Milch von glücklichen Kühen? Der sinnlose Tod der Rehkitze

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Milch von glücklichen Kühen? Der sinnlose Tod der Rehkitze
1/2014
Milch von glücklichen Kühen?
Der sinnlose Tod der Rehkitze
Brauchtumsfeuer:
Eine ernst zu nehmende Gefahr
für Wildtiere
Inhalt
Inhalt
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Inhalt
Editorial
Seite 37
Degus - Kleine Charmeure aus Chile
Focus
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4
Milch von glücklichen Kühen?
In eigener Sache
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Praktikum im Weltnaturerbe Wattenmeer
auf Sylt zu vergeben
Verbandsklagerecht für den ETN
Mein FÖJ beim ETN
Schützlinge von Hof Wiesenfeld suchen
ein Zuhause
Buchvorstellung "Die Bärin Katja im Glück"
Magazin
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Der sinnlose Tod der Rehkitze
Wo die Tiere wieder glücklich werden
"Schüler für Tiere" auf Hof Huppenhardt
Brauchtumsfeuer: Eine ernst zu nehmende
Gefahr für Wildtiere
Tierschutz in Donetsk (Ukraine)
Eine vielversprechende Entwicklung
Aktuelle Entwicklungen in Nord-Bosnien:
Verfolgung von Straßenhunden weitet
sich aus
Umwelt
Seite 26
Seite 28
Unser Trinkwasser in Gefahr
Das Umweltproblem in unserer Tasche:
Handys
Service
Seite
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Seite
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Mosus Brief an die Menschen
Serie "Giftpflanzen" - Teil 5:
Gemüse
Serie "Artgerechte Tierhaltung" - Teil 5:
Degus - Kleine Charmeure aus Chile
Respektierchen
Unsere Seiten für Kinder
Partner
Seite 44
Seite 47
Seite 48
"HundeDoc" kurz vor dem Aus
Mit vereinten Kräften
Der Zaunbau bei Lucky Dog Hostel
Unsere Einsatzgebiete in Europa
News
Seite 49
News
Seite 16
Der sinnlose Tod der Rehkitze
Impressum
Herausgeber
Redaktion
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.
Hof Huppenhardt, D - 53804 Much
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VR 2454, Amtsgericht Siegburg
Der ETN e.V. ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.
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ETN im Internet
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Unser Beitrag zum Umweltschutz:
„Respektiere“ ist mit Blick auf Nachhaltigkeit auf ein Recycling-Papier mit
100%-igem Altpapieranteil gedruckt.
Respektiere
Editorial
Dieter Ernst
Liebe Mitglieder und
Freunde des ETN,
das ETN Tierärzteteam kann auf ein erfolgreiches
Jahr 2013 zurückblicken. Im letzten Jahr haben
wir mit unserem Tierärzte-Pool so viele Hunde und
Katzen kastriert wie in keinem Jahr seit Bestehen
des ETN zuvor und waren dabei in vielen europäischen Ländern unterwegs. Auch 2014 werden
wir diese Arbeit fortsetzen, denn die „Kastrieren
und Freilassen“-Methode ist bewiesenermaßen
das einzig erfolgreiche Mittel, die Anzahl der
Streuner zu verringern. Um diese wichtige Arbeit
unverändert fortzusetzen, bedarf es weiterhin Ihrer finanziellen Mithilfe!
Leider haben in Deutschland erst wenige fortschrittlich arbeitende Städte und Gemeinden
erkannt, dass sich bei uns dasselbe Streunerproblem entwickelt wie in Süd- oder Osteuropa.
Freilebende, verwilderte Hauskatzen und unkastrierte, freilaufende Privatkatzen vermehren sich
extrem. Ordnungsämter und Veterinärbehörden
versuchen nur zu oft, die Verantwortung abzuschieben, und die Tierheime sind überfordert.
Der ETN e.V. kämpft daher für eine einheitliche
Kastrations- und Registrierungspflicht in ganz
Deutschland. Auch würden wir unser Tierärzteteam gerne in Deutschland einsetzen, doch leider
verhindern die Tierärztekammern kostenlose Kastrationsaktionen für streunende Tiere.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des ETN e.V.
ist unser Kampf gegen das brutale Morden von
Streunern, insbesondere in Rumänien, BosnienHerzegowina und Serbien. Durch Korruption und
die Geldgier von Bürgermeistern, Veterinärbeamten und bezahlten Hundefängern werden tausende von überwiegend harmlosen Streunern brutal
eingefangen und bestialisch ermordet, um sich
an Steuermitteln der rumänischen Bürger und EUSubventionen zu bereichern. Der ETN e.V. hilft
Respektiere
mit Transporten und der Vermittlung von Hunden.
Weiterhin unterstützen wir Protestaktionen und Petitionen zu diesem Thema.
Erschreckend sind leider die abwimmelnden und
nichtssagenden Reaktionen leitender EU-Politiker
und führender deutscher Politiker, einschließlich
unseres Bundespräsidenten. Schreiben des ETN
an Herrn Gauck und Antworten des Bundespräsidialamtes stellen wir Ihnen auf Wunsch gerne zur
Verfügung.
Ein anderer Tätigkeitsschwerpunkt des ETN e.V.
wird auch in diesem Jahr die Förderung von Naturschutzprojekten sein. Dazu arbeiten wir noch
immer eng mit der Schutzstation Wattenmeer, mit
dem Verein ‚Project Blue Sea‘ und anderen Partnervereinen zusammen. Auch unser Einsatz gegen
den illegalen Welpenhandel aus vielen Ländern
Osteuropas geht weiter. Allein nach Deutschland
kommen jedes Jahr ungefähr 500.000 sogenannte Rassewelpen aus übelsten Vermehrungsbetrieben.
Bitte unterstützen Sie weiterhin unsere Arbeit für
den Tier- und Naturschutz in Deutschland und Europa. Wir brauchen Sie!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dieter Ernst
ETN-Präsident
3
Focus
Quelle: nadine schultz, pixelio
Milch von
glücklichen
Kühen?
4
Respektiere
Focus
„Beste deutsche Kuh steht in Straßfeld.
Joker gibt in 305 Tagen 21.814
Liter Milch. […] Die 1995 geborene
Kuh ist vierfache Mutter. Von Mal zu
Mal wurden ihre Laktationsleistungen
besser. […] Nach dem dritten Kalb
erreichte sie den Höchststand von bis
zu 94 Litern Milch pro Tag.“ (General
Anzeiger, 07.03.2003)
S
o lautete vor einigen Jahren eine Pressemitteilung
zur besten Kuh Deutschlands, und jährlich wiederkehrend tauchen ähnliche Artikel
in lokalen Zeitungen auf. Der
Pressetext schildert die beeindruckende Milchleistung einer
Kuh in einem Milchviehbetrieb,
doch ob diese Hochleistung
noch im Sinne des Tieres ist,
wird nicht hinterfragt.
Solche und andere Stoffwechselkrankheiten und die permanente
Überbelastung
des
Organismus
haben zur Folge, dass Hochleistungsmilchkühe
nur
eine
„Nutzungsdauer“ von durchschnittlich
drei bis vier Laktationsperioden
haben, das heißt, die Tiere leben
im Durchschnitt nur etwa fünf Jahre.
Danach fällt die Milchleistung
ab oder Unfruchtbarkeiten und
Euterentzündungen sind der Grund
dafür, dass der Landwirt sein Tier
zum Schlachter bringt. Zum Vergleich:
Eine Kuh, die dem Schicksal einer
Hochleistungsmilchkuh entgangen ist,
kann durchaus fünfzehn bis zwanzig
Jahre alt werden.
In den wenigen Jahren ihres kurzen
Lebens sind Milchkühe im Prinzip
„dauerschwanger“. Nach siebzehn
Monaten werden sie zum ersten
Mal besamt, nach neun Monaten
Tragzeit wird das Kalb geboren,
und nach weiteren zwei Monaten
wird die Mutterkuh wieder besamt.
Die Milchproduktion läuft wie am
Fließband; das hält auf Dauer kein
Organismus aus.
Die
Zucht
auf
übersteigerte
Milchabgabe hat außerdem einen
unnatürlich vergrößerten Euter zur
Folge, der den Tieren in den Stunden
vor dem Melken Schmerzen bereiten
kann. Auch Euterentzündungen, die mit
Antibiotikagaben behandelt werden
müssen, treten bei Hochleistungskühen
gehäuft auf.
Mittlerweile findet in der Zucht ein
Umdenken hin zu weniger Milchleistung
und dafür längerer Lebensdauer
statt. Der primäre Grund für diesen
(schleppend verlaufenden) Wandel
wird aber wohl nicht in der Sorge um
das Wohlergehen der Kuh, sondern in
Fragen der Wirtschaftlichkeit liegen.
Denn die Kosten für den Ersatz einer
ausgeschiedenen Kuh sind so hoch,
dass erst ab dem vierten Kalb wirklich
Geld mit der Milchkuh verdient
werden kann. Ein Tier, das nach dem
Gebären des vierten Kalbes bereits
stirbt, rentiert sich also nicht.
Die Schattenseiten der
Hochleistungszucht
Fakt ist, dass die durch
Zucht immer weiter erhöhte
Ständige Trächtigkeit und Milchproduktion wie am Fließband
überlasten den Stoffwechsel der
Milchkühe, wie bei dieser abgemagerten Kuh zu sehen ist.
Respektiere
In diesem Melkstand werden die Zitzenbecher noch manuell angesetzt, und der Landwirt kontrolliert die Euter seiner
Tiere selbst. Mittlerweile gibt es aber auch vollautomatische
Systeme, bei denen ein Roboterarm die gesamte Arbeit
erledigt, und die Daten zur Milchleistung jeder einzelnen
Kuh automatisch per Computer gespeichert werden.
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Quelle: iStock.com, vora - MarenBeßler, pixelio
Nicht jede Kuh in deutschen
Milchviehbetrieben hat eine so
hohe Milchleistung wie die in
der
Pressemitteilung
erwähnte
Kuh „Joker“. Doch auch wenn die
Milchleistung einer durchschnittlichen
schwarz-bunten Holstein Friesian
bei 8.500 bis 14.000 Litern pro
Laktationsperiode (Zeit zwischen zwei
Kalbungen, etwa 305 Tage) deutlich
unter den Spitzenwerten von „Joker“
liegt, sind die Milchkühe in heutigen
Ställen wahre Hochleistungssportler.
In den letzten fünfzig Jahren konnte
die Milchleistung durch gezielte Zucht
vervielfacht werden; die Tiere geraten
auch bei guter Pflege unweigerlich
schnell an ihre körperlichen Grenzen.
Es stellt sich die Frage: Ist die Milch,
die diese Tiere geben, wirklich noch
von „glücklichen“ Kühen?
Milchleistung den Organismus der
Tiere sehr stark belastet. In der Anfangsphase der Laktationszeit geben
Hochleistungskühe bis zu 50 Liter
Milch am Tag, danach nimmt die
Menge nach und nach ab. Allein zur
Produktion von einem Liter Milch müssen
500 Liter Blut durch die Milchdrüsen
des Euters fließen. Selbst bei optimaler
Fütterung können Milchkühe den
für diese Höchstleistung benötigten
Energiebedarf oft nicht decken. Die
Folge sind Stoffwechselerkrankungen
wie beispielsweise die Ketose.
Auslöser für diese Krankheit ist ein
Energiedefizit, in das die Kühe
nach dem Kalben geraten können.
Fettreserven im Körper werden
angegriffen, die Tiere werden träge
und wollen nicht mehr fressen, was
die Krankheit weiter verschlimmert.
Focus
Moderner Laufstall mit abgegrenzten Liegeflächen und
einem Laufgang. Durch die Führschiene, die in der
Mitte des Ganges liegt, wird ein Schieber geführt, der
die Laufgasse automatisch entmistet.
Quelle: iStock.com, vora
Immer weniger Kühe in Deutschland dürfen
Weidegang genießen.
Quelle: Mja Dumat, pixelio
Aus dem (kurzen) Leben einer
Milchkuh
Auch wenn man utopisch anmutende
Milchabgabemengen und die daraus
resultierenden Erkrankungen einmal
außer Acht lässt, ist das Leben
einer Milchkuh meist nicht gerade
ein Zuckerschlecken. Besonders in
Süddeutschland existiert noch immer
die Anbindehaltung, in der die
Tiere ein ödes Leben ohne jegliche
Bewegungsfreiheit
fristen
und
lebenslänglich auf ein und derselben
Stelle stehen. Durch die permanente
Fixierung entstehen schmerzhafte
Klauen- und Gelenkerkrankungen,
und Sozialkontakte werden gänzlich
unterbunden.
Man
muss
kein
Tierpsychologe sein, um zu erkennen,
dass solch eine Haltung Tierquälerei
ist.
Immerhin in 60 – 70 % der deutschen
Betriebe wurde diese tierverachtende
Haltungsform
mittlerweile
durch
Laufställe ersetzt, in denen sich die
Tiere im Laufbereich auf Spaltböden
bewegen können und eingestreute
Liegeboxen haben. Leider sorgen
die Spaltböden zwar für einen
einigermaßen kotfreien Laufbereich,
aber sie erschweren den Tieren auch
das Laufen. Wirklich frei bewegen
können sich die Kühe dann nur
auf der Weide, die sie allerdings
bei konventionellen Betrieben meist
nur in den Sommermonaten nutzen
können. Aus arbeitstechnischen und
ökonomischen Gründen schränkten
6
aber viele Betriebe ihre Weidehaltung
in den letzten Jahren noch mehr ein; im
Jahr 2012 verbrachten in Deutschland
nur noch 14% aller Milchkühe mehr
als 12 Stunden am Tag auf der
Weide, ca. 35% durften immerhin
weniger als 12 Stunden draußen sein.
Dem traurigen Rest blieb Weidegang
gänzlich verwehrt.
Ansichtssache, doch wer jemals eine
Kuh auf die Weide hat stürmen sehen,
wird nicht bestreiten, dass dieses
Tier niemals freiwillig das Leben auf
Spaltböden wählen würde, und seien
sie noch so komfortabel ausgestattet.
Als Ersatz soll der „Komfort“ - und
damit die Milchleistung - der Kuh im
Laufstall immerhin durch verschiedene
Einrichtungen und Gerätschaften
verbessert werden.
Rotierende
Kuhbürsten,
Gummiauflagen
für
Liegeboxen
und
Spaltböden, Reinigungsroboter, intelligente
Fütterungssysteme
und
optimierte Lichtverhältnisse sollen
nicht nur die Stallhygiene und das
Wohlbefinden der Kühe verbessern,
sondern auch dem Landwirt die Arbeit
erleichtern.
Tatsächlich
bewirken
Bürsten, Bodenbeläge und Co. eine
höhere Lebensqualität der Kühe,
doch auch ein vollautomatisierter,
High-Tech-überwachter Laufstall kann
den Tieren nicht ermöglichen, all ihre
angeborenen Verhaltensweisen auszuleben.
Stellt man sich die Frage nach
der ethischen Vertretbarkeit heutiger Milchviehhaltung, ruft die
gängige Praxis der Kälberaufzucht
unweigerlich die meisten Bedenken
hervor. In den meisten Betrieben wird
das Kalb in den ersten Stunden oder
Tagen von der Mutter getrennt und
in Kälberboxen oder sogenannten
Kälberiglus untergebracht. Wird das
Kalb sofort nach der Geburt von
der Mutter getrennt, ist die Bindung
der beiden noch nicht so stark, und
die Trennung verläuft daher noch
relativ einfach. Doch Kühe sind sehr
intelligente Tiere, und man kann
davon ausgehen, dass der Verlust des
Kalbes nach einer neunmonatigen
Trächtigkeit beim Muttertier Spuren
hinterlässt. In vielen Betrieben werden
Kuh und Kalb allerdings erst nach
mehreren Tagen getrennt, wenn die
Bindung zwischen beiden Tieren
schon sehr stark ist. Bereits in den
ersten drei Stunden nach der Geburt
wird die Mutter auf ihr Kalb geprägt,
und in den folgenden Stunden und
Tagen lernen beide, sich gegenseitig
an Stimme und Geruch zu erkennen.
So ist die heutige Haltung von
Milchkühen in Laufställen zwar eine
wesentliche Verbesserung gegenüber
der früheren Anbindehaltung, vom
Leben einer „glücklichen“ Kuh sind
die Tiere allerdings noch immer weit
entfernt. Nun ist „Glück“ natürlich
Kinder ohne Mutter
Respektiere
Focus
Werden Kuh und Kalb erst getrennt,
nachdem ihre Bindung derart gefestigt
wurde, ist der Trennungsschmerz sehr
groß, und beide Tiere rufen noch
lange Zeit nach einander.
Die darauf folgende Einzelhaltung des
Kalbes in Kälberiglus oder -boxen ist
bis zu einem Alter von acht Wochen
gesetzlich erlaubt. Die Fütterung
erfolgt aus einem Tränkeeimer,
in dem sich die Milch der Mutter
oder Milchaustauscher befindet. So
kann die Milchkuh ohne Probleme
gemolken und eine maximale Menge
an Milch gewonnen werden. Für die
Kälber beginnt mit der zweimonatigen
„Einzelhaft“ ein tristes und beengtes
Dasein, da sie in den Kälberiglus
kaum Sozialkontakte haben und
andere Kälber meist nur durch die
Gitter hindurch sehen können. Auch
dem Bewegungsdrang der Jungtiere
wird in den engen Behältnissen
kaum Rechnung getragen. Nach
maximal acht Wochen werden die
Kälber in Gruppen zusammengeführt.
Durch die mutterlose Aufzucht
hervorgerufene Verhaltensstörungen
werden schon früh sichtbar. Die
mithilfe von Tränkeeimern gesäugten
Kälber können ihr Saugbedürfnis nie
ausreichend befriedigen und besaugen
deshalb häufig andere Kälber oder
auch Teile der Stalleinrichtung. Um
das gegenseitige Besaugen und
damit verbundene Verletzungen zu
verhindern, ziehen einige Landwirte
den Kälbern mit Stacheln besetzte
Ringe durch die Nase, die Schmerzen
verursachen und die Tiere so von
weiteren Saugversuchen abhalten.
Dies ist nur ein Beispiel der Probleme,
die durch mutterlose Aufzucht und
konventionelle
Milchkuhhaltung
entstehen
können.
Um
einen
Milchviehbetrieb wirtschaftlich zu
gestalten, sehen sich Landwirte oft
gezwungen, Abstriche zu machen,
die leider immer auf Kosten der
Milchkühe gehen. Doch muss man
tatsächlich akzeptieren, dass die Kuh
zum Produktionsfaktor verkommt, der
sich den Erfordernissen des Marktes
anzupassen hat?
Muss man akzeptieren, dass die
Milchkuh nicht mehr als Tier, sondern
als reiner Milchlieferant gesehen wird,
dessen Wohlergehen grundsätzlich
hinter der Wirtschaftlichkeit eines
Betriebes zurückstehen muss?
Dass es auch anders geht, zeigen
Milchviehbetriebe in Deutschland
und der Schweiz, die mehr auf die
natürlichen Bedürfnisse ihrer Tiere
eingehen wollen und deshalb eine
muttergebundene Kälberaufzucht erproben.
Kälber, die älter als zwei Monate sind,
werden in Gruppen gehalten.
Quelle: Mariocopa, pixelio
Kälberiglus mit Kälbern in „Einzelhaft“
Quelle: iStock.com, steverts
Der Saugstopp, ein mit Stacheln besetzter Nasenring, wird häufig eingesetzt, um Jungtiere daran zu hindern, sich gegenseitig zu besaugen.
Dabei handelt es sich um eine Verhaltensstörung, die bei mutterloser
Aufzucht entstehen kann.
Quelle: Ines Friedrich, pixelio
Respektiere
7
Focus
Mit der muttergebundenen
Kälberaufzucht zu
glücklicheren Kühen?
Bei der muttergebundenen Kälberaufzucht dürfen die Kälber
Quelle: Birgit Lieske, pixelio
dauerhaft oder für einige Stunden
am Tag bei ihrer Mutter bleiben oder
werden teilweise von Ammen gesäugt.
Die Kühe können trotzdem noch
gemolken werden, da die Kälber je
nach Wachstumsphase lediglich 5
bis 10 Liter Milch am Tag trinken und
damit die maximale Milchleistung von
50 Litern pro Tag längst nicht erreicht
wird.
In einer vom demeter-Verband mit
anderen Instituten und Verbänden
erarbeiteten Infobroschüre werden
mehrere
Haltungssysteme
der
muttergebundenen
Kälberaufzucht
in Deutschland und der Schweiz
dargestellt. Auf dem Großteil der
vorgestellten Höfe dürfen die Kälber
eine bis mehrere Stunden vor oder nach
dem Melken bei ihren Müttern sein und
trinken. In anderen Systemen werden
die Kälber ab einem gewissen Alter
oder von Anfang an von einer Amme
gesäugt. Die Amme kann gleichzeitig
mehrere Kälber säugen, so dass die
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anderen Mutterkühe normal
gemolken werden können.
Auch Höfe, auf denen Mütter
und Kälber den ganzen Tag
über zusammen sein können,
kommen vor. Obwohl die
Kälber dort im Prinzip
unbegrenzt Muttermilch
trinken könnten, geben
die Kühe in der Regel
noch ausreichend Milch,
und so rentiert sich auch
dieses System.
Dieses Kalb hat’s gut, es darf bei seiner Mutter trinken.
Der Großteil seiner Altersgenossen hat nicht
so viel Glück.
Quelle: Erika Hartmann, pixelio
Voraussetzung für eine
solche Kälberaufzucht ist
allerdings eine genaue Kenntnis
und Beobachtung der Tiere, die
natürlich Zeit in Anspruch nimmt.
