Liebe Leserinnen, liebe Leser

Transcription

Liebe Leserinnen, liebe Leser
Inhalt
Themen
In eigener Sache
Einladungen
Los Amigos del Libro (Nachruf auf Werner
Guttentag)
Titel
Bolivien stimmt positiv über die neue Verfassung
ab und bestätigt seine interne Spaltung
Las Lineas Maestras de la Constitución
Presseschau zur Verfassung
Politik
Boliviens Bergbau ächzt unter der
Weltwirtschaftskrise
Das „weltwärts“-Programm des DED
Serie
Das Bundesland Niedersachsen
Das Bundesland Bremen
Laboratorios Droguería INTI S.A.
Computer & Co.: SSD-Speicher bald als
Festplattenersatz?
Kultur
Ewige Jungs-Abenteuergeschichten aus Bolivien
von Friedrich Ahlfeld
Da war doch mal was...
Reise
Wandern am Ende der Welt
De vuelta
Aktuelles
Bekanntmachung für Deutsche zur Wahl zum
Europäischen Parlament 2009
Pilotprojekt des Auswärtigen Amtes zum
Krisenmanagement
Symposium zum 30. Jahrestag des ÖkologieInstituts in La Paz
Ja wo laufen sie denn? – Eine neue sportliche
Höchstleistung aus Bolivien
Neue
Ein neuer Pfarrer für die Deutschsprachige
Evangelische Gemeinde
Vom Hafen des Friedens nach La Paz
Glückstag 29. Februar 2008
Schule
Philipps-Universität Marburg besucht Deutsche
Schule La Paz
Neuigkeiten von der Dualen Ausbildung
Mischmasch
Refrescos
Finanzmarktkrise mal anders gesehen
Veranstaltungen Goethe-Institut La Paz
Mitteilungen der Evangelisch-Lutherischen
Gemeinde Deutscher Sprache in Bolivien
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Zweite Hand
Mitteilungen der Katholischen Kirchengemeinde
deutscher Sprache
Anzeigen
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Monatsblatt des CCA
Herausgeber:
Deutsche Kulturgemeinschaft,
Centro Cultural Alemán (CCA)
Büro: Deutsche Schule La Paz - Colegio Alemán La Paz
Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte
Tel.: 2671002
Fax: 2-711527
Casilla: 8718
e-mail: [email protected]
La Paz - BOLIVIEN
Redaktion:
Manuel Lins
Tel. 2713361
[email protected]
Franziska Sörgel
Tel. 2710281
[email protected]
Dirk Hoffmann
Tel. 2711724
[email protected]
Werner Preiss
Tel. 2792029
[email protected]
Dr. Hans Schoeneberger Tel. 2771055
[email protected]
Auflage: 400 Stück
Artikel und Leserbriefe richten Sie bitte an die Redaktionsmitglieder oder das
Postfach des CCA, 8718.
Die Redaktion behält sich vor, Artikel und Leserbriefe gekürzt zu
veröffentlichen.
Artikel und Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der
Redaktion wieder.
Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an das Büro des CCA senden.
Die einzelnen Artikel des Monatsblatts und eine Gesamtfassung können von
der Webseite www.cca-monatsblatt.org herunter geladen werden.
Redaktionsschluss für das Monatsblatt 2-2009(Juni) ist der 31.05.2009
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das neue Jahr, in dem wir Sie wieder sehr herzlich als unsere Leser
begrüßen dürfen, hat gleich einen schwungvollen Start genommen. Die
neue politische Verfassung Boliviens ist im Volksentscheid angenommen
worden und nun auf dem Weg, umgesetzt zu werden. Die Diskussionen
darüber, ob sie nun gut, schlecht oder verbesserungsbedürftig ist,
werden dadurch nicht verstummen. Das Monatsblatt hat verschiedene
Personen und Organisationen um ihre Meinung zur Konstitution gebeten;
kontroverse Standpunkte waren dabei nicht nur zu erwarten, sondern
ausdrücklich erwünscht. Das Ergebnis finden Sie in den Beiträgen zu
unserem Titelthema. Welche Folgen die neue staatliche Basis zeitigen
wird, bleibt abzuwarten.
Unsere Bundesländer-Serientäter haben wieder zugeschlagen. Der
Schwerpunkt liegt diesmal im Norden. Niedersachsen und Bremen
werden in diesem Heft auf derart ansprechende Weise präsentiert, dass
man umgehend Lust bekommt, einfach mal hinzufahren. Um an solch
interessante Artikel zu kommen, greifen die Mitarbeiter des
Monatsblattes bisweilen zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Der Autor
eines der Länderartikel musste erst mit einheimischen EchinaceaTropfen „bestochen“ werden, ehe er sich an die Tastatur seines
Computers setzte. Sie sehen, wir scheuen weder Kosten noch Mühen,
um Ihnen ein abwechslungsreiches Blatt zu bieten.
Und so sind wir gereist, haben Bücher gelesen, Festplatten aus dem
Fenster geworfen und was nicht noch alles sonst, und das alles nur für
Sie, unsere verehrten Leserinnen und Leser!
Darauf können Sie schon ein bisschen stolz sein.
Die Redaktion
Einladung des CCA
An dieser Stelle möchten wir alle Mitglieder des CCA
zur Generalversammlung 2009 am 24. April um 19:00
Uhr in das Restaurant und Cafe Vienna, Calle Federico
Suazo 1905 ganz herzlich einladen.
Am 28.März findet außerdem unser Jahresempfang für alle Mitglieder
des CCA statt.
Ort:
Deutscher Club (Achumani)
Zeit:
10:30 Uhr
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Los Amigos del Libro – die Liebe zum Buch
Werner Guttentag starb Anfang Dezember 2008 in Cochabamba, im
Alter von 88 Jahren. Das ist Anlass, sein Leben und Werk im Monatsblatt
der Deutschen Kulturgemeinschaft zu würdigen, hat er doch das
kulturelle Schaffen in Bolivien wesentlich gefördert, was die Produktion
von Literatur angeht. In den folgenden Ausführungen stütze ich mich vor
allem auf drei Quellen: die Festschrift zum 50jährigen Bestehen der
Buchhandlung und des Verlages „Los Amigos del Libro“ (1995), einen
Nachruf, der in La Razón, La Paz, erschien und schließlich seine Rede,
die er anlässlich der Auszeichnung mit dem Doktor h.c. in der
Universidad Mayor San Simón, Cochabamba, im Mai 2003 hielt und die
im Bolivian Studies Journal (Urbana-Champaign, USA, Vol. 10, 2003)
abgedruckt wurde.
Guttentag wurde 1920 in einer jüdischen Familie in Breslau geboren.
Von seinen frühen Jahren in Europa ist wenig veröffentlicht. Die Schule
konnte er zu seinem Leidwesen nur bis zur achten Klasse besuchen,
was auf die politischen Umstände im damaligen Nazi-Deutschland
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zurückzuführen war. Sein Vater wurde nach Buchenwald deportiert,
sodass er anfangen musste zu arbeiten. Bereits im Alter von 12 Jahren
schloss er sich einer Jugendbewegung an, die 1933 verboten wurde und
deren Mitglieder im KZ oder im Exil landeten. 1937 schickte ihn seine
Familie nach Holland in ein Ausbildungslager von jungen Flüchtlingen.
1939 wanderte er nach Bolivien aus und kam nach Cochabamba. In
seinem Gepäck: eine Schreibmaschine, ein Buch von Dostojewski und
ein Fahrrad (bezeichnend für seinen bescheidenen Lebensstil ist wohl,
dass er dieses selbe Rad noch mehr als 50 Jahre später benutzte);
ferner die Frustration, keine so vollständige Erziehung genossen zu
haben, wie er es sich wünschte, und den Traum, Buchhändler oder
Historiker zu werden. Die ersten Jahre verbrachte er als Lehrling eines
Juweliergeschäftes und als Angestellter der Minengesellschaft
Hochschild. Auf Reisen lernte er einen großen Teil Boliviens kennen.
1947 nahm er die bolivianische Staatsangehörigkeit an.
1944 verwirklichte er seinen Wunsch und gründete zusammen mit Edith
Lublin eine Buchhandlung in Oruro. Ein Jahr später besaß er ein
Geschäft mit dem Namen Los Amigos del Libro in Cochabamba, 1950
kam ein Ableger in La Paz dazu, in den 60er Jahren eröffnete er eine
Filiale in Santa Cruz, in den 70er bis 80er Jahren weitere Filialen in
Potosí, Sucre, Oruro und Tarija, die aber bald wieder geschlossen
werden mussten, weil sie sich wirtschaftlich nicht halten konnten. Heute
ist die Firma weiter geschrumpft. In La Paz hatte sie ihren Laden in der
Straße Mercado, letztes Jahr zog sie in ein kleineres Geschäft in der
Straße Ballivián um, nahe der Plaza Murillo; außerdem gibt es noch eine
kleine Zweigstelle in San Miguel und eine dritte im Flughafen auf dem
Alto.
Buchhändler zu sein war Werner Guttentag nicht genug. Bezeichnend
für sein unermüdliches Schaffen war nicht so sehr sein kommerzielles
Interesse (er selbst bezeichnete sich als nur mäßig erfolgreichen
Geschäftsmann), sondern sein Bestreben, als Verleger das kulturelle
Schaffen Boliviens und seine Vielfalt einem breiten Publikum bekannt zu
machen. Dazu wählte er den Leitspruch: „no leer lo que Bolivia produce,
es ignorar lo que Bolivia es“ (nicht zu lesen, was in Bolivien produziert
wird, hat zur Folge, Bolivien nicht zu kennen). Darüber hinaus schuf er
den Literaturpreis „Erich Guttentag“ (benannt nach seinem Vater) und
veröffentlichte die so ausgezeichneten Werke. Die Auswahl trafen
Preisrichter unter denen sich international anerkannte Literaten wie
Mario Vargas Llosa fanden. Er richtete auch den jährlichen Preis „Jaime
Laredo“ (benannt nach einem Musiker) ein, mit dem er die besten
Studenten der Universität von Cochabamba (UMSS) belohnte. Diese
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Preise waren eine Privatinitiative ohne Unterstützung des Staates.
Selbstkritisch meinte er zu seinen Wettbewerben: Einige waren
erfolgreich und beeinflussten fast ein halbes Jahrhundert das literarische
Schaffen dieses Landes, andere aber „waren zum Scheitern verurteilt,
weil das Land dafür noch nicht reif war und sich in einer tiefgreifenden
Entwicklung befand, wozu Revolutionen und mangelnde Stabilität
gehörten. Außerdem war die Aufgabe für ein kleines von einer einzigen
Person geführtes Unternehmen zu groß.“
Der Verleger Guttentag förderte eine ganze Generation von Literaten
und war mit etlichen von ihnen befreundet. Das erste Buch, das er
verlegte, war der Roman Surumi von Jesús Lara, von dem er zahlreiche
Bände veröffentlichte. Er verlegte die Werke vieler anderer Schriftsteller,
Historiker und Archäologen wie Néstor Taboada Terán, Hugo Boero
Rojo, Carlos Ponce, Dick Ibarra Grasso, Pedro Shimose, Renato Prado
Oropeza, Armando Soriano Badani und Juan de Recacoechea.
Eines seiner großen Verdienste bestand darin, bolivianische Bücher
auch im Ausland bekannt zu machen, unter anderem durch die
Beteiligung an internationalen Buch-Messen, zuletzt in Rom im Jahre
1999.
Werner Guttentag erlebte eine Phase tiefgreifender Veränderungen in
Bolivien. Dazu erzählte er folgende Anekdote: Im Jahre 1948 kam ein
etwa 12-14 Jahre alter Junge vom Lande (campesino) in seine
Buchhandlung und verlangte einen Band mit Gedichten. Die zunächst
angebotenen Bücher gefielen ihm nicht, es sollte etwas besonders
Schönes für seine Freundin sein. Schließlich erstand er ein kleines in
Leder eingebundenes Buch aus dem Ausland, das irrtümlich in das
Geschäft geraten war, aber der Buchhändler erklärte ihm, dass es für ihn
schwer lesbar sei, da es in Katalanisch geschrieben war. „Das macht
nichts“, meinte der junge Mann, „meine Freundin und ich haben noch
nicht lesen gelernt.“ Diese Szene wäre heute undenkbar.
Aus seiner Verlegertätigkeit nennen wir hier einige der wichtigsten
Beispiele:
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Guttentag las zufällig in die Geschichte des Verlagshauses Walter
de Gruyter (Berlin), dass diese Firma den Verlag juristischer
Bücher „Emanuel Guttentag“ übernommen hatte und dann die
Sammlung von Jura-Werken namens Guttentag schuf, die es noch
heute gibt. Das veranlasste ihn, in Bolivien eine ähnliche Reihe ins
Leben zu rufen, die Colección Jurídica Guttentag.
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Seine Serie Enciclopedia Boliviana brachte es auf 80 Bände, die
Bolivien in verschiedenen Wissensgebieten repräsentierten und
Themen von Geschichte, Geographie, Biologie, Musik, Wirtschaft,
etc. behandelten.
Im Bewusstsein, dass die weniger bemittelte Bevölkerung, also die
Hauptmasse der Bolivianer, sich Bücher kaum leisten konnten,
veröffentlichte er einige Titel der „Enciclopedia Boliviana“ in der
Serie POPULAR und bot sie besonders preisgünstig an.
Seine Sammlung Descubra Bolivia beziehungsweise Bolivia
Mágica hatte das Ziel, den Tourismus zu fördern, zu einer Zeit, als
weite Teile des Landes für die breite Öffentlichkeit noch unbekannt
waren. Der Schriftsteller Hugo Boero Rojo unterstützte dieses
Vorhaben. Es wurden Bände über die Archäologie von Tiwanaku,
Samaipata, Iskanwaya, La Paz und Umgebung herausgebracht.
Der Band „Bolivia Mágica“ des Jahres 1982 war der erste Versuch,
eine umfassende Enzyklopädie zu verschiedenen Aspekten des
Landes vorzulegen.
Die Bibliografía Boliviana hatte das Ziel, die Veröffentlichungen
Boliviens zusammenzufassen und den Studierenden als
Nachschlagwerk zu dienen. Später schloss sie kurze Biographien
der Autoren ein und bekam den neuen Titel Bio-Bibliografía
Boliviana. Es erschienen 40 Bände.
Insgesamt wird die Zahl von mehr als 800 Titeln genannt, die Los
Amigos del Libro herausbrachte – ein imposantes Werk in einem Land
mit der höchsten Analphabetenquote Südamerikas.
Er selbst hat sich als Autor einer Reihe von Artikeln in der nationalen und
internationalen Presse immer wieder über das Verlegen von Büchern
und seine Buchserien geäußert, zum Beispiel über die „Bibliografía
Boliviana“, die ihm besonders am Herzen lag. Er war sich sehr bewusst,
dass mit dem Verlegen und Drucken von Büchern in Bolivien kein
Reichtum gewonnen werden kann; er erklärte die Grenzen seines
Verlages unter anderem mit der Tatsache, dass Studenten lieber die
billigen Fotokopien benutzen.
Das Lebenswerk von Werner Guttentag ist auf verschiedene Weise
anerkannt worden. Er bekam zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen.
Die
Deutsche
Botschaft
überreichte
ihm
1973
das
Bundesverdienstkreuz. Die bolivianische Regierung zeichnete ihn 1987
7
mit dem Orden Cóndor de los Andes aus. Es erschien auch eine
bolivianische Briefmarke mit seinem Porträt. Im Dezember 2008 wurde
posthum eine Auszeichnung des bolivianischen Senats an die Familie
übergeben.
Matthias Strecker
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Bolivien stimmt positiv über die neue Verfassung ab und
bestätigt seine interne Spaltung
Am 25. Januar 2009 stimmten ca. 90% der wahlberechtigten Bolivianer/innen über
eine neue Verfassung und über eine Neuregelung des Großgrundbesitzes ab. Die
Verfassung wurde erwartungsgemäß angenommen, allerdings nur mit 61,43%. Dies
stellte für viele eine Überraschung dar, denn die Regierung erwartete durch die
Einbeziehung der Autonomierechte in den Verfassungstext eine wesentlich höhere
Zustimmung zur Verfassung. Über 70% stimmten für die Reduzierung des
Großgrundbesitzes auf 5.000 Hektar, was zu erwarten war. Dies waren mehrheitlich
diejenigen, die auch für die Verfassung gestimmt hatten.
Der Verfassungstext
Der neue Verfassungstext enthält verfassungsrechtliche Innovationen, die den von
der Regierung angestrebten Demokratisierungsprozess in Bolivien weiterführen.
Denn es werden Themen mit aufgenommen, die in vorherigen Verfassungstexten
nicht berücksichtigt wurden. Gleichzeitig werden die Menschenrechte der ersten und
zweiten Generation um die der dritten erweitert. Andererseits stellt die neue
Verfassung
aufgrund
der
unzureichenden
Debatte
innerhalb
der
Verfassungsgebenden Versammlung und im nachfolgenden Konzertationsprozess
zwischen Regierung und Opposition - ein Zusammenspiel von widersprüchlichen
Artikeln dar, die viele Interpretationsmöglichkeiten offen lassen. Von vielen wird
kritisiert, dass der Text demokratische Grundprinzipien verletze. Im folgenden werden
die wichtigsten Neuerungen kurz beleuchtet.
1. Elemente, die den Demokratisierungsprozess vertiefen:

Definition des Staates:
Der Staat selbst wird als plurinational und kommunitaristisch bezeichnet. Dies
bedeutet insofern eine Änderung, als dass der Staat strukturell ein multinationaler
Staat wird. Schon in den Neuerungen (1994 und 2004) der Verfassung von 1967
wurde festgelegt, dass die Republik Bolivien pluriethnisch und multikulturell ist,
jedoch fehlt hier die strukturelle Verankerung dieser Elemente (wie bspw.
Einführung indigener Wahlkreise, Quotenregelung für das Parlament etc.).

Thematisierung der ethnischen Problematik im Land: Die in der Verfassung
sichtbar gemachte Diskriminierung der indigenen Bevölkerung ist ein zentrales
Element für die Konsolidierung der Demokratie in Bolivien. (Verbot der
Diskriminierung Art. 14, Rechte der „indígenas originarios campesinos“,, IOC) Art.
30 und 31 und Art. 2.

Erweiterung demokratischer Elemente:
In Artikel 11 wird das Konzept der Demokratie erweitert, indem neben Elementen
der repräsentativen Demokratie solche der direkten eingeführt werden.

Ausweitung der Grundrechte:
Schon in der Verfassung von 1967 werden die zivilen, politischen und sozialen
Rechte anerkannt. Mit der neuen Verfassung werden diese in den Artikeln 15 bis
9
29 auf die Rechte der dritten Generation ausgeweitet, wie das Recht auf
kollektive Identität und Kultur und der Zugang zu Grunddienstleistungen wie
bspw. das Recht auf Trinkwasser, Elektrizität, Gas, Zugang zu Post- und
Telekommunikationsdienstleistungen (Art. 20). Den indigenen Völkern wird ein
ganzes Kapitel gewidmet, in denen ihre freien Rechte der Selbstbestimmung und
die Institutionalisierung ihrer politischen, juristischen und wirtschaftlichen Bräuche
und Sitten verankert sind.

Verankerung der departamentalen Autonomien:
Die verfassungsmäßige Verankerung der departamentalen Autonomien als eine
politische Ebene bestätigt die Dezentralisierung und gibt Raum für einen
Demokratisierungsprozess auf unterschiedlichen Ebenen (Art. 277 bis 279).
Gleichzeitig werden die indigenen Autonomien als Institutionalisierung des Rechts
auf freie Selbstbestimmung der Nationen anerkannt (Art. 289 bis 296).
2. Gefahren für die Demokratie innerhalb der Verfassung:

Unklare Definierung der Zielgruppe positiver Diskriminierung:
Die Verfassung definiert die „Nationen und Völker der indígenas originarios
campesinos“ (siehe Fußnote 1 und Titel Kapitel 4 und Artikel 30 der Verfassung)
als Subjekt der positiven Diskriminierung. Dadurch dass diese drei
Bevölkerungsgruppen ohne Komma in einem Satz genannt werden, ist unklar, ob
nur die Schnittmenge gemeint ist und alle drei Elemente erfüllt werden müssen
oder ob auch nur ein Element reicht. Im ersten Fall würde dies nur auf eine sehr
kleine Bevölkerungsgruppe zutreffen. Zudem wird nicht zwischen indígena,
originario und campesino unterschieden. Sie stellen jedoch sozial
unterschiedliche Gruppierungen dar und repräsentieren unterschiedliche
Interessen, vor allem in Bezug auf Territorium, Umweltfragen und die Exploration
der natürlichen Ressourcen. Die Konflikte zwischen campesinos (Kolonisatoren)
und originarios in Nationalparks um die natürlichen Ressourcen und um
Territorium, vor allem im Tiefland, sind bekannt.

