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„Neue Wege im Chisau“
Redaktion: Wie erklären Sie Herr
Krebs einem Neuling im Selbstverteidigungsbereich den Begriff
Chisau?
Informationen über die Position der
Arme des Gegenübers und der eigenen Position im Verhältnis zum Anderen bekommt.
Stefan Krebs: Allgemein wird der
Begriff ja mit „klebenden Armen“
bzw. „klebenden Handgelenken“
übersetzt.
Somit ist das Ziel der Trainingsmethode Deckungslücken beim Gegenüber
zu erfühlen, um wirkungsvolle Treffer
beim Anderen zu erzielen und um eigene Defizite in seinem Deckungsverhalten zu kompensieren.
Es ist ein Fachterminus, der in der
Kampfkunstwelt wie im Selbstverteidigungssektor seit einigen Jahrzehnten in Europa, Einzug gehalten
hat. Ursprünglich kommt der Begriff
meines Wissens nach aus dem chinesischen Kulturkreis. Hauptsächlich im
WingTsun, Wingchun, etc. wird diese
Begrifflichkeit verwendet.
Dabei handelt es sich um eine Kampfkunst, die seit einigen Jahrhunderten
hauptsächlich in China praktiziert
wird und die sich in ihrem Kern dem
Nahkampfbereich verschrieben hat.
Auch in anderen Kampfkunstbereichen findet man ähnliche Trainingsformen wieder wie z.B. im Karate,
Escrima und Taichi.
Das Pendant zu den Armen nennt
man Chigerk bzw. „klebende Beine“.
Trainingsformen und Prinzipien orientieren sich an denen des Chisaus.
Im Speziellen geht es beim Chisau
darum, dass der Chisauanwender
über den Kontakt mit den Armen
seines Trainingspartner bzw. eines
Angreifers auf der Straße bei entsprechender Übung sehr schnell gezielte
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Dabei stellen Chisau und Chigerk
in meinen Augen den Kitt bzw. den
Kleber dar zwischen den einzelnen
Kampfdistanzen, um die Übergänge
wesentlich sichererer und überschaubarer für den einzelnen Anwender
dieser Trainingsmethode zu gestalten.
Dies geschieht über Tastkörperchen
in der Haut und Propriorezeptoren im
Gelenkbereich. Diese leiten die gefühlsmäßig erlangten Informationen
zum Gehirn weiter. Dort werden sie
verarbeitet und, wenn sie vom Gehirn
als relevante Information angesehen
werden, folgt daraufhin vom Gehirn
ausgehend eine Reaktion bei entsprechendem Training und Trainingsdidaktik im Vorfeld. Diese Reaktion
richtet sich maßgeblich danach, was
man zuvor im Training als entsprechende Reaktionsantwort eintrainiert
und bei entsprechendem Fleiß automatisiert hat.
Hierbei handelt es sich rein medizinisch nicht um Reflexe, von denen
immer wieder geschrieben wie gesprochen wird, sondern um Reaktionsmuster, deren Geschwindigkeit
maßgeblich vom persönlichen Trainingsaufwand abhängig ist.
Diese Redaktionen verbessern sich
über die Zeitdauer des Trainings stetig
und sind ab einem gewissen Trainingsstand unwillkürlich in einer Stresssituation auf der Straße abrufbar. Dies
gibt dem stetig Trainierenden dieser
Methode natürlich einen gewissen
Leistungsvorteil, wenn die Reaktionsmuster auch auf den Ernstfall abgestimmt sind, wobei aber besonderes
Augenmerk auf die Ausbildung entsprechender Abschlusstechniken gelegt werden sollte!
Redaktion: Reicht es nicht aus,
sich auf seine Optik bei einer Straßenkampfsituation zu verlassen?
Stefan Krebs: Meiner Meinung nach
sollte der Einzelne danach streben,
dass er innerhalb seines Selbstverteidigungstrainings keinen seiner
Sinne vernachlässigt, da eine gute
Mischung aus all seinen Sinneseindrücken in der Regel dem Einzelnen
gezieltere Informationen über seinen
Partner im Training bzw. Gegner im
Ernstfall gibt.
Dabei haben in meinen Augen die
Optik, der taktile Sinn, der Gleichgewichtssinn und der kinästhetische
Sinn besondere Bedeutung für den
Selbstverteidigungsbereich.
Dieses
Sinnesgemisch wird im IEMAS Training mit dem Begriff Ganzkörpersinn
überschrieben. Die oben genannten
Sinne stehen meiner Meinung nach
gleichbedeutend nebeneinander und
bilden eine enge Symbiose untereinander, wenn sie durch entsprechendes
Training miteinander vernetzt worden
sind.
Es wäre fatal zu glauben, wie dies
gerne in einzelnen Kampfkunst- und
Selbstverteidigungsorganisationen
proklamiert wird bzw. in einzelnen
Publikationen aus dem Kampfkunstbereich zu lesen ist, sich in einer
körperlichen
Auseinandersetzung
ausschließlich auf einen der oben genannten Sinne zu verlassen.
Diese einseitige Sicht der Dinge, egal
welchen der oben genanten Sinne
die einzelne Selbstverteidigung bzw.
Kampfkunst favorisiert, führt an der
Wirklichkeit vorbei und wird einer
komplexen
Straßenkampfsituation
auch nicht gerecht. Denn „nur Fühlen“ oder „nur Optik“ ist meiner
Meinung nach einfach zu wenig bzw.
sogar gefährlich, um sich in einer
Straßenkampfsituation erfolgreich zu
Recht zu finden.
Man sollte diesbezüglich differenzieren, in welcher Distanz zum Gegenüber es sinnvoll ist sich auf seine Optik
zu verlassen und in welcher Kampfdistanz eher der taktile Sinn eine Rolle
spielt oder in welchen Situationen ein
Gemisch aus allen Sinnen zum besten
persönlichen Ergebnis führt.
Dabei kann man sagen, dass gerade
in der weiten Tritt- und Schlagdistanz natürlich die Optik von entscheidender Bedeutung ist, um sich adäquat verteidigen zu können. Sobald
der einzelne jedoch Kontakt zu den
Armen, Beinen bzw. Körper des Anderen gefunden hat, was ebenfalls
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in der Regel über die Optik abläuft,
so spielt der taktile Sinn eine immer
größere Rolle.
„Nur „Fühlen“ oder nur „Optik“ ist einfach zu wenig, bzw. sogar gefährlich um
sich in einer Straßenkampfsituation erfolgreich zu Recht zu finden.“
Dieser Kontakt sollte sich aber nur ergeben, wenn der Angreifer ein gutes
Deckungsverhalten zeigt. Sollte dies
nicht der Fall sein, spielt wiederum die
Optik eine maßgebliche Rolle, da man
den Anderen in diesem Fall ja treffen
kann, wenn man über entsprechende
Techniken verfügt, wie z.B. Boxtechniken oder Tritttechniken aller Art.
Hierbei ist entscheidend, dass man
im Training ein entsprechendes Zieltraining z.B. auf Schlagpolster oder
im Sparring mit seinen Trainingspartnern absolviert hat, um immer mehr
zu einem guten Scharfschützen mit
Armen und Beinen zu werden, der
den Anderen wirkungsvoll und hart
treffen kann.
Denn häufig kann man den Anderen
gut und wirkungsvoll treffen, ohne
die Arme oder Beine des Anderen
kontakten zu müssen, wenn man
über die entsprechende Optik verfügt, Lücken bei seinem Gegenüber
visuell zu erkennen und dann auch zu
nutzen!
Umso näher man dem Anderen
kommt, umso mehr muss man sich
auf die taktilen Informationen seines Körpers verlassen können, falls
man die Arme, Beine oder den Körper seines Gegenübers kontaktet
hat, da in diesem Fall die Optik nur
noch bedingt im direkten Nahkampf
zu gebrauchen ist bei einer eins zu
eins Duellsituation. Kommen jedoch
weitere Gegner hinzu, was in der
heutigen Zeit zu erwarten ist, so ist
die Optik wiederum unabdingbar, um
adäquat auf weitere Angriffe reagieren zu können. Dabei arbeitet man
im direkten Nahkampf hauptsächlich
taktil mit seinem direkten Gegenüber,
wenn man die Arme, Beine oder den
Körper des Anderen kontaktet hat,
und untersucht über seinen optischen
Sinn, ob noch weitere Gefahren auf
uns lauern. Denn es nutzt nichts mit
entsprechendem „Tunnelblick“ die
eins zu eins Duellsituation erfolgreich
gelöst zu haben und dann von einem
nicht wahrgenommenen weiteren
Angreifer z.B. mit einem Messer verletzt oder gar getötet zu werden!
Somit verhilft einem die Mischung
von taktilem Sinn und Optik einen
besseren Blick bzw. ein besseres Gespür für die Gesamtsituation zu bekommen.
Weiterhin ist es möglich, dass der
körperliche Angriff in der Dunkelheit
passiert oder von Hinten erfolgt, die
Sicht gestört ist z.B. durch beschlagene Brillengläser, man Pfefferspray
oder CS – Gas abbekommen hat,
etc. Dabei müssen wir uns dann ausschließlich auf die erfühlten Informationen verlassen können, die unser
Körper an unser Gehirn liefert und die
entsprechenden vollautomatisierten
und stressresistenten Reaktionsantworten, die wir über entsprechendes
Training im Vorfeld der Krisensituation
erlangt haben. Dabei ist natürlich zu
bedenken, dass eine eingeschränkte
bzw. nicht mehr vorhandene Optik
dem Einzelnen nicht mehr allzu viele
Optionen lässt, um sich zielgerichtet
verteidigen zu können.
Bei diesem Szenario können in der
Regel nur taktil geschulte Personen
auf der Straße bestehen, was aber
auch bei diesen Protagonisten mit gewissen Abstrichen verbunden ist und
ohne entsprechendes Glück ein hoffnungsloses Unterfangen darstellt.
Denn die Optik ist ein Körpersinn, der
in meinen Augen nicht weg zu diskutieren ist beim erfolgreichen Bewältigen einer körperlichen Stresssituation
auf der Straße. Das gleiche gilt natürlich für den taktilen Sinn, den Gleichgewichtssinn und den kinästhetischen
Sinn. All diese Sinne zusammengenommen ergeben die beste Chance,
um sich in einer Krisensituation auf
der Straße erfolgreich verteidigen zu
können, wenn all die Techniken, die
man im Training innerhalb der einzelnen Sinnesbereiche erlernt hat, in
stressresistenter Form vorliegen und
dann vollautomatisiert abgerufen
werden können!
Beine und des Körpers des Anderen
verbessert sich unsere Informationssituation bei entsprechendem taktilem
Training im Vorfeld sehr stark, gerade
für den Nahkampfbereich. Dadurch
sind wir dann gerade in der mittleren
und engeren Schlag- und Trittdistanz
eher bzw. überhaupt dazu in der
Lage, die Angriffsabsichten unseres
Gegenübers besser zu erkennen und
zu lesen. Dies geschieht dann bei entsprechendem Trainingsfleiß und entsprechender Trainingsdidaktik ohne
große Zeitverzögerung.
Das Kontakten der Arme/ des Arms,
eines Beins oder des Körpers führt
dazu, dass Überraschungen des Angreifers sicherer für die eigene Person
kompensiert werden können und
somit persönlichen Überforderungssituationen in der Realität präventiv
entgegengewirkt werden kann. Denn
dies passiert sehr schnell, wenn man
mit unerwarteten Angriffen „wie aus
dem nichts“ konfrontiert wird.
Versierte Kampfsportler mit entsprechender Sparrings- und Wettkampferfahrung kompensieren solche
Nahkampfsituationen in der Regel
jedoch auch sehr gut. Dies geschieht
in der Regel bei ihnen über die entsprechende Erfahrung hinsichtlich
Ernstfallsituationen und die daraus
resultierende Antizipierung entsprechender Angriffe des Anderen.
Redaktion: Welche Vorteile bekommt man im Nahkampfbereich
durch Chisau?
Stefan Krebs: Im Nahkampfbereich
gibt einem die Optik (wie oben schon
beschrieben) nicht immer ausreichende Informationen über die Absichten und Ziele unseres Gegenübers.
