Nationalparkplan - Müritz

Transcription

Nationalparkplan - Müritz
Müritz-Nationalpark
Nationalparkplan
Bestandsanalyse
Mecklenburg-vorpommern
Herausgeber: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete
Mecklenburg-Vorpommern
Fritz-Reuter-Platz 9
17139 Malchin
Tel.:0 39 94-2 35-0
Fax: 0 39 94-2 35-4 33
e-mail: [email protected]
www.lfg-malchin.de
und
Nationalparkamt Müritz
Schloßplatz 3
17237 Hohenzieritz
Tel.: 03 98 24-2 52-0
Fax: 03 98 24-2 52-50
e-mail: [email protected]
www.nationalpark-mueritz.de
Titelfoto:
Müritzufer mit Binnenmüritz und
Specker Seen (Foto: Ulrich Meßner)
Druck:
Offset Druck GmbH Rostock
Auflage:
280
Förderung:
Die Erarbeitung des Müritz-Nationalparkplanes
wurde aus Mitteln der Europäischen Union gefördert
Hinweis:
Diese Broschüre darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten
oder Helfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung
verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen.
Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen,
an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken
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verstanden werden kann.
1
Inhalt
I EINLEITUNG
2
6
II ALLGEMEINE ANGABEN ZUM
NATIONALPARK UND ZUR
NATIONALPARKREGION
7
1 Lage im Raum
7
2 Abgrenzung der Nationalparkregion
7
3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte
3.1 Frühgeschichtliche Entwicklung
3.2 Mittelalterliche Entwicklung
3.3 Neuzeitliche Entwicklung
3.4 Siedlungsentwicklung
8
8
8
9
10
4 Größe und Flächenanteile
13
5 Verwaltungsgliederung
13
6 Naturräumliche Gliederung
14
III PLANUNGEN, GESETZE UND
RICHTLINIEN
16
1 Gesamtplanung
1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V
1.2 Regionales Raumordnungsprogramm
1.3 Bauleitplanung und bauliche Entwicklung
16
16
16
18
2 Naturschutz
2.1 International
2.1.1 Natura 2000 – Gebiete
2.1.2 Ramsar – Konvention
2.1.3 IUCN – Richtlinien
2.1.4 Empfehlungen der
EUROPARC – Federation
2.2 National
2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz
2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V
2.2.3 Nationalparkverordnung
2.2.4 Geschützte Flächen im
Nationalparkvorfeld
2.2.4.1 Andere Großschutzgebiete
2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete
2.2.4.3 Naturschutzgebiete
2.2.4.4 Geschützte Flächen nach
§ 20 LNatG M-V
21
21
21
21
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24
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25
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26
26
26
26
27
2.3 Landschaftsplanung
2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches
Landschaftsprogramm
2.3.2 Erster Gutachtlicher
Landschaftsrahmenplan
2.3.3 Landschaftspläne
27
IV DER MÜRITZ-NATIONALPARK
30
1 Klima
1.1 Großklima
1.2 Meso- und Kleinklima
30
30
27
28
29
2 Geologische Verhältnisse
32
2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung 32
2.2 Hydrogeologische Verhältnisse und Grundwasser 34
2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer 34
2.2.2 Grundwasserfließgeschehen
37
2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit
39
2.2.4 Grundwasserneubildung und
Grundwasserdargebot
39
3 Böden
39
3.1 Bodensubstrate
40
3.2 Bodenbildungsprozesse
42
4 Gewässer, Feuchtgebiete und Wasserhaushalt
4.1 Stehende und fließende Oberflächengewässer,
Hydrologie
4.1.1 Gewässerbestand
4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung
4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz
4.1.4 Wasserscheiden
4.2 Arten und Lebensgemeinschaften
4.2.1 Stehende Gewässer
4.2.2 Röhrichte
4.2.3 Riede
4.2.4 Fließgewässer
4.3 Wasserwirtschaft
4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft
4.3.2 Baulich – technische Einrichtungen
4.4 Fischerei
4.4.1 Berufsfischerei
4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine
44
44
44
44
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53
53
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59
59
61
5 Wälder, Gehölze und Hecken
5.1 Wälder
5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften
5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder
5.1.1.2 Forstbestände
5.2 Gehölze und Hecken
5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften
5.3 Waldbehandlung
5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer
5.3.2 Waldstruktur
5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung
62
62
62
62
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70
71
71
71
72
74
6 Bereiche der Kulturlandschaft
6.1 Grünland und Staudenfluren
6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften
6.2 Äcker und Ackerbrachen
6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften
6.3 Vegetationsarme Flächen
6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften
6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und
Wacholderheiden
6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften
6.5 Landwirtschaft
6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe
6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung
7 Landschaftsbild
7.1 Aktuelles Landschaftsbild
7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der
Naturlandschaft
7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der
Kulturlandschaft
7.2 Weitere landschaftsbildprägende Elemente
76
76
77
81
81
83
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85
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87
3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen
3.1.5 Camping
3.1.6 Wassersport
3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen
3.1.8 Gastronomie
3.1.9 Sonstige Angebote in der
Nationalparkregion
3.1.10 Organisationsformen der
Tourismuswirtschaft
3.2 Tourismus und Erholung im Nationalpark
3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs
3.2.1.1 Besucheraufkommen
3.2.1.2 Besucherbefragung
3.2.2 Besucherlenkung
3.2.2.1 Touristisches Wegenetz
3.2.2.2 Wasserwanderstrecken
3.2.2.3 Besuchereinrichtungen
119
119
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88
8 Pflanzen und Tiere
8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation
8.1.1 Flora
8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV)
8.2 Ergänzende Angaben zur Fauna
8.2.1 Vogelwelt
8.2.2 Säugetiere
8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd
8.3.1 Organisation der Jagd
8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte
8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung
8.3.4 Grundlagen der Wildbestandsregulierung
89
89
89
91
91
93
97
101
101
101
102
9 Forschung und Dauerbeobachtung
103
10 Flächeneigentum
106
V DIE NATIONALPARKREGION
107
1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und
Siedlungsstruktur
1.1 Einwohnerzahl
1.2 Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur
107
107
107
2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur
112
3 Tourismus und Erholung
3.1 Tourismus und Erholung in der
Nationalparkregion
3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen
3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs
3.1.3 Erholungs- und Kurorte,
Gesundheitstourismus
114
102
4 Information und Bildung
4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen
4.1.2 Führungen und Veranstaltungen
4.1.3 Publikationen und Pressearbeit
4.2 Umweltbildung
4.2.1 Jugendwaldheim
4.2.2 Projekttage, Schülerinteressengemeinschaften
128
128
128
129
131
131
132
5 Verkehr
5.1 Straßen nach Klassifikation und
Verkehrsdichte
5.2 Öffentlicher Personennahverkehr
5.2.1 Busverbindungen
5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und
Zugverbindungen
5.3 Häfen, Wasserstraßen und
Schiffsverbindungen
5.4 Flugplätze und Ziviler Flugverkehr
5.5 Verkehrsarme Räume
133
132
133
136
136
137
137
137
137
6 Ver- und Entsorgung
6.1 Versorgung
6.2 Entsorgung
138
138
140
7 Rohstoffgewinnung
141
8 Militärische Nutzung, Konversion
141
VI LITERATUR
143
114
114
115
118
3
Verzeichnis der Abbildungen
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3:
Abb. 4:
Abb. 5:
Abb. 6:
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10:
Abb. 11:
Abb. 12:
Abb. 13:
Abb. 14:
Abb. 15:
Abb. 16:
Abb. 17:
Abb. 18:
Abb. 19:
Einzelkomponenten der Standortsform
Baumartenverteilung
Altersklassen der Baumart Kiefer
Waldbehandlungskategorien 2002 und 2007
Übernachtungen in der Mecklenburgischen
Seenplatte
Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000
Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark
Besucherzahlen im Jahresverlauf
Besucherzahlen im Tagesverlauf
Aktivitäten nach Besuchergruppen
Durchschnittliche Nutzung der
Wasserwanderstrecken
Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow
Entwicklung der Besucherzahlen der
Informationsstellen
Entwicklung der Führungen und Teilnehmer
Übernachtungen im Jugendwaldheim
Steinmühle
Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften
Auswertung der Verkehrszählungen 1998-2001
Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im
Müritz-Nationalpark 1998 – 2001
Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets
Verzeichnis der Tabellen
Tab. 1:
Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden
im Nationalpark
Tab. 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der
Nationalparkregion
Tab. 3: Gewerbliche Bauflächen
Tab. 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark
Tab. 5: Ausgewählte Klimadaten
(Langjährige Mittelwerte 1951-80)
Tab. 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus
Halbstundenmittelwerten und maximale
Tagesmittelwerte der Jahre 1992/93 für die
Messstation Neubrandenburg
Tab. 7: Stickstoffdeposition ausgewählter
Messstationen
Tab. 8: Hydrogeologisches Modell Quartär
(Teilgebiet Müritz)
Tab. 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär
(Teilgebiet Müritz)
Tab. 10: Hydrogeologisches Modell Quartär
(Teilgebiet Serrahn)
Tab. 11: Trophieklassifizierung und Schichtung
der Seen im Nationalpark
Tab. 12: Seen im Nationalpark
4
Tab. 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im
Müritz-Nationalpark und deren
Verbandszuordnung
Tab. 14: Übersicht der Schöpfwerke im
Müritz-Nationalpark
Tab. 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer
Tab. 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter
Vogelarten
Tab. 17: Gehölzarten der Naturverjüngung
Tab. 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen
Tab. 19: Potenziell natürliche Vegetation
Tab. 20: Ergebnisse Losungszählverfahren
Tab. 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte
(Stück je 100 ha)
Tab. 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagdbezirk des Müritz-Nationalparks
Tab. 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im
Müritz-Nationalpark
Tab. 24: Eigentumsverhältnisse im
Müritz-Nationalpark
Tab. 25: Bevölkerungsentwicklung der
Nationalparkregion
Tab. 26: Relative und absolute Bevölkerungsentwicklung
Tab. 27: Gemeinden und Einwohner nach
Gemeindegrößengruppen
Tab. 28: Siedlungsstrukturelle Daten
Tab. 29: Landwirtschaftliche Betriebe
und Bodennutzung
Tab. 30: Beschäftigtenstruktur
Tab. 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten
für die Nationalparkregion
Tab. 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten
Tab. 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen
Tab. 34: Besucherzahlen der einzelnen
Informationsstellen
Tab. 35: Entwicklung der Führungen und
Teilnehmer nach Kategorien
Tab. 36: Vorträge und Teilnehmer
Tab. 37: Ergebnisse des Erschließungskonzeptes
für das Teilgebiet Serrahn
Tab. 38: Bergbauberechtigungen
Verzeichnis der Textkarten
1. Die Müritz-Nationalparkregion und
benachbarte Großschutzgebiete
2. Kommunale Verwaltungszugehörigkeit
3. Naturräumliche Gliederung
4. Schutzgebiete in der Nationalparkregion
5. Ausgewählte Klimadaten
6. Geologische Struktur
7. Zuständigkeitsbereiche der Unteren Wasserbehörden
(StAUN, Lkrs.) sowie Verbandsgebiete der Wasserund Bodenverbände (WBV)
8. Fischereiliche Nutzung der Seen
9. Jagdbezirke, Hegegemeinschaften und Jagdruhezonen
10. Untersuchungsflächen
11. Unzerschnittene Freiräume und Freiraumbewertung
Verzeichnis der Karten ausserhalb des Textes
1.
2.
3.
4.
Bodensubstrate
Flächennutzung und Zonierung
Vegetation
Erholung und Erschließung
5
I Einleitung
Dieser Band Bestandsanalyse ist ein Teil des Müritz-Nationalparkplanes. Das Ergebnis der Nationalparkplanung setzt
sich wie folgt zusammen:
1. Der Band „Leitbild und Ziele“ beschreibt
• das allgemeine Nationalparkleitbild,
• die für den Müritz-Nationalpark besonderen Leitlinien
und Entwicklungsziele
• sowie Vorstellungen zur Einbindung des Nationalparks
in die Region.
2. Der Band „Bestandsanalyse“
stellt den Kenntnisstand über das Gebiet zusammen
3. Die Projektübersicht
enthält sowohl vom Nationalparkamt als auch von anderen
Trägern vorgeschlagene, bereits abgestimmte oder schon
realisierte Projekte, die Relevanz für die Erreichung der
Nationalparkziele besitzen. Die Projektübersicht wird
entsprechend dem jeweils erreichten Arbeitsstand fortlaufend ergänzt.
6
Der hier vorliegende Band „Bestandsanalyse“ beinhaltet
Daten und Fakten über die räumliche Lage und Landschaftsgeschichte des Nationalparkgebietes, die natürlichen und kulturlandschaftlichen Verhältnisse, die soziale
und wirtschaftliche Situation der Nationalparkregion sowie
ein Quellenverzeichnis.
Im Gegensatz zu den Bänden „Leitbild und Ziele“ und
„Projektübersicht“ enthält diese Bestandsanalyse keine
ziel- oder umsetzungsbezogenen Aussagen, sondern dient
in erster Linie als Hintergrundinformation. Sie ist ein
Nachschlagewerk und zugleich ein Zeitdokument über die
gegenwärtigen Verhältnisse in und um den MüritzNationalpark.
Soweit möglich, wurden die Daten auf den Stand des
Jahres 2002 aktualisiert. Dort, wo ältere Daten zugrunde
gelegt wurden, ist dies angegeben.
II Allgemeine Angaben zum Nationalpark
und zur Nationalparkregion
1 Lage im Raum
Der Müritz-Nationalpark liegt im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der Mecklenburgischen
Seenplatte östlich der Müritz.
Die nächstgelegenen größeren Städte sind Neubrandenburg im Norden, Waren (Müritz) im Nordwesten und
Neustrelitz im Osten zwischen beiden Teilgebieten des
Nationalparks. Der Nationalpark erstreckt sich über Teile
der Landkreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz und dabei
über Flächen von sechs Ämtern und 16 Gemeinden. Eine
detaillierte Darstellung der Verwaltungszugehörigkeit
erfolgt in Kapitel II/ 5.
Die Anbindung an das überregionale Eisenbahnnetz ist
durch die Bahnhöfe Neustrelitz und Waren (Müritz) durch
die Regionalexpress-Strecke von Berlin nach Rostock
gegeben.
Autobahnanbindung besteht durch die A 19 im Westen,
die A 20 im Nordosten; außerdem erschließt die von Berlin
nach Sassnitz führende B 96 die Müritz-Nationalparkregion.
2 Abgrenzung der Nationalparkregion
In § 3 (Schutzzweck) der Nationalparkverordnung
(vgl. Kap. III/ 2.2.3) heißt es:
„In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte
Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung
der Region beitragen“.
Die „Nationalparkregion“ setzt sich aus dem „Nationalparkvorfeld“ und dem Nationalpark selber zusammen.
Wegen der zahlreichen und z. T. intensiven sozioökonomischen Wechselbeziehungen zwischen dem Nationalpark und seinem Vorfeld erstreckt sich die Bestandsanalyse
auch auf das Nationalparkvorfeld. Die NationalparkEnklaven mit ihren Ortschaften haben noch weitergehende
Wechselbeziehungen mit dem Nationalpark; sie bilden das
engere Vorfeld.
Ebenso bestehen Wechselwirkungen in ökologischer Hinsicht, wie beispielsweise Nährstoffein- oder austrag über
Wasser und Luft, Lebensraumvernetzungen wandernder
Tierarten u.a. Auch sie verlangen einen Blick über die
Nationalparkgrenzen hinaus.
Sowohl in sozioökonomischer als auch in ökologischer
Hinsicht sind die für solche Betrachtungen anzulegenden
Maßstäbe sehr heterogen und führen zu unterschiedlich
großen Betrachtungsräumen:
• will man beispielsweise eine effektive Reduzierung des
Wildbestandes erreichen, so genügt räumlich eine
Betrachtung des Nationalparks und angrenzender
Wälder und Forsten;
• will man dagegen Aussagen über Ursachen, Umfang
und Auswirkungen von Luftverschmutzung treffen, so
müssten große Teile Europas in die Betrachtung
einbezogen werden.
Mit dem Ziel, Perspektiven für die Integration aller
Großschutzgebiete Mecklenburg-Vorpommerns in deren
Vorfelder aufzuzeigen, hat das DEUTSCHE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLICHE INSTITUT FÜR
FREMDENVERKEHR e.V. an der Universität München
im Rahmen des von Bund und Land finanzierten
Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Sozioökonomie
unter besonderer Berücksichtigung des Tourismus in den
Großschutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns und ihren
Randbereichen“ u.a. Vorschläge zur Vorfeldabgrenzung
erarbeitet (DWIF 1995).
Danach umfasst die Nationalparkregion für den MüritzNationalpark folgende Gebiete (vgl. Textkarte 1):
• alle Gemeinden mit Flächen oder Enklaven im
Nationalpark und alle Anrainergemeinden des
Nationalparks und der Müritz,
• nördlich des Nationalpark-Teilgebietes Müritz alle von
der B 192 als wichtiger Verkehrsverbindung
geschnittene Gemeinden,
• östlich von Neustrelitz alle Gemeinden im Nahbereich
des Ortes Blankensee,
• östlich des Teilgebietes Serrahn das Gebiet bis
einschließlich Feldberg, Ortsteil der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft als wichtigem Fremdenverkehrsort und
• südlich des Müritz-Nationalparks das ganze Gebiet bis
zur Landesgrenze, also alle Gemeinden der
Mecklenburgischen Kleinseenlandschaft als Bereich mit
hoher Übernachtungsintensität und Bedeutung für den
Fremdenverkehr.
Diese räumliche Umgrenzung der Nationalparkregion
darf allerdings nicht so starr und schematisch gehandhabt
7
werden, wie sie auf der Karte erscheint; vielmehr handelt
es sich hierbei in erster Linie um ein funktionales Gebilde.
Für manche Fragestellungen muss auch das Oberzentrum
Neubrandenburg hinzugezählt werden und bei der
überregionalen Betrachtung von Urlauberströmen sind
Ballungsgebiete wie z.B. Berlin, Hamburg oder Hannover
für den Nationalpark sozioökonomisch relevant.
Soweit jedoch Abweichungen nicht erwähnt sind, soll in
diesem Nationalparkplan unter der Nationalparkregion das
oben beschriebene gelten.
Im Rahmen des vorgenannten Forschungsvorhabens wurde
ebenfalls ein ökologisches Vorfeld für den Nationalpark
ermittelt. Es umfasst Flächen, die in ökologischer Hinsicht
mit dem Müritz-Nationalpark in funktionalem
Zusammenhang stehen. Dies sind im wesentlichen:
• Wald- und Forstflächen außerhalb des Nationalparks,
die mit Wald- oder Forstflächen im Nationalpark in
Verbindung stehen, jeweils bis hin zu größeren
Zerschneidungsachsen,
• die gesamte Müritz inklusive Kleiner Müritz,
Müritzarm und Müritzsee, die Seenkette nördlich
Mirow, als vom Nationalpark angeschnittenes
Gewässersystem,
• unmittelbar außerhalb des Nationalparks gelegene
Nahrungsflächen des Kranichs und nordischer Gänse
sowie
• über das Landschaftsbild mit dem Nationalpark in
Beziehung stehende Offenlandflächen wie die Enklave
Kratzeburg und die Bereiche um Boek, Roggentin,
Userin, Neustrelitz, Wokuhl, Grünow und Carpin.
3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte
3.1
Frühgeschichtliche Entwicklung
Etwa um 8000 v. Chr. besiedelten die ersten nomadisierenden Sammler, Jäger und Fischer das Müritzgebiet. Mit der
Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht wurden die
Menschen in der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.) sesshaft,
und es entstanden Siedlungen mit dörflichem Charakter.
Aus dieser Zeit existieren noch zahlreiche Großsteingräber
(Serrahn, Gotthun). Die ebenfalls noch in großer Anzahl
vorhandenen Hügelgräber stammen aus der Bronzezeit (ca.
1800 – 600 v. Chr.).
In der darauf folgenden Eisenzeit, die bis in das 7. Jh. n.
Chr. reicht, wird Bronze durch das heimische Eisen ersetzt.
Die relativ dünne Besiedelung durch Germanenstämme im
8
Müritz-Gebiet hielt über mehrere Jahrhunderte an. Als sie
das Land während der Völkerwanderung wieder verließen,
eroberte der Wald die Felder zunächst zurück.
Später (7./ 8. Jh.) drangen slawische Stämme aus dem
Osten in den mecklenburgischen Raum ein. Im Müritzgebiet siedelte sich der Stamm der Obotriten an. Der allgemeine Landausbau erfolgte in einer ersten Periode im 7.
bis 9. Jahrhundert. Im 11. und 12. Jh. wurden in einer
zweiten Periode zahlreiche Siedlungen neu angelegt.
Diese slawischen Siedlungen und Burgwälle wurden
bevorzugt an Gewässern angelegt, wobei möglichst eine
natürliche Schutzlage angestrebt wurde (Halbinseln,
Inseln; z.B. Werder am Specker See, Burgwallinsel im
Feisnecksee). Die Slawen nannten die Müritz “morcze”,
kleines Meer. Davon leitet sich der heutige Name ab (U.
SCHOKNECHT; G. SCHLIMPERT unveröffentl.1989).
3.2
Mittelalterliche Entwicklung
Bereits in der ersten Hälfte des 10. Jh. unternahm der deutsche Staat unter Heinrich I. erste Versuche zur
Unterwerfung der slawischen Stämme zwischen Elbe und
Oder. Nach wechselvollen Kämpfen kam es aber erst zweihundert Jahre später zu einer endgültigen Unterwerfung
durch die Sachsen, die letztlich zum völligen Untergang
des slawischen Reiches führte.
Die Politik der Sachsenherzöge und des slawischen Adels
war nach 1167 auf eine Verständigung und eine allmähliche Verschmelzung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen gerichtet. Sie förderte in erheblichem Maße die
Einwanderung und Ansiedlung von niederländischen und
deutschen Bauern in den durch die kriegerischen Auseinandersetzungen verwüsteten und bevölkerungsarm gewordenen Gebieten.
Sie ließen sich in bereits bestehenden slawischen Dörfern
nieder (z.B. Federow 1230 gegr., Kargow Mitte 13. Jh.
gegr.) oder gründeten neue Siedlungen (z.B. Schmachthagen), wobei die Siedlungs- und Ackerflächen durch
Waldrodungen und Entwässerungen von Feuchtflächen
gewonnen wurden. Daneben kam es besonders im Müritzgebiet auch zur Um- und Neuansiedelung slawischer
Bauern. Das Ergebnis der Siedlungsphase des 12. und
13. Jh. war ein erheblicher Ausbau der Siedlungsstruktur
und die starke Zurückdrängung der Waldfläche zugunsten
des Ackerlandes.
Auch die Ortsformen änderten sich. Neben den übernommenen slawischen Weilern, Gassen-, Sackgassen- und
Zeilendörfern entstanden Planformen wie Angerdörfer
(Kratzeburg), Straßendörfer (Groß Dratow) und
Hagenhufendörfer (Ankershagen).
Die Ablösung des Hakenpflugs durch den Bodenwendepflug führte zur Umwandlung der Blockfluren in langgestreckte Gewannfluren, auf der eine Dreifelderwirtschaft
betrieben wurde.
Mit der Zunahme der Bevölkerung und der Entwicklung
des Handwerks wurde der Wald immer intensiver genutzt,
als Waldweide, zur Erzeugung von Brennholz, Bauholz
und Holzkohle. Teeröfen und Glashütten verursachten
umfangreiche Rodungen. Wasserläufe wurden in ihrer
Größe und ihrem Verlauf durch zahlreiche Mühlen verändert. Auf diesen Mühlenausbau ist letztendlich auch der
beträchtliche Wasserspiegelanstieg der Müritz im 13. Jh.
um bis zu 2 m zurückzuführen.
Verbesserte Produktionsinstrumente und die steigende Produktivität der Landwirtschaft führten zu einer zunehmenden Trennung von handwerklicher und agrarischer Produktion. In diese Zeit fallen auch die Stadtgründungen von
Röbel und Waren (Müritz) als wirtschaftliche Zentren des
Handwerks und des Handels. Neben der Landwirtschaft
war die Fischerei im gewässerreichen Müritzgebiet eine
wichtige Lebensgrundlage für die Bevölkerung.
Der Prozess des mit der Ostexpansion begonnenen wirtschaftlichen Aufschwungs und des Siedlungsausbaus
setzte sich bis in die zweite Hälfte des 14. Jh. fort.
Abgelöst wurde er von einer durch Pestepidemien,
Missernten und Viehseuchen hervorgerufenen, schweren
Wüstungsphase. Kalte niederschlagsreiche Klimaperioden,
die allgemein zu einem deutlichen Seespiegelanstieg und
damit zur Vernässung angrenzender oder tiefliegender
Grünland- bzw. Ackerflächen führten, verschlechterten die
Situation zusätzlich.
Die Mehrzahl der Bauern war bis in das 16. Jh. hinein
persönlich freigeblieben. Sie hatten das Erbrecht und die
Zahlung der Erbpacht war die Regel. So fand der Bauernkrieg in Mecklenburg kein Echo. Die kirchliche Reformation fand dagegen schnell viele Anhänger. 1549 wurde
in Mecklenburg die evangelisch-lutherische Kirche
offiziell gegründet.
Die schwersten Verwüstungen seiner Geschichte erlebte
das Müritzgebiet wohl in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Mehrfach zogen verschiedene Heere plündernd und mordend durch Mecklenburg.
Die Bevölkerung Mecklenburgs hatte durch Hunger, Pest
und Kämpfe von ca. 300.000 vor dem Krieg auf
40 – 50.000 am Kriegsende abgenommen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte in großem Umfang
das sogenannte Bauernlegen ein, d.h. die Konfiszierung
des bäuerlichen Grundbesitzes durch die Gutsherren. Die
Bauern gerieten dadurch in eine direkte Abhängigkeit von
ihrem Gutsherrn. An der Wende vom 18. zum 19. Jh. hatte
sich die Gutswirtschaft voll ausgebildet und die mecklenburgische Schlagwirtschaft durchgesetzt. Dabei gelangten
die Güter zunehmend in die Hände bürgerlicher Besitzer.
Viele der ehemals reichen Adelsgeschlechter verarmten
oder starben aus.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) hatte
Mecklenburg unter den erbarmungslos eingetriebenen preußischen Kriegskontributionen zu leiden. Es entstanden große Verluste, sowohl an Menschen, als auch finanzieller Art.
3.3
Neuzeitliche Entwicklung
In der ersten Hälfte des 19. Jh. kam es durch neue Anbaumethoden, verbesserte Düngewirtschaft und den allmählichen Einsatz landwirtschaftlicher Großgeräte (z. B.
Dampfpflug) zu erheblichen Produktionssteigerungen.
Es konnte sogar exportiert werden.
Als wichtigste Handelsstraße wurde 1798 die Elde – Havel
– Wasserstraße ausgebaut und 1837 der Bolter Kanal
fertiggestellt. Durch diese Maßnahmen sank der Wasserspiegel der Müritz um ca. 2 Meter. Der Warener Hafen
wurde zu einem für Mecklenburg bedeutsamen Warenumschlagplatz.
1879 erhielt Waren (Müritz) den ersten Eisenbahnanschluss. Wichtige Handelsstraßen liefen in Ost-WestRichtung vom Rhein über Havelberg und Burg Wesenberg
bis nach Stettin und in Nord-Süd-Richtung von Rostock
über Waren (Müritz), Zierke und Lychen bis zur Donau.
Bereits im Mittelalter kam der alten Salzstraße, von
Malchin über Pieverstorf, Templin und weiter zur Oder
verlaufend, große Bedeutung zu. Wichtig für das Gebiet
um Serrahn war in dem Zusammenhang die Goldenbaumer
Landstraße, die von Strelitz nach Feldberg führte.
Die 1821 in Kraft getretene Aufhebung der Leibeigenschaft verbesserte die Lage der Landarbeiter kaum. Die
nach 1848 anhaltenden schlechten sozialen Verhältnisse
veranlassten eine große Zahl von Mecklenburgern zur
Auswanderung. Um die Auswirkungen dieser Landflucht
auszugleichen, wurden verstärkt ausländische Schnitter
angeworben. Noch heute sind die ehemaligen Schnitterkasernen erkennbar.
Nach der Reichsgründung von 1871 konnten in Mecklenburg die Großgrundbesitzer, denen etwa 60% der landwirtschaftlichen Nutzflächen gehörten, ihre Machtposition
weiter festigen. Die Städte erlebten zu dieser Zeit einen
starken wirtschaftlichen Aufschwung.
Um die Jahrhundertwende wurde das Müritzgebiet als
beliebtes Ausflugs- und Erholungsgebiet entdeckt.
Bereits in den 20er Jahren wurden erste Bemühungen
unternommen, das östliche Müritzufer unter Naturschutz
9
zu stellen. Auf Initiative des Warener Beauftragten für
Naturschutz, Karl Bartels, wurde 1931 ein kleines (280 ha)
Naturschutzgebiet „Müritzhof“ gegründet.
Die Schutzbemühungen wurden allerdings den Jagdinteressen des Leipziger Verlegers Dr. Herrmann nachgeordnet.
Dieser hatte zwischen 1927 und 1930 die Rittergüter Federow, Schwarzenhof und Speck gekauft und ein großzügiges Jagdgatter errichten lassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden durch die am
05. September 1945 beschlossene Bodenreform im Kreis
Waren insgesamt 51 Güter enteignet. Die einzelbäuerlichen
Betriebe existierten ca. 6 Jahre lang, bevor 1952 die DDR
mit der Bildung großflächiger Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) begann. Diese spezialisierten
sich auf eine industriemäßige Pflanzen- und Tierproduktion.
Dadurch entstanden riesige Ackerschläge, die der Bodenerosion Vorschub leisteten. Mit dem Ziel, jeden Quadratmeter maximal zu nutzen, erlebte die Melioration (Entwässerung) landwirtschaftlicher Flächen ihren Höhepunkt.
1949 wurde wiederum auf Antrag von Karl Bartels das
Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz“ gegründet, das in
der DDR mit ca. 5.000 ha das Größte seiner Art war. 1952
kam es zur Gründung des Naturschutzgebietes „Serrahn”.
1954 wurde die „Zentrale Lehrstätte für Naturschutz
Müritzhof“ als erste Einrichtung dieser Art in Mitteleuropa
gegründet.
Ab 1970 nahm die Staatsjagd 80 % der Waldflächen des
Kreises Waren für sich in Anspruch, darunter auch nahezu
das ganze Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz”. 1986
wurde auch das Naturschutzgebiet „Serrahn” Teil eines
Sonderjagdgebietes. Diese Bereiche waren für die
Öffentlichkeit größtenteils gesperrt. Erklärtes Ziel war die
Produktion einer möglichst hohen Geweihmasse, wofür
große Futterplätze, Wildäcker und besondere Wildgatter
angelegt wurden.
Im November 1989 vollzog sich in der DDR die politische
Wende, die am 3. Oktober 1990 zur Wiedervereinigung
führte.
Einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass das ehemalige Staatsjagdgebiet und weitere Gebiete am 1. Oktober
1990 durch Beschluss des Ministerrates der DDR vom
12.09.1990 zum „Müritz-Nationalpark” erklärt wurden
(nach MUNDT, RIECHERS 1994).
3.4
Siedlungsentwicklung
Wie bereits erwähnt, stehen die (z. T. vom Nationalpark
umschlossenen) Ortschaften in einem engen Wechselverhältnis zum Nationalpark.
10
Sie sind wesentliche Elemente der Landschaft und des
Landschaftsbildes und vermitteln regionale und lokale
Identität (TÄNZER 1994). Dadurch beeinflussen sie auch
die Erlebnisqualität des Betrachters.
Die heutige Siedlungsstruktur entstand in ihren Gründungen bereits im 12. – 14. Jh. Im folgenden soll ein kurzer
Abriss zur historischen Siedlungsentwicklung gegeben
werden.
Stadt Waren (Müritz)
Die Stadtgründung Warens wird um das Jahr 1260 vermutet. Die Erstansiedlung fand rund um die Georgenkirche
und einen Marktplatz statt. Der rechtwinklige Verlauf der
Straßen deutet auf eine planmäßige Stadtanlage hin. Später
verschmolz der Gründungskern mit einer zweiten Ansiedlung rund um eine Burg. 1699 fand der letzte der zahlreichen Großbrände statt, nach denen die Stadt völlig neu
aufgebaut werden musste. Die Verkehrslösung und Umgestaltung in den 1970er Jahren veränderte das Aussehen der
Stadt zum Teil grundlegend. Um die Jahrhundertwende
war Waren noch ein kleines Landstädtchen mit rund 1.000
Sommerurlaubern – heute ist es ein Urlaubszentrum mit
jährlich zehntausenden Besuchern.
Gemeinde Kargow
Kargow Oberdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf (Entstehung
im 17./18. Jahrhundert) und entspricht in der Anlage einem
Straßendorf mit angerartiger Erweiterung im Gutsbereich.
Kargow Unterdorf wird im 13. Jahrhundert erstmals
urkundlich erwähnt. Das ehemalige Bauerndorf ist als
Haufensiedlung angelegt und besitzt eine FeldsteinKirche. Die Wohnbebauung befindet sich noch weitgehend
im ursprünglichen Zustand.
Damerow wurde als einst wüste Dorfstelle im 17. Jahrhundert wiederbesiedelt. Es ist eine Streusiedlung mit Einzelgehöften.
Federow wird 1289 erstmals urkundlich erwähnt. Die
Dorfanlage entspricht einem Gutsdorf mit Katenbebauung,
das ehemalige Gutshaus besitzt eine Parkanlage. Im Ort
befinden sich die Gebäude einer ehemaligen Brennerei,
sowie eine Kirche mit Friedhof.
Schwarzenhof entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus
einem Einzelgehöft zu einer Waldarbeiter-/Bauernsiedlung. Die Dorfanlage entspricht einem Straßendorf. Zu
Zeiten der Staatsjagd erfolgte eine unangepaßte bauliche
Erweiterung.
Rehhof ist ein Einzelgehöft (Entstehung 1811).
Speck wird 1274 erstmals urkundlich erwähnt. Es handelt
sich um ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Das Jagdschloss mit Parkanlage
wurde in den dreißiger Jahren erbaut.
Zartwitz wird 1374 erstmals urkundlich erwähnt und ist
ein ehemaliges Gut.
Zartwitzer Hütte entstand 1790 als Glashütte.
Wie Amalienhof war es ein kleinerer Wohnplatz.
Gemeinde Ankershagen
Ankershagen wird erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich
erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in
der Anlage einem Straßenangerdorf. Auf dem Dorfanger
befindet sich die Kirche. Das Gutshaus besitzt eine Parkanlage. Im ehemaligen Pfarrhaus befindet sich das Schliemann-Museum.
Friedrichsfelde entstand 1794 durch Teilung des Gutes
Ankershagen. Es handelt sich um ein Straßendorf mit
seitlich angelagertem Gut und Parkanlage.
Bocksee war ursprünglich ein Einzelgehöft, im 19. Jahrhundert entwickelte sich Bocksee zu einem Gutsdorf und
entspricht in der Anlage einem Straßendorf. Durch verschiedene Bebauungen in jüngerer Zeit entstand eine sehr
heterogene Ortsstruktur.
Bornhof entwickelte sich mit der Teilung des Gutes
Ankershagen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Außengut. Es handelt sich um einen Wohnplatz in Gehöftform.
Gemeinde Groß Dratow
Groß Dratow wird 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Es
ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage
einem Straßendorf. Die Gutsanlage ist nur noch in Resten
erhalten. In der Ortsmitte befinden sich die Kirche mit
dem Friedhof und die ehemalige Schmiede.
Klein Dratow entstand vermutlich als Gutsdorf im
18. Jahrhundert und ist als Straßendorf angelegt.
Schwastorf wird Ende des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in
der Anlage einem Straßendorf mit Ausfallstichen. Die historische Wohngebäudesubstanz ist teilweise ungenutzt.
Klockow entwickelte sich im Mittelalter zu einem Siedlungsplatz im Kreuzungsbereich bedeutender Handelswege und entspricht in der Anlage einer Streusiedlung.
Gemeinde Rechlin
Boek wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein
ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem
Straßendorf. Der Ort besitzt Kirche und Friedhof.
Stadt Neustrelitz
Die Geschichte der Stadt ist eng verknüpft mit der des
1931 eingemeindeten Strelitz, welches 1278 erstmals
urkundlich erwähnt wird. 1701 wurde Strelitz
Residenzstadt des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz.
Die Residenz ging später nach Neustrelitz, auf Grund der
günstigen Lange am Knotenpunkt vieler Straßen ließen
sich in der Folge jedoch zahlreiche Kaufleute weiter in
Strelitz nieder.
Neustrelitz wurde 1733 auf einen Aufruf des damaligen
Herzogs hin gegründet. Die Stadtanlage basiert auf einer
italienischen Idealstadt-Vorlage des 16. Jahrhunderts.
Nicht das Schloss sondern der Marktplatz bildet den
Mittelpunkt, von dem die Straßen als achtstrahliger Stern
abgehen. Die Herzöge behielten lange die Verfügungsgewalt über Neustrelitz, bis 1912 gab es keine eigene
Stadtverfassung. Zunächst wurde es überwiegend dem Hof
verbundenen Personen gestattet, sich in der Handwerkerund Beamtenstadt anzusiedeln. Von 1918 bis 1933 war
Neustrelitz Hauptstadt des Freistaates MecklenburgStrelitz. 1945 wurde es fast vollständig zerstört und nach
dem Zweiten Weltkrieg neu gestaltet. 1952 wurde es
Kreisstadt.
Fürstensee entstand Ende des 18. Jahrhunderts und wurde
als Angerdorf angelegt.
Langhagen ist eine ehemalige Revierförsterei. In jüngerer
Zeit wurden einige Bungalows errichtet.
Prälank wird 1726 als Dominaldorf des Amtes Neustrelitz
genannt und ist bis heute ein kleiner Wohnplatz geblieben.
Gemeinde Klein Vielen
Adamsdorf ist ein ehemaliges Gutsdorf. Die Dorfanlage
entspricht einem Straßendorf mit seitlich angelagertem Gut.
Liepen wird um 1400 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist
ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage
einem Rundling. Zwei Gehöftanlagen, darunter die ehemalige Schule (heute Wohnhaus) und die Kirche sind Reste
der historischen Bebauung. In jüngerer Zeit wurden eine
Reihe von Bungalows errichtet.
11
Gemeinde Kratzeburg
Kratzeburg wird Mitte des 13. Jahrhunderts erstmals
urkundlich erwähnt. Die Anlage dieses ehemaligen
Bauerndorfes entspricht einem Angerdorf, daß später
bandartig erweitert wurde. Die Kirche und der Friedhof
befinden sich auf dem Anger.
Dambeck wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist
ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem
Straßendorf. Südöstlich der Ortslage befindet sich ein
dendrologisch wertvoller Landschaftspark.
wurde es danach neu errichtet und ist als Angerdorf angelegt.
Schillersdorf wird um 1230 erstmals urkundlich erwähnt.
Ebenso wie Qualzow wurde es vor dem 2. Weltkrieg
evakuiert und zerstört, danach wieder neu errichtet.
Zietlitz, 1838 errichtet, ist ein kleiner Wohnplatz am
Leppinsee.
Leussow wird erstmals 1270 urkundlich erwähnt. Es ist ein
ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem
weiträumigen Straßendorf.
Pieverstorf wird 1273 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist
als Straßendorf angelegt. Vom ehemaligen Gutskomplex
sind nur noch Reste erhalten.
Gemeinde Userin
Dalmsdorf wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es
blieb über die gesamte Zeit Bauerndorf und stellt ein
typisches Straßendorf dar. Es sind zum Teil gut erhaltene
Dreiseithöfe (Wohngebäude, Stall, Scheune) vorhanden.
Granzin wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein
ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage einem
Angerdorf, dessen Form bis in die heutige Zeit sehr gut
erhalten blieb. Auf dem Anger befindet sich die Kirche mit
Friedhof.
Granziner Mühle entstand als Wassermühle. Erhalten blieb
nur das Wohngebäude.
Useriner Mühle, 1399 erstmals urkundlich erwähnt, ist ein
Gebäude der ehemaligen Wassermühle. Die Mühlenanlage
besteht noch, daneben gibt es einige Wohngebäude.
Zwenzow wird 1350 erstmals urkundlich erwähnt, fällt
danach aber lange Zeit wüst. 1780 wird es wieder als
Büdnerdorf genannt und ist als Straßendorf angelegt.
Krienke wird 1416 erstmals urkundlich erwähnt. Es blieb
in seiner Entwicklung stets Bauerndorf und ist als Straßendorf angelegt.
Gemeinde Carpin
Gemeinde Roggentin
Bergfeld wird erstmals 1322 urkundlich erwähnt. Es ist ein
ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage einem
Straßendorf.
Roggentin wird 1301 erstmals urkundlich erwähnt. Es
blieb stets Bauerndorf und ist als Angerdorf mit auf dem
Anger befindlicher Kirche angelegt, wurde jedoch in
jüngerer Zeit bandartig erweitert.
Babke wird 1266 erstmals urkundlich erwähnt. Das ehemalige Bauerndorf ist als Straßendorf mit angerartiger
Erweiterung im Süden angelegt. Die Kirche mit Friedhof
grenzt an den Anger.
Blankenförde wird 1256 erstmals erwähnt, Kakeldütt 1342.
Die beiden früher eigenständigen Orte werden durch die
Havel getrennt. Die Anlage entspricht einem Straßendorf.
Die ehemalige Gutsanlage befindet sich in Kakeldütt, ebenso der Friedhof, die Kirche in Blankenförde.
Qualzow wird 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Nach
56seiner Evakuierung und Zerstörung vor dem 2. Weltkrieg
12
Userin wird erstmals 1344 urkundlich erwähnt. Es ist ein
ehemaliges Bauerndorf und ursprünglich als Rundling
angelegt.
Carpin wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt. Es ist als
Straßendorf angelegt.
Goldenbaum wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt. Es
ist ein ehemaliges Gutsdorf, die Anlage entspricht einem
Straßendorf.
Serrahn wird urkundlich bis ins 15. Jahrhundert erwähnt,
fiel dann aber lange Zeit wüst. Es ist ein kleiner Wohnplatz. Darüber hinaus befindet sich hier eine Außenstelle
des Nationalparkamtes Müritz.
Gemeinde Wokuhl
Wokuhl wird erstmals 1285 urkundlich erwähnt und ist als
Angerdorf mit Kirche auf dem Anger angelegt. Die Ortsbebauung gliedert sich in zwei Teile (Ober- und Unterdorf).
Wutschendorf wird erstmals 1393 urkundlich erwähnt.
Es ist ein ehemaliges Gutsdorf und ein kleiner ländlicher
Wohnort mit historischer Wohnbebauung.
Herzwolde wird im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich
erwähnt. Es ist als einseitiges Straßendorf angelegt
(Zeilendorf). Nordwestlich der Ortslage schließen sich der
Friedhof und eine Bungalowsiedlung an.
Grammertin wird erstmals 1310 urkundlich erwähnt. Es ist
ein ehemaliges Gutsdorf und entspricht in der Anlage
einem Straßendorf.
Gemeinde Grünow
4 Größe und Flächenanteile
Der Müritz-Nationalpark hat insgesamt eine Flächengröße
von 32.199 ha (322 km2) und besteht aus zwei Teilflächen.
Das westlich gelegene Teilgebiet Müritz ist 25.969 ha
groß. Seine größte Nord-Süd Ausdehnung beträgt 21 km,
seine größte Ost-West Ausdehnung 18 km.
Das kleinere, weiter östlich gelegene Teilgebiet Serrahn umfasst ein Areal von 6.230 ha. Dort misst die maximale NordSüd Ausdehnung 8 km und die Ost-West Ausdehnung 12 km.
Die Fläche des Nationalparks ist gemäß der Nationalparkverordnung in drei verschiedene Zonen unterteilt (vgl. Karte
3). Danach gehören 9.320 ha (29 %) der Kernzone, 890 ha
(3 %) der Pflegezone und 21.990 ha (68 %) der
Entwicklungszone an.
Grünow wird erstmals 1337 urkundlich erwähnt. Es ist ein
ehemaliges Bauerndorf und als langgestrecktes Angerdorf
angelegt. Kirche und Friedhof befinden sich auf dem Anger.
5 Verwaltungsgliederung
Gemeinde Dolgen
Koldenhof wird 1353 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist
ein ehemaliges Bauerndorf und entspricht in der Anlage
einem Straßendorf.
Triepkendorf wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt.
Früher als Angerdorf angelegt, ähnelt es heute mehr einem
Straßendorf. Die Wohnbebauung besteht hauptsächlich aus
historischen Gebäuden.
Gnewitz wird 1295 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein
kleiner, als Streusiedlung angelegter Wohnplatz.
Labee wird 1393 erstmals urkundlich erwähnt, fällt kurze Zeit
danach aber wüst. Ab 1635 ist es wieder Pachtbauernhof.
Labee ist heute ein kleiner Wohnplatz mit wenigen Häusern.
Waldsee ist eine dreigeteilte Streusiedlung. Der historische Wohngebäudebestand befindet sich an der Südspitze des Schulzensees.
Das um 1900 errichtete und im Laufe der Zeit umgebaute und
mit verschiedenen Nebengebäuden erweiterte Schloss wird als
Pension, Restaurant und Cafe genutzt.
Gemeinde Rödlin-Thurow
Zinow wird 1349 erstmals urkundlich erwähnt und fiel im
Dreißigjährigen Krieg wüst. Heute besteht es aus Unterdorf (Revierförsterei) und Oberdorf. Es handelt sich um
eine Streusiedlung mit Einzelgehöften.
Die Kommunalverwaltung im Schutzgebiet setzt sich wie
folgt zusammen (vgl. Textkarte 2):
1.
1.1
1.2.
1.2.1
1.2.2
1.3
1.3.1
1.3.2
1.4
1.4.1
2.
2.1
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
2.2.6
2.3
2.4
2.4.1
2.5
2.5.1
Landkreis Müritz
Stadt Waren (Müritz)
Amt Waren Land mit den Gemeinden
Kargow
Groß Dratow
Amt Penzliner Land mit den Gemeinden
Möllenhagen
Ankershagen
Amt Rechlin mit der Gemeinde
Rechlin
Landkreis Mecklenburg-Strelitz
Stadt Neustrelitz
Amt Neustrelitz Land mit den Gemeinden
Kratzeburg
Klein Vielen
Userin
Wokuhl – Dabelow
Carpin
Grünow
Gemeinde Feldberger Seenlandschaft
(Feldberg, Dolgen, Lüttenhagen)
Amt Wesenberg mit der Stadt
Wesenberg
Amt Mirow mit der Gemeinde
Roggentin
Die Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden innerhalb des Müritz - Nationalparks sind in Tabelle 1
dargestellt.
Somit gehören 60 % der Nationalparkfläche zum Landkreis
Mecklenburg-Strelitz und 40 % zum Landkreis Müritz.
13
Tabelle 1: Flächenanteile der Landkreise und Gemeinden im Nationalpark
*HPHLQGH
:DUHQ 0ULW]
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J
0|OOHQKDJHQ
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J
*UR‰'UDWRZ
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*HPHLQGH
ÁlFKH KD
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Quelle: * Statistisches Landesamt M-V sowie Angaben der Gemeinden, **Katasterämter Waren (Müritz)/Neustrelitz
6 Naturräumliche Gliederung
Der Müritz-Nationalpark ist biogeografisch wie folgt
einzuordnen:
Global gehört der Nationalpark gemäß dem System der
„Terrestrischen biogeographischen Reiche“ (UDVARDY
1975) dem „Paläarktischen Reich“ und innerhalb diesem
der biogeographischen Provinz „Mittel- und Osteuropäische Wälder“ an und ist durch den Biomtyp „Sommergrüne Laubwälder, -gebüsche und subpolare Strauchformationen“ typisiert. Nach dieser Klassifikation ergibt
sich die Code – Nr. 2.11.3.
Auf europäischer bzw. bundesweiter Ebene kann den
biogeographischen Regionen und naturräumlichen
Haupteinheiten nach SSYMANK (1994) zufolge der
Nationalpark in die „kontinentale (mitteleuropäische)
Region“ bzw. in die naturräumliche Haupteinheit D04„Mecklenburgische Seenplatte“ eingeordnet werden.
Die Zuordnung zur kontinentalen (mitteleuropäischen)
Region wird auch bei der Anwendung der FLORAFAUNA-HABITAT-RICHTLINIE (FFH) der Europäischen Union zugrunde gelegt (vgl. Kap. III/2.1.1).
Der Nationalpark befindet sich im nordostdeutschen Tiefland östlich der Müritz. Im letzten Abschnitt der
Erdgeschichte (Quartär) wurden hier oberflächlich
Lockersedimente abgelagert. Das vor allem durch die
letzte Eiszeit geprägte Gebiet befindet sich zwischen dem
14
nördlichen (Pommerschen) und südlichen (Frankfurter)
Hauptendmoränenzug der Weichselkaltzeit, die etwa im
Abstand von 20-30 km parallel zueinander verlaufen.
Auf Landesebene wird die Mecklenburgische Seenplatte
naturräumlich wie folgt hierarchisch weiter untergliedert
(HURTIG 1957, KLAFS & STÜBS 1987, IWU 1995),
wobei nur diejenigen naturräumlichen Einheiten aufgezählt sind, an denen der Müritz-Nationalpark Anteile hat:
• Landschaftszonen
+ Großlandschaften
– Landschaftseinheiten
• Höhenrücken und Seenplatte
+ Mecklenburger Großseenlandschaft
– Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee
+ Neustrelitzer Kleinseenland
• Rückland der Seenplatte
+ Oberes Tollensegebiet
– Kuppiges Tollensegebiet mit Werder
Demnach ist das Nationalparkgebiet überwiegend der
Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte“ und darin
teilweise zur Großlandschaft „Mecklenburger Großseenlandschaft“ und teilweise zur Großlandschaft „Neustrelitzer Kleinseenland“ zugeordnet.
Landschaftszone „Höhenrücken und Seenplatte”
Dieser Höhenrücken hebt sich im Bereich des MüritzNationalparks deutlich von seiner Umgebung ab. Den
nordöstlichen Anschluss bildet der stärker landwirtschaftlich genutzte und waldarme Bereich der Grundmoränen und Gletscherzungenbecken, während im Süden
eine ausgedehnte Sanderebene mit Binnendünen und tief
eingeschnittenen Schmelzwasserabflussbahnen angrenzt.
Der Müritz-Nationalpark erstreckt sich dabei im wesentlichen über zwei Großlandschaften, dem „Neustrelitzer
Kleinseenland” im Osten und der „Mecklenburger
Großseenlandschaft“ mit ihrer Landschaftseinheit
„Großseenland mit Müritz, Kölpin- und Fleesensee” in
den der Müritz nahen Bereichen.
Zu dieser Landschaftseinheit, die auch als „Obere Seen”
bezeichnet wird, gehören die 117 km2 große Müritz, die
Specker Seen und der Rederangsee. Im Bereich des
Nationalparks ist insbesondere das Ostufer der Müritz mit
seinen ausgedehnten Moorbereichen, subrezenten Kliffen
und Strandwällen Teil dieser Naturraumeinheit. Als
morphogenetische Besonderheit ist das gehäufte Auftreten
von postglazialen Binnendünen südlich der Specker Seen
zu erwähnen.
Die Großlandschaft „Neustrelitzer Kleinseenland“ ist
durch einen kleinflächigen Wechsel der glazialen Serie mit
unterschiedlichen Landschaftselementen gekennzeichnet.
Neben Stauchendmoränen, die insbesondere im Teilgebiet
Serrahn dominieren und erhebliche Höhenunterschiede
aufweisen, sind vorgelagerte Sander und mesotrophe
Rinnenseen für diese Naturraumeinheit charakteristisch.
So bildet der Hirschberg (143,5 m HN) bei Grünow im
Bereich des Strelitzer Bogens die höchste Erhebung des
Gebietes. Im Teilgebiet Müritz kommen südlich des
Woterfitzsees mit 58,5 m HN die niedrigsten Geländehöhen im Nationalpark vor. Im Bereich des Strelitzer
Endmoränenbogens stocken ausgedehnte Buchenwälder.
Die Sanderebenen, von Schmelzwasserabflussbahnen
unterbrochen, tragen dagegen ausgedehnte Kiefernforsten.
Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“
Der nordöstliche Teil des Teilgebietes Serrahn ragt bereits
in die Landschaftszone „Rückland der Seenplatte“ mit
ihrer Großlandschaft „Oberes Tollensegebiet“ und deren
Landschaftseinheit „Kuppiges Tollensegebiet mit Werder”
hinein.
Die weitere naturräumliche Untergliederung innerhalb der o.
a. Einheiten ist in Textkarte 3 dargestellt. Wesentliche Kriterien dieser Untergliederung sind die Substrat- und Hydromorphieverhältnisse sowie deren Genese (IWU 1996).
Danach gehört der ganz überwiegende Teil der Nationalparkfläche dem Naturraumtyp „Schmelzwasserbildung“ an.
Ebenfalls großflächig tritt der Naturraumtyp „holozäne
Moorbildung“ auf. Fließgewässer einschließlich der
Rinnenseen werden diesem Typ zugeordnet, da sie in der
Regel von vermoorten Talungen begleitet werden, die den
flächenmäßig größten Anteil einnehmen. Diesem Naturraumtyp gehören die Havelniederung (vom Käbelicksee
bis einschließlich Görtowsee) und das Gebiet um
Woterfitz- und Caarpsee an.
Darüber hinaus werden größere Gewässer (z.B. Seen ab
500 ha) als eigene Naturräume ausgewiesen. Dabei wird
zwischen geschichteten und ungeschichteten Gewässern
unterschieden. Im Müritz-Nationalpark bildet nur der
Useriner See, einschließlich Krams- und Zierzsee einen
solchen eigenen Naturraum.
Flächenmäßig untergeordnet treten die Naturraumtypen
„Äolische Bildung“ (Teilgebiet Müritz) sowie „Grundmoräne“ und „Endmoräne“ (Teilgebiet Serrahn) auf.
15
III Planungen, Gesetze und Richtlinien
1 Gesamtplanung
1.1
Erstes Landesraumordnungsprogramm M-V
Im Ersten Landesraumordnungsprogramm (LROP) M-V
(WIRTSCHAFTSMINISTERIUM M-V 1993) werden u.a.
folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks bzw.
seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele bestimmt:
Überfachliche Ziele
• Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist der Raumkategorie „Ländliche Räume” zu zuordnen.
Ländliche Räume sind als gleichwertiger und
eigenständiger Lebensraum unter Wahrung der
ländlichen und landschaftstypischen Eigenarten zu
entwickeln.
Gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Umwelt M-V in der Fassung vom 14. Juli
1995 zur Ausarbeitung und Aufstellung Regionaler Raumordnungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern können
nach raumordnerischer Abwägung weitere Flächen des
Nationalparks als Vorranggebiete dargestellt werden.
• Der Nordwestteil des Müritz-Nationalparks wird von
einem „Vorsorgeraum Trinkwassersicherung” überlagert.
• Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion
folgende Städte ausgewiesen:
Neubrandenburg
Oberzentrum
Waren (Müritz)
Mittelzentrum
Neustrelitz
Mittelzentrum
In „Vorsorgeräumen Trinkwassersicherung” sind alle
raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer besonderen Bedeutung für den Trinkwasserschutz möglichst nicht beeinträchtigt werden.
Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den
jeweiligen Einzugsbereichen der zentralen Orte zuordnen.
• Die Flächen des Nationalparks, die nicht„Vorranggebiete Naturschutz und Landschaftspflege” sind, sind als
„Raum mit besonderer natürlicher Eignung für Fremdenverkehr und Erholung” ausgewiesen.
• Als die Nationalparkregion betreffende überregionale
Achsen werden festgelegt:
(Hamburg) – Boizenburg/Hagenow/Ludwigslust –
Parchim – Waren (Müritz) – Neubrandenburg
(Wittstock) – Neustrelitz/Neubrandenburg
(Skandinavien/Baltikum) – Saßnitz – Greifswald/
Demmin – Neubrandenburg – Neustrelitz – (Berlin)
In den Achsen vollzieht sich der Leistungsaustausch
zwischen den Teilräumen bzw. Städten des Landes. Die
davon ausgehenden Entwicklungsimpulse sollen vor
allem in den im Zuge der Achsen liegenden zentralen
Orten wirksam werden, damit aber zugleich deren
Umland stärken.
16
In den Vorranggebieten ist dem Naturschutz Vorrang
vor anderen Nutzungen einzuräumen; alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen müssen mit den
Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. In den Vorsorgeräumen sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so abzustimmen, dass diese Gebiete hinsichtlich
ihrer besonderen Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege möglichst nicht beeinträchtigt werden.
Dieser Raum soll möglichst weder durch andere Nutzungen noch durch die Erholungsnutzung selbst beeinträchtigt
werden.
• Für die durch den Westteil (Teilgebiet Müritz) des
Nationalparks verlaufende Bahntrasse ist eine Einbeziehung in das IC-Netz der Deutschen Bahn AG geplant.
• Schutzgebiete sollen, soweit dies der Schutzzweck
erlaubt, der Allgemeinheit zugänglich gemacht und für
die naturkundliche Information der Öffentlichkeit
genutzt werden.
Fachliche Ziele
1.2
Regionales Raumordnungsprogramm
• Die Kernzonen des Müritz-Nationalparks sind als
„Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege” ausgewiesen. Die übrigen Flächen sowie die
meisten Flächen des Nationalparkvorfeldes sind als
„Vorsorgeräume für Naturschutz und Landschaftspflege“ ausgewiesen.
Der Müritz-Nationalpark befindet sich in der Planungsregion 4 „Mecklenburgische Seenplatte“. Für diese Planungsregion liegt das Regionale Raumordnungsprogramm
(RROP) in der Endfassung seit 1998 vor. Das RROP
enthält folgende für das Gebiet des Müritz-Nationalparks
bzw. seine angrenzenden Bereiche relevante Ziele:
Überfachliche Ziele
der berührten Gemeinden im Sinne der Eigenentwicklung
nicht behindern.“
• Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion
folgende Orte ausgewiesen:
Waren (Müritz)
Neustrelitz
Röbel
Mirow
Wesenberg
Rechlin
Feldberg
Blankensee
Penzlin
Möllenhagen
Mittelzentrum
Mittelzentrum
Unterzentrum
Unterzentrum
ländlicher Zentralort
ländlicher Zentralort
ländlicher Zentralort
ländlicher Zentralort
ländlicher Zentralort
ländlicher Zentralort
Das Gebiet des Müritz-Nationalparks lässt sich den
jeweiligen Einzugsgebieten der zentralen Orte zuordnen.
• Als die Nationalparkregion betreffende innerregionale
Achse wird festgelegt:
Neustrelitz – Woldegk – (Pasewalk)
Innerregionale Achsen sollen das Netz der überregionalen
Achsen ergänzen und unter Nutzung der vorhandenen und
auszubauenden Bandinfrastruktur insbesondere zur
Entwicklung des ländlichen Raumes der Region beitragen.
Fachliche Ziele
• Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist im RROP
insgesamt als „Vorranggebiet für Naturschutz und
Landschaftspflege“ dargestellt.
In Vorranggebieten Naturschutz und Landschaftspflege ist
dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen. Alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar
sein.
In der Begründung dazu heißt es:
„Der Müritz-Nationalpark besteht aus den zwei Teilflächen
Müritz und Serrahn. Er stellt aufgrund seiner weitgehend
ursprünglichen natürlichen Ausstattung mit einzigartigen
Biotopen, insbesondere den Gewässer-, Wald- und Grünlandkomplexen, sowie mit einer Vielfalt an standorttypischen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten auf
einer Gesamtfläche von 319 km2 ein herausragendes Großschutzgebiet von internationaler Bedeutung und mit großer
Imagewirkung für die Region dar. Die weitere Entwicklung regelt sich auf Grund des Nationalparkplanes im
Sinne integrierter Schutz- und Nutzkonzepte. Die Festsetzung des Nationalparks für eine Vorrangnutzung von
Naturschutz und Landschaftspflege soll die Bauleitplanung
• Im Nationalparkvorfeld sind die Bereiche um den
Serrahner Nationalparkteil, südlich der Lieps, bei
Prälank, bei Klein Quassow und südlich von
Wesenberg, zwischen Boek und Mirow sowie südlich
von Mirow, südlich von Rechlin, westlich der Müritz,
einige Flächen um Waren (Müritz) sowie weitere kleine
Flächen als „Vorsorgeräume Naturschutz und
Landschaftspflege“ dargestellt.
In Vorsorgeräumen Naturschutz und Landschaftspflege
sind alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen so
abzuwägen und abzustimmen, dass diese Räume in ihrer
hervorgehobenen Bedeutung für Naturschutz und
Landschaftspflege und die landschaftsbezogene Erholung
möglichst nicht beeinträchtigt werden.
Zur Siedlungsentwicklung werden folgende Aussagen
getroffen:
• „In den Gemeinden, die nicht als zentrale Orte
ausgewiesen sind, ist die Siedlungstätigkeit an deren
eigener Entwicklung zu orientieren.“
Die überwiegende Siedlungstätigkeit soll sich am
vorhandenen Siedlungsbestand orientieren. Dabei sind
neue Standorte im Zuge der baulichen Entwicklung des
Ortes unter Beachtung der jeweils spezifischen Siedlungsform und -funktion sowie unter ökologischen Aspekten
behutsam in bzw. an den Bestand zu integrieren. Die
Entstehung neuer und die Erweiterung vorhandener
Splittersiedlungen und Streubebauungen sind zu
vermeiden.
Zum Tourismus werden folgnde Aussagen getroffen:
• Im Nationalparkvorfeld sind um Waren (Müritz),
Neustrelitz und in der Kleinseenplatte Tourismusschwerpunkträume und ansonsten überwiegend Tourismusentwicklungsräume dargestellt und letztere z. T. als
„Tourismusräume im Bereich der Naturparke“ bzw.
als „Tourismusräume im Bereich der historischen
Kulturlandschaften“ spezifiziert.
In den „Tourismusschwerpunkträumen“ kommt der Tourismusentwicklung besondere wirtschaftliche Bedeutung zu.
Entsprechend haben in den Tourismusschwerpunkträumen
Belange des Tourismus gegenüber den Belangen anderer
Wirtschaftszweige besonderes Gewicht. Dabei ist der
Tourismus so zu entwickeln und zu ordnen, dass
landschaftlich und ökologisch sensible Gebiete geschont
werden. Vorrangig im Bereich der in den Tourismusschwerpunkträumen liegenden bzw. von ihnen berührten
Städte und Dörfer soll eine attraktive touristische
17
Infrastruktur ausgebaut werden. Die Städte sollen als
Fremdenverkehrszentren entwickelt werden.
In den „Tourismusentwicklungsräumen“ soll der
Tourismus vorrangig durch die Schaffung von
touristischen Angeboten in bzw. in Anbindung an
Siedlungen entwickelt werden. Geeignete Maßnahmen zur
Tourismusentwicklung sollen möglichst zur Erschließung
und Aufwertung der Landschaft beitragen.
Verringerung des motorisierten Individualverkehrs in
Verbindung mit der Förderung des ÖPNV und des Radverkehrs, Erhalt großer unzerschnittener und störungsarmer
Landschaftsräume und gezielte Verkehrsberuhigung, unterstützt das Verkehrswesen die Erhaltung dieser Umweltqualität.“
• Im Müritz-Nationalpark sind bei Schwarzenhof, bei
Klockow, bei Bornhof und bei Goldenbaumer Mühle
„Vorranggebiete für Trinkwassersicherung“ dargestellt.
Für den Müritz-Nationalpark selber heißt es:
• „Der Müritz-Nationalpark soll in seinen ökologisch
weniger sensiblen Bereichen durch geeignete Einrichtungen und Formen der Öffentlichkeitsarbeit sowie
Besucherlenkung für die ruhige, landschaftsgebundene
Erholung und naturkundliche Bildung der Besucher
erschlossen werden, soweit dies sein Schutzzweck
zulässt. Anlagengebundene Erholungseinrichtungen
sind nur in den bestehenden, außerhalb der Nationalparkgrenze liegenden Siedlungsbereichen oder in
Anbindung daran zulässig. Dabei müssen die touristischen Einrichtungen und Angebote der Anliegergemeinden in ihrer Gesamtkapazität und ihrem Zusammenwirken mit dem Schutzzweck des Nationalparks
vereinbar sein.“
• Im Verlauf Mirow – Granzow – Woterfitzsee –
Caarpsee – Bolter Kanal und entlang der Havelstrecke
Kratzeburg – Granzin – Krienke – Babke – Blankenförde – Userin sind jeweils Wasserwanderwege
dargestellt.
Gewässerbezogene Tourismusformen, insbesondere das
Wasserwandern, sind unter Schonung von ökologisch
sensiblen Gewässerbereichen möglichst naturverträglich
zu entwickeln.
Zur Verkehrsentwicklung heißt es:
• „Bei der Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur in der
Planungsregion ist durch Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung sowie zur Reduzierung von Lärm und Schadstoffimmissionen daraufhin zu wirken, dass die
Umweltbelastungen durch den Verkehr reduziert
werden und durch sorgfältige Trassenwahl eine sparsame und schonende Flächeninanspruchnahme erfolgt.“
In der Begründung dazu heißt es:
„Die Planungsregion zeichnet sich durch eine hohe
Umweltqualität aus. Mittels gezielter Maßnahmen zur
Verringerung der Belastungen von Natur und Landschaft
durch den Verkehr, wie beispielsweise Bündelung des
Verkehrs auf möglichst wenige, aber leistungsfähige
Trassen mit dem Aufbau eines funktionalen Straßennetzes,
18
Wasserversorgungsanlagen mit entsprechenden Wasserschutzzonen befinden sich auch bei Kratzeburg, Krienke,
Serrahn, Blankenförde, Zwenzow und Carpin.
In „Vorranggebieten Trinkwassersicherung“ müssen alle
raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit dem
Trinkwasserschutz vereinbar sein.
• Im Nordwestteil des Müritz-Nationalparks ist ein
„Vorsorgeraum für Trinkwassersicherung“ dargestellt.
In „Vorsorgeräumen Trinkwassersicherung“ sollen alle
raumbedeutsamen Planungen, Vorhaben und Maßnahmen so abgestimmt sein, dass diese Gebiete in ihrer
besonderen Bedeutung für den Trinkwasserschutz nicht
beeinträchtigt werden.
• Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind die 110 kVHochspannungsleitungen Waren (Müritz) - Neustrelitz
sowie davon abzweigend in Richtung Osten als Bestand
dargestellt.
Zur Stabilisierung der Versorgung der Planungsregion
mit Elektroenergie ist u.a. die Rekonstruktion der
110 kV-Leitung Neustrelitz-Waren (Müritz) vorgesehen.
• Im Westteil des Müritz-Nationalparks sind zwei
„Konversionsflächen“ dargestellt.
In Räumen mit Sicherungs- und Eignungscharakter
(z. B. Naturschutzvorrangflächen) sollen „Konversionsflächen“ in ihrer weiteren Verwendung den Sicherungsund Eignungszielen entsprechen.
1.3
Bauleitplanung und bauliche Entwicklung
Einen Überblick über den Stand der Aufstellung von
Flächennutzungsplänen (F-Plänen) in den Gemeinden der
Nationalparkregion gibt Tabelle 2. Demnach verfügen nur 9
der Gemeinden über genehmigte F-Pläne, von 23
Gemeinden liegen Entwürfe vor und von 8 Gemeinden
liegt weder ein genehmigter F-Plan noch ein Entwurf vor.
Die meisten Gemeinden haben im Rahmen der Bauleitplanung Bebauungspläne (B-Pläne) erarbeitet. Im Randbereich
der Städte konzentrieren sich Wohnbauplanungen.
Tabelle 2: Stand der Flächennutzungsplanung in der Nationalparkregion
'EMEINDE
& 0LAN
GENEHMIGT
4EIL & 0LAN
GENEHMIGT
%NTWURF FàR
& 0LAN VORLIEGEND
1RUGWHLO
$QNHUVKDJHQ
*UR‰'UDWRZ
*UR‰3ODVWHQ
*UR‰9LHOHQ
.DUJRZ
.OLQN
0DULKQ
0|OOHQKDJHQ
0ROOHQVWRUI
3HQ]OLQ6WDGW
7RUJHORZDP6HH
:DUHQ 0ULW] 6WDGW
2VWWHLO
&DUSLQ
'DEHORZ
)HOGEHUJHU6HHQODQGVFKKDIW *HQHKPLJWH)3OlQHIUGLH2UWVWHLOH1HXIDVVJ(QWZXUI1RY
*RGHQGRUI
*UQRZ
+RKHQ]LHULW]
.OHLQ9LHOHQ
.UDW]HEXUJ
1HXVWUHOLW]6WDGW
5|GOLQ7KXURZ
8VHULQ
:RNXKO
6GWHLO
%XFKKRO]
'LHPLW]
/lU]
0LURZ6WDGW
3ULERUQ
3ULHSHUW
5HFKOLQ
5RJJHQWLQ
6FKZDU]
:HVHQEHUJ6WDGW
:XVWURZ
:HVWWHLO
*RWWKXQ
/XGRUI
5|EHO0ULW]6WDGW
6LHWRZ
9LSSHURZ
+EIN & 0LAN
VORLIEGEND
;
;
;
;
;
;
;
;
Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (2002)
19
und Mirow mit knapp zwei Drittel der rund 3.000 in den
90-er Jahren fertiggestellten Wohnbauten.
Damit bestanden zum Jahresende 2000 17.612 Wohngebäude mit 42.625 Wohnungen in der Region, von denen
sich fast vier Fünftel in Ein- und Zweifamilienhäusern
konzentrieren. Das entspricht dem Landeswert. Die Spannbreite dieser Anteile der vier Teilgebiete schwankt
zwischen 76 % (Osten) und 86 % (Süden).
Dass hier die Wohnungsbestandszahlen z.T. erheblich
gestiegen sind zeigt, dass diese Planungen auch vielfach
bereits umgesetzt wurden. Die Intensität der Wohnbauplanungen ist jedoch in den letzten Jahren stark rückläufig
und wird vorraussichtlich auch künftig auf niedrigerem
Niveau verlaufen. Das findet auch Ausdruck in der Entwicklung der erteilten Baugenehmigungen und der erfolgten Baufertigstellungen von Wohngebäuden.
Konzentrationen der Wohngebäude bestehen in Waren
(Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/ Müritz mit mehr als
der Hälfte des Bestandes. Der Anzahl der Wohnungen nach
befinden sich zwei Drittel in diesen Kommunen.
Wohnungsbestandsentwicklung seit 1990:
Knapp ein Sechstel der Wohngebäude ist nach 1990 entstanden. Besonders starke Wohnbauaktivität haben die
Gemeinden Schloen, Torgelow am See, Userin, Carpin und
Klink zu verzeichnen. Hier ist der Anteil dieser
Wohnbauten bei über einem Viertel des Gesamtbestandes.
Ein weiterer Schwerpunkt der kommunalen Planungen ist
die Entwicklung von Gewerbegebieten (vgl. Tab. 3). In
den beiden großen Städten Waren (Müritz) und Neustrelitz
konzentriert sich der Gewerbeflächenanteil. Vielfach
haben sich bereits Unternehmen und Dienstleister in den
Gewerbegebieten der Nationalparkregion angesiedelt. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass bei den bestehenden Gewerbegebieten noch Ansiedlungspotenziale vorhanden sind.
Niedrige Wohnbautenanteile haben die Gemeinden Buchholz, Groß Vielen, Groß Dratow, Grünow und Möllenbeck,
die unter der Hälfte des Niveaus der gesamten Region liegen.
Die höchsten absoluten Zahlen haben die Städte Waren
(Müritz), Neustrelitz, Feldberg, Röbel/Müritz, Wesenberg
Tabelle 3: Gewerbliche Bauflächen
)OlFKH
KD
*HPHLQGH
*HZHUEHJHELHW
(UVFKOLH‰XQJ
1HXVWHOLW]
:HVHQEHUJHU&KDXVVHH
%1RUG
HUVFKORVVHQ
0LURZ
1HXVWUHOLW]
$P:HLQEHUJ
*HZHUEHSDUN2VW
HUVFKORVVHQ
HUVFKORVVHQ
1HXVWUHOLW]
6LHGOXQJ.DONKRUVW%6G
HUVFKORVVHQ
:HVHQEHUJ
HUVFKORVVHQ
1HXVWUHOLW]
$P'URVHGRZHU:HJ
*HZHUEH0LVFKJHELHW
$P+HL]NUDIWZHUN6FKZDU]HU
:HJ
HUVFKORVVHQ
:HVHQEHUJ
:DUHQ 0ULW]
$P3XPS
:DUHQ:HVW*(0,
HUVFKORVVHQ
HUVFKORVVHQ
:DUHQ 0ULW]
:DUHQ2VW
HUVFKORVVHQ
/lU]
5|EHO0ULW]
0ULW]IOXJSODW]5HFKOLQ/lU]
,QGXVWULHJHELHW
SHULSKHUHUVFKORVVHQ
WHLOHUVFKORVVHQ
3HQ]OLQ
$QGHU%% WHLOZ62
WHLOHUVFKORVVHQ
0|OOHQKDJHQ
5HFKOLQ
*UR‰3ODVWHQ
6FKORHQ
$QGHU%
6G
1RUG$QGHU%
$QGHU%
HUVFKORVVHQ
HUVFKORVVHQ
WHLOHUVFKORVVHQ
HUVFKORVVHQ
Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte (Stand 2002)
20
*HSODQWH
$QVLHGOXQJ
,QGXVWULH
+DQGZHUN
,QGXVWULH
+DQGZHUN
3URG*HZHUEH
+DQGZHUN
'LHQVWOHLVWXQJ
+DQGZHUN
'LHQVWOHLVWXQJ
'LHQVWOHLVWXQJ
)UHL]HLWEHUHLFK
+DQGZHUN
3URG*HZHUEH
'LHQVWOHLVWXQJ
N$
+DQGZHUN
'LHQVWOHLVWXQJ
*HZHUEH
,QGXVWULH
3URG*HZHUEH
3URG*HZHUEH
%DX0|EHOPDUNW
NHLQH(LQVFKUQDFK
%DX*%
3URG*HZHUEH
+DQGZHUN
+DQGZHUN
2
Naturschutz
2.1 International
Sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik Deutschland
waren bzw. sind durch Unterzeichnung von internationalen
Vereinbarungen oder Beitritt zu internationalen Organisationen
internationale Naturschutzverpflichtungen eingegangen.
Als für den Müritz-Nationalpark bedeutende internationale
Naturschutzverpflichtungen sind die Vogelschutzrichtlinie
und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen
Gemeinschaft sowie die Ramsar-Konvention zu nennen.
2.1.1 Natura 2000 – Gebiete
Nach Art. 3 der „Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen
Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen”
(92/43/EWG vom 21.05.1992) soll ein kohärentes
europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete
mit der Bezeichnung „Natura 2000“ errichtet werden. Diese
Richtlinie wird als „Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie“
(kurz FFH – Richtlinie) bezeichnet und ist das erste
umfassende Rahmengesetz der Europäischen Union zum
Naturschutz.
Das ökologische Netz „Natura 2000“ setzt sich aus den
eigentlichen FFH – Gebieten (die in der FFH – Richtlinie
näher geregelt werden) und den „Europäischen
Vogelschutzgebieten“ zusammen, die aufgrund der Richtlinie
des Europäischen Rates vom 02.04.1979 über die Erhaltung
der wildlebenden Vogelarten (79/409/EWG) zu benennen
sind. Für letztere findet auch die Bezeichnung (Special
Protection Areas = SPA) Verwendung.
Europäische Vogelschutzgebiete
Das Land Mecklenburg-Vorpommern kam dieser
Verpflichtung zur Benennung am 14.12.1992 durch die
verbindliche Bezeichnung der Gebiete nach. Danach ist der
Müritz-Nationalpark insgesamt als Europäisches
Vogelschutzgebiet geschützt.
Spezielle Vogelarten sind im Anhang I der Richtlinie
aufgeführt und genießen danach vollständigen Schutz.
Flora – Fauna – Habitat – Richtlinie
Die FFH – Richtlinie zielt auf den Schutz von Lebensräumen
sowie Tier- und Pflanzenarten mit gemeinschaftlicher Bedeutung (d.h. mit Bedeutung für das Gebiet der Europäischen
Union).
Die besonders zu schützenden Lebensräume sind in Anhang I
der Richtlinie aufgeführt. Darüber hinaus werden noch
„prioritäre Lebensräume“ bezeichnet, die mit erhöhter Dringlichkeit zu sichern sind. Die zu schützenden Arten und
„prioritären Arten“ sind in Anhang II der Richtlinie
aufgeführt.
Zur Wiederherstellung und Wahrung eines günstigen
Erhaltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der
Arten von gemeinschaftlichem Interesse sind besondere
Schutzgebiete auszuweisen. Gebiete, die als solche
besonderen Schutzgebiete gelten können, werden von den
einzelnen Mitgliedstaaten vorgeschlagen.
Mecklenburg-Vorpommern hat innerhalb des MüritzNationalparks die in folgender Tabelle 4 aufgeführten FFH –
Gebiete nach Art.4 (1) der FFH – Richtlinie vorgeschlagen
(Stand 14.12.1999).
Über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit erfolgte eine Weitergabe des Vorschlags an
die EU-Kommission.
Diese bisher vorgeschlagenen FFH-Gebiete entsprechen mit
ihren insgesamt 11.158 ha 34,6 % der Fläche des
Nationalparks. Eine Ergänzung der Gebietsvorschläge ist für
2003 vorgesehen, sie konnte hier jedoch aus redaktionellen
Gründen nicht mehr berücksichtigt werden.
