Windblatt 03/2009 25 Jahre ENERCON

Transcription

Windblatt 03/2009 25 Jahre ENERCON
WINDBLATT
25 JAHRE ENERCON
Erfolg durch TechnologieVorsprung
Seite 6
TECHNOLOGIE
Wasserkraftwerk Raguhn:
ENERCON Technologie
bewährt sich in der
Wasserkraft
Seite 10
SERVICE
Systemdienstleistungsbonus:
Erste ENERCON WEA für den
SDL-Bonus zertifiziert
Seite 12
BERUFSBILDER
Rotorblattservice-Techniker:
Blattinstandhaltung in
luftiger Höhe
Seite 16
ZULIEFERER
Hulvershorn Gießerei:
Gleichbleibende Qualität
auch beim hundertsten
Abguss
Seite 18
ENERCON Ma gazin
für Windenergie
Ausgabe 03 | 2009
www.enercon.de
ENERCON ADRESSEN
ENERCON Vertriebsbüros Inland
Seite 3
Editorial
Seite 4
ENERCON News
Nachrichten aus der ENERCON Welt
AURICH
Dreekamp 5
26605 Aurich
Tel. 04941/927-0
Fax 04941/927 669
Seite 6
Titel
25 Jahre ENERCON: Erfolg durch
Technologie-Vorsprung
BREMEN
Otto-Lilienthal-Straße 25
Seite 8
28199 Bremen
Glückwünsche zu 25 Jahren ENERCON:
Gründer einer neuen Zeit
Tel. 0421/24415-20
Fax 0421/24415-39
Seite 10
MARNE
Industriestraße 2
Technologie
Wasserkraftwerk Raguhn: ENERCON
Technologie bewährt sich in der
Wasserkraft
25709 Marne
Telefon 04851/9537-0
Fax 04851/9537-19
Seite 12
GÜSTROW
Rövertannen 13
Service
Systemdienstleistungsbonus für
nachgerüstete Windenergieanlagen:
Erste ENERCON WEA für den SDL-Bonus
zertifiziert
18273 Güstrow
Telefon 03843/6958 -0
Fax 03843/6958 -39
Seite 14
MAGDEBURG
August-Bebel-Damm 24-30
39126 Magdeburg
Telefon 0391/24460230
Fax 0391/24460231
Seite 16
Berufsbilder
Rotorblattservice-Techniker:
Blattinstandhaltung in luftiger Höhe
Seite 18
Zulieferer
Hulvershorn Gießerei: Gleichbleibende
Qualität auch beim hundertsten Abguss
Seite 20
Politik
Podiumsdiskussion in Emden: Vorfahrt
für die Erneuerbaren?
ENSE
Oesterweg 9
59469 Ense
Telefon 02938/9720 -0
Fax 02938/9720 -49
OBERKOTZAU
Hauptstraße 12
95145 Oberkotzau
Tel. 09286/9655-0
Seite 2
Seite 5
Fax 09286/9655-19
Internationaler Vertrieb
ENERCON GmbH, Aurich
Dreekamp 5
D-26605 Aurich
Tel. 04941/927-0
Fax 04941/927 669
e-mail: [email protected]
Vertriebsbüros Ausland
Argentinien · Belgien · Brasilien · Canada ·
Dänemark · Frankreich · Griechenland ·
Italien · Neuseeland · Niederlande ·
Österreich · Portugal · Schweden · Spanien
International
ENERCON in Frankreich:
Windparkeinweihungen in Bretagne und
Massif Central
Rubriken
ENERCON Adressen
Info-Service
Impressum
Herausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich
Telefon: (04941) 927-0 · Fax 04941 927-109 · www.enercon.de
Redaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand, Teelke Bojarski
Druck: Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück
Copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet
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Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint alle vier Monate und wird regelmäßig der Zeitschrift
„neue energie“, Magazin des Bundesverbands WindEnergie e.V., beigelegt.
Bezug: Tel. (04941) 927-667 oder unter www.enercon.de.
Titelfoto: E-126 im Windpark Aurich-Georgsfeld.
EDITORIAL
WINDBLATT 03 | 2009
3
Liebe Leserinnen
und Leser,
seit nunmehr 25 Jahren zeigt ENERCON den Menschen in Deutschland und der ganzen Welt,
was die Windenergie leisten kann. Wurden wir anfangs noch belächelt, zeigen wir heute weltweit die Leistungsstärke der Zukunftsbranche Windenergie. So gut wie alle Energieprognosen
der Vergangenheit haben uns weit unterschätzt: Nicht nur die konventionelle Stromwirtschaft
erwartete noch 1990, dass die Windenergie in Deutschland nie auch nur annähernd ein Prozent der Stromversorgung gewährleisten könne. Auch optimistischere Prognosen – so eine
Studie des Umweltministeriums von 1999 – haben wir heute um den Faktor drei übertroffen.
Doch wir müssen uns auch weiterhin für die erneuerbaren Energien einsetzen, damit sie nicht
zum Nebenschauplatz erklärt werden. Denn wir können nicht nur die Energiewende schaffen,
sondern wir haben auch das Potenzial, die derzeitige wirtschaftlich schwierige Phase zu meistern und zahlreiche Arbeitsplätze zu schaffen – gerade in den Regionen, in denen der Maschinenbau eine hohe Bedeutung hat und unter der weltweiten Absatzkrise leidet.
Zulieferunternehmen der Windbranche haben schon heute einen Fuß in der Tür zur Zukunft,
denn die Windenergie weltweit wächst weiter. Mehr als 150.000 MW installierte Leistung erwartet der Welt-Wind-Verband WWEA bis Jahresende auf dem Globus. Die Windenergie ist europaweit die am schnellsten wachsende Stromerzeugungsart: 43 % der neuen Kapazitäten in
Europa waren Windenergieanlagen. Im September werden wir in Deutschland das 25.000. Megawatt installierter Windleistung in Betrieb nehmen. Die Anlage steht in Bayern, wo das bisher
noch ungenutzte Windpotenzial besonders groß ist. Die Windenergie im Süden Deutschlands
muss noch erheblich stärker genutzt werden. Dies haben auch die Landesregierungen in Süddeutschland erkannt: 30 % des Stroms soll in Bayern bis zum Jahr 2020 aus erneuerbaren
Quellen kommen – ein Ziel, das ohne Windenergie nicht zu erreichen ist.
Die Windbranche und ihre Zulieferer müssen den Landesregierungen offensiv zeigen, was sie
können. Deshalb beteiligt sich ENERCON an Windbranchentagen, zu denen Zulieferer, Anlagenhersteller und Betreiber die Landespolitik einladen, sich ein Bild von der Leistungsstärke dieser Zukunftsbranche zu machen. Baden-Württemberg war im Juli an der Reihe, im Oktober laden wir Landespolitik und Behörden in Nordrhein-Westfalen ein. Die Windzulieferer in Bayern
werden im Herbst bereits zum zweiten Mal ihre Pforten öffnen. Beteiligen auch Sie sich, damit die Entscheidungsträger erkennen, wie wichtig unsere Branche vor Ort ist!
Ihr
Aloys Wobben
Geschäftsführer ENERCON GmbH
WINDBLATT 03 | 2009
NEWS
Foto: Gideon Köhnke
4
E-126-Windpark mit insgesamt 11 Anlagen
genutzt wird.
Ab Herbst 2009 wird ENERCON übrigens ein
eigener Terex Demag CC 9800 zur Verfügung
stehen, der dann parallel zum gemieteten
Großkran für die Aufbauprojekte der E-126
eingesetzt werden wird.
Repowering an der Straße von
Gibraltar abgeschlossen
Nabenzug an der zweiten E-126 in Altenwerder.
Hamburg-Altenwerder: Aufbauteam
zieht kompletten Rotor einer E-126
Am 6. August sind die beiden E-126/6 MW in
Hamburg-Altenwerder in Betrieb gegangen.
Damit wurde ein Bauprojekt erfolgreich abgeschlossen, das vor vier Jahren mit der Errichtung der Zuwegung begann. Die Fundamente
hat ENERCON im Sommer vergangenen Jahres errichtet, der Aufbau des Turms fand im
vergangenen Herbst/Winter statt, die Windturbinen wurden im Frühjahr installiert.
Die Aufbauteams haben bei der Installation
der zweiten E-126 erstmals Gondel und Rotorblätter der Großwindanlage in einem Zug
montiert. Mit über 300 Tonnen Gewicht handelte es sich um die schwerste zusammenhängende Bauteilgruppe, die ENERCON oberhalb des Fundamentes je montiert hat. „Im
Vergleich zur früheren Einzelblattmontage
sparen wir etwa zwei Wochen Zeit“, erklärt
Jörg Zimmermann, ENERCON Aufbaukoordinator für die E-126. Eingerechnet ist die bei
dem Verfahren etwas längere Rotor-Vormontagezeit am Boden von ca. vier Wochen.
Der Komplettzug soll zum Standardverfahren
auch für den E-126 Aufbau werden. Möglich
gemacht hat dies die Entwicklung des neuen
Großkrans CC 9800-1 durch die Firma Terex
Demag. Er ragt bis in rund 150 Meter Höhe auf
und zieht bis zu 1600 Tonnen Gewicht. Das in
Hamburg eingesetzte erste Exemplar hat die
belgische Firma Sarens zur Verfügung gestellt.
Nach Abschluss der Arbeiten ist er von Hamburg nach Estinnes in Belgien abgezogen worden, wo er für den Aufbau im dortigen
Im August hat ENERCON die letzte Nabe für
das Repowering der Windparks Pesur 1 und
Energía Eólica del Estrecho (EEE) in Tarifa,
Spanien, gezogen. Baubeginn war im Mai
2008. „Damit betrug die Bauzeit insgesamt 13
Monate. Die Inbetriebnahme der letzten fünf
Anlagen in Pesur ist zurzeit in vollem Gange“,
berichtet Projektmanager Christian Oberbeck.
Die Inbetriebnahme aller Anlagen – inklusive
EEE – erwartet er für den Herbst, nach Erweiterung eines bestehenden Umspannwerks.
