Projekt INN 2 Integrationsnetzwerk Nord (INN)

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Projekt INN 2 Integrationsnetzwerk Nord (INN)
Projekt INN 2
Integrationsnetzwerk Nord (INN)
[Ausgabe 1]
Ein Projekt der Deutschen Rentenversicherungen (DRV) Braunschweig-Hannover,
Bund und Oldenburg-Bremen, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, der
Regionaldirektion Niedersachsen der Bundesagentur für Arbeit, des Regionalen
Einkaufszentrums Nord der Bundesagentur für Arbeit mit den Berufsförderungswerken Bad Pyrmont, Goslar und Weser-Ems
Liebe Leserinnen und Leser,
von Dezember 2012 bis Juni 2013
erarbeiteten die Deutschen Rentenversicherungen Bund, Braunschweig-Hannover, Nord und Oldenburg-Bremen gemeinsam mit
den Berufsförderungswerken Bad
Pyrmont, Goslar, Hamburg und
Weser-Ems im Rahmen des Projekts
„Integrations-Netzwerk-Nord“
ein
Konzept zur beruflichen Rehabilitation von Versicherten, für die es zurzeit keine passenden Leistungen zur
Teilhabe am Arbeitsleben gibt. Das
Konzept zielt zum einen darauf ab,
durch eine konkretere Orientierung
an den Anforderungen des Arbeitsmarktes die Re-Integrationsquote
der Rehabilitanden in Berufsförderungswerken zu erhöhen. Zum
anderen sollen die Reha-Verläufe
möglichst passgenau und kurz gestaltet werden.
Dazu wurde
• ein Screening-Verfahren erarbeitet, das es ermöglicht, die Zielgruppe für das Leistungsangebot
Aus dem Inhalt
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2
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4
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7
Der projektauftrag
Was soll mit INN 2 neu werden
Flexible Qualifizierung
das integrierte assessment
essentials
die sicht der
rehabilitationsträger
8 Wie geht es weiter
möglichst früh, eindeutig und unkompliziert zu identifizieren.
• ein Assessment-Verfahren erarbeitet, das nicht auf die Auswahl
eines geeigneten Umschulungsberufes, sondern auf eine passende Arbeitstätigkeit ausgerichtet ist.
• ein Katalog an Leistungspaketen
erarbeitet, die eine passgenaue
Gestaltung individueller Rehabilitationsverläufe ermöglichen.
• ein Reha- und Integrationsmanagement erarbeitet, das
Entscheidungswege und die
Kommunikation zwischen Rehabilitationsträgern und Leistungserbringern so regelt, dass jeder
Rehabilitand genau die Hilfen erhält, die er braucht.
Ziel des niedersächsischen Folgeprojekts INN 2 ist es, die entwickelte
Leistungsstruktur auf die gesamten
Angebote zur beruflichen Rehabilitation in den drei Berufsförderungswerken Bad Pyrmont, Goslar und
Weser-Ems auszuweiten.
Im Projekt sollen durch Kooperation
der Deutschen Rentenversicherungen, der Bundesagentur für Arbeit
und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung mit den niedersächsischen Berufsförderungswerken als
Leistungserbringer zukunftsfähige
Strukturen und Formen der Identifikation, Erbringung und Abrechnung von Leistungen zur Teilhabe
am Arbeitsleben erarbeitet werden,
die sicherstellen, dass sämtliche Interventionen am Ziel der möglichst
schnellen, nachhaltigen Wiedereingliederung in sozialversicherungspflichtige
Beschäftigungsverhältnisse ausgerichtet werden. Dabei
sollen die Prinzipien „so viel Reha
wie nötig, so wenig Reha wie möglich“ und „betrieblich vor BFW (überbetrieblich)“ konsequent umgesetzt
werden.
Darüber hinaus soll, durch die Entwicklung einer einheitlichen Struktur
der Rehabilitationsprozesse in den
BFWen, die Vielfalt der Angebote reduziert und die Transparenz erhöht
werden.
Mit dieser Projektzeitung möchten wir Sie über die Ziele, Methoden
und erste Ergebnisse unserer Arbeit informieren. Wir wünschen
viel Spaß bei der Lektüre.
