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Jörg Ernert
Kletterhalle
climbing centre
GALERIE KAMPL
BLOCK __ 70 x 100 cm, Acryl auf LW, 2010
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Faszination Kletterhalle
Sabine Schmidt M. A.
Kletterhalle: eine Räumlichkeit, in der an künstlich eingerichteten, dem Fels nachempfundenen Wänden
geklettert wird. Unzählige farbige, künstlich geformte Griffe unterstützen den Weg der Sportler nach oben.
Der naturgewachsene Fels wird als Kopie mittels Gerüst und Platten in den gebauten Raum transformiert
und „rekonstruiert“.
Ein zentrales Motiv in der Malerei ist der Raum: der Saal in einem Schloß, der Kirchenraum, die „Gute Stube“ in
bürgerlichen Haushalten, der Kneipenraum in Lokalen oder das Atelier des Künstlers. Der architektonische
Raum, mit seinen Wänden, Decken, Treppen, Türen und Fenstern gibt Grenzen und Einschränkungen vor, er lässt
uns verharren oder nach Auswegen suchen, er gibt Sicherheit, Geborgenheit, Wärme aber auch Einsamkeit.
Jörg Ernert erhebt in seinen Kletterhalle-Bildern einen profanen Raum zum Hauptgegenstand seiner Malerei.
Er ignoriert dessen eigentliche Funktionen und widmet sich mit Hingabe seiner malerischen Wirkung. Er
bestimmt Linien, Formen, Elemente und Details zum Motiv. Die damit einhergehende Auflösung des Raumes
sowie das Kommen und Gehen des Lichtes werden zum zentralen Gegenstand seiner Malerei.
Die Räumlichkeiten der Kletterhalle eröffnen Ernert einen unerschöpflichen Motivpool. Seit 2009 entstanden
etwa 55 Arbeiten auf Papier und Leinwand, in denen sich der Künstler mit der Sportstätte auseinandersetzte.
Das Motiv Kletterhalle fasziniert Jörg Ernert gerade durch das Unerwartete, Willkürliche, Aufgetürmte, wild
Gewachsene. Er ist begeistert von den aufsteigenden und abfallenden Wänden, den Überhängen, Ecken und
Nischen sowie den nach oben strebenden Flächen. Verstärkt wird diese Faszination zusätzlich durch das
Licht, das durch die großen Fenster die Räumlichkeit in eine mystische Atmosphäre taucht. Den Blick dafür
hat sicher nicht der Sportkletterer, den der Weg nach oben fesselt, aber der Maler. Er sieht das Wechselspiel
des Lichtes, das Brechen von Lichtbündeln an den Felsen, das Hindurchdringen von Lichtstrahlen durch
schmale Ritzen und Öffnungen, er sieht das grafische Helldunkel.
Der Arbeitsprozess von Jörg Ernert beginnt mit einer intensiven Motivsuche vor Ort. Die dabei entstehenden
Skizzen sind als Notizen, als Stichpunkte zu bezeichnen. Nicht selten sucht er mehrmals, an verschiedenen
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Tagen das eine Motiv zu ergründen, ehe er sich für das zuerst gesehene entscheidet. Ernert sucht den
direkten Kontakt. Einmal sind es die Räumlichkeiten auf der Automesse oder eine Sporthalle, ein anderes
Mal ist es eine Ruine oder eine Landschaft: Orte, die Jörg Ernert zur Motivfindung und zur Anfertigung seiner
„Notizen“ aufsucht.
Geschwindigkeit bestimmt seine malerische Gebärde. Das schnelle und ungebremste Wahrnehmen, Erfassen und Umsetzen hat seine Wurzeln im Gang in die Natur, in die Landschaft. Dort, vor Ort, skizziert der
Künstler kurze Augenblicke und Momente, hält inne und reagiert unmittelbar auf das sich ändernde Lichtspiel und die lebhafte Natur.
