Schmiede-Konferenz - EWR Consulting GmbH

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Schmiede-Konferenz - EWR Consulting GmbH
Vorstand
Zweigbüro
Michael
Peter
Bach Gassmann
Jens
Mütze
Brigitte
Döth
Andrea
Dirk
Rothkegel Schumann
Dieter
Scholz
Inger
Korflür
Gritt
Eggerichs
Martin
Brussig
Nicola
Hirsch
Karl-Josef Michael
Laumann Scheffler
Dokumentation
S c hmiede - Konferenz
11. und 12. Juni 2013, Hagen
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Impressum
Herausgeber:
Berthold Huber, Detlef Wetzel, Bertin Eichler
Beauftragte der Herausgeber:
Hannelore Elze, unter Mitarbeit von Petra Seibert
Düsseldorf, im September 2013
Redaktion und Fotos:
Detlef Ullenboom,
Bochum
Gestaltung:
Manfred Baierl, GAMB Cross-Media-Design,
Frankfurt am Main
Druck:
Setzkasten GmbH,
Düsseldorf
Kontakt:
IG Metall Vorstand Zweigbüro
Roßstraße 94
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211 - 96503-100
Fax: 0211 - 9047360
eMail: [email protected]
Internet: http://zweigbuero.igmetall.de
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25. Konferenz der deutschen Schmiedeindustrie
Inhalt
Begrüßung und Einleitung in die Konferenz
(Michael Bach, Gewerkschaftssekretär IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und
Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf)
4
Alles begann mit einer Idee
(Peter Gassmann, ehem. Abt. Automation und Technologie, IG Metall Vorstand)
5
Grußwort
(Jens Mütze, 1. Bevollm. IG Metall Verwaltungsstelle Hagen)
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Branchendaten und Entwicklungstrends
(Brigitte Döth, Sachbearbeiterin IG Metall Vorstand, Ressort Branchenpolitik /
Handwerk, Frankfurt)
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Die Nutzfahrzeugindustrie –
eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller
(Andrea Rothkegel, EWR Consulting GmbH, Frankfurt)
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„Alleskönner Tarifvertrag“? Was kann er in einer sich
wandelnden Arbeitswelt wirklich leisten?
(Dirk Schumann, Ressortleiter im FB Tarifpolitik, IG Metall Vorstand)
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Arbeitshetze, Burnout, Rente. So beurteilen Beschäftigte ihre Lage
(Dieter Scholz, kommis. Geschäftführer DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Berlin)
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Zukunftswerkstatt: „25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so?!“
(Inger Korflür, Sustain Consult GmbH, Dortmund)
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Podiumsdiskussion „Gute Arbeit – gut in Rente?“
Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Moderation: Grit Eggerichs (Autorin und Moderatorin, Köln)
TeilnehmerInnen:
Dr. Martin Brussig (Leiter Forschungsabteilung Arbeitsmarkt, Integration, Mobilität,
IAQ an der Uni Duisburg-Essen)
Dr. Nicola Hirsch (Arbeitsdirektorin ArcelorMittal Ruhrort GmbH)
Karl-Josef Laumann (CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag NRW)
Michael Scheffler (SPD, Mitglied des Landtags NRW)
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Schlusswort
(Michael Bach, Gewerkschaftssekretär IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und
Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf)
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Kurzvorstellung Kleinplenen I und II
46
Anhang:
Tagesordnung, Statistische Daten, Organisationsgrad, Betriebsgrößen, Verzeichnis
der TeilnehmerInnen, Übersicht Zweigbüroteam
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3
Begrüßung und Einführung in die Tagung
Michael Bach
daran arbeiten, dass diese Kultur des
Austauschs erhalten bleibt und fortgeführt wird.
Ich selbst bin erst zum fünften Mal an
der Organisation dieser Tagung beteiligt und kann daher nicht ihre gesamte
Entwicklung im vergangenen Vierteljahrhundert darstellen. Für einen fundierten Rückblick haben wir einen der
Initiatoren der Branchenarbeit gewinnen können: Peter Gassmann.
Michael Bach, Gewerkschaftssekretär
IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und
Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
herzlich willkommen in Hagen!
In diesem Jahr feiern wir ein kleines Jubiläum: 25 Jahre Schmiedekonferenz. In all diesen Jahren sind uns die Themen nicht ausgegangen. Auch wenn sich die Welt umfassend
gewandelt hat: die Probleme haben sich
nicht verringert. Viele branchenpolitische
Initiativen hatten auf dieser Konferenz ihren
Ursprung. Wir danken heute unseren zahlreichen Unterstützern, ohne die die Arbeit
nicht vorangegangen wäre. Ich nenne hier
stellvertretend Udo Blum, Klaus Dieckhoff,
Peter Maurer, Karl-Heinz Weimar… Aber das
sind längst nicht alle.
Regelmäßig waren auch Vorstandsmitglieder
der IG Metall Gäste dieser Konferenz. Einer
hat uns besonders oft besucht und ist auch
heute wieder hier: Erwin Vitt. Erwin, vielen
Dank für Dein Kommen. Lasst uns weiterhin
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Vor Peters Beitrag aber noch einen kurzen Ausblick auf die übrigen Themen für
heute. Vielen Schmieden geht es im Moment schlecht, Kurz- und Leiharbeit sind
allgegenwärtig. Brigitte Döth wird uns
dazu genauere Daten liefern. Anschließend blicken wir intensiv auf die Abnehmerbranche „Nutzfahrzeugindustrie“:
Andrea Rothkegel von EWR Consult erläutert, ob diese Branche uns Hoffnung
machen kann.
In diesem Jahr haben wir zwei Tarifrunden hinter uns; beide waren auf Entgelterhöhungen fokussiert – dabei sind dann
wichtige Fragen offen geblieben. Wie geht
es weiter mit der Altersteilzeit? Oder: was
machen wir mit den betrieblichen Öffnungsklauseln? Aber auch Leiharbeit, Werkverträge etc. sind problematisch. Viele drängende
Probleme wurden vertagt. Viele Kolleginnen
und Kollegen hoffen, dass es der Tarifvertrag
schon irgendwie richten wird. Aber: geht das
eigentlich? Wir haben zu dieser Frage Dirk
Schumann, Ressortleiter beim Vorstand der
IG Metall, Funktionsbereich Tarifpolitik, eingeladen. Er koordiniert die Tarifpolitik bundesweit – wenn uns also jemand Auskunft
geben kann, dann ist es Dirk.
Schließlich haben wir nochmals das Motto
„Gute Arbeit, gut in Rente“ der IG Metall aufgegriffen, das – im Jahr der Bundestagswahl –
Peter Gassmann
an die Sozialpolitik der vergangenen Jahre erinnern soll. In Zeiten, in denen Schichtarbeit,
Wochenendarbeit etc. immer weiter ausgedehnt werden, in denen Hetze und Burnout
in einem engen Zusammenhang stehen und
in der das Rentenniveau immer weiter sinkt,
wollen wir fragen: „Was bedeutet ‚gute Arbeit’ für uns“? Das Berliner Unternehmen
„DGB-Index Gute Arbeit“ hat dazu Beschäftigte befragt. Die Ergebnisse wird uns nachher Dieter Scholz vorstellen.
Aber nun, lieber Peter, hast Du das Wort. 
Alles begann mit einer Idee
rede, denn ich möchte keine falschen
Hoffnungen bezüglich der betrieblichen
Durchsetzung verbreiten.
Peter Gassmann, ehem. IG Metall Vorstand, Abt. Automation und Technologie
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste, die Abteilung, der ich beim
Vorstand der IG Metall angehörte, nannte
sich „Automation und Technologie“. Den
Begriff „Rationalisierung“ haben wir nie in
der Abteilungsbezeichnung geführt, denn
Rationalisierung markiert die dunkle Seite
der Gestaltung. Arbeit und Technik sind zwar
grundsätzlich für eine Gestaltung zugänglich,
aber in einer profitorientierten Wirtschaft
lassen sich humane Gestaltungsvorschläge in der Regel nur betrieblich durchsetzen,
wenn sie einen Beitrag zur Effizienz oder Kostensenkung leisten. Ich bitte dies zu berücksichtigen, wenn ich nachher von „Gestaltung“
Natürlich stand vor dem Start der jährlichen Branchentagungen für die Schmiede-Industrie eine Idee – und ich könnte
es ganz knapp halten: Sie wurde maßgeblich von mir geprägt und danach
auch in die Tat umgesetzt. Aber wichtiger ist, warum es zu dieser Idee kam –
und hierfür muss ich etwas weiter ausholen. Es begann damit, dass ein Metaller der Vorstandsverwaltung in den
Bundestag gewählt wurde und 1974 das
Amt des Bundesministers für Forschung
und Technologie übertragen bekam:
Hans Matthöfer. Durch seine Tätigkeit
in der IG Metall war ihm bekannt, dass
menschliche Arbeitskraft nicht nur unter
den Bedingungen kapitalistischer Ausbeutung verschlissen wird, sondern dass es
eine Vielzahl prozessimmanenter Faktoren
gibt, die in einzelnen Branchen die Gesundheit, die Physis und die Psyche beeinflussen
und sogar schädigen können.
Viele dieser Faktoren waren und sind nicht
gottgewollt, sondern von Menschen geschaffen und daher auch für eine Veränderung
zugänglich. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Stahl lässt sich nur im flüssigen
Zustand vergießen, dies ist physikalisch so
wenig zu vermeiden, wie die dabei notwendige Hitze, die entstehenden Dämpfe und
Gase. Wie aber diese gegebenen Bedingun-
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Alles begann mit einer Idee
gen auf die Menschen in den entsprechenden Arbeitsabläufen einwirken, dies ist zu
beeinflussen.
Oder anders ausgedrückt: Arbeitsbedingungen, Organisation und Technik sind gestaltbar – auch an Arbeitsplätzen mit hohen prozessbedingten Belastungen. Matthöfer fand
in dem von ihm übernommenen Ministerium einen Innovationsbegriff vor, der unterstellte, mit fortschreitender Automatisierung
löse sich das Problem der Arbeitsbelastungen quasi automatisch.
Die Fragen der arbeitsbezogenen Prozessgestaltung wurden zwar nicht ausblendet, nach
Matthöfers Meinung aber in den laufenden
Forschungsschwerpunkten völlig unterbelichtet behandelt. Insbesondere, weil 1974
das Forschungsministerium seine Schwerpunkte eher in die Entwicklung der Kern-
energie und weniger in betriebsnahen Forschungsthemen sah.
Übrigens, nur am Rande bemerkt: Automation und Technik wurden damals von „politikfesten Metallern“ nicht als ein Handlungsfeld
für gewerkschaftlicher Akteure gesehen –
möglicherweise ein Grund, warum wir damals von einigen als die „Isotopenabteilung“
der IG Metall bezeichnet wurden. Hans Matthöfer setzte jedenfalls gegen den Widerstand
in seinem Ministerium, aber auch gegen
nicht unerhebliche Teile der Bundestagsabgeordneten, ein Programm durch, dem er
den Titel „Humanisierung des Arbeitslebens“
(HdA) gab.
Dieses Programm sollte zur Verbesserung der
Arbeitsinhalte, der Arbeitsbeziehungen und
dem Abbau belastender und gesundheitsgefährdender Arbeitssituationen dienen.
Die „Väter“ der Schmiedetagung: Peter Gassmann, Erwin Vitt und Udo Blum
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Peter Gassmann
Wie der Titel es schon ausdrückte: Es bezog
sich nicht nur auf den Arbeitsplatz, sondern
auch auf die Lebenssituation der Beschäftigten und war damit auf – wie wir heute sagen –
„nachhaltige“ Veränderungen orientiert.
Ein besonderes Merkmal dieses Programms
war es, dass der Betriebsrat in die Beantragung der Forschungsmittel einzubeziehen
war. Er musste seine Beteiligung durch eine
Stellungnahme gegenüber den mittelbewilligenden Gremien bestätigen.
Obwohl die Ministerialbeamten die BR-Stellungnahme von Anfang an als juristisch nicht
haltbar ansahen, gab es, zumindest in den
Anfangsjahren, keine Projektbewilligung für
einen Betrieb ohne eine positive Stellungnahme des zuständigen Betriebsrates.
Für eine Aufhebung dieser Antragbedingung
setzte sich insbesondere der CDU-Abgeordnete Dietrich Austermann ein. In der Spätphase des Programms setzte er sich schließlich durch, d.h. es wurden auch Betriebe in
das Programm einbezogen, in denen es keinen Betriebsrat gab.
Das HdA-Programm selbst startete mit Branchenschwerpunkten. Für den Bereich der IG
Metall waren es:
 die Stahl-, die Gießerei- und die Schmie-
de-Industrie, sowie die Serienmontagen
in der Hausgeräte-, der Auto- und in den
Zulieferindustrien.
Die Schmiede-Industrie bekam sogar einen
eigenen Gutachterkreis für die Beurteilung
der eingereichten Projekte. In diesen Gutachterkreis delegierte die IG Metall den
Kollege Hans Jäger. Die anderen Gutachter
kamen aus dem Bereich der Wissenschaft
und dem Arbeitgeberlager. Nach der Pensionierung von Hans Jäger wurde ich dann sein
Nachfolger.
Das HdA-Programm orientierte auf humane
und gleichzeitig auch wirtschaftliche Veränderungen in den Betrieben. Trotzdem gab es
anfänglich sowohl im Lager der Arbeitgeber
als auch in den Gewerkschaften erhebliche
Vorbehalte gegen das Programm.
Die einen befürchteten „die Einführung des
Sozialismus über die Hintertür“, die anderen
betriebsegoistische Co-Management-Aktivitäten der Betriebsräte – sozusagen eine Vorstufe des Klassenverrats. Zumindest das mit
dem Sozialismus kann man heute als nicht
eingetreten ansehen.
Matthöfer kannte die Diskussionsstände in
seiner Gewerkschaft, möglicherweise ließ er
deshalb der IG Metall die Finanzierung von
fünf Projekten bewilligen:
 ein mit 12 Stellen ausgestattetes HdA-Ge-
staltungsprojekt,
 ein mit 4 Stellen ausgestattetes HdA-Qualifizierungsprojekt,
 ein mit 2,5 Stellen ausgestattetes Projekt
„Forum technischer Wandel“,
 sowie zwei Innovationsstellen in Hamburg
und Berlin mit zusammen 7 Stellen.
Dieser massive Personaleinsatz und vor allem das Wirken der in den Projekten eingesetzten Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben – zu denen übrigens auch der gleich
noch vortragende Kollege Dieter Scholz
gehörte – veränderte die gewerkschaftsinterne Diskussion so sehr, dass der Vorstand
eine bundesweite Mitgliederbefragung zu
Themen der Veränderungen in der Arbeitswelt beschloss, deren Ergebnisse auf dem
Gewerkschaftstag 1986 in ein Aktionsprogramm „Arbeit und Technik – Der Mensch
muss bleiben“ mündeten. Wer mehr zu den
IG-Metall-HdA-Projekten wissen möchte,
der sollte den hier anwesenden Kollegen
Udo Blum ansprechen, er war damals an der
Beantragung dieser Projekte beteiligt.
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Alles begann mit einer Idee
Aber kommen wir zurück zur Schmiede-Industrie. Einen Schwerpunkt der HdA-Förderung im Schmiedebereich bildete der Kreis
Plettenberg / Werdohl, in dem damals mehr
als 20 Schmieden angesiedelt waren. Gegenstände der Projekte waren körperlich
hochbelastete Produktionsarbeitsplätze, die
Arbeit in Flux-Kabinen und die Qualifizierung
an- und ungelernter Arbeiter für Tätigkeiten,
die einen Arbeitsplatz- und damit auch einen
Belastungswechsel ermöglichten.
Allerdings stellte sich damals die Frage: Wie
können wir, d.h. die IG Metall, die in HdAProjekten gefundenen Erkenntnisse aus den
Pilotprojekten in die Fläche der Branche tragen – und welche Teilnehmerkreise sollen
wir dazu ansprechen?
Ich schlug damals vor, Branchentagungen
durchzuführen und den Erfahrungsaustausch
nicht nur auf Betriebsräte zu beschränken,
sondern beteiligte Wissenschaftler und die
„gestaltend“ tätigenden Vertreter der Arbeitgeberseite, sowie Betriebsberater, egal ob
gewerkschaftsnah oder nicht, mit einzubeziehen.
Viele Freunde fand dieser Vorschlag zunächst nicht. Hauptgegenargument war: Damit ginge der gewerkschaftliche Charakter
einer Branchentagung verloren. Oder, etwas
differenzierter ausgedrückt: Der Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit könne
mit solch einem Teilnehmerkreis nicht nachdrücklich genug hervorgehoben werden.
Allerdings mussten meine Kritiker eingestehen, dass auf der betrieblichen Ebene keine Veränderung ohne die Beteiligung der
Heute zeigt sich, dass es gerade
die Kontinuität der Tagungen ist,
die ihre Qualität ausmachen.
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Arbeitgeber und in vielen Fällen auch nicht
ohne externe Experten gelingen kann – insbesondere nicht in einer Branche, die von
Klein- und Mittelbetrieben geprägt ist.
Es blieb deshalb bei dem von mir vorgeschlagenen Teilnehmerkreis – und ich entnehme
der heutigen Tagesordnung, dass sich daran
bisher nichts geändert hat. Auftaktveranstaltung war eine erste bundesweite Branchentagung der Schmiede-Industrie im Schützenhaus des Stadt Werdohl, an der ca. 100
Betriebsräte, einige Wissenschaftler, Vertreter des Schmiedeverbandes und auch mehrere Arbeitgebervertreter teilnahmen.
Über die damalige Tagesordnung kann ich
nur noch wenig sagen – die These, dass mit
zunehmendem Lebensalter das Langzeitgedächtnis präsenter ist als das Kurzzeitgedächtnis kann ich für mich leider nicht bestätigen. Wahrscheinlich bezogen sich die
damaligen Tagungsgegenstände auf die Betriebsprojekte aus Plettenberg und auf ein
HdA-gefördertes „Innovationsprojekt“ des
Schmiedeverbandes, dessen Zielsetzung die
arbeitgeberseitige Verbreitung des HdA-Wissens in der Branche war.