Durch das Kontakten der Arme, der
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Nichts desto trotz kommen in der
Regel auch diese Personen an Gren-
zen, wenn sie mit erfahrenen Straßenkämpfern zu tun bekommen, die
über ein bestimmtes Überraschungsmoment und über ein ungewöhnliches Angriffsrepertoire bzw. eine
ungewöhnliche
Angriffsmischung
verfügen. Es ist natürlich möglich,
Überraschungen und nicht erwartete
Angriffe durch persönliche Nehmerqualitäten zu kompensieren à la
George Foreman. Diesen Weg halte
ich jedoch gerade langfristig nicht für
den Richtigen, da dies in der Regel
massiv auf die Gesundheit des einzelnen Athleten geht!
Dabei sollte man daran denken,
dass bei Straßenkampfsituationen
in der Regel niemand irgendwelche
Schutzausrüstung verwendet, was
dazu führt, dass die Treffer eine ganz
andere Wirkung erzielen bzw. ganz
andere zerstörerische Kraft entfalten
als dies z.B. im Training oder Wettkampf der Fall ist! Deshalb sollte
sich auch diese Personengruppe mit
Chisautechniken im Training auseinandersetzen, um ihre persönlichen
Möglichkeiten zu ergänzen und zu
komplettieren. Denn es hat noch niemanden geschadet mal über den persönlichen Tellerrand hinauszuschauen. Dabei ist jedoch anzumerken, dass
das Chisautraining starken Praxisbezug aufweisen sollte, was bei den
herkömmlichen Grundformen wie
z.B. dem PoonSau (Rollende Arme)
und den mir bekannten Chisausektionen meiner Meinung nach nicht
unbedingt der Fall ist!
Redaktion: Kann einem Chisautraining auch im offenen Schlagabtausch mit Armen und Beinen
helfen?
Stefan Krebs: Zu Beginn des Trainings bei IEMAS beginnt man Schlagabfolgen mit einer großen Kontaktzeit
der Arme, einem stetig steigenden
Druck, entsprechenden kraftsparenden Positionen der eigenen Arme
und einer niedrigen Frequenz der
Armtechniken zu trainieren. Dies
führt im Schlagbereich zu genauen
und detaillierten Bewegungsrepräsentationen im Gehirn, auf die bei
einer höheren Frequenzen zurückgegriffen werden kann, wenn man sich
im Training stetig bis zu diesem Punkt
entwickelt hat.
Im späteren Verlauf der Trainingskarriere ist man dann dazu in der Lage in
einer hohen Schlagfrequenz mit einer
niedrigen Kontaktzeit genauso gute
sensitive Informationen zu erhalten
wie bei einer niedrigen Frequenz und
einer langen Kontaktzeit. Dabei hat
sich beim Trainingsaufbau bewährt,
dass mit einem immer höheren Druckniveau gearbeitet wird, da der Einzelne so besser bzw. überhaupt merkt,
was gut bzw. weniger gut im Training
für ihn persönlich funktioniert.
Niedrigdrucktraining ist eine Entwicklungsstufe innerhalb der Trainingskarriere, die meiner Meinung nach
nur von Fortgeschrittenen in diesem
Bereich mit entsprechender Qualität
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praktiziert werden kann, da nur sie
gelernt haben mit niedrigen Druckverhältnissen und Kontaktzeiten
stichhaltige Informationen über ihr
Gegenüber und über sich selbst zu
gewinnen.
Beginnt man mit Niedrigdruckchisau,
so führt dies in meinen Augen dazu,
dass das Entwicklungspotential des
Einzelnen gehemmt bzw. stark verzögert wird oder es gar keine Entwicklung gibt selbst über Jahre hinweg!
Dies liegt daran, dass das Gehirn des
Einzelnen erst einmal eine genaue
Repräsentation der einzelnen Bewegungen vorliegen haben muss, um in
einem zweiten Schritt diese Repräsentation dann mit einem gesteigerten
Tempo und schwierigeren Ausgangsbedingungen ausführen zu können.
Dies ist zu vergleichen mit dem Erlernen eines Klavierstücks. Zu Beginn
spielt man die einzelnen Noten erst
einmal ganz langsam nacheinander,
um einen Eindruck zu gewinnen, wie
das Stück zu spielen ist. Dies wird als
Grundrepräsentation im Gehirn abgelegt. Umso besser nun diese Grundrepräsentation im Gehirn vorliegt,
umso schneller ist es dem Einzelnen
nun möglich das Tempo, den jeweiligen Tastendruck und den Schwierigkeitsgrad des Stücks zu steigern
bzw. zu verbessern. Weiterhin ist der
Einzelne nun wesentlich besser dazu
in der Lage von der Grundrepräsentation des Stücks ausgehend, eine
persönliche Note ins Stück rein zu
bringen bzw. mit dem Stück zu improvisieren.
Meine Trainings- und Unterrichtserfahrungen im Chisaubereich haben mir gezeigt, dass den einzelnen
Trainingsteilnehmern in Bezug auf
das Erlernen von Chisauelementen
dabei eine niedrige Frequenz der
Techniken, hohe Kontaktzeiten, ein
stetig steigender Druck und genaue
Endpositionen geholfen haben, um
diese Grundrepräsentation der einzelnen Techniken im Gehirn möglichst
schnell zu erreichen. Danach folgt
der entsprechende Feinschliff, der
in einem zweiten Trainingsabschnitt
dazu führt, dass der Einzelne auch
mit hohen Frequenzen der einzelnen
Techniken, niedrigen Kontaktzeiten,
einem geringen wie sehr hohen
Druck und schlechten Ausgangspositionen die Grundrepräsentation abrufen kann.
Diese Grundrepräsentation stimmt
der Einzelne dann persönlich auf
sich ab und beginnt dann hiermit
zu improvisieren. Das ist dann die
Voraussetzung, um in Ernstfallsituationen sein erlerntes Wissen in
diesem Bereich auch abzurufen und
gewinnbringend für sich auf die einzelne Kampfsituation anzupassen.
Weiterhin ist dies meiner Meinung
nach auch der Grund dafür, dass viele
Protagonisten, die sich mit Chisautechniken beschäftigen, die sie mit
den herkömmlichen Trainingsmethoden erlangt haben, diese nicht mehr
im Anwendungstraining geschweige
denn im Ernstfall abrufen können, da
die Grundrepräsentationen jeweils
zu undeutlich bzw. unklar im Gehirn
vorliegen!
Redaktion: Wirkt sich Chisautraining auf das persönliche Distanzgefühl aus?
Stefan Krebs: Für mich macht ein
gutes Distanzgefühl jeden erfolgreichen Kämpfer aus!
Die Frage hierbei besteht nun für
mich darin, welche Art von Training
dazu führt, dass der Einzelne möglichst schnell und mit einem überschaubaren Trainingsaufwand dieses
Distanzgefühl erlangt.
Hierbei ist natürlich entscheidend mit
wie vielen Menschen der Einzelne
in diesen Bereichen Anwendungstraining praktiziert hat bzw. an wie
vielen Kontaktwettkämpfen er teilgenommen hat. Denn dies stellt seine unersetzliche Erfahrung dar, die
unabdingbar ist beim Erlangen eines
guten Distanzgefühls. Hierbei ist entscheidend, dass der Einzelne mit allen Arten von Menschen trainiert hat,
große und kleine, schwere und leichte und Mischungen aus den zuvor genannten Menschentypen.
Denn jeder Mensch hat andere Größen- und Längenverhältnisse, die
sich auf den Ernstfallverlauf ganz
maßgeblich auswirken können. Man
denke hierbei nur an die einzelnen
Gewichtsklassen innerhalb vieler
Kampfsportarten in Wettkämpfen
aller Art. Dabei sollte man zuerst für
sich die Frage klären, wie lang die persönlichen Arme und Beine sind, d.h.
in welcher Distanz ich zum anderen
mindestens stehen muss, um diesen
wirkungsvoll treffen zu können. In
einem zweiten Schritt sollte man dies
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herausfinden für seine jeweils unterschiedlichen Trainingspartner und das
ist ja bekanntlich bei jedem anders.
Deshalb hat es sich bewährt die Arme,
Beine oder den Körper des anderen
zu kontakten, um zum einen in die
entsprechende Entfernung zum Anderen zu gelangen und zum anderen
um den Anderen in kontrollierbarere
Bahnen zu bringen. Reichweitenvorteile des Anderen werden so teilweise
schon mal wett gemacht und führen
nicht zu einem unkalkulierbaren Risiko, wie das häufig im Boxen zu beobachten ist.
Dabei stellt das Chisautraining in der
mittleren und engeren Schlagdistanz
für mich eine vergleichbare Komponente wie das im Boxen häufig bei
entsprechender Ermüdung festzustellende Clinchen im Nahbereich dar
bzw. ist eine sichere Vorstufe zum
Clinchen.
bzw. Kitt zwischen den einzelnen
Kampfdistanzen dar und führt zu einer Professionalisierung der Übergänge zwischen den einzelnen Kampfdistanzen. Dies erreicht man auch über
ein entsprechendes Trainingspensum
in anderen Kampfkunst- bzw. Selbstverteidigungsansätzen. Das funktioniert aber in meinen Augen bei weitem nicht so schnell und gut wie dies
durch Chisau- und Chigerktraining
der Fall ist.
Deshalb stellt das Chisau- und
Chigerktraining für mich einen sehr
guten Katalysator dar für das schnelle
Erlangen eines guten Distanzgefühls.
Dies gilt im Nahkampfbereich jedoch
auch explizit für alle Formen des Bodenkampfes, was ja auch einhergeht
mit einem Ganzkörperchisau spezieller Natur!
Es ist jedoch darauf zu achten, dass
man nur solange an den Armen des
Anderen klebt wie irgendwie nötig,
um dann in einem zweiten Schritt
möglichst schnell wirkungsvolle Treffer beim Anderen zu setzen.
„Wer zu lange klebt, der bekommt eine
geklebt!“
Denn wer zu lange klebt, bekommt
in der Regel eine geklebt, d.h. kleben
um des Klebens halber sollte man
nicht anstreben bzw. praktizieren!
Weiterhin ist es durch Chisautraining wesentlich schneller und besser
möglich, kampfrelevante Trainingsbeispiele mit einer gleich bleibenden
Wiederholbarkeit gegen verschiedene Arten von Trainingspartnern mit
entsprechender Qualität zu erreichen.
Dabei stellt das Chisau bzw. Chigerk
meiner Meinung nach den Kleber
Redaktion: Welche Trainingsbedeutung hat das Kontakten von
Armen und Beinen im IEMAS Trainingsalltag?
Stefan Krebs: Das Kontakten mit
den Armen, Beinen oder dem Körper
hat mindestens die gleiche Bedeutung bei uns im Training wie das Chisau- und Chigerktraining.
Denn ohne die Herstellung des Kontakts mit den Armen, einem Bein
oder dem Körper, ist es niemanden
möglich seine Chisau- und Chigerkreaktionen, die man sich im Training
zuvor angeeignet hat, abzurufen.
Dies merkt man spätestens dann,
wenn ein versierter Boxer oder Karateka vor einem rumtänzelt oder rumhüpft und man sich kaum in der Lage
sieht, dessen Beinarbeit etwas entgegenzusetzen.
perschlange, wobei diese nicht noch
rumhüpft. Diese Methode wirkt sich
auf viele Menschen gerade mental
aus, wenn wir nicht gelernt haben
den Anderen, der diese Taktik an den
Tag legt, zu stellen.
Besondere Schwierigkeiten kommen
dann auf einen zu, wenn diese Protagonisten dazu noch blitzschnell die
Distanz zu uns überwinden, um wirkungsvolle Techniken aus ihrem jeweiligen Kampfkunstrepertoire anzubringen, um dann genauso blitzschnell
die Distanz wieder zu uns zu schaffen
über schnelle Rückwärtsschrittarbeit
bzw. Sprünge zurück. Das ist zu vergleichen mit dem Angriff einer Klap-
Alleine das Rumtänzeln und Rumhüpfen dieser Protagonisten lähmt
schon viele Menschen und verbreitet eine gewisse Unsicherheit, wenn
wir dies trainingstechnisch nicht gewohnt sind. Dies raubt vielen schon
den Mut und führt bei Einigen sogar
zu Panikzuständen wie z.B. vor Angst
erstarrt zu sein.
