Bildende Kunst und China

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Bildende Kunst und China
Olympische Erziehung
in der Sekundarstufe
Informationen und Arbeitsmaterial
zu den
Olympischen Sommerspielen 2008
in Peking
zum Thema
Bildende Kunst und China
erarbeitet und zusammengestellt von
Gabriele Merz
Kaiserslautern
Chinesische Malerei – Theorie
Entstehung
Die Chinesische Malerei entstand vor 5000-6000 Jahren, als Vorfahren der Chinesen mit
mineralischen Farben menschliche und tierische Figuren auf Felsen und schöne Muster auf
Keramiken zeichneten. Später gravierten sie auf Bronzewaren mysteriöse und komplizierte
Muster und Figuren ein. Da diese Werke vor langer Zeit geschaffen wurden, sind sie heute
schwer zu finden. Die wenigen Werke, die vorhanden sind, verschaffen uns einen Einblick in
die Malerei in einer sehr frühen Periode. Diese Werke sind auf Seide gemalt und wurden aus
antiken Gräbern freigelegt. Sie haben eine Geschichte von mehr als 2000 Jahren.
Hauptmotive
Die drei größten Arten der Chinesische Malerei ergeben sich aus den häufigsten Motiven: die
Figurenmalerei, die Landschaftsmalerei und die Blumen- und Vogelmalerei.
Intention
Die Chinesische Malerei ist im Vergleich zur abendländischen Malerei andere Wege
gegangen, verfolgt andere Absichten und vermittelt andere Eindrücke, Empfindungen und
Ideen. Sowohl im Inhalt als auch in der Form unterscheidet sie sich stark von der
europäischen Malerei. Ein elementarer Unterschied besteht darin, dass der chinesische Maler
nie versuchte, die Natur zu kopieren. Dieses abendländische Kunstideal war ihm fremd.
Dagegen war sein visionäres Ziel, dass das Dargestellte im Betrachter zum Leben erwache.
Vom Künstler wurde erwartet, dass er mit seinem ganzen Wesen imstande sei, durch
Konzentration und Versenkung das in ihm Gestalt angenommene „innere Bild“ sichtbar zu
machen. Die Forderungen an den Maler für seinen künstlerischen Werdegang waren streng:
Ehrfurcht und Bescheidenheit gegenüber den großen Meistern, profunde Kenntnis der
traditionellen Stile, durch Studien erworbene Identifizierung mit den klassischen Idealen.
Jahrzehntelanges Üben und Vertiefen seiner Fähigkeiten waren notwendig, bis er
beanspruchen konnte, seinen eigenen Weg zu gehen.
Werkzeuge und Materialien
Auch hinsichtlich der Werkzeuge und Materialien, die die Maler benutzen, unterscheidet dich
die Chinesische Malerei von der Europäischen Malerei. Die Werkzeuge der chinesischen
Maler sind Papier, Pinsel, Tusche und Tuschstein, die als die "vier Schätze der Studierstube"
bekannt sind. Die sind auch die häufig benutzten Werkzeuge der chinesischen Gelehrten.
Chinesische Maler malen nie auf der Leinwand. Anfangs malten sie auf dem Seidenstoff, weil
der Seidenstoff eine schwache Wasserdurchlässigkeit hat. In der Regel sind die Bilder, die auf
dem Seidenstoff gemalt wurden, mit feinen Linien und lebhaften Farben angefertigt. Zwischen
dem 13. und 14. Jahrhundert wurde ein spezielles Papier, das "Xuanzhi" (Xuan-Papier) heißt,
in Xuancheng, Provinz Anhui, produziert. Es wurde zu einem idealen Material für Landschaftsmaler. Dieses Papier, das aus Baumrinden und Reisstroh hergestellt wird, ist weiß. Mottenfest
und für lange Aufbewahrungen geeignet. Da es eine starke Wasserdurchlässigkeit hat,
können die Maler durch leichte oder schwere Pinselführung viele Schattierungen vom Weißen
bis zum schwarzen schaffen, um die Veränderungen der Natur darzustellen.
