Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln

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Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln
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UTB 3509
Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage
Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar
Verlag Barbara Budrich · Opladen · Farmington Hills
facultas.wuv · Wien
Wilhelm Fink · München
A. Francke Verlag · Tübingen und Basel
Haupt Verlag · Bern · Stuttgart · Wien
Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung · Bad Heilbrunn
Mohr Siebeck · Tübingen
Nomos Verlagsgesellschaft · Baden-Baden
Orell Füssli Verlag · Zürich
Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel
Ferdinand Schöningh · Paderborn · München · Wien · Zürich
Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart
UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK/Lucius · München
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Oakville
vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich
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Studieren, aber richtig
Herausgegeben von Theo Hug, Michael Huter und Otto Kruse
Die Bände behandeln jeweils ein Bündel von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das
gesamte Paket versetzt Studierende in die Lage, die wesentlichen Aufgaben im Studium zu erfüllen. Die Themen orientieren sich an den wichtigsten Situationen und
Formen des Wissenserwerbs. Dabei werden auch das scheinbar Selbstverständliche behandelt und die Zusammenhänge erklärt.
Weitere Bände:
Otto Kruse: Lesen und Schreiben (UTB 3355)
Theo Hug, Gerald Poscheschnik: Empirisch Forschen (UTB 3357)
Klaus Niedermaier: Recherchieren und Dokumentieren (UTB 3356)
Gerlinde Mautner: Wissenschaftliches Englisch (UTB 3444)
Informationen, Materialien und Links:
http://star.huterundroth.at, www.utb-mehr-wissen.de
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Heinz Moser, Peter Holzwarth
Mit Medien arbeiten
Lernen – Präsentieren – Kommunizieren
UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz
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Heinz Moser ist als Erziehungswissenschaftler Dozent an der Pädagogischen
Hochschule Zürich und Honorarprofessor an der Universität Kassel.
Peter Holzwarth ist Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Hard- und Softwarebezeichnungen, die in diesem Buch veröffentlicht werden, sind fast alle
als eingetragene Marken geschützt. Ebenso wie viele Fachbegriffe und andere Bezeichnungen, die hier benutzt werden. Deren Nennung bedeutet nicht, dass sie frei verwendet werden dürfen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8252-3509-3
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
© Verlag Huter & Roth KG, Wien,
und UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2011
Satz und Layout: Claudia Wild, Konstanz
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Coverillustration: Graf+Zyx
Druck und Bindung: fgb · freiburger graphische betriebe, Freiburg
Huter & Roth KG, Verlag und Textbüro
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Schützenstr. 24 · 78462 Konstanz
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www.c
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Inhaltsübersicht
I
Die persönliche Arbeitsumgebung
11
II
Wissenserwerb und Lernstrategien
21
III
Umgang mit Informationen und Wissen
31
IV
Lernen von Informationen
55
V
Präsentieren mit dem Beamer
65
VI
Umgang mit Bild und Ton
75
VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
97
VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
115
IX
Die persönliche Lernumgebung gestalten
139
X
Das Netz als Rechtsraum
163
Literaturhinweise 179
Sachregister 181
5
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Worum es in diesem Buch geht
und wie man es benutzt
»Ich kann mir gar kein Studium mehr vorstellen, das zu meistern wäre,
ohne den Zugang zu elektronischen Medien zu haben.«
Studentin der Pädagogischen Hochschule Zürich
Wer heute studiert, kommt um die digitalen Medien nicht herum. Wer ein Referat
schreibt, wird es auf dem Computer tippen. Wer einen Vortrag hält, will diesen
durch eine Powerpoint-Präsentation unterstützen. Erste Hinweise zu einem Thema
finden Sie vielleicht in Wikipedia oder über Kollegen, die in Twitter den entscheidenden Tipp geben (natürlich aufs Handy). Und wenn E-Book & Co. den Durchbruch schaffen, wird man bald Bücher und Texte unterwegs im Zug mit seinem
digitalen Gerät lesen.
Die digitale Lebenswelt der heutigen Zeit verändert Ihr Studium rasant. Man
sitzt nicht mehr allein mit seinen Büchern in der Bibliothek, sondern recherchiert
zu Hause im Katalog der Universitätsbibliothek und kann immer häufiger wesentliche Texte und Bücher frei Haus auf den eigenen Computer herunterladen. Wer in
Gruppen arbeitet, wird Programme wie Google Docs schätzen: Man erstellt Texte
gemeinsam im Netz und kann zusammen arbeiten, ohne dass man an einen Termin gebunden ist, an welchem man sich im »real life« gemeinsam trifft.
Diese Charakteristik eines Studiums, das mit digitalen Medien verbunden ist,
braucht keine lange Begründung und Rechtfertigung. Wenn die Welt so ist, wie sie
ist, dann kommt man um die digitalen Medien nicht herum. Dennoch stellt sich
die Frage, was einen an der Universität erwartet, was man alles an »Ausrüstung«
benötigt und wie »medienkompetent« man schon sein muss, um für die Anforderungen des Studiums auch medial gerüstet zu sein.
Die Antwort auf diese Fragen ist nicht ganz eindeutig und leicht. Einmal werden
bewährte Elemente eines Studiums nicht einfach generell über den Haufen geworfen. Vorlesungen oder Bücher werden nicht einfach sang- und klanglos verschwinden. Und viele »neue« digitale Werkzeuge basieren letztlich auf alten Vorgängermedien. So ersetzen Beamer den Hellraumprojektor, der am Computer gezeigte
Film den alten Filmapparat mit seinen 16-mm-Rollen.
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Worum es in diesem Buch geht und wie man es benutzt
Auch in Zukunft werden sich zudem die akademischen Institutionen mit Bezug
auf die von ihnen geforderten Medien recht stark unterscheiden. Einige setzen auf
Computerräume und zentrale Informatikeinrichtungen, die man kostenlos nutzen
kann, während andere immer häufiger in allen Räumen den Zugang zu WLAN
ermöglichen. Das geht bis zu eigentlichen Notebook-Hochschulen, welche davon
ausgehen, dass Studierende bereits mit einem Laptop an die Hochschule kommen
und in jeder Lehrveranstaltung auch Notizen und Bemerkungen elektronisch festhalten. Und dann gibt es noch weitere digitale Medien, die man auch für das Studium nutzen kann: Digitalkamera oder Video, um für ein Referat Bilder aufzunehmen, ein Smartphone wie das iPod mit seinen vielen Anwendungsmöglichkeiten,
ein E-Book-Reader, damit man nicht kiloweise Bücher schleppen muss …
Wenn Sie den Einstieg geschafft und vielleicht sogar die Investition in ein neues
Laptop oder ein schickes Netbook getätigt ist, dann stellt sich unweigerlich die
Frage: Wozu brauchen Sie das alles? Texte schreiben mit Word und Surfen im
Internet sind Stichworte, die einem unvermittelt einfallen. Schließlich hat man
damit schon in der Gymnasialzeit Erfahrungen gemacht. Ja, Web 2.0, das müsste
auch ein Thema sein, wenn man den Zeitungen und Magazinen glaubt, die heute
den Internethype propagieren.
In diesem Buch soll es darum gehen, die Frage, wozu Sie digitale Medien im
Studium nutzen können, zu beantworten und Möglichkeiten zu einer sinnvollen
Nutzung aufzuzeigen. Wir als Autoren sind der Überzeugung, dass es nicht ausreicht, einfach darauf hinzuweisen, dass man für Referate heute ein Präsentationsprogramm verwendet. Tipps und Hinweise, wie man ein solches Programm
geschickt und effizient einsetzt, können nach unserer Meinung viel zu »besseren«
Präsentationen beitragen. Viel zu häufig nutzt man heute Programme wie Powerpoint oder Impress, weil man es muss – ohne jedoch die Vorteile für die eigene
Produktivität zu erkennen und zu nutzen.
Ein zweiter Punkt betrifft die Vielfalt der heute zugänglichen Programme:
Neben Standardprogrammen gibt es eine immer größere Flut von digitalen Werkzeugen, deren Einsatz für manche Aufgaben im Studium sinnvoll sein könnte. Aus
diesem Grund gibt dieses Buch eine Übersicht über eine Vielzahl von solchen Programmen. Wir als Autoren hoffen, dass für Sie als Leserinnen und Leser einige
Trouvaillen zu finden sind, mit denen sie spontan gute Ergebnisse erzielen nach
dem Motto »Ein solches Programm habe ich seit langem gesucht!«.
Dieses Buch handelt allerdings nicht allein von technischen Werkzeugen und
Anwendungsprogrammen. Gerade dieser Teil veraltet in einer Zeit sehr rasch, in
der fast jeden Monat wieder neue Entwicklungen auf dem Markt erscheinen. Wir
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Worum es in diesem Buch geht und wie man es benutzt
verstehen die hier vorgestellten Programme denn auch exemplarisch als Hinweis
auf interessante Anwendungen, die man sich einmal anschauen müsste. Wir sind
aber überzeugt, dass Sie, wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, über eine
Suche im Internet noch ganz andere Programme entdecken werden als diejenigen,
die hier vorgestellt werden. Es ist auch abzusehen, dass nur wenige Wochen nach
dem Erscheinen dieses Buches im Internet schon wieder interessante neue Anwendungen angeboten werden.
Gleichzeitig ist es uns auch wichtig hervorzuheben, dass es beim Einsatz von
digitalen Medien für das Studium immer auch um das Lernen geht, das erleichtert
und produktiver werden soll. Themen wie die persönliche Arbeitsumgebung oder
das kollaborative Lernen mit Medien werden deshalb im Mittelpunkt dieses Buches
stehen. Zudem wollen wir Sie nachdrücklich auf das Netz als Social Web hinweisen. Digitale Medien sind nämlich über das eigentliche Studieren und Lernen
hinaus immer stärker in den Alltag eingebunden. Der Facebook- oder StudiVZAccount gehören heute zum studentischen Alltag genauso wie das Twittern mit
Kolleginnen und Kollegen. »Freunde« sind heute nicht mehr allein Personen im
»real life«, sondern solche Beziehungen werden nicht zuletzt im Social Web aufgenommen und gepflegt. Das studentische Milieu ist ein Mix von virtuellen Beziehungen und realen Erfahrungen im Alltag der Vorlesungen und Seminare.
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I
Die persönliche Arbeitsumgebung
1 Die Mediennutzung von Studierenden
2 Studieren heißt, mit Informationen umgehen
3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements
Wollen Sie gut studieren will, brauchen Sie eine sinnvoll eingerichtete Arbeitsumgebung. Dazu gehören heutzutage die digitalen Medien. In diesem Kapitel wird aufgezeigt
• welche medialen Angebote bei Studierenden besonders beliebt sind;
• was es heißt, als Studierende »Wissensarbeiter« zu sein, die mit Informationen
und Wissen umgehen;
• was die wichtigsten Felder des persönlichen Wissensmanagements sind.
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I Die persönliche Arbeitsumgebung
Überlegen wir uns, wie die persönliche Arbeitsumgebung von Studierenden heute
aussieht, so sind Computer und Internet hier ein zentraler Punkt. Man könnte
beinahe sagen, dass die gesamte fachliche Arbeit heute am Rechner stattfindet: Sie
recherchieren Informationen und fassen sie für Referate und Seminararbeiten
zusammen. Sie tauschen sich übers Netz mit den Kolleginnen und Kollegen aus,
holen sich Texte aus Bibliotheken oder fachlichen Webangeboten, erfahren über
Twitter das Neuste von Fachtagungen, hören sich einen Vorlesungsmitschnitt im
Internet an, bewerten online ihre Professorin etc.
Beispiel
Der Student Torsten hat eine ganz einfache Lösung dafür, wie seine Studentenbude
als Arbeitsumgebung aussehen muss: »Breites Bett, dicke Anlage und immer ’nen
vollen Bierkasten in der Küche!« Auch wenn es nicht so einfach ist: Ein Arbeitszimmer
soll als Arbeitsumgebung etwas Gemütlichkeit und Wärme ausstrahlen. Seine Kommilitonin Annette beschreibt denn auch, wie sie sich eingerichtet hat: »Mein Arbeitszimmer ist das kleinste Zimmer und geht hinten zum Hof raus. Es ist ruhig und am
Morgen kann ich die Vögel pfeifen hören. Meine Eltern haben mir zu Beginn des
Studiums ein Laptop geschenkt, das mit einem Drucker und guten Lautsprecherboxen verbunden ist. Manchmal stöpsle ich es auch ab und schreibe an meiner Diplomarbeit im Wohnzimmer weiter. Ja, und ich bin eben auch ein Büchermensch. So
eine kleine Handbibliothek fürs Studium hat sich in den letzten Jahren zusammengeläppert. Sie belegt mit DVDs und Musik-CDs ein Büchergestell. Ein Wandschmuck
und ein gemütlicher Sessel gehören auch zum Arbeitszimmer, das nicht zu ›büromäßig‹ aussehen darf. Das Wichtigste ist aber unsichtbar: Ich leiste mir ein schnelles
Internet und überlege gerade, ob ich mir auch WLAN anschaffe, dann könnte ich
auch einmal in meinem gemütlichen Wohnzimmersessel ins Internet gehen. Vielleicht
verschwimmen Wohn- und Arbeitsbereich in Zukunft noch mehr. Ich schau mir heute
schon Fernsehsendungen und DVDs häufig am Laptop im Arbeitszimmer an …«
Wieweit Studierende gewohnt sind, in ihrer Arbeitsumgebung mit digitalen
Medien zu arbeiten, ist allerdings sehr unterschiedlich – nicht jeder hat diese
neuen Medien mit der Muttermilch aufgesogen. Dennoch ist die Arbeit am Computer gegenüber früheren Studierendengenerationen wichtiger und gleichzeitig
auch selbstverständlicher geworden. In diesem Kapitel soll die Bedeutsamkeit der
digitalen Medien genauer betrachtet und anhand von Resultaten aus einer empirischen Untersuchung dargestellt werden.
Bevor Sie sich an einer Hochschule einschreiben, ist es deshalb sinnvoll, sich zu
erkundigen, welche Ausstattung empfohlen wird. Denn je nach Informatik-Infrastruktur können unterschiedliche Anforderungen bestehen:
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1 Die Mediennutzung von Studierenden
Überblick
Grundausstattung
• Eine Desktop-Arbeitsstation zu Hause ist heute oft die bevorzugte Arbeitsumgebung. Ein leistungsstarker Rechner, der mit allen nötigen Programmen bestückt ist
und in der Freizeit auch einmal ein Game zulässt, ist als Grundausstattung keine
schlechte Lösung – vor allem wenn der Computer über WLAN und eine Flatrate
mit dem weltweiten Netz verbunden ist.
• Die wichtigste Alternative dazu ist ein Laptop, den man in die Hochschule mitnehmen kann. Der Bildschirm ist zwar etwas kleiner und die Rechenleistung geringer.
Auch wenn solche Geräte immer noch zwei bis drei Kilogramm wiegen, sind sie
ein guter Kompromiss (etwas geringerer Leistung) und bieten größere Mobilität.
• Wer es klein und leicht möchte, wählt ein Netbook aus. Der Grafikprozessor reicht
zwar nicht für flüssiges Spielen. Doch um Texte zu schreiben und im Internet zu
surfen, reichen solche Kleinrechner aus. Ein weiterer Nachteil: Infolge der kompakten Bauweise liegen die Tasten eng zusammen; der Bildschirm ist mit Diagonalen zwischen ca. 7 bis 11,6 Zoll für einige Anwendungen eingeschränkt. Immerhin sind Netbooks großzügiger als Handys dimensioniert.
1
Die Mediennutzung von Studierenden
Zu Beginn dieses Kapitels soll erst einmal die Bedeutung der digitalen Medien für
das Studium genauer umrissen werden. Dazu ziehen wir eine Studie heran, welche
die Internetnutzung von Studierenden untersucht hat und empirisch deutlich
macht, wie sich die persönliche Lern- und Arbeitsumgebung von Studierenden
hinsichtlich des Internets gegenwärtig zusammensetzt. Die Publikation Studieren
im Web 2.0, die in der HISBUS-Kurzinformation 21 zusammengefasst ist (https://
hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf), stellt überblicksmäßig dar, welche Internetangebote von Studierenden sehr häufig genutzt werden:
Es überrascht nicht, dass in der Grafik die Onlineenzyklopädie Wikipedia an
erster Stelle steht. Wikipedia hat sich – trotz anfänglich harscher Kritik an der Selfmade-Enzyklopädie, bei der die Nutzer und nicht die handverlesenen Experten
eines Lexikonprojekts das Sagen haben – in der akademischen Landschaft durchgesetzt. Kaum ein Professor, der nicht stolz ist, wenn er über einen eigenen Eintrag
in Wikipedia verfügt! Wie erfolgreich dieses Lexikon ist, zeigt sich daran, dass sich
der Softwaregigant Microsoft entschieden hat, die Entwicklung seiner eigenen
Enzyklopädie »Encarta« einzustellen. Bei der Bewertung der Qualität der Wiki13
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I Die persönliche Arbeitsumgebung
60
Frage 2: Wie häufig nutzen Sie die folgenden Internetangebote?
51
Angaben auf einer fünfstufigen Skala (sehr häufig bis sehr selten), Pos. 1+2, in %
Bezugsgruppe: alle Studierenden
36
16
15
9
andere Wikis
Chat/Instant
Online-Enzyklopädie
Messaging
Wikipedia
Video-Communities
Social Communities,
(z. B. YouTube)
soziale Gemeinschaften
(z. B. StudiVZ, FaceBook,
MySpace, Xing etc.)
Online-Spiele
6
Weblogs/Blogs
(z. B. blog.de)
Quellenangabe: nach: Bernd Kleimann/Murat Özkilic/Marc Göcks: Studieren im Web 2.0. Studienbezogene Web- und E-Learning-Dienste, in: HISBUS Kurzinformation Nr. 21, Hannover 2008, S. 6
(https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf)
pedia-Artikel hat sich jedenfalls gezeigt, dass diese den Artikeln von klassischen
Lexika wie Brockhaus ebenbürtig sind. Insgesamt belegt das Beispiel von Wikipedia, wie wichtig das Netz und die Medien für den Wissenstransfer und den Wissenserwerb geworden sind.
An zweiter Stelle stehen in der obigen Grafik die Social Communities wie Facebook oder StudiVZ. Zum sozialen Austausch genutzt werden zudem auch die an
dritter Stelle stehenden Instant Messenger oder Chatrooms. Das heißt, dass gerade
für die soziale Verbindung unter Studierenden die Kommunikation über das Internet immer selbstverständlicher wird. Social Communities im Netz sind heute das,
was früher die altehrwürdigen Studentenverbindungen waren. In ihnen werden
soziale Kontakte geknüpft, Gruppenzugehörigkeiten kultiviert (»meine Freunde«),
und in manchen Netzwerken wie dem Profi-Netzwerk Xing kann man sich auch
»Vitamin B« erwerben. Auch unter den Leserinnen und Lesern dieses Buches wird
es kaum mehr viele geben, die nicht über ein Profil bei StudiVZ oder Facebook
verfügen.
Das an vierter Stelle stehende Youtube weist darauf hin, dass das Netz auch ein
visuelles Medium ist. Bilder und Filme, die im Internet angeschaut werden kön14
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1 Die Mediennutzung von Studierenden
nen, sind einfach auf dem Computer zu streamen. Zu den alltäglichen Medienkompetenzen gehört deshalb heute auch, dass kompetent mit visuellen Botschaften umgegangen wird. Dies gilt nicht allein für den Konsum von Filmen oder
Bildern in der Freizeit. Auch im Studium sollten Präsentationen auf visuelle
Anreize über Grafiken, Bilder oder kurze Videoclips nicht verzichten. Und wer
Arbeiten plant, tut das immer häufiger über die Visualisierung in einer am Computer erstellten Mindmap oder Grafik. Deutlich wird: Die visuell geprägte Informationsgesellschaft beeinflusst immer stärker unseren alltäglichen Arbeitsstil.
Neben dem Knüpfen von sozialen Verbindungen gibt es immer mehr kollaborative Werkzeuge, mit denen man gemeinsame Arbeitszusammenhänge organisieren kann. Darauf weisen die Wikis hin, die immerhin von 15 Prozent der Befragten genannt werden. Es ist abzusehen, dass die Nutzung solcher Werkzeuge in
Zukunft rasch zunehmen wird – im Gleichschritt mit der weiteren technischen
Entwicklung dieser Werkzeuge. So werden wir in diesem Buch nicht umhinkommen, genauer auf kollaborative Software wie Google Docs einzugehen, mit denen
Studierende auf einfache Weise online gemeinsam Protokolle oder Arbeiten für ihr
Studium schreiben können. In diesem Zusammenhang ist das Stichwort »Cloud
Computing« zu nennen.
Definition
Cloud Computing
Mit Cloud Computing oder Cloud IT bezeichnet man einen Trend- bzw. ein HypeThema der Jahre 2008 und 2009. Cloud Computing umfasst Anwendungen, Daten,
Speicherplatz und Rechenleistung im Netz, die auch Cloud (= Wolke) genannt werden. Die Bezeichnung Cloud wird deshalb verwendet, weil das virtuelle Rechenzentrum aus zusammengeschalteten Computern (grid) besteht und die Ressource von
keinem spezifischen Computer bereitgestellt wird (http://tiny.cc/eg1lk).
Mit anderen Worten: Wir arbeiten nicht mehr mit Anwendungen, die lokal auf
dem eigenen Computer gespeichert sind. Vielmehr sind es Anwendungen auf der
»Wolke«, mit denen wir und unsere Kolleg(innen) gleichzeitig von ganz unterschiedlichen Computern Zugriff haben. Für die Computerzeitschrift Chip ist
damit die nächste Computerrevolution in die Nähe gerückt: »Der Grundgedanke
beim Cloud Computing ist, dass alle Anwendungen im Web laufen – von einfacher
Software bis hin zu kompletten Betriebssystemen. Der User muss sich keine teure
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 16
I Die persönliche Arbeitsumgebung
Hardware anschaffen, sich keine Gedanken um die Aktualisierung des Systems
machen und auch keine Software mehr kaufen.«
Dass auch Onlinespiele (bei fast 10 Prozent der Studierenden) beliebt sind, muss
nicht in erster Linie mit dem Studium zusammenhängen. Immerhin ist darauf hinzuweisen, dass Spiele sehr häufig auch intellektuelle Anforderungen beinhalten –
etwa in Simulations- und Strategiespielen. Zunehmend diskutiert wird deshalb
auch die Frage von »serious games«, also von Spielen, die gezielt zur Förderung
von Lernprozessen entwickelt wurden.
Insgesamt macht die Grafik deutlich, welches breite Feld sich für Studierende
mit dem Internet eröffnet. Eine ganze Reihe von weiteren, etwas weniger bekannten aktuellen Anwendungsmöglichkeiten wird dabei noch gar nicht erwähnt –
etwa die Tatsache, dass immer häufiger zu Studienbüchern zusätzliches Material
auf DVDs oder auf dem Netz angeboten wird. Auch die Nutzung von Studienplattformen wie Moodle gehört heute vielerorts schon unabdingbar zum Studium. Und
ob Sie in den nächsten Jahren Fachliteratur »wireless« auf ein E-Book herunterladen und dort lesen werden, anstatt sich die Fachliteratur in der Bibliothek zu
besorgen, das ist mindestens eine offene Frage.
Dabei dürfte dies erst der Beginn einer Entwicklung zum mobilen Lernen sein,
die sich den nächsten Jahren rasant verstärken wird und Lernen und Arbeiten
immer unabhängiger von bestimmten Orten und Geräten macht: Wer heute mit
dem Internet arbeitet, kann dies zu Hause mit seinem PC, unterwegs an seinem
Laptop oder am Handy tun. Wer E-Mail nutzt, geht ins Internetcafé oder ist ständig erreichbar, weil die Mails automatisch aufs iPhone heruntergeladen werden.
Immer öfter schickt man sich die angefangene Arbeit rasch vom Büro nach
Hause, um dort am privaten Rechner weiterzuarbeiten, und man nimmt seinen
Laptop auch in den Urlaub mit, um E-Mails zu checken, an einem Text weiterzuarbeiten etc.
Arbeits- und Freizeit, öffentliche Erreichbarkeit und Privatheit beginnen in der
Ära der digitalen Medien, in der man jederzeit und überall erreichbar ist, zu verschwimmen. Die »ubiquitären« Medien und die Wolke, zu der man permanent in
Verbindung steht, verändern den Alltag und die tägliche Arbeitsorganisation zusehends. Dabei ist besonders wichtig, dass man sich herausnimmt, die digitale Verbindung auch einmal zu kappen und sich von den Zwängen der digitalen Erreichbarkeit nicht überrollen lässt.
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3 Studieren heißt, mit Informationen umgehen
2
Studieren heißt, mit Informationen umgehen
Die ubiquitäre und mobile Nutzung der mobilen Medien zeigt, dass persönliches
Wissensmanagement für Studierende, so wäre unsere These, in Zukunft immer
stärker durch den Medieneinsatz geprägt wird. Doch was bedeutet »Studieren« in
diesem Kontext? Auf eine einfache Formel gebracht, heißt dies, dass Sie mit einer
Fülle von Daten umgehen und diese verarbeiten, indem Sie diese als Informationen speichern – extern auf Speichermedien wie auch intern im eigenen Speicher
des Gehirns (indem Sie diese »lernen«). Allerdings reicht es nicht, nur Daten als
Fakten zur Verfügung zu haben. Vielmehr integrieren wir sie als sinnvolle Bestandteile in unser Wissen (indem wir zum Beispiel Daten über die Nutzung von Medien
in einer Arbeit zur Mediennutzung von Kindern verdichten und damit ein Wissen
produzieren, das Hinweise für den Erziehungsalltag von Eltern gibt).
Daten, Informationen, Wissen
Daten
Informationen
Wissen
vgl. Moser 2008, S. 25
Aus dieser Perspektive ist es klar: Ziel eines Studiums ist nicht der Erwerb von
Fakten oder Informationen, die als Prüfungswissen auswendig wiedergegeben
werden. Vielmehr geht es um Wissenserwerb und damit um Integrationsleistungen, indem Informationen in die Struktur des eigenen Wissens integriert werden.
3
Die Felder des persönlichen Wissensmanagements
Persönliches Wissensmanagement besteht auf der einen Seite im Umgang bzw. in
der Verarbeitung von Daten, die zum eigenen Wissen werden. Dabei sind die
Informationen, auf die man sich stützt, in der Informationsgesellschaft immer
häufiger Bilder bzw. visuelle Anreize. Es wird daher im Rahmen dieses Buches
auch zu überlegen sein, welche Funktion diese im Wissenserwerb und in der Präsentation von Wissen spielen.
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I Die persönliche Arbeitsumgebung
Auf der anderen Seite findet dieser Wissenserwerb in einem sozialen Kontext
statt – indem Wissen gemeinsam und kollaborativ erarbeitet wird. Aber auch insgesamt sind Studierende in eine Kultur integriert, welche sie als gesellschaftliche
Gruppe umfasst – mit gemeinsamen Interessen, Einstellungen und Ansprüchen.
Dieses spezifische soziale Milieu ist zwar nicht direkt auf das eigene Lernen bezogen, unterstützt dieses indirekt aber auf vielfältige Weise. Das folgende Schema
fasst diese Ausführungen zusammen:
Die vier Felder des persönlichen Wissensmanagements (PWM)
Daten
Kontext
1) Umgang mit
Informationen
2) visuelle
Kompetenzen
PWM
4) kollaboratives
Arbeiten
3) soziale
Beziehungen
Um die kommenden Kapitel dieses Buches zu strukturieren, beziehen wir uns auf
vier Felder, welche wichtige Aspekte des persönlichen Wissensmanagements im
Studium benennen:
1. Es geht um den Umgang mit Informationen und damit um Fragen des Wissenserwerbs, der Wissensorganisation und der Darstellung des Wissens, wie sie
durch die Medien im Studium unterstützt werden.
2. Wir alle wachsen in einer Gesellschaft auf, die stark durch Bilder und visuelle
Reize geprägt ist. Es ist deshalb zu fragen, wie die damit verbundenen Kompetenzen für das eigene Studieren genutzt werden können.
18
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3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements
3. Die Lernkultur ist in ein größeres Netz sozialer Beziehungen bzw. in eine »Wissensumwelt« (Reimann/Eppler 2008, S. 37) eingewoben, wie es die Social
Communities bzw. das Web 2.0 im Netz repräsentieren. Hier lernt man zwar
nichts direkt dazu, aber man kann seine Beziehungen zu den Mitstudierenden
pflegen und ausbauen. Indirekt unterstützt diese Dimension letztlich dennoch
den Bezug zu seinem Studienbereich und damit den Studienerfolg.
Das Web 2.0 hat auch Auswirkungen auf den Bereich des medienunterstützten
Lernens. Wissen wird heute immer mehr kollaborativ erworben: Neben dem
schon etwas älteren E-Learning gibt es immer mehr Tools im Netz, welche auf
einfache Weise kollaboratives Lernen ermöglichen.
Wenn im Folgenden diese einzelnen Felder genauer betrachtet werden, so geht
es nicht darum, Ihnen detaillierte Anleitungen für einzelne Geräte und Programme
aus dem Bereich der Medien zu geben. Denn Programmversionen und Gerätetypen veralten heute oft binnen weniger Monate oder werden durch neue Versionen
ersetzt, in die man sich teilweise wieder neu einarbeiten muss. Wo deshalb Anwendungen konkreter diskutiert werden, ist dies exemplarisch gedacht – in der Hoffnung, dass kompetente Nutzer dann problemlos auch den Umstieg auf ähnliche
Programme oder Geräte und deren neuere Versionen schaffen.
Persönliches Wissensmanagement möchte Unterstützung in vier Bereichen geben:
1. Bei der Metakognition, also der Reflexion über das eigene Lernen, wobei es
einerseits um metakognitives Wissen geht, also um das Nachdenken über das
eigene Wissen. Gleichzeitig stehen hier die metakognitiven Strategien im Mittelpunkt, also die Frage, wie geplant, ausgewählt, überprüft etc. wird (vgl. Reinmann/Eppler 2008), S. 29).
2. Bei der Orientierung über all das, was heute zur Unterstützung des Lernens
mit digitalen Medien angeboten wird.
3. Bei der Entwicklung kollaborativer Arbeitsformen, welche eigenständiges
Lernen über die Zusammenarbeit von Lerngruppen unterstützen.
4. Bei der Frage, was Communitys wie Facebook oder StudiVZ für das Studium
leisten.
Allerdings geht es in diesem Buch nicht um eine allgemeine Einführung in das
Wissensmanagement. Wir setzen voraus, dass sich die Gesellschaft verändert hat
und Wissen als Ressource viel bedeutsamer geworden ist als zu jenen Zeiten, in
19
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 20
I Die persönliche Arbeitsumgebung
denen im Mittelpunkt des Arbeitslebens das Handwerk oder die industrielle Produktion gestanden hatten. Mit der Informationsgesellschaft haben sich allerdings
auch die Tätigkeiten der nicht körperlichen Arbeit nochmals verändert. So ist hier
die Arbeit ohne den Einsatz von Computern und digitalen Medien kaum mehr
denkbar. Auf diesen Aspekt der Medien und ihre Bedeutung für das persönliche
Wissensmanagement beschränkt sich denn auch dieses Buch.
Hinweis
Im Verlauf dieses Buches werden wir immer wieder auf die vier Felder des persönlichen Wissensmanagements zurückkommen und mit einer kleinen Grafik in der
Überschrift der einzelnen Kapitel deutlich machen, welcher Aspekt in einem Kapitel
hauptsächlich angesprochen wird. Die einzelnen Icons bedeuten
Umgang mit Informationen
visuelle Kompetenzen
soziale Beziehungen
kollaboratives Arbeiten
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3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements
II
1
2
3
4
5
Wissenserwerb und Lernstrategien
Der digitale Lebens- und Arbeitsstil
Nonlineares Denken und Arbeiten
Multitasking
Multimodale Verarbeitung von Daten und Informationen
Die Grenzen des digitalen Lebensstils
Wer wie Sie als Leser und Leserinnen mit dem Computer aufgewachsen ist, hat
möglicherweise ein anderes Arbeitsverhalten erlernt wie Generationen, die mit den
»alten« Medien des 20. Jahrhunderts groß geworden sind. In diesem Kapitel können Sie sich überlegen, wieweit die folgenden Merkmale eines digitalen Lebensstils
auf Sie zutreffen:
• Angehörige der s. g. Netzgeneration sind von klein auf mit dem Computer aufgewachsen.
• Sie bevorzugen nonlineares Denken und Arbeiten.
• Sie können vieles gleichzeitig tun, ohne den roten Faden zu verlieren (sog. Multitasking).
• Sie gehen genauso gut mit schriftlichen Texten wie mit Ton und mit Bildern um.
21
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II Wissenserwerb und Lernstrategien
Wer heute zu studieren beginnt, ist seit seiner Geburt mit dem Computer aufgewachsen. Vor allem in den USA hat dies zu einer breiten Diskussion geführt, ob die
Netzgeneration als »Digital Natives« einen völlig anderen Umgang mit den digitalen Medien pflegt wie die früher Geborenen, die in die Welt der digitalen Medien
»eingewandert« sind. Diese werden denn auch als »Digital Immigrants« bezeichnet, als Menschen, die in die Welt der digitalen Medien lediglich eingewandert
sind (Prensky 2006). Der Vergleich mit den Natives und den Immigrants stammt
letztlich aus dem Bereich Migration. Auch hier wird manchmal unterstellt, dass
man als Zugewanderte die Heimatsprache nie so kompetent und selbstverständlich zu erlernen vermag wie die Einheimischen und sich noch nach Jahrzehnten
fremd an seinem Wohnort fühlt.
Nun hinkt dieser Vergleich allerdings schon deshalb, da sich die Computertechnik über verschiedenste Stufen entwickelt hat. Nicht jeder Angehörige der heutigen
Netzgeneration hatte schon einen Computer, als das Internet in den 1990er-Jahren
seinen Durchbruch erlebte. Wer in dieser Zeit als Jugendlicher mit Basic und Pascal
programmieren lernte, wird sich fragen, ob er wirklich nur als Immigrant in der
Welt der digitalen Medien bezeichnet werden darf. Zudem sind viele Erwachsene
seit dem Beginn des Internets mit dabei und sind professionelle User oder gar Entwickler von Software geworden. Jedenfalls gibt es in den verschiedenen Lebensaltern ganz unterschiedliche Gruppen von Nutzern. Diese verfügen über sehr unterschiedliche Kompetenzgrade und Interessen, um mit digitalen Medien umzugehen.
1
Der digitale Lebens- und Arbeitsstil
Dennoch ist die Frage nach dem besonderen Lebens- und Handlungsstil jener,
die von Geburt an mit Computern und digitalen Medien aufgewachsen sind,
nicht falsch. So gibt es Denk- und Handlungsformen, die in jenen Kreisen vermehrt zu finden sind, die man – um einen Begriff von Veen/Vrakking (2006) zu
verwenden – als »Homo Zappiens« bezeichnen kann. Es sind Leute, die beim
persönlichen Wissensmanagement einen »digitalen Lebensstil« bevorzugen.
Dazu gehört eine pragmatische Grundeinstellung zu den digitalen Medien.
Auch wer intensiver Computernutzer ist und täglich mehrere Stunden am Rechner
sitzt, unterscheidet sich im Verhalten von den klassischen Computerfreaks der
1980er- und 1990er-Jahre. Diese (vorwiegend Männer) interessierten sich vor allem für die Technik, bastelten am Betriebssystem herum, veränderten Einstellungen und Konfigurationen, programmierten selbst kleine Anwendungen etc.
22
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1 Der digitale Lebens- und Arbeitsstil
Dies alles interessiert die Digital Natives von heute wenig. Für sie muss der
Computer primär funktionieren. Sie verfügen zwar über Kenntnisse, um einfache
Probleme zu lösen – und haben im Netz viele Freunde, die ihnen behilflich sind,
wenn ein neues Programm oder Spiel installiert werden muss oder wenn der Rechner bockt und abstürzt. Eigentlich interessiert sie aber die Technik wenig; denn
entscheidend ist, was ein digitales Medium für den Alltag bringt und wie man
damit produktiv arbeitet.
Haben Sie schon einmal eine Anleitung gelesen, wenn Sie ein neues Programm
installierten? Das ist schon deshalb schwierig, weil die Hersteller ihrer Software nur
noch rudimentäre Beschreibungen beilegen, aus denen man höchstens einen summarischen Überblick gewinnen kann. Dies hängt damit zusammen, dass offensichtlich nur wenige Kunden sich so in eine Software einarbeiten, wie man es aus
der klassischen Lernperspektive des letzten Jahrhunderts erwarten würde. Damals
ging man davon aus, dass es klar und systematisch ausgebaute Kursmaterialien
braucht, um sich erst einmal in ein Programm einzuarbeiten, bevor man es dann
nutzt – Word oder Excel für »Dummys« systematisch aufgearbeitet und erklärt.
Der Unterschied ist unverkennbar: Die meisten User gehen im Zeitalter eines
digitalen Lifestyles ganz anders mit solchen Problemen um. Sie setzen sich an den
Computer und probieren das neue Programm einfach einmal aus, indem sie »on
the job« lernen, was funktioniert, und was nicht geht. Sie wollen ein Programm
auch gar nicht bis ins letzte Detail verstehen, weil es ohnehin über Funktionen
verfügt, die man nie im Leben brauchen wird. Gibt es mehrere Lösungen, um ein
Problem zu bewältigen, so gibt man sich mit der für sich selbst passenden Lösung
zufrieden und verzichtet darauf, auch noch elegantere oder einfachere zu finden.
»Viabilität«, d. h. Gangbarkeit für die eigene Produktivität, ist hier das Stichwort
und nicht das perfekte und systematische Verfügen über ein Basiswissen. Erst
wenn man z. B. im Beruf professionell mit einem komplexen Programm wie Excel
arbeitet und dazu auch täglich Funktionen braucht, die über die Grundfunktionen
hinausgehen, wird man vielleicht doch einmal einen Kurs besuchen oder sich das
umfangreiche und fast 1000-seitige Buch zulegen.
Merkmale dieses neuen Verhaltens sind:
• Offenheit (da Programme sehr komplex sind und keine einzig richtige Lösung
anbieten),
• Ausprobieren nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum,
• Problemlösungen von anderen Programmen übertragen,
23
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 24
II Wissenserwerb und Lernstrategien
•
•
•
•
Intuitiv etwas ausprobieren,
Freunde oder Communitys fragen,
FAQs durchforsten,
im Internet nach Lösungen suchen.
Wie man im Netz leicht Lösungen für seine Probleme findet, zeigt ein eigenes kleines Beispiel. Da funktionierte nämlich eines Tages die Silbentrennung im Textverarbeitungsprogramm nicht mehr, obwohl sie automatisch aktiviert sein sollte. Mit
einer Google-Suche fand sich schnell in einem Forum die Lösung, die ein User
dort veröffentlicht hatte:
Beispiel
Hallo,
für alle die an der Problemlösung interessiert sind. Wordmouse hat mir Folgendes
geschrieben und es war der Fehler:
Hallo,
es ist so wie ich vermutet hatte. In der Formatvorlage ist die Silbentrennung
ausgeschaltet.
Jetzt mal der Reihe nach:
Zuallererst solltest Du unter Extras | Optionen im Register Bearbeiten den Haken
bei »Formatierung mitverfolgen« rausnehmen.
Dann den Cursor in den ersten Absatz Deiner Arbeit und im Menü Format den
Eintrag Formatvorlagen und Formatierung auswählen.
Dann im Arbeitsbereich oben rechts neben dem Namen der benutzten Formatvorlage auf den kleinen Pfeil klicken und Ändern auswählen. Dann den Haken bei
»Automatisch aktualisieren« rausnehmen, und bei »Zur Vorlage hinzufügen«
setzen. Dann auf Format | Absatz klicken und auf der Registerkarte »Zeilen- und
Seitenumbruch« den Haken bei »keine Silbentrennung« rausnehmen.
Das musst Du jetzt für jede Formatvorlage machen, die Du in Deinem Dokument
verwendes t … Dann sollte alles so funktionieren, wie Du es möchtest …
Ich hoffe, es ist damit vielen geholfen.
MfG Tobias
Es sind aber nicht nur die Anleitungen, mit denen User anders umgehen; hinter dem
digitalen Lifestyle versteckt sich ein grundsätzlich anderer Arbeitsstil beim Umgang
mit Informationen und Wissen (vgl. dazu Moser 2008, S. 44 ff.). Diesen charakterisieren die drei Merkmale, wie sie in der folgenden Tabelle festgehalten sind.
24
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2 Nonlineares Denken und Arbeiten
Arbeitsstil
Zeitalter der digitalen Medien
Zeitalter der analogen Medien
1. Nonlineares Denken
Lineares Denken
2. Multitasking
Konzentration auf eine Aufgabe
3. Multimodale Verarbeitung
(Sprache, Ton, Bild)
Sprachlicher Text im Zentrum
2
Nonlineares Denken und Arbeiten
Der Umgang mit Anleitungen, der vorher beschrieben wurde, ist nur ein Beispiel
dafür, dass man heute Informationen meist nicht linear verarbeitet. Wer sich also
in ein neues Programm einarbeitet, beginnt meist nicht mit einer schrittweise aufgebauten Anleitung, die systematisch von A bis Z führt. Man beginnt vielmehr
irgendwo und lernt beim Ausprobieren und Experimentieren immer mehr dazu.
Linearer und nonlinearer Arbeitsstil
Linear
Non-linear
B
A
B
C
D
E
F
C
D
A
F
E
Ganz ähnlich ist die Vorgehensweise, wenn man die Informationen auf einer Website zu verstehen versucht, die komplex aufgebaut ist und Icons, Bilder, Grafiken
und Text zu einem Ganzen verbindet. Auch hier wird man nicht wie früher beim
Buch links oben mit dem Lesen beginnen, um dann am Schluss unten rechts auf
der Bildschirm-»Seite« zu landen. Vielmehr wird man den Bildschirm »scannen«,
indem man seinen Blick darüber schweifen lässt, sich an hervortretenden Icons
und Schlüsselwörtern orientiert – um jenen Begriff zu finden, der einen weiterführt. Man klickt ihn an und wird auf eine verweisende Seite geleitet.
25
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 26
II Wissenserwerb und Lernstrategien
Nonlinear ist häufig auch das Arbeiten mit Texten für eine Studienarbeit. Hier
macht es in einer Zeit der Informationsflut wenig Sinn, zu seinem Thema systematisch alle Bücher und Artikel von A bis Z durchzulesen. Vielmehr erwirbt man sich
mit einem oder zwei Grundlagenwerken eine Übersicht, um daraus Fragestellungen für gezielte Recherchen zu entwickeln. Im nächsten Schritt wird man die Fachliteratur selektiv bearbeiten, indem man sich gezielt auf jene Teile beschränkt, welche mit den eigenen Themen in Bezug stehen. Man springt also von Kapitel zu
Kapitel, zieht einen neuen Text hinzu, welcher eben zitiert wurde etc.
3
Multitasking
Gleichzeitig in mehrere Texte, Fernsehsendungen etc. eingeklinkt zu sein, ist das
Prinzip, das schon das nonlineare Arbeiten mit Texten kennzeichnet. Veen/Vrakking (2006) vergleichen es mit dem Zappen des Fernsehzeitalters – etwa wenn
Jugendliche wie in der unten stehenden Grafik mit einer Sendung (Kanal 1) einsteigen, dann nach einer Weile zu einer zweiten (Kanal 2) und dritten (Kanal 3)
übergehen, zur ersten (Kanal 1) zurückkehren und sich so durch mehrere Kanäle
hindurchzappen. Was für die Generation der Erwachsenen dabei das Verblüffende
ist: Die jugendlichen Zapper haben am Schluss den Kern aller drei Geschichten
»verstanden«. Die Aneignung bzw. das Lernen funktioniert hier über »parallel
processing«, also über die gleichzeitige Verarbeitung mehrerer Informationsströme. Die gezielte, wechselweise auf die einzelnen Kanäle bezogene Aufmerksamkeit erlaubt es, die parallel ablaufenden Streams zu rekonstruieren.
Das Zappen als Verhaltensstil
Kanal 1
Kanal 2
Kanal 3
26
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4 Multimodale Verarbeitung von Daten und Informationen
Der Lebensstil des »Homo Zappiens« (ebd. 2006) lässt sich über dieses Beispiel des
Fernsehens hinaus verallgemeinern: Wenn er »seine Hausarbeiten für die Schule
erledigt, dann beschäftigt er sich gleichzeitig noch mit mehreren anderen Dingen:
Er hört seine Lieblingsmusik, beantwortet auf MSN Mitteilungen, wechselt auf
einen Ausschnitt aus einer Film-DVD, die er am Computer anschaut, telefoniert
rasch mit einem Freund etc« (Moser 2008, S. 45).
