Scharlach
Transcription
Scharlach
Streptokokken Bakterien Scharlach 2.1 Erreger: Scharlach wird verursacht durch ß-hämolysierende Streptokokken der LANCEFIELDGruppe A, welche in der Lage sind, eines von 3-4 erythrogenen Exotoxinen zu bilden. Die Erkrankung stellt somit eine Sonderform einer Streptokokken-A-Infektion dar. Epidemiologie: Im Vordergrund einer Übertragung beim „normalen“ Scharlach steht eine Tröpfcheninfektion. Krankheitshäufungen finden sich in den Wintermonaten und im Frühjahr. Nur ausnahmsweise erfolgt eine Übertragung durch Nahrungsmittel und kontaminierte Gegenstände. Beim Wundscharlach liegt eine direkte Kontaktübertragung vor. Die Inkubationszeit beträgt 2-4 Tage. Klinisches Bild: Komplikationen: Therapie: Prophylaxe: Für den klassischen Verlauf kennzeichnend sind ein feinfleckiges Exanthem, 128, 129 welches am Brustkorb beginnt und dann den ganzen Körper mit Betonung der Leistengegend befällt, wobei die Mundpartien ausgespart bleiben (blasses Munddreieck), 130 ein Enanthem des Rachens 131 und die Ausbildung einer Erdbeerzunge. 132 Das Exanthem fühlt sich samtartig an. In der zweiten Woche beginnt eine im Gesicht feinlamellöse, an Händen und Füßen groblamellöse Schuppung. 133 Der Hautauschlag wird ausgelöst durch eine Hypersensitivität gegenüber erythrogenen Exotoxinen, von welchen inzwischen drei serologisch differenzierbar sind. Dieser „klassische Verlauf“ ist heute nur noch selten zu sehen. Viel häufiger sind sehr leichte Verläufe, bei welchen allenfalls noch im Leistenbereich ein Exanthem sichtbar ist. 134, 135 Diese Verlaufsänderung ist durch eine rasche Diagnostik und eine adäquate Therapie allein nicht erklärbar. Die nach einem Scharlach entstehende antitoxische Immunität ist typenspezifisch. Da es 3 (-4) immunologisch unterschiedliche erythrogene Toxine gibt, sind Zweitund Dritterkrankungen möglich. Es handelt sich nicht um Rezidive im engen Sinn. Auffällig finde ich eine eigene Beobachtung, wobei ein Mädchen, welches im Alter von 12-14 Jahren dreimal Scharlach durchmachte, bei der zweiten und dritten Erkrankung jeweils im normalerweise ausgesparten Mundbereich ein ausgeprägtes Exanthem entwickelte. 136, 137 Ein hämorrhagischer oder „toxischer“ Scharlach 138, 139 sowie begleitende Komplikationen von Seiten des Myocards und des ZNS kommen heute kaum mehr vor. Ebenfalls seltener als früher ist – wohl aufgrund der zeitigen Therapie – ein nachfolgendes Rheumatisches Fieber oder eine Glomerulonephritis. Penicillin-V oral ist das Antibiotikum der ersten Wahl. Dosisempfehlung: 100 000 IE/kgKG/Tag über 8-10 Tage. Unter dieser Therapie kommt es bereits nach 24 Std. zu einer Eliminierung der Streptokokken im Rachenraum, so daß behandelte Kinder bereits nach einem Tag wieder Schule oder Kindergarten besuchen dürfen, soweit es ihr klinischer Zustand erlaubt. Eine Antibiotika-Prophylaxe bei Kontaktpersonen ist nicht indiziert. (Ausnahme: Kinder welche zuvor ein rheumatisches Fieber oder eine Glomerulonephritis durchgemacht hatten und deren Familienangehörige.) 46 Scharlach 2.1 128 Samtartiges, kleinfeckiges Exanthem bei Scharlach 129 Wie 128, Detail 130 Scharlach, blasses Munddreieck 131 Flammende Rachenrötung bei Scharlach 47 Scharlach 2.1 132 „Scharlachzunge“ 133 Hautschuppung nach Scharlach 134 Scharlachexanthem im Unterhosenbereich 135 Scharlachexanthem im Unterhosenbereich 48 Scharlach 2.1 137 Dritterkrankung an Scharlach 136 Zweiterkrankung an Scharlach (Mundbereich besonders betroffen!) 138 Hämorrhagisches Exanthem bei Scharlach 139 Toxischer Scharlach 49