Ausgabe Herbst 2014 - Verein der Mathematik

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Ausgabe Herbst 2014 - Verein der Mathematik
VAMP
VMP Vereinsanzeiger Ausgabe Winter 2014
Virus
> ansteckendes Lachen
> Virenforschung an der ETH
> Pest im Jahre 1630
IMPRESSUM
Redaktionsleitung Nathalie Ziehl, Lukas Feldhaus
Redaktion Lorenza Della Bruna, Enrico Del Re, Viola
Valentina Vogler, Alexander Malär
Mitarbeit Alex Bohn, Michael Stadelmann, Jonas
von Milczewski
Gestaltung/Satz Agnès Noyer
Titelbild http://upload.wikimedia.org/wikipedia/
commons/thumb/6/62/Ebola_Virus_%282%29.
jpg/1280px-Ebola_Virus_%282%29.jpg
Auflage 1000
Herausgeber Verein der Mathematik- und
Physikstudierenden an der ETH
CAB E33, Universitätsstr. 6, 8092 Zürich
Tel: +41 44 632 4998
E-Mail: [email protected]
Inhalt
VMP-Intern
4 Editorial
6 Präsikolumne
8 Hochschulpolitik
Titelthema: Virus
13 Viren, Pilze und Bakterien – die ETH
20 Freude ist ansteckend
221630: Pestepidemie in Norditalien
28 The third wave
31 eine politisch korrekte Pest
34 das Internet der Dinge
Sonstiges
39 Alumni
40 Weihnachten in Mittelerde
42 Vereinsnachrichten
45 Eventliste Zürich
49Movie-Rätsel
34
Vamp Winter 2014
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Viren, Pilze,
Bakterien-Forschung
an der ETH
das Internet der Dinge
3
VMP-Intern
Editorial
Mit jeder weiteren Kerze, die wir am
Adventskranz anzünden, wird es deutlicher: Die kalte Jahreszeit kehrt zurück.
Es ist die Zeit der aufgerissenen Fenster über voll aufgedrehten Heizungen,
der immer gleichen Weihnachtslieder
in den Läden, der von Schneepflügen
zugeschneeschaufelten
Bürgersteige.
Als ständig beschäftigter ETH-Student
vergisst man so langsam, wie Tageslicht
aussieht und in den Vorlesungen gehen
die Erklärungen des Professors im Husten und Niesen der Erkältungsopfer unter, die partout nicht zuhause bleiben
können. Um die wirklich angefressenen
Studenten lahmzulegen, muss die Natur
schon härtere Geschütze auffahren.
Tatsächlich gehören Grippewellen zur
jährlichen Tradition wie das Anzünden
der Kerzen am Adventskranz. Wer wirklich Angst vor Grippeviren hat, kann
sich ja impfen lassen und dadurch nur ein
bisschen krank werden. Ausserdem gibt
es Schlimmeres. Was ist die Grippe beispielsweise im Vergleich zu Ebola? Also
ich wüsste sofort, was für einen Kranken
ich lieber als Sitznachbarn hätte.
Am 21. November ist übrigens der
erste Ebolapatient in Genf eingetroffen,
damit hat die Krankheit also – mehr
4
oder weniger kontrolliert – offiziell die
Schweiz erreicht. Da wir den Schmierblättern in Sachen Panikmache in nichts
nachstehen wollen, hat sich unsere Redaktion ausgiebig mit Viren und Epidemien auseinandergesetzt. Wir bringen
euch biologische Fakten und verheerende historische Beispiele, dadurch
schüren wir nicht nur irrationale Ängste, sondern bilden unsere Leser auch
gleich weiter. Und nur für den Fall, dass
die europäische Bevölkerung dann doch
nicht von Ebola dezimiert wird und die
Aufregung umsonst war, haben wir uns
auch noch mit Computerviren und ansteckenden Ideen befasst. Die obligatori-
schen Weihnachtsartikel zwischendurch
dürfen natürlich nicht fehlen und sorgen
für gute Stimmung. Wenn die Anatomie es zuliesse, würde ich mir für diese
zynische Juxtaposition auf die Schulter
klopfen.
Auf diese Weise ist hoffentlich für jeden von euch etwas dabei.
Viel Spass mit dem neuen VAMP!
Nathalie

 [email protected]
Vamp Winter 2014
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VMP-Intern
Präsikolumne
Das Wort „Virus“ scheint doch erst
einmal eine abschreckende Wirkung
auf uns zu haben. Fieber, laufende Nasen, Halsschmerzen und alle möglichen
Krankheitssymptome sind so ziemlich
das Erste, was mir in den Sinn kommt,
wenn ich dieses Wort höre. Und dann
immer noch diese nervigen Computerviren, die genau dann meinen PC
lahmlegen, wenn ich ihn und die darauf
gespeicherten Daten unbedingt benötige. Dabei war ich doch auf gar keinen
Pornoseiten, habe Spammails immer
brav gelöscht und mich auch ansonsten größtenteils legal durch das World
Wide Web bewegt. Nein, meine ersten
Assoziationen zum Thema Virus sind
weiß Gott keine positiven!
6
Doch gibt es rein gar nichts Gutes,
was man damit in Verbindung bringen kann? Offensichtlich keine leichte
Aufgabe. Schon alleine das lateinische
Wort „virus“ bedeutet im Deutschen
so viel wie Schleim oder Gift. Beides
nicht gerade Sachen, bei denen uns
voller Freude das Herz aufgeht und
die wir als neues Lieblingskuscheltier
mit uns im selben Bett schlafen lassen
würden. Auch biologisch gesehen sind
Viren nicht wirklich liebenswert. Eigenständige Vermehrung ist nicht möglich. Gleich eines Kuckucks legt der
Virus sein Erbmaterial einer geeigneten
Wirtszelle ins Nest und benutzt diese
zum Ausbrüten vieler neuer Virionen.
Das geht irgendwie auch netter. Dass
sie daneben noch Erreger vieler fieser
Krankheiten sind, muss ich wohl gar
nicht erst aufführen.
Schließlich finde ich dann doch noch
eine zumindest halbwegs positive Redewendung, die das Wort Virus enthält:
Etwas verbreitet sich wie ein Virus. Hierbei wird dem Virus immerhin ein wenig
Anerkennung für seine doch recht clevere und effiziente Weise der Ausbreitung
entgegengebracht. Aber jemand, der so
unbeliebt ist, sollte sich auch über dieses
kleine Lob schon freuen. Zu gut durfte
ich selber die Wahrheit dieser Aussage
am eigenen Leib erfahren: Ein kleines
Missgeschick meinerseits beim VMP
Beerpongturnier gegen den AMIV und
keine 24 Stunden später werde ich von
jedem in meinem Bekanntenkreis schelmisch lächelnd gefragt, was ich denn
gestern Abend gemacht hätte. Also war
die virusartige Verbreitung des Gerüchts
zumindest in diesem Fall vielleicht auch
nicht wirklich positiv für mich.
Alles in Allem merke ich, dass es echt
nicht leicht ist, diesen kleinen Zeitgenossen etwas wirklich Gutes abzugewinnen, eventuell lehrt mich dieser VAMP
ja noch etwas anderes. Auf jeden Fall
wünsche ich euch allen eine schöne
Weihnachtszeit, allen Erstsemestrigen
wunderschöne Ferien, den anderen eine
hoffentlich erfolgreiche Prüfungsphase.
Bleibt verschont von Viren und kommt
alle heil, gesund und motiviert ins Jahr
2015, wo natürlich schon ganz viele coole VMP-Events auf euch warten.
Euer Alex

 [email protected]
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VMP-Intern
Jonas von Milczewski
Hochschulpolitik
Vieles an der ETH wird in den nächsten Jahren genau so bleiben, wie es ist,
ob wir das wollen oder nicht. Jedoch
wäre es vermessen, sich nur auf diese
Sichtweise zu beschränken, daher pflege
ich einen anderen Umgang und konzentriere mich auf Dinge, die sich verändern
werden oder gar neu entstehen. In diesem Zusammenhang möchte ich von der
Critical-Thinking-Initiative berichten.
Diese Intiative hat zum Ziel „die Studierenden der ETH Zürich zu kritischen und
unabhängig denkenden Persönlichkeiten
auszubilden. Im Laufe ihrer Ausbildung
sollen sie nicht nur Methodenkompetenz
und disziplinäres Wissen erlernen, sondern auch Möglichkeiten erhalten, an interdisziplinären und systemorientierten
Problemstellungen zu arbeiten.“ Das lässt
nun zunächst einmal weiten Interpretationsspielraum darüber zu, was genau im
Namen dieser Initiative geschehen wird,
ermöglicht uns dadurch jedoch an genau
diesem Gestaltungsprozess mitzuwirken.
Als Hochschulpolitikvorstand im
VMP interessiere ich mich in diesem Zusammenhang besonders für die Umsetzung im Rahmen unserer Departemente.
Eine erste, direkte Folge dieser Initiative
lässt sich bereits jetzt beobachten: Im FS
2015 wird, begleitend zu Physik II, die
Vorlesung
8
Philosophische Betrachtungen zur
Physik II angeboten, die philosophische und historische Hintergründe beleuchten wird. Weitere Ideen wären zum
Beispiel, ein an den Aufgaben vom International Young Physicists Tournament
(Beispiele dafür finden sich nach diesem
Artikel) und dem Innovationsprojekt
der Maschinenbauer orientiertes Anfängerpraktikum, bei dem sehr offene Problemstellungen behandelt werden. Auch
eine Art Physikerwochenende oder gar
Sommerakademie zusammen mit Professoren und Studenten wäre denkbar.
Und an dieser Stelle kommst Du ins
Spiel! Falls Du Vorschläge an eine Umsetzung der Critical-Thinking-Initiative
(bisher vornehmlich im D-PHYS) hast,
so schreib uns eine Mail oder komm einfach mal in unserem Büro im CAB vorbei. Solltest Du darüber hinaus Lust haben, nicht nur Input zu geben, sondern
dich für eine Umsetzung einzusetzen
oder diese sogar massgeblich mitzuorganisieren, so bist Du jederzeit eingeladen,
genau das zu tun! Schreib dazu einfach
eine Mail an [email protected] oder
komm vorbei! Wir freuen uns auf Eure
Ideen und Euer Engagement!

 [email protected]
IYPT: International Young
Physicists Tournament
Problems for the 28th IYPT 2015
Released by the IOC on July 11th, 2014.
Problems for the 28th IYPT 2015
„Would you
tell me,
which
I ought to walk from here?’’
th, 2014
Released
by please,
the IOC on
July 11way
„ That depends a good deal on where you want to get to,“ said the Cat.
“Would
“That depen
Lewis Carroll.
1. Packing
The fraction of space occupied by granular particles depends
on their shape. Pour non-spherical particles such as rice,
matches, or M&M’s candies into a box. How do characteristics
like coordination number, orientational order, or the random
close packing fraction depend on the relevant parameters?
2. Plume of Smoke
If a burning candle is covered by a transparent glass, the flame
extinguishes and a steady upward stream of smoke is
produced. Investigate the plume of smoke at various
magnifications.
