anhaltende »Marktversagen

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anhaltende »Marktversagen
1
A L L G E M E I N E
D E S
L A G E
P R I V A T E N
F E R N S E H E N S
Das Fernsehjahr 2007 war gekennzeichnet von
das Bundeskartellamt beträchtliche Bußgelder
der Rückübertragung der Fußball-Bundesliga-
an die Werbevermarkter der beiden großen
vermarktung an Premiere und die Weiterent-
privaten TV-Sendergruppen ProSiebenSat.1
wicklung neuer TV-Technologien wie IPTV und
Media AG und RTL Group. Die ProSiebenSat.1-
Mobile-TV. Darüber hinaus wurde der Kauf der
Tochter SevenOne Media wurde zur Zahlung
ProSiebenSat.1 Media AG und die Verschmel-
von 120 Mio. Euro, die IP Deutschland zu
zung mit der SBS Broadcasting Group durch
96 Mio. Euro verpflichtet.
KKR und Permira abgeschlossen (s. Kap. B 2.5).
Die internetbasierten Fernsehplattformen
Im August 2006 startete arena als neu-
T-Entertain der Deutschen Telekom AG und
er Vermarkter der Fußball-Bundesliga im deut-
Alice Home TV von Alice/HanseNet werden
schen Pay-TV und wurde damit neben Premi-
bereits – unter zuvor teils anderem Namen –
ere und Kabel Deutschland zu einem weiteren
seit 2006 am deutschen Markt angeboten.
Player. Innerhalb eines Jahres wurde jedoch ein
Durch den Start eines IPTV-Angebotes von
Verlust von knapp 160 Mio. Euro erwirtschaf-
Arcor im Jahr 2007 wächst der Wettbewerb
tet. Auch wegen fehlender Endkundenbezie-
langsam. Außerdem werden IP-basierte Video-
hungen, die im deutschen Pay-TV-Markt tradi-
on-Demand-Portale der privaten Veranstalter
tionell entweder bei Premiere oder den Kabel-
wie etwa maxdome.de, aber auch die der
netzbetreibern liegen, konnte sich arena nicht
öffentlich-rechtlichen Veranstalter (z. B. ZDF-
am Markt etablieren. Die Folge war eine umfas-
Mediathek) weiter ausgebaut (s. Kap. B 2.8).
sende Vermarktungsvereinbarung mit Premiere,
Bereits 2006 startete Mobile-TV über den
wobei die Rechte zur Vermarktung der Fußball-
DMB-Standard in Deutschland. 2007 setzten
Bundesliga in einer Sublizenz an Premiere über-
die Landesmedienanstalten die Rahmenbedin-
tragen wurden (s. Kap. B 2.6).
gungen für den Start von Mobile-TV über den
Nachdem Haim Saban bereits im Dezem-
leistungsfähigeren DVB-H-Standard. In einem
ber 2006 die ProSiebenSat.1 Media AG an die
bundesweit abgestimmten medienrechtlichen
Lavena Holding verkauft hatte, übernahm im
Verfahren wurde Mobile 3.0 für den Versuchs-
Jahr 2007 die ProSiebenSat.1 Media AG die
betrieb von Mobile-TV auf der Basis der DVB-H-
SBS Broadcasting Group. Beide Unternehmen
Technologie empfohlen (s. Kap. B 2.9). Für den
gehörten vor der Fusion zu den Finanzinves-
DVB-H-Sendernetzbetrieb wurde in einem tele-
toren KKR und Permira und wurden nach der
kommunikationsrechtlichen Vergabeverfahren
Akquisition der ProSiebenSat.1 Media AG
durch die Bundesnetzagentur die T-Systems
miteinander verschmolzen.
Media & Broadcast (TSMB) ausgewählt. Die TSMB
Für unzulässige Marktabsprachen bei der
Werbevermarktung verhängte im Oktober 2007
58
ALM Jahrbuch 2007
wurde zwischenzeitlich von der Deutschen Telekom an die französische TDF verkauft.
1.1
Entwicklung des
Programmangebots
Vier neue Teleshoppinganbieter starteten
Die Zahl der bundesweiten privaten Fernsehprogramme in Deutschland hat sich 2007
im Jahr 2007: Glück Shop, der auf Immobili-
um zwölf Programme auf 354 erhöht. Allerdings
en fokussierte Sender myestate, der Auktions-
sind in Deutschland weit mehr private Fern-
sender Schmuckkanal und TechniTippTV.
2007 von 58 auf 72 Programme. Von den
ausländischer, für den deutschen Sprachraum
neu hinzugekommenen Angeboten entfallen
konzipierter Programme empfangen werden.
sieben auf den Bereich Musikfernsehen. Aktiv
Neu im Jahr 2007 auf Sendung gegan-
sind hier die beiden Unternehmen Just Music
gen sind die beiden fremdsprachigen Vollpro-
Fernsehbetriebs GmbH und Deluxe Television
gramme Kanal 7 INT und PDF-Channel. Zu den
GmbH. Der Pay-TV-Kanal lettra – lieber lesen!
neuen Spartenangeboten im Free-TV zählen das
startete im November, stellte jedoch seinen
Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), das Deutsche
Sendebetrieb am 1. April 2008 bereits wieder
Gesundheitsfernsehen (DGF), DrDishTV, OUT-
ein. Der History Channel lancierte den Ableger
PRO.TV (Sendebetrieb zum 1. April 2008 ein-
The Biography Channel. Außerdem ging mit
gestellt), sportdigital.tv, Super Sports Network,
yourfamily ein Kinder- und Familienprogramm
[tru:] young television, das türkischsprachige
auf Sendung.
Nachdem im Jahr 2006 die Pay-TV-Ange-
Musikprogramm tvt, UProm.TV und wdwip.
bote auf den Kabelplattformen sowie die neue
Eingestellt wurden hingegen die Free-TVSpartenprogramme 1-2-play, easy.TV Infotain-
Plattform arena ein Wachstum der Programme
mentkanal, Entertainment Channel, K1010
bewirkten, war 2007 vor allem der Start der
und Job24TV (s. Kap. A 3 und B 5).
Abb.
Bundesweite Privatfernseh- und Teleshoppingprogramme
11
Vollprogramme 1
2003
12
2004
13
2005
16
2006
17
13
0
5
51
100
10
58
37
20
40
Pay-TV
74
10
33
Teleshopping
56
39
23
19
2007
26
5
17
Spartensender
118
21
60
72
80
100
149
120
140
160
1 inkl. die Fernsehfenster AZ Media TV, dctp, News and Pictures
Quelle: ALM, Goldmedia; Stand 31. Dezember 2007
ALM Jahrbuch 2007
59
PRIVATES FERNSEHEN
Insbesondere über Satellit kann eine Vielzahl
PROGRAMMANGEBOT
Die Zahl der Pay-TV-Programme stieg
seh-und Teleshoppingangebote empfangbar.
Abb.
12
Bundesland
Private Fernsehangebote 2007
Zuordnung der Sender nach Aufsicht führender Landesmedienanstalt
gesamt
Vollprogramm
Spartensender
Fernsehfenster
Pay-TVSender
landesw./region.
und lokales TV 1
Baden-Württemberg
27
1
4
–
3
19
Bayern
80
1
8
–
25 2
46
Berlin/Brandenburg
60
3
5
–
19
33
3
–
–
–
–
3
26
–
6
–
15
5
9
3
2
–
1
3
16
–
–
–
–
16
Bremen
Hamburg/Schleswig-Holstein
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
3
9
1
–
4
2
Nordrhein-Westfalen
25
4
10
13
1
9
Rheinland-Pfalz
14
3
1
23
1
7
Saarland
2
–
1
–
–
1
Sachsen
62
–
–
–
3
59
13
Niedersachsen
2
Sachsen-Anhalt
13
–
–
–
–
Thüringen
15
–
–
–
–
15
insgesamt 4
354
16
37
3
72
226
Vorjahr
342
14
33
3
58
234
1 zur Zählung der landesweiten, regionalen und lokalen Fernsehangebote
s. Kap. B 4, S. 126
2 ohne Premiere Big Brother (auf Sendung vom 5. Februar 2007 bis 2. Juli 2007
und vom 7. Januar 2008 bis 7. Juli 2008)
3 Der Sender dctp ist nach § 26 RStV bei der NLM (im Programm von RTL), bei der
LMK (im Programm von Sat.1) und nach dem Satellitenfernseh-Staatsvertrag beim
Länderausschuss unter Federführung der LfM (im Programm von VOX) lizenziert.
4 Programme, die in mehreren Bundesländern lizenziert sind, werden einfach gezählt
(s. Fußnoten 1 und 3).
Quelle: ALM, Göfak; Stand: 31. Dezember 2007
Premiere-Star-Plattform sowie der Ausbau der
form startete hingegen der auf Literatur und
IPTV-Plattformen von Alice, Arcor und T-Home
Lesen ausgerichtete Spartenkanal lettra.
für das Wachstum verantwortlich. Allerdings
verbreiten via Premiere Star vor allem bereits
Deutlich mehr bislang unbekannte Programme sind hingegen auf den IPTV-Platt-
auch in anderen Pay-TV-Paketen präsente Sen-
formen von Alice, Arcor und T-Home zu finden.
der ihr Programm.
Dies hängt unter anderem damit zusammen,
Hierzu zählen die digitalen Pay-TV-Kanä-
dass bei der Übertragung durch Premiere Star
le der ProSiebenSat.1-Gruppe ebenso wie wei-
zunächst die vergleichsweise hohen Distribu-
tere Sender der digitalen Kabel-Pay-TV-Pakete,
tionskosten für die Sender anfallen, die bei den
darunter beispielsweise Disney Playhouse und
IPTV-Paketen dagegen deutlich geringer sind.
Toon, verschiedene Angebote der Viacom-Grup-
Zu den Pay-TV-Programmen, die u. a. mit
pe sowie mit NASN ein Sender, der US-Sport-
den IPTV-Plattformen im Laufe des Jahres 2007
arten überträgt. Erst mit der Premiere-Star-Platt-
auf Sendung gingen, gehören die drei Musik-
60
ALM Jahrbuch 2007
HDTV-Programmangebot
Abb.
13
in ausgewählten Ländern Europas 2007
72,3
14
6
55 %
40 %
29,1
4
30 %
4
12,6
20 %
2
10 %
2
6
5
34,1
0%
6
3
IT
NL
PL
FR
DK
SE
DE
PROGRAMMANGEBOT
UK
1
1
2
3
4
BE
4
4
FI
4
6
NO
3
2
6
8
4
18,9
4
0
42,3
38,4
ES
Quelle: Goldmedia, SES-Astra; ohne paneuropäische HDTV-Kanäle
Entwicklung der TV-Umsätze 2001 – 2007
Abb.
14
in Mio. Euro
Fernsehgebühren 1
Netto-TV-Werbeumsätze 2
Pay-TV-Umsätze 3
2001
4.076
2002
4.126
3.956
2003
4.140
3.811
2004
4.172
3.860
2005
4.357
2006
4.454
4.114
1.088
9.656
2007
4.448
4.156
1.094
9.698
0
2.000
4.469
787
785
890
4.000
6.000
8.868
8.841
938
3.929
9.332
8.970
1.035
8.000
9.321
10.000
1 Quellen: ARD, Planwerte von ARD und ZDF gemäß 16. KEF-Bericht
2 Quelle: ZAW
3 Quellen: Angaben der Pay-TV-Anbieter (bereinigt um Werbeumsätze, inkl. Premiere
Austria), Goldmedia-Berechnung auf Basis von Angaben der Pay-TV-Anbieter
programme der Deluxe Television GmbH sowie
bution digitaler Free-TV-Programme: Im Jahr
der Biography Channel und yourfamily.
2007 konnten die Kabelnetzbetreiber erheb-
Auch im Free-TV-Segment war im Jahr 2007
liche Fortschritte bei der Vermarktung ihrer
inklusive der darin enthaltenen Teleshopping-
digitalen Basispakete machen und verzeichne-
angebote ein Wachstum bei den TV-Kanälen
ten hier ein gegenüber dem Pay-TV-Segment
zu verzeichnen. Die neuen Voll-, Sparten- oder
erheblich schnelleres Kundenwachstum. Die
Teleshoppingprogramme werden in der Regel
digitalen Basisplattformen der Kabelnetzbetrei-
über Satellit und Kabel verbreitet. Dabei wird
ber transportieren zwischen maximal 65 (Unity-
auch das Kabel immer attraktiver für die Distri-
media) und 246 (Kabel BW) Programme. Bei
ALM Jahrbuch 2007
61
PRIVATES FERNSEHEN
12
46,5
6
6
25,7
5
Digitalisierung der
TV-Haushalte 2006
36,5
8
8
8
10
Free-TV-Programme
60 %
53,9
8
Pay-TV-Programme
70 %
59,7
11
12
Kabel BW erfolgt dabei, anders als bei den
1.2
Entwicklung der TV-Umsätze
anderen beiden großen Netzbetreibern der
Netzebene 3, keine Grundverschlüsselung.
Von zunehmender Bedeutung ist die
Die TV-Umsätze entwickelten sich im Jahr
2007 generell positiv. Insgesamt stiegen die
Ausstrahlung von HDTV-Inhalten, insbeson-
fernsehbasierten Umsätze aus Fernsehgebüh-
dere innerhalb des Pay-TV-Segments. Die Zahl
ren, Werbung und Umsätzen der Pay-TV-Platt-
HDTV-fähiger Fernsehgeräte hat sich in Deutsch-
formen voraussichtlich um 42 Mio. Euro auf
land in den vergangenen Jahren stark erhöht.
9,7 Mrd. Euro im Jahr 2007. Insbesondere
Allein 2007 wurden nach Angaben der Gesell-
bei den TV-Werbeumsätzen zeichnete sich für
schaft für Unterhaltungs- und Kommunikations-
das Jahr 2007 ein Wachstum ab; das Umsatz-
elektronik (GfU) 3,8 Mio. HD-taugliche TV-Ge-
niveau lag jedoch nicht auf dem des Rekord-
räte verkauft.
jahres 2000. Die Netto-Werbeumsätze der TV-
Für den Absatz der Set-Top-Boxen sorgte
Sender wuchsen im Jahr 2007 um ein Prozent
in Deutschland bisher maßgeblich der Pay-TV-
auf 4.156 Mio. Euro. Im Vorjahr 2006 stiegen
Veranstalter Premiere: Zum Jahresende 2007
die Netto-Werbeumsätze um 4,7 Prozent auf
besaßen rund 109.000 Premiere-Kunden ent-
4.114 Mio. Euro.
sprechende Set-Top-Boxen.
Insgesamt waren 2007 in Deutschland
Stagnation herrschte dagegen im Pay-TVMarkt. Die erheblichen Kundengewinne der
sechs HDTV-Sender empfangbar. Mit Premie-
Kabelnetzbetreiber konnten die umsatzseitigen
re HD Film, Premiere HD Thema und Discovery
Verluste bei Premiere gerade kompensieren.
HD sind drei dieser Pay-TV-Sender Teil des
Der Branchenumsatz lag nahezu unverändert
Premiere HD-Paketes.
bei 1,1 Mrd. Euro.
Im Free-TV sendeten neben dem 2006
Vergleichsweise konstant waren auch die
gestarteten Anixe HD die Vollprogramme
Erträge der öffentlich-rechtlichen Veranstalter
ProSieben und Sat.1 ein frei empfangbares
aus der Fernsehgebühr. Auf Basis der bei der
HD-Programm parallel zur Ausstrahlung in
KEF gemeldeten Planwerte wurden 2007 rund
der normalen digitalen Qualität Standard
4,45 Mrd. Euro Teilnehmergebühren aus der
Definition (SD).
Fernsehgebühr generiert.
Mitte Februar 2008 stellten die beiden
Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe die Ausstrahlung des hochauflösenden Fernsehens
ein und senden seither ein technisch hochgerechnetes SD-Bild im Breitbildformat 16:9
aus. Eine Rückkehr zu HDTV ist nach Unternehmensangaben nicht vor 2010 vorgesehen.
62
ALM Jahrbuch 2007
Beteiligungsverhältnisse
ProSiebenSat.1 Media AG
im privaten Fernsehen
Sat.1-Gruppe ist mit den vier Sendern Sat.1,
■
2
Die ProSieben-
ProSieben, kabel eins und N24 das größte priImpulse für Veränderungen der bundesdeutschen
vate Free-TV-Unternehmen in Deutschland. 9Li-
Rundfunklandschaft sind in den letzten Jahren
ve, der Call-TV-Sender der Gruppe, ist Markt-
weniger von wechselnden Eigentümerstrukturen
führer beim Transaktionsfernsehen. Zur Grup-
der Anbieter als vielmehr von neuen Rahmenbe-
pe gehören auch Sat.1 Comedy und kabel eins
dingungen in der Medienbranche ausgegangen.
classics sowie die noch nicht auf Sendung be-
Zentrale Triebkräfte des Wandels sind vor allem
findlichen Programme Lifestyle, Movie Channel,
der technologische Fortschritt und die Digitali-
ProSiebenSat.1 Family, ProSiebenSat.1 Fiction,
sierung von Inhalten und Übertragungswegen,
ProSiebenSat.1 Fun, ProSiebenSat.1 Favorites
konstatiert der im März 2007 vorgelegte dritte
und ProSiebenSat.1 Facts. Das Programm Pro-
Konzentrationsbericht der KEK. Etablierte Medien-
SiebenSat.1 Mobile der MFD Mobiles Fernsehen
konzerne würden dadurch zur Erschließung neuer
Deutschland GmbH wird ebenso der Gruppe
Geschäftsfelder gezwungen. Durch die crossme-
zugerechnet.
diale Verwertung von Inhalten sei der Zugang zu
neuen Erlösquellen vereinfacht worden.
Mit maxdome betreibt ProSiebenSat.1 gemeinsam mit United Internet das größte Video-
Der Bericht stellt zudem eine Intensivierung
on-Demand-Portal auf dem deutschen Markt.
der vertikalen Verflechtungen zwischen der Pro-
Die Internet-Angebote der Gruppe sind in der
duktions- und Distributionsebene von Medien-
ProSiebenSat.1 Networld zusammengefasst.
gütern fest. Der Besitz attraktiver Inhalte in Ver-
Dazu gehören unter anderem die Websites der
bindung mit einer Kontrolle des Distributionssys-
Sender sowie MyVideo als Portal für nutzerge-
tems schaffe neuartige strategische Positionen
nerierte Inhalte, das Social-Community-Network
und erlaube darüber hinaus die Generierung wei-
lokalisten.de sowie die Preissuchmaschine bil-
terer Erlöse. Ergebnis dieser Entwicklungen sind
liger.de. Die ProSiebenSat.1 Networld ist nach
crossmedial aufgestellte Medienkonzerne, die
IVW das zweitgrößte deutsche Onlinenetzwerk.
in einer Vielzahl von Medienteilmärkten mit un-
Hauptgesellschafter der ProSiebenSat.1 Me-
terschiedlichsten Angeboten präsent sind. »Das
dia AG waren die Lavena Holding 5 GmbH mit
mediale Einprodukt-Unternehmen wird zum Aus-
insgesamt 50,7 Prozent Anteil am Grundkapital
nahmefall«, betont der Konzentrationsbericht.
Zu beobachten ist dies insbesondere bei
sowie die Axel Springer AG mit insgesamt zwölf
Prozent Anteil am Grundkapital; 37,3 Prozent
den beiden in Deutschland dominierenden
der Aktien befinden sich im Streubesitz. Lavena
privaten TV-Familien ProSiebenSat.1 und RTL
hatte im Dezember 2006 ihre Anteile (88 Pro-
Television.
zent der stimmberechtigten Stammaktien und
ALM Jahrbuch 2007
63
BETEILIGUNGSVERHÄLTNISSE
2.1
F E R N S E H E N
PRIVATES FERNSEHEN
B U N D E S W E I T E S
etwa 13 Prozent der nicht stimmberechtigten
KKR und Permira verfolgen mit der Über-
Vorzugsaktien) von der zur German Media Part-
nahme der ProSiebenSat.1-Gruppe ein strate-
ners L.P. (GMP) gehörenden P7S1 Holding L.P
gisches Interesse. Von Beginn an strebten sie
übernommen. Dahinter standen Finanzinvestor
eine Zusammenführung der ProSiebenSat.1-
Haim Saban und sechs Fondsgesellschaften. Ge-
Gruppe mit ihrer Portfoliogesellschaft SBS
sellschaftsrechtlich vollzogen wurde der Verkauf
Broadcasting an. Die neue Mediengruppe soll
Anfang März 2007.
Über eine Kette von Holdinggesellschaften
führend bei der strategischen Weiterentwicklung der Fernsehindustrie sein und neue Märkte
steht die Lavena Holding 5 GmbH vollständig
erschließen. Am 27. Juni 2007 übernahm
im Anteilsbesitz der Lavena 1 S.A.R.L. An ihrem
die ProSiebenSat.1 Media AG 100 Prozent der
Stammkapital halten Fonds der Private Equity
Anteile an der SBS Broadcasting Group. Durch
Unternehmen Permira und KKR (Kohlberg-Kra-
den Zusammenschluss ist die ProSiebenSat.1-
vis-Roberts) jeweils insgesamt 50 Prozent. Per-
Gruppe künftig in 13 europäischen Ländern
mira ist ein in Guernsey ansässiges, seit 1985
tätig. Zur neuen Gruppe gehören unter ande-
auf europäischer Ebene tätiges Private-Equity-
rem 24 Free-TV-Sender, 24 Pay-TV-Sender
Beteiligungsberatungs- und Managementunter-
und 22 Radio-Networks.
nehmen. Permira Fonds und deren Investoren
Im Zuge der SBS Broadcasting-Übernahme
halten derzeit im Fernsehbereich in Deutsch-
könnte die ProSiebenSat.1-Gruppe Mitte des
land keine weiteren Beteiligungen; eine mittel-
Jahres 2008 einen weiteren strategischen Ge-
bare Beteiligung am Pay-TV-Sender Premiere
sellschafter bekommen. Die Telegraaf Media
hat Permira Ende 2006 veräußert.
Groep N.V. (TMG), die 20 Prozent an der SBS
Ein gemeinsames Tochterunternehmen von
Broadcasting Group hielt, hat die Option, in die
Permira und KKR hält 73,5 Prozent an der pan-
neue Gruppe zu reinvestieren und zwölf Pro-
europäischen TV-Gruppe SBS Broadcasting S.A.
zent der stimmberechtigten Stammaktien von
(SBS). Permira hält daneben auch sämtliche An-
der Lavena Holding 5 zu übernehmen. Mit der
teile an der in den Bereichen Mobilfunk, Fest-
Ausübung der Option würde die TMG sechs
netz und Internet tätigen debitel AG, die wieder-
Prozent des Grundkapitals der ProSiebenSat.1-
um mit Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH
Gruppe halten. TMG erklärte im Januar 2008,
(MFD) kooperiert. Des Weiteren ist Permira am
dass eine Beteiligung an der ProSiebenSat.1-
US-amerikanischen Satelliten-Serviceprovider
Gruppe für das Unternehmen weniger interes-
Intelsat beteiligt und hält eine Mehrheitsbetei-
sant sei, wenn die Axel Springer AG als Gesell-
ligung am britischen TV-Produktionsunterneh-
schafter aussteige.
men All3Media. Die Fonds des Private-EquityUnternehmens KKR-Gruppe sind neben der ge-
Die Axel Springer AG hatte am 11. Dezember 2007 die Absicht bekundet, ihre mittel-
meinsam mit Permira gehaltenen Beteiligung
bare Beteiligung an der ProSiebenSat.1 Media
an SBS unter anderem an der niederländischen
AG – jeweils zwölf Prozent der Stamm- und Vor-
Marktforschungs- und Mediengruppe VNU (un-
zugsaktien – an Mitgesellschafter KKR/Permira
ter anderem Nielsen Media Research) beteiligt.
zu veräußern. Nach Abschluss der Transaktion
64
ALM Jahrbuch 2007
Abb.
15
Veranstalterbeteiligungen der ProSiebenSat.1 Media AG
im bundesweiten Fernsehen
Permira
Kohlberg Kravis Roberts (KKR)
Permira IV L.P.2
(37,597 %)
P4 Sub L.P.1
(9,306 %)
Permira Investments Limited (0,757 %)
P4 Co-investments L.P.
(0,215 %)
KKR Glory (KPE) Limited
(11,912 %)
KKR Glory (2006) Limited
(5,555 %)
KKR Glory (European II) Limited (30,408 %)
Stichting Administratiekantoor Lavena
4,25
47,875
BETEILIGUNGSVERHÄLTNISSE
47,875
Lavena 1 S.A.R.L.
100
(über Lavena 2 S.A.R.L)
Lavena 3 S.A.R.L.
100
(über Lavena Holding
1, 2, 3 und 4 GmbH)
ProSiebenSat.1 Family 1
ProSiebenSat.1 Fiction 1
ProSiebenSat.1 Fun 1
ProSiebenSat.1 Favorites 1
ProSiebenSat.1 Facts 1
Lavena Holding 5 GmbH
ProSiebenSat.1
Mobile
100
ProSiebenSat.1 Erste
Verwaltungs GmbH
(Stammaktien)
ProSiebenSat.1 Media AG
(2)
Sat.1 Comedy
kabel eins classics
Lifestyle 1
Movie Channel 1
PRIVATES FERNSEHEN
MFD Mobiles Fernsehen
Deutschland GmbH
100
Vorzugsaktien
Lavena 1 S.A.R.L. mittelbar 25,34 %,
Streubesitz 74,66 %
German Free TV Holding GmbH
100
100
SevenSenses GmbH
100
100
100
100
100
9Live
Sat.1
N24
kabel eins
ProSieben
9Live Fernsehen
GmbH
Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH
N24 Gesellschaft
für Nachrichten und
Zeitgeschehen mbH
Kabel 1 K1
Fernsehen GmbH
ProSieben
Tele vision GmbH
1 zurzeit noch nicht auf Sendung
2 Zurechnung aufgrund der Gestaltung eines wesentlichen Teils der Sendezeit
mit zugelieferten Programmteilen (§ 28 Abs. 2 Satz 2 Ziff. 1 RStV)
Quelle: KEK, Stand: März 2008
ALM Jahrbuch 2007
65
kontrolliert die Lavena Holding 5 GmbH 100
RTL Group S.A.
■
Bei der RTL Group S.A.,
Prozent der Stammaktien an der ProSiebenSat.1
der zweiten dominierenden Senderfamilie im
Media AG. Die KEK bestätigte die Transaktion
deutschen TV-Markt, gab es im Berichtszeit-
im Januar 2008 als medienkonzentrationsrecht-
raum 2007 keine gesellschaftsrechtlichen Ver-
lich unbedenklich. Springer hatte 2006 ver-
änderungen. Die RTL Group S.A. hält ihre Be-
sucht, sich die Mehrheit an der ProSiebenSat.1-
teiligungen an deutschen Fernsehveranstaltern
Gruppe durch Erwerb der P7S1-Holding-L.P.-An-
über die CLT-UFA S.A. Diese ist über die RTL
teile zu sichern, was jedoch am Veto des Bun-
Group Germany S.A., die RTL Group Deutsch-
deskartellamtes gescheitert war. Für Springer
land GmbH und die UFA Film und Fernseh
bedeutet der Ausstieg aus ProSiebenSat.1 eine
GmbH alleinige Gesellschafterin der RTL Televi-
Abkehr von der bisherigen Strategie.
Bei der KEK wurde weiterhin angezeigt, die
neu gegründete Stichting Administratiekantoor
Lavena, eine Stiftung niederländischen Rechts,
mit insgesamt 4,25 Prozent des Stammkapitals
sion GmbH. Mit 50 Prozent ist sie an Super RTL
beteiligt, mit 35,9 Prozent an RTL II sowie mit
49,9 Prozent an VOX.
Die RTL Television GmbH veranstaltet das
bundesweite Vollprogramm RTL, das Nachrich-
der Lavena 1 S.A.R.L. zu übernehmen. Hierdurch
tenprogramm n-tv sowie die digitalen Pay-TV-
reduziert sich die prozentuale Beteiligung der
Programme RTL Living, RTL Crime und Passion.
KKR- und Permira-Fonds an Lavena 1 auf jeweils
Sie hält 49,9 Prozent der Anteile an der VOX
insgesamt 47,875 Prozent. Eine weitere ange-
Film- und Fernseh GmbH & Co. KG. Im Regio-
meldete Beteiligungsveränderung betrifft den
nalbereich ist RTL zu 100 Prozent an RTL Nord
Einschub der German Free TV Holding GmbH als
und Tele West sowie zu 60 Prozent an RTL Hes-
Holdinggesellschaft für die Veranstalter der Pro-
sen beteiligt. Im Bereich TV-Produktion hält die
gramme Sat.1, ProSieben, kabel eins und N24.
Sendergruppe 75 Prozent der Anteile an Nord-
Das Engagement von Permira und KKR bei
deich TV Produktionsgesellschaft, 100 Prozent
ProSiebenSat.1 hat zu einer Diskussion über
an der RTL Creation GmbH und zehn Prozent
die Eindämmung des Einflusses internationa-
an Action Concept in Hürth. Zu den weiteren
ler Finanzinvestoren auf den deutschen Rund-
Beteiligungen zählen der TV-Verkaufskanal RTL
funkmarkt geführt. Befürchtet wird, dass durch
Shop (55 Prozent) und der TV-Vermarkter IP
vorrangig renditegetriebene Beteiligungen die
Deutschland (100 Prozent).
Programmqualität auf der Strecke bleiben und
Die RTL Group S.A. gilt als Europas größtes
die Rolle des Rundfunks als meinungsbildende
TV-, Radio- und Produktionsunternehmen mit 34
Kraft leiden könne. Die im Rundfunkstaatsver-
TV- und 30 Radiosendern in elf Ländern. Zu den
trag festgelegte Grenze von 25 Prozent knüpft
Fernsehsendern der RTL Group gehören neben
am Anteil eines Unternehmens auf dem Zu-
den oben genannten in Deutschland unter ande-
schauermarkt an, bezieht aber auch die Stel-
rem M6 in Frankreich und Five in Großbritannien.
lung auf so genannten medienrelevanten ver-
Maßgeblichen Einfluss auf die RTL Group
wandten Märkten, etwa Hörfunk und Presse,
S.A. hat die Bertelsmann AG. Über ihre 100-
mit ein. Die Anwendung dieser Regeln ist um-
prozentige Tochtergesellschaft Bertelsmann TV
stritten.
Beteiligungs GmbH hält sie 89,14 Prozent der
66
ALM Jahrbuch 2007
Marketing GmbH bekommen. Diese hatte die
den sich in Streubesitz und ca. 0,76 Prozent
bislang von Premiere gehaltenen Pay-TV-Über-
im Eigenbesitz der RTL Group S.A. Die Bertels-
tragungsrechte an der 1. und 2. Bundesliga für
mann AG hatte zuletzt 2006 ihre mittelbare
drei Spielzeiten bis 2008/2009 erworben und
Beteiligung an der RTL Group S.A. ausgebaut.
im April 2006 einen Antrag auf Zulassung zur
Über die Bertelsmann TV Beteiligungs
bundesweiten Veranstaltung eines BundesligaFernsehspartenprogramms gestellt.
Sämtliche Anteile am neuen Pay-TV-Sender
Prozent des Grundkapitals an der RTL Group
arena wurden zunächst mittelbar von der Ka-
S.A. übernommen. An der veräußernden Ge-
belgesellschaft iesy Hessen GmbH & Co. KG
sellschaft war die Bertelsmann AG zu diesem
gehalten, die wiederum vollständig im Anteils-
Zeitpunkt selbst zu 80 Prozent und die West-
besitz der Unity Media GmbH stand. Im Novem-
deutsche Allgemeine Zeitungs- und Verlags-
ber 2006 wurden diese Anteile dann komplett
gesellschaft E. Brost & J. Funke GmbH & Co. KG
auf ish NRW GmbH übertragen, eine andere
(WAZ) zu 20 Prozent beteiligt. Auch die bis da-
100-prozentige Unity-Tochtergesellschaft. An der
to von der Bertelsmann AG unmittelbar gehal-
Muttergesellschaft Unity Media S.C.A. sind zwei
tenen Anteile an der RTL Group S.A. wurden
Finakabel-Fondsgesellschaften in Höhe von ins-
von der Bertelsmann TV Beteiligungs GmbH
gesamt 38,66 Prozent und zwei AP-Fondsgesell-
übernommen. Beteiligungsveränderungen er-
schaften in Höhe von insgesamt 31,46 Prozent
gaben sich zuvor auch durch das Ausscheiden
der Anteile beteiligt. Die Finakabel-Fonds wer-
der Groupe Bruxelles Lambert (GBL) als Gesell-
den von der Investmentgesellschaft BC Partners
schafter der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann
Ltd. geleitet, die AP-Fondsgesellschaften von
AG übernahm dabei die bislang von einer 100-
Unternehmen der Investmentgruppe Apollo. Die
prozentigen Tochtergesellschaft der GBL gehal-
übrigen 30,43 Prozent der Aktien befinden sich
tenen Aktien, die einem Anteil von 25,1 Pro-
in Streubesitz.
zent des Grundkapitals und 25 Prozent der
Stimmrechte entsprachen.
Im Dezember 2007 meldete die Bertels-
Nach dem Verlust der Fußball-Bundesligarechte drohte Premiere ein Rückgang der Abonnentenzahlen; arena wiederum hatte Probleme
mann AG ihr Interesse am Erwerb der bislang
mit der Vermarktung der teuer erworbenen
noch nicht im Eigenbesitz befindlichen Aktien
Rechte. Im Februar 2007 kam es deshalb zu
der RTL Group an; im Februar 2008 kündig-
einer Kooperationsvereinbarung zwischen den
te der Medienkonzern an, die Anteile am Ein-
beiden Kontrahenten. Geplant war die Vermark-
kaufssender RTL Shop zu veräußern.
tung von arena über die Satellitenplattform von
Premiere. Im Zuge dessen wollte arena über
Premiere und arena
■
2007 kam es zu
einer grundlegenden Neugestaltung der deut-
eine Kapitalerhöhung 16,7 Prozent der PremiereAnteile übernehmen. Ein unternehmerischer Ein-
schen Pay-TV-Landschaft. Der dominierende
fluss von arena sollte durch die Verwaltung der
Pay-TV-Sender Premiere hatte Ende 2005 Kon-
Anteile durch ein unabhängiges Finanzinstitut
kurrenz durch die arena Sport Rechte und
ausgeschlossen werden. Das Bundeskartellamt
ALM Jahrbuch 2007
67
BETEILIGUNGSVERHÄLTNISSE
GmbH hatte sie von der BW TV und der Film
Verwaltungs GmbH deren Anteil von 37,04
PRIVATES FERNSEHEN
Anteile. Rund 10,10 Prozent der Aktien befin-
Gesellschafterstruktur von Premiere
Abb.
16
Rupert Murdoch
im bundesweiten Fernsehen
1,3
National Geographic Channel (100 %)
Sky News (über BSkyB)
Prinz Alwaleed
7,0
Im Ausland lizensierte Programme
Murdoch Family Trust
37,2
Fox Channel
News Corporation
Streubesitz
100 Fox lnternational Channels Germany GmbH i. G.
(1)
54,5
70,99
100
News Publishing
Australia Limited
1,41
27,60
Classic Fund Management AG
Newscorp Investments
5,09
100
5,07
News America, Inc.
