Russland, Mai 2016

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Russland, Mai 2016
Bau- und
Baustoffmaschinen
Russland
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Mai 2016
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt
und Richtigkeit keine Haftung.
www.gtai.de
Marktbericht Bauwirtschaft - Russland
Von Ullrich Umann, Germany Trade & Invest, Moskau
Moskau (GTAI) - Russlands Bauwirtschaft befindet sich in einer tiefen
Finanzierungskrise. Besonders hohe Einbrüche sind im Tiefbau zu beklagen. Der
Hochbau kann zumindest bei der Errichtung bezahlbaren Wohnraums 2016 das
Vorjahresniveau annähernd halten. Die Krise bekommen auch die Hersteller von
Baumaterial und Baustoffen zu spüren. Deutsche Anbieter können sich nur in
technologisch anspruchsvollen Nischen neue Geschäfte ausrechnen.
1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Russlands Wirtschaftsleistung schrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach 2015
um 3,7% ein, so der föderale Statistikdienst Rosstat. Die Prognosen für 2016 geben
keinen Anlass zum Optimismus, die negative Dynamik dürfte sich lediglich
verlangsamen.
Während Weltbank und Internationaler Währungsfonds für 2016 einen BIPRückgang um -0,8% vorhersagen, rechnet Zentralbankchefin Elwira Nabiullina mit 1,5%. Die Ratingagentur Moody´s sieht gar -2,5% als wahrscheinlich an. „Die
Möglichkeiten zur Stärkung des Wirtschaftswachstums bleiben sowohl seitens der
Geld- als auch der Fiskalpolitik beschränkt“, so die Agentur.
Wachstumsimpulse sind 2016 nicht zu erwarten. Weder die Investitionen noch die
Kreditvergabe werden zulegen. Schwach bleibt auch der private Konsum. Staat und
Großunternehmen können in der gegenwärtigen Konstellation kein Wachstum
erzeugen, sind sie doch über Gebühr auf Exporteinnahmen angewiesen - und diese
sind gesunken. Die Weltmarktpreise der wichtigsten Ausfuhrgüter Erdöl, Erdgas,
Kohle, Metall, Dünger und Getreide befinden sich auf einem Tiefststand.
Obendrein brechen in Krisenzeiten die Steuereinnahmen weg. Ein
Nachtragshaushalt ist in Vorbereitung und ein Anti-Krisenplan wurde verabschiedet,
basierte doch der ursprüngliche Budgetansatz auf einem Ölpreis von 50 US$ pro
Fass. Im 1. Quartal 2016 wurde Rohöl der Sorte Urals aber teilweise um die 30 US$
herum gehandelt. Auch die proklamierte Teilprivatisierung großer Staatskonzerne
würde - selbst bei einem erfolgreichen Voranschreiten - kein schnelles Geld bringen.
2
Entsprechende Privatisierungsausschreibungen wurden noch nicht einmal auf den
Weg gebracht. Obendrein vollzieht sich die Umsetzung von Privatisierungen aus
juristischen Gründen in der Regel schleppend. Die Erlöse werden aber jetzt benötigt.
Nicht einmal das Antikrisenprogramm der Regierung, das strategisch wichtigen
Unternehmen aus der Bredouille helfen soll, ist durchfinanziert; es fehlen mehrere
Milliarden Rubel.
Drei Themen scheinen in der Präsidialverwaltung, der Föderalregierung, der
Zentralbank und der Staatsduma aber tabu zu sein: das Finanzieren von
Konjunkturprogrammen über einen drastischen Anstieg der Staatsverschuldung, das
Fluten der Finanzmärkte mit frischem Geld per Druckerpresse sowie ein zu schnelles
Abschmelzen der Devisenreserven. Offenbar haftet der Staatsdefault aus dem 1998
immer noch stark im kollektiven Gedächtnis.
3
Investitionen
Die Investitionskraft von Banken und Unternehmen lässt inzwischen das dritte Jahr in
Folge nach. Die Bedienung alter Auslandsverbindlichkeiten zehrt an der finanziellen
Substanz der Marktteilnehmer. Institutionelle und gewerbliche Schuldner können sich
seit Verhängung der westlichen Finanzmarktsanktionen 2014 auf ausländischen
Kapitalmärkten nicht mehr refinanzieren. Gewinne fließen zu großen Teilen in die
Schuldentilgung. Im Gegenzug stehen weniger Mittel für Investitionen bereit.
Die unsicheren Zukunftsaussichten für Investoren, die hohe Volatilität des Rubels
gegenüber den Leitwährungen (Euro, US-Dollar) und die angespannte geopolitische
Lage hält in- und ausländische Unternehmen von größeren Engagements, darunter
in der Bauindustrie, ab.
Anteil der Bauwirtschaft an den gesamten Bruttoanlageinvestitionen (in %)
2010
3,7
2011
3,1
2012
2,8
2013
3,3
2014
3,4
2015
3,1
Quelle: Föderaler Statistikdienst (Rosstat), 2016
Statt zu investieren, müssen Projektentwickler, Immobilienverwalter, Planer,
Architekten und Bauunternehmer zusehen, das Krisenjahr 2016 finanziell überstehen
zu können. Die Zahl der Konkurse nimmt zu. Keine Bank möchte eine Kreditierung
der Bauwirtschaft in der gegenwärtigen Konjunkturlage ohne erhöhten
Risikoaufschlag mittragen. Ausnahmen bilden Banken im Staatseigentum, die
teilweise im Auftrag der öffentlichen Verwaltung handeln.
Entwicklung der Investitionen in die Bauwirtschaft und Baustoffindustrie auf
Quartalsbasis im Vergleich zum Vorquartal (Veränderung in %)
1. Quartal 2015
-11,2
2. Quartal 2015
-26,8
3. Quartal 2015
-37,4
4. Quartal 2015
-28,7
Quelle: Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Moskau, 2016
Wenn in der Bauwirtschaft investiert wird, dann in der Mehrheit nur, um laufende
Projekte zum Abschluss zu bringen. Zudem fließt Geld in unbedingt notwendige
Reparatur- und Wartungsarbeiten. Doch werden kaum noch komplett neue Vorhaben
angepackt.
4
Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum
Die Realeinkommen sinken. Damit fällt der Konsum als jahrelang bewährter
Wachstumsträger aus. Eine Trendumkehr ist 2016 nicht in Sicht. Für den Handel,
den Tourismus, den Dienstleistungssektor, für Hersteller von lang- und kurzlebigen
Verbrauchsgütern und für Bauunternehmer sind das schlechte Vorzeichen. Einzig die
Personalrekrutierung wird leichter.
5
Strukturdaten zur Bauwirtschaft
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Russland
Kennziffer
2014
Wert der Bauinvestitionen insgesamt
(Mrd. Rubel), davon:
.Wohnbau (Mio. qm)
..öffentlich
..privat
.Nichtwohnbau (Mio. qm)
Fertigstellungen (Anzahl der Wohnungen
in 1.000)
Bestand (Mrd. qm, Stand Ende 2014)
2015
Veränderung
2015/2014 (%)
6.125,2 5.945,5
-2,9
84,2
83,8
45,8
48,8
35,2
34,3
30,0
29,4
1.080,3 1.169,4
3,6
-0,5
6,6
-2,6
-2,0
8,2
k. A.
*) gewünschte Angaben sofern verfügbar; Wohnungsbau: bei vergleichbaren
Indikatoren bitte geeignete Auswahl treffen
Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Moskau, 2016
2. Hochbau
Marktlage und Marktentwicklung
Im Gebäudebau sind 2015 kleinere Trendänderungen zu beobachten. Es wurden
298.100 Gebäude fertiggestellt, was ein Minus von 2,1% gegenüber 2014 bedeutete.
Zuvor hatte es mehrere Jahre keinen quantitativen Rückgang mehr gegeben. Mit
anderen Worten: Das Mengenwachstum in der Bauindustrie fand 2015 sein
vorläufiges Ende.
Der Wohnungsbau hatte 2015 mit 94% den größten Anteil an allen Fertigstellungen.
Die in Russland typische Fertigung und Nutzung von Panelwänden und Fertigteilen
bleibt kurz- bis mittelfristig die am häufigsten angewandte Bautechnologie.
Anders als die Zahl der Wohngebäude ist die fertiggestellte Wohnfläche 2015
gestiegen - von 104,4 Mio. qm (2014) auf 107,6 Mio. qm (2015). Somit wurden
weniger, dafür aber größere Wohnhäuser gebaut. Dies ist ebenfalls ein neuer Trend.
6
Subventionierung der Hypothekenzinsen
Von den sinkenden Realeinkommen und vom weitgehend ausgetrockneten
Kapitalmarkt geht akute Ansteckungsgefahr für den Wohnungsmarkt aus. Deshalb
begann die Föderalregierung am 1.3.2015 mit der Gewährung staatlicher Zuschüsse
in einer Gesamthöhe von 20 Mrd. Rubel zur Subventionierung von
Hypothekenzinsen. Ohne diese Maßnahme wäre der Bau von billigem Wohnraum in
einigen Regionen komplett zusammengebrochen, denn bis zu 80% der Bauprojekte
sind hypothekenfinanziert. Landesweit wurde 2015 der Bau von 48 Mio. qm
Wohnfläche über zinssubventionierte Hypothekenkredite gefördert.