3. Artificial Muscle
Attach a polymer fishing line to an electric drill and apply
tension to the line. As it twists, the fibre will form tight coils in a
spring-like arrangement. Apply heat to the coils to permanently
fix that spring-like shape. When you apply heat again, the coil
will contract. Investigate this ‘artificial muscle’.
4. Liquid Film Motor
Form a soap film on a flat frame. Put the film in an electric field
parallel to the film surface and pass an electric current through
the film. The film rotates in its plane. Investigate and explain
the phenomenon.
8. Su
When
layer
may
phen
9. Ho
A sim
ballo
devic
Inves
the 'l
10. S
It is p
grass
11. C
The
cons
semi
whisk
12. T
A bot
bottle
use s
13. M
Make
adjac
much
pend
ampl
9
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5. Two Balloons
14. C
When
obse
VMP-Intern
5. Two Balloons
Two rubber balloons are partially inflated with air and
connected together by a hose with a valve. It is found that
depending on initial balloon volumes, the air can flow in
different directions. Investigate this phenomenon.
6. Magnus Glider
Glue the bottoms of two light cups together to make a glider.
Wind an elastic band around the centre and hold the free end
that remains. While holding the glider, stretch the free end of
the elastic band and then release the glider. Investigate its
motion.
7. Shaded Pole
Place a non-ferromagnetic metal disk over an electromagnet
powered by an AC supply. The disk will be repelled, but not
rotated. However, if a non-ferromagnetic metal sheet is partially
inserted between the electromagnet and the disk, the disk will
rotate. Investigate the phenomenon.
“Would you tell me, please, which way I ought to walk from here?”
“That depends a good deal on where you want to get to,” said the Cat.
Lewis Carroll
ends
rice,
stics
dom
ame
e is
rious
apply
in a
ently
coil
field
ough
8. Sugar and Salt
When a container with a layer of sugar water placed above a
layer of salt water is illuminated, a distinctive fingering pattern
may be seen in the projected shadow. Investigate the
phenomenon and its dependence on the relevant parameters.
9. Hovercraft
A simple model hovercraft can be built using a CD and a
balloon filled with air attached via a tube. Exiting air can lift the
device making it float over a surface with low friction.
Investigate how the relevant parameters influence the time of
the 'low-friction' state.
10. Singing Blades of Grass
It is possible to produce a sound by blowing across a blade of
grass, a paper strip or similar. Investigate this effect.
11. Cat’s Whisker
The first semiconductor diodes, widely used in crystal radios,
consisted of a thin wire that lightly touched a crystal of a
semiconducting material (e.g. galena). Build your own ‘cat’s10 diode and investigate its electrical properties.
whisker’
pendulum can lead to und
amplitudes. Study and explai
14. Circle of Light
When a laser beam is aimed
observed on a screen perpe
phenomenon and investigat
parameters.
15. Moving Brush
A brush may start movin
horizontal surface. Investigat
16. Wet and Dark
Clothes can look darker or c
Investigate the phenomenon
17. Coffee Cup
Physicists like drinking co
laboratories with a cup
Investigate how the shape
other parameters affect the li
walking.
Authors: Alan Allinson, Jo
Artsiom Bury, Samuel Bylan
Łukasz Gładczuk, Timotheus
Krasulin, Valentin Lobyshev,
Namin, Stanisław Świdwińsk
Problem selection comm
Byland, Ilya Martchenko.
Epigraph selected by Evgen
an electric drill and apply
fibre will form tight coils in a
t to the coils to permanently
u apply heat again, the coil
al muscle’.
ut the film in an electric field
s an electric current through
ne. Investigate and explain
10. Singing Blades of Grass
It is possible to produce a sound by blowing across a blade of
grass, a paper strip or similar. Investigate this effect.
11. Cat’s Whisker
The first semiconductor diodes, widely used in crystal radios,
consisted of a thin wire that lightly touched a crystal of a
semiconducting material (e.g. galena). Build your own ‘cat’swhisker’ diode and investigate its electrical properties.
12. Thick Lens
A bottle filled with a liquid can work as a lens. Arguably, such a
bottle is dangerous if left on a table on a sunny day. Can one
use such a ‘lens’ to scorch a surface?
13. Magnetic Pendulum
Make a light pendulum with a small magnet at the free end. An
adjacent electromagnet connected to an AC power source of a
much higher frequency than the natural frequency of the
pendulum can lead to undamped oscillations with various
amplitudes. Study and explain the phenomenon.
ally inflated with air and
h a valve. It is found that
mes, the air can flow in
phenomenon.
together to make a glider.
entre and hold the free end
der, stretch the free end of
e the glider. Investigate its
disk over an electromagnet
sk will be repelled, but not
netic metal sheet is partially
et and the disk, the disk will
.
14. Circle of Light
When a laser beam is aimed at a wire, a circle of light can be
observed on a screen perpendicular to the wire. Explain this
phenomenon and investigate how it depends on the relevant
parameters.
15. Moving Brush
A brush may start moving when placed on a vibrating
horizontal surface. Investigate the motion.
16. Wet and Dark
Clothes can look darker or change colour when they get wet.
Investigate the phenomenon.
17. Coffee Cup
Physicists like drinking coffee, however walking between
laboratories with a cup of coffee can be problematic.
Investigate how the shape of the cup, speed of walking and
other parameters affect the likelihood of coffee being spilt while
walking.
Authors: Alan Allinson, John Balcombe, Roderick Bloem,
Artsiom Bury, Samuel Byland, Nikita Chernikov, Lars Gislén,
Łukasz Gładczuk, Timotheus Hell, Mihály Hömöstrei, Stanislav
Krasulin, Valentin Lobyshev, Ilya Martchenko, Reza Montazeri
Namin, Stanisław Świdwiński, Boris Vavrík, Evgeny Yunosov.
Problem selection committee: John Balcombe, Samuel
Byland, Ilya Martchenko.
Epigraph selected by Evgeny Yunosov.
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Virus
VIRUS
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Virus
Lukas Feldhaus
Viren, Pilze und Bakterien – die ETH
Wir alle tragen sie bei uns, sie helfen uns beim Essen, Verdauen und
Denken, beim Transport von Nährstoffen und bei der Abwehr von
Invasoren, die unseren Körper als Brut- und Lagerstätte für ihre unzählbare Nachkommenschaft ausnutzen wollen.
Natürlich ist hier die Rede von Viren
und Bakterien. Wenn wir sie nicht hätten, dann wären wir alle tot. Unglücklicherweise werden die Begriffe „Virus“
und „Bakterie“, oder auch „Bazille“
nicht zu Unrecht gemeinhin als sehr abwertende und fast schon vernichtende
Aussagen über andere Menschen wahrgenommen. Viren und Bakterien sind
beständig auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich zu teilen und fortzubestehen. Während sie also tierische, pflanzliche und menschliche Zellen befallen
gibt es jedoch den einen oder anderen
ausgeklügelten Abwehrmechanismus,
der die Attacke abzuwehren weiss.
Forscherteams von der ETH und vielen anderen Universitäten weltweit sind
dabei, diesen faszinierenden und hochkomplexen Wettlauf zu entschlüsseln
und zu beobachten. Und ihn vielleicht
sogar in die angenehmere Richtung zu
beeinflussen.
Viren: Ebola, HIV,
Antikörper und Angriffstechnik
Ebola
Das Drama, das sich derzeit vor allem
in Liberia und einigen anderen Ländern
Westafrikas abspielt, handelt von der
Ausbreitung einer Viruserkrankung. Einige ihrer Mutationen töten 80-90% der
Wirte, die sie befallen. Man geht davon
aus, dass die Ursprünge Ebolas in Affen und Flughunden zu finden sind, die
von Menschen als „Bush Meat“ verzehrt
worden sind. Die Variante des Virus, die
zurzeit die Zeitungen und Nachrichten
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/
Ebola_virus_virion.jpg
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Virus
mitbeherrscht, nennt sich Zaïre-Mutation. Sie ist durchaus gefährlich, aber
eigentlich müsste auch sie durch einige
Hygienestandards, wie wir sie alle im
Kindesalter lernen, eine angemessene
medizinische Behandlung und straffe
und organisierte Quarantänestationen
eingegrenzt werden können. Das ist
auch der Grund dafür, weshalb Ebola
kaum eine Gefahr für Europa darstellt.
In oben genannten Ländern ist die Bildung allerdings zu gering und die Möglichkeiten der Gesundheitsorganisationen zu limitiert, um schneller zu einem
Erfolg zu gelangen.
Ebola tritt über Körperflüssigkeiten
oder durch Hautkontakt über kleine
Risse oder Wunden in den Körper ein.
Dann wird der Virus von sogenannten
dendritischen Zellen „gefressen“ und
auf direktem Weg zu Immunzellen in
die Lymphknoten transportiert. Diesen soll der Virus als zu bekämpfender
Fremdkörper präsentiert werden. Jedoch ist dieser Transport für den Virus
die schnellste Art, sich im Körper auszubreiten.
onszeit, also die Zeitdauer zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit,
die Zeit, in der eine Ansteckung möglich
ist und die Reproduktionsrate, also wie
schnell sich die Krankheit verbreitet, errechnet werden.
Zwischen Mai und Juni 2014, zur Zeit
der Analyse, betrug die Reproduktionsrate von Ebola 2.1 (ein Wert unter 1
lässt auf einen Rückgang der Krankheit
schliessen). Die Inkubationszeit berechnete sich auf fünf Tage und die Zeit der
Ansteckmöglichkeit auf die Zeitspanne
von 1.2 bis 7 Tage nach der Ansteckung.
Diese mathematischen Modelle können Gesundheitsorganisationen und
Regierungen erfolgreich dabei helfen,
gegen eine Krankheit vorzugehen. Sie
geben zum Beispiel Hinweise darauf,
wie lange eine Ausgangssperre andauern
müsste, um wirksam zu sein.
Ein Forscherteam um Tanja Stadler,
Professorin für Computational Evolution am Departement Biosysteme der
ETH, hat zur Analyse des Ebola-Virus
und anderer Krankheiten ein Programm
entwickelt.
Mit diesem können sowohl InkubatiTanja Stadler
http://www.bsse.ethz.ch/department/people/detail-person.
html?persid=160309
14
HIV
In diesem Jahr machte ausserdem ein
anderes Forscherteam um Roland Regös am Institut für theoretische Biologie
eine überraschende Entdeckung in Bezug auf HIV.
Eventuell könnte es von grossem Nutzen sein, eine gewisse Toleranz gegen
diesen Virus zu entwickeln. Und zwar
indem er vom Körper akzeptiert wird.
Mit einem ähnlichen Virus infizierte
Mäuse, deren Immunsystem nicht gegen den Virus an sich kämpfte, sondern
nur die Folgen minderte, hatten längere
Überlebenschancen und einen weniger
heftigen Krankheitsverlauf als andere
Mäuse, deren Körper sich vehement zur
Wehr setzte.
Normalerweise bekämpft auch der
menschliche Körper den Virus sogar
recht erfolgreich, bis irgendwann nur
noch 200 Immunzellen pro millionstel
Liter Blut übrig sind. Dann bricht die
Krankheit aus.
Wenn jedoch ein gewisser Kommensalismus erreicht werden könnte, so würden Anpassungen des Virus unterdrückt
werden. Im Normalfall wird die Flexibilität des Virus jedoch geradezu herausgefordert. Ein „evolutives Wettrüsten“ der
beiden Parteien führt bis jetzt meistens
zur Ausschaltung des menschlichen Immunsystems.
