Im sechsten Himmel

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Im sechsten Himmel
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Christophorus 326
Lifestyle
Im sechsten Himmel
In großen Warenhäusern wird Einkaufen zum Erlebnis – die ganze Welt unter einem
Dach. Seit 100 Jahren gibt es das Berliner Kaufhaus des Westens. Längst ist die
sechste Etage zur Legende geworden, wo 34 000 Köstlichkeiten locken. Zu Besuch im
Schlemmerparadies des KaDeWe, der größten Feinkostabteilung Europas.
Text
Jürgen Zeyer
Fotografie
Matthias Martin
So sieht also das Schlaraffenland aus!? Das mit den gebratenen
Hähnchen stimmt schon mal, auch der Duft frischen Brots weht
verführerisch herüber, die Parade fantasievoller Torten will erst
noch abgenommen werden, nebenan lockt üppig Fisch in farbenprächtigen Variationen, Obst in all seiner Pracht,Würste zum Anbeißen,Wein, Champagner – es passt alles. Insgesamt satte 34 000
verschiedene Leckereien auf 7000 Quadratmeter: Hier in der Tauentzienstraße 21–24, 10789 Berlin, sechs Stockwerke über der
Erde, muss das Schlaraffenland sein. Allein die Preisschilder überall könnten etwas irritieren. Aber auch darüber sieht so mancher
Gast großzügig hinweg. Matthias Lehmann, der Experte für Spirituosen unter den 500 KaDeWe-Mitarbeitern in diesem Genusstempel, erinnert sich noch genau an den Kunden aus der Ukraine,
der mit Nachdruck etwas wirklich ganz besonders Exklusives
wünschte. Lehmann führte den Cognac-Liebhaber zielsicher zum
Besten, was derzeit in den Vitrinen steht: ein Hennessy Ellipse,
43,5 % Vol., in einer 0,7-Liter-Baccarat-Kristallkaraffe. Der Ver-
käufer schwärmte von der delikaten Note kandierter Früchte und
wilder Rosen, dabei war der Kauf längst beschlossene Sache. Lehmann: „Der Gast war sofort hellauf begeistert und hat die 5999
Euro bezahlt – in bar.“
Es gibt an diesem überreich gedeckten Gabentisch Momente und
Situationen, da kann einem tatsächlich Hören und Sehen vergehen.
Doch dann sorgt sofort das Feuerwerk an Reizen für Ablenkung,
sodass Fühlen, Riechen und Schmecken die Symphonie der Sinne
wieder vereint – und als wäre es der siebte Sinn, kommt das Staunen auf Schritt und Tritt hinzu. Dem kann sich nicht einmal der
Herr dieser Herrlichkeiten gänzlich entziehen. Möglichst mehrmals täglich sieht Norbert Könnecke bei seinen Rundgängen nach
dem Rechten und schwärmt vom „Aroma des frisch gemahlenen
Kaffees, dem Zauber der exotischen Fische und Krustentiere, der
Farbenvielfalt an Obst- und Gemüseständen“. Und wenn der Geschäftsführer der sechsten Etage vor seinem geistigen Auge die A
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Es ist angerichtet:
Mehr als 1300 Käsesorten sind im Angebot
Mit den besten Empfehlungen:
Besonderes und Gewöhnliches haben im KaDeWe ihren Platz
Kaufhäuser der Welt
Kaufhaus des Westens (KaDeWe )
Der Herr der Sinne:
Geschäftsführer Norbert Könnecke (oben) wacht über die sechste Etage
Berlin, Deutschland
Eröffnung: 1907
Verkaufsfläche: 60 000 m2
Angebote durchgeht, scheint es fast, als spüre er die jeweiligen Geschmacksrichtungen sehr real auf der Zunge – derart verzückt kann er von den Köstlichkeiten berichten. „Im KaDeWe belohnt man sich“, sagt Könnecke.