Die Frage nach einer Wiederholung der bundesweiten Schmiede-Tagung wurde von den
damaligen Teilnehmern mehrheitlich unterstützt, um nicht zu sagen: „gefordert“. Heute
zeigt sich, dass es gerade die Kontinuität der
Tagungen ist, die ihre Qualität ausmachen.
Folgt man Eurer Zählweise, dann hat diese
erste Tagung im Laufe des Jahres 1988, d.h.
ein Jahr vor dem Ende des HdA-Programms,
stattgefunden.
Die Nachfolger von Hans Matthöfer, auch die
sozialdemokratischen, hatten mit dem HdAProgramm – um es salopp auszudrücken –
„wenig am Hut“. Zuerst wurde es finanziell
ausgedünnt und 1989 in ein Programm „Arbeit und Technik“ überführt, das nur noch
Peter Gassmann
wenige der beteiligungsorientierten Zielsetzungen des HdA-Programms übernahm.
Ich spreche hier nicht von der Semantik der
Programmbeschreibung, die dem HdA-Programm ähnelte, sondern von dessen praktischer Umsetzung. Die Branchenschwerpunkte „Stahl-, Gießerei- und Schmiede-Industrie“
wurden eingestellt. Begründung: Dort gebe
es nichts mehr zu erforschen. Zudem sah
das Ministerium für diese „Altindustrien“
keine Zukunftsperspektiven in einer sich zur
„Dienstleistungsgesellschaft“ entwickelnden
Volkswirtschaft. Jede weitere Forschung in
diesen Branchen diene nach Meinung des
Ministeriums nur noch der Subvention betrieblicher Defizite.
Ähnlich erging es der Abteilung „Automation und Technologie“ in der Vorstandsverwaltung der IG Metall. Sie wurde 1996 aufgelöst, da sie nach Meinung einer Mehrheit
im Vorstand nicht mehr zu den Politikfeldern
gehörte, die durch eigenständige Strukturen
abgedeckt sein müssen. Eine ausschließlich
negative Bilanz ist dennoch nicht zu ziehen,
denn eine Errungenschaft des HdA-Programms wirkt bis heute nach – und dies in
einem sehr nachhaltigen Sinn. Mit ihm wurde zwischen 1974 und 1989 eine Infrastruktur in Wissenschaft und Betriebsberatung –
aber auch in der Betriebsräteberatung – geschaffen, die den Zielen und Möglichkeiten
einer „humanen“ Arbeitsgestaltung enorme
Schubkräfte verlieh.
Sie entwickelte sich unabhängig vom HdAProgramm bis heute weiter. Für die Betriebsräte bildete sich dabei eine externe
Unterstützungsleistung, die es so vor dem
HdA-Programm nicht gab. Auch dürfte es
dem HdA-Programm geschuldet sein, dass
die Absolventen der Ingenieurwissenschaften heute in ihrer Ausbildung Wissen erlangen können, mit dem die Automatisierung
nicht mehr als der „Königsweg“ zur Vermeidung und dem Abbau von Arbeitsbelastun-
gen und Gesundheitsgefährdungen gesehen
wird.
Insbesondere die Herausforderungen der
„schlanken Produktion“ („lean production“),
mit denen in den frühen 90er Jahren fast
alle betrieblichen Prozessmodelle in Frage
gestellt wurden, fanden in den Ergebnissen
des HdA-Programms eine praktisch erprobte
Erkenntnisbasis. Diese Wissensbasis, personalisiert in der inzwischen entstandenen Infrastruktur, beschleunigte die betrieblichen
Umstellungsprozesse in so ziemlich allen
Zweigen der deutschen Industrie.
Es war auch die Zeit, in der betriebliche Veränderungen nicht selten von Betriebsräten
angestoßen wurden, da sie häufig Geschäftsleitungen vorfanden, die sich nicht oder nur
sehr zögerlich mit neuen Arbeitskonzepten
auseinandersetzten. Selbst den Lehrern in
den Bildungsstätten der IG Metall kam ab
diesem Zeitpunkt der Begriff „Gestaltung
von Organisation und Technik“ über die Lippen, ohne dass sich Bedenkenfalten auf ihrer
Stirn bildeten.
Abschließend möchte ich noch zwei Projekte
erwähnen, die ihre Geburtsstunde im Rahmen einer Schmiedekonferenz hatten:
 Die Bildung einer Betriebsräte-Arbeits-
gruppe mit Teilnehmern aus Schmieden
mit großvolumigen Schmiedeprodukten:
15 Kollegen aus der Freiformschmiede der
Saarstahl AG, der VSG-Energie und Schmiedetechnik, Werke Hattingen und Essen, der
Freiformschmiede der Buderus Edelstahl AG,
der Gesenkschmiede Alfing Kessler GmbH,
und der Freiformschmiede der Gröditzer
Stahlwerke GmbH formulierten im Laufe
der Jahre 1993 / 1994 das umfassende Programm „Schmiede 2000“. Ziel war die langfristige Sicherung der in den beteiligten Unternehmen vorhandenen Arbeitsplätze. Die
erarbeiteten Vorschläge umfassten u.a. die
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Alles begann mit einer Idee
Peter Gassmann
Gestaltung der Unternehmensorganisation,
der Arbeitsorganisation, den Einsatz angepasster Arbeitsmittel und die Entwicklung
qualifizierter und belastungsarmer Tätigkeiten. Eine Lektüre, die auch fast 20 Jahre später noch lesenswert ist. Der Teilnehmerliste
konnte ich entnehmen, dass auch einige der
damaligen Akteure heute hier sind.
endete ich am 30. September 2005 als Leiter
der Inneren Verwaltung. Bis 2004 habe ich
jährliche Branchentagungen für die Gießerei-,
die Schmiede- die Haushaltsgeräteindustrie
sowie für Aufzugbranche durchgeführt und
war nebenbei beratend für Betriebsräte in
Sachen Arbeits- und Organisationsgestaltung tätig.
 Kollegen aus den neuen Bundesländern
Dass dies trotz meiner damals anders gelagerten Tätigkeit möglich war, verdanke ich
dem Kollegen Erwin Vitt, der dies zuließ. Mit
meinem Ausscheiden stellte sich natürlich
die Frage: „Werden die Branchentagungen
fortgesetzt?“ Ich müsste lügen, würde ich
behaupten, die Bewerber hätten damals
Schlange gestanden.
schlugen vor, einen schmiedespezifischen
Ausbildungsberuf zu etablieren, der den
Anforderungen eines modernen Betriebes
entspricht und auch Ausbildungsinhalte vermittelt, die nicht in jeder Schmiede vermittelbar sind. Die Voraussetzungen für solch
eine Kombination aus betrieblicher und
überbetrieblicher Ausbildung waren damals
vorhanden, denn in der ehemaligen DDR gab
es in Roßwein eine überbetriebliche Ausbildungswerkstatt für Schmiede mit allen technischen Einrichtungen, inklusive angegliederter Übernachtungsmöglichkeiten.
Das Ergebnis dieser Initiative zeigt allerdings
sehr deutlich: Gestaltungsvorschläge setzen
sich nicht zwangsläufig durch, selbst dann
nicht, wenn sie sinnvoll und notwendig sind,
und wenn die Voraussetzungen für ihre Realisierung bereits vorliegen. Unsere Initiative
scheiterte am Veto der Schmiedeverbände,
denen die Kombination betrieblicher Ausbildung im Verbund mit überbetrieblichen
Ausbildungselementen nicht passte. Wenn
ich mich richtig erinnere, wurde befürchtet,
in einer überbetrieblichen Ausbildungswerkstatt könnten Produktionsgeheimnisse auf
einen „offenen Markt“ getragen werden
und so die Wettbewerbsfähigkeit der entsendenden Betriebe gefährden. Die Ausbildungswerkstatt in Rosswein wurde deshalb
von der Treuhand ersatzlos abgewickelt und
damit eine große Chance für die Zukunft der
Branche vergeben.
Meine eigene Tätigkeit in der IG Metall be-
10
Daher möchte ich den Kollegen Friedhelm
Matic lobend erwähnen, der sich bereit erklärte, die Schmiede- und Gießereitagung
in den Aufgabenbereich des Zweigbüros zu
übernehmen und mit den alten Zielsetzungen fortzusetzen. Auch Michael Bach, seinem Nachfolger, ist zu danken, dass er die
Tradition der bundesweiten Branchentagungen für eisenschaffende Branchen fortführt.
Mein Fazit: Mit der Branchentagung sollte eine Plattform geschaffen werden, in der,
losgelöst vom Betriebsalltag, unterschiedlich
betroffene Akteure über eine sinnvolle und
humane Gestaltung von Organisation und
Technik diskutieren können! Und dies nicht
auf der Basis theoretischer Modelle, sondern am Beispiel betrieblicher, d.h. realisierter Pilotprojekte, die zeigen: Veränderungen
sind möglich. Ziel war – und ich nehme an –
ist es, Anregungen zu vermitteln, das eigene Arbeitsumfeld hinsichtlich Gestaltungsmöglichkeiten zu analysieren und positiv zu
verändern, bzw. auf eine Veränderung hinzuwirken. Es ist zu hoffen, dass dies auch in
Zukunft so bleibt! In diesem Sinne wünsche
ich dieser Konferenz viel Erfolg und danke für
die Aufmerksamkeit. 
Grußwort
Jens Mütze
Kolleginnen und Kollegen, die Arbeitsplätze in der Industrie sind eine wesentliche Quelle des Wohlstandes in
Deutschland. Jeder dritte Arbeitsplatz
ist von der industriellen Wertschöpfung
abhängig. Der exportorientierte industrielle Bereich ist ein zentraler Pfeiler unserer Gesellschaft. Obwohl die Schmiedebranche im verarbeitenden Gewerbe
nur eine kleine Branche ist, hat sie doch
als Zulieferer für viele Bereiche eine große Bedeutung.
Jens Mütze, 1. Bevollmächtigter der
Verwaltungsstelle Hagen
Grußwort
Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Namen
des Ortsvorstandes und als neuer 1. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle
Hagen freue ich mich darüber, Euch und Sie
heute hier begrüßen zu dürfen.
Die Schmiedekonferenz 2013 ist aus zweierlei Gründen etwas Besonderes: Zum einen
findet sie zum 25. Mal in Folge statt, zum
anderen zum wiederholten Mal davon hier
in Hagen, dem Tor zum Sauerland, meiner
Heimatstadt. Dazu erst einmal „Herzlichen
Glückwunsch“. Als Ur-Hagener und natürlich
erst recht als Geschäftsführer der Verwaltungsstelle Hagen würde es mich sehr freuen,
wenn an dieser Tradition auch künftig festgehalten bzw. wenn sie fortgeführt würde.
Ohne die Schmiede-Industrie mit ihren
hochwertigen Produkten würde sich
kein Auto, kein Schiff und kein Flugzeug
bewegen, geschweige denn ein Windrad sich drehen. Für mich als Gewerkschafter mit einem Herz aus Stahl heißt
das im Klartext: Die Schmiede-Industrie
ist eine traditionsreiche, zukunftsorientierte Branche. Wenn sie ihre Potentiale
nutzt, sind die Chancen für die Zukunft
gut.
Ein Potenzial sind sicherlich die Beschäftigten, also unsere Kolleginnen und
Kollegen in den Betrieben. Denn nicht
sie sind der größte Kostenfaktor eines
Unternehmens, sondern eher das Material
oder auch die benötigte Energie kosten das
Unternehmen am meisten. Deshalb muss die
zentrale Aufgabe für die Unternehmensverantwortlichen lauten:
 Technische Innovation? Ja!
 Hoher dauerhafter Qualitätsstandard? Ja!
 Schonender und effizienter Umgang mit
Ressourcen? Ja!
Vor allem aber steht eine sichere und faire
Arbeit, die qualifiziert, tarifgebunden und
unbefristet ist. Mit einer Perspektive, die
Mitbestimmung und Demokratie am Arbeitsplatz erlaubt und die Chance für eine
persönliche Entfaltung auf ein gutes Leben
11
Grußwort
bietet. Nur in diesem Einklang und gemeinsamen Handeln und Tun wird sich der Erfolg
zukünftig einstellen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die IG Metall lebt und lernt von den Beschäftigten und
den Menschen in den Betrieben. Sie sind die
Basis und der Ursprung des gewerkschaftlichen Gedankens. Was wir in den Verwaltungsstellen mit den Mitgliedern, Betriebsräten und Vertrauensleuten erleben, muss
ernst genommen und respektiert werden.
Und sollte als positive Erfahrung in unsere
große IG Metall fließen.
Wir brauchen eine praktische und verständliche IG Metall, um den Bedürfnissen unserer Mitglieder gerecht zu werden. Es gibt sicherlich unterschiedliche Wege, sich für die
Arbeitnehmerinteressen unserer Mitglieder
einzusetzen. Entscheidend ist, dass wir es
tun und dass wir in den vergangenen Jahren
unser Profil geschärft haben.
Andere Kollegen würden jetzt vielleicht noch
einen Philosophen zitieren, ich nehme lieber
den pragmatischen Ansatz und der lautet
wie folgt: „Ein Metall Arbeitnehmer ist auf
die Mitgliedschaft bei der IG Metall angewiesen, wenn er im sozialen Bereich angemessen und schlagkräftig repräsentiert sein will.“
Aus einem Urteil des Bundesgerichtshofes.
In diesem Sinne wünsche ich der Schmiedekonferenz 2013 einen positiven und anregenden Verlauf mit guten Diskussionen und
Ergebnissen. Glückauf! 
12
Brigitte Döth, Sachbearbeiterin IG
Metall Vorstand, Ressort Branchenpolitik /
Handwerk, Frankfurt
Wachstum International
Anteil an den deutschen Exporten 2012:
Eurozone 37,5 % - USA 7,9 % - Japan 1,6 % - BRICS-Staaten 12,4 %
Abbildung 1
Gewerkschaften sind keine Ersatzpartei, kein
Sozialverband und keine Vereinigung zur Verbesserung der Welt, sondern die Organisation der Arbeit. Die Gewerkschaften wachsen
wieder und das erhöht unsere Durchschlagkraft. Ich gehe davon aus, dass wir Ende des
Jahres eine positive Mitgliederentwicklung
vermelden können.
1
Brigitte Döth
Branchendaten und Entwicklungstrends
Liebe Kolleginnen und Kollegen, da die
Weltwirtschaft sowohl die Nachfrage
als auch unsere Produktion und Umsätze bestimmt, beginne ich mit einem
Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage.
Das Wachstum geht derzeit vor allem
von den Schwellenländern (BRICS-Staaten) aus. Dort leben rund 40 Prozent der
Weltbevölkerung.
Wachstumsbeiträge
Abbildung 4
Die Industrieländer entwickeln sich
deutlich schwächer. Der Einbruch in Japan 2011 ist auf die Katastrophe von Fukushima zurückzuführen. Am schwächsten ist die Euro-Zone; nach der Prognose
der EU-Kommission soll das Wachstum
nur 0,5 Prozent betragen. Ursachen da-
für sind natürlich die Eurokrise und die damit
verbundene Sparpolitik in den Euro-Ländern
(s. Abbildungen 1 und 2).
Zu Deutschland selbst: 2008/09 war die große Krise, die Prognosen für dieses Jahr sind
ziemlich schwach, aber für eine hoch entwickelte Wirtschaft wie Deutschland sind
die Daten immer noch auskömmlich (s. Abbildung 3). In den Prognosen ist der Finanzmarkt nicht mit einbezogen, und wenn sich
auf dem Finanzmarkt noch größere Wellen
entwickeln, können sich diese Prognosen
noch ändern.
Abbildung 2
Europa
Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth
4
Der Außenbeitrag und der private Konsum
tragen am meisten zum Bruttoinlandsprodukt bei, und demnächst, nach dem großen
Hochwasser der letzten Tage, wohl auch die
Bauinvestitionen. Auch mit den Ausrüstungsinvestitionen geht es langsam wieder bergauf, allerdings werden hier größere Investitionen noch zurückgehalten (s. Abbildung 4).
2
Abbildung 3
Wachstum Gesamtwirtschaft
3
Nun zur Schmiede-Industrie: ich habe mir
dieses Mal die Entwicklung der Branche
angesehen. Seit 1995 gibt es vergleichbare Zahlen. Man sieht, dass Umsatz (+ 150
Prozent) und Beschäftigung (+ 30 Prozent)
13
Marco Wünsch
Schmiede-Industrie
Schmiede-Industrie
Entwicklung
Beschäftigte und Umsatz
Umsatz in MRD Euro
+147,6%
18,72
10,55
Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth
5
Abbildung 6
Abbildung 5
7,56
Schmiede-Industrie
2012
6
Auftragseingang
186,5%
Index 2005 = 100
154,3%
153,2%
127,3%
2000
Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth
Schmiede - Branchen
Beschäftigte und Umsatz in den Teilbranchen
1995 zu 2012
Beschäftigte
Umsatz
1995
Quelle: Statistisches Bundesamt
111,3%
Auftragseingang
140
Auftragseingang Inland
130
Auftragseingang Ausland
120
110
47,4%
39,7%
26,8%
100
90
3,0%
80
Freiformschmiede
Gesenkschmiede
Kaltfließpressteilen
Zieh-, Press- u.
Stanzteile
Pulvermetall.
Erzeugnisse
Quelle: Statistisches Bundesamt
7
sich gut entwickelt haben – es ist also keine
Branche, der es schlecht geht (Details s. Abbildungen 5 bis 8). Allerdings ist die Zahl der
Betriebe zurückgegangen. Tendenz hier: die
Zahl der kleineren Unternehmen geht zurück.
Und: auch wenn die Branche immer noch
als klein- und mittelständig geprägt gilt, so
gibt es doch zunehmend Betriebe, die in einen Konzernverbund integriert sind (bzw. es
gibt eine stille Teilhaberschaft). Die Zahl der
eigenständigen Unternehmen nimmt jedenfalls immer mehr ab.