Vamp Winter 2014
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:HIV-1_Virus.png
Zelleninfiltration
Ganz allgemein reproduzieren sich
Viren, indem sie Erbgut in den Zellkern
einer Wirtszelle einschleusen. Aufgrund
dieses Erbguts verändert sich die Arbeit
dieser Zelle. Sie produziert ab dann fast
nur noch Kopien des Virus, wobei sich
das Erbgut beim Kopieren und in den
Transportprozessen oftmals verändert,
was die hohe Mutationsrate bei Viren
erklärt.
Bis vor Kurzem war allerdings noch
unklar, wie die Viren es überhaupt schaffen, ihre äussere Schale, die das Erbgut
schützt und ausserdem für Stabilität
sorgt, aufzuknacken und die RNA freizugeben. Diese Schale heisst Kapsid.
15
Virus
Mehrere Forscherteams, darunter
eins von der ETH, konnten diesen Vorgang nun aufklären. Der Virus dockt an
der Zelle an und sendet ein Signal, dass
er gerne in die Zelle gelangen möchte.
Also wird er von der Zelle in einem
Bläschen eingeschlossen und zum Zellkern transportiert. Auf dem Weg dahin
sorgt der Virus für eine Übersäuerung
der Flüssigkeit im Bläschen und das
Kapsid verschmilzt mit der Bläschenhaut. Nun sorgt der Virus dafür, dass der
zelleigene Abfallentsorgungsmechanismus die Virusoberfläche für ein Abfallprodukt hält. Verschiedene Proteine und
andere Moleküle reissen das Kapsid auf.
Daraufhin dringen die RNA-Stränge des
Virus, die so filigran gestaltet sind, dass
sie durch die Zellkernwand hindurchpassen, in ebendiesen ein. Die Zelle ist
infiltriert. (Das einzig Seltsame an dieser
Geschichte ist wohl, dass sich Biologen
gerne einer abgebrühten Geheimdienstsprache bedienen…)
Manfred Kopf
16
http://www.mhs.biol.ethz.ch/Research/Kopf/index.jpg/image
Gegenwehr
Häufig leiden Patienten, die sich mit
Influenza-Viren angesteckt haben, unter
Atemnot. Das erklärt sich dadurch, dass
von Viren zerstörte Zellen und angesammelter Schleim die Lungenbläschen
bedecken und das Atmen so erschweren.
Bisher ging man davon aus, dass die
sogenannten alveolären Makrophagen,
Fresszellen der Lunge, nur Bakterien
und Pilze zusammen mit dem eben erwähnten grünen Schleim vernichten
würden.
Einer Forschergruppe um Manfred
Kopf vom Institut für Molekulare Gesundheitswissenschaften der ETH Zürich hat jetzt jedoch nachgewiesen, dass
diese Zellen auch zur Minderung der
Komplikationen bei einer Viruserkrankung beitragen. Sie fressen die Viren
zwar nicht direkt, man könnte sie jedoch
mit einem Staubsauger vergleichen, der
durch die Lunge rollt und störenden
Dreck verschwinden lässt.
Im Zuge der Erforschung dieses Effekts ist den Wissenschaftlern des Weiteren aufgefallen, dass die Makrophagen
durch exakt dasselbe Molekül gesteuert
werden, das eigentlich den Stoffwechsel
von Fettzellen und deren Empfindlichkeit gegenüber Insulin regelt. Deswegen
gibt es auch schon einige Medikamente,
die im Zuge der Diabetes-Behandlung
direkt auf dieses Molekül zugreifen.
Ob es bald auch Pillen zur Steuerung
der Fresszellen geben wird, steht allerdings noch in den Sternen.
Ari Helenius
http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/070924-benoistverkuendung/helenius-l?hires
Ein weiterer Abwehrmechanismus
von Viren wurde von den Forscherteams um Ari Helenius, Professor für
Biochemie an der ETH und um Olivier
Voinnet, Professor für RNA-Biologie,
entdeckt.
Anscheinend handelt es sich hierbei
um eines der ältesten Systeme zur Abwehr von Viren, das sich im Laufe der
Evolution entwickelt hat. Es findet sich
nämlich sowohl in Pflanzen und Tieren,
als auch bei Menschen.
NMD (Nonsense- mediated mRNA
decay) ist ein Vorgang, der es erlaubt,
fehlerhafte Boten-mRNA-Moleküle aus
dem Verkehr zu ziehen. Dabei hat es
sich anscheinend so ergeben, dass das
genetische Informationsmaterial, das
die RNA-Viren in eine Zelle einschleusen wollen, fast genauso aussieht wie
besagte kaputte mRNA-Stränge. Eine
Reproduktion dieses Virus ist dann unmöglich!
Leider ist diese Art der Viruszerstörung aber nicht zu 100% wirksam. Sonst
gäbe es auf der Welt mittleerweile keinen RNA-Virus mehr. Und dazu zählt
auch HIV.
Vamp Winter 2014
Oivier Voinnet
https://www.ethz.ch/en/news-and-events/media-information/media-releases/2013/06/extraordinary-researcher-honoured/_jcr_content/rightpar/contextinfo/fullwidthimage/
image.imageformat.lightbox.792424902.png
17
Virus
Bakterien und Antibiotika
Der Segen, der die Antibiotika für
uns Menschen sind, ist in Worten kaum
zu beschreiben. Abermillionen von
Menschen wurde das Leben gerettet,
weil ihnen Bakterien nichts anhaben
konnten. Das beste Beispiel ist wohl die
Schwindsucht, die im 18. Und 19. Jahrhundert unzählige Todesopfer forderte.
Vor allem Arbeiter der grossen Fabriken waren damals betroffen. Mangelnde
Hygiene und extreme Armut liessen die
Menschen fast schutzlos zurück. Bis Penicillin erfunden wurde und es im Zuge
seiner Produktion und Weiterentwicklung den Ärzten über Nacht ermöglichte, Tuberkulose erfolgreich zu bekämpfen. Doch noch im Jahre 2012 starben
nach Angaben der WHO 1.2 Millionen
Menschen an den verschiedenen Arten
der Mykobakterien. Fehlender Zugang
zu adäquaten Medikamenten oder auch
ausbleibende Wirkung der vorhandenen
Antibiotika führen dazu, dass eine der
tödlichsten Krankheiten der Menschheitsgeschichte weiterhin existiert.
An der ETH wird im Zuge der Antibiotikforschung unter anderem auf die
Untersuchung von Ribosomen unter
dem Elektronenrastermolekül gesetzt.
Für die dafür benötigte Auflösung von
etwa 3.4 Angström werden auch modernste Verfahren der Massenspektrometrie und neue Elektronenkameras
verwendet, die auch kleinste Bewegungen ausgleichen können.
18
Als Ribosomen werden dabei die Moleküle der Zelle oder des Bakteriums bezeichnet, die neue Proteine zusammensetzen. Viele Antibiotika wirken, indem
sie sich in den Spalt setzen, in dem die
neuen Proteine zusammengesetzt werden. Dadurch wird das Ribosom wirkungslos. Das Bakterium stirbt. Oder
eben die Zelle, die ja genauso funktioniert.
Die Forscher untersuchen also auf das
genaueste die Strukturen der Bakterienund der menschlichen Ribosomen. Auf
diese Art und Weise können dann neue
Antibiotika sozusagen am Computer
und später im Labor entworfen werden.
Ausschnitt aus der Struktur der grossen Untereinheit des mitochondriellen Ribosoms beim Säugetier. (Grafik: Gruppe Prof. N. Ban / ETH
Zürich)
Resistenzen
Es ist ein grosses Problem, dass viele
Bakterien eine Multi-Resistenz gegen
alle möglichen Antibiotika entwickelt
haben. Wenn zu oft und zu viel der Antibiotika gegeben wird und nicht direkt
alle Bakterien absterben, so ist die Chance gross, dass das Bakterium eine natürliche Widerstandsfähigkeit dagegen entwickelt.
Um neue Möglichkeiten zur Krankheitsbekämpfung zu erschliessen hat
deswegen eine Gruppe von Forschern
aus aller Welt unter der Mitwirkung der
ETH (Gisbert Schneider, Professor
für Computer-gesteuertes Wirkstoffdesign am Institut für Pharmazeutische
Wissenschaften) eine computerbasierte
Methode zur Wirkungsanalyse von Natur-Heilmitteln entwickelt. Auf diese Art
wurden schon mehr als 210‘000 Naturstoffe analysiert. Wenn das Verständnis
der Funktionsweise der Wirkstoffe erst
einmal da ist, können so neue, eventuell
leichter zu synthetisierende, Moleküle
entwickelt werden.
Gisbert Schneider
http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/111117_
interferon_fb/111117_Schneider_Gisbert_l.jpg?hires
Das Programm zerlegt dabei die chemische Struktur der Stoffe in kleine
Fragmente. Diese werden dann mithilfe
einer chemischen Datenbank eingeordnet und mögliche Interaktionspartner
in Bakterien werden gesucht. Zuerst
einmal sind das nur andere Moleküle,
aber so bietet sich schon ein erster Rückschluss auf die Wirkungsweise an.
Natürlich ist diese Art der Suche nicht
nur auf Bakterien oder Viren beschränkt!
Auch die Hemmung des Wachstums von
Tumorzellen wird hier untersucht. 
Quelle: https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news.html
Vamp Winter 2014
19
Virus
Alexander A. Malär
Freude ist ansteckend
oder ein Schlag ins Gesicht
– Ein Weihnachtsartikel
Das Jahresende naht und eine Adventskerze nach der anderen wird
angezündet.
Während unserer letzten Redaktionssitzung zu unseren unglaublich positiven Themen zur Jahreszeit habe ich
mich dementsprechend für einen kurzen Weihnachtsartikel eingesetzt. Wie
man sieht, wurde mir das Recht, ihn
zu schreiben, gewährt. Welcher Aspekt
von Weihnachten passt nun am besten
zu unserem Hauptthema? Man vergesse einmal den ganzen Stress, die Hektik
oder den Drang, etwas zu verschenken.
Weihnachten ist die besinnliche Zeit
des Jahres, zumindest sollte sie das sein.
Heutzutage wird das Thema oftmals nur
noch oberflächlich behandelt und man
vergisst, worum es geht. Der eigentliche
Sinn von Weihnachten ist es Fröhlichkeit zu bekommen und Fröhlichkeit zu
verschenken. Da wären wir schon beim
Hauptthema, der Sinn von Weihnachten
ist, zu versuchen, Leute anzustecken,
und zwar mit Freude. Klingt kitschig, ist
es vielleicht auch, aber darum geht es.
Schwert. Oftmals geht der Versuch nach
hinten los, und es ist weder so einfach,
wie man es sich erhofft, noch bekommt
man die Reaktion, die man erwartet. Ein
Klassiker ist es, am Montag aufzustehen, lächelnd an die Uni oder zur Arbeit
zu kommen und die Leute mit einem
freudigen „einen schönen guten Morgen“ zu begrüssen. Nicht alle Menschen
sind Morgenmenschen und eine solche
Art des Frohsinns stösst oftmals auf ein
missmutiges Grummeln. Gleichzeitig ist
es auch nicht ratsam, direkt beim Mittagessen vor einer Prüfung überglücklich zu
wirken. Aus Erfahrung kann ich sagen,
dass das nicht unbedingt gut ankommt.