Multitasking ist nicht nur ein neuer Arbeitsstil. Bei der Arbeit mit wissenschaftlichen Texten wurde schon immer ähnlich gearbeitet – wenn man Fachliteratur
(Bücher, Zeitschriftenaufsätze) parallel liest, sich auf thematisch »passende« Kapitel und Abschnitte konzentriert –, um auf diese Weise seine eigene »neue« Interpretation der Thematik in einer Seminar- oder Masterarbeit zu entwickeln.
4
Multimodale Verarbeitung von Daten und Informationen
Studieren war bis heute im Wesentlichen eine kognitive Angelegenheit. Bücher und
lineare Texte waren und sind das Zentrum von akademisch orientierten Lernprozessen. Heute wachsen wir aber in eine Kultur hinein, die stark durch visuelle und
auditive Erfahrungen (Bilder, Musik etc.) geprägt ist. Dies gilt immer mehr auch für
Texte, die viel stärker als früher mit Bildern und Grafiken aufgelockert sind. In
besonderem Maß kann man das beim Internet beobachten. Wer im Web surft,
begegnet unweigerlich einer multimedialen Welt, die via Bildschirm und Lautsprecher farbig und akustisch geprägt, von blinkenden Icons und dazwischengestreuten
Texten gekennzeichnet ist. Klickt man irgendetwas an, ertönt Musik oder beginnt
eine kleine Filmvorführung. Wie man sich in diesem »geordneten Chaos« bewegt,
welche Hyperlinks zu vertieften Informationen führen, das finden die Angehörigen
der Netzgeneration schnell heraus. So entwickeln sich visuelle und multimodale
Kompetenzen zur Schlüsselkompetenz, über welche heute die meisten Studienanfängerinnen und -anfänger bereits verfügen (vgl. Moser 2008, S. 48).
Publizieren und Lesen wird im 21. Jahrhundert immer stärker eine multimodale
Tätigkeit, die über verschieden Textmodi (Ton, Schrift, Bild) »hinwegswitcht« und
auch die Verbindungen und Verknüpfungen zwischen diesen Modi »versteht«. Das
Lernen im Netzzeitalter hat davon auszugehen, dass Texte in einem sinneübergreifenden Kontext stehen. Visuell-räumliche Fähigkeiten wie das Lesen von Grafiken,
die Interpretation von visuellen Schlüsselreizen und Links in Texten werden
zunehmend wichtiger. Gerade Präsentationsprogramme, wie sie in Lehrveranstaltungen und wissenschaftlichen Vorträgen mittlerweile zum Standard geworden
27
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 28
II Wissenserwerb und Lernstrategien
sind, stehen als bester Beleg für die veränderten Lese- und Publikationsgewohnheiten. Aber auch der Versuch, das Lernen visuell zu veranschaulichen, indem
man die wichtigsten Dinge mit einem visuellen Mindmap zusammenfasst, gehören
dazu.
5
Die Grenzen des digitalen Lebensstils
Ein solcher digitaler Lebensstil entspricht nicht mehr den klassischen Aneignungs- und Lernformen im Studium. So wird heutigen Schülern und Studierenden oft auch vorgeworfen, sie könnten sich nicht mehr konzentrieren und seien
zerstreut und immer auf mehrere parallele Aktivitäten bezogen. Lehrer(innen)
und Professor(innen) nehmen das zum Anlass, die Art und Weise, wie sie vor
vierzig oder fünfzig Jahren konzentriert gelernt haben, als vorbildhaft herauszustreichen – und manchmal gar die Angst vor dem Untergang der klassischen Kultur des Abendlandes zu beschwören.
Vor dem Hintergrund der eben vorgetragenen Überlegungen könnte man da
cool kontern: So what? Das heutige Leben ist so, und im Zeitalter der explodierenden Informationen ist der digitale Lebensstil die beste Möglichkeit, um noch den
Überblick zu behalten.
Dem ist auch zuzustimmen, solange es um Orientierungswissen geht. Will man
aber ein Theaterstück oder einen Roman vertieft verstehen, so reicht es nicht,
wenn man mit Multitasking-Methoden den Plot einigermaßen erahnt. Vielmehr
geht es darum, die Struktur des Textes und die darin eingelagerte Ästhetik im
Detail zu verstehen. Dies funktioniert nur, wenn man den Text linear seinem Aufbau nach konzentriert liest. Aber auch wer eine philosophische Grundposition zu
Tipp
Obwohl es richtig und sinnvoll ist, Multitasking und »parallel processing« (Zappen)
gezielt beim Lernen einzusetzen, ist es auch wichtig, sich der Grenzen dieser Methode
bewusst zu sein. Wichtiges Basiswissen sollte man sich sinnvollerweise im linearen
Kontext der dahinter stehenden Argumentation und nicht bruchstückhaft aneignen.
So ist es bei der Einarbeitung in ein neues Thema sinnvoll, eines oder zwei Grundlagenwerke systematisch durchzuarbeiten und sich nicht mit einer Fülle von Kurztexten aus dem Netz zufriedenzugeben. Diese setzen voraus, was man erst erarbeiten
will; ein Grundverständnis des Themenfeldes, aufgrund dessen man die Textbruchstücke und Kurzübersichten aus dem Netz erst richtig einordnen kann.
28
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5 Die Grenzen des digitalen Lebensstils
erfassen versucht, hat wenig gewonnen, wenn er den wichtigsten Abschnitt zum
Kategorischen Imperativ von Kant aus dem Netz isoliert heraustrennt. Ein vertieftes Verständnis erschließt sich nur durch ein intensives Studium der Texte Kants,
nur durch die konzentrierte Auseinandersetzung mit einem kontinuierlichen Text.
29
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 31
5 Die Grenzen des digitalen Lebensstils
III Umgang mit Informationen
und Wissen
1
2
3
4
5
6
Das Verfassen von schriftlichen Arbeiten
Schreiben: kontinuierlich oder diskontinuierlich
Die Textplanung
Die Qualität der Informationen
Der Informationshamster – Material organisieren
Wissen schaffen mit Umfragetools
Was heißt es für Studierende, wenn sie mit Informationen und Wissen umgehen?
Dazu gehören Fragen wie:
• Was hat sich im digitalen Zeitalter beim Verfassen von Arbeiten verändert?
• Wie verändert der Computer das kontinuierliche Verfassen von Texten?
• Wie plant man einen Text, zum Beispiel mithilfe eines Mindmap-Konzepts?
• Wie gliedert man und setzt dabei die Textverarbeitung als Hilfe ein?
• Wie recherchiert man mithilfe von Suchmaschinen im Internet?
• Was gibt es für Möglichkeiten, Onlineumfragen durchzuführen?
• Welche weiteren Recherchemöglichkeiten gibt es im Netz?
• Wie überprüfe ich die Qualität von Informationen?
• Was hilft mir, den Überblick über meine Informationen nicht zu verlieren?
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III Umgang mit Informationen und Wissen
Der Umgang mit Informationen und Wissen ist heute eng mit den digitalen
Medien verbunden: Was wir wissen, das wissen wir aus Wikipedia oder von einschlägigen Websites. Anstatt in Büchern zu schmökern, schauen wir erst einmal
nach, ob es zum Thema im WWW schon etwas nachzulesen oder herunterzuladen
gibt. Wer schreibt überhaupt noch etwas von Hand, wenn man Texte so viel einfacher am Computer erstellen kann – und dabei auch nachträglich problemlos Textpassagen und ganze Abschnitte verschieben kann.
Doch worum geht es eigentlich beim Wissensmanagement von Informationen?
Bevor wir in diesem Kapitel konkrete Tipps für die Arbeit mit elektronischen
Werkzeugen geben, möchten wir nochmals auf die Unterscheidung zwischen
Daten, Informationen und Wissen eingehen. Hellmuth Willke definiert Wissensprozesse auf drei Ebenen:
Definition
Daten, Information, Wissen
• Daten sind der Rohstoff für alles Wissen.
• Informationen sind systemspezifisch aufbereitete Daten und damit Zwischenprodukte des Wissens.
• Wissen ist die Veredelung von Informationen durch Praxis.
nach: Willke 2004, S. 28
Der Umgang mit Wissen bezieht sich also erst einmal auf die zugrunde liegenden
bloßen Daten, also die Nullen und Einsen, auf denen die gesamte binäre Welt der
Informatik beruht. Diese Daten sind für uns alle primär ohne Sinn; denn dieser
entsteht erst dann, wenn sie in einem Netz von Bedeutungen integriert sind. »A
difference which makes a difference«, erst dann spricht man im Sinn der klassischen Definition von Gregory Bateson von »Informationen«. Wissen dagegen geht
noch einen Schritt weiter, indem die Informationen zu einem ganzheitlichen Werk
oder eben – wie es Willke fast schon poetisch ausdrückt – zu einer »veredelten«
Praxis gebündelt werden. In diesem Sinn besteht eine Masterarbeit oder eine Dissertation nicht einfach aus einer Anhäufung von Informationen. Vielmehr sollte
sie das von den Studierenden erworbene Wissen demonstrieren und ausdrücken.
Aus diesem Grund werden wir uns in diesem und den folgenden Kapiteln auch
nicht mit der Frage beschäftigen, wie Daten zustande kommen. Dies ist vielleicht
für Informatiker und Computerspezialisten interessant. Für uns stehen dagegen
Fragen im Mittelpunkt wie:
32
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 33
1 Das Verfassen von schriftlichen Arbeiten
• Wie kommen wir zu den Informationen, die wir als Grundlage für den Wissenserwerb benötigen?
• Wie gehen wir am besten vor, wenn wir die Informationen in Texten als Ausdruck unseres Wissens darstellen?
• Welche Möglichkeiten gibt es, Informationen besser in unserem Gedächtnis
abzuspeichern?
Bezogen auf die nachfolgenden Kapitel beginnen wir in diesem Kapitel mit Fragen
zum Recherchieren und Schreiben von Texten: für das erfolgreiche Durchlaufen
des Studiums besonders relevant. Im nachfolgenden vierten Kapitel konzentrieren
wir uns dann mehr auf die Frage des Lernens von Informationen, wozu in den
letzten Jahren eine Reihe nützlicher digitaler Werkzeuge entstanden sind.
1
Das Verfassen von schriftlichen Arbeiten
Umgang mit Informationen und Wissen bedeutet bis heute zu einem guten Teil
das Verfassen von schriftlichen Arbeiten. Daran wird deutlich, wie Studierende
den Weg von Informationen zum Wissen bewältigen. Wer als Medizinstudent im
Operationssaal steht oder wer in der Lehrerausbildung Praxisphasen in der Schule
durchläuft kommt dennoch nicht darum herum, sich mit Theorie zu beschäftigen,
Seminararbeiten zu verfassen, später eine Masterarbeit oder eine Dissertation zu
schreiben. An diesem »akademischen« Anspruch hat sich in den vergangenen
200 Jahren wenig geändert, und er ist schon deshalb sinnvoll, weil das Verfassen
einer Arbeit es verlangt, selbstständig Informationen zu suchen, daraus Wissen zu
erarbeiten und in einer verständlichen Form zu präsentieren – was anspruchsvollere Kompetenzen umfasst, als wenn man in einem Test Kreuzchen zu MultipleChoice-Fragen machen muss.
Dennoch hat sich mit dem Aufkommen der neuen Medien auch beim Schreiben
und Recherchieren viel verändert, wenn man sich überlegt, wie man vor 50 Jahren
eine Seminararbeit oder eine Dissertation verfasst hat. Ein Professor, der in den
1970er-Jahren promovierte, berichtet:
33
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 34
III Umgang mit Informationen und Wissen
Beispiel
»Meine Dissertation habe ich noch Wort für Wort auf einer Schreibmaschine getippt.
Begonnen habe ich damit, dass ich die einzelnen Kapitel handschriftlich entworfen
habe – die Korrekturen fanden ebenfalls auf dem handschriftlichen Manuskript statt –,
wobei nach mehrfachem Überschreiben einzelne Passagen kaum mehr lesbar waren.
Diese habe ich dann ein zweites Mal geschrieben. Erst wenn alles korrekt war, bin ich
an die Abschrift gegangen. Und natürlich habe ich mich dann auch immer wieder
vertippt – um mit Tipp-Ex Buchstaben und Wörter zu überstreichen und erneut zu
tippen. Das war eine mühselige Arbeit, und ich habe manchmal geflucht, wenn die
Korrekturen zu wenig bündig mit der übrigen Zeile waren. Das hieß dann, die ganze
Seite nochmals abzutippen. Und natürlich hat man am Ende beim Korrekturlesen doch
noch Absätze gefunden, die zu wenig präzise oder schlecht formuliert waren. Dann
ging’s mit Schere und Kleister zur Sache, um eine neu gestaltete Seite zusammenzuflicken. Gott sei Dank gab’s zu meiner Zeit wenigstens schon die Kopierer.«
Der letzte Satz weist darauf hin, wie neue Technologien das Verfassen von Texten
zu erleichtern begannen. Ohne hier einen umfassenden Abriss der Schreibtechnologien geben zu wollen, sollen kurz einige Etappen auf dem Weg zum heutigen
Schreiben auf dem Computer skizziert werden:
• Schon die elektrischen Kugelkopfmaschinen erleichterten das Schreiben, da es
damit ganz leicht von der Hand ging, da nicht mehr mechanische Teile mit großem Kraftaufwand betrieben wurden. Mit der Möglichkeit, über die Kugelköpfe
das Schriftlayout zu verändern, konnten Texte zudem plötzlich viel ästhetischer
gestaltet werden.
• Bald entwickelten sich Speicherschreibmaschinen, mit denen man Texte vor
dem Ausdruck noch auf Tippfehler hin korrigieren konnte. Allerdings waren
Buchstaben oder Ein- bis Zweizeiler auf den damaligen Displays nur mühselig
kontrollierbar. Aber diese Entwicklung deutete dennoch das Ende des Tipp-ExZeitalters an.
• Es erschienen in den 1980er-Jahren erste Textverarbeitungssysteme, etwa als
Steckmodule für PCs wie Commodore 64, Atari oder Apple. Um etwas zu fetten
oder zu unterstreichen, musste man kryptische Befehle eingeben, die den Text
dann auch erst beim Drucken ins richtige Format brachten.
• Bald entwickelten sich grafikorientierte System, welche Texte so auf dem Monitor abbildeten, wie sie dann auch im Ausdruck erscheinen sollten: Die Textverarbeitung in der heutigen Form war geboren.
34
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 35
2 Schreiben: kontinuierlich oder diskontinuierlich
Nun soll hier nicht das Funktionieren oder die Befehle erläutert werden, welche
die Textgestaltung auf dem Bildschirm ermöglichen. Vielmehr sollen einige grundsätzliche Überlegungen zur Texterstellung und -gestaltung mit elektronischen
Medien dargestellt werden.
2
Schreiben: kontinuierlich oder diskontinuierlich
Geht man vom Standpunkt der historischen Veränderung der Schreibvorgänge
aus, wie sie sich durch die modernen Medien ergeben, so springt ein Unterschied
ins Auge: Früher schrieb man meist kontinuierlich an einem Text nach dem Prinzip »Schere und Kleber«. Die erste Seite des geplanten Produkts machte den Anfang. Dann entwickelte man die Gedankengänge sachlogisch Seite für Seite bis
zum Ende des Textes. Denn verändern ließen sich Textteile nur mit Mühe. Häufige
Umstellungen führten schon deshalb zu Problemen, weil jede größere Einfügung
den Text als Ganzes betraf und die bisherige Seitennummerierung durcheinanderbrachte.
Heute dagegen ist es viel leichter, diskontinuierlich zu schreiben und Textteile
am Computer umzustellen, neue Textteile einzufügen und nicht mehr benötigte zu
löschen. Weiß man nicht mehr weiter, dann lässt man erst einmal eine Lücke stehen in der Hoffnung, die Erleuchtung für diese Leerstelle folge später …
So ist davon auszugehen, dass das Computerzeitalter die heutigen Schreibstrategien stark geprägt hat. Autoren glichen früher Architekten, die vom Fundament her
ihr Bauwerk schrittweise errichteten. Sie durften natürlich keine Steine im Kellergeschoss später herausnehmen, wenn das Gebäude nicht einstürzen sollte. Der
heutige Autor dagegen gleicht eher einem Puzzlespieler, der einzelne Teile nimmt
und diese zu einem Ganzen fügt. Da kann man probeweise ein Teilchen einmal
einfügen und überprüfen, ob es an diese Stelle passt.
Wie man Texte professionell am Computer verfasst, hat Daniel Perrin (2001) am
Beispiel von Journalisten empirisch untersucht. Er zeigt auf, dass es ganz unterschiedliche Schreibstrategien gibt, die von den Profis praktiziert werden. Doch bei
aller Unterschiedlichkeit hat er drei Grundregeln hervorgehoben, welche erfahrene Schreiberinnen und Schreiber befolgen:
• Sie planen danach ihre Texte vor dem Schreiben und überarbeiten sie in mehreren Durchgängen. Dieses Überarbeiten hat auch die Funktion, zwischen den
einzelnen Durchgängen bewusst Distanz zu gewinnen.
35
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III Umgang mit Informationen und Wissen
• Der Computer wird von Schreibprofis bewusst und differenziert eingesetzt –
zum Ausprobieren, als Stoff- und Textlieferant oder als Schreibmaschine nach
der Textplanung im Kopf.
• Der bewusste Umgang mit Schreibtechnik und Schreibprozess führt bei erfahrenen Autorinnen und Autoren bei vergleichbaren Aufgaben zu einem besseren
Textergebnis auf direkterem Weg (vgl. Perrin 2001, S. 136).
Vor allem sollte man sich nicht vor den Computer setzen und warten, bis sich von
selbst interessante Gedanken und Eingebungen einstellen, die man wahllos eintippt. Denn die neue Freiheit, mit Texten diskontinuierlich zu verfahren, kann
auch eine Verführung sein: Wer einfach sein Gedankenchaos unverbunden zu
Papier bringt, wird nur schwerlich ein abgerundetes Ganzes erhalten. Aus diesem
Grund wird man beim Abfassen eines Textes um eine sorgfältige Planung nicht
herumkommen, auch wenn diese viel flexibler als früher gehandhabt werden kann.
Eine bewusste Planung ist aus einem zweiten Grund wichtig. Manche Studierende sitzen stundenlang vor einem leeren Blatt Papier oder einer leeren Bildschirmseite und bringen doch kaum ein paar Zeilen zustande. Ein Planungsrahmen kann den Schreibprozess erleichtern, da er die eigenen Gedanken auf eine
klare Aufgabe zu fokussieren vermag. Vor dem Hintergrund dieses Rahmens ist es
dann aber wichtig, den Schreibprozess fließen zu lassen und sich nicht am ersten
Satz zu verkrampfen. Einfach loszulegen und zwei bis drei Seiten zu schreiben, ist
beim Arbeiten am Computer oft eine hilfreiche Idee. Denn man hat später noch
alle Zeit, um den Text zu verändern, neu zu strukturieren, einzelne Passagen zu
präzisieren oder zu ergänzen – also in mehreren Durchgängen zu präzisieren, wie
es Perrin bei den erfahrenen Journalisten festgestellt hat.
Mit diesen allgemeinen Überlegungen zum Verfassen von wissenschaftlichen
Arbeiten sollen im folgenden Unterkapitel konkrete Tipps und Hinweise hinzugefügt werden. Sie beziehen sich nicht allgemein auf das Schreiben von wissenschaftlichen Texten – wie man zitiert, eine wissenschaftliche Arbeit aufbaut etc. –, sondern auf die Mittel, welche digitale Techniken zur Verfügung stellen.
3
Die Textplanung
Die Planung des Textes beginnt mit dem Sammeln und Ordnen von Ideen. Dies
können thematische Gedanken zur Arbeit sein, zentrale Zitate, welche einem zur
Thematik einfallen, Hinweise auf Buch- oder Artikeltitel, die in einem engen
36
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 37
3 Die Textplanung
Zusammenhang zur Zielsetzung der eigenen Arbeit stehen. Ein solches Brainstorming kann mit der Strukturierung der Gedanken über Mindmapping unterstützt
werden.
Ordnen und Sammeln von Ideen mit Mindmapping
In der Praxis haben sich eine Reihe von Mindmapping-Programmen bewährt, die
in verschiedensten Varianten im Netz angeboten werden. Der folgende Kasten
informiert über einige der gängigen Softwarelösungen.
Überblick
Mindmapping-Programme
Kostenlos
FreeMind (http://freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page)
XMind (http://www.xmind.net)
Kostenpflichtig
Mindmanager (http://www.mindjet.com)
Conceptdraw http://www.conceptdraw.com)
Online Mindmaps erstellen
mindmeister (http://www.mindmeister.com)
mindomo (http://www.mindomo.com)
bubble.us (http://bubbl.us)
Die einzelnen Programme sind unterschiedlich einfach zu handhaben und von
den Funktionen, die sie bieten, mehr oder weniger vielfältig. Das kostenpflichtige
Programm Mindmanager zum Beispiel bietet eine riesige Fülle von Features an:
•
•
•
•
Erstellen von Mindmaps in Gruppen,
Einfügen von verschiedensten Dateiformaten (Grafiken, Bildern etc.),
Einfügen in Fremdprogramme,
Publizieren im Web etc.
Bei der Auswahl eines geeigneten Programms sollte man sich überlegen, welche
Funktionen man wirklich nutzen will – vor allem wenn man sich die Anschaffung
eines kostenpflichtigen Programmes überlegt.
37
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 38
III Umgang mit Informationen und Wissen
Das Grundkonzept von Mindmapping-Prozessen ist nämlich überall gleich,
und man kann es auch von Hand auf einem leeren Blatt Papier (DIN-A4-Blatt)
ausprobieren. Solche Mindmaps sollen Gedanken und ihre Zusammenhänge in
eine anschauliche Form bringen, welche den Umgang mit Ideen und Konzepten
erleichtern. Dabei geht es darum, Ideen zu assoziieren und zu notieren; dann werden in einem nächsten Schritt die aufgezeichneten Gedanken organisiert und optimiert. Das ist eine Arbeit, die durch den Computer stark vereinfacht wird, wenn
etwa einzelne Zweige der Mindmap mit wenigen Mausklicks umgeleitet werden.
Überblick
Mindmapping Schritt für Schritt
1. In der Mitte des leeren Bildschirms (oder des Blattes) wird das zentrale Thema
der Arbeit aufgeschrieben. Dieses soll möglichst in einem einzigen treffenden
Wort umrissen werden.
2. Um dieses zentrale Thema gruppieren Sie weitere Ideen und Gedanken, die
Ihnen zu diesem Thema einfallen. Dabei soll man die Ideen schweifen lassen,
um Haupt- und Unterthemen in den Ästen der entstehenden Mindmap sichtbar
werden zu lassen. Die einzelnen Zweige werden dabei kurz und prägnant
beschriftet.
3. Dicke Hauptthemen verzweigen sich in dünnere Unterthemen, wobei die
Bedeutung durch kleine Illustrationen, ein Clip-Art-Bild oder ein passendes Zitat
noch akzentuiert werden kann.
4. Erst jetzt, wenn keine neuen Ideen mehr auftauchen, geht es an die Organisation der Mindmap. Verknüpfungen, Doppelnennungen und die hierarchische
Anordnung in Haupt- und Nebenzweige werden jetzt analysiert – und die Mindmap umgeordnet.
5. Fett gesetzte Schlüsselwörter, Symbole (Pfeile und Rahmen) und Farben können
Thematik und Zusammenhänge noch verdeutlichen und so ein zusammenhängendes Bild der Thematik schaffen.
Die folgende Abbildung gibt ein Beispiel für die Gestaltung einer Mindmap, die
mit der Opensource-Software XMind (http://www.xmind.net) erstellt wurde. Sie
verdeutlicht einige wichtige inhaltliche Zusammenhänge dieses Kapitels.
38
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3 Die Textplanung
Eine mit XMind erstellte Mindmap
Das elektronische Inhaltsverzeichnis
Zur Verdichtung des Planungsprozesses ist ein ausführliches Inhaltsverzeichnis
hilfreich, das zuerst als Mindmap erstellt werden kann.
Inhaltsverzeichnis als Mindmap
Die Ergebnisse des Mindmappings werden über Stichpunkte in eine logische
Abfolge gebracht. Das netzwerkartige Gebilde einer Mindmap wird auf diese
Weise in eine kontinuierliche Schritt-für-Schritt-Folge überführt. Um den Aufbau des Textes hierarchisch zu gliedern, kann die Gliederungsfunktion der Textverarbeitung eine Hilfe sein – wobei man allerdings nicht mehr als drei bis vier
numerische Gliederungsebenen nutzen sollte, wenn das Arbeitskonzept übersichtlich bleiben soll.
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 40
III Umgang mit Informationen und Wissen
Beispiel
Die Gliederung einer wissenschaftlichen Arbeit
1. Kapitel
1.1 Unterkapitel Ebene 2
1.1.1 Unterkapitel Ebene 3
1.1.1.1 Unterkapitel Ebene 4
2. Kapitel
2.1 Unterkapitel Ebene 2
…..
…..
Gegenüber einer handschriftlichen Gliederung ist die Arbeit am Computer viel
flexibler. Man kann seine Gliederung beim Aufbau problemlos verändern bzw.
Punkte streichen oder neu einfügen, wenn man wichtige Aspekte vergessen hat.
Das Inhaltsverzeichnis lässt sich am Computer auch automatisieren, so dass sich
die Nummerierungen der Überschriften im Text bei jeder Änderung automatisch
anpassen.
Zum Abschluss dieses Unterkapitels zur Textplanung von Arbeiten ist ein zentraler Grundsatz mit besonderem Nachdruck hervorzuheben: Planung ist ein Prozess, der die Abfassung einer Arbeit kontinuierlich begleitet und nicht ans Ende
gekommen ist, wenn man mit der ersten Zeile seiner Arbeit beginnt. Vielmehr
endet die Planung letztlich erst dann, wenn der letzte Punkt gesetzt ist.
Denn wenn sich während des Schreibens der Gedankenfluss des Textes verändert oder ursprünglich geplante Abschnitte plötzlich nicht mehr hineinpassen,
empfiehlt es sich, zum Inhaltsverzeichnis zurückzukehren und dieses anzupassen
bzw. umzustrukturieren. Als Schreibstrategie hilft einem dies, um sich bewusst zu
machen, wo man im Moment steht, was man bereits bewältigt hat und was noch zu
erledigen ist.
Zum Schluss noch einige technische Hinweise. Verzeichnisse kann man zum
Beispiel mit einem hierarchisch aufgebauten Notizenmanager (Outliner) erstellen,
etwa mit den Freewareprogrammen Notecase (http://notecase.sourceforge.net)
oder Actionoutline Lite 3.0 (http://www.actionoutline.com/lite). Outliner gibt es
übrigens für viele Plattformen: Omnioutliner für den Mac, Outliner für das iPhone,
Outliner Pro für Symbian OS, Bonsai für den Palm und für Windows Mobile etc.
Eine weitere einfache Möglichkeit bietet die Gliederungsansicht in Word for
Windows oder Open Office an. Hier kann man nicht nur seine Gliederung erstel40
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 41
3 Die Textplanung
len, sondern sie im Verlauf der Arbeit immer wieder übersichtlich am Bildschirm
anzeigen und ausdrucken lassen. Die Arbeit mit dieser Gliederungsansicht hilft,
den Überblick zu behalten und auch bei späteren Änderungen die Systematik der
eigenen Arbeit beizubehalten. Auch Inhaltsverzeichnisse lassen sich automatisiert
zusammenstellen, so dass hier keine Handarbeit mehr angesagt ist.
Recherchieren und Materialsammeln
Suchen und Finden
Suchen und Finden ist leider nicht immer dasselbe. Diese Erfahrung machen
Internetnutzer häufig. Nicht nur der berüchtigte »Error 404«, welcher besagt, dass
ein angeklickter Hyperlink nicht mehr zu einer Webseite oder einem Dokument
hinführt wie angegeben, schränkt das Finden von Informationen ein. Denn das
Netz umfasst eine riesige Anzahl von Dokumenten, wobei die Suche nach Informationen der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. Eine
Hilfe für diese Aufgabe geben Suchmaschinen, wobei seit einigen Jahren die Suchmaschine Google einen spektakulären Durchbruch erreicht hat. Informationen
suchen wird deshalb heute oft als »googeln« bezeichnet. Seit Juni 2009 versucht die
Firma Microsoft mit der eigenen Suchmaschine Bing Google etwas entgegenzusetzen. Ob sich daraus eine ernsthafte Konkurrenz entwickelt, ist gegenwärtig noch
nicht absehbar.
Doch ob Google oder Bing: Die Problematik, die das Magazin Focus 2007 beschrieben hat, gilt für das Suchen generell: »Der Suchmaschinenspezialist John
Batelle schätzt zurückhaltend, dass eine durchschnittliche Website aus 1000 Webseiten mit je 100 Kilobyte besteht, was 100 Megabyte für eine Website als Richtmaß
ergäbe. Dem britischen Internet-Dienstleister Netcraft zufolge sind weltweit gut
82 Millionen Websites am Netz, macht insgesamt 8.200.000.000 Megabyte oder
7.820 Terabyte (bzw. 7,82 Petabyte). Googles Suchroboter durchforsten das Netz
ständig auf der Suche nach Webseiten, im Juni 2005 waren es 8.058.044.651 Seiten.
Geht man auch hier von 100 Kilobyte pro Seite aus, ergibt das zusammen ungefähr
750 Terabyte – nicht einmal ein Zehntel der Schätzung Batelles« (Focus, 29.11.2007).
Es gleicht fast einem Wunder, dass wir dennoch immer wieder mit unseren
Suchen Erfolg haben. Allerdings bedeutet dies, dass wir versuchen müssen, gezielt
und spezifisch Wörter in die Suchmaschine einzugeben, um die Anzahl möglicher
Treffer einzuschränken: Hans Maier bringt es auf 495.000 Treffen in der Suchmaschine Google (Suche am 27.3.2009). Wenn wir wissen, dass dieser Herr Maier
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III Umgang mit Informationen und Wissen
Bäcker ist, dann sind es noch 59.000 Treffer. Und wenn wir dann noch den Ort der
Bäckerei wissen, dann können wir davon ausgehen, dass dieser Hans Maier im
Netz aufzutreiben ist (sofern er selbst eine Website betreibt, in Webverzeichnissen
zu finden ist etc.).
Suchmaschinen wie Google oder Bing erlauben es zudem, mit einer geschickten
Frageeingabe (z. T. mit speziellen Sonderzeichen) die Suchergebnisse zu verfeinern. So können Suchen in Google rein technisch wie folgt gestaltet werden:
Zeichen
Beispiel
Funktion
…
Globalisierung
Medien
Werden nur Begriffe ohne Zeichen
eingegeben, werden sie als Verbindung
mit »und« interpretiert.
»…«
»Globalisierung
und Medien«
Genau der angegebene Text (in der
eingegebenen Reihenfolge der Wörter)
wird gesucht. zum Beispiel Teil eines
Zitates oder Liedtextes.
»if you think
education is expensive, try ignorance«
definiere …
definiere Globalisierung
Definiere vor dem Wort: Definition
+…
Globalisierung +und
Medien
+ vor dem Wort: Wort wird explizit im
Suchprozess aufgenommen (»und«
würde normalerweise nicht aufgenommen werden).
–…
Globalisierung
-Wirtschaft
– vor dem Wort:
Begriff wird ausgeschlossen.
…*
*…
…*
*…
Kolumbus entdeckte *
* zusammen mit Wort(en):
Suche wird vervollständigt.
~…
~fast food
~ vor dem Wort: Synonyme in die Suche
einschließen.
… OR …
Globalisierung OR
Medien
OR zwischen zwei Begriffen: Seiten
suchen, die entweder Begriff A oder
Begriff B enthalten.
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Globalisierungs*
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3 Die Textplanung
Zeichen
Beispiel
Funktion
… site:ch
… site:de
Globalisierung site:ch
Globalisierung site:de
Sucht Informationen zu Globalisierung
von Schweizer/deutschen Websiten.
… filetype:pdf
… filetype:doc
Globalisierung
filetype:pdf
Globalisierung
filetype:doc
Sucht nur PDF-Dokumente mit dem
Thema Globalisierung.
Sucht nur DOC-Dokumente mit dem
Thema Globalisierung.
… site:http://
www.phzh.ch
… site:http://
www.unituebingen.de
Globalisierung
site:http://www.
phzh.ch
Sucht Globalisierung auf der Website der
Pädagogischen Hochschule Zürich/
Universität Tübingen
Globalisierung
site:http://www.
uni-tuebingen.de
Suchen Sie bestimmte Dokumente in Google, dann können Sie dort über die Kopfleiste auch allein nach Bildern oder News suchen, sich eine geografische Karte
ansehen und die erweiterte Suche anklicken, um zusätzliche Optionen zu finden.
Es ist sogar möglich, Informationen aus einer anderen Sprache übersetzen zu lassen. Als Steuerzentrale fungiert dabei die Menüleiste von Google.
Die Menüleiste von Google
Die Suche von Informationen muss jedoch nicht rein technisch über Suchmaschinen vor sich gehen; vielmehr ist das Netz auch ein kollaboratives Netz der Zusammenarbeit. Die Expertise anderer Menschen ist eine Quelle, die auf diesem Weg
direkt »angezapft« werden kann. Beispiele davon sind:
• Man kann auf einer Website wie wer-weiss-was (http://www.wer-weiss-was.de)
Hilfe suchen, wenn man bestimmte Informationen sucht:
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III Umgang mit Informationen und Wissen
Die Startseite von wer-weiss-was
Wie der obige Ausschnitt aus der Website von wer-weiss-was zeigt, kann man
sowohl Wissen in Foren austauschen, um eine Frage zu klären, oder man hat die
Möglichkeit, für sein Problem Experten zu suchen, um diese direkt per E-Mail um
Rat zu fragen.
• Daneben gibt es zu vielen Themen im Netz Foren, Newsgroups und Blogs, in
denen thematisch gebündeltes Wissen gesammelt ist – und die einem auch
direkten Kontakt zu Menschen verschaffen, die sich für dasselbe Thema interessieren.
Beispiel
So fragt eine Studentin im Forum »Sozialwissenschaften«:
Hallo,
ich beschäftige mich in meiner Diplomarbeit mit dem Thema »Reizüberflutung«.
Da dies ein sehr subjektives Thema ist, zu dem es auch wenig Literatur gibt, würde
ich mich sehr über einige Einschätzungen und Meinungen von euch freuen.
1. Wie würdet ihr Reizüberflutung definieren?
2. Ab wann wird eurer Meinung nach aus den vielen Reizen, die uns umgeben,
eine Reizüberflutung?
3. Habt ihr das Gefühl, Reizüberflutungen ausgesetzt zu sein?
4. Was sind für euch Situationen der Reizüberflutung?
5. Wie reagiert ihr auf Reizüberflutung?
Ich würde mich sehr über ein paar Antworten von euch freuen oder auch über sonstige Anregungen zu diesem Thema.
Tausend Dank!
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3 Die Textplanung
• Nützlich sind auch RSS-Feeds (Rich Site Summary, auch: Real Simple Syndication oder RDF Site Summary). Mit einem RSS-Reader können Nachrichten
abonniert werden, so dass man über das gewünschte Thema laufend aktuell
informiert wird. RSS-Reader führen Überschriften, dazugehörige Links und
Textausschnitte von den abonnierten Websites auf dem Monitor der Benutzer
zusammen, ohne dass diese die Webseiten selbst besuchen müssen. Erst wenn
ein Titel auf Interesse stößt, gelangt man durch Anklicken auf die zugehörige
Website. So können zum Beispiel die Schlagzeilen bestimmter Zeitungen oder
Hinweise auf die neuesten Einträge im Lieblingsblog ganz aktuell auf dem eigenen Computer oder dem Handy angezeigt werden.
• Besonders einfach geht dies mit Browsern wie Mozilla Firefox, Opera oder im
Google Reader, wo die aktuellen Nachrichten eines Webangebots in einer separaten Liste erscheinen und in einem Menü angeklickt werden können. Über das
Stichwort »Newsreader« lassen sich im Internet aber auch spezielle Programme
finden, mit welchen RSS-Feeds organisiert werden können. Dazu gehören auch
Open-Source-Programme wie Bottom-Feeder oder RSSOwl.
Hilfreich sind Dienste wie Tinyurl. Wer auf http://tinyurl.com eine lange und
kryptische Webadresse eingibt, erhält eine stark verkürzte URL zurück, mit der
das entsprechende Webangebot über den Browser zu erreichen ist. So wird es
leichter, Links Mitstudierenden weiterzugeben, weil dies die Gefahr von Fehleingaben verringert. Neben Tinyurl gibt es mehrere ähnliche Dienste wie zum
Beispiel bit.ly, is.gd oder alturl.com. Übrigens: Für lange und komplizierte
Webadressen haben wir auch für dieses Buch den Service von Tinyurl benutzt.
Zur Vorsicht mit der Nutzung solcher Dienste mahnt allerdings das das ReadWriteWeb, weil sie zur Verbreitung von Viren genutzt werden können (http://
www.readwriteweb.com/archives/tinyurl_being_used_to_bypass_safe_browsing_
filters.php)
Am Schluss dieses Kapitels stehen einige Hinweise auf spezielle Suchmaschinen
und Suchmöglichkeiten, die über das einfache Googeln hinausweisen.
Recherchieren in Bibliotheken
Sucht man ausschließlich im Netz nach Informationen, so sind die Resultate oft
recht zufällig. Denn immer noch ist wichtige Literatur nicht als Internetdokument,
sondern in der Form von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen publiziert. Da nun
aber eine Seminararbeit den Anspruch hat, den aktuellen Stand der Diskussion
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III Umgang mit Informationen und Wissen
umfassend wiederzugeben, reicht es nicht aus, sich auf online publizierte Texte zu
beschränken. (vgl. dazu auch Sesink 2010, S. 146 ff.).
Im Zeitalter des Internets bedeutet dies allerdings nicht mehr, dass man sich
zu Fuß in den Lesesaal einer Bibliothek begeben muss, um in umfangreichen
Zettelkästen mühsam die Literatur zu einem Thema herauszusuchen. Vielmehr
kann man diese Aufgaben gut mit dem eigenen Computer von zu Hause aus
erledigen.
Erste Anlaufstelle ist die eigene Universitätsbibliothek, in welche man sich mit
seinen Zugangsdaten nach Anmeldung einloggt. Hier kann man nach Büchern
und Zeitschriften suchen, und meist ist es auch möglich, Bücher zu bestellen, die
man für eine Arbeit benötigt. Immer häufiger erhält man auch Zugang zu Volltextquellen – sowohl zu Büchern wie zu Zeitschriftenaufsätzen, die man direkt auf den
eigenen Computer herunterladen kann. Der Zugang ist allerdings meist nur direkt
aus dem Uninetz möglich. Für eine Verbindung von außerhalb bieten Rechenzentren auf Antrag jedoch in vielen Fällen die Möglichkeit, sich über Virtual Private
Network (VPN) in das Netz der Universität einzuloggen.
Daneben gibt es überregionale Bibliotheksverbünde, die zur Recherche deshalb
besonders geeignet sind, weil sie eine riesige Menge von Literaturdaten enthalten.
Diese digitalen Kataloge heißen Online Public Access Catalogue (OPAC). Hier
kann man die gesamte Literatur der angeschlossenen Bibliotheken durchsuchen.
Eine besonders wichtige Adresse ist der OPAC der Deutschen Nationalbibliothek.
Diese Bibliothek »ist die zentrale Archivbibliothek und das nationalbibliografische
Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat die für Deutschland einzigartige Aufgabe, lückenlos alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen ab
1913, im Ausland erscheinende Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger
Werke sowie die zwischen 1933 und 1945 erschienenen Werke deutschsprachiger
Emigranten zu sammeln, dauerhaft zu archivieren, umfassend zu dokumentieren
und bibliografisch zu verzeichnen sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen« (http://tinyurl.com/3x4qjsg). Wer von zu Hause aus auf diese Bibliothek zugreift, muss allerdings wissen, dass sie – wie auch viele andere Bibliotheken – noch
nicht vollständig digital erschlossen ist. Bei manchen Spezialthemen lohnt es sich
also trotzdem, direkt in der Bibliothek vorbeizugehen, wenn man Literatur sucht.
Die Standorte der Deutschen Nationalbibliothek sind Leipzig und Frankfurt am
Main, das noch in Berlin ansässige Deutsche Musikarchiv wird bald in einen
Erweiterungsbau in Leipzig umziehen.
Besonders komfortabel ist die Suche auf »Google Bücher«, weil Google begonnen hat, eine Riesenmenge an Literatur einzuscannen. Aus rechtlichen Gründen
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4 Die Qualität der Informationen
findet man aber oft nur Ausschnitte aus den gesuchten Werken – und es fehlen
immer wieder ganze Seiten, die nicht abgedruckt sind. Zwar macht dies eine systematische Arbeit mit diesen online zur Verfügung gestellten Büchern schwierig;
allerdings genügen die abgedruckten Ausschnitte sehr oft, um sich ein erstes Bild
über den Inhalt eines Buches und dessen zentrale Thesen zu machen. Damit kann
man dann entscheiden, ob es sich lohnt, das Buch aus der Bibliothek auszuleihen
oder zu kaufen.
Auch der Onlinebuchhändler Amazon hat bei vielen Büchern eine Look-InsideFunktion, wo man Einblick ins Inhaltsverzeichnis und vielleicht noch in das Vorwort oder in das erste Kapitel eines Buches enthält. Buchtitel sind manchmal trügerisch: Ein genauer Einblick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass zum Beispiel die
verschiedenen Aufsätze eines Sammelbands überhaupt nicht halten, was der Titel
versprach. Da kann die »Look Inside« helfen, einen teuren Fehlkauf zu vermeiden.
Tipp
Sich Subito-Dokumente liefern lassen
Subito, ein gemeinnütziger, eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, ist ein Dokumentlieferdienst wissenschaftlicher Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Dieser stellt seine Angebote auf der eigenen Website wie folgt dar: »Unabhängig vom Wohnort können sich alle, die Literatur zu Studienzwecken, für Forschung und Lehre etc. benötigen, direkt oder über eine Bibliothek an subito wenden.
Zur Verfügung stehen zur Herstellung von Aufsatzkopien ca. 1 Million Zeitschriften
und zur Ausleihe viele Millionen Bücher aus allen Ländern der Welt und aus allen
Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.«
(http://www.subito-doc.de)
4
Die Qualität der Informationen
Haben Sie Informationen zu Ihrem Thema gefunden, dann ist höchstens der erste
Schritt erreicht. Viel schwieriger ist es jetzt, die Qualität der gefundenen Informationen zu bewerten, wenn Ihre Recherche viele Tausend Treffer ergeben hat. Viel
Informationsmüll erkennt man schon auf den ersten Blick, und zwar dann, wenn
der erhoffte wissenschaftliche Artikel aus einer Werbebotschaft besteht, auf eine
Seminarausschreibung an einer Universität hinweist oder Informationen enthält,
die für die eigene Arbeit völlig unbrauchbar sind.
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III Umgang mit Informationen und Wissen
Hilfreich können dagegen folgende Quellen für die eigene Arbeit sein:
• Ein Überblicksartikel in einem Lexikon in der Onlineenzyklopädie Wikipedia
oder anderen vergleichbaren Fundorten. Ein solcher Artikel gibt nicht nur eine
Übersicht über das Thema, sondern enthält meist Hinweise auf weitere Literatur
und ausgewählte Internetlinks.
• Wikipedia. Es gibt zwar Einwände, etwa den, dass diese Enzyklopädie von den
Nutzern selbst erstellt und deshalb weniger vertauenswürdig sei als ein von
Experten geschaffenes Lexikon wie der Brockhaus. Allerdings beteiligen sich
auch bei Wikipedia hochkarätige Experten an den Artikeln. Weil aber eine
gewisse Skepsis gegenüber dieser Mitmachform eines Lexikons dennoch weiterbesteht, steht Wikipedia unter ständiger kritischer Beobachtung, was wiederum
der Qualität guttut. Als Lexikon ist die gratis zugängliche Wikipedia nicht zu
unterschätzen; in vielen Bewertungen von Lexika hat Wikipedia genauso gut
abgeschnitten wie die kommerziellen Mitbewerber. So erstaunt es nicht, dass
dieses Lexikon bei Studierenden häufig Ausgangspunkt für weitere Recherchen
ist. Dennoch: Man sollte in wissenschaftlichen Arbeiten Wikipedia nur dann
zitieren, wenn keine anderen Quellen zur Verfügung stehen, zumindest sehen
dies viele Dozierende und Professoren so.
• Hinweise zur Verlässlichkeit von Wikipedia-Artikel gibt die Website http://
www.wikibu.ch. Die dort zusammengefassten Informationen lassen sich zwar
auch in den Tiefen von Wikipedia selbst finden, was aber große Erfahrung im
Umgang mit dem Onlinelexikon voraussetzt. Auf Wikibu finden sich Hinweise
zu den Autorinnen und Autoren eines Artikels oder zu Diskussionen über einen
Beitrag. So kann es peinlich sein, wenn man feststellt, dass ein Artikel zu einem
Professor maßgeblich von seinem Assistenten mitverfasst wurde
• Portale. Hilfreich sind Portalseiten zu einem Thema, welche eine Vielzahl von
Aspekten umreißen und über sie umfassend informieren. Wenn man zum Beispiel Informationen über den Holocaust sucht, so findet man mit der GoogleSuche das Webportal »Chronologie des Holocaust« (www.holocaust-chronologie.de), wo umfassendes Dokumentationsmaterial aufbereitet ist. Wenn man
dann in einem Impressum feststellt, dass sich bekannte Persönlichkeiten oder
Institutionen hinter dem Portal verbergen, dann erhöht sich das Vertrauen auf
ein Webangebot noch. Für Google bedeutet das: Die grüne Quellenzeile ist
genauso wichtig wie die blaue Fundseite.