Die Projektleitung
Jan Miede
stv. Geschäftsführer
Deutsche Rentenversicherung
Braunschweig-Hannover
Pierre Noster
Vorstand
Berufsförderungswerk
Goslar
Jörg Barlsen
Geschäftsführer
Berufsförderungswerke
Bad Pyrmont und Weser-Ems
Der Projektauftrag
Projektziele
1. Das im Rahmen des Projekts
„Integrations-Netzwerk-Nord“
entwickelte Screening soll dahingehend erweitert werden, dass
alle Rehabilitanden mit positiver
Integrationsperspektive, die für
die vom BFW durchgeführten
Leistungen in Betracht kommen,
identifiziert werden.
2. Sämtliche Assessment-Angebote
in den BFWen sind an die im Projekt entwickelte Systematik anzupassen. Alle Assessment-Maßnahmen sind auf die Bedarfslage
der Teilnehmer und deren Integration in den Arbeitsmarkt auszurichten.
3. Das Reha- und Integrationsmanagement in den BFWen soll
vollständig an die im Projekt entwickelte Systematik angepasst
werden, so dass alle Prozessschritte auf die Bedarfslage der
Teilnehmer und deren Integration in den Arbeitsprozess ausgerichtet werden.
4. Sämtliche Leistungen in den
BFWen (Förderung der Fach-,
Schlüssel-, Gesundheits- und
Integrationskompetenz)
sind
zu modularisieren. Die Module
(Leistungspakete) sind auf die
Bedarfslage der Teilnehmer sowie der potentiellen Arbeitgeber
und damit auf die Integration in
den ersten Arbeitsmarkt auszurichten.
5. Um die Wettbewerbsfähigkeit
der neu in den BFWen zu etablierenden Strukturen abzusichern,
soll eine systematische Analyse
der Angebote an Leistungen zur
Teilhabe am Arbeitsleben im Einzugsgebiet der beteiligten BFWe
erfolgen.
6. Das Spektrum an Leistungspaketen sowie deren zeitliche und
wohnortnahe Verfügbarkeit soll
durch Einbeziehung weiterer Berufsförderungswerke erweitert
werden.
7. Die stärkere Integrationsorientierung der im Rahmen des Projektes erarbeiteten Maßnahme
soll auf alle Leistungen der Berufsförderungswerke übertragen
werden. Ziel ist die schnellstmögliche und nachhaltige Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess
nach einer Anpassungs- oder
Neuqualifizierung. Dabei soll ein
Verfahren entwickelt werden, mit
dem hinsichtlich der Arbeitsanforderungen, der Region und des
Besetzungszeitraums passende
Arbeitsplätze akquiriert werden.
8. Die Effektivität der Berufsförderungswerke soll durch eine Erweiterung der Leistungspakete
um Hilfeangebote zur Lebensbewältigung gesteigert werden.
9. Es sind einheitliche Qualitätsgrundsätze zu formulieren, die
einerseits kompatibel mit den
Kriterien für andere Bildungsträger sind, andererseits auch
die auf Bundesebene entwickelten Standards und Instrumente
nicht außer Acht lassen.
10. Es ist eine Entgeltsystematik auf
Basis des im Projekt entwickelten
Preismodells zu erarbeiten, die
einerseits eine aufwandsorientierte Vergütung erbrachter Leistungen ermöglicht, andererseits
möglichst aufwandsarm anzuwenden ist. Das Modell soll wettbewerbsfähige Preise ermöglichen. Das Modell soll kompatibel
mit der Abrechnungssystematik
anderer
Rehabilitationsträger
sein.
11. Es soll geprüft werden, ob Möglichkeiten der „Zweitverwertung“
der Projektergebnisse zur Steigerung der Erlöse der BFWe
existieren.
12. Es soll der zukünftige Bedarf an
Leistungen zur beruflichen Rehabilitation insgesamt, d. h. an
Umschulungen,
Integrationsmaßnahmen und ggf. neu zu
konzipierenden Angeboten, ermittelt werden.
13. Es soll ein phasenübergreifendes
Konzept zur Ermittlung und Bearbeitung motivationaler Probleme entwickelt werden.
14. Es soll sichergestellt werden,
dass die Erfahrungen, die bei der
Umsetzung des in INN 1 erarbeiteten Konzepts gewonnen werden, in INN 2 aufgegriffen und
berücksichtigt werden.
