Festschrift 150 Jahre Bettinaschule
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Festschrift 150 Jahre Bettinaschule
Festschrift 150 Jahre Bettinaschule Frankfurt am Main 2005 Inhalt Grußworte J. Ullrich-Borrmann, Schulleiterin K. Wolff, Hessische Kultusministerin J. Ebeling, Dezernentin und Stadträtin der Stadt Frankfurt am Main H. R. Eifert, Leiter des Staatlichen Schulamtes für die Stadt Frankfurt am Main S. Bouffier-Spindler, Leitende Schulamtsdirektorin im Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main M. Remke, Stellv. Schulleiterin der Elsa-Brändström-Schule 3 5 7 9 11 13 Die Geschichte der Schule BettinavonArnim 1785-1859 Kronprinzessin Victoria Kaiserin Friedrich 1840 - 1901 Viktoriaschule 1898 - 1945 Erinnerungen an meine Schulzeit 1931-1940 Bettinaschule 1946 -1962 Die neue Bettinaschule Mutter und Tochter eri nnem sich Bettinaschule 1962 -1982 Der Fall Bienenkorb-Gazette Erinnerungen an meine Lehrerinnen 1962 -1971 70er bis 90er Jahre G. v. Pallandt H. Zacharia~ M. Bahr H. Zacharias, T. Picard u.a. G. Boda G. Wittekindt P. C. Schmal T. Kamp, A. Seidler G. Wittekindt A. Schmackert V. Jung V. Dingeldey 15 17 19 29 31 39 41 43 52 55 57 N. Leitermann, H. Zacharias 60 62 63 66 67 67 69 70 73 76 78 80 82 85 86 87 89 91 93 94 98 100 101 102 103 105 106 Die Schule heute Gedenkstätte Wettbewerb "Schule kann gelingen· Die neue Schulbibliothek Das europäische Comenius-Schulprojekt Physik-Leistungskurs 12, 2003/2004 Umwelt-Projekte Kursfahrt der Leistungskurse 2004 Musik liegt in der Luft Die Freunde der Musik an der Bettinaschule Schülererinnerungen Make My Day - Ein innovatives Medienprojekt Eine Hommage an Bettina Schüleraustausch Frankreich und Italien Meine Bettinaschule Jugend debattiert .Dann bis Montag!· - Die Einführungswoche Mentorenarbeit und Mediation Von der Schulsozialarbeit zur NaSchu Was gibt es heute zu essen? BEITON - Die Schulzeitung 1994-2005 Theater-AG Schülervertretung Eltern-Engagement Der Plan der neuen Cafeteria Futur I Dank an die Mitarbeiter Klassen- und Kursfotos mit Namen H. Voigt-Münch, Dr. J. Gehrs, K. Heitmüller G. Wittekindt M. Duyster R. Michelsky M. Rapphahn, S. Tix 0. Deller, C. Färber, C. Schumacher Th. Sonnen-Aures M. Schneider, Abiturient 2004 I. Seiler-Tavakoli I. Seiler-Tavakoli, M. Völker G. Wittekindt F. Witte, ehern. Schulsprecher J. L Thürmer, ehern. Schulsprecher S.Bär Dr. P. Rosenkranz V. Rapp, IB Frankfurt N. Graf, Koordinatorin NaSchu J. Dörfel J. Reiss J.-T. Bender, Schulsprecher C. Effinger, Vorsitzende des Elternbeirats J. Ullrich-Borrmann Liebe Bettinaschule, einhundertfünfzig Jahre wirst Du am 18. Juni 2005 alt - ein stattliches Alter, circa 16 Generationen von Schülerinnen und Schülern hast Du gelebt. Seitdem warst Du vielfachem Wandel und Veränderungen unterworfen: 1855 wurdest Du am 18. Juni in Bockenheim an der Schlossstrasse als Städtische höhere Bürgerschule für Knaben und Mädchen gegründet. Deine Trennung von der Knabenschule erfolgte nach 22 Jahren: Herzliche Gratulation auch an Deinen männlichen Partner, die Liebigschule, die wie Du - heute - am 18. Juni 2005 ihr 150-jähriges Jubiläum begeht. Ein neuer Name wurde Dir nach der Eingemeindung Bockenheims durch den Frankfurter Magistrat gegeben: Viktoriaschule wurdest Du getauft. Ein Name aus der damaligen Zeit: aristokratisch, glänzend, stolz. Als Viktoria-Höhere Mädchenschule fandest Du 1907 Deinen neuen Standort an der Senckenberganlage, neben dem großen Naturkundemuseum und der Johann Wolfgang von Goethe-Universität - welch' würdige und zum Lernen anregende Nachbarschaft. Das 20. Jahrhundert bedeutete einen schmerzlichen Bruch mit Deiner bislang offenen Pädagogik: Ab 1933 wurden 183 Deiner Schülerinnen wegen ihres jüdischen Glaubens von der Viktoriaschule ausgeschlossen. Auch wenn es das Unrecht nicht ungeschehen machen kann, so ist es Dir durch die Errichtung der Gedenkstätte auf dem Schulhof im Jahr 2002 gelungen, alle ausgeschlossenen Schülerinnen wenigstens symbolisch wieder in die Schulgemeinde zurückzuholen. Eine ganz neue Zeit begann für Dich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein neuer Name war gefunden: Bettinaschule, genannt nach Bettina von Arnim, geborene Brentano, Frankfurterin, jugendliche Freundin Goethes, enfant terrible, politisch und sozial engagierte Schriftstellerin, eine zu Deinem Stil und pädagogischem Ethos passende Patron in. Nach dem neuen Namen folgte 1961 der Umzug an einen neuen Standort: das Westend, innenstadtnah, inmitten von Wohnstraßen - das neue Gebäude modern, licht, farbenfroh. Mit diesem Umzug hast Du Dich in der Mitte des Frankfurter Lebens etabliert, Deine Schülerschaft war und ist der jeweilige Spiegel der gesellschaftlichen und demografischen Entwicklung Frankfurts. Du bist - wie Deine neue Namensgeberin - immer von weiblich geprägtem, liberalem Geist, sozial und emanzipatorisch, engagiert auf der Seite der weniger Geförderten. Deine Lehrerinnen und Lehrer orientierten 3 sich zu (fast) allen Zeiten an reformpädagogischen Zielen, versuchten diese in die Strukturen eines allgemeinbildenden Gymnasiums zu integrieren und wurden dadurch allen Anforderungen des gesellschaftspolitischen Wandels vorbildlich gerecht. So bist Du auch jetzt, bei Deinem 150. Geburtstag, auf einem neuen Weg: zur offenen Ganztagsschule. Für ihre vollständige Entfaltung brauchen Deine heutigen Kinder und Jugendlichen, dass Du sie nicht mehr um 13:15 Uhr entlässt, sondern länger bei Dir behältst für Mittagessen, Betreuung, die Förderung ihrer Neigungen, Fähigkeiten und Interessen - für lebendiges Lernen in einem ganztägigen Angebot. Du stellst Dich dieserneuen Herausforderung, die dem gesellschaftlichen Wandel folgt und entspricht, und hast erste Schritte für Deine Veränderung vorbereitet: Eine Schulbibliothek, der ganztägig geöffnete, lang ersehnte Arbeitsraum für die Schulgemeinde, wird während der Festwoche eingeweiht. Damit werden sich die Arbeitsmöglichkeiten Deiner Schülerinnen und Schüler und des Kollegiums verändern. Die Bibliothek wird nicht nur durch ihren Standort zur Mitte des schulischen Lebens werden. Als weiteren Schritt lässt Du Dir einen großen Aufenthaltsraum mit ganztägigem Cafeteriabetrieb bauen. Du befindest Dich auf einem neuen Weg, der konstruktiv in die Zukunft weist. Als Schulleiterin begleite ich voller Stolz Deine Ideale, Deine Lebendigkeit und Kreativität und folge mit Empathie Deinen pädagogischen Leitlinien. Happy birthday, Bettinaschule, ad multos annos! Judith Ullrich-Borrmann, Schulleiterin 4 Kunst auseinander zu setzen oder sich mit Umweltfragen und Biologie zu befassen. Für eine ihrer vielen Aktivitäten jenseits des Unterrichts erhielt die Bettinaschule 2001 den Friedenspreis für Frankfurter Schulen. Unter dem Motto „Erinnern für die Zukunft“ errichteten die Schülerinnen und Schüler eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Mitschülerinnen. An dieser Stelle möchte ich der Schulleitung, dem Kollegium sowie der Eltern- und Schülerschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen: Ohne ihr Engagement und ihre Mitarbeit wäre die hervorragende Entwicklung der Bettinaschule nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir, dass die konzeptionelle und praktische Arbeit auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird. Die Bettinaschule erfüllt den Auftrag, eine über Jahrzehnte gewachsene Tradition zu bewahren und weiterzugeben, Entwicklungen zu begleiten und für neue Aufgaben offen zu sein. Der Schulgemeinde wünsche ich, dass sie in der Spannung zwischen Bewahren und Erneuern den richtigen Weg findet, junge Menschen zur verantwortlichen aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft zu bilden und zu erziehen. Karin Wolff Hessische Kultusministerin Wiesbaden, im Januar 2005 6 HESSISCHES KULTUSMINISTERIUM Gru wort der Hessischen Kultusministerin Karin Wolff Zu Ihrem 150-jährigen Bestehen übermittle ich der Bettinaschule in Frankfurt am Main meine herzlichsten Glückwünsche. Ich verbinde damit den Dank an alle, die sich in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten mit guten Ideen und Konzepten an der Fortentwicklung des Gymnasiums beteiligt haben. Die Bettinaschule hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Sie wurde 1855 als höhere Bürgerschule für Mädchen und Jungen gegründet, aber schon 1877 umgewandelt in eine reine Mädchenschule. Ihren Namen erhielt sie 1947 von der berühmten Frankfurter Dichterin Bettina von Arnim. Heute werden in der Bettinaschule annähernd 1000Jungen und Mädchen unterrichtet. Wer heutzutage die mitunter emotional geführte öffentliche Diskussion um den Auftrag schulischer Bildung beobachtet, stellt eine kontinuierliche Ausweitung der Erwartungen fest. Manchmal hat man den Eindruck, als erwarte unsere Gesellschaft immer dann, wenn sie ein Defizit feststellt, Abhilfe von der Schule. Rufe nach einer neuen Pädagogik des Informationszeitalters sind zu vernehmen. Globalisierung, Innovation, Kreativität und Vernetzung sind Schlagworte einer Zeit, in der man durch die Weit des Wissens surft, aber kaum noch blättert. Goethes Grundsatz, den er in seinen "Maximen und Reflexionen" aufstellte, bringen diese Grundbegriffe der neuen Dynamik nicht ins Wanken: "Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte entwickeln und nähert sich dem Meister." Denn lernen ist auch heute noch ein Schritt zur Selbstverwirklichung des Menschen, die schließlich der Demokratie, der Entwicklung unseres Gemeinwesens dient. Doch lernen folgt keinem Raster. Es ist eine Binsenweisheit, dass eben nicht alle Kinder auf dem gleichen Weg zum gleichen Ziel gelangen können. Wir brauchen Differenzierung; es gilt, ein den Begabungsunterschieden und der Begabungsvielfalt entsprechend vielfältiges Angebot von Schulformen zu schaffen bzw. zu erhalten, aus dem die ausgewählt werden kann, die für das einzelne Kind, den einzelnen Jugendlichen die richtige ist. Das ist genau der qualitative Maßstab, den das Kultusministerium anlegt: Was hilft am besten bei der Entwicklung des Einzelnen, wie wird er am stärksten gefördert? Die Bettinaschule ermöglicht Entfaltung: So bietet die Schule in den Jahrgangsstufen 5 und 6 Schwerpunktklassen in Musik und Biologie, in denen sich die Schülerinnen und Schüler verstärkt mit diesen beiden Themengebieten auseinander setzen können. Für die Klassen 5 bis 10 wird täglich freiwilliger Nachtmittagsunterricht angeboten. Die Angebote umfassen verschiedene Arbeitsgemeinschaften, Hausaufgabenunterstützung, Gestaltung der Schülerzeitung und unterschiedliche Projekte der Schulsozialarbeit In der neunten und zehnten Klasse bekommen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeiten, sich in Kursen mit Informatik zu beschäftigen, Italienisch, Russisch oder Latein zu lernen, sich mit Tanz, Musik und 5 Kunst auseinander zu setzen oder sich mit Umweltfragen und Biologie zu befassen. Für eine ihrer vielen Aktivitäten jenseits des Unterrichts erhielt die Bettinaschule 2001 den Friedenspreis für Frankfurter Schulen. Unter dem Motto "Erinnern für die Zukunft" errichteten die Schülerinnen und Schüler eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Mitschülerinnen. An dieser Stelle möchte ich der Schulleitung, dem Kollegium sowie der Eitern- und Schülerschaft meinen herzlichsten Dank aussprechen: Ohne ihr Engagement und ihre Mitarbeit wäre die hervorragende Entwicklung der Bettinaschule nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir, dass die konzeptionelle und praktische Arbeit auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt wird. Die Bettinaschule erfüllt den Auftrag, eine über Jahrzehnte gewachsene Tradition zu bewahren und weiterzugeben, Entwicklungen zu begleiten und für neue Aufgaben offen zu sein. Der Schulgemeinde wünsche ich, dass sie in der Spannung zwischen Bewahren und Erneuern den richtigen Weg findet, junge Menschen zur verantwortlichen aktiven Teilhabe an unserer Gesellschaft zu bilden und zu erziehen. KarinWolff Hessische Kultusministerin Wiesbaden, im Januar 2005 6 Grußwort Zum 150-jährigen Jubiläum der Bettinaschule übermittle ich den Schülerinnen und Schülern, dem Kollegium und der gesamten Schulgemeinde meine herzlichsten Glückwünsche. Wenn eine Schule auf 150 Jahre zurückblicken kann, werden viele Erinnerungen geweckt, getragen von Generationen von Jugendlichen, Eltern und Kollegium mit der ganzen Vielfalt an Schicksalen und Begegnungen. Die Geschichte der Schule ist wechselvoll. Wie die Westhausener Liebigschule entstand die Bettinaschule aus der 1855 gegründeten Bürgerschule in Bockenheim. Zunächst hieß sie Viktoriaschule, erst 1946 erhielt sie ihren heutigen Namen. Auch der Standort der Schule wechselte. So zogen Lehrer und Schülerinnen – bis 1967 war das Gymnasium eine reine Mädchenschule – 1960 aus dem alten Gebäude an der Senckenberganlage in den Neubau an der Feuerbachstraße. In den vergangenen Jahren hat die Bettinaschule Generationen von Kindern und Jugendlichen für ihre Selbstentfaltung vielleicht entscheidende Impulse vermittelt. Kindliche Freude und kindliches Leid mögen da oft dicht nebeneinandergelegen haben, ebenso Erfolg und Misserfolg. Letztlich ist jede Generation von Lehrern und Schülern aufs Neue herausgefordert, am Projekt Schule zu arbeiten, die richtigen pädagogischen Antworten auf die von der Zeit gestellten Fragen zu finden. Die heutige Lebenswelt ist in einem raschen Wandel begriffen. Die 2-Generationen-Familie herrscht vor, die Familien werden zahlenmäßig kleiner, die Scheidungszahlen sind hoch, es gibt mehr und mehr Alleinerziehende, Bindungen bekommen andere Wertigkeiten, vermehrte Erwerbstätigkeit der Eltern führt zu neuen Zeit- und Lebensplanungen. Eine Veränderung der Lernbedingungen scheint notwendig, doch diese lassen sich in der Schule nur dann erreichen. wenn sich die Schule mit realen Lebensbedingungen im Umfeld auseinandersetzt. Immer mehr Schulen sehen sich deshalb vor die Aufgabe gestellt, eigene Initiativen und Angebote zur Mitgestaltung jugendlicher Lebensräume zu entwickeln. Und hier fällt mein Blick auf Ihre Schule. Die Schwerpunkte der Schule liegen im Musik- wie im naturwissenschaftlichen Bereich. Drei Chöre, eine JazzBand, eine Jazz-AG sowie ein Orchester zeigen, dass hier Schüler/innen den Ton angeben. Insbesondere das breite Nachmittagsangebot der Schule spielt eine besondere Rolle: Verschiedene Stützkurse für Sprachen und Naturwissenschaften und Angebote für musische und sportlichen Interessen – die Palette von Angeboten am Nachmittag ist riesig. Jenseits von Fächern werden Schüler/innen hier zu Teamfähigkeit, eigenständigem Lernen, Ich-Stärke und gegenseitiger Rücksichtnahme erzogen. Der Friedenspreis der Frankfurter Schulen wurde der Bettinaschule vor 2 Jahren aus gutem Grund verliehen: Eine Gedenkstätte für ehemalige jüdische Schülerinnen entstand, im Comeniusprojekt wird Europa live erlebt, Mentoren kümmern sich um die Jüngeren, alles in allem: Eine lebendige Schule, die voll im Leben steht, an der Lernen und Spaß keine Gegensätze sind. 150 Jahre sind ein Grund zum Feiern und zur Fröhlichkeit. Ich freue mich über die Lebendigkeit der Bettinaschule und möchte die gesamte Schulgemeinde bitten, weiterhin so gut wie bisher die gewachsene Tradition zu bewahren und für neue Entwicklungen offen zu sein. Für die geleistete Arbeit aller an der Schule spreche ich meinen Dank und meine aufrichtige Anerkennung aus. Der gesamten Schulgemeinde wünsche ich weitere 150 gute, interessante und friedliche Jahre. Ihre Jutta Ebeling Dezernentin und Stadträtin der Stadt Frankfurt am Main 7 Grußwort Wie gratuliert man angemessen einer Schule, die 150 Jahre alt wird und in ihrer jüngeren Geschichte nicht durch Verweise auf ihr Alter und ihre Tradition auf sich aufmerksam gemacht hat, sondern viel eher als eine nach vorne gerichtete, zukunftsorientierte Institution wahrgenommen wurde? Will die Bettinaschule eigentlich, dass ihr Alter Anlass öffentlicher Jubiläumsansprachen ist und in Festschriften diskutiert wird? Schon nach kursorischer Lektüre von Festschriften früherer Jubiläen der Bettinaschule entwickelt sich eine solche Faszination dieses Kapitels von Schulentwicklung, dass mir die Schulentwicklungsdebatte unserer Tage nahezu unbedeutend erscheint. Die Geschichte der Bettinaschule spiegelt die Entwicklung unseres Staates und bietet umfassende Einblicke in grundsätzliche gesellschaftspolitische Entwicklungen jener Zeit. Dies allein wäre Anlass, mit der Schulgemeinde zu feiern und ihr eine gute Zukunft zu wünschen. Ein besonderer Grund zu gratulieren ist für mich, dass die Bettinaschule auch heute noch mutig aktuelle Herausforderungen erkennt und eine beachtliche und vorbildliche Integrationsleistung vollbracht hat. Die Bettinaschule ist ein beeindruckender Beleg dafür, dass die Schulen einen unverzichtbaren Beitrag in der Stadt leisten. Dies ist auch das Ergebnis einer Tradition, die sich gesellschaftlicher Probleme annimmt und an zukunftsweisenden Lösungen arbeitet. Die Bettinaschule hat Grund, auf ihre Geschichte stolz zu sein und zu feiern. Die Zukunft unserer Schulen setzt diese Bereitschaft zum Diskurs und zur Entwicklung ihrer Qualität voraus. Hohe Qualitätsstandards zu vermitteln und deren Erreichen in zentralen Prüfungen und Evaluationsprozessen nachzuweisen, wird nur bei intensiver Diskussion und erfolgreicher Realisierung angemessener, individueller Lernwege gelingen. Die Bettinaschule hat eine Tradition, die ihr Mut machen sollte, unerschrocken neue Entwicklungen aufzugreifen, die ihr dauerhaft eine wichtige pädagogische und gesellschaftliche Rolle in Frankfurt sichern. Hans Rolf Eifert Leiter des Staatlichen Schulamtes für die Stadt Frankfurt am Main 9 Grußwort Liebe Schulgemeinde der Bettinaschule, zum 150-jährigen Schuljubiläum übermittle ich den Schülerinnen und Schülern, der Schulleitung und dem Kollegium, der Elternschaft sowie allen Personen, die sich zur Schulgemeinde gehörig fühlen, meine herzlichsten Glückwünsche. Anderthalb Jahrhunderte Schulgeschichte zeugen von pädagogischer Innovation und großem Engagement der Schulleiterinnen und Schulleiter im Einklang mit der gesamten Schulgemeinde. Aus der „Städtischen höheren Bürgerschule für Knaben und Mädchen zu Bockenheim“ wurde schon 13 Jahre später die „Höhere Töchterschule zu Bockenheim“, die 30 Jahre später zu Ehren der Kaiserin in Viktoriaschule umbenannt wurde. Unter diesem Namen schrieb die Schule ein halbes Jahrhundert Frankfurter Schulgeschichte, geprägt von ihrem Engagement für Mädchen- und Frauenbildung zur Überwindung des gesellschaftlich relevanten Rollenbildes der beiden Geschlechter. An der Entwicklung und Umsetzung von Schulreformen, neuen Lehrplänen und pädagogischen Konzeptionen war die Viktoriaschule stets beteiligt. Als Zukunftsaufgabe wurde im Jahre 1930 definiert: „Die Erziehung zum Verständnis mit fremden Völkern und zum Gedanken des Friedens“. Ein für die heutige Zeit immer noch gültiges Erziehungsziel. Vor nun fast 60 Jahren wurde die Viktoriaschule in Bettinaschule umbenannt. Die Namenspatronin Bettina von Arnim gilt als emanzipierte, viel begabte und neugierige Frau, die sich erfolgreich für persönliche Unabhängigkeit und geistige Freiheit einsetzte, in gleichem Maße für sich, wie auch für andere Menschen. Das Leitmotiv dieser politisch und sozial engagierten und an ästhetischen Werten orientierten Frau, nämlich „alle Kraft ist man der Welt schuldig, und dem, der uns am nächsten steht, am ersten“, zieht sich wie ein Leitfaden durch die bewegte Geschichte Ihrer Schule. Dieser Vorsatz wird heute auch in der Präambel Ihres Schulprogramms deutlich, er prägt die Leitgedanken des Schullebens und drückt sich in den zentralen Anliegen der pädagogischen Arbeit und der ästhetischen Praxis aus. Ich wünsche der Schulgemeinde der Bettinaschule auch weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer pädagogischen Ziele, um im Geiste dieser Schule die Schülerinnen und Schüler des 21. Jahrhunderts zu befähigen, persönliche Identität und Engagement für andere Menschen zu entwickeln. Silvia Bouffier-Spindler Leitende Schulamtsdirektorin im Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main 11 Grußwort Liebe ,.BETTINA", ganz herzlich gratulieren wir unserer nahen Nachbarin zu ihrem ehrwürdigen Geburtstag: Die Nähe zwischen ,.ELSA" und ,.BEmNA" ist nicht nur eine geographische. Vielmehr ist sie geprägt von diversen Facetten, die eine gute Nachbarschaft auszeichnen. Eine gute Nachbarin hat immer ein offenes Ohr. So kann man sagen, dass die gute Kooperation zwischen unseren beiden Schulen schon lange Tradition hat und hervorragend funktioniert. Bei einer guten Nachbarin kann man sich mal etwas borgen, ob es sich dabei um Bühnenteile handelt, die wir uns nicht nur einmal entleihen durften oder um Räumlichkeiten in Form von Sporthalle und Klassenräumen, die wir der BETIINAschule überlassen. Die Schülerinnen und Schüler der BETTINAschule sind in unserem Schulhaus selbstverständliche Gäste. In einer so netten Nachbarschaft hilft man sich eben gerne aus. Im Laufe der Jahre wurden viele der ehemaligen ELSA-Schülerinnen und Schüler zu BETTINA-Schülerinnen und Schülern, es freut uns, dass unsere ,.große" Nachbarin noch immer für sehr viele unserer Kinder da ist. Wenn unsere ,.Großen" zu Ihren ,.Kleinen" werden, schätzen wir den konstruktiven Dialog und gegenseitigen Austausch. So wird den Kindern der geographisch kurze und biographisch entscheidende Weg erleichtert. Im Namen des gesamten Kollegiums der ,.ELSA" wünschen wir der BETTINAschule ein ereignisreiches Fest und uns weiterhin eine gute Nachbarschaft. Manuela Remke Stellv. Schulleiterin Elsa-Brändström-Schule Frankfurt am Main, im März 2005 13 Bettina von Arnim 1785 - 1859 „Ich selber zu bleiben, das sei meines Lebens Gewinn.“ Dieses Zitat von Bettina von Arnim aus einem Brief an ihren Bruder Clemens könnte als Motto für ihr Leben, aber insbesondere für ihre Jugendzeit stehen. Sie wurde am 4. April 1785 als dreizehntes Kind des Kaufmanns Peter Anton Brentano, das siebte seiner zweiten Ehe, geboren und am 5. April getauft: „Ich heiße Catarina Elisabetha Ludovica Magdalena und werde vulgairement genannt Bettina.“ Sie selbst nannte sich meistens Bettine und unterstrich damit ihr ständiges Bestreben nach innerer Unantastbarkeit, der Entfaltung des innersten Selbst – sie nannte es „Eigen-Sinn“ oder auch „Eigenmacht“. nicht, aber mein Herz schlägt ihr entgegen, ein solches Gesicht hab ich schon im Traum geliebt, in diesem Blick liegt etwas, was mich zu Tränen bewegt, diesem Wesen muss ich nachgehen, ich muss ihr Treue und glauben zusagen; [...] ich kann's nicht länger bezweifeln, dass ich mein Bild im Spiegel erblicke./ Ach ja, diese Prophezeiung ist mir wahr geworden, ich habe keinen anderen Freund gehabt als mich selber... (F)inde dich, sei dir selber treu, lerne dich verstehen, folge deiner Stimme, nur so kannst du das Höchste erreichen, du kannst nur dir treu sein in der Liebe, was du schön findest, das mußt du lieben, oder du bist dir untreu.“ Die Brentanos stammen aus Tremezzo am Comer See, der italienische Vater von Bettina war in den siebziger Jahren in Frankfurt am Main zugewandert und besaß schließlich eines der größeren Handelshäuser der Stadt. Die Mutter war die älteste Tochter des kurtrierischen Statthalters in Koblenz, Georg Michael von La Roche, eines Sohnes des Grafen Heinrich von Stadion und der Sophie von La Roche, der von Wieland, Goethe und Lenz verehrten Verfasserin des Romans „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ (1771), ein Roman, der von belohnter Mädchentugend handelt. Die Mutter von Bettina, Maximiliane Brentano, verstarb im Alter von siebenunddreißig Jahren. Mit ihren drei Schwestern Gunda, Lulu und Meline wurde Bettina in das Pensionat der Ursulinen in Fritzlar aufgenommen. 1797, nach dem Tod des Vaters, verfügte ihr ältester Halbbruder Franz als neues Familienober-haupt, dass die Erziehung der drei Mädchen – die ältere Schwester Gunda war bereits nach Hause zurückgekehrt – bei ihrer Großmutter Sophie von La Roche vollendet werden sollte. Hatte das Leben im Kloster insbesondere „Knospen [...] angesetzt, Ahnungen, die zur Wahrheit müssen reifen“, so waren die Jahre bei der Großmutter ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der „Eigenmacht“ der Bettina. „Es war mir eine große Überraschung, wie ich im dreizehnten Jahre zum ersten Mal mit zwei Schwestern, umarmt von der Großmutter, die ganze Gruppe im Spiegel erblickte. Ich erkannte alle, aber die eine nicht, mit feurigen Augen, glühenden Wangen, mit schwarzem, fein gekräuseltem Haar; ich kenne sie Bevor Bettina 1811 Achim von Arnim heiratete, durchlebte sie eine bewegte, von der Be-gegnung mit bedeutenden Persönlichkeiten getragenen Phase ihres Lebens, die ihr Denken, Handeln und Fühlen nachhaltig beeinflussten. Ihr sieben Jahre älterer Bruder Clemens, der mit ihr erst 1801 Kontakt aufnahm, wurde einer ihrer ersten wichtigen Briefpartner und Freunde. „Als du hereintratest und ich sah Dich an und kannte dich nicht, und hielt dich für einen fremden Mann, der mir aber so wohlgefiel mit seiner blendenden Stirne und Dein schwarz Haar war so dicht und so weich, und Du setztest Dich auf den Stuhl, und nahmst mich auf einmal in deine zwei Arme und sagtest, weißt du wer ich bin? ich bin der Clemens [...] Ach – das war eine große Wendung in meinem Schicksal.“ Durch Clemens und durch den Umgang mit Dichtern im Hause von Sophie La Roche lernte Bettina sich mit den Romantikern wie Tieck oder Novalis auseinander zu setzen. Goethes „Wilhelm Meister“ und „Die Leiden des jungen Werther“ gehörten ebenso selbstverständlich zu ihrer Lektüre wie Hölderlins „Hyperion“. Die wichtigste Freundin in dieser Zeit war ihr Karoline von Günderrode, die ihr die Erfahrung einer neuen Religion, der „Schwebereligion“ vermittelte. Kennzeichen dieser Religion sollten Freiheit, Ablehnung fremdbestimmter Normen und Akzeptanz des eigenen Selbst sein. Aus den Briefen von Goethe, die er von 1772 bis 1776 an Sophie von La Roche geschrieben hatte und die sie im Hause ihrer Großmutter fand, erfuhr Bettina von der Verliebtheit Goethes in ihre Mutter 15 entsprechend gewählt wurden, was letztendlich ihre Ent-scheidung beeinflusste mit den Kindern in Berlin und nicht in Wiepersdorf auf dem Lande zu leben, wie es Achim von Arnim gerne gesehen hätte. Achim von Arnim verstarb 1831. Maximiliane. Diese Entdeckung und ihre tiefe Verehrung für den Dichter führten sie in das Haus der Rätin Goethe, mit der sie bald eine tiefe Freundschaft verband. „Liebe – liebe Tochter! Nenne mich ins künftige mit dem so teuren Namen Mutter – und Du verdienst ihn so sehr, so ganz und gar mein Sohn sei Dein innig geliebter Freund – der Dich gewiss liebt und stolz auf deine Freundschaft ist ...“, so schrieb die Mutter von Goethe ein Jahr nach ihrer Bekanntschaft in einem Brief an Bettina. Die in das öffentliche Leben politisch aktiv eingreifende Bettina trat in ihrer dritten Lebensphase mit der Veröffentlichung von „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ hervor. Wenn auch der Briefroman in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wurde, so setzte doch in ihrem „Salon“ in Berlin ein reger Besuch von Bewunderern ein. Bettina wurde eine „Institution“. In ihrem Haus verkehrten „preußische Prinzen und demokratische Schriftsteller“. Im Tagebuch der Tochter Maxe findet sich folgende Eintragung:„[...] im Hause Arnim gab es zwei Salons, einen demokratischen und einen aristokratischen. Links vom Saal in unseren Räumen empfingen wir unsere Freunde, rechts in ihren Zimmern Bettina ihre 'edlen' Weltverbesserer.“ Thema der politischen Diskussion seit 1838 war die Wiedereinstellung der Brüder Grimm, für die sich Bettina sehr intensiv einsetzte. Als ihre Bemühungen 1840 mit dem Regierungsantritt von Friedrich Wilhelm IV. von Erfolg gekrönt waren, verstand sie sich von da an als politische Schriftstellerin. In ihren Vorstellungen vom Königtum ergänzten sich Bettina und Friedrich Wilhelm IV., der des Öfteren feststellte: „Zwischen mir und meinem Volke soll keine Mauer sein.“ Für das Buch, das sie dem König widmen wollte, bekam sie, das Wohlwollen des Königs genießend, eine Lizenz, obwohl der Inhalt des Buches noch nicht feststand. Bettina nutzte das „Königsbuch“ (1843), um ihre Kritik nicht am König, aber am preußischen Staat zu verdeutlichen. Der Selbstmord von Karoline von Günderrode machte Bettina sehr betroffen: „Unser Zusammenleben war schön, es war die erste Epoche, in der ich mich gewahr ward. [...] Bei ihr lernte ich die ersten Bücher mit Verstand lesen. Ich werde den Schmerz in meinem Leben mit mir führen.“ Als 1806 die Mutter von Goethe starb, bat der Dichter, der an seinen „Bekenntnissen“ arbeitete, Bettina, die ihn inzwischen in Weimar mehrfach besucht hatte, um „Märchen und Anekdoten“ aus seiner Kindheit, die sie durch die Rätin in den zwei Jahren ihrer Freundschaft in Erfahrung gebracht hatte. Viele Szenen und Erinnerungen in „Dichtung und Wahrheit“ entstammen Bettinas Berichten. Bettinas Erstlingswerk, der Briefroman „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“, (1835) hat ihren Briefaustausch mit Goethe zum Gegen-stand. Der Briefroman „Die Günderrode“ (1840) basiert auf dem Briefwechsel mit ihrer Jugend-freundin, Clemens Brentanos „Frühlingskranz“ (1844) auf dem Gedankenaustausch mit ihrem Bruder Clemens. Im Alter von 25 Jahren heiratete Bettina Achim von Arnim, den Freund ihres Bruders Clemens. Vier Söhne und drei Töchter gingen aus der Ehe hervor. „Arm und Beine müde, die Augen voll Schlaf, die Kehle voll Wiegenlieder, werde ich selbst zum Kind, das sich wundert in dieser geheimnisvollen Welt zu sein“, so äußerte sich Bettina nach der Geburt des letzten Kindes mit 42 Jahren in einem Brief an ihre Schwester Gunda. Die Erfahrung ihrer eigenen Soziali-sation mit den mühsamen, durch die von der Großmutter und Clemens unterstützten Vorstöße in eine selbst bestimmte Entwicklung der Persönlichkeit brachte eine pädagogische Grundhaltung Bettinas gegenüber ihren Kindern hervor, die von der Überzeugung ausging, dass diesen ein Recht auf die Entfaltung ihrer persönlichen Anlagen einzuräumen sei. Bettina sorgte dafür, dass die Schulbildung und die späteren Tätigkeits-bereiche den Anlagen der Kinder In den letzten Jahrzehnten ihres Lebens kämpfte Bettina, gemalt von ihrem Enkel nach einer Miniatur, 1890 16 Kronprinzessin Victoria Kaiserin Friedrich 1840 - 1901 Die erste Namenspatronin unserer Schule Platz für mächtige Monarchen sah. Diese müssten sich persönlichen Einfluss verschaffen und dadurch geachtet und verehrt werden. Ihre Eltern, die englische Königin Victoria und Prinz Albert von Sachsen-Gotha, dienten ihr bei diesen Gedanken als Vorbild. Die Höhere Töchterschule zu Bockenheim erhielt 1898 den Namen einer Kaiserin, die zu der Zeit bereits keine Kaiserin mehr war und von ihrem Sohn, Kaiser Wilhelm II., aus Berlin nach Kronberg abgeschoben wurde, um sie politisch zu isolieren. England war eine konstitutionelle Monarchie, in der die Königin repräsentative Aufgaben hatte, die Regierung dem Parlament gegenüber verantwortlich war und die Königin die Mehrheitsverhältnisse im Parlament respektieren musste. Eine solche Parlamentsherrschaft bedeutete für Bismarck „den Untergang des Reiches“ und natürlich auch das Ende seiner Macht. Warum? Zeit ihres Lebens hatte sie dem liberalen Gedanken einer Verantwortlichkeit von Ministern und Kanzlern dem Parlament gegenüber angehangen und war erklärte Gegnerin Bismarcks, den sie in einem Brief an ihren Mann, den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, folgendermaßen beschrieb: Er sei für sie „ein Aventurier“, der „die schönen Prinzipien von Gottes Gnaden, Königstreue, starkes Königtum in Preußen, Gehorsam etc.