung. Die Forstverwaltung im Bereich des Müritz-Nationalparks wurde mit der Nationalparkverwaltung vereint. Das Nationalparkamt fungiert seither als Untere Forst- und Naturschutzbehörde für das Gebiet des Müritz-Nationalparks. Insgesamt waren bis zum 31.12.1995 209 Angestellte und Arbeiter in den Forstämtern im Gebiet des Nationalparks beschäftigt, davon 91 % als Bedienstete des Landes M-V. Mit Umsetzung des Großschutzgebietsorganisationsgesetzes wurde aus dem Bereich der Landesforstverwaltung folgende Anzahl an Mitarbeitern in das Nationalparkamt Müritz übernommen: 71 höherer Dienst 4 gehobener Dienst 26 mittlerer Dienst 14 Forstwirte 88 Das Nationalparkamt Müritz hat derzeit rd. 140 Mitarbeiter. Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V ca. 675 ha Wald. Die Betreuung einschließlich der Bewirtschaftung dieser Flächen erfolgt auf vertraglicher Basis durch das Nationalparkamt. BVVG-Wald Durch die vollzogene Verwaltungsreform gelang es, die Effektivität und Effizienz der Verwaltung des Schutzgebietes erheblich zu verbessern. Im Nationalpark befinden sich ca. 14.150 ha Wald in Landeseigentum, die durch das Nationalparkamt bewirtschaftet bzw. behandelt werden. Im Teilgebiet Serrahn überwiegt eindeutig der Landeswald (97 %). Im Teilgebiet Müritz sind die Eigentumsverhältnisse weitaus differenzierter, jedoch haben auch hier landeseigene Flächen mit mehr als 53 % den größten Anteil. Bundesforstverwaltung Das Bundesforstamt Neubrandenburg (Sitz in Neustrelitz) der Oberfinanzdirektion Rostock betreut die bundeseigenen Liegenschaften. Die forstfachliche Dienstaufsicht obliegt der Forstinspektion Ost bei der Oberfinanzdirektion Berlin. Oberster Dienstherr ist das Bundesfinanzministerium. Innerhalb des Nationalparks werden Flächen auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen der GUS-Staaten und weitere Flächen insbesondere im Raum Boek durch drei Revierförstereien bewirtschaftet. Es handelt sich insgesamt um ca. 3.560 ha Wald. Kommunalwald Im Schutzgebiet befinden sich Flächen des Stadtwaldes von Waren (Müritz) (Revier Waren-Tannen), die durch ein eigenständiges städtisches Forstamt verwaltet werden (ca. 700 ha). Privatwald Im Nationalpark existieren ca. 1.440 ha Privatwald. Der größte zusammenhängende Privatwald befindet sich im Raum Klockow. Forstbetriebsgemeinschaften oder eigenständige Privatforstämter gibt es aber nicht. Kirchenwald Insgesamt 125 ha Waldfläche befinden sich in Kircheneigentum, davon eine größere zusammenhängende Fläche in der Gemarkung Blankenförde (80 ha). Diese Wälder werden von einer Kirchlichen Forstbetriebsgemeinschaft betreut. Körperschaftswald Der Jost-Reinhold-Stiftung gehören ca. 1.000 ha und der 72 BVVG-Waldflächen haben eine Größe von insgesamt 1.160 ha. Ab 2003 gehen diese jedoch in das Eigentum des Landes M-V über (vgl. Kap. IV/10). 5.3.2 Waldstruktur Einen Überblick zur Baumartenverteilung und Altersklassengliederung im Müritz-Nationalpark geben die Abbildungen 2 und 3. Sie basieren auf dem Datenspeicher Wald (LANDESAMT FÜR FORSTEN UND GROßSCHUTZGEBIETE M-V 2002). Danach dominiert mit Abstand die Kiefer im Ergebnis der früheren forstlichen Bewirtschaftung mit 69 %. Sie bildet deshalb auch den Schwerpunkt bei der Waldbehandlung. Da bei der Zuordnung in die einzelnen Behandlungskategorien u.a. das Alter der Bestände eine Rolle spielt (vgl. Kap. 5.3.3), wird in der Abbildung 3 ihre Altersklassenverteilung dargestellt. Kiefernbestände mit weiteren Baumarten, Naturverjüngung Bei der Erfassung der aktuellen Vegetation durch VOIGTLÄNDER (1994) wurden neben den jeweils dominanten Arten in der obersten Baumschicht auch die weiteren vorkommenden Baumarten unabhängig von ihrem Auftreten in der Baum- oder Strauchschicht kartiert. Danach weisen mehr als 5.200 ha der Kiefernbestände weitere Baumarten auf, bzw. sind strukturiert, wobei der Schwerpunkt in Beständen mittleren Alters liegt. Hinsichtlich der vorkommenden Arten und ihrer flächenmäßigen Ausdehnung (bezogen auf die Kiefernbestände) macht VOIGTLÄNDER folgende Angaben: Buche (992 ha), Eiche (514 ha), Birke (445 ha), Spätblühende Traubenkirsche (532 ha), Buche/Eiche (1.147 ha), Eiche/Birke (480 ha), Wacholder (117 ha). Ihr Auftreten ist nur zum geringen Teil auf Anpflanzungen zurückzuführen, in der Hauptsache handelt es sich um Naturverjüngung bzw. natürliches Einwandern. Im Rahmen des Schalenwildgutachtens der BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR FORST- UND HOLZWIRTSCHAFT (BFH 1995) wurden im Nationalparkgebiet ebenfalls die Gehölzarten in für eine Naturverjüngung geeigneten Beständen stichprobenweise aufgenommen. Danach stellt sich die Naturverjüngung wie folgt dar (vgl. Tab. 17): Abb. 2: Baumartenverteilung 1% 1% 1% 3% 2% 4% KI RBU BI RER EI FI LÄ SND SHLB SWLB 5% 6% 8% 69% Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002) Erläuterung: KI: Kiefer, FI: Fichte, BI: Birke , LÄ: Lärche, RBU: Rotbuche, SND: sonstige Nadelbäume, RER: Roterle SHLB: sonstige Hartlaubbäume, EI: Eiche, SWLB: sonstige Weichlaubbäume Abb. 3: Altersklassen der Baumart Kiefer 2857,43 2234,35 3000 1416,60 1711,02 2500 728,42 203,78 Hektar 2000 115,10 71,17 3,98 1500 3,69 2,10 1000 500 0 I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII Altersklasse Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002) Erläuterung: Akl. I: 0 - 20 Jahre; Akl. II: 21 - 40 Jahre; .... Akl. XIII: 241 - 260 Jahre 73 Baumartendiversität Teilgebiet Müritz Innerhalb der 125 Aufnahmestreifen wurden insgesamt 23 Baum- oder Straucharten erfasst. Spitz- und Feldahorn, Birne, Gemeiner Schneeball, Europäische Lärche und Hasel wurden auf den untersuchten Flächen nicht festgestellt. Sie sind jedoch im Teilgebiet Müritz, wenn auch mit geringer Frequenz, vertreten. Teilgebiet Serrahn Innerhalb der 41 Aufnahmestreifen wurden insgesamt 14 Baum- oder Straucharten erfasst. Traubenholunder wurde auf keiner der untersuchten Flächen festgestellt. Er ist jedoch im Teilgebiet Serrahn mit geringer Frequenz vertreten. Baumartendiversität in Abhängigkeit von der Höhe Teilgebiet Müritz In der Höhenstufe 0 – 20 cm wurden 16 Baum- oder Straucharten nachgewiesen. Dabei dominiert keine Baumart, d.h. die Verjüngung scheint gut gemischt. In der Höhenstufe 161 – 240 cm sind nur noch 8 Arten vertreten, was einen Artenschwund von 50 % bedeutet. Auch hier dominiert noch keine Art. Allerdings ist der Anteil der eigentlich verbisstoleranten Buche von 21,1 % auf 3,4 % abgesunken. Ebenfalls abgesunken ist der Anteil der Eberesche, während Faulbaum und Spätblühende Traubenkirsche, bekanntermaßen Arten, die wenig verbissen werden, eine relative Zunahme zeigen. Teilgebiet Serrahn Hier stellt sich die Situation ganz anders dar. In der unteren Höhenstufe (0 – 20 cm) sind 12 Arten vertreten, dabei dominiert die Buche eindeutig (92,2 %). In der oberen Höhenstufe (161 – 240 cm) sind nur noch 3 Arten vertreten. Der Buchenanteil ist auf 57,1% gesunken, die Anteile der Eiche auf 29,6 % bzw. die der Kiefer auf 13,3 % gestiegen. Die beiden zuletzt genannten Arten erreichen nur in den Kiefern-Bestandestypen die Höhenstufe 161 – 240 cm. Obwohl hier nur wenige Eichen und Kiefern ankommen, erreichen relativ viele die obere Höhenstufe. 74 Mit zunehmender Höhe nimmt der Anteil der Eberesche stetig ab, sie verschwindet aber nicht völlig. Die Buche macht in der untersten Höhenstufe noch 20 % der Individuen aus. In der oberen Höhenstufe geht ihr Anteil auf 3 % zurück. Der Eichenanteil bleibt mit ca. 10 % in allen Höhenstufen relativ konstant. Der Kiefernanteil ist mit über 20 % am höchsten in der Stufe 0 – 20 cm und in der Stufe 161 – 240 cm. Die Hainbuche ist oberhalb von 40 cm nicht mehr vorhanden, Bergahorn und Salweide fehlen oberhalb von 80 cm, Aspe und Moorbirke oberhalb von 160 cm. Teilgebiet Serrahn In der Naturverjüngung wurden 7.250 Individuen/ha nachgewiesen. Damit herrscht hier eine höhere Verjüngungsdichte, als im Teilgebiet Müritz. Die Buche dominiert dabei deutlich (6.000 Ind./ha). Eberesche mit 300 und Eiche mit 550 Ind./ha sind noch relativ individuenreich. Bezogen auf die einzelnen Höhenstufen ergibt sich folgendes Bild: Die Buche ist in den unteren beiden Höhenstufen mit 83 % überproportional häufig an der Gesamtindividuenzahl vertreten. Zwischen 40 cm und der oberen Höhenstufe nimmt ihr Anteil bis auf knapp 60 % ab. Demgegenüber nimmt der relative Anteil der Eiche mit steigender Höhe kontinuierlich zu. Der Bergahorn ist oberhalb von 80 cm völlig verschwunden. Oberhalb von 160 cm sind dann auch die wenigen Restexemplare von Eberesche, Faulbaum, Moorbirke, Sandbirke und Holunder ausgefallen. Fazit: Sowohl die Diversität der Baumarten in den unteren Höhenstufen als auch deren Individuendichte spiegeln ein hohes Naturverjüngungspotential wider. Mit zunehmender Wuchshöhe wird die Naturverjüngung jedoch durch Wildverbiss deutlich und selektiv dezimiert. 5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung Individuendichte der Naturverjüngung Von 1991 bis 1998 erfolgte die Waldbehandlung auf der Grundlage einer vom Umweltministerium und vom Landwirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam erlassenen „Richtlinie zur Behandlung der Wälder im Müritz-Nationalpark”. Sie diente als Grundlage für die Abstimmung von waldbaulichen Maßnahmen zwischen der Landesforstverwaltung und dem Nationalparkamt. Teilgebiet Müritz In der Naturverjüngung der holzigen Arten wurden 6.250 Individuen/ha nachgewiesen. Die Eberesche hat mit 1.500 Ind./ha die höchste Dichte. Es folgen Faulbaum, Buche, Eiche und Kiefer mit ca. 900 Ind./ha. Weitere häufige Arten sind Spätblühende Traubenkirsche mit 500 und Sandbirke mit 250 Ind./ha. Gemäß dieser Richtlinie durften in der Kernzone keine forstlichen Eingriffe vorgenommen werden, geplante Maßnahmen der Forstämter in der Entwicklungszone mussten mit dem Nationalparkamt abgestimmt werden. Das Einvernehmen zwischen beiden Behörden wurde jährlich durch eine einzelbestandsweise und damit flächenkonkrete Planung hergestellt. Tabelle 17: Gehölzarten der Naturverjüngung *HK|O]DUW (EHUHVFKH (LFKH )DXOEDXP 5RWEXFKH 6DQGELUNH .LHIHU 6SlWEO7UDXEHQNLUVFKH S %HVHQJLQVWHU J )LFKWH %HUJDKRUQ J :DFKROGHU $SIHO S *HZ|KQO7UDXEHQNLUVFKH 0RRUELUNH 6DOZHLGH 6FKZDU]HU+ROXQGHU (VFKH $VSH S +DLQEXFKH 6FKZDU]GRUQ 9RJHONLUVFKH J :HLGRUQ :LQWHUOLQGH 3IDIIHQKWFKHQ )HOGXOPH 7HLOJHELHW 0ULW] ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; 7HLOJHELHW 6HUUDKQ ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; Quelle: BFH (1995) Zur besseren Anpassung der forstlichen Maßnahmen an die Erfordernisse eines Nationalparks wurde 1998 eine neue Waldbehandlungsrichtlinie erarbeitet und für den Landes- und Treuhandwald im Müritz-Nationalpark für verbindlich erklärt. Nach dieser Richtlinie erfolgt die Waldbehandlung im Müritz-Nationalpark unabhängig von der Zonierung und ist nicht nutzungsorientiert. Sie dient ausschließlich der Verbesserung der Stabilität und Vitalität der überwiegend naturfernen Nadelholzreinbestände. Zu dem hat sie das Ziel, die natürliche Waldentwicklung hin zu natürlichen Laub- und Mischwaldgesellschaften zu fördern. Nach der Waldbehandlungsrichtlinie findet eine Einteilung der Waldflächen in 3 Kategorien statt. Kategorie A: In diese Kategorie fallen alle Laubholzbestände, Nadelalthölzer und die verschiedenen Sukzessionswaldgesellschaften auf den ehemaligen militärischen Übungsplätzen. Diese Bestände werden der natürlichen Entwicklungsdynamik überlassen, forstliche Maßnahmen finden nicht mehr statt. Kategorie B: In die Bestandskategorie B fallen überwiegend Nadelholzbestände mittleren Alters, welche im derzeitigen Forsteinrichtungszeitraum (01.01.1998 – 31.12.2007) noch einer Behandlung bedürfen. Nach Ablauf dieses Zeitraumes werden diese Bestände in die natürliche Entwicklung entlassen. Kategorie C: Die Kategorie umfasst jüngere Nadelholzbestände, die noch über den Forsteinrichtungszeitraum (10 Jahre) hinweg einer Pflege bedürfen. Diese Waldbehandlungsrichtlinie war zugleich Grundlage für die Forsteinrichtung der Landes- und Treuhandflächen zum 01.01.1998. Dem schloss sich die Bundesforstverwaltung an, die ihre im Müritz-Nationalpark gelegenen Flächen ebenfalls nach dieser Waldbehandlungsrichtlinie einrichtete. Die Waldbehandlungsrichtlinie gilt inzwischen ebenso uneingeschränkt für den Kommunalwald der Stadt Waren (Müritz) (Gerichtsurteil), die Stiftungsflächen (Jost Reinhold Stiftung, Stiftung für Umwelt und Naturschutz) 75 Abb. 4: Waldbehandlungskategorien 2002/2007 2002 Nach Ablauf des Forsteinrichtungszeitraumes Ende 2007 wird der Anteil der Kategorie A (behandlungsfrei) voraussichtlich auf 75 % gestiegen sein. Eine Übersicht über ausgewählte forstliche Maßnahmen (nur landeseigene Flächen) innerhalb der letzten 10 Jahre enthält Tabelle 18. 28% 59% 13% An Hand der dargestellten Maßnahmen lässt sich das Jahr 1996 als ein wichtiger Zeitpunkt in der Waldbehandlung festmachen. Durch die Neubildung des Nationalparkamtes Müritz (vgl. Kap. 5.3.1) machte sich eine Neuorientierung in der Waldbehandlung erforderlich und führte im weiteren zu einer neuen Waldbehandlungsrichtlinie. Der reine Holzeinschlag ging durch die Ausrichtung auf die Pflege mit dem Ziel der Verbesserung der Stabilität und Vitalität zurück. Der Zaunbau sowie Aufforstungen (Vor- und Unterbauten) wurden eingestellt, da die natürlich Sukzession und das vorhandene Verjüngungspotential diese Maßnahmen nicht mehr rechtfertigten. Aussagen zur Erschließung des Waldes durch Wirtschaftswege und deren Entwicklung sind in Kap. V / 5.5 enthalten. 2007 20% 6 Bereiche der Kulturlandschaft 5% 75% A B C Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002) und die privaten Flächen der Saatzucht Steinach (Sicherung im Grundbuch). Für andere private Waldflächen wird ihre Anwendung empfohlen. Im folgenden Kapitel erfolgt eine Beschreibung der kulturabhängigen Lebensräume, d.h. der Lebensräume, deren Existenz auf menschliche Nutzung bzw. Tätigkeit zurückzuführen ist. Ihre Ausprägung wird neben den standörtlichen Bedingungen in hohem Maße von der Art und Weise der Nutzung bestimmt. Kulturabhängige Lebensräume sind vor allem Resultat landwirtschaftlicher Nutzung (Grünland und Äcker). Deshalb erfolgt in diesem Kapitel auch eine Beschreibung der Landwirtschaft im Nationalpark. Daneben gibt es aber auch solche, die durch wiederholte Zerstörung der Waldvegetation entstanden sind, wie z.B. die Sandmagerrasen und Heiden im Bereich der ehemaligen Truppenübungsplätze. 6.1 Die Abbildung 4 macht deutlich, dass im Müritz-Nationalpark bereits heute der Flächenanteil der Kategorie A überwiegt. Während im Teilgebiet Serrahn die ausgedehnten Buchenwälder den hohen A-Anteil ausmachen, sind es im Teilgebiet Müritz die Kiefer – Birken – Sukzessionswaldgesellschaften auf den ehemaligen militärischen Übungsplätzen. 76 Grünland und Staudenfluren Die derzeitige Fläche des Grünlandes beträgt ca. 1.610 ha bzw. 5 % der Nationalparkfläche (vgl. Karte 2). Der Lebensraum des Grünlandes ist vor allem gekennzeichnet durch variierende Nutzungsintensität in Form von Mahd und/oder Beweidung und die unterschiedlichen Standortbedingungen. Tabelle 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen (landeseigene Flächen) -DKU +RO]HLQVFKODJ J Pó -XQJZXFKV-XQJ EHVWDQGVSÁ S HJH J KD =DXQEDX NP 9RU8QWHUEDX KD Verbreitungsschwerpunkt des Feuchtgrünlandes sind die natürlich nährstoffreichen, tiefgelegenen Bereiche der Verlandungsmoore und der Havelniederung sowie grundwassernahe humose Sande. Neben der Bewirtschaftungsintensität hat der Faktor Wasser einen entscheidenden Einfluss auf die Flora und Fauna des Nass- und Feuchtgrünlandes. Das trockenere Grasland grenzt in der Regel an die äußeren Ränder der Becken und Niederungen oder liegt von diesen völlig losgelöst in den Moränenhochflächen (z.B. nördlich Fitten- und Hinbergsee, Gemarkung Goldenbaum) und wurde vielfach über längere Zeit als Acker genutzt oder ist zumindest ackerfähig und gehört damit nicht zu den sogenannten „natürlichen Grünlandstandorten“. Alle im Müritz-Nationalpark aufgenommenen Staudenfluren gehören ebenfalls zu den nutzungsbedingten Vegetationsformen. Hauptsächlich entstanden sie nach Auflassung von Graslandflächen auf entwässerten eutrophen Standorten. 6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften Die weniger als 200 Jahre andauernde Vegetationsentwicklung auf den Absenkungsterrassen verlief grundsätzlich in zwei Richtungen. Bei nur kurzzeitiger oder ganz ausbleibender Weide- und Mähnutzung vollzog sich die Entwicklung recht schnell über Gebüsch- und /oder Vorwaldstadien zu Zwischenwäldern, die sich in einigen Fällen bereits in Umwandlung zu Haupt (Klimax)- wäldern befinden (z. B. Damerower Werder). Bei andauernder, vorrangig extensiver Weidenutzung entwickelten sich allmählich die artenreichen Pfeifengras-Wiesen und Kleinseggen-Rasen, wie sie in weitgehend optimaler Ausbildung noch heute beispielsweise am Ostufer der Müritz (zwischen Schnakenburg und Rederang-Graben, Prälitzsee) zu finden sind. Typische Arten sind Pfeifengras (Molinia caerulea), Zittergras (Briza media), Hirse-Segge (Carex panicea), Kleiner Baldrian (Valeriana dioica), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Gemeiner Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris) und Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus), Weißklee (Trifolium repens) und Moor-Labkraut (Galium uliginosum). Vegetation Durch VOIGTLÄNDER (1994) wurden innerhalb des Grünlandes fünf Vegetationsformen-Gruppen unterschieden. Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen Die Vegetationsformengruppe der mesotrophen bis schwach eutrophen Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen beschränkt sich im Müritz-Nationalpark mit äußerst wenigen Ausnahmen ausschließlich auf die jüngsten Seeabsenkungsterrassen und deren Randzonen. Verbreitungsschwerpunkte sind die Absenkungsterrasse der Müritz (im Bereich des früheren NSG „Ostufer der Müritz“) und des Zotzensees. Die Böden der Terrassen bestehen entweder aus nährstoffarmen, kalkhaltigen, tonoder torfunterlagerten Seesanden oder Seeverlandungstorfen. Die häufigste Vegetationsform der Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen ist der Dreizahn-Pfeifengras-Rasen. Seine kennzeichnenden Arten sind vor allem DreizahnTraubenhafer (Sieglingia decumbens), Blaugrüne Segge (Carex flacca), Kriechweide (Salix repens), Herzblatt (Parnassia palustris), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Blutwurz-Fingerkraut (Potentilla erecta), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Gemeines Hornkraut (Cerastium holosteoides), Erdbeer-Klee (Trifolium fragiferum) sowie mit einiger Einschränkung auch WeideKammgras (Cynosurus cristatus), Wiesen-Alant (Inula britannica), Großblütiger Augentrost (Euphrasia rostkoviana) und Purgier-Lein (Linum catharticum). In verschiedenen Ausprägungsformen kommen die Dreizahn-Pfeifengras-Rasen auf den sandig tonigen Flächen der Müritz-Absenkungsterrasse im Bereich der Spuklochkoppel und der Warenschen Wohld vor. 77 Vor allem in den nassen Übergangsbereichen von den Feuchtwiesen zu Großseggen-Rieden oder Röhrichten von Seeverlandungssäumen, bzw. zu nassen Bruchwäldern kommen Gliederbinsen-Pfeifengras-Rasen vor. Verbreitungsschwerpunkte sind entsprechende Standorte an der Nord- und Südwestseite des Zotzensees. Auf Grund ihres Auftretens in den genannten Übergangsbereichen wird die Vegetationsform charakterisiert durch die Kombination von Arten der Pfeifengras-Rasen und der mäßig eutrophen Großseggen-Riede, wie Glieder-Binse (Juncus articulatus), Wasserminze (Mentha aquatica), Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Labkraut (Galium palustre), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Steif-Segge (Carex elata). Weitere bestimmende Arten sind Wiesen-Segge (Carex nigra), Schuppenfrüchtige Gelbsegge (Carex lepidocarpa), Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Steifblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata). Nach Auflassung von Pfeifengras-Rasen können sich in Abhängigkeit von den Grundwasser- und Nährstoffverhältnissen Röhrichte, Staudenfluren, Weiden-Gebüsche oder auch Vorwälder (Kreuzdorn-Birken-Gehölze) herausbilden. Sie enthalten noch den Grundartenbestand der Dreizahn- und Gliederbinsen-Pfeifengras-Rasen. Die meisten Differenzialartengruppen dieser Vegetationsformen fehlen aber bereits. Dafür dringen Gehölze wie Grauweide (Salix cinerea), Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Moorbirke (Betula pubescens), Gemeiner Wacholder (Juniperus communis) und Faulbaum (Frangula alnus) ein. So sind sie beispielsweise auf den Grünlandflächen bei Goldenbaum vertreten. In den Randzonen des Teufelsbruches und des Großen Bruches, sowie am Zotzensee wurden sie in den 80-er Jahren durch die intensive Bewirtschaftung und eine relative Niederschlagsarmut bis auf einige Restflächen zurückgedrängt. Bei ausreichend hohen Wasserständen (wie beispielsweise im Jahre 1994), einer deutlichen Verringerung des Düngereinsatzes und Aufrechterhaltung einer Mähweidenutzung ist aber eine schnelle Regeneration möglich. Floristisch ist diese Vegetationsform durch ihren Gräserreichtum gekennzeichnet. Neben den Charakterarten dieser Vegetationsformengruppe kommen unter anderem Wiesenrispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis), Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera) und Gemeines Rispengras (Poa trivialis) mit hoher Stetigkeit vor. Weiterhin treten Gliederbinse (Juncus articulatus), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und Moorlabkraut (Galium uliginosum) auf. Kammgras-Wiesenschwingel-Feuchtweiden wurden nur auf drei Flächen festgestellt. Eine größere Ausdehnung besitzen die Bestände südlich von Müritzhof. Je eine kleine Fläche liegt in der Havelniederung östlich des Granziner Sees (schmaler Streifen entlang der Havel) und am Südwestrand des Warnker Sees. Die Substrate der mäßig feuchten Standorte bestehen aus geringmächtigen Torfen oder humosen Sanden der Seeabsenkungsterrassen. Feuchtwiesen und -weiden Zu den charakteristischen Feuchtwiesenarten zählen unter anderem Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi), KohlKratzdistel (Cirsium oleraceum), Wasserminze (Mentha aquatica), Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria). Die kennzeichnenden Artengruppen der Pfeifengraswiesen und Kleinseggenrasen treten nur noch sehr vereinzelt auf. Weitere floristische Differenzierungen der Feuchtwiesen und -weiden ergeben sich durch die Art und Intensität der Flächennutzung (Verhältnis zwischen Mahd und Beweidung, Grad der Entwässerung, Höhe des Düngemitteleinsatzes u. a.). In fast allen untersuchten Flächen sind SumpfseggenWiesenschwingel-Feuchtwiesen mit unterschiedlichen Anteilen und Ausbildungsformen vertreten. Sie bilden den Grenzbereich zwischen den regelmäßig, aber weitgehend extensiv genutzten Feuchtwiesen und dem mit unterschiedlicher Intensität genutzten Grasland. 78 Diese artenreiche Vegetationsform ist neben den genannten Feuchtwiesenarten vor allem durch Arten mäßig nährstoffversorgter Frischwiesen und -weiden wie WeideKammgras (Cynosurus cristatus), Wiesen-Flockenblume (Cerntaurea jacea), Zittergras (Briza media), Roter Zahntrost (Odontites rubra), Erdbeerklee (Trifolium fragiferum), Gänseblümchen (Bellis perennis), Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis), Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) gekennzeichnet. Bei den im folgenden beschriebenen Vegetationsformengruppen des Graslandes handelt es sich generell um Saatgrasland. Flächenmäßig dominieren derartige Grünlandflächen im Müritz-Nationalpark. Sie wurden bereits über längere Zeiträume mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet und unterscheiden sich floristisch erheblich von den vorgenannten Rasen, Feuchtwiesen und -weiden. Die Differenzierung des Saatgraslandes hat ihre wesentliche Ursache in der unterschiedlichen Wasserversorgung. Danach werden Grasländer feuchter, frischer und trockener Standorte unterschieden. Grasland feuchter Standorte Das Grasland feuchter Standorte ist in den großen Niederungen des Zotzen- und Rederangsees sowie auf den Absenkungsterrassen auf zumeist mäßig entwässerten Torfen und humosen Sanden recht weit verbreitet. Insgesamt lassen sich 3 Ausbildungsformen unterscheiden: Die floristische Ausstattung des Wiesenschwingel-Rasenschmielen-Graslandes wird wesentlich von der Intensität der Eingriffe in den Standort, der Bewirtschaftung und der Ausgangsvegetationsform bestimmt. Ihm fehlen mit wenigen Ausnahmen alle soziologisch eng an die Feuchtwiesen gebundenen Arten. Ausgangsvegetationsformen sind Feuchtwiesen schwach bis mäßig eutropher Standorte, seltener auch Frischwiesen. Großflächig ist diese Graslandform am Teufelsbruch sowie auf den Grünlandflächen am Rederang- und Zotzensee vorhanden. Als charakteristische Arten treten vor allem mehrere Futtergräser wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) und Wiesenschwingel (Festuca pratensis) sowie Wiesenkräuter mit weiter ökologischer Amplitude, zu denen Kriechender und Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus repens u. R. acris), Behaarte Segge (Carex hirta), WiesenSauerampfer (Rumex acetosa) und Gras-Sternmiere (Stellaria graminea) gehören. Bei Beweidung wandern Weidezeiger wie Weißklee (Trifolium repens), Breitwegerich (Plantago major), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare) und Krauser Ampfer (Rumex crispus), Ackerwildkräuter wie Vogelmiere (Stellaria media) und Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) aber auch nitrophile Stauden wie Große Brennnessel (Urtica dioica) und Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) ein. Auf sammelwassergeprägten Moorstandorten mit ausgeprägten Bodenverdichtungen und sommerlichen Austrocknungsphasen (Wechselfeuchtigkeit) sowie in Muldenlagen innerhalb anderer Graslandvegetationsformen entwickelt sich häufig ein Knickfuchsschwanz-Rohrglanzgras-Grasland. Die kennzeichnenden Arten sind unter anderem Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus geniculatus), Flatterbinse (Juncus effusus), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) und Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera). Den trockensten Flügel des Graslandes feuchter Standorte bildet das Herbstlöwenzahn-Rasenschmielen-Grasland. Arten feuchterer Standorte wie Flatterbinse (Juncus effusus), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) sind hier kaum noch vorhanden. Es enthält dafür bereits Arten des Quecken-Knaulgras-Graslandes wie Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata), Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeine Kuhblume (Taraxacum officinale), Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans). In typischer Ausprägung ist es auf der Müritzhof vorgelagerten Grünlandfläche zu finden. Neben den genannten Arten kommen hier auch WiesenFlockenblume (Centaurea jacea), Gemeiner Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Gänseblümchen (Bellis perennis), WiesenLabkraut (Galium mollugo), Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) und Zahntrost (Odontites rubra) vor. Grasland frischer Standorte Diese Vegetationsformengruppe ist flächenmäßig die verbreitetste innerhalb des Müritz-Nationalparks. Sie tritt schwerpunktmäßig auf stark entwässerten, zumeist flachgründigen Torfen sowie den angrenzenden Zonen mit humosen oder lehmigen Sanden auf. Wenige Futtergräser wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra), Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata) und einige Kräuter wie vor allem Gemeine Kuhblume (Taraxacum officinale), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) dominieren. Je nach Pflegezustand und Alter der Ansaaten kommen weitere Acker-Wildkräuter und Stauden (vor allem Distelarten) hinzu. Auf Grund standörtlicher Differenzierungen lassen sich 3 Ausbildungsformen erkennen, deren Hauptvorkommen innerhalb des Zotzensee-Jäthensee-Beckens, an der Nordseite des Bullowsees, südlich des Caarpsees, am Rande des Großen Bruches und in der Lehmhorst liegen. Am häufigsten ist das Honiggras-Knaulgras-Grasland verbreitet. Zu den wichtigsten bestandsbildenden Pflanzen gehören hier neben den genannten Charakterarten Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense), Weißklee (Trifolium repens), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Gemeines Hornkraut (Cerastium holosteoides), Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans). Typisch sind auch nitrophile Arten wie Gemeine Quecke (Agropyron repens), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Große Brennnessel (Urtica dioica). Gleichzeitig sind aber auch schon Arten trockener Standorte wie Rotschwingel (Festuca rubra) und Rotstraußgras (Agrostis capillaris) regelmäßig vertreten. Grasland trockener Standorte Auf trockenen schwach bis mäßig humosen Mineralbodenstandorten mit sandigen Substraten haben sich verschiedene Formen eines Rotstraußgras-Graslandes 79 entwickelt. Sie sind in der Regel aus künstlichen Knaulgras- oder Weidelgras-Ansaaten, möglicherweise mit Beimischung des Rotstraußgrases (Agrostis capillaris), hervorgegangen. Die vorrangige Nutzungsform ist die Beweidung, deren Intensität auch hier zusammen mit den verwendeten Grasmischungen, dem Nährstoffhaushalt und der Wasserversorgung die floristische Zusammensetzung der Bestände bestimmen. Die wichtigsten bestandsbildenden Gräser sind neben Rotstraußgras (Agrostis capillaris), Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata), Gemeine Quecke (Agropyron repens), Rotschwingel (Festuca rubra) und Wiesen-Rispengras (Poa pratensis). Weitere durchgängige Arten sind Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), Gemeine Kuhblume (Taraxacum officinale), Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), Ackerwinde (Convolvulus arvensis), Kanadisches Berufskraut (Conyza canadensis), Gemeiner Reiherschnabel (Erodium cicutarium) und Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella). Die Vegetationsdecke ist oftmals lückig. Das Berufskraut-Straußgras-Grasland ist als Normal-Vegetationsform des Graslandes trockener Standorte anzusehen. Es kann aus Sandermagerrasen, die als Hutungsflächen genutzt wurden, aber auch aus Knaulgras- und WeidelgrasAnsaaten unterschiedlichen Alters hervorgegangen sein. Auf trockenen nährstoffarmen Sandböden am Rande der Becken und Niederungen und innerhalb der höher gelegenen Moränenflächen entwickelt sich auf künstlich begründeten Graslandflächen ein Hasenklee-RotstraußgrasGrasland. Die hier vorkommenden Futtergräser sind Gemeine Quecke (Agropyron repens) und Rotstraußgras (Agrostis capillaris). Die häufigsten Kräuter sind Arten der Sand-Magerrasen bzw. Wildkräuter der Sand-Äcker. Zu nennen sind Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Hasenklee (Trifolium arvense), Kanadisches Berufskraut (Conyca canadensis), Rauhhaarwicke (Vicia hirsuta), Hirtentäschel (Capsella bursa pastoris), Feldklee (Trifolium campestre), Ackerwinde (Convolvulus arvensis) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium). Staudenfluren Zu den nach Auflassung von Graslandflächen auf entwässerten eutrophen Standorten entstehenden Staudenfluren zählt die Kohldistel-Brennnessel-Staudenflur. Typisch sind Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Große Brennessel (Urtica dioica), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), Klettenlabkraut (Galium aparine), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Stechender Hohlzahn (Galeopsis tetrahit), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea) und Sumpfhornklee (Lotus uliginosus). Bleiben die Flächen trocken, entwickeln sich Erlen-Wälder. Eine wirksame Wiederver- 80 nässung kann zumindest vorübergehend auch zu Schilfoder Rohrglanzgras-Röhrichten führen. Teilweise sind ausgesprochene Brennnessel-Dominanzbestände (Brennnessel-Staudenfluren) entstanden, in denen andere Arten kaum eine Entwicklungschance haben. Die jährlich absterbenden Brennnesseln bilden am Boden dichte Streudecken. Die einzigen mehr oder weniger regelmäßig auftretenden Arten sind neben Großer Brennnessel (Urtica dioica) Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeines Rispengras (Poa trivialis), Kletten-Labkraut (Galium aparine) und Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), stellenweise auch Gemeines Schilf (Phragmites australis). Örtlich haben sich Wasserdost-Brennnessel-Staudenfluren (beispielsweise im Bereich der Priesterwiese), sowie Ackerkratzdistel-Sumpfreitgras-Staudenfluren (am Südrand der Lehmhorst) entwickelt. Moose und Flechten Der Besatz mit Moosen im Grünland hängt wesentlich von der Lückigkeit der Blütenpflanzenbestände ab. Die Moosflora auf Grünland gilt jedoch allgemein als artenarm. Zu den erfassten Moosarten auf den Grünlandflächen bei Goldenbaum gehören u.a. Calliergonella cuspidata, Drepanocladus aduncus, seltener Brachythecium rivulare sowie Plagiomnium ellipticum und Trichodon cylindricus. Zu den Besonderheiten gehört der Nachweis von Drepanocladus sendtneri auf einem kalkreichen Standort bei Müritzhof. Die Anzahl der Flechten auf Grünland ist sehr gering. Auf den Flächen bei Goldenbaum wurde lediglich eine Flechtenart (Peltigera didactyla) nachgewiesen. Fauna Die hydrologische Situation der Feuchtgrünlandflächen beeinflusst das faunistische Arteninventar erheblich. So kommt es bei ausreichender Wasserversorgung und jahreszeitlichen Überstauungen relativ schnell zur Wiederbesiedelung verarmter Flächen durch Arten wie Erdkröte (Bufo vibidis), Kreuzkröte (Bufo calamita) und Kreuzotter (Vipera berus). Unter den Nachtfaltern können Hepialus humuli, Chortodes minima und Chortodes pygmina als typische Vertreter der Feuchtwiesen angesehen werden. Die Raupen des Wurzelbohrers (Hepialus humuli) ernähren sich unterirdisch, z.B. an Wurzeln von Löwenzahn, Sauerampfer, Huflattich, Klette und anderen Pflanzen. Die Raupen von Chortodes minima und C. pygmina entwickeln sich an verschiedenen Gräsern wie Rasenschmiele, Sumpf-Rispengras und verschiedenen Seggenarten. Vier weitere Arten (Cerastis leucographa, Cucullia umbratica, Gortyna flavago und Panemeria tenebrata) haben ihr Raupenhabitat in trockeneren Wiesenbereichen. Zu den charakteristischen Tagfalterarten des Feuchtgrünlandes gehören das Große Ochsenauge (Maniola jurtina), das Landkärtchen (Araschnia levana) und der SpiegelfleckDickkopffalter (Heteropterus morpheus) (HOPPE 1994). Auf trockenen Magerwiesen dominieren thermophile Bewohner, die durch Konkurrenz leicht verdrängt werden. So sind auf „intakten“ extensiv und regelmäßig bewirtschafteten Magerrasen und Streuwiesen die höchsten Arten- und Individuenzahlen bei den Schmetterlingen zu finden. Außerdem kommen Magerrasen als Ausweichbiotope für Arten ähnlicher Sukzessionsstadien in Frage. So z. B. für den gefährdeten, xerothermophilen Wolfsmilchschwärmer (Celerio euphorbiae) der seine Eier an der Zypressenwolfsmilch ablegt (KOCH 1988). Auch unter den bevorzugt Grasland besiedelnden Heuschrecken (Saltatoria) finden sich Arten mit ausgeprägter Habitatbindung. So bevorzugen Mecostethus grossus, Chrysocharon dispar, Conocephalus dorsalis und Tetrix subulata Feuchtwiesen, während Chorthippus biguttulus, Ch. brunneus und Ch. apricarius als xerothermophile Arten Magerrasen besiedeln (HAMANN et al 1994). Zur typischen Avifauna des Feuchtgrünlandes gehören Limikolen, die jedoch nur mit wenigen Brutvogelarten wie Kiebitz (Vanellus vanellus) oder Bekassine (Gallinago gallinago) im Müritz-Nationalpark vertreten sind. Weiterhin sind Wiesenpieper (Anthus pratensis), Feldlerche (Alauda arvensis), Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und der Mäusebussard (Buteo buteo) Charakterarten des Grünlandes. Zahlreiche Kleinsäuger wie der Europäische Maulwurf (Talpa europaea), die Feldmaus (Microtus arvalis), die Schermaus (Arvicola terrestris) u.a. treten regelmäßig auf (NARBERHAUS 1993). Zu den typischen Bewohnern reich strukturierter Grünlandflächen gehören ebenso Reh (Capreolus capreolus) und Hase (Lepus europaeus). 