Das Glück des Trophäen-Jägers

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Das Glück des Trophäen-Jägers
AutomatenMARKT | März 2004 | Magazin
Ein Automaten-Restaurator packt aus
Das Glück des Trophäen-Jägers
Peter Tomaschewski aus Salzgitter ist süchtig. Süchtig nach alten
mechanischen Musikboxen und Nostalgie-Automaten. Mit Geschick und
Geduld haucht er auch scheinbar hoffnungslosen Fällen wieder Leben ein.
„Wenn nach wochenlanger Arbeit an einer
Jukebox das erste Mal die Nadel über die Platte
kratzt, bekomme ich jedes Mal eine
Gänsehaut“, lacht der 44-Jährige.
Weit über 100 Automaten und Musikboxen hat
Peter Tomaschewski bereits restauriert.
„Ich zerlege die Geräte bis zur letzten
Schraube und setze sie später wieder
zusammen. Dies wird zur Sicherheit mit Fotos
dokumentiert“, berichtet der Niedersachse,
hauptberuflich Mitarbeiter im technischen
Service bei Volkswagen.
Der Tüftler mit historischem
Mikrofon und einem Silver Chief
von Jennings.
Die Liebe zu den mechanischen Automaten
erwachte zu Beginn der Achtzigerjahre: „Die
ersten vier Geräte entdeckte ich gemeinsam mit einem Freund im Hinterhof einer
Schlachterei. Darunter eine amerikanische Rock-Ola, bis heute meine
Lieblingsmarke.“
Für das Hobby hat Peter Tomaschewski eine Halle angemietet, gefüllt mit SammlerSchätzen: Jukeboxen, Tanksäulen, Kühlschränke, Getränkeautomaten, Flipper. Sogar
Autoscooter und ein Kfz-Oldtimer sind zu entdecken.
„Mir macht es unheimlichen Spaß, mechanische
Automaten wieder in Gang zu bringen, die
oftmals Jahrzehnte auf Dachböden oder in
Kellern vor sich hin staubten.“
Im Truck unterwegs in der Jukebox-Heimat
Blick in die Werkstatt: Geräte
vor der Restaurierung ...
Egal, ob eine Jukebox von Rock-Ola, Wurlitzer,
Seeburg, AMI oder NSM – der Bastler taucht mit
ungebrochener Entdeckerfreude in die
mechanischen Innenleben ein.
Fasziniert ist er von dem „wunderbaren
Zahnrad- und Schneckenantrieb der SeeburgFabrikate“ genauso wie von der „einzigartigen
Klangbrillanz der NSM-Jukeboxen“. Und immer wieder beschäftigen den Tüftler
neue, unerwartete Rätsel (sieht Kasten). So groß ist die Leidenschaft, dass der
Automaten-Fan bereits über ein Dutzend Mal nach Amerika gereist ist. Auf der Jagd
nach Trophäen.
Sein Ziel ist stets der Bundesstaat Illinois, das
Mekka der weltweiten Jukebox-Fangemeinde.
Auf der Messe in St. Charles, einem Vorort von
Chicago, zählte Peter Tomaschewski in den
vergangenen Jahren zu den Stammgästen.
„Mit zwei Freunden habe ich mir diverse
Container gemietet. Erst sechs Meter lang, später
zwölf Meter. Wir sind mit einem Truck umher
gefahren und waren einem Kaufrausch sehr
nahe“, lächelt Peter.
Einen Container zu mieten und zu verschiffen sei
durchaus ein unternehmerisches Risiko. Die
Kosten, über den Daumen gepeilt, liegen bei
über 3 500 Dollar, weiß der Automaten-Tüftler.
... und nach der geglückten
Instandsetzung.
Und berichtet weiter: „Auf diesen Schiffen müssen während der Atlantik-Überfahrt
ziemlich starke Kräfte wirken.“
So hätten schützende Styropor-Platten Farbpartien von Geräten „bis auf die
Grundierung regelrecht abgeschliffen“.
Auch Neonreklame sei kaum heil über den Teich zu bringen.
„Unabhängig davon wie gut verpackt, geht die Hälfte zu Bruch“, lautet ein
Erfahrungswert von Peter Tomaschewski.
Für den Tüftler ist das große Hobby letztlich ein Nullsummen-Geschäft. Ganz
abgesehen von der Zeit, die er in die aufwändigen Restaurierungsarbeiten steckt.
„Vieles wird heute über das Internet abgewickelt, was den Verkäufern Vorteile
bringt, den Käufern eher Nachteile. Die Nachfrage und der Zugriff sind größer
geworden.“
Trotzdem stößt Peter Tomaschewski immer wieder auf interessante, unverhoffte
Entdeckungen.
Wie jüngst, als ihm eine NSM Satellitte 200 aus dem Halbdunkel eines Schuppens
entgegenleuchtete.
Eine rätselhafte Jukebox
Ein Rätsel gibt Peter Tomaschewski die Musikbox
Favorit 100 auf. Mitte der Fünfzigerjahre kam
der originelle Automat, ein deutsches Fabrikat,
auf den Markt.
„Der Hersteller ist mir nicht bekannt. Das
Besondere an dem Gerät: Alle Schallplatten
werden in vertikaler Position abgespielt, und
zwar mittels Reibrollen. Eine absolut einzigartige
Lösung“, schwärmt der Tüftler.
Liebevoll von Peter
Tomaschewski restauriert: eine
original Rock-Ola 1448.
Peter Tomaschewski bittet die Leser des
AutomatenMarkt um Informationen:
Telefon (0 53 44) 91 57 37.