• Experten und Institutionen. Oft findet man bei einer Suche auch Hinweise auf
Experten oder vertrauenswürdige Institutionen, deren Websites einem auf die
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 49
5 Der Informationshamster – Material organisieren
richtige Spur bringen. So findet man bei der Suche nach »Demokratie« und
»Internet« einen Artikel von Beate Hoecker. Die Website gehört zur Bundeszentrale für politische Bildung, und die Autorin wird als Vertretungsprofessorin am
Institut für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover ausgewiesen.
Es scheint also, dass diese Informationsquelle seriös ist.
• Entstehungsdatum beachten. Bei schnelllebigen Wissensgebieten wie den digitalen Technologien kann auch das Alter der gefundenen Informationen ein
wesentliches Kriterium sein. Was in einem Artikel von 1995 noch als neu und
als technische Innovation beschrieben wird, ist heute möglicherweise schon
überholt und total veraltet.
• Verfasserangaben. Hinweise zu den Verfassern von Texten können für die Beurteilung der Qualität oder der ideologischen Ausrichtung entscheidend sein. Bei
einer Suche nach dem Begriff des Kapitalismus macht es einen großen Unterschied, ob ein Beitrag aus der Sicht der Gewerkschaften, der Arbeitgeber oder
einer Partei wie »Die Linke« stammt. Und bei Websites wie http://www.kapitalismus.de ist erst einmal abzuklären, wer sich dahinter verbirgt. Ein Klick aufs
Impressum, das jede Seiten führen muss, ist oft erhellend.
Ein wichtiges Kriterium des Journalismus, das generell für die Abschätzung der
Qualität von Informationen zentral ist, ist das Prinzip des »double check«. Das
heißt man versucht, die erste Information durch eine zweite, und zwar von der
ersten unabhängige Quelle zu überprüfen. Im Vergleich der beiden Quellen wird
oft sehr deutlich, welche Quelle zuverlässiger ist. Zudem gilt das alte Prinzip: Doppelt genäht hält besser. Endgültige Sicherheit bringt allerdings die doppelte Absicherung nicht. In einer Welt, in der Informationen durch Copy und Paste vervielfältigt werden, kann es natürlich auch sein, dass die zweite Quelle letztlich nichts
anderes getan hat, als bei der ersten abzuschreiben.
5
Der Informationshamster – Material organisieren
Wer Material sucht und auf seinem Computer abspeichert, hat in Windeseile
eine riesige Fülle von Material zusammengetragen. Wenn man allerdings blindlings alles abspeichert, was einem unter die Finger kommt, besteht die Gefahr,
dass man die Übersicht verliert und keine Ahnung hat, was sich etwa hinter dem
Dokument »ih23498.doc« verbirgt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, von
Anfang an Ordnung in die Materialsammlung zu bringen.
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III Umgang mit Informationen und Wissen
Tipp
Ordnung schaffen
• Heruntergeladene Dokumente umbenennen und mit einem aussagekräftigen
Namen versehen – indem man zum Beispiel den Namen des Autors und einen Teil
des Titels eines Dokuments zur Bezeichnung nutzt;
• Dokumente thematisch gliedern und in separaten Ordnern abspeichern;
• Desktopsuche wie »Copernic« oder »Google Desktop Suche« installieren (in Windows Vista ist eine ähnliche Suchfunktion schon eingebaut): Dadurch, dass alle
Dokumente indexiert werden, findet man einen Text blitzschnell wieder, der
schon in der Tiefe der Festplatte verloren schien.
Wie beim Hausputz empfiehlt es sich zudem, die Dokumentenarchive von Zeit zu
Zeit einmal durchzulüften und Doubletten zu suchen, Texte zu löschen, die man
nicht mehr braucht, und neue Namen zu vergeben, wo dies bei der Erstspeicherung versäumt wurde.
Wo es nicht um ganze Dokumente, sondern um Verweise und Listen von
Büchern und Texten geht, hilft ein Literaturverwaltungsprogramm wie Endnote,
das sich für diesen Bereich zum Standard entwickelt hat. In Wikipedia werden die
Leistungen von Endnote kurz zusammengefasst:
• Informationen über verschiedenste Typen von Literatur (Bücher, Artikel, Vorträge, Haus- und Abschlussarbeiten etc.) können gesammelt, verwaltet und gespeichert werden. Über die Vergabe von Schlüsselbegriffen kann beispielsweise
eine thematisch sortierte Bibliografie zusammengestellt werden.
• Endnote kann mit Microsoft-Word verknüpft werden. So können innerhalb
eines Word-Dokuments Quellenangaben in den Text eingepflegt werden, welche abschließend automatisch zu einem Literaturverzeichnis zusammengefügt
werden können.
• Endnote unterstützt Literaturrecherchen, indem es Onlinezugriffe auf wissenschaftliche Literaturdatenbanken (zum Beispiel Pubmed, CINAHL, DIMDI,
z39.50 etc.) ermöglicht.
• Endnote kann aus angelegten Dateien Literaturverzeichnisse erzeugen. Dafür
stehen verschiedene Formate zur Verfügung (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/
EndNote).
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6 Wissen schaffen mit Umfragetools
Ein Programm wie Endnote hilft also, eine Datenbank von jener Literatur anzulegen,
die man bei Artikeln, Seminararbeiten oder bei der Doktorarbeit nutzt. So muss man
nicht bei jeder neuen Arbeit wieder ein neues Literaturverzeichnis entwickeln, sondern kann dieses aus den Einträgen in Endnote heraus mit einem Knopfdruck anlegen. Über Schlüsselbegriffe kann man zudem seine eigene Datenbank schnell und
unkompliziert durchsuchen; und es ist möglich, direkt auf die Kataloge von Bibliotheken zuzugreifen, um interessante Titel automatisch in die eigene Literaturdatenbank zu übernehmen. Mit anderen Worten: Der Einsatz eines Programmes wie Endnote erspart eine Menge von mühsamer und ungeliebter Routinearbeit.
Der Hinweis auf Endnote ist in diesem Zusammenhang als Beispiel zu verstehen.
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von brauchbaren Alternativprogrammen:
• Zotero als Erweiterung für den Webbrowser Firefox – ein Programm zum Sammeln, Verwalten und Zitieren unterschiedlicher Online- und Offlinequellen.
• Ebenfalls kostenlos ist das Programm Literat, das allerdings seit 2006 einen kostenpflichtigen Nachfolger namens Citavi erhalten hat.
• Citavi ist eine vollwertige Literaturverwaltung, für welche an vielen Hochschulen eine Campuslizenz zur freien Nutzung besteht. Mit Citavi kann man in über
4000 Datenbanken und Bibliothekskatalogen recherchieren und seine Literatursammlungen verwalten und strukturieren.
Eine sehr einfache Alternative zu EndNote & Co., die allerdings den Autoren viel
Arbeit überlässt, besteht darin, ein Word-Dokument mit thematischen Literaturlisten anzulegen. Über die Suchfunktion kann nach Themen, Autoren oder Verlagen recherchiert werden, und durch Kopieren und Einfügen entstehen neue Literaturlisten.
6
Wissen schaffen mit Umfragetools
Bisher ging es in diesem Kapitel darum, vorhandene Informationen zu suchen und
zu verarbeiten. Manchmal kann es aber auch angezeigt sei, selbst Informationen
zu schaffen. Das ist mit Umfragetools möglich, mit welchen man kleine Befragungen online durchführen kann. Gegenüber gedruckten Fragebögen haben diese
Tools den Vorteil, dass das Programm die Eingaben automatisch auswertet und in
Prozentzahlen umformt. Wenn ich zum Beispiel meine Freunde auf Facebook für
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III Umgang mit Informationen und Wissen
eine Seminararbeit bitte, einen Fragebogen zu ihren Nutzungsgewohnheiten von
»Social Communities« auszufüllen, so gibt mir das Programm anschließend automatisch aus, wie viele der Antwortenden mit Facebook, StudiVZ, Twitter, Myspace
etc. umgehen.
Manche Professorinnen und Professoren nutzen solche Tools auch, um jeweils
nach einer Seminarsitzung eine Rückmelderunde durchzuführen: In den letzten
zehn Minuten füllen die Studierenden einen Feedbackbogen aus, der anschließend
gleich am Beamer gezeigt und mit den Studierenden zusammen ausgewertet wird.
Solche Umfragetools müssen nicht teuer sein. In Lernplattformen wie ILIAS
(Betreiber nach Nutzungsbedingungen fragen) sind sie eingebaut, und manchmal
genügt auch ein Gratisaccount wie derjenige bei http://de.surveymonkey.com, wo
zehn Fragen und hundert Antworten pro Umfrage erlaubt sind. Wer umfangreichere Befragungen plant und nicht ein Vermögen dafür ausgeben will, kann auf die
kostenlose Software Grafstat (www.grafstat.de) zurückgreifen, die allerdings in der
Bedienung etwas weniger komfortabel ist.
Wichtig ist es für Gelegenheitsnutzer, dass man die Software nicht – wie bei den
meisten Gratisprogrammen – zuerst auf einem eigenen Server mühsam einrichten
muss, bis man sie nutzen kann. Grafstat bietet hier die Einbindung in externe
»Datensammelpunkte«, worüber man seine mit diesem Programm erstellten Fragebogen kostenlos laufen lassen kann. Und bei Surveymonkey meldet man sich
einfach auf der Website an und kann dann dort sofort online mit seinem ersten
kleinen Fragebogen loslegen.
Wenn Sie ein solches Onlineumfragetool benutzen, müssen Sie sich indessen
bewusst sein, dass die Wahl dieser Methode auch die Resultate beeinflussen kann.
Denn einen Onlinefragebogen beantworten werden eher Leute, die mit dem
Computer gut vertraut sind. Auf die Frage an eine Studierendengruppe »Nutzen
Sie Twitter als Kommunikationsmittel?« werden also anteilsmäßig mehr Studierende positiv antworten, als wenn man mit einem Printfragebogen auch Studierende erfasst, die wenig oder gar nicht geübt im Umgang mit Computern und
Internet sind.
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 53
6 Wissen schaffen mit Umfragetools
Überblick
Spezielle Suchmaschinen und Suchmöglichkeiten
Für Kinder
http://www.blinde-kuh.de
http://www.fragfinn.de
Personensuche
http://www.123people.ch
Telefonnummern und Adressen
http://tel.local.ch/de
http://www.dastelefonbuch.de
Firmen und Einrichtungen
http://yellow.local.ch/de
http://www.gelbeseiten.de
Videos
http://www.youtube.com
Antwortmaschine zum Fragen eingeben
http://www.wolframalpha.com
Zur technischen Verfeinerung der Eingabe in Suchmaschinen helfen über die in diesem Kapitel dargestellten Regeln hinaus die folgenden Websites. Wir beschränken
uns hier auf Hinweise zu Google.
10 Profitipps für die Internetrecherche
http://recherchenblog.ch/index.php/weblog/tipps_und_tricks_zur_googlesuche/
Google search basics
http://www.google.de/support/websearch/bin/answer.py?answer=35889
http://www.google.com/support/websearch/bin/answer.py?answer=136861
Hinweise von Google zu speziellen Befehlen
http://www.google.ch/intl/de/features.html
http://www.google.com/intl/de/help/features.html
Googles erweiterte Suche
http://www.google.ch/advanced_search?hl=de
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6 Wissen schaffen mit Umfragetools
IV Lernen von Informationen
1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten
2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys
Wie kann ich die digitalen Medien nutzen, wenn es um das Lernen von Fakten und
Informationen geht? In diesem Kapitel werden einige nützliche Werkzeuge vorgestellt:
• Programme, die beim Lernen von Vokabeln und Fakten helfen,
• einfaches Abfragen und raffinierte Ablagestrategien von Gelerntem,
• gemeinsames Üben im Netz mit Kolleginnen und Kollegen.
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IV Lernen von Informationen
Seit es Computer gibt, hat man versucht, diese auch zum Lernen zu nutzen. Ein
Ausdruck davon ist die Lernsoftware, um Basiswissen wie Rechnen und Schreiben
an Kinder der Grundstufe zu vermitteln. Lernprogramme gibt es zu vielen Themen, auch für Studierende und Erwachsene – und hier nicht zuletzt zum Selbststudium. Besonders beliebt sind Sprachkurse. Sie sind als umfangreiche Lernsysteme verfügbar, welche es erlauben, mit Mikrofon und Kopfhörer Sprachverstehen
und Sprechen zu üben – und daneben zum systematischen Erlernen der Sprachen
auch Bücher und DVDs einbeziehen.
In diesem Buch befassen wir uns jedoch nicht mit dem konventionellen Angebot an Lernprogrammen. Wir beschränken uns auf das Studium und auf nützliche
Tools und Werkzeuge, die sich auf eine niederschwellige Art und Weise in das
eigene Lernen von Informationen einbeziehen lassen. Die hier vorgestellten Anwendungen helfen dort, wo es ums Üben und Auswendiglernen von Fakten und
Grundinformationen geht. Es sind also keine Werkzeuge, um Zusammenhänge
herzustellen oder Argumentationen differenziert zu entwickeln. Doch in vielen
Studiengängen gehört es dazu, dass man sich erst einmal Basisinformationen aneignet, die dann oft auch geprüft werden.
Auf diese soll im folgenden Kapitel anhand von Beispielen eingegangen werden.
1
Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten
Zu den simpelsten Möglichkeiten, digitale Medien für das Lernen einzusetzen,
gehören Vokabellisten, um in Fremdsprachen den Sprachschatz zu erweitern oder
zu festigen. Einfach und effizient ist beispielsweise die Freeware ASW Vokabeltrainer (http://tinyurl.com/38hzvxj), die es erlaubt, Wortlisten einzugeben, mit denen
man sich abfragen kann (s. gegenüberliegende Seite).
Wie die obenstehende Grafik zeigt, gibt es eine rudimentäre Erfolgskontrolle
und einige wenige Optionen, um das Abfragen zu steuern. Und man kann das
Programm natürlich auch mit Listen von anderen Daten als von Vokabeln oder
sprachlichen Ausdrücken füttern – mit Daten zu Geschichte, Mathematik oder
Geografie.
Mit einer Suchanfrage findet man auf im Internet eine ganze Reihe von ähnlichen Programmen (etwa die Freeware Cuecard 1.51 (http://www.wadeb.com/
cuecard). Und es gibt ähnliche Vokabel- und Abfrageprogramme auch für viele
andere Plattformen: für Handys und Smartphones wie das iPhone oder den Palm
(für das iPhone zum Beispiel iMCards: http://www.you2.de/imcards.html).
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1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten
Der ASW Vokabeltrainer
Raffinierter sind Programme aufgebaut, die das Lernen über eine kompliziertere
Abfrageverwaltung steuern. So beruhen einige dieser Programme auf den Überlegungen des Publizisten Sebastian Leitner (1973). Ausgangspunkt sind dabei Karteikärtchen, welche auf der Vorderseite das Stichwort bzw. die Frage enthalten und
auf der Rückseite die zu lernende Lösung.
Das Wiederholen der Abfrage funktioniert in diesem System mit mehreren
Ablagefächern bestehend aus drei Fächern, um Karten einzuordnen. Zum Lernen
werden nun die Fragen im ersten Fach täglich wiederholt, diejenigen im zweiten
Fach nur jeden zweiten Tag und diejenigen im vierten jeden vierten. Alle richtig
erkannten Karten kommen in das jeweils nächste Fach, während die nicht richtigen Lösungen wieder in das erste Fach gesteckt werden.
Auf dem System von Leitner baut zum Beispiel das kostenpflichtige Lernproramm Memostep6 (http://tinyurl.com/2w8sk24) auf, das sich als Programm
empfiehlt, welches das Vergessen von Lernstoff verhindern soll. So wird auf die
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IV Lernen von Informationen
Arbeiten von Hermann Ebbinghaus verwiesen, der bereits im Jahre 1885 bei seinen Forschungen herausgefunden habe, dass der Mensch schon nach einem Tag
rund 66 Prozent des Gelernten vergessen hat. Hier soll das Karteikastenprinzip
von Leitner greifen, das auf die gezielte Wiederholung während mehrerer Tage
setzt. Der zu lernende Stoff werde dadurch in das Langzeitgedächtnis übertragen
und bleibe somit für lange Zeit fest im Gehirn verankert.
Daneben wird auf der Website von Memostep6 darauf verwiesen, dass das Lernen ortsunabhängig werde: »Schüler und Studenten können damit gute Zeugnisnoten erreichen, indem sie zu Hause am Computer, während der Fahrt zur Schule
oder ganz einfach im Pausenhof auf dem Handy oder PDA den zu lernenden Stoff
wiederholen. Für die Erwachsenenfortbildung ist MemoStep6 gleichfalls geeignet.
Sie können damit Vokabeln für Fremdsprachkurse oder Fachbegriffe unterschiedlicher Berufsrichtungen lernen. Ob im Zug oder Bus während der Fahrt zur Arbeit
oder einem Wochenendausflug, egal wo Sie sich gerade befinden, mit MemoStep6
können Sie fast überall lernen.« Obwohl nicht direkt angesprochen, gilt dies natürlich auch für das Üben während des Studiums.
Das Lernprogramm Memostep6
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1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten
Bei Memostep6 wird zudem darauf verwiesen, dass es sich nicht allein um ein
Vokalbellernprogramm handle. Da es generell auf dem Prinzip der Lernkartei
beruht, kann es nicht nur für Sprachen, sondern auch für naturwissenschaftliche
oder geisteswissenschaftliche Fächer genutzt werden.
Weitere Programme
Vokker
Wie Memostep 6 bietet das Online-Karteikasten-Programm Vokker (http://www.
vokker.net) die Möglichkeit, das Abfragen mit einem Handymodul zu verbinden.
Allerdings ist die Nutzung des Handytools nicht gratis. Voraussetzung ist ein
javafähiges Handy. beim Lernsystem AZ6-1 die Standardversion dagegen kostenpflichtig, während das Handytool kostenlos ist. Gratis fürs Handylernen ist das
Programm Teachmaster, welches aber die Java-Sun-Spezifikation JSR 172 verlangt
(http://tinyurl.com/39qodyk).
Studyprof
Ähnlich wie Memostep6, aber von der Herkunft weniger aufs Vokalbellernen ausgerichtet, funktioniert die Studyprof-Lernkartei. Dabei handelt es sich um eine
Das Karteikarten-Programm Studyprof
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IV Lernen von Informationen
Software zum Erstellen von Lernkarteien, Zeigekarten und Karteikarten). Auch
hier wird Prüfungsstoff aus Uni, Hochschule oder Beruf nach dem Prinzip von
Leitner wiederholt. Das Programm erinnert durch die eingebaute Lernautomatik
an »fällige« Karteikarten, die noch geübt werden müssen.
Wer wird unser Millionär
Spielerischer als die bisher genannten Programme kommt das Programm »Wer
wird unser Millionär« daher, das sich an die bekannte Fernsehsendung anlehnt
und Lernen nach diesem Muster organisiert. Das Programm ist Freeware und
kann kostenlos heruntergeladen werden unter http://tinyurl.com/37j4aab.
Dieses Programm eignet sich auch zum Partnerlernen oder Gruppenlernen,
indem man sich gegenseitig Fragen stellt, die man im »Millionärformat« beantwortet. Allerdings fehlt hier das Karteikastenprinzip der weiter oben besprochenen Programme, welche das wiederholte Üben betonen. Man könnte aber auch
mehrere Programme verbinden, etwa indem man mit einem der oben erwähnten
Das Freewareprogramm »Wer wird unser Millionär«
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1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten
Karteiprogramme individuell übt, um anschließend den Lernerfolg mit Kollegen
in einem Millionärspiel zu überprüfen.
Neben den hier vorgestellten allgemeinen Lernprogrammen gibt es in einigen
Fächern auch fachspezifisch ausgerichtete Programme, die bereits vorgefertigtes
Fragenmaterial anbieten. Im Folgenden sei exemplarisch auf zwei solcher Angebote verwiesen. Wer sich darüber informieren möchte, ob es auch für sein Fach
solche Programme gibt, sollte dies mit einer Suchanfrage im Netz überprüfen.
Music-Memo-Game
Für Musikinteressierte gibt es das Quizzprogramm Music-Memo-Game (http://
musica.at/shareware1/index5.htm):
Das Programm Music-Memo-Game
Die Autoren beschreiben dieses Programm wie folgt: »Das Music-Memo-Game ist
ein Gedächtnis-Spiel mit Tonausgabe – d. h. zu jedem Bild erklingt auch ein entsprechendes Tonbeispiel –, also zu einem Komponistenportrait ein bekanntes
Werk oder zum Musikinstrument ein charakteristisches Hörbeispiel usw.«
Lernsystem Pro (Jura)
Wer Jura studiert, ist vielleicht an den Lernkarten des Lernsystem Pro (http://www.
edworks.de) interessiert, das sich ebenfalls an Sebastian Leitners Karteikasten61
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 62
IV Lernen von Informationen
prinzipien orientiert. Der Rechtsreferendar Heiko Pilgermann hat für dieses Systeme eine Lernkartensammlung mit mehreren tausend Lernkarten für die Vorbereitung auf das Erste und Zweite Staatsexamen kostenlos zur Verfügung gestellt.
Dazu finden sich Informationen auf (http://www.pilgermanns-lernkartei.de).
Versucht man eine Bewertung solcher Programme, so ist positiv festzuhalten, dass
diese ihren Zweck, Informationen im Gedächtnis einzuprägen und diese zu reproduzieren, auf effiziente Weise erfüllen. Gegenüber den oft vollmundigen Anpreisungen
der Anbieter sind allerdings auch die Grenzen festzuhalten: Denn es geht hier um
ein mechanisches und kontextfreies Lernen von Informationen. Zusammenhänge,
wie sie zum Beispiel in Mindmaps erarbeitet werden können, fehlen hier zugunsten von isolierten Wissenseinheiten, die man dem Gedächtnis beizufügen sucht.
Doch das Sprachenlernen umfasst in Wirklichkeit weit mehr als das bloße Auswendiglernen von Vokabeln. So basieren umfassende Sprachlernsysteme eher auf
kontextbezogenen Alltagssituationen, in denen eine Fremdsprache vermittelt wird.
Ein Vokabeltrainer kann hier natürlich nur eine begrenzte Nützlichkeit bieten.
Dasselbe gilt für das Lernen von Informationen anderer Fächer (etwa für Fachwissen in Jura), wo man Zusammenhänge und Problemlösungen erarbeiten und nicht
einfach Fakten auswendig lernen sollte.
Wenn allerdings an der Hochschule fast nur Prüfungen vorkommen, auf welche
man sich mit reinem Faktenwissen optimal vorbereiten kann, muss man sich fragen, ob die Hochschule hier nicht eine Uraltdidaktik betreibt, die ein viel zu großes
Gewicht auf das mechanische Auswendiglernen legt.
2
Karteikästen: Online Lernen in Communitys
Mit dem Web 2.0 ist das Interesse an Programmen gewachsen, mit denen man
gemeinsam in Teams oder in Gruppen arbeiten kann. Schon das eben genannte
Programm »Wer wird unser Millionär« führt über rein individuelles Lernen hinaus. Doch das Lernen mit Karteikästen kann noch einen Schritt weiter, nämlich ins
Internet verlagert werden. Neben dem individuellen Lernen wird damit gemeinschaftliches Lernen im Austausch mit interessierten Kommilitonen im Netz möglich, indem man Lernpartnerschaften mit Gleichgesinnten eingeht, die man persönlich nicht kennen muss. So gibt es bereits heute mehrere Communitys im Netz,
in denen das Karteikastenprinzip kollaborativ übernommen wurde. Eines davon
ist der Internetdienst Cobocards, für den man sich im Netz kostenlos registrieren
kann (http://www.cobocards.com/).
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2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys
Online lernen mit Cobocards
In Cobocards kann man Karteikarten erstellen und bearbeiten, um diese dann
individuell oder gegenseitig online abzufragen. Man kann die Karteikarten zudem
kommentieren, sehen, was zuletzt geändert wurde, Nachrichten schicken etc. Wie
die Abfrage funktioniert, beschreiben die Autoren: »Mit Skype und dem in Cobocards integrierten Chat geht die Onlineabfrage reibungslos.« Zudem können die
Karteikarten ausgedruckt und damit offline gelernt werden. In Annafant’s NotizBlog beschreibt eine Studentin die Vorteile von Onlinekarten: »Die LernkartenOnline-Systeme erweitern das Prinzip um ähnliche, aber auch neue Faktoren, die
ich spannend finde. Man kann Lernkarten von anderen einsehen (sofern die
Ersteller das erlauben). Man kann sich dazu Statistiken zum eigenen Lernen ansehen: Wie ist mein Lernstand? Wie viel muss ich noch lernen? Welche Themengebiete können die Anderen im Vergleich zu mir gut? […] Welche Themen werden
häufig gelernt usw.« (http://tinyurl.com/37afu4r).
Ein zweites Onlineprogramm ist Ediscio (http://www.ediscio.de), das als Motto
des Webangebots formuliert: Wissen teilen und gemeinsam online lernen. Auch
hier ist die Web-2.0-Idee realisiert, wonach Lernen in der Form von Communitys
erfolgt. Da es möglich ist, dass sich seit der Drucklegung dieses Buches weitere
solcher Onlinegemeinschaften gebildet haben, empfiehlt es sich, mit einer Suchanfrage zu überprüfen, ob sich seither weitere Social Learning Communities im
Netz gebildet haben.
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2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys
V
Präsentieren mit dem Beamer
1 Grundprinzipien einer Präsentation
2 Gestaltung und Layout
Um das Präsentieren mit dem Beamer kommen heute Studierende kaum mehr
herum. Dieses Kapitel zeigt, worauf Sie beim Präsentieren achten müssen. Folgende
Fragen werden behandelt:
• Welche Vorteile hat das Präsentieren mit dem Beamer?
• Welche Grundprinzipien sind beim Aufbau einer Präsentation zu beachten?
• Wie kann man die Gestaltung und das Layout optimieren?
• Was sind die Grundfehler und wie kann man sie vermeiden?
• Wie setzt man das Referententool ein?
• Welche Programme gibt es neben Powerpoint?
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V Präsentieren mit dem Beamer
Häufig geht es im Studium nicht allein darum, eine Arbeit zu schreiben. Anschließend soll sie auch in einem Vortrag präsentiert werden. Und immer häufiger
geschieht dies mit elektronischer Unterstützung, indem der Vortrag mit einem
Präsentationsprogramm gestaltet wird. Das bekannteste dieser Programme ist
wohl Powerpoint von Microsoft; daneben gibt es auch Open-Source-Programme
wie Impress (Open Office), das sich ganz ähnlich wie Powerpoint bedienen lässt
(vgl. auch den Schluss dieses Kapitels).
Diese Präsentationsprogramme haben vor allem die herkömmliche Praxis,
Folien herzustellen und am Hellraumprojektor zu zeigen, verdrängt. Das hat den
Vorteil, dass
• auf viel einfachere Weise Bild, Film oder sogar Tondokumente in ein Referat
integriert werden können;
• wichtige Aussagen oder Literaturverweise direkt aus einem vorliegenden Text
(zum Beispiel der Seminararbeit) in die Präsentation kopiert werden können;
• die einzelnen Präsentationen, immer noch Folien genannt, als Handout ausgedruckt werden können;
• man direkt eine Verbindung zum Internet herstellen kann, wenn man zum Beispiel eine Website zeigen und erläutern will.
Überblick
Verwendung von Präsentationsprogrammen
Chancen
Risiken
• Bildern, Videos und Audiodokumen-
• Das Publikum wird mit viel Text und
ten werden integriert.
• Bilder, Videos und Audio tragen zur
Emotionalisierung und Veranschaulichung bei.
• Präsentationen können kurzzeitig
geändert und angepasst werden.
• Neben dem auditiven Kanal (Text
hören) wird auch noch das Visuelle
angesprochen (Text lesen).
• Vorhandene Texteile aus WordDokumenten können leicht kopiert
und eingefügt werden.
66
Folien erschlagen.
• Powerpoint-Nutzer neigen dazu, zu
viel und zu lange vorzutragen.
• Dem Publikum wird zu wenig Zeit
zum Aufnehmen gegeben (schnelles
Springen von Folie zu Folie).
• Vortragstext und Folie passen nicht
zusammen und verwirren die
Zuhörenden.
• Vortragender liest nur den Text auf
den Folien vor.
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2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys
Die folgende Darstellung zeigt Chancen und Risiken der Arbeit mit einem Präsentationsprogramm im Überblick:
Tipp
Plug-and-play beim Präsentieren
Die technischen Voraussetzungen sind zwar in den letzten Jahren einfach geworden;
es reicht, ein Bildschirmkabel und eventuell ein Lautsprecherkabel an seinen Computer anzuschließen. Allerdings sollte man zuerst den Beamer anschließen, dann erst
den PC – damit sich die beiden Geräte erkennen. Dann sollte alles funktionieren –
zumindest in der Theorie. Doch trotz dem versprochenen Plug-and-play ist die Praxis
häufig komplizierter. So muss häufig erst mit der Fn-Taste und gedrücktem F7/5 (je
nach Computer ist die Taste verschieden1) den Beamer ansteuern, um das Bild an die
Wand werfen zu können. Immer wieder hakt es irgendwo. Für den Referenten ist es
höchst unerfreulich, wenn das Publikum bereits unruhig auf den Vortrag wartet und
er nervös dieses und jenes am Computer ausprobiert, einen Neustart ausführt, Kabel
ein- und aussteckt und dann immer noch vor einem blauen Bildschirm steht.
Tipps
Bei Präsentationen beachten
• Planen Sie genügend Zeit zum Ausprobieren der Präsentation ein (also zum Beispiel eine halbe Stunde früher einzutreffen).
• Wenn die Präsentation mit einem fremden Computer ausgeführt wird, verständigen Sie sich über Programm und Programmversion, auf welchem die Präsentation
dann läuft. Eine auf Powerpoint erstellte Präsentation kann zum Beispiel auf
Impress plötzlich ganz verzerrt dargestellt werden.
• Mit einem Satz herkömmlicher Folien, die zuvor produziert wurden, kann man
Pannen überbrücken.
• Eine Präsentation kann auch zur Sicherheit als PDF-Dokument exportiert werden.
So ist man unabhängig von einem Präsentationsprogramm.
Wenn manche Professoren und Studierende nach zehn Beamervorträgen stöhnen
»Nicht schon wieder ein Referat mit einer Präsentation!« so ist dazu anzumerken:
Nicht die Software ist per se gut oder schlecht, sondern das, was daraus gemacht
wird.
1 Meist ist die »richtige« Taste mit einem Bildschirmsymbol versehen, so dass sie leicht zu
finden ist.
67
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V Präsentieren mit dem Beamer
1
Grundprinzipien einer Präsentation
Sind die technischen Probleme gelöst, kann die Präsentation beginnen. Auch zur
Didaktik einer Präsentation gibt es wichtige Grundsätze, die eingehalten werden
sollten, wenn der Vortrag bei den Zuhörer(innen) ein Erfolg sein will.
So sind der Vortragstext und der Text auf den einzelnen Folien der Präsentation
zu unterscheiden: Wenig sinnvoll ist es, wörtlich vorzulesen, was auf den Folien
steht, bzw. die Kernabschnitte des Vortrags eins zu eins als Text auf die Folien zu
bringen. Vielmehr unterstützt die Präsentation den Vortrag, indem möglichst kurz
Aussagen, Thesen, Bilder etc. gezeigt werden, die der Vortragende dann erläutert
und kommentiert. Eine Präsentation soll vor allem die Struktur und den Kerngehalt des Vorgetragenen verdeutlichen und nicht alles Gesagte reproduzieren.
Die Grundelemente von Präsentationen sind dabei überschaubar. Wie auf
http://www.gute-praesentation.de/folientypen.htm zur Qualität von Präsentationen verdeutlicht wird, handelt es sich um die Variation von fünf Folientypen, die
immer wieder vorkommen:
Die fünf wichtigsten Folientypen
1
Folientypen
Aufzählung
Aufzählungspunkt 1
Aufzählungspunkt 2
Aufzählungspunkt 3
Bilder
2
Es gibt 5 verschiedene Arten von Folien
(die i. d. R. über 95 % aller Belante abdecken):
Grafik
1. Aufzählungen/Textblöcke
2. Bilder/Diagramme
3. Charts, Statistiken, Graphen
4. Tabellen [Matrizen]
5. Weg/Zeit-Diagramme, Workflows, Roadmaps
3
Tabelle
4
Workflows
Nach: http://www.gute-praesentation.de/folientypen.htm
68
5
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 69
2 Gestaltung und Layout
Diese Aufzählung verdeutlicht, dass Präsentationen nicht zu textlastig sein sollten.
Grafiken, Bilder oder auch eingespielte (kurze) Ton- und Videodokumente machen
ein Referat erst attraktiv. Dabei ist allerdings zu beachten, dass diese Elemente den
Vortrag unterstützen und ihn nicht dominieren sollen. Letzteres ist dann der Fall,
wenn die Aussage eines Bildes die Gedanken der Zuhörenden in eine völlig andere
Richtung schweifen lassen und die Konzentration auf den Vortrag merklich nachlässt. Aber auch eine komplizierte Grafik kann kontraproduktiv sein, wenn die
Zuhörenden diese immer noch zu entschlüsseln versuchen, während der Referent
schon bei ganz anderen Fragestellungen angelangt ist. Eine Gefahr kann in diesem
Zusammenhang auch darin liegen, dass eine Show von unzähligen und kaum
kommentierten Bildern sich rasch verselbstständigt. Die Zuhörer beschäftigen
sich nur noch mit visuellen Reizen und vergessen darüber ganz die Argumentation
des Referierenden.
2
Gestaltung und Layout
Auch die Gestaltung und das Layout sind in einer Powerpoint-Präsentation wichtig. So macht die untenstehende Folie aus einer Powerpoint-Präsentation einen
unruhigen Eindruck: Die einzelnen Elemente sind ungleich groß, eine komplexe
Tabelle ist kaum leserlich und es gibt auf dieser Seite keine Navigationsstruktur,
welche den Blick der Zusehenden lenkt. Zudem wirkt die Seite überfüllt und vollgestopft. Hier versammeln sich eine ganze Reihe von Fehlern und verhindern all
das, was eine gute Powerpoint-Präsentation ausmacht. Im Folgenden sind einige
Gestaltungsgrundsätze zusammengefasst:
• Schriftgröße. Man erlebt oft, dass Folien viel zu klein beschriftet und kaum zu
lesen sind. Dies zwingt den Vortragenden entweder dazu, den Text selbst vorzulesen, oder er nimmt es in Kauf, dass vieles nicht aufgenommen werden kann.
Eine Unsitte ist es, wenn sich der Referent anschließend entschuldigt: »Leider ist
der Text dieser Grafik viel zu klein und nicht lesbar. Aber so wichtig ist er ja auch
nicht …« Das Publikum fragt sich dann zu Recht, warum dieser Text in der
Präsentation überhaupt erschien.
• Farbe. Der Einsatz von Farbe sollte überlegt geschehen. Vor allem ist auf den
Kontrast zu achten; wenn dieser schlecht ist, wird das Lesen anstrengend. Als
allgemeine Regel gilt, dass man nur wenige Farben einsetzen sollte. Setzt man
diese durchgängig und gezielt ein, macht dies eine Präsentation harmonisch.
Oft ergibt sich zudem das Problem, dass Farben am Bildschirm anders wirken
69
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V Präsentieren mit dem Beamer
Powerpoint – wie man es nicht machen sollte
Der Verweischarakter der Gegenstände
Gegenstand
Ort
Hochbett mit Lehnstuhl
Drei Poster der Olsentwins, ein
Märchenposter
Viele Kuscheltiere
Stundenplan Plan
Stirnseite neben Türe
Stirnseite »unter« dem Bett
Verweischarakter (Türkei, CH,
globale Medieltkultur)
Schweiz/Türkei
Global
Stirnseite auf dem Lehnstuhl
Wand rechts »unter« dem
Bett, links vom Lehnstuhl
Kommode
Wand rechts
Diverse Döschen und Schachteln Auf der Kommode
Rotes Herz um Postkarten einUber der Kommode
zustecken
CD-Turm
Wand rechts links von Kommode
CDs
Im CD-Turm
Unbestimmt
Schweiz/Schule
Foto
Selbstgebastelter Gegenstand
Kleiderschrank
Buchstabenmobile
Täschchen
Kalender
Foto
Indianer?
Schweiz/Schule
Unbestimmt
Schweiz/Schule
Türkei
Angelehnt an CD-Turm
Vor Foto und CD-Turm
Wand rechts Nach CD-Turm
An Schrankwand
An Schranktüre
An Schranktüre hängend
An Schranktüre hängend,
unterhalb Kalender
Unbestimmt
Schweiz/Türkei
Schweiz/Türkei
Bemerkungen
Selbstgemacht (siehe unten)
Enthält zahlreiche Bilder von
Freundinnen und Verwandten
Unbestimmt
Global/Türkei
Schweiz
Selbstgebastelt
Selbstgebastelt
Stellt Wellensittich in Käfig dar
Kinderzimmer
– zeigen Migrationshintergrund
– belegen Zwischenpostion
(hier-dort)
– weisen auf Medienkonsum der
Kinder hin
– Belegen globalisierte Einflüsse
der Jugendkultur
wie am Beamer. So kann die gelbe Hintergrundfarbe am Beamer plötzlich
unschön bräunlich verfärbt erscheinen. Hier hilft nur: vorher einmal austesten.
• Layout. Wichtig ist ein ruhiges Layout und eine übersichtliche Darstellung. So
sollten nicht alle paar Sekunden Elemente einfliegen oder sich im Sekundentakt
verändern. Auch Schrifttypen und -größen sollten nicht zu oft variieren. Verständnisfördernd ist zudem eine klare Navigation mit Grundelementen, die sich
durch die gesamte Präsentation hindurchziehen. Auch Bilder sollten ein ruhiges
Layout unterstützen (ähnliche Größen, nicht zu viele Überlappungen). So ist es
sinnvoll, alle Folien nach dem gleichen Muster zu gestalten mit gleicher Größe
für die Bilder, klar definierten Größen und Auszeichnungen (fett, kursiv) für die
Textelemente, bündige Gestaltung von Text und Bild etc. Eine Grundstruktur
kann dabei über die Gestaltung des Folienmasters, also einer einheitlichen Mustervorlage für alle Seiten der Präsentation, erreicht werden (im Menü Ansicht >
Master > Folienmaster).
70
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2 Gestaltung und Layout
• Zeit zum Lesen geben. Wenn längere Texte in einer Folie erscheinen, sollte die
referierende Person den Zuhörern genügend Zeit geben, um diese durchzulesen. Überhaupt: Man sollte erst lesen lassen und dann den Text oder die Grafik
kommentieren – nicht aber nochmals vorlesen, was bereits auf der Folie steht.
Eine Ausnahme sind kurze Zitate, die durch das Vorlesen zum Leben erweckt
werden müssen.
• Keine unnötigen Bewegungen. Zu vermeiden ist auch, dass man im Bild steht
oder nervös vor den Zuhörern auf- und abgeht, wobei man möglicherweise
noch mit dem Finger unübersichtlich auf undefinierbare Elemente auf der Folie
zeigt. Meist ist es am einfachsten, wenn man ruhig vor dem Computer steht und
mit der Maus oder einem Laserpointer auf wichtige Elemente zeigt, die man
erläutern will.
• Frei bewegen. Wünscht man mehr Bewegung im Raum und eine größere Nähe
zum Publikum, so muss auch dies bewusst ermöglicht werden. Mithilfe von
Computerfernbedienungen, einem Laserpointer oder bluetoothfähigen Handys
Das Layout von Powerpoint-Folien
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V Präsentieren mit dem Beamer
kann die referierende Person den Computer verlassen und von jedem Ort des
Raumes aus die Folienabfolge steuern.
Hilfreich für Vortragende ist das Referententool. Es handelt sich um eine spezielle
Ansicht auf dem Monitor des Referierenden. Es bietet folgende Vorteile:
• Referenten können sich Notizen zu den Folien machen, die vom Publikum nicht
gesehen werden.
• Für den Referenten ist eine Vorschau auf kommenden Folien und die Rückschau
auf vergangene Folien möglich.
• Ein Zähler ermöglicht Kontrolle über die Dauer der Präsentation.
Bildschirmpräsentation mit Referententool anzeigen
Neben dem Referententool ist auch die Möglichkeit hilfreich, von den gezeigten
Folien für die Zuhörenden ein Handout auszudrucken, wobei platzsparend mehrere Bildschirmseiten auf einem DIN-A4-Blatt Platz finden (auf Leserlichkeit achten!). Diese Handoutfunktion mit Platz für Notizen für das Publikum hat folgende
Vorteile:
72
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 73
2 Gestaltung und Layout
• Das Publikum muss nicht alles mitschreiben.
• Das Publikum kann den Vortrag später in Ruhe noch einmal durchgehen und
vertiefen.
• Das Publikum kann sich zu den Folien etwas notieren und dies gleich im Handout eintragen.
• Referenten können auf etwas verweisen, was aus Zeitgründen im Vortrag weniger intensiv behandelt wird.
Beim Einsatz eines Handouts ist zu klären, wann es verteilt werden soll. Ist das
Handout eine Ablenkung vom Vortrag oder eine hilfreiche Grundlage für Notizen? Ob es das eine oder andere ist, hängt vom Inhalt ab. Sind es sehr textlastige
Folien oder komplizierte Grafiken, die ausgedruckt werden, so besteht die Gefahr,
dass die Zuhörer sich mehr auf das Verstehen der Folien konzentrieren als auf den
Vortrag. Hier wäre es also günstiger, die Folien erst nachher abzugeben. Wo das
Handout dagegen lediglich Stichworte zum Verständnis des Vortrags umfasst, werden die Zuhörenden diese mit Notizen zum Vortrag ergänzen.
Zum Schluss sollen neben Powerpoint von Microsoft einige weitere Softwarealternativen für Präsentationen erwähnt werden:
Impress
Auch Open Office verfügt mit dem Modul Impress über eine Softwarelösung zum
Präsentieren. Wer sich mit Powerpoint auskennt, wird sich auch in Impress leicht
zurechtfinden.
Adobe Presenter
Adobe Presenter ist ein Programm, das Nachvertonungen zu Powerpoint-Präsentationen erlaubt oder aber die Verbindung von Audiomitschnitten von Vorträgen
mit vorhandenen Präsentationen. Ein großer Vorteil besteht darin, dass innerhalb
des Vortrags navigiert werden kann. In einem seitlich sichtbaren Menü sind die
Namen der einzelnen Folien zugänglich, sie können separat angewählt werden.
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V Präsentieren mit dem Beamer
Prezi
Eine unkonventionelle Weise, Präsentationen zu gestalten, bietet Prezi. Dieses Programm geht nicht von einer linearen Abfolge von einzelnen Folien aus, sondern
kann einzelne Elemente auf einer Fläche per Zoom vergrößern (http://prezi.com).
Ähnlich aufgebaut ist pptPlex, ein Add-in für Powerpoint.
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2 Gestaltung und Layout
VI Umgang mit Bild und Ton
1 Didaktische Funktion von Bildern
2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
In der digitalen Welt werden Ton und Bild neben der Schrift immer wichtiger. Auf
Schritt und Tritt findet man im Alltag visuelle Botschaften. In diesem Kapitel geht es
darum, was dies für Folgen für das Studium hat und wie ich aktiv mit Fotos, Videound Audioaufnahmen arbeiten kann.
• Auf welche Arten von Bildern trifft man im Studium?
• Wie kann man in Arbeiten Bilder oder Videos einsetzen?
• Wozu sollte man sich eine kleine Bilddatenbank anlegen?
• Welche Bildverwaltungsprogramme gibt es?
• Worauf muss ich beim Fotografieren achten?
• Welche Programme zum Verbessern der eigenen Videos gibt es?
• Wie kann ich in Youtube Filme herunterladen und z. B. in Präsentationen einfügen?
• Welche Grundregeln für eigenes Filmen gibt es?
• Wie nutze ich Audio in Präsentationen?
• Welche Programme gibt es, um Podcasts herzustellen?