Zu den wichtigsten Abnehmern: Als Zulieferindustrie hängt die Schmiede-Industrie von
der Entwicklung in den Abnehmerbranchen
ab. Der größte Abnehmer für Schmiede-Produkte ist der Fahrzeugbau mit 52 Prozent:
Hier gibt es einen großen Unterschied, ob die
Hersteller vorrangig nach Europa oder ins au-
14
Abbildung 8
Abbildung 7
70
-44,8%
60
50
Quelle: Statistisches Bundesamt
Betriebs- und Branchenpolitik, Brigitte Doeth
ßereuropäische Ausland liefern: Der europäische Markt ist komplett eingebrochen, Aufträge kommen derzeit fast nur noch aus dem
außereuropäischen Raum. Hoffnung machen
die USA, die wieder auf Wachstumskurs sind.
Der Maschinenbau ist eine sehr komplexe
Branche mit 33 Fachzweigen, die große Unterschiede aufweisen. Es ist aber die beschäftigungsstärkste Branche mit über 900.000
Beschäftigten. Der Maschinenbau hat eine
ähnliche Struktur wie die Schmiede-Industrie,
derzeit noch mit vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Branche hat
sehr hohe Exportquoten und Deutschland
einen Anteil von 20 Prozent am Weltmarkt.
Die Entwicklung in den Fachzweigen ist nicht
einheitlich (s. Abbildung 9). Ein Grund dafür
ist auch, dass sich viele potentielle Käufer
das „made in Germany“ nicht leisten können.
8
Energiewende und Auswirkungen auf die Strompreise
Abnehmer-Branchen
Der Maschinenbau
liegen aber danieder. Die Aufträge für
Offshore Bereich laufen schlecht, weil
sich der Ausbau der Windenergie geht
nicht so problemlos geschieht, wie man
es sich dachte.
Abbildung 9
In der Bahnindustrie und beim Schienenfahrzeugbau hatte 2012 neuer Rekord beim Umsatz. Das liegt z.T. daran,
dass viele Aufträge aus den Vorjahren
2012 umsatzwirksam wurden. Der Auftragseingang für 2013 bleibt bislang unter den Erwartungen, weil wegen der
Krise viele Infrastrukturprogramme zurückgestellt bzw. auch storniert wurden.
Die VDMA-Prognose für 2013 liegt bei zwei
Prozent Wachstum, die Zahl der Beschäftigten soll stabil bleiben. Der Fachkräftemangel
ist in der Branche ein großes Thema; die Unternehmen tun derzeit alles, ihre Beschäftigten zu halten. In der Vergangenheit mussten
sie oft Geld für Qualifizierungen neuer Mitarbeiter ausgeben. Insgesamt wird die Lage als
unsicher beschrieben, auch wegen der Zurückhaltung von Unternehmen bei größeren
Investitionen.
Auch die Luft- und Raumfahrtindustrie ist
Abnehmer von Schmiedeprodukten. Dieser
Branche geht es wirklich gut: sie hat im letzten Jahr ihr größtes Umsatzplus erwirtschaftet. Das liegt u.a. daran, dass sie im Fokus der
High-Tech-Strategie der Bundesregierung
steht. Der militärische Sektor steht allerdings
unter starkem Kostendruck. Nach Schätzung
des Bundesverbands der Deutschen Luftund Raumfahrtindustrie e.V. (BDLI) wird sich
bis 2030 der weltweite Luftverkehr verdoppeln, das bedeutet gute Absatzmöglichkeiten.
In der maritimen Industrie (Werften, Offshore-Industrie) gibt es Werften, denen es
sehr gut geht (manche Werften haben Aufträge für die nächsten fünf Jahre), andere
Was kann man nun abschließend zur Lage
der Schmieden in Deutschland sagen? Meines Erachtens hat sich die Branche gut entwickelt, vor allem, weil ihre Produkte von
vielen anderen Branchen benötigt werden.
Ohne die Innovationen in der SchmiedeIndustrie könnten die Fahrzeug- oder Maschinenbauer ihre Produkte nicht so gut im
Wettbewerb positionieren. Der Verband der
Schmiede-Industrie beschäftigt sich inzwischen mit Fragen der Energie- und Materialeffizienz. Auf dieses Thema solltet Ihr als
Betriebsräte ein Auge haben.
Die Qualtitätsführerschaft sichert Unternehmen (auch wenn wir inzwischen sogar in einigen Bereichen aufgrund der hohen Produktivität die Kostenführerschaft übernehmen
konnten).
Das Wissensmanagement wird ein immer
bedeutsamer (wirtschaftlicher) Faktor: wie
gelangt das Wissen der Älteren zu den Jüngeren? Unternehmen, die hier nicht aktiv sind,
verschleudern nach meiner Ansicht bares
Geld. In diese Zusammenhang: Ausbildung
und Qualifizierung sind wichtige Aspekte des
betrieblichen Alltags, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, benötigt die
Branche qualifizierte Beschäftigte. 
15
Andrea Rothkegel
Die Nutzfahrzeugindustrie – eine innovative
Branche im Schatten der PKW-Hersteller
Ansonsten kann ich viele Aussagen von
Brigitte Döth bestätigen bzw. übernehmen: die deutsche Nutzfahrzeugbranche ist exportgetrieben. Die Schuldenkrise in den südeuropäischen Staaten
beeinträchtigt daher den Export und
die Produktion von Nutzfahrzeugen in
Deutschland (s. Abbildung 2).
Export 2006-2012
Die Produktion deutscher NFZ-Hersteller ist exportgetrieben. Die Schuldenkrise in den
südeuropäischen Staaten beeinträchtigt den Export und die Produktion von NFZ in Deutschland.
Export von NFZ (Anzahl, 2006 = 100)
Export von SZM in Krisenländer (Anzahl, 2006 = 100)
140
250
120
200
100
150
80
60
50
20
0
2006
2007
SZM
2008
2009
LKW 5-20t
2010
LKW >20t
2011
2012
SZA
0
2006
2007
Griechenland
2008
2009
Italien
2010
Portugal
2011
2012
Spanien
Quelle: destatis
Abbildung 2
100
40
Andrea Rothkegel,
EWR Consulting GmbH, Frankfurt
Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, Nutzfahrzeuge sind Investitionsgüter
und insofern unterliegen die Hersteller den
Konjunkturschwankungen, die zudem von
politischen Entscheidungen überlagert werden (wenn sich beispielsweise Abgasnormen
ändern etc.). Abbildung 1 zeigt den Zusammenhang.
Neben den südeuropäischen Abnehmerstaaten spielen bei Nutzfahrzeugen inzwischen auch die BRIC-Staaten eine
Rolle, auch wenn diese relativ begrenzt ist:
2006 waren es knapp zwei Prozent der Produktion, 2012 immerhin schon elf Prozent (s.
Abbildung 3). Die Hauptabnehmer sind und
Bedeutung der BRIC-Staaten für den NFZ-Export
Die größte Bedeutung für NFZ-Exporte (neu) haben nach wie vor europäische Länder.
Die Bedeutung der BRIC-Staaten ist - trotz der Steigerung in den letzten Jahren - begrenzt.
2006
2012
Konjunktur
Als Investitionsgüterhersteller unterliegt die NFZ-Branche starken Konjunkturschwankungen, die zudem von politischen Entscheidungen überlagert sind.
25,0
NFZ-Produktion
Euro II
15,0
BIP real
44,1%
Euro III
Euro IV
Euro V
Gesamtvolumen: 321.641
Gesamtvolumen: 313.057
Quelle: destatis
LKW-Maut
5,0
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Abbildung 1
-5,0
bleiben jedoch europäische Unternehmen
für diese Branche.
-15,0
-28,1%
-25,0
Quelle: destatis
16
Stückzunahme 2010/11
LKW > 20t
36,4%
SZM
52,8%
-52,2%
Worüber reden wir, wenn wir über „Nutzfahrzeugindustrie“ sprechen? Die Branche
Abbildung 3
LKW-Produktion in D (> 6 t) und BIP [jährliche Veränderung in %]
Die Nutzfahrzeugindustrie – eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller
Mittelfristprognose 2016 - Prognose bis 2015
Nach einer Fast-Stagnation 2013 wird bis 2016 wieder mit einer Zunahme der Transportkilometer
gerechnet. Bis 2025 ist eine weitere Steigerung der Verkehrsleistung in Deutschland erwartet.
Prognose bis 2025
Prognose bis 2016
Mrd. tkm
Abbildung 5
beschäftigt nach Zahlen der IG Metall in
Deutschland ca. 85.000 Beschäftigte, zzgl. ca.
50.000 Menschen in den Zulieferbetrieben –
das ist also beileibe kein „Zwerg“. Kann diese
Branche sich, als Abnehmer von SchmiedeProdukten, eventuell als Hoffnungsschimmer
erweisen? Die aktuelle Konjunktur spricht
leider eher dagegen: Insgesamt sind die Absatzzahlen im ersten Quartal 2013 rückläufig
(s. Abbildung 4).
Quelle: ITP/Ratzenberger/BAG, Mittelfristprognose Winter 2012/13, München/Köln 2013
Quelle: ITP/BVU, Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025,
München/Freiburg 2007
 Straßengüterfernverkehr
 Wachstum Transportaufkommen
2004: knapp 1,5 Mrd. t auf
2025: ca. 2,2 Mrd. t
 +55 %
 Verkehrsleistungen
2004: 367 Mrd. tkm auf
2025: 676 Mrd. tkm
 +84 %
 Von dem gesamten zusätzlichen Wachstum des
Güterfernverkehrs entfallen damit über 80 %
der Zunahme von Transportaufkommen und leistung auf den Straßengüterfernverkehr.
 Der Marktanteil des Straßengüterfernverkehrs
erhöht sich im Prognosezeitraum


von 72 % auf 76 % beim Aufkommen und
von 70 % auf 74 % bei den Leistungen.
Übersicht
Wachstum des Güterfernverkehrs entfallen
damit über 80 Prozent der Zunahme von
Transportaufkommen und -leistung auf den
Straßengüterfernverkehr. Der Marktanteil
des Straßengüterfernverkehrs erhöht sich
im Prognosezeitraum von 72 auf 76 Prozent beim Aufkommen. Bis 2025 wird eine
weitere Steigerung der Verkehrsleistung in
Deutschland erwartet (s. Abbildung 5). Dafür wird die erforderliche Anzahl von Fahrzeugen benötigt, d.h. es müssten eigentlich
permanent Fahrzeuge geordert werden. Allerdings sehen wir immer wieder auch Ereignisse, die solche Entwicklungen konterkarieren, wie etwa die Wirtschaftskrise.
Die NFZ-Hersteller spüren die aktuelle Konjunkturschwäche und reagieren
Beschäftigte
der
NFZ-Branche
Aktuelle
Absatzzahlen
(Tsd. Stk.)
 ca. 85.000 Beschäftigte zzgl. ca. 50.000 in Zulieferbetrieben (lt. IGM) in D
 Daimler: Trucks: 80.743 Beschäftigte,
davon ca. 30% in D
Vans: 14.916 Beschäftigte
Busse: 16.713 Beschäftigte
Daimler-Trucks
Daimler-Vans
Daimler-Busse
MAN-Truck&Bus
davon LKW
MAN Latin Amercia
 MAN: Truck & Bus: 34.618 Beschäftigte
Latin America: 1.937 Beschäftigte
(inkl. Leiharbeitskräfte)
Q1 2012 Q1 2013 Delta
107,7
101,4
-5,8%
51,2
52,6
2,7%
4,9
6,0
23,2%
18,0
15,7
-12,7%
17,0
14,7
-13,7%
17,0
15,1
-11,3%
 Ulm: Produktion von LKW eingestellt - Entwicklungszentrum und Versuchsabteilung für schwere
LKW verbleiben - Konzentration auf die Herstellung von Feuerwehrfahrzeugen
Daimler
 führte vor 2 Jahren Übernahmegespräche, aus Sorge chinesische LKW-Bauer könnten IVECO und
damit know-how für emissionsarme Fahrzeuge (EURO VI)
 12%ige Beteiligung an BAIC - strategische Partnerschaft
MAN
 unterstellt sich VW - verstärkte Kooperation mit Scania
Die schlechte Lage hat die Hersteller wie
folgt reagieren lassen:
 IVECO: Produktion von LKW in Ulm ein-
gestellt, Entwicklungszentrum und Versuchsabteilung für schwere LKW verbleiben. Konzentration auf die Herstellung
von Feuerwehrfahrzeugen
 Daimler: führte vor zwei Jahren Übernahmegespräche wegen IVECO - aus Sorge,
chinesische LKW-Bauer könnten IVECO
und damit Know-how für emissionsarme
Fahrzeuge (EURO VI) bekommen. Ist nun
eine strategische Partnerschaft (12prozentige Beteiligung) mit BAIC eingegangen
 MAN: unterstellt sich VW und verstärkt
Kooperation mit Scania
Ein Blick in die BRIC-Staaten zeigt, dass die
chinesischen Hersteller an Bedeutung zugenommen haben. Bezeichnend für diese Entwicklung ist, dass Dongfeng den Spitzenplatz
KPMG/IfA-Studie
Chinas Bedeutung hat deutlich zugenommen
Anzahl LKW > 6t (tsd.)
Marktanteil (in %)
10,3%
9,7%
9,5%
6,9%
6,7%
4,3%
3,9%
3,8%
3,6%
2,8%
2,7%
Es gibt also deutliche Konzentrationsbestrebungen, auch global. Nach einer FastStagnation 2013 wird bis 2016 wieder mit
einer Zunahme der Transportkilometer gerechnet. Von dem gesamten zusätzlichen
2,7%
2,6%
2,5%
2,2%
Abbildung 6
Abbildung 4
IVECO
Entwicklungen
bei Herstellern
in Deutschland
2,2%
1,8%
1,7%
Weitere europäische Hersteller: DAF, Renault
Quelle: KMPG/IfA, Competing in the Global Truck Industry, 2011
17
Andrea Rothkegel
Die Nutzfahrzeugindustrie
KPMG/IfA-Studie - Schlussfolgerungen
KPMG/IfA-Studie - Marktbeurteilung
Diagnosen
Einschätzung der NFZ-Märkte in China, Indien und Russland
China
Abbildung 7
Weiter steigende
Umweltanforderung
Rolle inländischer OEM
Einfluss der Konjunktur
Konzentrationsgrad
Wettbewerb

Russland
Abbildung 10
Marktstruktur
und Entwicklung
Indien

Wettbewerbsfähigkeit
inländischer OEM
Nachfrage nach höherwertigen NFZ
Einfluss TCO auf KaufMarktentscheidungen
charakteristik Nachfrage nach ServiceLeistungen
Bedeutung von Flottenmanagement usw.
Markteintrittsinteressen
Globalisierungs- internationaler OEM
strategien
Fähigkeit inländischer OEM
zur Globalisierung

Strategien
Die weitere Reduzierung der
Abgasemissionen erfordert
erhebliche Kosten.
Zeitverzögert folgen die
Schwellenländer den Triade-Ländern
bei den Abgasnormen.
Schon jetzt gelten Euro-analoge
Vorschriften in China (Euro IV),
Russland (Euro III) und Indien.
Unter anderem treibt der Trend zu
Megastädten die Entwicklung
emissionsärmerer LKW in den
Schwellenländern an.



Der Dieselmotor wird in den nächsten
15 Jahren die wichtigste
Antriebstechnologie bleiben.
Hier werden Einsparungspotentiale von
bis zu 25% gesehen (zusätzliche Nutzung
von Gas).
Die Zahlungsbereitschaft der Kunden ist
bei Nutzfahrzeugen geringer als bei PKW.
„Trolley-Truck“ gilt als eine mögliche
Alternative.
 Anhaltende Konjunkturschwankungen
 Weltweite Produktvereinheitlichung ist
nicht erfolgversprechend
 Weiter steigende Umweltanforderungen
Nach unserer Wahrnehmung gibt es für die
Beziehung zwischen der Nutzfahrzeug- und
der Schmiede-Industrie keinen Zusammenhang hinsichtlich der technologischen Entwicklung (es sei denn, es geht um Materialeffizienz und Stärke und Festigkeit), sondern
es geht schlicht und ergreifend um die Absatzzahlen (s. Abbildungen 11 und 12). 
von Daimler Trucks übernommen hat. Allerdings bezieht sich diese Dominanz auf die Situation in den eigenen Staaten, d.h. Hersteller aus BRIC-Staaten schaffen es aufgrund
technologischer Schwierigkeiten kaum, in
den Euro-Raum zu exportieren (s. Abbildung
6 und 7).
Technische Entwicklungen
Als Konsequenzen der prophezeiten Entwicklungen kann festgehalten werden (s. Abbildungen 8 bis 10):
TCO (Total Costs of Ownership) sind in Westeuropa vor allem durch Kraftstoffkosten geprägt.
TCO
5%
5%
Kraftstoff
6%
30%
Abschreibung
KPMG/IfA-Studie - Schlussfolgerungen

Strategien





Flexible Beschäftigungsverhältnisse
Variabilisierung fixer Kosten
konzerninterne Arbeitsteilung
strategische Allianzen
In- und Outsourcing usw. als Wege zu
einer höheren Flexibilität
Instandh./Rep.
18%
Sonstige
26%
Abbildung 11
Abbildung 8
Anhaltende
Konjunkturschwankungen
technologischen Aktivitäten
vordringlich auf die
Verringerung des
Kraftstoffverbrauchs, womit
i.d.R. auch eine Verminderung
der Schadstoffemissionen
verbunden ist.
Versicherung
Diagnosen
Hohe Kapitalintensität der OEM
Nachfrageschwankungen in
Schwellenländern werden durch
überzyklisches Wachstum
überlagert (Wachstumszyklen).
Aber auch in den
Schwellenländern kann das dortige
„Wachstum das hohe Tempo nicht
für immer beibehalten".
In den Triade-Märkten (Europa,
Nordamerika, Japan):
Konjunkturschwankungen um
einen schwachen Wachstumstrend
Personalkosten
Overhead
10%


 Damit richten sich die
Sonstige: Maut (2%), Zinsen (2%), Reifen (1%)
Technische Entwicklungen
Weitere technologische Themen scheinen ebenfalls ohne Bezug zur Schmiedeindustrie.