Auftraggeber des Projekts ist die Sociedad Eólica de Andalucía, S.A. Das Ziel des Unternehmens, der Austausch von 246 alten WEA mit
einer Leistung von 100 bis 180 kW durch 37
E-70/2,0 MW, ist somit in Kürze erreicht. Die
installierte Gesamtleistung der Windparks erhöht sich von 30,6 auf 74 MW. Die Leistungsfähigkeit der bereits in Betrieb befindlichen
Anlagen von Pesur 1 ist hervorragend: „Zwölf
der 21 WEA speisen seit September 2008 zwischen 460 und 630 Tausend kWh im Monat
ein.“ Ihre Verfügbarkeit liegt bei 98,2 Prozent.
werde es in Spanien keine weiteren baureifen
Projekte geben, solange die neue Einspeisevergütung nicht beschlossen sei. „Eine Entscheidung der Regierung wird für den Herbst
erwartet, so dass im nächsten Jahr das Rennen um die Standorte losgehen dürfte.“
Die Bevölkerung in der Region Tarifa ist unterdessen sehr positiv gegenüber den „neuen
und schönen“ Anlagen eingestellt, hat Oberbeck festgestellt. „Sie freut sich über eine Reduzierung der Anlagenzahl – bei einer mehr
als verdoppelten Nennleistung und einem vielfach höheren Ertrag.“
WEC Turmbau errichtet Halle für
Konfektionierung von Stahllitzen
Bauarbeiten bei der WEC Turmbau im August.
Tarifa ist das erste große Repowering-Projekt
in Spanien. „Weitere Windparkerneuerungen
sind im Gespräch“, erklärt Oberbeck. Doch
Die WEC Turmbau GmbH in Emden hat in diesem Sommer am Südkai eine neue Produktionshalle errichtet: Ab Oktober wird sie dort
Spannlitzen für Fertigteilbetontürme konfektionieren. Eine solche Fertigung gibt es bislang
nur bei der WEC Turmbau GmbH in Magdeburg. Die Halle erweitert die Produktionsfläche
für ENERCON WEA um 5000 Quadratmeter,
zwanzig neue Arbeitsplätze entstehen.
Der Windpark Pesur 1, im Hintergrund die Straße
von Gibraltar.
ENERCON Fertigteilbetontürme bestehen aus
bis zu 36 Segmenten, die z.T. in sich nochmals
unterteilt sind. Sie werden auf der Baustelle
mit Spezialkleber zum Turm verklebt. Für die
nötige Festigkeit und Flexibilität sorgen unter
anderem Spannlitzen, die vom Turmfuß durch
Leerrohre in der Außenwand hindurch bis zum
Abschlusssegment an der Spitze gezogen und
verspannt werden. Diese Stahlseile können
nun auch in Emden verarbeitet und von dort
direkt mit den Betonsegmenten zur Baustelle
transportiert werden. Das Haupthallenschiff ist
entsprechend den erforderlichen Seillängen
156 Metern lang (und 22 Meter breit). Neben
der Konfektionierung wird WEC in dem neuen
Gebäude die Turmteile dreidimensional mit
dem Laser vermessen und eine neue Betriebsschlosserei einrichten.
Bis Januar wird sich ein neues dreistöckiges
Verwaltungsgebäude an die Verspannungshalle anschließen. Es bietet auch Raum für ein
Ausbildungszentrum. „Wir können darin optimierte Schulungen anbieten und u.a. das Personal für die im Ausland geplanten Betonturmfertigungen ausbilden“, erläutert Norbert
Hölscher, der Geschäftsführer der WEC Turmbau GmbH. Den Anfang werde voraussichtlich
die Belegschaft für das Werk im kanadischen
Matane machen, das für 2010 geplant ist.
Der Transport der fertigen Betonteile per
Schiff, Eisenbahn und LKW ist ebenso eine
Herausforderung wie die effiziente Anlieferung
der Werkstoffe für die Produktion. WEC Turmbau kann hier in Emden dank eines neuen
Bahngleises einiges an Aufwand sparen: Die
Geleise führen nun nicht mehr am Werksgelände vorbei, sondern bis nahe an die Produktionshalle heran. Direkt vom Waggon aus
gelangt das Material künftig mit einer Bandförderanlage zur Lagerhalde. Von dort befördern unterirdische Bänder die Grundmaterialien in die Betonmischanlage.
Zahl der Auszubildenden bei
ENERCON erneut gewachsen
Schiffsmechaniker und eine Schiffsmechanikerin sowie zwei Azubis für den Eisenbahner
im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer und
Transport.
Im Bereich der dualen Ausbildungsgänge, die
in Kooperationen mit umliegenden Hochschulen bzw. der Berufsakademie Ostfriesland in
Leer gestaltet sind, ist zudem ein neues Berufsbild (für ENERCON) hinzugekommen: der
zusammen mit der Hochschule Bremen angebotene Bachelor of Science, der eine Ausbildung zum Fachinformatiker beinhaltet.
Eine leichte Steigerung zeichnet sich auch in
Magdeburg ab: 14 angehende Konstruktionsmechaniker haben im August ihre Ausbildung
bei der Stahlturm- und Apparatebau Magdeburg GmbH begonnen, drei mehr als im Vorjahr. Und bei der RBO Rotorblattoberfläche
GmbH konnten insgesamt 17 Plätze für Elektroniker Betriebstechnik, Industriemechaniker
Geräte und Anlagebau sowie Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik
besetzt werden.
Der exklusive ENERCON Zulieferer SKET Maschinen- und Anlagenbau GmbH hat inzwischen eine Ausbildungsquote von über 11
Prozent erreicht, und liegt damit rund 3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Drei Industrie- und zwölf Zerspanungsmechaniker sind
im September in die Lehre gestartet. „Wir bilden seit drei Jahren verstärkt für den eigenen
Bedarf aus, weil in den kommenden Jahren
für Teile der Belegschaft der Ruhestand ansteht“, sagt Ausbildungsleiter Fred Grützner.
Im nächsten Juni werde bei SKET ein neues
Ausbildungszentrum fertig gestellt.
Bei ENERCON und den exklusiv für ENERCON
tätigen Werken in Aurich und Magdeburg haben in diesem Jahr 110 junge
Frauen und Männer ihre Ausbildung begonnen. Die Zahl der
Azubis in Aurich hat sich gegenüber dem Vorjahr um 13 auf
64 erhöht. Am stärksten vertreten sind die angehenden Elektroniker für Betriebstechnik
(10) und Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik
(6). Es folgen Fachkräfte für Lagerlogistik und Metallbauer. Ein
Novum sind zwei angehende Die neuen Auszubildenden bei ENERCON in Aurich, August 2009.
WINDBLATT 03 | 2009
CanWEA 2009
(Toronto/Kanada)
Konferenz & Messe zur
Windenergie
Metro Toronto Convention Centre
20.09.-23.09.2009
www.canwea.ca
Wind Powerexpo 2009
(Saragossa/Spanien)
Internationale Messe zur
Windenergie
Messe & Konferenz Zentrum
Saragossa
22.09.-24.09.2009
www.powerexpo.es
RENEXPO 2009
(Augsburg/Deutschland)
Internationale Fachmesse für
Regenerative Energien &
Energieeffizientes Bauen
Messe Augsburg
24.09.-27.09.2009
www.renexpo.de
Eolica Expo 2009
(Rom/Italien)
internationale Windenergiemesse
Messe Center Rom
30.09.-03.10.2009
www.zeroemissionrome.eu
NEREC 2009
(Oslo/Norwegen)
Nordeuropäische Konferenz &
Messe zu Erneuerbare Energien
Norwegisches Messe & Kongress
Zentrum (Lilleström)
07.10.-08.10.2009
www.nerec.no
BEWA31 2009
(Liverpool/England)
Konferenz & Messe zur
Windenergie
ACC Liverpool
20.10.-22.10.2009
www.bwea.com/31
AGRITECHNICA 2009
(Hannover/Deutschland)
Internationale Fachausstellung für
Landtechnik der DLG
Messe Hannover
10.11.-14.11.2009
www.agritechnica.com
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INFO-SERVICE
NEWS
6
WINDBLATT 03 | 2009
TITEL
25 Jahre ENERCON
Erfolg durch
Technologie-Vorsprung
ENERCON feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Es hat
sich in diesem Zeitraum von einer kleinen Gründerfirma mit innovativen Ideen für ein „Nischenprodukt“ zum deutschen Marktführer in
der Windenergie entwickelt. ENERCON ist dabei seinem Leitbild
„Energie für die Welt“ bis heute treu geblieben und hat mittlerweile
mehr als 15.000 Anlagen weltweit mit einer Leistung von 18,5 GW
installiert. Dies entspricht in etwa der Leistung von 18 Atomkraftwerken. Die Innovationskraft des Unternehmens ist dabei ein
wesentlicher Erfolgsfaktor.
Am Anfang von ENERCON stand eine Idee
des Gründers Aloys Wobben: In damaligen
Windenergieanlagen drehten sich Rotor und
Generator mit fester Geschwindigkeit, weil
sie ihre Einspeisung an das mit 50 Hz
schwingende Versorgungsnetz anpassen
mussten. Das Netz gab die Drehzahl vor.
Windturbinen liefern jedoch mehr Energie,
wenn sie ihre Drehzahl der Windgeschwindigkeit anpassen können. Wobbens Idee bestand nun darin, mithilfe eines Umrichters
die variable Frequenz des Generators für
das Netz zu transformieren. Damit lassen
sich WEA und Netz entkoppeln – und die
WEA kann ihre Drehzahl anpassen.
Die für die Windnachführung erforderlichen
Frequenzumrichter fertigte Wobben 1984
mit einer kleinen Zahl von Mitarbeitern in einem ehemaligen Teppichlager in der Auricher Raiffeisenstraße. Als die WEA-Hersteller nicht auf das Konzept der Netztrennung
eingingen, entschloss er sich, die Entwicklung eigener WEA voranzutreiben. Ein Jahr
später entstand nahe Wobbens Wohnhaus
die erste E-15 mit einer Nennleistung von
55 kW, die sich nach einigen Anpassungen
heute noch dreht: Bis auf die Umrichter bestand sie aus zugelieferten Teilen.
„Das Möbelhaus Flüger in Norddeich, die
Stadtwerke Norderney und die Stadtwerke
Norden waren die ersten Kunden aus der
Region. Im ersten Produktionsjahr wurden
fünf Anlagen produziert, im zweiten zwanzig“, berichtet Klaus Peters, Mitarbeiter der
ersten Stunde und heute Gesamtproduktionsleiter bei ENERCON. Allein der Firmengründer selbst sei schon damals überzeugt
gewesen, eines Tages 1000 Maschinen pro
Jahr zu bauen.
Entwicklung zum Direktantrieb
ENERCON machte mit seinen „Nullserien“Anlagen wertvolle Erfahrungen – die größten Probleme verursachte das Getriebe, daher rührten Ölleckagen und Zahnradbrüche.
Die Konsequenz war, auf das Bauteil ganz zu
verzichten. Nach Jahren intensiver Entwick-
ENERCON Historie von den Anfängen – der erste Prototyp, Aufbau zweier E-16 auf Norderney, eine E-40, die SKET Halle in Magdeburg – bis hin zur E-126.