In solchen Situationen kassiert man
manch einen bösen Blick; man muss
sich nicht wundern, wieso manchmal
die Antwort etwas giftig ausfällt. Es gibt
für alles eine Zeit und es braucht auch
ein bisschen Feingefühl, um zu verstehen, wann diese gekommen ist.
Jemanden mit Freude anzustecken ist
nicht einfach, und es funktioniert auch
nicht immer. Es ist ein zweischneidiges
Positiv in den Tag zu starten und zu
versuchen, die Mitmenschen mitzureissen, kann auch erfreuliche Auswir-
20
kungen haben. Gibt es eine Vorlesung,
auf die man wenig Lust hat, kann man
trotzdem versuchen, es positiv zu sehen. Schafft man es diesen Optimismus
auch auf seine Kollegen zu übertragen,
kann besagte Vorlesung sehr angenehm
und unterhaltsam werden. Ist das Klima
mit mehr Fröhlichkeit geladen, ist es für
alle Beteiligten amüsanter. Ein ähnliches
Prinzip findet sich auch in allen möglichen Lehraktivitäten wieder. Wenn
man versucht, etwas beizubringen indem man seine ganze Begeisterung und
Leidenschaft für sein Fach miteinbringt,
kann man Leute damit anstecken. Es ist
eine anerkannte Tatsache, dass ein motivierter Übungsassistent meistens auch
ein guter Übungsassistent ist. Gleichzeitig wird man eher durch einen Vulkan
Vamp Winter 2014
voller Freude als von einer Schlaftablette
motiviert, sich in etwas vollauf reinzuknien.
Zum Erstaunen vieler sind es die einfache Gesten, die Freude vermitteln.
Man muss weder übertrieben gut gelaunt in den Tag gehen, noch auf eine
nervige Art und Weise die Leute daran
erinnern, glücklich zu sein. Oft ist es nur
ein kleines Lächeln, das man verteilt.
Eine kleine Freundlichkeit in der Mensa,
an der Kasse oder auf der Strasse kann
viel bewirken und den Tag von einigen
Menschen erleichtern. Es sind kleine
Handlungen, die nicht viel kosten aber
dennoch einiges in Gang setzen können.
Dies ist unserer Beitrag zur kalten Jahreszeit und darüber hinaus.

Tino Höfert / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by)
21
Virus
Lorenza Della Bruna
Was man im Notfall nicht tun sollte
Die Pestepidemie in Norditalien im Jahre 1630
Rinderwahn, H5N1, Schweinegrippe und seit Kurzem Ebola: Durch die
Massenmedien wird heutzutage ständig
die nächste Epidemie beschrien. Der
Herkunft ist nicht mehr so wichtig: Mit
der ansteigenden Beweglichkeit der Bevölkerung kann eine Grippe von Japan
in weniger als 24 Stunden in die Schweiz
kommen. Das Bundesamt für Gesundheit zeigt sich nicht unvorbereitet, und
nicht nur durch Impfstoffe und Reserven
von Antiviralen. Überall hängen HowTo-Poster, die illustrieren, wie sich man
optimal die Hände wäscht, die Tür mit
minimalem Ansteckungsrisiko öffnet
und am besten auf ein Niesen reagiert.
Es werden Bestimmungen für eine geeignete Anordnung der Tische in einer
Schulklasse gegeben und Gratismuster
von Desinfektionsmitteln verteilt.
Die Leute reagieren anfänglich
oft mit Unruhe, bis nach einer gewissen Zeit der Kommentar „Das war aber
schlussendlich gar nicht nötig“ wieder
zu hören ist.
22
Was wäre hingegen, wenn der Staat,
auch im Fall eines hohen Risikos, nichts
machen würde? Das war der Fall bei einer der schlimmsten Epidemien Europas: Die Pest in Norditalien. Im Werk I
promessi sposi1 von Alessandro Manzoni,
findet man eine berühmte Beschreibung
der Plage, die in den dreissiger Jahren
des siebzehnten Jahrhunderts die Stadt
Mailand dezimierte.
Die Lombardei befindet sich bereits
in Schwierigkeiten nach einer langwierigen Hungersnot, als im Herbst 1629
– im Rahmen des Krieges zwischen Spanien und Frankreich – die Armee von
Albrecht von Wallenstein in Mailand
anhält. Die Truppen dirigieren sich aus
dem Veltlin nach Mantua und bringen
die tödliche Krankheit mit.
Als Mitglied des Sanitätsgerichtes,
warnt Alessandro Tadino den mailändischen Gouverneur Don Gonzalo Fernandez de Cordoba vor der Gefahr und
versucht, ihn davon zu überzeugen, Vorsorgemaßnahmen zu treffen.
„[Il governatore] rispose che non sapeva
cosa farci; che i motivi d’interesse e di riputazione, per i quali s’era mosso quell’esercito,
pesavan più che il pericolo rappresentato;
che con tutto ciò si cercasse di riparare alla
meglio, e si sperasse nella Provvidenza.“2
„[Der Gouverneur] antwortete nämlich,
er wisse nicht, was dabei zu tun sei; daß die
Beweggründe des Vorteils und der Ehre,
deretwegen sich jenes Heer in Bewegung gesetzt habe, mehr wögen, als die ihm vorgestellte Gefahr; daß trotz all dessen auf das
beste gesorgt und auf die Vorsehung gehofft
werden solle.“3
Ein Monat später sieht der Arzt Lodovico Settala, der die vorherige Epidemie in
1576 erlebt hatte, die Pest sich um Lecco4 verbreiten und schlägt einen Cordon sanitaire um die Stadt vor. Aber auch der neue Gouverneur Ambrogio Spinola gibt zu
verstehen, dass die Regierung im Moment andere Prioritäten hat.
„V’andarono, e riportarono: aver lui
di tali nuove provato molto dispiacere,
mostratone un gran sentimento; ma i pensieri della guerra esser più pressanti: sed belli
graviores esse curas.“5
„Sie begaben sich zu ihm und berichteten
dann: derlei Neuigkeiten hätten ihm viel
Mißvergnügen bereitet, und er habe tiefes
Mitgefühl dafür bezeigt; aber die Sorge um
den Krieg sei dringlicher: sed belli graviores
esse curas .“6
Das städtische Leben geht weiter wie üblich. Es werden Feierlichkeiten für die Geburt des Erstgeborenen des Königs von Spanien, Philipp IV, gehalten und, trotz der
ersten Opfern, sogar der Karneval gefeiert. Die Ansteckungen werden mit der Zeit
immer häufiger, die Leuten weigern sich aber zu glauben, die Pest sei in der Stadt
angekommen und versuchen, immer andere und weniger furchtbare Erklärungen zu
finden.
Nachdem auf Anordnung vom Sanitätsgericht alle Kranken- und Verdachtsfälle
zum Lazarett transportiert werden müssen, verstecken viele Leute erkrankte Freunde oder Angehörige und schweigen über Todesfälle, und wer, wie die Ärzte, etwas zu
tun versucht, macht sich bei der Bevölkerung unbeliebt.
1 Deutsch: Die Verlobten oder Die Brautleute.
2 I promessi sposi, Edizioni scolastiche Mondadori, Verona, 1976, Kap. 28.
3 Die Verlobten, deutsche Übersetzung von A. Saager, und T. Sapper, Schweizer Druck- und Verlagshaus
AG Zürich, 1957, Kap. 27.
4 Lombardische Stadt auf dem Comer See, 60 km nordlich von Mailand.
5 A. Manzoni, op. cit., Kap. 31.
6 Deutsch von A. Saager, T. Sapper, op., cit., Kap. 29.
Vamp Winter 2014
23
Virus
„E certo fu singolare, e merita che ne sia
fatta memoria, la condizione in cui, per
qualche mese, si trovaron quegli uomini,
di veder venire avanti un orribile flagello,
d’affaticarsi in ogni maniera a stornarlo,
d’incontrare ostacoli dove cercavano aiuti, e
d’essere insieme bersaglio delle grida, avere
il nome di nemici della patria: pro patriae
hostibus, dice il Ripamonti7. Di quell’odio
ne toccava una parte anche agli altri medici
che, convinti come loro, della realtà del contagio, suggerivano precauzioni, cercavano
di comunicare a tutti la loro dolorosa certezza. I più discreti li tacciavano di credulità e d’ostinazione: per tutti gli altri, era
manifesta impostura, cabala ordita per far
bottega sul pubblico spavento.“8
„Und ganz gewiß war die Lage seltsam
und bemerkenswert, in der sich jene Männer einige Monate hindurch befanden, die
eine furchtbare Plage herannahen sahen,
sich auf alle Weise anstrengten, sie abzuwenden, und außer den Schwierigkeiten in
der Sache auch noch allenthalben Hindernisse im bösen Willen antrafen, zu gleicher
Zeit die Zielscheibe von Anklagen waren
und in dem Rufe standen. Feinde des Vaterlandes: pro patriae hostibus zu sein, sagt
Ripamonti.9
Der Haß traf auch die anderen Ärzte,
die, gleich ihnen von dem Dasein der Seuche überzeugt, Vorkehrungen anrieten,
sich angelegen sein ließen, anderen ihre
schmerzliche Gewißheit mitzuteilen. Die
Besonnensten ziehen sie des Leichtsinns
und der Verstocktheit; für die meisten war
es augenscheinlich Betrügerei, ein ausgesonnener Anschlag, um von dem allgemeinen
Schrecken Nutzen zu ziehen.“10
[1] Piazza von S.Babila in Mailand während der Pest von 1630 (Melchiorre Gherardini, Piazza di S. Babila durante la peste del
1630).
7 Giuseppe Ripamonti (1573 -1643), sacerdote e storico italiano.
8 A. Manzoni, op. cit., Kap. 31.
9 Giuseppe Ripamonti (1573 -1643), italienischer Geistlicher und Historiker.
10 Die Verlobten, deutsche Übersetzung von H. Ewers, Deutsche Bibliothek in Berlin, 1921 [Online],
http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-verlobten-zweiter-band-8064/13, Kap. 31.
24
Erst als die ersten Fälle in aristokratischen Familien registriert werden, beginnen
die Staatsangehörigen zu erkennen, womit sie es zu tun haben.
„Anche nel pubblico, quella caparbietà
di negar la peste andava naturalmente cedendo e perdendosi, di mano in mano che
il morbo si diffondeva, e si diffondeva per
via del contatto e della pratica; e tanto più
quando, dopo esser qualche tempo rimasto
solamente tra’ poveri, cominciò a toccar
persone più conosciute.“11
„Auch im Publikum ging das verstockte Leugnen der Pest von selbst zu Ende
und verlor sich in dem Verhältnis, daß die
Krankheit sich ausbreitete, die sich eben
auf dem Wege der Ansteckung und des
Verkehrs zusehends und zwar um desto
mehr ausbreitete, als sie, nachdem sie eine
Zeitlang unter den Armen geherrscht hatte,
anfing, bekanntere Personen zu erfassen“.12
Es ist aber schon zu spät und im März 1630 beginnt die eigentliche Epidemie. Die
Autoritäten versuchen, so weit wie möglich das Wort ‚Pest‘ zu vermeiden und reagieren sehr langsam; es ist der Klerus, der sich zu der Zeit um das Lazarett kümmert.
