Die Samba - Ilona Lankuttis

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Die Samba - Ilona Lankuttis
Die Samba: Brasilien tanzt!
Samba ist Brasilien. Brasilien ist Samba. Samba ist im Land des fünffachen RekordFußballweltmeisters noch viel wichtiger als Fußball. Nur so kann man die Bedeutung der Samba für
dieses Land ermessen. Sie verbindet arm und reich, schwarz und weiß, alt und jung. Hier erfahren
Sie, woher dieser Tanz kommt und warum er soviel für die Brasilianer bedeutet.
Die ausführliche Geschichte der Samba
Das Bantu-Wort "Semba" aus Angola bezeichnet die „Bewegung des Nabels". Und in der Tat: Die
erotischen Kreisbewegungen um das Becken sind typisch für die Samba. Den Europäern im 19.
Jahrhundert erschien das zunächst sehr unsittlich. Doch gerade in diesen geschmeidigen
Bewegungen, kombiniert mit schnellen Schrittwechseln, liegt die lebensbejahende Leichtigkeit, die
die Samba so auszeichnet. Ihre Heimat liegt unbestritten in Westafrika und kam wie viele andere
Tänze mit den ersten Sklavendeportationen im 16. Jahrhundert nach Amerika.
Heute dient der Begriff „Samba“ als Oberbegriff für etwa einhundert verschiedene Tanzarten aus
Brasilien. Die Inhalte der Samba bilden die Wünsche und Träume der unterprivilegierten Schichten
ab, die sich mit dem Ende der Sklaverei 1888 um die großen Städte Brasiliens ansiedelten. Jedoch
entdeckte die Politik in den 1930er Jahren zunehmend auch das riesige Potential für politische
Agitation. Das führte zur staatlichen Duldung und war für die Samba der endgültige Durchbruch auf
den Straßen Brasiliens. Heute beherrscht, nein, durchdringt die Samba das kulturelle Leben
Brasiliens.
Und sie bildet mit dem brasilianischen Karneval eine untrennbare Einheit. Im 17. Jahrhundert
brachten die Portugiesen den Karneval unter seiner alten Bezeichnung „Entrudo“ nach Brasilien. Ab
1840 wurden daraus Festveranstaltungen, die in vornehmen Ballhäusern stattfanden. Dabei
entstanden die ersten Karnevalsgesellschaften, die noch heute sehr finanzkräftig sind. Der Beginn
der modernen Samba und die spätere Vereinigung mit dem Karneval, läßt sich sehr genau um das
Jahr 1917 datieren: Ernesto dos Santos ließ damals das Lied „Pelo Telefone“ unter der Bezeichnung
„Samba Carnevalesco“ eintragen. Es wurde ein Hit.
Später wurden viele weitere Lieder unter der Bezeichnung Samba verfasst. In dieser Zeit grenzte
sich die Samba noch nicht von den populären Tänzen „Maxixe“ und „Marcha“ ab. Erst die „Sambade-Roda“ kann als die erste moderne Samba bezeichnet werden und ist die ursprünglichste SambaForm. Diese "Samba im Kreis" stand damals noch als Inbegriff für die Samba im Allgemeinen.
Typisch für diese Samba ist demnach ein Kreis, den die Tänzer bilden und beim Tanzen
abwechselnd Solo und Refrain singen. Dieser Tanz kommt vollständig ohne Instrumente aus.
Begleitet wird er lediglich durch rhythmisches Klatschen. Wichtig für die Samba-de-Roda ist die 16pulsige "time-line". Diese asymmetrisch strukturierte Rhythmusformel heißt wie in der kubanischen
Rumba "Clave". Sie wird meist auf hoch klingenden Instrumenten wie Glasflaschen, Glocken oder
einfach durch Klatschen ausgeführt.
Bald entstanden zahlreiche weitere Samba-Arten wie die Sambolero, die Samba de Breqe, die
Samba-Coro, die Samba-Cancao oder die Samba-Enredo. Letztere ist jene Samba, für den im
Karneval extra komponiert wird. Die Sambaschulen führen jedes Jahr auf Ihren Zügen 90 Minuten
ihr eigenes Thema (Enredo) vor, das praktisch ein ganzes Jahr lang mit enormen Aufwand
vorbereitet und einstudiert wird.
Dann wird eine ganze Woche lang bis zum Umfallen gefeiert, getanzt und getrunken. Die sonst
allgegenwärtigen Rassenschranken spielen in dieser Woche keine Rolle mehr. Arme und Reiche,
Junge und Alte, Schwarze und Weiße feiern gemeinsam. Von den Lautsprecherwagen, den Trio
Elétricos, dröhnen die Samba- Rhythmen. Alle Karnevalsgruppen sind auf den Straßen. Nach dem
Abschiedskonzert am Aschermittwoch ist der Karneval zu Ende.
Doch nur, um ein paar Tage später mit den Planungen und dem Einstudieren der Choreografien für
das nächste Jahr zu beginnen. Die goldene Ära der Samba, die „Època de ouro“, ist mit der SambaCancao verbunden. In der Mitte der zwanziger Jahre erkannte das Bürgertum mit der Erfindung des
Radios, dass man mit der Samba sehr viel Geld verdienen kann. Ab jetzt kontrollierten die Reichen
die Samba. Obwohl die unterprivilegierten Schichten dadurch regelrecht ausgebotet wurden,
profitierte die Samba davon. Hervorragend ausgebildete Komponisten gaben der Samba neue
Impulse.
So entstand die Samba-Cancao, bei dem der Text und der Gesang im Vordergrund war. Dadurch
konnten publikumswirksame Gesangsstars wie Noel Rosa, Braguinha, Lamartine Babo, Bahianer
Dorival Caymmi oder Arri Barroso aufgebaut werden. Barroso schuf den erfolgreichsten Samba-Hit
überhaupt: den „Aquarela do Brasil“. Doch als der ultimative Star der Sambas gilt bis heute
Carmen Miranda. Sie war Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin und hat in ihrem Leben etwa 300
Lieder aufgenommen. Ihre größten Erfolge waren „Tico Tico“ und „Que é que a baina tem“. In ihren
Filmen spielte sie unter anderem mit Elizabeth Taylor, Dean Martin und Jerry Lewis. Ab 1940 lebte
Sie ausschließlich in Hollywood, was ihr viele Kritiken einbrachte. Trotzdem säumten
Hundertausende die Straße, als sie im Alter von nur 46 Jahren starb und in Rio de Janeiro
beigesetzt wurde.
Die Samba ist seit 1959 Turniertanz und seit 1963 im Welttanzprogramm. Sie wird
mit
ineinandergreifenden, synkopierten Linien in Melodie und Begleitung gespielt. Der einfachste
Rhythmus ist eine aus Westafrika stammende Klatsch-Formel, die systematisch erfasst und
aufgeschrieben wurde. Dieser Rhythmus ist noch heute in Gebrauch. Die Samba kann von einem
winzigen Ensemble genauso mitreißend gespielt werden, wie von den gigantischen Escolas de
Samba in Rio mit über 5000 beteiligten.
Taktart
2/4 Takt
Tempo
50-58 Takte/Minute
Quelle: www.dance-­‐art.com