KPMG/IfA-Studie - Schlussfolgerungen


Abbildung 9
Weltweite
Produktvereinheitlichung
nicht erfolgversprechend
18




Kooperation mit regionalen Herstellern
zur Erschließung der Märkte hat Vorund Nachteile, etwa
 Marktzugang/Werkstattkapazitäten
vs. Organisations- und
Arbeitsstrukturen
Modularisierung mit hohem Anteil
gleicher Teile zur Ausschöpfung von
economies of scale: „So viel Gleichteile
wie möglich, soviel Individualisierung
wie nötig.“
Regional angepasste Markenstrategien:
 Triade: Produkt/Service-Paket auf
Premiumniveau
 Schwellenländer: Niedrigpreis-Trucks
mit geringen Folgekosten

Giga-Liner/Lang-LKW
-88%
„World Truck“-Konzept erfüllt nicht
die Anforderungen der regionalen
Märkte
Den Full-Line-Herstellern (FLM) wie
Daimler, Volvo, Tata werden größere
Chancen im globalen Wettbewerb
eingeräumt – aus Gründen der
Nutzung von Synergien und
Markenbekanntheit
Wichtige Rolle von regionalen
Markenstrategien
(Beispiel BharatBenz, Indien).
 Regional angepasste Fahrzeuge
unter dem Dach einer international
bekannten Marke
Reduzierung der Abgasemissionen
von Nutzfahrzeugen
CO [%]

Emissionsreduzierung: EURO VI ab 2014
Strategien
Euro 0
Euro V
 Bis 25,25 m Fahrzeuglänge und bis zu 60 t Gesamtgewicht (Deutschland: 44 t)
 Feldversuche in mehreren europäischen Ländern und mehreren Bundesländern
 Wenn Lang-LKW im Normalbetrieb eingesetzt werden, dann vermutlich auf Langstrecken mit der Folge
Abbildung 12
Diagnosen





einer verstärkten Umladung auf kleinere LKW im Regional- und städtischen Verteilverkehr.
Telematik
Fahrerassistenzsysteme
Alternative Werkstoffe (im Zusammenhang mit Energieeinsparung)
Die Durchsicht der Forschungsthemen einschlägiger, unternehmensexterner Einrichtungen
lassen keine Themen mit Bezug zur Schmiedeindustrie/Massivumformung erkennen
(z.B. www.nutzfahrzeugcluster.fraunhofer.de oder www.vda.de/de/verband/fachabteilungen/fat).
Zu Ersetzungen (Substitution) von Schmiedeteilen in der NFZ-Produktion liegen keine Statistiken o.ä. vor.
Dirk Schumann
„Alleskönner“ Tarifvertrag –
Was kann er in einer sich wandelnden
Arbeitswelt wirklich leisten?
Natürlich gehören dazu auch einige kritische Töne, denn man kann Tarifverträge
nicht nur „hochjubeln“, ohne gleichzeitig auch schwierige Zustände am Tarifvertragssystem zu benennen.
Es gab einmal eine Zeit, da wurden Tarifverträge (und Gewerkschaften) als
Auslaufmodell tituliert und von zahlreichen politischen Beobachtern ins Visier
genommen: es wurde das Ziel verfolgt,
den Tarifvertrag „flexibler“ zu machen,
d.h. ihn unverbindlicher zu machen und
ihn zu durchlöchern.
Dirk Schumann, IG Metall Vorstand
FB Tarifpolitik
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin Jurist mit den Schwerpunkten Tarif- und Arbeitskampfrecht und Ressortleiter im Funktionsbereich „Tarifpolitik“. Ich beginne mit
einigen rechtlichen Grundlagen.
Art. 9 Abs. 3 GG sagt: „Tarifautonomie deckt
den Bereich der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen ab“. In diesem Bereich können
also Gewerkschaften frei agieren. Sofern
nicht andere Grundrechte tangiert werden
(z.B. Eigentumsrechte der Unternehmer), ist
in diesem Bereich grundsätzlich alles tariflich regelbar und damit auch erstreikbar. In
der Praxis sieht es etwas schwieriger aus.
Ich möchte anhand der typischen Aufgaben von Tarifvertragen einige tarifpolitische
Themen benennen, die uns immer wieder
beschäftigen und einige, die uns in Zukunft
wahrscheinlich stärker beschäftigen werden.
Diese Zeiten liegen noch nicht so lange
hinter uns. Heutzutage hat sich diese
Sicht verändert, die Rolle von Gewerkschaften und von Tarifverträgen ist
deutlich stärker, auch in der öffentlichen
Anerkennung, und wird zunehmend gewürdigt. Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass wir mit Tarifverträgen gut über die
Krise 2008 bis 2010 gekommen sind und dass
die Gewerkschaften dabei eine wichtige Rolle gespielt haben.
Aber Achtung: Das neoliberale Lager hat sich
einen neuen Feind erkoren. Es schießt jetzt
weniger gegen Tarifverträge, sondern eher
gegen Streiks. Aktuell gibt es immer wieder
Forderungen nach einer Einschränkung des
Streikrechts (vor allem im Zusammenhang
mit Streiks von Berufs- oder Spartengewerkschaften bei der Bahn oder im Flugverkehr).
Aber: jede Beschränkung, auch in diesem
Bereich der sog. Daseinsvorsorge, könnte allgemeine Begrenzungen beim Arbeitskampf
vorwegnehmen. Das ist ein Problem, dem
wir uns stellen müssen.
19
Dirk Schumann
Außerdem wird die Tarifautonomie häufig
auch ganz besonders dann gelobt, wenn es
darum geht, Verfehlungen und Defizite der
Politik zu kompensieren, nach dem Motto:
Was der Gesetzgeber nicht regeln will, sollen
doch die Tarifvertragsparteien übernehmen.
Ich gehe darauf gleich noch etwas näher ein.
Tarifabschlüsse 2013:
Tarifpolitik
Stahl Nordwest/Ost: 3 % ab 1. März 2013, Laufzeit bis 31. Mai 2014
Stahl Saarland: 3 % ab 1. Juni 2013, Laufzeit bis 31. August 2014
M+E: 3,4 % ab 1. Juli 2013 , 2,2 % ab 1. Mai 2014, Laufzeit bis 31.
Dezember 2014
Volkswagen: 3,4 % ab 1. September 2013 , 2,2 % ab 1. Juli 2014,
Laufzeit bis 28. Februar 2015, 300 € Rentenbaustein
Holz/Kunststoff (HVI): 3 % ab 1. März 2013, Laufzeit bis 30. April 2014
Abbildung 1
Textil Ost: 3 % ab 1. Mai 2013, 2,6 % ab 1. Juli 2014, Laufzeit bis 31.
März 2015
KfZ-Handwerk (Bayern): 2,8 % ab 1. Juli 2013, 2,8 % ab 1. August 2014,
Laufzeit bis 30. April 2015
Nach den Prognosen für 2013/2014 liegt
der Tarifabschluss M+E über der Preissteigerungsrate (s. Abbildung 2) und bedeutet
damit nicht nur eine nominale, sondern auch
eine reale Einkommenssteigerung für die Beschäftigten.
Vielleicht fehlt manchen Abschlüssen das
„spektakuläre Element“, aber unsere Tarifpolitik sichert den Beschäftigten seit Jahren stabile Einkommenszuwächse und Beteiligung
an der wirtschaftlichen Entwicklung – und
das ist auch wichtig: Die IG Metall beweist
20
M+E
Abbildung 2
Eine der wichtigsten Funktion des TV ist die
sog. Verteilungsfunktion, also die Beteiligung der Beschäftigten am gesellschaftlichen
Wohlstand über das Mittel der Tarifverträge.
Das ist die Aufgabe von Tarifpolitik, die Jahr
für Jahr, in unterschiedlichen Branchen, im
Fokus der Öffentlichkeit steht. In der Abbildung 1 sind einige Ergebnisse der in 2013
durch die IG Metall erreichten Abschlüsse
aufgeführt. Das sind Ergebnisse, die sich sehen lassen können.
Tarifentwicklung M+E 2000-2014
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2,5
1,7
3,5
3,0
3,2
2,6
3,3
3,9
2,8
3,7
1,0
1,1
3,5
3,0
3,25
Preise
1,4
1,9
1,5
1,0
1,7
1,5
1,6
2,3
2,6
0,4
1,1
2,3
2,0
1,7*
2,0*
Tarifpolitik
VerteilungsProduktivität neutral
2,7
4,2
2,5
4,4
1,4
2,9
0,9
1,9
0,9
2,5
1,2
2,7
3,6
5,2
1,7
3,9
-0,1
2,5
-2,5
-2,1
1,8
2,9
1,6
3,9
0,4
2,4
1,0*
2,7*
1,2*
3,2*
damit Verlässlichkeit in Zeiten, in denen die
Konjunkturzyklen immer kürzer werden und
Unsicherheiten eigentlich schon ein Dauerthema sind.
Eine weitere wichtige Funktion von Tarifverträgen ist die sog. Mindestfunktion: Tarifverträge regeln verbindliche Mindestbedingungen für eine Branche, die nicht unterschritten
werden sollen. Das sehen die Arbeitgeber allerdings häufig anders, sie reden meist von
Höchstarbeitsbedingungen, in Wahrheit sind
es aber Mindestbedingungen, die nach oben
offen sind. Aber diese reine Lehre hat in den
vergangenen Jahren deutliche Risse bekommen. Eine Grund dafür sind abweichende Tarifregelungen, außerdem haben wir auch das
Problem wachsender Randbelegschaften,
die sich immer weiter in die Kernbereiche
der Wertschöpfung hineinentwickeln.
In der Tarifrunde M+E ist es gelungen, betriebliche Öffnungsklauseln hinsichtlich der
Entgelterhöhung, die die Arbeitgeber zum
wiederholten Mal gefordert haben, zu verhindern. Die Arbeitgeber haben versucht,
solche Ausnahmen zur Regel zu machen, ein
ganz erhebliches Maß am Kerngeschäft der
IG Metall wäre dadurch den Betriebsparteien zugeflossen. Nunmehr ist klar: Entgeltfragen sind Sache der Tarifvertragsparteien (s.
Abbildung 3). 2011, beim Gewerkschaftstag
„Alleskönner“ Tarifvertrag?
in Karlsruhe, war beschlossen worden, die
zusätzliche Belastung der Betriebsräte, quasi
eine zweite Lohnrunde im Betrieb, so nicht
mehr möglich sein sollte.
Differenzierung in Tarifabschlüssen M+E
Tarifpolitik
2004-2004/2005: Keine Differenzierung
2006: 310 € Einmalzahlung; Verschiebung der Auszahlung, Reduzierung
bis auf Null oder Verdopplung durch freiwillige BV
2007: 2. Stufe der Erhöhung (1,7 % plus Einmalzahlung); Verschiebung
des Inkrafttretens um max. 4 Monate, Reduzierung der Einmalzahlung
durch freiwillige BV
2008: 2. Stufe der Erhöhung (2,1 %); Verschiebung des Inkrafttretens um
max. 6 Monate durch freiwillige BV
Abbildung 3
2010: Erhöhung um 2,7 %; Vorziehen oder Verschieben des
Inkrafttretens um max. 2 Monate durch freiwillige BV
2012: Keine Differenzierung
2013: Keine Differenzierung
2004 hatten wir uns mit dem „Pforzheimer
Abkommen“ auf den Weg der abweichenden Tarifverträge begeben. Es gab eine kontrollierte Öffnung der Tarifverträge im Wege
abweichender Tarifvereinbarungen (keine
„betrieblichen Bündnisse“!). Schnell wurde
deutlich, dass es unterschiedliche Probleme auf diesem Gebiet gibt. Das Pforzheimer
Abkommen hat uns den Anlass gegeben, genau hinzusehen, wie viele Sonderregelungen existieren. Da gab es bereits viel „Wildwuchs“. Es bestehen auf allen Ebenen der IG
Metall verbindliche Absprachen, abweichende Tarifvereinbarungen zu begrenzen. Die
wichtigsten zeigt Abbildung 4:
Abweichende Tarifverträge - Grundsätze
Tarifpolitik
Abweichende Regelungen werden durch die Tarifvertragsparteien
getroffen, nicht durch die Betriebsparteien
Transparenz/Austausch darüber, wo, in welcher Situation und über
was verhandelt wird
Verbindliche Koordination und Absprachen darüber, in welchem
Ausmaß Abweichungen erfolgen
Abbildung 4
Betriebswirtschaftliche Begutachtung als Grundlage für
Verhandlungen
Der Flächentarifvertrag bleibt das Maß aller Dinge, Abweichungen
sind nur befristet und am Ende soll Rückkehr zur Fläche stehen
Den Beiträgen der Beschäftigten müssen verbindliche Zusagen des
Arbeitgebers gegenüberstehen
Information und Einbeziehung der Mitglieder
Unsere Zwischenbilanz dazu hat ergeben,
dass die Maßnahmen greifen und wirksam
sind. Es ist keine wesentliche Schwächung
eingetreten, sondern es hat zu einer Stabilisierung des Flächentarifvertrages geführt,
weil die Flächenregelungen nicht endgültig
abgehängt, sondern Referenz geblieben sind.
Durch die Mitgliederbeteiligung und durch
„erlebbare Tarifbewegungen“ wurde in den
Betrieben die Mitgliederbasis gestärkt. Aber:
die Einhaltung der Absprachen ist nicht mehr
immer gewährleistet und die Qualität der
getroffenen Vereinbarungen hat sich wieder
verschlechtert. Es ist daher eine Aufgabe der
IG Metall, das Verhältnis von betrieblicher
Tarifpolitik zum Flächentarifvertrag wieder
genauer unter die Lupe zu nehmen, die bestehenden Verabredungen und Strukturen
kritisch zu prüfen und ggf. zu neuen Absprachen zu kommen.
Ein anderes Problem sind die wachsenden
Randbelegschaften durch die wachsende
Anzahl von Leiharbeitsbeschäftigten und von
Beschäftigten, die auf Grundlage von Werkverträgen in den Betrieben tätig werden.
Und zwar nicht nur bei unterstützenden Tätigkeiten, sondern zunehmend schon in unmittelbaren Wertschöpfungsprozessen.
In der Leiharbeit sind wir dieses Thema systematisch angegangen: Zunächst wurde bei
den Beschäftigten und Mitgliedern ein breites Problembewusstsein geschaffen und Angebote zur weiteren Bearbeitung dieser Probleme zur Verfügung gestellt. Es ist dadurch
gelungen, durch betriebliche Vereinbarungen zum einen die Arbeitsbedingungen der
Leiharbeitsbeschäftigten zu verbessern und
zum anderen die Einflussmöglichkeiten der
Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit zu
stärken.
Schließlich konnten Tarifverträge für die
Stahlindustrie zur Bezahlung von Leiharbeitsbeschäftigten, die Tarifverträge für die Me-
21
Dirk Schumann
tall- und Elektroindustrie mit verbesserten
Beteiligungsmöglichkeiten der Betriebsräte
und der Übernahmeverpflichtung sowie die
Tarifverträge über Branchenzuschläge erreicht werden.
Leiharbeit ist inzwischen ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Thema, über
das in verschiedenen Zusammenhängen
diskutiert wird. Der gesellschaftliche Druck
zwingt die Arbeitgeber, mit uns zu Lösungen
in dieser Frage zu kommen. Es gibt überdies
inzwischen auch einige gesetzliche Initiativen zur Verbesserung der per Leiharbeit Beschäftigten.
beitgeber sind strikt dagegen, Zitat Gesamtmetall: „…die „make-or-buy“-Entscheidung …
muss eine freie unternehmerische Entscheidung bleiben“. Eine Ausweitung der Mitbestimmung – egal ob durch Tarifvertrag oder
durch Gesetz – wird als „Entmachtung des
Eigentümers“ und somit als Verstoß gegen
das Grundgesetz angesehen. Hier wird also
schon die große Keule der Verfassungswidrigkeit herausgeholt. Zum jetzigen Zeitpunkt
gilt es für uns zunächst, die Probleme mit
Werkverträgen, die wir so genau noch nicht
kennen, deutlich zu beschreiben und in den
unterschiedlichen Erscheinungsformen in
den Betrieben zum Thema zu machen.
Aber auch: Werkvertragsverhältnisse als sinnvolle Ergänzung,
auch auf Basis von Tarifverträgen
und guter Arbeitsbedingungen
(mehr auf Abbildung 5).
Abbildung 5
Es gibt Anzeichen dafür, dass
sich Leiharbeit in Werkverträge
verlagern wird. Hier ist die Situation komplexer, die Erscheinungsformen sind vielschichtiger.
Werkverträge können bedeuten: Niedriglöhne und tariffreie
Zone, Austausch von Leiharbeit
durch Werkverträge, Verlust an
Beschäftigung und Know-How
durch Fremdvergabe...
Teilweise entstehen auch Konflikte um die
Tarifzuständigkeit (Auseinandersetzungen
bei Logistikunternehmen mit Montageleistungen in der Automobilindustrie). Mit der
Kampagne „Arbeit – sicher und fair“ geht es
der IG Metall darum, den Missbrauch von
Werkverträgen zu verhindern. Das heißt:
Scheinwerkverträge aufzudecken und zu bekämpfen, Fremdfirmenarbeit nur zu fairen
tariflichen Bedingungen und eine Stärkung
der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte.
Die Widerstände dagegen sind stark. Die Ar-
22
Tarifverträge waren immer schon Motoren des sozialen Fortschritts und haben die
Aufgabe, auf soziale Herausforderungen zu
reagieren und Antworten anzubieten. Eine
solche Herausforderung ist der demografische Wandel. Hier zeichnen sich mehrere
Entwicklungen ab, die für die Betriebe von
Bedeutung sind (s. auch Abbildung 6):
 Der Anteil Älterer im Erwerbsleben steigt
an. Damit entsteht die Notwendigkeit altersgerechter Arbeitsplätze. Diese sind aber nicht
„Alleskönner“ Tarifvertrag?