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VI Umgang mit Bild und Ton
1
Didaktische Funktion von Bildern
Bildformen
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1 Didaktische Funktion von Bildern
Studierenden begegnen Bilder im Studium in vielerlei Formen und Facetten. Diese
sind nicht immer klar voneinander abgrenzbar. Teilweise kann ein Bild mehrere
Funktionen erfüllen. Da die Rezeption eines Bildes sich nicht immer gemäß der
vorgängig verfolgten Intention vollzieht, kann die Funktion auch vom Betrachter
abhängen. So fühlen sich die Betrachtenden von einer hochkomplexen Grafik im
Lehrbuch verwirrt, während diese doch dazu dienen sollte, die Zusammenhänge
anschaulich darzustellen und das Verständnis dadurch zu erleichtern. Die folgende
Tabelle gibt eine erste Übersicht, wozu Bilder genutzt werden können.
Überblick
Funktionen von Bildern
Funktion
Beispiel
Auflockerung
In einem Referat über Schulprojekte hat ein Bild von
Kindern lediglich eine ästhetische oder aufmerksamkeitslenkende Funktion (Eyecatcher).
Illustration
Ein Gruppenbild eines Forschungsteams veranschaulicht ein Projekt bzw. gibt dem Projekt ein Gesicht.
Orientierungshilfe
Eine Karte von Afrika hilft dem Publikum, die geografische Lage von Dakar/Senegal nachzuvollziehen.
Diskussionsanreiz
Eine Karikatur spitzt ein politisches Problem zu.
Metapher
Eine Spirale veranschaulicht das Prinzip des zirkulären
Verstehens in der Hermeneutik.
Motivierung und
Emotionalisierung
Ein Foto, das Kinderarbeit zeigt, soll eine emotionale
Reaktion hervorrufen.
Zugang zu historischen
Phänomenen
Foto von den brennenden Twin-Towers in New York
am 11.9.2001
Zugang zu räumlich
entfernten Phänomenen
Foto einer Familie aus Peru
Zugang zu Phänomenen, die dem Auge
nicht zugänglich sind
Abbildung der Facettenaugen einer Libelle
Visuelle Zusammenfassung eines Sachverhalts
bzw. einer Idee
Veranschaulichung von Konflikt versus Kompromiss:
Bild1 – Zwei Esel, die mit einem Seil verbunden sind,
zerren in zwei verschiedene Richtungen, um von zwei
Haufen Heu zu fressen.
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VI Umgang mit Bild und Ton
Überblick
Funktion
Beispiel
Bild 2 – Die beiden Esel haben aufgehört, in verschiedene Richtungen zu zerren und fressen erst nebeneinander von einem Hauhaufen, dann vom anderen.
Visuelle Verankerung
Das Konzept »Patchworkidentität« wird mit dem Bild
einer Patchworkdecke verbunden.
Widererkennungseffekt
Logo einer Hochschule
Dokument oder Beweis
Foto von gestrandeten Flüchtlingen auf der Insel
Teneriffa, die von Touristen in Badekleidung versorgt
werden.
Ersatz für das dargestellte Objekt
Bilder von Buchcovern werden anstelle der Bücher
selbst gezeigt (um nicht alle Bücher von A nach B
tragen zu müssen).
Beispiel, Inspiration
oder Modell
Für ein Fotoprojekt zum Thema Xy werden Beispiele
aus einem früheren Projekt gezeigt.
Hilfe zur Komplexitätsreduktion
Eine Ernährungspyramide zeigt an der Spitze Nahrungsmittel, die man selten zu sich nehmen sollte
(Fett, Süßigkeiten), an der Basis dagegen Dinge, die
dem Körper oft zugeführt werden sollen (Wasser,
Obst, Gemüse).
Gegenstand der
Diskussion
Darstellungen von Frauen und Männern in der
Werbung werden anhand einer Werbeabbildung
diskutiert.
Ähnlich können auch für Videos verschiedene didaktische Funktionen aufgezeigt
werden (s. gegenüberliegende Seite).
Die Tabellen zeigen die Vielfalt von Möglichkeiten, die mit dem Einsatz von
Bildern verbunden sein können. Sie gilt nicht nur für jene Situationen, in welchen
wir als Lernende auf Bilder stoßen. Bilder können auch hervorragend zur Unterstützung der Intentionen von eigenen Arbeiten hinzugezogen werden. Oft sagt ein
Bild mehr aus als tausend Worte. Dies gilt aber nur dann, wenn Bilder und Videos
nicht briefmarkengroß in Texten und Präsentationen erscheinen. Denn nur wenn
Abbildungen großzügig dimensioniert sind, entfalten sie ihre Wirkung auf die
Betrachtenden.
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1 Didaktische Funktion von Bildern
Überblick
Funktionen von Videos
Funktion
Beispiel
Auflockerung
Ein kurzes, lustiges Video aus der Fernsehwerbung
mit Nähe zum Thema wird gezeigt.
Illustration
• Ein Forschungsprojekt wird in einem kurzen
Videoclip vorgestellt.
• Ein Videoclip eines Schulprojekts zeigt die Möglichkeiten eines Lernansatzes (zum Beispiel
»MobileClassRoom (MCR) – mobile online Learning« (mLearning). http://www.youtube.com/
watch?v=zwgKnooEKlk)
Eröffnung eines Themas
Ein Musikvideo eröffnet das Thema Identitätskonstruktion.
Veranschaulichung eines
filmsprachlichen Phänomens
Ein kurzer Clip zeigt die unterschiedliche Wirkung
von Musik und Bild (gleiche Filmsequenz – unterschiedliche Musik).
Instruktion
Online-Video-Tutorial zeigt die Bedienung einer
Kamera (vgl. PH Thurgau: http://mdz.phtg.ch/
services/mdz/medienwerkstatt/schulung-undberatung/videotutorials/).
Handlungsanregung
(Anregung zum problembasierten Lernen)
Video zeigt ein Problem, das von den Zuschauern
gelöst werden soll (vgl. »Rescue at Boone’s Meadow« Jasper Projekt; http://peabody.vanderbilt.edu/
projects/funded/jasper/preview/AdvJW.html).
Beispiel, Inspiration
oder Modell
Für ein Videoprojekt zum Thema xy werden Beispiele
aus einem früheren Projekt gezeigt.
Zugang zu historischen
Phänomenen
Martin Luther Kings Rede »I have a dream«
(http://www.youtube.com/watch?v=PbUtL_0vAJk).
Zugang zu räumlich
entfernten Phänomenen
Film über Bananenanbau in Ecuador
Zugang zu Phänomenen,
die dem Auge nicht
zugänglich sind
Film eines galoppierenden Pferdes in Zeitlupe
Hilfe zur Komplexitätsreduktion
Der Prozess der Zellteilung wird schematisch als
Animation gezeigt (http://www.youtube.com/
watch?v=47vf2m-Iyb8).
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VI Umgang mit Bild und Ton
Allerdings gelten wissenschaftliche Arbeiten als textorientiert, indem es dort auf
logisch aufgebaute Argumentationen und schlüssige Beweisführungen ankommt.
Dies bedeutet, dass man mit Bildern eher vorsichtig umgehen und ihren Einsatz
gut dosieren sollte. Sie sind dort akzeptiert, wo sie einen engen Textbezug aufweisen, sollten aber nicht wahllos zur Illustration eingesetzt werden. Dabei hängt es
auch vom Fach ab, inwieweit Bilder für die eigene Argumentation wichtig sind. So
dürften sie in einer Seminararbeit zur Kunstgeschichte gefordert, bei einer Arbeit
in Mathematik überflüssig sein.
Anders ist dies bei Referaten und Präsentation, wo Illustrationen und Bilder
den Vortrag anschaulich machen. So schafft das Porträt eines Philosophen, über
den man ein Referat hält, bereits eine gewisse Nähe, indem die »Geistesgröße«
damit ein unverwechselbares Gesicht erhält. Wer es in seinen Präsentationen versäumt, neben Textelementen auch Bilder und Grafiken bewusst einzusetzen, der
vergibt die Chancen, welche das Medium bietet. Mit gut auf den Vortrag abgestimmten Bildern, Sounds und Animationen bringt man das eigene Referat erst
zum Leben.
Versucht man, die in Beispielen erläuterten Funktionen von Bildern und Video
für Arbeiten, Referate oder eine von Ihnen erstellte Website zu systematisieren,
kann man folgende fünf Funktionen unterscheiden:
1. Dekorative Funktion: Hier sind die Bilder irrelevant für das Verstehen des
Texts, sie lockern ihn auf und machen sein Aussehen attraktiver. Das Porträt
von Kant zu Beginn einer Seminararbeit sagt zwar wenig über den kategorischen Imperativ aus. Es situiert aber den Text und dient einer ansprechenden
Darstellung.
2. Repräsentationale Funktion: Das Bild illustriert einen Sachverhalt, der im
Text behandelt wird. Wesentliche Aussagen können damit verstärkt und unterstrichen werden.
3. Organisierende Funktion: Das Bild verdeutlicht die Struktur von Texten und
sorgt für größere Kohärenz.
4. Interpretative Funktion: Bilder dienen zur Erläuterung abstrakter, schwer verständlicher Textstellen.
5. Stimulierende Funktion: Gut gewählte Bilder können als Diskussionsanreiz
unter den Teilnehmenden oder zwischen der vortragenden Person und den
Zuhörern dienen. In Texten unterstützen sie die formulierten Aufgabenstellungen (vgl. Pohl 2003, S. 109 f.)
80
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1 Didaktische Funktion von Bildern
Tipp
Überprüfen Sie die letzte schriftliche Arbeit und/oder Präsentation
Damit Sie sich für den Einsatz von visuellen Elementen in Texten etwas sensibilisieren
können, schlagen wir Ihnen Folgendes vor: Nehmen Sie die letzte von Ihnen verfasste schriftliche Arbeit oder Präsentation zur Hand. Ordnen Sie die verwendeten
Bilder den fünf eben beschriebenen Bildfunktionen zu. Beantworten Sie dann die
folgenden Fragen:
1.
2.
3.
4.
Haben Sie eher zu viel oder zu wenig Bilder eingesetzt?
Welche Funktionen überwiegen?
Wo wäre es möglich gewesen, noch zusätzlich Bildmaterial einzufügen?
Welche Bilder sind unnötig oder erschweren sogar das Verständnis?
Geht es um das Erleichtern des Verständnisses von Texten durch Bilder, so gibt es
dazu hilfreiche Resultate aus der Forschung zum multimedialen Lernen. Nach
Richard A. Mayer (2001) sind für die Verarbeitung von visuellen Bildern und verbalen Reizen zwei verschiedene Kanäle verantwortlich, die sich unterstützen oder
auch hemmen können.
Generell geht er davon aus, dass Menschen schneller und besser lernen und verstehen, wenn sie mit Wörtern und Bildern lernen als mit Wörtern allein. Voraussetzungen sind dazu:
• Die Darstellung textlicher und bildlicher Informationen sollten räumlich nahe
beieinander liegen – indem zum Beispiel Bild und zugehöriger Text nicht zu
stark auseinandergerissen werden sollte.
• Ähnlich sollten Bilder und Worte gleichzeitig präsentiert werden. Falsch wäre es
danach, eine komplexe Grafik erst zu zeigen und danach zu erläutern.
• Visuelle oder akustische Informationen, die für das Verstehen irrelevant sind,
hemmen Lernen und Verständnis. Zu viele dekorative Elemente in einer Präsentation lenken von dem roten Faden der Argumentation ab, so dass man sich
zum Schluss nur noch an einen Strauß von einzelnen interessanten Bilder und
Episoden erinnert.
• Die audiovisuelle Darstellung bildlicher und sprachlicher Informationen (sprechen und sehen) fördert den Wissenserwerb mehr als die rein visuelle Darstellung des Sachverhalts. Somit ist der Einsatz eines gesprochenen Textes zur
Erläuterung eines Bildes besser als ein geschriebener Text zu einem Bild.
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VI Umgang mit Bild und Ton
2
Arbeiten mit Foto, Video und Audio
An diese lerntheoretischen Überlegungen schließen im Folgenden einige technische Überlegungen zum Umgang mit visuellen und auditiven Medien an. Gerade
Bilder sind nicht einfach ein unbestechliches Abbild der Realität. Die Computertechnologie erlaubt es vielmehr, diese auf vielfältige Weise zu bearbeiten.
Foto
Für Präsentationen und andere Produkte empfiehlt es sich, kontinuierlich eine
Bilddatenbank mit selbst produzierten Fotos und Bildern aus anderen Quellen aufzubauen. Damit kann man auf einen eigenen Vorrat von Bildern zurückgreifen,
wenn man zum Beispiel zu seinem Lieblingsthema einen Vortrag halten soll.
Die einfachste Organisationsmöglichkeit ist die Ablage im Ordnersystem des
Rechners (thematisch oder zeitlich strukturierte Ordner und Unterordner). Daneben kann man auch externe Datenbanken für seine Bildersammlung benutzen:
• iPhoto (auf Mac-Rechnern) ist eine weitere Möglichkeit der Bilderverwaltung
und Bildbearbeitung. In kurzer Zeit können auch Ton-Dia-Schauen produziert
werden.
• Picasa ist eine kostenlose Software für Mac und PC, die ebenfalls Bildverwaltung und einfache Bildbearbeitung ermöglicht. Die lokal auf dem eigenen Computer installierte Software Picasa kann dabei durch Webalben ergänz werden,
wodurch die eigenen Bilder im Netz veröffentlicht werden können.
Hinweis
Picasa-Webalben
Picasa-Webalben dienen der Veröffentlichung von Bildern im Internet. Bilderalben
können für bestimmte ausgewählte Personengruppen freigeschaltet werden.
Picasa-Webalben verfügen über Beschriftungs- und Kategorisierungsfunktionen. Es
können also auch einfache Fotoanalysen von kleineren oder größeren Bildbeständen
vorgenommen werden (zum Beispiel Gruppierung nach bestimmen Kriterien).
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Ein professionelles Bildverwaltungsprogramm für Mac ist Aperture. WindowsUser haben eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, von ACDSee bis zur Windows Live Fotogalerie, die als kostenloser Dienst für die Fotoverwaltung und einfache Bildbearbeitung zur Microsoft-Familie gehört.
Für die Bildbearbeitung eignen sich folgende Programme:
Übersicht
Vorteile
Nachteile
Word*
(Mac und PC)
Bilder können importiert und sogar noch
etwas bearbeitet werden (Helligkeit, Kontrast, Größe, Bildausschnitte).
Aus verschiedenen Bildern können einfache Kollagen erstellt werden.
kein eigenständiges Abspeichen der Bilder
möglich
Powerpoint*
(Mac und PC)
s. Word
s. Word
Picasa*
(Mac und PC)
• Gratisprogramm
• nicht nur Bildbearbeitung, sondern
auch Bildverwaltung, Ton-Dia-Schau
und Collagen
Adobe
Photoshop*
(Mac und PC)
Aperture**
(Mac)
iPhoto
• komplexere bis High-End-Bildbearbei-
Kaufprogramm
tungsmöglichkeiten
• arbeitet mit verschiedenen Ebenen
• Textverarbeitung möglich
• nicht nur Bildbearbeitung, sondern
Kaufprogramm
auch Bildverwaltung
• Bildausschnitte verändern, rote Augen
korrigieren, retouchieren, Bildeffekte,
Belichtungs- und Farbveränderungen
• Ton-Dia-Schau möglich
• nicht nur Bildbearbeitung, sondern
auch Bildverwaltung
Gimp
• Gratisprogramm
• vollwertiges Grafikprogramm mit vielen
Bildbearbeitungsmöglichkeiten
IrfanView
• Gratisprogramm
• Bildbetrachter mit Grundfunktionen zur
Bildbearbeitung
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VI Umgang mit Bild und Ton
Übersicht
Vorteile
Nachteile
Vorschau (Mac)** • einfache Bildbearbeitungsmöglichkeiten (Belichtung, Sättigung, Helligkeit,
Kontrast, Schärfe, Drehungen, Spiegelungen, Bildausschnitte, Diaschaufunktion etc.)
• einfachste BildbearbeitungsmöglichWindows
keiten (Drehungen, Diaschaufunktion)
Bild- und
Faxanzeige
(PC, Windows XP)
• nur absolute
Basisfunktionen
* PC und Mac
** Mac
Wozu soll man ein Bild aber noch bearbeiten, wenn man es doch lediglich in einen
Text oder eine Präsentation einfügt? Auch wenn man keine übertriebenen Ansprüche an die Bildqualität hat, sind einfache Bildoptimierungen oft hilfreich:
• Ist das Bild etwas unscharf oder farbstichig geraten, so führen automatisierte
Korrekturfunktionen mit wenigen Mausklicks zu einer sichtbaren Verbesserung
eines Bildes.
• Rote Augen, wie sie manche Digitalkameras produzieren, können störend wirken. Auch dies kann mit einem Bildbearbeitungsprogramm behoben werden.
• Manchmal ist es auch sinnvoll, nur einen Ausschnitt aus einem Bild zu präsentieren oder das Bild zu verkleinern bzw. zu vergrößern (vgl. dazu auch die unten
stehende Tabelle mit Hinweisen zur Bildgestaltung).
Tipp
Wer die kostenlose Software Gimp benutzt, der kann sich bei Fragen an das deutsche Gimp-Forum wenden: http://www.gimpforum.de
84
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Hinweise zum Fotografieren
Gegenlichtaufnahmen. Dabei entstehen oft dunkle Gesichter. Hält man die Kamera
zu Beginn etwas tiefer und drückt den Auslöser nur leicht, so dass die Belichtung
sich einstellen kann, und richtet die Kamera dann nach oben, kann ein Foto ohne
dunkle Gesichter entstehen. Dieser Vorgang funktioniert auch bei Objekten. Eine
andere Möglichkeit besteht darin, sich mit der Kamera so zu platzieren, dass kein
Gegenlicht entsteht.
Aufnahmen mit Blitz geben die Stimmung oft etwas unnatürlich wieder und Gesichter erscheinen extrem aufgehellt oder es entstehen rote Augen. Sind kleinere
Objekte im Vordergrund, werden diese manchmal extrem aufgehellt, während
entferntere Bildelemente dunkel bleiben.
Eine Alternative ist das Fotografieren ohne Blitz mit manuell hoch eingestellter
Empfindlichkeit (400, 800 oder 1200 ASA). Bei höheren Empfindlichkeiten ist
allerdings auch mit höherem Bildrauschen zu rechnen (gröbere Körnung).
Verwackeln. Um verwackelte Fotos bei schwierigen Lichtverhältnissen zu vermeiden, kann der Fotoapparat auf einer ebenen Fläche aufgelegt (waagerecht) oder an
einer senkrechten Fläche angelegt (hochkant) werden. Durch Auflegen und das
Fotografieren mit Selbstauslöser kann die Bewegung, die durch manuelles Auslösen entsteht, vermieden werden. Bei aufsteckbaren Blitzgeräten kann der Winkel
so verstellt werden, dass der Blitz nicht frontal auftrifft, sondern indirekt gegen die
Decke. Auch das Abmildern der Blitzwirkung durch ein Papier oder eine eingeschränkt lichtdurchlässige Folie ist möglich.
Bildkomposition. Hier ist es sinnvoll, den goldenen Schnitt zu beachten, d. h. beispielsweise den Horizont nicht in der Mitte, sondern bei einer Ein-Drittel- bzw.
Zwei-Drittel-Position zu verorten. Bei manchen Fotokameras kann man die Linien
des goldenen Schnitts als Orientierung im Sucher einstellen.
Makrofunktion. Manche Kameras erlauben Aufnahmen mit bis zu 1 cm Abstand.
Mit dieser Funktion kann man ästhetisch besonders ansprechende Fotos gestalten.
Die Kamera kann aber auch zu einem Notizblock- oder Kopierersatz werden.
Indem man eine Buchseite, einen Busfahrplan eine Adresse oder ein Muster abfotografiert, kann kopieren, abschreiben oder skizzieren vermieden werden. Auch
Fotohandys können diese dokumentierende Funktion erfüllen.
85
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VI Umgang mit Bild und Ton
Überblick
Einfache Bildgestaltungselemente
Bildgestaltungselement
Funktion/Anwendungskontext
Bildausschnitt
optimieren
Die Aufmerksamkeit der Betrachtenden wird stärker gelenkt,
wenn Unwichtiges am Rand entfernt wird. Die Bildbotschaft
kann dadurch klarer zum Ausdruck gebracht werden.
Schärfe
optimieren
Unscharfe Bilder oder Bilder, bei denen der Autofokus nur
den Hintergrund fokussiert hat, profitieren von einer Optimierung der Schärfe.
Helligkeit
und Kontrast
optimieren
Unter- oder überbelichtete Bilder können optimiert werden.
Oft wirken Gesichter gleichmäßiger, wenn Helligkeit und
Kontrast leicht erhöht werden.
Schwarzweißfunktion
Teilweise wirken einfache Fotos ausdrucksvoller, wenn sie
von Farbe in Schwarzweiß umgewandelt werden.
Auch kleine Fehler werden in Schwarzweiß leichter toleriert.
Porträts wirken oft interessanter in Schwarzweiß.
Mit der Kombination von Bild und Text können eindrückTextelemente
liche Botschaften geschaffen werden (zum Beispiel Hand(zum Beispiel
Adobe Photoshop) outs, Visitenkarten, Flyer etc.).
Arbeit mit dem
»Kopierstempel«
(Adobe Photoshop)
Kleinere Fehler und störende Objekten können mit Elementen aus der Umgebung überdeckt werden. Am Ort A werden Pixel aufgenommen und am Ort B »aufgetragen«.
Ein Foto mit schiefem Horizont kann gedreht und so neu
Korrektur eines
schiefen Horizonts ausgerichtet werden.
Bilder verkleinern
86
Um die Dateigröße zu verringern oder um Bilder in Internetseiten einzubinden, kann die Bildgröße eingestellt werden
(bei Photoshop wahlweise in cm oder in Pixel).
Die Größe einer Bilddatei wird durch folgende Aspekte
charakterisiert:
• Dateigröße in Kilobyte (KB) oder Megabyte (MB),
zum Beispiel 1.7 MB
• Bildgröße Höhe x Breite in Pixeln, zum Beispiel
2272 x 1704 Pixel
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Überblick
Bildgestaltungselement
Funktion/Anwendungskontext
• Physische Größe in Zentimetern, zum Beispiel
32,07 cm x 24,05 cm
• Auflösung in Pixeln pro Zoll bzw. pixels per inch (ppi),
zum Beispiel 180
Rote Augen
korrigieren
Manche Kameras haben bereits eine eingebaute Funktion
für die Korrektur von roten Augen. Ansonsten ist diese
Funktion auch in gängigen Bildbearbeitungsprogrammen
enthalten.
Video
Überblick
Programme für Videoschnitt und Videobearbeitung
Quicktime Pro
Vorteile
Nachteile
• Videos können gekürzt
• keine komplexen
werden
• Videoausschnitte können
Videoschnittmöglichkeiten
kopiert und in eine neues
Quicktime-Dokument
eingefügt und gespeichert
werden (analog zum
Arbeiten mit Word)
MPEG-Streamclip
• Videoausschnitte können
erstellt werden
iMovie 09**
• beim Kauf eines Mac
dabei
• sehr einfach zu bedienen
Final Cut**
• komplexe Filmschnitt-
• keine komplexen Videoschnittmöglichkeiten
• eingeschränkte
Gestaltungsmöglichkeiten
für Ton
• Kaufprogramm
möglichkeiten
Final Cut
Express**
• komplexe Filmschnitt-
Adobe Premiere*
• relativ viele Möglichkeiten
• Kaufprogramm
möglichkeiten
• Kaufprogramm
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VI Umgang mit Bild und Ton
Überblick
Vorteile
Nachteile
Pinnacle
Studio*** oder
Magix Video
deluxe
• gute Grundausstattung
• Kaufprogramm
Movie Maker
(PC)
• bei PCs dabei
• nur sehr einfache
Funktionen stehen zur
Verfügung
* PC und Mac
** Mac
*** PC
Analog zum Aufbau einer Bilddatenbank ist eine Videodatenbank zu empfehlen.
Oft sind Filme aus dem Internet nur zeitlich beschränkt zugänglich. Daher ist es
sinnvoll, Filme auf der Festplatte oder extern zu sichern. Sonst kann es passieren,
dass man an einen Videoclip nicht mehr findet, der optimal zur Einleitung eines
Vortrages gepasst hätte.
Filme können entweder über ein Kontextmenü mit einem Rechtsklick heruntergeladen oder ihre URL (zum Beispiel Youtube) kann auf http://keepvid.com für
das Konvertieren und Herunterladen eingegeben werden.
Für Firefox-Nutzer ist zudem das Plug-in Download-Helper eine raffinierte
Lösung: Während man im Internet surft, überprüft Download-Helper andauernd,
ob auf der betreffenden Seite ein Video heruntergeladen werden kann. Ist das der
Fall, wird in der Menüleiste das Icon animiert, und ein Dropdownmenü erlaubt es,
die Filmdatei mit einem einfachen Klick herunterzuladen.
Eine weitere Möglichkeit ist das »Abfilmen« des Bildschirmgeschehens mit
einem Screencast-Programm (zum Beispiel Camtasia). Alles was sich visuell und
auditiv auf dem Bildschirm abspielt, kann letztlich auch abgespeichert werden.
Das Abfilmen per Hand vom Bildschirm mit einer Videokamera, einem Videohandy oder einer digitalen Fotokamera mit Videofunktion führt dagegen meistens
nur zu unscharfen und verwackelten Ergebnissen. Ein kleines Stativ kann hier
Abhilfe schaffen. Das Abfilmen ist indessen nur zu empfehlen, wenn es schnell
gehen muss und eine Notlösung vertretbar ist.
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Anleitung
Speichern von Youtube-Videos
1. Film aussuchen (zum Beispiel http://www.youtube.com).
2. URL markieren und kopieren (zum Beispiel http://www.youtube.com/watch?
v=Qwkbxh-0k0w).
3. Auf http://keepvid.com gehen und die kopierte Adresse einfügen.
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VI Umgang mit Bild und Ton
Anleitung
4. »Download« drücken.
5. Unter »Download-links« »Video.mp4« speichern.
6. Datei umbenennen.
Will man den gespeicherten Film in einen Vortrag oder eine Präsentation einbauen, dann möchte man oft nur einen kleinen Teil davon zeigen. Peinlich wird es,
wenn der Referierende minutenlang versucht, durch Vor- und Rückspulen den
richtigen Anfang zu erwischen – und dann am Schluss doch noch die Hälfte des
Clips verpasst, den er eigentlich zeigen wollte. Aus diesem Grund ist es sinnvoll,
den Film zu schneiden und nur den Teil zu zeigen, den man in der Präsentation
auch wirklich braucht. Wie man einen solchen Schnitt auf einfache Weise ausführt,
zeigen wir am Beispiel des Programms Quicktime:
Anleitung
Videoausschnitte mit Quicktime-Player Pro herstellen
1. Video mit Quicktime öffnen. (Das Kopieren und Einfügen von Videoausschnitten funktioniert analog zum Kopieren und einfügen von Text mit Word.)
90
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Anleitung
2. Mit dem Mauszeiger auf kleine Markierungssymbole klicken und den zu kopierenden Teil markieren.
Der dunkelgraue Abschnitt bedeutet: markierter Teil. Der hellgraue Abschnitt bedeutet: nicht markierter Teil.
3.
4.
5.
6.
Mit »Bearbeiten – Kopieren« den markierten Teil kopieren.
Neues Quicktime-Dokument öffnen: »Ablage – neuer Player«.
Den kopierten Teil in das neue Dokument einfügen: »Bearbeiten – Einsetzten«.
»Ablage – Sichern unter …«: Name eingeben, Speicherort auswählen, »Als
eigenständiger Film sichern« auswählen – »Sichern«.
Auch mit Virtualdub, mit MPEG Streamclip oder mit dem Windows Movie Maker
kann man auf dem PC einzelne Teile eines Films ausschneiden. Alle drei sind gratis;
der Movie Maker wird bei Windows mitinstalliert.
Neben dem Herunterladen und dem Abfilmen ist es von Nutzen, Videos selbst
herzustellen. Videoaufnahmen können dabei verschiedene Funktionen haben:
• Mit einer Videoaufzeichnung können wichtige Ereignisse dokumentiert werden
(zum Beispiel Vorträge).
• Das Video-Feedback zu einem Referat kann wichtige Informationen in Bezug
auf Körpersprache und Sprechweise geben, die dann anschließend im Gruppengespräch ausgewertet werden.
• Ein kurzer dokumentarischer Film kann Einblick in ein Projekt oder eine Veranstaltung geben.
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VI Umgang mit Bild und Ton
• Videoaufnahmen in Praktika können zeigen, wie Studierende in der Praxis handeln, was dann wiederum für Feedback-Runden genutzt wird.
• Videos können auch als audiovisuelle Daten für die Auswertung im Kontext
wissenschaftlicher Fragestellungen genutzt werden.
Regeln für die Herstellung von Videos
Regeln
Lehr- und Lernsituationen aufnehmen
Vor der Aufnahme
• Räume vorher anschauen, mögliche Stativstandorte und Kameraperspektiven
sondieren.
• Bewegungen antizipieren (bleibt die vortragende Person die ganze Zeit über am
Pult stehen oder bewegt sie sich durch den Raum).
• Wie soll der Ton aufgenommen werden? Wie wichtig ist eine gute Tonqualität?
Möglichkeiten: eingebautes Mikrofon, gutes externes Mikrofon, externes Mikrofon und spezielles Ansteckfunkmikrofon für den Vortragenden, Tonangel).
• Soll mit Stativ gearbeitet werden (zum Beispiel Vortrag) oder mit Handkamera
(zum Beispiel Aktionen mit Bewegung)?
• Ist es sinnvoll, mit einem Einbeinstativ zu arbeiten (Vorteil: flexiblere Übergänge
von stehend zu bewegt)?
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Regeln
• Lichtverhältnisse optimieren (Jalousien, Lichtquellen im Raum): Personen sollten
•
•
•
•
•
•
•
•
•
nicht gegen ein helles Fenster gefilmt werden.
Fenster schließen (Nebengeräusche minimieren).
Überlegungen zum Bildausschnitt beim Arbeiten mit Stativ:
– nur fester Bildausschnitt ohne Zoom und Schwenks?
– fester Bildausschnitt mit Zoom?
– fester Bildausschnitt mit Schwenks?
– fester Bildausschnitt mit Zoom und Schwenks?
Für Schwenks sollten die Stellschrauben des Stativs so eingestellt werden, dass die
Kamera horizontal und vertikal beweglich ist, jedoch nicht durch ihr Eigengewicht
nach unten sinken kann.
Sollen die agierenden Personen in bestimmten Situationen durch den Filmer instruiert werden (zum Beispiel jemanden bitten, aus dem Sichtfeld zu gehen; jemanden bitten, mit einer zu filmenden Aktion zu warten, bis die Kamera bereit ist;
jemanden bitten, eine Aktion zu wiederholen) oder soll sich die filmende Person
ganz zurückhalten?
Ist es angebracht, dass Teilnehmende sich selbst dokumentieren (aus der Innenperspektive)?
Soll der Vortrag so gefilmt werden, dass er als Ganzes gezeigt werden kann, oder
so, dass nur einzelne Sequenzen benutzt werden – oder beides? (Im zweiten Fall
kann man sich schnelle Schwenks und schnelle Zooms erlauben, die später herausgeschnitten werden.)
Sind beim Vortrag die Folien so wichtig, dass sie gefilmt werden müssen (zum
Beispiel bei Fotos oder Schaubildern), oder dienen sie nur der Unterstützung des
gesprochenen Wortes und können klein oder angeschnitten im Hintergrund bleiben? (Wenn möglich, vorher klären bzw. Folien anschauen.) Können die Folien
auch separat als PDF-Dokumente angeboten werden? Können die Folien auch als
Fotos in den Film integriert werden? Sollen nur die Folien gefilmt werden ohne die
Person?
Wie mobil ist die vortragende Person? Soll die Person mit der Kamera verfolgt
werden oder kann der Bildausschnitt so eingestellt werden, dass sich die Bewegungen innerhalb dieses Ausschnitts vollziehen?
Welche Rolle spielt das Publikum bzw. die Zuhörenden? Sollen sie auch gefilmt
werden?
Soziale und rechtliche Aspekte
• Vertrauen der Gefilmten gewinnen: Projektziele erklären; wem nutzt die Aufnahme (zum Beispiel Optimierung von Unterricht, Werbung für Projekte, Einwerben von Projektmitteln); wer wird die Aufnahme später sehen; wie wird sie veröffentlicht; was nutzt die Aufnahme der Lehrperson/der vortragenden Person
(Selbstreflexion)?
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VI Umgang mit Bild und Ton
Regeln
• Kopie der Aufnahme oder des fertigen Films anbieten.
• Klären: Muss das Einverständnis der Teilnehmenden schriftlich eingeholt werden?
Welche Verwendungskontexte müssen abgeklärt werden (Nutzung im Rahmen
einer Bildungseinrichtung, Veröffentlichung im Intranet, Veröffentlichung im
Internet, Veröffentlichung als DVD)?
• Bei Minderjährigen: Einverständnis der Eltern schriftlich einholen.
• Klären: Gibt es Personen, die nicht gefilmt werden dürfen?
Nachproduktion
• Soll das Material geschnitten werden?
• Welches Schnittprogramm ist geeignet?
• Soll es eine Kommentarstimme geben, die das Publikum durch den Film führt,
oder sollen die Aufnahmen für sich sprechen können?
• Soll es erklärende Zwischenüberschriften geben, die Orte, Situationen und Kontexte deutlich machen?
• Welche Informationen sollen im Vorspann enthalten sein (beteiligte Institutionen,
Sponsoren, Veranstalter, Film, Schnitt)?
• Welche Informationen sollen im Abspann enthalten sein?
• Soll es Hintergrundmusik geben? Welche Musik kann aus rechtlicher Perspektive
•
•
•
•
verwendet werden?
Sollen Fakten, Stimmungen oder Atmosphärisches im Vordergrund stehen?
An wen richtet sich der Film, wer ist die Zielgruppe?
Welche Botschaften bzw. Lesarten sollen vermittelt werden (Stichwort »Leserlenkung«)?
Wie können die Botschaften zum Ausdruck gebracht werden?
Audio
Auch selbst gemachte Audioproduktionen (zum Beispiel Umfragen, Interviews)
oder Audiobeiträge aus dem Netz können in Präsentationen eingebaut werden.
Viele Audiobeiträge können direkt als MP3 aus dem Netz gesichert oder als Podcast abonniert werden.
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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
Für Audio eignen sich folgende Programme:
Audacity
(Mac und PC)
Vorteile
Nachteile
• Gratisprogramm
• grundlegende Audio-
• nicht immer 100 % stabil
bearbeitung
Garage Band
(Mac)
iTunes
• Effekte
• beim Kauf eines Mac dabei
• Musik- und Audioverwaltung
• Recherche und Abonnement
von Podcasts
• Abspielplattform
(zum Beispiel für Partys)
• CDs auf Computer übertragen
• CDs brennen
• MP3 kaufen
• Dateien werden automatisch
gespeichert, ohne dass der
Nutzer nach dem Speicherort
gefragt wird.
Zumindest ein PC legt diese immer
im gleichen Ordner ab, so dass sie
nicht verloren sind:
C:\Dokumente und Einstellungen\
All Users\Dokumente
oder
C:\Dokumente und Einstellungen\
NutzerXY\Eigene Dateien
Mit iTunes kann man Musik- und Audiodateien verwalten und sogenannte Podcasts abonnieren. Der Begriff Podcast verbindet die Worte iPod (populärer MP3Player) und Broadcasting (Audio oder Video senden) und bezeichnet die Praxis im
Internet, Audiobeiträge zu veröffentlichen, dass sie abonniert werden können. Ein
Abonnement wird über einen sogenannten Podcatcher eingerichtet, iTunes ist
einer der populärsten Podcatcher. Ein Podcast ist eine Serie von Beiträgen, Podcastepisode bezeichnet einen einzelnen Beitrag.
»Enhanced Podcasts« sind Audiobeiträge, die auch visuelles Material enthalten.
Der Vorteil von Podcasting ist, dass Zuhörende nicht an eine bestimmte Sendezeit gebunden sind, sondern einen Beitrag wann immer und wo immer sie wollen
hören können. Auch können Audiobeiträge heruntergeladen und für Referate
benutzt werden. Folgende Anwendungspraktiken lassen sich unterscheiden:
• Ein Radiosender bietet seine Sendungen als Podcast an (zum Beispiel »Der
wöchentliche Film-Podcast« vom Schweizer Radio DRS).
• Eine Einzelperson veröffentlicht regelmäßig Audiobeiträge (zum Beispiel
»Schlaflos in München« von Annik Rubens).
95
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 96
VI Umgang mit Bild und Ton
• Eine Vorlesung an einer Universität wird als Podcast angeboten (zum Beispiel
http://www.podcampus.de).
• Begleitend zu einer Vorlesung wird ein Podcast angeboten (zum Beispiel http://
medienpaedagogik.phil.uni-augsburg.de/podcast).
Für Hochschulen ergeben sich zum Beispiel folgende Möglichkeiten:
• Eine Seminargruppe produziert immer wieder Audiobeiträge (zum Beispiel
Referate, Umfragen, Interviews, Audiokollagen) und bietet sie allen beteiligten
Kolleginnen in einem Fachbereich oder Studiengebiet als Podcast an.
• Eine Gruppe bietet anstelle eines Schulradios/Uniradios einen Schulpodcast/
Unipodcast an.
• Dozierende nutzen Podcasts für den Unterricht/die Lehre (zum Beispiel Studierende hören einen Podcastbeitrag als Vorbereitung für die kommende Sitzung,
vgl. http://tinyurl.com/32bwkq2).
• Abwesende Studierende können über Podcasts das Versäumte nachholen bzw.
das im Kurs Behandelte kann wiederholt werden.
• An der Stelle eines Skripts werden die Vorlesungen aufgenommen und an die
Studierenden verteilt.
Überblick
Links und Literaturtipps für angehende Lehrer(innen) und Referendare
Ausführliche Linksammlung zu Podcasting in Bildungskontexten (hier vor allem
auch für die Volksschule) von Thomas Stierli http://wiki.bullino.ch/Links/
PodcastInEducation
Podcasts produzieren im Unterricht (http://tinyurl.com/3xcnu7l)
7 things you should know about podcasting http://www.educause.edu/ir/library/
pdf/ELI7003.pdf
eTwinning – Interkulturelle Kommunikation zwischen Schulen)
http://www.etwinning.de/index.php
Dorok, Sebastian J.: Podcasting im Unterricht 2006 (http://tinyurl.com/2wtn2y7)
Fraefel, Jürg & Holzwarth, Peter: Unsere Klasse spricht viele Sprachen! Pädagogische
Verortung. In: klipp & klang radiokurse (Hg.): Unsere Klasse spricht viele Sprachen! Zürich: klipp & klang radiokurse 2007, S. 5–10 (http://klippklang.ch)
Rubens, Annik: Podcasting. Das Buch zum Audiobloggen. Köln: O’Reilly 2006
School’s Out!-Radio (Hg.): 3, 2, 1 on Air! Ein Handbuch für junge RadiomacherInnen. München 2006
96
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 97
2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio
VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
1
2
3
4
E-Mails
Facebook – die weltweit größte Social Community
Twittern – nur ein Gag?
Meine Professorinnen und Professoren bewerten
Sie sind sicher Mitglied bei mindestens einer Social Community. Die Nutzung von
Onlinenetzwerken wie StudiVZ, Facebook oder Twitter gehört bei Studierenden
genauso dazu wie die Immatrikulation an der Hochschule. In diesem Kapitel geht es
um die Frage, was die digitalen Medien für die Kommunikation im Rahmen des
Studiums bedeuten:
• Was muss man zum E-Mail-Verkehr an der Hochschule wissen?
• Welches sind die goldenen Regeln eines E-Mail-»Knigges«?
• Was bedeuten Communitys wie Facebook für das Studium?
• Worauf muss man bei der Nutzung von Facebook oder StudiVZ achten?
• Bringt Twitter auch etwas für das Studium?
• Was ist von Portalen zur Bewertung von Professoren oder Lehrkräften zu halten?
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 98
VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
In diesem Kapitel geht es um die vielfältigen Kontakte, die man heute über das
Internet aufnimmt und dann oft ausschließlich über dieses Medium pflegt. Kürzlich hat der Spiegel geschrieben, dass auf Plattformen wie Facebook und Twitter
vierundzwanzig Stunden am Tag geplaudert wird. Manchmal sei dies asynchron
(etwa auf Facebook), manchmal auch nahezu in Echtzeit. Das sei so, wie wenn die
Teilnehmer des Gespräches gerade gemeinsam am Tisch säßen oder zusammen im
Aufzug stünden (Spiegel vom 22.10.2009: http://tinyurl.com/36q7yrq). Über diese
neuen und schnellen Kommunikationsmedien verbreiten sich Gerüchte, Belangloses, Unnötiges, aber auch Wichtiges über den Globus. Doch wie soll man dieses
dauernde Rauschen von Informationen bewerten?
Was im Mittelalter noch Wochen oder Monate dauerte, nämlich bis ein Ausrufer
die neuesten Meldungen aus der großen weiten Welt zum Marktplatz brachte, geht
heute blitzschnell: Durch »Kaskaden des Weitererzählens« – so der Spiegel – kursieren Informationen umso schneller, je mehr Menschen sie weitergeben – das nennt
die Twitter-Gemeinde »retweeten«. So geschah es etwa beim Tod von Michael Jackson. Für Menschen, die gut in Social Communitys integriert sind, heißt das Motto:
»The News will find me.« Dabei wäre es allerdings falsch, das alles als oberflächlichen Hype abzutun, der ohnehin gleich wieder abflaut. Mit Köpfchen genutzt,
kann ein Medium wie Twitter auch dann sinnvoll sein, wenn die Kurzkommunikation wie bei SMS auf hundertvierzig Zeichen beschränkt ist. In diesem Kapitel sollen die Social Communitys untersucht und vertieft behandelt werden.
Erst aber geht es um ein viel konventionelleres Medium, das meist nicht dem
später entstandenen Web 2.0 zugeordnet wird – um die E-Mails. Denn Mailen
gehört zu den ersten sozialen Anwendungen, die mit dem Internet möglich wurden. Anstatt Briefe zu schreiben, begann man in den 1990er-Jahren, sich Nachrichten über den elektronischen Kanal zuzusenden. Das Mailen ist mittlerweile
so selbstverständlich geworden, dass man sich jene Zeiten kaum mehr vorstellen
kann, in denen uns die herkömmliche Postzustellung, die uns heute zuweilen als
Schneckenpost (snail mail) vorkommt, das Maß aller Dinge war.
Zu Beginn gehen wir erst auf einige Aspekte des Mailverkehrs ein und zeigen
damit, wie E-Mails die Kommunikation vereinfachen, auf der anderen Seite aber
nicht immer sinnvoll und effizient genutzt werden. Dann aber wendet sich dieses
Kapitel dem Web 2.0 im engeren Sinne zu und geht auf Social Communitys wie
StudiVZ, Facebok oder Twitter ein, die seit Mitte dieses Jahrzehnts Furore machen.
Studierende ohne Zugang zu solchen Communitys gibt es bald nicht mehr; das
eigene »Profil« gehört zum Studium wie ein Bibliotheksausweis oder der Studierendenausweis.
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1 E-Mails
1
E-Mails
Dass der frühere Brief heute immer häufiger durch E-Mails ersetzt wird, belegt das
Beispiel der guten alten Post. Nach Jürgen Gerdes, dem Vorstandsmitglied der
Deutschen Post, geht das Briefvolumen Jahr für Jahr um 2 Prozent zurück. Dafür
steigt der elektronische Briefverkehr laufend an. Während es früher etwas Überwindung und viel Zeit brauchte, um einen formellen Brief zu verfassen, schickt
man heute rasch und formlos eine Mail, wenn man mit jemandem Kontakt aufnehmen möchte. Liebesbriefe und Feriengrüße verschickt man ebenso elektronisch auf dem Computer wie Bewerbungen, Formulare, die Anmeldung für eine
Prüfung etc. Wo es noch schneller geht, kommuniziert man mittels SMS und fügt
noch gleich ein mit dem Handy geknipstes Foto dazu: »Ich stehe gerade auf dem
Berggipfel, wie gefällt dir das Foto?«
Da E-Mails formlos und schnell geschrieben sind, kann schnell etwas passieren.
Unüberlegte E-Mails haben schon Freundschaften zerstört und lebenslange Feindschaften zur Folge gehabt. Mindestens verursachen irrtümlicherweise versandte
E-Mails häufig ernste Probleme. Besonders gravierend ist es, wenn der heiße Liebesbrief an die Mitarbeiterin mit einem falschen Klick an alle Angehörigen eines
Betriebs geht.
Aber auch Studierende sollten sich überlegen, wem sie was in welcher Form
schreiben. Das beginnt schon damit, dass Professoren und Assistenten weder
Freude noch Zeit haben, wenn sie durch Mails von Studierenden eingedeckt werden. Man sollte deshalb nur in dringenden und begründeten Fällen per E-Mail
Kontakt zu diesem Personenkreis aufnehmen. Und wenn es denn schon sein
muss, ist auch auf die Form zu achten. So hat sich ein Professor im Spiegel unter
dem Titel »Hallöchen, Herr Professor!« bitter über die E-Mails beklagt, die er von
Studierenden erhielt. Es heißt in diesem Artikel:
Beispiel
Dass ich der Studentin auf keinen Fall weitergeholfen habe, versteht sich von selbst.
