Global Kids - Women-Without

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Global Kids - Women-Without
Global Kids
Modernisierung und Geschlechterrollen
aus der Perspektive von Jugendlichen
im Zeitalter der Globalisierung
Projektleitung: Dr. Cheryl Benard, Dr. Edit Schlaffer
Projektmanagement: Mag. Nina Brlica
Projekt-Mitarbeit: Christa Bös, Mag. Martina Handler, Mag. Birgit Hittenberger,
Mag. Elisabeth Kasbauer, Gabriele Pessl, u.v.m.
Wien, Mai 2005
Teil 1
Fallstudien und Ländervergleiche
Inhaltsverzeichnis – Teil 1
Einleitung
I. Theoretischer Hintergrund
1. Globalisierung
2. Globalisierung mit Fokus auf Gender
3. Globalisierung und Kultur
4. Jugendkultur
5. Globalisierung und Jugendkultur
6. Konsumgesellschaft und Medienkultur
7. Kommunikationstechnologien
8. Kommunikation im Chat
9. Gender und Medien
10. Jugendkultur und „Girl Culture“
II. Fallstudie Österreich
1. Medien
1.1. Zugang und Nutzung
1.2. Die Bedeutung der Mediennutzung
1.3. Favoriten
2. Das soziale Umfeld der Jugendlichen
2.1. Eltern
2.2. Geschwister
2.3. Freundeskreis
3. Zukunftspläne
3.1. Berufliche Karriere
3.2. Private Karriere
4. Einstellungen
4.1. Politik
4.2. Religion
4.3. Liebe, Sexualität und Partnerschaft
4.4. Kleidung und Aussehen
4.5. Geschlechterverhältnis
5. Vorbilder
6. Freizeitaktivitäten
III. Fallstudie Deutschland
1. Stellenwert der Medien
1.1. Medienzugang und -konsum
1.2. Favoriten und Vorbildfunktion
2. Freizeitverhalten
3. Das soziale Umfeld
3.1. Eltern – Beziehung zwischen Eltern und
Kind
3.2. Geschwister
3.3. FreundInnen
3.4. Umgang mit Sexualität im sozialen
Umfeld
4. Zukunftspläne, - wünsche, -ängste
4.1. Berufliche Zukunft
4.2. Private Pläne
4.3. Wohnvorstellungen und Mobilität
4.4. Ängste und Sorgen
5. Einstellungen der Jugendlichen
5.1. Geschlechterrollen
5.2. Sexualität
5.3. Politik
5.4. Religion
5.5. Selbstbeschreibung/Äußeres
IV. Fallstudie Slowakei
1. Medien
1.1. Medienzugang und –nutzung
1.2. Die Favoriten der Jugendlichen
2. Freizeit
3. Lebensplanung
3.1. Berufliche Laufbahn
3.2. Private Zukunftsvorstellungen
3.3. Wohnen und Mobilität
3.4. Ängste und Sorgen
4. Das soziale Umfeld
4.1. Die Eltern
4.2. Die Geschwister
4.3. Der Freundeskreis
4.4. Umgang mit Sexualität im sozialen
Umfeld
5. Persönliche Einstellungen
5.1. Politik
5.2. Religion
5.3. Einstellung zum Geschlechterverhältnis
5.4. Einstellung zur Sexualität
5.5. Einstellung zum Äußeren
V. Case Study Sweden
1. Media
1.1. Access to Media
1.2. Usage of Media
1.3. The Swedish Favourites
1.4. Reception/Perception of Media
1.4.1. External Judgements, Issues of
Conflict and Control
1.4.2. Internal Judgements, entertainment and
identification
2. Free time
3. Futureplans and visions
3.1. Professional career
3.2. Visions for the Private Life
3.3. Home versus Mobility
3.4. Fears
4. Social environment
4.1. Parents
4.2. Siblings
4.3. Friends
4.4. Sexuality and its social status
4.5. Idols
5. Personal Attitudes
5.1. Politics
5.2. Religion
5.3. The Question of Gender
5.4. Perception of the body
5.5. Fashion and Profile
VI. Fallstudie Türkei
1. Medien
1.1. Mediennutzung und –zugang
1.2. Favoriten
1.3. Einfluss der Medien
2. Freizeit
3. Zukunftspläne
3.1. Berufliche Karriere
3.2. Private Zukunftsvorstellungen
3.3. Vorbilder
4. Das soziale Umfeld
4.1. Eltern
4.2. Freundeskreis
5. Einstellungen
5.1. Politik
5.2. Religion
5.3. Geschlechterverhältnis
5.4. Sexualität, Liebe und Partnerschaft
5.5. Kleidung und Aussehen
VII. Case Study India
1. The Media
1.1. Access to the media and media
consumption
1.2. The teenagers´ favourites
2. Plans for the future
2.1. Professional life
2.2. Marriage and children
2.3. Travelling and future residence
3. The social environment
3.1. Parents about their children
3.2. Children about their parents
3.3. The siblings
3.4. The friends
4. The attitudes of young Indians
4.1. Social responsibility and politics
4.2. Religion
4.3. Gender
4.4. Sexuality
4.5. Physical Appearance
5. What´s most important for young Indians
VIII. Analyse von Serien am Beispiel
„Friends“ - Gruppendiskussionen
1. Relevanz der Serie in Bezug auf
Erfahrungen und Bewertungen
1.1. Serienkonsum – Typologie
1.2. Serienkonsum – Bewertung
1.3. Die Realität in Abgrenzung zu „Friends“
1.4. Freundschaften
1.5. „Amerika“ – Bild und Wirklichkeit
2. Charaktere
2.1. Geschlechterrollen
IX. Zukunftsvorstellungen - Essays
1. Wohnen
2. Beruf
3. Familienstand (Beziehung, Kinder)
4. Einkommen
5. Hobbys
6. Projekte für die Zukunft
7. Sexleben
8. Reisen
9. Haustiere
10. Karitatives
11. Fantasien
12. Fazit
X. Jugend von heute und damals LehrerInneninterviews
1. Die Existenz einer globalen Jugendkultur
2. Kennzeichen einer globalen Jugendkultur
3. Bewertung einer globalen Jugendkultur
3.1. Vorteile
3.2. Nachteile
3.2.1. Identitätsverlust
3.2.2. US-amerikanischer Einfluss
3.2.3. Materialismus
3.2.4. Weitere Nachteile
4. Konsumverhalten
5. Freizeitgestaltung der Jugendlichen
6. Für Jugendliche interessante Themen
7. Vorbilder der Jugendlichen
8. Das Verhalten der Jugendlichen
9. Die Beziehung zu den Eltern
10. Partnerschaft, Familienplanung,
Sexualität
11. Zukunftspläne, Berufswünsche
XI. Die Jugendlichen aus der Sicht der
Eltern - Elterninterviews
1. Zukunft
1.1. Die Zukunft der Jugendlichen: Wünsche
und Ziele, Sorgen und die Zukunftsplanung
aus Sicht der Eltern
1.2. Die private Karriere
1.3. Genderaspekte
2. Erziehung
2.1. Haushalt
2.2. Taschengeld
2.3. Sexualität und Beziehungen
2.4. Die Ansichten der Eltern zu
geschlechtsspezifischen Rollenbildern
3. Verortung der Jugendlichen:
Beschreibungen, Beziehungen
3.1. Wie beschreiben Eltern ihre Kinder?
3.2. Beziehungen zwischen Eltern und
Jugendlichen
XII. Die Jugend vor 10 Jahren Geschwisterinterviews
1. Zur derzeitigen Lebenssituation
2. Frühere Zukunftsvorstellungen
3. Die heutigen Zukunftsvorstellungen der
älteren Geschwister
4. Die Zukunftsvorstellungen der jüngeren
Geschwister
5. Die Beziehung zu den Eltern damals –
Konflikte
6. Die heutige Beziehung zu den Eltern
7. Themen, die mit den Eltern und
FreundInnen besprochen werden – heute und
damals
8. Die Beziehung der jüngeren Geschwister
zu den Eltern
9. Probleme und Vorteile der jüngeren
Geschwister
10. Rollenvorbilder und Idole
11. Das Freizeitverhalten und die Medien
12. Fazit
XIII. Jugend in Medien und Wissenschaft
- Nationale Debatten und Studien
1. Medien
1.1. Werbung
1.2. Medienzugang
1.3. Mediennutzung
1.4. Einfluss der Medien
2. Globalisierung
3. Jugendkriminalität und Gewalt
4. Politik
5. Sexualität
6. Familie
7. Arbeit
8. Freizeit
9. Jugendkultur
10. Konsumverhalten
11. Einstellungen, Werte und Ideale/Idole
12. Mode und Kleidung
13. Drogen und Gesundheit
14. Genderaspekt
15. Nationalspezifische Thematiken
16. Fazit
XIV. Jugendzeitschriften als Vermittler
von Werten - Zeitschriftenanalyse
1. Deutschland/Österreich
2. Schweden
3. Slowakei/Tschechien
4. Türkei
5. Indien
6. Ländervergleich
XV. Porträts internationaler
Medienprodukte
1. Vermittlung von Werten in Serien und
Filmen
2. Fernsehserien
2.1. Ally McBeal
2.2. Dharma und Greg
2.3. Dr. Quinn
2.4. Friends
3. Filme
3.1. American Pie
3.2. Natürlich Blond
3.3. Fazit
Fazit
Einleitung
Globale Jugendkultur
Durch moderne Medien und internationale Märkte ist ein globale Kultur im Entstehen oder
bereits entstanden, welche mehr Einheitlichkeit beinhaltet als früher und durch Fernsehserien,
Kinofilme, Mode, Musik, Computerspiele wie Internetinhalte zum Ausdruck kommt.
ErzieherInnen, Eltern und MeinungsführerInnen sehen darin oft eine Bedrohung einer
traditionelleren, nationaleren und religiöseren Sozialisation, die sie gerne für die Jugendlichen
hätten. Häufige Kritikpunkte sind, dass es sich bei dieser „Modernität“ nur um eine westliche,
vor allem US-amerikanische Konsumkultur handelt, deren Hauptziel das Wecken von
Konsumbedürfnissen und den Verkauf von westlichen Konsumgütern darstellt. Weiters
werden mit der globalen Kultur oft eine „seichte“, inhaltslose Popkultur sowie die FastfoodKultur (McCulture) als Lifestyle-Elemente in Verbindung gebracht.
Oft wird aber der Stellenwert der globalen Jugendkultur auch relativiert und die Annahme
vertreten, es handle sich hierbei doch hauptsächlich um oberflächliche Phänomene, die nur
periphere Lebensbereiche wie Kleidungsstil, Essgewohnheiten und Freizeitaktivitäten
berühren. Der kulturelle Kern einer jeden Gesellschaft bleibe dennoch intakt, von einer
„Disneyfizierung“ unserer vielfältigen Welt könne keine Rede sein. Ebenso gibt es auch viele
BefürworterInnen der neuen Technologien und der damit einhergehenden globalen
Vernetzung. Hier werden große Chancen durch bessere Möglichkeiten des interkulturellen
Austausches und somit Verstehens für eine tolerantere und konfliktärmere zukünftige
Weltgesellschaft gesehen.
Alle diese Ansichten wurden auch von im Zuge dieser Studie Interviewten aus den
verschiedenen Ländern mehr oder weniger häufig vertreten.
Die Studie „Global Kids“
Forschungsinteresse
Die Zeit der Jugend zeichnet sich prinzipiell durch spezifische Interessen, Probleme und
Konflikte mit der Elterngeneration aus. Durch diese Studie soll überprüft werden, ob es
wirklich so ist, dass Jugendliche in verschiedenen Teilen der Welt ein sehr ähnliches Leben
führen, da sie dieselben Kinofilme wie Fernsehserien konsumieren, dieselbe internationale
Musik lieben, dieselben Marken bevorzugen etc. und ob sich dadurch auch ihre Gespräche,
ihre Gedanken, ihre Freizeitaktivitäten und ihre Wertvorstellungen einander angleichen, oder
ob globale Konsumgüter und Medieninhalte nicht derart angenommen beziehungsweise
vielleicht auch abgelehnt werden oder aber einfach nur der Unterhaltung dienen und im Leben
der Jugendlichen keinerlei Wirkung zeigen.
Es interessierte uns also zunächst, inwiefern die globale Kultur auch tatsächlich global ist und
ob und wie sie in den unterschiedlichen Gesellschaften von den Jugendlichen angenommen
und in ihren Alltag sowie in ihr Wertbild und ihre Zukunftsvorstellungen einbezogen und
integriert wird.
Dabei fokussiert dieses Projekt ganz bewusst auf die Dimensionen Geschlechterrollen und
Normen des Sexualverhaltens, als wichtige Aspekte von Sozialisation und ein gute
Indikatoren
für
Veränderungen
innerhalb
einer
Gesellschaft.
Eine
grundsätzliche
Forschungsfrage war demnach auch: Welche Geschlechterbilder werden durch globale
Jugendkultur übermittelt? Diese können sich dramatisch von Normen der traditionellen
Sozialisation unterscheiden. Weiter Forschungsfragen sind demzufolge:
•
Registrieren die Jugendlichen diese Unterschiede? Welche Aspekte sind ihnen
bewusst? Was halten sie von diesen „neuen Bildern“?
•
Werden diese in ihr eigenes Wertesystem einbezogen in Form von Idealen, Plänen,
Wünschen für ihr eigenes jetziges oder späteres Leben?
•
Wie integrieren die jugendlichen RezipientInnen Elemente der importierten Inputs in
existierende nationale und kulturelle Kontroversen, wo gibt es Anpassungen und wie
vollziehen sie sich, welche Veränderungen sind zu finden und wo distanzieren sich die
Jugendlichen?
•
Was für moderne Idealbilder von gegengeschlechtlichen Interaktionen, von Familien-
und Gesellschaftsrollen von Männern und Frauen werden nach Meinung der Jugendlichen
durch globale Jugendkultur vermittelt?
•
Wo unterscheiden sich diese Bilder von den Normen und Zielen der traditionellen
Sozialisation in den jeweiligen Ländern?
•
Was sagen Jugendliche zu diesen Unterschieden, wie bewerten sie diese und welche
Bilder streben sie selbst an?
•
Inwiefern gibt es Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in der traditionellen
Sozialisation in den jeweiligen Ländern?
•
Welche Unterschiede lassen sich im Zugang zu und Umgang mit globaler
Jugendkultur zwischen Mädchen und Jungen feststellen?
Stichprobe
Diese Studie umfasst eine empirische Untersuchung, welche in 6 verschiedenen Ländern
durchgeführt wurde:
•
Österreich und Deutschland (als zwei nicht Englischsprachige westliche Gesell-
schaften)
•
Schweden (als ebenso nicht Englischsprachige westliche Gesellschaft, welche im
Hinblick auf Geschlechtergleichheit als fortschrittlicher als der Hauptproduzent der globalen
Kultur, die USA, gesehen wird)
•
Slowakei (als osteuropäisches Land mit signifikanten wirtschaftlichen, politischen
und sozialen Veränderungen)
•
Türkei (als modernisierendes islamisches Land mit quasi-europäischer Identität)
•
Indien (als nicht westliches, modernisierendes Land mit Englisch als eine der beiden
überregionalen Amtsprachen, neben Hindi)
Der Fokus der empirischen Untersuchung richtet sich auf die Jugendlichen selbst, weiters
wurden LehrerInnen, Eltern und Geschwister interviewt. Die Analyse der wissenschaftlichen
und medialen Auseinandersetzung mit dem Thema Jugend in den jeweiligen Ländern, eine
Fallstudie zu einzelnen nationalen Jugendzeitschriften sowie kurze Porträts ausgewählter USamerikanischer Fernsehserien und Kinofilme runden die Untersuchung ab.
Untersuchungsdesign
Als Untersuchungsmethoden wurden Interviews mit halbstandardisierten Fragebogen,
qualitative Tiefeninterviews, Kleingruppen-Diskussionen, Textanalyse von SchülerInnenAufsätzen sowie Medienanalyse verwendet.
Als Stichprobe wurden Jugendliche im Alter von 14-17 Jahren aus einer städtischen
Mittelschicht gewählt, sowie deren Eltern, LehrerInnen und Geschwister. In Schweden,
Österreich und der Slowakei fand die Untersuchung jeweils in der Hauptstadt statt, in der
Türkei in Istanbul, da hier die Kontaktaufnahme am erfolgreichsten verlief, in Deutschland
und Indien, wo es mehrere „Metropolen“ gibt, wurden bewusst eher „kleinere“ und
„durchschnittliche“ Städte gewählt: in Deutschland Bielefeld und Halle, um etwaige
Unterschiede zwischen Jugendlichen aus dem östlichen und dem westlichen Raum
herauszufiltern, in Indien die Stadt Lucknow, die Hauptstadt der größten indischen Provinz
Utar Pradesh, welche etwa 3 Mio. EinwohnerInnen hat.
Es ist klar, dass die Gesellschaftsstruktur der sechs Länder sehr unterschiedlich homogen ist
und damit die Definitionen einer so genannten Mittelschicht beziehungsweise die Differenz
im Lebensstandard zu einer oder mehrerer etwaiger Unterschichten enorm voneinander
abweichen. In der Türkei wurde beispielsweise immer wieder auf das „Stadt-Land-Gefälle“
verwiesen, was in Indien sicherlich auch mehr zum Tragen kommt als in den europäischen
Ländern (die Bestückung mit Fernsehern, PCs etc. ist im türkischen und indischen ländlichen
Raum, wo ein Großteil der Bevölkerung noch von der Landwirtschaft lebt und viel
Subsistenzwirtschaft geleistet wird, sicherlich bedeutend geringer), aber auch in der Stadt
Lucknow, wo es zwei Universitäten und über 20 Colleges gibt, ist die Analphabetenrate noch
beträchtlich.
Nichtsdestotrotz ist der Versuch legitim, die Wirkungen einer globalen Kultur, dort, wo sie
vorhanden ist, zu vergleichen. Der Grad der Verallgemeinerbarkeit der Aussagen der
befragten Jugendlichen auf eine Gesamtheit beziehungsweise Mehrheit der Jugend eines
Landes variiert hier natürlich.
In Zusammenarbeit mit Schulen und dank des Engagements einzelner LehrerInnen konnte in
allen 6 Ländern folgende Untersuchung durchgeführt werden (um etwaige schulspezifische
Verzerrungen zu vermeiden, wurden in jedem Land mindestens zwei Schulen, meist aber
mehr, herangezogen):
•
Eine Fragebogenuntersuchung bei 160 Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren:
Der ausführliche halbstandardisierte Fragebogen deckte alle bedeutenden Lebensbereiche
der Jugendlichen wie Medienzugang und –konsum, Bewertung, Vorbilder, Stellenwert des
sozialen Umfeldes, Zukunftswünsche und –sorgen sowie die persönliche Einstellung zu
Genderfragen, Sexualität, zum eigenen Körper wie auch zu Politik und Religion ab.
•
12 Gruppendiskussionen mit maximal 6 SchülerInnen pro Gruppe:
Den SchülerInnen wurde zunächst eine Folge der US-amerikanischen Fernsehserie
„Friends“ als Einstieg und Impuls gezeigt, danach wurde in Kleingruppen über diese
Serie, andere Lieblingsserien, die vermittelten Botschaften, besonders im Gender-Kontext,
und deren Bewertung, die Motivationen für den Konsum derartiger Serien und deren
Realitätsnähe diskutiert..
•
50 Essays von den Jugendlichen über ihre Vorstellungen von ihrem späteren Leben.
Unter dem Leitsatz „Wie stelle ich mir mein Leben in 10 Jahren vor“ wurden die
SchülerInnen gebeten, ihre Zukunftspläne und –vorstellungen möglichst detailliert zu
beschreiben.
•
12 Tiefeninterviews mit Lehrpersonen:
In ausführlichen Tiefeninterviews konnten LehrerInnen ihre Ansichten, Hoffnungen und
Befürchtungen im Zusammenhang mit einer globalen Jugendkultur darlegen.
•
30 halbstandardisierte Interviews mit männlichen und weiblichen Elternteilen:
Die Interviews mit den Eltern behandelten schwerpunktmäßig deren Sicht und Bewertung
der jetzigen und zukünftigen Entwicklung ihrer jugendlichen Kinder.
• 20 halbstandardisierte Interviews mit einer Vergleichsgruppe von 20-25 Jährigen,
bevorzugt Geschwister der Untersuchungsgruppe.
Die Interviews mit jungen Erwachsenen, welche Geschwister im Teenager-Alter haben,
drehten sich hauptsächlich um die Jugendzeit der Jüngeren im Vergleich zur eigenen, was
Vorbilder, Medienkonsum, Beziehung zu den Eltern, Zukunftspläne etc. betrifft.
Zusätzlich wurden wie bereits erwähnt in allen Ländern Zeitungsartikeln sowie
wissenschaftliche Arbeiten zum Thema „Jugend“ untersucht, anhand von Beispielen die
Jugendzeitschriften-Landschaft analysiert sowie Kurzporträts der Serien und Filme,
welche im Fragebogen nach Bekanntheit und Beliebtheit abgefragt wurden, erstellt.
Nachdem alle Daten gesammelt waren, wurden die einzelnen Bereiche wie
Gruppendiskussionen, Essays etc. jeweils ausgewertet. Danach wurden die Ergebnisse der
unterschiedlichen Untersuchungsinstrumente jedes Landes zusammengefasst, verglichen
und interpretiert, woraus die sechs Länder-Fallstudien resultieren. Ebenso wurde jeder
Bereich einem Ländervergleich (z.B. Auswertung der Gruppendiskussionen aller sechs
Länder) unterzogen. Alle Fallstudien und Ländervergleiche finden sich im folgenden
Bericht, die Auswertungen der einzelnen Bereiche pro Land konnten leider aufgrund der
Fülle nicht beigesteuert werden.
I. Theoretischer Hintergrund
1. Globalisierung
Mögliche Definition von Globalisierung
„Globalisierung“, ist ein relativ diffuser Begriff, der je nach wirtschaftlichem, sozialem,
kulturellem Deutungszusammenhang unterschiedlich genutzt wird. Trotzdem ist nach
Christian Trapp „’Globalisierung’ kein Begriff willkürlicher Beliebigkeit, sondern die
Verwendung dieses Begriffs in seiner Vielfachheit und Vielschichtigkeit ein
Charakteristikum unserer Zeit.“ (Trapp, 2004, S.170)
„Globalisation is the increasing connection of the world and its peoples. Globalisation
has linked distant places in such a way that local happenings are shaped by events
occurring many miles away (...) It is an economic process which involves the increasing
interaction and integration of all countries’ economies, through the growth in
international trade, investment and capital flows; and a rapid cultural, social and
technological exchange across national borders.“ (Solomon, Brett and Scuderi, 2002,
S.7)
Die Welt befindet sich eigentlich seit Jahrhunderten in einem permanenten
Globalisierungsprozess, doch es gibt drei Schlüsselindikatoren, die bezeichnend sind für
spezielle Globalisierungstrends des späten 20. und des frühen 21. Jahrhunderts:
-
Der internationale Austausch erfolgt schneller als jemals zuvor.
-
Der Integrationsgrad zwischen den Ländern, Wirtschaften und den BürgerInnen
ist höher.
-
Die Spannweite des internationalen Austausches ist so groß, dass sie jede Nation
und alle einzelnen BürgerInnen betrifft. (vgl. Solomon, Brett and Scuderi, 2002,
S.7ff.)
Im Zusammenhang mit Globalisierung wird oft der Begriff „globales Dorf“ verwendet,
der wohl implizieren soll, dass die Welt in Bezug auf Politik, Kommunikation,
Wirtschaft und vieles mehr „zusammenrückt“, sich vernetzt und sich auch in
gegenseitige Abhängigkeiten begibt. Nationale Grenzen verlieren an Bedeutung und
politische oder individuelle Entscheidungen werden vor dem Hintergrund eines
komplexen „mundialen“ Systems getroffen.
Die Globalisierung und die Entwicklung der Europäischen Union tragen zu einer
Erhöhung der Sicherheit und des Schutzes zwischen den einzelnen Nationalstaaten der
EU bei. Das Ende des kalten Krieges führte zu politischen und wirtschaftlichen
Veränderungen in den osteuropäischen Ländern. Ehemals sozialistisch strukturierte
Länder wandelten sich zu Demokratien mit an der freien Marktwirtschaft orientierten
Systemen. Dieser Prozess veränderte die Organisation und Interaktion der Länder
innerhalb der EU, aber auch zwischen Europa und dem Rest der Welt. Europa ist ein
sehr diverser Kontinent, während in einigen Regionen Wohlstand und soziale Sicherheit
vorherrschen, finden befinden sich andere Länder in ökonomischen Krisen, hoher
Arbeitslosigkeit und Mangel an Ausbildung. (vgl. Solomon, Brett and Scuderi, 2002, S.
67ff.)
Trapp spricht von einer zunehmenden „Ökonomisierung des Alltags“, in dem Sinne,
dass Flexibilisierung und Wettbewerbsfähigkeit in den Alltag und Privatbereich von
Menschen Einzug hält. Dies geht Hand in Hand mit der Auslagerung politischer
Entscheidungen, mit einem Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten und im Privatbereich
erfolgt das Handeln im abnehmenden Maß formalen Reglementierungen.
Nach Trapp gibt es im Globalisierungsprozess GewinnerInnen und VerliererInnen,
welche die Gesellschaft in zwei Gruppen teilt: Die GewinnerInnen sind diejenigen,
welche die neuen Technologien für sich zu nutzen wissen und welche allseits flexibel
sind, die VerliererInnen sind jene, welche sich nicht anpassen und Leistung verweigern.
(vgl. Trapp, 2004, S.179ff.)
Trapp unterscheidet vier Prozesse der Globalisierung:
1. Die Komplexität der Wahrnehmung und des Handelns steigt aufgrund der starken
Vernetzung der sozialen Gefüge, was bewirkt, dass immer mehr Ordnungen in
Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden müssen.
Die Vielfalt der Entscheidungsoptionen bezüglich der diversen Lebensführungen ergibt
sich nur aus einer Herauslösung aus gesellschaftlichen Rahmenbezügen, die durch
Flexibilisierung erreicht werden.
2. Die Komplexität überfordert und ist verbunden mit einer Individualisierung der
Lebensführung. Da die sozialen Systeme mit den Neuerungen nicht Schritt halten
können, entsteht ein Zustand von Orientierungslosigkeit.
3. Die alten Regeln gelten nicht mehr und die neuen müssen erst gefunden werden,
daraus ergibt sich ein Zustand der dauerhaften Unsicherheit und Konkurrenz.
4. Die Vielfalt, der sich teilweise ausschließenden Optionen benötigt ein Kosten-Nutzen
Denken. Dies führt zu einem ständigen Abwiegen des Für und Wider und bedingt die
Ökonomisierung aller Lebensbereiche. (vgl. ebd. S.187-189)
2. Globalisierung mit Fokus auf Gender
Viele Bücher sind zum Thema Globalisierung geschrieben worden, doch der Aspekt der
Auswirkungen von Globalisierung speziell auf Frauen und Mädchen wird dabei
zuwenig berücksichtigt. Die Möglichkeiten und Chancen im Leben sind für Frauen und
Männer nach wie vor nicht dieselben, „sondern überall ist die männliche Dominanz
über Frauen festzustellen, wenn auch der Grad und Charakter der Ungleichheiten
zwischen den Kulturen und innerhalb der Gesellschaften stark differieren“ (KollerTejeiro, 2004, S.67).
In den Genderstudies werden die sozialen und kulturell geprägten Eigenschaften,
beziehungsweise die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften der Geschlechter untersucht.
Identität setzt sich also aus der geschlechtlichen Identität (die im englischen mit „sex“
bezeichnet wird) und der sozial-kulturell geprägten Identität („gender“) zusammen.
Angerer und Dorer meinen dazu:
„Die soziale Geschlechterdifferenz ist dabei nicht Effekt eines natürlichen
Unterschieds, sondern sie entsteht in einer sozialen Situation. Als soziales Arrangement,
das in verschiedenen Kontexten immer wieder produziert und bestätigt wird, liefert sie
die Rechtfertigung für eine grundlegende Teilung der Gesellschaft.“ (Angerer und
Dorer, 1994, S.10)
Globalisierung bringt Veränderungen in Wirtschaft, Politik und im Sozialgefüge,
Frauen haben dadurch zwar verstärkt Zugang zum Arbeitsmarkt, ungleiche Entlohnung
und so genannte „gläserne Decken“ bei qualifizierten Arbeitnehmerinnen sind jedoch
nach wie vor Realität.
„In der post-modernen Industriegesellschaft fordert die neo-liberale Ökonomie
Flexibilisierung der Arbeitskraft sowie weitgehende Deregulierung, d. h. die Rücknahme nationalstaatlicher Arbeitnehmerschutzbestimmungen und den Abbau von
sozialer Sicherung“ (Koller-Tejeiro, 2004, S.69)
Die Aufweichung sozialer Netze, die Flexibilisierung von Arbeitszeiten gehen zulasten
von Frauen, denn sie sind es meist, welche die Verantwortung für Erziehungs- und
Hausarbeit über haben. In direkter männlicher Konkurrenz am Arbeitsmarkt haben sie
das Nachsehen, denn…
„Beziehungsarbeit, Erziehungs- und Sorgeleistungen brauchen stabile und planbare
Rahmenbedingungen. Das Verschwinden verlässlicher Parameter, die mit dem Begriff
‚Normalarbeitsverhältnis’ beschrieben werden – unbefristetes Arbeitsverhältnis mit voller
arbeits- und sozialrechtlicher Absicherung, guter Entlohnung, planbaren Arbeitszeiten –
erschweren die (...) auf den Schultern der Frauen lastende ‚Vereinbarkeit von Beruf und
Familie’.“ (ebd. S.70)
3. Globalisierung und Kultur
Um der Wirkung von Globalisierung auf kulturelle Systeme nachzugehen, ist es
notwendig, sich mit dem Begriff „Kultur“ aus einander zu setzen, Clifford Geertz sagt
dazu:
„A society´s culture, consists of whatever it is one has to know or believe in order to
operate in a manner acceptable to its members. (...) Our ideas, our values, even our
emotions, are, like our nervous system itself, cultural products, products manufactured,
indeed, out of tendencies, capacities, and dispositions with which we were born, but
manufactured nonetheless.“ (Geertz, 1993, S.49f.)
Nach Gertz´ Kulturverständnis sind scheinbar individuelle Eigenheiten von Individuen,
wie Emotionen oder Werte vielmehr kollektiver Output von Kultur, beziehungsweise
einer Gesellschaft.
Kultur wird als Sprache verstanden, mit welcher wir lernen uns in der Welt zurecht zu
finden, sie ist der Zusammenschluss von allen gemeinschaftlich erlernten Deutungsmustern. (vgl. Arvanitakis J., 2003, S.153ff.)
Globalisierung betrifft alle unsere Lebensbereiche und „kennzeichnet zunächst den
Zustand einer Gesellschaft, deren Wirtschaftshandeln über den ganzen Globus hin
umfassend vernetzt ist.“ (Gerndt, 2002, S.260) Globalisierungstendenzen reichen neben
dem wirtschaftlichem Aspekt auch weiters in den privaten und auch den „kulturellen
Bereich“.
Helge Gerndt meint dazu, dass kulturelle Verflochtenheit und gegenseitige
Einfußnahme immer schon stattgefunden haben und sich deshalb durchaus eine
Verbindung von der Aufklärung und dem heutigen Verständnis von Globalisierung
herstellen lässt. Denn heute ist den meisten Bevölkerungsgruppen und Schichten die
globale und kulturelle Vernetzung, ebenso wie deren Beeinflussung auf das eigene
Denken und das daraus reflexive Handeln bewusst. (vgl. ebd. S.261ff.)
„Ab wann gehorchen denn materielle Kulturgüter oder Volkserzählungen, die kulturelle
Grenzen überschreiten und in andere Kulturzusammenhänge gelangen (...), damit
tatsächlichen globalen Impulsen und Strukturen? Globalisierung ist vor allem ein
Bewusstseinsphänomen; sie findet in unser aller Köpfe statt, wenn nämlich die Dinge
des Alltagsgebrauchs im Hier und Jetzt als Produkte der globalen Welt wahrgenommen
werden und der Globus von nun an unablässig den Reflexionshorizont unseres
alltäglichen Handelns darstellt.“ (ebd., S.261f.)
Führt Globalisierung nun zu einer weltweiten Verfügbarkeit von gewissen Elementen
jeder Kultur, die man dann je nach Belieben aus dem „Warenkorb“ nimmt, sich
aneignet, wieder verwirft oder austauscht? GlobalisierungsbefürworterInnen sehen in
dieser Tendenz eine positive Entwicklung, da sie ihrer Meinung nach verschiedene
Kulturen einander näher bringt, und dadurch mehr Interaktion sowie Bereicherung und
Erweiterung der eigenen Kultur stattfindet.
Wer profitiert also am meisten von der Vernetzung und könnte es in Zukunft zu „der“
globalisierten Kultur kommen? Vermutlich werden weltweite „Globalisierungstrends“
an unterschiedlichen Orten auch in
unterschiedlicher Weise in die eigene Kultur
integriert, wodurch wiederum etwas Neues entstehen kann.
Tatsache ist allerdings, dass nicht alle Kulturen über die gleiche Durchsetzungskraft
verfügen, eine Dominanz beziehungsweise Vorherrschaft der westlichen Kultur ist wohl
nicht zu leugnen. Als Beispiel sollen auch indigene Kulturen angeführt werden, welche
permanent von Unterdrückung oder vielmehr Auslöschung bedroht sind und in welchen
der
negative
Einfluss
(Zwangsmissionierung;
von
Globalisierung
Entziehung
des
wohl
angestammten
am
extremsten
Lebensraums
ausfällt
aufgrund
ökonomischer Überlegungen, etc.).
4. Jugendkultur
Was ist Jugendkultur, wodurch zeichnet sich speziell Jugendkultur aus? Für Heaven ist
das entscheidende Element für Jugend (und Jugendlichkeit) in der westlichen
Gesellschaft hierbei die Unterscheidung von den anderen, und wohl auch in gewisser
Form die Distanz zum Rest der Gesellschaft. Das Alter ist als Kriterium nicht das
Wichtigste, typisch für Jugendliche ist, dass sie sich seiner Ansicht nach, mit einer
Vielzahl an Tätigkeiten beschäftigen im Gegensatz zu Erwachsenen und Kindern. Ihre
soziale Einflusskraft ist stärker als die von Kindern, aber schwächer als die von
Erwachsenen. Jugendliche haben auch einen partikulären Zugang zum Arbeitsmarkt: sie
sind öfter als Erwachsene arbeitslos, sie verdienen weniger oder sie befinden sich in
Ausbildung. Ein weiteres Charakteristikum für Jugendliche ist die Beschäftigung mit
und der Konsum von kulturellen Phänomen wie Verhaltensweisen oder der Art sich zu
kleiden, die sich von der der Erwachsenen und von Kindern unterscheidet. (vgl.
Heaven, 2003, S.150ff.)
„Was ist Jugend heute noch?“ fragen im Gegensatz zu Heaven, Fischer, Kriechbaumer
und Strasser in ihrem Buch „Trend-Landschaften“ (1997). Von Jugendlichen wird
Rebellion und Widerstand gegen das System erwartet.
„Doch jede Rebellion funktioniert nur so lange, solange es einen kulturellen Konsens
gibt, gegen den man rebellieren kann. Und dieser Konsens hat sich in den
Individualisierungsschüben der letzten beiden Jahrzehnte aufgelöst. Unsere Kultur ist
dermaßen atomatisiert, daß sie eher einem Konglomerat von Einzelkämpfern ähnelt als
einer fein und sauber systematisierbaren ‚Gesellschaft’.“ (Fischer, Kriechbaumer und
Strasser, 1997, S.77ff.)
Jugendliche haben es demnach schwer zu rebellieren, sich abzugrenzen aufgrund der
(globalen?) Individualisierungswelle in der scheinbar alles erlaubt und alles möglich ist.
Vor allem in den westlichen Gesellschaften, in denen Jugendkult und „Jugendwahn“
regieren, wo Erwachsene fortgeschrittenen Alters scheinbar typisch jugendliche
Verhaltensweisen übernehmen können und auch umgekehrt Jugendliche sich wie reife
Erwachsene benehmen (können), sprechen Fischer, Kriechbaumer und Strasser von
einer Angepasstheit und einem Mangel an Utopien und Idealen. (vgl. ebd. 1997, S.77ff.)
5. Globalisierung und Jugendkultur
Die Globalisierungswirkung auf die Kultur und deren Auswirkungen, die zunehmende
Vernetzung zwischen der Welt und den Menschen, ist vermutlich nirgends deutlicher zu
sehen als in der sich verändernden Beziehung der Jugend und ihrem Sinn für Identität.
(vgl. Solomon, Brett und Scuderi, 2002, S.23ff.)
Es ist ein vorherrschender Gedanke, dass gerade die Jugend der Teil der Gesellschaft
ist, welcher allgemein am empfänglichsten für Veränderungen und auch für die
Akzeptanz von fremden kulturellen Praktiken ist. Der Jugend wird wahrscheinlich am
meisten zugesprochen, sich fremde kulturelle Eigenarten „auszuleihen“ oder diese
anzunehmen und damit auch die Kette der reproduktiven kulturellen Praktiken zu
unterbrechen, wie beispielsweise durch die Art sich zu kleiden, durch Sprache und
Ausdrucksweise, dem Sinn für Ästhetik und auch der Annahme von Ideologien. (vgl.