Der chinesische Pinsel besteht aus einem Bambus- oder Holzhalter und einer Spitze aus
tierischem Haar. Da die Pinselspitze weich und elastisch ist, kann man mit ihr dicke oder
dünne, helle oder dunkle, kräftige oder feine, flüssige oder punktierte Linien zeichnen, um die
verschiedenen Erscheinungen des Objekts darzustellen. Man benutzt oft den Ausdruck
"magische Pinselführung", um ein gutes Gemälde zu loben.
Das passt am besten, wenn das Gemälde auf Xuan-Papier gemalt ist. Die Linien scheinen
unregelmäßig zu sein, und die Vermischung von Wasser und Tusche kann einen unerwarteten Effekt erzielen. Aber sie spiegeln die künstlerischen Fertigkeiten, die Gefühle und die
Persönlichkeit des Malers wider. Der Maler demonstriert eben durch die Handhabung des
Pinsels und des Xuan-Papiers seine künstlerischen Fertigkeiten und seine Persönlichkeit und
lässt seinen Gefühlen freien Lauf.
Papier, Pinsel und Tuschstein
Quellen:
www.chinaseite.de
http://www.chinaposter.de
http://german.cri.cn/other/malerei/homepage.htm
http://www.china-link.de/kultur/kunst/malerei.html
Chinesische Malerei – Praxis
Blumenmalerei
Aufgabenstellung:
Wähle eine Pflanze und setze sie im Stil der chinesischen Blumenmalerei um.
Chrysanthemen
Hibiskus
Pfirsichblüte
Bildelemente und ihre Bedeutung:
Bambus
alter Bambus
junger Bambus
Chrysantheme
Kiefer
Kiefer mit Schnee
Kirschen
Kirschblüten
Lotos
Orchidee
Pflaumenzweig
Pflaumenblüten
Pfirsich
Pfirsichblüte
Ehrenhaftigkeit, edler Mensch, der alle
guten Eigenschaften besitzt
Weisheit, edler Herr
Lebensmut, Frische, junge Kraft
Stolz, Schönheit
Widerstandskraft, langes Leben
Würde, hohes Lebensalter
Lebensfreude, Genuss.
Schönheit, Anmut, sprießendes Leben
Reinheit in Denken und Handeln, Klarheit, das Edelste überhaupt
Schönheit, Eleganz, Edelmut
Derbheit, Einfachheit
erster Frühling, Erwachen, Hoffnung
Glück, hohe Ehre, langes Leben, Unsterblichkeit
Glück, Hoffnung auf ein langes Leben
Quelle: http://www.kunst-kreativ.de/chintrad.htm
Chinesische Schrift – Theorie
Entstehung
Die chinesische Schrift ist die älteste Schrift der Welt, die heute noch verwendet wird. Bereits
vor 4000 Jahren wurden chinesische Schriftzeichen auf Orakelknochen oder Schildkrötenpanzern verwendet. Ca. 1,3 Milliarden Chinesen verwenden heute diese Schrift, also ca. 1/4
der Menschheit.
Ursprünglich war die chinesische Schrift eine Bilderschrift. Die Zeichen stellten jeweils in stark
skizzenhafter Form etwas ganz bestimmtes dar, z.B. Mensch, Sonne, Mond usw. Zusammengesetzt ergaben die Zeichen dann auch abstrakte Begriffe, z.B. Sonne und Mond zusammen
bedeutet "Tag", "hell", ein Pfeil durch einen runden Kreis (Zielscheibe?) bedeutet "Mitte" usw.
Jedes Zeichen stand für ein Wort und hatte nur eine Silbe. Mit der Weiterentwicklung der
Gesellschaft wurden auch die Schriftzeichen immer weiter entwickelt, um immer komplexere
Wörter darzustellen.
Die Änderungen des Schriftbildes und die Entstehung der unterschiedlichen Stilarten ergaben
sich aus der Verwendung unterschiedlicher Materialien zum Schreiben. Auf Knochen muss
man natürlich einen anderen Stil anwenden als auf Steintafeln, Bronzetafeln oder Papier.
Chinesische Schriftzeichen – Aufbau
Der Aufbau chinesischer Schriftzeichen folgt einem bestimmten System. Die meisten chinesischen Schriftzeichen bestehen aus mehreren Teilen, einem lautgebenden Teil und einem
sinngebenden Teil. D.h. obwohl die chinesische Schrift kein Lautalphabet wie das hier gebräuchliche Alphabet ist, kann man manchmal erkennen, wie das Schriftzeichen ausgesprochen wird. Am sinngebenden Teil kann man bereits die Bedeutung des Zeichens erahnen.