6.2 Äcker und Ackerbrachen Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker und Ackerbrachen (vgl. Karte 2). Äcker sind durch die menschliche Nutzung in besonderem Maße gekennzeichnet. Diese führt zu Uniformität und periodischer Entfernung der Pflanzendecke, sowie zu einer Störung der Bodenentwicklung bzw. -struktur. Extensiv genutzte Äcker wiesen ursprünglich eine artenreiche, typische Fauna und Flora auf. Sie wurden durch Tierund Pflanzenarten besiedelt, die ihren Lebensraum in der Naturlandschaft beispielsweise in dynamischen Auen und in waldfreien Sonderstandorten hatten. Ein Großteil der Pflanzen- und Tierarten stammt aus mediterranen oder waldfreien osteuropäischen Gebieten (KAULE 1986). Die Methoden der modernen Landwirtschaft haben jedoch zu einem Schwund solcher Artengemeinschaften geführt (BFANL 1994). Die Ackerflächen innerhalb des Müritz-Nationalparks liegen sowohl in den südlichen Randzonen der Pommerschen Hauptendmoräne (Flächen zwischen Hinberg- und Fittensee, um Dambeck, in der Gemarkung Goldenbaum), im Bereich kleiner Zwischenstaffeln (südlich des Caarpsees) als auch auf höher gelegenen Sanderflächen (um Babke, am Görtowsee, südlich Federow). Dadurch weisen die Flächen deutliche Standortunterschiede auf. Durch die in den letzten Jahren erfolgten Stillegungen eines größeren Teiles der ackerbaulich genutzten Flächen im Müritz-Nationalpark entstanden Ackerbrachen. Dabei handelt es sich insbesondere um sogenannte Grenzstandorte mit nährstoffarmen, mehr oder weniger trockenen Sanden und sehr niedrigen Ackerwertzahlen. 6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften Vegetation Den floristischen Grundstock der zwei durch VOIGTLÄNDER (1994) ausgeschiedenen Vegetationsformengruppen der Äcker bilden allgemein verbreitete Wildkräuter mit einer sehr breiten ökologischen Amplitude. Zu ihnen gehören Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare), Gemeiner Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Gemeiner Windhalm (Apera spica-venti), Feld-Stiefmütterchen (Viola arvensis), AckerVergißmeinicht (Myosotis arvensis), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), Vogelmiere (Stellaria media), KornFlockenblume (Centaurea cyanus), Rauhhaarwicke (Vicia hirsuta) und Geruchlose Kamille (Matricaria maritima). Auf Ackerflächen mit nährstoffarmen Sandböden entwickelt sich eine Ackerspark-Knäuel-AckerwildkrautFlur, zu deren Differenzialarten insbesondere Ackerspergel (Spergula arvensis), Einjähriger Knäuel (Scleranthus annuus), Grüne Borstenhirse (Setaria viridis), Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Gemeiner Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) und Kanadisches Berufskraut (Conyza canadensis) gehören. Deutlich seltener sind Acker-Hohlzahn (Galeopsis ladanum), Vogelfuß (Ornithopus perpusillus) und Lämmersalat (Arnoseris minima). Auf stärker durchlässigen Böden treten Hasenklee (Trifolium arvense) und Quendel-Sandkraut (Arenaria sepyllifolia) hinzu. 81 Diese Ausbildungsform wurde unter anderem auf der Ackerfläche bei Dambeck nachgewiesen. Besondere Verbreitungsschwerpunkte bestehen aber nicht. Auf stärker kalkhaltigen Flächen tritt auch Feld-Rittersporn (Consolida regalis) zusammen mit Gemeinem Ackersinau (Aphanes arvensis) und Saatmohn (Papaver dubium) auf. Vor allem in Wintergetreideäckern auf stark durchlässigen Sanden ohne Krumenvernässung entwickelt sich die Hungerblümchen-Ausbildungsform mit einigen frühjahrsanuellen Arten wie Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), Dreiteiliger Ehrenpreis (Veronica triphyllos) und Sand-Vergißmeinnicht (Myosotis stricta). Weniger verbreitet ist die Sonnenwendwolfsmilch-Kamillen-Ackerwildkraut-Flur. Sie entwickelt sich auf Böden mit höheren Lehm- oder Humusanteilen oder lehmunterlagerten Sanden. In ihr erreichen einige Arten wie AckerKratzdistel (Cirsium arvense), Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris), Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia), Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis) und Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) höhere Stetigkeiten. Die Arten der Sandäcker fallen vollständig aus. Verbreitungsschwerpunkte sind die Ackerflächen in der Nähe von Babke. Auf Flächen mit höherer Nährstoffversorgung und höheren Humusgehalten, so z.B. am nördlichen Rand der Jäthenseeniederung treten weitere Arten wie Spreizende Melde (Atriplex patula), Rauhe Gänsedistel (Sonchus asper), Klettenlabkraut (Galium aparine), Kleinblütiges Franzosenkraut (Galinsoga parviflora), Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule), Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) und Gemeiner Erdrauch (Fumaria officinalis) u. a. hinzu. Im Bereich der Ackerflächen um Goldenbaum wurde eine weitere Ausbildungsform mit Feld-Rittersporn (Consolida regalis), Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), Gemeinem Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis), Gemeinem Rapünzchen (Valerianella locusta) und Saatmohn (Papaver dubium) kartiert. Die floristische Zusammensetzung der Vegetationsdecke der Ackerbrachen hängt außer von den natürlichen Standortgegebenheiten sehr wesentlich von der vorherigen Bewirtschaftungsform der brachgelegten Äcker sowie dem Alter und der Behandlung der Brachen ab. Alle Vegetationsaufnahmen wurden zu einer als Berufskraut-QueckenAckerbrache bezeichneten Vegetationsform zusammengefasst. Je nach Bodenfeuchtigkeit ist Gemeine Quecke (Agropyron repens) (z. B. in sammel- oder grundwasserbeeinflussten Senken) oder mit zunehmender Trockenheit Kanadisches Berufskraut (Conyza canadensis) aspektbildend. Weitere Arten sind vor allem Wildkräuter der 82 Ackerspark-Knäuel-Ackerwildkraut-Flur. Auf der Ackerbrache bei Dambeck kommen neben den genannten Arten Rotstraußgras (Agrostis capillaris), Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Einjähriger Knäuel (Scleranthus annuus) Acker-Filzkraut (Filago arvensis), Geruchlose Kamille (Matricaria maritima), Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), Rauhaarwicke (Vicia hirsuta), Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), KornFlockenblume (Centaurea cyanus) und Gemeine Quecke (Agropyron repens) vor. Möglicherweise hängt dies mit der jahrzehntelangen Fäkalienausbringung auf dieser Fläche zusammen. Moose und Flechten Die Untersuchungen zur Bryophytenflora belegen eine extreme Artenarmut der Ackerflächen. Bedingt durch die Bodenverhältnisse (Sand) und die Bodenbearbeitung sind auf den eigentlichen Ackerflächen nur Ceratodon purpureus und Bryum argenteum vertreten. Die untersuchten Ackerflächen waren weitgehend frei von Flechten. Lediglich auf der blockreichen Ackerfläche bei Goldenbaum wurden auf Granitsteinen Arten wie Acarospora fuscata, Buellia aethalea und Cladonia corilliza nachgewiesen. In der Ackerbrache bei Babke dominieren mit Buellia punctata, Calicium viride und verschiedenen Cladonia-Arten typische Bewohner der Sandmagerrasen. Fauna Zu den charakteristischen Faunenbestandteilen dieses Lebensraumes zählen die Großschmetterlinge (Lepidoptera). Ihre Artenzusammensetzung und Häufigkeit ist vom Blütenangebot der Fläche abhängig. Die Verbreitungspräferenzen der nachgewiesenen Arten Schachbrett (Melanargia galathea), Resedafalter (Pontia daplidice), Schwarzkolbiger Dickkopffalter (Adopaea lineola) und des Kleinen Perlmuttfalters (Issoria lathonia) spiegeln eine relativ hohe Biotopvielfalt der untersuchten Ackerflächen im Müritz-Nationalpark wieder (HAMANN et al 1994). Bemerkenswert ist der Nachweis des äußerst seltenen Nachtfalters Eremboia ochroleuca bei Babke. Diese xerothermophile Nachtfalterart bevorzugt die trockenen und sonnigen Bereiche der Ackerbrache, wo sich die Raupen an verschiedenen Gräsern (z. B. Alopecurus pratensis, Cynosurus crutatus) entwickeln. Unmittelbare Auswirkungen hat das Nebeneinander von Äckern und Ackerbrachen auch auf die Zahl nachgewiesener Laufkäferarten (Carabidae). Mit 36 Arten wurde auf dem Acker bzw. der Ackerbrache bei Babke die zweithöchste Artenzahl aller Untersuchungsflächen ermittelt. Charakteristisch ist das Vorkommen xerothermophiler Offenlandarten (z. B. Arten der Gattungen Amara und Harpalus). Darüber hinaus sind als Charakterarten trockener vegetationsarmer Sandstandorte Broscus cephalotes, Cicindela hybrida und Cicindela sylvatica anzusehen. Der Nachweis der typischen Löß-Ackerart Carabus auratus und der in Mecklenburg als verschollen geltenden Art Harpalus signaticornis (MÜLLER-MOTZFELD 1992) ist ebenfalls hervorzuheben. Moose und Flechten Durch die Stilllegung von Ackerflächen sind zwischenzeitlich selten gewordene Vogelarten wieder regelmäßiger zu beobachten. Dazu zählen insbesondere die Wachtel (Coturnix coturnix) und das Rebhuhn (Perdix perdix). Die Säugetierfauna der Acker und Ackerbrachen ist ähnlich der des Grünlandes. Das Arteninventar wird jedoch durch Größe und Struktur einer Ackerfläche sowie durch angrenzende Biotopstrukturen bestimmt. So wies NARBERHAUS (1993) auf der Ackerfläche bei Babke Kleinsäugerarten der Wiesengesellschaften, Hecken und tiefgegliederten Waldsäume, wie z.B. die Brandmaus (Apodemus agrarius) nach. Zu den häufig auf Äckern jagenden Säugern gehört der Fuchs (Vulpes vulpes). Die offenen Sandstandorte werden von Libellen (Odonata) insbesondere als Nahrungshabitat genutzt. Neben der Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) konnte der Große Blaupfeil (Libellula quadripunctata) in vielen Bereichen der offenen Sande nachgewiesen werden. Diese häufige Art zeigt neben dem Abfliegen von Säumen eine Präferenz für helle und vegetationsfreie Stellen, auf denen sie verharrt. Von den fünfzehn durch HAMANN et al (1994) für den Müritz-Nationalpark nachgewiesenen Heuschreckenarten (Saltatoria) sind auf den reinen Sandflächen nördlich des Pagelsees nur vereinzelte Individuen der xerothermophilen Art Myrmeleotettix maculatus nachgewiesen worden. 6.3 Vegetationsarme Flächen Zu diesem Lebensraumtyp zählen vertikale und horizontale Erdaufschlüsse (z.B. Kies- und Tongruben), Hohlwege, sandige Wege oder Abbruchkanten. Sie sind häufig Ergebnis menschlicher Tätigkeit oder durch die erodierende Wirkung des Wassers und des Windes entstanden. Großflächige Rohböden finden sich im Müritz-Nationalpark im Bereich der ehemaligen Truppenübungsplätze, wo durch militärische Übungstätigkeit etwa 60 ha nahezu vegetationsfrei geworden sind. Neben der Vegetationsarmut sind das Auftreten von Dünenschleiern durch Winderosion und warm-trockene Klimaverhältnisse wesentliche Faktoren für diesen Lebensraum. 6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften Vegetation Die äußerst artenarmen und sehr schütteren Initialstadien im zentralen Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Granzin werden durch einen Silbergras-Schafschwingel-Sandmagerrasen gebildet. Charakterarten sind Silbergras (Corynepherus canescens), Echter Schafschwingel (Festuca ovina), Drahtschmiele (Avenella flexuosa), Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis) und Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata). Die reinen Sandflächen sind weder durch Moose noch durch Flechten besiedelt. Innerhalb der frühen Sukzessionstadien siedeln als erste Moosarten Polytrichum piliferum und Ceratodon purpureus. Unter den Flechten wurde lediglich Digitaria ischaemum festgestellt. Pilze wurden ebenfalls nicht nachgewiesen. Fauna Weitere Bewohner der Sandgebiete sind Ameisenjungfern (Myrmeleonidae), deren Juvenilstadien, die Ameisenlöwen, eingegraben im sandigen Substrat leben. Als typischer Vertreter dieser Art ist hier die Dünen-Ameisenjungfer zu nennen. Die Larve dieser Art baut ihre Fangtrichter im freien Sandbereich weitgehend ungeschützt, teilweise im Windschutz von Trockenrasenstellen (MÜLLER et al 1993). Ein Großteil der auf den Sandstandorten vorkommenden Laufkäfer (Carabidae) lebt auch in den angrenzenden jungen Sukzessionsstandorten der Sandmagerrasen und Ginsterheiden. Doch ist insbesondere Broscus cephalotes typischer Vertreter vegetationsloser Sandflächen. Unter den Spinnenarten ist die Wolfsspinne (Arctosa perita) besonders auffällig und charakteristisch. Ihr Vorkommen ist auf die offenen Sandflächen beschränkt, wo sie Wohnröhren gräbt, die zur Stabilisation mit einem Gespinst ausgekleidet werden. Die Art kommt allgemein an sandigen Stellen wie Stränden, Dünen und Ackerflächen vor (PESCHEL et al 1993). Als einzige Vogelart konnte in diesem Biotoptyp der Flußregenpfeifer (Charadrius dubius) nachgewiesen werden (KREMP 1994). Säuger fehlen auf diesen Flächen, während von den Reptilienarten nur eine Art, die Zauneidechse (Lacerta viridis) vertreten ist. 83 6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und Wacholderheiden Die Sand-Magerrasen, Besenginster- und die WacholderHeiden innerhalb des Müritz-Nationalparks haben eine sehr unterschiedliche Entwicklung genommen. So sind Magerrasen und Besenginster-Heiden vor allem in Folge der wiederholten Zerstörung der Waldvegetation (mechanisch und insbesondere durch Feuer) auf den ehemaligen militärischen Übungsgebieten entstanden. Die Wacholder-Heiden entstanden ausnahmslos im Bereich von Hutungsflächen und waren in der Vergangenheit gebietsweise deutlich weiter verbreitet. Sie wurden entweder durch Aufforstungen oder natürlich entstandene Vorwaldstadien fast vollständig abgelöst. Ihre ehemaligen Vorkommen lassen sich in einigen Fällen noch ansatzweise durch die Existenz von einzelnen lebenden oder toten Exemplaren des Wacholders (Juniperus communis) erkennen. Sie befinden sich vor allem in den Sander- und Binnendünengebieten wie beispielsweise im Bereich des Boeker Forstes und innerhalb einer relativ schmalen Zone entlang der Ränder der Seebecken und Niederungen. 6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften Vegetation Sandmagerrasen Magerrasen treten vor allem auf den trockensten und nährstoffärmsten Sandböden auf. Dazu gehören die verschiedenen Ausbildungsformen der Silbergras-SchafschwingelSandmagerrasen mit den bestandsbildenden Arten Silbergras (Corynephorus canescens), Schafschwingel (Festca ovina) und teilweise der Drahtschmiele (Avenella flexuosa). Auf Flächen, deren Vegetationsdecke über längere Zeit nicht völlig zerstört wurde und in der den Kiefernforsten vorgelagerten Randzonen treten neben den genannten Arten die Sand-Segge (Carex arenaria), Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Bergjasione (Jasione montana), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) und Feld-Beifuss (Artemisia campestris) auf. Die Aufnahmen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz nördlich des Pagelsees zeigen die unbeeinflusste Vegetationsentwicklung auf Rohböden, die letztlich über Ginster-Gebüsche zu Birken-Kiefern-Vorwäldern führt. Gleichzeitig können sie aber auch Hinweise für die Sukzessionsrichtung beweideter Vegetationsformen nach deren Auflassung geben. 84 Auf den nur sporadisch bewaldeten Flächen im Zentrum des ehemaligen Truppenübungsplatzes dominiert ein Drahtschmielen-Rasen. Der Standort ist durch trockene, stark durchlässige Sande mit geringen Humusgehalten geprägt. Physiognomisch zeichnen sich die innerhalb der militärischen Übungsplätze und Waldlichtungen aufgenommenen Drahtschmielen-Rasen durch die hohe Dominanz von Drahtschmiele (Avenella flexuosa) aus. Weitere regelmäßig vertretene Arten sind Sand-Segge (Carex arenaria), Rotstraußgras (Agrostis capillaris), Haar-Hainbinse (Luzula pilosa), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Bergjasione (Jasione montana) und Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata) sowie Silbergras (Corynephorus canescens) und Besenginster (Sarothamnus scoparius). Etwas weniger häufig sind Frühlings-Spergel (Spergula vernalis), Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) und Heidekraut (Calluna vulgaris). Im Mosaik mit Drahtschmielen-Rasen, Silbergras-Schafschwingel-Rasen und Besenginsterheiden hat sich vor allem in den etwas feuchteren Teilbereichen eine fast völlig gehölzfreie Adlerfarn-Flur herausgebildet, hier ist Adlerfarn (Pteridium aquilinum) aspekt- und strukturbildend. Ein weiterer Hauptbestandsbildner ist die Drahtschmiele (Avenella flexuosa). Die weiteren Begleiter sind zumeist charakteristische Arten der Sand-Magerrasen. Auf den jüngeren Strandwällen der Müritz entwickelt sich ein Sandseggen-Hornkraut-Pionierrasen, dessen charakteristische Arten Sand-Segge (Carex arenaria) und AckerHornkraut (Cerastium arvense) sind. Außerdem treten noch einige Arten mit höheren Nährstoffansprüchen (Stickstoff) auf. Werden diese Rasen beweidet, gehen sie bei gleichzeitiger Aushagerung allmählich in GrasnelkenSchafschwingel-Sandmagerrasen über. Ginsterheiden Sowohl die Silbergras-Schafschwingel-Rasen als auch die Drahtschmielen-Rasen wandeln sich bei ungestörtem Sukzessionsablauf zu Besenginster-Heiden. Durch Vegetationsaufnahmen belegte Bestände besitzen eine den genannten Rasen sehr ähnliche floristische Grundstruktur. Beiden gemeinsam sind Arten wie Drahtschmiele (Avenella flexuosa), Silbergras (Corynephorus canescens), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Sand-Segge (Carex arenaria), Rotstraußgras (Agrostis capillaris), Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Heidekraut (Calluna vulgaris) und Besenginster (Sarothamnus scoparius). Die scheinbare Stabilität der Besenginster-Heide im Bereich der Übungsplätze ist eine Folge des wiederholten Ausbruches von Flächenbränden, die die tiefliegenden Rhizome in der Regel gut überstehen. Bleiben diese aus, dringen je nach den örtlichen Standortbedingungen sehr schnell Brombeeren, Rosen, Schlehen sowie auch Birken und Kiefern ein und es entstehen dichte Gebüsche und Vorwälder. In der Karte der Vegetation (Karte 3) konnten nur größere zusammenhängende Flächen dargestellt werden. In Wirklichkeit existiert ein sehr feingliedriges Mosaik aller Entwicklungsstadien der Sandmagerrasen, Besenginster-Heiden und Pioniergehölze. Wacholderheiden Die einzige gegenwärtig noch existierende Wacholderheide liegt innerhalb der Spuklochkoppel am Ostufer der Müritz. Sie hat sich erst nach 1940 auf Grund abnehmender Beweidungs- und Pflegeintensität aus einer Hutungsfläche entwickelt. Innerhalb der Wacholderheide kommen immer wieder wacholderfreie oder wacholderarme Flächen mit einem Rotstraußgras-Rotschwingel-Magerrasen vor. JESCHKE (1974) hat noch auf die Ausscheidung einer eigenen Wacholder-Gesellschaft verzichtet. Seitdem haben sich die Bestände abschnittsweise deutlich verdichtet, so dass es berechtigt erscheint, eine eigene als Rosen-WacholderHeide zu bezeichnende Vegetationsform auszuscheiden, in der die Rasenvegetation fast vollständig verdrängt wurde. Am Rande der sehr dicht stehenden Wacholderbüsche haben sich Arten nitrophiler Staudenfluren wie Große Brennnessel (Urtica dioica), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum), Vogelmiere (Stellaria media), Gemeiner Kletten-Kerbel (Torilis japonica) und andere angesiedelt. Moose und Flechten In den offenen Silbergras-Schafschwingel-Sandmagerrasen bilden Moosarten, wie Polytrichum piliferum großflächig entwickelte Rasen, die von Becher- und Strauchflechtenarten mosaikartig durchsetzt sind. Vor allem rotfrüchtige Cladonia-Arten (Cladonia macilenta, Cl. coccifera, Cl. subulata) zeigen hier ausgedehnte Vorkommen. In den dichten Drahtschmielen-Rasen sind Flechten bereits deutlich zurückgedrängt oder verschwunden. Von den Moosen kommen stellenweise Brachythecium rutabulum, Polytrichum piliferum und Polytrichum juniperum zur Ausbreitung. An dem Moos Cephaloziella hampeana siedeln kleine Restbestände der o.g. Flechtenarten. Fauna Eindrucksvoll ist insbesondere die Anzahl der vorkommenden Tag- und Nachtfalter, Heuschrecken- und Spinnenarten im Bereich der Sandmagerrasen und Besenginster-Heiden. So wurden durch HOPPE (1993) auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Speck fast 50 % aller bisher für das Gebiet des Müritz-Nationalparks nachgewiesenen Nachtfalterarten registriert. Obwohl die Heidekrautbestände (Calluna vulgaris) im Untersuchungsgebiet relativ klein sind, dienen sie einigen Arten als Raupennahrungspflanze. So lebt die Raupe des Eulenfalters (Anaria myrtilli) monophag an dieser Pflanze. Der Besenginster (Sarothamnus scoparius) ist Nahrungspflanze für die Raupen von Dasychira fascelina und Chesias rufata. Zum typischen Spektrum der vorkommenden Vogelarten zählen u.a. Heidelerche (Lullula arborea), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), Goldammer (Emberiza citrinella) und der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus). Hinzu kommt noch der Brachpieper (Anthus campestris) und ausnahmsweise der Wiedehopf (Upupa epops). 6.5 Landwirtschaft Im Müritz-Nationalpark ist die landwirtschaftliche Nutzung flächenmäßig von relativ untergeordneter Bedeutung. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 7 % der Gesamtfläche des Nationalparks und untergliedert sich in ca. 1.610 ha Grünland sowie 640 ha Ackerland (vgl. Karte 2). Die Böden sind arm und weisen Bodenwertzahlen von durchschnittlich unter 30 Punkten auf. Die landwirtschaftlichen Flächen konzentrieren sich in folgenden Bereichen: - vom Moorsee östlich der Müritz bis zu den Specker Seen erstrecken sich größere Grünlandflächen, - entlang der Havelniederung im Bereich der Ortschaften Dambeck, Kratzeburg, Granzin, Babke befinden sich größere Grünlandflächen, diese sind teilweise begleitet von Ackerflächen, - kleinere landwirtschaftliche Bereiche mit Grünland- und Ackernutzung befinden sich um Charlottenhof und um den Ort Goldenbaum im Teilgebiet Serrahn, - kleinere landwirtschaftliche Flächen am Woterfitz- und am Bullowsee, sowie weitere Splitterflächen. 6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe Aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der ehemaligen DDR, die im Gebiet des heutigen Nationalparks wirtschafteten, gingen Agrarbetriebe unterschiedlicher Rechtsform hervor, wie bäuerliche Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb, sowie andere Gesellschaften, u.a. Genossenschaften. Gesondert betrachtet werden muss die Lebenshilfswerk Waren gGmbH mit dem Landschaftspflegehof Müritzhof. 85 Agrargesellschaften 76 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Nationalparks werden von drei Agrargesellschaften bewirtschaftet. Hierbei handelt es sich um: - die Landhöfe GmbH Kargow, deren Wirtschaftsflächen sich zu 75 % im Nationalpark befinden, sie liegen zwischen Waren (Müritz) und Speck sowie im Bereich um Charlottenhof; - die Roggentiner Hof GmbH, die im Nationalpark Flächen zwischen dem Zotzen- und Jäthensee sowie am Bullowund Leussowsee bewirtschaftet, diese entsprechen 31 % der Betriebsgröße; - die Rindfleisch- und Milcherzeuger GmbH Dalmsdorf, die 41 % ihrer Flächen im Nationalpark bewirtschaftet, sie liegen um die Ortschaften Dambeck, Kratzeburg, Granzin, Henningsfelde und Krienke. Diese drei Agrargesellschaften haben eine durchschnittliche Betriebsgröße von 1.200 ha, ihre Arbeitnehmerzahlen liegen zwischen 7 und 19. Die Produktion ist mit durchschnittlichen Viehbeständen von 320 Großvieheinheiten (GVE) auf Milch- und Rindfleischerzeugung ausgerichtet. Vorwiegend werden die Rinderrassen Schwarzbuntes Milchrind, Saler, Galloway und Hereford gehalten. Die Wirtschaftsflächen dieser Großbetriebe befinden sich in unterschiedlichen Eigentums- und Besitzverhältnissen, sie setzen sich zum größten Teil aus Pachtflächen zusammen. Als Verpächter treten im wesentlichen das Land M-V sowie Privatpersonen auf. Bäuerliche Betriebe im Haupterwerb 10 % der landwirtschaftlichen Flächen werden von drei bäuerlichen Haupterwerbsbetrieben genutzt. Die Flächen liegen um Goldenbaum, bei Charlottenhof und am Woterfitzsee. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 130 ha. Die Viehbestände liegen zwischen 10 und 220 GVE. Es werden Schafe und Rinder (Höhenfleckvieh, Saler, Hereford, Schwarzbuntes Milchrind) gehalten. Nebenerwerbsbetriebe 5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden von 6 Betrieben im Nebenerwerb bewirtschaftet, die unterschiedlich strukturiert sind. Die Flächen liegen verstreut im Nationalpark. Sie weisen Betriebsgrößen von 9 bis 230 ha auf. Die Viehbestände belaufen sich auf 0 bis 25 GVE. Landschaftspflegehof Müritzhof In Trägerschaft der gemeinnützigen Lebenshilfswerk Waren GmbH werden insgesamt 227 ha bewirtschaftet, die sich aus Grünland, Wald und Ödland zusammensetzen. 86 Zwei festangestellte Mitarbeiter leiten die Arbeit mit Behinderten. Zur Zeit werden 42 Fjällrinder, 165 Gotlandschafe und 17 Shetlandponys gehalten. Die Trägerschaft durch die Lebenshilfswerk gGmbH ermöglicht eine Betriebsführung, die keinen vordergründigen landwirtschaftlichen Zielsetzungen unterliegt und somit unter besonderer Berücksichtigung der Naturschutzziele erfolgen kann. Weitere landwirtschaftliche Privatbetriebe 4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Nationalpark werden durch kleinere landwirtschaftliche Privatbetriebe genutzt. Es werden vorwiegend Schafe mit Viehbeständen von 1 bis 2 GVE gehalten. Weitere Angaben über die Struktur der Landwirtschaft in der Nationalparkregion finden sich in Kap. V / 2. 6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung Ca. 66 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche befinden sich in der Entwicklungszone, die Durchführung einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft unterliegt somit keinen Einschränkungen seitens der Nationalparkverordnung. 34 % der landwirtschaftlichen Fläche befinden sich in der Pflegezone, hier ist nur eine eingeschränkte Düngung möglich, d.h. eine mineralische Düngung ist nicht erlaubt. Mit der Einführung sog. „Industriemäßiger Produktionsmethoden“ in den siebziger Jahren wurden auch im Gebiet des heutigen Müritz-Nationalparks komplexe Meliorationen durchgeführt. Noch heute entwässern 7 Schöpfwerke landwirtschaftliche Flächen mit einem Einzugsgebiet von 1.603 ha und einem Poldergebiet von 397 ha im Nationalpark (vgl. Kap. IV/ 4.3.2). Die Grünlandflächen innerhalb des Nationalparks betragen rd. 1.610 ha bzw. 5 % seiner Gesamtfläche. Mit gegenwärtig ca. 72 % wird der überwiegende Teil des Grünlandes gemäß dem Programm zur Naturschutzgerechten Grünlandnutzung bewirtschaftet (Stand Juli 2002). Dieses Programm hat den Erhalt bzw. die Regeneration von extensiv genutztem Dauergrünland zum Ziel. Hierzu werden unter anderem bestimmte Verpflichtungen zur Düngung, Bodenbearbeitung, Mahd, Beweidung und zum Wasserregime getroffen. Die Nutzung des Grünlandes erfolgt vorwiegend in Kombination von Mahd und Beweidung, vereinzelt werden Flächen nur gemäht. Nach der Beweidung wird häufig ein Pflegeschnitt durchgeführt. Die Laufzeit der Verträge beträgt jeweils 5 Jahre. Da an dem Programm zur Naturschutzgerechten Grünlandnutzung seitens der landwirtschaftlichen Betriebe und des Nationalparkamtes auch weiterhin Interesse besteht, werden Vertragsverlängerungen bzw. -erweiterungen angestrebt. Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker und Ackerbrachen. Auf den Ackerflächen werden vorwiegend Getreide, Eiweißpflanzen, Ölsaaten und Öl-Lein angebaut, für die es von der EU Ausgleichszahlungen gibt. Ein relativ hoher Anteil der ackerbaulich genutzten Flächen ist im Rahmen der EU-Richtlinien in Form von Rotations- oder Dauerbrachen stillgelegt. 45 % der Ackerflächen im Nationalpark werden nach den Regeln des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Sie werden im Rahmen von Extensivierungsrichtlinien des Landwirtschaftsministeriums M-V aus EU-Mitteln gefördert. Die restlichen Ackerflächen werden konventionell genutzt. Hier erfolgt ein Einsatz von Bioziden und Düngemitteln, sowie eine konventionelle Bodenbearbeitung. Bei Dambeck und in der Enklave Kratzeburg wird kommunales Abwasser der Stadt Neustrelitz verregnet. 7 Landschaftsbild Das Kapitel 7 folgt den Darstellungen von PULKENAT & STROBL (1995) sowie NOACK & PETZOLD (1995). Der Begriff des Landschaftsbildes bezeichnet die äußere, durch den Menschen sinnlich wahrnehmbare Erscheinung von Natur und Landschaft. Darin sind alle menschlichen Sinne zur Wahrnehmung von Natur eingeschlossen. Den Schwerpunkt bei der Landschaftsbetrachtung setzt in der Regel der am besten ausgebildete Sinn, der Sehsinn, insbesondere bei großräumiger Wahrnehmung (WINKELBRANDT 1991). Naturerlebnis erfolgt wesentlich über die sinnliche und/oder rationale Wahrnehmung des Landschaftsbildes (WÖBSE in BFANL 1991). Mit dem Begriff Landschaftsbild sind die in § 1 BNatSchG genannten Begriffe wie Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft angesprochen, die als Lebensgrundlage des Menschen und für seine Erholung nachhaltig zu sichern sind (KOLODZIEJCOK und RECKEN 1977). Erholung und naturkundliche Bildung sind, soweit es das Schutzziel der ungestörten Entwicklung von Naturprozessen erlaubt, ausdrückliches Ziel von Nationalparken. 7.1 Aktuelles Landschaftsbild Der Müritz-Nationalpark umfasst einen typischen Ausschnitt der Mecklenburgischen Seenplatte. Durch die Tätigkeit des Menschen wurde die ursprüngliche Naturlandschaft in weiten Teilen verändert oder kulturland- schaftlich geprägt. So ergeben sich die charakteristischen Landschaftsbilder sowohl aus Bereichen und Elementen der Naturlandschaft als auch der Kulturlandschaft. Das Landschaftsbild im Müritz-Nationalpark wird insbesondere durch ein vielfältiges Vegetationsmosaik der Waldgesellschaften, die darin eingebetteten Seen, Moore und Sukzessionsflächen, sowie durch die landwirtschaftlichen Flächen und Dörfer bestimmt. Gerade dieser Abwechslungsreichtum der Landschaftsbilder sowie die Vielfalt der Grenz- und Übergangsbereiche zwischen Natur- und Kulturlandschaft werden vom Betrachter als reizvoll empfunden. 7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der Naturlandschaft Sowohl im Teilgebiet Müritz als auch im Teilgebiet Serrahn des Nationalparks nehmen Wälder den mit Abstand größten Flächenanteil ein. Sie überziehen weite Teile der Höhenzüge (Endmoränen) und der Niederungslandschaft (zumeist als Bruchwälder), sowie der flach bis schwach reliefierten Sanderlandschaft. Bereiche und Elemente der Naturlandschaft lassen sich hierbei noch insbesondere auf der Grund- und Endmoräne im Teilgebiet Serrahn, sowie in den Niederungen am Ostufer der Müritz erkennen. Weithin berühmt ist die Buchenwaldlandschaft im Teilgebiet Serrahn des Nationalparks. Blütenteppiche weißer Buschwindröschen, dunkelgrüne Moosteppiche und rotbraune Laubstreu kennzeichnen den farblichen Jahresgang am Waldboden. Das lichtdurchflutete Grün des frisch austreibenden Buchenlaubes gehört ebenso wie das gelb und rot entflammende Herbstlaub der Buche zu den eindruckvollsten Farberscheinungen norddeutscher Landschaft. Schattige Kühle und dunkel gedämpftes Grün herrschen im Sommer, grausilberne und grünbemooste Stämme, bizarres Geäst und Nebelschleier bestimmen den Eindruck im Spätherbst und Winter. Auf den feuchten und nassen Niederungsflächen bestimmen Moore, Röhrichte, Riede und Bruchwälder aus Erlen, Weiden und Birken das Landschaftsbild. Besonders an nebligen Tagen entfaltet sich eine melancholische und geheimnisvolle Stimmung, die Sümpfe und Moore umgibt und die Phantasie der Menschen seit jeher beflügelte. Seinen ganz besonderen Reiz erhält der Nationalpark jedoch durch die Seen. Das glitzernde Spiel der Wellen und die stimmungsvolle Ruhe am Wasser üben eine unvergleichliche Faszination auf den Betrachter aus. Die das Licht und die Farbe des Himmels widerspiegelnden Wasserflächen sind optische Anziehungspunkte in der Landschaft. Die Seen und ihre fließenden Übergänge zu Bruchwäldern und Röhrichten tragen so insbesondere zur Vielfalt dieser Landschaft bei. 87 Dem Nationalparkbesucher erschließen sich zudem eine Vielzahl von faszinierenden Naturerlebnissen. Brütende Fischadler, Seeadler bei der Jagd, das Trompeten balzender Kraniche und Scharen von Wildgänsen und Enten, die auf ihrem Zug in die Winterquartiere an den zahlreichen Seen im Müritzgebiet rasten. Besonders beeindruckend ist auch das Röhren der Hirsche, das zur Brunft im Herbst durch die nebligen Wälder hallt. 