Aktuell steht eine Verlängerung der Zinssubventionierung um ein weiteres Jahr unter
Finanzierungsvorbehalt. Sollte der Staat keine Mittel dafür ausschütten, könnte der
daraus entstehende Schaden am Ende sehr groß ausfallen. Es kämen
Anschlusskosten von mehr als 1 Billion Rubel auf die öffentliche Hand auf allen
Verwaltungsebenen zu, wie Fachleute ausgerechnet haben. Andernfalls würde das
Land mit brachliegenden Baustellen regelrecht überzogen.
Das wichtigste regionale Zentrum für den Wohnungsbau - gemessen am
Bauvolumen - ist das Moskauer Gebiet mit einem Anteil von etwa 10%. Gegenwärtig
befinden sich in Moskau 2.500 Objekte mit einer Gesamtfläche von über 25 Mio. qm
in verschiedenen Stadien des Baus, sagte der Leiter der Abteilung für
Städtebaupolitik, Sergej Levkin, am 30. März 2016. Es folgen die Region Krasnodar
mit knapp 6% und die Stadt Moskau mit etwa 5%. In Krasnodar scheint es im
Wohnungsbau schon Überkapazitäten zu geben, da die kaufkräftige Nachfrage nach
Wohnungen nachgelassen hat. Die höchste Wachstumsdynamik haben 2015
Regionen mit einer relativ geringen Einwohnerzahl hingelegt, darunter das
fernöstliche Gebiet Magadan und die Republik Komi.
Auch die Zahl der übergebenen Nicht-Wohngebäude ist 2015 gesunken - von 21.200
(2014) auf 18.100 (2015). Die gebaute Nutzfläche ging gleichfalls zurück - von 34,2
Mio. qm (2014) auf 29,4 Mio. qm (2015). Einmal mehr wird hierdurch deutlich, dass
laufende Projekte zwar zu Ende gebracht, neue Vorhaben aber in die Zukunft
verschoben werden.
7
Entwicklung bei der fertiggestellten Gebäudefläche (in Mio. qm)
Gebäudetyp
NichtWohngebäude
Wohngebäude
4.
Quartal
2009
12,7
4.
Quartal
2010
11,7
4.
Quartal
2011
11,6
4.
Quartal
2012
15,9
4.
Quartal
2013
15,1
4.
Quartal
2014
16,9
4.
Quartal
2015
12,0
30,3
29,9
35,6
39,1
39,1
44,4
41,1
Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Moskau, 2016
Private Investoren gehen übervorsichtig vor
Private Investoren sind nicht nur wegen der ungewissen Konjunkturaussichten
irritiert, sondern sehen sich auch mit fehlenden oder exorbitant teuren
Langzeitfinanzierungen konfrontiert. Developer reagierten 2015 aus beiden Gründen
mit einem abrupten Stopp von Neuvorhaben. Eindeutigen Vorrang hat der Abbau der
in der jüngsten Vergangenheit aufgestauten Überkapazitäten bei Gewerbeflächen,
etwa durch Nachlässe bei Miet- und Verkaufspreisen.
Wenn gewerbliche Kunden in der gegenwärtigen Lage überhaupt Büros suchen,
dann meist nach Flächen von unter 150 qm. Etwa 95% der Neuverträge entfielen
2015 auf diese Kategorie - ein Trend, der 2016 anhält. In den letzten zwei Jahren
war zudem ein Wegzug von Büromietern aus den teuren Innenstadtlagen an die
preiswerteren Stadtränder zu beobachten. Im Fall Moskaus zogen Büromieter in das
Moskauer Gebiet außerhalb des Autobahnrings MKAD. Für den Moskauer Büromarkt
bedeutete diese Absetzbewegung Mietausfälle von 30%.
Bei Verkaufsflächen treten Überkapazitäten in den teuren Geschäftsvierteln immer
offener zu Tage. In Malls wird nicht vermietete Fläche hinter großflächigen
Reklametafeln oder Sichtblenden verborgen. Gegenwärtig gilt, dass sich ein
Shopping-Center erst nach 12 bis 15 Jahren amortisiert und nicht im Laufe von 5 bis
7 Jahren, wie noch vor der Krise. Bei komplett neu zu planenden Projekten könnte
die Investition unter den heutigen Finanzierungsbedingungen sogar erst nach 20
Jahre als amortisiert gelten.
Aktuelle Baukrise wird sich hinziehen
Im Unterschied zur Subprimekrise des Jahres 2008, die praktisch über Nacht
hereinplatzte und die Akteure auf dem russischen Immobilienmarkt unvorbereitet traf,
hat sich die aktuelle Baukrise über einen längeren Zeitraum hinweg angekündigt. Die
aktuelle Krise wird auch länger dauern als 2008/09. Wichtige Akteure können dieses
Mal lediglich von ihren damals gemachten Erfahrungen profitieren.
8
Developer und Immobilienverwaltungen versuchen gegenwärtig - wenn überhaupt nur Rubel-Kredite aufzunehmen. Die Rückzahlung in Landeswährung ist einfacher
als in Fremdwährung wegen der starken Abwertung des Rubels und der hohen
Volatilität des Wechselkurses. Noch 2008/2009 waren Kredite in Devisen bevorzugt
worden.
Auch gestaltet sich das Verhältnis zwischen der Bau- und Immobilienwirtschaft
einerseits und den Banken andererseits besser als 2008/09. In der aktuellen Krise
vermeiden es die Finanzinstitute beispielsweise, auf krisenbedingte
Risikovergrößerungen sofort mit drastischen Zinserhöhungen zu reagieren.
Vielmehr sehen sich Banken und Kreditnehmer im Fall drohender
Zahlungsschwierigkeiten einvernehmlicher als 2008/09 nach einer Lösung um. Denn
Banken haben damals schnell feststellen müssen, dass sie nach dem Ziehen ihrer
Sicherheiten Besitzer unfertiger Bauvorhaben wurden. Letzte ließen sich aber nur mit
hohen Abschlägen weiterveräußern, wenn überhaupt.
Banken kommen Schuldnern entgegen
Aktuell versuchen Banken, sich mit den Bauherren gütlich zu einigen, um
Totalausfälle zu vermeiden. Dazu gehören gestreckte Zahlungsziele oder
Zwischenfinanzierungen. Developer und Immobilienverwaltungen achten auch
stärker als früher auf die Senkung ihrer operativen Kosten. Neben Einschränkungen
beim Personal gehört dazu die Kürzung des Fuhr- und Baumaschinenparks.
Um Einnahmeausfälle wenigstens teilweise zu kompensieren, werden zusätzliche
Geschäftsfelder erschlossen. Beispielsweise bieten Architekturbüros Planungen für
die Gestaltung der Innenarchitektur, einschließlich Kauf der Einrichtungen auf
Rechnung des Endkunden, an. Bislang wurden Objekte nur von außen entworfen
und nach Fertigstellung als Rohbau an die Nutzer übergeben.
Im Fall von Logistikzentren und Lagerflächen, bei denen noch vor wenigen Jahren
hohe Knappheitsverhältnisse herrschten, ist der Leerstand inzwischen auf 12%
angestiegen. Da 2016 weitere Objekte auf den Markt kommen, zeichnet sich bis
Jahresende ein Leerstand von sogar 25% ab.
Mehr kleine Unternehmen suchen Lagerflächen
Die Nachfrage nach Lagerfläche wandelt sich mit der Kundenstruktur. Der Anteil
großer und mittelgroßer Unternehmen unter den Nachfragern nach Lagerfläche
nimmt ab. Dagegen nimmt der Anteil kleiner Unternehmen und Start-ups mit
Mietinteresse zu. Dies führen Developer unter anderem auf die Politik der
9
Importsubstitution zurück, weshalb mehr kleine Unternehmen die Nähe zu den
wichtigsten Märkten suchen. Auch verabreden sich verstärkt kleine Unternehmen
untereinander und mieten Lagerfläche gemeinsam, um so Ausgaben zu optimieren.
Auf die Änderung dieser Nachfragestruktur können die Developer in breiter Front
nicht unmittelbar reagieren. Im Angebot sind vorrangig noch großflächige Lager in
urbaner Randlage. Kleine Lager, die näher an den Stadtzentren liegen, müssen in
ausreichender Zahl und Fläche erst noch geschaffen werden. Am besten kann
diesem Problem wohl noch in Moskau begegnet werden, wo durch Umwidmung
stillgelegter Industrieanlagen die gesuchten Lagerflächen relativ rasch aufbereitet
werden können.
Konkrete Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen
Auf dem russischen Baumarkt sind deutsche Produkte und Dienstleistungen nur
noch punktuell absetzbar. Das liegt einerseits an den sinkenden Investitionen und
damit schrumpfenden Marktvolumina, andererseits am gestiegenen
Kostenbewusstsein der Kunden, denen das Geld nicht mehr so locker in der Tasche
sitzt, wie noch vor wenigen Jahren. Exklusive Vorhaben für zahlungskräftige
Bauherren sind rar geworden.
Das große Marktsegment des sozialen Wohnungsbaus ist unter rein russischen
Planern und Baufirmen aufgeteilt. Da diese regionalen und lokalen Bauherren die
besten Beziehungen zu den Entscheidungsträgern in den Kommunalverwaltungen
pflegen, kommen ausländische Baufirmen an so gut wie keine Aufträge heran.
Aufgrund der Politik der Importsubstitution trifft das jetzt noch stärker zu.
Selbst im Segment hochwertiger Bürogebäude, Einkaufsmalls, Mehrzweck-, Kulturund Sporteinrichtungen oder beim (Um-)Bau und der Sanierung von Flughäfen
kommen immer weniger westliche Planer, Architekten und Baufirmen zum Zuge.