100
Taube Hodson Stonex
Partners Limited
Eton Park Capital Management L.P.
5,06
News Corp. Europe, Inc.
Streubesitz
100
5,02
Franklin Mutual Advisers LL.C.
News Netherlands B.V.
57,06
100
Premiere Direkt
News Armenia B.V.
Premiere AG
22,70
100
100
(3)
Fox Türk
Giga Digital
Plus Medien TV
und Handels GmbH
GIGA Digital
Televisions GmbH
(2)
100
100
Premiere
(2)
(Premiere 1–4, - Serie, - Filmclassics,
- Nostalgie, -Filmfest, - Krimi, - Sport,
- Start, - HD, - Big Brother)
Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG
(2)
(Pay-per-View) Premiere
On Demand GmbH
Discovery Channel
Discovery Geschichte
Animal Planet
Discovery HD
Discovery Communications
Deutschland GmbH
(2)
(2)
Romance TV
Hit24
beate-uhse.tv
Focus Gesundheit
Romance TV GmbH
& Co. KG i. G.
Hit24 Television GmbH
Beate Uhse TV
GmbH & Co. KG
Focus TV
Produktions GmbH
60 (1)
100
GoldStar TV
Heimatkanal
Mainstram Media AG
Classica
Classica GmbH
(2)
(2) (2)
Junior
Junior.TV GmbH
& Co. KG
1 Zwischengesellschaften ausgeklammert
2 Zurechnung aufgrund der Möglichkeit der Einflussnahme auf wesentliche
Programmentscheidungen durch die Plattformbetreiberin Premiere Fernsehen
GmbH & Co. KG (§ 28 Abs. 2 Satz 2 Ziff. 2 RStV)
3 vorbehaltlich medienkonzentrationsrechtlicher Genehmigung
Quelle: KEK, Stand: April 2008
68
ALM Jahrbuch 2007
legte dagegen im April 2007 sein Veto ein und
LL.C. 5,02 Prozent, Classic Fund Management
forderte Nachbesserungen der Vereinbarung.
AG 4,24 Prozent, Streubesitz 71,10 Prozent.
ligarechte von arena an Premiere als Sublizenz
(Pictet & Cie.) schließlich seinen Premiere-Anteil
weiterzureichen. Das Kartellamt billigte dies im
(16,4 Mio. Premiere-Aktien) für 287 Mio. Euro
Juli 2007. Die arena Sportrechte & Marketing
(17,50 Euro pro Anteilsschein) an die Armenia
GmbH übernahm die neu ausgegebenen Ak-
B.V., eine Tochtergesellschaft der News Corpo-
tien, die einem Anteil von 16,67 Prozent am
ration von Rupert Murdoch. Zu den Pay-TV-Be-
Grundkapital der Premiere AG entsprachen, und
teiligungen der News Corporation in Europa ge-
übertrug sie auf die Schweizer Bankgesellschaft
hören 39 Prozent an BSkyB in Großbritannien
Pictet & Cie. Diese war nicht berechtigt, die ihr
sowie hundert Prozent an SKY Italia. Die News
zustehenden, mit den Kapitalanteilen an der
Corporation ist zudem über die News Nether-
Premiere AG verbundenen Stimmrechte auszu-
lands B.V. und weitere Zwischengesellschaften
üben und verpflichtete sich, die Aktien bis spä-
zu 100 Prozent im Besitz der Plus Medien TV
testens Ende Juni 2009 zu veräußern. Infolge
und Handels GmbH, der Veranstalterin des tür-
einer weiteren Kapitalerhöhung bei der Premi-
kischsprachigen Vollprogramms TGRT Europe.
ere AG reduzierte sich die Beteiligung anschließend auf 14,58 Prozent.
Neben der Sublizenz der Bundesligarechte
Über die 100-prozentige Tochter Fox
Entertainment Group ist die News Corporation
ferner zusammen mit der National Geographic
übernahm Premiere auch die Produktion der
Television & Film und der National Broadcast-
Bundesligasendungen. Im Gegenzug erhielt are-
ing Company (NBC) an dem Gemeinschafts-
na eine Rücklizenz zur Verbreitung der Bundes-
unternehmen National Geographic Channel Inter-
ligasendungen über Kabel und Satellit. Die Ver-
national beteiligt, das das Programm National
einbarung sieht vor, dass in den Kabelregionen
Geographic Channel veranstaltet. Darüber hinaus
des Unitymedia-Konzerns (Nordrhein-Westfalen
ist News Corporation auf dem deutschen Medien-
und Hessen) und über die Direct-to-Home-
markt über die 100-prozentige Tochter Twentieth
Satellitenplattformen von arena und Premiere
Century Fox mit der Twentieth Century Fox of
sowohl Unitymedia als auch Premiere das
Germany GmbH (Kinofilmverleih) und der Twen-
Bundesligaprogramm anbieten und daneben ei-
tieth Century Fox Home Entertainment Germany
gene Pay-TV-Angebote vermarkten können.
GmbH (Vertriebsgesellschaft von Filmen und
Dr. Georg Kofler verließ Premiere zum
TV-Programmen auf DVD und Video) vertreten.
31. August 2007 und trennte sich von seinen
Zudem hält die Fox Mobile Entertainment 51 Pro-
Aktien am Unternehmen. Im November 2007
zent der Anteile an Jamba, einem Berliner An-
veräußerte die in seinem Anteilsbesitz stehende
bieter für mobile Unterhaltungsdienstleistungen.
Fernseh Holding S.A.R.L. ihre Anteile an der Pre-
BETEILIGUNGSVERHÄLTNISSE
Im Januar 2008 verkaufte Unitymedia
Der Premiere GmbH & Co. KG und der
miere AG vollständig. Die Beteiligungsverhält-
Premiere AG werden die von ihnen veranstal-
nisse sahen danach folgendermaßen aus: Pictet
teten gleichnamigen Programme sowie die
& Cie. 14,58 Prozent, Eton Park Capital Manage-
auf ihrer Pay-TV-Plattform veranstalteten Dritt-
ment L.P. 5,06 Prozent, Franklin Mutual Advisers
programme Classica, Focus Gesundheit, Gold-
ALM Jahrbuch 2007
69
PRIVATES FERNSEHEN
Das führte zu Überlegungen, die Bundes-
Star TV, Heimatkanal, Hit24, beate-uhse.tv, Ju-
Beteiligungsveränderungen gab es auch bei
nior, Discovery Channel, Animal Planet, Disco-
der DMAX TV GmbH & Co. KG (vormals: XXP
very Geschichte und Discovery HD zugerechnet,
TV – Das Metropolenprogramm GmbH & Co.
ferner das von der Premiere on Demand GmbH
KG). Die Discovery Content Verwaltungs GmbH,
veranstaltete Pay-per-View-Angebot Premiere
die mittelbar vollständig im Anteilsbesitz der
Direkt sowie die Zuschaueranteile, die die von
Discovery Communications LL.C. steht, erwarb
Premiere produzierten Bundesliga-Sendungen
die von der DCTP Entwicklungsgesellschaft für
unter der Bezeichnung Premiere Fußball Bun-
TV Programm mbH und der Spiegel TV GmbH
desliga im Angebot von Unitymedia sowie un-
gehaltenen Anteile an der Veranstalterin in Hö-
ter der Bezeichnung »Bundesliga auf Premiere
he von jeweils einem Prozent. An der Veran-
powered by T-Home« im Angebot der Deut-
stalterin sind demnach als Kommanditisten die
schen Telekom AG erreichen.
Discovery Beteiligungs-GmbH & Co. KG mit 98
Anfang Januar 2008 übernahm Premiere
Prozent und die Discovery Content Verwaltungs
100 Prozent am Computerspielkanal Giga Digi-
GmbH mit zwei Prozent der Anteile beteiligt.
tal von der Cuneo AG, NBC Universal, Welling-
Geschäftsführende Komplementärgesell-
ton Partners und Atlas Ventures. Damit ist das
schaft ohne Kapitaleinlage ist die DMAX TV
Unternehmen jetzt auch im frei empfangbaren
Verwaltungsgesellschaft mbH, an der die Discovery Beteiligungs-GmbH & Co. KG sämtliche
Fernsehen vertreten.
Anteile hält. Die Cox Communications Inc. gab
Weitere Beteiligungsveränderungen
■
ihre 25-prozentige Beteiligung an der Discove-
Die AZ Media GmbH übertrug 2007 ihre Ge-
ry Communications LL.C. auf. Die LMC Discove-
sellschaftsanteile an der AZ Media TV GmbH
ry Inc., eine 100-prozentige Tochtergesellschaft
in Höhe von 75,2 Prozent vollständig an die
der Discovery Holding Company, erhöhte ihre
Rheinisch Bergische TV GmbH i. G. Die übrigen
Beteiligung von 50 Prozent auf 66 Prozent, die
24,8 Prozent der Anteile verbleiben weiterhin
Advance/Newhouse Programming Partnership
bei der Madsack GmbH & Co. KG. Die AZ Media
hält nunmehr 33 Prozent statt 25 Prozent. John
TV GmbH veranstaltet ein Fensterprogramm im
S. Hendricks erhöhte seine Beteiligung von
Programm von RTL. Die Rheinisch Bergische TV
0,002 Prozent auf ein Prozent.
GmbH i. G. ist eine 100-prozentige Tochter der
Rheinisch Bergischen Verlagsgesellschaft mbH.
Die Discovery Communications LL.C. hält
auch mittelbar sämtliche Anteile an der Disco-
Diese ist die Muttergesellschaft der Mediengrup-
very Communications Deutschland GmbH, der
pe RP und als solche unter anderem Alleingesell-
Veranstalterin der bundesweiten Pay-TV-Spar-
schafterin der Rheinischen Post Verlagsgesell-
tenprogramme Discovery Channel, Animal Pla-
schaft mbH, die unter anderem Beteiligungen
net, Discovery Geschichte und Discovery HD.
im Bereich Tageszeitungen (Rheinische Post,
DMAX und die genannten Pay-TV-Programme
Aachener Nachrichten), Ballungsraumfernsehen
werden der Veranstalterin und ihren Oberge-
(30 Prozent an der Veranstalterin von center.tv,
sellschaften bis zur Stufe der Discovery Holding
Düsseldorf) und Hörfunk (z. B. Antenne Düssel-
Company zugerechnet. Der zum Unternehmens-
dorf, Radio Neandertal, Welle Niederrhein) hält.
verbund von John Malone gehörende Discove-
70
ALM Jahrbuch 2007
vor allem im Pay-TV-Bereich aktiv und will in-
behaltlich der medienrechtlichen Genehmi-
ternational in den nächsten Jahren expandie-
gung 11,5 Prozent an EM.Sport Media. Zu dem
ren. Der deutsche Free-TV-Sender DMAX ist seit
Unternehmen, ehemals EM.TV, gehören der
Januar 2008 auch als Pay-TV-Angebot auf der
Sportsender DSF, die Produktionsfirma Plaza-
Satellitenplattform Sky Digital und im Kabel
media und das Internetportal Sport.1. EM.TV
von Virgin Media in Großbritannien präsent.
war eng mit Kirchs Medienimperium verbunden.
Gesellschaftliche Veränderungen verzeich-
Im Gegenzug gibt Kirch in zwei Schritten sei-
nete die tv.gusto GmbH durch den Einstieg der
ne Anteile an der Schweizer Highlight Commu-
Burda Communities GmbH. Sie übernahm Teil-
nications an EM.Sport Media ab. Nach Mittei-
geschäftsanteile von den Gesellschaftern Jörg
lung der Unternehmen im März 2008 wird
Schütte und Marc Pasture sowie weitere Anteile
die EM.Sport Media demnach 37,6 Prozent an
im Zuge einer Kapitalerhöhung. Insgesamt hält
der Highlight Communications halten. Auch
sie nun 50 Prozent der Anteile. Jörg Schütte re-
diese Transaktion steht unter dem Vorbehalt
duzierte seine Beteiligung von 51 Prozent auf
der medienrechtlichen Genehmigung.
25,1 Prozent und Marc Pasture seine Beteili-
Die Schweizer Highlight Communications
gung von 49 Prozent auf 24,9 Prozent. Allein-
ist ihrerseits mit 5,5 Prozent an der EM.Sport
gesellschafterin der Burda Communities GmbH
Media beteiligt. Zu ihr gehören unter anderem
ist die Burda GmbH, die wiederum zu 100 Pro-
die deutsche Produktionsfirma Constantin
zent im Anteilsbesitz der Hubert Burda Holding
und der Sportrechtevermarkter Team. Mit
GmbH & Co. KG steht. Sämtliche Anteile an die-
ihrem engen Bündnis decken die beiden Unter-
ser hält Prof. Dr. Hubert Burda.
Die Burda-Gruppe zählt zu den führenden
nehmen die gesamte Verwertungskette von
der Produktion über die Rechtevermarktung
Verlagshäusern in Deutschland. Eine weitere mit-
bis hin zur Beteiligung an Fernsehsendern ab.
telbare Tochtergesellschaft der Hubert Burda Hol-
Das Bundeskartellamt prüfte im März 2008 den
ding GmbH & Co. KG, die Focus TV Produktions
Vertrag zwischen der DFL und der Sportrechte-
GmbH, veranstaltet das bundesweite Fernseh-
agentur Sirius, die zu KF 15 und damit zum
spartenprogramm Focus Gesundheit, das exklu-
weiteren Einflussbereich von Leo Kirch gehört.
siv über die Premiere-Plattform verbreitet wird.
Die Burda GmbH ist zudem mit einem Anteil von
1,1 Prozent an der Veranstalterin von RTL II beteiligt. Ferner hält die Burda-Gruppe rund 30 direkte und indirekte Beteiligungen an regionalen
und lokalen Hörfunk- und Fernsehsendern, z. B.
an den Hörfunksendern Antenne Bayern, Ost-
Die Darstellung der Beteiligungsverhält-
seewelle und BB Radio sowie am Fernsehsender
nisse
■
aller privaten Fernsehanbieter, deren
münchen.tv. Sie ist über ihr Tochterunternehmen
Programme in Deutschland veranstaltet werden
Tomorrow Focus AG auch im Bereich der Online-
und bundesweit zu empfangen sind, finden Sie
angebote und -vermarktung tätig.
im Internet unter www.kek-online.de.
ALM Jahrbuch 2007
71
BETEILIGUNGSVERHÄLTNISSE
Im September 2007 erwarb Leo Kirch vor-
PRIVATES FERNSEHEN
ry-Konzern ist weltweit mit rund 100 Sendern
2.2
Programmstrukturen
haltlich nur im Ausnahmefall um Informationsangebote im engeren Sinne. Untersucht man
Rückblickend betrachtet der Fernsehjournalist
Struktur und Entwicklung der Fernsehpublizistik
Thomas Kausch sein knapp dreijähriges Enga-
von Sat.1 nämlich unter thematischen Gesichts-
gement bei Sat.1 nur noch als »Zwischenspiel«
punkten, zeigt sich deutlich die Senderstrate-
in seiner öffentlich-rechtlichen Erwerbsbiogra-
gie, Programmflächen der Unterhaltungspubli-
phie. Bei dem Berliner Privatsender habe »Wille
zistik mit Sendungen und Beiträgen zu Human
und Weitsicht« zum Qualitätsjournalismus ge-
Touch und Sportthemen zu füllen. Seit Jahren
fehlt, »weil ernsthafte Nachrichten lediglich als
stellt Sat.1 im Durchschnitt mehr als ein Fünf-
teure, durch Werbung nicht unmittelbar refinan-
tel seiner gesamten Sendezeit für diese »unter-
zierbare Bremsklötze des Audience flow zwi-
haltenden Informationsangebote« bereit. Mit
schen zwei Unterhaltungsprogrammen gesehen
deutlichem Abstand folgen die so genannten
werden.« Qualitätsjournalismus im Fernsehen,
»Sach- und Lebensweltinformationen«, sie um-
so Kauschs persönliche Bilanz, werde inzwi-
fassen weniger als zehn Prozent an der ge-
schen »nahezu ausschließlich durch den öffent-
samten Sendezeit. Praktisch unbedeutend für
lich-rechtlichen Rundfunk gewährleistet.
Dem erfolgreichen Sat.1-Nachrichtenanchor
den Sat.1-Programmalltag ist die politische Berichterstattung, die in der ALM-Themenanaly-
war im Sommer 2007 überraschend gekündigt
se als Teil der »Berichterstattung über kontro-
worden. Kurz nach der Übernahme der ProSie-
verse Themen« erfasst wird. Sie hat seit Beginn
benSat.1 Media AG durch die Finanzinvestoren
der Teiluntersuchung 1998 nie die Drei-Pro-
Permira und KKR hatte man die noch von Roger
zent-Marke überschritten und umfasste im Früh-
Schawinskis initiierte Nachrichtenoffensive des
jahr 2007 – also wenige Monate vor der so viel
Senders abrupt beendet und umfassende Spar-
diskutierten Programmreform – mit 2,3 Prozent
maßnahmen in der Nachrichtenredaktion be-
der täglichen Sendezeit gerade mal eine halbe
schlossen. Dieser »Infoharakiri« (Kausch), der die
Stunde pro Tag.
Absetzung der drei Formate »Sat.1 am Mittag«,
Die empirischen Daten der ALM-Studie zei-
»Sat.1 am Abend« sowie »Sat.1 – die Nacht« um-
gen, dass Sat.1 damit keineswegs ein Sonder-
fasste und zahlreiche Mitarbeiterentlassungen
fall unter den sechs privaten Vollprogrammen
zur Folge hatte, löste in der Medienöffentlich-
darstellt. Im Gegenteil: Ingesamt findet die poli-
keit eine kurze, aber heftig ausgetragene De-
tische Publizistik innerhalb der privaten Voll-
batte über die Sendelizenz von Sat.1 als Fern-
programme auf einem derart niedrigen Niveau
sehvollprogramm aus. Was die Kritiker freilich
statt, dass Sat.1 in der Vergangenheit trotz des
übersahen: Die abgesetzten Sendungen waren
sparsamen Engagements im direkten Vergleich
zuvor kaum noch mit politischen Informationen
sogar oft vor RTL lag. So berichtete im Frühjahr
gefüllt worden.
2007 kein anderes privates Vollprogramm um-
Zwar hat bei Sat.1 der Stellenwert der Fernsehpublizistik in den letzten Jahren formal deut-
fangreicher über kontroverse Themen als Sat.1.
Die Zeiten, in denen sich RTL umfangreicher
lich zugenommen, aber bei den vielen neuen
als Sat.1 mit Politik und Krisenthemen wie dem
nichtfiktionalen Formaten handelt es sich in-
Kosovokrieg 1999 oder den Irakkrieg 2003 be-
72
ALM Jahrbuch 2007
fasste, sind vorbei. In den letzten Jahren wurde
de man die Stichproben von 2003, dem Jahr des
die politische Berichterstattung kontinuierlich
Irakkrieges, außer Acht lassen, fiele der Grenz-
zurückgefahren. Heute findet Politik auch bei
wert sogar noch niedriger aus. Seit 2005 sind
RTL selten außerhalb der Hauptnachrichtensen-
rund 30 Minuten politische Berichterstattung
dungen und dort auch nur auf denkbar nied-
das Maximum, das ein privates Fernsehvollpro-
rigem Niveau statt. Im Ergebnis eines »InfoMoni-
gramm pro Tag überhaupt erreicht, und diese
tors« wurde für »RTL aktuell« ein Politikanteil von
Spitzenwerte erzielen lediglich die beiden pri-
19 Prozent im Jahresdurchschnitt 2006 ermittelt;
vaten Marktführer RTL und Sat.1. Bei den andeSieben, RTL II und kabel eins liegt der Anteil der
anchor Kausch und mit ihm viele Branchenbe-
politischen Publizistik deutlich niedriger. Deren
obachter im Sommer 2007 als kurzsichtige
statistische Werte von rund sieben Sendeminu-
Sparmaßnahme eines renditeorientierten Privat-
ten pro Sendetag entsprechen im Durchschnitt
senders kritisierten, ist in Wahrheit keine aktu-
etwa fünf politischen Beiträgen pro Nachrich-
elle Entwicklung, sondern ein Zustand, der sich
tentag. »Insbesondere im Bereich der politischen
in den zurückliegenden zehn Jahren kaum ver-
Information, Analyse und Kommentierung«, so
ändert hat.
das Fazit der Forscher in ihrer Zehnjahresbilanz,
Das anhaltende »Marktversagen« des Privat-
»haben die privaten Fernsehvollprogramme den
fernsehens im Bereich der politischen Informa-
Wettbewerb mit den öffentlich-rechtlichen Pro-
tion kann die kontinuierliche Fernsehprogramm-
grammen nie ernsthaft aufgenommen.«
»Die Konsequenz ist, dass die privaten Fern-
forschung anhand der zurückliegenden ALMStudien inzwischen detailreich und eindeutig
sehvollprogramme nur Bruchteile ihrer Sende-
belegen. Der Umfang der politischen Fernseh-
zeit für die Behandlung gesellschaftlich, wirt-
publizistik lag bei allen privaten Vollprogram-
schaftlich und politisch kontroverser Themen
men in den letzten zehn Jahren stets unterhalb
bereitstellen. Dazu kommt die Tendenz, den für
von sechs Prozent der täglichen Sendezeit. Wür-
politische Informationsleistungen theoretisch
Abb.
17
Themenstruktur in den Vollprogrammen
im Frühjahr 2007, Anteil an 24 Std./Tag, in Prozent 1
60
50
Human Touch, Sport
40
Sach- und
Lebensweltthemen
30
20
Kontroverse Themen
10
0
RTL
VOX
RTL II
Sat.1
ProSieben kabel eins ARD
ZDF
1 gesamte Sendezeit einschließlich kurzfristiger Wiederholungen
Quelle: Kontinuierliche ALM-Fernsehprogrammanalyse, GöfaK
ALM Jahrbuch 2007
73
PRIVATES FERNSEHEN
Was der gekündigte Sat.1-Nachrichten-
PROGRAMMSTRUKTUREN
ren untersuchten Privatprogrammen VOX, Pro-
bei den »Sat.1 News« waren es 24 Prozent.
vorhandenen Raum, wie zum Beispiel die Nach-
angeboten zusammen. Die Langzeitstudie er-
richtensendungen, praktisch eher für die Be-
möglicht es somit, jenseits der aktuellen Bran-
richterstattung über andere Themen zu nutzen«.
chenveränderungen auch langfristige Entwick-
Bis zum Frühjahr 2007 hatten die Nachrichten bei RTL und Sat.1 jeweils einen Gesamtumfang von ca. einer Stunde pro Tag ausge-
lungen im Markt anhand empirischer Daten
nachzuzeichnen.
Zunächst ist es bemerkenswert, dass sich
macht. Mit der Streichung der werktäglichen
die Rangordnung der drei erfolgreichsten priva-
Spätausgabe »Sat.1 – die Nacht« reduzierte Sat.1
ten Fernsehvollprogramme – RTL, Sat.1 und Pro-
im Sommer des gleichen Jahres das Nachrich-
Sieben – in den letzten zehn Jahren nie verän-
tenvolumen auf durchschnittlich 45 Minuten
dert hat, und dass jedes dieser drei Programme
täglich. Diese punktuelle Reduzierung hatte
seit 1998 Marktanteile im Umfang von ca. zwei
letztlich die Debatte um die Sendelizenz von
Prozentpunkten abgeben musste. Die gestie-
Sat.1 ausgelöst. Die meisten in der öffentlichen
gene Anzahl von Konkurrenzprogrammen und
Diskussion gebrauchten Begriffe wie »politische
die damit einhergehende zunehmende Ver-
Berichterstattung« oder »Nachrichtensendung«
spartung des Programmangebots sind Ursachen
findet man im Rundfunkprogrammrecht frei-
für diesen allgemeinen Reichweitenrückgang,
lich gar nicht. Der Gesetzgeber spricht lediglich
von dem auch die öffentlich-rechtlichen Sen-
in Abgrenzung zum gesellschaftlichen Auftrag
der ARD und ZDF nicht verschont wurden. Das
von Spartenprogrammen in Bezug auf Fern-
einzige private Vollprogramm, das diesem Ab-
sehvollprogramme von einem »Rundfunkpro-
wärtstrend durch eine radikale Umgestaltung
gramm mit vielfältigen Inhalten« und fordert,
des Programmangebots entgegenwirken konn-
dass in diesem Information, Bildung, Beratung
te und so seinen Marktanteil deutlich steigerte,
und Unterhaltung »einen wesentlichen Teil des
ist VOX.
Gesamtprogramms« ausmachen sollen. Selbst
Zu den gesetzlichen Vorgaben für die
konkretere Formulierungen wie jene aus dem
Lizenz eines Vollprogrammes zählt neben dem
Rundfunkgesetz von Nordrhein-Westfalen,
»Informations- und Bildungsauftrag« auch die
»innerhalb der Berichterstattung angemessene
»Sicherung von deutschen und europäischen
Zeit für die Behandlung kontroverser Themen
Film- und Fernsehproduktionen als Kulturgut«,
von allgemeiner Bedeutung« vorzusehen, blei-
aus dem der Rundfunkstaatsvertrag die Forde-
ben ausgesprochen interpretationsoffen. In den
rung ableitet, Fernsehvollprogramme sollten
Programmanalysen der ALM-Studie wurde und
»einen wesentlichen Anteil an Eigenproduktio-
wird der so allgemein formulierte Gesetzesan-
nen sowie Auftrags- und Gemeinschaftspro-
spruch deshalb auf die Programmrealität her-
duktionen aus dem deutschsprachigen und
untergebrochen und das Programm in verschie-
europäischen Raum enthalten«. In diesem
denen Stichprobenerhebungen im Hinblick auf
Zusammenhang stellt sich für die empirische
ihre strukturelle und inhaltliche Pogrammviel-
Forschung zunächst die Frage, wie viele Sende-
falt untersucht. Als dritten Schwerpunkt tragen
minuten pro Tag überhaupt auf ausgestrahlte
die Forscher seit 1997 empirische Daten zur
Fernsehsendungen entfallen. So besteht derzeit
gesellschaftlichen Relevanz von Informations-
bei den privaten Fernsehvollprogrammen etwa
74
ALM Jahrbuch 2007
Marktanteile der privaten Vollprogramme (1998–2007)
Abb.
18
Halbjahreswerte in Prozent 1
15
RTL
RTL II
10
Sat.1
ProSieben
5
kabel eins
0
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
1 Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer in Prozent,
Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3 bis 3 Uhr
Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung
Abb.
19
Alle Sendungen
Drittprogramme
Programmübernahmen 1
Eigene Sendungen
Sendezeiten der Vollprogramme im Frühjahr 2007
Sendezeit pro Tag in Stunden : Minuten
RTL
VOX
RTL II
Sat.1
ProSieben
kabel eins
ARD
ZDF
17:46
17:27
17:32
18:17
18:43
17:52
22:35
22:55
1:06
2:24
–
0:51
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
1:44
1:44
21:11
16:40
15:03
17:32
17:26
18:43
17:52
20:51
Wdh. im Tagesintervall
3:41
2:15
2:36
1:01
2:32
0:45
2:22
1:51
Wdh. im Wochenintervall
1:53
1:51
1:06
0:44
2:01
1:32
0:50
0:59
11:06
10:57
13:50
15:41
14:10
15:35
17:39
18:21
Netto-Sendezeit 2
1 ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm gemittelt
2 eigene Sendungen ohne Werbespots, Sponsorhinweise, Teleshopping,
Programmtrailer etc. sowie ohne kurzfristige Wiederholungen
Quelle: Kontinuierliche ALM-Fernsehprogrammanalyse, GöfaK
ein Viertel der Sendezeit aus Spotwerbung, Tele-
Reduzierung des eigenfinanzierten Programms
shopping-Sendungen, Sponsorhinweisen und
auf 87 bis 88 Prozent der täglichen Sendezeit.
On-Air-Promotion. Die »Kernsendezeit« liegt
Neben den genannten Faktoren, die das
also im Durchschnitt bei 18 Programmstunden
Kostenmanagement der Sender mitbestimmen,
pro Tag. Davon muss eine weitere Stunde ex-
lassen sich die Programmkosten pro Sendetag
ternes Programm der »regionalen Fenster« und
durch kurzfristige Wiederholungen von Fern-
der so genannten »unabhängigen Dritten« abge-
sehsendungen in gewissem Umfang reduzieren.
zogen werden. Aufgrund ihrer Werbebeschrän-
Alle Sender bedienen sich dieses Mittels – wenn
kungen strahlen ARD und ZDF vier bis fünf Stun-
auch in sehr unterschiedlichem Umfang. Sat.1
den mehr Programm aus. Aber auch der Pro-
bestreitet weniger als zwei Programmstun-
grammaustausch von ARD und ZDF am Vormit-
den pro Tag mit kurzfristigen Wiederholungen,
tag führt auf öffentlich-rechtlicher Seite zu einer
bei RTL wird dagegen ein knappes Viertel der
ALM Jahrbuch 2007
75
PRIVATES FERNSEHEN
PROGRAMMSTRUKTUREN
VOX
Abb.
20
Netto-Sendezeiten bei Sat.1, RTL und VOX (1998–2007) 1
Anteil an 24 Std./Tag in Prozent
75
50
RTL
Sat.1
25
VOX
0
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
1 eigene Sendungen ohne Werbespots, Sponsorhinweise, Teleshopping,
Programmtrailer etc. sowie ohne kurzfristige Wiederholungen
Quelle: Kontinuierliche ALM-Fernsehprogrammanalyse, GöfaK
Abb.
21
Europäische Werke in den Vollprogrammen
im Frühjahr 2007, Anteil an der quotenrelevanten Sendezeit in Prozent 1
100
Deutsche Werke
80
Europäische Werke
60
US-Produktionen
40
Sonstiges
20
0
RTL
VOX
RTL II
Sat.1
ProSieben kabel eins ARD
ZDF
1 quotenrelevante Sendezeit = Netto-Sendezeit für Filme, Serien und alle Formate der
nichttagesaktuellen Fernsehpublizistik; VOX inkl. dctp.
Quelle: Kontinuierliche ALM-Fernsehprogrammanalyse, GöfaK
Abb.
22
Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen der Vollprogramme
im Frühjahr 2007, Netto-Sendezeit pro Tag in Stunden : Minuten 1
16
14
Fiktionale Unterhaltung
12
Nonfiktionale Unterh.
10
Nichttagesaktuelle
Fernsehpublizistik
8
6
Tagesaktuelle
Fernsepublizistik
4
sonstiges
2
0
RTL
VOX
RTL II
Sat.1
ProSieben kabel eins ARD
ZDF
1 eigene Sendungen ohne kurzfristige Wiederholungen; ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm 2007 gemittelt; VOX inkl. dctp.
Quelle: Kontinuierliche ALM-Fernsehprogrammanalyse, GöfaK
76
ALM Jahrbuch 2007
nähernd bedeutungslos ist. Ähnlich verhält es
holungsanteile am Programm haben derart zu-
sich bei RTL, während ProSieben diese beiden
genommen, dass die Netto-Sendezeit von RTL
Bereiche annähernd gleichberechtigt pflegt.
sunken ist. Damit bewegt sich der Marktführer
abschließende Urteil der Forscher in ihrem
unter den privaten Vollprogrammen inzwischen
Bilanzbericht, »dass RTL trotz sehr hoher Wie-
auf dem Niveau von VOX, einem Sender der
derholungsquoten und einem (sowohl insge-
zweiten Generation, der in letzter Zeit seinen
samt als auch im Film- und Serienbereich) deut-
Anteil an eigenproduzierten Erstsendungen aber
lich niedrigeren Anteil an eigen-, auftrags- und
deutlich gesteigert hat.
koproduzierten Sendungen in der Zuschauer-
Anders als zu Beginn der 1990er Jahre sind
gunst so weit vor Sat.1 rangiert.«
die Programmangebote von RTL und Sat.1 – wie
vom Gesetzgeber gefordert – inzwischen auch
durch europäische Programme geprägt. Meist
2.3
Programmtrends
sind dies deutsche Eigen- oder Koproduktionen.
Der relativ große Anteil U.S.-amerikanischer
Web 2.0
Film- und Serienware wirkt sich besonders stark
nannte die Gesellschaft für deutsche Sprache
■
Als offizielles »Wort des Jahres« be-
auf die Produktionsbilanzen von ProSieben
2007 den Begriff »Klimakatastrophe«. In der
und VOX aus. RTL II und kabel eins verfehlen
Fernsehbranche hätte man wohl eher das Wort
die Vorgaben des Gesetzgebers vollends, ihr
»Bewegtbild« gekürt: Mehr als 40 Mio. Deutsche
Programm besteht zu 60 Prozent (RTL II) bzw.
über vierzehn Jahren haben inzwischen Zu-
75 Prozent (kabel eins) aus U.S.-Lizenzware.
gang zur Internetwelt. Die meisten Menschen
Mit einem Umfang von 13,5 Stunden pro
nutzen das World Wide Web zur schnellen In-
Tag liegt Sat.1 im Bereich der eigen-, auftrags-
formationsbeschaffung, wobei Videostreams
oder koproduzierten Sendungen nur wenig hin-
rasant steigende Klickraten erzielen. Wer das
ter den beiden öffentlich-rechtlichen Vollpro-
Mitmachnetz Web 2.0 abseits der Nachrich-
grammen, die täglich 14 bis 15 Stunden mit
tenportale und des Online-Lexikons Wikipe-
Eigenproduktionen bestreiten. RTL und ProSie-
dia nutzt, will sich freilich meist bei YouTube
ben folgen mit rund acht Programmstunden,
oder Joost mit kurzweiligem nutzergeneriertem
die Schlusslichter bilden RTL II und kabel eins.
Inhalt amüsieren. Mit rund einer Mrd. Video-
Wie sich die mit Eigen-, Auftrags- und Kopro-
abrufen verzeichneten die Plattformen von
duktionen bestückte Programmzeit auf unter-
RTL.de, Vox.de, Clipfish.de und RTLnow.de eine
schiedliche Programminhalte verteilt, ist von
Steigerung von 670 Prozent.
Sender zu Sender sehr verschieden. So verzich-
»Inhaltlich wird Bewegtbild wahrscheinlich
ten RTL II und VOX völlig auf die Eigenproduk-
die letzte massentaugliche Killer-Applikation
tion von fiktionaler Unterhaltung, also von Se-
des weltweiten Netzes sein«, schätzt Matthias
rien und Filmen. Beim ZDF dominiert die nicht-
Falkenberg, Geschäftsführer des Onlinever-
tagesaktuelle Fernsehpublizistik, während
markters SevenOne Interactive. Künftig werde
die nonfiktionale Unterhaltung quantitativ an-
sich das Internet in Richtung mobiler Endgeräte
ALM Jahrbuch 2007
77
PROGRAMMTRENDS
Insgesamt sei es schon erstaunlich, so das
mittlerweile unter die 50-Prozent-Grenze ge-
PRIVATES FERNSEHEN
Netto-Sendezeit so programmiert. Die Wieder-
Web 2.0-Prosumenten
Abb.