Daher meine Antwort: ›Hallöchen zurück, ich fand dein mailchen so süss und schnuckelig, echt super, dass Sie mir so klasse schreiben. Bei uns am Fachbereichchen sind
auch keine Plätze mehr frei L L L Sorry, yours sincerely.‹«
Quelle: Spiegel, 12.7.2006: http://tinyurl.com/np2cr).
Was läuft hier schief? Der lockere Ton von E-Mails wird hier auf eine Anfrage
bezogen, die von den Umständen her auf eine förmliche Situation bezogen ist.
99
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 100
VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
Auch wenn sich Professoren heute nicht mehr steif wie vor sechzig Jahren gebärden, kann man die Distanz nicht einfach per E-Mail überspringen. Kein Wunder
also, wenn eine Mail wie die obige den Adressaten irritiert. Bei E-Mails, in denen
man seinen Professor, ein Universitätssekretariat etc. in der beruflichen Funktion
anschreibt, sollte die Gestaltung jener eines förmlichen Briefes mit höflicher
Anrede und ausgeschriebener Grußformel nachempfunden sein. Eine Mail an
Freunde und Bekannte hat einen anderen Tonfall, diese Unterschiede von Nähe
und Distanz sollte man kennen.
Überblick
Die 10 goldenen Regeln des E-Mail-Knigge
1. E-Mails sind ein schnelles Kommunikationsmittel. Es wird erwartet, dass man
rasch und knapp reagiert.
2. Vorsicht, wem man alles die E-Mail zur Kenntnisnahme (CC) schickt! Bei der
täglichen E-Mail-Flut kann man die Adressaten mit x-beliebigen Mails verärgern, wenn sie sie nicht wirklich betrifft.
3. In der Betreffzeile sollte mit einem treffenden Stichwort angegeben werden,
worum es geht.
4. Auch in E-Mails werden höfliche, vollständige Anreden formuliert, wie wir sie
aus der Briefkorrespondenz kennen.
5. Der Stil von Mails ist an die Adressaten und an den Zweck des Schreibens anzupassen.
6. Das Wichtigste sollte zuerst kommen. So weiß der Leser gleich, worum es geht.
7. Eine sorgfältige Rechtschreibung betont die Ernsthaftigkeit des eigenen Anliegens.
8. Eine Unterschrift mit Klarnamen und möglichst eine Signatur gehören zu einer
E-Mail.
9. Anhänge mit unverhältnismäßig großen Datenmengen (mehrere Megabyte)
sind nur dann angebracht, wenn sie unentbehrlich oder vom Empfänger nach
vorheriger Absprache gewünscht sind.
10. Auch für E-Mails gilt die Netiquette: Beschimpfungen und Beleidigungen sind
nicht am Platz. Manchen hat es schon gereut, wenn er sich seinen Frust vom
Herzen schrieb und dann gleich »Senden« drückte.
100
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2 Facebook
2
Facebook
Soziale Kontakte und Freundschaften sind wichtige Faktoren für ein erfolgreiches
Studium. Zwar hat dieses Kapitel nur indirekt mit »Lernhilfen« zu tun. Doch wenn
es mit den Kommilitonen klappt und die Beheimatung im studentischen Milieu
gelungen ist, fällt vieles leichter. So hat man auch Ansprechpersonen gefunden,
wenn man etwas wissen muss oder in einer Vorlesung den Kern der Sache nicht
begriffen hat.
Immer häufiger werden soziale Netzwerke wie Facebook zur eigentlichen Schaltzentrale im Internet: Von hier aus vernetzt man sich mit Freunden, Kollegen und
Mitstudierenden. Wie es ein 2010 erschienener Artikel in der Computerzeitschrift
c’t formuliert: Auf der Facebook-Startseite gibt es immer etwas zu tun: »Kontakte
wollen geknüpft, die Meldungen der Freunde gelesen, Bilder angesehen und kommentiert, der Farm-Villa-Bauernhof gepflegt und die Mafia-Wars-Geschäfte erledigt werden« (c’t, 15.3.2010, S. 105). Immer häufiger werden über Facebook Links
auf andere Websites verbreitet, so dass die persönliche Startseite eine laufend aktuFacebook – die weltweit größte Social Community
101
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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
alisierte Vorauswahl von Empfehlungen aus dem persönlichen Freundes- und Kollegenkreis umfasst. So wird die Facebook-Timeline zur individuell wichtigsten
Informationsquelle im Netz. Sie umfasst Statusmeldungen und neue Bilder aus
dem Freundeskreis und befriedigt den Informationshunger von »Wichtig« bis
»Tratsch und Klatsch«.
Es gibt heute kaum mehr Studierende, die sich nicht an Social-Network-Plattformen wie Facebook, StudiVZ oder Myspace angedockt haben. Nachdem in den
letzten Jahren in Deutschland StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ am bekanntesten
waren, holt in letzter Zeit Facebook, das weltweit größte Netz, auch hierzulande
auf – mit geschätzten 12 Millionen Mitgliedern in Deutschland. In der Schweiz ist
seit Beginn ganz klar Facebook der führende Anbieter. Daneben gibt es aber auch
das stärker auf Musik bezogene Netzwerk Myspace, das Businessnetzwerk Xing,
wer-kennt-wen oder lokale Netzwerke wie lokalisten.de (München).
Facebook ist unter diesen Netzwerken auch deshalb so beliebt, weil es auf einer
offenen Struktur beruht, so dass es vielfältige Funktionen bietet bis hin zu Fremdanwendungen, die Drittanbieter innerhalb von Facebook veröffentlichen.
Bei der Nutzung von Facebook ist vor allem die Frage nach der Privatheit sehr
umstritten: Gibt man nicht viel zu viel von sich preis? Sollte das Profil wirklich
für die Öffentlichkeit einsehbar sein? Das geht bis hin zur Frage, ob nicht auch
Arbeitgeber »facebooken« und bei Bewerbungen sich die Profile der Bewerber(innen) in Facebook ansehen sollten (wenn Personalverantwortliche das nicht
jetzt schon tun).
Nun sollen nicht einfach Ängste geschürt werden. So betont auch die Computerzeitschrift c’t, dass es kein Patentrezept im Umgang mit den eigenen Daten gibt.
So gibt es Studierende, die einen geschlossenen Freundeskreis bevorzugen, wo sie
sich dann eher offenbaren. Andere sehen Facebook als die große Bühne für sich,
auf der sie allen mitteilen, wie toll der Sonnenaufgang in der Karibik war.
Tipp
»Eingestellte Infos sind wie Tattoos – einmal gemacht, sind sie nicht mehr so leicht
loszuwerden«, warnt Karriereberater Dieter Schmich vom Bewerbungs-Center
Schwetzingen auf der Website »monster.de«: »Also nur solche Informationen einstellen, die im schlechtesten Fall ›für immer‹ im Internet kursieren dürfen. Also nicht
zu privat, kein salopper oder gar unseriöser Stil. Mit Bildern sehr geizig umgehen –
am Besten gar keine Privatfotos«
(vgl. http:// berufsstart.monster.de/18458_de-DE_p1.asp).
102
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2 Facebook
Überblick
Funktionen von Facebook
• Sich anhand einer Profilseite mit einem Foto und Informationen vorstellen (zum
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Beispiel Land, E-Mail-Adresse, Interessen und Vorlieben, berufliche Informationen
etc.).
Menschen suchen und finden, die man aus den Augen verloren hat (zum Beispiel
alte Mitbewohner von Wohngemeinschaften oder Alumni).
Mit Menschen in Kontakt bleiben, die man gerade erst kennen gelernt hat (zum
Beispiel Leute aus dem Land, in dem man einen Erasmus-Austausch gemacht hat
oder andere Erasmus-Studenten).
Sich finden lassen.
Kleinanzeigen auf einen Marktplatz aufgeben und einsehen.
Fotos für Freunde und Bekannten hochladen (Fotos können von anderen kommentiert werden).
Aktuelle Stimmungen, Themen oder Anliegen im Stil von »Twitter« an Freunde
kommunizieren (Antwort auf »What’s on your mind?«).
Links, Fotos und Videos an Freunde kommunizieren.
Auf der Seite von Freunden öffentlich sichtbare Kommentare und Nachrichten hinterlassen.
Persönliche Nachrichten schreiben.
Mit Freunden, die online sind, chatten.
Freunde auf sich aufmerksam machen durch die »Poke«-Funktion (»anstubsen«).
Freunde zu Gruppen und Events eingeladen.
Youtube-Videos für Freunde zur Verfügung stellen und kommentieren lassen.
Quizprogramme, Spiele, Kommunikationsanwendungen und Spaßprogramme in
Facebook integrieren und nutzen (zum Beispiel R. took the How Old Do You Act?
quiz and got the result: 21 …).
Sich über Aktivitäten der Freunde auf Facebook informieren (zum Beispiel durch
neue Pinnwandeinträge auf den Profilseiten von Freunden).
Eigene Fotos von Freunden hochladen und »taggen«, d. h. sie mit den Namen der
entprechenden Freunde versehen und sie ihnen so zukommen lassen (FacebookNutzer bekommen das Bild auf ihre Profilseite gepostet, Gäste bekommen einen
Hinweis per E-Mail, wenn eine eingetragen wurde).
Mitglied von Gruppen werden und sich mit Gleichgesinnten austauschen (zum
Beispiel »Visual Anthropology Facebook Club«).
Freunden entgeltliche kleine visuelle Geschenke machen (zum Beispiel Goldfisch,
Blumen).
Die Funktionen können teilweise auch von einem Mobiltelefon abgerufen werden.
103
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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
Fotos an Freunde verschicken
Das Entscheidende ist, dass das bewusste Verhaltensweisen sind, was unliebsame
Überraschungen verhindert. Bei Facebook gibt es eine ganze Reihe von optionalen
Einstellungsmöglichkeiten. Ein verstecktes Häkchen kann dabei große Auswirkungen haben. Folgende Fragen sind deshalb in diesem Zusammenhang zu bedenken:
• Welche Bild- und Textinformationen sind adäquat für eine semiöffentliche
Plattform wie Facebook?
• Welche Privacy-Einstellungen sind mir wichtig? – In Facebook kann bis zu
einem gewissen Grad selbst entschieden werden, was möglich ist und was nicht.
Die Einstellungen zur Privatsphäre finden sich unter dem Menüpunkt: Konto >
Privatsphäre-Einstellungen und erlauben es, die Zugriffsmöglichkeit auf den
eigenen Account differenziert einzustellen.
• Wo ist die Grenze zwischen medialer Inszenierung von Freundschaft und Show
bzw. Angeberei?
• Wie stehe ich dazu, dass meine Daten eventuell vom Anbieter genutzt werden
(zum Beispiel personalisierte Werbung)?
104
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2 Facebook
Sophos, eine Firma, die auf Internet Security spezialisiert ist, gibt Facebook-Einsteigern folgende Tipps:
Tipps
»Wählen Sie Ihre Freunde sorgfältig aus
Wenn Sie eine Person als Freund akzeptieren, hat diese Zugriff auf Ihre für Freunde
freigegebenen persönlichen Informationen (einschließlich Fotos). Falls Ihnen bestimmte Personen verdächtig erscheinen, können Sie diese wieder aus Ihrem Freundeskreis entfernen.
Eingeschränkte Profile für ›limited friends‹ (Freunde mit eingeschränkten Rechten)
Sie können Personen eingeschränkte Rechte erteilen, sodass diese nur Zugriff auf
eine gekürzte Version Ihres Profils erhalten. Dies ist für Kontakte nützlich, mit denen
Sie noch nicht vertraut sind und denen Sie daher nicht alle Zugriffsrechte eines
Freundes geben möchten, oder für Personen, mit denen Sie keine persönlichen
Informationen teilen möchten.
Deaktivieren Sie zunächst alle Optionen und bearbeiten Sie anschließend eine nach
der anderen
Überlegen Sie, wie Sie Facebook verwenden möchten. Möchten Sie lediglich in Kontakt bleiben und mit anderen Menschen kommunizieren, sollten Sie besser auf die
zahlreichen Extras verzichten. Anstatt zu Anfang alle verfügbaren Optionen freizugeben, empfiehlt es sich, eine Option so lange deaktiviert zu lassen, bis Sie sich
entschieden haben, ob Sie diese nutzen möchten und benötigen.«
Quelle: http://www.sophos.ch/security/best-practice/facebook/
Der Schwerpunkt des sozialen Netzwerks Xing liegt auf Beruf und Karriere. Schon
bei der Profilmaske, welche der Einsteiger ausfüllt, hat man anzugeben: »Berufserfahrung«, »Ausbildung«, »Was suche ich« und »Was biete ich«. In den Foren dreht
es sich vor allem um Praktika, Ausbildung und Themen wie »Marketing und Wirtschaft«. Im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken liegt das Durchschnittsalter bei Xing deutlich höher, angefangen bei der vorgeschriebenen Volljährigkeit.
Wie stark Xing aufs Business ausgerichtet ist, verdeutlicht der kurze Erfahrungsbericht eines Mitglieds: »Der Hauptvorteil ist, dass man Leute, die man mal besser
kennen gelernt hat, adden kann und deren Werdegang längerfristig verfolgen
kann. Wenn man dann mal was Konkretes sucht, dann kann man gucken, ob man
in dem Bereich schon jemanden als Kontakt hat. Teilweise sprechen einen auch
Personalvermittler über Xing an, wobei es dafür bessere Möglichkeiten gibt«
(http://tinyurl.com/24w7fnd).
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 106
VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
Oder soll es Xing sein?
Das Portal von Xing
3
Twittern – nur ein Gag?
Twittern ist im Grunde ähnlich wie das Verschicken von SMS – eine Art von Kurzmitteilungen, die höchstens hundertvierzig Zeichen umfassen dürfen. Während
SMS allerdings privat sind, »zwitschert« man öffentlich im Rahmen einer Community.
Die abgebildete Grafik zeigt, worauf der Anbieter abzielt: auf den Austausch von
schnellen und häufigen Antworten auf Fragen, was man gerade tut bzw. was einen
beschäftigt. Twittern wird oft auch als »Micro-Blogging« bezeichnet, weil auch
hier persönliche, allerdings lapidare Tagebücher entstehen. Der folgende Ausschnitt aus Wikipedia hält die wichtigsten Begriffe und Funktionalitäten fest, die
mit dem Twittern verbunden sind (besucht am 26.7.2009):
»Die Beiträge auf Twitter werden als ›Tweets‹ (englisch: to tweet = zwitschern)
oder ›Updates‹ bezeichnet. Das soziale Netzwerk beruht darauf, dass man die
Nachrichten anderer Benutzer abonnieren kann. Die Leser eines Autors werden als
›Follower‹ (englisch: to follow = folgen) bezeichnet. Die Beiträge der Personen,
denen man folgt, werden in einem Log, einer abwärts chronologisch sortierten
Liste von Einträgen dargestellt.«
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3 Twittern – nur ein Gag?
Die Frage stellt sich in diesem Zusammenhang, was denn das Twittern für das
Studium bringt – außer dem Totschlagen von kostbarer Zeit und dem »Gewinn«
von Informationen wie »Bin gerade am Kaffeetrinken« oder »In der Mensa der TU
Berlin gibt’s Erbseneintopf – bei 30 Grad im Schatten«. Auf solche Kritiken antwortet Danyo, ein Journalistikstudent, in seinem Blog:
»Von Twitter erwarte ich neben dem weniger wichtigen ›Informationsrauschen‹ Informationen mit Mehrwert. Als Twitternutzer hat man es selbst in der Hand, wen man sich
ins Boot holt – also wem man folgt (followed). Das heißt, wessen verbale Ergüsse mich
nicht interessieren, dem folge ich einfach nicht – somit generiere ich auf mich abgestimmten Nutzwert. Und ich muss sagen – Twitter ist wirklich eine Trendmaschine und für
eine positive Onlinereputation sehr nützlich« (http://danyo-is-an-oj.blogspot.com).
Twitter ist blitzschnell, wenn es um das Verbreiten von neuen Nachrichten geht.
Nachrichten werden durch diesen Kanal viel schneller verbreitet als über Zeitungen oder Blogs. Und wenn man den richtigen Personen folgt, hat man schnell ein
Netzwerk zusammen, von welchen man immer wieder interessante Tipps zum
Nachschauen und Lesen erhält.
Die Anmeldungsseite von Twitter
107
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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
Eine Umfrage an hundertfünfundsechzig Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer in
Deutschland, die 2009 in einer unveröffentlichten Studie an einem unserer Seminare an der Universität Kassel durchgeführt wurde, zeigt, zu welchem Themen
man sich über Twitter austauscht:
Themen, über die ich twittere
Politik
35,7 %
Forschung
15,4 %
Nachrichten
50,0 %
Kultur
47,0 %
Sport
9,6 %
Unterhaltung
68,3 %
Persönliches
83,3 %
Beratung/Tipps
43,4 %
Deutlich wird, dass Unterhaltendes und Persönliches im Vordergrund stehen und
dann Nachrichten, kulturelle Informationen und Beratung/Tipps folgen. Die Nutzung erscheint relativ gemischt. Innerhalb der persönlichen Mitteilungen kann
durchaus auch Platz für studienspezifische Inhalte sein.
Was Twitter dabei leistet, ist die Vermittlung von Orientierungswissen. So kann
es hilfreich sein, wenn man erfährt, welches Buch die Kollegin X in der Bibliothek Y zu einem Thema Z ausgewählt hat oder dass sie darin zu einem Kapitel
große Einwände hat. Oder man kann Fragen stellen wie: »War schon mal jemand
in http://hashtags.org/tag/Sofia Sofia? Und hat da evtl. ein Auslandssemester
gemacht?« Aus der Community erhält man dann sehr schnell Hinweise, Tipps und
weitere Antworten. Danyo zieht zu Twitter folgendes Fazit: »Twitter bietet die
Möglichkeit, schnell und präzise die neuesten Informationen auszutauschen. Es
ersetzt keine Blogbeiträge, ist aber ein zusätzlicher Ausspielkanal für Informationen mit Mehrwert. Interessante Linktipps, die für einen Blogeintrag nicht ausreichend wären, finden hier beispielsweise ihren Platz.«
Es ist nicht verwunderlich, dass gerade beim Austausch von News Twitter
gegenüber anderen Kommunikationsmitteln in den letzten Monaten verstärkt in
den Vordergrund gerückt ist. Neue politische Entwicklungen, persönliche Eindrücke von Aufruhr und Gewalt in einem Land, Hinweise auf überraschende Ereignisse und aktuelle Trends können rasch und unkompliziert über Twitter verbreitet
werden. Auch die Rubrik Campus der Neuen Zürcher Zeitung oder Hochschulen
108
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4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten
wie die Technische Universität Dortmund überlegen sich, in ihrem Kommunikationskonzept das »Zwitschern« zu nutzen: So heißt es in einem Artikel in Der Westen (dem Portal der WAZ Mediengruppe):
»Was früher die Spatzen von den Dächern pfiffen, wird heute getwittert. Auch die TU
vermittelt nicht nur tiefe wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern twittert munter kurze
Nachrichten an Studenten und andere Interessierte. Twittern (Zwitschern), das bedeutet, kurze Nachrichten – genannt Tweets – per E-Mail, Handy oder mobilem Internet zu
verschicken. Empfänger, sogenannte Follower, bekommen die Nachricht auf Computer
oder Handy« (http://tinyurl.com/cygc2k).
Diese Beschreibung des Kommunizierens mit Twitter zeigt das Wesentliche: Twitter läuft den ganzen Tag nebenbei mit – wobei viele Nutzer berichten, dass sie
mehrmals am Tag die neusten Meldungen abfragen und eigene kurze Beiträge verfassen. In unserer Kasseler Untersuchung waren es 81,4 Prozent (siehe untenstehende Abbildung).
Der Austausch von Meldungen mit Twitter scheint zwar eher oberflächlich und
flüchtig. Dennoch halten die Befragten fest, dass die Glaubwürdigkeit der gewitterten Nachrichten recht hoch gewichtet wird. Eine nächste Abbildung aus unserer
Untersuchung zeigt, dass Twitter-Meldungen gegenüber privatem Fernsehen,
Magazinen und Tageszeitungen als eher glaubwürdiger eingeschätzt werden. Die
oberen beiden Balken (mehr oder gleichermaßen glaubhaft) belegen dies eindrücklich. Diese hohe Glaubwürdigkeit dürfte mit der Authentizität zusammenhängen, welche Twitter zugeschrieben wird. Bei Ereignissen wie den Protesten im
Iran gegen die Wahlen im Jahr 2009 nehmen die Befragten an, dass die »Twitterer«
auf diese Weise in aller Kürze mitteilen, was sie gerade vor Ort erleben.
Problematisch ist ein solches Medium aber dort, wo es nicht um kurze Mitteilungen, sondern um die vertiefte Reflexion oder die Vermittlung von Hintergrundinformationen geht. Solche Informationen können kaum in 140-BuchstabenSchnippseln abgehandelt werden.
4
Meine Professorinnen und Professoren bewerten
Bis in die überregionale Presse hinein haben Portale große Beachtung gefunden,
auf denen man Lehrerinnen und Lehrer oder seine Professoren bewerten kann.
Nach den Betreibern von meinprof.de macht diese Website die Qualität der deutschen Hochschullehre öffentlich. Seit dem Start vor mehr als drei Jahren, so die
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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
Ich lese die Tweets meiner Freunde ...
1mal am Tag
mehrmals amTag
2–3mal die Woche
1mal die Woche
weniger
0
20
40
60
80
Wie häufig Tweets gelesen werden
Wie glaubhaft sind die Inhalte von Twitter im Vergleich zu ...
100
80
60
mehr glaubhaft
gleichermaßen glaubhaft
40
weniger glaubhaft
20
0
öffentlich
rechtlichem
Fernsehen
privatem
Fernsehen
Die Glaubwürdigkeit von Twitter
110
Magazinen Tageszeitungen
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4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten
Verlautbarung im Juli 2009, haben deutsche Studierende bereits mehr als 350.000
Bewertungen für über 88.000 Kurse von rund 42.000 Dozenten abgegeben. Hinzuzufügen wäre noch, dass nicht nur Studierende, sondern auch Schülerinnen und
Schüler ihre Pauker bewerten können – dies auf der Seite spickmich.de. Im Tagesspiegel wird spickmich.de wie folgt charakterisiert:
»Spickmich ist eigentlich kein Forum zur Lehrerverunglimpfung. Die Nutzer können
hier Fotos und Musik hochladen und mit Freunden chatten. Insofern unterscheidet sich
die Seite wenig von dem ebenfalls beliebten Portal SchülerVZ. Auf Spickmich gibt es
außerdem einen Flirtcheck, ›Spickmich-Dollars‹, mit denen man virtuelle Käufe tätigen
kann, und Selbsttests für Fragen wie: ›Bin ich sexy?‹ Die eigene Schule kann nach
Kriterien wie ›Lehrerqualität‹ und ›Mitbestimmung‹, aber auch nach Spaßkategorien
wie etwa einem ›Alk-Faktor‹ bewertet werden. Lehrer werden grundsätzlich mit Unterrichtsfach und Namen genannt. Sie erhalten Noten von 1 bis 6 für ›guten Unterricht‹
und ›faire Prüfungen‹, aber auch für Kategorien wie ›cool und witzig‹ oder ›beliebt‹.
Knapp 449.000 Lehrer haben nach Angaben der Betreiber bereits über 27 Millionen
Bewertungen bekommen. Welcher Schüler welche Note vergeben hat, bleibt anonym«
(Tagesspiegel vom 23.6.2009).
Eine Deutschlehrerin aus Nordrhein-Westfalen hatte allerdings diese Form der
Bewertung und die an sie vergebene Note von 4,3 weder witzig noch lustig gefunden. Sie klagte bis zum Bundesgerichtshof darauf, dass alle Angaben zu ihrer Person gelöscht werden. Allerdings ohne Erfolg. Vielmehr erlaubt der Bundesgerichtshof (BGH) die Benotung von Lehrern im Internetforum (vgl. Aktenzeichen:
VI ZR 196/08). Das Recht der Schüler und anderer Nutzer auf Meinungsaustausch
und freie Kommunikation überwiege das Recht der klagenden Lehrerin auf informationelle Selbstbestimmung, hieß es in dem in Karlsruhe verkündeten Urteil.
Insbesondere gelte dies bei »Meinungsäußerungen«, welche die berufliche Tätigkeit der Klägerin betreffen. In solchen Fällen hat der Einzelne nicht den gleichen
Schutz wie bei einem Eingriff in die Privatsphäre. Die von den Schülern abgegebenen Bewertungen seien »weder schmähend noch der Form nach beleidigend«.
Allerdings ist das Rechtsverfahren noch nicht abgeschlossen; so wird sich auch das
Bundesverfassungsgericht mit dem Fall befassen müssen.
Wie sind solche Portale zu bewerten? Sicher haben sie einen gewissen Informationswert und geben Hinweise zu den eigenen Lehrerinnen und Lehrern
sowie den Professoren. Etwas hoch gegriffen ist es, wenn das Portal meinprof.de
unter dem Titel »Lehrevaluation Online [sic]« betont, dass damit die Qualität
der Hochschulen öffentlich gemacht werde – auch wenn einzugestehen ist, dass
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 112
VII Social Web: E-Mail, Web 2.0
meinprof.de von der Anlage weniger als umfassendes Unterhaltungsprogramm
angelegt ist wie spickmich.de.
Dennoch führen heute fast alle Hochschulen interne Evaluationen durch, welche die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen viel besser schützen und von der
Beteiligung her repräsentativer angelegt sind. Es besteht dagegen die Gefahr, dass
bei solchen Portalen Abrechnungen mit ungeliebten Professoren stattfinden oder
dass im umgekehrten Fall die Lieblingsstudierenden am Zug sind. Zum vergleichsweise viel kleineren schweizerischen Portal meinprof.ch schreibt die Luzerner Zeitung Online:
»Der Sozialwissenschaftler Gaetano Romano und dessen angebotene Kurse schwingen
in der Region momentan obenaus: Von 5 möglichen Bewertungspunkten erzielte der
Professor an der Universität Luzern 4,79. Allerdings basiert diese Benotung auf lediglich vier Studenten-Bewertungen. Auch die Benotung des Juristen Michele Luminati
fusst auf vier Bewertungen – entsprechend stark beeinflusst eine schlechte Note für den
Kurs ›Juristische Methodik‹ das Gesamtresultat, das mit 2,29 von maximal 5 Punkten
nicht gerade rosig ausfällt« (Luzerner Zeitung Online, 8.7.2009).
Mit der Validität ist es jedenfalls nicht weit her, wenn lediglich ein Bruchteil der
Studierenden ein Urteil abgibt. Es hat allerdings keinen Sinn diese Onlineportale
zu verteufeln, auch wenn der Spagat zwischen Persönlichkeitsschutz und Informationsbedürfnissen der Öffentlichkeit schwierig zu meistern ist. Wie auch die deutschen Gerichte festhielten, ist ein Verbot keine Lösung – allerdings müsste es möglich sein, gegen die Portale wirksam vorzugehen, wenn Urteile böswillig ausfallen.
Vor allem ist die Meinung zu relativieren, die Qualität eines Professors hänge
ausschließlich vom Urteil jener Studierenden ab, die ihn online benoten. Es gibt
noch andere Komponenten (Forschung, Verfassen von Büchern und Artikeln, Verhalten gegenüber Kollegen, Beratung von Studierenden), die ebenso sehr ins Gewicht fallen und in einer reinen Veranstaltungsbewertung nicht einbezogen sind.
Manchmal ist es auch nicht die fachliche Qualität, sondern schlicht die menschliche Sympathie und das Vertrauen, welche darüber entscheidet, ob ich es mit meinen Professorinnen und Professoren »kann« oder nicht.
Als Fazit möchten wir also keine einseitige Empfehlung aussprechen. Wir haben
hier einige Argumente zur Diskussion gestellt und möchten Ihnen als Leserin und
Leser die Entscheidung überlassen, ob sie bei einem solchen Portal mitmachen.
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Tipp
Schulfreunde suchen
Wollen Sie vergangene Schulfreude suchen, so ist das soziale Netzwerk Stayfriends
ein Tipp. Wer also ein Klassentreffen organisieren möchte oder sich dafür interessiert
oder wissen möchte, was aus den Kolleginnen und Kollegen aus der Schulzeit geworden ist, muss nicht in alten Adresslisten oder im Telefonbuch recherchieren. Alle
Ehemaligen, die sich in diesem Netzwerk angemeldet haben, sind über das Internet
leicht aufzufinden
(http://www.stayfriends.de).
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
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E-Learning und Lernplattformen
Die persönliche Lernumgebung (PLE)
Mixxt – die eigene Community
Dateien ablegen und gemeinsam nutzen
Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten
Arbeiten mit Wikis
Weitere Onlineanwendungen
Gemeinsames Lernen und Wissen erwerben ist für das Lernen an der Universität
meist fruchtbarer, als wenn man sich allein in seinem Arbeitszimmer verschanzt.
Doch worum geht es beim kollaborativen Lernen, und wie wird dieses von den digitalen Medien unterstützt? In diesem Kapitel erfahren Sie …
• Was man unter »Schwarmintelligenz« versteht.
• Wie sozial verteiltes Lernen das individuelle Containerwissen ersetzt.
• Was in diesem Rahmen das Vorbild von »Wikipedia« bedeutet.
• Wie sinnvoll das Lernen mit einer E-Learning-Plattform ist.
• Auf welche Weise man sich eine persönliche Lernplattform aufbauen kann.
• Wie man sich eine eigene Community einrichtet.
• Wie man Daten im Netz ablegt und gemeinsam nutzt.
• Auf welche Weise man Blogs im Studium einsetzen kann.
• Was ein Wiki ist und wie man diese Technologie nutzen kann.
• Welche weiteren kollaborativen Werkzeuge es gibt.
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
»Schwarmintelligenz« ist ein Stichwort, das beim Zusammenarbeiten im Web 2.0
zum geflügelten Wort geworden ist. Die Biologin Deborah M. Gordon von der
Universität Stanford meint dazu: »Ameisen sind nicht clever, Ameisenkolonien
schon.« Einzelne Ameisen finden keine Problemlösungen und wären hilflos. Die
Kolonie dagegen reagiert schnell und effizient auf Umwelteinflüsse. Sie verfügt
über kollektive Intelligenz, die Sogenannte Schwarmintelligenz (vgl. http://tinyurl.
com/33g5zmt).
Das Bild des Schwarms steht hier für ein soziales Organisationsprinzip der
Zusammenarbeit: Es handelt sich um eine Gruppe von Individuen, die selbstorganisiert und ohne zentrale Lenkung kooperiert und damit ihre Effizienz gegenüber
den einzelnen Handelnden um ein Vielfaches steigern. Im Zusammenhang mit
den digitalen Medien wird denn auch das gemeinsame (»kollaborative«) Lernen
als besonderer Vorteil und als wirksames Mittel benannt, das mit den Tools und
Werkzeugen des Web 2.0 und dem internetbasierten Lernen gefördert werden
kann. Bevor wir uns einige dieser Tools genauer ansehen, wird es etwas theoretisch. Denn es soll kurz skizziert werden, was sich hinter diesem Wandel für Überlegungen verbergen. Man könnte diesen beschreiben als Entwicklung vom Container- zum Netzwerkmodell des Lernens.
In der Didaktik und der Forschung zum Lernen wird der Lernende meist wie
ein Container behandelt, in welchem Wissen gespeichert und eingelagert wird.
Das Hirn gleicht einer Festplatte, auf der Informationen abgelegt und gespeichert
Wissen
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4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten
werden. So geht es auch in Prüfungen häufig darum, dieses abgelegte Wissen zu
aktivieren und es zu reproduzieren, Verknüpfungen zwischen den eingelagerten
Wissensbeständen zu finden oder Prozeduren abzurufen, mit deren Hilfe eine
Aufgabe gelöst werden kann.
Das Containermodell des Wissens
Lernforscher wie Carl Bereiter (2002) haben dieses Containermodell des Wissens
kritisiert. Für ihn stehen konzeptuelle Artefakte im Mittelpunkt – zum Beispiel ein
kultureller Wissensbestand wie der Holocaust, die Geschichte des 30-jährigen
Krieges, Einsteins Relativitätstheorie. Lernen heißt in diesem Zusammenhang
nicht, einfach Fakten auf die »interne Festplatte« dazuzuschreiben. Vielmehr geht
es um die Auseinandersetzung mit solchen »immateriellen Objekten«, die sich Lernende im Dialog mit anderen aneignen und dabei manchmal weiterentwickeln.
Studieren heißt aus dieser Perspektive, gemeinsam zu recherchieren, zu diskutieren
und Problemlösungen zu entwickeln. Wenn man heute mit Bezug auf den Hochschulunterricht von problembasiertem und aktivem Lernen spricht, bedeutet das,
gemeinsam und unter Nutzung der Schwarmintelligenz naturwissenschaftliche
Konzepte, geschichtliche oder sozialwissenschaftliche Thematiken zu erarbeiten.
Der Prozess der Aneignung von Wissen wird dabei als sozial verteilte, kognitive
Funktion gesehen, indem das Wissen von Lernenden über eine Lerngruppe verteilt ist. Im Prozess des Lernens geht es darum, dieses Wissen zusammenzubringen, um als Gruppe ein koordiniertes und differenziertes Lernsystem zu bilden. In
diesem System können auch digitale Medien als Knoten des Netzwerks eine Funktion haben – etwa Wikipedia als ein Wissensspeicher, auf den man zugreifen kann,
ein Expertensystem wie wer-weiss-was, wo man Fachleuten in einem sozialen
Netzwerk gezielt Fragen zur Beantwortung unterbreiten kann.
Der Kern dieser Abkehr vom Containermodell kann anhand der folgenden Beispiele gezeigt werden:
• Wikipedia wird oft als Vorzeigeobjekt des kollaborativen Lernens im Internet
betrachtet. Es scheint die These von der »Weisheit der Vielen« zu bestätigen.
Wie im Beispiel des Ameisenstaates scheint es der riesige Schwarm der Mitarbeitenden zu sein, der die Intelligenz der Einzelnen übertrifft und belegt, was
die kollektive Intelligenz einer »Social Community« vermag.
• In Prüfungen ist es oft verboten, Hilfsmittel wie Lexika oder das Internet heranzuziehen. Aus der Sicht einer Theorie des verteilten Wissens wäre es dagegen
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
sinnvoll, solche Hilfsmittel zu erlauben, um Aufgaben zu lösen. Allerdings setzt
dies voraus, dass diese Aufgaben nicht als reines Abrufen von gespeichertem
Wissen formuliert sind (wie es einem Containermodell des Wissens entspricht).
Der Gymnasiast Frank hatte in der Grundschule große Mühe mit den Rechenoperationen, da ihm immer wieder einfachste Fehler beim Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren oder Dividieren unterliefen. Seine schulischen Leistungen
haben sich stark verbessert, seit er im Gymnasium für diese Operationen einen
Taschenrechner einsetzen darf. Dieser ist Teil seines kognitiven Systems geworden, das ihm bei seinen Aufgabenlösungen wesentlich hilft. Das Beispiel zeigt,
dass auch »intelligente« Maschinen Teil eines Netzlernens sein können (vgl.
auch Moser 2008).
• Digitale Medien wie Google Docs oder Mindmap-Programme erlauben es, Produkte gemeinsam zu erstellen und so für die Beschreibung von Sachverhalten
und die Verschriftlichung von Argumentationszusammenhängen die individuellen Erfahrungen und Kenntnisse der Beteiligten zu nutzen. Auch hier ist die
Hilfe der Mitarbeitenden nicht als unerwünschte Beeinflussung, sondern als
Teil des produktiven Arbeitsprozesses zu sehen, dessen Ergebnis in vielen Fällen
mehr erbringt als es die einzelnen allein vermöchten.
1
E-Learning und Lernplattformen
Kollaborative Zusammenarbeit kam in den 1990er-Jahren vor allem mit der Entwicklung des E-Learning auf. »Lernen aus der Distanz« sollte nicht mehr als »einsames« Lernen von »Fernschülerinnen und Fernschülern« verstanden werden, die
in ihrem Arbeitszimmer isoliert Lerneinheiten büffelten sowie an Prüfungsaufgaben schrieben und diese an ein zentrales Studienzentrum einschickten. Das
Internet versprach Möglichkeiten, das heimische Lernen stärker gemeinschaftlich auszugestalten – über Moderatoren, welche das Lernen begleiten, gemeinsame
Dateiablagen im Netz, Onlinediskussionsforen zwischen den Studierenden etc.
Organisiert wurde dieses Onlinelernen über Lernplattformen wie Blackboard,
WebCT, Ilias oder Moodle. Im Studium kommt man heute unweigerlich mit solchen Plattformen in Berührung. Neben den etablierten Systemen haben viele Universitäten oder Fachbereiche auch einen Eigenbau entwickelt. Dabei sind es meist
nicht mehr virtuelle Seminare im Netz, in denen ausschließlich übers Internet
gelernt wird. Unter dem Stichwort »Blended Learning« wird vielmehr ein Lernen
propagiert, das virtuelle Phasen im Netz und Präsenzveranstaltungen miteinander
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1 E-Learning und Lernplattformen
verbindet. Das heißt aber auch umgekehrt, dass herkömmliche Face-to-Face-Lernveranstaltungen mit Elementen des Onlinelernens angereichert werden. So wird
an der Universität München ein Seminar zur »Professionellen Rhetorik« wie folgt
angekündigt:
»Seminarkonzept
Die Inhalte werden den Teilnehmern mit der Methode des Blended Learning vermittelt.
Sie setzt E-Learning gezielt als Ergänzung zu bewährten Präsenzseminaren ein und
ermöglicht den Teilnehmern zeitlich und örtlich flexibles Lernen.
Das Seminar besteht aus fünf aufeinander folgenden Bausteinen, jeweils im Wechsel
von Präsenzworkshop und Onlinephase. In den Onlinephasen werden die rhetorischen
Werkzeuge vorgestellt, deren optimale Nutzung in den Präsenzphasen an Beispielen
dargestellt wird. Blended Learning stärkt die Vorteile von Präsenzseminaren, weil auf
dem gleichen Wissensstand der Teilnehmer aufgebaut wird, stärker auf Fragen und
Probleme aus der Praxis eingegangen wird und die Zeit stärker zum Austausch untereinander und mit dem Dozenten genutzt werden kann.«
Quelle: http://tinyurl.com/2vwfz7n
Die Durchführung solcher Seminare wird über Lernplattformen, auf denen die
Studierenden einen Account erhalten, abgewickelt. Instrumente und Werkzeuge,
die man für das Lernen benötigt, erscheinen nach dem Einloggen gebündelt auf
einem virtuellen Schreibtisch, was die Übersicht über die anstehenden Lernaufgaben erleichtert. Zu den Grundfunktionen von Lernplattformen gehören:
• eine Kursverwaltung mit E-Mail-Möglichkeiten an die Lern- bzw. Seminargruppe;
• die Möglichkeit, Foren einzurichten, um Diskussionen zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern online durchzuführen;.
• eine Datenablage, wo Texte, Videos etc. abgelegt werden können, die für das
Seminar zentral sind;
• Planungsinstrumente für Termine und Aufgaben (Kalenderfunktionen);
• die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmenden mit einem Profil in Bild und Wort
kurz vorstellen können.
Daneben sind je nach Lernplattform eine Vielzahl weiterer Funktionen integriert
(zum Beispiel Test- und Umfragetools, Journalfunktionen zur Darstellung des
Lernfortschritts, Glossar und Aufgabentool). Um konkurrenzfähig zu bleiben,
werden immer neue Möglichkeiten des Web 2.0 hinzugefügt – von Homepagegeneratoren bis hin zu Blogs und Wikis.
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
Der persönliche Schreibtisch auf der Lernplattform Ilias
Der folgende Ausschnitt zeigt den persönlichen Schreibtisch eines der beiden
Autoren. Er stammt aus dem Seminar einer Universität, welches die Lernplattform
Ilias benutzt, und enthält u. a. Nachrichten, Texte zu verschiedenen Phasen des
Seminars und Mails, die im Rahmen des Seminars ausgetauscht wurden. In der
oberen Leiste sind weitere Funktionen als Reiter angezeigt: persönliches Profil,
Kalender, Notizen, Bookmarks und vieles mehr.
Auf der Lernplattform angelegt und betrieben werden diese Seminare von den
Lehrenden (von Professorinnen und Professoren, Assistentinnen und Assistenten,
wissenschaftlichen Hilfskräften). Sie stellen Studienmaterial bereit, laden zu Diskussionen in Foren ein und beantworten Fragen von Studierenden. Seminarabschnitte, die online erfolgen, können dabei viel zur Qualität der gesamten Lehrveranstaltung beitragen:
• Man ist nicht mehr an fixe Termine und feste Örtlichkeiten gebunden, um zu
lernen. Dies kann geschehen, wo man möchte und wann man zum Lernen
bereit ist.
• Die Lernzeiten können individuell eingeteilt werden.
• Der Stoff kann in eigenem Tempo und mit Fokussierung auf Dinge, die noch
nicht so sitzen, durchgearbeitet werden.
• Kleine Tests helfen bei der Selbsteinschätzung zum Gelernten.
• Foren ermöglichen den Austausch in der Gruppe und die Auseinandersetzung
über das Gelernte.
Es gilt aber auch: In vielen Seminaren werden die Möglichkeiten vergeben, welche
diese Lernplattformen anbieten. Anstatt motivierter Lernfreude herrscht Tristesse
und Langeweile. Studierende sollten sich nicht scheuen, ihren Professoren auf die
Finger zu klopfen, wenn sie auf ihrer Lernplattform folgende Unsitten antreffen:
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1 E-Learning und Lernplattformen
• Kein Inhalt. Diskussionsforen sind immer leer, obwohl sie als Möglichkeit zur
Stoffverarbeitung angekündigt wurden. Nach zwei bis drei Beiträgen und einer
Aufforderung zum Weitermachen scheint die zuständige Professorin zu resignieren – und es passiert nichts mehr. Hier wäre einzuwenden, dass gerade
Onlinediskussionen einen verbindlichen Rahmen brauchen – etwa die Verpflichtung der teilnehmenden Studierenden, mindestens zwei eigene Beiträge
zum Seminar einzustellen. Geschieht dies nicht, verpufft die Diskussion häufig
auch dann, wenn alle Teilnehmenden gutwillig sind und das Thema eigentlich
interessant finden. Denn immer kommt etwas dazwischen, wenn man seine Beiträge posten sollte, ein Termin, eine Abmachung oder sonst etwas Wichtiges.
Und weil die Beiträge von den Dozierenden nicht verbindlich eingefordert werden, werden sie zum Schluss ganz vergessen.
• Zuviel Inhalt. Studierende können durch schlecht moderierte oder überbordende Foren auch schnell überlastet werden, wenn in vier bis fünf Seminaren
parallel mit Onlineforen gearbeitet wird. Diese Form ist zudem sehr textlastig,
und das Interesse weicht schnell der Frustration, wenn das Schreiben von Forenbeiträgen zu extensiv gefordert wird. Dabei gäbe es auch andere Möglichkeiten
der Kollaboration wie das Gestalten eines Blogs, welches den Einbezug von Bildern ermöglicht, das Arbeiten mit Mindmaps, mit Twitter, mit (synchronen)
Onlinediskussionen, mit Skype etc. Kollaboratives Arbeiten muss nicht heißen,
die immer gleichen Diskussionsformen mit asynchronen Texten abzuspulen.
• Keine Moderation. Die Professorenschaft bzw. das Tutorat nimmt während einer
Forumsdiskussion immer seltener an der Diskussion teil; Studierende fühlen
sich alleingelassen und die Diskussionen verselbstständigen sich zunehmend in
Richtung einer gewissen Beliebigkeit. Gut geführte Diskussionsforen setzen
dagegen einen intensiven Betreuungsaufwand voraus. Der begleitende Moderator beantwortet Fragen, fasst einen Zwischenstand der Diskussion zusammen,
fokussiert das Thema und gibt weiterführende Diskussionsimpulse. Dieser Aufwand kann die Betreuenden überfordern, vor allem wenn sie neben der Vorbereitung der Präsenzveranstaltung für das zusätzliche Diskussionsforum kein
genügendes Zeitbudget haben. In solchen Fällen gilt die Regel: Hände weg vom
zusätzlichen Aufwand eines Forums.
• Zuviele Teilnehmer. Ein Diskussionsforum für ein Seminar mit 200 Teilnehmern
anzubieten ist erfahrungsgemäß schwierig, da bald niemand mehr den Überblick über die anwachsende Beitragsflut hat. Wenn der fünfzigste Beitrag sich
auf eine Feststellung im vierunddreißigsten Beitrag bezieht, weil in der Zwischenzeit viele Studierende ihre Beiträge dazwischengeschrieben haben, kommt
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
bald niemand mehr mit dem Diskussionsverlauf klar. Wenn sich alle beteiligen
sollen, ist deshalb die Aufteilung in überschaubare Gruppen wichtig, wo jeder
zum Zug kommt und wo man die Übersicht behält. Bei Großveranstaltungen
dann aber zehn und mehr Foren für die Teilnehmenden zu organisieren ist
ebenfalls ein Kraftakt, der den Dozierenden viel Zeit und Geduld abverlangt.