15. Es ist sicherzustellen, dass die
Erfahrungen, die bei der Umsetzung des in INN 1 erarbeiteten
Konzepts gewonnen werden, in
INN 2 aufgegriffen und berücksichtigt werden.
Der Projektauftrag
Was soll mit INN 2 neu werden?
Die bisherigen Erfahrungen mit dem
Projekt INN 1 sind bereits zu vielfachen kleineren und größeren Verbesserungen insbesondere in den
beteiligen niedersächsischen Be-
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rufsförderungswerken genutzt worden. Von besonderer Bedeutung für
die Weiterentwicklung des INN 1 –
Konzeptes sind die Ergebnisse des
Erfahrungsautauschs der Rehafach-
berater der beteiligten Rentenversicherungsträger und der Reha- und
Integrationsmanager der Berufsförderungswerke. Einige INN 1-Elemente haben sich sehr bewährt,
z.B. die aufwandsarme Kooperation zwischen Rehafachberatern und
Reha- und Integrationsmanagern,
der schnell lesbare Assessmentbericht und die gemeinsame Integrationssteuerung mit dem Individuellen Integrationsplan.
Im Rahmen des laufenden Folgeprojektes INN 2 hat die Teilprojektgruppe „Evaluation INN 1“ die Verbesserungsideen und -forderungen noch
einmal systematisch durchgearbeitet und bewertet. In die Ergebnisse
sind insbesondere auch die Optimierungswünsche der Rehafachberater
eingeflossen, hier die wichtigsten:
Themenbereich Konzept:
• Das INN 2 – Leistungsangebot
soll über die drei BFW-Standorte
hinaus regionalisiert werden.
• Die BFWe sollen regionale Arbeitgebernetzwerke zur Integrationsunterstützung aufbauen.
• Das Assessment soll länger und
intensiver werden, um wirklich
belastbare Prognosen zu erhalten.
• Es sollen mehr geeignete Leistungen für Teilnehmer mit erheblichen psychischen Beeinträchtigungen angeboten werden.
• Es sollen auch Integrationsangebote für LTA-Berechtigte mit nur
wenig Berufserfahrung konzipiert
und vorgehalten werden.
• Es sollen Hilfen zur Lebensbewältigung erarbeitet werden. Deren Angebot soll hinsichtlich des
Umfangs und der Bedeutung den
Qualifizierungsangeboten gleichgestellt sein.
Themenbereich
Durchführung:
• Reha(fach)berater und Berufshelfer sollen die Möglichkeit haben,
auch Spezial- oder Detailaufträge an das Assessment geben zu
können, nicht nur einen Gesamtauftrag.
• Die Reha- und Integrationsmanager als die Hauptansprechpartner
der Reha(fach)berater und Integrationsmanager sollen verstärkt
an der Integration ihrer Teilnehmer mitarbeiten und insgesamt
in ihrer Rolle im BFW gestärkt
werden.
• Die Leistungsberechtigten sollen
auch während einer INN 2-Durchführung zwischen verschiedenen
intensiven Förderleistungen bedarfs- oder wunschgerecht umsteigen können, z.B. von der Umschulung in die Integration mit
Anpassungsqualifizierung.
Der Reha-Prozess im Überblick
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Aus der Projektarbeit
Flexible Qualifizierung
Die Berufsförderungswerke bereiten sich mit dem Projekt INN 2 darauf vor, noch mehr als
bisher Leistungen zu erbringen, die bedarfs- und zielgerecht die individuelle Integration LTABerechtigter in den Arbeitsmarkt unterstützen. Gleichzeitig bleiben sie jedoch nach wie vor
Anbieter von i.d.R. zweijährigen Umschulungen. Die BFWe stehen vor der nicht einfachen
Aufgabe, die langfristige Umschulung und die kurzfristige individuelle Integration miteinander zu verschränken. Sonst wird es nicht möglich sein, die erforderlich Qualifizierungsangebote für Teilnehmer mit unterschiedlich intensiven Integrations-Förderbedarfen zeitnah und
gleichzeitig anzubieten.
Durch die Aufteilung der i.d.R.