23
Bevölkerung ab 14 Jahre in Deutschland, in Prozent
aktive u. passive Nutzung
nur passive Nutzung
13,0
Podcast
86,8
26,1
Wikis
72,4
77,4
21,0
Videoportale/Filmaufnahme
85,9
12,0
Weblogs
6,4
private Digitalfotos
0
Nichtnutzer/kein Internet
86,0
7,6
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Quelle : TNS Infratest MediaResearch, September 2007
Abb.
24
Erste Anzeichen von verändertem Fernsehkonsum
Durchschnittliche tägliche Sehdauer, in Minuten
Zuschauer gesamt
Erw. 14–49 Jahre
Erw. 14–29 Jahre
220
200
180
160
140
120
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle : AGF / Gfk, pc#tv
und IPTV orientieren. Abgestimmt auf Handy
jugendaffine Produkt gleich eine ganze Woche
und Internet startete die ARD im Sommer des-
vor der TV-Ausstrahlung ins Netz, wo die Video-
halb auch die stündliche Tagesschau in 100 Se-
streams für mehr als zwei Monate abrufbar
kunden, die providerunabhängig und kostenlos
blieben. Mit einer Rate von mehr als 125.000
abrufbar ist. Auch das ZDF investierte viel, um
Klicks pro Tichy-Folge bewertete das ZDF diese
in der neuen Medienwelt auffindbar zu bleiben.
Aktion als wichtigen Erfolg ihrer Onlinestrategie,
So relaunchte das Zweite seine Mediathek, über
die inzwischen auch einen Kanal auf der Platt-
die nun große Teile des gebührenfinanzierten
form YouTube.de umfasst.
Programms auf Abruf und zum Teil sogar »online first« angeboten werden. Serienfans konn-
Dennoch wird das lineare Fernsehen mittelfristig das Hauptgeschäftsfeld der TV-Sender
ten die jeweils aktuelle Folge der zehnteiligen
bleiben. Denn wenn es keine Rückkopplung
Serie KDD Kriminaldauerdienst bereits am Vor-
zu einem starken klassischen Medium gibt,
abend der TV-Ausstrahlung abrufen. Mit der Mi-
gehen die meisten Angebote im Netz immer
niserie Ijon Tichy: Raumpilot ging das ZDF noch
noch sang- und klanglos unter.
einen Schritt weiter und stellte das kalkuliert
78
ALM Jahrbuch 2007
Klassische Programmereignisse
■
Das Ber-
Mit 11,6 Mio. Zuschauern (Marktanteil bei den
liner Eisbärbaby Knut gehörte zu den Programm-
14- bis 49-Jährigen 29,5 Prozent) landete der
ereignissen des Jahres. Seit seinem ersten öf-
erste Teil des ARD-Event-Programms »Die Flucht«
fentlichen Auftritt, den der rbb mit einer Sonder-
auf Platz 9 des diesjährigen Quotenrankings
sendung live übertrug, verfolgten zahlreiche TV-
und erzielte damit als meistgesehenes Fiction-
Stationen die Aufzucht des Eisbären mit großer
programm durchaus einen Achtungserfolg.
Ausdauer. »Die Themenkarriere von Knut in den
vergangenen Monaten beweist, dass wir in zen-
TV-Movies
tralen Nachrichtenredaktionen eine Umkehr
rischen Kriegsdrama »Die Flucht« oder RTL mit
der Wichtigkeiten feststellen müssen«, mahnte
dem Katastrophenfilm »Tarragona – Paradies
Thomas Leif vom Netzwerk Recherche. Wie sei-
in Flammen« die Blickrichtung der Massen auf
ne Auswertung der täglichen Hauptnachrichten-
die eigene »Leuchtturmproduktion« lenken woll-
Wer wie das Erste mit dem histo-
sendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 erge-
te, musste 2007 tiefer denn je in die Tasche
ben hatte, schaffte es der Eisbär bei RTL aktuell
greifen und in ein millionenschweres Marketing
auf Rang 3 der Topthemen, bei den Sat.1- News
investieren. Dabei ließ sich der Erfolg auch so
Ansonsten trat der Programmfluss des Fern-
nicht hundertprozentig programmieren: Zu den
Event-Produktionen, die 2007 unter den Erwar-
sehjahres 2007 nur selten über die Ufer des
tungen ihrer Macher blieben, gehörten die Mehr-
Regelfernsehens. Die meisten außerordent-
teiler »Die Schatzinsel« (ProSieben) und »Papa-
lichen Programmereignisse waren lang ange-
razzo« (ARD), der Fernsehfilm »2030 – Aufstand
kündigte »Ausnahmezustände« wie zum Bei-
der Alten« (ZDF) sowie die Sat.1-Miniserie »Zo-
spiel am 7. Juli 2007 der »Pro Sieben Live Earth
diak«. Überhaupt war vor allem Sat.1 vom Pech
Day«, der auf einen weltweiten Klimaschutz-
verfolgt: Auch mit »Frühstück mit einer Unbe-
tag Bezug nahm und vor allem in der jungen
kannten«, der deutschen Adaption eines preisge-
werberelevanten Zielgruppe für einen posi-
krönten BBC-Erfolges, konnte der Berliner Privat-
tiven Imagetransfer sorgen sollte. An den tra-
sender beim Publikum nicht wie erhofft punkten.
ditionellen Sehgewohnheiten änderten solche
Die hochkarätig besetzte Romantic Comedy zum
Aktionen aber nichts. Auf Platz 1 in der allge-
G8-Gipfel in Heiligendamm landete mit einem
meinen Zuschauergunst landete mit einem
Marktanteil von 11,7 Prozent nur wenig über
Marktanteil von 58,3 Prozent und 16,6 Mio.
dem alltäglichen Senderdurchschnitt. RTL hat-
Zuschauern erwartbar die Übertragung des
te zeitgleich mit seinen Lizenzserien »CSI Miami«
Handball-WM-Finales zwischen Deutschland
und »Dr. House« fast zwei Mio. mehr Zuschauer
und Polen. Mit einem noch größeren Markt-
(MA 16,5 Prozent).
anteil von 63,7 Prozent und ähnlich vielen
Ingesamt verfingen bei den teuren Event-
Zuschauern (16,07 Mio.) wurde das siegreiche
Produktionen, vom quotenstarken Katastro-
Comeback von Gentleman-Boxer Henry Mas-
phenfilm »Das Inferno – Flammen über Berlin«
ke auch zum größten Quotenerfolg im ohne-
(ProSieben) einmal abgesehen, vor allem je-
hin ausgesprochen erfolgreichen Programmjahr
ne historischen Stoffe, die wie im Fall des spa-
von RTL.
nischen Campingunglücks von 1978 in den
ALM Jahrbuch 2007
79
PRIVATES FERNSEHEN
sogar auf Platz 2.
PROGRAMMTRENDS
■
Programmhits 2007
Abb.
25
14 bis 49 Jahre
Tag
Datum
RW in Mio
1
Sender Titel
RTL
RTL Boxen: Der Kampf Maske vs. Hill
Sa
31. 03.
7,22
MA in %
64,4
2
ARD
Handball-Weltmeisterschaft: Deutschland – Polen
So
04. 02.
6,29
55,2
3
RTL
RTL Boxen: Siegerehrung
Sa
31. 03.
6,28
65,9
4
RTL
RTL Boxen: Vor dem Kampf
Sa
31. 03.
5,97
49,3
5
RTL
RTL Boxen: Der Kampf Klitschko vs. Austin
Sa
10. 03.
5,52
51,3
6
RTL
Deutschland sucht den Superstar Folge 3
Mi
17. 01.
5,23
37,9
7
RTL
Deutschland sucht den Superstar Folge 4
Mi
24. 01.
5,20
37,4
8
RTL
Deutschland sucht den Superstar Folge 6
Mi
31. 01.
4,98
36,7
9
ARD
Fußball-EM Qualifikation: Tschechien – Deutschland
Sa
24. 03.
4,91
40,2
10 RTL
Formel 1 – Brasilien, Das Rennen
So
21. 10.
4,74
42,4
11 ARD
Fußball-Länderspiel: England – Deutschland
Mi
22. 08.
4,74
38,5
12 ARD
Sportschau live (Studio)
So
04. 02.
4,71
43,4
13 RTL
7 Zwerge – Männer allein im Wald
So
02. 12.
4,63
30,0
14 RTL
RTL Boxen: Der Kampf Klitschko vs. Brewster
Sa
07. 07.
4,63
54,1
15 RTL
RTL Boxen: Vor dem Kampf
Sa
10. 03.
4,62
41,4
16 PRO7
Fluch der Karibik
So
25. 11.
4,62
31,6
17 ZDF
Wetten, dass..?
Sa
03. 03.
4,58
37,8
18 RTL
Dr. House Folge 58
Di
20. 11.
4,58
33,6
19 RTL
Mr. & Mrs. Smith
So
28. 10.
4,54
29,9
20 RTL
Dr. House Folge 52
Di
09. 10.
4,51
35,0
Quelle: AGF/GfK Fernsehforschung/PC#TV
Erinnerungsraum der zielgruppenwichtigen
stream-Debatte Qualitätserfolge: Der Schwei-
»Baby Boomer«-Generation vorgerückt sind:
zer Jungregisseur Alain Gsponer wurde für sein
Die ARD beschrieb mit »Die Frau vom Check-
leichtfüßiges Zeitstück »Rose« (ARD) überra-
point Charlie« einen authentischen Fall aus der
schend mit dem Deutschen Fernsehpreis 2007
deutsch-deutschen Geschichte der 80er Jahre
für den besten Film des Jahres ausgezeich-
und erinnerte mit dem lange gerichtlich verbo-
net. Lars Kraume (Regie) und Beate Langmaack
tenen Zweiteiler »Contergan« an den Medika-
(Buch) erhielten beim Baden-Badener Fernseh-
mentenskandal der frühen 60er. RTL widmete
filmfest den Hauptpreis für ihr bedrückendes
sich mit »Prager Botschaft« ebenfalls dem Wen-
Schuldrama »Guten Morgen, Herr Grothe« (ARD).
de-Sommer 1989, konnte mit diesem zeitkritischen Stoff aber nur 3,53 Mio. Zuschauer und
Serien & Telenovelas
den enttäuschenden Marktanteil von 10,8 Pro-
2007 mehr als 100 Mio. Kauf-DVDs über deut-
zent (in der Kernzielgruppe: 14,7 Prozent) ver-
sche Ladentische, dabei gewannen TV-Serien
■
Insgesamt gingen
buchen. Bei ARD und ZDF feierte das kritische
mit 23 Prozent am Gesamtumsatz weiter an
Gegenwartsstück abseits der »Großfilme« weiter-
Bedeutung. Die Sender sehen darin aber kein
hin unangefochten von Quotendruck und Main-
Problem. Im Gegenteil wecke die Ausstrahlung
80
ALM Jahrbuch 2007
rie, heißt es. Vor allem RTL konnte sich bei den
terung ausgelöst hatte: Auch »KDD« geht trotz
Serienfans weiter profilieren: Mit 5,28 Mio. Zu-
magerer Quoten 2008 in eine zweite Runde.
schauern und einem Marktanteil von 28,5 Pro-
Was sich im Bereich der Primetime-Serie
zent war »Dr. House« die erfolgreichste US-Se-
aus Imagegründen lohnt, rechnet sich am Vor-
rie im deutschen Fernsehen. Auch »Psych« holte
abend schnell nicht mehr. Die rasante Talfahrt
auf Anhieb mehr als 30 Prozent Marktanteil in
der Telenovelas, die sich im Vorjahr bereits an-
der Zielgruppe. Unter den Eigenproduktionen
gekündigt hatte, mündete für »Verliebt in Berlin«
lag ebenfalls ein RTL-Produkt in der Publikums-
2007 im endgültigen Aus. Selbst die Rückkehr
gunst an der Spitze: In der werberelevanten
des Publikumslieblings Alexandra Neldel hat-
Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschau-
te die ehemals erfolgreichste aller deutschen
er betrug der Marktanteil der Pathologenserie
Telenovelas nicht mehr retten können. Im Okto-
»Post Mortem« zum Start 22,4 Prozent. Der im
ber 2007 wurde die Dauerserie nach zwei Jah-
Vorjahr durch die US-Reihe »CSI« ausgelöste
ren und rund 600 Folgen eingestellt. Auch RTL
Serienboom führte an vielen deutschen Hoch-
musste die Soap »Ahornallee« wieder aus dem
schulen im Fachbereich »Rechtsmedizin« zu ei-
Programm nehmen. Ingesamt fühlte sich das
ner Bewerbungswelle, wie die Universität Köln
TV-Publikum von diesem Genre offenbar inzwi-
vermeldete, verhalf aber der filmisch ambitio-
schen eher genervt als gut unterhalten, wie ei-
nierten Sat.1-Serie »R.I.S. – Die Sprache der
ne repräsentative Umfrage ergab: Auf die Frage,
Toten« nicht zum Erfolg. Noch enttäuschender
welche Programme sie sich weniger wünschten,
verlief für Sat.1 das zweite Serienexperiment
antworten die Befragten am häufigsten »Tele-
»Deadline – Jede Sekunde zählt«: Aufgrund le-
novelas und Soaps« – noch vor »Talkshows« und
diglich einstelliger Marktanteile in der werbe-
»Schlagersendungen«. Während sich das junge
relevanten Zielgruppe stoppte der Sender die
RTL-Publikum auch im 15. Jahr der Serie im-
Ausstrahlung nach neun von 14 Folgen. Auch
mer noch gerne »Gute Zeiten, schlechte Zeiten«
die komödiantische Serie »Allein unter Bauern«,
zuwendet, haben sich die Telenovelas bei ARD
die an den Quotenerfolg von »Edel & Starck« an-
und ZDF zu klassischen Nachmittagsprogram-
knüpfen sollte, sackte nach einem guten Ein-
men der »Grey Consumer« entwickelt. Die laut
stand unter die Dreimillionengrenze. Lediglich
Eigenwerbung erste »erwachsene« Telenovela
mit dem Actionstoff »GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr
»Rote Rosen« (ARD) und »Wege zum Glück« (ZDF),
Leben« konnte Sat.1 sein Primetime-Publikum
die erste Telenovela überhaupt, verzeichnen in
in erhofftem Umfang erreichen. Trotz der vielen
diesem Marktsegment jeweils stabile Einschalt-
Rückschläge hält der Sender aber weiter an sei-
quoten. Beide Formate haben sich von ihrer
ner Serienstrategie fest: Nicht nur »GSG 9«, son-
Höhepunktdramaturgie verabschiedet und zu
dern auch »R.I.S« wurden mit zweiten Staffeln
klassischen täglichen Endlosserien entwickelt.
fortgesetzt. Ähnlich verfuhr auch das ZDF mit
seiner Premiumserie »KDD Kriminaldauerdienst«,
Show & Entertainment
die als beste Serie des Jahres mit dem Deut-
lung des Fernsehjahrs 2006 noch die fiktive
schen Fernsehpreis ausgezeichnet worden war,
Hochzeit der Telenovela-Figur Lisa Plenske ge-
■
War die Vermäh-
ALM Jahrbuch 2007
81
PROGRAMMTRENDS
aber beim ZDF-Stammpublikum weniger Begeis-
PRIVATES FERNSEHEN
im Free-TV oft erst das Interesse an einer Se-
wesen, sollte das live übertragene Jawort der
Crash Challenge« aufs Gaspedal und legte sich
»echten« VIVA-Moderatorin Gülcan Karahanci
in der »TV total PokerStars.de Nacht« die Karten.
nach dem Willen von ProSieben alles bisher
Vor allem aber seine abendfüllenden Spielshows
Dagewesene, vor allem aber die Liebesheirat
»Schlag den Raab« wurden zum »Must-See-TV für
von Popstar Sarah Connor übertreffen. Die hat-
die junge Mediengeneration«, wie es ProSieben-
te nämlich 2004 ihre Hochzeitsvorbereitungen
Geschäftsführer Andreas Bartl ausdrückte.
als Dokusoap »Sarah & Marc in Love« von Pro-
Auch Heidi Klums Castingshow »Germanys
Sieben filmen, sich aber die Vermählung nicht
Next Topmodel« (Marktanteil 50,2 Prozent bei
vom Fernsehen abkaufen lassen.
den 14- bis 29-Jährigen) trug dazu bei, dass
Gülcan wünschte sich dagegen ihre »Traum-
der Münchner Sender in seiner Kernzielgruppe
hochzeit« ausdrücklich als Liveübertragung:
der 14- bis 29-Jährigen 2007 mit einem Jahres-
»Man kennt es vielleicht von Adelshochzeiten,
marktanteil von 17,4 Prozent vor RTL (16,8 Pro-
bei denen Millionen Menschen zuschauen und
zent) Marktführer blieb.
gerührt sind.« Wie sich nach der Ausstrahlung
Bei RTL sorgte Dieter Bohlen zum Staffel-
aber schnell herumsprach, hatte die Produk-
start von »Deutschland sucht den Superstar«
tionsfirma MME einen Großteil der Gäste pro-
für Schlagzeilen. Mit abfälligen Bemerkungen
fessionell gecastet und mit einer Aufwandsent-
gegenüber den jungen Bewerbern rief er die Ju-
schädigung entlohnt. Derart zum Event gepusht,
gendschützer auf den Plan. Der evangelische Bi-
wurde das Hochzeitsspektakel dann mit 30,2
schof Wolfgang Huber warf dem DSDS-Juroren
Prozent in der werberelevanten Zielgruppe der
vor, die Menschenwürde zu verletzen.
14- bis 29-Jährigen für den Sender tatsächlich
Dennoch gelang der Castingshow dann
zum »Top-Event«. Der Vater des Bräutigams,
ein besonders guter Start: 6,2 Mio. Zuschau-
der Bäckermillionär Heiner Kamps, war der
er hatten eingeschaltet, in der jungen Zielgrup-
medialisierten Hochzeitsfeier ferngeblieben.
pe registrierten Bohlen und seine Kritiker einen
Das sei nicht seine Welt, erklärte Kamps der
Marktanteil von bemerkenswerten 45,1 Prozent.
Presse. Auch glaube er, dass sein Sohn den
Im Familienprogramm setzte RTL auf Nachhal-
Rummel um die Hochzeit unterschätzt habe.
tigkeit. Nach einer umfassenden Reform der
»Aber ich denke, dass Sebastian durch diese
Spielregeln blieb das Wissensquiz »Wer wird
Erfahrungen schlauer geworden ist. Das wird
Millionär?« bei den Zuschauern gleichbleibend
er bestimmt nicht wieder machen«, bemerkte
beliebt – auch wenn weiterhin niemand an den
Heiner Kamps doppeldeutig.
ZDF-Familienklassiker »Wetten, dass …?!« heran-
Der erfolgreichste Wiederholungstäter des
reichte, der auch 2007 mit jeweils 13 Mio. Zu-
Showjahres 2007 war ohnehin ein anderer. Pro-
schauern die Plätze 2 und 3 der »Quoten-Top
Sieben-Star Stefan Raab ließ sich in der »McFit
10« des Jahres belegte.
Fight Night« von Boxweltmeisterin Regina Hal-
Aber auch jenseits der großen Shows las-
mich verprügeln, suchte beim »Bundesvision
sen sich Erfolge feiern. Wie bereits im Vorjahr
Song Contest 2007« den besten Song des Jahres,
wurde die RTL-Dokusoap »Bauer sucht Frau« er-
stieg bei der »TVtotal Wok WM« in eine rasende
neut mit bis zu 8,45 Mio. Zuschauern im Finale
Reisschüssel, drückte beim »TV total Stock Car
(Marktanteil 26,9 Prozent) zum großen Quoten-
82
ALM Jahrbuch 2007
medy »Schillerstraße« – einst ein ähnlicher Über-
mit dem so zeitig präsentierten Kandidaten
raschungserfolg – wegen sinkender Quoten ei-
Jauch hatte aus dem Weg gehen wollen. Der
ne »Kreativpause«, aus der das Format kaum zu-
WDR bestand auf Frank Plasbergs Aufstieg ins
rückkehren wird. Cordula Stratmann erhielt mit
Erste, der NDR favorisierte die eigene »Tages-
der Moderation der Spielshow »Das weiß doch
themen«-Entdeckung Anne Will. Schließlich
jedes Kind!« eine neue Aufgabe. Die Quizshow
wechselte Anne Will auf den Christiansen-Platz,
gehörte für Sat.1 zu den wenigen erfolgreichen
Frank Plasberg hatte das Nachsehen, stieg aber
Neustarts des Jahres. Im Showbereich verfingen
mit »Hart, aber fair« trotzdem ins Erste auf. Sei-
beim Sat.1-Publikum des Weiteren die zu Fern-
nen Sendeplatz im WDR-Dritten übernahm der
sehen geronnenen Brettspiele »Promi, ärgere
NDR-Mann Gerd Delling. Bei den »Tagesthe-
dich nicht« (Marktanteil 22,5 Prozent) und »Voll-
men« rückte wiederum Caren Miosga nach, die
treffer ! Schiffe versenken XXL« (Marktanteil 19
so beim Kulturmagazin »Titel, Thesen, Tempe-
Prozent). Das langjährige Sat.1-Gesicht Vera Int-
ramente« ihren Platz für den ehemaligen »Ca-
Veen feierte nun bei Erzfeind RTL Erfolge: Nach
nale Grande«-Moderator Dieter Moor freimach-
einem kleinen Umweg über RTL II reihte sich
te. Nachdem sich »Tagesschau«-Sprecherin Eva
die erfahrene Nachmittagstalkerin mit »Helfer
Hermann mit einigen missverständlichen For-
mit Herz« in das umfangreiche Coachingteam
mulierungen aus ihrem NDR-Vertrag katapul-
von RTL ein, wo die Frontleute des Help-TV,
tiert hatte, wurde ihre Talkshow am Freitaga-
»Super Nanny« Katharina Saalfrank und Schul-
bend in »Die Tietjen und Dibaba« umbenannt
denberater Peter Zewgat (»Raus aus den Schul-
und fortan von Bettina Tietjen und Yared Diba-
den«) auch in diesem Jahr zu den Quotenga-
ba geleitet.
ranten gehörten. Nicht alle Senderwechsel
Der seit Längerem etwas müde wirkende
glückten so geräuschlos wie der von Vera Int-
Harald Schmidt holte sich für die zweite Hälf-
Veen. Der erste öffentlich-rechtliche Schulden-
te seines ARD-Vertrages Verstärkung durch den
berater Michael Requardt ließ sich 2007 ins
senderintern polarisierenden Oliver Pocher. Der
Privatfernsehen locken, machte aber dort kei-
zog erwartungsgemäß mit dem »Nazometer«
ne annähernd so gute Figur wie zuvor beim
den Ärger des ARD-Programmbeirats (»unglaub-
WDR. Sein werktägliches Coachingformat »Der
liche Geschmacklosigkeit«) auf sich. Für den Pro-
Requardt« wurde mangels Zuschauerzuspruch
grammdirektor stellt Pocher jedoch ein »großes
nach nur wenigen Ausgaben eingestellt.
Talent« dar. Über jeden Zweifel erhaben saßen
dagegen die Nighttalker Johannes B. Kerner
Talk & Information
■
Apropos Platzwechsel:
In keinem anderen Sender wurden 2007 so
(ZDF) und Reinhold Beckmann (ARD) an ihren
Talktischen; Letzterer wurde sogar für sein aus-
viele neue Bildschirmarbeitsplätze neu verge-
führliches Interview mit Dopingsünder Bernd
ben wie in der ARD: Nachdem Günther Jauch
Dietz mit dem Deutschen Fernsehpreis ausge-
überraschend die ARD-Offerte ausgeschlagen
zeichnet. Dietz hatte sich bei »Beckmann« als ers-
hatte, den Sendeplatz von Sabine Christiansen
ter ehemaliger Tour-de-France-Profi über seine
zu übernehmen, geriet die ARD vorübergehend
langjährigen Medikamentenvergehen geäußert
ALM Jahrbuch 2007
83
PROGRAMMTRENDS
unter genau jenen internen Druck, dem man
PRIVATES FERNSEHEN
erfolg. Derweil verordnete Sat.1 der Impro-Co-
und damit eine bundesweite Dopingdebat-
In unmittelbarer zeitlicher Nähe zu dieser Ent-
te ausgelöst. Auch Johannes B. Kerner mischte
scheidung wurde auch der Vertrag mit Nach-
sich zuweilen in aktuelle Gesellschaftsdebatten
richtenanchor Thomas Kausch aufgelöst, was
ein – zum Beispiel, indem er die Witwe des er-
bei vielen Beobachtern den Eindruck erweck-
mordeten KGB-Agenten Alexander Litwinenko
te, Sat.1 wolle sich nun aus Kostengründen von
in seine Sendung einlud. Insgesamt ist es jedoch
seiner Nachrichtenpflicht gänzlich verabschie-
für das Publikum eher schwieriger geworden,
den. Während Sat.1 noch seine Lizenz als Voll-
journalistisch Relevantes vom bloß Unterhalten-
programm verteidigen musste, vermeldete RTL
den zu unterscheiden, seit die beiden Promi-
eilfertig, das eigene Mittagsmagazin »Punkt 12«
nententalker die Politik und die Polittalker die
um eine weitere Stunde verlängern zu wollen.
»Menschen aus dem Volk« für sich entdeckt ha-
»Wir erfüllen damit einen vielfach geäußerten
ben.
Wunsch unserer Zuschauer nach noch ausführIm Kerngeschäft der harten Nachrichten-
licheren Informationen am Mittag«, erklärte Pe-
vermittlung macht Peter Kloeppel mit »RTL ak-
ter Kloeppel die neue Programmplanung. Die
tuell« der kommerziellen wie öffentlich-recht-
zusätzliche Sendezeit füllte »Punkt 12« dann
lichen Konkurrenz seit Jahren vor, wie man
aber weniger mit harten Fakten als mit Soft-
sein Publikum mit der nötigen Seriosität und
news – unter anderem feierte die RTL-Erotik-Ex-
der größtmöglichen Popularität informiert. In
pertin Erika Berger (»Eine Chance für die Liebe«)
Zukunft wird der Sender diese Aufgabe ohne
hier nach langer Sendepause ein Comeback.
Chefkorrespondentin Antonia Rados bewältigen
müssen. Die mehrfach preisgekrönte Reporterin
Sport
wechselt 2008 zum »heute journal« (ZDF), das
lich wieder unabhängige Journalisten und em-
mit Claus Kleber an der Spitze 2007 weiter zum
sige Rechercheure gefragt. Die durch Bernd
Noch-Marktführer, den Tagesthemen der ARD,
Dietz ausgelöste Geständniswelle ehemaliger
aufschließen konnte. Freilich hatte das Erste
und aktiver Radprofis überschattete nicht nur
es seinen Verfolgern in diesem Jahr besonders
die »Tour de France«, sondern machte auch für
leicht gemacht. Das »Tagesthemen«-Publikum
viele Sportjournalisten eine eigene Standort-
musste sich an wechselnde Anfangszeiten und
debatte nötig. Wie gering die Distanz zu den
mit Tom Buhrow und Caren Miosga gleich an
Sportakteuren oftmals geworden war, zeigte
zwei neue Gesichter gewöhnen.
sich nun: Der ehemalige hr-Sportchef Jürgen
Die durch diese Unruhe leicht gesunkenen
■
In den Sportredaktionen waren plötz-
Emig wurde wegen Betrugs angeklagt, sein Ex-
Einschaltquoten wurden intern wie extern be-
kollege vom MDR, Wilfried Mohren, musste sich
sonders aufmerksam registriert, weil Sat.1 un-
wegen Untreue verantworten. Hagen Boßdorf,
freiwillig eine branchenweite Debatte um den
der in seiner Funktion des ARD-Sportkoodina-
aktuellen Wert von TV-Nachrichten angezettelt
tors die Dopingproblematik im Radsport lange
hatte: Aufgrund einer renditesteigernden Spar-
bagatellisiert hatte, wurde schließlich aus an-
maßnahme hatte der Sender unerwartet sein
derem Grund gekündigt. Als sich die Dopingfäl-
relativ erfolgreiches Mittagsmagazin samt der
le auch in den deutschen Fahrerlagern häuften,
damit einhergehenden Shortnews eingestellt.
gaben ARD und ZDF die Übertragungsrechte an
84
ALM Jahrbuch 2007
der Tour de France, wie zuvor angekündigt, zu-
Aus und musste die Bundesligarechte an Pre-
rück und reichten die unliebsam gewordenen
miere abgeben. Generell schätzen Experten die
Lizenzen für kleines Geld an Sat.1 weiter. Dort
Entwicklungsmöglichkeiten für Bezahlfernsehen
fehlte es aber an nötiger journalistischer Sach-
in Deutschland aber weiterhin als schwierig ein.
kompetenz – und bald auch an Quote, um das
Das Wachstum in diesem Segment von rund
vermeintliche »Schnäppchen« zu refinanzieren:
sechs Prozent lag deutlich unter dem europä-
Weil die Sat.1-»Tour« weniger Zuschauer inter-
ischen Vergleich.
essierte als die dort ursprünglich programmierten Gerichtsshows, musste der Sender seine
Sparten- und Special-Interest-Pro-
Werbepreise um bis zu 50 Prozent senken. Die
gramme
Glaubt man den Verlautbarungen
Öffentlich-Rechtlichen machten derweil mit ih-
der großen Sender, hat das Programmjahr
rem Rechteverkauf den Weg frei für eine unab-
2007 zahlreiche Sieger hervorgebracht: Die
hängige und kenntnisreiche sportjournalistische
ARD rühmte sich, das meistgesehene Fernseh-
Berichterstattung wie zum Beispiel in der ARD-
programm veranstaltet zu haben. RTL kürte
Dokumentation »Blut und Spiele« über die Do-
sich zum Marktführer in der werberelevanten
pingpraxis im Profisport.
Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. ProSieben
nahm für sich in Anspruch, bei den jungen Zu-
einem Sportwettkampf ein Fernsehereignis ma-
schauern bis 29 Jahren in der Gunst vorne ge-
chen, muss man die Alten zurückholen, dach-
legen zu haben. Ingesamt haben aber die gro-
te sich RTL und setzte nach dem sportlich de-
ßen Vollprogramme 2007 mehr verloren als
saströsen, aber quotenstarken Comeback von
gewonnen: Das Publikum ist älter geworden,
Axel Schulz erneut auf einen Altherrenboxer:
die statistische Sehdauer ging erstmals seit Jah-
Auf Platz 2 der meistgesehenen Sendungen
ren zurück. Profitiert von diesem Strukturwan-
2007 – immerhin auch das Jahr von Handball-
del haben neben einigen ARD-Dritten die Sen-
und Frauenfußball-WM – landete mit knapp
der der so genannten »zweiten Reihe«: Allen
18 Mio. Zuschauern (Marktanteil: 64 Prozent)
voran konnte VOX mit Kochshows wie »Das
der Comebackfight des 43-jährigen Boxers Hen-
perfekte Dinner« oder »Unter Volldampf« seinen
ry Maske. Die Liveübertragung war zugleich
Jahresmarktanteil um signifikante 0,9 Prozent
die meistgesehene RTL-Sendung des Jahres.
auf 5,7 Prozent steigern. Und sogar hinter die-
Auch hinter den Kulissen gab es ein un-
ser »zweiten Reihe« haben neuere TV-Anbieter
erwartetes Comeback: Leo Kirch sicherte sich
wie Das Vierte, DMAX oder Tele 5 Grund zum
die Bundesliga-Vermarktungsrechte ab 2009.
Optimismus. Offenbar entsteht nicht nur im In-
Und auch Premiere holte zurück, was im Vor-
ternet, sondern auch auf dem digitalen Fernseh-
jahr abhanden gekommen war: Ins Programm-
markt ein »Long Tail«, in dem sich mit allerlei
jahr 2007 hatte Premiere ohne Bundesliga-
Nischenprodukten von Astro TV bis volksmusik
rechte starten müssen. Durch eine Kooperation
TV Geld verdienen lässt. Das DSF definiert sein
mit dem Neuling arena brachte sich Premiere
Kernzeitenprogramm selbstbewusst zwischen
»zurück ins Spiel«, zur Jahresmitte stand arena
17:00 und 23:00 Uhr, wenn das kleine, aber
dann nach nur einem Jahr vor dem finanziellen
treue Special-Interest-Publikum dort Basketball,
ALM Jahrbuch 2007
85
PRIVATES FERNSEHEN
Wenn die neuen Helden fehlen, die aus
PROGRAMMTRENDS
■
Entwicklung VOX Jahresmarktanteile
Abb.
26
14- bis 49-Jährige, in Prozent
8
6
4
1993
1995
1997
1999
2001
2003
7,9
7,1
6,4
5,5
5,0
4,7
4,3
3,9
3,9
3,7
3,9
3,6
0
2,8
1,5
2,4
2
2005
2007
Quelle : AGF / Gfk, pc#tv, Vox Medienforschung
Abb.
27
TV-Marktanteile ausgewählter Spartensender 2007
Mo.– So., 3.00 – 3.00 Uhr
0,3
Comedy Central 1
0,6
0,7
VIVA
Tele 5
0,7
NICK
0,9
0,7
N24
n-tv
0,5
MTV
1,0
1,1
Eurosport
DSF
0,5
DMAX
0,8
0,2
0
9Live
0,5
Das Vierte
1,0
1 vormals VIVA Plus
Quelle : AGF/DAP TV Scope
Rugby oder Pokern einschaltet. Das Vierte, das
Unter den vielen kleinen Interessensgrup-
zunächst als reine Abspielstation für die eige-
pen, die die neuen Möglichkeit nutzen, ihr eige-
nen TV-Klassiker startete, will künftig im Tages-
nes Programm via Satellit oder IPTV zu verbrei-
programm den Anteil der Eigenproduktionen
ten, gehören die kirchlichen Gruppen sicher zu
behutsam erhöhen. Nachts bietet Das Vierte
den größten und einflussreichsten. Als bekannt
wie viele Kleinsender Call-in-Gewinnspiele an.
wurde, dass die Deutsche Bischofskonferenz die
Der Mitmachsender 9Live, der sich überwie-
Chancen für einen eigenen Fernsehsender hat-
gend aus Telefonie-Einnahmen finanziert, geriet
te prüfen lassen, warnte rbb-Intendantin Dagmar
wegen seiner undurchschaubaren Gewinnspiel-
Reim die Kirchenvertreter, ihre privilegierte Stel-
regeln 2007 in die Kritik. Die Sender des US-
lung bei ARD und ZDF nicht zu gefährden. »Si-
Konzerns Viacom – die Musiksender MTV und
cher«, so Reim ironisch, wäre ein Digitalkanal
VIVA, der Kinderkanal NICK und der aus VIVA
»auf Platz 344 der Fernbedienung gut auffindbar.«
2 hervorgegangene Comedy Central – setzen
Ein solcher Platz kann von seinem Publikum ge-
nicht mehr allein auf das Fernsehen, sondern
funden werden, wie das Beispiel Bibel TV zeigt.
sind zum Teil auch über die Webplattformen
Der überwiegend aus Spenden finanzierte Privat-
Joost und Zattoo via Internet empfangbar.
sender startete inzwischen mit [tru:] young television einen Jugendsender.