Genau dies soll den rund 50 000 Kunden vermittelt werden, die jeden Tag
ins KaDeWe pilgern: Erlebniseinkaufen ist das Stichwort, wobei das Dabeisein ganz sinn-voll durch Augen, Ohren, Nase, Hände geht – und darüber hinaus vor allem den Gaumen kitzelt. Denn 150 Köche an 34 Verzehrständen mit offenen Herdbereichen und mehr als 1000 Sitzplätzen machen
die Delikatessen-Oase zu einem der größten Gourmet-Restaurants der
Hauptstadt. Könnecke: „Es geht nicht allein darum, den täglichen Bedarf
zu decken. Einkaufen wird zur Freizeitbeschäftigung, man bummelt, lernt
neue Sachen kennen, genießt einfach.“
Eine Art Spritztour in eineWelt voller Leckerbissen – mal sportlich-offensiv
bei den eher schnittigen Truffée-Schiffchen mit Trüffelcreme auf JaponaisBoden, mal eher spaßig-dahintreibend mit zehn französischen Felsenaustern aus dem Nordost-Atlantik und einem Gläschen Champagner Cuvée
KaDeWe. Oder auch mal abenteuerlich auf unbekanntem Terrain mit
einem Kudu-Heißrauchschinken, wobei das Fleisch der südafrikanischen
Antilopenart selbstverständlich über Buchenholz geräuchert wurde. „Bei
uns gibt es alles“, sagt der Feinschmecker Könnecke selbstbewusst, „oder A
Besonderheit: 380 000 verschiedene Verkaufsartikel auf acht Etagen, darunter die größte
Feinkostabteilung Europas
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10 bis 20 Uhr,
Freitag 10 bis 22 Uhr, Samstag 9.30 bis 20 Uhr
Metrostation: U-Bahnhof Wittenbergplatz
Adresse: KaDeWe – Kaufhaus desWestens,
Tauentzienstr. 21– 24, 10789 Berlin
Internet:
www.kadewe-berlin.de
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Kaufhäuser der Welt
Warenhaus GUM
(Glavnyj Uniwersalny Magasin )
Moskau, Russland
Eröffnung: 1893
Verkaufsfläche: 30 000 m2
Besonderheit: Der Innenraum wird durch glasbedachte Ladenpassagen geprägt, die durch Brücken
miteinander verbunden sind.
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 22 Uhr
Metrostationen: Teatralnaja, Ochotny Rjad,
Ploschtschadj Rewoljuzii
Adresse: Roter Platz, Haus 3, 109012 Moskau
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wir können es besorgen.“ Selbst Sterneköche rufen hin und wieder Hilfe
suchend an. Den Nachschub garantieren 20-Tonnen-Laster, die einen Großteil der Erzeugnisse – von den Pfifferlingen aus Marokko bis zu den Bohnen
aus dem Senegal – vom gigantischen Pariser Markt Rungis anliefern. Für das
ganz Außergewöhnliche haben die Einkäufer zudem ein Netzwerk an Informanten und Lieferanten geknüpft.
Pitahaya-Früchte aus Thailand? Überhaupt kein Problem. Bison Entrecôte
aus Kanada? Heute im Angebot. Mahi-Mahi aus dem Indischen Ozean? Liegt
schon sauber auf Eis drapiert in der Fischtheke. Diese wiederum ist ein Fall für
Hans-JoachimWeitzel. „Viele Kunden warten regelrecht auf exklusive Angebote wie den Mahi-Mahi oder auch den Alfonsino und rufen an, ob ihr Lieblingsfisch bereits eingetroffen ist“, erzählt der Mann mit dem Meer-Wissen.
Seit 32 Jahren betreut der Berliner die Frischfischabteilung und kann appetitanregend über die Goldmakrele referieren: „Mahi-Mahi besitzt ein mageres,
süßlich schmeckendes Fleisch und kann sautiert, pochiert oder auch gegrillt
werden.“ Wem die verbale Überzeugungsarbeit des Meisters nicht genügt,
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lässt sich nebenan von den Küchenchefs des „Fischkutter“ unweit der Auster- und
der Sushi-Bar einfach ein Stück zubereiten.Wer nicht hören will, muss schmecken.
Auf geht’s zur kulinarischen Probefahrt.