Deshalb ist es notwendig im Training
beim Kontakttraining genau auf diese Phänomene einzugehen, da sie
einen sonst auf der Straße unweigerlich einholen werden. Von Vorteil ist
es immer, wenn sich in der Trainingsgruppe Personen befinden, die diese
Trainingsformen des Rumtänzelns
und Rumhüpfens vollautomatisiert
mitbringen wie z.B. Boxer, Karatekas,
etc., um die Anderen Trainingsteilnehmer spielerisch im Training auf
diese Herausforderungen effektiv
vorbereiten zu können.
Zumindest der Trainerstab sollte über
diese Methoden verfügen, da der
Schülerschaft sonst ein Phänomen
des Kampfsports vorenthalten wird,
wittschier.org
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was überlebenswichtig auf der Straße
wird, wenn unser Gegner über diese
Angriffsstrategien verfügt.
Diesbezüglich ist es notwendig sich
einer ausgeklügelten Schrittarbeit zu
bedienen und gleichzeitig ein gutes
Timing zu erwerben, um das Kontakten von Armen und Beinen überhaupt
zu realisieren. Dies gilt im Besonderen
für besonders schwere Kampfsportler, die ja bekanntlich eine noch größere Massenträgheit zu überwinden
haben.
Deshalb muss diesem Trainingsbaustein genauso viel Bedeutung und
Platz zugemessen werden, wie dies
für das Gefühlstraining für Arme und
Beine gilt.
Aus diesem Grund trainieren wir dies
bei IEMAS recht ausgiebig über entsprechende Partnerdrills, um einen
gewissen Automatismus in diesem
Bereich zu erlangen. Hierbei bekommt der Einzelne über entsprechendes Training ein gutes Auge dafür, die Distanz nach vorne wie hinten
bzw. zur Seite für sich zu verändern,
um einen positiven Nutzen daraus zu
ziehen.
Denn es reicht in meinen Augen in
der Selbstverteidigung nicht aus, nur
einen Gang, nämlich den Vorwärtsgang, zu beherrschen, sondern es ist
genauso wichtig, dass man sich sicher
zurück wie zur Seite bewegen kann,
um effektive Abwehr- wie Angriffs© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
techniken erfolgreich zu meistern.
Dabei muss es dem Einzelnen möglich sein, dass er das Kontakten auch
im Rückwärtsgehen wie im Seitwärtsgehen erfolgreich bewältigen kann,
da er sonst damit rechnen muss, eigene schwere Treffer hinnehmen zu
müssen! Dies wird besonders wichtig
beim Kampf gegen Mehrere, da man
sonst auf verlorenem Posten steht,
wenn man nur die Vorwärtsgangmentalität trainiert hat!
Redaktion: Was halten Sie von
Holzpuppentraining bezüglich der
Themen Kontakten, Abhärtung,
universelle Winkel, dem Setzen
von wirkungsvollen Treffern und
dem Training entsprechender
funktionaler Schrittarbeit.
Stefan Krebs: In meinen Augen
reicht es vollkommen aus, wenn man
mit verschiedenen Typen von Menschen, die jeweils unterschiedlichste
Winkel- und Körpermaße mitbringen, trainiert. Denn eine Holzpuppe
mit einer entsprechenden Höhenund Winkeleinstellung simuliert für
mich ausschließlich einen Typus von
Mensch.
„Es reicht nicht aus, nur den Vorwärtsgang zu beherrschen, man muss sich auch
sicher zurück und zur Seite bewegen können um Gefahrensituationen erfolgreich
zu meistern.“
Dabei ist nicht davon auszugehen,
dass es „universelle Winkelmaße“
gibt, die man auf alle Arten von Menschen anwenden kann, denn jeder
ist für sich genommen ein Unikat!
Deshalb versuchen wir uns in unseren
IEMAS Trainingsgruppen dem Anderen mit seinen jeweiligen Körper- und
Winkelmaßen anzupassen z.B. über
Chisau- und Chigerktechniken, um
dann jeweils eine effiziente Antwort
auf die jeweilige Genetik des Anderen zu finden.
Dabei empfehle ich jedem Trainingsteilnehmer vor allem mit den Personengruppen zu trainieren, bei denen
es uns schwer fällt sie einerseits zu
stellen und andererseits effiziente
Wirkungstechniken
anzubringen
ohne selbst starke Schlagwirkung zu
bekommen. All diese Phänomene
erfüllt eine Holzpuppe in meinen Augen nicht. Sie kann sich nur minimal
bewegen, es gibt keinen Gradmesser
dafür an der Puppe, ob unsere Techniken effizient und wirkungsvoll sind
und die klassische WingTsun, WingChun Holzpuppe schlägt auch nicht
zurück.
Zu den verschiedenen Größen- und
Längenverhältnissen bzw. Winkelverhältnissen können Holzpuppensympathisanten natürlich entgegnen,
dass man sich verschiedene Modelle
kaufen kann, sie auf verschiedenen
Höhen anbringen kann bzw. man
sich selbst Holzpuppen konstruieren
kann wie dies auch Bruce Lee schon
getan hat. Dem kann ich nur entgegnen, dass diese Handlungsweise
einen großen finanziellen und zeitlichen Aufwand mit sich bringt und
nicht mit dem gleichen Erfolg einhergeht, als einfach mit einer Vielzahl
unterschiedlichster Menschen zu trainieren! Zum Thema Abhärtung ist zu
sagen, dass menschliche Arme und
Beine mit entsprechender Schutzausrüstung versehen, wesentlich besser
geeignet sind, um sich gegenseitig
abzuhärten, da die Struktur der Arme
und Beine rein physikalisch viel stärker
sind als das Holz der jeweiligen Puppe. Außerdem bereitet das Anwendungstraining mit entsprechender
Schutzausrüstung wesentlich besser
auf die Wirklichkeit vor als das Puppentraining.
Denn auf der Straße stehen uns gewaltbereite Menschen und keine mutierten Holzpuppen gegenüber! Weiterhin sollte man das Pratzen- und
Sandsacktraining explizit dazu nutzen, um sich einerseits abzuhärten an
den Armen und Beinen und andererseits um an seiner Abschlussfähigkeit
zu arbeiten. Denn Pratzen und Sandsäcke simulieren den menschlichen
Körper von seiner Struktur meiner
Meinung nach wesentlich besser als
Puppen aus Holz oder Stahl. Sehr gut
geeignet, um die Abschlussfähigkeit
zu steigern, ist das Training mit Stöcken aller Art als Partnerdrill oder gegen Autoreifen, etc.
Durch das Stocktraining steigert man
auch in der waffenlosen Selbstverteidigung seine Schlaghärte, Schlaggenauigkeit und die Fähigkeit sich mit
seinem ganzen Körper in die Schlagbewegung einzubringen. Dies führt
gerade bei körperlich leichteren Personen zu einer signifikanten Steigerung der zuvor genannten Elemente
und bei entsprechendem Trainingsfleiß ist es auch für diese Personen
möglich, gute Abschlusstechniken
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zu erlangen egal gegen welche Gewichtsklasse! Bei der Auswahl der
Stöcke bzw. Stahlstangen/ rohre kann
die Länge, der Durchmesser und das
Gewicht verändert werden innerhalb
der jeweiligen Trainingskarriere, um
die oben genannten Effekte noch zu
steigern.
Im IEMAS Training sind deshalb auch
spezielle Stockdrills, Schlagtraining
mit Stöcken aller Art, usw. enthalten, um dem oben genannten Punkt
Rechnung zu tragen. Im Boxen bedient man sich z.B. unter anderem
schwerer Hämmer, etc., um mit diesen z.B. Drills an LKW - Reifen zu
absolvieren. Dies führt einerseits zu
einer guten Physis und andererseits
wirkt sich dies auf die Schlaghärte
und Schlagausdauer der einzelnen
Protagonisten aus.
Beim Thema Kontakten sollte man
dies mit möglichst vielen Personen
trainieren, die über unterschiedlichste Größen- und Winkelverhältnisse
verfügen und nicht an nur einer
normierten Standartperson, die von
einer Standardholzpuppe verkörpert
wird. Dies bereitet dann wesentlich
effizienter auf den Ernstfall vor, bei
dem wir uns auch nicht aussuchen
können, von wem wir angegriffen
werden.
Und die Wahrscheinlichkeit dabei ist
gering, dass der Angreifer ausgerechnet über die Größen- und Winkelverhältnisse verfügt wie unsere Stan-
dardholzpuppe in der Trainingshalle.
Außerdem ist zum Thema Holzpuppentraining zu sagen, dass wenn man
über entsprechende spezifische Kraft
bzw. Schlagkraft verfügt, die man
sich z.B. über das jahrelange Training
angeeignet hat, es wahrscheinlich ist,
dass die Arme der Holzpuppe, die
Aufhängung wie die Verankerung der
Holzpuppe in der Wand in Mitleidenschaft gezogen werden bzw. zerstört
werden können bei entsprechenden
Trainingsabfolgen an der jeweiligen
Holzpuppe.
Dies bringt dann weitere Kosten mit
sich, die in meinen Augen nicht sein
müssten, wenn man mal grundlegend über das Holzpuppentraining
nachdenkt! Der einzige Grund, um
an der Holzpuppe zu trainieren, ist für
mich die Situation, dass der Trainingswillige keine Trainingspartner jeweils
vor Ort findet und somit gezwungen
ist alleine für sich zu trainieren. Dabei ist es natürlich sinnvoller an einer
normierten Holzpuppe zu trainieren
als überhaupt nicht zu trainieren. Auf
der anderen Seite kann man sich jedoch auch eines Sandsacks bedienen
oder mit seinen Stöcken Reifen bearbeiten, was den gleichen bzw. einen
noch besseren Effekt hat, als an einer
normierten WingChun – Holzpuppe
zu trainieren.
Dieser Fall ist jedoch nicht erwähnenswert, da unsere Welt ja nicht darunter
leidet, dass sie zu gering besiedelt ist.
Deshalb wird man in der Regel auch
Trainingspartner finden, wenn man
sich darum bemüht!
Mit diesen Personen kann man dann
aus den oben genannten Gründen
all das, was man an einer Holzpuppe trainieren kann, meiner Meinung
nach wesentlich realistischer und effektiver hinsichtlich einer Gewaltsituation auf der Straße trainieren. Denn
genau dafür sollte meiner Meinung
nach die persönliche Trainingszeit genutzt werden, anstatt sie mit teuren
Trainingsgeräten wie der normierten
Holzpuppe aus dem WingChun - Bereich zu vergeuden, die für mich nur
entfernt etwas mit der Wirklichkeit
einer Straßenkampfsituation zu tun
hat!
Zum Thema Schrittarbeit ist nur zu
sagen, dass es sinnvoller ist diese mit
entsprechenden
Trainingspartnern
zu trainieren, die über ganz unterschiedliche Längen- und Größenverhältnisse verfügen und uns somit
von der Schrittarbeit wesentlich mehr
abverlangen werden, als die an der
normierten WingChun - Holzpuppe einstudierten Schrittarbeit, was
zu vergleichen ist mit dem oben beschriebenen Punkt der „universellen“
Winkel, etc.
Denn eine „universelle“ Schrittarbeit
vor allem im infight Bereich gibt es in
meinen Augen nicht, da jeder Mensch
unterschiedlich ist, was sich z.B. auch
in seinen Bewegungsmustern äußert,
denen man sich jeweils lernen muss
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optimal anzupassen und dazu reicht
in meinen Augen es nicht aus stur die
entsprechenden
Holzpuppentechniken mit der entsprechenden normierten Schrittarbeit zu wiederholen.
Denn eine Holzpuppe kann sich nur
sehr bedingt bewegen, was nicht zu
vergleichen ist mit dem Bewegungsrepertoire eines normalen Alltagsmenschen ganz zu schweigen von
dem Bewegungsrepertoire eines im
sportlichen Bereich ausgebildeten
Menschen wie z.B. Kampfsportlers,
Turners, Artisten, etc.