Zudem haben rein russische Wettbewerber in den letzten 25 Jahren an Kompetenz
aufgeholt und arbeiten aufgrund ihrer Lohnstruktur fast unschlagbar kostengünstig.
Der in den letzten zwei Jahren um 40% gesunkene Außenwert des Rubels hat dieser
Entwicklung noch einmal eine zusätzliche Dynamik verliehen.
Chancen für Deutsche bei der Urbanistik und Stadtbegrünung
Chancen für deutsche Planer bestehen aber in den Bereichen Urbanistik
(Umgestaltung von Innenstadtbereichen, etwa in Moskau), bei der reinen
Landschaftsarchitektur und bei der Stadtbegrünung. Erstens haben deutsche Büros
in dieser Hinsicht immer noch einen Wissensvorsprung vor ihren russischen
Wettbewerbern. Zweitens verfügen sie über die besseren Referenzen und
10
Vorzeigeprojekte, auf die sich russische Stadtarchitekten bei ihrer Auftragsverteilung
explizit beziehen.
So wurden repräsentative Straßen in Moskau nach dem Vorbild von Amsterdam
umgestaltet. Bei Außen- und Grünflächen wurde der Großraum Mailand als
Benchmark etabliert. Daher operiert ein deutscher, in Mailand niedergelassener
Landschaftsarchitekt inzwischen erfolgreich in der russischen Hauptstadt.
Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau (sortiert nach
Investitionssumme)
Vorhaben / Region
Bau eines
Ammoniakwerks /
Gebiet Tula
Investitionssu Projektstand
mme
1,15 Mrd. Projektierung,
Euro Investorensuche
, Baustart:
2018
Ausbau des
Flughafens
Scheremetjewo /
Stadt Moskau
572,7 Realisierung:
Mio. Euro 2016 bis 2018
(630 Mio.
US$)
Bau einer
Kunstfaserspinnere
i (Textilcluster)
/ Gebiet Iwanowo
Ausbau der
Raffinerie Jaiskij
/ Gebiet Kemerowo
563 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2018
Wohnviertel „Mir
Mitino“ / Stadt
Moskau
350 Mio. Tiefarbeiten
Euro angelaufen,
Fertigstellung
der 1. Stufe im
Jahr 2018
375 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2018
11
Anmerkungen
SchtschjokinoAsot, Kapazität:
0,73 Mio. t
Ammoniak und 1,2
Mio. t Karbamid
EnergoStroj und
Flughafengesellsc
haft
Meschdunarodny
Aeroport
Scheremetjewo,
Bau des neuen
Terminals B und
zweier
Verbindungstunnel
zwischen
südlichem und
nördlichem
Bereich des
Flughafens
Gebietsverwaltung
Iwanowo und
private
Investitionen
AO
NefteChimServis
und
Gebietsverwaltung
Capital Group, 1.
Bauabschnitt: 360
Mio. qm
Wohnfläche plus
Infrastruktur
Bau des zweiten
Segments des
Passagierterminals
im Flughafen
Domodedowo / Stadt
Moskau
Bau eines
kompletten
Wohnviertels /
Jekaterinburg
Bau einer
Zuckerfabrik mit
Kapazität von
20.000 t
Zuckerrüben pro
Tag / Gebiet
Tambow
Amur-Brücke Straßen- und
Eisenbahnbrücke
über den Fluss
Amur zwischen
Blagoweschtschensk
(Russland) und
338 Mio. Fertigstellung
Euro des ersten
Segments: 2016,
Baustart des
zweiten
Segments: Ende
2017
257,2
Mio. Euro
(20 Mrd.
Rubel)
Projektierung;
Investor und
Finanzier:
Uralskij bank
rekonstrukzii i
raswitija;
unterstützt
wird das
Projekt von:
Russkaja
mednaja
kompanija (RMK)
250 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2021
240 Mio. Baustart: Juli
Euro 2016
12
Betreiber
DomodedowoFlughafen,
Kapazität: erstes
Segment: 15.200
Passagiere pro
Stunde, zweites
Segment: 3.900
Passagiere pro
Stunde, zusammen
45 Mio.
Passagiere pro
Jahr
Bauausführung:
Invest Stroj
Ural; Bebauung
des Geländes des
ehemaligen Werks
„Smak“ (30 ha) im
Bereich der
Straßen
Swerdlowa, Asina
und MaminaSibirjaka;
Wohngebäude mit
300.000 qm
Fläche,
Geschäfte,
Kindergärten,
Schulen,
Sportzentrum,
Parkplätze, Allee
ASB Gruppe
Russischchinesisches
Joint Venture
(Gesellschaft
Most und eine
Firma im Besitz
der Provinz
Heihe (China) /
Gebiet Amur
Cluster ChimpromUsolje / Gebiet
Irkutsk
Heilongjiang)
225 Mio. Projektierung
Euro
Bau der
Gasheizkraftwerke
Pregolskaja,
Talachowskaja und
Majakowskaja /
Gebiet Kaliningrad
Bau einer
Verkaufseinrichtun
g über 40 ha durch
IKEA /
Tscheljabinsk
Hotel der Kette
„Vertikal“ / Sankt
Petersburg
213 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2018
Bau eines
Hüttenwerks /
Rakitnoje, Region
Chabarowsk (auf
dem Gebiet des
Territoriums der
beschleunigten
sozialen und
wirtschaftlichen
Entwicklung)
Business-Park Fili
/ Stadt Moskau
100 Mio. Projektierung
Euro
125 Mio. Projektierung,
Euro Fertigstellung:
bis 2020
125 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2019
55 Mio. Realisierung:
Euro 2015 bis 2018
13
OOO Cluster
Chimprom-Usolje,
Ansiedlung von
Herstellern für
Solarzellen,
Chlor und
Bauarmaturen,
eines
Datenzentrums;
Produktion der
Metallkonstruktio
nen erwünscht
Staatsholding
Rosneftegas und
Energieunternehmen Kaliningradskaja Generazija
(gehört RAO EES)
IKEA; Bau eines
Möbelhauses,anschließend Erweiterung zu einer
Shopping Mall
Becar Group,
weiteres
Apartmenthotel
der VerticalKette mit 2.000
Zimmern geplant
OOO Torex,
Kapazität:
237.000
Gussblöcke pro
Jahr
General
Properties, Bau
von Apartments
der Business
Klasse geplant
Lagerkomplex /
Tschechowo, Gebiet
Moskau
Geburtsklinik /
Samara
50 Mio. Projektierungsp
Euro hase, Baustart:
2016
38 Mio. Projektierung,
Euro Baustart: Ende
2016
Eldorado, Bau von
100.000 qm
Lagerfläche
Betreibergesellsc
haft Mat i ditja
(Mother & Child)
Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest
3. Tiefbau/Infrastrukturbau
Marktlage und Marktentwicklung
Im Jahr 2015 schrumpften die öffentlichen Bauinvestitionen im Tief- und
Infrastrukturbau um 20 bis 30% - je nach Projektart. Im laufenden Jahr 2016 dürften
die Einsparungen aufgrund der gesunkenen Staatseinnahmen sogar noch
umfangreicher ausfallen. Die für den Autobahnbau zuständige Behörde Rosavtodor
bezifferte den Rückgang ihrer Projektmittel für 2016 mit 30%, nach einem Minus von
25% im Jahr zuvor.
An öffentlichen Großprojekten wurden für 2016 der Ausbau der U-Bahn-Netze in
Moskau und Sankt Petersburg, der Ausbau einiger Schnellstraßen in und um die
russische Hauptstadt herum sowie die Vorbereitung der Infrastruktur für die FußballWM 2018 an elf Austragungsorten angekündigt. Doch wurde auch das Budget für
diese Vorhaben schon auf ein Mindestmaß zusammengestrichen.
Kurz- bis mittelfristig werden verschiedene Einzelvorhaben zum Ausbau der
Infrastruktur im Fernen Osten beginnen. Dazu gehören Erschließungsarbeiten für die
Territorien zur beschleunigten sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung (TOR), der
Ausbau der Schienenstrecken Transsibirische Eisenbahn und Baikal-AmurMagistrale (BAM) sowie Erweiterungsarbeiten in verschiedenen Hochseehäfen in
den Regionen Primorje und Chabarowsk, auf Sachalin und Kamtschatka.
Ferner Osten und Südrussland warten mit Projekten auf
In den fernöstlichen Häfen müssen die Verladekapazitäten für Schüttgut, darunter für
den steigenden Kohleexport, erweitert werden. In Wladiwostok nimmt der
Containerumschlag durch die Einrichtung von Freihäfen für Exportgüter aus der VR
China, die für Drittmärkte bestimmt sind, zu.
Einen gewissen Lichtblick bieten die Ausbauarbeiten im und um den südrussischen
Hafen Noworossijsk. Der Hafenbetreiber NMTP will kurz- bis mittelfristig 54,9 Mrd.
14
Rubel (697 Mio. Euro) in die Erweiterung und Modernisierung stecken. Zu den
Vorhaben zählen die Vergrößerung der Verladekapazitäten für Schüttgut,
Düngemittel und Metalle, sowie eine Verbreiterung der Lagerflächen. Im
Getreideterminal soll das Hafenbecken vertieft werden, um noch größeren
Transportschiffen das Anlegen zu ermöglichen.