2.1.2 Ramsar – Konvention
Dem „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als
Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler
Bedeutung”, das 1971 in der iranischen Stadt Ramsar vereinbart wurde, trat die DDR am 30.11.1978 bei. Das gleichzeitig
als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung” gemeldete rd.
5.000 ha große Naturschutzgebiet „Ostufer der Müritz” liegt
vollständig im heutigen Nationalpark.
Dieses Gebiet wurde mit der DDR-Naturschutzverordnung
vom 18.05.1989 als „Geschütztes Feuchtgebiet” gesichert.
Nach Artikel 9 des Einigungsvertrages gelten die Bestimmungen fort.
2.1.3 IUCN – Richtlinien
Die Weltnaturschutzorganisation IUCN (The World Conservation Union) hat 1994 ihre „Richtlinien für Managementkategorien von Schutzgebieten”, darunter auch die für
Schutzgebiete der Kategorie II „Nationalpark” neu gefasst.
Auf dieser Grundlage wurde im Jahr 2000 durch EUROPARC und IUCN eine spezielle Fassung mit Interpretation
und Anwendung der Management-Kategorien in Europa
herausgegeben, die den für Europa charakteristischen Besonderheiten (z.B. der weit zurückreichenden Entwicklung der
Besiedlung und Landnutzung) Rechnung trägt. Diese
Fassung wurde auch in einer deutschen Übersetzung
veröffentlicht.
21
Tabelle 4: FFH-Gebiete im Müritz-Nationalpark
&&( n ,EBENSRAUMTYPEN %5 n #ODE
&&( n !RTEN
GEMʔ !NHANG ) DER &&( n 2ICHTLINIE
GEMʔ !NHANG )) DER &&( n 2ICHTLINIE
PRIORITÊRE ,EBENSRAUMTHYPEN
PRIORITÊRE !RTEN
&&( 'EBIET .R u4EILE DES -àRITZ .ATIONALPARKS 3ERRAHN h HA
%REMIT 4EICHmEDERMAUS -OPSmEDERMAUS
'RO”ES -AUSOHR "IBER &ISCHOTTER +AMMMOLCH
2OTBAUCHUNKE 3TEINBEI”ER 'RO”E -OOSJUNGFER
$/
-OORWÊLDER
/LIGO BIS MESOTROPHE STEHENDE 'EWÊSSER
MIT 6EGETATION DER ,ITTORELLETEA UNImORAE
UND ODER DER )SOETO .ANOJUNCETEA
/LIGO BIS MESOTROPHE KALKHALTIGE
'EWÊSSER MIT BENTHISCHER 6EGETATION AUS
!RMLEUCHTERALGEN
.ATàRLICHE EUTROPHE 3EEN MIT EINER
6EGETATION DES -AGNOPOTAMIONS ODER
(YDROCHARITIONS
$YSTROPHE 3EEN UND 4EICHE
&EUCHTE (OCHSTAUDENmUREN DER PLANAREN
UND MONTANEN BIS ALPINEN 3TUFE
ÃBERGANGS UND 3CHWINGRASENMOORE
4ORFMOOR 3CHLENKEN 2HYNCHOSPORION
(AINSIMSEN "UCHENWALD ,UZULO
&AGETUM
7ALDMEISTER n "UCHENWALD !SPERULO
n &AGETUM
&&( 'EBIET .R u4EILE DES -àRITZ .ATIONALPARKS EHEM .3' /STUFER DER -àRITZ h HA
4EICHmEDERMAUS 'RO”ES -AUSOHR &ISCHOTTER
+AMMMOLCH 2OTBAUCHUNKE 3TEINBEI”ER %REMIT
'RO”ER &EUERFALTER 'RO”E -OOSJUNGFER +RIECHENDER
3CHEIBERICH &IRNISGLÊNZENDES 3ICHELMOOS
+ALKREICHE 3àMPFE MIT #LADIUM MARISCUS
UND !RTEN DES #ARICION DAVALLINAE
$/
-OORWÊLDER
/LIGO BIS MESOTROPHE KALKHALTIGE
'EWÊSSER MIT BENTHISCHER 6EGETATION AUS
!RMLEUCHTERALGEN
.ATàRLICHE EUTROPHE 3EEN MIT EINER
6EGETATION DES -AGNOPOTAMIONS ODER
(YDROCHARITIONS
&ORMATIONEN VON *UNIPERUS COMMUNIS AUF
+ALKHEIDEN UND nRASEN
+ALKREICHE .IEDERMOORE
!LTE BODENSAURE %ICHENWÊLDER AUF
3ANDEBENEN MIT 1UERCUS ROBUR
Quelle: Umweltministerium M-V (1999)
22
Diese Richtlinien stellen lediglich Empfehlungen dar und
haben keinen verbindlichen Charakter.
Nach diesen Richtlinien unterscheidet die IUCN folgende
Schutzgebiets-Kategorien:
I. Strenges Naturschutzgebiet / Wildnisgebiet
II. Nationalpark
III. Naturmonument
IV. Biotop-/ Artenschutzgebiet
V. Geschützte Landschaft / Geschütztes marines Gebiet
VI. Ressourcenschutzgebiet mit Management
Für den Entwicklungsnationalpark Müritz gelten die Ziele,
die in Kategorie II enthalten sind, sie sollen deshalb
nachfolgend wiedergegeben werden (die zur Interpretation
und Anwendung der Richtlinien für Europa dienenden
Ergänzungen sind durch Kursivdruck kenntlich gemacht):
„Kategorie II Nationalpark: Schutzgebiet, das
hauptsächlich zum Schutz von Ökosystemen und
zu Erholungszwecken verwaltet wird
Erholung bilden eine vorrangige Aufgabe des Schutzgebietsmanagements.
»Förderung von Umweltbildung und Naturverstehen«
wird deshalb als zusätzliches Managementziel
hervorgehoben.
• Beendigung und sodann Unterbinden von Nutzungen
oder Inanspruchnahme, die dem Zweck der Ausweisung
entgegenstehen;
Diese Forderung gilt auch für Gebiete, in denen das
Land vor der Ausweisung zum Schutzgebiet in irgend
einer Form der Nutzung unterworfen war und die nach
der Ausweisung der natürlichen Sukzession überlassen
wurden.
»Nutzung« schließt Jagd und Fischerei ein. In Einzelfällen ist es die Pflicht der für das Schutzgebiet der
Kategorie II zuständigen Stelle, Maßnahmen zu
ergreifen, die die vorrangigen Managementziele
sichern.
• Respektierung der ökologischen, geomorphologischen,
religiösen oder ästhetischen Attribute, die Grundlage für
die Ausweisung waren;
Definition
Natürliches Landgebiet oder marines Gebiet, das
ausgewiesen wurde um (a) die ökologische Unversehrtheit
eines oder mehrerer Ökosysteme im Interesse der heutigen
und kommender Generationen zu schützen, um (b)
Nutzungen oder Inanspruchnahme, die den Zielen der Ausweisung abträglich sind, auszuschließen und um (c) eine
Basis für geistig-seelische Erfahrungen sowie Forschungs-,
Bildungs-, Erholungsangebote für Besucher zu schaffen.
Sie alle müssen umwelt- und kulturverträglich sein.
Managementziele
• Schutz natürlicher Regionen und landschaftlich reizvoller Gebiete von nationaler und internationaler Bedeutung für geistige, wissenschaftliche, erzieherische,
touristische oder Erholungszwecke;
• Erhaltung charakteristischer Beispiele physiographischer Regionen, Lebensgemeinschaften, genetischer
Ressourcen und von Arten in einem möglichst natürlichen Zustand auf Dauer, damit ökologische Stabilität
und Vielfalt gewährleistet sind;
• Besucherlenkung für geistig-seelische, erzieherische,
kulturelle und Erholungszwecke dergestalt, dass das
Gebiet in einem natürlichen oder beinahe natürlichen
Zustand erhalten wird;
Erholung gründet sich in diesen Gebieten zuallererst
und vor allen Dingen auf Begegnung mit und Erleben
von unberührter Natur. Umwelt- und Naturbildung als
Teil des Programms für Besuchermanagement und
• Berücksichtigung der Bedürfnisse der eingeborenen
Bevölkerung einschließlich deren Nutzung bestehender
Ressourcen zur Deckung ihres Lebensbedarfs mit der
Maßgabe, dass diese keinerlei nachteilige Auswirkungen auf die anderen Managementziele haben.
Auswahlkriterien
• Das Gebiet muss ein charakteristisches Beispiel für
Naturregionen, Naturerscheinungen oder Landschaften
von herausragender Schönheit enthalten, in denen
Pflanzen- und Tierarten, Lebensräume und
geomorphologische Erscheinungen vorkommen, die
von besonderer Bedeutung sind in geistig-seelischer
Hinsicht sowie für Wissenschaft, Bildung, Erholung
und Tourismus.
• Das Gebiet muss groß genug sein, um eines oder
mehrere vollständige Ökosysteme zu erfassen, die durch
die laufende Inanspruchnahme oder menschliche
Nutzungen nicht wesentlich verändert wurden.
Zuständigkeiten
Die oberste zuständige Behörde eines Staates sollte im
Normalfall Eigentümer des Schutzgebietes und dafür
verantwortlich sein. Die Verantwortung kann aber auch
einer anderen Regierungsstelle, einem Gremium von
Vertretern der eingeborenen Bevölkerung, einer Stiftung
oder einer anderen rechtlich anerkannten Organisation
übertragen werden, die das Gebiet einem dauerhaften
Schutz gewidmet hat.
23
In Europa ist die höchste zuständige Stelle des Landes
verantwortlich für die rechtliche Ausweisung von
Schutzgebieten dieser Kategorie. Diese Stelle muss
dafür Sorge tragen, dass das Gebiet entsprechend den
Managementzielen verwaltet wird.
Überlegungen zur Anwendung der Kategorien
in Europa
Neben den Definitionen zu den einzelnen Schutzgebietskategorien geben die IUCN-Richtlinien auch allgemeine
Hinweise zu deren Anwendung:
Kategorie II
Zonierung innerhalb der Schutzgebiete
Die besonderen Charakteristika Europas – seine verhältnismäßig hohe Bevölkerungsdichte und die lange
Geschichte der Umgestaltung der Landschaft durch den
Menschen – verkomplizieren die Ausweisung von Schutzgebieten, die groß und natürlich genug sind, um die Kriterien dieser Kategorie zu erfüllen. Zur Sicherstellung des
Schutzes des repräsentativen europäischen Naturerbes ist
die Kategorie II jedoch unverzichtbar.
Obwohl die Hauptziele des Managements entscheidend für
die Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie sind, sehen
die Managementpläne oft für verschiedene Zonen unterschiedliche Zielsetzungen vor, je nach den jeweils am Ort
herrschenden Bedingungen. Als Voraussetzung dafür, dass
eine eindeutige Zuordnung zur zutreffenden Kategorie
erfolgen kann, müssen mindestens drei Viertel, wenn möglich noch mehr des Gebietes dem Hauptziel entsprechend
verwaltet werden; das Management auf den Restflächen
darf hierzu nicht in Widerspruch stehen. Fälle, in denen
Teilen einer Verwaltungseinheit rechtsverbindlich
verschiedene andere Managementziele vorgeschrieben
werden, sind unter „Mehrfachzuordnung“ abgehandelt.
Maßnahmen auf den Restflächen, die einem Schutzzweck
dienen, wie z.B. Schaffung und Wiederherstellung von
Habitaten, Schutz bestimmter Arten, Erhalt abwechslungsreicher Strukturen oder traditioneller, nachhaltiger
Formen der Landnutzung, stehen nicht in Widerspruch zu
dem vorrangigen Schutzziel. Die Gliederung in Zonen
anhand der Prinzipien der sechs Managementkategorien
ist ein wertvolles Instrument, das aber nicht dazu herangezogen werden sollte, ein einzelnes Schutzgebiet mehr als
einer IUCN-Kategorie zuzuordnen.
Zu Naturgebieten können auch solche gehören, die in der
Vergangenheit während eines begrenzten Zeitraums und
auf begrenzter Fläche genutzt wurden; ohne dass die
natürliche Vielfalt an Habitaten und Arten wesentlich
verändert wurde, und die wieder der natürlichen
Sukzession überlassen wurden, (»restoration ecology«)
ohne unvereinbare Nutzung der natürlichen Ressourcen.
In Gebieten, die vor der Ausweisung als Schutzgebiet vom
Menschen verändert wurden, in denen aber die ökologischen Prozesse nach der Ausweisung ungehindert ablaufen dürfen, können gewisse Maßnahmen zur Wiederherstellung (z. B. die Entfernung fremdländischer
Baumarten) nötig werden, um den Ausgangszustand von
Habitaten zu verbessern. Solches Management zur Wiederherstellung muss in zeitlicher und räumlicher Hinsicht klar
begrenzt sein und darf nicht in Widerspruch zu dem HauptSchutzziel stehen.
Erholung und Freizeitaktivitäten in derartigen Gebieten
sollten nicht in Widerspruch zu dem Haupt-Schutzziel
stehen. Solche Aktivitäten sollten deshalb naturorientiert
und dem Naturschutz untergeordnet sein. Schutzgebiete
sollten nicht Testgelände für alle Arten von technischer
Ausrüstung wie Mountainbikes, Motorräder, Geländewagen, Gleitschirme und niedrigfliegendes Fluggerät sein.
Politische Ambitionen in manchen Ländern können die
Anwendung dieser Kategorie problematisch machen.
Einige Nationalparke, die für Kategorie II vorgesehen
sind, genügen nicht den gesetzten Standards und passen
eigentlich in keine Kategorie richtig. Die IUCN ist bereit,
auf Anforderung ein Zertifikat darüber auszustellen, ob ein
bestimmtes Gebiet der Ausweisung als Schutzgebiet der
Kategorie II würdig ist.
24
Daneben sind sowohl EUROPARC wie auch IUCN/WCPA
bereit, den Staaten bei der Verbesserung des Managements
solcher Gebiete dahingehend zu helfen, dass die Kriterien
der Kategorie II erfüllt werden.
Das Umland von Schutzgebieten
Schutzgebiete sind keine isolierten Einheiten, sondern in
ökologischer, wirtschaftlicher, politischer und kultureller
Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt. Aus diesem Grund
müssen Planung und Management von Schutzgebieten in
die Regionalplanung eingebettet sein und darüber hinaus
auch Unterstützung seitens der Landesplanung erfahren.
Beim Einsatz des Klassifikationssystems jedoch, das
Schutzgebiete und Pufferzonen kennt, müssen für beide
getrennt die richtigen Kategorien gefunden und festgelegt
werden.
2.1.4 Empfehlungen der EUROPARC – Federation
Die Mitgliederversammlung von EUROPARC (Föderation
der Natur- und Nationalparke Europas) hat in Helsinki am
6. September 1992 folgende Grundsatzerklärung zum
Naturschutzziel in Schutzgebieten der Kategorie II
(Nationalparke) einstimmig bestätigt.
Ebenso wie die IUCN-Richtlinie hat auch diese Erklärung
lediglich empfehlenden Charakter:
• Die Natur hat sich seit Jahrmillionen unabhängig vom
Menschen entwickelt. Auch heute kann sie ohne Pflege
durch den Menschen existieren. In natürlichen Lebensgemeinschaften laufen ständig dynamische Prozesse ab.
• Schutzgebiete der Kategorie II (Nationalparke) dienen
vorrangig dem Schutz natürlicher Lebensgemeinschaften und damit dem Schutz natürlicher Prozesse.
Deshalb ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen
durch Jagd, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Fischerei,
Weidewirtschaft und anderes grundsätzlich nicht zulässig. Dies gilt für die weit überwiegende Fläche des
Schutzgebietes.
• In Gebieten, die seit Jahrhunderten genutzt werden, ist
aus kulturellen und sozioökonomischen Gründen bis zur
Einstellung der Nutzungen eine Übergangszeit zulässig.
In natürlichen Lebensgemeinschaften gibt es keine
Katastrophen. Windwurf in Wäldern, Massenvermehrung von Insekten, Lawinen oder Brände sind ökologische Phänomene und erfordern keine Eingriffe, ausgenommen benachbarte Gebiete werden gefährdet. Ausgerottete Tier- und Pflanzenarten können nach sorgfältiger Prüfung des Einzelfalles dann, wenn sie nicht
auf natürliche Weise zurückwandern, wiederangesiedelt
werden.
• In Schutzgebieten der Kategorie II sind nicht
autochthone Arten unerwünscht. Maßnahmen zu ihrer
Beseitigung sind im Einzelfall zu prüfen und sorgfältig
die positiven und negativen Folgen abzuwägen. In
Europa soll ein Netzwerk großer Reservate geschaffen
werden, das repräsentative Beispiele aller biogeographischen Regionen mit ihren typischen Ökosystemen
umfasst.
2.2
National
2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz
Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in der Fassung
vom 25. März 2002 regelt Nationalparke in § 24 wie folgt:
(1) Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte
einheitlich zu schützende Gebiete, die
1. großräumig und von besonderer Eigenart sind,
2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes die
Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen und
sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes in einem
vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand
befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu
entwickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden,
der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge
in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet.
(2) Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil
ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der
Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung,
der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der
Bevölkerung dienen.
(3) Die Länder stellen sicher, dass Nationalparke unter
Berücksichtigung ihres besonderen Schutzzweckes sowie
der durch die Großräumigkeit und Besiedlung gebotenen
Ausnahmen wie Naturschutzgebiete geschützt werden.
2.2.2 Landesnaturschutzgesetz M-V
Gemäß § 21 (1) LNatG M-V in der Fassung vom 15.
August 2002 werden Nationalparke durch Gesetz errichtet.
Gemäß § 75 (1) bleiben Verordnungen, ..., die aufgrund
des ... Umweltrahmengesetzes vom 29. Juni 1990 (GBl. I
Nr. 42 S. 649) zum Schutz oder zur einstweiligen Sicherstellung von Nationalparken, ... erlassen oder gefasst
worden sind, in Kraft, sofern sie nicht ausdrücklich aufgehoben werden oder ihre Geltungsdauer abläuft.
Damit gilt auch die Verordnung über die Festsetzung des
Nationalparks „Müritz-Nationalpark“ vom 12.9.1990,
zuletzt geändert durch Verordnung vom 20.11.1992, fort.
Für ihre Aufhebung oder Änderung gelten die Zuständigkeits- und Verfahrensvorschriften des Landesnaturschutzgesetzes entsprechend.
2.2.3 Nationalparkverordnung
Die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks
„Müritz-Nationalpark“ vom 12.09.1990 (GBl. DDR, Sonderdruck Nr. 1468) legt in § 3 den Schutzzweck wie folgt fest:
(1) Der Nationalpark dient dem Schutz der großflächigen,
typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft im
norddeutschen Tiefland östlich der Müritz. Allgemeiner
Schutzzweck ist eine freie, vom Menschen unbeeinflusste
Naturentwicklung. Spezielle Schutzzwecke sind:
- die ungestörte Waldentwicklung im größten Teil des
Gebietes,
- die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaushaltes
zur Regenerierung der zahlreichen Moore
- der Erhalt der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren,
25
- der Erhalt von Großvogelpopulationen und von Pflanzenarten extensiv bewirtschafteter Weiden,
- die Ermöglichung großflächiger, ungestörter Sukzessionen auf den derzeitigen Truppenübungsplätzen.
(2) In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte
Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung
der Region beitragen.
Zur Umsetzung des Schutzzweckes und zur Entwicklung
des Nationalparks gelten u.a. eine Reihe von Geboten.
Dazu heißt es im § 5:
(1) Im Nationalpark ist es geboten,
1. in der Schutzzone I vorrangig durch geeignete Schutzmaßnahmen die ungestörte Entwicklung natürlicher und
naturnaher Lebensgemeinschaften zu sichern sowie
gestörte Lebensgemeinschaften in natürlichere oder
naturnahe Zustände zu überführen,
2. in den Schutzzonen II und III vorrangig durch gezielte
Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen die standorttypische Mannigfaltigkeit der heimischen Tier- und
Pflanzenwelt zu erhalten und zu fördern,
3. durch geeignete Maßnahmen der Verkehrs- und
Besucherlenkung den Ruhecharakter des Gebietes
insgesamt stärker auszuprägen,
4. der Öffentlichkeit den Nationalpark für Bildung und
Erholung durch geeignete Einrichtungen und Formen
der Öffentlichkeitsarbeit sowie Besucherlenkung zu
erschließen, soweit es der Schutzzweck erlaubt,
5. den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn vorrangig zu
Fragestellungen der Nationalparkentwicklung zu
ermöglichen und zu fördern,
6. die Bestandsregulierung von wildlebenden Tierarten
entsprechend den Zielsetzungen für den Nationalpark in
den Schutzzonen I und II nach Maßgabe und in der
Schutzzone III im Einvernehmen mit dem Nationalparkamt vorzunehmen.
(2) Zur Umsetzung der in Absatz 1 genannten Gebote
sowie zur Erhaltung, Pflege und Entwicklung des
Nationalparks soll in angemessener Frist ein Pflege- und
Entwicklungsplan erstellt werden.
2.2.4 Geschützte Flächen im Nationalparkvorfeld
Einen Überblick über die Lage geschützter Flächen im
Nationalparkvorfeld vermittelt Textkarte 4.
2.2.4.1 Andere Großschutzgebiete
Nordwestlich des Teilgebietes Müritz des Nationalparks
erstreckt sich zwischen Kölpinsee im Osten sowie Krakow
26
am See und Goldberg im Westen der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide auf einer Fläche von etwa 365 km2.
Etwas weiter in nördlicher Richtung vom Nationalpark
entfernt liegt zwischen Waren (Müritz), Krakow am See,
Teterow und Dargun der ca. 674 km2 große Naturpark
Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See.
Der Naturpark Feldberger Seenlandschaft umschließt das
Teilgebiet Serrahn und erstreckt sich zusammen mit dem
angrenzenden Naturpark Uckermärkische Seen (Land
Brandenburg) auf einer Fläche von 1.100 km2 zwischen
Rödlin – Thurow und Woldegk im Norden, sowie Templin
und Fürstenberg im Süden.
2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete
Das LSG Mecklenburger Großseenland schließt sich mit
einer Gesamtfläche von etwa 400 km2 an die gesamte
nordwestliche, westliche und südwestliche Grenze des
Teilgebietes Müritz an.
Das LSG Neustrelitzer Kleinseenplatte (120 km2) grenzt
abschnittsweise von Süden und Südosten an.
Eine Teilfläche des LSG Havelquellseen (6 km2) befindet
sich in der Nationalparkenklave Kratzeburg (Hohe Rhön),
bzw. grenzt im Nordwesten des Teilgebietes Müritz
zwischen Ankershagen und dem Kreutzsee an den
Nationalpark an.
Das LSG Feldberger Seenlandschaft (300 km2) schließt
sich von Westen an das Teilgebiet Serrahn an.
2.2.4.3 Naturschutzgebiete
Die Flächen von 15 ehemaligen Naturschutzgebieten
(7.523 ha) sind in den Müritz-Nationalpark aufgegangen.
Es handelt sich um die Gebiete Ostufer der Müritz (C 20;
4832 ha), Ostufer der Feisneck (C 73; 32 ha), Blankenförde (C 23; 41 ha), Useriner Horst (C 24; 38 ha), Zotzensee
(C 83; 117 ha), Jäthensee (C 84; 284 ha), Gründlingsmoor
(C 58; 5 ha), Degensmoor (C 61; 10 ha), Leussowsee
(C 62; 50 ha), Bullowsee (C 57; 150 ha), Felschensee
(C 60; 15 ha), Vaucksee und Lieper See (C 56; 50 ha),
Krummer See (C 63; 100 ha), Serrahn (C 30; 1784 ha)
und Schwarzer See (C 49; 50 ha).
In Nachbarschaft zum Teilgebiet Serrahn und im Naturpark Feldberger Seenlandschaft liegen u.a. die Naturschutzgebiete Heilige Hallen (66 ha), Comthureyer Berg,
(10 ha), Keetzseen (330 ha), Kulowseen (235 ha),
Sandugkensee (67 ha), Zahrensee (10 ha), Krüselinsee und
Mechowsee (500 ha), Hauptmannsberg (42 ha), Schmaler
Luzin (340 ha) und Sprockfitz (26 ha).
Für das NSG Brückentinsee wurde das Festsetzungsverfahren eröffnet.
Das Gutachtliche Landschaftsprogramm und die im
folgenden Kapitel genannten Gutachtlichen Landschaftsrahmenpläne erfüllen dabei folgende Funktionen:
Zwischen beiden Teilgebieten des Nationalparks liegen die
NSG Kalkhorst (78 ha), Grundloser See (44 ha), Rothes
Moor (90 ha), Klein Vielener See (162 ha), Zippelower
Bachtal (190 ha), Ziemenbachtal (175 ha), Hellberge (48
ha), Nonnenbachtal (60 ha) und Nonnenhof (958 ha).
• Sie sind Fachplanungen des Naturschutzes und bilden
damit eine Arbeitsgrundlage für die Naturschutzbehörden.
• Sie stellen querschnittsorientiert die Erfordernisse und
Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege für andere Fachplanungen dar.
• Sie stellen die Erfordernisse und Maßnahmen des
Naturschutzes und der Landschaftspflege für die
integrierende räumliche Gesamtplanung dar.
• Sie informieren die Öffentlichkeit über die Ziele und
Erfordernisse von Naturschutz und Landschaftspflege.
Südlich und westlich des Teilgebietes Müritz liegen u.a.
die NSG Zerrinsee bei Qualzow (33 ha), Mirower Holm
(58 ha), Müritzsteilufer (210 ha) und Großer Schwerin mit
Steinhorn (320 ha).
2.2.4.4 Geschützte Flächen nach § 20 LNatG M-V
Einige seltene, in einem starken Rückgang begriffene oder
besonders gefährdete Biotoptypen und Geotope unterliegen nach § 20 LNatG MV einem besonderen Schutz.
Solche Biotope oder Geotope dürfen grundsätzlich nicht
zerstört oder erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt
werden.
Es ist hier nicht möglich, alle nach dieser Rechtsvorschrift
geschützten Flächen im Vorfeld des Nationalparks zu nennen. Beispielhaft sollen einige für die Nationalparkregion
wichtige Biotope oder Geotope genannt werden:
• Naturnahe Moore und Sümpfe, Sölle, Röhrichtbestände
und Riede, seggen- und binsenreiche Nasswiesen
• Naturnahe und unverbaute Bachabschnitte
• Quellbereiche, Torfstiche und stehende Kleingewässer
einschließlich der Ufervegetation, Verlandungsbereiche
stehender Gewässer
• Zwergstrauch- und Wacholderheiden, Trocken- und
Magerrasen
• Naturnahe Bruch-, Sumpf- und Auwälder, Gebüsche und
Wälder trockenwarmer Standorte, Feldgehölze und
Feldhecken
• Findlinge
• Offene Binnendünen
Übersichten zum Vorkommen geschützter Biotope und
Geotope werden bei den Landkreisen geführt.
2.3
Landschaftsplanung
2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschaftsprogramm
Gemäß § 12 des Landesnaturschutzgesetzes werden die
Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der
Landschaftspflege für das Land im Gutachtlichen
Landschaftsprogramm dargestellt.
Das Vorläufige Gutachtliche Landschaftsprogramm
(GutLaPro) (UMWELTMINISTERIUM M-V 1992)
enthält u.a. folgende Ziele und Darstellungen:
Landesweite Ziele
• Die über einen langen Zeitraum von den Naturkräften
geformte und in geschichtlicher Zeit vom Menschen
gestaltete Natur und Landschaft von MecklenburgVorpommern soll in ihrer besonderen Vielfältigkeit,
Schönheit und Eigenart geschützt, gepflegt und
entwickelt werden.
Grundsätzlich sollen in jeder naturräumlichen Region
die typischen Ökosysteme vorhanden sein, so dass darin
alle charakteristischen Pflanzen- und Tierarten sowie
deren Gesellschaften in langfristig überlebensfähigen
Populationen bestehen können.
Regionale Ziele für die Seenplatte
• Die Seenplatte wird im besonderen Maße durch den
Gewässerreichtum charakterisiert. Der Schutz der
Gewässer verschiedener Typen und der sie umgebenden
Ökosysteme ist daher vorrangig. In diesem Bereich sind
besonders viele Ökosystemen noch gut und großflächig
erhalten. Wichtige Schutz- und Entwicklungsaufgaben
sind durch den „Müritz-Nationalpark“ zu übernehmen.
Für das Gebiet der Seenplatte werden folgenden Ökosystemen Prioritätsstufen der Schutz-, Pflege- und
Entwicklungsbedürftigkeit zugeordnet:
• Vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftige
Ökosysteme:
Traubeneichen – Buchenwälder, arme Traubeneichen –
Buchenwälder, nährstoffarme Seen und Weiher,
Bachläufe, kleine Flussläufe, Quellen, Hochmoore,
nährstoffarme Riede, Sümpfe und Feuchtwiesen
27
• Besonders schutz- und entwicklungsbedürftige
Ökosysteme:
subatlantische Buchenmischwälder, Erlen- und ErlenEschenwälder der Niedermoore, Altarme, nährstoffreiche Seen und Weiher, Flüsse, renaturierte Moore,
nährstoffreiche Riede, Sümpfe und Feuchtwiesen,
Trockenrasen, Magerrasen
• Sonstige schutzbedürftige, z.T. auch entwicklungsbedürftige Ökosysteme:
Feuchtgebüsche, Gräben, Grünland mittlerer Standorte,
wildkrautreiche Äcker, Ruderalfluren
Ziele für die Nationalparke
Nationalparke sollen
• natürliche und naturnahe Landschaften vor der
Zerstörung bewahren,
• bedrohten heimischen Tier- und Pflanzenarten
Lebensraum innerhalb ihrer typischen Lebensgemeinschaften bieten,
• den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge
sichern,
• grundsätzlich keiner wirtschaftsbestimmten Nutzung
unterliegen und der wissenschaftlichen Beobachtung,
der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der
Bevölkerung zugänglich sein, soweit es der Schutzzweck erlaubt.
Artenvielfalt und die Ermöglichung großflächiger,
ungestörter Sukzessionen auf ehemaligen
Truppenübungsplätzen ....
In den Karten des GutLaPro sind u.a. folgende Ziele und
Darstellungen für den Nationalpark relevant:
Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist zusammen mit
weiten Teilen des Naturparks Feldberger Seenlandschaft
als Raum mit herausragender Bedeutung für Natur und
Landschaftspflege dargestellt. Die Nationalparkvorfeldbereiche um die Lieps, südlich der Linie Mirow-Wesenberg-Neustrelitz, um die Müritz einschließlich ihrer Randflächen und um Waren (Müritz) sind als Räume mit
besonderer Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege dargestellt. Das Nationalparkvorfeld ist darüber hinaus in weiten Bereichen als Raum mit besonderer Bedeutung für die landschaftsgebundene Erholung dargestellt
(Karte III a).
Das westliche Teilgebiet des Nationalparks gehört überwiegend zu einem über 500 km2 großen Landschaftsraum,
der weder durch Autobahnen, Bundesstraßen noch Eisenbahnen zerschnitten ist. Der östliche Nationalparkteil
gehört mit Teilen des Naturparks Feldberger Seenlandschaft und grenzüberschreitend mit brandenburgischen
Gebieten zu einem ebensolchen unzerschnittenen Landschaftsraum (Karte II a).
Derzeit wird das Gutachtliche Landschaftsprogramm
fortgeschrieben.
2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan
Nationalparke sollen in Zonen abgestufter Schutzintensität
gegliedert sein, wobei den naturnahen und natürlichen
Kernzonen eine hohe Bedeutung zukommt.
Zum Müritz-Nationalpark heißt es im GutLaPro:
• Der Müritz-Nationalpark repräsentiert einen charakteristischen Ausschnitt der Mecklenburgischen Seenplatte zwischen den Städten Neustrelitz und Waren
(Müritz) sowie östlich von Neustrelitz. Er umfasst
großflächig waldbestandene Endmoränen-, Sander-,
und Niederungslandschaften, in denen eine mannigfache und häufig noch ursprüngliche Naturausstattung
erhalten ist ..... Für die Großvogelpopulation (größte
Siedlungsdichte von See- und Fischadlern in Mecklenburg-Vorpommern, international bedeutsames Feuchtgebiet gemäß Ramsar – Konvention und wichtiges Rastgebiet von Wat- und Wasservögeln und Kranichen) hat das
Schutzgebiet eine besondere Bedeutung.
Allgemeiner Schutzzweck ist eine freie, vom Menschen
unbeeinflusste Naturentwicklung, speziell die
ungestörte Waldentwicklung in größeren Teilen des
Gebietes, der Erhalt von Feuchtbiotopen, der Erhalt der
28
Gutachtliche Landschaftsrahmenpläne sollen die Aussagen
des Gutachtlichen Landschaftsprogramms inhaltlich vertiefen und räumlich konkretisieren. Sie werden für die vier
Planungsregionen des Landes (Westmecklenburg, Mittleres Mecklenburg / Rostock, Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern) durch das Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern
erarbeitet.
Die räumliche Abgrenzung der Planungsregionen und der
Darstellungsmaßstab 1:100.000 entsprechen den Regionalen Raumordnungsprogrammen. Dadurch wird der
unmittelbare Bezug zwischen Landschaftsrahmenplanung
und Regionalplanung gesichert und die Integration der
Inhalte der Landschaftsrahmenpläne in die Regionalen
Raumordnungsprogramme erleichtert.
Die in den Landschaftsrahmenplänen erarbeiteten
Maßnahmen und Erfordernisse des Naturschutzes und der
Landschaftspflege erhalten erst durch ihre Integration in
die Regionalen Raumordnungsprogramme Rechtsverbindlichkeit.
Der Erste Gutachtliche Landschaftsrahmenplan (GLRP)
für die Region Mecklenburgische Seenplatte
(LANDESAMT FÜR UMWELT UND NATUR M-V
1997) beinhaltet für das Gebiet des Müritz-Nationalparks
u.a. folgende Erfordernisse und Maßnahmen des
Naturschutzes und der Landschaftspflege:
• Der Müritz-Nationalpark ist in seiner Gesamtheit ein
„Bereich mit herausragender Bedeutung für den
Naturhaushalt”.
Bereiche mit obiger Bedeutung sollen im Regionalen
Raumordnungsprogramm als „Vorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspflege” übernommen werden.
In diesen Vorranggebieten sollen sämtliche Planungen,
Maßnahmen und Nutzungen ausgeschlossen werden,
die mit den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege nicht vereinbar sind.
• Um dem Hauptschutzziel der Nationalparke gerecht zu
werden, sind im Ersten Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan große Landschaftsräume vor allem in der
Kernzone des Nationalparks als Schwerpunktbereiche
für die ungestörte Naturentwicklung festgelegt.
Außerhalb davon gelegene, überwiegend größere
Waldflächen sind als Schwerpunktbereiche zur
Entwicklung von Natur und Landschaft vorgesehen.
• Zusammenhängende Bereiche landwirtschaftlich
genutzter Flächen, etwa in der Havelniederung,
Müritzhof und das Ostufer der Feisneck sowie einzelne
Seen gelten als Schwerpunktbereiche der erhaltenden
Pflege und Bewirtschaftung von Natur und Landschaft.
• In den zu entwickelnden Waldbereichen überwiegt das
Ziel der Förderung naturnaher Wälder.
• In der Havelniederung, aber auch im südlichen Raum
des Teilgebietes Serrahn steht die Wiederherstellung
natürlicher Wasserregime und die teilweise Förderung
naturnaher Gewässerstrukturen im Vordergrund. In den
Randbereichen des Nationalparks ist an einigen Stellen
die Anpassung der Erholungsnutzung an die ökologischen Erfordernisse als Maßnahmenziel dargestellt.
2.3.3 Landschaftspläne
Landschaftspläne liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt für
die Gemeinde Kargow, die Stadt Neustrelitz und die Stadt
Waren (Müritz) (Entwurf) vor.
29
IV Der Müritz-Nationalpark
1 Klima
1.1
Großklima
Großklimatisch gehört der Müritz-Nationalpark zur
„Zone des mecklenburgischen Landrückens und der Seen“.
Klimatisch-phänologisch und pflanzengeographisch
gesehen ist diese Zone von Nordwesten nach Südosten
durch den Übergang von subatlantischem zu subkontinentalem Klima gekennzeichnet.
1.2
Meso- und Kleinklima
Der Nationalpark liegt in einem klimatischen Übergangsbereich, in dem der ozeanische Einfluss nur noch schwach
ausgeprägt ist und ebenso kontinentale Einflüsse erst
geringe Bedeutung haben. Wichtige klimatische Daten
sind in Tabelle 5 und Textkarte 5 dargestellt (ATLAS DER
BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRANDENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENSTWETTERAMT ROSTOCK 1995).
Das Klima der Warener Umgebung einschließlich der
westlichen Teile der Niederungslandschaft wird wesentlich
durch die Müritz beeinflusst. Der Jahresgang der Temperatur ist durch die große Wasserfläche sowohl bei der Erwärmung im Frühjahr als auch bei der Abkühlung im Herbst
verzögert.
So wird in Waren (Müritz) im langjährigen Mittel mit
-4 °C die niedrigste Februartemperatur der ehemaligen
Nordbezirke der DDR (Mecklenburg-Vorpommern)
registriert (JESCHKE et al 1980). Weiterhin kann
angenommen werden, dass die Müritz und ihre Trabantenseen die Nebel- und Taubildung sowie den Verlauf der
Gewitterzugbahnen beeinflussen. Da Niederschläge häufig
schon über den westlichen mecklenburgischen Großseen
und am Westufer der Müritz fallen, herrscht am östlichen
Ufer relative Niederschlagsarmut.
Der Raum Neustrelitz-Serrahn-Feldberg weist bereits eine
etwas stärkere Kontinentalität und deutlich höhere
Niederschlagsmengen besonders im Juli auf. Als Ursache
wird die starke sommerliche Erwärmung der Sanderflächen und die damit verbundene erhöhte Gewittertätigkeit angenommen. Als weitere Besonderheit treten in
Serrahn die weitaus höchsten Niederschlagsmengen im
gesamten Nationalparkgebiet auf (vgl. Tab. 5). Dies dürfte
auf den besonders deutlich herausgehobenen Strelitzer
Lobus (bis über 110 m HN) der Pommerschen Endmoräne
zurückzuführen sein. Ebenso dürften jedoch auch von dem
30
hier vorhandenen großen geschlossenen Buchenwaldgebiet entsprechende lokalklimatische Einflüsse ausgehen.
Klein- oder lokalklimatische Besonderheiten treten u.a. in
der stark gegliederten Endmoräne des Teilgebietes Serrahn
auf. Hier kommt es in von Wald umgebenen Senken (z.B.
Klockenbruch, Serrahner See) sehr oft zur Bildung
sogenannter „Kaltluftseen“, die zu einer Häufung von
Früh- und Spätfrosttagen führen.
Voraussetzung für die Herausbildung solcher Kaltluftseen
ist das Auftreten windschwacher und wolkenarmer Wetterlagen (Hochdrucklagen). In diesen Fällen tritt der
dynamische Austausch weitgehend zurück, während der
thermische Austausch die Lufttemperatur der bodennächsten Luftmassen bestimmt.
Großen Einfluss auf lokalklimatische Verhältnisse hat
insbesondere die Ausprägung der Vegetationsdecke. So
steigt mit Zunahme der Vegetation die relative Luftfeuchte
der bodennahen Luftschichten, d.h. sie ist in Wäldern
höher als im Offenland.
In Waldbeständen ist auch die horizontale Luftbewegung
je nach Dichte und Ausdehnung des Waldes vermindert bis
ganz unterbunden. Deshalb liegen die Lufttemperaturen in
Waldgebieten tagsüber niedriger, bzw. nachts höher als im
Offenland.
Solch ein Offenlandgebiet mit sehr geringem oder fehlendem Pflanzenbewuchs ist beispielsweise der ehemalige
Truppenübungsplatz bei Speck. Hier sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht aufgrund der fast
ungehinderten Ein- und Ausstrahlung besonders extrem.
So stellte KLEIN (1993) bei seinen Messungen Temperaturunterschiede von bis zu 50 °C in Bodennähe fest.
Zudem trat während des gesamten Untersuchungszeitraumes (18.03.-25.06. und 28.08.-23.10.1993) wiederholt
Bodenfrost auf.
Die vorherrschende Windrichtung (45 %) für den MüritzNationalpark ist West bzw. Südwest. Östliche Winde treten
mit 22 % und nördliche mit nur 12 % auf.
Im Jahresverlauf ist die Verteilung der Windrichtungen
recht unterschiedlich. So können im Frühjahr Winde aus
östlicher Richtung häufiger auftreten, während im Sommer
Winde aus westlicher Richtung vorherrschen.
Die größte Sturmhäufigkeit tritt im Februar auf, jedoch
können Stürme als Gewitterbegleiterscheinung auch im
Sommer auftreten. Windstille Tage sind mit 4 % (15 Tage)
an der Gesamtwindverteilung beteiligt.
Tabelle 5: Ausgewählte Klimadaten (Langjährige Mittelwerte 1951-80)
+LIMADATEN
7AREN -àRITZ
MITTLERES *AHRESMITTEL DER ,UFTTEMPERATUR IN #
MITTLERE JÊHRLICHE !NZAHL DER 3OMMERTAGE -AXIMUM › #
MITTLERE JÊHRLICHE !NZAHL DER &ROSTTAGE -INIMUM › #
MITTLERES %INTRITTSDATUM DES ERSTEN &ROSTES
-ITTLERES %INTRITTSDATUM DES LETZTEN &ROSTES
FROSTFREIE :EIT
MITTLERE *AHRESSUMME DER 3ONNENSCHEINDAUER IN 3TUNDEN
MITTLERES *AHRESMITTEL DER 7INDGESCHWINDIGKEITEN IN MS
MITTLERE JÊHRLICHE !NZAHL DER 'EWITTERTAGE
MITTLERE *AHRESSUMMEN DER .IEDERSCHLAGSHÚHE IN MM
MITTLERE !NZAHL DER 4AGE MIT EINER 3CHNEEHÚHE › CM
.EUSTRELITZ
/KT
!PRIL
4AGE
/KT
-AI
4AGE
-ITTLERE *AHRESSUMMEN DER .IEDERSCHLÊGE IN MM
7ETTER
STATION
.MM
7AREN
-àRITZ
-àRITZ
HOF
"OEK 'RANZIN -IROW
7ESEN
BERG
0ENZLIN
.EUSTRE
LITZ
3ERRAHN #ARPIN
&ELD
BERG
Quelle: ATLAS DER BEZIRKE ROSTOCK, SCHWERIN UND NEUBRANDENBURG 1962, DEUTSCHER WETTERDIENST - WETTERAMT
ROSTOCK 1995
Tabelle 6: Luftschadstoffe: Jahresmittelwerte aus Halbstundenmittelwerten und maximale
Tagesmittelwerte der Jahre 1992/1993 für die Messstation Neubrandenburg
+OMPONENTE
$IMENSION
*AHR
4AGESMITTEL
WERT
MAX 4AGES
MITTELWERT
&2
—JP
6FKZHEVWDXE
—JP
62
—JP
12
—JP
12
—JP
2
—JP
Quelle:Luftgütebericht (Umweltministerium 1992/93)
Tabelle 7: Stickstoffdeposition ausgewählter Messestationen
3TATION
:EITRAUM
1HXEUDQGHQEXUJ
%HUOLQ
7UHEELQ
/DXFKKDPPHU
.IEDERSCHLAG
MMA
./ .
KGHAA
.( .
KGHAA
.ANORG
KGHAA
Quelle: SPIESS (1992)
Luftbelastung
Für den mitteldeutschen Raum hat die Immission von
Schwefeldioxid und Schwebstaub durch Verbrennung
fossiler Brennstoffe nur geringe Bedeutung (vgl. Tab. 6)
(UMWELTMINISTERIUM 1992/93).
Für den Müritz-Nationalpark sind vor allem NO3 - bzw.
NH4 -Emittenten aus der benachbarten Landwirtschaft
relevant. Diese Verbindungen entstammen vorwiegend
aus der Tierproduktion, aber auch aus Düngemitteln
(Freisetzung aus Stickstoffdüngern). Die Ergebnisse der
Messstation Neubrandenburg in Tabelle 7 zeigen jedoch,
dass die Belastung mit anorganischen Stickstoff vergleichsweise gering ist. Als Beispiel gibt SPIESS (1992)
für den Zwirnsee im Teilgebiet Serrahn eine atmosphärische Gesamtstickstoffdeposition von 23,57 kg/ha/a und
einen P-Eintrag von 0,5 kg/ha/a an.
31
2 Geologische Verhältnisse
Das Kapitel 2 folgt der Darstellung des Geologischen Landesamtes M-V (SCHULZ 1994). Die dazugehörige
Textkarte 6 wurde von gleichem Autor verfasst.
2.1
Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung
Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks umfasst im
wesentlichen den Sander des Pommerschen Stadiums der
Weichselvereisung zwischen der frankfurtstadialen Grundmoräne im Raum Wesenberg – Mirow – Rechlin im SW
und der Pommerschen Haupteisrandlage bei Schloen,
Möllenhagen, Ankershagen und Peckatel im NE.
Das Teilgebiet Serrahn umfasst die Endmoräne des
Pommerschen Stadiums, den vorgelagerten Sander,
rückwärtige Schmelzwassersande sowie mehrere, durch
Rinnenseen markierte Gletschertore.
Teilgebiet Müritz
Die Südwestgrenze des Teilgebietes ist etwa lageidentisch
mit der geschlossenen Verbreitung der Sandersande des
Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung.
Südwestlich dieser etwa von Boek über Schillersdorf und
Roggentin nach Wesenberg verlaufenden Linie ragt die
glaziale Serie des Frankfurter Stadiums durch den
auskeilenden Sandersand durch oder bildet weiträumig die
heutige Oberfläche.
Die Frankfurter Haupteisrandlage ist zwar nicht so massiv
entwickelt wie die des Pommerschen Stadiums; sie lässt
sich jedoch an den morphologischen Vollformen der Endmoräne sowie am Ansatz eines 3 bis 10 km breiten Sandergürtels deutlich vom Südende des Plauer Sees bei Bad Stuer bis Zechlin verfolgen.
Die Geschiebemergeloberfläche der frankfurtstadialen
Grundmoräne wird nordöstlich der Linie Boek – Wesenberg vom Sander des Pommerschen Stadiums bedeckt. Sie
fällt flach nach NE ein; nach den in den Lithofazieskarten
Quartär ausgewerteten Bohrungen liegt die Oberfläche dieser Grundmoräne im Raum Boek bei rd. +60 m NN, im
Raum Müritzhof – Federow bei rd. +50 m NN.
Mit dem Abtauen des frankfurtstadialen Inlandeises
entwickelten sich große Toteisfelder, die von Sandersanden des erneut vorstoßenden Inlandeises im Pommerschen Stadium verschüttet wurden. Mit der spätglazialen
Erwärmung taute auch das verschüttete Toteis auf. An Stellen größter Toteismächtigkeiten bildeten sich jetzt Senken
auf der Sanderoberfläche, die sich zu rundlichen, relativ
flachen Seen entwickelten (z.B. Specker Seen, Rederang-,
Woterfitz-, Zotzen- und Jäthensee).
Auch die flacheren Teile der Müritz lassen sich auf
Toteisplomben aus dem Frankfurter Stadium zurückführen.
32
Lokal entwickelten sich im Zuge des frankfurtstadialen
Eiszerfalls auf den Grundmoränenflächen Staubecken mit
Beckentonen. Das unmittelbar südwestlich des Müritzhofes liegende Tonvorkommen wurde in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts für die Herstellung von Ziegeln abgebaut
(H. SCHMIDT 1962).
Weitere Tonvorkommen unterhalb der Sandersande sind
südlich vom Woterfitzsee sowie nördlich vom Jäthensee
bei Babke bekannt. GEINITZ (1915) erwähnt ferner
Beckentone am Ostufer des Woterfitzsees bis Zartwitz.
In Analogie zu ähnlichen Erscheinungen im jüngeren
Weichselglazial sind, entgegen der Auffassung von DEPPE
& PRILL (1958), mehrere kleine Staubecken anzunehmen, worauf die in den Lithofazieskarten ausgewerteten
Bohrungen hinweisen.
Die Sanderhochfläche setzt im Raum Waren (Müritz) in
+80 m NN, bei Kratzeburg in +85 m NN an der Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums an. In der Endmoränengabel von Möllenhagen schneiden sich der Ostpeeneund der Peckatel-Möllenhagener Lobus der Pommerschen
Hauptendmoräne. In dieser Endmoränengabel, deren
Geschiebemergel sich durch zahlreiche Schollen und
Schlieren von mitteloligozänem Rupelton und pleistozänen
Beckentonen auszeichnet, liegt die Sanderwurzel von
Rethwisch in ca. +110 m NN. Die große Kiesgrube des
Betonwerkes Rethwisch schließt eine typische Sanderwurzel mit groben Kiesen und eingelagerten Blockpakkungen auf. Die Sanderbildungen erreichen hier ein Mächtigkeit von 40 m (REINCKE & SÜLTMANN 1966). Von
hier aus dürfte ein großer Teil der Sandersande im
Nationalpark aufgeschüttet worden sein.
Nach SW nehmen Korngröße und Mächtigkeit der Sandersande kontinuierlich ab. Am Ostufer der Müritz sowie am
Großen Labussee beträgt die Mächtigkeit nur noch 10 bis
15 m, und die heutige Oberfläche des Sanders fällt auf +65 m
NN ab. Das Relief der Sanderhochfläche wird gegliedert
durch mehrere Hohlformen (Rinnen) sowie durch einige
morphologische Vollformen (Endmoränen und Dünen).
Die Rinnen sind häufig bereits in der Grundmoräne des
Pommerschen Stadiums angelegt (Signatur „tf“ in der Karte); sie durchbrechen die Pommersche Hauptendmoräne in
Erosionskerben, die als Gletschertore zu deuten sind (z.B.
östlich Schloen, westlich Ankershagen, südwestlich
Pieverstorf und nordöstlich Kratzeburg); sie setzen sich als
tiefe Rinnenseen oder schmale, vertorfte Senken im
Sander fort. Dabei wird die radiale Richtung (NE-SW)
häufig von der marginalen Richtung (NW-SE)
bajonettartig abgelöst. Wahrscheinlich spiegelt sich in
diesem Richtungswechsel das durch Toteisreste plombierte
Spaltennetz im frankfurtstadialen Inlandeis wider.
LUNG
Ferner wird das Relief der Sanderhochfläche durch einige
Vollformen gegliedert, die als Durchragungen von älteren
Endmoränen gedeutet werden. Deren Zahl, Verlauf und
stratigraphische Stellung ist jedoch noch nicht ausreichend
geklärt. SCHMIDT (1962) nimmt an, dass sich in der
Sanderhochfläche 6 bis 8 Staffeln von Satzendmoränen
des ausklingenden Brandenburger Stadiums verbergen. In
einer jüngeren Arbeit (SCHMIDT 1966) wird die Zahl der
„nicht durch Aufschlüsse belegten Endmoräne“ reduziert
und über Untiefen der Müritz an Eisrandlagen im Raum
Malchow angeschlossen.
Nach der in den Lithofazieskarten Quartär vorgenommenen großräumigen Auswertung der Bohrungen lassen sich
die untergeordneten Endmoränen westlich und nördlich
Federow sowie südöstlich Speck und zwischen Granzin
und Steinwalde mit einer eigenen Grundmoräne
korrelieren. Es liegt deshalb nahe, die die Sanderhochfläche westlich und nördlich Federow, südöstlich Speck
sowie zwischen Granzin und Steinwalde um 5 bis 10 m
überragenden Kiessand-Rücken dem frühpommerschen
Eisvorstoß (= Maximalausdehnung des Inlandeises zur
Zeit des Pommerschen Stadiums) zuzuordnen.
Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums begrenzt das Teilgebiet Müritz im NE. Der Abschnitt WarenMöllenhagen bildet die Ostflanke des Ostpeene-Lobus
i.S.v. RICHTER (1963). An der bereits genannten
Möllenhagener Endmoränengabel geht er in den Lobus
Möllenhagen-Peckatel über. Die Struktur der Endmoräne
ist durch die geologische Übersichtskartierung
Mecklenburgs grob bekannt. Blockpackungen in einer sandigen Matrix treten im Abschnitt Kargow und Rockow
(= Ostpeene-Lobus) sowie bei Freidorf und Pieverstorf
(= Möllenhagen-Peckateler Lobus) auf. Die bereits genannte Anreicherung von Schollen und Schlieren von
Rupelton bei Möllenhagen lassen auf eine Stauchendmoräne im Bereich der Gabel schließen.
Im Spätglazial sowie in Perioden intensiver Waldnutzung
erfolgte auf vegetationsarmen Flächen eine Umlagerung
von eisrandfernen, feinkörnigen Sandersanden durch den
Wind. Flugsandfelder bedecken die Sanderhochfläche des
südlichen Teilgebietes Müritz zwischen Boek und Prälank.
Im allgemeinen treten unregelmäßig angeordnete
Kuppendünen bis 6 m Höhe (maximal 12 m Höhe am
Ostufer des Woterfitzsees) auf; in der Verbreitung bevorzugen die Dünen die Ostufer der Toteisseen.
Auf eine andere Form der Flugsandverbreitung weist
SCHMIDT (1962) hin. Die endmoränennahen Sanderflächen wurden früher landwirtschaftlich genutzt. In der
vegetationsarmen Jahreszeit erfolgte hier eine Auswehung
der Äcker und lokal die Aufwehung einer bis 0,5 m
mächtigen Decke von humosen Flugsanden.
Teilgebiet Serrahn
Im Unterschied zum Teilgebiet Müritz, wo Endmoränenbildungen nur am Rand in das Schutzgebiet einbezogen
sind, umfasst das Teilgebiet Serrahn die Hauptendmoräne
des Pommerschen Stadiums sowie ihr Vor- und Hinterland
in einem ca. 12 km langen Abschnitt.
Die Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums bildet
zwischen Weisdin und Feldberg den Strelitzer Lobus aus.
Durch die hohe Reliefenergie (Höhen bis +142 m NN) ist
die Endmoräne als ackerbauliche Nutzfläche nicht geeignet; sie war seit Jahrhunderten mehr oder weniger bewaldet. Deshalb blieb das Relief anthropogen weitgehend
unverändert.
Von NW nach SE unterscheidet SCHMIDT (1969)
mehrere Zweig-Loben:
Zinower, Serrahner, Schweingarten (zwischen Serrahn und
Willerts Mühle), Goldenbaumer und Grünower Lobus.
Diese Gliederung ergab sich auch aus der Kartierung der
Kammlinien der Endmoränen (JESCHKE, SCHMIDT &
MÜLLER 1979). Dem Substrat nach herrschen in der Endmoräne grobe Schmelzwasserbildungen mit einer
quasinatürlichen Bestreuung durch große Geschiebe vor.
Geschiebemergel ist überwiegend in den nördlichen
Stauchwällen entwickelt.
In Hohlformen, die durch verschüttetes Toteis bedingt
sind, lagerten sich im Holozän mächtige Mudden und Seggen-Torfe ab. In einer dunkelgrünen Detritusgyttja mit viel
Birken-Pollen konnte MÜLLER (1959) mehrfach ein 1 bis
5 mm mächtiges Tuffband nachweisen; der Tuff wurde in
der allerödzeitlichen Wärmeschwankung (zwischen
Älterer und Jüngerer Dryaszeit, ca. vor 11.000 Jahren)
vom Laacher-See-Vulkan in der Eifel ausgestoßen. Er
stellt damit einen bedeutenden Leithorizont im Spätglazial
Mitteleuropas dar.
Im Gegensatz zu den durch verschüttetes Toteis
entstandenen Aussparhohlformen stehen die glazifluviatilen Rinnen, die in der Eisvorstoßrichtung (NE-SW)
liegen und sich von der Grundmoräne, wo sie als subglaziale Tunneltäler in Funktion waren, durch Gletschertore
in der Endmoräne bis in den Sander erstrecken.
Zu diesen Rinnen sind folgende Seenketten zu stellen:
- Seen nördlich Serrahn, Hinnensee, Fürstensee
- Rödliner See, Schlesersee, Schweingartensee, Willerts
Mühle, Lutowsee
- Grünower See, Mühlenteich
- Dolgener See
Der Sander im Vorland der Pommerschen Hauptendmoräne erreicht eine Mächtigkeit von ca. 20 m. Sein welli-
33
ges Relief ist nicht nur ein Ergebnis von verschüttetem
Toteis sondern auch eine Folge äolischer Umlagerungen
(Dünen 2 km westlich Serrahn).
Die Grundmoräne im Hinterland der Endmoräne wird
überwiegend von Schmelzwassersanden gebildet, die dem
Geschiebemergel aufliegen und deshalb in der Zerfallsphase des Pommerschen Stadiums gebildet wurden.
2.2
Hydrogeologische Verhältnisse und
Grundwasser
2.2.1 Grundwasserleiter und Grundwasserstauer
Das Kapitel 2.2.1 folgt der Darstellung von REINSCH
(1995).
Der Müritz-Nationalpark liegt im Bereich einer hydrogeologischen Struktureinheit vom Tafeltyp mit z.T. mächtiger,
flächenhaft ausgebildeter Lockergesteinsbedeckung.
Teilgebiet Müritz
Das hydrogeologische Modell Quartär weist für das
Teilgebiet Müritz des Nationalparks sowie sein
regionales Umfeld folgende Grundwasserleiter (GWL)
und Grundwasserstauer (GWS) aus (vgl. Tab. 8):
Holozäne Ablagerungen sind im Teilgebiet Müritz mit
Mächtigkeiten über 2 m in der Umrandung des Rederangsees, nördlich des Specker Sees sowie insbesondere in den
Niederungen um den Woterfitzsee, den Zotzensee sowie
den Jäthensee verbreitet.
Der GWL 1 ist im nördlichen Teil des Teilgebietes Müritz
(etwa bis zur Linie Federow – Klockow – Bocksee –
Ulrichshof – Pieverstorf) flächenhaft ausgebildet. Seine
Mächtigkeiten erreichen im allgemeinen Werte von 20 und
mehr Metern.
Als GWS steht hier lokal Geschiebemergel W II
oberflächig an. Seine Gesamtverbreitung entspricht in
etwa der des GWL 1.
Der GWL 2 ist nach bisheriger Kenntnis im Teilgebiet
Müritz nahezu flächendeckend vorhanden. Er bildet
weiträumig einen oberen, unbedeckten Grundwasserleiter.
Seine Mächtigkeiten liegen im südlichen Bereich (etwa
zwischen Zotzensee, Jäthensee und Kramssee) bei 5 – 10
m, sonst vielfach zwischen >10 – 20 m. Westlich des
Woterfitzsees werden nur Mächtigkeiten von 2 – 5 m
erreicht.
Der GWS wird vom Geschiebemergel WI gebildet. Er ist
insgesamt weitflächig verbreitet, weist jedoch auch
34
größere Verbreitungslücken auf (etwa zwischen Woterfitzsee, Priesterbäker See und Granziner See, z.T. auch im
Gebiet Kratzeburg bis Dambecker See). Demzufolge
bestehen hier z.T. hydraulische Verbindungen zwischen
GWL 2 und GWL 3.
Der GWL 3 wird gleichfalls in weiträumiger Verbreitung
erwartet. Größere Verbreitungslücken sind im Raum
Rechlin – Woterfitzsee – Schillersdorf, bei Boek sowie
nordöstlich des Zotzensees belegt. Die Mächtigkeiten
liegen im Westen des Teilgebietes zwischen 5 – 10 m, in
den zentralen Bereichen zwischen 10 – 20 m und 20 – 50
m im Norden und Nordosten.
Nördlich der Linie Boeker Schlamm – Käflingsberg –
Dalmsdorf ist der Liegendstauer des GWL 3 nicht ausgebildet. Damit ist hier eine großräumige hydraulische Verbindung zwischen den Grundwasserleitern 3 und 4 gegeben.
Der GWL 4 fehlt – ausgenommen sind Bereiche am
Ostufer der Müritz und nordöstlich von Dalmsdorf und
Langhagen – fast vollständig. Bei Boek werden Mächtigkeiten von 2 – 20 m, nordöstlich von Langhagen Mächtigkeiten von > 10 – 20 m erreicht. Der Liegendstauer S I ist
nach bisheriger Kenntnis weitflächig vorhanden.
Der GWL 5 fehlt im Norden des Teilgebietes Müritz sowie
in seinem zentralen Teil. Bei Vorhandensein erreicht er
Mächtigkeiten von 20 – 40 m im Norden und 5 – 10 m im
Süden. Der quartäre Liegendstauer E ist in weiten Teilen
des nördlichen und zentralen Müritzgebietes nicht ausgebildet.
Die Quartärbasisfläche liegt im Teilgebiet Müritz überwiegend zwischen -25 m (Hochlage zwischen Specker See
und Boeker Mühle) und -50 m NN. Eine quartäre Rinne ist
bei Blankenförde belegt (Teufe > 100 m). Das unterhalb
folgende hydrogeologische Modell Tertiär ist durch
folgende Horizonte gekennzeichnet (vgl. Tab. 9):
Der GWL 6 ist im Teilgebiet Müritz lediglich am Nordbzw. Südrand verbreitet. Er besitzt als Grundwasserleiter
keine Bedeutung.
Der GWL 7.1 fehlt im Uferbereich der Müritz und im
östlichen Bereich zwischen Henningsfelde – Langhagen
und Ulrichshof – Ankershagen.
Der GWL 7.2 ist weiträumig mit Mächtigkeiten von über
50 m ausgebildet. Beide Grundwasserleiter bilden flächenhaft eine hydraulische Einheit.
Infolge des Fehlens des Liegendstauers der Mallißer Folge
(Horizont 13) und der Elster – Grundmoräne (Horizont 11)
sind hydraulische Verbindungen zu den quartären
Grundwasserleitern grundsätzlich gegeben.
Tabelle 8: Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Müritz)
(ORIZONT
'RUNDWASSERLEITER '7,
'RUNDWASSERSTAUER '73
(O 'ESCHIEBEMERGEL
(OLOZÊN
'7, 7N (O
GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND (OLOZÊN
7 )) 'ESCHIEBEMERGEL
7EICHSELKALTZEIT ))
'7, 7N 7V
GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT 7 ) 'ESCHIEBEMERGEL
7EICHSELKALTZEIT )
'7, 3N 7V
GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT U UND 6ORSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT 3 )) ))) 'ESCHIEBEMERGEL
3AALEKALTZEIT )) U )))
'7, 3N 3V
GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT U 3 ) 'ESCHIEBEMERGEL
3AALEKALTZEIT )
'7, %N 3V
GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE %LSTERKALTZEIT
UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT % 'ESCHIEBEMERGEL
%LSTERKALTZEIT
Quelle: REINSCH (1995)
Tabelle 9: Hydrogeologisches Modell Tertiär (Teilgebiet Müritz)
(ORIZONT
'RUNDWASSERLEITER '7,
'RUNDWASSERSTAUER '73
'7, " -A
-ALLI”ER &OLGE &ORMSANDHORIZONT
" -A ODER " -&-ALLI”ER &OLGE
ODER -IOZÊNER &LÚZ HORIZONT
'7, " -Ú
-ÚLLINER 3CHICHTEN
'7, " "+ " 3à
"ROOKER 3CHICHTEN UND 3àLSTORFER 3CHICHTEN
Quelle: REINSCH (1995)
Teilgebiet Serrahn
Für das Teilgebiet Serrahn sowie sein weiteres Umfeld
zeigt das hydrogeologische Modell Quartär folgende
Grundwasserleiter (GWL) und Grundwasserstauer (GWS)
(vgl. Tab. 10):
Holozäne Ablagerungen besitzen im Teilgebiet Serrahn
keine hydrogeologische Bedeutung.
Der GWL 1 ist im Norden des Teilgebietes (bis etwa Goldenbaum/ Goldenbaumer Mühle und Koldenhof) flächenhaft verbreitet. Er ist hier jedoch überwiegend geringmächtig (< 2 m) und nur saisonbedingt wasserführend. Als
grundwasserleitend eingestuft wird er lediglich nördlich
des Großen Serrahnsees. Als GWS ist der Geschiebemergel W II verbreitet. Er steht vielfach auch oberflächig an.
Der GWL 2 ist im westlichen und südöstlichen, z. T. auch
im südlichen Bereich des Teilgebietes Serrahn verbreitet.
35
Tabelle 10:
Hydrogeologisches Modell Quartär (Teilgebiet Serrahn)
(ORIZONT
'RUNDWASSERLEITER '7,
'RUNDWASSERSTAUER '73
(O 'ESCHIEBEMERGEL
(OLOZÊN
'7, 7N (O
GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 7EICHSELKALTZEIT UND (OLOZÊN
7)) 'ESCHIEBEMERGEL
7EICHSELKALTZEIT ))
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7EICHSELKALTZEIT )
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3AALEKALTZEIT )))
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GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT 3)) 'ESCHIEBEMERGEL
3AALEKALTZEIT ))
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GLAZImUVIATILE .ACHSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT UND 6ORSCHàTTESANDE 3AALEKALTZEIT 3) 'ESCHIEBEMERGEL
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%LSTERKALTZEIT )
'7, %V
GLAZImUVIATILE 6ORSCHàTTESANDE %LSTERKALTZEIT Quelle: REINSCH (1995)
Er bildet hier großflächig einen oberen, unbedeckten
Grundwasserleiter. Seine Mächtigkeit erreicht im westlichen Teilgebiet z. T. >20 – 50 m. Liegendstauer ist der
Geschiebemergel W I. Er ist fast im gesamten Teilgebiet
Serrahn vorhanden. Fehlstellen sind im NW südlich
Ochsenkrug sowie im Bereich des Plasterinsees belegt.
In beiden Bereichen sind gleichzeitig hydraulische Verbindungen zwischen GWL 2 und GWL 3, z. T. auch GWL
4 nachgewiesen. Im südlichen Bereich des Teilgebietes
Serrahn steht der Geschiebemergel WI oberflächig an.
36
Der GWL 3 fehlt nach bisherigem Kenntnisstand lediglich
im südöstlichen Teilbereich (östlich Waldsee - Gnewitz)
und ist damit geschlossen verbreitet. Seine Mächtigkeiten
liegen überwiegend bei 5 – 10 m. Der Liegendstauer S III
fehlt z.T. im NW und südwestlich Grünow. Hier sind
jeweils hydraulische Verbindungen zwischen GWL 3 und
GWL 4 belegt.
Der GWL 4 ist nur regional ausgebildet, er fehlt analog zu
GWL 3 im Südosten. Seine Mächtigkeiten erreichen in der
Regel 2 – 5 m, z.T. auch 5 – 10 m und mehr. Liegendstauer
ist der Geschiebemergel S II.
Im GWL 5 sind Fehlstellen bisher östlich Ochsenkrug im
Norden und zwischen Goldenbaumer Mühle – Waldsee –
Hasselförde erfasst. Seine Mächtigkeit beträgt 2 – 5 m,
z.T. auch deutlich mehr. Der Liegendstauer S I ist nur
regional verbreitet. Analoges gilt für den GWL 6 mit
Mächtigkeiten von überwiegend 5 – 10 m.
Die GWS E II und E I sowie der eingeschaltete Grundwasserleiter 7 sowie der GWL 8 sind nur lückenhaft bzw. lokal
nachgewiesen und deshalb ohne Bedeutung.
Unterhalb des Quartärs folgen jungtertiäre süßwasserführende Schichten (Grundwasserleiter in der Mallißer
Folge, Mölliner Folge und den Cottbusser Schichten). Sie
führen bis in Teufen von -50 (östlicher Teil) bzw. -150 m
NN Süßwasser.
2.2.2 Grundwasserfließgeschehen
Im Teilgebiet Müritz stehen fast flächendeckend obere,
unbedeckte Grundwasserleiter unterschiedlicher
stratigraphischer Stellung (GWL 1 und GWL 2) an, in
denen sich ein freier Grundwasserspiegel ausgebildet hat.
Über hydraulische Verbindungen, aber auch Grundwasserneubildungsvorgänge über quartäre Geringleiter (Grundwasserstauer) bestehen vielfältige Wechselwirkungen zu tieferen
bedeckten Grundwasserleitern des Quartärs und Tertiärs.
Das Gebiet der Müritz-Seen-Platte stellt für die tieferen
süßwasserführenden Schichten, z.T. auch für die darunter
liegenden salzwasserführenden hydrogeologischen
Komplexe, ein Haupteinzugsgebiet dar.
Das Grundwasserfließgeschehen zeigt wesentliche Analogien zum oberirdischen Abflussgeschehen und damit zur
Morphologie des Gebietes. Bestimmend für die Grundwasserdynamik der oberen quartären Grundwasserleiter
sind die morphologischen Hochgebiete im Norden des
Nationalparks, wo sich eine Druckhochfläche von über
+70 m NN (z.T. bis über +75 m NN) ausgebildet hat.
Die Grundwasserscheiden verlaufen vielfach parallel zu
den oberirdischen Wasserscheiden (z.B. zur oberirdischen
Hauptwasserscheide zwischen Ostsee und Nordsee),
können jedoch auch – insbesondere im Bereich breiterer
Hochflächen – deutlich verschoben sein.
Im westlichen Anschluss an die oberirdische Hauptwasserscheide verläuft eine markante Grundwasserscheide nach
Westen über Federow bis in den Bereich des Warener
Stadtforstes.
Eine weitere deutliche Grundwasserscheide zeichnet sich
im Bereich der oberirdischen Wasserscheide zwischen
Müritz-Einzugsgebiet und dem Haveleinzugsgebiet ab
(Verlauf von Klein Dratow im Norden zunächst bogenförmig nach Osten, dann generell N-S). Im Bereich der
oberen unbedeckten Grundwasserleiter sind im Bereich
morphologischer Erhebungen bzw. insbesondere auch der
zahlreichen oberirdischen Wasserscheiden Aufwölbungen
der Grundwasseroberfläche, z.T. auch Grundwasserscheiden zu erwarten.
Die zahlreichen Oberflächengewässer bzw. einzelnen
Vorflutsysteme des Teilgebietes Müritz stehen mit hoher
Wahrscheinlichkeit mit dem Grundwasser in
unmittelbarem Zusammenhang und werden von diesem
auch gespeist bzw. durchströmt.
Die einzelnen Grundwassereinzugsgebiete werden analog
zu den oberirdischen Einzugsgebieten beschrieben:
Der Einzugsbereich der Ostpeene (nördlich der oberirdischen Hauptwasserscheide) liegt teilweise außerhalb des
Teilgebietes Müritz. Generell sind hier Grundwasserfließrichtungen um NW zu erwarten.
Im heutigen Einzugsgebiet des Mühlenbaches (Tollense)
deutet sich auf Grund der morphologischen und hydrographischen Gegebenheiten ein allseitiger Grundwasserzustrom aus nördlicher, westlicher und – untergeordnet –
auch südlicher Richtung an.
Im Bereich der oberirdischen Hauptwasserscheide
zwischen den „Havelquellseen“ (SCHELLER und
VOIGTLÄNDER 1992) und Diekenbruch wird – begünstigt auch durch die östlich und westlich gelegenen
Erhebungen – eine Aufwölbung der Grundwasseroberfläche erwartet. Diese Aussage wäre durch eine Sondierung im oberen Bereich des Diekenbruchs bzw. durch
Wasserstandsmessungen in den Gräben zu bestätigen.
Unstrittig ist ein Grundwasserabfluss aus dem Mühlensee
über das Diekenbruch vor der Schaffung des Mühlengrabens.
Die abflusslosen Seen (Hinbergsee und Fittensee)
zwischen der oberirdischen Hauptwasserscheide und der
weiter südlich verlaufenden weiteren markanten oberirdischen/ unterirdischen Wasserscheide liegen im Bereich
von Depressionen der Grundwasseroberfläche.
Der Lehmsee speist vermutlich über das Grundwasser den
nordwestlich gelegenen Wittsee.
Der Lieper See am nordöstlichen Rand des Nationalparks
ist allseitig von einer Grundwasserdepression umgeben
(Zehrgebiet).
Im Einzugsgebiet der Müritz liegt nördlich der bis in das
Gebiet der Warener Tannen reichenden Grundwasserscheide das Einzugsgebiet des Feisnecksees. Die Grundwasser-
37
depression des Feisnecksees schließt an die MüritzDepression an. Südlich der Wasserscheide (Teileinzugsgebiete Wienpietschseen und Warnker See mit Moorsee)
herrschen bei insgesamt geringem Gefälle Fließrichtungen
zur Müritz vor. Vernässungszonen treten relativ
großflächig auf.
Die Grundwassereinzugsgebiete des Rederangsees sowie
des Specker Sees zeigen prinzipiell das gleiche Bild.
Nordöstlich der ebenen Scharbank am Ostufer der Müritz
bzw. der Seen ist die Grundwasseroberfläche deutlich
differenzierter und gegliedert. Von den Druckhochgebieten
im Bereich der nördlichen bzw. z.T. auch östlichen
Grundwasserscheiden (etwa +75 m NN) ist ein deutliches
Druckgefälle (+62,5 m NN) zu beobachten. In Richtung
Müritz beträgt das Gefälle dann nur noch 0,5 m. Die Seen
sind z.T. weiträumig von Vernässungszonen umgeben.
Für die Zillmannseen sind Möglichkeiten des Grundwasserabflusses nach Süd bis Südwest (zum Priesterbäker See)
gegeben. Begrenzte Möglichkeiten des Grundwasserabstroms bestehen auch für den Springsee und die Langen
Seen insbesondere in Richtung SW. Abflüsse in Richtung
Granziner See sind infolge der Lage der postulierten
Wasserscheiden unwahrscheinlich.
Die Grundwassereinzugsgebiete der Havel sind durch
Druckhochgebiete in den nordwestlichen bis westlichen
bzw. nordöstlichen Randbereichen (jeweils etwa +70 m bis
+65 m über NN) sowie z.T. weiträumige Depressionen (<
+60 m NN) gekennzeichnet. Insgesamt zeigt sich hier eine
sehr starke Differenzierung.
Im Bereich des vermuteten (derzeitigen) Quellgebietes der
Havel liegt die Grundwasseroberfläche bei 65 m NN. Eine
relativ schmale, langgestreckte (N-S) Grundwasserdepression schließt u. a. den Dambecker See und den Röthsee ein
und öffnet sich dann mit Erreichen des Käbelicksees unter
Einschluss des Großen Bodensees im Osten bzw. des
Granziner Sees im Westen. Im Umfeld der Seen liegen die
Grundwasserstände überwiegend unter 62,5 m NN.
In der Umrandung des Zotzensees bzw. des weiteren
Havelverlaufs liegen die Grundwasserspiegel bei +60 m
NN. Mit Eintritt in den Jäthensee weitet sich auch hier die
Grundwasserdepression deutlich entsprechend dem
weiteren Havellauf auf.
38
Die Grundwasserflurabstände liegen im Teilgebiet Müritz
in den morphologischen Hochgebieten im Norden und
Osten z.T. großflächig über 10 m. Dies gilt auch für eine
Reihe von lokalen Hochlagen im Bereich der
oberirdischen Wasserscheiden.
Im Teilgebiet Serrahn stehen sowohl obere, unbedeckte
Grundwasserleiter (GWL 1, GWL 2) mit freiem Grundwasserspiegel als auch Grundwassergeringleiter unterschiedlicher stratigraphischer Stellung an, unter denen in
der Regel gespanntes Grundwasser auftritt. Im Bereich
hydraulischer Verbindungen bestehen Wechselwirkungen
zu tieferen quartären und jungtertiären Grundwasserleitern.
Infolge der Druckhöhen der Grundwasseroberfläche stellt
das Gebiet überwiegend ein Speisungsgebiet für tiefere
Grundwasserleiter dar.
Das Grundwasserfließgeschehen zeigt ebenfalls deutliche
Übereinstimmungen zum oberirdischen Abflussgeschehen
bzw. zum Relief des Gebietes. Deutliche Abweichungen
zeigen sich innerhalb der Geschiebemergelverbreitung.
Insgesamt ergeben sich auf Grund der teilweise starken
Reliefunterschiede und der Anordnung der Stand- und
Fließgewässer relativ komplizierte hydrodynamische
Verhältnisse.
Etwa im zentralen Bereich des Teilgebietes Serrahn
verläuft zunächst von NW nach SE, ab Südende des
Schweingartensees von W nach E eine markante Grundwasserscheide, von der das Grundwasser in nördliche bzw.
südliche Richtung abströmt.
Eine weitere Grundwasserscheide schließt sich südwestlich des Schweingartensees an, verläuft über Herzwolde
nach Süden und biegt dann in westliche Richtung um.
Die Druckhöhen im Bereich der zentralen Wasserscheide
liegen zwischen > +90 m und +70 m NN, die Grundwasserdepressionen nördlich und südlich des Gebietes
erreichen jeweils Werte unter +65 m NN.
Östlich der im Nordosten vom Kramssee und Useriner See
gelegenen Grundwasserscheide fließt das Grundwasser in
Richtung Zierker See.
Im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes strömt das
Grundwasser zunächst in nordöstliche Richtung (Depression nördlich Serrahn). Beginnend im Umfeld des Schleser
Sees und des Rödliner Sees (Einzugsgebiet der Tollense)
zeichnet sich eine weiträumige Depression der Grundwasseroberfläche ab. Wenn sich dieses Bild bestätigt, ergeben
sich deutliche Unterschiede zwischen oberirdischem und
unterirdischem Abflussgeschehen.
Im Teileinzugsgebiet des Woterfitzsees ist ebenfalls eine
großräumige Grundwasserdepression unter +60 m NN bei
einem generellen Grundwasserabfluss in südliche
Richtung ausgebildet.