86
ALM Jahrbuch 2007
musste sich für sein Engagement bei Help-TV
Minuten erstmals seit 1999 ebenfalls zurückge-
rechtfertigen. Der Dortmunder Beratungssender
gangen. Der Rückgang bei der Sehdauer geht
finanziert sich aus Telefonieeinnahmen: Ein
dabei hauptsächlich von den unter 30-jährigen
Anruf bei Help-TV kostet 50 Cent, der Rückruf
Zuschauern aus. Die 14- bis 29-Jährigen haben
des Beraters ist dann für den Zuschauer kosten-
im Jahr 2007 mit 133 Minuten pro Tag sieben
frei. Nach einer Bild-Schlagzeile »So nutzt Pfarrer
Minuten weniger vor dem Fernseher verbracht
Fliege hilfesuchende Zuschauer aus« wurde das
als 2006. Die Sehdauer der mittleren Alters-
Finanzierungsprinzip der Fliege-Beratungssen-
gruppe der 30- bis 49-Jährigen ist mit 205 Mi-
dung geändert. Neuerdings finanziert sich das
nuten im Vergleich zum Vorjahr um vier Minu-
sonntägliche Fliege-Coaching durch klassische
ten zurückgegangen. Auch die 50-Jährigen und
Spotwerbung.
älteren Zuschauer haben im Jahr 2007 mit 275
Minuten drei Minuten weniger ferngesehen als
im Vorjahr. Die Kinder im Alter von drei bis 13
2.4
Entwicklung der Fernsehnutzung
Jahren haben ihren Fernsehkonsum von durch-
Durch die zunehmende Penetration des Digital-
nuten reduziert. Jugendliche und junge Erwach-
schnittlich 90 Minuten im Jahr 2006 auf 87 Miempfangs hat sich die Anzahl der in den bun-
sene zwischen 14 und 19 Jahren verbrachten
desdeutschen Haushalten empfangbaren Fern-
im Jahresdurchschnitt 2007 noch 100 Minu-
sehprogramme weiter erhöht: Ende 2007 wa-
ten vor dem Fernseher und damit fünf Minuten
ren in einem durchschnittlichen Fernsehhaus-
weniger als 2006.
halt in Deutschland 63 Programme verfügbar.
Mit dem größeren Programmangebot ist wiederum ein Anstieg der digitalen TV-Nutzung
■■■
Zuschauermarktanteile
einhergegangen: Der Anteil der digitalen TVNutzung an der gesamten Fernsehnutzung
Bezogen auf alle Zuschauer ab drei Jahren ha-
betrug im 4. Quartal 2007 20,7 Prozent (zum
ben die Gemeinschaftsprogramme der ARD und
Vergleich: 4. Quartal 2006 17,6 Prozent).
das ZDF mit einem Minus von 0,8 bzw. 0,7 Prozentpunkten deutliche Marktanteilsverluste hinnehmen müssen. Gleichwohl bleiben Das Ers-
■■■
Sehdauer und Nutzungsverhalten
te mit 13,4 Prozent Marktanteil und das ZDF
mit 12,9 Prozent die führenden Programme am
Insgesamt wurden im Jahr 2007 an einem
deutschen Fernsehmarkt. Die acht dritten Pro-
durchschnittlichen Wochentag 73,5 Prozent der
gramme erreichten zusammen wie im Vorjahr
Bevölkerung in TV-Haushalten durch das Fern-
einen Marktanteil von 13,5 Prozent. Auch die
sehen erreicht (Vorjahr 74,8 Prozent). Seit 2004
führenden Privatsender RTL, Sat.1 und ProSie-
ist die Reichweite des Fernsehens damit um
ben mussten nach den Einbußen im Fernsehjahr
2,5 Prozentpunkte zurückgegangen. Die durch-
2006 zum wiederholten Male sinkende Markt-
schnittliche Sehdauer pro Tag ist bezogen auf
anteile hinnehmen. RTL hat im Vergleich zum
ALM Jahrbuch 2007
87
FERNSEHNUTZUNG
alle Zuschauer ab drei Jahren von 212 auf 208
PRIVATES FERNSEHEN
Der ehemalige TV-Pfarrer Jürgen Fliege
Entwicklung der täglichen Sehdauer 1997 – 2007
Abb.
28
Montag bis Sonntag, in Minuten
208
223
212
227
210
225
201
215
192
205
190
203
185
198
183
196
200
188
201
250
Kinder 3–13 Jahre
211
226
Erwachsene ab 14 Jahren
203
218
Zuschauer ab 3 Jahren
87
90
91
93
94
97
98
97
97
95
100
99
150
50
0
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle : AGF / DAP TV Scope
Entwicklung der TV-Empfangsbedingungen
Abb.
29
in Prozent
Terrestrik
Kabel
Satellit
2000
10,4
2001
8,8
2002
7,1
2003
6,9
2004
5,2
55,9
38,9
2005
5,3
55,7
39,0
56,4
33,2
36,1
55,1
37,2
55,7
36,6
56,5
2006
4,6
55,5
2007
4,0
53,3
39,9
42,7
0
20
40
60
80
100
Quelle: AGF/ GfK Fernsehforschung, Fernsehpanel D + EU
Entwicklung der Ausstattung mit Digitalreceivern
Abb.
30
Haushalte in Mio. am 31. Dezember 2007
Terrestrik
1,37
2002
2004
1,21
1,38
2003
0,55
2005
1,14
2006
1,18
2007
1,31
0
Kabel
Satellit
2,61
1,76
3,28
2,76
1,77
5,08
4,01
1,92
7,07
5,58
2,15
2,75
2,0
8,91
6,35
4,0
6,0
10,41
8,0
Quelle: AGF / GfK Fernsehforschung, Fernsehpanel D + EU
88
ALM Jahrbuch 2007
10,0
Abb.
31
TV-Marktanteile 2007
Montag bis Sonntag, 3.00–3.00 Uhr
Zuschauer ab 3 Jahre
ARD
13,4 %
RTL
ARD III
13,5 %
RTL II
3,9 %
ZDF
12,9 %
Super RTL
2,6 %
1,2 %
VOX
Sat.1
9,6 %
Sonstige
ProSieben
6,5 %
kabel eins
3,6 %
5,7 %
14,9 %
FERNSEHNUTZUNG
KiKa
12,4 %
Kinder 3 bis 13 Jahre
ARD
4,5 %
RTL
ARD III
2,7 %
RTL II
ZDF
4,0 %
Super RTL
KiKa
13,8 %
Sat.1
5,9 %
ProSieben
8,0 %
kabel eins
2,8 %
VOX
8,6 %
4,9 %
23,2 %
3,6 %
Sonstige
17,8 %
16,0 %
ARD
7,3 %
RTL
ARD III
7,0 %
RTL II
ZDF
6,7 %
Super RTL
2,8 %
KiKa
1,0 %
VOX
7,9 %
Sat.1
10,6 %
ProSieben
11,7 %
kabel eins
5,6 %
PRIVATES FERNSEHEN
Erwachsene 14 bis 49 Jahre
6,3 %
Sonstige
17,3 %
18,7 %
RTL
10,0 %
ARD III
19,4 %
RTL II
1,9 %
ZDF
18,4 %
Super RTL
0,8 %
Erwachsene ab 50 Jahren
ARD
KiKa
0,3 %
VOX
Sat.1
9,2 %
Sonstige
ProSieben
2,4 %
kabel eins
2,1 %
4,1 %
12,8 %
Quelle: AGF / DAP TV Scope
ALM Jahrbuch 2007
89
In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen
Vorjahr beim Gesamtpublikum 0,4 Prozentpunkte eingebüßt und erreichte 2007 einen
konnte RTL den im Vorjahr verlorenen Boden
Zuschauermarktanteil von 12,4 Prozent. Sat.1
wiedergutmachen und damit seine langjährige
musste gegenüber dem Vorjahr einen Verlust
Führungsposition um 0,4 Prozentpunkte auf
von 0,2 Prozentpunkten auf 9,6 Prozent beim
16,0 Prozent Marktanteil ausbauen. ProSieben
Gesamtpublikum hinnehmen. ProSieben gab
erzielte ein Plus von 0,1 Prozentpunkten auf
0,1 Prozentpunkte ab und erreichte 2007 einen
11,7 Prozent Marktanteil. Sat.1 musste im Ver-
Marktanteil von 6,5 Prozent. Mit einem beacht-
gleich zum Vorjahr 0,7 Prozentpunkte abgeben
lichen Zuwachs um 0,9 Prozentpunkte auf 5,7
und erzielte 2007 bei den 14- bis 49-Jährigen
Prozent Marktanteil konnte sich VOX von den
10,6 Prozent Marktanteil.
übrigen Sendern der zweiten Generation deutlich absetzen.
RTL II hat um 0,1 Punkte zugelegt und erreichte 2007 3,9 Prozent Marktanteil. Kabel 1
2.5
Wirtschaftliche Lage
des Fernsehen
erzielte wie im Vorjahr einen Wert von 3,6 Prozent. Super RTL erreichte mit einem Marktan-
Generell zeichnete sich für das Privatfernse-
teil von 2,6 Prozent ebenfalls sein Vorjahreser-
hen in Deutschland ein klarer Wachstumstrend
gebnis bei allen Zuschauern. N24 konnte um
bei gestiegener Wirtschaftlichkeit ab. Laut der
0,1 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent Marktanteil
Studie »Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in
zulegen und sich damit weiterhin vor n-tv, der
Deutschland 2006/2007« entwickelten sich die
Nachrichtenkonkurrenz aus der RTL-Gruppe,
Gesamterträge der privaten Fernsehveranstalter
mit 0,7 Prozent positionieren (+ 0,1 Prozent-
inklusive Teleshopping positiv von 7,3 Mrd. Eu-
punkte). Das Vierte und DMAX legten jeweils
ro im Jahr 2005 auf 7,6 Mrd. Euro 2006, das
um 0,2 Prozentpunkte zu und ereichten 2007
entspricht einem Plus von rund fünf Prozent.
Marktanteile von 0,8 bzw. 0,5 Prozent bei al-
Je nach Segment arbeiten die privaten
len Zuschauern. Der am 15. Januar 2007 ge-
Fernsehveranstalter mit einem zum Teil sehr
startete Spartenkanal Comedy Central ereichte
hohen Kostendeckungsgrad. Im Free-TV liegt
0,3 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum.
dieser im Jahr 2007 voraussichtlich bei 129
Trotz eines Rückgangs um 0,5 Prozent-
Prozent, bei den Free-TV-Vollprogrammen bei
punkte konnte Super RTL seine Führungsposi-
136 Prozent. Im Bereich des Pay-TV dagegen
tion bei den drei bis 13-jährigen Kindern mit
ist der Kostendeckungsgrad 2007 mit voraus-
einem Marktanteil von 23,2 Prozent behaupten,
sichtlich 111 Prozent vergleichsweise gering.
während der öffentlich-rechtliche Kinderkanal
Strukturell dominieren nach wie vor Wer-
mit einem Plus von 1,7 Prozentpunkten 2007
beerträge als Erlösquelle den deutschen priva-
einen Marktanteil von 13,8 Prozent erreichte.
ten Fernsehmarkt. Der Anteil der Werbung an
Das Kinderprogramm NICK erzielte 2007
den Gesamterträgen lag 2006 bei 54 Prozent.
7,8 Prozent Marktanteil bei den Drei- bis 13-
An zweiter und dritter Stelle folgten die Tele-
Jährigen und damit beachtliche 2,2 Prozent-
shoppingumsätze mit einem Anteil von 20 Pro-
punkte mehr als im Vorjahr.
zent und die durch Pay-TV erzielten Abon-
90
ALM Jahrbuch 2007
Abb.
Teleshoppingerträge
5
Erträge ohne
Teleshopping
98
92
98
96
97
120 %
116
100 %
88
82
80 %
5,006
5,724
5,767
6,001
1997
5,775
1996
5,958
20 %
0
6,363
1
5,294
40 %
4,480
60 %
2
4,177
3
4,023
Kostendeckungsgrad gesamt
115
109
104
4
140 %
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
0%
Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006/2007.
Studie im Auftrag von acht Landesmedienanstalten, durchgeführt von
TNS Infratest/Universität Jena.
Die Datenerhebung erfolgte im Zeitraum von Mai bis September 2007;
privater Rundfunk: Befragung von 177 TV-Anbietern.
Struktur der Gesamterträge im privaten Fernsehen 2006
nach Erlösquellen
Werbung
54 %
Abonnementgebühren
14 %
Teleshopping
20 %
Call-Media
Sonstiges
PRIVATES FERNSEHEN
Abb.
33
WIRTSCHAFTLICHE LAGE
6
1,609
0,809
7
1,491
0,908
Erträge des privaten Fernsehens 1996 – 2006
32
2%
Basis Gesamterträge 2006:
7,610 Mrd. Euro
10 %
Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006/2007.
Studie im Auftrag von acht Landesmedienanstalten.
nementerträge mit 14 Prozent Anteil an den
■■■
Entwicklung der Werbeumsätze
Gesamterträgen. Das Segment Call Media erreichte dagegen nur einen Anteil von zwei Pro-
Das Wachstum im Fernsehwerbemarkt hält seit
zent. Weitere Ertragsarten wie Programmver-
2004 unvermindert an. Nachdem die Netto-
käufe und Auftragsproduktionen, Fördermaß-
Werbeumsätze 2004 und 2005 nur in Höhe der
nahmen oder sonstige Erträge summieren sich
Inflationsrate angestiegen waren, konnten sie
zu knapp zehn Prozent der Gesamterträge.
sich im Jahr 2006 von der Teuerungsrate entkoppeln. Für 2007 ist dagegen nur ein Wachstum von 1,0 Prozent zu verzeichnen, das damit
ALM Jahrbuch 2007
91
noch unterhalb der Inflationsrate liegt. Trotz
gewähren, hinzu kommen Skonti, Boni oder
des Wachstumstrends konnten die Umsatzaus-
Provisionen für Werbemittler und Vermarkter.
fälle gegenüber dem Rekordjahr 2000 noch
Lag im Jahr 2000 in Deutschland der Netto-TV-
nicht kompensiert werden. Der Durchschnitts-
Werbemarkt noch bei 59 Prozent des Niveaus
Tausender-Kontakt-Preis für einen 30-sekündi-
des Brutto-TV-Werbemarktes, so waren es im
gen TV-Werbespot lag dabei nach AGF/GfK-An-
Jahr 2007 nur noch 48 Prozent. Dies bedeu-
gaben im Jahr 2007 mit 11,07 Euro um 3,3
tet: Trotz steigender Bruttoumsätze im TV-Markt
Prozent bzw. 35 Cent über dem Wert von 2006.
werden immer höhere Rabatte für TV-Werbung
gewährt, was die Nettoerträge der Sender letzt-
Anders als die Netto-Werbeerlöse stiegen
lich schmälert.
die Brutto-Werbeumsätze nach Nielsen Media
Research stärker an und erhöhten sich um 5,2
Zwar steigen auch die Werbeumsätze netto
Prozent von 8,298 auf 8,734 Mrd. Euro. Damit
weiter an, generell ist aber dennoch eine weni-
wuchs der TV-Brutto-Werbeumsatz langsamer
ger positive Entwicklung als in den Vorjahren
als der Gesamtwerbemarkt (brutto). Dieser
zu verzeichnen. Das Wachstum der Gesamtwer-
konnte 2007 um 5,8 Prozent auf 22,006 Mrd.
beumsätze speist sich dabei weniger aus dem
Euro gesteigert werden.
Zuwachs der verkauften Werbung als durch
eine inflationsbedingte Zunahme der Produk-
Die so genannte Brutto-Netto-Schere, der
tionskosten der Werbemittel.
Unterschied zwischen der wertmäßig ausge-
Die beiden großen privaten Sendergrup-
strahlten und der tatsächlich bezahlten TV-Werbeleistung, öffnete sich dabei in den letzten
pen ProSiebenSat.1 und RTL erzielen in etwa
Jahren immer weiter. Die Differenz aus dem
vergleichbare Werbemarktanteile von jeweils
Brutto- und Nettowert ergibt sich aus Rabatten,
rund 40 Prozent. Bei den Brutto-TV-Werbeum-
welche die Programmveranstalter ihren Kunden
sätzen ist die ProSiebenSat.1-Gruppe (mit den
Entwicklung der Brutto- und Netto-TV-Werbeumsätze
Abb.
34
2000 –2007, in Mio. Euro
8,0
7,0
70 %
59,0
6,0
59,1
60 %
54,7
51,2
5,0
49,6
48,8
50 %
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: ZAW, Nielsen Media Research, Goldmedia-Analyse
ALM Jahrbuch 2007
4.156
8.734
4.114
8.298
3.929
8.047
3.860
7.723
7.449
10 %
3.956
1,0
7.235
20 %
4.469
30 %
2,0
7.566
3,0
0
92
47,6
40 %
4.709
Brutto-NettoVerhältnis
50,0
4,0
7.981
Netto-Fernsehwerbeumsätze
3.811
Brutto-Fernsehwerbeumsätze
2007
0%
Sendern Sat.1, ProSieben, kabel eins und N24)
europaweit tätigen Fernsehkonzern SBS Broad-
mit einem Marktanteil von 43,2 Prozent etwas
casting mit Sitz in Luxemburg beteiligt. SBS be-
stärker als die RTL-Gruppe (mit den Sendern
treibt derzeit Radio- und TV-Sender vor allem
RTL, VOX, RTL II, Super RTL und n-tv) mit 42,6
in Nordeuropa und den Beneluxstaaten. Nach
dem Kauf der Anteile der ProSiebenSat.1 Media
Bei den Netto-Werbeumsätzen sieht sich
AG erfolgte die Zusammenführung beider Fern-
die RTL-Gruppe mit einem Marktanteil von
sehgruppen zu einem paneuropäischen Medien-
43,3 Prozent dagegen leicht vor der ProSie-
konzern. Gesellschaftsrechtlich vollzogen wurde
benSat.1-Gruppe, die einen Marktanteil von
diese Zusammenführung mit der Übernahme
43,1 Prozent erreicht (Quelle: RTL Group).
der SBS Broadcasting Group durch die ProSieben-
Gemeinsam dominieren die beiden privaten
Sat.1 Media AG im Juli 2007 für 3,3 Mrd. Euro.
TV-Sendergruppen den deutschen TV-Werbe-
Die SBS Broadcasting Group generiert als
markt: Ihre neun Sender erreichen zusammen
separates Unternehmen einen Umsatz in Höhe
einen Marktanteil von 86,4 Prozent der Netto-
von rund einer Mrd. Euro. Durch die Fusion
Werbeerlöse. Auf alle übrigen Programme im
sollen Synergiepotenziale im Umfang von 80
deutschen TV-Markt verteilen sich die restlichen
bis 90 Mio. Euro pro Jahr realisiert werden.
13,6 Prozent.
Hierzu wurden rund 200 Arbeitsplätze gestri-
WIRTSCHAFTLICHE LAGE
Prozent.
chen und einige Magazinsendungen aus dem
Programm von Sat.1 genommen. Außerdem
Finanzierung
soll die Marge der neuen Unternehmensgruppe
von 22 Prozent auf 25 bis 30 Prozent gesteigert
ProSiebenSat.1
■
Die ProSiebenSat.1 Media AG
wechselte in den vergangenen Jahren mehrfach
werden.
Insgesamt konnte die ProSiebenSat.1 Me-
ihre Gesellschafter. Nachdem die Unternehmens-
dia AG im Jahr 2007 deutlich höhere Umsätze
gruppe zunächst im Jahr 2003 aus der Insolvenz-
erwirtschaften als im Vorjahr. Während der
masse der Kirch-Gruppe für 525 Mio. Euro an
Umsatz im Jahr 2006 bei 2,1 Mrd. Euro lag,
ein Investorenkonsortium um Haim Saban verk-
wurden 2007 2,7 Mrd. Euro erwirtschaftet.
auft wurde, sollten die Anteile im Jahr 2005 für
Das entspricht einem Wachstum von 29 Pro-
rund 2,5 Mrd. Euro an die Axel Springer AG ver-
zent gegenüber dem Vorjahr. Das Wachstum
äußert werden. Diese Übernahme scheiterte aber
ist insbesondere auf die Erstkonsolidierung der
am Veto des Bundeskartellamts und an den Be-
SBS Broadcasting Group und somit nicht auf
denken der Kommission zur Ermittlung der Kon-
organisches Wachstum zurückzuführen.
zentration im Medienbereich (KEK).
Mitte Dezember 2006 wurde die Sender-
Grundlegend steigerte sich auch die operative Profitabilität des Konzerns. Das um Sonder-
gruppe dann von Saban für über drei Mrd. Euro
effekte bereinigte EBITDA der ProSiebenSat.1
an die Lavena Holding 4 GmbH verkauft. Hin-
Media AG stieg von 483 Mio. Euro auf 521 Mio.
ter Lavena stehen die Beteiligungsgesellschaften
Euro. Die um Sondereffekte bereinigte EBITDA-
KKR und Permira (s. Kap. B 2.1). KKR und Permira
Marge fiel somit von 23 Prozent im Jahr 2006
waren seit 2005 mehrheitlich an dem
auf 19 Prozent im Jahr 2007.
ALM Jahrbuch 2007
93
PRIVATES FERNSEHEN
■■■
Allerdings wirken sich die Sondereffekte
als auch die durch SBS neu hinzugekommenen
negativ auf die Profitabilität des Unternehmens
Bereiche Radio und Print sowie Pay-TV von
aus. Insbesondere die Übernahme der SBS
CMore/Canal+. Der Bereich Diversifikation er-
Broadcasting Group belastete das Unterneh-
wirtschaftete 2007 Umsätze in Höhe von 399
men stark. Hinzu kam ein vom Bundeskartellamt
Mio. Euro. Dies entspricht einem Wachstum von
verhängtes Bußgeld in Höhe von 120 Mio. Eu-
67 Prozent gegenüber 2006. Das Wachstum
ro des Bundeskartellamtes wegen der bis dahin
ist auch im Bereich der Diversifikationserlöse
geübten Rabattierungspraxis (der so genannten
nicht nur auf organische Effekte sondern vor
Share-of-Advertising-Verträge) bei der Werbever-
allem auch auf die Konsolidierung der SBS
marktung. Insgesamt fiel das Vorsteuerergebnis
zurückzuführen. Jedoch trugen auch die Voll-
daher – trotz des Zusammenschlusses beider
konsolidierungen der Websites MyVideo und
Unternehmen – von 385 Mio. Euro auf 249 Mio.
wer-weiss-was.de zu dieser Entwicklung bei.
Euro im Vergleich der Jahre 2006 und 2007.
Das organische Wachstum des Segments er-
Mit der Übernahme der SBS Broadcasting
reichte rund sieben Prozent gegenüber 2006.
Group ordnete der Konzern auch seine Bereiche
Insgesamt macht das Segment im Jahr 2007
grundlegend neu. Im Segment Free-TV sind die
einen um Innenumsätze bereinigten Umsatz-
werbefinanzierten deutschsprachigen Sender
anteil von 15 Prozent am Unternehmen aus.
der Gruppe sowie die Produktions- und Vermark-
Nach Regionen getrennt generierte das
tungsgesellschaften zusammengefasst. Dieser
Unternehmen im Jahr 2007 im deutschen
Bereich erwirtschaftete im Jahr 2007 einen Um-
Sprachraum inklusive der hierzu gehörenden
satz von 1,9 Mrd. Euro und trug somit zu 70
Free-TV- und Diversifikationsaktivitäten einen
Prozent zum bereinigten Konzernumsatz bei.
Umsatz von 2,2 Mrd. Euro und trug damit 80
Die Free-TV-Aktivitäten der SBS Broad-
Prozent zu dem um Innenumsätze bereinigten
casting Group werden dagegen im Segment
Konzernumsatz bei. Die Auslandsumsätze wer-
Free-TV international gebündelt. Dieses Seg-
den erstmals 2008 vollständig und über das
ment trägt erstmals im dritten Quartal 2007
gesamte Jahr wirkend im Konzernergebnis kon-
und somit noch nicht vollständig zum Jahres-
solidiert.
umsatz bei. Im Jahr 2007 erreichte das Segment einen Umsatz von 404 Mio. Euro und
RTL Group
trug somit bereinigt zu 15 Prozent zum
das Jahr 2007 positiv. Insgesamt stieg der Um-
■
Auch für die RTL Group verlief
Gesamtumsatz und zu elf Prozent zum Umsatz
satz mit allen Sendern in Europa um 1,2 Pro-
im Segment Free-TV bei.
zent auf 5,7 Mrd. Euro und das EBITA um 5,5
Das Segment Diversifikation beinhaltet
Prozent auf 898 Mio. Euro, was einer leicht
alle Tochterunternehmen, die ihre Erlöse nicht
gestiegenen EBITA-Rendite von 15,7 Prozent
oder nicht direkt durch klassische TV-Werbe-
entspricht.
einnahmen generieren. Damit umfasst das
Der Anteil des Profit Centers Deutschland –
Segment sowohl die bisherigen Aktivitäten
gemessen am Gesamtumsatz – liegt inklusi-
der Sparte Diversifikation aus den Bereichen
ve der Hörfunkaktivitäten unverändert bei
Transaktions-TV und sonstiger Diversifikationen
34,8 Prozent. Die deutschen Fernsehsender –
94
ALM Jahrbuch 2007
einschließlich RTL Shop – erzielten für die RTL-
2.6
Pay-TV
■■■
Pay-TV-Plattformen
Gruppe 2007 Umsätze in Höhe von zwei Mrd.
Euro. Dabei verzeichnete das Deutschlandgeschäft der Unternehmensgruppe leicht steiAstra/entavio
2006. Während die klassischen Fernsehum-
schaft des unter SES Global firmierenden Satel-
■
sätze leicht anstiegen, wurden jedoch im Tele-
litenbetreibers SES Astra. Die entavio genannte
shopping deutliche Umsatzeinbrüche registriert.
Plattform geht zurück auf die ursprünglich als
Nicht zuletzt die ausbleibende Profitabilität führ-
Dolphin bezeichnete digitale Cross-Access-Platt-
te zu der Entscheidung, RTL Shop zu verkaufen.
form. Ziel ist, eine für die Verbreitung von ver-
Das EBITA im Deutschlandgeschäft stieg aller-
schlüsselten digitalen Pay-TV-Programmen und
dings stärker als der Umsatz und wuchs um 8,1
von Premiere unabhängige Plattform über Satel-
Prozent auf 333 Mio. Euro.
lit anzubieten. Bisher war es Programmanbietern
mit einem Pay-TV-Geschäftsmodell nur möglich,
mit in Deutschland die Werbeumsätze erhöhen.
über eine Distribution innerhalb der Premiere-
Dieser Erfolg basiert nicht nur auf dem leichten
Plattform zu den Haushalten zu gelangen.
Wachstum des Werbemarktes, sondern auch
Bei entavio werden interessierten Pro-
auf dem Ausbau der Zuschauermarktanteile der
grammanbietern verschiedene Dienstleistun-
RTL-Sender in der werberelevanten Zielgruppe
gen innerhalb der digitalen Wertschöpfungs-
der 14- bis 49-Jährigen.
Umsätze im Bereich Diversifikation weist
kette gebündelt angeboten. Dazu zählen die
Verschlüsselung, Playout-Dienstleistungen und
die RTL Group nicht so detailliert wie die Pro-
Multiplexing, Satelliten-Uplink, interaktive Ser-
SiebenSat.1 Media AG aus. Konzernweit besteht
vices sowie die Betreuung und Freischaltung
jedoch das Ziel, 50 Prozent der Umsätze jen-
der Endkunden auf den entavio-Smartcards.
seits von Werbung zu erwirtschaften. Dies ent-
Damit wird insbesondere kleineren Anbietern
spräche 2,9 Mrd. Euro im gesamten Konzern.
von Pay-TV-Programmen der Zugang zu einer
Nachdem RTL im Jahr 2006 in das Geschäft mit Pay-TV-Spartenkanälen eingestie-
Plattform ermöglicht. Dabei wird auf die auch
von Premiere genutzte Verschlüsselungstech-
gen ist, werden die drei kostenpflichtigen Ka-
nologie Nagravision gesetzt, um auch bisherige
näle RTL Crime, RTL Living und Passion über
Premiere-Haushalte bzw. entsprechende Set-
verschiedene digitale Pay-TV- Plattformen ver-
Top-Boxen potenziell mit dem Dienst zu errei-
breitet. Hierzu zählen neben Premiere und dem
chen. Möglich wurde die Übernahme dieser
in Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiven
Services seitens SES Astra durch die 2004 er-
Kabelanbieter Unitymedia auch die bundesweit
folgte Akquisition des von Premiere aufge-
agierenden IPTV-Plattformen von Alice und
bauten Digital Playout Center (DPC) in Unter-
T-Home. Im digitalen Programmpaket der Kabel
föhring, das bei SES Astra unter dem neuen
Deutschland werden die Programme dagegen
Namen Astra Platform Services (APS) aktiv ist.
bisher nicht verbreitet.
Ursprünglich war mit entavio auch die
verschlüsselte Ausstrahlung der Programme
ALM Jahrbuch 2007
95
PRIVATES FERNSEHEN
Grundlegend konnte die RTL-Gruppe so-
PAY-TV
entavio ist eine Tochtergesell-
gende Umsätze um 0,9 Prozent gegenüber
35
Entwicklung digitaler Pay-TV-Abonnentments
in Deutschland, in Mio. Abonnenten
5,0
5,5
6
0,7
2,6
3
2,4
Unitymedia (Kabel)
3,0
4
Kabel Deutschland
3,5
4,2
5
Premiere 1
0,8
Abb.
2
arenaSAT
2,6
2,9
3,2
3,6
3,4
3,7
0
2,4
1
Sonstige 2
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
1 Premiere inkl. Premiere Austria ohne indirekte Premiere-Kunden
2 Sonstige: Kabel BW, KabelKiosk, PrimaCom, visAvision
Quelle: Goldmedia nach Unternehmensangaben
Abb.
36
Pay-TV in Haushalten mit Digitalempfang 2005–2007
2005
28
24
22
Pay-TV-Abonnement
2006
kein Pay-TV
78
76
72
2007
Quelle: GSDZ Digitalisierungsbericht; Stand: 06/2007
der großen privaten Sendergruppen ProSie-
dürfe aber die Verschlüsselung nicht dazu be-
benSat.1 und RTL Group geplant. Nach kartell-
nutzt werden, den Zuschauern bisher kosten-
rechtlichen Bedenken zog sich ProSiebenSat.1
freie Programme ohne Mehrwert im Rahmen
jedoch von entsprechenden Planungen zurück.
eines sogenannten »Pay-TV light« nur noch
Hintergrund ist eine breite Diskussion über die
kostenpflichtig anzubieten.
Vor- und Nachteile einer Verschlüsselung von
Ursprünglich sollte für entavio der unab-
bisher reinen Free-TV-Sendern und somit um
hängige Pay-TV-Anbieter Stargate als Vermark-
eine Änderung des für Deutschland bislang ty-
tungsdienstleister verschiedene Programman-
pischen freien Fernsehempfangs. So wies etwa
bieter bündeln und an Satelliten-TV-Haushalte
die Gemeinsame Stelle Digitaler Zugang der
vermarkten. Nachdem im Februar 2007 jedoch
Landesmedienanstalten (GSDZ) darauf hin, dass
Premiere offensiv das zunächst als Premiere Sky
die Adressierung von Programminhalten eine
gestartete Premiere Star positionierte und den
Schlüsselrolle bei der Finanzierung von wei-
Stargate-Geschäftsführer Wolfram Winter für das
teren bzw. neuen Inhalten darstellt. Gleichzeitig
neue Unternehmen gewinnen konnte, blieben
96
ALM Jahrbuch 2007
■
Die Entwicklung von Premiere in
den vergangenen Jahren war bestimmt von
der Internationalen Funkausstellung (IFA) in
Wechseln bei der Vermarktung der Bundes-
Berlin zum 1. September 2007. Gegen eine
liga und der zwischenzeitlich heterogenen Ver-
monatliche Grundgebühr von 1,99 Euro haben
marktungslandschaft. Zunächst stand Premie-
Zuschauer dabei Zugang zu den verschlüssel-
re 2006 vor der Herausforderung, nach Verlust
ten TV-Programmen. Zusätzlich fallen Gebüh-
der Bundesligarechte an die arena Sport Rech-
ren für die einzelnen abonnierten Sender oder
te und Marketing GmbH (Unitymedia) massive
Programmpakete innerhalb der Programmplatt-
Kundenverluste zu verhindern. Dabei gelang
form an.
es Premiere vor allem, die Vermarktung in vie-
Beim Start der Plattform war zunächst nur
das Angebot von Premiere empfangbar. Der Premiere-Flex-Zugang – der Einzelabruf ohne Abon-
len Gebieten weiterhin übernehmen zu können
und damit die Kunden zu halten.
Im Jahr 2007 war für Premiere wichtig, die
nement – ist in dieser Grundgebühr bereits ent-
vollständige Vermarktung der Bundesliga über
halten. Seit dem 1. Oktober 2007 kann zusätz-
alle Vertriebskanäle zurückzuerlangen. Bereits
lich auch der Pay-TV-Sender sportdigital.tv mit
im Februar 2007 vereinbarte Premiere mit are-
Liveübertragungen der deutschen Handball-,
na eine Vermarktung der arena-Abonnenten
Basketball- und Volleyballligen empfangen wer-
über Satellit. Zudem konnte Premiere die Bun-
den. Darüber hinaus wird das Erotikprogramm
desligapakete auch über die Kabel BW anbieten.
Alpenglühen TV über entavio angeboten.
Nach Angaben von entavio konnte das
Nachdem diese Kooperation jedoch zunächst vom Bundeskartellamt kritisiert und die
Programm zunächst rund 2,5 Mio. Haushalten
Vermarktung über Satellit durch Premiere ausge-
mit Premiere-tauglichen Satellitenreceivern an-
setzt wurde, vereinbarten Unitymedia und Premi-
geboten werden. Seit Januar 2008 wird außer-
ere im Juli 2007 die vollständige und vom Bun-
dem ein CI-Modul für den entavio-Empfang
deskartellamt tolerierte Vermarktung der Bun-
vermarktet. Hierdurch können auch Receiver
desliga durch Premiere. Hierzu erwarb Premiere
ohne integrierte entavio-Entschlüsselung das
eine exklusive Sublizenz an den Pay-TV-Rech-
Programmangebot empfangen. Insgesamt hat
ten für die erste und zweite Fußballbundesliga
damit die Plattform den Betreibern zufolge ei-
für die Spielzeiten 2007/2008 und 2008/2009.
ne technische Reichweite von mehr als fünf Mio.
Enthalten sind auch die Rechte für die öffentliche
Satellitenhaushalten.