7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der Kulturlandschaft Beim überwiegenden Teil der Wälder im Müritz-Nationalpark handelt es sich nicht um natürliche (Ur-) Wälder, sondern um künstlich begründete und bisher intensiv genutzte Kiefernbestände. So werden weite Teile des Gebietes durch monotone Stangenholzbestände und Schonungen geprägt. Kiefernaltbestände hingegen bieten trotz der Strukturarmut und der Gleichförmigkeit der Bäume in Alter und Wuchs eindrucksvolle optische Reize. Seidig wehende Gräser, säulenartige, deutlich zweifarbige Stämme, ein blaugrünes lichtes Nadeldach, Zweige und Äste schaffen einen weitläufigen stimmungsvollen Raum. Als Teil einer erhalten gebliebenen historischen Kulturlandschaft stellt die zwischen Spukloch und Müritz liegende Wacholderheide mit ihren bizarren Baumformen eine Besonderheit dar. Sie hat sich erst nach 1940 aus einer Hutungsfläche entwickelt und ist im Müritz-Nationalpark die einzige heute noch existierende. Die traditionell extensiv landwirtschaftlich genutzten Bereiche östlich des Rederangsees mit Pfeifengraswiesen und Kleinseggen-Rasen, die auch als Nahrungs- bzw. Rastflächen für Kraniche bedeutsam sind und die zwischen Müritzhof und Müritz gelegenen Feuchtwiesen und -weiden sind landschaftlich sehr reizvoll. Darüber hinaus besitzen sie ein außerordentlich hohes Inventar an seltenen Pflanzen und Tierarten. Die am Ostufer des Feisnecksees kleinflächig vorkommenden Magerrasen und Halbtrockenrasen und damit zusammenhängende Gehölze sind als besonderer Kulturlandschaftsbereich einzuordnen. Hier sind es Arten wie Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites) und Tauben-Scabiose (Scabiosa columbaria), die als vom Aussterben bedroht bzw. als stark gefährdet gelten. Die weiteren Offenlandschaften des Nationalparks werden von z.T. ausgedehnten Sukzessionsflächen sowie von landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägt. Die in der Regel extensive Wiesen- und Weidenutzung 88 beschränkt sich vornehmlich auf die Niederungsbereiche. Diese Gebiete zeugen noch häufig durch vereinzelte Röhrichtbestände und Weiden- oder Erlengebüsche von ihrem ursprünglich feuchteren und meist moorigen Standort. Auf den trockeneren Mineralstandorten der Sanderflächen und Endmoränen überwiegen Ackerflächen, auf denen schwerpunktmäßig Getreide und Kartoffeln angebaut werden. Äcker und Ackerbrachen bieten dem Betrachter im Sommer, wenn diese sich zur Blüte der Ackerwildkräuter in ein buntes Meer verwandeln, einen ganz besonderen Aspekt. Unter den bewaldeten Bereichen ist das Peeneholz mit ehemals als Bauernwald genutzten Teilen, die dementsprechend Reste von Mittelwaldstrukturen aufweisen, als kulturhistorisches Relikt einzustufen: im Oberstand befinden sich hier Buchen und im Mittelstand Birken, Hainbuchen und Hasel. Im Umfeld und am Rande des Peeneholzes befinden sich Hügelgräber. Markant ist der ca. 1 km lange Lesesteinwall am Südrand (ehemalige Gemeindegrenze Schwastorf/Kargow), der bemerkenswerte Moosvorkommen aufweist. Die offenen Kulturlandschaften mit eingestreuten kleinen Dörfern spielen zwar in Bezug auf den Flächenanteil nur eine untergeordnete Rolle, doch finden sich gerade hier die abwechslungsreichsten Landschaftsbilder. Der Wechsel von Wald und Offenland, freiliegende Reliefformen, Siedlungen, Wiesen und Weiden, Äcker und Brachen, Alleen und Feldgehölze vermitteln den Eindruck harmonischer Kulturlandschaft. 7.2 Weitere landschaftsbildprägende Elemente Generell wird das Landschaftsbild auch von baulichen Strukturen beeinflusst. Z.B. gehen von der Bahnstrecke Rostock-Berlin visuelle und akustische Störungen für das Landschaftserleben aus. Von einigen Punkten aus sind die leuchtend hellgrauen Beton- und Stahlmasten der Oberleitungen weithin sichtbar, der Großteil der Strecke bleibt jedoch verborgen. Stärker als die visuelle ist die akustische, von Windrichtung und -stärke abhängige Störung als Beeinträchtigung zu werten. Erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes stellen die zwei 110-kV Leitungen dar, die das Gebiet des Müritz-Nationalparks auf einer Gesamtlänge von 33 km zerschneiden: die Trasse Fürstenberg-Waren (Müritz), auf einer Strecke von 22 km zwischen Useriner Mühle (über Abzweig Granzin) und Federow sowie zwischen dem Abzweig Granzin bis zum Umspannwerk Neustrelitz auf einer Länge von 11 km. Die durchschnittliche Mastenhöhe beträgt 23 m; die Seekreuzungsmasten sind bis zu einer Höhe von 60 m ausgelegt. Aus Sicherungsgründen ist ein 60 m breiter baumfreier Schutzstreifen unter den Leitungen notwendig. Besonders gravierend ist die weithin sichtbare 275 m lange Überspannung des Pagelsees. Etwa 18 km der Leitung liegen relativ versteckt im Kiefernwald, rund 15 km überspannen verschiedene Offenlandschaften sowie noch weitere kleine Seen. Zwischen Federow und Rehhof tritt die Leitung, von der Straße aus gut sichtbar, dominant in Erscheinung. Darüber hinaus verlaufen noch auf insgesamt ca. 58 km Länge 20 kV- und Niederspannungsleitungen, die im Nationalpark gelegene Ortslagen und Gehöfte mit Elektrizität versorgen. eine Vielzahl von Straßenverkehrszeichen, Schilder zur Sicherung der ehemaligen Truppenübungsplätze und einige private Werbetafeln wie z.B. von der Gastronomie u.ä. Bei der Gestaltung und der Standortwahl dieser Schilder sind landschaftsästhetische Gesichtspunkte offensichtlich in vielen Fällen zu kurz gekommen. Besonders die Eingangsbereiche, die für den Besucher eine wichtige visuelle “Begrüßung” und Einladung verkörpern, werden in ihrem Erscheinungsbild teilweise durch eine regelrechte Schilderflut stark abgewertet (KLEMMER & REICHLE 1995). 8 Pflanzen und Tiere 8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation Der Müritz-Nationalpark wird von einem rund 80 km langen öffentlichen Straßennetz durchzogen, dies entspricht einer Dichte von 2,6 m Straße/ha. Es sind zum überwiegenden Teil einfache Sandpisten oder sie haben Beläge in Form von Asphalt, Betonspuren und in geringem Umfang Betonpflaster. Mit Ausnahme der uralten, wunderschönen natursteingepflasterten Goldenbaumer Landstraße, aber auch der Granitpflasterstraße Granzin – Kratzeburg stellen insbesondere die Betonspurbahnen und Asphaltstraßen eine Beeinträchtigung für das Landschaftsbild dar. Die Erschließung des Nationalparks mit i.d.R. unbefestigten Wirtschaftswegen, die nach dem System der Forstabteilungen angelegt sind, zersplittert die Landschaft in kleine, optisch voneinander isolierte Teilareale. Dabei fällt insbesondere die planmäßige rechtwinklige Anordnung der Wege auf. Eine weitere Störung für das Landschaftsbild geht von nicht landschaftsgerecht gestalteten Bebauungselementen aus. Dazu zählen Wohnbebauungen (insbesondere Wohnblöcke), einige Feriensiedlungen und landwirtschaftliche Produktionsanlagen. Auch von Siloanlagen, Sendemasten und Feuerwachtürmen geht eine Beeinträchtigung aus. Ebenso erzeugen der auffallende technische Gewässerausbau der Boeker Fischteiche und die kanalisierten Abschnitte der Havel ein naturfernes Landschaftsbild. Die in großer Zahl errichteten jagdüblichen Einrichtungen (Jagdschirme, Hochsitze) sind insbesondere in den Offenlandschaften oft als das Landschaftsbild störend einzustufen. Häufig an einen Solitärbaum in der Feldflur genagelt oder in einer Gebüschgruppe aufgestellt, sind diese Objekte weithin sichtbar und wirken auffallend in die Landschaft hinein. Zur Besucherlenkung wurden von der Nationalparkverwaltung eine Reihe von Hinweis- und Verbotsschildern sowie Informationstafeln aufgestellt. Hinzu kommen noch 8.1.1 Flora Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den Kapiteln IV/4 – IV/6 erfolgen hier Betrachtungen zu den floristischen Besonderheiten des Müritz-Nationalparks. Den in Kapitel II/ 6 dargestellten naturräumlichen Einheiten entsprechen bestimmte floristische Wuchsbezirke (VOIGTLÄNDER u. SCHMIDT 1995). Im Vergleich dazu fällt auf, dass die Areale zahlreicher östlich verbreiteter Arten der Trocken- und Magerrasen innerhalb des Rücklandes der Mecklenburgischen Seenplatte bis in das Tollensegebiet, zum Teil bis in das Teterower und Malchiner Becken und vereinzelt sogar bis in das Hügelland um Warnow und Recknitz sowie das Satower Bergland mit Hoher Burg reichen. Das Gebiet des Müritz-Nationalparks berühren sie jedoch nur im Norden und Osten und reichen nur ganz selten bis in dieses hinein. Typische Arten hierfür sind z. B. Campanula bononiensis, Koeleria pyramidata, Salvia pratensis, Astragalus cicer, Phleum phleoides, Euphorbia exigua, Hordelymus europaeus und Camelina microcarpa. Im Gegensatz dazu reichen zahlreiche westlich oder boreal verbreitete Arten sowie Arten armer Sandstandorte und basenarmer Moore bis in den Raum des Müritz-Nationalparks oder haben in ihm einen regelrechten Verbreitungsschwerpunkt. Zu diesen Arten gehören unter anderem Ornithopus perpusillus, Arnoseris minima, Anthoxanthum aristatum, Carex arenaria, Nardus stricta, Galeopsis ladanum, Spergula morisonii, Eriophorum vaginatum, Drosera rotundifolia, Oxycoccus palustris, Ledum palustre, Carex limosa, Cladium mariscus, Linnaea borealis, Vaccinium vitis-idaea und Juniperus communis. Auch die Untersuchungen von FUKAREK (1968) und VOIGTLÄNDER (1970) ergaben, dass einige Arten subatlantischer Verbreitung innerhalb des Müritz-Nationalparks oder wenig östlich davon in Mecklenburg-Vorpommern 89 ihre östliche Verbreitungsgrenze erreichen. Damit gehört der Müritz-Nationalpark zu den pflanzengeographisch interessantesten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns. Gleichzeitig kann er zu den floristisch reichhaltigsten Gebieten des nordostdeutschen Raumes gezählt werden. Diese floristische Vielfalt begründet sich neben den abwechslungsreichen Standortbedingungen vor allem in der Art und im Wandel der Landnutzung der letzten Jahrhunderte (vgl. Kap. II/ 3). Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde das wegen der Ertragsarmut der überwiegend sandigen Böden dünn besiedelte Gebiet von großen zusammenhängenden Ackerflächen, Heide- und Hutungsflächen (einschließlich der Waldhutegebiete), Feucht- und Frischwiesen bzw. -weiden sowie von zahlreichen kleinen und kleinsten Flurelementen geprägt. Größere zusammenhängende Waldgebiete waren auf wenige Teilflächen begrenzt. Dadurch besaßen Arten der anthropogen geprägten Offenlandschaften, insbesondere der nährstoffarmen trockenen Heiden und Hutungen und der extensiv genutzten Feuchtgrünländer zu dieser Zeit einen hohen prozentualen Anteil. Die Formung des gegenwärtigen Florenbestandes setzte im wesentlichen etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der großflächigen Aufforstung bzw. Wiederbewaldung von landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten und den großräumigen Entwässerungen des bis dahin extensiv genutzten Feuchtgrünlandes in den Niederungsgebieten ein. Im Vergleich zu anderen Gebieten ist der Anteil der Neophyten (eingebrachte Arten) und adventiven (eingewanderte) Arten am Gesamtflorenbestand auffallend gering. Dies ist ein Hinweis für den relativ großen Natürlichkeitsgrad der Pflanzendecke des Müritz-Nationalparks. Ähnliches gilt für die in vielen anderen Gebieten zu beobachtende Massenausbreitung nitrophiler Arten; innerhalb des Müritz-Nationalparks ist diese Tendenz deutlich weniger ausgeprägt und beschränkt sich weitgehend auf die Bereiche des stark entwässerten und intensiv genutzten Grünlandes sowie auf Ackerflächen. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in der geringen Siedlungsdichte, den relativ geringen wirtschaftlichen Aktivitäten einschließlich des Verkehrs und in der Abgeschiedenheit großer Bereiche des Nationalparks. Bisher konnten im Müritz-Nationalpark 901 Gefäßpflanzen nachgewiesen werden (VOIGTLÄNDER 1994), davon allein im Bereich des früheren Naturschutzgebietes „Ostufer der Müritz“ über 700 Arten. Bemerkenswerte Arten in den Gewässern sind verschiedene Laichkräuter wie Potamogeton acutifolius, P. alpinus, P. berchtoldii, P. filiformis, P. friesii, P. gramineus, P. nitens, P. obtusifolius, P. polygonifolius und P. praelongus, sowie die in den mesotrophen Seen verbreiteten Armleuchter- 90 algen (Characeen)- Grundrasen. Weitere beachtenswerte Arten sind die Krebsschere (Stratiotes aloides) und die drei Wasserschlaucharten Utricularia vulgaris, U. intermedia und U. minor. Als Arten der Uferzonen sollen Alisma gramineum, Apium repens und Schoenoplectus americanus erwähnt werden. Vor allem in und an Kleingewässern wachsen Hottonia palustris und Sparganium minimum. Unter den Röhrichtarten ragt ganz besonders Cladium mariscus heraus. Die Art bildet im Müritz-Nationalpark die in Mecklenburg-Vorpommern größten zusammenhängenden Cladium-Röhrichte. An einigen Seen treten Carex elata, Calamagrostis stricta und C. canescens, Ranunculus lingua, Ophioglossum vulgatum, Pedicularis palustris, Epipactis palustris und Dryopteris cristata im Röhricht auf. Zu den erwähnenswerten Arten der Moore zählen vor allem Andromeda polifolia, Rhynchospora alba, Scheuchzeria palustris, Drosera anglica, D. intermedia, D. rotundifolia, Hammarbya paludosa, Eriophorum angustifolium, E. latifolium, Erica tetralix, Juncus bulbosus, Potentilla palustris sowie einige Seggen wie Carex limosa, C. diandra, C. echinata, C. lasiocarpa und C. rostrata. Zu den besonders bemerkenswerten Arten des Grünlandes gehören die Enzianarten Gentianella baltica, G. uliginosa sowie die Orchideen Orchis morio, Dactylorhiza minor, D. majalis, D. incarnata, Gymnadenia conopsea, Liparis loeselii, Listera ovata, Platanthera bifolia und Epipactis palustris, die vor allem im Bereich der Spuklochkoppel (Müritzhof) auftreten. Zu den floristischen Besonderheiten zählen hier auch größere Vorkommen von Pinguicula vulgaris, Taraxacum paludosum, Galium boreale, Parnassia palustris, Blysmus compressus, Cirsium acaule, Euphrasia stricta, E. rostkoviana, Nardus stricta, Polygala vulgaris, Rhinanthus serotinus, Serratula tinctoria, Selinum carvifolia, Succisa pratensis, Inula britannica, Leontodon saxatilis, Salix repens, Viola canina und einige Kleinseggen wie Carex flacca, C. panicea, C. fusca und C. distans. Die Trocken- und Magerrasen bilden sowohl den Vorkommensschwerpunkt für die wenigen östlich verbreiteten Arten trockenwarmer Standorte, die von Osten her bis in den Müritz-Nationalpark hineinreichen, als auch für subatlantisch verbreitete Arten armer trockener Sandstandorte, die von Westen her bis in den Nationalpark und die Mecklenburgische Kleinseenplatte vordringen. Einige der charakteristischen Arten sind Genista pilosa, Armeria elongata, Antennaria dioica, Botrychium lunaria, Astragalus arenarius, Carex ligerica, C. caryophyllea, C. ericetorum, Filago minima, Holosteum umbellatum, Dianthus deltoides, D. carthusianorum, Saxifraga granulata, S. tridactylitis, Anthericum ramosum, Orobanche arenaria, O. purpurea, Anthyllis vulneraria, Koeleria glauca, K. pyramidata, Trifolium montanum, T. alpestre, Salvia pratensis und Geranium sanguineum. Außerdem wachsen in diesem Vegetationskomplex einige Arten armer Sandäcker wie Arnoseris minima, Veronica dillenii, V. verna und Anthoxanthum puelii. Die Darstellung der potenziell natürlichen Vegetation darf deshalb auch nicht als Darstellung des NationalparkSchutzzieles, welches alle Phasen natürlicher Sukzessionsprozesse umfasst, missverstanden werden. Auf den Ackerflächen sind Arnoseris minima, Anthoxanthum puelii, Galeopsis ladanum, Hypochoeris glabra, Centaurea cyanus, Consolida regalis und Euphorbia exigua hervorzuheben. Entsprechend der klimatischen Differenzierung Mecklenburg-Vorpommerns erfolgte durch KOPP (1991) die Abgrenzung verschiedener Vegetationsgebiete. Im MüritzNationalpark dominiert demnach die „Vegetation des feuchten Tieflandklimas“ (Klimastufe a,m ). Zu den floristischen Besonderheiten in den Nadelbaumwäldern, insbesondere in den Kiefernbeständen gehören einige Wintergrünarten wie Chimaphila umbellata, Moneses uniflora, Pyrola chlorantha, P. minor und P. rotundifolia, sowie Bärlappgewächse wie Lycopodiella inundata, L. clavatum, Diphasium complanatum, D. tristachyum und Huperzia selago. Weiterhin zu nennen sind Goodyera repens und Linaea borealis. Am häufigsten sind sie in den Erstaufforstungen bzw. in jüngeren Altersklassen. In den Laubwäldern der Mineralbodenstandorte sind in erster Linie die Waldorchideen wie Cephalanthera damasonium, C. longifolium, C. rubra und Corallorhiza trifida hervorzuheben. Für die Bruchwälder sind Arten erwähnenswert, die beispielsweise auch in Feuchtwiesen, Mooren, Rieden und Röhrichten auftreten. Dazu zählen u.a. Crepis paludosa, Listera ovata, Angelica sylvestris, Valeriana dioica, Hydrocotyle vulgaris, Ranunculus lingua, Stellaria palustris und Potentilla palustris. 8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV) TÜXEN (1957) prägte den Begriff „potenziell natürliche Vegetation“ und verstand darunter das schlagartige Vorhandensein einer dem realen Standort entsprechenden Klimaxvegetation. Ausdrücklich wurden durch ihn Sukzessionen und anthropogene Standortveränderungen ausgeklammert. Durch ELLENBERG (1986) und KOWARIK (1987) wurde der Begriff weiterentwickelt und auch inhaltlich verändert. STURM (1991) definierte ihn insbesondere in Anlehnung an KOWARIK neu: „Die potenziell natürliche Vegetation soll als Zeiger für ein andauernd sich wandelndes (Entwicklungszeitraum) Ökosystem verstanden werden. Vom Menschen nur durch unvermeidbare indirekte Eingriffe beeinflusst (Entwicklungsbedingungen), setzt sich dieses theoretisch erdachte, zufallsbeeinflusste und multivariable Sukzessionsmosaik aus einem standort- und arealgemäßen Vegetationsspektrum auf aktueller Standortgrundlage zusammen. Namengebend ist die biomassereichste Entwicklungsphase“. Die innere Differenzierung dieses Vegetationsgebietes ist durch eine Zuordnung der PNV-Einheiten nach KOPP & JESCHKE (1992) zu den im Gebiet vorliegenden StammStandortsformen möglich. Danach ist die potenziell natürliche Vegetation des MüritzNationalparks auf allen trockenen bis feuchten Standorten kräftiger bis mäßiger Nährstoffversorgung ein reiner Buchenwald. Auf den ärmeren Standorten tritt an seine Stelle der Stieleichen-Buchenwald bzw. im Endmoränengebiet um Serrahn der Traubeneichen-Buchenwald. Auf nassen Standorten mit kräftiger bis mäßiger Nährstoffversorgung bilden Stieleichen-Erlenwälder und bei ärmeren Nährstoffverhältnissen Stieleichen-Moorbirkenwälder bzw. Moorbirkenwälder die PNV. Auf sehr nassen Standorten mit kräftiger bis mäßiger Nährstoffversorgung dominieren Erlenwälder, bei ärmeren Nährstoffverhältnissen Moorbirkenwälder. Dauerhaft überstaute, bzw. wassergesättigte Moore sind waldfrei. Einen Überblick über die im Müritz-Nationalpark zu erwartende potenziell natürliche Vegetation im Zusammenhang mit der Stamm-Standortsform gibt die Tabelle 19 (verändert nach KOPP und JESCHKE 1992). 8.2 Ergänzende Angaben zur Fauna Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den Kapitel IV/4 – IV/6 erfolgen hier spezifische Betrachtungen einzelner Arten und Artengruppen: Für die Spinnenfauna liegen u.a. Angaben für den Bereich Wienpietschseen und das Ostufer Feisnecksee vor (MARTIN 1983). Jüngste Untersuchungen erfolgten im Bereich des ehemaligen militärischen Übungsgeländes. Dort konnten 53 Arten nachgewiesen werden, die in der Roten Liste (RL) für Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet sind, hinzu kommen acht weitere Arten, deren Vorkommen für Mecklenburg-Vorpommern bisher nicht bekannt war. Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 171 Laufkäferarten nachgewiesen (GÄBLER 1967, MEYER 1993, HAMANN 91 Tabelle 19: Potenziell natürliche Vegetation 3TAMM FEUCHTE STUFE 3TAMM n .ËHRKRAFTSTUFE 5HLFK .UlIWLJ 0lLJ ]LHPOLFKDUP DUP 3TAMM n 6EGETATIONSFORM NACH (AUPT :WISCHEN UND 6ORWALDPHASE OBEN -ITTE UND UNTEN 7URFNHQ 7 /XQJHQNUDXW *ROGQHVVHO +DLQULVSHQ /XQJHQNUDXW %XFKHQZDOG *ROGQHVVHO +DLQULVSHQ +DLQEXFKHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 0lLJ IULVFK 7 XQG : /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO +DLQULVSHQ /XQJHQNUDXW %XFKHQZDOG 5LHVHQVFKZLQJHO +DLQULVSHQ +DLQEXFKHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG PLW%HUJDKRUQ %LUNHQYRUZDOG )ULVFK 7 )HXFKW 2 XQG 1 1DVV 2 XQG 1 6HKUQDVV 2 2 ZLHEHLPlLJIULVFK 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQ /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO VFKPLHOHQ (VFKHQ %XFKHQZDOG %XFKHQZDOG 6FKDWWHQEOXPHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 6WLHOHLFKHQ²%XFKHQZDOG 6FKDWWHQEOXPHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 'UDKWVFKPLHOHQ 6WLHOHLFKHQ %LUNHQ6WLHOHLFKHQ .LHIHUQ ]ZLVFKHQZDOG ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQ.LHIHUQ YRUZDOG 6DXHUNOHH%ODXEHHU %ODXEHHU 6WLHOHLFKHQ²%XFKHQZDOG 6DXHUNOHH%ODXEHHU %ODXEHHU %LUNHQ 6WLHOHLFKHQ 6WLHOHLFKHQ .LHIHUQ ]ZLVFKHQZDOG ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQ.LHIHUQ YRUZDOG 3IHLIHQJUDV6DXHUNOHH 3IHLIHQJUDV%ODXEHHU %ODXEHHU 6WLHOHLFKHQ%XFKHQZDOG 3IHLIHQJUDV6DXHUNOHH 3IHLIHQJUDV%ODXEHHU %ODXEHHU6WLHOHLFKHQ %LUNHQ6WLHOHLFKHQ %LUNHQ]ZLVFKHQZDOG .LHIHUQ]ZLVFKHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 3IHLIHQJUDV.LHIHUQ %LUNHQYRUZDOG 6DXHUNOHH3IHLIHQJUDV 3IHLIHQJUDV%XFKHQ 6WLHOHLFKHQ%XFKHQZDOG 6WLHOHLFKHQZDOG 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQVFKPLHOHQ 5DVHQ 6DXHUNOHH3IHLIHQJUDV 3IHLIHQJUDV /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO VFKPLHOHQ %LUNHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG +DLQEXFKHQ6WLHOHLFKHQ]ZLVFKHQZDOG PLW%HUJDKRUQ %LUNHQYRUZDOG 5RKUJODQ]JUDV 5RKUJODQ]JUDV 5RKUJODQ]JUDV 6DXHUNOHH7RUIPRRV 7RUIPRRV /XQJHQNUDXW 5LHVHQVFKZLQJHO 6WLHOHLFKHQ 0RRUELUNHQZDOG (UOHQ(VFKHQZDOG 0RRUELUNHQZDOG 6WLHOHLFKHQ(UOHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 0RRUELUNHQYRUZDOG *URVHJJHQ :DO]HQVHJJHQ .OHLQVHJJHQ :ROOJUDV (UOHQ (UOHQZDOG 0RRUELUNHQZDOG %LUNHQZDOG %LUNHQYRUZDOG 0RRUELUNHQYRUZDOG 5|KULFKW6FKQHLGHULHG0RRUH :ROOJUDV7RUIPRRV0RRUH Quelle: verändert nach KOPP und JESCHKE (1992) Erläuterung: 1.) Auf südexponierten Lagen der Endmöräne bei Serrahn Trauben-Eiche statt Stiel-Eiche 92 1994), darunter auch der vom Aussterben bedrohte Große Puppenräuber (Calosoma sycophanta). Hervorzuheben ist auch der Nachweis von Harpalus signaticornis, der nach der RL Mecklenburg-Vorpommern (MÜLLER-MOTZFELD 1992) als verschollen galt. Von den 625 im Müritz-Nationalpark nachgewiesenen Nachtgroßschmetterlingen (nur Arten, die nach 1990 festgestellt wurden) sind 80 Arten in der RL der gefährdeten Nachtgroßschmetterlinge Brandenburgs enthalten. Bisher wurden von den 21 Reptilien- und Amphibienarten Mecklenburg-Vorpommerns 16 Arten für den MüritzNationalpark nachgewiesen. Darunter die vom Aussterben bedrohte Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und die stark gefährdete Kreuzotter (Vipera berus) sowie die stark gefährdeten Amphibienarten Rotbauchunke (Bufo bombina) und Kammolch (Triturus c. cristatus). Von den 51 autochthonen Fischarten Mecklenburg-Vorpommerns wurden bisher 26 Arten im Müritz-Nationalpark nachgewiesen. Neben dem Vorkommen der stark gefährdeten Arten Elritze (Phoxinus phoxinus) und Wels (Silurus glanis) ist insbesondere auch das Auftreten der gefährdeten Kleinen Maräne (Coregonus albula), des Bitterlings (Rhodeus sericeus amarus) und des Steinbeißers (Cobitis taenia) bemerkenswert. Nachfolgend sollen die Vögel und Säugetiere an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen ausführlicher behandelt werden: Zum einen handelt es sich bei ihnen um Tierarten, deren Lebensräume sich oft weit über einen Ökosystemtyp hinaus erstrecken und schon deshalb eine spezielle Betrachtung erfordern. Darüber hinaus erfordern der gleichzeitige Status des Müritz-Nationalparks als Europäisches Vogelschutzgebiet und in Teilen als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung sowie die besondere Zielstellung des § 3 der Nationalparkverordnung (Schutz der Großvogelpopulationen) eine besondere Darstellung des Gebietes als Vogellebensraum. Schließlich ist dies auch aufgrund des regionalen und überregionalen Interesses an der Avifauna, dass sich z.B. durch zahlreiche ornithologisch orientierte Besucher im Gebiet dokumentiert, geboten. Im Hinblick auf die Säugetiere ergibt sich dieses Erfordernis u.a. aus § 5 (1) Ziff. 6 der Nationalparkverordnung, wonach es geboten ist, Bestandsregulierungen von wildlebenden Tieren entsprechend den Zielsetzungen für den Nationalpark vorzunehmen. Dies zielt insbesondere auf die Regulierung des Schalenwildbestandes. Als Entscheidungsgrundlage dafür wird hier und im Kapitel IV/ 8.3 die Situation der Wildarten und anderer Säugetierarten dargestellt. 8.2.1 Vogelwelt Der Schutz und die Erforschung der Vogelwelt auf dem Gebiet des Müritz-Nationalparks haben eine lange Tradition. Schon in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts gab es erste Bemühungen zum Schutz der Vogelwelt am Ostufer der Müritz durch den Warener Ornithologen Karl Bartels (vgl. Kap. II/3.3). Maßgeblich beteiligt an der wissenschaftlichen Erforschung der Vogelwelt im heutigen Teilgebiet Serrahn waren u.a. die Ornithologen H. Weber und H. Prill. So wurden in Serrahn in der von 1970 – 80 laufenden Beringungsaktion „Baltik” zehntausende Vögel beringt und vermessen. Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 250 Vogelarten nachgewiesen. Davon sind 137 Arten Brutvögel, weitere 100 Vogelarten nutzen das Gebiet als Rast- und Nahrungshabitat, 13 Arten wurden als sogenannte Irrgäste festgestellt. Unter den Brutvögeln sind 46 nachgewiesene Arten und 11 Arten mit Brutverdacht, die zu den 116 für Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben bzw. gefährdet geltenden Brutvogelarten zählen. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Gesamtbestände in Deutschland ist insbesondere die bemerkenswert hohe Anzahl von Seeund Fischadlern, sowie von Kranichen hervorzuheben. Unter den Vogelarten, die zu den beeindruckendsten gehören und im Müritz-Nationalpark in erstaunlicher Dichte vorkommen, gehören die Greifvögel. Allen voran der Seeadler (Haliaetus albicilla) mit etwa 12 – 15 Brutpaaren. Ist sein Brutgebiet ungestört, kommt er in ausgedehnten Kiefernforsten ebenso vor, wie in Erlenbruch- und Buchenwäldern. Die Population des Fischadlers (Pandion haliaetus) zählt zu den größten in ganz Europa. Etwa 20 Paare brüten im Gebiet, wobei die Vögel im Teilgebiet Müritz vorwiegend auf den Masten der 110 kV-Leitung und im Teilgebiet Serrahn ausschließlich auf Bäumen nisten. Der Schreiadler (Aquila pomarina) brütet nicht mehr im Nationalpark, jedoch lassen regelmäßige Frühjahrs- und Sommerbeobachtungen eine Wiederbesiedelung erwarten. Unter den Bussarden ist der Mäusebussard (Buteo buteo) der häufigste. Er besiedelt fast alle Lebensräume und verbleibt auch im Winter im Gebiet. Sehr viel seltener ist dagegen der Wespenbussard (Pernis apivorus), ein reiner Waldbewohner der nur noch mit wenigen Paaren vorkommt und eine negative Bestandsentwicklung aufweist. Als regelmäßiger Brutvogel tritt der Habicht (Accipiter gentilis) auf. Der in den letzten Jahren selten gewordene Sperber (Accipiter nisus) besiedelt auch jüngere Bestände und nistet mit Vorliebe auf Lärchen. In den Übergangsbereichen zum Wald und in Feldgehölzen lebt der Rotmilan (Milvus milvus), er zählt neben Mäusebussard und Rohr- 93 weihe zu den häufigen Greifvögeln. Einige Exemplare überwintern regelmäßig im Gebiet. Der etwas seltenere Schwarzmilan (Milvus migrans) bevorzugt dagegen Gewässerränder als Bruthabitat. Unter den Falkenarten sind Baumfalke (Falco subbuteo) und Turmfalke (Falco tinnunculus) Brutvögel im Nationalpark. Ihre Habitatansprüche sind jedoch sehr unterschiedlich. Während der Baumfalke gern in Kiefernalthölzern mit vorgelagerten Wiesen und Feldern nistet, bevorzugt letzterer den siedlungsnahen Bereich, wo er in Kirchen und anderen hohen Gebäuden brütet. Der Wanderfalke (Falco peregrinus) war seit etwa 1960 als Brutvogel ausgestorben, jüngste Beobachtungen in der Brutzeit lassen jedoch eine Wiederbesiedelung des Gebietes erwarten. Eine ähnliche Bestandsentwicklung war auch beim Kolkraben (Corvus corax) zu beobachten. In den 1960er Jahren war die Population bis auf wenige Paare weitgehend erloschen. Jedoch erholte sich der Bestand und kann heute als nicht mehr bedroht eingeschätzt werden. Ausschließliche Wintergäste auf den Offenlandflächen sind Rauhfußbussard (Buteo lagopus) und Merlin (Falco columbarius). Zu den reinen Nadelwaldbewohnern zählen Wintergoldhähnchen (Regulus regulus), Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapillus), Tannenmeise (Parus ater) und Haubenmeise (Parus cristatus). Lichte Nadelwälder bevorzugen Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Misteldrossel (Turdus viscivorus), Wacholderdrossel (Turdus pilaris), Turteltaube (Streptopelia turtur) Fitis (Phylloscopus trochilus), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Kleiber (Sitta europaea) und Waldbaumläufer (Certhia familiaris). In jungen Fichten- und Kiefernkulturen sind Baumpieper (Anthus trivialis), Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), Goldammer (Emberiza citrinella) und Neuntöter (Lanius collurio) ebenso häufig wie in Hecken oder Waldrändern. Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) besiedelt selbst dichteste Nadelbaumdikkungen. Ähnlich anspruchslos sind Heckenbraunelle (Prunella modularis), Amsel (Turdus merula), Singdrossel (Turdus philomelos) und Kohlmeise (Parus major) an ihr Bruthabitat. Die Bachstelze (Motacilla alba) kann sowohl in Nadelwäldern, als auch in Siedlungen vorkommen, während die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) ausschließlich an Fließgewässern brütet. Der Eisvogel (Alcedo atthis) benötigt frische Uferabbrüche, um seine Brutröhren anzulegen, er brütet jedoch auch fernab der Gewässer in Wurzeltellern umgestürzter Bäume. Die Wasseramsel (Cinclus cinclus), ein regelmäßiger aber seltener Durchzügler im Winter, ist vornehmlich an den 94 wenigen Fließgewässern anzutreffen. Ebenfalls nur außerhalb der Brutzeit ist die Rotdrossel (Turdus iliacus) in großen Schwärmen zu beobachten. Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), Ringeltaube (Columba palumbus), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Sumpfmeise (Parus palustris) und Star (Sturnus vulgaris) sind über das ganze Nationalparkgebiet verbreitet. Auf Flächen des ehemaligen Übungsplatzes, wo waldfreie Sandmagerrasen und Ginsterheiden dominieren, liegt der Verbreitungsschwerpunkt des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus). Die gleiche Habitatstruktur nutzen Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), Heidelerche (Lullula arborea), Raubwürger (Lanius excubitor), Brachpieper (Anthus campestris) und Wiedehopf (Upupa epops). Letzterer scheint in jüngster Zeit wieder heimisch geworden zu sein. Unter den Eulenarten ist der Waldkauz (Strix aluco) sicherlich am häufigsten. Er ist vornehmlich im Februar und März häufig zu hören. Die an natürlichen Baumhöhlen reichen Altbuchenwälder um Serrahn bieten auch für die Waldohreule (Asio otus) Brut- und Lebensmöglichkeiten. Über den Steinkauz (Athene noctua), der früher als Brutvogel am Ostufer der Müritz vorkam, liegt kein gesicherter Nachweis mehr vor. Dagegen sind vom Rauhfußkauz (Aegolius funereus) in den letzten Jahren vermehrt RufNachweise für den Raum Granzin, Speck und Klockow erbracht worden. Auf Höhlenreichtum sind auch die Hohltaube (Columba oenas) und die Schellente (Bucephala clangula) angewiesen. Unter den heimischen Entenarten stellt die Schellente eine Besonderheit dar. Sie nutzt Baumhöhlen zur Eiablage, die sich oft weitab vom nächsten Gewässer befinden. Ihre noch flugunfähigen Jungen verlassen schon unmittelbar nach dem Schlupf die 10 – 15 Meter hoch gelegene Bruthöhle. Meistens sind es Höhlen, die von Schwarzspechten (Dryocopus martius) angelegt wurden und später eine Nachnutzung durch Hohltauben und Schellenten erfahren. Weitere Spechtarten wie Wendehals (Jynx torquilla), Mittelspecht (Dendrocopos medius) bevorzugen laubbaumdominierte Wälder. Der Buntspecht (Dendrocopos major) und der Grünspecht (Picus viridis) sind weitere im Nationalpark heimische Arten. Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) ist hinsichtlich ihrer Ansprüche an die Biotopausstattung nicht sehr wählerisch. In unterholzreichen Laubwäldern ist sie häufiger zu beobachten. Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) hingegen benötigt störungsarme, reichstrukturierte Altholzbestände. Diese finden sich in ausreichender Größe nur im Teilgebiet Serrahn. Der Bruterfolg des Schwarzstorches ist aber auch hier sehr wechselhaft. Ein reiner Laubwaldbewohner ist der in Nordindien überwinternde Zwergschnäpper (Ficedula parva), der die geschlossenen Buchenwälder des Teilgebietes Serrahn in erstaunlicher Dichte besiedelt. Der Bergfink (Fringilla montifringilla) kann zur Buchenmast sehr häufig auftreten, Schwärme von mehreren hunderttausend Exemplaren konnten in Serrahn schon beobachtet werden. In laubbaumdominierten Wäldern kommen auch Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Buchfink (Fringilla coelebs), Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes), Blaumeise (Parus caeruleus) und Pirol (Oriolus oriolus) vor. Das Ostufer der Müritz, die Havelseen und die vielen kleinen Waldseen sind für zahlreiche Wasservogelarten sowohl Brut-, als auch Nahrungs-, Rast- und Überwinterungsgebiete. So ist es nur folgerichtig, dass ein Teil des Nationalparks als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung (RAMSAR – Gebiet) deklariert wurde. Ein besonderes Naturschauspiel bietet sich dem Beobachter mit dem jährlichen Gänsezug. Im September finden sich auf den Specker Seen, dem Rederangsee und dem Woterfitzsee einige tausend Graugänse (Anser anser) ein. Sie ist auch die einzige im Gebiet brütende Gänseart. Wenig später, im Oktober bis Ende November folgen in noch größerer Anzahl die Saat- und Blässgänse (Anser fabalis u. A. albifrons). Bis zu 25.000 Exemplare wurden schon am Ostufer der Müritz und den Havelseen registriert. Immer wieder finden sich auch Kurzschnabelgans (Anser brachyhynchus), Ringelgans (Branta bernicla), Weißwangengans (Branta leucopsis) und Kanadagans (Branta canadensis) als seltene Durchzügler auf den Gewässern des Nationalparks ein. Außerordentliche Bedeutung hat das Gebiet auch für rastende Entenarten. So sind Tafelente (Aythya ferina) und Reiherente (Aytha fuligula) eher spärliche Brutvögel im Gebiet. Um so häufiger treten sie aber als Durchzügler am Warnker See, Rederangsee und der Müritz auf. Bis zu 50.000 rastende Reiherenten wurden schon gezählt. In weitaus geringerer Anzahl ziehen Schnatterente (Anas strepera), Krickente (Anas crecca), Löffelente (Anas clypeata), Stockente (Anas platyrhynchos) und Knäkente (Anas querquedula) durch, Entenarten die auch als Brutvögel im Gebiet vorkommen. In den Trupps anderer Entenarten finden sich gelegentlich Spießente (Anas acuta) und Pfeifente (Anas penelope) ein. Unregelmäßige Sommergäste und nur ausnahmsweise Brutvögel sind Brandente (Tadorna tadorna) und Kolbenente (Netta rufina). Als sehr seltene Wintergäste kommen Meeresenten wie Trauerente (Melanitta nigra), Samtente (Melanitta fusca), Eiderente (Somateria mollissima), Eisente (Clangula hyemalis) sowie Bergente (Aythya marila) und Moorente (Aythya nyroca) vornehmlich auf den größeren Gewässern vor. Durch ihre charakteristischen Rufe sehr auffällige Wintergäste sind Sing- (Cygnus cygnus) und Zwergschwan (C. columbianus). Nicht selten sind Trupps mit bis zu 100 Exemplaren auf der eisfreien Müritz zu beobachten. Als typische Vogelart der größeren Gewässer gilt der Höckerschwan (Cygnus olor), dessen Bestand Mitte dieses Jahrhunderts stark bedroht war, heute aber als stabil eingeschätzt werden kann. Ein ebenso charakteristischer Vertreter der Gewässer ist der Haubentaucher (Podiceps cristatus). Er kommt an fast allen größeren Seen im Gebiet vor. Im Herbst sind Trupps mit bis zu 500 Exemplaren auf der Müritz keine Seltenheit. Seltener ist der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), der eher auf kleinen bzw. stark verlandeten Gewässern brütet. Nur von wenigen Gewässern gibt es Nachweise über das Vorkommen des Rothalstauchers (Podiceps grisegena). Die übrigen Taucherarten wie Prachttaucher (Gavia arctica), Sterntaucher (Gavia stellata) und Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) sind seltene Durchzügler. Das Blässhuhn (Fulica atra) ist ebenfalls an vielen Seen zu beobachten. Sein Brutbestand scheint sich nach einem Bestandeseinbruch in den 1980er Jahren wieder erholt zu haben. Auf der Müritz sind Ansammlungen von 1.000 Bläßrallen keine Seltenheit. Zu den Wasservogelarten des Gebietes zählen auch drei Sägerarten. Während der Gänsesäger (Mergus merganser) ein zahlreicher Durchzügler ist und manchmal auch im Gebiet brütet, sind Zwergsäger (Mergus albellus) und Mittelsäger (Mergus serrator) nur selten zu beobachten. Ein künstlicher, jedoch für einige Vogelarten sehr interessanter Lebensraum im Müritz-Nationalpark sind die Boeker Fischteiche. Die abgelassenen Teiche ziehen vorwiegend im Herbst und im Frühjahr tausende Limikolen an Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Flußuferläufer (Actitis hypoleucos), Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola), Zwerg- und Sichelstrandläufer (Caldris minuta u. C. ferruginea), Regenbrachvogel (Numenius phaeopus), Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus), Grünschenkel (Tr. nebularia) und Bruchwasserläufer (Tr. glareola) zählen dort zu den regelmäßigen Durchzüglern. Seltener nutzen Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus), Steinwälzer (Arenaria interpres), Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus), Sandregenpfeifer (Ch. hiaticula), Säbelschnäbler (Recurcirostra avosetta), Austernfischer (Haematopus ostralegus), Odinshühnchen (Phalaropus lobatus), Temmickstrandläufer (Calidris temminckii), Sanderling (C. alba) und Knutt (C. canutus) die Schlickflächen der abgelassenen Teiche zur Nahrungssuche. Verschiedene Möwenarten sind ebenfalls Brutvögel und Nahrungsgäste. So die Lachmöwe (Larus ridibundus), 95 deren Brutbestand auf 20 Paare geschätzt wird. Sie ist auch außerhalb der Brutzeit regelmäßig auf allen größeren Seen zu beobachten. Gleiches gilt für Zwergmöwe (Larus minutus), Sturmmöwe (L. canus) sowie Silber- und Weißkopfmöwe (Larus argentatus u. L. cachinnans). Dagegen treten Heringsmöwe (Larus fuscus), Mantelmöwe (L. marinus) und verschiedene Raubmöwen (Stercorarius spec.) nur selten als Durchzügler und Wintergäste auf. Ein ebenfalls regelmäßiger Gast an den Gewässern ist die Flußseeschwalbe (Sterna hirundo) deren einziges bekanntes Brutvorkommen an den Boeker Fischteichen liegt. Das Brutvorkommen der Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) vom Useriner See hingegen dürfte erloschen sein. Sie nutzte dort in den See gerammte Pfähle als Brutplatz. Die Raubseeschwalbe (Sterna caspia) ist vorwiegend im August-September als regelmäßiger Durchzügler an den Fischteichen und an der Müritz zu beobachten. Weitere Seeschwalbenarten wie Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leucopterus), Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons) und Brandseeschwalbe (St. sandvicensis) sind sehr seltene Durchzügler. Zu den charakteristischen Vogelarten der fischreichen Gewässer des Müritz-Nationalparks gehören Kormoran (Phalacrocorax carbo) und Graureiher (Ardea cinera). Als Brutvogel eher selten, treten sie jedoch als häufige Nahrungsgäste an allen größeren Seen des Gebietes auf. Die einzige Graureiherkolonie, in der auch einige Kormorane brüten, befindet sich bei Zwenzow. Zu den Vogelarten, die in den ausgedehnten Röhrichten und Seggenrieden am Ostufer der Müritz und den zahlreichen Gewässern des Nationalparks auftreten, gehört die selten zu beobachtende aber um so eindrucksvoller zu hörende Rohrdommel (Botaurus stellaris), die mit 4 – 6 rufenden Exemplaren am Ostufer der Müritz ihren Verbreitungsschwerpunkt hat. Die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) gilt als ausgestorben. Nur auf dem Durchzug werden noch einige Exemplare registriert. Den gleichen Lebensraum nutzen auch Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus), Drosselrohrsänger (A. arundinaceus), Rohrschwirl (Locustella luscinoides), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Bartmeise (Panurus biarmicus) und der seltene Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus). Vom Seggenrohrsänger (A. paludicola) fehlen aktuelle Nachweise. Von den drei Weihenarten brütet nur die Rohrweihe (Circus aeruginosus) im Gebiet. Als Bodenbrüter nutzt sie ausgedehnte Röhrichtzonen und baumfreie Moore. Die Kornweihe (Circus cyaneus) tritt als regelmäßiger Durchzügler und Wintergast auf. Die Wiesenweihe (C. pygargus) wird nur sehr selten beobachtet. 96 Nur noch unregelmäßig brütet die Sumpfohreule (Asio flammeus) im Nationalpark. Weitere in diesem Lebensraum vorkommende Vogelarten sind Wasserralle (Rallus aquaticus), Teichhuhn (Gallinula chloropus) und das seltene Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana). In den zeitweilig überstauten, gebüschreichen Mooren und Verlandungszonen der Seen brütet der Kranich (Grus grus). Er baut sein Nest auch in Erlenbrüchen und kleinen Feldsöllen, vorausgesetzt, sie sind zur Brutzeit ausreichend mit Wasser gefüllt. Ähnliche Habitatansprüche hat der Waldwasserläufer (Tringa ochropus), während die Bekassine (Gallinago gallinago) große zusammenhängende Feuchtgebiete bevorzugt. Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) ist nicht an Gewässerränder gebunden. Er besiedelt auch reichstrukturierte Feldgehölze, Weidengebüsche und Staudenfluren. Ebenso nutzen Feldschwirl (Locustella naevia) und Schlagschwirl (L. fluviatilis) diesen Lebensraum. In den ausgedehnten Moorwäldern finden sich zur Zugzeit große Schwärme des Erlenzeisigs (Carduelis spinus). In unmittelbarer Seenähe an herabhängenden Birkenästen brütet die Beutelmeise (Remiz pendulinus). Die Weidenmeise (Parus montanus) ist ebenfalls ein Charaktervogel der Birken- und Erlenbruchwälder. Hier hat auch der Kuckuck (Cuculus canorus) seinen Verbreitungsschwerpunkt. Interessant sind die in den letzten Jahren häufiger werdenden Beobachtungen des Karmingimpels (Carpodacus erythrinus). Ursprünglich weiter im Osten beheimatet, hat er sein Verbreitungsgebiet stetig erweitert. Dagegen ist das Vorkommen des Weißsternigen Blaukehlchens (Luscinia svecica) am Ostufer der Müritz nicht bestätigt, obwohl die ausgedehnten Moore einen idealen Lebensraum darstellen. Der Grauschnäpper (Muscicapa striata) ist wie der Kleinspecht (Dendrocopos minor) in weichholzreichen Beständen heimisch, brütet aber auch in Siedlungen. Die Grünlandflächen weisen ebenfalls eine charakteristische Avifauna auf. So sind Wiesenpieper (Anthus pratensis), Feldlerche (Alauda arvensis) und Braunkehlchen (Saxicola rubetra) häufige, der Kiebitz (Vanellus vanellus) hingegen ein eher spärlicher Brutvogel. Früher zahlreich vorkommend, heute jedoch nur noch auf wenigen Grünländern wie am Müritzhof und auf den Rederangwiesen zu finden, ist die Schafstelze (Motacilla flava). Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und einhergehender Entwässerung der Niedermoorstandorte sind eine Reihe von Brutvögeln aus dem Gebiet verschwunden. Dazu gehören Wachtelkönig (Crex crex), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Uferschnepfe (Limosa limosa) und Rotschenkel (Tringa totanus). Seit den 1950er Jahren ist auch das Birkhuhn (Tetrao tetrix) im Gebiet ausge- storben. In geringer Anzahl und oft übersehen sind Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) und Kampfläufer (Philomachus pugnax), noch seltener Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica) und Doppelschnepfe (Gallinago media) als Durchzügler zu beobachten. Der Weißstorch (Ciconia ciconia) als Brutvogel der umliegenden Dörfer nutzt ebenfalls das reichhaltige Nahrungsangebot der Feuchtwiesen und Weiden. Seine Brutdichte scheint sich in den letzten Jahren zu stabilisieren. Durch die Stillegung großer Ackerflächen haben sich die Bestände des Rebhuhns (Perdix perdix) und der Wachtel (Coturnix coturnix) offensichtlich erholt. Ihre charakteristischen Rufe sind in den letzten Jahren auf den Ackerflächen um Goldenbaum und bei Charlottenhof häufiger zu hören. Im Herbst finden sich auf den abgeernteten und umgebrochenen Feldern zahlreiche Vogelarten zur Nahrungssuche ein. So sind Saatkrähe (Corvus frugilegus), Dohle (monedula) und Nebelkrähe (corone cornix) oft in großen Schwärmen zu beobachten. Auch Schneeammer (Plectrophenax nivalis) und Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) rasten im Herbst und im Frühjahr auf brachliegenden Feldern. Zu den Vogelarten, die ihren Lebensraum in Hecken, Obstgärten und Alleebäumen haben, gehören Hänfling (Carduelis cannabina), Grünling (Carduelis chloris) Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Dorngrasmücke (Sylvia communis), Gartengrasmücke (Sylvia borin) und Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus). Die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) ist nur im Teilgebiet Serrahn in der heckenreichen Landschaft um Goldenbaum nachgewiesen. Ähnliche Strukturen bevorzugen Sprosser (Luscinia luscinia), Klappergrasmücke (Sylvia curruca) und Sperbergrasmücke (S. nisoria), sie kommen aber auch fernab von Siedlungen vor. Im siedlungsnahen Raum leben Gelbspötter (Hippolais icterina), Feldsperling (Passer montanus) und Stieglitz (Carduelis carduelis). Als ausgesprochene Kulturfolger, die nur im unmittelbaren Siedlungsraum vorkommen, gelten Türkentaube (Streptopelia decaocto), Rauchschwalbe (Hirundo rustica), Mehlschwalbe (Delichon urbica), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Haussperling (Passer domesticus), Girlitz (Serinus serinus) und Elster (Pica pica). Die Schleiereule (Tyto alba) dürfte ebenfalls in den umliegenden Siedlungen auftreten. Als Invasionsvögel treten Birkenzeisig (Carduelis flammea), Berghänfling (Carduelis flavirostris), Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes), Seidenschwanz (Bombycilla garrulus), Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Bindenkreuzschnabel (L. leucoptera) und Kiefernkreuzschnabel (L. pytyopsittacus) auf. Der Fichtenkreuzschnabel ist vermutlich auch Brutvogel. Als Irrgäste wurden folgende Arten nachgewiesen: Polarbirkenzeisig (Carduelis hornemanni), Hakengimpel (Pinicola enucleator), Grüner Laubsänger (Phylloscopus trochiloides), Gelbbraunenlaubsänger (P. inornatus), Berglaubsänger (P. bonelli) und Blauschwanz (Tarsinger cyanurus). 8.2.2 Säugetiere Von den 75 ehemals in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden Säugetierarten gelten 25 Arten als bereits ausgestorben oder stark gefährdet. So sind beispielsweise die Vorkommen von Elch (Alces alces) und Wolf (Canis lupus) schon im Mittelalter erloschen, wobei jedoch beide Arten in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als gefährdete Wandergäste eingeordnet sind, da sie vereinzelt und sporadisch nachgewiesen werden. Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 52 Arten nachgewiesen. Hierzu zählen zahlreiche insektenfressende Säugerarten (Insektivora). Der Braunbrust-Igel (Erinaceus europaeus) bewohnt reich gegliederte und deckungsreiche Lebensräume. Aufgrund der im Nationalpark großflächig strukturarmen Waldbestände liegt die Siedlungsdichte deutlich unter der, die in Wäldern möglich ist. Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) bewohnt vorwiegend Biotope mit lockeren Böden, Wiesen und Felder. Sandige, felsige und moorige Böden werden weitestgehend gemieden. Im Nationalpark ist er allgemein in den entsprechenden Lebensräumen verbreitet. Die Spitzmäuse werden durch drei Arten vertreten. Die Waldspitzmaus (Sorex araneus) bevorzugt feuchtkühle Lebensräume und eine dichte Vegetation. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit ist sie jedoch auch in anderen Lebensräumen, wie Waldrändern und Wäldern (Kiefernwälder) zu finden. Im Nationalpark tritt sie in feuchten Bereichen besonders häufig auf, so im Erlenbruchwald am Nordrand des Specker Sees, im Moor bei Müritzhof und im Schwarzen See-Bruch. Die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) benötigt klare, fließende oder stehende Gewässer, weshalb sie auch als Biotopgüteanzeiger herangezogen werden kann. Im Nationalpark sind bisher nur ein Nachweis im Feuchtgebiet im Südteil des Grünlandes bei Goldenbaum und einer am Serrahnsee (PRILL 1970) gelungen. Die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) bevorzugt dichte Wiesen, Schilfgebiete und Moore. Im Nationalpark gibt es Nachweise dieser Art im Erlenbruchwald am Specker See und im Moor bei Müritzhof. 97 Das Artenspektrum der Fledermäuse im Nationalpark ist beachtlich, wobei besonders auf das Vorhandensein seltener Arten hinzuweisen ist (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Der Lebensraum des Abendseglers (Nyctalus noctula) umfasst Laub- und Mischwälder, Gärten und Parks. Diese Art ist im ganzen Nationalparkgebiet verbreitet. Normalerweise auf Spechthöhlen angewiesen, wurde sie in letzter Zeit aber auch in Fledermauskästen angetroffen. Im Bereich Waren (Müritz)Ecktannen wurden jährlich 80 – 100 adulte Weibchen nachgewiesen. Von 1971 sind zwei Nachweise aus Speck und Müritzhof bekannt. Aus dem Teilgebiet Serrahn sind aus den Jahren 1977 – 1983 einige Fänge und Totfunde bekannt (PRILL 1995 mdl.). Das Braune Langohr (Plecotus auritus), dessen Lebensraum hauptsächlich offene Wald- und Buschlandschaften sind, besiedelt Baumquartiere, Fledermaus- und Vogelkästen, aber auch Dachstühle von Gebäuden. Diese Art, wie auch die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) wurden im Nationalpark relativ häufig nachgewiesen, letztere besonders häufig in Siedlungsnähe. Die Fransenfledermaus (Myotis natteri) hält sich gern in Wassernähe auf und bewohnt meist lichte Wälder sowie Parklandschaften. Unter anderem wurde sie regelmäßig in den Winterquartieren (Eiskeller in Waren (Müritz), Neustrelitz und Penzlin) angetroffen, wogegen aus dem Nationalpark nur der Nachweis einer Wochenstube in Müritzhof bekannt ist. Einzelnachweise gibt es aus dem Teilgebiet Serrahn, wo ausschließlich männliche Tiere in den 70er Jahren meist am Schlossberg nachgewiesen wurden (PRILL 1995 mdl.). Die Große Bartfledermaus (Myotis brandti) stellt ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Es gibt nur zwei Nachweise aus Fledermauskästen in Waren (Müritz)-Ecktannen (OLDENBURG & HACKETHAL 1988). Das Große Mausohr (Myotis myotis) kommt vorwiegend in lichten Auwäldern und strukturreichen Feld- und Wiesenlandschaften vor. Von dieser Art ist gegenwärtig nur eine Wochenstube in der Warener Marienkirche bekannt (ca. 60 adulte Weibchen). Das bedeutendste Winterquartier befindet sich im ehemaligen Eiskeller in Waren (Müritz), wenige Tiere treten kontinuierlich im Teilgebiet Serrahn auf (PRILL 1969). Der Kleine Abendsegler (Nyctalus leiseri) ist ein ausgesprochener Waldbewohner, der Laubwälder bevorzugt. Er ist mit Sicherheit im Müritzgebiet verbreitet, konnte aber bisher nur einmal in Serrahn nachgewiesen werden (PRILL 1970). Die Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) kommt meist in Wassernähe vor. Sie ist sicher bedeutend häufiger, als die wenigen Nachweise in den bekannten Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz), Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) beweisen. Sommerquartiere konnten bisher noch nicht nachgewiesen 98 werden (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) lebt bevorzugt in bewaldeten Habitaten. Von dieser im Nationalpark seltensten Art gibt es nur zwei zurückliegende Nachweise von PRILL (1969) im Teilgebiet Serrahn. Die in lichten Laub- und Mischwäldern lebende Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) ist regelmäßig in Fledermaus- und Vogelkästen anzutreffen, wurde aber auch wiederholt in Gebäuden gefunden. Im Gebiet von Ecktannen ist eine ständige Population (ca. 200 – 250 adulte Weibchen) nachgewiesen. Nachweise dieser Art sind auch in Rehhof und vom Feisnecksee bekannt (OLDENBURG & HACKETHAL 1988, 1994). Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) zeigt eine relativ starke Bindung an größere, stehende Gewässer. Der letzte Nachweis dieser Art, der dreimal durch Einzelfunde aus dem Gebiet belegt ist, stammt von 1993 (STUBBE mdl. 1994). Die Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) kommt vor allem in seenreichen Gebieten und an langsam fließenden Gewässern vor und ist überall im Müritzgebiet verbreitet. Die Quartiere befinden sich in Spechthöhlen in Gewässernähe. In den Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz), Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) wurden allerdings nur wenige Individuen nachgewiesen. Wenige Nachweise aus den 70er Jahren gab es auch am Feisnecksee (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Von PRILL sind ebenfalls aus den 70er Jahren einige Exemplare aus dem Teilgebiet Serrahn bekannt. Die Zweifarbenfledermaus (Vespertilio discolor) bewohnt vorwiegend Bergwälder und gegliederte Kulturlandschaften und ist 1993 erstmals in Amalienhof gefunden worden. Es gibt weitere Funde neueren Datums aus Mecklenburg die darauf schließen lassen, dass die Art in Norddeutschland nicht so selten ist, wie bisher angenommen (STUBBE mdl. 1994). Die offenes Gelände und lichte Wälder bevorzugende Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist nach OLDENBURG & HACKETHAL (1994) die häufigste Art im Gebiet. Die Wochenstubengesellschaften sind vorwiegend in Gebäuden aller Ortschaften des Müritz-Nationalparks zu finden, in den bekannten Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz), Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) fehlt sie jedoch. Der zu den Pflanzenfressern (Herbivora) gehörende Feldhase (Lepus europaeus) stammt aus Steppenlandschaften, ist heute jedoch in agrarisch geprägten Landschaften und auch in Wäldern zu finden. Da der Großteil des Nationalparks kein optimales Hasenbiotop darstellt, ist die Dichte im allgemeinen gering. Auch das Vorkommen des Wildkaninchens (Oryctolagus cuniculus) beschränkt sich auf wenige Gebiete bei Zinow, Grünow und Waldsee sowie im Revier Federow (STÖCKER 1993). Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist ein Laub-, Mischsowie Nadelwaldbewohner und im Nationalpark häufig zu beobachten. Der Siebenschläfer (Glis glis) bevorzugt gemischte, wärmebegünstigte Laubwälder mit reichlichem Unterwuchs. Aus dem Gebiet des Nationalparks sind nur vier Siebenschläferbeobachtungen bekannt, wobei drei davon im Teilgebiet Serrahn und eine im Teilgebiet Müritz erfolgten. Aufgrund der günstigen Biotopstrukturen lässt sich jedoch ein höherer Anteil vermuten (STÖCKER 1993). Die Brandmaus (Apodemus agrarius) lebt vorwiegend in Gebüschen, Waldrändern, Feldrainen und auch in Wäldern mit dichter Krautschicht. Nachweise dieser Art konnten auf den Grünlandflächen bei Goldenbaum und Henningsfelde, den Ackerflächen bei Dambeck und in den Wäldern im Teilgebiet Serrahn erbracht werden. Weiterhin sind Nachweise durch Gewöllfunde aus dem Teufelsbruch bekannt. Die Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) lebt in Laubund Mischwäldern sowie Gebüschen. Verbreitungsschwerpunkte mit sehr hohen Individuenzahlen wurden im Nationalpark in den Buchenwäldern bei Serrahn und Steinmühle, in den feuchten Erlenbruchwäldern am Schwarzen See und am Specker See sowie den höheren Hecken nahe der Ackerfläche westlich von Goldenbaum nachgewiesen. Weitere Nachweise gibt es durch Gewöllfunde. Die Hausmaus (Mus musculus) lebt fast ausschließlich in menschlichen Behausungen, Ställen, Scheunen und Kellern, sowie in Feldrainen, Wiesen und Hecken. Neben Fängen innerhalb menschlicher Behausungen sind aus dem Zeitraum 1961 – 1974 Freilandfänge aus dem Teilgebiet Serrahn bekannt. Die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) bewohnt Wälder, Wegböschungen und Waldränder, meidet jedoch Moore und Heiden. So sind im Müritz-Nationalpark hauptsächlich Nachweise auf Ackerflächen, wie bei Dambeck und Babke, sowie auf einer jungen Schonung vor Klockow erbracht. Gewöllnachweise dieser Art gab es u.a. am Südufer des Feisnecksee und am Teufelsbruch erbracht worden. Die Zwergmaus (Micromys minutus) lebt vor allem in feuchten Wiesen mit hohem Gras, an dichtbewachsenen Ufern von Flüssen und Bächen sowie in stark vergrasten Nadelholzkulturen. Im Nationalpark sind Direktnachweise im Grünland von Goldenbaum, aus dem Moor bei Müritzhof und aus den Wäldern um Serrahn bekannt, sowie aus dem Warenschen Wohld durch Schleiereulengewölle (NABERHAUS 1993). Die Erdmaus (Microtus agrestris) bevorzugt feuchtkühle Biotope und ist im Müritz-Nationalpark regelmäßig verbreitet. Nachweise gibt es am Schwarzen See, im Grünland bei Goldenbaum und in Nadelholzkulturen im Teilgebiet Serrahn. Die Feldmaus (Microtus arvalis) bewohnt offene, trockene Flächen, Wiesen und Felder. Sie wurde im Gebiet des Müritz-Nationalparks auf den Acker- flächen bei Dambeck und Babke, aber auch an feuchten Gräben des Grünlandes Teufelsbruch nachgewiesen. Die Rötelmaus (Clethrionomys glareollus) lebt in Wäldern und Hecken. In besonders hoher Anzahl tritt sie in den alten Buchenwäldern bei Serrahn und Steinmühle, aber auch in den Erlenbruchwäldern am Specker See und am Schwarzen See auf. Gewöllnachweise gibt es aus den Gebieten Warensche Wohld, Müritzhof, Feisnecksee und dem Teufelsbruch. Die Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus) ist an relativ feuchte Böden wie Moorwiesen und Erlenbrüche gebunden. Nachweise dieser Art gibt es im Nationalpark im Feuchtbiotop des Grünlandes Goldenbaum und im Serrahnbruch (NABERHAUS 1993). Die Bisamratte (Ondatra zibethica) wurde aus Nordamerika eingebürgert und lebt an Gewässerufern mit dichter Vegetation. Aus dem Teilgebiet Müritz sind Sichtbeobachtungen vom Janker See, Rederangsee, Feisnecksee, Woterfitzsee und aus der Teichanlage Boek bekannt. Aus dem Teilgebiet Serrahn sind Beobachtungen von fast allen Seen bekannt (STÖCKER 1993). Der an Bächen und Flüssen mit dichter Ufervegetation lebende Nutria (Myocastor coypus) stammt aus Südamerika und wurde eingebürgert. Sichtbeobachtungen erfolgten im Teilgebiet Müritz am Mühlensee, als Vermehrungsort ist der Woterfitzsee bekannt. Im Teilgebiet Serrahn sind aus der Mitte der 60er Jahre Freilandbeobachtungen im Raum Steinmühle bekannt. Dort war eine Nutriafarm angesiedelt, aus der die Tiere offensichtlich stammen (STÖCKER 1993). Der Biber (Castor fiber) bevorzugt Gewässer mit laubholzreichen Uferzonen. Er hat sich im Süden des Teilgebiets Serrahn etabliert und befindet sich weiter in Ausbreitung. Zu den im Nationalparkgebiet vorkommenden Raubtieren (Carnivora) zählen in erster Linie verschiedene Marderarten. Der Baummarder (Martes martes) benötigt relativ großflächige, naturnahe Waldgebiete mit hohem Altholzanteil. Der Bestand des Baummarders ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, er ist jedoch im Nationalpark noch als regelmäßig vorkommend einzustufen. Der Steinmarder (Martes foina) lebt an Waldrändern, in lichten Wäldern und in der Nähe menschlicher Siedlungen. Im Gebiet des Müritz-Nationalparks ist er relativ häufig verbreitet. Das Hermelin (Mustela ermina) ist Bewohner reich gegliederter Landschaften. Obwohl keine konkreten Angaben über Sichtbeobachtungen vorliegen, ist es vermutlich regelmäßig verbreitet. Der Iltis (Mustela putorius) lebt in aufgelockerten Waldgebieten mit Wiesen und Feldern, häufig auch in Siedlungs- 99 nähe. Im Teilgebiet Müritz sind einzelne Beobachtungen am Ostufer der Müritz, im Revier Rehhof (1985) und in den 70er Jahren am Rederangsee bekannt. Im Teilgebiet Serrahn sind Sichtbeobachtungen regelmäßig von 1985 – 1988 im Revier Herzwolde gemacht worden, das auch als ein Vermehrungsort gilt. Das Mauswiesel (Mustela nivalis) ist in verschiedensten Biotopen anzutreffen. Es gilt im Müritz-Nationalpark als regelmäßig verbreitet. Der Dachs (Meles meles) ist im gesamten Müritz-Nationalpark mit einer stabilen, relativ starken Population vertreten. Der Europäische Nerz (Mustela lutreola) ist durch die Zerstörung seiner Lebensräume und die starke Konkurrenz durch den eingebürgerten Mink (Amerikanischer Nerz) in Mecklenburg-Vorpommern und auch im Nationalpark ausgestorben. Vom ursprünglich aus Nordamerika stammenden Mink (Mustela vison) gibt es im Teilgebiet Müritz unter anderem regelmäßige Sichtbeobachtungen im Revier Müritzhof, am Woterfitzsee, an der Havel und am Feisnecksee. Im Teilgebiet Serrahn liegen Sichtbeobachtungen am Großen Lanzsee und an der Steinmühle vor. Der Fischotter (Lutra lutra) bevorzugt Binnengewässer aller Art mit dichtbewachsenen, unzugänglichen Uferzonen. Er ist im Nationalpark regelmäßig verbreitet. So sind aus dem Teilgebiet Müritz (Herrmannskanal, Binnenmüritz, Boeker Fischteiche, Bullowsee und Mühlensee), aber auch aus dem Teilgebiet Serrahn (Serrahnsee, Goldenbaumer Mühle und Schulzenseer Bruch) Sichtbeobachtungen und Fährtennachweise bekannt. Jährlich werden mehrere Fischotter entlang der B 198 am Nordrand des Teilgebietes Serrahn überfahren. Der Marderhund (Nyctereutes procyonides) stammt ursprünglich aus Nordostasien und bevorzugt unterholzreiche Laubwälder und Röhrichtzonen von Gewässern. Nachdem zwischen 1985 und 1992 Sichtbeobachtungen und Erlegungen nur sporadisch vorkamen, hat der Marderhund inzwischen alle ihm zusagenden Biotope im Müritz-Nationalpark besiedelt. Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist im gesamten Nationalparkgebiet verbreitet und häufig. Der aus Nordamerika stammende Waschbär (Procyon lotor) ist ein Bewohner strukturreicher Laubwälder. Ausgehend von Nordhessen hat er inzwischen nahezu das gesamte Bundesgebiet besiedelt und ist auch im Nationalpark ein relativ häufiger Vertreter. Durch seine ausgesprochene Nachtaktivität sind Sichtbeobachtungen jedoch ausgesprochen selten. Der früher nahezu überall vorkommende Wolf (Canis lupus) ist in Mecklenburg-Vorpommern und somit auch im Nationalpark ausgestorben. Es existieren jedoch auch aus 100 jüngster Zeit einzelne Beobachtungen von umherstreifenden solitären Wölfen (aus Polen zugewandert). Der Luchs (Lynx lynx) bevorzugt zusammenhängende, unterholzreiche Wälder mit eingestreuten Lichtungen. Er gilt in Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben. Auch Vorkommen der Wildkatze (Felis sylvestris) sind nicht bekannt, sie gilt ebenfalls als ausgestorben (STÖCKER 1993). Die wildlebenden Paarhufer werden im Nationalparkgebiet durch Wildschwein, Reh, Damhirsch, Rothirsch und Mufflon vertreten. Alle Arten unterliegen dem Jagdgesetz und der jagdlichen Bestandsregulierung. Unter diesem Gesichtspunkt sollen sie entsprechend § 2 BJagdG im folgenden als Wild bzw. Schalenwild bezeichnet werden (vgl. Kap. IV/8.3.2). Die nachfolgenden Bestandsangaben wurden von der BUNDESANSTALT FÜR FORST UND HOLZWIRTSCHAFT (2001) aus dem Trend der regelmäßig stattfindenden Losungszählverfahren ermittelt. Das Schwarzwild (Sus scrofa) lebt bevorzugt in Laub- und Mischwäldern mit Wiesen und Sumpfgebieten. Es ist im gesamten Nationalpark verbreitet. Sein Bestand wird für das Teilgebiet Müritz mit 500 – 700 und für das Teilgebiet Serrahn mit 200 – 300 Tieren angegeben. Das Damwild (Cervus dama) stammt aus Kleinasien und wurde bereits von den Römern nach Mitteleuropa gebracht. Es ist im Müritz-Nationalpark die häufigste Schalenwildart. Im Teilgebiet Müritz beträgt sein Bestand 2.000 – 2.250 und im Teilgebiet Serrahn 700 – 900 Tiere. Ebenso ist das Muffelwild (Ovis ammon musimon) eine eingebürgerte Art, es stammt aus dem mediterranen Raum. Die im Teilgebiet Serrahn in den 70er Jahren ausgewilderte Muffelpopulation ist inzwischen erloschen. Im Teilgebiet Müritz kommt es insbesondere in den mittleren Bereichen (ehemaliger Truppenübungsplatz) und im Nordwesten mit etwa 150 Individuen vor. Das Rotwild (Cervus elaphus) ist eine heimische Art, als ursprünglich typischer Offenlandbewohner wurde es jedoch durch den Menschen zunehmend in die Wälder verdrängt. Das Rotwild hat einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in der Westhälfte des Teilgebietes Müritz, sein Bestand beträgt hier 700 – 800 Tiere. Im Teilgebiet Serrahn hingegen leben nur zwischen 20 – 30 Individuen. Das heimische Rehwild (Capreolus capreolus) bewohnt Wälder, Waldränder und Offenlandschaften. Im gesamten Müritz-Nationalpark kommt es mit großer Häufigkeit vor. Sein Bestand liegt im Teilgebiet Müritz mit 1.000 – 1.200 Tieren deutlich über dem im Teilgebiet Serrahn (100 – 200). Der u.a. in Nordeuropa beheimatete Elch (Alces alces) wurde in den 30er Jahren am Ostufer der Müritz ausgesetzt. Das Vorkommen erlosch nach dem Zweiten Weltkrieg. Jedoch gelang eine Beobachtung in jüngerer Zeit, 1984 wurde in der Warenschen Wohld ein Stangenelch gesichtet (STÖCKER 1993). Hegegemeinschaften Für Rot-, Dam- und Schwarzwild sind nach §10 Landesjagdverordnung M-V Hegegemeinschaften in den Grenzen zu bilden, die den Lebensräumen des Schalenwildes entsprechen. Den Hegegemeinschaften obliegen: 8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd Geschichte Im Jahre 1929 kaufte der Staatsrat Dr. Kurt Herrmann zusammenhängende Ländereien östlich der Müritz und verwirklichte dort seine Jagdinteressen. Große Teile seines Jagdreviers lagen in einem der interessantesten Feuchtgebiete Europas. - die Umsetzung der Wildbewirtschaftungsrichtlinie - die Anpassung der Wildbestände an ihren Lebensraum - die Abstimmung von Hegemaßnahmen - die Erstellung des Gesamtabschussplanes Im Bereich des Müritz-Nationalparks bestehen 3 Hegegemeinschaften, die z.T. weit über das Gebiet des Nationalparks hinausreichen. Es sind dies: Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese Flächen ab 1958 Bestandteil eines großen Wildforschungsgebietes, welches dann ab 1970 dem Staatlichen Jagdwirtschaftsbetrieb “Ostufer der Müritz” unterstand. Als personenbezogene Staatsjagd wurden Teilgebiete bis Ende 1989 jagdlich intensiv bewirtschaftet. - die Hegegemeinschaft Mirower Heide (Revier Blankenförde, Revier Zwenzow) - die Hegegemeinschaft Östliches Müritzgebiet (Teilgebiet Müritz ohne vorgenannte Reviere) - die Hegegemeinschaft Wilhelminenhof/ Zinow (Teilgebiet Serrahn) Im ehemaligen Naturschutzgebiet Serrahn nahm die Arbeitsgemeinschaft für Jagd- und Wildforschung 1957 ihre Forschungsarbeiten auf, seit Anfang der 80er Jahre wurde das Gebiet ebenfalls entsprechend den Zielen der Staatsjagdgebiete behandelt (vgl. Kap. II/3.3). Die Hegegemeinschaften haben das Ziel, einen Beitrag zur Erhaltung des Wildes als Teil der Vielfalt der heimischen Natur in der überregionalen natürlichen Umwelt zu leisten (§ 2 der Satzung der HGM Wilhelminenhof/ Zinow, 1994). Gemäß Satzung verfolgen sie insbesondere folgende Ziele: 8.3.1 Organisation der Jagd Die Jagd wird im Müritz-Nationalpark flächendeckend durchgeführt, ausgenommen davon sind die per Jagd-Verordnung ausgewiesenen Jagdruhezonen (vgl. Kap. 8.3.4). Die jagdliche Revierstruktur stellt sich wie folgt dar (vgl. Textkarte 9): Eigenjagdbezirke Der überwiegende Teil der Jagdausübung im MüritzNationalpark erfolgt in Eigenjagdbezirken. Den größten Eigenjagdbezirk hält das Nationalparkamt mit rund 16.000 ha Jagdfläche (ohne Wasser). Die bundeseigenen Liegenschaften mit einer Größe von rund 3.400 ha werden vom Bundesforstamt Neubrandenburg bejagt. Über weitere Eigenjagdbezirke verfügen die Stadt Waren (Müritz) (750 ha), die Saatzucht Steinach GmbH (700 ha) und die Jost-Reinhold-Stiftung (1.000 ha). – Aufbau und Erhaltung von gesunden und der Lebensraumkapazität angepassten Schalenwildbeständen – Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen des Schalenwildes – Förderung einer möglichst gleichmäßigen Verteilung der Wildbestände in den Lebensräumen – Begrenzung der Wildschäden an landwirtschaftlichen Kulturen und am Wald – die Jagdinteressen mit den sonstigen öffentlichen Belangen, insbesondere mit denen der Landeskultur, des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Müritz-Nationalparks in Einklang zu bringen. In den letzten Jahren hat sich zunehmend eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Nationalparkamt und den Hegegemeinschaften entwickelt. Im Vordergrund stehen dabei die Reduktion der Schalenwildbestände und die Ausrichtung der Jagd entsprechend den Erfordernissen eines Nationalparks. Gemeinschaftliche Jagdbezirke 8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte Der Flächenanteil der gemeinschaftlichen Jagdbezirke umfasst rund 4.200 ha. Diese Flächen sind in der Regel von den Jagdgenossenschaften an ortsansässige Jäger verpachtet. Im Müritz-Nationalpark kommen folgende Schalenwildarten vor: Rotwild, Damwild, Muffelwild, Rehwild und Schwarzwild (vgl. Kap. 8.2.2). 