Die Gebiete südlich der zentralen Grundwasserscheide
sind durch Grundwasserfließrichtungen Nord-Süd
(Westhälfte) bzw. NE-SW (Osthälfte) bei einem generellen
Abstrom in Richtung Havel gekennzeichnet.
Die Grundwasserflurabstände liegen im ungespannten
Grundwasser vielfach über 10 m. Mit Annäherung an das
oberirdische Gewässernetz sinken sie deutlich ab, in der
engeren Umrandung überwiegen <2 m.
2.2.3 Grundwasserbeschaffenheit
Untersuchungen zur Grundwasserbeschaffenheit des Nationalparkgebietes wurden nicht durchgeführt. Infolge der
weitgehend forstwirtschaftlichen Nutzung ist jedoch
grundsätzlich eine gute bis sehr gute Grundwasserqualität
zu erwarten.
Infolge der vielfältigen Wechselwirkungen der
Grundwässer zu den Oberflächengewässern sind deutliche
Beziehungen zwischen Grundwasser- und Oberflächenwasserbeschaffenheit vorauszusetzen.
Die Süß-/ Salzwassergrenze liegt im Nationalparkgebiet in
Teufen von -50 m bis -100 m NN, z. T. auch darunter.
Geogene Versalzungen sind damit im Bereich der
unbedeckten Grundwasserleiter auszuschließen.
Der Geschütztheitsgrad des Grundwassers ist im gesamten
Teilgebiet Müritz gering (Geschütztheitsgrad A), im
Teilgebiet Serrahn gering im westlichen und südöstlichen
Bereich, bzw. relativ geschützt (B) bis geschützt (C) in
Bereichen höherer Grundwasserneubildung über
Geschiebemergel.
Im Bereich der Siedlungsgebiete ist im oberen, unbedeckten Grundwasser z. T. mit anthropogenen Verunreinigungen zu rechnen. Dies gilt auch für Altlastenverdachtsflächen und das in deren Grundwasserstrom
gelegene Umfeld. Grundwassergefährdungen treten jedoch
nur vereinzelt auf (z. B. an ehemaligen Tankstellen in
Bornhof, Bocksee und Dalmsdorf oder Anlagen der
Tierproduktion in Bornhof und Dalmsdorf).
Bedeutung besitzen in diesem Zusammenhang
möglicherweise die ehemaligen Schießplätze zwischen
Speck und Granzin sowie bei Neustrelitz. Im Teilgebiet
Serrahn sind derartige Gefährdungen nicht ausgewiesen
(HK 50, Karte der Grundwassergefährdung). Am Rand
sich befindende Deponien, Großstallanlagen, ehemalige
Technikstützpunkte usw. liegen hier generell im
Abstrombereich des Teilgebietes. Möglichkeiten des
Grundwasseranstroms (und damit Gefährdungen des
Gebietes bei Nachweis eines Gefährdungspotentials)
bestehen lediglich im Osten (Koldenhof bis Gräpkenteich).
2.2.4 Grundwasserneubildung und
Grundwasserdargebot
Das Teilgebiet Müritz ist insgesamt als ein Gebiet
bevorzugter Grundwasserneubildung anzusehen. Großflächig beträgt der Versickerungsanteil durchschnittlich
20 – 25%, z. T. auch noch darüber.
Als Zehrflächen (0 % Versickerung) sind der relativ hohe
Flächenanteil der Gewässer, aber auch die z. T. großflächigen Vernässungszonen (Gebiete am Ostufer der Müritz
zwischen Müritz und Rederangsee, Specker See und
Priesterbäker See sowie Woterfitzsee) einzustufen.
Das Teilgebiet Müritz gehört überwiegend zu einem
Gebiet mit sehr hohem nutzbaren Grundwasserdargebot
(Dargebotsklasse I).
Der nordwestliche Randbereich bzw. der Zentralteil des
Gebietes (etwa von den Springseen über Granziner See
und Käbelicksee bis zum Jäthensee im Süden) wird einem
hohen Dargebot (Dargebotsklasse II) zugeordnet.
Das Teilgebiet Serrahn gehört in seiner Gesamtheit zu
einem Gebiet mit sehr hohem nutzbaren Grundwasserdargebot (Dargebotsklasse I).
In den Bereichen der oberflächig anstehenden Grundwasserleiter beträgt der Versickerungsanteil durchschnittlich 20 – 25 %, bei Geschiebemergelverbreitung
mit geringmächtiger Sandauflage etwa 10 – 20 % und bei
anstehendem Geschiebemergel etwa 5 – 10 %.
Als Zehrflächen gelten neben den Gewässerflächen die
weiträumig verstreuten Vernässungszonen.
3 Böden
Die forstliche Standortskartierung hat die Standortsverhältnisse des Müritz-Nationalparks auf der Grundlage eines
kombinierten Verfahrens (SEA 95) beschrieben. Kartiert
wurden in der topischen Dimension Feinbodenformen,
Grund- und Stauwasserstufen, reliefbedingte Mesoklimaeigenschaften und Makroklimaformen. Des weiteren
wurden im Gelände unter Zuhilfenahme der Bodenvegetation die Humusformen flächendeckend kartiert, die aus
Bodenvegetationsformen abgeleitet wurden, getrennt für
Stamm- (potentielle) und Zustandseigenschaften (aktuelle).
Als Auswerteeinheit wurden aus den Standortsformen
Standortsformengruppen abgeleitet, in der ökologisch eng
verwandte Standortsformen zusammengefasst werden
(vgl. Abb. 1).
Im folgenden werden einige für die postglaziale Landschaftsentwicklung wesentliche Ergebnisse stratigrafischer, geomorphologischer und geoarchäologischer Untersuchungen
sowie einige Befunde der Standortskartierung dargestellt.
Auf eine katalogartige Beschreibung von Haupt- und Feinbodenformen sowie Humusformen einschließlich ihrer
39
Abb.1: Einzelkomponenten der Standortsform
6WDQGRUWVIRUP
0DNUR
NOLPDIRUP
UHOLHIEHGLQJWH
0HVRNOLPDIRUP
5HOLHIIRUP
6WDPP(LJHQVFKDIWHQ
%RGHQIRUP
*UXQGE]Z
6WDXZDVVHUIRUP
+XPXVIRUP
=XVWDQGV(LJHQVFKDIWHQ
Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete (2002)
Erläuterung: *= Die beiden Zustands-Eigenschaften bezeichnen Standortskomponenten, die durch den Menschen relativ leicht
veränderbar sind.
flächenhaften Verbreitung wird hier verzichtet. Sie ist
Bestandteil des Schriftsatzes zur Standortskartierung im
Müritz-Nationalpark (Landesamt für Forsten u. Großschutzgebiete; in Vorbereitung).
3.1
Bodensubstrate
Im Müritz-Nationalpark werden die Ausgangssubstrate der
Bodenbildung durch Lockersedimente des Weichselglazials
gebildet.
Das Teilgebiet Müritz prägen glazifluviatile Sandersande
im Vorland der Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage.
Sie bestehen aus geschichtetem Material, dessen Korngrößen von der Sanderwurzel mit zunehmender Transportentfernung abnehmen. Südlich und östlich der Müritz
treten (besonders im Raum Boek und am Rederangsee)
pleistozäne Beckensedimente auf, die sich als Feinsande,
Schluffe und Tonablagerungen von den Sandersanden
abgrenzen.
Zu den holozänen Bildungen gehören in erster Linie
Dünen und Moore. Binnendünen treten vor allem in den
Revieren Boek und Babke auf. Es wird dem geologischen
Alter nach zwischen Jung- und Altdünen unterschieden.
Moore sind am Ostufer der Müritz, am Woterfitzsee und in
der Havelniederung mit nennenswerten Flächenausdehnungen anzutreffen (vgl. Karte 1).
40
Im Teilgebiet Serrahn bestehen die Ausgangssubstrate für
die Bodenbildung flächenmäßig etwa zu gleichen Teilen
aus weichselkaltzeitlichen Moränenablagerungen und Sandersanden im Vorland der Pommerschen Hauptendmoräne.
In geringem Umfang, z.B. westlich des Großen Serrahnsees und nördlich des Schulzensees treten Dünenbildungen
bzw. Flugsanddecken hinzu. Im Nordteil sind sandige
Ablagerungen der Hauptendmoräne westlich des Schweingartensees und östlich des Grünower Sees verbreitet,
während Geschiebemergel im zentralen Bereich zwischen
beiden o.g. Seen anstehen.
Sande und Geschiebemergel der Grundmoräne sind ebenfalls am nördlichen Rand des Nationalparks (allerdings
flächenmäßig untergeordnet) am Substrataufbau beteiligt.
Die Sandersande nehmen den gesamten südlichen Raum
des Teilgebietes ein.
Anhydromorphe Mineralböden
Alle anhydromorphen Mineralböden sind bis zu mindestens 0,6 m Tiefe frei (oder fast frei) von Grund- oder
Stauwasserspuren (0,8 m bei Tieflehm/-ton).
Das Bodenformenmosaik der Sanderflächen im Teilgebiet
Müritz wird von Sand-Braunerden bestimmt. Unterschiede
im primären Ton-Schluff-Gehalt und in der Korngröße
führen zu einem differenzierten Nährstoffdargebot der
Substrattypen und damit zu einer Aufgliederung der
anstehenden Braunerden in Staubsand- und Bänderstaubsand- sowie Sand- und Grand (=Grobsand)-Braunerden.
Sowohl Braunerden mit dem Substrat Staubsand und
Bändern als auch solche mit dem Substrat Grand (mit und
ohne Bänder) sind in der Nährstoffversorgung besser
einzuschätzen.
Für den endmoränennahen Sander ist eine Vergesellschaftung bänderfreier Braunerden mit Bändersand-Braunerden
und entsprechenden Grobsand (Grand)-formen typisch.
Die Nährkraftausstattung ist im nördlichen Teil nahe der
Pommerschen Endmoräne gut.
Dabei zeigen anthropogen veränderte Böden einen räumlichen Bezug zu archäologischen Befunden. Standorte
holzzehrender Industrien des 17. u. 18. Jahrhunderts (Glashütten, Teeröfen, Kalkbrennereien) sind in Areale gering
entwickelter Böden eingebettet.
Eine Besonderheit sind völlig skelettfreie und gleichkörnige Braunerden. Sie befinden sich heute auf Dünen
(Altdünen), ihr Substrat wurde äolisch (durch den Wind)
sedimentiert. Demzufolge ist auch keine Differenzierung
von Skelettteilen in den einzelnen Bodenbildungszonen zu
finden, wie es sonst bei Braunerden in unterschiedlicher
Intensität anzutreffen ist. Diese Dünen entstanden zur Zeit
des Überganges vom Pleistozän in das Holozän, als die
Oberfläche noch vegetationslos oder spärlich mit Vegetation bedeckt war. In der Nährkraftausstattung sind solche
Braunerden ziemlich arm bis mittelnährstoffversorgt.
Die unter Wald verbreitet vorkommenden Saumpodsole
sind durch langzeitliche Bodenversauerung (einige hundert
Jahre) entstanden. Sie stehen am Endpunkt der Entwicklung vom Rohboden über den Ranker zum Saumpodsol.
Exposition und anthropogene Landschaftsveränderungen
bewirkten die Entstehung gekappter Böden (Rumpfrosterden) als sekundäre Bildungen der Braunerden. Die
Bezeichnung „Rost“ bezieht sich auf den noch vorhandenen unteren Teil des durch Silikatverwitterung (Verbraunung) gefärbten Bv-Horizontes, dem schwach braun
gefärbten (Bv). Ihr Vorkommen ist ein Beleg für historische Bodenerosion, die in beiden Teilgebieten selbst in
heute sehr naturnah erscheinenden Waldgebieten
anzutreffen ist (DIECKMANN u. KAISER 1998).
Die Zerstörung der Vegetationsdecke infolge Rodung,
Beackerung oder Beweidung setzte vermutlich mit der slawischen Besiedlung dieses Raumes ein und setzte sich
während des Mittelalters oder der Frühneuzeit fort. Die
Freilage des Bodens führte zum Verlust der periglazialen
Deckschicht. Resedimentationen der gekappten Horizonte
bilden heute Kolluvialerden (Wassererosion) bzw.
Rohböden (Ranker bzw. Regosole) und Saumpodsole auf
Flugsanddecken (Winderosion).
In den ebenen bis flachwelligen moränenfernen
Sandergebieten haben offenbar mehrphasige Erosionserscheinungen eine bedeutende Flächenausdehnung erreicht.
Hier ist die Nährkraft der Sand-Braunerden substratbedingt schwächer. Eine Besonderheit bildet das von Dünen
und Flugsanddecken überlagerte Sander- bzw. Beckensandgebiet am Ostufer der Müritz. Es entstand eine Vergesellschaftung von Abtrags- und Auftragsböden, die das
ursprünglich aus Sand- Braunerden bestehende Bodenformeninventar modifiziert.
Besonders stark erodierte Oberflächen befinden sich im
Raum Prälank und im Bereich ehemals militärisch
genutzter Flächen (ehem. Schießplatz der GUS-Truppen).
Rohböden, Ranker und Saumpodsole treten hier
großflächig auf.
Entwickelte Podsole zeigen eine deutliche Profildifferenzierung durch abwärts gerichtete Sesquioxid- und
Humusverlagerung und weisen im O-Horizont klimabedingt hohe Humusmengen („Filzpodsole“) auf. Sie sind
im Untersuchungsgebiet nur mäßig verbreitet. Podsole
sind z.T. auf Altdünen zu finden.
Die Nährkraft der anhydromorphen Böden ist hier am
schwächsten.
Das primär-natürliche Bodenformenmosaik im Teilgebiet
Serrahn unterscheidet sich deutlich von dem des MüritzTeils. Die Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage wird
von Sand- und Bändersandbraunerden, sowie Lehm- und
Tieflehm-Fahlerden geprägt. Die im westlichen Teil mit
dem Sander wechselnde Grundmoräne zeigt ähnliche
Bodenformenvergesellschaftungen.
Die Nährkraft der Böden ist hier bedeutend günstiger als in
den Sanderebenen der Müritz.
Während Untersuchungen zur Waldgeschichte des Messtischblattes Thurow (SCAMONI 1963) keine Hinweise auf
historische Bodenerosion lieferten, wurden im Ergebnis
der forstlichen Standortskartierung bisher nicht dokumentierte Erosionsspuren beschrieben (DIECKMANN u. KAISER 1998).
Sander und Endmoräne zeigen stark erodierte Oberflächen,
einzelne Jungdünenfelder laufen bis in die Endmoräne hinein. Nahezu alle Senken der stark bewegten Endmoräne
zeigen z.T. mächtige Kolluvialerden.
Auf den übersandeten und vollständig bis zur periglazialen
Oberfläche erodierten Böden treten im Raum Serrahn
Sand- Saumpodsole auf. Das Vorkommen von SandRankern ist auf den stärker erodierten östlichen Bereich
des Serrahner Teils begrenzt.
Auf den Grundmoränenböden im Raum Goldenbaum –
Carpin sind Erosionsspuren in auffällig geringem Maße
vorhanden. Die Nährkraftausstattung dieser Böden ist hoch.
41
Semi- und vollhydromorphe Böden; Moore
Semihydromorphe Böden zeigen zwischen dem Oberboden und dem Gleyhorizont einen anhydromorphen
Zwischenhorizont. Grund- bzw. Stauwasserspuren setzen
oberhalb von 0,6 m ein (0,8 m bei Tieflehm/-ton).
Ein Teil dieser Böden entwickelt sich unter ständig hoch
anstehendem Grundwasser (z.B. an See- und Moorrändern), ist aber gegenwärtig noch nicht ausgereift (d.h.,
diese Böden sind Übergangsformen zu den hydromorphen
Mineralböden.
Als eine Hauptbodenform der semihydromorphen Sandböden sind Sand-Gleypodsole häufig im Randbereich von
größeren Armmooren oder von Kesselmooren und Söllen
zu finden.
Die hydromorphen Mineralböden sind durch ein A–G-Profil mit hoher feuchtebedingter Humusanreicherung im
A-Horizont (> 1600 dt/ha) gekennzeichnet. Das ganze
Solum ist durch starke Grund- und Stauwasserspuren
geprägt.
Hydromorphe Mineralböden kommen überall verstreut im
Nationalpark vor, sowohl in den Niederungen als auch
innerhalb der Hochflächen in Becken und Senken.
Als besonders erhaltungswürdige Naturräume im MüritzNationalpark sind die Moore im Müritz-Teil des
Nationalparks hervorzuheben.
Ihre Entstehung ist, nach gravierenden Veränderungen des
Wasserhaushaltes und der Seeniveaus der mecklenburgischen Großseenlandschaft im Alt- und Mittelholozän,
eine Folge der bereits im 13. Jahrhundert einsetzenden,
überwiegend anthropogenen Seespiegelveränderungen
(KAISER 2001).
Der Müritz-Seespiegel lag im älteren Präboreal (ca. 7.500
v.u.Z.) um ca. 5 m tiefer als heute (KAISER 1996).
Die ausgedehnten Verlandungsmoore am Ostufer der
Müritz sind demnach ein Resultat der durch 3 Abflüsse
(Elde; Vorläufer des Bolter Kanals; Boeker Mühlgraben)
bedingten Seespiegelveränderungen. Das Aufstauen von
Seen zur Wasserkraftgewinnung diente dem Betrieb von
Wassermühlen und ist in Mecklenburg seit dem 12.
Jahrhundert urkundlich belegt (KAISER 1996).
42
(Anmoore und Moorgleye sind am häufigsten; seltener findet man Gleymoore, das typische Moor [organische Auflage über 80 cm] tritt flächenmäßig stark zurück). Hier
haben sich unter anderem ausgedehnte Bestände von
Moorbirke, vergesellschaftet mit Binsenschneide,
Sumpfreitgras, Pfeifengras, Sumpflappenfarn u.a., oft auf
Bülten erhalten.
In der forstlichen Standortskartierung ist der Begriff Moorböden an das Vorhandensein von organischen Decken in
einer Mächtigkeit von mehr als 40 cm und einem Gehalt
an organischer Substanz von mehr als 30 % gebunden.
Der Nährstoffgehalt der Moore ist unterschiedlich und
insbesondere von der Beschaffenheit des zugeführten Wassers abhängig. So gibt es vom reichen Moor bis zum
armen Moor alle Übergänge und ebenso vielgestaltig ist
die Bestockung.
Wachsende Moore weisen eine ständige organische
Stoffakkumulation auf, bedingt durch einen Wasserüberschuss am Standort. Die erzeugte Biomasse ist normalerweise von einer Humifizierung ausgeschlossen. Der
dadurch bedingt unterbrochene Nitrifizierungsprozess
führt zu einer Anreicherung von Stickstoff im Torf. Ebenso
ist der Kohlenstoffkreislauf unterbrochen (KOPP 1982).
Der größte Teil der Moore wird gegenwärtig landwirtschaftlich genutzt, meist als Grünland. Stark entwässerte
und torfgenutzte Moore, wo die verbliebene, stark verdichtete Torfschicht wesentlich geringmächtiger geworden ist,
können unter der organischen Deckschicht bei dem nun
tiefer anstehenden Grundwasser erste Podsolierungsprozesse zeigen.
Eine Regeneration ist in solchen Fällen nicht mehr möglich; sie setzt mindestens einen stärkeren Torfkörper
voraus.
3.2
Bodenbildungsprozesse
Die SCHMETTAUSCHE Karte lässt in diesem Bereich
seit 1788 stärkere Verlandungsprozesse erkennen. In den
letzten 180 Jahren senkte sich der Wasserspiegel der
Müritz um etwa 2 m, beginnend mit dem Bau der EldeWasserstraße.
Auf den mineralischen Bodeneinheiten haben sich vorwiegend terrestrische Böden ohne Hydromorphiemerkmale
entwickelt.
Braunerden bildeten sich auf Bodeneinheiten, die aus
sandigen Ausgangssubstraten bestehen und sind der
dominierende Bodentyp im Müritz-Nationalpark. Der
Verbraunungshorizont ist mit unterschiedlicher Mächtigkeit ausgebildet. Vor allem in Kuppenlagen wird nur
geringmächtige Verbraunung angetroffen. Die Braunerden
weisen unterschiedliche Podsolierungsgrade (Braunerdepodsol) auf.
Heute findet man daher zwischen dem Specker See und
der Müritz – den sogenannten „Boeker Schlamm“ und die
Binnenmüritz – ausgedehnte Verlandungsflächen, deren
organische Bildungen nur wenige Dezimeter mächtig sind
Zu Podsol haben sich vor allem die karbonatfreien
Dünensande (Bodeneinheit dS) entwickelt. Auf Böden der
Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoränen“
bildeten sich Braunerden, die z.T. Lessivierung aufweisen
und sich zum sekundären Podsol weiterentwickeln. Der
gegenwärtige Grad der Podsolierung ist unterschiedlich
und reicht von schwach podsoliger Braunerde bis zum
Braunerdepodsol. Verbreitet ist dieser Bodentyp
hauptsächlich westlich des Schweingartensees und östlich
des Grünower Sees.
Die Humusform kann je nach Bestockung (Laubwald,
Nadelwald) und Basenversorgung zwischen Rohhumus bis
Moder schwanken. Auf gut basenversorgten, d.h. nährstoffreichen Böden mit naturnahem Laubwald ist Mull bis
mullartiger Moder vorhanden. Bei Böden mit fortgeschrittener Degradierung und z.B. unter Nadelwaldbeständen
kann sich nur Rohhumus bilden.
Die potentiellen Nährkraftstufen der terrestrischen Böden
auf den sandigen Bodeneinheiten (Sa, dS, SB, SH, S) sind
recht differenziert. Für die Braunerden auf Sandersanden
besteht allgemein die Tendenz der Abnahme der potentiellen Nährkraft in Schüttungsrichtung des Sanders, d.h. nach
Süden. So finden sich die nährstoffreichsten Braunerden
unmittelbar im Vorfeld der Pommerschen Hauptendmoräne
besonders südöstlich von Kargow und westlich von
Ankershagen. Die nährstoffärmsten Braunerden bzw.
Podsole sind an Dünenbildungen bzw. Flugsanddecken
gebunden und beispielsweise zwischen Priesterbäker See,
Zotzensee und Woterfitzsee zu finden.
Mit fortschreitender Podsolierung erfolgt eine
Umverlagerung (Auswaschung) der Nährstoffe in den
Unterboden bei gleichzeitiger Verringerung der Verfügbarkeit der Nährstoffe. Die nutzbare Feldkapazität, d.h. das
pflanzenverfügbare Bodenwasser, kann unterschiedlich
sein und hängt wesentlich vom Schluffgehalt und vom
Podsolierungsgrad ab. Sie reicht von „gering“ bis „hoch“
(50 – 200 mm). Die Stabilität von Braunerden bei
Nadelwaldnutzung sinkt durch Rohhumusbildung, da Rohhumus eine Versauerung des Bodens und damit die
Podsolierung fördert.
Bei der Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoräne“
mit unterlagerndem Geschiebemergel (S/M) können durch
Staunässe verursacht, Hydromorphiemerkmale vorhanden
sein (Pseudovergleyung im Unterboden).
Für die Bodeneinheit „Geschiebemergel/-lehme“ ist das
Auftreten von Parabraunerden bis Fahlerden charakteristisch. Diese Bodentypen sind jedoch für das Teilgebiet
Müritz nur von untergeordneter Bedeutung. Im zentralen
Bereich des Teilgebietes Serrahn (zwischen Schweingartensee und Grünower See) ist dieser Bodentyp jedoch
weitflächig verbreitet.
Die potentielle Nährkraft dieser Böden ist reich und
kräftig, ihre nutzbare Feldkapazität hoch (140 – 200 mm).
Aufgrund der guten Basenversorgung sind diese Böden
gegenüber anthropogenen Einflüssen als relativ stabil zu
bezeichnen. In Abhängigkeit vom Relief können in
Muldenlagen Pseudogleye und auf Kuppen als seltene
Bodenart Pararendzina angetroffen werden.
Aus der Bodeneinheit „tonige z.T. mergelige Bildungen“,
die vor allem am Rand von größeren Gewässern vorkommt, haben sich Pelosole (= Böden mit ausgeprägtem
polyedrischen bis prismatischen Absonderungsgefüge)
gebildet. Durch Stauwassereinfluss können sich Böden in
ebener Lage auf dieser Bodeneinheit zu Pelosol-Pseudogleyen weiterentwickeln. Ihre potentielle Nährkraft
schwankt von „mittel“ bis „reich und kräftig“. Sie weisen
oft einen hohen Wassergehalt auf, die nutzbare Feldkapazität ist jedoch gering.
Untergeordnet ist in der Umgebung der größeren Gewässer
im Westteil des Nationalparks bei hohem Grundwasserstand Podsolgley bzw. Gleypodsol (semiterrestrische
Böden) entwickelt. Bei gleicher potentieller Nährkraft ist
die Verfügbarkeit von Nährstoffen gegenüber
terrestrischen Böden geringer.
Semiterrestrische Böden beschränken sich nur auf
Bereiche mit hohem Grundwasserstand, das sind im
Teilgebiet Müritz die Gebiete in der Umgebung der Seen.
Am Ostufer der Müritz hat sich auf der Bodeneinheit
„holozäne Sande“ bei hochanstehendem Grundwasser ein
noch unentwickelter Moder-Gley gebildet. Dieser Gley
wird in einer Tiefe von 80 – 130 cm von einem 15 – 30 cm
starken Band aus reinem Humus oder stark humosen Sand
durchzogen. Die Humusform auf diesem Bodentyp konnte
nicht näher bestimmt werden, z.T. liegt unzersetzte organische Substanz vor (Forstliche Standortkartierung 1962).
Der Gley ist nährstoffreich (potentielle Nährkraftstufen
„reich und kräftig“ bis „kräftig und mittel“), die Verfügbarkeit der Nährstoffe ist allerdings bei Gleyen relativ
gering (SCHEFFER/SCHACHTSCHABEL 1992). Die
Bodenbildung konnte auf ehemaligem Seeboden (Absenkungsterrassen) infolge der großflächigen Grundwasserabsenkung in der Müritz-Region (Ausbau der Elde- und
Havelwasserstraße) einsetzen. Es handelt sich somit um
relativ junge Böden, die noch am Anfang ihrer
Entwicklung stehen.
Die potentielle Nährkraft der organischen Böden ist im
Müritz-Nationalpark überwiegend hoch (reich und kräftig
bis mittel), vor allem im Verlandungsbereich der größeren
Seen. Durch die Entwässerung ergeben sich Nährkraftveränderungen, die mit einer Erhöhung der Trophie der Böden
verbunden ist.
In Abhängigkeit vom Zusammenwirken der Landschaftsfaktoren (z. B. Relief, Nährstoffangebot im Grundwasser
und der umgebenden Landschaft) bzw. vom hydrologischen Moortyp treten jedoch auch „arme“ und „ziemlich
arme“ organische Böden auf. Dazu zählen die als
„Hochmoortorf“ eingestuften Flächen im Sander.
43
4 Gewässer, Feuchtgebiete und
Wasserhaushalt
4.1
Stehende und fließende Oberflächengewässer, Hydrologie
4.1.1 Gewässerbestand
Die 107 Seen (Gewässer über 1 ha) und der 500 ha große
Uferstreifen der Müritz nehmen zusammen eine Fläche
von ca. 4.100 ha (= 13 % der Nationalparkfläche) ein. Darüber hinaus befinden sich 10 Teiche (90 ha) der künstlich
angelegten Teichanlage Boek im Gebiet (vgl. Karte 2).
Bei der Mehrzahl der Seen handelt es sich um kleine bis
mittelgroße (1 bis 50 ha), seichte bis mäßig tiefe Gewässer
(1 bis 12 m).
Zu den größten Seen zählen u.a. der Jäthensee (130 ha),
der Rederangsee (204 ha), der Specker See (227 ha), der
Käbelicksee (261 ha), der Woterfitzsee (287 ha) und der
Useriner See (372 ha). Größere Tiefen weisen beispielsweise der Krumme See bei Zwenzow (16,0 m), der Große
Bodensee (16,8 m), der Zwirnsee (17,5 m), der Hinbergsee
(18,9 m) und der Schweingartensee (31,0 m) auf (KAISER
1990, BRUSDEYLINS 1994).
An einer Vielzahl der Seen erfolgt eine künstliche Regulierung der Wasserstände. Dies betrifft u.a. alle Seen, die über
die Havel verbunden sind, weiterhin die Bodenseen, den
Caarp- und Woterfitzsee, sowie den Ankershagener
Mühlensee mit Born- und Trinnensee. Indirekt werden
auch die mit der Müritz in Verbindung stehenden Seen
reguliert, so der Feisneck- und der Rederangsee (vgl. Kap.
IV/ 4.3.2).
Ungeachtet dessen weisen alle Seen einen weitgehend
naturnahen Zustand auf.
Fließgewässer spielen aufgrund der Geländeverhältnisse
und der Wasserscheidenlage nur eine untergeordnete Rolle.
Ihr Bestand wird im wesentlichen durch die Abschnitte der
Havel (von der Mündung in den Middelsee bis zur
Straßenbrücke Zwenzow), des Bolter Kanals (vom
Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in
den Leppinsee) und des Godendorfer Mühlenbaches (vom
Auslauf Grünower See bis zum Einlauf Grammertiner
Teich), sowie durch den Bodenbach und Kotzengraben
gebildet. Daneben gibt es weitere ca. 43 km künstlich
angelegte Gräben (vgl. Kap. IV/ 4.3.2).
Als Fließgewässer natürlichen Ursprungs sind aber nur die
Havel (mit Einschränkung), der Godendorfer Mühlenbach
und das Quellgebiet der Ostpeene anzusehen.
TREICHEL (1957) geht davon aus, dass die gesamte
Havel nördlich des Käbelicksees bereits vor 1273
künstlich angelegt wurde. VOIGTLÄNDER (1992) hält es
sogar für wahrscheinlich, dass die Havel erst ab dem
44
Jäthensee natürlich existiert. Danach wurde auch das
ehemalige, mäandrierend verlaufende Havelbett zwischen
Zotzen- und Jäthensee, der Havelbach, künstlich angelegt.
Der gesamte Havellauf ist reguliert (vgl. Kap. IV /4.3.2),
weitgehend kanalartig ausgebaut und begradigt. Dazu
erfolgte beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts eine
Umverlegung vom Havelbach in den heutigen Flussabschnitt zwischen Zotzensee und Jäthensee.
Die etwa 700 m lange Fließstrecke der Havel zwischen
Granziner Mühle und Pagelsee kann als relativ naturnah
eingeschätzt werden. In diesem Abschnitt kommt es
aufgrund fehlender Uferbefestigung zur Mäanderbildung.
In den letzten Jahrzehnten erfolgte hier im Gegensatz zu
den übrigen Flussabschnitten keine Unterhaltung des
Gewässerbettes und der Ufer, so dass sich eine den
Standortverhältnissen entsprechende natürliche Vegetation
entwickelt hat.
An der Granziner Mühle befand sich eine betonierte
Panzerfurt, etwa 300 m südlich führten 2 Panzerbrücken
(ebenfalls mit Betonfundamenten) über die Havel. Diese
Bauwerke wurden von den ehemaligen GUS-Truppen für
militärische Übungen genutzt und sind inzwischen rückgebaut.
Der Godendorfer Mühlenbach befindet sich in einer
Geländerinne, die glazifluviatilen Ursprungs ist
(GEOLOGISCHES LANDESAMT M-V 1994). Dies
deutet auf seine natürliche Entstehung hin. In Steinmühle
befindet sich ein alter Mühlenstau. Über einen Stau an der
Goldenbaumer Mühle wird der Wasserstand im Mühlenteich reguliert. Unterhalb des Grünower Sees befinden sich
Anlagenreste einer Nutriafarm. Das Bachbett ist dort, wie
auch unmittelbar an der Goldenbaumer Mühle befestigt.
Insbesondere unterhalb der Goldenbaumer Mühle weist
der Mühlenbach einen naturnahen Zustand auf.
Der Bodenbach und der Kotzengraben sind mit Sicherheit
künstlich angelegt, machen aber einen relativ naturnahen
Eindruck. Der Bodenbach ist im Oberlauf auf etwa 150 m
verrohrt. Der genaue Zeitpunkt ihrer Entstehung ist nicht
bekannt.
Der Bolter Kanal wurde zwischen 1831 – 1837 gebaut.
4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung
BRUSDEYLINS (1993, 1994) ermittelte für die 106 im
Rahmen des „Seenkatasters Müritz-Nationalpark“
untersuchten Seen (außer Binnenmüritz) u.a. die
Nährstoff- und Schichtungsverhältnisse.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 11 zusammengefasst.
Danach gelten :
- 21 Seen (ca. 20 %) als mesotroph, bzw. mesotropheutroph
Tabelle 11:
4ROPHIE
STUFE
3CHICHTUNG
!NZAHL
3EEN
4ROPHIE
STUFE
3CHICHTUNG
!NZAHL
3EEN
Trophieklassifizierung und Schichtung der Seen im Nationalpark
PHVRWURSK
PHVRWURSK
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
VWDELO
JHVFKLFKWHW
HXELV
K\SHUWURSK
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
HXELV
K\SHUWURSK
VWDELO
JHVFKLFKWHW
PHVRELV
HXWURSK
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
PHVRELV
HXWURSK
VWDELO
JHVFKLFKWHW
HXWURSK
HXWURSK
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
VWDELO
JHVFKLFKWHW
K\SHUWURSK
K\SHUWURSK
SRO\WURSK
G\VWURSK
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
VWDELO
JHVFKLFKWHW
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
LQVWDELO
JHVFKLFKWHW
Quelle: BRUSDEYLINS (1993, 1994)
*) eutroph mit dystrophem Charakter
- 69 Seen (ca. 65 %) als eutroph, bzw. eutroph-hypertroph
- 13 Seen (ca. 12 %) als hypertroph, bzw. polytroph
- 3 Seen (ca. 3 %) als dystroph.
Landwirtschaft (Flächenentwässerung) und Abwässer. Für
den Caarp- und Woterfitzsee kommen frühere Nährstoffeinträge aus der damals intensiv betriebenen Teichanlage
und Forellenanlage Boek in Betracht.
Die Fließgewässer weisen nach Einschätzung des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur Neubrandenburg die
Güteklasse II (Godendorfer Mühlenbach, Bolter Kanal),
bzw. III (Havel) auf (DOLGENER mdl. Mitt. 1995).
Tabelle 12 enthält für die einzelnen Seen Angaben zu den
Flächen und Tiefen, zu den Nährstoff- und Schichtungsverhältnissen sowie eine Charakterisierung ihres
Naturraumtyps.
Die Dominanz instabil geschichteter Seen (62 %) resultiert
aus den überwiegend geringen Gewässertiefen.
Mesotrophe, bzw. mesotroph-eutrophe Seen treten
überwiegend in den nährstoffarmen, kalkreichen Sandergebieten auf, wie beispielsweise Fürstenseer See, Zwirnsee,
Hinnensee, die Krummen Seen bei Kratzeburg und
Zwenzow, Großer Bodensee, Babker See, Janker See oder
auch in der Endmoräne, wie Hinbergsee, Trinnen- und
Mühlensee. Es handelt sich ausnahmslos um tiefere
Gewässer, die aus dem Grundwasser gespeist werden
(Durchströmungs- und Kesselseen).
Ein räumlicher Verbreitungsschwerpunkt eutropher Gewässer lässt sich aus den Untersuchungen nicht ableiten, sie
sind im gesamten Nationalparkgebiet vorzufinden. Es
handelt sich ganz überwiegend um seichte bis mäßig tiefe
Gewässer mit unterschiedlichem hydrologischen Status.
Der Trophiestatus ist nur in wenigen Fällen auf unmittelbare anthropogene Beeinträchtigungen zurückzuführen, wie
beispielsweise am Bornsee, Käbelicksee, Granziner See
oder Zotzensee. In den meisten Seen ist bedingt durch die
geringen Tiefen, von einer morphometrischen, d.h.
natürlichen Eutrophie auszugehen (ODUM 1959).
Sehr nährstoffreiche (hyper- bzw. polytrophe) Seen sind
u.a. der Schulzensee (Granzin), Jäthensee, Görtowsee,
Zierzsee, Landsee, Caarpsee, Woterfitzsee und Feutschsee.
Bei der Mehrzahl dieser Gewässer resultiert der hohe
Trophiestatus aus Nährstoffeinträgen, insbesondere durch
4.1.3 Wasserkreislauf, Gebietswasserbilanz
Das Gebiet des Müritz-Nationalparks ist grundsätzlich als
Quellgebiet zu bezeichnen, Fließgewässer, wie die Ostpeene und die Havel entspringen hier. Ebenso wird die Elde
aus dem Einzugsgebiet der Müritz gespeist (VOIGTLÄNDER 1992).
Mit Ausnahme des Godendorfer Mühlenbaches fehlen
dagegen Zuläufe mit deutlichem Einfluss auf die GebietsWasserbilanz.
Angaben zur Gesamt-Gebietswasserbilanz des Nationalparks liegen nicht vor. Vergleichsweise beträgt der langjährige mittlere Niederschlag für Mecklenburg-Vorpommern 638 mm (620 – 670 mm für die westlichen und 540 –
610 mm für die östlichen Landesteile).
Davon verdunsten durchschnittlich 73 % (465 mm) und
27 % (173 mm) gelangen zum Abfluss (UMWELTMINISTERIUM M-V 1994).
45
Tabelle 12: Seen im Nationalpark
46
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX
MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
%DENHU6HH
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
%LQQHQPULW]
N$
N$
N$
]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH
XQYHUEXQGHQ
N$
%RGHQVHH*U
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
%RGHQVHH.O
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
%RUQVHH
HXWURSKKRFKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
%XOORZVHH
N$
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
%ULOOHQVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
&DDUSVHH
KRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
'DPEHFNHU
6HH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
'LHNVHH*U
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
(LFKKRUVWVHH
*U
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
(LFKKRUVWVHH
.O
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
)DXOHU6HH
)DXOHU2UW
G\VWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
)HLVQHFN
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
)HOVFKHQVHH
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
)HXWVFKVHH
SRO\WURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO
+DOEWLHIVHHPLW$XVÁXVV
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
GXUFKÁRVVHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
KRFKHXWURSKDONDOLVFKHU
5LQQHQ+DOEWLHIVHH
PLW$XVÁXVV SULPlU
PHVRWURSK
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
6HLFKWVHHPLW$XVÁXVV
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
XQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUKRFKHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ)ODFKVHH
GXUFKÁRVVHQ
PLWWHOJUR‰HUHXWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
+DOEWLHIVHHGXUFKÁRVVHQ
NOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
6HLFKWVHHPLW
$XVÁX‰
]LHPOLFKNOHLQHU
HXWURSKVXEQHXWUDOHU
6FKDOHQ+DOEWLHIVHH
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUHXWURSK
VXEQHXWUDOHU.HVVHO
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
NOHLQHUG\VWURSKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
PRRUXPJHEHQPLW
$EÁXVVJUDEHQ
JUR‰HUPHVRWURSK
HXWURSKHU5LQQHQ7LHIVHH
GXUFKÁRVVHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUSRO\WURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX
MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
)LWWHQVHH
1RUG
N$
)UVWHQVHHU
6HH
HXWURSKQLFKWVWDELO
JHVFKLFKWHW
XQYHUEXQGHQ
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
*|UWRZVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
*UDQ]LQHU6HH
HXWURSKKRFKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
*VWHUSRKO
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
+DXVVHH
6HUUDKQ
HXWURSK G\VWURSKHU
&KDUDNWHU QLFKWVWDELO
JHVFKLFKWHW
+LQEHUJVHH
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
+LQQHQVHH
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
+RIVHH
6SHFN
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
+RKOHU%DXP
6HH
N$
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
-lWKHQVHH
KRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
-DPHONHQVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
-DQNHU6HH
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
.lEHOLFNVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
.lOEHUVHH
.HVVHOVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
6HLFKWVHH
JUR‰HUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU5LQQHQ7LHIVHH
GXUFKÁRVVHQ
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
XQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUHXWURSK
KRFKHXWURSKDONDOLVFKHU
5LQQHQ7LHIVHH
GXUFKÁRVVHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
G\VWURSK DONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
XQYHUEXQGHQPRRUXPJHEHQ
]LHPOLFKNOHLQHU
PHVRWURSKDONDOLVFKHU
.HVVHO7LHIVHH
XQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK
HXWURSKDONDOLVFKHU5LQQHQ
7LHIVHHPLWRIIHQHU
9HUELQGXQJ]XP
)UVWHQVHHU6HH
JUR‰HUHXWURSKDONDOLVFKHU
7URJ+DOEWLHIVHH
YHUEXQGHQ
HXWURSKDONDOLVFKHU
0XOGHQ6HLFKWSIXKO
PLW$EÁX‰
JUR‰HUKRFKHXWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
)ODFKVHHGXUFKÁRVVHQ
HXWURSKDONDOLVFKHU
3IDQQHQSIXKO
XQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHU
PHVRWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQWLHIVHH
PLW$XVÁXVV
JUR‰HUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ7LHIVHH
GXUFKÁRVVHQ
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
WLHIHUHXWURSKVXEQHXWUDOHU
6FKDOHQ3IXKOXQYHUEXQGHQ
PRRUXPJHEHQ
47
48
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX
MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
.UDPVVHH
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
.UHEVVHH
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
.UXPPHU6HH
.UDW]HEXUJ
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
.UXPPHU6HH
=ZHQ]RZ
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
.XQNHO
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
/DQGVHH
SRO\WURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
/DQJHU6HH*U
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
/DQJHU6HH.O
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
/DQJKlJHU6HH
1RUG
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
/DQJKlJHU6HH
6G
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
/HKPVHH
.UDW]HEXUJ
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
/HKPVHH
3LHYHUVWRUI
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
/LHSHU6HH
HXWURSKKRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
0DGHQVHH
KRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
0HZHQVHH
0LGGHOVHH
G\VWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
0|QFKVHH
JUR‰HUPHVRWURSKHXWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH
PLW=XÁXVV
NOHLQHUHXWURSKVXEQHXWUDOHU
.HVVHO+DOEWLHIVHH
XQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK
HXWURSKDONDOLVFKHU
5LQQHQ+DOEWLHIVHH
XQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU5LQQHQ7LHIVHH
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
GXUFKÁRVVHQ
NOHLQHUSRO\WURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHPLW$XVÁXVV
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU7URJ)ODFKVHH
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
NOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUHXWURSK
KRFKHXWURSKDONDOLVFKHU
3IDQQHQ)ODFKVHH
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUKRFKHXWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
6HLFKWVHHXQYHUEXQGHQ
G\VWURSKHU6FKDOHQSIXKO
XQYHUEXQGHQPRRUXPJHEHQ
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
3IDQQHQ)ODFKVHH
GXUFKÁRVVHQ
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
3IDQQHQ)ODFKVHHPLW
$XVÁXVV
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX
MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
-OORSEE
+RATZEBURG
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
-OORSEE
7AREN
K!
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
-àHLENSEE
!NKERSHAGEN
MESOTROPH EUTROPH
GESCHICHTET
-àHLENTEICH
'OLDENBAUM
HOCHEUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
-àHLENTEICH
'RANZIN
HOCHEUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
-àRENSEE
EUTROPH
LEICHT DYSTROPHER
#HARAKTER
STABIL GESCHICHTET
.IETINGSEE
K!
K!
HOCHEUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
0AGELSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
0LASTERINSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
0RÊLANKSEE +L
K!
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
0RIESTERBÊKER
3EE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
0RIESTERSEE
K !
K !
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
KLEINER EUTROPH SUBNEUTRALER
0FANNEN &LACHSEE
UNVERBUNDEN MOORUMGEBEN
ZIEMLICH KLEINER EUTROPH
ALKALISCHER 3CHALEN
&LACHSEE UNVERBUNDEN
MITTELGRO”ER MESOTROPH
EUTROPH ALKALISCHER 4ROG
(ALBTIEFSEE MIT !USmUSS
ZIEMLICH KLEINER
HOCHEUTROPH ALKALISCHER
4ROG &LACHSEE DURCHmOSSEN
KLEINER HOCHEUTROPH
ALKALISCHER 0FANNEN
3EICHTSEE DURCHmOSSEN
KLEINER EUTROPH
SUBNEUTRALER 3CHALEN
(ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN
MIT DYSTROPHEM
%RSCHEINUNGSBILD
KLEINER HOCHEUTROPH
ALKALISCHER 0FANNEN
3EICHTSEE DURCHmOSSEN
MITTELGRO”ER EUTROPH
HOCHEUTROPH ALKALISCHER
2INNEN (ALBTIEFSEE
DURCHmOSSEN
MITTELGRO”ER EUTROPH
ALKALISCHER 3CHALEN
(ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN
ZIEMLICH KLEINER EUTROPH
ALKALISCHER 0FANNEN
3EICHTSEE UNVERBUNDEN
GRO”ER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALENHALBTIEFSEE
VERBUNDEN
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
0FANNEN 3EICHTSEE
2ACKWITZSEE 'R
MESOTROPH EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
2ACKWITZSEE +L
K !
K !
2EDERANGSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
MESOTROPH EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
2OHRSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
2ÚTHSEE $AMBECK
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
KLEINER MESOTROPH EUTROPH
ALKALISCHER +ESSEL 4IEFSEE
UNVERBUNDEN
EUTROPH ALKALISCHER -ULDEN
3EICHTPFUHL UNVERBUNDEN
GRO”ER MESOTROPH EUTROPH
ALKALISCHER 0FANNEN
(ALBTIEFSEE MIT !USmUSS
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN (ALBTIEFSEE
UNVERBUNDEN
ZIEMLICH KLEINER EUTROPH
ALKALISCHER 3CHALEN n
(ALBTIEFSEE DURCHmOSSEN
49
50
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX
MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
5|WKVHH
=DUWZLW]
KRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6lINRZVHH*U
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
VXEQHXWUDOHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK²
HXWURSKDONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHPLW$XVÁXVV
6FKlIHUHLHQ3|KOH
1RUG
6FKlIHUHLHQ3|KOH
6G
6FKOLHVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
6FKOLSZDUN
PHVRWURSKHXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
6FKPDUVVHH
*U
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6FKPFNHUVHH
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
6FKXO]HQVHH
.UDW]HEXUJ
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
6FKXO]HQVHH
*ROGHQEDXP
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
6FKZDU]HU6HH
*ROGHQEDXP
G\VWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6FKZHLQJDUWHQVHH
1RUG
HXWURSK
G\VWURSKHU&KDUDNWHU
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6FKZHLQJDUWHQVHH
6G
HXWURSK
G\VWURSKHU&KDUDNWHU
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6HUUDKQVHH*U
N$
N$
HXWURSK
G\VWURSKHU&KDUDNWHU QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6SHFNHU6HH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
6SXNORFK
N$
N$
PHVRWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ)ODFKVHH
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ+DOEWLHIVHH
WLHIHUHXWURSKDONDOLVFKHU
.HVVHOSIXKOGXUFKÁRVVHQ
LQ0|UlQHQHLQVHQNXQJ
WLHIHUPHVRWURSKHXWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO3IXKO
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
3IDQQHQ)ODFKVHHPLW
$EÁXVV
NOHLQHUHXWURSKDONDOLVFKHU
.HVVHO+DOEWLHIVHH
XQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU5LQQHQ7LHIVHH
XQYHUEXQGHQ
NOHLQHUG\VWURSK
VXEQHXWUDOHU6FKDOHQ
)ODFKVHHXQYHUEXQGHQ
PRRUXPJHEHQ
WLHIHUHXWURSK G\VWURSK DONDOLVFKHU.HVVHOSIXKO
GXUFKÁRVVHQLQ
0RUlQHQHLQVHQNXQJ
6GEHFNHQPLWWHOJUR‰HU
HXWURSK G\VWURSK DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH
PLWNQVWOLFKHP$EÁXVV
]LHPOLFKNOHLQHU
HXWURSK G\VWURSK DONDOLVFKHU6FKDOHQ
)ODFKVHHXQYHUEXQGHQ
PRRUXPJHEHQ
JUR‰HUHXWURSKDONDOLVFKHU
6FKDOHQ+DOEWLHIVHH
YHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
6HLFKWVHHXQYHUEXQGHQ
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
3PRINGSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
3TÚCKERSEE
EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
4ANNENSEE
EUTROPH BIS HOCHEUTROPH
STABIL GESCHICHTET
4ECHTINSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
4EICH SàDLICH
3CHWEINGARTEN
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
4EICH SàDLICH
3CHWEINGARTEN
4EUFELSKRUG
K!
K!
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
4IEFER :INOW
4ONLOCH
4RINNENSEE
4àRZSEE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
5SERINER 3EE
6AUCKSEE
K!
K!
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
HOCHEUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
7ARNKER 3EE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
7EI”ER 3EE
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
7ENSCHSEE
EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
7IENPIETSCHSEE
.ORD
EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
7IENPIETSCHSEE
3àD
EUTROPH HOCHEUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN (ALBTIEFSEE
UNVERBUNDEN
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN (ALBTIEFSEE MIT
!USmUSS
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN (ALBTIEFSEE MIT
!USmUSS
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN &LACHSEE MIT
:UmUSS UND !BmUSS
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN &LACHSEE
DURCHmOSSEN
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
4ROG 3EICHTSEE DURCHmOSSEN
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
+ESSEL (ALBTIEFSEE MIT
!USmUSS
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
4ROG (ALBTIEFSEE
TIEFER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN 0FUHL
ZIEMLICH KLEINER MESOTROPH
EUTROPH ALKALISCHER 3CHALEN
(ALBTIEFSEE DURCHmOSSEN
KLEINER EUTROPH ALKALISCHER
3CHALEN (ALBTIEFSEE
UNVERBUNDEN
GRO”ER EUTROPH ALKALISCHER
4ROG (ALBTIEFSEE
ZIEMLICH KLEINER
HOCHEUTROPH ALKALISCHER
0FANNEN &LACHSEE MIT :UmU”
ZIEMLICH KLEINER EUTROPH BIS
HOCHEUTROPHER ALKALISCHER
3CHALEN &LACHSEE MIT
!USmUSS
ZIEMLICH KLEINER EUTROPH
ALKALISCHER 0FANNEN
3EICHTSEE MIT !USmUSS
ZIEMLICH KLEINER EUTROPH
ALKALISCHER +ESSEL
(ALBTIEFSEE UNVERBUNDEN
EUTROPH BIS HOCHEUTROPH
SUBNEUTRALER 3CHALEN
3EICHTPFUHL UNVERBUNDEN
MOORUMGEBEN
EUTROPH BIS HOCHEUTROPHER
SUBNEUTRALER 3CHALEN
&LACHSEE UNVERBUNDEN
MOORUMGEBEN
EUTROPH
NICHT STABIL GESCHICHTET
EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
MESOTROPH EUTROPH
STABIL GESCHICHTET
51
3EENAME
3EEmËCHE
HA
4IEFE M
MAX
MITTL
'ESAMTBEWERTUNG
.ATURRAUMTYP
:LWWVHH
HXWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
:RWHUÀW]VHH
KRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
=LHU]VHH
KRFKHXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
=LOOPDQQVHH*U
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
=LOOPDQQVHH.O
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
=RW]HQVHH
HXWURSK
QLFKWVWDELOJHVFKLFKWHW
=ZLUQVHH
PHVRWURSK
VWDELOJHVFKLFKWHW
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHPLW=XÁXVV
JUR‰HUKRFKHXWURSKHU
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
+DOEWLHIVHHGXUFKÁRVVHQ
PLWWHOJUR‰HUHXWURSK
DONDOLVFKHU3IDQQHQ
+DOEWLHIVHHGXUFKÁRVVHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU7URJ)ODFKVHH
XQYHUEXQGHQ
]LHPOLFKNOHLQHUHXWURSK
DONDOLVFKHU6FKDOHQ
+DOEWLHIVHHXQYHUEXQGHQ
PLWWHOJUR‰HUHXWURSK
DONDLVFKHU3IDQQHQ
)ODFKVHHGXUFKÁRVVHQ
PLWWHOJUR‰HUPHVRWURSK
DONDOLVFKHU.HVVHO7LHIVHH
PLWNQVWOLFKHP=XXQG
$EÁXVV
Quelle: BRUSDEYLINS (1993,1994)
4.1.4 Wasserscheiden
Die Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsgebieten
der Ostsee und der Nordsee erfasst sowohl das Teilgebiet
Müritz wie auch das Teilgebiet Serrahn. Ihr Verlauf wird
wesentlich durch die Pommersche Hauptendmoräne
bestimmt.
Demzufolge entwässern nur einige kleine endmoränennahe
Bereiche des Nationalparks über die Peene bzw. Tollense
zur Ostsee, wie das Peeneholz, der Raum Ankershagen mit
Bornsee, Trinnensee und Mühlensee, Wittsee, der Lieper
See, der Dröge See und der Serrahnsee.
Die genannten Seen im Raum Ankershagen wurden erst
mit dem Bau eines Mühlengrabens an das Ostsee-Einzugsgebiet angeschlossen (TREICHEL1957, GLANDER 1965,
VOIGTLÄNDER 1992).
Bei den u.a. von VOIGTLÄNDER genannten
Teileinzugsbereichen Hinbergsee und Fittensee handelt es
sich jeweils um Gewässer, die keine oberirdischen Zu- und
Abflüsse besitzen. Die abflusslosen Senken sind damit
weder unmittelbar dem Einzugsbereich der Ostsee noch
der Nordsee zuzuordnen (REINSCH 1994).
Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks entwässert überwiegend über die Havel und die Elde zur Nordsee.
52
Das oberirdische Einzugsgebiet ist durch eine Wasserscheide in die Flussgebiete der Müritz (Elde und Elbe) und
der Havel aufgegliedert. Die Wasserscheide verläuft etwa
von Ulrichshof nach SW durch die Springtannen, östlich
vom Springsee und Langen See, dann weiter unmittelbar
östlich des Großen und Kleinen Zillmannsees, durch den
Boeker Forst in Richtung Boeker Mühle (zwischen Müritz
und Boeker Fischteichen).
Über künstlich angelegte Verbindungen (Bolter Kanal,
Müritz-Havel-Wasserstraße) entwässert die Müritz aber
teilweise auch zur Havel.
Beide oberirdische Einzugsgebiete sind in weitere
Teilflussgebiete bzw. Seeneinzugsgebiete zu unterteilen
(VOIGTLÄNDER 1992, REINSCH 1994).
Danach gehören zum Müritz-Einzugsgebiet folgende
Teileinzugsgebiete:
- Feisnecksee mit Hofsee und Krummer See bei Kargow
- Wienpietschseen
- Moorsee und Warnker See
- Rederangsee mit Janker See
- Specker See mit Hofsee und Priesterbäker See sowie
Mühlensee, Weißer See und Binnenmüritz
- Zillmannseen
- Springsee und Langer See
Das Haveleinzugsgebiet umfasst die Teileinzugsgebiete:
- Dambecker See mit Diekenbruch und Tannensee (die
„Havelquellseen“, lt. SCHELLER und VOIGTLÄNDER
sind dies Wittsee, Bornsee, Trinnensee, Mühlensee werden hier dem Einzugsgebiet der Ostsee zugeordnet, s. o.)
- Krummer See, Schulzensee und Babker See
- Käbelicksee mit Röthsee und Bodenseen
- Granziner See mit Pagelsee
- Zotzensee
- Jäthensee mit Großem Säfkowsee, Bullowsee und
Leussowsee
- Görtowsee mit Rotem See und Jamelsee
- Useriner See mit Kramsee
- Langhäger See und Wenschsee
- Woterfitzsee mit Caarpsee
Im Teilgebiet Serrahn entwässert das nördlich der
Hauptwasserscheide gelegene Gebiet über die Tollense
bzw. Peene zur Ostsee. In diesem Gebiet liegen der Serrahnsee und der Haussee. Der südliche Teil mit Fürstenseer
See (einschließlich Nebenseen) und Schweingartensee bis
Lutowsee entwässern über den Woblitzsee nach SW zur
Havel. Der Grünower See, der Mühlenteich und der Grammertiner Teich über den Godendorfer Mühlenbach sowie
das Einzugsgebiet des Schulzensees jeweils in südliche
Richtung zur Havel.
Eine Vielzahl untergeordneter oberirdischer Wasserscheiden gliedern das Gebiet in eine größere Zahl von Teileinzugsgebieten bzw. abflusslose Senken.
Durch künstliche Durchbrüche bzw. Wasserbaumaßnahmen wurden auch hier im Laufe der Jahrhunderte kleinere
Gewässer bzw. Vernässungszonen von bis dahin abflusslosen Senken an die Vorflutsysteme angeschlossen (z.B.
Anschluss kleiner Gewässer um den Großen Serrahnsee
bzw. des Serrahnsees selbst nach NE, Entwässerung eines
nordwestlichen Vorflutsystems über den Zwirnsee zum
Fürstenseer See, Anschluss des Schweingartensees und
von Nebengewässern in Richtung Lutowsee usw.).
4.2 Arten und Lebensgemeinschaften
seltener auch Wasserpest-Tauchfluren sowie Armleuchter
(Chara delicatula, Ch. hispida, Ch. intermedia, Ch. tomentosa)- und Nixkraut (Najas marina ssp. intermedia)Grundrasen. In den mesotrophen Gewässern (z. B. Janker-,
Hinberg-, Zwirnsee, Krummer See) reicht die Vegetationsgrenze bis in Tiefen von 6 – 9 m. Flachseen, wie der Rederangsee und das Spukloch weisen nahezu flächendeckende Grundrasen und Tauchfluren auf. In den nährstoffreicheren Gewässern treten Tauchfluren je nach Trophiegrad bis in Tiefen von 2 – 4 m auf.
Innerhalb der Schwimmblattvegetation dominieren
Schwimmdecken der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) und
der Weißen Seerose (Nymphaea alba) und im Kontakt mit
Röhrichten auch Froschbiss-Decken. In einigen Seen kommen außerdem Krebsscheren-Schwimmfluren vor. In den
Kleingewässern und Grabensystemen treten besonders
häufig Wasserlinsen-Schwimmdecken sowie zumeist
kleinflächig Wasserstern-Schwimmfluren auf. Außerdem
kann auch die Wasserfeder (Hottonia palustris) Dominanzbestände ausbilden.
Fauna
Verschiedene Mollusken, wie Teichmuschel (Anodonta
cygnea), Posthornschnecke (Planorbarius corneus),
Schlammschnecke (Lymnea stagnalis) und Sumpfdeckelschnecke (Viviparus contectus) sind typische Charakterarten der eutrophen Flachseen des Nationalparks.
Typische Vertreter der Fischfauna in diesen Gewässern
sind Blei (Abramis brama), Güster (Blicca björkna), Hecht
(Esox lucius), Schleie (Tinca tinca), Plötze (Rutilus
rutilus), aber auch Karausche (Carrassius carrassius)
sowie Moderlieschen (Leucaspius delineatus). Bemerkenswert ist das Vorkommen des Welses (Silurus glanis) in
mehreren Seen des Nationalparks. In Folge früherer
Besatzmaßnahmen zur Intensivierung der fischereilichen
Nutzung kommen darüber hinaus in einigen Gewässern
allochtone Arten, wie Karpfen (Cyprinus carpio),
Silberkarpfen (Hypophthalmichthys molitrix),
Marmorkarpfen (Aristichthys nobilis) und Graskarpfen
(Ctenopharyngodon idella) vor (BORK, BERKHOLZ,
KNIZIA mdl. 1994).
4.2.1 Stehende Gewässer
Vegetation
Untersuchungen zur Vegetation ausgewählter Seen erfolgten u.a. durch DOLL (1979, 1982, 1983), KAISER (1992),
SPIESS (1990), GEBEL (1994) und BRUSEDEYLINS
(1994).
Die charakteristische Unterwasservegetation der Mehrzahl
der Seen sind Laichkraut-, Hornblatt-, Tausendblatt- und
In den nährstoffarmen tieferen Seen (Janker See, Hinbergsee, Zwirnsee) tritt die Kleine Maräne (Coregonus alba) auf
(SPIESS 1990, DRESBACH 1992, MOESCHKE 1992).
Aus einigen Seen sind Vorkommen des Edelkrebses
(Astacus astacus) bekannt (MEßNER, BERKHOLZ mdl.
1994, RIDDER 2000).
Von den insgesamt 14 in Mecklenburg-Vorpommern
beheimateten Amphibien wurden bisher 11 für das Nationalparkgebiet nachgewiesen. Die Gewässer sind Nah-
53
rungs- und Laichgebiet u. a.von Teichfrosch (Rana
lessonae), Wasserfrosch (Rana esculenta), Moorfrosch
(Rana arvalis) und Kammolch (Triturus cristatus). Das
Vorkommen der Rotbauchunke (Bufo bombina) beschränkt
sich dagegen auf wenige Kleinstgewässser, vorwiegend im
landwirtschaftlich genutzten Offenlandbereich der
Endmoräne.
Den letzten gesicherten Nachweis zum Vorkommen der
Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) gibt es
aus dem Jahr 1984. Aktuelle Vorkommen werden jedoch
im Ostuferbereich der Müritz und dem Schwarzen See bei
Grammertin vermutet (BECKER 1993).
Für zahlreiche Vertreter der Avifauna sind insbesondere die
Flachseen bevorzugtes Nahrungs-, Brut- und Rastbiotop.
Hierbei sind die Vorkommen von etwa 12 See- und 20
Fischadlerpaaren (Haliaetus albicilla, Pandion haliaetus)
sowie des Kranichs (Grus grus) – auch in ihrer Bedeutung
für die Gesamtbestände in Deutschland – hervorzuheben.
Zu den charakteristischen Brut- und Rastvögeln auf den
Nationalparkgewässern gehören die Enten- und Gänsevögel.
Die häufigste Entenart im Gebiet, die Stockente (Anas platyrhynchos) brütet zahlreich an allen Gewässern des Gebietes.
Sehr viel seltener sind dagegen Krick- (Anas crecca),
Schnatter- (Anas strepera) und Löffelenten (Anas clypeata).
In zum Teil bemerkenswerter Anzahl rasten Entenarten auf
den Seen des Nationalparks. So auf dem Warnker See, wo
sich alljährlich im Herbst zehntausende Reiher- (Aytha
fuligula) und Tafelenten (Aythya ferina) einfinden. Neuerdings wird hier auch ie Kolbenernte (Netta rufina) in
bemwerkenswerter Anzahl beobachtet. Auf dem Mühlensee bei Speck sind es vorwiegend Knäk- (Anas querquedula) und Pfeifenten (Anas penelope).
Unter den Gänsearten brütet nur die Graugans (Anser
anser) im Gebiet. Sie bevorzugt u.a. die wiesengesäumten
Havelseen, den Specker Hofsee und das Ostufer der
Müritz. Im Herbst und im Frühjahr dominieren nordische
Saat- (Anser fabalis) und Bläßgänse (Anser albifrons).
Bekannte Schlafplätze sind die Specker Seen, der
Rederangsee und der Woterfitzsee.
Besonders im Winter finden sich auf der eisfreien Müritz
hunderte Sing- (Cygnus cygnus) und Zwergschwäne
(Cygnus columbianus) ein und im Herbst und Frühjahr
sind verschiedene Limikolenarten an den abgelassenen
Boeker Fischteichen auf Nahrungssuche.
Der Fischotter (Lutra lutra) kommt an zahlreichen Gewässern im Nationalparkgebiet vor. Im Bereich des Godendorfer Mühlenbachs werden seit einigen Jahren Biber (Castor
fiber) beobachtet, ein weiteres Einwandern in das
Nationalparkgebiet ist als wahrscheinlich anzusehen.
54
4.2.2 Röhrichte
In der Flachwasserzone vieler Seen bilden die Röhrichte
mehr oder weniger geschlossene Vegetationsgürtel aus. Da
diese bisweilen nur wenige Meter breit sind, waren sie in
der Karte der Vegetation (Karte 3) jedoch nur in wenigen
Fällen darstellbar.
Vegetation
Unter der Kartierungseinheit „Wasser-Röhricht“ werden
durch VOIGTLÄNDER (1995) alle im Flachwasserbereich oder im direkten Kontakt zum Gewässer (bei hohen
Wasserständen Überflutung möglich) wachsenden Röhrichte zusammengefasst. Die weitaus häufigsten Großröhrichte sind die Schilf-Röhrichte in verschiedenen Ausprägungen (z.B. Wasserlinsen-Schilf-Röhrichte, Wasserschlauch-Schilf-Röhrichte, Steifseggen-Schilf-Röhrichte).
Am Müritzufer im Bereich Müritzhof wächst auf nassen,
teilweise mehrere Monate überstauten Flächen ein
Nachtschatten-Schilf-Röhricht. Hier findet das Gemeine
Schilf (Phragmites australis) zum Teil optimale Bedingungen und erreicht Höhen bis über 2 m. Zu den wenigen
regelmäßigen Begleitarten gehören Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara), Sumpflabkraut (Galium
palustre), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris),
Steif-Segge (Carex elata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus
europaeus).
Weitere Röhricht-Gesellschaften werden vom Breitblättrigen und Schmalblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia u.
Typha angustifolia) und der Teichsimse (Schoenoplectus
lacustris) gebildet. Erstere Art wächst vor allem in kleineren
Seen mit breiten Verlandungszonen und in Torfstichen. Die
beiden letzteren kommen auch in größeren Gewässern vor
und sind hier vielfach den Schilf-Röhrichten seeseitig vorgelagert oder bilden eigenständige Gürtel aus.
Eine gewisse Ausnahme bilden die u.a. bei Müritzhof
festgestellten Schneiden-Röhrichte. Die Binsen-Schneide
(Cladium mariscus) kommt nur selten in Form reiner
Dominanzbestände vor. Weitaus häufiger sind SchneidenSchilf-Röhrichte (EGGERS 1994, VOIGTLÄNDER
1994). Großflächig und besonders charakteristisch
entwickelten sich solche Bestände auf der Absenkungsterrasse zwischen dem Rederang- und dem Großen
Specker See. Sie stellen ein eng verzahntes und floristisch
differenziertes Mosaik aus Schilf-, Schilf-Schneiden- und
Schneiden-Röhrichten sowie Pfeifengras-Kleinseggenund reinen Pfeifengras-Rasen dar.
Das Verteilungsmuster dieses Mosaiks wurde über lange
Zeit von der Flächennutzung (Streunutzung, Beweidung)
und den kurz- bis längerfristigen Wasserstandsschwan-
kungen bestimmt. In nassen Perioden dehnten sich die
Schneiden-Röhrichte aus, in trockenen Zeitabschnitten die
Kleinseggen- und Pfeifengras-Rasen. In den letzten
Jahrzehnten übte auch die Rotwildäsung einen gewissen
Einfluss aus. Regelmäßige Begleiter in Rieden von
Binsen-Schneide (Cladium mariscus) und Gemeinem
Schilf (Phragmites australis) als namengebende Arten sind
Moor-Reitgras (Calamagrostis stricta), Gemeines
Helmkraut (Scutellaria galericulata), Sumpf-Haarstrang
(Peucedanum palustre), Wasserminze (Mentha aquatica),
Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gemeiner
Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Steifsegge (Carex
elata) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus).
In den ausgedehnten Schneiden-Röhrichten zwischen dem
Flöttergraben und dem Rederang-Kanal liegen die einzigen
Vorkommen des Schwarzen Kopfriedes (Schoenus
nigricans).
Deutlich seltener und kleinflächiger treten Kleinröhrichte
auf. An den Seeufern sind es vor allem Röhrichte der
Gemeinen Sumpfsimse (Eleocharis palustris). Im Bereich
ausgeprägter Verlandungszonen nährstoffreicher Seen, in
Kleinstgewässern sowie in Söllen, Gräben und Torfstichen
gehören z.B. Igelkolben (Sparganium erectum)-, Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica)-, Merk (Berula erecta)-,
Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum)-, Wasserfenchel (Oenanthe aquatica)- und Teichschachtelhalm
(Equisetum fluviatile)- Kleinröhrichte zu den charakteristischen Vegetationsformen. Auf ihre Darstellung in der
Karte der Vegetation (Karte 3) wurde verzichtet.
Eine sehr heterogene Gruppe bilden die Landröhrichte. In
dieser Kartierungseinheit wurden alle Röhrichte zusammengefasst, die auf Flächen entstanden sind, die nicht oder
nur in Ausnahmefällen vollständig überflutet werden. In
der Regel sind es Sekundär-Gesellschaften, die sich im
Bereich aufgelassenen Graslandes oder auf Absenkungsterrassen entwickelt haben. Die häufigsten Landröhrichte
sind Brennnessel (Urtica dioica)- Schilf-Röhrichte. Weiter
kommen mehrfach Nachtschatten (Solanum dulcamara)Schilf-Röhrichte und verschiedene Ausbildungen der Staudenröhrichte, z.B. Wasserdost (Eupatorium cannabinum)und Weidenröschen (Epilobium palustre)- Schilf-Röhrichte
vor, die bereits zu den Staudenfluren überleiten.
Rohrglanzgras- und Wasserschwaden-Röhrichte treten nur
selten und dann zumeist nur in den äußeren Randzonen der
Seenverlandungszonen im Kontakt mit Erlen-Bruchwäldern oder Grauweiden-Gebüschen, in stark sammel-,
stau- oder grundwasserbeeinflussten Senken innerhalb der
Graslandflächen sowie entlang von Gräben auf.
Fauna
Angaben zur Fauna sind im Kapital 4.2.3 enthalten.
4.2.3 Riede
In den Verlandungszonen vieler Klein- und Kleinstgewässer sowie in vermoorten Senken und Kesselmooren
haben sich verschiedene torfmoosreiche Seggen- und
Wollgras-Riede herausgebildet. Ihre Hauptverbreitung
liegt in den Sandergebieten beider Teilgebiete des MüritzNationalparks.
Die Großseggen- und Binsen-Riede einschließlich der
Sumpfreitgras-Riede wurden als eigenständige Kartierungseinheiten erfasst. Besondere Verbreitungsschwerpunkte bilden mehr oder weniger eutrophe Standorte im
Sander.
Vegetation
Dominierend sind die Sumpfseggen (Carex acutiformis)Riede. Relativ häufig sind sie in nassen, zum Teil periodisch überstauten Senken und in den Randzonen einiger
Seen zu finden. Vielfach bilden sie Regenerationsstadien
nach Aufgabe einer Mähnutzung und/oder nach erfolgter
Wiedervernässung. In den ausgedehnten Niederungsgebieten wurden sie durch Meliorationsmaßnahmen bis auf
kleinste Restflächen in Grasland umgewandelt.
In den Uferzonen vieler Gewässer treten Steifseggen
(Carex elata)- Riede auf. Sie bilden hier in Höhe der
Mittelwasserlinie unterschiedlich breite Übergangszonen
zu den seeseitig anschließenden Schilf-Röhrichten.
Manchmal sind regelrechte Steifseggen-Schilf-Röhrichte
entstanden (z.B. am Nordufer des Zotzensees).
Andere Großseggen-Riede nährstoffreicher Standorte
werden nur selten angetroffen. Zu ihnen gehören Uferseggen (Carex riparia)-, Blasenseggen (Carex vesicaria)-,
Kammseggen (Carex disticha)- und Schlankseggen (Carex
gracilis)- Riede. Die wenigen gut entwickelten
Schnabelseggen-Riede wurden zu den Vegetationstypen
der Armmoore gestellt.
Flatterbinsen (Juncus effusus)- Riede sind eine typische
Erscheinung in basenarmen grund- und stauwasservernässten, vielfach vermoorten Senken und in Kesselmooren, wo sie zumeist im Kontakt mit Sumpfreitgras
(Calamagrostis canescens)- Rieden oder Pfeifengras
(Molinia caerulea)- Gesellschaften vorkommen.
Dominanzbestände der Flatterbinse treten auch in vernässten Geländedepressionen innerhalb des Graslandes auf.
Hier besitzen sie aber eine von den erstgenannten deutlich
verschiedene Artenzusammensetzung und stehen den
Vegetationsformen des Graslandes bzw. der Flutrasen
deutlich näher als den Rieden.
Noch häufiger treten im Müritz-Nationalpark verschiedene
Ausbildungsformen eines Sumpfreitgras (Calamagrostis
55
canescens)-Riedes auf. Es ist als eine charakteristische
Verlandungsgesellschaft ursprünglich mesotropher Seen
anzusehen und folgt in der Regel auf Röhrichte und
Großseggen-Riede. Oftmals sind auch SumpfreitgrasRiede zu beobachten, die sich nach dem Absterben der
Gehölzvegetation (Birken- und Kiefern-Gehölze) infolge
eines Wiederanstieges des Wasserspiegels ausgebreitet
haben.
Innerhalb der Sumpfreitgras-Riede lassen sich auf nährstoffreicheren und sehr nassen Flächen solche mit dem
Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), auf jüngeren
Verlandungsflächen solche mit der Steifsegge (Carex
elata) und auf nährstoffarmen Böden solche mit dem
Pfeifengras (Molinia caerulea) unterscheiden. Die
letzteren dominieren im Müritz-Nationalpark.
Regelmäßige Begleitarten sind unter anderem der SumpfHaarstrang (Peucedanum palustris), der Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), der Fieberklee (Menyanthes
trifoliata), das Sumpfblutauge (Potentilla palustris), der
Wolfstrapp (Lycopus europaeus), die Blutwurz (Potentilla
erecta), das Sumpf-Veilchen (Viola palustris), die FlatterBinse (Juncus effusus) und das Hunds-Straußgras (Agrostis
canina).
Für die basenarmen Arm- und Zwischenmoore sind
torfmoosreiche Schnabel-Seggen (Carex rostrata) - und
Faden-Seggen (Carex lasiocarpa)- Riede eine typische
Erscheinung. In reiner Ausprägung kommen sie jedoch
selten vor, da sie meistens mit Sumpfreitgras- oder
Wollgras-Rieden zahlreiche Übergangsformen bilden.
Die Hauptvorkommen von Torfmoos-Wollgras-Rieden
einschließlich der verschiedenen Torfmoosrasen sowie
Kiefern-Torfmoos-Rasen liegen in oligotroph- sauren Kesselmooren und weitgehend verlandeten Kleingewässern.
Bestandsbestimmende Arten sind zahlreiche Torfmoose
(Sphagnum spec.), das Schmalblättrige und das Scheidige
Wollgras (Eriophorum angustifolium u. E. vaginatum)
sowie verschiedene Seggen, die Moosbeere (Oxycoccus
palustris), der Rundblättrige Sonnentau (Drosera
rotundifolia), die Polei-Gränke (Andromeda polifolia) und
das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba).
In entwässerungsbedingten Degradationsstadien kommt es
vielfach zur Vorherrschaft des Pfeifengrases (Molinia
caerulea). Einige Moore zeigen deutliche Entwicklungstendenzen zu Sumpfporst- und Birken-Kiefern-Moorwäldern. So ist z.B. das Torfmoos-Wollgras-Ried im
Andromedamoor südlich des Kleinen Zillmannsees fast
vollkommen mit Birkenanflug bedeckt. Die noch erkennbaren alten Kiefernstubben zeigen, dass das Moor schon
einmal deutlich stärker bewaldet war. Neben den genannten Arten kommen hier auch Kamm-Wurmfarn
(Dryopteris cristata), Drahtschmiele (Avenella flexuosa)
und Heidekraut (Calluna vulgaris) vor.
56
Moose
Die Moosflora der Schneideriede zeichnet sich durch
gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten, wie Scorpidium scorpioides, Campylium stellatum, Fissidens
adianthoides, Drepanocladus revolvens und Plagiomnium
elatum aus.
Die oligo- bis mesotroph sauren Zwischenmoore werden
zum größten Teil durch Torfmoosrasen, TorfmoosSchlammseggen-Riede und Grünen Torfmoosschlenken
gebildet. Zu den in diesen Vegetationseinheiten mit hoher
Stetigkeit vorkommenden Arten gehören Sphagnum fallax,
Sphagnum angustifolium, Aulacomnium palustre, Calliergon stramineum, Polytrichum strictum und Drepanocladus
fluitans. Zu den selteneren Moosarten der Armmoore
gehören u.a. Sphagnum magellanicum, Sphagnum caapillifolium, Sphagnum subsecundum und Helodium lanatum.
Das Vorkommen von Splachnum ampullaceum im Teufelsbruch zählt zu den letzten in Mecklenburg-Vorpommern.
Weiterhin erwähnenswert ist das Vorkommen des borealen
Torfmooses Sphagnum fuscum im Teufelsbruch (WIEHLE
1994) und im Kiebitzmoor (PAULSON 1995).
Pilze
Zu den Pilzarten der Torfmoos-Seggen- bzw. TorfmoosWollgras-Riede zählen Häublinge (Galerina sp.), der Torfmoos-Schwefelkopf (Hypholoma elongatipes), Rötlinge
(Rhodophyllus sp.) und Saftlinge (Hygrocype sp.). An
Moorrändern wächst der mit Kiefern mykorrhizierende
seltene Moor-Röhrling (Suillus flavidus).
Fauna
Die Besiedlung amphibischer Lebensräume wird wesentlich durch die Dynamik des Wassers bestimmt. Ausschlaggebend für die Verbreitung einzelner Faunenelemente ist
außerdem die Größe und Struktur des Lebensraumes.
Direkten Einfluss auf die Vegetation und auf die Fauna
haben auch anthropogene Störungen und Beeinträchtigungen durch Nährstoffeintrag, Erholung, Fischerei,
Schilfmahd usw. Die Fläche unbeeinträchtigter Röhrichte
und Riede (Moore) im Müritz-Nationalpark ist nur gering.
Als Folge umfangreicher Entwässerungsmaßnahmen sind
fast alle Moore mit Wald bedeckt oder werden als
Grünland genutzt.
Aktuelle faunistische Untersuchungen dieses Lebensraums
wurden auf den Flächen am Müritzhof, am Schwarzen See
und im Andromeda-Moor durchgeführt.