TITEL
lung entstand 1992 die erste getriebelose
Anlage: eine E-36, die bald zur E-40 weiter
entwickelt massenhafte Verbreitung finden
sollte. Zugleich wurden Möglichkeiten gesucht, die auf den Rotor wirkenden Lasten
zu reduzieren: Ergebnis waren verstellbare
Rotorblätter, die sich, wenn nötig, um die eigene Achse aus dem Wind drehen.
Parallel dazu wurde die Produktion ausgebaut. Hier erwies es sich als Erfolgsrezept,
die Komponenten, für die der Markt keine
befriedigende Lösung bot, selbst herzustellen. Als es Anfang der 1990er Jahre keine
Ringgeneratoren in der nötigen Größe gab,
begann ENERCON selbst Generatoren zu
wickeln. Und weil der Wirkungsgrad der
gängigen Rotorblätter zu wünschen übrig
ließ, entwarf man selbst effiziente Formen
und baute eine Serienfertigung auf.
Die Industrialisierung seiner Windenergieanlagenfertigung hat ENERCON in den 90er
Jahren geschafft: Meilensteine waren der
Beginn der E-40-Serienfertigung in Aurich
(1993), die ersten Auslandsproduktionsstätten in Indien (1995) und Brasilien (1996)
sowie die Übernahme des Magdeburger
Maschinenbau-Unternehmens SKET (1998).
Letzteres brachte den endgültigen Durchbruch zur Großserie: Die Entwicklung war
inzwischen bei der E-66/1,8 MW angelangt.
Mit SKET übernahm ENERCON einen ehemaligen DDR-Großbetrieb. Nach kurzem ge-
genseitigen Abtasten – bei SKET hatte man
bei früheren Übernahmen negative Erfahrungen gemacht – entstand eine Symbiose,
die die Stärken zweier Unternehmenskulturen vereinte: SKET brachte viel Erfahrung
mit Großindustrieprojekten ein, ENERCON
seine Innovationsfreude und Flexibilität. Innerhalb eines Jahres verdoppelte sich die
Fertigungskapazität. So war man bestens
gerüstet für den nach der Jahrtausendwende – unter anderem dank des novellierten
deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes
– einsetzenden Boom auf dem Windenergieanlagenmarkt.
Fertigungsausbau und
technologischer Fortschritt
ENERCON hat auch in den Wachstumsjahren, in denen es viel Kraft auf die Ausdehnung der Produktion verwendete, nie die
technologische Weiterentwicklung seiner
Produkte aus dem Blick verloren. Schwerpunkte lagen auf der Einführung des neuen
Rotorblatt-Designs für alle Typen, der Weiterentwicklung der Leistungselektronik, der
Ausdifferenzierung der Modellreihe und der
Erweiterung des Anwendungsspektrums der
getriebelosen Turbinen-Technologie.
So gibt es seit Ende 2007 die leistungsstärkste WEA im ENERCON Produktprogramm: die E-126 mit 6 MW Nennleistung.
Außerdem hat ENERCON ein eigenes Treibstoff sparendes Transportschiff für WEA mit
innovativem Segelrotor-Antrieb und opti-
WINDBLATT 03 | 2009
7
mierter Geometrie von Rumpf und Schiffsschraube entwickelt. Weitere Aktivitäten
sind Wasserkraftwerke (siehe auch den
Technologie-Artikel auf Seite 10), Meerwasserentsalzungsanlagen und die Errichtung
von Wind-Diesel-Systemen, die eine effiziente und umweltschonende Stromversorgung für Inselnetze erlauben.
ENERCONS Erfolg gründet in einer Innovationskultur, die sich quer durch alle Bereiche
zieht: von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bis hinein in die Produktion,
wo Mitarbeiter konsequent nach Verbesserungen suchen und ihre Ideen lösungsorientiert umsetzen. ENERCON hat zudem die
richtige Balance zwischen qualifizierten
Spezialisten von außerhalb und Eigengewächsen auch in Führungspositionen gefunden. Darüber hinaus muss das Wissen
um die Herstellung fortschrittlicher WEATechnologie an neue Mitarbeitergenerationen weitergegeben werden. ENERCON hat
hier von Beginn an Maßstäbe in der Ausbildung gesetzt. Zwanzig Berufsbilder umfasst
das Spektrum derzeit.
Letztlich verdankt ENERCON seine Entwicklungsmöglichkeit auch der hohen Kundenzufriedenheit, welche wiederum in der hohen technischen Verfügbarkeit und der
bewährten ENERCON Anlagentechnik begründet liegt. ENERCON wird auch in Zukunft alles tun, um dem ihm entgegen gebrachten Vertrauen gerecht zu werden.
8
WINDBLATT 03 | 2009
TITEL
Glückwünsche zu 25 Jahren ENERCON
Gründer einer neuen Zeit
ENERCON hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von
Gratulationsschreiben zum 25-jährigen Firmenjubiläum erhalten –
von Kunden, Zulieferern, Banken, aus der Politik und aus der
Branche. Das Windblatt druckt auf diesen Seiten einige der
Schreiben ab, nebst einem Interview mit einem ENERCON
Mitarbeiter, der seit über 20 Jahren für das Unternehmen tätig ist.
Das Windblatt bedankt sich bei allen Autoren.
Grußwort der Bundeskanzlerin
ENERCON ist
heute dank des
Unternehmergeistes seines
Gründers, der
Innovationskraft
seiner
Ingenieure und
des Engagements seiner Angela Merkel
Mitarbeiter ein
weltweit führender Anbieter für Windenergieanlagen. Neben Forschung und Entwicklung
sichert die Produktion in Deutschland viele
Tausend zukunftsfähige Arbeitsplätze. Das
Unternehmen ist damit ein herausragendes
Beispiel für das Wachstum in der Erneuerbaren-Energien-Branche und die Chancen am
Standort Deutschland.
Der Aufbau einer nachhaltigen und klimaverträglichen Energieversorgung gehört zu den
großen Herausforderungen der kommenden
Jahrzehnte. Die Bundesregierung setzt auf einen breiten und klimafreundlichen Energiemix, um einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden. Dazu gehören die Verstromung von Kohle
und Gas, die Kernkraft als Brückentechnologie
und als ein wesentlicher Teil der Ausbau der
erneuerbaren Energien.
Mit dem EEG haben wir die notwendigen Rahmenbedingungen gesetzt. Dass andere
Staaten international unserem Beispiel folgen,
bestätigt uns auf diesem Weg. Auf dem Weltmarkt für Windenergie können wir daher eine
weiterhin dynamische Entwicklung erwarten.
Für ENERCON bieten sich damit hervorragende Wachstumsperspektiven. Für die Zukunft
wünsche ich dem Unternehmen und seinen
Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg.
Spitzentechnologie von ENERCON
25 Jahre erfolgreiche
Firmengeschichte
ENERCON
bedeuten 25
Jahre erfolgreiche Entwicklung
der
Windenergie
weltweit und Christian Wulff,
wirtschaftlicher Ministerpräsident des Landes
Niedersachsen
Fortschritt in
strukturschwachen Regionen Niedersachsens. ENERCON ist in Deutschland mit seiner
Spitzentechnologie zu Recht Marktführer.
Zum Schutz des Klimas und der Verringerung
der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern
hat sich die Niedersächsische Landesregierung besonders mithilfe des Ausbaus der
Windenergie zum Ziel gesetzt, den Anteil der
Erneuerbaren am Gesamtenergieverbrauch bis
2020 auf 25 % zu erhöhen. Ohne die innovativen und qualitativ hochwertigen Windenergieanlagen der Firma ENERCON könnten wir dieses ehrgeizige Ziel so schnell nicht erreichen.
Die Landesregierung setzt auf die Firma
ENERCON und die Leistungskraft des gesamten Teams der Firma. Sie sind ein unverzicht-
barer Partner bei unserem gemeinsamen Weg
in eine klimafreundlichere Energiezukunft.
Bilderbuchgeschichte eines
erfolgreichen Ökounternehmers
Die Geschichte
von Aloys Wobben liefert uns
eine
Bilderbuchgeschichte vom erfolgr e i c h e n
ökologischen
Unternehmer. Jürgen Trittin, MdB,
Vor 25 Jahren Bündnis 90/Die Grünen
ist er gleichsam in der Garage als Erfinder gestartet, in einer Zeit, als Grüne für ihre Vorstellungen einer
Energiewende belächelt wurden und grüne Ingenieure und Erfinder noch als Außenseiter
galten. Heute produziert seine modernste Anlage soviel Strom an einem Tag wie seine erste in einem Jahr.
Die Erneuerbare-Energien-Branche schreibt
trotz Krise ihre Erfolgsgeschichten ungebremst weiter. Mehr als 280.000 Menschen
arbeiten in Deutschland nun im Bereich der
Erneuerbaren, weit mehr als in Kohle- und
Atomwirtschaft. Daran hat ENERCON mit seinen rund 8000 Mitarbeitern in Deutschland
großen Anteil. Oft war ENERCON ein regelrechter Innovationsmotor in der Windenergiebranche. Diese wird und muss noch weiter
wachsen, denn um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, müssen wir weltweit auf Erneuerbare
umstellen. Das geht nicht mit neuen Kohleund alten Atomkraftwerken. Das ist die Auseinandersetzung für die nächsten 25 Jahre.
Gründer einer neuen Zeit
Die Unternehmerpersönlichkeiten, die in der Industrialisierung bahnbrechend gewesen sind,
hatten etwas gemeinsam: Sie waren technische Pioniere und erfolgreiche praktische Umsetzer und Gestalter zugleich. Sie hatten eine
TITEL
Idee, von der
sie sich von
niemandem abbringen ließen.
Zugleich besaßen sie die
Kraft und die
A u s d a u e r,
Durststrecken
zu überwinden.
Vom Azubi zum Bauleiter E-126
Hermann Scheer, MdB,
Vorsitzender des Weltrats für
Erneuerbare Energien
All diese Eigenschaften treffen auch auf Aloys
Wobben zu, den Gründer von ENERCON. Er ist
Pionier der Windenergie und bis heute sein eigener Entwicklungschef, mit Blick auf das Detail und das Ganze zugleich. Er ist ein erfolgreicher Unternehmer mit langem Atem. Er hat
eine ethische Grundüberzeugung: dass sich
die irdische Zivilisation vom fossilen und atomaren Sündenfall schnell und entschieden
verabschieden muss, und nur überleben kann,
wenn sie dieselben Energien nutzt wie die Natur auch – die Erneuerbaren. Wobben ist ein
herausragender Gründer der neuen Zeit, für
deren Realisierung nicht mehr viel Zeit bleibt.