Verzweifelt versucht die Bevölkerung
einen Sündenbock zu finden: die Salber
(Untori). Man glaubt, dass sie spezielle
Präparate auf Türen und Mauern verteilen um die Plage zu verbreiten. Wie bei
der Hexenverfolgung werden Menschen
auf den kleinsten Verdacht hin beschuldigt und verfolgt.
Emblematisch ist der Fall vom Friseur
Gian Giacomo Mora. Zum Tode verurteilt wird sein Haus demoliert und an
dem Platz eine Säule (die Colonna Infame, wörtlich „infame Säule“) als Mahnung erbaut, die erstaunlicherweise erst
1778 entfernt wurde.
[2] Rest der Colonna Infame.
11 A. Manzoni, op. cit., Kap. 31.
12 Deutsch von H. Ewers, op. cit., Kap. 31.
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Virus
Im Juni 1650 findet eine riesige Prozession statt. Da das Sanitätsgericht auch diesmal keine besonderen Vorsichtsmassnahmen trifft, wachsen die Ansteckungsfälle
exponentiell. Auch in diesem Fall macht man aber die Salber dafür verantwortlich.
„Ma, oh forze mirabili e dolorose d’un
pregiudizio generale! Non già al trovarsi
insieme tante persone, e per tanto tempo,
non all’infinita moltiplicazione de’ contatti fortuiti, attribuivano i più quell’effetto;
l’attribuivano alla facilità che gli untori ci
avessero trovata d’eseguire in grande il loro
empio disegno.“13
„Aber, o bedauernswürdige und unselige
Gewalt eines allgemeinen Vorurteils! Nicht
etwa dem so großen und so lange anhaltenden Zusammendrange von Menschen,
nicht der unendlichen Vervielfältigung zufälliger Berührungen maßen die meisten
diese Wirkung bei; sie maßen sie der Bequemlichkeit bei; die den Salbern daselbst
geworden, ihre gottlosen Absichten im großen zu verfolgen.“14
Anfang Sommer 1650 werden
fünfhundert, dann sogar 12001500 Todesfälle pro Tag erreicht.
Wenn nicht von den sogenannten
Pestärzten (monatti) aus der Stadt
transportiert, werden die Leiche
häufig auf der Strasse liegen gelassen. Ihrerseits beginnen die
Pestärtze, die Situation auszunutzen, indem sie immer mehr Geld
verlangen oder ihre Macht missbrauchen um die Überlebende zu
bedrohen oder sogar zu bestehlen.
13 A. Manzoni, op. cit., Kap. 32.
14 Deutsch von H. Ewers, op. cit., Kap. 32.
26
[3] Darstellung eines Pestarztes mit satirischer Dichtung (Doktor
Schnabel von Rom, Gravierung von Paul Fürst, 1656).
Der Bilanz ist katastrophal: Zwischen 1628 und 1631 ging die Einwohnerzahl der
Stadt von 130.000 auf 65.000 Einwohner zurück.
„Si potrebbe [...]tanto nelle cose piccole,
come nelle grandi, evitare, in gran parte,
quel corso così lungo e così storto, prendendo il metodo proposto da tanto tempo,
d’osservare, ascoltare, paragonare, pensare,
prima di parlare.
Ma parlare, questa cosa così sola, è talmente più facile di tutte quell’altre insieme,
che anche noi, dico noi uomini in generale,
siamo un po’ da compatire .“15
„Man könnte [...] in großen wie in kleinen Dingen den so langen und so gewundenen Lauf meist vermeiden, wenn man die
seit so langer Zeit geltende Regel befolgte,
zu beobachten, zu hören, zu vergleichen, zu
denken, bevor man spräche.
Aber das Sprechen, diese so einzige Sache, ist doch um so vieles leichter, als alle die
anderen miteinander, so daß auch wir, ich
meine wir Menschen im allgemeinen, darob
ein wenig zu bedauern sind.“16

Quellen
Text
A. Manzoni, I promessi sposi, Edizioni scolastiche Mondadori, Verona, 1976
A. Manzoni, Die Verlobten, deutsche Übersetzung von A. Saager, und T. Sapper, Schweizer Druck- und Verlagshaus AG Zürich, 1957
Die Verlobten, deutsche Übersetzung von H. Ewers, Deutsche Bibliothek in Berlin, 1921 [Online], http://gutenberg.spiegel.de/buch/dieverlobten-zweiter-band-8064/13
http://promessisposi.weebly.com/peste.html
http://it.wikipedia.org/wiki/Peste_del_1630
Bilder
[1] www.storiadimilano.it
[2] colonna infame: http://it.wikipedia.org/wiki/Gian_Giacomo_Mora
[3] http://en.wikipedia.org/wiki/Plague_doctor
15 A. Manzoni, op. cit., Kap 31.
16 Deutsch von H. Ewers, op. cit., Kap. 31.
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Virus
Lorenza Della Bruna
The third wave: Macht in drei (zu)
einfachen Schritten
Macht durch Disziplin
Alles beginnt 1967 mit einem Experiment des Lehrers Ron Jones, durchgeführt in der Highschool Palo Alto, Kalifornien, das ausser kontroll gerät.
Während einer Unterrichtsstunde
über Nationalsozialismus in Deutschland zeigt der Lehrer der Klasse einen
Film über den Holocaust. Einige Schüler
sind schockiert und verstehen nicht, wie
so etwas passieren konnte. Dem jungen
Lehrer gelingt es jedoch nicht, eine befriedinge Antwort zu ihren Fragen zu
finden.
28
„Nehmen wir einmal an, ich könnte
euch beweisen, dass wir durch Disziplin
Macht gewinnen können. Nehmen wir
an, wir könnten das gleich hier im Klassenzimmer tun ...“ (S.44)1
Mit diesen Wörtern beginnt Jones im
Buch „Die Welle“ die nächste Lektion,
während er den Satz „Macht durch Disziplin“ an die Tafel schreibt. Eine damalige Schülerin erzählt im Dokumentar
„Lesson Plan“wie das übliche Lächeln
des Lehrers plötzlich verschwand. Und
wie, als sie etwa verwirrt fragte, was das
alles bedeuten sollte und warum man
jetzt nicht mehr seine Ideen frei äussern
konnte, Jones sie als Strafe allein in die
Bibliothek arbeiten schickte. Obwohl sie
wusste, dass etwas nicht stimmte, erinnert sich die Frau noch heute sehr gut,
wie sie sofort Angst vor einem Verweis
bekam.
1 Zitiert nach: Morton Rhue: Die Welle. Ravensburg,
Ravensburger Buchverlag, 1981.
Macht durch Gemeinschaft.
„Man gehört zu einer Bewegung, einer Gruppe, einer Überzeugung. Man ist
einer Sache ganz ergeben.“ (S.58)
Die zweite Lektion im Rahmen dieses
Sozialexperiment zielt auf die Bildung
eines überindividuellen Gemeinschaftsgefühls ab. Die neugeborene Bewegung
bekommt einen Namen, ein Symbol und
einen Gruss: Die Welle.
„Eine Welle bedeutet Veränderung. In
ihr vereinen sich Bewegung, Richtung
und Wucht.“ (S.59)
Macht durch Handeln
„Die Disziplin gibt uns das Recht zum
Handeln. [...] Ihr dürft niemals zögern,
etwas für eure Überzeugung zu tun .“
(S.79)
Bis Ende der Woche werden Führungspersonen von einfachen Mitgliedern unterschieden. Da unter den Letzteren Egalität herrschen soll, werden
auch bisherige Aussenseiter akzeptiert.
Das Handeln der Gruppe wird zunehmend geschlossen und da ein Überwachungssystem eingestellt wird, traut
sich niemand mehr, seine Meinung zu
äussern oder etwas kritisch zu hinterfra-
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gen. Auch ohne inhaltliche Grundsätze
nähert sich die Welle immer mehr einer
nationalsozialistischen Organisation.
Nachdem einige Schüler von Mitgliedern der Welle bedroht werden, bitten
Jones‘ Frau, der Direktor und einige Studenten ihn, sofort mit dem Experiment
zu stoppen. Im selben Dokumentarfilm
erzählt der Professor, wie verlockend die
Idee, die Macht zu haben, wirklich war.
Während der im 2008 erschienenen
Film zu einem dramatischen Ende führt,
gelingt dem Lehrer zum Glück in der
Realität, die gefährliche Bewegung gera-
29
Virus
Chronologie
•
1967: Ron Jones hält das Sozialexperiment "The third Wave";
•
1972: Der Lehrer berichtet über
seine Erfahrung in einem Artikel
(The Third Wave), dem vier Jahre
später die Kurzgeschichte Take
as Directed folgt;
•
1981: Die TV Serie "The Wave"
erscheint, auf der das gleichnamige, im selben Jahr herausgegebene, Buch von Todd
Strasser basiert (unter dem
Pseudonym von Morton Rhue);
•
2008: Der deutsche Film Die
Welle erzählt die Geschichte im
heutigen Deutschland;
•
2011: Der preisgekrönten Dokumentarfilm Lesson Plan, the story
of The Third Wave erscheint;
•
Im selben Jahr kommt auch
den Drama The Third Wave, mit
einem Drehbuch von Ron Jones
und Joseph Robinette heraus.
de rechtzeitig anzuhalten. Er behauptet,
mehrere Schulen seien in die Bewegung
involviert und organisiert ein Treffen an
dem der eigentliche Führer anwesend
sein würde. Als die Schüler an die Versammlung mit Flaggen und Armbänder
mit dem Symbol der Welle kommen und
aufgeregt auf den mysteriösen Führer
warten, erscheint nur ein Bild auf dem
Wandschirm: Adolf Hilter.
„Ja, ja, ihr wärt alle gute Nazis gewesen. [...] Aber wenn unser Experiment
erfolgreich war, und das hoffe ich, dann
werdet ihr gelernt haben, dass wir alle
für unsere eigenen Taten verantwortlich
sind und dass ihr immer fragen müsst,
was besser ist, als einem Führer blind zu
folgen. Für den Rest eures Lebens werdet ihr niemals mehr zulassen, dass der
Wille einer Gruppe die Oberhand über
eure Rechte als Einzelmenschen gewinnt.“ (S174)

Quellen
Text
Morton Rhue, Die Welle, Ravensburg, Ravensburger Buchverlag, 1981.
Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle_(Roman)
http://en.wikipedia.org/wiki/Ron_Jones_(teacher)
Bilder
Ravensburger Buchverlag: http://www.ravensburger.org
30
www.cinemagia.ro
Eine politisch korrekte Pest
An alle Bürger! Das Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung teilt
mit, dass eine an Hochschulen grassierende Krankheit epidemische Ausmasse angenommen hat. Das Virus verbreitet sich hauptsächlich durch verbalen
Kontakt zu Infizierten oder durch das ungeschützte Lesen von Statuten und
verwandelt betroffene Studenten in willenlose Studierende.