“ missbrauchte, „um selbst zu regieren, um den König zu terrorisieren und zu beherrschen und um alles nützliche und gute niederzutreten, um ein schwaches, unharmonisches, ohnmächtiges und lächerliches Preußen zu erhalten und alle freie Entwicklung unserer inneren und äußeren Kräfte zu hemmen.“1 Folglich versuchte Bismarck den Einfluss des Kronprinzenpaares möglichst gering zu halten, ließ es bespitzeln, und er intrigierte gegen „die Engländerin“. Nachdem der Kronprinz in Danzig sehr verhalten, aber dennoch offen gegen eine Presse-zensur das Wort ergriffen hatte, unterstellte Bismarck der Kronprinzessin, dass sie hinter dieser Rede steckte, dass sie Staatgeheimnisse an England verraten habe. Von dem Zeitpunkt an wurden ihr und ihrem Mann alle wesentlichen politischen Nachrichten und Dokumente vorenthalten. Als Wilhelm I. 1888 starb, hätten Victoria und Friedrich Wilhelm vielleicht die Politik des deutschen Kaiserreiches ändern und dieses Reich von seinem „Sonderweg“ abhalten können, der zum Ersten und letztlich auch zum Zweiten Weltkrieg führte. Dieses reine Ge-dankenspiel reißt auch Mommsen in einem Artikel zum 100. Todestag der „Kaiserin Friedrich“ an;2 aber der baldige Krebstod des Kaisers Friedrich – nach nur dreimonatiger Herrschaft – im Juni 1888 verweist diese Gedanken in den Bereich der Spekulation. 4 Victoria Kaiserin Friedrich 1866 Diese Zeilen zeugen aber auch davon, dass Victoria nicht als eine Vorkämpferin der parlamentarischen Demokratie, die auf einem freien, geheimen und gleichen Wahlrecht basiert, gelten kann. Aber ihr Blick richtete sich durchaus auf die gesellschaftlichen Umbrüche des neuen Industriezeitalters, in dem sie keinen .Platz für mächtige Monarchen sah. Warum wählte man diese Frau zur Namenspatronin einer Frankfurter Höheren Mädchenschule? Es hätte einen Affront für Wilhelm II. in Berlin bedeuten können, da es allenthalben bekannt war, dass Victoria die Politik ihres Sohnes scharf ablehnte und sich von seinem Verhalten 17 Kronprinzessin Victoria, die royal princess, war in England aufgewachsen, erhielt eine fundierte Ausbildung und hatte gute Kenntnisse im Bereich Kaiserin Victoria starb 1901 im Alter von 61 Jahren auf Schloss Friedrichshof in Kron-berg/Ts., ebenfalls an einer Krebserkrankung. Hannelore Zacharias, Michael Bahr Anmerkungen 1 2 3 4 Kronprinzessin Victoria an Kronprinz Friedrich Wilhelm 1864, zit. nach: M. Epkenhans, Victoria und Bismarck, in: R. von Hessen, Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901), Mission und Schicksal einer englischen Prinzessin in Deutschland, Frankfurt a. M. 2002, S.156 „Bismarck ließ verbreiten, die Engländerin habe eine Meise“, FAZ vom 04.08.2001 Zit. nach Frankfurter Zeitung vom 4.Oktober 1895 R. von Hessen, Victoria Kaiserin Friedrich (1840-1901), Mission und Schicksal einer englischen Prinzessin in Schloss Friedrichshof, Kronberg 4 Gouache von Kaiserin Friedrich 1899 der Politik, des Staatsrechts, der Volkswirtschaft und der europäischen Ge-schichte. Sie konnte sich in vier europäischen Sprachen fließend mündlich und schriftlich ausdrücken. Sie engagierte sich sehr für Mädchen- und Frauenbildung, u.a. für den Letteverein, der sich die Berufsausbildung von Frauen der Mittelschichten zur Aufgabe gemacht hatte. Nicht nur finanziell unterstützte sie verschiedene Frauenbildungsvereine, sondern steuerte für diverse Wohltätigkeits-basare auch eigene künstlerische Arbeiten bei, als „eine begeisterte und auch durchaus begabte Malerin.“ Dieses Engagement für Frauen- und Mädchenbildung führte sie auch in Kronberg im Taunus und Bad Homburg weiter, wo sie nach dem Tod ihres Mannes bis 1901 lebte. So ließ Victoria es sich auch nicht nehmen, an der 18. Generalversammlung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in Frankfurt teilzunehmen. Dort verfolgte sie die programmatische Rede Helene Langes, deren Arbeit auf eine Überwindung des gesellschaftlich vorherrschenden Rollenbildes ausgerichtet war, nach welchem „die Frau im Hause als Planet den Mann umkreisen“ müsse,“ während um sie herum als Trabanten muntere Kinder rotierten.“ 3 4 Foto der Kaiserin 18 Viktoriaschule 1898 - 1945 Die „Höhere Töchterschule zu Bockenheim“ bekommt eine Namenspatronin und zieht in einen Neubau ein. Es ist Sommer 2005. Ich lade Sie zu einem gemeinsamen Spaziergang in die Senckenberganlage ein. Die Rasenfläche vor dem Museum regt nicht unbedingt zu einem längeren Verweilen an, zu störend ist der starke Autoverkehr zu beiden Seiten des Anlagenstreifens. Aber ich möchte Sie ja nur zu dem Gebäude neben dem Museum führen, dem AFE Turm der Johann Wolfgang Goethe-Universität und Sie dann 99 Jahre zurückblicken lassen. Hohenzollernanlage im Winter Hier stand die Viktoriaschule: „Die Schule hat von allen Frankfurter Schulen wohl die schönste Lage. Sie liegt in den Anlagen des Hohen- Postkartenmotiv Frankfurts bis zum Zweiten Weltkrieg. Auch im Winter bot sich hier ein Bild bunten Treibens, wenn der Weiher zugefroren war und als Schlittschuhbahn diente. Einige Schülerinnen der Viktoriaschule haben hier bestimmt auch ihre ersten Lernversuche auf dem Eis gemacht, direkt vor ihrer Schule, mit der wilhelminischen Schaufassade, die an eine „Ritterburg“, ein Schloss oder mit den gotischen Fenstern der Aula gar an eine Kirche erinnern konnte. Aus jeder historischen Epoche hat der Architekt ein bisschen Deutschtum genommen, aber hinter der Fassade verbarg sich ein durchaus modernes funktionales Schulhaus, mit großen Fenstern, das den Anforderungen an eine höhere Mädchenschule, die Mädchen den Schulabschluss des Abiturs ermöglichen wollte, entsprach. Hohenzollernanlage im Sommer 1929 zollernplatzes. Nach der Rückseite liegt ein großes noch unbebautes Gelände, sodass der Blick nach den Höhen des Taunus frei ist. Sie selbst bietet mit ihrem hohen Turm einen malerischen Anblick, wenn sie auch eher den Eindruck einer langsam verfallenden Ritterburg oder eines Klosters als den einer Schule macht“,1 so beschrieb 1929 der damalige Direktor Dr. Reinhold das Gebäude, das 1906 mit großer Freude bezogen worden war, da es endlich den Anforderungen einer modernen Mädchenschule entsprach, was dann 27 Jahre später nicht mehr zutraf, da naturwissenschaftliche Räume, Lehrerbücherei, Arbeits– und Besprechungszimmer fehlten. Déjà vu? Hannelore Zacharias Doch bleiben wir im Jahre 1902. Die Hohenzollernanlage ist eine herrliche parkähnliche Anlage mit hohem Baumbestand, gepflegten Blumenrabatten, einem hohen Springbrunnen und einem Teich. Sie war das meist verkaufte Viktoriaschule mit Zeppelin 19 an dem häuslichen Herde gelangweilt und in seiner Hingabe an höhere Interessen gelähmt werde, dass ihm vielmehr das Weib mit Verständnis dieser Interessen und der Wärme des Gefühls für dieselben zur Seite stehe.“3 Der schwierige Weg zum Abitur: Höhere Mädchenschulen im Kaiserreich 1871 - 1918 Vor etwa einhundert Jahren wurden in Deutschland erstmals Mädchen zum Abitur zugelassen. Damals fragte man: Brauchen Mädchen eine besondere „weibliche Bildung“ oder soll ihr Bildungsweg an den der Jungen angeglichen werden? Uns beschäftigt diese Frage kaum noch – aber im deutschen Kaiserreich war sie ein wichtiges Thema, wurde lebhaft diskutiert und schließlich auch entschieden. 2 Eine solche Hilfsrolle war auch den weiblichen Lehrern zugedacht, denn der Unterricht in den höheren Klassen sowie die Direktorenstellen sollten Männern vorbehalten bleiben. Auch bei der Forderung nach Gleichstellung der höheren Mädchenschulen mit den entsprechenden Knabenschulen im Hinblick auf Schulaufsicht, Lehrerbesoldung und öffentliche Finanzierung dachten die Lehrer durchaus an ihre eigene Karriere. Zu Beginn dieser Epoche galt es bereits als fortschrittlich, überhaupt für eine höhere Bildung von Frauen einzutreten. Dafür sprach sich zum Beispiel der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ aus. Er bestritt aber nicht, dass auch die höhere Mädchenbildung dem Ideal der „geistigen Mütterlichkeit“ folgen solle, orientiert an den „weiblichen“ Eigenschaften (Gefühl, Hingabe, Herz, Innerlichkeit, Opfermut und Duldung). Der Frauenverein wurde von solchen Männern unterstützt, die zwar die vielen privaten Mädchenpensionate als eine Art erweiterte Familie akzeptierten, staatliche höhere Mädchenschulen indes eher ablehnten. Danach geschah längere Zeit kaum etwas. Erst 1887 richteten einige Berliner Frauen eine Petition an den preußischen Landtag. Beigelegt war eine Broschüre der Frauenrechtlerin Helene Lange, die in Lichtenberg als Ausbilderin an einem Lehrerinnenseminar arbeitete. Die Verfasserin setzte auf eine stärkere Präsenz von Frauen an Mädchenschulen, da diese sich besser in das Wesen der Mädchen einfühlen könnten. Als Mittel dazu forderte sie die Einrichtung von Ausbildungsanstalten für wissenschaftlich gebildete Lehrerinnen. Religion und Deutsch sollten grundsätzlich von Frauen unterrichtet werden. Hier ging es also noch gar nicht um eine Angleichung höherer Mädchenschulen an die Knabenschulen, und die Ausbildungsforderungen für Lehrerinnen bedeuteten noch keine Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium. Es zeichnete sich eher ein Sonderweg für Frauen ab: eine spezifisch weibliche Bildung und ein Reservat für Frauen als Lehrerinnen. Es gab aber auch schon einzelne Feministinnen. Für sie war der „Geschlechtscharakter“ der Frau nicht naturgegeben, sondern geformt durch Geschichte und Gesellschaft. Die große Mehrheit allerdings war sich einig, dass jede höhere Mädchenbildung geprägt sein sollte von der besonderen Bestimmung der Frau und den Vorstellungen christlichen Familienlebens. Bildungsziel war es, die mütterlichen Triebe zu einem aus der Erkenntnis kommenden Wollen zu steigern. Trotzdem nahm die Schulverwaltung diese Forderungen kaum auf. Wieder kam es auf private Initiativen an: Am Berliner Viktoria Lyceum wurden Kurse für Mädchenschullehrerinnen eingerichtet, die nach sechs Semestern mit einer wissenschaftlichen Prüfung abschlossen. (Das Lyceum war 1869 mit Unterstützung von Kronprinzessin Viktoria – spätere „Kaiserin Friedrich“ und engagierte Förderin der Frauenbildung – eingerichtet worden; nach ihr erhielt 1898 auch die Frankfurt Bockenheimer Mädchenschule den Namen „Viktoria-Schule“). 1890 wurde der „Allgemeine Deutsche Lehrerinnenverein“ gegründet, und im selben Jahr rief Helene Lange die so genannten „Realkurse für Frauen“ ins Leben. Diese Kurse schlossen sich an die zehnjährige höhere Mädchenschule an und sollten Frauen auf das Abitur in der Schweiz vorbereiten. Wie wirkte sich das alles auf die Schule aus? Als erste machten die Lehrer an höheren Mädchenschulen einen Vorstoß: Auf einer Versammlung in Weimar (1872) forderten sie staatliche Kriterien für die Unterscheidung zwischen niederen, mittleren und höheren Mädchenschulen. Letztere sollten zehn Schuljahre umfassen, in zwei Fremdsprachen unterrichten und in den höheren Klassen solche Lehrer einsetzen, die ihr Examen an einer Hochschule abgelegt hatten. Außerdem traten die Lehrer für einen Standardlehrplan ein, der auch für private Mädchenschulen gelten sollte, sofern diese öffentlich unterstützt wurden. Ziel jeder höheren Mädchenbildung sollte es sein, dem „Weibe eine der Geistesbildung des Mannes… ebenbürtige Bildung zu ermöglichen, damit der deutsche Mann nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau 20 Schulform des „Lyceums“ begründet. Dort konnten Mädchen vom sechsten bis zum sechzehnten Lebensjahr in zehn Jahrgängen eine abgeschlossene höhere Bildung erwerben. Die Hälfte aller Lehrerinnen eines Lyceums musste akademisch gebildet sein. Einigen Organisationen genügte das nicht. Der „Frauenverein Reform“ forderte eine generelle Zulassung von Mädchen zu Abitur und Hochschule. 1893 errang der Verein einen großen Erfolg mit der Einrichtung des ersten deutschen Mädchengymnasiums in Karlsruhe. Hier wurden elfjährige Schülerinnen aufgenommen und in sechs Jahren zum Abitur geführt. Nach der Neuordnung 1908 wurden von den rund 950 Mädchenschulen, die über die Volksschule hinausgingen, gut 300 als höhere Schulen im amtlichen Sinn anerkannt. 1912 waren es bereits 470 – ein klares Zeichen für das steigende Bildungsverlangen der Mädchen und wichtige Voraussetzung für die Ausdehnung des staatlichen Bildungssektors. Noch 1906 hatte über die Hälfte aller Schülerinnen höherer Mädchenschulen eine private Anstalt besucht. Wie aber sollte dieses Mädchenabitur genau aussehen? Gemäßigte Frauen blieben dabei, dass der Lehrplan am weiblichen Geschlechtscharakter ausgerichtet sein müsse. Fortschrittliche Frauenvereine, denen sich jetzt auch Helene Lange anschloss, forderten dagegen eine Angleichung des Lehrplans an den der Jungen. Für eine zehnjährige Mädchenschule mit dreijährigem Aufbaukurs traten nur noch die Männer des „Vereins für das höhere Mädchenschulwesen“ sowie konservativchristliche Frauenorganisationen ein. Weil man den Mädchen den Zugang zur Universität erstreiten wollte, wurde die Forderung nach Gleichheit der höheren Bildung jetzt wichtiger als die Betonung des Unterschieds der Geschlechter. Die Viktoria-Schule erfüllte mit ihrer schon 1904 eingerichteten zehnten Klasse auch die neuen, strengeren Richtlinien für eine Anerkennung als höhere Mädchenschule. Mit dem Besuch eines Lyceums waren einige Berechtigungen verbunden: Nach Absolvierung der vorletzten Klasse (heute: die Neunte) konnte man Post- oder Telegrafengehilfin werden. Das Schlusszeugnis berechtigte zur Lehrerinnenausbildung am Oberlyceum und zum Eintritt in den mittleren Bibliotheksdienst. Damit waren zwar Berufsmöglichkeiten geschaffen, aber den Mädchen fehlte, was die Jungen mit der Obersekundareife durften, der Eintritt in den mittleren Dienst bei Verwaltung, Steuer und Bahn, wo man Frauen offenbar nicht gerne sah. Die Schulverwaltung war in dieser Frage lange unentschlossen geblieben. Die 1873 geforderte gesetzliche Anerkennung der höheren Mädchenschule als höhere Lehranstalt im amtlichen Sinne wurde in Preußen erst 1894 in Angriff genommen. Als kleinsten gemeinsamen Nenner fand man eine Dauer von neun Jahren und das Erlernen zweier Fremdsprachen. (In diesem Sinne war auch die Viktoria-Schule eine höhere Mädchenschule). Wichtig wurde die Bestimmung, dass ein Drittel der Oberlehrerstellen Frauen offen stehen sollten. Damit nahm sich das Ministerium selbst in die Pflicht, denn um Oberlehrer zu werden, brauchte jeder Lehrer den Nachweis, sich in zwei Fächern wissenschaftlich weitergebildet zu haben. Insgesamt entsprachen die Neuordnungen von 1894 am ehesten den Wünschen der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung. Der Besuch eines Lyceums allein bedeutete aber noch nicht die Hochschulreife! Schülerinnen, die das Abitur machen wollten, wechselten mit etwa dreizehn Jahren auf die neu eingerichteten „Studienanstalten“; wie bei den Jungen gab es die drei Schwerpunkte altsprachlich, neusprachlich und naturwissenschaftlich. Damit war der Zugang der Mädchen zur Hochschulreife zwar endlich klar geregelt, aber trotzdem nicht überall möglich: Studienanstalten durften nämlich nur dort errichtet werden, wo es auch eine so genannte Frauenschule gab. Diese Bedingungen erfüllte die Viktoriaschule, der von 1914 – 1918 eine Frauenschulklasse angegliedert wurde. Diese Frauenschulen bauten gleichfalls auf dem Lyceum auf, aber sie vermittelten keine wissenschaftliche Bildung, sondern Themen wie Kindererziehung, Hauswirtschaft, Bürgerkunde und soziale Hilfstätigkeit. Eine Anerkennung der höheren Mädchenschule als höhere Schule im amtlichen Sinne fehlte aber immer noch. Allerdings wurden immer mehr Mädchenschulen den Provinzialschulkollegien unterstellt (so auch die ViktoriaSchule 1899). Das bedeutete langfristig die Einbindung in das höhere Schulsystem und bereitete eine allgemeine Normierung vor. Die völlige Gleichstellung der höheren Mädchenschulen mit denen für Jungen erfolgte in Preußen erst 1908. In diesem Jahr wurden Mädchen zum Abitur zugelassen und die 21 Daneben gab es weiterhin die „wissenschaftlichen Klassen“, die die Aufgabe eines höheren Lehrerinnenseminars fortführten. Wer ein solches Lehrerinnenseminar absolviert hatte, konnte zwar zur philosophischen Fakultät einer Universität zugelassen werden, aber die meisten Frauenrechtlerinnen erkannten in dieser Einschränkung eher eine Abwertung der wissenschaftlichen Befähigung von Frauen. Wie stark sich die höhere Mädchenbildung zwischen 1871 und 1918 an die der Jungen annäherte, sieht man auch an den Lehrplänen. 1882 hatten die Mädchen weniger Wochenstunden als die Jungen, und der Schwerpunkt lag eher auf Deutsch und Nadelarbeit als auf Fremdsprachen oder Naturwissenschaften. Auch 25 Jahre später gab es an höheren Mädchenschulen noch eineinhalb mal so viel Unterricht in Deutsch, Geschichte und Erdkunde wie an vergleichbaren Jungenschulen. Außerdem stand bei den Jungen formale Bildung im Mittelpunkt, bei den Mädchen ethische Aspekte sowie die Umsetzung des Gelernten in die spätere Rolle als Frau und Mutter. Im Sprachunterricht ging es vor allem um Konversation, Kulturverständnis und Sprachgefühl. Auf Widerstand stieß auch die neue Regel, dass an höheren Mädchenschulen Männer und Frauen in gleicher Zahl unterrichten sollten; damit werde die Mitarbeit der Männer an Mädchenschulen für obligatorisch erklärt, die von Frauen an Jungenschulen aber nicht. Zustimmung fanden die Abiturregelung und die Abspaltung der Studienanstalten. In der zehnjährigen höheren Mädchenschule sah man allerdings eine Halbheit und eine Konzession an den alten Bildungswert der weiblichen Eigenart. Die Gleichstellung höherer Jungen- und Mädchenschulen 1908 beschleunigte dann auch die Angleichung der Lehrpläne: Im Sprachunterricht der Mädchen traten grammatische Regelwerke in den Vordergrund, in den Naturwissenschaften ging es stärker um ursächliche Zusammenhänge und planmäßige Beobachtungen und Nadelarbeit wurde fakultativ. Insgesamt gewannen in den Lyceen diejenigen Bildungsinhalte an Bedeutung, die sich in der Lehrplandiskussion für Jungenschulen durchgesetzt hatten. Viel wichtiger aber war, dass Frauen seit 1908 in Preußen mit dem Abitur auch die Universitäten besuchen konnten. Trotzdem blieb die Zahl der Mädchen, die das Abitur anstrebten, gering: 1912 besuchten nur 3,6% aller „höheren“ Schülerinnen eines Jahrgang eine Studienanstalt, dagegen 17% die „wissenschaftlichen Klassen“ und 6% eine Frauenschule. Dem entsprach die Verteilung der Schulformen: 1912 gab es in Preußen nur 34 Studienanstalten – die allermeisten waren wie bei den Jungen neusprachlich („realgymnasial“) ausgerichtet – aber 129 wissenschaftliche Klassen zur Lehrerinnenbildung (an der Viktoria-Schule seit 1905) und siebzig Frauenschulen (an der Viktoriaschule 1914 - 1918). Damit hatten die Mädchen die Wahl: An den Oberlyceen (mit Frauenschule und Lehrerinnenseminar) konnten sie nach wie vor eine spezifisch auf Frauen bezogene Bildung erhalten; in den Studienanstalten aber kam es zu einer Angleichung der Lehrinhalte an die der entsprechenden Jungenklassen. Nur manchmal noch schimmern hier weibliche Aspekte durch, etwa wenn es heißt, dass im Religionsunterricht die Beteiligung an christlichen Liebeswerken gefördert werden oder in den Sprachen das ästhetische Gefühl auf das Wertvolle und die Kunstform gelenkt werden solle. Den Frauenschulen kam neben dem gesetzlichen Vorteil auch der Umstand zugute, dass nur wenige Städte sich gleichzeitig eine lyceale und eine gymnasiale Mädchenbildung leisten konnten. Viele Frauenverbände traten daher für eine Koedukation ein, wie sie in Baden, Württemberg, Hessen, Elsass–Lothringen, Bremen und Sachsen bereits üblich war. Preußen und Bayern verweigerten sich der Koedukation; damit konnten sie die Universitäten trotz Freigabe der Immatrikulation noch eine Weile als Männerdomäne bewahren. Diese besondere Rolle der Frau als Trägerin von Wohltätigkeit und Kultur ist teilweise bis heute von Bedeutung geblieben. Tobias Picard, Institut für Stadtgeschichte 22 Fremdsprache war Französisch und in der 10. Klasse trat eine zweite Sprache – wahlweise Englisch oder Lateinisch hinzu. Ostern 1929 klagte der Schulleiter über einen Rückgang der Schülerinnenzahl und führt dafür folgende Gründe aus: “1. Die Lage der Schule im Westend bedingt einen hohen Prozentsatz jüdischer Schülerinnen (29%). Die Folge davon ist, dass viele wohlhabende christliche Familien ihre Töchter lieber in die Schillerschule schicken. 2. Die Viktoriaschule steht im Rufe, dass sie hohe Anforderungen stellt. 3. Die Deutsche Oberschule ist keine Schulart, die sehr anlockt. Die meisten Eltern sehen mehr auf den praktischen Nutzen des Gelernten als auf den persönlichkeits-bildenden Wert. Latein und Englisch sind daher den meisten wichtiger als Deutsch und Geschichte.“5 Die Republik ebnet den Mädchen den Weg zum Abitur schneller? Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der „schwierige Weg“ wieder aufgenommen und der Aufbau zur Studienanstalt mit Oberrealrichtung begann, nachdem der Magistrat die anderen Schulen, die sich ebenfalls um eine Angliederung einer Studienanstalt beworben hatten, abschlägig beschieden hatte. Doch bald erschienen die „Belastungen der Schülerinnen durch die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer, die jetzt schon groß sind, nach der Meinung des Direktors der Viktoriaschule und seines Kollegiums untragbar. Besonders trat diese Einstellung in der ersten Reifeprüfung (Ostern 1923) zu Tage. Damals konnten die Leistungen im deutschen Aufsatze und in den beiden Fremdsprachen sehr anerkannt werden, während eine große Zahl der Mathematik- und Physikarbeiten als nicht genügend bezeichnet werden.“4 Wenden wir uns den Punkten der Klage von Direktor Reinhold im Einzelnen zu: Das Sozialprestige eines Stadtteils lässt sich u.a. an dem Anteil der Kinder, die städtische höhere Schulen besuchen, festmachen. So lag bereits vor dem Ersten Weltkrieg ihr Anteil im Westen und Nordwesten der Stadt bei 60% , im Nordend bei 30%, in der westlichen Neustadt bei 25%, im Südwesten bei 17%, in Sachsenhausen bei 4% und Bornheim bildete mit 2% das Schlusslicht.6 Auch lässt die Art der Bebauung durchaus einen Schluss auf die soziale Zusammensetzung eines Stadtteils zu: Bis 1866 waren Westend, Nordend und das Ostend ähnlich strukturiert. Ab 1866 wurde mit einer einheitlichen preußischen Staatsangehörigkeit auch die Freizügigkeit des Zuzugs nach Frankfurt erleichtert. So wurden die Stadtteile durch Baugesellschaften sehr ungeregelt auch mit Mietshäusern bebaut, lediglich das Westend bleibt in der Bebauung der Gartenhäuser und repräsentativer Villen bestehen. Seit 1880 zogen „reiche und angesehene Juden in das Westend, das feine, exklusive Viertel Frankfurts…, was auch auf eine Integration der Juden in die jeweilige soziale Schicht hinweist“ 7. Mit dieser Argumentation entschied sich das Kollegium, die Studienanstalt der Oberrealschulrichtung – anscheinend mädchengerechter – in eine Deutsche Oberschule umzuwandeln. Dieser Schultyp legte einen besonderen Schwerpunkt auf Deutsch, Geschichte und Fremdsprachen. Allerdings behielten Mathematik und Naturwissenschaften durchaus einen breiten Platz in der Stundentafel der Deutschen Oberschule. Die erste „Verfolgt man die Umzüge einzelner jüdischer Familien, so zeigt sich sehr deutlich, dass es trotz der Integrationstendenzen in andere soziale Schichten ein Interesse gab, in der Nähe oder im gleichen Haus mit anderen jüdischen Familien zu wohnen. So gab es in allen Stadtteilen in einzelnen Straßen eine auffallend hohe Konzentration jüdischer Familien.8 Hier gibt es einen Zusammenhang mit der jahrhundertealten Erfahrung von Ausgrenzung und Verfolgung, schleppender gesellschaftlicher Integration, seit Anfang der achtziger Jahre 23 wieder zunehmendem Antisemitismus und überhaupt einem Minderheitenbewusstsein“9. Das Landheim Im Jahre 1924 führte Direktor Reinhold über die Herkunft der Schülerinnen folgendes aus: „Die Viktoriaschule liegt im Westen der Stadt Frankfurt. Die Schülerinnen stammen daher aus sehr verschiedenen Kreisen, nämlich zum Teil aus den wohlhabenden, ja reichen Familien des besten Wohnviertels der Stadt, zum anderen Zum Zeitpunkt der Entscheidung für einen Neubau der Viktoriaschule betrug der Anteil der Juden an der Bevölkerung demnach im Westend ca. 30% und in Bockenheim lediglich 1-5%. Die Entscheidung, den Neubau der Viktoriaschule an die Schnittstelle zwischen Bockenheim und dem Westend zu legen, kam also nicht von ungefähr und trug der Veränderung in der Bevölkerungsstruktur Rechnung. Von da an stiegen die Schülerinnenzahlen stetig und ab dem Schuljahr 1906 sollten die 5. und 6. Klassen der höheren Mädchenschule zweizügig ausgebaut werden. Bei dem beklagten Schülerinnenrückgang 1929 handelte es sich um etwa 30 Schülerinnen, wobei der Anteil der katholischen und jüdischen Schülerinnen konstant blieb, die der evangelischen sich fast zur Hälfte durch Umzug und Schulwechselform reduzierte. Ein massiver Rückgang der Schülerinnenzahl ergab sich dann 1935, als die Gesamtzahl der Schülerinnen von 475 auf 350 fiel und der Anteil der ausgewiesenen jüdischen Schülerinnen nicht mit Schülerinnen anderer Konfessionen ausgeglichen werden konnte. Im Landheim beim Schuheputzen und größeren Teil aber aus Bockenheim, dem Bahnhofsviertel und dem äußersten Westen, Gegenden, die meist von kleinen Gewerbetreibenden und Beamten bewohnt sind. Diese Zusammensetzung macht natürlich erzieherische Schwierigkeiten, gibt uns aber auch Gelegenheit, das Unsere dazu zu tun, dass die Wohlhabenden und die Ärmeren sich daran gewöhnen, miteinander zu leben.” Wo konnte dies besser praktiziert werden, als im Landheim? Die Zahl der Besucherinnen der Deutschen Oberschule blieb relativ gering, erst als die Nationalsozialisten die Deutsche Oberschule zu ihrer bevorzugten Schulform machten, konnte die Oberschule der Viktoriaschule ca. 30 Schülerinnen mehr verzeichnen als 1937. Dort verbrachten die Klassen zwischen 2 und 3 Wochen mit ihren Klassenlehrer/innen und wurden am Wochenende von den Eltern besucht. Sie erhielten Unterricht, waren aber für Zimmer- und Küchendienste selbst verantwortlich und wurden im angeschlossenen landwirtschaftlichen Betrieb mit in die anfallenden Arbeiten einbezogen. Dieses Landheim wurde 1920 in Eppenhain im Taunus als erstes deutsches Landheim, das im Privatbesitz einer Schule bzw. eines Schulvereins war, eröffnet. Dieser Verein hatte z.B. im Jahre 1928 8900 Mark an Sonderspenden und Jahresbeiträgen aufgebracht; ein Landheimfest im Herbst des gleichen Jahres brachte einen Reingewinn von 7700 Mark. Für diese Summe von 16.600 Reichsmark konnte man sich 1928 fast 17 komplette Schlafzimmer aus polierter Birke oder 19 Zündapp-Motorräder kaufen. Das Landheim in Eppenhain 24 Man könnte noch weitere Rechenbeispiele anstellen, wenn man weiß, dass ein Konfirmandenanzug mit weißem Überkragen in der Preisspanne von 16,50 bis 43,00 Mark zu haben war, 25 Zigaretten 5 Pfennige und ½ Pfund Rama 50 Pfennige kosteten.10 Lehrertätigkeit: Mitarbeit an der Umsetzung neuer Lehrpläne und Lehrmethoden, Umsetzung von Schulreformen, Vorträge bei der städtischen Berufsberatung und Mitglied des pädagogischen Prüfungsamtes. Allerdings weisen die Anzahl der Wanderfahrten – 2-3 wöchige Landheimaufenthalte, Skifreizeiten über Sylvester (!), 5-6 Tage Besuch der Schillerfestspiele in Weimar – erhebliche Unterschiede zur heutigen Praxis auf. Von einer solchen Spendenfreudigkeit kann der Förderverein der Bettinaschule nur träumen, aber damit legte der damalige Schulverein den Grundstock für das heutige Vermögen des Fördervereins der Bettinaschule. 1929 wurde die Stelle der Leitung der ViktoriaSchule ausgeschrieben, da der langjährige Schulleiter Dr. Reinhold im Jahre 1930 in den Ruhestand gehen sollte. Auf die Anzeige bewarben sich 58 Männer und Frauen aus der gesamten Republik. Auch Anna Hoffa war darunter und sie erhielt starke Unterstützung. Ihren Unterricht bezeichnete Dr. Reinhold als „recht klar, wissenschaftlich und gründlich“. Auch vom Elternbeirat, von Frauenvereinen, von dem Philologinnenverband und dem Akademikerinnenbund bekam sie durch diverse Schreiben Unterstützung. Sie alle wiesen darauf hin, dass „die Frau als Leiterin der Schule bei ihrem natürlichen Verständnis für die Eigenart der Mädchenseele eigene Wege in der geistigen Heranbildung der weiblichen Jugend finden wird und sie frauliche und mütterliche Werte zu pflegen wissen wird“11. „Die Frage der Frauenquote in Schulleitungsstellen wurde dabei ebenso angesprochen und es wurde konstatiert, dass Frankfurt keinesfalls den Spitzenreiter unter den preußischen Städten einnehme, denn mit Ausnahme von Frankfurt a. M. haben sämtliche preußischen Großstädte über 400.000 Einwohner höhere Mädchenschulen mit weiblicher Leitung.“12 Hannelore Zacharias Frau Anna Hoffa – die erste Direktorin der Viktoriaschule 1930 wurde Frau Anna Hoffa Nachfolgerin von Direktor Dr. Reinhold. Sie hatte vorher als Lehrerin an der Viktoriaschule viele Landheimaufenthalte als Klassenlehrerin gestaltet. „Die Erziehung zum Verständnis mit fremden Völkern und des Friedensgedankens“ hielt Anna Hoffa für eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der Viktoriaschule. Diese Passage ihres Bewerbungsschreibens vom 19.8.1929 wurde später (1933) wieder zitiert, um Anna Hoffa als „Pazifistin“ und „Judenfreundin“ zu denunzieren. Sie war eine gebildete Frau, deren Vernunft und große Güte bei ihren Mitmenschen bekannt war. Anna Hoffa wurde am 30. Mai 1876 im heutigen Südafrika geboren. Ihr Vater, Dr. med. Jakob Cohn, war praktischer Arzt jüdischen Glaubens, die Mutter evangelisch-reformiert. Nach dem Tode der Eltern nahmen Anna und ihre fünf Geschwister den Familiennamen der Mutter Hoffa an und wanderten nach Deutschland aus. Anna Hoffa studierte in Göttingen und in Genf und erlangte 1911 die Fakultas in den Fächern Französisch und Deutsch für die Oberstufe sowie philosophische Propädeutik und Mathematik für die Mittelstufe. Am 28. April 1911 wurde sie als Oberlehrerin an höheren Mädchenschulen an der Viktoriaschule eingestellt. Die Eingaben schienen Erfolg gehabt zu haben, wie man der Ausschreibung entnehmen kann, und Anna Hoffa wurde mit Wirkung vom 1. April 1930 vom Magistrat der Stadt Frankfurt zur Oberstudiendirektorin der Viktoriaschule gewählt. Allerdings betonte der Magistrat nach der Wahl, dass man aus der Besetzung der Stelle mit einer Frau auf keinen Fall ableiten dürfe, dass nun immer einer Frau die Leitung der Schule übertragen werden müsse. Es ist kaum zu glauben, dass dies bereits vor mehr als 70 Jahren diskutiert wurde und keinesfalls ein heutiges Statement ist, wie man annehmen könnte. Sie hospitierte vor dem ersten Weltkrieg an mehreren französischen Schulen in Paris, nahm an philologischen Tagungen in Europa teil und bekam noch im Frühjahr 1914 einen Antrag auf einen Auslandsaufenthalt in Frankreich genehmigt. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges musste sie nach Deutschland zurückkehren. Die weiteren Stationen ihres Berufslebens gleichen in vieler Hinsicht der heutigen Die Machtübernahme der Nationalsozialisten machte dieser Karriere ein abruptes Ende. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde schnell umgesetzt und Anna Hoffa fiel unter den § 3, den so genannten 25 Arierparagraphen. Außerdem wurden Passagen ihres Bewerbungsschreibens nun gegen sie verwendet und sie wurde von einem Mitglied der Schulgemeinde, einem Konsul Panizza, denunziert. politischen Macht ausschließen. Damit wurden neue Maßstäbe für Aufstieg und Vermögensverteilung (Arisierung) geschaffen. Die Juden wurden zunächst schrittweise aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, bis dann über die Phase der „biologischen Segregation und umfassenden Diskriminierung, über forcierte Vertreibung und völlige Entrechtung die Ermordung der europäischen Juden durchgeführt wurde“.15 Sie sah sich gezwungen, die Versetzung in den Ruhestand zu beantragen und zog im April 1934 aus ihrer Dienstwohnung am Platz der Republik in die Corneliusstraße 9 um. Sie erhielt – bis zu ihrem Tod ihre Pension, die aber ab 1940 auf ein nur noch beschränkt verfügbares Sicherungskonto eingezahlt wurde. Die ersten Maßnahmen auf der schulpolitischen Ebene waren das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“, das „Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ und der „Erlass zu Vererbungslehre und Rassenkunde“. Alle drei Maßnahmen wirkten sich natürlich auch an der Viktoriaschule aus, die traditionell einen hohen Anteil an jüdischen Schülerinnen hatte. So ging der Anteil an jüdischen Mitschülerinnen von 161 im Februar 1933 auf 22 Schülerinnen im Herbst 1935 zurück. Ostern 1933 wurden lediglich 8 jüdische Schülerinnen und ein Jahr später nochmals 3 neu in die Viktoriaschule aufgenommen. Frau Hoffa starb noch vor den großen Deportationen und wurde am 11.12.1941 auf dem Hauptfriedhof beerdigt. Hannelore Zacharias, Vanessa Roth, Céline Kremer Viktoriaschule von 1933 – 1945 „Deutsche Oberschule” – die bevorzugte Schulform der Nationalsozialisten Diese Schulform wurde von den Nationalsozialisten zur einheitlichen „Deutschen Oberschule“ gemacht und Frankfurt verlor seine Typenvielfalt an Schulen, lediglich die beiden humanistischen Gymnasien blieben geduldete Ausnahmen. Die Direktorin Frau Anna Hoffa sowie vier weitere Mitglieder des Kollegiums16 fielen unter das Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums” und mussten bis Anfang 1934 die Viktoriaschule verlassen und den vorzeitigen Ruhestand beantragen. Die Schulzeit wurde ab 1937 um ein Jahr verkürzt, damit es zu keiner „unerwünschten Verlängerung der Ausbildung führt, da die rassische und erbgesundheitliche Gesamtlage unseres Volkes jede Hinausschiebung des Heiratsalters verbietet”.13 In dem Protokollbuch über die Gesamtbesprechungen des Kollegiums lassen sich viele Einträge zu der Durchführung des Erlasses zur Vererbungslehre und Rassenkunde finden, die aber auch eine Tendenz widerspiegeln, die sich in Frankfurter Schulkreisen zeigte, nämlich dass die Rassenideologie nicht unbestritten war. Die Reichsregierung begann, die Schulen der Ideologie des Nationalsozialismus unterzuordnen. So formulierte der Reichsminister des Inneren im März 1933 „Leitgedanken zur Schulordnung: Die oberste Aufgabe der Schule ist die Erziehung der Jugend zum Dienst am Volkstum und Staat im nationalsozialistischen Geist. Alles, was diese Erziehung fördert, ist zu pflegen; alles, was sie gefährdet, zu meiden und zu bekämpfen. Richtunggebend für die volksund staatspolitische Erziehung sind die durch die deutsche Freiheitsbewegung bestimmten Ziele der Reichsregierung“.14 Zentrum des politischen Willens der Nationalsozialisten war, dass alle wesentlichen Probleme durch eine rassisch homogene Bevölkerung gelöst werden könnten. Der rassistische Diskurs über „Rassenprobleme“ und die „Judenfrage“ indoktrinierte die Bevölkerung und so konnten die Nazis u.a. alte nationalistische Kräfte von der So notierte Frau Brenner (damals Lehrerin an der Viktoriaschule) unter Punkt 8 der „Gesamtbesprechung“ vom 03.07.1933: „8. Betr. Rassenfrage: zu viel Widersprüche und Standpunkte müssen verschwinden, soll einheitliche Grundlinie geschaffen werden. Engerer Ausschuß leistet die Vorarbeit: Dr. Pauli und Dr. Klarmann(Erdk.) Biologie (Dr. Bickler, Albrecht, Dr. Ernst, Deutsch/Geschichte Gerber /Kerber). Büchervorschläge über rassekundliche Fragen sind bis Freitag 5.7. abzuliefern.” Aber bereits 1935 zeigte sich, dass die Judenpolitik sich als Politikfeld17 auch in der Schule durchsetzte. Ab diesem Zeitpunkt wurde regelmäßig der Punkt „Judenfrage“ als Tagesordnungspunkt in den Schulkonferenzen aufgeführt und in der Konferenz vom 25. März 26 anwalt und Zeugen, die ihn als tolerant und gütig bezeichneten, ließen ihn dann 1948 in dem Wiederaufnahmeverfahren der Spruchkammer Gießen als „Mitläufer“ benannt werden. 1935 steht unter Punkt 1: „Judenfrage: Bewertung der Leistungen der jüd. Schülerinnen, die keine Nebenbelastung (BDM) haben, dagegen Mittel, sich sonstige Ausbildung zu beschaffen. Bewertung der arischen Schülerinnen: nicht der reine Intellektualismus sondern der ganze Mensch. Charakterliche und körperliche Ausbildung ist die Grundlage der Beurteilung besonders in Deutsch und Geschichte. Weitgehende Unterstützung der BDM Schülerinnen; doch event. Beurlaubung vom BDM für einige Zeit, bei schwächeren Leistungen fördern im Landheim und auf Fahrten. Landheim […]. Die jüd. Schülerinnen möglichst zuhause lassen. Die halbarischen Kinder besonders berücksichtigen, ohne sie mit den arischen gleichzustellen.” In der Verhandlung vor dieser Spruchkammer gab er durchaus zu, dass er überzeugter Nationalsozialist war und eine „Aufgabe zu erfüllen“ hatte. War es diese Aufgabe, die er in einem Kommentar zu einer Hausarbeit einer Viktoriaschülerin mit dem Thema „Ein Versuch, deutsches Wesen an der Welt Utas von Naumburg darzustellen“ mit den folgenden Worten beschrieb: „Die deutschte Oberschule hat ein von der n.s. Regierung befohlenes Ziel zu erreichen. Dabei hat sie u.a. die Pflicht aufzuräumen mit der lächerlichen Lüge von „der Veredlung der Deutschen durch das Christentum”. Ich erfülle diese Pflicht aus Überzeugung. Danach habe ich auch pflichtgemäß über Ihre Reife zu urteilen. Diese Arbeit ist ungenügend, da Sie noch nicht einmal vertraut sind mit den elementarsten Erkenntnissen der n.s. Geschichtsbetrachtung.“(Akten der Spruchkammer Darmstadt, Hessisches Hauptstaatsarchiv, Abt. 520). Hannelore Zacharias Diese Diskussionen wurden nun unter einer neuen Schulleitung geführt Im Dezember 1934 wurde Dr. Gerber die Studiendirektorenstelle an der städtischen Viktoria-Schule übertragen. Es bleibt noch zu sagen, dass Dr. Gerber bald pensioniert wurde, dass im Verlauf des Kalten Krieges seine Pension nach anfänglichen Kürzungen stetig anwuchs und er im Alter von 80 Jahren in Kassel starb. Nach dem Krieg erklärte der unter den Nazis zuständige Stadtrat für die Stellenbesetzung, Dr. Keller, „bis zu einen gewissen Grade“ verantwortlich für die Berufung von Dr. Gerber gewesen zu sein, da er die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte, als dieser überraschenderweise 1933 auf der Vorschlagsliste der NSDAP für den Direktorenposten erschien. Dr. Keller war von Dr. Gerber nach seiner Berufung enttäuscht, da er in den Direktorenzusammenkünften als fanatischer Vertreter nationalsozialistischer Anschauungen auftrat. Hannelore Zacharias, Vicky Kallinikou, Tatjana Soifer Dr. Gerber war ein überzeugter Nationalsozialist und trat 1933 der NSDAP und dem NSLB bei und war häufig als Gauschulungsredner unterwegs. Im Juni 1933 trat er in die SA ein und wurde dort Trupp- und Oberscharführer. Im März 1939 wurde er Kreisbeauftragter des Rassenpolitischen Amtes und arbeitet nach altersbedingter Entlassung aus dem Wehrdienst 1942 wieder als Schulleiter. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er zunächst am 18.4.1945 vom Dienst suspendiert und die amerikanische Militärregierung verfügte kurz darauf seine Entlassung. Vom Juni 1945 bis April 1948 saß er in den Internierungslagern in Nürnberg, Regensburg und Darmstadt ein und die Spruchkammer Darmstadt-Lager stufte ihn als „Minderbelasteten“ ein. Ein guter Rechts- Links sitzend Dr. Gerber, 4. von rechts Frau Dr. Fucker, die sich als einzige im Spruchkammerverfahren gegen Dr. Gerber aussprach. 27 Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 7 Viktoriaschule., Schulamtsakte, Sig. 75598 Jahresberichte Zur Mädchenbildung im Kaiserreich: Margret Kraul, Höhere Mädchenschulen, in: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte IV (1870-1918), hg. v. Christa Berg, München 1991, S. 279-303; zur Frankfurter Schulgeschichte: Emil Ebert, Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Frankfurter Schulwesens, in: Frankfurter Schulzeitung 48 (1931), Heft 11, S. 116-124; zur Mädchenbildung in Frankfurt vor 1870: Petra Meyer, Höhere Mädchenbildung in Frankfurt am Main zwischen 1816 und 1848, Frankfurt a. M. 1979; Tobias Picard, Bürger-Kapital für Bürger-Erziehung. Frankfurter öffentlichen Schulen 1790-1824, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 64 (1998), S. 9-99; zur Geschichte der Bettinaschule/Viktoriaschule: Hundertjahrfeier der Bettinaschule, Frankfurt a. M. 1955 und www.bettinaschule-frankfurt.de Zitiert nach Kraul (wie Anm. 1), S. 281. Magistratsakten vom 13.März 1925 Verwaltungsbericht über die Schuljahre 1924 bis Ostern 1929, S. 13f vgl. Studien zur Frankfurter Geschichte 37, Städtebau 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Viktoriaschule vor der Zerstörung 28 und Stadtpolitik im wilhelminischen Frankfurt von Jörg Köhler Rachel Heuberger, Helga Krohn, Hinaus aus dem Ghetto, Juden in Frankfurt am Main 1800-1950, Ffm (1988), S. 93 Meine Statistik aus den Schülerinnenakten über die Adressen der Schülerinnen ergibt folgendes Bild: 16 x Schumanstraße, 13 x Mendelsohnstraße, 11 x Beethovenstraße, 9 x Kettenhofweg, jeweils 6 x die Arndtstraße und den Bettinaplatz sowie die Bettinastraße. Rachel Heuberger, Helga Krohn, a.a.O., S. 93 Alle Angaben aus dem Griesheimer Anzeiger vom Februar 1928 Schulamtsakten, Sig. 5887,©IST, Ffm dito W. Frick, Kampfziel der deutschen Schule, 1933 in: E. Nyssen, Schule im Nationalsozialismus, Heidelberg 1979, S. 84 Ebd., S. 84 Vgl. P. Longerich, Politik der Vertreibung, eine Gesamtdarstellung nationalsozialistischer Judenverfolgung, München 1998 Ein Kollege fiel unter § 6, da er als „politisch unzuverlässige Person“ galt, Stadtarchiv Frankfurt, PA 193.331 Erinnerungen an meine Schulzeit 1931 - 1940 „Kultur“ in der Schulerziehung drinsteckte. Es gab auch Gymnastik-Unterricht und Werkunterricht nachmittags. Das Schönste war natürlich das Landheim. Dahin gingen wir jedes Jahr 14 Tage lang. Wer nicht genug Geld dafür hatte, kein Problem. Der bekam es ganz billig und zwar sehr diskret; das merkte niemand. Wir Kinder wussten von dem finanziellen Teil gar nix; das machten die Lehrer und die Eltern ab. Man hatte dort täglich 2 Std. Unterricht. Aber das war auch oft Geographie im Wald oder Turnen mit Völkerball auf der Apfelwiese. Nahe bei der Apfelwiese war auch der Waldrand, wo der frühere Direktor Dr. Reinhold das Bäumchen gepflanzt hatte. Ich habe ihn noch gesehen, habe einen Bart und freundliche lustige Augen in Erinnerung. Vor unserer Zeit war er als Pensionär öfters im Landheim und dann weckte er die Kinder morgens, indem er mit seinem dunklen Bass sang: „Habt ihr nun genug geschlafen... die Uhr hat 7 Uhr geschlagen... Wacht auf, wacht auf!“ So in etwa war der Text. Man hatte viel Freude, musste aber auch Kartoffeln schälen, Stube putzen etc. ... Es war wunderbar (s. Foto S. 24, 4. v. rechts G. Boda beim Schuheputzen). Und förderte in unvergleichlicher Weise das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir waren zu Hause Vegetarier. Aber das war kein Problem, denn auch die Jüdinnen bekamen manchmal was extra. Als ich in der Quarta war, begann das 1000jährige Reich. Ostern 1933 beim Klassenwechsel bekamen wir einen neuen Direktor. Unsere alte so liebenswürdige Direktorin war auf einmal weg. Herr Dr. Gerber leitete nun die Schule. Der kulturelle und musische Touch in der Schule verschwand von heute auf morgen, und es begann wirklich eine vollkommen veränderte Zeit. Ich wusste von meiner großen Schwester, dass im Sommersemester in der Geschichtsstunde die Griechen dran kamen und im Wintersemester die Römer. Wir fingen also mit den Griechen an und hängten vor jeder Geschichtsstunde eine große Landkarte von Griechenland auf. Es war sehr interessant mit der griechischen Geschichte. Ein Dr. Bontes (oder so ähnlich), genannt Floh, erteilte uns den Unterricht. Der Unterricht war ausgezeichnet. Nach den Herbstferien wurde die Landkarte Italiens aufgehängt, und nun sollten die Römer dran kommen; aber nur 1 Schulstunde lang. Dann hieß es: nein, die Germanen kämen dran, und wir lernten bei einem anderen Lehrer von den Pfahlbauten am Bodensee. Von den Römern Als ich 1931 in die Sexta kam, leitete Frau Direktorin Hoffa die Schule. Sie war einmal bei uns in der Klasse. Es war eine kleine, dicke, freundliche, sehr beeindruckende ältere Dame mit einer großen Halskette, die auf mich einen sehr Vertrauen erweckenden Eindruck machte. Sie ging so durch die Reihen und sprach sehr nett mit uns. Wir waren 48 Kinder in der 6a; es gab eine 6a- und eine 6b-Klasse. Von uns 48 Kindern waren 5 katholisch, 18 jüdisch und der Rest (also 25 Kinder) evangelisch. Ich weiß das so genau, weil ich schon immer ein Zahlenmensch war und mir die evangelischen Kinder Leid taten. Wir Katholiken hatten nämlich einen Kaplan mit einer langen Soutane, der zu uns zum Religionsunterricht kam; zu den Jüdinnen kam ein wunderschöner Rabbiner, aber die armen evangelischen Kinder hatten nur einen ganz gewöhnlichen Lehrer aus der Schule. Außerhalb dieser verschiedenen Religionsunterrichte nahmen wir Kinder keine Notiz von religiösen Unterschieden. Wichtig war nur, ob einer gut Völkerball spielte. Wir hatten als 1. Fremdsprache Französisch (die Eltern hatten vorher wählen dürfen, welche Sprache sie zuerst wollten). Beim Sommerfest führten wir bereits ein sehr nettes Stückchen auf: Alle Kinder waren beteiligt; man war Frühling, Sommer, Herbst oder Winter und lief dementsprechend gekleidet auf der einen Seite zur Bühne rauf und auf der anderen wieder runter. Es war prima. Man kam sich mit seinen paar Worten, die man sang, so vor, als könne man perfekt Französisch. Die Klasse meiner Schwester Heidi spielten als Quinta bereits ein herrliches Stück mit einem Marktplatz und dem schönen Lied: „Madame Gaspard va-t-au marché; c'est une poule qu'elle veut acheter...“ Bei einem anderen Fest spielten die Primaner den Urfaust. Ich weiß es so genau, denn eine Blondine aus meiner Klasse mit goldenen Locken und ich mit meiner dunklen Pony-Frisur waren die Pagen. Wir wurden oft zu den Proben aus dem Unterricht geholt, und es war höchst interessant. Auch gab es Privat-Musikunterricht. Ich lernte Geige in einer Gruppe von 4 Kindern. Dazu kam Herr Dr. Hoff, der Ehemann einer Lehrerin, in die Schule, und es war verhältnismäßig billig. Bald spielte man im Schulorchester mit. Ich spielte die zweite 2. Geige, vier 2. Geigen gab es. Weihnachten führten wir, die Sexta, das Weihnachtsstück auf. Alle, die keine besondere Rolle hatten, waren Engel oder Hirten. Ich war ein Engel. Ich schreibe das alles, um zu zeigen, wie viel 29 hat man nie mehr was gehört. Ich glaube, dass Herr Bontes auch von der Schule verschwand. Dass es auf einmal keine römische Geschichte mehr gab, hat mich damals sehr beeindruckt. Auch verschwand unsere sehr gute FranzösischLehrerin, Fräulein Strauss. Auch kamen manche der jüdischen Mitschülerinnen nach der Ferienreise nicht zurück in die Schule. Da wir Ostern 1934 in die Mittelstufe kamen und damit die Klassen anders zusammengestellt wurden, weil ein Teil Abitur machte und ein Teil nur die mittlere Reife, merkte man nicht so, wer wegging oder nur in eine der anderen Klassen kam, denn alles war so neu und so anders. Die Jüdinnen selbst redeten nicht darüber. Die Eltern hatten sie wohl dazu angehalten, damit es keine Schwierigkeiten gäbe, weder für sie, noch für die christlichen Freundinnen. Und unser Direktor war bestimmt froh um jede Jüdin, die wegging. Es kursierte später das Gerücht, dass er gesagt habe, jeder Deutschunterricht müsse so sein, dass jede Jüdin mindestens ein Mal in der Stunde weint, sonst wäre es kein guter Deutschunterricht. Übrigens: In unserer Straße wohnten mehrere jüdische Familien. Sie waren sehr diskret und zurückhaltend, auch bezüglich ihrer Schwierigkeiten. Ich habe Fälle miterlebt, wo sie es taten, um uns nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Fast alle Klassenkameradinnen gingen in den BDM, d.h. also zu den Jungmädels, aber es war noch keine Pflicht. Meine Schwester und ich hatten lieber unsere Freizeit. Wir hatten gehört, dass man dann keine „1“ mehr im Zeugnis bekommt. Aber das kümmerte uns nicht; wir hatten eh nur eine „1“ im Turnen zu erwarten, die dann halt nicht mehr kam. Man war übrigens zu jener Zeit sehr sportlich, etwas, was ich für sehr gut halte. Mit allen kulturellen Geschichten, das hörte restlos auf. Auch der Geigenunterricht hörte auf, d.h. ich hatte noch länger bei Herrn Dr. Hoff zu Hause Unterricht, denn in der Schule ging es ja nicht mehr, da seine Frau Jüdin war und die Schule verlassen musste. Aber es war eine so komische Stimmung, dass ich ein Jahr später auch aufhörte. Der Unterricht in der Schule ging normal weiter; nur im Geschichtsunterricht war es anders, da kam es nicht mehr auf die geschichtlichen Tatsachen an, sondern auf ihre Einordnung ins germanische Brauchtum und Verhalten. Was die jüdischen Mitschülerinnen betrifft, so waren in der Untertertia fast alle weg. Gerda Frohmann war noch da; wir gingen oft zusammen von der Schule nach Haus, denn sie hatte den gleichen Weg. Als ich zum ersten Mal zu ihr nach Hause kam, saß ihr Vater in seinem Büro und hatte nur ein Bein. Das andere hatte er im 1. Weltkrieg als Offizier an der Front verloren. Ich sehe es noch vor mir, wie ich nach Hause ging und so vor mich hin dachte: Also können doch nicht alle Juden so schlecht sein, wenn Gerdas Vater ein Bein im Krieg geopfert hat. Aber irgendwann musste sie dann, ich glaube, von heute auf morgen weg. Wir haben heute noch einen lockeren Kontakt. Meistens merkte man das gar nicht, wenn sie weggingen, sondern sie waren auf einmal nicht mehr da. Eine Viertel-Jüdin war mit glühender Begeisterung als eine der ersten bei den Jungmädels, aber sie wurde nach knapp einem Jahr, ich glaube, von Schulkameradinnen wieder rauskatapultiert. Außer solchen politischen Dingen war die Zeit sehr ehrlich und sehr sportlich und korrekt. Was mich betrifft, so hatte Herr Dr. Gerber einen etwas schlechten Stand bei mir, denn ich hatte schon vor seinem Amtsantritt von einer früheren Schülerin von ihm gehört, dass er zuvor die nationalsozialistischen Mädels sehr schlecht behandelte – und das wurde dann ab 1933 umgekehrt. Er wurde halt sehr fanatisch. – Eines seiner Kinder, die Hede, war bei mir in der Klasse. Sie war sehr nett. Leider war sie die letzten Jahre sehr krank. Ich war von Sommer Obersekunda bis Ostern Unterprima in Schweden, denn ich wollte eigentlich ganz mit der Schule aufhören; kam aber doch wieder zurück um Abitur zu machen und wurde dann ebenso wie meine Schwester inzwischen Jungmädel-Gruppensportwartin. Das machte mir sehr viel Freude. Ich trieb also mit 160 Mädels zwischen 10 und 14 Jahren im Sommer Sport auf den Marbachwiesen und im Winter in unserer Schule. Und siehe da, meine „1“ im Turnen erschien wieder auf dem Zeugnis. Nach dem ¾ Jahr Schwedenaufenthalt in der Oberstufe war ich eine recht schlechte Schülerin, zumal bei unserem Direktor, der uns Geschichte gab, und ich hatte kein Ohr für diese politisierte Geschichtsbetrachtung. Da bekam ich im November eine schriftliche Aufforderung an einem 1-wöchigen Sportwartinnen-Fortbildungskurs teilzunehmen. Das musste von der Schule genehmigt werden. Naja, das war ja klar, dass ich diese Genehmigung nicht bekäme. Aber ich ging ins Sekretariat und siehe da, mit einem raschen Federzug genehmigte es der Direktor. Ich war äußerst überrascht, aber selig, denn ich wollte schrecklich gern in die Jugendherberge zu dem Sportkurs. Unser Abitur haben wir ja praktisch geschenkt bekommen, denn die Klasse unter uns machten es nach 8 Jahren, und wir als letzte Klasse mit 9 Jahren wurden zum Kriegsdienst geschickt und bekamen nach Ableistung eines halben Jahres Kriegseinsatz das Abiturzeugnis ausgehändigt. Die Schulzeit war schön und interessant, und in einem gab ich unserem Direktor, den ich gar nicht leiden mochte, Recht. Er sagte bei seiner Einführung: „Lernen sollt ihr hier lernen“. Das fand ich gut. Gisela Boda 30 Bettinaschule 1962 - 1982 Ein großer Teil der Reformen folgte Konzepten, die damals bundesweit (Deutscher Bildungsrat, 1965-1975) und international diskutiert wurden. Auffällig in Hessen waren jedoch Tempo und Anzahl der pädagogischen Experimente und, allgemein gesehen, die Überschätzung des Einflusses der Schule im gesellschaftlichen Prozess. „Von dem, was heute gedacht, hängt ab, was morgen gelebt wird.“ (José Ortega Y Gasset, 1951) Der Schulentwicklungsplan für Hessen, begonnen unter Kultusminister Prof. Ernst Schütte (Amtszeit 1959-1968), sah vor: - Schulformbezogene Gesamtschulen (seit 1959) - Ausbau der weiterführenden Schulen - Verdopplung der Abiturientenzahl durch Verbesserung der Erfolgsquote im Gymnasium - Zweiter Bildungsweg: 1. Hessen-Kolleg, 1959; später Abendgymnasien - Ausbau der Berufsfachschulen - Neubestimmung der Unterrichtsinhalte und Modernisierung der Lehr- und Lernverfahren; Verwendung von technischen Hilfsmitteln Vorlesung von Prof. Alexander Mitscherlich in der Aula der Universität, 1970 (Barbara Klemm) In allen Abschnitten ihrer Geschichte war die Bettinaschule als Arbeits- und Erziehungsgemeinschaft in die gesellschaftlichen und politischen Tendenzen involviert und spiegelt allgemeine pädagogische Ideen und deren Umsetzung durch die Schulverwaltung. Innenstadt- und Universitätsnähe und die besondere Mischung ihrer Lehrer- und Schülerschaft bedingen dabei Intensität und Charakteristik dieser Spiegelung. Dieser Bericht über die Schulgeschichte soll daher in den Rahmen von außerschulischen Entwicklungen zwischen 1962 und etwa 1982 eingeordnet werden. Weitere Konzepte wurden entworfen, aber anders als die vorher genannten, auch unter Schüttes Nachfolger, Prof. Ludwig von Friedeburg (Amtszeit 1969-1974), nicht landesweit verwirklicht: - Durchlässiges Gesamtschulsystem - Einführung der Eingangsstufe für 5-Jährige, ab 1976 - Einführung der Ganztagsschule - Vollschulische Berufsgrundausbildung Das dreigliedrige Schulsystem blieb erhalten, aber die Übergänge wurden erleichtert; Förderstufen und wenige integrierte Gesamtschulen wurden eingerichtet. Das 1969, mit Zustimmung von SPD und FDP novellierte Schulgesetz formuliert als Zielsetzungen u.a.: „Demokratisierung der Bildung, Systemveränderung/ Emanzipation/ Antiautoritäre Erziehung/ soziales und kreatives Lernen”. Vgl. auch die Ideen der Odenwaldschule (seit 1910) und der „Pädagogik vom Kinde aus” von Alexander Neill, Schule von Summerhill (seit 1924); auch die spätere Laborschule in Bielefeld von Hartmut von Hentig (seit 1974). Schon 1964 hatte Prof. Georg Picht vor der „deutschen Bildungskatastrophe“ gewarnt, d.h. dass die deutsche Quote von AbiturientInnen und Studierenden nicht für den zukünftigen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bedarf hinreiche. Unter anderem seien dafür eine viel bessere Ausstattung der Schulen und kleinere Klassen nötig. 1965 wird Bildung zum „allgemeinen Bürgerrecht“ (Prof. Ralf Dahrendorf) proklamiert und deshalb der Abbau des Bildungsgefälles in der BRD als Beitrag zu einer Gesellschaftsreform gefordert (Nord-Süd; protestantisch-katholisch; männlich-weiblich; Stadt-Land und schichtenbedingte Ungleichheiten). Chancengleichheit wurde zum zentralen Motiv von Reformen. Die Frage nach der Rolle von Erbgut oder sozialem Umfeld für die Entwicklung der Intelligenz galt als wissenschaftlich beantwortet. Mit Nachdruck initiierte man in den 60er Jahren kompensatorische Schulversuche und Modelle. „Hessen vorn!“ Ein Schulversuch folgte dem anderen, z.B. Mengenlehre, Sexualerziehung, Frühenglisch an Grundschulen, generative Transformationsgrammatik, lernzielorientierte Rahmenrichtlinien, Förderstufen, Einführung von Stufenlehrern (vgl. Führ, S. 164f.). 43 Diese Reformen hatten nicht mehr einen traditionellen Wissenskanon zum Ziel, sondern Bildung als exemplarisches Lernen, d.h. die Entwicklung von Lernfähigkeit als Voraussetzung für lebenslanges Lernen. Ein lernzielorientierter Unterricht sollte mit Evaluation begleitet werden. Zum Beispiel wurde die Förderstufe zwischen 1961 und 1985 sukzessive für 62% aller hessischen SchülerInnen der 5. und 6. Klasse eingeführt. Gerade als dieses Konzept, auch für die Bettinaschule in zweijähriger Arbeitsgruppe vorbereitet, flächendeckend verbindlich gemacht werden sollte, kam es nach der Landtagswahl Juni 1987 zum Wechsel der Regierungskoalition und wurde u.a. diese umstrittene Reform rückgängig gemacht; die Wahlmöglichkeit der Eltern war damit wieder verstärkt. Die Unzufriedenheit und Aufbruchstimmung der Studenten in den Jahren 1967/68 hatte vielfältige Gründe und Anlässe: Vorläufer waren die Studentenunruhen in Paris, in der BRD die Kampagnen gegen Atomkraftwerke und Notstandsgesetze und die breite Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg. 1966/67 brachte die erste deutliche wirtschaftliche Rezession. Im Rückblick, z.B. 1993 nach 25 Jahren, ließen sich leichter Vision und Scheitern dieser selbsternannten „Revolution” analysieren, ihr Narzissmus und regressives Spielen, ihre Anteile von Wahn und der irrationale Drang etlicher junger Leute zum Kämpfen. Eine Generation, die den Krieg nicht mehr erlebt hatte, stellte Ideologien und Herrschaft von Parteien in Frage mit der Forderung nach Liberalität, Gleichheit und Sozialität. Konkreter Auslöser war ein Ereignis in Berlin: der Tod des Studenten Benno Ohnesorg während einer Demonstration gegen den Besuch des persischen Schahs (2.6.1967) durch Schüsse eines Polizeimeisters. Es folgten, nach dem Vietnam-Kongress in Berlin (17./18.2.1968) eine Solidarisierung mit Befreiungsbewegungen in Lateinamerika (Ché Guevara) und Ostasien (Ho Tschi Minh); einer der Initiatoren des Kongresses, Rudi Dutschke, wurde am 11.4.1968 durch ein Attentat schwer verletzt. Ein Bewusstsein von Stärke (Massen), Internationalität (Grußbotschaften) und Feindbildern (z.B. USA, Kapital, das System) verband die Demonstrierenden (vgl. auch Sammlung Ortsgeschichte, 1967-1969). Für besonders langwierige öffentliche Kontroversen sorgte der Planungsprozess um die Rahmenrichtlinien (RRL), 1968-1978. Die RRL galten für viele, besonders in den Fächern Deutsch, Gesellschaftslehre, auch Biologie („Politisierung und Sexualisierung des Unterrichts“) und Religion als inhaltlich zu radikal, einseitig in theoretischen Maximen von Sozialisation und Kommunikation und schwer verständlich in der Formulierung (vgl. Führ, Förderung der mathematischen Fähigkeiten und Ideen bei Kindern, FAZ 1998 In der Öffentlichkeit der deutschen Großstädte erweiterte sich rasch der Kreis der Lebensbereiche, die diskutiert oder verändert werden sollten und nicht mehr tabu waren: Familie, Sexualität, später: § 218 (Verbot der Abtreibung), entfremdete Arbeit, Autorität in jeder Form, Kulturbetrieb/ Kulturrevolution. Man begann neue Lebens- und Protestformen zu erproben und darüber im „Kursbuch” oder in „konkret” zu publizieren. S.166 ff.; Akten Ortsgeschichte). Erst eine 1978 an alle Schulen verschickte Allgemeine Grundlegung zur Arbeit mit den RRL in allen Fächern sorgte für gewisse Beruhigung. Ähnlich schwierig gestaltete sich die Oberstufenreform: - 1972: Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz, 1976 in Hessen verwirklicht - Juni 1977: Gesetz über die Neuordnung der gymnasialen Oberstufe, 1981 vom Hessischen Staatsgerichtshof angefochten als mit der Verfassung nicht vereinbar - 1982: Geänderte Novelle, die Februar 1983 zur Verordnung für die gymnasiale Oberstufe und Abiturprüfung führte. „Aktion sofort!“ „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ „Schafft alles ab!“ Die Universitäten boten schon länger Zündstoff und wurden als Vertretungen des Establishments zum Feind. In Frankfurt protestierten die Studenten der Abteilung für Erziehungs44 wissenschaften (AFE) gegen Pläne des Kultusministers Schütte, das Studium zu kürzen und die politische Grundausbildung zu streichen. Der Staat wolle hier eine „eine reibungslos verwertbare, pädagogische Intelligenz, die Wissen aufspeichern, aber nicht kritisch denken soll“, ausbilden (Flugblatt des SDS, Dez. 1968; in: Novak/Karasek, S. 27). Der Plan beweise die Rechtlosigkeit der Studenten. In verschiedenen Vollversamlungen wird beschlossen, Vorlesungen und Übungen zu boykottieren oder umzufunktionieren zu Diskussionsforen oder „die Lehr- und Lernprozesse in die eigene Hand zu nehmen“: “Die Universität sind wir“ (in: FAZ, 2.7.2001, S.7). In Arbeitskreisen übt man kollektives Lernen, besetzt auch das externe Institut für Sozialforschung, und als die Studenten in Polizeibussen abtransportiert werden, ruft Hans-Jürgen Krahl (SDS) den irritierten Professoren Adorno, Habermas und von Friedeburg zu : „Scheißkritische Theoretiker“ (vgl. Stern Nr. 7, 1969; in: Novak/Karasek, S. 44). Zehntklässlerin: „Rudi Dutschke diskutierte hier mit uns“ oder „Enzensberger und Alexander Kluge waren gestern hier“. Häufig machten Demonstrationszüge von Studenten auf ihrem Weg in die Innenstadt einen kleinen Zwischenstopp in Hof und Gebäude der Bettinaschule. Schon vor der zu Karl-Marx-Universität umbenannten Uni (Okt. 1968) hieß die Bettinaschule für einige Wochen „Rosa-Luxemburg-Schule“ (Juni/Juli 1968). Lange Transparente hingen an der Fassade. Lustig, ernsthaft oder etwas gewaltsam inszenierte man go-ins, teach-ins, sit-ins und sleep-ins, z.B. auch in der Schulaula, wo bis zum Morgengrauen diskutiert wurde. Symbolisch wurde Krieg geführt gegen Hausbesitzer, die Häuser leerstehen und verfallen ließen, teils durch Überbelegung und Kaputtwohnen bis zum Spekulationsabriss: Am 18./19. Sept. 1970 erfolgte die erste Hausbesetzung von zimmersuchenden Studenten (Eppsteiner Str. 44; „Wir nehmen uns, was uns gehört“, vgl. T. Schulz, Nachlass, Stadtarchiv), der 1970-74 etliche andere folgten, ebenso die Prozesse wegen Hausfriedensbruch. Auch an der Bettinaschule gab es 1972 einen Häuserrat. Diese Protestform spaltet zunächst die Frankfurter Bevölkerung, gab aber Impulse zu verschiedenen nachhaltigen Bürgerinitiativen und positiven amtlichen Reaktionen. Th. W. Adorno in der Universität, Mai 1968 (FR) Überall erkennen diese Studenten „Faschisierungstendenzen des autoritären Staates“, gar „Gleichschaltung“ der Universität (vgl. Novak/ Karasek, S. 51). Harmloser, aber näher an der Bettinaschule waren Zwischenfälle im Café Laumer: Eine Gruppe von Jugendlichen provozierte mit salopper Kleidung und langem Haar und wurde nicht bedient; nach einer kurzen Schlägerei in der Küche erschien die Polizei. In das nun von Sympathisanten und Polizei belagerte Café durften nur noch ausgewählte Gäste eintreten. Fritz Teufel stand im Smoking auf der Treppe, Torten flogen gegen die Polizei, die zuschauenden Studenten und Schüler johlten und feixten; einige wurden geprügelt (vgl. FR und FAZ, 16.9.1968; in: Novak/Karasek, S. 17-26; Interview mit J. T., damals 11 Jahre, in: Betton Nr. 11, S. 46 f.). Räumung des besetzten Hauses Grüneburgweg 113, 1971 (Barbara Klemm) Die Proteststimmung („Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt“) erfasste auch die Schulen. Gefordert wurden immer wieder: mehr Lehrer, kleinere Klassen, viel mehr Geld für Lehr- und Lernmittel, Abschaffung der Noten, Abschaffung von Tabus, fundierter Unterricht über die deutsche NS-Geschichte und die Schuld der Väter, Teilnahme der Schüler an Anti-AtomAktionen. Einige Aktionsformen waren unter den Schülerinnen der Bettinaschule durchaus Auch das Spartakus-Seminar der Soziologen in der Myliusstraße war nahe. Eine Lehrerin von damals erinnert sich an Entschuldigungen einer 45 eine AG Frauen-Emanzipation gegründet, die sehr lebhaft angenommen wurde, aber intern als „Sex-AG“ beschimpft wurde. umstritten, aber das Gros der Oberstufe beteiligte sich an Demonstrationszügen. Im Juni 1962 hatte Frau Dr. Hilde Spickernagel (1916-2003; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte; SPD) zunächst kommissarisch, 1964 offiziell ernannt, die Schulleitung übernommen, eine moderne Frau, erfahren im niedersächsischen und hessischen Schuldienst, auch dem Aufbaugymnasium in Bensheim/ Berg- Sehr kontrovers diskutierte das Kollegium in diesem Sommer die Einführung der Koedukation (Magistratsbeschluss u.a. zur Entlastung der Goetheschule mit Wirkung zum 1.9.1967). Es gab nun in Frankfurt 4 Gymnasien für Jungen, 3 für Mädchen und 10 mit Koedukation. Man hatte praktische Einwände: „Wo sind Toiletten für Jungen? Mit einer gemischten Klasse kann man nicht ins Landheim fahren.