Ausstrahlung z. B. in »Sportsbars«. Mit diesem Ge-
Die Vermarktung soll ab Herbst 2008 auch
schäft erhöhte sich die Kundenbasis von Premie-
über unabhängige Kabelnetzbetreiber erfol-
re um rund 0,6 Mio. indirekte Abonnenten über
gen. Hierzu vereinbarten entavio und die Kabel-
die Satellitenplattform arena und die Kabelplatt-
DienstLeistungs GmbH Lauchhammer (KDL) die
formen von Unitymedia und Kabel BW.
Vermarktung des entavio-Angebotes über Kabel-
PAY-TV
Die entavio-Plattform startete im Rahmen
Premiere
Die Vermarktungsvereinbarung ging ein-
netze mit eigener Kopfstelle der Mitglieder des
her mit der Übertragung von Premiere-Anteilen
Fachverbandes Rundfunkempfangs- und Kabel-
im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Somit er-
anlagen (FRK).
hielt Unitymedia über arena 16,4 Mio. Aktien,
ALM Jahrbuch 2007
97
PRIVATES FERNSEHEN
weitere Aktivitäten von Stargate bislang aus.
Abb.
37
Premiere Star versus arenaSAT
Premiere Star
arenaSAT
Webseite
www.premiere-star.com
www.arena.tv
Empfangsweg
Satellit (Kabel/IPTV geplant)
Satellit
Mindestlaufzeit
18 Monate
6 Monate
Zahl der Kanäle
35
20 (weitere geplant)
Kosten
13,99 Euro/Monat (24-Monats-Abo) oder
18,98 Euro/Monat (18-Monats-Abo)
19,90 Euro/Monat 1 (6/12/24 Monate) oder
29,90 Euro/Monat 1 (inkl. Bundesliga)
Einmalige Kosten
39,99 Euro Aktivierungsgebühr
29,90 Euro Aktivierungsgebühr
Receiver
Mietgerät ab 5 Euro/Monat,
Kaufgerät ab 9 Euro
(auch HDTV- und PVR-Boxen)
Mietgerät ab 12-Monats-Abo gratis,
(CI-Modell 1 Euro/Monat),
Kauf ab 119 Euro
Verschlüsselung
Nagravision
Cryptworks
Kanäle
TCM, Sat.1 Comedy, kabel eins classics,
AXN, Kinowelt, RTL-Living, e.clips,
Animax, Playhouse/Toon Disney,
Boomerang, Cartoon Network, MTV Music,
NASN
NASN, Eurosports 2, RTL-Crime/Living/Passion,
TCM, Cartoon Network, Boomerang, AXN,
Nat. Geographic, Kinowelt, History, VH1Classic, MTV-Hits, MTV-Base, Animax, Sat.1
Comedy, kabel eins classics, Biography
1 Preise inkl. monatlicher sog. »arena-Satellitenbereitstellungsgebühr« von 5 Euro
was einem Unternehmensanteil von mehr als
nenten zuzüglich 628.000 indirekte arenaSAT-
16 Prozent entspricht. Diese Aktien wurden von
Abonnenten zum Jahresende 2007. Damit weist
dem schweizerischen Finanzinstitut Pictet & Cie.
das Unternehmen einen Kundenstamm von
für arena verwaltet. Eine Einflussnahme von
4,279 Mio. aus.
arena auf die Unternehmenspolitik von Premiere war den Verträgen zufolge ausgeschlossen,
Das Wachstum im Direktkundenbereich ist
dabei auch auf die überarbeitete Produkt- und
ebenso wie die Ausübung der mit dem Akti-
Pricing-Struktur zurückzuführen. Insbesondere
enpaket verbundenen Stimmrechte. Im Januar
vermarktet Premiere seit Ende 2006 Prepaid-
2008 wurden die Unternehmensanteile für 287
Karten unter dem Namen »Premiere Flex«, die
Mio. Euro an die News Corporation verkauft.
wieder aufgeladbar sind und es erlauben, oh-
Die weitere Unternehmensentwicklung im
ne Abonnementverpflichtung und Grundge-
Bereich der Fußballbundesliga muss indes ab-
bühr Einzeltickets für Filme ab zwei Euro, ein
gewartet werden. Als Zwischenhändler der Fuß-
Tagesticket Sport für fünf Euro oder Monatsti-
ballrechte bewarb sich mit der KF15 GmbH ein
ckets für einzelne Programmpakete für 20 Euro
Unternehmen im Umfeld des Medienunterneh-
zu erwerben. Bis Jahresende 2007 haben sich
mers Leo Kirch, das den Lizenznehmern vorpro-
150.000 Kunden für das Prepaid-Angebot ent-
duzierte Beiträge anbieten will. Mit solch einem
schieden. Darüber hinaus verzeichnete das Un-
Zwischenhändlermodell könnten die Marktein-
ternehmen zum Jahresende 2007 bereits über
trittsbarrieren für kleinere Akteure sinken.
109.000 Abonnenten für sein HDTV-Angebot.
Insgesamt verzeichnete Premiere damit bei
Für den Empfang von Premiere HD sind eine
den direkten Kunden ein Wachstum von sieben
zusätzliche Gebühr von 9,99 Euro im Monat
Prozent gegenüber 2006 auf 3,651 Mio. Abon-
und ein HD-fähiger Receiver notwendig.
98
ALM Jahrbuch 2007
Der Start von Premiere Star gehörte zu
werden von arena im Rahmen eines Großhan-
den bedeutsamsten Unternehmensereignissen
delsvertrags vermarktet. Hierunter fallen die
im Jahr 2007. Die im Herbst gestartete Platt-
direkt von Kabel BW und von kleineren Kabel-
form umfasste bis Anfang März 2008 18 Sen-
netzbetreibern versorgten arena-Kunden. Hier-
der. An Premiere Star sind neben Premiere auch
bei kommt auch weiterhin die Kabelzuführungs-
die HypoVereinsbank mit zehn Prozent sowie
plattform KabelKiosk von Eutelsat zum Einsatz.
die EM.Sport Media AG mit fünf Prozent beteili-
Die Vermarktungsstruktur der Fußballbun-
gt. Zum Jahresende 2007 verzeichnete Premie-
desliga im Pay-TV hat sich gegenüber dem
re Star 140.000 Abonennten.
Vorjahr erheblich verändert. Zusätzlich zur
Vermarktung über lokale Kabelnetzbetreiber
Im Dezember 2005 er-
und über arenaSAT ist Fußball auch bundesweit
über Kabel, Satellit und IPTV der Deutschen
und zweiten Bundesliga zum Preis von 240 Mio.
Telekom von Premiere zu beziehen.
Euro pro Saison. Das Tochterunternehmen arena Sport Rechte und Marketing GmbH musste
Jenseits des Engagements bei der Fußballbundesliga fokussierte sich Unitymedia im letz-
in der Folge innerhalb kürzester Zeit eine Struk-
ten Jahr verstärkt auf die Digitalisierung der
tur für die Produktion und Vermarktung sowie
Fernsehkabelnetze in Nordrhein-Westfalen und
für das Kundenmanagement neu aufbauen.
Hessen. Zusammen mit den zuständigen Lan-
Nachdem Unitymedia Ende 2006 für die
desmedienanstalten wurde hierzu die Kam-
arena Sport Rechte und Marketing GmbH einen
pagne »Jetzt Digital« initiiert. Diese sieht neben
Verlust von 158 Mio. Euro berichtete, wurde
einer breit angelegten Information der Bevöl-
die Kooperationsvereinbarung mit Premiere
kerung eine kostengünstige und attraktive Ver-
grundlegend erweitert (s. Premiere).
marktung des digitalen Kabelanschlusses vor.
Unitymedia und Premiere präsentierten
Entscheidet sich der Verbraucher für den
nach der Freigabe durch das Bundeskartellamt
digitalen Kabelanschluss, wird ihm eine digitale
am 19. Juli 2007 eine modifizierte Vereinba-
Set-Top-Box zur Verfügung gestellt. Auch der
rung. Demnach übernimmt Premiere fortan die
Zugang zu Video-on-Demand und einem EPG
gesamte Vermarktung von arena in einer Sub-
ist im Basispaket enthalten. Das digitale Pro-
lizenz. Dabei wird arena und Unitymedia eine
grammpaket beinhaltet neben den öffentlich-
Rücklizenz gewährt, welche die Vermarktung
rechtlichen und privaten TV-Programmen auch
von »Premiere Bundesliga« auf den jeweiligen
Lokal- und Regionalsender. Insgesamt umfass-
Plattformen nicht exklusiv erlaubt. Damit sind
te dieses digitale Basisangebot zum Jahresende
die rund 0,6 Mio. arena-Kunden der arena-Sa-
2007 mehr als 60 digitale TV-Programme.
tellitenplattform, Unitymedia und Kabel BW zu
Weitere Premiumpakete sind buchbar.
indirekten Premiere-Kunden geworden.
Inzwischen berichtet Unitymedia nur noch
PAY-TV
■
warb Unitymedia die TV-Rechte an der ersten
Seit Januar 2008 ist der digitale Kabelanschluss mit 16,90 Euro pro Monat gegenüber
eingeschränkt Kundenzahlen zur Fußball-Bundes-
dem analogen Anschluss mit 17,90 Euro pro
liga. Auf die arena-Satellitenplattform entfallen
Monat bei Einzelvertragskunden etwas günsti-
demnach 334.000 Kunden. Weitere Kunden
ger. Kunden, die im Rahmen eines Mehrnutzer-
ALM Jahrbuch 2007
99
PRIVATES FERNSEHEN
Unitymedia/arena
vertrages über die Miete inkassiert werden,
onal können für 2,90 bis 24,90 Euro im Monat
zahlen einen Aufpreis von 3,90 Euro im Monat.
Fremdsprachenprogramme abonniert werden.
Während die Kundenzahlen für digitale Pre-
Der überwiegende Teil der 9,2 Mio. ange-
miumdienste von Ende 2006 bis Ende 2007 um
schlossenen Kabel-TV-Haushalte empfängt das
71.000 auf 456.000 Kunden stiegen, erlebte das
Programm jedoch nach wie vor analog. Bis Jah-
digitale Basisangebot einen Wachstumssprung
resende 2007 entschieden sich bei der KDG
um 275.000 auf 333.000 Kunden und verzeich-
763.000 Kunden für das digitale Pay-TV-Ange-
net demnach ein deutlich stärkeres Wachstum.
bot und weitere 747.000 für den digitalen Kabelanschluss. Hinzu kommen die Kunden, die
Kabel Deutschland
■
Deutschlands mit rund
zwar keine Abonnenten der digitalen Angebote
9,5 Mio. Kunden größter Kabelnetzbetreiber,
sind, jedoch einen Digitalreceiver haben und
die Kabel Deutschland GmbH (KDG), hat sich im
Kunde bei Premiere sind.
Jahr 2007 vor allem auf den Ausbau der Zusatz-
Insgesamt fällt auf, dass sich der digitale
dienste Internet, Telefonie und Digital-TV kon-
Kabelanschluss mit je nach regionalem Aus-
zentriert. Im Bereich des Digital-TV stand da-
baustand mehr als 100 digitalen Program-
bei ebenso wie bei Unitymedia die Einführung
men deutlich leichter vermarkten lässt als die
des digitalen Kabelanschlusses im Vordergrund.
teureren Premium-Angebote.
Beim digitalen Kabelanschluss wird ein gegen-
Allerdings gab die KDG bei den Premium-
über der analogen Ausstrahlung erhöhtes Ent-
paketen an, über mehr Pay-TV-Kunden mit den
gelt von 16,90 Euro pro Monat im Einzelnutzer-
eigenen Bouquets als Premiere im eigenen Ver-
vertrag fällig. Bei Mehrnutzerverträgen und dem
marktungsgebiet und in der eigenen Infrastruk-
Inkasso über die Wohnungsmiete erhebt der Ka-
tur zu verfügen. Dazu muss angemerkt werden,
belnetzbetreiber eine Zusatzgebühr von 2,90 Eu-
dass die Kabel-Digital-Pakete auch außerhalb
ro pro Monat. Im Gegenzug stellt die KDG dem
des KDG-Netzes – im Netz der Kabel BW – ver-
Verbraucher einen Digitalreceiver und schaltet
breitet werden.
die digitalen Programme des Basisangebotes frei.
Die KDG startete mit münchen.tv die digitale
Die digitalen öffentlich-rechtlichen Programm-
Einspeisung von lokalen Fernsehprogrammen zu
anbieter können auch ohne Freischaltung emp-
den Medientagen München 2007 gemeinsam
fangen werden. Ebenfalls enthalten ist der Zu-
mit der Bayerischen Landeszentrale für neue
gang zum Video-on-Demand-Angebot.
Medien (BLM) in Bayern. Bis Juli 2008 sollen alle
Parallel dazu vertreibt die KDG digitale
16 lokalen TV-Programme über DVB-C empfang-
Pay-TV-Angebote im Rahmen der Produkte Ka-
bar sein. Auch in anderen Bundesländern will
bel Digital Home und Kabel Digital Internatio-
die KDG einer Mitteilung zufolge mit der Einspei-
nal, die eine Erweiterung des digitalen Kabelan-
sung der lokalen und regionalen TV-Programme
schlusses darstellen. Abonnenten des Produktes
ins digitale Kabel beginnen.
Kabel Digital Home erhalten gegen einen Auf-
Die Angebotsentwicklung wurde im Jahr
preis von 10,90 Euro im Monat (ohne Receiver)
2007 von einer weiteren Konsolidierung im Ka-
den Zugang zu mehr als 35 zusätzlichen TV-
belmarkt überlagert. Nachdem die vormals bei
Programmen. Im Bereich Kabel Digital Internati-
Unitymedia gelagerten Netze des Netzebene-4-
10 0
ALM Jahrbuch 2007
Abb.
38
Anbieter
Übersicht Kabelnetzbetreiber
Aktiv betriebene
Kabelanschlüsse (NE 4)
Reichweite der selbst ein- Regionen
gespeisten Programme (NE 3)
Orion Cable
3,2 Mio.
1,3 Mio. bundesweit verstreut
Kabel Deutschland
3,0 Mio.
9,1 Mio. Norddeutschland,
Ostdeutschland, Bayern,
Rheinland-Pfalz, Saarland
Unitymedia
1,8 Mio.
4,8 Mio. Nordrhein-Westfalen,
Hessen
Kabel BW
1,5 Mio.
2,3 Mio. Baden-Württemberg
PrimaCom
0,8 Mio.
0,5 Mio. bundesweit verstreut
Quelle: ANGA, Stand: Ende 2007. Angaben ohne Berücksichtigung der an die KDG
verkauften 1,1 Mio. angeschlossenen Haushalte der Orion-Gruppe.
Pay-TV-Abonnenten in Deutschland
2004
2005
2006
2007
3.247
3.566
3.410
3.651
24,9
9,8
-4,4
7,1
Premiere 1
Abonnenten in Tsd.
Veränderung in %
PAY-TV
Abb.
39
Abonnenten Digital Pay in Tsd.
157
Veränderung in %
400
660
763
154,8
65,0
15,6
Abonnenten digitaler Anschluss
269
Veränderung in %
747
177,7
Unitymedia
Abonnenten in Tsd.
Veränderung in %
53
120
385
456
152,9
126,4
200,8
18,4
58
333
Abonnenten digitaler Anschluss
Veränderung in %
474,1
arenaSAT
Abonnenten in Tsd.
323
Veränderung in %
334
3,4
1 inkl. Premiere Austria, ohne indirekte Premiere-Kunden
Quelle: Goldmedia nach Unternehmensangaben, Stand: Ende 2007
Betreibers Tele Columbus im Vermarktungsge-
teil von 26,7 Prozent der Unternehmensanteile.
biet der KDG an Orion Cable verkauft wurden,
Die Übernahme der Orion-Kunden durch die
sicherte sich die KDG im Mai 2007 einen An-
KDG hat vor allem Bedeutung für die Integra-
teil am Netzebene-4-Betreiber PrimaCom AG in
tion der Netzebene 4 in das Netz der KDG. Da-
Höhe von 18,6 Prozent. Auch Orion Cable in-
durch kann die Vermarktung der Zusatzdienste
vestierte seinerzeit in die PrimaCom und hielt
wie Internet, Telefonie und digitales Pay-TV er-
zunächst den ehemaligen Liberty-Global-An-
leichtert werden. Die Anzahl der Gesamtkunden
ALM Jahrbuch 2007
101
PRIVATES FERNSEHEN
Kabel Deutschland
Kabelanschlüsse und Zusatzpakete. Die Basis
wird sich durch die Akquisition jedoch nur in
geringem Umfang verändern. Nur wenige der
hierfür bildet das KabelKiosk-Angebot des
übernommenen Kunden von Orion Cable wer-
Satellitenbetreibers Eutelsat für Kabelnetzbetrei-
den unabhängig von der KDG mit einer eige-
ber der Netzebene 4 mit eigener Signalzufüh-
nen Kabelkopfstelle versorgt. Alle übrigen Kun-
rung. Insgesamt gab das Unternehmen zum
den sind bereits indirekte KDG-Kunden.
Juni 2007 an, über 81.500 digitale Abonnenten
zu verfügen.
Orion Cable/PrimaCom
■
Hierin enthalten sind neben den auf Ba-
Im Jahr 2006 ist
mit der Orion Cable GmbH neben der KDG,
sis von KabelKiosk vermarkteten eigenen digi-
Unity Media und Kabel BW ein vierter großer
talen Kabelanschlüssen auch Abonnenten von
Kabelnetzbetreiber entstanden, der nicht nur
KDG und arena. Nicht enthalten sind die digi-
Signale von vorgelagerten Netzebene-3-Betrei-
talen Abonnenten der ebenfalls zu Orion Cable
bern empfängt und an die eigenen Haushalte
gehörenden PrimaCom AG. Digitale Zusatzpro-
weiterleitet, sondern in vielen Regionen auch
gramme sind bei Orion Cable je nach Produkt
unabhängige Netze mit eigenen Kopfstellen
gegen einen Aufpreis von 4,99 und 14,99 Euro
betreibt.
im Monat erhältlich.
Die Produkte der PrimaCom AG werden
Die 3,2 Mio. bei Orion Cable angeschlossenen Basiskunden werden zu 33 Prozent
bisher separat unter der eigenen Marke und
durch solche eigene Kopfstellen versorgt.
mit eigener Preisgestaltung vermarktet. Der
Hinzu kommen rund 0,8 Mio. Kabelhaushalte
digitale Kabelanschluss ist für zuzüglich 2,90
der 2007 von Orion Cable akquirierten Prima-
Euro erhältlich. Zusätzliche Programmangebote
Com AG, die ebenfalls teils mit eigenen Kopf-
sind für 1,95 bis 19,95 Euro je Paket erhältlich.
stellen unabhängig von einem Netzebene-3-
Ende des Jahres 2007 gab die PrimaCom an,
Betreiber versorgt werden.
inklusive der digitalen Basisanschlüsse Verträ-
Orion Cable vermarktet neben den digitalen
Pay-TV-Paketen der KDG auch eigene digitale
Abb.
40
ge für 14.000 digitale TV-Pakete aktiviert zu
haben.
Marktentwicklung der Orion Cable GmbH
Haushalte in Mio.
PrimaCom (Orion Cable Anteil: 90 %)
PrimaCom (Orion Cable Anteil: 26,7 %)
Dez. 2004
Dez. 2005
Tele Columbus (ohne Hessen, NRW und BW)
Orion Cable (ehem. ewt, Bosch, Tele Columbus)
ehem. Bosch-Telekom-Netz
ewt (ohne Bosch-Telekom)
Aug. 2006
Sep. 2007
März 20081
0
1
2
3
4
1 vorbehaltlich Zustimmung des Bundeskartellamtes, Schätzung Goldmedia
Quelle: Goldmedia nach ewt, PrimaCom, Tele Columbus, Kabel Deutschland
10 2
ALM Jahrbuch 2007
5
TeleColumbus gab im Februar 2008 bekannt, zusammen mit Eutelsat eine neue Plattform für das digitale Fernsehen starten zu
und Preisstruktur bei den einzelnen Akteuren
und die Einführung neuer Bundling-Tarife.
Die Basis der arena-Kunden blieb im Be-
wollen. TeleColumbus ist die operative Marke
reich der Satellitenvermarktung auf einem
innerhalb der Orion Cable Gruppe.
vergleichbaren Niveau gegenüber dem Vorjahr. Noch rund 334.000 Kunden abonnieren
Pay-TV-Dienste über arenaSAT. Hierbei können
■■■
Angebotsentwicklung
und Nutzung
auch zusätzliche Programme jenseits von Premiere Fußball Bundesliga abonniert werden.
Etwa die Hälfte der arenaSAT-Kunden macht
von dieser Möglichkeit Gebrauch.
von arena gekennzeichnet war, dominierten
Angebote war die Marktentwicklung im Jahr
im Jahr 2007 die Effekte der Rückübertragung
2007 von der Einführung des digitalen Kabel-
auf Premiere per Sublizenz. Insgesamt verfügte
anschlusses bei den Kabelnetzbetreibern
arena zwischenzeitlich über mehr als eine Mio.
geprägt. In der Regel wird dabei auch eine
Kunden.
gegenüber dem analogen Kabelempfang leicht
Mit der Übertragung der arena-Kunden in
den Premiere-Kundenbestand kommt es somit
erhöhte Gebühr fällig, für die der Kunde neben
dem Digitalreceiver auch den Zugang zu übli-
bei Premiere zwar zu einem Kundenzuwachs
cherweise als Free-TV bezeichneten, jedoch
von über 600.000 indirekten Kunden, diese
im digitalen Kabel verschlüsselt ausgestrahlten
werden jedoch von den Kabelnetzbetreibern
TV-Programmen erhält.
und arenaSAT ebenfalls als eigene Pay-TV-Kun-
Somit hat dieser digitale Kabel-Basisan-
den gezählt. Weiterhin besteht die Möglichkeit,
schluss Eigenschaften von Pay-TV. Bei der KDG
dass ein und dieselben Haushalte als Pay-TV-
etwa hat der digitale Kabelanschluss nach Abon-
Kunden bei verschiedenen Anbietern auftreten.
nentenzahlen innerhalb von zwei Jahren auf
Insgesamt zählte Goldmedia in Deutschland
Ende 2007 5,5 Mio. Pay-TV-Kunden gegenüber
fünf Mio. Pay-TV-Kunden zum Jahresende 2006.
Hierin enthalten sind auch die etwa 300.000
PAY-TV
Jenseits der digitalen Premium-Pay-TV-
das Niveau des Premium-Pay-TV-Angebots aufgeschlossen.
Der Anteil der Pay- an den Digital-TV-Haushalten nimmt dabei insgesamt weiter ab. 2007
Mio. österreichischen Kunden von Premiere. Das
betrug dieser Anteil nur noch 22 Prozent, wäh-
starke, durch die arena-Einführung induzierte
rend es 2005 noch 28 Prozent waren. Zur Digi-
Wachstum aus den Vorjahren konnte demnach
talisierung des Fernsehempfangs in Deutsch-
nicht beibehalten werden. Dennoch erholte sich
land trägt dementsprechend die gegenüber
Premiere von den durch den Verlust der Bundes-
Pay-TV stärker wachsende Zahl von frei emp-
ligarechte geprägten Kundenverlusten. Auch
fangbaren digitalen Fernsehhaushalten bei.
die Plattformen der Kabelnetzbetreiber konnten
weiter leicht wachsen. Hierzu beigetragen haben
insgesamt Veränderungen in der Angebots-
ALM Jahrbuch 2007
10 3
PRIVATES FERNSEHEN
Nachdem die Angebotsentwicklung im Jahr
2006 vor allem durch die Produkteinführung
Abb.
41
Pay-TV-Programme in Deutschland 2007
Programmname | Start | LMA1
Programmname | Start | LMA1
■
13th Street | 1998 | mabb
Plattform: Alice, ewt, Kabel BW, KabelKiosk,
KDG, Premiere, PrimaCom, T-Home, Unitymedia
Sparte: Spielfilme, Serien
■
Animal Planet | 2004 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Dokumentation, Information
■
Beate Uhse TV | 2001 | mabb
Plattform: Premiere
Sparte: Erotik
■
Body in Balance | 2006 | LMK
Plattform: Alice, Kabel BW, KabelKiosk, Netcologne,
PrimaCom, Unitymedia
Sparte: Fitness, Wellness
■
Classica | 1999 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Musik
■
CLB TV | 2007 | mabb
Plattform: Kabel BW, KDG
Sparte: Musik
■
Deluxe Groove/Rock/Soul | 2007 | LFK
Plattform: T-Home
Sparte: Musik
■
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Detskij Mir/Teleclub | 2004 | mabb
Plattform: KDG
Sparte: Kinderprogramm, Serien
Discovery Channel | 1996 | BLM
Discovery Geschichte | 2005 | BLM
Discovery HD | 2006 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Dokumentation, Information
➔
➔
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Disney Channel | 1999 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Kinderprogramm
■
e.clips | 2007 | BLM
Plattform: Premiere Star
Sparte: Unterhaltung
■
erotikfirst | 2004 | SLM
Plattform: PrimaCom
Sparte: Unterhaltung
■
Focus Gesundheit | 2005 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Information, Bildung
■
GoldStar TV | 2004 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Musik
■
Gute Laune TV | 2005 | mabb
Plattform: Kabel BW, KDG, Unitymedia
Sparte: Musik
■
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
■
➔
➔
Heimatkanal | 2002 | HAM
Plattform: Premiere
Sparte: Spielfilme
Hit24 | 2004 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Musik
Jetix | 2000 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Kinderprogramm
Jukebox | 2007 | mabb
Plattform: Kabel BW, KDG
Sparte: Musik
Junior | 1996 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Kinderprogramm
kabel eins classics | 2004 | LPR
Plattform: Kabel BW, KDG, Premiere Star, Unitymedia
Sparte: Spielfilme
Kinowelt TV Premium | 2004 | LPR
Plattform: Alice, Arcor, Kabel BW, KabelKiosk, KDG,
Premiere, PrimaCom, Tele Columbus, Unitymedia
Sparte: Spielfilme
lettra – lieber lesen! | 2007 | mabb
Plattform: arenaSAT, Premiere Star, Unitymedia
Sparte: Unterhaltung, Information
(Sendebetrieb eingestellt 1. April 2008)
MGM Channel | 2003 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Spielfilme, Serien
mobieTV | 2007 | BLM
Plattform: GPRS, UMTS, WIFI, WIMAX
Sparte: Unterhaltung
movies and more | 2004 | SLM
Plattform: PrimaCom
Sparte: Spielfilme
MTV Entertainment | 2007 | mabb
Plattform: Premiere Star
Sparte: Unterhaltung
MTV Music | 2006 | HAM
Plattform: MFD
Sparte: Musik
Nashe Kino | 2004 | mabb
Plattform: KDG
Sparte: Spielfilme; russisch
NICK premium | 2007 | MA HSH
Plattform: Premiere Star
Sparte: Unterhaltung
Passion | 2006 | NLM
Plattform: Alice, Premiere, T-Home, Unitymedia
Sparte: Serien
➔
10 4
ALM Jahrbuch 2007
➔
Programmname | Start | LMA1
Programmname | Start | LMA1
■
PLANET | 1997 | mabb
Plattform: Alice, Kabel BW, KDG, Unitymedia
Sparte: Dokumentation
■
Playhouse Disney | 2004 | BLM
Plattform: KDG
Sparte: Kinderprogramm
■
Premiere 1–7 | 2002 | HAM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Spielfilme
■
Premiere Big Brother | s. Kap. B 5 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Unterhaltung
■
Premiere Direkt | 2002 | HAM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Spielfilme, Liveevents, Erotik
■
Premiere HD Film | 2005 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Spielfilme
■
■
➔
➔
■
➔
➔
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➔
➔
■
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➔
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➔
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➔
■
➔
➔
Premiere HD Sport | 2005 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Sport
■
Premiere HD Thema | 2005 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Dokumentation, Information
■
➔
➔
➔
➔
■
■
➔
➔
■
➔
➔
Premiere Krimi | 2002 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Spielfilm, Serien
➔
Premiere Nostalgie | 2002 | HAM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Spielfilme
■
➔
➔
➔
■
➔
➔
Premiere Serie | 2002 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Serien
■
➔
➔
■
➔
➔
■
➔
➔
■
➔
➔
■
➔
➔
■
➔
➔
Premiere Sport | 2002 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Sport
■
Premiere Start | 2002 | HAM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Basisprogramm
■
Premiere Win | 2005 | BLM
Plattform: KDG, Premiere, T-Home
Sparte: Sportwetten
■
ProSiebenSat.1 Mobile | 2006 | HAM
Plattform: MFD
Sparte: Unterhaltung
■
RCK TV/RLX TV | 2007 | mabb
Plattform: Kabel BW, KDG
Sparte: Musik
■
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
➔
Romance TV | 2008 | BLM
Plattform: Premiere Star, KabelKiosk
Sparte: Spielfilme, Serien, Unterhaltung
RTL Crime | 2006 | NLM
Plattform: Alice, Premiere, T-Home, Unitymedia
Sparte: Krimis
RTL Living | 2006 | NLM
Plattform: Alice, T-Home, Unitymedia
Sparte: Lifestyle
RTVi | 2003 | mabb
Plattform: KDG
Sparte: Vollprogramm; russisch
Sat.1 Comedy | 2006 | mabb
Plattform: Kabel BW, KDG, Premiere Star, Unitymedia
Sparte: Unterhaltung
Sci Fi | 2003 | mabb
Plattform: Alice, ewt, Kabel BW, KabelKiosk, KDG,
Premiere, PrimaCom, T-Home, Unitymedia
Sparte: Spielfilme, Serien
Silverline Movie Channel | 2004 | SLM
Plattform: KabelKiosk, KDG, PrimaCom, Unitymedia
Sparte: Spielfilme
PAY-TV
➔
➔
Spiegel TV digital | 2005 | HAM
Plattform: KDG
Sparte: Information, Dokumentation
Studio Universal | 2003 | mabb
Plattform: Alice, ewt, Kabel BW, KabelKiosk, KDG, Premiere, PrimaCom, T-Home, Tele Columbus, Unitymedia
Sparte: Spielfilme
The Biography Channel | 2007 | NLM
Plattform: Kabel BW, KabelKiosk, KDG, PrimaCom,
THome, Unitymedia
Sparte: Dokumentationen
The History Channel | 2004 | BLM
Plattform: Kabel BW, KabelKiosk, KDG, PrimaCom,
T-Home, Unitymedia
Sparte: Dokumentation, Information
Toon Disney/Toon+1 | 2004 | BLM
Plattform: Premiere
Sparte: Kinderprogramm
tvtraveller | 2007 | BLM
Plattform: Astra
Sparte: Dokumentation
Wein TV | 2004 | mabb
Plattform: KDG, PrimaCom, Unitymedia
Sparte: Lifestyle
wdwip | 2007 | BLM
Plattform: Alice
Sparte: Information, Dokumentation
yourfamily | 2007 | mabb
Plattform: Alice, Arcor, KabelKiosk
Sparte: Unterhaltung
1 Aufsicht führende Landesmedienanstalt (LMA)
Quelle: ALM; Stand: 31. Dezember 2007
ALM Jahrbuch 2007
10 5
PRIVATES FERNSEHEN
➔
Abb.
42
Anbieter
Pay-TV-Plattformen in Deutschland 2007
ohne IPTV
Digitale Pay-TV-Angebote
Techn. Reichweite in HH/
angeschloss. Kabel-TV-HH
Pay-TV-Abonnenten
techn. Reichweite:
alle TV-Haushalte
in Deutschland mit
Kabelanschluss oder
Satellit und Receiver
3,7 Mio. direkte
Abonnenten
Netzunabhängige Pay-TV-Anbieter
Premiere
➔
➔
➔
➔
Standardpakete
Premiere Entertainment (5 Kanäle)
Premiere Thema (16 Spartenkanäle)
Premiere Sport
Discovery HD
Premiumpakete
➔ Premiere Blockbuster
➔ Premiere Fußball Plus
➔ Premiere HD
Extras
➔ Premiere Fußball Bundesliga
➔ Premiere Star (17 Kanäle)
➔
➔
➔
➔
Sonstiges
Premiere Flex
Blue Movie
NVoD: Premiere Direkt
Push-VoD: Premiere Direkt+
entavio
➔
➔
➔
➔
Premiere
Premiere Star (18 Kanäle)
sportdigital.tv
Alpenglühen TVX
empfangbar für alle digitalen
Satellitenhaushalte mit
entsprechendem Receiver
( > 5,0 Mio. HH)
Premiere Star:
0,14 Mio. Kunden;
entavio: k.A.
arenaSAT
➔ arenaSAT Family (20 Kanäle)
➔ Premiere Fußball Bundesliga
empfangbar für alle digitalen
Satellitenhaushalte mit entsprechendem Receiver
0,334 Mio. Kunden
KabelKiosk
➔
➔
➔
➔
➔
➔
verschiedene Kabelnetze
(Verträge mit Kabelnetzbetreibern der NE 4,
(bspw. Orion Cable)
keine offiziellen
Angaben
Fußball Bundesliga
KabelKiosk Family
KabelKiosk Sports
MTV Tune-Inn
International
KabelKiosk Radio
Keine Direktvermarktung an
TV-Haushalte, Vermarktung
nur über Kabelnetzbetreiber
Kabelnetzbetreiber
Kabel Deutschland ➔ Kabel Digital Home: > 35 TV-Sender 9,1 Mio. Basiskunden
➔ Kabel Digital International:
Vermarktungspartner
9 Fremdsprachen-Pakete
Kabel BW: 2,3 Mio. HH
➔ redxclub
0,763 Mio.
Abonnenten
Unitymedia
➔ Premiere Bundesliga
➔ Digital TV PLUS: 21 Kanäle
Digital TV EXTRA: 17 Kanäle
➔ International TV: 11 verschiedene
fremdsprachliche Pakete
4,9 Mio. Basiskunden
0,456 Mio.
Abonnenten
Kabel BadenWürttemberg
➔ Kabel Digital International:
8 Fremdsprachenpakete
➔ Weitervermarktung von:
Fußball Bundesliga,
Kabel Digital Home (KDG)
2,3 Mio. Basiskunden
161.000 Digital-TVAbonnenten (inkl.
Kabel Digital der KDG)
PrimaCom
➔
➔
➔
➔
➔
0,8 Mio. Basiskunden
14.000 Kunden
inkl. Kabelanschluss
primatv Maxi
primatv International
primatv MTV Tune-Inn
primatv hotx
primatv Fußball:
Premiere Bundesliga
➔ KabelKiosk
Quelle: Goldmedia nach Unternehmensangaben, ohne digitalen
Kabelanschluss der Kabelnetzbetreiber; Stand: Ende 2007
10 6
ALM Jahrbuch 2007
2.7
Video-on-Demand
um Near Video-on-Demand (NVoD) und PushVideo-on-Demand (Push-VoD) (Ausnahme:
Über die frei zugänglichen Video-on-Demand
Premiere Internet TV). Beiden gemein ist das
(VoD)-Portale wie Youtube oder MyVideo hin-
Geschäftsmodell des Pay-per-View. Der Nutzer
aus existieren eine Reihe weiterer kostenpflich-
zahlt also nur für das, was er tatsächlich sehen
tiger Angebote auf unterschiedlichen Platt-
will. Technisch existieren jedoch signifikante
formen. VoD-Portale finden sich sowohl bei
Unterschiede.
halb von Programmplattformen für Kabel oder
fest. Einzelne Sendungen, vor allem Spielfilme,
IPTV. Darüber hinaus existiert eine Reihe von
Events oder Sportübertragungen, werden zu
VoD-Betreibern im Internet.
vorgegebenen Zeiten verschlüsselt ausgestrahlt.