Tarifpolitik
Abbildung 6
Unterschiedliche Blickwinkel:
Ältere in der Metall- und Elektroindustrie
•I
G
oder nicht in ausreichender Zahl vorhanden.
Der geringe Anteil der Über-60jährigen in
den Betrieben und die Umfragen der IG Metall sprechen da eine deutliche Sprache.
 Gleichzeitig sinkt die Anzahl der jüngeren
Erwerbspersonen. Das bewirkt auf der einen
Seite zwar eine Nachfrage nach Fachkräften,
die sich in besseren Arbeitsbedingungen niederschlagen kann.
 Dem stehen der Mangel an alterns- und
altersgerechten Arbeitsplätzen, aber auch
zunehmende physische und psychische Belastungen am Arbeitsplatz gegenüber, notwendig sind somit nicht nur alternsgerechte
Arbeitsplätze mit entsprechenden Arbeitszeitund Leistungsbedingungen (s. Abbildung 7).
 Außerdem entsprechen die starren Al-
 Gleichzeitig führt diese Situation aber zu
tersgrenzen der gesetzten Rente mit 67 nicht
den Realitäten der Arbeitswelt. Notwendig
sind daher flexible Rentenübergänge.
Belastungen aller sozialen Sicherungssysteme. Ihre Finanzierung im bisherigen Maßstab
ist nicht mehr gesichert. Der politische Mainstream leitet daraus die Notwendigkeit der
Rente mit 67 bzw. sogar darüber hinaus ab.
Zahlreiche bestehende Tarifverträge regeln
bereits Themen, die unmittelbar oder mittelbar mit Demografie zu tun haben. Diese können weiterentwickelt werden:
23
Dirk Schumann
Nur selten altersgerechte Arbeitsgestaltung
Abbildung 7
Tarifpolitik
Quelle: IGM-Betriebsräte-Umfrage Juni 2012
 Tarifvertrag Demografie für die Eisen- und
Stahlindustrie
 Tarifverträge über Altersteilzeit bzw. flexible Altersübergänge und Arbeitszeitkonten
 Tarifverträge über Entgeltumwandlung
und altersvermögenswirksame Leistungen.
Die IG Metall fordert neben der Abkehr von
der Rente mit 67 flexiblere Zugangsmöglichkeiten zur Altersrente, z.B. abschlagsfreie
Rentenzugänge für Beschäftigte mit langen
Versicherungszeiten oder einen erleichterten Rentenzugang für Erwerbsgeminderte.
Hier geht es um Themen, die wir mit Mitteln
der Tarifpolitik allein nicht werden stemmen
können. Für eine tragfähige Tariflösung beim
Altersausstieg müsste ein Verteilungsvolumen bewegt werden, dass für Entgeltsteigerungen kaum noch Spielräume ließe. Der
Tarifvertrag mag ein „Alleskönner“ sein, aber
kann nicht den Reparaturbetrieb für Verfehlungen und Unterlassungen in der staatlichen Sozialpolitik darstellen.
24
Für die Gestaltung alterns- und altersgerechter Arbeitsplätze
kommt den Arbeitszeit- und Leistungsbedingungen in den
Betrieben eine entscheidende
Bedeutung zu. Die IG Metall
hat sich auf der betrieblichen Ebene im
Rahmen der Kampagne „Gute Arbeit – gut
in Rente“ bereits angenommen und Gestaltungshinweise für
„Alternsgerechtes Arbeiten“ und einen „demografischer Interessenausgleich“ erstellt.
Für die Metall- und Elektroindustrie gibt es
seit 2012 eine Verhandlungsverpflichtung
über die „Gestaltung des demografischen
Wandels durch alter(n)sgerechte, differenzierte und flexible Arbeitszeitmodelle“. Eklatante Unterschiede gibt es in der Bewertung
darin, welche tarifpolitischen Schritte hierfür
notwendig sind. Zitat Gesamtmetall: „In tarifpolitischer Hinsicht besteht die Herausforderung für die Verbände in erster Linie darin,
die Tarifverträge von Regelungen zu befreien,
die einer demografiefesten Personalpolitik
zuwider laufen. Insofern stellen die in den
Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie enthaltenen so genannten Senioritätsprivilegien, mit denen Älteren insbesondere
eine Verdienstsicherung und ein besonderer Kündigungsschutz gewährt werden, ein
Hemmnis dar.“ Hier liegen wir natürlich weit
auseinander: Schutzrechte für Ältere sollen
beseitigt werden.
Damit komme ich zum letzten Punkt, nämlich
der Durchsetzbarkeit von Tarifverträgen. Der
Tarifvertrag mag ja ein „(Fast-) Alleskönner“
„Alleskönner“ Tarifvertrag?
iab-Betriebspanel zur Tarifbindung (Fläche)
Tarifbindung Betriebe
2000
• West:
48 %
• Ost:
27 %
2012
• West:
32 % (minus 16 %)
• Ost:
18 % (minus 9 %)
Beschäftigte in tarifgebundenen Betrieben
Abbildung 8
2000
• West:
70 %
• Ost:
55 %
2012
• West:
53 % (minus 17 %)
• Ost:
36 % (minus 19 %)
sein, aber „Tarifverträge fallen nicht vom
Himmel“. Tarifverträge brauchen eine starke
gewerkschaftliche Mitgliederbasis, um entwickelt, eingefordert und durchgesetzt zu
werden. Die Tarifbindung ist aber seit Jahren
rückläufig (s. Abbildung 8).
Die „Erosion des Flächentarifvertrages“ liegt
nicht ausschließlich an der Schwäche der
Gewerkschaften in ihrer Mitgliedschaft, sondern liegt im Wesentlichen an der Politik der
Arbeitgeberverbände („OT“-Politik, kurze
Austrittsfristen) und – im Handwerksbereich –
der Landesinnungen (z.B. Auseinandersetzungen im KfZ-Handwerk wegen Aufgabe der
Tarifzuständigkeit durch Landesinnungen).
Wegen der offenkundigen Schwäche des Tarifsystems kommt der Gesetzgeber ins Spiel.
Gefordert werden vonseiten der Gewerkschaften die Erleichterung der Allgemeinverbindlicherklärung, die Ausdehnung des
Arbeitnehmerentsendegesetzes und nicht
zuletzt ein allgemeiner gesetzlicher Mindest-
lohn. Die Politik hat auch die
Pflicht, dort Verantwortung
zu Tarifpolitik
übernehmen, wo Tarifautonomie durch schwache Strukturen nur noch eingeschränkt
funktionsfähig ist.
Zu beachten bleibt aber: Tarifautonomie heißt Selbstbestimmung, aber auch Eigenverantwortlichkeit. Insofern sind die
Gewerkschaften selbst gefordert. Staatliche Flankierung
scheint sehr bequem. Die aktuelle Entwicklung in Südeuropa
(erhebliche staatliche Eingriffe
in Lohnfindungssysteme) zeigt
aber, dass man sich nicht allein
auf den Staat verlassen kann.
Die Stärke der IG Metall
liegt in einer starken Mitgliedschaft, als Garant für Handlungsfähigkeit, auch bei der Entwicklung und Durchsetzung von Tarifverträgen. Tarifverträge
können fast Alleskönner sein, aber hierzu
sind bestimmte Voraussetzungen nötig.
Gerade bei qualitativen Themen, im Gegensatz zum reinen Entgelt, ist es immer
etwas schwieriger, sie durchzusetzen. 
D iskussion
V ortrag
D irk
S chumann
Uwe Jahn: Du hast den Tarifvertrag Demografie aus dem Stahlbereich gelobt – da standen mir die Haare zu Berge. Das ist für mich
eine Sturzgeburt: ein Tarifvertrag, der so gut
wie nichts regelt, außer Langzeitarbeitszeitkonten, und alles andere optional lässt. Aus
diesem Ding ist nichts geworden – nichts
was man nicht auch ohne diesen Vertrag
auch hätte lösen können. Eine Altersstrukturanalyse bekommen wir über das Betriebs-
25
Dirk Schumann
verfassungsgesetz hin, Belastungsanalysen
bekommen wir über das Arbeitsschutzgesetz hin. Das Anliegen, über den Demografie-Tarifvertrag etwas lösen zu wollen, war
ein netter Gedanke, aber in der Ausführung
war das dilettantisch: eine Wirkung ist nicht
vorhanden. Wenn wir das nun als Muster für
andere Branchen nehmen, dann tun mir die
leid. Wir sollten inhaltlich ehrlich miteinander umgehen. Wir als Stahler sind aufgefordert, für andere etwas durchzusetzen. Wir
müssen die Modelle des frühzeitigen, sozial
abgefederten Ausstiegs aus dem Erwerbsleben vor Erreichen des 67. Lebensjahres
durchsetzen, aber da stümpern wir auch
schon wieder herum. Wir hatten bereits im
letzten Abschluss eine Gesprächsoption mit
den Arbeitgebern verabredet, um über solche Modelle zu reden, aber wir haben sie
versemmelt. Jetzt haben wir sie wieder in
den Tarifvertrag hineingeschrieben, weil uns
nichts anderes übrigblieb. Der Vertrag läuft
bis Mai 2014, aber jetzt stehen Bundestagswahl, außerordentlicher Gewerkschaftstag
und Betriebsratswahlen an und dann ist Mai –
da wird nichts passieren! Wenn wir uns in
dieser Frage auf andere Verlassen als auf uns
selbst, dann sind wir verlassen. Wir dürfen
in dieser Sache nicht sprach- und ergebnislos
bleiben!
Alfio Longo: Die IG Metall sägt den Ast ab,
auf dem sie sitzt. Wir müssen damit aufhören, dass der Vorstand alles bestimmt. Die
Betriebsräte müssen mehr gehört werden.
ich bin Mitglied der Tarifkommission und
komme mir vor wie eine Marionette. Es gab
viel Kritik an dem Ergebnis, auch wenn die
Kolleginnen und Kollegen offiziell geschwiegen haben – vielleicht haben sie sich nicht
getraut. Wir müssen uns ändern, so wie es
in den 70er und 80er Jahren war: Betriebsrat
als Berufung, nicht Betriebsrat als Beruf!
26
„Alleskönner“ Tarifvertrag?
Dirk Schumann: Das geht alles in die richtige
Richtung. Uwe, von Dir nehme ich mit, dass
das Thema plötzlich über Euch gekommen
ist. Die Hauptkritik an dem Tarifvertrag ist ja,
dass er kaum etwas verbindlich regelt. Man
hat sich ja vorgenommen, alles noch etwas
konkreter zu gestalten – warum das noch
nicht passiert ist, weiß ich auch nicht, ich
kenne die Diskussionen in der Tarifkommission nicht. Gerade bei solchen qualitativen
Regelungen, z.B. auch zur Leiharbeit, heißt es
oft, dass das, was abgeschlossen wird, nicht
viel mehr ist als das, was den Betriebsräten
ohnehin schon über die Betriebsverfassung
zur Verfügung steht. Verabreden wir also Regelungen, die weitgehend inhaltsleer sind?
Es ist schon ganz gut, wenn man einen Tarifvertrag hat, der Prozesse beschreibt. Die
betriebsverfassungsrechtlichen Regelungen
gibt es, aber sie werden oft zu selten genutzt.
Bei den Tarifverträgen hofft man, dass das
jeweilige Thema dann mehr in den Betrieben
„gelebt“ wird. Das zeigen zumindest die Studien, die zu dieser Frage vorliegen. Klar muss
aber auch sein, dass, wenn man ein solches
Thema scharf stellt, ist das auch eine Verteilungsfrage – also: wie weit läuft der qualitative Aspekt gegen das Volumen, das wir
erreichen können. Die entsprechenden Verträge gibt es nicht „für umsonst“. Manchmal
hat man den Eindruck, den Beschäftigten ist
der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf
dem Dach. Was die Umsetzung angeht, so
hatten wir leider ein Verfahren, das man als
unglücklich bezeichnen kann und das Beteiligung nur vorgegaukelt hat. Es hat viel Kritik
daran gegeben. Das das der IG Metall sicherlich nicht gut getan: wir haben zwar ein anständiges Ergebnis erzielt, aber es erscheint
angesichts der Rahmenbedingungen in einem ziemlich schlechten Licht.
Dieter Scholz
Arbeitshetze, Burnout, Rente…
So beurteilen Beschäftigte ihre Lage
Nettogehalt. Entsprechend haben wir
gelebt und gearbeitet. Es waren damals
ziemlich entspannte Zeiten, die soziale
Wirklichkeit in unserem Land sieht inzwischen anders aus. Auch ein Mindestlohn, sollte er eingeführt werden, ist
nicht identisch mit Bedingungen guter
Arbeit, sondern nur eine Absicherung
nach unten. Wir müssen dafür sorgen,
dass sich das Verständnis von guter
Arbeit sich festmacht an Mindeststandards, so wichtig sie auch sind. Dazu
kann der Index einen Beitrag leisten.
Kommen wir nun zu der Frage, was gute
Arbeit eigentlich ist? Wer sagt uns das?
Es gibt in der Diskussion den Begriff der
„gesicherten arbeitswissenschaftlichen
Erkenntnisse“. Ich will diese nicht kleinreden, aber: ob eine genormte Lärmbelästigung von den Beschäftigten als angemessen
oder als zu laut empfunden wird, ist damit
noch nicht geklärt. Wir fragen daher, was die
Beschäftigten selbst als gute Arbeit definieren. Dahinter steckt ein längerer Entwicklungsprozess und die Erfahrung aus einer
Vielzahl von Projekten; nach meinem Wissen
sind dafür über 100 Kriterien einbezogen
worden (zum Leitbild des Index s. Abbildung
1).
Dieter Scholz, Kommissarischer Ge-
schäftsführer DGB-Index Gute Arbeit GmbH
Ich möchte zunächst etwas zur arbeitspolitischen Einordnung der Initiative sagen, da
kann ich zum Teil auf Biografisches und auf
meine Vorredner zurückgreifen: von 1964
bis 1966 habe ich Elektromechaniker in einem kleinen Unternehmen gelernt und war
dann bis 1971 bei der AEG als Elektrotechniker tätig. Für uns als Jungfacharbeiter stand
damals fest, dass wir in kein Unternehmen
gehen würden, das Tarif zahlt – das Entgelt
musste mindestens ein Drittel darüber liegen. Es ist klar, wie es Dirk vorhin gesagt hat:
Tarifverträge sind die absolute Untergrenze
und wer sich wagt, nur die Untergrenze zu
zahlen, der soll sehen, wo er seine Leute herbekommt.
Leitbild des DGB-Index Gute Arbeit
Leitbild des DGB-Index Gute Arbeit
Abbildung 1
Was die Rente angelangt, sind wir damals
davon ausgegangen, dass das letzte Netto,
das man im Erwerbsleben bekommen hat,
auch die Höhe der Rente ist. Und eine private Vorsorge kommt dann ggf. noch oben
drauf, dann habe ich mehr als mein letztes
Leitbild des DGB-Index Gute Arbeit
1
1
2
27
Dieter Scholz
Abbildung 2
Gesamtindex münden (s.
Abbildung 4). Zu Beginn
hatten wir gedacht, dass
wir mit diesem Vorgehen
zu unterschiedliche Zeitpunkten etwas über die
Qualität der Arbeit sagen könnten, ähnlich den
Konjunkturdaten.
3
Die Untersuchungen in den Betrieben haben ergeben, dass es im wesentlichen drei
Aspekte sind, die gute Arbeit ausmachen (s.
Abbildung 2):
Das Befragungsinstrument
Konstruktion des DGB-Index Gute Arbeit
Teilindex
Ressourcen
 Positive, unterstützende Ressourcen
 Wenig belastende Faktoren
 Arbeitsplatzsicherheit/angemessenes
Index
Gute
Arbeit
Die Antworten auf unsere Fragen werten
wir zunächst prozentual aus (Beispiel s. Abbildung 3). Aus diesen Einzelfragen werden
dann Teilindizes gebildet, die dann in den
Zukunftsprognose
Einschätzung der Arbeitsfähigkeit – Tätigkeits-/ Personalbereiche*
Abbildung 3
Frage 2.3: Bitte denken Sie einmal an Ihren Gesundheitszustand: Meinen Sie, dass Sie
unter den derzeitigen Anforderungen Ihre jetzige Tätigkeit bis zum Renten/Pensionsalter ausüben können?
28
Dr. Mary Lindner
* Normalbeschäftigte.
4
Abbildung 4
Einkommen
© 2012 DGB-Index Gute Arbeit GmbH
Der Unterschied ist aber:
die Konjunktur schwankt,
ein Arbeitsindex hingegen schwankt nicht in
diesem Maße, die Unterschiede sind meist keine
Meldung wert.
Teilindex
Belastungen
31
indexbildende
Fragen
Teilindex
Einkommen/
Sicherheit
5
Interessant werden die Indizes erst, wenn
man sie über lange Zeiträume vergleicht oder
wenn man sie sich auf Betriebsebene ansieht.
2010 hatten wir einen Großteil mittelmäßiger Arbeit (53 Prozent), ein Drittel schlechte
Arbeit und 15 Prozent gute Arbeit (s. Abbildung 5). Diese Ergebnisse lassen sich dann
für bestimmte Berufsgruppen aufschlüsseln
und auch ansonsten lassen sich noch andere
Bezüge (Geschlecht, Einkommen etc.) herstellen (s. Abbildung 6). Gute Arbeit macht
sich nicht an Mindestnormen fest, egal ob
gesetzlich oder tariflich, sondern gute Arbeit
Arbeitshetze, Burnout, Rente… So beurteilen Beschäftigte ihre Lage
Arbeitsbedingungen, ermittelt werden die
Beanspruchungs- und Belastungsniveaus. Die
Messung der Gefährdungsgrade erlaubt eine
Qualitätsmessung von Stärken und Schwächen in den vorherrschenden Arbeitsbedingungen (Strukturen). Auf der Basis dieser Ergebnisse werden Verbesserungsbedarfe für
die Gestaltung von gesundheitsförderlichen
Arbeitsbedingungen festgelegt. Abbildung
7 verdeutlicht schematisch unser Vorgehen.