Ein einfaches Beispiel ist das folgende Schriftzeichen:
Das Zeichen besteht aus 2 Teilen:
links der sinngebende Teil: Bedeutung: Mund
rechts der lautgebende Teil: Aussprache: dao
Die Bedeutung des Schriftzeichens ist „plappern, schwatzen“. Die Aussprache ist „dao“.
Interessant ist, dass das obige Schriftzeichen 2 verschiedene Bedeutungen und auch zwei
verschiedene Aussprachen hat.
Die 2. Bedeutung des Zeichens ist nämlich "von jemandem bevorzugt behandelt werden".
Das gleiche Schriftzeichen mit der 2. Bedeutung hat auch eine etwas andere Aussprache,
nämlich "tao".
Dies ist ein recht einfaches Beispiel, es gibt aber auch Schriftzeichen, die aus etwa 50
Strichen bestehen.
Chinesische Schriftzeichen - Beispiel
chinesisches Schriftzeichen - Ai
Das Schriftzeichen bedeutet „Liebe, liegen, gern“, die Aussprache ist „ai“.
Diese Zeichen bedeuten „Ich liebe dich“, die Aussprache ist „Wo ai ni“.
Chinesische Kalligraphie (chines. shufa)
Viel schöner als computergeschriebene Schriftzeichen sieht natürlich die traditionelle Kunst
der chinesischen Kalligraphie aus. Heute wird diese Kunst nur noch von wenigen Chinesen
gelernt, früher war Kalligraphie in China so bedeutend, dass z.B. Teilnehmer an einer
Beamtenprüfung alleine schon durchfallen konnten, wenn sie eine unschöne Schrift hatten.
Kalligraphie gilt in China als Kunst. Auch in der chinesischen Malerei werden oft Kalligraphien
verwendet.
Für die Kalligraphie werden Tusche, Tusche-Reibstein, Papier und ein Pinsel verwendet auch die "Vier Kostbarkeiten" des Studienzimmers genannt.
Um chinesische Kalligraphie zu lernen bedarf es viel Geduld. Manchmal dauert es Monate,
bis der Lehrer überhaupt mit dem ersten Pinselstrich eines Zeichens zufrieden ist. Der Laie
kann gute Kalligraphie daran erkennen, wie die einfachsten Schriftzeichen geschrieben sind,
die der Schüler ganz am Anfang lernen muss, z.B. an der Dicke der Linien am Anfang und
Ende des Strichs, an den Proportionen der Schriftzeichen usw. Für die chinesische
Kalligraphie ist es auch wichtig, die richtige Reihenfolge der Striche für ein chinesisches
Zeichen zu beherrschen, weil man recht genau erkennen kann, in welcher Reihenfolge die
Striche eines Schriftzeichens gesetzt wurden.
Für Europäer ist die Welt der chinesischen Kalligraphie faszinierend und rätselhaft zugleich.
Für viele Chinesen ist das konzentrierte, regelmäßige Kalligraphieren eine das Wohlbefinden
fördernde Übung, sportlichen Aktivitäten wie Golf oder Tennis vergleichbar. Durch seinen
meditativen Charakter trägt das Schreiben chinesischer Schriftzeichen zur inneren Ausgeglichenheit und Ruhe bei.
Quellen:
www.chinaseite.de
http://www.chinaposter.de
Chinesische Schrift – Praxis
Kalligraphie (1)
Definition
[griechisch, „Schönschreibekunst“]
nach ästhetischen Kategorien erfolgte künstlerische Ausformung der Schrift. In den ostasiatischen und orientalischen Kulturen durch die Verschmelzung traditioneller Schriftmalerei mit der
Kunst entstanden; in den westlichen Kulturen in enger Verbindung mit der Buchmalerei.
Quelle: wissen.de
Vorübung
Schau dir die Abbildungen an und übe mit dem Übungsstock die Haltung des Kalligraphiepinsels.
Beim Malen musst du den Ellenbogen heben. Der Arm liegt parallel zum Papier waagerecht in
der Luft.
