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Gottlieb Florschütz: Der Wissenschaftsmythos von "Star
Trek"
"Beam me up, Scotty!" (1)
Die Star-Trek-Serien bedienen sich über die Verwendung bereits vorhandener, alter Mythen hinaus
auch eines ganz eigenen Mythos. Es handelt sich hierbei um die mythische Betrachtungsweise von
Wissenschaft, mit der Star Trek die Überlegenheit der menschlichen und künstlichen Intelligenz über
sämtliche Kulturen der Vergangenheit beschwört. Ehemalige Hoch-Religionen und okkulte oder
magische Rituale werden in Star Trek als durch Aufklärung und technischen Fortschritt überwundene
und damit obsolete Weltdeutungsmuster dargestellt. Was Star Trek jedoch verschweigt, ist die
Tatsache, daß das wissenschaftliche Weltdeutungssystem inzwischen den Status eines neuen
Mythos angenommen hat. Dieser sog. "Wissenschaftsmythos" der in der Neuzeit bei Descartes und
Francis Bacon begann, besteht im Glauben des modernen Menschen an den stetigen Fortschritt von
Wissenschaft und Technik bis ins Unendliche.
Die Mythisierung des Wissenschaftsglaubens, die mit dem "Novum Organum" von Francis Bacon (2)
in der Renaissance begann, wurde in der Neuzeit vor allem durch die Philosophen der Aufklärung,
Hume, Voltaire und Kant (3), sowie durch Naturforscher wie Newton und in unserem Jahrhundert
Albert Einstein weiter forciert. Genährt wurde dieser bislang ungebrochene Glaube an den stetigen
Fortschritt der Menschheit durch Vernunft und Technik seit Mitte der 60er Jahre durch die Erfolge in
der Raumfahrt - z.B. die ersten Mondflüge der Amerikaner im Jahr 1969 - und durch die Fortschritte
in der Apparate-Medizin in den 70er und 80er Jahren, Durch technische Errungenschaften wie
Herzschrittmacher, Organtransplantation und lebensverlängernde Maßnahmen scheint der sterbliche
Mensch heute beinahe unsterbliche Züge anzunehmen. Wir halten heute alles für technisch
machbar, was nur vorstellbar ist, und erwarten mit drängender Neugier die nächsten Fortschritte in
Medizin und Technik, insbesondere in der Gentechnologie, die soweit geht, dass sogar menschliche
Gene bei Pharmakonzernen patentiert werden. Die Einlösung der großen Heilsversprechung der
neuzeitlichen Philosophen der Aufklärung, durch den ständigen Fortschritt werde der Mensch nicht
nur vernünftiger, sondern auch glücklicher, wird in unseren Tagen vor allem den Wissenschaftlern
zugemutet, insbesondere den Human-Medizinern - den Halbgöttern in Weiß - die über Leben und
Tod verfügen, und den Astrophysikern, die unsere Ursprünge im Weltall bis hin zum Urknall bis in
einer "Weltformel" zusammenfassen sollen und uns vor Meteoren und Kometen rechtzeitig zu
warnen haben.
Wir sind heute fest davon überzeugt, dass die Natur draußen und ebenso die Natur "drinnen", also
die von Freud als "irrationale Triebimpulse" gekennzeichneten Antriebskräfte im Menschen mithilfe
des wissenschaftlichen Fortschritts kontrollierbar gemacht werden könnten. Die philosophische
Denkfigur, die dem modernen "Wissenschaftsmythos" zugrundeliegt, ist die Evolutionstheorie
Darwins, der Glaube an den stetigen Fortschritt der Arten bis hin zum Menschen und noch über
diesen hinaus bis zu Nietzsches "Übermenschen", dem vollkommenen Menschen.
Der Glaube an den stetigen wissenschaftlichen Fortschritt gibt uns heute Grund zu der Annahme,
dass es der Wissenschaft mithilfe fortschrittlicher Medizin, evtl. Gentherapie, eines Tages gelingen
könnte, sowohl durch negative Eugenik Erbkrankheiten auszumerzen, als auch durch positive
Eugenik einen "vollkommenen Menschen" im Sinne von Nietzsches "höherem Menschen" zu
züchten. Ebenso gibt uns der Glaube an den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt die
Hoffnung, dass die Wissenschaft eines fernen Tages vielleicht dazu in der Lage sein könnte, sogar
das Altern und den darauffolgenden Tod durch gezielte Gentherapie zu beseitigen, also Elemente in
unserem Leben fundamental zu verändern, die bisher für gottgegeben and unabänderlich gehalten
wurden. Wir stehen heute tatsächlich vor solchen paradigmatischen Fortschritten der modernen
Medizin, insbesondere der Gentherapie. Da sind auf der einen Seite große Hoffnungen, die sich auf
die Wissenschaftler im allgemeinen richten, sie mögen unser Leben durch technische
Errungenschaften wie Mikrowellen, Homebanking und interaktives Fernsehen noch leichter,
bequemer und interessanter gestalten, und insbesondere bei erbkranken Menschen, die sich speziell
von Gentherapeuten eine höhere Lebensqualität erhoffen.
Auf der anderen Seite ist ein solcher rasanter wissenschaftlich-technischer Fortschritt für viele
Zeitgenossen auch ein wenig angsterregend, z.B. die Angst vor der Ausbreitung der künstlichen
Intelligenz in Gestalt von komplizierten Computern und Robotern, die mehr und mehr Menschen
arbeitslos machen könnten, also die Angst vor einer "entmenschten" Arbeitswelt; man denke
beispielsweise an Autofabrik-Hallen, die schon heute fast ausschließlich von Robotern und
Computern betrieben werden. Da ist die Angst vor anonymen Mächten, die unser Leben mehr und
mehr mit unsichtbarer Hand steuern, also die Angst davor, zu bloßen Nummern und Chiffren in den
Computern von Behörden und Betrieben entindividualisiert zu werden. Und da ist auch die Angst, mit
den neuen technischen Geräten, z.B. mit komplizierten Computern, Internet oder Bankautomaten
einfach nicht mehr umgehen zu können, vor allem bei älteren Menschen, die daran noch nicht
gewöhnt sind, also die Angst vor intellektueller oder emotionaler Überforderung durch den
technischen Fortschritt.