Um die verkehrstechnische Anbindung des von ständigen Staus geplagten Hafens
zu verbessern, planen die Stadtverwaltung Noworossijsk und die föderale
Straßenbaubehörde Avtodor eine umfangreiche Verbreiterung des anliegenden
Straßennetzes im Rahmen einer Public-Private-Partnership (PPP). In diesem
Zusammenhang sollen Brücken, Kreuzungen, Auf- und Abfahrten und
Straßenverbreiterungen angelegt werden.
Der Wert der notwendigen Investitionen im Straßen- und Brückenbau in
Noworossijsk wird mit 101,216 Mrd. Rubel (1,3 Mrd. Euro) angegeben. Davon sollen
40,3% aus dem föderalen Haushalt kommen. Die Fertigstellung soll bis 2020
erfolgen. Ein Großvorhaben im Wert von 3 Mrd. Rubel (38,1 Mio. Euro, 1 Euro =
78,76 Rubel, Stand: 6.3.2016) wurde im Januar 2016 ausgeschrieben.
Lagerkapazität und Logistikfläche für das Containerterminal NUTEP sollen bis Januar
2018 in Richtung Süden erweitert werden.
Ausgewählte Großprojekte im Tiefbau/Infrastrukturbau
Vorhaben / Region
Hochgeschwindig
keitsstrecke
TscheljabinskJekaterinburg /
Tscheljabinsk
Ausbau des
Tiefwasserhafen
s Taman /
Krasnodar
Gebiet
Hafenausbau /
Noworossijsk
Straßenbau /
Noworossijsk
Investitionssum Projektstand
me
2,06 Mrd. Planung
Euro
2,01 Mrd. Projektierung
Euro
700 Mio. Planung
Euro
1,3 Mrd. Realisierung:
Euro 2015 bis 2020
15
Anmerkungen
Uralskaja skorostnaja
magistral; Projekt
wird auf
Konzessionsgrundlage
realisiert
Joint Venture von DP
World (Dubai) und
Russischem Fonds für
Direktinvestitionen
NMTP (www.nmtp.info);
Vergrößerung der
Verladekapazität für
Schütt- und Massengut
nebst Lagerflächen,
Schienen- und
Straßenanbindung
Stadtverwaltung, NMTP
und Straßenagentur
Avtodor; PPP
Passagiertermin
al / Pionersk
U-Bahnbau /
Moskau
107 Mio. Planung
Euro
k.A. Planung
30 km
Umgehungsstraße
/ Chabarowsk
U-Bahnbau /
Sankt
Petersburg
400 Mio. Ausschreibung,
Euro Realisierung:
2017 bis 2019
500 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2022
12,3 km
Schnellstraße /
Moskau
282 Mio. Realisierung:
Euro 2016 bis 2018
Bau der dritten
und vierten
Ringautobahn um
Moskau herum /
Moskauer Gebiet
Bau der Straßen
im Zuge der
Neubebauung des
Geländes des
ehemaligen
Automobilwerks
„SIL“ / Stadt
Moskau
281,3 Mio. Ausschreibung
Euro für Bau und
Finanzierung
im April 2016
121 Mio. Auftragsvergab
Euro (9,4 e ist am 31.
Mrd. Rubel) März 2016
erfolgt; Bau
in fünf Phasen
geplant
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
16
OAO RZD und
Mediterranean Shipping
Company; vier
Passagierterminals und
300 Ankerplätze für
Jachten
Moskauer Stadtregierung; Bau von 22 km UBahnstrecke
Drei Bewerberfirmen im
Rennen
OAO Metrostroj; Bau
von 5,15 km UBahnstrecke, 750 m
Wendegleis und 940 m
Verbindung zwischen
zwei Stationen
Moskowskaja
inschenernostroitelnaja kompanija
(MISK); Straße,
Hochstraße, Auf- und
Abfahrten
Avtodor
Technischer
Auftraggeber und
Bauausführung: AO
Mosinshprojekt; Bau
von über 20 km Straßen
innerhalb von drei
Jahren geplant
4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
Der Marktzugang ist seit 2014 für deutsche Hersteller und Dienstleister schwieriger
geworden. Russland verfolgt eine Politik der Importsubstitution und bevorzugt bei
öffentlichen Ausschreibungen Unternehmen aus der Eurasischen Wirtschaftsunion
(EAWU). Inzwischen legte die russische Regierung nach und möchte diese Vorschrift
in öffentlichen Bauprojekten auch auf Subauftragnehmer ausweiten. Damit stünden
deutsche Anbieter vor noch höheren Marktzugangsbarrieren.
Der für Ausschreibungen und Industriepolitik zuständige Minister für Industrie und
Handel, Denis Manturow, fasste diese Entwicklung mit der griffigen Formel
zusammen: „Marktanteile gegen Technologietransfer“. Mit anderen Worten: Wenn
sich eine ausländische Firma weiterhin an öffentlichen Bau- oder
Beschaffungsausschreibungen beteiligen will, sollte sie sich in Russland mit einer
eigenen Produktionsstätte niederlassen. Für Projektanten und Architekten wäre das
eine russische Niederlassung.
Wie schwer es die wenigen in Russland niedergelassenen westeuropäischen
Baufirmen und -dienstleister inzwischen aber haben, zeigte beispielweise die jüngste
Projektvergabe im Wert von 630 Mio. US$ zum Bau eines Terminals und zweier
Verbindungstunnel im Flughafen Scheremetjewo in Moskau. Den ersten Platz
belegte mit EnergoStroj ein russisches Unternehmen, ein früheres
Tochterunternehmen der türkischen Renaissance Construction. Türkische Firmen
sind seit dem 1.1.2016 in Russland generell mit einem Projektverbot belegt. Die
Strabag AG landete erst auf den dritten Platz.
Deutsche Firmen „überwintern“ in der Krise
Eine Reihe deutscher Architekten, Planer, Projektsteuerer, Ausrüster und
Technologielieferanten, teilweise auch Spezialbaufirmen, haben in Russland eine
Niederlassung. Dazu gehören ASSMANN Beraten + Planen OOO, Bilfinger OOO,
Drees & Sommer Project Management and Building Technologies OOO,
Ingenieurbüro Zammit OOO, pbr Architects & Engineers Sankt Petersburg OOO, Peri
OOO, RKW Architektur + Städtebau Russia OOO, Stieblich-IndustriebauProjektierungsbüro OOO Stahlbau Stieblich, Agiplan OOO, Hausmann & Partners
OOO, Heitkamp Rus OOO, HOCHTIEF Development Russland OOO, KVL Consult
OOO, MosMeva ZAO, NOE-Schalttechnik Meier-Keller GmbH+Co.KG, Real Estate
Managment ZAO und THOST Russia Projektierungsmanagement OOO.
17
Speziell mit der Planung, dem Bau und der Einrichtung von Kliniken zur
Gesundheitsfürsorge wirbt die BPS Medical OOO. Softwareprogramme für die Bauund Immobilienwirtschaft stellt die conject OOO zur Verfügung. Zu den Lieferanten
von Bauteilen, Baustoffen, Bauchemie und Baumaterialien mit Niederlassungen in
Russland gehören quick-mix ZAO, Schöck OOO, STREIF Baulogistik Russland
OOO, REHAU OOO, Knauf Gips OOO, HeidelbergCement Rus OOO, Henkel und
BASF (Bauchemie).
Geschäftspraxis
Niedergelassene deutsche Planungs- und Architekturbüros sowie Spezialbaufirmen
mussten in den letzten Jahren wegen der rückläufigen Auftragslage die Zahl ihrer
Entsandtkräfte reduzieren. Im günstigsten Fall wurden deutsche Mitarbeiter durch
russisches Personal ersetzt. Doch die Zeiten, in denen sich zumindest die großen
deutschen Planungsbüros die Projekte regelrecht aussuchen konnten, sind vorerst
vorüber. Im laufenden Jahr 2016 geht es darum, die eigenen Kapazitäten überhaupt
ausreichend auslasten zu können. Praktisch wird nach jedem Strohhalm gegriffen.
Andererseits gibt es auch Fälle, wonach einige Büros mehr Aufträge erhalten haben,
da die Zahl der Wettbewerber in Zeiten der Baukrise geringer geworden ist. Hier
zeigt sich einmal mehr die Widersprüchlichkeit der Lage und der
Rahmenbedingungen. Neben der Beherrschung der Kostenaspekte müssen
deutsche Planer, Architekten oder Baufirmen auch den russischen Normenkatalog die nationalen technischen Besonderheiten - beherrschen und obendrein Mitglied in
einer Selbstregulierungsorganisation (SRO, es gibt etwa 500 für Bauwirtschaft) sein.
Das System der Selbstregulierung wird gerade von der russischen Regierung
reformiert. Im Dezember 2015 wurde eine neue Konzeption für die Selbstregulierung
beschlossen. Im April 2016 nahm die Staatsduma in zweiter Lesung einen
Gesetzesentwurf an, der die Normen für die Entschädigungsfonds der SRO
konkretisiert. Zurzeit laufen Beratungen über Details unter Leitung des
Wirtschaftsministeriums.
18
Deutsch-russische Partnerschaften zerbrechlich
Mit der Gründung von Gemeinschaftsunternehmen mit russischen Partnern haben
deutsche Architekten, Planer und bauausführende Firmen in der Vergangenheit
mehrheitlich schlechte Erfahrungen gemacht. Unterschiedliche Herangehensweisen,
finanzielle Streitfälle und Probleme der Autorenschaft in Projekten führten in der
Regel zur schnellen Auflösung von Partnerschaften. Darüber hinaus ist der regional
umgekehrte Trend zu beobachten, dass russische Planungs- und Architekturbüros in
Deutschland Niederlassungen eröffnen und dort im Auftrag russischer Investoren
Projekte realisieren.