Gefahr der ethnischen Segregation:
In Artikel 30,II,3 der Verfassung wird festgelegt, dass jeder Bürger, der einer/m
indigenen Nation oder Volk angehört, seine Identität in den Personalausweis oder
Pass eintragen lassen kann. Dies birgt die Gefahr der ethnischen Segregation im
Land, die eine stärkere Diskriminierung zur Folge haben könnte. Im Widerspruch
steht dies zu Artikel 14, der jegliche Art von Diskriminierung ächtet.
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Spezielle Wahlkreise und die doppelte ländliche/indigeneRepräsentation:
In Artikel 146 und 147 wird festgelegt, dass es spezielle Wahlkreise von IOCs
gibt, deren Mitglieder, neben dem allgemeinen Wahlrecht, das Recht haben,
zudem eigene indigene Parlamentsabgeordnete zu ernennen. In Artikel 146 ist
festgelegt, dass dies nur unter Berücksichtigung der Anzahl der Mitglieder und
der territorialen Begrenzung gültig ist. Artikel 147 widerspricht dem, indem er
diese beiden Kriterien für nichtig erklärt. Dies zeigt zudem, wie inkohärent und
widersprüchlich an vielen Stellen die Verfassung ist. Zudem ist bis heute nicht
klar, wie viele dieser speziellen Wahlkreise es geben wird, wie groß sie sein
müssen und wie die Vertreter/innen ernannt bzw. gewählt werden sollen.
Juristischer Pluralismus und die Aufgabe der individuellen Rechte in den

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indigenen Autonomien:
In den in der Verfassung festgelegten indigenen Autonomiegebieten kann
ausschließlich Gemeinschaftsrecht angewendet werden, um Recht zu sprechen
und Konflikte zu lösen. Dieses eigene Gemeinschaftsrecht zeichnet sich durch
eigene Normen und Verfahrensweisen aus (Art. 304,8 und Art. 30). In vielen
Fällen verletzen diese jedoch individuelle Grundrechte, die in dieser Verfassung
verankert sind (Widerspruch zu den Artikeln 125 und 131).