Setze dich in entspannter Haltung vor die Sandkiste. Zeichne mit dem Übungsstock mit einem
Schwung einen großen Kreis in den Sand. Glätte den Sand anschließend mit der Pappe und
beginne von neuem. Übe solange, bis du einen möglichst gleichmäßigen Kreis zeichnen kannst.
Aufgabenstellung: Olympische Ringe
Schreibe deinen Namen auf ein Blatt Papier (Din A4). Nimm dann den Pinsel, tauche ihn mit der
Spitze in die Tusche und male in einem Zug einen Kreis auf das Papier. Schreibe noch einmal
deinen Namen auf ein Zeichenblockblatt (Din A3) und male fünf Kreise in Form der olympischen
Ringe. Wasche anschließend sorgfältig die Tusche aus, tupfe den Pinsel mit dem Tuch trocken
und forme eine Spitze.
Quelle: Grundlagenzirkel, Gymnasium am Steinwald, Neunkirchen, Beate Garmer
Chinesische Schrift – Praxis
Kalligraphie (2)
Aufgabenstellung: Chinesischen Schriftzeichen zum Thema „Olympische Spiele“
Wähle einen der unten aufgeführten Begriffe aus und übe das entsprechende chinesische
Schriftzeichen in der Sandkiste (siehe Vorübung). Fertige danach eine Kalligraphie an.
•
•
•
Fairness
Frieden
Toleranz
公正
和平
寬容
gōngzhèng
公 offiziell
正 gleich für alle
hépíng
和
平
zusammen
gleichmäßig
kuānróng
寬 sehr weit
(Herz, Gedanken)
容 dulden
•
Menschenrechte
人权
rénquán
人 Mensch
权 Rechte
•
Olympische Spiele
奥运会
àoyùnhuì (Kurzform)
奥林匹克运动会
àolínpǐkèyùndònghuì (vollständige Form)
weitere Schriftzeichen im deutsch-chinesische Wörterbuch unter:
http://www.chinaboard.de/chinesisch_deutsch.php
Chinesische Schrift – Praxis
Kalligraphie (3)
Aufgabenstellung: Freies Gestalten mit chinesischen Schriftzeichen
Suche im Internet chinesische Schriftzeichen und lege sie in einem Ordner ab. Wähle ein
Zeichen aus und gestalte damit ein Schriftbild. Du kannst entweder die klassische
Kalligraphietechnik mit dem Pinsel ausführen (dann sind Vorübungen in der Sandkiste hilfreich)
oder den Computer einsetzen (siehe Beispiel unten).
Für das unten abgebildete Beispiel wurde das chinesische Schriftzeichen für „weich“
verwendet.
„weich“
Schriftbild „weich“ (in Corel Photo Paint erstellt)
Aktuelle Tendenzen chinesischer Kunst
Chinesische Kunst auf der Dokumenta 12
2007 nahmen an der dokumenta 12 so viele Künstler aus China teil wie noch nie zuvor.
Eingeladen wurden die Künstlerinnen und Künstler aus zwei Zentren Chinas, dem Schmelztiegel
Peking und der Wachstumszone um Guangzhou. Ai Weiwei, Lu Hao, Xie Nanxing, Zheng Guogu
oder Lin Yilin sind in ihrem Land bekannt und spielen auch in der internationalen Kunstszene
bereits eine wichtige Rolle. Yan Lei sowie Chen Zaiyan und Sun Qinglin sind im Westen bisher
noch nicht so stark hervorgetreten. Eine Außenseiterrolle kommt der jungen Künstlerin Hu
Xiaoyuan (geb. 1977) zu.
Ai Weiwei, der derzeit wohl bekannteste chinesische Künstler, ist zum dokumenta-Star geworden
und beeindruckte vor allem durch zwei Projekte: die Skulptur „Template“ und das Projekt
„Fairytale“.
Für die zwölf Meter hohe Skulptur „Template“ kamen Türen und Fenster von zerstörten Häusern
der Ming- und Quing-Dynastie aus alten Stadtvierteln der Provinz Shanxi zum Einsatz. Die
turmartige Anordnung der Objekte führte zur Form eines imaginären Tempels im Inneren der
Skulptur. Ein paar Tage nach Fertigstellung wurde das Werk Opfer eines Gewitters und fiel in
sich zusammen. Der Künstler reagierte gelassen: „Jetzt ist es viel schöner als vorher“. Das Werk
zeige jetzt auch, dass die Natur immer wieder für Überraschungen gut sei. "Jetzt wird die Kraft
der Natur sichtbar. Und Kunst wird durch solche Emotionen erst schön."