Wie geht die populäre Fernseh-Serie Star Trek mit all diesen Hoffnungen und Ängsten um? Star
Trek beschwört zum einen diesen "Wissenschaftsmythos" and seine technologischen Segnungen
wie z.B. Sprachcomputer, überlegene Verteidigungswaffen wie "Faser", eine weit fortgeschrittene
Medizin, Replikatoren, die beliebige Speisen in beliebiger Anzahl auf Knopfdruck herstellen können
usw. als echte Fortschritte ohne negative Nebenwirkungen. Zugleich antizipiert Star Trek aber auch
die mit dem "Wissenschaftsmythos" verbundenen Ängste vor einer anonymen Technokratie, indem
in "Star Trek" diese Ängste als "irrational" und damit überflüssig entlarvt und das Vertrauen in den
technischen Fortschritt stabilisiert wird. (4) Dieser "Wissenschaftsmythos" wird in Star Trek so weit
getrieben, dass im 21. Jahrhundert fortschrittliche Fortbewegungstechnologien wie das "Beamen"
oder der "Warp-Antrieb", d.h. das Reisen mit Über-Licht-Geschwindigkeit, als selbstverständliche
Weiterentwicklungen eines rasanten wissenschaftlichen Fortschritts bereits eingeführt sind und ohne
weiteres benutzt werden können, die nach dem tatsächlich gegebenen gegenwärtigen Kenntnisstand
der Naturwissenschaften von Naturwissenschaftlern für prinzipiell unmöglich gehalten werden, weil
sie bekannte Naturgesetze außer Kraft setzen würden. (5) Diese neuen Techniken werden in Star
Trek ohne Problematisierung des naturwissenschaftlichen Hintergrundwissens einfach wie
selbstverständliche Nebenprodukte eines stetigen wissenschaftlichen Fortschritts eingeführt. So wird
in "Star Trek" die Wissenschaft selbst zum Mythos erhoben, indem diese fiktional entfremdet und in
mythischer Weise zu einer Art "Techno--Mystik" überhöht wird. (6)
Zweifel an der Harmonisierbarkeit zwischen Natur und technischer Kultur - wie diese von der
"grünen Bewegung" oder vom "Club of Rome" vehement geäußert werden - werden im Star-TrekMythos kaum thematisiert und rasch zerstreut. So führt Star Trek mit dem mythischen Symbol der
"Enterprise" - dem "Garten in der Maschine" - in TOS die bereits gelungene Bewältigung des
modernen Konflikts zwischen Natur und Technik symbolisch vor. (7) Zukunftsängste, die mit dem
technologischen Fortschritt verknüpft sind, und die angesichts neuer Erfindungen wie beispielsweise
heute in der Gentechnologie wohl nicht ganz unberechtigt sind, werden in TOS als "irrational"
gebrandmarkt und durch die positive Perspektive des ununterbrochenen technologischen Fortschritts
beruhigt, der auch mit eventuellen unerwünschten Nebenwirkungen schon irgendwie fertig werden
wird. Der Glaube an diesen stetigen Fortschritt wird in TOS immer wieder affirmiert, nirgendwo aber
kritisch hinterfragt.
Ich möchte meine These, dass Star Trek sozusagen als populärwissenschaftlicher Katalysator für
den "Wissenschaftsmythos" dient, insbesondere an einem Punkt des technischen Fortschritts
festmachen, nämlich an der künstlichen Intelligenz.
Neuer Mythos "Künstliche Intelligenz"
Der "Wissenschaftsmythos" wird in Star Trek vor allem in Gestalt der künstlichen Intelligenz
verkörpert. Ohne Befragung des Bordcomputers geht auf der Enterprise fast gar nichts. Der
Bordcomputer der Enterprise spuckt nicht nur Fakten aus, sondern gibt in Krisensituationen auch
Verhaltensmaximen aufgrund logischer Wahrscheinlichkeitsberechnungen aus. Die Enterprise-Crew,
allen voran der logisch denkende erste Offizier Spock in TOS, zeigt sich einsichtig genug, ihre
Entscheidungen bezüglich Kursbestimmung, Landung auf fremden Planeten oder Verteidigung
gegen feindselige Klingonen unter Zuhilfenahme von Informationen und präzisen Berechnungen des
Bordcomputers zu treffen. Die künstliche Intelligenz des Bordcomputers, der man sein Schicksal
beruhigt anvertrauen kann, ermöglicht die ununterbrochene Steuerung und Regelung der
Verhältnisse
auf
der
Enterprise.
Im
"Sicherheitscomputerlogbuch"
und
in
"Kommunikationsaufzeichnungen" wird über das vorschriftsmäßige Handeln der Crew regelmäßig
Rechenschaft abgelegt. Zwar treffen immer noch Menschen die letzte Entscheidung, insbesondere
Captain Kirk in enger Beratung mit seinen Offizieren Spock and McCoy, aber sie richten sich in ihren
Entscheidungen in der Regel nach den Vorgaben der logisch denkenden künstlichen Intelligenz.
Spock als logisch denkender Halb-Vulkanier, der fast schon wie ein Computer funktioniert, hat in der
Regel
gegenüber
McCoys
Einwürfen
die
durchdachteren
und
weitsichtigeren
Handlungsanweisungen parat; nur manchmal, in ausweglosen Situationen, greift selbst Spock unter
McCoys Einfluss auf intuitive, irrationale Handlungsweisen zurück, wie z.B. in der Episode
"Notlandung auf Galileo 7", in der Spock in einer äußersten Notsituation entgegen seinem logischen
Kalkül die Not-Faser-Aggregate in die Luft schießt, in der vagen Hoffnung, von der Enterprise
dadurch gesichtet und gerettet zu werden. Auf Nachfrage McCoys rettet sich Spock in die
Argumentation, er habe rein logisch gehandelt, weil ihm seine Logik zu einer unlogischen
Handlungsweise geraten habe. Und wenn Spock einmal die Kontrolle verliert, dann dreht er wirklich
völlig durch, als ob er `von allen guten Geistern verlassen' wäre wie in der TOS-Episode
"Weltraumfieber", in der Spock auf dem Planeten Vulkan in einem archaischen Duell-Ritual seinen
geliebten Captain Kirk erwürgt. Anschließend zeigt Spock ungewöhnlich viel Gefühl, als Jim Kirk
lebend auf der Enterprise auftaucht und sich die atavistische Szenerie auf Vulkan als Fiebertraum
entpuppt. Aber solche irrationalen Handlungsweisen, in die selbst der logisch denkende Spock in
Ausnahmefällen noch verfällt, sind nicht typisch für sein ansonsten streng rationales Verhalten. In
der Regel überlegt Spock zuerst ziemlich lang and kalkuliert alle Handlungsalternativen nebst ihren
wahrscheinlichen Folgen wie ein Computer, bevor er dann schließlich eine weise and wohlkalkulierte
Entscheidung trifft.
Manchmal neigt auch der weise Captain Kirk nach intensiven Beratungen mit seinen Offizieren
Spock and McCoy zu intuitiven Eingebungen, zu denen ihn Doctor McCoy inspiriert. In Kirk
vereinigen sich sozusagen die Logik Spocks mit der Intuition McCoys. Aber niemals entscheidet Kirk
gegen oder ohne zusätzliche Informationen aus dem Bordcomputer. Immerzu sind seine
Entscheidungen getragen und rückversichert auf der Basis präziser Hintergrundinformationen aus
dem Computer. Die künstliche Intelligenz ist in Star Trek - anders als etwa in Kubricks "Odyssee
2001", wo noch eine latente Gegnerschaft zwischen Astronaut und Computer vorhanden ist, voll in
das Enterprise-Team integriert und gehört gewissermaßen zur Star-Trek-Familie. Das Fehlen oder
der vorübergehende Ausfall des Bordcomputers löst in TOS sofort eine Krisenlage aus, die dann nur
mit vehementem intellektuellem Aufwand sämtlicher Offiziere notdürftig bewältigt werden kann. Man
könnte von einem einseitigen Abhängigkeitsverhältnis der Star-Trek-Crew von der künstlichen
Intelligenz sprechen, denn der Mensch kommt ohne den Bordcomputer kaum noch aus, und hat
diesem eigentlich nichts zu geben außer ihn mit Daten zu bittern. Der Bordcomputer verarbeitet
diese Daten in Sekundenbruchteilen und spuckt sofort mehrere Entscheidungsoptionen aus, die
handlungsanweisende Relevanz haben. Es gibt allerdings Situationen, in denen der Bordcomputer
zu falschen Entscheidungen rät, und wo dann die Intuition McCoys doch wieder gefragt ist, wie
beispielsweise in der Episode "Spock unter Anklage". Aufgrund einer falsch programmierten
Datenlage hat hier der Bordcomputer Spock unter einen schweren Verdacht gebracht, aber wie sich
am Ende herausstellt, konnte der Computer nichts dafür, weil er einfach nur falsch programmiert
war. Hier liegen in der Tat die Grenzen der künstlichen Intelligenz: der Computer kann nur auf der
Basis richtiger Voraussetzungen zuverlässig arbeiten. Er kann noch nicht selber denken; ein solcher
denkender Computer wird erst in TNG in Gestalt des Androiden Data eingeführt, der sich
seltsamerweise ständig danach sehnt, Mensch zu sein, während Spock in TOS nichts sehnlicher
herbeiwünscht, als ganz zum reinen Logiker zu werden und endlich McCoys dümmliche Intuitionen
nicht mehr anhören zu müssen, die ihn ohnehin nie sonderlich beeindrucken.