Falls Sie jemanden kennen, der ungefähr jetzt aufgehört hat zu lesen, beobachten Sie, ob er das mit oder ohne
Schaum vor dem Mund getan hat und
nehmen Sie gegebenenfalls etwas Abstand. Im Gegensatz zu herkömmlichen
Zombies kann man Studierende nicht
bekämpfen, indem man ihnen das Gehirn wegpustet. In diesem Fall ist Aufklärung nötig.
Das zwanzigste Jahrhundert war die
Zeit der grossen Konflikte und Wenden,
die die Gesellschaft nachhaltig verändert
und uns Friede, Freude und Feminismus
beschert haben. Schnell wurde klar, dass
die Diskriminierung (im ursprünglichen
Sinne von „Unterscheidung“) von Frauen in so ziemlich allen Bereichen des Lebens vorhanden ist, auch in der Sprache.
So entstand im Zuge der feministischen
Bewegung in den USA die feministische
Linguistik, die geschlechterspezifische
Unterschiede in Sprache und Sprachgebrauch analysiert. Feministische Linguistik versteht sich allerdings nicht nur als
deskriptive, sondern auch als intervenierende Wissenschaft. Sie untersucht also
die Missstände der Sprache, um diese
dann zu beheben. Diese Eingriffe decken
von sinnvollen Dingen, wie der Abschaffung der Anrede „Fräulein“, bis zur völlig
abstrusen Empfehlung, das Wort „man“
nicht zu verwenden1, so ziemlich alles
ab.
Irgendwo dazwischen kommt auch
die Erfindung neuer Wörter vor. Der
Begriff „Studierende“ entstand und verbreitete sich aus dem Bestreben heraus,
die Sprache geschlechtsneutraler zu gestalten.
1 Ministerium für Justiz, Frauen, Jugend und Familie des Landes Schleswig Holstein: Mehr Frauen in die
Sprache. Leitfaden zur geschlechtergerechten Formulierung, 1990. S. 11.
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Virus
Doppelformen sind eine Plage. Sie
sind kompliziert zu schreiben, teilweise verboten2 stören den Lesefluss und
verwirren beim Vorlesen. Unter all den
mannigfaltigen Möglichkeiten, die deutsche Sprache zu verstümmeln ist die
Erschaffung einer neutralen Form wie
„Studierende“ noch das geringste Übel.
Sollte man sich also mit diesem ästhetischen Gräuel zufrieden geben?
Was heutzutage offenbar viele vergessen, ist, dass es zu diesem Problem
bereits seit Jahrhunderten eine alternative Lösung gibt. Das sogenannte generische Maskulinum ist das männliche
Pronomen, das immer dann zum Einsatz
kommt, wenn das natürliche Geschlecht
irrelevant, oder eine Gruppe von Leuten
gemeint ist, in der beide Geschlechter
vertreten sind. Mehrere Studentinnen
und Studenten bilden also eine Gruppe
von Studenten.
Das generische Maskulinum bietet
aber nicht bloss einen sprachökonomischen Vorteil, es ermöglicht auch das
einfache Gruppieren von Menschen,
die sich sonst nur durch komplizierte
Umschreibung zusammenfassen lassen.
Der Satz: „Alice ist die beste Physikerin
ihres Jahrgangs“ bedeutet beispielsweise
nicht, dass Hans, Heinz, und der kleb-
stoffschnüffelnde Junge in der hintersten
Reihe sie nicht mit Leichtigkeit ausstechen können. Wäre sie hingegen auch
der beste Physiker, könnte sie sicher
sein, auch unter ihren männlichen Kollegen die Nase vorn zu haben.
Ein bisschen schlimmer wird die
Lage, wenn wir uns anmassen wollten,
Alices Leistungen direkt mit der eines
männlichen Kollegen zu vergleichen.
Da in diesem Fall das Geschlecht beider
Beteiligten eindeutig bestimmt ist, können wir nicht sinnvoll auf Doppelformen zurückgreifen. Heisst das also, dass
Alice eine bessere Physikerin, als Luigi
Physiker ist? Und vergleichen wir hier
nicht Äpfel mit Birnen? Wer hat denn je
behauptet, Physikerinnen und Physiker
seien das gleiche?
Aber noch viel wichtiger ist doch:
Spielt das überhaupt eine Rolle? Hat die
Platzierung der Beulen an Alices Körper
wirklich einen so gravierenden Einfluss
auf ihre Fähigkeit, Wellengleichungen zu
fouriertransformieren, dass es nötig ist,
darauf hinzuweisen?
Das ständige Herumreiten auf der expliziten Nennung von Frauen vermittelt
nur den Eindruck, ihr Vorhandensein
sei etwas Aussergewöhnliches und all
2 Schweizerische Bundeskanzlei: Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung 2008, Abschnitt Keine BinnenGrossschreibung.
32
die scharfen Unterscheidungen in Form
von neu erschaffenen weiblichen Substantiven, die man vorher nie gebraucht
hat, vertiefen den Graben zwischen den
Geschlechtern.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass
es Studien gibt3, die belegen, dass bei
der Benutzung von generischen Maskulina oder neutraler Formen Frauen
gedanklich weniger einbezogen werden.
Der generische Mensch ist also a priori
ein Mann, was nicht zuletzt die krasse
Unterrepräsentierung von Frauen in
Unterhaltungsmedien erklären könnte. Dieses Problem lässt sich aber nicht
durch Sprachvergewaltigung lösen, sondern sollte im Zuge eines gesellschaftlichen Wandels, der nun mal seine Zeit
braucht, von selbst verschwinden.
Sprache ist zwar ein hervorragendes
Werkzeug, um die Massen zu beeinflussen, doch irgendwann wird der Feminismus diese Stützräder abnehmen
müssen, wenn er mehr sein will, als eine
aufgezwungene Idee, die eine Epoche
lang hält, ehe sie von den Wellen der Geschichte wieder fortgespült wird.
Trotz des Vormarschs der Studierenden sind Studenten nicht völlig aus dem
Sprachgebrauch verschwunden. Noch
gibt es Hoffnung! Studenten sind weder
regelwidrig noch frauenfeindlich, es gibt
also keinen Grund, sie zu meiden. Stattdessen überzeugen sie mit Kürze und
Eleganz. Und jeder weiss, dass es bei der
Sprache, wie in der Mathematik, eben
auch auf Schönheit ankommt.

 [email protected]
3 Lisa Irmen, Ute Linner: Die Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen. Eine theoretische Integration bisheriger Befunde. In: Zeitschrift für Psychologie. 213, Nr. 3, 2005, S. 167–175.
doi:10.1026/0044-3409.213.3.167, Weitere unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum.
Vamp Winter 2014
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Virus
Alexander A. Malär
Das Internet der Dinge und wenn
der Virus an die Tür klopft
Das Internet der Dinge (eng. Internet of Things, IoT) entstand als eine
Vision in einem Aufsatz von 1991 von Mark Weiser.1 Der Autor läutet
den Artikel mit den Worten ein:
„The most profound technologies are those that disappear. They weave
themselves into the fabric of everyday life until they are indistinguishable from it“.
Die Hauptidee dahinter besteht darin,
dass der Computer immer mehr als Gerät verschwindet und durch „intelligente
Gegenstände“ ersetzt wird. Statt im Mittelpunkt der menschlichen Aufmerksamkeit zu sein, soll das Internet der
Dinge den Menschen unterstützen, ohne
dass dieser es mitbekommt. Computer
werden zum Beispiel miniaturisiert und,
als sogenannte Wearables, mit Sensoren
direkt in Kleidungsstücken aufbewahrt.2
Diese Wearables sind sozusagen tragbarer Computer, mit denen man auf alle
Objekte, welche am Netzwerk hängen,
zugreifen kann, indem man sein persönliches Passwort eingibt. Man verknüpft
die physische Realität von Objekten
(things) mit einer virtuellen Repräsen-
tation in einer Internetähnlichen Struktur. Nicht nur Menschen bedienen das
Internet, sondern auch Dinge. Die smarten Gegenstände sind dann in der Lage,
von selbst Informationen über das Web
zu verschicken, ihre Bedürfnisse auszudrücken und sich selbst zu steuern. Der
eigene Kühlschrank kann einem mitteilen, wenn er wieder gefüllt werden muss;
ein Herzimplantat kann digital gesteuert
werden; Blumen können selbst die Bewässerungsanlage einschalten.
Kevin Ashton, britischer Technologie-Pionier des Auto-ID Centers am
Massachussets Institute of Technology
(MIT), verwendete 1999 erstmals den
Begriff „Internet of Things“. Seither ar-
1 Mark Weiser: The Computer for the 21st Century, 1991 .
2 „Internet der Dinge“ Wikipedia.
34
beitet das Auto-ID Lab Tatkräftig an
der Forschung zum IoT. Auf europäischer Ebene werden ebenfalls viele Forschungsprojekte zum Thema gefördert.
Die Verknüpfung von physischen Objekten mit digitalen Gedächtnissen steht
ebenfalls im Zentrum des Forschungsinteresses. „[The internet of things] is
built right now.“3 Das Ziel sind nicht nur
smarte Objekte, sondern ganze smarte
Häuser, Büros, Strassen und Städte.
Die Prognose besagt, dass wir linear
auf diese Zukunft zusteuern. Es handelt sich nicht nur um eine Welt in der
jeder mit jedem, sondern auch alles mit
allem verbunden ist . Die Vorteile einer
solchen Welt sind unbestritten, dennoch, wie die meisten Bequemlichkeiten, birgt auch diese mehrere versteckte
Risiken. Die Informationen, welche in
den Protokollen der Haushaltsgeräte
gespeichert sind, stehen meistens nicht
unter einem besonderen Schutz. Würde der ganze Haushalt über das Internet
gesteuert, wäre es für Aussenstehende
ein leichtes an diese Informationen heranzukommen, dies würde die Überwachung von Privatpersonen erheblich
vereinfachen.4 Zudem ist noch ein anderes bedrohliches Szenario plausibel:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/
ab/Internet_of_Things.jpg
Sobald der ganze Planet an einem Netz
hängt, werden sich tausende kluge Köpfe um die Sicherheit dieses Netzes kümmern. Das Internet of Things wäre eine
der am besten verteidigten Festungen
weltweit, was wäre jedoch, wenn sich ein
unscheinbarer, gewitzter Virus trotzdem
in diese Festung einschleichen könnte?
Man stelle sich vor...
Die Sonne ging langsam unter, der
Himmel wurde röter und das Licht
schwächer. Die Nacht brach langsam
über den Dächern der Stadt herein. Der
Mann schlenderte, eingehüllt in seinem
3 http://www.theinternetofthings.eu Aufgerufen am 09. November 2014
4 http://www.nzz.ch/aktuell/digital/bruce-schneier-interview-1.18307592
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Virus
Wintermantel, durch die Strassen. Die
Strassenlanternen hatten den Mangel an
Licht bereits erkannt und schalteten sich
von selbst ein. Der Mann kam an seiner
Haustür an. Er stellte sich selbstsicher
vor sie und wartete ab. In wenigen Sekunden hatte die Tür seine Anwesenheit
bemerkt und nach dem üblichen Ganzkörperscan schwang sie auf. Eine metallene Stimme ertönte und verkündete
feierlich: „Willkommen zu Hause, Herr
Besitzer.“
Der Mann trat ein und hängte seinen
Mantel an den Garderobenständer. Dieser registrierte das Gewicht und brachte
den Mantel sogleich zur Waschmaschine, wo er zusammen mit einer Ladung
Altwäsche für den nächsten Tag vorbereitet wurde.