Heaven und Tubridy, 2003, S.149ff.)
Die Jugend ist also der Teil einer Bevölkerung, der wahrscheinlich am
aufgeschlossensten
für
Fremdes,
für
gesellschaftliche
oder
technologische
Veränderungen ist und möglicher Weise wird in dieser Annahme von Werten und
kulturellen Ausdrucksweisen „von außen“, auch das Aufbegehren gegen „Altes“ und
Traditionen demonstriert. (vgl. Heaven und Tubridy, 2003, S.149ff.)
6. Konsumgesellschaft und Medienkultur
Jugendkultur in so genannten fortschrittlichen oder hoch entwickelten Ländern hat viel
mit Konsum von Kultur, auch fremder Kultur, dem Genuss von Gütern der
Wohlstandsgesellschaft und einer dominanten Beteiligung von westlichen Medien zu
tun. „The United States is accorded a certain pre-eminence in the field of the
‚commercial culture industry’ due to its domination of the market as both a producer
and a consumer.“ (Sassoon, 1997, S.124)
Mächtige multinationale Medien- und Filmkonzerne sorgen für eine weite Verbreitung
ihrer
Produkte
und
sind
somit
überaus
sichtbar
vertreten
in
sämtlichen
Kulturlandschaften. Man denke an Hollywoodfilme oder diverse Fernsehserien, welche
aus den USA stammen und vermutlich auf unser „Kultur- und Geschmacksempfinden“
starken Einfluss haben.
Donald Sassoon geht weiters davon aus, dass heute zwar nicht alle US-amerikanische
Kultur konsumieren, dass aber vielmehr die Kultur, welche von außerhalb der
(Landes)Grenzen kommt, ihren Ursprung in den USA hat. (vgl. Sassoon, 1997,
S.124ff.)
7. Kommunikationstechnologien
Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung den Medien für Jugendkulturen, deren
Entstehung und auch für die Identitätsstiftung zukommt.
In westlichen Gesellschaften scheinen für Jugendliche die wichtigsten kulturellen
Ressourcen Massenmedien und Kommunikationstechnologien in Form von Musik,
Mode, Fernsehen, Kino, Internet und Videospielen zu sein.(vgl. Mastronardi, 2003,
S.83-93)
Judith Bug und Matthias Karmasin vertreten dazu folgende Ansicht:
„Längst haben sich neue theoretische Bezugsrahmen durchgesetzt, in denen Medien
und Kommunikation sogar eine zentrale Rolle zukommt. Identität kann heute nicht mehr
essentialistisch konzeptualisiert werden, als etwas, das es zu finden oder zu entdecken
gäbe: Identität wird konzeptualisiert vielmehr als permanenter und konfliktärer Prozess
der Unterscheidung und Entwicklung von kommunikativen und kulturellen Optionen.“
(Bug und Karmasin, 2003, S.15)
Einer der zentralen Aspekte von Jugendkulturen ist demnach auch die Suche nach der
eigenen Identität, beziehungsweise auch die Suche nach einer Identifikationsmöglichkeit in einem „Wir-Gefühl“. Hierfür ist die vorherrschende Kommunikation und
Kommunikationskultur bedeutsam, die sich in einem ständigen Fluss befindet und
gerade durch den Einfluss der Medien und neuen Kommunikationstechnologien, wie
Handys, Emails, SMS usw. einerseits stark geprägt ist, aber andererseits auch einem
ständigen Wechsel unterworfen ist. Als Beispiel wären hier diverse Kürzel in der
schriftlichen Kommunikation der Jugendlichen zu nennen, die sozusagen global
verständlichen smileys - ☺ - als Ausdruck von Zustimmung, oder auch Ironie, die einer
Aussage angefügt werden können.
Die Kommunikation von jungen, aber auch erwachsenen oder älteren Menschen findet
zu einem immer größer werdenden Teil in den neuen Kommunikationsmedien statt, und
der Zugang zu diesen ist in zunehmender Zahl unabhängig von Wohlstand oder
Schichtzugehörigkeit und nimmt auch mehr und mehr Einzug in wirtschaftlich
schwächere Länder. Waren es vor einigen Jahren noch einige wenige, die sich ein
Mobiltelefon leisten konnten, so ist der Besitz eines Handys in vielen (westlichen oder
einigen asiatischen) Ländern heute Normalität, bis zu einem gewissen Grad
selbstverständlich und auch zunehmend leistbar. In Südamerika beispielsweise, haben
PCs und Internet zwar nicht in sämtliche Haushalte Einzug genommen, doch die
Tendenz ist steigend und der Internetzugang lässt sich auch in zahlreichen Internetcafes
herstellen.
„Die qualitativen Einsichten in einzelne und konkrete Formen des Umgangs mit den
neuen Telekommunikationsmedien und ihren Angeboten und Services müssen vor dem
Hintergrund der allgemeinen Nutzungssituation gesehen werden: Ein Tag ohne
Telekommunikationsmedien ist für die meisten Jugendlichen schon lange nicht mehr
vorstellbar.“ (Bug und Karmasin, 2003, S.12)
Demgegenüber steht die Meinung von Livingstone, welche davon ausgeht, dass der
Zugang zu den neuen Technologien wie das Internet oder Handys nach wie vor nur
einer kleinen privilegierten Minderheit von Jugendlichen weltweit gelingen würde. Sie
meinen, dass im Gegensatz zu der bezeichneten „net generation“, in Wahrheit nur
knapp 9 Prozent der Weltbevölkerung Internetzugang hat. Neue Kommunikationstechnologien bleiben weiterhin die Domäne der reicheren Länder und den Menschen,
die in diesen Wohlstandsgesellschaften leben, vorbehalten. Ebenso folgt der Zugang
Indikatoren wie dem Alter, Geschlecht und der sozialen Klasse beziehungsweise der
Schicht. (vgl. Livingstone, 2002).
8. Kommunikation im Chat
Was macht die Faszination des Chattens für Jugendliche aus? Zum einen bietet sich hier
eine Plattform für die Selbstdarstellung, Diskussionsforen zu allen Lebensbereichen,
Möglichkeiten der Partnersuche und das alles unabhängig von der Realität der
Erscheinung und vom Wahrheitsgehalt der Botschaften.
Hauptmotive von Jugendlichen für das Chatten sind der „Spaß“, „Flirten“ und das
„Testen von Grenzen“. (vgl. Orthmann, 2003, S.116ff.), anders als bei Erwachsenen, bei
welchen die Anbahnung einer Beziehung im Vordergrund steht.
Wie man „Gleichgesinnte“ und Kommunikationspartner auswählt, entscheidet sich
bereits im Vorfeld der diversen Foren und auch der ausgewählten Namen wie auch
Identitäten. „Die Selbstdarstellung im Chat macht den wesentlichen Reiz des Spiels aus.
Mit der Wahl des Namens beginnt schon die Möglichkeit, sich ganz anders als sonst
geben zu können und seine kommunikative Absicht bekanntzugeben.“ (Orthmann, S.
2003, S.119)
Einer der Vorteile des Chattens ist die Ermöglichung von Kommunikation mit
Gleichaltrigen, unabhängig von zeitlichen und räumlichen Begrenzungen. Wir können
heute mit den verschiedensten Menschen, welche in einem anderen Land oder einer
anderen Zeitzone leben und die wir noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen
haben,
problemlos
über
Banalitäten,
wie
auch
intimste
Vertraulichkeiten
kommunizieren.
Der Gedankenaustausch erfolgt, ohne sich einer direkten menschlichen Begegnung
stellen zu müssen, Gespräche können sehr schnell auf persönlicher Ebene geführt
werden, wofür ansonsten im direkten Kontakt wesentlich länger Beziehungsarbeit
geleistet werden müsste. Hinter allem Gesagtem beziehungsweise Geschriebenem steht
der schützende Mantel der Anonymität, der den schnellen persönlichen Austausch erst
zu ermöglichen scheint.
Es stellt sich hier die Frage, inwieweit für Jugendliche die Nutzung des Internets das
direkte Treffen mit FreundInnen ergänzen oder auch ersetzen kann. Es scheint aber
durchaus plausibel, dass auf Dauer der Chatroom durch das wirkliche Leben nur ersetzt
wird, sofern dies geschehen „muss“, sei es aufgrund familiärer oder gesellschaftlicher
Verhaltensvorschriften, welche abendliches Ausgehen, Besuchen diverser Lokalitäten
etc. nicht gestatten, sei es aufgrund persönlicher „Mängel“ wie Angst, Schüchternheit,
Krankheit und Behinderung.
9. Gender und Medien
Im Folgenden soll noch kurz auf Darstellungsweisen der Geschlechterrollen in den
Medien eingegangen werden.
Kritische Analysen zur Präsentierung von Frauenbildern zum Beispiel in der Werbung
haben Ende des 20. Jahrhunderts ergeben, dass Frauen nach wie vor in stereotypen,
klischeehaften Rollen dargestellt werden, „in subtilen Darstellungsmitteln (...) werden
Frauen auf ihre alte, dem Mann dienende Rolle festgelegt (...), wo sie als schön, aber
passiv und inkompetent idealisiert werden.“ (Schmerl, 1994, S.135)
Auch wenn sich heute Frauen in verschiedenen auch kompetenten, berufstätigen Rollen
präsentieren „dürfen“, „bleiben berufstätige Frauen in der Werbung jedoch stark
unterrepräsentiert bis nicht existent.“ (Schmerl,1994, S.135)
Schmerl kritisiert die subtilen, aber dennoch emotional leicht verständlichen (und auch
diskriminierenden) Botschaften, wo Frauen sich zum Beispiel im Fernsehen und der
Werbung mit „überdrehter“ unnatürlich hoher Stimmlage und auf neurotische Art und
Weise über Seifenränder in der Badewanne echauffieren, während Männer in
traditioneller Weise als rau, überlegen, vor Kraft strotzend wiederum ihrerseits
Klischeebilder verkörpern.
Auch in den Printmedien finden sich ähnlich sexistische Darstellungen, beispielsweise
anhand von abgebildeten Fotos,
in welchen Frauen in unterlegener, waagrechter
Position Ergebenheit und Bereitschaft signalisieren, während Männer daneben oder
darüber in souveräner „Siegerposition“ stehen. (vgl. Schmerl, 1994, S.130-143)
Intention und Wirkung
Die Intentionen dahinter sind wohl vielfältig, einerseits zählen Profit und
Verkaufszahlen, andererseits argumentiert die Werbewirtschaft damit, sie bilde die
Gesellschaft so ab, wie sie „nun einmal sei“. Werbung (aber auch andere Medien wie
Filme, Fernsehen und Zeitschriften) hat zwar keinen alleinigen Einfluss auf Meinungsoder Geschmacksbildung, doch hat sie eine ständige Präsenz, sie ist aufdringlich und
aufgrund der Reichweite kann man sich dem Einfluss nur schwerlich entziehen. (vgl.
Schmerl, 1994, S.144-146)
10. Jugendkultur und „Girl Culture“
Jugendkultur ist ein Begriff, der meist mit Revolte oder zumindest Rebellion in
Verbindung gebracht wird und der in seiner Eigenart fast ausschließlich männliche
Inhalte zum Ausdruck bringt. Annette Baldauf untersuchte in ihrer Dissertation (1998)
die so genannte „Girl Culture“, eine Bewegung, die von New York ausgeht, mit
Bezügen, die zu den Frauenbewegungen in den 70er Jahren zurückreichen. Sie
untersucht dabei die Beteiligung von Mädchen und Frauen in der Jugendkulturlandschaft und den Massenmedien beispielsweise in Musik und Fernsehen. Hier stellt
sie die Frage, inwieweit Mädchen und Frauen ihre Anliegen und Interessen in den
Massenmedien zum Ausdruck bringen können oder ob sie durch den „Girlie Style“
nicht auch als „Massenprodukt“ der Konsum und Musikindustrie vermarktet werden.
(vgl. Baldauf, 1998, S.7ff.)
„Girl Culture bietet Einblick in gesellschaftliche Bedingungen, das jugendkulturelle
Feld und die Positionierung junger Frauen. (...) Gemeinsam ist vielen Girl Culture
Aussagen, daß sie nicht auf Geschlechtsneutralität pochen, sondern die
idiosynkratischen Momente und Dynamiken von ‚Girlhood’ – differenziert von der
Subjektposition ,Frau´ einerseits und ‚Bursche’ andererseits – adressieren.“ (Baldauf,
1998, S.32ff.)
Mädchen und Frauen sind in der Musikindustrie seit den 80er Jahren verstärkt vertreten,
man denke an die Ikone Madonna, oder heute an eine Avril Lavigne oder in Österreich
an Christine Stürmer. Welche Botschaften vermitteln diese Frauen an Mädchen und
Frauen, für welche Symbolwelten stehen sie?
Baldauf spricht von einer Bewegung des Girl Culture, die ursprünglich eine weibliche
Subkultur war, in der sich widersprechende bis irritierend schockierende Botschaften
enthalten waren, diese zielten auf eine progressive Sexualität, auf Schockieren und der
Demonstration von Stärke ab, wie sie bis dahin nur Männern vorbehalten war.
Allerdings hat sich diese Bewegung, dank u.a. von MTV „verwässert“ und wurde zum
Mainstream; in der heutigen Popkultur haben Frauen vor allem schön, gestylt und
perfekt zu sein. (vgl. Baldauf ,1998, S.130)
Literatur
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BALDAUF, A.: Genealogie einer „Revolution Girl Style“. Konstruktion, Distribution
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II. Fallstudie Österreich
1. Medien
1.1. Zugang und Nutzung
Fernsehgerät, Radio und Computer zählen zur Standardausstattung österreichischer
Familienhaushalte. In den seltensten Fällen gibt es keine dieser Geräte in den Familien der
Jugendlichen und die Hälfte besitzt einen eigenen Fernseher und mehr noch einen eigenen
Computer. Jungen besitzen häufiger als Mädchen einen eigenen PC (etwa 70% gegenüber
54%). Alle Jugendlichen haben Zugang zu Internet, wobei es meist zuhause einen Anschluss
gibt. Die meisten Haushalte (90%) besitzen einen Videorecorder, auch DVD ist weit
verbreitet. Der Besitz eines eigenen Mobiltelefons ist ebenfalls die Norm. Fast allen Befragten
steht ein eigenes Handy zur Verfügung.
Die Jugendlichen haben in der Regel einen Zugang zu vielen Medien, was jedoch noch nicht
bedeutet, dass deren Nutzung intensiv sein muss. Die Fernsehgewohnheiten etwa sind sehr
differenziert. Ein Drittel der Jugendlichen sieht täglich weniger als zwei Stunden fern, ein
weiteres Drittel zwischen zwei und vier Stunden und jede/r Zehnte mehr als vier Stunden pro
Tag. Allerdings sieht ein Fünftel fast nie fern. Eltern nehmen den Fernsehkonsum eher
kritisch wahr: Jede/r fünfte Jugendliche hat deswegen Konflikte mit den Eltern, was aber mit
dem Alter abnimmt.
In einem Viertel der Fälle kommt es hingegen zu Streit, weil die Jugendlichen zu viel Zeit vor
dem PC verbringen. Jungen nützen den Computer öfter als Mädchen, Mädchen verbringen
ihre Freizeit öfter mit Telefonieren und Fernsehen. Aber auch wenn es um darum geht,
welche Bereiche die Computernutzung beinhaltet, fällt diese Geschlechterdifferenz auf. Das
Internet nutzen Mädchen primär für die Kommunikation oder die Schule, während Burschen
eher nach Informationen suchen und an interaktiven Spielen teilnehmen; sie schreiben
weniger oft E-Mails, verwenden das Internet aber öfter für den Download von Musik.
Zwei Drittel der Jugendlichen spielt Computerspiele (am PC oder auf einer Konsole).
Wesentlich mehr Jungen als Mädchen widmen sich dieser Freizeitbeschäftigung. Aber nicht
nur die Spieldauer fällt geschlechtsspezifisch auseinander; auch die Art der Computerspiele,
differiert deutlich. Mädchen bevorzugen Strategie- und Denkspiele (wobei Strategiespiele
auch bei den männlichen Jugendlichen sehr beliebt sind), während Ego-Shooter unter den
befragten Jugendlichen ausnahmslos eine männliche Domäne sind.
Lesen ist bei den Jugendlichen in Österreich weniger beliebt, wenn von einem Vergleich mit
den Medien Fernsehen oder Computer ausgegangen wird. Knapp zwei Drittel lesen weniger
als drei Stunden pro Woche, ein Viertel liest drei bis fünf Stunden und 14 Prozent lesen mehr
als fünf Stunden wöchentlich. Am liebsten werden Bücher gelesen, danach Zeitschriften und
nur etwa 8 Prozent gaben an, am liebsten Zeitungen zu lesen, wobei eindeutig mehr Mädchen
Bücher bevorzugen.
Telefoniert wird sehr häufig, aber auch hier zeigt sich, dass die Gewohnheiten stark
differieren. Mädchen verwenden das Telefon deutlich öfter: 23 Prozent telefonieren drei bis
fünf Stunde pro Woche, während dies nur für 7 Prozent der Jungen zutrifft. Das Telefonieren
sorgt häufiger als der Medienkonsum für Konflikte mit den Eltern. Diese haben auch in den
Interviews von teils horrenden Telefonrechnungen erzählt. Ein Mittel, hier einzuschränken,
sind explizite Regelungen, die das Taschengeld betreffen. So steht vielen Jugendlichen ein
monatlicher Fixbetrag für die Gesprächskosten zur Verfügung, der Rest muss von ihnen selbst
abgedeckt werden.
1.2. Die Bedeutung der Mediennutzung
LehrerInnen berichten differenziert über den Umgang der SchülerInnen mit den Medien. Es
gibt keine eindeutige Tendenz zu kritiklosem Konsum von Medien, sondern die Jugendlichen
verfügen über das Potential, die konsumierten Inhalte auch kritisch zu reflektieren. Allerdings
ist nicht gesagt, dass sie dieses Potential auch aktivieren. LehrerInnen sind mitunter der
Meinung, dass es den Trend gibt, sich stundenlang berieseln zu lassen; dies bewerten sie aber
nicht ausschließlich negativ.
In den Gruppendiskussionen ist aufgefallen, dass die österreichischen Jugendlichen eher
passive RezipientInnen von Serien sind. Sie tendieren dazu, ein einmal eingeschaltetes
Fernsehgerät nicht wieder abzudrehen, statt gezielt Sendungen zu sehen. So spricht auch nur
etwa ein Viertel von einer Lieblingsfernsehserie. Als Gründe für ihren Serienkonsum nennen
sie am häufigsten, dass die Serie lustig sei. (65%) Jeweils jede/r zehnte Jugendliche findet den
Inhalt interessant oder gesellschafts- und sozialkritisch. Im Vordergrund stehen eindeutig der
Spaß und die Unterhaltung. Auch die Diskussionen drehten sich anfangs um den Spaß, den
die Serie „Friends“ macht, wobei sich die Mehrheit der Jugendlichen hier recht einig war. Mit
dem Fortschreiten der Gespräche und einer intensiveren Auseinandersetzung mit der
Thematik kam aber auch Kritik zur Sprache. Dabei tauchte das Reflexionspotential auf, von
dem auch in den LehrerInneninterviews die Rede war.
Ein Indiz, dass diese Reflexionsbereitschaft im Laufe des Älterwerdens entwickelt wird,
findet sich in der Tendenz, dass jüngere Jugendliche sich eher für Filme begeistern können,
wenn diese lustig sind, was mit zunehmendem Alter eher durch die in den Filmen behandelten
Thematiken ersetzt wird. Serien sprechen ältere Jugendliche häufiger als jüngere aufgrund der
Charaktere und deren Beziehungen untereinander an.
1.3. Favoriten
Die Jugendlichen sehen öfter internationale als nationale Fernsehserien. Ein gutes Zehntel hat
diese Frage falsch beantwortet und bei der Frage nach den nationalen Favoriten internationale
Serien genannt. Die Serie „Friends“ zählt zu den Favoriten unter den internationalen
Fernsehserien, wobei sie hauptsächlich von Mädchen gerne gesehen wird. Absoluter Favorit
sind die Simpsons. Hier zeigt sich jedoch die deutliche Präferenz von männlichen
Jugendlichen. Als Gründe dafür, gewisse Serien gerne zu sehen, werden auch hier wieder vor
allem Spaß und Unterhaltung angesprochen. Was den Jugendlichen nicht gefällt, sind
unrealistische Serien oder Langeweile. Die Langeweile steht als Opposition zu Unterhaltung;
eine Kritik am fehlenden Realitätsgehalt impliziert jedoch, dass die Inhalte zu einem Teil auf
das eigene Leben übertragbar sein sollten.
Die Diskussionen mit den Jugendlichen zeigten, dass die Charaktere in der Serie „Friends“ je
nach Geschlecht unterschiedlich bewertet wurden. Während die weiblichen Charaktere
einerseits als stereotyp aufgefasst wurden, fiel es ihnen bei den männlichen Charakteren viel
schwerer, sie in eine Kategorie einzuordnen. Die weibliche Figur (Phoebe), die aus der Rolle
fiel, also keinem Stereotyp zugeordnet werden konnte, erregte viel Ärgernis unter den
Jugendlichen, während die männliche Figur (Chandler), die ebenfalls nicht als Stereotyp
verortet werden konnte, dadurch eher eine positive Einschätzung erlang.
2. Das soziale Umfeld der Jugendlichen
2.1. Eltern
Die Beziehung der Jugendlichen zu ihren Eltern kann als ziemlich gut beschrieben werden:
Drei Viertel sprechen von einer guten oder sehr guten Beziehung. Die Jugendlichen schätzen
beide Elternteile als tolerant ein. Sie würden ihnen in bezug auf die zukünftige und
gegenwärtige Lebensgestaltung ziemliche Freiräume zugestehen. Die Eltern werden aber
durchaus auch kritisiert. Manche beklagen, dass ihre Eltern sie einengen. Auffällig ist aber,
dass es hier eine Geschlechterdifferenz gibt. So meinen mehr Jungen als Mädchen, dass ihre
Eltern hohe Anforderungen an sie stellen und die Schule als das wichtigste ansehen. Sie sind
auch vermehrt der Meinung, dass ihre Eltern möchten, dass sie viel erreichen.
Ein Ergebnis der Interviews mit den Eltern war, dass sie eine liberale Einstellung zur
Erziehung ihrer Kinder vertreten. Sie machen auch in bezug auf die zukünftige
Lebensgestaltung keine Unterschiede zwischen Töchtern und Söhnen. Sie betonen außerdem,
dass es ihren Kinder völlig offen stehe, wie sie in Zukunft leben wollen, die Hauptsache dabei
sei, dass sie den für sie richtigen Lebensweg finden. Auch im Berufsleben sollen sich die
Jugendlichen in erster Linie selbst verwirklichen können und Freude daran haben.
LehrerInnen sprechen von einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.
Für viele Jugendlichen sind die Eltern Vertrauenspersonen, man kann ihnen vieles erzählen
und die Regeln sind ziemlich locker: Es besteht eine Verhandlungsbasis, die Freiräume für die
Jugendlichen sind deutlich größer geworden. Allerdings gebe es auch große Anforderungen
an die Jugendlichen, beispielsweise im Bereich Ausbildung. Aber auch der Zusammenbruch
von Strukturen (z.B. durch Scheidungen) oder die weniger intensiven, zeitknappen
Beziehungen zu Erwachsenen können die Jugendlichen überfordern, die teils auf sich allein
gestellt sind.
Das Bild, das die Jugendlichen von ihren Müttern und Vätern haben, ist auf den ersten Blick
geschlechtsspezifisch traditionell strukturiert. Generell sprechen viele Jugendliche davon,
dass ihre Eltern ihnen ein Vorbild seien, wobei dies häufiger Mädchen als Jungen tun. An
ihren Müttern schätzen die Jugendlichen deren soziale Fähigkeiten, allem voran die Art, wie
die Mütter die Beziehung zu ihren Kindern beziehungsweise das Familienleben gestalten.
Daneben bewundern sie ihre Mütter auch dafür, dass sie ein gutes Selbstbewusstsein haben
und an dritter Stelle für ihren beruflichen Erfolg. Die Väter werden dagegen am öftesten für
ihre berufliche Karriere bewundert, aber auch dafür, wie sie die Beziehung zu ihren Kindern
gestalten und an dritter Stelle für ihre Familienorientierung. Hier ist zu beobachten, dass es
einerseits klassische Geschlechterarrangements zwischen Müttern und Vätern gibt. Die
Bereiche, auf die sich die hauptsächliche Bewunderung der Jugendlichen bezieht, liegt für
Mütter im Haus und für Väter außerhalb des Hauses. Die Arbeitsteilung der Eltern in Bezug
auf Haushalt und Kindererziehung ist wiederum recht traditionell. Zu knapp über 60 Prozent
fallen sie in die Hauptzuständigkeit der Mütter, eine gleichmäßige Aufteilung erfolgt in einem
guten Drittel der Familien. Damit fällt wiederum auf, dass die Geschlechterarrangements
nicht einheitlich als traditionell angesehen werden dürfen. Wofür Jugendliche ihre Eltern
bewundern ist ebenso wenig einheitlich differenziert; die oben erwähnten Bereiche sind zwar
primär genannt worden, aber es bleibt auch Raum, um Mütter für ihre Karriere und Väter für
ihre Beziehungen innerhalb der Familie zu bewundern.
Die
jungen
Erwachsenen
berichten
von
einem
Szenario,
das
in
Bezug
auf
Geschlechternormen homogener ist. In beruflicher Hinsicht geben ihre Mütter ihnen wenig
Anlass zum Nacheifern und sie grenzen sich deutlich von ihnen ab. An ihren Vätern
wiederum bemängeln sie die schlecht gestalteten zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein
Problem, welches Jugendliche wie junge Erwachsene gleichermaßen ansprechen, ist die
Unfähigkeit ihrer Väter, ihnen zuzuhören.
Eltern machen in Bezug auf die zukünftige Lebensgestaltung ihrer Kinder keinerlei
geschlechtsspezifische Unterschiede. Ihre liberale Einstellung mit Fokus auf dem richtigen
Lebensweg und ihre Meinung zu Heirat und Kindern ist unabhängig davon, ob sie von einem
Sohn oder einer Tochter erzählen. Beschreiben sie jedoch ihre Kinder, fällt auf, dass Töchter
kritischer unter die Lupe genommen werden. Fällt bei Söhnen die Rede ziemlich homogen auf
eine offene Außenorientierung, weisen Mädchen im Großen und Ganzen im Bereich der
Sozialität und Emotionen entweder zu viel oder zu wenig von der jeweiligen Eigenschaft auf.
Einige sind zu hilfsbereit und altruistisch orientiert, andere wiederum sind nach Meinung der
Eltern zu egoistisch.
Die meisten Eltern sehen Unterschiede zwischen der Erziehung von Töchtern und jener von
Söhnen. Sie setzen sich teils intensiv mit dieser Frage auseinander und finden drei
Erklärungen dafür. Die Unterschiede haben in der Gesellschaft ihren Ursprung oder sie
erklären sich durch natürliche Unterschiede. Einige Mütter sprechen hingegen von ihrer
eigenen Verantwortung dabei: Ihre Töchter würden für Freiräume mehr kämpfen müssen,
während Söhne auch ohne Auseinandersetzung mehr Freiheiten ausleben dürfen.
2.2. Geschwister
Geschwister als Personen aus dem sozialen Umfeld der Jugendlichen wurden nur am Rande
durch einige spezifische Fragen im Fragebogen und durch die Interviews mit den jungen
Erwachsenen angesprochen. Darin erzählen die jungen Erwachsenen meist von einer guten
Beziehung zu ihren jugendlichen Geschwistern. Diese hätten es heute auf der einen Seite
einfacher: Als jüngere Geschwister bräuchten sie für ihre Freiräume innerhalb der Familie
nicht so sehr kämpfen wie sie selbst; andererseits aber bestünde ein massiver Erfolgsdruck.
Die Jugendlichen müssten zumindest jene Anforderungen im Bereich Ausbildung und
berufliche Karriere erfüllen, die sie selber auch erfüllt hätten. Außerdem gäbe es auch teils
mehr Restriktionen durch die Eltern. Eine Veränderung des gesellschaftlichen Umfeldes
während der letzten Jahre sprechen sie nicht an.
Nur wenige Jugendliche, etwa 16 Prozent, sehen ihre Geschwister als Vorbilder an. Die
Anknüpfungspunkte, egal ob für eine Vorbildwirkung oder Distanzierung, sind der
Ausbildungsweg der Geschwister oder deren soziale Fähigkeiten.
2.3. Freundeskreis
Freundschaften haben im Leben der Jugendlichen einen sehr hohen Stellenwert. In den
Diskussionen hat sich gezeigt, dass die Selbstverständlichkeit, gute FreundInnen zu haben, es
schwierig macht, dies zu argumentieren. Etwa die Hälfte spricht in den Fragebögen davon,
dass ihnen ihre FreundInnen in ihrem momentanen Leben am wichtigsten seien. Im Laufe der
Jahre nehmen diesen Platz aber zunehmend Partnerschaften ein. Eigene soziale Fähigkeiten
haben die Jugendlichen besonders betont. Werte, an denen sie sich orientieren, sind
Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Toleranz und Mitgefühl gegenüber anderen; andererseits
aber auch eine starke Persönlichkeit und Selbstbewusstsein. Die LehrerInnen konstatieren
ihren SchülerInnen ebenfalls eine hohe soziale Kompetenz.
Im Fragebogen wurde nach der Bedeutung der FreundInnen in verschiedenen Bereichen
gefragt. Dabei stellte sich heraus, dass FreundInnen unabhängig vom Geschlecht der
Jugendlichen sehr wichtig sind. Am wichtigsten ist den Jugendlichen die Meinung ihrer
FreundInnen zu ihrer Persönlichkeit. Bei Entscheidungen nehmen Mädchen die Meinung
ihrer FreundInnen wichtiger als Jungen; diesen hingegen ist ihre Meinung in Bezug auf ihr
Aussehen wichtiger.
Den zentralen Stellenwert von Freundschaft sprechen die Jugendlichen auch in den Essays an.
Eine beliebte Zukunftsvorstellung ist, mit FreundInnen in einer Wohngemeinschaft zu leben.
In den Diskussionen allerdings zeigte sich auch, dass diese Lebensform anhand einer
zeitlichen Achse auf einen bestimmten Zukunftsbereich (während der Ausbildung) beschränkt
wurde.
Neben der Wichtigkeit, den der Freundeskreis einnimmt, sind die Jugendlichen aber auch sehr
individualistisch orientiert. Die Vorstellung, sein Leben wie in der Serie „Friends“
ausschließlich und ständig gemeinsam mit anderen zu verbringen, wird von ihnen heftig
abgelehnt. Sie kritisieren daran vornehmlich, dass zu wenig Raum für die eigene
Persönlichkeit bleiben würde. In den Fragebögen zeigt sich ebenfalls, dass fast genauso vielen
Personen Freundschaft wie Unabhängigkeit wichtig ist. Freundschaft nimmt einen wichtigen
Stellenwert ein, darunter soll die Individualität jeder/s Einzelnen aber nicht leiden.
3. Zukunftspläne
3.1. Berufliche Karriere
Im Hinblick auf berufliche Ziele wünschen sich zwei Drittel der Jugendlichen, einen
interessanten Beruf. Dies gilt allerdings häufiger für Mädchen. Jungen wünschen sich zu
einem Drittel, viel Geld zu verdienen, während dies nur gut jedes zehnte Mädchen erreichen
möchte. Die Wunschberufe umfassen die Bereiche Kunst, Medizin, Psychologie und Technik,
wobei sich auch hier genderspezifische Zusammenhänge festmachen lassen. Mädchen
wünschen sich öfter einen Beruf im künstlerischen Bereich oder in der Psychologie, Jungen
hingegen in den Bereichen Technik oder Sport. Auch der Umfang der angestrebten
Beruftätigkeit variiert. Jeder zweite männliche Befragte möchte recht pragmatisch einer
Tätigkeit im Ausmaß von 40 Wochenstunden nachgehen, was sich nur jedes vierte Mädchen
wünscht. Mädchen legen mehr Wert darauf, sich die Arbeitszeit so einteilen zu können, dass
die Arbeit noch Spaß macht (47% gegenüber 22% der Jungen). Im Bereich der beruflichen
Karriere zeichnen sich genderspezifische Unterschiede ab, was sowohl den Rahmen, als auch
die Inhalte dieser Karriere betrifft.
Aus den Interviews mit den Eltern geht hervor, dass in Bezug auf die Zukunft ihrer Kinder
das Geschlecht keine Rolle spielt. Ihre Einstellung ist sehr liberal. Konkrete Berufsfelder
möchten Eltern ihren Kindern keinesfalls vorgeben und dieser Bereich bleibt offen; allerdings
ist eine weitere Ausbildung nach der Matura die Norm. Davon sprechen auch die
Jugendlichen selbst in ihren Essays. Ein Studium ist normativ; es zeigt sich aber, dass es den
Jugendlichen dabei eher um das Studieren an sich geht als um das Erreichen einer
spezifischen Qualifikation, die für einen entsprechenden Beruf notwendig ist. Dies könnte
damit zusammenhängen, dass die Jugendlichen noch nicht genau wissen, welchen Beruf sie
einmal ausüben möchten. LeherInnen meinen dazu, dass diese Entscheidung aufgeschoben
wird. Die zukünftige Arbeitssituation wird ziemlich schwierig sein. Zudem besteht der
Anspruch auf Selbstverwirklichung durch einen Beruf (in dieser Auffassung stimmen
Jugendliche, LehrerInnen und Eltern überein), wodurch eine Entscheidung für einen
bestimmen Weg sehr mit Bedeutung aufgeladen wird. LehrerInnen sprechen ebenfalls die
Bedeutung gesellschaftlicher Zuschreibung an. Besonders für Mädchen konstatieren sie den
Wunsch nach einem sicheren und sozialen Beruf, auch wenn er gar nicht zu ihnen passen
würde.
Jugendliche sprechen in Bezug auf ihre Zukunft Sorgen an, die das Bild der LehrerInnen
ergänzen. Sie haben Angst davor, ihren Wunschberuf nicht ausüben zu können, arbeitslos zu
werden, zu versagen; Sorgen bereiten ihnen auch die Ungewissheit ihrer Zukunft oder ihre
eigenen Entscheidungsschwierigkeiten. Diese Ängste nehmen mit dem Alter zu. Weniger oft
sprechen sie von subjektiven Barrieren. Diese beziehen sich vor allem auf die oben
angesprochene Versagensangst: Mangelnder Ehrgeiz, fehlende Fähigkeiten oder Barrieren
durch die Ausbildung.
Die nationale Debatte dreht sich ebenfalls um die schwierige Arbeitssituation in Österreich,
von der auch gut ausgebildete Jugendliche betroffen sind. Allerdings wird den Jugendlichen
hier oftmals ein naiver Optimismus vorgeworfen: So hätten sie beispielsweise keine Angst
vor Arbeitslosigkeit. Das hier vermittelte Bild deckt sich nicht mit den Ergebnissen der
Studie.
3.2. Private Karriere
Eine Partnerschaft ist ein wichtiger Teil für die Zukunft der Jugendlichen. Weniger wichtig ist
es, einmal zu heiraten. Etwa zwei Drittel wünschen sich aber eine Heirat. Diejenigen, die sich
dagegen aussprechen, argumentieren ihre Einstellung unterschiedlich und genderspezifisch
differenziert. So haben Mädchen eher Angst vor einer Trennung, Burschen eher davor, sich
eingeengt zu fühlen. Die Auswertung der Essays hat gezeigt, dass die Bereiche Partnerschaft
und Kinder recht wichtig sind. Eine Partnerschaft zu führen ist der normative
Lebenszusammenhang, in dem sich die Jugendlichen in zehn Jahren sehen; sehr viele sehen
diese Partnerschaft in einer Ehe organisiert.
Auch Kinder zu haben ist ein Wunsch, den fast alle äußern (90%). Es sei einfach schön, nicht
alleine zu sein Wenn sie sich gegen Kinder aussprechen, hängt dies hauptsächlich damit
zusammen, dass sie ihr Leben noch ohne Verantwortung genießen wollen, eine berufliche
Karriere verfolgen oder erst genug Geld zur Verfügung haben möchten.
Die Sicht der Eltern ist auch im Bereich der privaten Karriere liberal. Oberste Priorität hat
das, was sich die Kinder selbst wünschen. Heiraten ist dabei nicht wichtig, wohl aber betonen
sie die Bedeutung einer Partnerschaft. Auch was Kinder betrifft argumentieren die Eltern,
dass eine Entscheidung dafür oder dagegen bei den Jugendlichen selbst liegt. Der Wunsch
nach Enkelkindern ist aber größer als derjenige in Bezug auf eine Ehe.
4. Einstellungen
4.1. Politik
In der nationalen Debatte kommt einerseits die Rede auf die Politikverdrossenheit der
Jugendlichen, andererseits deren soziales Engagement: Die Jugend sei zwar prozentuell
gesehen weniger an Politik interessiert, viele Jugendliche würden sich aber sehr wohl für
soziale Fragen begeistern. Welche Ergebnisse konnten in der Studie festgehalten werden?