VoD im engeren Sinne setzt technisch
Möchte der Nutzer eine bestimmte Sendung
einen Rückkanal voraus. »Reine« VoD-Angebote
sehen, so kann er diese, normalerweise per
werden deshalb in Deutschland derzeit nur
Telefon oder online, freischalten lassen. Dieses
online bzw. über IPTV realisiert. Anbieter sind
Konzept des NVoD wird derzeit von Premie-
Telekommunikationsunternehmen wie T-On-
re sowie von Kabelnetzbetreibern wie Kabel
line, HanseNet, Arcor oder EWE TEL. Aber auch
Deutschland, Unity Media und PrimaCom ein-
Inhalteanbieter wie die ProSiebenSat.1-Grup-
gesetzt.
pe mit ihrem Angebot maxdome und die RTL-
Push-VoD setzt einen Festplattenrekorder
Gruppe mit »RTLnow« sind in diesem Segment
(PVR) beim Nutzer voraus. In einem bestimm-
aktiv. Werden solche VoD-Angebote im Rah-
ten Zeitraum, zumeist über Nacht, werden eine
men von TV-Zugängen über IPTV vermarktet,
gewisse Anzahl verschlüsselter Videos auf die
können die Sendungen über eine IPTV-Set-Top-
Endgeräte aller angeschlossenen Nutzer über-
Box am Fernseher gesehen werden. Im anderen
spielt. Der Transfer geschieht unbeeinflusst vom
Fall werden die Sendungen typischerweise auf
Zuschauer. Die Videos liegen dann lokal auf
einem PC genutzt.
der Festplatte beim Zuschauer zum eventuellen
Umfangreiche Veränderungen erlebte da-
Abruf bereit. Entscheidet sich der Zuschauer,
bei 2007 das Angebot der Deutschen Telekom.
einen der vorliegenden Filme anzuschauen,
Im Oktober 2007 wurde die VoD-Plattform von
kann er diesen per Telefon oder SMS freischal-
T-Online in Videoload umbenannt und um In-
ten lassen und 24 Stunden lang so oft anschau-
halte der Kinderunterhaltungsplattform Jetix er-
en wie er möchte. In regelmäßigen Abständen
weitert. Insbesondere wird bei Videoload auch
wird der Fundus ausgetauscht.
der Kauf der Filme angeboten. Das Angebot ist
Bei Premiere Direkt+, dem einzigen Push-
seit der CEBIT 2008 im vollen Umfang auch sol-
VoD-Angebot in Deutschland, sind zeitgleich
chen Kunden zugänglich, die keinen Breitband-
etwa 30 Filme verfügbar. Wöchentlich werden
anschluss bei der Deutschen Telekom bestellt
etwa sieben Filme ausgetauscht, sodass nach
haben.
Bei den VoD-Angeboten der deutschen PayTV-Anbieter handelt es sich dagegen zumeist
einem Monat eine komplett neue Auswahl
vorliegt. Darüber hinaus ist Premiere über das
Angebot Premiere Flex im Markt für Pay-per-
ALM Jahrbuch 2007
10 7
VIDEO ON DEMAND
Beim NVoD steht der Programmablauf
PRIVATES FERNSEHEN
klassischen Pay-TV-Anbietern als auch inner-
Abb.
43
Übersicht der VoD-Portale in Deutschland
Filmstart jederzeit möglich
Produkt
Inhalte
Verbreitung
Endgerät
Bemerkung
Telekommunikationsanbieter
T-Online
T-Entertain,
Online-Videothek
2.000 Filme
aus verschiedenen
Genres
IPTV
TV über IPTVSet-Top-Box
Buchung von Entertain
Basic notwendig
(49,95 Euro p.m.)
T-Online
Videoload
2.000 Filme
aus verschiedenen
Genres
Internet
PC
seit März 2008 auch für
Nicht-Telekom-Kunden
nutzbar
Arcor
Video on
Demand
Über 500 Spielfilme, Internet/IPTV
Dokumentatio nen,
Erotik
PC/TV über
IPTV-Set-TopBox
bei Übertragung via
Set-Top-Box ist Buchung
von Arcor Digital-TV
notwendig
EWE Tel
Movie on
Demand
Spielfilme aus verschiedenen Genres
Internet
PC
nur für EWE TEL Kunden
Alice/HanseNet
Alice Home TV
Spielfilme aus verschiedenen Genres
IPTV
TV über IPTVSet-Top-Box
Buchung von Alice
Home TV erforderlich
ProSieben Sat.1Gruppe
maxdome
TV-Highlights
der P7S1-Sender,
Filme, Musik,
Reportagen, Sport
Internet
PC oder TV
über
Set-Top-Box
auch zum mtl. Festpreis
mit unbegrenzter
Nutzung buchbar
RTL-Gruppe
RTLnow
Previews und Serien
der RTL-Sender
Internet
PC
z.T. auch kostenlose
Abrufe
Premiere
Direkt+
30 Filme pro Monat
Kabel/
Satellit
TV über
Set-Top-Box
Push-VoD: Filme werden auf PVR vorab
gespeichert
Premiere
Internet TV
Fußball-Bundesliga,
Sport, Filme, Serien
Internet
PC
z.T. Aufpreis für NichtPremiere-Kunden
In2movies
In2Movies
Filme verschiedener
Genres
Internet
PC
neben VoD auch Download-to-own möglich
One4movie
One4movie
Filme verschiedener
Genres
Internet
PC
auch zum mtl. Festpreis
mit unbegrenzter
Nutzung buchbar
Inhalteanbieter
Sonstige
Filmstart nur zu bestimmten Zeiten möglich
Kabel Deutschland Select Kino/
redXclub
Filme verschiedener
Genres
Kabel
TV über
Set-Top-Box
digitaler Kabelanschluss
erforderlich
Unitymedia
Digital TV Basic
Kino auf Abruf
Filme verschiedener
Genres
Kabel
TV über
Set-Top-Box
digitaler Kabelanschluss
erforderlich
Premiere
Direkt
Blockbuster-Filme
Kabel/Satellit
TV über
Set-Top-Box
Premiere Abo oder Premiere Flex erforderlich
Premiere
Flex
PPV-Zugang zu Premiere-Angebot
Kabel/Satellit
TV über
Set-top-Box
Prepaid-Angebot
PrimaCom
primaTV hotX
Erotikfilme
Kabel
TV über
Set-Top-Box
digitaler Kabelanschluss
erforderlich
Quelle: Goldmedia nach Unternehmensangaben; Stand: März 2008
10 8
ALM Jahrbuch 2007
View aktiv. Hier kann der Zuschauer über ein
Abruf zu einem vom Nutzer bestimmten Zeit-
Prepaid-Modell das Premiere-Programm tage-
punkt bereitgestellt werden können (VoD).
weise oder sogar nur einzelne Sendungen
freischalten lassen.
Weiterhin betreibt Premiere ein Online-
Erster IPTV-Anbieter in Deutschland war das
Telekommunikationsunternehmen HanseNet,
das im Mai 2006 seinen IPTV-Service zunächst
VoD-Portal. Neben dem Abrufen einzelner Filme
in Hamburg und Lübeck startete und seitdem
besteht hier ebenso wie bei Premiere Flex die
sukzessive im norddeutschen Raum und ver-
Möglichkeit, attraktive Sportinhalte live abzu-
schiedenen weiteren deutschen Großstädten
rufen. Eine zusätzliche Set-Top-Box ist nicht
sein Angebot ausbaut.
notwendig. Somit können bei Premiere Flex
Der auf ADSL2+ basierende Dienst ist zu-
und Premiere Internet TV Sportinhalte auch
sätzlich zu einem bestehenden DSL-Anschluss
per Einzelabruf bestellt werden.
des Netzbetreibers buchbar und umfasst im
Basispaket inkl. VoD-Zugang etwa 60 Program-
IPTV
Zusätzlich können drei verschiedene PayTV-Angebote gebucht werden: Zudem existiert
Mit IPTV (Internet Protocol TeleVision) wird im
ein VoD-Service, der u. a. Hollywood-Blockbus-
engeren Sinne die Übertragung von audiovisu-
ter und Erotikcontent anbietet. Die Preise da-
ellen Inhalten auf den Fernseher über das Inter-
für bewegen sich zwischen 0,90 und 5,90 Euro.
netprotokoll innerhalb durch Provider kontrol-
Teilweise werden ausgewählte Inhalte wie zum
lierte, geschlossene Netze bezeichnet.
Beispiel Musikvideos, Kinopreviews oder Do-
Grundsätzlich können nicht nur Telekom-
kumentationen kostenfrei angeboten. Im März
munikationsnetze, sondern auch die klassi-
2008 verzeichnete HanseNet rund 20.000
schen TV-Verbreitungswege Kabel, Satellit und
IPTV-Kunden.
Terrestrik sowie Mobilfunknetze für die TV-Distribution über das Internetprotokoll zum Einsatz
Im Oktober 2006 brachte auch die Deutsche Telekom AG unter dem Namen T-Home
kommen. Bei den bislang in Deutschland ange-
ein IPTV-Angebot auf den Markt. Seit Ende
botenen IPTV-Diensten wird jedoch ausnahms-
2007 wird mit T-Home das komplette Ge-
los DSL als Übertragungskanal eingesetzt.
Bei IPTV-Diensten handelt es sich in der Re-
schäftsfeld für Festnetz- und DSL-Kommunikation bezeichnet. Die IPTV-Services werden als
gel um klassische Rundfunkinhalte bzw. lineare
»Entertain«-Pakete vermarktet, im August 2007
TV-Programme. Dabei ist theoretisch eine tech-
erfolgte dabei eine Neustrukturierung. Im Port-
nisch unbegrenzte Zahl von Programmen über-
folio existieren nun fünf verschiedene Angebots-
tragbar. Zusätzlich kann bei IPTV jedoch auch
varianten. In allen Paketen sind die Grundge-
ein Rückkanal genutzt werden, wodurch einzel-
bühren sowie Flatrates für Telefonie und Inter-
ne TV-Inhalte oder Spielfilme zum individuellen
net enthalten:
ALM Jahrbuch 2007
10 9
PRIVATES FERNSEHEN
2.8
IPTV
me für 9,90 Euro im Monat.
Abb.
44
Entwicklung der Breitbandanschlüsse 2001–2007
Privat- und Geschäftskunden, in Mio.
19,6
20
50%
50 %
15,0
16
40 %
37%
DSL-Anschlüsse
10,8
sonstige Breitbandanschlüsse
Breitbandanschlüsse
in % der HH
12
30 %
27%
7,0
8
20 %
18%
4,5
3,3
4
1,9
11%
10 %
8%
3,2
4,4
6,8
10,5
14,4
18,5
0
1,9
5%
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
0%
Quelle: Bundesnetzagentur, Goldmedia
➔ Das Paket Entertain Basic bietet lediglich Zugang zum Video-on-Demand-Archiv sowie
Die Comfort-Plus-Varianten unterscheiden sich
sowohl bei ADSL als auch bei VDSL vor allem
zu einer Auswahl einzeln abrufbarer TV-Sen-
darin, dass zusätzliche Premium-Programme be-
dungen. Lineare Programme sind im güns-
reits im Grundpreis enthalten sind. Diese um-
tigsten dieser fünf Pakete nicht verfügbar.
fassen u. a. das neu gestaltete RTL-Bouquet mit
den Sendern Passion, RTL Living und RTL Crime.
➔ Mit den Paketen Entertain Comfort und En-
Das Premiumprogramm enthält zudem einen
tertain Comfort Plus werden lineare TV-Pro-
Mix aus Sendern diverser Sparten, wöchentlich
gramme erstmals auch unabhängig von der
werden zwei Bundesligaspiele ohne Zusatzkos-
Verfügbarkeit von VDSL auch über ADSL2+
ten angeboten.
angeboten. Sie erlauben den Zugriff auf
Alle fünf Produktvarianten erlauben den
mehr als 70 bzw. in der Comfort-Plus-Va-
Zugriff auf das Video-on-Demand-Archiv von
riante auf über 100 überwiegend deutsch-
T-Home mit mehr als 2.000 Titeln. Ein Filmab-
sprachige TV-Programme in Standardauf-
ruf ist dabei als Einzelabruf mit 24-Stunden-
lösung.
Nutzungsrecht sowie Pay-per-View-Abrechnung
über die Telefonrechnung möglich. Die Preise
➔ Die Pakete Entertain Comfort VDSL und
bewegen sich zwischen 0,99 und 3,99 Euro je
Entertain Comfort Plus VDSL bieten neben
Abruf. Das Filmangebot umfasst auch etwa 50
einer schnelleren Internetverbindung von
Titel in High-Definition-Qualität. Die Buchung
25 MBit/s – bzw. gegen fünf Euro Aufpreis
der Filme erfolgt mit der Fernbedienung inner-
50 Mbit/s – auch den Zugriff auf das HDTV-
halb des EPG. Über diesen kann sich der Nutzer
Angebot von T-Home.
auch über lineare Programmangebote informieren und Sendungen aufzeichnen.
110
ALM Jahrbuch 2007
Abb.
45
Vergleich verfügbarer IPTV-Angebote
Anbieter
HanseNet
Arcor
IPTV-Paket
Entertain
Comfort
Entertain
Comfort Plus
Entertain
Comfort VDSL
Entertain
Comfort Plus
VDSL
Alice
homeTV
Arcor
Digital-TV
DSL-Anschluss
ADSL2+
(16 MBit/s)
ADSL2+
(16 MBit/s)
VDSL
(25 MBit/s)
VDSL
(25 MBit/s)
ADSL2+
(16 MBit/s)
ADSL/ADSL2+
(6/16 MBit/s)
49,95 Euro
74,95 Euro
59,95 Euro
84,95 Euro
9,90 Euro
9,90 Euro
29,90 Euro
29,95/
34,95 Euro
Internet- und
Telefonanschluss
inkl. Flatrate
Wichtige
Zubuchoptionen
Free-TV
Free-TV
Free-TV
Free-TV
Free-TV
Free-TV
—
—
HDTV
HDTV
—
—
—
Premium-TV
—
Premium-TV
—
—
—
wöchentlich
2 Bundesligaspiele
—
wöchentlich
2 Bundesligaspiele
—
—
—
Zugang
zu WLANHotspots
—
Zugang
zu WLANHotspots
—
—
Recording
Recording
Recording
Recording
Zugriff:
VoD-Archiv
TV-Archiv
Zugriff:
VoD-Archiv
TV-Archiv
Zugriff:
VoD-Archiv
TV-Archiv
Zugriff:
VoD-Archiv
TV-Archiv
Bundesliga
Bundesliga
—
Zugriff:
VoD-Archiv
IPTV
im Grundpreis
enthalten
—
Zugriff:
VoD-Archiv
Fremd sprachen- und Premiere pakete, VoD (Pay-per-View)
—
—
Bundesliga
Bundesliga
—
—
50 Mbit/sAnschluss:
5 Euro
50 Mbit/sAnschluss:
5 Euro
—
—
Quelle: Unternehmensangaben, Goldmedia (Rabattaktionen und Sonderkonditionen
nicht berücksichtigt); Stand: 1. Januar 2008
In allen Tarifen (außer Entertain Basic) sind
die Nutzung der durch die Set-Top-Box zur Ver-
ber Bundesligaspiele via IPTV. Der Vertrag zwischen Premiere und der Telekom umfasst die
fügung gestellten Recording-Funktion (inkl.
drei Spielzeiten 2006/2007, 2007/2008 und
Timeshift) und der Zugang zum Archiv ausge-
2008/2009. Diese Kooperation wird auch nicht
wählter Sendungen (Catch-up-TV) in der Grund-
durch die Sublizenzierung der Bundesliga an
gebühr bereits eingeschlossen. Der Zugriff auf
Premiere im Juli 2007 berührt. Neben der Live-
Fremdsprachenprogrammpakete sowie auf Mu-
übertragung im Rahmen des Premiere-Bundes-
sikprogramme ist kostenpflichtig. Buchungen
liga-Paketes sind die einzelnen Partien nach
von insgesamt acht Premiere-Abonnements
Spielende im TV-Archiv gegen Gebühr abrufbar
für jeweils 9,95 Euro monatlich sind ebenfalls
(3,99 Euro bzw. 4,99 Euro bei Spielen in HD).
möglich.
Die Telekom überträgt gemeinsam mit Premiere seit August 2006 als Onlinerechteinha-
Im März 2008 meldete die Deutsche Telekom,
insgesamt 180.000 Entertain-Pakete vermarktet
zu haben (inklusive Vorbestellungen).
ALM Jahrbuch 2007
111
PRIVATES FERNSEHEN
IPTV-Dienst
T-Home
Abb.
46
Übersicht ausgewählter Web-TV-Angebote
Angebotsform
Technik
Inhalt
bundesligen-tv.freenet.de
Web-TV-Sender
Streaming
Sport
clipfish.de
Video-Sharing-Plattform
Streaming
User-generated-Content/Diverses
de.eurosport.yahoo.com
Web-TV/VoD
Streaming
Sport
ehrensenf.de
Web-TV-Sender
Streaming
Unterhaltung
myvideo.de
Videosharing-Plattform
Streaming
User-generated-Content/Diverses
motortv.de
Web-TV-Sender
Streaming
Musik
joost.com
VoD-Plattform
Hybrid (Streaming/P2P)
Diverses
pplive.com
P2P-TV-Plattform
P2P
überwiegend asiatische Sender
RTLnow.de
Web-TV-Sender/VoD
Streaming
Inhalte aus dem
RTL-Programm, z.T. vorab
User-generated-Content/Diverses
youtube.com
Videosharing-Plattform
Streaming
zattoo.com
Web-TV-Plattform
Hybrid (Streaming/P2P)
Diverses
zdf.de/ZDFmediathek
Web-TV/VoD
Streaming
Inhalte aus dem ZDF-Programm,
z.T. live
Quelle: Goldmedia
Seit Dezember 2007 ist das IPTV-Angebot
Web-TV
■
Grundsätzlich handelt es sich auch
Arcor Digital-TV verfügbar. Dem Nutzer stehen
bei in Webseiten eingebundenen Streaming-Ap-
im Basispaket für monatlich 9,90 Euro mehr als
plikationen um IP-basierte Fernsehinhalte und
50 TV-Sender sowie über 60 Radiosender zur
somit prinzipiell auch um IPTV. Dennoch muss
Verfügung. Zusätzlich bietet Arcor verschiedene
eine technische und inhaltliche Abgrenzung des
Pay-TV-Pakete mit insgesamt über 60 Pay-TV-
zuvor genutzten Begriffs IPTV gegenüber Ange-
Kanälen an. Arcor Digital-TV ist nur in Verbin-
boten erfolgen, die rein über das Internet, also
dung mit einem Arcor-DSL-Paket ab einer Band-
in einem offenen bzw. nicht gemanagten Netz
breite von sechs MBit/s erhältlich. Diese Pakete
verbreitet werden.
kosten zwischen 24,95 und 34,95 Euro monat-
Man kann hierbei zwei Unterscheidungs-
lich. Die benötigte Set-Top-Box ermöglicht es,
kriterien anführen: Web-TV-Angebote zielen
bei ausgewählten Programmen eine Sendung
vorrangig auf das Endgerät PC ab und bedie-
noch während der Ausstrahlung mit einer Time-
nen damit häufig eine andere als die klassi-
shift-Funktion erneut zu starten. Zudem ist mit
sche TV-Nutzungssituation. Außerdem kann ein
Buchung von Arcor Digital-TV auch der Zugriff
Serviceprovider hier nicht für eine gesicherte
auf das Online-VoD-Angebot von Arcor möglich.
Signalübertragung sorgen, sodass eine bestän-
Hier kann der Nutzer aus über 500 Titeln bei
dige Bildwiedergabe, wie sie vom Fernsehen
einem Einzelabrufpreis zwischen 1,49 Euro und
gewohnt ist, nicht garantiert werden und es zu
3,99 Euro auswählen. Im März 2008 gab Arcor
Bild- bzw. Tonaussetzern kommen kann. Für
an, bei der Kundenzahl im unteren vierstelligen
solche Angebote im World Wide Web haben
Bereich zu liegen.
sich die Begriffe Web-TV bzw. Internet-TV etab-
112
ALM Jahrbuch 2007
Abb.
47
Abgrenzung IPTV, Web-TV, Online-VoD
IPTV
Web-TV
Online-VoD
Anbieter
i.d.R. Telekommunikationsunternehmen
Private Anbieter,
Rundfunkanstalten
Private Anbieter,
Rundfunkanstalten
Inhalt
Live-TV, VoD
immer verfügbar
Live-TV, VoD
nicht immer verfügbar
VoD (Streaming oder
Wiedergabe nach Download)
immer verfügbar
Verbreitung
Live-TV: IP-Multicast
VoD: IP-Unicast
i.d.R. IP-Unicast
i.d.R. IP-Unicast
Codierung
i.d.R. MPEG-4 (H.264)
oder MPEG-2
i.d.R. Windows Media 9
oder Flash
i.d.R. Windows Media 9
Wiedergabe auf
TV mit Set-Top-Box
grundsätzlich PC, teils über
Set-Top-Box auf TV möglich
Grundsätzlich PC, teils über
Set-Top-Box auf TV möglich
Registrierung
Registrierung in jedem Fall
(Subscriber Management)
i.d.R. nein, nur bei
kostenpflichtigen Angeboten
Registrierung in jedem Fall
Infrastruktur
vom Anbieter kontrolliertes
Netzwerk, IP-Headend, spezielle Netzwerkkomponenten
unkontrollierte Netzwerke
im öffentlichen Internet
unkontrollierte Netzwerke
im öffentlichen Internet
Kostenpflichtig
ja
i.d.R. nein
i.d.R. ja
IPTV
i.d.R. Abonnement eines
Produktbündels (Triple-Play)
liert. Werden Inhalte zum zeitunabhängigen
Beide Ansätze müssen in das Konzept eines
Einzelabruf angeboten, so spricht man von
Anbieters kombiniert werden (z. B. server-
Online-Video-on-Demand.
Das Angebot von Web-TV und Online-VoDInhalten steigt derzeit massiv an. Nicht nur
basiertes Streaming-Angebot). Zum Teil existieren auch hybride Verfahren.
Bei serverbasierten Diensten wird der Inhalt
Plattformen für kurze Videoclips (u. a. YouTube),
direkt von einem Server bezogen. Ihr Nachteil
sondern auch Live-Streaming-Angebote werden
besteht allerdings darin, dass sie wesentlich hö-
immer häufiger genutzt. Auch in qualitativer
here Kosten verursachen, da der Anbieter nicht
Hinsicht steigern sich die Angebote deutlich,
nur die gesamten Serverkapazitäten bereitstel-
weg von den gering auflösenden Videodiensten,
len muss, sondern auch eine dem Dienst ent-
die lediglich einen kleinen Teil des Bildschirms
sprechende Bandbreite benötigt, d. h. bezahlen
ausfüllen. Mittlerweile entspricht die Auflösung
muss. Verglichen mit Peer-to-Peer-Systemen
häufig bereits Standard-TV-Signalen (720 × 576
lässt sich aus Nutzersicht als Vorteil von server-
Pixel), teils sogar HDTV.
basierten Diensten die relativ schnelle Verfüg-
Bei der Art des Empfangs von Bewegtbild-
barkeit der Videos und aus Betreibersicht als
Inhalten im Internet kann grundsätzlich zwi-
Vorteil die bessere Kontrolle über den Verbleib
schen zwei technischen Ansätzen (Download
der Daten anführen.
oder Streaming) und der Art und Weise der
Das Gegenstück zu serverbasierten Diensten
Inhalteübertragung, nämlich serverbasiert
sind P2P-Architekturen, bei denen die Mitglieder
oder Peer-to-Peer (P2P), unterschieden werden.
eines Netzwerks gleichberechtigt sind und ihre
ALM Jahrbuch 2007
113
PRIVATES FERNSEHEN
Quelle: Goldmedia
Entwicklung der größten Videosharing-Plattformen
Abb.
48
in Deutschland, Oktober 2006 bis November 2007, in Mio.
140 %
7,0
6,0
Unique Audience
November 2007
110 %
100 %
5,0
86 %
Unique Audience
Oktober 2006
120 %
83 %
80 %
4,0
66 %
60 %
2,0
40 %
Youtube
MyVideo
1,8
1,0
4,0
2,4
4,0
0
7,4
1,0
1,0
3,0
0,5
Zuwachs ggü. Vorjahr in %
Clipfish
20 %
0%
Sevenload 1
1 Sevenload: Januar 2007 (Unique Audience: Zahl der Besucher,
die mindestens einmal die Webseite besucht haben)
Quelle: Nielsen Netratings
eigenen Übertragungskapazitäten gemeinsam
Werbung refinanziert. Mittlerweile existieren
für den Datentransfer untereinander nutzen.
auch im deutschsprachigen Raum verschiedene
Der Vorteil von P2P-Systemen besteht darin,
On-Demand-Plattformen, insbesondere der öf-
dass sie ohne zentralen Server betrieben wer-
fentlich-rechtlichen und privaten TV-Anstalten.
den können. Sie nutzen vielmehr die von der
So stellt die bereits 2001 gestartete und im
oft sehr breiten Nutzerbasis bereitgestellten
Herbst 2007 stark überarbeitete ZDFmediathek
Breitbandkapazitäten. Dies lässt P2P zu einer
etwa die Hälfte des ZDF-Programms für min-
kostengünstigen Alternative für die Inhalte-
destens eine Woche zum Abruf zur Verfügung.
übertragung werden, führt aber auch dazu,
Fremdproduktionen und viele Sportinhalte kön-
dass aufgrund der Diskrepanz zwischen Up-
nen teilweise aufgrund fehlender Internetrechte
stream und Downstream der heutigen Breit-
aber nicht angeboten werden. Das vielfältige
bandanschlüsse nur ein begrenztes Maß an
Spektrum wird um einen Nachrichtendienst er-
Stabilität erreicht werden kann.
Web-TV-Angebote sind in sehr unterschiedlichen Ausprägungen vorzufinden. Die wichtigsten Plattformmodelle sind VoD-Portale,
gänzt (z. B. 100-Sekunden-Fassung der Nachrichtensendung heute), zudem werden einzelne
Sendungen auch als Livestream angeboten.
Die ähnlich konzipierte ARDmediathek wur-
Videosharing-Plattformen sowie lineare Web-
de als Showcase auf der IFA 2007 präsentiert.
TV-Angebote.
Der Start sollte ursprünglich 2007 stattfinden,
Bei VoD-Diensten ist der Nutzer zeitlich
wurde jedoch auf 2008 verschoben. Ziel der
nicht an das Sendeschema eines Anbieters ge-
ARDmediathek ist es, die Radio- und TV-
bunden. Insbesondere im englischsprachigen
Inhalte aller Landesrundfunkanstalten auf ei-
Raum erfolgreich ist die Ende 2006 gegründe-
ner Webseite zu bündeln. Dieses Vorhaben wird
te VoD-Plattform Joost. Das Angebot wird über
u. a. vom Verband Privater Rundfunk und Tele-
114
ALM Jahrbuch 2007
medien (VPRT) kritisiert. Dieser sieht Angebote
Übertragung linearer TV-Programme in Echtzeit
zum individuellen Abruf und deren Nutzung
über das Internet. Diese findet im Internet z.T.
grundsätzlich über den Grundversorgungsauf-
parallel zur klassischen TV-Distribution statt. So
trag der Anstalten hinausgehend und weist auf
bieten verschiedene TV-Sender wie Eurosport,
die damit verbundenen Schwierigkeiten für die
n-tv oder HSE24 die Möglichkeit, das komplette
private Medienwirtschaft im Bereich von Online-
Programm als Livestream auf der Webseite zu
angeboten hin. Seit März 2008 stellt die Pro-
verfolgen.
Mit Zattoo gibt es zudem eine Plattform,
ter Sendungen kostenlos und in voller Länge
bei der die Nutzer in Echtzeit via Internet auf
auf der jeweiligen Programmhomepage zur
verschiedene TV-Programme zugreifen können.
Bei Videosharing-Plattformen handelt es
Notwendig sind hierfür die Installation einer
Software sowie eine Registrierung. Finanziert
sich um Webseiten, auf denen Nutzer Videos
wird das Angebot über Werbung, die während
hochladen, ansehen, bewerten und kommen-
des technisch bedingt etwa sieben Sekunden
tieren können. Der inhaltliche Schwerpunkt
dauernden Zappingvorgangs zumeist zielgrup-
liegt häufig auf sogenanntem »User-generated-
penspezifisch eingeblendet wird.
Content«, also auf von Nutzern selbst erstellten
Das ursprünglich in der Schweiz gestarte-
Videos, die ins Netz eingestellt werden, um
te Angebot Zattoo wurde im September 2007
sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
auch in Deutschland gelauncht und umfasste
Die Nutzung dieser Angebote ist i.d.R. kos-
zum Jahresende insgesamt 46 Sender, darunter
tenlos, die Finanzierung erfolgt meist über Wer-
seit Anfang April 2008 auch die öffentlich-
bung innerhalb der Angebotsseiten. Der Zu-
rechtlichen Programme. Neben deutschspra-
gang funktioniert häufig ohne Anmeldung. Die
chigen Programmen wie DSF oder Das Vierte
Videos sind oft relativ kurz, z. T. nur wenige
sind auch verschiedene ausländische
Sekunden. Üblich ist eine Länge von fünf bis
Programme eingebunden.
sieben Minuten Sendezeit. Videosharing-Platt-
Darüber hinaus gibt es mittlerweile eine
formen erfreuen sich großer Beliebtheit bei
Vielzahl von Web-TV-Angeboten, die zumeist
Nutzern.
exklusiv im Internet senden. Dienstleister in
Viele der Plattformen verzeichnen weit
diesem Bereich sind z. B. die Grid TV GmbH
über fünf Mio. Videoabrufe pro Tag. Internati-
oder TV1.de. Durch die vergleichbar kosten-
onaler Marktführer ist mit großem Abstand die
günstige Distribution ist es möglich, ein sehr
Plattform YouTube. Es existieren jedoch auch
spezifisches Zielgruppen-Fernsehen anzubie-
verschiedene deutschsprachige Videosharing-
ten. Eine genaue Angabe über die Zahl der An-
Plattformen. Erfolgreichste Vertreter sind die
gebote existiert bislang nicht. Übersichtspor-
100-prozentigen Töchter MyVideo von ProSie-
tale verzeichneten Anfang 2008 insgesamt fast
benSat.1 Media AG, Clipfish von RTL interactive
700 Web-TV-Angebote in Deutschland, davon
und Sevenload.
Neben den On-Demand-Plattformen existieren mittlerweile auch zahlreiche Angebote zur
IPTV
Verfügung.
handelt es sich bei etwa 200 Angeboten um
deutschsprachige Sender, die ausschließlich
im Internet senden.
ALM Jahrbuch 2007
115
PRIVATES FERNSEHEN
SiebenSat.1-Gruppe zudem Folgen ausgewähl-
2.9
Mobile-TV
breite. Stehen DMB und DVB-H vergleichbare
Frequenzressourcen zur Verfügung, kann auch
Mobile-TV beschreibt den für mobilen Emp-
eine vergleichbare Anzahl von Programmen
fang optimierten Rundfunk auf Endgeräten
übertragen werden.
mit einem kleinen Bildschirm, etwa Mobiltelefonen, Handhelds oder mobilen Videoplayern.
Marktüberblick
Übertragen wurden die Inhalte bislang vorran-
neben den UMTS-Angeboten der Mobilfunk-
gig über UMTS. Bei massenintensiver Nutzung
betreiber seit Mai 2006 ein erstes kommerzi-
■
In Deutschland existierte
kann das UMTS-Netz jedoch schnell an seine
elles Mobile-TV-Angebot über DMB unter dem
technischen Grenzen stoßen. In Ballungsräu-
Namen watcha. Die Landesmedienanstalten li-
men reichte die Kapazität bisher nicht aus, um
zenzierten 2006 in einem gemeinschaftlichen
Mobile-TV-Angebote massenmarkttauglich über
Verfahren die Mobiles Fernsehen Deutschland
UMTS zu verbreiten.
(MFD) GmbH als Plattformbetreiber für den
Aus diesem Grund ist es bislang notwendig,
DMB-basierten Mobile-TV-Dienst. Für diesen
bei Mobile-TV-Angeboten für den Massenmarkt
Standard waren, anders als für DVB-H, zahl-
Rundfunktechnologien wie DMB oder DVB-H zu
reiche ungenutzte DAB-Kapazitäten verfügbar.
nutzen. Allerdings könnten Weiterentwicklun-
Das Mobile-TV-Angebot watcha wurde Ende
gen von UMTS (wie HSDPA und MBMS) in naher
April 2008 eingestellt.
Zukunft die massenhafte Verbreitung von Mo-
Neben den vier klassischen TV-Program-
bile-TV über klassische Mobilfunknetze erleich-
men von ARD, ZDF, N24 und MTV bot watcha
tern. Obwohl der Begriff Mobile-TV lediglich auf
mit ProSiebenSat.1 Mobile auch einen speziell
TV-Inhalte verweist, sind mit entsprechenden
auf das mobile Medium zugeschnittenen Kanal.
technischen Plattformen auch Hörfunkpro-
Zusätzlich zum TV-Angebot wurde über watcha
gramme übertragbar.
auch der erste Visual-Radio-Sender bigFM2See
DVB-H – eine Weiterentwicklung des digitalen terrestrischen Fernsehstandards DVB-T
mit Standbildern übertragen. Weiterhin waren
mit dem Endgerät auch die regional über DAB
(»ÜberallFernsehen«) – wurde speziell für die An-
ausgestrahlten Sender zu empfangen. watcha
forderungen mobiler, batteriebetriebener End-
wurde über die Serviceprovider debitel, mobil-
geräte konzipiert. Ein DVB-T-Kanal bietet je
com und simply sowie direkt über die MFD ver-
nach technischer Ausgestaltung Platz für bis zu
marktet.
30 DVB-H-Kanäle mit Fernseh- und Hörfunk-
Daneben bietet der MDR seit Januar 2008
programmen sowie Datendiensten. MI FRIENDS
im Rahmen eines Pilotprojekts einen Mobile-TV-
stellte auf den Medientagen München 2007 in
Dienst über DMB an. Der Schwerpunkt liegt auf
Mobiltelefone integrierte DVB-T-Empfänger vor.
Nachrichten, ergänzt durch Themen aus den
DMB baut dagegen auf dem digitalen Radiostandard DAB auf. Ein DMB-Kanal hat im Gegensatz zu DVB-H eine wesentlich geringere Über-
Bereichen Sport, Kultur, Boulevard und Wetter
sowie Hörfunkprogrammen.
Im Januar 2007 schrieben die 14 Landes-
tragungskapazität. Allerdings benötigt ein DMB-
medienanstalten in einem abgestimmten Ver-
Kanal entsprechend weniger Frequenzband-
fahren DVB-H-Frequenzen für ein zunächst
116
ALM Jahrbuch 2007
Abb.