Deutsche Wertarbeit und Innovation
Energie für die
Welt – unter
diesem Motto
stellt ENERCON
seit nunmehr
25 Jahren Windenergieanlagen her. Ob
Aloys Wobben Hermann Albers, Präsident
nun der „Daniel Bundesverband WindEnergie
Düsentrieb des
Windes“ oder „Bill Gates aus Ostfriesland“ ist,
darüber mögen die Medien streiten. Fakt ist:
Aus einer Tüftelei des Ingenieurs Wobben ist
ein weltweit agierendes Unternehmen geworden, das wie kaum ein anderes für deutsche
Wertarbeit und Innovationen steht. Dazu gratuliere ich herzlich auch im Namen des Bundesverbands WindEnergie und bedanke mich
für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Gemeinsam den Klimaschutz
vorantreiben
25 Jahre ENERCON – das ist ein Vierteljahrhundert Unternehmertum für erneuerbare Energi-
Windblatt: Sie waren 1987 der erste Azubi bei
ENERCON. Was hat Sie dazu bewogen?
Stefan Behrends: Ich habe bei der Kreisvolkshochschule eine kombinierte Ausbildung zum
Stahlbauschlosser gemacht. Zum Abschluss
brauchte ich ein halbes Jahr Praktikum. Für
mich war es wichtig, dass ich voll mitarbeiten
durfte. Da war ich bei ENERCON goldrichtig.
Was war ENERCON damals für eine Firma?
Behrends: Es gab ein Dutzend Mitarbeiter. Die
„Produktionsstätte“ war eine Werkstatt, in der
Platz für zwei PKW war. Das Lager reichte für
zwei E-16: Waren die fertig, mussten wir aufbauen, damit wir weiter produzieren konnten.
Was hat sich seither verändert?
Behrends: Früher wurde man belächelt, wenn
man sagte: „Ich arbeite für ENERCON.“ Heute
wollen die Leute gern hier arbeiten. Mit den
en, Pioniergeist, langer Atem sowie Mut zu immer neuen Wegen. Das bedeutet aber auch Widerstände zu überwinden, Freude an den Erfolgen zu bewahren und Erreichtes zu schätzen.
Die Herausforderung, neue
Energiequellen
zu erschließen
und umweltschonende
Technologien
zu entwickeln,
hat Aloys Wob- Ulrich Schmack, Schmack
ben zu seinem Biogas AG
Lebensinhalt
gemacht. ENERCON hat einen unverzichtbaren
Beitrag zur Entwicklung der Erneuerbaren in
Deutschland geleistet. Dies drückt sich nicht
nur in Zahlen aus, sondern vielmehr in einem
neuen Umweltbewusstsein in Politik, Wirtschaft
und Bevölkerung.
Gemeinsam den Klimaschutz voranzutreiben
ist eine Herausforderung, an der wir alle in
den letzten Jahren gewachsen sind. Wir haben
sie angenommen und prägen die Antwort darauf noch heute in großem Maße mit.
Anlagen ist die
Verantwortung
gewachsen. Ich
bin Bauleiter
für die E-126.
Wenn da etwas
schiefläuft, ist
erheblich mehr
Druck im Spiel
als damals.
WINDBLATT 03 | 2009
9
Stefan Behrends
Wann war für Sie klar, dass Sie bleiben?
Behrends: Als ENERCON 1991 das erste eigene Gebäude bezog und die E-32 in Serie produzierte, da wusste ich, dass aus der Sache
was Großes wird.
Sind 25 Jahre ENERCON Grund zum Feiern?
Behrends: Klar. Aloys Wobben hat aus fast
nichts ein Weltunternehmen geschaffen, das
auch heute weiter positiv in die Zukunft
schauen kann.
Verlässlich wie die Sonne
Als
Aloys
Wobben, Ulrich
Schmack und ich
für die Erneuerbaren zum Energiegipfel
der
Kanzlerin eingeladen waren, haben wir die Bran- Frank Asbeck, SolarWorld AG
che wirklich in
ihrer ganzen Breite vertreten. Mehr Gegensatz
geht kaum, was die Technik betrifft, aber auch
persönlich: An Körperbau, Gemüt und Auftreten
unterscheidet uns einiges. Und das ist gut so,
denn: Der Mix macht’s. Nicht nur der Mix der
Erneuerbaren von Sonne bis Wind, sondern
auch der der Personen, die dafür stehen.
Wobben ist ein grandioser Entwickler und Ingenieur. Trotz 12.000 Beschäftigten und Milliardenumsatz findet man ihn immer noch bastelnd in seinen Werkstätten. Ich schätze seine
Gradlinigkeit, mit der er für saubere Energie
und gegen die Dinosauriertechnologien eintritt.
Vor allem aber schätze ich seine Produkte, von
denen sich bei mir einige drehen. So verlässlich, wie jeden Morgen die Sonne aufgeht!
10
WINDBLATT 03 | 2009
TECHNOLOGIE
Auslauf des Turbinenraums in die Mulde, rechts die Mauer zum Hochswasserschutz für Raguhn.
Erstes ENERCON Wasserkraftwerk in Raguhn erfolgreich am Netz
ENERCON Technologie bewährt
sich in der Wasserkraft
Nachdem der Probebetrieb seit Januar dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen wurde, ist das erste ENERCON Wasserkraftwerk im Juni
in Raguhn, Sachsen-Anhalt, vollständig ans Netz gegangen. Betreiber
der Anlage ist die Wasserenergie Raguhn GmbH & Co. KG, eine
Tochtergesellschaft der ENERCON GmbH.
ENERCON setzt an der Mulde, einem Zufluss
der Elbe, zwei selbst entwickelte S-Rohrturbinen ein. „Bei der Entwicklung des
ENERCON Wasserturbinen-Konzepts standen eine verbesserte Wirtschaftlichkeit im
Vergleich zu üblichen Turbinenkonzepten,
umweltgerechtere Eigenschaften, ein einfaches, robustes Design mit optimalen Wartungsmöglichkeiten sowie der Einsatz
langjährig erprobter ENERCON Serienkomponenten aus der Windenergietechnik für
die automatische Betriebsführung und elektrotechnische Ausrüstung im Vordergrund“,
sagt Rolf Rohden, der Leiter der Abteilung
Forschung & Entwicklung/Neue Technologien bei Wobben Research & Development
(WRD) in Aurich.
Wesentliche Punkte des ENERCON Konzepts
sind der Verzicht auf ein Getriebe, der vollständig drehzahlvariable Betrieb – wodurch
sich besonders Standorte mit niedrigen Fallhöhen bzw. tideabhängige Standorte wirtschaftlich erschließen lassen – und die Ausführung der Wasserturbine als Luvläufer mit
extrem geringen Spaltmaßen des Laufrades:
Das gilt sowohl an der Nabe, als auch an der
Ummantelung (weiter entwickelte Minimum
Gap Technologie). Die direkte Anströmung
des Laufrades ohne vorherige Umlenkung
des Wasserstromes führt zu einer Erhöhung
des Energieertrags und reduziert darüber
hinaus die Wahrscheinlichkeit von Fischschädigungen in erheblichem Maße.
Ohnehin kann die ENERCON Turbine als
äußerst fischfreundliche Bauart beschrieben
werden. In Bezug auf die Passierbarkeit für
Fische weist die Konstruktion folgende Vorteile auf:
- die E-Turbine ist über den gesamten Leistungszeitraum drehzahlvariabel. Durch die
niedrige Drehzahl wird die Umlaufgeschwindigkeit des Laufrades verringert
und somit die Verletzungsrate bei den
Fischen erheblich gesenkt.
WINDBLATT 03 | 2009
- Durch die geringe Anzahl von Laufradschaufeln ist der Anteil von Prall- und
Scherflächen für Fische minimiert.
Die Ausführung der Nabe der E-Turbine erfolgt analog zur Minimum Gap Turbine vollkugelig. Dadurch ergibt sich neben einem
verbesserten Wirkungsgrad wegen geringerer Strömungsverluste im Spalt auch eine
geringere Verletzungsgefahr eventuell eingeströmter Fische.
Lernfähige Software steuert die
Schaufelräder
Die Turbinen werden durch eine „lernfähige“
Software gesteuert. Sie steuert neben dem
Sicherheitssystem die Gleichstrommotoren
der Schaufeln: Verringert sich das Wasserangebot des Flusses und steigt dadurch die
Fallhöhe, „pitcht“ die Steuerung die Schaufel
weiter in die Strömung. Im umgekehrten Fall
wird die Schaufel aus der Strömung genommen. Die Software speichert die in den Vorgang eingegangenen Parameter wie Fallhöhe und Wassermenge, gleicht sie mit dem
Energieertrag ab und passt künftige Steuervorgänge an, erläutert Rohden. Durch dieses
„lernende“ System werden die Turbinen bei
vorhandenem Wasserangebot immer im Ertragsmaximum gefahren.
Zu DDR-Zeiten zählte die Mulde zu den am
stärksten verunreinigten Flüssen. Seit der
Wende hat sich die Situation verbessert,
Einbau des Antriebsstrangs.
das Wasser ist wieder
glasklar. Das Projekt muss
viele Anforderungen an
den Fisch- und Gewässerschutz erfüllen: So sollen
in Europa Fließgewässer
durchgängig sein, u.a. für
Fische, die zu ihren Laichplätzen ziehen. Den Aufund Abstieg ermöglicht in
Raguhn eine offene
Fischtreppe, abseits verläuft ein Rinnsal für
Kleinstlebewesen.
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Wasserkraftwerk Raguhn: Fakten im Überblick
Turbinen: 2 ENERCON S-Rohrturbinen mit je 3 Schaufeln
Leistung insgesamt: 2100 kW
Jährliche Stromproduktion: 9,3 Mio. kWh p.a.
Nennvolumenstrom: 25 m3/s
Laufraddurchmesser: 2,5 m
In den Fischabstieg, der
gleichzeitig einen Spülkanal für die Rechen-Anlage darstellt, sind die
Erfahrungen von Arne Gluch vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Sachsen-Anhalt, eingeflossen. Die
Treppe hat 20 Stufen, jede davon 20 Zentimeter hoch. Knapp 1 Kubikmeter Wasser
passieren sie pro Sekunde. Damit auch Amphibien und kleine Fische gegen die Strömung ankommen, gibt es zwischen den
Kammern Ruhezonen, in denen die Tiere
Kraft für den nächsten Sprung sammeln
können.