Es verdichten sich die Indizien, dass russische Planungsbüros im Bereich des
qualitativ hochwertigen Infrastruktur- und Straßenbaus teilweise einen Nachholbedarf
aufweisen. Der Begriff „Autobahn“ wird in Russland vom Qualitätsaspekt her
eindeutig Deutschland zugeordnet. Daher suchen russische Büros 2016 unter
anderem Straßenbauprojektanten mit Deutschland-Erfahrungen. Dies kann für
deutsche Ingenieure interessant sein, wenn sie sich auf das Abenteuer Russland
einlassen wollen.
Kontaktadressen
Bezeichnung
Internetadresse
Anmerkungen
Ministerium für
Bauwirtschaft und
Wohnungsverwaltun
g
www.minstroyrf.ru
Normen und
Standards,
Wohnungsverwaltung,
Genehmigungen,
Gesetzesentwürfe,
Wohnungsbaupolitik,
staatliche
Bauinvestitionen
Ministerium für
die Entwicklung
des Fernen Ostens
http://minvostokrazvitia.r
u
wirtschaftliche und
soziale Entwicklung
des Fernen Ostens
Ministerium für
Industrie und
Handel
http://minpromtorg.gov.ru
Industrie- und
Handelspolitik,
öffentliche
Ausschreibungen,
Investitionsprogramm
e für
Industriezweige
Russischer
http://omorrss.ru
19
Bauverband
Nationale
Vereinigung der
Projektanten
http://www.nostroy.ru
Verband für
Privathäuserbau
http://www.svoydom.ru
Nachrichten für
Bauwirtschaft
www.vestnik.info
Nachrichten des
Bauverbands
http://omorrss.ru/presscenter/media/magazine
CTT - 16.
Internationale
Messe für
Bautechnik
www.ctt-expo.ru
31.5. bis 4.6.2016,
Moskau
MosBuild - 22.
Internationale
Messe für
Bauwirtschaft und
Innenausgestaltun
g
www.mosbuild.com
April 2017, Moskau
ASNInfo, Agentur
für
Baunachrichten
http://asninfo.ru
NSP.su, Bauportal
www.nsp.su
strojABC.ru,
Anzeigen zum
Häuserbau
www.strojabc.ru
Stroitelstwo.ru,
Bauportal
www.rcmm.ru
20
5. Baustoffe und Zulieferprodukte
Für deutsche Hersteller von Maschinen zur Fertigung von Baustoffen und
Baumaterialien verringern sich 2016 die Absatzmöglichkeiten das zweite Jahr in
Folge. Ihren wichtigsten Kunden gehen die Investitionsmittel aus oder sie glauben
nicht an eine schnelle Erholung der Nachfrage nach Baumaterialien. Baumärkte sind
ein wichtiger Indikator für die Marktentwicklung. Ihr Umsatz wird 2016 voraussichtlich
um 8% sinken.
Russland: Herstellung von Baustoffen und Baumaterialien (Veränderungen in %)
Produktgruppe
Industrie, gesamt
.nichtmetallische mineralische Produkte
..Glas und Produkte daraus
..keramische Platten und Kacheln
..Ziegelsteine, Dachziegel u.a.
..Zement, Kalk und Gips
..Produkte aus Beton, Gips oder Zement
Veränderung 2015/2014
-3,2
-7,8
0,6
1,7
-8,0
-9,5
-16,0
Quelle: CMPRO, Moskau, 2016
Investitionen kommen aus dem Ausland
Zu den Regionen mit einer aktiven Ansiedlungspolitik zählen die Gebiete Kaluga und
Uljanowsk sowie die Republik Tatarstan. Erst im September 2015 feierte der
Gouverneur, Rustam Minnichanow, die Einweihung eines Werkes zur Herstellung
von akustischen Deckenplatten. Besitzer des Werkes und Investor ist die US-Firma
Armstrong World Industries. Die installierte Kapazität beträgt 20 Mio. qm pro Jahr.
Der Projektwert wird mit 3,6 Mrd. Rubel angegeben.
Ein weiteres wichtiges Herkunftsland für Direktinvestitionen in die Baustoffindustrie
war bis vor kurzem die Türkei. So eröffnete der türkische Hersteller von Baumaterial
aus Holz, Kastamonu, in der Sonderwirtschaftszone Ljudinowo im Gebiet Kaluga im
September 2015 ein Werk mit einer Betriebsfläche von 70 ha. Hier betrug der
Investitionswert 200 Mio. US$. Hergestellt werden unter anderem Holzplatten und verkleidungen, Fußbodenparkett und Furnierholz.
Der Schweizer Hersteller von Bauchemie, Sika, eröffnete am Standort Wolgograd
sein fünftes Werk in Russland. Hergestellt werden dort 30.000 jato
Trockenmischungen. Der Investitionswert wird mit 5,3 Mio. US$ angegeben.
21
Der deutsche Wettbewerber Henkel Bautechnik besitzt in Russland ebenfalls fünf
Werke. Russland gehört für Henkel zu den vier wichtigsten Auslandsmärkten. Jedes
Jahr setzt der Konzern mit Haushalts- und Bauchemie hier 1 Mrd. Euro um. Das
neueste Werk hat Henkel im Juni 2015 in Nowosibirsk eingeweiht.
Baustoffindustrie schrumpft
Doch dürfen die Werkseröffnungen nicht darüber hinweg täuschen, dass die
Industrieproduktion 2015 um 3,7% gegenüber dem Vorjahr eingebrochen ist. Die
Baustoffindustrie macht dabei keine Ausnahme. Lediglich in den Untersparten, in
denen Werkseröffnungen zu verzeichnen waren, konnte ein Zuwachs gegenüber
dem Vorjahr registriert werden. Generell müssen alteingesessene Hersteller aber 20
bis 50% an Umsatzeinbußen zu verkraften.
Produktion in der Baustoff- und Baumaterialindustrie (Veränderungen in %)
Baustoff/-material
1. Quartal
2016
Ziegel, keramisch, nicht-feuerfest (Mio.
Stück)
Blöcke, keramisch, zum Bau (Mio. Stück)
Portlandzement, Tonerdezement,
Schlackenzement und analoger
hydraulischer Zement (Mio. Tonnen)
Löschkalk (1.000 Tonnen)
Konstruktionen und Teile aus Eisenbeton
(Mio. cbm)
Stahlkonstruktionen für den Bau (1.000
Tonnen)
1.210
Veränderung 1.
Quartal 2016 / 1.
Quartal 2015
-22,8
59,0
8,9
-14,8
-18,3
636
4,2
-4,2
-22,9
701
-5,4
Quelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat, Moskau, 2016
Farben und Lacke für Pipelinebau gefragt
Für die russischen Hersteller von Lacken und Farben, zum Beispiel für das
Unternehmen Russkije Kraski aus Jaroslawl, werden die Nachfrageflaute auf dem
russischen Markt und asiatische Billigimporte ein zunehmendes Problem. Besonders
der Absatzrückgang bei Farben zur Fahrbahnmarkierung ist signifikant. Die Branche
leidet unter den Einsparungen im Infrastrukturbau.
Hoffnungen verknüpfen die Farbenhersteller hingegen mit den Projekten von
Gazprom zur Verlegung von Pipelines in Richtung VR China. Hierfür wird eine
gigantische Menge an wetterresistenten Oberflächenmaterialien benötigt, die zwecks
Importsubstitution allesamt aus russischer Produktion stammen sollen.
22
Dagegen werden aus den Privathaushalten kaum noch Nachfrageimpulse nach
Farben und Lacken erwartet. Dies hängt mit den rückläufigen Realeinkommen und
mit dem allgemein sinkenden Wohnungsbau zusammen.
Stärker als die heimische Produktion gehen die Importe von Farben und Lacken
zurück. Trotz insgesamt sinkenden Marktvolumens festigen sich so die
Marktpositionen der heimischen Hersteller gegenüber den ausländischen
Lieferanten. Durch die Rubelentwertung haben sich die Exportmöglichkeiten für
russische Farben und Lacke verbessert. Umgekehrt stiegen die Kosten in Rubel für
den Import notwendiger Bestandteile zur Produktion von Farben und Lacken oder
von Baustoffen (u.a. von Mergel zur Ziegelherstellung).
Preise für importierte Baumaterialien stark gestiegen
Auch die Einfuhr von Endprodukten, etwa von hochwertigen Ziegelsteinen, leidet
unter den gestiegenen Preisen. Noch 2014 deckten Lieferungen aus Deutschland,
den Niederlanden, Belgien oder den baltischen Staaten zusammen 17% des
russischen Verbrauchs. Hersteller aus den genannten Ländern bedienen das
Premiumsegment. Importe kamen außerdem aus Belarus und der Ukraine. Die
Einfuhren aus der Ukraine sind wegen der angespannten russisch-ukrainischen
Beziehungen zusammengebrochen.
Im Ergebnis sind Großhändler dazu übergegangen, Importlieferungen durch
russischen Produkten zu ersetzen. Zumal die Endverbraucher nicht in der Lage sind,
die gestiegenen Einfuhrkosten zu tragen. Dies hat die Absatzentwicklung der zurück
liegenden zwölf Monate eindeutig belegt.