“ oder polemische: „Bin ich eine Puffmutter?”, „Die Jungen drücken uns an die Wand“. Das Kollegium war gespalten in eine zurückhaltend bis ablehnend argumentierende Gruppe meist Älterer und die so genannten jungen Linken, samt der Direktorin. Die neuen Jungen in der 5. Klasse von 1967 störten oft wirklich, weil sie, eine Minderheit, vielen Mädchen intellektuell und sozial unterlegen, den Mahnungen der älteren LehrerInnen ausgesetzt, sich nur aggressiv oder laut behaupten konnten (vgl. späterer Eindruck von Direktor Dingeldey, in: Interview in Betton Nr. 7, 1998, S. 48). Klasse 12 mit Frau Dr. Zander, 1965 straße. Sie sah als ein Ziel schulischer Erziehung die „Entwicklung der zur Mitgestaltung der Zukunft beitragenden Fähigkeiten“ (vgl. Interview in der Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963). Von Anfang an stützte sie die Arbeit der SV, wünschte ein besseres Gemeinschaftsgefühl der Schülerschaft, kümmerte sich engagiert um Schülerprobleme. Sie organisierte die damals noch seltene Aufnahme von Realschülern in die Klasse 11, ab 1969. April 1966 bis Juli 1967 fanden zwei Kurzschuljahre statt, um den Schuljahrsbeginn auf August/September umzustellen. Dr. Spickernagels Arbeitsjahre bis Juli 1970 waren nicht nur einfach: Die Abiturientinnen von 1963 hatten sich noch artig dafür bedankt, dass die Schule sie als „ganzen Menschen“ erzogen habe, „an Leib, Verstand und Seele“ geformt habe, damit er fähig werde, „ein der menschlichen Würde gemäßes Leben zu führen“ (H. Thielen, in: Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963). 1975 kam es zum Konferenzbeschluss, das Landheim in Eppenhain (Taunus) zu schließen, da die meisten LehrerInnen es ablehnten dorthin zu fahren mit Schülern, „die sich jeglicher Ordnung und Aufsicht entzögen, nur auf nächtliche Rendezvous ausseien“ und die sich wie „im antiautoritären Kinderladen benähmen“ (vgl. FNP 5.9.1975; Sammlung Ortsgeschichte). Im Frühjahr 1968 kam es verstärkt zu politischen Aktionen: Die Bettinaschule nannte sich die erste „Kritische Schule” und am Tag vor Pfingsten wurden acht Arbeitskreise gebildet, die „mit hohem Niveau“ diskutierten. Nachts sollte die Schule besetzt werden, war jedoch schon ab 23.30 h vom Hausmeister verschlossen, sodass die Polizei überflüssig war, aber das Gebäude am Morgen „von innen schützte“. Im Ein gewisses Brodeln unter den Schülerinnen fand seit 1963 in dieser Schulzeitung ein Ventil, auch im Schultheater und in Kabarett-Aufführungen, z.B. „Germania, quo vadis” oder in Podiumsdiskussionen, z.B. zur Bundeswehr (1965). Für öffentliche Aufregung sorgte eine Initiative der Schülerzeitung im Februar 1967, die Fragebögen zum Thema Sexualität und Aufklärung ankündigte, welche dann in den Klassen 8-13 verteilt wurden (vgl. Artikel unten, S. 52 ff.: „Der Fall Bienenkorb-Gazette”). Eine junge Französisch-Kollegin hatte damals vorher Klasse 9c mit Frau Lauerbach, 1971 46 Juli war die Schule etwa eine Woche besetzt, und normaler Unterricht war ab Klasse 9 nicht möglich (vgl. Sammlung Ortsgeschichte). Die Mehrheit besonders der Schülerinnen der Klassen 5 bis 8 bekam von den Aktivitäten der Arbeitsgruppen nur wenig mit, fand es aber spannend, dem Gerangel von eigenen mit fremden Flugblattverteilern zuzuschauen (vgl. Interview J. T., in: Betton Nr. 11, S. 46-50). Anderen war dies alles unverständlich bis lästig: „Das ständige Schreien: Freiheit für..., Solidarität mit..., mehr Lehrer...“; und sie gingen zu keiner Demo „geschlossen“ /„ im Sternmarsch“ mit (vgl. Interview V. M., in: Betton Nr. 6, S. 20). Mit Geschick und Wohlwollen für die Bewegung manövrierte die Schulleitung in Krisenmomenten. Im Kollegium gab es besorgte andere Meinungen, einmal erwog man z.B. den Schutz der Türen mit Sandsäcken. In der Bettinaschule war man jedoch offen für Neues: Seit 1967 wurden, für je zwei Klassen der Jahrgänge 5/6, Vorformen einer Tagesheimschule erprobt, mit Mittagessen, Aufgabenbetreuung und Förderunterricht am Nachmittag. 1967-69 gab es die Sommerschule in den großen Ferien, zur Vorbereitung von Nachversetzungsprüfungen. Im Herbst 1970 fand ein Aktionstag statt mit Schülerarbeitsgruppen, die z.T. von Studenten, z.T. von Schülern geleitet wurden und Texte von Sigmund Freud und Erich Fromm, frühe Schriften von Marx lasen und eine Marx/ Engels-Schulung betrieben. In der Erinnerung ehemaliger SchülerInnen gruppierte sich die Oberstufe in eine Mehrheitsgruppe der politisch Aktiven, eine Gruppe von Unpolitischen oder anders Interessierten und einigen „Szene-Gängern/Hippies“, die sich in den vielen legal möglichen Freistunden am Marshall-Brunnen am Opernplatz mit Drogen versorgen konnten. In verschiedenen Bereichen der Schule durfte man rauchen, aber das Gebäude wirkte sauber. 1970 wurden das Wahlrecht und die Volljährigkeit auf 18 Jahre herabgesetzt. November 1969 wurde an der Bettinaschule als einer der ersten Schulen in Hessen ein eigenes Kurssystem in der Oberstufe eingeführt: Die Stufe 11 wurde noch im Klassenverband, die 12/13 je in Tertialkursen unterrichtet, mit einem Leistungskurs, limitierter Kursgröße und Anwesenheitspflicht in ¾ der Stunden. 1973 ging man auf Halbjahreskurse über und seit 1976 galt das für Hessen einheitliche KMKModell für die Oberstufe erlassen: Kurssystem ab Jahrgang 11, zwei Leistungskurse, festgelegter Kanon von Pflichtkursen, Anwesenheitspflicht, neue Versetzungsbestimmungen von 11 nach 12, eine obligatorische mündliche Prüfung im Abitur u.a.. Seit 1966 waren viele junge Lehrer eingestellt worden („Lehrerschwemme” bis etwa 1972), der Lerndruck war geringer als früher; im Abitur wurden drei Arbeiten geschrieben, eine mündliche Prüfung wurde nur in Zweifelsfällen angesetzt. Während 1968/69 viele Diskussionsanstöße von außen, von den Studenten kamen, forderten 1970 bis etwa 1975 die SchülerInnen selbst bestimmte Lektüren, Kursthemen und Diskussionen, besonders in Gemeinschaftskunde. Indem sie sich selbstständig vorbereiteten, gaben sie dem Lehrer eine neue Rolle und erwarteten nicht, motiviert zu werden. Ein Physik-LK 13 (Kreß, 1970) wollte wissen, wie ein Computer arbeitete, und die Mädchen bauten daraufhin über ein halbes Jahr den ersten Schulcomputer „Logitron”, der tatsächlich funktionierte! Manchmal halfen ein Referendar, befreundete Studenten und ein im Löten versierter Achtklässler. Viele Schaltungen wurden zu Hause fertig gestellt und ausprobiert und am Ende bekamen, bis auf eine Note 1, alle die Einheitsnote 2. Schüler und die meisten Eltern ahnten nicht, was Frankfurter Schulleiter und Kollegien sorgte: der Schulentwicklungsplan (I-III = Vorlage M 59), der unter Federführung von Stadtrat Willy Cordt und Magistratsoberschulrat Enderwitz von 1966 bis Juni 1968 entwickelt worden war. Er enthielt den dringendsten Bau- und Investitionsbedarf im Schulwesen und entwarf, ausgehend von der Schülerprognose für 1972 eine Gesamtplanung für Schulzentren, Gesamtschulen, Oberstufengymnasien, Förderstufen, Klassenfrequenzen und Lehrerbedarf im Frankfurter Stadtgebiet. Nur mühsam erreichte die Direktorenversammlung, dass sie und die betroffenen Schulen miteinbezogen wurden. Für die Bettinaschule hätte die Realisierung des Plans möglicherweise das Aus bedeutet, beziehungsweise ein Fortbestehen nur als Sek.I-Schule, in einem Schulzentrum Bockenheim Süd (vgl. Akten der Stadtverordnetenversammlung). Nachdem Frau Dr. Spickernagel in das Kultusministerium gewechselt hatte, leitete Dr. Pfister zusammen mit Frau Schmidt-Gloger vertretend die Schule, bis im November 1971 Herr Volker Dingeldey (geb. 1933; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte) die Leitung „probeweise“ übernahm. Von der ersten Vorstellungskonferenz an zielte sein Handeln auf Kooperation und Kommunikation ab: Sein bevorzugter Aufenthaltsort war das Lehrerzimmer, sein Medium 47 gern das Mitteilungsbuch. Auch die Flügelgruppierungen im Kollegium wollte Dingeldey gewinnen, und Gespräche bestimmten seinen Stil und Erfolg. Dem Personalrat schlug er damals, am Anfang, vor, ihn zu akzeptieren und er versprach, bei Nichtgefallen spätestens in einem Jahr zurückzutreten (vgl. Darstellung dieses Beginns im Interview, in: Betton Nr. 7, S. 48ff.). Es wurden 27 Jahre. Frei nach Theodor Fontane und seiner Charakteristik des Stechlin könnte man über Dingeldey sagen: Er hat das, was über alles Zeitliche hinaus liegt, was immer gilt, ein Herz. Er ist recht eigentlich frei. Weiß es auch. Er ist „das Beste, was wir sein können, ein Mann und ein Kind“. Dingeldey bei einem Kollegiumfest 1975 Als Kreisvorsitzender in der GEW und ab 1973 Mitglied der SPD geriet Dingeldey mitunter in Interessenkonflikte, auch solchen zwischen Mensch und Schulleiter, die er ganz offen selbst Fünftklässlern vermittelte. Sowohl durch bewusste Personalpolitik als auch durch geschicktes Verhandeln und Berichten gegenüber den vorgesetzten Behörden lenkte Dingeldey, mit ironischer Rhetorik, selten laut, die Schule durch die Jahre. Besonders berühmt wurde eine Episode zwischen ihm und dem Schulamt: Obzwar der Direktor angesichts der fast zu Teichen anschwellenden Regenpfützen auf dem welligen Tennissportplatz der Schule erfolglos mehrere Anträge auf Reparatur an das Schulamt geschickt hatte, dann die Schadensmeldung ergänzte mit der Bitte um Zusendung von zwei für den Schulteich passenden Schwänen, bedurfte es noch zweier Kilogramm Schlammproben aus dem Teich, welch selbige in die Klassenräume gelangt waren, um dann, sogar überraschend kurzfristig, einen neuen Bodenbelag zu erhalten (vgl. auch FR,1.7.1998). Wichtig war ihm als ein dritter Bereich seines Amtes die gezielte Aufnahme von SchülerInnen, die in den 50er Jahren völlig, in den 60er noch mehrheitlich nicht im Gymnasium vertreten waren: Arbeiterkinder, Kinder aus bestimmten Stadtteilen (z.B. Gallus- und Bahnhofsviertel), Problemschüler und die zunehmend in Frankfurt lebenden Migrantenkinder. Die Bettinaschule erreichte in den späten 80er Jahren als erstes hiesiges Gymnasium einen Ausländeranteil von 33%, aus mehr als 40 Nationalitäten; besonders groß war anfangs die Gruppe der Jugoslawen. Zum Vergleich: In Hessen stieg der Anteil der ausländischen Schüler, in allen Schulformen zusammen, von Kollegium 1979 48 0,5%, 1965, auf 8,2%, 1980 (vgl. Führ, S. 170). An Frankfurter Gymnasien betrug der Anteil der ausländischen oder nicht herkunftsdeutschen Schüler 4%, 1971, und 6%, 1980 (vgl. Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt). Seit 1972/73 wurden auch geeignete Schulabgänger von Gesamt- und Realschulen in die Stufe 11 aufgenommen, so dass bald ein größeres Kursangebot möglich war und die Anzahl der Oberstufenschüler und der AbiturientInnen sich in etwa 12 Jahren mehr als verdoppelte. Die besondere Mischung der Schülerschaft und der pädagogische Anspruch sie zu fördern änderte und prägte rasch das Image der Bettinaschule. schuhe. Die Erwachsenen übernahmen teilweise die Mode der Jugend. Aber noch 1970 wurde eine junge Kollegin an der Bettinaschule gerügt, weil sie als Zuhörerin beim mündlichen Abitur ein helles Sommerkleid trug, anstatt des üblichen dunklen Kostüms. Seit 11.1.1973 wurde der erste Samstag im Monat unterrichtsfrei, seit September 1980 auch der dritte. Die Schülerzahl an der Bettinaschule, zwischen 1962 und 1967 etwa konstant um 740, stieg nach der Einführung der Koedukation bis 1980 auf 1130 und 1988 auf ein Maximum von fast 1200 SchülerInnen. Die höchste Lehrerzahl betrug etwa 95, inklusive der Teilzeitkräfte und 12 ReferendarInnen. Der Raummangel im Haus bedingte, dass sechs relativ dunkle Räume im Keller ständig als Unterrichtsräume genutzt werden mussten und dass man im 2. und 3. Stock einige Querwände einzog, um mehr Kursräume zu gewinnen. Da ein KlassentraktNeubau damals nicht mehr finanzierbar war, wurde seit 1979 in einigen Räumen des ehemaligen Rothschildschen Pferdestalls in der Ulmenstraße Unterricht gehalten, später in sechs Räumen der nahen Elsa-Brändström-Schule. Auch externe Turnhallennutzung war nötig. In der Erinnerung der damals jungen LehrerInnen waren die Jahre 1967-1977 eine positive eigene Zeit, lebendig, befreiend, auch voller Experimente und Selbstbezogenheit. Ein Grundtext für das Lebensgefühl dieser Zeit erklang 1971 John Lennons „Imagine, there's no heaven... Imagine all the people, living life in peace…“ Mit diesen Visionen konnte sich eine Jugend identifizieren, sah Sinn und Zukunft, engagierte sich und wollte lernen. Für Kinder ist diese Botschaft z.B. bei Bettina Wegner (1973) gefühlvoll konkretisiert in: „Sind so kleine Hände, winzige Finger dran... sind so klare Augen...“ ein Lied, das nicht in den umstrittenen RRL stand, das aber Kinderzimmer, Kitas und Kinderläden erreichte und manchmal auch Gymnasien. Mehr auf kognitives Lernen zielte die Fernsehserie Sesamstraße ab, die seit 1973 in der BRD ausgestrahlt wurde, auch weil man eine kompensatorische Wirkung annahm. Gruppenunterricht, Projektarbeit und Teamvorbereitung gaben Lehrern und Schülern neue Formen des Lernens. Hinzu kam allmählich eine bessere technische Ausstattung der Schule: Filmapparate, Videorekorder, Fernsehgeräte, Overhead-Projektoren und als Beginn des Kopienzeitalters Vervielfältigungsgeräte, seit 1969 mit Matrizen, später Kopiergeräte. Keck fragt Januar 1973 die Fachkonferenz Deutsch beim Hessischen Kultusminister an, ob und wann die für die Erprobung der neuen RRL empfohlenen Tonbandgeräte für jede Klasse geliefert würden. Die ausführliche und korrekte, ironische Antwort endet mit dem Verweis auf die Nicht-Zuständigkeit des Ministeriums nach § 30... Mädchen und Jungen ließen die Haare länger wachsen, die Röcke hingegen wurden immer kürzer, Hosen waren weit, mit Schlag oder eng oder auch für Erwachsene als Latzhosen, und man liebte Folklore-Stoffe. Und für viele galt als Einheitskleidung: Jeans, Parka und Turn- Einzelne LehrerInnen gaben z.B. im WPUUnterricht einheitlich Note 2, um Freude am Lernen, unabhängig von der Note, zu erhalten, oder sie duzten sich mit den Schülern ab Klasse 10. Einer jungen Kunstlehrerin gelang mit kompetentem Vorbild, Kunst zu einem Fach großer Erfolge zu machen, mit bleibenden Produkten, Büchlein und Büchern, Wandbildern und Ausstellungen. Seit 1977 war Kunst, auf ihre Initiative hin, auch Leistungsfach und ein Anziehungspunkt der Schule. Seit den 80er Jahren gestalteten Chor, Orchester und andere Musikgruppen regelmäßig Konzerte. Ausflug der Klasse 6c Oktober 1971 49 Projektwoche 1982 Die Bettinaschule gehörte zu den ersten Gymnasien in Frankfurt, die seit 1981 ein dreiwöchiges Betriebspraktikum in Klasse 9 durchführten und seit 1980 in der 8. Klasse Skifreizeiten. Im jährlichen Wechsel fanden Schulfeste und Projektwochen für die gesamte Schule statt: In den 70er Jahren hatte jede Projektwoche ein Thema (z.B. Sucht, Frieden, Wald/Waldsterben), später ließ man die Schüler aus einer Vorschlagliste wählen. Hierin waren immer etliche, die soziales Engagement beinhalteten, und man knüpfte an frühere Traditionen der Schule an. Feuerwehr und die Polizei bei der Durchsuchung Fehlalarm festgestellt hatten. In und an dem Gebäude waren Slogans gesprüht, die Tische verschmiert, die Toiletten noch mehr. War es noch 1974 gelungen, das Rauchen im Gebäude für Schüler und Lehrer zu verbieten (4 Skifahrt 8b und 8c 2002 nach St. Jacob, Ahrntal Verdüstert wurde das politische Klima in der BRD in den späten 70er Jahren durch die Radikalisierung der APO zum Terror der RAF, durch politische Morde und Attentate einerseits und diffuse Angst der Bevölkerung andererseits. In der Bettinaschule spiegelten sich die Ereignisse in politisierten Diskussionen, grober Rhetorik der Negation und in primitiven Beleidigungen weniger SchülerInnen gegen einzelne MitschülerInnen und LehrerInnen. Enthaltungen bei ca. 70 Ja-Stimmen), so veränderte sich nun das äußere Bild der Schule zum Negativen. In mehreren Jahren, besonders 1979-1982 gingen immer wieder Bombendrohungen von Trittbrettfahrern gegen die Schule ein, woraufhin anfangs alle SchülerInnen nach Hause geschickt wurden, später, zumal bei Feueralarm, nur in die äußeren Hofbereiche, bis die Seit etwa 1976 zeichneten sich Inflation und Wirtschaftskrisen ab, später kamen Ölkrisen hinzu, und die bildungspolitischen Reformpläne galten als nicht mehr finanzierbar: Die Summe von 27,6 Mrd. DM, die Bund, Länder und Gemeinden insgesamt 1970 für Bildung Schülerzeitung Juli 1977 50 ausgegeben hatten, war 1975 auf 56,2 Mrd. DM, gestiegen, d.h. mit einer jährlichen Quote von 15%, was erheblich über der Zuwachsrate des Bruttosozialprodukts und anderer öffentlicher Ausgaben lag; und auf Dauer konnten solche Aufwendungen nicht erbracht werden (vgl. Informationen, S. 39). Es musste gespart werden. Wenige Jahre vorher waren noch alle jungen Lehrer eingestellt worden, seit 1976 wurde ihnen höchstens ein 2/3-Angestelltenvertrag angeboten. 1977 siegte in Frankfurt die CDU, Dr. Walter Wallmann löste Rudi Arndt als OB ab, das Kita-Konzept wurde beendet. Im Februar 1977, ebenso im November 1979 und Januar 1980 kam es zu Streikaktionen, an denen Schüler und Lehrer teilnahmen, mit Fernbleiben vom Unterricht und vom Dienst. Die Bettinaschule plante an diesen Terminen z.B. auch einen Verwaltungstag mit Elternberatung und Fachkonferenzen. Zu einer Protestkundgebung der GEW wegen Lehrermangels gingen am 26.5.1986 40 Lehrer der Bettinaschule auf die Straße, vorneweg der Direktor. Quellen: - - Schulamtsakten, Magistratsakten, Akten der Stadtverordnetenversammlung; Sammlung: Ortsgeschichte, S3 (Stichworte Bettinaschule, Schulentwicklungsplan, Rahmenrichtlinien, Studentenbewegung; alle in: Stadtarchiv Frankfurt/Main, Institut für Stadtgeschichte) Schulakten der Bettinaschule Statistisches Jahrbuch der Stadt Frankfurt /Main, 1962 1982 Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette Nr. 1, 1963 und Nr. 1, 1967 Interviews in der Schulzeitung Betton, Nr. 3, 6, 7, 10, 11, 13, 14 Interviews mit ehemaligen LehrerInnen, Interviews mit ehemaligen SchülerInnen eigene Erinnerungen Christoph Führ, Schulpolitik in Hessen, in: Hessen. Gesellschaft und Politik, Stuttgart 1995, S. 157-177 Informationen zur politischen Bildung, Nr. 258, Bonn, München 1998 Novak/Karasek, Wohnhaft im Westend, Luchterhand Druck 10, Neuwied, Berlin 1970 Barbara Klemm, Unsere Jahre (Bilder aus Deutschland 1968 - 1998), München 1999 Diese Schule galt als ein Haus für eine lebendige, internationale und sozial gemischte Schülerschaft. Neben dem Regelunterricht gab es ungewöhnliche Projekte, Wettbewerbe, Veranstaltungen und Fahrten, welche, zusammen mit dem Vorbild durch Lehrerinnen und Lehrer, zum Wert einer Schulzeit beitragen. Die Schule für eine kleine Elite will die Bettinaschule nicht mehr sein, höher als die Auslese gilt das pädagogische Ziel der vielfältigen Förderung junger Menschen. Gisela Wittekindt 7b 1986 51 Der Fall Bienenkorb-Gazette Als die Redaktion der Schülerzeitung Bienenkorb-Gazette am 11. Februar 1967 einen selbst gestalteten Fragebogen zum Thema Sexualität und Erziehung an alle Schülerinnen und Schüler der Bettina- und der Liebigschule in den Klassen 9-13 verteilte, war ihr bewusst, dass sie damit „ein heißes Eisen“ anfassen würde. Nachdem aber die Wogen der Empörung, ausgelöst durch Artikel in der Bild und der FAZ, über der Bettinaschule zusammengeschlagen waren, rieben sich die Beteiligten dennoch verwundert die Augen (und Ohren). Beabsichtigt war die Vorbereitung der einen Monat später erscheinenden Ausgabe von „Bienenkorb-Gazette“, die den Umgang mit dem Thema Sexualität in Schule und Elternhaus in den Mittelpunkt stellen sollte. Durch die Fragebogenaktion wollten die Redakteure ihre eigene Informationsbasis erweitern und Anregungen für die weitere Diskussion bekommen. Eine statistische Auswertung im Sinne des Kinsey-Reports war nicht beabsichtigt, auch wenn die 1948 und 1953 erschienenen Untersuchungen des USWissenschaftlers Alfred C. Kinsey unbestritten eine Vorbildfunktion hatten. Verglichen mit dem Kinsey-Report war der Fragebogen geprägt von skrupulöser Zurückhaltung. Trotzdem stürzte sich die konservative Presse auf diese Story und auf die verantwortlichen Schülerinnen: „Am schlimmsten waren die Bild-Zeitungsreporter. Als ich Katharina Blum gesehen habe, kam mir das so bekannt vor, dass ich mich überhaupt nicht entsetzen konnte. Die Reporter von Bild waren wirklich so, sie saßen den ganzen Tag auf der Treppe, bis ich kam.“ (U. Heider, S.90) Die Schülerinnen wurden in Anrufen und Briefen wüst beleidigt. Schließlich sah sich Herr Appel, Vater der Bienenkorb-G.-Chefredakteurin Christa Appel, gezwungen die ausgefüllten Fragebogen in einem Banksafe zu deponieren, damit sie nicht in fremde Hände gelangten. dass insbesondere die als liberal und fortschrittlich geltende Schulleiterin beschädigt werden sollte. Entscheidend dafür, dass fast ausschließlich die Bettinaschule alle öffentliche Entrüstung zu spüren bekam, war aber sicher, dass einem Jungengymnasium wie der Liebigschule ein solches Thema eher zugestanden wurde. Der Schulelternbeirat, wohl eingeschüchtert durch das Presseecho, bedauerte die Aktion. Auch von Seiten der Schülerinnen gab es nicht nur Zustimmung: In einer 12. Klasse lehnten es 14 von 17 Schülerinnen mit unverhohlenem Protest ab, den Bogen auszufüllen. Als die Schülerzeitung dann tatsächlich im März 1967 erschien, sandte das Jugendamt der Stadt Frankfurt die für den von ihr betriebenen Jugendkiosk vorgesehenen 100 Exemplare der Bienenkorb-Gazette als nicht für Schüler geeignet zurück. Weitere Maßnahmen wurden zum Bedauern mancher Verteidiger der öffentlichen Ordnung nicht ergriffen. Der damalige Kultusminister Schütte (SPD) sah sich zwar mit einer Kleinen Anfrage einiger Frankfurter CDUAbgeordneter im Hessischen Landtag konfrontiert, tastete aber die von ihm selbst per Erlass geregelte Zensurfreiheit für Schülerzeitungen (damals in Deutschland einzigartig) nicht an. „Heute muss man ja darüber lachen….“ so leiten viele ihren Rückblick auf die damaligen Ereignisse ein. Tatsächlich ging es für beide Seiten nicht nur darum, ob die aus der Gegenwartsperspektive belächelte allgemeine Prüderie nun rückständig oder Ausdruck sittlichen Anstands war. Für die Macher der Schülerzeitung ging es um ein für 14-17jährige Schülerinnen drängendes Problem, dass sich insbesondere an der Frage nach der Pille für Teenager kristallisierte. Unterschwellig war es, wie sich spätestens im darauffolgenden Sommer zeigen sollte, bereits im Februar 1967 auch eine Frage, wie repressiv eine demokratische Gesellschaft sein darf. Stellvertretend für viele zeigt dies eine 1969 erschienene Dokumentation zum „Fall Bienenkorb-Gazette” des damals 20jährigen Hanjo Breddermann: „Die Schüler befinden sich in der widersprüchlichen Situation aller Jugendlichen. Einerseits werden sie von der Wirtschaft umworben, die in ihnen ideale Konsumenten sieht, […] andererseits werden sie durch Familie, Schule und Rechtsprechung in Abhängigkeit, Unmündigkeit und Unterdrückung gehalten. Denn diese Institutionen haben die Aufgabe, die Die Tatsache, dass in den Artikeln die Liebigschule gar nicht oder höchstens nur am Rande erwähnt wurde, kam einigen verdächtig vor: „In einer Stellungnahme zu dem Bericht der FAZ vom 21.2.1967 schrieb der stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates der Bettinaschule, Herr Appel, er vermute, die Information über die Befragung von Schülerinnen sei an diese Zeitung mit der Absicht herangetragen worden, um Stimmung gegen die Einführung der Koedukation an der Bettinaschule zu machen, über die zur Zeit beraten werde” (FAZ vom 22.2.1967; in Bienenkorb-Gazette 1/67). Andere befürchteten, 52 Im Frühjahr 1967, als Schüler- und Studentenproteste im Wesentlichen noch bevorstanden, nahm die Bettinaschule eine Position an der Spitze der weiteren Entwicklung ein. Dies gilt vor allem, weil die Redaktionsmitglieder, die den Fragebogen erstellten und verteilten, keine isolierten Revoluzzer waren, sondern mit Wissen und ausdrücklicher Billigung ihrer Schulleiterin handelten. Charakterstruktur der Schüler zu einer autoritären und somit brauchbaren für das Herrschaftsinteresse der Bourgeoisie zu erziehen. Familie und Schule als der Lebensbereich, in dem Schüler die meisten der ihr Verhalten bestimmenden Erfahrungen sammeln, sind sexuell abstinent und verlangen auch von ihren Zöglingen sexuelle Abstinenz.“ (in: G. Amendt, S. 138) Die an Karl Marx und Wilhelm Reich geschulte Rhetorik steht in bewusstem Kontrast zu einer Haltung, die einen freizügigeren Umgang mit Sexualität als Angriff auf die gesamte öffentliche Ordnung wahrnahm. Auf der anderen Seite ging man bald darüber hinaus, die Unterdrückung des Sexuellen als Symptom zu sehen. Die befreite Sexualität sollte für manche als Schlüssel zum Paradies einer aufgeklärten, friedlichen und gerechten Gesellschaft werden. Die Publizistin Ulrike Heider bewertet den Fall Bienenkorb-Gazette in ihrem Buch „Schülerproteste in der Bundesrepublik” sogar als Auslöser der Schüler- und Studentenbewegung in Frankfurt und so war es für den Schulbuchautor Ludwig Helbig nahe liegend, ihn in sein 1973 erschienenes Schulbuch „Politik im Aufriß” (s.u.) aufzunehmen. Dieser Traum hat sich als nicht realisierbar herausgestellt, nicht zuletzt deshalb, weil Sexualität heute, weniger psychoanalytisch gedeutet, als ein – wenn auch wichtiges Steinchen im Mosaik individuellen Glücks gesehen wird – oder des Unglücks bzw. als „Ausweitung der Kampfzone“, wie Michel Houellebecq den Zwang, in Zeiten instabiler Beziehungen attraktiv sein und bleiben zu müssen, nennt. Und so steht im Mittelpunkt der Sexualerziehung damals wie heute die Gefahrenabwehr. Ansgar Schmackert Literatur: Bienenkorb-Gazette, Nr. 1/1967 Günter Amendt (Hrsg.), Kinderkreuzzug, Hamburg 1968 Ulrike Heider, Schülerproteste in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/Main 1984 Manfred Leibel/Franz Wellendorf, Schülerselbstbefreiung, Frankfurt/Main 1969 Ludwig Helbig: Politik im Aufriß. Ein Quellen- und Arbeitsbuch für das 7. - 11. Schuljahr und für Berufsschulen, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1974 III. Mann und Frau 1. Der Fall „Bienenkorb-Gazette" in Frankfurt am Main (1967) Zum Problem Die Redaktion der gemeinsamen Schülerzeitung der Bettina- und der Liebig-Schule in Frankfurt am Main faßte Anfang 1967 den Plan, sich in der nächsten Ausgabe der „bienenkorb-gazette" mit dem Thema „Sexuelle Aufklärung und Sexualerziehung in der Schule" zu befassen. Die Bettina-Schule ist ein Gymnasium für Mädchen, die Liebig-Schule ein Gymnasium für Jungen und Mädchen. Um eine Diskussionsgrundlage zu gewinnen, führten die Redakteure der Schülerzeitung eine Fragebogenaktion durch. Der ausgearbeitete Fragebogen wurde der Direktorin der Bettina-Schule und dem Direktor der Liebig-Schule vorgelegt und nach einigen Umformulierungen genehmigt. Am 11. Februar 1967 wurde der Fragebogen in den Klassen 9-13 verteilt. Die Ergebnisse sollten nicht veröffentlicht werden und wurden auch in der Folgezeit nicht veröffentlicht. Durch das Studium des Fragebogens der Schülerzeitung und der Reaktion der Öffentlichkeit sollen Sie kontroverse Auffassungen von der Sexualität kennenlernen und durch deren Analyse einen eigenen begründeten Standpunkt erwerben. Der Fragebogen Die Schülerzeitung bienenkorb-gazette beabsichtigt, in der nächsten Nummer das Thema „sexuelle Aufklärung" zur Diskussion zu stellen. Zu diesem Thema möchten wir heute unter den Schülern der Mittel- und Oberstufe eine kleine Meinungsumfrage veranstalten. Die Redaktion bittet dich deshalb, die folgenden Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Dein Name aber soll auf dem Fragebogen nicht vermerkt werden. Es folgten Fragen, ob Schülerzeitungen sich mit diesem Thema befassen sollten, wer Jugendliche über den sexuellen Bereich aufklären sollte, wie alt man war, als aufgeklärt wurde u. a. 53 11. a) Wünschst Du Dir Intimverkehr? b) Von welchem Alter an hältst Du ihn für angemessen? 12. Möchtest Du mehr erfahren über a) Formen des Intimverkehrs? b) Zusammenhänge zwischen Intimverkehr und Gefühlsbindung? c) Rolle des Sexualbereichs in der heutigen Gesellschaft? d) andere Einzelfragen? 13. a) Würdest Du Deinen Eltern von gehabtem Intimverkehr erzählen? ja/nein b) Wenn nicht, aus welchen Gründen? Angst vor den Eltern/Schamgefühl/.. . c) Meinst Du, sie hätten – falls sie es wüßten – etwas dagegen? ja/nein. Begründung hierzu... 14. Würdest Du die Antibabypille benutzen, wenn sie ohne Schwierigkeiten vom Arzt zu bekommen wäre? Für die Liebig-Schule, die auch von Jungen besucht wird, wurden die Fragen etwas abgewandelt. Nach: Haug/Maessen: Was wollen die Schüler? Wie Nr. 46, S. 89ff. Die Pressereaktion Wünschst Du Dir Intimverkehr? ...Eine Kluft trennt den Versuch von Amateuren, das Intimleben dreizehn-, vierzehn-, fünfzehnjähriger Mädchen in einer knappen Viertelstunde erforschen zu wollen, von offener wie taktvoller Aufklärung durch eine mütterlich empfindende Lehrerin. Die Gefragten sind Kinder. Sie wurden überrumpelt in einer Sache, in der Abwehrkräfte ihnen erst zuwachsen müssen… Wie kann eine Direktorin, der viele Hunderte von Mädchen anvertraut sind, das gutheißen? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 1967 Schlagzeile der Bild-Zeitung vom 22. Februar 1967: 13jährige Mädchen mußten Sexfragen beantworten Leserbriefe Als Mutter einer dreizehnjährigen Tochter bin ich über Ihren Bericht aus der Bettina-Schule in Frankfurt sehr erschrocken... Die zitierten Fragen setzen Normen voraus, die völlig unnatürlich sind, ganz bestimmt für dreizehnjährige Mädchen. Es wäre kein gutes Zeichen für unsere zukünftige Generation, und nicht anzustreben, wenn solchen Normen Allgemeingut der Jugendlichen wären. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. 2. 67 Selbstverständlich befürworte ich eine gute, dem Alter des Kindes entsprechende Aufklärung. Aber ich lehne es ab, daß ein Fragebogen ausgegeben wird, der Schülerinnen in mehreren Fragen Dirnenniveau unterstellt. Fest steht für mich, daß ich meine noch grundschulpflichtige Tochter niemals in den Händen einer Pädagogin wissen möchte, die solche Fragebogen zuläßt. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. 2. 67 Hat die Schule nicht andere Aufgaben als die Beschäftigung mit dem Intimverkehr? Ist diesen vorwitzigen Schüler-Redakteuren der Sinn des Wortes „intim" unbekannt? Welche Notwendigkeit erlaubt ihnen, am Intimbereich so junger Menschen zu rühren? Mir scheint, sie wollten Sensatiönchen und, gleich was es kostet, trampeln wie junge Elephanten im Porzellanladen gewisse Grenzen bei ihren Mitschülerinnen nieder. Sie haben bei ihrer „Redaktionsarbeit" wohl nicht bedacht, daß der Sinn des Intimverkehrs noch immer der ist, einen neuen Menschen ins Leben zu rufen, und daß es sich bei den „Intimverkehrenden" dieses Alters zum Glück um Extremfälle handelt, die dann oft, mit dem Geld des Steuerzahlers, in Erziehungsheimen unterhalten werden müssen. Die Antwort wäre klar, wenn eine Frage gelautet hätte: „Möchtest du als fünfzehn-, sechzehn-, siebzehnjährige Mutter eines unehelichen Kindes in der Obhut eines Erziehungsheimes leben"? Sie wäre heilsamer gewesen... Ich finde, mit derartigen Belästigungen der Schülerinnen hat diese Schülerzeitschrift ihre Grenzen weit überschritten, und ich hoffe, daß in drei Jahren, wenn meine Älteste dreizehn Jahre alt sein wird, sich keine noch so fortschrittliche Schülerzeitung oder ähnliche Institution erlauben darf, meine bisherige Erziehungsarbeit zu unterminieren, die immer noch so altmodisch ist, darauf hinzuweisen, daß die gesunden Voraussetzungen für den Intimverkehr das Erwachsensein und die Ehe sind. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. 2. 1967 Arbeitsvorschläge 1. Sind die in dem Fragebogen (Nr. 47) aufgeworfenen Fragen für Schüler und Schülerinnen von Interesse? Wenn ja, warum? Hätten Sie – als Mädchen – den Fragebogen ausgefüllt und abgegeben? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht? 2. Worauf läuft die Kritik der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hinaus (Nr. 48)? Was ist mit der Schlagzeile der Bild-Zeitung beabsichtigt? Überlegen Sie dabei, wie alt Schülerinnen der 9. Klasse sind! 3. Stellen Sie die Argumente zusammen, die in den drei Leserbriefen (Nr. 49) formuliert werden, und überlegen Sie sich, welche Auffassung von der Sexualität in ihnen zum Ausdruck kommt! Wie begründen die Schreiber ihre Auffassungen? 4. Wir wollen zwei Leitfragen im Auge behalten, die am Ende dieses Kapitels sich vielleicht beantworten lassen: 1. Warum nimmt die Öffentlichkeit nur daran Anstoß, daß dieser Fragebogen Mädchen vorgelegt wurde, daß es sie aber offenbar nicht interessierte, daß er auch Jungen (in etwas veränderter Form) gegeben wurde? 2. Warum hat dieser Fall damals so viel Staub aufgewirbelt, d. h., welche Auffassungen sind offenbar zutiefst verletzt worden? Woher stammen diese Auffassungen? Warum befassen sich Schülerredakteure überhaupt mit diesen Problemen? 54 Erinnerungen an meine LehrerInnen 1962 - 1971 Herr Hilsberg war mein erster Deutschlehrer: Da meine Handschrift schlecht war, musste ich Enid Blyton-Bücher abschreiben. Die Bücher waren nett, meine Handschrift hat sich leider nicht verbessert. Wenn jemand gähnte, ohne die Hand vor den Mund zu halten, so sagte er: Tobias 6 Vers 3 (vielleicht war es auch eine andere Stelle, Tobias stimmt jedenfalls). Dort stand angeblich „Oh Herr, er will mich fressen, er reißt das Maul schon auf“. Der zweite Teil steht allerdings nicht in der Bibel, sondern war Herrn Hilsbergs eigene Version. Es freute ihn aber, dass ich es nachgeprüft hatte. Fräulein Bergmann war meine Religionslehrerin. Sie war eine der ersten Pfarrerinnen. Wir hörten und malten wunderschöne Geschichten, sangen viel und lernten massenweise Lieder auswendig, die ich heute noch singen kann, ohne ins Gesangbuch zu sehen. Herr Haase war mein Erdkundelehrer und auch Mathematiklehrer. Wir sahen Dias von seinen Reisen ans Nordkap zur Mitternachtssonne und schrieben uns Wörter im Dunkeln auf den Rücken. Im Krieg hatte er eine Notlandung im Hopfenfeld machen müssen, was wohl sehr traumatisch war. Wenn ich heute mit meiner Familie an einem Hopfenfeld vorbeikomme, ruft die Familie „Bitte nicht schon wieder Herrn Haases Landung im Hopfenfeld!“ Frau Dr. Boss gab bei uns Biologie. Ich habe nur das Skelett und die Tulpe in Erinnerung behalten, obwohl ich später Biologie studiert habe. Aber die Begeisterung für das Fach kam viel später. Frau Schmidt-Clever begleitete mich durch alle Klassen. Trotzdem erinnere ich mich nur an die Geschichte mit dem Jesu-Bote Bus, für den die Nonnen beteten und der ihnen auf wunderbare Weise zu eigen wurde. Beten sollte man überhaupt häufig und in jeder Lebenslage. Das war in Ordnung. Frau Janson, meine erste Englischlehrerin, vermutete, dass ich möglicherweise das Abitur schaffen würde, aber natürlich nie Englisch studieren würde, was ich dann doch tat, weil ich Fräulein Dr.(?) Walther im Unterricht bekam und mir Englisch mehr Spaß machte. Fräulein Walther hatte immer, auch im Sommer, dicke Pelzmäntel um sich gekuschelt. Als Schülerin hat sie gern die Luft angehalten, ist dann ohnmächtig geworden und musste die dann anstehende Arbeit nicht mitschreiben. Herr Kress gab Physik. Er prüfte, wer von uns zu Hause abwaschen musste, denn diejenige hielt lange heißes Wasser aus. Er brachte uns das Meditieren bei: Zuerst konzentriert man sich auf den Bleistift, dann auf die Bleistiftspitze und zuletzt auf nichts. Physik hat mir immer Spaß gemacht, auch an der Universität. Frau Dr. Homka gab Chemie. Ich wusste lange Zeit nicht, ob es Moleküle oder Moneküle sind. Aber, dass Natrium und Wasser heftig miteinander reagieren, habe ich mir gemerkt, denn das Wasserbecken explodierte und die Scherben flogen Frau Dr. Homka um die Ohren. Wir waren durch die Trennscheibe in Sicherheit. Frau Wirth brachte uns Musik bei und führte mich ins Orchester ein. Ich kann heute noch viele Lieder, aber auch den Quintenzirkel und Lieder zu den meisten Tonabständen (auf der Basis des Liedes: Die Prim, die Sekund, die Terz...). Eine Schülerin musste uns verlassen. Sie wünschte sich im Sommer das Lied: Es ist für uns eine Zeit angekommen... übers schneebedeckte Feld...). Frau Wirth hat mit uns dieses Lied zum Abschied gesungen. Es war sehr rührend. Mein erster Lateinlehrer war Dr. Jaenecke. Er Frau Dr. Walther 55 sagte in der ersten Stunde, dass jemand, der Viola heiße, nicht Latein lernen könnte. So war es dann auch, bis Herr Dr. Best uns übernahm und in die Klasse gestürzt kam. „Mare“ brüllte er. Wir waren entsetzt. Er wollte Genitiv und Übersetzung hören. Später gingen wir für ihn durchs Feuer und er kroch auf dem Boden herum und suchte Haarspangen. gut.“ Nie könnte ich mit einem Mantel oder einer Jacke auf dem Schoß im Theater oder Konzert sitzen. An die Namen meiner KunstlehrerInnen erinnere ich mich nicht, aber viele Techniken, die wir gelernt haben, wende ich heute noch an. Kunst war wunderbar. Handarbeit war eine Qual für mich und für Fräulein Engelmann und Fräulein Reißner. Erst viel später habe ich zum Teil das gelernt, was ich lernen sollte, Stricken zum Beispiel. Ich stricke heute mit Begeisterung. Damals strickte meine Mutter zwei rechte Socken und ich bekam deshalb nur eine 3. Sport war besonders im Sommer während der Pubertät problematisch, da Fräulein Albrecht auf Duschen bestand, und zwar – natürlich nackt. Ich genierte mich so, dass ich hinfiel und heute noch zwei große Narben am Knie habe. Aber schluchzend und blutend musste ich unter der Dusche zugeben, dass es sehr erfrischend war. Insgesamt habe ich also recht positive Erinnerungen. Wirklich fürs Leben geprägt hat mich aber auch ein Lehrer, den ich nie im Unterricht hatte: Herr Dr. Bloch. Er nahm den Hut vor uns Sextanerinnen ab. Einmal, nach einer morgendlichen Vorführung in der Aula hatte ich meinen Anorak aus dem Ranzen geholt und zog ihn gerade an. Er sprach mich mit sanftem Erstaunen an. Ob ich etwa den Anorak in die Aula mitgenommen hätte. Das würde ja bei den vorführenden Kindern auf der Bühne den Eindruck erwecken, dass ich sofort wegrennen wollte, was doch sehr unhöflich sei. Ich erklärte aufgeregt, dass der Anorak nicht sichtbar im Ranzen gewesen sei. „Dann ist es ja Herr Dr. Bloch Zu guter Letzt erinnere ich mich gerne an die Schulgottesdienste in der Matthäuskirche. Ich fand es toll, dass die ganze Schule (vermutlich nur die evangelischen Kinder) gemeinsam zu dieser Veranstaltung ging. Und ebenfalls eindrucksvoll war die Sonnenfinsternis, zu der wir auf dem Dach durch getönte Glasscheiben die Sonne beobachten durften. Viola Jung, geb. Riedel 56 Die 70er bis 90er Jahre Im Schuljahr 1971/72 besuchten 911 SchülerInnen die Bettinaschule, darunter 246 Jungen, von denen wenige bis in die Jahrgangsstufe 9 vorgedrungen waren. Die 219 Schülerinnen der Oberstufe besuchten in 12/13 Kurse nach einem von der Schule entwickelten System, das als Schulversuch genehmigt und in Trimestern, sogenannten Tertialen, organisiert war. Diese Struktur erforderte einen erheblichen Verwaltungsaufwand, führte sie doch zu drei Abiturprüfungsterminen im Schuljahr und einer Überlagerung des in der Mittelstufe geltenden normalen Halbjahrestaktes mit einem Dreierrhythmus, was einen planvollen Lehrereinsatz ungemein erschwerte. Deshalb regte die Schulleitung 1972 zwei wichtige Konferenzbeschlüsse an: Der forcierte Zugang von Schülern in die Jahrgangsstufe 11 erhöhte in der Folgezeit nicht nur die Schülerzahl der Oberstufe, sondern erlaubte es, ein zunehmend breiter gefächertes Kursangebot zu machen, was wiederum die Attraktivität unserer Oberstufe so steigerte, dass die Flut der Anmeldungen eingedämmt werden musste. Im Schuljahr 1986/87 besuchten 496 Schülerinnen und Schüler die Oberstufe. Während 1971 insgesamt 54 Schülerinnen ihr Abitur bestanden, waren es 1986 144 Schülerinnen und Schüler. Insgesamt erreichte die Schülerzahl nahezu 1200. Nicht hingegen wuchs das Schulhaus. Bereits zehn Jahre nach seiner Einweihung waren in seinem Innern aus Raumnot zahlreiche Veränderungen vorgenommen worden, Räume wurden geteilt, die Garderobe der Aula zu einem Unterrichtsraum (heute 2. Musiksaal), die schöne Lehrküche zum Gymnastikraum umgebaut und im Handarbeitssaal wurde 1975 das damals unumgängliche Sprachlabor installiert. Den einzigen Zuwachs an Unterrichtsfläche erbrachte 1973 die Umstellung der Heizanlage von Koks auf Erdgas. Aus dem Kohlenkeller entstanden neu Lernmittelbücherei und Werkraum, deren bisherige Quartiere zu Kursräumen wurden. Übrigens: Im Herbst 1961 hatte die Schulleiterin, Frau Dr. Fucker, dem Schulamt die Undichtigkeit des Auladaches gemeldet. Die Sanierung erfolgte schon zwei Jahrzehnte später. Ab Sommer 1972 sollten gezielt oberstufengeeignete Abgänger von Gesamt- und Realschulen aufgenommen werden, möglichst Jungen. Eine entsprechende Absprache wurde zunächst mit der Deutschherrenschule in Sachsenhausen getroffen. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Tertialstruktur aufgegeben und die gesamte Oberstufe auf Schulhalbjahre umgestellt, was den Übergang zur von der Kultusministerkonferenz im Juli 1972 beschlossenen „Neugestalteten gymnasialen Oberstufe (NGO)“ erleichterte. Noch in den 70er Jahren wurden der Schule im „Pferdestall“ an der Ecke Ulmenstraße/Kettenhofweg 2-3 Räume am Vormittag für Unterrichtszwecke zur Verfügung gestellt, aber eine merkliche Minderung der Raumnot ergab sich erst später aus dem Rückgang der Schülerzahl an der Elsa-Brändström-Schule und der Schließung von deren Hauptschulteil. Sechs Unterrichtsräume wurden der Bettina-schule für den Oberstufenunterricht überlassen. Dass andere Gymnasien Erweiterungsbauten erhalten hatten und danach deutlich sinkende Schülerzahlen verzeichneten, tröstete wenig. Nicht nur die räumlichen, sondern auch die sächlichen Rahmenbedingungen blieben lange beklagenswert. Private Förderung erfuhr die Schule sporadisch vom „Landheim- und Förderverein“, der zunehmend durch die Unterhaltskosten des Schullandheims in Eppenhain belastet wurde. Schulelternbeirat und Schulleitung beschlossen deshalb die Gründung Herr Dingeldey bei der Bekanntgabe der mündlichen Abiturnoten, Juni 1982 57 Die Schule bemühte sich um gymnasial geeignete Grundschüler solcher Eltern, die wegen ihrer Nationaliät oder Schichtzugehörigkeit eine Anfangsscheu vor dem Gymnasium hatten, und kümmerte sich intensiv um die Förderung dieser Kinder, so dass schon in den 80er Jahren der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne deutschen Pass 30% erreichte. In den 90ern wies die Schulstatistik stets ca. 40 Nationalitäten aus. eines eigenen „Förderverein Landheim der Bettinaschule e.V.“, dessen Satzung im Wesentlichen auf die Initiative des damaligen Vorsitzenden des Elternbeirates, eines Richters am OLG, zurückgeht. Die Gründung fand 1976 statt. Der Landheimverein suchte das Heim besser auszulasten, indem er auch außerschulische Jugendgruppen warb. Schließlich aber wurden die Brandschutzauflagen für das Landheim (eines der ersten aus Skandinavien nach Deutschland importierten hölzernen Fertighäuser) finanziell untragbar, so dass der Verein Haus und Grundbesitz verkaufte, schließlich seine Selbstauflösung beschloss und sein Vermögen dem „Förderverein der Bettinaschule e.V.“ übereignete. Die musische Arbeit beschränkte sich in den 70ern hauptsächlich auf den Kunstunterricht, da ein eklatanter Mangel an Lehrkräften für Musik bestand. So wurde das kreative Potenzial der Schülerschaft besonders in Kunst gefördert, und die Kunsterzieher begannen bald ein Konzept für die Einführung von Kunst auch als Leistungsfach in der Oberstufe zu entwickeln, das schließlich vom Hessischen Kultusministerium genehmigt wurde. So viel zu den materiellen Rahmenbedingungen. 1971 war das Haus in weiten Teilen eine Raucherzone. Langsam bildete sich aus dem Unbehagen am herrschenden Zustand ein Grundkonsens, der 1974 bereits zu einem einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz für ein Rauchverbot im ganzen Haus führte, für Lehrer und Schüler wohl gemerkt! In den 80ern begann die aufopferungsvolle Arbeit neuer MusiklehrerInnen, die zur Bildung verschiedener Chöre und Orchester mit einer wachsenden Aufführungspraxis gedieh. Tatsächlich hatte die Schule Ende der 90er einen musischen Schwerpunkt. Parallel zum Aufstieg des Faches Musik vollzog sich die Etablierung einer Schultheater-AG, die mit ihren Produktionen große Erfolge errang. Schließlich führte die Schule das Fach „Darstellendes Spiel“ als Wahlpflichtfach in der Mittelstufe und als Grundkurs in der Oberstufe ein. Die Bereitschaft Neues zu wagen war im Kollegium groß und wurde von der SV und zunehmend von den Elternbeiräten unterstützt. So nahm die Schule als einziges Gymnasium in Frankfurt an einem Polytechnikversuch teil, der die Zustimmung aller Eltern der Jahrgangsstufe 7 erforderte und fand, zwar nach einem Jahr beendet war, aber den Anstoß bildete für die Einführung des Betriebspraktikums in Klasse 9 wenig später. Anfang der 80er begann die Schule Projektwochen durchzuführen und fand für einige Jahre zu einem jährlichen Wechsel zwischen Kollegium 1985 58 eines Lehrers war die Schulzeitung, die unter dem Titel „Betton“ jetzt schon ein Jahrzehnt besteht. Aus ähnlichen Ansätzen entstanden Pläne zur Umgestaltung des tristen auf Beton und Bitumen reduzierten Schulhofes. Lehrer pflanzten einen Baum, Abiturienten ebenfalls, ein Kunstkurs steuerte etwas bei, eine AG unter einer Lehrerin begann gärtnerisch zu wirken, ein Vater ließ seine Fachhochschulstudenten eine ganze Palette gartenarchitektonischer Schulhofentwürfe gestalten, die manche Anregung boten, und schließlich bildete sich eine Gruppe, die die so beachtenswerte Gedenkstätte für die jüdischen Schülerinnen der 30er Jahre realisierte. 20 Jahre Direktor Dingeldey: Ein Fest in der Aula, Nov. 1991 mit einer Collage des Kunst Leistungskurses Projektwoche und Schulfest. Die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler aktiv in außerunterrichtlichen Situationen an außerschulischen Lernorten zu erleben, und die Kooperation mit Eltern bei Planung und Durchführung waren für viele Lehrerinnen und Lehrer ganz wichtige Erfahrungen. Das wichtigste den Anregungen engagierter Eltern und Schüler entsprungene Projekt war das einer schulinternen Sozialarbeit, das mit Unterstützung des Fördervereins, der Stadt und des Landes unter Regie des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (IB) im letzten Jahrzehnt realisiert wurde. Aus diesem Projekt ist die heutige Ganztagsbetreuung erwachsen. Die letzten Jahre der 90er waren bestimmt von der Erarbeitung des Schulprogramms der Bettinaschule, einem Prozess der mühsamen Selbstvergewisserung des Kollegiums unter Beteiligung und Beobachtung von Eltern und Schülern. Neue SportlehrerInnen gaben dem Unterricht neue Perspektiven, weil nicht nur die Erfahrung und Entwicklung der individuellen physischen Möglichkeiten, sondern auch des Sozialverhaltens in der Gruppe in den Vordergrund traten. Die Einrichtung jährlicher Skifreizeiten für die Jahrgangsstufe 8 verfolgte neben vordergründig sportlichen ganz entschieden gruppendynamische Ziele. Nachdem es gelungen war, in Kooperation mit einem Verein Rudern als eine Disziplin des Sportunterrichts einzuführen, wurden auch Ruderwanderfahrten Bestandteil obigen Konzeptes. Fazit: In diesen letzten drei Jahrzehnten des vorigen Jahrtausends hat die Bettinaschule sich gewandelt dank eines Kollegiums, das die Schülerinnen und Schüler mit ihren Problemen in ihrer sozialen Lage ernst und annahm, offen und kooperationsbereit gegenüber Eltern- und Schülerschaft agierte, die gemeinsame Sache gegenüber Widerständen auch der Behörden solidarisch vertrat und sich dabei auf die Unterstützung von Eltern und Schülerinnen und Schülern verlassen konnte. Neue Arbeitsgemeinschaften entstanden, oft von Lehrerinnen und Lehrern zusätzlich zu ihrer hohen Pflichstundenzahl engagiert geleitet. Auch daraus erwuchsen besondere Aktivitäten. So führte die Umwelt-AG nicht nur Exkursionen durch, sondern jährlich eine 24stündige Luftschadstoffmessreihe, derentwegen die AG im Schulhaus übernachtete. Auch dies eine wichtige Gruppenerfahrung. Volker Dingeldey Bereits in den 70ern beteiligte die Schule Eltern- und Schülervertreter nicht nur an den Konferenzen, sondern auch an der Entwicklung innerschulischer Vorhaben. Ad-hoc-Arbeitsgruppen aus Eltern, Schülerinnen und Lehrern waren gängige Praxis. Die Institutionalisierung solcher Kooperation durch das Hessische Schulgesetz zu Beginn der 90er Jahre (Stichwort: Schulkonferenz) stellte deshalb für die Bettinaschule kein Problem dar. Produkt einer eher informellen Zusammenarbeit aus SchülerEltern-Lehrerschaft unter engagierter Leitung Volker Dingeldey (Zeichnung: Erich Dittmann; FAZ 27.6.1998) 59 Die Gedenkstätte unmöglich alleine bewältigen konnten. Also suchten wir uns Rat und Unterstützung. Zunächst luden wir zu einem Runden Tisch ein, um unsere Idee den Vertretern des Jüdischen Museums, des Fritz Bauer Instituts, dem Kontor für Geschichte und dem Kollegium unserer Schule vorzustellen und zu diskutieren. Wir bekamen ein sehr positives Feedback und wurden ermutigt, die Idee umzusetzen. Die Bettinaschule befasste sich schon seit langem mit dem Thema Nationalsozialismus: Zum 9.November organisierte die SV (Schülervertretung) jährlich einen Gedenktag, zu dem Zeitzeugen eingeladen wurden, die über ihre Erlebnisse während der NS-Zeit erzählten. Die SV und die Schule arbeiteten dabei eng mit der Lagergemeinschaft Auschwitz, dem Freundeskreis der Auschwitzer, mit der Anne Frank Begegnungsstätte, dem Fritz Bauer Institut und dem Jüdischen Museum zusammen. In mehreren Projektwochen wurde anhand von noch vorhandenen Akten die Geschichte der eigenen Schule aufgearbeitet. Uns war aber auch an dem Runden Tisch klar geworden, dass die Umsetzung der Idee viel Zeit, aber auch viel Geld kosten würde. Wie aber sollten wir das viele Geld zusammenbekommen? Also stellten wir auf Elternabenden unser Projekt vor und sammelten Spenden. Das war erst der Anfang und es folgten noch viele weitere Spendenaktionen: der Erlös des Schulfestes; wir baten Banken und Unternehmen um ihre Unterstützung; an zwei Adventssamstagen sammelten wir in der Katharinenkirche; die Frankfurter Sparkasse spendete einen Ginkgo, der heute bereits den Sitzbänken Schatten spendet. Bei dieser langen Vorarbeit war es nicht verwunderlich, dass auf einem der jährlichen Arbeitswochenenden der SV (1999) die Idee entstand, auf dem Schulhof der Bettinaschule eine Gedenkstätte für die ehemaligen jüdischen Mitschülerinnen zu errichten. Unser Ziel war es (und ist es immer noch), unsere ehemaligen Mitschülerinnen, die ab 1933 unsere Schule wegen der nationalsozialistischen antisemitischen Politik verlassen mussten, symbolisch wieder in unsere Schulgemeinde zurückzuholen. Außerdem erhielten wir den Friedenspreis für Frankfurter Schulen und das Amtsgericht sprach dem Projekt Spenden zu. Im Mai 2005 bekamen wir zudem vom S. Fischer Verlag einen 1. Preis im Projektwettbewerb „Schule kann gelingen”, dotiert mit 10.000 € und zu verwenden für die Schulbibliothek. (s. unten S. 62) Wir fingen also an, die alten Schulakten durchzulesen, und fanden so die Namen von insgesamt 183 jüdischen Schülerinnen und konnten auch die Adressen und Berufe ihrer Eltern zusammentragen. Wir stellten bald fest, welche großen Ausmaße dieses Projekt haben würde, und wussten, dass wir diese ganze Arbeit Wir wussten, was wir wollten. Die Gedenkstätte sollte aus zwei Teilen bestehen. Der erste Teil war die Gedenkstätte auf dem Schulhof, der zweite Teil sollte ein Archiv werden, in dem wir alle Daten und Materialien sammeln, die wir zu den Namen der Mädchen finden können. Was wir nicht wussten: Wie sollte die Gedenkstätte aussehen? Wir konnten den damaligen Kunstleistungskurs dafür gewinnen, Modelle anzufertigen. Es entstand eine beeindruckende Vielfalt an Werken, die dann an einem Präsentationsabend der Schulgemeinde und einer Jury vorgestellt wurden. Die Jury entschied sich für die Kombination von mehreren Elementen aus drei Modellen, aus denen dann die heutige Gedenkstätte entstand. Um die Gedenkstätte jetzt endlich bauen zu können, beauftragten wir einen Steinmetz, der uns bei der Auswahl der Steine für unsere Kieselstein-Aktion mit Frau Zacharias 60 tegrieren wollten. Die SchülerInnen, die sich für eine Patenschaft entschieden, sollten versuchen herauszufinden, welcher Mensch sich hinter dem Namensplättchen verbarg, und wenn möglich, sogar mit ihm Kontakt aufzunehmen. Da diese Arbeit eine kontinuierliche ist, konnten wir unmöglich die Form eines „abgeschlossenen Archivs” wählen. Außerdem wurde eine eigene Homepage erstellt, die unser Projekt vorstellt und auf der es ein Gästebuch gibt sowie Links zu anderen Datenbanken. Gedenkmauer beriet. Das Stadtschulamt hatte mit einer Sonderaktion eine Mauer auf dem Schulhof einreißen lassen und so das Gelände auf dem Schulhof für die Gedenkstätte vorbereitet. Die beiden Mauern der Gedenkstätte bestehen aus verschiedenen Steinen: einem Basalt und einem hellen Sandstein. Von einer Sitzgruppe, die aus dem gleichen Basaltstein gestaltet wurde, führt ein Weg aus Kieselsteinen zu der Mauer hin. Dieser Weg soll den Lebensweg ganz unterschiedlicher Mädchen, die zunächst gemeinsam zur Schule gingen, zeigen. Die Als nächstes großes Ereignis planten wir die Einweihungsfeier. Wir luden ehemalige Schülerinnen ein, mit denen wir Kontakt hatten. Sie brachten dann, mit ihren Paten zusammen, die Kupferplättchen an, auf denen ihr Name steht. Der Bettina-Chor sang und es wurden verschiedene Reden gehalten und Grußworte verlesen. Wir waren froh, unsere Arbeit endlich in voller Pracht präsentieren zu können. Die, nach kurzer Zeit entstandene GedenkstättenAG, hatte viel Mühe, aber vor allem Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Und heute? Die Recherchen in den Archiven sind weitgehend abgeschlossen und werden momentan in einer Datenbank gesammelt, die ein Kernstück einer Ausstellung im jüdischen Museum/Judengasse sein wird, die die Gedenkstätten-AG zum 150-jährigen Bestehen der Bettinaschule ausrichtet. Die Gedenkstätte während einer Schulpause kreisförmig angelegte Sitzgruppe symbolisiert die Schulgemeinde, aus der ein Element herausgedreht ist: Die jüdischen Mädchen wurden ausgegrenzt. Die Ausgrenzung ging über in umfassende Diskriminierung und führte zur Vertreibung, ins Exil, zur Deportation und Vernichtung. Der weiße Teil der Mauer stellt die unbeschwerte Kindheit der Mädchen dar, der Riss in der Mauer zeigt den endgültigen Bruch der gemeinsamen Schulzeit und der schwarze Teil der Mauer soll an die Zeit der Verfolgung, Emigration oder Deportation erinnern. Dieser Teil der Mauer trägt das Namensplättchen einer jeden vertriebenen jüdischen Mitschülerin und will ihr individuell einen Platz an ihrer alten Schule zurückgeben. Der Fußboden um die Gedenkstätte herum wurde von allen Schülern und Schülerinnen der Schule mitgestaltet. Wir riefen zu einer „Kieselstein-Aktion” auf, bei der mitgebrachte Kieselsteine in ein vorbereitetes, feuchtes Kiesbett gelegt wurden. Dieses Kiesbett bildet nun den festen Fußbodenbelag. Natascha Leitermann, Hannelore Zacharias Mrs. Elsbeth Wayne, geb. Bodenheimer, Juni 2002 Auch für unser Archiv holten wir uns Rat. Frau Sigurdsson veranstaltete mit uns einen Workshop, auf dem sie uns viele Arten von Archiven nahe brachte. Wir entschieden uns für ein „offenes Archiv”, da wir die Schulgemeinde durch Patenschaften in dieses Projekt in- 61 ~ S.Fischer I •resse-rniHf'ltlun~ »Schule kann gelingen« ·drei Schulen siegen im Projektwettbewerb Oie Prt~isrriger d~!i Wettbewerbs ·•Schul-e <aO!, gel•"lger... sten~n feit -dre ~~ h ule11 aus Fraf\klts-rt CJf•1 Mam. frie.ar,chsJ'faFe-n und Ganae"'Xesee gew;~ nnen oen Wenbewerb, den der S. F!.SC:tJerVerl~g zum c-rsrht'lntn des Beruellers von EnJ.s R1egd au•:.geschnebe'l h;1tte. En,.t Rie:gl!l , die Sachbuc.hautor!r und t'l11!mal~ ~renn der Hel~l" e·l.a 1gt·)rt'!ult' fn W•~"ba<!e" .;eil' in de,. ber-ühmren ~tP!sa-Stt~dieo~ o1ls mit Aosw.nd bem deutsche;o Sc;h ul~ zcs;hruttl hatte m•t•hrt"f1 j ury~o iJ egen d•e besten Schulprol~kl~ au~g~w~hlt, dtt! ;ttJße1 l~alb des ""'l"'ldlt•' Unt~rntr"~ts Schuler und E!tern tre..,ti" einoe~i~tu.on und n.:ue Wege beschrem:n. Wer"''" Oer , , 'Ore1s (~tne SchOiarb1bhothek •m ro.ooc E.1r=.t gehl an d,e Bemna~llule m Frlln~fvn vn Maln ft.lr Ihr PrOJf''r\ nE.rmnern iard·'e Zuk,m~" _Z.iel de!; PtOJflru WJt die Erncht'Jilg e1ner Geden~· nian-to ..,nd ~tnes Gedenkarch•vs 1\ir 183 JUdisclie SchUltrln n~r;. die: ;hre k"'ule- (d amill~ noc~ "Vt~Tor1,;, · schul ~··l~lb 193--3 vcrlassl!n mus.\tC:'I. O~t l'ro~·~~1 YIUrd~ von der er~h!n P anung ubtt <tamtlic:lu• otltakr.wtchen HUtdef'!, G.~t<liwngsvol'!ichl.ig~, ..,rfentl1cfle AtJ!s.:hte1bung b.s '"''"'zu den Bau;uberten von.df'n Srh(; l~ rn cl-er ß,;l1tnM-.htllt! · u n~.. r [il1b"'liPnung v1Pit' f;,1C1Ie••rt ;t•IS nh l'!~nlnstltutltirwn ..,.,r -UIIIQ_~L!l. Mit dem~. Pre;s teine SchUierb•bi:othe!.. Im W'err von s.ooo Cu1o) wurde dre t(i;,ss-e 7-a der Bode•lset· SchuleSt M;'l-un ln F'nedrichsh11fen ;au;ge_:e.whnet.. M·t Ihrem The-Jterp'OJelu. .,o,e Vo,rudtkrokod•le, Mch de&~ Bucl"'. von M!l.X "O" de· GrU'1 'f'u;gen die s.,hU!em'lf't:n und Sc'nüler aufTaurne-e. Den_;, ilre•s \eme Schulerb•bllothetc 1m We11 VOI'I ;.oDa Eu,a1erhilh~n ProJelltt- d~r o:.chulto am H.1b brO,ggt•r W~g '" (ianclt!ri~L'lt't:, e•ner fOrdersdJ\.lle, dlf !(inder mit 3tarken BCttlninlCF'llJgun-gen der lernens :crd~:t. f'rttm1e-n >Nurdt rhe Schule wegen dt-'5 ,.,N'lJt'kt"i ,.pupll~ GmbH .. , e~ne Sch\lle-rfirma•1Ht Produktion, Mi1r\<:~t• ng-, Vtrt!teb, Quell 11-.Jituog, die!' s~lb'St p~UVlttrte Produkte ..,efbvft und den Enng. dem Artlt>t!:'ikreJS ,,St~!U+wli'd~r 1ür Wes~afrilc;uc .:ul(onun~n länl. Und .:.ud• d;;s: PtQjekt •·8.:wer<1hof..Klas~enztmmrru,ln des-sen Rahmen S~-hö.l!r otctH nor an 1-and\ll•rts!:h.lftlict'!en Arbenen ;eilnehmen, scndern mithelfen. e111en Sllnierung·;bedtJm1gtn He, ·~1cd~r au(z•Jbaucn war Grund fli • ~lt Aus.i'~tcllnung ln der Jury saßt.'.!' •1e'Jel' EI'IJa R•egei.<J~Jch der ~rovhmod .. rato~ jarg hliiWiJ.]Olch,m MctwvJm t.,acnr ctnenmagatJI'I Q[R Sf'I[G[l. Prä ~ l~br·h 'lr .. rn .,,.,,.., Ma ('r lnc"·ln\'t !.JI tUr B lduogslo,!chu r~g, dl.!t juum.4lis-l und l'rt:tthllt!111 R.:•nhJn:l Kahl SOW!t rn•t Armm Bebe ums Amul WG!<_!l'-'' auch r~·" '.'h~m<lli.gt Sc-P•"tl(':r oer Ht>lere·li.lf'lge-5d,.ule n• F~rrkfuna" Mam 1;. "'JtlOOS S. r,,d·~· r1 ..". • a!T... Ith...lll~••lool t,.e>,t '~'llr" ffttl~Ju.n '"'tüdeT<'ntr-~ !..:. .. Ö·•10!,1Jf.i r~.1...,k1ur: • !I -;J9 ~c:, tovt4 ~~;N~.f.;.cr.~ ' I~J!"" je· prtt!e::t>th('h.'