• Datenfriedhof. Die Möglichkeit in einer Datenbank den Studierenden Texte zu
einem Seminar anzubieten, kann dazu verleiten, riesige Datenfriedhöfe anzulegen, die von niemandem mehr zu bewältigen sind. Denn es ist ein Leichtes,
immer noch einen zusätzlichen Text mit einem Upload hinzuzufügen. Wenn es
dann noch an begleitenden Informationen zu den Texten fehlt und kein Kommentar zur Situierung einzelner Texte oder Textausschnitte hinzugefügt wird,
ist das Chaos perfekt. In der Onlinebibliothek zu einem Seminar sollte nur eine
überschaubare Anzahl von Texten verfügbar sein. Und es muss den Teilnehmenden kurz erläutert werden, worum es in den einzelnen Texten geht und wie
sie damit umgehen sollen (ein Muss für alle, Texte für spezifische Gruppenarbeiten im Seminar, Zusatzinformationen für interessierte Studierende). Hilfreich ist es auch, in einem Kommentarfeld, wie es manche Lernplattformen
anbieten, die Texte mit einem oder zwei Sätzen zu charakterisieren. Dabei sind
aber auch Zusatzinformationen gezielt anzugeben.
Insgesamt sind Lernplattformen an den Universitäten und Hochschulen jedoch
lange nicht mehr so unumstritten wie noch vor fünf bis zehn Jahren. Und das liegt
nicht nur an der unsachgemäßen Nutzung der damit gegebenen Möglichkeiten oder
einem undefinierten Missbehagen gegenüber einem »elektronischen« Studium. Der
Trend, immer neue Tools in die Lernplattformen zu integrieren, um den Anschluss
an das Web 2.0 nicht zu verlieren, hat dazu geführt, dass diese Plattformen zu schwerfälligen Dinosauriern geworden sind. Ihre vielen Funktionen und Möglichkeiten
sind so komplex geworden, dass die Transparenz für Lehrende und Lernende darunter leidet. Kommt noch dazu, dass die integrierten Tools oft nicht so einfach und
selbstverständlich zu nutzen sind wie in den Einzeltools, die als Vorbild dienen. So
können in manchen Lernplattformen Ordner nicht unkomprimiert, sondern nur
gezippt, also komprimiert, in die Bibliothek kopiert werden. Vom Dateimanager
(zum Beispiel dem Windows Explorer) ist man daran nicht gewöhnt. Oder es gibt
zwar einen integrierten Blog; doch dessen Handling unterscheidet sich in vielen
Punkten vom Arbeiten mit dem privaten Weblog von https://www.blogger.com.
Neben dieser Kritik an der sogenannten »Usability« gibt es auch didaktische
Vorbehalte. So bezeichnet Schulmeister (2003) die mangelnde Lernerorientierung
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1 E-Learning und Lernplattformen
als Schwäche solcher Lernplattformen. Tergan/Zental betonen in diesem Zusammenhang: »Die Plattformen fokussieren primär Lernszenarios mit vorstrukturierten Lerninhalten in geschlossenen Wissensbasen sowie vorstrukturierten Lernwegen und Lernprozessen. Vorrangige Ziele des Lernens sind das Verstehen und
Behalten des repräsentierten Inhalts. Die didaktischen Methoden dienen der
Unterstützung des Erwerbs des vermittelten Wissens. Ein lernerorientiertes, problemorientiertes Vorgehen bedarf demgegenüber didaktischer Methoden, um selbst
gesteuertes, aktives und konstruktives Lernen zu ermöglichen und zu unterstützen« (Tergan/Zental 2003, S. 223 f.).
Als Fazit der Diskussion um Lernplattformen ist für das Studium festzuhalten:
Studierende kommen im Studium fast unweigerlich mit Lernplattformen in Berührung, wenn sie sich an einer Hochschule eingeschrieben haben, die E-Learning-orientiert ist. Ängste vor diesen Lernplattformen sind schnell überwunden, wenn man
sich mit Usernamen und Passwort eingeloggt hat und sich dann die Zeit nimmt, die
verschiedenen Möglichkeiten und Angebote der Lernplattform einmal genauer
unter die Lupe zu nehmen. Oft gibt es auch schriftliche Hilfen von der Hochschule,
wenn man als Einsteiger mit der Lernplattform nicht klarkommt. Zudem ist eine
solche Plattform eine kollaborative Arbeitsumgebung. Das heißt, Kommilitonen
oder Betreuende sind gerne bereit Hilfestellungen zu leisten, wenn man mit der
Bedienung Schwierigkeiten hat. Man muss sich nur trauen, um Hilfe zu bitten,
anstatt sich mit den eigenen kärglichen Computerkenntnissen durchzuwursteln.
Auch wenn man nach einem Studienwechsel oder an einem anderen Fachbereich mit einer anderen Lernplattform konfrontiert wird, muss man nicht gleich
Tipp
Die Arbeit auf Lernplattformen
• Fassen sie eine Lernplattform als eine besondere Möglichkeit auf, neue Lernerfahrungen zu machen, und nicht als zusätzliches Hindernis für ein erfolgreiches Studium.
• Auf Lernplattformen lassen sich auch spezielle Gruppenräume einrichten, über
welche studentische Arbeitsgruppen ihre Zusammenarbeit – zum Beispiel über ein
eigenes Diskussionsforum oder über eine gemeinsame Datenablage – organisieren können.
• Laden Sie sich Materialien oder Arbeitsergebnisse, für die Sie sich interessieren
und die Sie für Ihre Zeit nach dem Studium benötigen, auf den eigenen PC herunter. Denn möglicherweise erlischt nach Ihrer Exmatrikulation die Berechtigung,
die Lernplattform der Hochschule zu benutzen.
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
erschrecken. Denn alle Lernplattformen sind nach ähnlichen Prinzipien aufgebaut – wenn auch manchmal Bezeichnungen oder das konkrete Handling wechseln. Mit etwas Aufwand blickt man aber nach kurzer Zeit durch und hat kaum
mehr Probleme mit der Nutzung.
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Die persönliche Lernumgebung (PLE)
Anstatt die Arbeit über Lernplattformen mit starren Werkzeugen zu organisieren,
sind im Zeitalter des Web 2.0 vielfach persönliche Lernumgebungen vorzuziehen,
die sich individuell aus den Anwendungen zusammenstellen lassen und die im
Alltag häufig verwendet werden. Während man auf traditionellen Lernplattformen
mit jenen Tools vorliebnehmen muss, welche die Entwickler als Werkzeuge implementierten, kann man jetzt mit einem eigenen Internetportal jene Anwendungen
auswählen, die einem von der Arbeitsweise besonders zusagen oder die einem
empfohlen wurden. Das Angebot von Tools und Web-2.0-Programmen ist dabei
so umfassend, dass kaum auf Anwendungsgebiete verzichtet werden muss, die
einem für die eigene Arbeit wichtig sind.Damit verändert sich auch der Status von
Webplattformen. Sie sind jetzt nicht mehr Dreh- und Angelpunkt der gesamten
Organisation des Lernprozesses mit vordefinierten Werkzeugen. Vielmehr sind
persönliche Portale zunächst ein unbeschriebenes Blatt, dem Anwendungen zur
Gestaltung der eigenen Lernumgebung hinzugefügt werden.
Als einfachste Form der grafischen Umsetzung einer persönlichen Lernumgebung mit Einstiegsportalfunktion können Icons als Verknüpfungen zu den einzelnen Anwendungen auf dem Schreibtisch (Mac) bzw. Desktop (PC) abgelegt werden. Raffinierter sind Portale, die man im Browser selbst konfigurieren kann, um
sie als Startseite fürs Internetsurfen einzurichten. Solche Portale sind Netvibe,
Pageflakes, iGoogle oder Allyve (Allyve ist ein deutscher Anbieter). Ihr Vorteil ist
nach einem Bericht von Focus (5.3.2008; http://tinyurl.com/ya55dur): »Ein Blick
auf verschiedene Nachrichtenseiten, einloggen ins E-Mail-Postfach, mal schnell
bei Ebay stöbern, das Kinoprogramm für den Abend suchen und nachsehen, wie
das Wetter wird: Jeden Tag klickt man im Internet zahlreiche Seiten an. Das kostet
Zeit.« Diese aber spart man, wenn dies alles schön säuberlich auf einer einzigen
Website im eigenen Browser zusammengefasst ist.
Das folgende Beispiel ist mit Netvibes als Startseite erstellt worden. Die einzelnen kleinen Fenster werden »Widgets« genannt, also für die Anzeige auf dem Bildschirm (»Window«) programmierte Zubehörteile (»Gadgets«). Es handelt sich um
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2 Die persönliche Lernumgebung (PLE)
Die persönliche Startseite – erstellt mit Netvibes
kleine Programme für Webangebote, die in die Startseite eingebunden werden und
das Wetter anzeigen, eine Suchfunktion integrieren etc. Netvibes bietet unzählige
Möglichkeiten für weitere Widgets an (Kalender, Twitter, Zeitungen, Bookmarks,
Mailprogramme etc.). So können etwa die neuesten Mails angezeigt werden oder,
wie im untenstehenden Beispiel, die neuesten Meldungen aus Facebook. Über die
Einbindung des RSS-Feeds aus der Lernplattform Ilias können sogar die neuesten
Meldungen zu dem dort gebuchten Onlinekurs empfangen werden. Auch Webseiten können eingebunden werden, so dass man schnell auf ihre Angebote zugreifen
kann (hier: die Web 2.0-Anwendung Evernote oder der Onlineversender Amazon).
Allerdings unterscheidet sich die Flexibilität der Integration von Widgets in den
einzelnen Portalangeboten zum Teil erheblich. Bei englischsprachigen Portalen
werden oft auch deutschsprachige Angebote etwas stiefmütterlich behandelt.
Zudem kann es dort zu Schwierigkeiten kommen, wo man passwortgeschützte
Angebote anzeigen möchte (etwa: das eigene Konto in Evernotes). Dennoch: Die
Konfigurationsmöglichkeiten dieser Portale werden laufend ausgebaut; somit können diese immer besser als Drehscheibe für das persönliche Wissensmanagement
fungieren.
Dennoch bleibt die wichtigste Frage: Welche kollaborativen Tools und Werkzeuge sind geeignet, Lernprozesse nachhaltig zu unterstützen? Damit betonen wir
das Moment der Auswahl. Denn individuelle Vorlieben oder die Tatsache, dass
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
man mit einem Tool schon gute Erfahrungen gemacht hat oder dass es damit »einfach gut läuft«, können für die eigene Produktivität entscheidend sein. Studierende
sollen sich also nicht mehr, wie dies bei herkömmlichen Lernplattformen der Fall
ist, dem Zwang von extern vorgegebenen Arbeitswerkzeugen unterziehen müssen,
die nur schlecht mit den Anforderungen übereinstimmen, die man selbst an effizient organisierte Lernprozesse stellt. Vielmehr suchen sie sich aus der Vielzahl von
bestehenden Anwendungen jene aus, die zu ihrem Lernstil und den eigenen Lernvoraussetzungen optimal passen.
Als Hilfe für eine solche Auswahl weisen wir im Folgenden exemplarisch auf
eine Anzahl von Tools und Werkzeugen hin, welche in Lernkontexten hilfreich
sein können. Dabei wählen wir für bestimmte Anwendungen ein Tool aus, welches
wir beispielhaft für die damit verbundenen Möglichkeiten präsentieren. Eine
Internetsuche kann jedoch häufig Alternativen aufzeigen, die manchem User vielleicht besser geeignet erscheint – zumal gegenwärtig fast täglich neue oder verbesserte Web 2.0-Anwendungen veröffentlicht werden.
3
Mixxt – die eigene Community
Unter dem Titel »connecting cultures« ermöglicht es http://www.mixxt.de, auf
einfache Weise ein eigenes kleines Netzwerk im Web zu betreiben. Alternativen
dazu sind zum Beispiel Myfaible (http://www.myfaible.de) oder Ning (http://www.
Mixxt – die Social Community im Eigenbau
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4 Dateien ablegen und gemeinsam nutzen
ning.com). Zwar fehlen die vielen ausgefeilten Funktionen, wie sie »ausgewachsene« Lernplattformen implementiert haben. Dafür kann man zum Beispiel ein
Lernnetzwerk zu einem Studienprojekt in wenigen Minuten einrichten.
Mixxt hat man sich als eine Art Social-Network-Baukasten vorzustellen, mit
dem man zu einem beliebigen Thema eine Community bilden kann, wobei für die
Kommunikation Foren, Wikis, Bildergalerien, Veranstaltungskalender und weitere Funktionen zur Verfügung stehen.
Ein Beispiel für die Nutzung von Mixxt auf der Hochschulebene ist die Community (Bildungs-)Wissenschaftler 2.0 – Peer Review im Prozess. Von der Zielsetzung
heißt es dazu:
»Diese Community ist ein Netzwerk von Wissenschaftlern, die (a) einen öffentlichen
Austausch, (b) ein für alle Interessierten zugängliches gegenseitiges Feedback und auf
diesem Wege (c) einen alternativen Peer-Review-Weg suchen, um die kollaborative
Wissensgenerierung zu fördern […] Ziel ist es, Arbeitspapiere, erste Ideenskizzen sowie
Preprints zu kommentieren und konstruktiv zu kritisieren, eine öffentliche Diskussion
anzuregen und damit Texte im Vorfeld von Einreichungen und Publikationen zu verbessern. Selbstverständlich ist es auch möglich, Texte nach ihrer Veröffentlichung zu
diskutieren, um die dort enthaltenen Gedanken weiterzuentwickeln.«
Quelle: http://wissenschaftler20.mixxt.de
Was Wissenschaftler tun, das können auch Studierende. Warum nicht ein Netzwerk gründen, um Entwürfe für Arbeitspapiere, Seminare oder Doktorarbeiten als
Peer Review zu diskutieren?
4
Dateien ablegen und gemeinsam nutzen
Bequem ist es, wenn man mit Bekannten oder Kommilitonen im Internet eine
gemeinsame Dateiablage einrichtet. Dann können alle Beteiligten von überall
auf die Daten und Dokumente (Texte, Filme, Fotos, Audiofiles) zugreifen, sie bearbeiten und wieder in der gemeinsamen »Bibliothek« einstellen. Es gibt verschiedene Dienste, die solche Möglichkeiten anbieten – zum Beispiel box.net, Gdrive als
Zusatz zu Google Mail, Skydrive von Microsoft, Wuala, Adrive, Humyo oder Hidrive (kostenpflichtig). Bei Adrive ist der große Speicherplatz von 50 GB hervorzuheben, welcher zur Verfügung gestellt wird. Besonders komfortabel sind Lösungen
wie Wuala, die sich als Laufwerk im eigenen Explorer bzw. im Finder beim Mac
einklinken:
127
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 128
VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
Wuala klinkt sich in den Explorer ein
Wo solche Onlinespeicher nicht direkt im Explorer angezeigt werden, hilft häufig
das Gratistool Gladinet. Damit kann man ein virtuelles Laufwerk komfortabel in
das eigene Ordnerverzeichnis einbinden (http://www.gladinet.com). Das geht
gegenwärtig u. a. mit box.net, Skydrive und verschiedenen Google-Diensten.
Das Anlegen eines Webspeichers lohnt sich nicht nur dann, wenn mehrere Personen Zugang zu bestimmten Dateien haben müssen – etwa wenn eine Gruppe
von Studierenden eine Seminararbeit verfasst. Auch bei individuellen Arbeiten
kann es sinnvoll sein, solche Dateien in das Netz auszulagern. So kann man von
verschiedenen Computern – und auch vom Handy aus – auf seine Unterlagen
zugreifen oder am Text der Masterarbeit auch vom Feriendomizil aus weiterarbeiten.
5
Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten
Ein nützliches Werkzeug sind Blogs, die es ermöglichen, tagebuchartig Beiträge –
unter Einschluss von Bildern, Tondokumenten etc. – zu veröffentlichen. Im Zentrum steht dabei der Autor bzw. die Autorin, welche aus ihrem persönlichen
Blickwinkel Aspekte des eigenen Lebens, Beobachtungen und Meinungen zu spezifischen Themen darstellt. Dies führt oft zu Diskussionen mit den Leserinnen
und Lesern des Blogs, welche einzelne Beiträge online kommentieren. Manchmal
sind Blogs schon fast als eigene Internetzeitung aufbereitet. Es ist allerdings auch
möglich, dass mehrere Beiträger und Beiträgerinnen für einen Blog verantwortlich
sind, Beiträge posten und diskutieren.
Technisch unterstützt werden die Weblogs dadurch, dass sie Kommentarfunktionen bieten, ein Archiv vergangener Beiträge enthalten, die Verlinkung zu anderen
Weblogs über sogenannte »Blogrolls« ermöglichen. Wenn zum Beispiel ein Blogger auf einen Beitrag seiner Kollegin verlinkt, dann wird deren Beitrag über die
Trackback-Funktion automatisch auf der verlinkten Seite angezeigt.
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5 Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten
Das mag sich im ersten Moment etwas kryptisch anhören. Doch Blogs sind
leicht einzurichten, indem man sich auf Seiten wie https://www.blogger.com,
http://de.wordpress.com, http://www.blogg.de oder http://www.myblog.de registriert. Weitere Anbieter finden sich auf Plasticwiki (http://plasticthinking.org/wiki/
WeblogAnbieter).
Sind diese ersten Hürden überwunden, so kann man schnell und unkompliziert
loslegen. Dabei gibt es eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten für das Bloggen. Wenn wir hier einige Beispiele geben, so soll dies die Fantasie anregen, um
eigene Möglichkeiten und Formen zu verwirklichen.
Blogs im Austauschjahr und während des Studiums
Oft sind es Studierende in einem Austauschjahr, in welchem sie für die Zuhausegebliebenen einen Blog eröffnen und Fachliches, Halbprivates und Privates von
Ihren Erfahrungen im fremden Land berichten. So schreibt ein Studierender mit
einem Austauschsemester in Hongkong, was er mit seinem Blog bezweckt:
Beispiel
»Ich habe dieses Weblog im Februar 2003 gestartet, um meine Freunde und Familie
auf dem Laufenden zu halten und als kleines Tagebuch für mich selbst, als ich für ein
Semester Visiting Student an der Hong Kong University of Science and Technology
war. Insgesamt war ich damals acht Monate in Hongkong (mit einem dreiwöchigen
Abstecher nach Schanghai).
Obwohl ich zu meinem ersten Trip vollkommen unvorbereitet war, hat mich Hongkong vom ersten Tag an fasziniert – für mich ist es eine absolute Traumstadt, aber
natürlich ist auch die ›Special Administrative Region‹ kein Ort ohne Probleme. Trotzdem: Hongkong ist unglaublich!
Ich habe einiges über meine (mehr oder weniger spannenden) Erlebnisse geschrieben und auch eine Menge Zeug, das nur am Rande (oder überhaupt nicht) mit
Hongkong zu tun hat.«
Quelle: http://hongkong.neuerordner.de/weblog/ueber-dieses-blog.html
Auch wer ein Studium irgendwo in Deutschland an einer Universität beginnt, hat
möglicherweise das Bedürfnis, die Freunde und Bekannten in der Heimat an den
neuen Erfahrungen teilhaben zu lassen – und gleich noch die neuen Freunde am
Studienort einzubeziehen.
129
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
Doch es gibt nicht nur Erlebnisberichte aus dem Studium, wo viel Privates berichtet wird. Man kann Blogs auch anlegen, um inhaltlich ein Thema aufzugreifen und
mit Freunden zu diskutieren. Ein Beispiel dafür ist der Blog der »Sozialtheoristen«:
Der Blog der Sozialtheoristen
http://sozialtheoristen.de/autoren
Hier wird über soziologische Fragestellungen geschrieben und diskutiert:
• Die zwei Seiten der Europawahlmedaille
• Comments on systems theory: The distinction of operation and observation
• »Systemtheorie ist wie eine Heizung«
Eigenständiges Studieren und sich mit Themen aus dem Studium mit Kolleginnen
und Kollegen auseinanderzusetzen ist eine gute Möglichkeit, im Studium fachlich
weiterzukommen – auch wenn sich solche (freiwilligen Aktivitäten) nicht automatisch in zusätzliche ECTS-Punkte umsetzen.
Soziologenstammtisch Bamberg
http://www.soziologen-stammtisch.de
130
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5 Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten
Ein Blog als Informationskanal
Ein Blog wie der Soziologenstammtisch Bamberg kann als Kommunikationsmittel
dienen, das eine interne Zeitung ersetzt und so als wichtiger Informationskanal
innerhalb einer Fachgruppe von Studierenden dient:
Blogs als Plattform einer Institution
Das Weblog »KOMMunity Press & Services – KOMMPress« dient als öffentliche
Plattform für alle Studierende und Interessierte an der Fachhochschule Wien, Institut für Kommunikationsmanagement. Das Informationsangebot wird hier professionell erarbeitet. In Form von journalistischen Beiträgen werden Interviews
und Neuigkeiten zu den Studiengängen veröffentlicht. Die Redaktion bilden Studierende (http://kommunity.twoday.net/topics).
KOMMPress, ein Blog der FH Wien, Institut für Kommunikationsmanagement
Blogs können aber von einem Institut oder Bereich auch genutzt werden, um
begleitend zum Lehrangebote auf News und Rahmenbedingungen von Lehrveranstaltungen (Termine, Aushanglisten etc.) hinzuweisen. Ein Beispiel dafür gibt der
untenstehende Ausschnitt aus dem Blog der »Forschungswerkstatt Erziehungswissenschaft – Universität Bremen:
Aus dem Blog der Forschungswerkstatt Erziehungswissenschaft an der Universität Bremen
131
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
Überblick
Weitere Einsatzmöglichkeiten von Blogs im Studium
Einige weitere Einsatzszenarien für Blogs im Hochschulalltag beschreibt der E-Learning-Baukasten der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (http://www.
elba.ethz.ch/services/blogs/szenarien):
Weblogs als Recherchemittel
Die Studierenden sammeln interessante Informationen und Links zu einem bestimmten Thema und publizieren diese im Vorlesungsblog. Andere Studierende bewerten
und kommentieren diese Informationen mit der Kommentarfunktion. So wird eine
Lehrveranstaltung mit relevanter Information im Internet vernetzt.
Koordination von Gruppenarbeiten
Gruppen von Studierenden koordinieren ihre Gruppenarbeit durch ein GruppenWeblog. Einzeleinträge halten den Stand der gemachten Arbeit fest; offene Fragen
werden publiziert und von anderen Mitgliedern der Gruppe kommentiert. Auch das
Vorstellen der Teammitglieder, die Verteilung von Zuständigkeiten, Ankündigungen
von Treffen, Ablage von Sitzungsprotokollen und Ergebnisse von Gesprächen werden via Blog dokumentiert.
Praktikums- oder Expeditionsberichte
In vielen Studiengängen absolvieren Studierende Praktikas oder Feldforschung, zum
Teil auch im Ausland. Mithilfe eines Blogs halten sie den fachlichen und persönlichen
Kontakt zu Mitstudierenden und notieren interessante Entdeckungen.
Schreiben für die Öffentlichkeit
Mit einem Blog arbeiten die Studierenden das Gelernte für ein öffentliches Publikum auf. Die Kommentarfunktion kann dabei von dieser Öffentlichkeit zur Rückmeldung und zum Weiterdenken genutzt werden. Alternativ können Studierende
in einer Veranstaltung ihr Thema für Kommilitonen einer verwandten Veranstaltung aufbereiten.
Und zum Schluss …
Der folgende Eintrag eines Bloggers macht deutlich, dass Web-2.0-Werkzeuge wie
die Blogs zur Mode werden können. Es gehört dann einfach dazu, dass man seinen
eigenen Blog führt. Bald aber ist der Hype vorbei; und dann kommen Zweifel wie
in dem unten stehenden Text:
»Nun sitze ich aber doch hier und schreibe mal wieder einen Blog-Eintrag. Wozu
eigentlich? Beeindrucken kann ich damit inzwischen wohl niemanden mehr. Vor einem
Jahr noch war man auf Partys ›der mit dem Blog(!)‹, auch das ist vorbei.
132
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6 Arbeiten mit Wikis
Aber ich schreibe das Blog auch primär für mich selber. Die Öffentlichkeit eines Blogs
zwingt mich indirekt, dass in einer gewissen Regelmäßigkeit zu machen. Wenn nicht,
kommen ganz schnell Milen oder Kai und nörgeln rum. Haben natürlich Recht die
beiden.
Also wozu das ganze? Ich begreife mein Blog entsprechend meiner ursprünglichen Idee
als mein persönliches, öffentliches Tagebuch. Manchmal klicke ich mich schmunzelnd
durch Jahre alte Beiträge und freue mich, dass ich die Gedanken und Eindrücke mal
festgehalten habe. Und so soll es und wird es auch bleiben, eine Sammlung von markanten Erinnerungen im Web.«
Quelle: http://www.oneiric.de/blog
Ein eigenes Tagebuch, das man selbst immer wieder einmal durchblättert und wo
man sich dann die vergangenen Beiträge – zum Beispiel zum Verlauf seines Studiums – vergegenwärtigt. Das kann eine sinnvolle Sache sein. Auch dann, wenn es
nicht in erster Linie darum geht, damit öffentlich bekannt zu werden. Generell
können Blogs, die als Lerntagbücher dienen, die sogenannte Metakognition unterstützen. Das heißt, man hält bewusst inne, reflektiert über sein Studium und die
darin zum Ausdruck kommenden Stärken und Schwächen. Man kann Schwerpunkte und Lücken feststellen, um so die nächste Studienphase neu zu fokussieren.
Vielleicht entdeckt man auch Aspekte in den eigenen Lernstrategien, die verbessert
werden können.
6
Arbeiten mit Wikis
Eines der bekanntesten Werkzeuge des Internets sind die Wikis. Der Begriff selbst
soll aus Hawaii stammen und »schnell« bedeuten. Das Erscheinungsbild eines
Wikis ist heute fast jedem bekannt; da die Onlineenzyklopädie Wikipedia mithilfe
eines solchen Wikis publiziert wird. Damit ist auch das Grundprinzip klar: Es geht
darum, dass mehrere Autoren gemeinsam an Texten arbeiten, wobei eine Versionskontrolle deutlich macht, welcher Teilbeitrag von welcher Person stammt.
Bei Wikipedia kann jeder mitmachen, der Lust hat, sich für die Arbeit an einem
Lexikon zu engagieren. Im Hilfetext zu Wikipedia heißt es unter dem Stichwort
»Wann darf ich Autor (Benutzer) werden?«: »Sofort und sogar ohne Anmeldung,
obwohl es sinnvoll ist, sich als Benutzer zu registrieren (siehe: Hilfe > Benutzerkonto anlegen). Bereits durch einfache Rechtschreibkorrekturen wird man zum
gern gesehenen Teilnehmer am Projekt.«
133
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
Das Onlinelexikon Wikipedia
Für Studierende, die in ihrem Studium zu einem bestimmten Thema eine Expertise erlangt haben, kann es interessant sein, sich über die Teilnahme an diesem
Projekt einmal selbst zu testen: Reicht das Wissen zu einem Beitrag in Wikipedia
aus, was muss noch zusätzlich erarbeitet werden, um an einem systematischen
Lexikonartikel kompetent mitarbeiten zu können? Wie reagieren Kommiliton(inn)
en auf den eigenen Beitrag? Es ist zwar etwas unkonventionell, sich zum Beispiel
auf eine Prüfung vorzubereiten, indem man den Stoff aktiv bearbeitet und in Wikipedia einstellt. Doch auf diese Weise leistet man nicht nur einen Beitrag für die
Onlineenzyklopädie, sondern erhält gleich auch noch von Mitschreibenden ein
inhaltliches Feedback zur eigenen Arbeit.
Des Weiteren ist es auch möglich, eigene Wikis zu erstellen. Dazu muss man
heute nicht mehr eine Wikisoftware auf dem eigenen Computer installieren. Vielmehr kann man sich bei Onlineangeboten wie http://www.wikia.com/Wikia oder
http://www.wiki-site.com registrieren und dann gleich loslegen. Auf Wiki-Site
werden folgende Anwendungsvorschläge für die Gestaltung eines eigenen Wikis
gemacht:
• eine Internetseite über ein bestimmtes Hobby, wie zum Beispiel Filme, Haustiere, Computerspiele etc., erstellen;
• gemeinsam genutzte Dokumentation eines Produktes, einer Dienstleistung,
eines Arbeitsablaufes etc. gestalten;
• eine Wissensdatenbank organisieren;
• Projekte organisieren und planen;
• Veranstaltungskalender konzipieren;
• wichtigen Nachrichten ankündigen und mitteilen;
• allgemeinen Anleitungs- oder FAQ-Seiten erstellen.
Quelle: www.wiki-site.com
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7 Weitere Onlineanwendungen
Allerdings braucht man heute nicht mehr unbedingt mit Wikis zu arbeiten, wenn
es allein darum geht, mit mehreren Teilnehmern einen Text zu schreiben. Wie
bereits an früherer Stelle beschrieben, kann man dies auf einfache Weise mit einer
Onlinetextverarbeitung wie Google Docs oder Zoho realisieren. Ein Wiki kommt
vor allem dann in Frage, wenn man den erarbeiteten Text gleich im Web publizieren will oder wenn man »Wikipedia-like« alle Leserinnen und Leser auffordert, am
eigenen Texte weiterzuarbeiten.
Eine Möglichkeit, wie man im Studium eine Vorlesung per Wiki aufarbeiten
kann, zeigt das folgende – auf http://www.wikia.com/Wikia – erstellte Wiki:
Wiki zur Vorlesung »Politische Ordnungsmodelle«
7
Weitere Onlineanwendungen
Neben den bisher vorgestellten Werkzeugen, die das Web 2.0 für kollaboratives
Arbeiten bereitstellt, gibt es eine Vielzahl weniger bekannter Helfer, welche die
Zusammenarbeit erleichtern und die eigene Produktivität steigern. In der Folge
werden einige dieser Werkzeuge kurz vorgestellt:
• Wer mit Kollegen Termine plant, dem hilft das Doodle-Tool (http://www.
doodle.com). Hier legt man ohne Registrierung auf einfache Weise eine Liste
von Terminen fest, die man den Kolleginnen und Kollegen zur Auswahl präsentiert. Diese klicken online jene Termine an, welche für sie möglich sind. Die
einladende Person erhält so eine Übersicht zu den Terminmöglichkeiten der
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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning
Termine mit Doodle festlegen
Beteiligten. Sobald sich alle eingetragen haben, legt man den besten Termin fest
und lädt die Kolleginnen und Kollegen definitiv ein.
• Hilfreich sind Bookmark-Tools wie Delicious (http://delicious.com) oder Mister Wong (http://www.mister-wong.de). Diese erlauben es, eine Sammlung von
Bookmarks unabhängig vom gerade benutzten Computer aufzubauen und im
Sinne eine Social Community mit anderen auszutauschen. Auf Wikipedia wird
»Social Bookmarking« wie folgt beschrieben: »Nutzer können eigene Lesezeichen hinzufügen, löschen, bewerten, kommentieren beziehungsweise mit Kategorien oder Schlagwörtern (engl. Tags) versehen. Ebenso haben sie Einblick in
die Lesezeichen anderer Nutzer, die in die eigene Sammlung übernommen werden können. Social Bookmarks lassen sich je nach Dienst nach Schlagwörtern,
Schlagwörter-Kombinationen, Kategorien oder Benutzern auflisten. Zudem
gibt es in vielen Fällen eine Auflistung der von allen Nutzern zuletzt gespeicherten Lesezeichen auf der Startseite sowie eine Liste der beliebtesten Links«
(Quelle: Wikipedia, Artikel: Social Bookmarks, besucht 26.7.2009).
Bookmarks mit Mister Wong verwalten
136
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7 Weitere Onlineanwendungen
Sucht man also die wichtigsten und ergiebigsten Websites für ein Thema, kann
es von Vorteil sein, erst jene Links anzuklicken, welche im Rahmen des Social
Bookmarking von anderen Usern empfohlen werden. Auf diese Weise findet
man häufig die gesuchten Informationen schneller, als wenn man mit Google
oder einer anderen Suchmaschine sucht.
• Ein Diskussionsforum anlegen, ohne dass man bereits auf einer Lernplattform
angemeldet ist – das ist bei Tangler (http://www.tangler.com) möglich. Tangler
ist ein Webangebot, das sich selbst als »Diskussions-Netzwerk« bezeichnet. Wer
sich als Mitglied registriert hat, kann auf einfache Weise Bilder, Videos oder
Flashfilmchen in die Diskussionsrunden einbinden und in Echtzeit miteinander
kommunizieren.
• Wer systematisch bestimmte Beiträge zu Blogs sucht, kommt womöglich besser
mit einer Suchmaschine ans Ziel, die sich auf das Durchsuchen von Blogs spezialisiert hat. Am Bekanntesten ist hier Technorati (http://technorati.com). Eine
bekannte deutschsprachige Suchmaschine für Blogs ist Rivva (http://rivva.de).
• wer-weiss-was ist ein kostenloses Netzwerk zum gegenseitigen Austausch von
Know-how. Registrierte Benutzer können per E-Mail Fragen an Experten stellen, wobei die Experten in vier Stufen eingeteilt sind: (1) Interessierte, (2)
Anfänger, (3) Fortgeschrittene, (4) Experten. In der Mitte des Jahres 2009 waren
rund 450.000 Mitglieder registriert. wer-weiss-was ist eine gute Möglichkeit,
sich weiterhelfen zu lassen, wenn man eine Frage nicht beantworten kann.
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7 Weitere Onlineanwendungen
IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
1 Lernwerkzeuge auswählen
2 Lernumgebungen werden mobil
3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
Hat man sich entschlossen, eine persönliche Lernumgebung zu nutzen, stellen sich
Anschlussfragen. In diesem Kapitel werden einige davon beantwortet.
• Wie wähle ich aus dem Angebot das passende digitale Werkzeug aus?
• Welches sind dabei die entscheidenden Kriterien?
• Ist Gratissoftware oder Open Source genauso gut wie teure Standardprogramme?
• Welche Open-Source-Lösungen gibt es auf dem Markt?
• Was ist vom »mobilen« Lernen zu halten?
• Was sind die sogenannten »Communities of Practice«?
• Wie lernen wir mithilfe digitaler Medien in Lerngemeinschaften?
• Wann hat Face-to-Face-Lernen und wann Onlinelernen seine Vorteile?
• Was versteht man unter Bar- und Educamps?
139
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
1
Lernwerkzeuge auswählen
Im letzten Kapitel ging es darum, wie das Netz zum kollaborativen Lernen und als
Kommunikationsmedium genutzt wurde. Denn das Web 2.0 bietet viele coole
Möglichkeiten, gemeinsam zu lernen und zu arbeiten. Noch vor zehn Jahren hätte
man sich dies kaum vorstellen können. Eindrucksvoll konnten wir diese Entwicklung anhand vieler neuer Tools und Instrumente aufzeigen.
Allerdings bedeutet die Nutzung solcher Instrumente nicht immer, dass die
eigene Produktivität gesteigert wird. So meint der Studierende Yves: »Ich benutze
mehrere Anwendungen dieses sogenannten sozialen Netzes. Bei jeder dieser Anwendung soll ich wieder mein Profil eingeben und Mitglied in einem Forum oder
Chatroom werden. Das nervt. Auch unsere Lernplattform an der Uni ist so aufgebaut. Mir reicht aber StudiVZ als Ort, wo ich mein Profil habe. Alles andere ist viel
zu aufwändig.«
Nun gibt es für solche Probleme auch technische Lösungen, wie sie unter dem
Begriff des »Mash-up« diskutiert werden. Über offene Programmschnittstellen
können damit Inhalte aus einem Programm in ein anderes eingefügt werden. So
lässt sich einer der beiden Autoren dieses Buches die neuen Beiträge seines persönlichen Blogs automatisch auch in Facebook anzeigen. Vielleicht brauchen wir alle
bald ein Tool wie Profileomat (http://www.profileomat.com): ein »Profile Aggregator«, mit welchem man alle persönlichen Webseiten, Social-Network-Profile,
Blogs, Kontaktinformationen, Fotoalben oder sonstige Profile auf einer Webseite
vereinigt. Bekannt ist in diesem Zusammenhang auch Tweetdeck (http://www.
tweetdeck.com) geworden, ein Webdienst, welcher Informationen verschiedener
Netzwerke wie Twitter, Facebook, LinkedIn und Myspace zusammenbringt und
aggregiert.
Dennoch bleibt das Problem, dass die Anwendungen mit ähnlichen Funktionen immer mehr anwachsen, wobei es schon aus Gründen der Effizienz sinnvoll
ist, sich zu beschränken und sich nicht für jede Aufgabe ein neues Werkzeug
anzueignen. Anstatt das achte Profil in einem Lernkartenprofil zu erstellen,
reicht es aus, die dort Mitarbeitenden auf seinen StudiVZ- oder FacebookAccount hinzuweisen.
Wenn es darum geht, die eigene persönliche Lernumgebung zu definieren und
die dazu geeigneten Werkzeuge und Tools zusammenzustellen, kann es nützlich
sein, sich die Grundfragen zu stellen, die in Abbildung 44 angesprochen sind:
Diese Frage stellt sich besonders dann, wenn man überlegt, sich eine neue Anwendung für einen bestimmten Zweck zuzulegen:
140
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1 Lernwerkzeuge auswählen
Grundfragen zum persönlichen Wissensmanagement
Nutzen
Alternativen
Kompetenz
Kosten
Welchen Nutzen bringt eine Anwendung für meine Arbeit?
• Wenn ich mein Mindmap-Programm wechsle, weil eine Kollegin findet, das
neue sei ein wirklich geniales Programm: Welchen Zusatznutzen bringt die neue
Anwendung?
• Welche zusätzlichen Features sind im neuen Programm enthalten, die ich unbedingt brauche und die den Umstieg nahelegen? Manchmal behindert eine zu
große Anzahl von neuen komplizierten Funktionen das effiziente Arbeiten eher.
Soll ich als Einsteiger auf ein einfaches Videoschnitt-Programm setzen oder auf
Shareware, die mir von einem Filmprofi empfohlen wird, obwohl ich die darin
enthaltenen Funktionen voraussichtlich nie ausnutzen werde?
• Gibt es die notwendigen Schnittstellen zu anderen Programmen? Wenn man
zum Beispiel Filme aus dem Netz herunter lädt, so muss das Zusammenspiel mit
dem zur Verfügung stehenden Abspielprogramm gewährleistet sein. D. h. das
Programm muss das Format der »Video-Datei« verstehen können.
Braucht es zusätzliche Kompetenzen und Fertigkeiten,
wenn man mit einem neuen Programm arbeitet?
Manchmal ist es wenig sinnvoll, auf ein neues Programm umzusteigen, wenn der
Aufbau aller Funktionen sich so stark vom alten Programm unterscheidet, dass
man Tage und Wochen braucht, um sich darin einzuarbeiten. Das trifft zum Beispiel auf das Grafikprogramm Gimp zu. Die Oberfläche gehorcht einer anderen
Logik als die der meisten Bildbearbeitungsprogramme. Dies ist vor allem dann der
Fall, wenn es keinen zwingenden Grund gibt, die gewohnte Arbeitsumgebung zu
wechseln.
141
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Nun ist es allerdings so, dass man sich in manche der neuen Webanwendungen
sehr rasch in einem Nachmittag einarbeiten kann und sich ohne Schwierigkeiten
darin zurechtfindet. Denn von den Grundideen und -funktionen sind Programme
meist ähnlich, die für dieselben Aufgaben programmiert sind. Wer ein neues Programm auf den Markt bringt, passt es schon deswegen eng an die bestehenden an,
weil dies den neu angelockten Kunden den Umstieg erleichtert.
Bevor man sich indessen vorschnell vom Reiz des Neuen verführen lässt, ist es
sinnvoll, erst einmal die Funktionen des neuen Programms mit den Anforderungen zu vergleichen, welche die eigene Arbeit stellt. Denn es ist frustrierend, wenn
man nach zwei Tagen intensiver Arbeit mit einem neuen Textverarbeitungsprogramm merkt, dass das alte eigentlich für die eigenen Ansprüche geeigneter war.
Dazu kommt, dass es für die eigene Produktivität wenig zuträglich ist, wenn
man zum Beispiel gleichzeitig mit drei Mindmap- oder Textverarbeitungsprogrammen arbeitet. So muss man sich immer wieder umstellen und kann am
Schluss mit keinem dieser Programme richtig umgehen. So kommt es zum Stoßseufzer einer Studentin, die sonst mit Word arbeitet: »Wo ist jetzt schon wieder
diese Markupfunktion in ›Open Office‹, und heißt sie dort auch so?«
Welche Alternativen zu den von mir benutzten Programmen gibt es?
Für die meisten Aufgaben, die man mit dem Computer lösen will, gibt es mehrere
Alternativen. Die Anzahl hängt allerdings auch davon ab, ob sich bestimmte Anwendungen als Quasistandard monopolartig durchgesetzt haben. Dies gilt etwa für
die Office-Programme, welche von Microsoft dominiert werden. Bei anderen Programmformen gibt es eine größere Anzahl verschiedener Angebote, ohne dass ein
eindeutiger Platzhirsch auszumachen wäre – etwa bei Grafikprogrammen, Brennsuiten oder Videoschnittprogrammen. Umso wichtiger ist es, sich über die Ansprüche klar zu werden, die man an »sein« Programm stellt. Dazu kann es hilfreich
sein, sich stichwortartig auf einem Zettel die wichtigsten Features zu notieren, die
man benötigt, etwa nach folgendem Muster (s. gegenüberliegende Seite).
Hilfreich sind auch Vergleichstests zwischen verschiedenen Programmen, wie
man sie in Computerzeitschriften findet. Tests, mithilfe der Google-Suche auffindbar, sind ebenfalls empfehlenswert.
Nicht zuletzt ist es ein entscheidendes Kriterium, mit welchem Programm man
üblicherweise an der Universität oder im Kollegenkreis arbeitet. Zwar sind die
meisten Programme heute bis zu einem gewissen Grad kompatibel. Wer in Powerpoint seine Präsentation erstellt, kann sie auch in Impress von Open Office öffnen.
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 143
1 Lernwerkzeuge auswählen
Checklist
Anforderungen an mein Programm
Zwingend notwendig:
Wünschenswert:
Ist verzichtbar:
Doch zeigen sich häufig rasch Grenzen dieser Kompatibilität: wenn Tabellen falsch
wiedergegeben werden oder Umbrüche verändert im Layout des Programms
erscheinen, das mit Dateien aus einem anderen Programm »gefüttert« wird. Deshalb lohnt es sich meist, wenn man sich auf bestimmte Programme einigt, mit
welchen alle Mitglieder einer Community arbeiten – so z. B. auf Open Source Programme, die für alle gratis sind.
Wie steht es mit den Kosten der von mir benutzen Werkzeuge?
Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von Tools und Anwendungen sind bei
Studierenden die Kosten. Neben der kostenpflichtigen Software gibt es für die
meisten Zwecke Gratissoftware, die oft im Open-Source-Verfahren entwickelt und
verbreitet wird. Es handelt sich dabei um Software, deren Quelltext öffentlich
zugänglich ist. Dies erleichtert die Weiterentwicklung und Verbreitung solcher
Programme, die man gratis benutzen und weitergeben darf. Die Qualität solcher
Software hängt nicht von den Investitionen einer Firma ab, welche mit einem Programm auf dem Markt einen finanziellen Erfolg erzielen wird, sondern von den
vielen Entwicklern, die bereit sind, Zeit und Arbeit in ein öffentlich verbreitetes
kostenloses Programm zu stecken. Entstanden ist die Bewegung von Open Source
143
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 144
IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
vor allem im Rahmen der Kritik an der Monopolstellung der Firma Microsoft bei
den Betriebssystemen oder der Office-Software.
Um ein allgemeines Vorurteil zu widerlegen: Software, die man »für lau«, erhält
muss hinter den teuren Standardanwendung nicht zurückstehen. Open-SourceSoftware hat in den letzten Jahren qualitativ stark zugelegt und die »Wisdom oft
the crowd«, die sich in solchen Programmen äußert, ist häufig mit der Expertenkompetenz ebenbürtig, welche in kommerzielle Programme eingeflossen ist. Eine
EU-Studie stellte denn auch fest, dass Open-Source-Software kommerziellen Programmen ebenbürtig ist (vgl. http://tinyurl.com/2u4vakv). Das belegt der Browser
Firefox, welcher in den letzten Jahren den Internet Explorer von Microsoft in der
Gunst der Nutzer überflügelt hat. Und die Open Source Office Suite ist im Moment
das einzige Office-Programm, das Microsoft Office ernsthaft herausfordert. Jedenfalls ist es immer eine Überlegung wert, ob nicht ein Open-Source-Programm eine
brauchbare Alternative zu kostenpflichtiger Software darstellt.