Der Bordcomputer begleitet die Menschen in allen Lebenssituationen als zuverlässiger Freund, ja er
rettet die Menschen in einer erdrückend komplex gewordenen Welt, indem er bei schwierigen
Entscheidungen einen sicheren Weg weist. Er verkörpert die Ankunft einer Intelligenz, die der
menschlichen Intelligenz weit überlegen ist. Zum Computer-System der Enterprise gibt es in diesem
Zusammenhang folgende Anmerkung:
"In plötzlichen Notsituationen ist das Computer-System in der Lage, sämtliche Operationen des
Schiffs allein zu kontrollieren. So wie seine Vorgänger aus dem 20. Jahrhundert folgt es den
unabhängigen Beschlüssen seiner Programmierung. Es besitzt einige recht exotische Fähigkeiten.
Wenn es nicht in bestimmten Fällen von einem höheren Offizier auf bekannte Weise übergangen
wird, verhindert es automatisch Navigations- und Abwehrmaßnahmen, die gefährlich werden oder zu
Irrtümern führen könnten." (8)
Hinter dem Mythos der künstlichen Intelligenz steht die metaphysische Glaubensannahme, dass der
Computer sich niemals irren könne. Star Trek wäre keine ernstzunehmende Science-Fiction-Serie,
wenn diese Problematik nicht schon von Roddenberry bedacht und thematisiert worden wäre.
Bereits in TOS taucht in der Episode "I am Nomad" ein falsch programmierter Computer auf, der
Fehlentscheidungen trifft, weil sein Schöpfer ihn unzulänglich programmiert hat. "Nomad" ist der
Vollstrecker eines logisch-präzisen und gefühlskalten Programms zur Ausrottung aller
unvollkommenen biologischen und nichtbiologischen Einheiten. Aber Nomad ist ein von
Menschenhand programmiertes Geschöpf und daher selber nicht vollkommen. (9) Kirk überlistet
diesen fehlerhaften Killer-Computer, indem er dem Computer den Befehl gibt: "Vernichte alles
Unvollkommene". Der Computer "Nomad" leitet daraufhin konsequenterweise die Selbstvernichtung
ein, weil in seiner Programmierung auch ein Selbstvernichtungschip enthalten ist, das ihn dazu
zwingt, alles Unvollkommene zu zerstören. Der Computer kann eben nur so vollkommen sein, wie
sein Schöpfer, der Mensch, der ihn programmiert hat. So wird hier eine Rückbindung der künstlichen
Intelligenz und die menschliche Intelligenz sichtbar. Die Grenzen der künstlichen Intelligenz sind also
durch die Grenzen derjenigen Intelligenz gegeben, die sie programmiert hat. Wird hier ein wenig
kritisches Bewusstsein am technologischen Fortschritt sichtbar, so schreibt Roddenberry diese
Entwicklung zu einer perfektionierten künstlichen Intelligenz ungeachtet möglicher negativer
Nebenwirkungen weiter fort. Dass der Computer schon in TOS einen individuellen Namen, "Nomad",
trägt, deutet bereits den weiteren Weg der Entwicklung der künstlichen Intelligenz an. In TNG taucht
schließlich Data auf, ein weiterentwickelter Androide mit menschlichem Antlitz, der sich harmonisch
in die humanoide Enterprise-Besatzung einfügt Der evolutive Sprung von "Nomad" zu "Data" ist
darin zu sehen, dass man mit Data wie mit einem Menschen wechselseitig kommunizieren und
interagieren kann, während "Nomad" nur ein einseitiges kommunikatives Verhältnis im Sinne des
Programmierens zuließ. Kirk war dem fehlerhaft programmierten "Nomad" in TOS mit seiner intuitivintentionalen Logik noch ein kleines Stückchen überlegen; der intelligente Cyborg "Data" jedoch
wäre auch für Kirk unschlagbar.
Die Voll-Integration "Datas" als vollwertiges und gleichberechtigtes Besatzungsmitglied der
Enterprise-Crew in TNG ist Roddenberrys positive Utopie bezüglich einer möglichen Integration von
menschlicher und künstlicher Intelligent. "Data" hegt mitunter sogar den Wunsch, wie ein Mensch
fühlen zu können, einen völlig irrationalen Wunsch, wie Spock wohl sagen würde. Bei einem so
hochgezüchteten, menschenähnlichen Cyborg wie Data stellt sich dann schon mal die ernsthafte
Frage, ob man "unserem" Data denn nicht sogar Menschenwürde und Menschenrechte zusprechen
müsste? Roddenberrys Kreation "Data" ist durchaus dazu geeignet, gestandene Juristen über neue
Kriterien für die Zusprechung von Menschenwürde nachdenken zu lassen. (10)
Eine negative Utopie hingegen entwirft Roddenberry in TNG mit den rätselhaften Borg, die halb
humanoiden Ursprungs und halbe Maschinenwesen sind, in einem würfelförmigen Block im Kollektiv
hausen und alles Individuelle gnadenlos in ihr unpersönliches Termiten-Kollektiv assimilieren. Diese
negative Utopie, in der anonyme Maschinenwesen die Individualität des Menschen aufsaugen, geht
auf die Ängste vor dem technischen Fortschritt ein, mit der wir heute noch der in Entwicklung
befindlichen künstlichen Intelligenz gegenüberstehen. Viele Zeitgenossen empfinden Angst vor
anonymen technokratischen Mächten, und davor, durch Computer zu entindividualisierten Nummern
und Chiffren degradiert zu werden. Zwischen den Borg und der Enterprise-Crew entbrennt ein
Dauerkampf, in dessen Verlauf - in der TNG-Episode "Angriffsziel Erde" sogar Captain Picard ins
Borg-Kollektiv hineingesogen wird, anschließend aber wieder re-individualisiert wird. Schließlich
endet dieser Konflikt zwischen kollektiver und individueller Lebensform damit, dass einer von den
Borg, genannt "Hugh" in der TNG-Episode "I am Hugh" von der Enterprise-Crew schrittweise
individualisiert und als vollwertiges Besatzungsmitglied ins Enterprise-Team integriert wird; ähnlich
wie der Androide Data, der bereits eine individualisierte Stufe der künstlichen Intelligenz darstellt.