Knapp 62 Prozent der Jugendlichen interessieren sich für Politik. Jungen zeigen ein größeres
Interesse als Mädchen, von denen sich aber auch gut die Hälfte dafür interessieren. Das
Interesse wurde allerdings in den wenigsten Fällen konkretisiert. Fast die Hälfte fand, dass
Politik allgemein wichtig sei, ein gutes Drittel möchte einfach informiert sein. Spezifische
Gründe, wie ein Interesse an österreichischer Politik oder den Wunsch, aktiv mitbestimmen
zu können, sind hier deutlich unterrepräsentiert. Etwa 62 Prozent der Jugendlichen teilten mit,
was sie an der derzeitigen Politik Österreichs stört. Zu einem Großteil verknüpfen sie ihre
Unzufriedenheit mit bestimmten PolitikerInnen oder Parteien. Nur 15 Prozent nennen
hingegen konkrete Themen wie Unmenschlichkeit, Intoleranz, Rassismus und die
Diskriminierung von Frauen. Hier zeigt sich, dass das Interesse an Politik meist allgemein
und oberflächlich bleibt.
Die Sicht der LehrerInnen dazu entspricht diesen Ergebnissen. Sie nehmen großes Interesse
der Jugendlichen an sozialen oder sozial-politischen Themen war, die sich durchaus auf eine
globale Ebene beziehen. Allerdings wird dieses Interesse auf praktischer Ebene nicht
unbedingt umgesetzt. Sie sprechen jedoch auch ein Desinteresse an innerdemokratischen,
parteipolitischen Prozessen an. Der Grund dafür liegt laut LehrerInnen aber daran, dass sich
derzeit keine sehr spannende politische Bühne bieten würde und dass Jugendliche von Seiten
der Schule mit bestimmten Themen derart überhäuft würden, dass jegliches Interesse
abgetötet würde.
4.2. Religion
Religion spielt im Alltag der Jugendlichen eine sehr geringe Rolle. Die bloße Einschätzung
zeigt aber, dass Jungen Religion wichtiger nehmen als Mädchen; generell finden jedoch nur
31 Prozent der Jugendlichen ihre Religion wichtig bis sehr wichtig. Eine Ausnahme bilden
hier AnhängerInnen von – im Kontext Österreich – konfessionellen Minderheiten.
MuslimInnen und orthodoxe Jugendliche messen ihrer Religion weit höhere Bedeutung bei.
Weibliche Jugendliche stehen Religion außerdem kritischer gegenüber als männliche. Sie
finden sie häufiger nicht mehr zeitgemäß oder prüde, während Jungen öfter positive
Eigenschaften nennen. Sie finden eher, dass Religion Halt oder Kraft gibt, hilfreich ist oder
gute Regeln vorgibt.
4.3. Liebe, Sexualität und Partnerschaft
Liebe ist ein Bereich, der den Jugendlichen sehr wichtig ist. Eine Partnerschaft zu führen ist
ein relativ unhinterfragter, selbstverständlicher und wichtiger Teil ihres zukünftigen Lebens.
Knapp über die Hälfte möchte eine Partnerschaft fürs Leben haben, dies vornehmlich
Mädchen; 46 Prozent möchten mehrere Partnerschaften erleben, hier überwiegen die Jungen.
Viele der befragten Jugendlichen sehen sich selbst in einer Partnerschaft als gleichberechtigt
und kompromissbereit, aber auch als selbständig und unabhängig. Unabhängigkeit wünschen
sich auch die meisten der Jugendlichen, wenn es um die Frage geht, welche Einstellungen ihre
PartnerInnen mit ihnen teilen sollten. Hier fällt wiederum die Bedeutung von Individualität
auf, deren Betonung den Jugendlichen wichtig ist.
Wenn die Sprache auf den/die ideale/n PartnerIn kommt, ist den Jugendlichen Humor und
Lebensfreude, Treue, Attraktivität und Intelligenz besonders wichtig. Jungen sind aber
Eigenschaften, die sich auf das Aussehen der Partnerin beziehen, weit wichtiger als Mädchen.
(Aber Attraktivität ist auch für fast 40 Prozent der weiblichen Jugendlichen wichtig.) Diese
betonen dafür mehr die Wichtigkeit von Werten wie Verständnis, Warmherzigkeit oder
Familienorientierung. Allerdings zeigen sich auch Vorstellungen, die über die Kategorie
Gender hinweg gleich sind. Humor, Treue und Lebensfreude sind allgemeine Eigenschaften,
die IdealpartnerInnen besitzen. Zielstrebigkeit, Erfolg, eine traditionelle Einstellung sowie
materielles Vermögen sind am wenigsten wichtig.
Sexualität ist ein sehr wichtiges Thema für die Jugendlichen, vor allem für Jungen (drei
Viertel halten sie für wichtig bis sehr wichtig gegenüber der Hälfte der Mädchen). Die
sexuellen Erfahrungen unterscheiden sich nicht nach dem Geschlecht der Jugendlichen, es
liegt aber ein starker Zusammenhang mit dem Alter vor. 14-Jährige hatten in den seltensten
Fällen schon einmal Geschlechtsverkehr im Vergleich zu über 50 Prozent der 17-Jährigen. Im
Freundeskreis wird am häufigsten über Sexualität gesprochen. Die Einstellungen zur
Sexualität stehen mit der Thematisierung im Freundeskreis in einem Zusammenhang, je mehr
mit FreundInnen darüber gesprochen wird, desto offener und liberaler ist die Haltung der
Jugendlichen und desto eher sind sie sich aber auch bereits der Gefahr AIDS bewusst.
Die Behandlung des Themas in den österreichischen Medien dreht sich hier um zwei Pole: Sie
konstatiert den Jugendlichen einerseits ein breites Wissen über Sexualität oder bedauert
andererseits, dass sie über zu wenig Wissen in den Bereichen Antikonzeption oder
Geschlechtskrankheiten verfüge.
Zuhause wird Sexualität von mehr als der Hälfte der Jugendlichen selten thematisiert; in jeder
vierten Familie wird überhaupt nicht darüber gesprochen. Mädchen sprechen zuhause
häufiger als Jungen darüber. Auch aus den Elterninterviews geht hervor, dass eine
Thematisierung am ehesten zwischen Müttern und Töchtern erfolgt. Väter erzählen öfter, dass
Sexualität kein Thema mehr sei oder dass die Zuständigkeit nicht bei ihnen liege. Wie häufig
zuhause über Sexualität gesprochen wird, hat auch einen Einfluss darauf, welche Einstellung
die Jugendlichen bezüglich AIDS einnehmen. Jene, die zuhause oft über Sexualität sprechen,
sind vorsichtig und praktizieren Safer Sex (bzw. würden Safer Sex praktizieren). Außerdem
finden sie seltener, sich erst später über AIDS Gedanken machen zu müssen.
Vorstellungen zu angemessener Sexualität haben die Jugendlichen zum Teil recht genaue.
Etwa 41 Prozent meinen, dass man nur bei wirklicher Liebe miteinander schlafen soll. Es sind
weniger Jungen als Mädchen, die diese Meinung vertreten. Jungen meinen aber öfter, es sei
gut, viele Erfahrungen zu sammeln oder dass One-Night-Stands in Ordnung sind. Etwa ein
Zehntel der Jugendlichen ist der Meinung, dass Jungen in Bezug auf Sexualität mehr
Freiheiten haben und Mädchen besser aufpassen müssen. Mädchen erscheinen tendenziell
konservativer als Jungen. Im Bereich Sexualität zeigen sich sehr deutlich unterschiedliche
Ansprüche sowohl an als auch für Jungen und Mädchen: Hier liegt ein wichtiger
Anknüpfungspunkt für Geschlechternormen vor.
4.4. Kleidung und Aussehen
Den eigenen Körper findet über die Hälfte der Befragten ganz in Ordnung. Jungen fühlen sich
aber öfter als Mädchen sehr gut in ihrem Körper wohingegen mehr Mädchen sich zu dick
fühlen. Unter Einbeziehung der Vorstellungen von einer Partnerin, die in erster Linie attraktiv
sein soll, und den Idolen in Film und Fernsehen mit einem Fokus auf dem weiblichen Körper
lässt sich folgern, dass es höhere Anforderungen an den weiblichen Körper gibt. Diese wirken
sich auch in einer Haltung bei Mädchen aus, die sich im Vergleich zu Jungen nicht so sehr
wohl „in ihrer Haut“ fühlen.
Die Meinung ihrer FreundInnen zu ihrem Aussehen nehmen die Hälfte der Jugendlichen sehr
Ernst. Dabei steigt die Bedeutung mit dem Alter, es gibt aber kaum Geschlechterunterschiede
hierbei. Die Kleidung spielt für die Jugendlichen somit auch eine wichtige Rolle: Über drei
Viertel nehmen Kleidung sehr wichtig bis wichtig und dies sind mehr Mädchen als Jungen.
Mädchen kleiden sich lieber individuell, bequem und lässig oder abwechslungsreich oder
sportlich, Jungen orientieren sich häufiger an bestimmten Trends oder nennen ihren Stil cool.
Differenziert stehen die Jugendlichen der Frage gegenüber, ob Kleider Leute machen. Ein
knappes Drittel meint, die Kleidung würde überhaupt nichts oder nicht viel über einen
Menschen aussagen, während die Anzahl derjenigen, die das Gegenteil annehmen, knapp
darüber liegt. Die wenigsten beurteilen die Persönlichkeit oder den Charakter eines Menschen
anhand seines/ihres Kleidungsstils. Mit steigendem Alter wird nicht nur das eigene Aussehen
wichtiger, sondern sie messen auch dem Aussehen anderer Personen größere Bedeutung bei.
Allerdings wird ein modisches Outfit in der Klasse mit dem Alter immer unwichtiger,
während Verhalten und Persönlichkeit tendenziell an Bedeutung gewinnen.
4.5. Geschlechterverhältnis
Das Geschlechterverhältnis wird wenn überhaupt, dann eher von Mädchen kritisch
wahrgenommen. 90 Prozent von ihnen vertreten die Meinung, dass Frauen genau so viel
leisten wie Männer, aber dennoch schlechtere Möglichkeiten haben, während dies nur drei
Viertel der männlichen Befragten tun. Ähnlich verhält es sich mit der Auffassung, Frauen
seien ehrgeizig und wollen viel erreichen, dem fast alle Mädchen im Vergleich zu 80 Prozent
der Jungen zustimmen. Das Stichwort „Emanzipation“ findet sich einerseits zwar im
Bewusstsein der Jugendlichen, andererseits nehmen immerhin fast 40 Prozent aller
Jugendlichen die Position ein, Frauen stünden heute alle Wege offen (mehr Jungen als
Mädchen) und zeigen somit eine Auffassung, die weniger reflektiert ist. Geht es um den
Bereich Politik zeigt sich eine deutliche Differenz zwischen Mädchen und Jungen. Fast alle
Mädchen würden gerne mehr Frauen in der Politik sehen, während dies nur gut die Hälfte der
Jungen fordert; diese finden auch zu 20 Prozent, Männer seien die besseren Politiker, was
praktisch alle Mädchen ablehnen.
LehrerInnen vertreten hier den generellen Standpunkt, alle SchülerInnen glauben, es gebe
keinerlei Ungleichheiten mehr und dass eine Emanzipation bereits realisiert wurde und damit
heutzutage uninteressant sei. Feminismus ist ein verpönter Begriff. Ähnliches konnte aus den
Diskussionen, wo die Jugendlichen keinerlei geschlechtsspezifischen Unterschiede im
Umgang der Charaktere miteinander sehen konnten, gefolgert werden; einzig die
Unterdrückung eines Mannes durch seine Partnerin fiel den Befragten unangenehm auf und
zwar männlichen und weiblichen TeilnehmerInnen gleichermaßen. Diese Beziehung, in der
weibliche Dominanz präsent ist, lehnten sie großteils als unangebracht ab.
Auf einer persönlichen Ebene werden auch im Fragebogen eher traditionellere Bilder
beschworen. Etwa die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass Frauen eher starke Männer
wollen – hier gibt es zwar einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen, dieser ist jedoch
ziemlich gering. Dagegen glaubt knapp die Hälfte, dass starke Frauen Männer einschüchtern
würden, wogegen sich mehr Jungen abgrenzen, der Unterschied bleibt aber gering.
Die wenigsten Jugendlichen wünschen sich eine/n emanzipierte/n PartnerIn. Hier zeigt sich
das Bild, das die LehrerInnen konstatiert haben. Jugendzeitschriften vermitteln hinsichtlich
Geschlechterrollen ein sehr konservatives Bild mit einer traditionellen Rollenaufteilung, das
für Mädchen die positiven Werte „Schwach-Werden, „Altruismus und Gefühl“ vermittelt,
während für Jungen „Stärke, Egozentrismus und Rationalität“ als nachahmenswert präsentiert
werden.
5. Vorbilder
Nur ein Viertel der Befragten gab an, ein weibliches Idol zu haben. Diese wählen ihre Idole
eher aus ihrem persönlichen Umfeld und geben Verwandte oder FreundInnen an. Dieser
Trend nimmt mit dem Alter zu; Schauspielerinnen oder Sängerinnen sind eher Vorbilder für
die jüngeren Jugendlichen. Jungen sind häufiger vom Aussehen ihrer weiblichen Idole
beeindruckt und Mädchen schätzen eher die persönliche Beziehung oder bestimmte
Eigenschaften.
Mit etwa 40 Prozent sind männliche Idole verbreiteter. Hier rangieren Schauspieler vor
Verwandten und Sportlern. Jungen möchten häufiger verschiedenen Sportlern nacheifern,
während Mädchen öfter ihren Vater als Vorbild nennen. Wenn das Aussehen als
Anknüpfungspunkt genannt wird, dann ausschließlich von Mädchen. Zumeist zeigen sich die
Jugendlichen jedoch von bestimmten Fähigkeiten oder dem Charakter ihrer Vorbilder
beeindruckt.
Der Trend, dass mit dem Alter Qualitäten wie Charakter oder Lebenseinstellungen wichtiger
werden als Berühmtheit, zeigt sich auch bei den jungen Erwachsenen. Diese wählen ihre
Vorbilder aus der Familie oder dem Freundeskreis. Es sind bestimmte Fähigkeiten, wie
Intelligenz, Erfolg, soziale Kompetenz, Zielstrebigkeit oder die gelungene Vereinbarung von
beruflicher Karriere und Familie, welche sie ansprechend finden. Das Vorbild ist daher nicht
als ein komplettes „Paket Mensch“ an sich zu verstehen, sondern Fragmente davon; es setzt
sich aus spezifischen Eigenschaften oder Lebenseinstellungen zusammen, die von
unterschiedlichen Personen stammen.
6. Freizeitaktivitäten
Zwei Freizeitaktivitäten sind bei den Jugendlichen sehr beliebt: FreundInnen treffen und
Sport betreiben; danach folgen Ausgehen und die Nutzung von Medien. Mädchen treffen in
ihrer Freizeit lieber FreundInnen, lesen oder gehen shoppen, während Jungen weit häufiger
Sport treiben und mehr Zeit am PC verbringen. Mit zunehmendem Alter machen FreundInnen
immer mehr den PartnerInnen Platz.
Kino- und Lokalbesuche rangieren im Bereich Ausgehen vor dem Tanzen. Mindestens zwei
Mal im Monat besucht die Hälfte der Jugendlichen ein Lokal; je mehr Taschengeld ihnen zur
Verfügung steht, desto häufiger verbringen sie ihre Freizeit mit FreundInnen in Lokalen.
Während etwa jedes fünfte Mädchen eine Menge Sport betreibt, sind es unter den männlichen
Jugendlichen 44 Prozent. Die beliebtesten Sportarten sind Ballsportarten in Teams, RacketSpiele, Radfahren und Mountainbiking sowie (Inline-)Skaten. Ballspiele und Kampfsportarten
werden eher von Jungen betrieben, während Reiten und Schwimmen weibliche Domänen
sind.
III. Fallstudie Deutschland
1. Stellenwert der Medien
1.1. Medienzugang und -konsum
Fernseher, Radio, Computer, Mobiltelefon, in etwas geringerem Ausmaß auch Videorecorder
und DVD-Player gehören zur Standardausrüstung deutscher Haushalte. Fast alle befragten
Jugendlichen besitzen eigene Radios und Handys, aber auch Computer und Fernseher; wobei
sich diese Zahl verglichen mit 2001 (JIM-Studie, 2001) erhöht hat. Dementsprechend spielt
die Konsumtion der verschiedenen Medien eine grosse Rolle in der Freizeit. Zwar zählen
FreundInnen treffen und Sport zu den Lieblingsfreizeitbeschäftigungen der Teenager; dann
aber kommen der Konsum von Musik, Büchern und die Computernutzung.
Geschlechtsspezifische Differenzen zeigen sich zum einen beim Besitz der Geräte - Burschen
haben häufiger als Mädchen einen eigenen Computers oder DVD-Player; umgekehrt ist das
beim Handy – aber auch hinsichtlich der Nutzung: insbesondere Mädchen verbringen viel
Zeit mit Telefonieren, während die Jungen deutlich länger vor dem PC sitzen und
Computergames spielen. Aber die Geschlechter unterscheiden sich auch hinsichtlich der
Internetnutzung: Während Burschen eher Musik downloaden oder sich an interaktiven
Spielen beteiligen, schreiben die Mädchen häufiger Email.
Insgesamt aber spielt der PC im Leben der meisten Jugendlichen eine geringere Rolle als die
Musik: Fast die Hälfte der Jugendlichen hört mehr als zehn Stunden pro Woche Musik,
wobei Mädchen den Grossteil der VielhörerInnen darstellen. Das Lesen ist im Vergleich dazu
weniger verbreitet: Zwei Drittel der Befragten lesen nicht mehr als drei Stunden pro Woche.
Mädchen schmökern häufiger als Jungen in Zeitschriften oder lesen Bücher, dagegen
bevorzugen die Jungen Zeitungslektüre. Westdeutsche Jugendliche lesen eher Zeitung und
ostdeutsche Teenager mehr Bücher.
Fernsehen wird zwar kaum als Freizeitbeschäftigung angesehen (sprich: TV wurde selten
explizit als Freizeitaktivität genannt); danach befragt, ist Fernsehen aber bei den
Jugendlichen durchgängig beliebt. Rund 40 Prozent der Jugendlichen fernsehen bis zu zwei
Stunden pro Tag. Der Fernsehkonsum ist auch ein relativ häufiges Streitthema mit den
Eltern; noch unzufriedener sind diese mit den Telefongebräuchen ihrer Kids; meist aber mit
resignativem Grundton („Das ist die Zeit“). Insgesamt aber finden die meisten Eltern den
Medienkonsum ihrer Kinder im Grunde in Ordnung, während die LehrerInnen durchaus
kritische Töne hinsichtlich des Medienkonsums der deutschen Teenager anschlagen.
1.2. Favoriten (national/international) und Vorbildfunktion
Die Bevorzugung bestimmter Zeitschriften oder die Wahl des Lieblingsfilm oder -serie gibt
Auskunft über Ansprüche und Erwartungen der Teenager an das jeweilige Medium; dies
wurde in weiterer Folge durch Gruppendiskussionen vertieft und der Einfluss der Medien auf
die Lebenswelt der Jugendlichen untersucht.
Bei Zeitschriften wird in erster Linie der Anspruch erhoben, sich informativ zu unterhalten.
Jugendzeitschriften werden, egal ob national oder international, am meisten gelesen. Weitaus
mehr Mädchen als Burschen lesen Magazine wie Bravo oder Girl; Burschen wiederum
bevorzugen Computer- oder Sportmagazine.
Sowohl bei den Fernsehserien wie auch bei Kinofilmen werden internationale Produktionen
präferiert - „Friends“ bzw. „Herr der Ringe“ werden von den Jugendlichen als Favoriten
genannt. Während die männlichen Jugendlichen jedoch Action oder Comic (Serien wie
„Alarm für Cobra 11“ oder die „Simpsons“) bevorzugen, schauen mehr Mädchen „Sex and
the City“ und „Unter uns“. Die Einschätzung der LehrerInnen, die das Konsumverhalten von
Fernsehsendungen als geschlechtsspezifisch ausgeprägt einschätzten, stimmt also mit den
Aussagen der Jugendlichen überein. Viele Eltern wissen allerdings gar nicht, was ihre Kinder
sich im Fernsehen ansehen bzw. was sie bevorzugen; dies gilt vor allem dann, wenn die
Jugendlichen einen eigenen Fernseher im Zimmer haben.
Was macht nun eine Serie bzw. einen Film für eine/n Jugendliche/n zum Favoriten – sprich:
welchen Anspruch erhebt man an das Medium? Wesentlich ist für die Jugendlichen bei den
Serien der Humor und somit der Unterhaltungsfaktor; bei Kinofilmen wird hingegen auf die
dargestellte Geschichte und die behandelten Themen mehr Wert gelegt. Identifikation mit
dem Inhalt und Spannung sind die weiteren ausschlaggebenden Argumente. Vor allem
Mädchen können sich häufiger mit Serien identifizieren als Jungen und sie neigen auch
häufiger dazu, ihre Lieblingsserien als realistische Darstellungen anzusehen.
Ähnlich wie bei den Jugendlichen war auch die damalige Haltung der befragten Geschwister,
die in ihrer Jugendzeit diejenigen Filme und Serien bevorzugten, die „kultig“, “lustig“, „aus
dem Leben gegriffen“ waren oder die, „wo man so gut dabei abschalten konnte“.
Gruppendiskussionen über die Fernsehserie „Friends“ geben genauere Auskunft über den
Einfluss des Gesehenen auf das eigene Leben der Teenager. Die deutschen Jugendlichen
bewerten „Friends“ insgesamt positiv, zum Teil wird differenziert, zum Teil gibt es auch
lautstarke Ablehnung. Die Serie wird nicht als „Lebensschule“ gesehen, sondern sie ist ein
Unterhaltungsangebot, das die Teenager wahrnehmen, wenn sie sich auf eine bestimmte
Weise amüsieren wollen. Identifikationspotenzial bietet die Serie durch die Eigenschaften der
verschiedenen Charaktere (und nicht einer Person als ganzes). Dabei ist für das jeweilige
Geschlecht das interessant, was den klassischen Geschlechtsstereotypen widerspricht. Für
manche Lebensphasen scheint „Friends“ eine größere Bedeutung zu haben als für andere für jüngere GruppendiskussionsteilnehmerInnen ist die Serie realistischer und vorbildhafter
als für ältere. Dieses Resultat wird von den zwischen 1992 und 1998 durchgeführten Studien
zu Medienerfahrungen des deutschen Jugendinstituts (Barthelmes und Sander, 2000)
bestätigt: Im jüngeren Alter von 13-14 Jahren spielt das Fernsehen eine größere Rolle;
während später dann die Freundschaften wichtiger werden.
Freundschaften bedeuten sehr viel für die Jugendlichen – genau das macht „Friends“ für sie
auch attraktiv. An die Darstellung von Freundschaft knüpfen sich auch die meisten
Einschätzungen „realistisch“ oder „nicht-realistisch“. Als unrealistisch bzw. „amerikanisch“
empfinden die Jugendlichen die „überdrehten Verhaltensweisen“ der Serienfiguren.
Im Vergleich zur öffentlichen Diskussion wird das Übernehmen von Verhalten oder Rollen
aus den Medien von den Eltern und LehrerInnen nur bedingt angenommen. Wenn, dann
werden den Beobachtungen der LehrerInnen zufolge von den Fernsehfiguren vor allem der
Sprachgebrauch und das Outfit übernommen. Zwar wird von LehrerInnen wie von Eltern
vermutet, dass die Serien Fluchtmöglichkeit aus der Realität bieten. Es wird aber von beiden
Seiten die diskursive Verarbeitung des Gesehenen im Anschluss an die Serie betont, sprich:
die Serien sind sozusagen Trainingsplatz für moralische Positionierung. Aus Sicht mancher
Eltern bieten Fernsehserien für Jugendliche dagegen sehr wohl die Möglichkeit der
Identifikation mit den DarstellerInnen. Auf die Problematik von Vorbildwirkungen weist
Götz (2002) in einer Studie hin: Serien eröffnen unter anderem auch ein Fenster in die
Erwachsenenwelt, wobei das Problem besteht, dass hier Halbwissen vermittelt wird und oft
Stereotype verkörpert werden.
Auch die Frage nach den Vorbildern beschreibt den Einfluss der Medien auf die Lebenswelt
der Jugendlichen. Danach befragt, meinte jeweils fast ein Viertel, weder ein männliches noch
ein weibliches Idol zu haben; bei den älteren Geschwistern war dies sogar die Hälfte.
Verglichen mit den Shell Studien, die über Jahre hinweg nach Vorbildern fragten, hat ein
sehr hoher Anteil an Jugendlichen, ein Vorbild (1996: 16 %; 1999 29 %). Wenn man ein
Vorbild hat, so ist das bei den weiblichen Vorbildern vor allem die Mutter, gefolgt von
Frauen aus der Musikszene. Bei den männlichen Idolen rangieren jedoch Sportler vor dem
Vater. Er wird demnach etwas weniger häufig als die Mutter als Idol anerkannt. Wenn man
noch die Vorbildwirkung von FreundInnen und Bekannten hinzuzählt, dann überwiegen die
„realen“ Vorbilder aus dem direkten Umfeld.
Die geringe Vorbildwirkung der Medienstars für Jugendliche wird von einem Großteil der
Geschwister und der LehrerInnen richtig eingeschätzt.
Auch bei den Geschwistern hatten in ihrer Jugendzeit, ähnlich wie bei den befragten
Jugendlichen nun, die Eltern, gefolgt von Medienstars und FreundInnen Vorbildcharakter.
Eine große Mehrheit der interviewten jungen Erwachsenen betont nun stärker den
Vorbildcharakter ihrer Eltern, wobei der Begriff Vorbild als solcher eher abgelehnt wird. Wie
die Jugendlichen hebt auch die Gruppe der älteren Geschwister hervor, dass bestimmte
Eigenschaften von Personen vorbildhaft sind und nicht die Person insgesamt.
2. Freizeitverhalten
Wie bereits erwähnt, treffen die Jugendlichen in ihrer Freizeit am liebsten FreundInnen oder
treiben Sport. Wichtig ist ihnen aber auch das Lesen, Musikhören und Ausgehen, gefolgt von
Computernutzung. Jungen betätigen sich häufiger sportlich oder befassen sich mit dem PC,
Mädchen dagegen treffen sich mehr mit FreundInnen oder hören Musik.
Ausgehen heisst für die Jugendlichen vor allem Lokale besuchen oder ins Kino gehen; tanzen
ist dagegen weniger verbreitet. Mädchen gehen dabei lieber tanzen als Jungen. Diese
wiederum neigen entweder zu sehr häufigen Kinobesuchen oder zu fast gar keinen. Die
Häufigkeit der Lokalbesuche nimmt prinzipiell mit dem Alter zu.
Organisierte Freizeitgestaltungsmöglichkeiten nimmt ein Viertel der Befragen wahr, vor
allem in Form von Sportvereinen, aber auch Musikvereinen oder Theatergruppen.
Ostdeutsche Jugendliche bevorzugen Sportvereine; dagegen sind westdeutsche Jugendliche
häufiger Mitglied in sozialen Vereinen.
Eltern wissen im wesentlichen Bescheid über die Freizeitaktivitäten; sie betonen aber die
organisierten Freizeitaktivitäten in den Interviews. Wenn geäußert wird, dass man nicht so
recht Bescheid weiss, dann kommt diese Aussage von Vätern. Durchgängig geniessen die
Jugendlichen bei der Gestaltung ihrer Freizeit grosse Freiheit.
Überlegungen zur zukünftigen Freizeitgestaltung kommen in den Essays der Jugendlichen
wenig vor. An vorderer Stelle stehen Reisen, Unternehmungen mit FreundInnen oder der
Familie und die Ausübung der jetzigen Sportart. Die westdeutschen Jugendlichen sehen sich
häufiger auf Reisen, während ostdeutsche Teenies vermehrt Sport, Freundschaften und
Hobbies hervorheben. Was Reisen anlangt, so wollen Mädchen ins Ausland, um etwas zu
erleben, sie sind insgesamt mobiler. Jungen hingegen sprechen meist vom Urlaub oder
Freizeit als der Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringen wollen. Es spiegeln sich hierin die
unterschiedlichen Selbstkonzepte und Zukunftspläne wider.
3. Das soziale Umfeld
3.1. Eltern - Beziehung zwischen Eltern und Kind
Im Allgemeinen haben die befragten deutschen Jugendlichen ein sehr positives Bild von ihrer
Mutter. Geschätzt wird bei ihr, dass sie will, dass die Kinder etwas erreichen (dies
unterstreichen besonders die Jungen); dass sie viel Freiraum lässt und offen und gerecht ist.
Das Bild vom Vater ist ähnlich: auch er möchte nach Ansicht der Jugendlichen, dass die
Kinder etwas erreichen, und ebenso viele Jugendliche wie bei der Mutter meinen, er sei offen
und gerecht. Allerdings scheint der Vater den Kindern weniger Freiraum zu lassen, und er
wird häufiger als konservativ und altmodisch eingestuft als die Mutter. Je älter die
Jugendlichen werden, umso häufiger beurteilen sie ihren Vater als konservativ. Auffällig ist,
dass die Mädchen sowohl beim Vater wie auch bei der Mutter den Freiraum, der ihnen
zugestanden wird, herausstreichen..
Eltern sind, wie oben erwähnt, für viele Jugendliche ein Vorbild; wobei Mütter die etwas
besseren Vorbilder zu sein scheinen. Ihre Beziehung zu ihren Kindern bzw. ihre Berufswahl
und auch ihren beruflichen Erfolg gilt den Jugendlichen als vorbildhaft; während beim Vater
die beiden Punkte in umgekehrter Reihenfolge genannt werden; ein Hinweis auf die noch
immer unterschiedliche Rollenzuteilung.
In der Bewertung der Kinder durch die Eltern spiegelt sich das positive Elternbild: Denn
Eltern sind überaus zufrieden mit der Entwicklung ihrer Kinder; lediglich 10 Prozent haben
deutliche Schwierigkeiten mit ihren Kindern. Hinsichtlich des Erziehungsstils lassen sich die
deutschen Eltern in zwei etwa gleich große Gruppen einteilen, nämlich in diejenigen, die
Leistungsanforderungen stellen und feste Regeln vorgeben und diejenigen, die auf Vertrauen
und Selbstständigkeit setzen. Insgesamt aber geniessen die Jugendlichen laut ihren Eltern
große Freiheiten; dem stimmen auch die Jugendlichen zu. Kontrolliert werden die
schulischen Leistungen, und es gibt auch überwiegend feste Reglungen der Heimkommenszeit bzw. der gemeinsamen Essenszeit - genau dies sind dann auch die häufigsten
Konfliktthemen.
Der/der FreundIn des Kindes bietet nur in den seltensten Fällen Stoff für Auseinandersetzungen: Etwa ein Drittel der befragten Jugendlichen vertritt die Ansicht, dass ihre Eltern
entweder keine Meinung zu dem/der FreundIn haben, ihnen das egal ist beziehungsweise sie
gar nicht wissen, was ihre Eltern darüber meinen. Interessant ist, dass diese Äußerung
vermehrt von religiösen Jugendliche kommt. Davon abgesehen zeigen die Eltern durchwegs
positive Reaktionen (am häufigsten Freude, Einverständnis und Interesse) auf den/die
PartnerIn ihres Kindes. Nur sehr selten wird den Kindern der Umgang mit dem/der FreundIn
verboten; häufiger aber von religiösen Eltern.
In Bezug auf das Familienleben und die Freiheiten, die von den Eltern gegeben werden,
haben es nach Ansicht der älteren Geschwister die heutigen Jugendlichen leichter.
Die LehrerInnen zeichnen kein so rosiges Bild der Eltern/Kinderbeziehung: Um die
Kommunikation zwischen Eltern und Jugendlichen steht es ihrer Ansicht nach nicht
besonders gut. Konflikte werden kaum ausgetragen, Eltern wollen keine Leitlinien vorgeben.
Zumindest teilweise geben aus ihrer Perspektive die Eltern die Erziehungsverantwortung ab.
Besonders scheint dies für die Aufklärung der Kinder zu gelten, von denen die Eltern
annehmen, dass die Jugendlichen durch Schule und Medien bereits Bescheid wissen.
3.2. Geschwister
Die Geschwister sind, zumindest in gewissen Bereichen wie den Ausbildungsweg oder die
schulischen Leistungen, Vorbild für immerhin ein Drittel der Jugendlichen; diese
Vorbildwirkung wird umgekehrt in den Geschwisterbefragungen auch so eingeschätzt.
Innerhalb der Familie – in Bezug auf Familienleben und Freiheiten – wird von den älteren
Geschwistern die Situation der jüngeren als leichter wahrgenommen; auf dem zukünftigen
Arbeitsmarkt werden sie es dagegen schwerer haben.
3.3. FreundInnen
Freundschaften sind für die Jugendlichen zentral. Die Meinung der FreundInnen zu ihrer
Persönlichkeit und zu Entscheidungen der Jugendlichen hat dabei Gewicht; weniger relevant
ist den Jugendlichen die Ansicht der FreundInnen zu den Leistungen und dem Aussehen.
Die zentrale Rolle der Freundschaft für die Jugendlichen spiegelt sich auch in den
Gruppendiskussionen zur Serie „Friends“ wieder. Denn genau diese Thematik macht die
Serie zum Anziehungspunkt für die Jugendlichen.
3.4. Umgang mit Sexualität im sozialen Umfeld
Mit wem sprechen die Jugendlichen über Sexualität? Sexualität wird vor allem im
Freundeskreis thematisiert; zu Hause mit den Eltern oder in der Schule ist das weitaus
seltener ein Gegenstand von Gesprächen. Insgesamt redet man mit Jugendlichen in
Westdeutschland offenbar häufiger über Sexualität als in Ostdeutschland.
Wenn, dann wird mit der Mutter darüber gesprochen; wobei Mädchen hier offener sind als
Jungen. Dementsprechend berichten auch die Eltern von Kommunikationsschwierigkeiten;
vor allem mit ihren Söhnen.
4. Zukunftspläne, -wünsche, -ängste
4.1. Berufliche Zukunft
Der zukünftige Beruf spielt eine große Rolle für Überlegungen zu den Lebensplänen: Nach
generellen Zielen für ihr Leben befragt, streben die Jugendlichen vor allem den Traumberuf
und viel Geld an; etwas weniger wichtig sind Spaß und die Gründung einer Familie.
Die Vorstellungen von der Zukunft, die die Geschwister in ihrer Teenagerzeit hatten,
scheinen zumindest im Rückblick unklarer gewesen zu sein: einige wollten einfach reich und
berühmt werden, andere dachten eher in kleinen Schritten an die Matura bzw. das Studium.
Demgegenüber sind die Ziele der jungen Erwachsenen nun konkreter und kreisen vor allem
um die Beendigung des Studiums und den Einstieg ins Berufsleben; aber auch die Gründung
einer Familie rückt für ostdeutsche Geschwister nun in Reichweite.
Ebenso beziehen sich die Überlegungen der Eltern, was sie sich für ihr Kind wünschen
beziehungsweise was als Ziel erreicht werden soll, vor allem auf Ausbildung und Beruf (ein
rundes Viertel der Eltern wusste auch über die Berufswünsche der Kinder Bescheid). Fast
ebenso viele Eltern vertreten aber die Ansicht, sie wollen diesbezüglich keine Vorschriften
machen oder stellen die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes in den Vordergrund.
Die heutigen Jugendlichen haben relativ genaue Vorstellungen vom zukünftigen Arbeitsfeld;
wobei sich von den Interessen her die Jungen ganz traditionell für Technik und EDV, die
Mädchen für Kunst, Musik, Film begeistern können. Konkrete Berufswünsche äußerten die
Jungen dabei häufiger; andererseits ist bei ihnen auch der Anteil derjenigen, die keine
Vorstellung davon haben, was sie beruflich erreichen möchten, fast doppelt so hoch wie bei
den Mädchen.
Für die LehrerInnen sind diese geschlechtsspezifischen Berufswünsche merkbar. Denn die
meisten Mädchen bleiben aus ihrer Sicht doch noch eher bei den traditionellen
Frauenberufen, wobei eine langsame Entwicklung zu emanzipierten Berufsvorstellungen
konstatiert wird.
Dass man einen Beruf ausübt, ist für die Mädchen selbstverständlich. Auch Fischer (2001)
fand die Berufsorientierung bei vielen Mädchen stark ausgeprägt. In keinem Essay findet sich
die Vorstellung eines Mädchens, ausschließlich Hausfrau und Mutter werden zu wollen –
doch ob und wie die Frauen ihren Beruf mit Kindern weiter ausüben werden, darüber machen
sich die weiblichen und männlichen Jugendlichen so gut wie nie Gedanken.
Auffällig in diesem Zusammenhang ist, dass deutlich mehr Mädchen wie Jungen Teilzeit
bzw. nur so viel arbeiten wollen, dass es ihnen noch Spaß macht.
Umgekehrt sind es vor allem die Burschen, die auf ein hohes Einkommen Wert legen.