Die Hofmitarbeiter pflegen
den regelmäßigen, direkten
Umgang mit ihren Tieren,
beispielsweise wenn die Kühe
zum Melken von ihren Kälbern
getrennt werden müssen. Auch
muss sich der Landwirt schon
früh bemühen, eine Bindung
zum Kalb aufzubauen, da die
Kälber sonst verwildern könnten.
Das heißt, Landwirte, die
diese Haltungsform realisieren
möchten, müssen sich auf die
Bedürfnisse ihrer Tiere einlassen,
das Verhalten der Kühe und
Kälber gut beobachten und
flexibel darauf reagieren. Mit
vollautomatisierten High-TechStällen, in denen alle Tiere in
ein standardisiertes Verhaltensmuster
gepresst werden, hat das nichts mehr
zu tun.
Muttergebundene
Kälberaufzucht
ist zeitintensiv, und jeder Betrieb
muss ein zu den Tieren und der
Betriebsstruktur passendes System
finden, doch letztlich überwiegen
die Vorteile für Tiere und Landwirte.
Der weitaus wichtigste Aspekt ist
dabei natürlich die Ermöglichung
einer artgemäßen, natürlichen MutterKind-Bindung. Wissenschaftliche Untersuchungen und Erfahrungen der
Landwirte belegen außerdem, dass
sich die Kälber besser entwickeln
und bei Muttertier und Kalb weniger
Krankheiten auftreten. Die in der
konventionellen
Aufzucht
häufig
beobachteten Durchfallerkrankungen
und
Euterentzündungen
treten
bei
muttergebundener
Aufzucht
beispielsweise nur selten auf. Insgesamt
weisen die Kälber außerdem ein
besseres Sozialverhalten auf. Auch die
Milchleistung der Kühe ist im Vergleich
zu konventionell gehaltenen Kühen
gleich oder sogar höher. Das Modell
hat also Potenzial, insbesondere
weil die Nachfrage nach Milch
aus mutter- und ammengebundener
Aufzucht steigt. Allein für Betriebe
mit über hundert Kühen könnte die
Umsetzung des Systems aufgrund des
zeitintensiven, aber unabdingbaren
Beobachtens der Einzeltiere schwer
realisierbar sein. Dazu gibt es keine
Erfahrungswerte. Bedenkt man aber,
dass 89 % der Milchviehbetriebe
im Jahr 2013 weniger als hundert
Milchkühe hielten, scheint durchaus
Potenzial für eine großflächigere
Umsetzung der muttergebundenen
Kälberaufzucht vorhanden.
Letztendlich liegt die Entscheidung,
wie sehr eine Kuh „Kuh“ sein darf,
nicht nur bei den Landwirten, sondern
– wie immer – auch beim Verbraucher.
Milch von Höfen mit muttergebundener
Kälberaufzucht ist nur lokal begrenzt
erhältlich und für manch einen trotz
aller Verbesserungen auch nicht der
perfekte Weg zur glücklichen Kuh.
Denn am Ende bleibt das Schicksal
der Kälber dasselbe: Auch bei der
muttergebundenen Aufzucht müssen
die Jungtiere irgendwann von der
Mutter abgesetzt werden, was
mit Trennungsschmerz einhergeht.
Weibliche
Kälber
werden
als
zukünftige Milchkühe aufgezogen,
während männliche Tiere, sofern
sie nicht als Zuchtbullen auserwählt
werden, gemästet und geschlachtet
werden. Allein der Weg dorthin
unterscheidet sich je nach Haltungsund Aufzuchtform. Jeder Verbraucher
muss selbst entscheiden, welcher Weg
seiner Ansicht nach zu „Milch von
glücklichen Kühen“ führt, und ob es
diesen Weg überhaupt geben kann.
Respektiere
In eigener Sache
Praktikum im Weltnaturerbe
Wattenmeer auf Sylt zu vergeben
D
er ETN e.V. und die
Schutzstation
Wattenmeer bieten in diesem
Jahr wieder einem jungen Menschen die Chance, das Weltnaturerbe Wattenmeer und dessen
einzigartige Landschaft in einem
dreimonatigen Praktikum kennenzulernen.
Der/die Praktikant/in wird in der
Schutzstation Hörnum auf Sylt
direkt im Nationalpark arbeiten und praktische Naturschutzarbeit hautnah kennenlernen.
Zu den Hauptaufgaben des/
der Praktikanten/in gehört die
naturkundliche Bildungsarbeit im
Lebensraum Wattenmeer. Den
Besuchern des Nationalparks
werden die Besonderheiten dieses Lebensraumes näher gebracht, um sie so für einen rücksichtsvollen Umgang mit diesem einmaligen Lebensraum zu
sensibilisieren.
Die direkte Naturschutzarbeit bildet das zweite wichtige
Einsatzgebiet des/der Praktikanten/in. Hierzu gehört beispielsweise die Sicherung von Rast- und Schutzgebieten im
Nationalpark.
Eine weitere Tätigkeit ist im Rahmen des wissenschaftlichen
Naturschutzes auszuüben. Der/die Praktikant/in hilft bei
Rastvogelzählungen und erhebt mit anderen Mitarbeitern
biologische Felddaten, die dann auch selbständig ausgewertet werden.
Altes Ausstellungsgebäude in Hörnum
Interessierte Bewerber schicken bitte
ein Motivationsschreiben und einen Lebenslauf (gern auch per Mail) bis zum
30.05.2014 an folgende Adresse:
SCHUTZSTATION WATTENMEER
Hafenstraße 3
25813 Husum
Tel.: 0 48 41-66 85 30
E-Mail:
[email protected]
Das Praktikum dauert vom 01.08.2014 bis 31.10.2014.
Die Schutzstation Wattenmeer stellt die Unterkunft; außerdem wird ein Taschengeld von Euro 125,00 pro Monat gezahlt.
Bewerber und Bewerberinnen sollten mindestens 18 Jahre alt
sein und Liebe zu Tieren und der Natur mitbringen. Grundlagenkenntnisse im Bereich der Biologie und Ornithologie sind
von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.
Quelle: C. Goetze, Ferdinand Gärtling,
Kirsten Thiemann, Moritz Fritz
Respektiere
Die Betreuung von Wattwanderungen wird eine der
Aufgaben des Praktikanten sein.
9
In eigener Sache
Verbandsklagerecht für den ETN
Ein Weihnachtsgeschenk mit Rechten und Pflichten
D
er Europäische Tier- und Naturschutz e.V. zählt seit dem
23.12.2013 zum Kreis der
anerkannten Tierschutzvereine, die im
Land Nordrhein-Westfalen das Verbandsklagerecht ausüben können.
und Amtstierärzte
darin
bestärken
können, geltendes
T i e r s c h u t z re c h t
konsequent durchzusetzen.
Am 19.06.2013 hat der nordrheinwestfälische Landtag die Einführung
eines Verbandsklagerechtes für Tierschutzvereine beschlossen. NRW ist
damit das dritte Bundesland, in dem
anerkannte, gemeinnützige Tierschutzvereine wie der ETN e.V. klagen können. Mit diesem Verbandsklagerecht
wird ein Ungleichgewicht aufgehoben, das rechtlich bisher zwischen der
wirtschaftlichen Nutzung von Tieren
und dem Schutz ihrer Lebensbedürfnisse bestand. Wurde beispielsweise
ein Vorhaben beantragt, das Tieren
Schaden zufügte oder sie einer nicht
artgerechten Haltung aussetzte (wie
beispielsweise der Bau einer Tiermastanlage oder die Durchführung eines
Tierversuches), konnte die zuständige
Behörde dem zustimmen oder nicht.
Verweigerte die Behörde die Genehmigung, so musste sie mit verwaltungsgerichtlichen Klagen durch mehrere
Instanzen hindurch und unter Umständen auch mit Entschädigungsklagen
rechnen. Genehmigte sie aber das
Vorhaben, so konnte demgegenüber
kein Tierschutzverein eine richterliche
Überprüfung der Vereinbarkeit mit
den Vorschriften des Tierschutzrechts
herbeiführen, weil die Belange von
Tieren nicht einklagbar waren. Das
Verbandsklagerecht ändert dies nun.
Das jetzt vom
NRW-Landtag beschlossene Gesetz
stärkt damit die
Beteiligungs- und
Anhörungsrechte
von
Tierschutzvereinen.
Anerkannten Tierschutzvereinen wie dem
ETN eröffnet das
Gesetz auch die
Möglichkeit, bereits im Vorfeld bestimmter Genehmigungsverfahren (z.B. zur Haltung von
Tieren) Stellung zu nehmen. Sofern die
Verletzung von Tierschutzvorschriften
im Raume steht, können die Vereine
Klagen gegen tierschutzrelevante Genehmigungen, etwa zum Bau neuer
Ställe oder zur Kürzung von Schweineschwänzen oder Hühnerschnäbeln
erheben. Gegen die Genehmigung
von Tierversuchen ist dann auch eine
Feststellungsklage zulässig.
Bei der Einführung des Klagerechts
steht jedoch nicht die Klage im Mittelpunkt; vielmehr sind es die umfassenden Mitwirkungspflichten für die
klagebefugten Verbände. Das bedeutet, dass die Verbände in viele einzelne Vorgänge (z.B. Vorhaben von Tierversuchen oder der Nutztierhaltung)
auf Antrag eingebunden werden, wodurch sie frühzeitig ihr Wissen in behördliches Handeln einfließen lassen
10
In der Praxis wird die Klage aber
überwiegend die letzte Konsequenz,
die ultima ratio sein. Wurde früher
der ETN durch Bürger auf Verstöße
in Sachen Tierhaltung aufmerksam
gemacht, konnte er nur das Veterinäramt oder das Ordnungsamt darauf
hinweisen. Weitere Möglichkeiten bestanden nicht. Als anerkannter Verein
kann der ETN nun umgehend beim Veterinäramt Akteneinsicht verlangen. Er
kann feststellen, ob die Behörde diese
Tierhaltung schon kontrolliert, und
welche Auflagen das Amt erteilt hat.
Der ETN kann nun seinerseits gegenüber dem Amt einbringen, welche Anordnungen er für richtig hält. Würde
das Amt diese vom Tierschutzgesetz
geforderte Anordnung nicht erlassen,
könnte der ETN in letzter Konsequenz
Klage beim Verwaltungsgericht erheben. Um diese Mitwirkungsrechte zu
gewährleisten, sind von Seiten des
Vereins aber auch finanzielle Voraussetzungen erforderlich. So müssen die
Erfolgsaussichten sorgfältig geprüft
werden, da bei einem negativen Ausgang eventueller Klagen Gerichts- und
gegnerische Anwaltskosten schnell in
die tausende Euro gehen.
Die im Gesetz über das Verbandsklagerecht und Mitwirkungsrechte
(TierschutzVMG NRW) beinhalteten
Instrumente wie z.B. das Recht auf
Akteneinsicht werden das kooperative
Zusammenwirken von Menschen, die
Tierschutzmissstände beobachten, anerkannten Vereinen und den Vollzugsbehörden fördern und so den Tieren
und dem Tierschutz helfen. Der ETN
e.V. wird diese Möglichkeit, den Tierschutz zu stärken, verantwortungsvoll
wahrnehmen.
Respektiere
In eigener Sache
Mein FÖJ beim ETN
gelaunt. Der ETN rief bei mir daheim
an, um zuzusagen, als ich noch in
der Schule saß; genauer gesagt im
Mathe-Unterricht! Meine Mutter teilte
mir die Zusage per SMS mit, und als
ich dann auf einmal mit einem dicken
Grinsen im Unterricht saß, muss meine Lehrerin gedacht haben, ich hätte
nicht mehr alle Tassen im Schrank …
A
nfang des Jahres 2013 habe
ich nach einer Alternative zur
Schule gesucht, da ich mein
Fachabitur vollenden wollte, indem
ich ein einjähriges Praktikum oder
ähnliches beginne. Nichts war spannend oder reizvoll genug, um wirkliches Interesse bei mir zu wecken. Bei
Recherchen zu einem FSJ (Freiwilliges
Soziales Jahr) stieß ich auf die Abkürzung FÖJ (Freiwilliges Ökologisches
Jahr) und wurde hellhörig. Ich informierte mich weiter und schnell wurde
mir klar: „Das ist es, was ich machen
will!“
Es gibt verschiedene Foren mit Listen
der Einsatzstellen, auf denen man
sich bewerben kann. Hier sprang mir
gleich der LVR (Landschaftsverband
Respektiere
Rheinland) ins Auge,
weil er eine Vielzahl von
Einsatzstellen im Umkreis
meiner Heimat sowie eine
Menge
verschiedener
Tätigkeitsfelder
anbot,
so beispielsweise biologische Stationen, Klostergärten und auch Tier- und
Umweltschutzorganisationen wie der ETN. Ich
liebe Tiere und die Natur, bin gerne
draußen, und vor allem bin ich nach
zwölf Jahren bei den Deutschen Pfadfindern wetterfest. Dies sind meiner
Meinung nach wichtige Voraussetzungen für ein FÖJ, egal wo.
Nach dem Verschicken der
Bewerbungen begann das Zittern. Was ist, wenn sich niemand meldet? Was ist, wenn
ich nur Absagen kassiere?
Als sich dann der ETN e.V.
bei mir meldete und mich zu
einem Gespräch einlud, freute
ich mich natürlich riesig. Als
ich später dann auch noch die
Zusage bekam, mein FÖJ hier
auf Hof Huppenhardt machen
zu können, war ich richtig gut
Meine Aufgaben hier haben ein
weites Spektrum. Ich überlege mir Beschäftigungen für die Tiere und kümmere mich vor allem um die Pferde.
Besonders angetan hat es mir Drigenia; sie ist irgendwie speziell. Zugegeben, das ist eigentlich jedes Tier
hier, aber Drigenia ist ganz anders.
Einerseits ist sie anhänglich, verschmust und wacht eifersüchtig über
alle Streicheleinheiten. Andererseits
ist sie auch mit Vorsicht zu genießen.
Ihre Zutraulichkeit ist wirklich abhängig von der Tagesform. Ich kümmere
mich auch mit um die anderen Tiere
wie die Schweine, Ziegen und Schafe. Jedes hat einen anderen Charakter
und seine kleinen Macken. So ist es
schon fast Tradition, dass ich beim Fegen des Ziegengeheges an einer Seite
von Ziegenbock Jack begleitet werde,
und an der anderen Seite die kleine
Stella an meinem Hosenbein zieht.
Ich finde es super, hier arbeiten und
helfen zu dürfen. Wirklich „schlimme“
Tierschutzfälle habe ich zum Glück
11
In eigener Sache
noch nicht miterleben müssen, allerdings schon den ein oder anderen
Todesfall. Damit muss man aber umgehen können, wenn man auf einem
Hof wie diesem arbeitet, auch wenn
es nicht leicht fällt. Natürlich hängt
man an jedem Tier, so geht es mir
zumindest, doch ich versuche dieses
Gefühl in einem Rahmen zu halten,
in dem das Loslassen nicht zu sehr
wehtut. Das ist nicht immer leicht, und
ich befürchte, dass sich schon einige
unserer Schützlinge über diesen Punkt
hinausgeschlichen haben … Auf dem
Hof wohnen natürlich hauptsächlich
alte und kranke Tiere, die nur aus
diesem Grunde zum ETN e.V. gekommen sind, denn viele Menschen sind
der Meinung, dass ihnen ein altes,
krankes Tier nur noch auf dem Portemonnaie liegt und kostet und kostet
und kostet … Ich bin der Meinung,
dass man so etwas immer im Hinterkopf haben muss, wenn man sich ein
Tier, egal welches, anschafft. Lernen
musste ich jedoch auch, dass es mit
einem jungen, gesund erscheinenden
Tier ebenfalls schnell zu Ende gehen
kann. So geschah es beispielsweise
mit unserem wunderschönen Norikerfohlen Limbo, bei dem mit fortschreitendem Wachstum genetisch bedingte
Krankheiten zum Vorschein kamen.
Zuvor schien er topfit zu sein, aber
Mitte November mussten wir uns leider von ihm verabschieden.
Doch wo es schlimme Dinge gibt, ist
irgendwo auch immer Hoffnung, und
diese Hoffnung sehe ich in jedem
einzelnen der Tiere, die hier auf Hof
Huppenhardt leben. Ob sie nun leicht
zugänglich sind oder so schwierig wie
12
wurde von der Seminarleitung vorbereitet, dann wurden
Kleingruppen gebildet, welche sich einige Wochen vor dem
nächsten
Seminar
treffen, um dieses vorzubereiten. Die Seminare bestehen aus
Vorträgen des Vorbereitungsteams, aber
auch von Gästen verschiedener Partnerorganisationen. Außerdem macht man
auch
Exkursionen,
und auch der Spaß
kommt nicht zu kurz.
Bei Gruppenaktionen
Drigenia, die Zeit braucht, und
mit der man nur kleinschrittig in
Kontakt treten kann. Diese Hoffnung und das Wissen, dass es
den Tieren zumindest am Ende
ihres Lebens gut ging, sind es,
die mir helfen, auch mit den
Todesfällen
fertigzuwerden.
Jedes Tier, das ich hier kennengelernt habe, zeigt auf seine
Art die Dankbarkeit, die es
empfindet. Man muss ihm nur
die Chance geben, diese zeigen zu können.
Ich bin jetzt fast ein halbes
Jahr hier auf dem Hof und
froh, diese Möglichkeit zu haben und die Erfahrungen
sammeln zu können, die
das FÖJ mit sich bringt. Ich würde das Freiwillige Ökologische
Jahr jedem empfehlen, der eine
Alternative zum Studium direkt
nach dem Abitur sucht oder das
Fachabitur vollenden will. Ganz
vom Lernen befreit ist man aber
nicht, da das FÖJ fünf Seminare
à fünf Tage mit sich bringt. Ich
persönlich freue mich schon auf
mein nächstes Seminar, da ich
eine tolle Gruppe und vor allem
eine nette Seminarleitung erwischt habe. Das erste Seminar
sind alle als Team gefordert; so haben
wir nun als Seminargruppe zum Beispiel eine FÖJ-Flagge, eine selbstgebaute Hängematte und: Bernd! Bernd
darf NIE fehlen! Er ist unser Maskottchen. Ein Biber.
Ann-Christin Sting, FÖJlerin
Respektiere
In eigener Sache
Schützlinge
von Hof Wiesenfeld suchen ein Zuhause
Cesar
Cesar
Am 12. Oktober 2013 konnten wir
den vierjährigen Cesar in Empfang
nehmen. Zusammen mit sechs weiteren Hunden ist auch er der Hundehölle in Rumänien entkommen. Es ist
Respektiere
Rubina
Auch Rubina wurde 2010 in Rumänien geboren, einem Land, in dem
Hunde um ihr Leben bangen müssen.
Bei uns soll sie eine neue Chance bekommen, ein liebevolles Zuhause zu
finden. Rubina ist eine hübsche, aber
sehr scheue Hündin. So ganz traut sie
den Menschen noch nicht, denn ihre
unschöne Vergangenheit hat sie geprägt. Rubina ist eine echte Herausforderung und sollte in erfahrene, geduldige und vor allem liebevolle Hände.
Tigrut
Tigrut
Unser Tigrut stammt ebenfalls aus
Rumänien und ist drei Jahre alt. Er ist
ein zurückhaltender, ruhiger Rüde.
In seinen Augen spiegeln sich seine
Vergangenheit und all die unschönen
Erlebnisse in Rumänien wider. Tigrut
lässt sich streicheln, benötigt aber
noch einige Zeit, um auf den Menschen zuzugehen.
Gemma
Trudi
Trudi wurde 2013 in Russland geboren. Nach einem Unfall musste ihr
das linke Hinterbein amputiert werden, jedoch hat sich die lebenslustige
kleine Hündin, gut damit arrangiert.
Noch ein wenig scheu stellt sie sich
jeden Tag neuen Herausforderungen.
Bei uns soll sie eine neue Chance
bekommen, ein liebevolles Zuhause zu finden. Trudis neue Menschen
sollten Geduld, Hundeverstand und
eine große Portion Liebe im Gepäck
haben, dann kann aus Trudi und ihren neuen Menschen ein Dreamteam
werden.
unvorstellbar, auf welch grausame Art
und Weise die Tiere dort behandelt
werden. Getreten, geschlagen, misshandelt, an Körper und Seele verletzt,
ist es nun unsere Aufgabe, sie in ein
neues, gutes Leben zu entlassen. Die
körperlichen Schmerzen können wir
lindern und heilen; für die Narben
auf der Hundeseele sind liebevolle
Behandlung und Geduld eine wichtige Voraussetzung. Die ersten Hürden haben wir gemeistert und werden alles daran setzen, dass dieses
neu gewonnene Vertrauen nie wieder
enttäuscht wird. Für Cesar wünschen
wir uns hundeerfahrene Menschen
mit Einfühlungsvermögen und einer
gesunden Portion Konsequenz und
Liebe. Cesar möchten wir vorzugsweise in Einzelhaltung abgeben! Er ist
ein sehr intelligenter Hund, der auch
geistig beschäftigt werden sollte. Er
benötigt etwas Zeit, um Vertrauen zu
fassen. In seinem Wesen ist er unbestechlich. Entweder mag er jemanden
oder nicht.
Rubina
Trudi
Wer eines unserer Vermittlungstiere aufnehmen will, sollte sich bitte
unter 0 56 72 – 92 16 39 oder [email protected] melden.