!l'<j~!.tt-•.tll" c.g 62 )0: • J• •)(,j'' """ 1!.; Die neue Schulbibliothek thodentraining u.v.a. – d.h.: der Bestand näherte sich einer gewissen Aktualität. Zusammen mit einer Deutschkollegin, Frau Wittekindt, entstanden recht umfangreiche Lektürekisten für die Klassen 5 - 10, mit denen sehr gerne im Deutschunterricht gearbeitet wird. Wir versuchten unser Bestes. „Eine Schulbibliothek soll keine Tankstelle, sondern eine Lernwerkstatt sein“, sagte der Leiter des Workshops „Arbeitstechniken – In der Schulbibliothek lernen“ beim 17. Hessischen Schulbibliothekstag, an dem meine Kollegin Voigt-Münch und ich in verschiedenen Veranstaltungen teilnahmen. Ja, das soll unsere neue Schulbibliothek auch sein, dachte ich, aber doch noch viel mehr, nämlich eine in vielerlei Hinsicht „aktive“ Bibliothek, die durch wechselnde Ausstellungen, durch Lesungen, mit aktuellen Fach-/Literatur- und Medienangeboten für SchülerInnen und KollegInnen, mit Bibliotheksrallyes zur Einführung, durch Leseförderaktionen und als Ort des Zeitunglesens und Schmökerns in den ganztägigen Schulbetrieb integriert ist. Für diese zentrale Rolle, die die neue Schulbibliothek in der Bettinaschule spielen soll, ist ihre Lage im Erdgeschoss eine gute Ausgangsbasis, hat sie doch ihren Ort im ehemaligen Lehrerzimmer gleich neben dem Sekretariat. Es war aber eine Lehrerbücherei. Schüler und Schülerinnen fragten nur selten einmal nach einem Fachbuch für eine Hausarbeit, ein Referat. Parallel dazu gab es, in einem anderen Raum im Keller, nicht sehr auffällig und vielleicht auch daher nicht so oft benutzt, die so genannte Unterhaltungsbücherei: Sie enthielt Erzählungen, Romane, (wenige) Sachbücher für Kinder und Jugendliche. Die ehemalige Leiterin, Frau Trabant, investierte viel Mühe und Zeit. Die Sammlung versprach und verspricht spannende und interessante Lektüre. Immer wieder lud sie Klassen, meist die 5. und 6. Jahrgangsstufe, zu Führungen ein, um zum Lesen zu motivieren. Einige Schüler und Schülerinnen nahmen das Angebot einer Ausleihe in der Folge auch gerne an. Zu Beginn des Schuljahres 2004/2005 gab es grünes Licht für den Umbau. Die konkrete Planung, die Umsetzung der Idee durch einen Bibliotheksausschuss im Gespräch mit der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle (sba) der Stadtbücherei Frankfurt und Frau UllrichBorrmann nahm Gestalt an. Doch bevor ich die Entstehungsgeschichte der neuen Schulbibliothek nachzeichne, von unseren Überlegungen, Diskussionen, Erfahrungen und Aktivitäten der vergangenen Monate berichte, wollen wir mit meiner Kollegin Voigt-Münch zurückblicken, wie alles begann. In der damals noch namenlosen Schülerzeitung – später: „Betton“ – schrieb ich in der Nr. 1 vom Oktober 1995 über die Lehrerbücherei: „Aufgrund von Platzmangel herrscht in der Lehrerbücherei das mittlere Chaos. Ich weiß zwar meist, wo etwas zu finden ist, aber da ich keine ausgebildete Bibliothekarin bin und mein systematisierender Ordnungssinn sich in Grenzen hält, steht nicht immer alles da, wo es sinnvollerweise stehen sollte – ganz abgesehen von der Schlampigkeit der KollegInnen, die meinen, man würde für sie Ordnung schaffen, und die benutzte Bücher an einen x-beliebigen Ort stellen oder Bücher über Monate zu Hause hinstellen, ohne mich über die Ausleihe zu informieren. Viele Regale stauben vor sich hin, Stauballergiker darf man da nicht sein. Auch gleicht die Lehrerbücherei des öfteren eher einer Rumpelkammer: altes Mobiliar, großräumige Werke aus dem Kunstunterricht und sperriges Strandgut aus anderen Fächern – alles nimmt dieser Raum auf. Hinzu kommen die Schränke von LehrerInnen, für die im Lehrerzimmer kein Platz mehr war. Stapel von persönlichen Unterrichtsmaterialien und die Reste von Fachkonferenzen und Examensfeiern, ausgediente Schreibmaschinen der Sekretärinnen – was ja auch ganz sinnvoll ist, da man auf diesen noch schnell eine Klassenarbeit „Als ich 1980 als junge Lehrerin meine Stelle an der Bettinaschule antrat, war Herr Dr. Pittenauer, der die Lehrerbücherei betreute, gerade dabei, in Pension zu gehen, gesucht war ein Nachfolger. Ich wurde nicht lange gefragt, mein Protest war nicht sehr heftig, als Deutschlehrerin liebt man ja Bücher, ich trat die Nachfolge an. Die Bücherei war gut gefüllt, viele Bücher waren aufgrund der schönen Ledereinbände auch gut anzusehen, das meiste stand aber schon seit Jahrzehnten da. Über die Jahre hin kaufte ich auf Wunsch der Fachkonferenzen Neues ein: Fachdidaktisches, pädagogische Literatur, Lehrbücher, Materialien zum neuen Fach Darstellendes Spiel; zu: Suchtprävention, LeseRechtschreibschwäche (LRS), Klippert-Me- 63 tippen kann – wenn nicht gerade wieder mal eine Klasse dasitzt, die keinen Raum gefunden hat, SchülerInnen nachschreiben, Gespräche mit Eltern stattfinden bzw. KollegInnen Unterricht vorbereiten oder korrigieren oder ein Gespräch führen wollen. Daß die sperrigen Videorecorder den letzten freien Platz blockieren, stört mittlerweile kaum noch jemanden. Kurz: Die Lehrerbücherei ist ein multifunktionaler, interessanter, liebevoll „verwahrloster“, zuweilen lauschiger Ort.“ für selbstständiges Lernen, zur Leseförderung, für besondere Unterrichtsprojekte.“ Die verschlungenen Wege und Prozesse der Entscheidungsfindung in Bildungspolitik und Bürokratie verschafften uns noch eine Ruhepause, alles wurde noch einmal auf Eis gelegt, bis es im Schuljahr 2004/05 „rasant“ wurde.“ Die Beantragung von Bundesmitteln zur Förderung von ganztägig arbeitenden Schulen war erfolgreich. 90.000 Euro wurden für Umbau und Ausgestaltung des alten Lehrerzimmers zur neuen Schulbibliothek bewilligt. Mit Voranschreiten der Umbauarbeiten standen jetzt schnell zu treffende grundlegende Entscheidungen an, mussten viele Fragen geklärt werden, z.B.: Sollen wir eine Aufnahme in den Schulbibliotheksverbund von Frankfurt und Umgebung anstreben? Welche Vorteile sind damit verbunden? (Internet-Recherchemöglichkeit in der Online-Datenbank webOPAC, professionelle Beratung durch die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle (sba) der Stadtbücherei, finanzielle Unterstützung, Beschaffung ausleihfertig bearbeiteter Medien) oder: Wie viele PC-Arbeitsplätze, wie viele Tische und Stühle brauchen wir in der Schulbibliothek? Wie viele Medien sind auf wie vielen Regalen in welcher Anordnung unterzubringen? und: Wie sollen der Eingangsbereich und die Schmökerecke eingerichtet werden? Dafür konnten wir zwei Vorschläge von Bibliotheksausstattern einholen, die uns Frau v. Jordan-Bonin von der sba in einem professionellen Beratungsgespräch empfohlen hatte. Einer der Anbieter machte uns auf die Möglichkeit aufmerksam, durch Anschaffung von Regalen auf Rollen deren Anordnung z.B. bei Lesungen flexibel gestalten zu können. Der andere versuchte uns eine imposante Theke für den Eingangsbereich mit dem Hinweis schmackhaft zu machen, die dahinter sitzende Mitarbeiterin müsse durch einen metallischen Sichtschutz bis zur Taille vor den Blicken der Bibliotheksnutzer geschützt sein. Das leuchtete uns Lehrern nicht so recht ein. Mit Blick auf den vorgegebenen finanziellen Rahmen für die Bibliothekseinrichtung wollten wir zunächst ganz auf eine teure Theke verzichten, wählten aber schließlich doch eine schöne, schmalere Theken-Variante aus, hinter deren „Sichtschutz“ ein Rollschrank und ein Rechner Platz haben. Der Tenor ist klar – mit einer Schulbücherei hatte das nur wenig zu tun. Es dauerte aber noch Jahre, bis sich etwas ändern sollte und konnte, es war ja auch ein finanzielles Problem, und Gelder wurden angekündigt und standen dann tatsächlich zur Verfügung, als die Bettinaschule zur „Ganztagsschule“ wurde. Im April 2001 stimmte die Gesamtkonferenz den Plänen für eine neue Schulbücherei (Raum, Ausstattung, Anschaffungen) zu. Im November 2001 schrieb ich an die Fachsprecherinnen und Fachsprecher: „ Die sog. Steuergruppe „Schulbibliothek“ hat am 16.11.01 zum ersten Mal getagt. Als erster Schritt in Richtung Neugestaltung wurde festgelegt, dass der Bücherbestand „fachspezifisch“ überprüft und aussortiert wird: 1. Gänzlich veraltete Bücher werden verschenkt, auf einem Büchertisch (Schulfest?) zum Kauf angeboten oder entsorgt. 2. Veraltete, aber aufhebenswerte Bücher werden gesondert gesammelt, in Kisten verpackt und erst einmal im Keller aufbewahrt, bis sich ein angemessener Stellplatz findet. 3. Nur die Bücher verbleiben in der Lehrerbücherei, die später in der Schulbibliothek aufgestellt werden sollen. 4. Diese Aktion muss bis zu den Osterferien abgeschlossen sein. [...] Voraussichtlich vor den Sommerferien muss die Lehrerbücherei ganz ausgeräumt werden, damit bauliche Maßnahmen durchgeführt werden können.“ Dass es die Weihnachtsferien 2004/05 sein sollten, dachten wir nun doch nicht. Ohne Unterstützung durch die Eltern und den Förderverein würden wir es aber nicht schaffen können. So schrieb ich für einen Spendenaufruf des Fördervereins: „Die Pläne für unsere Schulbibliothek sind in unseren Köpfen – wir müssen sie nur noch umsetzen, sodass sie im Zeitraum der nächsten zwei Jahre Realität werden: ein Informations- und Kommunikationszentrum im „Lebensraum Schule“, ausgestattet mit Nachschlagewerken, Wörterbüchern, mit aktuellen Fachbüchern und Belletristik für alle Jahrgangsstufen, Zeitschriften, Hörkassetten, PCs mit Internetanschluss zum Recherchieren für eine Facharbeit – ein Raum Inzwischen waren von den Kollegen der verschiedenen Fachbereiche Bestellwünsche von Medien nach den Listen des schulbibliothekarischen Grundbestandes einzuholen, zu sammeln und an die Mitarbeiter der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle weiterzu- 64 Schulbibliothek annehmen konnten. Diese Beteiligung der SchülerInnen war den Lesezeichen-Verkaufsgesprächen anzumerken, von denen SchülerInnen einer 7. Klasse im Deutschunterricht berichteten. leiten, deren Unterstützung uns als Anwärterschule auf die Mitgliedschaft im Schulbibliotheksverbund 2006 oder 2007 jederzeit sicher war. Für kontroverse Diskussionen sorgte vor allem die Frage des Ausleihmodus. Von schulbibliothekserfahrener Seite war uns eine Ausleihe mit Buchkarte empfohlen worden. Das hatte auch eine Exkursion des dreiköpfigen Bibliotheksausschusses in die Schulbibliothek der Liebigschule und ein Gespräch mit der dort angestellten Bibliothekarin erbracht. Dagegen sprach die zeitgemäßere Vorstellung einer digital vernetzten Ausleihe aus der Lernmittelbücherei und der Schulbibliothek über einen mit Barcode versehenen Schülerausweis. Diesen Modus favorisierte insbesondere Frau Ullrich-Borrmann, die von positiven Erfahrungen in ihr bekannten Schulbibliotheken mit diesem Verfahren berichten konnte. Nun galt es noch die Kompatibilität der unterschiedlichen Bibliothekssoftware zu prüfen sowie die bereits vorhandenen Medien zu erfassen und mit schulverbundfähigen Signaturen zu versehen. „Um die SchülerInnen von heute anzusprechen müssen die Bücher in einer Schulbibliothek so neu aussehen wie die in einer Buchhandlung“, betonten die Fachfrauen in Sachen Schulbibliothek, Frau v. Jordan-Bonin und Frau Hofmann, noch einmal in einem letzten Gespräch und schlugen eine erneute strenge Sichtung der vorhandenen Bücher vor. Befragt, welche Farbe die Sofas der Schmökerecke in der neuen Schulbibliothek haben sollten, sagten die SchülerInnen einer Ethikgruppe der 5. Klassen „rot“ oder „orange“. Bei seinen Streifzügen durch zwei Möbelparks wurde der Bibliotheksausschuss fündig und entschied sich nach gehöriger Sitzprobe für rote, mit der Farbe des Bodenbelags harmonierende Sofas, die auch AutorInnen bei den hoffentlich zahlreichen Lesungen in der neuen Schulbibliothek als leuchtende Basis dienen sollen. Durch den Verkauf von Lesezeichen waren alle Schülerinnen und Schüler in einem Gemeinschaftsprozess an der Entstehung der Bibliothek beteiligt, die sie auf diese Weise als „ihre“ Bibliotheksausschuss: Heidi Voigt-Münch, Dr. Jenny Gehrs, Karlheinz Heitmüller-Faltinat 65 Das europäische COMENIUS-Schulprojekt In einem ersten Koordinationstreffen im September 2001 hatten sich die Lehrer dieser COMENIUS-Gruppe auf Vorschlag der Schule in Trento auf das Hauptthema Umweltstudien festgelegt, mit den Unterthemen: Fließgewässer, Luftschadstoffe, erneuerbare Energiequellen und Elektrosmog. A Study of the Environment 2001-2004 “Say it in English, please.” Die Darstellung von Arbeitsergebnissen zu den verschiedenen Projekten ist das Herzstück eines dichten, dreitägigen Programms bei den halbjährlichen COMENIUS-Treffen. Englisch ist hier und auch in der schriftlichen Dokumentation die gemeinsame Sprache der Teilnehmer für ihre Vorträge, Plakatwände, Powerpoint-Präsentationen, Filme u.a.. Nun, beim Treffen Ende März 2003 in Frankfurt zeigt und erklärt man sich etwa fünf Stunden lang, was im letzten Jahr erforscht wurde: „Welche Qualität hat das Wasser eines Gletschers in den italienischen Alpen?“ (Trento) „Auf welche Weise schädigen medizinische Abfälle die Umwelt?“ (Madrid) „Inwiefern sind Flechten an Bäumen Indikatoren für die Luftgüte?“ (Frankfurt). Und: Wie sage ich dies alles wissenschaftlich präzise und verständlich in Englisch?! Präsentation der Arbeitsergebnisse der italienischen Delegation März 2003 in Frankfurt Wie fing dieses Unternehmen an? Seit Januar 2000 besteht COMENIUS, eine Initiative der EU. In der BRD bekommen rund 1000 Schulen Fördergelder für ihre Aufwendungen und Materialien am Schulort sowie für die Reisen zu gemeinsamen Treffen. Die Bettinaschule hat in diesem Schulprojekt als Partner das Liceo Scientifico Leonardo da Vinci in Trento, Italien, die I.E.S. Ciudad de Jaen in Madrid und die Martin-Niemöller-Schule in Wiesbaden. Ziel ist es, Kontakte zwischen Schülern und Schulen aus mindestens drei verschiedenen Nationen in einer Gruppe zu fördern, indem Schülergruppen und ihre Lehrer – bei uns sind dies Frau Böker und Herr Michelsky – sich zweimal im Jahr besuchen und Zwischenergebnisse zu ihren Studien präsentieren. Idealerweise soll an jeder Schule fächerübergreifend kooperiert werden: Bei uns waren die Umwelt-AG, zwei Chemiekurse 11 und13, ein Biologiekurs 11, ein GM-Kurs 11 und ein Kunstkurs beteiligt. Während des Jahres soll auch der Kontakt mit den Partnerschulen per E-mail, Fax etc. bestehen, auch für die spätere Dokumentation. COMENIUS-Gruppe auf der Commerzbank An den anderen Tagen des Treffens werden jeweils mit den Gastgebern sowohl gemeinsame thematische Exkursionen unternommen als auch kulturelle und sportliche Beiprogramme organisiert. So erlebten die mehr als 30 Gäste aus Madrid und Trento und die Gruppe aus Wiesbaden z.B. die Genüsse von Rippchen mit Kraut, Handkäs mit Musik und Ebbelwoi und einen Besuch im Museumsdorf Hessenpark; aber auch die Sternwarte auf dem Kleinen Feldberg, sowie einen vom technischen Direktor des Commerzbank-Hochhauses geführten Rundgang durch dieses – noch – höchste Bürogebäude Europas und seine ungewöhnliche Energiespartechnik. Nebenbei erleben die Jugendlichen die Gastfreundschaft in den Familien und können mit Schülern, die sie vielleicht von früheren 66 Umwelt-Projekte Treffen kennen, einen Stadtbummel machen, allerdings nur so lange, wie die „Große Konferenz” der Lehrer über den weiteren Fortgang des Projekts dauert. Mit einem „Dienstalter“ von ca. 21 Jahren ist die Umwelt-AG die älteste, bis heute kontinuierlich fortbestehende freiwillige Arbeitsgemeinschaft unserer Schule. Ihr wichtigster inhaltlicher Schwerpunkt ist die chemische Umweltanalytik. Italienische SchülerInnen kommentierten in einem späteren Brief die Erlebnisse in Frankfurt u.a. als „Una grande occasione per aprire la mente nei confronti di un'altra realtà e per consentire conoscenze scientifiche e umane” (vgl. Betton 14, 2004, S.18). Die Umwelt-AG war und ist als Ergänzung zum Regelunterricht gedacht. Sie soll unseren SchülerInnen einen etwas anderen als den allgemein üblichen Blick auf die Anwendungsmöglichkeiten der Chemie zeigen. Einmal keine gewerbliche, industrielle Nutzung mit allen Licht- und Schattenseiten, sondern: Anwendung chemischer Kenntnisse, um mit den einfachen Mitteln eines Schullabors die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen zu kontrollieren und damit vielleicht auch eine Veranlassung zum Schutz unseres Lebensraums zu geben. Organisationen, die dies professionell tun, gibt es seit Jahrzehnten: das Öko-Institut, die Fachlabors der Umweltministerien von Bund und Ländern, Labors bei unabhängigen Umweltorganisationen und viele andere mehr. Gisela Wittekindt und das COMENIUS-Team Physik-Leistungskurs 12 2003/2004 Messen, Vergleichen und Beurteilen von Schadstoffbelastungen wären aber kaum sinnvoll, wenn man dabei nicht auch versuchen würde, gesellschaftliche und kulturelle Einflussfaktoren zu verstehen. In den meisten Projekten hat dies die Umwelt-AG angestrebt, zuletzt im Rahmen des COMENIUS-Projekts „A Study of the Environment“ in den Jahren 2001 bis 2004 sowie bei der vergleichenden Untersuchung von Fließgewässern auf der Studienreise 2004 in Katalonien. Seit langem gab es in der Bettinaschule einen Physik-Leistungskurs: 15 Schülerinnen und Schüler hatten sich erfolgreich zum Abitur 2005 gemeldet. Bemerkenswert ist der Umstand, dass in diesem Kurs 60% der Teilnehmer weiblich waren. Außerdem gab es in ganz Frankfurt nur 20 TeilnehmerInnen in einem Physik-Leistungskurs, von denen 9 in der Bettinaschule arbeiten. Wir hoffen auf eine Neuauflage. Im Bild sieht man außer den in 12/1 gestarteten 17 Schülerinnen und Schülern den damaligen Studienreferendar Sven Heineken (links) und Kursleiter Michael Duyster bei dargestellter Elektrostatik. Schon die Gründung der Umwelt-AG im Jahr 1984 durch den Kollegen Peter Rosenkranz 24-Stunden-Messungen auf der Bockenheimer Landstraße 67 nahm ein konkretes Umweltproblem zum Anlass: die damals extrem hohe Schwefeldioxid-Belastung der Luft im Frankfurter Westend. Das erste Projekt war die Konstruktion und der Betrieb eines Apparats zur Bestimmung von Schwefeldioxid in der Umgebungsluft. Von 1986 bis 1991 wurde die AG von Peter Rosenkranz und Ralf Michelsky gemeinsam veranstaltet, seit 1991 von Ralf Michelsky alleine übernommen. In all den Jahren bis 2003 tagte die Umwelt-AG wöchentlich zweistündig, seit 2004 aus organisatorischen Gründen nur noch 14tägig. Trinkwasseranalysen Es folgen einige der wichtigsten Projekte in Stichworten: 1995 Erfolgreiche Teilnahme am ersten WWFSchulprojekt zur Ozonmessung mit Bioindikatoren (Tabakpflanzen). Dazu begleitend Beginn der Arbeiten an einer kontinuierlich arbeitenden, PC-gestützten Ozon-Messanlage. Verwirklichung und erste, sehr erfolgreiche Erprobung 1996 (wiederum in enger Zusammenarbeit mit dem HLUG-Labor). 1984/85 Konstruktion und Betrieb einer Schwefeldioxid-Luftschadstoff-Messanlage kontinuierliche, dokumentierte Messungen/ Auswertung in den Heizperioden von 1985 bis 1992; begleitend dazu: viele Aktionen zu Information und Einbezug der Schulöffentlichkeit. Ab 1987 Entwicklung und Durchführung des bis heute betriebenen gewässeranalytischen Langzeit-Messprojektes „Wasserqualität des Urselbachs“. Damit verknüpft das Thema „Bodenanalysen, Lebensmitteluntersuchungen“; begleitend: Kontakte mit Fachgremien, Tageszeitungen und der Wasserbehörde von Oberursel. 1997 Planungen zur rationellen Energienutzung in der Bettinaschule. Kurz danach Teilnahme am Projekt „Nutzerbedingtes Energieund Wassersparen an Frankfurter Schulen“ als eine von 13 Pilotschulen mit einem bis heute von Presse und Öffentlichkeit viel beachteten Erfolg. 2001 bis 2004 Einbindung der AG-Arbeit in das COMENIUS-Projekt „A Study of the Environment“, das zusammen mit Partnerschulen in Trento, Madrid und Wiesbaden durchgeführt wurde. Seit 1990 flossen die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesem Messprojekt in das Kursangebot für den Chemieunterricht der gymnasialen Oberstufe ein: In der Jahrgangstufe 13 gibt es einen Chemie-Kurs „Chemische Analysen“. Im Zuge der bevorstehenden Veränderungen in der gymnasialen Oberstufe während der nächsten Jahre wird es sich zeigen, ob freiwillige Angebote wie die Umwelt-AG weiter bestehen können – beziehungsweise, ob sie bei der steigenden Belastung im Regelunterricht überhaupt von Schülerinnen und Schülern wahrgenommen und besucht werden. 1994 Fertigstellung des 1. Prototyps eines Stickoxid-Messgeräts. Erster öffentlicher Einsatz mit großem Presseecho anlässlich einer BUND-Aktion in der Frankfurter Innenstadt und in Frankfurt-Oberrad. Beginn der Zusammenarbeit mit dem Kalibrierlabor der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU, heute: HLUG) in Wiesbaden. Bau einer modifizierten, verbesserten Stickoxid-Maschine mit technischer Hilfe der HLfU. Einerseits ist der Wert einer Arbeitsgemeinschaft sicherlich nicht unmittelbar in den Kategorien von Fachlehrplänen messbar, andererseits macht der Blick auf die oben stehende Liste von Referenzen deutlich, dass beim Wegfall solcher und ähnlicher Angebote durchaus ein Verlust zu beklagen wäre. 1996 und 2001 erfolgreicher, dokumentierter Einsatz des Geräts in 24-Stunden-Stickoxidmessungen. Ralf Michelsky 68 Kursfahrt der Leistungskurse nach Barcelona 2004 das fest, was wir erwartet hatten, nachdem wir den Fluss das erste Mal gesehen und vor den Fliegenschwärmen in seiner Umgebung geflohen waren: Die diesjährige Kursfahrt der Chemie- und Biologie-Leistungskurse 13 nach Barcelona in der Zeit vom 7. bis 15. Oktober 2004 hatte neben einem allgemeinen, d.h. kulturtouristisch üblichen Besuchs- und Besichtigungsprogramm auch einen naturwissenschaftlich-ökologischen Schwerpunkt: Wir versuchten, ein paar besondere Merkmale von Fließgewässern im Umland und im Naturraum rund um die katalonische Metropole zu erfassen und zu beschreiben. Es folgt hier ein Auszug aus dem Reisebericht. Der Fluss, der mit seinem vielen Müll an den Ufern sowieso keinen einladenden Eindruck gemacht hatte, war extrem schmutzig und hoch belastet mit den üblichen Schad- und Inhaltsstoffen ungeklärter Abwässer. Nachdem wir diesen total dreckigen, aber immerhin echten Fluss gesehen und untersucht hatten, sahen wir einige Tage später einen Bach, der vom ersten Anschein mit unseren (deutschen) Verhältnissen mithalten konnte. Doch was wir in den Bergen im Norden von Barcelona fanden, sah idyllisch aus wie ein Taunusbach, war aber leider nicht ganz echt. Um auf den ersten Satz dieses Textes zurückzukommen: Er hatte keine Quelle und manchmal auch keine Mündung. Manchmal… wie kann denn ein Fluss mal eine Mündung haben und mal nicht? Ganz einfach: Der „Riera de Vallvidrera“ gehört zu einer Klasse von Fließgewässern („Rieras“), die nur aus Regenwasser, Haushaltsabwässern (geklärt und ungeklärt – wie eklig!) und eventuell dem Wasser anderer Riera-Zuflüsse bestehen. Einige von ihnen münden in echte Flüsse. Andere versiegen im Sommer einfach und hinterlassen nur den Müll, den sie mitgerissen haben. Doch eines konnte der von uns besuchte Riera: Wie wohl alle Fließgewässer besaß er die Fähigkeit zur biologischen Selbstreinigung. Organische Schadstoffe, die in ihn eingeleitet wurden, verschwanden, bzw. wurden im Laufe weniger Kilometer im Selbstreinigungsprozess abgebaut – faszinierend! Ralf Michelsky Manch einer wird sich nun fragen: Was soll man da groß vorbereiten? Ist ein Fluss nicht überall ein Fluss, also ein fließendes Gewässer mit Quelle und Mündung? Absolut nicht! Ein Fluss in Katalonien hat mit Flüssen, wie wir sie kennen, weniger zu tun, als wir gedacht hatten. Als wir mit einigen guten Ideen in der Tasche (was davon tatsächlich realisiert wurde und was nicht, soll erst mal unser Geheimnis bleiben) einen der zwei großen Flüsse im Großraum Barcelona, den Riu Besós besuchten, mussten wir als erstes erschreckt feststellen, dass rund um den Fluss Verbots- und Warnschilder angebracht waren, die den Eindruck vermittelten, man würde militärisches Sperrgebiet betreten. Wir überwanden den ersten Schock und die Schilder, die – warum auch immer – sogar Touristenführungen im Flussgebiet verboten, und stiegen die etwa zehn Meter hohen Begrenzungsmauern des Flussbettes an einer Rampe hinab. Die Flüsse dieser Region lassen sich also auf den ersten Blick in zwei Kategorien einteilen: Große, die das ganze Jahr hindurch fließen, meist dreckig sind, aber so aussehen wie unsere Flüsse. Und kleine, die zwar oft sauberer sind als die großen, dafür nur einige Wochen bis Monate fließen und dazu noch an einigen Stellen aussehen, als befänden sie sich in Afrika, ein paar Kilometer weiter hingegen den Eindruck vermitteln, man sei im Taunus und bewundere einen kleinen Naturbach. Diese Mauern, innerhalb deren wahrscheinlich ein Fluss in der Größe des Nils hätte fließen können, erschreckten uns und uns wurde gleichermaßen klar, dass die Menschen in Katalonien scheinbar Angst vor ihren Flüssen haben, die in den Regenmonaten zu unglaublichen Strömen anwachsen und in hohem Maße Verwüstungen anrichten. Als wir dann Wasserproben aus dem Fluss, der höchstens ein Drittel der Breite und ein Fünftel der möglichen Höhe des Bettes füllte, nahmen und sie noch in Barcelona auf chemische Schadstoffe untersuchten, stellten wir genau Michael Rapphahn und Sascha Tix 69 Musik liegt in der Luft Geschäftiges Treiben zu Beginn einer Doppelstunde Musik mit der 6c. Heute ist Klassenorchesterspiel. Notenständer werden aufgestellt, die Stühle zurechtgerückt, denn die Sitzordnung entspricht der eines Sinfonieorchesters. Die Instrumente werden ausgepackt und viele spielen sich schon mal ein. „Hilfe“, denkt Frau Färber, „wo bleibt hier die Ruhe?“ Sie kehrt durch das Stimmen der Instrumente ein. Aufeinander Hören verbunden mit der Aufgabe, festzustellen, ob der Ton korrigiert werden muss, ist eine Herausforderung; denn schließlich geht es darum, die verschiedenen Klangfarben der vielen Blas- und Streichinstrumente wie Oboe, Querflöte und Posaune oder Kontrabass und Bratsche zu unterscheiden und zu entscheiden, wie der „richtige“ Ton klingen muss. Gemeinsam geht's dann weiter mit Übungen, die aus dem neuen Stück abgeleitet sind. Neue Töne und Rhythmen werden eingeübt und mit schon bekannten verknüpft, die so gleichzeitig wiederholt werden. Immer wieder spielen alle gemeinsam, im Wechsel der Instrumentengruppen, kleinere wie größere Flöten, Klarinetten, Saxophone, Geigen, Celli..., oder mal alle tiefen Instrumente, dann alle hohen, so dass sie sich gegenseitig zuhören, aber auch mit der ganzen Gruppe gemeinsam musizieren. Musikgruppe teilnehmen. Das ist knapp ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler der Bettinaschule. Die Begeisterung der Schulgemeinde für die Musik ist nur ein Aspekt, der die Musik an der Bettinaschule beschreibt. Wie kaum eine andere Schule in Hessen bemüht sich die Bettinaschule um ein besonderes pädagogisch geprägtes Konzept in ihrer musikalischen Arbeit. Kurz gesagt heißt dies, dass unser Musikunterricht sich nicht auf die Suche nach besonders begabten Virtuosen beschränkt, sondern dass alle Schülerinnen und Schüler angesprochen werden, ihre Musikalität zu entfalten und für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu nutzen. Die Bettinaschule war wohl schon immer eine Schule, an der Musik eine wichtige Rolle spielte. Immer wieder findet man Zeugnisse von bewundernswerter musikalischer Arbeit. Allerdings kam die Musikarbeit im Bereich Chor und Instrumentalmusik in den 70er Jahren bedingt durch Lehrerwechsel (Frau Wirth ging zur Schillerschule) und bedingt durch die politische Inanspruchnahme der Schule quasi zum Erliegen. Erst 1983 ging es wieder bergauf. Ein kleiner Chor wurde gegründet und fuhr 1984 zu einer ersten Chorfreizeit nach Büdingen. Seit damals gibt es jährlich mindestens eine Musikfreizeit („Musikarbeitstage“). Jede Fahrt hat(te) eine besondere Note und ist (war) sehr unterschiedlich. Eine Tradition blieb unverändert: Seit 1984 wird immer das „Elche-Lied“ zum Abschluss jeden Tages gesungen. Das Gebäude der Bettinaschule trägt den Schall, ganz speziell im Treppenhaus. Nach nur wenigen Stunden Aufenthalt in unseren heiligen Hallen hat ein Mensch mit durchschnittlichem Hörvermögen die Ohren bereits gestrichen voll, von der gefühlten akustischen Reizüberflutung eines Lehrkörpers ganz zu schweigen. Hält man sich jedoch physisch und psychisch entspannt im Schulhaus auf, macht der Ton die Musik und die Geräuschkulisse entpuppt sich als kreative Unruhe. Aus den anfangs 25 Schülerinnen sind nun ungefähr 300 Schüler und Schülerinnen geworden, die jedes Schuljahr an einer 70 8 vor 8: 100(!) Fünftklässler versammeln sich vor der Aula. Die quirlig nette Atmosphäre lässt eine Messung der Dezibel (viel zu laut!) überflüssig erscheinen. Etwas später schallt „Die Gedanken sind frei...“ von 100 Kinderstimmen (Chor 5) plus Klavier durch die Tür. 10 nach 10: Eine Gruppe aus Klasse 10 probt im Gang auf Veranlassung ihres Musiklehrers einen eigenen Rap in vier Strophen mit Body Percussion und Choreographie, natürlich nicht lautlos. 11 Uhr 11: Der Treppenaufgang im dritten Stock ist blockiert. Ein Ensemble einer achten Klasse, bestehend aus Vocals, Gitarrist, Xylophonist und Schenkel-Drummer, improvisiert im 4/4-Takt. Aufgabe: Blues in A! Weitere Gruppen dieser Klasse sind gleichzeitig im Musikraum, auf Treppenabsätzen, sowie im Schulhof zu hören. 11 Uhr 25: Raum 318 schüttet 33 Sechstklässler aus, die sich das letzte Lied weiter schmetternd – nicht grölend – in die große Pause begeben. 5 nach 12: Trompeten-Töne tröten dreistimmig durchs Treppenhaus, sollten aber unisono klingen. Während das Klassenorchester in Raum 401 musiziert und eine Teilgruppe mit dem zugehörigen Instrumentallehrer in der Aula übt, mussten die drei Trompeten mal eben zu einer „Verständigungsprobe“ vor die Tür. Vielleicht klemmt ja auch nur ein Ventil. 3 Uhr mittags: Der BettinaChor, also ca. 55 Jugendliche und junge Erwachsene, verwirklichen einen vierstimmigen Satz in der Aula. Aus dem Musikraum erklingen „Mona Lisas“ bei der Stimmbildung. Irgendwann im dritten Gang: Durch geschlossene Türen tönt aus jedem Raum eine andere Klangfarbe, von Flöte bis Posaune und Geige bis Kontrabass. Schülerinnen und Schüler der Bettinaschule erhalten ihren privaten Instrumentalunterricht, so dass sie fit sind fürs Ensemblespiel. 6 vor 6: Cooler Swing erfüllt das Haus. Eine Session der Jazz-Combo dauert an bis zum absoluten Ende der Unterrichtszeit. Aber die Highlights, sorry: „Highsounds“, erlebt man erst bei Schulkonzerten, Kammermusikabenden und Jazz-Ins außerhalb dieser langen Unterrichtszeit. ein solches Konzert besucht hat, ob in der Aula bei 40° Innentemperatur oder zu Weihnachten in der Katharinenkirche, weiß, dass es hier nicht um ein akademisches Vortragen von Musik geht, sondern um ein lebendiges Musizieren, das Bewegung und Theaterspiel genauso mit einbezieht wie Nachdenken und Spaß. „Herr Deller, in einer Woche ist unsere Aufführung und wir haben noch keinen einzigen Durchlauf geschafft, es wird eine Katastrophe.