Ai Weiwei, „Template“, vor dem Gewitter
…..nach dem Gewitter
Für das Projekt „Fairytales“ (Märchen) lud Ai Weiwei 1001 Chinesen zur dokumenta 12 nach
Kassel ein. Bei einem Besuch in Kassel wurde er mit der Stadt und ihrer Geschichte vertraut
gemacht und stieß dabei auch auf die Brüder Grimm und ihre Märchen. Die Arbeit ist also ganz
auf Kassel zugeschnitten. Integriert in das Projekt sind 1001 alte chinesische Stühle aus der
Qing-Dynastie, also symbolisch je ein Stuhl für jeden zur documenta geholten Chinesen. Die
Idee zu „Fairytales“ sei ihm bei einer Wanderung mit einem Freund in den Bergen gekommen.
Auf Initiative seiner Schweizer Galerie gelang die Finanzierung der drei Millionen teuren Aktion
durch die Leister- und die Erlenmeyer-Stiftung.
Ai Weiwei, Fairytales
Ai Weiwei, Fairytales
Ai Weiwei wurde 1957 in Peking geboren. Sein Vater, der Dichter Ai Quing, wurde als
Regimekritiker in die Provinz Xinjiang verbannt. Dort, nahe der mongolischen Grenze, wuchs Ai
Weiwei auf. Erst mit 18 kehrte er in seinen Geburtsort zurück. 1981 erhielt er die Erlaubnis, zum
Studium nach New York zu gehen, wo er von Dada und der Konzeptkunst geprägt wurde. In
einem Interview sagte er 2005 zu dieser Zeit: "Duchamps hatte mir das beigebracht: Kunst ist
eine Lebens- und keine Produktionsform. Ich konnte mit dieser Maxime vor mir entschuldigen,
dass ich mit meinen Arbeiten keinen Erfolg hatte." 1993 kam er wieder nach Peking und wurde
bald zu dem Künstler, der die junge chinesische Avantgarde um sich versammelte. Ai Weiwei ist
Begründer einer Galerie unter dem Namen "China Art Warehouse", politisch engagiert und
provokant. Ein Grundmotiv seiner Arbeit ist die Zerbrechlichkeit und Zerstörung der chinesischen
Kultur. Heute lebt Ai Weiwei im Kunstbezirk Dashanzi und arbeitet als Kurator, Kulturberater und
Architekt. Gemeinsam mit den Schweizern Jacques Herzog und Pierre de Meuron entwarf er das
auch als "Vogelnest" genannte Nationalstadion für die Olympischen Spiele 2008 in Peking.
Aktuelle Tendenzen chinesischer Kunst
Moderne Architektur – Das „Vogelnest“
“Vogelnest” ist der Spitzname des neuen Olympiastadions in Peking. Die 91.000 Sitzplätze sind
in einer runden Struktur angeordnet, deren besondere gitterartige Überdachung zu dieser
Bezeichnung geführt hat.
Peking, „Vogelnest“
An der Ausarbeitung der Pläne waren neben den Hauptverantwortlichen Baseler Architekten
Jacques Herzog und Pierre De Meuron auch der Pekinger Künstler und Architekt Ai Weiwei
beteiligt. Ai Weiwei ist längst eine Art Star in China, und auch im Westen ist er kein unbe-
schriebenes Blatt. Er hatte im Sommer 2007 in Deutschland Schlagzeilen gemacht, als er 1001
Chinesen zur documenta 12 nach Kassel brachte.
«Wir wollten eine Form schaffen, die große Vorstellungskraft zeigt und zu einem Stück wird, das
der Freiheit gleicht», sagte Ai Weiwie zum Stadion, das angeblich nur 3,1 Milliarden Yuan (310
Millionen Euro) kosten und als letzte der Olympia-Anlagen erst Ende März 2008 fertig gestellt
sein soll. «Es ist gleichmäßig geschaffen, egal von welcher Seite sich jemand nähert. Es ist nicht
nur eine Einrichtung für den Sport, sondern steht vielmehr in einer kulturellen Beziehung zur
Geschichte und dem Vorstellungsvermögen der Gegenwart.»