Deshalb ist es meiner Ansicht nach
unabdingbar mit den unterschiedlichsten Menschentypen Anwendungstraining in allen Kampfkunstdistanzen zu trainieren, um im
Ernstfall besser vorbereitet zu sein
auf die Individualität der jeweiligen
Angriffsmuster, mit denen wir auf
der Straße konfrontiert werden können und dazu gehört auch explizit die
unterschiedlichsten Schrittfolgen und
Schrittmuster, die der Aggressor an
den Tag legen kann.
Diesbezüglich reicht es nicht aus sich
einer standardisierten und in meinen
Augen sehr einseitigen Schrittarbeit,
wie dies in der WingChun - Holzpuppenform zelebriert wird zu bedienen, aber die meisten WingChun
Treibenden werden nun wahrscheinlich mir entgegnen, dass ich die „geheimen“ Prinzipien der Holzpuppenform sowieso nicht verstanden habe
bzw. nicht genug verinnerlicht habe,
um mitreden zu können. Dem kann
ich nur entgegnen, dass die gleichen
Protagonisten zumeist vollmundig
verkünden, dass außerhalb des WingChuns niemand Ahnung hat in Bezug
auf Selbstverteidigungs- und Straßenkampfsituationen.
Diese Sicht der Dinge und dieser Ab-
solutheitsanspruch ist in meinen Augen völlig an der Wirklichkeit vorbei
und zudem recht gut vergleichbar mit
Begrifflichkeiten wie z.B. „Universaltechniken“, „universelle Winkel“,
„universelle Schrittarbeit“, „universelle Formen“, etc.!
All dies entspricht eher der Wunschvorstellung der Menschen als dass
sich das Ganze an der Realität der
Straße orientiert, aber Glaube versetzt ja bekanntlich Berge!
Redaktion: Was halten Sie von der
herkömmlichen Chisaumethode?
Stefan Krebs: Bei der herkömmlichen mir bekannten Chisaumethode
geht man von der Grundübung des
Poonsaus aus.
Dabei macht der eine Arm Bongsau
/ Tansau im Wechsel und der andere
Arm macht die ganze Zeit Fooksau.
Der Chisaupartner, mit dem man
seine Arme kontaktet, macht das
gleiche auf der gegenüberliegenden
Seite. Weiterhin ist es möglich, dass
einer der Partner mit beiden Armen
jeweils Fooksau macht und der andere macht mit beiden Armen Bongsau
/ Tansau im Wechsel. Dabei gibt es
verschiedene Formen des Wechsels
und man kann somit von einer Position zur nächsten gelangen und umgekehrt. Innerhalb des Poonsaus bzw.
der Chisauübungen kommt es in der
Regel zu einem Kontakten der Handgelenke auf unterschiedlichste Art
und Weise je nach Übungssituation.
Von dieser Grundübung ausgehend
haben sich in diversen Kampfkunstorganisationen aus dem Wingchun
- Bereich spezifische Abläufe herausgebildet, die mit dem Begriff Chisausektionen überschrieben werden.
Hierbei hat jede Chisausektion ein
bestimmtes Oberthema, das dann in
normierten Bewegungsabläufen trainiert wird.
Das Poonsau und die Chisausektionen
bestehen aus einzelnen Grundverformungen wie z.B. Bongsau, Tansau,
Jumsau, Kausau, etc. Diese Grundverformungen kann man mit „Legosteinen“ vergleichen, die jeweils
eine andere Farbe haben und dann
in den einzelnen Sektionen genauso
wie beim Poonsautraining normiert
zusammengebaut werden, um sie
dann mit einem Partner zu üben.
Es gibt andere Organisationen im
Wingchun - Bereich, die es ablehnen nach normierten Sektionen ihr
Chisautraining zu gestalten. Diese
Protagonisten arbeiten ebenfalls vom
Poonsau ausgehend, erörtern in diesem Zusammenhang die weiteren
Grundverformungen und arbeiten
dann weitestgehend frei, nachdem
sie die Arme des Partners kontaktet
haben. Dabei werden die „Legosteine“ immer wieder neu zusammengesetzt und es entstehen immer neue
Figuren. Schließlich gibt es noch Organisationen im Wingchun - Bereich,
die beide Methoden miteinander
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kombinieren, d.h. Chisausektionstraining in Verbindung mit freiem
Chisautraining aus der Grundübung
des Poonsaus heraus.
In den verschiedenen Organisationen aus dem Wingchun - Bereich
haben sich dabei verschiedene Ausrichtungen hinsichtlich des flexiblen,
kontinuierlichen Vorwärtsdrucks bei
der Ausführung des Chisaus herausgebildet.
Die Einen arbeiten mit extrem hohem
Vorwärtsdruck, die Anderen mit extrem niedrigen Druck, wieder Andere
arbeiten mit beiden Varianten oder
wechseln während des Chisaus von
einem Druckniveau zum anderen bzw.
nehmen kurzzeitig aus taktischen
Gründen ganz den Druck raus. Alle
Methoden und Druckausrichtungen
haben gemeinsam, dass man von der
Grundübung des Poonsaus ausgeht,
egal wie die Altmeister heißen, die jeweils dahinter stehen.
Dementsprechend kann man davon
ausgehen, dass es in früheren Jahrhunderten einen gemeinsamen Ursprung des Wingchun - Systems gibt,
das als zentrale Grundübung des
taktilen Trainings mit den Armen das
Poonsau favorisiert hat!
Innerhalb meiner Trainingskarriere
habe ich ebenfalls die Grundübung
des Poonsaus erlernt und darüber
hinaus noch diverse Chisausektionen
mit entsprechenden Grundthemen.
Diese Form des Trainings lernte ich
kennen in zwei großen Kampfkunstorganisationen, die jeweils auseinander hervorgegangen sind. Dabei
habe ich schon hier gesehen, dass
unter dem gleichen Oberthema die
Sektionen trotzdem anders angeordnet wurden. Die Begründungen der
Andersartigkeit diesbezüglich waren
vielfältig und orientierten sich zumeist
an der Interpretation der einzelnen
Kampfkunstmeister.
Weiterhin fiel mir schon sehr früh im
Umgang mit diesen Trainingsformen
auf, dass die Grundübung des Poonsaus bzw. der Chisausektionen in einer so nahen Distanz (ca. eine Armlänge Abstand bzw. noch näher zum
jeweiligen Partner) zum Trainingspartner ausgeführt wird, dass es kaum
möglich war, starke und aggressive
Angriffe zum Körper bzw. Kopfbereich effizient abwehren zu können.
Zu Beginn glaubte ich, dass es einfach daran lag, dass Übende aufeinander getroffen sind, die ein unterschiedliches Trainingsniveau bzw.
Trainingspensum aufgewiesen haben,
was sicherlich auch zum Teil der Fall
war. Mir wurde über die Zeit jedoch
immer klarer, dass es zumeist daran
lag, dass derjenige, der den Anderen
permanent traf, zumeist spezifisch
stärker und aggressiver war im Vergleich zu seinem Trainingspartner.
Die Technik des Einzelnen hatte eher
sekundären Charakter im Vergleich
zu der an den Tag gelegten Grund10
aggressivität, spezifischen Kraft,
Grundschnelligkeit und Fähigkeit, den
Partner zu überraschen mit entsprechenden Techniken z.B. aus anderen
Kampfkünsten außerhalb des WingChuns. Außerdem fiel mir auf, dass
bei der herkömmlichen Trainingsmethode des Poonsaus man auf Grund
der großen Nähe zu dieser Hand in
der Endposition in der Regel dazu in
der Lage ist im Übergang zur Bongsauposition Fingerhebel aller Art an
der gegenüberliegenden Hand seines
Trainingspartners anzusetzen.
Diese Nähe in Bezug auf die Distanz
wie die Endpositionen (Gefahr von
Fingerhebeln ist immer gegeben) sind
in meinen Augen ein großes Problem,
gerade im freien Chisau, wenn man
von der Grundform des Poonsaus
ausgeht!
Diesbezüglich stellte ich mir dann irgendwann die Frage, wozu ich solch
einen hohen Trainingsaufwand bezüglich des Chisautrainings im Allgemeinen wie Speziellen betreiben sollte, wenn ganz andere Faktoren den
Ausschlag beim freien Chisautraining
bzw. Sparring gaben. Somit stellte
ich mir die Frage, welche Vorteile mir
das herkömmliche Chisautraining mit
Poonsau und Sektionen bringt in Bezug auf den Erfolg im Sparring und in
Straßenkampfauseinandersetzungen.
Dabei fiel mir auf, dass das herkömmliche Chisautraining, wenn es mit viel
Druck ausgeführt wird, dazu führt,
dass man spezifische Kraft schnell
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aufbauen kann. Weiterhin führt
dieses Hochdruckchisau schon nach
kurzer Zeit zu Gelenkflexibilitäten im
Handgelenks-, Ellbogen- und Schultergelenksbereich. Dadurch ist man
in der Lage, seine Arme viel flexibler
im Nahkampf einzusetzen und man
bekommt dadurch wesentlich mehr
Handlungsoptionen über die Erweiterung seiner persönlichen Möglichkeiten.
„Über die progressive Muskelentspannung ist man nach einer bestimmten Zeit
dazu in der Lage ansatzloser schlagen zu
können.“
Weiterhin entspannt dies ungemein
den Schulter- und Halsgürtel, wodurch Muskelverspannungen in diesem Bereich meist gelöst werden
oder dauerhaft verschwinden. Außerdem ist man über diese progressive Muskelentspannung dazu in der
Lage nach einer bestimmten Zeit des
Trainings immer ansatzloser schlagen
zu können, d.h. dass der Partner bzw.
Gegner kaum bzw. gar nicht mehr
anhand unserer Schulterhaltung erkennen kann, wann ein Schlag zu erwarten ist. Dies gibt einem natürlich
einen Vorteil in einer Straßenkampfauseinandersetzung.
Die einzelnen Chisausektionen, wenn
sie mit entsprechendem Druck ausgeführt werden, dienen für mich dazu,
dass man zum einen eine kontinuierliche, flexible Vorwärtsspannung
in den einzelnen Sektoren des Oberkörpers entwickelt und zum anderen
lernt, die einzelnen Grundverformungen unter Hochdruckvoraussetzungen umzusetzen.
Dabei wird der Oberkörper von mir in
den oberen Sektor, der bis zur Brustspitze geht, den mittleren Sektor, der
bis zum Bauchnabel reicht und den
unteren Sektor unterteilt. Innerhalb
dieser Sektoren versucht man über
Sektionen die einzelnen Grundverformungen möglichst häufig innerhalb
eines bestimmten Zeitabschnitts zu
wiederholen, um möglichst schnell einen guten Automatismus der Grundverformungen in den einzelnen Sektoren zu erlangen.
Das Ganze wird dann mit entsprechendem Hochdruck ausgeführt, um
möglichst schnell Repräsentationen
der einzelnen Grundverformungen
in Verbindung mit dem entsprechend
hohen Druckniveau im Gehirn zu
schaffen. Dies führt sehr schnell zur
Erweiterung der Gelenkflexibilitäten
im Armbereich, die man dann im direkten Nahkampf als Zusatzqualifikation einbringen kann.
Für mich war aber schon sehr früh
klar, dass das Poonsau- und Chisausektionstraining nur bedingt etwas
mit der Wirklichkeit in einer Straßenkampfsituation zu tun hat und dass
man darüber hinaus auch noch andere Trainingsformen wahrnehmen
muss, um einem Straßenkampf gewachsen zu sein.
Dies liegt in meinen Augen daran,
dass das Gehirn zwar die Repräsentationen des Poonsaus und der Chisaussektionen abgelegt hat, aber in
der Regel nicht dazu in der Lage ist,
eine Brücke zur Anwendungssituation
bzw. persönlichen Alltagssituationen
zu schlagen! Auf der einen Seite ha11
ben die Rollbewegungen des Poonsaus nichts mit den Bewegungsabläufen eines Straßenkampfes zu tun und
auf der anderen Seite erinnern auch
die Chisausektionen nur sehr bedingt
an Bewegungen, die man in der Anwendungssituation benötigt.
Das fängt bei Vorkampfpositionen an
und hört bei Abschlusstechniken auf.