Und mit dieser Form von künstlicher Intelligenz, wie Roddenberry sie dem Fernsehpublikum in
Gestalt des menschenfreundlichen Data präsentiert, lässt sich durchaus leben. Data ist ein
populärwissenschaftlicher Katalysator gegen unsere irrationalen Ängste vor der Überlegenheit der
künstlichen Intelligent. Diesem menschenähnlichen Data, "unserem" Data können wir uns beruhigt
anvertrauen. So macht uns Roddenberry Schritt für Schritt mit der stufenweisen Entwicklung der
künstlichen Intelligent vertraut: Zunächst in Gestalt des Vulkaniers Spock, der in TOS noch
menschenähnliche Züge trägt, sich jedoch durch sein emotionsloses, logisches Denken schon sehr
weit vom menschlichen Gemüt entfernt hat, was regelmäßig McCoys Unbehagen erregt. Dann
begegnet uns die künstliche Intelligenz in Gestalt des Bordcomputers der Enterprise, der als
ständiger Wegbegleiter und kompetenter Ratgeber die Enterprise-Crew durch das All geleitet. Auch
unvollkommene Formen von künstlicher Intelligenz tauchen bereits in TOS auf, wie etwa "Nomad",
der falsch programmiert wurde. Schließlich begegnen uns in TNG erheblich weiterentwickelte
Formen künstlicher Intelligenz wie etwa Data, dem man seine Maschinen-Herkunft gar nicht mehr
äußerlich ansieht. So wird von Roddenberry das uns im Grunde befremdliches Element der
künstlichen Intelligenz auf eine sanfte Art und Weise eingeführt, die uns keine Zeit lässt, davor Angst
zu haben, weil wir gezwungen sind, mit diesen künstlichen Intelligenzen tagtäglich umzugehen, und
schließlich werden diese künstlichen Wesen zu unseren ständigen Lebensbegleitern, die so
menschliche Züge an sich tragen, dass sie uns ebenso vertraut sind wie unsere Mitmenschen. Was
Roddenberry uns in seinen beiden Serien TOS und TNG augenfällig vorführt' , ist eine stetige
Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz bis hin zu ihrer stufenweisen Individualisierung, etwa in
Gestalt von "Data" oder der individualisierten Borg "Hugh" oder "Seven of Nine", die ja ursprünglich
halbe Maschinenwesen waren. Wir werden eines Tages dazu gezwungen sein, unsere Computer
und Roboter als gleichwertige Lebenspartner zu akzeptieren,' und wir werden uns dann auch gar
nicht mehr dagegen wehren, weil sie uns bis dahin längst so vertraut geworden sind wie unser
Automobil.
Das System der künstlichen Intelligenz in Star Trek funktioniert genau so, wie dies amerikanische
Futurologen den Computersystemen der Zukunft voraussagen. Der Computer setzt als "Übersubjekt"
die Evolution des Menschen fort. Der KI-Experte Moravec spricht von einem "postbiologischen
Zeitalter", das durch intelligente Roboter herbeigeführt wird:
"In Jahrmilliarden unermüdlichen Wettrüstens ist es unseren Genen endlich gelungen, sich selbst
auszubooten." (11)
Der erste Schritt auf diesem Weg soll nach Moravecs Einschätzung um das Jahr 2030
abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt sind nach Moravec bereits weiterentwickelte Roboter zu
erwarten, die über sensible Wahrnehmungen und einfache Formen von Bewusstsein verfügen
werden. Diese hochintelligenten Roboter sollen dem Menschen nützliche Gehilfen sein können. Im
weiteren Verlauf der zu erwartenden Entwicklung werden nach Moravecs Prophezeiung dann
androide Roboter stehen, die dem Menschen an Intelligenz weit überlegen sein werden:
"Befreit vom schwerfälligen Schritt der biologischen Evolution werden die Kinder unseres Geistes frei
wachsen können, um sich fundamentalen Herausforderungen im ganzen Universum zu stellen. Wir
Menschen werden für eine gewisse Zeit von ihrer Arbeit profitieren. Doch früher oder später werden
sie, wie natürliche Kinder, ihr eigenes Glück suchen, während wir, die alten Eltern, leise vergehen.
Beim Weiterreichen der Fackel wird nicht viel verloren sein." (12)
Nach dieser Utopie amerikanischer Futurologen werden auch Neuro-Computer verwendet werden,
die dem Androiden "Data" aus TNG schon sehr nahekommen werden:
"Um Computern die Möglichkeit zu geben, mit uns zu kommunizieren, statten manche
Entwicklungsingenieure
von
Anwender-Schnittstellen
Computersysteme
mit
kleinen
Persönlichkeitsblöcken aus, die unsere Eigenarten und Vorlieben in begrenzten, aber wichtigen
Bereichen erkennen können." (13)
Diese Neurocomputer werden menschenähnlicher, lernfähiger und intelligenter sein als ihre heutigen
Vorfahren. Im Jahr 2030 könnten sie den Status eines Androiden wie "Data" in TNG erreicht haben,
so dass auch eine wechselseitige Kommunikation mit ihnen möglich sein wind. Das Verhältnis von
"Herr" und "Knecht", wie es bei der jetzigen Computertechnologie noch vorliegt, könnte sich sogar
umkehren. Auf dem Wege dorthin könnten die Roboter dem Menschen noch eine gewisse Zeit
nützlich sein, bis diese dann schließlich die Herrschaft über unseren Planeten übernehmen werden.
(14)
Umgekehrt bedeutet dies, dass der Mensch immer maschinenähnlicher werden muss, um mit der
rasanten Entwicklung der Computer mithalten zu können. Von der Möglichkeit, eine direkte
Verbindung zwischen Nervenbahnen und Computer herzustellen, sind heute schon viele Menschen
fasziniert. Der Futurologe Rheingold spricht von einem "faustischen Vertrag" bezüglich einer
kommenden "Mensch-Computer-Symbiose":
"Der anstehende faustische Vertrag verlangt bestimmte Veränderungen in der Partnerschaft, die wir
bisher mit unseren Maschinen geführt haben. Wir könnten entscheiden, dass es uns nichts
ausmacht, ein bißchen maschinenähnlicher zu werden im Austausch für arbeitssparende Geräte,
lebensrettende Apparate, attraktive Annehmlichkeiten und verführerische Unterhaltungen." (15)
Nach Rheingolds Ansicht können wir nicht in enger Nachbarschaft und im ständigen Austausch mit
elektronischen Geräten leben, ohne diesen immer ähnlicher zu werden. An den technischen
Bedingungen für eine solche Mensch-Computer-Synthese wird bereits heute intensiv gearbeitet. So
ist es bereits gelungen, Chips direkt mit den Nervenbahnen von Ratten und Affen zu verbinden.