Gemma
Gemma ist eine sehr scheue und
zurückhaltende Hündin. Sie wurde im
Jahr 2013 in Italien geboren. Gemma
ist bei uns mit Hunden vergesellschaftet, die keine Berührungsängste mit
13
Lucy
Lucy
Unsere Lucy ist eine etwa acht Jahre
alte, sehr ruhige, weiße Katze mit einigen schwarzen Flecken und grünen
Augen. Das Wort „ruhig“ bezieht sich
aber lediglich auf ihren Charakter,
denn ansonsten ist sie sehr gesprächig. Sie hat die lustige Eigenart, wirklich alles zu kommentieren, jeden anzumaunzen – einfach immer das letzte
Wort zu haben. Während sie den
Menschen gegenüber sehr liebevoll
ist, mag sie ihre Artgenossen nicht so
sehr, deshalb möchten wir Lucy unbedingt als Einzelkatze vermitteln. Lucy
wünscht sich einen eigenen Fressnapf
und eine Schlafstelle, die sie sich nicht
jeden Tag aufs Neue „erkämpfen“
muss.
14
Der tapfere Ramon
Warum tapfer? Der zweijährige Ramon hatte einen unbehandelten
Vorderlaufbruch, der ihm höllische
Schmerzen bereitet haben muss. Als
er von Malta zu uns kam, haben wir
ihn in den ersten zwei Tagen kaum
Ramon
Muha
Muha wurde 2008
in der Ukraine geboren und ist eine
freundliche, aufgeweckte, mittelgroße
Hundedame. Anfangs hatte sie starke
gesundheitliche Probleme, aber nach
einer überstandenen Knie-OP geht
es nun jeden Tag aufwärts. Sie ist
verträglich mit Artgenossen und sehr
menschenbezogen. Eine liebe Fami-
lie mit Kindern
ab zehn Jahren
wäre für unsere
Muha optimal.
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit,
in der sie Vertrauen zu ihrer
neuen Familie
aufbauen kann,
würde
Muha
der Besuch einer Hundeschule bestimmt gefallen.
Lucky
Menschen haben, so
dass sie sich in dieser
Hinsicht etwas von ihren
Mitbewohnern abschauen kann. Sie wird aber
vermutlich noch längere
Zeit benötigen, um sich
an die Menschen zu gewöhnen.
Muha
In eigener Sache
zu Gesicht bekommen. Als wir dann
das ganze Ausmaß seiner Verletzung
erkannt haben, musste er für eine Woche in die Tierklinik nach Köln. Dort
wurde sein Bruch erfolgreich operiert.
Leider können wir noch keine Aussagen über Ramons Verträglichkeit mit
anderen Katzen machen. Auch können wir nicht sagen, was ihm genau
auf Malta passiert ist. Doch auch
wenn ihm Schlimmes widerfahren sein
muss, lässt er sich gerne streicheln und
genießt es, wenn man mit ihm spricht.
Aktueller Notfall:
Lucky – Der Hund, der
immer lächelt
Lucky ist ein liebenswerter, kastrierter, dreijähriger Rüde aus Rumänien.
Er wurde dort von einem Auto angefahren, wodurch sein linkes Vorderbein an drei Stellen gebrochen war.
Die rumänischen Tierärzte versuchten
zwar, sein Bein zu retten, doch die
Wunde entzündete sich, und letztlich
musste man das Bein amputieren.
Lucky hat in seinem kurzen Leben
schon viel durchgemacht, seine
Freundlichkeit und Lebensfreude aber
nicht verloren! Für den Rüden ist seine
Behinderung kein Problem; er ist lebensfroh, lustig und hat – seinem jungen Alter entsprechend – eine Menge
Unsinn im Kopf. Er liebt Ballspielen
und tobt auch gerne und ausgelassen mit anderen Hunden, mit denen
er verträglich ist. Lucky ist absolut
freundlich zu Menschen, sollte allerdings nicht zu einer Familie mit Katzen oder Kleintieren vermittelt werden,
da er Jagdtrieb hat. Lucky muss noch
lernen, an der Leine zu gehen, da
er im Moment noch Angst hat, wenn
man ihn am Halsband anfasst. Gerne
rennt er auch Fahrrädern und Joggern
hinterher und sollte daher vorerst nicht
abgeleint werden. Lucky ist sehr lernwillig und intelligent, so dass man ihm
das „Hunde-Einmaleins“ sicherlich
schnell beibringen kann. Der Besuch
einer Hundeschule würde ihm Spaß
machen.
Für Lucky wünschen wir uns Menschen, die Freude daran haben, sich
mit ihm zu beschäftigen und ihm etwas
beizubringen. Über einen souveränen
Ersthund und einen großen Garten, in
dem er nach Herzenslust toben und
rennen kann, würde sich unser Lucky
aus Rumänien ebenfalls freuen.
Lucky ist derzeit bei unserem Partnerverein „Lucky Dog Hostel“ untergebracht. Bei Interesse wenden Sie sich
einfach direkt an
Lucky Dog Hostel (Telefon: 0 47 959 58 77 80) oder an den ETN e.V.
(Telefon: 0 22 45-61 90-18).
Respektiere
Jannis
Der dreijährige Jannis ist eine sogenannte “Handaufzucht”. Seine ausgesetzte Mutter kam mit den drei Kindern
Jule, Jana und Jannis im Mai 2010
ins Tierheim, war aber schon derart
geschwächt, dass sie ihre Babys nicht
mehr säugen konnte. Die Mutter überlebte dank ärztlicher Fürsorge; die
Kinder kamen zu einer menschlichen
Pflegemutter, die sie alle zwei Stunden
mit Ersatzmilch versorgte. Mittlerweile
ist Jannis zu einem bildschönen Kater
„Die Bärin Katja
im Glück“
Autorin Heike Jordan erzählt die Geschichte von Braunbärin Katja, die in
einem russischen Zirkus geboren wurde. Sie musste dort lange Zeit Kunststücke vorführen und wurde in einem
Käfig durch die Lande transportiert.
Als der Zirkus aufgelöst wurde, durfte Katja in einen Wildpark umziehen.
Dort fand sie erstmals in ihrem Leben
eine weitgehend artgerechte Umgebung. Katja genießt die Natur und
ihre neu gewonnene Freiheit, erobert
ihren neuen Lebensraum - und vergisst
schließlich das Balancieren auf einem
Ball.
Respektiere
Manni
Manni kommt aus einer Massentierhaltung. Der zweijährige Kater ist
keinesfalls aggressiv, nur furchtbar
ängstlich. Doch mit viel Einfühlungsvermögen und Verständnis werden
Sie, Menschen mit viel Herz, auch unserem Manni beim Streicheln ein wohliges Schnurren entlocken können. Sie
suchen einen Kater, der anderen Katzen gegenüber souverän auftritt? Sie
möchten einem jungen, misstrauischen
Kater zeigen, dass es auch liebevolle
Menschen gibt; Menschen, auf die
man sich verlassen kann, die regelmäßig füttern, die ihm ein schönes Zuhause geben? Dann kommen Sie zu uns,
und besuchen Sie Manni!
Buchvorstellung
desweit als Gepardenmann bekannt
wurde und UN-Dekaden-Botschafter
für biologische Vielfalt ist.
Das Buch kann direkt unter [email protected] bestellt werden. „Die Bärin Katja“: 44 Seiten, Format 22 x 18
cm, Hardcover, Preis: Euro 9,90.
Verlosung
Bei uns können Sie ein
Exemplar von „Die Bärin
Katja im Glück“ gewinnen!
Schreiben Sie uns einfach
eine E-Mail an respektiere@
etn-ev.de, oder schicken Sie
einen Brief an unsere Geschäftsstelle mit dem Stichwort „Verlosung“. Unter
allen Einsendern verlosen
wir bis zum 30.04.2014
ein Exemplar des Kinderbuches.
Bär - malowanki, sxc.hu
In „Die Bärin Katja im Glück“ schildert
Autorin Heike Jordan in einfühlsamen
Texten und wunderschönen Illustrationen die wahre Geschichte eines Zirkusbären. Entstanden ist ein Buch für
Jung und Alt, das zudem Informationen über Braunbären, ein Bären-Quiz
und Literaturempfehlungen bietet.
Außerdem stellt die Autorin die STIFTUNG FÜR BÄREN und deren Projekte vor. Das Buch erschien im Verlag
edition G von Matto Barfuss, der bun-
herangewachsen. Leider stellte sich
heraus, dass Jannis “Katzen-Aids”
(FIV) hat, eine Immunschwäche. Für
Menschen ist FIV absolut ungefährlich, jedoch besteht eine Ansteckungsgefahr für Artgenossen, wobei die
Übertragung lediglich über Bisswunden, Blut und Speichel erfolgen kann.
Vorsichtshalber sollte Jannis daher in
der Wohnung bleiben, was für ihn
aber kein Problem sollte, solange er
nur genügend Ansprache hat. Er mag
es nur zu gerne, wenn man mit ihm redet und wenn man ihn streichelt, dann
leuchten seine großen Augen und
glänzen wie Sterne.
Manni
Jannis
In eigener Sache
15
Magazin
Der sinnlose Tod
der Rehkitze
Die Frage bleibt immer die gleiche:
Warum muss das Töten sein? Liegt
es am Jagdpächter oder an den
Landwirten? Die Frage ist leicht zu
beantworten: Solange Jäger und
Landwirte nicht eng und vollständig
zusammenarbeiten, werden dies
weiterhin viele Tausend Rehkitze mit
ihrem Leben bezahlen. Es darf und
kann nicht sein, dass sich jeder auf
den Anderen verlässt, und manche
Mahd dem Zufall überlassen wird.
sehr gut bewährt, ist aber sehr
arbeitsintensiv.
Die zweite Möglichkeit ist
das Absuchen der Wiesen.
Hier ist es empfehlenswert,
mit mehreren sachkundigen
Personen die Fläche Meter
für
Meter
systematisch
abzusuchen. Bei dieser Suche
ist es sinnvoll, dass der Jäger
einen ausgebildeten Jagdhund
mitführt. Er kann das Kitz zwar
nicht riechen, da Kitze in den ersten
Wochen keinen Geruch abgeben,
aber die Ricke wird den Hundeduft
wahrnehmen und schon aus diesem
Grund das Kitz in Sicherheit bringen.
Bemerkt man als Spaziergänger ein
Kitz in einer Wiese, die gemäht werden
soll, sollte man den Jagdpächter sowie
den Landwirt informieren. Wenn
daraufhin keine Reaktion erkennbar
ist, muss die Polizei in Kenntnis gesetzt
werden.
Auch das Aufstellen von Warnbarken
mit Blinklichtern, wie sie im Straßenbau
Hans-Joachim Köhn, pixelio
E
s ist jedes Jahr das
gleiche:
Viele
Tausend
Rehkitze,
Hasen
und
Bodenbrüter
werden
von
hochmodernen Mähmaschinen
getötet oder schwer verletzt.
Dies ist ein gravierendes
Tierschutzproblem;
Experten
sprechen von etwa 400.000
toten oder verletzten Tieren in
Deutschland. Durch den Einsatz
hochmoderner Mähmaschinen
und eine Verdoppelung auf
vier
oder
bisweilen
fünf
Schnitte im Jahr im Gegensatz
zu zwei Schnitten (Heu- und
Grummetschnitt) in früheren
Jahren erreicht die Gefährdung
von Rehkitzen immer größere
Ausmaße.
genutzt werden, wird die Ricke als
störend empfinden und ihr abgelegtes
Kitz in Sicherheit bringen, da der
Intervall des Blinklichtes die Ruhe stört.
Viele Jäger werden von den
Jagdverbänden regelmäßig über
Vorsorgemaßnahmen informiert. So
hat der Landesjagdverband NRW vor
Jahren empfohlen, immer von innen
nach außen zu mähen und erstellte
Aufkleber, die am Traktor angebracht
werden
und
das
empfohlene
Mähschema zeigen. Leider werden
Landwirte von den Jagdverbänden
aber nicht direkt informiert, sondern
es obliegt den Jagdpächtern, das
persönliche Gespräch mit den
Wirksame Maßnahmen zum
Schutz der Kitze
Das wichtigste ist, dass der Landwirt
den
Jagdpächter
pflichtgemäß
vorzeitig über den Mähtermin
informiert. Somit hat der Jagdpächter
ausreichende Möglichkeiten, einem
Mähtod vorzubeugen. Beispielsweise
kann er vor dem Tag, an dem gemäht
werden soll, sogenannte „Scheuchen“
aufstellen.
Das
sind
einfache
Plastiksäcke, die auf einen ungefähr
zwei Meter hohen Stab gestülpt und
in der Wiese verteilt werden. Durch
das Rascheln wird die Ricke unruhig,
und sie wird ihr Kitz aus der Wiese
holen und in Sicherheit bringen. Diese
Methode hat sich seit vielen Jahren
16
Diese beiden Kitze konnten nur noch tot geborgen werden.
Respektiere
Magazin
mitgeteilt, jedoch ignorierte er diesen
Hinweis.
Andererseits gibt es auch gute
Beispiele von Bürgern, die ihrer Pflicht
zum Schutz der Rehkitze nachkommen.
So konnten einige engagierte Jäger
im letzten Jahr in einem einzigen
Revier achtzehn Kitze retten. Diese
Jäger hatten mit allen Landwirten den
Dialog gesucht und um Angabe des
Mähtermins gebeten. Durch dieses
einzigartige Arrangement konnten sie
die Kitze vor einem furchtbaren Tod
bewahren.
Diese beiden Kitze konnten gerettet werden.
Landwirten zu suchen.
Eine andere Möglichkeit der Tierrettung
bieten die sogenannten „Life Finder“.
Das sind Wärmesuchgeräte, die am
Traktor angebracht werden können
und beim Abfahren der Wiesen
auf Körperwärme reagieren. Leider
gibt es bei dieser Methode, wird sie
beispielsweise im Juni bei etwa 26
Grad Celsius angewandt, sehr viele
Fehlmeldungen. Daher muss die
Suche frühmorgens erfolgen, wenn
die Temperaturen noch niedrig sind.
Diese Wärmesuchgeräte gibt es als
Selbstbausatz schon für Euro 14,00 und es gibt viele Jäger, die Landwirten
solche Geräte kostenlos überlassen.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt e.V. hat einen anderen
Wärmedetektor
entwickelt,
der
sich „Infrarot Wildretter“ nennt
und etwa Euro 345,00 kostet. Um
die
Forschung
beziehungsweise
Entwicklung finanziell abzusichern,
übergab Ministerin Ilse Aigner dem
Respektiere
Deutschen Zentrum für Luftund Raumfahrt e.V. im Jahr
2012 einen Scheck über
2,5 Millionen Euro. Auch in
Österreich gibt es „Infrarot
Wildretter“.
Im Jahr 2012 konnten
dort in einigen Revieren
weit
über
eintausend Rehkitze
gerettet werden. Im
darauffolgenden Jahr
waren es sogar schon
1.970 Kitze.
Solche Aktionen zum Schutz der Tiere
verdienen höchste Anerkennung. Sie
sollten besonders unter denjenigen
Nachahmer finden, die die Kitzrettung
bislang auf die leichte Schulter
genommen haben. Sowohl Jäger
als auch Landwirte sollten sich durch
diese Tat motiviert fühlen.
Paul Frielingsdorf
Mit all diesen Vorkehrungen
könnte man in der Tat viele
Tausend Rehkitze vor dem
sicheren Tod retten. Es wäre
so einfach, vorausgesetzt,
der Wille zur Kitzrettung ist
vorhanden.
Schlechte und gute
Beispiele
Wird eine anstehende Mahd
ohne Vorsorge durchgeführt,
kann
es
den
Landwirt
empfindlich treffen. So wurde im
Dezember 2013 ein Landwirt
vom Amtsgericht Wolfach in
Baden Württemberg zu einer
einjährigen Bewährungsstrafe
und einer Geldstrafe in Höhe
von Euro 4.000,00 verurteilt.
Er hatte bei Mäharbeiten
im Juni zwei Kitze getötet,
obwohl er wusste, dass diese
dort abgelegt waren. Eine
Spaziergängerin hatte ihm dies
Rehkitze flüchten nicht vor nahenden Gefahren,
sondern ducken sich reglos ins Gras. Dieses Verhalten
bietet zwar Schutz vor natürlichen Feinden; den
Traktoren und Mähmaschinen sind die Kitze damit
allerdings hilflos ausgeliefert.
17
Magazin
Wo die Tiere wieder glücklich werden
„Schüler für Tiere“ auf Hof Huppenhardt
Nachfolgend ein Bericht der Schülerin Johanna, die im vergangenen Sommer mit „Schüler für
Tiere“ Hof Huppenhardt besuchte:
A
m 9. Juli fuhr ich mit unserer
Gruppe „Schüler für Tiere“ aus
Köln zu einem Ort, an dem
schlecht behandelte Tiere wieder
glücklich werden, dem Gnadenhof
„Hof Huppenhardt“ des ETN.
Als wir ankamen, wurden wir herzlich
begrüßt, aber nicht nur von den
Mitarbeitern des Hofes, sondern auch
von einem kleinen Hund, der erst
einmal von allen geknuddelt werden
musste. Er war einer der Hunde, die in
anderen Ländern so gezüchtet werden,
dass sie für uns Deutsche schön
aussehen, aber in Wirklichkeit leider
Qualzuchten sind. Manche Leute
kaufen sie dann dort für 40 Euro und
verkaufen sie in Deutschland für 800
Euro, nur weil sie so "schön" aussehen.
In diesem Fall hatte der Hund eine
platte Schnauze, die sich kaum vom
Rest des Gesichtes unterscheiden ließ.
Das führte dazu, dass er kaum atmen
konnte. Vom ETN wurde der Hund aus
schlechter Haltung befreit und musste
nun für viel Geld operiert werden.
Aber das nehmen die Mitarbeiter
des Gnadenhofes für ein kostbares
Hundeleben in Kauf.
Nachdem wir den Hund ausgiebig
begrüßt hatten, wurden uns alle Tiere
auf dem Hof gezeigt, und wir erfuhren
ihre teils schlimmen Geschichten.
Es gab Esel, die aus erbärmlichen,
18
verlassenen
Unterständen
befreit worden waren, weil
ihre Besitzer nicht mehr für
sie sorgen konnten oder
wollten. Wir wurden von
Schafen angeblökt, die von
den Tierschützern des ETN
vor mit Baseballschlägern
bewaffneten Jugendlichen,
die sie zusammengeschlagen
hatten, gerettet worden
waren. Außerdem sahen wir
Schweine und zwei Kühe.
Eine der Kühe war vor ein paar Jahren
von einem Bauernhof in der Nähe
ausgebrochen, als sie geschlachtet
werden sollte. So kam sie schließlich
zum schönen Hof des ETN.
Auf Hof Huppenhardt haben jetzt alle
Tiere ein schöneres Leben, das konnten
wir selbst sehen. Die Tiere tobten
herum, mal draußen, mal drinnen und
hielten danach ein Schläfchen. Sie
fühlten sich einfach pudelwohl.
Ähnlich ging es auch uns von „Schüler
für Tiere“. In zwei Gruppen putzten
wir mit Eifer die Pferde und säuberten
die Koppeln. Dann wechselten
wir die Aufgaben und halfen den
Mitarbeitern, vegetarisches Essen für
unsere Gruppe zu kochen. Als wir
mit den Vorbereitungen fertig waren,
konnten wir uns mit Teigtaschen und
einer Gemüsenudelpfanne stärken.
Es schmeckte köstlich, doch trotz
alledem wollten wir schnell wieder
zu den Tieren. Nach dem Essen ging
es also weiter zu den Schweinen und
Schafen, die wir fütterten, bis auch
das letzte Tier satt war. Selbst der
hungrige, starke Bock namens Wolle
konnte uns nicht erschrecken.
„Uns hat der Ausflug sehr, sehr viel
Spaß gemacht, und wir hatten so viel
Mitleid mit den Tieren, dass es uns
wirklich schwer fiel, wieder zu fahren.
Wir danken den Mitarbeitern für
diesen großartigen Tag und würden
uns freuen, wenn wir noch mal
kommen dürften.“
Johanna M.
www.schueler-fuer-tiere.de
www.schule-und-tierschutz.de
Respektiere
Magazin
Brauchtumsfeuer: Eine ernst zu
nehmende Gefahr für Wildtiere
Anlässlich verschiedener Bräuche
wird oftmals Schnittholz von Bäumen
und Büschen sowie weiteres Gehölz
zusammengetragen und als Haufen
verbrannt. Bekannte Brauchtumsfeuer
sind beispielsweise die Neujahrsfeuer,
Biikefeuer (Biikebrennen / Nordfriesland) oder die Osterfeuer.
Die Beweggründe für das Entfachen
von Brauchtumsfeuern haben sich
in jüngster Zeit drastisch verändert.
Dienten manche Feuer in der Vergangenheit dazu, böse Geister zu vertreiben oder kirchlichen Riten zu frönen,
so ist der heutige Sinn oftmals ein
geselliges Beisammensein mit Alkoholkonsum und Grillparty im Stil eines
Volksfestes. Auch nutzt man gelegentlich Brauchtumsfeuer dazu, um alte
Möbel, Holzplatten und sogar Plastik
oder Autoreifen zu verbrennen. Daher haben bereits einige Gemeinden
das Abbrennen von Brauchtumsfeuern
streng reglementiert oder komplett verboten.