Auf Grund des fehlenden Ähnlichkeitscharakters zu den herkömmlichen Chisauübungen ist das Gehirn
somit meiner Meinung nach kaum
bzw. gar nicht dazu in der Lage die
erlernten Lehrinhalte auf die Ernstfallsituation schnell und effizient zu
übertragen, was häufig schon zu
beobachten war in MixMartialArtsVeranstaltungen, bei denen WingChun-Kämpfer verschiedener Organisationen teilgenommen haben.
Man konnte viele Arten von Techniken sehen, aber klassische Chisautechniken waren kaum bzw. gar
nicht zu sehen. Dementsprechend
blieb ich auf der Suche nach einer
anwendungsbezogeneren Form des
Chisaus, auf die man in einem Straßenkampf auch uneingeschränkt zurückgreifen kann!
Redaktion: Skizieren Sie bitte die
Entstehung der von Ihnen entwickelten neuen Grundform des
Chisaus und erläutern Sie diese
kurz für unsere Leser!
Stefan Krebs: Hierbei stellte ich mir
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vor ein paar Jahren die Frage, wie
man eine praxisnähere und schneller
erlernbare Grundform des Chisaus
für den Selbstverteidigungsbereich
kreieren könnte unabhängig von der
herkömmlichen Methode des Poonsau- und Sektionstrainings.
Dabei orientierte ich mich an Bewegungs- und Gefühlsmustern des Alltagslebens, effektiven Bewegungen
des Anwendungstrainings in allen
Distanzbereichen und den gängigen
Bewegungsmustern einer Straßenkampfsituation, um zu erreichen,
dass die entsprechenden Trainingsabfolgen auch zu einem hohen Prozentsatz in einer Ernstfallsituation angewendet werden können.
Ich taufte die neue Grundform Wechselsektion, da die beiden Arme ständig eine Art des Wechsels ausführen.
Dabei werden die beiden parallel angeordneten Arme fast gestreckt in der
neuen Grundform und die Handinnenflächen zeigen Richtung Boden.
Die Hände verlaufen in einer Linie
zu den Unterarmen und erinnern an
Handkantenpositionen. Die Anordnung der Arme in der neuen Grundform des Chisaus korrespondiert eng
mit der Position der Arme, die wir in
der IEMAS Organisation bei der Vorkampfposition im Sparring verwenden.
Diesbezüglich verwenden wir eine
Vorkampfposition, die sich auf Grund
unserer gemachten Erfahrungen in
der Vergangenheit besonders gut
bewährt hat, um Ernstfallsituationen
auf der Straße erfolgreich zu meistern. Dabei muss der Anwender der
neuen Grundform des Chisaus nur einen Arm aus der vorher in der neuen
Grundform eingenommenen Parallelposition auf Höhe des Ellbogens bzw.
Kopfes zurückziehen, um zu der in
der IEMAS Organisation verwendeten
Vorkampfposition zu gelangen.
Somit ist es in meinen Augen nun für
das Gehirn des einzelnen Anwenders
besser bzw. überhaupt erst möglich
im Gegensatz zu der herkömmlichen
Methode des Poonsaus bzw. des
Chisausektionstrainings, die erlernte neue Grundform des Chisaus auf
Grund des Ähnlichkeitscharakters zu
gängigen Bewegungen aus unserem
IEMAS Training, erfolgreich und gewinnbringend auf den Ernstfall zu
übertragen, was der Anwender der
neuen Grundform schon nach kurzer
Zeit deutlich im Anwendungstraining
bzw. in Ernstfallsituationen auf der
Straße feststellen wird!
In der neuen Grundform des Chisaus
berühren sich die Unterarme bzw.
Handinnenflächen im vorderen Teil
mit den Unterarmen des Trainingspartners und drehen sich dabei in
der Basisversion von außen nach innen und in einer späteren Phase der
Trainingskarriere kann man auch die
Drehrichtung von innen nach außen
wählen bzw. die Drehrichtung stetig
wechseln.
12
Zu Beginn wählen wir die Drehrichtung von außen nach innen, da dies
für die meisten von ihrer Muskulatur
besser umsetzbar ist auf Grund der
im Schulter und Rückenbereich vorhandenen
Muskelverspannungen,
die fast alle Neulinge ins Training mitbringen.
Nachdem sich diese Verspannungen
über das Training aufgelöst haben,
können wir die Drehrichtung verändern, da wir nun von der Muskulatur dazu in der Lage sind, ohne die
Ellbogen neben den Körper zu positionieren. Denn die vor dem Körper
positionierten Ellbogen sind notwendig, um sicher und effizient Angriffe
zum Hals abwehren zu können und
sein Körpergewicht besser hinter die
einzelnen Armtechniken zu bringen.
sieren bei entsprechender automatisierter Technik.
Außerdem wird in der IEMAS Organisation wie beim Poonsau- und Sektionstraining mit viel Druck gearbeitet
bzw. man entwickelt nach und nach
einen großen Vorwärtsdruck, um
möglichst schnell genaue Repräsentationen der Wechselsektion im Gehirn zu schaffen und um besser mit
druckvollen Angriffen umgehen zu
können!
Denn wenn man druckvoll angegriffen wird, muss man in meinen Augen
in der Lage sein, soviel Druck mit seinen Armen bzw. Beinen dagegen zu
setzen, dass man die nötige Zeit gewinnt, um den jeweiligen Angriff des
anderen z.B. über Rückwärtsschrittarbeit oder Wendungen zu neutralisieren!
Innerhalb der Trainingsform orientiert
man sich an gängigen Bewegungsund Berührungserfahrungen des täglichen Lebens, auf die man in der Trainingsform dann jeweils zurückgreifen
kann.
Dies wird über die neue Trainingsform
spielerisch erlernt und man bekommt
innerhalb kurzer Zeit einen hohen
Automatismus in Bezug auf die Anordnung der Ellbogen!
Der Abstand zum Partner befindet
sich in der weiten Schlagdistanz und
ist somit ein gutes Stück (ca. eine Unterarmlänge mehr als in der herkömmlichen Methode des Poonsaus) weiter
entfernt als dies in der Grundform
des Poonsaus geschieht. Dadurch hat
der Abwehrende bei entsprechender
Übung vergleichbare Chancen im
Verhältnis zum Angreifenden, da die
Entfernung zum Partner nun ausreicht, um dessen Angriffe zu neutrali© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
Dadurch spart man dann natürlich
viel Trainingszeit und ist schon sehr
schnell dazu in der Lage einerseits
einen guten Einstieg in die neue
Trainingsform zu machen und andererseits diese Trainingsmuster schon
sehr schnell bzw. überhaupt auf Gefahrensituationen zu übertragen! Dabei greift man auf Bewegungs- und
Berührungserfahrungen als Basis
zurück, die wir mit unseren Handinnenflächen bzw. Fingerkuppen Zeit
unseres Lebens gemacht haben und
noch weiterhin machen, da innerhalb der neuen Chisaugrundform
der Kontakt nicht hauptsächlich mit
den Handgelenken passiert , sondern
dies in der neuen Trainingsform mit
hohem Prozentsatz mit den Handinnenflächen geschieht!
Somit hält sich der Trainingsaufwand
des Einzelnen sehr stark in Grenzen
und es ist für den Alltagsmenschen
wie für den Profi in diesem Bereich sehr
schnell möglich, eine hohe kampfspezifische Sensitivität der Arme über die
neuen Trainingsformen zu erreichen,
die vom Einzelnen in Gefahrensituationen dann gewinnbringend eingesetzt werden kann!
Unsere Methode hat somit einen
sehr „natürlichen“ Charakter, da sie
als Basis auf sehr viele schon vorhandene Berührungs- und Bewegungserfahrungen zurückgreift, anstatt
ausschließlich Bereiche wie z.B. die
Handgelenke mühseelisch zu schulen, die nur über jahrelanges bzw.
jahrzehntelanges Training eine entsprechende Sensitivität bekommen
können! Außerdem werden bei der
neuen Grundform des Trainings von
Anfang an Handkantentechniken,
Fingerstichtechniken, Handflächentechniken, Ellbogentechniken, etc.,
eingebaut! All diese Techniken zielen
auf die seitlichen Körperpartien ge13
rade im Bereich des Kopfes und des
Halses. Dadurch wird die frontale
Partie von Nase, Mund und Kehlkopf
in einer ersten Trainingsphase ausgenommen, wodurch Trainingsblessuren bei dieser Trainingsform gegen
Null streben! Es wird von Anfang an
geübt, die entsprechenden Techniken
in dosierter und abgestoppter Form
am Körper des Partners anzubringen,
um Verletzungen von vorne herein zu
verhindern.
Dies geschieht dadurch, dass die Abschlusstechniken in einer ersten Trainingsphase erst einmal langsam und
präzise ausgeführt werden, um den
sicheren Umgang mit den neuen Trainingsformen dauerhaft zu gewährleisten.
In einer zweiten Trainingsphase kann
die Geschwindigkeit sehr stark gesteigert werden und es ist möglich das
Ganze mit entsprechender Schutzausrüstung sehr praxisnah zu trainieren.
Weiterhin ist es in einem später Abschnitt der Trainingskarriere möglich
bei entsprechender Schutzausrüstung
auch frontale Techniken zum Kopfund Halsbereich auszuführen, wenn
entsprechende Kontrolle über die einzelnen Techniken dann vorliegt!
Das bemerkenswerte der neuen Trainingsform ist, dass jeder diese Trainingsform schnell erlernen kann und
die Trainingsmuster dann bei jedem,
der entsprechenden Trainingsfleiß an
den Tag legt, mit einer hohen Qua© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
lität vorliegen! Weiterhin nimmt der
einzelne Trainingsteilnehmer unserer
Selbstverteidigungsgruppen
schon
nach kurzer Zeit wahr, dass sich die
neue Grundform signifikant auf das
Anwendungstraining auswirkt und
Verbesserungen für jeden spürbar
und erlebbar sind!
Erlernte Bewegungsabfolgen aus der
Grundform heraus können in automatisierter Form im Sparring abgerufen werden, da es einen hohen
Ähnlichkeitscharakter zu Bewegungsabfolgen und Positionen der Anwendung gibt. Der Trainingsaufwand der
neuen Chisaugrundform muss in Relation zum restlichen Training nicht
besonders hoch sein aus den zuvor
genannten Gründen, um die gewünschten und oben beschriebenen
Effekte bei jedem Trainingsteilnehmer
zu erzielen!
Weiterhin wird in der IEMAS Organisation diese neue Chisaugrundform
von Anfang an trainiert, um gerade
körperlich schwächeren Personen die
Möglichkeit zu geben über die Automatisierung von effizienten Techniken wie Handkantenschlägen, Fingerstichen, Handflächenstößen und
Ellbogenvariationen möglichst schnell
eine Chance in einer Ernstfallsituation
gegen einen körperlich stärkeren Angreifer im Standkampf zu geben!
Die herkömmliche Methode von
Poonsau und Chisausektionen wird
ebenfalls schon sehr früh innerhalb
der Trainingskarriere erlernt, um über
die notwendigen Gelenk- und Muskelflexibilitäten in Straßenkampfsituationen zu verfügen. Die herkömmliche Chisaugrundform des Poonsaus
bzw. die einzelnen mir bekannten
Chisausektionen sind in meinen Augen jedoch nicht notwendig, um in
einer Straßenkampfsituation zu bestehen, sondern diese Trainingselemente sind für mich eine Zusatzqualifikation, die einem weitere Chancen
eröffnet im späteren Verlauf der persönlichen Trainingskarriere z.B. im
Umgang mit anderen guten Kampfkunstanwendern.
Denn beim Aufeinandertreffen mit
diesen Protagonisten, sind zumeist
Kleinigkeiten ausschlaggebend, ob
wir den Vergleich für uns entscheiden
oder der Andere gewinnt.
Eine solche Kleinigkeit liegt z.B. im
Erwerb der Gelenk- und Muskelflexibilitäten. Deshalb haben wir in der
IEMAS Organisation das Poonsauund Sektionstraining beibehalten,
um diese Teilqualifikationen unseren
Mitgliedern nicht vorzuenthalten.
Nichts desto trotz favorisieren wir die
neue Grundform des Chisaus, d.h.
die Wechselsektion.