Als Charakterart der gut ausgeprägten Cladium-Riede
(Cladium mariscus) am Ostufer der Müritz gilt Laelia coenosa, ein Schmetterling, dessen Larve in den großflächigen Beständen der Binsenschneide lebt (URBAHN
1963)
Von den durch HAMANN et al (1994) nachgewiesenen
Heuschreckenarten gelten insbesondere die mit hohen
Abundanzen vorkommenden Arten Conocephalus
dorsalis, Chrysochraon dispar und Chorthippus montanus
für derartige Feuchtgebiete als charakteristisch.
Die waldfreien basenarmen Arm- und Zwischenmoore
weisen aufgrund ihrer extremen Lebensbedingungen
(Nährstoffarmut) zwar eine geringe faunistische Artenstruktur auf, jedoch treten hier stark spezialisierte Arten
auf. So bevorzugen die Larvenstadien der Kleinen Moosjungfer (Leussorhinia dubis), der Speer-Azurjungfer
(Coenagrion hastulatum) und des Vierflecks (Libellula
flava) offene Schlenken in Schwingrasen und Moorkolke.
Eine große Rolle für das Arteninventar in Röhrichten
stellen vorjährige Halme dar. So leben die Larven verschiedener Schmetterlingsarten, wie Schilfeulen (Mythimna-Gruppe), Rohreulen (Nonagria und Archanara),
Rohrbohrer (Phragmataecia castaneae) und Schilfwickler
(Orthopthelia sparganella) endophag in diesen Halmen.
Für viele weitere terrestrische Wirbellose, wie z.B.
kälteempfindliche Asseln, Diplopoden, Spinnen, Ameisen
und Laufkäfer sind die hohlen Stängel als Winterquartiere
von Bedeutung.
Zur typischen Avifauna der Röhrichte gehört der
Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus), die
Große Rohrdommel (Botaurus stellaris) und das
Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana).
Zu den Kleinsäugerarten (Mammalia), die an die Bedingungen in nährstoffarmen Mooren angepasst sind, gehört
die Nordische Wühlmaus (Microtus oeconomus). Diese Art
schwimmt und taucht hervorragend und ernährt sich
vorwiegend von Wollgras. Die Wasserspitzmaus (Neomys
fodies) gilt als Indikatorart für strukturreiche Uferhabitate
und Gewässer mit hervorragender Wasserqualität. Als Lebensraum kommen für die Wasserspitzmaus auch Röhrichte und Riede an Kleinstgewässern (Sölle, Moorkolke) in
Betracht (SCHRÖPFER 1985).
4.2.4 Fließgewässer
Vegetation
Die Fließgewässer des Müritz-Nationalparks sind bisher
nicht vegetationskundlich beschrieben worden.
Fauna
Die geringen Strömungsgeschwindigkeiten der Havel,
relativ kurze Fließstrecken und anthropogene Überformungen (Ausbau, Gewässerbelastung) bedingen das Vorkommen lenitischer, meist euryöker Arten, wie sie auch in den
von ihr durchflossenen Seen anzutreffen sind. Dies auch,
weil über die Havel Wanderbewegungen aquatischer Organismen zwischen den Seen stattfinden. Stellenweise
Vorkommen des Gründlings (Gobio gobio) sind
nachgewiesen (WATERSTRAAT 1994 mdl.).
Zu den wenigen natürlichen und abschnittsweise
naturbelassenen Fließgewässern des Nationalparks gehört
der Godendorfer Mühlenbach. Hier ist das Vorkommen des
Steinbeißers (Cobitis taenia) hervorzuheben, Drei- und
Neunstachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus u. Gasterosteus pungitius) treten ebenfalls auf (WATERSTRAAT
1994 mdl.).
An diesem Fließgewässer befindet sich auch das einzige
Brutgebiet der Gebirgsstelze (Montacilla cinerea)
im Nationalpark. Im Winter sind hier regelmäßig Wasseramseln (Cinclus cinclus) zu Gast.
4.3
Wasserwirtschaft
4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft
Die Aufgaben und Zuständigkeiten der Wasserwirtschaft,
sowie die Ordnung der Gewässer ergeben sich aus dem
Wassergesetz des Landes M-V (LWaG) vom 30.11.1992.
Danach sind die Staatlichen Ämter für Umwelt und Natur
(StAUN Neubrandenburg und Lübz) an den Gewässern
1. Ordnung zuständig für die Aufgaben der Unteren
Wasserbehörde. Im Nationalparkgebiet betrifft dies die
Havel (von der Mündung aus dem Middelsee bis zur
Straßenbrücke Zwenzow) und den Bolter Kanal (vom
Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in
den Leppinsee), einschließlich der von ihnen
durchströmten Seen, sowie angrenzend die Müritz
(Bundeswasserstraße). Darüber hinaus sind die Staatlichen
Ämter technische Fachbehörde (vgl. Textkarte 7).
Für die Gewässer 2. Ordnung (alle übrigen Seen, hydromeliorative Anlagen) werden die Aufgaben der Unteren
Wasserbehörde durch die Landkreise Mecklenburg-Strelitz
und Müritz wahrgenommen. Die Unterhaltung dieser Gewässer wird im Nationalparkgebiet von drei Wasser- und
Bodenverbänden auf Grundlage des Gesetzes über die
Wasser- und Bodenverbände (WVG) vom 12.02.1991 und
der einzelnen Verbandssatzungen durchgeführt. Die
Verbände unterstehen der Rechtsaufsicht durch die
Landkreise.
57
Im einzelnen handelt es sich um folgende Wasser- und
Bodenverbände:
– WBV „Obere Havel/Obere Tollense“
– WBV „Müritz“, Röbel
– WBV „Obere Peene“, Stavenhagen
Die flächen- und anlagenmäßig größte Ausdehnung im
Nationalparkgebiet hat der WBV „Obere Havel/Obere Tollense“. Er ist am 01.01.2003 aus dem Zusammenschluss
der beiden bis dahin bestehenden WBV „Obere Tollense“
und „Obere Havel“ hervorgegangen. Die zweitgrößte
Ausdehnung hat der WBV „Müritz“, das Verbandsgebiet
des WBV „Obere Peene“ tangiert den Nationalpark nur
kleinflächig im Norden (vgl. Textkarte 7).
4.3.2 Baulich – technische Einrichtungen
Nach VOIGTLÄNDER (1992) ist das Gebiet des MüritzNationalparks grundsätzlich als Quellgebiet zu bezeichnen. Wasserzuläufe, die deutlichen Einfluss auf die Wasserbilanz des Gebietes haben, fehlen weitestgehend.
Deshalb dienen die baulich-technischen Einrichtungen
vornehmlich der Steuerung des Abflussgeschehens zur
Regulierung der Wasserstände in den Gewässern und deren
Einzugsgebieten.
Der Abfluss der Havel wird im Nationalparkgebiet durch 2
Wehre (Babke, Useriner Mühle) und die Schleuse
Zwenzow gesteuert. Der Abfluss des Bolter Kanals wird
einerseits über die Schleuse Fleeth reguliert, andererseits
aber auch durch den Zulauf am Wehr Bolter Schleuse und
an der Schleuse Mirow beeinflusst. Ein weiterer Zulauf
erfolgt zeitweilig (beim Ablassen der Teiche) über die
Teichanlage Boek. Ebenso wird für die dort vorhandene
Forellenanlage Wasser aus dem Oberlauf des Bolter
Kanals entnommen und nach Passage der Anlage in den
Unterlauf eingeleitet. Für beide Anlagen besteht eine
wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme (und
Wiedereinleitung) von 3,8 Mio. m3/a (StAUN 1993).
Die Regulierung der Müritz erfolgt über die Schleusen
Mirow und Plau, sowie das Wehr Bolter Schleuse.
Die Gewässer 1. Ordnung sind überregional in das
Gesamtsystem der Havel-, bzw. Elde- Wasserstraße
integriert, sie werden nach festgelegten Stauzielen
bewirtschaftet.
Die Mehrzahl der baulich-technischen Einrichtungen an
den Gewässern 2. Ordnung steht im unmittelbaren
Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen und teilweise
auch forstlichen Flächennutzung. Mittels entsprechender
Grabensysteme und Staueinrichtungen wird der Wasser-
Tabelle 13: Übersicht der hydromeliorativen Anlagen im Müritz-Nationalpark und deren
Verbandszuordnung
:%9
2EHUH+DYHO
2EHUH7ROOHQVH
0ULW]
2EHUH3HHQH
*HVDPW
*HVDPWOlQJH
9RUÁXWHU P
GDYRQRIIHQ
GDYRQYHUURKUW
6WDXH
6FK|SI
ZHUNH
Quelle: WBV (1994), Nationalparkamt Müritz (2002)
* Davon liegen 4 Schöpfwerke im grenznahen Bereich außerhalb des Nationalparks, Teilbereiche ihrer Polder-, bzw.
Einzugsgebiete liegen jedoch im Schutzgebiet.
Tabelle 14: Übersicht der Schöpfwerke im bzw. am Müritz-Nationalpark
6FK|SIZHUN
(LQ]XJVJHELHW KD
JHVDPW
1/3)OlFKH
.DNHOGWW 6:
%ODQNHQI|UGH 6:
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5RJJHQWLQ, 6:
5RJJHQWLQ,, 6:
6:'LHNHQZLHVH
*HVDPW
Quelle: WBV (1994), Nationalparkamt Müritz (2002)
58
3ROGHUJHELHW KD
JHVDPW
1/3)OlFKH
haushalt auf diesen Flächen reguliert. Das Drainwasser
gelangt über freie Vorflut oder Schöpfwerke in unterliegende Gewässer.
In besonders hohem Maß erfolgt eine Regulierung auf den
grünlandgenutzten Moorstandorten entlang der Havel,
sowie auf den grundwassernahen Niederungsflächen am
Ostufer der Müritz, hier konzentrieren sich wasserwirtschaftliche Einrichtungen (VOIGTLÄNDER 1992).
Die in Tabelle 13 angegebenen Längen umfassen den
Bestand der Gewässer 2. Ordnung (Vorfluter), darüber hinaus gibt es eine Vielzahl offener Binnengräben und unterirdischer Drainagesysteme. Für 7 Schöpfwerke werden im
Nationalpark liegende Gewässer als Vorfluter genutzt (vgl.
Tab. 14). So der Middelsee (SW Diekenwiese), Zotzensee
(SW 13), die Havel zwischen Zotzen- und Jäthensee (SW
7), der Jäthensee (SW 5, SW 6) und der Görtowsee (SW
17, SW 18).
4.4
Fischerei
4.4.1 Berufsfischerei
Von den rd. 3.600 ha natürlicher Gewässerfläche des Nationalparks (ohne Müritzufer) werden gegenwärtig ca.
3.060 ha, bzw. 85 % fischereilich bewirtschaftet (vgl. Textkarte 8 und Tab. 15). Die fischereiliche Nutzung erfolgt
weitestgehend unabhängig von der Zonierung des
Nationalparks. Darüber hinaus befinden sich 10 Teiche (ca.
90 ha) der Teichanlage Boek im Nationalparkgebiet.
Die fischereiliche Bewirtschaftung wird von 6 Unternehmen ausgeübt. Dabei ist der prozentuale Anteil der im
Nationalpark liegenden Gewässer -bezogen auf die
Gesamtbewirtschaftungsfläche der einzelnen Unternehmen- sehr unterschiedlich:
– Müritz – Plau – Fischerei GmbH:
– Havelquellseenfischerei Berkholz &
Berkholz GbR:
– Havel – Nationalpark Fischerei Knizia &
Schade GbR:
– Seenfischerei „Obere Havel“ e.G.:
– Fischerei GmbH Neustrelitz:
– Fischerei Reimer GbR:
3,7 %
85,1 %
85,5 %
15,7 %
22,3 %
11,0 %
Für den gewerblichen Fischfang werden die allgemein
gebräuchlichen Fanggeräte, wie Reuse, Stell- und Zugnetz,
Aalschnur sowie Elektrofanggerät verwendet. Am Wehr
Babke wird ein Aalfang betrieben. Darüber hinaus werden
für die meisten Gewässer Angelerlaubnisscheine an Privatpersonen verkauft (vgl. Kap. 4.4.2).
Alle Unternehmen verfügen über mehr oder weniger
umfangreiche Verarbeitungskapazitäten, bzw. bauen solche
auf, sowie über eigene Vermarktungslinien.
Im Vorfeld der fischereilichen Verpachtung der Gewässer
im Nationalpark wurden 1993 grundsätzliche und gewässerspezifische Regelungen zwischen Nationalparkamt,
Landwirtschaftsministerium und den Fischerei-Unternehmen abgestimmt.
Tabelle 15: Fischerei- und Angelnutzung der Gewässer
*HZlVVHU
%DENHU6HH
%LQQHQPULW]
%RGHQVHH.O
%RGHQVHH*U
%RUQVHH
%UHVHQ*U
%ULOOHQVHH
%XOORZVHH
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(LFKKRUVWVHH*U
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)HOVFKHQVHH
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$QJHO
QXW]XQJ
59
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)HXWVFKVHH
)LWWHQVHH
)UVWHQVHHU6HH
*UDQ]LQHU6HH
*|UWRZVHH
*VWHUSRKO
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+LQEHUJVHH
+LQQHQVHH
+RIVHH 6SHFN
+RKOHU%DXP6HH
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-DQNHU6HH
-lWKHQVHH
.lEHOLFNVHH
.lOEHUVHH
.HVVHOVHH
.UDPVVHH
.UHEVVHH
.UXPPHU6HH .UDW]HEXUJ
.UXPPHU6HH =ZHQ]RZ
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/DQJHU6HH*U
/DQJHU6HH.O
/DQJKlJHU6HH1RUG
/DQJKlJHU6HH6G
/HKPVHH 3LHYHUVWRUI
/HKPVHH 'DPEHFN
/LHSHU6HH
0DGHQVHH
0LGGHOVHH
0|QFKVHH
0RRUVHH :DUHQ
0RRUVHH .UDW]HEXUJ
0HZHQVHH
0KOHQVHH $QNHUVKDJHQ
0KOHQVHH 6SHFN
0KOHQWHLFK *ROGHQEDXP
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3LDQ
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5RKUVHH
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7RQORFK
7ULQQHQVHH
7U]VHH
8VHULQHU6HH
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:DUQNHU6HH
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6XPPHLQKD
Quelle: Nationalparkamt Müritz
*U|‰H )LVFKHUHL
KD QXW]XQJ
$QJHO
QXW]XQJ
Erläuterung: + Fischereiliche bzw. Angelnutzung findet statt
(+) Nutzung findet in eingeschränkter Form statt
- keine fischereiliche bzw. Angelnutzung
Darüber, in welchem Umfang die abgestimmten naturschutzrechtlichen Regelungen Bestandteil der Pachtverträge wurden, liegen dem Nationalparkamt aber nur
lückenhafte Kenntnisse vor.
Die Dauer der abgeschlossenen Pachtverträge beläuft sich
auf 12 Jahre, d.h. in der Regel bis 2005.
Seitens der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft
und Fischerei werden zwei Gewässer (Janker See, Röthsee
b. Zartwitz) als Forschungsgewässer genutzt. Hier soll insbesondere die Entwicklung fischereilich nicht genutzter
Fischbestände untersucht werden.
4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine
Durch die Berufsfischerei werden für ca. 2.190 ha
(= 71,5 %) der von ihr im Nationalpark bewirtschafteten
Gewässerfläche Angelerlaubnisscheine ausgegeben. Dabei
erfolgt die Angelnutzung auf 1.485 ha ohne jegliche
Einschränkung. Unter besonderer Berücksichtigung der
Ortsangelvereine ist auf den übrigen 655 ha eine eingeschränkte Beangelung (z. B. zahlenmäßig begrenzte Ausgabe von Angelerlaubnisscheinen, Beangelung nur vom
Boot oder von bestimmten Uferabschnitten) festgelegt.
Durch den Landesanglerverband M-V, er ist Mitglied des
61
Verbandes der Deutschen Sportfischer (VDSF), werden derzeitig auf der Grundlage von Pachtverträgen 12 Gewässer
mit insgesamt 61 ha genutzt, sie entsprechen einem Anteil
von 1,7 % der Gesamt-Gewässerfläche im Nationalpark.
am Spukloch und ein Eichen-Hainbuchen-Mittelwald am
Müritzhof sind Reste historischer Waldnutzungsformen.
Damit erfolgt auf insgesamt ca. 2.250 ha (= 62,5 % der
Nationalpark-Gewässerfläche) eine angelsportliche
Nutzung. Sie orientiert sich teilweise an der bestehenden
Zonierung (vgl. Tab. 15).
5.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Der Landesanglerverband zählt mit über 65.000 organisierten Anglern zu den mitgliederstärksten Verbänden des
Landes. Er ist auf unterer Organisationsebene in Kreisund Ortsvereine strukturiert.
Da die Mitgliederstärken der Ortsvereine im Nationalparkgebiet und seinem Vorfeld nicht vollständig vorliegen, sind
genauere Angaben dazu nicht möglich, es ist aber von über
tausend Mitgliedern auszugehen.
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass es neben den Ortsvereinen des LAV eigenständige Angelvereine (z.B.
Blankenförde/Kakeldütt) und eine beträchtliche Anzahl
nichtorganisierter Angler gibt.
5
Wälder, Gehölze und Hecken
5.1 Wälder
Der Müritz-Nationalpark ist ein Wald-Nationalpark. Etwa
72 % (23.180 ha) der Fläche sind mit Waldgesellschaften
bedeckt (vgl. Karte 2).
In den Sandergebieten sind es vor allem ausgedehnte
monotone (forstlich begründete) Kiefernbestände und
natürliche Birken-Kiefern-Vorwälder. Die Buchenwälder
des Strelitzer Bogens der Endmoräne um Serrahn sind Teil
eines der größten zusammenhängenden Buchenwaldgebiete Deutschlands. Die Endmoränenbögen im Teilgebiet
Müritz weisen dagegen nur vereinzelt geschlossene
Buchenwaldgebiete auf.
Zu den typischen Waldformen der Absenkungsterrassen
und Niedermoore gehören die Bruchwälder. In
Abhängigkeit von den Nährstoff- und Wasserverhältnissen
dominieren auf reicheren Standorten Erlen- oder ErlenEschen-Bruchwälder, während auf mesotrophen Standorten Birken-Erlen- bzw. Birken-Bruchwälder vorherrschen. In den nassen Armmooren und nährstoffarmen
grundwassernahen Flächen der Absenkungsterrassen
wachsen Kiefern- und Birken-Kiefernwälder.
Waldgesellschaften, die aus traditionellen, meist extensiven Nutzungen hervorgegangen sind, fehlen im MüritzNationalpark weitgehend. Lediglich die Wacholderheide
62
5.1.1.1 Natürliche und naturnahe Wälder
– Wälder oligotropher bis mesotropher
mineralischer und organischer Nassstandorte
Vegetation
Birken-Erlen-Bruchwälder
Birken-Erlen-Bruchwälder wachsen zumeist auf mesotrophen Verlandungsmooren sowie grundwassernahen Absenkungsterrassen und bilden hier eine recht eigenständige
Vegetationsform aus. Soziologisch stehen sie zwischen den
Sumpflappenfarn-Erlen-Bruchwäldern und den Pfeifengras-Birken-Wäldern. Neben dem hohen Birkenanteil
zeichnen sie sich insbesondere durch eine charakteristische
Bodenvegetation mit dem häufig dominierenden Pfeifengras (Molinia caerulea) und vielen Moosen aus. Auf etwas
trockeneren Standorten dringt vielfach auch die Eiche
(Quercus robur) ein, womit die weitere Entwicklung zu
Birken-Eichen-Wäldern angedeutet wird.
Birken- und Kiefern- Wälder auf Nassstandorten
In Armmooren, wie z.B. in Kesselmooren, in zentralen Bereichen von Verlandungsmooren und auf großflächigen
grundwassernahen Absenkungsterrassen wie beispielsweise am Ostufer der Müritz wachsen verschiedene Birken-,
Kiefern- und Birken-Kiefern-Wälder. Sie besitzen in der
Regel vorwaldartigen Charakter und gehören zu den weitgehend natürlichen Vegetationsformen innerhalb des
Müritz-Nationalparks.
Auf den genannten Standorten ist die Kiefer (Pinus sylvestris) als eine sich natürlich einfindende Pionierbaumart
zu bezeichnen. Bei Erreichen eines bestimmten Verlandungsstadiums, bzw. in trockeneren Klimaperioden dringt
sie in die Torfmoos-Wollgras-Riede ein und bildet anfangs
allein oder zusammen mit der Moor-Birke (Betula pubescens) niedrige und lockere Torfmoos-Birken-KiefernGehölze. In Vernässungsphasen können sie auch wieder
ganz oder teilweise absterben. Bei weiter voranschreitender Verlandung oder bei künstlicher Entwässerung
entstehen aus ihnen Sumpfporst (Ledum palustre)-, Pfeifengras (Molinia caerulea)- sowie Trunkelbeeren (Vaccinium uliginosum)- und Pfeifengras-Blaubeeren (Vaccinium
myrtillus)-Kiefern-Vorwälder.
So wird beispielsweise die äußere, verhältnismäßig breite
Randzone des Schwarzen Sees bei Serrahn von einem
Sumpfporst-Kiefern-Moorbirkenwald eingenommen. Die
lockere Baumschicht bilden Gemeine Kiefer (Pinus
sylvestris) und Moorbirke (Betula pubescens). Eine
Strauchschicht ist kaum ausgebildet. Die Bodenvegetation
wird vom Pfeifengras (Molinia caerulea) beherrscht.
Zwischen den Horsten wachsen Sumpfporst (Ledum
palustre), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Gemeine
Moosbeere (Oxycoccus palustris), Heidekraut (Calluna
vulgaris) und Scheidiges Wollgras (Eriophorum
vaginatum). Auf trockeneren Teilflächen geht der
Sumpfporst-Kiefernwald in einen Pfeifengras-BirkenKiefern-Wald über.
Auf den Absenkungsterrassen beschränkt sich die Kiefer
als Pionierbaumart auf ausgesprochene Rohböden mit
hohen Grundwasserständen. Auf den übrigen Flächen
besitzt die Birke eine höhere Konkurrenzkraft. Bei fortschreitender Sukzession entstehen Birken-Kiefern- und
Birken-Eichen-Wälder. Bei etwas höheren Nährstoffgehalten oder leicht veränderten Humusformen kann sowohl auf
den Moorstandorten als auch auf den Seesandsubstraten
die Moorbirke die Kiefer als Pionierholzart ablösen und
hauptsächlich Torfmoos- bzw. Pfeifengras-Birken-Vorwälder ausbilden. Sie bilden im Müritz-Nationalpark eine
recht charakteristische Waldform. Ihre weitere Entwicklung vollzieht sich in der Regel zu Stieleichen-Birken- und
Birken-Stieleichen-Zwischenwäldern, aus denen bei weiterer Austrocknung und Humusveränderung letztlich Stieleichen-Buchenwälder hervorgehen. Die Entwicklung eines
solchen Waldes ist im Bereich des Dammmoores südwestlich des Zotzensees zu beobachten. Alle genannten Vegetationsformen wurden zu einer Kartierungseinheit
zusammengefasst.
Birken-Eichen-Wälder feuchter Standorte
Auf der Absenkungsterrasse der Müritz im Bereich der
Warenschen, Röbelschen und Boeker Wohld sowie auch auf
einigen anderen grundwassernahen und nährstoffarmen
Sandstandorten und auf wenigen weiteren Moorflächen
haben sich aus den vorgenannten Birken- und BirkenKiefern-Vorwäldern Birken-Eichen-Wälder entwickelt, die
bereits zu den Zwischenwäldern zu stellen sind. Altkiefern
treten nur noch vereinzelt oder horstweise auf, junge
Kiefern fehlen. Auch vorhandene Wacholder sind bis auf
wenige Einzelexemplare verschwunden.
In der Mehrheit machen sie einen naturnahen Eindruck
und für viele Flächen ist auch eine natürliche Einwanderung der Eiche anzunehmen. Sie muss zumindest auf
den wenig höher liegenden Waldflächen recht früh begonnen haben, denn schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts
wurden dort neben Erlen und Birken auch Eichen geschlagen (VOIGTLÄNDER 1982). Teilweise entstanden regelrechte Kahlschläge. Zumindest für einige dieser Flächen
(zum Beispiel zwischen dem Rederang- und dem Specker
See) gewinnt man den Eindruck, dass sie anschließend
unter anderem mit Eichen aufgeforstet wurden und damit
die heutigen Zwischenwälder künstlich begründet oder
gefördert wurden. Auch die Aufgabe der Weidenutzung
förderte die Waldentwicklung.
Eine zusätzliche Begünstigung des Gehölzaufwuchses und
insbesondere der Eiche erfolgte spätestens mit dem Bau
des sogenannten „Herrmannsgrabens“ nach 1930. Er bewirkte eine weitere Absenkung der Binnenmüritz, der
Specker Seen und der Grundwasserstände der umliegenden Flächen. Neben der Förderung der Eiche ermöglichte
die Wasserspiegelabsenkung auch die spontane Einwanderung der Buche, die die weitere Entwicklung der BirkenEichen-Zwischenwälder zu Stieleichen-Buchenwäldern
andeutet.
Stieleichen-Kiefern-Wälder grundwassernaher Standorte
Obwohl die Stieleichen (Quercus robur)-Kiefern-Wälder
in der Karte der Vegetation (Karte 3) bereits zu den
Zwischenwäldern frischer bis trockener Standorte gestellt
wurden, bilden sie auf alten, sich oft nur wenige Zentimeter über die restliche Absenkungsterrasse emporhebenden Riffen einen relativ eigenständigen Waldtyp. Diese
als Zwischenwald anzusehende Vegetationsform stellt ein
Bindeglied zwischen den Birken-Eichen-Kiefern-Wäldern
grundwasserfernerer, den Birken-Kiefern-Wäldern grundwassernaher Standorte und den Birken-Eichen-Wäldern
der Absenkungsterrassen dar.
Ein typisches Beispiel hierfür bildet der bis 160 Jahre alte
(Birken)-Stieleichen-Kiefern-Wald auf dem schmalen und
langgestrecken Riff am Ostufer der Müritz zwischen Ecktannen und der Schnakenburg. Eine ähnliche Entwicklungsrichtung nehmen die Birken-Kiefern-Wälder nördlich
und südlich des Hermannsgrabens.
Pilze
Untersuchungen zur Pilzflora auf nährstoffarmen
Moorstandorten gibt es durch MÜLLER (1970). In einem
Moor-Birkenwald bei Serrahn wurden typische Birkenbegleiter, wie der Birkenpilz (Lecinum scabrum), der
Gelbblättrige Ritterling (Tricholoma flavobrunneum) und
der Grasgrüne Täubling (Russula aeruginosa) nachgewiesen. Die abgestorbenen Birkenstämme werden durch
den Birkenporling (Piptoporus betulinus) und die Rötende
Tramete (Trametes confragosa) besiedelt.
Fauna
Mit zunehmender Entwässerung dieser nährstoffarmen und
zumeist sauren Lebensräume kann sich die Faunenvielfalt
63
ganz wesentlich erhöhen. Spezialisten waldfreier Stadien
verschwinden jedoch in kürzester Zeit. So treten z.B. neben den hygrophilen Laufkäferarten Pterostichus diligens
und Pterostichus minor in degradierten Armmooren auch
Waldarten, wie die Goldleiste (Carabus violaceus) auf
(HAMANN 1993).
Die lebendgebärende Kreuzotter (Vipera berus) und in
trockneren Partien die Waldeidechse (Lacerta vivipera)
sind typische Vertreter der Reptilien in diesem Lebensraum, während Amphibien weitgehend fehlen (JESCHKE
1986).
Mit zunehmender Bewaldung der Moore stellen sich waldbewohnende Vogelarten wie Buchfink (Fringilla coelebs),
Fitislaubsänger (Phyloscopus trochilus) und Singdrossel
(Turdus philomelos) ein.
– Wälder eutropher mineralischer und organischer
Nassstandorte
Vegetation
Erlen-Bruchwälder
Eine häufige und landschaftsprägende Waldform innerhalb
der Seebecken und Niederungsgebiete bilden die Erlenund Erlen-Eschen-Bruchwälder. Sie gehören zu den natürlichen Waldformationen des Müritz-Nationalparks und
treten in Abhängigkeit von den jeweiligen Standortbedingungen in zahlreichen unterschiedlichen Ausbildungsformen auf.
Relativ selten sind die Quell-Erlen-Bruchwälder. Ihre
Verbreitungsschwerpunkte liegen in den Randbereichen
der Becken und Niederungen mit angeschnittenen Grundwasserleitern. In Karte 3 wurden nur solche mit eindeutig
erkennbarem Quelleinfluss dieser Einheit zugeordnet. War
dies nicht der Fall, wurden sie zu den Erlen-Bruchwäldern
nasser Standorte gestellt. An Hand der vorhandenen Vegetation lassen sich die Quell-Erlen-Bruchwälder in Schaumkraut (Cardamine amara)- und Sumpfseggen (Carex acutiformis)-Erlen-Bruchwälder untergliedern. Bei gestörtem
Wasserhaushalt (Entwässerung) kann auch die Brennnessel
stark eindringen.
Die häufigste Form bilden die Erlen-Bruchwälder nasser
Standorte. Die hauptsächlichen Vorkommen liegen im Bereich der Verlandungs- und Ufergürtel der Gewässer. Sie
sind vielfach mit anderen Gehölzen (Birken, Eichen) durchsetzt. Manchmal ist auch eine deutliche Zonierung
erkennbar, dabei wachsen die Erlen direkt entlang der Uferkante, die Birken auf der Terrassensohle und am Böschungshang Birken-Eichen- oder Eichen-Kiefern-Wälder.
64
Die Untergliederung der Erlen-Bruchwälder hängt wesentlich von den Basen- und Nährstoffverhältnissen und zusätzlich von den hydrologischen Bedingungen (z.B. Höhe
und Dauer von Überstauungen) ab. So lassen sich auf
nährstoff- und basenarmen Standorten ein seltener Torfmoos (Sphagnum)-, auf mesotrophen Standorten ein
Sumpflappenfarn (Thelypteris palustris)- und auf nährstoffreichen Standorten ein Großseggen (Carex)- ErlenBruchwald unterscheiden. In der Übergangszone zu ErlenEschen-Wäldern bzw. auf leicht entwässerten Standorten
kommt mehrfach auch ein Mädesüß (Filipendula ulmaria)
- Erlen-Bruchwald vor. Bei stärkeren künstlichen Wasserspiegelabsenkungen entwickelt sich häufig ein Brennnessel (Urtica dioica)- Erlen-Bruchwald. Auf nährstoffreicheren Flächen mit tieferen Grundwasserständen, die nicht
mehr oder nur noch in Ausnahmefällen überstaut werden,
haben sich wiederholt Frauenfarn (Athyrium filix-femina) Erlen-Bruchwälder herausgebildet.
Der größte zusammenhängende Erlen-Bruchwaldkomplex
innerhalb des Müritz-Nationalparks befindet sich im
Bereich des Caarp- und Woterfitzsees. Hier wurde neben
der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) vielfach auch die
Grau-Erle (Alnus incana) angebaut.
Nördlich des Specker Sees wächst auf weniger eutrophen
Torfböden ein relativ naturnaher Sumpflappenfarn-Sumpfseggen-Erlen-Bruchwald, der zu den wertvollsten ErlenBruchwäldern zählt.
Erlen-Eschen-Wälder
Dieser Kartierungseinheit wurden nicht nur die echten
Erlen (Alnus glutinosa)- Eschen (Fraxinus excelsior)Wälder, sondern alle anderen eschenreichen Wälder und
Gehölze feuchter bis frischer Standorte zugeordnet. Ihre
Verbreitung im Müritz-Nationalpark konzentriert sich
hauptsächlich auf einen schmalen Saum der äußeren Randzonen der Seebecken und Niederungen mit nährstoffreichen flachgründigen Torfböden, oder stark humosen
Mineralböden mit hochliegenden Grundwasserständen
oder schwachem Quellwassereinfluss.
Soziologisch sind sie mehrheitlich den Flattergras (Milium
effusum)- Erlen-Eschen-Wäldern zuzuordnen. Seltener und
ausschließlich auf Torfböden treten auch Mädesüß
(Filipendula ulmaria)- Erlen-Eschen-Wälder auf.
Flechten und Moose
In den Erlenbruchwäldern kommen relativ wenige
Flechten vor. Typisch für diesen Lebensraumtyp sind Arten
wie Lepararia incana, Cladonia coniocrayea und
Cladonia digidata, seltener Parmelia sulcata und
Platismatia glauca (LITTERSKI 1994).
Die relative Standortvielfalt in Erlenwäldern bedingt aber
eine Vielzahl vorkommender Moosarten. Mit hoher Stetigkeit wurden im Erlenbruchwald nördlich des Specker Sees
Arten wie Mnium hornum und Hypnum cupressiforme
nachgewiesen. Vorwiegend in den quelligen Bereichen treten ausgesprochen seltene Moosarten auf. Hierzu zählen
Climacium dendroides, Cratoneuron filicinum und
Fissidens adianthoides.
Pilze
Die Pilzflora der Erlenbruchwälder gilt allgemein als
artenarm. Lediglich der Strahlige Schillerporling (Inonotus
radiatus) kommt auf abgestorbenem Erlenholz vor
(MÜLLER 1970).
Fauna
Unter den Tagfalterarten hat das Waldbrettspiel (Pararge
aegeria) in den Erlenbruchwäldern einen Verbreitungsschwerpunkt, hinzu kommen aber auch euryöke Arten, wie
z.B. der Große und Kleine Kohlweißling (Pieris brassicae
und P. rapae) sowie der Rapsweißling (Pieris napi)
(HAMANN et al 1994). Zu den im Erlenwald am Nordufer des Specker Sees festgestellten Nachtfalterarten gehören Thumanta senex und Pelosia obtusa, deren Raupen
sich ausschließlich von Erlenflechten ernähren.
Hervorzuheben ist auch die nach der Roten Liste Brandenburgs als vom Aussterben eingestufte Art Senta flammea
(HOPPE 1995).
– Wälder auf Normalstandorten
Vegetation
Birken- und Birken-Kiefern-Wälder trockener Standorte
In dieser Kartierungseinheit wurden nur natürlich entstandene Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder auf grundwasserfernen Sandböden zusammengefasst.
Besonders gut zu beobachten ist ihre Entstehung im Bereich der ehemaligen militärischen Übungsplätze. Hier
beginnt die Sukzession in der Regel mit dem Eindringen
von Birken und Kiefern in die Sand-Magerrasen oder Besenginster-Heiden. Dabei dominiert die Kiefer vor allem
auf den vegetationsarmen und -losen ausgesprochenen
Rohböden. Auch in den Silbergras-Rasen besitzt die Kiefer
zumeist deutlich bessere Keimungs- und Entwicklungschancen als die Birke.
Dagegen ist die Birke in den Besenginster-Heiden, in den
Schafschwingel-Rasen und zum Teil auch in den Drahtschmielen-Rasen der Kiefer gegenüber im Vorteil. So
entstehen je nach der Ausgangsvegetation und den speziellen Standortbedingungen, unter denen die Humusform eine
wichtige Rolle spielt, Vorwälder mit unterschiedlichen
Anteilen beider Baumarten.
In älteren Vorwaldstadien beginnt bei entsprechender Humusform die Stieleiche einzuwandern, womit die Entwicklung zu Birken- und Kiefern-Stieleichen- Zwischenwäldern eingeleitet wird.
Kiefern- und Birken-Eichen-Wälder
Eine charakteristische Vogelart der Bruchwälder ist der
Graue Kranich (Grus grus), der bei hohen Wasserständen
ideale Brutmöglichkeiten findet. So brüteten im niederschlagsreichen Jahr 1993 im 90 ha großen Serrahnbruch
sieben Kranichpaare, im gesamten Nationalpark sind es
etwa 60 Paare. Weitere Vogelarten, die Bruchwälder als
Nahrungs- und Bruthabitat nutzen, sind der Schwarzstorch
(Ciconia nigra), der Bruchwasserläufer (Tringa glareola),
aber auch Kleinspecht (Dendrocopus minor) und Weidenmeise (Parus montanus). Greifvögel sind in geschlossenen
Erlenbruchwäldern selten, nur der Mäusebussard (Buteo
buteo) brütet vereinzelt auf alten Erlen.
Erlenbrüche mit ihrem reichen Nahrungsangebot sind
wichtiger Lebensraum für verschiedene Fledermausarten,
wie Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) und Braunes Langohr
(Plecotus auritus). Für die Wasserfledermaus (Myotis
daubentoni) sind Erlenbrüche nur Fortpflanzungsbiotop,
da diese Art fast ausschließlich über offenem Wasser jagt.
Eine weitere, jedoch sehr selten auftretende Vegetationsform trockener Standorte, sind die kiefern-, birken- und
hainbuchenreichen Eichenwälder. Ihr Verbreitungsschwerpunkt sind die mehr oder weniger steil ansteigenden Randzonen vieler Seebecken, die vormals extensiv beweidet
wurden. Schon während der Beweidungsphase waren die
Schwingelrasen mit Besenginster, Wacholder, Weißdorn,
Rosen, Birken und Kiefern durchsetzt, die sich nach der
Einstellung der Beweidung sehr schnell verdichteten und
zu Kiefern-Birken-Vorwäldern entwickelten, aus denen die
heutigen naturnahen Kiefern- und Birken-EichenZwischenwälder entstanden.
Flechten und Moose
Unter den lichten Birken-Kiefern-Vorwaldstadien bildet
Pleurozium schreberi zusammen mit weiteren Astmoosen
sowie Dicranum scoparium und Dicranum polysetum
ausgedehnte Bestände.
In den älteren Sukzessionstadien im nördlichen Randbereich
des ehemaligen Übungsplatzes finden sich neben dominierenden Cladonia-Arten auch seltenere Flechtenarten, wie
65
Hypogymnia physodes, Lecanora conizaeoides und Placynthiella oligothropha auf Holz ein (LITTERSKI 1994).
Typische Vogelarten sind z.B. Tannenmeise (Parus ater),
Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) und Singdrossel
(Turdus philomelos). Unter den Greifvögeln sind der
Baumfalke (Falco subbuteo) und Habicht (Accipiter gentilis) erwähnenswert.
Fauna
Die nach Brand bzw. nach mechanischer Zerstörung der
Vegetation spontan wiederbewaldeten Flächen des ehemaligen Übungsplatzes sind durch ein mosaikförmiges
Nebeneinander fast aller Waldentwicklungsphasen mit
unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen sowie
vertikalen und horizontalen Raumstrukturen gekennzeichnet.
Der „Waldrand nach oben“ stellt in einem Naturwald keine
zweidimensionale Ebene, sondern eine dreidimensionale
Landschaft mit recht unterschiedlichen Habitaten, einer
großen Insektenvielfalt und damit optimalen Nahrungsbedingungen für eine Vielzahl von Kleinsäugern und
Vögeln dar (JÜDES 1991).
Die Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder sind Lebensraum von bemerkenswerten Arten wie dem Warzenbeißer
(Decticus verucivorus) der in allen Entwicklungsstadien
(Ei, Larve, Imago) zu den thermophilsten einheimischen
Heuschreckenarten gehört. Weitere mit sehr hohen
Abundanzen vorkommende Heuschreckenarten sind der
Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus), die Westliche
Beißschrecke (Platycleis albopunctata) und die Zweifarbige Schrecke (Metrioptera bicolor), die innerhalb der
Heuschrecken als Leitarten für Zwergstrauch- und Ginsterheiden sowie Vorwaldstadien gelten. Hervorzuheben ist
außerdem das Vorkommen des sehr seltenen Vierflecks
(Libellula flava), einer Libellenart die strukturreiche
Wälder als Jagdrevier nutzt (HAMANN 1994).
Die in diesen Vorwäldern ebenfalls häufig vorkommende
Aspe (Populus tremula) wurde wegen der Übertragung des
Kieferndrehrostes, einer Pilzkrankheit an Kiefern, in den
Wirtschaftswäldern meist herausselektiert. Neben Nachtfalterarten wie Cerura vinula oder Furcula bifida, deren
Raupen auch an anderen Weidenarten leben, entwickelt
sich der Bockkäfer Saperda perforata ausschließlich im
Bast von Aspen.
Aussagen zur Spinnenfauna der Vorwälder macht KLEIN
(1994). Er zählt zu den Differenzialarten dieser Lebensraumgruppe die gefährdete und seltene Plattbauchspinne
(Gnaphosa bicolor) sowie Alopecosa aculeata, eine Art
aus der Gattung der Wolfsspinnen. Unter den vorkommenden Spinnenarten befinden sich sowohl Kennarten lichter
Laubmischwälder und bodensaurer Mischwälder wie z.B.
die Wanderspinne (Zora nemoralis), als auch Charakterarten offener Lebensräume, wie die Krabbenspinne (Xysticus robustus) als thermophile Art der Halbtrockenrasen.
66
Die Kleinsäuger sind vor allem durch Gelbhalsmaus
(Apodemus flavicollis) und Waldmaus (Apodemus sylvaticus) vertreten, von den Fledermausarten sind Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Kleine Bartfledermaus
(Myotis mystacinus) und Großer Abendsegler (Myotis
myotis) für solche Biotopstrukturen typisch.
Buchen- und Eichen-Buchen-Wälder
In dieser Kartierungseinheit wurden alle von der Buche
(Fagus sylcatica) beherrschten Haupt (Klimax)-wälder
zusammengefasst. Sie gehören zu den bedeutendsten
naturnahen Vegetationsformen im Müritz-Nationalpark.
Größere zusammenhängende Buchen-Wälder bestehen
derzeit nur im Teilgebiet Serrahn.
Vegetation
Die wichtigsten Vegetationsformen der Buchenwälder sind
Perlgras-Buchenwälder in mittleren und ärmeren Ausbildungsformen, Stieleichen-Buchenwälder und als eine
Besonderheit im Teilgebiet Serrahn auch TraubeneichenBuchenwälder. Dort kommen auch Bestände vor, in denen
die Winkel-Segge (Carex remota) regelmäßig vertreten ist
und die SCAMONI (1965) deshalb zu einem Winkelseggen-Buchenwald zusammenfasst.
In Schattenblumen-Buchenwäldern, wie sie auch für Teile
der Buchenwälder bei Serrahn typisch sind, dominieren in
der Krautschicht Arten wie Zweiblättrige Schattenblume
(Maianthemum bifolium), Einblütiges Perlgras (Melica
uniflora), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Dorniger
Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Hain-Veilchen (Viola
riviniana), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), WaldFlattergras (Milium effusum) und Dreinervige Nabelmiere
(Moehringia trinervia). Auffallend ist das häufige Auftreten der Winkel-Segge (Carex remota).
Eine Waldzwenken-Ausbildungsform des SchattenblumenBuchenwaldes mit Waldzwenke (Brachypodium sylvaticum), Gemeinem Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Hasenpfoten-Segge (Carex leporina), Eichenfarn (Gymnocarpium
dryopteris), Goldnessel (Galeobdolon luteum) und Gemeinem Rainkohl (Lapsana communis) wächst auf etwas
reicheren Standorten, so z.B. bei Grünow.
Auf Standorten des Traubeneichen-Buchenwaldes wächst
stellenweise ein Kiefern-Buchenwald. Die sehr lockere
oberste Baumschicht wird von der Gemeinen Kiefer
(Pinus sylvestris) gebildet. Sie stammt aus einer dem
Buchenwald vorausgehenden Kiefernwald-Generation.
Darunter wächst in zweiter Baumschicht Gemeine Buche
(Fagus sylvatica), der vereinzelt auch Traubeneiche (Quercus petraea) beigesellt sein kann. Diese Kiefern-BuchenWälder gehören noch zu den Zwischenwäldern. Es ist
sicher, dass die Kiefer im Zuge einer natürlichen Weiterentwicklung allmählich verschwindet und sich nicht
wieder ansiedelt, denn echte Hauptwälder mit nennenswerten Kiefernanteilen sind unwahrscheinlich.
Sehr vereinzelt sind noch Buchen-Altbestände mit Hutewaldcharakter zu finden. In ihnen kommen neben der
Buche auch Stieleichen und in der Strauchschicht unter
anderem Weißdorn, Schlehe und Wacholder vor. Selten
findet man auch Eichen-Buchen-Wälder mit sehr viel
Hasel in der Strauchschicht, ebenfalls ein Zeichen früherer
Weidenutzung bzw. Niederwaldwirtschaft.
Neben natürlichen Verjüngungen gibt es zahlreiche
künstlich begründete Verjüngungsbestände. Dabei wurden
Buchen-Jungpflanzen mehrheitlich in lockere und gegatterte Altbestände eingebracht. Junge künstlich angelegte
Buchenkulturen ohne einen Schirm aus Altbäumen sind
selten. Vor allem in den letzten Jahren wurde die Buche
auch unter Kiefern und anderen Nadelbäumen gepflanzt.
Flechten und Moose
Buchenwälder sind relativ artenarm an Flechten (DOLL
1975). Trotzdem lassen die nachgewiesenen Krusten- und
Strauchflechten Bindungen zum Lebensraum Buchenwald
erkennen. Eine der häufigsten Flechten, die an Buchen
eine artenarme Gesellschaft bildet, ist Phlyctis argena.
Weiterhin siedeln vorwiegend an glatten Buchenstämmen
die Arten Hypogymnium physodes, H. sulcata, Lecanora
subfuscata und Buellia punctata (LITTERSKI 1994).
Die seit etwa 40 Jahren nicht mehr bewirtschafteten
Buchenwälder bei Serrahn haben gegenüber den bewirtschafteten Wäldern bei Grünow fast doppelt soviel Moosarten (WIEHLE 1994). Dieses Ergebnis bestätigt auch
MÜLLER (1993), der als Ursache den sehr hohen Totholzanteil und den damit vorhandenen Besiedlungsraum
für Moose ansieht. Weiterhin macht sich die große Strukturvielfalt aufgrund des Vorhandenseins aller Altersklassen
bemerkbar.
Auch herrschen in diesen Buchenwäldern mikroklimatische Verhältnisse, wie z.B. höhere Luftfeuchtigkeit sowie
unterschiedliche Licht- und Temperaturverhältnisse, die
eine Moosbesiedlung begünstigen.
Der laubbedeckte Boden wird dagegen nur selten besiedelt. Zu den mit hoher Stetigkeit vorkommenden Moosen
gehören u.a. Hypnum cupressiforme, Orthodicranum
montanum und Atrichum undulatum. Zu den sehr selten in
Buchenwälder festgestellten Moosarten zählen Metzgeria
furcata, Ptilidium pulcherrimum und Sharpiella seligeri.
Pilze
Die Pilzflora in Buchwäldern ist durch Mykorrihiza-Pilze
dieser Baumart gekennzeichnet. Dazu zählen der BuchenReizker (Lactarius blennius), der Gallen-Täubling (Russula fellea) und der Amethyst-Bläuling (Laccaria amethystia). Sehr häufig ist auch der im Buchenlaub vorkommende langstielige Knoblauch-Schwindling (Marasmius
alliaceus).
Besonders charakteristisch ist die Pilzflora der im Zerfallsstadium befindlichen Flächen. An alten abgestorbenen
Eichen fruktifiziert der vom Aussterben bedrohte Pilz
Xylobolus frustulatus, während Totholzbuchen mit den
Konsolen vom Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) besetzt sind.
Fauna
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen
natürlichen bzw. naturnahen Wäldern und Forstgesellschaften ist das Vorhandensein von Totholz und „biologisch reifem Altholz“. Diese typischen Elemente der verschiedenen Zerfallsphasen sind in ausreichender Menge
nur in nichtbewirtschafteten Wäldern mit einer über längere Zeiträume andauernden ungestörten Vegetationsentwicklung zu finden. Eine Vielzahl von Organismen haben
sich im Laufe der Evolution an Totholz angepasst.
Naturnahe, totholzreiche Buchenwälder sind zusammenhängend nur in der Umgebung von Serrahn erhalten
geblieben. Sie sind besonders reich an Holzbiotopen mit
einer naturnahen Strukturdynamik (Verjüngung, Reifung,
Alterung, Zerfall) und besonders reich an Kleinlebensräumen mit einer facettenreichen Fauna.
So stellte MÖLLER (1994) bei Erhebungen in diesem
Gebiet besonders zahlreich holz- und totholzbewohnende
Käfer fest, die spezifisch an einen durch mikroklimatische,
chemische und strukturelle Parameter eng abgegrenzten
Kleinlebensraum gebunden sind. Mit der Bunten Faulholzmotte (Schiffermuelleria stroemella) wurde ein deutschlandweit nur noch in wenigen Einzelfällen vorkommendes
„Urwaldrelikt“ nachgewiesen. Zu den überregional gefährdeten Arten gehört auch der Zwergstutzkäfer (Acritus minutus).
Diese Charakterart ernährt sich von Fliegenlarven, die unter
der bereits gelockerten feuchten Rinde liegender Buchenstämme zahlreich vorkommen (MÖLLER 1994).
Die Untersuchungen zu holzbewohnenden Insekten
(Xylobionten) im ehemaligen Serrahner Buchentotalreservat belegen allerdings auch, dass selbst dort echte
67
Tabelle 16: Vergleich der Siedlungsdichte ausgewählter Vogelarten
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*DUWHQURWVFKZDQ]
Quelle: PRILL (1994)
Urwaldreliktarten fehlen. Der in Mecklenburg-Vorpommern vom Aussterben bedrohte Scheckenbock (Acanthoderes clavipes) wie auch der Düsterkäfer (Dircaea
australis), der sich eigentlich in verpilztem Buchenstarkholz entwickelt, konnten nicht nachgewiesen werden.
Es wird vermutet, dass hier durch frühere forstliche Eingriffe ein Teil des ehemaligen Arteninventars verloren
ging, bzw. eine Zuwanderung auf Grund der isolierten
Lage in Wirtschaftsforsten bisher nicht stattfinden konnte.
Ähnliches gilt für den Hirschkäfer (Lucanus cervus) als
charakteristischen Alteichenbewohner, der obwohl entsprechende Biotopstrukturen vorhanden sind, im Nationalpark
als verschollen gilt.
Deutliche Unterschiede ergeben sich auch aus dem Vergleich zwischen bewirtschafteten und totholzarmen sowie
jahrelang unbeeinflussten Buchenwäldern hinsichtlich der
Siedlungsdichte bestimmter Vogelarten. So stellte PRILL
68
(1994) die in Tabelle 16 dargestellten Unterschiede fest.
Zu den typischen Alt- und Totholzbewohnern zählen auch
einige Fledermausarten. OLDENBURG und HACKETHAL (1994) nennen als Charakterarten den Kleinen und
den Großen Abendsegler (Nyctalus leisleri u. N. noctula),
die als baumbewohnende Arten in Spechthöhlen ihre
Wochenstuben und Winterquartiere finden.
5.1.1.2 Forstbestände
Den flächenmäßig absolut vorherrschenden Lebensraum
im Müritz-Nationalpark bilden forstlich begründete Kiefernbestände. In besonderem Maße gilt dies für die großen
zusammenhängenden Waldflächen im Sanderbereich.
Auf den nährstoffreicheren Standorten der Endmoräne sind
vorwiegend arealfremde Baumarten (Lärche, Douglasie,
Fichte, Weymouthskiefer) gepflanzt worden.
Die Bestände sind vielfach monostrukturiert und weisen
eine geringe Baumartenvielfalt auf (vgl. Kap. 5.3.2). Die
Artenanzahl phytophager Organismen ist gegenüber natürlichen Waldgesellschaften gering, die Individuendichte
jedoch oftmals sehr hoch.
Vegetation
Laubholzbestände
Über den gesamten Müritz-Nationalpark verteilt und auf
fast allen Standorten wurden verschiedene Laubbaumforsten angelegt. Am verbreitetsten sind Eichenbestände
mit Stiel-Eiche (Quercus robur) und Rot-Eiche (Quercus
rubra). Sie treten in allen Altersklassen auf. Viele BirkenEichen-Gehölze auf trockenen Sandstandorten sind aus
Eichen-Aufforstungen hervorgegangen.
Die sehr wenigen von der Eiche dominierten Altholzbestände mit naturnahem Charakter enthalten immer einen
gewissen Buchenanteil und wurden den Buchen- und
Eichen-Buchen-Wäldern zugeordnet.
Eine relativ häufige Erscheinung sind Schwarzpappel
(Populus nigra)- bestände. Sie wurden mehrheitlich
zwischen 1950 und 1970 auf aufgelassenen landwirtschaftlichen Nutzflächen angelegt. Spätere Pappelpflanzungen
spielen im Müritz-Nationalpark keine Rolle. Ältere
Schwarzpappeln findet man nur als lineare Elemente entlang von Verkehrswegen und anderen Grenzlinien.
Alle anderen Laubholzbestände sind nur von untergeordneter Bedeutung. Zu ihnen gehören unter anderem Pflanzungen der Winterlinde (Tilia cordata) und des Bergahorns
(Acer pseudoplatanus). Absolute Ausnahmen sind Robinien (Robinia pseudoacacia)- Gehölze, die vor allem in
der Nähe einiger Ortschaften spontan entstanden sind. Sie
wurden jedoch mit den Laubholzbeständen zu einer
Kartierungseinheit zusammengefasst.
sanden. Innerhalb dieses Bestandstyps ist eine Flattergras
(Milium effusum)- und eine Waldzwenken (Brachypodium
sylvaticum)- Ausbildungsform zu unterscheiden.
Am häufigsten treten Drahtschmielen (Avenella flexuosa)Kiefernbestände auf. Ihre typischen Standorte sind mäßig
saure und mäßig frische Sandböden. Die artenarme Bodenvegetation wird von der Drahtschmiele beherrscht. Weitere
typische Arten sind der Sauerklee (Oxalis acetosella), das
Rot-Straußgras (Agrostis tenuis), der Besenginster (Sarothamnus scoparius), das Harz-Labkraut (Galium harcynicum), die Pillen-Segge (Carex pilulifera) und auf frischeren Standorten auch der Siebenstern (Trientalis europaea).
In einigen Ausbildungen können auch das Ruchgras
(Anthoxanthum odoratum), der Wiesen-Wachtelweizen
(Melampyrum pratense), das Silber-Fingerkraut (Potentilla
argentea) und die Echte Sternmiere (Stellaria holostea)
auftreten. In ihnen ist wiederholt eine natürliche Kiefernverjüngung zu beobachten. Sie leiten zu den Blaubeer-Kiefern-Beständen über. Die Blaubeere (Vaccinium myrtillus)
fehlt aber noch oder kommt nur mit geringen Deckungsgraden vor. Auch die Buche und die Stieleiche finden sich
regelmäßig ein.
Östlich des Weißen Sees bei Speck kommt auf trockenen
nährstoffarmen Sanden eine Sandseggen-Ausbildungsform
mit Sandsegge (Carex arenaria), Haar-Hainbinse (Luzula
pilosa), Kleinem Habichtskraut (Hieracium pilosella) und
vorwiegend in den älteren Beständen vereinzelt auch
Heidekraut (Calluna vulgaris) vor. Vorrangig in die
Jungbestände dringen regelmäßig auch Land-Reitgras
(Calamagrostis epigejos) und Adlerfarn (Pteridium
aquilinum) sowie Jungpflanzen der Stieleiche (Quercus
robur) ein.
Eine hohe Stetigkeit in diesen Beständen besitzt auch der
Besenginster (Sarothamnus scoparius). Er entwickelt sich
in Kulturen und lichten Jungbeständen und kann sich über
viele Jahre unter den aufwachsenden Kiefern erhalten. In
den aufgelichteten Altholzbeständen findet er auch wieder
Möglichkeiten für eine Neuansiedlung. Sein Vorkommen
unterstreicht den vorwaldartigen Charakter von Kiefernforsten.
Nadelholzbestände
Auf Grund der bisherigen Geländebeobachtungen lassen
sich zumindest Himbeer-, Drahtschmielen-, Blaubeer- und
Flechten-Kiefernbestände unterscheiden.
Der Himbeer (Rubus idaeus)- Kiefernbestand stellt eine
Ersatz-Vegetationsform der Perlgras-Buchenwälder dar. Er
zeichnet sich in der Regel durch dichte Himbeer- und
Brombeerbestände aus und wächst auf reicheren Standorten. Fast immer lässt sich ein spontaner Eichen- und
Buchenaufwuchs beobachten, der bisher aber stark
verbissen wurde.
Verbreitungsschwerpunkt sind die Grund- und Endmoränengebiete mit frischen lehmigen Sanden und Lehm-
Auf stärker sauren, mäßig frischen bis mäßig trockenen
Sanden ist der Blaubeeren (Vaccinium myrtillus)Kiefernbestand zu finden. Sein Verbreitungsschwerpunkt
liegt im Teilgebiet Serrahn. In der zumeist gering entwickelten Strauchschicht können wiederum die Buche
(Fagus sylvatica) sowie die Stiel- und Traubeneiche
(Quercus robur, Q. petraea), die Eberesche (Sorbus aucuparia) und die Sandbirke (Betula pendula) vorkommen.
In diesem Waldtyp sowie in den Flechten-Kiefernbeständen konnte eine natürliche Kiefernverjüngung am häufigsten beobachtet werden. In einigen älteren Beständen
hat sich der Wacholder (Juniperus communis) erhalten. In
der Vegetationskarte (Karte 3) wurde er durch entsprechende Zusatzsignaturen dargestellt. Kennzeichnende Ar-
69
ten der Bodenvegetation sind außer der Blaubeere (Vaccinium myrtillus) der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum
pratense), die Drahtschmiele (Avenella flexuosa), die
Behaarte Simse (Luzula pilosa) und die Preiselbeere
(Vaccinium vitis-idaea).
Auf den sehr trockenen und nährstoffarmen Sanden haben
sich Flechten-Kiefernbestände entwickelt. Sie finden sich
vor allem im Bereich der Binnendünenfelder (Boeker
Forst) und in den Randbereichen der militärischen
Übungsplätze. Gekennzeichnet sind sie durch das Vorkommen zahlreicher Flechten sowie des Silbergrases (Corynephorus canescens), der Drahtschmiele (Avenella
flexuosa), des Heidekrautes (Calluna vulgaris) und der
Sand-Segge (Carex arenaria). Auch der Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella) und der Schaf-Schwingel
(Festuca ovina) können auftreten.
Die relativ kleinflächig vorhandenen Fichten-, Lärchen-,
Douglasien- und anderen Nadelholzbestände besitzen in
der Regel eine so artenarme Krautschicht, dass eine sinnvolle Gliederung in verschiedene Vegetationsformen nicht
möglich ist.
Moose
Als häufige Moose treten in den Kiefernbeständen Pleurozium schreberi und Dicranum undulatum auf.
Arten wie Myrmeleotettix maculatus, Oedipoda
caerulescens und Chorthippus biguttulus vertreten
(HAMANN et al 1994).
Dazu gehören unter den Kleinsäugern die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) als euryöke Art, unter den Vogelarten die
Feldlerche (Alauda arvensis), die Heidelerche (Lullula
arborea), der Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), die
Goldammer (Emberiza citrinella) und der Ziegenmelker
(Caprimulgus europaeus).
Mit zunehmendem Alter der sehr dichten Aufforstungen
werden zuerst lichtliebende krautige Pflanzen, später auch
Pionierbaumarten ausgeschattet, so dass auch das faunistische Arteninventar rapide abnimmt. In der sogenannten Dickungsphase kommen dann nur noch einige Kiefernspezialisten und Allerweltsarten, wie Kiefernschwärmer
(Hyloicus pinastri), Nonne (Lymantria monacha), Spinnereule (Colocasia colyri), Sichelflügel (Drepana falcataria)
und Kiefernsaateule (Agrostis vestigialis) vor.
In Kiefernaltbeständen haben das Vorhandensein und die
Ausprägung einer zweiten Baumschicht erheblichen Einluss auf das faunistische Arteninventar. Vornehmlich die
Eiche als natürliche Zwischenwald-Baumart hat dabei eine
wesentliche Bedeutung. Eichen (Quercus spec.) korrespondieren mit mindestens 500 phytophagen Tierarten. Von
allen heimischen Baumarten ist dies nach Weiden (Salix
spec.) die zweithöchste Anzahl (MÖLLER 1994). Solche
mehrschichtigen Laub-Nadelwälder sind im Müritz-Nationalpark auf einer Fläche von etwa 6.000 ha vorhanden.
Pilze
Ausgesprochene Massenpilze in den trockenen Kiefernforsten der Sandergebiete sind der Gelbe Knollenblätterpilz
(Amanita citrina), der Seidenstreifling (Amanita fulva) und
der Butterpilz (Suillus luteus). Hinzu kommt an Kiefernstümpfen der Wurzelschwamm (Fomitopsis pinicola),
sowie der – oft zu flächigem Absterben von Kiefernkulturen führende – Hallimasch (Armillaria mellea).
Bemerkenswert ist der Nachweis der bryophilen Art
Cotylidia undulata in der Nähe von Klockow. Dieser Pilz
stellt einen Neufund für Mecklenburg-Vorpommern dar.
Ebenso hervorzuheben ist der Fund des Pilzes Ditiola
radicata, der bisher als verschollen galt (SCHURIG 1995).
Die Anzahl der mit arealfremden Baumarten direkt
korrespondierenden einheimischen Tierarten ist äußerst
niedrig. Insbesondere xylophage und phloephage Primärbesiedler können diese Neophyten kaum nutzen, da das
Holz in den frühen Besiedlungsphasen noch nicht durch
die Tätigkeit von Pilzen in seiner Beschaffenheit verändert
wurde (MÖLLER 1994). Jede Baumart ist in ihrem angestammten Lebensraum in ein vielfältiges Netz aus Phytophagen, Xylophagen und abbauenden Pilzen eingebunden,
die ihrerseits wieder die Grundlage für komplexe Nahrungsgefüge darstellen. Diese Wechselbeziehungen
zwischen den einzelnen Arten haben sich innerhalb lokal
vorhandener Biotope in evolutionsgeschichtlichen Zeiträumen herausgebildet und fehlen deshalb in arealfremden
Lebensräumen weitgehend.
Fauna
In Nadelholzforsten ist nach Kahlhieb und Neuaufforstung
der Fläche zunächst ein größeres faunistisches Arteninventar festzustellen. Dies ist u.a. auf ein hohes Angebot an
Blütenpflanzen zurückzuführen.
Die auftretenden Arten sind typische Offenlandbewohner,
die auch auf Ackerfluren verbreitet sind. Die Heuschrecken werden beispielsweise durch xerothermophile
70
5.2
Gehölze und Hecken
Diese Kategorie umfasst verschiedene linien- oder flächenförmige Lebensraumtypen. Ihre Hauptverbreitung haben
Hecken und Feldgehölze innerhalb der End- und Grundmoränengebiete im Bereich der Äcker, Ackerbrachen
(Babke, Goldenbaum) und des Grünlandes, wo sie entlang
verschiedener Grenzlinien oder als kleine Gebüsche auf
Kuppen, Steilhängen und in Hohlformen auftreten.
Seltener haben sie sich auch unter Hochspannungsleitungen entwickelt. In der Sanderlandschaft beschränken
sie sich hauptsächlich auf die steileren Seerandzonen.
Waldsäume sind häufig, aber recht kleinflächig an vielen
Wald-Feldrändern vorhanden. Ihre Entstehung wurde
oftmals durch den Einsatz großer Maschinen in der Landwirtschaft und dadurch entstandener Veränderungen der
Wald-Feldgrenze gefördert.
Sehr gut ausgeprägte Streuobstwiesen, allerdings nur mit
einem geringen Flächenanteil, sind in der Goldenbaumer
Feldmark vorhanden.
5.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Die Struktur- und Florenvielfalt der Hecken bei Babke
widerspiegelt sich z.B. in der Anzahl der registrierten
Nachtschmetterlingsarten. Besonders dominant treten Arten wie Harpyia milhauseri, Drymonia querna und Peridea anceps auf, deren Raupen monophag an Eichen leben.
Zu den Hauptnahrungspflanzen der Raupen von Calliclystis chloerata gehört die Schlehe, zu denen von Hemistola chrysoprasaria das Europäische Pfaffenhütchen.
Auch Arten, deren Raupen monophag an Weide, Geißblatt
und Birke fressen, wurden festgestellt (HOPPE 1994).
Dieser Nahrungsreichtum wird wiederum von zahlreichen
Vogelarten wie dem Neuntöter (Lanius collurio), der Klappergrasmücke (Sylvia curruca) und der Dorngrasmücke
(Sylvia communis) genutzt.
In den breiten, tiefgegliederten Hecken finden Säugetiere
wie Fuchs (Vulpes vulpes) und Dachs (Meles meles)
Möglichkeiten, ihre großen Baue anzulegen oder andere
wie Igel (Erinaceus europaeus) und Hermelin (Mustela
erminea) hervorragende Schlaf- und Nahrungshabitate.
Vegetation
Bei der Kartierung wurden in dieser Einheit alle Weißdorn
(Crataegusspec)-, Schlehen (Prunus spinosa)-, Hasel
(Corylus avellana)- und Holunder (Sambucus nigra)Hecken, sowie die flächig nur in geringem Umfang
vorkommenden Streuobstwiesen, Feldgehölze und
Waldsäume zusammengefasst.
Am häufigsten sind Weißdorn-Schlehen-, Holunder-Schlehen- und Hasel-Schlehen-Hecken. In der Bodenvegetation
dominieren Arten der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)- und der Wiesenkerbel-Brennessel (Urtica dioica)Staudenfluren.
5.3 Waldbehandlung
5.3.1 Waldflächen und Waldeigentümer
Bis 1991 wurden die Wälder von den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben Waren und Neustrelitz bewirtschaftet.
Heute erfolgt eine forstwirtschaftliche Behandlung durch
verschiedene Eigentümer/Bewirtschafter. Aufgrund dieser
Tatsache ergeben sich unterschiedliche forstliche Verwaltungs- und Organisationsstrukturen, die im folgenden
dargestellt werden.
Landesforstverwaltung
Die häufigste Art der Feldgehölze ist die Stieleiche
(Quercus robur). Daneben treten aber auch Bergahorn
(Acer pseudoplatanus), Moorbirke (Betula pubescens),
Gemeine Birke (Betula pendula), Aspe (Populus tremula),
Schwarzerle (Alnus glutinosa) u.a. auf. Häufige Sträucher
sind z.B. Schlehe (Prunus spinosa), Schwarzer Holunder
(Sambucus nigra), Eingriffliger Weißdorn (Crataegus
monogyna) und Zweigriffliger Weißdorn (C. oxyacantha).
Die Bodenvegetation setzt sich aus wenigen Waldarten
sowie Pflanzen nitrophiler Staudenfluren zusammen.
Fauna
Hecken bieten auf engstem Raum die größte Vielfalt an
Kleinstandorten, die in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft vorkommen und gehören somit zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Dies gilt sowohl für
das Klima, wie auch für das Strukturangebot (KAULE
1986). Sie stellen gewissermaßen Rückzugsräume dar, aus
denen Kulturflächen durch viele Artengruppen schnell
wiederbesiedelt werden können.
Die Landesforstverwaltung im Müritz-Nationalpark lag bis
31.12.1995 im Zuständigkeitsbereich der Forstdirektion
Ost des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in
Neustrelitz.
Mit Umsetzung des Großschutzgebietsorganisationsgesetzes vom 18.12.1995 erfolgte zum 01.01.1996 eine
Strukturveränderung im Bereich der Nationalpark- und
Forstverwaltung. Die Forstverwaltung im Bereich des
Müritz-Nationalparks wurde mit der Nationalparkverwaltung vereint. Das Nationalparkamt fungiert seither als
Untere Forst- und Naturschutzbehörde für das Gebiet des
Müritz-Nationalparks.
Insgesamt waren bis zum 31.12.1995 209 Angestellte und
Arbeiter in den Forstämtern im Gebiet des Nationalparks
beschäftigt, davon 91 % als Bedienstete des Landes M-V.
Mit Umsetzung des Großschutzgebietsorganisationsgesetzes wurde aus dem Bereich der Landesforstverwaltung folgende Anzahl an Mitarbeitern in das Nationalparkamt Müritz übernommen:
71
höherer Dienst
4
gehobener Dienst
26
mittlerer Dienst
14
Forstwirte
88
Das Nationalparkamt Müritz hat derzeit rd. 140 Mitarbeiter.
Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V ca. 675 ha Wald.
Die Betreuung einschließlich der Bewirtschaftung dieser
Flächen erfolgt auf vertraglicher Basis durch das Nationalparkamt.
BVVG-Wald
Durch die vollzogene Verwaltungsreform gelang es, die
Effektivität und Effizienz der Verwaltung des Schutzgebietes erheblich zu verbessern. Im Nationalpark befinden sich
ca. 14.150 ha Wald in Landeseigentum, die durch das
Nationalparkamt bewirtschaftet bzw. behandelt werden.
Im Teilgebiet Serrahn überwiegt eindeutig der Landeswald
(97 %). Im Teilgebiet Müritz sind die Eigentumsverhältnisse
weitaus differenzierter, jedoch haben auch hier landeseigene
Flächen mit mehr als 53 % den größten Anteil.
Bundesforstverwaltung
Das Bundesforstamt Neubrandenburg (Sitz in Neustrelitz)
der Oberfinanzdirektion Rostock betreut die bundeseigenen Liegenschaften. Die forstfachliche Dienstaufsicht
obliegt der Forstinspektion Ost bei der Oberfinanzdirektion Berlin. Oberster Dienstherr ist das Bundesfinanzministerium.
Innerhalb des Nationalparks werden Flächen auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen der GUS-Staaten und weitere Flächen insbesondere im Raum Boek durch drei
Revierförstereien bewirtschaftet. Es handelt sich insgesamt
um ca. 3.560 ha Wald.
Kommunalwald
Im Schutzgebiet befinden sich Flächen des Stadtwaldes
von Waren (Müritz) (Revier Waren-Tannen), die durch ein
eigenständiges städtisches Forstamt verwaltet werden (ca.
700 ha).
Privatwald
Im Nationalpark existieren ca. 1.440 ha Privatwald. Der
größte zusammenhängende Privatwald befindet sich im
Raum Klockow. Forstbetriebsgemeinschaften oder eigenständige Privatforstämter gibt es aber nicht.
Kirchenwald
Insgesamt 125 ha Waldfläche befinden sich in Kircheneigentum, davon eine größere zusammenhängende Fläche
in der Gemarkung Blankenförde (80 ha). Diese Wälder
werden von einer Kirchlichen Forstbetriebsgemeinschaft
betreut.
Körperschaftswald
Der Jost-Reinhold-Stiftung gehören ca. 1.000 ha und der
72
BVVG-Waldflächen haben eine Größe von insgesamt
1.160 ha. Ab 2003 gehen diese jedoch in das Eigentum des
Landes M-V über (vgl. Kap. IV/10).
5.3.2 Waldstruktur
Einen Überblick zur Baumartenverteilung und
Altersklassengliederung im Müritz-Nationalpark geben die
Abbildungen 2 und 3. Sie basieren auf dem Datenspeicher
Wald (LANDESAMT FÜR FORSTEN UND
GROßSCHUTZGEBIETE M-V 2002).
Danach dominiert mit Abstand die Kiefer im Ergebnis der
früheren forstlichen Bewirtschaftung mit 69 %. Sie bildet
deshalb auch den Schwerpunkt bei der Waldbehandlung.
Da bei der Zuordnung in die einzelnen Behandlungskategorien u.a. das Alter der Bestände eine Rolle spielt
(vgl. Kap. 5.3.3), wird in der Abbildung 3 ihre Altersklassenverteilung dargestellt.
Kiefernbestände mit weiteren Baumarten,
Naturverjüngung
Bei der Erfassung der aktuellen Vegetation durch
VOIGTLÄNDER (1994) wurden neben den jeweils
dominanten Arten in der obersten Baumschicht auch die
weiteren vorkommenden Baumarten unabhängig von
ihrem Auftreten in der Baum- oder Strauchschicht kartiert.
Danach weisen mehr als 5.200 ha der Kiefernbestände
weitere Baumarten auf, bzw. sind strukturiert, wobei der
Schwerpunkt in Beständen mittleren Alters liegt.
Hinsichtlich der vorkommenden Arten und ihrer flächenmäßigen Ausdehnung (bezogen auf die Kiefernbestände)
macht VOIGTLÄNDER folgende Angaben: Buche (992
ha), Eiche (514 ha), Birke (445 ha), Spätblühende Traubenkirsche (532 ha), Buche/Eiche (1.147 ha), Eiche/Birke
(480 ha), Wacholder (117 ha). Ihr Auftreten ist nur zum
geringen Teil auf Anpflanzungen zurückzuführen, in der
Hauptsache handelt es sich um Naturverjüngung bzw.
natürliches Einwandern.
Im Rahmen des Schalenwildgutachtens der BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR FORST- UND HOLZWIRTSCHAFT (BFH 1995) wurden im Nationalparkgebiet ebenfalls die Gehölzarten in für eine
Naturverjüngung geeigneten Beständen stichprobenweise
aufgenommen. Danach stellt sich die Naturverjüngung wie
folgt dar (vgl. Tab. 17):
Abb. 2: Baumartenverteilung
1% 1% 1%
3% 2%
4%
KI
RBU
BI
RER
EI
FI
LÄ
SND
SHLB
SWLB
5%
6%
8%
69%
Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002)
Erläuterung: KI: Kiefer, FI: Fichte, BI: Birke , LÄ: Lärche, RBU: Rotbuche, SND: sonstige Nadelbäume, RER: Roterle
SHLB: sonstige Hartlaubbäume, EI: Eiche, SWLB: sonstige Weichlaubbäume
Abb. 3: Altersklassen der Baumart Kiefer
2857,43
2234,35
3000 1416,60
1711,02
2500
728,42
203,78
Hektar
2000
115,10
71,17
3,98
1500
3,69
2,10
1000
500
0
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
Altersklasse
Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002)
Erläuterung: Akl. I: 0 - 20 Jahre; Akl. II: 21 - 40 Jahre; .... Akl. XIII: 241 - 260 Jahre
73
Baumartendiversität
Teilgebiet Müritz
Innerhalb der 125 Aufnahmestreifen wurden insgesamt 23
Baum- oder Straucharten erfasst. Spitz- und Feldahorn,
Birne, Gemeiner Schneeball, Europäische Lärche und
Hasel wurden auf den untersuchten Flächen nicht festgestellt. Sie sind jedoch im Teilgebiet Müritz, wenn auch
mit geringer Frequenz, vertreten.
Teilgebiet Serrahn
Innerhalb der 41 Aufnahmestreifen wurden insgesamt 14
Baum- oder Straucharten erfasst. Traubenholunder wurde
auf keiner der untersuchten Flächen festgestellt. Er ist jedoch im Teilgebiet Serrahn mit geringer Frequenz vertreten.
Baumartendiversität in Abhängigkeit von der Höhe
Teilgebiet Müritz
In der Höhenstufe 0 – 20 cm wurden 16 Baum- oder
Straucharten nachgewiesen. Dabei dominiert keine Baumart, d.h. die Verjüngung scheint gut gemischt.
In der Höhenstufe 161 – 240 cm sind nur noch 8 Arten
vertreten, was einen Artenschwund von 50 % bedeutet.
Auch hier dominiert noch keine Art. Allerdings ist der Anteil der eigentlich verbisstoleranten Buche von 21,1 % auf
3,4 % abgesunken. Ebenfalls abgesunken ist der Anteil der
Eberesche, während Faulbaum und Spätblühende Traubenkirsche, bekanntermaßen Arten, die wenig verbissen
werden, eine relative Zunahme zeigen.
Teilgebiet Serrahn
Hier stellt sich die Situation ganz anders dar. In der
unteren Höhenstufe (0 – 20 cm) sind 12 Arten vertreten,
dabei dominiert die Buche eindeutig (92,2 %). In der
oberen Höhenstufe (161 – 240 cm) sind nur noch 3 Arten
vertreten. Der Buchenanteil ist auf 57,1% gesunken, die
Anteile der Eiche auf 29,6 % bzw. die der Kiefer auf
13,3 % gestiegen. Die beiden zuletzt genannten Arten
erreichen nur in den Kiefern-Bestandestypen die Höhenstufe 161 – 240 cm. Obwohl hier nur wenige Eichen und
Kiefern ankommen, erreichen relativ viele die obere
Höhenstufe.
74
Mit zunehmender Höhe nimmt der Anteil der Eberesche
stetig ab, sie verschwindet aber nicht völlig. Die Buche
macht in der untersten Höhenstufe noch 20 % der
Individuen aus. In der oberen Höhenstufe geht ihr Anteil
auf 3 % zurück. Der Eichenanteil bleibt mit ca. 10 % in
allen Höhenstufen relativ konstant. Der Kiefernanteil ist
mit über 20 % am höchsten in der Stufe 0 – 20 cm und in
der Stufe 161 – 240 cm.
Die Hainbuche ist oberhalb von 40 cm nicht mehr vorhanden, Bergahorn und Salweide fehlen oberhalb von 80
cm, Aspe und Moorbirke oberhalb von 160 cm.
Teilgebiet Serrahn
In der Naturverjüngung wurden 7.250 Individuen/ha
nachgewiesen. Damit herrscht hier eine höhere Verjüngungsdichte, als im Teilgebiet Müritz. Die Buche dominiert dabei deutlich (6.000 Ind./ha). Eberesche mit 300 und
Eiche mit 550 Ind./ha sind noch relativ individuenreich.
Bezogen auf die einzelnen Höhenstufen ergibt sich folgendes Bild: Die Buche ist in den unteren beiden Höhenstufen
mit 83 % überproportional häufig an der Gesamtindividuenzahl vertreten. Zwischen 40 cm und der oberen Höhenstufe nimmt ihr Anteil bis auf knapp 60 % ab. Demgegenüber nimmt der relative Anteil der Eiche mit steigender
Höhe kontinuierlich zu. Der Bergahorn ist oberhalb von 80
cm völlig verschwunden. Oberhalb von 160 cm sind dann
auch die wenigen Restexemplare von Eberesche, Faulbaum, Moorbirke, Sandbirke und Holunder ausgefallen.