Dazu wird einfach ein New des peripheren Nervensystems durchschnitten, und die Regeneration
dieses Nervs wird dazu genutzt, die Nerven durch den Chip hindurchwachsen zu lassen. In einem
Bericht über diese Mensch-Computer-Symbiose schreibt KI-Forscher Waffender:
"Ich kann es kaum abwarten, den ersten Chip in mein Handgelenk eingepflanzt zu bekommen. Mit
diesen direkten Verbindungen zum Nervensystem wind es zum erstenmal möglich, symbolische
Daten direkt einzuspeisen." (16)
Nicht nur Handgelenke werden von dieser Mensch-Computer-Symbiose betroffen sein, sondern
auch das menschliche Gehirn:
"Langfristig wird dieser direkte Zugang zum Nervensystem die einzige Möglichkeit darstellen, die
Versprechungen der virtuellen Welten zu realisieren, denn erst mit der völligen Kontrolle der
Datenflüsse ins Hirn wird es möglich, eine Realität zu erzeugen, die für die sie wahrnehmenden
Personen von der normalen sinnlichen nicht zu unterscheiden ist. Diesen direkten Zugang zum
menschlichen Nervensystem so weit wie möglich zu machen und so tief in das Gehirn zu legen,
muss eines der Forschungsziele im Bereich der virtuellen Welten werden." (17)
Vorstellbar wäre es nach den kühnsten Prognosen von Futurologen auch, dass der Mensch seinen
Gehirninhalt in die Computerhirne "laden" kann. Dann wäre er vor allen Unfällen sicher und hätte
obendrein die mentale Unsterblichkeit gewonnen. (18)
Das Zusammenwachsen von Mensch und Computer wird auch dadurch begünstigt, dass die
Wissenschaft in den letzten Jahren ihre Anstrengungen erneuert hat, den Menschen auf eine
Maschine zu reduzieren. Man versucht, Wahrnehmen und Denken mithilfe mechanistischer Modelle
zu rekonstruieren, um schließlich geistige Leistungen maschinell simulieren zu können. Damit wäre
dann der letztgültige Beweis erbracht, dass geistigen Prozessen auch beim Menschen materielle
Prozesse zugrundeliegen. (19)
Menschen und Roboter nähern sich also asymptotisch aneinander an bis zur vollständigen MenschMaschinen-Symbiose, wie diese in Roddenberrys "Data" in TNG bereits repräsentiert ist. "Data" ist
ein menschenähnlicher Computer, mit dem die Enterprise-Crew in TNG interagieren kann, der
Bewusstsein besitzt und von humanoiden Besatzungsmitgliedern ununterscheidbar ist. Somit stellt
"Data" die technologische Spitze einer Entwicklung dar, die mit dem Wissenschaftsmythos bei
Francis Bacon in der Renaissance begonnen hat. Zweifellos ist es Roddenberry - dem technikeuphorischen Zeitgeist der 60er und 70er Jahre entsprechend - gelungen, den seit Descartes und
Francis Bacon aufkeimenden Glauben an den wissenschaftlichen Fortschritt der Menschheit, das
Vertrauen des modernen Menschen auf Vernunft und Technik im Bewusstsein der amerikanischen
und europäischen Zuschauer am Ende des 20. Jahrhunderts noch einmal aufs Neue zu
manifestieren. Roddenberry überhöht diese "Vernunft-Religion" (20), die Konstruktion unserer
Lebenswelt nach dem Leitbild der Vernunft, ins Mythische. Der Glaube an den wissenschaftlichen
und technologischen Fortschritt wird in Star Trek zu einer Art Religion, gegenüber der alle anderen
Religionen als rückständig gebrandmarkt werden, wie beispielsweise in der TOS-Episode "Der
Tempel des Apoll", wo Kirk & Co. den Einheimischen ganz nach aufklärerischer Manier ihren
Glauben an die altgriechischen Götter austreiben.
Roddenberry affirmiert mit seiner Kreation Star Trek die tatsächliche Entwicklung unserer
Lebenswelt zu einer totalitären Technokratie, ohne ernsthafte Zweifel zu hegen, ob eine Entwicklung
der Menschheit gerade in diese Richtung eines ungebremsten technologischen Fortschritts zu
begrüßen wäre. Es findet sich in den ersten zwei Star Trek-Serien - von wenigen Ausnahmen wie "I
am Nomad" oder "Krieg der Computer" abgesehen - kaum ernstzunehmende Kritik oder eine
differenzierte Problematisierung der zunehmenden computergesteuerten Verzifferung der Welt,
kaum eine Reflexion über die damit verbundenen komplizierten gesellschaftspolitischen
Umwälzungsprozesse und der damit verbundenen Gefahren. Die durchaus ernstzunehmenden
Ängste vieler Menschen, die sich durch derartige rasante Entwicklungen überfordert fühlen, werden
von Roddenberry in der Regel einfach als "irrational" oder "prämodern" abqualifiziert. Anstatt unsere
Fortschrittsgläubigkeit differenziert zu hinterfragen, wind diese in Star Trek immer wieder affirmiert
und in eine quasi-religiöse Sphäre hinein transzendiert. In TOS und TNG wird die stetig
fortschreitende Technik unreflektiert zu einer modernen "Techno-Mystik" überhöht, und Hauptfiguren
wie Kirk, Spock, Picard und Data tragen das Star-Trek-gestylte Gewand von modernen Priestern, die
uns das Evangelium des technologischen und - damit scheinbar wie selbstverständlich
einhergehenden - humanistischen Fortschritts predigen. Dass diese Verhältnis zwischen
technologischem und ethischem Fortschritt ein in höchstem Maße kompliziertes ist, wird in Star Trek
kaum einmal problematisiert; es wird meistens einfach vorausgesetzt, dass die moralische
Entwicklung mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt halten und eventuelle negative
Fehlentwicklungen schon irgendwie auffangen wird, was ja in Wirklichkeit nicht unbedingt der Fall ist.
(21) Hier wird ein mythischer "Verblendungszusammenhang" (22) aufgebaut, der die tatsächlich
gegebenen komplizierten Verhältnisse zwischen technologischem und moralischem Fortschritt stark
vereinfachend darstellt und kaum noch Raum oder Zeit für kritisches Hinterfragen oder differenzierte
Diskussion lässt. (23)
Das Mythische am "Wissenschaftsmythos" besteht nun gerade darin, uns glauben zu machen, dass
der wissenschaftlich-technische Fortschritt ausschließlich zum Wohle der Menschheit beitragen
wind, und zwar ohne lästige Nebenwirkungen. Neue technische Entwicklungen wie die künstliche
Intelligenz werden in Star Trek zwar vorgestellt, aber die Komplexität der moralischen,
soziologischen und politischen Probleme, die sie mit sich bringen, werden in TOS und TNG - wenn
überhaupt - nur stark vereinfachend dargestellt. . Dass ein differenzierter gesellschaftspolitischer
Diskurs über die Licht- und Schattenseiten des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts in Gang
gesetzt werden soll, ist von einer populären Fernsehserie wie Star Trek, die in erster Linie ein
Massenpublikum unterhalten will, von vornherein auch kaum zu erwarten. Dieser Diskurs muss
woanders geführt werden, in den zuständigen politischen und juristischen Gremien, in den Kirchen
usw. Was man Roddenberry als Drehbuch-Autor von Star Trek aber vorwerfen muss, ist eine
einseitige Glorifizierung des "Wissenschaftsmythos", wie dieser parallel dazu auch in der
Hintergrundkultur der Entstehungszeit von TOS - beispielsweise durch das Apollo-Programm der
NASA - angeheizt wurde. Roddenberrys Star Trek-Universum war sicherlich auch eine Konzession
an den technik-euphorischen Zeitgeist der 60er Jahre. An dieser Stelle werden Bezüglichkeiten und
Wechselwirkungen zwischen Fernsehserien und ihrer jeweiligen Hintergrundkultur sichtbar.
Drehbuch-Autoren gehen eben mit dem Zeitgeist und müssen dies auch, wenn sie mit ihren Serien
beim Massenpublikum ankommen wollen. Diese enge Verflechtung zwischen Medien-Ebene und
Hintergrundkultur wird bei der Analyse der Star Trek-Nachfolgeserien "Deep space nine" und
"Raumschiff Voyager" noch deutlicher sichtbar, in denen wieder andere Aspekte einfließen, die aus
einem veränderten Zeitgeist herrühren, und die ein ganz anderes Licht auf den
"Wissenschaftsmythos" von TOS und TNG werfen.