Um die Auswirkungen des Wasserkraftwerks auf die Fauna zu ermitteln, wird das
Projekt von einem umfassenden Fischmonitoring begleitet. „Der bisherige Eindruck ist
sehr positiv, die Fauna nimmt das Kraftwerk
als Teil ihres Lebensraums an“, sagt Karl Ihmels, bei ENERCON für Wasserkraftanlagen
und Bautechnik zuständig.
Für den Hochwasserschutz hat der Bau des
Kraftwerks einen positiven Nebeneffekt: „In
enger Zusammenarbeit von Kommune, Landeshochwasserschutz und ENERCON ist
parallel zum Kraftwerksbau der Hochwasserschutz für Raguhn erneuert worden“,
sagt Bauingenieur Ihmels. Wo früher eine
Abraumfläche mit Bauschutt von alten Häusern das Ufer markierte, schirmt jetzt eine
aus naturbelassenen Baustoffen errichtete
Schutzwand die Stadt von Mulde-Hochwassern ab.
S-förmiges Rohr der E-Turbine.
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WINDBLATT 03 | 2009
SERVICE
Systemdienstleistungsbonus für nachgerüstete Windenergieanlagen
Erste ENERCON WEA für den
SDL-Bonus zertifiziert
Die FGH Zertifizierungsstelle in Mannheim hat
ENERCON die ersten Einheitenzertifikate zum
Systemdienstleistungsbonus (SDL) übergeben:
Sie weisen nach, dass die Typen E-66/18.70 und
E-66/20.70 nach einer Umrüstung die in der
Verordnung zum Bonus – SDLWindV – geforderten Netzeigenschaften erfüllen. Das Zertifikat ist
neben einem Anlagengutachten Voraussetzung
für den Erhalt des Bonus in Höhe von
0,7 ct./kWh für fünf Jahre. Die Zertifikate für die
übrigen Typen folgen in Kürze. Der Service bereitet sich unterdessen auf die Umrüstung tausender Maschinen auf SDL-Bonus-Tauglichkeit
vor. Für 3000 WEA liegen Betreiberanfragen vor.
FGH-Mitarbeiter Bernhard Schowe von der
Brelie überreichte ENERCON die ersten Urkunden im Anschluss an ein Treffen der
Fördergemeinschaft Windenergie am 10.
August in Hannover. „Auch die Zertifikate
für die E-70 liegen schon bereit. Die Nachweise für die übrigen Typen kommen in den
nächsten Wochen“, sagt Martin Schellschmidt, der bei Wobben Research & Development (WRD) für die Zertifizierung zum
Bonus nach der SDLWindV zuständig ist.
Bei einem Teil der WEA, für die Anfragen
vorliegen, hat der ENERCON Service schon
vor Publikation der Verordnung im Bundesanzeiger begonnen, in Vor-Ort-Analysen das
Potenzial zur SDL-Bonus-Tauglichkeit zu ermitteln. Der Innendienst wertet nun die Daten aus, ermittelt den Umrüstbedarf und erstellt Angebote: „Eine Anpassung der
Steuerungssoftware ist bei allen Modellen
erforderlich“, berichtet Stephan Menzel vom
ENERCON Service Deutschland. In jedem
Fall müsse eine Platine erneuert und ein
Anfahrblockierrelais installiert werden. Viel-
Übergabe der ersten Einheitenzertifikate für den Systemdienstleistungsbonus in
Hannover: Bernhard Schowe von der Brelie, FGH, und Martin Schellschmidt, WRD.
fach bedürfe es zudem einer Nachrüstung
mit der UVRT-Option, einer unterbrechungsfreien Stromversorgung in Kombination mit
Chopper-Widerständen. „Die Widerstände
nehmen die Leistung der Anlage auf, wenn
sie den Fehler durchfährt“, so Menzel.
Zu den Anforderungen an Bestands-WEA
(IBN 2002-2008) aus der SDLWindV zählt:
- Sie müssen Spannungseinbrüche im Netz
durchfahren und bei Überfrequenzen die
Einspeisung ins Netz reduzieren können;
- bei Schwankungen der Netzfrequenz im
Bereich zwischen 47,5 und 51,5 Hz dürfen
sich die Anlagen nicht vom Netz trennen;
- der Netzbetreiber muss über einen extern
ansteuerbaren Kontakt das automatische
Wiederanfahren der WEA nach Netzfehlern
blockieren können; für Windparks gibt es
die Alternative, eine Leittechnik mit entsprechender Funktion zu installieren;
– beziehen WEA nach einem Netzfehler
trotz Unterspannung noch Blindleistung,
müssen sie sich nach einer bestimmten
Zeit vom Netz trennen.
ENERCON bietet für seine Anlagen Nachrüstungspakete an, die je nach Ausstattung
zwischen 17.500 und 47.500 Euro kosten
(zuzüglich Mehrwertsteuer). Hinzu kommen
Kosten für die Begleitung der Gutachter
durch das ENERCON Service-Personal sowie für Zertifikate und Anforderungen des
Netzbetreibers (externe Peripherie). Ein unabhängiger Gutachter muss die geforderten
Netzeigenschaften am Anschlusspunkt bestätigen (sog. Anlagengutachten). Weiterhin
sind der Blindleistungsunterspannungsschutz und die Anpassung der Leittechnik
projektbezogen zu betrachten.
ENERCON Lösungen für den
Erhalt des SDL-Bonus
Die Bestimmungen zum SDL-Bonus zeigen,
dass Bestandskunden schon vor Jahren die
richtige Eintscheidung getroffen haben, in
dem sie ENERCON Anlagen gekauft haben.
Seit 2003 bietet ENERCON die Under Voltage Ride Through Option an: Sie ermöglicht
es einer WEA, bei kurzschlussbedingten
Spannungseinbrüchen in Betrieb zu bleiben
SERVICE
und die Netzstabilität durch Einspeisung
von Kurzschlusstrom zu unterstützen. Die
entsprechende Software und Hardware
lässt sich auch nachträglich installieren,
womit ein wichtiges Kriterium für den Erhalt
des Bonus erfüllt wird.
Über die Fähigkeit, bei Netzüberfrequenz die
Leistungseinspeisung zu reduzieren, verfügen viele ENERCON WEA ebenfalls seit 2003
(u.a. die im Bereich von E.ON-Netz installierten Anlagen, da dessen Anschlussregeln
entsprechende Vorgaben enthalten). Diese
Steuerungs- und Schutzparameter lassen
sich bei den Anlagen der SDL-Bonus-relevanten WEA-Jahrgänge 2002 bis 2008 auch
nachträglich einstellen. Aber auch bei Anlagen, die die Leistungseinspeisung bereits
anpassen können, ist ein Nachjustieren erforderlich, da sich viele Details mit der EEGFassung 2009 geändert haben.
Weitere Steuerungs- und Schutzparameter
sind anzupassen, damit sich die WEA bei
Frequenz-Schwankungen in einem bestimmten Bereich um den 50 Hz-Standard
nicht vom Netz trennt. Menzel weist darauf
hin, dass immer auch Einstellungen übergeordneter Schutzeinrichtungen – an Umspannwerken und Übergabestationen – betroffen sein können. „Diese Einstellungen
sind mit dem Netzbetreiber zu klären.“
dings zuvor mit dem Netzbetreiber abgestimmt werden. Das PDI kann zwar die Einspeisung verhindern (Steuerung auf 0%
Pmax), eine Trafozuschaltung aber nicht. Mit
dem PDI lässt sich das Wiederanfahren
auch per Funkrundsteuerempfänger
blockieren, was Verkabelungskosten vermeiden hilft. Aber auch das geht nicht ohne
Rücksprache mit dem Netzbetreiber. Menzel: „Netzbetreiber wie E.ON und RWE haben das ENERCON PDI bereits in vielen Fällen bestätigt.“ Voraussetzung für die
Installation dieser Technik ist ein vorhandenes SCADA System im Windpark.
Allen Kunden, die bei ENERCON angefragt
haben und deren Anlagen bonusfähig sind,
wird eine Broschüre zugesandt, die über die
nötigen Schritte zum Erhalt des Bonus aufklärt. Sie enthält einen vom Betreiber auszufüllenden Bogen: Darin werden Zusatzinformationen abgefragt, aufgrund derer erst
ein vollständiges Angebot erstellt werden
kann. Die Antwort ist bis zum 31. Oktober
2009 zurückzusenden.
Erste Angebote im September
Die ersten Angebote zur Umrüstung sendet
ENERCON im September aus. Schnell umrüstbare Projekte genießen Priorität. Menzel
rechnet mit Ausfallzeiten zwischen drei
WINDBLATT 03 | 2009
Stunden und fünf Tagen. Zudem bündelt der
Service die Umrüstungen nach regionalen
Kriterien, damit die Aktion möglichst effizient abläuft. „Für die Betreiber, die nicht
gleich zum Zuge kommen, besteht kein
Grund zur Sorge. Es bleibt noch Zeit, wenn
auch der gesamte Fahrplan der SDLWindV
ambitioniert ist: Bestands-Windenergieanlagen, die bis zum 31. Dezember 2010 erstmals verordnungskonform eingespeist haben, erhalten 0,7 Cent je Kilowattstunde
Ertrag über fünf Jahre hinweg.“
Der Service werde in Kürze auch diejenigen
Kunden anschreiben, deren Anlage SDL-Bonus-Potenzial hat, die aber noch keine Anfrage an ENERCON gerichtet haben.
Anforderungen zum
SDL-Bonus für Neuanlagen
Die Anforderungen zum SDL-Bonus für
Neuanlagen ab dem 1. Janauar 2009 bis
30. Juni 2010 weichen zum Teil von den
oben genannten ab. Der Bonus beträgt hier
0,5 ct./kWh und wird für den Zeitraum der
Anfangsvergütung gezahlt. Die entsprechenden Zertifikate werden ENERCON in
Kürze vorliegen. Für den Erhalt dieses Bonus muss die erste verordnungskonforme
Einspeisung ebenfalls bis zum 31. Dezember 2010 nachgewiesen sein.
Absprachen mit dem
Netzbetreiber unverzichtbar
Die Netzbetreiber legen auch fest, wie die
Anlagen nach dem Fehler Blindleistung aus
dem Netz ziehen dürfen, geben Zeiten,
Grenzwerte und Details vor. ENERCON bietet
als technische Lösung hier die Nachrüstung
eines Unterspannungsschutzes (Q/U) an.
Die SDLWindV verlangt von der WEA eine
Leittechnik, die es dem Netzbetreiber ermöglicht, das automatische Wiederzuschalten der Anlagen nach Fehlern zu blockieren.