101 Dabei ist das Damwild zahlenmäßig am stärksten vertreten. Das Rotwild verteilt sich überwiegend im Bereich des Ostufers der Müritz. Der Schwarzwildbestand ist vor allem unter dem Aspekt der Europäischen Schweinepest und der Wildschäden kritisch zu sehen und weist auf Grund mehrerer Jahre mit Eichen- und Buchenmast eine steigende Tendenz auf. Zur Ermittlung der Wildbestände kommt neben Streckenrückrechnungen, Verbissweiserflächen und Beobachtungen vor allem das Losungszählverfahren zur Anwendung. Die Ergebnisse des Losungszählverfahrens stellen in erster Linie die Trendentwicklung der Wildbestände dar und liefern insoweit wichtige Anhaltspunkte für die Planung jagdlicher Maßnahmen. Mit diesem Verfahren wurde im März 2002 flächendeckend der Winterbestand an Rot-, Dam- und Rehwild ermittelt (vgl. Tab. 20). Die daraus ermittelten relativen Wilddichten sind in Tabelle 21 dargestellt. 8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung Die Ergebnisse der Wildbestandsregulierung sind in Tabelle 22 dargestellt. Insgesamt muss eingeschätzt werden, dass der Bestand an Dam- und Schwarzwild nach wie vor zu hoch ist (vgl. Kap. IV/ 8.3.2). Beim Schwarzwild beruht dies vor allem auf mehreren Mastjahren in Folge bei Eiche und Buche und dem hohen Futterangebot auf landwirtschaftlichen Flächen. Dies führte zu einer sehr hohen Reproduktionsrate, die trotz eines verstärkten Abschusses noch nicht ausgeglichen werden konnte. Wenngleich auch beim Damwild der Bestand trotz enormer Anstrengungen und deutlicher Erhöhung der Streckenergebnisse immer noch zu hoch ist, kann jedoch eingeschätzt werden, dass ein weiterer Bestandsanstieg unterbunden und eine leichte Reduktion erreicht werden konnte. Das gemeinsame Bemühen insbesondere im Bereich des Landkreises Mecklenburg-Strelitz wird hier weiter führen. Das Rotwild wird insbesondere im Bereich der Hegegemeinschaft Östliches Müritzgebiet sehr intensiv im Rahmen einer Gruppenabschussplanung bejagt. Durch diese Reduktion konnten die Zielbestände nahezu erreicht werden. Es ist jedoch in einigen Schwerpunktbereichen (Ostufer Müritz und ehemaliger Truppenübungsplatz) eine starke Konzentration des Rotwildes festzustellen. Der Bestand des Rehwildes ist deutlich rückläufig. Dies scheint durch die hohen Bestände der anderen Schalenwildarten bedingt zu sein, die den Lebensraum des Rehwildes einengen. 102 Jagdliche Einrichtungen Für die Regulierung des Schalenwildes sind jagdliche Einrichtungen (Jagdsitze, Kirrungen) unverzichtbar. Sie sind jedoch auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken und sollen möglichst unauffällig dem Landschaftsbild angepasst sein. Die Jagdverordnung für die Nationalparke Mecklenburg-Vorpommerns unterstützt dies dadurch, dass die Errichtung jagdlicher Einrichtungen in nicht bundes- oder landeseigenen Jagdbezirken der Zustimmung des Nationalparkamtes bedarf. Das Anlegen von Fütterungen ist grundsätzlich verboten (vgl. Kap. IV/ 8.3.4). 8.3.4 Grundlagen der Wildbestandsregulierung Neben den allgemeinen jagdrechtlichen Bestimmungen unterliegt die Jagdausübung im Müritz-Nationalpark den Bestimmungen der Verordnung zur Regelung der Jagdausübung in den Nationalparken des Landes MecklenburgVorpommern (NLP-JagdVO) vom 8. Juni 1998. Danach dient die Jagdausübung in den Nationalparken der Wildbestandsregulierung. Sie verfolgt ausschließlich das Ziel der Erhaltung gesunder, naturgemäß gegliederter Schalenwildbestände in einer Dichte, die das Ankommen und den Aufwuchs natürlicher Verjüngung in den Wäldern nicht behindert und Wildschäden an landwirtschaftlichen Kulturen möglichst ausschließt. Besuchern soll es ermöglicht werden, wildlebende Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen beobachten zu können. Die Jagdausübung beschränkt sich auf Schalenwild, Fuchs, Marderhund, Waschbär und Mink. Die Fütterung von Wild ist verboten, ebenso sind die Errichtung oder Unterhaltung von Jagdgattern und die Fallenjagd nicht zulässig. Standorte von Jagdsitzen oder von Kirrungen in nicht bundes- oder landeseigenen Jagdbezirken bedürfen der Zustimmung des Nationalparkamtes. Dabei ist die Anlage oder Unterhaltung von Kirrungen ausschließlich zur Bestandsregulierung von Schwarzwild zulässig. In festgelegten Wildschutzgebieten und Jagdruhezonen ist die Jagd untersagt. Im Müritz-Nationalpark sind als solche folgende Gebiete (7,9 % der Gesamtfläche) ausgewiesen (vgl. Textkarte 9): - Ostufer der Müritz - Serrahn - Lieper See/ Krummer See - Caarpsee 1.492 ha 612 ha 211 ha 215 ha Tabelle 20: Ergebnisse des Losungszählverfahrens 7ILDART 4EILGEBIET 3ERRAHN 2OTWILD $AMWILD 2EHWILD 4EILGEBIET -àRITZ "FO! UND %*" GESAMT Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: )1 Eigenjagdbezirke des Landes )2 Bundesforstamt und sonstige Eigenjagdbezirke Tabelle 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte (Stück je 100 ha) 7ILDART 2OTWILD 4EILGEBIET -àRITZ 4EILGEBIET 3ERRAHN $AMWILD 3CHWARZWILD 2EHWILD n n n Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Tabelle 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagdbezirk des Nationalparkamtes Müritz :LOGDUW 5RWZLOG 'DPZLOG 0XIIHOZLOG 5HKZLOG 6FKZDU]ZLOG )XFKV (UOHJWHV:LOG 6WFN-DJGMDKU Quelle: Nationalparkamt Müritz Darüber hinaus ist während der Zeit des herbstlichen Kranichzuges die Jagd im Umkreis von 1000 Meter um die Kranichschlafplätze so auszuüben und durch Allgemeinverfügung der Nationalparkämter zu regeln, dass Störungen und Beeinträchtigungen der Kraniche vermieden werden. Dies betrifft im Müritz-Nationalpark das Gebiet um den Rederangsee. 9 Forschung und Dauerbeobachtung In der Vergangenheit lagen die Schwerpunkte für Forschungsarbeiten im heutigen Gebiet des Müritz-Nationalparks im wesentlichen in den ehemaligen Naturschutzgebieten Ostufer der Müritz und Serrahn. Dabei spielten die 1954 gegründete Lehrstätte für Naturschutz des Institutes für Landschaftskunde und Naturschutz in Müritzhof sowie die Biologische- und Naturschutzstation Serrahn eine herausragende Rolle. Nach § 5 (1) Ziff. 5 der Nationalpark-Verordnung soll im Nationalpark der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn vor- rangig zu Fragen der Nationalparkentwicklung ermöglicht und gefördert werden. Dies darf jedoch zu keiner Gefährdung der Schutzziele führen, d.h. die wissenschaftlichen Aktivitäten und die durch sie ausgelösten Störungen und Beeinträchtigungen müssen vertretbar und mit dem Schulzweck vereinbar sein. Anfang 1999 wurde für den Müritz-Nationalpark mit der Erarbeitung eines umfassenden Monitoring-Konzeptes begonnen. Ziel ist die Erhebung von Daten, um langfristige Entwicklungsprozesse sichtbar zu machen. Zugleich sollen auch die Gewährleistung der Schutzziele und die Effektivität der vom Nationalparkamt durchgeführten Maßnahmen belegt werden. Vor diesem Hintergrund liegt der Schwerpunkt auf folgenden Beobachtungen: - Entwicklung von Natur und Landschaft - Entwicklung ausgewählter Arten - Daten zu abiotischen Faktoren (Klima, Hydrologie) - Sozioökonomische Entwicklung innerhalb des Nationalparks und seines Umfeldes (sozioökonomisches Monitoring). 103 Die wichtigsten bisher begonnenen Monitoring – Vorhaben sind: - Pegelmessungen (Grund- und Oberflächenwasser). Begonnen 1994, fortlaufend. Waldmonitoring - Kormoranzählung. Begonnen 1996, fortlaufend. Die Erhebungen erfolgen seit 1998 entsprechend der Anweisung zur Grundaufnahme in Naturwaldreservaten und Naturwaldvergleichsflächen in Mecklenburg-Vorpommern. Es werden umfassende Informationen zum Standort, zur Bodenvegetation, zur lebenden und toten Dendromasse sowie zur Verjüngung erhoben. Im Müritz-Nationalpark wurden 14 Waldmonitoringflächen eingerichtet (vgl. Textkarte 10). Auf jeder dieser Flächen wurde ein Gitternetz von ca. 30 Gitternetzpunkten im Abstand von 100 mal 100 Metern eingemessen. Die Erhebungen erfolgen innerhalb von Probekreisen an diesen Gitternetzpunkten. Die Auswahl der Waldmonitoringflächen repräsentiert nach Standort, Baumarten und Bestockungsstruktur die wichtigsten Waldtypen im MüritzNationalpark. Es ist vorgesehen, die Aufnahmen in zehnjährigem Turnus zu wiederholen. Die Waldmonitoringflächen sind auch Basis für weitere (z.B. faunistische) Erhebungen und für weitere Forschungsvorhaben. - Kranich-Monitoring. Hier werden Verhalten und Anzahl der Besucher und deren Auswirkungen auf die am Rederangsee rastenden Kraniche in der herbstlichen Zugzeit erfasst. Begonnen 2001, jährliche Wiederholung. Besuchermonitoring Im Rahmen des Besuchermonitorings werden Erkenntnisse über die Anzahl der Besucher im Müritz-Nationalpark, ihre Verteilung im Gebiet und ihre Aktivitäten im sowie ihre Ansprüche an das Schutzgebiet gewonnen. Außerdem werden Meinungen der Besucher zu festgestellten Störungen, zu den Maßnahmen des Nationalparkamtes und zur Akzeptanz des Schutzgebietes eingeholt. Mit einem planmäßigen Besuchermonitoring wurde 1999 begonnen. Dazu gehören: - stichprobenweise Zählungen der Besucher im Gebiet - Erhebungen der Teilnehmerzahlen bei geführten Veranstaltungen des Nationalparkamtes sowie des Jugendwaldheimes - Erfassung der Besucherzahlen bei touristischen Anbietern im Bereich des Müritz-Nationalparks - Erfassung der Besucher in den NationalparkInformationen - Besucherbefragungen Weiterhin werden folgende Monitoring-Vorhaben im Müritz-Nationalpark umgesetzt: - Wetterbeobachtungen mit Hilfe zweier automatischer Messstationen in Schwarzenhof und Serrahn. Begonnen 1997, fortlaufend. 104 - Fischottererfassung im Teilgebiet Serrahn. Begonnen 1997. - Laufkäfer. Auf den Waldmonitoringflächen werden Laufkäfer als Leitarten für ökologische Parameter untersucht. Begonnen 2001. - Brutvogelkartierungen. Singvögel sind als Leitarten für ökologische Beobachtungen besonders geeignet. Deshalb werden seit 2001 Brutvögel in den Waldmonitoringflächen kartiert. - Erhebungen zur Ausbreitung der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina). Begonnen 1997, Wiederholung 2007 geplant. - Losungszählverfahren zur Ermittlung der Wilddichte. Begonnen 1997, jährliche Wiederholung. - Vegetationsaufnahme auf Verbissweiserflächen. Untersuchungen zur Waldentwicklung unter Einfluss von Wildverbiss. Begonnen 1993, jährliche Wiederholung. - Waldschutzmonitoring im Rahmen der landesweiten Ermittlung abiotischer und biotischer Waldschäden. Begonnen 1990, jährliche Wiederholung. Seit 2002 werden darüber hinaus umfassende Datenerhebungen im Rahmen des EU-Life-Projektes in der Zotzensee-Niederung sowie zur Beobachtung der natürlichen Sukzession auf einer durch Sturmschäden beeinflussten Waldfläche durchgeführt. In engem Zusammenhang zum Monitoring stehen Forschungsarbeiten im Müritz-Nationalpark. Diese werden i.d.R. durch Universitäten und andere wissenschaftliche Einrichtungen ausgeführt. Zur Koordinierung der Forschungsarbeiten hat das Nationalparkamt ein gesondertes Konzept erarbeitet. Darin sind die folgenden inhaltlichen Schwerpunktaufgaben fixiert: - Erforschung natürlicher Prozesse - Vergleichende Forschung inner- und außerhalb des Nationalparks - Anthropogene Einflüsse, wie verbleibende Nutzungen, Besucherverkehr, Wild, Neophyten, Neozoen,...) Tabelle 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im Müritz-Nationalpark .DWH JRULH 7KHPD )RUVFKXQJVHLQULFKWXQJ )9 9LUXVXQWHUVXFKXQJHQEHL&HUYLGHQ )9 )9 )9 )9 )9 )9 )9 '$ '$ '$ '$ '$ '$ %HJLQQ $EVFKOXVV E]Z JHSODQWHU $EVFKOXVV ,QVWLWXWIU=RRXQG :LOGWLHUIRUVFKXQJ%HUOLQ )RUPLFDH[VHFWDDOV/HLWDUWIU 2IIHQODQGELRWRSH 8QL+DOOH 8QWHUVXFKXQJLQKDOERIIHQHQ :HLGHODQGVFKDIWHQ ²0RVDLNSURMHNW² =XNXQIWVRULHQWLHUWH:DOGZLUWVFKDIW %LRORJLVFKH9LHOIDOW ²1DWXUVFKXW]VWDQGDUGVIUGLH %HZLUWVFKDIWXQJYRQ%XFKHQZlOGHUQ =RR|NRORJLVFKH8QWHUVXFKXQJHQDXI :LQGZXUIÁlFKHQLP0ULW]1/3 8QWHUVXFKXQJGHU)RUVWVFKXW]VLWXDWLRQ DXI:LQGZXUIÁlFKHQLP0ULW]1/3 8QL2OGHQEXUJ 8QL/QHEXUJ8QL*UHLIVZDOG J /DQGHVDPWIU*URVFKXW]JHELHWH GHV/DQGHV%UDQGHQEXUJ 8QL*UHLIVZDOG /DQGHVDPWIU)RUVWHQXQG *URVFKXW]JHELHWH09'H]HUQDW IRUVWOLFKHV9HUVXFKVZHVHQ 8QL2OGHQEXUJ (83URMHNW 8QL5RVWRFN$EW$OOJHPHLQH VSH]LHOOH%RWDQLN )+6DFKVHQ$QKDOW%HUQEXUJ 78%HUOLQ )+(EHUVZDOGH )+(EHUVZDOGH )+*|WWLQJHQ 9,67$ (PSÀQGOLFKNHLWYRQgNRV\VWHPHQ EHLP:HFKVHOYRQ/DQGQXW]XQJHQ 6XN]HVVLRQVSUR]HVVHLQ 6DQGPDJHUUDVHQGHV0ULW]1/3 (UDUEHLWXQJHLQHV%LOGXQJVSURJUDPPV IU6FKOHU]XP7KHPD0RRUUHQDWX ULHUXQJ (QWZLFNOXQJYRQ1DWXUVFKXW]XQG 7RXULVPXVLP0ULW]1DWLRQDOSDUN 9HUJOHLFKGHU9HJHWDWLRQVHQWZLFNOXQJ LQUHQDWXULHUWHQ0RRUHQ 8QWHUVXFKXQJGHU/LEHOOHQ)DXQDLP 7HLOJHELHW6HUUDKQ =HUVFKQHLGXQJXQG=HUVLHGOXQJGHU 1DWLRQDOSDUNUHJLRQ²3UREOHPHXQG /|VXQJVDQVlW]H Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: FV: Forschungsvorhaben, DA: Diplomarbeit - Unterstützung von Maßnahmen des Nationalparkamtes (Prognosen, Hypothesen, Trendanalysen, Effizienzkontrollen) - Beiträge zum Monitoring (Erstellen wissenschaftlicher Konzeptionen für Monitoring- Verfahren, wissenschaftliche Interpretation von Monitoring- Ergebnissen, Durchführung spezifischer Erhebungen) - Klärung von Sonderzusammenhängen Das Nationalparkamt Müritz bietet im Rahmen seiner Internet-Seiten eine Liste von für den Nationalpark bedeutsamen Forschungsthemen an. Diese Liste wird jährlich aktualisiert. Für die Unterstützung besonders wichtiger Forschungsvorhaben verfügt das Nationalparkamt über einen aus Stiftungsgeldern finanzierten Förderfonds. Für die Anwendung der Fondsmittel wird die fachliche Beratung eines externen wissenschaftlichen Beraterkreises in Anspruch genommen. 105 10 Flächeneigentum Einen Überblick über die Eigentumsverhältnisse (Stand: 01.09.02) im Müritz-Nationalpark gibt Tabelle 24. Am 21.08.2002 erfolgte die Unterzeichnung eines Vertrages zwischen der BVVG und dem Land M-V zur Übergabe von 5.513 ha bisher treuhänderisch durch die BVVG verwalteter Flächen (ca. 17 % der Nationalparkfläche) an das Land. Er ist Grundlage für die schrittweise Flächenübertragung ab 2003. Zusammen mit den bereits zuvor landeseigenen Flächen ist das Land Mecklenburg-Vorpommern damit der größte Flächeneigentümer im Gebiet des Nationalparks. Das Teilgebiet Serrahn ist nahezu vollständig im Eigentum des Landes. Tabelle 24: Eigentumsverhältnisse im Müritz-Nationalpark (LJHQWPHU /DQG09 %XQG .RPPXQHQ 3ULYDW 6WLIWXQJHQ .LUFKH %99* 6XPPH KD Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 106 ² Bundeseigene Flächen sind zum großen Teil identisch mit den ehemaligen militärischen Übungsplätzen der GUS. Das Land M-V hat hier großflächig Restitutionsansprüche gestellt. Das Ostufer der Müritz ist ebenfalls eine Liegenschaft des Bundes. Bei den Flächen der BVVG handelt es sich vor allem um Splitterflächen und Wege, die dem Land nicht übertragen wurden. Das kommunale Eigentum beträgt 10 %, wovon die Stadt Waren (Müritz) einen bedeutenden Anteil (rd. 1.000 ha) besitzt. Privatbesitz hat ebenfalls einen Anteil von 10 % und besteht in der Regel aus kleineren Flurstücken, jedoch befinden sich im Raum Klockow auch größere zusammenhängende Waldflächen in Privathand. Wesentliche Anteile dieser Eigentumsform liegen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, ein typisches Beispiel dafür ist der Bereich um die Ortschaft Goldenbaum. Die Kirche besitzt insgesamt 125 ha, ein größerer und zusammenhängender Grundbesitz liegt in der Gemarkung Blankenförde (70 ha). Bei einigen Flächen treten Gemeinden auf Grundlage des Vermögenszuordnungsgesetzes (VZOG) als Verfügungsberechtigte auf. Dies trifft u.a. für eine Reihe von Gewässern zu. V Die Nationalparkregion 1 1.1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur Einwohnerzahl In der Nationalparkregion (vgl. Kap. II/ 2) leben derzeit knapp 86.900 Einwohner, die annähernd zu gleichen Teilen auf die Kreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz entfallen. Über die Hälfte (52 %) der Bewohner lebt in den Städten Neustrelitz und Waren (Müritz). Seit 1990 ist die Bevölkerungszahl in der Nationalparkregion rückläufig. Bis zum Jahr 2000 verringerte sich die Einwohnerzahl um mehr als 6.800 Menschen. Die Ursachen dieser Verringerung liegen zu annähernd gleichen Teilen in der Abwanderung aus der Region wie auch in der natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Obwohl der Bevölkerungsrückgang grundlegende Tendenz ist, gibt es in einigen Gemeinden auch gegensätzliche Entwicklungen, die den negativen Trend aber nicht kompensieren. So nahm beispielsweise in Priepert (annähernde Verdreifachung der Bevölkerungszahl), Torgelow am See, Userin und Carpin die Einwohnerzahl deutlich zu. Aus der Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung kann geschlossen werden, dass hier vorwiegend ältere Menschen ihren Altersruhesitz gewählt haben. Besonders die Städte Waren (Müritz) und Neustrelitz verloren einen beträchtlichen Teil ihrer Einwohner, so verlor Waren (Müritz) mehr als 2.100 und Neustrelitz fast 3.300 Menschen. Damit bestimmen beide Städte maßgeblich die Gesamtentwicklung in der nördlichen und östlichen Nationalparkregion. Im überwiegend ländlich geprägten Süden verlief die Bevölkerungsentwicklung moderater, war aber auch hier rückläufig. So verloren die Städte Wesenberg und Mirow zusammen knapp 700 Einwohner. Im Westteil der Nationalparkregion ist seit 1990 ein Rückgang von etwa 10 % zu verzeichnen. Die Stadt Röbel verlor beispielsweise annähernd jeden sechsten Einwohner (ca. 1.100 Menschen). In den letzten Jahren (ca. ab 1998) zeichnete sich eine gewisse Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung ab. Ursache hierfür ist ein gegenüber der ersten Hälfte des zurückliegenden Jahrzehnts zu verzeichnendes Anwachsen der Geburtenzahlen gegenüber den Sterbefällen. Natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung Die Zahl der Geburten nahm seit 1998 von 628 auf 724 im Jahr 2000 deutlich zu. Die Zahl der Gestorbenen lag relativ konstant bei jährlich etwa 950. Bezogen auf 1.000 Einwohner belief sich der Saldo der natürlichen Entwicklung (Gestorbenenüberschuss) in der Nationalparkregion auf einen Wert zwischen 3 und 4 Menschen. Relativ hohe Gestorbenenüberschüsse hat das Gebiet im Süden, sie liegen nahezu doppelt so hoch wie in der Gesamtregion. Ursachen sind die Altersstruktur der hier lebenden Menschen und das Überwiegen der Fortzüge junger Menschen. Verhältnismäßig günstig ist die Situation im östlichen Teil der Nationalparkregion. Hier ist auch der Anteil der Gemeinden mit einer positiven natürlichen Entwicklung höher. Vorwiegend ist dieser Umstand auf Zuzugsüberschüsse junger Menschen in diese Gemeinden (z. B. Carpin, Feldberger Seenlandschaft, Userin) zurück zu führen. Dass die Bevölkerungsentwicklung in diesem Teilgebiet dennoch rückläufig ist, resultiert aus der negativen natürlichen und räumlichen Bevölkerungsentwicklung in der Stadt Neustrelitz. Im Hinblick auf den räumlichen Aspekt ist davon auszugehen, dass viele der in die beispielhaft genannten Orte Zugezogenen aus Neustrelitz stammen und den Suburbanisierungsprozess beschleunigen. Im Norden und Westen der Nationalparkregion entsprechen die demografischen Prozesse in etwa dem Durchschnitt der gesamten Region. Zusammengefasst sind für die gesamte Nationalparkregion geringe Wanderungsverluste und ein relativ hoher Gestorbenenüberschuss kennzeichnend. In allen vier Teilräumen der Nationalparkregion ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung der dominierende und damit ausschlaggebende Faktor. (vgl. Tab. 25 u. 26) 1.2 Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur Die Nationalparkregion umfasst ein Gebiet von rd. 1.743 km2. Dies entspricht etwa 7,5 % der Fläche des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Mit einer Bevölkerungsdichte von 50 EW/km2 werden nur zwei Drittel des Landeswertes von 77 EW/km2 erreicht. Damit zählt die Nationalparkregion zu den sehr dünn besiedelten Räumen Mecklenburg-Vorpommerns, dem Bundesland mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte Deutschlands (Bundesdurchschnitt 228 EW/km2). 107 Tabelle 25: Bevölkerungsentwicklung der Nationalparkregion %INWOHNER 'EMEINDE $QNHUVKDJHQ *UR'UDWRZ *UR3ODVWHQ *UR9LHOHQ .DUJRZ .OLQN 0DULKQ 0|OOHQKDJHQ 0ROOHQVWRUI 3HQ]OLQ6WDGW 7RUJHORZDP6HH :DUHQ 0ULW] 1|UGOLFKHU7HLO &DUSLQ 'DEHORZ )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW *RGHQGRUI *UQRZ +RKHQ]LHULW] .OHLQ9LHOHQ .UDW]HEXUJ 1HXVWUHOLW] 5|GOLQ7KXURZ 8VHULQ :RNXKO gVWOLFKHU7HLO %XFKKRO] 'LHPLW] /lU] 0LURZ 3ULERUQ 3ULHSHUW 5HFKOLQ 5RJJHQWLQ 6FKZDU] :HVHQEHUJ :XVWURZ 6GOLFKHU7HLO *RWWKXQ /XGRUI 5|EHO0ULW] 6LHWRZ 9LSSHURZ :HVWOLFKHU7HLO 1DWLRQDOSDUNUHJLRQ Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern 108 Tabelle 26: Relative und absolute Bevölkerungsentwicklung %HY|ONHUXQJVHQWZLFNOXQJ *HPHLQGH $QNHUVKDJHQ *UR'UDWRZ *UR3ODVWHQ *UR9LHOHQ .DUJRZ .OLQN 0DULKQ 0|OOHQKDJHQ 0ROOHQVWRUI 3HQ]OLQ6WDGW 7RUJHORZDP6HH :DUHQ 0ULW] 1|UGOLFKHU7HLO &DUSLQ 'DEHORZ )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW *RGHQGRUI *UQRZ +RKHQ]LHULW] .OHLQ9LHOHQ .UDW]HEXUJ 1HXVWUHOLW] 5|GOLQ7KXURZ 8VHULQ :RNXKO gVWOLFKHU7HLO %XFKKRO] 'LHPLW] /lU] 0LURZ 3ULERUQ 3ULHSHUW 5HFKOLQ 5RJJHQWLQ 6FKZDU] :HVHQEHUJ :XVWURZ 6GOLFKHU7HLO *RWWKXQ /XGRUI 5|EHO0ULW] 6LHWRZ 9LSSHURZ :HVWOLFKHU7HLO 1DWLRQDOSDUNUHJLRQ %HY|ONHUXQJVHQWZLFNOXQJ DEV Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen 109 Der Nationalparkregion werden 40 Städte und Gemeinden zugeordnet. 75 % dieser Gemeinden haben unter 1.000 Einwohner und sind somit sehr klein. Der Bevölkerung nach leben in diesen kleinen Gemeinden nur knapp 20 % der Menschen der Nationalparkregion (vgl. Tab. 27). Aus dieser Verteilung ergibt sich eine Differenzierung der Bevölkerungsdichten zwischen 10 und 190 EW/km2. Im Müritz-Nationalpark selbst bzw. von ihm umschlossen liegt die Gemeinde Kratzeburg (539 EW), deren Bevölkerung sich auf fünf voneinander räumlich getrennte Ortsteile verteilt. Einige Gemeinden haben einzelne Ortsteile im Nationalpark, die jeweils sehr niedrige Einwohnerzahlen aufweisen: Kargow: Schwarzenhof und Speck, Groß Dratow: Klockow, Neustrelitz: Langhagen, Rechlin: Amalienhof, Zartwitz und Zartwitzer Hütte, Roggentin: Babke, Carpin: Serrahn, Goldenbaum, Goldenbaumer Mühle. Es handelt sich hier um kleine Dörfer und Weiler, z.T. auch Einzelgehöfte, die teilweise als Freizeitwohnsitze genutzt werden (Langhagen, Amalienhof, Zartwitz, Zartwitzer Hütte). Insgesamt leben im Müritz-Nationalpark bzw. in von ihm umschlossenen Ortschaften oder Gehöften ca. 1.000 Menschen. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 3 EW/km2. Die Siedlungsdichte spiegelt die Anzahl der Einwohner pro Quadratkilometer Siedlungs-, Verkehrs- und Freifläche wieder. Sie charakterisiert die Nationalparkregion ebenfalls als sehr dünn besiedelten ländlichen Raum mit Ausnahme weniger städtischer Siedlungen, in denen sich die Bevölkerung konzentriert. Mit 950 EW/km2 liegt die Nationalparkregion unter dem Landeswert von 1.144 EW/km2. Der Besiedlungsgrad ist Ausdruck der Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs-, Verkehrs- und Freiflächen im Verhältnis zur Gesamtfläche der Gemeinden. Hier liegt die Nationalparkregion mit 5,3 % Flächenanteil auch unter dem Landesmittel von 6,7 %. Die Spannbreite liegt zwischen 1,5 % in Ludorf und 10,1 % in Neustrelitz. Die Pro-Kopf-Ausstattung mit Siedlungsflächen liegt in der Nationalparkregion jedoch über der des Landes (vgl. Tab. 28). Ursache hierfür sind die vergleichsweise geringen Einwohnerzahlen. Landesweit sind es 8,7 m2/EW, in der Nationalparkregion 10,5 m2/EW. Zwischen den Gemeinden existiert eine große Spannbreite der Pro-Kopf-Ausstattung. Im Nord- und Westteil liegt sie mit 7,7 m2 unter der des Landes, im Ostteil mit 10,3 m2 geringfügig darüber und im Südteil mit 19,3 m2 doppelt so hoch. Tabelle 27: Gemeinden und Einwohner nach Gemeindegrößengruppen *HPHLQGH]DKOQDFK*U|HQJUXSSHQ *U|HQJUXSSH J SS XQWHU(: ²(: ²(: ²(: ²(: ²(: EHU(: *HVDPW 1RUGHQ 2VWHQ 6GHQ :HVWHQ 1/35HJLRQ J (LQZRKQHUQDFK*HPHLQGHJU|HQJUXSSHQ *UXSSHQJU|H SS J XQWHU(: ²(: ²(: ²(: ²(: ²(: EHU(: *HVDPW 1RUGHQ 2VWHQ 6GHQ Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen 110 :HVWHQ 1/35HJLRQ J Tabelle 28: Siedlungsstrukturelle Daten 'EMEINDE !NKERSHAGEN 'RO $RATOW 'RO 0LASTEN 'RO 6IELEN +ARGOW +LINK -ARIHN -ÚLLENHAGEN -OLLENSTORF 0ENZLIN 4ORGELOW AM 3EE 7AREN -àRITZ .ORDTEIL #ARPIN $ABELOW &ELDBERGER 3EENLANDSCHAFT 'ODENDORF 'RàNOW (OHENZIERITZ +LEIN 6IELEN +RATZEBURG .EUSTRELITZ 2ÚDLIN 4HUROW 5SERIN 7OKUHL /STTEIL "UCHHOLZ $IEMITZ ,ÊRZ -IROW 0RIBORN 0RIEPERT 2ECHLIN 2OGGENTIN 3CHWARZ 7ESENBERG 7USTROW 3àDTEIL 'OTTHUN ,UDORF 2ÚBEL-àRITZ 3IETOW 6IPPEROW 7ESTTEIL .ATIONALPARKREGION "EVÚLKERUNGS DICHTE 3IEDLUNGS DICHTE "ESIEDLUNGS GRAD &LÊCHE 3IEDLUNGS UND 6ERKEHRS mÊCHE Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen 111 2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur standort ist Röbel mit 4 Betrieben und über 600 Beschäftigten. Landwirtschaft Die Landwirtschaft hat in der Nationalparkregion traditionell eine wichtige Funktion als Erwerbszweig und für die Entwicklung der Kulturlandschaft. Der Strukturwandel zu Beginn der 90er Jahren führte zu erheblichen Veränderungen. So verringerte sich landesweit die Zahl der Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben seit 1991 um zwei Drittel auf knapp 23.700, die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hingegen nahm von 3.176 auf 5.176 zu. Für die Nationalparkregion wird angenommen – vergleichbare rückwärtige Daten liegen auf Gemeinde- bzw. Ämterebene nicht vor – dass sich hier eine ähnliche Entwicklung vollzogen hat. 1999 existierten in der Nationalparkregion 444 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Bewirtschaftungsfläche von 89.500 ha. Bezogen auf Landesebene sind dies 8,6 % der Betriebe bzw. 6,6 % der Wirtschaftsfläche (vgl. Tab. 29). Produzierendes Gewerbe und Handwerk Im Verarbeitenden Gewerbe als industrieller Kernbereich existierten im Jahr 2000 43 Betriebe in der Nationalparkregion. Schwerpunktbereiche sind Vorleistungs- und Investitionsgüterproduzenten, die rund drei Viertel aller Betriebe stellen. Verbrauchsgüterproduzenten machen ein knappes Viertel der Betriebe dieses Wirtschaftszweiges aus. Schwerpunkte des Verarbeitenden Gewerbes sind die Städte Waren (Müritz) (18 Betriebe) und Neustrelitz (9). In beiden Städten sind knapp 1.200 bzw. über 550 Beschäftigte tätig. Ein weiterer nennenswerter Industrie- Es muss eingeschätzt werden, dass in der Nationalparkregion auch das Verarbeitende Gewerbe einem beträchtlichen Bedeutungsverlust in den 90er Jahren unterworfen war. Mecklenburg-Vorpommern hat mit derzeit 27 Industriebeschäftigten je 1.000 Einwohner den niedrigsten Wert aller Bundesländer. Im Bundesdurchschnitt sind es 78 Industriebeschäftigte je 1.000 Einwohner. Deutliche Unterschiede im Hinblick auf die im Industriebereich Beschäftigten bestehen zwischen den Kreisen Mecklenburg-Strelitz und Müritz. Mecklenburg-Strelitz hat 13 Industriebeschäftigten je 1.000 Einwohner, der Müritzkreis liegt mit 37 sogar über dem Landesmittel. Das Baugewerbe hat von der Zahl der Betriebe und auch der Zahl der Beschäftigten größeres wirtschaftliches Gewicht. Mitte 2000 existierten 111 Betriebe im Bauhaupt- und 52 im Ausbaugewerbe mit insgesamt über 3.400 Arbeitsplätzen. Aufgrund der allgemeinen Situation auf dem Bausektor ist jedoch nicht auszuschließen, dass die gegenwärtige Anzahl der insgesamt 163 Betriebe geringer wird. So sind landesweit etwa 17.000 Arbeitsplätze (ein Drittel) im Bauhauptgewerbe seit 1995 bereits weggefallen. Handwerksunternehmen haben mit etwa 750 Einzelbetrieben einen maßgeblichen Anteil an der Wirtschaftsstruktur in der Nationalparkregion. Nach Wirtschaftszweigen geordnet sind es knapp 150 Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe, über 350 im Baugewerbe und etwa Tabelle 29: Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung *HELHW LQVJH VDPW %HWULHEH GDUXQWHUPLWHLQHU ODQGZLUWVFKDIWOLFK JHQXW]WHQ)OlFKH YRQELVKD 8QW %RGHQQXW]XQJ ODQGZLUWVFKDIWOLFKJHQXW]WH )OlFKH 0LWWOHUH %HWULHEV JU|H GDUXQWHU $FNHU 'DXHU ODQG JUQODQG KD KD KD ,QVJHV $Q]DKO $Q]DKO $Q]DKO $Q]DKO 1|UGOLFKHU7HLO gVWOLFKHU7HLO 6GOLFKHU7HLO :HVWOLFKHU7HLO 1DWLRQDOSDUNUHJLRQ /DQGNUHLV0HFNOHQEXUJ 6WUHOLW] /DQGNUHLV0ULW] Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen 112 KD 250 im Bereich der Dienstleistungen. Zusammen bieten sie rund 9.000 Arbeitsplätze. Im Durchschnitt haben die Handwerksbetriebe 12 Beschäftigte. Auch im Handwerk sind Konzentrationen in den Städten Waren (Müritz) und Neustrelitz deutlich sichtbar. In beiden Städten bietet das Handwerk ein Mehrfaches an Arbeitsplätzen wie in der Industrie (jeweils etwa 2.800 Arbeitsplätze). Mit über 900 Beschäftigten ist das Handwerk auch in der Stadt Röbel ein bedeutender Arbeitgeber. Unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl haben in der Feldberger Seenlandschaft, im Raum Wesenberg, in der Stadt Mirow und im Bereich des Amtes Penzliner Land Handwerksbetriebe ebenfalls erhebliches wirtschaftliches Gewicht. Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (alle Beschäftigten ohne Beamte, Selbständige und mithelfende Familienangehörige) nach Wirtschaftszweigen (WZ93) sind eine wichtige Kenngröße zur Wirtschaftsstruktur und zur Arbeitsmarktsituation. Mitte 2000 waren etwa 31.500 Sozialversicherte in der Nationalparkregion beschäftigt. In Mecklenburg-Vorpommern gehen von 1.000 Einwohnern 333 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. In den Kreisen Mecklenburg-Strelitz und Müritz sind es 263 bzw. 321. Die Nationalparkregion erreicht mit 328 Beschäftigten je 1.000 Einwohner annähernd den Landeswert und bietet anteilig mehr Arbeitsplätze wie im Mittel (299) der Kreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz. Dabei bestehen aber beträchtliche Unterschiede. Die Städte Röbel (446), Waren (Müritz) (441) und Neustrelitz (432) liegen mit der Beschäftigungsquote deutlich über dem Landesmittel, d. h. sie bieten mehr Arbeitsplätze und entlasten das Umland. Dagegen ist das Arbeitsplatzangebot im Bereich der Gemeinden der Ämter Penzliner Land (117) und Neustrelitz-Land (180) stark unterdurchschnittlich. Für beide Bereiche kann angenommen werden, dass sich beträchtliche Pendlerströme in Richtung der Zentren Neubrandenburg (523), Neustrelitz und Waren (Müritz) orientieren. Land-, Forstwirtschaft und Fischerei boten Mitte des Jahres 2000 rund 2.700 Beschäftigten einen Arbeitsplatz. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil der Landwirtschaftsbeschäftigten bei 4,5 %. Mit 8,5 % liegt die Nationalparkregion deutlich über dem Landeswert (vgl. Tab. 30). Besonders auffällig ist der hohe Anteil im Süden. Um Mirow, Wesenberg und Rechlin bestehen deutliche Konzentrationen von Landwirtschaftsbeschäftigten. Allerdings ist hier auch die Bezugsgröße von insgesamt etwa 3.100 Beschäftigten relativ niedrig. Im Produzierenden Gewerbe sind in der Nationalparkregion rund 9.300 Beschäftigte tätig. Auch hier liegt der Anteil von 29,5 % über dem Landesmittel von 25,8 %. Im Westteil ist die höchste Konzentration von Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe festzustellen. Zwei Fünftel der insgesamt 3.900 Beschäftigten arbeiten hier. Im Norden sind es knapp 3.700 Sozialversicherte, die im Produzierenden Gewerbe arbeiten, der Schwerpunkt liegt dabei in der Stadt Waren (Müritz). Dies trifft in ähnlicher Weise auch auf die Stadt Neustrelitz und den östlichen Teil zu. Von den rund 3.100 Beschäftigten des Produzierenden Gewerbes arbeiten annähernd drei Viertel in Neustrelitz und ein Sechstel in der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft. Der Süden der Region ist in deutlich geringerem Ausmaß vom Produzierenden Gewerbe geprägt. Von den etwa 3.100 Beschäftigten des Gebietes ist etwas über ein Viertel hier tätig. Tabelle 30: Beschäftigungsstruktur *HELHW 1|UGOLFKHU7HLO gVWOLFKHU7HLO 6GOLFKHU7HLO :HVWOLFKHU7HLO 1DWLRQDOSDUNUHJLRQ /DQGNUHLV0HFNOHQEXUJ6WUHOLW] /DQGNUHLV0ULW] %HVFKlIWLJWH QDFK:LUWVFKDIWV]ZHLJHQ 6RQVWLJH +DQGHO 3URGX]LH /DQGXQG 'LHQVWOHLV *DVWJHZHUEH )RUVWZLUWVFKDIW UHQGHV WXQJHQ XQG9HUNHKU *HZHUEH )LVFKHUHL Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen 113 In Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind annähernd 7.500 Beschäftigte (23,8 %) tätig. Damit entspricht der Anteil etwa dem Landeswert von 24,0 %. Im Osten der Nationalparkregion arbeiten mit knapp 3.100 die meisten Beschäftigten in diesem Sektor. Danach folgt der nördliche Teil mit nahezu 2.800. Der Bereich Sonstige Dienstleistungen liegt dem Beschäftigungsanteil nach in der Nationalparkregion mit 38,2 % deutlich unter dem Landesdurchschnitt (45,7 %), aber über den Mittelwerten der Kreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz. Dies ist insbesondere auf dessen hohen Anteil in den beiden Kreisstädten Waren (Müritz) (46,0 %) und Neustrelitz (46,8 %) zurückzuführen. Im nördlichen Teil der Nationalparkregion arbeiten rund 5.000 Beschäftigte in diesem Bereich, im Osten ca. 5.300. Im Süden und Westen liegt der Anteil der im Dienstleistungsbereich Tätigen bei etwa einem Viertel aller Beschäftigten. Insgesamt arbeiten in der Nationalparkregion knapp 12.000 Menschen im Bereich Sonstige Dienstleistungen. 