Das bekannteste aller Brauchtumsfeuer ist das Osterfeuer. Hierfür werden
oftmals schon im Spätherbst oder
Winter Schnittgehölz, ausgediente
Tannenbäume und weiteres Holz angesammelt und
auf einer Freifläche aufgetürmt,
um es am Oster-
wochenende zu verbrennen. Dies
birgt eine große Gefahr für unsere
Wildtiere, die diese Holzstapel nutzen, um zu überwintern oder Schutz
zu suchen. Da das Osterwochenende
zeitlich variabel ist, kann es sein, dass
in manchen Jahren auch das Brutgeschäft einiger Singvogelarten mitten
in der Osterzeit liegt. In diesem Jahr
liegt Ostern in der zweiten Aprilhälfte,
so dass sich Zaunkönig, Rotkehlchen,
Heckenbraunelle, Amsel und Co. bereits in ihren Brutnestern befinden können. Neben Vögeln
nutzen auch Marderartige,
Amphibien oder Kleinsäuger
wie Igel, Mäuse sowie junge
Feldhasen die aufgetürmten
Holzhaufen gerne als Versteck- und Schutzmöglichkeit, da in der heutigen, auf
menschliche Bedürfnisse eingerichteten Kulturlandschaft
natürliche Schutzplätze rar
geworden sind.
Wie kann verhindert werden,
dass Wildtiere in den Brauchtumsfeuern zu Tode kommen?
Es reicht nicht aus, vor dem Abbrennen des Holzhaufens mit Stöcken
auf das Holz zu schlagen
oder mit Forken darin herumzustochern, um die Tiere
zu verscheuchen. Vielmehr
verkriechen sich diese dann
noch tiefer in den Haufen
oder ducken sich ab, und ihre
Lage verschlimmert sich dadurch eher. Am effektivsten ist
es, den Holzhaufen erst kurz
vor dem Verbrennen aufzuschichten oder einen bereits
seit mehreren Wochen oder
Monaten bestehenden Haufen am
Tag des Anzündens vorsichtig umzu-
Solche Reisighaufen sind der perfekte Schutz
für Vögel, Amphibien und Kleinsäuger. Leider
wird ihnen das zu Feiertagen, an denen
Brauchtumsfeuer veranstaltet werden (z.B.
Ostern), oft zum Verhängnis.
Respektiere
schichten. Allein diese Maßnahmen
gewährleisten, dass die Tiere nicht
qualvoll verbrennen oder durch den
Rauch ersticken.
Sollten Sie an einem Brauchtumsfeuer
teilnehmen, sprechen Sie bitte mit den
Verantwortlichen über eine tierschutzfreundliche Lösung. Oftmals haben
sich die Organisatoren im Vorfeld
schon selbst Gedanken dazu gemacht
und sind sicher froh, wenn Sie ihnen
beim Umschichten helfen. Sollten Sie
trotz aller Freundlichkeit auf wenig
Verständnis für Ihr Anliegen stoßen,
ist eine Meldung beim örtlichen Ordnungsamt oder - im Falle einer sehr
kurzen Zeit bis zum Feuerbeginn - ein
Anruf bei der nächsten Polizeidienststelle oft hilfreich, um dieser Angelegenheit Nachdruck zu verleihen. Die
Wildtiere werden es Ihnen danken ...
19
Magazin
Tierschutz in Donetsk
(Ukraine)
Eine vielversprechende Entwicklung
20
Respektiere
Magazin
I
n der Vergangenheit war
für viele Stadtverwaltungen
in der Ukraine das Wort
„Tierschutz“ ein Fremdwort,
insbesondere was den Umgang
mit
Straßentieren
anging. Auch in der Stadt
Donetsk wurde vor einigen
Jahren bei der Behandlung des
Streunerproblems noch auf das
Prinzip „Fangen und Töten“
gesetzt. Doch spätestens seit der
Fußball-Europameisterschaft
tut sich etwas in Sachen
Tierschutz. Durch das Einwirken lokaler Tierschützer
des Tierheims PIF und der
Rinat
Akhmetov-Stiftung
„Entwicklung der Ukraine“
auf die Stadtverwaltung von
Donetsk verzichtete die Stadt
auf Tötungsaktionen. Auch
wir arbeiteten von Anfang an
gemeinsam mit der AkhmetovStiftung auf dieses Ziel hin.
Seit zwei Jahren ist der ETN
e.V. nun in Donetsk tätig, und
bei unserem letzten Besuch
konnten
wir
uns
davon
überzeugen,
dass
unsere
Zusammenarbeit Früchte trägt.
In der Stadt Donetsk gibt es momentan
schätzungsweise 10.000 Streuner,
deren Zahl nur durch fortwährende
Kastrationen nachhaltig begrenzt
werden kann. Die Tierschützer des
privaten Tierheimes PIF setzen sich seit
langem für eine humane Behandlung
und die Kastration der Straßentiere
ein und wurden dabei seit 2011
Die Leiterin des PIF, Viktorija Vasilyeva,
mit einem ihrer Schützlinge.
Respektiere
Der Hundeauslauf im Tierheim PIF
Der OP des Tierheims PIF ist zwar klein,
aber mit allem Nötigen ausgestattet.
von der Rinat AkhmetovStiftung
finanziell
und
organisatorisch unterstützt. Im
Laufe dieser Zusammenarbeit
wurde das Tierheim PIF mit
Beratung durch den ETN
e.V. modernisiert, ausgebaut
und Klinikräume errichtet.
Vertreter
der
AkhmetovStiftung, leitende Angestellte
und Tierärzte des Tierheims
besuchten unter anderem
unseren
Tierschutzhof
Hof Wiesenfeld, um sich
Anregungen zum Bau eines
modernen und tiergerechten
Tierheims zu holen.
Ende 2013 besuchten wir das Tierheim
PIF nun erneut und waren erstaunt, wie
gut sich das Projekt zwischenzeitlich
entwickelt hat. Die Zwingeranlagen
der Hunde waren praktisch und
modern gestaltet und sehr sauber.
Kranke und schwache Hunde waren
in Zwingern mit Fußbodenheizung
untergebracht. In den strengen
Wintern in der Ukraine sind diese
beheizbaren Anlagen eine immense
Erleichterung sowohl für die Hunde als
auch für die Mitarbeiter. PIF verfügt
außerdem über moderne Klinikräume,
und die teilweise vom ETN geschulten
Tierärzte genießen in Donetsk und
Diese kleine Hündin lebt in den Büroräumen des PIF.
Tierquäler hatten ihr drei Pfoten abgeschlagen, aber die
Kleine hat sich gut erholt und kann trotz dieser Behinderung
laufen.
21
Magazin
Zwingeranlagen des Tierheims PIF
Gegenzug zu einer Kooperation
mit dem Tierheim PIF und der
Anerkennung und Umsetzung des
„Neuter-and-Release“-Programms.
Umgebung einen ausgezeichneten
Ruf. Regelmäßig kastrieren die Ärzte
des Tierheims auch Straßenhunde
der Stadt und werden dabei von
der
Akhmetov-Stiftung
finanziell
unterstützt. So konnten in Donetsk
in den vergangenen zwei Jahren
insgesamt ungefähr 6.000 Streuner
kastriert werden - ein einzigartiges
Projekt in der gesamten Ukraine!
Ein Memorandum zum Wohl
der Streuner
Nach und nach möchte die AkhmetovStiftung nun die Finanzierung und
Logistik des Tierschutzprojektes an
die Stadt Donetsk übergeben – ein
Wandel, der sorgsam geplant sein
will. Der ETN e.V. ist bereit, die Stadt
Donetsk sowie das Tierheim PIF auf
diesem Weg zu unterstützen. Aus
diesem Grund unterzeichnete ETNPräsident Dieter Ernst im November
2013 ein Memorandum mit der Stadt
Donetsk, in dem vereinbart wurde, die
Vertragspartner bei der Aufklärung
der Bevölkerung zum Thema Tierschutz
zu unterstützen, Hundefänger und
Tierärzte zu schulen und
auch weiterhin beratend
bei der Implementierung
der „Neuter-and-ReleaseMethode“ (Kastrieren und
Freilassen) zur Seite zu
stehen. Die Stadt Donetsk
verpflichtete
sich
im
„Ziel des Memorandums soll sein,
die Arbeit der Vertragspartner
zu koordinieren mit dem Ziel des
nachhaltigen Schutzes der Streuner
in unserer Stadt. Bisher
konnten
mehrere
Tausend
Streuner
kastriert und Hunderte
vermittelt
werden,
und
diese
wichtige
Arbeit soll fortgesetzt
werden", sagte der
Bürgermeister der Stadt
Donetsk,
Alexander
Lukyanchenko.
Der
ETN
bot
an,
die
Stadt zusätzlich mit
Ka s t ra t i o n s a k t i o n e n
durch das Tierärzteteam
des
Vereins
zu
unterstützen. Zusätzlich
legten
wir
dem
Bürgermeister die Einführung einer
Registrierungspflicht für Haustiere
nahe, da nur so ein weiterer Anstieg
der Streunerzahl verhindert werden
kann. Freilaufende und ausgesetzte
Haushunde tragen erheblich zur
Vermehrung der Straßentiere bei,
und ihre Registrierung und Kastration
ist mithin ein wichtiger Schritt zum
Erfolg des Projektes. „Dieses von
der Akhmetov-Stiftung und dem
Tierheim PIF ins Leben gerufene
Projekt ist einzigartig in Europa und
sollte Vorbildcharakter für andere
ukrainische Städte haben. Wir
freuen uns sehr, die Stadt Donetsk
auf ihrem weiteren Weg zu einer
tierschutzgerechten
Lösung
des Streunerproblems zu
unterstützen“, so Dieter Ernst.
Vielversprechende
Gespräche auch in
Gorlovka
Schützlinge des PIF in den neu erbauten
Zwingern des Tierheims
22
Auch in Gorlovka, einer
Nachbarstadt von Donetsk mit
rund 300.000 Einwohnern, tut
sich etwas. Gorlovka war bis
vor einigen Monaten bekannt
Respektiere
Magazin
um die Zeit bis zur Umsetzung
des städtischen Programmes zu
überbrücken“, sagte Dieter Ernst. Bis
in Gorlovka ein städtisches Tierheim
errichtet wird, dient ein privates
Tierheim am Stadtrand vorerst als
einziges Auffanglager für Hunde.
Fazit: Wir haben schon
viel erreicht …
ETN-Delegation mit Tierheimmitarbeitern
im privaten Tierheim von Gorlovka
als eine Stadt, in der Straßenhunde
getötet und in Massengräbern
entsorgt wurden. Doch mittlerweile
hat die Stadtverwaltung umgedacht.
Sie arbeitet nun mit den örtlichen
Tierschützern an einer humanen
Lösung des Streunerproblems und
suchte dafür auch den Rat des ETN.
Streuner im städtischen Tierheim von Donetsk
Um eine mögliche Zusammenarbeit
zu besprechen, trafen wir uns
im November 2013 mit dem
stellvertretenden
Bürgermeister
von Gorlovka, Isakov Vadim. Es
entwickelte sich ein interessantes
Gespräch, in dem klar wurde, dass
sich der Vize-Bürgermeister umfassend
mit
der
Streunerproblematik
auseinandergesetzt hatte und die
„Neuter-and-Release-Methode“ der
Tötung von Straßenhunden vorzieht.
Die Stadt will ein Kastrationsprogramm
implementieren und ein städtisches
Tierheim mit Kastrationsklinik bauen.
Dieter Ernst, Bürgermeister Alexander
In den letzten Monaten wurden
Lukyanchenko und PIF-Leiterin Viktorija
vereinzelt gefangene Straßentiere Vasilyeva (von links) bei der Unterzeichnung
des Memorandums
nach Donetsk transportiert, um sie im
Tierheim PIF kastrieren zu lassen, doch
dies erwies sich als sehr kostspielig
gab allerdings auch zu bedenken,
und zudem strapaziös für die Tiere.
dass vor allem in der Bevölkerung
Deshalb will die Stadt Gorlovka nun
noch viel Aufklärungsarbeit geleistet
in Zusammenarbeit mit dem ETN
werden muss. Deshalb sicherte
und den Tierschützern der Stadt eine
der ETN bei der Umsetzung von
eigene Lösung finden.
Aufklärungskampagnen seine Hilfe
zu und bot auch Schulungen von
„Momentan
befindet
sich
das
Tierärzten und Hundefängern an.
Programm noch in der Ausarbeitung
Hundefänger, die früher Straßentiere
und wird dann am Jahresende zur
einfingen, um sie zu töten, können - wie
Abstimmung vorgelegt. Ich bin mir
das Beispiel von Kiew zeigt - erfolgreich
sicher, dass unser Kastrationsproim Sinne des Tierschutzprogrammes
gramm anerkannt werden wird“,
umgeschult werden. „Auch ein groß
so Vadim bei unserem Besuch im
angelegtes Kastrationsprojekt mit
November. Der Vize-Bürgermeister
dem ETN-Tierärzteteam ist denkbar,
Respektiere
… aber unser Engagement
muss weitergehen. Durch
den fortwährenden Einsatz
der Akhmetov-Stiftung, der
Tierschützer des PIF und des
ETN e.V. hat sich Donetsk zu
einer Vorzeigestadt in Sachen
Tierschutz entwickelt, doch
natürlich muss die weitere
Entwicklung
beobachtet
werden. Wir werden in
Zukunft noch intensiver mit
den
Stadtverwaltungen
in Donetsk und Gorlovka
zusammenarbeiten und uns
dafür einsetzen, dass auch
viele andere Städte dem
guten Beispiel von Donetsk
folgen.
Dieter Ernst, Bürgermeister Alexander
Lukyanchenko und PIF-Leiterin Viktorija
Vasilyeva (von links) im Rathaus der
Stadt Donetsk
23
Magazin
Aktuelle Entwicklungen in Nord-Bosnien:
Verfolgung von Straßenhunden weitet
sich aus
D
er ETN e.V. und andere
Tierschutzvereine berichteten in den vergangenen
Wochen
häufig
über
die
Situation der Straßenhunde
in Nord-Bosnien. Hier nun
ein
Überblick
über
die
Entwicklungen
der
letzten
Monate:
Im letzten Jahr führte der ETN mit
den Bürgermeistern der Städte Velika
Kladusa und Bihac Gespräche zur
Situation der Straßenhunde in den
beiden Städten. Wir vereinbarten
die Durchführung groß angelegter
Kastrationsaktionen
in
Bihac
und Velika Kladusa, welche trotz
einiger organisatorischer Probleme
sehr
erfolgreich
verliefen.
Zu
diesem Zeitpunkt blickten wir noch
zuversichtlich auf die Zusammenarbeit
mit den Bürgermeistern beider
Städte und dachten, einer humanen
und
tiergerechten
Lösung
des
Streunerproblems stünde nichts im
Wege. Leider mussten wir in den
letzten Monaten erkennen, dass das
Interesse der Bürgermeister an einer
Zusammenarbeit mit dem ETN nur von
kurzer Dauer war. Anstatt gemeinsam
mit dem ETN und Tierschützern vor
Ort an einer humanen Lösung des
Streunerproblems zu arbeiten, setzt
man nun in beiden Städten auf die
Tötung der Tiere - wenn auch auf
Erschossener Hund in Cazin
24
verschiedenen Wegen.
Bihac setzte auf
„passive“ Tötung
In der Stadt Bihac existiert
ein städtisches Tierheim, das
wir im Jahr 2013 besuchten.
Das Tierheim liegt auf einer
Müllkippe am Rande der Auf der Müllkippe Vrnograč werden die Hundeleichen
Stadt Bihac. Leider verdient entsorgt. Wie an den Ohrmarken zu sehen ist, sind auch
das „Tierheim“ diesen Namen
kastrierte Hunde unter den Opfern.
nicht, denn es besteht lediglich
aus einigen offenen Zwingern
mit kleinen Holzhütten, die
keinerlei Schutz gegen Kälte,
Nässe oder Sonne bieten.
Die Zwinger sind sehr klein,
werden
aber
regelmäßig
mit mindestens fünf Hunden
besetzt. Schon zum Zeitpunkt
unseres Besuches waren die
Tiere dort schlecht versorgt,
hatten kaum Futter und kein
Wasser. Tiere werden dort
unabhängig von Geschlecht,
Größe und Charakter wahllos
Ständig werden im Tierheim von Bihac neue Welpen
eingesperrt, vermehren sich
geboren. Viele überleben nicht lange.
ungehindert, und es gibt
immer wieder Beißvorfälle. Oft
wird berichtet, dass sich Hunde
Zeit kam es sogar häufig vor, dass
gegenseitig auffressen. Maximal Tierschützer trotz korrekter Anmeldung
einmal pro Woche bekommen die gar nicht mehr in die Anlage gelassen
Hunde von den Arbeitern im Tierheim wurden – offensichtlich, um schlechte
eingeweichtes Brot, das natürlich nicht Presse zu vermeiden.
ausreicht, um den Hunger zu stillen.
Im Winter gefriert das Futter Verantwortlich für den Betrieb des
außerdem sehr schnell, so dass „Tierheims“ ist der Bürgermeister
die Hunde oft wochenlang gar von Bihac, Emdzad Galijasevic,
nichts zu fressen bekommen. sowie der oberste Amtsveterinär und
Mehrere Tonnen gespendetes Tierheimleiter, Zaherijah Alagić. Beide
Futter, welches von Tierschützern trafen wir bei unserem Besuch in Bihac,
aus Österreich am Tierheim und während sich der Bürgermeister
abgegeben wurde, kam nie noch große Mühe gab, uns von seinen
bei den Tieren an und wurde guten Absichten zu überzeugen,
stattdessen von den Mitarbeitern war dem Leiter des Tierheims sein
verkauft. Tierschützer, die Hunde Desinteresse am Schicksal der
selbst füttern oder adoptieren Straßentiere klar anzumerken. In
wollen, kommen mittlerweile den Folgemonaten unseres Besuches
nur noch mit einer eintägigen wiesen wir die Verantwortlichen
Anmeldefrist
ins
Tierheim, mehrmals auf die Missstände hin und
obwohl die Anlage offizielle wendeten uns auch an Botschafter und
Öffnungszeiten hat. In letzter
Respektiere
Magazin
Munition der Tötungskommandos
übergeordnete Politiker, doch leider
scheinen Straßentiere kein Thema zu
sein, mit dem sich bosnische Politiker
auseinandersetzen wollen.
Obwohl auch bosnische Medien
das Thema zwischenzeitlich schon
aufgegriffen hatten, bemühte sich
Herr Galijasevic, weiterhin zu
betonen, wie sehr ihm das Schicksal
der Hunde am Herzen liegt. In
einem Fernsehinterview gab er sogar
an, monatlich 10.000 Euro aus
öffentlichen Geldern für das Tierheim
bereitzustellen, doch dieses Geld kam
nie bei den Hunden an. Man muss
daraus die Schlussfolgerung ziehen,
dass sich wohl jemand an diesem
Geld, das aus den Kassen der Stadt
Bihac und somit von dessen Bürgern
stammt, bereichert.
Letztlich schadet dies den Bürgern der
Stadt, aber in viel größerem Maße
schadet es den Tieren, die im „Tierheim“
einfach sich selbst überlassen werden.
Sie verhungern, verdursten und töten
sich gegenseitig; die Qualen, die
diese Tiere erleiden müssen, sind in
Worten kaum auszudrücken. Tiere,
die vor einigen Monaten gefangen
wurden, sind mittlerweile tot, und nun
fangen die Hundefänger der Stadt
bereits neue Tiere in den Straßen von
Bihac. Offensichtlich möchte sich die
Stadt Bihac auf diese Weise nach und
nach aller Straßenhunde entledigen.
Indem man die Hunde einfängt und in
ein „Tierheim“ sperrt, spart man sich
in Bihac den teuren und unpopulären
Einsatz von Erschießungskommandos,
gegen die Tierschützer der Stadt vor
einigen Jahren bereits erfolgreich
demonstriert
hatten.
Stattdessen
setzt man auf eine „passive Tötung“
der Hunde hinter gut bewachten
Tierheimzäunen.
Auch die Lage in Velika
Kladusa wird brenzlig
In Velika Kladusa wurden Straßenhunde lange Zeit nicht getötet.
Respektiere
Viele Tiere wurden allerdings
eingefangen, auf eine nahe
gelegene
Mülldeponie
transportiert und dort sich selbst
überlassen. Einige Tierschützer
fütterten die Tiere, aber allen
Straßentieren, sowohl denen in
der Stadt als auch den Tieren
auf der Deponie, mangelte
es an Futter und adäquater
Versorgung. Dieses Problem sprachen
wir bei einem Treffen mit dem
Bürgermeister Edin Behric Anfang
2013 an, und er zeigte sich zu diesem
Zeitpunkt noch sehr aufgeschlossen
gegenüber einer humanen Lösung
des Streunerproblems mithilfe groß
angelegter Kastrationsmaßnahmen.
Nach
unserer
Kastrationsaktion
in der Gemeinde Velika Kladusa
boten wir mehrmals eine Fortsetzung
des Programms an, denn bei einer
konsequenten Weiterführung der
Kastrationen hätten sich bei einer
geschätzten Streunerzahl von 5.000
Tieren schnell Erfolge eingestellt. Doch
auch in Velika Kladusa machte der
Bürgermeister eine Kehrtwende und
entschloss sich, die Straßenhunde auf
direktem Wege loszuwerden.
In den Gemeinden Velika Kladusa
und Cazin wird seit Anfang des
Jahres immer wieder von Abschüssen
von Straßenhunden berichtet. So
wurden im Februar in dem kleinen
Ort Todorovo, der zur Gemeinde
Velika Kladusa gehört, über 40
Straßenhunde brutal und ohne
Erbarmen erschossen und auf der
Mülldeponie
Vrnograč
entsorgt.
Todorovo ist bezeichnenderweise der
Wohnort von Bürgermeister Behric,
und nach Aussage von Augenzeugen
nahm er sogar an der Jagd auf die
Hunde teil.