Hier genügt eine Ausrüstung mit einem
Blockier-Relais auf „Einheiten“-Ebene, der
einzelnen ENERCON WEA also. Bei ganzen
Windparks („Anlagen“) könnte ein
ENERCON Process Data Interface (PDI) Kosten sparen. Dessen Einsatz muss aller-
13
ENERCON Service Team rüstet einen E-70 Steuerschrank um auf SDL-Tauglichkeit.
14
WINDBLATT 03 | 2009
INTERNATIONAL
ENERCON in Frankreich
Windparkeinweihungen in
Bretagne und Massif Central
Derzeit wird fast jeden zweiten
Monat ein neuer ENERCON
Windpark in Frankreich eingeweiht. Konzentrierten sich die
Projekte früher eher auf den
Norden, baut ENERCON inzwischen zunehmend auch im
Westen, in der Mitte und im
Süden des Landes. So haben die
Betreiber des Bürgerwindparks
Plélan le Grand in der Bretagne
im Mai sechs E-82 mit einem
großen Windfest eingeweiht.
Zugleich ist im Massif Central
auf 1200 Metern Höhe der erste
Windpark des Dep. Puy-deDôme in Betrieb gegangen.
Die Gesellschafter der Brocéliande Energies
Locales hatten sich zur Eröffnung des Windparks Plélan le Grand in der Bretagne ein
großes Frühlingsfest gewünscht. Die sechs
E-82 in der kleinen Gemeinde 35 km nordwestlich von Rennes produzierten zwar
schon seit Januar Strom, die Zeit für ein
Fest kam aber erst im Mai. Rund 4.000 Gäste verfolgten am 16. Mai die offiziellen Reden, besichtigten die Turmfüße und lauschten Seemannsliedern. Sie wurden mit Buffet
und Getränken bewirtet und zum Abschluss
gab es noch einen großen bretonischen
Tanzabend.
Plélan le Grand, Bretagne: Ein
Bürgerwindpark als Basis
„Unser Projekt wurde von einem Dutzend
Einwohner dieser Kommune ins Leben gerufen“, berichtet Patrick Saultier, der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft und
Initiator des Windparks. Die Gruppe sei
Der E-48 Windpark Le Saulzet (Puy-de-Dôme) im Mai, 1200 Meter über dem Meeresspiegel gelegen.
2002 zu der Überzeugung gelangt, dass ein
Windpark in Pélan le Grand Sinn machen
würde. „Unser Ziel war es, saubere Energie
zu erzeugen, die nicht teuer ist. Außerdem
wollten wir ein lokal verankertes, für Beteiligungen offenes Projekt schaffen, das all
jenen, die dies möchten, Gelegenheit zum
Investment bietet“, erinnert sich Saultier.
Anspruch war es zudem, die Meinungen der
Betroffenen zu berücksichtigen und die
Menschen der Region dazu anzuregen, sich
ihrer Umwelt bewusster zu werden – insbesondere den Energiekonsum zu reduzieren.
Die Gruppe finanzierte die nötigen Gutachten und klärte alle nicht mit der Technik
selbst zusammenhängenden Fragen. Dann
begab man sich an die Umsetzung: Ende
2004 wurde die „Broséliande Energies Locales“ mit 12 Gesellschaftern gegründet.
Von den ersten Überlegungen bis zur Einweihung haben die Gesellschafter beinah
täglich mit der Bevölkerung über den Windpark gesprochen. „Wir haben zum Beispiel
verschiedene Modelle für die Pachtzahlungen an die Landeigentümer und Landwirte
ausgearbeitet. Denn diese halten letztlich
den Schlüssel zu einer fairen Aufteilung in
der Hand“, erläutert Saultier.
Der „Stolz der Gemeinde“
Saultier kann jetzt auf die Früchte dieser Arbeit schauen: Wie groß die Akzeptanz für
den Windpark ist, lässt sich nicht zuletzt an
der großen Beteiligung der 3500-Einwohner-Gemeinde am Einweihungsfest ablesen. Sieben Vereine haben an der Organisation mitgewirkt, bei der Bewirtung geholfen,
das Buffet mit aufgebaut und geschmückt
und hinterher alles wieder gereinigt und
aufgeräumt. Mehr als 80 Freiwillige waren
an der Festorganisation beteiligt. „Inzwischen sind die Anlagen zum Stolz beinahe
aller Einwohner unserer Gemeinde gewor-
INTERNATIONAL
den“, berichtet Saultier. „Durch die Beteiligung haben wir die sozialen Bindungen in
unserer Gemeinde gestärkt.“
Einstieg eines belgischen
Regenerativstromerzeugers
In Frankreich dürfen Bürgerbeteiligungsgesellschaften nicht mehr als 99 Mitglieder
haben. Die Windparkgesellschaft in Plélan
hat 70 Anteilseigner, die insgesamt 550.000
Euro aufgebracht haben, ca. 35 Prozent des
Eigenkapitals. Den Rest der Finanzierung
übernahm der belgische regenerative Energieerzeuger Electrawinds im Juli 2007. Patrick Saultier blieb auch nach dem Einstieg
der Belgier Geschäftsführer und Schlüsselfigur in der Windparkgesellschaft.
Saultier wohnt direkt neben dem Windpark
und kann täglich einen Blick auf die Anlagen werfen. Service und Wartung für die
Anlagen übernimmt das ENERCON ServiceTeam aus der Nähe von Brest im Rahmen
des EnerconPartnerKonzepts – in enger Zusammenarbeit mit Saultier.
Aufgrund seiner positiven Erfahrungen mit
der Entwicklung des Projekts in Plélan le
Grand hat Saultier ein Unternehmen gegründet, das interessierte Gemeinden der
Region bei der Entwicklung von Bürgerwindparks berät.
Le Saulzet, Auvergne: Erster
Windpark im Puy-de-Dôme
Jährlich rund 50 Millionen Kilowattstunden
grüne Elektrizität wird der Windpark Le
WINDBLATT 03 | 2009
15
Saulzet im Departement Puyde-Dôme (Auvergne) voraussichtlich erzeugen. Er wurde bereits Anfang Mai mit eine
Windfest auf 1200 Metern Höhe
eingeweiht. Die 26 E-48/800 kW
Anlagen sind seit Februar am
Netz. 18 der Anlagen betreibt
der in Paris ansässige Windparkentwickler und -betreiber
EOLFI, eine Tochter der Véolia
Environnement. Die übrigen acht
Turbinen gehören Jean-Robert
Costes bzw. seiner Gesellschaft
Zanieres Eoliennes mit Sitz in
Roche-Charles-la-Mayrand, eine
Kommune, in der ein Teil der Anlagen steht.
Wesentlich für den Erfolg des Infokästen mit Erläuterungen zum Projekt (Plélan).
Projekts waren auch hier die
„Die Lage im Massif Central und der Aufgute lokale Verankerung über Zanieres Eolibautermin von August bis Januar waren eiennes sowie das Engagement des Bürgerne Herausforderung für unsere Aufbaumeisters Bernard Veissiere der Kommune
teams“, berichtet Peter Schuster, der
Ardes sur Couze, auf deren Territorium ein
ENERCON Vertriebsleiter Frankreich. Die
weiterer Teil des Windparks steht. Veissiere
Aufbauteams arbeiteten zum Teil bei tiefist zugleich Präsident des Kommunalversten Temperaturen und meterhohem
bunds Communauté de communes d’Ardes
Schnee. „Zentralfrankreich, der Westen und
sur Couze. Ihm gelang es, die übrigen
der Süden des Landes entwickeln sich
Gemeinden auf dem Hochplateau für das
mehr und mehr zum ENERCON Markt“, reProjekt zu gewinnen.
sümiert Schuster. „Mit der Aufstellung der
800 kW-Anlagen im Zentralmassiv können
Die Kommunen möchten die Steuereinnahwir hervorragende Referenzen vorweisen.
men aus dem Windpark für den Bau eines
Wir haben gezeigt, dass wir auch bei hohem
Tourismus-Zentrums verwenden. Für den
Schnee die Technologie sicher beherrService an den Anlagen werden zudem vier
schen.“
Arbeitsplätze in der Region entstehen.
Patrick Saultier begrüßt die Gäste beim Einweihungsfest für Plélan le Grand.
Die Gemeinde ist durch den Park zusammengewachsen: Saultier ehrt Projektpartner.
16
WINDBLATT 03 | 2009
BERUFSBILDER
Rotorblattservice-Techniker
Blattinstandhaltung in
luftiger Höhe
ENERCON baut derzeit in Deutschland und international Teams von Rotorblattservice-Technikern
auf. Für diesen Beruf eignet sich nur, wer
schwindelfrei ist. Denn die Instandhaltungsmaßnahmen für die Blätter führen die Techniker
an der Anlage durch, von einer Arbeitsbühne aus
oder am Kletterseil in der Höhe hängend. Die
ENERCON Servicegesellschaften suchen für ihre
Teams sowohl Facharbeiter mit langjähriger
Berufserfahrung als auch junge Leute mit
Flexibilität für überregionale Einsätze. Für die
Einarbeitung, die nötigen Trainings und mögliche
Spezialausbildungen sorgt ENERCON.
Nico Peters (26) und Manfred Freimuth (28)
stehen auf einer Arbeitsbühne in 40 Metern
Höhe am Blatt einer E-66 im Windpark Holtriem bei Aurich. „Der Rotor hat sich 13 Jahre lang im Wind gedreht. Das hat ihn beansprucht“, erklärt Nico Peters. „Durch
Staubpartikel in der Luft und Witterungseinflüsse wie Hagel kann es zu Beeinträchtigungen der Beschichtung kommen“, erläu-
Manfred Freimuth holt Material aus einer Kiste.
Nico Peters am Blatt einer E-66 in Westerholt, Ostfriesland.
tert Peters. Aufgabe ist es, den Zustand der
Blattoberfläche zu begutachten und eventuelle schadhafte Stellen in ihrer ursprünglichen Form und Farbe wieder herzustellen.
Nach der Blattbesichtigung klebt Peters
Stellen, die er aufarbeiten will, mit einem
Kreppband ab. Er raut sie mit dem Exzenterschleifer auf und entfernt die alte Beschichtung bis auf das Laminat. „Der Untergrund muss
sauber und trocken sein, damit die Spachtelmasse gut
haftet.“ Peters arbeitet mit
einer Kartuschenpistole, die
zähflüssigen Kunststoff mit
einem Härter vermischt.