Nichtbeachtung eines Großteils der Bevölkerung:
In Artikel 3 wird die bolivianische Nation definiert, die sich zusammensetzt aus
den indigenen Nationen und Völkern (naciones y pueblos indígena originario
campesino) und den interkulturellen und afrobolivanischen Gemeinschaften.
Problem hierbei ist, dass die städtische, nicht indigene Bevölkerung, auf
„interkulturelle Gemeinschaften“ reduziert wird und vor allem im weiteren Verlauf
des Verfassungstextes nicht einmal mehr erwähnt wird. Alle Sonderrechte
beziehen sich ausschließlich auf die „indígenas originarios campesinos“. Dies ruft
bei vielen die Angst hervor, dass sich nun die Diskriminierung, die vorher den
indígenas zuteil wurde, die mestizische, nicht indigene Bevölkerung treffen wird.
Die Ergebnisse des Referendums
Die Ergebnisse des Referendums nach Departement1
Departement
La Paz
Oruro
Potosi
Cochabamba
Chuquisaca
Santa Cruz
Beni
Pando
Tarija
Total
Ja-Stimmen in %
78,12
73,68
80,07
64,91
51,54
34,75
32,67
40,96
43,34
61,43
Nein-Stimmen in %
21,88
26,32
19,93
35,09
48,46
65,25
67,33
59,04
56,66
38,57
Die Ergebnisse des Referendums zeigen zwar, dass eine Mehrheit der Bevölkerung
das Verfassungsprojekt unterstützt, auf der anderen Seite wird jedoch die Spaltung
des Landes bestätigt. Trotz der Zustimmung zur Verfassung auf nationaler Ebene
von knapp über 60% verliert die Regierung auf regionaler Ebene in den
Ostdepartements der so genannten „Media Luna“2. Die z.T. sehr hohe Zustimmung
im Westen des Landes kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der
Verfassungstext in sechs von neun Provinzhauptstädten abgelehnt wird. Alle großen
Städte zusammengenommen weisen einen sehr großen Gegensatz zu der
Zustimmung auf dem Land auf. Der Verfassungsprozess erreichte nicht das Ziel, die
Endgültige Zahlen des Nationalen Wahlgerichtshofes.
Media Luna werden die vier oppositionellen Ostprovinzen Beni, Pando, Santa Cruz und Tarija genannt, die
geographisch eine ähnliche Form wie ein Halbmond bilden.
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Spaltung des Landes abzuschwächen, sondern bestätigt sie vielmehr.
Die Akteure und ihre Interessenlage
Die Spaltung des Landes (ethnisch-kulturell, gesellschaftlich, regional, Stadt-Land)
führt dazu, dass sich zwei Hauptgruppierungen gegenüberstehen: die indigenen und
z.t. Bauernbewegungen, die ihren Rückhalt vor allem im Westen des Landes, im
Chapare und in den Satellitenstädten von Santa Cruz haben. Sie fordern ihre
Einbindung in politische und soziale Prozesse und den Zugang zu wirtschaftlichen
Möglichkeiten. Auf der anderen Seite stehen die Bürgerbewegungen, die vor allem
die Agroindustrie und die Mittel- und Oberschicht des Landes repräsentieren. Ihre
Interessen sind vor allem das Beibehalten eines wirtschaftlichen Systems in
Übereinstimmung mit der Globalisierung und eine Dezentralisierung auf mittlerer
Ebene (Departement), die den Zugang zu den Erlösen aus den Gasgewinnen
garantiert. Diese Kluft spiegelte sich auch in der Verfassungsgebenden
Versammlung wider: Der Textentwurf für die neue Verfassung wurde von beiden
Gruppierungen z.T. abgelehnt. Dies führte zu der Notwendigkeit, innerhalb des
Parlaments zu einem neuen Vorschlag zu kommen, der im Oktober 2008
verabschiedet wurde, und der der jetzigen Verfassung entspricht.
Zwischen dem Führungsanspruch des MAS und der Hauptoppositionspartei
PODEMOS gibt es deutliche Unterschiede. Der MAS hat seine Wurzeln und eine
starke Unterstützung in den sozialen, indigenen und Bauernbewegungen.
PODEMOS hingegen konnte keine Kommunikationswege mit der regionalen
Opposition aufbauen und erfährt daher auch wenig Rückhalt von ihr. Aus diesem
Grund versuchte PODEMOS nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen in
Pando und der Schwächung der regionalen Opposition die Protagonistenrolle wieder
aufzunehmen und zu einem Kompromiss mit der Regierung zu kommen, der in dem
Verfassungsentwurf von Oktober endete. Hierdurch entfernte sich die Partei mehr
und mehr von der regionalen Opposition, sprich den Präfekten und den
Bürgerkomitees. Viele der Abgeordneten und Senatoren unterschrieben das
Abkommen mit der Regierung, um den sozialen Frieden im Land wieder
herzustellen, bestätigten jedoch direkt, dass sie sich an den Kampagne für das NEIN
beteiligen würden, da sie schließlich ihre Region vertreten würden. Das Dilemma von
PODEMOS ist, dass sich ihre Wähler nicht hundertprozentig von ihnen repräsentiert
fühlen, doch die Partei brauchten, um eine solide Opposition im Parlament zu
garantieren. Die Partei versucht einerseits, die Interessen der Wähler zu vertreten,
doch auf der andern Seite muss sie mit den Präfekten konkurrieren, die eine
wesentlich stärkere soziale Verankerung besitzen, da diese ihre Wurzeln in den
Bürgerkomitees haben. Der Bruch zwischen Partei und Gesellschaft ist noch immer
existent, die Legitimitätskrise des politischen Systems noch lange nicht überwunden.
Aus diesem Grund beteiligten sich viele PODEMOS-Abgeordnete und –Senatoren an
der „NEIN-Kampagne“ und damit an den regionalen Bewegungen, obwohl sie, um
politisch zu überleben, die Verfassung mit auf den Weg gebracht hatten.
Legitimiert durch eine große gesellschaftliche Unterstützung, die zwar schrumpft,
doch noch immer hoch genug ist, versucht der MAS eine Strategie der Macht
jenseits von Regierung und Verwaltung, indem staatliche Kontrollinstitutionen, die
unter dem alten System eingeführt wurden, geschwächt werden (Bsp.: De-factoAbschaffung des Obersten Gerichtshofs, Regierung per Dekret und damit
Schwächung des Parlaments). Seine Anhänger streben danach, besseren Zugang
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zu den Gaserträgen zu erhalten, sei es durch Quotenregelungen oder durch eine
quasi „Ko-Regierung“ vor allem im sozialpolitischen Bereich.
Die Polarisierung und Fragmentierung des Landes haben das Misstrauen in allen
sozialen Sektoren verstärkt. Im Rahmen eines gesellschaftlichen Wandels, der sich
in Bolivien vollzieht, verspüren die Sektoren der nicht-indigenen, urbanen Mittel- und
Oberschicht gewisse Angst, von ihrer sozialen Stellung vertrieben zu werden und
ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten, Sozialstatus und ihren politischen
Führungsanspruch zu verlieren. Diese Angst wird durch drei Faktoren verstärkt:
1. eine ambivalente Rhetorik der Regierung, die einerseits von sozialer Inklusion
spricht, indem sie ehemals ausgeschlossenen Gruppierungen den Zugang
ermöglicht. Andererseits spricht die Regierung oft von Entkolonisierung,
beschuldigt die Vertreter der Autonomiestatuten, separatistisch zu sein, und
unterstellt ihnen die Angst, Privilegien zu verlieren. Sie greift die katholische
Kirche an und beschuldigt sie der Unterstützung bei der Teilung des Landes.
2. Falschinformation und verquere Darstellung vieler oppositioneller Mediensender,
die die Regierung als totalitär und indigenistisch darstellen.
3. die ambivalente Verfassung, die in vielen Artikeln nicht versucht, die soziale
Inklusion aller herzustellen, sondern bestimmte Bevölkerungsgruppen zu
bevorteilen, also eine Umkehr des Status quo ante: hierzu zählen u.a. die
Voraussetzung, dass ein öffentlicher Beamter mindestens zwei der in der
Verfassung festgelegten 36 Landessprachen sprechen muss, das
Gemeinschaftsrecht sowie andere Artikel, die die Angst schüren, indem sie den
indigenen Völkern bestimmte Rechte und Privilegien einräumen, die der nichtindigenen Bevölkerung nicht zugesprochen werden.
Mögliche Szenarien nach dem Referendum
Zieht man die beschriebenen inneren Spannungen in Betracht, können drei mögliche
Szenarien bis zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember
herausgestellt werden:
1. Ein neues Wahlgesetz wird verabschiedet, die alte Verfassung bleibt in Kraft bis
zu den Wahlen und die neue plurinationale Gesetzgebende Versammlung (so der
Name des neuen Parlaments) verabschiedet die Rahmengesetze, die zur
Umsetzung der neuen Verfassung notwendig sind. Durch eine neue
Kräfteverschiebung werden Korrekturen von Widersprüchen in der Verfassung
durch die Formulierung der Gesetze vorgenommen (geringe Wahrscheinlichkeit).
2. Die Regierung beabsichtigt, die Verfassung durch Dekrete in Kraft treten zu
lassen. Das neue Wahlgesetz wird im Senat blockiert, die Opposition protestiert
auf der Strasse und die sozio-politische Konfliktivität erreicht einen neuen
Höhepunkt, indem auch die Regierung ihre sozialen Kräfte erneut mobilisiert.
Dies könnte zu einem institutionellen Bruch und damit zu einem neuen
Verfassungsprozess führen (mittlereWahrscheinlichkeit).
3. Sektorale Dialoge werden zwischen der Regierung und Schlüsselgruppierungen
der Opposition geführt, um die Rahmengesetze zu erarbeiten. Der Kongress wird
beauftragt, diese zu verabschieden. Nichtsdestotrotz wird die Regierung
versuchen, ihr wichtige Gesetze per Dekret zu verabschieden. Dies wird
einhergehen mit Schwierigkeiten und Konflikten zwischen Regierung und
Opposition und ggf. mit gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb der
Zivilgesellschaft (mittlere bis hohe Wahrscheinlichkeit).
Momentan befindet sich Bolivien in dem dritten Szenario zwischen dem Versuch,
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Abkommen mit der Opposition zu erreichen und auf der anderen Seite per Dekret zu
regieren. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht noch zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen kommt.
Die Verfasserinnen sind Politologinnen und beobachten seit Jahren die
politische Entwicklung Boliviens"
(Die Namen sind der Redaktion bekannt).
LAS LINEAS MAESTRAS DE LA CONSTITUCIÓN
En los últimos cinco años los bolivianos han sido testigos de un
enfrentamiento entre dos visiones de país, por un lado, la visión pro
indigenista de un Estado plurinacional, inclusivo, comunitaria y
anticolonial y, por otro lado, la visión occidental mestiza, que partiendo
de la política de la libertad, busca la construcción de una sociedad
democrática, moderna, y pluralista.
Esta lucha por la hegemonía del poder, si bien ha sido intensa en lo
mediático, no ha tenido la posibilidad de analizar y debatir el contenido
mismo de las ideas propuestas con la necesaria profundidad que
requerían y, los actores políticos y sociales, han acudido solamente a
posicionar un sentimientos de cambio de protagonistas de la vida
nacional por parte gubernamental y, por parte de la oposición, el tratar
de generar miedo en la población ante un inminente régimen de
tendencia autoritaria que conculque libertades individuales y derechos
políticos de los ciudadanos.
Conociendo que los acuerdos congresales de octubre 2008 han logrado
“suavizar” algunas de las posiciones más radicales del proyecto de
Constitución de Oruro del MAS -100 artículos según los voceros de la
oposición congresal que garantizaban principalmente la propiedad
privada la educación de Convenio, e incluía las autonomías
departamentales, entre otros- y se ha podido llevar adelante un
referéndum aprobatorio que ha alejado un posible desempate de estos
dos polos a través incluso de una guerra civil, ahora los principales
actores políticos y sociales a nivel nacional deben asumir la necesidad
de implementar la nueva Constitución Política del Estado de forma
negociada, puesto que la voluntad del soberano expresada el domingo
25 de enero así lo determina.
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Parafraseando a Savater es irracional decir “yo respeto sus ideas” sino
que hay que decir “yo respeto al otro, pero sus ideas las combato
porque no estoy de acuerdo con ellas”. En este sentido el 61,43 % que
voto por el SI fundamentalmente en el área rural del occidente debe
respetar el derecho del 38,57 % que dijo NO, en casi todas las zonas
urbanas del país.
Los procesos constituyentes no solo sirven para formalizar un texto
constitucional sino que ofrecen una oportunidad para resolver los
profundos conflictos sociales y, por lo tanto, hay que negociar y lograr
consensos, si no se hace esto de nada sirve la nueva constitución.
Ahora que el gobierno ha logrado concretar uno de sus principales
objetivos de gestión política, que es la posibilidad de reproducir el poder
a través de la reelección de su líder histórico el presidente Evo Morales,
se espera que el aparato gubernamental se ocupe también de la gestión
pública, junto a la concertación política con fuerzas de la oposición para
ir implementando y reglamentando “racionalmente” la nueva constitución
sin generar más división en el país.
Por su parte, la oposición política y regional que ciertamente se ha
debilitado con su electorado durante el “proceso de negociación forzada”
para viabilizar la aprobación de la actual constitución, tiene que
encontrar la coordinación necesaria entre sí, para poder concertar y
lograr que el gobierno entienda que la única alternativa para no entrar en
un proceso de caos y anarquía es el “acuerdo nacional” con actores
serios y creíbles ante la opinión pública nacional e internacional.
El país en su integridad y las distintas regiones que lo componen han
soportado estoica y democráticamente la imposición de esta constitución
por la fuerza del voto rural del occidente, pero no van aceptar más el
desorden que se ve venir, por la profunda crisis económica mundial y las
incongruencias del articulado de la nueva constitución que da para
diversas interpretaciones.
Ahora que ya paso la etapa de una mayor “inclusión social” que
ciertamente era urgente y necesaria en Bolivia, el país debe entrar a una
nueva fase buscando una “mayor eficiencia”, si se quiere conservar el
poder, puesto que el fantasma de la ingobernabilidad ronda las puertas
de palacio quemado.
Con seguridad la fase de alta polarización ha llegado a su fin puesto que
uno de los actores ha logrado imponerse por esta vez, y ahora debemos
15
preocuparnos por la concertación y “cohesión social” que deberá ser
dirigida por la “inteligencia gubernamental” si es que quiere
verdaderamente hacer gestión para analizar, implementar y evaluar
políticas públicas con alto contenido social ofertadas hasta el cansancio
a lo largo de estos tres años de continua campaña electoral cuando se
vivía en el país una histórica bonanza económica.
Finalmente, debemos manifestar con cierta preocupación que la lucha
contra la pobreza, principal objetivo estratégico de los bolivianos, no se
la gana con discursos y artículos declarativos que brindan mayores
derechos a los ciudadanos en la constitución, sino con eficiencia
administrativa y atracción de nuevas inversiones que tienden a generar
más empleo y ganar competitividad en el mercado mundial, ya que no
es importante lo que se haga y diga en la implementación de las
políticas de Estado sino que políticas realmente funcionan o no en un
determinado país.
Por todo ello no hay que estar muy optimistas de los efectos que
generara la “imposición” de esta nueva constitución que se declara en
contra de la gran propiedad privada (sobre todo extranjera) artículos 47,
56, 312, 320, 330 y 396; pretende reinstaurar un estatismo ya fracasado
en el país, artículos 20, 112, 255, 306, 311, 309 y 315; e implementar un
Control social que simplemente generara mayor inseguridad jurídica,
artículos 135, 136, 241, 242.
Lic. Germán Ariel Benavides Gisbert
Politólogo, Diplomático y Empresario.
Wie weit die Meinungen über die politische Entwicklung in Bolivien
auseinander gehen, mögen die folgenden zwei Leitartikel verdeutlichen.
Während dem in diesem Bereich vielleicht wichtigsten deutschen Forum,
16
den „Lateinamerika-Nachrichten“, die Reformen nicht weit genug gehen
und es dem ursprünglichen Verfassungsentwurf der MAS nachtrauert,
sieht „La Prensa“ die Demokratie in Gefahr und ruft im letzten Satz des
Editorials die internationale Gemeinschaft in ungewöhnlicher Deutlichkeit
zur Wachsamkeit auf.
EDITORIAL
RADIKAL VERWÄSSERT
Es ist fraglos ein wichtiger Etappensieg in Boliviens Transformationsprozess:
Eine klare Mehrheit der vier Millionen geladenen Bolivianerinnen hat sich für
den neuen Verfassungsentwurf entschieden. Formal ist die Neugründung mit der
Nationalisierung der Rohstoffe, dem Landreformgesetz 2006 und nun der
Magna Charta abgeschlossen, real ist noch ein weiter Weg zu gehen. Die neue
Verfassung ist ein Kompromiss mit bitteren Seiten - vor allem dem
rückwirkenden Schutz für den Großgrundbesitz. Eigentum verpflichtet nur in
Zukunft, eine grundlegende Landreform steht damit vor großen gesetzlichen
Hürden.
Das Ja zur Verfassung ist ein Sieg des „Evismus“: Daran konnte auch die
inhaltsleere, dafür religiös und rassistisch aufgeladene Angstkampagne der
extremen Rechten nichts ändern. "Entweder Christus - oder Evo“; hieß es in
einem der zahlreichen Fernsehspots, welche den "christlichen Okzident" gegen
den "heidnischen Indio" in Stellung brachten. Die unheilige Allianz, welche die
politische Reaktion mit der katholischen und den protestantischen Kirchen
eingegangen war, stellte die Ultima Ratio einer seit dem gescheiterten "Zivilputsch" im vergangenen September arg geschwächten Rechten. dar. Ihr stetig an
Aggressivität gewinnender Diskurs führte zu einem noch engeren
Schulterschluss aller progressiven Kräfte - und einer weiteren Vertiefung der
Bipolarisierung des Andenlandes.
Denn das "Entweder-Oder" treibt seinen Keil nicht allein zwischen Diesseits
und Jenseits, sondern vor allem
in eine politisd1e Landschaft, in der für differenzierte Positionen derzeit wenig
Platz bleibt. Von beiden Seiten befeuert, drehten sich die Debatten um die
Verfassung folglich kaum um ihre Inhalte, als vielmehr um eine klare
Positionierung gegenüber der Regierung und ihren Antagonisten. Entweder si zu
Evo und der Verfassung - oder no und Partei für die rassistische Opposition
ergreifen. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Verfassungsinhalt fiel
unter den Tisch:
Und die wäre dringend notwendig. Denn tatsächlich ist die Geschichte des
17
Verfassungsprozesses auch eine Geschichte von schweren Enttäuschungen für
Boliviens indigene und soziale Bewegungen. Sie beginnt mit der Einberufung
der Verfassunggebenden Versammlung (VV), welche die Parteien favorisierte
und den indigenen Gruppen und Basisbewegungen die unabhängige Teilnahme
beinahe unmöglich machte. Und sie endet im Kongress mit der
undemokratischen Neuverhandlung des aus der VV hervorgegangenen Textes
zwischen der MAS und den traditionellen Parteien im Oktober vergangenen
Jahres. Das Ergebnis: Ein in Teilen radikal verwässerter Verfassungsvorschlag.
Zwar sind die progressiven Elemente der neuen Verfassung des sich nun als
"interkulturellen Staat" ver- stehenden Boliviens durchaus anzuerkennen.
Insbesondere mit der Festschreibung von indigenen Autonomierechten, neuen
Möglichkeiten politischer Partizipation, weit reichenden Menschen- und
Arbeitsrechten und der Souveränität des Staates über die natürlichen Ressourcen
wurden fraglos Fortschritte erzielt. Doch gleichzeitig beinhaltet die jetzt
angenommene Verfassung auch enorme Rückschritte gegenüber dem aus der W
hervorgegangenen Projekt. Die Reichweite der indigenen Autonomie wurde
zusammengestaucht. wohingegen die der Departamentos stark ausgeweitet
wurde. Die Instanz der "Sozialen Kontrolle" über staatliche Institutionen und
Unternehmen wurde de facto ihrer Kontrollfunktion enthoben. Und schließlich
haben die MAS und die rechte Opposition sich darauf verständigt. das zentrale
Instrument zur Umverteilung des Bodens durch Zerschlagung des
Großgrundbesitzes aus dem Verfassungstext zu tilgen.
Die Regierung Morales hat unter Druck und wegen der Gefahr eines
Bürgerkiegs die Lösung einiger der zentralen Probleme des Landes zu Gunsten
eines faulen Kompromisses geopfert. Ein Kompromiss mit einer Minderheit, die
schon viel zu lange das Sagen hatte und zum Leidwesen und gegen den
expliziten Willen der Bevölkerungsmehrheit. Mit oder ohne neue Verfassung:
Eine tiefgreifende Umwälzung der sozialen Verhältnisse wird nur von unten her
möglich sein.
Aus: „Lateinamerika-Nachrichten“, Heft 419, Februar 2009, S. 3, Berlin
La Prensa. 22 de febrero de 2009
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EDITORIAL
¿Hacia una militarización del país?
Nadie sabe a qué hora un grupo de encapuchados volteará puertas o ventanas para
llevarse presa a la gente, con violencia y sin explicación alguna.
Pocos días atrás, el vicepresidente del “Estado Plurinacional”, Álvaro García Linera,
afirmó que habrá más presencia militar. Advirtió a la población que debe
“acostumbrarse” a ver tropas en las calles del país. Luego afinó la puntería para
referirse a Pando: “El Gobierno ya tomó una decisión, hubo una reorganización
estratégica, habrá mucha más presencia militar donde la presencia del Estado es
débil, fundamentalmente en regiones fronterizas. Es una decisión que se tomó y eso
va a ser así, acostúmbrense a ver presencia militar”, afirmó.
La nueva Constitución Política del Estado expresa en su artículo 244: “Las Fuerzas
Armadas tienen por misión fundamental defender y conservar la independencia,
seguridad y estabilidad del Estado, su honor y la soberanía del país; asegurar el
imperio de la Constitución, garantizar la estabilidad del Gobierno legalmente
constituido, y participar en el desarrollo integral del país”. Nadie puede objetar estas
funciones, pero de ahí a la pretensión de militarizar toda Bolivia hay un gran paso.
Asimismo, ello podría significar un mayor presupuesto, un gasto extra que bien
podría utilizarse para fines como salud, educación, etc.
Más allá de las legítimas funciones de las FFAA, pareciera que se pretende generar
cierto tipo de “amedrentamiento”en la ciudadanía o pasar a tener una “nación en
armas”, pero no para defenderse de la agresión extranjera, sino del “enemigo
interior”.
La semejanza entre este atisbo de nueva política anunciada por García Linera y la
odiosa “doctrina de seguridad nacional” de la época de las dictaduras militares es
notoria. Nos hace ver la evolución de los hechos con profunda inquietud.
“Garantizar la estabilidad del Gobierno legalmente constituido” tiene una lectura
objetiva y otra subjetiva. La primera es indiscutible, pero la segunda puede dar lugar
a interpretaciones que podrían vulnerar el estado de derecho y, sobre todo, los
derechos y garantías fundamentales de la ciudadanía. Esto se ha visto en los
recientes acontecimientos de Pando. Allí todo debió haberse hecho con
fundamentos legales, con respeto y con propiedad, no atropellando y golpeando,
como ocurrió. Aunque las FFAA han negado oficialmente su participación, sombras y
dudas quedan, agrandadas luego por las expresiones de García Linera.
Si en épocas dictatoriales vivíamos “con el testamento bajo el brazo”, ahora tal vez
tengamos que hacer lo propio, ya que nadie sabe a qué hora un grupo de
encapuchados volteará puertas o ventanas para llevarse presa a la gente, con
violencia y sin explicación alguna.
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Los militares deben estar donde les corresponde según sus funciones
constitucionales, no en las calles ni en las casas, salvo tumulto tal que así lo amerite.
Lo contrario o es parte de una guerra psicológica o, Dios no lo quiera, el principio del
fin de las instituciones democráticas.
La comunidad internacional tiene que estar alerta frente a las tristes derivaciones
que surjan en esta nuestra Bolivia.
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Das Weltwärts-Programm des DED
Als ich in der Schule den Artikel über ´weltwärts´ las, wurde mir schnell bewusst,
dass ich an diesem Freiwilligendienst teilnehmen wollte. Das vom BMZ
(Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) finanzierte
´weltwärts´-Programm ermöglicht jungen Erwachsenen, sich in Entwicklungsländern
an sozialen Projekten zu beteiligen und dabei interkulturelle Erfahrungen zu
sammeln.
Um an ´weltwärts´ teilzunehmen, suchten wir eine für uns passende
Entsendeorganisation und stießen dabei auf den DED, eine der erfahrensten
Institutionen in der Entwicklungszusammenarbeit. Nach der erfolgreichen OnlineBewerbung wurden wir zu einer eintägigen Auswahl eingeladen, in dem unser
Konfliktverhalten und unsere sozialen Kompetenzen geprüft wurden. Anhand von
kurzen Projektbeschreibungen gaben wir unsere Einsatzpräferenzen an. Unsere
Wahl fiel auf das Colegio Kurmi Wasi in Achocalla, Bolivien. Unsere Wahl wurde
bestätigt und die Vorbereitungen begannen: Unterlagen wurden vervollständigt,
Impfungen durchgeführt, die Tropentauglichkeit festgestellt und Sprachkenntnisse
verbessert. Schließlich fuhren wir auf ein neuntägiges Vorbereitungsseminar. Dort
erhielten wir Informationen über den DED und Bolivien, außerdem arbeiteten wir an
interkulturellen Fragestellungen und lernten die anderen Freiwilligen kennen.
Anfang August 2008 starteten wir unseren Freiwilligendienst mit einer
Einführungswoche in La Paz. Anschließend lernten wir unsere Gastfamilien und
unser Projekt kennen. Unsere Aufgaben in der Schule sind das Unterstützen der
Lehrer und das Unterrichten von Englisch. Über die Erfahrungen, die wir bei unserer
Arbeit und im Alltag sammeln, verfassen wir dreimonatlich einen Bericht, der dazu
dient, gemeinsam mit dem DED die Zusammenarbeit mit dem Projekt zu verbessern.
Nun ist die Hälfte unseres Auslandsjahres vorüber und wir erwarten mit Freude unser
Zwischenseminar. Dort werden wir uns mit den weiteren neun DED-Freiwilligen
unserer Gruppe austauschen und reflektieren können über unsere Erlebnisse und
Erfahrungen, aber auch über auftretende Schwierigkeiten.
Caroline Strunk und Lukas Härter
La Paz, Februar 2009
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Das Bundesland Niedersachsen
Höchster und tiefster Der höchste Berg Niedersachsens ist mit
Punkt des Landes
stolzen 971 Metern der Wurmberg im Harz.
Der tiefste Punkt ist mit rund zweieinhalb
Metern unter dem Meeresspiegel eine Senke
bei Freepsum in Ostfriesland.
 Die Gärten in Herrenhausen in Hannover - die
Wichtiger Kulturbeitrag
einzig erhaltenen und nie veränderten
Barockgärten der Welt.
 Die Künstlerkolonie Worpswede
 Zwei UNESCO-Welterbe Kultur-Stätten,
die eine in Hildesheim, die andere in Goslar
 Das Werk Willhelm Busch's
Bedeutende
Persönlichkeiten
Beitrag zur
Weltwirtschaft
Wilhelm Busch und Rainer Maria Rilke
Kulinarische
Verwirrungen
Peinliche
Persönlichkeiten
Grünkohl mit Bregenwurst.
 Automobilwerk Volkswagen in Wolfsburg
 Hannover Messe
 Stahlindustrie in Peine und Salzgitter
Ernst August (V.) Prinz von Hannover, Herzog
zu Braunschweig und Lüneburg;
er ist mehrfach mit gewalttätigen oder
beleidigenden Ausbrüchen in die Medien
geraten;
so
zum
Beispiel
bei
der
Weltausstellung 2000 in Hannover, als er am
türkischen Pavillon urinierte und dabei von
einem Paparazzo fotografiert wurde, was ihm
zeitweise von der Boulevardpresse den
Beinamen „Pinkelprinz“ einbrachte.
Für den einen eine wahre Delikatesse, für den andere eine Zumutung:
Grünkohl mit Bregenwurst. Jedes Jahr aufs Neue nach dem ersten
Herbstforst ist es in Niedersachsen soweit. Familienangehörige,
Mitglieder von Kegelvereinen oder Sportler aus Fußballklubs finden sich
in geheizten Esszimmern oder Gaststuben zusammen, um einen alten
norddeutschen Brauch zu pflegen und sich den Bauch vollzuschlagen.
Die einen mit viel Lust und Appetit, die anderen mit leidtragender Miene 26
der Gemeinschaft zur Liebe und in hoffnungsvoller Erwartung auf den
noch kommenden Verdauungsschnaps.
Je nach Region wird das Grünkohlessen anders zelebriert. Im
Hildesheimer Land, beispielsweise, macht man eine "Kohlfahrt", einen
Ausflug durch die Natur zu einem Dorfgasthof, meist im tiefen Winter. Oft
wird der Ausflug mit Spielen wie dem Boßeln verbunden und mit einem
ausgedehnten Saufgelage - natürlich nur, um sich bei den tiefen
Temperaturen nicht zu unterkühlen. Im Dorfgasthof wird anschließend
Grünkohl mit Bregenwurst serviert und weiter getrunken - diesmal zur
Anregung der Verdauung.
In anderen Regionen ist es Brauch, einen Kohlkönig zu küren.
Besonders die Stadt Oldenburg benutzt das „Defftig Ollnborger
Gröönkohl-Äten“, um einmal jährlich im politischen Berlin für sich zu
werben und einen Politiker als „Oldenburger Kohlkönig“ zu wählen. 1984
wurde zum Beispiel Altbundeskanzler Helmut Kohl Grünkohlkönig in
Bonn. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff wurde am 24.
Januar 2005 zum 48. Grünkohlkönig gewählt.
In meiner Familie geht es dagegen recht bescheiden zu. Meine Oma
stellt sich schon in den frühen Morgenstunden an den Herd und lässt
den Grünkohl köcheln. Wenn ich mich mit meinen Eltern und meinem
Großvater einige Stunden später zur Mittagszeit an den gedeckten Tisch
setze, riecht es im ganzen Mietshaus bereits nach Kohl. Die
Bregenwurst ist gut durchgezogen und der Grünkohl dampft. Mein Vater
bekommt wie jedes Jahr eine Extrawurst, zartes Kassler, und nur ein
wenig vom grünen Gemüse - für ihn zählt das Essen trotz der
Kochkünste meiner Oma nicht zu Niedersachsens Delikatessen.
So verschieden wir die regionalen und lokalen Feinheiten beim
Grünkohlessen und Geschmäcker jedes einzelnen, sind auch die
regionalen Gerichte recht unterschiedlich. Jede Region hat ihre eigene
Küche, ob die Oldenburger, Braunschweiger oder Ostfriesische.
Lediglich beim Gemüse sind sich die Niedersachsen einig. Kartoffeln
gehören auf jeden Teller. Das haben die Niedersachen schließlich mit
den Bolivianern gemein.
Und nicht nur das. Auch die Liebe für Mythen und Sagen, Kostüme und
Umzüge teilen sich die Norddeutschen mit den Andenbewohnern, so
zum Bespiel im südniedersächsischen Mittelgebirge, dem Harz. Jedes
Jahr in der Nacht vom 30. April zum 01. Mai sind im Harz die Hexen und
Teufel los. Die jährlichen Walpurgisfeiern blicken auf eine über 1000
Jahre alte Tradition zurück. Mit der Entzündung eines großen Feuers
27
wird das heidnische Treiben gefeiert.
Hier treiben im Frühling die Hexen ihr Unwesen: der Harz.
Weiter nördlich, in der Kleinstadt Hameln treibt wiederum der allseits
bekannte Rattenfänger sein Unwesen. Der Sage nach kam es hier im
Jahre 1284 zur Entführung sämtlicher Kinder des Ortes, weil dem
Rattenfänger der Lohn verweigert wurde, den er sich durch die Befreiung
der Stadt von den Ratten wohlverdient hatte. Noch heute dreht sich in
Hameln alles um diese Geschichte. Ein Highlight ist seit 1956 das
Rattenfänger-Freilichtspiel das jedes Jahr tausende Besucher aus aller
Welt anlockt.
Neben kulinarischen Besonderheiten und alten Brauchtümern, kann sich auch
Niedersachsens kulturelles Erbe sehen lassen. Baugeschichtlich bedeutsam in
Niedersachsen war die Epoche der Renaissance, die sich in vielen Bauten im Stil
der Weserrenaissance widerspiegelt. Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die
Gärten in Herrenhausen in Hannover – die einzig erhaltenen und nie veränderten
Barockgärten der Welt.
In Osnabrück finden sich viele Gebäude des Klassizismus und der Zeit des
Rokoko. Sehenswürdigkeiten sind die Altstadt mit Dom und dem Rathaus des
Westfälischen Friedens, zahlreiche Steinwerke wie der Ledenhof und
28
Fachwerkhäuser. Auch Niedersachsens größtes Barockschloss, das Schloss
Osnabrück, und mit St. Katharinen das höchste mittelalterliche spätgotische
Bauwerk sind hier zu sehen.
Zudem zählt Niedersachsen zwei UNESCO-Welterbe Kultur-Stätten,
eine in Hildesheim, die andere in Goslar.
Die mittelalterliche Altstadt von Goslar.
Letztere hat eine mittelalterlichen Altstadt und das historisches
Erzbergwerk Rammelsberg aufzuweisen. Hildesheim verdankt den Titel
seinen zwei Denkmälern samt ihrer Kunstschätze: St. Michael, eine der
schönsten frühromanischen Kirchen in Deutschland, und der Dom mit
seinen beeindruckenden Bronzegüssen. Beide Denkmäler sind
herausragende Beispiele romanischer Baukunst.
29
Romanische Baukunst: Der Dom in Hildesheim gehört zum UNESCO
Welterbe.
Hildesheim und sein Dom sind Bischofssitz. Damit zählt die Stadt zu den
wenigen Hochburgen des Katholizismus im sonst eher evangelisch
geprägten Bundesland. Über 50 Prozent der Niedersachsen sind
Protestanten, etwa 18 Prozent bekennen sich zum katholischen
Glauben.
So auch Pfarrers Schüler Willhelm Busch - um wieder zur Kultur und dem wohl
wichtigsten kulturellen Beitrag Niedersachsen zurückzufinden. Heinrich
Christian Wilhelm Busch wurde 1832 in Wiedensahl geboren und verstarb 1908
in Mechtshausen, einem jetzigen Stadtteil von Seesen am Harz. Er war einer der
bedeutendsten humoristischen Dichter Deutschlands und gilt wegen seiner
satirischen Bildergeschichten in Versen als einer der Pioniere des modernen
Comics. Sein wohl bekanntestes Werk ist Max und Moritz.
„Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe", heißt es in eben diesem
Werk - ein Grund, an dieser Stelle einen Schlussstrich unter die Vorstellung
Niedersachsens zu ziehen. Natürlich wäre noch viel zu sagen, zum Beispiel über
die abwechslungsreiche Natur. Die Nationalparks Wattenmeer und Harz sind auf
jeden Fall eine Reise wert.
30
Ebenso zu erwähnen ist Niedersachsens Automobilindustrie, die VW-Werke in
Wolfsburg und seine Autostadt, in der nicht nur die Fertigung der Fahrzeuge
bestaunt werden kann, sonders vieles mehr rund um das Thema Mobilität.
Um nun aber wirklich Schluss zu machen, noch einmal mit den Worten
von Busch: "Gott sei Dank! Nun ist's vorbei. Mit der Übeltäterei!"
Mehr Infos gibt es unter: www.reiseland-niedersachsen.de.
Anne Bogdanski
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Das Bundesland Bremen
Höchster und tiefster Punkt: Die Innenstadt liegt auf einer Weserdüne, die am
Bremer Dom ihre maximale Höhe von 11,5 m ü. NN erreicht. Die mit 32,5 m ü.
NN höchste natürliche Erhebung befindet sich dagegen im Friedehorstpark des
nordwestlich gelegenen Stadtteils Burglesum. Noch höher ist nur der Berg der
Mülldeponie in Bremen-Blockland, dessen Gipfel 49 m ü. NN liegt.
Wichtigster Kulturbeitrag: Der Beat Club von Radio Bremen.
Bedeutende Persönlichkeiten: Henrich Focke (Focke-Wulf AG), Adolf
Freiherr Knigge, Volker Ernsting, James Last. Robinson Crusoe ist der
berühmteste Bremer in der Weltliteratur. Er ist nach Defoes Roman in Bremen
geboren.
Beitrag zur Weltwirtschaft: Die Verbindung Deutschlands mit der Welt über
die Bremer Häfen, geschützt von der Hanse. Bremer Baumwollbörse.
Peinliche Persönlichkeiten: Bis zur Winterpause die Mannschaft von Werder
Bremen. Oder war es doch der Kaufmann Lüderitz, der die Kolonisierung
Südwestafrikas begründete?
Kulinarische Verirrungen: Rollmops (Sushi meets Bremen)
Nun bin ich also gut ein Jahr wieder in Bremen zurück – und ich
wollte auch nirgends anders hin, als in diese meine Heimatstadt.
Jetzt, so um Weihnachten kommt der historische Marktplatz
besonders zur Geltung, da einer der schönsten Weihnachtsmärkte
hier aufgebaut ist. Er genießt inzwischen internationalen Ruf, da
mit Ryanair von überall her Besuche in unsere schöne Stadt kommen – und sei
es um mal eben auf dem Bremer Marktplatz zu flanieren, der zu den schönsten
Europas gezählt wird. Einzigartig sein Ensemble historischer Bauten.
Herausragend: Das Rathaus von 1405, das zusammen mit dem Roland zum
Welterbe der Menschheit gehört. Der St. Petri-Dom, begonnen 1042, der
"Schütting", Bremens traditionsreiche Handelskammer von 1537, die
Kaufmanns-Häuser aus der Zeit der Weser-Renaissance um 1600 und das
Bremer Wahrzeichen, die Roland-Statue von 1404, zugleich Freiheitssymbol der
Stadt.
Das Bremer Stadtgebiet ist etwa 38 Kilometer lang und 16 Kilometer breit.
Bremen ist von der Fläche und nach Einwohnern die zehnt größte Stadt
Deutschlands und nach Hamburg die zweitgrößte Stadt in Norddeutschland.
Bremen ist selbständiges Land der Bundesrepublik Deutschland. Es besteht aus
32
den Großstädten Bremen und Bremerhaven. Als Zwei-Städte-Staat auf 400
Quadratkilometern ist es kleinstes unter den 16 deutschen Ländern. Auf
Landesebene hat es 663.129 Einwohner, davon in Bremen 544.853. und 118.276
in Bremerhaven. Bedeutung: Die Nummer 2 unter den Außenhandelsstandorten
der Bundesrepublik Deutschland.
Bremen hat 1.200 Jahre Geschichte, ist ein frühes Zentrum der christlichen
Mission Nord- und Nordost-Europas und hatte eine bedeutende Rolle unter den
Hansestädten des Mittelalters.
International ist Bremen jedoch manchmal bekannter wegen seiner Rolle in
einem Märchen, (es ist eben eine märchenhafte Stadt!) nämlich den
Stadtmusikanten – auch wenn jeder weiß, dass die ja nie bis nach Bremen
gekommen sind. Die Gebrüder Grimm haben ihre Geschichte als Märchen
überliefert, Bremen hat ihnen ein Denkmal gesetzt: Den Bremer
Stadtmusikanten, die, in ihrer Heimat vom Tode bedroht, in Bremen auf ein
Überleben in Freiheit hofften. Ihre Skulptur in der klassischen Formation des
aufeinander stehenden Quartetts von Esel, Hund, Katze und Hahn steht an der
Westseite des Rathauses und wurde erst 1953 von dem Bildhauer Gerhard
Marks geschaffen. Weitere Interpretationen der Stadtmusikanten finden sich
auch in der Böttcherstraße und im Schnoor.
Schnoor
Der Schnoor ist ein erhaltenes Altstadtquartier eines
mittelalterlichen Gängeviertels. Einst ein Stadtteil von
Flussfischern, Handwerkern und Gewerbetreibenden, heute
Ort exquisiter Läden, nostalgischer Kneipen, Restaurants
und kuschelig-behaglichen Cafés. Liebevoll restaurierter
Stadtbezirk, dessen Geschichte ins 13. Jahrhundert zurückreicht und dessen
heute erhaltene Bausubstanz um 1500 entstand.
Merkwürdigkeiten
1. Eiswette
"Eiswette" heißt es und macht eigentlich keinen Sinn. Seit
über 50 Jahren friert die Weser nicht mehr zu. Der
begradigte Strom fließt zu schnell. Dennoch: Alljährlich am
6. Januar um 12 Uhr ist trotzdem Ortstermin am
Punkendeich. Ehrwürdige Kaufleute in feinem Tuch werfen
Steinchen ins Wasser und lassen von einem Notar
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beurkunden, wie die Weser durch den Winter kommt: ob sie steht oder geht. Der
Ausgang der Wette wird heute per Los entschieden, womit der Zweck des
Unternehmens gesichert ist: Dass sich Verlierer finden, die hernach alles
bezahlen, die Eiswette und das sich anschließende Festmahl für 500
Honoratioren (Mitglieder der Eiswette und ihre geladenen - sehr oft auswärtigen
- Gäste) und die ganz freiwillig eine erhebliche Summe an Geld spenden. Es ist
die größte jährliche Einzelspende, welche die ausschließlich aus Spendengeldern
finanzierte Seenot-Rettungsgesellschaft erhält.
2. Spuckstein
Man muss ihn suchen, so unscheinbar ist er: nicht mehr als ein Pflasterstein mit
einem eingelassenen Kreuz. Der Stein an der Westseite des Doms bezeichnet die
Stelle, an der 1831 - bei der letzten öffentlichen Hinrichtung in Bremen - die
Giftmörderin Gesche Gottfried ihr Leben ließ. Der "erfolgreichsten
Giftmischerin Deutschlands" waren 15 vollendete und 15 versuchte Morde
nachgewiesen worden. Und noch heute äußern Bremer ihre Abscheu, mit
zielgenauem Ausspeien auf den Spuckstein.
3. Bleikeller
Mumien, Särge, Schrecklichkeiten: zu besichtigen im
Bremer Bleikeller. Ein niemals restlos aufgeklärtes
Phänomen bewirkt, dass Leichen in den Grüften des Domes
mumifizieren. Wanderhandwerker, von denen man meinte,
sie würden später einmal in ihre Heimat überführt, waren die ersten, die hier ihre
letzte Ruhe fanden. Im 17. und 18. Jahrhundert kamen auch hochwohlgeborene
Tote hinzu, die seither im Bleikeller beigesetzt sind.
4. Domtreppenfegen
Ein Schauspiel, das Auswärtigen ein Rätsel ist: Ein junger Mann, der zylinderbehütet und mit einem Besen versehen zum Dom marschiert, der unablässig
fegt, während umstehendes Volk unaufhörlich "Kronkorken" auf den
Domtreppen ausbreitet. Bis, ja bis ein junges Mädchen den Feger per Kuss
erlöst. Eine Parade auf bremisch, die jedem Junggesellen droht, der an seinem
30. Geburtstag noch unverheiratet ist. Und während die Herren der Schöpfung
die Domtreppen fegen, müssen junge Frauen gleichen Alters die Portal-Klinken
putzen, bis, ja bis ...
5. Schaffermahlzeit
Es ist das wohl älteste Brudermahl der Welt, das traditionsreiche Schaffermahl
in der Oberen Rathaushalle. Es wird in Bremen seit 1545 alljährlich im Februar
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ausgerichtet. An Neptuns Tafel, in der Form seines Dreispitz, versammelten sich
einst Kaufleute, Reeder und Kapitäne, um mit ihren Geschäftspartnern aus aller
Welt das Ende des Winters und den Beginn einer neuen Geschäftssaison zu
feiern. Ebenfalls seit 1545 unabänderlich festgelegt: Die Speise- und
Getränkefolge, die den Teilnehmern bis tief in die Nacht serviert wird.
6. Kohl und Pinkel
"Kann man das essen?" Man kann! Auch wenn es auswärts
bisweilen heißt, das Bremer Nationalgericht sei mindestens
so unaussprechlich wie der vom Altbundeskanzler Kohl
geschätzte Saumagen. Bremer hingegen schwören auf ihre
Leibspeise, die aus reichlich Grünkohl unter Beigabe
deftigen Fleisches von vielerlei Art besteht. Pinkel
bezeichnet dabei einen speziellen Schweinedarm-Abschnitt,
der mit Grütze verfüllt wird. Gegessen übrigens wird das Traditionsmahl
vorwiegend mit Freunden und Kollegen anlässlich eines gemeinsamen Ausflugs.
Womit auch die ur-bremische Vokabel "Kohl-und-Pinkel-Fahrt" erklärt ist.
Leicht identifizierbar als eine Gruppe bremischen Volkes, die grünkohlgeschmückt und aufgeräumter Stimmung durch die Botanik der Bremer
Umgebung zieht. Allerdings ist der Grünkohl keine Erfindung der Bremer,
denn schon den Griechen in der Antike und den Römern war der Grünkohl
bekannt und wurde von ihnen geschätzt.
7.Freimarkt
Bremer bezeichnen den Freimarkt im Oktober als ihre "fünfte Jahreszeit" und
feiern diese mindestens ebenso inbrünstig wie die Rheinländer ihren Karneval:
mit prächtigen Umzügen, unter Aufhebung der polizeilichen Sperrstunde und
mit der wunderbaren Wandlung des gemeinhin seriösen Bremers in einen
Ausbund an Fröhlichkeit und Lebenslust. Wobei der Freimarkt nicht nur für
Bremen ein ultimatives Ereignis ist. Er ist das größte Traditionsfest des Nordens
und das älteste in Deutschland sowieso, gefeiert seit 1035.
Bremer Produkte, sie haben ihren Platz auf den Märkten der Welt - oder sie
finden sich weltweit in den Einkaufstaschen qualitätsbewusster Verbraucher.
Ergebnis von Bremens herausragender Position in der Welt der Genüsse.
Seit 1.000 Jahren ist Bremen zentraler Weinhandelsplatz, 700 Jahre zählt die
Bier-Vergangenheit. Heute veredelt die Stadt jede zweite in Deutschland
getrunkene
Tasse
Kaffee.
Europaweit führend das einzigartige Netz potenter Nahrungs- und
Genussmittelhersteller. Mit Spitzenkaffees der Marken-Ersten Jacobs, Eduscho,
Melitta und HAG, Frühstücks-Snacks von Kelloggs, Schokolade von Hachez.
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Kraft Foods, Tchibo, Frosta, Nordsee und Atlanta sind weitere Unternehmen, die
von Bremen und Bremerhaven aus die globalen Märkte erobern.
Gegenwärtig sind diese Wirtschaftszweige für Bremen besonders wichtig:
Daimler AG: Der Autohersteller mit dem Gütesiegel des Mercedes-Sterns fertigt
in Bremen rund um die Uhr die C-Klasse und sämtliche Sportwagenreihen wie
den SLK, CLK oder den SL. Rund 16.000 Beschäftigte arbeiten hier im
zweitgrößten Daimler Werk Europas. Übrigens auf dem ehemaligen Gelände des
legendären Borgwardwerks.
Luft- und Raumfahrt: Im europäischen Verbund der „Airbus Familie“ ist
Bremen der zweitgrößte deutsche Produktions- und Entwicklungsstandort. Mit
der Flügelendmontage für alle Airbus-Maschinen hat auch Bremen seinen Anteil
am steilen Aufstieg von Europas erfolgreichster Jet-Generation, indem es bei
Produktion und Entwicklung des neuen Megaliners A 380 eine zentrale Rolle
spielte. Als operativer Hauptsitz der EADS SPACE Transportation wird von
Bremen aus der Weltraum erobert. Mit der Konstruktion und Endfertigung des
europäischen Weltraumlabors Columbus für die internationale Raumstation ISS,
des europäischen ISS-Transportmoduls ATV (Automated Transfer Verhicle)
sowie der Trägersysteme für das Ariane-Programm schlägt in Bremen das Herz
der
europäischen
Raumfahrtindustrie.
Uns hat es nach La Paz in den Bremer Stadtteil Neue Vahr im Osten der Stadt
verschlagen. Ein Stadtteil Bremens, der erst in den 60er Jahren gebaut wurde.
Äußerlich grün und angenehm zeigt sich erst beim zweiten Blick, welche
sozialen Probleme sich hier bergen. Hohe Arbeitslosigkeit, viele kaputte
Familien, Harz IV Empfänger. In unserem kirchlichen Kindergarten haben 80%
der Kinder einen Migrationshintergrund. Integration – wie soll das gehen? Doch
wir haben zusammen mit einem 4-Sternehotel ein sagenhaftes Projekt gestartet,
das inzwischen auch bundesweite Resonanz erfahren hat. Es ging aus von dem
Hoteldirektor Marc Cantauw, der nicht hinnehmen wollte, dass montags die
Kinder mit so leerem Magen in den Kindergarten kamen, dass der Koch fast das
Doppelte kochen musste. So startete das Projekt Mahlzeit (www.mahlzeitbremen.de), das seit einem Jahr jeden Sonntag kostenlos ein warmes Essen
ausgibt, gekocht und finanziert vom Hotel. Dieses Projekt ist nun von der
Bertelsman-Stiftung unter 800 Projekten ausgewählt worden, und wird mit neun
anderen im Februar in Berlin öffentlich vorgestellt und ausgezeichnet. Der
Hoteldirektor ist wegen seines Einsatzes sogar vom Bundespräsidenten
eingeladen worden, an den Feierlichkeiten zum 60. Jubiläums der Gründung der
Bundesrepublik teilzunehmen. Dieses Beispiel zeigt eine der positiven Seiten
der Bremer Kaufmannschaft: Man verdient sicher gut mit dem, was man tut und
womit man handelt – aber das soziale Engagement gehört jedenfalls bei den
36
alten Bremer Familien untrennbar dazu.
Wir freuen uns, dass dieses Projekt in unserer Kirchengemeinde Heilig-Geist
stattfindet. Und wenn dann mal etwas freie Zeit übrig bleibt, gehen wir sehr
gerne im nahe gelegenen Rhododendronpark spazieren.
8.Rhododendronpark
Er gehört zu den größten seiner Art
und begeistert alljährlich im Mai
mit einem Blütenrausch von
einzigartiger Farbenpracht. Der
Bremer Rhododendronpark umfasst
die umfangreichste Sammlung von
Rhododendren-Kulturen auf dem
europäischen Festland mit über 450
Arten, 350 Unterformen, 350
Azaleen-Sorten und 250 weiteren
Arten an verwandten Immergrünen.
Das
Schauhaus
„botanica“
präsentiert ein einmaliges Natur-Erlebniszentrum und führt u.a. in die
faszinierende Bergwelt des Himalaya. Als Park ist diese Grünanlage freilich nur
einer von vielen, die in besonderer Weise das Bremer Stadtbild prägen. Mit 140
Hektar der größte: Der Bürgerpark am Rande der Innenstadt, 1865 als englischer
Landschaftsgarten geschaffen.
Aber eigentlich komme ich ja gar nicht aus dieser Region Bremen, sondern aus
dem Norden. Dort haben die Bremer, als die Weser immer mehr versandete, den
Hafen Vegesack gegründet (hier wurde den Seeleuten der Geldsack „gefegt“).
Es ist eine kleine Hafenregion, mit niedrigen Häusern, eher skandinavisch als
hanseatisch anmutend. In den angrenzenden Dörfern haben sich dann viele
ehemalige Kapitäne von Walfängerschiffen niedergelassen. Man erkennt noch
heute einige der Häuser daran, dass sie am Eingang oder im Garten riesige
Walkiefern aufgestellt haben. Im Norden Bremens hat es große Werften
gegeben, die aber bis auf kleine Spezialwerften für Jachten und Kriegsschiffe
(A+R, Lürssen) nicht mit den internationalen Preiskämpfen konkurrieren
konnten.
.
37
Weitere bekannte Bremer:
Pastor Joachim Neander, der Kolonialkaufmann Franz Adolf Eduard Lüderitz,
der Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde, der Bundesminister Jürgen Trittin,
der Designer Wilhelm Wagenfeld, die Fernsehmoderatoren Hans-Joachim
Kulenkampff und Bärbel Schäfer, der Schriftsteller und Musiker Sven Regener.
1834, 16. Juli, Franz Adolf Eduard Lüderitz, † 30. Oktober 1886 im OranjeFluss in Südwestafrika, Großkaufmann und Begründer der Kolonie DeutschSüdwestafrika