24-monatigen Umschulungsphase
(z.B. Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen) in einzelne inhaltlich
„runde“ Leistungspakete (z.B. Betriebliches Rechnungswesen) mit
nicht unter 14 Tagen Dauer können
Teilnehmer aus Integrationsleistungen für kurzfristige Anpassungs- und
Weiterqualifizierungen in Umschulungsphasen integriert werden und
mit den Umschülern gemeinsam
lernen. Die BFWe arbeiten weiterhin daran, die einzelnen Qualifi-
Lernaufträge
Leistungspakete
zierungsthemen nicht in Form von
Stundenplaneinheiten anzubieten.
Die Teilnehmer erarbeiten stattdessen anhand von praxisorientierten
Lernaufträgen (z.B. Kalkulation eines spezifischen Angebots für einen
Kunden) den Stoff. Die Lernmittel
stehen ihnen zur Verfügung, die Ausbilder sind Lernbegleiter und geben
die nötigen fachlichen Inputs dann,
wenn der Lernende sie zur Auftragserledigung benötigt und nicht wenn
der Stundenplan das vorschreibt.
Durch solche Flexibilisierung des
Lern- und Unterrichtungsangebotes
in den BFWen können die jeweils
individuell nötigen Qualifizierungen
sehr weitgehend pass- und zeitgenau angeboten werden. Internetbasiertes Lernen und Computer based
Training ergänzen die flexibel nutzbaren Qualifizierungsanbote für die
individuelle Integration.
Aus der Projektarbeit
Das integrierte Assessment
Bereits im Vorfeld des Assessments findet eine enge Verzahnung mit dem Screening statt, da
künftig der Reha-Fachberater ein Beauftragungsformular als schriftliches Dokument mit den
Anmeldeunterlagen ins Berufsförderungswerk geben wird. Dieses Formular ist ein verpflichtendes Dokument. Es bietet z. B. die Möglichkeit, spezifische Fragestellungen für das Assessment zu formulieren und / oder Empfehlungsoptionen aus dem Assessment auszuschließen,
wie bspw. eine vollumfängliche Umschulung.
Das Assessment geht von drei
grundsätzlich zu unterscheidenden
Teilnehmertypen aus, die sich aus
dem Screening ergeben. Diesen drei
Typen A, B und C entsprechen Assessmentgrundprofile.
gegeben. Besondere Hilfen sind
nach individuellem Bedarf erforderlich.
Teilnehmertyp: A
Personen, für die eine Umschulungsmaßnahme in Betracht
kommt. Die psychophysische
Belastbarkeit der Teilnehmer ist
Teilnehmertyp: B
Personen, für die vorrangig eine
Integrationsmaßnahme
(ohne
Umschulung) mit oder ohne Teilbzw.
Anpassungsqualifizierung
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Grundprofil: Assessment für Umschulungsqualifizierungen
in Betracht kommt. Die psychophysische Belastbarkeit der Teilnehmer ist gegeben. Besondere
Hilfen sind nach individuellem
Bedarf erforderlich.
Grundprofil:
Assessment für Integrationsmaßnahmen mit und ohne Qualifizierungsanteilen
Teilnehmertyp: C
Personen, die für
die berufliche Integration
einer
besonderen Unterstützung bedürfen.
Die psychophysische
Belastbarkeit ist noch nicht
in ausreichendem
Umfang gegeben.
Besondere Hilfen
sind nach individuellem Bedarf erforderlich.
Grundprofil:
Assessment
für
Teilnehmer
mit
intensiven besonderen
Unterstützungsbedarfen für
die Integration in
Arbeit
Abb.
1: Modularisierung
RehaAssessment
- Vierphasenmodell
M odularisierung
RehaAssessment
- Vierphasenmodell
Screening
Zielgruppe (A / B / C)
Auftragsformular
(optionale
Fragestellungen KT)
Assessmentgrundprofil
( A / B / C)
1
Orientierungsmodul
Basismodul
Erwerbsbiografische
Kenntnisse /Fähigkeiten
2
Praxismodul
Kompetenzanalyse / Erhebung
& Reflexion
Kontextbedingungen
Berufsbiografische Analyse /
Psychosozialer Status
Berufsförderungswerk
(Prämodul)
Praktische Fähigkeitsanalyse
Vertiefungsmodul
Anforderungsprofil vs.