Baumärkte werden wichtiger Vertriebspartner
In den vergangenen Jahren spielen Baumärkte (DIY) eine wachsende Rolle im
Vertrieb von Baumaterialien. Zunächst wurde das Netz von Baumärkten um die
Millionenstädte im europäischen Landesteil immer enger. Anschließend begann die
Expansion in Richtung Ural und Sibirien. Als finales Ziel bleibt der Ferne Osten
Russlands. Die französische Kette Leroy Merlin kündigte an, mit eigenen
Baumärkten in die Region Chabarowsk vorstoßen zu wollen bis 2017.
Dabei setzt sich Leroy Merlin das Ziel, in allen Warengruppen die Preise der
Konkurrenz stets um 5% zu unterbieten. Dafür geht der Konzern Kooperationen mit
lokalen Herstellern ein, um nicht das gesamte Sortiment aus dem europäischen Teil
Russlands oder gar aus der Europäischen Union einführen zu müssen.
23
Nach Zahlen aus dem Jahr 2013 kontrollierte der französische Konzern 11% des
russischen Marktes für Waren des Baubedarfs und ließ damit die deutsche Kette Obi
hinter sich. Zur Abrundung seines Angebots betreibt Leroy Merlin einen regen
Online-Handel. Etwa 5% des Umsatzes sollen auf Bestellungen aus dem Internet
zurückgehen.
OBI hält mit eigenen Expansionsplänen dagegen. Die zur Tengelmann-Gruppe
gehörende Baumarktkette will bis Ende 2017 weitere 18 Filialen in Russland
eröffnen. Nach den Worten von Ian Strickland, Managing Director von OBI Russia,
sollen von den neuen Filialen zwölf in angemieteten und sechs in neu errichteten
Gebäuden entstehen. Dafür will OBI rund 250 Mio. Euro investieren. Bislang ist OBI
in Russland mit 24 Märkten vertreten, wovon sich mehr als die Hälfte in Moskau (8)
und Sankt Petersburg (5) befinden.
Das wertmäßige Marktvolumen auf dem DIY-Markt ist 2015 das erste Mal nach
sechs Jahren geschrumpft - um 4,89% auf 1,46 Billionen Rubel. Diesen Wert hat die
auf Bauwirtschaft spezialisierte Marktforschungsagentur INFOLine errechnet. Für
2016 erwartet INFOLine einen weiteren Rückgang um 8% auf 1,35 Billionen Rubel.
Als Hauptgrund gibt die Agentur die rückläufige Zahl und Größe neu geplanter
Gebäude an.
Russland: Marktvolumen bei DIY-Waren
Jahr
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016*
Wert in Mrd. Rubel
530
648
831
727
905
1.107
1.295
1.408
1.535
1.460
1.350
Wachstum in %
22,4
22,3
28,2
-12,5
24,5
22,3
17,0
8,7
9,0
-4,9
-8,0
*) Prognose
Quelle: INFOLine, Moskau, 2016
24
Nach Importdrosselung folgt Produktionseinbruch
In der Vergangenheit führten konjunkturbedingte Nachfragerückgänge bei Baustoffen
und Baumaterialien in der Regel zu Importdrosselungen in den betroffenen
Warengruppen. Da russische Baustoffe und -materialien stets einen Preisvorteil
gegenüber Importware aufwiesen, waren sie in Krisenzeiten weiter gefragt.
Aktuell sind die Einfuhren an Baustoffen und Baumaterial aber auf ein so niedriges
Niveau gesunken, dass kaum noch Importdrosselungen möglich sind. Damit
schlagen weitere Nachfragerückgänge unmittelbar auf die inländischen Hersteller
durch. Die Hersteller sind wegen der schwachen Nachfrage nach ihren Produkten
nicht einmal mehr in der Lage, die inflationsbedingt steigenden Gestehungskosten in
voller Höhe an die Endverbraucher weiterzureichen. Im Ergebnis bricht der Absatz
nicht nur mengen-, sondern auch wertmäßig ein.
Senkung der Gestehungskosten oberstes Gebot
Um die Gestehungskosten zu senken, aber auch um durch eine Verlängerung der
Wertschöpfungskette vor Ort als inländischer Hersteller zu gelten, investieren 2016
einige ausländische Hersteller von Baustoffen und -materialien. Ein Beispiel ist der
Stahlproduzent Ruukki, der im 1. Quartal 2016 zusammen mit Isover in der Region
Kaluga im bereits bestehenden Werk der Ruukki Rus die Herstellung von
Sandwichpaneelen aufgenommen hat. Zur Einrichtung dieser Produktion sind 150
Mio. Euro geflossen.
Die Besonderheit bei dem neuen Produkt besteht darin, dass es zu 85% aus
wiederverwendbaren Materialien besteht. Damit wird in Russland ein Grundstein zur
Einführung grüner Standards bei Baumaterialien gelegt. Isover liefert die zur
Produktion notwendige Steinwolle. Russlandweit stellen 12 Unternehmen
Sandwichpaneele her, doch längst nicht alle arbeiten nach ökologischen Kriterien.
Ruukki Rus bietet Profilbleche und verzinkte Profilbleche in Russland an.
Fassadenbleche werden aus den Werken in Finnland, Polen und Estland eingeführt.
Bei den Importprodukten im Portfolio von Ruukki führte der stark gesunkene
Außenwert des Rubels zu eklatanten Preisanhebungen auf dem russischen Markt.
Um überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben, tauscht Ruukki die
Oberflächenmaterialien aus Blechen durch preiswertere, dennoch leistungsfähige
Materialien aus. Der Markt soll daraufhin schon positiv reagiert haben. Für 2016 geht
der Hersteller trotzdem von Einbrüchen des Marktvolumens bei Baumaterialien von
bis zu 25% aus.
25
Einbruch im Zementverbrauch
Auf den Zementabsatz wirkt sich die Baukrise negativ aus. Dies gilt insbesondere für
die rückläufige Zahl von fertig gestellten Wohnhäusern. Besonders die
Zementimporte aus der Türkei, Iran, der VR China (für den Baumarkt im Fernen
Osten), Lettland und Schweden sind 2015 eingebrochen. Auf das gesamte Jahr
projiziert ist auch der Absatz der russischen Zementwerke um 9,5% im Vergleich zu
2014 zurückgegangen. Noch 2010 bis 2013 hatte es Zuwächse von 5 bis 15% pro
Jahr gegeben.
Bei Betonzusätzen (Bauchemie) stammen 90% aller Produkte aus russischer
Produktion. Nur Spezialzusätze zum Betonieren im Meerwasser, in arktischer Kälte
oder für Betonarbeiten in historischen Gebäuden werden nicht in Russland
hergestellt, müssen also zwingend eingeführt werden. Doch der wertmäßige
Marktanteil für diese Spezialzusätze überschreitet 5% nicht.
Bislang hat sich kein Hersteller in Russland in der aktuellen Situation auf dem
heimischen Finanzmarkt in der Lage gesehen, in eine Fertigung von Betonzusätzen
für die genannten Spezialanwendungen zu investieren. Perspektivisch dürfte das
aber geschehen, zumal der billige Rubel Importprodukte preislich unattraktiv macht.
Kunststoffe halten Einzug in der Bauwirtschaft
Die Anwendung von Kunststoffen, insbesondere von Linoleum als Fußbodenbelag,
hat in den letzten Jahren zugenommen. Derzeit wird Linoleum in 60% aller Fälle
verlegt. Die Produktion von Linoleum ist dennoch seit 2012 rückläufig. Damals
erreichte der Ausstoß mit 142,4 Mio. qm seinen vorläufigen Höhepunkt. Im Folgejahr
2013 ging der Ausstoß auf 140,8 Mio. zurück. Im Jahr 2014 betrug die Produktion
136,8 Mio. qm. Mit 70% Marktanteilen führte das Unternehmen Tarkett.
Verkauf von Kunststoffrohren stagniert
Bei Kunststoffrohren stagnierte der Markt 2014 und nahm 2015 volumenmäßig sogar
ab. Vor allem die Nachfrage seitens kommunaler Gas- und Wasserbetrieben lässt
spürbar nach. Bei PVC-Rohren bleibt allerdings die Importabhängigkeit beim
Ausgangsmaterial bestehen. Trotzdem sinken die Importvolumina.
Kunststofffenster haben Verkaufszenit überschritten
Der Markt für Kunststofffenster schrumpft seit 2012. Obwohl das Angebot an PVC als
Ausgangsmaterial von inländischen Herstellern infolge von Kapazitätserweiterungen
gestiegen ist. Bis zu 54% des im Land hergestellten PVC geht in die Herstellung von
26
Fenster- und Türrahmen. Dies führt dazu, dass praktisch nur noch sehr wenige
Fenster aus dem Ausland importiert werden. Dabei handelt es sich nur noch um
Spezialfenster für architektonisch ausgefallene Lösungen.
Viel kommerziellen Erfolg beschert die annähernd 100%-ige Inlandsproduktion von
Kunststofffenstern den Herstellern aber nicht, denn der Absatz sinkt unaufhörlich.
Während 2012 insgesamt 58 Mio. qm Fenster mit Kunststoffrahmen (+5% gegenüber
Vorjahr) gefertigt wurden, waren es 2013 nur 53,4 Mio. qm (-8%) und 2014 nur noch
46,8 Mio. qm (-12%). Im Jahr 2015 betrug der Einbruch 25%, was zu einer
Absatzmenge von nur noch 38,0 Mio. qm führte. Den Prognosen zufolge soll der
Rückgang 2016 zwischen 15 und 25% betragen und sich sogar bis 2020 fortsetzen.