Das Befragungsinstrument
Konstruktion des DGB-Index Gute Arbeit
Teilindex
Ressourcen
Abbildung 5
Index
Gute
Arbeit
Teilindex
Belastungen
31
indexbildende
Fragen
Teilindex
Einkommen/
Sicherheit
Projektphasen
Leistungen
6
1. Vorbereitung
Phase
beinhaltet die Entfaltung und Entwicklung
der Menschen. Es ist der zentrale Bereich
des menschlichen Lebens, und so muss sich
die Politik ausrichten.
8. Fortschreiten
7. Überprüfen
Anwendungsbereiche des DGB-Index sind
tiverhebung,
 diverse Ländererhebungen und
Branchenauswertungen und
 die Anwendung des Instruments in
Unternehmen
Abbildung 6
Die abhängig Beschäftigten bewerten bzw.
beurteilen ihre Arbeitssituation über die verschiedenen Facetten der vorherrschenden
3. Analyse
4. Präsentation/
Bericht
6. Umsetzung
Abbildung 7
 eine jährliche, bundesweite Repräsenta-
Kooperationspartner
2. Durchführung
5.
Prozesseinleitung
1-2
DGB-Index Gute Arbeit GmbH,
Arbeitsgruppe (intern)
3
DGB-Index Gute Arbeit GmbH
4
DGB-Index Gute Arbeit GmbH,
Arbeitsgruppe (intern)
5
DGB-Index Gute Arbeit GmbH,
Arbeitsgruppe (intern)
6-8
Betrieb (intern) mit
Interessengruppen
Neuralgischer Punkt!
© 2013 Dr. Mary Lindner
8
Problematisch ist der Punkt 5, die Einleitung
des Prozesses: Welche Konsequenzen werden gezogen, welche Maßnahmen eingeleitet? Hier hakt es oft, denn das Instrument ist
für die Analyse entwickelt.
7
Zur unserer jährlichen bundesweiten Repräsentativerhebung: die
erste Untersuchung hat es gegeben von 2007 bis 2010; ab 2011 bis
2013 gab es eine zweite. Ab 2011
haben wir ein neues Indexmodell
in der Anwendung. Die Aussagen
beruhen auf einer Zufallsstichprobe mit ca. 5000 Befragten, die per
Telefoninterviews innerhalb einer
halbe Stunde mit einem Fragebogen (mit ca. 90 Fragen / 41 Indexfragen) befragt werden. Diese
Aktion wird vom DGB einmal im
Jahr bezahlt. Die wesentlichen Er-
29
Dieter Scholz
Abbildung 8
den Bereich Metallerzeugung und -bearbeitung herausgezogen. Immerhin kann man
wohl feststellen, dass die Zahlen in den Branchen, in denen es starke Betriebsräte gibt,
i.d.R. ein klein wenig besser sind als in denen,
in denen da nicht der Fall ist, wie etwa bei
Einzelhandel, Dienstleistungen etc.
Ähnlich ernüchternde Zahlen haben wir zu
Fragen bezüglich der Rente erhalten (s. Abbildungen 11 bis 14), auch bei Beschäftigten
des Wirtschaftszweiges „Metallerzeugung
und -bearbeitung“ (s. Abbildung 15).
Abbildung 11
10
12
Abbildung 12
Abbildung 9
9
13
gebnisse habe ich in den Abbildungen 8 und
9 zusammengefasst, mit z.T. sehr erschreckenden Zahlen, die sich aber auch mit Angaben der Krankenkassen etc. decken. Für
Abbildung 10 habe ich die Zahlen speziell für
Abbildung 10
Mehr zum Fragebogen und den Auswertungen könnt Ihr auf folgender Seite finden:
http://www.dgb-index-gute-arbeit.de
10
30
Abbildung 14
Abbildung 13
Arbeitshetze, Burnout, Rente… So beurteilen Beschäftigte ihre Lage
14
Dort kann man sich auch direkt ermitteln lassen, unter welchen Bedingungen man selbst
Antwort
15
arbeitet. Vielen Dank für Euere Aufmerksamkeit! 
Metallerzeugung …….
Alle
Nein
32 %
38 %
Grade langen
50 %
43 %
Gut leben
16 %
17 %
2%
2%
Abbildung 15
Sehr gut leben
16
31
Inger Korflür
Zukunftswerkstatt:
„25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so!?“
Da wäre es gut, wenn wir eine gute Mischung
hinbekämen, d.h. dass Kollegen aus einem
Betrieb darauf achten, dass sie nicht gemeinsam an einem Tisch stehen und diskutieren.
An jedem Tisch gibt es sog. „Gastgeber“, die
an den Tischen verbleiben und die jeweiligen
Diskussionsfragen stellen. Außerdem gibt es
an jedem Tisch Papier und Stifte, um Aussagen und Gedanken zu notieren und zu dokumentieren. Ihr habt also Gelegenheit, Eurer
Phantasie freien Lauf zu lassen.
Hier nun die Fragen, um die es gleich in den
drei Runden gehen wird:
 25 Jahre Schmiede-Konferenz – alles geht
einmal zu Ende. Wir machen Schluss, was
würde Euch fehlen?
 Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Da
Inger Korflür, Sustain Consult GmbH,
Dortmund
Liebe Kolleginnen und Kollegen, 25 Jahre
Schmiede-Konferenz liegen hinter uns. Jetzt
ist es spannend zu erfahren, wie es weitergehen soll, wie die kommenden 25 Jahre aussehen sollen. In den nächsten 90 Minuten
möchte ich mit Euch herausfinden, ob Euch
das jetzige Angebot in dieser Form zusagt
oder wo man es eventuell noch verbessern
kann.
Dies machen wir mit der World-Café-Methode, mit der man in so große Gruppen gut
arbeiten kann. Wir haben dazu sechs Tische
vorbereitet, an dem jeweils zehn Menschen
miteinander diskutieren. Dabei wird es drei
Gesprächsrunden à ca. 20 Minuten geben.
32
hilft auch wirklich keine Konferenz… Oder
dürfen wir ein wenig mehr erwarten? Wie
können wir dafür sorgen, dass das, was
wir auf der Konferenz machen, in die alltägliche Betriebsratsarbeit eingeht und
dort hilft? Was habe ich eigentlich in den
vergangenen Jahren von hier mitgenommen?
 Wir stellen die Zeichen auf Neuanfang und
machen alles anders. Oder doch nicht?
Wie sieht Eure optimale Schmiedekonferenz aus, was muss da auf jeden Fall rein?
Was soll anders gemacht werden?
Anschließend gucken wir
uns alle Notizen gemeinsam an und die Gastgeber
an den Tischen erläutern
kurz die Diskussionen,
die an den Tischen stattgefunden haben. 
Zukunftswerkstatt:
„25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so!?“
33
Zukunftswerkstatt:
34
„25 Jahre Schmiede-Konferenz – Weiter so!?“
Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Podiumsdiskussion
Gritt Eggerichs (Autorin und Moderatorin, Köln)
Dr. Martin Brussig (Leiter Forschungsabteilung Arbeitsmarkt, Integration, Mobilität,
IAQ an der Uni DUE)
Dr. Nicola Hirsch (Arbeitsdirektorin ArcelorMittal Ruhrort GmbH)
Karl-Josef Laumann (CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag NRW)
Michael Scheffler (SPD, Mitglied des Landtags NRW)
35
Podiumsdiskussion
G. Eggerichs: Frau Hirsch, Ihre ehemaligen
Mitarbeiter treffen sich ja regelmäßig bei einem Stammtisch. Was hören Sie da? Wie zufrieden sind die Rentner mit ihren Bezügen?
N. Hirsch: Von unseren Altersteilzeitlern
höre ich, dass sie eine geringe Rente bekommen, im Durchschnitt liegt sie bei 1000 Euro
für Beschäftigte aus dem gewerblich-technischen Bereich. Da kann jeder überlegen, ob
man davon vernünftig leben kann oder nicht.
Wer bei uns den Altersteilzeitvertrag unterschreibt, macht das nicht, weil die Bezüge
so komfortabel wären, sondern die meisten
sehen kaum eine Alternative. Sie kennen die
beruflichen Anforderungen und meinen, diesen nicht mehr gerecht werden zu können
und dann beißen sie in den sauren Apfel. Wir als Unternehmen stocken bei Altersteilzeit zwar
erheblich auf, aber trotzdem bleibt die Summe knapp. Aus unserer Sicht ist es eine Frage der
Würde: die Beschäftigten, die ausscheiden, haben im Schnitt 44 Versicherungsjahre und gehen
dann mit 1000 Euro – man fragt sich, wofür habe ich hier so lange geschuftet? Insofern glaube
ich nicht, dass alle glücklich sind, die ausscheiden.
G. Eggerichs: Wie funktioniert das genau mit der Aufstockung? Was tut ArcelorMittal noch
dazu?
N. Hirsch: Die Altersteilzeit läuft
bei uns in der Regel über sechs
Jahre. Die meisten Beschäftigten
wählen die geblockte Version,
d.h. drei Jahre „normal“ arbeiten, drei Jahre Freistellung. Wir
stocken auf 85 Prozent des vormaligen Nettos auf und stocken
die Rentenversicherungsbeiträge
auf 100 Prozent auf. Meist fehlen
dann noch zwei, zweieinhalb Jahre: die zu erwartenden Abschläge bei der Rente gemäß dem
versicherungsmathematischen
Gutachten gleichen wir mit einer
Einmalzahlung aus. Bei uns sind
zehn Prozent der Beschäftigten
in Altersteilzeit; für uns ist das ein
Instrument, den Personalbabbau
sozialverträglich zu gestalten.
36
Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
G. Eggerichs: Derzeit haben wir rund 20 Millionen Rentner in Deutschland, zunehmende Tendenz. Herr Brussig, können Sie etwas zur Entwicklung der kommenden Jahre sagen?
M. Brussig: Die demografische Entwicklung lässt sich
eigentlich gut prognostizieren. Der geburtenschwächste Jahrgang war 1945, diese
Menschen sind 2010 65 Jahre
alt geworden und spätestens
dann in Rente gegangen. Die
folgenden Jahrgänge wachsen bis zum Jahrgang 1964, da
ist dann mit Stärken von einer
Million Rentnern und mehr
pro Jahrgang zu rechnen. Diese Baby-Boomer sind nun in
einem Alter, in dem sie in absehbarer Zeit in Rente gehen.
Das Alterssicherungssystem
steht vor enormen Problemen, wie es mit seinen Sicherungsaufgaben umgehen soll.
Die Solidität eines Alterssicherheitssystems hängt insbesondere um Arbeitsmarkt
ab: wie lange arbeitet jemand, wie lange werden Beiträge entrichtet, über welche
Mittel kann die Versicherung
verfügen? Sowohl Renten- als
auch Arbeitsmarktreformen
haben in den letzten Jahren
einiges dazu beigetragen, die
soziale Sicherheit im Alter in
eine Schieflage zu bringen.
G. Eggerichs: Was meinen Sie genau damit? Sprechen Sie von der Reform von 2001? Was wäre
das Problem daran?
M. Brussig: Zunächst einmal wurden die Sicherungsziele herabgesetzt. Dass man die Ausgaben
eines Eckrentners nicht mehr mit 40 Jahren Durchschnittseinkommen, sondern erst mit 45
Jahren. Damit ist es natürlich schwerer, dieses Sicherungsziel zu erreichen. Außerdem gibt es
viel mehr Beschäftigte im Niedriglohnbereich; viele Menschen arbeiten in nichtrentenversicherungspflichtigen Mini-Jobs und tun somit nichts für ihre Rente, obwohl sie erwerbstätig sind.
Das sind Entwicklungen, für die die Rentenversicherung nichts kann.
37
Podiumsdiskussion
G. Eggerichs: Herr Scheffler, vieles von dem, was Martin Brussig beschrieben hat, basiert auf
Änderungen, die die rot-grüne Bundesregierung getroffen hat. Sie gehören der SPD an – waren
Sie mit allen Entscheidungen einverstanden? Wie ist Ihre Position, innerhalb der Partei?
M. Scheffler: Ich habe damals auf dem
Bundesparteitag als Delegierter nicht
für die Rente mit 67 gestimmt, weil mir
die Debatte zu sehr auf das Thema „Demografie“ und zu wenig auf das Thema
„Arbeitsmarktpolitik“ ausgerichtet war.
Unser Problem heute ist, dass wir den
siebtgrößten Niedriglohnsektor in der
EU haben, dass wir immer noch keinen
flächendeckenden Mindestlohn haben,
denn nicht zuletzt von der Höhe des Einkommens hängt die Höhe der späteren
Rente ab. Das ist einfach nicht hinnehmbar. Deswegen hat meine Partei gesagt,
dass die Rente mit 67 ausgesetzt werden soll, dass man zunächst einmal das
Ziel erreichen sollte, dass 50 Prozent der
Menschen über 60 Jahre noch im Berufsleben stehen. Davon sind wir noch
meilenweit entfernt. Wenn man sich die
Struktur der Belegschaften in manchen
Betrieben ansieht, wird da sehr stark
auf jüngere Leute gesetzt. Inzwischen merkt man, dass man auf die Kompetenz der Älteren
nicht verzichten kann. Ihr Know-how fehlt inzwischen in manchen Bereichen. Ich fände es gut,
wenn Betriebe eine Struktur haben, in der Jung und Alt von einander lernen können.
G. Eggerichs: Herr Laumann, Sie sind in einer vergleichsweise komfortablen Situation, Sie müssen in der CDU keine Verantwortung für das übernehmen, was Rot-Grün damals entschieden
hat. Dennoch: wie stehen Sie dazu und was meinen Sie, was zu machen ist?
F.-J. Laumann: Jede deutsche Regierung hat bisher Wert darauf gelegt, rentenpolitische Entscheidungen im Konsens zwischen CDU und SPD zu treffen – unabhängig davon, wer regiert
hat und wer in der Opposition war. Wir haben alle immer gesagt: Rentenpolitik kann man nicht
abhängig machen von Mehrheiten in einer Wahlperiode. Wir haben in Deutschland die beste
Alterssicherung in Europa: von den Menschen, die über 65 Jahre alt sind und nicht in einem
Pflegeheim leben müssen, sind nur drei Prozent in der Grundsicherung. Mit anderen Worten:
97 Prozent der Menschen zwischen 65 und Pflegebedürftigkeit haben in Deutschland ein Einkommen, das sie von der sozialen Grundsicherung unabhängig macht. Man muss fragen, wie
hoch die Rente nach 40 oder 45 Versicherungsjahren ist – und da liegt sie in NRW bei 1100
Euro (Westfalen) bzw. 1200 Euro (Rheinland). Im Rheinland wird durch die chemische Industrie
etwas besser verdient als im ländlichen Westfalen. Wir haben 2001 mit Riester einen großen
Einschnitt in die Rentenphilosophie vorgenommen: damals wurde gesagt, dass die Rentenver-
38
Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
sicherung Armut verhindern soll, während
die Lebensstandardsicherung über Riesterund Betriebsrente erfolgen soll. Insofern
sind wir jetzt „im Jahre elf nach Riester“ - ich
hoffe, dass nach den Bundestagswahlen im
September die Politik den Mut hat, ideologiefrei zu schauen, was daraus geworden
ist. Meiner Meinung nach ist diese Strategie
nicht aufgegangen: die kapitalgedeckten Sicherungssysteme bringen derzeit wegen der
niedrigen Zinsen keine Rendite. Damals war
viel Ideologie im Spiel: Sozialversicherung
war damals einfach altmodisch! Die Wirtschaftskrise hat ein Gutes: sie zeigt, dass die
Erwartungen an die kapitalgedeckten Systeme zu hoch waren. Zum Rentenniveau: in
den letzten zehn Jahren ist das Rentenniveau
nicht gefallen. Aber wir werden dafür in Zukunft länger arbeiten müssen. Die Lebenserwartung steigt in Deutschland jedes Jahr um
drei Monate, d.h. wir müssen jedes Jahr drei
Monate mehr Rente finanzieren – und das
Geld muss bei weniger jungen Leuten irgendwo herkommen.
G. Eggerichs: Mich würde das Thema „Riester-Rente“ nochmals interessieren. Frau Hirsch, haben Sie den Eindruck, dass Ihre jüngeren Beschäftigten verstanden haben, dass es da später ein
Problem gibt und dass sie daher selbst vorsorgen müssen.
N. Hirsch: Ich glaube, dass das keine Frage des Wissens
ist. Mittlerweile weiß jeder Mensch, auch jüngere, dass
man sich nicht mehr auf die staatliche Rente verlassen
kann. Aber das heißt aber nicht, dass jeder daraus für
sich die Schlussfolgerung zieht, private Vorsorge zu betreiben. Dagegen wirken viele Faktoren, u.a. die zeitliche Entfernung vom Alter. In der Jugend denkt man an
alles, aber nicht an die Alterssicherung. Und: jeder Cent,
der verdient wird, fließt in den Aufbau der Familie oder
auch in ein Haus. Die Möglichkeiten, anderweitig einzuzahlen, sind also gering. Und: viele Menschen durchblicken nicht mehr die vielfältigen Optionen, die es in
der Rente inzwischen gibt. Meines Erachtens muss ein
Zwang oder ein Anreiz her. Ich erwarte von der Politik,
dass die Rahmenbedingungen vereinfacht werden. Derzeit ist es so kompliziert, dass Sie dazu einen Fachmann
im Betrieb benötigen, der nichts Anderes machen kann.
39
Podiumsdiskussion
Noch eine Anmerkung zum Mindestlohn: es ist ein Trugschluss, dass mit der Einführung eines
Mindestlohns das Rententhema „vom Tisch“ wäre. Bei uns liegt das Durchschnittsentgelt bei
21,83 Euro und trotzdem kommt am Ende zu wenig Rente dabei heraus. Und wenn wir sagen
„Ältere müssen länger im Betrieb bleiben“: bei uns ist – bedingt durch die Vorruhestandswellen - die Hälfte der Belegschaft über 50. Da kann man die Lasten der Schichten nicht auf alle
Altersstufen verteilen – wir haben Schichten komplett ohne Jüngere! Und da funktioniert ein
solches Rezept einfach nicht mehr. Daher kann ich nur vor solchen Verallgemeinerungen warnen!