Politikern und Bürgermeistern in
ganz Europa die Sinnlosigkeit des
Abschusses
von
Straßenhunden
vor Augen, und oft lassen sich die
Stadtverwaltungen von einer Umkehr
zur
„neuter-and-release“-Methode
überzeugen. Dazu trägt nicht zuletzt
die hervorragende Arbeit des ETNTierärzteteams bei, denn die meisten
Bürgermeister und verantwortlichen
Veterinäre sind von der Effizienz und
sorgfältigen Arbeit unserer Tierärzte
sehr beeindruckt. Nicht so in Bosnien.
Hier zeigte sich wieder einmal,
dass auch das größte TierschutzEngagement manchmal nicht gegen
die Korruption in Behördenkreisen
ankommt. Für Bürgermeister und
Amtsveterinäre in Bihac, Cazin und
Velika Kladusa scheint der Abschuss
und das Einfangen von Straßenhunden
ein lukratives Geschäft zu sein, gegen
das Tierschützer aus ganz Europa
bisher machtlos waren.
Trotz oder gerade wegen dieser
widrigen
Umstände
werden
wir unser Engagement für die
Straßenhunde Nord-Bosniens nicht
einstellen! Wir werden weiterhin
mittels
Protestaktionen
und
in
Zusammenarbeit mit lokalen Medien
den Druck auf die Verantwortlichen
in Bihac, Cazin und Velika Kladusa
erhöhen.
Wenn Sie uns bei unserem Protest
gegen die Tötung der Straßenhunde
unterstützen
möchten,
schicken
wir Ihnen auf Anfrage gerne die
Kontaktdaten verantwortlicher bosnischer Politiker.
Natürlich freuen wir uns auch über
Ihre Spende, denn nur mit Ihrer Hilfe
können wir unser Engagement auch
außerhalb der EU fortsetzen!
Im Nachbarort Cazin wird
diese Taktik schon lange
verfolgt. Anfang des Jahres
wurden mehrere Straßenhunde
auf
der
städtischen
Mülldeponie von der dafür
beauftragten Jagdvereinigung
„Jelen“ erschossen. Auch direkt
in Cazin wurde geschossen,
wodurch auch die Bewohner
von Cazin unmittelbar in
Gefahr gebracht wurden.
Abschüsse sind grausam
und nutzlos
Immer
wieder
führen
wir
Hündin mit Welpen im Tierheim von Bihac
25
Umwelt
Unser Trinkwasser
in Gefahr
E
igentlich
gilt
das
Trinkwasser in Deutschland
als
sauber
und
gesundheitlich
unbedenklich.
Doch ein Bericht der EUKommission vom Oktober 2013
zeigt eine besorgniserregende
Entwicklung, was die Belastung
unseres
Trinkwassers
mit
chemischen
Verbindungen
angeht: Die Nitratbelastung im
Grund- und Oberflächenwasser
übersteigt vielerorts zulässige
Grenzwerte. Der Grund dafür
liegt zu einem großen Teil in
der Überdüngung von Feldern
und Wiesen.
Nitrat ist eine Stickstoffverbindung,
die unter anderem beim Abbau
von Fäkalien entsteht. Im Frühjahr
werden in Deutschland regelmäßig
Ackerflächen
und
Wiesen
mit
Gülle oder Mist gedüngt. Die darin
enthaltenen
Stickstoffverbindungen
werden durch Bakterien zu Nitrat
abgebaut,
das
von
Pflanzen
aufgenommen und genutzt werden
kann. In weiten Teilen Deutschlands
kommt es aber zu einer Überdüngung
der Felder, das heißt, es werden
mehr Gülle und damit auch mehr
Stickstoffverbindungen ausgebracht
als die Pflanzen verwerten
können. Das ungenutzte Nitrat
sickert in den Boden und findet
sich irgendwann in Flüssen,
Seen, dem Grundwasser und
dem Meer wieder. Nimmt der
Mensch über das Trinkwasser
Nitrat auf, entsteht im Körper
Nitrit, das toxisch wirkt. Es
Biogasanlage – Gärreste aus diesen Anlagen werden
verhindert den Transport von
als Dünger auf Felder ausgebracht und tragen zur
Sauerstoff im But und kann
Wasserverschmutzung bei.
deshalb
bei
Säuglingen
Quelle: JuwelTop, pixelio
ab
einem
bestimmten
Grenzwert
beispielsweise
sinkt, und dessen Abbau Sauerstoff
zum Erstickungstod führen.
Auch Erwachsene und Kinder werden verbraucht. Dadurch kann es in tieferen
durch erhöhte Nitratkonzentrationen Schichten von Seen und Meeren vor
gefährdet, da sich im Körper allem im Sommer zu Sauerstoffmangel
krebserregende Verbindungen bilden kommen; das Gewässer „kippt um“. In
solchen Gewässern beobachtet man
können.
die Bildung von Faulgasen, und es
Doch ein erhöhter Stickstoffeintrag ins kommt durch Sauerstoffmangel und
Wasser gefährdet nicht nur Menschen, giftige Gase zum Massensterben von
sondern ganze Ökosysteme. So Fischen und anderen Organismen.
führt die zusätzliche „Düngung“
in Gewässern zu Algenblüten, die
Gewässer sind „eutrophiert“. Dies Das Problem ist bekannt
geschieht mittlerweile jährlich an den
Küsten der Ostsee, und auch viele Da das Problem hoher Nitrat- und
Seen in Deutschland sind betroffen. auch Phosphatwerte in Gewässern
Durch die Algenblüten entsteht beim seit Jahrzehnten bekannt ist, erließ
Absterben der Algen viel organisches die Europäische Kommission im
Material, das auf den Gewässerboden Jahr 1992 eine „Nitratrichtlinie“,
Quelle: Petra Dirscherl, pixelio
26
Respektiere
Umwelt
die
den
Mitgliedsstaaten
ein Regelwerk mit unzähligen
Rahmenbedingungen für ihre
Ausnahmen, das nur schwer
Gewässerschutzverordnungen
zu kontrollieren ist. Um die
gab. Die genaue Umsetzung
Nitratbelastung langfristig zu
blieb
den
Mitgliedsstaaten
verringern, sollten einheitliche
überlassen, was wohl der
Regularien mit einem AusGrund für einen ausbleibenden
bringungsverbot auf bereits
Erfolg in einzelnen Staaten
überdüngten Flächen, bessere
war. In Deutschland ging die
staatliche Kontrollen und eine
Nitratbelastung durch Umsetzung
Bindung der Tierhaltung an die
der geforderten Maßnahmen bis Die Überdüngung von Feldern mit Gülle und Mist ist die Futterfläche umgesetzt werden.
Hauptursache für erhöhte Nitratwerte im Trinkwasser.
zur Jahrtausendwende tatsächlich
Besonders
letzteres
würde
Quelle: Max Müller, pixelio
zurück, doch nun kehrt sich der
einen deutlichen Schritt in die
Trend wieder um.
richtige Richtung bedeuten, da
Ein weiterer Grund für den Anstieg
die Anzahl der gehaltenen Tiere
In einem Bericht der EU-Kommission der Nitratbelastung ist der Boom der in einem Betrieb abhängig von der
wird kritisiert, dass nach aktuellem Biogasanlagen in den letzten Jahren. Menge des benötigten Düngers, also
Stand bei ca. 50% aller Grundwasser- Nach der Vergärung bleibt ein Rest abhängig von der Nutzfläche des
Messstationen in Deutschland der Biomasse in der Anlage zurück, Bauern wäre. Dadurch würde nicht
Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter der dann als Dünger auf Äcker nur unser Grundwasser geschützt,
überschritten wurde. Allein Malta hat ausgebracht wird.
sondern auch die Massentierhaltung
in der EU noch schlechtere Werte.
eingeschränkt.
geringere,
aber
nicht
Auch Flüsse, Bäche und Seen sind zu Eine
einem großen Prozentsatz in einem unbedeutende Rolle im Nitratkreislauf Auch bei diesem Thema zeigt sich
spielt außerdem der Einsatz künstlicher also einmal wieder, wie wichtig ein
chemisch belasteten Zustand.
Dünger in der Landwirtschaft und im Umdenken weg von Massentierhaltung
Gartenbau.
hin zu einer tiergerechten und
Die Ursachen
umweltverträglichen Landwirtschaft ist.
Je nach Bodenbeschaffenheit wandert
Wichtigster Verursacher der er- das durch Regen herausgewaschene
unterschiedlich
schnell
höhten
Nitratkonzentrationen Nitrat
durch
die
Bodenschichten
und
ist die Landwirtschaft, vor allem
große Viehbestände mit einer gelangt nach Jahren in tiefliegende
entsprechend
großen
Produktion Grundwasserleiter. Daraus resultiert
von Gülle. Massentierhaltungen von ein weiteres, großes Problem der
Rindern, Schweinen oder Geflügel Überdüngung: Die eingetragenen
erzeugen mehr Gülle oder Mist Nährstoffe machen sich erst nach
als für die Düngung vorhandener mehreren Jahren im Grundwasser
Grünflächen benötigt wird. Es entsteht bemerkbar. Das heißt, dass Nitratwerte
ein Ungleichgewicht zwischen der in den nächsten Jahren auf jeden Fall
Menge an Dünger und den zur ansteigen werden, selbst wenn heute
Verfügung stehenden Flächen und Maßnahmen gegen die Überdüngung
damit der bereits beschriebene ergriffen werden.
Nährstoffüberschuss.
Was muss sich ändern?
Durch die Nitratrichtlinie der EU
wurden gute Grundvorgaben
zur Behebung des Problems
an die Länder gegeben, doch
an der Umsetzung mangelt
es nicht nur in Deutschland.
Als schwierig erweist sich
vor allem eine Begrenzung
der
Düngermenge,
die
ausgebracht werden darf;
nur wenige Mitgliedsstaaten
haben dafür eine für alle
Landwirtschaftsformen
einUnser Trinkwasser ist nicht mehr so sauber wie
heitliche und übersichtliche
es aussieht.
Regelung
gefunden.
Wie
Quelle: Traumtaenzerin, pixelio in vielen anderen Ländern
gibt es auch in Deutschland
Respektiere
27
Quelle: Harald Wanetschka, pixelio
Umwelt
Handys
28
Respektiere
Umwelt
J
Quelle: Lucie Gerhardt, pixelio
eder hat es, jeder braucht
es: Das Handy ist längst zu
einem alltäglichen Gegenstand
geworden.
Unser
Handykonsum
scheint unersättlich zu sein. Doch wie
weit reicht die Selbstverständlichkeit,
sich mit jeder Neuerscheinung von
seinem alten Handy zu verabschieden
und ein neues zu kaufen – ist uns
überhaupt bewusst, was hinter
der Herstellung eines neuen Mobiltelefons steckt? Tatsächlich wissen
nur sehr wenige Menschen über
die Hintergründe und die damit
verbundenen ökologischen, aber auch
sozialen Probleme Bescheid.
Vor der eigentlichen Handyproduktion
findet der Abbau notwendiger
Rohstoffe statt - und genau hier
befindet sich die Quelle des Übels.
Mobiltelefone beinhalten eine Vielzahl
an seltenen Erden und Metallen.
Dazu zählen Gold, Palladium, Silber,
Kobalt, Kupfer und Tantal.
Wir werden anhand des Beispiels
Tantal auf die unterschiedlichen
Probleme eingehen: Für die Herstellung leistungsfähiger Kondensatoren, welche elektrische Ladungen
speichern, eignet sich Tantal besonders
gut. Gewonnen wird Tantal aus dem
Erz Coltan, dessen größter Bestand
sich in Zentralafrika, genauer in der
Demokratischen Republik Kongo,
befindet. Dass rund die Hälfte des
weltweit geförderten Coltans aus dem
Kongo und seinen Nachbarstaaten
stammt, hat hauptsächlich finanzielle
Gründe. Der Coltanpreis ist hier
mit rund zwanzig Dollar pro Tonne
besonders niedrig, in Australien oder
Kanada ist der Preis gleich fünfmal so
hoch.
Quelle: Michael Ottersbach, Robert Müller, pixelio
Das große Vorkommen
an Coltan im Kongo
führt
jedoch
zu
schockierenden Taten:
Ein erbitterter Krieg
um die Vorherrschaft
über die Minen führte
zu
ungefähr
fünf
Millionen Todesopfern.
Die
erschreckende
Erkenntnis
daraus:
An unseren Handys
klebt Blut. Auch unter
den Arbeitern kommt
es
zu
Todesfällen.
Arbeitsrechte existieren
nicht,
die
Minen
sind
nur
notdürftig
abgesichert, Erdrutsche
führen nicht selten dazu,
dass Arbeiter tödlich
Respektiere
verunglücken.
Die Arbeit erfolgt in reiner Handarbeit,
und produzierter Minenstaub belastet
die Lungen der Arbeiter. Der Lohn ist
kaum nennenswert.
Doch nicht nur die im Kongo
arbeitenden und lebenden Menschen
sind betroffen. Der Kahuzi BiegaNationalpark im Kongo ist beispielsweise auch der Lebensraum der
östlichen Flachlandgorillas. Durch
den Abbau von Coltan wurden
große Flächen des ohnehin schon
stark reduzierten Habitats der vom
Aussterben
bedrohten
Gorillas
zerstört. Ein Bericht des Diane Fossey
Gorilla Funds aus dem Jahr 2001
besagt, dass die Zahl der östlichen
Flachlandgorillas im Kahuzi BiegaNationalpark durch den Raubbau
innerhalb von zehn Jahren von 8.000
auf weniger als 1.000 zurückgegangen ist. Das sind schockierende Zahlen, und der Coltanabbau geht weiter.
Es ist offensichtlich, dass die
Rohstoffvorkommen unserer Welt
irgendwann erschöpft sein werden.
Auf dem Weg dorthin werden noch
viele weitere Menschen und Tiere,
aber auch die Umwelt leiden müssen.
Es liegt an uns Verbrauchern, etwas
für die Umwelt und gegen die
Ressourcenverschwendung und die
damit verbundene Umweltzerstörung
29
Umwelt
Quelle: MAPE S, sxc - guenterguni, iStock
aus den Niederlanden
auf ethisch korrekte Arbeitsbedingungen.
Die unabhängige Arbeiterrechtsorganisation
Taos
überwacht die Anfertigung
der Handys. Der Rohstoff
Coltan und das Zinn
stammen
aus
Minen
zu unternehmen – schon
scheinbar kleine Maßnahmen können eine
große Wirkung haben, je
mehr Menschen danach
handeln:
- Das nächste Handy gebraucht
kaufen.
Wenn wir das Handy nicht direkt
beim Produzenten kaufen, unterstützen
wir diesen nicht beim Abbau weiterer
Rohstoffe für die Herstellung neuer
Handys.
- Das Handy länger nutzen.
Auch wenn ein neues Modell erscheint,
das optisch attraktiver ist, sollten wir
unserem alten Handy treu bleiben,
solange es funktionstüchtig ist.
- Eine transparente Produktionskette
einfordern.
Erhöhen Sie den Druck auf
Handyhersteller, eine transparente
Produktionskette vorzulegen, indem Sie
sich in Mobilfunkgeschäften oder im
Internet über den Herstellungsprozess
informieren.
Die Östlichen Flachlandgorillas im Kahuzi
Biega-Nationalpark im Kongo sind durch
den Coltan-Abbau extrem bedroht.
im Ostkongo, die gemäß OECDRichtlinie konfliktfrei sind. Um die
durchschnittliche Lebensdauer der
Handys von zwei Jahren zu erhöhen,
wurden einige Änderungen im Bau
vorgenommen: So ist etwa der Akku
nicht fest verbaut und kann vom
Besitzer selbst entnommen und
ausgetauscht werden. Weiterhin ist
der Bildschirm besonders kratzfest,
und die Glasabdeckung des
Displays ebenfalls ein separates
Bauteil und mithin austauschbar.
Schließlich wurde noch an einem
weiteren, wichtigen Aspekt gearbeitet:
Dem
Recycling. Beim Kauf
von
Neugeräten
wird
Zubehör
mitgeliefert,
das
der
Käufer
oft
schon besitzt und
somit
überflüssig
ist. Das Fairphone
hingegen
besitzt
Standardanschlüsse
und wird ohne Ladegerät, Kopfhörer
und Kabel verkauft,
so dass der Käufer
bereits vorhandenes
Zubehör
nutzen
kann. Um einen
Beitrag zur Müllvermeidung zu leisten, besteht
das Fairphone-Gehäuse aus dem
gebrauchten Kunststoff Polycarbonat.
Die Herstellung des Fairphones
soll zukünftig weiterhin verbessert werden, um das reparaturfreundliche
Smartphone
der Mittelklasse noch fairer zu
machen.
Schon jetzt kann das Fairphone
zum Nachdenken anregen und
das Bewusstsein der Verbraucher
für ein umweltfreundlicheres Verhalten sensibilisieren.
Fabienne, FÖJlerin
Dies gilt natürlich nicht nur für
Mobiltelefone, sondern auch für
Laptops und Konsolen.
Die faire Alternative:
Das Fairphone
Zum einen achtet das ‚Fairphone‘-Team
30
Quelle: Lusi, sxc
Es gibt bereits ein Handy, das unter
fairen und transparenten Methoden
hergestellt wird – das sogenannte
Fairphone.
Respektiere
Service
Mosus Brief
an die Menschen
Hallo,
ich bin‘s, der Mosu. Heute möchte ich
Euch erzählen, wie es mir in meinem
bisherigen Leben ergangen ist.
Manches ist zwar sehr traurig, aber
es gibt ein „Happy End“.
ich, der unscheinbare,
behinderte Mosu, durfte ausreisen!
Geboren wurde ich in Rumänien,
einem Land, in dem Tiere nicht besonders viel zählen.
Bereits als Welpe hatte ich einen Unfall. Ich weiß nicht mehr genau, was
damals passiert ist, es ist schon zehn
Jahre her. Ich habe mir damals einen
Wirbel im Rücken gebrochen, wie genau ich überleben konnte, kann ich
nicht mehr sagen. Es ist zwar irgendwie alles zusammengewachsen, aber
seitdem bin ich behindert. Ich kann
zwar laufen, aber ich bin sehr wackelig auf den Hinterbeinen und kann
meinen Urin nicht richtig kontrollieren.
Aber wenigstens blieb ich am Leben.
Ich hatte wohl einen Schutzengel. In
Rumänien nahmen mich Tierschützer
auf, und ich kam für viele Jahre in ein
Tierheim.
Ich kam nach langer Autofahrt in eine
Tierklinik, hatte eine
warme Box und genügend Futter und fühlte
mich erstmal sicher.
Und ich wartete auf
das, was ich mir in den
vielen einsamen Jahren
in Rumänien vorgestellt
hatte. Doch es kam
Bei der Physiotherapie: Gleich geht’s ins Wasser!
niemand, der mich
adoptierte. Ich hatte
das Gefühl, dass mich
keiner mochte, weil ich
nur Arbeit machte. Und
ich schämte mich, weil
mein weißes Fell durch
meine Inkontinenz oft
gelb war, und ich so
schlimm
gestunken
habe. Aber dann kam
eine Frau, schaute mich
an, streichelte mich und
sagte was von „Chance geben“ und vierwöchiger Physiotherapie.
Später habe ich dann
erfahren, dass sie in
der Klinik, in der ich
Jetzt wird trainiert.
war, als selbständige
Tierphysiotherapeutin
an das Laufband gewöhnt, und heute
arbeitet, ganz aktiv im Tierschutz ist
mag ich es sogar. Die Physiotherapeuund kostenlos mit mir arbeiten wollte.
tin hat immer an mich geglaubt und
Nach vier Wochen sollte dann entganz oft gesagt: „Mosu, du schaffst
schieden werden, wie es mit mir weidas! Du hast einen super Charakter
tergeht.
und bist ein ganz toller Hund.“
Irgendwann im Herbst 2013, als ich
schon die Hoffnung auf ein anderes
Dasein aufgegeben hatte, kamen Tierschützer vom ETN e.V. nach Rumänien
und meinten, dass man mir in Deutschland sicher besser helfen könne. Ich
war ganz aufgeregt, ausgerechnet
Dann hat sie ganz viele komische Sachen mit mir gemacht, die noch nie
jemand mit mir gemacht hat. Ich hatte zuerst Angst, vor allem vor diesem
Unterwasser-Laufband, dort sollte meine fehlende Muskulatur wieder aufgebaut werden. Aber ich habe mich
Ich bin ein Hund. Aber nicht irgendeiner. Ich gehöre der Rasse der GATOMIS (GAnz TOlle MIschlinge) an.
Mein jetziges Frauchen sagt, es gibt
zwar viele GATOMIS, aber keiner
sieht aus wie der andere, alle haben
unterschiedliche Größen und Fellfarben. Ich bin also in jeder Hinsicht
einzigartig! Leider ist mein Leben bisher nicht so optimal verlaufen. Davon
möchte ich Euch nun berichten.
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Sie hat mich dann in einer Hundepension untergebracht, die der Klinik
angegliedert ist. Die „Physiotante“ hat
mich so oft wie möglich dort abgeholt,
mich gebadet, massiert (das finde ich
gaaanz toll!), mit mir Gleichgewichtsübungen gemacht, und wir haben
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Fleißig laufen
zusammen im Unterwasserlaufband
geübt. Danach durfte ich, bis sie wieder nach Hause fuhr, in ihrer Praxis
bleiben, was für mich eine Abwechslung war, weil dorthin immer viele
liebe Leute mit ihren Hunden kamen.
Und ich war ein bisschen neidisch
auf die anderen Hunde, die ein richtiges Zuhause hatten und eigene Menschen, die sich um ihr Wohl und ihre
Gesundheit sorgten. Aber sie haben
auch mich gesehen und gestreichelt,
und viele haben mir auch Leckerchen
gegeben.