Kompetenzprofil +
Kompetenzerwerb
Intellektuelle Kompetenz / Schlüsselkompetenzen / Physische Voraussetzungen /
Integrationswahrscheinlichkeit / Planung Maßnahme
Integrationsorientierter Bedarf (Integrationshemmnisse)
Leistungspakete
Modular übergreifende
Version 2 / Stand: 23.03.2015
Alle Assessmentgrundprofile gliedern sich grundsätzlich in vier aufeinander folgende Module, und zwar
1. Orientierungsmodul
Im Vordergrund stehen die berufsbiografische Analyse zur Arbeitsplatzorientierung und die Erhebung
des psychosozialen Status. Letzteres
erfolgt vor allem mit Hilfe von standardisierten Testverfahren.
2. Basismodul
Kompetenzanalysen sowie Kontextfaktoren bilden den Hauptinhalt dieses Moduls.
3. Praxismodul
Mit Blick auf einen möglichen Arbeitsplatz wird im Praxismodul eine
Erprobung durchgeführt, die auf die
Eignung für das ausgewählte Berufsfeld / die ausgewählte Tätigkeit
abzielt. Praktische Fähigkeiten werden hier erhoben. Es besteht eine
Schnittstelle zu den Arbeitsmarktund Integrationsexperten.
4. Vertiefungsmodul
Im Vertiefungsmodul wird ein Matching zwischen Anforderungen und
erhobenen Kompetenzen im Blick
auf das ausgewählte Berufsfeld / die
Tätigkeit durchgeführt. Es erfolgt ein
Kompetenzerwerb in verschiedenen
Bereichen wie EDV, Gesundheit (Umgang mit Stress, Ernährung etc.).
Optional kann der Reha-Fachberater
im Vorfeld des Assessments ein Prämodul buchen, das im Wesentlichen
als vertiefendes Screening die Teilnehmer einer der Gruppen zuordnet.
Jedes Modul enthält Inhalte des Assessments in Form von definierten
Leistungspaketen. Diese können in
Kombination und Umfang individuell kombiniert werden. Nach wie vor
wird es bestimmte Kombinationen
geben, die für die Zielgruppe A einer
Arbeitserprobung (AP) und für die
Zielgruppen B und C einer BF/AP und
BF/AP-S respektive BF/AP-L entsprechen und unter dieser Bezeichnung
von den Reha-Fachberatern gebucht
werden können.
Die Abbildung 1 verdeutlicht die beschriebene Gestaltungslogik des Assessments.
Die Abbildung 2 zeigt beispielhaft die
Kombination von Leistungspaketen
eines Assessments für einen Teilnehmer der Zielgruppe B.
Die Zuordnung zu einem Teilnehmertyp ist reversibel, d. h. die Assessmentangebote sollen standortübergreifend so organisiert werden, dass
eine Durchlässigkeit ermöglicht wird.
Mit dem Formular Planänderungsmeldung sowie das Gespräch mit
M odularisierung
RehaAssessmentRehaAssessment
– Beispiel Assessmentprozess
Abb.
2: Modularisierung
- Beispiel Assessmentprozess
Screening
Anmeldung
Berufsförderungswerk
(Prämodul)
Anmeldung
Auftragsformular
(optional Fragestellung
KT)
Beispiel
Assessmentgrundprofil B
Planänderungsmeldung
Orientierungsmodul
Basismodul
Praxismodul
Vertiefungsmodul
LP-O1
Arbeitspsychol. Analyse
LP-PX1
LP-V1
Identifizierung Vermittlungsh.
Softskilanalyse
Projektarbeit
EDV - Grundlagen
Bedarf besondere Hilfen
Manuelles Fähigkeitsprofil
LP-PX3
Gesundheitsmanagement
Abklärung psychosoz. Status
LP-B4
Belastungserprobung
Einführung Stressbewältigung
LP-O5
Analyse Motivation
LP-PX5
LP-V5
LP-O6
LP B6
Externe Hospitation
LP-V6
LP-O7
LPB7
Stellenrecherche
LP-V7
LP-O8
LP-B8
Arbeitsplatzakquise
LP-V8
LP-O9
LP-B9
LP-PX9
LP-V9
LP-10
LP-B10
LP-PX10
LP-V10
Version 2 / Stand: 23.03.2015
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dem jeweiligen Reha-Fachberater
wird ein eventueller Wechsel abgestimmt. Daneben dient das Formular
der Kommunikation im Prozess, vor
allem mit Blick auf die Angaben im
Beauftragungsformular.