1872, 12. Dezember, Heinrich Vogeler, † 14. Juni 1942 im Kolchos
Budjonny bei Kornejewka (Kasachstan), deutscher Maler
1878, 26. Januar, Rudolf Alexander Schröder, † 22. August 1962 in Bad
Wiessee, Innenarchitekt, Maler, Dichter („Wir glauben Gott im höchsten
Thron“, „Abend ward bald kommt die Nacht“) 1890, 8. Oktober, Henrich
Focke, † 25. Februar 1979 in Bremen, Flugzeugkonstrukteur (Gründer der
Fa. Focke-Wulf AG)
1914, 14. Dezember, Karl Carstens, † 30. Mai 1992 in Meckenheim,
Bundespräsident (1979–84), Bundestagspräsident (1976–1979), Vorsitzender der
CDU/CSU-Fraktion im Bundestag (1973-1976), Staatssekretär und Chef des
Bundeskanzleramts (1967–1969)
1938, 31. Oktober, Henning Scherf, Bremer Politiker (SPD), Senator,
Bürgermeister und Präsident des Senats
Quellen: www.bremen.de u.a.
Heinz-Martin Krauß
38
Laboratorios Droguería INTI S.A.
In Fortsetzung unserer Serie „Unternehmen vorgestellt“ möchten wir Sie in
dieser Ausgabe des Monatsblatts mit einem der wohl bekanntesten und zudem
seit über 70 Jahren in deutscher Hand befindlichen Unternehmen Laboratorios
Droguería INTI S.A. bekannt machen.
Wir nutzten die einmalige Gelegenheit, im November 2008 die
Produktionseinrichtungen der Firma in El Alto zu besichtigen, um Ihnen einen
Eindruck vom Hintergrund des Erfolges des Unternehmens vermitteln zu
können. Die AHK hatte zu einer Besichtigung eingeladen und eine Gruppe von
etwa 25 Interessierten das Angebot gern angenommen.
1936 in Miraflores gegründet, waren in den 90iger Jahren alle Möglichkeiten
der Erweiterung erschöpft und eine neue Fertigungsanlage musste geschaffen
werden. Als Ort dieser Erweiterung bot sich damals schon El Alto an. Kurze
Wege zu den Märkten in Bolivien und Peru und keine Platzprobleme waren die
Hauptgründe für diese Standortwahl.
Während im Zentrum von La Paz nach wie vor der Vertrieb der INTI –
Produkte organisiert wird, ist die etwa 2 ha große Fertigungsanlage in El Alto
für die Produktion und Konfektion des breiten Angebots sowie die Lagerung der
Rohstoffe bestens geeignet.
Geschäftsführer Christian Schilling begrüßte die wissbegierige Schar und stellte
uns Dr. Gallo vor, der in El Alto für die Qualitätssicherung der Produkte
zuständig ist.
Er führte uns zunächst in den Lagerbereich des Betriebes, wo in modernen
Hochregalen die Vielzahl der Rohstoffe aus aller Herren Ländern, aber auch die
zum Versand bereiten Endprodukte zu finden sind. Alle eingehenden Rohstoffe
werden einer Qualitätsprüfung unterzogen, um fehlerhaften Endprodukten
vorzubeugen.
Ein wichtiger Beitrag zu hochwertigen Produkten ist auch die aufwendige
Eigenproduktion von pharmazietauglichem Wasser, das natürlich hohen
Anforderungen an die Reinheit entsprechen muss. Hierzu verfügt das
Unternehmen über eigene Brunnen und Reinigungsanlagen.
Als gesundheitsrelevante Produktionsfirma unterliegt INTI natürlich der
Kontrolle des bolivianischen Gesundheitsministeriums.
Die etwa 200 Produkte der Firma werden überwiegend in Bolivien durch ein
eigenes Vertriebsnetz verkauft. Exportiert wird nach Paraguay, Peru und auch
nach Deutschland.
INTI stellt auch im Auftrag größerer Firmen, für die sich eine eigene Produktion
in Südamerika nicht lohnt, Produkte in Lizenz oder als Gestattungsproduktion
her.
Die Produktion für andere Firmen ist natürlich nur durch die Anerkennung
INTIs als Firma mit GMP (Good Manufacturing Practics) überhaupt möglich.
Von den 550 Mitarbeitern sind 110 in der Produktion tätig und die restlichen im
Vertrieb und Marketing der Produkte. Dieses scheinbare Missverhältnis ist bei
39
ähnlichen Unternehmen, übrigens auch in Europa, durchaus üblich, denn der
Weg der Produkte zum Kunden geht sich nicht von allein.
Christian Schilling bei der Begrüßung der Gäste
Ein kleiner Eindruck von der Größe der Anlagen
40
Ein Teil des umfangreichen Sortiments
Die „Mentisan“-Abfülleinrichtung in klimatisierten und besonders sauberen
Räumen
Text und Fotos: Franziska Sörgel/Werner Preiss
41
Computer & Co.
SSD - Speicher bald als Festplattenersatz?
Nach kurzer Unterbrechung unserer langjährigen Serie möchte ich Sie heute
über ein neues Produkt im Bereich der Computertechnik informieren und – vor
eventuellen Fehlinvestitionen warnen.
Bis zum heutigen Tag werden, die übrigens von dem deutschen Physiker Peter
Grünberg(Jülich) wesentlich mit entwickelten so genannten Festplatten, zur
Speicherung von Anwendungsdaten und Programmdateien in unseren PCs und
Notebooks verwendet. Diese magnetischen Speichermedien funktionieren
zwischen 100000 und 1000000 Betriebsstunden, sind zwischen 1“ und 3,5“ groß
und arbeiten so lange problemlos, bis man sie aus Versehen mal beim Ausbauen
oder wechseln auf dem Boden fallen lässt. Mechanische Gewalt vertragen diese
recht kompakten und schweren Bauteile nämlich gar nicht. Grund dieser
Empfindlichkeit ist das sensible Innenleben: Die Metallscheiben zur
Datenspeicherung werden durch Mikromotoren mit bis zu 10000 U/Minute
gedreht, damit ein empfindlicher Lesekopf die unterschiedlichen magnetischen
Zustände möglichst schnell auslesen und an den Nutzer des PC oder Notebooks
weitergeben kann. Gerade bei mobilen Rechnern besteht dadurch häufig die
Gefahr eines Datenverlustes, da nur Spezialfirmen in der Lage sind, die Daten
zu retten, wenn die Festplatte ihren normalen Dienst versagt.
1
2
1 Speicherplatte
2 Schreib- und Lesekopf
Als Ausweg kennen wir als PC – Nutzer schon lange die Sicherheitskopie auf
optischen Speichermedien wie CD oder DVD und auf USB – Speichersticks.
Bis vor 2 Jahren waren gerade diese Sticks noch sehr teuer und bestenfalls in
Größen bis 2 GB zu haben. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert und
heute sind Kapazitäten bis 16 GB bereits für 20 Euro verfügbar.
Dieser Verfall der Preise für Speichermedien, verbunden mit einer starken
Erhöhung der Speicherdichten machte den Beginn der Entwicklung der so
genannten SSD – Speicher möglich. SSD bedeutet Solid State Disk und ist
eigentlich ein völlig irreführender Name, denn zumindest der dritte Teil (Disk)
42
ist Unsinn, denn eben diese gibt es in diesen Datenspeichern nicht mehr.
Das Speichermedium sind Halbleiterwerkstoffe ohne bewegliche Teile, die ihre
Speicherfunktion
aufgrund
ihrer
atomphysikalischen
Eigenschaften
wahrnehmen können.
Es gibt keine rotierenden Teile und demzufolge auch kaum Stoßempfindlichkeit
bei diesen neuen Speichern. Eine Beeinflussung durch starke Magnetfelder ist
ebenfalls nicht gegeben. Die Größe dieser Speichermedien kann wegen der
hohen Datendichte stark reduziert werden. Hinzu kommt der angenehme
Nebeneffekt der völligen Lautlosigkeit beim Betrieb.
Vor- und Nachteile der Anwendung von SSD-Speichern
Zu den bereits genannten Vorteilen kommen noch weitere wichtige hinzu:
- schnelle Zugriffszeiten auf gespeicherte Daten (besonders wenn es sich
um weniger große Datenpakete handelt, z.B. in Datenbanken)
- Halbierung des Gewichts(bezogen auf gleich große Festplatten)
- geringerer Stromverbrauch(verlängert die Akku-Laufzeiten bei mobilen
Rechnern)
Nachteile sind in diesem Entwicklungsstadium einer neuen Technik natürlich
auch nicht zu verschweigen:
- noch geringe Speicherkapazitäten(im Vergleich zu herkömmlichen
Festplatten)
- beschränkte Zahl paralleler Schreibzugriffe auf den Speicher(bedingt
durch Probleme mit den Controllern dieser Speicher)
- große Qualitätsunterschiede bei den verschiedenen Herstellern
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- hohe Preise
- niedrigere Datentransferraten(vor allem bei großen Dateien)
Trotz der relativ hohen Kosten setzt bereits eine ganze Reihe von Herstellern die
neuen Speichermedien ein. Vor allem in Mobilrechnern kommen SSDs zum
Einsatz. Apple bietet sein 2008 vorgestelltes Mac Book Air auch mit SSD Speicher an. Für die Standard – Variante mit 80 GB Festplatte verlangt der
Hersteller 1699 Euro. Wer die gleiche Konfiguration mit 64 GB SSD wählt,
muss 2598 Euro auf den Tisch legen.
Auch Lenovo(früher IBM) bietet sein Thinkpad X300 mit SSD – Speicher an. Je
nach Ausstattung werden hier zwischen 2500 und 2750 Euro fällig.
Bei Dell bewegen sich die Aufpreise zwischen 200 und 750 Euro.
Erfahrungsgemäß ist ein einmal gestarteter technologischer Trend nicht
aufzuhalten und wird sich in den kommenden 3-5 Jahren durchsetzen, aber die
Hersteller haben noch eine große Entwicklungsarbeit zu leisten, um mehr
Kunden von ihren Produkten zu überzeugen.
Als Tipp für unsere Leser sei gesagt: Wer sich heute ein Notebook mit
konventioneller SATA – Festplatte und 500 GB Speicherkapazität zulegt, kann
in Ruhe die weitere Entwicklung abwarten, ohne als Technikmuffel zu gelten –
er sollte es aber auch nicht vom Tisch fallen lassen.
Werner Preiss
44
Ewige Jungs
Abenteuergeschichten aus Bolivien von Friedrich Ahlfeld
Friedrich Ahlfeld ist dem aufmerksamen Monatsblatt-Leser bereits als
Naturkundler gut bekannt. Er lebte sein langes Leben von 1892 bis 1982
hauptsächlich in Bolivien. Als Geowissenschaftler hat er ganz
entscheidend zur geologischen, mineralogischen und lagerstättlichen
Erkundung des Landes beigetragen. Nun liegt ein hübsches Bändchen
mit Erzählungen vor, das ihn in einem ganz anderen Licht zeigt.
Als Reisenden und Abenteurer in Bolivien, als übermütigen Naturburschen, der
waghalsige Kletterpartien unternimmt, spontan Fünftausender ersteigt, im
Wettlauf mit Kumpanen Flüsse durchquert und im Titicacasee tollt.
Bolivien als unerschöpflicher Abenteuerspielplatz für Jungs in jedem
Zeitalter. Das führt uns Ahlfeld in neun Reisegeschichten vor, deren
Routen noch heute erlebenswert sind. Eine seiner Wanderungen (heute
würde man sagen Trekking-Touren) führt ihn einmal rund um den
Illimani, eine andere auf den Huallatiri jenseits der chilenischen Grenze,
eine weitere auf den Chorolque. Bekanntere Ziele wie die Sonneninsel
und Potosí findet man ebenfalls in der Zusammenstellung. Doch
erscheint alles in einem eigenen Licht. Ahlfelds Liebe zum Land und
seine leichtentzündliche Begeisterung für Naturschönheiten wirken noch
heute ansteckend. Die Erzählungen und Reisen sind undatiert, aus
seinen Lebensdaten geschlossen, müssen sie deutlich in der ersten
Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stattgefunden haben. Von einigen
Käuzen und Sonderlingen, die zu dieser Zeit in Bolivien gehaust haben,
berichtet Ahlfeld ebenso wie von Abenteurern aus Europa, die entweder
hofften, hier sagenhafte Schätze zu heben oder sich zumindest durch die
Leichtgläubigkeit von den Aktionären ihrer Expeditionen solche
vorsätzlich zusammenspekulierten.
Auch wenn ich als multifunktionale Hausfrau und Mutter des 21.
Jahrhunderts bestimmt nicht zu der Zielgruppe gehöre, die der junge
Ahlfeld bei seiner Reiseschriftstellerei im Sinn hatte, hat mir die Lektüre
große Freude bereitet. Dies nicht zuletzt wegen seines kavalierhaften
Stils, der zum einen der Entstehungszeit geschuldet ist und zum anderen
an den „Inselstil“ von Autoren wie Kafka erinnert, an denen die
Sprachverjüngung im deutschen Mutterland vorbeigezogen ist.
Formulierungen wie „Dort […] von wo ich vor kaum acht Wochen des
Titicaca volle Schale geschaut (habe)“ könnte man den jungen DeutschSchülern der Colegio Alemán durchaus wieder nahe legen.
Das Büchlein – für dessen Edition Christian Neumann-Redlin aus
Cochabamba verantwortlich ist – kommt unaufwändig als Taschenbuch
daher. Es ist jedoch sorgfältig ediert. Die Karten zu jeder Geschichte sind
eine echte Bereicherung und die Fotos, die extra auf gestrichenem
Papier eingebunden sind, von erstaunlich guter Qualität. Ein weiteres
45
Plus ist die konsequente Zweisprachigkeit (Deutsch/Spanisch), wodurch
sich nicht nur die Zielgruppe erweitert – besonders Ehrgeizige können
auch noch sprach-didaktischen Nutzen daraus ziehen. Einige charmante
Satzfehler verzeiht man der Ausgabe gerne – der Blocksatz hat nun mal
seine Tücken – siehe Monatsblatt.
Sowohl als Reisebegleiter, als kalorienarmes Gastgeschenk oder als
Kameraden vor dem heimischen Kaminfeuer lässt sich dieses Buch
guten Gewissens empfehlen, da es den Blick sowohl in die Landschaften
als auch in die Geschichte Boliviens vertieft.
Franziska Sörgel
46
Da war doch mal was...
Im Heft 3-2007 unseres Monatsblatts gab es zum ersten Mal in seiner
Geschichte einige farbige Innenseiten. Wer sich erinnern kann, wird wissen, es
war damals immerhin ein Weltrekordversuch, der uns zu dieser Ausschweifung
veranlasst hat.
Auf dem Acotango strebte die Kapelle Roggenzell aus Bayern unter Beteiligung
von Philipp Knill, der damals bei der Deutschen Botschaft arbeitete, den
Höhenkonzertweltrekord an. Jetzt können wir vermelden, dass der Rekord
tatsächlich anerkannt worden und im Guinness-Buch 2009 auf Seite 240 zu
finden ist.
Unser Redaktionsmitglied Dr. Hans Schoeneberger hat seinem Sohn das seltene
Exemplar entwendet, so dass wir den Text als Beleg für Sie nachliefern können.
Die Redaktion
47
Wandern am Ende der Welt
Der südlichste Trekkingweg der Welt ist der „Circuito de los Dientes“ – sagt der
Reiseführer von Lonely Planet.
Falsch. Die Viertageswanderung zum Lago Windhond geht noch ein bisschen
südlicher und ist nebenbei um einiges schöner.
Puerto Williams, Isla Navarino, Chile. 55. Breitengrad. Auf der
Nordhalbkugel endet auf dieser Breite gerade einmal Deutschland. Auf
der südlichen Hemisphäre aber sind nicht nur die Jahreszeiten anders.
Ozeanien reicht nur bis zum 47. Breitengrad, Afrikas Kap der Guten
Hoffnung liegt nicht einmal auf 35° Süd. Und so ist der 2000-EinwohnerOrt Puerto Williams, von der Hauptinsel Feuerland durch den BeagleKanal getrennt, der südlichste Vorposten der Zivilisation, mit
Supermärkten, Internetcafé und Geldautomat.
Puerto Williams nimmt seinen Status ernst. Wenn hier schon die
Zivilisation endet und gleich am Ortsrand die Wildnis und das Abenteuer
beginnen, dann muss man vorher einfach noch einmal sehr zivilisiert
sein. Die Einwohner sind ausgesprochen gastfreundlich und
aufgeschlossen; die Häuser übrigens auch. Der Ort ist so sicher, dass
die meisten Leute ihre Türen nicht zusperren, und es ist keine Seltenheit,
wenn jemand im geparkten Auto den Schlüssel stecken lässt.
Auch das Hostal Coirón, eine von etwa einem halben Dutzend
Unterkünften, hat seinen ganz speziellen Charme. Man fühlt sich sofort
wohl. Ein Feuerchen knistert gemütlich im Wohnzimmer, und der
Neuankömmling bekommt gleich mal einen Tee oder Kaffee angeboten.
Ob von den Verwaltern des Hostals oder von anderen Gästen, kann man
nie so genau wissen, denn die Verwalter wohnen woanders im Dorf und
sind oft nicht da. Dann wird der Laden eben in schönster Anarchie ein
paar Stunden lang von den Gästen selbst geschmissen.
Existenzgrundlage von Puerto Williams ist nach wie vor der
Militärstützpunkt; den Charakter bekommt der Ort aber durch Menschen,
die von überall her und aus den verschiedensten Gründen zugewandert
sind. Da ist z.B. Luis, der bei der Feuerwehr arbeitet und nebenher den
Kiosk von „Turismo Shila“ betreibt, weil sich das zeitlich gut vereinbaren
lässt. Der Kiosk bietet ein erstaunliches Sortiment an Ausrüstung zur
Miete an. Man hat nicht das Gefühl, dass er besonders viel Geschäft
damit macht. Man hat auch nicht das Gefühl, dass Luis das irgendwie
stört. Mir leiht er zwei „Topoguias“, Wanderbroschüren des chilenischen
„Ministerio de Bienes Nacionales“. Ohne Gebühr, nur mit der Bitte, sie
nach der Wanderung zurückzugeben, weil er nicht viele Exemplare
davon hat.
Dann ist da Denis, Tee-Gourmet und Consultor aus Genf. Er gehört zu
den Pionieren des Tourismus auf Navarino und hat bei der Kartographie
der Insel und der Markierung der Wanderwege mitgewirkt; so wenig
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erforscht war die Gegend, dass nun eine Gruppe von Seen südlich der
Dientes-Berge seinen Namen trägt. Nach wie vor führt er
Wandergruppen, aber für einen Einzelwanderer wie mich wäre das
ziemlich kostspielig. Die Beratung in seinem Haus ist hingegen
kostenlos, Mango-Tee inclusive.
Und dann ist da natürlich noch Loreto, die eigentlich aus Valdivia stammt
und den vermutlich südlichsten Rhabarberkuchen der Welt verkauft. Ihr
„Angelus Café“ ist so etwas wie das Touristenzentrum von Puerto
Williams. Man kommt auf einen Kaffee oder eine Kleinigkeit zu essen,
quatscht sich fest und muss aufpassen, dass es einem nicht so geht wie
mir: Ich fühlte mich so zuhause, dass ich zu zahlen vergaß. Loreto
erinnert einen nicht daran. Die meisten Leute kommen zurück, um zu
zahlen, sagt sie. Und die anderen zahlten irgendwann in ihrem Leben
auf eine andere Weise.
Aber man reist natürlich nicht nach Puerto Williams, um
Rhabarberkuchen zu essen und mit Feuerwehrmännern zu plaudern.
Manche kommen allein wegen des Ende-der-Welt-Gefühls, das Ushuaia
zwar vermarktet, aber tatsächlich Puerto Williams hat. Die meisten
wollen wandern, den „Circuito de los Dientes“, den Rundweg um die
gezackten Berge Navarinos. Ist es doch der laut Lonely Planet südlichste
Wanderweg der Welt. Die noch ein bisschen südlichere Wanderung zum
Lago Windhond – landschaftlich vielseitiger, geschützter, besser markiert
und mit dem zusätzlichen Pluspunkt eines Refugios nahe am See – wird
lediglich in einem kurzen Satz erwähnt („From here a rougher track
continues down south to Lago Windhond.“). Beide Treks sind nicht
gerade überlaufen. Aber während der Dientes-Rundweg jährlich
vielleicht von 500 Wanderern gegangen (oder zumindest begonnen)
wird, dürften sich kaum 50 auf den Weg zum Windhundsee machen. In
jener Woche im Dezember 2008 bin ich der einzige.
Ich habe mich gut vorbereitet. Habe ein sehr gutes Zelt, einen warmen
Schlafsack,
Regenkleidung,
zwei
paar
Wanderschuhe
plus
Trekkingsandalen, einen Spirituskocher mit genug Brennstoff, und viel zu
essen dabei. Zur Orientierung dienen ein GPS-Gerät, eine Wanderkarte
und ungefähr vier verschiedene Wegbeschreibungen. Geplant ist eine
Wanderung von vier Tagen, mein Proviant reicht vermutlich für sechs,
wodurch der Rucksack geschätzte 25 Kilo wiegt. Es ist der 14.
Dezember 2008. Ich habe mich bei den Carabineros abgemeldet. Sollte
ich nicht bis zum 18. Dezember zurück sein – ein Tag Puffer – würde
man mich suchen. Ein tröstliches Gefühl, denn ich muss damit rechnen,
dass ich auf der ganzen Wanderung keiner Menschenseele begegne.
Warum mache ich das eigentlich? Ich bin kein gewohnheitsmäßiger
Extremwanderer. Ich suche nicht gerade die Gefahr, und für risikoreiche
Trendsportarten bin ich viel zu ängstlich. Jetzt aber gehe ich los, völlig
auf mich allein gestellt, wissend, dass mich vor dem 19. Dezember ganz
49
bestimmt niemand vermissen wird. Ich bin einfach weg – nicht zu
erreichen, auch nicht mit dem Handy. Das liegt natürlich zum einen
daran, dass ich überhaupt kein Handy habe, zum anderen gäbe es
während der Wanderung ohnehin keinen Empfang. Tatsächlich ist das
Risiko ja gar nicht so groß, sage ich mir. Habe ich mich jemals auf einer
Wanderung ernstlich verletzt, so dass ich nicht mehr weitergehen
konnte? Nein. Andererseits: Wenn es nun gerade dieses Mal ...?
Auf dem ersten Anstieg zum Cerro Bandera, immerhin von Meereshöhe
auf 590 Meter, macht sich das Gewicht des Rucksacks doch deutlich
bemerkbar. Immerhin ein Trost: Mit jeder Pause, mit jedem Brötchen wird
es weniger werden. Also mache ich oben erstmal Rast und esse eines.
Auf dem Cerro Bandera. Unten liegt Puerto Williams, der Beagle-Kanal, gegenüber
die Hauptinsel Feuerland.
Danach geht es lange Zeit an einer Bergflanke entlang, immer knapp
oberhalb der Baumgrenze, die hier auf diesen südlichen Breitengraden
recht konstant bei 450 bis 500 Metern liegt. Es sind Lenga, kleine,
krüppelige Südbuchen, die die Baumgrenze bilden, kaum 50 Zentimeter
hoch. Weiter unten, in geschützten Lagen, bildet diese erstaunlich
anpassungsfähige Pflanzenart gewaltige, 20 Meter hohe Bäume.
Irgendwo am Berghang rutscht meine Wasserflasche aus ihrer Halterung
50
und rumpelt zehn Meter weit in ein Wäldchen. Nach einer mittleren
Kletterpartie rette und schimpfe ich sie. Seltsam: Kaum 100 Meter weiter
liegt noch eine Wasserflasche auf dem Weg, die ein anderer Wanderer
verloren hat. Es scheint eine Passage zu sein, auf der häufiger
Wasserflaschen abhanden kommen. Man sollte Warnschilder aufstellen.
Vor dem Abstieg zur Laguna del Salto beginnt sich das bisher
unmotivierte Nieseln in ernsthaften Regen zu verwandeln. Der Abstieg
ist steil und steinig, ich rutsche einmal weg, aber es passiert nichts. Es
darf auch nichts passieren. Noch bin ich zwar auf dem DientesRundweg, wahrscheinlich kämen morgen andere Wanderer des Wegs,
aber ich will ja noch weiter. Eigentlich wollte ich sogar an diesem Tag
noch weiter, aber angesichts des Wetters, und da man am ersten
Wandertag ohnehin nicht übertreiben soll, beschließe ich zu bleiben. Es
regnet die ganze Nacht durch, aber morgens, nette Überraschung, ist
das Wetter schön.
Es geht bergauf mit mir: vom See zu drei Bergpässen, erst der Paso
Primero, dann der Paso Australia, schließlich der Paso de los Dientes.
Zeitweise regnet oder schneit es leicht, aber der Wind, der hier extrem
heftig sein kann, ist nur schwach. Ein paar Schneefelder sind zu queren
oberhalb eines noch teilweise zugefrorenen Sees, es ist schließlich erst
Frühsommer. Immer die Markierungen im Blick behalten!, sagt der
Topoguia, die chilenische Wanderbroschüre. Dumm nur, dass da keine
Markierungen mehr sind. Das Wetter der letzten sieben Jahre hat sie
mitgenommen.
Gegen 12 Uhr 30 erreiche ich die Weggabelung. Der Dientes-Rundweg