Im Atelier fährt Ernert dann nicht selten mehrgleisig. Er malt von seinem ausgewählten Motiv etliche gleichberechtigte Varianten. Das Spiel mit der Farbe und der Form sowie die Suche nach Tiefe und Weite werden
ihm dabei zum roten Faden. Der Bildaufbau bleibt für den Betrachter undurchsichtig, nur vereinzelt können
die aufeinanderliegenden Malschichten anhand kleiner Fugen und Ansätze identifiziert werden. Das Malen
wird zu einem Prozess der Übermalungen. Immer wieder stellt sich der Künstler die Fragen nach Wirkung
und Ausdruck sowie der Funktion von gewählten Farben in seinen Motiven. Den Betrachter konfrontiert er
daher in seinen Variationen stets mit intensiven und gegensätzlichen Kontrasten wie warm und kalt, hell
und dunkel, laut und leise.
Die menschliche Gestalt spielt in diesen Arbeiten eine untergeordnete Rolle. Sie wird als Maßstab, auf das
Nötigste reduziert, eingesetzt. Andererseits sucht Ernert gerade die Energie der an den Kletterwänden
agierenden Menschen, die den Raum auflädt, einzufangen. Die Kraft, die beim Bouldern, beim Klettern, beim
Tritt- und Griffsuchen, beim Balancieren freigesetzt wird, hat etwas Natürliches, etwas Urtümliches. Wir
finden sie in den extrem lauten gleich wie leisen Farben, in den kräftigen, pastosen Pinselstrichen, in den
unverkennbaren breiten Quastenabstrichen, aber auch in den zart gesetzten, den Raum teilenden Linien.
Der ausholenden Geste eines Schauspielers gleich sprechen die Bilder eine erregend expressive Sprache.
The allure of the climbing centre
Sabine Schmidt M. A.
A climbing centre: a site where people scale walls which recreate natural rock surfaces. Countless coloured,
artificially shaped holds support the ascent of the climbers. The properties of naturally shaped rock are
transformed and “reconstructed” in the built space as a copy built of scaffolding and boards.
Space is a key subject in painting: a castle hall, the inside of a church, the “parlour” of bourgeois households,
the interiors of bars, or the artist’s studio. Architectural space, with its walls, ceilings, stairs, doors, and
windows, determines borders and limitations, it makes us stand still or search for exits, it offers us safety,
security, warmth, yet also loneliness.
With his climbing centre paintings Jörg Ernert elevates a mundane space to the main subject of his work. He
ignores its actual function and commits himself with devotion to its pictorial effect. He arranges lines,
shapes, elements, and details into pictures. The according dissolution of space, in conjunction with the presence and absence of light, becomes the central subject of his paintings.
The space of climbing centres provides an unlimited source of images to Ernert. Since 2009 the artist has
produced circa 55 works on paper and canvas, in which he explores these indoor sites.
The climbing centre as subject is fascinating to Jörg Ernert due to the way it incorporates aspects of wild
growth, of the unexpected, the random, the stacked. The rising and falling walls, the overhangs, the corners
and recesses, as well as the rising surfaces, excite him. This fascination is supported further by the light,
which, coming through huge windows, bathes the space in a mythical atmosphere. Surely the climber, who
is focused on his way up, fails to notice this; not so the painter. He sees the shifting play of the light, the way
in which rays are refracted on the rock, the passing of beams through tiny cracks and openings – he sees the
graphic chiaroscuro.
Jörg Ernert’s work process begins with the careful search for a subject on site. The sketches created during
this search must be considered as notes, as key points. Very often he will try to fathom one subject several
times, on several days, before he eventually decides for the one he noticed first. Ernert is looking for direct
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contact. At one time it might be the space of a car fair or a gymnasium, then again it might be a ruin or a
landscape: places that Jörg Ernert goes to in order to find his subject and to take his “notes”.
His pictorial gesture is determined by speed. This quick and undamped perception, recognition, and implementation has its roots in walking in nature, in landscapes. There, on site, the artist sketches brief instances
and moments, waits and reacts directly to the changes of light and animate nature.