Nach Ablauf der vier Wochen Physiotherapie war dann aber in der Klinik
von dem Wort „Euthanasie“ die Rede,
und das, obwohl ich mir so viel Mühe
gegeben, gut mitgearbeitet und große
Fortschritte gemacht hatte. Ich bekam
Angst. Auch die Physiofrau, die Mar-
In Rumänien saß ich noch hinter Gittern.
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garete heißt, machte
sich Sorgen um mich.
Sie hat mich dann
kurzerhand mit nach
Hause
genommen
und einen Übernahmevertrag für mich
gemacht, obwohl in
ihrem Zuhause schon
viele Hunde leben
und eigentlich absoluter Aufnahmestopp
angesagt ist. Margarete und ihr Mann
Andreas
haben
nämlich neben ihrer
beruflichen Tätigkeit
ein Gnadendomizil
für alte, chronisch kranke, behinderte
und verhaltensauffällige Hunde. Ich
habe also nochmal
Glück gehabt! Alle
Hunde hier leben
im Haus. Manchen
sieht man nicht an,
dass sie krank sind,
sie haben eine eigenartige
Mittelmeerkrankheit oder
Epilepsie. Oder der
Rotzi-Cocki,
der
aufgrund seiner jahrelangen schlechten
Haltung in einem
kalten
Verschlag
einen chronischen
Schnupfen und eine
Bronchitis zurückbehalten hat. Alle
gehen in Deckung,
wenn er morgens
niest. Iiiiiih! Andere
wiederum sind körperlich behindert,
so wie ich. Und
dann gibt es auch
einfach nur alte,
die keiner mehr wollte, die hier ihren Lebensabend verbringen. Ach ja,
drei habe ich fast vergessen, das sind
die, die aufgrund schwerer Misshandlungen keinen „vernünftigen“ Kontakt
mehr zu Menschen aufbauen können.
Sie mögen es nicht, gestreichelt oder
angefasst zu werden, aber sie leben
hier angstfrei in Haus und Garten.
Wir sind gemäß unserer jeweiligen
Bedürfnisse in Rudel aufgeteilt, haben warme Zimmer und Körbchen mit
Decken. Die meisten Zimmer haben
sogar noch eine Terrasse zum Sonnen. Am wenigsten Platz haben hier
eigentlich die Menschen. Draußen
auf dem Grundstück haben wir Platz
zum Laufen, Graben und Buddeln.
Ein eingezäuntes Waldstück gibt es
auch! Die anderen Hunde haben mir
erzählt, dass es besonders im Sommer
im Wald immer sehr schön schattig
ist; gemütlich für ein Nickerchen im
Freien. Darauf freue ich mich schon.
Ich habe jetzt einen geregelten Tagesablauf. Morgens um halb sieben
stehen wir alle auf und gehen erstmal
in den Garten. In letzter Zeit hat es
oft geregnet, so dass wir danach mit
Handtüchern abgerubbelt werden
müssen. Das mag ich sehr! Wenn wir
dann alle wieder in unseren Zimmern
sind, gibt es Futter, und die meisten
von uns bekommen irgendwelche
Medikamente. Ich muss zurzeit auch
viele Tabletten nehmen, meist sind sie
in Wurst eingewickelt. Dann schlafen
wir Hunde meist eine Runde, während
Margarete oder Andreas arbeiten
gehen. Das muss sein, sagen die bei-
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hierher gekommen ist. Deanston ist
zwar ein sehr aristokratischer Englischer Setter, aber ich glaube, er ist
auch ein GATOMI, nämlich aus Setter und Schlaftablette, so viel wie der
pennt! Margarete meint, dass er in
seinem Leben zuviel jagen musste und
jetzt einfach mal ausspannt.
Ich hab’s geschafft!
den, denn sie zahlen fast alles, was
wir brauchen, selbst. Da kommt ganz
schön was zusammen, und das will
erst einmal verdient sein. Gut, dass
der ETN wenigstens für mich weiterhin
die Tierarztkosten bezahlt!
Margarete nimmt vier von uns mit in
die Physiotherapie-Praxis; ich darf
auch mit. Dreimal wöchentlich trainiere ich jetzt meine Muskeln. Mittlerweile schaffe ich zwanzig Minuten im
Unterwasserlaufband. Und wenn wir
Gassi gehen, muss ich meistens an
der Leine laufen, damit ich lerne, meine Füße ordentlich zu setzen. Ich soll
auch lernen, mich zu konzentrieren
und nicht so wild loszustürmen, denn
dann kommen meine Hinterbeine
manchmal nicht mit.
Ich darf noch nicht so lange raus,
weil ich mich nicht überanstrengen
soll, aber jeden Tag wird es mit dem
Laufen etwas besser. Ich habe jetzt
auch ein besonderes Geschirr mit vielen Schnallen, das mir total gut steht,
und wenn wir auf der Straße laufen,
habe ich hinten Schuhe an, damit sich
meine Krallen nicht so abnutzen. Todschick, sage ich Euch! Miss Sophie,
eine dreizehnjährige Labrador-Dame,
hat mir auch schon schöne Augen gemacht, aber die ist mir zu alt. Schließlich bin ich ein knackiger Rüde in den
besten Jahren!
Ich lebe jetzt in einer WG mit Miss
Sophie, die vor drei Jahren aus einer
französischen Vermehrerfarm gerettet
wurde, und mit dem zwölfjährigen
Deanston, der vor einem halben Jahr
aus einer spanischen Tötungsstation
Respektiere
Eine Freundin von Margarete und Andreas, eine ganz liebe Tierärztin, hat
mich auf Herz und Nieren durchgecheckt. Ich wurde geröntgt, es wurde
ein Ultraschall von den Organen gemacht, Blutwerte eingeschickt. Bei den
Untersuchungen habe ich Leberwurst
gegessen und so alles gut überstanden. Leider musste ich wegen eines
Hodentumors noch kastriert werden,
aber es war nicht so schlimm wie es
sich anhört. Bei der Gelegenheit wurden auch meine Zähne saniert. Muss
wohl eine ganz schöne Arbeit gewesen sein, den „Steinbruch“ wieder in
Ordnung zu bringen! Aber ich habe
ja in Narkose gelegen und nichts davon mitbekommen. Jetzt kann ich auch
wieder richtig kauen. Und meine Blutwerte sind super, wie bei einem jungen Hund. Also bin ich jetzt „runderneuert“. Seit meine anderen Baustellen
in Ordnung gebracht wurden, klappt
das jetzt auch besser mit dem „Pipimachen“. Ich kann das jetzt schon viel
besser kontrollieren.
Ich bin auch richtig wachsam geworden und belle, wenn irgendjemand
meinem jetzigen Frauchen zu nahe
kommt und freue mich meines Lebens. Manchmal gifte ich die anderen
Hunde an, vor allem, wenn es ums
Fressen geht. Schließlich
musste ich jahrelang um
meine Existenz kämpfen,
aber Margarete meint, dass
sich diese Unart noch geben wird, sobald ich merke,
dass genug für alle da ist.
Deshalb esse ich jetzt erst
einmal alleine im Flur. Hier
heiße ich auch nicht einfach
nur Mosu, sondern auch
Bärchen, kleiner Schatz
und Scapa. Das hat sich
Andreas ausgedacht, weil
er meint, dass zu einem
neuen Leben auch ein neuer Name gehört!
Ich fühle mich wirklich sehr wohl hier.
Trotzdem wäre es natürlich super,
wenn ich noch eine Familie für mich
alleine finden würde, die sich um mich
kümmert. Margarete und Andreas
sind nämlich mit der Versorgung von
uns Vierbeinern an der körperlichen
und finanziellen Belastungsgrenze angelangt. Also, wenn jemand noch ein
kleines Plätzchen, am besten ebenerdig und mit einem kleinen Gärtchen,
für mich frei hätte, möge er sich bei
Margarete melden. Bei meiner Krankengeschichte wären medizinische
Kenntnisse natürlich von Vorteil.
Nochmals vielen Dank an alle, die mir
geholfen haben und auch jetzt noch
zur Seite stehen! Gerne halte ich Euch
in einer der nächsten Ausgaben von
„Respektiere“ auf dem Laufenden, wie
es mir weiterhin ergangen ist. Sollte
noch jemand mir oder meinen Kumpels etwas Gutes tun wollen, meldet
Euch einfach bei Margarete und Andreas unter der E-Mail-Adresse gnadendomizil-am-sonnenberg@t-online.
de. Benötigt werden vor allem Plastikkörbe, Decken, Geld für Futter und
den Tierarzt oder auch Futterspenden.
Einen ganz lieben Hundekuss sendet
euch Euer
Mosu (alias Scapa alias Bärchen alias
kleiner Schatz)
(Fortsetzung folgt)
Margarete Hagauer-Weimer, Tierphysiotherapeutin, Gnadendomizil „Am
Sonnenberg“
Ich liebe es, mich im Gras zu wälzen.
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Aubergine
uschi dreiucker, pixelio
Serie "Giftpflanzen"
Teil 5: Gemüse
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Respektiere
V
Mario Heinemann, pixelio
iele Menschen glauben,
dass Pflanzen, die für
Menschen ungiftig sind,
auch problemlos von Tieren
gefressen werden können.
So kommt es immer wieder
zu Vergiftungen von Pferden,
Schafen oder anderen Tieren,
weil ihnen ahnungslose Menschen in der Absicht, etwas
Gutes zu tun, Gemüseabfälle
über den Zaun werfen.
Der letzte Teil unserer Serie behandelt daher einige Gemüsesorten, die für Tiere giftig werden können.
Garten-, Stangenbohne
(Phaseolus vulgaris)
Respektiere
Ackerbohne, Dicke
Bohne, Saubohne
(Vicia faba)
Die Acker- oder Saubohne wird weltweit als
Kulturpflanze angebaut
und trägt zur Erntezeit
dicke Bohnen in ca. 12
cm langen Hülsen. Die
Pflanze enthält vor allem
die Glykoside Vicin und
Convicin. Pferde, Rinder, Schweine, Hunde und Vögel reagieren in unterschiedlichem Maße
auf die Giftstoffe. Pferde zeigen bei
Vergiftungen beispielsweise starke
Leberschädigungen und Koliken.
Trotz ihrer Giftstoffe wird die Ackerbohne aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes zu geringen Anteilen als
Futterpflanze verfüttert. Bei Rindern
kann der Anteil der Ackerbohne an
der Gesamtfuttermenge bei 7 % liegen, ohne dass Vergiftungserscheinungen auftreten.
Olaf Rendler, pixelio
Sabine Rothenbücher, pixelio
Ackerbohne, Dicke Bohne,
Saubohne
(Vicia faba)
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Aubergine
(Solanum melongena)
Garten-, Stangenbohne
(Phaseolus vulgaris)
Aubergine
(Solanum melongena)
Die Stangenbohne ist eine Kletterpflanze von bis zu 7 m Höhe, die auf
der ganzen Welt in Gemüsegärten
angepflanzt wird. Die Pflanze enthält
giftige Eiweißverbindungen, darunter
den Wirkstoff Phasin.
Roh verzehrte Bohnen
können auch dem
Menschen gefährlich
werden; schon drei
bis zehn rohe Bohnen
können Vergiftungssymptome wie Erbrechen und Magenkrämpfe auslösen.
Für Pferde, Rinder,
Schweine und Nager
ist die Stangenbohne
ebenfalls giftig. Symptome einer Vergiftung sind Erbrechen,
blutiger
Durchfall,
Krämpfe und MagenDarm-Entzündungen.
Wie bei der Tomate sind bei der
Aubergine das Kraut und die unreife Frucht giftig. Die grünen Teile der
Pflanze enthalten das Gift Solanin, das
bei Pferden und Schafen Schleimhautentzündungen, Ekzeme, Reizungen
des Magen-Darm-Traktes, Durchfälle
und Atembeschwerden hervorruft.
Avocado
(Persea gratissima)
Die Avocadofrucht wächst an bis zu
15 Meter hohen Bäumen und hat ein
gelb-grünliches Fruchtfleisch. Während die Avocado für den Menschen
ungiftig ist, kann sie bei allen Hausund Nutztieren Vergiftungen bis hin
zum Tod verursachen! Das Fruchtfleisch und der Kern enthalten den
Giftstoff Persin, der zu Atemnot, Husten, erhöhter Pulsfrequenz und Wassereinlagerungen am Hals und Bauch
führen kann. Eine Vergiftung ist nicht
therapierbar und führt bei Vögeln und
kleineren Tieren oft zum Tod.
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Küchenzwiebel
(Allium cepa)
M.Stefan Lüke, pixelio
Die Küchenzwiebel enthält verschiedene Stoffe,
die praktisch nur für
Hunde giftig sind. Die
Wirkstoffe führen bei
Vergiftung zu einer Auflösung der roten Blutkörperchen (Hämolyse), was
sich durch allgemeine
Schwäche und blasse
Schleimhäute äußert. Die
Schleimhäute der Augen
können sich gelblich verfärben, die Tiere bekommen Durchfall, und auch
der Urin verfärbt sich
durch
ausgeschiedene
Blutfarbstoffe. Die gefährliche
Dosis beträgt beim Hund 5 g pro
kg Körpergewicht, was bei gefräßigen Hunden mitunter schnell
erreicht werden kann. Theoretisch sind auch Pferde gefährdet.
Da die Menge an Zwiebeln, die
gefressen werden muss, um eine
toxische Dosis zu erreichen aber
vermutlich sehr hoch ist, ist eine
Vergiftung beim Pferd nicht zu erwarten. Die meisten Pflanzenfresser meiden außerdem Zwiebeln
aufgrund ihres starken Geruchs.
w.r.wagner, pixelio
Küchenzwiebel
(Allium cepa)
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Avocado
(Persea gratissima)
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Serie "Artgerechte Tierhaltung"
Teil 5: Degus
Kleine Charmeure aus Chile
Es gibt ein paar Sätze, die man als
Deguhalter immer wieder hört. Ganz
oben auf der Liste steht sicher: „Was
sind das denn für Tiere?“ Eine eindeutige Beschreibung dieser Tiere zu
geben, ist aber gar nicht so einfach.
Ihr nächster bekannter Verwandter ist
das Meerschweinchen, mit dem sie einige Verhaltensweisen, aber nicht das
Aussehen gemeinsam haben. Degus
sehen am ehesten großen Mäusen
oder Ratten ähnlich, sind aber nicht
artverwandt mit ihnen (daher der Familienname „Trugratten“). Ihre facettenreiche Persönlichkeit, das soziale
Verhalten und die vogelähnliche Lautsprache zu beschreiben fällt noch viel
schwerer, so dass es meistens auf einen Besuch hinausläuft, um sich „diese Tierchen“ mal anzusehen. Meistens
ist es dann Liebe auf den ersten Blick,
denn dem Charme von Degus kann
kaum jemand widerstehen. Ihnen
beim Fressen, Nagen, Zwitschern und
Kuscheln mit den Artgenossen zuzusehen ist einfach eine Freude. Voraussetzung für so ein glückliches Deguleben
ist selbstverständlich die artgerechte
Haltung.
Niemals alleine
Die Zufriedenheit der hochsozialen
Tiere steht und fällt mit der Gesellschaft anderer Degus. Sie müssen mindestens zu zweit, noch besser in einer
Gruppe von drei oder mehr Tieren
gehalten werden. Hierbei sind gleichgeschlechtliche Gruppen die erste
Wahl, zum einen um Nachwuchs der
Laufräder sollten eine geschlossene
Lauffläche haben, um Verletzungen zu
vermeiden. Außerdem sollten sie nicht
aus Kunststoff hergestellt sein, da Degus
sehr gerne nagen.
Quelle: DHW Angela Heider-Willms
Ob ein Degu zutraulich wird, hängt vor allem vom Charakter des jeweiligen
Tieres ab.
Quelle: Sari Tanuhardja, www.iveseen.net
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vermehrungsfreudigen Degus zu vermeiden (es gibt bereits mehr als genug Degus, die in Tierheimen und bei
Deguhilfen auf ein schönes Zuhause
warten) und zum anderen, weil sich
Männchen im Kampf um Weibchen
schwer bis tödlich verletzen können.
Dieses Verhalten lässt sich leider auch
nicht durch eine Kastration unterbinden; ein einzelnes, kastriertes Männ-
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Quelle: DHW Angela Heider-Willms
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Platz satt für die Vielnager
Degus sind sehr aktiv und brauchen
viel Platz, um ihren Bewegungsdrang
ausleben zu können. Zwei bis drei Tiere
sollten auf mindestens 100 x 50 x 100
cm untergebracht werden – je größer,
desto besser. Dieser Raum sollte durch
sogenannte Vollebenen optimal genutzt werden, um die Lauffläche der
Tiere zu maximieren, das heißt, man
setzt Ebenen ein, die genau so groß
sind wie die Grundfläche des Käfigs
und sägt nur ein kleines Loch hinein,
damit die Tiere zwischen den Ebenen
wechseln können. Ideal ist hierbei ein
Abstand von 30 bis 40 cm zwischen
den Ebenen. Degus sind Nagetiere im
wahrsten Sinne des Wortes – Plastik
(bei Verschlucken lebensgefährlich!)
und sogar dünner Draht stellt für ihre
scharfen Zähne kein Hindernis dar.
Daher scheiden Käfige aus diesem
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Material aus. Holzkanten bei selbstgebauten Käfigen sollten unbedingt
mit Aluschienen gesichert werden. Die
im gängigen Zoohandel erhältlichen
Volieren und Terrarien sind meist entweder zu klein für
die Deguhaltung,
schwer zu reinigen,
unzureichend belüftet oder nicht ausbruchsicher. Mit ein
wenig
handwerklichem
Geschick
kann man sich auch
einen eigenen Käfig
bauen. Eine gute
Basis ist beispielsweise ein Kleiderschrankkorpus, in
den
beschichtete
Spanplatten eingezogen werden können.
Diese lassen sich
leicht reinigen und
bieten wegen ihrer
glatten Oberfläche
keinen Ansatz für
die Deguzähnchen.
Anregungen
und
Beispiele für den
Käfigbau
finden
sich auf unserer Internetseite www.
deguhilfe-west.de unter dem Punkt
„Käfigbeispiele“.
Respektiere
Quelle: DHW Daniela Lichtblau
chen in einer Gruppe von Weibchen
zu halten, ist dagegen eine gute Möglichkeit. Da die Tiere ein sehr ausgeprägtes Revierverhalten haben, kann
es in Gruppen immer mal wieder zu
Rangeleien kommen. Aus demselben
Grund sollte man Degus niemals einfach zusammensetzen, sondern sich
vorher gründlich über das Thema „Vergesellschaftung“ informieren.
Service
Quelle: DHW, Nadine Pahl
Krallen abzunutzen. Hier eignen
sich
beispielsweise
Brücken
aus Weidenholz,
ungespritzte Äste
(Achtung, manche Holzsorten
sind giftig!) und
Korkröhren. Für
dauerhafte Einrichtungsgegenstände kann man
sich im Baumarkt
umsehen und aus
Fliesen, Pflasterund Weinsteinen,
Tontöpfen
und
anderen
nagefesten Materialien
Schlupf winkel
und Klettermöglichkeiten konstruieren – letztere
allerdings in Maßen. Degus können zwar ganz
ordentlich springen, sind aber
keine besonders
guten Akrobaten.
pe irgendwann in seine Einzelteile
zerlegt. Daher sollte man das Rad
mit einer Aluschiene gegen die fleißigen Zähnchen sichern. Zusätzlich
kann man überlegen, den Tieren Freilauf zu gewähren. Allerdings ist das
nicht mit jeder Gruppe möglich; bei
einigen birgt es das Risiko von starken
Revierkämpfen (bis hin zum Gruppenzerfall) und bei anderen ist die Angst
außerhalb des gewohnten Terrains
einfach zu groß. Aber selbst wenn
man sich für den Freilauf entscheidet,
gilt es hier einiges zu beachten: Das
Zimmer muss vorher natürlich degusicher gemacht werden. Angenagte
Kabel können den Tieren im schlimmsten Fall einen tödlichen Elektroschock
versetzen. Giftige Zimmerpflanzen
und Wasserquellen müssen ebenfalls
außer Reichweite gebracht werden –
Degus können nicht schwimmen, hassen es, nass zu werden und erkälten
sich schnell. Außerdem sollte man die
Körperfülle eines Degus nie überschätzen. Trotz ihres eher rundlichen Aussehens kommen sie durch die engsten
Zwischenräume. Sowohl Laufräder als
auch Auslauf können und dürfen aber
nie einen geräumigen Käfig ersetzen.
Quelle: DHW, Daniela Lichtblau
Der richtige Standort
Lauf, Degu, lauf!
Degus sind weder hundertprozentig Dem Bewegungsdrang eines Degus
tag- noch nachtaktiv, sondern haben kann ein Käfig, wie groß
mehrere Wach- und Schlafphasen auch immer, nie ganz
über den Tag verteilt. Da sie von Na- gerecht werden. Zur
tur aus äußerst neugierig und sehr Einrichtung des Käfigs
gesellig sind, passen sie sich oft den sollte daher unbedingt
Lebensgewohnheiten ihrer Mitbewoh- ein Laufteller oder ein
ner an. Dafür gibt es jedoch keine Ga- Laufrad gehören. Dieses
rantie, so dass der Degukäfig nicht un- muss mindestens einen
bedingt im Schlafzimmer stehen sollte, Durchmesser von 30 cm
denn wenn sie wollen, können Degus und eine geschlossene
ziemlich laut werden. Der Gesundheit Fläche vorweisen, um Rüder Tiere zuliebe sollte der Käfig von ckenschäden und VerletLärm, Zugluft, Zigarettenrauch und zungen vorzubeugen. Inständiger Sonneneinstrahlung abge- zwischen sollte klar sein,
schirmt sein. Ein von der Sonne be- dass für Degus Räder
schienenes Eckchen des Käfigs wird aus Plastik tabu sind. Ein
jedoch gerne und ausgiebig zum Rad aus unbehandeltem
Sonnenbaden genutzt. Bei der Käfig- Holz ist eine Alternative,
einrichtung gilt wie auch beim Käfig wird aber selbst von der
selbst: Vor den Zähnen eines Degus nagefaulsten Degugrupist so gut wie nichts sicher.