3 Tourismus und Erholung 3.1 Tourismus und Erholung in der Nationalparkregion Geschichte Der Fremdenverkehr in der Mecklenburgischen Seenplatte weist eine relativ lange Tradition auf. Grundpfeiler der Tourismusentwicklung war die reiche Naturausstattung der abwechslungsreichen Wald- und Seenlandschaft mit ihren kleinen Dörfern. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs war eng verbunden mit der verkehrlichen Erschließung der Region durch die Eisenbahnlinie Berlin – Neustrelitz – Waren (Müritz) – Warnemünde. So kamen die meisten Gäste um die Jahrhundertwende als Sommerfrischler aus Berlin (KÜHNEL 1993). Waren (Müritz) entwickelte sich in dieser Zeit bereits zu einem beliebten und stark frequentierten Bade- und Kurort (BLAUSCHMIDTHIRCHE 1992). Der Umfang des damaligen Tourismus war allerdings – verglichen mit den Besucherzahlen zu DDR-Zeiten – bescheiden, denn zu dieser Zeit setzte ein verstärkter Ausbau zu einem ausgesprochenen Sommerurlaubsgebiet ein. Dabei entwickelte sich ein unterschiedlich strukturiertes Erholungswesen. Besonders in der Neustrelitzer Kleinseenplatte dominierte der Campingtourismus mit allein 40 Campingplätzen zwischen Mirow und Wesenberg, während im Raum Waren (Müritz), Malchow, Jabel, Silz, Alt Schwerin neben 114 dem Campingwesen auch FDGB-Heime, Betriebsheime, Kinderferienlager und Privatzimmer entstanden (ALBRECHT G. und W. 1992). Im Gegensatz dazu stellt der überwiegende Teil des heutigen Nationalparks kein traditionelles Tourismusgebiet dar, da er aufgrund der damaligen „Sonder“-Nutzungen (Staatsjagdgebiet, militärisches Übungsgelände) von dieser Entwicklung weitestgehend ausgeklammert war (vgl. Kap. II/3.3). Mit der Wende 1989/90 brach das bislang staatlich organisierte Erholungswesen völlig zusammen. Die Besucherzahlen gingen stark zurück. Der Übergang zu einem nachfrageorientierten Tourismus gestaltete sich insofern schwierig, als die betrieblichen und staatlichen Ferieneinrichtungen sowohl hinsichtlich ihrer Ausstattung als auch ihres baulichen Zustandes nicht den heutigen Ansprüchen genügten. Einer notwendigen Modernisierung standen zudem oftmals ungeklärte Eigentumsverhältnisse gegenüber (IES 1993). In den letzten Jahren hat die touristische Entwicklung aber bereits einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Aus landesplanerischer Sicht stellen große Teile der Nationalparkregion Tourismusschwerpunkträume dar, so u. a. Gebiete südlich von Wesenberg, Mirow und Rechlin bis zur Landesgrenze sowie westlich der Müritz. Hier bestehen günstige Voraussetzungen zur Entwicklung ländlich geprägter Erholungsorte bei Beibehaltung ihres dörflichen Charakters. Erholungssuchende finden eine reiche Naturausstattung, Ruhe und saubere Luft zum Entspannen. Mit Pensionen, Landgasthöfen, Campingplätzen, Bade- und Wassersportmöglichkeiten einschließlich Bootsanlegestellen, Reitmöglichkeiten, Radwandern u. a. m. steht bereits eine vielschichtige touristische Infrastruktur zur Verfügung. 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen Aussagen zur touristischen Nachfrage in der Nationalparkregion lassen sich anhand mehrerer regionaler Untersuchungen, wie z. B. durch die vom Landesfremdenverkehrsverband M-V (LFV) im Sommer 1994 landesweit durchgeführte Urlauberbefragung machen. Der Referenzraum ist hierbei weiter gefasst als die Nationalparkregion, er betrachtet das gemeinsame Vorfeld der drei Großschutzgebiete Nossentiner/Schwinzer Heide, MüritzNationalpark und Feldberger Seenlandschaft, doch können die Ergebnisse durchaus auf die Nationalparkregion übertragen werden. Insgesamt wurden in diesem Raum während der Hauptsaison 3.135 Gäste befragt, darunter 97 Tagesausflügler. Die Auswertung ergab folgendes Bild: Die Hauptquellgebiete des Fremdenverkehrs der Großschutzgebietsregion Mecklenburgische Seenplatte sind die Bundesländer Niedersachsen inklusive Bremen (13,5 %), Berlin/Brandenburg (12 %) und Nordrhein-Westfalen (10,9 %), gefolgt von Sachsen (9 %), MecklenburgVorpommern selbst (7,5 %) und Hamburg (7,3 %). Insgesamt dominieren die Besucher aus den alten Bundesländern mit rd. 60% der Nachfrage. Als Anreiseverkehrsmittel fällt die Wahl eindeutig auf den eigenen PKW (73,7 %) oder ein Wohnmobil (11,5 %). Lediglich 6,4 % der Gäste reisen mit der Bahn und nur 3 % mit dem Bus an. Ein relativ großer Anteil von 2,1 % wählt die Anreise per Motor- oder Segelboot. Als Verkehrsmittel am Urlaubsort steht zwar weiterhin der PKW unangefochten an erster Stelle (36,1 %), jedoch mit weit weniger Bedeutung als für die Anreise. Dafür spielt das Fahrradfahren (25,6 %) oder das Laufen zu Fuß (22,3 %) eine wichtige Rolle. Aufgrund der naturräumlichen Ausstattung kommt auch dem Boot als Verkehrsmittel ein relativ hoher Stellenwert zu (13,1 %). Nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet, sind etwa 50 % der Urlauber der Altersgruppe 31 bis 50 Jahre zuzuordnen, allerdings sind auch die über 60-jährigen mit 11 % vertreten. Der Anteil junger Menschen (unter 20) beträgt nur 3,7 %. In der Hauptsaison (Mai - Oktober) liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Region bei 11 Tagen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in diesem Zeitraum rd. 60 % der Gäste ihren Jahresurlaub hier verbringen. Außerhalb der Hauptsaison überwiegen eindeutig die Kurzurlauber (1-3 Nächte), worauf sich die niedrigere, aufs Jahr bezogene Aufenthaltsdauer begründet. Auch was die Gästeanzahl anbelangt, ist die Region von hoher Saisonalität geprägt. Als wichtigstes Reisemotiv für den Urlaub in der Mecklenburgischen Seenplatte werden die reizvolle Landschaft mit dem Müritz-Nationalpark und die regionale Kultur (23,3 %) genannt. Aber auch das gesunde Klima und die Ruhe (17,2 %), sowie die Möglichkeiten zum Badeurlaub (15 %) wie auch Neugier (12,3 %) spielen bei der Reiseentscheidung eine wichtige Rolle. der übrigen Fremdenverkehrsregionen MecklenburgVorpommerns. Die Zahl der Gäste, die an naturorientierten Aktivitäten interessiert ist, nimmt mit Nähe zum Nationalpark zu: Erleben der Natur: 95 %, Besuch des Nationalparks 68 % (LFV 1995). Entsprechend der Nachfrage und dem touristischen Angebot können die wichtigsten Zielgruppen für die Nationalparkregion abgeleitet werden: Urlauber: Hier dominiert der 14-Tage-Aufenthalt, allerdings mit abnehmender Tendenz. Landschaft und Natur, Ruhe und Erholung wie auch Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Region sind wichtige Reisemotive. Kurgäste: Sie sind zwar zahlenmäßig noch untergeordnet, werden aber mit weiterer Realisierung von Planungen im Kurbereich (Gesundheitstourismus) an Bedeutung gewinnen. Typisch ist ein vierwöchiger Aufenthalt. Kurzurlauber/Wochenendgäste: Sie bleiben zwei bis vier Tage und sind nach den Urlaubern die wichtigste Zielgruppe. Quellgebiete sind vor allem die großen Städte Berlin und Hamburg. Neben sportlichen Aktivitäten (Wassersport, Radfahren und Wandern) haben auch die Erholung in Natur und Landschaft einen großen Stellenwert. Tagesausflügler: Die Aufenthaltsdauer beträgt durchschnittlich 6 – 10 Stunden. Es dominieren im Sommer Badegäste und sportlich Orientierte sowie Naturliebhaber. Aktuellere Angaben zur touristischen Nachfrage ergeben sich aus den durch das Nationalparkamt Müritz in den Jahren 1999 bis 2001 durchgeführten Besucherbefragungen. Die Ergebnisse sind in Kap. V/3.2.1.2 dargestellt. 3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs Übernachtungsreiseverkehr in der Nationalparkregion Die Aktivitäten, die Gäste im Urlaubsgebiet ausüben wollen, entsprechen im allgemeinen den typischen Formen der landschaftsgebundenen Erholung. Vorrangig werden Wandern, Radfahren, Natur beobachten, Baden und Wassersport genannt, doch spielt auch die Besichtigung kultureller Sehenswürdigkeiten eine wichtige Rolle. Innerhalb des Fremdenverkehrsaufkommens des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt rd. 19,8 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben im Jahr 2001 entfallen auf die Nationalparkregion (gerechnet wurden hier die Landkreise Müritz und MecklenburgStrelitz) ca. 1,9 Mio. Übernachtungen. Dabei waren es im Landkreis Müritz knapp 1,3 Mio. und im Landkreis Mecklenburg-Strelitz gut 600.000 Übernachtungen. Besonders der Anteil der Wassersportler und der Radfahrer an der Gesamturlauberzahl liegt deutlich über den Werten Bei diesen Zahlen ist zu beachten, dass neben den gewerblichen Tourismusbetrieben noch zahlreiche Privatquartiere 115 2000 im Landkreis Müritz um über 5.000, d.h. um 250 % zu. Damit lag die Kapazitätsentwicklung deutlich über der des Landes (185 %). Die Entwicklung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz entspricht in etwa dem Landesniveau, der Gästebettenzuwachs belief sich hier auf knapp 2.700. zur Verfügung stehen, die jedoch, wie auch die Campingplätze nicht in dieser Statistik enthalten sind. D. h. die tatsächliche Zahl der Übernachtungen liegt noch deutlich höher. Bei Gegenüberstellung der Zahlen von 2001 mit denen früherer Jahre wird eine erhebliche Steigerung des Fremdenverkehrsaufkommens im Land, als auch in der Nationalparkregion deutlich. So lag die Zahl der Übernachtungen z. B. im Jahr 1996 bei 10,8 bzw. 0,7 Mio., d. h. auf Landesebene fand in den letzten fünf Jahren nahezu eine Verdopplung und in der Nationalparkregion sogar fast eine Verdreifachung statt. Auch die vom Regionalen Fremdenverkehrsverband Mecklenburgische Seenplatte ausgewiesenen und in der Abbildung 5 dargestellten Werte untermauern diese Entwicklung, wenngleich sie mit denen des Statistischen Landesamtes nicht unmittelbar vergleichbar sind. Die insgesamt höheren Werte ergeben sich einerseits aus der Erfassung der Übernachtungen nicht nur im gewerblichen Bereich, darüber hinaus umfasst das Verbandsgebiet neben den Landkreisen Müritz und Mecklenburg-Strelitz auch den Landkreis Parchim und die Stadt Neubrandenburg. Dabei verlief der Zuwachs in der näheren Nationalparkregion (Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz) aber unterschiedlich: Während im Landkreis MecklenburgStrelitz die Zahl der Übernachtungen zwischen 1997 und 1999 um 22 % stieg, waren dies im Landkreis Müritz im gleichen Zeitraum 49 %. Unterschiede gab es auch bei der Entwicklung der Bettenkapazitäten in Tourismusbetrieben mit 9 und mehr Betten. So nahm die Zahl der Gästebetten zwischen 1995 und Die regionale Verteilung der Gästebetten ergibt folgendes Bild: Sowohl im nichtgewerblichen als auch im gewerblichen Bereich befindet sich ungefähr die Hälfte des Angebotes im nördlichen Teil der Nationalparkregion (Waren (Müritz). Die andere Hälfte verteilt sich vor allem auf den östlichen (Neustrelitz, Feldberg) sowie den südlichen Teil (Kleinseenplatte) und nur in einem geringen Umfang auf die westliche Nationalparkregion. Die beiden größten Anbieter der Region sind das MüritzHotel Klink (rd. 800 Betten) im Norden und das Feriendorf Granzow (rd. 600 Betten) im Süden. Eine Übersicht zur regionalen Verteilung der Beherbergungsstätten, Bettenkapazitäten, Gästeankünfte und -übernachtungen im Juli 2000 gibt Tabelle 31. Die weitaus größten Kapazitäten stellen mit rd. 8.400 Übernachtungsplätzen die Campingplätze (Berechnung des DWIF 1996: Zahl der Stellplätze x 2,8 = ca. Zahl der Übernachtungsplätze). Der eindeutige Schwerpunkt im Camping-Tourismus liegt in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte mit rd. zwei Drittel der gesamten CampingÜbernachtungskapazitäten. Dies entspricht etwa der Hälfte der gesamten Beherbergungsmöglichkeiten der Region (vgl. Kap. V/3.1.5). Verschiedene Studien weisen jedoch darauf hin, dass abgesehen von den Monaten Juli/August, die Auslastung der Campingplätze relativ gering ist, d.h. die o.g. Übernach- Abb. 5: Übernachtungen in der Mecklenburgischen Seenplatte 4500000 4000000 2500000 4048000 2000 2001 3167957 3500000 3000000 3854566 2745947 2527416 2000000 1500000 1000000 500000 0 1997 1998 1999 Quelle: RFV Mecklenburgische Seenplatte e. V. (2001) 116 tungskapazität nur ungenügend ausgenutzt wird. Die Ursachen dafür werden u.a. in der reinen Wasserorientierung der Plätze gesehen. Das Verhältnis von Übernachtungen zu Gästeankünften beschreibt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste. Ohne Berücksichtigung der Campingplätze ergibt sich für das Jahr 2000 eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 3,2 Tagen. Im Westteil lag die Aufenthaltszeit mit 2,5 Tagen deutlich darunter, im Südteil mit mehr als 6 Tagen beträchtlich darüber (STATISTISCHES LANDESAMT M-V 2001). Der Fremdenverkehr in der Region ist stark saisonal geprägt. Dies soll am Beispiel des Jahres 2000 veranschaulicht werden. Etwas über 80 % aller Ankünfte und Übernachtungen entfallen auf die Zeit von April bis Oktober. Stärkster Urlaubsmonat ist der August mit 14,7 % der Ankünfte und 17,8 % der Übernachtungen. In dieser Zeit liegt mit etwas über 4 Tagen auch die höchste durchschnittliche Aufenthaltsdauer (vgl. Abb. 6). Dabei bestehen in den Teilgebieten der Nationalparkregion etwas unterschiedliche Saisonspitzen. Während im Süden der saisonale Höhepunkt bei den Übernachtungen bereits im Juli mit einem Anteil von 20 % erreicht wird und im August auf gleichem Niveau verbleibt, haben die anderen Teilgebiete ihre Saisonspitzen erst im August, sie variieren hier zwischen 16 % und 21 % Jahresanteil. Den günstigsten saisonalen Verlauf – mit verhältnismäßig guten Fremdenverkehrszahlen in der Vor- und Nachsaison – hat der Norden. Dies wird auf die Attraktivität von Waren (Müritz) als Luftkurort und Klink als Erholungsort und deren vergleichsweise große, zum Teil auch saisonunabhängige Angebotspalette zurückgeführt. Anteil an dieser Entwicklung haben auch die bestehenden Kur- und Rehabilitationseinrichtungen. Ausflugsverkehr in der Nationalparkregion Der Ausflugsverkehr ist von zwei Teilmärkten abhängig: dem Wohnortausflugsverkehr (Personen, die von ihrem Wohnort aus für einen Tag in die Region kommen, jedoch nicht übernachten) und dem Urlauberausflugsverkehr (Personen, die Ausflüge vom Ort des Übernachtungsaufenthaltes aus unternehmen). Das Hauptquellgebiet des Wohnortausflugsverkehrs stellt die Region um Neubrandenburg dar, in geringerem Umfang die Städte Rostock, Berlin und Hamburg. Die Wohnortausflügler verteilen ihre Besuche generell über das ganze Jahr, wenn auch in der Saison Konzentrationen festzustellen sind. Spitzentage sind in der Regel Sommer-, Sonn- und Feiertage sowie Ferientage mit sehr schönem Wetter. Mehr als 15 – 20 derartige Tage werden allerdings erfahrungsgemäß nicht erreicht. Eine bundesweite Repräsentativbefragung zum Ausflugsverkehr wies für den Raum Mecklenburgische Seenplatte und Mecklenburgische Schweiz 11,2 Mio. Ausflüge (bei 1 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Betrieben) für 1993 aus. Das Aufkommen im Urlauberausflugsverkehr bewegt sich analog zu den Übernachtungszahlen. Die zeitliche Konzentration ist somit identisch mit der Touristensaison. Tabelle 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten für die Nationalparkregion 'EBIET :DUHQ 0ULW] $PW3HQ]OLQHU/DQG $PW:DUHQ/DQG 1HXVWUHOLW] )HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW $PW1HXVWUHOLW]/DQG $PW0LURZ $PW:HVHQEHUJ $PW5HFKOLQ 5|EHO0ULW] $PW5|EHO/DQG 1DWLRQDOSDUNUHJLRQ /DQGNUHLV0HFNOHQEXUJ6WUHOLW] /DQGNUHLV0ULW] *ULI GEÚFFNETE "E HERBERGUNGS STËTTEN AB "ETTEN ANGEBOTENE 'ËSTEBETTEN 'ËSTEANKàNFTE 'ËSTEàBER NACHTUNGEN Quelle: Statistisches Landesamt M-V 117 Abb. 6: Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000 Übernachtungen (%) Dezember November Januar Ankünfte (%) Oktober 0,0 September 0,5 0 August 2 Juli 1,5 1,0 Juni 2,0 6 4 Mai 8 April 3,0 2,5 März 3,5 12 10 Februar 4,0 14 Prozent 4,5 16 Tage 18 Aufenthalt (Tage) Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen Geht man davon aus, dass jeder der 1,9 Mio. Übernachtungsgäste bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 3,2 Tagen etwa jeden dritten Tag einen Ausflug unternimmt, kann für die Region im Rahmen des Urlauberausflugsverkehrs mit etwa 0,6 Mio. Urlauberausflügen als Minimalwert gerechnet werden. An den genannten Zahlen wird ersichtlich, dass für die Nationalparkregion der Ausflugsverkehr quantitativ von deutlich größerer Bedeutung ist als der Übernachtungsreiseverkehr. Diesem Umstand muss vor allem bei der Schaffung von touristischen Angeboten und Infrastrukturen Rechnung getragen werden. 3.1.3 Erholungs- und Kurorte, Gesundheitstourismus Mit Inkrafttreten der neuen Kurortsgesetzgebung (24.02.1993) sind die Kriterien für die Anerkennung als Kur- und Erholungsort neu festgeschrieben worden, wodurch es einiger Anstrengungen und Qualitäten bedarf, um als Kur- oder Erholungsort anerkannt zu werden. Staatlich anerkannte Erholungsorte in der Nationalparkregion sind derzeit die Gemeinden (bzw. Ortsteile) Röbel/Müritz, Klink, Feldberger Seenlandschaft (Feldberg, Carwitz, Hullerbusch, Laeven, Neuhof, Rosenhof, Schlicht) und Wesenberg (Wesenberg, Klein Quassow). Die Städte Waren (Müritz) und Plau am See sind staatlich anerkannte Luftkurorte (Bekanntmachung des Sozialministeriums M-V vom 30.09.2002). 118 Die Prädikatisierung als staatlich anerkannter Luftkurort verfolgen auch Klink und Röbel/Müritz. Feldberg strebt den Status Kneipp-Heilbad an. Kur- und Rehabilitationseinrichtungen in der Nationalparkregion und der weiteren Umgebung befinden sich in Rheinsberg, Plau am See, Malchow, Klink, Waren (Müritz) und Feldberg. Der weitere Ausbau von Kur- und Reha - Einrichtungen ist derzeit weitgehend zum Stillstand gekommen. Insbesondere die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen mit einer niedrigeren Rate an Reha- und Kurbewilligungen führen zu Einschnitten bei der Umsetzung weiterer Planungen. Der Gesundheitstourismus wird dennoch als Zukunftsbranche eingeschätzt, er soll deshalb künftig noch stärker ausgebaut werden. Er stellt neben der Wiederherstellung und Förderung der Gesundheit ein beträchtliches Dienstleistungspotenzial mit saisonverlängernder Wirkung und erheblichen Wertschöpfungsanteilen dar. Damit verbunden sind positive Effekte auf den Arbeitsmarkt. Nach vorliegenden Konzepten werden entsprechende Planungen insbesondere in den Gemeinden Feldberger Seenlandschaft, Mirow, Wesenberg, Waren (Müritz), Klink und Röbel/ Müritz verfolgt. Der Nationalpark steht in enger Beziehung mit der Entwicklung des Kurwesens in der Nationalparkregion. Dies wird z.B. bei der Auswahl der Standorte für solche Einrichtungen deutlich. Der Nationalpark – als Sinnbild für unverbrauchte Natur und gesunde Umgebung – kann imagefördernd für den Gesundheitstourismus wirken. Nicht zuletzt sind die Kur- und Reha-Gäste als mögliche Gäste des Nationalparks auch Zielgruppe für dessen Öffentlichkeitsarbeit. 3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen anderen Campingplätze werden in der Mehrzahl von April bis Oktober betrieben. Feriendörfer und größere touristische Anlagen In der Nationalparkregion sowie im weiteren Umfeld bestehen u.a. folgende Feriendörfer und größere touristische Anlagen bzw. sind geplant: Linstow: „Feriendorf Linstow“ Rheinsberg: „Marina Wolfsbruch“ Göhren-Lebbin: „Ferien- und Freizeitressort Schloss Blücher“ Silz: „Hafendorf Silz“ (geplant) Klink: „Müritz-Hotel“ Granzow: „Feriendorf Granzow“ Boek: „Urlaubsparadies Müritzufer“, „Feriendorf Boeker Mühle“ Zartwitz: „Ferienzentrum Zartwitz“ Rechlin: „Lagunendorf“ (geplant) Kratzeburg: „Ferienhaussiedlung am Käbelicksee“ (geplant) Dambeck: „Familienerholungsstätte Dambecker Park“ Userin: „Ferienzentrum“ „Familienpark am Kleinen Labussee“ „Ferienhotel Labussee“ Seit 1993 ist eine deutliche Niveauanhebung in der Ausstattung mit Versorgungs- sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen eingetreten. So konnten sechs Campingplätze vom ADAC ausgezeichnet werden. Dies sind die Zeltplätze „Am Weißen See“, „Am Großen Labussee“, „FKK-Camping am Useriner See“, „Camping- und Ferienpark Havelberge“, „Am Drewensee“ und „Camping am Bauernhof“. Im Müritz-Nationalpark existiert mit dem ehemaligen C 59 („FKK-Camping am Useriner See“) ein Campingplatz mit ca. 300 Stellplätzen. Die Campingplätze am Labussee (Zwenzow), am Jamelsee (Blankenförde), am Käbelicksee (Kratzeburg), an der Müritz (Ecktannen, Boek), am Leppinsee (Zietlitz) und in Klockow befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark, bzw. grenzen direkt an. Dadurch sind Gäste der Campingplätze in hohem Maße potentielle Besucher des Nationalparks und eine Zielgruppe für dessen Öffentlichkeitsarbeit. 3.1.6 Wassersport 3.1.5 Camping Die Nationalparkregion ist auf dem Wasserweg von Süden (Berlin) über die Havelwasserstraße und von Nordwesten (Hamburg) über die Eldewasserstraße gut zu erreichen. Sportboothäfen bzw. Marinas für die Freizeitschifffahrt bestehen in Waren (Müritz), Röbel, Rechlin, Neustrelitz, Wesenberg und Mirow. Hier gibt es auch Anlegestellen für Fahrgastschiffe, eine weitere Anlegestelle befindet sich am Leppinsee (Zietlitz). Wasserskistrecken bestehen auf der Müritz vor Klink sowie auf dem Feldberger Haussee. Im Gebiet Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte liegen mit 62 knapp 40 % der Campingplätze des Landes, sie besitzen aber nur 25 % aller Stellplätze. D.h. im Vergleich zu anderen Regionen, wie z.B. der Ostseeküste, ist die Stellplatzkapazität je Campingplatz deutlich geringer, die Zeltplatzdichte jedoch hoch. In der Nationalparkregion ist nur die Müritz ein ausgesprochenes Surf- und Segelgewässer. Mäßige Surf- und Segelbedingungen existieren außerdem auf dem Labussee, der Woblitz und dem Zierker See. Ausgewiesene Segelund Surfgebiete auf den Gewässern des Müritz-Nationalparks sowie ausgewiesene Tauchgewässer gibt es nicht. Jugendherbergen In der Nationalparkregion stehen in vier Jugendherbergen rd. 390 Übernachtungsplätze zur Verfügung. Sie befinden sich in Waren (Müritz), Zielow, Mirow und Feldberg. Etwa 3.000 Stellplätze befinden sich auf Campingplätzen der Nationalparkregion. Sie liegen bevorzugt an Seeufern, besonders entlang der Müritz und im Bereich der Kleinseenplatte. Eine besondere Konzentration von Campingplätzen ist im Süden der Kleinseenplatte mit beträchtlichen Übernachtungskapazitäten zu verzeichnen, hier stehen allein etwa 2.300 Stellplätze zur Verfügung. Um die Zielgruppe der Wasserwanderer zu erreichen, haben viele Campingplätze auf ihrem Gelände gesonderte Areale für sie ausgewiesen. Ganzjährige Campingangebote haben die Plätze „Camping am Bauernhof“, „Sietower Bucht“ und „Pappelbucht“. Die 3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen In Röbel und Göhren-Lebbin befinden sich Thermen (Hallenbäder mit Spiel- und Spaßmöglichkeiten, Sauna etc.) In Klink existiert ein Hotelschwimmbad, dass auch für die öffentliche Nutzung zur Verfügung steht. Eine Reihe von Hotels bieten Saunen an, die i.d.R. auch von Nicht-Hotelgästen genutzt werden können (z.B. Hotels in Waren (Müritz), Klink, Zwenzow, Boek). In der Nationalparkregion sind entlang der Seen zahlreiche Badestellen mit unterschiedlicher Ausstattung vorhanden. 119 Öffentliche Badestellen in Form von Frei-/ Strandbädern befinden sich in den Städten Waren (Müritz), Röbel, Neustrelitz, Mirow, Wesenberg und Feldberg sowie in weiteren größeren Orten. Die am Wasser gelegenen Campingplätze verfügen ebenfalls über Badestellen. Im Nationalpark befinden sich größere Badestellen am Nordufer des Feisnecksees, am Nord-, Ost- und Westufer des Käbelicksees, am Südufer des Granziner Sees und des Mühlensees (Ankershagen), am Nordwestufer des Pagelsees, am Ostufer des Useriner Sees und am Fürstenseer See. Darüber hinaus bestehen weitere Badestellen mit zumeist örtlicher Bedeutung, die keine oder nur geringe infrastrukturelle Ausstattung besitzen (z. B. Jankersee, Specker Hofsee, Kälbersee, Dambecker See, Krummer See u. a.) 3.1.8 Gastronomie In der Gastronomie hat sich nach der Wende ein relativ schneller Strukturwandel vollzogen, in dessen Ergebnis eine breit gefächerte Palette gastronomischer Angebote und Einrichtungen entstanden ist. Dieser Prozess kann derzeit noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. Allerdings hat die Entwicklung nicht flächendeckend stattgefunden. Gastronomisch gut versorgt sind Mirow, Neustrelitz, Wesenberg, Feldberg sowie die touristischen Zentren an der Müritz (Waren (Müritz), Klink, Röbel). Insbesondere kleinere Gemeinden der Nationalparkregion sind zum Teil noch schlecht versorgt, wobei z. B. Boek mit vier gastronomischen Betrieben eine Ausnahme darstellt. Der Erfolg der Gastronomie in der Nationalparkregion ist im hohen Maße von der touristischen Nachfrage abhängig und damit starken saisonalen Schwankungen ausgesetzt. Dennoch hängt das Wohlergehen der Gastronomie ebenso von der Nachfrage der einheimischen Bevölkerung ab, die derzeit aber durch die wirtschaftlich schlechte Lage vieler Haushalte gesunken ist. 3.1.9 Sonstige Angebote in der Nationalparkregion Das Veranstaltungsprogramm des Müritz-Nationalparks (Führungen, Vorträge, Ausstellungen usw.) ist für die Region von großer Bedeutung, deckt allerdings thematisch nur einen Teilbereich eines ausgewogenen kulturellen Angebotes ab (vgl. Kap. V/3.2 u. 4.). Eine Verbindung zwischen Kultur und Natur stellt der Kunstring um den Müritz-Nationalpark dar. Von 1992 bis 1998 wurden dazu jährlich Kunstwerke im Rahmen eines durch den Förderverein Müritz-Nationalpark e.V. organi- 120 sierten internationalen Künstlerpleinairs geschaffen. Von den seither rd. 80 weitgehend aus Naturmaterialien (Holz, Stein) geschaffenen Kunstwerken wurden jedoch einige schon kurz nach ihrer Aufstellung zerstört oder beschädigt, andere sind aufgrund der verwendeten Materialien nicht mehr vorhanden. Das kulturelle Leben in der Nationalparkregion ist vielfältig und wird durch Angebote in der weiteren Umgebung ergänzt (z. B. durch das Oberzentrum Neubrandenburg). Zahlreiche Feste, Veranstaltungen und Konzerte haben sich etabliert und beleben insbesondere die Sommermonate. Ein weiteres Angebot sind eine Reihe von Museen in der Region. Es lässt sich jedoch feststellen, dass die Angebote sowohl saisonal als auch regional ungleichmäßig verteilt sind. Eine größere Auswahl an Kultur- und weiteren Veranstaltungen haben die Städte Waren (Müritz) und Neustrelitz zu bieten. Das geringste Angebot besteht im südlichen und östlichen Teil der Nationalparkregion. Kulturhistorische Sehenswürdigkeiten bzw. Zeugnisse der Besiedlung des Gebietes sind aus mehreren Epochen erhalten, so die Großsteingräber im Raum Ankershagen aus der Jungsteinzeit (3000 – 1800 v.Chr.), Hügelgräber aus der Bronzezeit (1800 – 600 v.Chr.) in der Umgebung von Ankershagen und Kratzeburg sowie Burgwälle aus der Zeit der germanischen Besiedlung (bis 800 n.Chr.) bei Pieverstorf sowie der nachfolgenden slawischen Besiedlung (8. – 10. Jh.), wie die Burgwälle bei Fürstensee, am Pagelsee und die Burgwallinsel im Feisnecksee. Besonders sehenswert sind ebenso die vielen kleinen Dorfkirchen wie auch die Gutshäuser (teilweise auch Schlösser), die noch heute den Charakter der Dörfer in der Region prägen. Dabei gehen die ältesten Kirchenbauten auf das Mittelalter zurück (Federow, Groß Dratow). Zu den bedeutenden Dorfkirchen zählen u. a. die der Orte Groß Dratow, Ankershagen, Kratzeburg, Liepen, Peckatel, Kargow, Speck, Boek, Roggentin, Userin, Blankenförde, Babke, Wokuhl, Grünow, Dolgen und Triepkendorf. Gutshäuser und Schlösser sind in der Regel ab dem 18. Jh. entstanden, nachdem die Region zuvor durch den 30-jährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zu den bedeutenden Gutshäusern und Schlössern zählen u. a. die der Orte Klink, Torgelow, Federow, Speck, Boek, Klein Plasten, Groß Plasten, Wendorf, Rumpshagen, Marihn, Ankershagen, Friedrichsfelde, Dambeck, Peckatel, Hohenzieritz. Weitere historisch interessante Gebäude sind die alten Dorfschmieden (z.B. Peckatel, Speck, Groß Dratow, Bergfeld) und ehemalige Wasser- oder Windmühlen (Useriner Mühle, Bolter Mühle, Hasselförde) sowie die verbliebenen Heckenhäuser um das ehemalige Wildgehege um Serrahn. 3.1.10 Organisationsformen der Tourismuswirtschaft Die Belange des Tourismus werden in den Landkreisen Müritz und Mecklenburg-Strelitz sowohl von den Wirtschafsförderungsgesellschaften als auch von den Planungsämtern wahrgenommen. In beiden Kreisen wird dem Tourismus ein hoher Stellenwert zugeordnet. In den Städten ist die Tourismusentwicklung dem Bauamt oder der Wirtschaftsförderung zugeordnet. Die Amtsgemeinden Amt Waren-Land, Amt Penzliner Land, Amt Rechlin, Amt Neustrelitz-Land, Amt Mirow, Amt Wesenberg, Gemeinde Feldberger Seenlandschaft verfügen i.d.R. über ein Sachgebiet Tourismus. Allgemein ist Tourismusförderung jedoch eine freiwillige Aufgabe der Gemeinden. Fremdenverkehrsverbände/ -vereine, Tourist-Informationen Die Nationalparkregion liegt im Verbandsgebiet des Regionalen Fremdenverkehrsverbandes Mecklenburgische Seenplatte e.V. mit Sitz in Röbel. Dieser Verband ist einer der sieben Regionalverbände, die im Landesfremdenverkehrsverband zusammengeschlossen sind. Eine wesentliche Aufgabe der Regionalverbände ist das Innen- und Außenmarketing für die jeweilige Region. Auf lokaler Ebene haben sich Fremdenverkehrsvereine gebildet, deren Aufgabenfelder, Strukturen und Mitgliedsstärken sehr unterschiedlich sind. Sie übernehmen i.d.R. das Marketing und die Werbung auf lokaler Ebene, sowie die örtliche Zimmervermittlung und Gästebetreuung. Teilweise betreiben sie Tourist-Informationsstellen. Einige Tourist-Informationen werden kommunal betrieben, in Neustrelitz existiert z. B. eine städtische Informationsstelle. In Waren (Müritz) wird die Tourist-Information von der Kur- und Tourismus GmbH betrieben. In der Nationalparkregion bestehen folgende Fremdenverkehrsvereine, bzw. Tourist-Informationen: Fremdenverkehrsverein „Müritzkreis“ e.V., Röbel/Müritz Verkehrsverein Waren e.V., Waren (Müritz) Fremdenverkehrsverein „Penzlin“ e.V., Penzlin Fremdenverkehrsverein „Havelquellseen“ e.V., Kratzeburg Fremdenverkehrsverein „Im Land der Seen und Wälder“ e.V., Mirow Fremdenverkehrsverein „Seen- und Havellandschaft“ e.V., Wesenberg Fremdenverkehrsverein „Seenlandschaft Serrahn-Wanzka“, Blankensee Fremdenverkehrsverein „Feldberger Seenlandschaft“ e.V., Feldberg Fremdenverkehrsverein „Südliche Müritzregion“ e.V., Rechlin Touristen-Information Röbel/Müritz Waren (Müritz) Information Tourist-Information Mirow Informationsbüro Wesenberg Stadtinformation Neustrelitz Verkehrsbüro Feldberg Tourist-Information Penzlin 3.2 Tourismus und Erholung im Nationalpark 3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs 3.2.1.1 Besucheraufkommen Seit 1999 wird durch das Nationalparkamt ein Besuchermonitoring durchgeführt, um quantitative und qualitative Informationen zum Besucheraufkommen im Schutzgebiet zu erhalten. Dabei werden an ausgewählten Punkten und festgelegten Tagen die Besucher gezählt sowie ihre Aktivitäten registriert um daraus Daten zu Art und Umfang des Besucherverkehrs im gesamten Gebiet des Müritz-Nationalparks abzuleiten (vgl. Kap. IV/9). Nachfolgend sollen insbesondere die Ergebnisse des Jahres 2001 dargestellt werden. Danach dominieren in Bezug auf die Aktivitäten eindeutig die Radwanderer, gefolgt von Wanderern und Bootstouristen (Wasserwanderer) (vgl. Abb. 7). Eine vergleichbare Situation wurde auch in den anderen Jahren festgestellt. Der Jahresverlauf des Besucheraufkommens ist vor allem im Frühjahr und Herbst stark vom Witterungsverlauf abhängig. So blieb der Wert zu Ostern 2001deutlich unter dem des Vorjahres. Ursache dafür war offensichtlich das sehr kühle Wetter. Auch in der Nachsaison gab es bei vergleichbarer Tendenz ein etwas niedrigeres Besucheraufkommen, als im Jahr 2000, wo die Witterung im Herbst für den Tourismus außerordentlich gute Voraussetzungen bot. Dadurch wurden 2001 insgesamt ca. 10.000 Besucher weniger registriert, als im Vorjahr (s.u.). Die höchsten Werte erreichen die Besucherzahlen - wie auch in der Nationalparkregion (vgl. Kap. 3.1.2) - in den Monaten Juni bis August, wobei der insgesamt größte Wert wiederum Anfang Juni (Pfingsten) festgestellt wurde (vgl. Abb. 8). Bei differenzierter Betrachtung der Besucherzahlen nach den Aktivitäten zeigen sich saisonale Unterschiede (vgl. Abb. 10). Abgesehen von Ostern und Pfingsten ist die Zahl der Wanderer relativ konstant. Vom Frühjahr bis zum Spätherbst ist mit täglich ca. 500 Wanderern zu rechnen. Für die Radfahrer beginnt die Saison etwa im Mai. Danach steigen die Zahlen sprunghaft an, Anfang September gehen sie ebenso schnell wieder zurück. 