Bezüglich des Geldes gibt es auch unterschiedliche Werthaltungen zwischen west- und
ostdeutschen Jugendlichen: Im Osten spielt das Geld in der Wertevermittlung eine Rolle und
ein Auto wird wahrgenommen als etwas, das man sich leisten können muss. Im Westen wird
dagegen mitunter über die Altersvorsorge nachgedacht, eine Auto ist selbstverständliches
Statussymbol und man will den Kindern etwas bieten können
Hervorgehoben sei, dass ostdeutsche Jugendliche mehr Wert als jene aus Westdeutschland
auf einen Beruf legen, der die Welt verbessert; andererseits sind sie auch diejenigen, die ganz
pragmatisch meinen, dass es wichtig ist, überhaupt Arbeit zu haben. Angst vor der
Arbeitslosigkeit gibt es ebenfalls vor allem in Ostdeutschland. Auch für die ostdeutschen
LehrerInnen ist merkbar, dass die Zukunftswünsche der Jugendlichen dort durch die
Arbeitslosigkeit stark eingeschüchtert sind, die Stimmung wird als mutlos beschrieben.
4.2. Private Pläne
Die Vorstellungen der Jugendlichen von Partnerschaft und Ehe sind von einem romantischen
Ideal bzw. traditionellen Vorstellungen geprägt: Fast drei Viertel der Teenager wünscht sich
eine Partnerschaft für immer und ungefähr ebenso viele möchten gerne einmal heiraten. Der
Wunsch nach Ehe oder Partnerschaft ist dabei in Westdeutschland stärker ausgeprägt als in
Ostdeutschland. Ein Heiratswunsch wird von beiden Geschlechtern ungefähr gleich häufig
geäußert.
Auch die Familiengründung gehört zum Lebensplan der Mehrheit der Jugendlichen;
wenngleich häufiger zum Lebensmodell der ostdeutschen Teenager. Auch hat man hier sehr
konkrete Vorstellungen vom idealen Zeitpunkt einer Elternschaft, nämlich mit rund 25
Jahren. Auch Fischer (u.a. 2001) fand Jungen und Mädchen in Ostdeutschland tendenziell
stärker kinder- und familienorientiert als in Westdeutschland.
Nur eine kleine Gruppe von Mädchen lehnt das klassische Familien- und Heiratsmodell ab.
Ein gutes Drittel der befragen Jugendlichen möchte mehrere Partnerschaften haben; primär
Teenager aus Ostdeutschland. Daraus lässt sich folgern, dass man in Ostdeutschland
entweder eine liberale Einstellung mit wechselnden LebensabschnittspartnerInnen oder eine
ganz traditionelle Haltung vertritt.
Rund die Hälfte der Eltern wünscht sich von ihren Kindern Heirat und auch Enkelkinder;
allerdings aus romantischen bis pragmatischen Gründen und nicht, weil den Eltern die Ehe
als Institution so wichtig ist. Auch beim Wunsch nach Enkelkindern steht die eigene Rolle als
Großelternteil im Vordergrund und weniger die Situation für das eigene Kind.
4.3. Wohnvorstellungen und Mobilität
Die Vorstellungen vom zukünftigen Wohnraum beziehen sich für ein gutes Drittel der
Jugendlichen auf ein eigenes Haus, etwas weniger wollen in der Stadt leben; besonders die
Mädchen äußerten hierzu konkrete Vorstellungen, während die Jungen hier unentschlossener
scheinen. Zwischen Ost- und Westdeutschland machen sich unterschiedliche Ansprüche
bemerkbar: Im Westen wollen Jugendliche ein Haus besitzen, im Osten möchten sie eine
schöne Wohnung haben.
Außerhalb Deutschlands zu leben, wird kaum in Erwägung gezogen. Dabei zeigen die
Mädchen aber etwas mehr Mobilitätswünsche als die Burschen; ein Resultat, das die JIM
Studie 2001 bestätigt.
4.4. Ängste und Sorgen
Die Zukunftsängste der Jugendlichen hängen vor allem mit dem Beruf zusammen - keinen
Job zu haben bzw. keinen adäquaten Beruf beziehungsweise die zukünftige Ausbildung
bereiten Sorgen; daneben auch die Angst um FreundInnen oder Familienmitglieder. Dass
Familie wichtig ist, ist auch daran merkbar, dass man sich davor ängstigt, später einmal keine
eigene Familie zu haben. Finanzielle Gedanken macht sich nur jede/r Zehnte.
Auch die Eltern meinen, dass ihren Kindern Ausbildungsplatz, Schulabschluss oder
Arbeitslosigkeit Sorgen bereitet. Insgesamt aber schätzen die Eltern ihre Kinder als ziemlich
sorgenfrei ein. Die Befürchtungen der Eltern selbst drehen sich ganz ähnlich um den
Arbeitsmarkt und die Leistbarkeit einer Hochschulausbildung des Kindes. Sorgen, die sich
auf die Persönlichkeit beziehen, treten oft in Kombination mit Gedanken um Arbeit oder
Studium auf: oft ist es die fehlende Leistungsbereitschaft, die die Eltern an ihren Kindern
bemängeln. Im Vergleich zur eigenen Generation – auch die deutschen LehrerInnen
formulieren dies ähnlich wie die Eltern – scheint die heutige Jugend hohe Konsumansprüche
zu haben, ist dabei aber bequem. Die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten stimmt aus Sicht
der Erwachsenen nicht mit der Realität überein und genügt nicht den Ansprüchen des
Arbeitsmarktes. LehrerInnen führen dies teilweise auf den Einfluss der Medien zurück.
5. Einstellungen der Jugendlichen
5.1. Geschlechterrollen
Die Änderungen der Rollen der Frau/des Mannes in Richtung gleichberechtigte/r PartnerIn in
den vergangenen Jahrzehnten werden von den Jugendlichen gesehen und positiv bewertet:
Aussagen wie: „Frauen sind unabhängiger“, „Frauen sind ehrgeizig und wollen unabhängig
sein“, „Männer mit Gefühl kommen gut an“ erhalten zwischen 80 und 90 Prozent
Zustimmung; wobei die der weiblichen Jugendlichen durchwegs höher ausfällt als die der
männlichen Teenager. Tradierte Rollenbilder scheinen im Rückzug zu sein; Aussagen wie
„Frauen wollen starke Männer“ oder „Starke Frauen schüchtern Männer ein“ können sich
vergleichsweise dazu nur etwas mehr als die Hälfte der Jugendlichen anschließen.
In den Fernsehserien, das zeigen die Gruppendiskussionen zu „Friends“, werden die
dargestellten Frauenbilder von den Mädchen und Jungen identifiziert und auch kritisch
reflektiert. Genau die Charakterzüge der Frauen- und Männercharaktere, die den klassischen
Geschlechtsstereotypen widersprechen, bieten für die Jugendlichen Identifikationspotenzial.
Insgesamt fällt aber auf, dass es den Jugendlichen an Reflexionskompetenz in bezug auf
Männerrollen fehlt. Einerseits scheinen bei den Männerrollen Kategorisierungen schwieriger
verglichen mit den weiblichen Figuren. Andererseits mangelt es den Jugendlichen an einer
eigenen klaren Haltung zu diesen Männerklischees – hier fehlen ihnen Vokabeln zur
Kategorisierung.
Von Seiten der LehrerInnen bestehen hier eher Befürchtungen, dass die Jugendliche die
Klischees in den Fernsehserien nicht als solche entziffern können: Es wird vermutet, dass die
in den Serien dargestellten traditionellen Frauenbilder von den jugendlichen Mädchen nicht
kritisch gesehen werden – im Gegenteil: da zum Beispiel auch Homosexualität als
Lebensform gezeigt wird, werden die Serien als emanzipiert wahrgenommen. Dagegen
bleiben Bedeutung beziehungsweise Auswirkung von jungenspezifischen Serien von den
LehrerInnen völlig unhinterfragt.
Es scheint also, dass für die Jugendlichen die tradierten Rollen zumindest in ihrem Denken,
ihrer Einstellung nach wenig Relevanz haben; ob das später auch in einer Partnerschaft gelebt
werden wird (partnerschaftliche Teilung der Haushaltsaufgaben, Karenzzeitteilung), bleibt
offen beziehungsweise wird von den Jugendlichen kaum thematisiert. Stärker als in den
Essays kommt in den Gruppendiskussionen zum Ausdruck, dass sich die meisten deutschen
Jugendlichen vorstellen, in einer Partnerschaft zu leben, in der beide PartnerInnen arbeiten.
Doch dies wird nicht zu Ende gedacht: Jungen sagen zwar mitunter, dass auch die Partnerin
arbeiten wird, sie sind sich auch ihrer Vaterrolle bewusst; im Unterschied zu den Mädchen,
wo von keiner die Mutterrolle inhaltlich ausgemalt wird, planen Jungen zum Teil ihre
(Freizeit-)Vaterschaft ein. Ein Vaterschaftsurlaub ist aber noch nicht ins Bewusstsein
gerückt. Für die Mädchen wiederum ist es selbstverständlich, arbeiten zu gehen; für die
Kindererziehung zu Hause bleiben ist negativ konnotiert. Es wird aber nicht reflektiert, wie
dann die Kindererziehung gelöst werden soll. Dies kann aber durchaus mit mangelnden
gelebtem Vorbild zu tun haben: Denn es sind zwar bei mehr als der Hälfte (65%) der
befragten Jugendlichen beide Elternteile berufstätig; die Arbeit im Haushalt erledigt aber
nach wie vor traditionellerweise primär die Mutter.
Andererseits meinten die Eltern der Jugendlichen, dass sie bei der Erziehung ihrer Kinder
keinen Unterschied gemacht hätten hinsichtlich Geschlecht; auch ließ sich keine
unterschiedliche Behandlung der Geschlechter zum Beispiel bei der Einbeziehung in die
Hausarbeit feststellen.
Übereinstimmend wird von den LehrerInnen eine größere Liberalität gegenüber
schnelllebigeren Partnerschaften gesehen. Es ist für die deutschen Jugendlichen in Ordnung,
zu heiraten, sich scheiden zu lassen, neu zu heiraten, in eine neue Ehe Kinder mitzubringen
oder auch gar nicht zu heiraten. Patchwork-Familien sind soziale Realität und werden auch in
den Lebenskonzepten der Jugendlichen akzeptiert.
Ein konservatives Bild wird vor allem von MigrantInnen-Jugendlichen gezeichnet. Am
Beispiel türkischer Mädchen in Deutschland wird aufgezeigt, wie die Adaptionsstrategien
sind, wenn traditionelle und emanzipierte Lebensformen als Konzepte vereinbar gemacht
werden müssen. Die Lebensform der westlichen, selbstbestimmten Frau entspricht dem
Alltagsgefühl der Mädchen, das sie für ein paar Jahre beibehalten wollen und aus diesem
Grunde ihre Ausbildungszeit durch ein Studium verlängern. Das heisst aber nicht, dass
westliche Werte damit übernommen werden, sondern diese werden bewusst in einem
bestimmten Kontext ausgelebt, der Familientradition bleiben sie dennoch treu und kehren zur
traditionellen Familiengebundenheit dann später zurück. Für die männlichen Jugendlichen
sind derartige Manöver nicht notwendig, mitunter lässt sich jedoch eine gewisse
Orientierungslosigkeit feststellen, wie das männliche Lebenskonzept zur Karrierepartnerin
aussehen könnte.
Wenn die LehrerInnen bewerten sollen, ob insgesamt nun eher emanzipierte Vorstellungen
oder traditionelle Werthaltungen in den Köpfen der Jugendlichen überwiegen, so ist auch hier
das Problem, was für Jugendliche in der Shell-Studie festgestellt wurde: Was die Begriffe
„modern“ oder „traditionell“ bedeuten, ist unterschiedlich gefüllt. Denn inwieweit überhaupt
der Wunsch nach einer festen Partnerschaft, inwieweit das höhere Gehalt, Kochen und
Kindererziehen als „emanzipiert“ oder „traditionell“ anzusehen sind, ist den LehrerInnen als
Bewertungskriterium nicht klar. Für sie stellt sich die Situation so dar, dass die Jugendlichen
zwischen klassischer Rollenverteilung oder emanzipiertem Modell je nachdem ohne
Sanktionen wählen können. Auch die AutorInnen der Shell-Studie stellten fest, dass die
Zustimmung zu einem Lebenskonzept nicht notwendig die Ablehnung gegensätzlicher
Lebenskonzepte mit sich bringt, sondern dass die Jugendlichen sich gewissermaßen viele
Lebensoptionen in ihrer Einstellung offen halten. Je nachdem, welchen Lebensentwurf die
Mädchen und Jungen realisieren (freizeitorientiert, familienorientiert, berufsorientiert)
unterscheiden sich die Jugendlichen. Typisch „weibliche“ im Unterschied zu typisch
„männlichen“ Lebensmustern scheint es hingegen bei den deutschen Jugendlichen nicht
grundsätzlich zu geben (vgl. Fischer u.a. 2001).
5.2. Sexualität
Sexualität ist unter den Jugendlichen als Thema sehr präsent; für rund die Hälfte der
Befragten, insbesondere für Burschen, hat sie große Bedeutung. Dabei hat die Religiosität
keinen Einfluss auf die Bewertung der Wichtigkeit des Themas. Rund ein Drittel der
Jugendlichen kann dabei auf eigene Erfahrung zurückgreifen; sprich sie hatten bereits mit
jemandem geschlafen.
Konservative Meinungen wie „erst nach der Hochzeit Sex haben“ werden nur von einer
kleinen Minderheit vertreten. Allerdings zeigen sich bei den Vorstellungen, was angemessen
ist und was nicht, tradierte geschlechtsspezifische Unterschiede: So sind Mädchen häufiger
der Meinung, dass nur bei wirklicher Liebe Sex angebracht ist, während vor allem die Jungen
meinen: „je mehr Erfahrung, desto besser“ und „One-Night-Stands sind ok“.
Auf die Problematik rund um Aids angesprochen, gaben fast drei Viertel an, sie seien
vorsichtig und praktizieren safer sex (bzw. würden das tun) . Ein kleiner Teil der Befragten
vertritt jedoch noch immer die Meinung, dass ihnen schon nichts passieren wird.
Wie Jugendliche über Sexualität und AIDS denken, wird davon beeinflusst, wie häufig sie
mit FreundInnen, im Unterricht oder zu Hause über Sexualität reden. Tendenziell lässt sich
hier feststellen, dass, je häufiger darüber gesprochen wird, umso liberaler die Jugendlichen
sind, umso wichtiger ist ihnen das Thema und auch desto eher sind sie sich der Gefahr von
Aids bewusst.
Die Jugendlichen sprechen -
verglichen mit ihren FreundInnen
- zu Hause oder im
Unterricht nur eher selten über Sexualität (wenn, dann mit der Mutter). Aus Sicht der meisten
Eltern wird aber zumindest versucht, Sexualität zu thematisieren; nur in wenigen Familien ist
sie tabu. Allerdings gibt es von Seiten der Eltern Berichte, dass sie diesbezüglich
Kommunikationsschwierigkeiten mit ihren Kindern haben. Vor allem die Söhne scheinen
sich hier auf emotionalem wie auch kommunikativen Rückzug zu befinden, berichten Mütter.
Auch die LehrerInnen beobachten einen geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Umgang mit
dem Thema: Männliche Jugendliche neigen dazu, das Thema (zumindest beim
Aufklärungsunterricht) zu veralbern, Mädchen gehen damit ernsthafter und offener um.
Vielleicht liegt das auch daran, dass in Deutschland Väter fehlen, die ihren Kindern
Vertrauenspersonen sind und mit ihnen über Sexualität und Beziehung reden. Denn es sind
sowohl bei den Mädchen wie auch den Jungen die Mütter, die für Aufklärung ihrer Kinder
zuständig sind; entweder alleine oder zusammen mit ihrem Partner.
5.3. Politik
Für ein gutes Drittel der Jugendlichen ist Politik eine wichtige Angelegenheit; die anderen
zwei Drittel jedoch halten Politik für „mehr oder weniger“ oder „wenig bis gar nicht“
relevant; dementsprechend interessieren sie sich auch wenig für Politik. Jungen befassen
sich dabei ganz traditionell noch mehr als Mädchen mit Politik. An Gründen für das
mangelnde Interesse wird die Langweiligkeit des Themas genannt, die Inkompetenz der
PolitikerInnen beziehungsweise dass man (aufgrund des Alters) ohnehin nichts beeinflussen
kann. Wichtige politische Diskussionspunkte sind für die Jugendlichen vor allem
Arbeitslosigkeit und die Bildungspolitik; also diejenigen Themengebiete, die die
Jugendlichen auch betreffen beziehungsweise ihnen Sorgen bereiten.
Politisches und soziales Engagement kommt für Jugendliche vor allem für Menschrechte in
Frage und dann für Antirassismus und Umweltschutz. Dabei interessieren sich die Mädchen
mehr für Frauenrechte oder Antirassismus, während die Jungen eher politische Felder für ein
Engagement bevorzugen würden (Arbeitspolitik oder Landespolitik). Auch hinsichtlich der
geografischen Herkunft gibt es Unterschiede: Vor allem westdeutsche Jugendliche zeigen
sich bei Menschenrechten engagiert; während ostdeutsche Jugendliche sich für naheliegendes
wie Schulpolitik mehr interessieren.
5.4. Religion
Religion spielt für viele Jugendliche eine untergeordnete Rolle in ihrem Leben; rund die
Hälfte der Jugendlichen ist ohne Religionsbekenntnis und auch bekennende Jugendliche
sehen die eigene Religion als veraltet an. Dementsprechend wenige meinten auch, dass
Religion einen Einfluss auf ihr Leben hat. Allerdings spielt Religion im Leben westdeutscher
Jugendlicher eine größere Rolle als für ostdeutsche Teenager, was wohl mit der
kommunistischen
Vergangenheit
von
Ostdeutschland
in
Zusammenhang
steht.
Hervorzuheben ist auch, dass mehr Mädchen als Jungen ihre Religion in positivem Licht
sehen.
Betont werden soll, dass alle Jugendliche islamischen Glaubens ihre Religion als wichtig
einschätzen; für bekennende KatholikInnen oder ProtestantInnen gilt das in deutlich
geringerem Ausmaß. Islamische Jugendliche meinen auch häufiger als katholische oder
evangelische Teenies, dass die Religion ihr Leben beeinflusst.
5.5 Selbstbeschreibung / Äußeres
In ihrem Selbstbild zeichnen die Jugendlichen ein positives Bild von sich: Sie sehen sich als
kompromissbereit, tolerant, zuversichtlich, selbständig und modern; nicht aber als religiös.
Immerhin ein Viertel hält sich für egoistisch, ein Drittel für materialistisch. Mädchen gaben –
ganz wie man es sich bei einem herkömmlichen Rollenbild erwartet – häufiger als Jungen an,
ängstlich zu sein; Burschen sind in ihrer Wahrnehmung dagegen materialistischer und
rebellischer.
Dieses Bild wird von den LehrerInnen teilweise bestätigt: Diese sehen die deutschen
Jugendlichen als kritisch, selbstbewusst, schneller und erlebnisorientiert. Dies wird als
Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung gesehen. Innerhalb des Unterrichts
werden sie als weniger aufmerksam erlebt als früher. Geschlechtsspezifisches Verhalten
bewegt sich in den alten Kategorien der lernwilligeren, sozialen Mädchen und der
störungsbereiten, hierarchiebedachten Jungen. Es wird aber auch teilweise festgestellt, dass
während Jungen im alten Verhaltensmuster verhaftet bleiben, auch die Mädchen mehr
Aufmerksamkeit einfordern, das heißt, sie widersprechen, ergreifen Initiative, usw. Dies ist
möglicherweise ein Erklärungsansatz dafür, dass den LehrerInnen die Klassen insgesamt
unruhiger vorkommen
Die jüngeren Geschwister wirken auf die jungen Erwachsenen manchmal etwas verwöhnt
oder bequem; es werden Schwierigkeiten gesehen, die sie selbst nicht hatten. Innerhalb der
Familie wird die Situation der jüngeren Geschwister wie erwähnt als leichter wahrgenommen
- auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt hätten sie es hingegen schwerer.
Insgesamt sind die Jugendlichen zufrieden mit ihrem Aussehen. Es überrascht aber nicht,
dass die Burschen mit ihrem Aussehen zufriedener sind als Mädchen; diese fühlen sich eher
als zu dick oder nicht gut proportioniert und machen öfter Diäten. Burschen treiben dagegen
häufiger Sport als Mädchen.
Auch der Kleidungsstil ist für weibliche wie männliche Jugendliche maßgeblich;
dementsprechend meint ein nicht unbeträchtlicher Anteil, dass sich durch Kleidung der
Charakter einer Person ausdrückt. Über die Hälfte der Jugendlichen gibt (daher) an, sie hätten
den gleichen Kleidungsstil wie ihr Freundeskreis. Die Meinung der FreundInnen zu ihrem
Aussehen ist ihnen daher wichtig, vor allem den 14 und 16-Jährigen. Markenkleidung ist
dabei nicht unwichtig, vor allem für Jungen: Sie finden häufiger, dass Markenprodukte
unersetzlich sind und Fälschungen uncool; während umgekehrt sich die Mädchen zwar als
modebewusst, aber nicht als markenbewusst darstellen.
IV. Fallstudie Slowakei
1. Medien
1.1. Medienzugang und -nutzung
Medien spielen eine bedeutende Rolle im Leben der jungen SlowakInnen. Sie verfügen über
einen hohen Medienzugang, so finden sich in jedem Haushalt ein Fernseher und Radiogeräte
und in fast jedem ein Computer. Auch Videorecorder, DVD-Player und Handy sind eher weit
verbreitet, und die Jugendlichen nutzen auch die verschiedenen Medien relativ häufig. Dabei
ist eine geschlechtsspezifische Mediennutzung zu beobachten. Während Burschen mehr Zeit
vor dem Fernsehapparat und dem Computer verbringen, verwenden die Mädchen ihre Zeit für
andere Dinge, wie FreundInnen treffen. Auch wenn die slowakischen Jugendlichen anderen
Freizeitaktivitäten den Vorzug geben, so stellen dennoch Fernsehen und Computer das
drittliebste Hobby dar. Der PC wird dabei am liebsten zum spielen verwenden, vor allem von
den Jungen und natürlich für die Internetnutzung, zu dem alle Jugendlichen in irgendeiner
Form Zugang haben.
Dieser Umgang der jungen Menschen mit Fernsehen und Computer stellt manchmal, aber
nicht sehr häufig, einen Grund für Auseinandersetzungen mit den Eltern dar. Dennoch
kritisieren die Eltern an ihren Kindern, dass sie zu viel Zeit vor dem Computer, hier
ausschließlich die Söhne, oder vor dem Fernseher, hier vor allem die Töchter, verbringen
würden. Von den LehrerInnen wird das zu viele Fernsehen kritisiert, der Gebrauch des
Computers wird dabei aber eher als positiv empfunden, da er das alltägliche Leben erleichtert,
auch wenn dabei die Internetnutzung im Unterricht manchmal als Störfaktor empfunden wird.
Die SchülerInnen hätten zwar einfachen Zugang zu Informationen, aber könnten das Netz
auch zur Übernahme von Plagiaten missbrauchen.
Neben TV und PC ist Musik für die Jugendliche das wichtigste Medium, das ihr Interesse
weckt. Generell wird viel Musik gehört, wobei die Texte wichtig sind. Tendieren hierbei die
Jungen eher dazu, Rock, Alternative und Metal zu bevorzugen, hören Mädchen mehr PopMusik als ihre Kollegen.
Auch in der Nutzung von Zeitschriften ist ein geschlechtsspezifischer Unterschied zu
beobachten. Während Mädchen eher Jugend-, Mädchen und Frauenzeitschriften konsumieren,
sind für Burschen Sport- und Computerzeitschriften interessanter, aber auch Periodika zum
politischen und aktuellen Geschehen.
In Bezug auf Mobiltelefone besitzen zwar die meisten jungen SlowakInnen ein eigenes
Handy, dennoch können sie als Wenigtelefonierer bezeichnet werden. Über die Hälfte
telefoniert weniger als eine Stunde wöchentlich und nur 5 Prozent mehr als fünf Stunden.
1.2. Die Favoriten der Jugendlichen
Auffällig ist bei allen Medien, dass die slowakischen Jugendlichen eher internationale
Produkte konsumieren als nationale. Dies macht sich vor allem bemerkbar bei Serien und
Kinofilmen, die gerne gesehen werden. So wurden deutlich mehr internationale Serien und
Filme genannt als nationale. Nur im Printbereich können sich nationale Periodika
durchsetzen, wie auch die Publizierung von neuen slowakischen Jugendzeitschriften zeigt.
Dieses Phänomen spiegelt sich auch in den Angaben der älteren Geschwister wieder, die
eigentlich nur internationale Sendungen nannten. Der Grund für den Konsum hauptsächlich
internationaler Produktionen mag mit der slowakischen Medienlandschaft zusammenhängen.
Die absoluten Lieblingsserien und –filme sind Friends und Herr der Ringe, wobei Serien
generell wegen dem Unterhaltungswert gesehen werden und Filme mehr wegen ihrer
großartigen Inszenierung und einer guten Geschichte. Wenn sie diese ablehnen, hängt dies
meist mit fehlendem Realitätsgehalt zusammen
Inwieweit mediale Bilder Einfluss auf das Leben der Jugendlichen haben beziehungsweise
wie das von den Medien präsentierte Leben bewertet wird, wurde besonders in den
Gruppendiskussionen über Friends versucht herauszuarbeiten. Diese Serie ist die beliebteste
und bekannteste unter den jungen SlowakInnen, und etwa drei Viertel sehen sie gerne, vor
allem weil sie sie witzig und unterhaltsam finden. In den Diskussionen zeigt sich außerdem,
dass die jungen Slowaken und besonders die Slowakinnen einerseits die Serie gerne sehen,
weil sie sich mit den jungen DarstellerInnen und ihrem Leben identifizieren können,
andererseits sind sich alle der Realitätsferne durchaus bewusst. Die ProtagonistInnen wären
zwar junge Menschen mit guten Freundschaften wie sie selbst, wie sie ihr Leben führen sei
allerdings sehr unrealistisch, denn keiner könne ohne kaum zu arbeiten nur immer Spaß im
Leben haben. Das Leben würde Probleme mit sich bringen und sei eine Herausforderung, also
das Gegenteil dessen, was in der Serie vermittelt wird. Dabei ist zu beobachten, das die
Idealisierung des Lebens mit dem sogenannten „American way of life“ gleichgesetzt wird und
diese Veramerikanisierung durchaus kritisiert und im Gegensatz zur slowakischen Kultur
gestellt wird. Wenn sie sich verärgert zeigen, artikulieren sie dies sehr heftig. Mitunter tauchte
das Argument auf, dass die Serie als strategisches Mittel zur Verdummung durch die USamerikanischen Medienproduktionen eingesetzt wird.
Ein anderer Indikator, wie der Einfluss der Medien auf die Vorstellungswelt der Jugendlichen
wirken könnte, ist die Frage nach LieblingsschauspielerInnen und Idolen. Zwar sind für die
Jugendlichen eher Personen aus ihrem persönlichen Umfeld Vorbilder, dennoch spielen Stars
aus den Medien eine große Rolle, vor allem SchauspielerInnen. Dabei ist auffällig, dass
Schauspielerinnen eher wegen ihrer schauspielerischen Leistung und dann wegen ihres
Aussehens verehrt werden, wobei Jungen mehr Gewicht auf Äußerlichkeiten legen, während
männlichen Schauspieler stärker aufgrund ihrer Schönheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt
wird. Wenn das Aussehen als Argument angeführt wird, beziehen sie sich in erster Linie auf
die jeweils gegengeschlechtlichen SchauspielerInnen, allerdings zeigen sich viel mehr
Mädchen vom Aussehen der Schauspielerinnen beeindruckt als dies die Jungen bei den
männlichen Schauspielern tun.
Die Lehrkräfte glauben in diesem Zusammenhang, dass Medien einen großen Einfluss auf die
Zukunftspläne und –vorstellungen der Jugendlichen haben. Sie würden sich an Materiellem
und Schönheit orientieren, was ihnen durch Fernsehen und Kino präsentiert wird. Unter
anderem deswegen hätten sie sehr ehrgeizige Pläne. Als Vorbildmerkmale von präsentierten
Rollenbildern der Medien werden jedoch auch von den LehrerInnen eher Äußerlichkeiten
genannt. Die Jugendlichen möchten so schön wie verschiedene Stars aus dem Medialbereich
sein, würden aber keine innerlichen Werte übernehmen.
2. Freizeit
Bei den jungen SlowakInnen nimmt der Freundeskreis wohl den größten Stellenwert in deren
Freizeitgestaltung ein. Danach ist ihnen Sport (v.a. Turnen/Aerobic/Yoga, Fußball, Tennis)
und der Computer oder Fernseher sehr wichtig. Auffällig ist, dass es geschlechtsspezifische
Unterschiede in den Freizeitaktivitäten auftreten. Währen die Burschen mehr Zeit mit Sport
und dem PC beziehungsweise vor dem Fernseher verbringen, treffen sich Mädchen lieber mit
FreundInnen und hören auch mehr Musik oder musizieren selbst. Mit zunehmendem Alter
tritt der Sport mehr in den Hintergrund, werden auch kreative Tätigkeiten weniger ausgeübt,
und der Freundeskreis wird tendenziell immer wichtiger.
Außerdem scheinen die slowakischen Jugendlichen gerne in Lokale zu gehen und sie können
als
regelmäßige
Kinobesucher
bezeichnet
werden.
Hier
spielen
Geschlecht
und
Taschengeldhöhe keine Rolle. Dabei wird in einigen Artikeln slowakischer Periodika das
Nachtleben thematisiert. Karaoke wäre eine neue Unterhaltungsform in der Slowakei, und
Oldie-Partys und Discotheken würden ein Wiederaufleben erfahren. Am beliebtesten seien
aber private Partys. Allerdings hätten die Jugendlichen auf dem Land weniger Möglichkeiten
fort zu gehen.
Den eigenen Angaben der Jugendlichen entsprechen auch die Aussagen der Lehrkräfte, die
etwa dieselben Hobbys ihrer SchülerInnen nannten. Eine 2002 erschienene Studie
(Majerčíková Jana – Der Einfluss der Familie auf die Qualität der Freizeitgestaltung der
Jugend./Vplyv rodiny na kvalitu prežívania voľného času školskej mládeže.) bestätigt die hier
erhobenen Ergebnisse und verweist darauf, dass die FreundInnen viel mehr Einfluss auf die
Freizeitgestaltung der Jugendlichen ausüben als die Familie.
Fast drei Viertel der Jugendlichen lesen nur weniger als drei Stunden wöchentlich. Dies wird
von den Lehrkräften ebenfalls bemerkt und als negative Erscheinung der neuen Medien
zugeschrieben. Außerdem hätten laut den LehrerInnen die SchülerInnen zu wenig Zeit für
kulturelle und kreative Tätigkeiten.
Die Eltern zeichnen einen sehr dicht gedrängten Freizeitplan ihrer Kinder. Hauptsächlich
würden sie für die Schule arbeiten und für sportliches Training viel Zeit aufbringen. Das
Treffen von FreundInnen wäre ihren Kindern wichtig, jedoch würden sie auch zu viel Zeit vor
dem Computer oder dem Fernseher verbringen. Dabei zeigt sich, dass ausschließlich Söhne in
ihrer PC-Nutzung kritisiert werden.
Die großen Freizeitwünsche für die Zukunft sind für die jungen Slowaken und besonders. Die
Slowakinnen das Reisen und Auslandsaufenthalte generell. Dieses Interesse erwähnen die
Jugendlichen sowohl in den Fragebögen als auch in den Essays oft, und auch ihre LehrerInnen
sprechen diese Thematik an. Das Reisen scheint nach der Wende eine neue und sehr beliebte
Möglichkeit geworden zu sein, was sich in den Aussagen der Teenager und LehrerInnen
widerspiegelt.
3. Lebensplanung
3.1.Berufliche Laufbahn
Auch wenn etwa ein Fünftel der slowakischen Jugendlichen noch keine klaren Vorstellungen
über ihre berufliche Zukunft haben, so weiß doch die große Mehrheit, welchen Beruf sie
später in ihrem Leben ausüben möchte. Studium und danach eine berufliche Karriere stehen
im Mittelpunkt der Zukunftsvisionen der Jugendlichen, wobei vor allem wirtschaftliche
Berufe und Arbeitsbereiche aus dem juristischen Sektor beliebt sind. Einige möchten auch im
Bereich Kunst oder Technik tätig sein, wobei die traditionelle geschlechtsspezifische
Aufteilung besonders auffällt. Während nur Burschen einen technischen Beruf ergreifen
möchten, sind es hauptsächlich Mädchen, die auf irgendeine Weise im Bereich der Kunst und
Kultur ihre Zukunftsperspektiven sehen.
Besonders in den von den SchülerInnen verfassten Essays wird deutlich, dass die meisten ihre
Zukunft klar vor Augen haben. Meistens haben sie sehr optimistische Lebensvisionen, sehen
ihre Zukunft als Herausforderung, stellen praktische Ansprüche, wollen eine interessante
Tätigkeit ergreifen, die ihnen aber auch genügend finanzielle Absicherung verspricht, und
sehen sich selbst als die Schmiede ihres Glücks, natürlich mit der Einschränkung, dass man
nichts genau planen und immer alles passieren kann.
Erfolg und Karriere sind für die jungen SlowakInnen wichtige Ziele, und die Mehrheit ist
bereit, mindestens 40 Stunden pro Woche zu arbeiten, vor allem die Jungen.
Diese ambitionierten Zukunftspläne werden in den Gruppendiskussionen diskutiert, wobei
sich die Jugendlichen im Vergleich zu Friends deutlich distanzieren und die Serie als unreal,
dem echten Leben entfernt, klassifizieren. Die SchülerInnen kritisieren an den Charakteren in
der Serie ihr unreifes Verhalten. Sie würden in diesem Alter bereits mehr Verantwortung
übernehmen, zum Beispiel in Bezug auf eine eigene Familie. Diese ambitionierten
Zukunftsvorstellungen werden auch von den slowakischen Lehrkräften angesprochen, die ihre
SchülerInnen als sehr ehrgeizig, realistisch, praktisch und strebsam einschätzen. Hier ist
auffällig, dass die ältere Generation die neuen Möglichkeiten der jüngeren Generation
hervorhebt. Aus der Sicht der älteren Geschwister kann ebenfalls beobachtet werden, dass den
derzeitigen Jugendlichen mehr Zukunftsperspektiven geboten werden als noch vor etwa zehn
Jahren.
Homogen beschreiben sowohl die Jugendlichen als auch ihre LehrerInnen und Eltern die
zukünftigen Lebenswege, die über ein Hochschulstudium zu einer beruflichen Karriere führen
und anschließend die Gründung einer Familie beinhalten. Dabei wird von allen die
Ausbildung als essentiell für das Erreichen ihrer Ziele angesehen. Dies wird auch von zwei
Studien angesprochen (Ladislav Maháček – Jugend, Arbeit, Zukunft Europas./Mládež, práca,
budúcnosť Európy: vybrané prednášky. Bratislava, 2001 und Martina Porubčinová –
Ausgewählte Aspekte der Situation junger Leute vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt aus der
Sicht der Entwicklung der Beziehungen zwischen dem System der Ausbildung und dem
System der Arbeit./ Vybrané aspekty situácie mladých ľudí pred vstupom na trh práce z
hľadiska vývoja vzťahov medzi systémom vzdelávania a systémom práce. Bratislava, 2002).
Um diese Ziele zu erreichen, setzen die Jugendlichen hauptsächlich auf sich selbst und
glauben, ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu müssen. Als Barrieren werden dabei
hauptsächlich Aufnahmeprüfungen, aber auch eigene Schwächen wie Faulheit und fehlendes
Selbstbewusstsein gesehen, wobei sich Jungen eher als faul und Mädchen eher als zu
ängstlich oder mit mangelndem Selbstvertrauen sehen. Ängste werden vor allem bezüglich
Schule, Arbeitslosigkeit oder dem Zweifel, ob man den gewünschten Beruf ausüben wird
können, formuliert.
3.2. Private Zukunftsvorstellungen
Mehrheitlich leben die slowakischen Jugendlichen noch in einer intakten Familie, also beide
Eltern leben zusammen beziehungsweise sind verheiratet. Die typische Familie besteht also
aus einer festen Partnerschaft mit meist ein bis drei Kindern. Außerdem spielt für die
Jugendlichen die Familie knapp nach den FreundInnen die zweitwichtigste Rolle in ihrem
Leben.
Dieses
Familienbild
der
Jugendlichen
spiegelt
sich
in
ihren
eigenen
Zukunftswünschen wider. Über drei Viertel der jungen SlowakInnen planen, in ihrem
späteren Leben einmal zu heiraten, und die überwältigende Mehrheit will zumindest eine feste
Partnerschaft, wobei sich Mädchen vor allem einen Partner fürs Leben erhoffen und Jungen
sich eher mehrere Partnerschaften vorstellen können. Auch die Ehe wird eher von Jungen als
von Mädchen abgelehnt, aber auch nur zu einem geringen Anteil. Diese doch noch sehr
traditionellen Zukunftsvorstellungen stehen eher im Widerspruch zu den Aussagen der
Lehrkräfte, die glauben, dass die Jugendlichen heute viel emanzipiertere Pläne die Ehe
betreffend vertreten würden. Dabei beziehen sie sich meist darauf, dass später oder manchmal
nicht geheiratet werden möchte beziehungsweise eine Schwangerschaft kein „zwingender“
Grund mehr für eine Heirat sei.
Dieses Thema wird auch kurz von den Medien erwähnt, denen zu Folge slowakische
Jugendliche heutzutage später von zu Hause ausziehen, später heiraten und eine Familie
gründen möchten, dafür länger die Jugend genießen, indem sie zum Beispiel viel reisen.