Anschließend streicht er die
Masse mit einem Spachtel
glatt. Ihm bleiben 4-5 Minuten Zeit, die Masse zu verarbeiten. „Damit keine Lufteinschlüsse entstehen, tragen
wir sehr dünne Schichten
auf. Die ursprüngliche Form
ist nach drei bis sechs Aufträgen erreicht“,
sagt Peters.
Lack- und Oberflächenreparaturen sind nur
ein Teil der vielfältigen Aufgaben für die Rotorblatt-Teams. So kontrollieren sie Entwässerungslöcher am Blatt, justieren mechanische Komponenten am Blitzschutzsystem
oder lösen Erosionsschutzfolien ab und ersetzen diese. Falls erforderlich übernehmen
sie auch Reparaturen im Rotorblatt.
Die Arbeit ist witterungsabhängig. Die
Kunststoffmassen können nur bei trockenem Wetter und gemäßigten Temperaturen
verarbeitet werden, die Bühnen kommen
nur bis zu einer Windgeschwindigkeit von
10 m/s zum Einsatz. „Bei Schlechtwetter inspizieren wir mit der Kamera das Innere der
Rotorblätter“, berichtet Peters. Dazu drehen
die Service-Techniker das Blatt in die Waagerechte: So weit es begehbar ist, untersuchen sie es und protokollieren die Ergebnisse. Um den nicht begehbaren Teil zu
erreichen, wird das Blatt senkrecht unter die
BERUFSBILDER
Gondel gedreht. Eine Spezial-Digitalkamera
gleitet an einem Seil in den Innenraum hinab. „Wir haben genaue Vorgaben, worauf
wir achten müssen“, sagt Freimuth. Peters
steuert die Kamera über einen TFT-Monitor.
Wenn er eine auffällige Blattstelle entdeckt,
macht er ein Foto, das er für die weitere
Analyse auf einen Laptop herunterlädt.
Ein Team besteht aus drei Mitarbeitern: Ein
Kollege begleitet die Arbeiten auf der Bühne
oder die sich abseilenden Kletterer vom Boden aus. Er passt auf, dass sich die Kabelzuführungen nicht verdrehen, wacht über
die Sicherheit, kontrolliert die Windnachführung oder erledigt Schreibarbeiten.
„Schwindelfreiheit, Lernbereitschaft und
ein gutes technisches Verständnis sind die
wichtigsten Eigenschaften, die man mitbringen muss“, sagt Gerhard Jansen vom
Innendienst Rotorblatt beim ENERCON Service. Die weiteren Kriterien hängen vom Bedarf und der Entwicklung des Service in einem Land ab: „Der Service in Deutschland
legt Wert darauf, dass die Bewerber eine
abgeschlossene Ausbildung im technischen
Bereich mitbringen“, berichtet Jansen. Industriekletterer, Boots- und Flugzeugbauer
kommen ebenso in Frage wie Mechaniker,
Tischler oder Lackierer. Der Service in
Frankreich sucht Mechaniker mit 3-5 Jahren Berufserfahrung. Der Service für Großbritannien und Irland benötigt Kandidaten
mit viel beruflicher Praxis als Facharbeiter
oder Handwerker. Jansen: „Wir suchen dort
erfahrene Techniker, die ihr Wissen später
an jüngere Kollegen vermitteln können.“
Für einführende Trainings und Fortbildungen
sorgt ENERCON. Die Grundausbildung zum
Servicetechniker Rotorblatt beginnt mit Sicherheitsunterweisungen: Dazu gehört die
Rettung aus Arbeitsbühnen oder der Leiter
im Turm sowie die Benutzung der persönlichen Schutzausrüstung. In Fachschulungen
lernen die Mitarbeiter Reparaturverfahren,
Materialien und Verarbeitungszeiten kennen. Nach wochenlangen Einsätzen als
„dritter Mann“ in Service-Teams erhalten
die Mitarbeiter weitere Fachschulungen zur
Mechanik und Rotorblattbearbeitung. Letz-
WINDBLATT 03 | 2009
17
tere wird zunächst am Boden, dann
auf Bühnen am Rotorblatt erprobt.
„Nach einer Saison gelten die
Techniker als vollwertige Mitglieder
ihrer Teams“, so Jansen. Zusatzausbildungen zum Abseiler (Level
1-3) und zum Kamerakontrolleur
werden angeboten und runden die
Ausbildung ab.
Keine 20 Kilometer von Aurich entfernt, in Marienhafe bei Emden,
warten Martin Sjöblom aus Göteborg und Karl Runesson aus Malmö auf ihren ersten Ausbildungs- Martin Sjöblom, Karl Runesson und ein weiterer Kollege bilden
einsatz auf einer Arbeitsbühne am das erste ENERCON Rotorblattservice-Team für Skandinavien.
Blatt einer E-70. Die Gruppe ist für
Lust am Reisen verbinden kann“, sagt Runzwei Wochen zu einer Schulung nach Aurich
esson. Zusammen mit Sjöblom und einem
gekommen. Runesson, 26, hat, ehe er zu
dritten Kollegen, Gustavo Rivano, wird er
ENERCON kam, als Baumpfleger in den
das erste Rotorblattservice-Team für SkanParks und Gärten Malmös gearbeitet. Der
dinavien bilden. „Die Arbeit liegt mir – ich
begeisterte Kletterer trifft sich an Wochenbin den ganzen Tag an der frischen Luft und
enden mit Freunden in der Umgebung seifühle mich wohl in der Höhe“, ergänzt der
ner Heimatstadt, um möglichst hohe und
21-jährige Sjöblom. „Wichtig ist auch, dass
schwierige Baumkronen zu erklimmen. „Ich
ich für eine Zukunftsenergie in Skandinavihabe mich bei ENERCON beworben, weil ich
en Pionierarbeit leisten kann.“
hier das Arbeiten in der Höhe mit meiner
Jobprofil Rotorblattservice-Techniker
Der ENERCON Service sucht Rotorblattservice-Techniker für seine Windenergieanlagen in
Deutschland sowie international. Die Teams arbeiten zu dritt oder zu viert: Sie inspizieren und
warten die Rotorblätter direkt an den Anlagen – von Arbeitsbühnen aus oder an Kletterseilen.
Schwindelfreiheit ist deshalb eine Grundvoraussetzung für den Job. Die Spezialteams betreuen schwerpunktmäßig die Windenergieanlagen einer Region, die Bereitschaft zum Einsatz in
anderen Serviceregionen oder im angrenzenden Ausland ist jedoch wichtig. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in der ENERCON Qualitätssicherung (QS) sind gegeben.
Erforderliche Qualifikationen:
Abgeschlossene Ausbildung in einem
technischen Beruf / sehr gutes technisches Verständnis
Begeisterung für die Windenergie
Körperliche Fitness, keine Höhenangst
Flexibilität, Mobilität
Aufgabenfeld:
Überprüfung und ggf. Wartung von
ENERCON Rotorblättern, Verarbeitung
von Statusprotokollen, Unterstützung
anderer Service-Bereiche
Vorteile:
+ Vielfältige Aufgaben in der Kontrolle und
Wartung von Rotorblättern an Windenergieanlagen; große Eigenständigkeit
+ Praktische Einführung in alle Aspekte
der Tätigkeit
+ Arbeit unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen, Kenntnisse werden in jährlichen Fortbildungen aufgefrischt
+ Internationale Service-Einsätze (auf
Wunsch jeweils für ein Jahr), Entwicklungsmöglichkeiten in der QS
18
WINDBLATT 03 | 2009
ZULIEFERER
Hulvershorn Gießerei, Bocholt
Gleichbleibende Qualität auch
beim hundertsten Abguss
Blattadapter, Statorsterne, Achszapfen – diese
Komponenten werden bei ENERCON
Windenergieanlagen aus Sphäroguss gemacht, einer
Eisen-Kohlenstoff-Legierung, die sehr zäh, langlebig
und gut formbar ist. Sie kommt in WEA überall dort zum
Einsatz, wo die Belastungen für Turm und Rotor besonders hoch und wechselhaft sind. Zu den wichtigsten
ENERCON Lieferanten von Gussteilen für die Modelle
E-40, E-70 und E-82 zählt die Hulvershorn Eisengießerei
in Bocholt, ein mittelständisches Unternehmen mit über
120 Jahren Erfahrung in der Gusstechnik.
„Die Windenergiebranche ist seit einigen
Jahren eine sehr interessante Abnehmergruppe für uns geworden. ENERCON gehört
zu den wichtigsten Kunden, weil wir in dieser Kooperation besonders nah an den
jüngsten technologischen Entwicklungen in
der Windenergie dranbleiben“, sagt Hermann-Josef Bongert, der Vertriebsleiter der
Hulvershorn Eisengießerei in Bocholt.
Ein Drittel der Produktion für die
Windindustrie
Die Gießerei erzeugt mit insgesamt sechs
Elektroöfen jährlich etwa 20.000 Tonnen
Sphäroguss, Grauguss und Austempered
Ductile Iron (ADI) – ein im Salzbad „abgeschreckter“ Eisenguss, der mit Nickel, Molybdän und Kupfer legiert ist. Zu den Abnehmern zählen der Getriebebau, die Pumpenund Armaturenindustrie, Werkzeugmaschinenhersteller, der allgemeine Maschinenbau,
die Druck- und Papierindustrie, die Textilindustrie sowie Hersteller von Kupplungen,
Schiffsgetrieben und Kraftfahrzeugen. Rund
ein Drittel geht in die Windindustrie.
„Die Formen, die ENERCON benötigt, kennen wir schon seit dem Jahr 2000“, berichtet Bongert. Die Gießerei produzierte die
Gusskomponenten
zunächst im Auftrag eines anderen Zulieferers. Nach vier Jahren
suchte ENERCON den
direkten Kontakt.
Ein Grund ist die hohe
gleichbleibende Qualität der Gusstechik bei
Hulvershorn. Für die Formvorbereitung für E-82 Blattadapter in Werk II.