Fazit: Sowohl die Diversität der Baumarten in den unteren
Höhenstufen als auch deren Individuendichte spiegeln ein
hohes Naturverjüngungspotential wider. Mit zunehmender
Wuchshöhe wird die Naturverjüngung jedoch durch
Wildverbiss deutlich und selektiv dezimiert.
5.3.3 Grundlagen der Waldbehandlung
Individuendichte der Naturverjüngung
Von 1991 bis 1998 erfolgte die Waldbehandlung auf der
Grundlage einer vom Umweltministerium und vom Landwirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam erlassenen „Richtlinie zur Behandlung der
Wälder im Müritz-Nationalpark”. Sie diente als Grundlage
für die Abstimmung von waldbaulichen Maßnahmen zwischen der Landesforstverwaltung und dem Nationalparkamt.
Teilgebiet Müritz
In der Naturverjüngung der holzigen Arten wurden 6.250
Individuen/ha nachgewiesen. Die Eberesche hat mit 1.500
Ind./ha die höchste Dichte. Es folgen Faulbaum, Buche,
Eiche und Kiefer mit ca. 900 Ind./ha. Weitere häufige
Arten sind Spätblühende Traubenkirsche mit 500 und
Sandbirke mit 250 Ind./ha.
Gemäß dieser Richtlinie durften in der Kernzone keine
forstlichen Eingriffe vorgenommen werden, geplante Maßnahmen der Forstämter in der Entwicklungszone mussten
mit dem Nationalparkamt abgestimmt werden. Das Einvernehmen zwischen beiden Behörden wurde jährlich durch
eine einzelbestandsweise und damit flächenkonkrete
Planung hergestellt.
Tabelle 17: Gehölzarten der Naturverjüngung
*HK|O]DUW
(EHUHVFKH
(LFKH
)DXOEDXP
5RWEXFKH
6DQGELUNH
.LHIHU
6SlWEO7UDXEHQNLUVFKH
S
%HVHQJLQVWHU
J
)LFKWH
%HUJDKRUQ
J
:DFKROGHU
$SIHO
S
*HZ|KQO7UDXEHQNLUVFKH
0RRUELUNH
6DOZHLGH
6FKZDU]HU+ROXQGHU
(VFKH
$VSH
S
+DLQEXFKH
6FKZDU]GRUQ
9RJHONLUVFKH
J
:HL‰GRUQ
:LQWHUOLQGH
3IDIIHQKWFKHQ
)HOGXOPH
7HLOJHELHW
0ULW]
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
7HLOJHELHW
6HUUDKQ
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
;
Quelle: BFH (1995)
Zur besseren Anpassung der forstlichen Maßnahmen an
die Erfordernisse eines Nationalparks wurde 1998 eine
neue Waldbehandlungsrichtlinie erarbeitet und für den
Landes- und Treuhandwald im Müritz-Nationalpark für
verbindlich erklärt.
Nach dieser Richtlinie erfolgt die Waldbehandlung im
Müritz-Nationalpark unabhängig von der Zonierung und
ist nicht nutzungsorientiert. Sie dient ausschließlich der
Verbesserung der Stabilität und Vitalität der überwiegend
naturfernen Nadelholzreinbestände. Zu dem hat sie das
Ziel, die natürliche Waldentwicklung hin zu natürlichen
Laub- und Mischwaldgesellschaften zu fördern. Nach der
Waldbehandlungsrichtlinie findet eine Einteilung der
Waldflächen in 3 Kategorien statt.
Kategorie A: In diese Kategorie fallen alle
Laubholzbestände, Nadelalthölzer und die
verschiedenen Sukzessionswaldgesellschaften auf den ehemaligen militärischen
Übungsplätzen. Diese Bestände werden der
natürlichen Entwicklungsdynamik überlassen, forstliche Maßnahmen finden nicht
mehr statt.
Kategorie B: In die Bestandskategorie B fallen überwiegend Nadelholzbestände mittleren
Alters, welche im derzeitigen
Forsteinrichtungszeitraum (01.01.1998 –
31.12.2007) noch einer Behandlung
bedürfen. Nach Ablauf dieses Zeitraumes
werden diese Bestände in die natürliche
Entwicklung entlassen.
Kategorie C: Die Kategorie umfasst jüngere Nadelholzbestände, die noch über den Forsteinrichtungszeitraum (10 Jahre) hinweg einer
Pflege bedürfen.
Diese Waldbehandlungsrichtlinie war zugleich Grundlage
für die Forsteinrichtung der Landes- und Treuhandflächen
zum 01.01.1998. Dem schloss sich die Bundesforstverwaltung an, die ihre im Müritz-Nationalpark gelegenen
Flächen ebenfalls nach dieser Waldbehandlungsrichtlinie
einrichtete. Die Waldbehandlungsrichtlinie gilt inzwischen
ebenso uneingeschränkt für den Kommunalwald der Stadt
Waren (Müritz) (Gerichtsurteil), die Stiftungsflächen (Jost
Reinhold Stiftung, Stiftung für Umwelt und Naturschutz)
75
Abb. 4: Waldbehandlungskategorien 2002/2007
2002
Nach Ablauf des Forsteinrichtungszeitraumes Ende 2007
wird der Anteil der Kategorie A (behandlungsfrei)
voraussichtlich auf 75 % gestiegen sein.
Eine Übersicht über ausgewählte forstliche Maßnahmen
(nur landeseigene Flächen) innerhalb der letzten 10 Jahre
enthält Tabelle 18.
28%
59%
13%
An Hand der dargestellten Maßnahmen lässt sich das Jahr
1996 als ein wichtiger Zeitpunkt in der Waldbehandlung
festmachen. Durch die Neubildung des Nationalparkamtes
Müritz (vgl. Kap. 5.3.1) machte sich eine Neuorientierung
in der Waldbehandlung erforderlich und führte im weiteren
zu einer neuen Waldbehandlungsrichtlinie. Der reine Holzeinschlag ging durch die Ausrichtung auf die Pflege mit
dem Ziel der Verbesserung der Stabilität und Vitalität
zurück. Der Zaunbau sowie Aufforstungen (Vor- und
Unterbauten) wurden eingestellt, da die natürlich Sukzession und das vorhandene Verjüngungspotential diese
Maßnahmen nicht mehr rechtfertigten.
Aussagen zur Erschließung des Waldes durch Wirtschaftswege und deren Entwicklung sind in Kap. V / 5.5
enthalten.
2007
20%
6 Bereiche der Kulturlandschaft
5%
75%
A
B
C
Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (2002)
und die privaten Flächen der Saatzucht Steinach (Sicherung im Grundbuch). Für andere private Waldflächen wird
ihre Anwendung empfohlen.
Im folgenden Kapitel erfolgt eine Beschreibung der kulturabhängigen Lebensräume, d.h. der Lebensräume, deren
Existenz auf menschliche Nutzung bzw. Tätigkeit zurückzuführen ist. Ihre Ausprägung wird neben den standörtlichen Bedingungen in hohem Maße von der Art und
Weise der Nutzung bestimmt.
Kulturabhängige Lebensräume sind vor allem Resultat
landwirtschaftlicher Nutzung (Grünland und Äcker).
Deshalb erfolgt in diesem Kapitel auch eine Beschreibung
der Landwirtschaft im Nationalpark.
Daneben gibt es aber auch solche, die durch wiederholte
Zerstörung der Waldvegetation entstanden sind, wie z.B.
die Sandmagerrasen und Heiden im Bereich der
ehemaligen Truppenübungsplätze.
6.1
Die Abbildung 4 macht deutlich, dass im Müritz-Nationalpark bereits heute der Flächenanteil der Kategorie A
überwiegt. Während im Teilgebiet Serrahn die ausgedehnten Buchenwälder den hohen A-Anteil ausmachen,
sind es im Teilgebiet Müritz die Kiefer – Birken – Sukzessionswaldgesellschaften auf den ehemaligen militärischen Übungsplätzen.
76
Grünland und Staudenfluren
Die derzeitige Fläche des Grünlandes beträgt ca. 1.610 ha
bzw. 5 % der Nationalparkfläche (vgl. Karte 2).
Der Lebensraum des Grünlandes ist vor allem gekennzeichnet durch variierende Nutzungsintensität in Form von
Mahd und/oder Beweidung und die unterschiedlichen
Standortbedingungen.
Tabelle 18: Ausgewählte forstliche Maßnahmen (landeseigene Flächen)
-DKU
+RO]HLQVFKODJ
J Pó
-XQJZXFKV-XQJ
EHVWDQGVSÁ
S HJH
J KD
=DXQEDX NP
9RU8QWHUEDX KD
Verbreitungsschwerpunkt des Feuchtgrünlandes sind die
natürlich nährstoffreichen, tiefgelegenen Bereiche der Verlandungsmoore und der Havelniederung sowie grundwassernahe humose Sande. Neben der Bewirtschaftungsintensität hat der Faktor Wasser einen entscheidenden
Einfluss auf die Flora und Fauna des Nass- und Feuchtgrünlandes.
Das trockenere Grasland grenzt in der Regel an die äußeren
Ränder der Becken und Niederungen oder liegt von diesen
völlig losgelöst in den Moränenhochflächen (z.B. nördlich
Fitten- und Hinbergsee, Gemarkung Goldenbaum) und
wurde vielfach über längere Zeit als Acker genutzt oder ist
zumindest ackerfähig und gehört damit nicht zu den sogenannten „natürlichen Grünlandstandorten“.
Alle im Müritz-Nationalpark aufgenommenen Staudenfluren gehören ebenfalls zu den nutzungsbedingten
Vegetationsformen. Hauptsächlich entstanden sie nach
Auflassung von Graslandflächen auf entwässerten
eutrophen Standorten.
6.1.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Die weniger als 200 Jahre andauernde Vegetationsentwicklung auf den Absenkungsterrassen verlief grundsätzlich in
zwei Richtungen. Bei nur kurzzeitiger oder ganz ausbleibender Weide- und Mähnutzung vollzog sich die Entwicklung recht schnell über Gebüsch- und /oder Vorwaldstadien
zu Zwischenwäldern, die sich in einigen Fällen bereits in
Umwandlung zu Haupt (Klimax)- wäldern befinden (z. B.
Damerower Werder). Bei andauernder, vorrangig extensiver Weidenutzung entwickelten sich allmählich die artenreichen Pfeifengras-Wiesen und Kleinseggen-Rasen, wie
sie in weitgehend optimaler Ausbildung noch heute beispielsweise am Ostufer der Müritz (zwischen Schnakenburg und Rederang-Graben, Prälitzsee) zu finden sind.
Typische Arten sind Pfeifengras (Molinia caerulea), Zittergras (Briza media), Hirse-Segge (Carex panicea), Kleiner
Baldrian (Valeriana dioica), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Gemeiner Wassernabel (Hydrocotyle
vulgaris) und Gemeine Braunelle (Prunella vulgaris),
Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca
rubra), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Scharfer Hahnenfuß
(Ranunculus acris), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus),
Weißklee (Trifolium repens) und Moor-Labkraut (Galium
uliginosum).
Vegetation
Durch VOIGTLÄNDER (1994) wurden innerhalb des
Grünlandes fünf Vegetationsformen-Gruppen unterschieden.
Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen
Die Vegetationsformengruppe der mesotrophen bis
schwach eutrophen Pfeifengras- und Kleinseggen-Rasen
beschränkt sich im Müritz-Nationalpark mit äußerst
wenigen Ausnahmen ausschließlich auf die jüngsten
Seeabsenkungsterrassen und deren Randzonen.
Verbreitungsschwerpunkte sind die Absenkungsterrasse
der Müritz (im Bereich des früheren NSG „Ostufer der
Müritz“) und des Zotzensees. Die Böden der Terrassen
bestehen entweder aus nährstoffarmen, kalkhaltigen, tonoder torfunterlagerten Seesanden oder Seeverlandungstorfen.
Die häufigste Vegetationsform der Pfeifengras- und
Kleinseggen-Rasen ist der Dreizahn-Pfeifengras-Rasen.
Seine kennzeichnenden Arten sind vor allem DreizahnTraubenhafer (Sieglingia decumbens), Blaugrüne Segge
(Carex flacca), Kriechweide (Salix repens), Herzblatt
(Parnassia palustris), Wiesen-Flockenblume (Centaurea
jacea), Blutwurz-Fingerkraut (Potentilla erecta), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Gemeines Hornkraut
(Cerastium holosteoides), Erdbeer-Klee (Trifolium fragiferum) sowie mit einiger Einschränkung auch WeideKammgras (Cynosurus cristatus), Wiesen-Alant (Inula
britannica), Großblütiger Augentrost (Euphrasia
rostkoviana) und Purgier-Lein (Linum catharticum).
In verschiedenen Ausprägungsformen kommen die
Dreizahn-Pfeifengras-Rasen auf den sandig tonigen
Flächen der Müritz-Absenkungsterrasse im Bereich der
Spuklochkoppel und der Warenschen Wohld vor.
77
Vor allem in den nassen Übergangsbereichen von den
Feuchtwiesen zu Großseggen-Rieden oder Röhrichten von
Seeverlandungssäumen, bzw. zu nassen Bruchwäldern
kommen Gliederbinsen-Pfeifengras-Rasen vor. Verbreitungsschwerpunkte sind entsprechende Standorte an der
Nord- und Südwestseite des Zotzensees.
Auf Grund ihres Auftretens in den genannten Übergangsbereichen wird die Vegetationsform charakterisiert durch
die Kombination von Arten der Pfeifengras-Rasen und der
mäßig eutrophen Großseggen-Riede, wie Glieder-Binse
(Juncus articulatus), Wasserminze (Mentha aquatica),
Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Labkraut (Galium palustre), Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Steif-Segge (Carex elata). Weitere bestimmende Arten sind Wiesen-Segge (Carex nigra),
Schuppenfrüchtige Gelbsegge (Carex lepidocarpa),
Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris) und Steifblättriges Knabenkraut
(Dactylorhiza incarnata).
Nach Auflassung von Pfeifengras-Rasen können sich in
Abhängigkeit von den Grundwasser- und Nährstoffverhältnissen Röhrichte, Staudenfluren, Weiden-Gebüsche oder
auch Vorwälder (Kreuzdorn-Birken-Gehölze) herausbilden. Sie enthalten noch den Grundartenbestand der Dreizahn- und Gliederbinsen-Pfeifengras-Rasen. Die meisten
Differenzialartengruppen dieser Vegetationsformen fehlen
aber bereits. Dafür dringen Gehölze wie Grauweide (Salix
cinerea), Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Moorbirke (Betula pubescens), Gemeiner Wacholder (Juniperus
communis) und Faulbaum (Frangula alnus) ein.
So sind sie beispielsweise auf den Grünlandflächen bei
Goldenbaum vertreten. In den Randzonen des Teufelsbruches und des Großen Bruches, sowie am Zotzensee
wurden sie in den 80-er Jahren durch die intensive Bewirtschaftung und eine relative Niederschlagsarmut bis auf
einige Restflächen zurückgedrängt. Bei ausreichend hohen
Wasserständen (wie beispielsweise im Jahre 1994), einer
deutlichen Verringerung des Düngereinsatzes und Aufrechterhaltung einer Mähweidenutzung ist aber eine schnelle
Regeneration möglich.
Floristisch ist diese Vegetationsform durch ihren Gräserreichtum gekennzeichnet. Neben den Charakterarten dieser
Vegetationsformengruppe kommen unter anderem Wiesenrispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra),
Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Rasenschmiele
(Deschampsia cespitosa), Wiesen-Schwingel (Festuca
pratensis), Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera) und
Gemeines Rispengras (Poa trivialis) mit hoher Stetigkeit
vor. Weiterhin treten Gliederbinse (Juncus articulatus),
Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Sumpf-Segge
(Carex acutiformis) und Moorlabkraut (Galium
uliginosum) auf.
Kammgras-Wiesenschwingel-Feuchtweiden wurden nur
auf drei Flächen festgestellt. Eine größere Ausdehnung
besitzen die Bestände südlich von Müritzhof. Je eine
kleine Fläche liegt in der Havelniederung östlich des Granziner Sees (schmaler Streifen entlang der Havel) und am
Südwestrand des Warnker Sees. Die Substrate der mäßig
feuchten Standorte bestehen aus geringmächtigen Torfen
oder humosen Sanden der Seeabsenkungsterrassen.
Feuchtwiesen und -weiden
Zu den charakteristischen Feuchtwiesenarten zählen unter
anderem Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis),
Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis floscuculi), KohlKratzdistel (Cirsium oleraceum), Wasserminze (Mentha
aquatica), Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre),
Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) und Gemeiner
Blutweiderich (Lythrum salicaria). Die kennzeichnenden
Artengruppen der Pfeifengraswiesen und Kleinseggenrasen treten nur noch sehr vereinzelt auf.
Weitere floristische Differenzierungen der Feuchtwiesen
und -weiden ergeben sich durch die Art und Intensität der
Flächennutzung (Verhältnis zwischen Mahd und Beweidung, Grad der Entwässerung, Höhe des Düngemitteleinsatzes u. a.).
In fast allen untersuchten Flächen sind SumpfseggenWiesenschwingel-Feuchtwiesen mit unterschiedlichen
Anteilen und Ausbildungsformen vertreten. Sie bilden den
Grenzbereich zwischen den regelmäßig, aber weitgehend
extensiv genutzten Feuchtwiesen und dem mit unterschiedlicher Intensität genutzten Grasland.
78
Diese artenreiche Vegetationsform ist neben den genannten
Feuchtwiesenarten vor allem durch Arten mäßig nährstoffversorgter Frischwiesen und -weiden wie WeideKammgras (Cynosurus cristatus), Wiesen-Flockenblume
(Cerntaurea jacea), Zittergras (Briza media), Roter Zahntrost (Odontites rubra), Erdbeerklee (Trifolium fragiferum), Gänseblümchen (Bellis perennis), Herbstlöwenzahn
(Leontodon autumnalis), Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) gekennzeichnet.
Bei den im folgenden beschriebenen Vegetationsformengruppen des Graslandes handelt es sich generell um
Saatgrasland. Flächenmäßig dominieren derartige Grünlandflächen im Müritz-Nationalpark. Sie wurden bereits
über längere Zeiträume mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet und unterscheiden sich floristisch erheblich von
den vorgenannten Rasen, Feuchtwiesen und -weiden.
Die Differenzierung des Saatgraslandes hat ihre
wesentliche Ursache in der unterschiedlichen
Wasserversorgung. Danach werden Grasländer feuchter,
frischer und trockener Standorte unterschieden.
Grasland feuchter Standorte
Das Grasland feuchter Standorte ist in den großen Niederungen des Zotzen- und Rederangsees sowie auf den Absenkungsterrassen auf zumeist mäßig entwässerten Torfen
und humosen Sanden recht weit verbreitet. Insgesamt
lassen sich 3 Ausbildungsformen unterscheiden:
Die floristische Ausstattung des Wiesenschwingel-Rasenschmielen-Graslandes wird wesentlich von der Intensität
der Eingriffe in den Standort, der Bewirtschaftung und der
Ausgangsvegetationsform bestimmt. Ihm fehlen mit
wenigen Ausnahmen alle soziologisch eng an die Feuchtwiesen gebundenen Arten. Ausgangsvegetationsformen
sind Feuchtwiesen schwach bis mäßig eutropher Standorte,
seltener auch Frischwiesen.
Großflächig ist diese Graslandform am Teufelsbruch sowie
auf den Grünlandflächen am Rederang- und Zotzensee
vorhanden. Als charakteristische Arten treten vor allem
mehrere Futtergräser wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense), Rasenschmiele (Deschampsia
cespitosa) und Wiesenschwingel (Festuca pratensis) sowie
Wiesenkräuter mit weiter ökologischer Amplitude, zu
denen Kriechender und Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus
repens u. R. acris), Behaarte Segge (Carex hirta), WiesenSauerampfer (Rumex acetosa) und Gras-Sternmiere
(Stellaria graminea) gehören.
Bei Beweidung wandern Weidezeiger wie Weißklee (Trifolium repens), Breitwegerich (Plantago major), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina), Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare) und Krauser Ampfer (Rumex crispus),
Ackerwildkräuter wie Vogelmiere (Stellaria media) und
Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) aber auch nitrophile Stauden wie Große Brennnessel (Urtica dioica) und
Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) ein.
Auf sammelwassergeprägten Moorstandorten mit ausgeprägten Bodenverdichtungen und sommerlichen Austrocknungsphasen (Wechselfeuchtigkeit) sowie in
Muldenlagen innerhalb anderer Graslandvegetationsformen
entwickelt sich häufig ein Knickfuchsschwanz-Rohrglanzgras-Grasland. Die kennzeichnenden Arten sind unter anderem Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus geniculatus), Flatterbinse (Juncus effusus), Rohrglanzgras (Phalaris
arundinacea), Gänsefingerkraut (Potentilla anserina),
Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) und Weißes
Straußgras (Agrostis stolonifera).
Den trockensten Flügel des Graslandes feuchter Standorte
bildet das Herbstlöwenzahn-Rasenschmielen-Grasland.
Arten feuchterer Standorte wie Flatterbinse (Juncus effusus), Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus) und Rohrglanzgras
(Phalaris arundinacea) sind hier kaum noch vorhanden. Es
enthält dafür bereits Arten des Quecken-Knaulgras-Graslandes wie Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata),
Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeine Kuhblume
(Taraxacum officinale), Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea), Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Kriechendes Fingerkraut
(Potentilla reptans). In typischer Ausprägung ist es auf der
Müritzhof vorgelagerten Grünlandfläche zu finden. Neben
den genannten Arten kommen hier auch WiesenFlockenblume (Centaurea jacea), Gemeiner Frauenmantel
(Alchemilla vulgaris), Wiesen-Glockenblume (Campanula
patula), Gänseblümchen (Bellis perennis), WiesenLabkraut (Galium mollugo), Gemeine Braunelle (Prunella
vulgaris), Gemeines Ruchgras (Anthoxanthum odoratum)
und Zahntrost (Odontites rubra) vor.
Grasland frischer Standorte
Diese Vegetationsformengruppe ist flächenmäßig die verbreitetste innerhalb des Müritz-Nationalparks. Sie tritt
schwerpunktmäßig auf stark entwässerten, zumeist flachgründigen Torfen sowie den angrenzenden Zonen mit
humosen oder lehmigen Sanden auf.
Wenige Futtergräser wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rotschwingel (Festuca rubra), Gemeine Quecke
(Agropyron repens), Gemeines Knaulgras (Dactylis
glomerata) und einige Kräuter wie vor allem Gemeine
Kuhblume (Taraxacum officinale), Hirtentäschel (Capsella
bursa-pastoris) und Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) dominieren. Je nach Pflegezustand und Alter der
Ansaaten kommen weitere Acker-Wildkräuter und Stauden
(vor allem Distelarten) hinzu. Auf Grund standörtlicher
Differenzierungen lassen sich 3 Ausbildungsformen
erkennen, deren Hauptvorkommen innerhalb des
Zotzensee-Jäthensee-Beckens, an der Nordseite des
Bullowsees, südlich des Caarpsees, am Rande des Großen
Bruches und in der Lehmhorst liegen.
Am häufigsten ist das Honiggras-Knaulgras-Grasland
verbreitet. Zu den wichtigsten bestandsbildenden Pflanzen
gehören hier neben den genannten Charakterarten Wolliges
Honiggras (Holcus lanatus), Wiesen-Lieschgras (Phleum
pratense), Weißklee (Trifolium repens), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Gras-Sternmiere (Stellaria
graminea), Gemeines Hornkraut (Cerastium holosteoides),
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Kriechendes
Fingerkraut (Potentilla reptans). Typisch sind auch nitrophile Arten wie Gemeine Quecke (Agropyron repens),
Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Große Brennnessel (Urtica dioica). Gleichzeitig sind aber auch schon Arten
trockener Standorte wie Rotschwingel (Festuca rubra) und
Rotstraußgras (Agrostis capillaris) regelmäßig vertreten.
Grasland trockener Standorte
Auf trockenen schwach bis mäßig humosen
Mineralbodenstandorten mit sandigen Substraten haben
sich verschiedene Formen eines Rotstraußgras-Graslandes
79
entwickelt. Sie sind in der Regel aus künstlichen
Knaulgras- oder Weidelgras-Ansaaten, möglicherweise mit
Beimischung des Rotstraußgrases (Agrostis capillaris), hervorgegangen.
Die vorrangige Nutzungsform ist die Beweidung, deren
Intensität auch hier zusammen mit den verwendeten
Grasmischungen, dem Nährstoffhaushalt und der Wasserversorgung die floristische Zusammensetzung der
Bestände bestimmen. Die wichtigsten bestandsbildenden
Gräser sind neben Rotstraußgras (Agrostis capillaris),
Gemeines Knaulgras (Dactylis glomerata), Gemeine
Quecke (Agropyron repens), Rotschwingel (Festuca rubra)
und Wiesen-Rispengras (Poa pratensis). Weitere durchgängige Arten sind Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris),
Gemeine Kuhblume (Taraxacum officinale), Gemeine
Schafgarbe (Achillea millefolium), Ackerwinde (Convolvulus arvensis), Kanadisches Berufskraut (Conyza
canadensis), Gemeiner Reiherschnabel (Erodium
cicutarium) und Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella).
Die Vegetationsdecke ist oftmals lückig.
Das Berufskraut-Straußgras-Grasland ist als Normal-Vegetationsform des Graslandes trockener Standorte anzusehen.
Es kann aus Sandermagerrasen, die als Hutungsflächen
genutzt wurden, aber auch aus Knaulgras- und WeidelgrasAnsaaten unterschiedlichen Alters hervorgegangen sein.
Auf trockenen nährstoffarmen Sandböden am Rande der
Becken und Niederungen und innerhalb der höher gelegenen Moränenflächen entwickelt sich auf künstlich
begründeten Graslandflächen ein Hasenklee-RotstraußgrasGrasland. Die hier vorkommenden Futtergräser sind
Gemeine Quecke (Agropyron repens) und Rotstraußgras
(Agrostis capillaris). Die häufigsten Kräuter sind Arten der
Sand-Magerrasen bzw. Wildkräuter der Sand-Äcker. Zu
nennen sind Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella),
Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Hasenklee (Trifolium arvense), Kanadisches Berufskraut (Conyca
canadensis), Rauhhaarwicke (Vicia hirsuta), Hirtentäschel
(Capsella bursa pastoris), Feldklee (Trifolium campestre),
Ackerwinde (Convolvulus arvensis) und Gemeine
Schafgarbe (Achillea millefolium).
Staudenfluren
Zu den nach Auflassung von Graslandflächen auf entwässerten eutrophen Standorten entstehenden Staudenfluren
zählt die Kohldistel-Brennnessel-Staudenflur. Typisch sind
Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Große Brennessel
(Urtica dioica), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum),
Klettenlabkraut (Galium aparine), Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Stechender Hohlzahn (Galeopsis
tetrahit), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea) und Sumpfhornklee (Lotus uliginosus). Bleiben die Flächen trocken,
entwickeln sich Erlen-Wälder. Eine wirksame Wiederver-
80
nässung kann zumindest vorübergehend auch zu Schilfoder Rohrglanzgras-Röhrichten führen.
Teilweise sind ausgesprochene Brennnessel-Dominanzbestände (Brennnessel-Staudenfluren) entstanden, in denen
andere Arten kaum eine Entwicklungschance haben. Die
jährlich absterbenden Brennnesseln bilden am Boden dichte
Streudecken. Die einzigen mehr oder weniger regelmäßig
auftretenden Arten sind neben Großer Brennnessel (Urtica
dioica) Gemeine Quecke (Agropyron repens), Gemeines Rispengras (Poa trivialis), Kletten-Labkraut (Galium aparine)
und Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum), stellenweise
auch Gemeines Schilf (Phragmites australis).
Örtlich haben sich Wasserdost-Brennnessel-Staudenfluren
(beispielsweise im Bereich der Priesterwiese), sowie
Ackerkratzdistel-Sumpfreitgras-Staudenfluren (am Südrand
der Lehmhorst) entwickelt.
Moose und Flechten
Der Besatz mit Moosen im Grünland hängt wesentlich von
der Lückigkeit der Blütenpflanzenbestände ab. Die Moosflora auf Grünland gilt jedoch allgemein als artenarm. Zu
den erfassten Moosarten auf den Grünlandflächen bei
Goldenbaum gehören u.a. Calliergonella cuspidata,
Drepanocladus aduncus, seltener Brachythecium rivulare
sowie Plagiomnium ellipticum und Trichodon cylindricus.
Zu den Besonderheiten gehört der Nachweis von Drepanocladus sendtneri auf einem kalkreichen Standort bei
Müritzhof.
Die Anzahl der Flechten auf Grünland ist sehr gering. Auf
den Flächen bei Goldenbaum wurde lediglich eine
Flechtenart (Peltigera didactyla) nachgewiesen.
Fauna
Die hydrologische Situation der Feuchtgrünlandflächen
beeinflusst das faunistische Arteninventar erheblich. So
kommt es bei ausreichender Wasserversorgung und
jahreszeitlichen Überstauungen relativ schnell zur
Wiederbesiedelung verarmter Flächen durch Arten wie Erdkröte (Bufo vibidis), Kreuzkröte (Bufo calamita) und
Kreuzotter (Vipera berus).
Unter den Nachtfaltern können Hepialus humuli, Chortodes minima und Chortodes pygmina als typische Vertreter
der Feuchtwiesen angesehen werden. Die Raupen des Wurzelbohrers (Hepialus humuli) ernähren sich unterirdisch,
z.B. an Wurzeln von Löwenzahn, Sauerampfer, Huflattich,
Klette und anderen Pflanzen. Die Raupen von Chortodes
minima und C. pygmina entwickeln sich an verschiedenen
Gräsern wie Rasenschmiele, Sumpf-Rispengras und verschiedenen Seggenarten. Vier weitere Arten (Cerastis
leucographa, Cucullia umbratica, Gortyna flavago und
Panemeria tenebrata) haben ihr Raupenhabitat in trockeneren Wiesenbereichen.
Zu den charakteristischen Tagfalterarten des Feuchtgrünlandes gehören das Große Ochsenauge (Maniola jurtina),
das Landkärtchen (Araschnia levana) und der SpiegelfleckDickkopffalter (Heteropterus morpheus) (HOPPE 1994).
Auf trockenen Magerwiesen dominieren thermophile
Bewohner, die durch Konkurrenz leicht verdrängt werden.
So sind auf „intakten“ extensiv und regelmäßig bewirtschafteten Magerrasen und Streuwiesen die höchsten
Arten- und Individuenzahlen bei den Schmetterlingen zu
finden. Außerdem kommen Magerrasen als Ausweichbiotope für Arten ähnlicher Sukzessionsstadien in Frage.
So z. B. für den gefährdeten, xerothermophilen Wolfsmilchschwärmer (Celerio euphorbiae) der seine Eier an
der Zypressenwolfsmilch ablegt (KOCH 1988). Auch
unter den bevorzugt Grasland besiedelnden Heuschrecken
(Saltatoria) finden sich Arten mit ausgeprägter Habitatbindung. So bevorzugen Mecostethus grossus, Chrysocharon dispar, Conocephalus dorsalis und Tetrix subulata
Feuchtwiesen, während Chorthippus biguttulus, Ch. brunneus und Ch. apricarius als xerothermophile Arten Magerrasen besiedeln (HAMANN et al 1994).
Zur typischen Avifauna des Feuchtgrünlandes gehören
Limikolen, die jedoch nur mit wenigen Brutvogelarten wie
Kiebitz (Vanellus vanellus) oder Bekassine (Gallinago
gallinago) im Müritz-Nationalpark vertreten sind.
Weiterhin sind Wiesenpieper (Anthus pratensis),
Feldlerche (Alauda arvensis), Braunkehlchen (Saxicola
rubetra) und der Mäusebussard (Buteo buteo) Charakterarten des Grünlandes.
Zahlreiche Kleinsäuger wie der Europäische Maulwurf
(Talpa europaea), die Feldmaus (Microtus arvalis), die
Schermaus (Arvicola terrestris) u.a. treten regelmäßig auf
(NARBERHAUS 1993). Zu den typischen Bewohnern
reich strukturierter Grünlandflächen gehören ebenso Reh
(Capreolus capreolus) und Hase (Lepus europaeus).
6.2
Äcker und Ackerbrachen
Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker
und Ackerbrachen (vgl. Karte 2).
Äcker sind durch die menschliche Nutzung in besonderem
Maße gekennzeichnet. Diese führt zu Uniformität und
periodischer Entfernung der Pflanzendecke, sowie zu einer
Störung der Bodenentwicklung bzw. -struktur.
Extensiv genutzte Äcker wiesen ursprünglich eine artenreiche, typische Fauna und Flora auf. Sie wurden durch Tierund Pflanzenarten besiedelt, die ihren Lebensraum in der
Naturlandschaft beispielsweise in dynamischen Auen und
in waldfreien Sonderstandorten hatten. Ein Großteil der
Pflanzen- und Tierarten stammt aus mediterranen oder
waldfreien osteuropäischen Gebieten (KAULE 1986). Die
Methoden der modernen Landwirtschaft haben jedoch zu
einem Schwund solcher Artengemeinschaften geführt
(BFANL 1994).
Die Ackerflächen innerhalb des Müritz-Nationalparks
liegen sowohl in den südlichen Randzonen der Pommerschen Hauptendmoräne (Flächen zwischen Hinberg- und
Fittensee, um Dambeck, in der Gemarkung Goldenbaum),
im Bereich kleiner Zwischenstaffeln (südlich des
Caarpsees) als auch auf höher gelegenen Sanderflächen
(um Babke, am Görtowsee, südlich Federow). Dadurch
weisen die Flächen deutliche Standortunterschiede auf.
Durch die in den letzten Jahren erfolgten Stillegungen
eines größeren Teiles der ackerbaulich genutzten Flächen
im Müritz-Nationalpark entstanden Ackerbrachen. Dabei
handelt es sich insbesondere um sogenannte Grenzstandorte mit nährstoffarmen, mehr oder weniger trockenen
Sanden und sehr niedrigen Ackerwertzahlen.
6.2.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Vegetation
Den floristischen Grundstock der zwei durch VOIGTLÄNDER (1994) ausgeschiedenen Vegetationsformengruppen der Äcker bilden allgemein verbreitete Wildkräuter mit
einer sehr breiten ökologischen Amplitude. Zu ihnen gehören Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare), Gemeiner
Winden-Knöterich (Fallopia convolvulus), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Gemeiner Windhalm (Apera
spica-venti), Feld-Stiefmütterchen (Viola arvensis), AckerVergißmeinicht (Myosotis arvensis), Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), Vogelmiere (Stellaria media), KornFlockenblume (Centaurea cyanus), Rauhhaarwicke (Vicia
hirsuta) und Geruchlose Kamille (Matricaria maritima).
Auf Ackerflächen mit nährstoffarmen Sandböden entwickelt sich eine Ackerspark-Knäuel-AckerwildkrautFlur, zu deren Differenzialarten insbesondere Ackerspergel (Spergula arvensis), Einjähriger Knäuel
(Scleranthus annuus), Grüne Borstenhirse (Setaria viridis),
Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), Gemeiner
Reiherschnabel (Erodium cicutarium), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Ackerschmalwand
(Arabidopsis thaliana) und Kanadisches Berufskraut
(Conyza canadensis) gehören. Deutlich seltener sind
Acker-Hohlzahn (Galeopsis ladanum), Vogelfuß (Ornithopus perpusillus) und Lämmersalat (Arnoseris minima).
Auf stärker durchlässigen Böden treten Hasenklee
(Trifolium arvense) und Quendel-Sandkraut (Arenaria
sepyllifolia) hinzu.
81
Diese Ausbildungsform wurde unter anderem auf der
Ackerfläche bei Dambeck nachgewiesen. Besondere
Verbreitungsschwerpunkte bestehen aber nicht.
Auf stärker kalkhaltigen Flächen tritt auch Feld-Rittersporn (Consolida regalis) zusammen mit Gemeinem
Ackersinau (Aphanes arvensis) und Saatmohn (Papaver
dubium) auf.
Vor allem in Wintergetreideäckern auf stark durchlässigen
Sanden ohne Krumenvernässung entwickelt sich die Hungerblümchen-Ausbildungsform mit einigen frühjahrsanuellen Arten wie Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), Dreiteiliger Ehrenpreis (Veronica triphyllos) und
Sand-Vergißmeinnicht (Myosotis stricta).
Weniger verbreitet ist die Sonnenwendwolfsmilch-Kamillen-Ackerwildkraut-Flur. Sie entwickelt sich auf Böden
mit höheren Lehm- oder Humusanteilen oder lehmunterlagerten Sanden. In ihr erreichen einige Arten wie AckerKratzdistel (Cirsium arvense), Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris), Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia),
Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis) und Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) höhere Stetigkeiten. Die Arten
der Sandäcker fallen vollständig aus.
Verbreitungsschwerpunkte sind die Ackerflächen in der
Nähe von Babke.
Auf Flächen mit höherer Nährstoffversorgung und höheren
Humusgehalten, so z.B. am nördlichen Rand der
Jäthenseeniederung treten weitere Arten wie Spreizende
Melde (Atriplex patula), Rauhe Gänsedistel (Sonchus
asper), Klettenlabkraut (Galium aparine), Kleinblütiges
Franzosenkraut (Galinsoga parviflora), Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule), Purpurrote
Taubnessel (Lamium purpureum) und Gemeiner Erdrauch
(Fumaria officinalis) u. a. hinzu.
Im Bereich der Ackerflächen um Goldenbaum wurde eine
weitere Ausbildungsform mit Feld-Rittersporn (Consolida
regalis), Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), Gemeinem
Ackerfrauenmantel (Aphanes arvensis), Gemeinem
Rapünzchen (Valerianella locusta) und Saatmohn
(Papaver dubium) kartiert.
Die floristische Zusammensetzung der Vegetationsdecke
der Ackerbrachen hängt außer von den natürlichen Standortgegebenheiten sehr wesentlich von der vorherigen
Bewirtschaftungsform der brachgelegten Äcker sowie dem
Alter und der Behandlung der Brachen ab. Alle Vegetationsaufnahmen wurden zu einer als Berufskraut-QueckenAckerbrache bezeichneten Vegetationsform zusammengefasst. Je nach Bodenfeuchtigkeit ist Gemeine Quecke
(Agropyron repens) (z. B. in sammel- oder grundwasserbeeinflussten Senken) oder mit zunehmender Trockenheit
Kanadisches Berufskraut (Conyza canadensis) aspektbildend. Weitere Arten sind vor allem Wildkräuter der
82
Ackerspark-Knäuel-Ackerwildkraut-Flur.
Auf der Ackerbrache bei Dambeck kommen neben den
genannten Arten Rotstraußgras (Agrostis capillaris),
Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Einjähriger
Knäuel (Scleranthus annuus) Acker-Filzkraut (Filago
arvensis), Geruchlose Kamille (Matricaria maritima),
Feld-Ehrenpreis (Veronica arvensis), Rauhaarwicke (Vicia
hirsuta), Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia), KornFlockenblume (Centaurea cyanus) und Gemeine Quecke
(Agropyron repens) vor. Möglicherweise hängt dies mit
der jahrzehntelangen Fäkalienausbringung auf dieser
Fläche zusammen.
Moose und Flechten
Die Untersuchungen zur Bryophytenflora belegen eine
extreme Artenarmut der Ackerflächen. Bedingt durch die
Bodenverhältnisse (Sand) und die Bodenbearbeitung sind
auf den eigentlichen Ackerflächen nur Ceratodon purpureus und Bryum argenteum vertreten.
Die untersuchten Ackerflächen waren weitgehend frei von
Flechten. Lediglich auf der blockreichen Ackerfläche bei
Goldenbaum wurden auf Granitsteinen Arten wie Acarospora fuscata, Buellia aethalea und Cladonia corilliza
nachgewiesen. In der Ackerbrache bei Babke dominieren
mit Buellia punctata, Calicium viride und verschiedenen
Cladonia-Arten typische Bewohner der Sandmagerrasen.
Fauna
Zu den charakteristischen Faunenbestandteilen dieses
Lebensraumes zählen die Großschmetterlinge (Lepidoptera). Ihre Artenzusammensetzung und Häufigkeit ist
vom Blütenangebot der Fläche abhängig. Die Verbreitungspräferenzen der nachgewiesenen Arten Schachbrett
(Melanargia galathea), Resedafalter (Pontia daplidice),
Schwarzkolbiger Dickkopffalter (Adopaea lineola) und
des Kleinen Perlmuttfalters (Issoria lathonia) spiegeln
eine relativ hohe Biotopvielfalt der untersuchten Ackerflächen im Müritz-Nationalpark wieder (HAMANN et al
1994).
Bemerkenswert ist der Nachweis des äußerst seltenen
Nachtfalters Eremboia ochroleuca bei Babke. Diese
xerothermophile Nachtfalterart bevorzugt die trockenen
und sonnigen Bereiche der Ackerbrache, wo sich die
Raupen an verschiedenen Gräsern (z. B. Alopecurus
pratensis, Cynosurus crutatus) entwickeln.
Unmittelbare Auswirkungen hat das Nebeneinander von
Äckern und Ackerbrachen auch auf die Zahl nachgewiesener
Laufkäferarten (Carabidae). Mit 36 Arten wurde auf dem
Acker bzw. der Ackerbrache bei Babke die zweithöchste
Artenzahl aller Untersuchungsflächen ermittelt.
Charakteristisch ist das Vorkommen xerothermophiler Offenlandarten (z. B. Arten der Gattungen Amara und Harpalus).
Darüber hinaus sind als Charakterarten trockener vegetationsarmer Sandstandorte Broscus cephalotes, Cicindela hybrida
und Cicindela sylvatica anzusehen. Der Nachweis der
typischen Löß-Ackerart Carabus auratus und der in Mecklenburg als verschollen geltenden Art Harpalus signaticornis
(MÜLLER-MOTZFELD 1992) ist ebenfalls hervorzuheben.
Moose und Flechten
Durch die Stilllegung von Ackerflächen sind zwischenzeitlich selten gewordene Vogelarten wieder regelmäßiger
zu beobachten. Dazu zählen insbesondere die Wachtel
(Coturnix coturnix) und das Rebhuhn (Perdix perdix).
Die Säugetierfauna der Acker und Ackerbrachen ist ähnlich der des Grünlandes. Das Arteninventar wird jedoch
durch Größe und Struktur einer Ackerfläche sowie durch
angrenzende Biotopstrukturen bestimmt. So wies NARBERHAUS (1993) auf der Ackerfläche bei Babke Kleinsäugerarten der Wiesengesellschaften, Hecken und tiefgegliederten Waldsäume, wie z.B. die Brandmaus
(Apodemus agrarius) nach. Zu den häufig auf Äckern
jagenden Säugern gehört der Fuchs (Vulpes vulpes).
Die offenen Sandstandorte werden von Libellen (Odonata)
insbesondere als Nahrungshabitat genutzt. Neben der
Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) konnte der Große
Blaupfeil (Libellula quadripunctata) in vielen Bereichen
der offenen Sande nachgewiesen werden. Diese häufige Art
zeigt neben dem Abfliegen von Säumen eine Präferenz für
helle und vegetationsfreie Stellen, auf denen sie verharrt.
Von den fünfzehn durch HAMANN et al (1994) für den
Müritz-Nationalpark nachgewiesenen Heuschreckenarten
(Saltatoria) sind auf den reinen Sandflächen nördlich des
Pagelsees nur vereinzelte Individuen der xerothermophilen
Art Myrmeleotettix maculatus nachgewiesen worden.
6.3
Vegetationsarme Flächen
Zu diesem Lebensraumtyp zählen vertikale und horizontale Erdaufschlüsse (z.B. Kies- und Tongruben), Hohlwege, sandige Wege oder Abbruchkanten. Sie sind häufig
Ergebnis menschlicher Tätigkeit oder durch die erodierende Wirkung des Wassers und des Windes entstanden.
Großflächige Rohböden finden sich im Müritz-Nationalpark im Bereich der ehemaligen Truppenübungsplätze, wo
durch militärische Übungstätigkeit etwa 60 ha nahezu
vegetationsfrei geworden sind. Neben der Vegetationsarmut sind das Auftreten von Dünenschleiern durch
Winderosion und warm-trockene Klimaverhältnisse wesentliche Faktoren für diesen Lebensraum.
6.3.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Vegetation
Die äußerst artenarmen und sehr schütteren Initialstadien
im zentralen Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Granzin werden durch einen Silbergras-Schafschwingel-Sandmagerrasen gebildet. Charakterarten sind
Silbergras (Corynepherus canescens), Echter Schafschwingel (Festuca ovina), Drahtschmiele (Avenella flexuosa),
Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis) und Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata).
Die reinen Sandflächen sind weder durch Moose noch
durch Flechten besiedelt. Innerhalb der frühen Sukzessionstadien siedeln als erste Moosarten Polytrichum
piliferum und Ceratodon purpureus. Unter den Flechten
wurde lediglich Digitaria ischaemum festgestellt.
Pilze wurden ebenfalls nicht nachgewiesen.
Fauna
Weitere Bewohner der Sandgebiete sind Ameisenjungfern
(Myrmeleonidae), deren Juvenilstadien, die Ameisenlöwen, eingegraben im sandigen Substrat leben. Als typischer Vertreter dieser Art ist hier die Dünen-Ameisenjungfer zu nennen. Die Larve dieser Art baut ihre Fangtrichter im freien Sandbereich weitgehend ungeschützt,
teilweise im Windschutz von Trockenrasenstellen (MÜLLER et al 1993).
Ein Großteil der auf den Sandstandorten vorkommenden
Laufkäfer (Carabidae) lebt auch in den angrenzenden
jungen Sukzessionsstandorten der Sandmagerrasen und
Ginsterheiden. Doch ist insbesondere Broscus cephalotes
typischer Vertreter vegetationsloser Sandflächen. Unter
den Spinnenarten ist die Wolfsspinne (Arctosa perita)
besonders auffällig und charakteristisch. Ihr Vorkommen
ist auf die offenen Sandflächen beschränkt, wo sie Wohnröhren gräbt, die zur Stabilisation mit einem Gespinst
ausgekleidet werden. Die Art kommt allgemein an sandigen Stellen wie Stränden, Dünen und Ackerflächen vor
(PESCHEL et al 1993).
Als einzige Vogelart konnte in diesem Biotoptyp der
Flußregenpfeifer (Charadrius dubius) nachgewiesen
werden (KREMP 1994). Säuger fehlen auf diesen Flächen,
während von den Reptilienarten nur eine Art, die Zauneidechse (Lacerta viridis) vertreten ist.
83
6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und
Wacholderheiden
Die Sand-Magerrasen, Besenginster- und die WacholderHeiden innerhalb des Müritz-Nationalparks haben eine
sehr unterschiedliche Entwicklung genommen. So sind
Magerrasen und Besenginster-Heiden vor allem in Folge
der wiederholten Zerstörung der Waldvegetation
(mechanisch und insbesondere durch Feuer) auf den
ehemaligen militärischen Übungsgebieten entstanden.
Die Wacholder-Heiden entstanden ausnahmslos im Bereich von Hutungsflächen und waren in der Vergangenheit
gebietsweise deutlich weiter verbreitet. Sie wurden entweder durch Aufforstungen oder natürlich entstandene
Vorwaldstadien fast vollständig abgelöst.
Ihre ehemaligen Vorkommen lassen sich in einigen Fällen
noch ansatzweise durch die Existenz von einzelnen lebenden oder toten Exemplaren des Wacholders (Juniperus
communis) erkennen. Sie befinden sich vor allem in den
Sander- und Binnendünengebieten wie beispielsweise im
Bereich des Boeker Forstes und innerhalb einer relativ
schmalen Zone entlang der Ränder der Seebecken und
Niederungen.
6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Vegetation
Sandmagerrasen
Magerrasen treten vor allem auf den trockensten und nährstoffärmsten Sandböden auf. Dazu gehören die verschiedenen Ausbildungsformen der Silbergras-SchafschwingelSandmagerrasen mit den bestandsbildenden Arten
Silbergras (Corynephorus canescens), Schafschwingel
(Festca ovina) und teilweise der Drahtschmiele (Avenella
flexuosa).
Auf Flächen, deren Vegetationsdecke über längere Zeit
nicht völlig zerstört wurde und in der den Kiefernforsten
vorgelagerten Randzonen treten neben den genannten
Arten die Sand-Segge (Carex arenaria), Sand-Strohblume
(Helichrysum arenarium), Bergjasione (Jasione montana),
Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) und Feld-Beifuss (Artemisia campestris) auf.
Die Aufnahmen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz
nördlich des Pagelsees zeigen die unbeeinflusste Vegetationsentwicklung auf Rohböden, die letztlich über
Ginster-Gebüsche zu Birken-Kiefern-Vorwäldern führt.
Gleichzeitig können sie aber auch Hinweise für die Sukzessionsrichtung beweideter Vegetationsformen nach deren
Auflassung geben.
84
Auf den nur sporadisch bewaldeten Flächen im Zentrum des
ehemaligen Truppenübungsplatzes dominiert ein Drahtschmielen-Rasen. Der Standort ist durch trockene, stark
durchlässige Sande mit geringen Humusgehalten geprägt.
Physiognomisch zeichnen sich die innerhalb der militärischen Übungsplätze und Waldlichtungen aufgenommenen
Drahtschmielen-Rasen durch die hohe Dominanz von
Drahtschmiele (Avenella flexuosa) aus. Weitere regelmäßig
vertretene Arten sind Sand-Segge (Carex arenaria), Rotstraußgras (Agrostis capillaris), Haar-Hainbinse (Luzula
pilosa), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Bergjasione (Jasione
montana) und Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata) sowie Silbergras (Corynephorus canescens) und
Besenginster (Sarothamnus scoparius). Etwas weniger
häufig sind Frühlings-Spergel (Spergula vernalis),
Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) und Heidekraut (Calluna
vulgaris).
Im Mosaik mit Drahtschmielen-Rasen, Silbergras-Schafschwingel-Rasen und Besenginsterheiden hat sich vor
allem in den etwas feuchteren Teilbereichen eine fast
völlig gehölzfreie Adlerfarn-Flur herausgebildet, hier ist
Adlerfarn (Pteridium aquilinum) aspekt- und strukturbildend. Ein weiterer Hauptbestandsbildner ist die Drahtschmiele (Avenella flexuosa). Die weiteren Begleiter sind
zumeist charakteristische Arten der Sand-Magerrasen.
Auf den jüngeren Strandwällen der Müritz entwickelt sich
ein Sandseggen-Hornkraut-Pionierrasen, dessen charakteristische Arten Sand-Segge (Carex arenaria) und AckerHornkraut (Cerastium arvense) sind. Außerdem treten
noch einige Arten mit höheren Nährstoffansprüchen
(Stickstoff) auf. Werden diese Rasen beweidet, gehen sie
bei gleichzeitiger Aushagerung allmählich in GrasnelkenSchafschwingel-Sandmagerrasen über.
Ginsterheiden
Sowohl die Silbergras-Schafschwingel-Rasen als auch die
Drahtschmielen-Rasen wandeln sich bei ungestörtem
Sukzessionsablauf zu Besenginster-Heiden. Durch Vegetationsaufnahmen belegte Bestände besitzen eine den
genannten Rasen sehr ähnliche floristische Grundstruktur.
Beiden gemeinsam sind Arten wie Drahtschmiele (Avenella flexuosa), Silbergras (Corynephorus canescens), Kleiner
Sauerampfer (Rumex acetosella), Sand-Segge (Carex
arenaria), Rotstraußgras (Agrostis capillaris), Gemeines
Ferkelkraut (Hypochoeris radicata), Heidekraut (Calluna
vulgaris) und Besenginster (Sarothamnus scoparius).
Die scheinbare Stabilität der Besenginster-Heide im
Bereich der Übungsplätze ist eine Folge des wiederholten
Ausbruches von Flächenbränden, die die tiefliegenden
Rhizome in der Regel gut überstehen. Bleiben diese aus,
dringen je nach den örtlichen Standortbedingungen sehr
schnell Brombeeren, Rosen, Schlehen sowie auch Birken
und Kiefern ein und es entstehen dichte Gebüsche und
Vorwälder. In der Karte der Vegetation (Karte 3) konnten
nur größere zusammenhängende Flächen dargestellt
werden. In Wirklichkeit existiert ein sehr feingliedriges
Mosaik aller Entwicklungsstadien der Sandmagerrasen,
Besenginster-Heiden und Pioniergehölze.
Wacholderheiden
Die einzige gegenwärtig noch existierende Wacholderheide liegt innerhalb der Spuklochkoppel am Ostufer der
Müritz. Sie hat sich erst nach 1940 auf Grund abnehmender Beweidungs- und Pflegeintensität aus einer Hutungsfläche entwickelt.
Innerhalb der Wacholderheide kommen immer wieder
wacholderfreie oder wacholderarme Flächen mit einem
Rotstraußgras-Rotschwingel-Magerrasen vor. JESCHKE
(1974) hat noch auf die Ausscheidung einer eigenen
Wacholder-Gesellschaft verzichtet. Seitdem haben sich die
Bestände abschnittsweise deutlich verdichtet, so dass es
berechtigt erscheint, eine eigene als Rosen-WacholderHeide zu bezeichnende Vegetationsform auszuscheiden, in
der die Rasenvegetation fast vollständig verdrängt wurde.
Am Rande der sehr dicht stehenden Wacholderbüsche
haben sich Arten nitrophiler Staudenfluren wie Große
Brennnessel (Urtica dioica), Acker-Kratzdistel (Cirsium
arvense), Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum),
Vogelmiere (Stellaria media), Gemeiner Kletten-Kerbel
(Torilis japonica) und andere angesiedelt.
Moose und Flechten
In den offenen Silbergras-Schafschwingel-Sandmagerrasen
bilden Moosarten, wie Polytrichum piliferum großflächig
entwickelte Rasen, die von Becher- und Strauchflechtenarten mosaikartig durchsetzt sind. Vor allem rotfrüchtige
Cladonia-Arten (Cladonia macilenta, Cl. coccifera, Cl.
subulata) zeigen hier ausgedehnte Vorkommen.
In den dichten Drahtschmielen-Rasen sind Flechten bereits
deutlich zurückgedrängt oder verschwunden. Von den
Moosen kommen stellenweise Brachythecium rutabulum,
Polytrichum piliferum und Polytrichum juniperum zur
Ausbreitung. An dem Moos Cephaloziella hampeana
siedeln kleine Restbestände der o.g. Flechtenarten.
Fauna
Eindrucksvoll ist insbesondere die Anzahl der vorkommenden Tag- und Nachtfalter, Heuschrecken- und
Spinnenarten im Bereich der Sandmagerrasen und Besenginster-Heiden. So wurden durch HOPPE (1993) auf dem
ehemaligen Truppenübungsplatz bei Speck fast 50 % aller
bisher für das Gebiet des Müritz-Nationalparks nachgewiesenen Nachtfalterarten registriert.
Obwohl die Heidekrautbestände (Calluna vulgaris) im
Untersuchungsgebiet relativ klein sind, dienen sie einigen
Arten als Raupennahrungspflanze. So lebt die Raupe des
Eulenfalters (Anaria myrtilli) monophag an dieser Pflanze.
Der Besenginster (Sarothamnus scoparius) ist Nahrungspflanze für die Raupen von Dasychira fascelina und
Chesias rufata.
Zum typischen Spektrum der vorkommenden Vogelarten
zählen u.a. Heidelerche (Lullula arborea), Steinschmätzer
(Oenanthe oenanthe), Goldammer (Emberiza citrinella)
und der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus). Hinzu
kommt noch der Brachpieper (Anthus campestris) und ausnahmsweise der Wiedehopf (Upupa epops).
6.5
Landwirtschaft
Im Müritz-Nationalpark ist die landwirtschaftliche
Nutzung flächenmäßig von relativ untergeordneter Bedeutung. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 7 % der
Gesamtfläche des Nationalparks und untergliedert sich in
ca. 1.610 ha Grünland sowie 640 ha Ackerland (vgl. Karte
2). Die Böden sind arm und weisen Bodenwertzahlen von
durchschnittlich unter 30 Punkten auf.
Die landwirtschaftlichen Flächen konzentrieren sich in folgenden Bereichen:
- vom Moorsee östlich der Müritz bis zu den Specker Seen
erstrecken sich größere Grünlandflächen,
- entlang der Havelniederung im Bereich der Ortschaften
Dambeck, Kratzeburg, Granzin, Babke befinden sich
größere Grünlandflächen, diese sind teilweise begleitet
von Ackerflächen,
- kleinere landwirtschaftliche Bereiche mit Grünland- und
Ackernutzung befinden sich um Charlottenhof und um
den Ort Goldenbaum im Teilgebiet Serrahn,
- kleinere landwirtschaftliche Flächen am Woterfitz- und
am Bullowsee, sowie weitere Splitterflächen.
6.5.1 Landwirtschaftliche Betriebe
Aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der ehemaligen DDR, die im Gebiet des
heutigen Nationalparks wirtschafteten, gingen Agrarbetriebe unterschiedlicher Rechtsform hervor, wie bäuerliche
Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb, sowie andere Gesellschaften, u.a. Genossenschaften. Gesondert betrachtet
werden muss die Lebenshilfswerk Waren gGmbH mit dem
Landschaftspflegehof Müritzhof.
85
Agrargesellschaften
76 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Nationalparks werden von drei Agrargesellschaften bewirtschaftet.
Hierbei handelt es sich um:
- die Landhöfe GmbH Kargow, deren Wirtschaftsflächen
sich zu 75 % im Nationalpark befinden, sie liegen
zwischen Waren (Müritz) und Speck sowie im Bereich
um Charlottenhof;
- die Roggentiner Hof GmbH, die im Nationalpark Flächen
zwischen dem Zotzen- und Jäthensee sowie am Bullowund Leussowsee bewirtschaftet, diese entsprechen
31 % der Betriebsgröße;
- die Rindfleisch- und Milcherzeuger GmbH Dalmsdorf,
die 41 % ihrer Flächen im Nationalpark bewirtschaftet,
sie liegen um die Ortschaften Dambeck, Kratzeburg,
Granzin, Henningsfelde und Krienke.
Diese drei Agrargesellschaften haben eine durchschnittliche Betriebsgröße von 1.200 ha, ihre Arbeitnehmerzahlen
liegen zwischen 7 und 19. Die Produktion ist mit durchschnittlichen Viehbeständen von 320 Großvieheinheiten
(GVE) auf Milch- und Rindfleischerzeugung ausgerichtet.
Vorwiegend werden die Rinderrassen Schwarzbuntes
Milchrind, Saler, Galloway und Hereford gehalten.
Die Wirtschaftsflächen dieser Großbetriebe befinden sich
in unterschiedlichen Eigentums- und Besitzverhältnissen,
sie setzen sich zum größten Teil aus Pachtflächen zusammen. Als Verpächter treten im wesentlichen das Land M-V
sowie Privatpersonen auf.
Bäuerliche Betriebe im Haupterwerb
10 % der landwirtschaftlichen Flächen werden von drei
bäuerlichen Haupterwerbsbetrieben genutzt. Die Flächen
liegen um Goldenbaum, bei Charlottenhof und am
Woterfitzsee. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt
130 ha. Die Viehbestände liegen zwischen 10 und 220
GVE. Es werden Schafe und Rinder (Höhenfleckvieh,
Saler, Hereford, Schwarzbuntes Milchrind) gehalten.
Nebenerwerbsbetriebe
5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden von 6
Betrieben im Nebenerwerb bewirtschaftet, die unterschiedlich strukturiert sind. Die Flächen liegen verstreut im
Nationalpark. Sie weisen Betriebsgrößen von 9 bis 230 ha
auf. Die Viehbestände belaufen sich auf 0 bis 25 GVE.
Landschaftspflegehof Müritzhof
In Trägerschaft der gemeinnützigen Lebenshilfswerk
Waren GmbH werden insgesamt 227 ha bewirtschaftet, die
sich aus Grünland, Wald und Ödland zusammensetzen.
86
Zwei festangestellte Mitarbeiter leiten die Arbeit mit Behinderten. Zur Zeit werden 42 Fjällrinder, 165 Gotlandschafe und 17 Shetlandponys gehalten. Die Trägerschaft
durch die Lebenshilfswerk gGmbH ermöglicht eine Betriebsführung, die keinen vordergründigen landwirtschaftlichen Zielsetzungen unterliegt und somit unter besonderer
Berücksichtigung der Naturschutzziele erfolgen kann.
Weitere landwirtschaftliche Privatbetriebe
4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Nationalpark
werden durch kleinere landwirtschaftliche Privatbetriebe
genutzt. Es werden vorwiegend Schafe mit Viehbeständen
von 1 bis 2 GVE gehalten.
Weitere Angaben über die Struktur der Landwirtschaft in
der Nationalparkregion finden sich in Kap. V / 2.
6.5.2 Art und Intensität der Flächennutzung
Ca. 66 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche befinden
sich in der Entwicklungszone, die Durchführung einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft unterliegt somit keinen
Einschränkungen seitens der Nationalparkverordnung.
34 % der landwirtschaftlichen Fläche befinden sich in der
Pflegezone, hier ist nur eine eingeschränkte Düngung
möglich, d.h. eine mineralische Düngung ist nicht erlaubt.
Mit der Einführung sog. „Industriemäßiger Produktionsmethoden“ in den siebziger Jahren wurden auch im Gebiet
des heutigen Müritz-Nationalparks komplexe Meliorationen durchgeführt. Noch heute entwässern 7 Schöpfwerke landwirtschaftliche Flächen mit einem Einzugsgebiet von 1.603 ha und einem Poldergebiet von 397 ha im
Nationalpark (vgl. Kap. IV/ 4.3.2).
Die Grünlandflächen innerhalb des Nationalparks betragen
rd. 1.610 ha bzw. 5 % seiner Gesamtfläche.
Mit gegenwärtig ca. 72 % wird der überwiegende Teil des
Grünlandes gemäß dem Programm zur Naturschutzgerechten Grünlandnutzung bewirtschaftet (Stand Juli 2002).
Dieses Programm hat den Erhalt bzw. die Regeneration
von extensiv genutztem Dauergrünland zum Ziel. Hierzu
werden unter anderem bestimmte Verpflichtungen zur
Düngung, Bodenbearbeitung, Mahd, Beweidung und zum
Wasserregime getroffen.
Die Nutzung des Grünlandes erfolgt vorwiegend in Kombination von Mahd und Beweidung, vereinzelt werden
Flächen nur gemäht. Nach der Beweidung wird häufig ein
Pflegeschnitt durchgeführt.
Die Laufzeit der Verträge beträgt jeweils 5 Jahre. Da an
dem Programm zur Naturschutzgerechten Grünlandnutzung seitens der landwirtschaftlichen Betriebe und des
Nationalparkamtes auch weiterhin Interesse besteht, werden Vertragsverlängerungen bzw. -erweiterungen angestrebt.
Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker
und Ackerbrachen.
Auf den Ackerflächen werden vorwiegend Getreide, Eiweißpflanzen, Ölsaaten und Öl-Lein angebaut, für die es
von der EU Ausgleichszahlungen gibt. Ein relativ hoher
Anteil der ackerbaulich genutzten Flächen ist im Rahmen
der EU-Richtlinien in Form von Rotations- oder Dauerbrachen stillgelegt.
45 % der Ackerflächen im Nationalpark werden nach den
Regeln des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Sie
werden im Rahmen von Extensivierungsrichtlinien des
Landwirtschaftsministeriums M-V aus EU-Mitteln
gefördert.
Die restlichen Ackerflächen werden konventionell genutzt.
Hier erfolgt ein Einsatz von Bioziden und Düngemitteln,
sowie eine konventionelle Bodenbearbeitung. Bei Dambeck und in der Enklave Kratzeburg wird kommunales
Abwasser der Stadt Neustrelitz verregnet.
7 Landschaftsbild
Das Kapitel 7 folgt den Darstellungen von PULKENAT &
STROBL (1995) sowie NOACK & PETZOLD (1995).
Der Begriff des Landschaftsbildes bezeichnet die äußere,
durch den Menschen sinnlich wahrnehmbare Erscheinung
von Natur und Landschaft. Darin sind alle menschlichen
Sinne zur Wahrnehmung von Natur eingeschlossen. Den
Schwerpunkt bei der Landschaftsbetrachtung setzt in der
Regel der am besten ausgebildete Sinn, der Sehsinn,
insbesondere bei großräumiger Wahrnehmung (WINKELBRANDT 1991). Naturerlebnis erfolgt wesentlich über die
sinnliche und/oder rationale Wahrnehmung des Landschaftsbildes (WÖBSE in BFANL 1991).
Mit dem Begriff Landschaftsbild sind die in § 1 BNatSchG
genannten Begriffe wie Vielfalt, Eigenart und Schönheit
von Natur und Landschaft angesprochen, die als
Lebensgrundlage des Menschen und für seine Erholung
nachhaltig zu sichern sind (KOLODZIEJCOK und
RECKEN 1977).
Erholung und naturkundliche Bildung sind, soweit es
das Schutzziel der ungestörten Entwicklung von Naturprozessen erlaubt, ausdrückliches Ziel von Nationalparken.
7.1
Aktuelles Landschaftsbild
Der Müritz-Nationalpark umfasst einen typischen
Ausschnitt der Mecklenburgischen Seenplatte. Durch die
Tätigkeit des Menschen wurde die ursprüngliche Naturlandschaft in weiten Teilen verändert oder kulturland-
schaftlich geprägt. So ergeben sich die charakteristischen
Landschaftsbilder sowohl aus Bereichen und Elementen
der Naturlandschaft als auch der Kulturlandschaft.
Das Landschaftsbild im Müritz-Nationalpark wird
insbesondere durch ein vielfältiges Vegetationsmosaik der
Waldgesellschaften, die darin eingebetteten Seen, Moore
und Sukzessionsflächen, sowie durch die landwirtschaftlichen Flächen und Dörfer bestimmt. Gerade dieser
Abwechslungsreichtum der Landschaftsbilder sowie die
Vielfalt der Grenz- und Übergangsbereiche zwischen
Natur- und Kulturlandschaft werden vom Betrachter als
reizvoll empfunden.
7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der
Naturlandschaft
Sowohl im Teilgebiet Müritz als auch im Teilgebiet Serrahn des Nationalparks nehmen Wälder den mit Abstand
größten Flächenanteil ein. Sie überziehen weite Teile der
Höhenzüge (Endmoränen) und der Niederungslandschaft
(zumeist als Bruchwälder), sowie der flach bis schwach
reliefierten Sanderlandschaft. Bereiche und Elemente der
Naturlandschaft lassen sich hierbei noch insbesondere auf
der Grund- und Endmoräne im Teilgebiet Serrahn, sowie
in den Niederungen am Ostufer der Müritz erkennen.
Weithin berühmt ist die Buchenwaldlandschaft im Teilgebiet
Serrahn des Nationalparks. Blütenteppiche weißer Buschwindröschen, dunkelgrüne Moosteppiche und rotbraune
Laubstreu kennzeichnen den farblichen Jahresgang am Waldboden. Das lichtdurchflutete Grün des frisch austreibenden
Buchenlaubes gehört ebenso wie das gelb und rot entflammende Herbstlaub der Buche zu den eindruckvollsten Farberscheinungen norddeutscher Landschaft. Schattige Kühle und
dunkel gedämpftes Grün herrschen im Sommer, grausilberne
und grünbemooste Stämme, bizarres Geäst und Nebelschleier
bestimmen den Eindruck im Spätherbst und Winter.
Auf den feuchten und nassen Niederungsflächen bestimmen Moore, Röhrichte, Riede und Bruchwälder aus Erlen,
Weiden und Birken das Landschaftsbild. Besonders an
nebligen Tagen entfaltet sich eine melancholische und
geheimnisvolle Stimmung, die Sümpfe und Moore umgibt
und die Phantasie der Menschen seit jeher beflügelte.
Seinen ganz besonderen Reiz erhält der Nationalpark jedoch
durch die Seen. Das glitzernde Spiel der Wellen und die
stimmungsvolle Ruhe am Wasser üben eine unvergleichliche Faszination auf den Betrachter aus. Die das Licht und
die Farbe des Himmels widerspiegelnden Wasserflächen
sind optische Anziehungspunkte in der Landschaft. Die
Seen und ihre fließenden Übergänge zu Bruchwäldern und
Röhrichten tragen so insbesondere zur Vielfalt dieser
Landschaft bei.
87
Dem Nationalparkbesucher erschließen sich zudem eine
Vielzahl von faszinierenden Naturerlebnissen. Brütende
Fischadler, Seeadler bei der Jagd, das Trompeten balzender
Kraniche und Scharen von Wildgänsen und Enten, die auf
ihrem Zug in die Winterquartiere an den zahlreichen Seen
im Müritzgebiet rasten. Besonders beeindruckend ist auch
das Röhren der Hirsche, das zur Brunft im Herbst durch die
nebligen Wälder hallt.
7.1.2 Prägende Bereiche und Elemente der
Kulturlandschaft
Beim überwiegenden Teil der Wälder im Müritz-Nationalpark handelt es sich nicht um natürliche (Ur-) Wälder, sondern um künstlich begründete und bisher intensiv genutzte
Kiefernbestände. So werden weite Teile des Gebietes
durch monotone Stangenholzbestände und Schonungen
geprägt.
Kiefernaltbestände hingegen bieten trotz der Strukturarmut
und der Gleichförmigkeit der Bäume in Alter und Wuchs
eindrucksvolle optische Reize. Seidig wehende Gräser,
säulenartige, deutlich zweifarbige Stämme, ein blaugrünes
lichtes Nadeldach, Zweige und Äste schaffen einen weitläufigen stimmungsvollen Raum.
Als Teil einer erhalten gebliebenen historischen Kulturlandschaft stellt die zwischen Spukloch und Müritz liegende Wacholderheide mit ihren bizarren Baumformen eine
Besonderheit dar. Sie hat sich erst nach 1940 aus einer
Hutungsfläche entwickelt und ist im Müritz-Nationalpark
die einzige heute noch existierende.
Die traditionell extensiv landwirtschaftlich genutzten
Bereiche östlich des Rederangsees mit Pfeifengraswiesen
und Kleinseggen-Rasen, die auch als Nahrungs- bzw. Rastflächen für Kraniche bedeutsam sind und die zwischen
Müritzhof und Müritz gelegenen Feuchtwiesen und
-weiden sind landschaftlich sehr reizvoll. Darüber hinaus
besitzen sie ein außerordentlich hohes Inventar an seltenen
Pflanzen und Tierarten.
Die am Ostufer des Feisnecksees kleinflächig vorkommenden Magerrasen und Halbtrockenrasen und damit zusammenhängende Gehölze sind als besonderer Kulturlandschaftsbereich einzuordnen. Hier sind es Arten wie
Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otites) und
Tauben-Scabiose (Scabiosa columbaria), die als vom Aussterben bedroht bzw. als stark gefährdet gelten.
Die weiteren Offenlandschaften des Nationalparks werden
von z.T. ausgedehnten Sukzessionsflächen sowie von landwirtschaftlich genutzten Flächen geprägt.
Die in der Regel extensive Wiesen- und Weidenutzung
88
beschränkt sich vornehmlich auf die Niederungsbereiche.
Diese Gebiete zeugen noch häufig durch vereinzelte
Röhrichtbestände und Weiden- oder Erlengebüsche von
ihrem ursprünglich feuchteren und meist moorigen
Standort.
Auf den trockeneren Mineralstandorten der Sanderflächen
und Endmoränen überwiegen Ackerflächen, auf denen
schwerpunktmäßig Getreide und Kartoffeln angebaut
werden. Äcker und Ackerbrachen bieten dem Betrachter
im Sommer, wenn diese sich zur Blüte der Ackerwildkräuter in ein buntes Meer verwandeln, einen ganz besonderen
Aspekt.
Unter den bewaldeten Bereichen ist das Peeneholz mit
ehemals als Bauernwald genutzten Teilen, die dementsprechend Reste von Mittelwaldstrukturen aufweisen, als
kulturhistorisches Relikt einzustufen: im Oberstand
befinden sich hier Buchen und im Mittelstand Birken,
Hainbuchen und Hasel.
Im Umfeld und am Rande des Peeneholzes befinden sich
Hügelgräber. Markant ist der ca. 1 km lange Lesesteinwall
am Südrand (ehemalige Gemeindegrenze Schwastorf/Kargow), der bemerkenswerte Moosvorkommen aufweist.
Die offenen Kulturlandschaften mit eingestreuten kleinen
Dörfern spielen zwar in Bezug auf den Flächenanteil nur
eine untergeordnete Rolle, doch finden sich gerade hier die
abwechslungsreichsten Landschaftsbilder. Der Wechsel
von Wald und Offenland, freiliegende Reliefformen,
Siedlungen, Wiesen und Weiden, Äcker und Brachen,
Alleen und Feldgehölze vermitteln den Eindruck
harmonischer Kulturlandschaft.
7.2
Weitere landschaftsbildprägende Elemente
Generell wird das Landschaftsbild auch von baulichen
Strukturen beeinflusst. Z.B. gehen von der Bahnstrecke
Rostock-Berlin visuelle und akustische Störungen für das
Landschaftserleben aus. Von einigen Punkten aus sind die
leuchtend hellgrauen Beton- und Stahlmasten der Oberleitungen weithin sichtbar, der Großteil der Strecke bleibt
jedoch verborgen. Stärker als die visuelle ist die akustische, von Windrichtung und -stärke abhängige Störung
als Beeinträchtigung zu werten.
Erhebliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes
stellen die zwei 110-kV Leitungen dar, die das Gebiet des
Müritz-Nationalparks auf einer Gesamtlänge von 33 km
zerschneiden: die Trasse Fürstenberg-Waren (Müritz), auf
einer Strecke von 22 km zwischen Useriner Mühle (über
Abzweig Granzin) und Federow sowie zwischen dem
Abzweig Granzin bis zum Umspannwerk Neustrelitz auf
einer Länge von 11 km. Die durchschnittliche Mastenhöhe
beträgt 23 m; die Seekreuzungsmasten sind bis zu einer
Höhe von 60 m ausgelegt. Aus Sicherungsgründen ist ein
60 m breiter baumfreier Schutzstreifen unter den Leitungen notwendig.
Besonders gravierend ist die weithin sichtbare 275 m lange
Überspannung des Pagelsees. Etwa 18 km der Leitung
liegen relativ versteckt im Kiefernwald, rund 15 km
überspannen verschiedene Offenlandschaften sowie noch
weitere kleine Seen. Zwischen Federow und Rehhof tritt
die Leitung, von der Straße aus gut sichtbar, dominant in
Erscheinung.
Darüber hinaus verlaufen noch auf insgesamt ca. 58 km
Länge 20 kV- und Niederspannungsleitungen, die im
Nationalpark gelegene Ortslagen und Gehöfte mit
Elektrizität versorgen.
eine Vielzahl von Straßenverkehrszeichen, Schilder zur
Sicherung der ehemaligen Truppenübungsplätze und
einige private Werbetafeln wie z.B. von der Gastronomie
u.ä. Bei der Gestaltung und der Standortwahl dieser
Schilder sind landschaftsästhetische Gesichtspunkte
offensichtlich in vielen Fällen zu kurz gekommen.
Besonders die Eingangsbereiche, die für den Besucher
eine wichtige visuelle “Begrüßung” und Einladung verkörpern, werden in ihrem Erscheinungsbild teilweise durch
eine regelrechte Schilderflut stark abgewertet
(KLEMMER & REICHLE 1995).
8 Pflanzen und Tiere
8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation
Der Müritz-Nationalpark wird von einem rund 80 km
langen öffentlichen Straßennetz durchzogen, dies entspricht einer Dichte von 2,6 m Straße/ha. Es sind zum
überwiegenden Teil einfache Sandpisten oder sie haben
Beläge in Form von Asphalt, Betonspuren und in geringem
Umfang Betonpflaster. Mit Ausnahme der uralten, wunderschönen natursteingepflasterten Goldenbaumer Landstraße, aber auch der Granitpflasterstraße Granzin –
Kratzeburg stellen insbesondere die Betonspurbahnen und
Asphaltstraßen eine Beeinträchtigung für das Landschaftsbild dar.
Die Erschließung des Nationalparks mit i.d.R. unbefestigten Wirtschaftswegen, die nach dem System der Forstabteilungen angelegt sind, zersplittert die Landschaft in
kleine, optisch voneinander isolierte Teilareale. Dabei fällt
insbesondere die planmäßige rechtwinklige Anordnung der
Wege auf.
Eine weitere Störung für das Landschaftsbild geht von
nicht landschaftsgerecht gestalteten Bebauungselementen
aus. Dazu zählen Wohnbebauungen (insbesondere Wohnblöcke), einige Feriensiedlungen und landwirtschaftliche
Produktionsanlagen. Auch von Siloanlagen, Sendemasten
und Feuerwachtürmen geht eine Beeinträchtigung aus.
Ebenso erzeugen der auffallende technische Gewässerausbau der Boeker Fischteiche und die kanalisierten
Abschnitte der Havel ein naturfernes Landschaftsbild.
Die in großer Zahl errichteten jagdüblichen Einrichtungen
(Jagdschirme, Hochsitze) sind insbesondere in den
Offenlandschaften oft als das Landschaftsbild störend
einzustufen. Häufig an einen Solitärbaum in der Feldflur
genagelt oder in einer Gebüschgruppe aufgestellt, sind diese Objekte weithin sichtbar und wirken auffallend in die
Landschaft hinein.
Zur Besucherlenkung wurden von der Nationalparkverwaltung eine Reihe von Hinweis- und Verbotsschildern
sowie Informationstafeln aufgestellt. Hinzu kommen noch
8.1.1 Flora
Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den
Kapiteln IV/4 – IV/6 erfolgen hier Betrachtungen zu den
floristischen Besonderheiten des Müritz-Nationalparks.