In the studio Ernert will often work on several pictures at the same time. He paints several equal variations
of his chosen subject. The interplay of colours and shapes becomes his central theme. The composition of
the paintings remains obscure to the observer, only occasionally the stacked layers of paint can be identified by tiny interstices and bases. Painting becomes a process of overpainting. Repeatedly the artist
questions the effect and impression, as well as the function of the colours he choses for his works. In his
variations he thus confronts the observer with intense and antithetic contrasts such as warm and cold, light
and dark, loud and quiet.
The human figure plays a minor role in these works. It is used as a reference of scale, reduced to a minimum.
And yet Ernert tries to capture the particular energy of the people scaling the climbing walls, an energy
which charges the space. The power which is released in bouldering, in climbing, in the search for foot and
hand grips, in balancing, has something natural, something primal. We find it in the extremely garish
colours, as well as in the subtle ones, in the strong, impasto application of paint, in the distinctively broad
tuft strokes, but also in the gently placed space-dividing lines. Similar to the bold gestures of an actor, the
pictures speak in an excitingly expressive tongue.
SONNTAG II __ 120 x 160 cm, Acryl auf LW, 2010
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WAND II __ 40 x 50 cm, Acryl auf LW, 2009
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WAND I __ 40 x 50 cm, Acryl auf LW, 2009
BLOCK, große Fassung __ 170 x 250 cm, Acryl auf LW, 2011
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BRÜCKE __ 70 x 50 cm, Acryl auf Papier, 2009
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BOULDERRAUM III __ 40 x 60 cm, Acryl auf LW, 2009
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BOULDERRAUM II __ 40 x 60 cm, Acryl auf LW, 2009
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SONNTAG, große Fassung __ 210 x 300 cm, Acryl auf LW, 2010
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SLACKLINE II __ 100 x 70 cm, Acryl auf LW, 2010
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BLAULICHT __ 35 x 50 cm, Acryl auf Papier, 2009
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ERSTE ETAGE I __ 110 x 160 cm, Acryl auf LW, 2009
KLETTERHALLE __ Bleistift aus Papier, 13 x 18 cm, 2010
BOULDERRAUM, große Fassung __ 150 x 210 cm, Acryl auf LW, 2009
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ERSTE ETAGE, kleine Fassung __ 40 x 60 cm, Acryl auf LW, 2009
ERSTE ETAGE II __ 110 x 160 cm, Acryl auf LW, 2009
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START __ 40 x 60 cm, Acryl auf LW, 2009
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FENSTER I __ 40 x 50 cm, Acryl auf LW, 2010
FENSTER III __ 40 x 50 cm, Acryl auf LW, 2010
STAMM __ 180 x 120 cm, Acryl auf LW, 2009
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SONNTAG I __ 120 x 160 cm, Acryl auf LW, 2010
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KLETTERHALLE __ Bleistift aus Papier, 13 x 18 cm, 2010
WESTWAND II __ 160 x 110 cm, Acryl auf LW, 2010
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SONNTAG, kleine Fassung __ 70 x 100 cm, Acryl auf LW, 2010
BLAUE STUNDE __ 70 x 90 cm, Acryl auf LW, 2010
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PLATTFORM I __ 120 x 150 cm, Acryl auf LW, 2010
LAMPE II __ 100 x 70 cm, Acryl auf LW, 2009