Bei der Wahl des/der festen Partners/in legen Mädchen mehr Wert auf Emanzipation und
Jungen achten viel mehr auf Äußerlichkeiten, die ihr/e zukünftige PartnerIn haben sollte. Hier
kann nach dem Einfluss der Medien gefragt werden, wo besonders in den analysierten
Jugendzeitschriften deutlich wird, dass vor allem Mädchen als hübsch, attraktiv und
anziehend präsentiert werden. Dieses Partnerbild wird auch in den Essays von den
SchülerInnen angesprochen. Während sich fast nur Burschen eine schöne Partnerin wünschen,
geben Mädchen eine detailliertere Partnerbeschreibung ab, und nur Mädchen erwähnen die
Notwendigkeit der Emanzipation des Freundes.
Auch in Bezug auf Kinder wünscht sich die überwältigende Mehrheit (ca. 90%) ein oder
mehrere Kinder, meist zwischen ein bis drei. Dabei geben mehr Mädchen als Jungen an, dass
sie Erfolg im Beruf und eine finanzielle Absicherung als Voraussetzungen für Nachwuchs
ansehen. Die Frage der Kindererziehung, die traditionell noch immer von den slowakischen
Müttern übernommen wird, kommt in den Gruppendiskussionen zur Sprache. Hierbei sehen
sich auch eher die Mädchen dazu verpflichtet, diese Aufgabe zu übernehmen, auch wenn sie
sich eine Hilfe der Väter erhoffen und der Wunsch der Burschen einer verantwortungsvollen
Vaterschaft geäußert wird.
3.3. Wohnen und Mobilität
Der Wunsch nach einem eigenen Heim und vor allem nach einem eigenen Haus ist bei vielen
slowakischen Jugendlichen verankert. Meistens möchten sie in Städten leben, wobei die große
Bereitschaft der Emigration besonders auffällt. Das Thema des Auswanderns, eines
Auslandsstudiums, längerer Auslandsaufenthalte oder des Reisens wird immer wieder
angesprochen, sei es in den Fragebögen, den Essays oder von den Lehrkräften. Die jungen
SlowakInnen erhoffen sich im Ausland und hier vor allem innerhalb der EU und auch in
anderen westlichen Ländern wie der USA eine bessere Zukunft. Die Frage, wer jedoch das
eigene Land aufbauen soll, wird von wenigen SchülerInnen in den Essays thematisiert. Dabei
kommt auch zur Sprache, dass durch den Beitritt zur EU auch die Möglichkeiten im eigenen
Land verbessert werden könnten und gut ausgebildete Arbeitskräfte in der Slowakei bleiben
sollten, dennoch wären die aktuellen Löhne für qualifizierte Menschen noch zu gering.
3.4. Ängste und Sorgen
Einerseits haben die slowakischen Jugendlichen eine sehr positive, optimistische und
ambitionierte Einstellung gegenüber ihrer Zukunft, andererseits zeigen sich manchmal
Befürchtungen, ob sie ihre hohen Ziele wirklich realisieren können. Diese Ängste
manifestieren sich meist durch eine ironische Haltung gegenüber ihrer eigenen Zukunft, wie
zum Beispiel in den Gruppendiskussionen und Essays, wo gelegentlich neben Bildern wie
Beruf, Karriere, eigenes Haus auch Szenarien auftauchten, in denen sich die Jugendlichen auf
der Straße leben sehen.
Die Lehrkräfte beschreiben neben dem optimistischen Zukunftsbild die Problembereiche,
denen Jugendliche ihrer Meinung nach ausgesetzt sind. Die Öffnung hätte nicht nur positive
Entwicklungen mit sich gebracht, sondern auch negative Erscheinungen. Dies sind in erster
Linie Drogen, Kriminalität und Arbeitslosigkeit. Diese Ängste äußern auch manche Eltern,
und sie sehen ihre Kinder einem problematischen Umfeld ausgesetzt, das sie negativ
beeinflussen könnte. Es ist auffällig, dass auch die Medienberichte slowakischer Periodika
diesen negativen Erscheinungen die slowakische Jugend betreffend viel Platz einräumen.
Insgesamt gesehen bietet sich ein Bild einer ambitionierten, realistischen, zukunftsorientierten
und optimistischen slowakischen Jugend, die das Leben als Herausforderung betrachtet und
ihr Bestes leisten möchten, um ihre Ziele zu erreichen. Man kann sicherlich von einer
Aufbruchstimmung eines ehemaligen Ostblocklandes sprechen, die ihre Chancen in der
Wende, der Öffnung und neuerdings im Beitritt zur EU sieht und dementsprechend eine große
Bereitschaft zur Emigration aufweist. Mit diesem Karrierestreben möchten die slowakischen
Jugendlichen gleichzeitig traditionelle Familienpläne realisieren können, aber erst, nachdem
Beruf und Karriere gesichert sind. Diese Voraussetzungen für Kinder artikulieren besonders
die Mädchen. Die Vorstellungen der Jugendlichen korrespondieren mit den Erwartungen und
Hoffnungen ihrer Eltern, die sich für ihre Kinder Studium, Beruf und später die Gründung
einer Familie erhoffen.
4. Das soziale Umfeld
4.1. Die Eltern
Die Jugendlichen haben ein durchaus positives Bild von ihren Eltern. Bei den
Beschreibungen, die die jungen SlowakInnen von ihren Erziehungsberechtigten geben, ähneln
sich deren Bilder über ihre Mütter und Väter, wobei bei den Vätern tendenziell jede
Eigenschaft weniger oft genannt wurde als bei den Müttern und das Bild vom Vater insgesamt
doch kritischer ist als jenes von der Mutter. Meist werden die Eltern als tolerant, offen und
modern beschrieben, dass sie viel von ihren Kindern erwarten, aber auch möchten, dass sie
glücklich werden. Nur etwa ein Viertel gibt an, sie seien streng oder konservativ. Die Mutter
sehen mehr Burschen als Mädchen streng oder gerecht, während bekenntnislose Jugendliche
öfter meinen, dass ihre Mutter ihre Eigenständigkeit fördert als ihre katholischen KollegInnen.
Bei den Vätern geben mehr Jungen an, dass sie ihre Eigenständigkeit fördern als deren
Töchter. Der Grund, warum die Jugendlichen mehr ihre Mütter beschreiben, mag damit
zusammenhängen, dass noch immer der weibliche Elternteil zu einem Großteil die
Hauptverantwortung in der Kindererziehung trägt, auch wenn fast 80 Prozent der Mütter voll
berufstätig wie die Väter sind.
Ein ähnliches Bild der Eltern haben die älteren Geschwister der Jugendlichen. Auch sie sehen
ihre Mütter und Väter sehr positiv, wobei der Respekt eine wichtige Rolle zu spielen scheint,
die Väter eher als streng betrachtet werden und die Mütter tendenziell mit affektiven
Eigenschaften beschrieben werden.
Umgekehrt beschreiben die Eltern ihre Kinder sowohl mit positiven als auch für sie negativen
Eigenschaften. Dabei werden die Töchter weniger als die Söhne als unabhängig und
selbstständig wahrgenommen und manchmal kritisiert, sich leicht beeinflussen zu lassen, was
den Eltern Sorgen bereitet. Es zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im
Bereich Zielbewusstsein. Sowohl Jungen als auch Mädchen werden als sehr engagiert und
talentiert in Bezug auf Schule und Zukunftspläne gesehen. Dies sind die Beschreibungen, die
am meisten genannt werden. Bemängelt werden bei den Kindern manchmal Unordentlichkeit
im Haushalt, Faulheit und mangelndes Pflichtbewusstsein.
Generell scheint sowohl aus Sicht der Jugendlichen als auch der der Eltern das Verhältnis
zwischen Kindern und ihren Eltern ein sehr gutes zu sein. Die Teenager geben an, dass es
eher selten zu Konflikten kommt, die hauptsächlich die Schule und auch das Fortgehen
betreffen. Auch die älteren Geschwister differieren bei diesen beiden Punkten von den
Meinungen der Eltern. Sowohl Jungen als auch konfessionslose Jugendliche haben weniger
Konflikte mit ihren Eltern bezüglich einer Partnerschaft oder ihren Vorstellungen darüber.
Über die Schule wird mit beiden Elternteilen am meisten gestritten. Dieser Punkt wird auch
von den Eltern angesprochen, die zwar angeben, ihren Kindern genügend Freiraum zu bieten,
jedoch im Bezug auf die Schule öfters Druck ausüben zu müssen.
Mit der Mutter wird mehr über Ordentlichkeit im Haushalt und mit den Vätern mehr über die
Mediennutzung gestritten. Außerdem scheinen die Mütter vor allem bei den Mädchen mehr
Wert auf Mithilfe im Haushalt zu legen als bei ihren Söhnen, da die Töchter öfters angaben,
über dieses Thema mit ihren Müttern zu streiten, auch wenn sie generell weniger oft sowohl
mit ihren Müttern als auch mit ihren Vätern diskutieren als die Jungen. Auffällig ist ebenfalls,
dass katholische Jugendliche tendenziell öfters ein eher schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern
haben als bekenntnislose Teenager und es auch öfter zu einem Streit kommt. Außerdem
scheinen die Eltern sehr locker mit den ersten Partnerschaften ihrer Kinder umgehen zu
können, zumindest nach den Einschätzungen ihrer Kinder. Die Antworten der Eltern auf diese
Frage fallen jedoch etwas anders aus. Meist können sich die Mütter oder Väter kaum
vorstellen, dass ihre Kinder eine/n feste/n FreundIn nach Hause mitnehmen. Sie gehen davon
aus, dass Sexualität und Partnerschaft im Leben ihrer Sprösslinge noch keinen wichtigen
Stellenwert besitzt. Zwar zeigen sich einige Eltern in dieser Hinsicht durchaus tolerant,
tendenziell scheinen sie aber eine noch eher konservative Einstellung zu dieser Frage zu
vertreten. Wenn sie sich in dem Bereich Partnerschaft involviert fühlen, dann in der Rolle
des/der Mitbestimmenden.
Aus Sicht der Eltern, die hauptsächlich von einem sehr engen Verhältnis zu ihren Kindern
sprechen, spielen Gespräche und Diskussionen eine wichtige Rolle in der Bindung zu den
Sprösslingen, wobei noch eher die Väter auch gemeinsame Freizeitaktivitäten mit ihren
Töchtern oder Söhnen anstreben.
Die Lehrkräfte scheinen eine durchaus realistische Einschätzung des Verhältnisses ihrer
SchülerInnen zu deren Eltern zu haben und beschreiben dies generell als positiv, auch wenn
es natürlich immer individuelle Problemfälle gebe.
Die Eltern stellen durchaus eine Vorbildrolle für ihre Kinder dar, wobei die Mutter
hauptsächlich wegen ihrer Kindererziehung und der Vater wegen seiner beruflichen Karriere
gelobt wird. Dabei würden Mädchen am häufigsten die Partnerschaft der Mutter anders
gestalten, während die Jungen eher die berufliche Laufbahn ihrer Mütter kritisieren. Bei den
Vätern wird am häufigsten die Kindererziehung beanstandet und sie werden etwas mehr von
ihren Töchtern als von ihren Söhnen kritisiert.
Auch in den von den Jugendlichen verfassten Essays kommen die Eltern, wenn auch nicht
viel, zur Sprache. Dabei zeigt sich, dass einige Mädchen sehr bei ihren Entscheidungen von
ihren Eltern beeinflusst werden. Andere wiederum grenzen sich eher von ihren Eltern ab.
4.2. Die Geschwister
Tendenziell scheinen die befragten Jugendlichen ein gutes Verhältnis zu ihren Geschwistern
zu pflegen, was vor allem von den 19 bis 25-Jährigen im Gespräch über ihre jüngeren
Familienmitglieder konstatiert wird. Dabei hat diese Generation den Eindruck, dass das Leben
für die jüngere leichter geworden sei und sie über mehr Freiheiten von Seiten der Eltern
verfügen würde, vor allem die jungen Frauen sind dieser Meinung. Das Leben scheint größere
Chancen für die jüngere Generation zu bieten.
4.3. Der Freundeskreis
Die FreundInnen nehmen einen zentralen Stellenwert im Leben der slowakischen
Jugendlichen ein. Sie werden noch wichtiger als die Familie betrachtet, haben eine große
Bedeutung in ihren Entscheidungen, vor allem für Mädchen, was auch eine Lehrkraft
kritisiert, und deren Meinung spielt eine große Rolle bei persönlichen Leistungen und beim
Aussehen, wobei Jungen größeren Wert auf die Meinung über ihr Aussehen legen als
Mädchen und katholische Jugendliche mehr als konfessionslose Teenager. Die Jugendlichen
identifizieren sich also hauptsächlich mit ihrer Peergroup, fühlen sich ihnen verbunden,
vertrauen ihnen, schätzen ihre Hilfsbereitschaft und können mit ihnen über ihre Probleme
reden.
Besonders in den Gruppendiskussionen wurde dieses Thema behandelt, wobei sich die
Jugendlichen von der Serie Friends abgrenzen, auch wenn sie großen Wert auf Freundschaft
legen und meinen, sehr gute FreundInnen zu haben. Dennoch seien die Freundschaften in
Friends übertrieben, und man könne nicht so viel Zeit mit seinen Altergenossen verbringen,
vor allem in einem gewissen Alter, wenn man eine feste Partnerschaft und eventuell schon
eine Familie gegründet hat. Hierbei ist die Frage, ob auch Freundschaften zwischen Männern
und Frauen möglich wären, interessant. Während die meisten Mädchen dieses behaupten,
glauben die meisten Burschen, dass dies nicht möglich sei, weil vor allem die sexuelle
Anziehungskraft dies verhindere.
4.4. Umgang mit Sexualität im sozialen Umfeld
Das Thema Sexualität wird vor allem im Freundeskreis thematisiert, sehr wenig im Unterricht
oder in der Familie, wo die Jugendlichen wenn, dann vor allem mit der Mutter über dieses
Thema sprechen, besonders die Mädchen. Mit den Vätern sprechen wenn, dann vor allem die
Jungen über sexuelle Fragen. Von Seiten der Eltern wird generell ein immer früherer Umgang
mit Sexualität als bedenklich angesehen. Dabei äußern die Mütter mehr Sorgen als die Väter.
Auch hier zeigt sich, dass sich die Mütter mehr für die Aufklärung der Kinder zuständig
fühlen als die Väter.
5. Persönliche Einstellungen
5.1. Politik
Beim Thema Politik ist zu bemerken, dass sich noch immer traditionell mehr Burschen für
diesen Bereich interessieren als Mädchen. Dieses traditionelle geschlechtsspezifische
Interesse für politische Themen wird auch in den Essays deutlich, in denen Burschen dieser
Frage viel mehr Platz einräumen und sie thematisieren, während Mädchen die Politik zwar
auch ansprechen, aber weniger intensiv diskutieren.
Als störend werden vor allem die PolitikerInnen und deren Verhalten angeführt. Die EU und
der EU-Beitritt werden dagegen als zentrales Thema angeführt, das Interesse erweckt und sie
persönlich betrifft. In den Essays wird deutlich, dass der Beitritt zur Europäischen Union als
durchwegs positiv aufgenommen wird, der neue Möglichkeiten bieten kann. Dennoch sehen
einige SchülerInnen die EU mit kritischeren Augen, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht.
Manchmal wurde in den Aufsätzen die aktuelle politische Situation kritisiert, was für einige
einen Grund zur Emigration darstellt.
5.2. Religion
Die Religion spielt nur für etwa ein Viertel der slowakischen Jugendlichen eine wichtige bis
sehr wichtige Rolle, für die Mehrheit ist sie jedoch eher bedeutungslos. Natürlich bewerten
katholische oder evangelische Teenager die Religion als wichtiger als bekenntnislose
Jugendliche, bei den Geschlechtern ergeben sich hierbei keine Unterschiede. Einfluss auf ihr
Leben hat die Religion für etwa die Hälfte der Jugendlichen mit Bekenntnis und für fast keine
konfessionslosen Jugendlichen.
5.3. Einstellung zum Geschlechterverhältnis
Die Mehrheit der Jugendlichen glaubt, dass Frauen unabhängiger geworden sind, ihnen mehr
Möglichkeiten offen stehen, dass sie ehrgeizig sind und viel erreichen wollen. Bei der Frage,
ob Männer die besseren PolitikerInnen sind und ob mehr Frauen im politischen Prozess
beteiligt werden sollten, differieren die Meinungen der Jungen und der Mädchen beträchtlich.
Viel mehr Jungen glauben an die männliche Dominanz der Politik und wollen anscheinend
diese Domäne nicht für ihre weiblichen Kolleginnen öffnen.
Auch in den Essays ist ersichtlich, dass einige Jugendliche durchaus tradierte Vorurteile
gegen Frauen reproduzieren, wie zum Beispiel Shoppen sei typisch weiblich oder man möchte
keinen weiblichen Chef haben.
Die Frage der Emanzipation wird nur von Mädchen angesprochen, die sich alleinig
emanzipierten Partner wünschen und dies sowohl in den Fragebögen als auch in den Essays
zum Ausdruck bringen.
Weder von der Mehrheit der Lehrkräfte noch von den Eltern wird ein Unterschied zwischen
den Geschlechtern explizit ausgedrückt, von einigen Ausnahmen abgesehen. Hier wird eher
von einer Gleichberechtigung ausgegangen. Dies könnte vielleicht durch die kommunistische
Vergangenheit begründet sein. Der Sozialismus geht durch die Einbindung der Frau in die
Arbeitswelt automatisch von einer Gleichstellung der Geschlechter aus.
Sieht man sich die Arbeitsteilung im Haushalt an, kann man aber von einer Doppelbelastung
der Mütter sprechen. Während 80 Prozent vollzeitig berufstätig sind, sind sie zusätzlich noch
hauptsächlich für die Kindererziehung zuständig. Nur in etwa 35 Prozent der Haushalte
übernehmen die Männer den gleichen Anteil an Hausarbeit und nur ca. 4 Prozent übernehmen
mehr Verantwortung als ihre Frauen. Dies spiegelt sich auch in der Einstellung
beziehungsweise Wahrnehmung der Kinder wider, die ihre Mütter hauptsächlich wegen der
Kindererziehung loben und die Väter durch ihre berufliche Laufbahn positiv bewerten.
5.4. Einstellung zur Sexualität
Sexualität ist ein wichtiges Thema bei den slowakischen Jugendlichen, das am häufigsten im
Freundeskreis besprochen wird. Es zeigen sich Unterschiede in ihren Einstellungen zwischen
Jungen und Mädchen. Einerseits gaben weniger Mädchen an, dass sie schon sexuelle
Erfahrungen gemacht haben und finden es wichtig, jemanden zu lieben, um mit ihm intim zu
werden, andererseits haben Jungen laut ihren Angaben schon mehr sexuelle Erfahrungen
gesammelt und finden One-Night-Stands auch weniger schamlos als ihre weiblichen
Alterskolleginnen. Insgesamt hatten nur die wenigsten zum Zeitpunkt der Befragung schon
einmal Geschlechtsverkehrt, etwa ein Zehntel.
In ihren Einstellungen zur Sexualität werden die Jugendlichen stark von ihrer Peergroup
beeinflusst. Diejenigen, die oft mit ihren FreundInnen über dieses Thema sprechen, haben
eine liberalere und aufgeklärtere Meinung zur Frage der Sexualität. Ebenfalls übt die
Religionszugehörigkeit und die positive Bewertung der eigenen Religion einen Einfluss auf
die Einstellung zur Sexualität aus. Jugendliche, denen ihr Glaube sehr wichtig bis wichtig
erscheint, haben traditionellere Einstellungen zur Sexualität als Jugendliche ohne Bekenntnis.
Interessant ist die Tatsache, dass die Jugendlichen in ihrer Meinung über Liebe oder OneNight-Stands davon beeinflusst werden, ob sie mehr mit der Mutter oder dem Vater über
Sexualität sprechen. Diejenigen, die diese Fragen mehr mit der Mutter behandeln, glauben,
dass für den Geschlechtsverkehr Liebe notwendig ist, diejenigen, die mehr mit dem Vater
über sexuelle Angelegenheiten diskutieren, bewerten One-Night-Stands weit positiver. Dies
kann damit zusammenhängen, dass hauptsächlich die Söhne mit ihren Vätern und die Töchter
mit ihren Müttern über dieses Thema sprechen und generell Jungen One-Night-Stands
positiver gegenüberstehen. Insgesamt gesehen vertreten die slowakischen Jugendlichen aber
eine durchaus freizügige Einstellung zur Sexualität.
Von der älteren Generation, den Eltern und den LehrerInnen, wird dieser freizügigere
Umgang mit Sexualität als eher negativ und besorgniserregend bewertet. Zwar empfinden
einiges es als positiv, dass man nicht erst nach der Hochzeit Geschlechtsverkehr haben „darf“,
dennoch glauben die meisten, dass die slowakischen Jugendlichen teilweise schon viel zu
jung oder zu unreif sexuelle Erfahrungen sammeln würden. Dieses Phänomen wird von ihnen
teilweise mit dem Einfluss der Medien und des Westens in Zusammenhang gebracht. Auch in
einer Gruppe der Diskussionen über Friends wurde dieser Zusammenhang festgestellt und
kritisiert.
5.5. Einstellung zum Äußeren (Aussehen, Kleidung)
Die jungen SlowakInnen haben mehrheitlich eine sehr gesunde Einstellung zu ihrem Körper
und finden ihn mehr oder weniger in Ordnung. Deswegen machen auch die wenigsten eine
Diät, dies tun aber Mädchen mehr als die Jungen, sie betreiben dafür viel Sport, hier sind
wiederum die Burschen sportlicher als ihre Kolleginnen.
Zwar gaben mehr Mädchen als Jungen an, modebewusst zu sein und mehr Wert auf
Markenkleider zu legen, dennoch ist aus den Beschreibungen des eigenen Kleidungsstils
ersichtlich, dass sich Burschen eher an bestimmte Jugend- oder Modetrends wie zum Beispiel
„Hip Hop“, „Skater“ oder „Rave-Style“ orientieren. Darüber, dass Kleider Leute machen, sind
sich aber die Jugendlichen mehrheitlich einig, und sie legen viel Wert auf Äußerlichkeiten
und auch auf Marken. Dennoch glaubt etwa ein Drittel, dass die Kleidung nichts über einen
Menschen aussagen kann, sondern nur über den Charakter „hinwegtäuscht“.
Der Meinung der LehrerInnen nach zu schließen werden die Jugendlichen in ihrem
Modebewusstsein vor allem von Medien und deren Stars beeinflusst. Sie möchten gerne so
gut aussehen wie einige Berühmtheiten, wobei, wie eine Lehrkraft meint, ganz besonders die
Mädchen in dieser Hinsicht beeinflusst würden.
V. Case Study Sweden
1. Media
Firstly we should have a look at the tools, gadgets and devices included in this term.
Our survey mostly focussed on the TV and/or movie industry – as a result of its very central
position as an informational and/or entertaining device. Other increasingly important media
include the computer and the mobile phone. Books, magazines and music close the circle already.
1.1. Access to Media
TVs seem to be a standard feature of any Swedish family household nowadays. More than 60
percent of our core group of interviewees even claim to posses their own, private TV, which
results in households having up to eight TVs in total. Likewise, video recorders are fairly
common in Swedish families today, followed by DVD players, with up to six devices in any one
household. 36 percent of our teenagers already possess their own DVD player.
Only one tool still manages to top the visual presence in the Swedish household today: the radio,
with up to twelve pieces in 90 percent of all evaluated cases. Almost 90 percent of our core group
possess their own radio. Far less popular are subscriptions to newspapers or magazines.
However, 75 percent of the surveyed households do maintain subscriptions to a daily newspaper,
about 40 percent have additional subscriptions, most of which include Comics, House-and-Home
or sports magazines and computer journals.
Only 2 percent of our core group interviewees said that their household did not include a
computer, while 56 percent even have their own PC. But even those 2 percent without a home
computer do have access to the Internet either with friends, schools, Internet cafés or other
affiliations. 92 percent have Internet access right at home. A total 100 percent of the core group
are familiar with and have access to the Internet in some way.
Almost 100 percent of all the surveyed households do have at least one mobile phone at home,
96 percent of our core group do even possess their personal mobile phone, summing up to a
maximum of six mobile phones in 75 percent of all surveyed households.
The Swedish middle class is well equipped with all sorts of modern media devices. If at all, the
teenager’s access to these media is not confined by infrastructure, but rather by educational
means. To which extend and for which purposes and reasons these latter means are brought to
action shall be found out now.
1.2. Usage of Media
Watching TV seems to be a quite common activity in Swedish families. Even the majority of
parents do watch TV almost daily, with tendencies for more consumption in wintertime and on
weekends.
In the case of their children, 40 percent of our core group spend between two and four hours in
front of the TV every day, another 40 percent watch less than two hours per day, 10 percent
hardly ever watch TV and another 10 percent watch more than four hours per day. In about one
fifth of all cases the consumption of TV programmes provides for conflicts with the family’s
parents.
Apart from the home TV, cinemas provide another source for audio-visual entertainment that is
more or less frequently used by our core group of teenagers. About 50 percent go to the movies
two to five times per year, another 30 percent go between one and two times a month and a
remaining 20% claims to hardly ever go to see a movie in a theatre.
The radios are turned on between less than one hour (8%) and more than ten hours (40%) per
week in the surveyed households. The contents preferably include music.
Reading sure is not a major spare time activity of Sweden’s teenagers today. While their parents
tend to read books, magazines and newspapers quite frequently (with an interesting division of
books and magazines being read preferably by the women and newspapers by men), 59 percent
of their teenaged children reported to spend less than one hour reading per week. A mere 5
percent still reads more than five hours per week. When they read at all, they seem to prefer
books, first and foremost, with 46 percent, followed by magazines, 14 percent and newspapers
with 40 percent - with no evidence of gender specifications.
While the Swedish parents mostly, if not exclusively, meet the digitals in their work, about 20
percent of our core group spend more than four hours of their spare time every day with their
personal computer. 30 percent spend two to four hours with the PC each day, another 30 percent
spends less than two hours per day and a remaining 20 percent claims to scarcely use the device
at all. Spending too much time in front of the computer is a subject for conflicts with the parents
in about one third of all cases. About 60 percent do use the computer for computer/video games,
one third of those 60 percent play games on the computer for more than two hours each day,
another third plays less than one hour per day and yet another third only plays a few times per
week. The usage of computers for playing games decreases relative to an increase of age: Only 5
percent of the fourteen year olds do not use the computer for games, while this number increases
to about 20 percent with the sixteen year olds.
The amount of time spent on the Internet varies highly with the parents as well as with their
children. Some of the parents do use it quite actively even for their private life, while, as a
tendency, they are still far outdone by their teenaged children: Within our core group some 60
percent spend more than two hours in the Internet, 10 percent spend less than one hour and
another 30 percent only make use of it several times a week or even less often. The most popular
feature within the Internet is Chat-groups, followed by email-services and music downloads.
While they are generally mentioned very often, they seem to be even more popular still among
the boys than among the girls. The male teenagers spend a comparatively higher amount of time
in quests for information and schoolwork or playing interactive games. Generally these last three
genres are comparatively rare however and mentioned only by about 36 percent of our
interviewees. The most important factor of the Internet among Sweden’s teenagers undoubtedly
seems to be its communicational value. About 50 percent of our core group made new friends via
the Internet and 44 percent used the chat groups for flirtatious adventures – though only half of
those would like to imagine meeting their virtual counterparts in real life. However an astounding
10 percent has already made this sort of acquaintance through Internet portals. Significantly, the
use of chat groups for new acquaintances are much more frequent among boys. 26 percent of
them claimed to chat with strangers, while only 9percent of the girls reported to do so.
The telephone is another source for family conflicts. 14 percent of our interviewees report of
occasional debates on the subject, which may include territorial battles, since the parents seem to
need access to it almost as frequently as their children. Among the teenagers of our core group
the girls do seem to spend more time (up to five hours per week) with it than the boys (50% of
them use it less than one hour per week).
To sum up this chapter we’d like to point out that educational restrictions to media usage by the
teenagers was rather inexistent. In relation to media usage, both children and parents rather talk
about sources for conflict, than about prohibitions, which may indicate a comparatively weak
hierarchy between Sweden’s parents and their children.
1.3. The Swedish Favourites
We shall begin with TV emissions, series and movies – distinguishing between national and
international (mostly US-American) products and with special attention to gender-differences.
On TV as well as in the cinemas, the US-productions, and mostly series and soaps, predominate
the Swedish past time favours among the youth as well as among adults. Indifferent of their sex,
the teenager’s most favourite series include “Friends” (mentioned by 26%) and “The Simpsons”
(13%). Only number three is a product of Swedish origin – though based on a US–TV–series–
format: “Big Brother” and seems to find more followers among the Swedish girls than among the
boys. Some more Swedish series were mentioned, though not at all competitive with the USproducts. But compared to the movie selections, there seems to be a much bigger palette of
choices of national products here within the higher-ranking programmes at least.
By far the most favourite movie of 2003 was “The Lord of the Rings: The Return of the King”,
(voted by almost 50%). With only 12 percent “Pirates of the Caribbean” is the second most
favourite movie of 2003, number three is taken by “Finding Nemo”, listed as number one by 6
percent of our core group. The arguments in favour of any one of these movies were quite
homogenous: “well made”, “entertaining” and “thrilling” – the last of which was mentioned
three times more often by girls than by boys.
Asked explicitly about any national movie of their liking, only 50 percent could even think of the
two almost exclusively mentioned products: “Hipp Hipp Hora” and “Ondskan”. Asked for any
reasons for this sympathy the most frequent answer was a “lack of alternatives”.
Inevitably bound to the audiovisual genre are the actors that represent the most popular idols and
icons of today.
Quite naturally, all actors mentioned were protagonists of US-American movies and – with one
exception – or US-American origin. Apart from this most obvious fact, the most interesting
result of the answers given was that the very word „actor“ as representing a societal function
predominately implies male qualities, for male actors were mentioned far more often and with far
more distinction as with the female actresses. While among the latter, opinions were quite
uniform and included mostly two names: Julia Roberts and Jennifer Aniston, the top male
representatives included at least four actors (Will Smith, Johnny Depp, Al Pacino, Orlando
Bloom) with the choices not only conducted by gender but also by religious affiliation: Will
Smith, mentioned by 11 percent of our interviewees was clearly favoured by young Swedish
Muslims (this could be so, because he played the famous Muslim boxer Muhammed Ali in the
film “Ali”), while Johnny Depp, favoured by 8 percent of all interviewees, had more sympathies
among teenagers without any confession.
The second most favourite media gadget is the radio, or music more generally speaking and
including other means of transmission, such as CD-players and the Internet. Specification here is
not confined to certain artists of products, but rather to genres: Rap and Hip Hop are the most
favourite styles mentioned followed by R&B and Rock music. 16 percent talk of their fable for
electronic music, while 13 percent preferred to not confine their tastes to any particular style.
We had heard earlier, that reading, though not the most favourite entertainment, still formed part
of our teenagers’ spare time activities. Our survey could not establish any tendencies of favours
in respect to the most read media: books or newspapers, but it includes a study on magazines.
Here we find a striking predomination of national products such as “Frida”, the top ranking
magazine with both sexes, and “Veckorevyn”. Both these magazines are formatted as youth
magazines and published each second week at a price of about 4 Euros. Both magazines are
intended mostly for teenage girls – a fact reflected quite sharply for example by the feature gifts
that come with each edition of “Frida” and ranging between bracelets and lip gloss.
As
expected, in our survey it were mostly the girls who explicitly mentioned these two magazines as
their personal favourites.
We said that in the case of magazines, the market was actually governed by national products.
But at a closer look the most favourite magazine among Sweden’s teenagers, though of Swedish
origin, is rather Americanized in format as well as in its contents: “Frida” is flooded with reports
about and photos of Hollywood Stars.
“Veckorevyn”, the second most favourite magazine, decided to focus more on local or national
stars and products, while laying particular emphasis on styling and fashion and leaving
comparatively little space for questions of sex, sexual intercourse or relationships. However, the
few things treated in the respective articles are quite progressive and controversial in comparison.
This may be what divides the population by their confessions in their favours for one or the other
of the two magazines mentioned: The latter is widely preferred by those without any religious
affiliations – who may experience less constraint of expression and exchange regarding these
issues in their personal surrounding.
Only one international magazine can compare with these numbers at all: the “Cosmopolitan”,
which was mentioned by a total of 16 percent of our interviewees – most of which were girls.
1.4. Reception/Perception of Media
1.4.1. External Judgements, Issues of Conflict and Control
Among Sweden’s youth only one of our discussed media devices runs the danger of negative
associations: the computer, due to its excessive use for videogames. Apart from that, they are
most generally regarded as positive enhancements for the access to information and
entertainment.
This differs quite strongly with the adult generation. Within the family structures, the most
frequently uttered concern is the excessive consumption of TV as a potent audiovisual projector
of attitudes and standards by the youth, which tend to clash with the family’s – respectively the
parents’ - ethics.
In the national medial discussion the issues are prioritised in a sometimes quite demagogic
manner, which may nonetheless offer some clues into the Swedish social environment and its
interaction with the media world.
We therefore analysed two popular Swedish dailies, one a serious morning newspaper called
Dagens Nyheter, the other, Expressen, a tabloid evening paper, over a time span of three years
(2001 – 2004).
The most general fear is one of bad influence and dangers implied mostly in TV and Internet.
General opinion holds that modern economic strategies are increasingly void of any ethic attitude
and thus pose a violent threat to Sweden’s immature and not sufficiently educated and critical
youth. Interestingly, this concern even increases further when talking about girls which are
mostly seen in a victim role – obviously related to sexual contents and intentions, which seem to
flood the media and are explicitly called “degradation television” in an article of Dagens
Nyheter, April 18th of 2004.
Another favoured enemy is advertisement, which is blamed to educate generations of consumers
instead of citizens.
In all the above cases, the ruling generations seem to fear to lose control, and express this fear for
loss as a general loss of control, implying no sense of responsibility, maturity or even selfconsciousness in the young generations. Another article published March 7th of 2003 in Dagens
Nyheter thus expresses the suspicion that it may indeed be the parents themselves who are
overwhelmed and absorbed in a world of consumption, posing a gaping wound between their
personal upbringing and current social demands, while children rather absorb the medial
messages as some kind of myths in their attempts to understand the complex codes of their
surroundings.
1.4.2. Internal judgments, entertainment and identification
Our survey includes the discussion of six current movies and series with our core group of 150
teenagers between 14 and 16 years. The titles are all of US-American origin, which makes them
most likely to be quite popular in all six surveyed countries:
“Friends”: 80 percent of our teenagers, more girls than boys, are familiar with this soap. The
tenor is highly positive; the most prevalent arguments for these series include “funny” and
“entertaining”. Only about 10 percent did not like “Friends”, and mostly said it was “boring”
or “unrealistic”.
“Ally McBeal”: About 50 percent are familiar with this product. Again, more girls than boys do
have any knowledge of it. The sympathies are more differentiated and less frequent. About half
of those familiar with the series argued for the product as being “realistic” and “entertaining”,
and for it’s leading part of a “self sufficient female lawyer”. On the other hand, 13 percent of
those familiar with the series claim the product to be “boring” or simply “bad”.
The least known of our four series turns out to be “Doctor Quinn”, known by only 23 percent of
our interviewees, a significant number of whom are Muslims. Among the arguments in favour of
the product were: “She (Dr. Quinn) is a benevolent woman”, or “a strong personality”, “a good
physician”, “she helps anybody”. Arguments of antipathy were once more “boring” and “she’s
too zealous”.
Slightly more popular in Sweden is the series “Dharma & Greg”, known by about 34 percent of
our interviewees, and again more girls than boys claim to be acquainted with it. It’s the only one
of our series that has other than the main figures mentioned as arguments in favour of the
product: “Dharma’s parents”. Apart from that, the most frequent answer in favour was “funny”.
10 percent of those acquainted with the product thought is was just “too silly or “exaggerated”.
Once more “boring” was another argument against the series.
All in all, the arguments and attitudes towards any of the above products were hardly more than
general, which may indicate that they are not received with much attention or criticism, but rather
as mere entertainment. This varies – though slightly – in the case of movie-formats:
Some 30 percent of all interviewees had seen “Legally Blonde”. The opinions about its quality
were quite mixed. More results came forth by asking the teenagers about the particularities of this
movie. As central in favour for the film always was mentioned the figure in the leading role, for
her beauty and charisma - either as an actor, or in her role. Among the comments against this
movie were phrases such as “unrealistic plot”, “emotional acting style”, “appearance” and
“predictability” – the last argument – predictability - being only mentioned by girls.
Last but not least we asked our teenagers about the movie “American Pie”, which turns out to be
really popular in Sweden, since only 3 percent of all 150 interviewees had not seen any one of the
three editions and more than 50 percent had even seen all three of them. Once more the leading
role seem not to be central in the observer’s perceptions. Most judgements talked about the movie
plot and concept rather than it’s figures. Only one person was mentioned explicitly “Jim’s
father”, mostly regarded as “funny”, “cool” and “understanding”, but also as “embarrassing”
or “ridiculous” by almost 40 percent.
Gender and age seem to have played not a big role in the perception of the above-mentioned
products – with the exception of a high community of Muslims who were acquainted with
“Doctor Quinn” and of course girls are more acquainted with the series than boys. Most
comments were rather general and not very explicit. As a tendency, the focus seems to lie with
the plots rather than with particular personalities – at least in the above-mentioned cases.