Auch an Universitäten wird die Benutzung von Open Office heute oft gefördert.
So nutzen viele Hochschulen und Universitäten zum Beispiel Lernplattformen wie
Moodle oder Ilias, welche dem Open-Source-Bereich entstammen. Die renommierte Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich führt zum Beispiel
eine Fachstelle Open Source. Auf deren Website heißt es: »Die ETH Zürich unterstützt gemäss Schulleitungsbeschluss vom 22.4.2003 offiziell den Einsatz von
Open-Source-Software und die Freigabe von Software, die an der ETH Zürich entwickelt wurde, unter einer Open-Source-Lizenz.«
Warum überzeugen Sie also Ihre Freunde nicht, auf Open Source umzusteigen?
Was Sie da einsparen, legen Sie zur Feier des Tages in ein »Open Source Ski-Weekend« in den Bergen an. Sie arbeiten nachher genauso produktiv am Computer und
haben erst noch ein Wochenende mit viel Fun und Spaß vor sich. Was Sie in der
Open-Source-Landschaft an Programmen erwartet, das beschreibt die folgende
Übersicht:
Übersicht
Open Source und weitere Gratissoftware
• Open Office ist eine funktionsmächtige Konkurrenz zu Microsoft Office mit
Modulen zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, mit Präsentationssoftware,
Zeichenprogramm, Datenbankverwaltung und Formeleditor. Open Office kann
mit den Microsoft-Office-Formaten umgehen, hat aber manchmal Probleme
beim Ex- und Import.
144
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1 Lernwerkzeuge auswählen
Übersicht
• Gimp ist ein professionelles Bildbearbeitungsprogramm mit allen notwendigen
•
•
•
•
Standardwerkzeugen – aber einer gewöhnungsbedürftigen Arbeitsoberfläche, die
Einarbeitung erfordert.
Avira AntiVir ist ein kostenloses Antivirenprogramm, das in einschlägigen Computerzeitschriften immer wieder als Alternative zu den kommerziellen Programmen empfohlen wird.
Der Browser Mozilla Firefox, der sich in den letzten Jahren zunehmend als Standardprogramm für das Surfen auf dem Internet durchgesetzt hat (Alternativen:
Opera und das unten erwähnte Google Chrome)
Die Gratisprogramme von Google – etwa die Bildverwaltung Picasa, die webbasierten Officeprogramme von Google Docs, der Browser Chrome, Google Earth
etc.
Die Telefoniesoftware Skype, mit der sich gratis zwischen Computern Telefonate,
Chats und Videotelefonate führen lassen.
Neben diesen bekannten Programmen listet die Computerzeitschrift Chip im Oktober 2009 auf ihrer Website unter dem Titel »Must Haves des offenen Quellcodes«
(http://tinyurl.com/yggu6a9) eine Reihe weniger bekannter Open Source-Programme auf. Genannt sind:
Open Source-Programme
Tools für die PC-Sicherheit
KeePass 2: ein Passwortverwalter, der Zugangscodes und Passwörter verschlüsselt
abspeichert.
True Crypt: Mit diesem Tool können virtuelle Laufwerke erstellt und überdurchschnittlich sicher verschlüsselt werden.
ClamWin: ein Antivirenprogramm, von welchem Chip aber gegenüber AntiVir eher
abrät.
System und Tuning
xpy/Vispa: Mit nur einem einzigen Klick können unnötige oder nervige Funktionen
des Betriebssystems abgeschaltet und ressourcenfressende Programme deaktiviert
werden. Die Tools können auch unterbinden, dass ohne Wissen Daten an Microsoft
weitergegeben werden.
7-Zip: komfortable Lösung, um Daten zu komprimieren. Das Tool kommt mit allen
im Web verbreiteten Archivformaten zurecht.
Innra-Recorder: ein einfaches Brennprogramm, welches übergewichtige und komplexe Brennsuiten wie Nero ersetzt, indem es sich auf das Wesentliche konzentriert.
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Übersicht
Multimediaprogramme
VLC Media Player: kostenloser Player, um Audio- und Videodateien abzuspielen. Er
kommt mit vielen Formaten auch dann noch zurecht, wenn andere Player schon
streiken.
Jajuk: ein kostenloser MP3-Player, der Musikdateien in einer Datenbank abspeichert
und mit Sammlungen von über 10.000 Songs zurechtkommt.
XMedia Recode: Mit diesem Programm kann man Musik und Videos in fast jedes
gewünschte Format umwandeln. Das ist dort von Vorteil, wo verschiedene Geräte
(Handys, iPods, Spielkonsolen) unterschiedliche Dateiformate verlangen.
Surfen, Kommunikation und Downloads
Pidgin: ein Programm, mit welchem man mehrere Messenger-Programme (ICQ,
MSN, Yahoo) gleichzeitig nutzen kann.
jDownloader: ein Download-Manager, um Dateien von Rapidshare & Co auf flüssige Weise herunterzuladen – auch wenn unvermeidliche Wartezeiten vorgeschrieben sind.
Office-Tools
GnuCash: eine Komplettlösung zur Finanzverwaltung, die Chip auch kleinen Firmen
empfiehlt. Es können damit Transaktionen mit verschiedenen Bankkonten, aber auch
Anlagen wie festverzinsliche Wertpapiere oder Aktien verwaltet werden.
PDF-Creator: Aus beliebigen Programmen heraus können damit PDF-Dokumente
erstellt werden.
Bildbearbeitung und -verwaltung
Greenshot: ein Tool, um den Bildschirm – oder Ausschnitte daraus – auf einfache
Weise abzuspeichern, um sie dann zu bearbeiten und zu beschriften.
Gallery: Lädt die von den Nutzern zusammengestellten Fotos als Onlinegalerie aufs
Netz.
Spiele
FreeCool: Angelehnt an Colonization gilt es im Open-Source-Remake FreeCool die
Neue Welt zu erobern und schließlich vom Mutterland unabhängig zu werden.
Neverball: Man manövriert bei diesem Programm eine Kugel durch ein Labyrinth mit
zahlreichen Hindernissen.
The Battle of Wesnoth: In diesem Spiel übernimmt man die Kontrolle über eine
Fantasyarmee, mit der man gegen die Gegner in den Kampf zieht.
Eine ausführlichere Übersicht über Open-Source-Programme findet sich auf der
Website http://www.osalt.com/ (auf Englisch). Diese deutsche Seite verweist auf
wichtige Programme http://www.jpo-aktuell.de/OpenSource.php.
146
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2 Lernumgebungen werden mobil
Nicht immer ist Gratissoftware allerdings die günstigste Lösung – etwa wenn freie
Versionen eines kommerziell vermarkteten Programms als Appetizer angeboten
werden. So berichtet der Studierende Frank, wie er für seine Dissertation ein Umfragetool für die Gestaltung eines Onlinefragebogens nutzte: »Ich habe mich für
die Gratisversion eines Programms entschieden und mich darin eingearbeitet. Bei
der Konzeption meiner Untersuchung habe ich dann festgestellt, dass meine Stichprobe viel größer wurde, als ich das ursprünglich geplant hatte. Die Gratisversion
reichte da plötzlich nicht mehr aus. So wurde es richtig teuer, weil ich nicht mehr
alles von Null auf in einem anderen Programm neu machen wollte.«
Ähnliches gilt für Demoversionen, mit denen man ein Programm eine Zeitlang
ausprobieren kann (zum Beispiel vierzehn Tage oder einen Monat). Da gibt es Programme, welche im Demomodus so verkrüppelt sind, dass man sie kaum gebrauchen kann, etwa wenn beim Screenshot an allen möglichen Stellen das Wasserzeichen der Firma auftaucht. Andrerseits kann das Ausprobieren dennoch nützlich
sein, auch wenn nicht alle Funktionen freigeschaltet sind. Es kann vor einem Fehlkauf bewahren, wenn man beim Ausprobieren entdeckt, dass einem das Handling
nicht liegt, dass es zu häufigen Abstürzen kommt, dass benötigte Funktionen fehlen etc.
Vorsicht ist aber noch aus einem anderen Grund geboten: Hat man sich an das
Programm gewöhnt, will man nicht mehr wechseln – und bezahlt gezwungenermaßen die kostenpflichtige Version, wenn die Demoversion den Geist aufgibt.
Klar zu unterscheiden von Demosoftware sind Studentenversionen, die zu sehr
günstigen Konditionen von kommerziellen Softwareanbietern angeboten werden – natürlich nicht ganz uneigennützig. Denn man hofft, dass die Studierenden
dann auch in ihrem Späteren Berufsleben diesem Programm treu bleiben. Mit
»googlen« auf dem Netz (Studentenversion und »Anbieter«) findet man diese
Möglichkeiten schnell auf.
2
Lernumgebungen werden mobil
Arbeiten mit dem Computer hieß bis vor wenigen Jahren, an seinem Computer zu
sitzen und nächtelang am Bildschirm seine Zeit zu verbringen. Heute dagegen sind
die digitalen Medien mobil geworden:
1. Einmal sind die Geräte klein und tragbar geworden, so dass man mit Laptops,
Netbooks und Handys fast überall in Kontakt kommt bzw. damit arbeiten
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
kann. Es ist kein Problem mehr, wenn man an einem schönen Frühlingstag den
Arbeitsplatz dank eines handlichen Netbooks in den Garten verlegt.
2. Fast alle Medien sind aufgrund ihrer digitalen Grundlage für den Austausch
von digitalen Daten gerüstet. Auch dort wo Fotokamera, Radiogerät, Fernsehen, Video etc. draufsteht, ist heute »Computer« drin.
3. Immer häufiger werden Daten ins Netz, die sogenannte »Cloud«, ausgelagert,
worauf man von überall auf der Welt Zugang hat.
Überblick
Was bedeutet Medienkonvergenz?
Dieses Zusammenwirken von Medien wird als Medienkonvergenz bezeichnet, die
unseres Erachtens auch das zentrale Merkmal des gegenwärtigen Umgangs mit digitalen Medien darstellt.
Medienkonvergenz bedeutet für die Arbeit mit Programmen:
• Das geschriebene Referat einer Hausarbeit ist auch die Grundlage meiner Präsentation: Ich übernehme Titel oder zentrale Aussagen per »copy and paste« und
füge diese direkt in die entstehende Präsentation ein.
• Für eine empirische Masterarbeit lese ich Daten direkt aus dem Statistikprogramm
SPSS ein.
• Bilder, Audiodateien und Musik aus dem Netz importiere ich direkt in eine Präsentation.
Medienkonvergenz bedeutet für die Arbeit mit Geräten:
• Von einem Computer an der Universität schicke ich Dateien per Mail nach Hause,
wo ich sie mit dem privaten Gerät weiterbearbeite.
• Mit meinem Handy nehme ich den Auftritt eines berühmten Wissenschaftlers auf
und lade das Foto für meine Freunde direkt auf meinen Facebook-Account.
• Meine Präsentation überspiele ich auf ein Smartphone, um sie von dort direkt auf
einen Beamer zu übertragen.
Insgesamt dürfte der Trend in Richtung einer noch stärkere Vernetzung noch
zunehmen – und es ist nur eine Frage der Zeit, wann in den Medien der nächste
Hype mit einem Gerät angekündigt wird, das als eierlegende Wollmilchsau alles
kann, was das Herz begehrt. Absehbar ist z. B., dass sich auch bei uns die E-BookReader stärker durchsetzen: Vielleicht werden wir schon bald Zitate aus fachwissenschaftlichen Texte gleich direkt vom Ebook in unsere Seminar- oder Masterarbeit einfügen können.
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2 Lernumgebungen werden mobil
Schon weit fortgeschritten und in der praktischen Erprobung sind Überlegungen, Handys wie das iPhone vermehrt ins Lernen einzubeziehen. Das vor allem
dann, wenn diese Geräte von den Universitäten über das kostenlos angebotene
WLAN in die dortigen Netze einbezogen werden können. So heißt es in einem
Bericht zur LMU München:
»Die LMU München bietet ihren Studenten in vielen Unibereichen WiFi-Versorgung.
Um diese mit dem iPhone nutzen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten: zum einen
kann man sich, sobald man mit dem LRZ-WLan verbunden ist, mit Safari über die
Adresse https://vpnweb.lrz-muenchen.de einloggen und surfen. Der Nachteil an dieser Lösung: die Session bleibt nur begrenzt gültig, so dass man sich sehr oft neu einloggen muss.«
Quelle: http://tinyurl.com/3xpa4sq.
Nun kann man dem Nutzen der Handys entgegenhalten, dass der Bildschirm sehr
klein sei, was langes Lesen mühsam macht. In den Zeiten der Medienkonvergenz
wird man deshalb bei solchen Aufgaben auch in Zukunft eher auf andere Geräte
zurückgreifen. Dagegen sind eine der Stärken der neuen Smartphones die vielen
»Apps«, also die kleinen Programme (applications), mit welchen Handys für eine
viel breitere Palette von Anwendungen als nur Telefonieren oder SMS-Schreiben
interessant geworden sind. Diese neuen Handys wie das iPhone fungieren zum
Beispiel als Informationsdrehscheibe, wo Newsfeeds, Facebook und Twitter-Mitteilungen ständig mitlaufen. Auch in den Bereichen Foto, Video und Audio werden die Handys immer beliebter, so dass man zum Beispiel auch kurze Interviews
für eine Forschungsarbeit auf dem Handy aufnehmen und mit Bildern dokumentieren kann.
Wie das Potenzial von Handys auch von kommerziellen Anbietern im Bildungsbereich ausgenutzt wird, zeigt das Beispiel des US-Textbuch-Anbieters Coursesmart (http://www.coursesmart.com). Dieser stellte eine spezielle Anwendung für
iPhone und iPod touch vor, welche den Zugriff auf die über 7.000 Lehrbücher aus
dem Archiv des Unternehmens ermöglicht. So sollen Schüler und Studenten künftig schnell und einfach auf vollständige digitalisierte Versionen ihrer herkömmlichen Textbücher zugreifen, ihre selbst verfassten Notizen lesen und nach spezifischen Wörtern und Phrasen suchen können. Als Vorteil für diese mobile Version
der Lehrbücher wird insbesondere der schnelle und unkomplizierte mobile Zugriff
genannt. »Wenn man zum Beispiel in einer Seminargruppe im Unterricht sitzt und
sich spontan eine interessante Frage auftut, kann man sofort auf das entsprechende
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Lehrbuch zugreifen«, meinte Frank Lyman, Executive Vice President bei Coursesmart, gegenüber dem Wall Street Journal (vgl. http://tinyurl.com/3aob2fv).
Für uns im deutschsprachigen Raum mag das alles noch Zukunftsmusik darstellen. Auf der Website http://www.macnotes.de werden jedoch für die Studierenden
der Gegenwart die »Top10 iPhone-Apps« genannt (für andere Handys, in die sich
Apps integrieren lassen, gibt es ähnliche Anwendungen):
Übersicht
10 Top-iPhone-Apps für Studierende
Simple-Note: eine Notizen-App, bei der man über eine direkte Synchronisation von
jedem Rechner aus direkt auf die Notizen zugreifen kann (ähnlich das kostenlose
Evernotes).
Things: ein Tool, um Aufgaben zu organisieren und abzuarbeiten.
Fahrplan: ein Onlinetool, das den Fahrplan aufs Handy bringt.
Facebook: eine App, welche für den Facebook-Zugang auf dem Handy gedacht ist.
dict.cc: eine Anwendung, mit der man ein umfangreiches deutsch-englisches Wörterbuch auf dem iPhone erhält.
Papers: Papers dient zum Sortieren ungeordneter PDF-Dateien, wobei die dazu passende iPhone-App die Möglichkeit bietet, einzelne Texte oder ganze Kategorien aufs
iPhone zu übertragen und damit auch unterwegs verfügbar zu machen.
Newsstand: ein RSS-Reader, mit dem man News aus dem Netz abonnieren kann.
Convertbot: ein Tool, das Einheiten aller Art (Längen- und Flächenmaße, Temperaturen, Währungen etc.) umzurechnen erlaubt.
Offmaps: eine Alternative zu Google Maps, wobei man sich die Karten offline auf
das iPhone laden kann.
Quickoffice: ein Tool, das die Bearbeitung von Office-Dokumenten ermöglicht.
Quelle: http://tinyurl.com/39obcy4 /
3
Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
Geht es darum, die eigene Lernumgebung zu gestalten, so heißt das nicht, dass
ausschließlich das individuelle Lernen und die Auswahl der zum eigenen Lernund Arbeitsstil passenden Werkzeuge und Tools im Mittelpunkt stehen. Das heutige Massenstudium könnte es zwar nahelegen, die in diesem Buch verhandelten
Fragen des effektiven Lernens vor allem unter dem Gesichtspunkt eines Vorteils zu
sehen, den man gegenüber seinen Mitstudierenden hat, wenn man digitale Medien
geschickt zur Lernunterstützung zu nutzen vermag. Gegenüber seinen Mitstudie150
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 151
3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
renden dank Medienunterstützung eine Nasenlänge voraus zu sein, ist jedenfalls
kein schlechtes Argument für eine konsequente Mediennutzung.
Dennoch haben die digitalen Medien gerade dort ihre große Stärke, wo es nicht
um persönliche Konkurrenz, sondern um gemeinschaftliches Lernen geht. Dies
sollte im letzten Kapitel deutlich geworden sein, wo eine Vielzahl von digitalen
Werkzeugen vorgestellt wurden, welche das kollaborative Lernen unterstützen.
Diese vernetzende und Kontakt schaffende Funktion des Lernens ist umso wichtiger, wenn man Lernen nicht einfach als Auswendiglernen von Fakten oder als
reproduzierbares Bücherwissen betrachtet.
Wissenserwerb ist in zwei Richtungen zu sehen: Einmal kann es in der Auseinandersetzung mit den Inhalten sinnvoll sein, sich individuell mit Theorien und
Konzepten auseinanderzusetzen, um so in seinen Fähigkeiten und Kenntnissen
weiterzukommen. Immer stärker stellen aktuelle Lerntheorien aber in den Vordergrund, dass Wissen in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen erworben
wird, indem man sich gegenseitig Anregungen gibt und korrigiert. Erkenntnis und
Wissen gewinnt man wesentlich dadurch, dass die Aushandlung von Bedeutungen
im Rahmen sozialer Beziehungen erfolgt.
Solche Überlegungen zur zentralen Funktion der Zusammenarbeit sind in
Lernkonzepten integriert, die sich am Modell von »Communities of Practice« orientieren (vgl. Lave/Wenger 1991). Diese sogenannten CoPs lassen sich nach
Etienne Wenger über drei Dimensionen definieren:
1. Es reicht nicht dass, sich ein Kreis von Freunden über ein Netzwerk austauscht.
Vielmehr gehört ein gemeinsames Arbeitsfeld (Domain) dazu, in welchem sich
die Interessen der Mitglieder konkretisieren. CoPs entstehen um Fragestellungen, die für die Mitglieder Bedeutung haben und für die sie dann auch die
Verantwortung übernehmen.
2. Um die Interessen in ihrem Arbeitsfeld zu verfolgen, engagieren sich die Mitglieder in gemeinsamen Aktivitäten und Diskussionen, unterstützen einander
und tauschen Informationen aus. Sie entwickeln dabei Beziehungen, welche sie
befähigen, voneinander zu lernen.
3. Eine CoP ist nicht einfach eine Ansammlung von interessierten Menschen,
welche zum Beispiel Spielfilme lieben. Vielmehr handelt es sich um Praktiker,
welche ein Repertoire von Ressourcen, Erfahrungen, Werkzeugen, Geschichten, Problemlösungsroutinen etc. gemeinsam haben – also in eine miteinander
geteilte Praxis verwoben sind (vgl. dazu die Homepage von Wenger: http://
www.ewenger.com/theory).
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Diese Beschreibung von CoPs ist auch für die Situation des Studiums wichtig.
Denn natürlich findet Lernen in mannigfaltigsten Formen jeden Tag und an allen
Orten statt. Doch gerade ein Studium stellt eine gezielte und fokussierte Form des
Lernens dar, auf welche die Merkmale von Wenger passen: Es geht um ein klar
definiertes Arbeitsfeld, in welchem sich die Studierenden engagieren und gemeinsam an Aufgaben und Projekten für ihren Studienabschluss arbeiten. Studierende
sind dabei im oben genannten Sinn Praktiker, die über bestimmte Ressourcen,
Erfahrungen und Werkzeuge verfügen, um Erkenntnisse und Wissen zu erwerben
bzw. weiterzuentwickeln. Lernen in solchen Communitys umfasst den gegenseitigen Austausch, ein Geben und Nehmen, in welchem sich die Beteiligten gegenseitig unterstützen.
Für das Studium sind zwei Formen von Communities of Practice wichtig, die
kurz vorgestellt werden: einmal Lerngruppen, die zum Beispiel für Gruppenarbeiten in einem Seminar oder als gemeinsame Vorbereitung auf eine Prüfung gebildet
werden; daneben gibt es aber auch längerfristig angelegte Communitys, etwa wenn
Studierende zu einem Interessengebiet ihres Studiums einen über mehrere Semester bezogenen Lernzusammenhang entwickeln, oder wenn Promovierende mit
ähnlichen Dissertationsthemen an verschiedenen Unis eine inhaltsbezogene Community bilden. Diese beiden Formen sollen im Folgenden mit Bezug auf die Nutzung digitaler Medien genauer beschrieben werden.
Arbeiten in Lerngruppen und Lerngemeinschaften (Communities of Practice)
In ihrem Buch Digital Habitats beschreiben Wenger/White/Smith (2009), wie
CoPs als digitale Lernumgebungen funktionieren. Für sie ist es klar, dass diese in
der heutigen Zeit immer mehr auch digitale Medien integrieren. Im Vorwort ihres
Buches heißt es dazu: »Seit 2001 haben sich technologiegestützte Communities of
Practice stark vermehrt, und das Feld der Technologie für solche Communities ist
explodiert. Digitale Lebensumwelten, wo Communities angesiedelt sind, haben
sich in bemerkenswerter Weise verändert« (Wenger/White/Smith 2009, S. xi).
Gegenüber früheren Vorstellungen vom digitalen Lernen ist es nicht mehr so,
dass »Digital Habitats« als virtuelle Welten vom studentischen Alltag abgekoppelt
sind. Vielmehr ist es oft eine gute Form, wenn man die Arbeit in digitalen Räumen
mit dem realen Alltag verzahnt. So arbeitet eine Gruppe von Studierenden an
einem Gruppenbericht, indem sie sich regelmäßig alle drei Wochen trifft, eine
kurze Standortbestimmung vornimmt, »heiße« Themen diskutiert und dann die
Arbeit verteilt, die in den nächsten drei Wochen individuell auf Google Docs zu
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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
leisten ist. Einbezogen sind dabei auch informelle Lernanteile: Wenn sich zwei
Gruppenmitglieder an der Universität über den Weg laufen, kommen sie öfter auf
offene Fragen in der Gruppenarbeit zu sprechen und entwickeln den roten Faden
ihrer gemeinsamen Arbeit weiter. Und wenn ein Mitglied online am Text arbeitet,
gesellt sich manchmal noch eine zweite Person dazu – was dann zu einem Chatoder Skype-Austausch zwischen ihnen führt.
Welche Rolle solche Lerngemeinschaften im Studium spielen können, beschreibt
Nina Heinze am Beispiel des Projekts i-literacy an der Universität Augsburg:
»Im Projekt i-literacy kann man beobachten, dass im Laufe eines Semesters Lerngemeinschaften unter Studierenden im MuK-Studiengang (Medien und Kommunikation)
selbstorganisiert entstehen, die sich gegenseitige Unterstützung, Beratung, und emotionalen Rückhalt geben bei der Anfertigung von Haus- und Abschlussarbeiten. Vor allem
das Anstehen der Bachelor- oder Master-Abschlussarbeit trägt verstärkt zur Bildung von
Lerngemeinschaften bei. Von Bedeutung ist hier, dass die Lerngemeinschaften nicht von
Lehrenden initiiert werden. Sie werden von den Studierenden im Projekt selbst ins Leben
gerufen bzw. sie entstehen aus einer Notwendigkeit heraus, wissenschaftliche Probleme
zu lösen. Diese informellen Lerngemeinschaften gab es bereits, bevor das Projekt i-literacy begann, denn die Notwendigkeit einer gemeinsamen Problemlösung ist in einem
Studiengang wie dem MuK nicht neu. Zudem sind es Studierende gewohnt, sich Unterstützung im Studium hauptsächlich durch Kommilitonen zu holen.«
Quelle: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2008-01/2
Die Entstehung von Lerngemeinschaften wurde zusätzlich dadurch gefördert, dass
man räumliche Möglichkeiten schuf, wo sich Studierende treffen und austauschen
können. Dies führte dazu, dass sich neben bereits befreundete Studierende auch
Studierende mit ähnlich gelagerten Problemen und Forschungsinteressen trafen,
die sich vorher (noch) nicht gekannt hatten.
Projekte wie i-literacy machen deutlich, dass es im Rahmen eines Studiums zwei
Formen von CoPs geben kann: Lerngemeinschaften, die Teil einer offiziellen Veranstaltung sind, und informelle Lerngemeinschaften, die nach Bedürfnis und Interesse selbstorganisiert von den Studierenden gebildet werden. Bei formellen Lerngruppen, die innerhalb von Lehrveranstaltungen stattfinden, ist der Rahmen meist
klar – indem zum Beispiel verlangt wird, eine Arbeit im Rahmen einer universitären Lernplattform zu erstellen oder dazu ein bestimmtes Programm bzw. eine vorgegebene Layoutvorlage zu benutzen. Dazu muss in diesem Buch nichts gesagt
werden, weil die Aufgaben extern gestellt und die Settings vorgegeben sind.
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Dennoch sollten sich Studierende auch hier überlegen, ob es zusätzlich Hilfsmittel aus der Welt der digitalen Medien gibt, welche die Arbeit erleichtern:
• Eine Seminar-Arbeitsgruppe hat zu ihrem Thema am Ende des Semesters einen
Text in Word abzuliefern. Die Mitglieder, die sich unter der Woche nur schlecht
treffen können, beschließen, den Text erst einmal kooperativ in Google Docs zu
erstellen. Sie stellen dazu eine Gliederung ins Netz und vereinbaren, wer für
welchen Teil verantwortlich ist. Ein Gruppenmitglied übernimmt am Schluss
den Export in das Word-Format und die dann notwendige Layoutarbeit.
• Zwei Studierende beabsichtigen ihre Prüfung gemeinsam vorzubereiten. Sie
beschließen ein Karteikarten-Programm zu benutzen und sich gegenseitig online Fragen zu stellen.
• Um ein Thema zu strukturieren, nehmen die Studierenden ein Online-Mindmap-Programm und ihre Laptops in eine erste Sitzung mit. Gemeinsam planen
sie mithilfe der Mindmap die kommende Arbeit und ihre Schwerpunkte.
• Mitglieder einer Seminargruppe beschließen spontan, gemeinsam Bookmarks
zu ihrem Thema auszutauschen und melden sich dazu beim Internetdienst vom
Mister Wong an.
In selbstorganisierten Lerngruppen und Communities of Practice gibt es dagegen
kaum Vorgaben, wie digitale Medien einzusetzen sind. Man ist frei, eine Lernplattform einzusetzen oder nicht; und die Intensität, mit der Medien genutzt werden,
ist den jeweiligen Mitgliedern überlassen. Bei kleinen und auf eng umgrenzte Ziele
bezogenen Lerngruppen ist es oft einfach, ein geeignetes Tool oder Werkzeug zu
finden, mit dem gemeinsam gearbeitet wird. Dieses Buch weist zum Beispiel
immer wieder auf Anwendungen hin, welche die Produktivität erhöhen und das
Lernen unterstützen. Und vielleicht gibt es auch medienerfahrene Mitstudierende,
die man fragen kann, welches Werkzeug das richtige ist.
Bei größeren Gruppen oder solchen, die über längere Zeit komplexere Ziele verfolgen, gibt es einige Punkte, die speziell beachtet werden müssen.
Während bei kleinen Lerngruppen von fünf bis sieben Personen meist alle Mitglieder gleichberechtigt sind und gleich intensiv mitarbeiten, muss dies bei größeren Communitys nicht der Fall sein. Wenn es überdauernde Gruppen sind, dann
werden immer wieder Novizen langsam in eine solche Gruppe hineinwachsen und
erfahrene Mitglieder diese mit der Zeit verlassen. Neben einer Kerngruppe, die sich
oft herausbildet und in der Kommunikation (Forum oder Chat) die Diskussionen
bestimmt, gibt es auch die Trittbrettfahrer, sogenannte Lurker, welche Beiträge nur
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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
lesen, sich aber nicht beteiligen. Wenger/White/Smith (2009, S. 9) weisen jedoch
darauf hin, dass auch eine solche Randstellung in CoPs durchaus seine Bedeutung
hat. Sie nennen dieses Phänomen auch »legitimate peripheral participation«. Es sei
gerade wichtig, Personen, welche noch am Rand stehen, aber durch ihre Teilnahme
ein gewisses Interesse an der Gruppe zeigen, für ein intensiveres Engagement zu
motivieren. Denn oft befinden sich potenzielle Teilnehmer zuerst an der Peripherie, um sich mit den Regeln und Inhalten, die bearbeitet und diskutiert werden,
vertraut zu machen. Sie brauchen etwas Zeit, bevor sie sich stärker engagieren und
ins Geschehen eintreten. Beim Geben und Nehmen, das in solchen Communitys
das Zusammenarbeiten bestimmt, gehört man zu Beginn oft zu denen, die von den
Erfahrungen der alten Hasen profitieren, um dann immer mehr selbst in eine
Expertenrolle hineinzuwachsen, aus welcher die gewonnenen Erkenntnisse und
Erfahrungen wieder weitergegeben werden. Zudem bedeutet das rezeptive Verhalten von Lurker nicht, dass sie passiv sind, nur weil sie als Beteiligte schweigsam sind
und nicht auffallen. Sie können sich individuell sehr intensiv mit den Themen einer
Gruppe auseinandersetzen, ohne dass man dies gruppenintern bemerkt.
Größere CoPs verbinden oft Menschen über mehrere geografische Standorte
hinweg. Es ist deshalb wichtig, dass Werkzeuge benutzt werden, zu denen man von
überall her einen leichten Zugang hat. Die Lernplattform einer Institution zu
benutzen, die von außen nur sehr schwierig und über komplizierte Passwörter zu
benutzen ist, kann in solchen Fällen bereits ein Hindernis darstellen. Zudem ist
hier zu überlegen, wie sinnvoll es ist, trotz der geografischen Distanz hin und wieder reale Treffen der Mitglieder zu organisieren und damit die Vernetzung der
Arbeitszusammenhänge zu verstärken. Aber auch die Bildung einer FacebookGruppe könnte helfen, die sozialen Beziehungen der Mitglieder zu intensivieren,
um sich jenseits des thematischen Interesses besser kennenzulernen.
Damit zusammenhängend stellt sich die Frage, wann es sinnvoll ist, Aufgaben
real, also »face-to-face« anzugehen und wann man etwas online erledigen kann.
Dies ist vor allem dann zu klären, wenn man die gleiche Hochschule besucht, also
regelmäßig an einem bestimmten Ort anzutreffen ist bzw. zusammenkommt. Die
folgende Übersicht zeigt, was hier im Allgemeinen günstiger ist (s. folgende Seite).
Face-to-Face-Kommunikation erleichtert die Kooperation meist dort, wo es
um Absprachen geht, eine Struktur für das Weiterarbeiten erstellt werden muss
etc. Auch bei Ereignissen, die stark emotional geprägt sind, wie Konflikte oder
die Krise einer Arbeitsgruppe, ist meist die direkte Auseinandersetzung fruchtbarer. »Flaming« bzw. verletzende und polemische Bemerkungen über Onlinekanäle verschärfen die Situation nur noch. Denn man hat meist nur die Textaus155
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Welche Arbeitsform ist vorteilhafter?
»face-to-face«
online
Kennenlernen
recherchieren und Datenaustausch
Struktur erstellen
individuelles Arbeiten im Rahmen der vereinbarten
Struktur
Krise und Konflikt lösen
Darstellung und Diskussion von Meinungen und
Erkenntnissen (zum Beispiel in einem Forum oder Chat)
Präsentation, Abschluss
üben, Prüfungen vorbereiten
sagen vor sich, alle emotionalen Ausdrucksformen wie Gesten, Mimik und
Tonfall fehlen.
Vom sozialen Standpunkt aus kann es zudem günstig sein, wenn Anfang und
Abschluss der kooperativen Arbeit im Face-to-Face-Setting erfolgen. Im direkten
Austausch kann man sich besser kennenlernen und hat dann auch ein Gesicht vor
sich, wenn man online am Computer sitzt und sich mit einer Kollegin über die
neuesten Recherchen austauscht. Aber auch ein gemeinsamer Abschluss im Rahmen einer Präsenzveranstaltung ist ein tiefer greifendes emotionales Erlebnis, als
wenn der gemeinsam fertiggestellte Bericht lediglich über das Netz ausgetauscht
wird. Auch wenn es sachlich vielleicht gar nicht notwendig wäre, lautet die Devise:
Nach getaner Arbeit sich etwas gönnen und das gemeinsame Arbeitsergebnis miteinander im Rahmen eines Abschlussrituals feiern.
Arbeitsteiliges Arbeiten am Computer und Zusammenarbeiten übers Netz ist
dagegen sinnvoll, wenn es darum geht, Material zu recherchieren, einen vereinbarten Textteil auszuarbeiten, auf ein definiertes Problem hin mit Kolleginnen und
Kollegen eine Skype-Telefonkonferenz am Computer durchzuführen, einander
Prüfungsfragen zu stellen und am Computer zu beantworten etc. Vor allem dort,
wo Aufgaben klar strukturiert sind, ist die Onlinekooperation ein gutes Mittel zur
Zusammenarbeit. Ist sie doch flexibel, indem ich mich zu jeder Zeit und an jedem
Ort in die Kooperation einschalten kann.
Lernen mit Bar- und Educamps
Im Zeichen der neuen Medien steht mit den sogenannten Barcamps auch eine
neue Form der fachlichen Begegnung bereit, die unter Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern zunehmende Beliebtheit erhält. Wikipedia definiert diese
Form lakonisch: »Ein Barcamp ist eine offene, partizipative Unkonferenz, deren
Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern bestimmt wird.«
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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
Bei dieser Definition stolpert man zuerst über den Begriff der »Unkonferenz«,
wobei rasch klar wird, dass damit ein deutlicher Trennstrich zur traditionellen
Konferenz gezogen wird. Denn mit Unkonferenz wird eine Art von Ad-hoc-Konferenz bezeichnet, die sich bewusst von traditionellen Kongressformaten abwendet, indem ein vorgegebenes Thema fehlt und keine Trennung von Vortragenden
und einem mehr passiven Publikum besteht. Franz Patzig beschreibt den Ablauf
eines solchen Barcamps wie folgt:
»BarCamps leben von ihren Teilnehmern. Es gibt keine Planung im Vorfeld, keine Einladungen und keine festen Redner. Sessions werden nach einer kurzen Einführungsrunde,
bei der sich jeder kurz vorstellt und drei Tags gibt, abgestimmt. Diejenigen Teilnehmer,
die eine Session leiten möchten, stellen das Thema am Morgen kurz vor, per Aufzeigen
wird die Zahl der Interessenten ermittelt und ein passender Raum zugewiesen. Es laufen
immer so viele Sessions gleichzeitig wie Räume zur Verfügung stehen. Die Sessions sind
in der Regel 30 Minuten lang, man kann aber einen zweiten Slot belegen. Alle Teilnehmer sind gehalten, die Sessions aufzuzeichen, darüber zu bloggen oder in einer
sonstigen Form der Allgemeinheit zugänglich zu machen.«
Quelle: http://franztoo.de/?p=113
Damit wird der Unterschied zur herkömmlichen Konferenz deutlich, wo die
Zuhörer den meist erhöht positionierten Referenten lauschen, und wo nach dem
Referat auch die anerkannten Kolleginnen und Kollegen bei Wortmeldungen
dominieren. Demgegenüber steht der partizipative Stil der Barcamps, wo von
Anfang an das »Du« vorherrscht und Professoren- und andere Titel wenig zählen.
Wie ein Verfechter von Barcamps betont: »Es scheint, dass alle hier auf gleicher
Augenhöhe miteinander umgehen. Wegen der niedrigen Mitmachhürde (kein
Eintritt) kommen auch Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen aus Interesse
dazu« (http://tinyurl.com/35zsk9d).
Regeln
Regeln für Barcamps
Es gibt nur wenige Regeln, die aber wichtig sind. Denn sie geben den Barcamps ihre
Struktur. Franz Patzig führt folgende auf:
1st Rule: You do talk about Barcamp.
2nd Rule: You do blog about Barcamp.
3rd Rule: If you want to present, you must write your topic and name in a presentation slot.
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IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Regeln
4th Rule:
5th Rule:
6th Rule:
7th Rule:
Only three word intros.
As many presentations at a time as facilities allow for.
No pre-scheduled presentations, no tourists.
Presentations will go on as long as they have to or until they run into
another presentation slot.
8th Rule: If this is your first time at Barcamp, you HAVE to present. (Ok, you don’t
really HAVE to, but try to find someone to present with, or at least ask
questions and be an interactive participant.)
Quelle: http://franztoo.de/?p=113
Barcamps stammen aus der Küche von Internetprotagonisten, welche die Prinzipien des Web 2.0 auch für ihre »realen« Konferenzen nutzbar machen wollten.
Mittlerweile ist diese Methodik aber auch für andere Bereiche übernommen worden. So gibt es in Deutschland regelmäßig »Educamps« zu Fragen des mediengestützten Lernens an Schulen und Hochschulen. Zu einem Educamp, das zu Beginn
des Jahres 2010 in Hamburg stattfand, heißt es:
»Es war ein schönes Educamp, an dem insgesamt 222 Personen teilgenommen haben,
wobei nicht immer alle gleichzeitig vor Ort waren. Zunächst musste man sich durch das
eisige und glatte Hamburg bis zum Veranstaltungsgebäude durchkämpfen. Zur Begrüßung wurden die Teilnehmer am Infotisch mit einem Namensschild und Gutscheinen
für Mittagessen und Kaffee/Tee ausgestattet. Den ganzen Tag standen Wasser, Saft und
Bioobst zur Verfügung. Durch die Vorstellungsrunde mit Nennung des Namens, drei
Tags und ggf. der zugehörigen Organisation wurde schnell klar, wie unterschiedlich die
Hintergründe der Teilnehmer waren. In diese Vorstellungsrunde klinkte sich auch der
›Hausherr‹, Prof. Dr. K.-D. Schuck, der Dekan der Fakultät epb ein, um seine Grußworte
zu sprechen. Die interdisziplinären Hintergründe der Personen haben für eine hohe
Diversität bei den Inhalten der Sessions gesorgt. Es gab Sessions zu Themen wie ›Open
learning‹, ›Menschenbilder‹, ›e-forschendes Lehren und Lernen‹, ›Bildungssofa 2.0‹,
›One to One in der Schule (Laptopklasse)‹, ›Cloud Computing‹, ›Heuschreckenbasierte
Bildungsrevolution‹.«
Quelle: http://tinyurl.com/yevuyrh
Was Computerspezialisten und Bildungsexperten gut und teuer ist, das kann auch
in anderen fachlichen Gebieten nützlich sein. So entwickeln sich Barcamps zu
einem generellen Konzept der Zusammenarbeit, das offen und partizipativ angelegt ist – und damit für viele attraktiver wirkt als die hierarchisch angelegten formellen Konferenzen, welche das wissenschaftliche Arbeiten dominieren.
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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
Tech Steward – eine neue Rolle
Bei größeren Gruppen sind die Einzelnen schnell überfordert, wenn es um die
Frage der Medienwahl geht. In ihrem Buch schlagen Wenger/White/Smith (2009)
deshalb vor, dass es eine technologische Betreuung solcher Gruppen braucht (»tech
stewards«). So kann es in Lerngruppen sinnvoll sein, dass ein medienerfahrenes
Mitglied sich zu Beginn der gemeinsamen Arbeit überlegt, welche Werkzeuge und
Tools für die Gruppe angemessen sind, und Ansprechperson ist, wenn sich Probleme ergeben. Aufgaben des Tech Steward in einer Lerngruppe oder Community
könnten sein:
Übersicht
Aufgaben des Tech Steward
Ausgangskonfiguration
festlegen
Hier geht es darum, welche Tools und Werkzeuge man
gemeinsam benutzen will. Dazu gehören Fragen wie:
• Mit welchen Tools hat die Gruppe schon Erfahrung?
• Dürfen die zu verwendenden Tools etwas kosten?
• Kenne ich mich so gut darin aus, dass ich Support
leisten kann?
• Wie gut können meine Kolleginnen und Kollegen mit
digitalen Medien umgehen?
• Reicht eine einfache Lösung aus oder braucht es Tools
mit einem mächtigen Funktionsumfang?
Beobachten des
gemeinsamen
Lern- und Arbeitsprozesses
• Wie bewähren sich die eingesetzten Tools in der
gemeinsamen Arbeit?
• Wie gut kommen die Mitglieder mit den Werkzeugen
zurecht?
• Reichen die darin eingebauten Funktionen aus?
• Behindern oder fördern die Werkzeuge den gemeinsamen Lernprozess?
Beobachten des
Marktes der
digitalen Werkzeuge
• Kommen neue Tools auf den Markt, deren Einsatz sich
für unsere Lerngruppe lohnen würde?
• Welche Alternativen zu den von uns eingesetzten
Werkzeugen gibt es?
• Gibt es ähnliche Gruppen, die mit anderen Werkzeugen
bessere Erfahrungen gemacht haben?
• Gibt es Neuentwicklungen auf dem Markt, welche die
Produktivität der Gruppe stark verbessern würde?
159
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 160
IX Die persönliche Lernumgebung gestalten
Übersicht
Aufgaben des Tech Steward
Änderungen und
Anpassungen
vorschlagen
• Sollte die Konfiguration der benutzten Werkzeuge und
•
•
•
•
Tools verändert werden?
Würde ein anderes Werkzeug die Produktivität unserer
Gruppe steigern?
Haben bestimmte Werkzeuge Macken und Schwächen,
die uns behindern?
Wie sieht die wahrscheinliche positive und negative
Bilanz aus, wenn ein Werkzeug zu einem bestimmten
Zeitpunkt ausgetauscht wird?
Haben sich die Zielsetzungen der Gruppe so verändert,
dass es dazu auch neue Werkzeuge und Tools braucht?
Bei einer Beschreibung der Aufgaben des Tech Steward sind zwei Missverständnisse zu vermeiden:
1. Es handelt sich nicht um die Leitung der Gruppe, welche automatisch auch
über die Nutzung bestimmter digitaler Werkzeuge entscheidet. Vielmehr geht
es darum, hier das Expertenwissen einzelner Mitglieder zu nutzen, die an
Medien interessiert sind und darin vertiefte Kompetenzen besitzen.
2. Der Tech Steward ist nicht einfach ein Technikfreak, der immer die neuesten
Gadgets ausprobieren will – und der seiner Gruppe jede Woche ein noch cooleres Tool für die gemeinsame Arbeit empfiehlt. Die folgende Tabelle (nach
Wenger/White/ Smith 2009, S. 149) belegt eindrücklich, dass es gerade um die
Schnittfläche zwischen technischen Überlegungen und Überlegungen zum
Lernprozess und zur Entwicklung solcher Gruppen geht:
Zur Arbeit des Tech Steward
Kreuzen Sie die Prinzipien an, die besonders wichtig für Sie sind.
• Die Vision vor der Technologie: Was ist
Ihre Vision des Erfolgs Ihrer Community?
Schreiben Sie diese über der Liste von
technischen Anforderungen auf ein Blatt.
160
Warum sind diese relevant?
Was bedeuten sie für Sie?
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 161
3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
Zur Arbeit des Tech Steward
Kreuzen Sie die Prinzipien an, die besonders wichtig für Sie sind.
Warum sind diese relevant?
Was bedeuten sie für Sie?
• Einfachheit priorisieren: Was ist zu
diesem Zeitpunkt die einfachste Lösung
für Ihre Community? Ist diese gut
genug?
• Entwicklung zulassen: Können Sie der
Community helfen, ihr ein Gefühl der
eigenen Evolution zu geben? Denken Sie
bei Technologie dabei nicht als selbstständiges System, sondern als integralen
Teil der Evolution ihrer Community.
• Das Wissen nutzen, das rund um uns
herum vorhanden ist: Wen kann man
ansprechen, um mit ihr/ihm und von ihr/
ihm zu lernen?
• Daten immer sichern: Wie planen Sie Ihr
Daten-Backup?
161
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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden
X
Das Netz als Rechtsraum
1 Der Schutz der Persönlichkeit
2 Die Urheberrechte
3 Die eigenen Rechte geltend machen
Das weltweite Netz ist kein rechtsfreier Raum, wie es sich manche Internetpioniere
erträumten. Der lange Arm des Gesetzes reicht bis weit in die virtuellen Welten
hinein. In diesem Kapitel erfahren Sie, was man dazu wissen muss:
• Welche Regeln muss man zum Persönlichkeitsschutz beachten?