Solche geschmacksorientierten Testläufe kennt auch Klaus Laetsch. Er hütet 1300
Käsesorten. „Manch ein Kunde beschreibt nur vage die bevorzugte Richtung.Wir
führen ihn dann mit vielen Versuchshappen an das favorisierte Produkt heran“, sagt
der Experte, der ebenfalls schon seit 25 Jahren dabei ist.Vor allem nach den Sommerferien, wenn von Urlaubsreisen neue Eindrücke mitgebracht werden, sehe sich das
KaDeWe mit ungewohnten Begehrlichkeiten konfrontiert. So wurde auf Wunsch
eines Stammgasts nach dessen Aufenthalt in der Schweiz ein Bergblumenkäse – die
Rinde mit Alpenkräutern ist essbar – ins Angebot aufgenommen.
Genuss-Freaks schauen aber vor allem bei Marcus Porzucek vorbei, dem Einkäufer
in der Weinabteilung. „Weine sind oft eine Wertanlage“, sagt er. Seine rund fünf
Quadratmeter große, auf zwölf bis 13 Grad wohltemperierte Schatzkammer steht
mitten zwischen den mit 3400 Sorten wohlbestückten Regalen. Ein abgeriegelter, A
Internet:
www.gum.ru (nur in Russisch)
Harte Schale, weicher Kern:
Wie wär’s mit Austern aus dem Nordost-Atlantik?
Harrods
London, England
Eröffnung: 1849
Verkaufsfläche: 92 000 m2
Besonderheit: Die Fassade wird allabendlich von
100 000 Glühbirnen beleuchtet.
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 19 Uhr,
Sonntag 12 bis 18 Uhr
Metrostation: Knightsbridge
Adresse: 87–135 Brompton Road,
Knightsbridge, London, SW1X 7XL
Internet:
www.harrods.com
Alles im Fluss:
Hans-Joachim Weitzel ist der Experte mit dem Meer-Wissen
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Kaufhäuser der Welt
Galeries Lafayette
Paris, Frankreich
Eröffnung: 1893
Verkaufsfläche: 18 000 m2
Besonderheit: Jugendstilarchitektur, Zentralhalle
mit beeindruckender Glaskuppel
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9.30 bis
19.30 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr
Metrostation : Chaussée d’Antin – La Fayette
Adresse: 40 boulevard Haussmann, 75009 Paris
Internet:
www.galerieslafayette.com
Breuninger
Stuttgart, Deutschland
Eröffnung: 1881
Verkaufsfläche: 35 000 m2
Auf kulinarischer Probefahrt:
150 Köche verwöhnen an 34 Verzehrständen die Gäste
gläserner Raum, in dem zum Beispiel alle Jahrgänge des Mouton Rothschild
von 1955 an zur Schau stehen. Bei einem US-Amerikaner war es Liebe auf den
ersten Blick, als er durch die Scheiben in einer der Vitrinen einen Solaia von
1982 erspähte. Genau dieser Tropfen sei bei seiner Hochzeit ausgeschenkt
worden, er habe seither überall vergeblich danach gesucht und wolle den gesamten Vorrat sofort aufkaufen, berichtete er Porzucek. 17 Flaschen zu je 298
Euro wurden ins Hotel geliefert.
Über die Summe der sehr speziellen Kundengeschichten hinweg hat sich damit
für Norbert Könnecke das Warenhaus selbst zur Marke entwickelt.„Wir gehören zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.“ Tatsächlich scheinen oft mehr
Touristen als Einheimische durch die Gänge zu schlendern. KeinWunder, dass
der Geschäftsführer mit dem Schmankerl kokettiert, ein Senfglas in Form des
Berliner Wappentiers für 6,98 Euro sei das meistverkaufte Produkt. Der Bär
ist los – knapp 10 000 Mal im Jahr geht das Mitbringsel über den Tisch. Allerdings bilden mit rund 70 000 Flaschen die diversen Champagner zu Preisen
A
ab 19,98 Euro ein weit lukrativeres Massengut.
Besonderheit: Zum 125-jährigen Bestehen
konzipierte Porsche ein 911 Carrera 4S Cabriolet in
Breuninger-Rot, mit Jubiläumseinstiegsblende und
vielen außerordentlichen Ausstattungsdetails.
Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch und Freitag
10 bis 20 Uhr, Donnerstag 10 bis 22 Uhr, Samstag
9.30 bis 20 Uhr
Metrostation: Rathaus
Adresse: E. Breuninger GmbH & Co.,
Marktstraße 1–3, 70173 Stuttgart
Internet: www.breuninger.com
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Takashimaya
Tokio, Japan
Eröffnung: 1996
Verkaufsfläche: 54 000 m2,
Shoppingmall Times Square insgesamt: 84 000 m2
Riechen, schmecken, staunen:
Marcus Porzucek mit einem 5999 Euro teuren Cognac
Besonderheit: Im elften Stock finden wechselnde
Ausstellungen statt, die zum Beispiel japanisches
Kunsthandwerk zeigen.
Öffnungszeiten: Sonntag bis Freitag täglich 10 bis 20
Uhr, Samstag 10 bis 21 Uhr
Metrostation: Shinjuku
Adresse:
5-24-2 Sendagaya,
Shibuya-ku,
Tokio
Internet:
www.takashimaya.co.jp (nur in Japanisch)
Foto: Frédéric Gautron
Seinen teuersten Schampus setzt das KaDeWe bei rund 4500 Euro an. Es handelt sich um Exemplare eines 1907er Heidsieck Monopol. Aber das Haus hat
nur noch „zwei oder drei Flaschen“(Könnecke) auf Lager und so richtig gerne
will man sich von den guten Stücken offensichtlich gar nicht trennen. Schließlich wurde das KaDeWe just im Jahr 1907 eröffnet. Außerdem verfügt der
Champagner über eine imposante Geschichte, die auch trefflich zur Legendenbildung des Besitzers beiträgt. Das edle Getränk war am 3. November 1916
auf dem Weg zum russischen Zaren Nikolai II. nach St. Petersburg, als das
schwedische Schiff nach einemTorpedoangriff sank. Mehr als 90 Jahre später
wurde die Fracht geborgen, der Champagner ist wie durch einWunder erhalten
geblieben. Dunkelheit,Temperatur, die steteWellenbewegung haben ihn konserviert. Könnecke: „Er steht sensationell im Glas.“ Und das wiederum steht
B
auch dem Jubilar KaDeWe ganz gut.
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Bitte einsteigen: Mitunter fängt der Genuss
nach dem Einkaufen erst richtig an …
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Bloomingdale’s
Macy’s
Myers
New York, USA
New York, USA
Melbourne, Australien
Eröffnung: 1872
Verkaufsfläche: 86 800 m2
Eröffnung: 1858
Verkaufsfläche: 198 500 m2
Eröffnung: 1911
Verkaufsfläche: wird 2007 umgebaut
Besonderheit: Die „Brown Bags“ (klein,
Besonderheit: Gilt als größtes Kaufhaus
derWelt; zu den Service-Einrichtungen
gehören ein mehrsprachiges Besucherzentrum und eine Post; zusätzlich stehen
Assistenten für den Einkauf zur Verfügung (personal shopping); die seit 1927
alljährlich von Macy’s gesponserte
Thanksgiving-Parade wird von 250 000
Besuchern verfolgt und live im Fernsehen
übertragen.
Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag
und Freitag 9.45 bis 20.30 Uhr, Dienstag
und Mittwoch 9.45 bis 18.45 Uhr,
Samstag 10 bis 18.45 Uhr, Sonntag
10 bis 18 Uhr
Metrostationen: 1–3, 9 (34th Street/
Pennsylvania Station), B, D, F, N, R
(34th Street/Herald Square)
Besonderheit: zwei Gebäude, die
durch Brücken in verschiedenen Etagen
miteinander verbunden sind
Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch
und Samstag 9 bis 18 Uhr, Donnerstag
9 bis 19 Uhr, Freitag 9 bis 21 Uhr,
Sonntag 10 bis 18 Uhr
Metrostation: Dandenong Station
mittel, groß) sind ein Markenzeichen
und werden überall wiedererkannt.
Öffnungszeiten : Montag bis Freitag
10 bis 20.30 Uhr, Samstag 10 bis 19 Uhr,
Sonntag 11 bis 19 Uhr
Metrostationen: N, R (Lexington
Avenue), 4, 5, 6 (59th Street)
Adresse:
59th Street & Lexington Avenue,
1000 Third Avenue New York,
NY 10022
Internet:
www.bloomingdales.com
Adresse:
151West 34th Street,
New York, NY 10001
Internet:
www.macys.com
Adresse:
295 Lonsdale Street,
Melbourne, VIC 3000
Internet:
www.myer.com.au