Das Assessment endet mit einem
Abschlussbericht, der die positi-
ven Aspekte des INN-1-Abschlussberichtes beibehält, wozu ein zusammenfassendes Deckblatt und
grafische Elemente zählen. Zudem
wird ein Individueller Integrationsplan Bestandteil des Abschlussberichtes sein, der u. a. die zur Integration des Teilnehmers vorgesehenen
Leistungspakete und einen Zeitplan
bis zur Integration enthält.
Bis zum Abschluss der Projektphase
wird die Teilprojektgruppe Assessment sich mit organisatorischen
Fragen insbesondere zur Durchlässigkeit der Assessmentangebote,
der Berichtsform, der detaillierten
Beschreibung der Leistungspakete
sowie Qualitätskriterien befassen.
Aus der Projektarbeit
Essentials aus dem Halbzeitforum
Am 23. und 24. März trafen sich die Mitarbeiter aller Arbeitsgruppen, um die bisherigen Arbeitsergebnisse zusammenzutragen und aufeinander abzustimmen.
Dies sind die wichtigsten
Essentials:
1. Der INN 2 – Leistungsumfang
umfasst eine breite Palette an Integrationsleistungen
• von der schnellen durch das
Angebot besonderer Hilfen unterstützten Integration in Arbeit
• über die umfängliche Integrationsleistung mit und ohne Qualifizierungsanteilen,
• die Wiedereingliederung durch
Umschulung
• bis zu den sehr förder- und betreuungsintensiven
Leistungen
zur Integration psychisch und
chronisch kranker Leistungsberechtigter in Arbeit.
2. Die Anmeldung ins INN 2-Assessment kann mit und ohne spezifische Beauftragung durch die
Reha(fach)berater / Berufshelfer
erfolgen.
3. Die Auswahl und Steuerung der
INN 2-Leistungen erfolgt auf der
Basis der Ergebnisse eines umfangreichen, den INN 2-Prinzipien verpflichteten Assessments
mit der Feststellung individueller
Integrationsperspektiven.
4. Das INN 2-Assessment berücksichtigt stark die spezifischen
Kontextfaktoren jedes Leistungsberechtigten.
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5. Die
Integrationsempfehlungen
des INN 2-Assessments beziehen
sich auf die gesamte Palette der
INN 2-Integrationsleistungen als
auch auf angezeigte alternative
Leistungen anderer Leistungserbringer.
6. Der Einstiegstermin in die INN
2-RIM-Phase wird am Vorhandensein eines geeigneten Integrationsarbeitsplatzes, eines nötigen Praktikumsplatzes bzw. dem
Durchführungszeitpunkt wichtiger Qualifizierungs-Leistungspakete ausgerichtet.
10.Die fachdienstlichen Leistungen
werden durch Resilienz stärkende
Leistungspakete aus dem Kontext
„Hilfen zur Lebensbewältigung“
erweitert insb. für die Unterstützung der Integration psychisch
und chronisch kranker Leistungsberechtigter.
11.Die
Qualifizierungsleistungen
werden durch Leistungspakete
zum Kompetenztraining ergänzt,
z.B. Kundenkommunikation, Telefontraining, Verkaufstraining,
Empfang und Büroservice.
7. Die Reha- und Integrationsmanager
unterstützen ihre Teilnehmer aktiv bis
zur Integration in Arbeit. Die Arbeitsmarktexperten arbeiten zu.
12.Die Niedersächsischen BFWe erweitern die Anzahl ihrer regionalen Standorte und bieten damit
große Teile der INN 2- Leistungspalette auch regional an.
8. Alle INN 2-Umschulungen werden
wenn immer möglich als DUOUmschulungen (mit erheblichen
betrieblichen Qualifizierungsanteilen) durchgeführt. Ausnahmen
von dieser Regel müssen vom
BFW begründet werden.
13.Als Basis für die Flexibilisierung
ihrer berufsbezogenen Qualifizierungsangebote treiben die BFW
die Modularisierung ihrer Angebote zusammen mit der Ausbreitung und Vertiefung des Konzeptes Lernunternehmen voran.
9. INN 2-Teilnehmer können je nach
individuellem
Integrationsverlauf im Einvernehmen mit dem
Leistungsträger zwischen den
INN 2-Integrationsleistungsarten
wechseln (z.B. aus Umschulung
in Integration mit Teilqualifizierung), wenn dies im Sinne einer
schnelleren bzw. nachhaltigeren
Integration in Arbeit sinnvoll und
gewünscht ist.