Talking about the radio or audio media in general, we had already mentioned that this was
dominated generally by music. The favours here, as stated above, do indeed render global trends.
One perceptive particularity however may be the impact and importance of lyrics as reported by
our core group interviewees.
Most of our interviewed teenagers do pay attention to the words included in the music they are
listening to. This in turn has a more or less frequent impact on their moods, as reported in about
50 percent of all cases and even manages to tangent personal opinions in no less than 12 percent.
Not surprisingly this attention to verbal expressions increases with age.
When asked whether the Internet had any impact on family life the most frequent answer used to
be “No”. The revealing part of this lies however less in the statement than in it’s implications:
This “No” usually implies the potentially bad impact of the Internet on family life. But this
association stems more from family conflicts with the parents than from personal attitude or
opinion in most cases. For the young generation the Internet is an advancement and enhancement,
as well on an entertaining level as on an informational one.
2. Free time
With “Free time” we mean the time not spent with school, homework or studying. If we ask the
parents, the teenagers spend their free time mostly with friends. Other activities mentioned were
sports (mostly boys, and in rather stereotypical groupings related to gender), TV and computer
(games, internet, chatting - also with a majority being boys). These were the most frequent
answers. Only a few parents mentioned occupations such as “reading books”, “spending time
with the family” and only one girl of our survey group reportedly is in a religious youth group.
All in all the above statements are in high accordance with the reports we got from our core
group’s elder siblings – whether concerning their own free time habits at the age of 14-16 or
regarding their younger sibling’s activities nowadays. Only six of a total twenty elder siblings
thought that the computer was used more now than it had been in their teenage years.
Even the interviewees from within our core group do mostly support the statements made so far:
Their favourite spare time activity is meeting friends (60%) and sports (20%), followed by the
TV, the computer and reading.
Another aspect quite neglected by parents and elder siblings which does apparently take its share
of attention with the teenagers is music, mostly as passive listeners but in some cases even with
themselves playing instruments (again, for the detail numbers go to 1. Media, Usage…).
And we may also not forget the telephone as a crucial spare time device – which (as stated above)
even repeatedly amounts to family troubles in 15% of the cases.
Another activity inevitably linked to the teenager’s associations with free time (and maybe quite
as inevitably erased from those of the parents’) is going out – an action increasingly linked to
group pressures if we believe the account of one elder sibling about his brother, and mostly
referring to the movies in the case of Sweden’s teenagers between 14 and 16 years. Other
youthful adventures are the disco and the pub. Interests in a visit to the disco are, if at all, only
affected by age (88% of the 14 year olds say they hardly ever go to a disco, this number
decreases to a mere 57% with the 16 year olds). But neither the visits of discos nor that of pubs
(77% claim to hardly ever go there) seem to be influenced by gender or by the amounts of pocket
money available to any one teenager.
One third of our core group interviewees are members of at least one club or organisation – sports
in most cases. The boys favour ball games and Martial Arts, while horse riding and swimming
are the girls’ most favourite activities, with no further distinctions (religion, age) made.
Asked about their general aspirations for spare time activities most teenagers remained mute,
with a few exceptions mentioning travelling – independent of age, gender, religion, etc.
One last aspect of free time was taken up in the essays we asked 50 teenagers to write about their
own visions of their future lives. By their accounts we may assume that all the TV’s and
computers must have been trashed or given to charity, for the boys now see themselves
exclusively engaged in competitive sports or occupied with cars in large numbers, while the
majority of girls prefers to do gymnastics, to swim or involve themselves in creative hobbies such
as music, design, writing and drawing.
3. Future plans and visions
The term “Future” may imply many things. We shall for this purpose reduce it to four distinct
aspects: profession, private life, establishment – mobility and fears projected into the future.
For the elaboration of this chapter we will use the following survey references:
- We shall begin with the evaluation of the half standardised interviews held with our core group
teenagers.
- Next, the essays on their future visions written by our core group teenagers may represent the
main element.
- The sibling’s interviews talk about the elder siblings’ own future plans and visions as well as
about the supposed plans and visions of their younger siblings.
- Last but not least, the parents report about their own former visions of their future (compared to
their actual life now) and their perspectives on their children’s future plans.
3.1. Professional career
In Sweden the future does not have such a grave impact in comparison, at least not with the
young generations. As a consequence the teenagers’ views of their future are rather void of any
idealism and tend to be quite pragmatic. Almost 30 percent of our core group had no specific
plans for their professional future life. Among the rest, three professions predominated: lawyer
(15%), engineer (10%) and journalist (10%).
A classical tendency shifts the girls to rather “creative” and “social” professions, while the boys
prefer sports or technical jobs. A slight motion away from tradition is indicated by the girls often
mentioning professions that are far from being dominated by or even ascribed to the female sex
(such as police woman, etc).
Sweden’s teenagers are well aware of the problem of unemployment but do generally not
envision themselves as being confronted with this dilemma. Quite apart, most of them see
themselves doing very well financially, or at least managing the necessities of life.
Asked what possible issues they could imagine barring their paths to their desired career, most
interviewees of our core group had no answer, while about 13 percent spoke of insufficiently
high grades as a possible barrier.
The teenagers parents are quite liberal towards specific choices, though their children’s general
well being is a major issue of course, which’s promises seem to be embedded mostly in a
profound education and “happiness”. The desire to get a job before getting married is more often
expressed by mothers than fathers and more often regarding girls than boys.
3.2. Visions for the Private Life
Partnership, especially marriage and family, in turn – rather detached from the parameters of time
– are quite an institution in Sweden, reflected by the fact, that all of our core group of teenagers
between 14 and 16 years had ready answers to the related questions. 62 percent wish for a lasting
partnership, 33 percent hope to meet more than one partner in their lives (one girl explicitly plans
to have two females lovers and a boy friend synchronically) and 5 percent don’t see themselves
in any relationship in the future (explained with their time consuming professions in several
essays). While 87 percent hope to marry at some point – for love and for the creation of a “real
family”, only 11 percent are not affectionate of such notions, and only about 1 percent report that
their families expect them to marry.
This desire is shared by a third of the parents in the boys’ cases and only by one fourth in the
girls’ cases. Generally marriage seems to find more advocacies among the mothers than the
fathers. While the parents’ attitudes are slightly contained in these regards, almost 100 percent of
the parents would wish their children in turn to have children as well. This concurs with almost
90 percent of the teenagers, who do indeed wish to become parents in their future, most even
knowing the approximate numbers, from one (4%) to “three or more” in about 50 percent of all
cases.
Neither of these results showed any significant relevance of age, gender or religious affiliation in
the interviews, but there were some interesting tendencies in the essays: While half of all boys in
the essays expressed the desire for parenthood, only one third of the girls did so. We may deduct,
that the young male generation of Sweden tends to lean rather to the traditional side, while the
girls rather seem to seek alternatives.
3.3. Home versus Mobility
Travelling is important to almost 100 percent of our teenage interviewees. Indifferent of gender
they aim at foreign targets in their future holidays. The global outlook on foreign studies however
is more common among the girls (one girl proposes to become an Egyptologist and move to
Egypt permanently), while more boys plan to go abroad on business. 52 percent of all core group
interviewees hope to emigrate from their home country (explicitly mentioned were “Australia”,
“Germany”, “western Europe” and “the United States”), while 48 percent plan to stay in Sweden
or even in the area where they grew up. Asked upon their preferences for either countryside or
urban environments, about 55 percent envisioned their future life in a city – with a slight
preference for big cities such as Stockholm, while 14 percent decidedly preferred rural areas and
31 percent were not clear on these behalves. In the essays some of our teenagers specified
whether they would live in a house or a flat. Here we find a relevant distinction of gender: More
girls than boys expect to live in flats in their future lives, while a majority of boys speaks of their
own houses. Then again, when it comes to arranging their future homes, the girls had quite
astonishing details, while the boys weren’t explicit at all.
3.4. Fears
Our core group turned out to not be very vocal about their fears of the future. Among the few
things mentioned in the essays however were the issues of unemployment and nuclear war. Not
surprisingly, the parents were much more explicit about their worries for the future. They spoke
of their children’s fears to “not suffice”, to not find an intimate partner or general worries about
school. Upon the parent’s own fears of their children’s future, the results of the parents’
interviews roughly present us with three major themes:
- The more or less shapeless dangers of social/natural environment, “that you can’t control” (to
cite a mother’s words), which include issues such as unemployment, drugs, etc.
- Their children’s “idleness”, “lack of social skills” or, more generally, their incompatibility with
the requirements that might await them in their future lives.
- A general fear that something “goes wrong”
Four of twenty parents (3 female, 1 male) said, they had no worries for their children’s future.
4. Social environment
4.1. Parents
A slight majority of our teenagers’ parents is married (62% live with married parents). 27 percent
live with their single mother, due to divorce, break-up or the fathers’ death. In 11 percent of all
cases, the parents live together without being married. Workload seems to be rather evenly shared
in Sweden. In 46 percent of all cases, both fathers and mothers go to work; in 57 percent of all
cases they also evenly share the housework. In about 38 percent of all observed cases, the
mothers do the major workload at home, while only 12 percent of our teenagers spoke of their
fathers as the sole source of income. In 5 percent of all cases, the fathers were the ones mainly
occupied with the household. 7 percent of the mothers reportedly interrupted their professional
work due to pregnancy and later picked up again. These numbers seem to not concur with the
respective persons’ religious affiliation.
If we ask the teenagers to “grade” their own parents we do find significant concurrences not only
with religious affiliation but also with gender: the sons’ views of their mothers is much more
critical than that of the daughters. Only 12 percent of the Swedish Muslims consider their
mothers to be supportive, while 41 percent of those with Christian affiliations and 42 percent of
those without confession do so. 18 percent of all Muslims even consider their mothers to impose
restrictions on them, while only 2 percent of all Christians and 4 percent of those without
religious affiliations share this notion.
There is a general tendency to look at married mothers as more “conservative” and “old
fashioned” among the teenagers.
Quite congruently with our other countries’ surveys, the fathers tend to not come off as well as
their spouses. Compared to the mothers they are regarded as less open minded or even
conservative and as stricter. Nonetheless the general esteem for their fathers hardly varies with
that of the mothers, and in regards to restrictions, the mothers are seen as imposing even more
force than the fathers. Gender differences correlating with these opinions are – quite interestingly
– hardly relevant for further distinctions. But once more, Islam takes a slightly outstanding
position in regards to the observances made. Only 17 percent of the Swedish Muslims consider
their fathers to be supportive (compared to 41% among the Christians and 40% among those
without affiliation). And while 70 percent of those without religious backgrounds report their
fathers as allowing their children some leeway, only 37 percent of the Christians and a mere 23
percent of the Muslims do so.
Sources for conflicts between our teenagers and their parents most often are “going out “(55%)
and “friends” (35%), one more subject sticking out in relations to their mothers is the issue of
“cleaning up” – an issue that seems to increase in relevance relative to increasing age. By our
survey, religion turns out to be a real family binder, for 72 percent of the Christians and 70
percent of the Muslims talk of their parental relations as being “very good”. And no single
Swedish Muslim ever has any open debates with their parents (compared to 13% among those
without confession and 9% of the Christians who more or less frequently debate with their
parents). This however does not necessarily imply good relations as shows the fact that 12
percent of the Swedish Muslims and 8 percent of those without affiliation consider their parental
relations to merely be “mediocre”.
4.2. Siblings
Only about 5 percent of our core group teenagers have no siblings, 36 percent have one sibling,
34 percent have two, 9 percent three, and 16 percent have four or more siblings. Of all teenagers
with siblings, about 37 percent were the youngest, 33 percent amidst elder as well as younger
siblings and 30 percent were the eldest siblings within their families.
Relations among the sibling appear to be quite casual (mostly “good” or “very good”) in the
majority of cases.
Barriers for good relations are claimed to either be logistic (not living together, living far apart)
or due to age (puberty) and lack of time (workloads, different hobbies, etc.). The elder siblings
take role model status in about half the cases evaluated – especially but not necessarily within
same sex relations. They also usually take up the roles of guardians or supporters of their younger
siblings. Implied in this lies, apparently inevitably, a hierarchy based on age.
4.3. Friends
In chapter 2. Free time we had already mentioned that Sweden’s teenagers seem to spend most
of their spare time out with their friends. In this chapter we’d like to put particular emphasis on
the questions of gender (Do the roles and expectations within friendships vary between boys and
girls?) and age (Do these roles and expectations congruently alter with age?).
Two groups can be distinguished that seem to particular esteem friendships and to seek
orientation and support with their friends.
-
According to the questionnaires, the girls seem to be more reliant on their friendships than
the boys and in the essays “friends”, though frequently mentioned, only had the function
of accompanying entertainments in the case of the boys, while only in the girls’ essays the
explicit “importance” of friendship was mentioned.
-
The teenagers without confession much more frequently gave highly positive answers
within this context than those with Christian or Islamic affiliation.
Only 0,7 percent deem their friends to be not that important. Among the majority however we
find that friendship is highly esteemed, with significant distinctions to gender and religion, but
not to age. More girls than boys (87% of the girls compared to 78% of the boys) and a majority
of the teenagers without religious affiliation consider their friends to be very important. The
friends are even preferably included into the teenagers’ decision-making with 45 percent, while
only 6 percent do reportedly not turn to their friends for advice. Once more gender and religion
are indicators of these tendencies, with girls and teenagers without religious affiliation giving
more weight to their friends voices. The same is true for motivation, and personality – though as
regards religion, the atheist stronghold is here replaced by a majority of Muslims considering
their friends’ impact on their personality as highly important. In the case of looks, the numbers
are rather evenly spread among gender, age and religions.
4.4. Sexuality and its social status
Sex is a highly relevant issue to Sweden’s youth. They are confronted with it on numerous levels
and to various degrees. About one fifth of all our core group interviewees had already had sexual
intercourse at the day of our inquiry. Another 5 percent were at least familiar with petting.
Gender and religion seem to play no role in reference to these numbers, maybe surprisingly,
neither does age. A remaining 70 percent has not had (or did not admit to have had) any personal
sexual experiences at the ages of 14, 15 or 16.
But whom do our teenagers turn to when they have questions or doubts on this topic? In Sweden
they mostly turn to their friends. In 52 percent of all cases this even makes up a major part of all
issues discussed with these same friends, with a slight majority of boys within this group. But on
the other hand, still 13 percent claim to not talk about sex with their friends at all.
Asked whether the topic was discussed in school, 74 percent reported, that these events were
rather scarce. 22 percent even claim to never have heard the issue mentioned in their school. But
the one location that is most mute about the theme of sexuality is home, with 49 percent saying
that they never talk about sex with their families – although about half of the parents (about twice
as much mothers than fathers) reportedly worry about their children’s – especially about their
daughters - sexual lives. If the issue is at all touched it is usually with the mother – independent
of their respective gender, age or religion. Only 5 percent say that they can talk to both their
parents about this topic.
For this reason it may seem even more astonishing that the teenagers ethics towards issues of
sexuality are not only rather precise and elaborate but also akin to those of their parents’
generation.
Their attitude towards the issue is more or less to be considered liberal, and this is not invariably
so with both girls and boys of each age and Muslim teenager are obviously less liberal than
others. According to sexuality interestingly girls at this age seem to think more conservative than
boys, this may easily be connected to the media influence with the romantic love as a high
priority topic in products for girls.
- One-Night-Stands are regarded as explicitly “graceless” in 25 percent of all cases, while 28
percent think that One-Night-Stands are “ok” (more boys, 36% to 14% of the girls).
- 10 percent of all teenagers think that sexual intercourse should be confined to matrimony
(mostly Muslims).
- 62 percent deem love to be the ultimate boundary between having and not having sex
(especially girls, 70% to 50% of the boys).
- But one third is supporting the phrase that anyone should be able to do what he or she wants
(less Muslims).
Of course, with the themes of sexuality nowadays inevitably arises the subject of AIDS.
A majority of the teenagers seem to be well aware of this issue and reportedly practice (or plan to
practice) safe sex. Still, an alarmingly large group of 15 percent is confident that they shall
remain exempt from such dangers.
The most significant correlations deducted from our results concern the association of attitude or
relative liberality to the frequency with which the topic is discussed. Sex is most important to and
earliest practiced by those who talk about it most often. This group is also the one most conscious
about the dangers of AIDS.
One last significant relation is found between liberal attitudes and the source of reference within
the family being either father or mother. As a tendency, those talking to their fathers about
sexuality were more open minded towards the presented issues than those whose core source of
information on the topic within the family context were their mothers.
All in all, Sweden’s youth is quite outspoken and surprisingly in line with their parents on the
topic of sexuality. But we may nonetheless say that there does lie some sort of taboo with the
issue of sex in Sweden, though maybe less so for it’s societal connotations and deliberations in
recent history but mostly for the fact that it is central to the generational dilemma of parents and
children at this crucial age, turning every appearance of the topic into some sort of rite to
restructure families or to loosen the parental ties. Many of Sweden’s parents, confronted with this
phenomenon, remain rather helpless and mute before the overwhelming perceived loss of control
(enforced by media influence) and the increasing gap towards their children.
4.5. Idols
In quest for female idols, by far most of our Swedish teenagers – whether male or female - turn
to their mothers. One distinction that can be made out in these regards relates to religion: 53
percent of the Muslims, 36 percent of the Christians and only 20 percent of those without
religious affiliation mention their mother as a source of inspiration. The second most often
mentioned person was the pop star Beyonce, followed by “grandmother” and two more pop
stars: Britney Spears (preferred by the boys) and Christina Aguilera – who both, as well as
Beyonce, are products of the new fashion wave of talent shows. The criteria turn out to be very
superficial (“good looking”, “she sings well”, “because she is my mum”, etc.).
19 percent spoke of not having any female idols – and interestingly these include a majority of
boys (28%, compared to only 13% of the girls). Generally the interest for female idols seems to
decrease with age.
12 percent of all interviewed teenagers claim to not have any male idols. The most frequently
mentioned idol among the others was incontestable the father. Up to here we may think, that the
patterns are quite homogenous between male and female idols, but that’s an illusion. As with
movie stars, there is a much wider variety of persons on the one hand and a much stronger
hierarchy between the persons mentioned in the case of the male idols, while the range of female
idols tends to include hardly more than five persons who are rather evenly spread along the lines
of favour and dismay. Furthermore, the male idols show high preference majority among the girls
(while the answers were spread quite evenly among the sexes in the case of the female idols).
In the case of male idols, no other person than father succeeds to surpass the 5 percent-border.
The second most often mentioned male idol, with only 3 percent and chosen only by Christians,
is Jesus Christ. Then follow numerous names of sportsmen, singers, relatives and actors. The
arguments in favour of the chosen figures were again rather superficial though as a tendency we
may say, that the results show more focus on (dynamic) actions with male idols and more
attention to (static) attributes in the case of female idols.
5. Personal Attitudes
5.1. Politics
The idealism Sweden’s teenager are apparently lacking in regards to their own future sneaks
through their answers in this chapter: They all would readily engage in socio-political activities.
The preferences lie with issues such as human rights (71%, most likely for famous activist groups
such as AMNESTY), women’s rights (40%, reportedly the most important issue for our teenagers
within their personal realms) and racism (29%). The least attractive and consequently least
chosen issue was local politics or Swedish politics (11%). (The sum total includes more than
100% because some teenagers voted for two or more activities). Congruently, 73 percent - more
girls than boys - spoke of politics being of hardly any or no importance for their lives. But
unheeding to this cognition, still about 41 percent do indeed inform themselves on current
political on-goings, more boys than girls do so. About half of these teenagers argue that current
politics might influence their future and claim this as their main reason for their actual interests in
politics. Only 6 percent of all teenagers underline the aspect of democracy and their ability to
thus actively participate in politics.
5.2. Religion
Sweden has a high number of people without confession. Due to the kind of questions asked in
our survey (which mean to discover attitudes and personal attachment to one’s own religion),
these people are inevitably exempt from this chapter. The most prominent confessions beyond
atheism in Sweden are Christianity, mostly Protestantism, and the Islam. Here we do encounter
highly significant differences – not of age, but of affiliation background:
While 71 percent of all Muslims consider their religious faith to be of very high importance to
them, only 14 percent of the Christian Swedes have a similar attitude towards their faith. There
are also distinctions of gender in the sentiments related to their respective religions: While the
three most often expressed associations with religions, “support”, “courage” and “giving
strength” were spread evenly among the sexes, the adjectives “liberating”, “supportive” and on
the other hand: “out-dated” were all used in much larger numbers by boys than by girls. In
general the Swedish girls find their religion more important than the boys and describe it in a
more positive way (the Muslim teenager could be an exemption here).
5.3. The Question of Gender
In this section, the interviews for our core group contained a group of phrases about which we
asked the teenagers whether they would agree or disagree with the respective presumptions. We
shall order them by percentage, starting with those phrases most commonly agreed upon and
finishing with the most controversial presumptions:
Neither of these results showed any significant relevance of age, gender or religious affiliation.
1) “Women have to work, to ensure sufficient income for their families.” This was agreed upon
by 91 percent of all our teenagers.
2) “Women perform just as well as their male counterparts while still having less
(professional) opportunities”,
Which was unanimously supported by 85 percent.
3) “More women should be actively participating in politics for they would open a door to new
perspectives.” As expected, girls to a much higher degree than boys supported this phrase. In
total, 84 percent thought that this was a good idea.
4) “Women like men who are able to show their feelings.” About 70 percent - indifferent to
gender – believe that this is true.
5) “Nowadays, women are much more independent”. 65 percent of our core group think that
this is true.
6) “Today’s women are ambitious and prefer to be independent.” A statement agreed upon by
about 54 percent. Interestingly, this modern image of a woman seems to be more compatible or
more relevant within Muslim affiliations (88% of our Muslim interviewees agreed with this
point) than within the Christian context (50%) or among teenagers without confession (49%).
7) “Men are intimidated by strong women.”
This was supported by 53 percent of our
interviewees.
8) “Women prefer strong men” is a notion shared by 52 percent of our teenagers with a
significant majority of them being raised by single mothers.
9) “Nowadays, women just as well as men want both a career and a family, which is not
generally supported within the society.” This statement was agreed upon by 51 percent, once
more with a high number of them being single mother–children, followed by those within an
intact family, while the children of divorced parents tend to rather disagree with this. There is
also a significant borderline between teenagers of Muslim faith or without faith, who tend to
rather agree on the one hand, and Christian teenagers on the other, who tend to disagree.
10) “Nowadays, all paths are open to women just as well as to men.” This opinion is largely
supported by the girls, with a total percentage of 47 percent to agree with this statement.
11) “Men are the better politicians.” As expected this attitude was supported more by boys than
by girls. But the general compliance was rather low, with a mere 16 percent agreeing.
5.4. Perception of the body
About 50 percent of our core group interviewees consider their bodies to be quite alright. Among
those who think that they are too fat a vast majority derives from the group of people without
religious affiliation (30%, compared to 12% among Christians and 11% among Muslims).
Consistently reversely, most of those who consider the attitude towards their bodies as being very
good are Muslims, followed by Christians and last by those without affiliation. Quite
interestingly, religion seems the only significant indicator, while gender apparently plays no
important role in these regards.
One spare time activity closely associated with their physics is sports. And the teenagers seem to
consciously regard this activity as a means of doing something for one’s body. 70 percent of our
teenagers claim to do much or at least any sports. Only 19 percent reportedly do not adopt any
such strategies for body control. Dieting as an alternative is widely ignored in Sweden.
5.5. Fashion and Profile
Independent of gender, age or religion, clothes definitely are important to Sweden’s young
generations. While most of them, about 50 percent, rather wear comfortable clothes however,
another 35 percent prefer to dress fashionably and beautiful, and about 15 percent style
themselves along the lines of certain trends such as Skate or Hip-Hop.
So Sweden’s youth chooses their “fig leaves” well – and they do so for good reasons: 84 percent
of our teenagers suppose that one can tell a lot about a person by his/her looks, 5 percent even
propose being able to create a personality profile by the things one wears.
77 percent of our core group interviewees readily offered detailed lists of articles and features one
would have to display to be admired, or literally to be considered “cool” in school (10%
explicitly spoke of formfitting clothes as an indispensable prerequisite for gaining respect), while
only 19 percent held the opinion that admiration was not to be found by mere proper clothing.
We feel the need to repeat that all the above statement seemed to not vary significantly by
gender, age or religion.
Though 38 percent of our core group interviewees considered themselves to be fashion conscious
but indifferent to brands, on the whole, brands do have some significance within our teenagers’
clothing strategies – especially regarding sports-shoes, jeans and T-shirts and there focussing on
the global products (Nike, Puma, We, Diesel, Adidas, J.L., Levis and Lee). Asked about the
advantages of brand products, our teenagers argue for “higher quality”, “styling” and the
prospect of social esteem. However, 25 percent of the teenagers could not agree with any of these
statements. Arguments against brands included the high prices, the implication of pretence and,
more generally, their “insignificance”. 11 percent could not identify with any of these arguments.
About two thirds reported of some sort of uniformity of looks within their respective group of
friends.
VI. Fallstudie Türkei
1. Medien
1.1. Mediennutzung und -zugang
Ein breiter Zugang zu den wichtigsten Medien scheint für die befragten türkischen
Jugendlichen selbstverständlich zu sein. Ein Fernsehgerät gehört zur Grundausstattung fast
jeden türkischen Haushalts aus unserer Stichprobe. In vielen Familien gibt es zwei oder sogar
drei Geräte, wobei die Jugendlichen dann über ein eigenes, privates Fernsehgerät verfügen.
Eine große Mehrheit der türkischen Haushalte, die in die Untersuchung mit einbezogen
waren, verfügen über zumindest einen Videorekorder und zusätzlich noch einen DVD-Player.
Fast 95 Prozent haben zu Hause einen Computer, vielfach einen eigenen (85% der Jungen und
75% der Mädchen). Ein Großteil der Jugendlichen verfügt auch über Internetzugang,
entweder zu Hause oder bei FreundInnen, im Internetcafe etc. Zur Nutzung des Computers ist
zu bemerken, dass Mädchen signifikant weniger Zeit vor dem Computer verbringen als
Jungen. Andererseits benützen sie Mobiltelefone viel extensiver als Jungen. Mobiltelefone
sind zwar unter beiden Geschlechtern gleich weit verbreitet, aber Jungen telefonieren
weniger. Das viele, oft stundenlange Telefonieren der Mädchen führt oft zu Konflikten mit
den Eltern. Bei Jungen ist die Zeit, die sie vor dem Computer verbringen, nicht selten
Konfliktpunkt. Die Lehrpersonen bestätigen, dass sich die Eltern der Jugendlichen oft darüber
beschweren, dass diese zu viel Zeit mit Chatten und Internet verbringen und dadurch
unkommunikativ werden und nicht genug mit der Familie sprechen.
Fernsehen ist ohne Frage das beliebteste Medium. Für viele Befragte stellt Fernsehen gar die
beliebteste Freizeitaktivität dar. Fast 60 Prozent der Befragten schauen vier Stunden täglich
fern. Auch hier kommt es oft zu Konflikten mit den Eltern, weil diese nicht einverstanden
sind mit dem hohen Fernsehkonsum ihrer Kinder. Interessanterweise geben im getrennten
Interview die Eltern selber aber an, noch mehr Stunden fern zu sehen als ihre Kinder. Sie
versuchen, den Fernsehkonsum der Sprösslinge zeitlich einzuschränken, nennen als
gemeinsame Freizeitaktivitäten mit den Kindern jedoch auffällig oft das Fernsehen. In den
elterlichen Beschreibungen eines typischen Nachmittags ihres Kindes kommt Fernsehen so
gut wie immer vor. Viele Jugendliche der Abschlussklasse (und teilweise auch der vorletzten
Klasse), die sich bereits intensiv auf die Universitätsaufnahmeprüfungen vorbereiten, geben
aber an, eigentlich keine Zeit zum Fernsehen zu haben. Das sehen auch die Lehrenden so,
obwohl sie betonen, dass der Fernsehkonsum der SchülerInnen dennoch sehr hoch ist.
Lesen wird zwar als beliebte Freizeitaktivität erwähnt, scheint aber nicht sehr häufig
praktiziert zu werden. Ein Drittel der Befragten liest weniger als eine Stunde pro Woche, und
mehr als drei Viertel lesen weniger als fünf Stunden pro Woche. Die bevorzugte Lektüre ist
geschlechtsspezifisch aufgeteilt. Mädchen lesen eher Bücher als Jungen (58% gegenüber
25%), wohingegen Jungen eher Zeitungen lesen (36% gegenüber 7%).
1.2. Favoriten
Türkische Jugendliche mögen sowohl nationale als auch internationale, meist USamerikanische TV Serien und Stars. Es gibt eine große, nahezu unüberschaubare Auswahl an
türkischen Eigenproduktionen. Oft sind die türkischen Serien nach demselben Schema
aufgebaut und stellen „schlechte Kopien“ der US-amerikanischen Sitcoms dar, so die
Meinung einiger Befragten. Dennoch sind viele türkische Serien, besonders solche, die
alltägliche Probleme behandeln, sehr beliebt, darunter vor allem „Avrupa Yakasi“, „Kurtlar
Vadisi“ und „Bir Istanbul Masali“. Gründe für ihre Beliebtheit sind vor allem ihre
Realitätsbezogenheit,
Identifikationsmöglichkeiten
und
die
Behandlung
von
jugendspezifischen Themen. Ein typisches Handlungsmuster vieler türkischer Serien ist das
„Modell Aschenputtel“ (Frau: arm, jung, zunächst hässlich, später schön; Mann: reich,
schön). Ein weiteres typisches Schema sind die wegen des sozialen Gefälles aufkommenden
Konflikte zwischen den Eltern des reichen Mannes und dem Sohn. „Metrosexuelle“, also
moderne, urbane, erfolgreiche, auf Karriere und Aussehen bedachte Männer stehen im
Mittelpunkt. Durch die Liebe stellen sie sich zum ersten Mal gegen die Familie. Solch ein
Handeln wird als realistisch für die Türkei und sein Aufbegehren gegen die Eltern im Namen
der Liebe als tugendhaft gesehen.
Die meistgesehenen internationalen Serien „Angel“ und „Emergency Room“ sind bei
Mädchen beliebter und „Friends“, „Sex and the City“ sowie „The Simpsons“ bei Jungen.
Andere beliebte Serien sind „Buffy“, „Ally McBeal“, „South Park“ und „Scrubs“. Die
Motivation scheint aber bei Mädchen mehr der Inhalt, bei Jungen teilweise auch die
attraktiven Schauspielerinnen zu sein.
Ein möglicher Grund, warum manche US-amerikanischen Serien nicht so gut gekannt werden
wie türkische, mag darin liegen, dass die türkischen Versionen nur auf Pay-TV-Kanälen
ausgestrahlt werden. So musste bei der Gruppendiskussion über die Serie „Friends“ aufgrund
mangelnder Kenntnis der Serie zusätzlich auf türkische Serien ausgewichen werden, um alle
Beteiligten in die Diskussion einbinden zu können. Die Gruppendiskussionen dienten dazu,
herauszuarbeiten, inwieweit mediale Bilder Einfluss auf das Leben der Jugendlichen haben
beziehungsweise wie von ihnen das von den Medien präsentierte Leben bewertet wird. An der
Serie „Friends“ wird am meisten kritisiert, dass eine heile Welt vorgespielt wird, die mit der
Realität der befragten Jugendlichen sehr wenig zu tun hat. Die meisten Befragten stehen unter
dem „Damoklesschwert“ der Universitäts-Aufnahmeprüfung (ÖSS) und haben mit den
Charakteren in „Friends“, die scheinbar ständig Freizeit haben und nur in Ausnahmenfällen
arbeiten, kaum etwas gemeinsam. Serien haben für sie zumeist reinen Unterhaltungswert und
die Funktion, sie von ihrem alltäglichen Stress und Druck abzulenken. Das locker-leichte
Leben, wie es in „Friends“ vorgespielt wird, ist für die meisten von ihnen nicht einmal ein
Traum. Serien werden dann als realitätsnah und gut eingeschätzt, wenn sie kein
harmonisches, sondern ein konfliktgeladenes Familienleben zeigen. Sind ernstere Probleme,
mit der Schule, der Liebe und besonders den Eltern beziehungsweise der Familie im
Mittelpunkt des Seriengeschehens, so können sich die Jugendlichen viel eher darin finden. So
ist etwa die US-amerikanische Serie „Eine himmlische Familie“ deswegen beliebt, weil sie
die vielen Probleme der Kinder und die vielen Konflikte und Streitereien mit den Eltern in
den Mittelpunkt stellt. Man kann aus dem in den Gruppendiskussionen immer
wiederkehrenden Auftauchen des Themas „Konflikt mit der Familie“ den Rückschluss
ziehen, dass Beziehungen innerhalb der Familie in der Realität tatsächlich konfliktreich sind
und dass die Jugendlichen den Konflikt zwischen der alten und der neuen Generation, der in
der Türkei „wütet“, deutlich zu spüren bekommen. An mehreren Stellen der
Gruppendiskussionen wird von den Befragten zum Beispiel angedeutet, dass die Familie oft
ein Hindernis, besonders was die freie PartnerInnenwahl betrifft, darstellt. Die oft geäußerte
Sehnsucht der Jugendlichen nach „echten“, „harmonischen“ Freundschaftsbeziehungen kann
auch als Kritik an der türkischen Gesellschaft verstanden werden, in der familiäre Vorgaben
offenbar immer noch stärker sind als freie Entscheidungen. Liebe und Freundschaft werden
vielleicht deswegen so hoch geschätzt, weil sie in den Augen der Jugendlichen Mangelware
sind.
Die türkischen Jugendlichen distanzieren sich aber zum Großteil von einigen Aspekten der
Art zu leben, wie sie in US-amerikanischen Serien wie „Friends“ gezeigt wird. Besonders
sexuell konnotierte Szenen werden als für die Türkei absolut unrealistisch eingestuft, es wird
jedoch gemutmaßt, dass diese Szenen für westliche Länder wie USA, Deutschland, England
etc. durchaus wirklichkeitsgetreu sein könnten.
Das nationale Kino ist sehr beliebt unter den türkischen Jugendlichen. Fast alle Befragten
zählen einen nationalen Kinofilm zu ihrem absoluten Lieblingsfilm. Spaß und
jugendspezifische Thematiken sind hier wieder die wichtigsten Gründe für die Beliebtheit.
Die beliebtesten internationalen Kinofilme sind „Herr der Ringe“ und „Matrix“, hauptsächlich
von Jungen genannt. Die Mädchen waren mehr von den „Harry Potter“-Filmen begeistert und
auch von „Troja“. Hier zeigt sich eine interessante Verknüpfung von globalen und nationalen
Inhalten, der Hollywood-Film „Troja“ wurde einzig in der Türkei als besonders beliebter
Kinofilm genannt, das verstärkte Interesse der Mädchen liegt wiederum wahrscheinlich eher
an den beliebten männlichen Darstellern. Viele US-amerikanische Kinofilme, zu denen sich
die Jugendlichen äußern sollten, wurden aufgrund ihrer Realitätsferne kritisiert. Über
„American Pie“ meinten einige abwertend, der Film sei „typisch amerikanisch“ und passe
nicht zur türkischen Kultur. Andererseits zählt auch dieser Film zu den Favoriten der
türkischen Befragten, besonders einige Jungen können sich bei diesem extrem lockeren
Umgang mit Sexualität sehr amüsieren.
Neben der Frage nach den Lieblingsserien der Jugendlichen dient die Frage nach ihren
LieblingsschauspielerInnen und Idolen als ein weiterer Indikator dafür, wie der Einfluss der
Medien auf die Vorstellungswelt der Jugendlichen wirken könnte. Zwar sind für die
Jugendlichen hauptsächlich die Eltern oder andere Verwandte Vorbilder, dennoch spielen
Stars aus den Medien eine große Rolle. Türkische SchauspielerInnen genießen unter den
türkischen Jugendlichen sehr hohes Ansehen und können auf eine große Fangemeinde
blicken. Hollywood-Stars wie Brad Pitt, Tom Cruise, Nicole Kidman oder Julia Roberts sind
zwar die VorreiterInnen, aber nicht weit dahinter liegen nationale Filmgrößen. Die
wichtigsten Faktoren für die Beliebtheit sind das Aussehen, der Charakter und die
schauspielerischen Leistungen, wobei für Jungen das Aussehen der weiblichen und für
Mädchen das Aussehen der männlichen SchauspielerInnen wichtiger ist. Mehr Wert auf
Humor des Lieblingsschauspielers legen Jungen.
1.3. Einfluss der Medien
Die Frage, ob es eine globale Jungendkultur in der Türkei gibt und wenn ja, inwieweit die
Medien diese verbreiten und auf die Jugendlichen Einfluss haben, wurde vor allem in
Gesprächen mit den Lehrkräften zu beantworten versucht. Als BeobachterInnen, die viel mit
Jugendlichen zu tun haben, gleichzeitig aber neutraler beziehungsweise unvoreingenommener
als die Eltern und objektiver als die Jugendlichen selbst sind, sind ihre Auskünfte und
Meinungen sehr aufschlussreich. Eine große Mehrheit der befragten Lehrpersonen gibt an,
dass es eine globale Jugendkultur gibt, die durch Internet, Fernsehen und andere Medien, aber
auch durch AustauschstudentInnen etc., in der Türkei verbreitet wird. Sie drückt sich vor
allem in der Sprache, Kleidung und im Film- und Musikgeschmack aus. Es gibt auch
AnhängerInnen der westlichen Fast-Food-Konsumkultur. Fernsehen und Musik scheinen
besonders reiche Quellen für Image und Sprache zu sein. Viele SchülerInnen übernehmen
englische und/oder internationale Ausdrücke und sind begierig darauf, von „Natives“ (etwa
original deutschen Lehrenden) etwas über westliche Musik, Jugendkultur etc. zu erfahren.