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LAMPE I __ 50 x 35 cm, Acryl auf Papier, 2009
GERÜST I __ 50 x 35 cm, Acryl auf Papier, 2009
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SLACKLINE I __ 100 x 70 cm, Acryl auf LW, 2010
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STEILWAND I __ 160 x 110 cm, Acryl auf LW, 2010
STEILWAND II __ 160 x 110 cm, Acryl auf LW, 2010
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WESTWAND I __ 160 x 110 cm, Acryl auf LW, 2010
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PLATTFORM, große Fassung __ 220 x 300 cm, Acryl auf LW, 2011
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Jörg Ernert
1 9 7 4 __ Geboren in Leipzig
1 9 9 1– 1 9 9 6 __ Studium der Malerei/Grafik an der
Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig
u. a. bei Prof. Sighard Gille und
Wolfram Ebersbach
1 9 9 6 __ Diplom mit Auszeichnung
Studienaufenthalt in New York City
1 9 9 8 – 2 0 0 1 __ Aufbaustudium an der HGB Leipzig
Prof. Sighard Gille Fachrichtung Malerei/Grafik
2 0 0 1 __ Meisterschüler
s e i t 2 0 0 4 __ Lehraufträge an der HGB Leipzig,
Fachbereich Malerei/Grafik
Stipendien und Preise
2 0 1 1 __ Arbeitsstipendium der Kunsthalle Luckenwalde
2 0 0 6 __ Preis der 13. Leipziger Jahresausstellung
2 0 0 0 – 2 0 0 1 __ Stipendium des Freistaates Sachsen
2 0 0 0 __ Stipendium der Eduard Bargheer-Stiftung,
Hamburg
Einzelausstellungen
2 0 1 1 __ Galerie Rothamel, Erfurt
2 0 1 0 __ Galerie Bode, Karlsruhe
Kunst und Kultur zu Hohenaschau e. V.,
Aschau im Chiemgau
Galerie Kampl, München
2 0 0 9 __ Galerie Rothamel, Frankfurt/M
Galerie Kramer, Bremen
2 0 0 8 __ Laden für Nichts/Wohnmaschine, Berlin
2 0 0 7 __ Galerie Kampl, München
2 0 0 6 __ Galerie Jürgensen, Hamburg
Galerie Rothamel, Frankfurt/M
2 0 0 5 __ Laden für Nichts, Leipzig
2 0 0 0 __ Galerie Kleindienst, Leipzig
2009
__ 60/40/20, Museum der bildenden Künste Leipzig
VISITE, Kunstverein Speyer
CARTE BLANCHE VI: EAST FOR THE RECORD, gfzk –
Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig
16. LEIPZIGER JAHRESAUSSTELLUNG, Leipzig
2008
__ EXKURSIONEN, Galerie Rothamel, Erfurt
AUSFLUG, Kunstverein Weiden
ECHO, Kunstmühle Mürsbach
6+1, Galerie Prisma, Bozen
2007
__ KOPF ODER ZAHL, Kunstraum NOE, Wien
2006
__ ONE, Red Stripe Gallery, Leipzig
ART COLOGNE, Galerie Rothamel
ANOTHER WORLD PART II, Arario Gallery, Peking
LADEN FÜR NICHTS ZU GAST, Museum der
bildenden Künste, Leipzig
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2 0 1 0 __ ZAPFEN UND STÄBCHEN, Städtische
Galerie, Lemgo
DIE STEILE, Kunsthalle Arnstadt
2 0 0 9 __ AUSSER HAUS, Städtisches Museum
Eisenhüttenstadt
HELLWACH GEGENWÄRTIG. Ausblicke auf
die Sammlung Marta Herford
2005
__ 3RAUM, Städtische Galerie, Lemgo
DREI X DREI AUS LEIPZIG, Galerie Kampel, München
2004
__ DREIMAL MALEREI, Galerie Jürgensen, Hamburg
2003
__ GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG, Villa Kobe, Halle
2002
__ ZWEIDIMENSIONALE, Kunsthalle der
Sparkasse Leipzig
9. LEIPZIGER JAHRESAUSSTELLUNG, Leipzig
2000
__ KLASSE GILLE, Galerie Timm Gierig, Frankfurt/M
GALERIE ROTHAMEL
Kleine Arche 1 a
99084 Erfurt
Fahrgasse 17
60311 Frankfurt am Main
www.rothamel.de
GALERIE KAMPL
Buttermelcherstraße 15
80469 München
www.galeriekampl.com
Impressum
© 2011
Jörg Ernert, Galerie Kampl,
Galerie Rothamel und Autorin
Text: Sabine Schmidt M. A. Leipzig
Übersetzer: Gunnar Wendel
Fotos: Christoph Sandig
Porträt: Lutz Gelfert
Druck: Druckerei Steier
Gestaltung: Lurette Seyde,
Oberberg · Seyde und Partner