14. In Ergänzung ihres Angebots an
beruflicher Qualifizierung und
zur Unterstützung regionaler Integrationsleistungen führen die
niedersächsischen BFWe blended
Learning, d.h. eine gemeinsame
Plattform für internetgestütztes
Lernen ein.
Die Sicht der Rehabilitationsträger
Rehaträger übernehmen mit INN 2 Strukturverantwortung
Mit dem Auftrag der beruflichen Rehabilitation behinderter Menschen
haben die Rehabilitationsträger eine
Aufgabe, die zunehmend komplexer
wird. Zum einen ist die Geschwindigkeit, in der sich Arbeitsprozesse
und Anforderungen an Arbeitnehmer
ändern, deutlich gestiegen. Zum anderen beeinflussen immer häufiger
hemmende Kontextfaktoren wie z.B.
psychische Einschränkungen den Eingliederungsprozess negativ. Hinzu
kommt, dass bei bestimmten Kontextfaktoren eine länger andauernde
außerbetriebliche Reha-Maßnahme
mit Unterbringung in einem Internat
nicht sinnvoll und gewünscht ist. Es
sind flexible, regionale Angebote am
Wohnort der Rehabilitanden notwendig.
Ziel des Projekts INN 2 ist es deshalb,
die im INN 1-Projekt entwickelten
Konzepte der individuellen sowie tätigkeits- und integrationsorientierten
Rehabilitationsverfahren in den niedersächsischen
Berufsförderungswerken auf deren gesamte Leistungspalette auszuweiten. Darüber hinaus
sollen die Leistungen so wohnortund betriebsnah wie möglich gestaltet werden.
Die Leistungsträger erhoffen sich
dadurch möglichst flächendeckende
und in sich flexible Angebote der Beruflichen Rehabilitation auch durch
die Berufsförderungswerke. Diese
sollen strikt an den individuellen Förder- und Integrationsbedürfnissen
der einzelnen LTA-Berechtigten ausgerichtet sein. Nicht Maßnahmeorientierung ist die Devise, sondern
streng nach individuell diagnostizierten Bedürfnissen und Erfordernissen
erfolgende passgenaue Integration.
Die Auftraggeber erwarten deshalb
besonders für LTA-Berechtigte mit
besonderem Hilfebedarf, dass die
Berufsförderungswerke nach Umsetzung der Projektergebnisse eine Vielfalt modular aufgebauter und nach
individuellen Integrationsleistungsbedarfen zu kombinierender Leistungen
vorhalten.
Die Umsetzung der INN 2-Ergebnisse
in den Berufsförderungswerken und
bei den Rehafachberatungen soll eine
hohe Integrationsquote erreichbar
machen. Die ausgebaute Diagnostik
im zukünftigen modular konzipierten
Assessment soll eine sichere Integrationsprognostik ermöglichen. Der
durchgängige Blick aller Beteiligten
auf konkrete Tätigkeitsperspektiven
der LTA-Berechtigten soll die passgenaue Auswahl fachdienstlicher
und qualifizierender Leistungsangebote steuern. Die Reduktion der
BFW-Leistungen auf den jeweiligen
konkreten individuellen Förderbedarf
der LTA-Berechtigten und eine hohe
Integrationsquote sollen Qualität und
die Wirtschaftlichkeit der BFW-Leistungen aus Sicht der Leistungsträger
sicherstellen.
Auch im INN 2-Projekt nehmen die
Leistungsträger ihre Strukturverantwortung für die Berufsförderungswerke wahr. Mit ihrer Projektbeteiligung helfen sie durchaus auch im
Versicherten- und eigenen Interesse
den niedersächsischen Berufsförderungswerken dabei, sich bedarfsgerecht und zukunftsfähig zu modernisieren. Die Berufsförderungswerke
bleiben wesentliche Akteure im Feld
der Beruflichen Rehabilitation.
Das Projekt INN 2 will dazu beitragen,
dass in Niedersachsen auch zukünftig
ein bedarfsgerechtes und flächendeckendes Angebot der Beruflichen
Rehabilitation zur Verfügung steht.