49
Kommerzielle Mobile-TV-Angebote in Deutschland
Anbieter
Technik
Programme/Sendungen
Vodafone
Mobile-TV
UMTS
Eurosport, n-tv, CinemaTV, FashionTV, WetterTV, CNN,
Comedy World, bitfilm, MTV, NICK, ProSieben Mobile,
SAT.1, ProSieben, RTL uvm.
3,00 –15,00
T-Mobile
Mobile TV
UMTS
Eurosport, Sat.1, MTV, Sat.1 Comedy, ProSieben, NICK,
Bundesliga, Premiere Konferenz, Beate Uhse TV, uvm.
7,50
O2 TV Select
UMTS
Comedystreet, Kalkhofes Mattscheibe, Die Dreisten Drei,
Switch, Verliebt in Berlin, Best of MTV, WOW! TV uvm.
E-Plus I-Mode
UMTS
Ende 2007 aufgrund zu geringer Nachfrage eingestellt
(Dienst nur noch für bestehende I-Mode-Kunden verfügbar)
watcha 1
DMB
N24, ARD, ZDF, MTV, ProSiebenSat1 Mobile TV, bigFM2SEE,
Mobile 3.0
ab Mitte 2008
DVB-H
unverschlüsselt: ARD, ZDF
verschlüsselt: RTL, Sat.1, ProSieben, VOX uvm.
Preise (Euro/Monat)
0,39–1,99
Euro /Abruf
5 ,00– 9,00
Basispaket 5,00
Komplettpaket 10,00
Abb.
50
MOBILE-TV
1 Sendebetrieb Ende April 2008 eingestellt
Quelle: Goldmedia nach Unternehmensangaben, Stand: 31. Dezember 2007
Entwicklung des Mobilfunkmarktes in Deutschland
1997–2007
Entwicklung ARPU s 1
( pro Monat, in Euro )
Mobilfunkpenetration
( in Prozent)
Teilnehmer
( in Mio.)
118
120
96
100
120 %
30
100 %
25
80 %
20
60 %
15
40 %
10
20 %
5
104
97
01
02
03
04
05
06
07
02
03
04
05
06
07
0
1 Berechnungen Goldmedia; ARPU: gemittelter, gewichteter durchschnittlicher
Erlös pro Kunde der vier Mobilfunknetzbetreiber
Quelle: Goldmedia nach Bundesnetzagentur, BITKOM, Unternehmen
auf drei Jahre beschränktes Pilotprojekt aus,
Media AG oder die RTL Group. Am 16. Oktober
da eine Kapazitätsvergabe für den Regelbetrieb
2007 stellte die Direktorenkonferenz der Lan-
direkt an Plattformbetreiber medienrechtlich
desmedienanstalten (DLM) in Aussicht, Mobile
bislang nur in einigen Bundesländern möglich
3.0 als Plattformbetreiber für den Versuchsbe-
ist.
trieb von Mobile-TV auf der Basis der DVB-HBis zum Ende der ersten Bewerbungsfrist im
April 2007 reichten 29 Anbieter ihre Anträge
ein, darunter auch ein Konsortium der Netzbe-
Technologie zu empfehlen; diese Empfehlung
sprach sie am 15. Januar 2008 aus.
Mobile 3.0 wurde zusammen von der Hubert
treiber Vodafone, T-Mobile und O2 sowie etab-
Burda Media und der Verlagsgruppe Georg von
lierte Rundfunkanbieter wie die ProSiebenSat.1
Holtzbrinck als Gesellschafter der NEVA Media
ALM Jahrbuch 2007
117
PRIVATES FERNSEHEN
86
00
0%
18,73
79
99
71
98
65
97
59
0
56
17
48
10
21,22
29
23,41
40
25,74
60
20
72
59
26,43
68
79
30,00
86
80
Nutzung von Mobile-TV
Abb.
51
MI FRIENDS Regensburg 2007
mehrfach täglich
6 Monate nach Testbeginn
mehrfach täglich
7
täglich
83,0 %
16
mehrfach wöchentlich
39
wöchentlich
21
seltener
10
9
21
wöchentlich
20
15
nie
3
0
täglich
mehrfach wöchentlich
seltener
14
nie
4
54,0 %
6 Wochen nach Testbeginn
20
30
40
50
31
0
10
20
30
40
50
n = 92; Befragung 6 Wochen und 6 Monate nach Testbeginn
Quelle: MI FRIENDS/SOFI
und der MFD gegründet. Hinter MFD steht der
oder sehr pessimistisch. Laut einer TNS-Infra-
südafrikanische Medien- und Technologiekon-
test-Studie interessierten sich im Mai 2006
zern Naspers. Parallel zum medienrechtlichen
(zum Zeitpunkt der Fußball-WM) 62 Prozent
Vergabeprozess wies die Bundesnetzagentur die
der Befragten überhaupt nicht bzw. 23 Prozent
ausgeschriebenen DVB-H-Frequenzen am 15. Ok-
nur wenig für Mobile-TV. Lediglich 15 Prozent
tober 2007 der T-Systems Media & Broadcast
zeigten mittleres bis hohes Interesse.
GmbH zu, die Anfang 2008 der französische Sendernetzbetreiber TDF übernahm.
Der Starttermin für Mobile-TV über DVB-H
Das von der BLM initiierte europäische Mobile-Media-Projekt MI FRIENDS erarbeitete im
Testgebiet Regensburg detaillierte Erkenntnisse
ist zum Beginn der Fußball-EM vorgesehen. Mit
zu Hindernissen und Bedürfnissen, die Medien-
den großen deutschen Programmanbietern wie
nutzer zur Ablehnung oder Akzeptanz bewe-
ARD, ZDF, der Mediengruppe RTL Deutschland
gen. In einer über ein Jahr laufenden Langzeit-
und ProSiebenSat.1 hat Mobile 3.0 bereits Ver-
untersuchung werden bis Juli 2008 technolo-
einbarungen zur Ausstrahlung der Programme
gische und programmliche Entwicklungen mit
über den DVB-H-Standard geschlossen. Mobi-
dem Nutzer getestet, um das Angebot auf die
le 3.0 kann nun mit dem Ausbau des Sender-
Bedürfnisse des Nutzers abzustimmen. Sechs
netzes beginnen und das Grundkonzept durch
Monate nach Testbeginn gaben nur noch 54
regionale Angebote vervollständigen. Daneben
Prozent der Befragten an, Mobile-TV mindes-
kündigten T-Mobile und Vodafone D2 an, ab
tens einmal wöchentlich zu nutzen.
Mai 2008 Geräte für den Mobile-TV-Empfang
via DVB-T anzubieten.
Zahlreiche Studien, Befragungen und Pilot-
Für den Erfolg von Mobile-TV in Deutschland
wird es von Bedeutung sein, ob die beteiligten
Akteure ein zukunftsweisendes Geschäfts- und
projekte untersuchten das Kundenverhalten
Betreibermodell entwickeln, mit dem sowohl
zur Nutzung von Mobile-TV. Die dabei erzielten
die technischen Voraussetzungen finanziert
Ergebnisse waren entweder relativ euphorisch
werden können als auch die Kundenwünsche
hinreichend Beachtung finden.
118
ALM Jahrbuch 2007
T E L E M E D I E N
Im März 2007 trat das Telemediengesetz (TMG)
in Kraft. Dieses löste das Teledienstegesetz (TDG),
3.1
3
Teleshopping und
Auktionskanäle
weitestgehend auch den Mediendienste-Staats-
Der Teleshoppingmarkt war 2007 abermals
vertrag (MdStV) ab. Seitdem werden die zum Teil
stark in Bewegung. Mit Glück Shop TV ging ein
schwierig abgrenzbaren Medien- und Teledienste
neuer Teleshoppingkanal auf Sendung, der seit
unter dem Begriff Telemedien zusammengefasst.
2007 digital über Satellit ausgestrahlt wird.
Neben einer Reihe von Internetdiensten wer-
Darüber hinaus starteten mit SpiritOn.TV und
den unter dem Begriff Telemedien auch verschie-
meinTVshop zwei Kanäle, die primär als Platt-
dene, zuvor als Mediendienste bezeichnete TV-
form für die Angebote großer Direct-Response-
Angebote zusammengefasst. Diese grenzen sich
TV-Anbieter wie Best Direct oder Thane fun-
generell vom Rundfunk durch eine nur geringe
gieren. Zudem kündigte Bertelsmann an, sich
Relevanz für die Meinungsbildung ab, nutzen
von RTL Shop trennen und den Verkauf noch im
jedoch ebenfalls die rundfunktechnische Infra-
ersten Halbjahr 2008 abschließen zu wollen.
In der Praxis betrifft dies in erster Linie die
Die größte Dynamik spielte sich im Bereich
vertriebsorientierter Standbildkanäle ab. Hier
hier beschriebenen Teleshoppingsender sowie
gingen verschiedene, zumeist themenspezi-
Call-in-Programme, bei denen der Verkauf von
fische kleinere Sender wie Gebrauchtwagen. tv,
Produkten und die Bewerbung kostenpflichtiger
Aktiv50plus.tv oder Shoppingfreude.tv auf Sen-
Kommunikationsdienste im Vordergrund stehen.
dung, die jedoch teils bereits kurz nach Sende-
Zudem regelt das TMG an die Allgemeinheit
start das Programm wieder einstellten. Der Tele-
gerichtete Textdienste sowie auf individuelle
shoppingmarkt konnte insgesamt das starke
Anforderung verbreitete Medieninhalte wie das
Wachstum der letzten Jahre nicht beibehalten
Internet.
und verlor deutlich an Fahrt. Nachdem im Jahr
Telemedien sind prinzipiell zulassungs- und
2005 erstmals die Milliardengrenze durchbro-
anmeldefrei, die Anbieter haben jedoch die Mög-
chen worden war, stagnierte der Markt 2007
lichkeit, von den Landesmedienanstalten eine
gegenüber dem Vorjahr bei einem Gesamtnet-
Unbedenklichkeitsbescheinigung anzufordern,
toumsatz von gut 1,1 Mrd. Euro.
um bei der rundfunkrechtlichen Einordnung
Rechtssicherheit zu erlangen.
Insbesondere online, aber auch über die klas-
QVC Deutschland
■
Der heutige Teleshop-
ping-Marktführer sendet analog und digital
sischen TV-Distributionswege wird mittlerweile
über Astra sowie in den meisten regionalen Ka-
eine Vielzahl von Telemedien verbreitet, darun-
belnetzen, sodass annähernd eine technische
ter auch immer mehr reine Standbildkanäle.
Vollverbreitung in Deutschland gegeben ist.
ALM Jahrbuch 2007
119
PRIVATES FERNSEHEN
struktur zur Verbreitung.
TELEMEDIEN
das Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG) sowie
Abb.
52
Vergleichszahlen der vier wichtigsten Teleshoppingsender
HSE24
QVC
RTL Shop
1-2-3.tv
Sendestart
Oktober 1995
Dezember 1996
März 2001
Oktober 2004
Nettoumsatz 2007
320 Mio. Euro
634 Mio. Euro
90 Mio. Euro
77,4 Mio. Euro
1
103 Mio. Euro
k.A.
k.A.
36,7 Mio.
38 Mio.
29 Mio.
23 Mio.
EBITDA 2007
Techn. Reichweite in HH
Liveanteil pro Tag
Angebots-Schwerpunkte
k.A.
16 Std.
24 Std.
12 Std.
18 Std.
Beauty, Wellness,
Home, Schmuck,
Technik, Haushalt,
Restposten,
Schmuck
Bekleidung
Bekleidung, Schmuck
Schnäppchen
1 HSE24 kommuniziert aus Gesellschaftergründen (Konsolidierung bei IAC InterActiveCorp – NASDAQ: IACI) seit 2003 keine EBITDA-Zahlen mehr, ist aber nach
eigenen Angaben seit 1999 nachhaltig profitabel.
Quelle: Senderangaben, Goldmedia
2007 startete QVC zudem seine Verbreitung
nicht nur intensiv durch Quelle beworben, son-
über DVB-T im Saarland und ist darüber hinaus
dern es existiert mittlerweile auch eine Quelle-
Bestandteil der Basis-IPTV-Pakete von T-Home
Küchenshow im Shoppingsender.
und HanseNet/Alice. Außerdem gibt es einen
Die Umsatzentwicklung von HSE24 ver-
Internet-Livestream. Das Programm wird rund
lief in den letzten Jahren wechselhaft. Nach-
um die Uhr live produziert.
dem das Unternehmen 2004 einen Umsatz-
QVC musste nach einem seit Sendestart
rückgang verzeichnen musste, stieg der Umsatz
bis 2006 stetigen Wachstum in 2007 einen
2005 wieder an, um sich in 2006 abermals auf
deutlichen Umsatzrückgang verzeichnen. Die-
dann 286 Mio. Euro zu reduzieren. 2007 konn-
ser sank von 674 Mio. Euro in 2006 um knapp
te HSE24 wiederum ein Wachstum um knapp
sechs Prozent auf 634 Mio. Euro. Der Sender
zwölf Prozent verzeichnen und konnte mit 320
begründet dies mit einer anhaltenden Konsum-
Mio. Euro erstmals mehr als 300 Mio. Euro um-
schwäche und der höheren Mehrwertsteuer
setzen.
sowie einer Umstellung des Produktportfolios.
Neben seinem 24-Stunden-Programm über
Das EBITDA sank von 130 Mio. Euro 2006 um
Satellit und Kabel nutzt HSE24 zur Steigerung
knapp 21 Prozent auf 103 Mio. Euro 2007.
des Bekanntheitsgrades und zur Neukundengewinnung Teleshoppingfenster auf Sat.1 und ka-
HSE24
■
Im Mai 2007 übernahm der Handels-
bel eins. Ausschließlich digital wird seit Oktober
konzern Arcandor AG (früher KarstadtQuelle AG)
2005 über Astra zudem ein Best-of-Programm
den Sender HSE24 für einen Kaufpreis von 145
unter dem Namen HSE24 Digital gesendet. Im
Mio. Euro. Seitdem ist HSE24 im Besitz der Pri-
Großraum München sowie in Teilen Südbayerns
mondo-Gruppe, der Versandhandelssparte des
und Berlin-Brandenburgs wird HSE24 auch über
Konzerns, zu der neben Quelle auch zahlreiche
DVB-T verbreitet. Der Sender ist ebenfalls in
Spezialversender gehören. Die Übernahme hat
den IPTV-Bouquets von T-Home und HanseNet
auch direkte Auswirkungen auf Marketing und
enthalten und wird außerdem als Livestream
Programm des Senders. So wird HSE24 nun
auf der Homepage des Senders angeboten.
12 0
ALM Jahrbuch 2007
Mediendienst
Veranstalter
Firmensitz
Homepage
Verbreitungsweg
Sparte/Angebot
1-2-3.tv
1-2-3.tv GmbH
Unterföhring
www.1-2-3.tv
Satellit
Auktionsshopping
Bestseller TV
Bestseller TV
GmbH
Frechen
www.bestsellertv.de
Satellit, Kabel
Teleshopping
dhd24.tv
Der heiße Draht
Verlagsgesellsch.
GmbH & Co. KG
Hannover
www.dhd24.tv
digitaler Satellit,
DVB-T
Teleshopping
(Kleinanzeigen)
Gems TV
Gems TV 2
K1010 Entertainment GmbH,
Gems TV Ltd.
Berlin
www.gemstv.de
digitaler Satellit
Auktionsshopping
(Schmuck)
GlückShop
GlückShop GmbH
Düsseldorf
www.gluecktv.com
analoger und
digitaler Satellit
Teleshopping
HSE24
HSE24 Digital
Home Shopping
Europe AG
Ismaning
www.hse24.de
digitaler Satellit,
Kabel, DVB-T
Teleshopping,
Best-of-HSE24
Jamba! TV
Jamba! GmbH
Berlin
www.jamba.de
digitaler Satellit
Klingeltöne,
Handy-Spiele usw.
lastminute.tv
anixe TV
GmbH & Co KG
Mannheim
www.lastminute.tv
digitaler Satellit
Reiseshopping
meinTVshop
meinTVshop GmbH Neu-Isenburg
www.meintvshop.de
digitaler Satellit
Teleshopping
QVC
QVC Deutschland
GmbH
Düsseldorf
www.qvc.de
Satellit, digitales
und analoges Kabel
Teleshopping
RTL Shop
RTL Shop GmbH
Köln
www.rtlshop.de
Satellit, digitales
und analoges Kabel
Teleshopping
rtn myestate
RTN GmbH
München
www.rtn2.com
digitaler Satellit
Teleshopping
(Immobilien)
Schmuckkanal
Der Schmuckkanal Düsseldorf
Deutschland GmbH
www.derschmuckkanal.de
digitaler Satellit,
NRW: Kabel
Auktionsshopping
(Schmuck)
sonnenklar.TV
Euvia Travel
GmbH
www.sonnenklar.tv
digital und analog
via Satellit und
Kabel
Reiseshopping
SpiritOn.TV
SpiritON GmbH
Neu-Isenburg
www.spiriton.tv
digitaler Satellit
Teleshopping
TechniTipp-TV
TechniSat Digital
GmbH
Daun
www.technitipp.tv
Satellit
Teleshopping
Türk Shop
Tele Bazaar
Marketing GmbH
Köln
www.tv-turkshop.
com
Satellit
Teleshopping
(türkisch)
TV Shop
TV-Shop Europe
GmbH
Wiesbaden
www.tvshop.de
Satellit, nachts auch
Kabel
Teleshopping
Voyages
Reise-TV GmbH
Hannover
www.voyages.tv
Satellit, analoges
Reiseshopping
Kabel in HB, NS, HH,
digitales Kabel in BW
welcom.e
Service-TV BW
Hamlet GmbH
Stuttgart
www.welcometv.de
analoges und
digitales Kabel (BW)
Teleshopping
Yavido Clips
EURO I – Fernsehproduktions- und
Betriebs AG
Hamburg
www.yavido-clips.de
digitaler Satellit,
analoges Kabel,
DVB-T (MonA TV)
Teleshopping
Klingeltöne
Ludwigsburg
Quelle: Goldmedia; Stand: 31. Dezember 2007
ALM Jahrbuch 2007
121
TELEMEDIEN
Teleshoppingangebote in Deutschland
PRIVATES FERNSEHEN
Abb.
53
RTL Shop
■
Seit März 2001 ist RTL Shop als
um. 2007 konnte der Sender seinen Umsatz
eigenständiges 24-Stunden-Programm (davon
um weitere 16 Prozent auf 77,4 Mio. Euro erhö-
bisher 16, seit April 2008 nur noch zwölf Stun-
hen. Die Profitabilitätsgrenze soll 2008 erreicht
den live) auf Sendung. Gesellschafter sind RTL
werden. Seit August 2007 hält die Premiere AG
Television (55 Prozent), RTL Interactive (25 Pro-
14,4 Prozent der Anteile an dem Teleshopping-
zent) sowie Home Shopping Service (20 Pro-
sender.
zent), der französische Teleshoppingsender der
Darüber hinaus bestehen mit Gems TV und
Groupe M6. Im Februar 2008 gab RTL bekannt,
»Der Schmuckkanal« seit 2006 zwei Programme
sich aus dem Teleshoppinggeschäft zurückzie-
mit der Spezialisierung auf Versteigerungen
hen und sich noch im ersten Halbjahr 2008 von
von Gold, Schmuck und Edelsteinen. Wie auch
RTL Shop trennen zu wollen, da der Sender seit
bei 1-2-3.tv vertreiben die beiden Schmuck-
seiner Gründung nach wie vor unprofitabel sei.
Auktionssender ihre Waren nach dem »hollän-
Nachdem sich im Sortiment zunächst verhältnismäßig viele an Männer adressierte tech-
dischen Auktionsprinzip«, bei dem der Preis
während der Versteigerung fällt.
nische Produkte sowie verschiedene Dienstleistungsangebote vor allem aus dem Bereich
Reiseshopping
Finanzen und Versicherungen befunden hat-
war auch 2007 durch einige Veränderungen
ten, fand im Sommer 2007 ein Relaunch der
auf Anbieterseite gekennzeichnet. Im Septem-
Produktpalette statt, mit der nun wie bei der
ber 2007 startete TV Reise (Glauch Reisen
Konkurrenz von QVC und HSE24 verstärkt das
GmbH). Reiseschnäppchen TV verkauft seit Mai
gegenüber Teleshopping affinere weibliche
2007 über einen Standbildkanal Urlaubsreisen.
Publikum angesprochen wurde. Den Umsatz
Marktführer im Bereich Reiseshopping ist nach
konnte RTL Shop nach einem Wachstum um
wie vor sonnenklar.TV. Seit seiner Veräußerung
etwas mehr als zehn Prozent im Jahr 2006 auf
durch die ProSiebenSat.1 Media AG an den
98 Mio. steigern, dieser ging nach Presseberich-
Low-Cost-Reiseveranstalter BigXtra Touristik ge-
ten im letzten Jahr auf ca. 90 Mio. Euro zurück.
hört der Sender zur FTI-Gruppe. sonnenklar.TV
Der Marktanteil des Senders im deutschen
verzeichnete im Geschäftsjahr 2006/2007 ei-
Teleshoppingmarkt lag damit 2007 nach wie
nen Umsatz von 161 Mio. Euro und damit ei-
vor deutlich unter zehn Prozent.
nen deutlichen Zuwachs von 32 Prozent gegen-
Mit Programmfenstern bei RTL, VOX, n-tv
■
Das Segment Reiseshopping
über dem Vorjahr (122 Mio. Euro).
und regionalen Fernsehsendern versucht der
Weniger erfolgreich verlief das Jahr für
Sender, die Reichweite zu erhöhen. Seit Mitte
Voyages TV (ehemals TV Travel Shop): Der
2006 sendet RTL zudem als Livestream im
Betreiber Reise-TV GmbH & Co. KG musste
Internet und ist Bestandteil des IPTV-Pakets
Anfang 2008 Insolvenz anmelden. Erst im Ok-
von Arcor.
tober 2006 stieg das asiatische Unternehmen
Voyages Television mit Sitz in Hongkong als
Auktionsfernsehen
■
Als erster deutscher
neuer Mehrheitsgesellschafter mit 74 Prozent
Sender setzte 1-2-3.tv die Idee des auf Aukti-
der Anteile ein. Minderheitsgesellschafter mit
onen basierenden Teleshoppings im Jahr 2004
26 Prozent war der Touristikkonzern TUI AG.
12 2
ALM Jahrbuch 2007
3.2
Dating-, Spiele-, Wett- und
Datingkanäle
Standbildkanäle
satz von Telefonmehrwertdiensten in den
■
Neben dem vermehrten Ein-
Die meisten sonstigen Telemedien adressieren
die beiden großen privaten Fernsehgruppen
Themen wie Dating, Spiele oder Wetten und re-
als auch neue Anbieter zunehmend Sender,
finanzieren sich in erster Linie über TV-basierte
die sich als Telemedienangebote ausschließ-
Telefonmehrwertdienste, die auch als Call-Me-
lich über T-Commerce-Modelle refinanzieren.
dia bezeichnet werden. Dies sind im Fernsehen
Traumpartner TV, ein Tochtersender der RTL
verwendete bzw. beworbene Telefondienste,
interactive GmbH, beschäftigte sich als Fernseh-
bei denen eine Anbieterausschüttung erfolgt.
kontaktbörse hauptsächlich mit Partnervermitt-
Hierzu gehören Angebote über die Nummern-
lung. Allerdings wurde der Sender im Oktober
gassen 0137, 118xy, 0190/0900 sowie Premi-
2007 aufgrund nicht erfüllter Erwartungen wie-
um-SMS.
der eingestellt. Weitere Datingkanäle senden
auf eine immer größere Anzahl von Sendern.
via Astra aus dem Ausland für den deutschen
Markt.
Neben den Telemedien machen sich zunehmend auch Rundfunkanbieter diese Finanzie-
(Gewinn-)Spiele-, Wettkanäle
rungsquelle zunutze. Sie erhöhen ihre Umsätze
dem seit 2005 zur ProSiebenSat.1-Gruppe
auf diese Weise z. B. durch Abstimmungen bei
gehörenden Sender 9Live konnte sich bisher
Castingshows, über Gewinnspiele oder auch bei
kein auf Gewinnspiele, Spiele oder auch Wet-
speziellen Quizsendungen die oft, jedoch nicht
ten spezialisiertes Telemedium erfolgreich
ausschließlich, im Nachtprogramm gesendet
am Markt behaupten. Der im Mai 2004 gestar-
werden. Das Umsatzvolumen in diesem Bereich
tete Spi. Ka TV wurde 2005 eingestellt. Eben-
ging 2007 jedoch deutlich zurück. Nach den
falls nicht mehr existent ist der Spielekanal
von acht Landesmedienanstalten in Auftrag
Activi, der im November 2004 gestartet war.
gegebenen Erhebungen zur wirtschaftlichen
Der Quizsender 1-2-play.tv wurde im Janu-
Lage des Rundfunks in Deutschland 2006
ar 2007 abgeschaltet. K1010 stellte im Okto-
fielen die Call-Media-Umsätze im privaten
ber 2006 sein Liveprogramm ein und strahlt
Rundfunk allein zwischen 2004 und 2006
seitdem nur noch automatisierte Spiele ohne
um 72 Mio. Euro auf 198 Mio. Euro.
Moderation aus. Premiere Win beendete Ende
Vermutlich aufgrund des deutlichen Um-
■
Außer
2006 ebenfalls seinen Sendebetrieb und steht
satzrückganges im Call-Media-Segment hat
seit 2007 nur noch über das Internet zur Ver-
auch der bis zuletzt einzige komplett auf Call-
fügung. Auch SportsWin.tv (ehemals Raze.tv,
Media-Umsätzen basierende Sender 9Live
seit November 2003 auf Sendung) wurde im
sein Geschäftsmodell Anfang 2008 angepasst.
Dezember 2006 abgeschaltet.
Über ein zweistündiges Programmfenster sendet er »neun TV«, das vor allem Telenovelas
zeigt und Werbeerlöse generiert.
ALM Jahrbuch 2007
12 3
PRIVATES FERNSEHEN
Die entsprechenden Angebote verteilen sich
TELEMEDIEN
Formaten der Rundfunksender starten sowohl
Abb.
54
Ausgewählte Telemedienangebote
mit Sitz in Deutschland
Mediendienst
Veranstalter
Firmensitz
Homepage
Verbreitungsweg Sparte/Angebot
Blue Movie
Premiere AG
Unterföhring
www.info.premiere.de
digitaler Satellit
Vollerotik
Blue Movie Gay
Premiere AG
Unterföhring
www.info.premiere.de
digitaler Satellit
Vollerotik
Deutsches Wetter
Fernsehen
wetter.com AG
Singen
www.wetter.com
digitales Kabel
(KDG)
Infoservice
Wetter
dhd24.tv
Der heiße Draht
Verlagsgesellschaft
GmbH
Hannover
www.dhd24.com
digitaler Satellit,
DVB-T
Kleinanzeigen
ikono tv
ikono tv limited
Berlin
www.ikono.tv
Satellit
Kunst
Kabel BW Infokanal
Kabel BadenWürt tem berg GmbH
& Co.KG
Heidelberg
www.kabel-bw.de
analoges landesweites Kabel
Infoservice
MonA TV
Betreibergesellschaft Hannover
RegioOnline mbH
www.mona.tv
DVB-T + DVB-H
Teleshopping,
Unterhaltung
MoreTV EPG
MoreTV Broadcasting GmbH
Hamburg
www.more.tv
Satellit
TV-Programmführer
Orion TV
ORION Versand
GmbH & CO. KG
Flensburg
www.orion.tv
digitaler Satellit
Erotik
Traumkontakt TV
Traumkontakt TV
Gronau
www.traumkontakt.tv
Satellit
Erotik/Flirt/
Dating
TV Movie EPG
Heinrich Bauer Programmzeitschriften
Verlag KG
Hamburg
www.tvmovie-epg.de
Satellit
TV-Programmführer
X°
Xgrad Medien
Betriebsgesellschaft
mbH
Berlin
www.xgrad.tv
digitales Kabel
(KabelKiosk)
Infotainment
Quelle: Goldmedia; Stand: 31. Dezember 2007
Standbildkanäle
■
Seit 2004 existiert ei-
tv, Reiseschnäppchen.tv), Events, Stellen- und
ne wachsende Zahl von Telemediendiensten,
Privatanzeigen und Beratungsdienstleistungen
die digital über den Astra-Satelliten ein reines
zu verschiedenen Themen wie Steuern, Ren-
Standbildprogramm mit wechselnden, oft mit
te, Schulden oder Versicherungen (Beratungs-
Musik unterlegten Bildschirmtafeln senden. Die
wunsch.tv u. a.). Die Angebote finanzieren sich
Übertragungs- und Produktionskosten für ein
vorrangig über Telefonmehrwertdienste.
solches TV-Programmangebot können auf ein
2007 starteten in Deutschland über zehn
Minimum reduziert werden. Daher ist es nicht
neue Standbildkanäle, insgesamt lag die Zahl
verwunderlich, dass die Zahl der Kanäle wächst.
im Dezember 2007 bei rund 60 Standbildkanä-
Allerdings ist hierbei ein hoher Fluktuationsgrad
len. Viele dieser Angebote senden jedoch ohne
festzustellen: Viele Sender stellen den Sende-
medienrechtliche Unbedenklichkeitsbescheini-
betrieb kurz nach Start wieder ein. Das Ange-
gung und berufen sich zum Teil auf EU-Recht.
bot umfasst dabei vorrangig den Erotik- und
Zumindest einige der Angebote könnten der
Datingbereich, aber auch Reisen (u. a. Mallorca.
Gemeinsamen Stelle Programm, Werbung, Me-
12 4
ALM Jahrbuch 2007
dienkompetenz (GSPWM) der Landesmedien-
Den höchsten Teletext-Marktanteil im Ge-
anstalten zufolge rechtlich problematisch sein.
samtpublikum der 15 Mio. Nutzer erreichte
Aus diesem Grund kündigte die GSPWM im Juni
2007 RTL mit 15,8 Prozent vor ARD mit 15,2
2007 an, eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung
Prozent. Danach folgen die Dritten Programme
der Rechtsmäßigkeit einzusetzen. Dabei wurde
der ARD mit 15,0 Prozent und das ZDF mit
im Jahresverlauf auch die Zusammenarbeit mit
12,3 Prozent. Jenseits des fünftplatzierten Sen-
den anderen europäischen Medienanstalten in
ders Sat.1 generieren die Teletextanbieter nur
der European Platform of Regulatory Authorities
noch einstellige Marktanteilswerte. ProSieben
(EPRA) und der Kommission für Jugendmedi-
etwa liegt mit lediglich 4,2 Prozent auf den hin-
enschutz (KJM) angekündigt.
teren Rängen, kann jedoch eine junge Zuschauerstruktur vorweisen.
Teletext
eine immer stärkere Verknüpfung mit dem Programm – zu einem intensiv genutzten, eben-
Teletext (oder auch Videotext) verfügt mit rund
so interaktiven wie profitablen Begleitmedium
90 Prozent der deutschen Fernsehhaushalte
des Fernsehens entwickelt. Serviceangebote
über eine sehr hohe technische Reichweite.
wie Liveticker zu Sportergebnissen oder ständig
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die
aktualisierte Börseninformationen belegen dies
Zahl der Nutzer verdreifacht, heute nutzen etwa
ebenso wie Verweise auf den Teletext in Form
17 Mio. Personen – rund ein Viertel der Bevöl-
von Laufbändern und Einblendungen. Auch die
kerung – täglich Teletext. Im Durchschnitt ver-
verschiedenen Varianten der iText-Werbung,
bringt jeder Deutsche 90 Sekunden täglich mit
welche Zusatzinformationen für erklärungs-
der Teletextnutzung, schließt man alle Personen
bedürftige Produkte bieten und direkte Kauf-
aus, die weder fernsehen noch Videotext nut-
anreize schaffen, ohne einen Medienbruch zu
zen, sind es fast 6:30 Minuten pro Tag.
erzeugen, haben an Popularität gewonnen.
Abb.
55
Teletext-Nutzung in Deutschland
Januar bis November 2007
Zuschauer 14+
Teletext-Leser (in Mio.)
Marktanteil (in %)
TV-Haushalte gesamt
Teletext-Leser (in Mio.)
Marktanteil (in %)
Das Erste
5,54
15,2
3,67
16,4
ZDF
4,96
12,3
3,85
12,3
Dritte
6,07
15,0
4,53
16,2
SAT.1
5,43
10,2
3,39
8,9
RTL
5,94
15,8
4,32
14,4
ProSieben
5,47
4,2
3,43
3,9
n-tv
0,70
3,7
4,79
3,4
10,05
23,7
0,38
24,5
Sonstige
Quelle: Media Perspektiven
Basisdaten 2007/AGF/GfK Fernsehforschung, Fernsehpanel (D+EU) ab 1. Januar 2005.
Werte entsprechen durchschnittlichem Wochentag, Mo–So 3.00–3.00 Uhr.
ALM Jahrbuch 2007
12 5
PRIVATES FERNSEHEN
3.3
TELEMEDIEN
Der Teletext hat sich – nicht zuletzt durch
F E R N S E H E N
4
4.1
I N
D E N
Landesweite und lokale/
B U N D E S L Ä N D E R N
ländern die höheren Marktanteile aufweisen.
regionale Fensterprogramme
Ein Ergebnis der jährlich durchgeführten
Untersuchung des Instituts für Medienforschung
Zur Sicherung und Steigerung der regionalen
(ImGö) von Anfang 2007 war, die Berichterstat-
Meinungsvielfalt werden in den beiden bundes-
tung über politische und wirtschaftliche Ereig-
weit verbreiteten, reichweitenstärksten TV-Voll-
nisse in einigen der Regionalprogramme von
programmen nach Maßgabe des jeweiligen Lan-
RTL zu intensivieren. In den Gesprächen zwi-
desrechts Fensterprogramme ausgestrahlt. Die-
schen Landesmedienanstalten und den Veran-
se Fensterprogramme existieren ausnahmslos in
staltern wurden entsprechende Änderungen
den alten Bundesländern. Sie werden überwie-
vereinbart, die inhaltliche Verbesserungen des
gend als halbstündige Informationsprogramme
Programms erwarten lassen. Der Erfüllung der
an Werktagen im Rahmen der bundesweiten
inhaltlichen Voraussetzungen bei der Veran-
Free-TV-Vollprogramme ausgestrahlt. Bei den
staltung von Regionalprogrammen wird in
durchschnittlichen Zuschauermarktanteilen der
den Lizenzierungsverfahren 2008 besondere
Regionalfenster gibt es deutliche Unterschiede,
Bedeutung zukommen. Am 24. Januar 2007
wobei die Sat.1-Fenster in den meisten Bundes-
beschlossen die Landesmedienanstalten, dass
Marktanteile der Regionalfenster 2007
Abb.