Ai Weiwei hat sich allerdings angesichts der chinesischen Propaganda um Olympia von seinem
künstlerischen Beitrag zu dem Stadion distanziert.
Das Projekt war der Sieger des 2002 ausgelobten internationalen Wettbewerbs, was der
originellen Lösung zu verdanken war, die sich an dem Geflecht eines Nestes inspiriert und aus
Abertausenden von Ästen und Verflechtungen zu bestehen scheint. Das Projekt wird noch
komplexer durch die Tatsache, dass das "Maschenmuster" nicht nur Hülle und Dach ist, sondern
auch die Treppen und die Fassade in sich birgt. Hauptdarsteller unter den Materialien ist vor
allem der Beton, aus denen die verschiedenen Äste des Nestes bestehen. Zwischen diesen
Ästen tragen eine Reihe von aufblasbaren "Kissen" dazu bei, dass das Stadion von Außen einen
"watteverpackten" Eindruck macht. Diese eingebauten Polster sollen an strategischen Stellen
vor Wind und Wetter schützen.
Das Stadion wurde von der Londoner "Times" kürzlich in ihre Top Ten der "ambitioniertesten
Bauprojekte der Welt" aufgenommen. Das Bauwerk aus ineinander "geflochtenen" Stahlträgern,
bei dem laut den Architekten "Fassade und Struktur identisch" sind, soll mehr sein als nur ein
nett anzusehender Hintergrund für die olympischen Leichtathletikbewerbe. Laut "Times" ist das
Projekt für Herzog & De Meuron auch ein Testballon für etliche technische Innovationen: Das
"grüne" Stadion kann Regenwasser sammeln und hat eine passive Klimaanlage.
Herzog & De Meuron: Olympiastation, Peking 2008
Maskottchen
Die Maskottchen der Olympischen Spiele von Peking 2008
Gleich fünf Püppchen dienen für die Pekinger Spiele als Maskottchen. Keine einzelne Figur
könne die Vielfalt des chinesischen Riesenreiches und seiner Völker angemessen verkörpern,
begründete dies das Organisationskomitee. Exakt 1000 Tage vor der Eröffnungsfeier wurde am
11.11.2005 in Beijing in einer großen Feier das Geheimnis gelüftet. Vorgestellt wurden der
Karpfen Beibei, der Panta Jingjing, die olympische Flamme Huanhuan, die tibetanische
Antilope Yingying und die Schwalbe Nini. Zusammengezogen ergeben die Namen Bei Jing
Huan Ying Ni die Botschaft: "Willkommen in Beijing". Verkörpert werden durch die Auswahl
auch die fünf Elemente der Natur, das Wasser, der Wald, das Feuer, die Erde und der Himmel
sowie die guten Wünsche nach Wohlstand, Zufriedenheit, Leidenschaft, Gesundheit und Glück.
Entwickelt wurden die Figuren von einem Design-Team unter der Leitung von Han Meilin.
5 Maskottchen, Peking 2008
Aufgabenstellung:
Entwickle mit den fünf Maskottchen der Olympischen Spiele von Peking einen Olympiacomic
(Folge von mindestens drei Bildern). Du kannst mit Bleistift und Filzstiften arbeiten oder den
Computer benützen.
Piktogramme (1)
Definition
Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff "Piktogramm": Bildzeichen. Diese vereinfachten Zeichen
sind uns aus Berichten zum Sport in den Medien am vertrautesten und sie wurden vor allem im
Zusammenhang mit der visuellen Gestaltung der Olympischen Spiele entwickelt.
Wenn so viele Menschen verschiedener Herkunft und Sprache gemeinsam Sport machen, ist
es nötig, grafische Zeichen mit international festgelegter Bedeutung zu finden, die sehr schnell
verstanden werden können, ohne dass jemand lesen oder eine bestimmte Sprache verstehen
muss.
Piktogramme vermitteln Informationen in der Weise, dass sie einen Gegenstand oder einen
abstrakten Begriff ohne Sprache leicht verständlich darstellen.