G. Eggerichs: Das klingt nach einem komplizierten System – man hat das Gefühl, die Rente ist
zu einem Flickenteppich geworden.
M. Scheffler: Es ist unbestritten eine komplizierte Materie. Es
gibt da auch widerstrebende Interessen. Bei Riester hat es
damals andere Hoffnungen gegeben – bei den vielen Produkten weiß man nicht, womit man besser fährt. Was die jungen
Menschen angeht: viele haben einfach kein Geld übrig, das
sie in eine Rentenversicherung einzahlen könnten. Viele müssen einfach zunächst sehen, dass sie ihre „normalen“ Ausgaben finanzieren können. Die junge Generation hat es insofern
schwerer als wir es damals in der Regel hatten. Wir müssen
auch genauer darauf schauen, wer in welchem Beruf gearbeitet hat. Ein Stahlarbeiter, eine Altenpflegerin oder eine Erzieherin hat ganz andere körperliche Anforderungen zu ertragen
als z.B. ein Hochschullehrer. Wir müssen mehr flexible Übergänge in die Rente schaffen, z.B. Teilzeitrente etc. Das sind
gesellschaftliche Herausforderungen, wenn wir die Kompetenz der Älteren in Betrieben und
Verwaltungen halten wollen.
M. Brussig: Ich bezweifele, dass das gegenwärtige Rentensystem für Menschen, die dabei sind, in Rente zu gehen,
wirklich so kompliziert ist. Es gibt Rentenberatungsstellen,
es gibt Schreiben von der Rentenversicherung… Und durch
den Wegfall verschiedener anderer Möglichkeiten wird die
vermeintliche Unübersichtlichkeit noch weiter verringert.
Für mich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll bzw. machbar
ist, nach Berufen zu differenzieren. Was wäre das Ziel beruflich differenzierter Altersgrenzen. Wenn man das empirisch bearbeiten würde, müsste man sich nach meinem
Empfinden auf überraschende Ergebnisse einstellen. Lange
Zeit hat man gesagt, dass ab einem gewissen Alter Fehler
passieren können, die nicht tolerierbar sind. Daher gab es lange Zeit eine Altersbegrenzung für
Piloten. Da würde man dann auf ganz andere Ergebnisse kommen. Man könnte für die Rente
auch eine besondere Tätigkeit anerkennen, bei Bergleuten war das beispielsweise so… Wenn
man eine solche Auswahl anständig begründen und empirisch fundieren müsste, kommt man
m.E. schnell in Erklärungsnöte.
40
Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
G. Eggerichs: Was wäre denn eine andere Lösung? Wahrscheinlich muss man das ja eigentlich
individuell entscheiden, oder?
M. Brussig: Die individuelle Prüfung wäre ein Instrument und die gibt es heute in Gestalt der
Erwerbsminderungsrente auch.
F.-J. Laumann: Man darf da nicht Äpfel mit Birnen
verwechseln. Wir haben, was den Zugang zur Rente
angeht, eigentlich ganz wenige Möglichkeiten. Wenn
man vor 65 in Rente gehen will, geht das nur mit Abschlägen. Das ist so festgelegt worden, damit die Versicherung nicht darunter leidet, wenn jemand früher
in Rente gehen möchte. Das wird auch von keinem
Experten kritisiert. Dann gibt es noch die Möglichkeit,
Erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen. Diese Möglichkeit wurde vor elf Jahren sogar verbessert, indem
wir Teilerwerbsunfähigkeitsrenten eingeführt haben,
von denen allerdings kaum Gebrauch gemacht wird.
Das einzige Problem bei dieser Form ist: es gibt auch Abschläge. In den letzten drei Jahren ist
es so gekommen, dass etwa zehn Prozent aller Erwerbsunfähigkeitsrenten nicht mehr ohne
Grundsicherung auskommen. Das ist ein Skandal! Wenn jemand etwa wegen Multipler Sklerose nicht mehr arbeiten kann, dann darf ein solcher Mensch nicht in Armut fallen. Da müssen
wir an den Abschlägen etwas ändern. Mein Argument dabei ist auch: in elf Jahren hat die
Versicherungswirtschaft kein Produkt entwickelt, mit dem man sich zusätzlich gegen Erwerbsunfähigkeit versichern könnte! Wenn die das nicht hinbekommen, also müssen wir das in der
Rentenversicherung regeln. Außerdem täte der Bundestag in der nächsten Legislaturperiode
gut daran, die Möglichkeit von Teilrenten ab dem 60. Lebensjahr einzuführen, also dass Menschen halb arbeiten und halb in Rente sein können. Ich habe das in meiner Zeit als Arbeitsminister mal rechnen lassen: das wäre kein schlechtes Modell, sowohl finanziell als auch für die
41
Podiumsdiskussion
Gesellschaft. Damit könnte man viele Schwierigkeiten individuell lösen. Wir können da auch
nicht nach Berufen differenzieren, sondern müssen über die Tarifpolitik Lösungen für Branchen finden, die von der Branche getragen werden müssen. Die Bergleute, die früher aufhören,
bekommen Anpassungsgeld – das hat mit Rente ganz und gar nichts zu tun. Ich habe auch
Schwierigkeiten, mir einen Dachdecker mit 65 auf dem Dach vorzustellen. Vor ca. zwölf Jahren
haben die Unternehmen ein Betriebsrentensystem nach dem anderen geschlossen. Die alten
waren und blieben drin, die jungen kamen nicht mehr rein. Die Betriebe konnten oder wollten
die Rückstellungen nicht mehr bilden. Durch die Riesterrente und durch die Entgeltumwandlung haben wir eine Renaissance der Betriebsrenten hinbekommen, indem die Versorgungswerke wieder geöffnet wurden. Dieser Teil der Riesterreform ist eigentlich ein Glanzstück geworden, weil wir wieder viel mehr Betriebsrenten haben, und das ist etwas Gutes.
G. Eggerichs: Frau Hirsch, Sie finden Betriebsrenten auch gut, haben sich aber kritisch zu den
Teilrenten geäußert.
N. Hirsch: Vom Prinzip her stimme ich zu, das ist
ein guter Denkansatz. Aber: das, was wir im Moment faktisch an (Einkommens-) Grenzen haben,
hat bei uns niemanden überzeugt, in Teilrente
zu gehen. Ich würde auch nicht nach Berufen differenzieren, wenn es darum geht, wer früher gehen darf und wer nicht. Das hängt wirklich von
der individuellen Situation ab. Was die Betriebsrente angeht: wir haben für alle Beschäftigten
eine. Wir haben die alte Thyssen-Pensionsordnung, die rückstellungspflichtig war, geschlossen
und sind für alle neuen Beschäftigten in ein beitragsfinanziertes System gewechselt und haben
jetzt vier verschiedene Systeme im Angebot –
dazu gibt es viele Fragen. Es ist keineswegs so,
dass das selbsterklärend ist. Die Beschäftigten
rechnen und fragen sich in erster Linie: Was bedeutet das für mich jetzt, was bedeutet das für
mich im Alter? Das möchte er wissen. Die Mitarbeiter haben ein hohes Vertrauen in die Politik
und das Unternehmen, dass das irgendwie gelöst wird. Und viele fühlen sich davon überfordert, dass sie individuell vorsorgen sollen und nicht nur auf kollektive Lösungen bauen sollten.
Selbst ich habe Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten.
K.-J. Laumann: Wir haben Sozialpartnerschaft in Deutschland immer so verstanden, dass das
Unternehmen mitsorgt – nicht nur der Staat. Als Unternehmer habe ich damit doch auch eine
Möglichkeit, gute Beschäftigte an mein Unternehmen zu binden.
N. Hirsch: Ich glaube, dass die Dreiteilung in staatliche, betriebliche und private Vorsorge gut
ist. Aber das Verfahren müsste wesentlich vereinfacht werden, was die Besteuerung und die
Zugangsbedingungen angeht. Eine bessere Feinjustierung müsste noch vorgenommen werden.
42
Gute Arbeit, gut in Rente? Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
F.-J. Laumann: Wir haben es 2001 klar geregelt, dass das Geld, das in die Betriebsrenten geht,
vorher nicht versteuert wird. In die gesetzliche Rente wird hingegen zahlt der Arbeitnehmer
einen versteuerten Beitrag ein, deswegen ist dieser Teil der Rente später auch steuerfrei. Der
Arbeitgeber zahlt seinen Anteil nichtversteuert, deshalb ist diese Hälfte bei der Auszahlung
steuerpflichtig. Wenn man Geld in die Betriebsrente einbezahlt wird, geschieht das unversteuert. Daher ist es auch nicht sozialversicherungspflichtig und somit ist es hoch interessant.
M. Scheffler: Wir wissen, dass die Aufstocker den Staat pro Jahr elf Milliarden Euro kosten, das
ist eine riesige Subvention. Diese Leute gehen bestimmt nicht mit großer Motivation zur Arbeit,
wenn sie am Ende des Monats noch ihre Unterstützung beim Job-Center abholen müssen.
G. Eggerichs: Auch Menschen, die eigentlich ganz normal verdienen, sagen wir mal 2500 Euro
im Monat, auch nicht mit viel Rente rechnen dürfen, die dann aufgestockt werden muss, und
das ist mit Menschenwürde ja schwer in Einklang zu bringen.
M. Scheffler: Aus diesem Grund möchten wir die Betriebsrente verpflichtend machen, denn
es gibt ganz viele Arbeitnehmer, die derzeit noch nicht über eine Zusatzversorgung verfügen.
Wir möchten es hinbekommen, dass die Arbeitgeber sich entsprechend an einer Betriebsrente beteiligen und somit dafür sorgen, dass die Übergänge in den Ruhestand einfacher werden
als es heute der Fall ist.
G. Eggerichs: Ich möchte nochmals kurz auf die Rentenbeitragssenkung von 19,6 auf 19 Prozent eingehen. Eigentlich müsste der Betrag angesichts dessen, was wir heute diskutiert haben, angehoben werden. Wie soll man die Senkung verstehen? Als Geschenk an den Koalitionspartner?
F.-J. Laumann: Das steht im Rentengesetz. Das sieht
vor, dass der Beitrag gesenkt werden muss, wenn die
Versicherung mehr Geld als für drei Monate auf dem
Konto hat. Der Bundestag hätte das per Gesetz ändern
können, aber das ist nicht passiert. Es ist ja auch nicht
so, dass die Menschen gern hohe Beiträge zahlen, insbesondere die Unternehmen profitieren davon. Meine
Meinung ist: Lasst uns froh sein, dass wir volle Kassen
haben! Und die vollen Kassen haben wir, weil wir 41 Millionen Beschäftigte haben, den höchsten Stand an Beschäftigung in den letzten 20 Jahren. Das ist der Grund,
weshalb es den Sozialversicherungen so gut geht und
warum wir auch über Verbesserungen, z.B. eine Teilrente, reden können. Natürlich werden wir in der gesetzlichen Rente etwas machen müssen,
damit Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben und mit der Rente nicht auskommen,
unterstützt werden. Ich denke, das werden wir alles in den Wahlprogrammen für die Bundestagswahl wiederfinden – aber das wäre alles nicht der Fall, wenn die Sozialversicherungen in
der gleichen Lage wie 2000 wären, als sie aus dem letzten Loch pfiffen. Es gibt keine Debatten
darüber, das liegt daran, weil Geld da ist – das wir uns – zugegeben – auch über den Niedriglohnbereich besorgt haben. Natürlich brauchen wir einen Mindestlohn, aber damit bekommt
43
Podiumsdiskussion
man auch keine anständige Rente zusammen. Mit einem Stundenlohn von 15 Euro ist man ein
Durchschnittsverdiener und erwirbt sich pro Jahr einen Entgeltpunkt. Da kann sich jeder vorstellen, was jemand mit einem Stundenlohn von 7,50 Euro an Rente bekommt. Nach meinen
Berechnungen müsste er 54 Jahre arbeiten, um eine Rente zu bekommen, die so hoch ist wie
die Grundsicherung – die man auch bekommt, wenn man nie gearbeitet hat. Ich finde: wenn
einer immer fleißig war, dann muss er mehr bekommen als jemand, der nicht fleißig war, auch
im Alter!
G. Eggerichs: Nochmals zum Thema „Würde“. In anderen Ländern ist es ja üblich, dass Rentner
sich etwas hinzu verdienen, in England z.B. als Helfer im Supermarkt, oft als eine Art „verdeckte
Bettelei“…
M. Brussig: Das sehen wir in der Tat vermehrt. Es sind nicht viele Menschen, aber es gibt beachtliche Steigerungsraten. Es wächst das Interesse daran, auch nach dem Renteneintritt weiter aktiv zu bleiben, und für viele ist es das: aktiv zu bleiben! Für einige ist der Grund auch, dass
sie sich etwas hinzu verdienen müssen. Man sollte sich gut anschauen, was da abläuft.
G. Eggerichs: Anders als in anderen Ländern, z.B. der Schweiz, zahlen bei uns ja nicht alle Beschäftigten in die Rente ein, z.B. Beamte. Was bedeutet das für die soziale Gerechtigkeit?
M. Scheffler: Landtagsabgeordnete sorgen sich selbst für ihre Rente, insofern wäre es mir egal,
in welche Kasse ich einzahle. Ich würde mich darüber freuen, wenn die Rentenversicherung
sich mehr für Solo-Selbstständige öffnen würde.
N. Hirsch: Herr Laumann meint, dass wir keine Diskussion über die Renten hätten – das sehe
ich nicht so. Bei uns ist das schon ein Thema, man betrachtet das als eine Art der Menschenwürde, dass man genug hat, wenn man in die Rente geht bzw. – wenn man frühzeitig gehen
muss – auch zu vernünftigen Konditionen. Da wünsche ich mir von der Politik, dass sie diese
Sorgen aufgreift und ernst nimmt. Es gibt noch ein hohes Vertrauen in die Politik, und die
Betriebe wollen dabei mithelfen. Wir müssen an dieser Stelle dringend nachbessern. Es muss
gewährleistet sein, dass Beschäftigte nach 45 Versicherungsjahren ohne Verluste in die Rente
gehen können. Die Zugänge zur Erwerbsminderungsrente müssen vereinfacht werden und die
Erwerbsminderungsrente muss so gestaltet sein, dass man davon vernünftig leben kann. Von
der Teilrente muss so viel übrig bleiben, dass man motiviert wird, arbeiten zu gehen. Wenn
davon nichts übrig bleibt, nimmt niemand dieses Angebot an. Für die Jugend müssen wir uns
überlegen, wie wir sie dazu bringen, rechtzeitig etwas für die Rente zu tun.
M. Scheffler: Ich kann das nur unterschreiben, was Frau Hirsch gesagt hat. Außerdem würde
ich mir wünschen, dass wir auch mal wieder eine aktive Arbeitsmarktpolitik machen, für all
diejenigen, die nicht im Erwerbsleben stehen. Da ist in den letzten Jahren sehr viel Geld eingespart worden, da sind kaum noch Förderungen möglich. Wir sind in NRW dabei, einen sozialen
Arbeitsmarkt aufzubauen. Denn wenn wir über Würde reden, müssen wir auch die Würde
derjenigen im Blick haben, die sich außerhalb des Arbeitsmarkts bewegen. Das hätte nämlich
dann auch positive Auswirkungen auf die Sozialkassen.
G. Eggerichs: Ich danke Ihnen allen für die spannende Diskussion!
44
Schlusswort
Michael Bach, Gewerkschaftssekretär
IG Metall Vorstand, Ressort Betriebs- und
Branchenpolitik, Zweigbüro Düsseldorf
Liebe Kolleginnen und Kollegen, zunächst
vielen Dank an die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Die IG
Metall will mit der Aktion „Gute Arbeit, gut
in Rente“ die Umlagefinanzierung der Rente
stärken – wenn der Topf, aus dem die Rente finanziert wird, nicht mehr voll genug ist,
dann müssen wir darüber nachdenken, wie
wir ihn wieder füllen. Denn wenn wir das
Prinzip der Umlagefinanzierung weiter verlassen, werden wir ein paar wenige haben,
die mehr Rente bekommen, aber viele, viele, die weniger bekommen. Die, die gut verdienen, können besser vorsorgen als die, die
über kein hohes Einkommen verfügen. Ich
weiß nicht, ob eine Solidargemeinschaft sich
auf diesen Weg begeben sollte.
Daher wird die IG Metall sich weiterhin für
Chancengleichheit einsetzen und das umlagefinanzierte System gegenüber dem kapitalgedeckten favorisieren. Ich hoffe, dass
sich nach der Bundestagswahl in dieser Hinsicht etwas tut. Die Tatsache, dass darüber
nicht viel debattiert wird, liegt m.E. auch an
der Komplexität der Materie: was ich nicht
verstehe, wird auch nicht thematisiert… Wir
werden die Diskussion weiterführen und
dürfen gespannt sein, wie sich die Lage entwickelt.
Ich möchte mich auch bei Euch bedanken,
für Eure Geduld und Euere Mitarbeit beim
World-Café heute Vormittag. Wir haben
viele Hinweise bekommen, die wir bei der
Planung weiterer Konferenzen berücksichtigen werden. Kommt gut heim, ich hoffe, wir
sehen uns im kommenden Jahr gesund und
munter wieder! 
45
Kleinplenum 1
Standortsicherung durch effizienten
Umgang mit Energie
Die Energiewende im eigenen Unternehmen
Moderationsteam:
Dipl.Ing. Christoph Koch, enerma GmbH, Siegen
Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Krumm, Uni Siegen
Eckhard Wach, BRV, Mahle Motorenkomponenten GmbH, Plettenberg
Lars Challier, stellv. BRV, ArcelorMittal Hamburg GmbH
Energiepreise sind für die Metall erzeugende und verarbeitende Industrie ein wichtiger
Wettbewerbsfaktor und mitentscheidend
für die „Standortwahl“. Die gesellschaftlich
gewollte und politisch beschlossene Energiewende treibt die Energiepreise in Deutschland weiter nach oben. Im europäischen –
und erst recht im internationalen- Vergleich
ist Energie hierzulande sehr teuer. Dadurch
steigt der Druck auf Produktivitätssteigerung
oder Verlagerung ins günstigere Ausland.