Das Fernsehen beeinflusst die Jugendlichen nach Einschätzung der Lehrkräfte insofern, als sie
Charaktere aus US-amerikanischen oder türkischen Serien, die sich aber am westlichen
Lebensmodell orientieren, nachahmen und ihre Ausdrücke, Einstellungen und ihr Verhalten
übernehmen.
Manche Lehrende befürchten, dass die türkische Kultur unter dem westlichen Einfluss leiden
wird, andere sehen ein Problem darin, dass der Spagat zwischen den neuen, westlichen und
globalen einerseits und den traditionellen türkischen Werten andererseits von den
Jugendlichen nicht zu schaffen sein und Identitätskrisen auslösen wird. Nach außen hin
präsentieren sich die Jugendlichen zwar als liberal und modern, aber innerlich haben sie nach
Ansicht vieler LehrerInnen den Wandel noch nicht vollzogen. Die „Verwestlichung“ bleibt
nur oberflächlich, und die Versuche der Jugendlichen, das zu leben, was sie im Fernsehen
sehen, sind nie mehr als Nachahmungen und gehen notgedrungen schief.
Die Folgen des Einflusses, den die westlichen Medienprodukte auf die Jugendlichen haben,
werden von den Lehrkräften unterschiedlich eingeschätzt. Viele glauben, dass die
Jugendlichen brutaler und verhaltensauffälliger geworden sind. Ein anderer wichtiger Punkt
ist die Beobachtung, dass sich die Differenzen zwischen den Geschlechtern verkleinert haben.
Mädchen verhalten sich demnach zunehmend „männlicher“, verwenden zum Beispiel gleich
viele Schimpfwörter wie Jungen oder machen auch mal den ersten Schritt, wenn es um
gegengeschlechtliche Annäherung geht. Außerdem werden die Jugendlichen, insbesondere
die weiblichen, immer konsum- und markenorientierter.
2. Freizeit
Was bei der Frage nach den Freizeitaktivitäten am meisten auffällt, ist die Tatsache, dass die
Jugendlichen überdurchschnittlich viel Zeit alleine verbringen, vor allem mit Aktivitäten, die
man zu Hause macht. Musik Hören, Lesen, Computerspiele Spielen und Fernsehen kommen
vor FreundInnen Treffen. Sonst gehören noch Sport und Spazieren Gehen zu den beliebtesten
Aktivitäten. Es bestehen signifikante Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen. Mädchen
verbringen ihre Freizeit viel stärker mit sozialen Aktivitäten wie FreundInnen Treffen und
Ausgehen, Jungen hingegen verbringen deutlich mehr Zeit vor dem Computer. Außerdem
lesen sie weniger als Mädchen und treiben mehr als doppelt so oft und gerne Sport. Die
Beschäftigung mit Kunst, sei es in Form von Architektur, Photographie, Tanz oder Zeichnen,
ist weiblich dominiert.
Fernsehen zählt wie gesagt ebenfalls zu einer beliebten Freizeittätigkeit. Das zu lange
Fernsehen und die Wahl der Programme, die geschaut werden, sind häufig Anlass für
Streitereien mit den Eltern. Das Gleiche gilt auch für den Computer, der hauptsächlich zum
Spiele Spielen, Musik Downloaden, Chatten und Internetsurfen verwendet wird, und zwar vor
allem von Jungs. Die Befragten unterscheiden sich auch in Bezug auf die Art der
Computerspiele, die sie spielen. Jungen favorisieren Renn- und Sportspiele, Ego-Shooter-,
Kampf-, Action-, und Abenteuerspiele. Mädchen haben weniger präzise Präferenzen, sie
probieren auch gerne verschiedene Spiele aus. Ab einem höheren Alter wird das Internet
vermehrt für schulische Zwecke und zur systematischen Suche nach Information eingesetzt.
Jungen flirten vier Mal öfter über das Internet als Mädchen und sind auch viel eher bereit,
sich mit einem Internetflirt zu verabreden. Insgesamt haben mehr als 60 Prozent der Befragten
bereits neue FreundInnen über das Internet kennen gelernt.
Sport wird von ca. einem Drittel der Befragten ausgeübt, wobei Jungen Mannschafts- und
Ballsportarten wie Fußball bevorzugen und Mädchen eher Individual- und Indoor-Sportarten
wie Schwimmen, Fitnesscenter etc. Jungen betreiben wesentlich mehr Sport als Mädchen, nur
6 Prozent der Jungen, aber 24 Prozent der Mädchen geben an, überhaupt keinen Sport zu
machen.
Musikhören zählt ebenfalls zu den wichtigsten Freizeitaktivitäten. Hier werden besonders
häufig Pop, Rock, Hip Hop und R’n’B (Eminem, Robbie Williams, Beyoncé und Pink
gehören zu den beliebtesten MusikerInnen), aber auch Metal, Alternative, Hardcore und Punk
genannt. Religion hat insofern einen Einfluss, als religiöse Jugendliche mehr traditionelle
türkische Volksmusik und klassische Musik hören.
Am Abend auszugehen ist sehr wenig verbreitet unter den 14-17jährigen Jugendlichen, außer
mit FreundInnen ins Kino zu gehen. Das liegt ohne Frage daran, dass die Eltern das nicht
erlauben würden. Abends alleine auf der Straße zu gehen, wird als gefährlich angesehen und
wenn möglich vermieden. Es ist für türkische Jugendliche daher sehr unüblich, sich abends
draußen mit FreundInnen aufzuhalten und in Lokale zu gehen, was außerdem auch zu teuer
wäre. Stattdessen bleiben sie Hause unter elterlicher Aufsicht. Die Einschätzungen der
Lehrpersonen bestätigen dieses Bild. Ihnen zufolge sehen die Jugendlichen viel fern und
verbringen viel Zeit im Internet. Man gewinnt den Eindruck, als würden die Jugendlichen ihre
Freizeit zu einem großen Teil virtuell gestalten – statt abends auszugehen, was besonders für
Mädchen so gut wie verboten ist, treten sie per Computer mit anderen in Kontakt. Ihre Art,
sich von der Familie zu distanzieren, ist weniger physischer Natur, sondern geschieht durch
Kommunikationsverlagerung hin zum Computer oder Telefon.
3. Zukunftspläne
3.1. Berufliche Karriere
Die Vorstellungen zur zukünftigen beruflichen Karriere sind eindeutig und sehr homogen. Es
gibt ein fixes Schema, das bei fast allen gleich ist. Der Weg zum „guten Leben“ scheint klar
vorgezeichnet und ist für Mädchen und Jungen derselbe:
* Die Aufnahmeprüfung für eine gute Universität schaffen oder zum Zwecke des Studiums
ins Ausland gehen, ein erfolgversprechendes Studium absolvieren (am häufigsten Medizin,
Jus oder Ingenieurswissenschaften, geistes- und sozialwissenschaftliche Studien werden nur
sehr selten genannt), egal welches, denn die Studienwahl geschieht weniger aus Interesse
denn als Mittel zum Zweck, nämlich zur – mit ökonomischem Reichtum verknüpften –
Karriere.
* Einen guten, d.h. hoch dotierten und gesellschaftlich angesehenen Job finden, in den ersten
paar Berufsjahren die Karriereleiter steil nach oben klettern, viel Geld verdienen.
* Nach erfolgreichem Berufseinstieg (mit ca. 30 Jahren) heiraten und eine schöne Wohnung,
besser noch ein schönes Haus mit Garten erstehen. Der/die PartnerIn soll im Idealfall
ebenfalls erfolgreich sein und eine Karriere haben (zumindest wünschen das die Mädchen).
* Ein bis zwei Kinder bekommen, um das Erreichte weiter zu geben und das private Glück
perfekt zu machen.
Für alle ist die Zukunftsplanung sehr eng verbunden mit Wohlstandsdenken und dem Streben
nach sozialem Aufstieg, wobei dieser ökonomisch definiert wird. Daraus resultiert die große
Bedeutung des „Karriere-Machens“, verknüpft mit finanzieller Unabhängigkeit. Mehr als ein
Drittel der Jugendlichen will ins Ausland gehen, um dort zu studieren, zu leben und zu
arbeiten. Deutschland und die USA sind in diesem Zusammenhang die unangefochtenen
Vorreiter. Die Jugendlichen erhoffen sich dort bessere Chancen, gutes Geld zu verdienen
und/oder eine gute Ausbildung zu bekommen. Diejenigen, die nach der Ausbildung an einer
europäischen oder sonstigen westlichen Universität in die Türkei zurückkehren wollen, sind
überzeugt, dass sich die Jobsuche um eine Vielfaches einfacher gestalten und der Job viel
besser bezahlt sein wird. Mädchen haben im Allgemeinen konkretere Pläne bezüglich ihrer
zukünftigen Studienwahl, sie scheinen auch ehrgeiziger und besser vorbereitet zu sein.
Streben die Mädchen häufiger einen interessanten Beruf an, so sind es die Jungen, die
unbedingt viel Geld verdienen wollen.
Zukunftsängste spielen sicherlich eine große Rolle im Leben der Jugendlichen. Auch die
Lehrenden sprechen dieses Thema direkt an. Jungen und Mädchen unterscheiden sich in
diesem Punkt dahingehend, dass sich Jungen generell weniger Sorgen machen und Mädchen
sich häufiger über die Schule und die Universitätsaufnahmeprüfung Gedanken machen. Die
Jugendlichen sind sich aber alle einig, dass das Leben in der Türkei sehr schwer und die
Zukunft ungewiss ist. Daher träumt eine überwältigende Mehrheit von ihnen von Erfolg, Geld
und/oder Emigration. In ihre Aufsätzen sprechen sie es ganz offen aus: Bezahlung ist das
wichtigste Kriterium für einen guten Job, und reich oder sehr reich zu werden ist das oberste
Ziel für viele. Diese Ergebnisse decken sich auch mit den Aussagen und Erwartungen der
Eltern. Eltern legen großen Wert auf eine gute Ausbildung der Kinder und wünschen sich,
dass eine gelungene Familiengründung erfolgt. Ebenso wie die Jugendlichen selber
empfinden sie das Schulsystem und die Universitätsaufnahmeprüfung als große Last, da eine
einzige Prüfung über den weiteren Verlauf des Lebens entscheidet.
3.2. Private Zukunftsvorstellungen
Türkische Jugendliche weisen auch in Bezug auf ihre privaten Zukunftspläne ein sehr
traditionelles Muster auf. Ehe und Familie stehen absolut im Mittelpunkt. Heiraten, Haus
kaufen, Kinder kriegen (am besten einen Buben und ein Mädchen) und eine glückliche
Familie sein, das ist das Ziel der meisten Jugendlichen. Bezüglich Wohnort sind sich fast alle
einig, dass sie in Istanbul oder einer anderen Großstadt leben wollen. Nur wenige der
befragten Jugendlichen stellen längerfristig den Beruf ernsthaft vor die Familie. Ganz wenige,
und hier ausschließlich weibliche Jugendliche, wollen, bevor sie mit ihrem Partner
zusammenziehen, zuerst mit FreundInnen in einer Wohngemeinschaft zusammenwohnen.
Gemischte Wohngemeinschaften werden wahrscheinlich auch deswegen nicht angestrebt,
weil die Eltern sie nicht erlauben würden. Der Weg führt also direkt vom Elternhaus zur
Ehebeziehung. Nur eine ganz kleine Minderheit spricht davon, vor der Ehe das Leben
auszukosten, möglichst lange frei und unabhängig zu leben und Erfahrungen zu sammeln. Die
bevorzugten Eigenschaften, die der Traumpartner beziehungsweise die Traumpartnerin und
zukünftige Ehemann/frau haben sollte, sind aus Sicht der Mädchen und Jungen allen voran
Treue, Verständnis, Ehrlichkeit, Intelligenz und Warmherzigkeit, Jungen legen außerdem aber
viel mehr Wert auf gutes Aussehen und Sex-Appeal. Jungen und Mädchen sind sich weiters
einig, dass sie keinesfalls PartnerInnen dulden würden, die sie betrügen und unehrlich sind.
Auf Vertrauen und Ehrlichkeit legen die türkischen Jugendlichen generell besonders viel
Wert.
Die Mädchen stellen häufig ihre Karriere in den Vordergrund, sodass die Familie erst an
zweiter Stelle kommt. Sie äußern einen starken Drang nach Eigenständigkeit und
(ökonomischer) Unabhängigkeit und schöpfen ihre Motivation dazu aus wirtschaftlichemanzipatorischen Gründen. Kinder zu bekommen, wird von vielen Mädchen als eine
logische Folge des Heiratens betrachtet. Heiraten und keine Kinder zu bekommen oder
Kinder bekommen ohne zu heiraten, diese Möglichkeiten kommen im Weltbild der türkischen
Jugendlichen so gut wie nicht vor, wenn, dann nur bei Mädchen.
Die weiblichen Jugendlichen scheinen sehr genau zu wissen, dass sich durch eine Heirat ihr
Leben in eine bestimmte, vorgegebene Richtung ändern wird. Will eine Frau ein
eigenständiger, unabhängiger Mensch sein und ohne Rücksicht ihre Karriere verfolgen, so
muss sie anscheinend zunächst Single bleiben. Für Burschen gilt Anderes. Verheiratet zu sein
bedeutet keineswegs eine Belastung, sondern ist ein angenehmes, wünschenswertes Attribut
im Leben. Da die Betreuung der Kinder für die meisten mehr oder weniger selbstverständlich
von der Frau übernommen wird und sie den Haushalt führen soll, sind die (formulierten)
Ansprüche an die Frau aus jetziger Sicht eher einseitig, sie soll vor allem hübsch sein
(dennoch spielen sehr wohl, wie erwähnt auch andere Eigenschaften eine große Rolle).
Dass die Frau in einer Ehe karrieremäßig zurücksteckt und zu Hause bleibt, um Haushalt und
Kinder zu versorgen, ist für alle Befragten, sowohl männliche als auch weibliche, eine so
selbstverständliche und fast nicht verhandelbare Realität, dass beide Geschlechter die
logischen Konsequenzen ziehen: Die Mädchen versuchen, sich dem Automatismus zu
entziehen, indem sie Eheschließung hintanstellen, während die Burschen die Ehe eher
anstreben.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in der Türkei viel Arbeit und das Anpassen an
ein rigides System erforderlich sind, um das „gute Leben“ zu erreichen, das mit
gesellschaftlichem, sozialem und damit verbunden ökonomischen Aufstieg verbunden ist. Das
türkische Bildungssystem verlangt von den Jugendlichen, dass sie sich, wenn sie auf einer
„guten“ Universität zugelassen werden wollen, bereits Jahre vor ihrem Schulabschluss auf die
Aufnahmeprüfung vorbereiten. Daraus resultiert die nüchterne, wenig Raum für individuelle
Pläne und Vorstellungen lassende Einstellung der Jugendlichen zu ihrem weiteren
Lebensverlauf. Bis auf wenige Ausnahmen sind die genannten Wunschbiographien beinahe
deckungsgleich – ein gutes, man könnte auch sagen gutbürgerliches Leben mit materiellem
Wohlstand und privatem Familienglück. Auf dem Weg zur Verwirklichung dieses Zieles
spielen die Studienwahl und die künftige Arbeit nur die Rolle eines Mittels zum Zweck, und
Selbstverwirklichung spielt eine untergeordnete, bei den Mädchen aber doch größere, Rolle.
Die einzige Eigenschaft, die dem zukünftigen Beruf zugeschrieben wird, ist dessen gute
Bezahlung. Die Motivation, einen gut bezahlten Beruf zu haben, ist aber zwischen Mädchen
und Jungen unterschiedlich. Während die Jungen eher in einem traditionellen Familienbild
verhaftet sind, d.h. sie müssen eine Familie ernähren können, geht es Mädchen in erster Linie
darum, sich durch einen gut bezahlten Job aus der Abhängigkeit der Familie befreien und ihre
Unabhängigkeit dem künftigen Mann gegenüber behaupten zu können.
Neben Familie nennen die Jugendlichen noch andere Projekte und Träume, die sie
verwirklichen wollen. An erster Stelle steht hier das Erlernen fremder Sprachen, das Reisen
und fremde Kulturen kennen lernen. Mädchen wünschen sich häufiger als Jungen, in ihrer
Freizeit zu reisen und sich weiterzubilden. Die Mehrheit der türkischen Jugendlichen
präsentiert sich sehr offen und modern. Sie haben viele „westlichen“ Werte bereits in großem
Maße aufgenommen. Insbesondere Mädchen sind kommunikativ und weltoffen und wollen
Karriere machen. Obwohl die meisten früher oder später eine Familie gründen wollen, wird
Erfolg im Berufsleben allseits angestrebt. Mädchen wollen sich zielgerichtet verhalten und
scheinen selbstbewusster und erfolgsorientierter als gleichaltrige Jungen zu sein.
Insgesamt
finden
sich
bei
den
Jugendlichen
mehr
oder
weniger
optimistische
Zukunftsvorstellungen, auch wenn viele gewichtige Sorgen angesprochen werden. Es herrscht
große Unzufriedenheit mit dem Schulsystem, das die freie Entscheidung stark einschränkt,
und das Wissen und Bewusstsein über das Auseinanderklaffen zwischen dem, was die
Jugendlichen eigentlich machen wollen und dem, was sie wahrscheinlich machen werden
(müssen bzw. zu müssen glauben), ist bedrückend. Sorgen über die berufliche Zukunft sind
oft im Vordergrund, die Chancen am Arbeitsmarkt werden als eher schlecht eingeschätzt.
Vielleicht sind manche Wünsche an die Zukunft gerade deswegen so hoch gegriffen und
unrealistisch, ja geradezu utopisch: Berühmt zu werden oder zumindest mit Prominenten
zusammen zu arbeiten, armen Kindern zu helfen, nach Las Vegas zu gehen und im Spiel sein
Glück zu machen, Heilmittel für genetische Krankheiten zu finden, in einer großen weißen
Traumvilla mit einem Golden Retriever zu wohnen und Menschen im Schönheitslager gesund
und glücklich zu machen.
3.3. Vorbilder
Für die meisten befragten türkischen Jugendlichen sind die Eltern die größten Vorbilder.
Besonders Mädchen bewundern sehr oft, doppelt so oft wie Jungen, Mutter und/oder Vater.
Neben der Mutter zählen vor allem Schauspielerinnen und Sängerinnen zu den wichtigsten
weiblichen Idolen. Die Gründe für die Wahl des weiblichen Vorbildes liegen
geschlechtsspezifisch verteilt. Mädchen finden häufiger als Jungen den Charakter ihres
Vorbildes, ihre erbrachten Leistungen und Fähigkeiten sowie soziale Komponenten und das
soziale Engagement vorbildlich, während Jungs häufiger das Aussehen schätzen. Männliche
Idole entstammen viel öfter aus dem Sport und der Politik, wobei diese Bereiche vorwiegend
von den männlichen Befragten genannt werden. Im Gegensatz zu weiblichen Idolen werden
männliche Idole meist aufgrund ihrer Intelligenz und Zielstrebigkeit geschätzt, aber auch hier
spielen Aussehen und Charakter eine Rolle.
4. Das soziale Umfeld
4.1. Eltern
Die Beziehungen zwischen den Eltern und ihren Kindern scheinen gut zu sein, die befragten
Jugendlichen haben ein durchaus positives Bild von ihren Eltern. Mütter werden häufiger als
Väter als modern, tolerant, gerecht und Freiraum gewährend eingestuft. Die Jugendlichen
schätzen an ihnen, dass sie ihren Kindern nur das Beste wünschen und sie unterstützen. Väter
werden meist als konservativer, strenger und einengender wahrgenommen. Mädchen sehen
beide Eltern tendenziell positiver als Jungen.
An Müttern wird teilweise kritisiert, dass sie zu pessimistisch und zu wenig karriereorientiert
sind. Positiv bewertet werden vor allem soziale Kompetenz und Familienorientierung. Bei
Vätern werden Eigenschaften wie Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin als positiv hervorgehoben, es
wird ihnen aber öfter mangelnde Geduld sowie mangelnde Familienorientierung angelastet
beziehungsweise die väterliche Art der Partnerschaftsgestaltung bekrittelt.
Am häufigsten gehen die Meinungen der Jugendlichen und ihren Eltern in Bezug auf das
Fortgehen auseinander, insbesondere bei der Uhrzeit, wann die Sprösslinge wieder zu Hause
sein müssen. Weitere wichtige Problemfelder stellen die Schule (Lernen und Noten) dar, aber
auch Partnerschaften, Sexualität und der Freundeskreis. Jungen haben bessere Erfahrungen als
Mädchen mit ihren Eltern, wenn es um ihre gegengeschlechtlichen Beziehungen geht.
Offenbar wird ihnen mehr Freiheit zugestanden. Fernseh-, Telefon und Computerkonsum
können ebenfalls Konflikte auslösen.
Aus der Sicht der Eltern sind die Kinder sehr zufriedenstellend und brav, Kritik wird kaum
geäußert. Das kann daran liegen, dass man in der türkischen Kultur über seine
Familienmitglieder öffentlich nicht „schlecht“ spricht. Die Auskünfte, die wir von den
Lehrpersonen bekommen haben, sind diesbezüglich aufschlussreicher. Ihren Beobachtungen
zufolge rebellieren die Jugendlichen stark gegen die Normen der Eltern. Obwohl das
Verhältnis zwischen Kindern und Eltern als besser als in der westlichen Welt eingeschätzt
wird, verschlechtert es sich in Folge des westlichen Einflusses. Der Generationenkonflikt
wird größer. Besonders bezüglich Sexualität bestehen starke, ungelöste Konflikte, die darin
ausarten, dass sexuelle Kontakte sehr wohl stattfinden, aber vor den Eltern geheim gehalten
werden.
Wenn auch manche Lehrpersonen meinen, dass viele Eltern heutzutage unsicher wären, wie
viel Freiraum sie ihren Kindern geben können und dann dazu tendieren, zu wenige Richtlinien
vorzugeben, scheinen doch die meisten Eltern einen relativ strengen Erziehungsstil auszuüben
und finden es richtig, ihre Kinder zu kontrollieren, besonders in Hinsicht auf zwei Bereiche,
nämlich Schule und Freundeskreis. Sie finden es gut, dass die Familie einen so hohen
Stellenwert bei ihren Kindern einnimmt. Auf die Frage, ob sie es ihren Kindern erlauben
würden, bei ihrem Freund/ihrer Freundin zu schlafen, antwortete eine Mutter, dass sie es
sogar erlauben würde, dass die zwei im selben Zimmer schlafen. An diesem Beispiel wird
besonders gut deutlich, dass die Codes von Befragenden und Befragten nicht die gleichen
sind.
Die Kontrolle, die über Mädchen ausgeübt wird, ist im Bereicht Freundschaften stärker als bei
Jungen (bei Jungen herrscht oft mehr Kontrolle bei Schulangelegenheiten). Mädchen, so die
Hälfte der interviewten Elternteile, bräuchten eine besondere, sorgsamere Erziehung. Diese
Überzeugung basiert wohl auf der Annahme, dass Mädchen verletzlicher, zerbrechlicher und
schwächer seien und deswegen mehr Pflege und Schutz nötig hätten. Die Kontrolle ist
deshalb gerade im sexuellen Bereich bei Mädchen viel ausgeprägter. Es besteht aber noch ein
weiterer Grund für diese Einstellung. Aufgrund der gesellschaftlichen Diskriminierung von
Frauen müssen sich Frauen mehr anstrengen, um ihre Ziele zu erreichen. Mädchen brauchen
gemäß dieser Argumentation eine besondere Erziehung, weil sie auf die Realität mit ihren
verschärften Bedingungen für Frauen vorbereitet werden müssen.
Den Umstand, dass Jugendliche heute in zunehmend jüngerem Alter erste sexuelle
Erfahrungen machen, sehen die meisten Eltern mit Besorgnis. Sie glauben, dass Sex vor der
Ehe gegen traditionelle Werte verstoße und für die familiäre Struktur schädlich sei. Liberalere
Eltern argumentieren, dass Kindern unter einem gewissen Alter die nötige Reife für sexuelle
Kontakte fehle. Über Sexualität sprechen die Eltern mit ihren Kindern nur sehr selten, und
zwar dann, wenn es unvermeidbar ist. Gespräche über Sexualität werden so gut es geht
vermieden und als unangenehm und unpassend im Familienkontext erachtet. Wenn jedoch ein
Elternteil für sexuelle Aufklärung zuständig sein soll, dann definitiv die Mutter.
4.2. Freundeskreis
Freundschaften spielen im Leben der Jugendlichen eine zentrale Rolle. Mindestens ebensoviel
Einfluss wie die Peer Group übt in der Türkei jedoch die Familie aus. Drei Viertel der
türkischen Jugendlichen (mehr Mädchen als Jungen) nehmen die Meinung ihrer FreundInnen
sehr wichtig, besonders wenn um ihre Meinung zur Persönlichkeit und zu Entscheidungen
geht. In den Gruppendiskussionen zur Serie „Friends“ hat sich gezeigt, dass gute
Freundschaftsbeziehungen für die Jugendlichen aber nicht selbstverständlich sind. Viele
wünschen sich Freundschaften der gleichen Intensität und Qualität wie in „Friends“ und
bestaunen die Offenheit, Ehrlichkeit der Charaktere und ihren netten Umgang miteinander.
Mädchen wie Jungen beteuern gleichermaßen, dass zwischen gleichgeschlechtlichen und
gegengeschlechtlichen Freundschaften kein Unterschied besteht. Manche Mädchen behaupten
sogar, dass sie zu Burschen bessere Freundschaften haben als zu Mädchen, weil Mädchen
oberflächlich seien und nur über Mode redeten. Eine andere Meinung ist die, dass, obwohl die
Freundschaften zwischen Mädchen und Burschen im Allgemeinen gleich gut funktionieren
wie
gleichgeschlechtliche
Freundschaften,
Mädchen
mit
Burschen
über
gewisse
geschlechtsspezifische Dinge wie etwa die Menstruation nicht reden könnten.
Die meisten Jugendlichen wollen nicht mit ihren FreundInnen zusammen wohnen
beziehungsweise geben an, dass die Eltern das nicht erlauben würden. Etwa die Hälfte
behauptet, während des Studiums lieber bei ihren Familien zu wohnen als in einer
Wohngemeinschaft. Das Konfliktpotenzial bei einem möglichen Zusammenleben mit
FreundInnen wird als wichtigstes Argument gegen das WG-Leben angeführt. Die andere
Hälfte der Befragten gibt an, sich vorstellen zu können, in einer WG zu leben, oft aus
praktischen Gründen, d.h. wenn die Universität weit entfernt vom Familienwohnsitz ist. Es
scheint klar, dass es eine reine Männer- oder Frauen-WG sein wird. Mädchen können sich
wesentlich eher mit der Vorstellung eines WG-Lebens anfreunden oder wünschen sich das
auch als Jungen.
5. Einstellungen
5.1. Politik
Nur rund ein Drittel der Jugendlichen ist der Meinung, dass Politik für sie wichtig ist. Jungen
zeigen fast doppelt so viel Interesse wie Mädchen und informieren sich besser. Sie können
sich auch häufiger als Mädchen vorstellen, sich für die allgemeine türkische Politik
einzusetzen. Die Mädchen hingegen geben an, sich in erster Linie für Menschen- und
Frauenrechte einsetzen zu wollen. Unabhängig vom Geschlecht ist einigen Befragten auch der
Umweltschutz und der Kampf gegen Rassismus ein persönliches Anliegen.
5.2. Religion
Mehr als drei Viertel der befragten Jugendlichen geben an, dass ihre Religion für sie
persönlich wichtig ist, und immerhin ein Viertel meint, dass ihre Religion ihr alltägliches
Leben sehr beeinflusst. Die positiven Eigenschaften der Religion werden darin gesehen, dass
sie gute Regeln vorgibt, die Gemeinschaft fördert, hilfreich ist und Kraft gibt. Religion hat
offensichtlich für die Mehrheit der Befragten einen hohen Stellenwert, interessanterweise
halten eindeutig mehr Jungen ihre Religion für wichtig und sehen sich von ihr beeinflusst,
während die Mädchen die Religion kritischer betrachten.
Es zeigt sich, dass die türkischen Jugendlichen vor allem religiöse Traditionen besonders
wichtig finden. Weiters geben sie an, vor allem Respekt vor alten Menschen als wichtige
Tradition zu empfinden sowie diverse Familientraditionen. Wenig überraschend sind es auch
hier die Jungen, die mehr von religiösen und auch nationalen Traditionen halten, während die
Mädchen mehr Familientraditionen sowie Respekt hervorheben. Außerdem geben eindeutig
mehr Mädchen als Jungen an, gar keine Traditionen als persönlich wichtig zu erachten. Bei
den Selbstbeschreibungen sind es auch eher noch die Jungen, die sich selbst als religiös oder
als traditionell bezeichnen.
5.3. Geschlechterverhältnis
Die Rollenbilder von Jungen und Mädchen unterscheiden sich in Hinblick auf ihre
Vorstellungen der gesellschaftlichen Positionen von Männern und Frauen. Mädchen nehmen
dabei
häufig
eine
kritischere
und
emanzipatorischere
Haltung
gegenüber
Geschlechtsstereotypen ein. So sind sie häufiger der Meinung, dass es mehr Frauen in der
Politik geben sollte, weil sie für neue Perspektiven sorgen (85,7% gegenüber 50,7% der
Jungen), oder dass Frauen wie Männer heute Job und Familie wollen, aber wenig
Unterstützung finden (78,2% gegenüber 59,5% der Jungen). Dementsprechend meinen die
Jungen häufiger, dass zwar Frauen alle Wege offen stehen (61% gegenüber 41,5% der
Mädchen), Männer aber dann doch die besseren Politiker sind (78,9% gegenüber 40% der
Mädchen). Gleichberechtigung wird von den meisten Mädchen groß geschrieben. Besonders
diejenigen, die bereits das Leben in einem „westlichen“ Land kennen gelernt haben, sind sich
über die Unterschiede im Klaren. Machos werden von den Mädchen abgelehnt, Softies sind
aber genauso unerwünscht. Wenn es um Geschlechterrollen geht, orten die allermeisten
Jugendlichen ein gravierendes Ost-West-Gefälle in der Türkei. Die „Ost-Mentalität“ (z.B.
Anatolien) wird anscheinend als Grund für jegliche Ungerechtigkeiten und für die
Unterdrückung der Frauen vorgeschoben. Sehr auffallend ist die Tatsache, dass die
Jugendlichen das typische Stadt-Land-Gefälle auf einen Ost-West-Konflikt projizieren, der
für alle Probleme zwischen den Geschlechtern verantwortlich gemacht wird.
Wenn es um die Frage der Organisation der Kindererziehung geht, sind die Meinungen
zwischen Jungen und Mädchen häufig konträr. Wenn die Mädchen Kinder haben wollen, was
den Aussagen der Mädchen zufolge nicht immer selbstverständlich scheint, wollen die
meisten ihre Karriere dafür nicht aufgeben, sondern sie nur kurz, für ein bis zwei Jahre,
unterbrechen. Viele Jungen empfinden die Kinderbetreuung aber immer noch hauptsächlich
als Frauensache und möchten, dass ihre Frau zumindest bis zum Schuleintritt der Kinder zu
Hause bleibt. Als Mann beim Kind zu Hause zu bleiben, während die Frau ihre Karriere
weiter verfolgt, ist zu einem großen Teil etwas Absurdes für sie.
5.4. Sexualität, Liebe und Partnerschaft
Sexualität ist für türkische Jugendliche ein Thema, über das selten zu Hause in der Familie
oder im Unterricht, sondern vor allem im Freundeskreis gesprochen wird. Die Einstellungen
türkischer Jugendlicher zu Sexualität sind äußerst widersprüchlich und spiegeln den Umstand
wider, dass dieses Thema gesellschaftlich nicht gelöst ist. Die Jugendlichen wollen sich
einerseits von den traditionellen Werten und Vorstellungen der älteren Generation loslösen,
sind diesen aber gleichzeitig noch stark verhaftet. Sie kritisieren etwa, dass in den türkischen
Serien zu wenig Sex gezeigt wird und äußern den Wunsch, dass dieses Tabuthema im
Fernsehen behandelt und offen darüber gesprochen wird. Andererseits rufen Nacktszenen
Ablehnung oder zumindest Irritation hervor. Auch darüber, wie weit die Eigenständigkeit der
Frau gehe soll und wie viel „Härte“ der Mann besitzen soll, besteht keine Klarheit. Sie wollen
keine Softiemänner haben oder sein, wie sie etwa in „Friends“ vorkommen. Die Mädchen
bewundern zwar die ökonomische Unabhängigkeit und die Eigenständigkeit der weiblichen
Charaktere in „Friends“, aber sie sind es gewohnt und erwarten, dass der Mann die Richtung
in der Familie lenkt, Verantwortung übernimmt und die wichtigen Entscheidungen trifft.
Viele der befragten Jugendlichen meinen, dass man Sex erst nach einer Eheschließung leben
soll. Besonders Mädchen vertreten die Meinung, dass Sex erst nach der Hochzeit angemessen
ist (60,3% gegenüber 28,4% der Jungen) und dass die Freiheiten in Bezug auf Sex in
westlichen Kulturen in vielen Punkten zu weit gehen (46,2% zu 35,1% der Jungen). Mehr
Jungen als Mädchen hingegen finden One-Night-Stands in Ordnung (25,7% zu 2,6% der
Mädchen). Außerdem ist anzumerken, dass ein Grossteil der 14-17jährigen noch wenig
sexuelle Erfahrung gemacht hat, wobei doch die Jungen häufiger angeben, solche schon
gemacht zu haben. Dies erklärt auch, warum sich rund die Hälfte aller Befragten noch keine
Gedanken über AIDS macht. Weiters sind es die Jungen, die häufiger im Freundeskreis über
Sex sprechen.
Die Lehrpersonen glauben, dass die Jugendlichen heute über Sex offener sprechen können,
weil viele Tabus gebrochen sind. Trotzdem besteht in der Türkei bei vielen nach wie vor die
Meinung, dass Sex vor der Ehe verboten sein soll, zumindest für Mädchen. Obwohl unter
einigen Jugendlichen selbst solche Normen schon überholt sind, gelten sie für die alte
Generation oft noch sehr wohl. Das führt dazu, dass viele Jugendliche nicht offen über Sex
reden wollen und unzureichend über Gefahren und Folgen zum Beispiel ungeschützten
Verkehrs aufgeklärt sind. Es besteht heute die Möglichkeit, vor der Ehe Beziehungen
einzugehen und Erfahrungen zu sammeln. Zwar wird solch ein Verhalten noch nicht auf
gesamtgesellschaftlicher Ebene akzeptiert, aber es setzt sich langsam durch.
5.5. Kleidung und Aussehen
Türkische Jungen und Mädchen unterscheiden sich in ihren Einstellungen zum Körper
dadurch, dass Jungen ihren Körper häufiger gut finden und sich weniger oft als zu dick oder
schlecht proportioniert einschätzen. Um ihren Körper in Form zu halten, halten Mädchen eher
Diät, während Jungen sich lieber sportlich betätigen. Kleidung spielt eine große Rolle im
Leben der türkischen Jugendlichen, wobei sich die Mehrheit in ihrem Kleidungsstil an ihren
FreundInnen orientieren. Markenkleider und -schuhe werden gerne getragen, wobei in den
Aufsätzen ähnliche westliche Kleider- und Schuhmarken genannt werden, allen voran die
Klassiker Nike, Puma, Adidas, Converse, Tommy Hilfiger, Levi’s und Diesel, aber auch die
türkische Marke Mavi erfreut sich großer Beliebtheit.
VII. Case study India
1. The media
In India there is an obvious awareness of a global youth culture that has above all emerged
through modern media. Due to the successful and almost entire incorporation of television,
computer and Internet into the lifestyles of the young Indian people from our sample, the
different media have connected these young people of that country to that of the rest of the
world like never before. Despite the positive aspects of this globalisation through media that
helps to create better communication and more understanding between young people around
the world and may even end up ensuring more peace and improving living conditions in India,
one must not forget the deep concerns expressed by parents, teachers and opinion leaders.
American products and formats play by far the most important role in the consumed media
and it is America that is held responsible for encouraging self-centred consumerist behaviour
amongst the young and promoting a kind of instant “McCulture” that many parents and
teachers disapprove of and is therefore not worth emulating. This fear of “Americanisation”
of traditional societies with the only aim of making profit by clever individuals without
thinking about the community is a thorn in the flesh of the majority of Indians, who set a high
value on traditions, family and religion.