56
von RTL und Sat.1; in Prozent
Länder
RTL-Fensterprogramm
Bayern 1
15 Lokale RTL-Fensterprogramme 2
Marktanteil
Sat.1 Fensterprogramm
Marktanteil
5,6
17:30 live für Bayern
Baden-Württemberg RNF Life 3
k.A.
–
Bremen
7,8
17:30 live für Nieders. u. Bremen
Guten Abend RTL (RTL Nieders. u. Bremen)
13,4
17:30 live für Hamburg
11,0
–
11,3
Hamburg
Guten Abend RTL (RTL Hamburg)
Hessen
Guten Abend RTL (RTL Hessen)
3,4
17:30 live für Hessen
8,8
Nordrhein-Westfalen Guten Abend RTL (RTL H West)
6,3
17:30 live aus Dortmund
10,8
8,2
Niedersachsen
Guten Abend RTL (RTL Nieders. u. Bremen)
5,5
17:30 live für Nieders. u. Bremen
14,8
Rheinland-Pfalz
RNF Life 3
k.A.
17:30 live für Rheinland-Pfalz
10,6
Schleswig-Holstein
Guten Abend RTL (RTL Schleswig-Holstein)
4,7
17:30 live für Schleswig-Holstein
12,4
1 Zusätzlich wird am Wochenende landesweit das Bayern Journal samstags
auf Sat.1 und sonntags auf RTL ausgestrahlt.
2 Reichweite der Sender im Vermarktungsverbund TV-Bayern zwischen
18:00 Uhr und 18:30 Uhr
3 RNF Life strahlt sein Programm im Rhein-Neckar-Dreieck aus und versorgt Teile
von Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen mit seinem Programm
Basis: Fernsehpanel (D + EU), Zuschauer ab drei Jahren in den jeweiligen Empfangshaushalten des entsprechenden Bundeslandes/der entsprechenden Bundesländer
Quelle: AGF/GfK-Fernsehpanel/pc#tv aktuell/(SevenOne Media, RTL, TV Bayern)
12 6
ALM Jahrbuch 2007
Bundesland
Private Regional- und Lokalfernsehsender 2007
Zuordnung der Sender nach Aufsicht führender Landesmedienanstalt
gesamt
landesweites
TV 1
lokales /
regional. TV
lok. Spartenanbieter
Lokalsender
< 10.000 HH
Baden-Württemberg
19
–
10 2
9
–
Bayern
46
2
19
9
16
Berlin/Brandenburg
33
2
20 3
1
10
4
–
–
–
–
Bremen
3
3
Hamburg/Schleswig-Holstein
5
45
1
–
Hessen
3
26
1
–
–
–
9
–
7
Mecklenburg-Vorpommern
16
Niedersachsen
2
24
–
–
–
Nordrhein-Westfalen
9
3
5
–
1
Rheinland-Pfalz
7
16
62
–
–
Saarland
1
1
–
–
–
Sachsen
59
–
23 7
–
36
Sachsen-Anhalt
13
–
8
–
5
Thüringen
15
–
9
–
6
insgesamt 8
226
18
108
19
81
Vorjahr
234
18
111
19
86
1 inklusive landesweite Fernsehfenster; ohne Aus- und Fortbildungskanäle
2 RNF Plus und RNF Life werden als ein Programm gezählt. RNF ist bei der
LFK und LMK lizenziert.
3 Der Mischkanal Berlin mit 21 Anbietern wird als ein Programm gezählt.
4 »Sat.1 17.30 live – Das Magazin für Niedersachsen und Bremen« ist sowohl
bei der brema als auch bei der NLM lizenziert.
5 Die Regionalfensterprogramme von RTL und Sat.1 beziehen sich jeweils auf
Hamburg und Schleswig-Holstein. Sie hatten bisher gesonderte Zulassungen
der HAM und der ULR. Im Laufe des Jahres 2008 erhalten beide Regionalfensterveranstalter jeweils eine Lizenz der MA HSH für beide Bundesländer.
6 Sat.1 17.30 live aus Mainz ist sowohl bei der LPR Hessen als auch
bei der LMK lizenziert.
7 Chemnitz, Dresden und Leipzig Fernsehen werden als ein Programm
(Sachsen Fernsehen) gezählt.
8 Programme, die in mehreren Bundesländern lizenziert sind,
werden einfach gezählt (s. Fußnoten 2, 4 und 6).
Quelle: ALM, GöfaK; Stand: 31. Dezember 2007
die regionalen Programmfenster bei RTL und
ter der Sat.1 Norddeutschland GmbH und der
Sat.1 die gesetzlichen Voraussetzungen für ei-
RTL Nord GmbH 2007 jeweils zwei eigenstän-
ne medienkonzentrationsrechtliche Berücksich-
dige Lizenzen von der Niedersächsischen Lan-
tigung erfüllen. Bei Überschreitung der medien-
desmedienanstalt (NLM) und der Medienanstalt
konzentrationsrechtlichen Grenze von 25 Pro-
Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH).
zent Marktanteil können danach insgesamt bis
zu fünf Prozent in Abzug gebracht werden.
Aufgrund der neuen Rechtslage nach § 25
Die LMK Rheinland-Pfalz beschloss im Juni
2007, die Bewerberinnen News & Pictures Fernsehen GmbH und dctp Entwicklungsgesellschaft
Absatz 4 Satz 3 des neunten Rundfunkände-
für TV Programm GmbH als Veranstalterinnen
rungsstaatsvertrags erhielten die Regionalfens-
für Drittsendezeiten bei Sat.1 auszuwählen.
ALM Jahrbuch 2007
12 7
IN DEN BUNDESLÄNDERN
57
PRIVATES FERNSEHEN
Abb.
Kostendeckungsgrad
Abb.
58
von Lokal- und Regionalfernsehsendern
2005
2006
98
Regionales TV gesamt
97
116
Landesweite TV-Fenster
100
Lokal- und
Ballungsraum-TV gesamt
92
97
78
Ballungsraum-TV
91
101
Lokal-TV
102
0
20
40
60
80
100
120
140
Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006/2007.
Studie im Auftrag von acht Landesmedienanstalten.
4.2
Lokales/regionales Fernsehen
um 18:00 Uhr kontinuierlich wiederholen. Die
übrigen Sender beschränken sich aufgrund be-
Zum Jahresende 2007 waren in Deutschland
grenzter Ressourcen oder fehlender Anbindung
226 landesweite, regionale und lokale Fern-
an die Kabelkopfstationen auf wochenaktuelle
sehanbieter auf Sendung (inklusive lokale Spar-
Programmangebote, teilweise produzieren sie
tenanbieter). Ihre Gesamtreichweite umfasst ca.
auch Standbildangebote.
50 Prozent der deutschen Haushalte. Darin ent-
Laut der aktuellen Studie »Beschäftigte
halten sind auch mehrere große Regional- und
und wirtschaftliche Lage des Rundfunks in
Ballungsraumfernsehsender, die über acht Mio.
Deutschland 2006/2007« sind die Regional-
Haushalte in Deutschland erreichen. Bereits
und Lokal-TV-Angebote in Deutschland nach
die fünf großen Ballungsraumsender Hamburg1,
wie vor – trotz teilweise recht großer Zuschau-
TV Berlin, center.tv Düsseldorf, münchen.tv
erakzeptanz – mit einer schwierigen wirtschaft-
sowie rheinmaintv erreichen zusammen insge-
lichen Situation konfrontiert. Viele der Veran-
samt 6,49 Mio. TV-Haushalte in Deutschland.
stalter bewegen sich am Existenzminimum.
Es herrschen grundlegende Unterschiede
Es gibt jedoch deutliche Unterschiede bei ver-
bei der Programmstruktur zwischen einzel-
schiedenen Anbietertypen. Insgesamt gene-
nen Arten von lokalem und regionalem Fern-
rierten die Anbieter von Lokal- und Ballungs-
sehen: Die großen Ballungsraumsender kom-
raumfernsehprogrammen im Jahr 2006 einen
binieren über den Tag hinweg verschiedene
Betriebsverlust von rund zwei Mio. Euro –
aktuelle Programmelemente mit Programm-
das entspricht einem Kostendeckungsgrad
wiederholungen, während die kleineren Sen-
der gesamten Branche von 97 Prozent.
der täglich nur 30 bis 60 Minuten Programm
produzieren, das sie nach der Erstausstrahlung
12 8
ALM Jahrbuch 2007
Dieser Verlust wird maßgeblich durch den
Verlust bei Ballungsraum-TV-Programmen be-
Abb.
Erträge im regionalen Fernsehen nach Bundesländern
59
2005
2006
6,5
Baden-Württemberg
7,0
42,7
Bayern
45,3
7,4
Berlin/Brandenburg
9,9
11,5
Hamburg/Schleswig-Holstein
IN DEN BUNDESLÄNDERN
11,6
5,3
Nordrhein-Westfalen
6,7
10,3
Rheinland-Pfalz
10,6
6,4
Sachsen
7,2
27,4
Übrige Länder
26,4
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006/2007.
Studie im Auftrag von acht Landesmedienanstalten.
Ertragsstruktur im Lokal- und Ballungsraum-TV 2006
Teleshopping
2%
Werbung überregional
8%
Werbung regional
8%
Basis:
43,2 Mio. Euro Erträge
Auftragsproduktionen 16 %
Fördermaßnahmen
PRIVATES FERNSEHEN
Abb.
60
Sponsoring
25 %
Sonstige Erträge
23 %
18 %
Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2006/2007.
Studie im Auftrag von acht Landesmedienanstalten.
stimmt, der 2006 bei 3,2 Mio. Euro lag. Die An-
len, dass sich die wirtschaftliche Lage von
bieter von Lokalfernsehen erreichten hingegen
regionalen TV-Programmen damit geringfügig
einen geringen Gewinn von circa einer Mio. Eu-
verbessert hat.
ro. Bei den landesweiten TV-Fenstern entspra-
Regionale Fernsehprogramme konzentrie-
chen die Erträge den Aufwendungen; sie hatten
ren sich in einigen Bundesländern, vor allem
2006 damit ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis.
in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg
Im Vergleich zu den Vorjahren lässt sich feststel-
und Sachsen. Im Jahr 2006 waren insgesamt
ALM Jahrbuch 2007
12 9
70 Prozent der regionalen TV-Sender in der Ge-
Regel vor Ort eingespeist, die großen Kabel-
winnzone, wobei es abermals deutliche Unter-
netzbetreiber verbreiten ihre digitalen Pakete
schiede zwischen den verschiedenen Ländern
hingegen von wenigen zentralen Einspeise-
gibt: In Bayern liegen 90 Prozent der regionalen
punkten aus. Die Technische Kommission der
TV-Sender in der Gewinnzone, in Brandenburg
Landesmedienanstalten (TKLM) steht in inten-
75 Prozent, in Sachsen 70 Prozent und in Baden-
siven Gesprächen mit der KDG, um eine lokale
Württemberg nur 30 Prozent. Bayern ist hierbei
Einspeisung digitaler Programme in deren
das Bundesland, in dem die größten Erträge von
Kabelkopfstellen zu realisieren.
regionalen und lokalen TV-Sendern erwirtschaftet werden.
Unter allen privaten TV-Angeboten sind
Baden-Württemberg
■
2007 gab die Landes-
anstalt für Kommunikation (LFK) erstmals eine
Lokal- und Ballungsraumsender die am we-
Reichweitenstudie für die privaten Regional-TV-
nigsten wirtschaftlich erfolgreichen Programme.
Programme in Baden-Württemberg in Auftrag,
Dies ist zu einem Großteil auch dadurch bedingt,
die von TNS Infratest in München durchgeführt
dass Werbeeinnahmen nur in sehr viel gerin-
wurde. Die im Juli 2007 vorgestellte Studie
gerem Umfang als bei bundesweiten Program-
»Regional-TV Baden-Württemberg 2007« kommt
men oder selbst landesweiten Fenstern gene-
zu dem Kernergebnis, dass die regionalen pri-
riert werden können. Im lokalen Bereich sind
vaten TV-Programme eine echte Größe im Zu-
Tageszeitung und Radio die Hauptwettbewerber
schauermarkt Baden-Württembergs sind. So
um Werbeeinnahmen. Durch die meist geringen
liegt beispielsweise der Bekanntheitsanteil der
Reichweiten ist es schwer, überregionale Wer-
Programme bei 68 Prozent in Kabelhaushalten,
bung zu akquirieren. Zu diesem Zweck haben
in denen die privaten Programme hauptsäch-
sich Vermarktungsverbünde wie etwa die Bal-
lich verbreitet werden. Insgesamt 40 Prozent
lungsraum in Deutschland Programm- und Ver-
der Empfangshaushalte sehen regionale Pro-
triebsgesellschaft mbH im Jahr 2000 oder die
gramme mindestens einmal innerhalb von 14
G1 Media Vermarktungs GmbH 2006 gegrün-
Tagen (weitester Seherkreis).
det, die überregionale Werbung gezielter akquirieren. 2006 betrugen die Werbeeinnahmen
In Baden-Württemberg werden alle regionalen TV-Programme auch im digitalen Kabel-
44 Prozent und die überregionalen fünf Prozent
netz der Kabel BW angeboten, zudem gibt es
der Gesamterträge bei Lokal- und Ballungsraum-
hier eine Reihe weiterer regionaler Digital-Spar-
TV-Sendern. Sponsoring hingegen hat einen An-
tenkanäle im Angebot.
teil von 16 Prozent, während Auftragsprodukti-
Mit Fördermitteln der LFK existiert zudem
onen für Dritte zehn Prozent zu den Gesamter-
eine Satellitenkooperationsgemeinschaft: Auf
trägen beitrugen.
dem vom Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) betrie-
Nach wie vor stellt die Digitalisierung des
Kabelnetzes die regionalen und lokalen Fern-
benen digitalen Astra-Kanal werden seit 1. Oktober 2004 ebenfalls die Regionalmagazine von
sehveranstalter vor große Herausforderungen.
R.TV Karlsruhe von 20:30 bis 21:00 Uhr und
Dies hängt mit der technischen Zulieferung
TV Südbaden von 21:00 bis 21:30 Uhr ver-
zusammen: Lokale Programme werden in der
breitet, sodass alle drei badischen Sender über
13 0
ALM Jahrbuch 2007
Lokal-TV-Programme in Baden-Württemberg 2007
Abb.
61
in Kabelhaushalten; in Prozent
80
60
Bekanntheit
weitester
Seherkreis
40
VOX
n-tv
33,7
67,1
42,1
75,8
52,6
86,4
46,0
85,7
RTL II
N24
Basis: Personen ab 14 Jahren, Kabelverbreitungsgebiet des jeweiligen Senders
Quelle: LFK/TNS Infratest 2007
Satellit empfangbar sind. Auch der hessische
kreise zugeschnittene Servicemeldungen und
Ballungsraum-TV-Sender rheinmaintv verbreitet
Veranstaltungstipps, aber auch Filmberichte
sein Programm digital über Astra.
über Ereignisse vor Ort für Göppingen und Um-
Erstmals wurde in Baden-Württemberg zu-
gebung sendet. Im November 2007 erteilte die
dem am 4./5. Dezember 2007 in Karlsruhe der
LFK dem Sender R.TV Karlsruhe Lizenzen für
Fachkongress TV Komm. Karlsruhe veranstaltet,
die Gebiete Baden-Baden (R.TV Baden-Baden)
bei dem die regionale und lokale digitale TV-
und Pforzheim (R.TV Pforzheim).
Landschaft in Baden-Württemberg im Zentrum
stand. Dabei wurde auch ein »Digital-TV-Award«
Bayern
■
Die Förderung lokaler, regionaler
verliehen. Mit diesem Preis werden hervorragen-
und landesweiter Rundfunkangebote mit
de regionale TV-Angebote im digitalen Kabel
Mitteln aus dem Teilnehmerentgelt lief am
ausgezeichnet.
31. Dezember 2007 aufgrund der Änderungen
Darüber hinaus waren in Baden-Württem-
des Bayerischen Mediengesetzes, das am
berg folgende Entwicklungen im Bereich des
1. Januar 2008 in Kraft trat, ein Jahr vor dem
regionalen Fernsehens zu beobachten: Im Ju-
regulären Ende aus. Um die bestehende viel-
ni 2007 wurde der TV MedienService Johan-
fältige lokale und regionale Fernsehlandschaft
na Lux aus Brühl zur Veranstaltung des nicht
in Bayern zu sichern, sieht die neue Fassung in
bundesweiten lokalen Fernsehvollprogramms
Artikel 23 des Bayerischen Mediengesetzes für
Regionale-Informations-Kanal Brühl – RIK Brühl
eine Übergangsphase in den Jahren 2008 bis
für den Zeitraum von acht Jahren zugelassen.
2009 eine Finanzierung des lokalen und regio-
Im September 2007 erhielt die tvregional Ltd
nalen Fernsehens durch Fördermittel aus dem
& Co KG i.G. aus Schwetzingen die Zulassung
Landeshaushalt des Freistaates Bayern vor.
zur Veranstaltung des digitalen Fernsehvoll-
IN DEN BUNDESLÄNDERN
Kabel1
Im Rahmen des europäischen Beihilferechts
programms tvregional. Eine Lizenz erhielt auch
ist eine transparente Festschreibung des förder-
die Filstalwelle, die auf die einzelnen Land-
fähigen Funktionsauftrags erforderlich. Diese
ALM Jahrbuch 2007
131
PRIVATES FERNSEHEN
Lokalprog.
SWR
gesamt Fernsehen
48,3
85,2
55,3
87,5
40,4
0
68,4
20
Zuschauerreichweiten des bayerischen Lokalfernsehens
Abb.
62
Tagesreichweite Montag bis Freitag in Tausend
1028
1000
884
800
698
600
399
460
375
388
341
361
365
842
881
816
840
676
418
400
200
0
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
Quelle: Funkanalyse Bayern 2007
Reichweite des bayerischen Lokalfernsehens
Abb.
63
nach Empfangsebenen, Tagesreichweite (Mo – Fr), in Mio.
DVB-S 1
Kabel
DVB-T 2
82 %
2005
718.000
2006
644.000
4%
79 %
124.000
18 %
26.000
14 %
689.000
0
3%
146.000
82 %
2007
14 %
39.000
4%
120.000
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
31.000
0,8
0,9
1,0
1 ohne Kabel
2 ohne Kabel und DVB-S (bis Mai 2005: analoge Terrestrik)
Quelle: Funkanalyse Bayern 2007
Zuschauermarktanteil der Sat .1- und RTL-Fenster 2007
Abb.
64
Montag bis Freitag, in Prozent, in Bayern
Sat.1 17:30 Live für Bayern
RTL-Lokalfensterprogramme 18:00 –18:30 Uhr
14,3
2005
13,8
18,6
2006
16,5
13,7
2007
13,5
0
2
4
6
8
10
12
14
16
20
Basis: Bevölkerung ab 14 Jahren in Sat.1- bzw. RTL-Fensterhaushalten
Quelle: Funkanalyse Bayern 2007
13 2
ALM Jahrbuch 2007
22
erfolgt nach dem Bayerischen Mediengesetz
Sendern augsburg.tv, TV Allgäu und »intv – der
im Wege einer förmlichen Betrauung. Hier-
infokanal« den Satellitenkanal LokalSAT.
neue Medien (BLM) mit den Anbietern öffent-
raumsender münchen.tv und Franken TV via
lich-rechtliche Verträge ab. Der Medienrat der
DVB-T verbreitet. Seit November 2007 ist mün-
BLM verabschiedete daraufhin im Dezember
chen.tv über das digitale Kabelnetz der KDG
2007 die Satzung über die Förderung von loka-
in seinem Verbreitungsgebiet im Großraum
len und regionalen Fernsehangeboten. Die För-
München empfangbar. Für 2008 ist geplant,
dersatzung regelt zum einen das Verfahren der
alle 16 bayerischen lokalen Fernsehprogramme
Antragstellung und zum anderen das Verfah-
über digitales Kabel zu verbreiten. Sie sind
ren zur Ermittlung der Förderhöhe der einzel-
bereits seit Juli 2006 im Internet (Dienstleister
nen Programmangebote. Die maximale Förder-
TV1.de) als Stream und zum Teil auch on De-
summe beträgt für 2008 und 2009 jeweils
mand abrufbar. 2007 ist die Nutzung der bay-
neun Mio. Euro. 2008 stammen 4,5 Mio. Euro
erischen Lokalfernsehprogramme über den
aus Restmitteln des Teilnehmerentgelts.
digitalen Satelliten im Vergleich zum Vorjahr
Die im Frühjahr 2007 durchgeführte jährliche Funkanalyse Bayern zeigte erneut die
leicht gesunken: Von den 840 Tsd. Sehern
gestern schauten 120 Tsd. Personen pro Tag
beachtlich hohe Nutzung der in Bayern ver-
Lokalfernsehen über Satellit. Das entspricht 14
breiteten regionalen und lokalen Fernsehpro-
Prozent der gesamten Tagesreichweite (2006:
gramme. Die Zahl der absolut erreichten Zu-
18 Prozent der gesamten Tagesreichweite).
schauer stieg im Vergleich zum Vorjahr um drei
Ein Grund dafür könnte das stetig wachsende
Prozent auf 840.000 Zuschauer.
Gesamtprogrammangebot auf DVB-S sein.
Der Zuschauermarktanteil des landesweiten Fensterprogramms Sat.1 17:30 Live für
Berlin/Brandenburg
Bayern betrug laut Funkanalyse Bayern 2007
anstalter in Berlin/Brandenburg war der Start
13,7 Prozent und ist damit in seiner Sende-
des Vernetzungsprojekts im Jahr 2007 von
■
Für die Fernsehver-
zeit von 17:30 bis 18:00 Uhr Marktführer, der
besonderer Bedeutung. Die Medienanstalt Ber-
Zuschauermarktanteil des RTL-Lokalfenster-
lin-Brandenburg (mabb) fördert das Projekt mit
pogramms betrug 13,5 Prozent.
Um die wirtschaftliche Situation der Lokal-
IN DEN BUNDESLÄNDERN
Darüber hinaus werden die zwei Ballungs-
mehr als einer Mio. Euro und sichert damit
den Aufbau der notwendigen technischen Infra-
und Regionalsender durch Reichweitenstabili-
struktur. 23 Sender nehmen an dem Projekt teil.
sierung und -steigerung zu verbessern, initiierte
Ziel ist es, durch die technische Vernetzung der
die BLM 2003 ein Pilotprojekt zur Verbreitung
Sender den Programmaustausch zu vereinfa-
von Lokal-TV via digitaler Satellitenausstrahlung.
chen, damit das Programmangebot insgesamt
Hierbei werden jeweils mehrere räumlich be-
zu verbessern und die Aktualität und das Pro-
nachbarte Sender zu einem Satellitenprogramm
grammvolumen zu erhöhen. Ein Schwerpunkt
zusammengeführt. Seit dem 1. Januar 2008 ist
des Projekts liegt auch bei der leitungsgebun-
der Sender Regio TV Schwaben als neuer Gesell-
denen Programmdistribution zu den Kabelkopf-
schafter hinzugekommen und teilt sich mit den
stellen.
ALM Jahrbuch 2007
133
PRIVATES FERNSEHEN
zu schloss die Bayerische Landeszentrale für
Abb.
65
DVB-S-Verbreitung
regionaler und lokaler Fernsehprogramme
Programm
Sendezeit
Bayern
Frequenz: Astra 1F | 19,2º Ost | Transponder 92 | 12.246 MHz | Pol. vertikal
ONTV
18:00 – 19:00
19:00 – 20:00
20:00 – 21:00
21:00 – 22:00
22:00 – 23:00
23:00 – 24:00
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
TVA regional fernsehen
OTV – Oberpfalz TV
TRP 1 Teleregional Passau
RFL – Regionalfernsehen Landshut
Donau TV
TRP 1 – Teleregional Passau
Franken-SAT
18:00 – 19:00
19:00 – 20:00
20:00 – 21:45
21:45 – 22.30
22:30 – 23:15
23.15 – 00:00
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
TV touring Würzburg
TV Oberfranken
Franken TV (Nbg.)
TV touring Schweinfurt
TV touring Aschaffenburg
TV Oberfranken
Lokal SAT
18:00 – 19:00
19:00 – 19:30
19:30 – 20:00
20:00 – 21:00
21:00 – 21:30
21:30 – 22:00
22:00 – 22:30
22:30 – 23:00
23:00 – 13:30
23:30 – 24:00
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
TV Augsburg
intv – der infokanal
Regio TV Schwaben
TV Allgäu
intv – der infokanal
Regio TV Schwaben
intv – der infokanal
TV Allgäu
TV Augsburg
Regio TV Schwaben
münchen.tv/
Regionalfernsehen
Oberbayern
00:00 – 10:00
10:00 – 11:00
11:00 – 19:00
19:00 – 20:00
20:00 – 23:00
23:00 – 24:00
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
münchen.tv
RFO
münchen.tv
RFO
münchen.tv
RFO
Rheinland-Pfalz
Baden-Württemberg
Frequenz: ASTRA 1H | 19,2º Ost | Transponder 87 | 12.148,5 MHZ | Pol. horizontal
RNF Plus
24 Stunden
R.TV Karlsruhe
20:30 – 21:00 Uhr
Fensterprogramm auf RNF Plus
TV Südbaden
21:00 – 21:30 Uhr
Fensterprogramm auf RNF Plus
Hessen
Frequenz: ASTRA 1H | 19,2º Ost | Transponder 113 | 12.6335 MHZ | Pol. horizontal
rheinmaintv
24 Stunden
Quellen: BLM, Senderangaben; Stand: Ende 2007
Bremen
■
Im September 2007 startete »center.
von einer Veranstaltergemeinschaft aus Bremen
tv: Heimatfernsehen für Bremen und Bremer-
betrieben. Zwar hat center.tv ebenfalls eine
haven«. Der Sender ist über das Kabelnetz zu
IPTV-Lizenz von der Bremischen Landesmedien-
empfangen und sendet 24 Stunden, wobei zwi-
anstalt (brema) erhalten, sendete im Jahr 2007
schen 9:00 und 15:00 Uhr der Einkaufssender
aber ausschließlich analog im Kabel.
RTL Shop verbreitet wird. Das Programm wird
13 4
ALM Jahrbuch 2007
Die Landes-
rundfunkzentrale Mecklenburg-Vorpommern
NRW.TV vorrangig in das Kabelnetz eingespeist.
2007 wurden insgesamt elf Anträge für
(LRZ) erteilte im März 2007 dem Unternehmen
die Veranstaltung von neuen regionalen bzw.
mediadock GmbH, die den Lokal-TV-Sender
lokalen Fernsehangeboten bei der LfM einge-
tv rostock betreibt, die Zulassung für die Veran-
reicht. Im September 2007 vergab die LfM die
staltung eines lokalen/regionalen Fernsehpro-
Zulassung zur Veranstaltung des regionalen
gramms in den Kabelanlagen der Stadt Güstrow.
Vollprogramms center.tv Region Ruhr für zehn
Das Programm wird bereits in den Kabelan-
Jahre. Veranstalter ist die center.tv Heimatfern-
lagen der Stadt Rostock sowie in Bad Doberan
sehen Ruhr GmbH mit Sitz in Essen. Bei cen-
und Kühlungsborn verbreitet. Eine Neuaus-
ter.tv handelt es sich um ein tägliches 24-stün-
schreibung der Sendelizenz in Güstrow war
diges werbefinanziertes regionales Vollpro-
notwendig geworden, da der bisherige Betrei-
gramm. Das Programm von center.tv Region
ber des Lokalfernsehprogramms »Hallo Güstrow«
Ruhr kann laut Entscheidung der LfM vorrangig
seine Lizenz zurückgegeben hatte.
in bestimmte Kabelnetze im Ruhrgebiet einge-
Den beiden Lokalfernsehveranstaltern
speist werden. Im Oktober 2007 vergab die
neu’eins aus Neubrandenburg und Media TV
LfM zudem für zehn Jahre die Zulassung für
Studio Bad Kleinen wurde durch die LRZ eine
das lokale Fernsehvollprogramm TV Münster
Erweiterung ihres Sendegebietes durch die Er-
an die LW Medien GmbH & Co. KG. Ende Feb-
laubnis zur Einspeisung in weitere Kabelnetze
ruar 2008 erfolgte die Lizenzierung für jeweils
ermöglicht.
zehn Jahre für die Sender TV-Aachen, center.tv
Die LRZ plant in Zusammenarbeit mit dem
Region Aachen, CityVision, das Stadtfernsehen,
Landesverband Regional TV Mecklenburg-Vor-
center.tv Region Niederrhein, West1, MSL-TV
pommern e.V. eine landesweite Kopfstellenver-
und TV.Dortmund.
netzung für alle lokalen und regionalen Sender,
um einen intensiveren Programmaustausch und
Saarland
damit eine Qualitätssteigerung der Programme
(DVB-T) wurde im Dezember 2007 im Saarland
■
Digitales Antennenfernsehen
zu erreichen. Laut einer Studie im Auftrag der
gestartet. Neben diversen öffentlich-rechtlichen
LRZ ist lokales und regionales Fernsehen in Me-
Programmen kann im Saarland über DVB-T
cklenburg-Vorpommern außerordentlich popu-
auch das regionale Fernsehprogramm Saar TV
lär. Der Bekanntheitsgrad der lokalen Fernseh-
empfangen werden.
sender erreicht zwischen 98 und 100 Prozent,
der weiteste Seherkreis schwankt zwischen 75
und 85 Prozent.
Sachsen
■
Die Sächsische Landesanstalt für
privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)
verlängerte im Jahresverlauf 2007 Lizenzen für
Nordrhein-Westfalen
■
Im Februar 2007
Programmveranstalter wie CB Sächsische Fern-
stimmte die Landesanstalt für Medien NRW
sehcenter GmbH, OL Regionalfernseh GmbH,
(LfM) dem Antrag des privaten Senders NRW.
Sachsen Fernsehen Chemnitz, SGS Rundfunk-
TV zu, sein Programm 24 Stunden täglich zu
gesellschaft mbH, SAXN Media GmbH, Ballungs-
verbreiten. Als landesweites Programm wird
raumfernsehen in Sachsen (B.I.S), Vogtland
ALM Jahrbuch 2007
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IN DEN BUNDESLÄNDERN
■
PRIVATES FERNSEHEN
Mecklenburg-Vorpommern
Abb.
66
Anzahl lokaler/regionaler Web-TV-Angebote
in Deutschland
jeweils Januar
2007
2008
115
152
91
116
191
424
klassische TV-Sender (öffentlich-rechlich u. privat)
lokale, regionale Sender u. Offene Kanäle
22
61
17
reine Web-TV-Angebote
Quelle: global-itv.com, Goldmedia-Analyse; Stand: Januar 2008
Regional Fernsehen GmbH und Torgau TV.
In der Funkanalyse 2007 wurde insgesamt
Außerdem wurden Übertragungskapazitäten für
eine Steigerung bei der Akzeptanz der Lokal-
verschiedene lizenzierte Programme erweitert.
TV-Programme gemessen: So erhöhte sich die
Darüber hinaus kam im Jahr 2007 das von
Reichweite der Programme um 0,163 Mio. Per-
der SLM geförderte Vernetzungsprojekt der
sonen gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr
sächsischen Lokal-TV-Sender maßgeblich voran.
1,803 Mio. Personen ab 14 Jahren. Die Anzahl
Prinzipiell ist das Projekt in die Bereiche Veran-
der Zuschauer, die mindestens einmal inner-
staltervernetzung und Kopfstellenvernetzung
halb der letzten vier Wochen das lokale Fernse-
zu unterteilen. Das Projekt Veranstaltervernet-
hen eingeschaltet haben (weitester Nutzerkreis),
zung ermöglicht den teilnehmenden Sendern,
stieg im selben Zeitraum von 1,135 Mio. auf
ihre tagesaktuellen Programme und Werbe-
1,334 Mio. Zuschauer.
spots auszutauschen. So kann die Zuschauerakzeptanz durch neue Beiträge erhöht und die
Thüringen
Lokal-TV-Vermarktung im Verbund optimiert
ringer Landesmedienanstalt (TLM) die medi-
werden. Die Kopfstellenvernetzung überwin-
enrechtliche Unbedenklichkeit der Übernah-
det zudem den bislang nötigen Transport zu
me von Anteilen der Kueblerverlag AG an den
■
Im Juli 2007 bestätigte die Thü-
den Kabeleinspeisepunkten durch eine elektro-
lokalen Fernsehsendern plus.tv Erfurt, plus.tv
nische Programmaktualisierung.
Südwest, plus.tv Ostthüringen und plus.tv K28
Auch die DVB-T-Versorgung wurde in Sachsen im Jahr 2007 erweitert. Dabei werden wie
durch die Germany-TV GmbH. Hinter GermanyTV verbirgt sich der IPTV-Dienstleister Grid TV.
im Fall Leipzig Fernsehen auch regionale bzw.
Die Lokalfernsehsender plus.tv K28 und plus.tv
lokale TV-Programme zugelassen und über-
Südwest stellten ihren Sendebetrieb im Okto-
tragen. Gleichzeitig wird für das erste Quartal
ber 2007 ein. Nachfolger des Lokalfernseh-
2008 ein dreijähriger Test in Leipzig vorberei-
veranstalters TV Südthüringen, dessen Zulas-
tet, bei dem über ein kostengünstiges kleinräu-
sung im September 2007 auslief, wurde die
miges Sendernetz digitale Fernseh- und Hör-
Rennsteig TV GbR.
funkprogramme via DVB-T verbreitet werden.
13 6
ALM Jahrbuch 2007
Im September veröffentlichte die TLM eine
umfangreiche Inhaltsanalyse der Thüringer
Lokalfernsehsender. Die Ergebnisse zeigen,
dass die programmlichen Leistungen trotz wirtschaftlicher Probleme zufriedenstellend sind
und die meisten Veranstalter die festgeschriebenen Mindestsendezeiten für sendeeigenes,
originäres Programm erfüllen.
IN DEN BUNDESLÄNDERN
Um technisch-wirtschaftliche Lösungen für
die digitale Kabeleinspeisung von Lokalfernsehprogrammen zu finden, hat die TLM in Jena ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem
Kabelnetzbetreiber TeleColumbus und dem
Antennenhersteller Blankom (Bad Blankenburg)
initiiert. Ein lokaler Multiplex wurde in Betrieb
genommen, mit dem der Lokalfernsehsender
jena.tv und die beiden Hörfunkprogramme
Antenne Thüringen und Landeswelle Thüringen
Lokal-TV via Internet
■
PRIVATES FERNSEHEN
in das digitale Kabelnetz eingespeist werden.
In allen Bundeslän-
dern ist zu beobachten, dass die lokalen und
regionalen TV-Veranstalter zunehmend das
Internet als Vertriebsweg für ihre Programminhalte nutzen. Fast die Hälfte der lokalen und
regionalen Sender bieten Livestreams und /oder
Video-on-Demand-Angebote mit einzelnen
Sendungen auf den eigenen Internetseiten an.
Von den 692 deutschen Internetsendern waren
Anfang 2008 116 lokale bzw. regionale Sender oder Offene Kanäle. Die Anzahl der lokalen, regionalen Sender oder Offenen Kanäle ist
im Vergleich zum Januar 2007 um 28 Prozent
gestiegen.
ALM Jahrbuch 2007
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