Den in Kapitel II/ 6 dargestellten naturräumlichen Einheiten entsprechen bestimmte floristische Wuchsbezirke
(VOIGTLÄNDER u. SCHMIDT 1995). Im Vergleich dazu
fällt auf, dass die Areale zahlreicher östlich verbreiteter
Arten der Trocken- und Magerrasen innerhalb des Rücklandes der Mecklenburgischen Seenplatte bis in das Tollensegebiet, zum Teil bis in das Teterower und Malchiner
Becken und vereinzelt sogar bis in das Hügelland um Warnow und Recknitz sowie das Satower Bergland mit Hoher
Burg reichen. Das Gebiet des Müritz-Nationalparks berühren sie jedoch nur im Norden und Osten und reichen nur
ganz selten bis in dieses hinein. Typische Arten hierfür
sind z. B. Campanula bononiensis, Koeleria pyramidata,
Salvia pratensis, Astragalus cicer, Phleum phleoides, Euphorbia exigua, Hordelymus europaeus und Camelina
microcarpa.
Im Gegensatz dazu reichen zahlreiche westlich oder boreal
verbreitete Arten sowie Arten armer Sandstandorte und
basenarmer Moore bis in den Raum des Müritz-Nationalparks oder haben in ihm einen regelrechten Verbreitungsschwerpunkt. Zu diesen Arten gehören unter anderem
Ornithopus perpusillus, Arnoseris minima, Anthoxanthum
aristatum, Carex arenaria, Nardus stricta, Galeopsis ladanum, Spergula morisonii, Eriophorum vaginatum, Drosera
rotundifolia, Oxycoccus palustris, Ledum palustre, Carex
limosa, Cladium mariscus, Linnaea borealis, Vaccinium
vitis-idaea und Juniperus communis.
Auch die Untersuchungen von FUKAREK (1968) und
VOIGTLÄNDER (1970) ergaben, dass einige Arten subatlantischer Verbreitung innerhalb des Müritz-Nationalparks
oder wenig östlich davon in Mecklenburg-Vorpommern
89
ihre östliche Verbreitungsgrenze erreichen. Damit gehört
der Müritz-Nationalpark zu den pflanzengeographisch
interessantesten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns.
Gleichzeitig kann er zu den floristisch reichhaltigsten
Gebieten des nordostdeutschen Raumes gezählt werden.
Diese floristische Vielfalt begründet sich neben den abwechslungsreichen Standortbedingungen vor allem in der
Art und im Wandel der Landnutzung der letzten Jahrhunderte (vgl. Kap. II/ 3). Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde das wegen der Ertragsarmut der überwiegend sandigen Böden dünn besiedelte Gebiet von großen
zusammenhängenden Ackerflächen, Heide- und Hutungsflächen (einschließlich der Waldhutegebiete), Feucht- und
Frischwiesen bzw. -weiden sowie von zahlreichen kleinen
und kleinsten Flurelementen geprägt. Größere zusammenhängende Waldgebiete waren auf wenige Teilflächen
begrenzt. Dadurch besaßen Arten der anthropogen geprägten Offenlandschaften, insbesondere der nährstoffarmen
trockenen Heiden und Hutungen und der extensiv genutzten Feuchtgrünländer zu dieser Zeit einen hohen prozentualen Anteil.
Die Formung des gegenwärtigen Florenbestandes setzte im
wesentlichen etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der großflächigen Aufforstung bzw. Wiederbewaldung von landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten und
den großräumigen Entwässerungen des bis dahin extensiv
genutzten Feuchtgrünlandes in den Niederungsgebieten ein.
Im Vergleich zu anderen Gebieten ist der Anteil der Neophyten (eingebrachte Arten) und adventiven (eingewanderte) Arten am Gesamtflorenbestand auffallend gering. Dies
ist ein Hinweis für den relativ großen Natürlichkeitsgrad
der Pflanzendecke des Müritz-Nationalparks. Ähnliches
gilt für die in vielen anderen Gebieten zu beobachtende
Massenausbreitung nitrophiler Arten; innerhalb des
Müritz-Nationalparks ist diese Tendenz deutlich weniger
ausgeprägt und beschränkt sich weitgehend auf die Bereiche des stark entwässerten und intensiv genutzten Grünlandes sowie auf Ackerflächen.
Die Ursachen dafür liegen unter anderem in der geringen
Siedlungsdichte, den relativ geringen wirtschaftlichen
Aktivitäten einschließlich des Verkehrs und in der Abgeschiedenheit großer Bereiche des Nationalparks.
Bisher konnten im Müritz-Nationalpark 901 Gefäßpflanzen nachgewiesen werden (VOIGTLÄNDER 1994),
davon allein im Bereich des früheren Naturschutzgebietes
„Ostufer der Müritz“ über 700 Arten.
Bemerkenswerte Arten in den Gewässern sind verschiedene Laichkräuter wie Potamogeton acutifolius, P. alpinus, P.
berchtoldii, P. filiformis, P. friesii, P. gramineus, P. nitens,
P. obtusifolius, P. polygonifolius und P. praelongus, sowie
die in den mesotrophen Seen verbreiteten Armleuchter-
90
algen (Characeen)- Grundrasen. Weitere beachtenswerte
Arten sind die Krebsschere (Stratiotes aloides) und die
drei Wasserschlaucharten Utricularia vulgaris, U. intermedia und U. minor. Als Arten der Uferzonen sollen Alisma
gramineum, Apium repens und Schoenoplectus americanus
erwähnt werden. Vor allem in und an Kleingewässern
wachsen Hottonia palustris und Sparganium minimum.
Unter den Röhrichtarten ragt ganz besonders Cladium
mariscus heraus. Die Art bildet im Müritz-Nationalpark
die in Mecklenburg-Vorpommern größten zusammenhängenden Cladium-Röhrichte. An einigen Seen treten
Carex elata, Calamagrostis stricta und C. canescens,
Ranunculus lingua, Ophioglossum vulgatum, Pedicularis
palustris, Epipactis palustris und Dryopteris cristata im
Röhricht auf.
Zu den erwähnenswerten Arten der Moore zählen vor
allem Andromeda polifolia, Rhynchospora alba, Scheuchzeria palustris, Drosera anglica, D. intermedia, D.
rotundifolia, Hammarbya paludosa, Eriophorum angustifolium, E. latifolium, Erica tetralix, Juncus bulbosus,
Potentilla palustris sowie einige Seggen wie Carex limosa,
C. diandra, C. echinata, C. lasiocarpa und C. rostrata.
Zu den besonders bemerkenswerten Arten des Grünlandes
gehören die Enzianarten Gentianella baltica, G. uliginosa
sowie die Orchideen Orchis morio, Dactylorhiza minor,
D. majalis, D. incarnata, Gymnadenia conopsea, Liparis
loeselii, Listera ovata, Platanthera bifolia und Epipactis
palustris, die vor allem im Bereich der Spuklochkoppel
(Müritzhof) auftreten. Zu den floristischen Besonderheiten
zählen hier auch größere Vorkommen von Pinguicula
vulgaris, Taraxacum paludosum, Galium boreale, Parnassia palustris, Blysmus compressus, Cirsium acaule,
Euphrasia stricta, E. rostkoviana, Nardus stricta, Polygala
vulgaris, Rhinanthus serotinus, Serratula tinctoria, Selinum
carvifolia, Succisa pratensis, Inula britannica, Leontodon
saxatilis, Salix repens, Viola canina und einige Kleinseggen
wie Carex flacca, C. panicea, C. fusca und C. distans.
Die Trocken- und Magerrasen bilden sowohl den Vorkommensschwerpunkt für die wenigen östlich verbreiteten
Arten trockenwarmer Standorte, die von Osten her bis in
den Müritz-Nationalpark hineinreichen, als auch für subatlantisch verbreitete Arten armer trockener Sandstandorte,
die von Westen her bis in den Nationalpark und die Mecklenburgische Kleinseenplatte vordringen. Einige der charakteristischen Arten sind Genista pilosa, Armeria elongata, Antennaria dioica, Botrychium lunaria, Astragalus
arenarius, Carex ligerica, C. caryophyllea, C. ericetorum,
Filago minima, Holosteum umbellatum, Dianthus deltoides, D. carthusianorum, Saxifraga granulata, S. tridactylitis, Anthericum ramosum, Orobanche arenaria, O.
purpurea, Anthyllis vulneraria, Koeleria glauca, K. pyramidata, Trifolium montanum, T. alpestre, Salvia pratensis
und Geranium sanguineum. Außerdem wachsen in diesem
Vegetationskomplex einige Arten armer Sandäcker wie
Arnoseris minima, Veronica dillenii, V. verna und Anthoxanthum puelii.
Die Darstellung der potenziell natürlichen Vegetation darf
deshalb auch nicht als Darstellung des NationalparkSchutzzieles, welches alle Phasen natürlicher Sukzessionsprozesse umfasst, missverstanden werden.
Auf den Ackerflächen sind Arnoseris minima, Anthoxanthum puelii, Galeopsis ladanum, Hypochoeris glabra,
Centaurea cyanus, Consolida regalis und Euphorbia
exigua hervorzuheben.
Entsprechend der klimatischen Differenzierung Mecklenburg-Vorpommerns erfolgte durch KOPP (1991) die Abgrenzung verschiedener Vegetationsgebiete. Im MüritzNationalpark dominiert demnach die „Vegetation des
feuchten Tieflandklimas“ (Klimastufe a,m ).
Zu den floristischen Besonderheiten in den Nadelbaumwäldern, insbesondere in den Kiefernbeständen gehören
einige Wintergrünarten wie Chimaphila umbellata, Moneses uniflora, Pyrola chlorantha, P. minor und P. rotundifolia, sowie Bärlappgewächse wie Lycopodiella inundata,
L. clavatum, Diphasium complanatum, D. tristachyum und
Huperzia selago. Weiterhin zu nennen sind Goodyera
repens und Linaea borealis. Am häufigsten sind sie in den
Erstaufforstungen bzw. in jüngeren Altersklassen.
In den Laubwäldern der Mineralbodenstandorte sind in
erster Linie die Waldorchideen wie Cephalanthera
damasonium, C. longifolium, C. rubra und Corallorhiza
trifida hervorzuheben.
Für die Bruchwälder sind Arten erwähnenswert, die
beispielsweise auch in Feuchtwiesen, Mooren, Rieden und
Röhrichten auftreten. Dazu zählen u.a. Crepis paludosa,
Listera ovata, Angelica sylvestris, Valeriana dioica,
Hydrocotyle vulgaris, Ranunculus lingua, Stellaria
palustris und Potentilla palustris.
8.1.2 Potenziell natürliche Vegetation (PNV)
TÜXEN (1957) prägte den Begriff „potenziell natürliche
Vegetation“ und verstand darunter das schlagartige
Vorhandensein einer dem realen Standort entsprechenden
Klimaxvegetation. Ausdrücklich wurden durch ihn
Sukzessionen und anthropogene Standortveränderungen
ausgeklammert.
Durch ELLENBERG (1986) und KOWARIK (1987)
wurde der Begriff weiterentwickelt und auch inhaltlich
verändert. STURM (1991) definierte ihn insbesondere in
Anlehnung an KOWARIK neu:
„Die potenziell natürliche Vegetation soll als Zeiger für ein
andauernd sich wandelndes (Entwicklungszeitraum)
Ökosystem verstanden werden. Vom Menschen nur durch
unvermeidbare indirekte Eingriffe beeinflusst (Entwicklungsbedingungen), setzt sich dieses theoretisch erdachte,
zufallsbeeinflusste und multivariable Sukzessionsmosaik
aus einem standort- und arealgemäßen Vegetationsspektrum auf aktueller Standortgrundlage zusammen.
Namengebend ist die biomassereichste Entwicklungsphase“.
Die innere Differenzierung dieses Vegetationsgebietes ist
durch eine Zuordnung der PNV-Einheiten nach KOPP &
JESCHKE (1992) zu den im Gebiet vorliegenden StammStandortsformen möglich.
Danach ist die potenziell natürliche Vegetation des MüritzNationalparks auf allen trockenen bis feuchten Standorten
kräftiger bis mäßiger Nährstoffversorgung ein reiner
Buchenwald. Auf den ärmeren Standorten tritt an seine
Stelle der Stieleichen-Buchenwald bzw. im Endmoränengebiet um Serrahn der Traubeneichen-Buchenwald.
Auf nassen Standorten mit kräftiger bis mäßiger Nährstoffversorgung bilden Stieleichen-Erlenwälder und bei ärmeren Nährstoffverhältnissen Stieleichen-Moorbirkenwälder
bzw. Moorbirkenwälder die PNV.
Auf sehr nassen Standorten mit kräftiger bis mäßiger
Nährstoffversorgung dominieren Erlenwälder, bei ärmeren
Nährstoffverhältnissen Moorbirkenwälder.
Dauerhaft überstaute, bzw. wassergesättigte Moore sind
waldfrei.
Einen Überblick über die im Müritz-Nationalpark zu
erwartende potenziell natürliche Vegetation im Zusammenhang mit der Stamm-Standortsform gibt die Tabelle 19
(verändert nach KOPP und JESCHKE 1992).
8.2
Ergänzende Angaben zur Fauna
Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den
Kapitel IV/4 – IV/6 erfolgen hier spezifische Betrachtungen einzelner Arten und Artengruppen:
Für die Spinnenfauna liegen u.a. Angaben für den Bereich
Wienpietschseen und das Ostufer Feisnecksee vor (MARTIN 1983). Jüngste Untersuchungen erfolgten im Bereich
des ehemaligen militärischen Übungsgeländes. Dort
konnten 53 Arten nachgewiesen werden, die in der Roten
Liste (RL) für Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet
sind, hinzu kommen acht weitere Arten, deren Vorkommen
für Mecklenburg-Vorpommern bisher nicht bekannt war.
Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 171 Laufkäferarten
nachgewiesen (GÄBLER 1967, MEYER 1993, HAMANN
91
Tabelle 19: Potenziell natürliche Vegetation
3TAMM
FEUCHTE
STUFE
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Quelle: verändert nach KOPP und JESCHKE (1992)
Erläuterung: 1.) Auf südexponierten Lagen der Endmöräne bei Serrahn Trauben-Eiche statt Stiel-Eiche
92
1994), darunter auch der vom Aussterben bedrohte Große
Puppenräuber (Calosoma sycophanta). Hervorzuheben ist
auch der Nachweis von Harpalus signaticornis, der nach
der RL Mecklenburg-Vorpommern (MÜLLER-MOTZFELD 1992) als verschollen galt.
Von den 625 im Müritz-Nationalpark nachgewiesenen
Nachtgroßschmetterlingen (nur Arten, die nach 1990
festgestellt wurden) sind 80 Arten in der RL der gefährdeten Nachtgroßschmetterlinge Brandenburgs enthalten.
Bisher wurden von den 21 Reptilien- und Amphibienarten
Mecklenburg-Vorpommerns 16 Arten für den MüritzNationalpark nachgewiesen. Darunter die vom Aussterben
bedrohte Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) und die
stark gefährdete Kreuzotter (Vipera berus) sowie die stark
gefährdeten Amphibienarten Rotbauchunke (Bufo
bombina) und Kammolch (Triturus c. cristatus).
Von den 51 autochthonen Fischarten Mecklenburg-Vorpommerns wurden bisher 26 Arten im Müritz-Nationalpark nachgewiesen. Neben dem Vorkommen der stark
gefährdeten Arten Elritze (Phoxinus phoxinus) und Wels
(Silurus glanis) ist insbesondere auch das Auftreten der
gefährdeten Kleinen Maräne (Coregonus albula), des
Bitterlings (Rhodeus sericeus amarus) und des Steinbeißers (Cobitis taenia) bemerkenswert.
Nachfolgend sollen die Vögel und Säugetiere an dieser
Stelle aus verschiedenen Gründen ausführlicher behandelt
werden:
Zum einen handelt es sich bei ihnen um Tierarten, deren
Lebensräume sich oft weit über einen Ökosystemtyp
hinaus erstrecken und schon deshalb eine spezielle
Betrachtung erfordern.
Darüber hinaus erfordern der gleichzeitige Status des
Müritz-Nationalparks als Europäisches Vogelschutzgebiet
und in Teilen als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung
sowie die besondere Zielstellung des § 3 der Nationalparkverordnung (Schutz der Großvogelpopulationen) eine
besondere Darstellung des Gebietes als Vogellebensraum.
Schließlich ist dies auch aufgrund des regionalen und
überregionalen Interesses an der Avifauna, dass sich z.B.
durch zahlreiche ornithologisch orientierte Besucher im
Gebiet dokumentiert, geboten.
Im Hinblick auf die Säugetiere ergibt sich dieses
Erfordernis u.a. aus § 5 (1) Ziff. 6 der Nationalparkverordnung, wonach es geboten ist, Bestandsregulierungen
von wildlebenden Tieren entsprechend den Zielsetzungen
für den Nationalpark vorzunehmen. Dies zielt insbesondere auf die Regulierung des Schalenwildbestandes. Als
Entscheidungsgrundlage dafür wird hier und im Kapitel
IV/ 8.3 die Situation der Wildarten und anderer Säugetierarten dargestellt.
8.2.1 Vogelwelt
Der Schutz und die Erforschung der Vogelwelt auf dem
Gebiet des Müritz-Nationalparks haben eine lange
Tradition. Schon in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts
gab es erste Bemühungen zum Schutz der Vogelwelt am
Ostufer der Müritz durch den Warener Ornithologen Karl
Bartels (vgl. Kap. II/3.3).
Maßgeblich beteiligt an der wissenschaftlichen Erforschung der Vogelwelt im heutigen Teilgebiet Serrahn
waren u.a. die Ornithologen H. Weber und H. Prill. So
wurden in Serrahn in der von 1970 – 80 laufenden
Beringungsaktion „Baltik” zehntausende Vögel beringt
und vermessen.
Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 250 Vogelarten
nachgewiesen. Davon sind 137 Arten Brutvögel, weitere
100 Vogelarten nutzen das Gebiet als Rast- und Nahrungshabitat, 13 Arten wurden als sogenannte Irrgäste festgestellt. Unter den Brutvögeln sind 46 nachgewiesene Arten
und 11 Arten mit Brutverdacht, die zu den 116 für
Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben bzw. gefährdet geltenden Brutvogelarten zählen. Aufgrund ihrer
Bedeutung für die Gesamtbestände in Deutschland ist
insbesondere die bemerkenswert hohe Anzahl von Seeund Fischadlern, sowie von Kranichen hervorzuheben.
Unter den Vogelarten, die zu den beeindruckendsten
gehören und im Müritz-Nationalpark in erstaunlicher
Dichte vorkommen, gehören die Greifvögel. Allen voran
der Seeadler (Haliaetus albicilla) mit etwa 12 – 15 Brutpaaren. Ist sein Brutgebiet ungestört, kommt er in ausgedehnten Kiefernforsten ebenso vor, wie in Erlenbruch- und
Buchenwäldern. Die Population des Fischadlers (Pandion
haliaetus) zählt zu den größten in ganz Europa. Etwa
20 Paare brüten im Gebiet, wobei die Vögel im Teilgebiet
Müritz vorwiegend auf den Masten der 110 kV-Leitung
und im Teilgebiet Serrahn ausschließlich auf Bäumen
nisten. Der Schreiadler (Aquila pomarina) brütet nicht
mehr im Nationalpark, jedoch lassen regelmäßige Frühjahrs- und Sommerbeobachtungen eine Wiederbesiedelung
erwarten.
Unter den Bussarden ist der Mäusebussard (Buteo buteo)
der häufigste. Er besiedelt fast alle Lebensräume und
verbleibt auch im Winter im Gebiet. Sehr viel seltener ist
dagegen der Wespenbussard (Pernis apivorus), ein reiner
Waldbewohner der nur noch mit wenigen Paaren vorkommt und eine negative Bestandsentwicklung aufweist.
Als regelmäßiger Brutvogel tritt der Habicht (Accipiter
gentilis) auf. Der in den letzten Jahren selten gewordene
Sperber (Accipiter nisus) besiedelt auch jüngere Bestände
und nistet mit Vorliebe auf Lärchen. In den Übergangsbereichen zum Wald und in Feldgehölzen lebt der Rotmilan
(Milvus milvus), er zählt neben Mäusebussard und Rohr-
93
weihe zu den häufigen Greifvögeln. Einige Exemplare
überwintern regelmäßig im Gebiet. Der etwas seltenere
Schwarzmilan (Milvus migrans) bevorzugt dagegen
Gewässerränder als Bruthabitat.
Unter den Falkenarten sind Baumfalke (Falco subbuteo)
und Turmfalke (Falco tinnunculus) Brutvögel im Nationalpark. Ihre Habitatansprüche sind jedoch sehr unterschiedlich. Während der Baumfalke gern in Kiefernalthölzern
mit vorgelagerten Wiesen und Feldern nistet, bevorzugt
letzterer den siedlungsnahen Bereich, wo er in Kirchen
und anderen hohen Gebäuden brütet. Der Wanderfalke
(Falco peregrinus) war seit etwa 1960 als Brutvogel
ausgestorben, jüngste Beobachtungen in der Brutzeit
lassen jedoch eine Wiederbesiedelung des Gebietes
erwarten. Eine ähnliche Bestandsentwicklung war auch
beim Kolkraben (Corvus corax) zu beobachten. In den
1960er Jahren war die Population bis auf wenige Paare
weitgehend erloschen. Jedoch erholte sich der Bestand und
kann heute als nicht mehr bedroht eingeschätzt werden.
Ausschließliche Wintergäste auf den Offenlandflächen
sind Rauhfußbussard (Buteo lagopus) und Merlin (Falco
columbarius).
Zu den reinen Nadelwaldbewohnern zählen Wintergoldhähnchen (Regulus regulus), Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapillus), Tannenmeise (Parus ater) und
Haubenmeise (Parus cristatus). Lichte Nadelwälder bevorzugen Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca), Misteldrossel (Turdus viscivorus), Wacholderdrossel (Turdus
pilaris), Turteltaube (Streptopelia turtur) Fitis (Phylloscopus trochilus), Zilpzalp (Phylloscopus collybita),
Kleiber (Sitta europaea) und Waldbaumläufer (Certhia
familiaris).
In jungen Fichten- und Kiefernkulturen sind Baumpieper
(Anthus trivialis), Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), Goldammer (Emberiza
citrinella) und Neuntöter (Lanius collurio) ebenso häufig
wie in Hecken oder Waldrändern. Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) besiedelt selbst dichteste Nadelbaumdikkungen. Ähnlich anspruchslos sind Heckenbraunelle (Prunella modularis), Amsel (Turdus merula), Singdrossel
(Turdus philomelos) und Kohlmeise (Parus major) an ihr
Bruthabitat.
Die Bachstelze (Motacilla alba) kann sowohl in Nadelwäldern, als auch in Siedlungen vorkommen, während die
Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) ausschließlich an Fließgewässern brütet. Der Eisvogel (Alcedo atthis) benötigt
frische Uferabbrüche, um seine Brutröhren anzulegen, er
brütet jedoch auch fernab der Gewässer in Wurzeltellern
umgestürzter Bäume.
Die Wasseramsel (Cinclus cinclus), ein regelmäßiger aber
seltener Durchzügler im Winter, ist vornehmlich an den
94
wenigen Fließgewässern anzutreffen. Ebenfalls nur außerhalb der Brutzeit ist die Rotdrossel (Turdus iliacus) in
großen Schwärmen zu beobachten.
Zaunkönig (Troglodytes troglodytes), Ringeltaube (Columba palumbus), Rotkehlchen (Erithacus rubecula),
Sumpfmeise (Parus palustris) und Star (Sturnus vulgaris)
sind über das ganze Nationalparkgebiet verbreitet.
Auf Flächen des ehemaligen Übungsplatzes, wo waldfreie
Sandmagerrasen und Ginsterheiden dominieren, liegt der
Verbreitungsschwerpunkt des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus). Die gleiche Habitatstruktur nutzen Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), Heidelerche (Lullula
arborea), Raubwürger (Lanius excubitor), Brachpieper
(Anthus campestris) und Wiedehopf (Upupa epops).
Letzterer scheint in jüngster Zeit wieder heimisch geworden zu sein.
Unter den Eulenarten ist der Waldkauz (Strix aluco)
sicherlich am häufigsten. Er ist vornehmlich im Februar
und März häufig zu hören. Die an natürlichen Baumhöhlen
reichen Altbuchenwälder um Serrahn bieten auch für die
Waldohreule (Asio otus) Brut- und Lebensmöglichkeiten.
Über den Steinkauz (Athene noctua), der früher als Brutvogel am Ostufer der Müritz vorkam, liegt kein gesicherter
Nachweis mehr vor. Dagegen sind vom Rauhfußkauz
(Aegolius funereus) in den letzten Jahren vermehrt RufNachweise für den Raum Granzin, Speck und Klockow
erbracht worden.
Auf Höhlenreichtum sind auch die Hohltaube (Columba
oenas) und die Schellente (Bucephala clangula) angewiesen. Unter den heimischen Entenarten stellt die Schellente eine Besonderheit dar. Sie nutzt Baumhöhlen zur
Eiablage, die sich oft weitab vom nächsten Gewässer
befinden. Ihre noch flugunfähigen Jungen verlassen schon
unmittelbar nach dem Schlupf die 10 – 15 Meter hoch
gelegene Bruthöhle. Meistens sind es Höhlen, die von
Schwarzspechten (Dryocopus martius) angelegt wurden
und später eine Nachnutzung durch Hohltauben und
Schellenten erfahren. Weitere Spechtarten wie Wendehals
(Jynx torquilla), Mittelspecht (Dendrocopos medius)
bevorzugen laubbaumdominierte Wälder. Der Buntspecht
(Dendrocopos major) und der Grünspecht (Picus viridis)
sind weitere im Nationalpark heimische Arten.
Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) ist hinsichtlich
ihrer Ansprüche an die Biotopausstattung nicht sehr wählerisch. In unterholzreichen Laubwäldern ist sie häufiger zu
beobachten. Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) hingegen
benötigt störungsarme, reichstrukturierte Altholzbestände.
Diese finden sich in ausreichender Größe nur im Teilgebiet
Serrahn. Der Bruterfolg des Schwarzstorches ist aber auch
hier sehr wechselhaft.
Ein reiner Laubwaldbewohner ist der in Nordindien
überwinternde Zwergschnäpper (Ficedula parva), der die
geschlossenen Buchenwälder des Teilgebietes Serrahn in
erstaunlicher Dichte besiedelt. Der Bergfink (Fringilla
montifringilla) kann zur Buchenmast sehr häufig auftreten,
Schwärme von mehreren hunderttausend Exemplaren
konnten in Serrahn schon beobachtet werden. In laubbaumdominierten Wäldern kommen auch Waldlaubsänger
(Phylloscopus sibilatrix), Mönchsgrasmücke (Sylvia
atricapilla), Buchfink (Fringilla coelebs), Kernbeißer
(Coccothraustes coccothraustes), Blaumeise (Parus caeruleus) und Pirol (Oriolus oriolus) vor.
Das Ostufer der Müritz, die Havelseen und die vielen
kleinen Waldseen sind für zahlreiche Wasservogelarten
sowohl Brut-, als auch Nahrungs-, Rast- und Überwinterungsgebiete. So ist es nur folgerichtig, dass ein Teil des
Nationalparks als Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung (RAMSAR – Gebiet) deklariert wurde.
Ein besonderes Naturschauspiel bietet sich dem Beobachter mit dem jährlichen Gänsezug. Im September finden
sich auf den Specker Seen, dem Rederangsee und dem
Woterfitzsee einige tausend Graugänse (Anser anser) ein.
Sie ist auch die einzige im Gebiet brütende Gänseart.
Wenig später, im Oktober bis Ende November folgen in
noch größerer Anzahl die Saat- und Blässgänse (Anser
fabalis u. A. albifrons). Bis zu 25.000 Exemplare wurden
schon am Ostufer der Müritz und den Havelseen registriert. Immer wieder finden sich auch Kurzschnabelgans
(Anser brachyhynchus), Ringelgans (Branta bernicla),
Weißwangengans (Branta leucopsis) und Kanadagans
(Branta canadensis) als seltene Durchzügler auf den
Gewässern des Nationalparks ein.
Außerordentliche Bedeutung hat das Gebiet auch für
rastende Entenarten. So sind Tafelente (Aythya ferina) und
Reiherente (Aytha fuligula) eher spärliche Brutvögel im
Gebiet. Um so häufiger treten sie aber als Durchzügler am
Warnker See, Rederangsee und der Müritz auf. Bis zu
50.000 rastende Reiherenten wurden schon gezählt. In
weitaus geringerer Anzahl ziehen Schnatterente (Anas strepera), Krickente (Anas crecca), Löffelente (Anas
clypeata), Stockente (Anas platyrhynchos) und Knäkente
(Anas querquedula) durch, Entenarten die auch als Brutvögel im Gebiet vorkommen.
In den Trupps anderer Entenarten finden sich gelegentlich
Spießente (Anas acuta) und Pfeifente (Anas penelope) ein.
Unregelmäßige Sommergäste und nur ausnahmsweise
Brutvögel sind Brandente (Tadorna tadorna) und Kolbenente (Netta rufina).
Als sehr seltene Wintergäste kommen Meeresenten wie
Trauerente (Melanitta nigra), Samtente (Melanitta fusca),
Eiderente (Somateria mollissima), Eisente (Clangula hyemalis) sowie Bergente (Aythya marila) und Moorente (Aythya nyroca) vornehmlich auf den größeren Gewässern vor.
Durch ihre charakteristischen Rufe sehr auffällige Wintergäste sind Sing- (Cygnus cygnus) und Zwergschwan
(C. columbianus). Nicht selten sind Trupps mit bis zu
100 Exemplaren auf der eisfreien Müritz zu beobachten.
Als typische Vogelart der größeren Gewässer gilt der
Höckerschwan (Cygnus olor), dessen Bestand Mitte dieses
Jahrhunderts stark bedroht war, heute aber als stabil eingeschätzt werden kann.
Ein ebenso charakteristischer Vertreter der Gewässer ist der
Haubentaucher (Podiceps cristatus). Er kommt an fast allen
größeren Seen im Gebiet vor. Im Herbst sind Trupps mit bis
zu 500 Exemplaren auf der Müritz keine Seltenheit.
Seltener ist der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), der
eher auf kleinen bzw. stark verlandeten Gewässern brütet.
Nur von wenigen Gewässern gibt es Nachweise über das
Vorkommen des Rothalstauchers (Podiceps grisegena). Die
übrigen Taucherarten wie Prachttaucher (Gavia arctica),
Sterntaucher (Gavia stellata) und Schwarzhalstaucher
(Podiceps nigricollis) sind seltene Durchzügler.
Das Blässhuhn (Fulica atra) ist ebenfalls an vielen Seen
zu beobachten. Sein Brutbestand scheint sich nach einem
Bestandeseinbruch in den 1980er Jahren wieder erholt zu
haben. Auf der Müritz sind Ansammlungen von 1.000
Bläßrallen keine Seltenheit.
Zu den Wasservogelarten des Gebietes zählen auch drei
Sägerarten. Während der Gänsesäger (Mergus merganser)
ein zahlreicher Durchzügler ist und manchmal auch im
Gebiet brütet, sind Zwergsäger (Mergus albellus) und Mittelsäger (Mergus serrator) nur selten zu beobachten.
Ein künstlicher, jedoch für einige Vogelarten sehr interessanter Lebensraum im Müritz-Nationalpark sind die Boeker Fischteiche. Die abgelassenen Teiche ziehen vorwiegend im Herbst und im Frühjahr tausende Limikolen an
Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Flußuferläufer (Actitis
hypoleucos), Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola),
Zwerg- und Sichelstrandläufer (Caldris minuta u. C. ferruginea), Regenbrachvogel (Numenius phaeopus),
Dunkelwasserläufer (Tringa erythropus), Grünschenkel
(Tr. nebularia) und Bruchwasserläufer (Tr. glareola)
zählen dort zu den regelmäßigen Durchzüglern.
Seltener nutzen Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus), Steinwälzer (Arenaria interpres), Seeregenpfeifer
(Charadrius alexandrinus), Sandregenpfeifer (Ch. hiaticula), Säbelschnäbler (Recurcirostra avosetta), Austernfischer (Haematopus ostralegus), Odinshühnchen
(Phalaropus lobatus), Temmickstrandläufer (Calidris
temminckii), Sanderling (C. alba) und Knutt (C. canutus)
die Schlickflächen der abgelassenen Teiche zur
Nahrungssuche.
Verschiedene Möwenarten sind ebenfalls Brutvögel und
Nahrungsgäste. So die Lachmöwe (Larus ridibundus),
95
deren Brutbestand auf 20 Paare geschätzt wird. Sie ist
auch außerhalb der Brutzeit regelmäßig auf allen größeren
Seen zu beobachten. Gleiches gilt für Zwergmöwe (Larus
minutus), Sturmmöwe (L. canus) sowie Silber- und Weißkopfmöwe (Larus argentatus u. L. cachinnans).
Dagegen treten Heringsmöwe (Larus fuscus), Mantelmöwe
(L. marinus) und verschiedene Raubmöwen (Stercorarius
spec.) nur selten als Durchzügler und Wintergäste auf.
Ein ebenfalls regelmäßiger Gast an den Gewässern ist die
Flußseeschwalbe (Sterna hirundo) deren einziges
bekanntes Brutvorkommen an den Boeker Fischteichen
liegt. Das Brutvorkommen der Trauerseeschwalbe
(Chlidonias niger) vom Useriner See hingegen dürfte erloschen sein. Sie nutzte dort in den See gerammte Pfähle als
Brutplatz. Die Raubseeschwalbe (Sterna caspia) ist
vorwiegend im August-September als regelmäßiger Durchzügler an den Fischteichen und an der Müritz zu beobachten. Weitere Seeschwalbenarten wie Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leucopterus), Zwergseeschwalbe
(Sterna albifrons) und Brandseeschwalbe (St. sandvicensis) sind sehr seltene Durchzügler.
Zu den charakteristischen Vogelarten der fischreichen
Gewässer des Müritz-Nationalparks gehören Kormoran
(Phalacrocorax carbo) und Graureiher (Ardea cinera). Als
Brutvogel eher selten, treten sie jedoch als häufige Nahrungsgäste an allen größeren Seen des Gebietes auf. Die
einzige Graureiherkolonie, in der auch einige Kormorane
brüten, befindet sich bei Zwenzow.
Zu den Vogelarten, die in den ausgedehnten Röhrichten
und Seggenrieden am Ostufer der Müritz und den zahlreichen Gewässern des Nationalparks auftreten, gehört die
selten zu beobachtende aber um so eindrucksvoller zu
hörende Rohrdommel (Botaurus stellaris), die mit 4 – 6
rufenden Exemplaren am Ostufer der Müritz ihren Verbreitungsschwerpunkt hat. Die Zwergdommel (Ixobrychus
minutus) gilt als ausgestorben. Nur auf dem Durchzug
werden noch einige Exemplare registriert.
Den gleichen Lebensraum nutzen auch Teichrohrsänger
(Acrocephalus scirpaceus), Drosselrohrsänger (A. arundinaceus), Rohrschwirl (Locustella luscinoides), Rohrammer
(Emberiza schoeniclus), Bartmeise (Panurus biarmicus)
und der seltene Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus). Vom Seggenrohrsänger (A. paludicola) fehlen
aktuelle Nachweise.
Von den drei Weihenarten brütet nur die Rohrweihe
(Circus aeruginosus) im Gebiet. Als Bodenbrüter nutzt sie
ausgedehnte Röhrichtzonen und baumfreie Moore. Die
Kornweihe (Circus cyaneus) tritt als regelmäßiger Durchzügler und Wintergast auf. Die Wiesenweihe (C. pygargus)
wird nur sehr selten beobachtet.
96
Nur noch unregelmäßig brütet die Sumpfohreule (Asio
flammeus) im Nationalpark. Weitere in diesem Lebensraum vorkommende Vogelarten sind Wasserralle (Rallus
aquaticus), Teichhuhn (Gallinula chloropus) und das seltene Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana).
In den zeitweilig überstauten, gebüschreichen Mooren und
Verlandungszonen der Seen brütet der Kranich (Grus
grus). Er baut sein Nest auch in Erlenbrüchen und kleinen
Feldsöllen, vorausgesetzt, sie sind zur Brutzeit ausreichend
mit Wasser gefüllt. Ähnliche Habitatansprüche hat der
Waldwasserläufer (Tringa ochropus), während die
Bekassine (Gallinago gallinago) große zusammenhängende Feuchtgebiete bevorzugt.
Der Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris) ist nicht an
Gewässerränder gebunden. Er besiedelt auch reichstrukturierte Feldgehölze, Weidengebüsche und Staudenfluren.
Ebenso nutzen Feldschwirl (Locustella naevia) und
Schlagschwirl (L. fluviatilis) diesen Lebensraum. In den
ausgedehnten Moorwäldern finden sich zur Zugzeit große
Schwärme des Erlenzeisigs (Carduelis spinus).
In unmittelbarer Seenähe an herabhängenden Birkenästen
brütet die Beutelmeise (Remiz pendulinus). Die Weidenmeise (Parus montanus) ist ebenfalls ein Charaktervogel
der Birken- und Erlenbruchwälder. Hier hat auch der
Kuckuck (Cuculus canorus) seinen Verbreitungsschwerpunkt. Interessant sind die in den letzten Jahren häufiger
werdenden Beobachtungen des Karmingimpels (Carpodacus erythrinus). Ursprünglich weiter im Osten beheimatet, hat er sein Verbreitungsgebiet stetig erweitert. Dagegen
ist das Vorkommen des Weißsternigen Blaukehlchens
(Luscinia svecica) am Ostufer der Müritz nicht bestätigt,
obwohl die ausgedehnten Moore einen idealen Lebensraum darstellen.
Der Grauschnäpper (Muscicapa striata) ist wie der Kleinspecht (Dendrocopos minor) in weichholzreichen
Beständen heimisch, brütet aber auch in Siedlungen.
Die Grünlandflächen weisen ebenfalls eine charakteristische Avifauna auf. So sind Wiesenpieper (Anthus
pratensis), Feldlerche (Alauda arvensis) und Braunkehlchen (Saxicola rubetra) häufige, der Kiebitz (Vanellus
vanellus) hingegen ein eher spärlicher Brutvogel. Früher
zahlreich vorkommend, heute jedoch nur noch auf wenigen Grünländern wie am Müritzhof und auf den Rederangwiesen zu finden, ist die Schafstelze (Motacilla flava).
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und einhergehender Entwässerung der Niedermoorstandorte sind eine
Reihe von Brutvögeln aus dem Gebiet verschwunden.
Dazu gehören Wachtelkönig (Crex crex), Großer Brachvogel (Numenius arquata), Uferschnepfe (Limosa limosa)
und Rotschenkel (Tringa totanus). Seit den 1950er Jahren
ist auch das Birkhuhn (Tetrao tetrix) im Gebiet ausge-
storben. In geringer Anzahl und oft übersehen sind Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) und Kampfläufer
(Philomachus pugnax), noch seltener Pfuhlschnepfe
(Limosa lapponica) und Doppelschnepfe (Gallinago
media) als Durchzügler zu beobachten.
Der Weißstorch (Ciconia ciconia) als Brutvogel der umliegenden Dörfer nutzt ebenfalls das reichhaltige
Nahrungsangebot der Feuchtwiesen und Weiden. Seine
Brutdichte scheint sich in den letzten Jahren zu stabilisieren.
Durch die Stillegung großer Ackerflächen haben sich die
Bestände des Rebhuhns (Perdix perdix) und der Wachtel
(Coturnix coturnix) offensichtlich erholt. Ihre charakteristischen Rufe sind in den letzten Jahren auf den Ackerflächen um Goldenbaum und bei Charlottenhof häufiger
zu hören.
Im Herbst finden sich auf den abgeernteten und umgebrochenen Feldern zahlreiche Vogelarten zur Nahrungssuche ein. So sind Saatkrähe (Corvus frugilegus), Dohle
(monedula) und Nebelkrähe (corone cornix) oft in großen
Schwärmen zu beobachten. Auch Schneeammer (Plectrophenax nivalis) und Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria)
rasten im Herbst und im Frühjahr auf brachliegenden
Feldern.
Zu den Vogelarten, die ihren Lebensraum in Hecken,
Obstgärten und Alleebäumen haben, gehören Hänfling
(Carduelis cannabina), Grünling (Carduelis chloris)
Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Dorngrasmücke (Sylvia communis), Gartengrasmücke (Sylvia borin)
und Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus). Die
Nachtigall (Luscinia megarhynchos) ist nur im Teilgebiet
Serrahn in der heckenreichen Landschaft um Goldenbaum
nachgewiesen.
Ähnliche Strukturen bevorzugen Sprosser (Luscinia
luscinia), Klappergrasmücke (Sylvia curruca) und
Sperbergrasmücke (S. nisoria), sie kommen aber auch
fernab von Siedlungen vor.
Im siedlungsnahen Raum leben Gelbspötter (Hippolais
icterina), Feldsperling (Passer montanus) und Stieglitz
(Carduelis carduelis). Als ausgesprochene Kulturfolger,
die nur im unmittelbaren Siedlungsraum vorkommen,
gelten Türkentaube (Streptopelia decaocto), Rauchschwalbe (Hirundo rustica), Mehlschwalbe (Delichon urbica),
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Haussperling
(Passer domesticus), Girlitz (Serinus serinus) und Elster
(Pica pica). Die Schleiereule (Tyto alba) dürfte ebenfalls
in den umliegenden Siedlungen auftreten.
Als Invasionsvögel treten Birkenzeisig (Carduelis flammea), Berghänfling (Carduelis flavirostris), Tannenhäher
(Nucifraga caryocatactes), Seidenschwanz (Bombycilla
garrulus), Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra),
Bindenkreuzschnabel (L. leucoptera) und Kiefernkreuzschnabel (L. pytyopsittacus) auf. Der Fichtenkreuzschnabel
ist vermutlich auch Brutvogel.
Als Irrgäste wurden folgende Arten nachgewiesen:
Polarbirkenzeisig (Carduelis hornemanni), Hakengimpel
(Pinicola enucleator), Grüner Laubsänger (Phylloscopus
trochiloides), Gelbbraunenlaubsänger (P. inornatus),
Berglaubsänger (P. bonelli) und Blauschwanz (Tarsinger
cyanurus).
8.2.2 Säugetiere
Von den 75 ehemals in Mecklenburg-Vorpommern
vorkommenden Säugetierarten gelten 25 Arten als bereits
ausgestorben oder stark gefährdet. So sind beispielsweise
die Vorkommen von Elch (Alces alces) und Wolf (Canis
lupus) schon im Mittelalter erloschen, wobei jedoch beide
Arten in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als
gefährdete Wandergäste eingeordnet sind, da sie vereinzelt
und sporadisch nachgewiesen werden.
Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 52 Arten nachgewiesen. Hierzu zählen zahlreiche insektenfressende Säugerarten (Insektivora). Der Braunbrust-Igel (Erinaceus
europaeus) bewohnt reich gegliederte und deckungsreiche
Lebensräume. Aufgrund der im Nationalpark großflächig
strukturarmen Waldbestände liegt die Siedlungsdichte
deutlich unter der, die in Wäldern möglich ist.
Der Europäische Maulwurf (Talpa europaea) bewohnt vorwiegend Biotope mit lockeren Böden, Wiesen und Felder.
Sandige, felsige und moorige Böden werden weitestgehend gemieden. Im Nationalpark ist er allgemein in den
entsprechenden Lebensräumen verbreitet.
Die Spitzmäuse werden durch drei Arten vertreten. Die
Waldspitzmaus (Sorex araneus) bevorzugt feuchtkühle
Lebensräume und eine dichte Vegetation. Aufgrund ihrer
hohen Anpassungsfähigkeit ist sie jedoch auch in anderen
Lebensräumen, wie Waldrändern und Wäldern (Kiefernwälder) zu finden. Im Nationalpark tritt sie in feuchten
Bereichen besonders häufig auf, so im Erlenbruchwald am
Nordrand des Specker Sees, im Moor bei Müritzhof und
im Schwarzen See-Bruch. Die Wasserspitzmaus (Neomys
fodiens) benötigt klare, fließende oder stehende Gewässer,
weshalb sie auch als Biotopgüteanzeiger herangezogen
werden kann. Im Nationalpark sind bisher nur ein Nachweis im Feuchtgebiet im Südteil des Grünlandes bei
Goldenbaum und einer am Serrahnsee (PRILL 1970)
gelungen. Die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) bevorzugt
dichte Wiesen, Schilfgebiete und Moore. Im Nationalpark
gibt es Nachweise dieser Art im Erlenbruchwald am
Specker See und im Moor bei Müritzhof.
97
Das Artenspektrum der Fledermäuse im Nationalpark ist
beachtlich, wobei besonders auf das Vorhandensein
seltener Arten hinzuweisen ist (OLDENBURG &
HACKETHAL 1994). Der Lebensraum des Abendseglers
(Nyctalus noctula) umfasst Laub- und Mischwälder,
Gärten und Parks. Diese Art ist im ganzen Nationalparkgebiet verbreitet. Normalerweise auf Spechthöhlen angewiesen, wurde sie in letzter Zeit aber auch in Fledermauskästen angetroffen. Im Bereich Waren (Müritz)Ecktannen wurden jährlich 80 – 100 adulte Weibchen
nachgewiesen. Von 1971 sind zwei Nachweise aus Speck
und Müritzhof bekannt. Aus dem Teilgebiet Serrahn sind
aus den Jahren 1977 – 1983 einige Fänge und Totfunde
bekannt (PRILL 1995 mdl.).
Das Braune Langohr (Plecotus auritus), dessen Lebensraum hauptsächlich offene Wald- und Buschlandschaften
sind, besiedelt Baumquartiere, Fledermaus- und Vogelkästen, aber auch Dachstühle von Gebäuden. Diese Art,
wie auch die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)
wurden im Nationalpark relativ häufig nachgewiesen,
letztere besonders häufig in Siedlungsnähe.
Die Fransenfledermaus (Myotis natteri) hält sich gern in
Wassernähe auf und bewohnt meist lichte Wälder sowie
Parklandschaften. Unter anderem wurde sie regelmäßig in
den Winterquartieren (Eiskeller in Waren (Müritz),
Neustrelitz und Penzlin) angetroffen, wogegen aus dem
Nationalpark nur der Nachweis einer Wochenstube in
Müritzhof bekannt ist. Einzelnachweise gibt es aus dem
Teilgebiet Serrahn, wo ausschließlich männliche Tiere in
den 70er Jahren meist am Schlossberg nachgewiesen
wurden (PRILL 1995 mdl.). Die Große Bartfledermaus
(Myotis brandti) stellt ähnliche Ansprüche an ihren
Lebensraum. Es gibt nur zwei Nachweise aus Fledermauskästen in Waren (Müritz)-Ecktannen (OLDENBURG
& HACKETHAL 1988).
Das Große Mausohr (Myotis myotis) kommt vorwiegend in
lichten Auwäldern und strukturreichen Feld- und Wiesenlandschaften vor. Von dieser Art ist gegenwärtig nur eine
Wochenstube in der Warener Marienkirche bekannt (ca. 60
adulte Weibchen). Das bedeutendste Winterquartier befindet
sich im ehemaligen Eiskeller in Waren (Müritz), wenige Tiere treten kontinuierlich im Teilgebiet Serrahn auf (PRILL
1969).
Der Kleine Abendsegler (Nyctalus leiseri) ist ein ausgesprochener Waldbewohner, der Laubwälder bevorzugt. Er
ist mit Sicherheit im Müritzgebiet verbreitet, konnte aber
bisher nur einmal in Serrahn nachgewiesen werden
(PRILL 1970). Die Kleine Bartfledermaus (Myotis
mystacinus) kommt meist in Wassernähe vor. Sie ist sicher
bedeutend häufiger, als die wenigen Nachweise in den
bekannten Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz),
Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) beweisen.
Sommerquartiere konnten bisher noch nicht nachgewiesen
98
werden (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Die
Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) lebt bevorzugt
in bewaldeten Habitaten. Von dieser im Nationalpark
seltensten Art gibt es nur zwei zurückliegende Nachweise
von PRILL (1969) im Teilgebiet Serrahn.
Die in lichten Laub- und Mischwäldern lebende Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) ist regelmäßig in Fledermaus- und Vogelkästen anzutreffen, wurde aber auch
wiederholt in Gebäuden gefunden. Im Gebiet von Ecktannen ist eine ständige Population (ca. 200 – 250 adulte
Weibchen) nachgewiesen. Nachweise dieser Art sind auch
in Rehhof und vom Feisnecksee bekannt (OLDENBURG
& HACKETHAL 1988, 1994).
Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) zeigt eine relativ
starke Bindung an größere, stehende Gewässer. Der letzte
Nachweis dieser Art, der dreimal durch Einzelfunde aus
dem Gebiet belegt ist, stammt von 1993 (STUBBE mdl.
1994). Die Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) kommt
vor allem in seenreichen Gebieten und an langsam fließenden Gewässern vor und ist überall im Müritzgebiet verbreitet. Die Quartiere befinden sich in Spechthöhlen in
Gewässernähe. In den Winterquartieren (Eiskeller Waren
(Müritz), Burgkeller Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz)
wurden allerdings nur wenige Individuen nachgewiesen.
Wenige Nachweise aus den 70er Jahren gab es auch am
Feisnecksee (OLDENBURG & HACKETHAL 1994). Von
PRILL sind ebenfalls aus den 70er Jahren einige Exemplare aus dem Teilgebiet Serrahn bekannt.
Die Zweifarbenfledermaus (Vespertilio discolor) bewohnt
vorwiegend Bergwälder und gegliederte Kulturlandschaften und ist 1993 erstmals in Amalienhof gefunden
worden. Es gibt weitere Funde neueren Datums aus
Mecklenburg die darauf schließen lassen, dass die Art in
Norddeutschland nicht so selten ist, wie bisher angenommen (STUBBE mdl. 1994). Die offenes Gelände und lichte
Wälder bevorzugende Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist nach OLDENBURG & HACKETHAL (1994)
die häufigste Art im Gebiet. Die Wochenstubengesellschaften sind vorwiegend in Gebäuden aller Ortschaften
des Müritz-Nationalparks zu finden, in den bekannten
Winterquartieren (Eiskeller Waren (Müritz), Burgkeller
Penzlin, Alte Brauerei Neustrelitz) fehlt sie jedoch.
Der zu den Pflanzenfressern (Herbivora) gehörende Feldhase (Lepus europaeus) stammt aus Steppenlandschaften,
ist heute jedoch in agrarisch geprägten Landschaften und
auch in Wäldern zu finden. Da der Großteil des Nationalparks kein optimales Hasenbiotop darstellt, ist die Dichte
im allgemeinen gering. Auch das Vorkommen des Wildkaninchens (Oryctolagus cuniculus) beschränkt sich auf
wenige Gebiete bei Zinow, Grünow und Waldsee sowie im
Revier Federow (STÖCKER 1993).
Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist ein Laub-, Mischsowie Nadelwaldbewohner und im Nationalpark häufig zu
beobachten. Der Siebenschläfer (Glis glis) bevorzugt
gemischte, wärmebegünstigte Laubwälder mit reichlichem
Unterwuchs. Aus dem Gebiet des Nationalparks sind nur
vier Siebenschläferbeobachtungen bekannt, wobei drei
davon im Teilgebiet Serrahn und eine im Teilgebiet Müritz
erfolgten. Aufgrund der günstigen Biotopstrukturen lässt
sich jedoch ein höherer Anteil vermuten (STÖCKER 1993).
Die Brandmaus (Apodemus agrarius) lebt vorwiegend in
Gebüschen, Waldrändern, Feldrainen und auch in Wäldern
mit dichter Krautschicht. Nachweise dieser Art konnten
auf den Grünlandflächen bei Goldenbaum und Henningsfelde, den Ackerflächen bei Dambeck und in den Wäldern
im Teilgebiet Serrahn erbracht werden. Weiterhin sind
Nachweise durch Gewöllfunde aus dem Teufelsbruch
bekannt.
Die Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) lebt in Laubund Mischwäldern sowie Gebüschen. Verbreitungsschwerpunkte mit sehr hohen Individuenzahlen wurden im
Nationalpark in den Buchenwäldern bei Serrahn und Steinmühle, in den feuchten Erlenbruchwäldern am Schwarzen
See und am Specker See sowie den höheren Hecken nahe
der Ackerfläche westlich von Goldenbaum nachgewiesen.
Weitere Nachweise gibt es durch Gewöllfunde.
Die Hausmaus (Mus musculus) lebt fast ausschließlich in
menschlichen Behausungen, Ställen, Scheunen und
Kellern, sowie in Feldrainen, Wiesen und Hecken. Neben
Fängen innerhalb menschlicher Behausungen sind aus dem
Zeitraum 1961 – 1974 Freilandfänge aus dem Teilgebiet
Serrahn bekannt.
Die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) bewohnt Wälder,
Wegböschungen und Waldränder, meidet jedoch Moore
und Heiden. So sind im Müritz-Nationalpark hauptsächlich
Nachweise auf Ackerflächen, wie bei Dambeck und
Babke, sowie auf einer jungen Schonung vor Klockow
erbracht. Gewöllnachweise dieser Art gab es u.a. am Südufer des Feisnecksee und am Teufelsbruch erbracht worden.
Die Zwergmaus (Micromys minutus) lebt vor allem in
feuchten Wiesen mit hohem Gras, an dichtbewachsenen
Ufern von Flüssen und Bächen sowie in stark vergrasten
Nadelholzkulturen. Im Nationalpark sind Direktnachweise
im Grünland von Goldenbaum, aus dem Moor bei Müritzhof und aus den Wäldern um Serrahn bekannt, sowie aus
dem Warenschen Wohld durch Schleiereulengewölle
(NABERHAUS 1993).
Die Erdmaus (Microtus agrestris) bevorzugt feuchtkühle
Biotope und ist im Müritz-Nationalpark regelmäßig
verbreitet. Nachweise gibt es am Schwarzen See, im
Grünland bei Goldenbaum und in Nadelholzkulturen im
Teilgebiet Serrahn. Die Feldmaus (Microtus arvalis)
bewohnt offene, trockene Flächen, Wiesen und Felder. Sie
wurde im Gebiet des Müritz-Nationalparks auf den Acker-
flächen bei Dambeck und Babke, aber auch an feuchten
Gräben des Grünlandes Teufelsbruch nachgewiesen.
Die Rötelmaus (Clethrionomys glareollus) lebt in Wäldern
und Hecken. In besonders hoher Anzahl tritt sie in den
alten Buchenwäldern bei Serrahn und Steinmühle, aber
auch in den Erlenbruchwäldern am Specker See und am
Schwarzen See auf. Gewöllnachweise gibt es aus den
Gebieten Warensche Wohld, Müritzhof, Feisnecksee und
dem Teufelsbruch. Die Nordische Wühlmaus (Microtus
oeconomus) ist an relativ feuchte Böden wie Moorwiesen
und Erlenbrüche gebunden. Nachweise dieser Art gibt es
im Nationalpark im Feuchtbiotop des Grünlandes
Goldenbaum und im Serrahnbruch (NABERHAUS 1993).
Die Bisamratte (Ondatra zibethica) wurde aus Nordamerika eingebürgert und lebt an Gewässerufern mit
dichter Vegetation. Aus dem Teilgebiet Müritz sind Sichtbeobachtungen vom Janker See, Rederangsee, Feisnecksee, Woterfitzsee und aus der Teichanlage Boek bekannt.
Aus dem Teilgebiet Serrahn sind Beobachtungen von fast
allen Seen bekannt (STÖCKER 1993).
Der an Bächen und Flüssen mit dichter Ufervegetation
lebende Nutria (Myocastor coypus) stammt aus Südamerika und wurde eingebürgert. Sichtbeobachtungen
erfolgten im Teilgebiet Müritz am Mühlensee, als
Vermehrungsort ist der Woterfitzsee bekannt. Im Teilgebiet
Serrahn sind aus der Mitte der 60er Jahre Freilandbeobachtungen im Raum Steinmühle bekannt. Dort war eine Nutriafarm angesiedelt, aus der die Tiere offensichtlich stammen
(STÖCKER 1993).
Der Biber (Castor fiber) bevorzugt Gewässer mit
laubholzreichen Uferzonen. Er hat sich im Süden des
Teilgebiets Serrahn etabliert und befindet sich weiter in
Ausbreitung.
Zu den im Nationalparkgebiet vorkommenden Raubtieren
(Carnivora) zählen in erster Linie verschiedene Marderarten. Der Baummarder (Martes martes) benötigt relativ
großflächige, naturnahe Waldgebiete mit hohem Altholzanteil. Der Bestand des Baummarders ist in den letzten
Jahren stark zurückgegangen, er ist jedoch im Nationalpark noch als regelmäßig vorkommend einzustufen.
Der Steinmarder (Martes foina) lebt an Waldrändern, in
lichten Wäldern und in der Nähe menschlicher Siedlungen.
Im Gebiet des Müritz-Nationalparks ist er relativ häufig
verbreitet.
Das Hermelin (Mustela ermina) ist Bewohner reich gegliederter Landschaften. Obwohl keine konkreten Angaben
über Sichtbeobachtungen vorliegen, ist es vermutlich
regelmäßig verbreitet.
Der Iltis (Mustela putorius) lebt in aufgelockerten Waldgebieten mit Wiesen und Feldern, häufig auch in Siedlungs-
99
nähe. Im Teilgebiet Müritz sind einzelne Beobachtungen
am Ostufer der Müritz, im Revier Rehhof (1985) und in
den 70er Jahren am Rederangsee bekannt. Im Teilgebiet
Serrahn sind Sichtbeobachtungen regelmäßig von 1985 –
1988 im Revier Herzwolde gemacht worden, das auch als
ein Vermehrungsort gilt.
Das Mauswiesel (Mustela nivalis) ist in verschiedensten
Biotopen anzutreffen. Es gilt im Müritz-Nationalpark als
regelmäßig verbreitet. Der Dachs (Meles meles) ist im
gesamten Müritz-Nationalpark mit einer stabilen, relativ
starken Population vertreten.
Der Europäische Nerz (Mustela lutreola) ist durch die Zerstörung seiner Lebensräume und die starke Konkurrenz
durch den eingebürgerten Mink (Amerikanischer Nerz) in
Mecklenburg-Vorpommern und auch im Nationalpark ausgestorben. Vom ursprünglich aus Nordamerika stammenden Mink (Mustela vison) gibt es im Teilgebiet Müritz
unter anderem regelmäßige Sichtbeobachtungen im Revier
Müritzhof, am Woterfitzsee, an der Havel und am Feisnecksee. Im Teilgebiet Serrahn liegen Sichtbeobachtungen
am Großen Lanzsee und an der Steinmühle vor.
Der Fischotter (Lutra lutra) bevorzugt Binnengewässer
aller Art mit dichtbewachsenen, unzugänglichen Uferzonen. Er ist im Nationalpark regelmäßig verbreitet. So
sind aus dem Teilgebiet Müritz (Herrmannskanal, Binnenmüritz, Boeker Fischteiche, Bullowsee und Mühlensee),
aber auch aus dem Teilgebiet Serrahn (Serrahnsee,
Goldenbaumer Mühle und Schulzenseer Bruch) Sichtbeobachtungen und Fährtennachweise bekannt. Jährlich werden
mehrere Fischotter entlang der B 198 am Nordrand des
Teilgebietes Serrahn überfahren.
Der Marderhund (Nyctereutes procyonides) stammt
ursprünglich aus Nordostasien und bevorzugt unterholzreiche Laubwälder und Röhrichtzonen von Gewässern. Nachdem zwischen 1985 und 1992 Sichtbeobachtungen und
Erlegungen nur sporadisch vorkamen, hat der Marderhund
inzwischen alle ihm zusagenden Biotope im Müritz-Nationalpark besiedelt.
Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist im gesamten Nationalparkgebiet verbreitet und häufig. Der aus Nordamerika
stammende Waschbär (Procyon lotor) ist ein Bewohner
strukturreicher Laubwälder. Ausgehend von Nordhessen
hat er inzwischen nahezu das gesamte Bundesgebiet besiedelt und ist auch im Nationalpark ein relativ häufiger
Vertreter. Durch seine ausgesprochene Nachtaktivität sind
Sichtbeobachtungen jedoch ausgesprochen selten.
Der früher nahezu überall vorkommende Wolf (Canis
lupus) ist in Mecklenburg-Vorpommern und somit auch im
Nationalpark ausgestorben. Es existieren jedoch auch aus
100
jüngster Zeit einzelne Beobachtungen von umherstreifenden solitären Wölfen (aus Polen zugewandert).
Der Luchs (Lynx lynx) bevorzugt zusammenhängende, unterholzreiche Wälder mit eingestreuten Lichtungen. Er gilt
in Mecklenburg-Vorpommern als ausgestorben. Auch Vorkommen der Wildkatze (Felis sylvestris) sind nicht bekannt,
sie gilt ebenfalls als ausgestorben (STÖCKER 1993).
Die wildlebenden Paarhufer werden im Nationalparkgebiet
durch Wildschwein, Reh, Damhirsch, Rothirsch und Mufflon vertreten. Alle Arten unterliegen dem Jagdgesetz und
der jagdlichen Bestandsregulierung. Unter diesem
Gesichtspunkt sollen sie entsprechend § 2 BJagdG im
folgenden als Wild bzw. Schalenwild bezeichnet werden
(vgl. Kap. IV/8.3.2). Die nachfolgenden Bestandsangaben
wurden von der BUNDESANSTALT FÜR FORST UND
HOLZWIRTSCHAFT (2001) aus dem Trend der regelmäßig stattfindenden Losungszählverfahren ermittelt.
Das Schwarzwild (Sus scrofa) lebt bevorzugt in Laub- und
Mischwäldern mit Wiesen und Sumpfgebieten. Es ist im
gesamten Nationalpark verbreitet. Sein Bestand wird für
das Teilgebiet Müritz mit 500 – 700 und für das Teilgebiet
Serrahn mit 200 – 300 Tieren angegeben.
Das Damwild (Cervus dama) stammt aus Kleinasien und
wurde bereits von den Römern nach Mitteleuropa
gebracht. Es ist im Müritz-Nationalpark die häufigste
Schalenwildart. Im Teilgebiet Müritz beträgt sein Bestand
2.000 – 2.250 und im Teilgebiet Serrahn 700 – 900 Tiere.
Ebenso ist das Muffelwild (Ovis ammon musimon) eine
eingebürgerte Art, es stammt aus dem mediterranen Raum.
Die im Teilgebiet Serrahn in den 70er Jahren ausgewilderte Muffelpopulation ist inzwischen erloschen. Im Teilgebiet Müritz kommt es insbesondere in den mittleren
Bereichen (ehemaliger Truppenübungsplatz) und im Nordwesten mit etwa 150 Individuen vor.
Das Rotwild (Cervus elaphus) ist eine heimische Art, als
ursprünglich typischer Offenlandbewohner wurde es
jedoch durch den Menschen zunehmend in die Wälder
verdrängt. Das Rotwild hat einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in der Westhälfte des Teilgebietes Müritz,
sein Bestand beträgt hier 700 – 800 Tiere. Im Teilgebiet
Serrahn hingegen leben nur zwischen 20 – 30 Individuen.
Das heimische Rehwild (Capreolus capreolus) bewohnt
Wälder, Waldränder und Offenlandschaften. Im gesamten
Müritz-Nationalpark kommt es mit großer Häufigkeit vor.
Sein Bestand liegt im Teilgebiet Müritz mit 1.000 – 1.200
Tieren deutlich über dem im Teilgebiet Serrahn (100 – 200).
Der u.a. in Nordeuropa beheimatete Elch (Alces alces)
wurde in den 30er Jahren am Ostufer der Müritz
ausgesetzt. Das Vorkommen erlosch nach dem Zweiten
Weltkrieg. Jedoch gelang eine Beobachtung in jüngerer
Zeit, 1984 wurde in der Warenschen Wohld ein Stangenelch gesichtet (STÖCKER 1993).
Hegegemeinschaften
Für Rot-, Dam- und Schwarzwild sind nach §10 Landesjagdverordnung M-V Hegegemeinschaften in den Grenzen
zu bilden, die den Lebensräumen des Schalenwildes
entsprechen. Den Hegegemeinschaften obliegen:
8.3 Regulierung des Wildbestandes durch Jagd
Geschichte
Im Jahre 1929 kaufte der Staatsrat Dr. Kurt Herrmann
zusammenhängende Ländereien östlich der Müritz und
verwirklichte dort seine Jagdinteressen. Große Teile seines
Jagdreviers lagen in einem der interessantesten Feuchtgebiete Europas.
- die Umsetzung der Wildbewirtschaftungsrichtlinie
- die Anpassung der Wildbestände an ihren Lebensraum
- die Abstimmung von Hegemaßnahmen
- die Erstellung des Gesamtabschussplanes
Im Bereich des Müritz-Nationalparks bestehen
3 Hegegemeinschaften, die z.T. weit über das Gebiet des
Nationalparks hinausreichen. Es sind dies:
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese Flächen ab 1958
Bestandteil eines großen Wildforschungsgebietes, welches
dann ab 1970 dem Staatlichen Jagdwirtschaftsbetrieb
“Ostufer der Müritz” unterstand. Als personenbezogene
Staatsjagd wurden Teilgebiete bis Ende 1989 jagdlich
intensiv bewirtschaftet.
- die Hegegemeinschaft Mirower Heide (Revier
Blankenförde, Revier Zwenzow)
- die Hegegemeinschaft Östliches Müritzgebiet (Teilgebiet
Müritz ohne vorgenannte Reviere)
- die Hegegemeinschaft Wilhelminenhof/ Zinow
(Teilgebiet Serrahn)
Im ehemaligen Naturschutzgebiet Serrahn nahm die
Arbeitsgemeinschaft für Jagd- und Wildforschung 1957
ihre Forschungsarbeiten auf, seit Anfang der 80er Jahre
wurde das Gebiet ebenfalls entsprechend den Zielen der
Staatsjagdgebiete behandelt (vgl. Kap. II/3.3).
Die Hegegemeinschaften haben das Ziel, einen Beitrag zur
Erhaltung des Wildes als Teil der Vielfalt der heimischen
Natur in der überregionalen natürlichen Umwelt zu leisten
(§ 2 der Satzung der HGM Wilhelminenhof/ Zinow, 1994).
Gemäß Satzung verfolgen sie insbesondere folgende Ziele:
8.3.1 Organisation der Jagd
Die Jagd wird im Müritz-Nationalpark flächendeckend
durchgeführt, ausgenommen davon sind die per Jagd-Verordnung ausgewiesenen Jagdruhezonen (vgl. Kap. 8.3.4).
Die jagdliche Revierstruktur stellt sich wie folgt dar (vgl.
Textkarte 9):
Eigenjagdbezirke
Der überwiegende Teil der Jagdausübung im MüritzNationalpark erfolgt in Eigenjagdbezirken. Den größten
Eigenjagdbezirk hält das Nationalparkamt mit rund 16.000
ha Jagdfläche (ohne Wasser). Die bundeseigenen Liegenschaften mit einer Größe von rund 3.400 ha werden vom
Bundesforstamt Neubrandenburg bejagt.
Über weitere Eigenjagdbezirke verfügen die Stadt Waren
(Müritz) (750 ha), die Saatzucht Steinach GmbH (700 ha)
und die Jost-Reinhold-Stiftung (1.000 ha).
– Aufbau und Erhaltung von gesunden und der
Lebensraumkapazität angepassten Schalenwildbeständen
– Erhaltung und Verbesserung der Lebensgrundlagen des
Schalenwildes
– Förderung einer möglichst gleichmäßigen Verteilung der
Wildbestände in den Lebensräumen
– Begrenzung der Wildschäden an landwirtschaftlichen
Kulturen und am Wald
– die Jagdinteressen mit den sonstigen öffentlichen
Belangen, insbesondere mit denen der Landeskultur, des
Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des
Müritz-Nationalparks in Einklang zu bringen.
In den letzten Jahren hat sich zunehmend eine enge
Zusammenarbeit zwischen dem Nationalparkamt und den
Hegegemeinschaften entwickelt. Im Vordergrund stehen
dabei die Reduktion der Schalenwildbestände und die Ausrichtung der Jagd entsprechend den Erfordernissen eines
Nationalparks.
Gemeinschaftliche Jagdbezirke
8.3.2 Wildarten und Wildbestandsdichte
Der Flächenanteil der gemeinschaftlichen Jagdbezirke umfasst rund 4.200 ha. Diese Flächen sind in der Regel von
den Jagdgenossenschaften an ortsansässige Jäger verpachtet.
Im Müritz-Nationalpark kommen folgende Schalenwildarten vor: Rotwild, Damwild, Muffelwild, Rehwild und
Schwarzwild (vgl. Kap. 8.2.2).
101
Dabei ist das Damwild zahlenmäßig am stärksten vertreten. Das Rotwild verteilt sich überwiegend im Bereich
des Ostufers der Müritz. Der Schwarzwildbestand ist vor
allem unter dem Aspekt der Europäischen Schweinepest
und der Wildschäden kritisch zu sehen und weist auf
Grund mehrerer Jahre mit Eichen- und Buchenmast eine
steigende Tendenz auf.
Zur Ermittlung der Wildbestände kommt neben Streckenrückrechnungen, Verbissweiserflächen und Beobachtungen
vor allem das Losungszählverfahren zur Anwendung. Die
Ergebnisse des Losungszählverfahrens stellen in erster
Linie die Trendentwicklung der Wildbestände dar und
liefern insoweit wichtige Anhaltspunkte für die Planung
jagdlicher Maßnahmen. Mit diesem Verfahren wurde im
März 2002 flächendeckend der Winterbestand an Rot-,
Dam- und Rehwild ermittelt (vgl. Tab. 20). Die daraus
ermittelten relativen Wilddichten sind in Tabelle 21
dargestellt.
8.3.3 Ergebnisse der Wildbestandsregulierung
Die Ergebnisse der Wildbestandsregulierung sind in
Tabelle 22 dargestellt. Insgesamt muss eingeschätzt
werden, dass der Bestand an Dam- und Schwarzwild nach
wie vor zu hoch ist (vgl. Kap. IV/ 8.3.2).
Beim Schwarzwild beruht dies vor allem auf mehreren
Mastjahren in Folge bei Eiche und Buche und dem hohen
Futterangebot auf landwirtschaftlichen Flächen. Dies
führte zu einer sehr hohen Reproduktionsrate, die trotz
eines verstärkten Abschusses noch nicht ausgeglichen
werden konnte.
Wenngleich auch beim Damwild der Bestand trotz
enormer Anstrengungen und deutlicher Erhöhung der
Streckenergebnisse immer noch zu hoch ist, kann jedoch
eingeschätzt werden, dass ein weiterer Bestandsanstieg
unterbunden und eine leichte Reduktion erreicht werden
konnte. Das gemeinsame Bemühen insbesondere im
Bereich des Landkreises Mecklenburg-Strelitz wird hier
weiter führen.
Das Rotwild wird insbesondere im Bereich der Hegegemeinschaft Östliches Müritzgebiet sehr intensiv im Rahmen einer Gruppenabschussplanung bejagt. Durch diese
Reduktion konnten die Zielbestände nahezu erreicht
werden. Es ist jedoch in einigen Schwerpunktbereichen
(Ostufer Müritz und ehemaliger Truppenübungsplatz) eine
starke Konzentration des Rotwildes festzustellen.
Der Bestand des Rehwildes ist deutlich rückläufig. Dies
scheint durch die hohen Bestände der anderen Schalenwildarten bedingt zu sein, die den Lebensraum des Rehwildes einengen.
102
Jagdliche Einrichtungen
Für die Regulierung des Schalenwildes sind jagdliche
Einrichtungen (Jagdsitze, Kirrungen) unverzichtbar. Sie
sind jedoch auf das unbedingt notwendige Maß zu
beschränken und sollen möglichst unauffällig dem Landschaftsbild angepasst sein. Die Jagdverordnung für die
Nationalparke Mecklenburg-Vorpommerns unterstützt dies
dadurch, dass die Errichtung jagdlicher Einrichtungen in
nicht bundes- oder landeseigenen Jagdbezirken der Zustimmung des Nationalparkamtes bedarf.
Das Anlegen von Fütterungen ist grundsätzlich verboten
(vgl. Kap. IV/ 8.3.4).
8.3.4 Grundlagen der Wildbestandsregulierung
Neben den allgemeinen jagdrechtlichen Bestimmungen
unterliegt die Jagdausübung im Müritz-Nationalpark den
Bestimmungen der Verordnung zur Regelung der Jagdausübung in den Nationalparken des Landes MecklenburgVorpommern (NLP-JagdVO) vom 8. Juni 1998.
Danach dient die Jagdausübung in den Nationalparken der
Wildbestandsregulierung. Sie verfolgt ausschließlich das
Ziel der Erhaltung gesunder, naturgemäß gegliederter
Schalenwildbestände in einer Dichte, die das Ankommen
und den Aufwuchs natürlicher Verjüngung in den Wäldern
nicht behindert und Wildschäden an landwirtschaftlichen
Kulturen möglichst ausschließt. Besuchern soll es ermöglicht werden, wildlebende Tiere in ihren natürlichen
Lebensräumen beobachten zu können.
Die Jagdausübung beschränkt sich auf Schalenwild, Fuchs,
Marderhund, Waschbär und Mink.
Die Fütterung von Wild ist verboten, ebenso sind die
Errichtung oder Unterhaltung von Jagdgattern und die Fallenjagd nicht zulässig.
Standorte von Jagdsitzen oder von Kirrungen in nicht
bundes- oder landeseigenen Jagdbezirken bedürfen der
Zustimmung des Nationalparkamtes. Dabei ist die Anlage
oder Unterhaltung von Kirrungen ausschließlich zur
Bestandsregulierung von Schwarzwild zulässig.
In festgelegten Wildschutzgebieten und Jagdruhezonen ist
die Jagd untersagt. Im Müritz-Nationalpark sind als solche
folgende Gebiete (7,9 % der Gesamtfläche) ausgewiesen
(vgl. Textkarte 9):
- Ostufer der Müritz
- Serrahn
- Lieper See/ Krummer See
- Caarpsee
1.492 ha
612 ha
211 ha
215 ha
Tabelle 20: Ergebnisse des Losungszählverfahrens
7ILDART
4EILGEBIET 3ERRAHN
2OTWILD
$AMWILD
2EHWILD
4EILGEBIET -àRITZ
"FO! UND %*"
GESAMT
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Erläuterung: )1 Eigenjagdbezirke des Landes )2 Bundesforstamt und sonstige Eigenjagdbezirke
Tabelle 21: Relative Schalenwild-Bestandsdichte (Stück je 100 ha)
7ILDART
2OTWILD
4EILGEBIET -àRITZ
4EILGEBIET 3ERRAHN
$AMWILD
3CHWARZWILD
2EHWILD
n
n
n
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Tabelle 22: Streckenergebnisse im Verwaltungsjagdbezirk des Nationalparkamtes Müritz
:LOGDUW
5RWZLOG
'DPZLOG
0XIIHOZLOG
5HKZLOG
6FKZDU]ZLOG
)XFKV
(UOHJWHV:LOG 6WFN-DJGMDKU
Quelle: Nationalparkamt Müritz
Darüber hinaus ist während der Zeit des herbstlichen
Kranichzuges die Jagd im Umkreis von 1000 Meter um die
Kranichschlafplätze so auszuüben und durch Allgemeinverfügung der Nationalparkämter zu regeln, dass Störungen und Beeinträchtigungen der Kraniche vermieden
werden. Dies betrifft im Müritz-Nationalpark das Gebiet
um den Rederangsee.
9 Forschung und Dauerbeobachtung
In der Vergangenheit lagen die Schwerpunkte für Forschungsarbeiten im heutigen Gebiet des Müritz-Nationalparks im wesentlichen in den ehemaligen Naturschutzgebieten Ostufer der Müritz und Serrahn. Dabei spielten
die 1954 gegründete Lehrstätte für Naturschutz des Institutes für Landschaftskunde und Naturschutz in Müritzhof
sowie die Biologische- und Naturschutzstation Serrahn
eine herausragende Rolle.
Nach § 5 (1) Ziff. 5 der Nationalpark-Verordnung soll im
Nationalpark der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn vor-
rangig zu Fragen der Nationalparkentwicklung ermöglicht
und gefördert werden. Dies darf jedoch zu keiner
Gefährdung der Schutzziele führen, d.h. die
wissenschaftlichen Aktivitäten und die durch sie
ausgelösten Störungen und Beeinträchtigungen müssen
vertretbar und mit dem Schulzweck vereinbar sein.
Anfang 1999 wurde für den Müritz-Nationalpark mit der
Erarbeitung eines umfassenden Monitoring-Konzeptes
begonnen. Ziel ist die Erhebung von Daten, um langfristige Entwicklungsprozesse sichtbar zu machen. Zugleich
sollen auch die Gewährleistung der Schutzziele und die
Effektivität der vom Nationalparkamt durchgeführten
Maßnahmen belegt werden. Vor diesem Hintergrund liegt
der Schwerpunkt auf folgenden Beobachtungen:
- Entwicklung von Natur und Landschaft
- Entwicklung ausgewählter Arten
- Daten zu abiotischen Faktoren (Klima, Hydrologie)
- Sozioökonomische Entwicklung innerhalb des Nationalparks und seines Umfeldes (sozioökonomisches
Monitoring).
103
Die wichtigsten bisher begonnenen Monitoring – Vorhaben
sind:
- Pegelmessungen (Grund- und Oberflächenwasser).
Begonnen 1994, fortlaufend.
Waldmonitoring
- Kormoranzählung. Begonnen 1996, fortlaufend.
Die Erhebungen erfolgen seit 1998 entsprechend der
Anweisung zur Grundaufnahme in Naturwaldreservaten
und Naturwaldvergleichsflächen in Mecklenburg-Vorpommern. Es werden umfassende Informationen zum Standort,
zur Bodenvegetation, zur lebenden und toten Dendromasse
sowie zur Verjüngung erhoben.