Fertigung von Gussteistück, entfernen nicht benötigte Metallteile
len müssen zunächst die Gussstücke mosowie speziell eingegossene Probestücke
delliert werden. Bongert: „Wir erstellen 60
für die Qualitätskontrolle.
bis 70 Prozent der Modelle selbst.“ Grundlage sind die Zeichnungen der Kunden. Die
Gussteile zwischen einem Kilo
Gießerei formt das meist mehrteilige Modell
und zehn Tonnen schwer
aus Kunststoff und stellt es in Formkästen
ein, die mit Sand angefüllt werden. Nach
Hulvershorn fertigt Gussteile mit einem GeAushärten des Sandes entfernen die Forwicht von einem Kilo bis 10 Tonnen. „Es ist
menbauer die Modellstücke. Danach legen
keine Kunst, einmal ein Werkstück exakt
sie vorgeformte, geschlichtete Kerne aus
nach den Vorgaben zu gießen. Wichtig ist,
Sand in die Formen, durch die beim Guss
dass auch der hunderste oder tausendste
die nötigen Hohlräume entstehen. SchließBlattadapter noch genau in die Maschine
lich wird aus einem großen Tiegel flüssiges
passt“, sagt Bongert, der seit 28 Jahren für
Eisen eingegossen.
sein Unternehmen tätig ist. Vor der Auslieferung erfolge deshalb eine hundertprozentiNach dem Erkalten leeren die Gießer die
ge Qualitätsprüfung. Die Mitarbeiter testen
Formkästen, schlagen die Form vom WerkMaterial aus jedem Abguss per Kerbschlag
ZULIEFERER
WINDBLATT 03 | 2009
19
Guss- und
Maschinenbauteilen –
sowie
die
Vor- und Fertigbearbeitung
von
Metallwerkstücken.
„Werk III“ ist
ein Gemeinschaftsprojekt mit dem
Zwei neue Fertigungsstätten
Bocholter
B e a r b e i - Gießermeister Mark ter Steege: Gussteilberatung mithilfe von Simulationssoftware.
Die Gießerei beschäftigt derzeit 230 Mitartungsspeziabeiter. Nach der Zerstörung im Krieg durch
Grad auf Raumtemperatur um rund 1 % ab.
listen ABZ-Terodde GmbH. „Es versetzt uns
Bomben ist sie 1949 auf grüner Wiese vor
Material aus so genannten Speisern sorgt
in die Lage, den Kunden montagefertige
den Toren der Stadt wieder aufgebaut wordabei für exotherme Reaktionen, die das EiGussteile einschließlich Endlackierung lieden. Inzwischen aber hat Bocholt sie wieder
sen an diesen Punkten der Form länger
fern zu können“, so Bongert.
eingeholt: Hulvershorns Stammwerk ist von
flüssig halten und so Porösitäten verhinIndustrie und Gewerbe umgeben, die nächsKomponenten „aus einer Hand“
dern. Mit den Programmen kann man die
te Wohnbebauung ist nicht weit. Da eine ExTemperaturentwicklung beim Auskühlen eipansion hier nicht möglich war, errichtete
Hulvershorn hat – ähnlich ENERCON – nach
ner Gussform sehr genau vorhersagen. Entdie Firma 2007 und 2009 zwei Gebäude in
und nach immer mehr Elemente der Fertisprechend werden Speiser und Kühleisen in
einem anderen Gewerbegebiet, direkt an
gungskette ins eigene Haus geholt. „So
der Form angebracht. „Wir benötigen die
einem regionalen Autobahnzubringer.
können wir je nach Auftragslage selbst unSimulation für die Angebotserstellung und
sere Prioritäten setzen, sei es beim Modelldie Arbeitsvorbereitung“, sagt ter Steege.
bau oder in der Nachbearbeitung“, erläutert
Eine der beiden Hallen beherbergt eine spe„Ideal ist es, wenn die Kunden sie schon in
Bongert. Die Kunden verlangten verstärkt
ziell auf die Anforderungen des Seriengusder Konstruktion berücksichtigen.“
nach Komponenten „aus einer Hand“: „Das
ses ausgerichtete hochmoderne Gießerei.
sichert eine größere Flexibilität, wenn ÄndeDie Komponenten für die Windindustrie ferFachkundige Ansprechpartner
rungen erforderlich werden.“
tigt Hulvershorn seit 2007 im Wesentlichen
in diesem „Werk II“. Im dritten Werk befinIn der ENERCON Forschung & Entwicklung
Im Hulvershorn-Stammwerk sind Teile der
den sich seit Beginn des Jahres zwei Herd(WRD) gilt die Gießerei Hulvershorn als
Handformerei sowie die Maschinenformerei
wagenöfen für das Glühen und Wärmebefachkundiger Ansprechpartner bei der Vorund der Modellbau verblieben. Hier arbeitet
handeln (Perlitisieren, Ferritisieren) von
bereitung von neuen Gussteilen. „Wir haben
auch Gießermeister Mark ter Steege (35). Er
Schweißkonstruktionen, Stahlbehältern,
unsere Anforderungen mit Hulvershorn disberät die Kunden
kutiert. Vor der Arbeitsvorbereitung wurden
im Vorfeld des erdie Modelle in Simulationen auf Gießbarkeit
sten Gusses. Dakontrolliert. So entstanden in relativ kurzer
zu greift er auf
Zeit serientaugliche Bauteile, inklusive MoSimulationsprodellbau“, berichtet Arno Hildebrand, leitengramme für die
der Konstrukteur bei WRD.
Berechnung von
Erstarrungspro„Die Eisengießerei Hulvershorn ist für uns
zessen im Meein im besten Sinne mittelständisch getallguss zurück.
prägter Lieferant von Gussteilen, der sich
mit dem wachsenden Bedarf des GroßkunDas Volumen eiden ENERCON flexibel und kompetent weines Gussstücks
ter entwickelt hat“, kommentiert Oliver
nimmt beim AbSmidt, der Leiter der Materialwirtschaft bei
kühlen von 1360
Lackierte E-82 Rotorblattadapter, im Hintergund vertikales Drehzentrum (Werk III).
ENERCON.
– ein Pendelhammer schwingt und trifft die
Probe an einer vorgekerbten Stelle, die für
den Bruch benötigte Energie wird gemessen und auf Zähigkeit ausgewertet. Mit dem
Ultraschallgerät wird die nötige Struktur geprüft. Die QS erstreckt sich bei Hulvershorn
auf alle Produktionsprozesse – angefangen
von der Güte des Formsands, der Formen
selbst, der Schmelzkomponenten und der
Schmelzanalyse bis hin zum Abkühlen,
Ausleeren und Putzen. Die zuständige Abteilung ist zwanzig Mitarbeiter stark.
WINDBLATT
In den Wochen vor der Bundestagswahl
fühlen ENERCON und der Bundesverband
WindEnergie den Parteien auf den Zahn:
Welchen Stellenwert haben die
Erneuerbaren Energien bei den Parteien
und was haben die Bügerinnen und Bürger
nach dem 27. September energiepolitisch
zu erwarten? Eine Podiumsdiskussion in
Emden bildete am 19. August den Auftakt
zu einer Reihe von Veranstaltungen u.a. in
Bremen, Hannover, Kassel und Magdeburg,
bei denen die Besucher die Pläne der örtlichen Kandidaten kennenlernen können.
In Emden stellte ENERCON die Frage nach
dem Vorrang für Erneuerbare gemeinsam
mit dem BWE Regionalverband Ostfriesland
vor 120 Gästen. Antwort gaben die regionalen Kandidaten der fünf Parteien zur Bundestagswahl. Wegen der beiden geplanten
Kohlekraftwerksblöcke mit je 800 MW in
Emden hat die Frage nach dem Energiemix
der Zukunft auf der ostfriesischen Halbinsel
derzeit besondere Brisanz.
Foto:OStfriesische Nachrichten
Vorfahrt für die
Erneuerbaren Energien?
Die Kandidaten in Emden: Martin Heilemann (Linke), Thilo Hoppe (Grüne), Garrelt Duin (SPD),
Moderatorin Ruth Schock-Brand, ENERCON, Cornelia Debus (FDP) und Reinhard Hegewald (CDU).
wie alle Kandidaten auf dem Podium klar
zum EEG und zur Vorrangregelung – allerdings gibt es schon jetzt vor der Wahl gewichtige Stimmen in seiner Partei, die das
ganz anders sehen und den EEG-Vorrang in
Frage stellen wollen. Den weiteren Vormarsch der Erneuerbaren Energien sah Hegewald durch Kohle und Atom nicht gefährdet, denn sie seien Übergangstechnologien
auf dem Wege zur erneuerbaren Vollversorgung.
Widerspruch von Wind und Kohle
Allein die beiden Kraftwerksblöcke in Emden würden 40 Jahre lang für jährlich
10,6 Mio. t CO2-Emissionen sorgen und
obendrein den Ausbau der Erneuerbaren
Energien blockieren. Elsche Wilts aus Hinte
brachte den Widerspruch auf den Punkt:
„Kohlekraftwerke und Windenergie passen
nicht zusammen, denn Kohlekraftwerke
sind sehr regelungsträge und müssen
durchgehend laufen. Warum also kein Spitzenlastkraftwerk bauen, das sich mit den
Energieträgern der Zukunft Wind und Sonne
verträgt anstatt sie zu verhindern?“
Reinhard Hegewald, Direktkandidat der
CDU für den Bundestag, bekannte sich zwar
Standortnachteil Energiewende?
FDP-Kandidatin Cornelia Debus sprach sich
ebenfalls für das EEG aus, sei es doch Teil
des Wahlprogramms. Die Windbranchenvertreter äußerten sich jedoch enttäuscht,
dass sowohl die FDP-Parteispitze als auch
der Landesverband in Niedersachsen sich
gegen die Entscheidung für das EEG gestellt
hatten. Auch Cornelia Debus selbst wertete
die Erneuerbaren lediglich als Teil eines
Energiemixes aus Kohle, Atomkraft und den
regenerativen Energien – wobei gegen den
zügigen Ausbau der letzteren vor allem die
weltweit billig erzeugte Energie spreche, die
Deutschland erhebliche Standortnachteile
beschere.
Grünen-Kandidat Thilo Hoppe sah hingegen
vor allem die Nicht-Umstellung als teuer an,
hat doch Nicholas Stern in seinem Bericht
zu den Kosten des Klimawandels ermittelt,
dass die Länder der Welt bei ungebremstem
Klimawandel künftig 20 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für die Anpassung an die
Veränderungen aufwenden müssen. Der
Spitzenkandidat der ostfriesischen Linken
Martin Heilemann sprach sich neben einem
Ausstieg aus der fossilen und nuklearen
Energienutzung insbesondere für eine Verstaatlichung der Netze aus, um das Monopol
der Energiekonzerne zu bekämpfen.
Ostfrieslands SPD gegen
Kohlekraftwerk
Der Ablehnung eines Weiterbetriebs von
Kernkraftwerken schloss sich Garrelt Duin,
SPD, an. Kohle will er als Übergangstechnologie weiter nutzen, auch wenn er sich gegen den Kraftwerksneubau in Emden ausspricht. Vorfahrt für Erneuerbare Energien
habe die SPD in den vergangenen vier Jahren an der Regierung gewährleistet – deshalb sei eine Regierung mit der SPD die einzige Konstellation mit einer Machtoption für
die weitere Energiewende.