• Wie sollte man mit seinen Profilen umgehen?
• Welche Folgen hat der Datenklau?
• Wo ist die Grenze zum Plagiat?
• Wann darf man eine Vorlesung mitschneiden?
• Welche Bilder darf man öffentlich nutzen?
• Wann verletzt man das Urheberrecht?
• Wie kann man eigene Rechte gezielt wahrnehmen?
163
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 164
X Das Netz als Rechtsraum
Das Netz ist weder ein realitätsferner Raum, in welchem die Regeln und Normen
der Gesellschaft aufgehoben sind, noch ein rechtsfreier Raum, wo alles erlaubt ist.
Das ist eigentlich eine selbstverständliche Feststellung. Dennoch liegt der Teufel
dieser Aussage im Detail. Denn einerseits ist ja das Netz ein globales Medium, so
dass nicht immer klar ist, welche landesspezifischen Rechte gelten. Dennoch kann
man oft sehr genau feststellen, wo ein Computeranschluss lokalisiert ist und wer
die gültigen Regeln übertreten hat. Das zeigt zum Beispiel das Beispiel der pädophiler Umtrieb im Internet, die sehr wohl auch international verfolgt wird. Wer
sich in anonymen Chaträumen herumtreibt, kann jedenfalls nicht damit rechnen,
dass er unerkannt und unbehelligt bleibt.
Im Weiteren kann man auch nicht davon ausgehen, dass die künstliche Welt des
Netzes gegenüber dem realen Alltag eine heile Welt darstellt. Viele User haben die
Erfahrung gemacht, dass man online genauso abgezockt werden kann wie offline.
Kriminalität ist auch im Netz gegenwärtig.
Vor diesem Hintergrund sollen im Folgenden zwei Aspekte herausgegriffen
werden, die im Umgang mit digitalen Medien zu beachten sind:
• der Persönlichkeitsschutz,
• die Frage der Urheberrechte.
1
Der Schutz der Persönlichkeit
Darf man Prüfungsresultate ins Netz stellen, wo die Studierenden in Verbindung
mit ihrer Matrikelnummer online zu sehen sind, und zwar ob sie die Prüfung
bestanden haben oder durchgefallen sind? Von der Bequemlichkeit und der Schnelligkeit her, mit welcher die Geprüften das Resultat erfahren könnten, scheint das
wünschenswert. Doch was ist, wenn solche Resultate in falsche Hände kommen?
Die zentrale Datenschutzstelle der baden-württembergischen Universitäten
äußert hier Bedenken (vgl. http://tinyurl.com/3yha7z8). Auch wenn die Resultate
nur wenige Wochen oder Tage im Internet stehen, ist nicht auszuschließen, dass sie
über Suchmaschinen oder Downloads auch später noch fast unbegrenzte Zeit im
Netz verbleiben. Dies kann zum Problem werden, weil die Matrikelnummern nur
begrenzt »geheim« sind. So sind diese an vielen Orten mit dem Namen der Studierenden verbunden (Bibliothek, Seminarlisten, BAföG-Stelle etc.). Wer möchte
aber schon, dass Jahre später zum Beispiel ein übereifriger Arbeitgeber auf solche
Daten stößt? Der Landesbeauftragte für den Datenschutz von Brandenburg hat
164
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 165
1 Der Schutz der Persönlichkeit
deshalb ein Verfahren vorgeschlagen, nach dem für jede Klausur eine Nummer
vergeben wird, die statt der Matrikelnummer als Pseudonym im Internet veröffentlicht wird.
Dieses Beispiel zeigt, dass der Datenschutz im Netz nicht auf die leichte Schulter
zu nehmen ist. Denn das Netz vergisst nichts – und auch scheinbar gelöschte Daten
können wieder in Erscheinung treten, ohne dass derjenige, der sie ursprünglich ins
Netz gestellt hat, noch eine Kontrolle darüber hat. So wird auf der Website jobsuche.de (http://tinyurl.com/3yghny3) gewarnt: »Privat ist nicht mehr privat – und
das kann ungeahnte Folgen haben. Wenn die nichtsahnende Manageranwärterin
beim Bewerbungsgespräch plötzlich mit einem anzüglichen Foto konfrontiert
wird, das sie als Abiturientin im Whirlpool auf einer Party zeigt, ist es mit den
Chancen für den Aufstieg oft erst einmal vorbei.« Jedenfalls kann das, was als Spaß
beginnt, unvermutet ernsthafte Folgen haben. Möglicherweise zeigt eine kurze
Recherche im Netz (zum Beispiel auf Facebook, StudiVZ oder dem persönlichen
Blog eines Bewerbers) ein ganz anderes Bild wie die »offiziellen« Bewerbungsunterlagen. Wer sich im Internet als Partylöwe gibt, sich besoffen für einen YoutubeClip abfilmen lässt oder auf seinem Profil ausplaudert, dass er gelegentlich in
depressiver Stimmung ist, muss sich bewusst sein, dass solche Informationen am
»falschen« Ort gegen einen selbst ausgespielt werden können.
Ein Bericht der Zeitschrift Focus vom 17.9.2008 zeigt, dass solche Warnungen
keineswegs übertrieben sind: So hat eine Umfrage des US-Jobportals Careerbuilder ergeben, dass 22 Prozent der amerikanischen Personalberater Facebook und
ähnliche Webangebote nutzen, um sich ein besseres Bild über ihre Bewerber zu
machen. Damit habe sich die Zahl der Personalschnüffler binnen zweier Jahre verdoppelt. 2006 seien es gerade einmal 11 Prozent gewesen.
In den dargestellten Fällen wird deutlich, dass Täterinnen und Täter, die naiv
und unvorsichtig mit dem Internet umgehen, schnell zu Opfern werden können.
Allerdings kann man auch ohne Schuld zur Zielscheibe von Unterstellungen werden. So können zum Beispiel Freunde oder Bekannte Fotos im Internet hochladen,
die man nie zeigen wollte oder von denen man gar nicht weiß, dass sie überhaupt
existieren. In dem Hilferuf einer jungen Frau in einem Internetforum heißt es:
»Ich habe wirklich ein großes Problem: Mein Exfreund hat Nacktfotos von mir ins Internet gestellt. Ich habe ihm nie meine Zustimmung dazu erteilt. Ich bin stinksauer, das
könnte auch ernste Konsequenzen für mich haben, wenn mein Arbeitgeber die Fotos
sieht. Ich habe schon versucht, mit dem Exfreund zu reden, aber er bleibt stur. Was kann
und sollte ich jetzt tun?«(http://tinyurl.com/2ww2kvy)
165
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 166
X Das Netz als Rechtsraum
Es ist deshalb kein Kavaliersdelikt, wenn man zum Spaß nach einer Party anzügliche Fotos von Bekannten auf einer Bildergalerie hochlädt, ohne dass die Betroffenen einverstanden sind. Vielmehr macht man sich damit strafbar bzw. man kann
rechtlich belangt werden.
Auf der Website Telemedicus findet sich ein Urteil, das das Strafmaß deutlich
macht, welches man sich mit einem Verstoß gegen den Persönlichkeitsschutz einhandeln kann:
»1. Die Veröffentlichung fremder Nacktfotos im Internet gibt der Verletzten einen
Anspruch auf Schmerzensgeld und Schadensersatz aus § 823 Abs. 1 BGB iVm Art. 1
Abs. 1 GG und 2 Abs. 1 GG, sowie § 826 BGB.
2. Für die Höhe des Schmerzensgeldes sind neben der Art und Intention der Tatausführung insbesondere die Folgen dieser Handlung für die Verletzte von Bedeutung. Der
Verletzer kann sich nicht darauf berufen, die Fotos lediglich einem kleinen Personenkreis
zur Verfügung gestellt zu haben und für die weitere Verbreitung nicht unmittelbar
verantwortlich zu sein. Auch die Tatsache, dass die Fotos nicht aus kommerziellen
Zwecken veröffentlicht wurden, ist kein Grund zur Ermäßigung des Schmerzensgeldes.«
Quelle: http://tinyurl.com/39eb5mw
Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass nicht alle Fälle so klar sind. Denn der
Persönlichkeitsschutz kann auch mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung kollidieren, wenn man ihn sehr eng auslegt. Ein Beispiel dafür sind jene Seiten, bei
denen Schüler und Studierende ihre Lehrerinnen und Lehrer im Internet bewerten. Nachdem die Auseinandersetzung mit der Website spickmich.de über mehrere Rechtsinstanzen ging, hat der Bundesgerichtshof 2009 entschieden, dass die
Lehrerbewertung im Internet nicht gegen deren Persönlichkeitsrecht verstößt.
Schüler dürfen danach auf spickmich.de weiterhin Noten für Lehrer vergeben und
anonym bleiben. Im Urteil vom 23.6.2003 heißt es wörtlich: »Die Bewertung von
Lehrern im Internet mittels eines Schulnotensystems stellt keine Verletzung des
Allgemeinen Persönlichkeitsrechts dar, sofern diese lediglich die berufliche Tätigkeit der Lehrer betreffen. Die Bewertungen sind auch nicht allein deshalb unzulässig, weil diese anonym abgegeben werden können. Denn die Möglichkeit, das
Internet anonym zu nutzen, ist sowohl rechtlich als auch technisch durchaus vorgesehen.«
Das zeigt deutlich die engen Grenzen, welche der Bundesgerichtshof zieht.
Denn dieses Urteil ist keine Einladung dazu, Lehrerinnen und Lehrer direkt persönlich anzugreifen und zu verunglimpfen – etwa in einem Blog oder in einer
Studentenzeitung. Dort wo Schmähkritik öffentlich geübt oder jemand an den
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1 Der Schutz der Persönlichkeit
Pranger gestellt wird, ist die Toleranz und die Berufung auf die persönliche Meinungsfreiheit zu Ende.
Was ist zu tun?
Welche Informationen, die Sie aus eigenen Profilen ins Netz gestellt haben, sind
unproblematisch? Wann sollten Sie vorsichtiger sein (zum Beispiel mit der Angabe
von Adressen und Telefonnummern)? Stellen Sie die Sicherheitseinstellungen der
Profile so ein, dass Ihre Privatsphäre gewährleistet ist. So kann man etwa in Facebook unter Privatsphäre-Einstellungen »Fotos und Videos von mir« nur seinen
Freunden bzw. den Freunden von Freunden zugänglich machen und vor anderen
Personen – zum Beispiel aus dem geschäftlichen Bereich – verbergen.
Besonders vorsichtig sollte man mit Bildern umgehen, die man mal schnell in
eine Galerie hoch lädt. Das gilt für die eigenen Bilder, aber auch für diejenigen
Gruppenfotos und Schnappschüsse, die Freunde, Bekannte oder Fremde zeigen.
Denn das »Recht auf das eigene Bild« muss gewährleistet sein, d. h., ich muss die
Zustimmung der Betroffenen haben, wenn ich deren Bild veröffentliche.
Fühlt man sich als Opfer einer unberechtigten Veröffentlichung oder gar
gemobbt, dann sollte man schon wegen der Kosten nicht gleich einen Anwalt aufsuchen. Es reicht häufig, den Urheber der Rechtsverletzung per Mail oder Brief
anzuschreiben und ihn mit einer Fristsetzung aufzufordern, Bild oder Text aus
dem Netz zu nehmen. Reagiert der Angeschriebene innerhalb der gesetzten Frist
nicht, bleibt einem der Gang zum Anwalt nicht erspart.
Wenn man den eigenen Namen im Internet sucht, sind in den Ergebnislisten
meist bekannte, manchmal aber auch neue und vielleicht unerwünschte Fundorte
auszumachen. Oft sind im Cache der Suchmaschinen noch Daten abgelegt, die
eigentlich schon lange gelöscht sind, aber eben nicht physikalisch gelöscht. In die-
Schutz der Privatsphäre in Facebook
167
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X Das Netz als Rechtsraum
sem Fall kann man mit dem Betreiber der Suchmaschine Kontakt aufnehmen und
erhält Auskunft, wie man die unerwünschten Informationen loswird. Wie das bei
Google geht, findet man mit folgenden Suchbegriffen heraus: »Google Cache
löschen«.
2
Die Urheberrechte
In diesem Unterkapitel soll es nicht darum gehen, eine umfassende juristische Einführung in Fragen des Urheberechts zu geben. Vielmehr sollen Studierende exemplarisch einen Einblick in jene Fragen erhalten, die eng mit dem Studienalltag
zusammenhängen. Im Zentrum stehen folgende Problemkreise:
• Abschreiben und Kopieren von fremden Arbeiten – also Fragen zum Plagiat;
• Aufnehmen von Vorlesungen;
• Veröffentlichen von Bildern – vor allem im Kontext der Hochschule oder Universität.
Copy & Paste: Was ist erlaubt?
Der Blogger Don Alphonso macht sich für das Klauen im Netz stark und schreibt:
»Blogger klauen alles: Texte, mp3, Bilder. Die Herausgeber dieses (seines) Buches
beispielsweise lernten sich kennen und schätzen, weil der eine einen Text des anderen
1:1 kopiert und in seinem Blog verwendet hatte – selbstverständlich ohne beim Urheber zu fragen. Beide halten es für kulturhistorisch nicht bestreitbar, dass der mehr oder
weniger beabsichtigte Klau geistigen Eigentums per se eine kulturelle Leistung ist –
hätte beispielsweise Bert Brecht nicht bei François Villon gestohlen, hätte die Dreigroschenoper ein paar gute Songs weniger enthalten. In einer Welt, die das Copy + Paste
zum Lebensstil erhoben hat, in einer Zeit, da ganze Musikstile vom Klauen, Zitieren
und Sampeln leben, in einem Medium, das unbegrenzte Verfügbarkeit und Reduplizierung ermöglicht, ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit.«
(Don Alphonso 2005, S. 338)
Dass die Fragen des Urheberrechts im Zeitalter des Internets immer mehr zum
Problem geworden sind, ist sicher richtig. Nur helfen flapsige Bemerkungen nicht
weiter. Als Schriftsteller und Musiker wäre ich kaum so begeistert wie der Blogger
Don Alphonso, wenn mir meine Texte und Kompositionen einfach geklaut wür168
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 169
2 Die Urheberrechte
den. Auch wenn Kulturgüter von ihrer Verbreitung leben, heißt das noch nicht:
Kultur lebt davon, dass gut geklaut wird.
Das gilt auch für die Wissenschaft, in der man manchmal den Spruch hört: »Gut
abgeschrieben ist schon halb studiert«. Nun hat auch dieser Satz eine gewisse
Berechtigung. Denn jede Arbeit baut auf den Schultern von Vorgängern auf. So ist
die sorgfältige Recherche der erste Schritt, wenn man Arbeiten schreibt. Und man
kann sich grundsätzlich fragen, was denn noch der eigene Beitrag in einer Arbeit
ist, die mit Zitaten gespickt ist und von Ideen anderer Autorinnen und Autoren
lebt. Was ist der Unterschied dazu, wenn ich eine Arbeit einfach kopiere oder Teile
daraus abschreibe, mag sich mancher fragen. Dazu zwei Antworten:
1. Es macht einen Unterschied, ob ich plagiiere oder ob ich aus unterschiedlichen
Quellen eine eigene These herausarbeite, begründe und daraus Schlussfolgerungen ziehe. Gerade das sorgfältige Recherchieren und die Fähigkeit, einen
eigenen Gedankengang in der Auseinandersetzung mit »fremden« Diskursen
und Theorien zu entwickeln, gehört zu den Grundkompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens. Dies ist nicht einfach ein »Abschreiben« und »Kopieren«,
sondern ist (oder sollte) eine eigenständige produktive Leistung sein.
2. Auch wenn es darum geht, fremde Gedankengänge aufzunehmen und darzustellen, heißt das nicht, dass man sie gleich als die Resultate eigenen Nachdenkens ausgibt. Vielmehr müssen Quellen zitiert werde, und es ist auf jene Textstellen ausdrücklich hinzuweisen, von denen man Überlegungen übernommen
hat. Zitieren und »Sampeln« ist mit Klauen nicht einfach gleichzusetzen, wie es
Don Alphonso unterstellt.
Dennoch bleibt eine Grauzone, die jüngst am vielgerühmten Erstlingsroman
»Axolotl Roadkill« von Helene Hegemann deutlich wurde. Hegemann soll Textpassagen aus dem Roman und Blog eines anderen Autors übernommen haben. So
schwankt die Frankfurter Allgemeine Zeitung zwischen Bewunderung und Ablehnung:
»Nun folgt einem ungewöhnlichen Bucherfolg fast nichts so zuverlässig wie der Plagiatsvorwurf – wobei das heute nicht mehr Plagiat oder Abschreiben, sondern vorgangsgetreu »Copy-Paste-Verfahren« oder auch Remix genannt wird. Sich mehr oder
weniger ungeniert bei anderen zu bedienen und das dann Inspiration zu nennen, ist die
moderne Form der webbasierten Intertextualität. Doch während diese Form des
Spurenlesens früher vor allem Philologen oder Insidern vorbehalten war, kann sich die
Netz-Gemeinschaft dank Textsuchmaschinen heute binnen kürzester Zeit einen ersten
169
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 170
X Das Netz als Rechtsraum
Überblick über Recherchequellen und mögliche unausgewiesene Zitate verschaffen.
Dennoch: Die Fragen, die seit dem Wochenende an das Buch und die Autorin gestellt
werden, sollten immer auch mit Blick auf die Jugend dieses aufstrebenden Talents diskutiert werden.«
Quelle: FAZ, 20.3.2010
So gut es sich anhört: Das aufstrebende Talent eines doktorierenden Studenten
rechtfertigt das Abschreiben in einer Doktorarbeit nicht. Universitäten und Hochschulen tolerieren die »Inspiration webbasierter Intertextualität« nicht und verfolgen solches Tun unnachsichtig. Es ist auch ein Irrtum, zu glauben, dass man mit
einem Plagiat durchkommt, weil in den riesigen Datenspeichern des Netzes der
Klau nicht auffällt. Viele Hochschulen setzen spezielle Programme ein, welche oft
recht zuverlässig erkennen, dass eine Arbeit kopiert ist. Aber auch die Erfahrungen
von Professorinnen und Professoren helfen, Plagiate oder Teilplagiate zu erkennen – etwa wenn in einem Text plötzlich an einer Stelle ganz neue Fachbegriffe
auftauchen, wenn der Schreibstil sich mittendrin auffällig verändert oder wenn die
Argumentation eines Studenten in der aktuellen Seminararbeit plötzlich ungewöhnlich differenziert wird. Was für Konsequenzen Plagiate für Studierende
haben können, die sie als eigene Arbeiten ausgeben, hat ein Fall gezeigt, den faz.net
dokumentiert hat:
»In Münster hatte ein Student am Lehrstuhl für BWL seine Diplomarbeit eingereicht und
von der Prüfungskommission die Note »Mangelhaft« erhalten. Der Grund: Per AntiPlagiats-Software fand die Universität heraus, dass der Diplomand ganze Abschnitte
seiner Arbeit aus dem Internet zusammengeklaut hatte. Der Beschuldigte zog vor das
Verwaltungsgericht. Ende Februar wurde das Urteil verkündet: Der Student hat ›gegen
das Gebot wissenschaftlicher Redlichkeit verstoßen‹ und wird zum nächsten Semester
zwangsexmatrikuliert.«
(Quelle: faz.net, 14.5.2009: http://tinyurl.com/ygxeojy)
Problematisch können Websites wie http://www.hausarbeiten.de oder http://
studentenseite.de sein, wo man aus einem riesigen Angebot studentische Arbeiten
aus dem Netz herunterladen kann. Zwar kann man gegen die Veröffentlichung
solcher Arbeiten generell nichts haben; denn sie sind geistiges Eigentum der Autorinnen und Autoren. Und es ist verständlich, dass Studierende auf diese Weise mit
ihren Uni-Arbeiten sich ein kleines Zubrot verdienen (denn der Download von
solchen Arbeiten ist in der Regel kostenpflichtig). Zudem kann es für Studierende
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www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 171
2 Die Urheberrechte
hilfreich sein, sich darüber zu informieren, wie andere Kommilitoninnen und
Kommilitonen eine ähnliche Thematik bearbeitet haben, um sich davon für die
eigene Arbeit inspirieren zu lassen. Doch solche Angebote können dazu verführen,
Seminar-, Diplom- oder Masterarbeiten herunterzuladen und ganz oder teilweise
im Copy-Paste-Verfahren abzukupfern. Gemäß einem Artikel aus der Frankfurter
Rundschau bejahten 90 Prozent der befragten Studierenden in einer Umfrage des
Soziologen Sebastian Sattler die Frage, ob sie schon Texte aus dem Internet kopiert
und verwendet hätten (Frankfurter Rundschau, 20.3.2010: http://tinyurl.com/
yfaof46).
Der Vorlesungsmitschnitt
Neben den Plagiaten ist die Frage nach Vorlesungsmitschnitten zu einem viel diskutierten Thema geworden. So gibt eine Studentin in einem Internetforum ihren
Mitstudierenden kurz und bündig den Rat: »Nimm ne Videokamera mit in die
Vorlesung, dass is zukunftsträchtig. dann stellste das ins Internet, vielleicht verdienste den einen oder anderen Euro dran.«
Einfach ein Audio- oder Video-Aufnahmegerät in die Vorlesung mitzunehmen,
um diese aufzunehmen, ist allerdings nicht zulässig. Denn auch eine Vorlesung ist
ein geistiges Werk, das ohne Zustimmung nicht angeeignet werden kann. So müssen Professorinnen und Professoren gefragt werden, ob sie die Aufnahme erlauben, bzw. sie müssen ihr Einverständnis dazu geben. Natürlich ist es auch verboten, die Vorlesung gleich noch zum Download bereitzustellen oder als DVD zu
vertreiben, um damit Geld zu verdienen.
Auf der anderen Seite dürften viele Professorinnen und Professoren wenig dagegen haben, wenn Studierende sie aufnehmen, um das Gehörte zu Hause in aller
Ruhe nochmals durchzuarbeiten. In manchen Vorlesungen organisieren die Besucherinnen und Besucher sogar das Aufnehmen mit der Zustimmung der Dozierenden. Anstatt dass jeder Studierende sein eigenes Aufnahmegerät mitnimmt,
kann er eine Kopie als Podcast kostenlos erhalten. Wer ein Interesse an einer solchen Lösung hat, sollte sich mit den Kolleginnen und Kollegen austauschen, um
sich mit den Lehrenden abzusprechen. Schließlich ist dies nicht viel anders, als in
früheren Zeiten Skripte zu einer Vorlesung auszugeben. Schon hier gab und gibt es
die Variante, dass die Studierenden reihum die Vorlesung protokollieren und dem
ganzen Kurs als Unterlage weiterreichen.
Eine interessante Lösung bietet das Leipziger Unternehmen Lecturio (http://
www.lecturio.de) an, das Videomitschnitte von Vorlesungen im Internet offeriert.
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X Das Netz als Rechtsraum
Gegründet wurde Lecturio von Studierenden, die mit einem Videohandy Vorlesungen aufzeichneten und dann die Idee hatten, die Vorlesungsaufzeichnungen zu
professionalisieren. Lecturio bietet nun Professoren die Möglichkeit, Vorlesungen
ins Netz zu stellen, und zum Ton gleichzeitig synchron eine Präsentation abzuspielen. Wenn man also die Vorlesung von Professor Joachim Winkler zur »Empirischen Ökonomie« im Netz abruft, so sieht man ihn auf der linken Seite bei seinem
Referat; darauf abgestimmt ist die Powerpoint-Präsentation, die passend zum Vortrag rechts eingeblendet wird. Ähnliche Möglichkeiten bietet die Software Lecturnity, die an manchen Universitäten eingesetzt wird.
Beispiel
Lernkärtchen für die Studierenden
Ein etwa anders gelagerter Fall aus der Schweiz, der von der Tageszeitung TagesAnzeiger (Ausgabe vom 7.12.2009) veröffentlicht wurde, unterstreicht nochmals
das Recht der Lehrenden an ihrem Werk: Viele Erstsemester an der Universität Zürich
bereiten sich mit Lernkärtchen auf ihre Prüfungen vor. Eine Box mit solchen »KKarten« kostet zwischen 25 und 48 Schweizer Franken. Der Haken an der Sache: Hinter
diesen Kärtchen stecken Studierende, die für sich solche Karteikarten herstellten und
sie an Kollegen weitergaben. Zu Beginn druckten diese die Karten selbst aus. Doch
der Erfolg führte bald zur Gründung des KKarten Verlags, der diese Sets druckte und
an die interessierten Studierenden verkaufte.
Der Rechtsdienst der Universität Zürich nahm zum Fall der KKarten unmissverständlich Stellung: »Gemäß geltendem Urheberrechtsgesetz hat der Urheber oder die
Urheberin eines Werkes das ausschließliche Recht zu bestimmen, ob, wann und wie
dieses verwendet wird. Verstöße dagegen bedeuten grundsätzlich eine Urheberrechtsverletzung.« Ohne Zustimmung der Dozenten ist es also nicht erlaubt, solche
Karten zu vertreiben. Ein Professor nahm denn auch dezidiert zu dieser Form des
Kartenvertriebs Stellung: »Es ist inakzeptabel, dass bewusst kostenlose Inhalte aus
Vorlesungen gezielt kommerzialisiert und dabei Urheberrechte verletzt werden.«
(vgl. den Bericht im Zürcher Tages-Anzeiger vom 7.12.2009: http://tinyurl.com/ykct2te)
Die Rechte bei Texten und Bildern
Ein dritter Problemkreis betrifft das Veröffentlichen von Bildern und Texten –
etwa wenn man Bilder aus dem Internet in einer eigenen Arbeit veröffentlicht –
oder wenn man Bücher und Texte einscannt, um sie anderen zur Verfügung zu
stellen. Auch Bearbeitungen und Umgestaltungen eines Werks verlangen die Einwilligung des Urhebers. Das Urheberrecht schützt in allen diesen Fällen das geis172
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2 Die Urheberrechte
tige Eigentum ihrer Schöpfer. Geschützt sind diese Werke nach geltendem Recht
bis 70 Jahre nach dem Tod der Urheber.
Allerdings sieht das Recht in Deutschland – und in der Schweiz und Österreich
gilt dies in ähnlicher Weise – für die Nutzung in Unterricht und Forschung etwas
großzügigere Regelungen vor.
Wichtig
Der § 52 a des deutschen Urheberrechts
Zulässig ist,
1. veröffentlichte kleine Teile eines Werkes, Werke geringen Umfangs sowie einzelne Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften zur Veranschaulichung im
Unterricht an Schulen, Hochschulen, nichtgewerblichen Einrichtungen der Ausund Weiterbildung sowie an Einrichtungen der Berufsbildung ausschließlich für
den bestimmt abgegrenzten Kreis von Unterrichtsteilnehmern oder
2. veröffentlichte Teile eines Werkes, Werke geringen Umfangs sowie einzelne Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften ausschließlich für einen bestimmt abgegrenzten Kreis von Personen für deren eigene wissenschaftliche Forschung
öffentlich zugänglich zu machen, soweit dies zu dem jeweiligen Zweck geboten
und zur Verfolgung nicht kommerzieller Zwecke gerechtfertigt ist.
Wenn also in einem Uni-Seminar ein kurzer Auszug aus einer Fachzeitschrift gelesen wird, ist dies genauso in Ordnung, wie wenn man in einer Präsentation in
diesem Seminar ein Bild aus einem Buch nutzt. Veröffentlichen aber die Studierenden im Anschluss daran ihre Präsentation im Netz, so müssen sie das eben
genannte Bild aus der Präsentation entfernen, weil diese Nutzung durch das Recht
nicht mehr gedeckt ist. Ähnlich gilt für Diplomarbeiten und Dissertationen, die
veröffentlicht werden, dass hier bei Bildern die Rechte vom Urheber einzuholen
sind.
Wichtig bei Diplomarbeiten und Dissertationen ist auf der anderen Seite aber
auch, dass die Urheberrechte weiterhin bei den Studierenden liegen. Ein Professor
kann also nicht in seiner Vorlesung ungefragt die Ergebnisse aus einer Dissertation
als die eigenen ausgeben oder die von einem Studenten entwickelte Software auf
eigene Rechnung an eine externe Firma verkaufen.
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X Das Netz als Rechtsraum
Zum Umgang mit Bildern
Die Bedingungen des Urheberrechts sind für den Einsatz von Bildern eng; und
nicht immer will man sich dabei von vornherein auf eine kleine Seminargruppe
beschränken. Schon wenn man seine Präsentation nach einem Vortrag an Mitstudierende weitergibt, kann man nicht sicher sein, ob sie nicht plötzlich öffentlich im
Netz auftaucht. Aber auch die Lösung, auf Bilder und Grafiken zu verzichten, ist
keine gute Idee. Aus dem spannenden und durch Bilder anschaulich gestalteten
Vortrag wird so eine knochentrockene Fleißarbeit.
Tipps
• Wo es möglich ist, greift man auf eigene Fotografien und selbst erstellte Grafiken
zurück. Denn an diesen besitzt man als Urheber selbst die Rechte.
• Man fragt die Urheber an, ob man ihre Bilder verwenden darf. Es ist nicht selten,
dass man darauf eine positive Antwort erhält.
• Man verwendet Bilder von Datenbanken, die es erlauben, Bilder gratis oder gegen
wenig Geld zu veröffentlichen.
Lizenzfreie Bilder gibt es zum Beispiel auf
Fotolia
http://de.fotolia.com
Pixelio
http://www.pixelio.de
Piqs
http://www.piqs.de
Corbis
http://www.corbisimages.com
Stock.xchng
http://www.sxc.hu
Fotosearch
http://www.fotosearch.com
Im Internet findet man leicht weitere Fotodatenbanken. Dabei ist zu beachten, dass
die Nutzungsbedingungen unterschiedlich sind – z. T. auch je nach Bild. Man sollte
sich also erst mit den Bedingungen der Datenbank vertraut machen, wenn man
seine Bilder dort beziehen will. Meist muss man sich auf der Website einer Datenbank zuerst registrieren, bevor man Zugang zum Download der Bilder erhält.
Zudem ist oft mit dem Recht des Abdrucks eines Bildes auch der Hinweis verbunden, wie der Bildnachweis auszusehen hat. piqs.de verlangt zum Beispiel folgende
Angaben:
• Namen des Autors und des Bildes,
• Hinweis und Link auf die Lizenz »Some rights reserved«,
• Hinweis und Link auf piqs.de: »Quelle: www.piqs.de«.
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3 Die eigenen Rechte geltend machen
3
Die eigenen Rechte geltend machen
Will man die eigenen Rechte geltend machen und zum Beispiel die Weiterverwendung und die Verbreitung von eigenen Bildern und Texten gestatten, so gibt es
heute diese Möglichkeiten unter dem Stichwort der Open-Access-Initiativen.
Open Access möchte die freie Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Texten und
weiteren Materialien gewährleisten. Die zentrale Idee ist dabei, dass die Hochschulen und Universitäten sowie die in diesen Institutionen produzierten Forschungsarbeiten bereits von der Öffentlichkeit finanziert sind. Sie sollten deshalb dieser
Öffentlichkeit auch wieder kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Daran haben allerdings die Verlage keine Freude. Sie reklamieren für sich, dass
sie über Jahrhunderte durch ihre Aktivitäten zur Veröffentlichung wissenschaftlicher Werke beigetragen haben, sich dabei um die Qualität der Veröffentlichungen
kümmerten und über ihre Werbung die Bücher auch für das interessierte Publikum erschließen. In Deutschland wendet sich der »Heidelberger Appell« gegen die
nach Meinung der Initianten illegale Veröffentlichung urheberrechtlich geschützter Werke als geistiges Eigentum auf Plattformen wie Google Books und Youtube
und gegen Open-Access-Veröffentlichungsstrategien.
Nun soll es hier nicht um die mit Open Access verbundenen Auseinandersetzungen gehen. Vielmehr ist in diesem Zusammenhang auf »Creative Commons«
hinzuweisen – nämlich auf die Möglichkeit, die öffentliche Nutzung von Texten,
Bildern, Musikstücken etc. einzuräumen, ohne damit gleich auf alle Rechte zu verzichten. So kann man damit auch ausschließen, dass man selbst die Rechte »naiv«
freigibt, um danach mit ansehen zu müssen, wie ein anderer mit dem eigenen
Werk kommerzielle Profite macht.
Bei Creative Commons (http://creativecommons.org) handelt es sich um eine
Non-Profit-Organisation, die Musterlizenzverträge formuliert hat, welche eine
Hilfestellung für die Veröffentlichung und Verbreitung digitaler Medieninhalte
darstellen. Gegenwärtig gibt es sechs Standardlizenzverträge, welche bei der Verbreitung kreativer Inhalte genutzt werden können, um die rechtlichen Bedingungen festzulegen. In einem Text, der unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht wird, kann zum Beispiel folgende Grafik stehen:
Dieses Werk ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Die Creative-Commons-Lizenz
175
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 176
X Das Netz als Rechtsraum
Die kleinen Icons in der obenstehenden Grafik geben die in dieser Publikation
geltend gemachte Rechte an: Wer die Publikation weiterverwenden will, muss folgende Bedingungen beachten:
BY: Der Autor muss genannt werden
NC: Keine kommerzielle Verwendung (non-commercial)
ND: Keine Bearbeitung (no derivatives)
Eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten der Lizenzierung gibt die
folgende Tabelle:
Namensnennung
Das Werk darf heruntergeladen, verändert und als Grundlage
für eigene Werke verwendet werden; dies gilt auch für kommerzielle Zwecke, wobei es allerdings Bedingung ist, dass der
Urheber des Originals genannt wird.
Namensnennung/keine Bearbeitung
Das Werk darf kommerziell und nicht kommerziell verwendet
werden; aber es darf dabei nicht verändert werden, und der
Urheber muss genannt werden.
Namensnennung/nicht kommerziell
Das Werk darf heruntergeladen, verändert sowie als Grundlage
für eigene Werke verwendet werden. Es darf in veränderter
Form weitergegeben werden unter der Bedingung, dass der
Urheber genannt wird. Die veränderte Version muss nicht unter
denselben Bedingungen lizenziert werden; aber sie darf nicht
kommerziell genutzt werden.
Namensnennung/nicht kommerziell/keine Bearbeitung
Das Werk darf heruntergeladen und weitergegeben werden.
Dies allerdings unter der Bedingung, dass der Autor genannt
und auf ihn zurückverlinkt wird. Im Weiteren darf das Werk
nicht verändert oder kommerziell genutzt werden.
176
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 177
3 Die eigenen Rechte geltend machen
Namensnennung/nicht kommerziell/Weitergabe
unter gleichen Bedingungen (share alike)
Das Werk darf heruntergeladen, verändert und als Grundlage
für eigene Werke verwendet werden. Ebenfalls darf es in veränderter Form weitergegeben werden, wobei der Urheber zu nennen ist und die neue Version mit denselben Bedingungen lizenziert ist. Weder das Original noch die veränderte Version dürfen
kommerziell verwendet werden.
Keine Namensnennung/Weitergabe unter gleichen
Bedingungen
Das Werk darf heruntergeladen sowie verändert und als Grundlage für eigene Werke verwendet werden – dies auch für kommerzielle Zwecke. Allerdings ist die Bedingung einzuhalten,
wonach der Urheber des Originals genannt wird und die veränderte Version unter denselben Bedingungen lizenziert wird.
Die Tabelle ist in veränderte Form übernommen aus: http://tinyurl.com/37f7fkt
177
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/15.08.2011/Seite 178
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/16.08.2011/Seite 179
Literaturhinweise
Alphonso, Don/Pahl, Kai (2004): Blogs! Text und Form im Internet. Berlin:
Schwarzkopf&Schwarzkopf
Bereiter, Carl (2002): Education and mind in the knowledge age. Mahwah, NJ:
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Lave, Jean/Wenger, Etienne (1991): Situated Learning: Legitimate Peripheral Participation. Cambridge: Cambridge University Press
Leitner, Sebastian (2010): So lernt man lernen: Der Weg zum Erfolg. Freiburg:
Herder
Mayer, Richard A. (2001): Multimedia Learning. Cambridge: Cambridge University Press
Moser, Heinz (2008): Einführung in die Netzdidaktik, Hohengehren/Zürich:
Schneider Verlag/Verlag Pestalozzianum
Perrin, Daniel (2001): Schreiben ohne Reibungsverlust: Schreibcoaching für
Profis. Zürich: Wird Verlag
Pohl, Margit (2003): Hypertext und analoge Wissensrepräsentation. Wie Texte zu
Bildern und Bilder zu Texten werden. Frankfurt am Main: Lang
Prensky, Marc (2006): »Don’t Bother Me Mom – I’m Learning«. St. Paul: Paragon
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Reinmann, Gabi/Eppler, Martin J. (2008): Wissenswege. Methoden für das persönliche Wissensmanagement. Bern: Verlag Hans Huber
Schulmeister, Rolf (2003): Lernplattformen für das virtuelle Lernen. Evaluation
und Didaktik,. München: Oldenburg
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Literaturhinweise
Sesink, Werner (2008): Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. München:
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Tergan, Sigmar-Olaf/Zentel, Peter (2003): Lernplattformen und die Zukunft des
E-learning S. 223–240 in: Bett, Kathja, Wedekind/Jochen (Hrsg.) Lernplattformen in der Praxis. Münster: Waxmann, S. 223–240
Veen, Wim/Vrakking, Ben (2006): Homo Zappien. Growing Up in a Digital Age.
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Wenger, Etienne/White, Nancy/Smith, John D. (2009): Digital Habitats: stewarding technology for communities. Portland: Psquare
Willke, Helmut (2004): Einführung in das systemische Wissensmanagement. Heidelberg: Carl-Auer
180
www.c
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/16.08.2011/Seite 181
Sachregister
Symbole
7-Zip 145
A
Adrive 127
Allyve 124
Amazon: Look-Inside 47
Arbeiten mit Audio 94
Arbeiten mit Fotos 82
Arbeiten mit Videos 87
Arbeitsausstattung 13
ASW Vokalbeltrainer 56
Audio 94 ff.
Audio bearbeiten 95
Avira AntiVir 145
B
Bar-, Educamps 156 ff.
Bibliotheksverbünde 46
Bildbearbeitung 83 f., 86 f.
Bilder 76 ff.
Bilder: lizenzfrei 174
Bilder: Funktionen 77 f., 80
Bilder: rechtlich Aspekte 167 ff.,
172 ff.
Blended Learning 118 f.
Blog 128 ff.
Blogs: Einsatzmöglichkeiten 132
Box Net 127
Brainstorming 37
C
Chatroom 14
Cloud, Cloud Computing 15,
148
Cobocards 62 f.
Communities of Practice 151 f.
Containermodell
des Wissens 117 f.
Copy & Paste 168
Creative Commons 175 ff.
Cuecard 56
D
Daten gemeinsam nutzen
(Data-Sharing) 127
Datenschutz 164
Delicious 136
Demoversionen 147
Digital Habitats 152 f.
Digital Natives 22
Digitaler Lebens- und Arbeitsstil 22 ff.
Diskontinuierlich schreiben 35 f.
Diskussionsforen 120 ff.
Doodle 135 f.
Double Check 49
E
E-Book-Reader 148
E-Learning 118 ff.
E-Mail 99 ff.
E-Mail-Knigge 100
Ediscio 63
Endnote 50 f.
Evaluation von Lehrveranstaltungen 112
F
Face-to-Face vs. Online Kommunikation 155
Facebook 14, 101 ff.
Facebook: EInstellungen 104
Facebook: Funktionen 103
Filme herunterladen 88
Filmen mit Video 92
Firefox 144, 145
Fotografieren 85
Fotografieren: Tipps 85
Fotos 82 ff.
Funktionen von Bildern 76
Funktionen von Videos 79
G
Gdrive 127
Gimp 141, 145
Google 41 ff.
Google Bücher 46 f.
Google Programme 145
Google-Docs 118, 135
Grafstat 52
H
Handoutfunktion 73
Handy 149
Hausarbeiten.de 170
Hinweise zum Filmen
mit Video 92
Homo Zappiens 27
Humyo 127
I
iGoogle 124
Informationen 17 ff., 32 ff.
Informationen organisieren 49 ff.
Instant messenger 14
Internetnutzung 14
Internetrecherche 41
Internetrecherche 41
iPhone Apps 150
iTunes 95
K
Karteikästen im Netz 62 f
KeePass 2 145
kollaborative Werkzeuge
und Tools 15, 116, 140
Kollaboratives Arbeiten und
Lernen 18 f., 116 ff., 140 ff.,
140
L
Leitner-Prinzip 57 f.
Lernen in Communities q152 ff.
Lernen mit Bildern 81
Lernen von Vokabeln
und Fakten 56 ff.
Lerngemeinschaften 150 ff.
Lerngemeinschaften organisieren 154 ff.
Lernkultur 19
Lernplattformen 52, 118 ff.
Lernplattformen: Grundfunktionen 119
Lernplattformen: Kritik 122 ff.
Lernsystem Pro 61 f.
Lernwerkzeuge 140 ff.
Literaturverwaltungsprogramme 50 ff.
M
Mash-up 140
Medienkonvergenz 148
Meinprof.de 111
Memostep6 57 f.
Micro-Blogging 106
Mindmapping 37 ff.
Mister Wong 136
Mixxt 126 f.
Mobile Lehrbücher 149
181
www.claudia-wild.de: STAR–Moser, Holzwarth; Mit Medien arbeiten/16.08.2011/Seite 182
Literaturhinweise
mobiles Lernen 16, 147
multimodales Verarbeiten
Multitasking 26 f.
Music-Memo-Game 61
MySpace 102
27 f.
N
Netvibe 124
Newsreader 45
nonlineares Denken
und Arbeiten 25 f.
O
Online Lernen und Üben 62 ff.
Online-Speicher 127
Onlinespiele 16
OPAC 46
Open Access 175
Open Office 144
Open Source 143
Open Source: Programmübersicht
Orientierungswissen 28, 108
P
Pageflake 124
PDF Creator 146
Persönliche Lernumgebungen 124 ff., 140 ff.
Persönliches Wissensmanagement 17 ff.
Persönliches Wissensmanagement: Grundfragen
Plagiat 168 ff.
Planung einer schriftlichen
Arbeit 40 f.
Podcast 95 f.
Portalseiten 48
Präsentationen 66 ff.
Präsentationen: Bilder 80
Präsentationen: Gestaltung
und Layout 69 ff.
Präsentationen: Grundprinzipien 66 f.
Präsentationen: Handoutfunktion 73
Präsentationen: Referententool 72 f.
Präsentationspraxis 71
Prezi 74
Problembasiertes Lernen 117
Professoren/Lehrer bewerten 109 ff
Profile 102, 140, 167
Profile Aggregator 140
182
Programmalternativen 142
Programmanforderungen:
Checklist 143
Q
Qualität von Informationen 47 ff.
Quicktime 90 f.
R
Recherche, Recherchieren 41 ff.,
169
Recherchieren in Bibliotheken 45 ff.
Recht 164 ff.
Recht auf freie Meinungsäusserung 166
Referate: Bilder 80
Referententool 72
RSS-Feeds 45, 125
S
Schreibstrategien 35
Schriftliche Arbeiten 33 ff.
Schulfreunde suchen 113
Schutz der Persönlichkeit 164 ff.
Schwarmintelligenz 116 f.
Serious games 16
Skydrive 127
Skype 145
Smartphones
Social Bookmarking 136
Social Networks 101 ff.
Social Networks: Freunde 105
Software: Kosten 143
Spickmich.de 111, 166
Standardprogramme 142
Studentenversionen 147
Studiprof 59
StudiVZ 14, 102
Suchen und finden 41 ff.
Suchergebnisse verfeinern 42
Suchmaschinen 41 ff., 53
Suchmaschinen: Blogs 137
Surveymonkey 52
T
Tags 136
Tangler 137
Tech Steward (technischer
Supporter) 159 f.
Technische Unterstützung 158 ff.
Technorati 137
Textplanung 36 f., 40 f.
Textverarbeitung: Gliedungsfunktion 39
Tinyurl 45
Tweetdeck 140
Tweets 106
Twitter 106 ff.
U
Umfragetools 51 f.
Unkonferenz 157
Urheberrechte 168 ff., 170 f.
V
Viabilität 23
Video 87 ff.
Videos herstellen 91 ff.
Videos herunterladen 88 ff.
Videos: Funktionen 79 ff.
Videoschnittprogramme 87 f.
Visuell-räumliche Fähigkeiten 27
Visuelle Botschaften 15
VLC Player 146
Vokabeltrainer 56 ff.
Vokker 59
Vorlesungsmitschnitt 92 f.,
171 f.
W
Weblog 128 ff.
Wer wird unser Millionär 60
Wer-weiss-was 43 f.
Wiki 133 ff.
Wikipedia 13, 117, 133 f.
Wikipedia: Verlässlichkeit 48
Wissen 32 ff.
Wissenschaftliche Texte:
Bilder 80
WLAN 149
Wuala 127
X
Xing
14, 102, 105
Y
Youtube
Z
Zoho
14, 88 ff.
135