121 Abb. 7: Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark 12,6% 2,7% Radfahrer Wanderer Sonstige Bootstouristen 22,7% 61,9% Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 *2 Zähltage Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Erläuterung: *1 = Ostern *2 = Pfingsten Abb. 9: Besucherzahlen im Tagesverlauf 350 300 250 200 150 100 50 0 9-10 Uhr 10-11 Uhr 11-12 Uhr Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 122 12-13 Uhr 13-14 Uhr 14-15 Uhr 15-16 Uhr 16-17 Uhr 17-18 Uhr 18-19 Uhr 16.10.01 05.10.01 24.09.01 08.09.01 19.08.01 02.08.01 21.07.01 04.07.01 22.06.01 03.06.01 22.05.01 03.05.01 15.04.01 *1 04.04.01 Besucher Abb. 8: Besucherzahlen im Jahresverlauf Abb. 10: Aktivitäten nach Besuchergruppen 3500 Radfahrer Wanderer Bootstouristen sonstige 3000 2500 2000 1500 1000 500 16.10.2001 05.10.2001 24.09.2001 08.09.2001 19.08.2001 02.08.2001 21.07.2001 04.07.2001 22.06.2001 03.06.2001 22.05.2001 03.05.2001 15.04.2001 04.04.2001 0 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Tabelle 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten =lKOSXQNW (LQJDQJVEHUHLFK:DUHQ 5HGHUDQJVHH 6FKZDU]HQKRI .UDW]HEXUJ=HOWSODW] 'RSSHONLHIHUJUDEHQ )|UVWHUHL%RHN =ZHQ]RZ 0KOHQVHH$QNHUVKDJHQ 6FKPLHGH6SHFN =DUWZLW]HU.UHX] 3DUNSODW]=LQRZ 2UWVODJH/DQJKDJHQ %ROWHU0KOH +DYHOEUFNH%DENH 8PWUDJHVWUHFNH*UDQ]LQ 6XPPH 5DGIDKUHU :DQGHUHU VRQVWLJH %RRWH %RRWV LQVDVVHQ 3HUVRQHQ JHVDPW Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 123 Tabelle 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen 7HLOJHELHW %HVXFKHU SUR7DJ 1RUGZHVWHQ 2VWXIHUGHU0ULW] 6GZHVWHQ 6GHQ +DYHOTXHOOJHELHW 6HUUDKQ %HVXFKHU MHKD %HVXFKHU MHNP:HJ Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Ähnlich verhält es sich mit den Bootstouristen. Bei günstigem Wetter verschiebt sich deren Saison noch mehr in den Herbst als bei den Radfahrern. Der Beginn des Bootstourismus war 2001 durch die kühle Witterung im Frühjahr deutlich verzögert. Sonstige Besucher weisen bedingt durch die Pilzsaison bei insgesamt geringen Anteilen wie in den Vorjahren einen leichten Anstieg in den Herbstmonaten auf. Die tageszeitliche Verteilung des Besucheraufkommens ist in Abbildung 9 dargestellt. Sie zeigt den gleichen Verlauf wie in den Vorjahren mit insgesamt etwas niedrigeren Werten. Die Werte stellen einen Durchschnitt der in den jeweiligen Zeitabschnitten gezählten Besuchersummen aus allen Zähltagen dar. Das Maximum wird zwischen 11 und 15 Uhr erreicht. Vor 9 Uhr und nach 19 Uhr sind nur äußerst wenig Besucher zu erwarten. Bezogen auf die Zählpunkte stellt sich die räumliche Verteilung der Besucher wie folgt dar: Die höchsten Zählergebnisse und Zuwächse wurden 2001 am Doppelkiefergraben und an der Schmiede Speck registriert. Besonders trifft dies auf die Umgebung von Boek zu, wo zwei Zählpunkte in geringer Entfernung von einander liegen. Der Zuwachs am Zählpunkt Speck kann mit der Attraktivität des Käflingsberg -Turmes erklärt werden. Aber auch am Eingangsbereich Waren wurden im Jahre 2001 24 % mehr Besucher als im Vorjahr gezählt. Deutlich geringere Besucherzahlen als im Vorjahr gab es am Rederangsee, in Schwarzenhof, an der Försterei Boek und an der Umtragestrecke Granzin. Der Zählpunkt in Zinow ergab noch weniger Besucher als im Jahre 2000 (vgl. Tab. 32). Durch Zusammenfassung der Ergebnisse der einzelnen Zählpunkte entsprechend ihrer räumlichen Lage ist eine Aussage zur Besucherverteilung insgesamt möglich. Danach lassen sich innerhalb des Nationalparks Gebiete unterschiedlichen Besucheraufkommens feststellen (vgl. Tab. 33). Wie auch schon in den Vorjahren festgestellt, liegt das 124 Besucheraufkommen im Teilgebiet Müritz insgesamt wesentlich höher, als im Teilgebiet Serrahn. Innerhalb des Teilgebietes Müritz konzentriert sich das Besucheraufkommen auf den Nordwesten (Raum Waren – Federow), das Ostufer der Müritz (einschließlich Speck) und den Südwesten (Raum Boek). Ein etwas geringeres Besucheraufkommen lässt sich für den Süden (Granzin – Blankenförde – Userin) feststellen. Hier trägt insbesondere die Wasserwanderstrecke „Obere Havel“ zum Besucheraufkommen bei. Für das Havelquellgebiet (Kratzeburg – Ankershagen) ergeben sich die geringsten Besucherzahlen im Teilgebiet Müritz. Unter Zugrundelegung der Besucherzählungen im Gelände, der Besucher in den Informationsstellen (vgl. Kap. V/4.1.1) sowie der Teilnehmer an Führungen des Nationalparkamtes (vgl. Kap. V/4.1.2) und der touristischen Unternehmen wurde für das Jahr 2001 die Zahl von insgesamt ca. 495.000 Nationalparkbesuchern errechnet. Dieser Wert liegt ca. 21 % unter dem Wert des Jahres 2000 (630.000 Besucher), was in erster Linie auf die ungünstige Witterung in der Vor- und Nachsaison zurückzuführen ist. Diese Annahme wird indirekt durch die wieder höher liegenden Besucherzahlen des Jahres 2002 bestätigt, für das rd. 536.000 Besucher ermittelt wurden. 3.2.1.2 Besucherbefragung Im Rahmen des Besuchermonitorings fanden auch Besucherbefragungen statt. Hierzu wurden Fragebögen an Konzentrationspunkten des Besuchergeschehens (z. B. Informationsstellen) in der Vor-, Haupt- und Nachsaison verteilt, um möglichst alle Besuchergruppen entsprechend ihrer Anteile an der Gesamtheit zu erreichen. Bezogen auf das Jahr 2001 wurden insgesamt 540 Fragebögen verteilt, die Rücklaufquote betrug knapp 62 % (334 Bögen). Daraus ergibt sich folgendes Bild: Altersgruppen: unter 18 27 Personen = 8,1 % 18 bis 30 37 Personen = 11,1 % 31 bis 45 128 Personen = 38,3 % 46 bis 60 79 Personen = 23,6 % über 60 61 Personen = 18,3 % ohne Angabe 2 Personen = 0,6 % Im Vergleich zur Befragung 2000 ist eine leichte Verschiebung zu den jüngeren Altersgruppen bei Abnahme der Altersgruppe der 46- bis 60-jährigen zu verzeichnen. Wie auch in den Vorjahren sind die 31- bis 45-jährigen am stärksten vertreten. Geschlechterverhältnis: Männlich Weiblich ohne Angabe 157 Personen = 52,3 % 158 Personen = 47,3 % 1 Person = 0,3 % Das Geschlechterverhältnis der Befragten zeigt gegenüber den Vorjahren keine Veränderungen. Herkunft: Bayern 38 Personen = 13,7 % Baden-Württemberg 33 Personen = 12,0 % Niedersachsen 27 Personen = 9,8 % Berlin 23 Personen = 8,4 % Hessen 19 Personen = 6,9 % Nordrhein-Westfalen 19 Personen = 6,9 % Sachsen 18 Personen = 6,6 % MV (weitere Umgebung) 16 Personen = 5,8 % MV (direkt am NLP) 8 Personen = 2,9 % Schleswig-Holstein 12 Personen = 4,4 % Thüringen 12 Personen = 4,4 % Hamburg 11 Personen = 4,0 % Rheinland-Pfalz 10 Personen = 3,6 % Sachsen-Anhalt 8 Personen = 2,9 % Brandenburg 6 Personen = 2,2 % Bremen 6 Personen = 2,2 % Ausland 5 Personen = 1,8 % (2 x Holland, 2 x Österreich, 1 x Schweiz) ohne Angabe 2 Personen = 0,7 % Saarland 1 Person = 0,4 % Danach kommen die meisten Besucher aus Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Übernachtungsort: außerhalb des NLP innerhalb des NLP Tagesgäste ohne Angabe 169 Personen = 50,6 % 143 Personen = 42,8 % 21 Personen = 6,3 % 1 Person = 0,3 % Damit ergibt sich gegenüber 2000 eine Verschiebung zugunsten der Übernachtungen im Nationalpark um knapp 3 %. Verkehrsmittel für die Anreise am Befragungstag: PKW 152 Personen = 31,5 % Wohnmobil 6 Personen = 1,2 % Motorrad 3 Personen = 0,6 % ÖPNV (mit NLP-Ticket) 51 Personen = 10,6 % ÖPNV (ohne NLP-Ticket) 10 Personen = 2,1 % Reisebus 6 Personen = 1,2 % Schiff / Boot 22 Personen = 4,6 % Fahrrad 180 Personen = 37,3 % Zu Fuß 46 Personen = 9,5 % Sonstige 4 Personen = 0,8 % ohne Angabe 2 Personen = 0,4 % Im Vergleich zur Befragung 2000 ergaben sich folgende Veränderungen: Der Anteil der PKW sank um 5,8 %. Bei Schiff/Boot stieg der Anteil um 0,8 %, beim Fahrrad um 4,3 %, bei Fußgängern um 2,0 %. Die Ticketlinien und andere öffentliche Verkehrsmittel haben nahezu die gleichen Anteile wie im Jahr 2000. Aufenthaltsdauer: 1 Tag 1 bis 3 Tage max. 2 Wochen über 2 Wochen ohne Angabe 61 Personen = 18,3 % 91 Personen = 27,3 % 157 Personen = 47,0 % 24 Personen = 7,2 % 1 Person = 0,3 % Danach stieg der Anteil der Personen mit einer Aufenthaltsdauer von bis zu zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr um fast 8 %. Gesunken ist sowohl der Anteil der Besucher, die sich nur 1-3 Tage aufhalten, als auch der, die über 2 Wochen bleiben. Häufigkeit der Nationalparkbesuche: Häufig 108 Personen = 32,3 % Gelegentlich 52 Personen = 15,6 % nur heute 35 Personen = 10,5 % weiß nicht 22 Personen = 6,6 % ohne Angabe 117 Personen = 35,0 % Die Angaben zur Häufigkeit zeigen zwar leichte Abweichungen gegenüber dem Vorjahr, ohne jedoch eine Tendenz erkennen zu lassen. Gruppengröße (Anzahl Personen): allein 21 Personen = 6,3 % 2 bis 4 267 Personen = 79,9 % 5 bis 10 Personen 25 Personen = 7,5 % über 10 Personen 21 Personen = 6,3 % Die Anteile allein reisender Personen und größerer Gruppen sanken. Mittelgroße Gruppen verzeichnen leicht gestiegene Anteile. Wesentliche Veränderungen sind hier aber nicht feststellbar. 125 Durchgeführte bzw. geplante Aktivitäten: Natur beobachten 273 Personen = 81,7 % Stille und Ruhe genießen 249 Personen = 74,6 % Erholen und Entspannen 222 Personen = 66,5 % Radfahren 218 Personen = 65,3 % Info-Angebote nutzen 191 Personen = 57,4 % Natur fotografieren 165 Personen = 49,4 % Wandern (ohne Führung) 146 Personen = 43,7 % Baden 84 Personen = 25,1 % Kanu / Boot fahren 76 Personen = 22,8 % Wandern (mit Führung) 62 Personen = 18,6 % ohne Angabe 12 Personen = 3,6 % Reiten 5 Personen = 1,5 % Bei den Aktivitäten gibt es hinsichtlich der Anteile nur unwesentliche Unterschiede zu den Angaben des Vorjahres. Natur beobachten, Stille und Ruhe genießen, Erholen und Entspannen sowie Radfahren sind die dominierenden Aktivitäten. Weiterempfehlung des Müritz-Nationalparks: auf jeden Fall 306 Personen = 91,6 % eher ja 21 Personen = 6,3 % eher nein 3 Personen = 0,9 % auf gar keinen Fall 0 Personen ohne Angabe 4 Personen = 1,2 % Festgestellte bzw. empfundene besondere Störungen: Kfz Verkehr 23 Personen = 6,9 % zu viele Menschen 7 Personen = 2,1 % Lärm durch Besucher 2 Personen = 0,6 % Flugverkehr 2 Personen = 0,6 % Motorboote 2 Personen = 0,6 % Fällarbeiten 2 Personen = 0,6 % freilaufende Hunde 1 Person = 0,3 % Müll 1 Person = 0,3 % Änderungsvorschläge der Besucher: Keine Änderungen 167 Personen = 50,0 % Informationsangebote 68 Personen = 20,4 % Verhaltensvorschriften 54 Personen = 16,2 % Geführte Wanderungen 26 Personen = 7,8 % Besuchereinrichtungen 19 Personen = 5,7 % Besucherzahl 14 Personen = 4,2 % weiß nicht 19 Personen = 5,7 % ohne Angabe 23 Personen = 6,9 % Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass ein gestiegener Anteil der Besucher Veränderungen der Informationsangebote und der Besucherzahlen (hier i.d.R. Verringerung gemeint) vorschlägt. Der Anteil derer, die Verhaltensvorschriften geändert haben möchten, ist leicht rückläufig. 126 3.2.2 Besucherlenkung 3.2.2.1 Touristisches Wegenetz Das Fußwanderwegenetz des Müritz-Nationalparks umfasst insgesamt 48 Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 424 km. Die Streckenlängen liegen zwischen 1,5 (Grüner Baum-Weg) und 160 km (Müritz-NationalparkWeg). Da sich zum Teil mehrere Wanderwegerouten überschneiden, reduziert sich die absolute Länge der Fußwanderwege auf rund 320 km. Das Radwanderwegenetz besteht aus sieben Radrundwanderwegen und mehreren Radverbindungswegen mit einer Länge von insgesamt rund 195 km. Auf ca. 80 km Länge überschneiden sich diese Radwanderwege mit dem Fußwanderwegenetz. Die verbleibenden 90 km Radwanderwege ergeben zusammen mit den 320 km Fußwanderwegen insgesamt 410 km gekennzeichnete Rad- und Fußwanderwege. Durch das Wirtschaftsministerium des Landes wurde der Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) beauftragt, ein landesweites Netz von Radfernrouten zu entwickeln. Einige von ihnen verlaufen auch durch den Müritz-Nationalpark. Es handelt sich hierbei um folgende Fernrouten: Mecklenburgische Seenplatte Mecklenburgische Seenplatte – Rostock Mecklenburgische Seenplatte – Rügen 1998 wurde die Fernroute „Mecklenburger Seenradweg“ ausgewiesen, der von Lüneburg nach Wolgast verläuft. Dieser nimmt im Gebiet des Müritz-Nationalparks jedoch die Streckenverläufe der o. g. Routen auf, so dass einige Strecken mehrfach beschildert sind. Im Jahr 2001 ist die Fernroute „Berlin-Kopenhagen“ ausgewiesen worden. Diese Route quert das Nationalparkgebiet von Wesenberg in Richtung Waren (Müritz). Des weiteren wurden durch die Landkreise Müritz und Mecklenburg - Strelitz zwei regionale Radrouten ausgeschildert, die auch das Gebiet des Müritz-Nationalparks betreffen: Der Müritz-Rundweg verläuft im Nationalpark über die Fernrouten entlang des Ostufers der Müritz. Der Havelquellseen-Radweg verläuft in zwei Streckenvarianten von Kratzeburg über Babke – Blankenförde – Zwenzow nach Neustrelitz und hat hier den selben Verlauf wie der Fernradweg Berlin-Kopenhagen, die zweite Variante verläuft über Langhagen. Angaben zu Art und Umfang des Besucheraufkommen auf den Fuß- und Radwanderwegen im Nationalpark sind in Kap. V/3.2.1.1 enthalten. Gemäß § 28 (6) Landeswaldgesetz M-V sind durch die Landkreise im Einvernehmen mit den zuständigen Abb. 11: Durchschnittliche Nutzung der Wasserwanderstrecken 400 350 300 Umtragestrecke Granzin Havelbrücke Babke Anzahl 250 200 Bolter Mühle 150 100 50 0 Boote Personen Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Abb. 12: Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow 16000 12000 10000 8000 30.753 P. 41.480 P. 50.660 P. 57.440 P. 2000 20.562 P. 4000 26.400 P. 6000 16.938 P. Boote; P=Personen 14000 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 0 Quelle: Staatliches Amt für Umwelt und Natur Neubrandenburg (2002) Forstbehörden bzw. dem Nationalparkamt Reit- und Kutschwege im Wald auszuweisen. In diesem Zusammenhang entstand im Nationalpark ein Reitwegenetz (überregionale Reitwege) von insgesamt ca. 49 km Länge, das Anschluss an die außerhalb des Schutzgebietes gelegenen Reitwege hat. Örtlich ansässigen Kremserunternehmen wird das Befahren nichtöffentlicher Wege im Nationalparkgebiet mit Kutschen auf der Grundlage von § 8 (Befreiungen) der NationalparkVerordnung ermöglicht. Träger der Straßenbaulast keine verkehrsbehördliche Anordnung erwirkt wurde, die diese Nutzung einschränkt oder ausschließt. Insofern steht zusätzlich ein für den Pferdesport geeignetes öffentliches Straßen- und Wegenetz von 80 km Länge zur Verfügung. Eine Darstellung des touristischen Wegenetzes ist in Karte 4 (Erholung und Erschließung) enthalten. Unabhängig von den vorgenannten Wegen können im Müritz-Nationalpark grundsätzlich alle dem öffentlichen Verkehr gewidmeten Straßen und Wege als Kutsch- oder Reitweg benutzt werden, soweit durch den jeweiligen Im Müritz-Nationalpark befinden sich zwei traditionelle Wasserwanderstrecken: – der Woterfitz- und Caarpsee mit dem Bolter Kanal, die Teil einer als „Alte Fahrt“ bezeichneten Rundtour sind, 3.2.2.2 Wasserwanderstrecken 127 – die „Obere Havel“ zwischen Kratzeburg und der Schleuse Zwenzow. Die Benutzung motorgetriebener Wasserfahrzeuge ist im Nationalpark nicht gestattet. Das Wasserwandern erfolgt vorrangig mit Kajak, Kanu und Faltbooten. Insbesondere die „Obere Havel“ wird durch Wasserwanderer stark frequentiert. Saisonale Spitzen sind die Wochenenden um Himmelfahrt und Pfingsten. Anhand der Ergebnisse des durch das Nationalparkamt für das Jahr 2001 durchgeführten Besuchermonitorings ergeben sich für die Zähltage die in der Abbildung 11 dargestellten Durchschnittswerte. Weitere Hinweise zum Boots- und Besucheraufkommen auf der Wasserwanderstrecke „Obere Havel“ und insbesondere zur Entwicklung über die Jahre ergeben sich aus den Zählungen an der Schleuse Zwenzow (vgl. Abb. 12). Sie wurden bzw. werden täglich innerhalb der gesamten Schleusensaison durchgeführt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Zählungen richtungsunabhängig erfolgen, d.h. sie enthalten Boote und Personen, die in das Nationalparkgebiet fahren, als es auch verlassen. Dennoch lässt sich hieran eine deutliche Zunahme des Boots- und Besucheraufkommens erkennen. 3.2.2.3 Besuchereinrichtungen Eingangsbereiche sind eine Kombination einzelner Elemente der Besucherinformation und -lenkung (Parkplatz, Informationstafel, Eingangstafel, Wegweiser und Wanderwegebeschilderung als Mindestausstattung). Sie sind Ausgangspunkte für das „Erlebnis Nationalpark“. Der touristische Kraftfahrzeugverkehr soll zielgerichtet zu den Eingangsbereichen geführt und dort aufgefangen werden. Sie sollen deshalb vorzugsweise an eine Ortslage am Rande des Nationalparks gebunden sein. Beobachtungseinrichtungen ermöglichen schöne Aussichten auf die unterschiedlichen Landschaftsräume des Nationalparks und dienen der ungestörten Tierbeobachtung. Bei den punktuell an Rad- und Fußwanderwegen angebundenen Einrichtungen werden Aussichtstürme, Beobachtungsstände, Aussichtsplattformen und Sichtschirme unterschieden. Neben diesen errichteten Beobachtungsmöglichkeiten erschließt das touristische Wegesystem auch im Gelände vorhandene natürliche Aussichtspunkte. Rastplätze sind punktuell an Wanderwege und Wasserwanderstrecken angebunden und unterschiedlich ausgestattet (Sitzgruppe oder Bänke, Schutzhütte, Fahrradständer, Informationstafel). Der Naturerlebnispfad im Serrahner Teil des Nationalparks führt unter dem Titel „Der lange Weg zum Urwald“ über mehrere Stationen vom Eingangsbereich Zinow bis zur Nationalparkinformation in Serrahn. Moorstege machen den schwer zugänglichen Lebensraum Moor für Besucher erlebbar und schützen gleichzeitig die trittempfindliche Moorvegetation. Derzeit gibt es drei Moorstege im eigentlichen Sinne (Wienpietschseen, Priesterbäker See, Serrahnsee). In einigen Fällen (z. B. Rederangsee, Schnakenburg) gewährleisten sie auch bei vor allem im Frühjahr erhöhten Wasserständen den Zugang zu Beobachtungseinrichtungen. Eine Darstellung der Besuchereinrichtungen ist in Karte 4 enthalten. In Ergänzung der genannten Kombination können eine Nationalparkinformation (vgl. Kap. V/4.1.1), Sitz- und Rastgelegenheiten sowie Fahrradständer, Toiletten und eine ÖPNV-Haltestelle vorhanden sein. 4 Information und Bildung Im Müritz-Nationalpark sind derzeit 16 z.T. unterschiedlich ausgestattete Eingangsbereiche vorhanden. Sie befinden sich in den Ortschaften Waren (Müritz), Federow, Groß Dratow, Bocksee, Ankershagen, Kratzeburg, Userin, Zwenzow, Blankenförde, Schillersdorf, Boek, Fürstensee, Zinow, Carpin, Grünow und Herzwolde. Informationsstellen sind wichtige Anlaufpunkte und Schnittstellen zwischen Nationalparkbesuchern und dem Nationalpark. In Neustrelitz besteht seit 1997 das Nationalpark-Zentrum mit einer größeren Ausstellung und Informationseinrichtung. In den Eingangsbereichen Boek, Federow, Friedrichsfelde und Kratzeburg, sowie in den Orten Schwarzenhof und Serrahn befinden sich weitere NationalparkInformationen, die durch das Nationalparkamt betrieben bzw. betreut werden. Im Eingangsbereich Waren (Müritz) sowie in Speck und Userin gibt es drei Informationsstellen auf privater Basis. Informationstafeln stellen ein wichtiges Element der Information und Besucherlenkung dar. Die an ausgewählten Punkten am und im Gebiet stehenden und mit einem Kartenausschnitt ausgestatteten Tafeln dienen der Information und Orientierung der Nationalparkbesucher. 128 Sie weisen u.a. auf Wanderrouten, Führungstermine, geschichtliche Hintergründe und Sehenswürdigkeiten hin. Derzeit sind über das Nationalparkgebiet verteilt ca. 130 Informationstafeln vorhanden. 4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit 4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen Darüber hinaus bietet der Förderverein Müritz-Nationalpark e.V. Informationen in Waren (Müritz) an und der Müritz-Nationalpark ist auch im Rahmen der Regionalschau in der Scheune Bollewick präsent. Die Besucherzahlen in den Informationsstellen lassen Einschätzungen zur Frequentierung der Eingangsbereiche wie auch der Zielgebiete der Besucher innerhalb des Nationalparks zu (vgl. Kap.V/ 3.2.1.1). Die Informationsstellen geben mindestens Grundinformationen zum Nationalpark, ebenso kann Info-Material erworben werden. In den durch das Nationalparkamt betreuten Einrichtungen stehen darüber hinaus Mitarbeiter des Nationalparkdienstes als Ansprechpartner für die Besucher zur Verfügung. Des weiteren ist in der Regel jeweils eine thematische Ausstellung vorhanden. In Federow und Friedrichsfelde besteht für die Besucher zusätzlich die Möglichkeit, per Videoanlage das Geschehen an einem Fischadler- bzw. Weißstorchhorst live zu verfolgen. Die Frequentierung der Informationsstellen geht aus Tabelle 34 und Abbildung 13 hervor. Eine weitere Nationalpark-Information ist in Blankenförde geplant. Außerdem soll in Waren (Müritz) in den nächsten Jahren ein großes erlebnisorientiertes Besucherzentrum mit Fokus auf den Müritz-Nationalpark entstehen. 4.1.2 Führungen und Veranstaltungen Das umfangreiche Führungsprogramm des Nationalparkamtes ist ein zentraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit für den Müritz-Nationalpark. Es richtet sich an verschiedene Zielgruppen. So werden Erwachsene (Einheimische, Urlauber) genauso angesprochen wie Kinder und Jugendliche. In den letzten drei Jahren lag die Anzahl der regulären Tabelle 34: Besucherzahlen der einzelnen Informationsstellen (LQULFKWXQJ %RHN )HGHURZ 6FKZDU]HQKRI .UDW]HEXUJ )ULHGULFKVIHOGH 1HXVWUHOLW] 6HUUDKQ 6SHFN %HUJIHOG 6SHFNHU6WUDH 6XPPH [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ [ Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) [ [ Erläuterung: x = nicht vorhanden - = nicht gezählt Abb. 13: Entwicklung der Besucherzahlen der Informationsstellen 120000 100000 Besucher 80000 60000 40000 20000 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 129 Veranstaltungen (nach Programm) bei jeweils ca. 500 Führungen. Speziell auf Familien zugeschnittene Führungen finden im Rahmen der Umweltbildung des Jugendwaldheimes (JWH) statt (ca. 200 pro Jahr). Das Nationalparkamt ist mit seinen Informations- und Aktionsständen regelmäßig an regionalen Veranstaltungen (z. B. Dorffeste, Nationalparktage, Müritz – Sail u. a.), aber auch überregional z.B. an verschiedenen Messen beteiligt. Sie kamen in den letzten Jahren jeweils zwischen 12 bis 24 mal zum Einsatz. Neben den Führungen laut Programm werden auch (Sonder-) Führungen nach Anmeldung (in den letzten Jahren zwischen 60 und 100 Veranstaltungen pro Jahr) angeboten (vgl. Tab. 35 und Abb. 14). Als weitere Veranstaltungen sind die Aktivitäten im Rahmen von Schüler – Interessensgemeinschaften, Projekttagen (vgl. Kap. V/4.2) und speziellen Kooperationen zu nennen. Beispielgebend für letztere ist die Zusammenarbeit mit der Nationalpark-Patenschule, dem Neustrelitzer Gymnasium Carolinum. Vorträge zu allgemeinen wie auch speziellen Nationalparkthemen finden in der Regel auf Anfrage statt, ihre Häufigkeit ist deshalb recht unterschiedlich (vgl. Tab. 36). Tabelle 35: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer nach Kategorien 1DFK3URJUDPP $Q] 71 1DFK$QPHOGXQJ $Q] 71 -:+ $Q] 71 6XPPH $Q] 71 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Abb. 14: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer 14000 12000 726 F. 1.069 F. 694 F. 790 F. 807 F. 8000 892 F. 10000 1997 1998 1999 2000 2001 2002 6000 4000 2000 0 345 F. Teilnehmer, F=Anzahl Führungen 16000 1996 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Tabelle 36: Vorträge und Teilnehmer $Q]DKO 7HLOQHKPHU Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 130 Inzwischen zur Tradition geworden sind die alljährlichen Waldgottesdienste zu Himmelfahrt und Pfingstkonzerte in Steinmühle mit jeweils mehreren hundert Gästen. Einen festen Platz haben auch die jährlich stattfindenden Nationalparktage. Die beiden an den Müritz-Nationalpark angrenzenden Naturparke Nossentiner/Schwinzer Heide und Feldberger Seenlandschaft bieten ebenfalls Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen sowie Informationsmaterial an. Seit 2001 erscheint eine gemeinsame Veranstaltungsbroschüre („Unterwegs [Jahr]“) der drei Schutzgebiete. Die Zahl der durch die Mitarbeiter des Nationalparks betreuten Besucher ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, beispielsweise von 2001 auf 2002 um 8,1 %. Wie die Ergebnisse des Besuchermonitorings zeigen, konnte die Qualität der Führungen verbessert werden. Dabei spielt die amtsinterne Weiterbildung der Mitarbeiter des Nationalparkamtes eine wichtige Rolle. Die touristischen Anbieter der Nationalpark-Region warten ebenfalls mit einem umfangreichen Führungsprogramm und weiteren Angeboten auf. In den letzten Jahren nahmen ca. 20.000 Besucher/Jahr deren Angebote in Anspruch. Insgesamt ist allerdings festzustellen, dass aktuell weniger als 10 % der Besucher des Nationalparks an Führungen teilnehmen. Vergleiche mit anderen Großschutzgebieten verdeutlichen, dass dieser Anteil ausgebaut werden kann. Das ist ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre. 4.1.3 Publikationen und Pressearbeit Verschiedene Formen von Veröffentlichungen sind wichtige Instrumente zur Information der hiesigen Bevölkerung und der Besucher und somit auch eine Grundlage zur Verbesserung der Akzeptanz für das Schutzgebiet. Grundinformationen bieten dabei ein Basisfaltblatt (ab Mitte 2003 als Basisbroschüre), die Ausstellungen in den Nationalpark-Informationen sowie das Internet. Letzteres wird weitgehend tagesaktuell gepflegt. Eine Publikation mit Basisinformationen für Kinder und Jugendliche fehlt noch, ist aber in Planung. Weiterführende Informationen halten verschiedene Faltblätter und Broschüren, ein Wanderführer, Wanderkarten, eine Imagebroschüre, Videos als auch das Internet bereit. Diese Angebotspalette wird kontinuierlich erweitert. So sollen in den kommenden Jahren ein Familienwanderführer, weitere Faltblätter mit Tourentipps und eine DVD erscheinen. Über den Müritz-Nationalpark wird auch in Publikationen von Kooperationspartnern des Nationalparkamtes informiert. So stellt z.B. EUROPARC Deutschland die Familie der deutschen Nationalparke in einer eigenen Broschüre vor. Die Deutsche Bahn AG bringt im Rahmen der Kooperation „Fahrtziel Natur“ Informationen über den MüritzNationalpark bundesweit unter ihre Kunden. Auch die Commerzbank hält im Rahmen der Ausschreibung des „Praktikums für die Umwelt“ Informationen zum Nationalpark bereit. Die Pressearbeit ist ein wichtiger Baustein der Öffentlichkeitsarbeit sowohl in der Nationalpark-Region als auch darüber hinaus. Kernpunkte sind dabei eigene Pressemitteilungen, Pressekonferenzen und Vor-Ort-Termine mit Journalisten. Kontinuierlich werden sowohl allgemeine Anfragen von Journalisten als auch von Fachjournalisten beantwortet. Schwerpunkt der Pressearbeit sind die Lokalzeitungen, Anzeigenblätter und behördliche Mitteilungsblätter. Berichterstattungen über den Müritz-Nationalpark finden aber auch ihren Weg in überregionale Zeitungen und Journale. So hat das Nationalparkamt im Jahr 2002 u.a. 43 eigene Pressemitteilungen herausgegeben. 113 Presseartikel sind durch das Mitwirken des Nationalparkamtes entstanden und 260 Artikel erschienen ohne Mitwirkung des Nationalparkamtes. Mit zunehmender Tendenz ist der Nationalpark auch Thema in Rundfunk und Fernsehen. In Bezug auf das Fernsehen berichten neben dem Lokalfernsehen vor allem der NDR, aber auch weitere Sender öffentlicher wie privater Anstalten über den Nationalpark. Berichte über touristische Aktivitäten stehen dabei zumeist im Vordergrund. 4.2 Umweltbildung Für aktuelle Informationen spielen neben der Pressearbeit ebenfalls das Internet, eine Veranstaltungsbroschüre („Unterwegs [Jahr] in der Mecklenburgischen Seenplatte“), diverse Faltblätter (Projekte, Projekttage im Rahmen der Umweltbildung) und Aushänge eine wichtige Rolle. Ein wichtige aktuelle Daten- und Faktensammlung sind die seit 1997 erscheinenden Jahresberichte. Dieses Angebot soll zukünftig durch eine NationalparkZeitung komplettiert werden. Zweifelsfrei beinhaltet die in Kapitel V / 4.1 dargestellte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit in vielfältiger Weise auch Umweltbildung, d.h. eine Trennung ist eigentlich nicht möglich. In diesem eigenen Kapitel soll aber die Bildungsarbeit des Nationalparkamtes dargestellt werden, die sich insbesondere auf die Zielgruppe der Schüler, Kinder und Jugendlichen richtet. 131 Für die Umweltbildung bestehen folgende Schwerpunkte: - den Müritz-Nationalpark als „Lernort Natur“ etablieren - Freude an der Natur wecken - Wissen über die Lebensräume und die stattfindenden Prozesse vermitteln und Naturerfahrungen ermöglichen - Interesse und Verständnis für die Ziele des MüritzNationalparks wecken und Akzeptanz fördern - Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur und Aufzeigen von Wegen für eine Veränderung des Verhaltens gegenüber der Umwelt - langfristige gemeinsame Bildungsprojekte mit Partnern aus der Region aufbauen Das Jugendwaldheim richtet sich mit seinen Angeboten aber auch an Multiplikatoren, d. h. an Lehrer und interessierte Erwachsene. So finden regelmäßig Fortbildungen und Erfahrungsaustausche statt, weiter zählt hierzu die Entwicklung bzw. Bereitstellung von Unterrichtsprogrammen und -materialien für den Schul-Unterricht. Darüber hinaus findet über das Jugendwaldheim aber auch die Anleitung und Weiterbildung insbesondere der Mitarbeiter des Nationalparkdienstes statt, die mit der Kinderund Jugendarbeit z. B. im Rahmen von Projekttagen und Schülerinteressengemeinschaften (vgl. Kap. V/4.2.2) sowie Familienführungen (vgl. Kap. V/4.1.2) beschäftigt sind. 4.2.1 Jugendwaldheim Das durch das Nationalparkamt betriebene Jugendwaldheim Steinmühle ist Kernstück der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Von April bis Oktober werden für Schulklassen (Klassen 4 bis 13) eigens entwickelte Bildungsprogramme zu verschiedenen Schwerpunktthemen angeboten. Die Aufenthaltsdauer beträgt in der Regel vier Tage. Das Angebot richtet sich an Schulklassen aus der Region, als auch darüber hinaus. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen, so dass das Jugendwaldheim stets ausgelastet ist und der Bedarf z.T. sogar größer ist, als die vorhandene Kapazität. Die Belegungszahlen der letzten Jahre sind in der Abbildung 15 dargestellt. Während der Schulferien bietet das Jugendwaldheim darüber hinaus einwöchige Ferienprogramme an, die sowohl Ferienspaß als auch Wissensvermittlung beinhalten. 4.2.2 Projekttage, Schülerinteressengemeinschaften Für Schulklassen (Klasse 1 bis 13) bzw. Kinder- und Jugendgruppen werden im Rahmen von Projekttagen und -wochen nahezu ganzjährig altersgerechte Veranstaltungen mit aufeinander aufbauenden Programmen angeboten. Zur Orientierung gibt es hierfür ein eigenes Veranstaltungsfaltblatt („Projekttage für Schulklassen [Jahr]“). Neben Schulen richtet sich dieses Angebot auch an Beherbergungseinrichtungen in der Region (z. B. Jugendherbergen, Schulbauernhof). An einigen Grundschulen in der Region bestehen durch das Nationalparkamt betreute Schülerinteressengemeinschaften. Ihre Zahl lag in den letzten Jahren zwischen fünf und drei. Außer in den Ferien treffen sich die Schüler einmal im Monat mit Mitarbeitern des Nationalparkdienstes zu einem IG-Nachmittag. Die Themen sind an den Abb. 15: Übernachtungen im Jugendwaldheim Steinmühle 3500 3000 2500 2000 Übernachtungen Personen 1500 1000 500 0 1996 1997 1998 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) 132 1999 2000 2001 2002 Teilnehmer, V-Anzahl Veranstaltungen Abb. 16: Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002) Jahreszeiten orientiert. Höhepunkte sind die Fahrten und Exkursionen in den Nationalpark, aber auch Arbeitseinsätze und Tierbeobachtungen. Kreisstraßen 8 (Adamsdorf – Granzin) und 2 (Abzweig L 25 bei Zwenzow – Babke), sowie im Landkreis Müritz die Kreisstraße 11 (Federow – Speck) bzw. Rechlin-Boek. Eine Übersicht über die durchgeführten Projektveranstaltungen und Interessengemeinschaften gibt Abbildung16. Die Kreisstraße 30 (Landkreis Mecklenburg-Strelitz) führt von Carpin über Goldenbaum bis Koldenhof durch den Serrahner Teil des Nationalparks. 5 Verkehr Der überwiegende Teil der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen ist in Asphalt gebaut, die Kreisstraße 8 (MST) teilweise in Beton. Die Kreisstraßen 30 im Abschnitt Goldenbaumer Mühle bis Koldenhof und 8 im Abschnitt Kratzeburg bis Granzin sind als Natursteinpflasterstraße erhalten geblieben. 5.1 Straßen nach Klassifikation und Verkehrsdichte In einem Abstand von ca. 30 km westlich des MüritzNationalparks verläuft die Autobahn A19 Berlin – Rostock. Über die Abfahrten Röbel im Süden und Waren (Müritz) im Norden ist das Schutzgebiet auf Bundesstraßen zu erreichen. Als weitere Autobahn, die für die Erreichbarkeit Bedeutung hat, ist die derzeit in Teilabschnitten fertiggestellte A 20 (Ostseeautobahn) zu nennen. Sie verläuft ca. 30 km nordöstlich des Müritz-Nationalparks. Des weiteren ist der Müritz-Nationalpark von Süden aus über die B 96 zu erreichen. Das Teilgebiet Müritz wird von drei Bundesstraßen – der B 198 im Süden, der B 192 im Norden und der B 193 im Osten – umschlossen. Das Teilgebiet Serrahn wird im Norden von der B 198 tangiert. Ausgehend von diesem Ring verlaufen mehrere Erschließungsstraßen in Richtung Schutzgebiet. Dies sind innerhalb des Teilgebietes Müritz im Landkreis MecklenburgStrelitz die Landesstraße L 25 (Zwenzow – Roggentin), die Unterhalb der genannten Straßengruppen setzt sich das örtliche Straßen- und Wegenetz aus öffentlichen (Gemeindestraßen und sonstige öffentliche Straßen), sowie nichtöffentlichen Wegen zusammen. Von einem Widmungs- und Einstufungsverfahren für diese öffentlichen Straßen ist von Seiten der Gemeinden in der Regel kein Gebrauch gemacht worden. Vielmehr wird sich auf § 62 Abs. 1 StrWG M-V berufen, wonach alle Straßen, die nach bisherigem Recht die Eigenschaft einer öffentlichen Straße besitzen, öffentliche Straßen bleiben. Des weiteren führen einige Gemeinden noch kein Straßenverzeichnis, in der die Anzahl und der Verlauf der öffentlichen Straßen im jeweiligen Gemeindegebiet geführt wird. Eine Bestandsaufnahme der Gemeindestraßen und sonstigen öffentlichen Straßen erweist sich aus diesen Gründen als schwierig, bzw. führt teilweise zu wider- 133 sprüchlichen Ergebnissen. Insoweit können nur diejenigen Gemeindestraßen und sonstigen öffentlichen Straßen und Wege als öffentlich betrachtet werden, bei denen eine Verkehrsbedeutung und Zweckbestimmung im Sinne von § 3 Ziff. 3 StrWG M-V erkennbar ist, wonach Gemeindestraßen „....überwiegend dem Verkehr innerhalb einer Gemeinde oder zwischen benachbarten Gemeinden zu dienen bestimmt sind. ....