Um das zu verhindern, gilt es gezielt dem hohen Energieverbrauch entgegen zu wirken.
46
Hier ziehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
an einem Strang. Nur so können langfristig
der Standort und die damit in Verbindung
stehenden Arbeitsplätze gesichert werden.
Im Kleinplenum wurden Werkzeuge zur systematischen Steigerung der Energieeffizienz
und zur Reduzierung des Energieverbrauchs
vorgestellt. Ebenso berichteten Betriebsräte
über ihre Rolle in diesem Prozess –einerseits über die Einbindung in das betriebliche Energiemanagement, andererseits aber
auch über die tatsächlichen Folgen für die
Beschäftigten und die Mitbestimmung. 
Kleinplenum 2
Stress und psychische Belastungen am
Arbeitsplatz – erkennen und aktiv werden
Moderation: Ruth Holm, Gesundheitsmanagerin, Göttingen
Arbeitsverdichtung, Termin- und Zeitdruck,
Multitasking, ständige Unterbrechungen und
Entgrenzung von Arbeit und Freizeit: für viele
Beschäftigte gehören u.a. diese psychischen
Belastungen zum Arbeitsalltag. Stress und
Erschöpfung / Burnout sowie Produktivitätsund Qualitätsverluste können Folgen sein.
Trotzdem geben nur etwa 20 Prozent der
befragten Betriebe (BAuA 2012) bzw. 33 Prozent der Beschäftigten in der Befragung des
DGB Index Gute Arbeit 2012 an, dass im Rahmen der Gefährdungsbeurteilungen auch
psychische Belastungen erhoben werden.
Mit einem Überblick zum Stresserleben und
zum Umsetzungsstand der Gefährdungsbeurteilungen in den teilnehmenden Betrieben
begann die Arbeit im Kleinplenum. Im ersten
Teil wurden dann gemeinsam Grundlagen zu
Belastungen und Gesundheitsressourcen am
Arbeitsplatz erarbeitet. Nach einer „StressÜbung“ wurden in vier Gruppen die Themen
Anforderungen in den Schmieden, Ressour-
cen zur ihrer Bewältigung sowie Gedanken
und Empfindungen in Stresssituationen und
mögliche körperliche Reaktionen vertieft.
Anschließend wurden zusammenfassend
kurz- und langfristige Stressfolgen diskutiert.
Im zweiten Teil standen Handlungsmöglichkeiten im Zentrum, insbesondere die Integration psychischer Belastungen in die Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung. Ziel des
Arbeitsschutzgesetzes ist ein ganzheitlicher,
präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz,
der in erster Linie auf Maßnahmen der Verhältnisprävention setzt. Es fördert daher die
Integration der Gefährdungsbeurteilung in
ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement und kann für Betriebsräte das Eingangstor sein, gute und gesunde Arbeitsbedingungen zu gestalten. Daher
wurden dazu notwendige Grundlagen besprochen; TeilnehmerInnen brachten dabei
Erfahrungen und Beispiele aus ihren Betrieben ein. 
47
TAGESORDNUNG
Dienstag, den 11. Juni 2013
09:00 - 09:30 Uhr
Eröffnung der 25. Schmiedekonferenz
Alles begann mit einer Idee…
Peter Gassmann, ehem. IG Metall Vorstand Ressort Automation und
Rationalisierung
Michael Bach, IG Metall Vorstand, Betriebs- und Branchenpolitik,
Zweigbüro Düsseldorf
09:30 - 09:45 Uhr
Grußwort
Jens Mütze, 1. Bevollmächtigter IG Metall, Verwaltungsstelle Hagen
09:45 - 10:00 Uhr
Branchendaten und Entwicklungstrends
Brigitte Döth, IG Metall Vorstand
10:00 - 10:30 Uhr
Nutzfahrzeugindustrie –
Report über eine innovative Branche im Schatten der PKW-Hersteller
Andrea Rothkegel, EWR Consulting GmbH, Frankfurt
Pause
11:00 - 11:45 Uhr
„Alleskönner“ Tarifvertrag - Was kann er in einer sich wandelnden
Arbeitswelt wirklich leisten?
Dirk Schumann, Ressortleiter im FB Tarifpolitik, IG Metall Vorstand, Frankfurt
11:45 - 12:15 Uhr
Arbeitshetze – Burnout - Rente
So beurteilen Beschäftigte ihre Lage
Dieter Scholz, Geschäftsführer, DGB-Index Gute Arbeit GmbH, Berlin
Mittagspause
14:00 - 16:30 Uhr
Kleinplenum 1
Standortsicherung durch effizienten Umgang mit Energie –
Die Energiewende im eigenen Unternehmen
Moderationsteam:
Dipl.Ing. Christoph Koch, enerma GmbH, Siegen
Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Krumm, Uni Siegen
Eckhard Wach, BRV, Mahle Motorenkomponenten GmbH, Plettenberg
Lars Challier, stellv. BRV, ArcelorMittal Hamburg GmbH
14:00 - 16:30 Uhr
Kleinplenum 2
Stress und psychische Belastungen am Arbeitsplatz –
erkennen und aktiv werden
Dipl.-Sozialwirtin Ruth Holm, Gesundheitsmanagement, Coaching, Göttingen
18:00 Uhr
Abendessen
19:30 Uhr
Schmiedeabend
48
Anhang
Mittwoch, den 12. Juni 2013
09:00 - 10:30 Uhr
Zukunftswerkstatt
25 Jahre Schmiedekonferenz – Weiter so!?
Beteiligungsorientierter Workshop
Inger Korflür, Sustain Consult GmbH, Dortmund
Pause
11:00 - 12:15 Uhr
Gute Arbeit – gut in Rente?
Ein Generationenvertrag zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Podiumsdiskussion
Grit Eggerichs, Moderation, Autorin u. Journalistin,
u.a. WDR u. Deutschlandradio
Dr. Nicola Hirsch, Arbeitsdirektorin, ArcelorMittal Ruhrort GmbH
Karl-Josef Laumann, Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag NRW
Michael Scheffler, SPD, Mitglied des Landtags NRW
Dr. Martin Brussig, Leiter der Forschungsabteilung Arbeitsmarkt
Integration Mobilität, IAQ an der Uni DUE
12:15 - 12:30 Uhr
Schlusswort
Michael Bach, IG Metall Vorstand Zweigbüro
12:30 Uhr
Mittagessen und Ende der Veranstaltung
49
statistische daten
Teilnehmer insgesamt:.................................................................................................. 82
davon Frauen................................................................................................................. 11
Betriebsratsvorsitzende + Stellvertreter........................................................................ 33
Betriebsratsmitglieder + „Ehemalige“........................................................................... 24
Geschäftsführer, Prokuristen, Personalleiter................................................................... 3
AD, Schmiedeleiter, Abteilungsleiter usw.
Institute, wissenschaftliche Einrichtungen, EMB, Politik................................................ 10
Journalisten.....................................................................................................................2
Beschäftigte IGM / DGB . ..............................................................................................10
33 Betriebe haben den Fragebogen bezüglich ihres Organisationsgrades ausgefüllt.
Diese 33 Betriebe haben insgesamt
35.214 Beschäftigte, davon sind
28.881 Beschäftigte organisiert.
Dies entspricht einem durchschnittlichen Organisationsgrad von 82,0 %
Orga-Grad
Anzahl der Betriebe
0 - 20 %.................................... 1 Betriebe
21 - 50 %.................................. 8 Betriebe
51 - 70 %................................ 13 Betriebe
71 - 80 %.................................. 4 Betriebe
81 - 90 %.................................. 6 Betriebe
91 - 100 %................................ 1 Betriebe
Gesamt................................ 33 Betriebe
Betriebsgrößen
bis 50 MitarbeiterInnen............0 Betriebe
51 - 150 MitarbeiterInnen........5 Betriebe
151 - 300 MitarbeiterInnen......9 Betriebe
301 - 500 MitarbeiterInnen......6 Betriebe
501 - 999 MitarbeiterInnen......8 Betriebe
ab 1.000 MitarbeiterInnen.......5 Betriebe
Anzahl der Betriebe.............. 33
50
Verzeichnis der Teilnehmerinnen
Anhang
Name
Vorname
Funktion
Unternehmen
Ort
1
Adolphy
Dieter
Stellv. BRV
Seissenschmidt AG
Plettenberg
2
Bach
Michael
Gew.-Sekretär
Vorstand IG Metall
Zweigbüro Düsseldorf
Düsseldorf
3
Kür
Wilfried
BRV
Kröger
Stahlumformung GmbH
Attendorn
4
Blum
Udo
ehem. IGM Vorstand
Frankfurt
5
Bretschneider
Jonas
BRV
Wildauer Schmiedewerke
GmbH & Co. KG
Wildau
6
Brückner
Jürgen
BRV
Radsatzfabrik
Ilsenburg GmbH
Ilsenburg
7
Brussig Dr.
Martin
Leiter Forschung
Arbeitsmarkt Integration
Mobilität, IAQ, Uni Düsseldorf
Düsseldorf
8
Challier
Lars
Stellv. BRV
ArcelorMittal Hamburg GmbH
Hamburg
9
Degen
Klaus
Betriebsrat
Saarschmiede AG
Völklingen
10
Dieckhoff Dr.
Klaus
ehem. RKW
Eschborn
11
Döth
Brigitte
Sachbearbeiterin
Vorstand IG Metall
Frankfurt
12
Eckert
Michael
Betriebsrat
Mahle Motorenkomponente
GmbH
Plettenberg
13
Eggerichs
Grit
Moderatorin
WDR und Deutschlandfunk,
Köln
Köln
14
Eyioglu
Orhan
BRV
Energietechnik Essen
GmbH
Essen
15
Gassmann
Peter
ehem. Gew.-Sekr.
Vorstand IG Metall
Frankfurt
16
Götze
Ulf
BRV
Gröditzer Kurbelwelle
Wildau GmbH
Wildau
17
Güven
Turan
Betriebsrat
Jung, Boucke GmbH & Co.
Halver
18
Heinz
Kerstin
Betriebsrätin
Hirschvogel Eisenach GmbH
Marksuhl
19
Hellwig
Roderich
Stellv. BRV
Kröger
Stahlumformung GmbH
Attendorn
20
Hirsch Dr.
Nicola
Arbeitsdirektorin
ArcelorMittal Ruhrort GmbH
Duisburg
21
Hoffmann
Gerd
Betriebsrat
Ruhrtaler Gesenkschmiede
Witten
22
Hollenstein
Johannes
Betriebsrat
Frank Walz u.- Schmiedetechnik GmbH
Hatzfeld
23
Holm
Dipl.-Sozialwirtin
Ruth
Referentin
Gesundheitsmanagement /
Coaching
Göttingen
24
Jaenecke
Ralf
BRV
Jeco-Jellinghaus GmbH
Gevelsberg
25
Jahn
Uwe
BRV
Schmiedewerke Gröditz
GmbH
Gröditz
26
Jügling
Siegfried
Betriebsrat
Kampwerk Vieregge +
Pickardt GmbH & Co. KG
Plettenberg
27
Kalkreuter
Ralf
Stellv. BRV
Mahle Motorenkomponente
GmbH
Plettenberg
28
Karzmarzik
Waldemar
Stellv. BRV
Schmiedag GmbH
Hagen
Nr.
51
Verzeichnis der Teilnehmerinnen
Nr.
Name
Vorname
Funktion
Unternehmen
Ort
29
Klein
Gerald
Betriebsrat
Hay Speed
Umformtechnik GmbH
Lüchow
30
Klemm
Jens
Betriebsrat
Schmiedewerke Gröditz
GmbH
Gröditz
31
Klobetanz
Peter
Betriebsrat a.D.
Buderus Edelstahl GmbH
Wetzlar
32
Koch
Dipl.-Ing.
Christoph
Referent
enerma GmbH
Siegen
33
Korflür
Inger
Referentin
SUSTAIN CONSULT GmbH
Dortmund
34
Krumm Prof.
Wolfgang
Referent
Uni-Siegen
Siegen
35
Laumann
Karl-Josef
Fraktionsvors.
CDU im Landtag NRW
Düsseldorf
36
Lauterbach
Frank
Betriebsrat
SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH
Remscheid
37
Lehnert
Rainer
Stellv. BRV
Maschinenfabrik
Alfing Kessler GmbH
Aalen
38
Leßmann
Christine
Betriebsrätin
Radsatzfabrik
Ilsenburg GmbH
Ilsenburg
39
Levermann
Stefanus
Personalleiter
Seissenschmidt AG
Plettenberg
40
Lewandowski
Cornelia
Stellv. BRV
Hammerwerk Fridingen
GmbH
Fridingen
41
Longo
Alfio
BRV
Ruhrtaler Gesenkschmiede
Witten
42
Mayer
Hans-Ulrich
BRV
Henning
Schmiedetechnik GmbH
Metzingen
43
Mischke
Frank
BRV
Seissenschmidt AG
Plettenberg
44
Müller
Lilo
Stellv. BRV
Schmiedewerke Gröditz
GmbH
Gröditz
45
Mütze
Jens
1. Bevollmächtigter IGM Verwaltungsstelle Hagen
Hagen
46
Nagel
Klaus
BRV
Bahntechnik Brand-Erbisdorf
GmbH
BrandErbisdorf
47
Netz
Michael
Betriebsrat
Volkswagen Werk Kassel
Kassel
48
Neutze
Ludwig
Stellv. BRV
Siepmann-Werke
GmbH & Co. KG
Warstein
49
Niese
Volker
Betriebsrat
Bahntechnik Brand-Erbisdorf
GmbH
BrandErbisdorf
50
Ölbey
Gabor
Stellv. BRV
Energietechnik Essen
GmbH
Essen
51
Patz
Michael
Betriebsrat
Hirschvogel Eisenach GmbH
Marksuhl
52
Pinidis
Konstantinos BRV
Deutsche Edelstahlwerke
GmbH
Krefeld
53
Rautenberg
Andreas
BRV
Schmiedag GmbH
Hagen
54
Richter
Manfred
Betriebsrat
Mahle Motorenkomponente
GmbH
Plettenberg
55
Rothkegel
Andrea
Referentin
EWR Consulting GmbH
Duisburg
56
Saribas
Sadri
Betriebsrat
Schmiedetechnik
Plettenberg GmbH & Co. KG
Plettenberg
52
Anhang
Nr.
Name
Vorname
Funktion
Unternehmen
Ort
57
Sauter
Peter
Betriebsrat
Maschinenfabrik
Alfing Kessler GmbH
Aalen
58
Scheffel
Frank
Betriebsrat
SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH
Remscheid
59
Scheffler
Michael
MdL NRW
SPD
Düsseldorf
60
Scheu
Willi
BRV
Gesenkschmiede
Schneider GmbH
Aalen
61
Schmidt
Rolf
Betriebsrat
Buderus Edelstahl GmbH
Wetzlar
62
Schmiedchen
Sven
BRV
SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH
Duisburg
63
Schmitt
Axel
Betriebsrat
Frank Walz u.Schmiedetechnik GmbH
Hatzfeld
64
Schnittfeld
Peter
Geschäftsführer
Berufsbildungsgesellschaft
GMH mbH
Georgsmarienhütte
65
Scholz
Dieter
Geschäftsführer
DGB-Index
Gute Arbeit GmbH
Berlin
66
Schraven
Mike
Stellv. BRV
SONA-BLW Präzisionsschmiede GmbH
Duisburg
67
Schumann
Dirk
Ressortleiter
Vorstand IG Metall
Frankfurt
68
Seibert
Petra
Büroassistentin
Vorstand IG Metall
Zweigbüro Düsseldorf
Düsseldorf
69
Springob
Hans-Jürgen
BRV
Schmiedetechnik
Plettenberg GmbH & Co. KG
Plettenberg
70
Stehle
Hans-Peter
BRV
Hammerwerk Fridingen
GmbH
Fridingen
71
Strehl
Volker
2. Bevollmächtigter IG Metall - VwSt Bochum
Bochum
72
Stuff
Klaus
Betriebsrat
Mahle Motorenkomponente
GmbH
Plettenberg
73
Stunz
Andrè
Prozessbegleiter
Seissenschmidt AG
Plettenberg
74
Tuncdemir
Ozgür
BRV
Kampwerk Vieregge +
Pickardt GmbH & Co. KG
Plettenberg
75
Ullenboom
Detlef
Journalist
76
Vitt
Erwin
Gast
ehem. IGM Vorstand
Frankfurt
77
Wach
Eckhard
BRV
Mahle Motorenkomponente
GmbH
Plettenberg
78
Walter
Gerhard
Stellv. BRV
Gesenkschmiede
Schneider GmbH
Aalen
79
Weimar
Karl-Heinz
ehem. Stellv. BRV
Saarstahl AG
Völklingen
80
Weller
Axel
Betriebsrat
Falkenroth Umformtechnik
GmbH & Co.
Schalksmühle
81
Wolf
Jürgen
Stellv. BRV
Bochumer Verein
Verskehrstechnik GmbH
Bochum
82
Zeisler
Klaus
BRV
Jung, Boucke GmbH
Halver
Bochum
53
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Das Zweigbüro-Team
Hannelore Elze
Leiterin des Zweigbüros
0211 / 965 03 - 119
0170-3333727
[email protected]
Michael Bach
Gewerkschaftssekretär
0211 / 965 03 - 112
0170-3333239
[email protected]
Bernd Lauenroth
Gewerkschaftssekretär
0211 / 965 03 - 118
0170-3333453
[email protected]
Holger Lorek
Gewerkschaftssekretär
0211 / 965 03 - 110
0160-5330187
[email protected]
Karin Krink-Ruf
Sekretariat Lauenroth / Lorek
0211 / 965 03 - 116
[email protected]
Petra Seibert
Sekretariat Elze / Bach
0211 / 965 03 - 113
[email protected]
IG Metall Vorstand Zweigbüro
Roßstraße 94
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211 - 96503-100
Fax: 0211 - 9047360
eMail: [email protected]
Internet: http://zweigbuero.igmetall.de
54
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