Das ist sozialpolitisch geboten. Die
modernisierten Berufsförderungswerke sollen sich ihren zentralen Platz in
diesem Angebot durch eigenes Engagement sichern. Hiermit ist seitens
der Leistungsträger keine Belegungsverpflichtung verbunden, vielmehr
werden die Berufsförderungswerke
auch zukünftig mit ihrem Angebot
im wirtschaftlichen Wettbewerb mit
anderen Leistungserbringern stehen
und sich durch Qualität und Integrationserfolge durchsetzen müssen.
Die Projektauftraggeber
Wie geht‘s weiter?
Im Halbzeitforum wurden die Arbeitsergebnisse der Teilprojektgruppen mit allen Projektmitgliedern diskutiert und im Sinne eines ersten Gesamtkonzepts aufeinander abgestimmt.
Die weitere Planung:
• Bis Juli werden die noch offenen
Fragen und Projektaufgaben weiter bearbeitet.
• Die entwickelten Verfahren werden
bis zum Sommer in allen beteiligten
Häusern in Probeauftragsbearbeitungen geprüft und ggf. verbessert.
Mitte Juli erfolgt im Rahmen eines
• Abschlussforums die finale Abstimmung der Ergebnisse und die Verabschiedung des Konzepts.
• Nach Freigabe durch den Lenkungsausschuss werden die wesentlichen Ergebnisse allen Fachkräften der Leistungsträger und
der Berufsförderungswerke schriftlich zur Verfügung gestellt.
• Nach der Sommerpause werden
die Mitarbeitenden in Schulungen
mit den INN 2 – Verfahren vertraut
gemacht.
• Danach beginnt die Umsetzung.
Dazu werden in allen beteiligten
Häusern sogenannte „Umset-
zungspromotoren“ benannt. Deren
Aufgabe wird es sein, für die Mitarbeitenden als Ansprechpartner
für Fragen und Verbesserungsvorschläge zur Verfügung zu stehen.
• Darüber hinaus ist die Einrichtung
eines Projektbeirates geplant, der
im 1. Umsetzungsjahr die Einführung der Verfahren begleitet und
die Bearbeitung von Verbesserungsvorschlägen einleitet und
koordiniert.
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INN – Projektstruktur
Lenkungsausschuss
Prof. Dr. Ralf Kreikebohm
Christian Wolff
Michael Tanzer
Dr. Peter Kehl
Geschäftsführer Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover
stv. Geschäftsführer Deutsche Rentenversicherung Oldenburg-Bremen
Fachbereichsleiter Reha / EDV-Verfahren der Regionaldirektion Nds.-Bremen
Geschäftsführer der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten
Projektleitung
Jan Miede
Pierre Noster
Jörg Barlsen
stv. Geschäftsführer Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover
Vorstand Berufsförderungswerk Goslar
Geschäftsführer Berufsförderungswerke Bad Pyrmont und Weser-Ems
Projektmitarbeiter
Konstanze Kittler
Dr. Axel Kobelt
Hermann Nagel
Oliver Niemann
Jürgen Rodewald
Martin Lieber
Andreas Wenzel
Michael Teuber
Michael Farkens
Heike Warlitz
Frank Rostalski
Carmen Zerbst
Andreas Meyer
Holger Kaluscha
Dr. Peter Kehl
Perdita Engeler
Dr. Gudrun Pirke
Günter Lochno
Joachim Wieck
Olaf Gorniak
Rolf Schönfeld
Klaus-Dieter Hänsel
Birgit Fricke
Lars Pallinger
Friederike Einecke
Stephan Kammann
Stefan Hanne
Marion Heinrich
Steffen Dannenberg
Sabine Bernhofen-Lippek
Dieter Heinelt
Ramona Fuhrmann
Birgit Meyer
Nicole Schmuhl
Maren Schiel
Lisa Schote
Christian Brigato
Projektmanagement
Klaus Winger
Klaudia Tönebön
WiCON Unternehmensberatung
DRV Braunschweig-Hannover
Gender-Hinweis
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation immer entweder die maskuline oder die feminine Form von Bezeichnungen gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts. Ist beispielsweise von Rehabilitanden oder Teilnehmern die Rede, sind selbstverständlich und gleichermaßen auch Rehabilitandinnen und Teilnehmerinnen
gemeint. Frauen und Männer mögen sich von den Inhalten dieses Berichts in derselben Weise angesprochen fühlen.
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