wendet sich nach Westen, zum Windhundsee geht es geradeaus
Richtung Süden. Bisher bin ich niemandem begegnet, ab jetzt wird es
noch unwahrscheinlicher. Also höchste Vorsicht und Aufmerksamkeit,
wieder der Gedanke: Vor Freitag wird niemand nach dir suchen. Heute
ist Montag.
51
Blick Richtung Süden. Irgendwo dahinten muss der Lago Windhond liegen.
Das Gelände war bisher eher unangenehm: Schutthalden mit großen,
aber dennoch oft instabilen Steinen. Auf dem Dientes-Rundweg bliebe
das vier Tage lang so. Auf meinem Weg dagegen geht es hübsch durch
ein Wäldchen bergauf, nur habe ich wieder einmal die Markierungen
verloren, und die GPS-Punkte des Topoguia weichen um 60 bis 200
Meter von meinen angezeigten ab. Na toll. Irgendwann nach dem
Wäldchen finde ich die Markierungen wieder und mache mich auf den
Weg zum Gipfel des Monte Bettinelli, dem höchsten Punkt der Tour, 883
Meter. Von dort oben, hieß es, hat man einen fantastischen Blick nach
Süden zum Wollaston-Archipel, zu dem Kap Hoorn gehört. Das kann ich
leider nicht bestätigen. Denn als ich oben bin, sehe ich: nichts. Nichts als
dichten Nebel, so dicht, dass ich nicht von einem Steinmännchen zum
nächsten schauen kann. Erkennen kann ich, dass es am Rand
atemberaubend bergab geht. Schneefelder kleben an steilen Hängen.
Immerhin ist es windstill, die Gefahr, von patagonischen Sturmböen mal
eben über die Kante geschubst zu werden, besteht nicht. Ich reime mir
mit Hilfe der Beschreibungen des Topoguia die Richtung zusammen, sie
erweist sich als zutreffend.
Es ist vielleicht 16 Uhr, meine Stimmung ist eigentümlich gelassenkonzentriert. Die Wichtigkeiten verschieben sich vom Materiellen zum
Elementaren. Ob der Italiener aus dem Hostal Coirón sich mit meinen
52
Wertsachen aus dem Staub gemacht hat? Völlig egal. Wichtige Frage
hingegen: Was tun, wenn der Nebel so dicht wird, dass ich nicht mehr
weiter kann? Die Antwort: Dann gehe ich zurück, und morgen nach
Puerto Williams. Und wenn es so dicht wird und bleibt, dass ich nicht
einmal zurückgehen kann? Dann bleibe ich in dieser Senke, in dieser Art
Krater, der etwas Windschutz bietet, und ruiniere dabei die Zeltunterlage,
das Zelt und vielleicht auch den Schlafsack. Aber mir würde nichts
passieren. Hauptsache: sich nicht verletzen. Nicht irgendwo abstürzen.
Man geht anders, wenn man in solchem Gelände allein unterwegs ist:
bewusster, vorsichtiger, langsamer.
Aber die angekündigten Gefahrenstellen erweisen sich als weniger
schlimm als befürchtet. Die Sicht wird auch besser, und irgendwann
befinde ich mich auf einem angenehmen Weg bergab, an Seen vorbei,
über eine Ebene, auf den Wald zu. Die Waldgrenze erwartet mich,
ordentlich wie eine Hecke. Der Weg durch den Wald ist ein Genuss, ein
Traum von Frühling. Es ist ganz still. Die einzigen Zivilisationsgeräusche
sind meine Schritte.
Der Weg hinunter zum Rio Windhond, immer noch durch den Wald,
erfordert dann noch einmal höchste Konzentration, denn er ist steil,
rutschig, und das Gepäck beschleunigt mich unnötig. Ich bin froh, als ich
heil unten bin.
Ich überquere den Windhundfluss auf einem breiten Baumstamm,
danach folgt noch ein Waldstück, und dann zweieinhalb Kilometer durch
einen Turbal, ein sumpfartiges Gebiet mit weichen Moosen und
Tümpeln, angenehm federnd. Ich gehe einfach, es ist schön, das Licht,
die Farben in der einsetzenden Dämmerung. Das Wetter ist ruhig, ich bin
müde von der langen Wanderung und gehe auf Reserve, aber noch nicht
im roten Bereich. Es ist paradox, aber manchmal kann Erschöpfung ein
Treibstoff sein. Die Füße tun weh, die Hüfte tut weh. Ich freue mich
darauf, endlich das Refugio zu erreichen. Auf dem letzten Stück ist der
Weg nicht klar zu erkennen, ich wühle mich durch den Wald, auf die
GPS-Daten ist auch wieder kein Verlass. Aber dann finde ich den Weg
wieder, da ist sogar ein richtiger Wegweiser, und dann: die Hütte!
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Das Refugio Charles. Ende eines langen Wandertags.
Es ist kurz nach 21 Uhr.
Ich bin über 11 Stunden unterwegs gewesen, mit zweimal einer halben
Stunde Rast, sonst nur kurze Pausen zum Orientieren, Anziehen,
Ausziehen, bisschen Trinken. Alle Wetter waren dabei, Regen, Wind,
keinen Wind, Sonne, Schneegeriesel. Die Füße, die Schultern und
einiges dazwischen schmerzt, aber mir geht es gut. Ich habe nicht
einmal Blasen an den Füßen.
Merkwürdig, wie sich manches ändert: Gestern, am Lago del Salto, hätte
ich mich noch über die Gesellschaft anderer Wanderer gefreut. Heute
hoffe ich, dass niemand außer mir da ist. Die Hoffnung erfüllt sich. Ich
bin allein.
Zelt aufbauen, Sachen auspacken, kochen.
Das Refugio ist dunkel, schmutzig und nicht in allerbestem baulichem
Zustand. Aber es ist ein Refugio, und somit ist es wunderbar.
Eigentlich sollte man meinen, dass man nach einem solchen Wandertag
schläft wie ein Toter. Aber ich wache wesentlich öfter auf, als Tote das
gemeinhin tun. Nachts ist es ziemlich stürmisch, gegen 4 Uhr 30 wird es
hell und beginnt zu regnen. Es regnet immer noch, als ich um 8 Uhr 15
aufstehe und frühstücke. Aber wenn auf eines bisher Verlass war auf
dieser Wanderung, dann ist es der Wechsel. Und so ist es auch diesmal.
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Der Wind wischt die Wolken beiseite wie ein schlechtes Argument, und
ich gehe die zehn Minuten zum See.
Der Windhundsee. Endpunkt der Träume, Südpunkt der Tour.
Als kurz die Sonne herauskommt, nehme ich das als Zeichen, dass ich
baden soll. Das Wasser ist eiskalt und sehr flach. In Ermangelung eines
Handtuchs wische ich mir das Wasser vom Körper und lasse mich
zusammengekauert trocknen, nackt wie ein Feuerland-Indianer.
Dass ich erst um 12 Uhr 30 loskomme, macht nichts, denn die dritte
Tagesetappe ist vergleichsweise kurz und angenehm zu gehen, zudem
ist es ja sehr lange hell. Nervig sind nur die Stellen, wo Biber gewütet
haben und Baumstämme wie Mikadostäbe kreuz und quer liegen. Das
ist kein Wandern, sondern ein ständiges Klettern, Untendurchtauchen
und Ausweichen, in einer Stunde komme ich meinem Ziel nicht einmal
einen Kilometer näher. Blöde Tiere, dumm wie Menschen! Machen sich
auf Dauer ihre eigene Lebensgrundlage kaputt. Der Biber, auf spanisch
„Castor“, ist hier eigentlich nicht heimisch, sondern wurde vor Jahren
aus Nordamerika eingeführt und fühlt sich mangels natürlicher Feinde
sehr wohl. Na bitte, denke ich mir, ich war ja schon immer gegen CastorTransporte! Die Risiken sind einfach zu groß. Und wenn man sie dann
doch durchführt, muss man sich über Castor-Blockaden nicht wundern.
55
Ich rufe ein paar deftige Biber-Beleidigungen in die Landschaft, die
niemanden interessieren, am wenigsten die Biber selbst, und freue mich
auf Sumpf und Wald.
Warum ist ein solcher Genuss, allein in der Wildnis unterwegs zu sein?
Ich habe da meine eigene Theorie. Zum einen ist es gar nicht so einfach,
mehrere Tage lang weg zu sein von allem, von jedem menschlichen
Kontakt und jeder Kommunikation. Und zum anderen verliert vieles seine
Kompliziertheit. Das Leben wird einfach. Für ein paar Tage drehen sich
die innermenschlichen Hierarchien um. Zuhause gibt der Geist den Ton
an, er sagt z.B., dass noch ein, zwei Stunden weiter gearbeitet wird, und
der Körper, der eigentlich Hunger hat, oder Durst, oder müde ist, muss
sich fügen und gedulden, bis er an der Reihe ist. Auf der Wanderung
hingegen ist der Körper der Chef. Wenn der Körper sagt, dass er jetzt
bitteschön eine Pause braucht und was trinken möchte, dann wird sofort
Pause gemacht. Wenn der Körper sagt, dass er müde ist und ein
bisschen dösen möchte, dann wird gedöst, notfalls mitten im Wald auf
einem Baumstumpf. Die Argumente des Geistes, dass es doch gar nicht
mehr weit sei bis zum Etappenziel und man die Rast doch auf später
verschieben könne, verhallen ungehört. Nein, tatsächlich bringt der Geist
diese Argumente gar nicht erst vor, er behält sie für sich, denn es ist
völlig klar, dass die Wünsche des Körpers absolute Priorität genießen.
Vom Wohlbefinden des Körpers hängt alles ab. Und deshalb ist das
Alleinwandern in der Wildnis so ungeheuer einfach. Es gibt kein
Ausdiskutieren unterschiedlicher Meinungen. Man muss nur auf seinen
Körper hören, das ist alles.
Der letzte Wandertag ist relativ lang, aber nicht schwierig, und er beginnt
mit einem Spiegelei auf Salami. Das bedeutet, dieses Ei, das ich da in
die Pfanne haue, habe ich drei Tage lang mit mir herumgetragen. Das
entspricht nicht unbedingt dem Bestreben, das Gepäck leicht zu halten,
aber ein bisschen Luxus trägt zur guten Laune bei. Sei gut zu Dir selbst,
denn wenn Du es nicht bist – wer dann?
Das Wetter ist ungewöhnlich stabil an diesem Tag: seit dem Morgen
Wolken, manchmal Wind, aber kein Tropfen Regen. Der schwierigste Teil
kommt ironischerweise, als ich schon auf dem Fahrweg bin, kurz vor
Puerto Williams. Statt wie üblich durch Villa Ukika zu gehen, biege ich
ab, weil ich auf dem GPS sehe, dass die Entfernung zum Hostal plötzlich
wieder größer wird. Das kann ja nun nicht sein! Also folge ich einem
Waldweg und finde mich unversehens auf einer steilen Böschung und
schließlich unten an einem Fluss wieder, dem Rio Ukika. Gegenüber
sind die ersten Menschen seit drei Tagen. Wie ich denn nun nach Puerto
Williams käme? Über den Fluss und dann den Weg entlang. Also
56
balanciere ich noch einmal über einen dicken Baumstamm ans andere
Ufer. Am Ende des Stichwegs steht eine Tafel: „Recinto militar. Prohibida
la entrada“. Militärgelände. Zutritt verboten. Aber ich bin ja nicht
zugetreten, sondern nur rausgegangen.
Rein gefühlsmäßig finde ich, dass man mich jubelnd empfangen müsste,
aber die Bevölkerung hat natürlich Besseres zu tun. Also jubele ich
kurzerhand selbst, eine Art innerer Triumphzug. Die Wanderung ist
vorbei, sie war großartig. Pausen eingerechnet, bin ich in vier Tagen
ungefähr 29 Stunden gewandert, und, was das Beste war, ich habe es
genossen. Im Hostal Coirón, in dem wieder einmal das Personal nicht da
ist, setze ich mich aufs Sofa und genieße den Augenblick.
Tags darauf, am Ende meines Ruhetages, meinem letzten Abend in
Puerto Williams, sitze ich wieder einmal bei Loreto im Angelus Café,
esse Centolla und trinke ein paar Bierchen. Wie sie eigentlich auf die
Idee gekommen ist, nach Puerto Williams zu gehen, frage ich sie. Sie
hatte gehört, dass es in Puerto Williams nichts gebe, sagt sie.
Und das hatte eine ungeheure Anziehungskraft.
Manuel Lins
57
De vuelta
José Martí, Fidel Castro, Ché Guevara, Ernest Hemingway – Mythen, die
zusammen mit den sozialen Errungenschaften der Revolution, Salsa, Rum und
Lebenslust das Bild von Kuba prägen, oder doch eher: zerfallene Häuser, leere
Geschäfte, autoritäres Regime, Lethargie und Langeweile?
Ein Charakteristikum von Kuba ist diese Widersprüchlichkeit. Daneben gibt es
aber viel mehr zu erleben und kennen zu lernen: Die Menschen, ihre
Geschichten und Lebensumstände.
Schon bei der Ankunft am Flughafen in Havanna braucht man Zeit und Geduld
– beides unerlässlich für Kuba. Erst die Immigrationskontrolle und dann das
Warten auf den Koffer. Das dauert. Selbst das Gepäckband läuft langsamer als
anderswo – aber es läuft! Der erste Eindruck von Kuba nach zwei Jahren: Es hat
sich nichts geändert, allenfalls gibt es mehr Touristen als sonst, die zum 50.
Jahrestag der Revolution nach Kuba gereist sind.
Am Flughafen warten zwei kubanische Freunde, die unterschiedlicher nicht sein
können: Yunier zuverlässig, immer beschäftigt (wie das bei der kubanischen
Arbeitsweise möglich ist, bleibt ein Rätsel), tanzt kein Salsa und würde am
liebsten nach Nordeuropa auswandern; Yoandri tanzt, spielt in einer Band, hat
zwei Freundinnen gleichzeitig, davon eine im Ausland3, und schaut mit Mitte 20
bereits auf eine berufliche Laufbahn zurück, die nur auf Kuba möglich scheint:
erst Profesor emergente4, dann beim kubanischen Fernsehen und jetzt
Standesbeamter.
Mit dem Taxi geht es vom Flughafen ins Stadtviertel Vedado zur Casa
Particular5 eines befreundeten Ehepaars. Dort wohnen Teresa und Jorge mit
ihren beiden Töchtern und der Enkelin. Man könnte meinen, eine ganz normale
Familie, wenn man die Tochter der Hausmutter, den Sohn und die „So-wie-eineTochter“ des Hausvaters aus anderen Zeiten nicht mitrechnet. Manchmal
schleicht sich schon das Gefühl ein, dass die Insel aus einer großen PatchworkFamilie besteht. Zudem ist es eine Ehe zwischen einem Afro-Kubaner und einer
weißen Kubanerin, was in dem Land selten vorkommt. Trotz der
Integrationspolitik der Revolution existieren weiterhin Vorurteile und
Diskriminierungen aufgrund der Hautfarbe.
Teresa war vor der „Sonderperiode in Friedenszeiten“6 beim Kulturministerium
Getreu
dem
Sprichwort:
„Ojos
que
no
ven,
corazón
que
no
siente.“
Als
in
Kuba
Lehrermangel
herrschte,
wurden
GrundschullehrerInnen
in
achtmonaTgen
Schnellkursen
ausgebildet.
5
So
werden
in
Kuba
die
offiziellen
Vermietungen
an
AusländerInnen
bezeichnet.
6
Im
August
1990
rief
die
kubanische
Regierung
die
sogenannte
“Período
Especial
en
Tiempos
de
Paz“
aus.
Dieser
Begriff
soll
die
Etappe
bezeichnen,
die
zwischen
dem
Ende
der
Beziehungen
zu
den
sozialisTschen
Ländern
und
dem
Beginn
einer
eigenen
WirtschaCsentwicklung
liegt.
3
4
58
beschäftigt und reiste beruflich u. a. in die ehemalige DDR und nach Russland
(„wo sie an der Kälte fast gestorben wäre“). Als auf Kuba die Lebensmittel- und
Treibstofflieferungen aufgrund des Zusammenbruchs der Sowjetunion
ausblieben, gab sie ihren Beruf auf und begann Pizza zu verkaufen. Damit
verdiente sie mehr Geld als vorher. Ihr Mann Jorge war zu dieser Zeit auf See.
Er ist Matrose und verkauft und kauft für Kuba Zucker ein – und das für die
einstige „Perle der Karibik“! – jedenfalls bis vor zwei Jahren. Seitdem stehen
keine staatlichen Schiffe mehr zur Verfügung, die auslaufen könnten.
Altstadt von Havanna
(Foto: Daniel Lüthi)
Später sitzt man im Patio, es kommen Verwandte und Freunde zu Besuch, die
sich nach kubanischer Art in einer Lautstärke unterhalten, bei der man meinen
könnte, es handle sich um einen Streit. Man trinkt Bier oder Rum (oder auch
beides gleichzeitig). Während die eine Tochter vor dem Spiegel steht und sich
zurecht macht, tanzt die fünfjährige Enkeltochter mit dem Nachbarjungen so gut
Salsa, dass man neidisch wird. Daneben sitzt die Nachbarin und bestaunt mit
solcher Begeisterung ein Foto, dass Neugierde aufkommt - es stellt sich heraus,
dass es ihr eigenes ist! In Sachen Selbstbewusstsein macht man den
KubanerInnen nichts vor!
Die Nachbarin von oben kommt herunter. Sie ist damals mit ihrem Mann vor der
Revolution von Spanien nach Kuba emigriert. Trotz der Enteignung ihres
Geschäfts blieben beide auf der Insel. Als ihr Mann letztes Jahr starb, reiste sie
nach Spanien, um ihre Familie zu besuchen. Seitdem sie wieder in die tropische
Hitze zurückgekehrt ist, teilt sie die Meinung ihres verstorbenen Mannes, dass
es besser ist „pasar hambre en Cuba que frío en España“.
59
Abends ist Silvester. Man feiert mit Verwandten und Freunden, es wird gegessen
und auf Mitternacht gewartet. Die Sorge, dass es aufgrund der vergangenen
Wirbelstürme und der Zerstörung der Ernte nicht genügend zu Essen geben
könnte, hat sich zumindest für die Silvesternacht als unbegründet herausgestellt
– laut Teresa das Verdienst von Raúl Castro. Nach Neujahr sieht dies allerdings
wieder anders aus - Gemüse und Obst gibt es kaum auf den Märkten.
Anschließend geht es auf eine Fiesta im Stadtteil Playa – es wird weiter
gegessen, getrunken und getanzt. Ein kubanischer Freund erzählt, dass er
unbedingt aus Kuba raus möchte. Das ist keine Seltenheit. Gerade die jüngeren
KubanerInnen, die so genannte Generation „Y“7, die während der Sonderperiode
aufwuchsen, leiden unter Perspektivlosigkeit. Auch wenn Bildung kostenlos ist
und jeder studieren kann, bleibt die Frage, was danach kommt, da
Unterbeschäftigung und niedrige Löhne kaum Anreiz bieten, sich Arbeit zu
suchen. Die meisten hoffen, durch Schwarzmarktgeschäfte oder Beziehungen zu
AusländerInnen ein besseres Leben zu führen. Allerdings ist es nicht leicht ein
Visum zu erlangen, oft werden diese entweder auf kubanischer Seite oder mit
der Begründung „möglicher Immigrantenstatus“ seitens der Einreiseländer
abgelehnt.
Am nächsten Tag wird weiter gefeiert. Es ist der 1. Januar – Neujahr und
Jahrestag der Revolution. Die Festlichkeiten fallen jedoch wegen der
schwierigen wirtschaftlichen Situation bescheidener aus als geplant. Traditionell
findet aber auch dieses Jahr wieder auf der antiimperialistischen Bühne ein
Konzert mit der Gruppe Los Van Van statt. Am Ende der Tribüne steht eine
Statue des Vaters mit Elián8 auf dem Arm und zeigt anklagend auf das
amerikanische Interessenbüro. Vor diesem wehen Fahnen, die die riesige
Leuchtschrift verdecken sollen, auf der das Interessenbüro politische Freiheit für
alle KubanerInnen fordert.
Nachmittags geht es mit Yunier nach Habana Vieja – mit dem Guagua (Bus,
kein Kind!). Wenn sich eines in Havanna in den letzten zwei Jahren geändert
hat, dann das Transportsystem! Kein „empujen, suban, estrujen, bajen“, um sich
in die Camellos9 zu quetschen, die größtenteils in die Außenbezirke verbannt
wurden.
In der Altstadt wird zuerst das Café Habana besucht, wo es den besten Kaffee
der Hauptstadt gibt. Anschließend kann man die beste Schokolade im Museo de
Viele
der
Kinder,
die
in
den
1970/
1980ern
geboren
wurden,
besitzen
einen
Vornamen,
der
mit
„Y“
anfängt
wie
Yunier,
Yanisleidi,
Yoandri,
Yusimí,
Yuniesky
…
8
Bei
dem
Fall
Elián
González
handelt
es
sich
um
ein
Kind,
das
bei
der
Flucht
nach
Miami
seine
MuUer
verloren
hat.
Nach
einem
langen
Gerichtsstreit
zwischen
den
Verwandten
in
Miami
und
dem
Vater
in
Kuba
wurde
Elián
zurückgeflogen.
9
Busse,
die
aufgrund
ihrer
Form
„Kamele“
genannt
werden
und
in
die
ca.
300
Personen
„passen“
oder
passend
gemacht
werden.
7
60
Chocolate genießen - das war es auch schon mit den kulinarischen Superlativen.
Der Weg zurück führt am Malecón entlang – bis dahin ohne Zwischenfälle.
Wenn AusländerInnen mit farbigen KubanerInnen in Havanna unterwegs sind,
führt dies in den meisten Fällen dazu, dass die Polizei nach dem Ausweis des
Kubaners bzw. der Kubanerin fragt – oft abseits von den TouristInnen, damit
diese auch nicht belästigt werden. Als offizielle Begründung wird
hervorgebracht, dass man letztere vor Dieben schützen wolle (faktisch eher, um
Beziehungen zu AusländerInnen und die Prostitution einzuschränken).
Am letzten Tag findet noch ein Treffen mit einem Mitarbeiter der Deutschen
Welthungerhilfe statt. Vor dem Hintergrund der Zerstörungen durch die
Wirbelstürme und der erneuten Zusammenarbeit mit der EU, berichtet er von
den Veränderungen der letzten zwei Jahre in der (urbanen) Landwirtschaft.
Während auf der einen Seite die Tendenz zu mehr Zentralisierung und Kontrolle
besteht 10, gibt es auf der anderen Seite Dezentralisierungsbestrebungen11 –
erneut diese Widersprüchlichkeit, auf die man in die Kuba so oft trifft.
Abends wird dann am Malecón der Abschied von Kuba gefeiert. Während das
Meer hinter einem rauscht, fühlt man sich an das Lied von Carlos Varela
erinnert: „La Habana guarda un tesoro que es difícil olvidar“ - und die
Habaneras und Habaneros mit ihren Geschichten und ihrer Lebensweise sind
ein Teil davon.
Ingrid Schuchhardt ist Mitarbeiterin bei der GTZ. Sie studierte von August 2005
bis März 2006 an der Universidad de la Habana und forschte zwischen
September und Dezember 2006 in Havanna zu ihrer Diplomarbeit „Der Beitrag
von Kooperativen zur Armutsreduzierung in Kuba“.
Beispielsweise
bei
den
UBPCs,
den
landwirtschaClichen
GenossenschaCen.
Über
die
InsTtuTonalisierung
der
munizipalen
LandwirtschaCsdelegaTonen.
10
11
61
Bekanntmachung
für Deutsche zur Wahl zum Europäischen Parlament
Am 7. Juni 2009 findet die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der
Bundesrepublik Deutschland statt.
Deutsche, die außerhalb der Bundesrepublik Deutschland leben und im Bundesgebiet keine
Wohnung mehr innehaben, können bei Vorliegen der sonstigen wahlrechtlichen
Voraussetzungen an der Wahl teilnehmen.
Für ihre Wahlteilnahme ist u. a. Voraussetzung, dass sie
1.1
seit mindestens drei Monaten in den übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen
Union eine Wohnung innehaben oder sich mindestens seit dieser Zeit dort
gewöhnlich aufhalten (auf die Dreimonatsfrist wird ein unmittelbar vorausgehender
Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland angerechnet) oder
1.2
in anderen Gebieten leben und vor ihrem Fortzug nach dem 23. Mai 1949 aus der
Bundesrepublik Deutschland 1.) mindestens drei Monate ununterbrochen in der
Bundesrepublik Deutschland 1.) gewohnt oder sich dort sonst gewöhnlich aufgehalten
haben;
2.
in ein Wählerverzeichnis in der Bundesrepublik Deutschland eingetragen sind. Diese
Eintragung erfolgt nur auf Antrag. Der Antrag ist auf einem Formblatt zu
stellen; er soll bald nach dieser Bekanntmachung abgesandt werden. Einem
Antrag, der erst am 18. Mai 2009 oder später bei der zuständigen Gemeindebehörde
eingeht, kann nicht mehr entsprochen werden (§ 17 Abs. 1 der Europawahlordnung).
Antragsvordrucke (Formblätter) sowie informierende Merkblätter können bei
-
den diplomatischen und berufskonsularischen Vertretungen der Bundesrepublik
Deutschland,
dem Bundeswahlleiter, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Postfach
170377, 53029 BONN, GERMANY
den Kreis- und Stadtwahlleitern in der Bundesrepublik Deutschland