Gleichzeitig brauchen DeBei der Fütterung eines Degus gibt es
gus aber auch die Mögeiniges zu beachten. Handelsübliche
lichkeit, ihre ständig nachMischungen sind meist ungeeignet.
wachsenden Zähne und
Respektiere
39
Service
Pflege
Degus sind sehr saubere Tiere, die
einen großen Teil des Tages mit der
eigenen und gegenseitigen Fellpflege
verbringen. Anders als Katzen oder
Hunde putzen sie ihr Fell jedoch nicht
mit der Zunge, sondern nehmen ausgiebige Bäder in Sand, der ihnen in
einem Gefäß mit hohem Rand immer
zur Verfügung stehen sollte. Es gibt
spezielle Badegefäße im Handel,
eine ausgediente Auflaufform oder
ähnliches dient demselben Zweck. Als
Durch eingesetzte Vollebenen kann die
Lauffläche eines Geheges vervielfacht
werden. Der Abstand zwischen den Ebenen sollte 30 bis 40 cm betragen.
Quelle: NadinePahl
matten aus natürlichen Fasern oder
Kapokschoten zu kaufen, die von den
Tieren akribisch auseinandergerupft
und mit Freude verbaut werden.
Ein Laufteller ist eine gute Alternative zum Laufrad und sorgt dafür, dass die Degus
ihren starken Bewegungsdrang befriedigen können.
Quelle: Sari Tanuhardja, www.iveseen.net
Sand kann Chinchillasand verwendet
werden – Vogelsand ist wegen des Zusatzes von Anis oder Muschelsplittern
ungeeignet. Da Degus zur Aufrechterhaltung des Gruppengeruchs in den
Sand urinieren, muss er regelmäßig
ausgetauscht werden. Degus orientieren sich an diesem gemeinsamen
Geruch und legen im ganzen Käfig
Urinmarkierungen an. Eine zu übertriebene Käfighygiene kann Stress und
damit die gefürchteten Revierkämpfe
auslösen. Daher sollten auf Degus
keine menschlichen Hygienestandards
angewandt werden. Pro Woche eine
Etage zu reinigen, reicht völlig. Hierzu fegt man die verschmutzte Einstreu
auf, wischt die Ebene mit klarem
Wasser ab und reinigt die Einrichtungsgegenstände. Bei starken Verschmutzungen kann ein Schuss Essig
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ins Putzwasser gegeben werden. Bei
der Einstreu sollte man nicht geizen,
schließlich legen Degus in der freien
Natur komplizierte unterirdische Bauten an und graben leidenschaftlich
gerne. Handelsübliche, unparfümierte
Kleintierstreu wird von den Tieren gut
angenommen. Für Allergiker empfehlen sich auch Hanf-, Leinen- oder
Baumwolleinstreu. Pellets sollten nicht
benutzt werden. Degus lieben es, sich
gemütliche Schlafnester zu bauen. Als
Baumaterial kann man ihnen Heu,
Stroh sowie Küchenrolle oder Toilettenpapier (unbedruckt und unparfümiert)
anbieten. Von der im Zoohandel leider immer noch erhältlichen Hamsterwatte sollte man die Finger lassen, da
die synthetischen Fasern Gliedmaßen
abschnüren und beim Verschlucken zu
einem Darmverschluss führen können.
Stattdessen gibt es gepresste Hanf-
Degumenü
Eine artgerechte Ernährung ist Voraussetzung für ein langes, gesundes
Deguleben. Hauptbestandteil der Degunahrung ist Heu, welches ebenso
wie frisches Trinkwasser täglich in ausreichender Menge angeboten werden
muss. Auf dem Speiseplan stehen außerdem getrocknete Kräuter, Blätter,
Blüten und Äste. Handelsübliche Degufuttermischungen sind leider meist
ungeeignet. Unter www.hansemannsteam.de können jedoch zwei gut geeignete Mischungen bezogen werden.
Alternativ kann das Futter auch selbst
gemischt werden, hier muss man sich
allerdings vorher gut informieren, damit es nicht zu Mangelerscheinungen
kommt. Frischfutter ist ebenfalls unverzichtbar für eine gesunde Ernährung.
Hierfür eignen sich diverse Salatsorten, Möhrengrün, Unkraut wie Löwenzahn, Blätter von Obstbäumen, Birken
und Weiden, Kräuter wie Basilikum
und Gemüsesorten wie Chicoree und
Paprika. Tiere, die kein Frischfutter gewöhnt sind, sollten zunächst nur kleine
Mengen bekommen, da es sonst zu
Verdauungsproblemen kommen kann.
Frischfutterreste sollten nach spätes-
Respektiere
Service
Deguhilfe West e.V.
tens einem Tag aus dem Käfig
entfernt werden, um Schimmelbildung vorzubeugen. Degus sind
von Natur aus auf sehr karge
und zuckerarme Kost eingestellt.
Obst, melassehaltige Pellets oder
Getreide gehören daher nicht in
den Futternapf. Degus sind echte
Naschkatzen und lieben Gemüseflocken, gepoppten Mais,
Sonnenblumen- und Kürbiskerne
als Leckerlis, die in Maßen und
als Belohnung gegeben werden
können.
Mein Degu und ich
Zutrauliche Degus sind keine Seltenheit, man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass man
sich hier keine Schmusetiere, sondern vor allem Beobachtungstiere
ins Haus holt. Degus interagieren
vorzugsweise miteinander und
sehen den Menschen hauptsächlich als Futterquelle an. Ob sie
zutraulich werden oder nicht ist
vor allem eine Charaktersache.
Es gibt Degus, die nach wenigen
Wochen bereits auf der Schulter
ihres Menschen herumlaufen,
andere werden bis zu ihrem Tod
nie wirklich Vertrauen fassen. Die
angeborene Neugier der Tiere
ist jedoch ein großer Vorteil und
eine Eigenschaft, die sie sehr liebenswürdig macht.
Einmal pro Tag sollte ein schneller
Gesundheitscheck vorgenommen
werden: Sind die Augen klar?
Das Fell glänzend? Die Zähne
gelb-orange? Ist der Degu aktiv
und lebhaft? Aufgeplustertes Fell
kann ein Zeichen von Krankheit
sein, muss es aber nicht zwangsläufig, denn Degus stellen auch
ihr Fell auf, wenn ihnen kalt ist
oder wenn sie dösen. Auch roter
Urin ist nicht immer ein Alarmzei-
Respektiere
chen, sondern kann von roten Farbstoffen in der Nahrung (z.B. Rote Bete)
verursacht werden. Bei Unsicherheiten
sollte jedoch immer sofort ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Degus
stehen in der Nahrungskette so weit
unten, dass sie Krankheitssymptome
sehr lange verstecken. Steht ein Tierarztbesuch an, und es muss ein Degu
gefangen werden, darf er niemals am
Schwanz festgehalten werden, denn
er kann abreißen.
Obwohl die Haltung auf den ersten
Blick sehr aufwändig klingt, sind Degus im Alltag tatsächlich sehr pflegeleichte Haustiere. Dass sie nicht so
sehr auf Menschen bezogen sind, ist
nicht unbedingt ein Nachteil, denn
das bedeutet auch, dass man sie am
Tag über längere Zeit alleine lassen
kann, ohne ein schlechtes Gewissen
zu haben. Solange sie ihre Artgenossen um sich haben, gesundes
und schmackhaftes Futter bekommen
und genügend Gelegenheiten zum
Nagen, Rennen und Buddeln haben,
führen sie ein zufriedenes und aktives
Leben, an dem sie ihre menschlichen
Besitzer durchaus teilhaben lassen.
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kann man mit Freude beobachten,
wie die Degus miteinander spielen,
sich als Kuschelhaufen in der Sonne
räkeln, aufwändige Nester bauen und
sich zwitschernd und trillernd unterhalten. Da Degus im Durchschnitt vier bis
sechs Jahre leben, hat man an den
knopfäugigen Charmeuren aus Chile
lange seine Freude.
Wer nun Interesse an den kleinen, liebenswerten Nagern bekommen hat,
kann sich gerne von uns beraten lassen und am Ende vielleicht eines unserer Notfalltrüppchen adoptieren.
Der gemeinnützige Tierschutzverein Deguhilfe West e.V. wurde im
Juni 2007 gegründet. Ziel ist es,
sich für die artgerechte Tierhaltung,
insbesondere von Degus, einzusetzen. Degus sind zwar als Haustiere
längst nicht so verbreitet wie andere Kleinnager, erfreuen sich aber
einiger Beliebtheit. Leider erhalten
Tierfreunde nur selten richtige und
brauchbare Informationen zur artgerechten Haltung. Die Folgen sind
kranke und verhaltensgestörte Tiere,
unkontrollierte Vermehrung und
überforderte Halter, die oft keinen
anderen Ausweg sehen, als ihre
Tiere abzugeben.
Hier setzt die Deguhilfe West e.V.
an und betreibt schwerpunktmäßig
Prävention durch gezielte Aufklärung, um möglichst vielen Degus ein
schöneres Leben zu ermöglichen.
Sie klärt Deguhalter und solche, die
es werden wollen, über Haltungsbedingungen und Ernährung auf,
berät und unterstützt bei Haltungsproblemen (z.B. Vergesellschaftung)
und nimmt in ihren Pflegestellen
Notfalltiere zur Weitervermittlung
auf.
Mehr Informationen über die Deguhilfe West e.V. finden Sie unter
www.deguhilfe-west.de
Der Verein finanziert sich über
Mitgliedsbeiträge (ab € 1,50/
Monat) und Spenden, die jederzeit
willkommen sind.
Deguhilfe West e.V.
IBAN: DE04 3505 0000 0200
0867 34
BIC: DUISDE33XXX
Sparkasse Duisburg
Weitere Fragen beantwortet der
Verein gerne unter [email protected].
Deguhilfe West e.V.
41
Service
Respektierchen
Das
Eichhörnchen
Wo können wir das Eichhörnchen finden?
In Europa lebt nur das Europäische
Eichhörnchen (Sciurus vulgaris). Vor
allem in Wäldern, aber auch in Parks
beim Spaziergang mit der Familie
können wir Eichhörnchen treffen. Auch
wenn du keine Eichhörnchen siehst,
kannst du eventuell ihren Ruf („Tschuk
Tschuk Tschuk“) hören, denn normalerweise sind Eichhörnchen sehr scheu
und meiden den Menschen.
So sieht das Eichhörnchen aus
Die typischen Merkmale des Eichhörnchens sind sein rotbraunes bis
schwarzbraunes Fell und der auffällige, buschige Schwanz, der fast zwanzig Zentimeter lang ist. Die Bauchseite
ist dagegen hell (meist weiß) gefärbt.
Der Schwanz hilft dem Eichhörnchen
dabei, das Gleichgewicht beim Klettern und bei Sprüngen von Baum zu
Baum nicht zu verlieren. Aber es gibt
noch einen weiteren Nutzen: Im Winter
legt das Eichhörnchen den Schwanz
um den Körper, um sich zu wärmen.
Mit einer Körperlänge von ungefähr
fünfundzwanzig bis dreißig Zentimetern und einem Gewicht zwischen
dreihundert und fünfhundert Gramm
ist das Eichhörnchen sehr klein und
leicht. Es kann sich beim Klettern also
auch auf die dünnsten Äste wagen.
Wusstest du, dass Hände und Füße
des Eichhörnchens im Winter oben
und unten behaart, im Sommer aber
von unten unbehaart sind? Außerdem ist das Fell im Sommer heller
und stärker rot gefärbt als im Winter.
Und rechtzeitig zu Beginn der kalten
Jahreszeit wachsen dem Eichhörnchen
an den Ohren kleine Haare als Pinsel,
die im Sommer fehlen.
Das frisst das Eichhörnchen
Eichhörnchen sind bei ihrer Nahrung
nicht wählerisch. Hauptsächlich fressen
sie Nüsse, Samen, Eicheln und Beeren.
Aber auch Jungvögel und Eier werden
manchmal von Eichhörnchen verspeist.
Am liebsten mag das Eichhörnchen
aber doch Nüsse, die mit den starken
Nagezähnen aufgebissen werden.
Wenn das Eichhörnchen genug Nahrung findet, wird diese in Baumspalten
gelagert oder vergraben. Beim Vergraben der Nahrung nutzt das Eichhörnchen immer denselben Ablauf:
Freischarren des Lochs, Ablegen der
Nahrung, Erde über das gefüllte Loch
scharren und anschließend festdrücken.
Wenn es im Winter keine Nahrung
mehr aus der Natur gibt, dienen dem
Eichhörnchen die zuvor angelegten
Essensvorräte als Nahrungsquelle.
Oft werden diese Vorräte „vergessen“,
und die vergrabenen Samen beginnen im Frühjahr zu keimen. Dadurch
wachsen neue Pflanzen: Das Eichhörnchen spielt also auch eine wichtige Rolle beim Waldaufbau.
nen aus Zweigen und Blättern rundliche Nester, die nach unten geöffnet
sind. Und warum sind die Nester
nach unten und nicht wie bei Vogelnestern nach oben geöffnet? So kann
das Eichhörnchen ohne Probleme von
unten den Baum entlang in sein Nest
klettern.
Die Nester werden auch „Kobel“
genannt und sind von innen gemütlich mit Moos und Gras gepolstert.
Eichhörnchen nutzen mehrere Kobel
gleichzeitig, wobei manche als Schlafnester und manche als Schattenkobel
für Ruhephasen am Tag genutzt werden.
Das Eichhörnchen hält keinen richtigen Winterschlaf, sondern legt im
Winter längere Schlafphasen ein,
zwischen denen es sein Nahrungslager aufsucht, um zu fressen.
Das Verhalten
Eichhörnchen sind Einzelgänger und tagaktiv.
Das Eichhörnchen lebt in
den Bäumen und kommt
zur Futtersuche auf den Boden. Dort bewegt es sich mit
kleinen Sprüngen vorwärts.
Damit ein Leben in den Bäumen möglich ist, baut das
Eichhörnchen in den Baumkro-
42
Respektiere
Respektierchen
Feinde des Eichhörnchens
Natürliche Feinde der Eichhörnchen
sind Greifvögel oder kleine Räuber
wie zum Beispiel der Baummarder.
Der größte Feind des Eichhörnchens
ist jedoch der Mensch, der zu stark
in die Natur und den Lebensraum
der Eichhörnchen, aber auch vieler
anderer Waldbewohner eingreift.
Bäume, die Heimat vieler Eichhörnchen und Vögel, werden rücksichtslos
gefällt und auf Straßen, die durch Wälder gebaut werden, werden viele Eichhörnchen und andere Tiere überfahren.
Viele Menschen wissen außerdem
nicht, dass auch der eigene Garten
zum Tod einiger Eichhörnchen beitragen kann. Oft werden Regentonnen
und Swimmingpools nicht abgedeckt,
so dass die Eichhörnchen darin ertrin-
Schmetterlingsquiz:
Service
ken. Auch Gifte wie Schneckenkorn
oder bestimmte Gartendünger führen
zum Tod vieler Eichhörnchen.
Schau dir alle Bilder ganz genau an und finde
das Pärchen! Nur zwei Bilder sind genau gleich!
Bastelanleitung:
Handabdruck-Hase
Und so wird der Handabdruck-Hase
gemacht:
Malt dazu eure Handfläche und
vier Fingerinnenseiten (den Daumen
nicht!) mit brauner oder jeder anderen beliebigen Fingerfarbe an.
Macht davon einen Handabdruck
auf ein Stück weiße Pappe oder
weißen Fotokarton. Dabei müsst ihr
jeweils den kleinen und den Ringfinger sowie den Mittel- und Zeigefinger
dicht
zusammenhalten.
Nach dem Trocknen könnt ihr
den Handabdruck ausschneiden.
Klebt zwei Wackelaugen darauf,
malt dem Hasen mit einem schwarzen, deckenden Stift einen Mund
und gestaltet mit Naturbast oder ähnlichem und einem Stück zusammengeknüllten, roten Seiden- oder Transparentpapier Nase und Barthaare.
Fertig ist euer lustiges Häschen Langohr.
(Quelle: http://www.kinderspiele-welt.
de/basteln-und-werkeln/hase.html)
Lösung: Schmetterlingsquiz - Bilder 1 und 6
Foto: Andreas Hilbeck, Angelika Wolter, Dieter Haugk, Domino, Elli60, Floiran Fierz, Joujou – pixelio.de
Respektiere
43
Partner
„HundeDoc“ kurz vor dem Aus
F
ür alle Leser oder neuen Mitglieder, die uns noch nicht
kennen – hier eine Kurzvorstellung: Das Berliner Projekt
„HundeDoc“ der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Walter May (SPI) gewährleistet seit
nunmehr vierzehn Jahren die
veterinärmedizinische Grundversorgung inklusive der Kastrationen von Hunden, Katzen
und anderen Heimtieren, die
zu Jugendlichen und jungen
Erwachsenen mit Lebensmittelpunkt Straße gehören. Das ist
für diese Halter zwar kostenlos, aber es funktioniert eben
nicht, ohne Kosten zu verursachen.
Wir reden hier von jungen Menschen,
die nicht den herkömmlichen gesellschaftlichen Normen entsprechen. Es
gab sie schon immer; allerdings hat
es den Anschein, als würden es immer
mehr werden. Was für Otto Normalverbraucher völlig selbstverständlich
ist, funktioniert in gewissen Randgruppen überhaupt nicht. Aber können wir
überhaupt noch von Randgruppen
sprechen?
Aber der Reihe nach: Als ich im Jahr
2000 meine tierärztliche Tätigkeit
aufnahm, gab es für mich auch nur
Schwarz und Weiß. Hier, auf der
hellen Seite des Lebens, die frischgebackene Tierärztin mit dem entsprechenden Hintergrund, bei der alles
soweit glatt lief. Und dort, auf der
eher dunklen Seite, die Punks, wie wir
sie kurzerhand nannten, egal welcher
Nationalität, Einheimische und Zugereiste, Berlin war ja schon immer eine
Reise wert. Sie hingen an den Brennpunkten ab und waren für alle ein Ärgernis. Kein Geld, kein Plan, Alkohol
und Drogen, Prostitution und Kriminalität – das waren ihre Merkmale. Besonders betroffen von ihrer Anwesenheit
waren die Verkehrsbetriebe und die
Polizei beziehungsweise der Bundes-
44
grenzschutz (heute: Bundespolizei),
denn in und vor Bahnhöfen und um
sie herum schnorrt es sich am besten.
Es war demnach auch naheliegend,
dass sich die Sicherheitsfirmen, die
damals für die Berliner S-Bahn tätig
waren, zur Finanzierung dieses ungewöhnlichen, innovativen und in seiner
Konzeptionierung nach wie vor einzigartigen Projekts bereiterklärten. Ihre
Mitarbeiter hatten schließlich ständig
mit den Obdachlosen und ihren Tieren
zu tun.
Inzwischen hat sich vieles geändert,
das mittelbar und auch unmittelbar
großen Einfluss auf die Arbeit als
„HundeDoc“ hat. Was die Tiere betrifft, gibt es inzwischen Transponderund
Haftpflichtversicherungspflicht,
blaue EU-Ausweise und Hunderasselisten; es sind etliche osteuropäische
Länder der EU beigetreten, was zu
den bekannten, massiven Problemen
mit illegalem Welpenhandel geführt
hat, und es gibt Ordnungsämter, die
sich bemühen, neue Gesetze umzusetzen. Wie sinnvoll das ist, muss an
anderer Stelle diskutiert werden. Egal
woher meine Klienten und Klientinnen
stammen, welche Geschichten sie zu
erzählen oder lieber zu verschweigen
haben, sie alle suchen Trost bei einem
Haustier. Ob sie die Tierhaltung so
bewerkstelligen können, wie sich das
Otto Normalverbraucher wünscht,
spielt keine Rolle. Das Tier ist da,
und diese Tatsache zieht neue Probleme nach sich. Vernunft mag etwas
anderes sein, aber die Gesellschaft
Ein kleiner Patient
Respektiere
Partner
eine Therapie, ein stabiles Umfeld,
irgendein Erfolgserlebnis. Und das
ist ihrer Meinung nach meist das
Tier und natürlich auch mal der eigene Nachwuchs. Und so wie ihnen
dann verständlicherweise bei der
Kindererziehung geholfen werden
muss, muss auch die Tierhaltung
begleitet, überwacht und korrigiert
werden. Das dauert mitunter Jahre.
Deswegen hat „HundeDoc“ auch
keine feste Altersgrenze, allerdings
richten wir uns nach den Grenzen
der kooperierenden sozialen Träger,
die wiederum genau auf diese Grenzen achten müssen, da sie sonst Probleme wegen der Zuwendungen aus
öffentlicher Hand bekommen.
Tierärztin Jeanette Klemmt mit ihrer Hündin Tiffy
bringt diese Menschen hervor, also
muss sie auch mit den damit verbundenen Herausforderungen umgehen.
müssen schnellstmöglich in Einrichtungen vermittelt
werden, dann sind
sie zwar formal
nicht mehr ohne
Obdach, aber sie
sind noch längst
nicht in trockenen
Tüchern.