Der Mann nahm keine Notiz vom
Vorgang und begann etwas erschöpft,
die Treppen hochzusteigen. Ein Piepsen an seinem Wearable machte ihn aufmerksam. Er zog ihn aus seiner Tasche
und betrachtete den kleinen Bildschirm.
„Your fridge is calling, accept the call?“.
Der Herr des Hauses drückte auf „yes“
und wartete auf die Benachrichtigung,
welche diesmal auf Deutsch erschien:
„Nahrungsbestände sind fast leer. Gerät
läuft auf Sparmodus Diät. Wollen Sie den
Vorrat nachfüllen lassen?“. Der Mann
drückte abermals auf „ja“. „Sie haben sich
für ja entschieden. Wollen Sie den Befehl ausführen mit: manueller Nachfüll-
36
modus oder automatischer Nachfüllmodus?“ Der Stadtmensch entschied sich
für „automatisch“ und sein Kühlschrank
sendete ihm eine letzte Nachricht. „Vielen Dank für Ihre Auswahl. Ihr Personal
Fridge wird in Kürze beim lokalen Supermarkt anrufen und Ihre Lieblingsspeisen bestellen. Das System benötigt
eine Aktualisierung, wollen Sie sofort
neustarten oder später?“ Etwas entnervt
drückte der Mann auf „später“ und verstaute seinen Portable wieder in der Hosentasche. Er war mittlerweile in seinem
Zimmer angekommen und stürzte sich
auf seine Couch, welche sofort mit der
Entspannungsmassage begann.
Nach einer Weile bekam er Durst und
bewegte sich deshalb auf das Waschbecken zu. Er stellte sein Wasserglas unter
den Hahn und wartete. Etwas war diesmal komisch. Der Wasserhahn reagierte
nicht sofort auf seinen Wunsch. Etwas
konsterniert versuchte er, das Glas wegzunehmen und wieder hinzustellen. Es
klappte erneut nicht. Nun fing das Licht
an zu flackern... Der Mann war langsam
leicht beunruhigt und stürzte sich auf
seinen PC: das zentrale Herzstück seines komplett automatisierten Haushalts.
Nachdem er ihn eingeschaltet hatte, bemerkte er sofort etwas, das ihn aus der
Fassung brachte: „Verbindungsfehler:
Ihr Server konnte keinen Kontakt zu
einem bereits vorhandenen Netzwerk
http://cdn.pearltrees.com/s/pic/la/internet-things-cartoon-joke-90662839
herstellen. Fortfahren mit Netzwerkdiagnose und Weiterleiten des Problems
oder Hinzufügen einer neuen Netzwerkverbindung.“ So etwas war dem Mann
in seinem ganzen Leben noch nicht passiert, er spürte die Angst langsam in ihm
aufflackern. Er schloss die Warnung und
wollte gerade die Systemeinstellungen
öffnen, da geschah es: Der Mauspfeil
fror ein und das Bildschirmbild verzerrte sich, bis nur noch ein schwarzes Band
zu sehen war. Langsam erschienen rote
Buchstaben auf dem ungewöhnlichen
Band, dem Mann rann der Schweiss von
der Stirn. Die Buchstaben flogen zuerst
quer über den eingefrorenen Bildschirm
und formten schliesslich zwei hämisch
klingende Wörter: too bad... ;).
Vamp Winter 2014
In derselben Sekunde fing der Teekocher ungebeten an, Wasser zu kochen,
der Staubsauger schaltete sich ein und
das Licht ging aus. Der Mann war nun
im Dunkeln seiner eigenen Wohnung
gefangen. Er sprang auf und stolperte
durch sein Zimmer. In Panik versuchte
er, die Treppen runterzusteigen ohne
eine Stufe zu verpassen. Ein solches
Szenario hatte er bisher nur in den
schlimmsten Horrorfilmen, die sie ständig im Fernsehen brachten, gesehen. Seine grösste Angst, die unbewusst in ihm
gelauert hatte, schien Realität zu werden.
Ein Virus hatte das zentrale Netzwerk
befallen und konnte es nach Belieben
und auf chaotische Art und Weise kontrollieren. Weiter denken konnte er nicht
37
Virus
mehr. An der letzten Stufe angelangt
rutschte er aus und fiel Kopfüber gegen
die Haustür; die Schläuche für die Bewässerung seiner Topfpflanzen hatten
das ganze Foyer unter Wasser gesetzt.
Während er versuchte, sich von seinem
Sturz zu erholen, erkannte der Mann,
dass seine Haustür nicht mehr aufging
und er realisierte erst jetzt, dass er einen
Türknopf benötigte, um sein Haus verlassen zu können. Türknöpfe wurden
aber bereits vor langer Zeit abgeschafft,
da sie als „obsolet und nicht mehr nötig“
abgestempelt worden waren.
Der Mann griff nach einem Blumentopf und warf ihn durchs Fenster. Das
Glas zerbrach und erleichtert konnte er
nach Draussen klettern.
Lange währte seine Freude nicht. Er
musste in Erfahrung bringen, ob er der
einzige war, der von der zerstörerischen
Wut des Virus betroffen war. Seine Frage
beantwortete sich im Handumdrehen
von selbst. Von überall herkommend
erblickte er zahlreiche andere Bewoh-
38
ner der Stadt; alle hatten sie ihre Häuser
fluchtartig verlassen und in allen Gesichtern stand derselbe entsetzte Ausdruck
geschrieben. Erst jetzt wurde dem Mann
bewusst, was für globale Auswirkungen
der Zusammenbruch des Zentralnetzwerks hatte. Ihm war klar, was als nächstes passieren würde, nur was jetzt zu tun
war, das blieb schleierhaft. „Und nun?“
Dies waren die letzten Worte, die durch
den Kopf des Mannes schossen, bevor
die Strassenbeleuchtung überall in der
Stadt ausging und alles in der Dunkelheit unter dem Sternenhimmel versank.

Alumni
Michael Stadelmann
ETH Alumni Math • Phys
1000 Mitglieder! Eine beträchtliche Zahl für eine eher kleinere, introvertierte Gattung – was ich als Mathematiker ja schon behaupten darf. Wir haben dies gefeiert an
der diesjährigen Math • Phys Lecture zum Thema „Quantum Cryptography – if secure
is not enough“. Das Ganze fand in der Semperaula statt, mit Prof. Dr. Renato Renner
und dem CEO von IDQuantique, Dr. Grégoire Ribordy.
1000 Mitglieder innerhalb von 4 Jahren. Auch das ist beträchtlich und bestätigt, dass
unsere Events erfolgreich sind. Sei es:
-
die Masterparty für alle Masterabsolventen,
das Fotoshooting an der Masterfeier,
das Sommerfest mit Bier und Bratwurst,
die Math • Phys Lecture zu aktuellen Themen,
oder auch Firmenbesuche
Und zum guten Abschluss des Jahres sind wir natürlich jeweils am VMP Fondueessen, wo wir wie immer Kirsch ausschenken dürfen. Konntest Du ein Math • Phys
Alumni Schnappsgläsli ergattern?
Wir freuen uns auf Euch, als aktive, passive, profitierende oder unterstützende Mitglieder. Ihr seid ETH Alumni Math • Phys. Vielleicht nicht heute - aber morgen.
ETH Alumni Math • Phys
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
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Weihnachten
Lukas Feldhaus
Weihnachten in Mittelerde
„Mein König Berodon, der Wachchor
möchte darum bitten, die Woche nicht
zur Nachtwache eingeteilt zu werden,
um für die Aufführung des Oratoriums
nach Johann Sebastian Celume proben
zu können.“ – „Aber natürlich, oh Herr
der Wache! Weihnachten ist ja nur einmal im Jahr! Soweit ich weiss, freuen
sich die Gesandtschaften aus Mordor auf
den Chor immer am Meisten!“
„Darüber wollte ich auch mit Euch
reden, mein König! Das gemeinsame
Feiern des Festes in der weissen Stadt
hat in den letzten Jahren des Öfteren für
Unruhe unter den Völkern gesorgt! Betrunkene Elben sind jedes Jahr die Urheber wüster Schlägereien. Letztes Jahr
versuchten sie sogar, einen unschuldigen
Troll mit ihren seltsamen Schwertern zu
erstechen. Wir konnten den aufgebrachten Mob mit grösster Mühe und den süssesten Worten davon abbringen, sie zu
lynchen.“ – „Elben? An Weihnachten?“
– „Oh ja, mein König! Sie behaupten,
sie ertrügen die Zivilisiertheit der Völker
nicht. Wir hätten uns sehr gewandelt,
seitdem sie uns damals vor 2000 Jahren
verlassen hatten.“
„Nun, ihre Rückkehr stand unter dem
wohl besten Stern, der je geleuchtet hat.
Seit Groshnotz vor 500 Jahren hat es
keinen einzigen Ork mehr gegeben, der
40
einer anderen Kreatur ein Leid zugefügt
hätte. Die Geschichte, wie er von seinem Dorf durch die Berge gejagt wurde,
nachdem er sich aus Versehen auf ein
Kaninchen gesetzt hatte, wird an ihren
Lagerfeuern immer noch erzählt.“
„Sie sind wahrlich ein friedliebendes
Volk geworden… Die Fremden haben
ganze Arbeit geleistet.“ – „Ihr meint die,
die sich die Missionare nennen, nehme
ich an. “ „Ihr habt Recht, mein König.
Vor Kurzem habe ich in den Annalen
gelesen, wie sie damals vor 1000 Jahren
ausgelacht wurden. Sie hatten erzählt,
dass man sich nur einmal im Jahr Pakete schenken müsste, und schon wären
Orks, Menschen, Trolle, Hobbits und
Zwerge in ein gemeinsames Band der
Freundschaft eingewickelt, dass niemals
mehr zerreissen würde.“
„Nun ja. Ein Ork, der mit Frau und
Kind unter dem Christbaum sitzt und
Kerzen anzündet, während die versammelte Verwandtschaft Lieder singt und
den Weihnachtsttofubraten anschneidet
ist für mich in der Tat eine ungemein erheiternde Vorstellung.“
„Oh Herr, um beim Thema zu bleiben: Wie wollen wir bezüglich des Problems an den Festtagen vorgehen? Die
Halblinge haben Bedenken angemeldet,
ob sie bei der derzeitigen angespannten
und Sicherheitslage wirklich kommen
können.“
„Das kann nicht ihr Ernst sein! Nur
wegen der betrunkenen Elben?