Im Müritz-Nationalpark wurden 14 Waldmonitoringflächen eingerichtet (vgl. Textkarte 10). Auf jeder dieser
Flächen wurde ein Gitternetz von ca. 30 Gitternetzpunkten
im Abstand von 100 mal 100 Metern eingemessen. Die
Erhebungen erfolgen innerhalb von Probekreisen an diesen
Gitternetzpunkten. Die Auswahl der Waldmonitoringflächen repräsentiert nach Standort, Baumarten und
Bestockungsstruktur die wichtigsten Waldtypen im MüritzNationalpark.
Es ist vorgesehen, die Aufnahmen in zehnjährigem Turnus
zu wiederholen.
Die Waldmonitoringflächen sind auch Basis für weitere
(z.B. faunistische) Erhebungen und für weitere
Forschungsvorhaben.
- Kranich-Monitoring. Hier werden Verhalten und Anzahl
der Besucher und deren Auswirkungen auf die am Rederangsee rastenden Kraniche in der herbstlichen Zugzeit
erfasst. Begonnen 2001, jährliche Wiederholung.
Besuchermonitoring
Im Rahmen des Besuchermonitorings werden Erkenntnisse
über die Anzahl der Besucher im Müritz-Nationalpark,
ihre Verteilung im Gebiet und ihre Aktivitäten im sowie
ihre Ansprüche an das Schutzgebiet gewonnen. Außerdem
werden Meinungen der Besucher zu festgestellten
Störungen, zu den Maßnahmen des Nationalparkamtes und
zur Akzeptanz des Schutzgebietes eingeholt. Mit einem
planmäßigen Besuchermonitoring wurde 1999 begonnen.
Dazu gehören:
- stichprobenweise Zählungen der Besucher im Gebiet
- Erhebungen der Teilnehmerzahlen bei geführten
Veranstaltungen des Nationalparkamtes sowie des
Jugendwaldheimes
- Erfassung der Besucherzahlen bei touristischen Anbietern
im Bereich des Müritz-Nationalparks
- Erfassung der Besucher in den NationalparkInformationen
- Besucherbefragungen
Weiterhin werden folgende Monitoring-Vorhaben im
Müritz-Nationalpark umgesetzt:
- Wetterbeobachtungen mit Hilfe zweier automatischer
Messstationen in Schwarzenhof und Serrahn. Begonnen
1997, fortlaufend.
104
- Fischottererfassung im Teilgebiet Serrahn. Begonnen
1997.
- Laufkäfer. Auf den Waldmonitoringflächen werden Laufkäfer als Leitarten für ökologische Parameter untersucht.
Begonnen 2001.
- Brutvogelkartierungen. Singvögel sind als Leitarten für
ökologische Beobachtungen besonders geeignet. Deshalb
werden seit 2001 Brutvögel in den Waldmonitoringflächen kartiert.
- Erhebungen zur Ausbreitung der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina). Begonnen 1997, Wiederholung
2007 geplant.
- Losungszählverfahren zur Ermittlung der Wilddichte.
Begonnen 1997, jährliche Wiederholung.
- Vegetationsaufnahme auf Verbissweiserflächen.
Untersuchungen zur Waldentwicklung unter Einfluss von
Wildverbiss. Begonnen 1993, jährliche Wiederholung.
- Waldschutzmonitoring im Rahmen der landesweiten
Ermittlung abiotischer und biotischer Waldschäden.
Begonnen 1990, jährliche Wiederholung.
Seit 2002 werden darüber hinaus umfassende Datenerhebungen im Rahmen des EU-Life-Projektes in der Zotzensee-Niederung sowie zur Beobachtung der natürlichen
Sukzession auf einer durch Sturmschäden beeinflussten
Waldfläche durchgeführt.
In engem Zusammenhang zum Monitoring stehen
Forschungsarbeiten im Müritz-Nationalpark. Diese werden
i.d.R. durch Universitäten und andere wissenschaftliche
Einrichtungen ausgeführt.
Zur Koordinierung der Forschungsarbeiten hat das Nationalparkamt ein gesondertes Konzept erarbeitet. Darin sind
die folgenden inhaltlichen Schwerpunktaufgaben fixiert:
- Erforschung natürlicher Prozesse
- Vergleichende Forschung inner- und außerhalb des Nationalparks
- Anthropogene Einflüsse, wie verbleibende Nutzungen,
Besucherverkehr, Wild, Neophyten, Neozoen,...)
Tabelle 23: Aktuelle Forschungsvorhaben im Müritz-Nationalpark
.DWH
JRULH
7KHPD
)RUVFKXQJVHLQULFKWXQJ
)9
9LUXVXQWHUVXFKXQJHQEHL&HUYLGHQ
)9
)9
)9
)9
)9
)9
)9
'$
'$
'$
'$
'$
'$
%HJLQQ
$EVFKOXVV
E]Z JHSODQWHU
$EVFKOXVV
,QVWLWXWIU=RRXQG
:LOGWLHUIRUVFKXQJ%HUOLQ
)RUPLFDH[VHFWDDOV/HLWDUWIU
2IIHQODQGELRWRSH
8QL+DOOH
8QWHUVXFKXQJLQKDOERIIHQHQ
:HLGHODQGVFKDIWHQ
²0RVDLNSURMHNW²
=XNXQIWVRULHQWLHUWH:DOGZLUWVFKDIW
%LRORJLVFKH9LHOIDOW
²1DWXUVFKXW]VWDQGDUGVIUGLH
%HZLUWVFKDIWXQJYRQ%XFKHQZlOGHUQ
=RR|NRORJLVFKH8QWHUVXFKXQJHQDXI
:LQGZXUIÁlFKHQLP0ULW]1/3
8QWHUVXFKXQJGHU)RUVWVFKXW]VLWXDWLRQ
DXI:LQGZXUIÁlFKHQLP0ULW]1/3
8QL2OGHQEXUJ
8QL/QHEXUJ8QL*UHLIVZDOG
J
/DQGHVDPWIU*UR‰VFKXW]JHELHWH
GHV/DQGHV%UDQGHQEXUJ
8QL*UHLIVZDOG
/DQGHVDPWIU)RUVWHQXQG
*UR‰VFKXW]JHELHWH09'H]HUQDW
IRUVWOLFKHV9HUVXFKVZHVHQ
8QL2OGHQEXUJ
(83URMHNW
8QL5RVWRFN$EW$OOJHPHLQH
VSH]LHOOH%RWDQLN
)+6DFKVHQ$QKDOW%HUQEXUJ
78%HUOLQ
)+(EHUVZDOGH
)+(EHUVZDOGH
)+*|WWLQJHQ
9,67$
(PSÀQGOLFKNHLWYRQgNRV\VWHPHQ
EHLP:HFKVHOYRQ/DQGQXW]XQJHQ
6XN]HVVLRQVSUR]HVVHLQ
6DQGPDJHUUDVHQGHV0ULW]1/3
(UDUEHLWXQJHLQHV%LOGXQJVSURJUDPPV
IU6FKOHU]XP7KHPD0RRUUHQDWX
ULHUXQJ
(QWZLFNOXQJYRQ1DWXUVFKXW]XQG
7RXULVPXVLP0ULW]1DWLRQDOSDUN
9HUJOHLFKGHU9HJHWDWLRQVHQWZLFNOXQJ
LQUHQDWXULHUWHQ0RRUHQ
8QWHUVXFKXQJGHU/LEHOOHQ)DXQDLP
7HLOJHELHW6HUUDKQ
=HUVFKQHLGXQJXQG=HUVLHGOXQJGHU
1DWLRQDOSDUNUHJLRQ²3UREOHPHXQG
/|VXQJVDQVlW]H
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Erläuterung: FV: Forschungsvorhaben, DA: Diplomarbeit
- Unterstützung von Maßnahmen des Nationalparkamtes
(Prognosen, Hypothesen, Trendanalysen, Effizienzkontrollen)
- Beiträge zum Monitoring (Erstellen wissenschaftlicher
Konzeptionen für Monitoring- Verfahren, wissenschaftliche Interpretation von Monitoring- Ergebnissen, Durchführung spezifischer Erhebungen)
- Klärung von Sonderzusammenhängen
Das Nationalparkamt Müritz bietet im Rahmen seiner
Internet-Seiten eine Liste von für den Nationalpark bedeutsamen Forschungsthemen an. Diese Liste wird jährlich
aktualisiert.
Für die Unterstützung besonders wichtiger Forschungsvorhaben verfügt das Nationalparkamt über einen aus
Stiftungsgeldern finanzierten Förderfonds. Für die Anwendung der Fondsmittel wird die fachliche Beratung eines
externen wissenschaftlichen Beraterkreises in Anspruch
genommen.
105
10 Flächeneigentum
Einen Überblick über die Eigentumsverhältnisse (Stand:
01.09.02) im Müritz-Nationalpark gibt Tabelle 24.
Am 21.08.2002 erfolgte die Unterzeichnung eines Vertrages zwischen der BVVG und dem Land M-V zur Übergabe von 5.513 ha bisher treuhänderisch durch die BVVG
verwalteter Flächen (ca. 17 % der Nationalparkfläche) an
das Land. Er ist Grundlage für die schrittweise Flächenübertragung ab 2003. Zusammen mit den bereits zuvor
landeseigenen Flächen ist das Land Mecklenburg-Vorpommern damit der größte Flächeneigentümer im Gebiet des
Nationalparks. Das Teilgebiet Serrahn ist nahezu vollständig im Eigentum des Landes.
Tabelle 24: Eigentumsverhältnisse im
Müritz-Nationalpark
(LJHQWPHU
/DQG09
%XQG
.RPPXQHQ
3ULYDW
6WLIWXQJHQ
.LUFKH
%99*
6XPPH
KD
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
106
²
Bundeseigene Flächen sind zum großen Teil identisch mit
den ehemaligen militärischen Übungsplätzen der GUS.
Das Land M-V hat hier großflächig Restitutionsansprüche
gestellt. Das Ostufer der Müritz ist ebenfalls eine Liegenschaft des Bundes.
Bei den Flächen der BVVG handelt es sich vor allem um
Splitterflächen und Wege, die dem Land nicht übertragen
wurden.
Das kommunale Eigentum beträgt 10 %, wovon die Stadt
Waren (Müritz) einen bedeutenden Anteil (rd. 1.000 ha) besitzt.
Privatbesitz hat ebenfalls einen Anteil von 10 % und
besteht in der Regel aus kleineren Flurstücken, jedoch
befinden sich im Raum Klockow auch größere zusammenhängende Waldflächen in Privathand. Wesentliche Anteile
dieser Eigentumsform liegen auf landwirtschaftlich
genutzten Flächen, ein typisches Beispiel dafür ist der
Bereich um die Ortschaft Goldenbaum.
Die Kirche besitzt insgesamt 125 ha, ein größerer und
zusammenhängender Grundbesitz liegt in der Gemarkung
Blankenförde (70 ha).
Bei einigen Flächen treten Gemeinden auf Grundlage des
Vermögenszuordnungsgesetzes (VZOG) als Verfügungsberechtigte auf. Dies trifft u.a. für eine Reihe von Gewässern zu.
V Die Nationalparkregion
1
1.1
Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und
Siedlungsstruktur
Einwohnerzahl
In der Nationalparkregion (vgl. Kap. II/ 2) leben derzeit
knapp 86.900 Einwohner, die annähernd zu gleichen
Teilen auf die Kreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz entfallen. Über die Hälfte (52 %) der Bewohner lebt in den
Städten Neustrelitz und Waren (Müritz).
Seit 1990 ist die Bevölkerungszahl in der Nationalparkregion rückläufig. Bis zum Jahr 2000 verringerte sich die
Einwohnerzahl um mehr als 6.800 Menschen.
Die Ursachen dieser Verringerung liegen zu annähernd
gleichen Teilen in der Abwanderung aus der Region wie
auch in der natürlichen Bevölkerungsentwicklung.
Obwohl der Bevölkerungsrückgang grundlegende Tendenz
ist, gibt es in einigen Gemeinden auch gegensätzliche
Entwicklungen, die den negativen Trend aber nicht kompensieren. So nahm beispielsweise in Priepert (annähernde
Verdreifachung der Bevölkerungszahl), Torgelow am See,
Userin und Carpin die Einwohnerzahl deutlich zu. Aus der
Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung kann
geschlossen werden, dass hier vorwiegend ältere Menschen ihren Altersruhesitz gewählt haben.
Besonders die Städte Waren (Müritz) und Neustrelitz
verloren einen beträchtlichen Teil ihrer Einwohner, so
verlor Waren (Müritz) mehr als 2.100 und Neustrelitz fast
3.300 Menschen. Damit bestimmen beide Städte maßgeblich die Gesamtentwicklung in der nördlichen und östlichen Nationalparkregion.
Im überwiegend ländlich geprägten Süden verlief die
Bevölkerungsentwicklung moderater, war aber auch hier
rückläufig. So verloren die Städte Wesenberg und Mirow
zusammen knapp 700 Einwohner.
Im Westteil der Nationalparkregion ist seit 1990 ein Rückgang von etwa 10 % zu verzeichnen. Die Stadt Röbel
verlor beispielsweise annähernd jeden sechsten Einwohner
(ca. 1.100 Menschen).
In den letzten Jahren (ca. ab 1998) zeichnete sich eine
gewisse Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung ab.
Ursache hierfür ist ein gegenüber der ersten Hälfte des
zurückliegenden Jahrzehnts zu verzeichnendes Anwachsen
der Geburtenzahlen gegenüber den Sterbefällen.
Natürliche und räumliche Bevölkerungsentwicklung
Die Zahl der Geburten nahm seit 1998 von 628 auf 724 im
Jahr 2000 deutlich zu. Die Zahl der Gestorbenen lag
relativ konstant bei jährlich etwa 950. Bezogen auf 1.000
Einwohner belief sich der Saldo der natürlichen Entwicklung (Gestorbenenüberschuss) in der Nationalparkregion
auf einen Wert zwischen 3 und 4 Menschen.
Relativ hohe Gestorbenenüberschüsse hat das Gebiet im
Süden, sie liegen nahezu doppelt so hoch wie in der
Gesamtregion. Ursachen sind die Altersstruktur der hier
lebenden Menschen und das Überwiegen der Fortzüge
junger Menschen.
Verhältnismäßig günstig ist die Situation im östlichen Teil
der Nationalparkregion. Hier ist auch der Anteil der Gemeinden mit einer positiven natürlichen Entwicklung
höher. Vorwiegend ist dieser Umstand auf Zuzugsüberschüsse junger Menschen in diese Gemeinden (z. B. Carpin, Feldberger Seenlandschaft, Userin) zurück zu führen.
Dass die Bevölkerungsentwicklung in diesem Teilgebiet
dennoch rückläufig ist, resultiert aus der negativen natürlichen und räumlichen Bevölkerungsentwicklung in der
Stadt Neustrelitz. Im Hinblick auf den räumlichen Aspekt
ist davon auszugehen, dass viele der in die beispielhaft
genannten Orte Zugezogenen aus Neustrelitz stammen und
den Suburbanisierungsprozess beschleunigen.
Im Norden und Westen der Nationalparkregion entsprechen die demografischen Prozesse in etwa dem Durchschnitt der gesamten Region.
Zusammengefasst sind für die gesamte Nationalparkregion
geringe Wanderungsverluste und ein relativ hoher
Gestorbenenüberschuss kennzeichnend. In allen vier
Teilräumen der Nationalparkregion ist die natürliche
Bevölkerungsentwicklung der dominierende und damit
ausschlaggebende Faktor. (vgl. Tab. 25 u. 26)
1.2
Bevölkerungsdichte und Siedlungsstruktur
Die Nationalparkregion umfasst ein Gebiet von rd. 1.743
km2. Dies entspricht etwa 7,5 % der Fläche des Landes
Mecklenburg-Vorpommern.
Mit einer Bevölkerungsdichte von 50 EW/km2 werden nur
zwei Drittel des Landeswertes von 77 EW/km2 erreicht.
Damit zählt die Nationalparkregion zu den sehr dünn
besiedelten Räumen Mecklenburg-Vorpommerns, dem
Bundesland mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte
Deutschlands (Bundesdurchschnitt 228 EW/km2).
107
Tabelle 25: Bevölkerungsentwicklung der Nationalparkregion
%INWOHNER
'EMEINDE
$QNHUVKDJHQ
*UR‰'UDWRZ
*UR‰3ODVWHQ
*UR‰9LHOHQ
.DUJRZ
.OLQN
0DULKQ
0|OOHQKDJHQ
0ROOHQVWRUI
3HQ]OLQ6WDGW
7RUJHORZDP6HH
:DUHQ 0ULW]
1|UGOLFKHU7HLO
&DUSLQ
'DEHORZ
)HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW
*RGHQGRUI
*UQRZ
+RKHQ]LHULW]
.OHLQ9LHOHQ
.UDW]HEXUJ
1HXVWUHOLW]
5|GOLQ7KXURZ
8VHULQ
:RNXKO
gVWOLFKHU7HLO
%XFKKRO]
'LHPLW]
/lU]
0LURZ
3ULERUQ
3ULHSHUW
5HFKOLQ
5RJJHQWLQ
6FKZDU]
:HVHQEHUJ
:XVWURZ
6GOLFKHU7HLO
*RWWKXQ
/XGRUI
5|EHO0ULW]
6LHWRZ
9LSSHURZ
:HVWOLFKHU7HLO
1DWLRQDOSDUNUHJLRQ
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern
108
Tabelle 26: Relative und absolute Bevölkerungsentwicklung
%HY|ONHUXQJVHQWZLFNOXQJ *HPHLQGH
$QNHUVKDJHQ
*UR‰'UDWRZ
*UR‰3ODVWHQ
*UR‰9LHOHQ
.DUJRZ
.OLQN
0DULKQ
0|OOHQKDJHQ
0ROOHQVWRUI
3HQ]OLQ6WDGW
7RUJHORZDP6HH
:DUHQ 0ULW]
1|UGOLFKHU7HLO
&DUSLQ
'DEHORZ
)HOGEHUJHU6HHQODQGVFKDIW
*RGHQGRUI
*UQRZ
+RKHQ]LHULW]
.OHLQ9LHOHQ
.UDW]HEXUJ
1HXVWUHOLW]
5|GOLQ7KXURZ
8VHULQ
:RNXKO
gVWOLFKHU7HLO
%XFKKRO]
'LHPLW]
/lU]
0LURZ
3ULERUQ
3ULHSHUW
5HFKOLQ
5RJJHQWLQ
6FKZDU]
:HVHQEHUJ
:XVWURZ
6GOLFKHU7HLO
*RWWKXQ
/XGRUI
5|EHO0ULW]
6LHWRZ
9LSSHURZ
:HVWOLFKHU7HLO
1DWLRQDOSDUNUHJLRQ
%HY|ONHUXQJVHQWZLFNOXQJ DEV
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen
109
Der Nationalparkregion werden 40 Städte und Gemeinden
zugeordnet. 75 % dieser Gemeinden haben unter 1.000
Einwohner und sind somit sehr klein. Der Bevölkerung
nach leben in diesen kleinen Gemeinden nur knapp 20 %
der Menschen der Nationalparkregion (vgl. Tab. 27).
Aus dieser Verteilung ergibt sich eine Differenzierung der
Bevölkerungsdichten zwischen 10 und 190 EW/km2.
Im Müritz-Nationalpark selbst bzw. von ihm umschlossen
liegt die Gemeinde Kratzeburg (539 EW), deren Bevölkerung sich auf fünf voneinander räumlich getrennte Ortsteile verteilt. Einige Gemeinden haben einzelne Ortsteile
im Nationalpark, die jeweils sehr niedrige Einwohnerzahlen aufweisen: Kargow: Schwarzenhof und Speck,
Groß Dratow: Klockow, Neustrelitz: Langhagen, Rechlin:
Amalienhof, Zartwitz und Zartwitzer Hütte, Roggentin:
Babke, Carpin: Serrahn, Goldenbaum, Goldenbaumer
Mühle. Es handelt sich hier um kleine Dörfer und Weiler,
z.T. auch Einzelgehöfte, die teilweise als Freizeitwohnsitze
genutzt werden (Langhagen, Amalienhof, Zartwitz,
Zartwitzer Hütte).
Insgesamt leben im Müritz-Nationalpark bzw. in von ihm
umschlossenen Ortschaften oder Gehöften ca. 1.000
Menschen. Daraus ergibt sich eine Bevölkerungsdichte
von 3 EW/km2.
Die Siedlungsdichte spiegelt die Anzahl der Einwohner
pro Quadratkilometer Siedlungs-, Verkehrs- und Freifläche
wieder. Sie charakterisiert die Nationalparkregion ebenfalls als sehr dünn besiedelten ländlichen Raum mit Ausnahme weniger städtischer Siedlungen, in denen sich die
Bevölkerung konzentriert. Mit 950 EW/km2 liegt die
Nationalparkregion unter dem Landeswert von 1.144
EW/km2.
Der Besiedlungsgrad ist Ausdruck der Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs-, Verkehrs- und Freiflächen im
Verhältnis zur Gesamtfläche der Gemeinden. Hier liegt die
Nationalparkregion mit 5,3 % Flächenanteil auch unter
dem Landesmittel von 6,7 %. Die Spannbreite liegt
zwischen 1,5 % in Ludorf und 10,1 % in Neustrelitz.
Die Pro-Kopf-Ausstattung mit Siedlungsflächen liegt in
der Nationalparkregion jedoch über der des Landes (vgl.
Tab. 28).
Ursache hierfür sind die vergleichsweise geringen Einwohnerzahlen. Landesweit sind es 8,7 m2/EW, in der Nationalparkregion 10,5 m2/EW. Zwischen den Gemeinden
existiert eine große Spannbreite der Pro-Kopf-Ausstattung.
Im Nord- und Westteil liegt sie mit 7,7 m2 unter der des
Landes, im Ostteil mit 10,3 m2 geringfügig darüber und im
Südteil mit 19,3 m2 doppelt so hoch.
Tabelle 27: Gemeinden und Einwohner nach Gemeindegrößengruppen
*HPHLQGH]DKOQDFK*U|‰HQJUXSSHQ
*U|‰HQJUXSSH
J SS
XQWHU(:
²(:
²(:
²(:
²(:
²(:
EHU(:
*HVDPW
1RUGHQ
2VWHQ
6GHQ
:HVWHQ
1/35HJLRQ
J
(LQZRKQHUQDFK*HPHLQGHJU|‰HQJUXSSHQ
*UXSSHQJU|‰H
SS J
XQWHU(:
²(:
²(:
²(:
²(:
²(:
EHU(:
*HVDPW
1RUGHQ
2VWHQ
6GHQ
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen
110
:HVWHQ
1/35HJLRQ
J
Tabelle 28: Siedlungsstrukturelle Daten
'EMEINDE
!NKERSHAGEN
'RO” $RATOW
'RO” 0LASTEN
'RO” 6IELEN
+ARGOW
+LINK
-ARIHN
-ÚLLENHAGEN
-OLLENSTORF
0ENZLIN
4ORGELOW AM 3EE
7AREN -àRITZ
.ORDTEIL
#ARPIN
$ABELOW
&ELDBERGER
3EENLANDSCHAFT
'ODENDORF
'RàNOW
(OHENZIERITZ
+LEIN 6IELEN
+RATZEBURG
.EUSTRELITZ
2ÚDLIN 4HUROW
5SERIN
7OKUHL
/STTEIL
"UCHHOLZ
$IEMITZ
,ÊRZ
-IROW
0RIBORN
0RIEPERT
2ECHLIN
2OGGENTIN
3CHWARZ
7ESENBERG
7USTROW
3àDTEIL
'OTTHUN
,UDORF
2ÚBEL-àRITZ
3IETOW
6IPPEROW
7ESTTEIL
.ATIONALPARKREGION
"EVÚLKERUNGS
DICHTE
3IEDLUNGS
DICHTE
"ESIEDLUNGS
GRAD
&LÊCHE
3IEDLUNGS
UND
6ERKEHRS
mÊCHE
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen
111
2 Wirtschaft und Erwerbsstruktur
standort ist Röbel mit 4 Betrieben und über 600
Beschäftigten.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft hat in der Nationalparkregion traditionell
eine wichtige Funktion als Erwerbszweig und für die
Entwicklung der Kulturlandschaft. Der Strukturwandel zu
Beginn der 90er Jahren führte zu erheblichen Veränderungen.
So verringerte sich landesweit die Zahl der Arbeitskräfte in
landwirtschaftlichen Betrieben seit 1991 um zwei Drittel
auf knapp 23.700, die Zahl der landwirtschaftlichen
Betriebe hingegen nahm von 3.176 auf 5.176 zu. Für die
Nationalparkregion wird angenommen – vergleichbare
rückwärtige Daten liegen auf Gemeinde- bzw. Ämterebene
nicht vor – dass sich hier eine ähnliche Entwicklung
vollzogen hat. 1999 existierten in der Nationalparkregion
444 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Bewirtschaftungsfläche von 89.500 ha. Bezogen auf Landesebene sind
dies 8,6 % der Betriebe bzw. 6,6 % der Wirtschaftsfläche
(vgl. Tab. 29).
Produzierendes Gewerbe und Handwerk
Im Verarbeitenden Gewerbe als industrieller Kernbereich
existierten im Jahr 2000 43 Betriebe in der Nationalparkregion. Schwerpunktbereiche sind Vorleistungs- und
Investitionsgüterproduzenten, die rund drei Viertel aller
Betriebe stellen. Verbrauchsgüterproduzenten machen ein
knappes Viertel der Betriebe dieses Wirtschaftszweiges
aus. Schwerpunkte des Verarbeitenden Gewerbes sind die
Städte Waren (Müritz) (18 Betriebe) und Neustrelitz (9).
In beiden Städten sind knapp 1.200 bzw. über 550
Beschäftigte tätig. Ein weiterer nennenswerter Industrie-
Es muss eingeschätzt werden, dass in der Nationalparkregion auch das Verarbeitende Gewerbe einem beträchtlichen Bedeutungsverlust in den 90er Jahren unterworfen
war. Mecklenburg-Vorpommern hat mit derzeit 27 Industriebeschäftigten je 1.000 Einwohner den niedrigsten Wert
aller Bundesländer. Im Bundesdurchschnitt sind es
78 Industriebeschäftigte je 1.000 Einwohner.
Deutliche Unterschiede im Hinblick auf die im Industriebereich Beschäftigten bestehen zwischen den Kreisen
Mecklenburg-Strelitz und Müritz. Mecklenburg-Strelitz
hat 13 Industriebeschäftigten je 1.000 Einwohner, der
Müritzkreis liegt mit 37 sogar über dem Landesmittel.
Das Baugewerbe hat von der Zahl der Betriebe und auch
der Zahl der Beschäftigten größeres wirtschaftliches
Gewicht. Mitte 2000 existierten 111 Betriebe im Bauhaupt- und 52 im Ausbaugewerbe mit insgesamt über
3.400 Arbeitsplätzen. Aufgrund der allgemeinen Situation
auf dem Bausektor ist jedoch nicht auszuschließen, dass
die gegenwärtige Anzahl der insgesamt 163 Betriebe
geringer wird. So sind landesweit etwa 17.000 Arbeitsplätze (ein Drittel) im Bauhauptgewerbe seit 1995 bereits
weggefallen.
Handwerksunternehmen haben mit etwa 750 Einzelbetrieben einen maßgeblichen Anteil an der Wirtschaftsstruktur in der Nationalparkregion. Nach Wirtschaftszweigen geordnet sind es knapp 150 Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe, über 350 im Baugewerbe und etwa
Tabelle 29: Landwirtschaftliche Betriebe und Bodennutzung
*HELHW
LQVJH
VDPW
%HWULHEH
GDUXQWHUPLWHLQHU
ODQGZLUWVFKDIWOLFK
JHQXW]WHQ)OlFKH
YRQELVKD
8QW
%RGHQQXW]XQJ
ODQGZLUWVFKDIWOLFKJHQXW]WH
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0LWWOHUH
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Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen
112
KD
250 im Bereich der Dienstleistungen. Zusammen bieten sie
rund 9.000 Arbeitsplätze. Im Durchschnitt haben die
Handwerksbetriebe 12 Beschäftigte.
Auch im Handwerk sind Konzentrationen in den Städten
Waren (Müritz) und Neustrelitz deutlich sichtbar. In beiden
Städten bietet das Handwerk ein Mehrfaches an Arbeitsplätzen wie in der Industrie (jeweils etwa 2.800 Arbeitsplätze). Mit über 900 Beschäftigten ist das Handwerk auch
in der Stadt Röbel ein bedeutender Arbeitgeber. Unter
Berücksichtigung der Bevölkerungszahl haben in der Feldberger Seenlandschaft, im Raum Wesenberg, in der Stadt
Mirow und im Bereich des Amtes Penzliner Land Handwerksbetriebe ebenfalls erhebliches wirtschaftliches
Gewicht.
Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (alle Beschäftigten ohne Beamte, Selbständige und mithelfende
Familienangehörige) nach Wirtschaftszweigen (WZ93)
sind eine wichtige Kenngröße zur Wirtschaftsstruktur und
zur Arbeitsmarktsituation. Mitte 2000 waren etwa 31.500
Sozialversicherte in der Nationalparkregion beschäftigt.
In Mecklenburg-Vorpommern gehen von 1.000 Einwohnern 333 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. In den Kreisen Mecklenburg-Strelitz und
Müritz sind es 263 bzw. 321. Die Nationalparkregion
erreicht mit 328 Beschäftigten je 1.000 Einwohner
annähernd den Landeswert und bietet anteilig mehr
Arbeitsplätze wie im Mittel (299) der Kreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz.
Dabei bestehen aber beträchtliche Unterschiede. Die
Städte Röbel (446), Waren (Müritz) (441) und Neustrelitz
(432) liegen mit der Beschäftigungsquote deutlich über
dem Landesmittel, d. h. sie bieten mehr Arbeitsplätze und
entlasten das Umland. Dagegen ist das Arbeitsplatzangebot
im Bereich der Gemeinden der Ämter Penzliner Land
(117) und Neustrelitz-Land (180) stark unterdurchschnittlich.
Für beide Bereiche kann angenommen werden, dass sich
beträchtliche Pendlerströme in Richtung der Zentren
Neubrandenburg (523), Neustrelitz und Waren (Müritz)
orientieren.
Land-, Forstwirtschaft und Fischerei boten Mitte des
Jahres 2000 rund 2.700 Beschäftigten einen Arbeitsplatz.
In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil der
Landwirtschaftsbeschäftigten bei 4,5 %. Mit 8,5 % liegt
die Nationalparkregion deutlich über dem Landeswert
(vgl. Tab. 30). Besonders auffällig ist der hohe Anteil im
Süden. Um Mirow, Wesenberg und Rechlin bestehen
deutliche Konzentrationen von Landwirtschaftsbeschäftigten. Allerdings ist hier auch die Bezugsgröße von
insgesamt etwa 3.100 Beschäftigten relativ niedrig.
Im Produzierenden Gewerbe sind in der Nationalparkregion rund 9.300 Beschäftigte tätig. Auch hier liegt der
Anteil von 29,5 % über dem Landesmittel von 25,8 %.
Im Westteil ist die höchste Konzentration von Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe festzustellen. Zwei
Fünftel der insgesamt 3.900 Beschäftigten arbeiten hier.
Im Norden sind es knapp 3.700 Sozialversicherte, die im
Produzierenden Gewerbe arbeiten, der Schwerpunkt liegt
dabei in der Stadt Waren (Müritz).
Dies trifft in ähnlicher Weise auch auf die Stadt Neustrelitz
und den östlichen Teil zu. Von den rund 3.100 Beschäftigten des Produzierenden Gewerbes arbeiten annähernd
drei Viertel in Neustrelitz und ein Sechstel in der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft.
Der Süden der Region ist in deutlich geringerem Ausmaß
vom Produzierenden Gewerbe geprägt. Von den etwa
3.100 Beschäftigten des Gebietes ist etwas über ein Viertel
hier tätig.
Tabelle 30: Beschäftigungsstruktur
*HELHW
1|UGOLFKHU7HLO
gVWOLFKHU7HLO
6GOLFKHU7HLO
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1DWLRQDOSDUNUHJLRQ
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Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen
113
In Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind annähernd 7.500
Beschäftigte (23,8 %) tätig. Damit entspricht der Anteil
etwa dem Landeswert von 24,0 %.
Im Osten der Nationalparkregion arbeiten mit knapp 3.100
die meisten Beschäftigten in diesem Sektor. Danach folgt
der nördliche Teil mit nahezu 2.800.
Der Bereich Sonstige Dienstleistungen liegt dem Beschäftigungsanteil nach in der Nationalparkregion mit 38,2 %
deutlich unter dem Landesdurchschnitt (45,7 %), aber über
den Mittelwerten der Kreise Mecklenburg-Strelitz und
Müritz. Dies ist insbesondere auf dessen hohen Anteil in
den beiden Kreisstädten Waren (Müritz) (46,0 %) und
Neustrelitz (46,8 %) zurückzuführen.
Im nördlichen Teil der Nationalparkregion arbeiten rund
5.000 Beschäftigte in diesem Bereich, im Osten ca. 5.300.
Im Süden und Westen liegt der Anteil der im Dienstleistungsbereich Tätigen bei etwa einem Viertel aller Beschäftigten. Insgesamt arbeiten in der Nationalparkregion knapp
12.000 Menschen im Bereich Sonstige Dienstleistungen.
3
Tourismus und Erholung
3.1 Tourismus und Erholung in der
Nationalparkregion
Geschichte
Der Fremdenverkehr in der Mecklenburgischen Seenplatte
weist eine relativ lange Tradition auf. Grundpfeiler der
Tourismusentwicklung war die reiche Naturausstattung der
abwechslungsreichen Wald- und Seenlandschaft mit ihren
kleinen Dörfern. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs
war eng verbunden mit der verkehrlichen Erschließung der
Region durch die Eisenbahnlinie Berlin – Neustrelitz –
Waren (Müritz) – Warnemünde. So kamen die meisten
Gäste um die Jahrhundertwende als Sommerfrischler aus
Berlin (KÜHNEL 1993). Waren (Müritz) entwickelte sich
in dieser Zeit bereits zu einem beliebten und stark
frequentierten Bade- und Kurort (BLAUSCHMIDTHIRCHE 1992).
Der Umfang des damaligen Tourismus war allerdings –
verglichen mit den Besucherzahlen zu DDR-Zeiten –
bescheiden, denn zu dieser Zeit setzte ein verstärkter
Ausbau zu einem ausgesprochenen Sommerurlaubsgebiet
ein. Dabei entwickelte sich ein unterschiedlich strukturiertes Erholungswesen.
Besonders in der Neustrelitzer Kleinseenplatte dominierte
der Campingtourismus mit allein 40 Campingplätzen
zwischen Mirow und Wesenberg, während im Raum
Waren (Müritz), Malchow, Jabel, Silz, Alt Schwerin neben
114
dem Campingwesen auch FDGB-Heime, Betriebsheime,
Kinderferienlager und Privatzimmer entstanden
(ALBRECHT G. und W. 1992).
Im Gegensatz dazu stellt der überwiegende Teil des heutigen
Nationalparks kein traditionelles Tourismusgebiet dar, da er
aufgrund der damaligen „Sonder“-Nutzungen (Staatsjagdgebiet, militärisches Übungsgelände) von dieser Entwicklung weitestgehend ausgeklammert war (vgl. Kap. II/3.3).
Mit der Wende 1989/90 brach das bislang staatlich organisierte Erholungswesen völlig zusammen. Die Besucherzahlen gingen stark zurück. Der Übergang zu einem
nachfrageorientierten Tourismus gestaltete sich insofern
schwierig, als die betrieblichen und staatlichen Ferieneinrichtungen sowohl hinsichtlich ihrer Ausstattung als auch
ihres baulichen Zustandes nicht den heutigen Ansprüchen
genügten. Einer notwendigen Modernisierung standen
zudem oftmals ungeklärte Eigentumsverhältnisse gegenüber (IES 1993).
In den letzten Jahren hat die touristische Entwicklung aber
bereits einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Aus
landesplanerischer Sicht stellen große Teile der Nationalparkregion Tourismusschwerpunkträume dar, so u. a.
Gebiete südlich von Wesenberg, Mirow und Rechlin bis
zur Landesgrenze sowie westlich der Müritz.
Hier bestehen günstige Voraussetzungen zur Entwicklung
ländlich geprägter Erholungsorte bei Beibehaltung ihres
dörflichen Charakters. Erholungssuchende finden eine
reiche Naturausstattung, Ruhe und saubere Luft zum
Entspannen. Mit Pensionen, Landgasthöfen, Campingplätzen, Bade- und Wassersportmöglichkeiten einschließlich Bootsanlegestellen, Reitmöglichkeiten, Radwandern
u. a. m. steht bereits eine vielschichtige touristische
Infrastruktur zur Verfügung.
3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen
Aussagen zur touristischen Nachfrage in der Nationalparkregion lassen sich anhand mehrerer regionaler Untersuchungen, wie z. B. durch die vom Landesfremdenverkehrsverband M-V (LFV) im Sommer 1994 landesweit
durchgeführte Urlauberbefragung machen. Der Referenzraum ist hierbei weiter gefasst als die Nationalparkregion,
er betrachtet das gemeinsame Vorfeld der drei Großschutzgebiete Nossentiner/Schwinzer Heide, MüritzNationalpark und Feldberger Seenlandschaft, doch
können die Ergebnisse durchaus auf die Nationalparkregion übertragen werden. Insgesamt wurden in diesem
Raum während der Hauptsaison 3.135 Gäste befragt,
darunter 97 Tagesausflügler. Die Auswertung ergab
folgendes Bild:
Die Hauptquellgebiete des Fremdenverkehrs der Großschutzgebietsregion Mecklenburgische Seenplatte sind die
Bundesländer Niedersachsen inklusive Bremen (13,5 %),
Berlin/Brandenburg (12 %) und Nordrhein-Westfalen
(10,9 %), gefolgt von Sachsen (9 %), MecklenburgVorpommern selbst (7,5 %) und Hamburg (7,3 %).
Insgesamt dominieren die Besucher aus den alten
Bundesländern mit rd. 60% der Nachfrage.
Als Anreiseverkehrsmittel fällt die Wahl eindeutig auf den
eigenen PKW (73,7 %) oder ein Wohnmobil (11,5 %).
Lediglich 6,4 % der Gäste reisen mit der Bahn und nur
3 % mit dem Bus an. Ein relativ großer Anteil von 2,1 %
wählt die Anreise per Motor- oder Segelboot.
Als Verkehrsmittel am Urlaubsort steht zwar weiterhin der
PKW unangefochten an erster Stelle (36,1 %), jedoch mit
weit weniger Bedeutung als für die Anreise. Dafür spielt
das Fahrradfahren (25,6 %) oder das Laufen zu Fuß (22,3
%) eine wichtige Rolle. Aufgrund der naturräumlichen
Ausstattung kommt auch dem Boot als Verkehrsmittel ein
relativ hoher Stellenwert zu (13,1 %).
Nach soziodemographischen Merkmalen betrachtet, sind
etwa 50 % der Urlauber der Altersgruppe 31 bis 50 Jahre
zuzuordnen, allerdings sind auch die über 60-jährigen mit
11 % vertreten. Der Anteil junger Menschen (unter 20)
beträgt nur 3,7 %.
In der Hauptsaison (Mai - Oktober) liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Region bei 11 Tagen.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass in diesem Zeitraum
rd. 60 % der Gäste ihren Jahresurlaub hier verbringen.
Außerhalb der Hauptsaison überwiegen eindeutig die
Kurzurlauber (1-3 Nächte), worauf sich die niedrigere,
aufs Jahr bezogene Aufenthaltsdauer begründet. Auch was
die Gästeanzahl anbelangt, ist die Region von hoher Saisonalität geprägt.
Als wichtigstes Reisemotiv für den Urlaub in der Mecklenburgischen Seenplatte werden die reizvolle Landschaft
mit dem Müritz-Nationalpark und die regionale Kultur
(23,3 %) genannt. Aber auch das gesunde Klima und die
Ruhe (17,2 %), sowie die Möglichkeiten zum Badeurlaub
(15 %) wie auch Neugier (12,3 %) spielen bei der Reiseentscheidung eine wichtige Rolle.
der übrigen Fremdenverkehrsregionen MecklenburgVorpommerns.
Die Zahl der Gäste, die an naturorientierten Aktivitäten
interessiert ist, nimmt mit Nähe zum Nationalpark zu:
Erleben der Natur: 95 %, Besuch des Nationalparks 68 %
(LFV 1995).
Entsprechend der Nachfrage und dem touristischen Angebot können die wichtigsten Zielgruppen für die Nationalparkregion abgeleitet werden:
Urlauber: Hier dominiert der 14-Tage-Aufenthalt,
allerdings mit abnehmender Tendenz. Landschaft und
Natur, Ruhe und Erholung wie auch Besichtigung der
Sehenswürdigkeiten der Region sind wichtige
Reisemotive.
Kurgäste: Sie sind zwar zahlenmäßig noch untergeordnet,
werden aber mit weiterer Realisierung von Planungen im
Kurbereich (Gesundheitstourismus) an Bedeutung
gewinnen. Typisch ist ein vierwöchiger Aufenthalt.
Kurzurlauber/Wochenendgäste: Sie bleiben zwei bis vier
Tage und sind nach den Urlaubern die wichtigste Zielgruppe. Quellgebiete sind vor allem die großen Städte Berlin
und Hamburg. Neben sportlichen Aktivitäten (Wassersport,
Radfahren und Wandern) haben auch die Erholung in
Natur und Landschaft einen großen Stellenwert.
Tagesausflügler: Die Aufenthaltsdauer beträgt durchschnittlich 6 – 10 Stunden. Es dominieren im Sommer
Badegäste und sportlich Orientierte sowie Naturliebhaber.
Aktuellere Angaben zur touristischen Nachfrage ergeben
sich aus den durch das Nationalparkamt Müritz in den
Jahren 1999 bis 2001 durchgeführten Besucherbefragungen. Die Ergebnisse sind in Kap. V/3.2.1.2
dargestellt.
3.1.2 Art und Umfang des Fremdenverkehrs
Übernachtungsreiseverkehr in der
Nationalparkregion
Die Aktivitäten, die Gäste im Urlaubsgebiet ausüben
wollen, entsprechen im allgemeinen den typischen Formen
der landschaftsgebundenen Erholung. Vorrangig werden
Wandern, Radfahren, Natur beobachten, Baden und
Wassersport genannt, doch spielt auch die Besichtigung
kultureller Sehenswürdigkeiten eine wichtige Rolle.
Innerhalb des Fremdenverkehrsaufkommens des Landes
Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt rd. 19,8 Mio.
Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben
im Jahr 2001 entfallen auf die Nationalparkregion (gerechnet wurden hier die Landkreise Müritz und MecklenburgStrelitz) ca. 1,9 Mio. Übernachtungen. Dabei waren es im
Landkreis Müritz knapp 1,3 Mio. und im Landkreis Mecklenburg-Strelitz gut 600.000 Übernachtungen.
Besonders der Anteil der Wassersportler und der Radfahrer
an der Gesamturlauberzahl liegt deutlich über den Werten
Bei diesen Zahlen ist zu beachten, dass neben den gewerblichen Tourismusbetrieben noch zahlreiche Privatquartiere
115
2000 im Landkreis Müritz um über 5.000, d.h. um 250 %
zu. Damit lag die Kapazitätsentwicklung deutlich über der
des Landes (185 %). Die Entwicklung im Landkreis Mecklenburg-Strelitz entspricht in etwa dem Landesniveau, der
Gästebettenzuwachs belief sich hier auf knapp 2.700.
zur Verfügung stehen, die jedoch, wie auch die Campingplätze nicht in dieser Statistik enthalten sind. D. h. die
tatsächliche Zahl der Übernachtungen liegt noch deutlich
höher.
Bei Gegenüberstellung der Zahlen von 2001 mit denen
früherer Jahre wird eine erhebliche Steigerung des
Fremdenverkehrsaufkommens im Land, als auch in der
Nationalparkregion deutlich. So lag die Zahl der Übernachtungen z. B. im Jahr 1996 bei 10,8 bzw. 0,7 Mio., d. h.
auf Landesebene fand in den letzten fünf Jahren nahezu
eine Verdopplung und in der Nationalparkregion sogar fast
eine Verdreifachung statt.
Auch die vom Regionalen Fremdenverkehrsverband
Mecklenburgische Seenplatte ausgewiesenen und in der
Abbildung 5 dargestellten Werte untermauern diese
Entwicklung, wenngleich sie mit denen des Statistischen
Landesamtes nicht unmittelbar vergleichbar sind. Die
insgesamt höheren Werte ergeben sich einerseits aus der
Erfassung der Übernachtungen nicht nur im gewerblichen
Bereich, darüber hinaus umfasst das Verbandsgebiet neben
den Landkreisen Müritz und Mecklenburg-Strelitz auch
den Landkreis Parchim und die Stadt Neubrandenburg.
Dabei verlief der Zuwachs in der näheren Nationalparkregion (Landkreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz)
aber unterschiedlich: Während im Landkreis MecklenburgStrelitz die Zahl der Übernachtungen zwischen 1997 und
1999 um 22 % stieg, waren dies im Landkreis Müritz im
gleichen Zeitraum 49 %.
Unterschiede gab es auch bei der Entwicklung der Bettenkapazitäten in Tourismusbetrieben mit 9 und mehr Betten.
So nahm die Zahl der Gästebetten zwischen 1995 und
Die regionale Verteilung der Gästebetten ergibt folgendes
Bild: Sowohl im nichtgewerblichen als auch im gewerblichen Bereich befindet sich ungefähr die Hälfte des Angebotes im nördlichen Teil der Nationalparkregion (Waren
(Müritz). Die andere Hälfte verteilt sich vor allem auf den
östlichen (Neustrelitz, Feldberg) sowie den südlichen Teil
(Kleinseenplatte) und nur in einem geringen Umfang auf
die westliche Nationalparkregion.
Die beiden größten Anbieter der Region sind das MüritzHotel Klink (rd. 800 Betten) im Norden und das Feriendorf Granzow (rd. 600 Betten) im Süden.
Eine Übersicht zur regionalen Verteilung der Beherbergungsstätten, Bettenkapazitäten, Gästeankünfte und
-übernachtungen im Juli 2000 gibt Tabelle 31.
Die weitaus größten Kapazitäten stellen mit rd. 8.400
Übernachtungsplätzen die Campingplätze (Berechnung
des DWIF 1996: Zahl der Stellplätze x 2,8 = ca. Zahl der
Übernachtungsplätze). Der eindeutige Schwerpunkt im
Camping-Tourismus liegt in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte mit rd. zwei Drittel der gesamten CampingÜbernachtungskapazitäten. Dies entspricht etwa der Hälfte
der gesamten Beherbergungsmöglichkeiten der Region
(vgl. Kap. V/3.1.5).
Verschiedene Studien weisen jedoch darauf hin, dass abgesehen von den Monaten Juli/August, die Auslastung der
Campingplätze relativ gering ist, d.h. die o.g. Übernach-
Abb. 5: Übernachtungen in der Mecklenburgischen Seenplatte
4500000
4000000
2500000
4048000
2000
2001
3167957
3500000
3000000
3854566
2745947
2527416
2000000
1500000
1000000
500000
0
1997
1998
1999
Quelle: RFV Mecklenburgische Seenplatte e. V. (2001)
116
tungskapazität nur ungenügend ausgenutzt wird. Die Ursachen dafür werden u.a. in der reinen Wasserorientierung
der Plätze gesehen.
Das Verhältnis von Übernachtungen zu Gästeankünften
beschreibt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der
Gäste. Ohne Berücksichtigung der Campingplätze ergibt
sich für das Jahr 2000 eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 3,2 Tagen. Im Westteil lag die Aufenthaltszeit
mit 2,5 Tagen deutlich darunter, im Südteil mit mehr als 6
Tagen beträchtlich darüber (STATISTISCHES
LANDESAMT M-V 2001).
Der Fremdenverkehr in der Region ist stark saisonal
geprägt. Dies soll am Beispiel des Jahres 2000 veranschaulicht werden. Etwas über 80 % aller Ankünfte und Übernachtungen entfallen auf die Zeit von April bis Oktober.
Stärkster Urlaubsmonat ist der August mit 14,7 % der
Ankünfte und 17,8 % der Übernachtungen. In dieser Zeit
liegt mit etwas über 4 Tagen auch die höchste
durchschnittliche Aufenthaltsdauer (vgl. Abb. 6).
Dabei bestehen in den Teilgebieten der Nationalparkregion
etwas unterschiedliche Saisonspitzen. Während im Süden
der saisonale Höhepunkt bei den Übernachtungen bereits
im Juli mit einem Anteil von 20 % erreicht wird und im
August auf gleichem Niveau verbleibt, haben die anderen
Teilgebiete ihre Saisonspitzen erst im August, sie variieren
hier zwischen 16 % und 21 % Jahresanteil.
Den günstigsten saisonalen Verlauf – mit verhältnismäßig
guten Fremdenverkehrszahlen in der Vor- und Nachsaison –
hat der Norden. Dies wird auf die Attraktivität von Waren
(Müritz) als Luftkurort und Klink als Erholungsort und
deren vergleichsweise große, zum Teil auch saisonunabhängige Angebotspalette zurückgeführt. Anteil an dieser
Entwicklung haben auch die bestehenden Kur- und Rehabilitationseinrichtungen.
Ausflugsverkehr in der Nationalparkregion
Der Ausflugsverkehr ist von zwei Teilmärkten abhängig:
dem Wohnortausflugsverkehr (Personen, die von ihrem
Wohnort aus für einen Tag in die Region kommen, jedoch
nicht übernachten) und dem Urlauberausflugsverkehr (Personen, die Ausflüge vom Ort des Übernachtungsaufenthaltes aus unternehmen).
Das Hauptquellgebiet des Wohnortausflugsverkehrs stellt
die Region um Neubrandenburg dar, in geringerem Umfang die Städte Rostock, Berlin und Hamburg. Die Wohnortausflügler verteilen ihre Besuche generell über das
ganze Jahr, wenn auch in der Saison Konzentrationen
festzustellen sind. Spitzentage sind in der Regel Sommer-,
Sonn- und Feiertage sowie Ferientage mit sehr schönem
Wetter. Mehr als 15 – 20 derartige Tage werden allerdings
erfahrungsgemäß nicht erreicht.
Eine bundesweite Repräsentativbefragung zum Ausflugsverkehr wies für den Raum Mecklenburgische Seenplatte und
Mecklenburgische Schweiz 11,2 Mio. Ausflüge (bei 1 Mio.
Übernachtungen in gewerblichen Betrieben) für 1993 aus.
Das Aufkommen im Urlauberausflugsverkehr bewegt sich
analog zu den Übernachtungszahlen. Die zeitliche
Konzentration ist somit identisch mit der Touristensaison.
Tabelle 31: Ausgewählte Fremdenverkehrsdaten für die Nationalparkregion
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$PW3HQ]OLQHU/DQG
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*ULI GEÚFFNETE "E
HERBERGUNGS
STËTTEN
AB "ETTEN
ANGEBOTENE
'ËSTEBETTEN
'ËSTEANKàNFTE
'ËSTEàBER
NACHTUNGEN
Quelle: Statistisches Landesamt M-V
117
Abb. 6: Saisonale Verteilung der Gäste im Jahr 2000
Übernachtungen
(%)
Dezember
November
Januar
Ankünfte
(%)
Oktober
0,0
September
0,5
0
August
2
Juli
1,5
1,0
Juni
2,0
6
4
Mai
8
April
3,0
2,5
März
3,5
12
10
Februar
4,0
14
Prozent
4,5
16
Tage
18
Aufenthalt
(Tage)
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern, eigene Berechnungen
Geht man davon aus, dass jeder der 1,9 Mio. Übernachtungsgäste bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer
von 3,2 Tagen etwa jeden dritten Tag einen Ausflug unternimmt, kann für die Region im Rahmen des Urlauberausflugsverkehrs mit etwa 0,6 Mio. Urlauberausflügen als
Minimalwert gerechnet werden.
An den genannten Zahlen wird ersichtlich, dass für die
Nationalparkregion der Ausflugsverkehr quantitativ von
deutlich größerer Bedeutung ist als der Übernachtungsreiseverkehr. Diesem Umstand muss vor allem bei der
Schaffung von touristischen Angeboten und Infrastrukturen Rechnung getragen werden.
3.1.3 Erholungs- und Kurorte,
Gesundheitstourismus
Mit Inkrafttreten der neuen Kurortsgesetzgebung
(24.02.1993) sind die Kriterien für die Anerkennung als
Kur- und Erholungsort neu festgeschrieben worden,
wodurch es einiger Anstrengungen und Qualitäten bedarf,
um als Kur- oder Erholungsort anerkannt zu werden.
Staatlich anerkannte Erholungsorte in der Nationalparkregion sind derzeit die Gemeinden (bzw. Ortsteile) Röbel/Müritz, Klink, Feldberger Seenlandschaft (Feldberg, Carwitz, Hullerbusch, Laeven, Neuhof, Rosenhof, Schlicht)
und Wesenberg (Wesenberg, Klein Quassow). Die Städte
Waren (Müritz) und Plau am See sind staatlich anerkannte
Luftkurorte (Bekanntmachung des Sozialministeriums
M-V vom 30.09.2002).
118
Die Prädikatisierung als staatlich anerkannter Luftkurort
verfolgen auch Klink und Röbel/Müritz. Feldberg strebt
den Status Kneipp-Heilbad an.
Kur- und Rehabilitationseinrichtungen in der Nationalparkregion und der weiteren Umgebung befinden sich in
Rheinsberg, Plau am See, Malchow, Klink, Waren (Müritz)
und Feldberg.
Der weitere Ausbau von Kur- und Reha - Einrichtungen ist
derzeit weitgehend zum Stillstand gekommen. Insbesondere die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen mit einer
niedrigeren Rate an Reha- und Kurbewilligungen führen
zu Einschnitten bei der Umsetzung weiterer Planungen.
Der Gesundheitstourismus wird dennoch als Zukunftsbranche eingeschätzt, er soll deshalb künftig noch stärker
ausgebaut werden. Er stellt neben der Wiederherstellung
und Förderung der Gesundheit ein beträchtliches Dienstleistungspotenzial mit saisonverlängernder Wirkung und
erheblichen Wertschöpfungsanteilen dar. Damit verbunden
sind positive Effekte auf den Arbeitsmarkt. Nach vorliegenden Konzepten werden entsprechende Planungen insbesondere in den Gemeinden Feldberger Seenlandschaft,
Mirow, Wesenberg, Waren (Müritz), Klink und Röbel/
Müritz verfolgt.
Der Nationalpark steht in enger Beziehung mit der Entwicklung des Kurwesens in der Nationalparkregion. Dies
wird z.B. bei der Auswahl der Standorte für solche
Einrichtungen deutlich. Der Nationalpark – als Sinnbild
für unverbrauchte Natur und gesunde Umgebung – kann
imagefördernd für den Gesundheitstourismus wirken.
Nicht zuletzt sind die Kur- und Reha-Gäste als mögliche
Gäste des Nationalparks auch Zielgruppe für dessen
Öffentlichkeitsarbeit.
3.1.4 Touristische Einrichtungen und Anlagen
anderen Campingplätze werden in der Mehrzahl von April
bis Oktober betrieben.
Feriendörfer und größere touristische Anlagen
In der Nationalparkregion sowie im weiteren Umfeld
bestehen u.a. folgende Feriendörfer und größere touristische Anlagen bzw. sind geplant:
Linstow:
„Feriendorf Linstow“
Rheinsberg:
„Marina Wolfsbruch“
Göhren-Lebbin: „Ferien- und Freizeitressort Schloss
Blücher“
Silz:
„Hafendorf Silz“ (geplant)
Klink:
„Müritz-Hotel“
Granzow:
„Feriendorf Granzow“
Boek:
„Urlaubsparadies Müritzufer“,
„Feriendorf Boeker Mühle“
Zartwitz:
„Ferienzentrum Zartwitz“
Rechlin:
„Lagunendorf“ (geplant)
Kratzeburg:
„Ferienhaussiedlung am Käbelicksee“
(geplant)
Dambeck:
„Familienerholungsstätte Dambecker
Park“
Userin:
„Ferienzentrum“
„Familienpark am Kleinen Labussee“
„Ferienhotel Labussee“
Seit 1993 ist eine deutliche Niveauanhebung in der
Ausstattung mit Versorgungs- sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen eingetreten. So konnten sechs Campingplätze vom ADAC ausgezeichnet werden. Dies sind die
Zeltplätze „Am Weißen See“, „Am Großen Labussee“,
„FKK-Camping am Useriner See“, „Camping- und Ferienpark Havelberge“, „Am Drewensee“ und „Camping am
Bauernhof“.
Im Müritz-Nationalpark existiert mit dem ehemaligen C 59
(„FKK-Camping am Useriner See“) ein Campingplatz mit
ca. 300 Stellplätzen. Die Campingplätze am Labussee
(Zwenzow), am Jamelsee (Blankenförde), am Käbelicksee
(Kratzeburg), an der Müritz (Ecktannen, Boek), am Leppinsee (Zietlitz) und in Klockow befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark, bzw. grenzen direkt an.
Dadurch sind Gäste der Campingplätze in hohem Maße
potentielle Besucher des Nationalparks und eine Zielgruppe für dessen Öffentlichkeitsarbeit.
3.1.6 Wassersport
3.1.5 Camping
Die Nationalparkregion ist auf dem Wasserweg von Süden
(Berlin) über die Havelwasserstraße und von Nordwesten
(Hamburg) über die Eldewasserstraße gut zu erreichen.
Sportboothäfen bzw. Marinas für die Freizeitschifffahrt
bestehen in Waren (Müritz), Röbel, Rechlin, Neustrelitz,
Wesenberg und Mirow. Hier gibt es auch Anlegestellen für
Fahrgastschiffe, eine weitere Anlegestelle befindet sich am
Leppinsee (Zietlitz).
Wasserskistrecken bestehen auf der Müritz vor Klink
sowie auf dem Feldberger Haussee.
Im Gebiet Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte
liegen mit 62 knapp 40 % der Campingplätze des Landes,
sie besitzen aber nur 25 % aller Stellplätze. D.h. im
Vergleich zu anderen Regionen, wie z.B. der Ostseeküste,
ist die Stellplatzkapazität je Campingplatz deutlich
geringer, die Zeltplatzdichte jedoch hoch.
In der Nationalparkregion ist nur die Müritz ein ausgesprochenes Surf- und Segelgewässer. Mäßige Surf- und
Segelbedingungen existieren außerdem auf dem Labussee,
der Woblitz und dem Zierker See. Ausgewiesene Segelund Surfgebiete auf den Gewässern des Müritz-Nationalparks sowie ausgewiesene Tauchgewässer gibt es nicht.
Jugendherbergen
In der Nationalparkregion stehen in vier Jugendherbergen
rd. 390 Übernachtungsplätze zur Verfügung. Sie befinden
sich in Waren (Müritz), Zielow, Mirow und Feldberg.
Etwa 3.000 Stellplätze befinden sich auf Campingplätzen
der Nationalparkregion. Sie liegen bevorzugt an Seeufern,
besonders entlang der Müritz und im Bereich der Kleinseenplatte. Eine besondere Konzentration von Campingplätzen ist im Süden der Kleinseenplatte mit beträchtlichen
Übernachtungskapazitäten zu verzeichnen, hier stehen
allein etwa 2.300 Stellplätze zur Verfügung.
Um die Zielgruppe der Wasserwanderer zu erreichen,
haben viele Campingplätze auf ihrem Gelände gesonderte
Areale für sie ausgewiesen.
Ganzjährige Campingangebote haben die Plätze „Camping
am Bauernhof“, „Sietower Bucht“ und „Pappelbucht“. Die
3.1.7 Hallen- und Freibäder, Saunen
In Röbel und Göhren-Lebbin befinden sich Thermen
(Hallenbäder mit Spiel- und Spaßmöglichkeiten, Sauna
etc.) In Klink existiert ein Hotelschwimmbad, dass auch
für die öffentliche Nutzung zur Verfügung steht. Eine
Reihe von Hotels bieten Saunen an, die i.d.R. auch von
Nicht-Hotelgästen genutzt werden können (z.B. Hotels in
Waren (Müritz), Klink, Zwenzow, Boek).
In der Nationalparkregion sind entlang der Seen zahlreiche
Badestellen mit unterschiedlicher Ausstattung vorhanden.
119
Öffentliche Badestellen in Form von Frei-/ Strandbädern
befinden sich in den Städten Waren (Müritz), Röbel,
Neustrelitz, Mirow, Wesenberg und Feldberg sowie in weiteren größeren Orten. Die am Wasser gelegenen
Campingplätze verfügen ebenfalls über Badestellen.
Im Nationalpark befinden sich größere Badestellen am
Nordufer des Feisnecksees, am Nord-, Ost- und Westufer
des Käbelicksees, am Südufer des Granziner Sees und des
Mühlensees (Ankershagen), am Nordwestufer des Pagelsees, am Ostufer des Useriner Sees und am Fürstenseer
See. Darüber hinaus bestehen weitere Badestellen mit zumeist örtlicher Bedeutung, die keine oder nur geringe infrastrukturelle Ausstattung besitzen (z. B. Jankersee, Specker
Hofsee, Kälbersee, Dambecker See, Krummer See u. a.)
3.1.8 Gastronomie
In der Gastronomie hat sich nach der Wende ein relativ
schneller Strukturwandel vollzogen, in dessen Ergebnis
eine breit gefächerte Palette gastronomischer Angebote
und Einrichtungen entstanden ist. Dieser Prozess kann derzeit noch nicht als abgeschlossen angesehen werden. Allerdings hat die Entwicklung nicht flächendeckend stattgefunden.
Gastronomisch gut versorgt sind Mirow, Neustrelitz,
Wesenberg, Feldberg sowie die touristischen Zentren an
der Müritz (Waren (Müritz), Klink, Röbel). Insbesondere
kleinere Gemeinden der Nationalparkregion sind zum Teil
noch schlecht versorgt, wobei z. B. Boek mit vier
gastronomischen Betrieben eine Ausnahme darstellt.
Der Erfolg der Gastronomie in der Nationalparkregion ist
im hohen Maße von der touristischen Nachfrage abhängig
und damit starken saisonalen Schwankungen ausgesetzt.
Dennoch hängt das Wohlergehen der Gastronomie ebenso
von der Nachfrage der einheimischen Bevölkerung ab, die
derzeit aber durch die wirtschaftlich schlechte Lage vieler
Haushalte gesunken ist.
3.1.9 Sonstige Angebote in der Nationalparkregion
Das Veranstaltungsprogramm des Müritz-Nationalparks
(Führungen, Vorträge, Ausstellungen usw.) ist für die Region von großer Bedeutung, deckt allerdings thematisch nur
einen Teilbereich eines ausgewogenen kulturellen Angebotes ab (vgl. Kap. V/3.2 u. 4.).
Eine Verbindung zwischen Kultur und Natur stellt der
Kunstring um den Müritz-Nationalpark dar. Von 1992 bis
1998 wurden dazu jährlich Kunstwerke im Rahmen eines
durch den Förderverein Müritz-Nationalpark e.V. organi-
120
sierten internationalen Künstlerpleinairs geschaffen. Von
den seither rd. 80 weitgehend aus Naturmaterialien (Holz,
Stein) geschaffenen Kunstwerken wurden jedoch einige
schon kurz nach ihrer Aufstellung zerstört oder beschädigt,
andere sind aufgrund der verwendeten Materialien nicht
mehr vorhanden.
Das kulturelle Leben in der Nationalparkregion ist vielfältig und wird durch Angebote in der weiteren Umgebung
ergänzt (z. B. durch das Oberzentrum Neubrandenburg).
Zahlreiche Feste, Veranstaltungen und Konzerte haben
sich etabliert und beleben insbesondere die Sommermonate. Ein weiteres Angebot sind eine Reihe von Museen
in der Region. Es lässt sich jedoch feststellen, dass die
Angebote sowohl saisonal als auch regional ungleichmäßig verteilt sind. Eine größere Auswahl an Kultur- und
weiteren Veranstaltungen haben die Städte Waren (Müritz)
und Neustrelitz zu bieten. Das geringste Angebot besteht
im südlichen und östlichen Teil der Nationalparkregion.
Kulturhistorische Sehenswürdigkeiten bzw. Zeugnisse der
Besiedlung des Gebietes sind aus mehreren Epochen erhalten, so die Großsteingräber im Raum Ankershagen aus der
Jungsteinzeit (3000 – 1800 v.Chr.), Hügelgräber aus der
Bronzezeit (1800 – 600 v.Chr.) in der Umgebung von
Ankershagen und Kratzeburg sowie Burgwälle aus der Zeit
der germanischen Besiedlung (bis 800 n.Chr.) bei Pieverstorf sowie der nachfolgenden slawischen Besiedlung
(8. – 10. Jh.), wie die Burgwälle bei Fürstensee, am
Pagelsee und die Burgwallinsel im Feisnecksee.
Besonders sehenswert sind ebenso die vielen kleinen
Dorfkirchen wie auch die Gutshäuser (teilweise auch
Schlösser), die noch heute den Charakter der Dörfer in der
Region prägen. Dabei gehen die ältesten Kirchenbauten
auf das Mittelalter zurück (Federow, Groß Dratow). Zu
den bedeutenden Dorfkirchen zählen u. a. die der Orte
Groß Dratow, Ankershagen, Kratzeburg, Liepen, Peckatel,
Kargow, Speck, Boek, Roggentin, Userin, Blankenförde,
Babke, Wokuhl, Grünow, Dolgen und Triepkendorf.
Gutshäuser und Schlösser sind in der Regel ab dem 18. Jh.
entstanden, nachdem die Region zuvor durch den 30-jährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zu den
bedeutenden Gutshäusern und Schlössern zählen u. a. die
der Orte Klink, Torgelow, Federow, Speck, Boek, Klein
Plasten, Groß Plasten, Wendorf, Rumpshagen, Marihn,
Ankershagen, Friedrichsfelde, Dambeck, Peckatel,
Hohenzieritz.
Weitere historisch interessante Gebäude sind die alten
Dorfschmieden (z.B. Peckatel, Speck, Groß Dratow,
Bergfeld) und ehemalige Wasser- oder Windmühlen
(Useriner Mühle, Bolter Mühle, Hasselförde) sowie die
verbliebenen Heckenhäuser um das ehemalige Wildgehege
um Serrahn.
3.1.10 Organisationsformen der
Tourismuswirtschaft
Die Belange des Tourismus werden in den Landkreisen
Müritz und Mecklenburg-Strelitz sowohl von den Wirtschafsförderungsgesellschaften als auch von den Planungsämtern wahrgenommen. In beiden Kreisen wird dem
Tourismus ein hoher Stellenwert zugeordnet.
In den Städten ist die Tourismusentwicklung dem Bauamt
oder der Wirtschaftsförderung zugeordnet. Die Amtsgemeinden Amt Waren-Land, Amt Penzliner Land, Amt
Rechlin, Amt Neustrelitz-Land, Amt Mirow, Amt Wesenberg, Gemeinde Feldberger Seenlandschaft verfügen i.d.R.
über ein Sachgebiet Tourismus. Allgemein ist
Tourismusförderung jedoch eine freiwillige Aufgabe der
Gemeinden.
Fremdenverkehrsverbände/ -vereine,
Tourist-Informationen
Die Nationalparkregion liegt im Verbandsgebiet des
Regionalen Fremdenverkehrsverbandes Mecklenburgische
Seenplatte e.V. mit Sitz in Röbel. Dieser Verband ist einer
der sieben Regionalverbände, die im Landesfremdenverkehrsverband zusammengeschlossen sind. Eine wesentliche Aufgabe der Regionalverbände ist das Innen- und
Außenmarketing für die jeweilige Region.
Auf lokaler Ebene haben sich Fremdenverkehrsvereine
gebildet, deren Aufgabenfelder, Strukturen und Mitgliedsstärken sehr unterschiedlich sind. Sie übernehmen i.d.R.
das Marketing und die Werbung auf lokaler Ebene, sowie
die örtliche Zimmervermittlung und Gästebetreuung.
Teilweise betreiben sie Tourist-Informationsstellen.
Einige Tourist-Informationen werden kommunal betrieben,
in Neustrelitz existiert z. B. eine städtische Informationsstelle. In Waren (Müritz) wird die Tourist-Information von
der Kur- und Tourismus GmbH betrieben.
In der Nationalparkregion bestehen folgende Fremdenverkehrsvereine, bzw. Tourist-Informationen:
Fremdenverkehrsverein „Müritzkreis“ e.V., Röbel/Müritz
Verkehrsverein Waren e.V., Waren (Müritz)
Fremdenverkehrsverein „Penzlin“ e.V., Penzlin
Fremdenverkehrsverein „Havelquellseen“ e.V., Kratzeburg
Fremdenverkehrsverein „Im Land der Seen und Wälder“
e.V., Mirow
Fremdenverkehrsverein „Seen- und Havellandschaft“ e.V.,
Wesenberg
Fremdenverkehrsverein „Seenlandschaft Serrahn-Wanzka“,
Blankensee
Fremdenverkehrsverein „Feldberger Seenlandschaft“ e.V.,
Feldberg
Fremdenverkehrsverein „Südliche Müritzregion“ e.V.,
Rechlin
Touristen-Information Röbel/Müritz
Waren (Müritz) Information
Tourist-Information Mirow
Informationsbüro Wesenberg
Stadtinformation Neustrelitz
Verkehrsbüro Feldberg
Tourist-Information Penzlin
3.2
Tourismus und Erholung im Nationalpark
3.2.1 Art und Umfang des Besucherverkehrs
3.2.1.1 Besucheraufkommen
Seit 1999 wird durch das Nationalparkamt ein Besuchermonitoring durchgeführt, um quantitative und qualitative
Informationen zum Besucheraufkommen im Schutzgebiet
zu erhalten. Dabei werden an ausgewählten Punkten und
festgelegten Tagen die Besucher gezählt sowie ihre Aktivitäten registriert um daraus Daten zu Art und Umfang des
Besucherverkehrs im gesamten Gebiet des Müritz-Nationalparks abzuleiten (vgl. Kap. IV/9).
Nachfolgend sollen insbesondere die Ergebnisse des Jahres
2001 dargestellt werden.
Danach dominieren in Bezug auf die Aktivitäten eindeutig
die Radwanderer, gefolgt von Wanderern und Bootstouristen (Wasserwanderer) (vgl. Abb. 7). Eine
vergleichbare Situation wurde auch in den anderen Jahren
festgestellt.
Der Jahresverlauf des Besucheraufkommens ist vor allem
im Frühjahr und Herbst stark vom Witterungsverlauf
abhängig. So blieb der Wert zu Ostern 2001deutlich unter
dem des Vorjahres. Ursache dafür war offensichtlich das
sehr kühle Wetter. Auch in der Nachsaison gab es bei
vergleichbarer Tendenz ein etwas niedrigeres Besucheraufkommen, als im Jahr 2000, wo die Witterung im Herbst für
den Tourismus außerordentlich gute Voraussetzungen bot.
Dadurch wurden 2001 insgesamt ca. 10.000 Besucher
weniger registriert, als im Vorjahr (s.u.).
Die höchsten Werte erreichen die Besucherzahlen - wie
auch in der Nationalparkregion (vgl. Kap. 3.1.2) - in den
Monaten Juni bis August, wobei der insgesamt größte Wert
wiederum Anfang Juni (Pfingsten) festgestellt wurde (vgl.
Abb. 8).
Bei differenzierter Betrachtung der Besucherzahlen nach
den Aktivitäten zeigen sich saisonale Unterschiede (vgl.
Abb. 10). Abgesehen von Ostern und Pfingsten ist die Zahl
der Wanderer relativ konstant. Vom Frühjahr bis zum Spätherbst ist mit täglich ca. 500 Wanderern zu rechnen.
Für die Radfahrer beginnt die Saison etwa im Mai. Danach
steigen die Zahlen sprunghaft an, Anfang September gehen
sie ebenso schnell wieder zurück.
121
Abb. 7: Besucheraktivitäten im Müritz-Nationalpark
12,6%
2,7%
Radfahrer
Wanderer
Sonstige
Bootstouristen
22,7%
61,9%
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
5000
4500
4000
3500
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
*2
Zähltage
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Erläuterung: *1 = Ostern *2 = Pfingsten
Abb. 9: Besucherzahlen im Tagesverlauf
350
300
250
200
150
100
50
0
9-10
Uhr
10-11
Uhr
11-12
Uhr
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
122
12-13
Uhr
13-14
Uhr
14-15
Uhr
15-16
Uhr
16-17
Uhr
17-18
Uhr
18-19
Uhr
16.10.01
05.10.01
24.09.01
08.09.01
19.08.01
02.08.01
21.07.01
04.07.01
22.06.01
03.06.01
22.05.01
03.05.01
15.04.01
*1
04.04.01
Besucher
Abb. 8: Besucherzahlen im Jahresverlauf
Abb. 10: Aktivitäten nach Besuchergruppen
3500
Radfahrer
Wanderer
Bootstouristen
sonstige
3000
2500
2000
1500
1000
500
16.10.2001
05.10.2001
24.09.2001
08.09.2001
19.08.2001
02.08.2001
21.07.2001
04.07.2001
22.06.2001
03.06.2001
22.05.2001
03.05.2001
15.04.2001
04.04.2001
0
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Tabelle 32: Besucherzahlen an den Zählpunkten
=lKOSXQNW
(LQJDQJVEHUHLFK:DUHQ
5HGHUDQJVHH
6FKZDU]HQKRI
.UDW]HEXUJ=HOWSODW]
'RSSHONLHIHUJUDEHQ
)|UVWHUHL%RHN
=ZHQ]RZ
0KOHQVHH$QNHUVKDJHQ
6FKPLHGH6SHFN
=DUWZLW]HU.UHX]
3DUNSODW]=LQRZ
2UWVODJH/DQJKDJHQ
%ROWHU0KOH
+DYHOEUFNH%DENH
8PWUDJHVWUHFNH*UDQ]LQ
6XPPH
5DGIDKUHU
:DQGHUHU VRQVWLJH %RRWH
%RRWV
LQVDVVHQ
3HUVRQHQ
JHVDPW
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
123
Tabelle 33: Durchschnittliches Besucheraufkommen
7HLOJHELHW
%HVXFKHU
SUR7DJ
1RUGZHVWHQ
2VWXIHUGHU0ULW]
6GZHVWHQ
6GHQ
+DYHOTXHOOJHELHW
6HUUDKQ
%HVXFKHU
MHKD
%HVXFKHU
MHNP:HJ
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Ähnlich verhält es sich mit den Bootstouristen. Bei günstigem Wetter verschiebt sich deren Saison noch mehr in
den Herbst als bei den Radfahrern.
Der Beginn des Bootstourismus war 2001 durch die kühle
Witterung im Frühjahr deutlich verzögert.
Sonstige Besucher weisen bedingt durch die Pilzsaison bei
insgesamt geringen Anteilen wie in den Vorjahren einen
leichten Anstieg in den Herbstmonaten auf.
Die tageszeitliche Verteilung des Besucheraufkommens ist
in Abbildung 9 dargestellt. Sie zeigt den gleichen Verlauf
wie in den Vorjahren mit insgesamt etwas niedrigeren
Werten. Die Werte stellen einen Durchschnitt der in den
jeweiligen Zeitabschnitten gezählten Besuchersummen aus
allen Zähltagen dar. Das Maximum wird zwischen 11 und
15 Uhr erreicht. Vor 9 Uhr und nach 19 Uhr sind nur
äußerst wenig Besucher zu erwarten.
Bezogen auf die Zählpunkte stellt sich die räumliche
Verteilung der Besucher wie folgt dar:
Die höchsten Zählergebnisse und Zuwächse wurden 2001
am Doppelkiefergraben und an der Schmiede Speck
registriert. Besonders trifft dies auf die Umgebung von
Boek zu, wo zwei Zählpunkte in geringer Entfernung von
einander liegen. Der Zuwachs am Zählpunkt Speck kann
mit der Attraktivität des Käflingsberg -Turmes erklärt
werden.
Aber auch am Eingangsbereich Waren wurden im Jahre
2001 24 % mehr Besucher als im Vorjahr gezählt.
Deutlich geringere Besucherzahlen als im Vorjahr gab es
am Rederangsee, in Schwarzenhof, an der Försterei Boek
und an der Umtragestrecke Granzin. Der Zählpunkt in
Zinow ergab noch weniger Besucher als im Jahre 2000
(vgl. Tab. 32).
Durch Zusammenfassung der Ergebnisse der einzelnen
Zählpunkte entsprechend ihrer räumlichen Lage ist eine
Aussage zur Besucherverteilung insgesamt möglich.
Danach lassen sich innerhalb des Nationalparks Gebiete
unterschiedlichen Besucheraufkommens feststellen (vgl.
Tab. 33).
Wie auch schon in den Vorjahren festgestellt, liegt das
124
Besucheraufkommen im Teilgebiet Müritz insgesamt
wesentlich höher, als im Teilgebiet Serrahn.
Innerhalb des Teilgebietes Müritz konzentriert sich das
Besucheraufkommen auf den Nordwesten (Raum Waren –
Federow), das Ostufer der Müritz (einschließlich Speck)
und den Südwesten (Raum Boek). Ein etwas geringeres
Besucheraufkommen lässt sich für den Süden (Granzin –
Blankenförde – Userin) feststellen. Hier trägt insbesondere
die Wasserwanderstrecke „Obere Havel“ zum
Besucheraufkommen bei. Für das Havelquellgebiet
(Kratzeburg – Ankershagen) ergeben sich die geringsten
Besucherzahlen im Teilgebiet Müritz.