The teenagers’ personal attitude towards media is generally very positive; especially the
computer is regarded in most cases as an enhancement of life qualities, whether in their
studies or in their free time, although parents are often annoyed about their children spending
too much time on the computer and thus having not enough time for other activities or for the
family. The Indian public fears a decline in moral values caused by TV shows like MTV
India, the 24-hour music channel and its capitalist, American influences. The channel is
inspiring millions in the way they talk, dress and behave. Teenagers say that they are not just
absorbing influences from other parts of the world but also shaping identities abroad,
considering how interested the world has become in Indian films, dance, music, fashion and
literature. Many opinion leaders are of the opinion that television is the main culprit that has
widened the chasm between young people living in urban and rural areas as 70 percent of the
Indians live in the countryside with most of them having no TV, not to mention a computer or
access to the Internet. In millions of homes, cable and satellite television is considered as
essential as the hearth. Before the liberalisation in 1992 it was only government-sponsored
channels that were aired in the country. Now Rupert Murdoch’s Star TV and American soap
operas provide many Indians their first real look at people in other parts of the world. As a
letter to the editor in “Business Week” states, “I fear that the youth is fated to suffer an early
loss of faith and disillusionment. The technologies that excite them, computers, Internet and
communication must rest on a foundation where basic needs are fulfilled.” At the heart of a
national debate about where the young is headed at a time when India is concentrating on
growth and globalisation, the fundamental task remains building bridges between the lifestyle
of the rich and the desperate situation of the poor. A very close relationship can be detected
between social responsibility, Indian culture and media. The media has the power to
accelerate the process of development and is therefore seen as pivotal in the promotion of
different kinds of culture. The hope for the future is that it will play a healthier role in a
developing country like India instead of inspiring the youth only to make money, as we all
also need morals and time-tested values to lead a happy life in the long run.
1.1. Access to the media and media consumption
Practically every Indian household from our sample has a television and a radio and even
more than
20 percent of the young people have an own TV. Over 80 percent of all Indian
households have a computer and more than half of the young girls and boys even have their
own one. The majority of the questioned young people have the possibility to go online either
at school, at their friends’ homes or in an Internet café and over 60 percent have access to the
Internet at home. Only 12.6 percent of the young girls and boys have no access to the Internet
at all. In over 80 percent of the Indian households from our sample there are one or more
mobile phones with more than a quarter of the young having their own mobile. There cannot
be found any gender differences in the above-mentioned cases. Indian teenagers also have
access to print media as nearly every household in India has subscribed to a newspaper or
magazine.
Nearly half of the questioned young people spend about two hours per day watching
television, but only a very small percentage of about 4 percent spend more than four hours per
day in front of the TV. Both sexes seem to watch the same amount of TV, but girls like to
spend their leisure time watching TV rather than boys.
When it comes to computers, it’s the boys who rather spend their free time playing computer
games or surfing on the Internet. In general, Indian young people are not online very often:
Only about 7 percent of the youth use the Internet every day with girls surfing on the Internet
as much as boys. The majority go online to write emails, search for information, play online
games or to download music. More girls than boys use the Internet for communication
purposes or to download music, whereas the number of boys playing interactive online games
is higher than the number of girls doing so. Over 30 percent of the questioned Indian
teenagers have made new friends on the Internet and many of them admit to have already
flirted on the Net, but only a very small percentage of the questioned young people have dated
someone he/she met online. Here we have an interesting exception: A remarkably high
number of Islamic teenagers (16.7 % compared to 0.9 % of Hindu and 2.4 % of teenagers of
other religions) state that they have already had a date with a chat friend. The youth’s Internet
consumption doesn’t seem to be a reason for family disputes as only about 6 percent of the
girls and boys report of every now and then arguing with their parents over the kind of data
they consume. In contrast to this, nearly 30 percent of our Indian teenagers state to have
disputes with their parents about watching too much TV or watching inappropriate
programmes. In general, teachers look positively at advances like information technology that
have connected people from all over the world to each other. But they also express concern
over the misuse of the Internet and television for pornographic purposes and declining values
amongst youngsters who may become more materialistic by imitating western values. When it
comes to the advantages of the media’s influence, many teachers feel that global culture has
affected girls most positively and they are able to enjoy a far more liberal lifestyle than
before. So, on the one hand they think young Indians are more broad-minded and independent
today than ever before but on the other hand they are also more attracted to glitter and
glamour of western values.
Young Indians don’t spend much time talking on the telephone. About half of the girls and
boys use the phone about one hour per week, whereas only about 10 percent of them talk
more than five hours per week on the phone. Actually, girls spend more time on the phone
than boys: About a quarter of the questioned girls use it for more than five hours a week,
whereas only about 4 percent of the boys do so. This is why nearly half of the young girls
have disputes with their parents about spending too much time on the phone, compared to
only about a quarter of the boys.
Music doesn’t seem to play an important role in young Indians’ lives as more than a quarter of
teenagers don’t listen to music more than one hour per week. Girls consume music slightly
more than boys. The majority of the teenagers consider the lyrics as an important factor for
their choice of music. Girls and boys have a very similar taste of music, pop and rock music
being the most popular kind of music, followed by Indian music, Techno, House and Rave.
Indian teenagers spend much more time watching TV than reading. About 14 percent of
young Indians read about one hour per week and 30 percent more than five hours per week,
books and magazines being the most popular print media.
1.2. The teenagers’ favourites
The favourite national programmes are the comedy series “Jassi Jaisi Kohi Nahi” and
different quiz shows, the comedy series being more the girls’ favourites and the quiz shows
the boys’. As with the national programmes, nearly every questioned teenager has his/her
favourite international programme, most of the teenagers naming different ones.
The international series mentioned most frequently were “Friends”, “Fear Factor” and also
“Wrestling” and “Ripley’s Believe It Or Not!“ Most of the young Indians giving reasons for
this state that these series are funny, interesting and instructional. Some of the teenagers also
say that they feel motivated through these programmes, because they show good approaches
to life, how to deal with problems of everyday life, or that the truth is always better than a lie.
In general, girls and boys mention the same things here. Teachers, however, express their
deep concerns when it comes to soaps and series from foreign cultures with different sets of
values. They worry about the teenagers getting confused about this mix of traditions, values
and views.
By the means of group discussions on “Friends”, the favourite international programme, the
influence of images and views on important aspects of life brought to the teenagers through
media was elaborated. It was interesting to find out that the teenagers don’t think that the life
of the characters is very realistic, although this is exactly the point that is appealing to them as
a non-realistic, problem-free world on TV lets you forget your own problems for half an hour.
When it comes to the friendship between the protagonists, the teenagers don’t find much they
have in common with the characters. Although friends play an important role in the lives, as
they are people they can be themselves around and are equal, schoolwork still seems to be
their highest priority.
There are two Indian movies that went down especially well with Indian teenagers: “Kal Ho
Naa Ho” and “Koi Mil Gaya”. When asked for the reasons why they liked the mentioned
films, the teenagers stated the topics dealt with in these films (mostly love and family life),
the humour, or they especially liked the actors and actresses starring in these films. In this
context, neither gender nor religion makes a difference. Their favourite international movies
are the “Matrix”-trilogy, “The Lord Of The Rings” and the “Harry Potter”-films. Most of the
young girls and boys liked the films, because they were exciting and thrilling, funny, or
romantic.
When it comes to print media, weekly journals like “India Today” and “Outlook” followed by
movie and TV magazines and woman’s magazines were the favourites. Boys prefer weekly
journals, whereas girls like different woman’s magazines most. The favourite international
newspapers are primarily British daily and weekly newspapers, sports magazines, as well as
monthlies like “Reader’s Digest”. The common reasons for liking the mentioned magazines
were the topics discussed just like fashion and trends, contemporary issues and politics.
Although over 90 percent of the questioned girls and boys state to have a favourite actor and
actress (more than 80 % of them naming Indian actors and actresses), they don’t seem to serve
as role models for them. Despite them admiring their physical appearance, acting skills and
their charisma, other personalities like mothers and fathers, other relatives, politicians or
athletes have much more influence on the way young Indians feel and think. So, the virtual
reality of films brought to the teenagers’ minds through their favourite stars doesn’t seem to
have that much effect on their world of imagination to let them lose contact to their traditional
values. In this context it is interesting to mention that girls have different reasons for liking
one or the other star. Regarding actresses, they especially admire their personalities, whereas
boys mention their physical appearance to be the most important factor. As with actors, boys
allude to their acting skills more often than girls, who are also impressed by the looks and
intelligence of their favourite actors. Teachers mostly are of the opinion that teenagers in fact
are influenced by movie stars, but not to a great extent. They feel the influence is more at a
superficial level and only appears in things like copying the hairstyle or the style of walking
and talking.
2. Plans for the future
When young Indians are asked to address their plans for the future including their
professional and family lives, they raise a number of common themes and threads like
significant variance on gender roles for men and women, particularly the role of women in the
household, their permission to work and arranged marriages. In addition to this, the
importance of strong family bonds, loyalty to their country, limiting family size and concern
for India’s development are frequently addressed in the essays. Many students speak of the
importance of traditions and the family, yet express some desire to step beyond these bounds,
for example by promoting more independence for women or rejecting an arranged marriage.
2.1. Professional life
Nearly all teenagers note that having a professional career is one of the most important goals
for their future. They often choose careers requiring years of university study or specialized
training. In the essays written by the teenagers, they do not explicitly state monetary
motivations, although a certain amount of material desire can be interpreted in their desire to
support their families and children and to be “successful”. In general, combinations of
academic interest, loyalty and duty to the country or family, desire for a high income, desire
to achieve success, as well as adventure, provide an impetus for their dreams. Nearly 50
percent of the questioned teenagers value their own personal interest in their chosen field,
about 20 percent wish for a high income and about 18 percent want to achieve a turn for the
better for the world. Only a very small percentage of them have the desire for power, fame
and honour. A number of female students note their desire to be independent, reflecting a goal
or having sufficient income to be autonomous and not trapped by their future husbands or
families. Whereas more boys want to be successful and good in their professions, the majority
of the girls are looking for a job that makes them happy. An interesting fact is that Hindu
teenagers express their desire to become famous more often than young Indians of other
religions. In contrast, social respect, prestige, or acceptation don’t seem to be that important
for this group of teenagers. Young Islamic Indians in many cases mention that they want a
profession that enables them to help other people, whereas young girls and boys belonging to
one of the other religions more often report of their desire to be successful and good in their
job.
Regarding their children’s careers, the parents do polarise subtly: While both mothers and
fathers are liberal concerning their daughters’ plans, they tend to show significantly more
precise and ambitious plans for their sons’ future. Especially the mothers seem to feel that it is
their sons’ duty to get ahead, become “something big in life” and bring fame and glory to the
family. If there is any family business to maintain, it is usually the boys who are expected to
take over, whereas in regard to girls, convention and tradition implies that they shall leave
their homes at the day of their marriage anyway.
Nearly every young Indian knows exactly which professional path he/she wants to choose.
The two most common career choices mentioned are that of an engineer and chartered
accountant; teenagers citing these also report working or studying abroad as an option. In
addition to these professions, serving in the Indian government as an IAS Officer (Indian
Administration Services) is a popular job, too. Students choosing this as their dream
profession often also mention the importance of serving their country, prestige, respect and
making a name for themselves. Another commonly cited profession is to work as a doctor or
surgeon; these young people explain their desire to become successful as well as to serve
others and their country. Whereas boys prefer technical professions, girls rather express the
desire to work in economics or in the music, film, or fashion industry. Anyhow, an interesting
fact is that teachers feel teenagers are confused about their exact plans for the future as they
are so eager to make it to the top that they do so without any scruples. As one teacher notes,
“In the world of die hard competition sensitivity is getting lost.”
The young Indians were also asked about what they thought could bar them from achieving
their aims. Anyhow, more than a quarter of the questioned teenagers think that such barriers
simply don’t exist for them. When it comes to girls, the most common reason for not being
able to achieve their goals could be their lack of ambition or decisiveness, whereas boys
emphasize their fear of failing important exams.
In general it can be said that parents, teachers ad well as the teenagers’ elder siblings think
that young people in India today have many more career options than the previous
generations. This causes parents’ and teachers’ fears that teenagers just want to make lots of
money and to be famous. “Boys want jobs that will give them power and girls want
glamour”, states one teacher. But one should not forget that young girls for instance still
prefer the teaching profession as it allows them to spend enough time to manage the
household and take care of the children. Especially teachers feel that one of the most positive
aspects that has taken place in the lives of young people is the attitude of girls who are now
more ambitious and are prepared to work very hard to achieve their goals. Even the more
tradition-conscious ones who want to get married and have children also dream of a
professional career. Of course, the young always admire successful people, but it is a fact, too
that the majority of young Indians do not only think about their personal success in life but
express the hope of living in a united, peaceful and more prosperous country. The unique
mixture of tradition and modernisation in India gives hope that the imitation of superficial
aspects of modern day life will go on giving way to hard work and honesty and to a more
wholesome existence. Youth in India is definitely not westernising without thought but is
engaged in activities and ideas that are as diverse and colourful as the country itself.
2.2. Marriage and children
Of the numerous subjects mentioned by the young Indians regarding their future, the subject
of marriage offers the most detailed responses, what is reflecting the centrality of this issue to
many teenagers’ lives in a changing Indian society. Indeed, views towards marriage, its
purpose and its function are by no means uniform and the young girls and boys express a
broad spectrum of motivations and a great amount of divergence in their beliefs towards this
topic.
Though the majority of students express a desire to marry at some point in their lives (about
70%), marriage is rarely stated as a central aim in the young peoples’ lives. Some of them
even reject the institution itself, preferring to pursue a career and personal interests. Others,
however, see marriage as an inevitability, as both essential and necessary for a fulfilled life.
An interesting tension can be detected regarding the issue of “love marriages” and arranged
marriages. Slightly more female than male students express a rejection of arranged marriages
and see marriage as a union of two souls, stressing the importance of mutual understanding
and compatibility in a relationship. They also fear about restriction and subjugation that
arranged marriages could implicate.
However, it rather seems as if marriage itself is more or less the mothers’ business as they are
the ones to report more often on this matter than the fathers. Asked about the issue of
arranged marriages and love marriages, one mother comments that “marriage is a gamble
anyway” and adds that she would rather leave the decision to the children than having to carry
the blame in case anything should go wrong. The teachers’ opinions on this issue are that love
marriages are more popular in a city where previously elders arranged marriages for young
ones within the same religious and caste community. They also state that in there opinion
women are marrying much later in life today and some religious taboos are broken, although
at a very slow pace. Some young Indians use the relationship between their own parents as a
basis for their own future married lives: Either they affirm their parents’ relationship as
reflecting their own ideal vision of marriage or they hope to live their own lives in a different
way.
Nearly 80 percent of the young Indians want to have one lifelong relationship, 15 percent can
imagine to have more relationships and a very small percentage of teenagers don’t have the
desire to have a relationship at all. These numbers hold for both sexes, whereas there is a
difference regarding religion: Young Hindus express their desire to have one single
relationship in their lives more often than teenagers of other religions. About 70 percent of the
questioned girls and boys are planning to marry at some point of their lives and a remarkably
high number of 23.2 percent completely reject a marriage. The two most common arguments
for a marriage are the desire to spend the life with a partner as well as traditional and religious
reasons. When speaking about rejecting a marriage, many Indian teenagers express their fears
of having to restrict their personal interests and liberties and not being able to realise their
professional goals.
Regarding the ideal future spouses, it is noteworthy that emotional qualities and
characteristics seem to be much more important than physical traits of any kind. When it
comes to the ideal partner, the most important attributes seem to be “understanding”,
“sympathetic”, “faithful” and “loyal”. In addition, girls express their desire to have also a
successful, warm-hearted and humorous husband. The most rarely mentioned characteristics
were “emancipated”, “fun-living” and “traditional”. Young Islamic Indians expect a
willingness to compromise as well as religiousness more often than young people of other
religions, whereas Hindu teenagers set more value on family oriented and ambitious partners.
All the questioned girls and boys hold the opinion that their future partners should share
certain important attitudes with them, just like professional ambition, interest in equality of
the sexes, as well as the disposition that their relationship should have highest priority. When
asking what they would not tolerate in a relationship, the majority mention unfaithfulness,
dishonesty, or selfishness. Whereas girls would by no means accept an unfaithful, disloyal,
malicious, or cold-hearted husband who works too much, boys would definitely not accept an
egoistic, disrespectful, or uncomprehending wife. Loyalty in a marriage is a quality that is
mentioned by a number of students, but it is also needed for child rearing and the respect of
parents. The significance of broader nuclear family structures becomes apparent here.
The majority of young Indian girls and boys, 75.4 percent, want to have children and there
doesn’t seem to be any difference in how strong their religious affiliations are. About half of
young Indians indicate a desire to have two children, with one boy and one girl seen as most
ideal, one quarter of the teenagers only want one child, what expresses the apparent problem
of population growth in India. It’s interesting to see that there seems to be a change in India
regarding gender inequality: When speaking about how they would raise children of different
sexes, the majority note that they would treat them equally, arguing that there is “almost no
difference” between girls and boys.
2.3. Travelling and future residence
It’s quite difficult to determine the desire of young Indian girls and boys to travel or to live
abroad as well as regarding their future residence as they make relatively few comments on
this topic. Anyhow, about 60 percent want to stay in their home country, whereas about 37
percent of the questioned teenagers are planning to live abroad for some time, mainly because
of better possibilities to study or to work. But as all young people, a large number of India’s
teenagers have the desire to travel and see the world. These are the most common remarks
given in the essays written by the teenagers and in the group discussions.
3. The social environment
The subject of family ties, obligations and loyalty as well as the parents themselves and a
sense of indebtedness to them play an important role in the lives of young Indians. Mothers
and fathers, as well as sisters and brothers are frequently noted as role models, especially in
speaking of marriage and the type of marriage that the teenagers would prefer, parents and
their desires are often brought in as an important or critical factor in the decision. Needless to
say, there sure is a generation gap deeply rooted in the economic and social development of
India during the past decades that may be a breeding ground for family conflicts. Fortunately,
it seems that this schism triggers an emancipation of alternatives rather than brooding conflict
areas. In general, issues are rather handled consciously and according to traditional conducts
as far as possible.
3.1. Parents about their children
When asked about how they would describe their children, the general tenor of parental
comment on this question is highly positive and strikingly tolerant when it comes to genderissues: They all wish for a respectful, sensible, well-balanced child that has well incorporated
its “Indian values” (considered as “good” and “non-western” and opposing the “bad”
influence of global economies and media). Tolerances beyond the borders of gender are
generally appealingly high, identification among common sexes seems to play a major role
within the family complex: For instance, the length of answers varies corresponding to
whether the fathers talk about a son (about as explicit as the mothers) or a daughter (about
half as explicit as the mothers). When asked about their daughters, the mothers are usually
quicker to give answers. When speaking about their relations to their children, both fathers
and mothers tend to esteem their function as educators far beyond those of personal bondage
and love and even within the families’ boundaries social ethics and traditions seem to play a
much more important role than sentiments of any kind. Apart from sports between fathers and
sons and conversation in all possible combinations, there are no common activities
mentioned. Daughters, too, seem to talk about more personal issues rather with other
members of the family than with their own mothers. As a main reason the generation gap
caused by the media and the phenomenon of Western culture is mentioned.
India’s parents are quite liberal and generous and indifferent to questions of gender when it
comes to building their children’s future. In general, they hope them to become “good human
beings”, to have a profound education, successful career and to be financially independent.
They keep the options open mostly for their children to choose as in their opinion the parents
“shall only guide” and not rule. They see their core duty in providing for a solid education
without forgetting to emphasize their hope that their children maintain the fine line between a
time-tested tradition of ethics and the new, “western” culture of possibilities. When it comes
to marriage, it seems that this issue rather is the mothers’ business and besides they surely
give this subject much more thought in the case of their daughters than in that of their sons.
Although the attitudes have changed in the past years and more parents are willing to allow a
“love marriage” instead of an arranged marriage, one wish commonly uttered was that the
spouse should preferably be of the same caste and religion.
When it comes to duties and responsibilities children have at home, it can be detected that the
questioned teenagers are apparently expected to do surprisingly little, apart from studying,
which all interviewed parents see as the very feature and core duty of their youth. The sexes
are divided in regards of how much pocket money the teenagers get. The percentage of girls
receiving pocket money is significantly higher than that of the boys what may lie in the fact
that sons are “not very demanding”, as many parents comment. The topic of sexuality is still
one Indian parents as well as teenagers don’t want to talk about frankly. Asked about their
opinion on teenagers associating with kids from the opposite sex, the subtle mechanisms of
patriarchy often split up the couples into more tolerant mothers, who are preoccupied with
their children’s well being, and conservative fathers, who set more value on social
conventions than to their children’s needs. Early sexual experiences are considered bad and
“disgraceful” and interestingly here again, tradition remains to be a mostly male argument.
When questions about sex should arise, it would be clearly the mother’s responsibility to
educate her daughter and the father’s to talk about “the facts of life” with his son. In this
regard, any intermixing is regarded a taboo.
When the parents are asked if they think there are any differences in bringing up a girl or a
boy, the predominant answer here would be “Yes”, because girls are perceived as more
studious and less rebellious (uttered almost exclusively by mothers) and they need more
protection (uttered mostly by fathers). Some parents don’t notice any differences in bringing
up either boys or girls, some mothers attribute potential differences rather to the individual
characters than to their sexes. There are, however, a few fathers who still think it is important
to have a boy, because otherwise there wouldn’t be anyone to carry on the family name. But
one must not forget that the daughters are on a high rise currently, which is rather linked to
their education.
3.2. Children about their parents
The majority of the questioned Indian teenagers think that their mothers want them to achieve
much in life. Very often the mother is also described as being fair and tolerant. Generally
speaking, girls and boys use the same attributes for characterising their mothers. Boys only
think more often than girls that their mothers have their own plans for their children’s future
while girls rather hold the opinion that their mothers are tolerant and only want their children
to be happy, that they want to encourage their self-reliance and that they surely give them
enough freedom. Many young Indians report that their fathers want them to achieve much in
live, just like their mothers, too. In addition to that they seem to have the opinion that they
have a greater knowledge and that their fathers are open-minded and frank.
Indian teenagers don’t seem to have many disputes with their parents. Even 85.7 percent of
the children state that they are getting along with their mothers and fathers very well. In
regard of this, there doesn’t seem to be any difference of gender or religion. Primarily, Indian
teenagers have conflicts about going out and about the other teenagers they are hanging
around with. To a large extent, children and parents have the same views regarding sexuality.
Most of the conflicts between teenagers and their mothers result in their children’s media
consumption habits. Mothers often think their offspring is watching too much TV and
spending too much time in front of the computer or on the telephone. Indian boys have
disputes with their parents about their media consumption more often than girls (13.0%
compared to 2.9%). Education and school issues, too, often lead to disputes with the parents.
About half of the questioned young Indians provides information about the traditions their
parents set high value on. The parents attach great importance to religion and to being
respectful and friendly in dealing with fellow men and women. Islamic teenagers report
remarkably frequently that respect and kindness are of great importance to their parents.
Besides, 20 percent of this religious group mention that their parents set very high value on
traditional gender roles. This is stated by none of the teenagers of other religions.
When it comes to relationships with the other sex, girls have to expect completely different
reactions from their parents than boys. Whereas 32.3 percent of the boys assume that their
parents would not have anything against a girlfriend (compared to 6.8% of the girls), 40.9
percent of the girls think their parents would not allow them to have a boyfriend (compared to
10.8% of the boys). Another 13.6 permitted of the daughters are permitted to have a
boyfriend, but their parents have made clear rules about not going too far (compared to 1.5%
of the boys). Obviously the Islamic teenagers would have to meet the most negative reactions
from their parents when it comes to having a girlfriend or boyfriend: a number of 40.0 percent
of the Islamic girls and boys report that their parents would disapprove of them having a
relationship (compared to 23.1% of Hindu and 14.3% of teenagers of other religions).
Sexuality is one of the topics not talked about very much in Indian families. Only a very small
number of 1.5 percent of young Indian girls and boys frequently talk about sex with their
parents. Apparently, it’s the mother who is responsible for talking about sexuality with the
children as none of the teenagers mentioned the father to be the one picking up this issue.
It’s also interesting to look at how young Indians spend their free time and how their parents
in turn regard this. As the TV is at the heart and centre of family life, or at least it seems so,
parents tend to give the impression that their kids spend their lives in front of it. But in fact
there seem to be more or less stable patterns to the teenagers’ free-time occupation, only
including the use of the TV mostly after coming home from school, after lunch and after
dinner as a means of relaxation. If girls and boys are compared, it’s quite clear that
convention offers a far more domestic and immobile life to young females than it does to
young men. This might be a reason for many parents to report the telephone of being “a great
problem” among the daughters, which they themselves most likely will not share, since it
may be the only window to the world. The boys are much more at liberty to dispense of their
free time as they like, they like to go out with friends, eat out and do sports, cricket being by
far the most popular sports entertainment. Studies don’t come in as easily and seem to need
more enforcement with the boys than with the girls. Also the computer is very popular with
especially male teenagers. Access to the Internet is restricted by most parents to studypurpose, for fear of abuse.
The family has been the most reliable social security in India for centuries and strong family
bonds are still the most important safety net in India. Nevertheless there are many teachers
who see a disappearance of the joint family but they also think that sooner or later the
teenagers will realise what is really good for them as values inculcated from very early in life
about the importance of family bonds remain behind their minds. They also state that it’s their
and the parents’ duty to tell them about their values what gets more and more difficult as
parents work outside the home due to the economic pressure and therefore spend less time
with their children. Some teachers also state that the perfect parent of course is one who is
authoritative but not authoritarian. This results in less pressure in far more families today on
children to pattern the future according to the wish of adults. A growing number of teenagers
are refusing to fulfil the ambition of their parents to take up traditional professions by
studying against their will. In this regard, teachers think that parents are gradually accepting
the changes.
Without no doubt, the youth in India is moving on, towards a future of ever widening ranges
and possibilities and they do so with the greatest ambitions and a profound confidence. This
motion and dynamic between the traditional past and the global future poses the major gap
between them and their parents. Anyhow, this undeniable fact seems to be handled by both
sides, children as well as parents, with greatest care and intelligence. Even if Indian parents
often have the feeling of losing their children to more modern values, their offspring still
seems to get their greatest influence and inspiration from traditional Indian values. When it
comes to role models, the young generation of India seems to rely rather on its own potential
than on the lives of others. Of course, some may deduce some inspiration from elder relatives,
their parents and successful people – mostly from within their own culture – but hardly
anyone would run after the glamour and superficiality of western beliefs and culture.
3.3. The siblings
A high number of young Indians see their elder siblings as important role models regarding
their choice of profession, their kindness and helpfulness as well as their leisure time
activities. On the other hand many girls and boys state explicitly to plan to take another
professional path than their siblings, to be more ambitious, more respectful and obedient.
Asking the brothers and sisters, they confirm that their relations to their younger siblings are
strong.
3.4. The friends
Over 90 percent of all questioned teenagers report that their friends play a very important role
in their lives. The majority of them state that they consider their opinions in their personal
decision-making processes as well as about their character and personality. In contrast to this
only about half of young Indians attach importance to what their friends think about their
looks. Here we can note a difference regarding religion as for Islamic teenagers their friends’
opinion on their physical appearance is much more important than to teenagers of other
religions.
This issue was also dealt with in the group discussion when talking about the TV series
“Friends”. Friends are a crucial part of their lives, but the parents always have the last word
when it comes to issues like living together with friends or moving out. Besides, most of them
only have friends of the same gender and only “know” people of the opposite sex. Especially
the boys seem to think that a friendship with girls isn’t really possible. What was mentioned
most about the characters was that they are good looking and a good example for good
friends, but they do not represent what is really important in life. The fact that women and
men are equals in the series is seen as something positive by the majority of the girls, but
some boys think the women in “Friends” don’t have enough limits.
4. The attitudes of young Indians
4.1. Social responsibility and politics
A great number of young Indians can imagine being active in politics or in social issues. Most
of the questioned teenagers think that the most important social issues are environmental
protection (66.9 %), human rights (58.1 %), women’s rights (43.8 %), as well as antiracism
(40.6 %). In contrast to this, only few young Indian girls and boys want to get involved in
India’s politics or in Indian education and work policy. There are more boys who are
committed to environmental protection and to preserving human rights. In contrast, girls are
more deeply committed to women’s rights.
But generally speaking, politics don’t seem to play a major role in the life of India’s
teenagers. About 37 percent report that politics are important or very important for them with
the majority of about 63 percent expressing their indifference regarding this issue. In general,
boys show more interest in politics than girls. No differences in religion can be detected here.
Most of the young Indians expressing their interest in politics state as a reason that they think
political decisions have important effects on the future. About 87 percent of those stating their
indifference towards this issue are of the opinion that politicians are corrupt, greedy for power
and egoistic. Girls and boys have similar reasons for disliking politics. About 60 percent of
the questioned teenagers talked about what they thought were the most important political
issues in India. India’s social policy and the struggle against poverty as well as fighting
racism, the problem of child labour and the violation of human and women’s rights are
reported to be political issues of particular importance. When it comes to girls it seems that
they put high value on fighting racism and on upholding and protecting human and women’s
rights (34.5% compared to 11.1% of the boys), whereas Indian boys attach more importance
to the political and economic development of their home country (18.1% compared to 3.4% of
the girls).
4.2. Religion
For nearly 60 percent of the questioned young Indians their own religion plays an important
or even very important role in their lives. Here we can note a difference in gender: Whereas
61.2 percent of the boys are of this opinion, only 45.6 percent of the girls attach much
importance to their religion. About a quarter of India’s teenagers feel that religion has great
influence on their every day lives, however, about 20 percent think religion doesn’t influence
their lives at all. Islamic teenagers think more often than girls and boys of the other religions
that their religion plays a decisive role (50.0% compared to 19.6% of Hindu and 34.1% of
teenagers of other religions). Hindu teenagers attach also less importance to their religion. The
majority of young Indians feel their religion is providing good rules for them, encouraging
confraternity and togetherness, as well as being of great help to them. Attributes very rarely
used when describing religion are ‘uncritical’, ‘open-minded’ or ‘still up-to-date’. More boys
than girls feel their religion is providing good rules, whereas girls regard their religion as
being strict more often than boys. Boys generally see their religion in a more positive light
than girls. Especially Islamic teenagers believe devoutly in their religion’s rules, whereas at
the same time many of them feel their religion is restrictive and demanding. Hindu teenagers
not only rather think that their religion doesn’t provide very good rules, but generally also
hold the view that it doesn’t encourage togetherness. On the other hand, they mention more
often than the other girls and boys that religion keeps them grounded.
4.3. Gender
The questioned teenagers were asked to report if they agreed or disagreed with given
statements concerning gender roles. About 90 percent of all girls and boys state that women
were much more independent today. Especially boys think that women have the whole world
at their feet and thus have the same possibilities as men. The majority of Indian girls and boys
feel that women particularly like men who show their feelings. Nearly 50 percent of the
questioned teenagers are of the opinion that strong women are intimidating men, with
especially girls and Islamic teenagers thinking so. About 80 percent of all girls and boys think
that women want their partners to have a strong character. A large part of Indian teenagers
agree that women and men want both family and a job, but don’t find much support. An
interesting fact is that young Indians, whose mothers went back to work after maternity leave
disagree on this more often than others. 68.0 percent of the boys compared to only 36.8
percent of the girls feel that men are the better politicians. About 75 percent of young Indians
would like to have more women in politics, because they can bring new interesting
perspectives (80.7% oft the girls and 70.9% of the boys). About 62 percent of all questioned
teenagers think that it is necessary for women to go to work, too, to make their contribution to
the family income. Girls and boys comment on this issue similarly. Hindu teenagers agree on
this less often than teenagers of other religions. Half of Indian teenagers state that women are
ambitious and aim for independence. Girls and young Hindus seem to agree on this more than
others. With no gender difference regarding this statement, 65 percent of Indian teenagers
think that women are doing their jobs as good as men, but nevertheless don’t have equal
possibilities and rights.
4.4. Sexuality
Nearly 60 percent of the questioned teenagers didn’t make any statements on how important
sexuality is for them. 27.9 percent of teenagers giving answers to this question mention
sexuality to be important or even very important for them. Thus the majority of Indian
teenagers don’t place great importance on sexuality. It is a fact that the subjective relevance of
sexuality is higher with teenagers of a higher age, but there is no particular difference in
religion regarding this. In regards of sexual experiences, again the majority of the teenagers
didn’t want to give any answers. Among the young Indians who nevertheless answered to this
question were only about 6 percent who had already had a sexual relationship. An interesting
fact is that about 40 percent of the Islamic teenagers had sexual experiences compared to only
about 5 percent of the Hindu and none of the teenagers of other religions. Especially Indian
girls and very religious teenagers think that you should have sex only in case of true love or in
a marriage. Many Indian teenagers also are of the opinion that young people in western
countries are much too liberal in their views on sexuality. More than 10 percent of Indian
teenagers think that having one-night-stands is very shameful with more girls being of that
opinion. There are also not many young Indians stating that it would be better to have lots of
sexual experiences before getting married. Teenagers bringing up sexuality for discussion in
their circle of friends or in school seem to have a much more liberal attitude towards sex.
Most of them don’t think that teenagers in western countries often go too far regarding
sexuality or that you should only have sex when you’re married. In fact, one third of them
even think that teenagers, girls as well as boys, can do what they want and have their personal
sexual experiences.
It’s also interesting to detect that teenagers talking about sexuality with their parents, or as it
is in most of the families, with their mothers, seem to be more aware of the dangers of AIDS
than those discussing this mainly with their friends. When it comes to the teachers’ opinions
on this issue, they think that sex before marriage is practiced but is still not out in the open or
accepted. This topic seems to be still highly charged with silence, even with the well-educated
and more liberal mothers and fathers. More than half of the parents questioned didn’t want to
give answers to the entire catalogue of questions concerning sexuality.
4.5. Physical appearance
The majority of young Indian girls and boys are comfortable with their physical appearance
and their body with a quarter of teenagers even liking their looks very much. In general, boys
are more satisfied with their looks than girls. Girls often complain about being overweight or
being badly proportioned. This is why many girls are trying to lose weight and eat healthier,
whereas boys rather are interested in doing sports.
Indian teenagers attach much importance to clothing; this is why most of them, especially
girls, also think that you can rate someone by his/her looks and tell something about the
person’s views, attitudes and character due to the clothes. Nevertheless, about 27 percent of
young Indians think the physical appearance doesn’t have anything to do with a person’s
personality or intelligence. Nearly every Indian teenager thinks that a good character and
good manners are much more important in life than the looks when it comes to produce a
“cool” impression at school.
When asking teachers and parents about the importance of clothes and looks for teenagers,
they have the common opinion that young girls and boys are strongly influenced by global
culture and trends and the hairstyles and fashion of their favourite stars and idols. They also
comment that especially girls are dressing and behaving differently due to globalisation.
5. What’s most important for young Indians
Young Indian girls and boys were asked about what were the most important values for them.
Over 90 percent of all questioned teenagers report intelligence, respect and loyalty, as well as
family and friends to be the most important things in life. They also attach high value on
confidence, honesty and success. Music, beauty and religion are things they don’t consider
that relevant. Whereas girls think that openness is the most important attribute, boys feel that
honesty, success, prestige and power are much more important. Besides, religion matters to
them much more than to girls. For Islamic teenagers, love is significantly more important than
for teenagers of other religions (91.7% compared to 70.8% of Hindu and 56.1% of teenagers
of other religions). When it comes to the most important thing in the teenagers’ lives, 67.6
percent of the questioned teenagers mention school and their education. Anyway, 18 percent
of Indian teenagers already attach great importance to their future professions and careers.
Many Indian boys and girls also mention the family to be one of the most important things.
Neither gender, nor religion seems to have influence on what Indian teenagers report to be
most important in their lives.
When asked about their personal philosophy of life, the answers were very much consistent
with the picture we could get from Indian teenagers in regard of other issues. Most of the
mottos challenge the teenagers to work hard and to have success. Other philosophies tend to
recall the importance of tolerance and loving one’s neighbour as one self or call on just
enjoying life. Many Indian teenagers’ personal philosophy of life includes the realisation of
career aspirations. Whereas religion doesn’t seem to be of any particular importance in regard
of mottos, there are quite a few differences between girls’ and boys’ personal philosophies.
Girls rather set high value on hard work and being ambitious or tolerance and brotherly love,
the boys’ greatest wish seems to be the realisation of their personal dreams.
When it comes to the teenagers’ dreams and wishes, one significant factor is their free time
and how they want to spend it. The majority of young Indians want to do leisure activities like
reading, painting, making music or travel. Many young girls and boys also want to spend
much time with their families. A high number of 44.4 percent didn’t mention what objectives
they want to achieve in the future. The most important goals of young Indians are success,
power and fame and to be successful at school and in their future jobs. Many teenagers also
wish for money and luxury or desire to get their dream jobs.
What should not be forgotten, is the subject of women, work and family mentioned especially
in the essays, because this issue shows a good deal of variance of opinions. Though most
students express a measure of flexibility and promote permission for women to work, a
certain gap can be noted between the views of male and female teenagers. Boys range from
very traditional to very progressive, whereas girls are in general very critical of traditional
gender roles. A high number of girls indicate their desire to work. Boys often include in their
descriptions of their future wives that they would be permitted, encouraged or discouraged
from working. The reason for not wanting the spouses to work is mainly the need for women
to support their children as well as their parents. Family obligations take precedence in most
cases. Indeed, in spite of such restrictions and limitations to their personal freedom, a number
of young women state clear and ambitious career aspirations. For some women it is not
enough that the husbands just permit them to work, but they would also expect their spouses’
contribution to household chores. This, of course, would require a good measure of autonomy
and independence in a relationship. As with other important issues of today’s India, also
regarding this subject, men are getting more tolerant and liberal, with a number of young men
expressing willingness or desire to help their wives with the housework and child education.