Dies liegt daran, dass wir nach einigen Jahren der Erprobungsphase
innerhalb unserer Organisation sehr
viele positive und nachhaltige Effekte
bei unserem Anwendungstraining
festgestellt haben und uns unsere
14
Mitglieder zurückgemeldet haben,
dass sie die Inhalte der neuen Trainingsform auf tatsächliche Straßenkampfsituationen gewinnbringend
übertragen konnten. Dies hat mich
sehr gefreut, da ich bei den alten
Grundformen des Chisautraining
immer das Gefühl hatte, dass etwas
fehlt und dies bei der neuen Methode
in Verbindung mit der alten Methode
nun für mich nicht mehr der Fall ist!
Redaktion: Welche Vorteile sehen
Sie in der neuen Grundform des
Chisautrainings?
Stefan Krebs: Wir konnten in den
letzten Jahren mit der neuen Chisaumethode und der Unterrichtung
derselbigen sehr viele positive Erfahrungen mit den unterschiedlichsten
Menschen sammeln. Dabei haben wir
festgestellt, dass die neue Methode
sehr schnell erlernbar ist und schon
nach kurzer Zeit mit einer sehr hohen
Qualität vom Einzelnen in stressresistenter Form ausgeführt wird, was sich
natürlich sehr positiv aufwirkt auf die
Bewältigung von Ernstfallsituationen
auf der Straße!
Weiterhin basiert die neue Methode
auf Bewegungs- und Sensitivititätserfahrungen, die sich praktisch alle Trainingsteilnehmer der neuen Methode
schon vor ihrem Trainingseintritt in
den jeweiligen IEMAS Schulen über
den allgemeinen Lern- und Lebensprozess angeeignet haben. Dies spart
natürlich sehr viel Trainingszeit, was
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allen Trainingsteilnehmern unserer
IEMAS Schulen zu gute kommt, ob
„Amateur oder Profi“!
Zudem spart man nicht nur beim
Erlernen der Methode sehr viel Zeit,
sondern auch innerhalb der Trainingskarriere. Das ist in meinen Augen sehr wichtig, da es sich bei den
meisten Trainingsteilnehmern ja um
Menschen handelt, die Selbstverteidigung als Hobby verstehen, d.h. dass
ihr Trainingsaufwand sich in der Regel
in einem überschaubaren Rahmen
abspielt.
Sie profitieren innerhalb ihrer Trainingskarriere dann von den schon
vorhandenen bzw. täglich immer
wieder aufs neue gemachten Bewegungs- und Berührungserfahrungen
des ganz alltäglichen Lebens, anstatt sich ausschließlich irgendwelche
künstlichen Trainingsmuster aneignen zu müssen, die in meinen Augen
nichts bzw. nur sehr entfernt mit dem
normalen Alltag zu tun haben, also
dort auch nur sehr bedingt bzw. erst
nach sehr langer Zeit und unter einem
sehr hohen persönlichen Trainingsaufwand funktionieren können!
„Wir haben festgestellt, dass die neue
Methode sehr schnell erlernbar ist und
schon nach kurzer Zeit mit einer sehr
hohen Quaität vom Einzelnen umsetzbar
ist.“
Dadurch ist es möglich mit einem
überschaubaren Trainingsaufwand für
jeden Trainingsteilnehmer, ob „Amateur oder Profi“, schon sehr schnell
eine ernstfalltaugliche Sensitivität der
Arme und Beine zu entwickeln, was
einem in Gefahrensituationen natürlich einen großen Leistungsvorteil
bringt wie oben schon beschrieben,
da mehrere geschulte Sinne wesentlich besser sind als die Konzentrati-
on auf „nur“ einen Sinnesbereich!
Das Gehirn kann die erlernten Trainingsinhalte optimal auf das Anwendungstraining und Ernstfallsituationen übertragen, da es einen hohen
Ähnlichkeitscharakter gibt zu Bewegungsabfolgen, die in Ernstfallsituationen häufig vorkommen!
Es ist nicht mehr notwendig die Defizite der alten Grundform über einen
extrem hohen Trainingsaufwand von
vielen Stunden Training pro Tag über
Jahre und Jahrzehnte zu kompensieren!
Somit ist es für jeden möglich, die
gesetzten Trainingsziele auch zu realisieren, d.h. die Trainingsform nach
kurzer Zeit mit einem entsprechenden
Automatismus in einer Straßenkampfsituation abrufen zu können!
Weiterhin ist es möglich die neue
Trainingsmethode mit einer hohen
Qualität schnell zu erlernen, ohne
auf Privatunterricht zurückgreifen
zu müssen, im Gegensatz zur alten
Grundmethode. Die neue Methode
kann innerhalb eines bestimmten Zeitinterwalls häufig wiederholt werden
und man kommt so in kurzer Zeit zu
einem hohen Automatismus der Trainingsmuster.
Die Hochdruckkomponente wird
in die Trainingsform eingebaut, um
schnellere Lernerfolge auf Grund von
klaren Repräsentationen der Technik
im Gehirn zu schaffen und um mit
15
druckvolleren Angreifern besser bzw.
überhaupt umgehen zu können.
Diesbezüglich kann jeder zu einem
recht hohen Druckniveau aufgebaut
werden. Dies hat natürlich alles seine
genetischen Grenzen, führt jedoch
bei jedem nach einer bestimmten
Trainingszeit zu einem Vorwärtsdruck,
der ausreicht, um mit druckvollen Angriffen besser umgehen zu können
und diese dann zu neutralisieren!
Dieser Weg ist sicherlich anstrengender als die „Weichspühlerversion“, aber vor den Erfolg hat Gott die
Arbeit gesetzt, und ohne Schweiß bekanntlich kein Preis! Denn dies stellt
in meinen Augen die einzige Möglichkeit dar, um Schlägern, die es wirklich
wissen wollen, effiziente Gegenwehr
zu leisten – alles andere ist für mich
an der Wirklichkeit vorbei!
Zum Thema Niedrigdruckchisau als
Trainingsprogramm bzw. taktische
Variante ist zu sagen, dass dies ausschließlich von den fortgeschrittenen
Trainingsteilnehmern in der IEMAS
Organisation trainiert wird, da sie
gelernt haben mit niedrigen Kontaktzeiten und einem minimalen Input von Druck umgehen zu können
und diese Informationen dann für die
praktische Anwendung effektiv zu
verwerten.
Dies liegt daran, dass ihr Gehirn klare Repräsentationen der Chisaubewegungen geschaffen hat über das
langsame, mit viel Druck ausgeführte
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Chisautraining im Grundstufenbereich der Trainingskarriere! Das ist zu
vergleichen mit einem Klavierspieler
wie oben schon gesagt, der die Melodie erst ganz langsam und mit starkem Tastendruck spielt und in einem
zweiten Schritt die gleiche Melodie
immer schneller mit wechselndem
Tastendruck, um dem Stück sein individuelles Gesicht zu verleihen.
Weiterhin hat der Fortgeschrittene
gelernt den Druck als taktisches Mittel einzusetzen, d.h. „mit dem Druck
spielen zu können“. Man kann sich
natürlich die Frage stellen, warum es
einige WingChun Meister gibt, die
über eine außerordentliche Kampfstärke verfügen und dies auf der Straße auch schon vielfach unter Beweis
gestellt haben. Dies korrespondiert
ganz eng mit den Heldengeschichten
aus vergangener Zeit, in der es einige
WingChun Meister gegeben haben
soll, die Zeit ihres Lebens all ihre Herausforderungskämpfe für sich entschieden haben.
„Hochdruckchisau ist sicherlich anstrengender, aber vor den Erfolg hat Gott die
Arbeit gesetzt, und ohne Schweiß bekanntlich kein Preis.“
Dem kann ich nur entgegnen, dass ich
das WingChun in der mir bekannten
Form ausschließlich als Zusatzqualifikation für den Nahkampf ansehe!
Denn alle mir bekannten Meister, die
über die oben beschriebene Kampfstärke verfügen, haben eine entsprechende Grundlagenausbildung
zumeist in einigen anderen Kampfkünsten genossen bzw. trainieren
diese Inhalte immer noch parallel zu
ihren WingChun Inhalten oder geben
diese Inhalte als WingChun Inhalte
aus!
hunderten zuvor auch nicht anders
war und dass WingChun für sich genommen von den Gründervätern gar
nicht als eigenständige Kampfkunst
angesehen wurde, sondern für diese
Meister als Unterstützung des schon
bekannten Repertoires von Kampfkunstsystemen und Techniken gedient hat!
Dies ist natürlich nur Spekulation,
erscheint mir jedoch logischer als andere Ansätze, die in der Literatur beschrieben werden. Bei diesem schon
vorhandenen oder parallel angeeigneten Repertoire der kampfstarken
WingChun Meister sind vor allem
folgende Systeme zu nennen: Bodenkampfsysteme aller Art, Boxen, Karate, Thai-Boxen, Waffenkampfsysteme
aller Art, etc.
Weiterhin betreiben die meisten dieser Meister sehr ausgiebig Anwendungsformen aller Art im Sparringsbereich und arbeiten in der Regel viel
an den Pratzen und am Sandsack. Sie
nutzen zumeist den Waffenkampf,
um ihren Körper optimal in die einzelnen Techniken einbringen zu können und um ihre Abschlussfähigkeit
zu verbessern. Außerdem arbeiten sie
in der Regel ausgiebig an ihrer Physis
mit Hilfe von Krafttraining, Konditionstraining, usw.
Auch für die Abhärtung wird einiges
getan, um die persönlichen Nehmerqualitäten zu steigern.
Ich glaube, dass dies in den Jahr16
Sie arbeiten mit vielen hochwertigen
Sparringspartnern aus den unterschiedlichsten Kampfkunstbereichen,
die sie häufig nicht aus ihren Trainingsgruppen rekrutieren, da ihnen
dort selbst geschaffene Hierarchien
im Weg stehen! Dabei gibt es natürlich Ausnahmen im WingChun-Bereich, aber diese sind eher selten!
Weiterhin verfügen sie in der Regel
schon genetisch über eine gewisse
Grundaggressivität in Bezug auf
den Straßenkampf und werfen diese Eigenschaft beim Training wie im
Ernstfall in die Waagschale. Zudem
haben sie einen ausgesprochen starken Willen und damit eng verbunden eine geringe Aufgabementalität! Mut, Kreativität und der Hang
Überraschungen in ihren Kampfstil
einzubauen sind Kennzeichen dieser
kampfstarken Meister.
Weiterhin sind sie in der Lage Techniken aus anderen Stilen in den persönlichen WingChun Stil einfließen
zu lassen und wenn nötig auf den
Straßenkampf anzupassen.
Sie verfügen in der Regel über einen
großen Erfahrungsschatz, da sie mit
sehr vielen unterschiedlichen Menschentypen trainiert haben und viele
Kampfkunstsysteme studiert haben.
Somit liegt in meinen Augen ihre
Kampfstärke nicht darin begründet,
dass sie ausschließlich WingChun betreiben, sondern WingChun ist für sie
„nur“ eine Teilqualifikation unter vie© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
len wie oben ausgeführt! Dies werden die Meisten sicherlich bestreiten,
da WingChun ihre Wirtschaftsgrundlage darstellt und man diese sehr gut
vermarkten kann, was einige Kampfkunstorganisationen in den letzten
Jahren und Jahrzehnten eindrucksvoll
unter Beweis gestellt haben.
Denn die Chisauverformungen („Legosteine“) werden dort in sehr vielen
Sektionen immer wieder neu angeordnet, um diese in meinen Augen
gleich mehrfach an ihre Mitglieder
verkaufen zu können!
Dagegen ist auch nichts zu sagen,
aber ich glaube, dass es nicht notwendig ist so viele Chisausektionen
zu erlernen über einen sehr langen
Zeitraum, um dann immer noch zu
hören zu bekommen, dass man nicht
im Besitz des „kompletten Systems“
ist und dies wird gesagt zu Meistern
des WingChuns, die dem System
mehr als 20 Jahre treu und loyal gedient haben! Denn wenn man vom
„Legosteinprinzip“ ausgeht, ist es
zum einen möglich die einzelnen Sektionen ganz anders zusammenzustellen und dann zu normieren!