“ Haupt- und Nachsaison) und 12 Zählpunkten Daten gewonnen. Im Vordergrund stehen dabei Zählpunkte, die sich an Straßen mit größerer Verkehrsbedeutung im bzw. am Schutzgebiet befinden. Durch Vergleich der Zählpunkte untereinander lassen sich die Verkehrsströme durch den Müritz-Nationalpark ermitteln. Durch die Einbeziehung des Besuchermonitorings in die Auswertungen sind Beziehungen zwischen dem Verkehrs- und dem Besucheraufkommen erfassbar. Das an den einzelnen Zählpunkten ermittelte Verkehrsaufkommen weist deutliche Unterschiede auf und differiert im Vergleich der Jahre 1998-2001 (vgl. Abb. 17). Der stärkste Kraftfahrzeugverkehr wurde an den Zählpunkten in Kratzeburg (Ortsein- bzw. –ausgang) sowie an der Bolter Mühle festgestellt. Beim Ausbau der Ortsverbindungsstraßen im Nationalpark wurden die Verkehrskonzepte sowie die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege durch die Ausbauart und durch Verkehrsbeschränkungen in Form von Teileinziehungen berücksichtigt. Hierbei steht im Schutzgebiet vor allem die Trennung des touristischen motorisierten Individualverkehrs vom notwendigen Anwohnerverkehr im Vordergrund. Eine grundsätzlich geeignete Form stellt eine Allgemeinverfügung nach § 46 der Straßenverkehrsordnung dar, nach der ein Nutzerkreis einer Strecke exakt definiert werden kann. Alle drei Zählpunkte liegen an Kreisstraßen. Der starke Zuwachs an Kraftfahrzeugen am Zählpunkt Bolter Mühle ist auf das gute touristische Angebot der Gemeinde und die Eröffnung des Feriendorfes am Bolter Kanal zurückzuführen. Dies macht sich z.B. am hohen Anteil der gezählten Kraftfahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen (über 50 %) bemerkbar. Im Vergleich dazu liegt deren Anteil an den Zählpunkten in Kratzeburg nur bei etwa 25 %. Verkehrsdichte Das Nationalparkamt Müritz führt seit Anbeginn stichprobenartige Erfassungen des Verkehrsaufkommens im Gebiet des Müritz-Nationalparks durch. Seit 1998 wurden an jeweils 4 Zähltagen pro Jahr (Vor-, Abb. 17: Auswertung der Verkehrzählungen 1998-2001 1200 1000 Anzahl KFZ/Tag 800 1998 1999 2000 2001 600 400 200 Zählpunkte Quelle: Nationalparkamt Müritz (2001) 134 w no Zi nb de ol G Bo lte rM au üh ge ha ng La m le n ) ck bu ze Kr at bu rg at ze Kr rg (P (D ie am ve rs be to üh M er ra G br el av H nz üc in ke lle hi Sc rf) le e Ba do rs re er K itz Za rtw bk rf uz k ec Sp Fe de ro w 0 Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der tiefer in das Schutzgebiet verlaufenden Verkehrsströme. Während ein Großteil des Kraftfahrzeugverkehrs durch entsprechende touristische Angebote und verkehrsregulierende Maßnahmen in Boek gebunden werden kann (nur ca. 100 Kfz pro Tag fahren von hier aus weiter), nimmt der Durchgangsverkehr aus Richtung Kratzeburg nur langsam ab. Das ist teilweise darin begründet, das sich die Ortsteile der Gemeinde Kratzeburg im Nationalparkgebiet befinden. Die touristische Infrastruktur (Campingplatz, Kanuverleihe, Gaststätten) verteilt sich über Kratzeburg, Dalmsdorf und Granzin. Anwohner- und touristischer Kraftfahrzeugverkehr summieren sich hier. Erst hinter Granzin (Zählpunkt Granziner Mühle) wurden Werte unter 100 Kraftfahrzeugen je Richtung und Tag erhoben. Eine vergleichbare Situation stellt sich im Raum Federow – Speck dar. Die touristischen Zentren Federow, Schwarzenhof und Speck werden von Besuchern gleichermaßen besucht. Aber anders als in Kratzeburg, wird ein Großteil des individuellen Kraftfahrzeugverkehrs bereits im Eingangsbereich Federow zurückgehalten. Das zeigt sich beispielsweise am Zählpunkt „Einmündung Ziegeleiackerweg“. Hier wurden nur durchschnittlich 500 Kfz je Zähltag erfasst. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass viele Besucher das Nationalpark-Ticket für die Weiterfahrt in bzw. durch den Nationalpark nutzen. Die Zählungen zeigen, dass das Zartwitzer Kreuz im Hinblick auf den Kraftfahrzeugverkehr einen Konzentrationspunkt darstellt. Hier treffen die Verkehrsströme der Betonspurbahn Speck – Boek, der Verbindung Granzin – Boek und aus dem Raum Mirow (über Zartwitz) zusammen. Die Zahl der erfassten Kraftfahrzeuge am Zartwitzer Kreuz ist zwischen 1998 und 2001 leicht gestiegen. Eine Rolle spielt dabei sicherlich auch der im Jahr 2000 fertiggestellte Straßenbau Richtung Pagelsee. Auffallend ist auch der 2001 festgestellte Anstieg des Kraftfahrzeugverkehrs am Zählpunkt Schillersdorf. Der gegenüber den Vorjahren wesentlich höhere Wert könnte durch die Asphaltierung der Straße zum Campingplatz am Leppinsee erklärt werden. Diese Strecke wird nun als Hauptzufahrt genutzt und übt für den motorisierten Verkehr eine Bündelungsfunktion aus. Der an der Kreisstraße zwischen Carpin und Koldenhof gelegene Zählpunkt Goldenbaum (größter Ort im Teilgebiet Serrahn) ist ebenfalls stark frequentiert. Im Vergleich der Jahre 1998-2001 ergeben sich an den Zählpunkten Goldenbaum, Langhagen und Zinow keine nennenswerten Änderungen. Die bisherigen Ergebnisse der Verkehrszählungen zeigen, dass der größte Anteil des individuellen touristischen Kraftfahrzeugverkehrs in den Eingangsbereichen und Orten am Rande des Nationalparks endet. Die Besucher erkunden das Nationalparkgebiet von diesen Ausgangspunkten aus überwiegend zu Fuß oder per Rad. Eine Ausnahme bilden die Räume Kratzeburg und Speck. Anhand der ebenfalls stattfindenden Besucherzählungen ist ein Vergleich zwischen der Anzahl der erfassten Kraftfahrzeuge und der Besucher möglich: Im Jahr 2000 war ein Anstieg der Besucherzahlen gegenüber 1999 um 46 % zu verzeichnen. Auch die Zahl der erfassten Kraftfahrzeuge nahm gegenüber dem Vorjahr um 13,6 % zu. Im Vergleich der Jahre 2000 und 2001 stellte sich die Abb. 18: Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im Müritz-Nationalpark 1998-2001 5.000 4.500 Anzahl KFZ/Tag 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 3.428 3.947 4.486 4.678 1998 1999 2000 2001 1.500 1.000 500 0 Quelle: Nationalparkamt Müritz (2001) 135 Situation, sicherlich wetterbedingt, anders dar. Die Zahl der erfassten Kraftfahrzeuge stieg leicht, während die Zahl der Besucher, die sich im Gebiet aufhielten, zurückging (vgl. Kap. V / 3.2.1.1). Insgesamt hat in den letzten Jahren eine Zunahme des Verkehrsaufkommens stattgefunden (vgl. Abb. 18). Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Frequentierung durch lokalen und regionalen Kraftfahrzeugverkehr in den vergangenen Jahren weitgehend konstant blieb. D.h. dass der Zuwachs des Kraftfahrzeugverkehrs in den vergangenen Jahren vorrangig auf die Zunahme des touristischen Individualverkehrs während der Hauptsaison zurückzuführen ist. 5.2 Richtungen zwischen Waren (Müritz) – Federow – SpeckBoek. Aufgrund der guten Auslastung fährt diese Linie kostendeckend. Ebenso wurde 1997 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz eine Nationalpark-Ticketlinie (Fischadler-Linie) eingeführt, die zunächst zweimal wöchentlich zwischen Neustrelitz und Babke bzw. Neustrelitz und Dabelow verkehrte. Ab 1998 verkehrte diese Ticket-Linie täglich im 2-Stunden-Takt zwischen Mirow, Kratzeburg und Ankershagen. Aufgrund der geringen Auslastung wurde inzwischen der Fahrbetrieb auf die Sommersaison (Juli, August) eingeschränkt und der Takt weiter reduziert. Die Linie verkehrt aktuell von Neustrelitz über Kratzeburg und Granzin nach Boek. Zwischen Wesenberg und Zietlitz verkehrt sie als Linien- bzw. Anrufsammeltaxi. Öffentlicher Personennahverkehr 5.2.1 Busverbindungen Die Busverbindungen im Nationalpark und im Nationalparkvorfeld sind in ihrer Bedienungsqualität sehr unterschiedlich. Die Städte mit Bundesstraßenanbindung im Nationalparkvorfeld besitzen eine ausreichende Anbindung. Die Orte innerhalb des Nationalparks sind dagegen meist nur schwer erreichbar. So verkehrt zum Beispiel zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz stündlich ein Bus im Pendelverkehr, während viele Orte im Nationalpark lediglich mit dem Schülerverkehr angefahren werden. Mit der 1997 erfolgten Einführung des Nationalparktickets von Mai bis Oktober (1996 fand ein Probebetrieb von 4 Wochen statt) hat sich hier die Situation wesentlich verbessert. Diese Linie verkehrt im Stundentakt in beiden Eine weitere Ticketlinie ist die Müritz-Südlinie. Sie verkehrt im Juli und August zwischen Röbel und Granzow (über Rechlin, Boek und Mirow). Sie wurde 2001 eingeführt und ist noch in der Testphase. Von geringer Bedeutung für das Nationalparkgebiet ist die Naturparklinie (Otter-Linie), die von Feldberg ausgehend (im Serrahner Teil des Nationalparks) am Schulzensee das Hotel anfährt. Auf den übrigen Strecken wird ein Großteil der Linien gerade in touristisch relevanten Zeiten nicht durchgehend angeboten: an den Wochenenden bestehen keine Busverbindungen in die Nationalparkgemeinden, in den Ferien erfolgt wochentags nur ein erheblich reduzierter Busverkehr (Ausfall des Schülerverkehrs). Auch fehlen insbesondere Anschlussmöglichkeiten und Vernetzungsstrukturen. Abb. 19: Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets 50000 45000 40000 1996 35000 1997 30000 1998 25000 1999 20000 2000 15000 2001 10000 5000 0 Fahrgäste Fahrräder Fahrgäste Fahrräder Fischadlerlinie Fischadlerlinie Müritzlinie Müritzlinie Quelle: Personenverkehr- Müritz und Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Strelitz 136 5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und Zugverbindungen 5.5 Die Bahnstrecke Berlin – Rostock quert im Abschnitt Waren (Müritz) – Neustrelitz den Norden des Teilgebietes Müritz. Beide Bahnhöfe werden im 2-Stunden-Takt durch Regionalexpresszüge angefahren. Die im Nationalpark an dieser Bahnstrecke gelegenen Ortschaften Klockow und Kratzeburg werden ebenfalls im 2-Stunden-Takt durch Nahverkehrszüge (Regionalbahn) angefahren. Nach dem Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan für die Planungsregion Meckenburgische Seenplatte (vgl. Kap. III/2.3.2) befindet sich das Nationalparkgebiet innerhalb von drei störungsarmen Räumen. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche beträgt hier überwiegend bis max. 1,5 % der Gesamtfläche. In einzelnen Teilgebieten, wie beispielsweise die Nationalparkfläche nördlich der Bahnlinie Waren (Müritz)-Neustrelitz macht der Anteil der Verkehrsund Siedlungsfläche bis zu 3 % aus. Auf der Nahverkehrsstrecke von Neustrelitz nach Mirow verkehren ebenfalls sieben Zugpaare am Tag. Die Eisenbahnstrecke zwischen Mirow und Rechlin (bis zur Schiffswerft GmbH) wird derzeit nur für den Güterverkehr genutzt. Es ist aber beabsichtigt, diese Strecke einer touristischen Nutzung zuzuführen (Projekt Müritz – Strelitz Express). Die Verbindung von Kargow Unterdorf nach Möllenhagen ist gleichfalls eine reine Güterzugverbindung. Die Eisenbahnverbindung Neustrelitz Süd - Feldberg ist im Jahre 2000 stillgelegt worden. Hier verkehrt inzwischen ein Schienenersatzverkehr. Von Seiten der Deutschen Bahn AG bestehen Planungen, bis zum Jahre 2007 die Strecke Berlin – Rostock für eine Geschwindigkeit bis 160 km/h auszubauen (derzeit 120 km/h). Verkehrsarme Räume Auf Grund der Zielsetzung eines Nationalparks, große zusammenhängende und weitgehend unzerschnittene Naturräume zu sichern bzw. zu entwickeln, ist jedoch eine differenzierte Betrachtung von störungsarmen Räumen und der Zerschnittenheit der Landschaft notwendig. Daher wurden neben allen öffentlichen Straßen und Wegen auch touristisch genutzte Wege innerhalb des Nationalparks als zerschneidende Strukturen betrachtet und bewertet. Die im Müritz-Nationalpark direkt von Verkehrs- und touristischen Wegen in Anspruch genomme Fläche beträgt ca. 1,6 km2. Darüber hinaus sind die Störzonen entlang der Verkehrswege zu betrachten. Sie ergeben sich aus der Reichweite von Störwirkungen, wie Emmissionen, Lärm und der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes (vgl. Textkarte 11). Daraus ergibt sich eine weitere indirekte Flächeninanspruchnahme von rund 155 km2 (48 % der Nationalparkfläche). 5.3 Häfen, Wasserstraßen und Schiffsverbindungen Die Nationalparkregion ist von Süden (Berlin) über die Havelwasserstraße und von Nordwesten (Hamburg) über die Eldewasserstraße zu erreichen. Sowohl an der Großseenplatte als auch im Neustrelitzer Kleinseengebiet existieren eine Reihe von Wasserwanderstützpunkten und Marinas. In Waren (Müritz) bieten zwei Gesellschaften Schiffsfahrten an. In Röbel, Neustrelitz, Mirow und Wesenberg existieren ebenfalls Schifffahrtsgesellschaften. Im Rahmen des Müritz-Nationalpark-Tickets wird ein Schiffslinienverkehr zwischen Boek, Klink und Waren (Müritz) sowie von Mirow zum Leppinsee angeboten. 5.4 Flugplätze und Ziviler Flugverkehr In der Nationalparkregion und darüber hinaus werden drei zivile Flugplätze betrieben. Die Flugplätze in Lärz bei Rechlin und in Vielist bei Waren (Müritz) befinden sich in einer Entfernung von etwa 5 bzw. 8 Kilometern zum Nationalpark. Der Flugplatz Trollenhagen ist etwa 23 Kilometer entfernt. Die dazwischen verbleibenden Kernflächen sind unzerschnittene Freiräume, deren Qualität von ihrer Größe abhängt. Die Bewertung der Freiraumqualität wurde in Anlehnung an das durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG 2001) entwickelte System vorgenommen. Da die Nationalparkgrenze kein zerschneidendes Element in der Landschaft darstellt, wurden die Flächen zum Teil über die Grenze hinaus bis zum nächstgelegenen Verkehrsweg einbezogen. Ca. 33 % der Kernfläche (83 km2) haben eine geringe Freiraumqualität, d.h. es handelt sich um Flächen von sehr geringer Größe. Etwa 31 % (80 km2) besitzen eine mittlere Qualität. Rund 36 % (90 km2) der Flächen sind von hoher Freiraumqualität, sie sind die größten unzerschnittenen Räume im Nationalpark. Die höchste Bewertungsstufe (ab über 24 km2) kommt im Gebiet allerdings nicht vor. Das Ergebnis belegt einen relativ hohen Zerschneidungsgrad für den Müritz-Nationalpark sowie einen geringen Anteil großer Freiräume für eine ungestörte Naturentwicklung. 137 6 Wirtschaftswege im Wald In der Intensität und Qualität der Erschließung durch Fahrwege nehmen die Wälder Deutschlands weltweit eine Spitzenposition ein. Der hohe Standard der Walderschließung mit mehr als 40 lfd. m/ha ist ein Kennzeichen der modernen Forstwirtschaft. Wie in Kap. IV/5.3.3 dargestellt, geht die Zielsetzung des Nationalparks jedoch grundsätzlich in eine andere Richtung: Hier wird mittelfristig die Entwicklung vom Wirtschaftswald zum Naturwald angestrebt. Aufgrund der Großflächigkeit bilden die Wälder im Nationalpark den Grundstock zum Erhalt und zur Entwicklung großer ungestörter Lebensräume. Bezogen auf die Erschließung ist deshalb eine schrittweise Verringerung der Wegedichte anzustreben. Vor diesem Hintergrund wurde für das Teilgebiet Serrahn ein neues Erschließungskonzept erarbeitet. Insbesondere ging es darum, das vorhandene Wegenetz grundsätzlich der Situation bei der Waldbehandlung anzupassen, eine Mehrfacherschließung zu unterbinden und eine Gebietsberuhigung zu erreichen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Wegedichte um fast 50 % reduziert werden konnte. Daraus ergibt sich eine Verringerung der Anzahl „zerschnittener“ Teilräume von bisher 317 auf nunmehr 109 (vgl. Tab. 37). Die revierweise Planung zeigte, dass es kein allgemeingültiges Patentrezept für die Erschließung gibt. Jedes Revier hat seine spezifischen Rahmenbedingungen bezüglich zukünftiger Waldbehandlung, Jagd, bestehender Zonierung und Eigentumsverhältnisse, Brandschutz, Freileitungen und nicht zuletzt aufgrund der Geländegegebenheiten. Im Rahmen der Waldbehandlungsplanung für das Teilgebiet Müritz soll auch hier ein aktuelles Waldwegekonzept erstellt werden. Die Wegeplanung ist ein Prozess, der in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss. Spätestens dann, wenn sich die o. g. Rahmenbedingungen geändert haben. Ver- und Entsorgung 6.1 Versorgung Energieversorgung Kraftwerksstandorte existieren im Nationalpark und dessen näherer Umgebung nicht. Zwischen Neustrelitz und dem Teilgebiet Serrahn verläuft eine 380 KV-Trasse, die von Fürstenberg kommend in Richtung Neubrandenburg führt. Der geringste Abstand zum Nationalparkgebiet beträgt etwa 500 Meter. Diese Leitung gehört zum überregionalen Verbundsystem, sie hat für die Energieversorgung der Region keine Bedeutung. Das Nationalparkgebiet wird von zwei oberirdischen 110 KV-Trassen auf einer Gesamtlänge von 32 km durchquert. Sie wurden 1936 errichtet. Es handelt sich zum einen um die Verbindung zwischen den Umspannwerken Fürstenberg - Waren (Müritz) (im Abschnitt Useriner Mühle bis Federow 22 km), zum anderen um die Verbindung vom Abzweig bei Henningsfelde bis zum Umspannwerk Neustrelitz (10 km). Sie bilden die Grundlage für die regionale Stromversorgung. Beide 110 KV- Leitungen wurden in den Jahren 2000 bis 2002 unter Beibehaltung der Trassen vollständig erneuert. Dabei wurden die Belange hinsichtlich des Fischadlerschutzes beachtet und wiederum Nisthilfen installiert. In den Umspannwerken wird der Strom auf Mittelspannung (20 KV) transformiert. Die Energieversorgung des Nationalparkgebietes und seines Umfeldes erfolgt über die Umspannwerke in Fürstenberg, Neustrelitz, Röbel und Waren (Müritz). Von dort wird der Strom über ein weit verzweigtes Netz von 20 KV- und Niederspannungsleitungen bis zu den Abnehmern, d. h. zu allen Orten, Wohnplätzen und zu weiteren Abnahmestellen verteilt. Auch dieses Netz verläuft größtenteils oberirdisch. Tabelle 37: Ergebnisse des Erschließungskonzeptes für das Teilgebiet Serrahn 5HYLHU :HJHGLFKWHDOW :HJHGLFKWHQHX 5HGX]LHUXQJ OIGPKD OIGPKD *UQRZ :DOGVHH *ROGHQEDXP +HU]ZROGH 6HUUDKQ 'XUFKVFKQLWW *HVDPW Quelle: Nationalparkamt Müritz (2000) 138 7HLOUlXPHDOW 7HLOUlXPHQHX Q Q Die Versorgung mit Elektroenergie erfolgt durch die Energie Nord AG (e.dis), auf örtlicher Ebene teilweise in Verantwortung der Stadtwerke. Die Städte Neustrelitz, Waren (Müritz) und Feldberg sowie die Gemeinde Rechlin verfügen teilweise über eine Fernwärmeversorgung. Sie beliefern vornehmlich die Neubaugebiete dieser Orte mit Heizungsenergie und Warmwasser. Die Fernwärmeerzeugung erfolgt auf der Basis von Öl oder Erdgas, für das Neubaugebiet Waren (Müritz)-Papenberg wird teilweise Erdwärme als Energiequelle genutzt. In Feldberg handelt es sich um ein Biomasse–Heizkraftwerk auf der Basis von Holzhackschnitzeln, mit dem gleichzeitig Elektroenergie erzeugt wird. Alle weiteren Orts- und Gebäudelagen im städtischen, wie im ländlichen Raum werden weitestgehend über Eigenanlagen beheizt. Besonders in den privaten Haushalten fanden dafür bis vor wenigen Jahren überwiegend feste Brennstoffe wie Holz und Kohle Verwendung, heute dürfte die Nutzung von Erd- und Flüssiggas sowie Heizöl dominieren. Erdgas gelangt über ein Gasfernleitungsnetz in die Region. Es tangiert die Städte Neustrelitz, Waren (Müritz), Wesenberg und Mirow. Eine Erdgasregionalleitung verläuft von Mirow über Röbel nach Waren (Müritz). Das Nationalparkgebiet durchqueren keine Gasleitungen. Zuständige Unternehmen sind die Verbundnetz-Gas AG Nord (Fernleitungen) und die Ostmecklenburgische Gas AG (örtliche Versorgung). Trinkwasserversorgung Größere Trinkwasserschutzgebiete existieren im Nationalparkgebiet nicht, jedoch sind um die einzelnen Trinkwasserfassungen Schutzzonen eingerichtet. Sie haben in der Regel einen Radius von 100 m (Schutzzone II) und 300 m (Schutzzone III) um die Brunnen. Die Schutzzonen von 12 Trinkwasserfassungen (s. u.) liegen vollständig oder teilweise im Nationalparkgebiet. Im Nationalpark gibt es 24 Standorte von Grundwasserbeobachtungsrohren, die im Zeitraum von 1969 bis 1991 eingerichtet wurden. Die Mehrzahl der Standorte konzentriert sich im Raum nördlich der Linie Kratzeburg – Speck – Müritzhof. Es ist nicht auszuschließen, dass noch einige vor diesem Zeitraum eingerichtete Beobachtungsrohre existieren, sie sind jedoch für Messungen bedeutungslos. Die Grundwasserrohre sind regionalen, bzw. landesweiten Messnetzen zugeordnet und dienen vorrangig der quantitativen Erkundung und Beobachtung des Grundwassers. In den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Müritz bestehen Wasser-/ Abwasserzweckverbände, denen die Organisation der Trinkwasserversorgung und Abwasser- entsorgung obliegt. Die damit verbundenen Aufgaben wurden an private Unternehmen übertragen. So erfolgt die Versorgung ganz überwiegend durch die Stadtwerke Waren GmbH und Stadtwerke Neustrelitz GmbH. Die Stadtwerke Waren betreiben Trinkwassergewinnungsanlagen im unmittelbaren Nationalpark-Vorfeld in Federow, Kargow, Groß Dratow und Ankershagen. Das nördlich vom Feisnecksee gelegene Wasserwerk III der Stadt Waren (Müritz) sowie die Trinkwasserfassungen Speck und Schwarzenhof befinden sich innerhalb des Nationalparks. Die Stadtwerke Neustrelitz fördern Trinkwasser innerhalb des Nationalparks in Kratzeburg und Langhagen sowie im unmittelbaren Vorfeld in Strelitz-Alt, Blankenförde, Roggentin, Leussow, Carpin und Grünow. Weitere Trinkwassergewinnungsanlagen anderer Rechtsträger befinden sich in Dambeck (Verein Rehabilitation und Weiterbildung e.V. Güstrow) und außerhalb des Nationalparks in Bolter Mühle (MEWA – Röbel) und Bornhof (Saatzucht Steinach), sowie eine Anlage in Bocksee (Saatzucht Steinach), die aber nur noch zur Brauchwassergewinnung genutzt wird. Die Fördermengen der ländlichen Wasserfassungen sind relativ gering, durchschnittlich betragen sie z.B. für Blankenförde 20, Kratzeburg 45, Federow 25, Bocksee 65, Kargow 81, Ankershagen 95 und für Groß Dratow 113 m3/d. Größere Mengen werden im Wasserwerk III Waren (Müritz) (800 – 1.200 m3/d) und in Strelitz-Alt (6.000 – 7.000 m3/d) gefördert (STADTWERKE mdl. 1995). Entsprechend des Generalplanes Trinkwasserversorgung (UMWELTMINISTERIUM 1994) ist in den nächsten Jahren insgesamt eine weitere Zentralisierung der Trinkwasserversorgung vorgesehen. Sonstige Benutzungen nach Wasserhaushaltsgesetz Zu den sonstigen Benutzungen von Gewässern gehört u.a. die Wasserentnahme zur Beregnung landwirtschaftlich genutzter Flächen. Eine aktuelle (seit 2002) wasserrechtliche Genehmigung liegt für den Bornsee (46.500 m3/a) vor. Alte Rechte dazu bestehen für den Käbelicksee (1,1 Mio. m3/a), jedoch wurden hier in der Vergangenheit nur durchschnittlich ca. 55.000 – 65.000 m3/a entnommen. Telekommunikation Fernkabel der Telekom verlaufen unterirdisch vorwiegend in ostwestlicher Richtung durch das Nationalparkgebiet. Alle Orte und Wohnplätze sind an das Fernsprechnetz angeschlossen. Diese Leitungen verlaufen mittlerweile größtenteils unterirdisch. Oberirdische Verbindungen bestehen im Nationalparkgebiet derzeit noch zwischen Waren (Müritz) und Müritzhof, zwischen Bocksee und 139 Klockow, zwischen Boek und Fauler Ort, Granzin und Henningsfelde sowie zwischen Carpin und Serrahn. Innerhalb des Nationalparks befindet sich ein Mobilfunkmast bei Speck auf dem Käflingsberg. Auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen der Telekom und dem Land M-V wird er gleichzeitig als Aussichtsturm und zur Waldbrandüberwachung genutzt. Ein weiterer Mast steht in Klockow (Bahnfunk). In Blankenförde, Kratzeburg und Carpin befinden sich Mobilfunkmaste in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationalparkgebiet. 6.2 Entsorgung Abfallbeseitigung Die Abfallentsorgungspflicht im Nationalparkgebiet obliegt den beiden Landkreisen. Die damit verbundenen Aufgaben wurden privaten Firmen übertragen. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ist dies die SDL (Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen Mecklenburg GmbH), im Landkreis Müritz die Firma Rethmann. Beide Landkreise sind Mitglied im DSD (Duales System Deutschland). Sortieranlagen des DSD existieren in Möllenhagen und Neubrandenburg. Kompostierwerke werden in Wustrow und Möllenhagen betrieben. 1991 wurde die Ostmecklenburgisch-Vorpommersche Verwertungs- und Deponie GmbH (OVVD) gegründet. In ihr haben sich die Landkreise Demmin, Mecklenburg-Strelitz, Müritz, Uecker-Randow und die Stadt Neubrandenburg zusammengeschlossen. Die wesentliche Aufgabe der OVVD besteht in der Planung und Errichtung einer modernen, dem Stand der Technik entsprechenden komplexen Abfallwirtschaft, mit den Elementen Sortierung, Kompostierung, Müllverbrennung und Deponierung. So wurde eine zentralen Deponie bei Rosenow errichtet. Im Bereich des Müritz-Nationalparks sind mehrere ehemalige wilde Mülldeponien und Altlasten – Verdachtsflächen bekannt (GEOLOGISCHES LANDESAMT 1993). Die beiden ehemaligen Truppenübungsplätze sind in ihrer Gesamtheit als Altlasten-Verdachtsflächen einzuschätzen. Großflächige Belastungen mit Munition und Munitionsteilen, sowie örtliche Kontaminationen des Bodens durch Öle und Treibstoffe (ehemalige Tankstelle und Montagegruben) sowie Müll- und Schrottablagerungen sind insbesondere für den Übungsplatz Speck – Granzin bekannt. In den zurückliegenden Jahren erfolgten jedoch zahlreiche Entsorgungsmaßnahmen. 140 Abwasserbeseitigung Die Situation hinsichtlich der Abwasserbeseitigung und -behandlung in den im Nationalparkgebiet und dessen Randbereich gelegenen Ortschaften hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. So existieren mittlerweile für die meisten größeren Ortschaften zentrale bzw. dezentrale Lösungen bzw. bestehen hierzu weitere Planungen. In abgelegenen bzw. kleineren Orten und Wohnplätzen erfolgt die Beseitigung über individuelle Abwasseranlagen (Kleinkläranlagen bzw. abflusslose Sammelgruben) die z. T. der Sanierung, d. h. der Anpassung an die geltenden Vorschriften bedürfen. In zentralen Kläranlagen (Standort) werden die Abwässer von Boek (Rechlin), Userin (Groß Quassow), Zwenzow (Wesenberg) und Fürstensee (Neustrelitz) behandelt. Über eine Abwasserdruckleitung werden die gereinigten Abwässer der Stadt Neustrelitz auf landwirtschaftlichen Flächen bei Dalmsdorf und Dambeck zur Verregnung gebracht. Bis Oktober 1993 wurde das Abwasser lediglich mechanisch aufbereitet und mit Seewasser verdünnt. Seitdem wird es vor der Verregnung in der neuen Kläranlage Neustrelitz dreistufig aufbereitet (ca. 4 Mio. m3/a). In der Gemeinde Kratzeburg werden die Abwässer der Orte Kratzeburg, Dambeck und Dalmsdorf in einer neu errichteten Teichkläranlage behandelt. In Speck werden die Abwässer von Schloss und Wohnblock unterirdisch nahe des Hofsees versickert. Kleinkläranlagen existieren in Ankershagen/ Friedrichsfelde (Emscherbrunnen) und in Schwarzenhof (Oxydationsteiche). Im Hinblick auf die Abwasserentsorgung für die Orte, in denen bisher noch keine Modernisierung erfolgte, ist aufgrund der Entfernungen und der verhältnismäßig geringen Abwassermengen überwiegend von dezentralen oder weiterhin individuellen Lösungen auszugehen. Soweit noch nicht erfolgt, müssen diese Anlagen durch Erneuerung bzw. Sanierung bis zum 31.12.2005 an die wasserrechtlichen Vorgaben angepasst werden. Gegenwärtig in der Bauausführung ist der Abwasseranschluss von Ankershagen / Friedrichsfelde über Wendorf an die Kläranlage Möllenhagen, verbunden mit der Stilllegung des Emscherbrunnens. Für die Verbringung des Ablaufwassers der Kläranlage Neustrelitz wurden mehrere Varianten geprüft. Eine der Varianten sieht eine Versickerung im Nationalparkgebiet nördlich von Rudow (ehem. Truppenübungsplatz) vor. Derzeit wird vom Vorhabensträger geprüft, ob hierfür Alternativflächen zur Verfügung stehen. Tabelle 38: Bergbauberechtigungen 1DPH /DJH]XP1/3 6WDQGGHU*HQHKPLJXQJ 6WDWXV =HLWGDXHUGHU %HUHFKWLJXQJ *UR'UDWRZ6G .DUJRZ8QWHUGRUI J 0|OOHQKDJHQ 5HWKZLVFK 6RSKLHQKRI1RUG S 1HXVWUHOLW]6WHLQZDOGH 6WHLQZDOGH2VW :HVHQEHUJ1RUG JJUHQ]WGLUHNWDQ J JUHQ]WGLUHNWDQ NPHQWIHUQW %HZLOOLJXQJVYHUIDKUHQ J J *HZLQQXQJVJHELHW JJ $XIVXFKXQJVDQWUDJ XQEHIULVWHW JJUHQ]WGLUHNWDQ J JUHQ]WGLUHNWDQ J JUHQ]WGLUHNWDQ ]7 KD LP1/3 XQEHIULVWHW XQEHIULVWHW (UGZlUPH:DUHQ ]7LP1/3 *HZLQQXQJVJHELHW JJ *HZLQQXQJVJHELHW JJ *HZLQQXQJVJHELHW JJ *HZLQQXQJVJHELHW 8QWHUJUXQGVSHLFKHU J S *HZLQQXQJVJHELHW JJ Quelle: Bergamt Stralsund (1993, 2000) 7 Rohstoffgewinnung Innerhalb des Nationalparks bestehen keine Bergbauberechtigungen auf oberflächennahe Bodenschätze, jedoch gibt es in unmittelbarer Nähe bzw. direkt angrenzend eine Reihe derartiger Bergbauobjekte. In zwei Fällen gibt es durch Nutzung des tieferen Untergrundes Überschneidungen mit dem Nationalparkgebiet (BERGAMT STRALSUND 1993, 2000). Für die Bergbauberechtigungen oberflächennaher Bodenschätze außerhalb des Nationalparks bestehen keine Nutzungskonflikte, da diese Handlungen nicht von den Verboten des § 6 der Nationalpark-Verordnung betroffen sind. Des weiteren wurden bei der Erteilung der Bergbauberechtigung die erforderlichen Abstimmungen mit den Behörden vorgenommen und entsprechende Abstandsregelungen zu Waldflächen, Nationalparkflächen und anderen Schutzgebietsflächen getroffen und in den bergrechtlichen Zulassungsverfahren berücksichtigt. Die Folgenutzungen der Tagebaue sehen überwiegend naturbelassene Entwicklungen vor. Bei den Bergbauberechtigungen „Erdwärme Waren“ und „Wesenberg Nord“ handelt es sich um Nutzungen des tieferen Untergrundes. Der Aufschluss erfolgt punktuell mittels Bohrungen. Die bereits existierenden übertägigen Anlagen befinden sich außerhalb des Müritz-Nationalparks, so dass übertägige Nutzungskonflikte nicht gegeben sind. Darüber hinaus gibt es im Nationalparkgebiet einige kleine aufgelassene Kies- und Sandgruben, die ehemals örtliche Bedeutung besaßen. Teilweise werden sie noch unregelmäßig (individuell) genutzt, wie z. B. westlich Kratzeburg und bei Zartwitz. Östlich von Amalienhof befindet sich eine aufgelassene, ca. 5 ha große Grube, aus der bindiger Boden für den Bau der Boeker Fischteiche entnommen wurde. Nach Einschätzung des Geologischen Landesamtes M-V ist „die lagerstättengeologische Situation im Müritz-Nationalpark durch die weitflächige Verbreitung von Kiessanden im Sanderbereich vor der Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums der Weichsel-Kaltzeit charakterisiert. Im Ergebnis von Übersichtsuntersuchungen (Such-, Test-, und Höffigkeitsarbeiten) in den letzten rd. 25 Jahren wurden im Raum Neustrelitz NW (Kratzeburg – Liepen – Adamsdorf) und Goldenbaum – Koldenhof Kiessandvorkommen und kiessandhöffige Gebiete nachgewiesen. Bei ihnen handelt es sich um lagerstättengeologische Interessengebiete, deren Nutzung nach Auskiesung der Lagerstätte Steinwalde wirtschaftliche Bedeutung erlangen wird.“ (GEOLOGISCHES LANDESAMT 1993) In den Nationalparken werden jedoch keine neuen Gewinnungsrechte oberflächennaher Rohstoffe vergeben (BERGAMT STRALSUND 1993). 8 Militärische Nutzung, Konversion Die militärische Nutzung im Bereich des heutigen MüritzNationalparks reicht bis in die 30er Jahre zurück. Teile der im Jahr 1934 durch den großen Brand zerstörten Waldflächen im Raum Speck – Klockow sollen durch die Wehrmacht bereits als Übungsfläche genutzt worden sein, sichere Quellenangaben liegen hierfür jedoch nicht vor. Als sicher hingegen gilt, dass in Priesterbäk eine Teststation für Torpedos bestand und diese auf den umliegenden Seen (Priesterbäker See, Zillmannsee) erprobt wurden. Gebiete südlich des Nationalparks (Raum Rechlin – Boek – Schillersdorf) wurden von der Luftwaffenerprobungsstelle Rechlin genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die militärische Übungstätigkeit durch die Sowjetarmee (später Armee der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten – GUS) intensiv fortgesetzt. Etwa 3.500 ha (einschließlich der Flächen bei Steinwalde) wurden u.a. als Panzerübungs- und Schieß- 141 platz, sowie Bereitstellungsraum genutzt. Dem Übungsplatz zugehörig waren umfangreiche Gebäudeanlagen (Kasernen, Werkstatt, Tankstelle und Schießstände) bei Granzin, sowie eine Vielzahl von Panzerstraßen. Die militärische Übungstätigkeit wurde mit dem Abzug der GUS-Truppen im August 1993 beendet. Die baulichen Einrichtungen sind inzwischen vollständig beräumt, jedoch sind die mit der militärischen Nutzung einhergehenden Veränderungen der Vegetation (insbesondere durch Kettenfahrzeuge und Brände) und des Reliefs noch deutlich zu erkennen. Auch gelten diese Flächen als „munitionsverseucht“, eine Munitionsberäumung erfolgte bisher nur in Teilbereichen, bzw. an der Oberfläche. Ca. 2.270 ha der ehemaligen Übungsplatz- Flächen und 1.000 ha ehemaliger Reichsbesitz sind seit 1997 im Eigentum des Bundes. 142 Mit sehr hoher Intensität wurde der nordostdeutsche Luftraum durch militärischen Flugbetrieb der GUS- bzw. der DDR-Armee genutzt, so auch im Bereich des Nationalparks. Mit wesentlich geringerer Intensität erfolgt seit 1994 ein militärischer Flugbetrieb durch die Bundeswehr. Der Müritz-Nationalpark lag auch im Bereich eines NachtTiefflugkorridors. Im November 1995 erfolgte jedoch eine Neufestlegung der Flugkorridore, so dass Nachttiefflüge (unter 300 m) über dem Gebiet nicht mehr stattfinden (LUFTWAFFENAMT 1995). Durch die Planungen der Bundeswehr, in der Wittstocker Heide einen Bombenabwurfplatz einzurichten, ist wieder mit vermehrtem bzw. starkem militärischen Flugbetrieb über dem Gebiet des Müritz-Nationalparks zu rechnen, da die Anflüge aus nord- bzw. nordöstlicher Richtung vorgesehen sind. Dies würde zu einer erheblichen und nicht vertretbaren Beeinträchtigung der Schutzziele des Nationalparks und des touristischen Images der Region führen. VI Literatur ADAC (1992): Betriebsvergleiche für Campingplätze; München geographie/ Freizeit- und Tourismusforschung, Nr. 3; Greifswald ALBRECHT, G. & ALBRECHT, W. (1992): Die Entwicklung der Gebietsfunktion Erholung im Mecklenburger Binnenland von 1945-1989. –In: Greifswalder Geographische Arbeiten, Nr.9; Greifswald BRUSEDEYLINS, S. (UNABHÄNGIGES INSTITUT FÜR UMWELTFRAGEN e.V.) (1993-1995): Seenkataster Müritz-Nationalpark; Halle (unveröffentlicht) ATLAS DER BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRANDENBURG (1962): Das Klima Mecklenburg-Vorpommerns BURSCHEL, P.& HUSS, J. (1987): Grundriss des Waldbaus; Hamburg und Berlin DENGLER, A. (1992): Waldbau; Hamburg und Berlin BECKER, M. 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