Entwicklung der Piktogramme für Peking 2008
Die Piktogramme für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing haben die chinesische
Siegelschrift als Grundlage und vereinen piktografische Elemente der alten Inschriften auf
Schildkrötenpanzern und Knochen sowie der Inschriften auf Bronzen mit simplen Merkmalen
modernen Designs. Die geschickte Anwendung des Schwarz-Weiß-Kontrasts lässt in den
Piktogrammen die spezifischen Bewegungsabläufe und die reizvolle Ästhetik der Sportarten
erkennen und erreicht eine harmonische Einheit von "Form" und "Inhalt".
Im März 2005 hatte das Organisationskomitee der XXIX. Olympischen Spiele in Beijing
berühmte Designinstitute und -hochschulen eingeladen, sich am Entwurf und der Ausarbeitung
der Piktogramme zu beteiligen. Die Zentrale Hochschule für Bildende Kunst und das Institut für
Bildende Kunst der Tsinghua-Universität gründeten gemeinsam eine Arbeitsgruppe, um die
ausgewählten Designs zu vervollkommnen. In weiterer Folge nahmen zahlreiche in- und
ausländische Designer, Künstler, Olympia-Experten und TV-Übertragungsstationen sowie
Sportlervertreter an der Verbesserung teil und lieferten viele wertvolle Vorschläge und
Anregungen. Danach wählte das Organisationskomitee den Entwurf mit dem Titel "Schönheit
der Siegelschrift" für die Piktogramme der Olympiade 2008 offiziell aus und legte ihn allen
Sportverbänden zur Begutachtung vor. Bis Ende April 2006 prüften alle 28 Sportverbände den
Entwurf und genehmigten das Design. Das Internationale Olympische Komitee hat die
Piktogramme im Juni dieses Jahres schließlich offiziell genehmigt.
Quelle: http://www.china.org.cn/german/252687.htm
Aufgabenstellung:
Piktogramme vermitteln Informationen in der Weise, dass sie einen Gegenstand oder einen
abstrakten Begriff ohne Sprache leicht verständlich darstellen. Weit über 500 Piktogramme hat
der Grafiker Otl Aicher, ausgehend von seinen Sportpiktogrammen für die Olympischen Spiele
in München 1972, entwickelt. Unten sind Beispiele zu sehen, die vielleicht nicht so geläufig sind
wie die für die bekannteren Sportarten. Was könnten sie bedeuten?
Otl Aicher hat die Piktogramme für die Olympischen Spiele 1972 in München auf einem Raster
(siehe Abbildung unten) aufgebaut, um die Größenverhältnisse festzulegen und die Figur
hervortreten zu lassen. Versuche diesem Gestaltungsprinzip auf die Spur zu kommen, indem
du selbst ein Piktogramm für eine Sportart deiner Wahl entwirfst!
Piktogramme (2)
Deutsche und chinesische Eigenarten in Piktogrammform
Die deutsch-chinesischen Designerin Yang Liu entwickelte eine Plakatserie „Ost trifft West“. Lius
Bilderserie zeigt mittels Piktogrammen in humorvoller Weise wichtige kulturelle Unterschiede
zwischen Deutschland und China. Liu wählt eine einfache Bildsprache, um ihre genau beobachteten Unterschiede zwischen Deutschland und China umzusetzen. Sie weiß dabei durch die
Präzision und Klarheit ihrer Aussage immer wieder zu überraschen: so werden z. B. Essstäbchen als typisch deutscher, Messer und Gabel jedoch als chinesischer Trend dargestellt.
Yang Liu wurde 1976 in Peking geboren und lebt seit 1990 in Deutschland. Nach ihrem Studium
an der Universität der Künste Berlin arbeitete sie als Designerin in Singapur, London, Berlin und
New York. 2004 gründete sie ihr eigenes Design Studio. Ihre Arbeiten wurden in internationalen
Wettwerben mehrfach prämiert und in Museen und Galerien in Deutschland, den USA, Japan,
Mexiko, Finnland, China, Tschechien, der Slowakei, Frankreich, Polen und dem Iran ausgestellt.
Yang Liu, „Im Trend“
Aufgabenstellung:
Entwickle in Anlehnung an die Gestaltungsweise der Designerin Yang Liu Piktogramme, die
typisch deutsche bzw. chinesische Eigenheiten verdeutlichen. Als Anregung folgen zwei
weitere Beispiele:
Yang Liu, „Chef“
Yang Liu, „Warteschlange“
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de
http://www.rwth-aachen.de