Alle Angaben stammen vom spezialisierten Internetportal Okna Media.
Marktbereinigung bei Fensterherstellern
Im Jahr 2015 vollzog sich unter den Fensterherstellern eine Marktbereinigung, die
sich 2016 fortsetzen dürfte. Laut Okna Media mussten einige Hersteller ihre
Geschäftstätigkeit wegen sinkender Nachfrage und Tiefstpreisen einstellen. Praktisch
sind die Fensterpreise 2015 auf dem Niveau von 2012 stehen geblieben, bei
steigenden Preisen für das Ausgangsmaterial PVC und Glas.
Ihre Pforten schließen mussten insbesondere kleine Anbieter und Werkstätten, die
zusammen einen mengenmäßigen Marktanteil von 7% hielten. Auslöser für die
Firmenpleiten waren die rückläufige Nachfrage und Verschiebungen in der
Kundenstruktur. Der Anteil individueller Bauherren, die in der Regel geringe
Stückzahlen zur Modernisierung ihrer Wohnungen oder Häuser bestellten, nahm ab.
Fensterhersteller müssen nachrüsten
Zur Herstellung von energieeffizientem Bau- und Fensterglas fehlt es unter den
russischen Herstellern teilweise an Technologie. Modernisierungen konzentrierten
sich in der jüngsten Vergangenheit auf die Herstellung von Glas ohne Energiesparund UV-Filterfunktion. Inzwischen ist der Anteil von energieeffizientem Fensterglas
an der Gesamtnachfrage aber von 7% (2007) auf 17% (2012) gestiegen. Zu den
dominierenden Firmen gehören AGC Flat Glass (Produktion im Moskauer Gebiet),
Pilkington Glass (Moskauer Gebiet) und Guardian Industries (Gebiet Rjasan).
Mittels energieeffizienter Fenster könnte der Wärmeverlust in Neu- und Altbauten,
gesenkt werden. In Moskau wurde in Gebäuden, die zwischen 2003 und 2010
errichtet wurden, ein Energieaufwand für Heiz- und Lüftungszwecke zwischen 150
und 180 kWh pro Stunde und Quadratmeter gemessen. Dies verstößt gegen die
russische Baunorm SNiP, die maximal 95 kWh pro h/qm zulässt.
27
Produktion von Bauglas stagniert
Bei Bauglas wurde bis 2014 ein Mengenwachstum in der Produktion und im Absatz
erzielt. Dies hängt mit der Fertigstellung von fünf Glasfabriken im Zeitraum 2008 bis
2014 zusammen. Doch schlug sich das Mengenwachstum nicht in Steigerungen des
Umsatzes nieder, denn je mehr Glas auf den Markt kam, umso stärker fielen die
Preise. So wuchs der Ausstoß der Branche 2014 um 19%. Doch fielen die Preise
gleichzeitig um 20%. Im Jahr 2015 ist die Produktionsmenge nur noch um 0,6%
gewachsen - ein sicheres Zeichen für eine Absatzkrise.
Von den insgesamt elf Werken gehören fünf ausländischen Konzernen. Darunter
befindet sich die Trakya Glass Rus, ein Gemeinschaftsunternehmen der
französischen Saint-Gobain und der türkischen Trakya Cam Sanayi mit mehreren
Standorten in Russland. Das jüngste Werk wurde in Elabuga (Tatarstan) eröffnet. Zu
den russischen Herstellern gehören Salavatsteklo (Baschkirien), Saratowstroisteklo
(Gebiet Saratow), JurRosProdukt (Kreis Stawropol), Saratowski Institut Stekla
(Gebiet Saratow), Simwol (Gebiet Wladimir) und Star Glas (Gebiet Brjansk).
Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik
Auf dem Markt für Heiz-, Wärme- und Wassertechnik war bis 2014 Wachstum zu
verzeichnen. Beispielsweise wurden 2010 erst 3.100 Gas-Kondensationskessel
(Brennwertkessel) verkauft. Vier Jahre später waren es schon 10.000 Stück.
Allerdings ging die verkaufte Stückzahl 2015 wieder zurück auf 9.000 Stück. Für
2016 rechnen die Anbieter mit einer Stabilisierung der Verkaufszahlen.
Einfluss auf die Absatzentwicklung 2016 wird das Spannungsverhältnis aus
fernsteuerbaren (internetgestützt), automatisierten und energiesparenden Kesseln zu
hohen Verkaufspreisen versus geringer Erdgaspreis und mangelnde Finanzierungen
ausüben. Hoffnungen setzten die Hersteller auf russische Dienstleistungsfirmen und
Zwischenhändler, die sich an technischen Trends und Neuerungen orientieren und
diese ihren Kunden weiterempfehlen. Dies hat sich in der jüngsten Vergangenheit
durchaus als absatzfördernd für moderne Heiz- und Wassertechnik erwiesen.
Außerdem arbeitet die russische Regierung an einer Neuordnung der
Wärmeenergieversorgung. Dabei soll das Prinzip der zentralen Fernwärmenetze in
dünn(er) besiedelten Regionen zu Gunsten einer dezentralen Wärmeversorgung
durchbrochen werden können.
In den Bereichen Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik sind alle Firmen, die
weltweit Rang und Namen haben, aktiv. Teilweise tragen sie den Wettbewerb auf
dem russischen Markt komplett unter sich aus. Zu den erfolgreichen
28
Markenherstellern von Heizkesseln, Gasheizungen, Durchlauferhitzern und
Warmwassersystemen gehören Bosch, Ariston, Rehau, Viessmann, Baxi, Vaillant,
Beretta, Junkers, Buderus, Wolf, Saunier Duval, Roca, Frisquet. Bei den Anbietern
von Rohren, Verbindungen und Komplettsystemen für Wasser, Wärme und
Abwasser sowie Montagewerkzeugen spielen deutsche Hersteller ebenfalls eine
wichtige Rolle.
Protektionismus bei Heizkörpern bemerkbar
Der hohe Anteil ausländischer Hersteller von Heiz- und Klimatechnik auf dem
russischen Markt ist den inländischen Produzenten ein Dorn im Auge. Der Verband
der Hersteller von Wärmeradiatoren (russ.: APRO) hat sich eigens mit Abgeordneten
der Duma zusammengesetzt, um Regeln zur Importsubstitution durchzusetzen,
womit nur noch inländische Anbieter bei öffentlichen Ausschreibungen zum Zuge
kommen würden.
Ziel sei es, den derzeitigen Anteil der Inlandshersteller von Heizkörpern am Markt
von derzeit 12 auf 60% zu erhöhen. Der Anteil europäischer Anbieter liegt bei etwa
15%, der Rest stammt aus Asien. Neben Präferenzen für einheimische Hersteller bei
Tendern würde zusätzlich eine Verschärfung technischer Kontrollen und
Zulassungsverfahren für Importtechnik zur Anwendung gelangen. Bislang kommt der
Großteil der Heizkörper aus asiatischen Billigländern. Teurere deutsche Heizkörper
sind von dieser Maßnahme erst in zweiter Linie betroffen.
Deutsche Anbieter von Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik sind in der Regel in
Spezialprojekten sehr erfolgreich. So hat Rehau den Auftrag bekommen,
Wärmesysteme für Fußballfelder in sieben russischen Stadien zu installieren. Bereits
80% aller Stadien, in denen Spiele der obersten Liga ausgetragen werden, sind mit
entsprechender Technik dieses deutschen Herstellers ausgestattet. Darüber hinaus
findet diese Wärmetechnik auf Kinderspielplätzen Anwendung. Für 2016 hat Rehau
allein auf diesem Gebiet sieben bis zehn Vorhaben in den Auftragsbüchern.
Deutsche Heiztechnik an russische Anforderungen adaptiert
Ebenfalls adaptieren deutsche Anbieter von Heiz- und Wassertechnik ihre Produkte
in den meisten Fällen an den russischen Markt, sei es an klimatische Anforderungen
oder sei es preislich. Erstens können die Apparate und Installationen dadurch
robuster und einfacher in der Steuerung und Handhabung ausfallen, zweitens auch
billiger. Das ist wichtig in Zeiten, in denen der Wettbewerb überwiegend über die
Preise ausgetragen wird.
29
In den urbanen Zonen sind vorrangig Zentralheizungs- und Fernwärmesysteme
anzutreffen. Individuelle Heizungen kommen nur beim Bau von Einfamilien- und
Wochenendhäusern (Datscha) beziehungsweise in ländlichen Regionen zum
Einsatz, wo es wegen einer zu geringen Bevölkerungsdichte keine Fernheizung gibt.
Generell wird ein Großteil der Bevölkerung mit Wärme und warmen Wasser aus
Wärmekraftwerken und zentralen Heizhäusern versorgt.
Die Sanierung und der Neubau von Heizhäusern ist 2015 wegen mangelnder
Investitionsmittel der Kommunen und Gemeinden beziehungsweise der kommunalen
Versorgungsunternehmen ins Stocken geraten. Laut offizieller Statistik sind zum
Beispiel im 4. Quartal 2015 zentrale Heizhäuser mit einer Gesamtleistung von 440,8
GCal/h ans Versorgungsnetz gegangen - ein Rückgang um 50% gegenüber dem
analogen Vorjahreszeitraum. Die Anzahl neuer Gasanschlüsse fiel im gleichen
Zeitraum um 34,3%.