Unter Zugrundelegung der Besucherzählungen im
Gelände, der Besucher in den Informationsstellen
(vgl. Kap. V/4.1.1) sowie der Teilnehmer an Führungen
des Nationalparkamtes (vgl. Kap. V/4.1.2) und der touristischen Unternehmen wurde für das Jahr 2001 die Zahl von
insgesamt ca. 495.000 Nationalparkbesuchern errechnet.
Dieser Wert liegt ca. 21 % unter dem Wert des Jahres 2000
(630.000 Besucher), was in erster Linie auf die ungünstige
Witterung in der Vor- und Nachsaison zurückzuführen ist.
Diese Annahme wird indirekt durch die wieder höher
liegenden Besucherzahlen des Jahres 2002 bestätigt, für
das rd. 536.000 Besucher ermittelt wurden.
3.2.1.2 Besucherbefragung
Im Rahmen des Besuchermonitorings fanden auch
Besucherbefragungen statt. Hierzu wurden Fragebögen an
Konzentrationspunkten des Besuchergeschehens (z. B.
Informationsstellen) in der Vor-, Haupt- und Nachsaison
verteilt, um möglichst alle Besuchergruppen entsprechend
ihrer Anteile an der Gesamtheit zu erreichen.
Bezogen auf das Jahr 2001 wurden insgesamt 540 Fragebögen verteilt, die Rücklaufquote betrug knapp 62 % (334
Bögen). Daraus ergibt sich folgendes Bild:
Altersgruppen:
unter 18
27 Personen = 8,1 %
18 bis 30
37 Personen = 11,1 %
31 bis 45
128 Personen = 38,3 %
46 bis 60
79 Personen = 23,6 %
über 60
61 Personen = 18,3 %
ohne Angabe
2 Personen = 0,6 %
Im Vergleich zur Befragung 2000 ist eine leichte Verschiebung zu den jüngeren Altersgruppen bei Abnahme der
Altersgruppe der 46- bis 60-jährigen zu verzeichnen.
Wie auch in den Vorjahren sind die 31- bis 45-jährigen am
stärksten vertreten.
Geschlechterverhältnis:
Männlich
Weiblich
ohne Angabe
157 Personen = 52,3 %
158 Personen = 47,3 %
1 Person = 0,3 %
Das Geschlechterverhältnis der Befragten zeigt gegenüber
den Vorjahren keine Veränderungen.
Herkunft:
Bayern
38 Personen = 13,7 %
Baden-Württemberg
33 Personen = 12,0 %
Niedersachsen
27 Personen = 9,8 %
Berlin
23 Personen = 8,4 %
Hessen
19 Personen = 6,9 %
Nordrhein-Westfalen
19 Personen = 6,9 %
Sachsen
18 Personen = 6,6 %
MV (weitere Umgebung)
16 Personen = 5,8 %
MV (direkt am NLP)
8 Personen = 2,9 %
Schleswig-Holstein
12 Personen = 4,4 %
Thüringen
12 Personen = 4,4 %
Hamburg
11 Personen = 4,0 %
Rheinland-Pfalz
10 Personen = 3,6 %
Sachsen-Anhalt
8 Personen = 2,9 %
Brandenburg
6 Personen = 2,2 %
Bremen
6 Personen = 2,2 %
Ausland
5 Personen = 1,8 %
(2 x Holland, 2 x Österreich, 1 x Schweiz)
ohne Angabe
2 Personen = 0,7 %
Saarland
1 Person = 0,4 %
Danach kommen die meisten Besucher aus Bayern,
Baden-Württemberg, Niedersachsen, Berlin, Hessen und
Nordrhein-Westfalen.
Übernachtungsort:
außerhalb des NLP
innerhalb des NLP
Tagesgäste
ohne Angabe
169 Personen = 50,6 %
143 Personen = 42,8 %
21 Personen = 6,3 %
1 Person = 0,3 %
Damit ergibt sich gegenüber 2000 eine Verschiebung zugunsten der Übernachtungen im Nationalpark um knapp 3 %.
Verkehrsmittel für die Anreise am Befragungstag:
PKW
152 Personen = 31,5 %
Wohnmobil
6 Personen = 1,2 %
Motorrad
3 Personen = 0,6 %
ÖPNV (mit NLP-Ticket)
51 Personen = 10,6 %
ÖPNV (ohne NLP-Ticket)
10 Personen = 2,1 %
Reisebus
6 Personen = 1,2 %
Schiff / Boot
22 Personen = 4,6 %
Fahrrad
180 Personen = 37,3 %
Zu Fuß
46 Personen = 9,5 %
Sonstige
4 Personen =
0,8 %
ohne Angabe
2 Personen =
0,4 %
Im Vergleich zur Befragung 2000 ergaben sich folgende
Veränderungen: Der Anteil der PKW sank um 5,8 %. Bei
Schiff/Boot stieg der Anteil um 0,8 %, beim Fahrrad um
4,3 %, bei Fußgängern um 2,0 %. Die Ticketlinien und
andere öffentliche Verkehrsmittel haben nahezu die gleichen Anteile wie im Jahr 2000.
Aufenthaltsdauer:
1 Tag
1 bis 3 Tage
max. 2 Wochen
über 2 Wochen
ohne Angabe
61 Personen = 18,3 %
91 Personen = 27,3 %
157 Personen = 47,0 %
24 Personen = 7,2 %
1 Person = 0,3 %
Danach stieg der Anteil der Personen mit einer Aufenthaltsdauer von bis zu zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr
um fast 8 %. Gesunken ist sowohl der Anteil der Besucher,
die sich nur 1-3 Tage aufhalten, als auch der, die über 2
Wochen bleiben.
Häufigkeit der Nationalparkbesuche:
Häufig
108 Personen = 32,3 %
Gelegentlich
52 Personen = 15,6 %
nur heute
35 Personen = 10,5 %
weiß nicht
22 Personen = 6,6 %
ohne Angabe
117 Personen = 35,0 %
Die Angaben zur Häufigkeit zeigen zwar leichte
Abweichungen gegenüber dem Vorjahr, ohne jedoch eine
Tendenz erkennen zu lassen.
Gruppengröße (Anzahl Personen):
allein
21 Personen = 6,3 %
2 bis 4
267 Personen = 79,9 %
5 bis 10 Personen
25 Personen = 7,5 %
über 10 Personen
21 Personen = 6,3 %
Die Anteile allein reisender Personen und größerer
Gruppen sanken. Mittelgroße Gruppen verzeichnen leicht
gestiegene Anteile. Wesentliche Veränderungen sind hier
aber nicht feststellbar.
125
Durchgeführte bzw. geplante Aktivitäten:
Natur beobachten
273 Personen = 81,7 %
Stille und Ruhe genießen
249 Personen = 74,6 %
Erholen und Entspannen
222 Personen = 66,5 %
Radfahren
218 Personen = 65,3 %
Info-Angebote nutzen
191 Personen = 57,4 %
Natur fotografieren
165 Personen = 49,4 %
Wandern (ohne Führung)
146 Personen = 43,7 %
Baden
84 Personen = 25,1 %
Kanu / Boot fahren
76 Personen = 22,8 %
Wandern (mit Führung)
62 Personen = 18,6 %
ohne Angabe
12 Personen = 3,6 %
Reiten
5 Personen = 1,5 %
Bei den Aktivitäten gibt es hinsichtlich der Anteile nur
unwesentliche Unterschiede zu den Angaben des
Vorjahres. Natur beobachten, Stille und Ruhe genießen,
Erholen und Entspannen sowie Radfahren sind die
dominierenden Aktivitäten.
Weiterempfehlung des Müritz-Nationalparks:
auf jeden Fall
306 Personen = 91,6 %
eher ja
21 Personen = 6,3 %
eher nein
3 Personen = 0,9 %
auf gar keinen Fall
0 Personen
ohne Angabe
4 Personen = 1,2 %
Festgestellte bzw. empfundene besondere Störungen:
Kfz Verkehr
23 Personen = 6,9 %
zu viele Menschen
7 Personen = 2,1 %
Lärm durch Besucher
2 Personen = 0,6 %
Flugverkehr
2 Personen = 0,6 %
Motorboote
2 Personen = 0,6 %
Fällarbeiten
2 Personen = 0,6 %
freilaufende Hunde
1 Person = 0,3 %
Müll
1 Person = 0,3 %
Änderungsvorschläge der Besucher:
Keine Änderungen
167 Personen = 50,0 %
Informationsangebote
68 Personen = 20,4 %
Verhaltensvorschriften
54 Personen = 16,2 %
Geführte Wanderungen
26 Personen = 7,8 %
Besuchereinrichtungen
19 Personen = 5,7 %
Besucherzahl
14 Personen = 4,2 %
weiß nicht
19 Personen = 5,7 %
ohne Angabe
23 Personen = 6,9 %
Im Vergleich zum Vorjahr fällt auf, dass ein gestiegener
Anteil der Besucher Veränderungen der Informationsangebote und der Besucherzahlen (hier i.d.R. Verringerung
gemeint) vorschlägt. Der Anteil derer, die Verhaltensvorschriften geändert haben möchten, ist leicht rückläufig.
126
3.2.2
Besucherlenkung
3.2.2.1 Touristisches Wegenetz
Das Fußwanderwegenetz des Müritz-Nationalparks umfasst insgesamt 48 Wanderwege mit einer Gesamtlänge
von 424 km. Die Streckenlängen liegen zwischen 1,5
(Grüner Baum-Weg) und 160 km (Müritz-NationalparkWeg). Da sich zum Teil mehrere Wanderwegerouten
überschneiden, reduziert sich die absolute Länge der
Fußwanderwege auf rund 320 km.
Das Radwanderwegenetz besteht aus sieben Radrundwanderwegen und mehreren Radverbindungswegen mit
einer Länge von insgesamt rund 195 km. Auf ca. 80 km
Länge überschneiden sich diese Radwanderwege mit dem
Fußwanderwegenetz. Die verbleibenden 90 km Radwanderwege ergeben zusammen mit den 320 km Fußwanderwegen insgesamt 410 km gekennzeichnete Rad- und
Fußwanderwege.
Durch das Wirtschaftsministerium des Landes wurde der
Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs
(ADFC) beauftragt, ein landesweites Netz von Radfernrouten zu entwickeln.
Einige von ihnen verlaufen auch durch den Müritz-Nationalpark. Es handelt sich hierbei um folgende Fernrouten:
Mecklenburgische Seenplatte
Mecklenburgische Seenplatte – Rostock
Mecklenburgische Seenplatte – Rügen
1998 wurde die Fernroute „Mecklenburger Seenradweg“
ausgewiesen, der von Lüneburg nach Wolgast verläuft.
Dieser nimmt im Gebiet des Müritz-Nationalparks jedoch
die Streckenverläufe der o. g. Routen auf, so dass einige
Strecken mehrfach beschildert sind.
Im Jahr 2001 ist die Fernroute „Berlin-Kopenhagen“
ausgewiesen worden. Diese Route quert das Nationalparkgebiet von Wesenberg in Richtung Waren (Müritz).
Des weiteren wurden durch die Landkreise Müritz und
Mecklenburg - Strelitz zwei regionale Radrouten ausgeschildert, die auch das Gebiet des Müritz-Nationalparks
betreffen:
Der Müritz-Rundweg verläuft im Nationalpark über die
Fernrouten entlang des Ostufers der Müritz. Der Havelquellseen-Radweg verläuft in zwei Streckenvarianten von
Kratzeburg über Babke – Blankenförde – Zwenzow nach
Neustrelitz und hat hier den selben Verlauf wie der Fernradweg Berlin-Kopenhagen, die zweite Variante verläuft
über Langhagen.
Angaben zu Art und Umfang des Besucheraufkommen auf
den Fuß- und Radwanderwegen im Nationalpark sind in
Kap. V/3.2.1.1 enthalten.
Gemäß § 28 (6) Landeswaldgesetz M-V sind durch die
Landkreise im Einvernehmen mit den zuständigen
Abb. 11: Durchschnittliche Nutzung der Wasserwanderstrecken
400
350
300
Umtragestrecke
Granzin
Havelbrücke Babke
Anzahl
250
200
Bolter Mühle
150
100
50
0
Boote
Personen
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Abb. 12: Bootsbewegungen an der Schleuse Zwenzow
16000
12000
10000
8000
30.753 P.
41.480 P.
50.660 P.
57.440 P.
2000
20.562 P.
4000
26.400 P.
6000
16.938 P.
Boote; P=Personen
14000
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
0
Quelle: Staatliches Amt für Umwelt und Natur Neubrandenburg (2002)
Forstbehörden bzw. dem Nationalparkamt Reit- und
Kutschwege im Wald auszuweisen. In diesem Zusammenhang entstand im Nationalpark ein Reitwegenetz (überregionale Reitwege) von insgesamt ca. 49 km Länge, das
Anschluss an die außerhalb des Schutzgebietes gelegenen
Reitwege hat.
Örtlich ansässigen Kremserunternehmen wird das Befahren
nichtöffentlicher Wege im Nationalparkgebiet mit Kutschen
auf der Grundlage von § 8 (Befreiungen) der NationalparkVerordnung ermöglicht.
Träger der Straßenbaulast keine verkehrsbehördliche
Anordnung erwirkt wurde, die diese Nutzung einschränkt
oder ausschließt. Insofern steht zusätzlich ein für den Pferdesport geeignetes öffentliches Straßen- und Wegenetz von
80 km Länge zur Verfügung. Eine Darstellung des touristischen Wegenetzes ist in Karte 4 (Erholung und
Erschließung) enthalten.
Unabhängig von den vorgenannten Wegen können im
Müritz-Nationalpark grundsätzlich alle dem öffentlichen
Verkehr gewidmeten Straßen und Wege als Kutsch- oder
Reitweg benutzt werden, soweit durch den jeweiligen
Im Müritz-Nationalpark befinden sich zwei traditionelle
Wasserwanderstrecken:
– der Woterfitz- und Caarpsee mit dem Bolter Kanal, die
Teil einer als „Alte Fahrt“ bezeichneten Rundtour sind,
3.2.2.2 Wasserwanderstrecken
127
– die „Obere Havel“ zwischen Kratzeburg und der
Schleuse Zwenzow.
Die Benutzung motorgetriebener Wasserfahrzeuge ist im
Nationalpark nicht gestattet. Das Wasserwandern erfolgt
vorrangig mit Kajak, Kanu und Faltbooten. Insbesondere
die „Obere Havel“ wird durch Wasserwanderer stark
frequentiert. Saisonale Spitzen sind die Wochenenden um
Himmelfahrt und Pfingsten. Anhand der Ergebnisse des
durch das Nationalparkamt für das Jahr 2001 durchgeführten Besuchermonitorings ergeben sich für die Zähltage
die in der Abbildung 11 dargestellten Durchschnittswerte.
Weitere Hinweise zum Boots- und Besucheraufkommen
auf der Wasserwanderstrecke „Obere Havel“ und
insbesondere zur Entwicklung über die Jahre ergeben sich
aus den Zählungen an der Schleuse Zwenzow (vgl. Abb.
12). Sie wurden bzw. werden täglich innerhalb der
gesamten Schleusensaison durchgeführt. Dabei ist jedoch
zu beachten, dass die Zählungen richtungsunabhängig
erfolgen, d.h. sie enthalten Boote und Personen, die in das
Nationalparkgebiet fahren, als es auch verlassen.
Dennoch lässt sich hieran eine deutliche Zunahme des
Boots- und Besucheraufkommens erkennen.
3.2.2.3 Besuchereinrichtungen
Eingangsbereiche sind eine Kombination einzelner
Elemente der Besucherinformation und -lenkung (Parkplatz, Informationstafel, Eingangstafel, Wegweiser und
Wanderwegebeschilderung als Mindestausstattung). Sie
sind Ausgangspunkte für das „Erlebnis Nationalpark“.
Der touristische Kraftfahrzeugverkehr soll zielgerichtet zu
den Eingangsbereichen geführt und dort aufgefangen
werden. Sie sollen deshalb vorzugsweise an eine Ortslage
am Rande des Nationalparks gebunden sein.
Beobachtungseinrichtungen ermöglichen schöne Aussichten auf die unterschiedlichen Landschaftsräume des
Nationalparks und dienen der ungestörten Tierbeobachtung. Bei den punktuell an Rad- und Fußwanderwegen
angebundenen Einrichtungen werden Aussichtstürme,
Beobachtungsstände, Aussichtsplattformen und Sichtschirme unterschieden.
Neben diesen errichteten Beobachtungsmöglichkeiten
erschließt das touristische Wegesystem auch im Gelände
vorhandene natürliche Aussichtspunkte.
Rastplätze sind punktuell an Wanderwege und Wasserwanderstrecken angebunden und unterschiedlich ausgestattet
(Sitzgruppe oder Bänke, Schutzhütte, Fahrradständer,
Informationstafel).
Der Naturerlebnispfad im Serrahner Teil des Nationalparks
führt unter dem Titel „Der lange Weg zum Urwald“ über
mehrere Stationen vom Eingangsbereich Zinow bis zur
Nationalparkinformation in Serrahn.
Moorstege machen den schwer zugänglichen Lebensraum
Moor für Besucher erlebbar und schützen gleichzeitig die
trittempfindliche Moorvegetation. Derzeit gibt es drei
Moorstege im eigentlichen Sinne (Wienpietschseen,
Priesterbäker See, Serrahnsee).
In einigen Fällen (z. B. Rederangsee, Schnakenburg)
gewährleisten sie auch bei vor allem im Frühjahr erhöhten
Wasserständen den Zugang zu Beobachtungseinrichtungen.
Eine Darstellung der Besuchereinrichtungen ist in Karte 4
enthalten.
In Ergänzung der genannten Kombination können eine
Nationalparkinformation (vgl. Kap. V/4.1.1), Sitz- und
Rastgelegenheiten sowie Fahrradständer, Toiletten und
eine ÖPNV-Haltestelle vorhanden sein.
4 Information und Bildung
Im Müritz-Nationalpark sind derzeit 16 z.T. unterschiedlich ausgestattete Eingangsbereiche vorhanden. Sie befinden sich in den Ortschaften Waren (Müritz), Federow,
Groß Dratow, Bocksee, Ankershagen, Kratzeburg, Userin,
Zwenzow, Blankenförde, Schillersdorf, Boek, Fürstensee,
Zinow, Carpin, Grünow und Herzwolde.
Informationsstellen sind wichtige Anlaufpunkte und
Schnittstellen zwischen Nationalparkbesuchern und dem
Nationalpark.
In Neustrelitz besteht seit 1997 das Nationalpark-Zentrum
mit einer größeren Ausstellung und Informationseinrichtung. In den Eingangsbereichen Boek, Federow, Friedrichsfelde und Kratzeburg, sowie in den Orten Schwarzenhof und Serrahn befinden sich weitere NationalparkInformationen, die durch das Nationalparkamt betrieben
bzw. betreut werden.
Im Eingangsbereich Waren (Müritz) sowie in Speck und
Userin gibt es drei Informationsstellen auf privater Basis.
Informationstafeln stellen ein wichtiges Element der Information und Besucherlenkung dar. Die an ausgewählten
Punkten am und im Gebiet stehenden und mit einem
Kartenausschnitt ausgestatteten Tafeln dienen der Information und Orientierung der Nationalparkbesucher.
128
Sie weisen u.a. auf Wanderrouten, Führungstermine,
geschichtliche Hintergründe und Sehenswürdigkeiten hin.
Derzeit sind über das Nationalparkgebiet verteilt ca.
130 Informationstafeln vorhanden.
4.1 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
4.1.1 Informationsstellen und Ausstellungen
Darüber hinaus bietet der Förderverein Müritz-Nationalpark e.V. Informationen in Waren (Müritz) an und der
Müritz-Nationalpark ist auch im Rahmen der Regionalschau in der Scheune Bollewick präsent.
Die Besucherzahlen in den Informationsstellen lassen
Einschätzungen zur Frequentierung der Eingangsbereiche
wie auch der Zielgebiete der Besucher innerhalb des
Nationalparks zu (vgl. Kap.V/ 3.2.1.1).
Die Informationsstellen geben mindestens Grundinformationen zum Nationalpark, ebenso kann Info-Material
erworben werden. In den durch das Nationalparkamt
betreuten Einrichtungen stehen darüber hinaus Mitarbeiter
des Nationalparkdienstes als Ansprechpartner für die
Besucher zur Verfügung.
Des weiteren ist in der Regel jeweils eine thematische
Ausstellung vorhanden.
In Federow und Friedrichsfelde besteht für die Besucher
zusätzlich die Möglichkeit, per Videoanlage das Geschehen an einem Fischadler- bzw. Weißstorchhorst live zu
verfolgen.
Die Frequentierung der Informationsstellen geht aus Tabelle 34 und Abbildung 13 hervor.
Eine weitere Nationalpark-Information ist in Blankenförde
geplant. Außerdem soll in Waren (Müritz) in den nächsten
Jahren ein großes erlebnisorientiertes Besucherzentrum
mit Fokus auf den Müritz-Nationalpark entstehen.
4.1.2 Führungen und Veranstaltungen
Das umfangreiche Führungsprogramm des Nationalparkamtes ist ein zentraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit
für den Müritz-Nationalpark. Es richtet sich an verschiedene Zielgruppen. So werden Erwachsene (Einheimische,
Urlauber) genauso angesprochen wie Kinder und Jugendliche. In den letzten drei Jahren lag die Anzahl der regulären
Tabelle 34: Besucherzahlen der einzelnen Informationsstellen
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)HGHURZ
6FKZDU]HQKRI
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Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
[
[
Erläuterung: x = nicht vorhanden
- = nicht gezählt
Abb. 13: Entwicklung der Besucherzahlen der Informationsstellen
120000
100000
Besucher
80000
60000
40000
20000
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
129
Veranstaltungen (nach Programm) bei jeweils ca. 500
Führungen. Speziell auf Familien zugeschnittene Führungen finden im Rahmen der Umweltbildung des Jugendwaldheimes (JWH) statt (ca. 200 pro Jahr).
Das Nationalparkamt ist mit seinen Informations- und
Aktionsständen regelmäßig an regionalen Veranstaltungen
(z. B. Dorffeste, Nationalparktage, Müritz – Sail u. a.),
aber auch überregional z.B. an verschiedenen Messen
beteiligt. Sie kamen in den letzten Jahren jeweils zwischen
12 bis 24 mal zum Einsatz.
Neben den Führungen laut Programm werden auch
(Sonder-) Führungen nach Anmeldung (in den letzten
Jahren zwischen 60 und 100 Veranstaltungen pro Jahr)
angeboten (vgl. Tab. 35 und Abb. 14).
Als weitere Veranstaltungen sind die Aktivitäten im Rahmen von Schüler – Interessensgemeinschaften, Projekttagen (vgl. Kap. V/4.2) und speziellen Kooperationen zu
nennen. Beispielgebend für letztere ist die Zusammenarbeit mit der Nationalpark-Patenschule, dem Neustrelitzer
Gymnasium Carolinum.
Vorträge zu allgemeinen wie auch speziellen Nationalparkthemen finden in der Regel auf Anfrage statt, ihre Häufigkeit ist deshalb recht unterschiedlich (vgl. Tab. 36).
Tabelle 35: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer nach Kategorien
1DFK3URJUDPP
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71
1DFK$QPHOGXQJ
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71
-:+
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71
6XPPH
$Q]
71
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Abb. 14: Entwicklung der Führungen und Teilnehmer
14000
12000
726 F.
1.069 F.
694 F.
790 F.
807 F.
8000
892 F.
10000
1997
1998
1999
2000
2001
2002
6000
4000
2000
0
345 F.
Teilnehmer, F=Anzahl Führungen
16000
1996
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Tabelle 36: Vorträge und Teilnehmer
$Q]DKO
7HLOQHKPHU
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
130
Inzwischen zur Tradition geworden sind die alljährlichen
Waldgottesdienste zu Himmelfahrt und Pfingstkonzerte in
Steinmühle mit jeweils mehreren hundert Gästen. Einen
festen Platz haben auch die jährlich stattfindenden Nationalparktage.
Die beiden an den Müritz-Nationalpark angrenzenden
Naturparke Nossentiner/Schwinzer Heide und Feldberger
Seenlandschaft bieten ebenfalls Ausstellungen, Führungen
und Veranstaltungen sowie Informationsmaterial an. Seit
2001 erscheint eine gemeinsame Veranstaltungsbroschüre
(„Unterwegs [Jahr]“) der drei Schutzgebiete.
Die Zahl der durch die Mitarbeiter des Nationalparks
betreuten Besucher ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, beispielsweise von 2001 auf 2002 um
8,1 %. Wie die Ergebnisse des Besuchermonitorings
zeigen, konnte die Qualität der Führungen verbessert
werden. Dabei spielt die amtsinterne Weiterbildung der
Mitarbeiter des Nationalparkamtes eine wichtige Rolle.
Die touristischen Anbieter der Nationalpark-Region warten
ebenfalls mit einem umfangreichen Führungsprogramm
und weiteren Angeboten auf. In den letzten Jahren nahmen
ca. 20.000 Besucher/Jahr deren Angebote in Anspruch.
Insgesamt ist allerdings festzustellen, dass aktuell weniger
als 10 % der Besucher des Nationalparks an Führungen
teilnehmen. Vergleiche mit anderen Großschutzgebieten
verdeutlichen, dass dieser Anteil ausgebaut werden kann.
Das ist ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre.
4.1.3 Publikationen und Pressearbeit
Verschiedene Formen von Veröffentlichungen sind wichtige Instrumente zur Information der hiesigen Bevölkerung
und der Besucher und somit auch eine Grundlage zur
Verbesserung der Akzeptanz für das Schutzgebiet.
Grundinformationen bieten dabei ein Basisfaltblatt (ab
Mitte 2003 als Basisbroschüre), die Ausstellungen in den
Nationalpark-Informationen sowie das Internet. Letzteres
wird weitgehend tagesaktuell gepflegt. Eine Publikation
mit Basisinformationen für Kinder und Jugendliche fehlt
noch, ist aber in Planung.
Weiterführende Informationen halten verschiedene
Faltblätter und Broschüren, ein Wanderführer, Wanderkarten, eine Imagebroschüre, Videos als auch das Internet
bereit. Diese Angebotspalette wird kontinuierlich erweitert. So sollen in den kommenden Jahren ein Familienwanderführer, weitere Faltblätter mit Tourentipps und eine
DVD erscheinen.
Über den Müritz-Nationalpark wird auch in Publikationen
von Kooperationspartnern des Nationalparkamtes informiert. So stellt z.B. EUROPARC Deutschland die Familie
der deutschen Nationalparke in einer eigenen Broschüre
vor. Die Deutsche Bahn AG bringt im Rahmen der Kooperation „Fahrtziel Natur“ Informationen über den MüritzNationalpark bundesweit unter ihre Kunden. Auch die
Commerzbank hält im Rahmen der Ausschreibung des
„Praktikums für die Umwelt“ Informationen zum
Nationalpark bereit.
Die Pressearbeit ist ein wichtiger Baustein der Öffentlichkeitsarbeit sowohl in der Nationalpark-Region als auch
darüber hinaus. Kernpunkte sind dabei eigene Pressemitteilungen, Pressekonferenzen und Vor-Ort-Termine mit
Journalisten. Kontinuierlich werden sowohl allgemeine
Anfragen von Journalisten als auch von Fachjournalisten
beantwortet.
Schwerpunkt der Pressearbeit sind die Lokalzeitungen,
Anzeigenblätter und behördliche Mitteilungsblätter.
Berichterstattungen über den Müritz-Nationalpark finden
aber auch ihren Weg in überregionale Zeitungen und
Journale.
So hat das Nationalparkamt im Jahr 2002 u.a. 43 eigene
Pressemitteilungen herausgegeben. 113 Presseartikel sind
durch das Mitwirken des Nationalparkamtes entstanden
und 260 Artikel erschienen ohne Mitwirkung des Nationalparkamtes.
Mit zunehmender Tendenz ist der Nationalpark auch
Thema in Rundfunk und Fernsehen. In Bezug auf das
Fernsehen berichten neben dem Lokalfernsehen vor allem
der NDR, aber auch weitere Sender öffentlicher wie privater Anstalten über den Nationalpark. Berichte über touristische Aktivitäten stehen dabei zumeist im Vordergrund.
4.2 Umweltbildung
Für aktuelle Informationen spielen neben der Pressearbeit
ebenfalls das Internet, eine Veranstaltungsbroschüre
(„Unterwegs [Jahr] in der Mecklenburgischen Seenplatte“), diverse Faltblätter (Projekte, Projekttage im
Rahmen der Umweltbildung) und Aushänge eine wichtige
Rolle. Ein wichtige aktuelle Daten- und Faktensammlung
sind die seit 1997 erscheinenden Jahresberichte.
Dieses Angebot soll zukünftig durch eine NationalparkZeitung komplettiert werden.
Zweifelsfrei beinhaltet die in Kapitel V / 4.1 dargestellte
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit in vielfältiger Weise auch Umweltbildung, d.h. eine Trennung ist eigentlich
nicht möglich.
In diesem eigenen Kapitel soll aber die Bildungsarbeit des
Nationalparkamtes dargestellt werden, die sich insbesondere auf die Zielgruppe der Schüler, Kinder und Jugendlichen richtet.
131
Für die Umweltbildung bestehen folgende Schwerpunkte:
- den Müritz-Nationalpark als „Lernort Natur“ etablieren
- Freude an der Natur wecken
- Wissen über die Lebensräume und die stattfindenden
Prozesse vermitteln und Naturerfahrungen ermöglichen
- Interesse und Verständnis für die Ziele des MüritzNationalparks wecken und Akzeptanz fördern
- Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen
Mensch und Natur und Aufzeigen von Wegen für eine
Veränderung des Verhaltens gegenüber der Umwelt
- langfristige gemeinsame Bildungsprojekte mit Partnern
aus der Region aufbauen
Das Jugendwaldheim richtet sich mit seinen Angeboten
aber auch an Multiplikatoren, d. h. an Lehrer und interessierte Erwachsene. So finden regelmäßig Fortbildungen
und Erfahrungsaustausche statt, weiter zählt hierzu die
Entwicklung bzw. Bereitstellung von Unterrichtsprogrammen und -materialien für den Schul-Unterricht.
Darüber hinaus findet über das Jugendwaldheim aber auch
die Anleitung und Weiterbildung insbesondere der Mitarbeiter des Nationalparkdienstes statt, die mit der Kinderund Jugendarbeit z. B. im Rahmen von Projekttagen und
Schülerinteressengemeinschaften (vgl. Kap. V/4.2.2)
sowie Familienführungen (vgl. Kap. V/4.1.2) beschäftigt
sind.
4.2.1 Jugendwaldheim
Das durch das Nationalparkamt betriebene Jugendwaldheim Steinmühle ist Kernstück der Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen. Von April bis Oktober werden für Schulklassen (Klassen 4 bis 13) eigens entwickelte Bildungsprogramme zu verschiedenen Schwerpunktthemen angeboten.
Die Aufenthaltsdauer beträgt in der Regel vier Tage. Das
Angebot richtet sich an Schulklassen aus der Region, als
auch darüber hinaus.
Die Nachfrage ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen, so dass das Jugendwaldheim stets ausgelastet ist und
der Bedarf z.T. sogar größer ist, als die vorhandene Kapazität. Die Belegungszahlen der letzten Jahre sind in der
Abbildung 15 dargestellt.
Während der Schulferien bietet das Jugendwaldheim darüber hinaus einwöchige Ferienprogramme an, die sowohl
Ferienspaß als auch Wissensvermittlung beinhalten.
4.2.2 Projekttage, Schülerinteressengemeinschaften
Für Schulklassen (Klasse 1 bis 13) bzw. Kinder- und
Jugendgruppen werden im Rahmen von Projekttagen und
-wochen nahezu ganzjährig altersgerechte Veranstaltungen
mit aufeinander aufbauenden Programmen angeboten. Zur
Orientierung gibt es hierfür ein eigenes Veranstaltungsfaltblatt („Projekttage für Schulklassen [Jahr]“). Neben
Schulen richtet sich dieses Angebot auch an Beherbergungseinrichtungen in der Region (z. B. Jugendherbergen,
Schulbauernhof).
An einigen Grundschulen in der Region bestehen durch
das Nationalparkamt betreute Schülerinteressengemeinschaften. Ihre Zahl lag in den letzten Jahren zwischen fünf
und drei. Außer in den Ferien treffen sich die Schüler
einmal im Monat mit Mitarbeitern des Nationalparkdienstes zu einem IG-Nachmittag. Die Themen sind an den
Abb. 15: Übernachtungen im Jugendwaldheim Steinmühle
3500
3000
2500
2000
Übernachtungen
Personen
1500
1000
500
0
1996
1997
1998
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
132
1999
2000
2001
2002
Teilnehmer, V-Anzahl Veranstaltungen
Abb. 16: Projekttage und Schüler-Interessengemeinschaften
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2002)
Jahreszeiten orientiert. Höhepunkte sind die Fahrten und
Exkursionen in den Nationalpark, aber auch Arbeitseinsätze und Tierbeobachtungen.
Kreisstraßen 8 (Adamsdorf – Granzin) und 2 (Abzweig L
25 bei Zwenzow – Babke), sowie im Landkreis Müritz die
Kreisstraße 11 (Federow – Speck) bzw. Rechlin-Boek.
Eine Übersicht über die durchgeführten Projektveranstaltungen und Interessengemeinschaften gibt Abbildung16.
Die Kreisstraße 30 (Landkreis Mecklenburg-Strelitz) führt
von Carpin über Goldenbaum bis Koldenhof durch den
Serrahner Teil des Nationalparks.
5 Verkehr
Der überwiegende Teil der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen ist in Asphalt gebaut, die Kreisstraße 8 (MST)
teilweise in Beton. Die Kreisstraßen 30 im Abschnitt
Goldenbaumer Mühle bis Koldenhof und 8 im Abschnitt
Kratzeburg bis Granzin sind als Natursteinpflasterstraße
erhalten geblieben.
5.1 Straßen nach Klassifikation und Verkehrsdichte
In einem Abstand von ca. 30 km westlich des MüritzNationalparks verläuft die Autobahn A19 Berlin –
Rostock. Über die Abfahrten Röbel im Süden und Waren
(Müritz) im Norden ist das Schutzgebiet auf Bundesstraßen zu erreichen. Als weitere Autobahn, die für die
Erreichbarkeit Bedeutung hat, ist die derzeit in Teilabschnitten fertiggestellte A 20 (Ostseeautobahn) zu nennen.
Sie verläuft ca. 30 km nordöstlich des Müritz-Nationalparks. Des weiteren ist der Müritz-Nationalpark von Süden
aus über die B 96 zu erreichen.
Das Teilgebiet Müritz wird von drei Bundesstraßen – der B
198 im Süden, der B 192 im Norden und der B 193 im
Osten – umschlossen.
Das Teilgebiet Serrahn wird im Norden von der B 198
tangiert.
Ausgehend von diesem Ring verlaufen mehrere Erschließungsstraßen in Richtung Schutzgebiet. Dies sind innerhalb des Teilgebietes Müritz im Landkreis MecklenburgStrelitz die Landesstraße L 25 (Zwenzow – Roggentin), die
Unterhalb der genannten Straßengruppen setzt sich das örtliche Straßen- und Wegenetz aus öffentlichen (Gemeindestraßen und sonstige öffentliche Straßen), sowie nichtöffentlichen Wegen zusammen. Von einem Widmungs- und
Einstufungsverfahren für diese öffentlichen Straßen ist von
Seiten der Gemeinden in der Regel kein Gebrauch
gemacht worden. Vielmehr wird sich auf § 62 Abs. 1
StrWG M-V berufen, wonach alle Straßen, die nach
bisherigem Recht die Eigenschaft einer öffentlichen Straße
besitzen, öffentliche Straßen bleiben. Des weiteren führen
einige Gemeinden noch kein Straßenverzeichnis, in der die
Anzahl und der Verlauf der öffentlichen Straßen im jeweiligen Gemeindegebiet geführt wird.
Eine Bestandsaufnahme der Gemeindestraßen und
sonstigen öffentlichen Straßen erweist sich aus diesen
Gründen als schwierig, bzw. führt teilweise zu wider-
133
sprüchlichen Ergebnissen. Insoweit können nur diejenigen
Gemeindestraßen und sonstigen öffentlichen Straßen und
Wege als öffentlich betrachtet werden, bei denen eine
Verkehrsbedeutung und Zweckbestimmung im Sinne von
§ 3 Ziff. 3 StrWG M-V erkennbar ist, wonach Gemeindestraßen „....überwiegend dem Verkehr innerhalb einer
Gemeinde oder zwischen benachbarten Gemeinden zu dienen bestimmt sind. ....“
Haupt- und Nachsaison) und 12 Zählpunkten Daten
gewonnen.
Im Vordergrund stehen dabei Zählpunkte, die sich an
Straßen mit größerer Verkehrsbedeutung im bzw. am
Schutzgebiet befinden. Durch Vergleich der Zählpunkte
untereinander lassen sich die Verkehrsströme durch den
Müritz-Nationalpark ermitteln. Durch die Einbeziehung
des Besuchermonitorings in die Auswertungen sind
Beziehungen zwischen dem Verkehrs- und dem
Besucheraufkommen erfassbar.
Das an den einzelnen Zählpunkten ermittelte Verkehrsaufkommen weist deutliche Unterschiede auf und differiert
im Vergleich der Jahre 1998-2001 (vgl. Abb. 17). Der
stärkste Kraftfahrzeugverkehr wurde an den Zählpunkten
in Kratzeburg (Ortsein- bzw. –ausgang) sowie an der
Bolter Mühle festgestellt.
Beim Ausbau der Ortsverbindungsstraßen im Nationalpark
wurden die Verkehrskonzepte sowie die Belange von
Naturschutz und Landschaftspflege durch die Ausbauart
und durch Verkehrsbeschränkungen in Form von Teileinziehungen berücksichtigt. Hierbei steht im Schutzgebiet
vor allem die Trennung des touristischen motorisierten
Individualverkehrs vom notwendigen Anwohnerverkehr
im Vordergrund. Eine grundsätzlich geeignete Form stellt
eine Allgemeinverfügung nach § 46 der Straßenverkehrsordnung dar, nach der ein Nutzerkreis einer Strecke exakt
definiert werden kann.
Alle drei Zählpunkte liegen an Kreisstraßen. Der starke
Zuwachs an Kraftfahrzeugen am Zählpunkt Bolter Mühle
ist auf das gute touristische Angebot der Gemeinde und die
Eröffnung des Feriendorfes am Bolter Kanal zurückzuführen. Dies macht sich z.B. am hohen Anteil der gezählten Kraftfahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen (über 50
%) bemerkbar. Im Vergleich dazu liegt deren Anteil an den
Zählpunkten in Kratzeburg nur bei etwa 25 %.
Verkehrsdichte
Das Nationalparkamt Müritz führt seit Anbeginn stichprobenartige Erfassungen des Verkehrsaufkommens im
Gebiet des Müritz-Nationalparks durch.
Seit 1998 wurden an jeweils 4 Zähltagen pro Jahr (Vor-,
Abb. 17: Auswertung der Verkehrzählungen 1998-2001
1200
1000
Anzahl KFZ/Tag
800
1998
1999
2000
2001
600
400
200
Zählpunkte
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2001)
134
w
no
Zi
nb
de
ol
G
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au
üh
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Sp
Fe
de
ro
w
0
Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der tiefer in das
Schutzgebiet verlaufenden Verkehrsströme. Während ein
Großteil des Kraftfahrzeugverkehrs durch entsprechende
touristische Angebote und verkehrsregulierende Maßnahmen in Boek gebunden werden kann (nur ca. 100 Kfz pro
Tag fahren von hier aus weiter), nimmt der Durchgangsverkehr aus Richtung Kratzeburg nur langsam ab.
Das ist teilweise darin begründet, das sich die Ortsteile der
Gemeinde Kratzeburg im Nationalparkgebiet befinden.
Die touristische Infrastruktur (Campingplatz, Kanuverleihe, Gaststätten) verteilt sich über Kratzeburg, Dalmsdorf
und Granzin. Anwohner- und touristischer Kraftfahrzeugverkehr summieren sich hier. Erst hinter Granzin (Zählpunkt Granziner Mühle) wurden Werte unter 100 Kraftfahrzeugen je Richtung und Tag erhoben.
Eine vergleichbare Situation stellt sich im Raum Federow
– Speck dar. Die touristischen Zentren Federow, Schwarzenhof und Speck werden von Besuchern gleichermaßen
besucht. Aber anders als in Kratzeburg, wird ein Großteil
des individuellen Kraftfahrzeugverkehrs bereits im
Eingangsbereich Federow zurückgehalten. Das zeigt sich
beispielsweise am Zählpunkt „Einmündung Ziegeleiackerweg“. Hier wurden nur durchschnittlich 500 Kfz je Zähltag
erfasst. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass viele
Besucher das Nationalpark-Ticket für die Weiterfahrt in
bzw. durch den Nationalpark nutzen.
Die Zählungen zeigen, dass das Zartwitzer Kreuz im
Hinblick auf den Kraftfahrzeugverkehr einen Konzentrationspunkt darstellt. Hier treffen die Verkehrsströme der
Betonspurbahn Speck – Boek, der Verbindung Granzin –
Boek und aus dem Raum Mirow (über Zartwitz) zusammen. Die Zahl der erfassten Kraftfahrzeuge am Zartwitzer
Kreuz ist zwischen 1998 und 2001 leicht gestiegen. Eine
Rolle spielt dabei sicherlich auch der im Jahr 2000 fertiggestellte Straßenbau Richtung Pagelsee.
Auffallend ist auch der 2001 festgestellte Anstieg des
Kraftfahrzeugverkehrs am Zählpunkt Schillersdorf. Der
gegenüber den Vorjahren wesentlich höhere Wert könnte
durch die Asphaltierung der Straße zum Campingplatz am
Leppinsee erklärt werden. Diese Strecke wird nun als
Hauptzufahrt genutzt und übt für den motorisierten
Verkehr eine Bündelungsfunktion aus.
Der an der Kreisstraße zwischen Carpin und Koldenhof
gelegene Zählpunkt Goldenbaum (größter Ort im
Teilgebiet Serrahn) ist ebenfalls stark frequentiert.
Im Vergleich der Jahre 1998-2001 ergeben sich an den
Zählpunkten Goldenbaum, Langhagen und Zinow keine
nennenswerten Änderungen.
Die bisherigen Ergebnisse der Verkehrszählungen zeigen,
dass der größte Anteil des individuellen touristischen
Kraftfahrzeugverkehrs in den Eingangsbereichen und
Orten am Rande des Nationalparks endet.
Die Besucher erkunden das Nationalparkgebiet von diesen
Ausgangspunkten aus überwiegend zu Fuß oder per Rad.
Eine Ausnahme bilden die Räume Kratzeburg und Speck.
Anhand der ebenfalls stattfindenden Besucherzählungen
ist ein Vergleich zwischen der Anzahl der erfassten
Kraftfahrzeuge und der Besucher möglich: Im Jahr 2000
war ein Anstieg der Besucherzahlen gegenüber 1999 um
46 % zu verzeichnen. Auch die Zahl der erfassten Kraftfahrzeuge nahm gegenüber dem Vorjahr um 13,6 % zu.
Im Vergleich der Jahre 2000 und 2001 stellte sich die
Abb. 18: Durchschnittliches Verkehrsaufkommen im Müritz-Nationalpark 1998-2001
5.000
4.500
Anzahl KFZ/Tag
4.000
3.500
3.000
2.500
2.000
3.428
3.947
4.486
4.678
1998
1999
2000
2001
1.500
1.000
500
0
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2001)
135
Situation, sicherlich wetterbedingt, anders dar. Die Zahl
der erfassten Kraftfahrzeuge stieg leicht, während die Zahl
der Besucher, die sich im Gebiet aufhielten, zurückging
(vgl. Kap. V / 3.2.1.1).
Insgesamt hat in den letzten Jahren eine Zunahme des Verkehrsaufkommens stattgefunden (vgl. Abb. 18). Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Frequentierung durch
lokalen und regionalen Kraftfahrzeugverkehr in den vergangenen Jahren weitgehend konstant blieb. D.h. dass der
Zuwachs des Kraftfahrzeugverkehrs in den vergangenen
Jahren vorrangig auf die Zunahme des touristischen Individualverkehrs während der Hauptsaison zurückzuführen ist.
5.2
Richtungen zwischen Waren (Müritz) – Federow – SpeckBoek. Aufgrund der guten Auslastung fährt diese Linie
kostendeckend.
Ebenso wurde 1997 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz
eine Nationalpark-Ticketlinie (Fischadler-Linie) eingeführt, die zunächst zweimal wöchentlich zwischen Neustrelitz und Babke bzw. Neustrelitz und Dabelow verkehrte. Ab 1998 verkehrte diese Ticket-Linie täglich im
2-Stunden-Takt zwischen Mirow, Kratzeburg und Ankershagen. Aufgrund der geringen Auslastung wurde
inzwischen der Fahrbetrieb auf die Sommersaison (Juli,
August) eingeschränkt und der Takt weiter reduziert. Die
Linie verkehrt aktuell von Neustrelitz über Kratzeburg und
Granzin nach Boek. Zwischen Wesenberg und Zietlitz verkehrt sie als Linien- bzw. Anrufsammeltaxi.
Öffentlicher Personennahverkehr
5.2.1 Busverbindungen
Die Busverbindungen im Nationalpark und im Nationalparkvorfeld sind in ihrer Bedienungsqualität sehr unterschiedlich.
Die Städte mit Bundesstraßenanbindung im Nationalparkvorfeld besitzen eine ausreichende Anbindung. Die Orte
innerhalb des Nationalparks sind dagegen meist nur
schwer erreichbar. So verkehrt zum Beispiel zwischen
Neubrandenburg und Neustrelitz stündlich ein Bus im Pendelverkehr, während viele Orte im Nationalpark lediglich
mit dem Schülerverkehr angefahren werden.
Mit der 1997 erfolgten Einführung des Nationalparktickets von Mai bis Oktober (1996 fand ein Probebetrieb
von 4 Wochen statt) hat sich hier die Situation wesentlich
verbessert. Diese Linie verkehrt im Stundentakt in beiden
Eine weitere Ticketlinie ist die Müritz-Südlinie. Sie
verkehrt im Juli und August zwischen Röbel und Granzow
(über Rechlin, Boek und Mirow). Sie wurde 2001 eingeführt und ist noch in der Testphase.
Von geringer Bedeutung für das Nationalparkgebiet ist die
Naturparklinie (Otter-Linie), die von Feldberg ausgehend
(im Serrahner Teil des Nationalparks) am Schulzensee das
Hotel anfährt.
Auf den übrigen Strecken wird ein Großteil der Linien
gerade in touristisch relevanten Zeiten nicht durchgehend
angeboten: an den Wochenenden bestehen keine Busverbindungen in die Nationalparkgemeinden, in den Ferien
erfolgt wochentags nur ein erheblich reduzierter Busverkehr (Ausfall des Schülerverkehrs). Auch fehlen
insbesondere Anschlussmöglichkeiten und Vernetzungsstrukturen.
Abb. 19: Benutzerzahlen des Nationalpark-Tickets
50000
45000
40000
1996
35000
1997
30000
1998
25000
1999
20000
2000
15000
2001
10000
5000
0
Fahrgäste
Fahrräder
Fahrgäste
Fahrräder
Fischadlerlinie
Fischadlerlinie
Müritzlinie
Müritzlinie
Quelle: Personenverkehr- Müritz und Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Strelitz
136
5.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und Zugverbindungen
5.5
Die Bahnstrecke Berlin – Rostock quert im Abschnitt
Waren (Müritz) – Neustrelitz den Norden des Teilgebietes
Müritz. Beide Bahnhöfe werden im 2-Stunden-Takt durch
Regionalexpresszüge angefahren. Die im Nationalpark an
dieser Bahnstrecke gelegenen Ortschaften Klockow und
Kratzeburg werden ebenfalls im 2-Stunden-Takt durch
Nahverkehrszüge (Regionalbahn) angefahren.
Nach dem Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan für die
Planungsregion Meckenburgische Seenplatte (vgl. Kap.
III/2.3.2) befindet sich das Nationalparkgebiet innerhalb
von drei störungsarmen Räumen. Die Siedlungs- und
Verkehrsfläche beträgt hier überwiegend bis max. 1,5 %
der Gesamtfläche. In einzelnen Teilgebieten, wie beispielsweise die Nationalparkfläche nördlich der Bahnlinie
Waren (Müritz)-Neustrelitz macht der Anteil der Verkehrsund Siedlungsfläche bis zu 3 % aus.
Auf der Nahverkehrsstrecke von Neustrelitz nach Mirow
verkehren ebenfalls sieben Zugpaare am Tag. Die Eisenbahnstrecke zwischen Mirow und Rechlin (bis zur Schiffswerft GmbH) wird derzeit nur für den Güterverkehr
genutzt. Es ist aber beabsichtigt, diese Strecke einer touristischen Nutzung zuzuführen (Projekt Müritz – Strelitz Express).
Die Verbindung von Kargow Unterdorf nach Möllenhagen
ist gleichfalls eine reine Güterzugverbindung.
Die Eisenbahnverbindung Neustrelitz Süd - Feldberg ist im
Jahre 2000 stillgelegt worden. Hier verkehrt inzwischen ein
Schienenersatzverkehr.
Von Seiten der Deutschen Bahn AG bestehen Planungen, bis
zum Jahre 2007 die Strecke Berlin – Rostock für eine Geschwindigkeit bis 160 km/h auszubauen (derzeit 120 km/h).
Verkehrsarme Räume
Auf Grund der Zielsetzung eines Nationalparks, große
zusammenhängende und weitgehend unzerschnittene
Naturräume zu sichern bzw. zu entwickeln, ist jedoch eine
differenzierte Betrachtung von störungsarmen Räumen
und der Zerschnittenheit der Landschaft notwendig. Daher
wurden neben allen öffentlichen Straßen und Wegen auch
touristisch genutzte Wege innerhalb des Nationalparks als
zerschneidende Strukturen betrachtet und bewertet.
Die im Müritz-Nationalpark direkt von Verkehrs- und
touristischen Wegen in Anspruch genomme Fläche beträgt
ca. 1,6 km2. Darüber hinaus sind die Störzonen entlang der
Verkehrswege zu betrachten. Sie ergeben sich aus der
Reichweite von Störwirkungen, wie Emmissionen, Lärm
und der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes (vgl. Textkarte 11). Daraus ergibt sich eine weitere indirekte
Flächeninanspruchnahme von rund 155 km2 (48 % der
Nationalparkfläche).
5.3 Häfen, Wasserstraßen und Schiffsverbindungen
Die Nationalparkregion ist von Süden (Berlin) über die
Havelwasserstraße und von Nordwesten (Hamburg) über
die Eldewasserstraße zu erreichen. Sowohl an der Großseenplatte als auch im Neustrelitzer Kleinseengebiet
existieren eine Reihe von Wasserwanderstützpunkten und
Marinas.
In Waren (Müritz) bieten zwei Gesellschaften Schiffsfahrten an. In Röbel, Neustrelitz, Mirow und Wesenberg
existieren ebenfalls Schifffahrtsgesellschaften. Im Rahmen
des Müritz-Nationalpark-Tickets wird ein Schiffslinienverkehr zwischen Boek, Klink und Waren (Müritz) sowie von
Mirow zum Leppinsee angeboten.
5.4
Flugplätze und Ziviler Flugverkehr
In der Nationalparkregion und darüber hinaus werden drei
zivile Flugplätze betrieben. Die Flugplätze in Lärz bei
Rechlin und in Vielist bei Waren (Müritz) befinden sich in
einer Entfernung von etwa 5 bzw. 8 Kilometern zum
Nationalpark. Der Flugplatz Trollenhagen ist etwa 23
Kilometer entfernt.
Die dazwischen verbleibenden Kernflächen sind unzerschnittene Freiräume, deren Qualität von ihrer Größe
abhängt. Die Bewertung der Freiraumqualität wurde in
Anlehnung an das durch das Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie (LUNG 2001) entwickelte
System vorgenommen. Da die Nationalparkgrenze kein
zerschneidendes Element in der Landschaft darstellt,
wurden die Flächen zum Teil über die Grenze hinaus bis
zum nächstgelegenen Verkehrsweg einbezogen.
Ca. 33 % der Kernfläche (83 km2) haben eine geringe
Freiraumqualität, d.h. es handelt sich um Flächen von sehr
geringer Größe. Etwa 31 % (80 km2) besitzen eine mittlere
Qualität. Rund 36 % (90 km2) der Flächen sind von hoher
Freiraumqualität, sie sind die größten unzerschnittenen
Räume im Nationalpark. Die höchste Bewertungsstufe (ab
über 24 km2) kommt im Gebiet allerdings nicht vor.
Das Ergebnis belegt einen relativ hohen Zerschneidungsgrad für den Müritz-Nationalpark sowie einen geringen
Anteil großer Freiräume für eine ungestörte Naturentwicklung.
137
6
Wirtschaftswege im Wald
In der Intensität und Qualität der Erschließung durch Fahrwege nehmen die Wälder Deutschlands weltweit eine Spitzenposition ein. Der hohe Standard der Walderschließung
mit mehr als 40 lfd. m/ha ist ein Kennzeichen der
modernen Forstwirtschaft.
Wie in Kap. IV/5.3.3 dargestellt, geht die Zielsetzung des
Nationalparks jedoch grundsätzlich in eine andere Richtung: Hier wird mittelfristig die Entwicklung vom Wirtschaftswald zum Naturwald angestrebt. Aufgrund der
Großflächigkeit bilden die Wälder im Nationalpark den
Grundstock zum Erhalt und zur Entwicklung großer
ungestörter Lebensräume. Bezogen auf die Erschließung
ist deshalb eine schrittweise Verringerung der Wegedichte
anzustreben.
Vor diesem Hintergrund wurde für das Teilgebiet Serrahn
ein neues Erschließungskonzept erarbeitet. Insbesondere
ging es darum, das vorhandene Wegenetz grundsätzlich
der Situation bei der Waldbehandlung anzupassen, eine
Mehrfacherschließung zu unterbinden und eine Gebietsberuhigung zu erreichen.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Wegedichte
um fast 50 % reduziert werden konnte. Daraus ergibt sich
eine Verringerung der Anzahl „zerschnittener“ Teilräume
von bisher 317 auf nunmehr 109 (vgl. Tab. 37).
Die revierweise Planung zeigte, dass es kein allgemeingültiges Patentrezept für die Erschließung gibt. Jedes Revier
hat seine spezifischen Rahmenbedingungen bezüglich
zukünftiger Waldbehandlung, Jagd, bestehender Zonierung
und Eigentumsverhältnisse, Brandschutz, Freileitungen
und nicht zuletzt aufgrund der Geländegegebenheiten.
Im Rahmen der Waldbehandlungsplanung für das
Teilgebiet Müritz soll auch hier ein aktuelles Waldwegekonzept erstellt werden. Die Wegeplanung ist ein Prozess,
der in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss.
Spätestens dann, wenn sich die o. g. Rahmenbedingungen
geändert haben.
Ver- und Entsorgung
6.1 Versorgung
Energieversorgung
Kraftwerksstandorte existieren im Nationalpark und
dessen näherer Umgebung nicht.
Zwischen Neustrelitz und dem Teilgebiet Serrahn verläuft
eine 380 KV-Trasse, die von Fürstenberg kommend in
Richtung Neubrandenburg führt. Der geringste Abstand
zum Nationalparkgebiet beträgt etwa 500 Meter. Diese
Leitung gehört zum überregionalen Verbundsystem, sie hat
für die Energieversorgung der Region keine Bedeutung.
Das Nationalparkgebiet wird von zwei oberirdischen 110
KV-Trassen auf einer Gesamtlänge von 32 km durchquert.
Sie wurden 1936 errichtet. Es handelt sich zum einen um
die Verbindung zwischen den Umspannwerken Fürstenberg - Waren (Müritz) (im Abschnitt Useriner Mühle bis
Federow 22 km), zum anderen um die Verbindung vom
Abzweig bei Henningsfelde bis zum Umspannwerk Neustrelitz (10 km). Sie bilden die Grundlage für die regionale
Stromversorgung.
Beide 110 KV- Leitungen wurden in den Jahren 2000 bis
2002 unter Beibehaltung der Trassen vollständig erneuert.
Dabei wurden die Belange hinsichtlich des Fischadlerschutzes beachtet und wiederum Nisthilfen installiert.
In den Umspannwerken wird der Strom auf Mittelspannung (20 KV) transformiert. Die Energieversorgung des
Nationalparkgebietes und seines Umfeldes erfolgt über
die Umspannwerke in Fürstenberg, Neustrelitz,
Röbel und Waren (Müritz). Von dort wird der Strom
über ein weit verzweigtes Netz von 20 KV- und
Niederspannungsleitungen bis zu den Abnehmern,
d. h. zu allen Orten, Wohnplätzen und zu weiteren
Abnahmestellen verteilt. Auch dieses Netz verläuft
größtenteils oberirdisch.
Tabelle 37: Ergebnisse des Erschließungskonzeptes für das Teilgebiet Serrahn
5HYLHU
:HJHGLFKWHDOW :HJHGLFKWHQHX 5HGX]LHUXQJ
OIGPKD
OIGPKD
*UQRZ
:DOGVHH
*ROGHQEDXP
+HU]ZROGH
6HUUDKQ
'XUFKVFKQLWW
*HVDPW
Quelle: Nationalparkamt Müritz (2000)
138
7HLOUlXPHDOW 7HLOUlXPHQHX
Q
Q
Die Versorgung mit Elektroenergie erfolgt durch die
Energie Nord AG (e.dis), auf örtlicher Ebene teilweise in
Verantwortung der Stadtwerke.
Die Städte Neustrelitz, Waren (Müritz) und Feldberg sowie
die Gemeinde Rechlin verfügen teilweise über eine Fernwärmeversorgung. Sie beliefern vornehmlich die Neubaugebiete dieser Orte mit Heizungsenergie und Warmwasser.
Die Fernwärmeerzeugung erfolgt auf der Basis von Öl
oder Erdgas, für das Neubaugebiet Waren (Müritz)-Papenberg wird teilweise Erdwärme als Energiequelle genutzt.
In Feldberg handelt es sich um ein Biomasse–Heizkraftwerk auf der Basis von Holzhackschnitzeln, mit dem
gleichzeitig Elektroenergie erzeugt wird.
Alle weiteren Orts- und Gebäudelagen im städtischen, wie
im ländlichen Raum werden weitestgehend über Eigenanlagen beheizt. Besonders in den privaten Haushalten
fanden dafür bis vor wenigen Jahren überwiegend feste
Brennstoffe wie Holz und Kohle Verwendung, heute dürfte
die Nutzung von Erd- und Flüssiggas sowie Heizöl
dominieren.
Erdgas gelangt über ein Gasfernleitungsnetz in die Region.
Es tangiert die Städte Neustrelitz, Waren (Müritz), Wesenberg und Mirow. Eine Erdgasregionalleitung verläuft von
Mirow über Röbel nach Waren (Müritz). Das Nationalparkgebiet durchqueren keine Gasleitungen. Zuständige
Unternehmen sind die Verbundnetz-Gas AG Nord (Fernleitungen) und die Ostmecklenburgische Gas AG (örtliche
Versorgung).
Trinkwasserversorgung
Größere Trinkwasserschutzgebiete existieren im Nationalparkgebiet nicht, jedoch sind um die einzelnen Trinkwasserfassungen Schutzzonen eingerichtet. Sie haben in der
Regel einen Radius von 100 m (Schutzzone II) und 300 m
(Schutzzone III) um die Brunnen. Die Schutzzonen von
12 Trinkwasserfassungen (s. u.) liegen vollständig oder
teilweise im Nationalparkgebiet.
Im Nationalpark gibt es 24 Standorte von Grundwasserbeobachtungsrohren, die im Zeitraum von 1969 bis 1991
eingerichtet wurden. Die Mehrzahl der Standorte konzentriert sich im Raum nördlich der Linie Kratzeburg – Speck
– Müritzhof. Es ist nicht auszuschließen, dass noch einige
vor diesem Zeitraum eingerichtete Beobachtungsrohre
existieren, sie sind jedoch für Messungen bedeutungslos.
Die Grundwasserrohre sind regionalen, bzw. landesweiten
Messnetzen zugeordnet und dienen vorrangig der quantitativen Erkundung und Beobachtung des Grundwassers.
In den Landkreisen Mecklenburg-Strelitz und Müritz
bestehen Wasser-/ Abwasserzweckverbände, denen die
Organisation der Trinkwasserversorgung und Abwasser-
entsorgung obliegt. Die damit verbundenen Aufgaben wurden an private Unternehmen übertragen. So erfolgt die
Versorgung ganz überwiegend durch die Stadtwerke Waren
GmbH und Stadtwerke Neustrelitz GmbH.
Die Stadtwerke Waren betreiben Trinkwassergewinnungsanlagen im unmittelbaren Nationalpark-Vorfeld in
Federow, Kargow, Groß Dratow und Ankershagen. Das
nördlich vom Feisnecksee gelegene Wasserwerk III der
Stadt Waren (Müritz) sowie die Trinkwasserfassungen
Speck und Schwarzenhof befinden sich innerhalb des
Nationalparks.
Die Stadtwerke Neustrelitz fördern Trinkwasser innerhalb
des Nationalparks in Kratzeburg und Langhagen sowie im
unmittelbaren Vorfeld in Strelitz-Alt, Blankenförde,
Roggentin, Leussow, Carpin und Grünow.
Weitere Trinkwassergewinnungsanlagen anderer Rechtsträger befinden sich in Dambeck (Verein Rehabilitation
und Weiterbildung e.V. Güstrow) und außerhalb des Nationalparks in Bolter Mühle (MEWA – Röbel) und Bornhof
(Saatzucht Steinach), sowie eine Anlage in Bocksee (Saatzucht Steinach), die aber nur noch zur Brauchwassergewinnung genutzt wird.
Die Fördermengen der ländlichen Wasserfassungen sind
relativ gering, durchschnittlich betragen sie z.B. für
Blankenförde 20, Kratzeburg 45, Federow 25, Bocksee 65,
Kargow 81, Ankershagen 95 und für Groß Dratow 113
m3/d. Größere Mengen werden im Wasserwerk III Waren
(Müritz) (800 – 1.200 m3/d) und in Strelitz-Alt (6.000 –
7.000 m3/d) gefördert (STADTWERKE mdl. 1995).
Entsprechend des Generalplanes Trinkwasserversorgung
(UMWELTMINISTERIUM 1994) ist in den nächsten
Jahren insgesamt eine weitere Zentralisierung der Trinkwasserversorgung vorgesehen.
Sonstige Benutzungen nach Wasserhaushaltsgesetz
Zu den sonstigen Benutzungen von Gewässern gehört u.a.
die Wasserentnahme zur Beregnung landwirtschaftlich
genutzter Flächen.
Eine aktuelle (seit 2002) wasserrechtliche Genehmigung
liegt für den Bornsee (46.500 m3/a) vor.
Alte Rechte dazu bestehen für den Käbelicksee (1,1 Mio.
m3/a), jedoch wurden hier in der Vergangenheit nur
durchschnittlich ca. 55.000 – 65.000 m3/a entnommen.
Telekommunikation
Fernkabel der Telekom verlaufen unterirdisch vorwiegend
in ostwestlicher Richtung durch das Nationalparkgebiet.
Alle Orte und Wohnplätze sind an das Fernsprechnetz
angeschlossen. Diese Leitungen verlaufen mittlerweile
größtenteils unterirdisch. Oberirdische Verbindungen
bestehen im Nationalparkgebiet derzeit noch zwischen
Waren (Müritz) und Müritzhof, zwischen Bocksee und
139
Klockow, zwischen Boek und Fauler Ort, Granzin und
Henningsfelde sowie zwischen Carpin und Serrahn.
Innerhalb des Nationalparks befindet sich ein Mobilfunkmast bei Speck auf dem Käflingsberg. Auf der Grundlage
einer Vereinbarung zwischen der Telekom und dem Land
M-V wird er gleichzeitig als Aussichtsturm und zur
Waldbrandüberwachung genutzt.
Ein weiterer Mast steht in Klockow (Bahnfunk).
In Blankenförde, Kratzeburg und Carpin befinden sich
Mobilfunkmaste in unmittelbarer Nachbarschaft zum
Nationalparkgebiet.
6.2
Entsorgung
Abfallbeseitigung
Die Abfallentsorgungspflicht im Nationalparkgebiet
obliegt den beiden Landkreisen. Die damit verbundenen
Aufgaben wurden privaten Firmen übertragen. Im Landkreis Mecklenburg-Strelitz ist dies die SDL (Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen Mecklenburg GmbH), im
Landkreis Müritz die Firma Rethmann.
Beide Landkreise sind Mitglied im DSD (Duales System
Deutschland). Sortieranlagen des DSD existieren in
Möllenhagen und Neubrandenburg. Kompostierwerke
werden in Wustrow und Möllenhagen betrieben.
1991 wurde die Ostmecklenburgisch-Vorpommersche Verwertungs- und Deponie GmbH (OVVD) gegründet. In ihr
haben sich die Landkreise Demmin, Mecklenburg-Strelitz,
Müritz, Uecker-Randow und die Stadt Neubrandenburg
zusammengeschlossen.
Die wesentliche Aufgabe der OVVD besteht in der Planung und Errichtung einer modernen, dem Stand der Technik entsprechenden komplexen Abfallwirtschaft, mit den
Elementen Sortierung, Kompostierung, Müllverbrennung
und Deponierung. So wurde eine zentralen Deponie bei
Rosenow errichtet.
Im Bereich des Müritz-Nationalparks sind mehrere ehemalige wilde Mülldeponien und Altlasten – Verdachtsflächen bekannt (GEOLOGISCHES LANDESAMT 1993).
Die beiden ehemaligen Truppenübungsplätze sind in ihrer
Gesamtheit als Altlasten-Verdachtsflächen einzuschätzen.
Großflächige Belastungen mit Munition und Munitionsteilen, sowie örtliche Kontaminationen des Bodens durch
Öle und Treibstoffe (ehemalige Tankstelle und Montagegruben) sowie Müll- und Schrottablagerungen sind
insbesondere für den Übungsplatz Speck – Granzin
bekannt. In den zurückliegenden Jahren erfolgten jedoch
zahlreiche Entsorgungsmaßnahmen.
140
Abwasserbeseitigung
Die Situation hinsichtlich der Abwasserbeseitigung und
-behandlung in den im Nationalparkgebiet und dessen
Randbereich gelegenen Ortschaften hat sich in den letzten
Jahren deutlich verbessert. So existieren mittlerweile für
die meisten größeren Ortschaften zentrale bzw. dezentrale
Lösungen bzw. bestehen hierzu weitere Planungen.
In abgelegenen bzw. kleineren Orten und Wohnplätzen
erfolgt die Beseitigung über individuelle Abwasseranlagen
(Kleinkläranlagen bzw. abflusslose Sammelgruben) die
z. T. der Sanierung, d. h. der Anpassung an die geltenden
Vorschriften bedürfen.
In zentralen Kläranlagen (Standort) werden die Abwässer
von Boek (Rechlin), Userin (Groß Quassow), Zwenzow
(Wesenberg) und Fürstensee (Neustrelitz) behandelt. Über
eine Abwasserdruckleitung werden die gereinigten Abwässer der Stadt Neustrelitz auf landwirtschaftlichen Flächen
bei Dalmsdorf und Dambeck zur Verregnung gebracht. Bis
Oktober 1993 wurde das Abwasser lediglich mechanisch
aufbereitet und mit Seewasser verdünnt. Seitdem wird es
vor der Verregnung in der neuen Kläranlage Neustrelitz
dreistufig aufbereitet (ca. 4 Mio. m3/a).
In der Gemeinde Kratzeburg werden die Abwässer der
Orte Kratzeburg, Dambeck und Dalmsdorf in einer neu
errichteten Teichkläranlage behandelt.
In Speck werden die Abwässer von Schloss und Wohnblock unterirdisch nahe des Hofsees versickert. Kleinkläranlagen existieren in Ankershagen/ Friedrichsfelde (Emscherbrunnen) und in Schwarzenhof (Oxydationsteiche).
Im Hinblick auf die Abwasserentsorgung für die Orte, in
denen bisher noch keine Modernisierung erfolgte, ist
aufgrund der Entfernungen und der verhältnismäßig
geringen Abwassermengen überwiegend von dezentralen
oder weiterhin individuellen Lösungen auszugehen.
Soweit noch nicht erfolgt, müssen diese Anlagen durch
Erneuerung bzw. Sanierung bis zum 31.12.2005 an die
wasserrechtlichen Vorgaben angepasst werden.
Gegenwärtig in der Bauausführung ist der Abwasseranschluss von Ankershagen / Friedrichsfelde über Wendorf
an die Kläranlage Möllenhagen, verbunden mit der Stilllegung des Emscherbrunnens.
Für die Verbringung des Ablaufwassers der Kläranlage
Neustrelitz wurden mehrere Varianten geprüft. Eine der
Varianten sieht eine Versickerung im Nationalparkgebiet
nördlich von Rudow (ehem. Truppenübungsplatz) vor.
Derzeit wird vom Vorhabensträger geprüft, ob hierfür
Alternativflächen zur Verfügung stehen.
Tabelle 38: Bergbauberechtigungen
1DPH
/DJH]XP1/3
6WDQGGHU*HQHKPLJXQJ
6WDWXV
=HLWGDXHUGHU
%HUHFKWLJXQJ
*UR‰'UDWRZ6G
.DUJRZ8QWHUGRUI
J
0|OOHQKDJHQ
5HWKZLVFK
6RSKLHQKRI1RUG
S
1HXVWUHOLW]6WHLQZDOGH
6WHLQZDOGH2VW
:HVHQEHUJ1RUG
JJUHQ]WGLUHNWDQ
J
JUHQ]WGLUHNWDQ
NPHQWIHUQW
%HZLOOLJXQJVYHUIDKUHQ
J J
*HZLQQXQJVJHELHW
JJ
$XIVXFKXQJVDQWUDJ
XQEHIULVWHW
JJUHQ]WGLUHNWDQ
J
JUHQ]WGLUHNWDQ
J
JUHQ]WGLUHNWDQ
]7 KD LP1/3
XQEHIULVWHW
XQEHIULVWHW
(UGZlUPH:DUHQ
]7LP1/3
*HZLQQXQJVJHELHW
JJ
*HZLQQXQJVJHELHW
JJ
*HZLQQXQJVJHELHW
JJ
*HZLQQXQJVJHELHW
8QWHUJUXQGVSHLFKHU
J
S
*HZLQQXQJVJHELHW
JJ
Quelle: Bergamt Stralsund (1993, 2000)
7 Rohstoffgewinnung
Innerhalb des Nationalparks bestehen keine Bergbauberechtigungen auf oberflächennahe Bodenschätze, jedoch
gibt es in unmittelbarer Nähe bzw. direkt angrenzend eine
Reihe derartiger Bergbauobjekte. In zwei Fällen gibt es
durch Nutzung des tieferen Untergrundes Überschneidungen mit dem Nationalparkgebiet (BERGAMT
STRALSUND 1993, 2000).
Für die Bergbauberechtigungen oberflächennaher Bodenschätze außerhalb des Nationalparks bestehen keine
Nutzungskonflikte, da diese Handlungen nicht von den
Verboten des § 6 der Nationalpark-Verordnung betroffen
sind. Des weiteren wurden bei der Erteilung der Bergbauberechtigung die erforderlichen Abstimmungen mit den
Behörden vorgenommen und entsprechende Abstandsregelungen zu Waldflächen, Nationalparkflächen und anderen
Schutzgebietsflächen getroffen und in den bergrechtlichen
Zulassungsverfahren berücksichtigt. Die Folgenutzungen
der Tagebaue sehen überwiegend naturbelassene
Entwicklungen vor.
Bei den Bergbauberechtigungen „Erdwärme Waren“ und
„Wesenberg Nord“ handelt es sich um Nutzungen des
tieferen Untergrundes. Der Aufschluss erfolgt punktuell
mittels Bohrungen. Die bereits existierenden übertägigen
Anlagen befinden sich außerhalb des Müritz-Nationalparks, so dass übertägige Nutzungskonflikte nicht gegeben
sind.
Darüber hinaus gibt es im Nationalparkgebiet einige kleine
aufgelassene Kies- und Sandgruben, die ehemals örtliche
Bedeutung besaßen. Teilweise werden sie noch unregelmäßig (individuell) genutzt, wie z. B. westlich Kratzeburg
und bei Zartwitz. Östlich von Amalienhof befindet sich
eine aufgelassene, ca. 5 ha große Grube, aus der bindiger
Boden für den Bau der Boeker Fischteiche entnommen
wurde.
Nach Einschätzung des Geologischen Landesamtes M-V
ist „die lagerstättengeologische Situation im Müritz-Nationalpark durch die weitflächige Verbreitung von Kiessanden im Sanderbereich vor der Hauptendmoräne des
Pommerschen Stadiums der Weichsel-Kaltzeit charakterisiert. Im Ergebnis von Übersichtsuntersuchungen (Such-,
Test-, und Höffigkeitsarbeiten) in den letzten rd. 25 Jahren
wurden im Raum Neustrelitz NW (Kratzeburg – Liepen –
Adamsdorf) und Goldenbaum – Koldenhof Kiessandvorkommen und kiessandhöffige Gebiete nachgewiesen.
Bei ihnen handelt es sich um lagerstättengeologische Interessengebiete, deren Nutzung nach Auskiesung der Lagerstätte Steinwalde wirtschaftliche Bedeutung erlangen
wird.“ (GEOLOGISCHES LANDESAMT 1993)
In den Nationalparken werden jedoch keine neuen Gewinnungsrechte oberflächennaher Rohstoffe vergeben
(BERGAMT STRALSUND 1993).
8 Militärische Nutzung, Konversion
Die militärische Nutzung im Bereich des heutigen MüritzNationalparks reicht bis in die 30er Jahre zurück. Teile der
im Jahr 1934 durch den großen Brand zerstörten Waldflächen im Raum Speck – Klockow sollen durch die Wehrmacht bereits als Übungsfläche genutzt worden sein,
sichere Quellenangaben liegen hierfür jedoch nicht vor.
Als sicher hingegen gilt, dass in Priesterbäk eine Teststation für Torpedos bestand und diese auf den umliegenden Seen (Priesterbäker See, Zillmannsee) erprobt
wurden. Gebiete südlich des Nationalparks (Raum Rechlin
– Boek – Schillersdorf) wurden von der Luftwaffenerprobungsstelle Rechlin genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die militärische
Übungstätigkeit durch die Sowjetarmee (später Armee der
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten – GUS) intensiv
fortgesetzt. Etwa 3.500 ha (einschließlich der Flächen bei
Steinwalde) wurden u.a. als Panzerübungs- und Schieß-
141
platz, sowie Bereitstellungsraum genutzt. Dem Übungsplatz zugehörig waren umfangreiche Gebäudeanlagen
(Kasernen, Werkstatt, Tankstelle und Schießstände) bei
Granzin, sowie eine Vielzahl von Panzerstraßen. Die
militärische Übungstätigkeit wurde mit dem Abzug der
GUS-Truppen im August 1993 beendet.
Die baulichen Einrichtungen sind inzwischen vollständig
beräumt, jedoch sind die mit der militärischen Nutzung
einhergehenden Veränderungen der Vegetation (insbesondere durch Kettenfahrzeuge und Brände) und des
Reliefs noch deutlich zu erkennen. Auch gelten diese
Flächen als „munitionsverseucht“, eine Munitionsberäumung erfolgte bisher nur in Teilbereichen, bzw. an
der Oberfläche.
Ca. 2.270 ha der ehemaligen Übungsplatz- Flächen und
1.000 ha ehemaliger Reichsbesitz sind seit 1997 im
Eigentum des Bundes.
142
Mit sehr hoher Intensität wurde der nordostdeutsche
Luftraum durch militärischen Flugbetrieb der GUS- bzw.
der DDR-Armee genutzt, so auch im Bereich des Nationalparks. Mit wesentlich geringerer Intensität erfolgt seit
1994 ein militärischer Flugbetrieb durch die Bundeswehr.
Der Müritz-Nationalpark lag auch im Bereich eines NachtTiefflugkorridors. Im November 1995 erfolgte jedoch eine
Neufestlegung der Flugkorridore, so dass Nachttiefflüge
(unter 300 m) über dem Gebiet nicht mehr stattfinden
(LUFTWAFFENAMT 1995).
Durch die Planungen der Bundeswehr, in der Wittstocker
Heide einen Bombenabwurfplatz einzurichten, ist wieder
mit vermehrtem bzw. starkem militärischen Flugbetrieb
über dem Gebiet des Müritz-Nationalparks zu rechnen, da
die Anflüge aus nord- bzw. nordöstlicher Richtung vorgesehen sind. Dies würde zu einer erheblichen und nicht vertretbaren Beeinträchtigung der Schutzziele des Nationalparks
und des touristischen Images der Region führen.
VI Literatur
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BFANL (BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR
NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE
(1991): Landschaftsbild – Eingriff – Austausch,
Handhabung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung
für den Bereich Landschaftsbild, Dokumentation einer
Arbeitstagung vom 12. bis 14. September 1990 in Bonn,
Bonn – Bad Godesberg.
BFANL (BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR
NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSÖKOLOGIE
(1992): Lebensraumbezogene Erfassung der Fauna. – In:
Natur und Landschaft; Nr. 7/8; Stuttgart
BFH (BUNDESFORSCHUNGSANSTALT FÜR
FORST UND HOLZWIRTSCHAFT) (1995):
Wildbestandsregulierung des Schalenwildes im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und im MüritzNationalpark; Gutachten im Auftrag des Ministerium für
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(unveröffentlicht)
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Müritz-Nationalparks; Rostock (unveröffentlicht)
DETZEL, P. ( 1991): Ökofaunistische Analyse der
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