Manche schaffen es,
Versäumtes
wie
Schulabschluss
und
Ausbildung
nachzuholen,
aber viele brauchen erst einmal
So wie vom Tierarzt, und zwar nur
von dieser Berufsgruppe, verlangt
wird, dass er aus reiner Tierliebe die
Rechnung stundet (als ob wir immer
mit allem bis zum 1. des Monats warten könnten), kann der Tierarzt natürlich umgekehrt verlangen: Ohne Geld
kein Haustier. Aber so einfach ist das
nicht, es gibt kein Schwarz und Weiß,
es gibt nur unendlich viele Grautöne. Die jungen Leute sitzen vielleicht
hierzulande nicht mehr so offensichtlich auf der Straße herum, aber man
kann ja auch via Facebook
vereinsamen. Immer mehr
Menschen werden dem Sozialpsychiatrischen Dienst
überstellt, die findet man
nicht durch Streetwork, dafür reichen die Gelder sowieso nicht mehr. Es kommt
sogar vor, dass Sozialpädagogen ausbrennen und
zu ihren eigenen Klienten
werden. Viele Rentner verarmen und können ihre
Katze nicht mehr behandeln lassen. Jugendliche
Hündin Tiffy und zwei Patienten
Respektiere
Trotz großen Zuspruchs und Anerkennung von allen Seiten gelang es uns
seit 2008 nicht, zusätzlich zum ETN
e.V. einen regelmäßigen Unterstützer
zu finden. Häufig wird mir in Gesprächen über unsere prekäre finanzielle Situation entgegnet, dass sich
Unternehmen nicht für die Tiere engagieren möchten. Wer kein Tier besitzt,
kann offensichtlich nicht nachempfinden, wie wichtig es für einen Menschen sein kann. Bei den inzwischen
zahlreichen Fernsehbeiträgen über
„HundeDoc“ wird jeder Hinweis auf
Spendenbedarf konsequent herausgeschnitten, weil sich der Sender nicht
des illegalen Spendenaufrufs schuldig
machen will. Was für ein Hohn! Jeder
45
Partner
A-Z-Promi darf im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen seine CD oder sein neues
Buch, das die Welt nicht braucht, in
die Kamera halten.
Wir haben neben dem ETN einen
treuen Stamm von Privatpersonen,
deren größere und kleinere Summen
für den kontinuierlichen Betrieb aber
nicht ausreichen. Zu Beginn eines Jahres wissen wir nie, ob und wie lange
wir über die Runden kommen werden.
Das finanzielle Entgegenkommen
eines Pharmaunternehmens, bei dem
wir unsere Medikamente beziehen,
ist aller Ehren wert, aber nicht ausreichend. Und weil es sich bei meinem
„Arbeitsort“, einem umgebauten Rettungswagen, natürlich nicht um einen
Neuwagen handelt, fallen auch da
immer wieder „überraschende“ Kosten an.
Wer also helfen möchte – wir freuen
uns über jeden Cent!
Jeanette Klemmt
Tierärztin
Stiftung SPI
Sozialpädagogisches
Institut Berlin »Walter
May«
Geschäftsbereich
Soziale Räume und
Projekte
HundeDoc
c/o Programmagentur
Rechtskundepaket
Samariterstr. 19/20
10247 Berlin
Telefon: 0 30-8 26 55 43
Telefax: 0 30-89 72 93 87
Mobil: 01 74-5 93 77 58
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.stiftung-spi.
de/sozraum/sr_hunde.html
Wer mehr über „HundeDoc“ erfahren
möchte:
http://www.youtube.com/
playlist?list=PLGAoHVBXzgc-gLWdwo4qbtacjug5mx36W
Die fahrende Tierarztpraxis von HundeDoc
Spendenkonto:
Stiftung SPI
Bank für Sozialwirtschaft
Kontonummer: 31 121 05
BLZ: 100 205 00
IBAN: DE
65100205000003112105
BIC: BFSWDE33BER
Bitte unbedingt „Verwendungszweck: HundeDoc“ angeben
Foto: Viktors Kozers
46
Respektiere
Partner
Mit vereinten Kräften
Der Zaunbau bei Lucky Dog Hostel
Um das Haus herum herrscht daher
reger Wildwechsel; ein Problem
für eine Auffangstation, die auch
Hunde mit Jagdtrieb aufnimmt. Um
sicherzustellen, dass keiner unserer
Schützlinge einen „Jagdausflug“ unternimmt, musste unbedingt ein neuer, stabiler Zaun her.
I
m Herbst 2013 konnte unser
Partner ‚Lucky Dog Hostel‘
endlich ein lang ersehntes
Projekt in die Tat umsetzen:
Den
Bau
eines
neuen, sicheren
Zauns
um
das Gelände
der Auffangstation.
Nachdem der ETN e.V. die Übernahme eines Großteils der Kosten
zugesagt hatte, konnte das Projekt
Zaunbau beginnen. Ehrenamtliche
Mitarbeiter und Förderer opferten
uneigennützig drei Wochenenden,
um Zubehör und Werkzeug zu beschaffen und den neuen Zaun mit
vereinten Kräften aufzustellen. Dank
der Hilfe unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter und nicht zuletzt dank des ETN
dato waren alle Vergesellschaftungen
sehr erfolgreich, was uns natürlich
auch ein wenig stolz macht. Seit das
‚Lucky Dog Hostel‘ über einen neuen
Zaun verfügt, konnten wir schon viele
Tiere aufnehmen und in ein neues Zuhause vermitteln.
Die
Auffangstation unseres
Vereins
‚Lucky
Dog Hostel‘ liegt
in einem sehr
ländlichen Gebiet inmitten von
Feldern, Wiesen
und Wäldern.
Dafür möchten wir unseren ehrenamtlichen Helfern und dem ETN e.V. noch
einmal herzlich „Danke“ sagen!
Das Team von Lucky Dog Hostel
www.luckydoghostel.de
haben die Hunde in unserer Auffangstation nun eine sichere Auslauffläche. Sie können nach Herzenslust im
Garten toben und sind nicht in Zwingern untergebracht, sondern vollends
in unser Familienleben integriert. Alle
Hunde leben in einem Rudel, die Zusammenführung von bestehendem
Rudel und Neuankömmlingen erfolgt
schrittweise. Nicht immer ist sofort
„Sonnenschein“ angesagt, doch bis
Respektiere
47
Partner
Unsere Einsatzgebiete in Europa
Der ETN e.V. setzt zahlreiche Projekte im Tier- und Naturschutzbereich um. Er ist zudem ein zuverlässiger und
starker Partner für nahezu einhundert Vereine im
In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit
dem ETN e.V. leisten unsere Partner
europaweit anerkennenswerte Tierschutzarbeit. Sie setzen sich unter
den schwierigsten Bedingungen
für die Tiere vor Ort ein. Ohne
diese Tierschutzarbeit an der
Basis würden viele Tierheime
schlichtweg nicht existieren,
blieben Abertausende von
Straßentieren unversorgt und
unkastriert. Unzählige Tiere
48
wären dem Tod geweiht.
Unsere Partner im In- und Ausland sind genauso wie wir als
ETN e.V. immer für die Belange der Tiere da. Sollten
Sie, liebe ETN-Freunde, uns oder unsere Partner
brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht!
Nehmen Sie Kontakt auf! Wir helfen!
Tel.: 0 22 45-61 90-0 oder
e-Mail: [email protected].
Die Kontaktdaten unserer Partner
finden Sie auch unter www.etnev.
de.
Respektiere
News
Indien erkennt Rechte von Delfinen an
Foto: Hans Georg Staudt, Uwe Hildebrandt, pixelio.de
Delegation von EU-Parlamentariern erneut in Rumänien
Nachdem am 4. Dezember 2013
bereits eine erste Delegation des EUParlaments in Rumänien war, um sich
selbst ein Bild von der Situation der
Straßenhunde zu verschaffen, wiederholten am 28. Januar 2014 einige
Abgeordnete ihren Besuch. Janusz
Wojciechowski, Vizepräsident des
Landwirtschaftsausschusses, Dr. Karolina Tomaszewski, Tierärztin und
Tierschutzreferentin, und Magdalena
Majerczyk, politische Beraterin, besuchten unter anderem ein Tierheim
und sprachen mit Tierschützern und
Bürgern. Zahlreiche Beschwerden
über den brutalen Umgang mit den
Straßenhunden und den Betrieb städtischer Tierheime wurden an die Abgeordneten herangetragen, und der
Zugang zum Tierheim von Saracesti
wurde ihnen verwehrt. Die Delegation stellte eine starke Diskrepanz
zwischen den Aussagen rumänischer
Politiker, das neue Gesetz solle Adoptionen voranbringen und dem Wohl
Respektiere
der Tiere dienen und der tatsächlichen
Vorgehensweise fest. Der Eindruck des
ersten Delegationsbesuches wurde somit untermauert. Der MEP Janusz Wojciechowski hatte nach seinem ersten
Besuch in einem Brief festgestellt, dass
der derzeitige Umgang mit den Straßentieren einzig dem Profit der Stadtverwaltungen diene
und eher zu einem
weiteren Anwachsen
der Hundepopulation führe.
der Reiseveranstalter TUI alle Angebote zu Ausflügen in Orca-Shows
oder Delfinarien aus dem Katalog.
Damit folgt TUI dem Reiseveranstalter FTI Touristik, der bereits im letzten
Jahr Delfinarienbesuche aus dem Programm gestrichen hatte.
•••••
Indien erkennt
Rechte von Delfinen an
In Indien werden
Delfine offiziell als
nicht -menschliche
Personen anerkannt;
ihrem Recht auf Leben und Freiheit
wird damit ein hoher Wert beigemessen. Delfine können nachweislich
ihr Spiegelbild erkennen, verstehen
abstrakte Konzepte und benutzen sogar Werkzeuge. Die Haltung in Gefangenschaft wird ihrem natürlichen
Verhalten in keiner Weise gerecht.
Deshalb werden in Indien nun alle
Delfinarien geschlossen, und das
Land folgt damit den Beispielen von
Costa Rica, Ungarn und Chile. Mit
der Anerkennung der Tatsache, dass
die Ausbeutung von Delfinen ethisch
nicht zu vertreten ist, sind diese Länder Deutschland einen großen Schritt
voraus.
Eine positive Entwicklung gibt es allerdings in Deutschland: Nach intensiven Verhandlungen mit dem Walund Delfinschutzforum (WDSF) nimmt
Beeindruckende Bilanz des
ETN-Tierärzteteams 2013
Im vergangenen Jahr war das ETNTierärzteteam bei neun Kastrationskampagnen in dreizehn verschiedenen
Städten und sieben verschiedenen
Ländern aktiv. Dabei wurden 5.876
Tiere medizinisch behandelt, entwurmt und geimpft und davon 5.270
Tiere kastriert.
3.896 Tiere waren weiblich. Geht
man davon aus, dass ein weiblicher
Hund oder eine Katze durchschnittlich insgesamt 10 Welpen aus zwei
Würfen pro Jahr bekommen kann,
wurde die Geburt von sage und
schreibe 38.960 neuen Straßentieren
verhindert! Zusätzlich zu Kastrationsaktionen unseres eigenen Tierärzteteams finanzierte der ETN außerdem
Kastrationen und Behandlungen von
49
News
Hunden und Katzen aus Tierheimen
in Lugansk (Ukraine) und Umgebung.
Die Kastrationen wurden in einer uns
bekannten, privaten Tierklinik durchgeführt. Auch Kastrationsaktionen des
Schweizer Netzwerkes ‚Network for
Animal Protection‘ (NetAP) wurden
vom ETN unterstützt. So konnte mit
Hilfe des ETN vielen weiteren Tieren
in Not geholfen werden.
Doch zu den Kastrationskampagnen
gehören natürlich nicht nur Zahlen,
auch die Fortbildung lokaler Tierärzte
und die Aufklärung der Bevölkerung
sind ein wichtiger Bestandteil. Im Laufe einer Kastrationsaktion kann man
den Menschen die Wichtigkeit der
Kastrationen erklären und bei der
Bevölkerung um ein tieferes Verständnis für die Straßentiere und eine entsprechende Verantwortung für deren
Schicksal werben.
•••••••••••••••
Foto: Ulla Trampert, Michaela Schöllhorn, pixelio.de
Der ETN e.V. im hessischen Tierschutzbeirat
Am 19.02.2014 fand die erste Sitzung des hessischen Tierschutzbeirates in diesem Jahr statt. Den Beirat
gibt es seit 1992, und er berät die
hessische Landesregierung in allen
Fragen des Tierschutzes. Tier- und
Naturschutzschutzorganisationen,
Vertreter der Kirchen, der Landesfraktionen der unterschiedlichen Parteien
und der Tierärzteschaft kommen vier
bis sechs Mal im Jahr zusammen und
entwickeln zu bestimmten Themen
Vorschläge und Konzepte für die Lan-
50
desregierung. Der ETN ist seit 2012
im Tierschutzbeirat vertreten und entsandte bereits einen Abgeordneten
zur Bundesversammlung der Beiräte.
In der letzten Sitzung des hessischen
Tierschutzbeirates wurde unter anderem über ein Verbot und Alternativen
zu Tierversuchen, Tierschutz im Pferdesport und das Verbot des Tötens
männlicher Eintagsküken beraten.
Der ETN stellte auch schon einen Antrag auf Teilnahme am Tierschutzbeirat in NRW, über den zurzeit entschieden wird.
•••••••••••••••
Delegiertenversammlung auf
Hof Huppenhardt
Am 15.03.2014 fand in der Hauptgeschäftsstelle des ETN e.V. satzungsgemäß eine Delegiertenversammlung
statt. Ein ausführlicher
Bericht folgt im nächsten Heft.
Der Abschuss der Haie in der Nähe
von Badestränden soll laut Regierung
die Gefahr von Haiangriffen minimieren. Dass dies nicht funktioniert, zeigen Haitötungen, die zwischen 1959
und 1976 stattfanden. Damals wurden knapp 4.700 Tiere getötet, ohne
dass die Zahl der Angriffe in diesem
Zeitraum zurückgegangen wäre. Von
Fachleuten der Uni Sydney wird die
Sinnlosigkeit des Unterfangens ebenfalls bestätigt. Statistisch sind Australiens Haie seit 1962 ohnehin nur
für einen einzigen Todesfall pro Jahr
verantwortlich; demgegenüber sterben jährlich ungefähr 300 Menschen
durch Ertrinken.
•••••
Haiabschüsse
in
Western Australia
Nach dem Tod eines
N e u n ze h n j ä h ri g e n
durch einen Haiangriff
in Australien hat die
Regierung des Bundesstaates Western Australia Anfang Januar die
Tötung von Tigerhaien,
Bullenhaien und Weißen Haien genehmigt.
Respektiere
News
Chance für verbesserten Schutz von
Schweinswalen vertan
Am Jahresende 2013
unterzeichnete der grüne Umweltminister von
Schleswig-Holstein,
Robert Habeck, eine
Vereinbarung mit dem
Landesfischereiverband
und dem Fischereischutzverband Schleswig-Holstein zum Schutz von
Schweinswalen an der
deutschen Ostseeküste
von Flensburg bis Fehmarn. Schweinswale sterben jedes Jahr als Beifang in
Stellnetzen deutscher Fischer. Durch
die Vereinbarung soll die Anzahl an
Stellnetzen in der Zwölf-Meilen-Zone
jetzt verringert werden. Der Knackpunkt daran ist, dass es sich um eine
freiwillige Vereinbarung handelt, das
heißt, die Beschränkung der Netzlängen erfolgt auf freiwilliger Basis, und
das auch ausschließlich im Juli und
August. Gemäß dieser Vereinbarung
sollen Fahrzeuge über 8 Meter Länge
ihre Netze auf 4 km, Fahrzeuge unter 8 Metern auf 3 km und Fahrzeuge
unter 6 Metern auf 1,5 km begrenzen. Je nach Fahrzeuggröße bedeutet
dies zwar eine Reduzierung von bis
zu 85 % gegenüber den von der EU
erlaubten Stellnetzlängen, doch da
es keine genauen Zahlen über die
bisher tatsächlich genutzten Längen
gibt, kann niemand sagen, ob es
sich bei der Beschränkung um eine
reelle Verbesserung handelt. In Meeresschutzgebieten dürfen zudem weiterhin Stellnetze aufgestellt werden.
Damit wandte sich Minister Habeck
von einer zuvor vorgesehenen Änderung der Küstenfischereiordnung mit
einem zeitweisen Verbot der Stellnetznutzung in einzelnen Schutzgebieten
wieder ab.
unübersichtlichen Struktur von Lieferanten und Zwischenhändlern für Hersteller von Daunenbekleidung kaum
nachvollziehbar, ob eine Lieferung
auch Daunen aus Lebendrupf enthielt.
The North Face, Patagonia, Mammut,
Jack Wolfskin und Vaude wollen sich
in Zukunft nicht mehr auf die Aussagen von Lieferanten zur Herkunft der
Daunen verlassen und werden stattdessen ein vom Tierschutzverein Vier
Pfoten erarbeitetes Rückverfolgungssystem nutzen. Diese Entscheidung
ist ein Schritt in die richtige Richtung,
doch wäre langfristig eine Abkehr von
der Daunennutzung wünschenswert,
da es mittlerweile zahlreiche synthetische Materialien mit gleichen oder
besseren Eigenschaften gibt.
der Fall des Thüringer Politikers Udo Wedekind bekannt,
der sich mit dem Abschuss
eines Elefanten auf einer
Großwildjagd in Botswana
brüstete. Und das, obwohl er
Zentralabteilungsleiter im Bereich Artenschutz im Umweltministerium war. Nachdem
hunderte von Protestbriefen
und Anrufen im Ministerium
eingingen, musste der Thüringer Umweltminister Jürgen
Reinholz reagieren und den
Großwildjäger in ein anderes
Amt versetzen. Nun ist Wedekind Präsident der Landesanstalt für
Landwirtschaft, obwohl er nicht einmal
die Qualifikation für diesen Posten mitbringt. Ein Schelm, wer Böses dabei
denkt …
•••••••••••••••
Abteilungsleiter für Artenschutz im Thüringer Umweltministerium geht auf die
Trophäenjagd
Es ist bisweilen schon absurd, wie wenig sich Politiker manchmal mit ihrem
Amt identifizieren. Im Januar wurde
•••••••••••••••
Hersteller von Outdoor-Bekleidung verzichten auf Daunen
aus Stopfmast und Lebendrupf
Obwohl in der EU der Lebendrupf
von Daunen und Federn verboten ist,
wird er in vielen Ländern immer noch
praktiziert. Bisher war aufgrund einer
Respektiere
51
Bitte heraustrennen und senden an:
Europäischer Tier- und
Naturschutz e.V.
Hof Huppenhardt
D-53804 Much
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.
als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt
Mitgliederservice: D-53804 Much, Hof Huppenhardt, Tel.: 0 22 45-61 90-17,
Fax: 0 22 45-61 90-11, e-Mail: [email protected]
Ja, ich möchte den ETN e.V. mit meiner Mitgliedschaft unterstützen. Ich erhalte
automatisch das Mitgliedsmagazin „Respektiere“. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Mein Jahresbeitrag beträgt
Euro. Vor- und Zuname:
(Jährlicher Mitgliedsbeitrag mindestens 36,00 Euro!
Nur jährliche Zahlungsweise)
Straße:
Zahlungsweise:
PLZ, Ort:
Geb.-Datum:
jährl.
1/2-jährl.
Telefon:
1/4-jährl.
Die Dauer der Mitgliedschaft berechnet sich ab Antragsstellung und wird
ab diesem Zeitpunkt für ein Jahr erklärt. Sie verlängert sich um ein weiteres Jahr, falls nicht drei Monate vor Ablauf der Jahresfrist schriftlich
gekündigt wird. Mitgliedschaft ab 18 Jahren.
Überweisungsauftrag/Zahlschein-Kassenbeleg
WICHTIGER HINWEIS! Bitte verwenden Sie diesen Vordruck zum Überweisen!
Wenn Sie kein Konto haben, können sie den Vordruck zur Bareinzahlung benutzen.
Bei Überweisung: Bitte Ihre Konto-Nr. einsetzen und Auftrag unterschreiben.
(Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts
Europäischer Tier- u. Naturschutz e.V.
DE75370502990007007022
COKSDE33XXX
(BIC des Kontoinhabers)
eMail:
DatumUnterschrift
Benutzen Sie bitte diesen Vordruck
für die Überweisung des Betrages von
Ihrem Konto oder zur Bareinzahlung.
Den Vordruck bitte nicht beschädigen,
knicken, bestempeln oder beschmutzen.
Beleg / Quittung für den Auftraggeber
Konto-Nr. des Auftraggebers
Empfänger
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.,
Hof Huppenhardt, D-53804 Much
Verwendungszweck
Spende / Betrag
Kontoinhaber / Einzahler/in
Spende / Respektiere 1/2014
Bestätigung Kreditinstitut / Datum
Den Mitglieds­beitrag überweise ich auf das ETN-Konto:
Kreissparkasse Köln • BIC: COKS DE33 XXX • IBAN: DE 45 37050299 0007007077
(Bitte warten Sie Ihre Beitragsrechnung ab.)
Erteilung einer Einzugsermächtigung und eines SEPA-Lastschriftmandats
1. Ich ermächtige den ETN e.V. widerruflich, die von mir zu entrichtenden Zahlungen von meinem Konto einzuziehen.
2. Sepa-Lastschriftmandat:
Ich ermächtige den ETN e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom ETN e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
Vor dem ersten Einzug einer Sepa-Basislastschrift wird mich der ETN e.V. über den
Einzug in dieser Verfahrensart unterrichten.
Gläubiger-Identifikationsnummer: DE88ZZZ00000043587
Mandatsreferenz: Wird separat mitgeteilt
Bitte helfen Sie
durch
Ihre
Mitglied-
schaft oder eine Spende, das Tierelend zu
lindern! Mit dem beilie-
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