angefordert werden.
Weitere Auskünfte erteilt die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in La Paz:
Av. Arce 2395, La Paz
Tel.: (00591-2) 244-0066
Öffnungszeiten: Mo – Do: 08:00 – 16:30 Uhr; Fr: 08:00 – 14:00 Uhr
La Paz, 17.02.2009
1) Zu berücksichtigen ist auch eine frühere Wohnung oder ein früherer Aufenthalt in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages
genannten Gebiet (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuzüglich des Gebiets
des früheren Berlin (Ost)).
62
Botschaft
der Bundesrepublik
Deutschland
La Paz
Embajada
de la República Federal de Alemania
05. Februar 2008
Pilotprojekt des Auswärtigen Amtes zum Krisenmanagement
Die Deutschenlisten sind wesentlicher Bestandteil des Krisenplanes einer jeden
deutschen Botschaft und Grundlage aller Arbeiten des Auswärtigen Amts zur
Krisenbewältigung. Erfahrungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass Erstellung
und Pflege der herkömmlichen Deutschenlisten erhebliche Arbeitsbelastung
darstellen und personelle Kapazitäten binden. Leider sind die Listen meist nicht
aktuell, da sich zwar viele (aber bei weitem nicht alle) Deutsche in die Listen
eintragen, es dann aber bei ihrem Wegzug versäumen, sich „abzumelden“ bzw. ihre
Daten löschen zu lassen.
Um künftig ein gezieltes Krisenmanagement auf Basis aktuellerer Deutschenlisten
betreiben zu können, hat das Auswärtige Amt eine Software zur elektronischen
Erfassung von Auslandsdeutschen („ELEFAND“ – kein Schreibfehler….) entwickelt.
Damit können diese künftig ihre Daten selbst über das Internet auf der Homepage
der für sie zuständigen deutschen Botschaft oder Generalkonsulat eingeben und
auch aktualisieren.
Die Botschaft La Paz ist neben den Botschaften Abidjan, Addis Abeba, Lomé und
Washington sowie den Generalkonsulaten in Miami, Istanbul und St. Petersburg als
Pilot-Vertretung für die Probephase von ELEFAND vorgesehen. Das System ist
funktionsfähig und muss nun unter realen Bedingungen getestet werden (bis Ende
März 2008).
Die Botschaft möchte Sie nun herzlich bitten, uns in der Testphase zu helfen und sich
einmal direkt online in die neue elektronische Deutschenliste einzuwählen und sich in
die Deutschenliste einzutragen. Hierzu rufen Sie bitten folgende Webseite auf (leider
derzeit noch etwas lang….):
http://service.diplo.de/registrierungav/registration.do?missionname=LAPA
Nun, letztlich wurde diese Software auch für Sie entwickelt.
Es wurde bewusst keine Bedienungsanleitung erstellt, da solche nur in seltenen
Fällen gelesen werden und ebenfalls getestet werden soll, ob das Programm aus
sich heraus verständlich ist. Nach Registrierung wählen Sie dann in der
Eingabemaske im Feld „Vertretung“ Ihre entsprechende Botschaft aus.
Die Botschaft dankt Ihnen für Ihr Verständnis und Ihre Mitarbeit. Für Rückmeldungen
und konstruktive Kritik sind wir dankbar.
63
Symposium zum 30. Jahrestag des Ökologie-Instituts in La Paz
Bereits im November vorigen Jahres hat das Instituto de Ecología (IE) der
staatlichen Universität UMSA mit einem feierlichen Festakt seinen 30.
Geburtstag
gefeiert.
Anwesend
waren
neben
verschiedenen
Gründungsmitgliedern sowie langjährigen Mitarbeitern und Unterstützern auch
der deutsche Botschafter Erich Riedler – dies nicht ohne Grund, geht die
Gründung des Ökologie - Instituts im Jahr 1978 doch maßgeblich auf deutsche
Initiativen zurück: Die GTZ und die Universität Göttingen fungierten als
Taufpaten und sind dem IE seitdem in unterschiedlicher Weise verbunden
geblieben.
Aber Gedenkfeiern allein bringen bekanntlich die Wissenschaft nicht voran, so
machte es sich das Institut zur Aufgabe, anlässlich des dreißigjährigen
Bestehens mit einem internationalen Symposium an die Öffentlichkeit zu treten.
Dies fand in der ersten Märzwoche an drei Tagen in La Paz statt und bot
Gelegenheit, sich einen Eindruck zu verschaffen vom wissenschaftlichen
Geschehen im Lande im Hinblick auf alles, was mit Biologie und Ökologie zu
tun hat.
Selbst gestecktes Ziel war es, Forschung und Wissen in Bezug auf den Schutz
und den nachhaltigen Nutzen der Biodiversität zusammenzuführen. In sieben
thematischen
Blöcken
(Biodiversitätsinventarisierung,
ökologische
Landschaftsdynamiken, Nutzung von Flora und Fauna, Schutz der Biodiversität,
Umweltqualität, Klimawandel sowie Ökologie und Politik) und drei parallelen
Veranstaltungsräumen ging man diese Aufgabe strukturiert und konzentriert an.
Die einzelnen Vorträge bewegten sich zwischen der Vorstellung der Ergebnisse
studentischer Feldforschungen bis hin zu übergreifenden Expertenvorträgen zu
„30 Jahre(n) Landschaftsdegradation in Bolivien“ von Gerhard Gerold (Uni
Göttingen) oder „Klimawandel und die Zukunft der menschlichen Lebenssphäre
Erde“ von Stephan Halloy (TNC Chile).
Die Forschung des IE ist anwendungsorientiert und in der Regel praxisnah, an
konkreten Frage- und Problemstellungen des Landes oder einzelner Regionen
orientiert. Besonderes Augenmerk legten viele der Vortragenden auf die
64
Einbeziehung der ländlichen und indigenen Bevölkerung in die Forschung;
generell wurde dem traditionellen Wissen mit verstärktem Interesse begegnet.
Der Publikumsandrang im „Capitolio“ war enorm und übertraf bei weitem die
Erwartungen der Organisatoren. Auch von der Vielzahl der eingereichten
Vorträge war man überrascht worden: Am letzten Tag vor Ablauf der Frist
erreichten
noch
hundert
Vorschläge
für
Präsentationen
das
Organisationskomitee, so dass kurzfristig neue Räumlichkeiten außerhalb des
Instituts gesucht werden mussten.
Es gibt mittlerweile erste Überlegungen, möglicherweise im jährlichen
Rhythmus mit den Forschungsergebnissen des Instituts im Rahmen eines
Symposiums an die Öffentlichkeit zu gehen.
Dirk Hoffmann
Weitere Informationen: [email protected]
Über das Instituto de Ecología (IE) in La Paz
Das Ökologie-Institut gehört zur biologischen Fakultät der staatlichen Universität
„Universidad Mayor San Andrés-UMSA“und verfügt derzeit über 30 Mitarbeiter unter
Leitung der Direktorin María Cristina Ruíz; hinzu kommen eine mindestens ebenso grosse
Zahl „assoziierter Wissenschaftler“, die auf Projektbasis mit dem IE verbunden sind.
Das IE besteht aus mehreren Abteilungen: Limnologie, Bodenkunde, Botanik (mit der
pflanzenkundlichen Sammlung), Zoologie (der zoologischen Sammlung) sowie Ökologie
und Umweltmanagement.
Zu den Aufgaben des Instituts gehören vorrangig die Entwicklung der wissenschaftlichen
Forschung in den Bereichen Biologie, Ökologie, Naturschutz sowie Management der
natürlichen Ressourcen sowie die Ausbildung von Fachpersonal und technischer
Experten auf nationaler Ebene, um den wachsenden ökologischen Problemen des
Landes kompetent begegnen zu können.
Außer über den Universitätshaushalt finanziert sich das IE insbesondere über einen
Fonds aus Schulden – gegen - Naturschutzgeldern Deutschlands, die über die Stiftung
FUND-ECO (Fundación para el Desarrollo de la Ecología) verwaltet werden. Mit diesen
Geldern wird u.A. ein regelmäßig stattfindender zweijähriger Aufbaustudiengang
„Ökologie“ finanziert. Weitere Finanzmittel für Projektdurchführungen werden von
unterschiedlichen nationalen und internationalen Gebern eingeworben.
Es werden Kooperationen unterhalten, mit anderen Universitäten im In- und Ausland,
Munizipien, Präfekturen, Bauerngemeinschaften, Ministerien, Umweltorganisationen (z.B.
WCS, Conservation International) sowie der internationalen Entwicklungszusammenarbeit
(z.B. GTZ, COSUDE).
Das IE war in den letzten drei Jahrzehnten – zum Teil maßgeblich – an den zentralen
Diskussionen über Umwelt und Entwicklung, Naturschutz, Ökologie und
Ressourcenschutz im Land beteiligt; dies schließt die Mit- bzw. Zuarbeit bei diversen
Gesetzesvorhaben (z. B. Forstgesetz, Umweltgesetz, Biodiversitätsgesetz) und
Strategieentwürfe (z.B. Regionale Biodiversitätsstrategie der CAN-Comunidad Andina de
Naciones) ein.
Seine entwicklungspolitische Relevanz resultiert aus der Tatsache, dass das IE sich seit
seiner Gründung 1978 immer als Forschungs- und Ausbildungs-Institution, die der
ökologisch verträglichen Entwicklung des Landes verpflichtet ist, verstanden hat. Dies ist
bis heute so geblieben.
65
Ja wo laufen sie denn?
Eine neue sportliche Höchstleitung aus Bolivien
Das Thema Jungs und Abenteuer scheint das heimliche Titelthema
dieser Ausgabe zu sein. Die beschaulichen Maultier-Ausflüge von
Friedich Ahlfeld (siehe Buchbesprechung) gehören deutlich ins
vergangene Jahrhundert. Dieses hier ist schneller. Vom alten Bahnhof
in La Paz rannte der in Bolivien lebende Brandenburger Jens Georgi
vom 27. bis 30. November vergangenen Jahres an den alten
Bahngleisen entlang 240 km bis an die chilenische Grenze. In vier
Tagen joggte der enthusiastische Marathonist über Comanche (78
km), Calacoto (53 km) und Sopocachi (40 km) nach Charaña (70 km).
Das sind knapp 6 Marathons hintereinander auf durchschnittlich
4050m über dem Meeresspiegel wo ja offiziell schon ein einziger VollMarathon am Stück verboten ist. Die Strecke über wurde er
abwechselnd begleitet von seinen Trainingspartnern Rodrigo Terrazas
und Francisco Monje sowie einem mehrköpfigen Support-Team im
Jeep, das Ausrüstung, Lebensmittel, Sauerstoff und eine
medizinische Grundversorgung für ihn bereit hielt.
Der Lauf gestaltete sich komplizierter als gedacht, da in dieser Ecke
Boliviens alle technischen Hilfsmittel (Handys und GPS-Systeme)
unbrauchbar sind, Kartenmaterial unzuverlässig und die mündlichen
Angaben zu Streckenverläufen und –Längen sowieso. Oftmals
mussten ungeplante Umwege mitgelaufen werden oder die Läufer
standen am Ende des Tages vor den verschlossenen Türen fest
zugesagter Unterkünfte.
Georgi vorfolgte mit diesem Rekordplan einen guten Zweck: Pro
gelaufenen Kilometer hatte er sich vorher in monatelanger Arbeit
hochkarätige Sponsoren - Firmen sowie Privatspender – angeworben.
Der Erlös kommt herzkranken Kindern in Bolivien zugute, deren Eltern
die lebensnotwenige Operation nicht zahlen können. 5-6 Operationen
á ca. 5000,- Dollar hat sich Georgi mit seinem Team erlaufen.
Das Monatsblatt zieht den Hut vor diesem Engagement und dankt
allen Sponsoren, die sich an dieser Aktion beteiligt haben!
66
Bei der Verabschiedung am alten Bahnhof von La Paz
Francisco Monje, Rodrigo Terrazas, Jens Georgi und Pablo
Freudenthal
67
Auf der Strecke
Am Ziel, die bolivianisch-chilenische Grenze
Franziska Sörgel
68
Ein neuer Pfarrer für die Deutschsprachige Evangelische
Gemeinde
Nachdem Pfarrer Christian von Wangelin im Dezember nach
Deutschland zurückgekehrt ist, habe ich zum 15. Februar die
Vakanzvertretung in der hiesigen Gemeinde übernommen.
Seitdem wohnen wir, meine Frau und ich, im geräumigen Pfarrhaus in
Sopocachi, haben „el mal del alto“ erfolgreich überwunden und sind
dabei, die Gemeinde in La Paz sowie die Inlandsgemeinden in Santa
Cruz und Cochabamba kennen zu lernen, - eine spannende und
interessante Aufgabe.
Vielleicht sind Sie neugierig zu erfahren, was das für Leute sind, die da
aus dem fernen Deutschland, aus Düsseldorf am Rhein, nach Bolivien
gekommen sind. Deshalb möchten wir uns mit diesen Zeilen kurz
vorstellen.
Ich selbst bin 65 Jahre alt und war bis zu meiner Pensionierung im
vergangenen Jahr für die Ausbildung von Prädikanten (Laienpredigern)
in der Evangelischen Kirche im Rheinland zuständig. In den 1990er
Jahren bis 2001 war ich Pfarrer der Deutschsprachigen Evangelischen
Gemeinde in Barcelona in Spanien und davor in Köln, Bonn und
Düsseldorf in Gemeindepfarrämtern tätig.
Meine Frau Dietrun ist gebürtig aus Siebenbürgen (Rumänien) und war
in ihrem Berufsleben Lehrerin für Kunst und Textilgestaltung sowie in der
Seniorenarbeit tätig.
Wir haben drei Kinder (zwei Söhne und eine Tochter) sowie ein
Enkelkind von zwei Jahren.
Dass meine Frau und ich auf Bitten des Kirchlichen Außenamtes der
EKD noch einmal ins Ausland – und ausgerechnet nach Bolivien gegangen sind, hängt sicherlich mit den fast neunjährigen Erfahrungen
in Barcelona zusammen.
Wer mit offenen Augen durch die katalanische Metropole geht, dem fällt
die große Zahl von Latinos auf, denen man überall begegnet. Und zwar
nicht nur als Musiker auf der Plaza Catalunya. Auffälliger noch sind die
vielen Menschen indianisch-südamerikanischer Abstammung, die alte
und gebrechliche Leute behutsam durch den Straßenverkehr begleiten.
Bei häuslichen Krankenbesuchen habe ich viele Latinos, Männer und
Frauen, näher kennen gelernt und war beeindruckt von der Geduld und
Fürsorge, die sie im Umgang mit den oft schwierigen alten und kranken
Menschen aufbrachten. Fast zwangsläufig fiel von daher der Blick auf
das einst von Spanien kolonisierte Südamerika, und speziell auf Bolivien,
weil viele von denen, die wir in Barcelona kennen lernten, von hier
kamen.
Kein Wunder also, dass wir der Bitte der EKD nicht widerstehen konnten!
69
In den vier Wochen, die wir nun hier sind, wurden wir freundlich und
herzlich von der Gemeinde aufgenommen. Natürlich sind wir auch sehr
bald auf Probleme gestoßen, die die Gemeinde seit langem beschäftigen
und in den nächsten Jahren gelöst werden müssen: Zum Beispiel, dass
ein Großteil der Mitglieder mit der Deutschen Schule in die 400 Meter
tiefer gelegene Südstadt abgewandert ist, so dass Pfarrhaus und Kirche
in Sopocachi relativ isoliert zurückgeblieben sind. Was kann und soll die
Gemeinde tun, damit sie wieder näher bei den Menschen ist, die
Begleitung und Seelsorge erwarten?
Eine weitere Sorge bereitet dem Gemeindekirchenrat die Tatsache, dass
die Mitgliederzahl stetig sinkt, was auch mit der politischen Entwicklung
in den letzten Jahren zu tun hat.
Damit unsere Gemeinde auch in Zukunft ihre Aufgaben als
deutschsprachige evangelische Kirche im bolivianischen Ambiente
wahrnehmen kann, benötigt sie neue Mitglieder, die die Arbeit ideell und
finanziell unterstützen.
Darum die herzliche Bitte: Überlegen Sie, ob Sie nicht Mitglied unserer
Gemeinde werden wollen, wenn Sie sich als evangelischer Christ
verstehen und das Vaterunser in deutscher Sprache beten.
Wenn Sie Interesse haben, wenden Sie sich bitte direkt an mich als
Pfarrer. Ich würde mich freuen, Sie kennen zu lernen und komme auch
gerne zu Ihnen.
Im übrigen haben wir ein offenes Pfarrhaus, in dem wir gerne Gäste
70
empfangen.
Pfarrer Karl Haverkamp
Calle Cardon No. 9 esq. calle Miguel Cervantes, La Paz
Tel. 02 2414645
Cel. 70178004
[email protected]
71
Vom Hafen des Friedens nach La Paz
Mein erster Auslandseinsatz führte mich für die Friedrich-Ebert Stiftung nach
Dar es Salaam, dem Hafen des Friedens am indischen Ozean. Nun arbeite ich als
WZ - Referentin an der Deutschen Botschaft in La Paz. Davor und dazwischen
liegen einige Stationen, wie die Lehrtätigkeit am Lateinamerika-Institut der
Freien Universität Berlin, Mitarbeit in der Stiftung Entwicklung und Frieden,
Aufenthalte mit meiner Familie in Honduras, Guatemala und Rom. Danach hat
mich mein Weg ins BMZ geführt, wo ich über vier Jahre im Governance
-Referat tätig war. Als stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte konnte ich an
Prozessen der Verwaltung mitwirken. In La Paz werde ich mit meinem Mann,
Wulf Killmann, leben und wünsche mir, dass uns unsere in Deutschland
lebenden Töchter so oft wie möglich besuchen.
Im Bild rechts, die Autorin
Damals wie heute liegt eine große Herausforderung darin, sich mit einem neuen
Land, seinen Menschen, seiner Kultur, Geschichte und aktuellen Situation
auseinanderzusetzen. Eine kritische Distanz zur alltäglichen Betriebsamkeit hat
sich durch einige interessante „Auftragsarbeiten“ entwickelt. Hierzu gehören die
DSE-Themendienste über Entwicklungshilfe-Kritik und Entwicklungspolitik als
globale Strukturpolitik. Die Beschäftigung mit Kritik und dem Wandel der
72
Entwicklungspolitik hat sich für mich als wichtige Ergänzung zur praktischen
Entwicklungszusammenarbeit erwiesen. Neben den beruflichen Erfahrungen
und Lernprozessen habe ich Vieles von den Menschen in den Partnerländern
gelernt. Vor allem auch von Frauen, die mit Kraft und Würde ihr Schicksal
tragen, das oftmals nicht zu ändern ist. Ihre Stärke und Würde haben mich
immer wieder sehr beeindruckt.
Zu den ersten positiven Erfahrungen in La Paz zählt die freundliche Aufnahme
in der Deutschen Botschaft. Ich freue mich auf eine gute und vertrauensvolle
Zusammenarbeit mit Allen, mit denen ich hier zusammenarbeiten werde. Nur so
wird es möglich sein, einen - wenn auch bescheidenen - Beitrag zur
„refundación“ Boliviens zu leisten, die mit der Umsetzung der neuen Verfassung
konkrete Züge annimmt.
Ludgera Klemp
73
Glückstag 29. Februar 2008
Das Jahr 2008 war ein Schaltjahr und das war auch gut so. Denn
ausgerechnet am 29. Februar 2008 erhielten wir, Frank Schwanbeck,
Kathrin und Lina Schönlein, das Angebot, in La Paz zu wohnen und zu
arbeiten.
Fast 2 Jahre früher reifte in uns der Wunsch, aus dem Alltag im
Brandenburgischen, nördlich von Berlin, auszubrechen und etwas
Neues zu beginnen.
Frank arbeitete zu dieser Zeit als Lehrer für Mathematik und Physik
am
Strittmatter-Gymnasium
in
Gransee,
Kathrin
als
Softwareentwicklerin bei Siemens in Berlin.
Lina dagegen war in ihrem Beruf als Kindergartenkind durchaus
zufrieden, wurde diesmal aber überstimmt.
Da das Ausbrechen möglichst mit finanzieller Absicherung verbunden
sein sollte, bot sich die Tätigkeit als AdLK-Lehrer an, wobei Kathrin
durchaus kritisch ihre Rolle als mitreisende Ehefrau sah.
Der Schalttag 2008 jedenfalls war der Beginn einer Zeit des
Überlegens, Planens und Diskutierens mit dem eindeutigen
74
Abstimmungsergebnis von 3 : 0 – wir machen es, wir gehen nach La
Paz!
Nachdem Eltern, Freunde und Franks Söhne, die mit 17 bzw. 20
Jahren ihre Abiturvorbereitung bzw. ihr Studium in Deutschland
fortsetzen, informiert und überzeugt wurden, begann die seelische,
organisatorische und sprachliche Vorbereitung auf das Abenteuer
Bolivien.
Nun sind wir fast 2 Monate in La Paz, wohnen inzwischen in unserem
Haus in Achumani und fühlen uns tatsächlich schon zu Hause in
dieser Stadt.
Besonders angenehm war für uns die freundliche, hilfsbereite
Aufnahme durch die Kollegen des Colegio Aleman, für die wir
unbedingt danke sagen möchten.
Wir hoffen nun, in den nächsten Monaten und Jahren viel zu sehen
von Bolivien und Südamerika, viele nette Leute kennenzulernen und
selbst eine Menge neuer Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln.
Und vielleicht findet sich ja auch für Kathrin in nächster Zeit eine
Möglichkeit,
ihre
Kenntnisse
und
Erfahrungen
in
der
Softwareentwicklung in einem Unternehmen oder einem Bereich in La
Paz anwenden zu können.
Frank Schwanbeck
75
Philipps-Universität Marburg besucht Deutsche Schule La Paz
Ende 2007 begann die Deutsche Schule La Paz eine Kooperation mit
der Philipps-Universität in Marburg. Während die Uni Marburg bereits
seit Jahren insbesondere mit der Deutschen Schule in Cali, Kolumbien,
in Kontakt stand, ist es für La Paz die erste Zusammenarbeit dieser Art
mit einer Universität in Deutschland. Auf ihrer Lateinamerikareise, die sie
in fünf Städte mit Deutschen Schulen führte, besuchten nun Anke
Heibrock und Angel Rafael das „Mariscal Braun“. Frau Heibrock arbeitet
seit August 2008 im Rahmen des DAAD-Programmes BIDS
(Bildungsinitiative Deutsche Schulen im Ausland) am Studienkolleg
Mittelhessen, nachdem sie dort vorher acht Jahre lang als DaF-Lehrerin
tätig
war.
Herr
Rafael
ist
Referent
für
Europäische
Studienförderprogramme. Im Rahmen seiner Tätigkeit ist er nicht nur für
rein europäische Mobilitäts- und Studienförderprogramme verantwortlich,
sondern z.B. auch für das ALFA-Programm der EU-Kommission, mit
dessen
Hilfe
u.a.
Hochschulprojekte
europäischer
und
lateinamerikanischer Hochschulen finanziell unterstützt werden können.
Anke Heibrock beim Vortrag für die S4
In drei Veranstaltungen – je eine für die Schüler der S3, die Schüler der
S4 sowie für interessierte Eltern und Angehörige – stellten die
76
Vortragenden die Besonderheiten und Vorzüge der Philipps-Universität
dar, wobei es natürlich ein Glücksfall war, dass die Präsentationen – Herr
Rafael ist Spanier – zweisprachig durchgeführt werden konnten.
Marburgs Vorteile liegen, neben dem Niveau der akademischen
Ausbildung mit Spitzenplätzen im Hochschulranking in verschiedenen
Bereichen, vor allem in der individuellen Betreuung und der
Überschaubarkeit des Studienstandorts, was sich in den vergleichsweise
kurzen Durchschnittsstudienzeiten niederschlägt.
Insbesondere die Abendveranstaltung mit den Eltern erwies sich als
voller Erfolg. Es erschienen etwa 30 Personen, die großes Interesse
zeigten und zahlreiche, zum Teil sehr detaillierte Fragen stellten. Vielen
Schülern und Eltern war bis dahin überhaupt nicht bewusst, dass auch
ohne deutsches Abitur durchaus die Möglichkeit besteht, in Deutschland
zu studieren.
In diesen Tagen nehmen die ersten beiden „Pionierpflanzen“ der
Kooperation ihr Studium an der Philipps-Universität Marburg bzw. am
angeschlossenen Studienkolleg Mittelhessen auf. Valentina Alves strebt
über den Weg des Studienkollegs ein Studium der Ökotrophologie in
Gießen an, während Pablo Tavera Volkswirtschaftslehre studieren wird.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kooperation erfolgreich weitergeführt und in
Zukunft noch ausgebaut werden kann.
Manuel Lins
77
Neuigkeiten von der Dualen Ausbildung
Seit dem letzten Monatsblatt hat es in der Formación Dual der Deutschen Schule
einige Veränderungen gegeben. Wir möchten Sie darüber informieren:

Besuch der Studenten des COM 2008 bei unserem
Ausbildungsunternehmen INTI
Im Rahmen des Programms „Betriebsbesichtigungen“ konnten sich
die Studenten des COM I am 20.11.2008 einen eigenen Eindruck
von der Produktion, der Qualitätskontrolle und der Lagerung der
verschiedenen Medikamente und sonstigen Produkte bei der
Droguería Inti S.A. machen.
78

Richtfest des Neubaus der Berufsschule am 29.11.2008
Im Beisein von Vertretern der Deutschen Kulturgemeinschaft, der Deutschen
Schulgemeinschaft, der Deutschen Botschaft und der AHK konnte Dr. Dieter
Hausherr kurz nach Beginn der Sommerferien zum Richtfest einladen.
Im Vordergrund v.l.n.r. der Vertreter der AHK, Andreas Schröder (Deutsche
Botschaft) und Dr. Dieter Hausherr (Projektmanagement des CCA)

02.12.2008: Zusendung des Musterconvenios der Universität del
Salvador von Buenos Aires mit der Deutschen Berufsschule La
Paz
Das Abkommen, das noch im März 2009 unterzeichnet werden soll, ermöglicht
den Studenten des ISFDP eine Anrechnung von 18 Prüfungen im Studiengang
„Carrera de Licenciatura en Comercio Internacional“.
Im Studiengang „Kulturwirtschaft/International and Business Studies“ werden
13 Fächer (ca. 1 Jahr) anerkannt.
Bei diesem Studiengang ist sogar ein Deutsch-Argentinischer
Doppelabschluss an der Universität Passau möglich.
79