Die Gegen-Aufklärung in den Star-Trek-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager"
In den Star Trek-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" , die nicht mehr von Gene
Roddenberry, sondern von Rick Berman, seinem "Nachfolger im Amt" geschrieben wurden, wind die
dunkle Seite unserer Wirklichkeit, das "Andere der Vernunft" dem "Wissenschaftsmythos"
gegenübergestellt. Erst jenseits des aufklärerischen Paradigmas gewinnt Star Trek an
zukunftsträchtiger Brisanz, indem die Science-fiction-Serie uns einen neuerlichen Wechsel des
aufklärerischen Paradigmas nahelegt. Die Suche nach einer neuen, verheißungsvollen Welt im
Rahmen des Wissenschaftsmythos in TOS und TNG war, wie Horkheimer und Adorno es in der
"Dialektik der Aufklärung" hinsichtlich der Odyssee feststellten, vielleicht doch nur die "Fluchtbahn
des Subjekts vor den mythischen Mächten" (24), die in "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager"
jenseits des aufklärerischen Paradigmas wieder zunehmend an Raum gewinnen. Die Transzendenz
unserer Existenz wird in Star Trek immer wieder beschworen, insbesondere in der neuen Serie
"Raumschiff Voyager", in der eine Remythifizierung, eine Wiederverzauberung unserer
technokratischen Wirklichkeit versucht wird.
Die im postmodernen Zeitgeist beobachtbare zunehmende Abwendung vom "Wissenschaftsmythos"
spiegelt sich in den Star Trek-Nachfolge-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" wider.
Wir werden in diesen Serien über Grenzen der aufklärerischen Paradigmas informiert, über Grenzen
der menschlichen Entwicklungsfähigkeit, die dem technologischen Fortschritt nicht mehr folgen kann
oder nicht mehr folgen mag. (25) In den Star Trek-Nachfolgeserien "Deep space nine" und
Raumschiff Voyager" wird dem postmodernen Fortschrittsskeptizismus Rechnung getragen, indem
hier einer Wiederverzauberung der nüchternen technischen Wirklichkeit Raum gegeben wird, die
geradezu an mittelalterliche Hexen-Rituale erinnert? (26)
Viele Menschen ahnen inzwischen, dass die Vernunft wohl nur eine Seite des menschlichen Gemüts
ist, und dass hinter der transparent erscheinenden Welt der Aufklärung eine andere, irrationale Seite
der menschlichen Wirklichkeit verborgen liegt, die rational nicht erfassbar ist. Die Technik kann
dieser magisch-mythischen Seite des menschlichen Gemüts nahekommen, vor allem wenn sie durch
Spezialeffekte verstärkt wird, aber sie kann den "sense of wonder" niemals ersetzen.(27) Der "sense
of wonder" ist die Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Lebens in jeglicher Form, und im Star TrekUniversum kann das Leben viele verschiedene Formen annehmen. Bereits in einer der letzten TNGEpisoden "Eye of the Beholder", fasst der Offizier Worf die Grenzen des menschlichen
Verständnisses der eigenen Natur treffend zusammen: "Es gibt Dinge, die wir nicht verstehen, aber
sie existieren trotzdem."(28) Mit dieser "New-Age"-Botschaft kommt Star-Trek in seinem neuen
Gewand,
"Deep space nine" und "Raumschiff Voyager", dem "Wassermann-Zeitalter" am Ende des alten und
am Beginn des neuen Jahrhunderts entgegen. Hier wird wieder Raum für das Staunen angesichts
übernatürlicher Phänomene gegeben, der in TOS durch ständige wissenschaftliche und
pseudowissenschaftliche Erklärungen Spocks verdrängt worden war. "Q", der bereits von
Roddenberry in TNG eingeführt wurde, repräsentiert diesen "sense of wonder". "Q", der hinterlistig
Fragende, ist ein extradimensionales, nahezu allmächtiges Wesen mit einem theatergerechten
Kostümtick. Mit einem Fingerschnipsen kann er die Enterprise in Galaxien schleudern, die nie ein
Mensch zuvor gesehen hat, Welten kreieren, den blinden Bordingenieur sehend machen, sogar
Picard seinen Urlaubsflirt ausspannen und alles vernichten, was er als wertlos, d.h. als langweilig
erachtet. (29) "Q" ist eine geheimnisvolle Figur, die anscheinend über übernatürliche Kräfte verfügt,
unerwartet eingreifen kann und offenbar nicht den Naturgesetzen unterliegt. So unternimmt "Q" auch
Zeitsprünge mit Picard, wie beispielsweise in der TNG-Episode "Zeitsprung mit Q". Selbst Picards
Schicksal scheint an seidenen Fäden zu hängen, an denen "Q" schon die ganze Zeit über irgendwie
zieht, wie dies beispielsweise in der letzten TNG-Episode "Gestern-Heute-Morgen" sichtbar wind.
Hier wirkt es so, als ob alles von "Q" inszeniert worden wäre, was Picard auf der Enterprise erlebt,
um seine moralische Integrität zu testen und seine Tauglichkeit für die Aufnahme in den
Götterhimmel zu prüfen. So ermahnt Q den Captain Picard am Ende der letzten Folge von TNG
"Gestern-Heute-Morgen":
"Für den Bruchteil einer Sekunde standen Ihnen nie geahnte Möglichkeiten offen. Das ist die
Erforschung, die Sie anstreben sollten, nicht das Kartographieren von Sternen oder das Studium von
Nebeln. Verlegen Sie sich auf die Erkundung unbekannter Möglichkeiten der Existenz." (30)
Die mythische Figur "Q" in TNG ist also mit Sicherheit schon keine Figur der Aufklärung mehr,
sondern vielleicht eher eine Konzession an unseren magisch-mythischen Glauben an Engel und
Dämonen. "Q" in TNG ist allerdings nur eine vereinzelte Figur, ein antiaufklärerisches Einsprengsel
gewissermaßen, die den "Wissenschaftsmythos" zwar schon ein wenig aufbröckeln lässt, aber in
TNG noch nicht ernsthaft gefährdet. In den letzten Folgen von TNG deutet sich bereits der
Paradigmenwechsel an, der auf einen sich veränderden Zeitgeist in der Hintergrundkultur der 80er
Jahre hindeutet. In den Nachfolgeserien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" wimmelt es
dann nur so von magisch-mythischen Elementen und Vorgängen.