Baustoffe und Baumaterial für grünes Bauen noch chancenlos
Grünes Bauen spielt in Russland nur eine untergeordnete Rolle - im internationalen
Vergleich hat Russland auf diesem Gebiet aufzuholen. Zwar sind die Anforderungen
an ökologische und nachhaltige Aspekte in der Projektierung und Bauausführung
recht hoch, unter anderem durch die Regierungsverordnung Nr. 18 vom 25.1.2010.
Seit 2013 muss zudem auf die Verwendung nicht vollständig verbrauchter Energie
und die Einbeziehung erneuerbarer Energiequellen in die Planung und beim
Betreiben von Gebäuden geachtet werden. Doch schätzt der 2009 gegründete
Russian Green Building Council (RuGBC), dass viele dieser Forderungen das Papier
nicht wert sind, auf dem sie stehen.
Der RuGBC geht in seiner Kritik sogar noch weiter. So sei die Bauwirtschaft in
Russland weniger energieeffizient, weniger wettbewerbsfähig sowie weniger
zuträglich für die Gesundheit und den Umweltschutz als in den entwickelten
Industrieländern. Als Gründe dafür werden der Überfluss an Bodenschätzen und
Energieträgern vor Ort bei einer gleichzeitig chronischen Nichtbeachtung der eigenen
Baunormen und einem durchschnittlich niedrigen Kenntnisstand potenzieller
Anwender über relevante Energiesparmöglichkeiten gesehen.
30
Fußball-WM könnte Trend zum grünen Bauen einleiten
Zumindest laufen Vorbereitungen, um nationale grüne Standards für Sportanlagen
auszuarbeiten und einzuführen. Daran beteiligt ist unter anderem das Ministerium für
Naturressourcen und Umwelt. Fachleute hoffen in diesem Zusammenhang, dass die
WM-Vorbereitungen langfristig nachwirken und zu einem Trend führen. Belastbare
Fakten für eine derartige Entwicklung lassen sich über den Bau der Fußball-Stadien
hinaus aber noch nicht finden. Skepsis bleibt geboten.
Um grünes Bauen zu fördern, stellt sich der RuGBC inzwischen schon seit sechs
Jahren als Sammelbecken für interessierte Firmen und Personen zur Verfügung.
Neben der Lobbyarbeit in Industrie und Politik arbeitet die Organisation an der
Ausarbeitung und Durchsetzung von nationalen Standards und stützt sich dabei
unter anderem auf den Empfehlungen des U.S. Green Building Council (LEED) und
des BRE Building Research Establishment (BREEAM).
Internationale Zertifikate freiwillig anwendbar
Was „grünes Bauen“ angeht, können Immobilien in Russland nach allen gängigen
internationalen Standards auf freiwilliger Basis zertifiziert werden. Unter den etwa
240 Mitgliedern des RuGBC befinden sich Architekten, Projektanten, Juristen,
Wissenschaftler, Studenten und Ingenieure, aber auch Hersteller von Baumaterialien,
Baufirmen und Immobilienentwickler. Ausgewiesen werden Energiespareffekte unter
anderem in russischen Dokumentationen, etwa im sogenannten Energiepass, den
örtliche Kontrollinstanzen ausstellen. De facto ist der Weg für grünes Bauen dadurch
geebnet.
Erste Beispiele sind vorhanden, wie das Einkaufszentrum „Belaja Datscha“ vor den
Toren Moskaus (BREEAM), das Kugellagerwerk SKF in Twer (LEED) als erste
zertifizierte Fabrik in Russland, das Bürogebäude Dukat Place III in Moskau
(BREEAM), das Bürogebäude am Obwodny Kanal in Sankt Petersburg (LEED) und
das Bürogebäude „Barwicha“ im Moskauer Gebiet (DGNB, LEED und BREEAM).
Bei den deutschen Anbietern von Baustoffen und Baumaterialien, aber auch von
Heiz- und Wassertechnik sind die angebotenen Produkte in der Regel in Europa oder
in Drittländern bereits nach DGNB, BREEAM und LEED zertifiziert worden. Dies
bringt ihnen einen Wettbewerbsvorteil, wenn Architekten und Bauherren nicht nur
nach funktionalen und wirtschaftlichen Kriterien, sondern auch nach ökologischen
Gesichtspunkten planen und bauen.
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Initiativen setzen sich für grünes Bauen ein
Neben dem RuGBC hat sich auf Initiative der Union der Architekten 2011 eine zweite
Organisation, der Russian Sustainable Architecture and Building Council (RSABC)
gegründet, der sich der Unterstützung des Parlaments, der Akademie für Architekturund Bauwissenschaften und einiger Hochschulen sicher ist.
Der RSABC ist nach eigenen Angaben eine Kooperation mit dem World Green
Building Council eingegangen und führt Veranstaltungen mit der Deutschen
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DNGB) durch. Aktuelles Ziel war und ist die
weitere Ausarbeitung und Einführung nationaler Umweltnormen im Bauen, analog zu
DGNB, LEED und BREAM. Bei der engeren Auswahl der Vorlagen dazu scheint
RSABC zum DNGB-Katalog zu tendieren.
In einem jüngsten Schritt trat der Vorstandsvorsitzende der RSABC, Alexander
Remizov, im Juni 2015 auf dem „Rubin Innovationsforum“ in Berlin-Adlershof auf. Die
Schwerpunkte des Forums lagen auf autonomen Energieversorgungsmodellen,
Energieeffizienz in Gebäuden, optimierter Stromversorgung, der energietechnischen
Nutzung von Abfällen und auf innovative Lösungen zur Abwasserreinigung.
Hausautomatisierungstechnik und Gebäudesicherheit
Der Markt für Automatisierungstechnik hat sich in den zurückliegenden Jahren
schnell entwickelt. Gefragt sind LED-Kontrolleinrichtungen, Sensoren, Relais,
Dimmer, Helligkeitssteuerungen, Signalüberträger, Verstärker, Umwandler, Pulte und
Steueroberflächen. Besonders stark wächst der Markt für mobile Lösungen zur
Steuerung der Hausautomatisierungstechnik, zum Beispiel per Smartphone.
Eine ähnliche Tendenz gibt es im Bereich Gebäudesicherheit. Die dafür
angebotenen Lösungen werden oftmals mit der Hausautomatisierung gemeinsam als
Paketlösung angeboten. Zu den größten Anbietern gehört Honeywell, ein USKonzern, der in Russland seit 1972 tätig ist.
Inzwischen haben sich erste russische Anbieter als Spin-off aus Forschungsinstituten
oder Großunternehmen beziehungsweise als Start-ups auf dem Markt etabliert - und
das recht erfolgreich. Zu einem bekannten Anbieter von Lösungen zur Meldung von
Glasbruch, Feuer- und Bewegungsmeldern sowie Systemen der Videoüberwachung
gehört das Sankt Petersburger Unternehmen Argus Spektr.
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Sicherheitstechnik für Gebäude krisensicher
Das Marktsegment für Anlagen und Ausrüstungen zur Gebäudesicherheit erweist
sich sogar als besonders krisensicher. So steigen in Zeiten fallender Realeinkommen
und sozialer Verwerfungen beziehungsweise einer weltweit gestiegenen
terroristischen Bedrohung die Anforderungen an die Zugangskontrolle zu öffentlichen
und privaten Gebäuden beziehungsweise erst recht zu Industrieanlagen.
Insbesondere 2015 haben die Importpreise auf Anlagen und Ausrüstungen zur
Gebäudesicherung infolge des Rubelverfalls stark angezogen. Dies haben sich
inländische Hersteller zu Nutze gemacht, die vorrangig aus dem Mittelstand
stammen. Lediglich bei technisch anspruchsvoller Großtechnik, zum Beispiel zum
Schutz von Kraftwerken oder von Chemieanlagen, die naturgemäß sehr komplex
ausfallen, haben russischen Anbieter der ausländischen Konkurrenz nur wenig
entgegen zu setzen.
Russische Geräte voller Importteile
Hinzu kommt, dass selbst viele russische Lösungen voller Importteile stecken. Im
Inland werden erst sehr wenige elektronische Komponenten hergestellt. In den
meisten Fällen müssen die Kunden zwischen preislich günstigen Angeboten
inländischer Hersteller und technologisch anspruchsvollen Produkten aus dem
Ausland abwägen. Je größer die technischen Anforderungen an die Systeme, desto
weniger spielt für gewöhnlich der Preis eine Rolle.
Im Fall von Gebäudeautomatisierungen hat sich der russische Markt in den letzten
fünf Jahren schnell entwickelt. Zu den wichtigen Anbietern gehören Siemens, ABB,
Schneider Electric, Gira, Jung, Merten, Berker, Wago, Beckhoff und Theben. In
jüngster Zeit aufgeholt haben die spanische Zennio, die chinesische NDL und die
russische iRidium.
Zudem gibt es einen Trend zur Fusion von Engineeringfirmen aus den beiden
Bereichen Gebäudesicherheit und Gebäudeautomatisierung. Wenn die Planung
früher durch zwei eng spezialisierte Projektanten getrennt durchgeführt wurde,
werden jetzt in der Regel Paketlösungen angeboten. Integratoren und Generalplaner
sind näher zusammengerückt oder stammen inzwischen sogar aus ein und
demselben Büro.
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