Start des neuen COM 2009 am 27.01.2009
Nachdem im letzten Ausbildungsjahr nur 6 Studenten die Duale Ausbildung
antraten, begannen in diesem Jahr 18 Studenten ihr 2-jähriges Studium am
ISFDP.
7 Industriekaufleute und 11 Kaufleute für Groß- und Außenhandel haben sich
für ein Studium mit Zukunft entschieden. Herzlichen Glückwunsch!
Jürgen Winkel
Leiter der Deutschen Berufsschule La Paz
80
Refrescos
Es soll immer noch Leute geben, die nicht wissen, dass man diese
leckeren Fruchtsäfte, die man landesweit karaffenweise in den
Restaurants und Lokalen bekommt, auch zu Hause sehr einfach
herstellen kann. Wenn die Empleada gerade nicht da ist, müssen diese
Menschen dann verdursten oder Coca-Cola trinken. Beides ist aus
Gesundheitsgründen nicht wünschenswert.
Das Monatsblatt, immer um die ausgewogene Ernährung seiner
Leserschaft bemüht, sagt Ihnen, wie es geht. Bei den Rezepten handelt
es sich um so etwas wie Prototypen, die je nach Lust, Laune und
Experimentierfreudigkeit variiert werden können.
Refresco de Tumbo
500 g Tumbos
100 g Zucker
½ Liter Wasser
Das Fruchtfleisch der Tumbos (mit Kernen, aber ohne die Schale der
Früchte) mit Zucker und Wasser mixen und durch ein Sieb gießen. Nach
Geschmack verdünnen. Der Saft eignet sich auch als Grundlage für
Cocktails; man verdünnt ihn dann eben mit Singani oder ähnlichem.
81
Nach dem gleichen Rezept macht man Refresco der Maracuya.
Verwendet man Grenadilla, so braucht man weniger Zucker (nur ca. die
Hälfte), da die Früchte nicht so sauer sind.
Refresco de Carambola
500 g (ca. 6 Stück) Carambola (Sternfrüchte)
100 g Zucker
½ Liter Wasser
Carambola mit Bürste schrubben, von hässlichen Stellen befreien
(schälen ist nicht nötig), in Stücke schneiden, mit Zucker und Wasser
mixen und durch ein Sieb gießen. Nach Geschmack verdünnen.
Refresco de Papaya
500 g Papaya (etwa ein Drittel bis die Hälfte einer normalen Papaya)
Saft von 1-2 Limonen
50-100 g Zucker (je nach Reife der Papaya)
reichlich Wasser
Fruchtfleisch der Papaya (ohne Schale und Kerne) mit Limonensaft,
Zucker und Wasser mixen. Durch ein Sieb gießen ist weder nötig noch
sinnvoll. Aber Achtung! Ist das Refresco de Papaya zu dickflüssig, so
neigt es dazu, im Kühlschrank zu gelieren.
82
Limonada
5-6 Limonen
100 g Zucker
etwas Wasser
Die Limonen klein schneiden, mit und etwas Wasser mixen und durch
ein Sieb gießen. Mit etwa einem Liter Wasser verdünnen.
Die Limonen können grundsätzlich mit oder ohne Schale verwendet
werden. Die Schale verleiht der Limonada einen erfrischend herben
Geschmack. Man sollte sie dann aber rasch verbrauchen. Denn
Limonada, mit Schale gemixt, verbittert mit zunehmendem Alter
zusehends – das hat sie mit einigen Menschen gemeinsam.
Manuel Lins
83
Finanzmarktkrise mal anders gesehen
(gefunden von Frank Schwanbeck)
84
Veranstaltungen des Goethe-Instituts La Paz
Theater Marabu: Nur ein Tag
Das Theater Marabu GbR ist ein professionelles freies Gastspieltheater mit
eigener Spielstätte in dem Kulturzentrum Brotfabrik in Bonn. Jährlich erarbeitet
das Theater mit freien Gast-KünstlerInnen eine Theaterproduktion für Kinder und
Erwachsene. Die Geschichten beschäftigen sich mit den komplexen Lebenswelten
von Kindern, nehmen ungewöhnliche Perspektiven ein und vertrauen auf die
Phantasie der Zuschauer. Gleichzeitig experimentiert Marabu mit neuen Erzählund Darstellungsweisen. Besonders wichtig ist dem Ensemble dabei stets der
Dialog mit den jungen Zuschauern auf Augenhöhe. Das Theater Marabu ist mit
seinen Produktionen auf den wichtigsten regionalen und überregionalen
Theaterfestivals vertreten und für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet worden. Die Theaterstücke für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene wurden neben Deutschland bislang auch in Belgien, Holland, Luxemburg,
Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Kroatien, Tschechien, Portugal, Weißrussland, Bolivien, Brasilien und
Griechenland gezeigt.
Dieses Jahr präsentiert das Theater Marabu in La Paz Martin Baltscheits „Nur ein Tag“: Wildschwein und Fuchs
lernen die bezaubernde und sympathische Eintagsfliege kennen. Die Vorstellung, dass sie ihr ganzes Leben in
nur einem Tag erlebt, fasziniert die Beiden. Die Eintagsfliege glaubt jedoch, eine Maifliege zu sein und hat sich
viel vorgenommen. Die beiden Jungs bringen es nicht über’s Herz, ihr die Wahrheit zu sagen und verstricken
sich immer mehr in ihre Notlügen, welche zu den mitreißendsten Szenen des Stückes führen. „Nur ein Tag“ ist
ein humorvolles Theaterstück voller berührender Momente über die Chancen, die uns das Leben bietet und über
die Kraft der Freundschaft.
Mitwirkende:
Regie: Rüdiger Pape
Ausstattung: Regina Rösing
Schauspieler: Tina Jücker, Bene Neustein, Claus Overkamp, Walter Zick
Ausstellung: Innenansichten – Fotografische Erkundungen im Europäischen Parlament
„Den meisten Menschen ist das Europaparlament ein Rätsel. Niemand kann sagen, was es zu entscheiden hat
(falls überhaupt irgendetwas), keiner weiß, wie es arbeitet (…) Nur eine einzige kleine Möglichkeit gibt es, den
modernen Menschen dafür zu interessieren. Das ist die Neugier.“ (Robert Birnbaum, Der Tagesspiegel, Berlin)
Diese Neugier haben die Fotografen aus zehn verschiedenen Ländern der Europäischen Union mitgebracht, als
sie der Einladung gefolgt sind, die Parlamentsgebäude in Brüssel, in Luxemburg und in Straßburg zu erforschen.
Die entstandenen Fotoarbeiten vermitteln sehr individuelle Einblicke in die
komplexe Realität des Europäischen Parlaments und ermöglichen dem Betrachter,
gerade auch unspektakuläre Momente und Aspekte des Parlamentsalltags kennen
zu lernen, die in der üblichen Medienberichterstattung keine Beachtung finden.
Die Ausstellung steht im Kontext der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des
Europäischen Parlamentes.
Fotografinnen und Fotografen:
JH Engström (Schweden)
Pierre Faure (Frankreich)
Toby Glanville (Großbritannien)
Lukás Jasanský/Martin Polák (Tschechien)
Aino Kannisto (Finnland)
Martin Kollár (Slowakei)
Bettina Lockemann (Deutschland)
Erica Overmeer (Niederlanden)
Xavier Ribas (Spanien)
Krzysztof Zielinski (Polen)
Kunstprojekt von Roland Stratmann: lo mío y lo tuyo – mein und
dein
Ein partizipatives soziales Kunstprojekt mit Jugendlichen
Trotz der politischen Transformation auf dem Weg zur Demokratie gibt es in
den meisten Staaten Südamerikas immer noch eine große Kluft zwischen
Arm und Reich in der Bevölkerung. Die weithin geltende Schulpflicht und
die verstärkten Bemühungen um erweiterte Bildungsmaßnahmen sind
sicherlich wichtige Schritte, um dieses Ungleichgewicht langfristig zu
mindern. Die Jugend aber lebt immer in der Gegenwart, das Hier und Jetzt
ist für sie der einzige sinnstiftende Moment. Da jede heranwachsende
Generation in absehbarer Zeit ihr Land mitgestalten und Verantwortung
übernehmen wird, erscheint es interessant, wie Jugendliche
unterschiedlicher Sozialisation ihre Situation, ihre Möglichkeiten und künftigen Chancen einschätzen und welche
Gestaltungsmöglichkeiten sie für sich sehen oder bereits entdeckt haben. Wie bedeutend ist für die junge
Generation in diesem Zusammenhang der Begriff der Unabhängigkeit und was beinhaltet er für sie?
85
Roland Stratmann geht der Frage in einem partizipativen Kunstprojekt nach. Zwei von ihm geleitete
Arbeitsgruppen mit Jugendlichen aus der ärmeren und reicheren Bevölkerungsschicht bilden hierfür die Basis,
von der aus dann in einem weiteren Schritt die künstlerische Umsetzung erfolgen soll. Beiden Gruppen wird
jeweils ein anderes Ausgangsmaterial zur Verfügung gestellt, auf und mit dem sie ihren Ideen und Meinungen
Raum geben können. Als Basismaterial bekommt eine der Gruppen einfache Kartonpappen (gewonnen aus
leerem Verpackungsmaterial). Die andere erhält handelsübliche, unbedruckte weiße Einkaufstüten aus Plastik.
In beiden Fällen handelt es sich um vertraute und gewöhnliche Materialien aus dem Alltagsleben.
Das in diesen Workshops erarbeitete Material soll dann zusammengeführt den Grundstock für die künstlerische
Gestaltung eines pulsierenden Raumkörpers bilden. Möglich wäre eine Art autarker, in sich geschlossener
Zellkörper, aus dessen Öffnungen die von den Jugendlichen gestalteten Einkaufstüten hervorquellen. Im
Inneren dieses Gebildes zirkuliert – für den Betrachter jedoch nicht sichtbar - durch Ventilatoren verwirbelte
Luft, wodurch die Tüten wie aufgeblähte Lungen nach außen gestülpt werden.
Im Idealfall entsteht aus diesem gemeinschaftlichen Arbeitsprozess eine Skulptur, die dem „jugendlichen“
Zwiespalt aus empfindsamer Abwehr und wehrhafter Empfindlichkeit Gestalt gibt und in der der
widersprüchliche Drang zum Rückzug und zur Revolte gleichermaßen zum Ausdruck kommt.
Das Morgenstern Trio in La Paz
"Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis" - dass Christian Morgensterns Lyrik voller Musik steckt,
wusste man schon lange. Trotzdem dauerte es bis zum 90. Todestag des Poeten, bis sich ein
Kammermusikensemble nach ihm benannte.
Die drei Musiker des Morgenstern Trios fanden sich an der Folkwang Hochschule in Essen zusammen und
wurden innerhalb kurzer Zeit mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht: Dem 1. Preis beim HaydnWettbewerb in Wien im April 2007 folgten Preise in Melbourne und beim renommierten ARD-Wettbewerb in
München, dort sogar mit Publikumspreis. Im Jahr zuvor gewannen Catherine Klipfel (Klavier), Nina Reddig
(Violine) und Emanuel Wehse (Violoncello) bereits das begehrte Stipendium des deutschen Musikwettbewerbs.
Die Folkwang Hochschule in Essen hat das Trio zum "Ensemble in Residence" für die Jahre 2008 und 2009
ernannt.
Für die Saison 2009/2010 wurde das Morgenstern Trio auf Vorschlag der
Kölner Philharmonie und der Elbphilharmonie Hamburg für die "Rising
Stars"-Reihe der ECHO (European Concert Hall Organisation) ausgewählt und
wird in den wichtigsten Sälen der europäischen Musikzentren debütieren
(Paris, Wien, Amsterdam, Köln, Brüssel, Birmingham, Stockholm etc.). Auf
dem Konzertpodium konnte sich das Morgenstern Trio bei der Bundesauswahl
Konzerte Junger Künstler des Deutschen Musikrats und bei der Konzertreihe
"Best of NRW" einen Namen machen. Gastspieleinladungen führen das
Ensemble zu Festivals wie dem Pablo Casals Festival nach Prades/Frankreich,
den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Heidelberger Frühling und
dem Kuhmo Chamber Music Festival in Finnland. Zahlreiche Rundfunkmitschnitte (u.a. BR, SWR, HR, ORF, ABC
Classic/Australien) und die Debüt-CD dokumentieren die Arbeit des Ensembles.
Wichtige künstlerische Impulse erhält das Trio von Vladimir Mendelssohn, Menahem Pressler, Vesselin
Paraschkevov und Dirk Mommentz, durch ein Aufbaustudium beim Alban Berg Quartett in Köln und durch die
ECMA (European Chamber Music Academy).
86
Programa Cultural de marzo 2009 – junio 2009
Fecha
Evento
Artista(s)
Lugar
17.04.09
17:00 Uhr
„Nur ein Tag“ von
Martin Baltscheit
I. THEATER
Theater Marabu
aus Bonn
Compa
El Alto
18.04.19.04.09
17:00 Uhr
„Nur ein Tag“ von
Martin Baltscheit
Theater Marabu
aus Bonn
Casa de la Cultura
La Paz
15.04.30.04.09
„lo mío y lo tuyo –
mein und dein“
II. AUSSTELLUNGEN
Roland Stratmann
MUSEF
(c. Ingavi 916)
08.05.29.05.09
“Innenansichten –
Fotografische
Erkundungen im
Europäischen
Parlament”
06.0516.05.09
Encuentro Musical
Boliviano Europeo:
08.05.09
20:00 Uhr
Homenaje 200 años de
Mendelssohn-Bartholdy
Konzert im Rahmen
des „Homenaje 200
años de MendelssohnBartholdy“
23.04.24.03.09
18:30-21:00
Uhr
Verschiedene
Fotografen aus
Ländern der EU
Freier Eintritt
MUSEF
(c. Ingavi 916)
Freier Eintritt
III. KONZERT
Verschiedene
En diferentes
Künstler*
iglesias
Trio Morgenstern
(Alemania)
Centro Sinfónico
Nacional
IV. WORKSHOPS/SEMINARE/VORTRÄGE
“El aporte de la
Dozenten der
Goethe-Insitut
Filosofía Alemana”
philosophischen
(Av. Arce 2708)
Fakultät UMSA
04.05.10.05.09
Festival de Comic 2009
Fachmann aus
Deutschland*
Freier Eintritt
Casa de la Cultura,
La Paz
08.05.09.05.09
Taller sobre el Comic
Fachmann aus
Deutschland*
Freier Eintritt
Casa de la Cultura,
La Paz
Freier Eintritt
*Steht noch nicht abschließend fest.
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Mitteilungen der Evangelisch – Lutherischen Gemeinde
Deutscher Sprache in Bolivien
88
Gemeindepräsidentin:
Claudia Kuruner
Pastor:
Martin-Luther-Kirche:
Anschrift:
Postfach:
Karl Haverkamp
Tel.: 2445349
Tel.: 2414645
Tel.: 2419619
Sánchez Lima esq. Rosendo Gutierrez
Casilla 2851
Mitteilungen der Katholischen Kirchengemeinde deutscher
Sprache
Termine der Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern
Calle Fernando Guachalla, Ecke 6 de Agosto
Messe
28.03.2009, 19.00 Uhr
Messe
25.04.2009, 19.00 Uhr
Messe
30.05.2009, 19.00 Uhr
Messe
27.06.2009, 19.00 Uhr
89
Zweite Hand
SUCHEN: (gilt immer)
Babykleider und Kinderspielzeug
für das Kinderkrankenhaus La Paz
Alste-Maria Raffel, Tel. 2791790
------ CONTAINER -----Im Dezember 2009 werden wir mit unseren 7 Sachen nach Deutschland zurückkehren. Da wir
uns tatsächlich nur wenige Möbel in Bolivien gekauft haben, suchen wir „Beipack-Platz“ in
einem Container oder jemanden, der sich mit uns einen Container teilen möchte.
Wer muss auch Ende dieses, Anfang nächsten Jahres nach Deutschland
umziehen?
Bitte meldet euch bei Antje und Marcus Stein

Cel: 79 69 84 36 oder Email: [email protected]
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