Roddenberry verstand sich noch ganz in der aufklärerischen Tradition, die das Dunkel des magischmythischen Weltbilds durch das "Licht der Vernunft" erhellen wollte, wie beispielsweise in der
Episode "Der Tempel des Apoll". Rick Berman verzichtet in seinen Kreationen "Deep space nine"
und in "Raumschiff Voyager" auf weitere Aufklärung und affirmiert geradezu die natürliche
Spiritualität des "Wassermann-Zeitalters", z.B. in der
"Raumschiff Voyager"-Episode "Das Ritual", in der die Voyager-Crew unter der weisen Führung der
weiblichen Captain Janeway bei einem Sterbe-Ritual zusieht, ohne medizinisch einzugreifen. Hier
wind die moderne Medizin mit ihren Apparaturen angesichts einer natürlichen Todes in die
Schranken der Natur verwiesen, das Sterben wird wieder magisch ritualisiert, wie in alten,
prämodernen Zeiten. Angesichts des Todes wieder auf die Knie vor den alten Göttern zu fallen, wäre
Kirk und schon gar nicht Spock in TOS jemals in den Sinn gekommen. (31)
Derartige Remythisierungstendenzen in den letzten beiden Star-Trek-Serien sind zwar noch keine
philosophisch-differenzierte Kritik am aufklärerischen Paradigma der Moderne und am
"Wissenschaftsmythos". Aber sie zeigen doch eine gewisse Sensibilität der nachwachsenden Star
Trek-Drehbuch-Autoren für den Zeitgeist, die gewisse Konzessionen an subtile Dimensionen im
menschlichen Gemüt machen, was Pille McCoy in TOS gegenüber der kalten Logik eines Spock in
endlosen Diskussionen immer wieder vergeblich eingeklagt hatte. So wird der einseitig
glorifizierende "Wissenschaftsmythos" von TOS und TNG in den Nachfolgeserien zwar nicht direkt
aufgehoben - seine aufklärerische Botschaft schwingt ja auch "Deep space nine" und "Raumschiff
Voyager" noch irgendwie immerzu mit - aber dieser einseitigen Verehrung von Wissenschaft und
Technik wird hier zumindest ein Pendant, nämlich das "Andere der Vernunft" entgegengehalten. So
komplettiert Star Trek erst mit seinen Nachfolge-Serien "Deep space nine" und "Raumschiff
Voyager" das menschliche Gemüt, die uns nun auch einmal die andere Seite der aufklärerischen
Medaille zeigen. Für den Zuschauer bietet Star Trek ein ganzes Kaleidoskop verschiedenster
Figuren, mit denen er sich identifizieren kann. Wir können uns mal so logisch fühlen wie Spock und
mal so intuitiv wie der Gemütsmensch McCoy, mal so humanistisch gesonnen wie Captain Picard
und mal so weiblich-weise wie Captain Janeway, mal so aufgeklärt wie die Förderation und mal so
primitiv wie ein Klingone, mal so kollektiv wie ein Borg und mal so einsam wie Data, der sich danach
sehnt, mehr zu sein als eine Maschine. Dieses spezifisch menschliche "Mehr" ist eben gerade das
Magisch-mythische Element, was uns Roddenberry mit seinen aufklärerischen Star-Trek-Serien TOS
und TNG vorenthielt, und was uns nun Rick Berman mit seinen Kreationen "Deep space nine" und
"Raumschiff Voyager" schenkt.
Versteht man Star Trek als Kaleidoskop der jeweiligen Hintergrundkultur, so tragen die Star-TrekSerien "Deep space nine" und "Raumschiff Voyager" einem zunehmenden Fortschrittsskeptizismus
und einer neuen, individuellen Spiritualität in der New-Age-Bewegung zur Jahrhundertwende
Rechnung. Star Trek huldigt nun nicht mehr die Aufklärung, die dem Zeitgeist der 60er und 70er
Jahre entsprach, sondern spiegelt eher die "Aufklärung der Aufklärung", da es hier nun nicht mehr
darum geht, sich von den magisch-mythischen Mächten des Mittelalters zu emanzipieren, sondern
sich von der Metamacht der Moderne, der Aufklärung selbst, zu befreien, die als ebenso historisch
kontingent erkannt wird wie der mittelalterliche Hexenglaube. (32) Anzunehmen ist, dass Star Trek
den Zeitgeist des sog. _Wassermann-Zeitalters" nicht nur widerspiegelt, sondern zugleich auch
anheizt. Star Trek ist somit längst in einen wechselseitigen Diskurs mit semen ständigen Zuschauern
eingetreten, und die Fans beeinflussen den weiteren Verlauf der Serie. (33)
War Roddenberrys pädagogischer Anspruch mit TOS und TNG noch ganz dem Paradigma der
Aufklärung verhaftet, in bester Tradition humanistischer Erziehung des Menschengeschlechts, so
bieten die Nachfolge-Serien "Deep space nine" und Raumschiff Voyager" ein Modell für eine
zeitgemäße, vernünftige und erwünschte Entwicklung der Menschheit an. Star Trek ist zwar in erster
Linie Unterhaltung wie alle populären Fernsehserien, sie will aber über den Unterhaltungswert
hinaus "...den Menschen aufrütteln, und zwar nicht zum Handeln schlechthin, sondern zu sinnvollem,
auf die bessere, von ihm entworfene Gesellschaft hin orientiertem Handeln. Es geht dabei um den
Aufbau einer Gesellschaft, die einen Schritt weiter in der rationalen und moralischen Entwicklung der
Menschheit auf dieser Erde und in dieser Zeit bedeutet." (34)
Sind nicht Drehbuch-Autoren, Regisseure und Darsteller in Star-Trek längst zu einer neuen
Priesterkaste avanciert, die neben Unterhaltung auch weltanschauliche Orientierung vermitteln? Ob
sie dies nun wollen oder nicht, ihre Unterhaltungsserien werden von vielen Fans als "IdentitätsWorkshop" in der postmodernen "Patchwork-Existenz" benutzt. So gesehen spinnt Star Trek zwar
keine echte Utopie wie einst Ernst Bloch (35), stellt aber immerhin doch eine gewisse "Eutopie" vor:
"Denn die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft, das Vertrauen darauf, dass es gelingen wird, die
Dinge zum Besseren zu wenden, ist es ja, was diese Serie von vielen anderen unterscheidet, indem
sie das Grau-in-Grau überwindet und dazu auffordert, sich auf das Unbekannte einzulassen - eine
Serie, die genau in unsere Zeit passt, in der so vieles unklar und unsicher geworden ist und wo
nichts leichter fällt, als die Zukunft schwarz zu malen und alle Hoffnung fahren zu lassen." (36)
Quellennachweise:
Adorno, Theodor Wiesengrund: Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt 1963,1971
Bacon, Francis: Novum Organum, lateinisch 1620, deutsch erstmalig 1793
Hellmann, Kai-Uwe: "Sie müssen lernen, das Unerwartete zu erwarten." In: Kai-Uwe Hellmann/Arne
Klein (Hrsg.): "Unendliche Weiten..." - Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie, Fischer Verlag,
Kultur und Medien, Frankfurt am Main 1997, S.91-112
Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., 1954,1957,1959
Buddemeier, Heinz: Leben in künstlichen Welten, Stuttgart 1993
Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation,
1979
Kant, Immanuel: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Königsberg 1784. In: Immanuel Kant.