Dazu ist meiner Meinung nach übrigens jeder in der Lage, der längere
Zeit Chisau gemacht hat nach den
gängigen Grundformen! Zum anderen reicht es in meinen Augen völlig
aus für alle Oberkörpersektoren jeweils nur eine sehr begrenzte Zahl
von Chisausektionen zu haben, um
die Verformungen unter entsprechendem Hochdruck möglichst häufig pro Zeiteinheit zu wiederholen.
Dabei ist es in meinen Augen nicht
nötig für ein und denselben Sektor
zig verschiedene Chisausektionen zu
haben unter dem Motto: „Mehr ist
mehr wert“! Denn irgendwo habe
ich bei den gleichen Meistern mal
den Spruch gelesen bzw. gehört:
„Weniger ist mehr!“ und daran versuche wir uns zu halten in der IEMAS
Organisation!
Denn Gelenk- und Muskelflexibilität
ist für mich nur eine Qualifikation
unter vielen, die man benötigt, um in
einem Kampf bestehen zu können!
Deshalb sollte der Trainingsaufwand
bezüglich des Chisaus sich im Rahmen
halten und nicht ins Grenzenlose gesteigert bzw. pervertiert werden. An
diesen Strukturen wird natürlich gerne von den einzelnen Kampfkunstorganisationen des WingChuns festgehalten, da die Grundverformungen
des Chisaus ja auf unendliche Art
und Weise miteinander kombiniert
werden können und man diese dann
einzeln an seine Mitglieder immer
wieder aufs neue verkaufen kann!
Weiterhin werden in der Regel Wartezeiten eingebaut, um diesen Zustand noch künstlich zu verlängern
und wichtige Basiselemente wie z.B.
Chigerktechniken kommen in der
Regel erst am Ende des waffenlosen
Programms, um zu gewährleisten,
17
dass auch jedes Mitglied mindestens
bis zu diesem Zeitpunkt brav seine
Abgaben an die Organisation bezahlt,
um in den Besitz der „relevanten“ Basistechniken zu kommen!
Dies ist in der IEMAS -Organisation
nicht der Fall und somit werden die
neue Grundform des Chisaus und die
IEMAS Chigerktechniken von Anfang
an trainiert und wenig später folgt die
herkömmliche Grundform des Chisaus mit entsprechenden Sektionen!
Da wir das Baukastensystem haben,
ist es jedoch auch möglich direkt mit
den einzelnen Sektionen zu beginnen! Dazu ist aber zu sagen, dass der
zuvor genannte Unterrichtsaufbau
sich in der Vergangenheit sehr bewährt hat.
Es kann natürlich davon abgewichen
werden, wenn der Trainingsteilnehmer dies möchte, d.h. jeder kann direkt das lernen, was er will und muss
nicht ewig darauf warten! In der IEMAS Organisation gibt es auch keine
Extragebühren für Chisausektionen
und deren Anwendung!
Weiterhin erheben wir keine Gebühren für die Prüfungen, sondern diese
werden nach Leistung verliehen! Bei
uns trainiert jeder mit jedem, was in
meinen Augen ein großer Vorteil ist
z.B. bezüglich der Automatisierung
entsprechender
Chisautechniken!
Denn bisher habe ich nur den Fall
gekannt, dass ich das entsprechende
Programm ausschließlich mit Per© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
sonen wiederholen durfte in den einzelnen WingChun Organisationen,
die genauso „weit“ im Stoff waren
wie ich selber!
Dies schränkte das Feld der Trainingspartner natürlich sehr stark ein und
führte bei mir dazu, dass ich zum einen mehr Privatunterricht nahm, um
den Stoff zu wiederholen und zum
andere einfach gegen den oben genannten Grundsatz, nur mit gleichhoch Graduierten zu trainieren, verstoßen habe!
„Bei uns trainiert jeder mit jedem, was
ein großer Vorteil ist, da das Feld an
Trainingspartnern somit weniger eingeschränkt ist.“
Ein weiterer Grundsatz ist bei uns,
dass jeder neue Trainingsteilnehmer
möglichst schnell ein guter Trainingspartner von allen werden soll! Denn
umso mehr gute Trainingspartner
eine Trainingsgruppe aufweist, umso
besser wird der Einzelne und dies gilt
natürlich uneingeschränkt auch für
unsere Lehrer. Diese laufen bei uns
nicht außerhalb des normalen Trainingsbetriebs, sondern sind Trainingsteilnehmer wie jeder andere auch.
Das führt in der Regel zu einem besseren Unterrichtsklima, bei dem eine
lockerere Lernatmosphäre entsteht
und somit der einzelne Trainingsteilnehmer einen höheren Lerneffekt
erzielt. Dies deutet sich in der IEMAS
Organisation schon dadurch an, dass
wir einheitliche T-Shirts und einheitliche Farben für diese T-Shirts für alle
Trainingsteilnehmer haben und bei
den Lehrern nur ganz klein „instructor“ drauf stehen haben.
Dadurch hat der Neuling die Möglichkeit, die Lehrer gezielt anzusprechen. Er wird jedoch schnell merken,
dass er auch alle anderen ansprechen
kann, die schon länger dabei sind,
denn bei IEMAS ruht das Wissen auf
vielen Schultern und es gibt keine
zentristischen Hierarchien, die dem
Lernerfolg des Einzelnen nur im Weg
stehen würden!
Empathiefähigkeit, eine humanistische Grundhaltung versehen mit
einer entsprechenden Sozialkompetenz und die Fähigkeit didaktisch zu
unterrichten ist die Grundlage, um
bei uns „IEMAS instructor“ zu sein.
Weiterhin pflegen wir das Kleingruppenformat, d.h. dass die Anzahl der
Trainingsteilnehmer in den einzelnen
IEMAS Gruppen limitiert ist, um den
Lernerfolg des Einzelnen auch praktisch gewährleisten zu können. Dabei
ist es natürlich möglich, wenn die
Gruppe viele Instruktoren bzw. Fortgeschrittene aufweist, dass sie auch
eine größere Personenzahl aufweist.
Es wird bei uns jedoch darauf geachtet, dass ein gesundes Verhältnis
zwischen Lehrenden und Lernenden
besteht. Unsere Instruktoren können
sich mehrmals im Jahr bei Lehrgängen fortbilden oder besuchen uns in
unserem normalen Training in der
IEMAS Zentrale.
Dies führt zu einem einheitlich guten
Niveau unserer Ausbilder, worauf wir
auch viel Wert legen, denn unsere Leitmaxime heißt diesbezüglich: „Klasse
statt Masse“! Denn Kleingruppenunterricht ist in meinen Augen besser
für den einzelnen Trainingsteilnehmer
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im Gegensatz zu Massenunterricht,
der gerne von Strukturvertrieben innerhalb des Kampfkunstmarktes betrieben wird.Somit haben wir in der
IEMAS Organisation ein Milieu geschaffen, um in meinen Augen optimalen individuellen Lernfortschritt
zu gewährleisten und dies auch dauerhaft zu erhalten, denn Lernen ist
in meinen Augen ein lebenslanger
Prozess und wer glaubt heute dabei
stehen bleiben zu müssen, ist morgen
schon überholt und wird spätestens
übermorgen von der Wirklichkeit eingeholt!
Redaktion: Welche Trainingsmethoden flankieren und komplettieren in Ihren Augen optimal die
neue Grundform des Chisaus?
Stefan Krebs: Als Grundlage für
Chisau und Chigerk dient bei IEMAS
das Bodenkampftraining! Dabei bekommt der einzelne Trainingsteilnehmer die Grundlagen beigebracht, um
mit seinem Schwerpunkt besser umzugehen und den Schwerpunkt des
anderen mit seinem Körper besser
kontrollieren zu können. Weiterhin
erlernt der einzelne Trainingsteilnehmer, mit dem gesamten Körper fühlen zu lernen und diese Informationen
effektiv und Ziel gerichtet für sich zu
nutzen.
Deshalb ist der Bodenkampf bei uns
auch überschrieben mit dem Begriff „Ganzkörperchisau“! All dieses
Grundlagentraining auf dem Boden,
© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
was Parallelen zum klassischen Ringen, dem Samboringen, BJJ, Judo, JJ,
etc. aufweist, führt dazu, dass man
die Basis für den offenen Bodenkampf bekommt.
Denn ohne eine grundlegende Ausbildung in diesem Bereich, fehlt in
meinen Augen für Schlagtechniken,
Beintechniken, usw. des offenen
Bodenkampfes jegliche Grundlage,
um diese mit immergleicher Qualität
ausführen zu können, ob im Training
oder Ernstfall!
Zudem erlernt man beim Bodenkampf den zweckdienlichen Umgang
mit der Hüfte, um Energie besser
aufnehmen wie abgeben zu können.
Dies geschieht maßgeblich durch die
Verbesserung der Hüftbeweglichkeit.
Diese Hüftbeweglichkeit kann man
wiederum sehr gut einbauen in die
entsprechenden Grundformen des
Chisaus und sie dienen als Grundlage
und Katalysator für den Aufbau einer
guten Abschlussfähigkeit in Bezug
auf Arm- und Beintechniken.
Die Abschlussfähigkeit wird weiterhin positiv stimuliert wie schon zuvor
beschrieben durch Waffenkampf,
Pratzentraining,
Sandsacktraining,
Sparring aller Art mit entsprechender
Schutzausrüstung, etc.!
Denn es reicht nicht aus, irgendwelche halbherzigen Kettentechniken
am Angreifer anzubringen, die zwar
schnell ausgeführt werden können
vom Einzelnen, aber in realen Stra-
ßenkampfsituationen zumeist nicht
die gewünschte Wirkung erzielen
bei entsprechender Gegenwehr!Dies
wird vor allem relevant, wenn man
mal eine Auseinandersetzung mit
mehreren Angreifern auf der Straße
hat.
Denn ein bisschen „Pitsche Patsche“
mit ein paar halbherzigen Kettentechniken haben noch keinen Schläger
beeindruckt, der es wirklich wissen
will! Außerdem sollte man im Training an seinen optischen Fähigkeiten
arbeiten, um im Ernstfall schneller
und besser auf Angriffe des Anderen
reagieren zu können. Weiterhin hilft
einem eine gute Optik auch dabei
Deckungslücken beim Anderen wahrzunehmen und dann punktgenaue
Treffer auf vitale Punkte zu erzielen.
Das wichtigste flankierende Trainingselement sollte jedoch die Arbeit an
der persönlichen Einstellung und der
Steigerung des persönlichen Selbstwertgefühls sein!
Denn die durch das entsprechende
Training veränderte Ausstrahlung ist
in meinen Augen ein maßgelblicher
Garant dafür, ob man überhaupt Opfer eines Angriffs auf der Straße wird!
Sollte es trotzdem zu einer Straßenkampfauseinandersetzung kommen,
so sind die persönliche Einstellung
und der Wille, das Ganze durchzustehen und eben nicht aufzugeben,
maßgeblich für den Verlauf und den
Ausgang der Straßenkampfsituation!
Diesem Punkt tragen wir in der IEMAS
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Organisation dadurch Rechnung,
dass wir von Anfang an sehr viel
Anwendungstraining mit entsprechender Schutzausrüstung machen!
Außerdem dienen zur Verbesserung
des persönlichen Kampfgeistes und
Willensstärke der Bodenkampf und
spezielles Stresstraining z.B. an der
Wand.
Diese Mischung hat sich die letzten
Jahre sehr gut bewährt und die erfolgreiche Bewältigung von Straßenkampfsituationen, die unsere Mitglieder die letzten Jahre hatten, spricht
diesbezüglich eine deutliche Sprache!
Dazu ist natürlich noch zu sagen, dass
unsere oberste Leitmaxime in Bezug
auf Straßenkämpfe aller Art ist, dass
wenn wir die Möglichkeit haben zu
flüchten ohne uns selbst oder andere
dabei zu gefährden, sollten wir dies
tun!Denn ein vermiedener Kampf ist
meiner Meinung nach in der Regel
ein gewonnener Kampf!
Redaktion: Kann man die Prinzipien des Chisautraining auch
auf den Beinkampf umsetzen?