Also gut, wir müssen auch das alte
Volk von der Notwendigkeit der Geschenke überzeugen! Soweit ich weiss,
sind die Missionare bislang daran gescheitert?“ – „Jawohl, es ist allerdings
auch schon vorgekommen, dass einzelne
Elben sich Weihnachtsprozessionen angeschlossen haben. Anscheinend wollten sie allerdings vor Allem den misstönenden Gesang beenden und haben
deswegen lieber selbst gesungen.“
„Nun, ich wünsche, dass diese Aufgabe mit grösster Umsicht und wahrer
Entschlossenheit angegangen wird! Es
kann und darf unter meiner Herrschaft
nicht sein, dass sich ein ganzes Volk dem
kollektiven Geschenkeaustauschen entzieht!“ - „Zu Befehl, mein König!“
„Alsdenn, wie schreiten die Planungen für die Feierlichkeiten voran? Ich
hoffe, die georderten Tannenzweige aus
dem Auenland sind geliefert worden?“
„Macht Euch keine Sorgen! Alles
steht bereit! Die Gasthäuser sind mit
Laternen, Kerzen, Liedern, Christbäumen und ungeheuren Mengen an Essen
ausgestattet worden. Die meisten der
Gesandten haben ihre Quartiere bereits
bezogen, die Stadt hallt wider vom Glockengeläut und überall sieht und hört
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http://images.somethingawful.com/mjolnir/
images/cg09212004/wrl.jpg
man Kinder die einstudierten Weihnachtsballaden üben, die neuerdings so
beliebt sind.
Des Weiteren haben die Züchter der
Fellbestien bekannt gegeben, dass noch
in diesem Jahr zum ersten Mal Geschenke per Luftpost überbracht werden können. Der orkische Tierschutzverbund
hat zwar wieder einmal Einspruch gegen
diese unzivilisierte Haltung der Ungeheuer eingelegt, aber das wurde unter
den Freudenstürmen der restlichen Völker kaum zur Kenntnis genommen.“
„Das freut mich zu hören! – Fahrt also
fort! Und, um der Etikette Genüge zu
tun: Frohe Weihnachten!“

41
Events
Theater bei Schänis
Paintball
Etwa dreissig unserer besten Infanteristen befanden sich am 11. November bei
Schänis am oberen Zürichsee auf geheimer Mission, als sie auf eine feindliche
Truppe des VCS stiessen. Zwar bot das
offene Gelände den Schutz der Nacht
und einen mit ziemlicher Sicherheit flugunfähigen Helikopter1, dennoch zogen
sich beide Parteien zunächst in die angrenzende Halle zurück, die grösser war
und daher weitaus mehr Bewegungsspielraum bot. Dort kam es im Verlaufe des
Abends zu mehreren Schusswechseln.
Der offenbar gut vorbereitete und zahlenmässig weit überlegene VCS schaffte es
zunächst, die VMP-Mannschaft durch
Sperrfeuer festzunageln und drohte, die
Unseren systematisch in die Mangel zu
nehmen. Doch gerade als es eng wurde,
bewiesen unsere Truppen ihren Einfallsreichtum und unbeugsamen WilDer VMP schlägt den VCS in die Flucht.
42
len zum Sieg. Durch die Anwendung
dynamischer Stosstrupptaktiken gelang
es einigen wagemutigen Physikern und
Mathematikern, die feindlichen Linien
zu durchbrechen und eine wertvolle
bodenlose Kiste zu erobern.
Nach diesem wichtigen operativen Sieg,
der anfangs noch von wenigen registriert wurde, war der VMP kaum noch zu
halten. Die Truppe griff mit gestärkter
Moral an und drängte die Chemiker mit
immer grösserer Leichtigkeit zurück. Im
finalen, alles entscheidenden Zusammenstoss behielten die Unseren die
klare Oberhand.
Unter grossem Jubel wurde der VCS
in die Flucht geschlagen und die
Vorherrschaft des VMP als überlegener
Fachverein ohne jeden Zweifel bestätigt.

Vereinsnachrichten
Das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda präsentiert
aktuelle Nachrichten und Berichte!
Beerpongturnier
Am 14. November trafen sich VMP
und AMIV zu einem freundschaftlichen Beerpongturnier. Da nur die
besten Spieler des jeweiligen Fachvereins gegeneinander antreten sollten,
wurden die Vorentscheidungen getrennt getroffen. Für den VMP meldeten sich etwas weniger als 32 motivierte
Teams, die darauf brannten, bei diesem
sportlichen Anlass ihre Trinkfestigkeit
unter Beweis zu stellen.
Nach der Wahl kreativer Teamnamen
ging es auch gleich los. Bereits das erste
Spiel verlief knapp und musste in der
Verlängerung entschieden werden.
Während die Stimmung bei den Mathematikern und Physikern blendend
war, hatte der AMIV mit einigen organ-
isatorischen Schwierigkeiten zu kämpfen und sah sich schliesslich gezwungen,
sein K.O.-System zu überarbeiten.
Derweil kristallisierte sich beim VMP
bereits ein eindeutiger Favorit heraus.
Team „Marvin ist fett“2 spielte sich
souverän durch das Viertelfinale und gewann das Halbfinale mit einem grandiosen Vorsprung von 8 Bechern! An ihnen
lag es also, die Ehre des VMP im Finale
gegen Team „Biertett“ vom AMIV zu
verteidigen.
Zu Anfang verlief das Entscheidungsspiel zugunsten von „Marvin ist
fett“, doch das Team des AMIV holte
bald auf. Die beiden Mannschaften
lieferten sich daraufhin ein Kopf-anKopf-Rennen, das schliesslich in einem
1 Made in Germany.
2 Wahrheitsgehalt nicht von der Redaktion überprüft.
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43
Events
finalen Showdown entschieden werden
sollte. Doch als es darum ging, den
letzten Treffer zu erzielen, erwies sich
das Biertett als zielsicherer. Sie trafen,
„Marvin ist fett“ nicht, und das Spiel
war entschieden. Der AMIV erlangte
einen verdienten Sieg.
Oder etwa doch nicht?
Kurz darauf stellte sich heraus, dass ein
Spieler von „Marvin ist fett“ offenbar
Mitglied des AMIV ist. Das legt den
Schluss nahe, dass besagte Person die
Mannschaft des VMP infiltriert hatte,
um den Sieg der Unseren im Entscheidenden Moment zu verhindern!
Verlässliche Quellen berichten, ihr
Teamkamerad sei von dieser schrecklichen Enthüllung so empört gewesen,
dass er unfreiwillig seinen Mageninhalt
über ihr entlud.3
Eines ist jedoch sicher: Der VMP war
an diesem Abend Sieger der Herzen
und beim nächsten Turnier wird nichts
ihn daran hindern, sich seinen verdienten ersten Platz zu sichern und offizieller
Beerpongmeister zu werden!

 [email protected]
Statt des Helis stand einem in der Halle ein echter Papppanzer zur Verfügung.
3 Möglicherweise spielten dabei aber auch andere
Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle.
44
Bildernachweis:
commons.wikimedia.org
www.paintballarena.ch
Lukas Feldhaus
Eventliste
Dezember 2014/Januar 2015
Theate
Theater
Schauspielhaus Ein Sommernachtstraum (Shakespeare), www.schauspielhaus.ch
Der schwarze Hecht (E. Sautter),
Die Brüder Löwenherz (A. Lindgren),
Zweifels Zwiegespräche (S. Zweifel),
Dementia von (K. Mundruczó),
Arguendo (Elevator Repair Service, New York),
Drei Schwestern (A. Tschechow),
Hotel Lucky Hole (K. Mundruczó und K. Wéber),
Rechnitz (der Würgeengel) (von E. Jelinek),
Die Physiker (F. Dürrenmatt),
Der diskrete Charme der Bourgoisie (L. Buñuel),
Weihnachts-Poetry-Slam (20.12.12, Schiffbau)
Theater Neumarkt www.theaterneumarkt.ch
Metamorphosen (Ovid)
MacBeth (Shakespeare)
Out of the Dark (Ein Abend mit Falco)
Leben Lügen Sterben
Ein Teil der Gans im Haus der Lüge (Martin Heckmanns)
Der Mensch erscheint im Holozän (M. Frisch)
Lady Shiva (ab Januar)
Theater 11 www.theater11.ch
The ten tenors (18.12. – 21.12.)
STOMP! (03.02.-08.02.)
Shrek – Das Musical (18.02. – 01.03.)
Tango Passion (18.03.-19.03.)
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Events
Oper
Ballett
www.opernhaus.ch
Luisa Miller (G. Verdi)
Juliette (B. Martinů)
Die Frau ohne Schatten (R. Strauss)
Die Zauberflöte (W. A. Mozart)
Il Re Pastore (W. A. Mozart)
Le Nozze die Figaro (W. A. Mozart)
La Cenerentola (Gioachino Rossini)
Robin Hood (Abenteueroper von F. Schwemmer)
Tristan und Isolde (R. Wagner)
Ariadne auf Naxos (R. Wagner)
Norma (V. Bellini)
Anna Karenina (Ballett von Christian Spuck)
New Creations des Junior Ballett
Strings, Choreografien von Edward Clug, William Forsythe, Christian Spuck
Leonce und Lena, Choreografien ebenfalls von Christian Spuck
Forellenquintett, Choreografien von Christian Schläpfer
Ab 30 Minuten vor der Vorstellung:
Kinder, Schüler, Studenten, Lernende und KulturLegi-Inhaber erhalten ab 3O Minuten vor Vorstellungsbeginn alle noch vorhandenen Karten zum Last-minute-Preis von CHF 2O. Mitglieder des Club Jung erhalten diese Karten zum Preis von CHF
15. Platzierungswünsche können bei diesem Angebot nicht berücksichtigt werden.
Es lohnt sich auch sehr, die vielen Konzerte und Liederabende des Opernhauses zu
besuchen!
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Museen
www.museen-zuerich.ch
„100 Jahre Schweizer Design“ im Gestaltungshaus Zürich
„Egon Schiele – Jenny Saville“ im Kunsthaus Zürich
„Ferdinand Hodler/ Jean-Frédéric Schnyder“ im Kunsthaus Zürich
„Die Krawatte. Männer macht mode“ im Landesmuseum Zürich
„Archäologie – Schätze aus der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums“ im Landesmuseum Zürich
Für Informationen rund um Vergünstigungen und für Rabatte geht bitte auf die
Webseite der Kulturstelle des VSETH.
Und allen, die die Nacht lieber in einer Bar einem Club oder bei einem weniger klassischen Konzert geniessen, sei www.usgang.ch wärmstens empfohlen. Hier finden
sich alle Informationen, die des Nachtschwärmers Herz begehrt.
ETH-Kalender:
ETH
Thursday, 11.12.2014
Research Group Event
ETH City Campus
Personal Contact to PhD/Master Students from every
research group, overview over the institutes of the
departments, drinks and sandwiches
Die. & Mi., 02.&03.12.2014
Punschausschank, Zentrum und Hönggerberg
Donnerstag, 18.12.2014
WiNaFe (Hönggerberger Fachvereine)
HXE Hönggerberg
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Events
l
a
i
z
e
p
s
Präsi
48
Ganz neue Movie-Rätsel
Ihr habt Riesenglück, diese sind am 22. Nov. 2014 online gestellt worden.
Vamp Winter 2014
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Events
Movie-Rätsel Auflösung
Open Range
Star Wars
Inception
Absolute Power
The Odd Couple
The Elephant Man
In the Loop
xXx
Exorcist
127 hours
Speed
Batteries not included
(das Wunder in der 8.
Strasse)
www.spikedmath.com
50
Vamp Winter 2014
51
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