Ausgewählte kleine Schriften, Hamburg 1969
Lange, Maria Barbara: Das Phänomen Star-Trek - Science-Fiction - Utopie oder
Wissenschaftsreligion? In: Zeitschrift für Kultur- und Geisteswissenschaften, Nr.18, 1998/99, S.43-58
Marcuse, Herbert: Der eindimensionale Mensch, Hamburg 1967, München 1998
Matzker, Reiner: Die Reise ins Paradies, in: Kai-Uwe Hellmann/Arne Klein (Hrsg.): "Unendliche
Weiten...- Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie, Frankfurt am Main 1997, S.139-154
Moravec, Hans: Mind Children. The Future of Robot an Human Intelligence, Cambridge 1988 Noble,
David: Eiskalte Träume - Die Erlösungsphantasien der Technologen, Freiburg 1998
Rheingold, Howard: Virtuelle Welten - Reisen im Cyberspace, Hamburg 1992
Richards, Thomas: Star Trek - Die Philosophie eines Universums, München 1998
Waffender, Manfred: (Hrsg.): Cyberspace - Ausflüge in virtuelle Wirklichkeiten, Hamburg 1991
Anmerkungen:
1 Todesanzeige, gefunden von Reiner Matzker im "Tagesspiegel" vom März 1996, zitiert nach:
Reiner Matzker: Die Reise ins Paradies, in: Hellmann (Hrsg.): "Unendliche Weiten-" - Star
Trek zwischen Unterhaltung und Utopie, Frankfurt a.M. 1997, S.139
2 Vgl. Francis Bacon: Novum Organum,1t.162U, dt. 1793
3 Vgl. Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Königsberg 1784
4 Vgl. Barbara Lange: Das Phänomen Star-Trek - Science Fiction - Utopie oder
Wissenschaftsreligion? In: Zeitschrift für Natur- und Geisteswissenschaften, Nr. 18, 1998/99, S.55
5 Vgl. den Beitrag von Jürgen Müller zum Thema "Beamen aus Sicht der modernen Physik" in
diesem Sammelband!
6 Vgl. Barbara. Lange, a.a.0., S.55.
7 Vgl. Barbara Lange, a.a.0., S.57
8 Vgl. Matzker: Die Reise ins Paradies, in: Hellmann. "Unendliche Weiten...", a.a.0., S.144
9 Vgl. eb., S.147
10 Vgl. den Beitrag von Robert Alexy über "Data als Menschenrechtsträger" in diesem Sammelband
!
11 Hans Moravec: Mind Children - The Future of Robot and Human Intelligence, Cambrigde 1988,
S.136
12 Eb.
13 Howard Rheingold: Virtuelle Welten - Reisen im Cyberspace, Hamburg 1992, S.454
14 Eine in diese Richtung gehende Schreckensvision gibt uns der amerikanischer Thriller
"Westward" (USA 1973). In der simulierten Westernstadt von "Westworld" werden den
eventhungrigen Urlaubern programmierte Revolvermänner gegenübergestellt, die zum Abschuss
freigegeben sind. Einer von diesen hochsensiblen Androiden, gespielt von Yul Brynner, gerät
plötzlich außer Kontrolle und erschießt entgegen seiner Programmierung einen Urlaubsgast... Der
defekte Roboter lässt sich nicht mehr abschalten. Scheinbar ist er zum Selbstbewusstsein erwacht
und wehrt sich nun gegen seine ursprüngliche Programmierung. In "Westworld" haben die Androiden
bereits einen autarken Status, der sie von ihren Programmen und Programmierern unabhängig
handeln lässt. Wenn man diese Horrorvision in "Westworld" weiterdenkt, dann werden irgendwann
vielleicht von uns programmierte Roboter und Computer, die zu Selbstbewusstsein erwacht sind, uns
abschalten.
15 Rheingold, a.a.0., S.594
16 Manfred Waffender: Cyberspace - Ausflüge in virtuelle Wirklichkeiten, Hamburg 1991, S.130
17 Eb.
18 Moravec, a.a.0., eb.
19 Vgl. Heinz Buddemeier: Leben in künstlichen Welten, Stuttgart 1993, S.107
20 Der Ausdruck "Vernunft-Religion" bezeichnete Kant in seiner Schrift "Die Religion innerhalb der
Grenzen der bloßen Vernunft", die zeitweise zensiert wurde, die Fähigkeit des Menschen, sich
autonome moralische Gesetze zu geben. Ich verwende diesen Begriff hier im Zusammenhang mit
dem Wissenschaftsmythos, weil es im Grunde das ausschließliche Vertrauen auf die Instanz der
Vernunft ist, das diesem den Antrieb gibt.
21 Darauf weist z.B. Hans Jonas in seinem "Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die
technische Zivilisation", 1979, hin.
22 Der Ausdruck "Verblendungszusammenhang" stammt von Theodor W. Adorno, der mit diesem
Begriff die unreflektierten Zusammenhang zwischen wissenschaftlichem Fortschritt, wirtschaftlichen
Interessen und deren Stützung durch die Massenmedien meinte. Vgl. Adorno: Erziehung zur
Mündigkeit (Frankfurt 1963, 1970), insbesondere das Kapitel über "Fernsehen und Bildung", S.5070.
23 Eine fundamentale, differenzierte philosophische Kritik des technologischen Fortschritts in den
Industriegesellschaften hat z.B. Herbert Marcuse in seinem Buch "Der eindimensionale Mensch"
(Hamburg 1967, München 1998) vorgelegt, insbesondere im Kapitel: Technologische Rationalität
und die Logik der Herrschaft, S.159-184.
24 Vgl. Matzker: Reise ins Paradies - Säkularisierte Religiosität am Beispiel Star Trek, in:
Hellmann/Klein: "Unendliche Weiten...", a.a.0., 5.145
25 Vg. eb.
26 Vgl. den Beitrag von Gabriele Fischer zu "Mythen in Star Trek" in diesem Sammelband.
27 Vgl. Thomas Richards: Die Philosophie von Star Trek, S.179-223
28 Eb., S.203
29 Vgl. Hellmann: Sie müssen erwarten, das Unerwartete zu erwarten, a.a..0., S.115
30 So "Q" zu Picard in der letzten TNG-Episode "Gestern-Heute-Morgen", zitiert nach Hellmann: Sie
müssen erwarten, das Unerwartete zu erwarten, a.a.0., S.103
31 Ich erinnere beispielsweise an die TOS-Episode "Notlandung auf Galileo 7", in der Spock ein
Sonderkommando nach streng logischen Regeln führt. Er weigert sich in einer Szene entgegen der
Bitten anderer Besatzungsmitglieder, einem verstorbenen Kameraden ein Beerdigungszeremoniell
auf dem feindseligen Planeten Galileo 7 zu gewähren, weil dieses seinem logischen Kalkül nach
zuviel Zeit kosten würde.
32 Vgl. Hellmann: Sie müssen lernen, das Unerwartete zu erwarten, in: ders.: "Unendliche
Wetten...", a.a.0., S.111
33 Die Fans beeinflussten bereits den dritten Star-Trek-Kino-Film, in dem Spock wiederaufersteht,
nachdem er in Star-Trek II "Der Zorn des Khan" geopfert wurde. Aufgrund von massiven Protesten
der Spock-Anhänger sah sich Roddenberry gezwungen, die beliebte TOS-Figur Spock im folgenden
Kinofilm wieder auferstehen zu lassen. Etwas ähnliches könnte auch mit Captain Kirk geschehen,
der in Star-Trek VII "Treffen der Generationen", den Heldentod stirbt, aber wer weiß, wann, vielleicht
in irgendeiner späteren Star-Trek-Folge auf wundersame Weise regeneriert werden könnte, vielleicht
durch ein Fingerschnipsen von "Q"? Diese dialektische Wechselwirkung zwischen Drehbuch-Ebene
und Fernseh-Zuschauer-Ebene zeigen, in welcher durchgängigen parasozialen Kommunikation das
Fernsehen als Massenmedium mit seinen Zuschauern steht.
34 Hellmann: Sie müssen lernen, das Unerwartete zu erwarten, in: ders.: Unendliche Weiten...,
a.a.0., S.101
35 Vgl. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung, 3 Bde., 1954,1957,1959
36 Hellmann, a.a.O., S.103