Stefan Krebs: Diese Frage kann man
grundlegend bejahen! Mit den Beinen
bzw. einem Bein versucht man ebenfalls Kontakt zu finden zu einem Bein
des Anderen, um dieses zu kontrollieren und dann bessere Informationen
über die Absichten unseres Gegenüber zu bekommen als dies vor dem
Kontakt war. Diese Trainingsform
wird bei uns IEMAS Chigerktraining
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genannt.Weiterhin wird durch die
Kontaktaufnahme die Distanz zum
Anderen überbrückt und wir werden
in die Lage versetzt, auch die Arme
des Anderen zu kontakten, um sie
besser kontrollieren zu können.
Somit geht der Kontakt mit den Beinen ganz eng einher mit dem Kontakt der Arme und im Idealfall bildet
der Kontakt von Armen und Beinen
eine synchrone Einheit, wobei der
Beinkontakt den Armkontakt/ en
zeitlich vorangeschaltet ist auf Grund
der größeren Längenmaße der Beine
im Vergleich zu den Armen.
Nach dem Kontakt versucht man
auch mit den Beinen Positionen zu erreichen, die es einem einerseits möglich machen jegliche Überraschungen
schon im Beginn der Technik zu erfühlen, um darauf adäquat reagieren
zu können. Zum anderen versucht
man eine Position zu erlangen, die
es einem ermöglichen, den Anderen
gewinnbringend z.B. mit einem Tritt
oder Kniestoß zu treffen bzw. einem
strategisch von der Beinposition einen Vorteil geben, um z.B. eine Wurfoder Schlagtechnik am Anderen gewinnbringend anzusetzen.
Nach der Kontaktaufnahme mit dem
Bein wird wie mit den Armen mit viel
Vorwärtsdruck gearbeitet und wenn
man dies beherrscht, kann man wie
beim Chisautraining mit den Armen
beginnen, mit dem Druck zu spielen,
um taktische Vorteile gegenüber dem
Anderen zu erlangen. Zudem geht es
im Chigerktraining darum, bestimmte
Gelenk- und Muskelflexibilitäten vor
allem im Fußgelenksbereich, Kniegelenksbereich und Hüftgelenksbereich
zu verbessern.
Dies bedarf in der Regel eines höheren
zeitlichen Aufwands als beim Chisautraining, da die Beine im Vergleich zu
den Armen wesentlich weniger trainiert sind im feinmotorischen Bereich
auf Grund von Alltagsbewegungen
aller Art. Außerdem sind die Beine
viel länger und breiter als die Arme
im Vergleich und es ist viel schwieriger mit diesen kleine und präzise
Bewegungen auszuführen. Dies ist
zu vergleichen mit einem Auto und
einem LKW.
„Wenn wir die Chance haben vor einer
Straßenkampfsituation zu flüchten ohne
uns und andere zu gefährden, sollten wir
dies tun. Denn ein vermiedener Kampf ist
in der Regel ein gewonnener Kampf!“
Dabei ist das Auto auch viel wendiger
als der LKW und es ist mit dem Auto
viel leichter möglich z.B. anspruchsvolle Einparkaktionen durchzuführen.
Die Größe und Länge der Beine im
Vergleich zu den Armen korrespondiert auch ganz eng damit, dass im
Beinbereich viel mehr Muskeln und
ein viel stärkerer Sehnen und Bandapparat vorhanden ist. Somit bedarf es
eines höheren Trainingsaufwandes als
beim Chisau mit den Armen, um diese Strukturen flexibel und geschmeidig werden zu lassen. Diesbezüglich
ist noch anzumerken, dass genau diese Geschmeidigkeit und Flexibilität
im Beinbereich dazu führt, dass man
Kniestöße und Tritte wesentlich härter und ansatzloser treten und stoßen
kann, da Widerstände in den Muskeln, in den Sehnen und im Bandbereich der kompletten Beine über das
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Chigerktraining beseitigt werden!
Dieser Mehraufwand an Training im
Vergleich zum Chisautraining sollte
einen jedoch nicht entmutigen und
man wird merken, wenn man dem
Chigerk einen gewissen Trainingsraum einräumt, dass man über die
Zeit ähnliche Erfolgserlebnisse ernten
wird wie beim Chisau mit den Armen.
Es fällt halt kein Meister vom Himmel
und Geduld ist das halbe Leben!
Das Chigerktraining wird in der IEMAS
Organisation in drei Kampfdistanzbereiche unterteilt und von Beginn der
persönlichen Trainingskarriere an von
jedem trainiert. Im weiten Bereich übt
man die Beine seines Trainingspartners zu kontakten.
Im mittleren Bereich hat man gleichzeitig Kontakt mit den Beinen und
den Unterarmen. Die Unterarme dienen zu Beginn jedoch nur zur Stabilisierung des Gleichgewichts, um die
Trainingsform in dieser Distanz länger
und intensiver ausführen zu können.
In der engen Distanz befindet man
sich in der Clinchdistanz, bei der vor
allem Kniestöße, Wurfansätze, etc.
trainiert werden. Wenn man diese
drei Distanzen mit den Beinen beherrscht, werden diese Distanzbereiche verbunden, um sie zu einem
nahtlosen Ganzen zu verbinden.
Dies trainiert man vor allem im
Beinsparring mit entsprechender
Schutzausrüstung. Sobald dies gut
funktioniert baut man nach und nach
© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
Armtechniken aller Art ein, um in
einem letzten Schritt Komplettsparring mit entsprechender Schutzausrüstung zu praktizieren.
Flankiert und komplettiert wird das
Chigerktraining in der IEMAS Organisation über ein entsprechendes
Tritt- und Kniestoßtraining, das sich
eng an Techniken des Thai-Boxens,
Taekwon-Do´s, des Karates und Kickboxens orientiert. Diese Techniken
wurden natürlich speziell auf den
Selbstverteidigungsbereich angepasst
und werden mit Hilfe von Pratzentraining, Sandsacktraining und Sparringsformen praxistauglich gemacht.
Somit bilden unsere Form des Chigerks
und unsere neuen Grundformen des
Chisaus in Verbindung mit den schon
genannten anderen Trainingsformen
und Techniken in meinen Augen die
ideale Grundlage, um Anwendungstraining effektiv, sicher und mit der
entsprechenden Systematik durchführen zu können. Dadurch kann
jeder Trainingsteilnehmer im IEMAS
Training recht schnell die Grundlage
für sich schaffen, um einem Straßenkampf mit Armen und Beinen besser
bzw. überhaupt gewachsen zu sein!
Redaktion: Welche Hoffnungen
verbinden Sie mit der Entwicklung der neuen Chisaumethode
und der Gründung der IEMAS Organisation?
Stefan Krebs: Es gibt einige Hoff-
nungen, die ich mit den neuen Trainingsformen und der Gründung der
IEMAS Organisation verbinde.
Zum einen hoffe ich, dass die neue
Grundform des Chisaus zu einer
weiteren Professionalisierung des
Selbstverteidigungsbereichs und der
Kampfkunst im Allgemeinen führt!
Zum anderen hege ich die Hoffnung,
dass die neue Chisaugrundübung
nun jedem, ob „Amateur oder Profi“,
dabei helfen kann, Ernstfallsituationen auf der Straße noch sicherer zu
seinen Gunsten zu entscheiden und
das mit einem überschaubaren Trainingsaufwand!
Weiterhin hoffe ich, dass mein bescheidener Beitrag zum Thema Chisau
dazu führt, dass jeder, der Selbstverteidigung bzw. Kampfkunst betreibt,
einmal in sich geht und sich fragt, was
er zur Weiterentwicklung der Selbstverteidigung bzw. jeweils betriebenen
Kampfkunst beitragen kann. Und ich
glaube, dass dabei eine ganze Menge Brauchbares zusammenkommen
wird, wenn der Einzelne sich nicht
durch Hierarchien, vermeintliche Traditionen oder der Furcht vor der eigenen Courage aufhalten lässt!
Denn wenn man die eigene Quelle erst einmal anzapft und sprudeln
lässt, so wird man sich wundern, welche Eigendynamik daraus resultiert!
Das ging und geht mir noch heute
so! Weiterhin hoffe ich, dass ich auch
in Zukunft an der Entwicklung der
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IEMAS Organisation mitwirken darf,
da ich glaube, dass etwas Großes am
entstehen ist bzw. schon da ist und
ich dabei sein darf!Ich hoffe, dass wir
die Trainingsdidaktik in der IEMAS
Organisation immer wieder den neuen Gegebenheiten der Zeit anpassen können, um auch morgen noch
zukunftsfähig zu sein mit unserer
Selbstverteidigung, denn alles ist im
Fluss, wenn man bereit ist zu fließen
und dabei nicht stehen bleibt!
Selbstverteidigung bzw. Kampfkunst
betreibt bzw. sich dafür interessiert,
einmal schaut, welchen persönlichen
Beitrag er für den jeweiligen Bereich
liefern kann, anstatt darauf zu warten, dass immer die Anderen die Antworten für die Zukunft in diesem Bereich liefern!
Weiterhin hoffe ich, dass ich dem
Selbstverteidigungsbereich bzw. der
Kampfkunst auf diesem Wege schon
mal ein bisschen von der Freude und
Zufriedenheit, die ich durch sie erhalten habe, zurückgeben konnte und
ich dies auch in Zukunft noch lange
tun darf!
Dabei sollte jeder in diesem Bereich
Tätige sich an der Gestaltung der Zukunft in der Selbstverteidigung bzw.
Kampfkunst beteiligen, anstatt ein
paar wenigen Protagonisten dieses
Feld kampflos zu überlassen! Denn
viele dieser Protagonisten haben in
der Vergangenheit dieses Feld nur
dazu genutzt, um ihren persönlichen
Egoismus zu befriedigen und ihre
persönlichen
Allmachtsphantasien
und Profilneurosen auszuleben!
Redaktion: Vielen Dank für das
aufschlussreiche und offene Interview!
Für die Zukunft hoffe ich, dass der IEMAS Gedanke in die ganze Welt getragen wird, damit sich in der Selbstverteidigung wieder etwas tut! Denn
die Kampfkunstmeister vieler Systeme sollten sich wieder besinnen auf
ihre Ideale, die sie am Beginn ihrer
Trainingskarriere in der Regel gehabt
haben und nicht ihre Zeit damit verschwenden philosophische Ergüsse
von sich zu geben und jeden Tag die
Zuwächse ihres Bankkontos zu zählen, denn dafür ist Selbstverteidigung
bzw. Kampfkunst in meinen Augen
einfach zu schade!
Damit sollte nun endlich Schluss sein,
denn jeder hat das Rüstzeug dazu,
diesen Bereich nachhaltig zu verändern, wenn er es nur will! Das Einzige,
was er dazu benötigt, ist eine Portion
Mut und die Liebe zur Selbstverteidigung bzw. Kampfkunst! Alles andere
kommt von selbst. Und es liegt nun
an uns, wer in der Zukunft die Akzente in der Selbstverteidigung bzw.
Kampfkunst setzt, diejenigen, die die
Selbstverteidigung bzw. Kampfkunst
lieben oder die, die sie für ihre persönlichen Interessen missbrauchen
bzw. instrumentalisieren wollen!
Weiterhin hoffe ich, dass die IEMAS
Organisation einen Beitrag dafür
liefern kann, dass sich noch mehr
Menschen für die Kampfkunst in der
Zukunft interessieren werden! Denn
Kampfkunst ist für mich ein Weg zu
leben, der vielen Menschen der westlichen Welt eine Richtung aufzeigen
kann bzw. eine Hilfe sein kann, ihre
innere Zufriedenheit zu erlangen!
Außerdem hoffe ich, dass jeder, der
„Jeder hat das Rüstzeug den Kampfsportbereich nachhaltig zu verändern, wenn er
es nur will!“
© IEMAS Selbstverteidigung _ www.iemas.org
Stefan Krebs: Ich habe zu danken
für Ihr Interesse!
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag
dem Ein oder Anderen ein bisschen
Mut gemacht habe sein Herz in die
Hand zu nehmen und zu versuchen
sich und seine Individualität in die
Selbstverteidigung bzw. Kampfkunst
einzubringen!
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