“ Fast vor jedem größeren Konzert merkt man, was alles nicht geht. Doch vielleicht ist das eine der großartigsten Sachen an der Musik. Man wird von ihr mitgerissen und kann oft seine eigene Leistung steigern, weil die Musik uns in solchen Momenten beflügelt. Musikunterricht an der Bettinaschule bezieht sich auf Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen (z.B. von Prof. Bastian), die immer wieder zeigen, wie wichtig das gemeinsame Musizieren für die intellektuelle und emotionale Entwicklung der einzelnen SchülerInnen ist, und wie das Musizieren auch die Lerngemeinschaft fördert. Am ausgeprägtesten ist dies in der Arbeit der Klassenorchester: Im Vergleich zu anderen hessischen Schulen mit Schwerpunkt Musik sind wir eine der wenigen, die sowohl Streicher als auch Bläser im Klassenorchester haben, und wir sind eine Schule, deren musikalische Arbeit einen dezidierten pädagogischen Anspruch hat. Wie kann eine solche Arbeit gelingen und leben, ohne zu erstarren und ohne im Blick auf Gelungenes die Schülerinnen und Schüler aus den Augen zu verlieren? Dies ist nur dadurch möglich, dass die Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Fachbereichen immer wieder die Initiative ergreifen und Neues einfordern und – das ist vielleicht das Wich- Auch die Konzerte haben eine lange Tradition. Nicht nur, dass jedes Jahr ca. 8 Konzerte von Schülerinnen und Schülern gestaltet werden, auch die zahlreichen Besucher (ca. 1500 pro Jahr) belegen, dass die Musik lebt. Wer schon Konzert in der Katharinenkirche mit Herrn Deller 71 tigste: Alle helfen bei der Umsetzung mit. So haben alle ihren Anteil daran, dass an der Bettinaschule „Musik in der Luft liegt“. Popmusik entlehnt sind, die andere Hälfte ist ‚klassische' Chorliteratur. Seit es Orchesterklassen gibt, wächst auch der Orchesterbereich. Inzwischen sind wir auf unser kleines Orchester mit Streich- und Blasinstrumenten stolz und freuen uns auch über das Vororchester, die 'Principianti', in dem InstrumentalistInnen ab Klasse 5 mitspielen können. Schwerpunkt Musik Je zwei Klassen der Stufen 5 und 6 bilden im Musikunterricht ein Klassenorchester. Das heißt, dass alle Schülerinnen und Schüler der Klasse ein (Orchester-) Instrument spielen und wir üben und musizieren gemeinsam verschiedene Stücke. Die meisten Schülerinnen und Schüler finden so viel Interesse an ihrem Instrument, dass sie privaten Instrumentalunterricht, der an der Schule angeboten wird, in Anspruch nehmen. Das Klassenorchester kann der Anfang einer intensiven musikalischen Arbeit in der Bettinaschule sein. Über Patenschaften besteht eine gute Zusammenarbeit mit den Orchestern des Hessischen Rundfunks und der Oper Frankfurt. Unsere Jazz-Combo ist der Schulgemeinde vor allem durch das im Frühjahr stattfindende JazzIn und von vielen Schulfesten her bekannt. Musik in der Bewegung des eigenen Körpers zu erleben, gehört ebenso wie Singen und Musizieren zur Praxis des Musikunterrichts. Ein Tanzensemble, das Tänze aus verschiedenen Kulturen und Zeiten einstudiert, gibt es zur Zeit für die 9. Klassen. Für alle Musikgruppen ist es sinnvoll und wichtig einmal im Jahr auf Musikarbeitstage zu fahren, um hier in Ruhe proben zu können. Hier entstehen klassen- und auch jahrgangsübergreifende Kontakte und Freundschaften zwischen den Schülerinnen und Schülern, die zum Erfolg unserer Gruppen wichtig sind. In Klasse 7 führt die Musikwerkstatt die Arbeit der Klassenorchester fort. 100 Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen singen im Chor 5. Die Teilnahme ist freiwillig. Man spürt in den Konzerten die Begeisterung dieser Schüler und Schülerinnen für das Singen. Frühere Austausche mit Birmingham, Prag und die Fahrt nach Brasilien spornen uns an, Neues zu wagen und auch mit anderen Schulen in einen stärkeren Austausch zu kommen. Der Chor der Klassen 6 und 7 heißt BettinaTotal-Vokal (130 Schülerinnen und Schüler). Im BettinaChor singen ungefähr 55 SchülerInnen der 8.-13. Klasse. Die Literaturauswahl besteht zur Hälfte aus Stücken, die der Jazz- und Olaf Deller, Cristina Färber, Claudia Schumacher 72 Die Freunde der Musik an der Bettinaschule Wie alles anfing Kurz nach Schuljahresbeginn, am 20.9.2000, luden die MusiklehrerInnen, Frau Färber, Frau Schumacher und Herr Deller, die Eltern, deren Kinder an der Bettinaschule an einer Musikgruppe teilnehmen, zu einem Elternabend der Musik AGs ein. Cirka 40 Eltern folgten der Einladung. Vornehmlich waren es Eltern von SchülerInnen, die gerade in die neuen Musikklassen eingeschult worden waren. Die Eltern wurden gebeten, eine Einschätzung der Musikarbeit an der Bettinaschule vorzunehmen. Auf Moderatorenkärtchen wurden positive/negative Erwartungen an die Musik und Erfahrungen mit dem Musikunterricht sowie ihre Wünsche für die Zukunft des Musikunterrichts erfragt. Die Antworten wurden klassifiziert und kritisch diskutiert. - - - - Wichtig für die anwesenden Eltern – so könnte man die Ergebnisse der Befragung zusammenfassen – waren „vor allem die Herstellung eines Gemeinschaftsgefühls unter den Kindern, besonders auch zwischen Kindern aus verschiedenen Kulturen, und die Verschiedenartigkeit der musikalischen Angebote: Chöre, Instrumentalgruppen, Klassenorchester, Selbstdarstellung, Experimentieren und Fantasie“ wurden gewünscht. Kritisch beurteilt wurde die Tatsache, dass der Musikunterricht nicht durchgängig bis Klasse 13 stattfindet. Viele Eltern forderten, Musik müsse im Schulprogramm verankert werden und zu einem anerkannten und ausgewiesenen Schwerpunkt an der Bettinaschule werden. In Verlauf der Diskussion stellte sich sehr bald heraus, dass nicht nur hohe Erwartungen an die Qualität der Musikarbeit bestanden, sondern auch durchaus das Bedürfnis und die Bereitschaft bei den Eltern vorhanden waren, sich aktiv in den Aufbau und die Stabilisierung der musischen Erziehung der SchülerInnen einzubringen. Die Idee von einem „Freundeskreis der Musik an der Bettinaschule“ lag förmlich in der Luft. - - interessierte und engagierte Elternschaft in den für viele fremden schulischen Alltag eingreifen? Welchen praktischen und inhaltlichen Aufgaben wollte man sich schwerpunktmäßig widmen? Welche Organisationsform sollte man wählen: Verein mit Vorstand und Satzung als e.V., lockere Vereinigung ohne organisatorische Struktur, Arbeitskreis innerhalb der Fachschaft Musik, Untergruppe/Arbeitsgruppe des Schulelternbeirats oder Fördervereins? Welches Verhältnis zu den anderen an der Schule existierenden Gruppierungen/Institutionen (Schulleitung, Förderverein, Eltern- und SchülerInnengruppierungen) sollte angestrebt werden? Welchen (auch eventuell finanziellen) Beitrag wollte man von den Mitgliedern (?) des Arbeitskreises verlangen? Welche Organe für die interne und externe Kommunikation sollten aufgebaut werden: Rundbrief, Adressendatei, Telefonketten, Zeitung, sporadische Flugschrift/Mitteilung, Mitgliederversammlung? Wie wollte sich das junge Pflänzchen elterlichen Engagements für die musische Erziehung an der Schule nennen? Klar war allen anfangs eigentlich nur eins: Der musikalische Fachbereich an der Bettinaschule brauchte praktische Unterstützung und inhaltliche Anerkennung und da waren Eltern, die sich engagieren wollten – die einen mehr die anderen weniger. Nach erstaunlich kurzer Zeit und einigen Diskussionen zum Selbstverständnis schälte sich überraschend schnell das Konzept der „Zwiebelschalen-Organisation“ heraus. Kein Verein, keine starren Organisationsprinzipien und keine endlosen Satzungsdiskussionen, sondern eine lockere Organisationsstruktur, die dem Grad des Engagements der Eltern angepasst war, wurde unter den „Freunden der Musik“ konsensfähig. Die lockere Organisationsform nach dem Zwiebelschalenmodell sollte sich einerseits an dem recht praktischen Interesse zur Unterstützung von MusiklehrerInnen und SchülerInnen orientieren und andererseits die Hürde fürs Mitmachen engagierter Eltern nicht zu hoch stecken (daher auch kein Beitrag) und drittens genügend Von der Idee zur Wirklichkeit Nachdem sie ausgesprochen worden war, war es dann noch ein weiter Weg, bis die „Freunde der Musik“ ans Werk gehen konnten. - Mit welchem Selbstverständnis wollte man als 73 Stabilität für die langfristige Überlebensfähigkeit der Gruppe schaffen. Die Aktivitäten – Eine kurze Auswahl aus den Infobriefen Um einen Kern von 6 bis 10 besonders motivierten und verbindlichen „Kernern“ (heute sind es 12 bis 15) legte sich eine zweite Schale von „MithelferInnen“, auf die die Kerngruppe bei den praktischen Arbeiten, besonders der organisatorischen Unterstützung bei Konzerten, zurückgreifen konnte. Die äußere Schale bildeten die Eltern und ehemaligen SchülerInnen und/oder Eltern, die sozusagen als „bekennende und ideell unterstützende Freunde“ sich der Musikerziehung und Musikdarbietung (immer noch) zugeneigt fühlten und mit denen wir nach wie vor durch unsere Adressendatei und mittels der jährlich erscheinenden Infobriefe in Kontakt stehen wollten. Viele von ihnen sind – auch wenn sie schon seit Jahren nicht mehr an der Schule sind – immer noch dankbar etwas aus der „Betti“ zu erfahren und interessieren sich dafür, wie es mit der Musik an der Bettinaschule weitergeht. Seit dem ersten Jahr ihres Bestehens engagieren sich die „Freunde der Musik“ sehr konkret an der praktischen Organisation und helfen mit bei der Durchführung der Konzerte. Der Prozess seiner Selbstfindung wurde im ersten Jahr zu einem vorläufigen Ende gebracht: „Angebote, die die Interessen der Kinder und Jugendlichen aufgreifen und ihre musikalische, bzw. musische Bildung untermauern und vorantreiben, sind Chancen dafür, Schülerinnen und Schüler sozial einzubinden und für die Schule zu gewinnen“, hieß es in einer ersten öffentlichen Selbstdarstellung. Der erste Infobrief erschien im September 2001. Dort hieß es: „Ein Jahr ist vergangen seit der Gründung des Freundeskreises Musik an der Bettinaschule. Der Infobrief soll Ihnen einen Überblick über unsere bisherige Arbeit geben, Sie über zukünftige Projekte informieren und noch offene Fragestellungen aufgreifen.“ Die Kerngruppe trifft sich ungefähr fünf Male pro Schuljahr und spricht mit den MusiklehrerInnen die Termine und organisatorischen Details zur Vorbereitungen der Konzerte ab. Sie diskutiert musikpädagogische und allgemeine schulpolitische Fragestellungen, bespricht die Ein Jahr später, 2002, konnte vermeldet werden: „Inzwischen konnte der musikalische Schwerpunkt noch erweitert werden. In diesem Schuljahr findet zum zweiten Mal die „Musikwerkstatt“ für die 7. Klassen statt. In der Musikwerkstatt wird das gemeinsame Instrumentalspiel gepflegt, theoretisches Wissen weiter gefestigt und vertieft und es werden gemeinsame Konzertbesuche organisiert. […] Im Schulprogramm, das zurzeit in der Elternschaft diskutiert wird, hat der Schwerpunkt Musik in der Bettinaschule einen besonderen Stellenwert.“ Leider mussten wir im 2002er Infobrief noch feststellen, dass trotz massiver Unterstützung aus Eltern- und Lehrerschaft und Schulleitung der Antrag der Bettinaschule auf eine Anerkennung als „Schule mit Schwerpunkt Musik“ im Herbst 2001 – was die Zuweisung einer halben Stelle mit sich bringen würde – vom Hessischen Kultusministerium abgelehnt wurde. Unsere Enttäuschung war jedoch nicht so groß wie unser Enthusiasmus. Mit geduldiger Leidenschaft wurde weiter am dicken Brett gebohrt. Themen für den Infobrief, ergänzt die Adressendatei, tauscht Erfahrungen über musikalische Aufführungen selbstkritisch aus, und entwickelt eigenständige Initiativen zur Musikarbeit. Dabei fühlen sich die „Kerner“ keinerlei Vorgabe, Richtlinie oder Loyalität verpflichtet, außer ihrem eigenen Interesse für die Musik an der Schule und ihrer Verantwortung für eine gute musikalische Erziehung möglichst vieler SchülerInnen. Bereits im nächsten Brief, 2003, konnte mitgeteilt werden: „Herausragendes Ergebnis war dieses Jahr die Anerkennung der musikalischen Arbeit an der Bettinaschule durch die offizielle Zusatzbezeichnung „Schule mit Schwerpunkt Musik“. […] Wir bedanken uns 74 der Schulreform – verteidigen und erhalten wissen und von unserer Seite die Musik als kulturelle Kraft der Bettinaschule, nach innen wie nach außen, stabilisieren helfen. Es geht um unsere Bettinaschule heißt auch: Es geht um unsere Musik!“ bei Frau Wochner-Fritsch, ohne deren intensives Nachfragen direkt beim Kultusministerium in Wiesbaden ein Erfolg noch in weiter Ferne stehen würde.“ Auch das Schulprogramm wurde genehmigt und damit wurde deutlich, dass die musikpädagogische Arbeit von allen an der Schule vertretenen Gruppen mitgetragen wird. „Die Freunde der Musik“ suchen immer noch und immer wieder engagierte Eltern, die mit ihnen zusammen in praktischer und auch in inhaltlicher Weise die musikpädagogische Arbeit unterstützen. Wir wollen den SchülerInnen und LehrerInnen den Rücken freihalten für das Wichtigste, das gemeinsame Musizieren. Denn: Die Musik in der Schule weiter auszubauen und zu unterstützen, heißt für die Anerkennung des gesamten Gemeinwesens Bettinaschule einen wichtigen Beitrag zu leisten. Im 4. Infobrief vom Herbst 2004 meldeten wir uns in der Diskussion über die Verkürzung der Schulzeit auf 8 Jahre (G 8) unter besonderer Berücksichtigung der Folgen für die Musikerziehung zu Wort. Inzwischen als „Schule mit Schwerpunkt Musik“ anerkannt, wurde die Diskussion über die Verkürzung der Schulzeit auch deswegen aus dem Kreis der „Freunde“ initiiert, um das hohe Niveau der musikerzieherischen Arbeit trotz veränderter Rahmenbedingungen zu garantieren. „Wir wollen diesen pädagogisch wichtigen Schwerpunkt Musik an der Bettinaschule – auch innerhalb Theo Sonnen-Aures für die Freunde der Musik an der Bettinaschule Pirates of Penzance 2004 75 Schülererinnerungen Ganz ehrlich, das, was mir als allererstes in den Kopf kommt, wenn ich an Aufführungen und Präsentationen in der Bettinaschule denke, ist die kaum erträgliche Sommerhitze (von den Weihnachtskonzerten mal abgesehen). Am schlimmsten war's bei „Anatevka“: Wenn man als Tevje mit einem Kissen in der Latzhose und einem Vollbart im Gesicht im Scheinwerferlicht über die Bühne rennt, dabei singen, tanzen und sprechen muss, fällt es schwer dabei nicht auf dem eigenen Schweiß auszurutschen. Das klingt zwar nicht besonders appetitlich, aber es entspricht vollkommen der Wahrheit. müssen alles koordinieren, mit dem einen oder anderen Schüler noch ausstehende Szenen einstudieren, die Nichtbeschäftigten irgendwie zum Schweigen bringen, dabei immer den Überblick behalten und vor allem selbst Ruhe bewahren und bei all dem nicht aus der Haut fahren… Hierfür habt ihr meinen vollsten Respekt! Wenn ich daran denke, wie beispielsweise vor „Pirates of Penzance“ die gesamte Aula von fragenden „Herr Deller-Rufen“ widerhallte (ich übertreibe gelegentlich), kann ich mir gut vorstellen, dass wirklich einiges dazu gehört, trotzdem die Nerven zu behalten. Diese Wochen waren für mich immer die aufregendsten, ausgefülltesten und schönsten des gesamten Jahres. Auch wenn sie immer mit zusätzlichen Terminen, viel Arbeit und Aufregung voll gepackt waren, konnte nichts meine Vorfreude auf den Auftritt schmälern. Sie wurde immer noch dadurch geschürt, dass man in dieser Woche so viel wie sonst nie, abgesehen mal von den Probewochenenden, mit Menschen zu tun hatte, die alle von denselben Interessen erfüllt waren, wie man selbst. Die ganze Schule war gespickt mit Ohrwürmern musikalischer oder szenischer Art und das Gruppengefühl und die Freundschaft wurden immer stärker. Die Ironie an allem war, dass vor Aufführungen immer die gesamte Woche vorher schlechtes Wetter war und alle sich somit schon heimlich gefreut haben, dass es sich dieses Jahr womöglich ausnahmsweise mal nicht um die bekannte Saunaaula handeln würde, in der man dann endlich nach 19.30 Uhr vor vollem Hause auftritt. Doch wie auf Knopfdruck kam am Tag der Aufführung sengend die Sonne zum Vorschein und machte mit zusätzlicher Hilfe der geschlossenen Vorhänge, die die Hitze noch speicherten und nicht das kleinste Lüftchen durchließen, alle Hoffnungen rasant zunichte. Anatevka 2003 Marius als Pirate King in “Pirates of Penzance” Juli 2004 Wenn man aber so will, könnte man das Wetter auch als symbolisches Abbild der Endphase jeglicher Produktion sehen: zuerst unbeständig und dann heiß und strahlend! Die letzte Woche war immer die chaotischste und aufregendste Zeit. Es fehlen noch etliche Szenen – die Lieder müssen noch auswendig gelernt werden – wie steht's mit Kostümen – wie mit dem Bühnenbild? Alle sind in Aufruhr – alle sind gestresst – am meisten sicherlich die jeweiligen Leiter. Die Der Höhepunkt von allem ist immer der Premierentag. Alle Szenen sind fertig gestellt, alles wird nur noch einmal zur Kontrolle durchgespielt oder angedeutet und eine nicht zu übersehende Spannung liegt in der Luft. Alle sind freudig erregt, nervös, wie unter Strom, völlig losgelöst von dem sonst so normalen Tagesablauf. Da ist es nicht ungewöhnlich, wenn Schüler, die sich noch vor einiger Zeit nur einmal pro Woche kurz gesehen haben, sich jetzt 76 sicher, dass diese selten völlig bekloppt sind, sondern eher gerade eine erfolgreiche Aufführung hinter sich gebracht haben. Adrenalin spielt hierbei eine wichtige Rolle… aufgeregt schreiend in die Arme fallen. Durch die intensive Probenphase lernt man einen Menschen auf eine ganz neue Art und Weise kennen. Am Ende ist eigentlich jeder auf derselben Ebene angelangt und es herrscht ein tiefes Einverständnis über alle Alterstufen hinweg. Immer wieder finden sich Menschen, die sich durch die Bühnenerfahrung zu Persönlichkeiten entwickeln. Es sind nicht nur die paar Minuten Bühne, in denen man in eine Figur schlüpft, sondern es ist das Selbstbewusstsein durch den Erfolg, das für's Leben prägt. Ich kenne verschiedene Ehemalige, die durch diese ganz besonderen Ereignisse nach der Schule einen entsprechenden Weg eingeschlagen haben. Noch deutlicher ist das unter den Besetzungen der jeweiligen größeren Rollen zu spüren. Hierüber habe ich wohl einige meiner besten Freunde gefunden. An diesem Abend wird die Premiere super laufen! Alle geben ihr Bestes und die Gruppe glänzt vor Engagement. Jeder einzelne Spieler wird mitgerissen durch die fortlaufend präsente Spielhaltung der anderen. Der Spaß bei der Darstellung lässt selbst die drückendste Schwüle vergessen und wiegt allen Stress der Vorwochen auf. Nach tobendem Applaus kommt man erleichtert und erschöpft hinter die Bühne oder in den Musikraum 401, wo man dann freudetaumelnd durch die Gegend hüpft. Vielleicht hat sich schon der eine oder andere Besucher gefragt, was es mit dem Kreischen der Spieler nach einer Aufführung hinter der Bühne auf sich hat. Durch diesen Schrei löst sich explosionsartig die gesamte Anspannung und man verfällt in einen Zustand, der, glaube ich, beinahe nicht zu toppen ist. Die Auswirkungen lassen sich immer deutlich beobachten… Wenn Sie einer Gruppe Jugendlicher begegnen, die lautstark Weihnachtslieder singend mit Ihnen in der U-Bahn fährt, oder Sie mit einem indianerähnlichen Tanz durch den wasserreichen Opernbrunnen begeistert, dann seien Sie sich Wenn man wie ich von Anfang an „dabei war“, wenn die gesamte Schullaufbahn immer wieder von musischen Höhepunkten, wie „Kalif Storch“, „Brundibar“, den „Jazz-In's“, verschiedensten Theateraufführungen, einer dreiwöchigen Brasilienfahrt, Kunstausstellungen und den schon angesprochenen Musicals „Anatevka“ und „Pirates of Penzance“ durchwoben wurde, bleibt es meiner Meinung nach nicht aus, dass „Betroffene“ vom Fieber gepackt werden und nach dem Abitur in irgendeiner Art in diese Richtung weiter vordringen. In meinem Fall sieht es wohl so aus, dass ich mich, nachdem ich mich in allen anderen künstlerischen Bereichen umgeschaut habe, am Musical versuche – eine tolle Verbindung von Musik und Theater. Mal sehen, was daraus wird… Marius Schneider, Abiturient 2004 77 Make My Day – Ein innovatives Medienprojekt Sponsoren und außerschulischen Mitwirkenden (wie Bankangestellte, Polizisten, Gefängnisbeamte, Kioskbesitzer, Reisebüroangestellte, verdeckte Ermittler). Requisiten mussten besorgt und das umfangreiche Drehbuch einschließlich der gezeichneten Storyboards und der Drehpläne erstellt werden. In der Nachbearbeitung wurden viele Stunden Material in wenige Minuten Film zusammengeschnitten und montiert, mit Ton unterlegt und mit Spezialeffekten versehen. Anschließend wurde alles vernetzt und programmiert. Was wäre passiert, wenn ich mich in einer bestimmten Situation anders entschieden hätte? Hätte das mein ganzes Leben verändert oder ist alles Schicksal und es kommt, wie es kommen muss? Diese Fragen hat sich jeder schon einmal gestellt – auf der DVD „Make My Day“ des KunstLeistungskurses 12, 2003 sind wir ihnen nachgegangen. Die Story des Spielfilmprojekts war schnell klar: Wir zeigen den „Schicksalstag“ einer jungen Frau, einen Tag, der ihr ganzes Leben verändern wird, je nach dem, wie sie sich entscheidet. Alles ist offen. Das Neue an unserem Spielfilm ist die Medientechnologie: Auf dem Speichermedium DVD ist es möglich, die großen Datenmengen, die bei Spielfilmen anfallen, abzuspeichern. Das digitale Rohmaterial kann mit neuer Computer-Software vielfältig gestaltet werden (z.B. durch übersichtliche Schnittprogramme, Morphing, Spezialeffekte, Tonmischungen) und es können Schaltstellen mit Handlungsoptionen für den Betrachter einprogrammiert werden. Mit anderen Worten: Diese Technik erlaubt es Schülern, filmische Gestaltungsentscheidungen zu treffen, die früher nur Spezialisten vorbehalten waren. I. Seiler-Tavakoli, J.Schmelz, M. Lottner, M. Schneider, A. Beuchert Und nicht nur das, der Zuschauer selbst kann aus seiner passiven Rolle befreit werden und durch Mausklick selbst entscheidend in die Handlung eingreifen. Ein wahrhaft demokratischer Film ist dadurch möglich geworden. Allerdings gibt es bisher, außer in den hochkomplexen Videopielen, kaum Vorbilder für Eigenproduktionen Jugendlicher, genau genommen ist dieser Film der erste von Schülern auf diese Art produzierte Film in Hessen. Die Bettinaschule kooperiert seit vielen Jahren mit dem Medienzentrum Gallus unter der Leitung des Filmemachers Bernhard Kayser. Der Videofilm „Alles Konfetti... oder was?“ und ein Dokumentarfilm über Obdachlosigkeit, den Bettinaschüler mit Jugendlichen aus der Partnerstadt Birmingham drehten, gewannen jeweils einen hessischen Jugendfilmpreis 2000. Sabine Hofmann (Filmemacherin und Medienpädagogin) führt mit Bettinaschülern seit Jahren schulische Medienprojekte durch (z.B. Video in Palermo/ Sizilien, Kunst-LK, Abitur 1998 und die preisgekrönte CD-Rom „Frankfurt 3000“ des Kunst-LK 12, 1999). Auch für die Medienspezialisten Bernhard Kayser, Sabine Hofmann und Lutz Eichhorn vom Medienzentrum Gallus sowie für mich als Kunsterzieherin stellte dieses Projekt Neuland dar. Jeder Arbeitsschritt musste neu entwickelt werden. Die CD-ROM „Frankfurt 3000“ (KunstLK, Abitur 2001) hatte in einem ähnlich innovativen Projekt bereits Qualitätsmaßstäbe gesetzt, die wir natürlich auch inhaltlich weiterentwickeln wollten. Ein „richtiger Spielfilm“ stellt komplexe Anforderungen, man denke nur an das Casting der Schauspieler, das Schauspielertraining, die Beschaffung von Dreherlaubnissen, Um mit Schülern derartige Projekte durchführen zu können, öffnet sich die Bettinaschule und arbeitet mit kulturellen Einrichtungen, wie z.B. dem Medienzentrum Frankfurt, der JugendKulturwerkstatt Falkenhain, der Bildhauerwerkstatt Gallus und Museen zusammen. Die außerschulische Zusammenarbeit bezieht sich dabei nicht nur auf die neueste Medientechnik, 78 auch künstlerische Verfahren wie Holz-, Steinund Metallbearbeitung kann man in gut ausgestatteten Werkstätten besser unterrichten als an der Schule. Wichtig ist uns im Fachbereich Kunst an der Bettinaschule auch die Öffnung unserer Schule hinsichtlich des sozialen Lernens in Verbindung mit der ästhetischen Gestaltung. Mit dem Kunstwerk wird immer auch Beziehung gestaltet und kommuniziert. In der Vergangenheit war es BettinaschülerInnen möglich, in künstlerischen Projekten, wie z.B. mit der Senioren-Kreativwerkstatt, der Deutschen Blindenanstalt, der Bildhauerwerkstatt für straffällige Jugendliche oder im Rahmen internationaler Jugendkultur-Programme mit Gruppen außerhalb der Schule zusammenzuarbeiten. Weiterhin haben unsere Schüler im Offenen Kanal Offenbach selbst Fernsehprogramme produziert, im Jüdischen Museum „Erinnerungsspuren“ ausgestellt, Entwürfe für die Gedenkstätte in der Bettinaschule hergestellt und in Workshops im Museum für Angewandte Kunst, für Weltkulturen und im Liebighaus für Plastik gearbeitet. Nicht wenige der damals beteiligten SchülerInnen haben nach dem Abitur Praktika in diesen Institutionen abgeleistet und entsprechende Studiengänge gewählt. Die Reflexion auf der Metaebene, die Analyse von Filmen, die Storyboardzeichnungen, die Bildgestaltung durch Kameraeinstellungen, Schnitttechnik, kurz: der Umgang mit bewegten Bildern ist ein Hauptthema im Kunstunterricht. In einem umfangreichen Projekt wie dem vorliegenden darf man natürlich nicht vergessen, dass das Budget, je zur Hälfte von der Stadt Frankfurt und dem Medienzentrum Gallus finanziert, 10.000 € betrug und deswegen im schulischen Alltag nicht jederzeit wiederholbar ist. Projektarbeit wie bei unserem Spielfilm „Make My Day“ erfordert ein Höchstmaß an Koordination, Entgegenkommen der Schulleitung, des Kollegiums und der Schüler selbst, was die Organisation im schulischen Rahmen betrifft, ganz zu schweigen von zusätzlicher Arbeit in der Freizeit. Der ganze Aufwand wird jedoch reichlich belohnt durch die Begeisterung, die durch neue Erfahrungen ausgelöst wird: Wer hat schon einmal auf dem Teppichboden im Kassenraum einer Sparkasse gelegen, wurde in eine Gefängniszelle gesperrt oder stand im Winter im dünnen Abendkleid als Fee im Park ? Eine interaktive DVD ist nicht vollständig ohne das Publikum, die Rezipienten. Jeder, der sich die DVD anschaut und den Handlungsverlauf bestimmt, entwickelt einen neuen Film. Die Länge kann von 3 Minuten bis 30 Minuten variieren, es gibt ein Happy End oder einen schlimmen Ausgang. Nicht zuletzt deshalb wird es bei den Vorführungen jedes Mal aufs Neue spannend. Dem „Mitmach-Effekt“, der das Publikum immer wieder begeistert, verdankt die DVD „Make My Day“ den 2. Deutschen Jugendvideopreis 2003 und den begehrten Publikumspreis der Young Media, beide verliehen in Dresden. Die Erfahrung einer gelungenen Kooperation und die Freude, gestalterische, organisatorische und gruppendynamische Probleme in den Griff zu bekommen und am Ende ein erfolgreiches Produkt präsentieren zu können, schafft Teamfähigkeit durch das arbeitsteilige Vorgehen zwischen Kamerateam, Schauspielern, Schnittgruppe, Requisite, Maske und Regie. Die DVD kann gegen eine Spende von 10 € beim Schuljubiläum erworben werden. Ingrid Seiler-Tavakoli 79 Eine Hommage an Bettina Das Wandrelief des Leistungsorientierungskurses Kunst 11 2004/2005 Der LOK Kunst 11, den ich in dem Schuljahr 2004/05 besuche, hatte sich am Anfang des Schuljahres auf Vorschlag unserer Kunstlehrerin Frau Seiler-Tavakoli entschlossen, einen künstlerischen Beitrag zum Schuljubiläum zu leisten. Wir beschlossen, die Wandgestaltung im Treppenhaus vor der Aula zu übernehmen und dafür ein Portrait Bettina von Arnims zu entwerfen. Beim Zeichnen von Selbstportraits haben wir uns zunächst mit der naturalistischen Darstellung, mit Anatomie, Plastizität, Licht und Schatten sowie der Komposition auseinander gesetzt. Danach haben wir das so genannte Tontrennungsverfahren erlernt, bei dem unterschiedliche Helligkeitsstufen klar in Flächen getrennt werden. Jeder malte dann großformatig sein Portrait in mehreren Farben und mit flächigem Farbauftrag. Um die Komplexität der das zu verwendende Moniereisen möglichst an einem Stück verarbeitet werden sollte. Die Zeichnungen lösten viel Gelächter aus, denn da wir „blind“ zeichneten, kamen wir zu überraschend freien Gesichtern, die sich sehr vom Vorbild unterschieden, dafür aber viel ausdrucksstärker waren. Die Materialeigenschaften von Draht haben wir an kleinen Drahtmodellen ausprobiert, wobei wir uns der Schwierigkeiten bei der Umsetzung bewusst wurden. Wir mussten einerseits auf viele Details verzichten und andererseits dem fragilen Modell eine innere Stabilität geben. In der Bildhauerwerkstatt Gallus lernten wir den Bildhauer Michael Siebel kennen, der schon in früheren Projekten mit der Bettinaschule zusammengearbeitet hat. Er leitet seit vielen Jahren die Bildhauerwerkstatt Gallus für straffällige Jugendliche, die dort richterlich angeordnete Strafstunden ableisten können. Unser Konzept für die Projektwoche sah vor, dass jeweils ein Teil der Gruppe am Bettinarelief arbeitet und jeder außerdem noch ein eigenes Werkstück herstellt. Wir hatten dafür Materialien wie Holz, Stein und Metall zur Auswahl. Nach einer Einweisung in die sachgerechte Bearbeitung und den Gebrauch der Werkzeuge ging es los. Nacheinander bekamen wir außerdem von Michael Siebel eine Einführung in die Schweißtechnik. Er hatte viel Geduld mit unseren Fragen und gab uns Tipps, wenn doch einmal ein Teil abbrach. Am Ende der Projektwoche waren wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden und transportierten teilweise recht schwere Arbeiten ab. Es waren mehrere Holzskulpturen und -schalen entstanden, zwei Sandsteinskulpturen und ein Aussage zu steigern, überlagerten wir die Farbflächen mit Ornamenten, Strukturen oder Linien. Zum Beispiel hat Sylvia Kosubeck ihr Selbstportrait mit mehreren verschobenen Konturlinien ihres Gesichtes überlagert. Diese Idee übernahmen wir dann für unser Bettina-Wandrelief. Die Wand sollte in verschiedenen Goldtönen flächig das Portrait Bettinas zeigen, während ein Eisenrelief des Kopfes wie eine Linienzeichnung die zweite Ebene bildet. Durch Schattenwurf verdoppeln sich diese Linien und ergeben einen grafischen Reiz. Zur Vorbereitung haben wir Bettina nach dem überlieferten idealisierten Bild gezeichnet, allerdings, ohne den Stift abzusetzen, da auch 80 suchen wieder verwarfen. Die schwierigste Aufgabe bestand zum Schluss darin, trotz der großer Bilderrahmen aus vorgefundenen Schrottteilen. Nach einer Besprechung mit unserer Lehrerin begann die Arbeit am Bettinarelief. Der gemeinsam ausgewählte Entwurf von Laura Klein wurde in der Originalgröße, die wir durch genauste Wandvermessung in der Schule ermittelt hatten, auf einen Karton projiziert und von Laura Semon und Julia Blyumina gezeichnet. Antonia Weishaupt erstellte auf dieser Grundlage dann mit Deniz Saglam und Damla Arslan das große Drahtmodell, mit dem die Einzelteile aus Moniereisen dann 1:1 in Form gebogen wurden. Tonia Tolgou und Natalie Boos übernahmen diese schwierige Aufgabe, die sehr viel Geschick, Kraft und Geduld erforderte. Kleine Formen, die nicht mehr gebogen werden konnten, wurden auf dem Amboss geschmiedet. So ging es Stück für Stück vorwärts und manchmal auch wieder zurück, da nicht immer alles passte. Am Ende der Projektwoche war das Relief noch nicht fertig. Auch kamen, bedingt durch herumliegende Fundstücke wie Fahrradklingeln, gestanzte Bleche, Metallringe usw., noch weitere Ideen hinzu, die wir dann zu Gunsten der Klarheit unseres Entwurfs nach einigen Ver- 81 Schüleraustausch – Frankreich und Italien Villejuif und Vineuil La vie en France est pareille qu'en Allemagne. Beaucoup de préjugés sont faux. Mais quelques préjugés sont vrais: Les Français mangent beaucoup de fromage. L'échange m'a beaucoup plu! L'adieu était très triste. Je pense que je peux parler plus de français qu'avant. Merci beaucoup aux profs français et allemands! Claire Dorweiler, in: Betton 15, Jan. 2005, S.51 So resümiert eine Schülerin der 9c in ihrem Tagebuch die Fahrt nach Vineuil bei Blois im Loiretal (5.-14. Mai 2004). Diese Fahrten hatten eine relativ junge Tradition (seit 1996), und es war nicht immer einfach, SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern für die Idee zu gewinnen. 1996-1999 fanden Austauschfahrten mit dem Collège Jean Lurçat in Villejuif (10 km südlich von Paris) statt. An der zweiten Begegnung 1998 konnten nur 20 SchülerInnen der 8. bis 10. Klassen teilnehmen, obwohl sich wie beim ersten Schüleraustausch mehr als doppelt so viele BettinaschülerInnen für einen Platz gemeldet hatten. Auf französischer Seite hingegen konnte jeder interessierte Bewerber berücksichtigt werden. Die geringe französische Schülerzahl liegt u.a. an der bedauernswerten Tatsache, dass in Frankreich die Tendenz, Deutsch zu lernen, weiterhin rückläufig ist. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Begegnungen nur alle zwei Jahre stattfinden können (vgl. Sabine Stern, in: Betton 7, Juli 1998, S. 38). und zum Verstehen einer fremden Kultur werde gesteigert (vgl. Olaf Deller, in: Betton 4, Febr. 1997, S. 20). Binationale Projektarbeit wurde nun (1998) beim Austausch in den Mittelpunkt gestellt: Ein Radio-, Foto-, Kinderliteratur-, Kunst- und Kochprojekt wurde z.B. rund um das Thema Frankfurt neben einer Stadtrallye organisiert. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland gab es eine binationale Sportbegegnung, die auf großes Interesse stieß. Außerdem wurde ein umfangreiches Ausflugsprogramm in Paris und Umgebung und in Frankfurt und Umgebung angeboten. Selbstverständlich ist bei allen bisherigen Schüleraustauschbegegnungen auch die Teilnahme am Unterricht, sodass den SchülerInnen ein Einblick in die unterschiedlichen Schulsysteme gewährt wird. Einige Schüler und Eltern haben sich seit 1997 wiederholt getroffen, um über den bisherigen Austausch mit Schulen in Birmingham und Prag (Chor), Sardinien und Neapel (Italienisch) und Villejuif zu sprechen und über die organisatorischen Probleme und die zukünftigen Veränderungen zu beraten: Der reine Sprachaustausch als Inhalt gestalte sich zunehmend schwieriger, da besonders in England und Frankreich kaum noch Interesse für intensiven Deutschunterricht bestehe. Ein möglicher neuer Weg schien projektorientierte Arbeit mit Schülergruppen im Ausland zu sein, da hierdurch die Erfahrung für den einzelnen sei, dass (Fremd-)Sprachen funktionierende Kommunikationsmittel sein können. Die allgemeine Motivation zum Erlernen einer Fremdsprache Die persönlichen Erlebnisse der SchülerInnen werden außerdem entscheidend von der individuellen Offenheit und Toleranz gegenüber dem Gastland sowie der jeweiligen Gastfamilie geprägt (vgl. Sabine Stern, in: Betton 7, Juli 1998, S. 38). Sympathie und spontanes Verstehen zwischen den Austauchpartnern tragen wesentlich zum Gelingen des Treffens bei – nur ist dies nicht planbar. „Ich kam mit meiner „Corres“ ganz gut zurecht, wir konnten uns nur leider nicht sehr viel unterhalten, da sie fast gar kein Deutsch konnte und ich kaum Französisch sprach. Sie lernt angeblich seit drei Jahren Englisch, verstand aber kein Wort, wenn ich irgendetwas 82 Abend so viel kocht, dass selbst ich davon zwei Tage satt bleiben würde, wusste ich da ja noch nicht.) Die Lehrer waren sehr freundlich und die meisten versuchten uns in ihren Unterricht mit einzubeziehen. Biologie machte mir am meisten Spaß. Der Biolehrer war wirklich sehr nett und zeigte uns unter dem Mikroskop „coupe longitudinale“. Als Übersetzung heißt das Schnitt einer geographischen Länge, aber nach seinen Bewegungen hatte das irgendetwas mit Muskeln zu tun. Der Monsieur war sehr erfreut, dass sich endlich mal jemand für sein Mikroskop interessierte... sagte.“ (Natascha Leitermann, 8. Klasse, in: Betton 7, Juli 1998, S. 39) Seit 1999/2000 wurde das Collège Marcel Carné in Vineuil bei Blois für den Austausch mit der Bettinaschule gewonnen (19 SchülerInnen der 8./9. Klassen). Eine zweite, sehr gelungene Fahrt fand März/April 2002 statt und eine dritte im Mai/Juni 2004 (je 20 Teilnehmer). 2002 heben die begleitenden Lehrerinnen, Frau Kaulfuß und Frau Straube, hervor, dass für das Gelingen des Austauschprojekts vor allem die Schülerinnen und Schüler verantwortlich gewesen seien. „Auch die Freundlichkeit und das Engagement der gastgebenden Familien in Frankreich und in Deutschland waren ein weiterer Faktor für die positive Grundstimmung. Danke an die Eltern! Aber noch wichtiger war nach meiner Wahrnehmung die Offenheit und Ehrlichkeit, mit der die TeilnehmerInnen an die neue Erfahrung herangegangen sind. Unsere SchülerInnen waren bereit, die gastgebenden Partner neugierig wahrzunehmen. Unsere SchülerInnen mussten das, was in den französischen Familien anders und befremdlich war, nicht abwerten. Als die Frankfurter Schüler und wir Lehrerinnen uns am Morgen in der französischen Schule wieder begegneten, erzählten fast alle begeistert von ihren Gastfamilien. ‚Meine Gasteltern sind super nett!' war an diesem ersten Tag der häufigste Satz in unseren Gesprächen. Diese neugierige, Frau Kaulfuß Monsieur Richefeux Wir dachten, der Unterricht in Frankreich sei total leise, aber wir wurden vom Gegenteil überzeugt. Was uns alle sehr erstaunt hat, war, dass sich fast niemand meldete. Frau Straube erklärte uns, dass läge daran, dass außer in den Fremdsprachen die mündliche Beteiligung nicht zählt ... Nun war es soweit. Der vorletzte Abend war gekommen. Die Woche in Frankreich war wunderschön. Nie hätte ich gedacht, dass es so toll werden würde. Es hat einfach alles gestimmt. Mit meiner Austauschpartnerin Emilie verstand ich mich so, als wären wir schon lange Freundinnen und ihr Bruder Grégoire sagte dauernd, er will, dass ich bleibe, da zwei Schwestern besser sind als eine. Emilies Eltern glichen meinen Eltern sehr. Alles war einfach perfekt.“ (Hannah Wochner-Fritsch, in: Betton 13, Jan. 2003, S. 15-17) Da Sie, liebe Leserinnen und Leser, nun schon in die Erfahrungen von Achtklässlern in Frankreich eingestimmt sind, folgen aus dem französischen Tagebuch von Claire D. (s.o.) weitere Notizen zum Programm: Accueil officiel dans la mairie de Vineuil: A 17.30 h, tout le monde est allé à Vineuil pour la réception officielle à la mairie. Lemaire aprononcé un discours. Il a dit que c'était bien qu'on était là pour l'anniversaire de la fin de la guerre entre la France et l'Allemagne. Rallye découverte dans Blois Château de Chambord Paris: Le mercredi, on était à Paris. A 7.30 heures, on est partis à Paris en bus. Après notre arrivée à Paris, on est montés à la Tour Eiffel (à pied !). On pouvait seulement monter jusqu'au deuxième étage, mais de là on avait une vue magnifique sur Paris. Tout le monde a fait des photos. Après la tour Eiffel, on a fait un tour sur la Seine en bateau. On a vu beaucoup de curiosités de Paris qui sont au bord de la Seine par exemple Notre Dame ou le Louvre. Quand on avait fini le tour en bateau on est allés en bus devant le Louvre. Après on a fait une photo de Frau Straube positive Haltung hat die Gruppe bis zum Schluss getragen. Sie half auch über Momente hinweg, die nicht so geglückt waren.“ (Vgl. Dagmar Straube, in: Betton 13, Jan. 2003, S.14) Hannah Wochner-Fritsch, Klasse 9, schreibt in ihrem Tagebuch von dieser Fahrt: „Das erste Essen in der Kantine gab es um 12.30 h. Es war wirklich nicht gut. (Dass meine Gastmutter am 83 groupe devant la pyramide en verre, on pouvait aller seulement sur les Champs Elysées jusqu'à l'Arc de Triomphe. Beaucoup d'entre nous ont fait les magasins, mais tout était très cher! On est montés à l'Arc de Triomphe. De là on avait aussi une bonne vue sur Paris. A l'école : L'école est fermée à clé après que les cours ont commencé et on doit sonner quand on est en retard. Dans le bâtiment, il y a un escalier réservé aux professeurs. Si les élèves le prennent, ils auront des problèmes. Chaque prof a une salle à lui où les élèves vont pour les cours. Je trouve que ça est une bonne idée. Quand les Allemands avaient une heure sans cours, nous devions aller à la bibliothèque ou dans les cours de M. Richefeux. Ce n'était pas comme chez nous qu'on va dans la classe de son corres. On est allé dans n'importe quelle classe. Je ne trouvais cela pas bien, parce que beaucoup de profs ne nous ont pas laissé assister à leurs cours. Donc nous avons passé beaucoup de temps dans la bibliothèque. Fête d'adieu à l'école: Quand nous sommes arrivés devant l'école au retour de Tours, la fête d'adieu avait déjà commencé. Beaucoup de parents étaient là. Nous avons bavardé, rigolé et joué au basket-ball. (Claire Dorweiler, in: Betton 15, Jan. 2005, S. 4851) Fahrt nach Perugia teil. Typische Sorgen auf der Hinfahrt waren: - „Würden wir mit unseren AustauschpartnerInnen und deren Familien zurechtkommen? - Würden wir mit dem dortigen Lebensstil klarkommen? - Würden unsere Italienischkenntnisse ausreichen?“ Eine häufige Erfahrung der TeilnehmerInnen bei den Gastfamilien war, dass diese sehr freundlich zu ihnen waren, man sich aber erst an die teilweise übertriebene Fürsorge gewöhnen musste. Durch das aufdringliche Hinterherräumen und die Aufforderungen zu essen – obwohl man schon satt war – fühlten sich viele gestört. Der Zusammenhalt in den Familien und die fürsorgliche „mamma“ sind jedenfalls ein wichtiger Bestandteil der italienischen Lebensweise. Die Gruppe machte Ausflüge in Perugia und zu den umliegenden Städten, z.B. Assissi und Gubbio, und besonders gefiel es allen in Rom. Man nahm selbstverständlich auch mehrmals am Unterricht teil und bemerkte die Unterschiede zur Bettinaschule. Die dortigen Stunden verliefen sehr diszipliniert. Dem Lehrer wurde 50 Minuten lang ohne Unterbrechung zugehört; außer während der für die Deutschen organisierten Spiele, die ziemlich albern wirkten, war aber kaum eine aktive Beteiligung von Seiten der Schüler am Unterricht möglich. Ein auffälliges Erlebnis war, dass die Schüler in den Gängen rauchen durften. 2006 wird eine weitere Fahrt nach Frankreich stattfinden, danach läuft der Deutschunterricht am Collège in Vineuil aus, und M. Richefeux muss – wie ihm die Schulbehörde lakonisch mitteilte – auf Englisch umschulen! Die Bettinaschule hofft jedoch, in der Zukunft wieder eine Partnerschule zu finden. Diese schöne Woche ermöglichte einen Einblick in die italienische Kultur, Bekanntschaften mit italienischen Jugendlichen und Erweiterung der Italienischkenntnisse. Perugia Elf SchülerInnen der Klassen 10 und 11, begleitet von Frau Färber und der Referendarin Frau Eberhard nahmen im März 1998 an der Bei dem Gegenbesuch der Italiener im April 1998, wofür in Frankfurt ein abwechslungsreiches Programm gestaltet wurde, ergaben sich einige Schwierigkeiten durch z.T. fehlende deutsche Sprachkenntnisse und Selbstständigkeit in der Großstadt. Im Ganzen werteten alle TeilnehmerInnen solche internationalen Begegnungen als positive und empfehlenswerte Erfahrung. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass sich genügend Eltern und SchülerInnen zur Unterstützung von Austauschaktionen bereit finden, zumal von italienischer Seite durchaus reges Interesse besteht (vgl. Timnit Ghirmai, Karina Goldberg, Eva Metzler; in: Betton 7, Juli 1998, S. 36f.). Gisela Wittekindt In Perugia 84 Meine Bettinaschule Gerade einmal sechs Jahre ist es her, dass ich Abitur gemacht habe, und dennoch scheint es mir als wäre eine Ewigkeit vergangen. In dem Leben eines jungen Menschen geschieht doch so viel in dieser wichtigen richtungsweisenden Phase des Lebens. Daher möchte ich einen Rückblick auf meine Zeit als Bettinaschüler werfen und herausfinden, inwiefern meine Schulzeit mich beeinflusst und geprägt hat für meinen weiteren Lebensweg. unserer Klasse, und obwohl diese beiden Länder sich in den 90ern bekriegten, gab es außer ein paar dummen Sprüchen einen großen Zusammenhalt zwischen allen Schülern. Ein weiterer Sprung in der Zeit bringt uns zur Oberstufe. Die Treppe unter der Turnhalle war ein integraler Teil unseres Jahrgangs, pünktlich zu jeder Pause traf man sich zum Rauchen. Selbstverständlich waren wir den Lehrern ein Dorn im Auge, doch interessierte uns das wenig. Als dann Schilder mit der Aufschrift „Rauchen Verboten – Weg von der Treppe“ erschienen, wurde aus dem wild zusammengewürfelten Haufen von unserem Jahrgang auf einmal eine gemeinschaftlich orientierte Gruppe, die sich mit aller Kraft (vergeblich) wehrte. Manchmal ist man einfach hilflos, doch wie sagte einst Rosa Luxemburg „Wer es nicht versucht, der hat schon verloren.“ Meine erste Erinnerung geht zurück zu meinem allerersten Schultag und der Verzweiflung meiner Klassenlehrerin herauszufinden, wieso sie 26 statt 25 Kinder in der Klasse sitzen hatte. Da sie Mathematiklehrerin war, bat sie alle Schüler aufzustehen und sich beim Aufrufen ihres Namens hinzusetzen. Am Ende saßen alle 26 Schüler und wir wiederholten das ganze Spiel. Nicht weit entfernt von einem Nervenzusammenbruch fragte sie, ob irgendjemand wider Erwarten ohne seine Freunde wäre, und schon war das Problem gelöst. Wir hatten zwei Kinder mit ein und demselben Vor- und Nachnamen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich gering. Diese kurze Geschichte ist für mich ein Beispiel dafür, dass man manchmal außerhalb der ‚Box' denken muss um ans Ziel zu kommen. Eine andere Erinnerung macht mich ein wenig traurig. Früher war die Bettinaschule politisch sehr aktiv. Man ging auf die Straße gegen den ersten Golfkrieg, gegen Sozialabbau und gegen Rechtsextremismus. Lehrer, auch wenn sie politisch neutral sein sollten, drückten ein paar Augen zu und ließen uns gehen. Das verstieß zwar gegen Richtlinien, jedoch half es uns in unserer Meinungsbildung und politischen Entwicklung. Einige Zeit später, wir waren in der 8. Klasse, wurde uns mitgeteilt, dass wir aufgelöst werden und auf die restlichen Klassen verteilt würden aufgrund bürokratischer Richtlinien und zu geringer Klassengröße. Für uns war das der Super-GAU, doch im Rückblick war es gar nicht so schlimm, denn es hat einen größeren Zusammenhalt zwischen den Klassen gefördert und jedem von uns gezeigt, wie wichtig es ist integriert zu werden. Die Bettinaschule ist für mich ein Ort, wo Schüler jeglicher Nationalität und Religion friedlich miteinander leben. Wir hatten eine Menge Serben und Kroaten in Also, für was stand denn die Bettinaschule für mich? Sie gab mir ein Umfeld, mich selbst zu entwickeln unter aktiver Mithilfe der Lehrer. Es gab viele Lehrer, die sich enorm engagierten in ihrem Interessengebiet, und genau das ist es, was eine Schule braucht. Aktive, engagierte, begeisterungsfähige Lehrkräfte. Ja, genau dafür stand die Bettinaschule. Felix Witte, ehemaliger Schulsprecher 85 Jugend debattiert An die 30.000 Schüler und Schülerinnen und über 1.000 LehrerInnen haben sich an dem bundesweiten Wettbewerb ´Jugend debattiert´ beteiligt. Unter den 312 teilnehmenden Schulen war auch die Bettinaschule. die erste Vorrunde statt: In Debatten gegeneinander werden die zwei besten ausgewählt, die den Kurs im weiteren Wettbewerb vertreten. In der ersten Runde trifft man dann auf die Kontrahenten aus anderen Schulen. In zwei Debatten müssen die Teilnehmer wieder ihre Gesprächsfähigkeit, ihr Sachwissen und ihre Sprachkompetenz unter Beweis stellen. Debattiert wird über eine Frage, die man mit Ja (pro) oder Nein (contra) beantworten kann und die noch nicht entschieden ist. Im Gegensatz zur Diskussion wird hier also über konkrete Antworten geredet, mit denen man auch etwas anfangen kann. Eine Debatte verläuft danach so: Zwei Minuten hat jeder der Debattierenden erst einmal die Gelegenheit, ganz ungestört von anderen Einwänden, seine Position klarzumachen. Zwölf Minuten tauschen sich die Kontrahenten in der freien Aussprache aus. Es kann dabei durchaus zu heftigen Wortwechseln kommen, man sollte aber auf jeden Fall die Etikette wahren (z.B. nicht beleidigend werden). Es geht um den Meinungsaustausch, nicht darum, sich über den anderen zu stellen. Eine Minute bekommt jeder am Schluss, um sein eigenes Resümee der Debatte zu ziehen. Eine Änderung der Meinung ist möglich. Dieser Wettbewerb wird seit 2001/02 durch die Hertie-Stiftung betreut und finanziert, von der Information der Schulen und Durchführung von Seminaren bis zur perfekten Organisation der Abschlussveranstaltung, dem Finale, in Berlin. Die Teilnehmer kommen aus zwei Altersgruppen: Klasse 8-10 und Jahrgangsstufe 1113. Sie werden im Unterricht darauf vorbereitet, ihre Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft nachzuweisen; an der Bettinaschule betreuten 2003/04 Frau Zacharias und Frau Schinkel diese Vorbereitung. Der Ablauf einer solchen Debatte hat eine feste Struktur: Jeweils vier Jugendliche werden in eine Gruppe gelost. Sie haben jeder für sich zwei Minuten ungestörte Redezeit. Dann folgen zwölf Minuten freie Aussprache. Abschließend steht jedem Teilnehmer eine Minute für ein Schlusswort zur Verfügung, in dem man auch seine Meinung ändern kann. Eine Jury bewertet die Debattierenden. In den einzelnen Bundesländern finden Ausscheidungsdebatten statt. 2004 hatten in Hessen die 8.-10. Klasse das Thema: „Soll das Strafmündigkeitsalter auf 12 Jahre gesenkt werden?“ und die Oberstufe debattierte über die Frage: „Sollen muslimische Lehrerinnen in der Schule Kopftuch tragen dürfen?“ Hier belegten die beiden Bettinaschüler János Joskowitz und Jan Lukas Thürmer den ersten und zweiten Platz und konnten Hessen beim Halbfinale vertreten. In unseren Debatten zeigte sich, dass Frau Zacharias gute Vorarbeit geleistet hatte. Nicht nur gegen die Kontrahenten konnten János und ich uns meist durchsetzen, sondern auch gegeneinander zu debattieren war ein Erlebnis. Mir haben die beiden Seminare (Schulverbund und Landessieger) gut gefallen. Mich einmal so intensiv mit gesprochener Sprache auseinander zu setzen und dabei kompetent unterstützt zu werden, hat mich persönlich weitergebracht. Auch die Ausscheidungen (Vorrunde, Landesfinale, Bundesvorrunde) waren Erlebnisse. Eine besondere Herausforderung war es für mich, im großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks vor so vielen Menschen, frei zu sprechen. Wenn sie auch nicht die Schlussrunde erreichten, in der die Aufgabe „Soll die Türkei in die Europäische Union aufgenommen werden?“ zur Debatte stand, so gebührt ihnen insgesamt große Anerkennung (vgl. J. Dörfel und H. Zacharias, in „Betton“ 15, 2005, S. 29). Noch ein paar Worte zum Schluss: Was hat das alles gebracht? Ich habe viele nette Menschen kennen gelernt und Freunde gefunden. Ich habe gelernt zu reden (eine klarer Vorteil im Alltag), meine Meinung durchzusetzen und vor allem, anderen genau zuzuhören. Alles in allem aber habe ich mir interessant meine Zeit vertrieben. Denn wenn ich ganz ehrlich bin: Nur wegen des Unterrichts in die Schule zu gehen ist doch echt zu langweilig oder? Erlebnisse und Erfahrungen vom Bundeswettbewerb 2004 Sprechen haben wir alle von Mama gelernt, doch wie lernt man reden? Der erste Schritt ist das Einüben der Regeln des Debattierens. Es gibt Tipps zum Umgang miteinander und mit Sprache. Im Klassenverband findet dann auch Jan Lukas Thürmer 86 „Dann bis Montag!“ ziehung zu den Kindern entwickeln? Schöner als das letzte Mal kann es doch eigentlich gar nicht werden?! Frau Ullrich-Borrmann begrüßt die Anwesenden, der Chor der 6. Klasse singt einen Willkommensgruß, ein Klassenorchester zeigt sein Können. Der Moment ist gekommen: Die Kinder werden den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern zugeordnet und ab geht es in den Klassenraum. Probleme mit der Zuordnung der Kinder gibt es eigentlich schon lange nicht mehr, jedenfalls nicht, seit wir Klassenlehrer der 5. Klassen im Vorfeld Kontakt mit den abgebenden Grundschullehrerinnen haben und in vielen Stunden gemeinsam die Verteilung auf die Klassen vornehmen. Die Einführungswoche für die 5. Klassen Es ist Dienstag, Dienstag nach den Sommerferien, die scheinbar schon lange, lange vorbei sind. 9.35 Uhr, die Mentoren treffen die letzten Absprachen mit mir. Das Poster für die 5a ist schön geworden, es wird den Elterntisch in der Aula zieren, damit sich auch die Eltern der neuen Klasse kennen lernen können. Die Farbe der Pfeifenreiniger – Erkennungszeichen für unsere Klasse – ist rot, sie reichen für 25 Schüler, die Mentoren (Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse) und mich. Der erste Tag geht schnell vorüber. Informationen über den Ablauf der Woche, erste Kennenlernspiele mit den Mentoren, Austeilen von Materialien und raus geht es zu den wartenden Eltern, war alles gar nicht schlimm. Ein letzter Gang in den zukünftigen Klassenraum, Blumen sind auf dem Tisch und auf der Fensterbank verteilt, die Schale mit den Süßigkeiten steht bereit. Die Pause ist noch nicht vorbei, aber viele Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten und Onkel streben in den 4. Stock. Schließlich wird heutzutage oft das einzige Kind der Familie im Gymnasium eingeschult und das wird dann zum Großereignis. Es wird Zeit, auch ich begebe mich in den 4. Stock, ängstlich oder vielleicht auch nur neugierig beäugt von den neuen Schülerinnen und Schülern, ob ich wohl die neue Klassenlehrerin sein könnte. Im Vorraum zur Aula erwartet mich eine Kuchentheke gefüllt mit allerlei Köstlichkeiten zusammengetragen von Eltern einer 6. Klasse. Schließlich sollen sich auch die neuen Eltern an der Bettinaschule wohlfühlen. Mittwoch und Donnerstag haben zum Ziel, dass die Kinder sich kennen lernen, mit den Namen ansprechen können, sie sollen ihre Lehrerinnen und Lehrer in ersten Vorstellungsrunden erleben, sie sollen sich im Haus zurechtfinden und sich in der Umgebung der Schule orientieren können. Wir frühstücken jeden Tag gemeinsam, schließlich sind sie das noch so gewohnt, wir spielen: Ich heiße, ich wohne, ich mag, meine Haustiere sind, ich reise am liebsten... Die ersten englischen Vokabeln werden eingeübt, auch mal eine Kopfrechenrunde eingeschoben. Das Fach Deutsch eignet sich ebenfalls gut, um sich kennen zu lernen, man schreibt Steckbriefe, stellt sich vor. Schließlich folgt die große Schulhausrallye, die alle Kolleginnen und Kollegen (auch die Sekretärinnen und das Hausmeisterehepaar) mit großer Geduld ertragen, auch wenn sie 120-mal befragt werden, wo sich nun der gelbe, grüne oder sonst ein Gang befindet. Auf dem Tisch vor den Sekretärinnen liegen die Zettel mit deren Namen, rechts Frau Marklove, links Frau Gramowski. Und wozu sind nun die roten Birnen in den Naturwissenschaften. Weiß ich leider überhaupt nicht, gibt es die überhaupt? (Gemeint war der Not-Stopp-Knopf, den kenne ich natürlich.) Gott sei Dank weiß ich, wo das Skelett steht und dass es Otto heißt. So manche andere Frage bringt auch mich in Verlegenheit. Aber unsere Neuzugänge schaffen das gut und meine Mentoren nehmen die Preisverleihung vor. Eine letzte Überlegung, habe ich auch nichts vergessen? Der Stundenplan für diese Woche ist fertig. Die Organisation dieses Plans ist nicht ganz einfach. Wir Klassenlehrer sind für die Einführungstage freigestellt. Alle anderen Kollegen und Kolleginnen, die sich in den neuen 5. Klassen vorstellen sollen, müssen diese Stunden in ihren regulären Unterricht integrieren. Da fällt mir ein, ich muss noch um Freistellung für die Kunstlehrerin bitten, die am Freitag eine Fotosession im Grüneburgpark mit uns unternehmen wird. Die Einkaufsliste für die Eltern habe ich kopiert. Sicher werden in einem großen Umfeld der Schule alle Umschläge mit der Farbe lila ausverkauft sein. Die Künstler haben mir gleich eine ganze DIN A4 Seite mit Bestellwünschen überlassen. Was ist eigentlich ein Bleistift 3B, na hoffentlich wissen das die Verkäufer. 10.00 Uhr. Es geht los. Ein bisschen aufgeregt bin auch ich jedes Mal. Wie wird sich meine Be- Schnell ist der letzte Tag angebrochen. Alle 87 Position liegend, stehend, mit Ballons, Namen und Zahlen darstellend zu bringen. Klassen haben ein besonderes Projekt geplant. Manche Eltern werden mit englischem Rap überrascht, eine andere Klasse hat sich mit Buchvertonung beschäftigt und führt Ergebnisse vor. Unsere Klasse geht mit Picknick, Decken und Spielen versehen in den Grüneburgpark. Die Kunstlehrerin macht dort wunderschöne Bilder, die später in Posterform den Klassenraum schmücken werden. Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Die Kunstkollegin klettert zum Fotografieren unter Lebensgefahr auf den Turm des kleinen Cafés, während die Mentoren und ich versuchen, eine wilde Schar von Kindern, die sich schon so benehmen, als seien sie seit Jahren eine Klassengemeinschaft, in die richtige Auf dem Heimweg muss bereits der erste Streit geschlichtet werden. Es wird Zeit, dass es los geht mit dem Unterricht, das signalisieren jetzt sogar die Kinder. Ein schönes Wochenende und bis Montag. Sie sind anders – ganz anders als der letzte Jahrgang, aber das zu erfahren ist das Besondere und Schöne an meinem Beruf. Es wird schon klappen mit uns. Bis Montag! Silvia Bär August 2003 88 Mentorenarbeit und Mediation - MentorInnen gibt es an der Bettinaschule seit 1994. „Mentor" ist der Name einer Sagengestalt aus der Odyssee, ein Freund des Helden, der dessen Sohn bis zu seiner Rückkehr betreut und beschützt hat. Da bisweilen die dem Helden wohl gesonnene Göttin Athene in Gestalt Mentors eingegriffen hat, hat dieser sowohl männliche als auch weibliche Anteile. In diesem Sinne wird der Begriff Mentor für einen älteren, erfahrenen Freund und Ratgeber verwendet. - - - An der Bettinaschule sind dies Schüler und in der Mehrzahl Schülerinnen aus der 9. und 10. Jahrgangsstufe, die sich für eine Betreuung der 5. Klassen zur Verfügung gestellt haben. Die Grundidee ist „Schüler helfen Schülern" – hier die etwas Älteren den neu an die Schule gekommenen. - Jede Mentorin und jeder Mentor setzt außerdem nach ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten besondere Schwerpunkte. Sie müssen ihr Engagement gut mit den Anforderungen aus ihrem eigenen Unterricht koordinieren; in ihren eigenen Klassen sorgt eine Klassenkameradin (der „Buddy") dafür, dass sie alle Informationen und Arbeitsmaterialien erhalten. Mit Hilfe der MentorInnen können sich die Neuen aus den 5. Klassen schneller zurechtfinden. Vor allem sollen sie aber auch im Alltag jemanden haben, an den sie sich wenden können, wenn einmal etwas schief läuft. Auf Ausflügen, in Pausen, auch im Unterricht können so Beziehungen wachsen, die wir immer mit „ältere Schwester" oder „älterer Bruder" umschreiben. Eine Beziehung, in der vielleicht auch einmal Raum für einen persönlichen, nicht-schulischen Kummer ist – natürlich auch für begeisterte Erzählungen über ein neues Haustier oder einen besonderen Erfolg im Sportverein. Ausbildung und Mentoren AG MentorInnen bekommen in einem ersten dreitägigen Seminar vor den Sommerferien die Grundausbildung. Themen sind Kennenlernen, Annäherung an die Mentorenrolle, Teambildung, Erarbeitung von Gruppenregeln und vor allem sehr viele Spiele. Die MentorInnen erleben in Teilen das, was die 5. Klassen an der neuen Schule ebenfalls bewältigen müssen und die meist spielerischen Angebote, mit denen die MentorInnen sich unterstützend beteiligen. Ein erstes Angebot für ihre Rolle als Zuhörer, der Jahresplan der Tätigkeiten und die Planung der ersten Schritte gehören ebenfalls dazu. Für unsere Seminare fahren wir in der Regel ins „ Alte Amtsgericht" in Fronhausen bei Marburg, wo jemand, der Lust dazu hat, in einer echten Knastzelle schlafen kann. Aufgabenüberblick - - - Teilnahme an Wandertagen und anderen Klassenausflügen Übernahme von Aufgaben in Absprache mit den KlassenlehrerInnen Hilfe bei besonderen Veranstaltungen (z.B. Bundesjugendspiele ) Hilfe bei und Teilnahme an der Weihnachtsfeier und an anderen Klassenereignissen Hilfe beim Verschönern des Klassenraums Teilnahme bei der Durchführung von Klassenprojekten nach Absprache mit der Klassen- und der Projektleitung Hilfen im schulischen Alltag, auch einmal bei Hausaufgaben oder der Vorbereitung einer Arbeit ... Und nicht zuletzt: als GesprächspartnerIn, HelferIn in Konflikten, RatgeberIn für ihre „Kleinen" präsent sein. Begrüßung der neuen 5. Klassen und Durchführung der Schulhausrallye Teilnahme an der Einführungswoche der 5. Klassen, Übernahme von Aufgaben nach Absprache mit den KlassenlehrerInnen Teilnahme an den Klassenlehrerstunden der ersten Wochen, danach in lockerer zeitlicher Abfolge, Aufgaben nach Absprache mit der Klassenleitung Durchführung der Wahl der Klassensprecher Teilnahme am ersten Elternabend der Klasse Pausenkontakte pflegen, in lockerer zeitlicher Abfolge in den Pausen „ihre" Klassen besuchen Im zweiten Seminar Ende Januar findet eine Einführung in die Mediatorentätigkeit statt. Der eigene Umgang mit Konflikten, die Festlegung auf ein einheitliches Verständnis von Kon- 89 Mediation in der Schule flikten, Grundlagen der Kommunikation und das Phasenmodell der Mediation sind weitere Themen, die in Rollenspielen einen praktischen Anteil bekommen. Die MentorInnen stehen ihren Mentorkindern, die dann in der 6. Klasse sind, für Konfliktbearbeitungen zur Verfügung. Es kann sein, dass sie direkt einen Streit mitbekommen, auch dass sich ein Kind direkt an die MentorIn wendet, die es ja schon kennt, oder auch, dass die KlassenlehrerIn die MentorInnen bittet, einen Konflikt zu bearbeiten. Wenn die MentorInnen zur Lösung eines Konflikts beigetragen haben, ist dies ohne Frage für alle Beteiligten gut, oftmals geht auch für die ganze Klasse ein segensreicher Einfluss von einer solchen Konfliktlösung aus. Trotzdem ist dies nicht unbedingt das Wichtigste. Sowohl die MentorInnen als auch die Konfliktparteien trainieren ganz nebenbei entscheidende Fähigkeiten, die im privaten und beruflichen Leben zentrale Bedeutung haben: die differenzierte Wahrnehmung von Gefühlen, die Perspektive des anderen zu sehen, nicht verletzend zu reagieren, faire Verhandlungen zu führen und anderes mehr. Wer hier etwas mehr wissen möchte, kann auf der Homepage der Mentoren (s.u.) den Link zur Mediation und zur ausführlichen Mediationsseite anklicken. In der wöchentlich stattfindenden zweistündigen Mentoren-AG werden im ersten Halbjahr aktuelle Probleme aus der konkreten Praxis bearbeitet. Im zweiten Halbjahr wird die begonnene Ausbildung zum/zur SchülermediatorIn fortgeführt. Die Ausbildung wird mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung abgeschlossen. Im dritten Seminar am Ende des Schuljahres, das dann das Grundausbildungsseminar für den nachfolgenden Jahrgang darstellt, werden die gemachten Erfahrungen an das neue Team weitergegeben. Mediation Mediation bezeichnet ein Verfahren, in dem sich Konfliktparteien mit Hilfe eines Mediators über ihren Konflikt austauschen und gemeinsam eine für alle Beteiligten befriedigende Lösung entwickeln. Auch die Arbeit der Mediatorengruppe wird in den wöchentlichen AG-Stunden begleitet, in denen weitere Ausbildungsbausteine dazukommen und vor allem in vielen Rollenspielen die Praxis geübt wird. Ein Mediator stellt einen geschützten Rahmen zur Verfügung, in dem die Konfliktparteien ihre Interessen vorbringen und verhandeln können, ohne neue Kränkungen erleben zu müssen. Im Unterschied zu anderen Verfahren, wird ein Mediator niemals selbst entscheiden, wie ein Konflikt zu beurteilen ist und wie die Lösung auszusehen hat. Ein Mediator unterstützt beide Parteien, ihre Interessen zu wahren, er ist allparteilich. Schulische Konfliktkultur Unsere MentorInnen leisten mit ihrer Mediationstätigkeit auch einen großen Beitrag zu einer konstruktiven Konfliktkultur der ganzen Schule. Deren wichtigste Prämissen sind: Freiwilligkeit der Teilnahme an der Mediation ist Voraussetzung. Zur Sicherung des geschützten Rahmens muss Verschwiegenheit über alle persönlichen Angelegenheiten aus den Mediationssitzungen vereinbart werden und es darf zur gleichen Zeit kein anderes Verfahren stattfinden. - In den Mediationssitzungen gelten unbedingt einzuhaltende Verfahrensregeln. Die oben angesprochene Verschwiegenheit gegenüber Dritten gehört dazu. Dass nacheinander gesprochen wird und keine Kränkungen erfolgen dürfen, scheint selbstverständlich zu sein, es gehört trotzdem zum Rahmen, dies explizit zu vereinbaren. - Wenn mehrere Personen miteinander arbeiten, sind Konflikte ganz normal. Nicht Konflikte sind schlecht, sondern der meist verletzende Umgang damit. Konflikte zeigen, wo etwas geändert werden muss, sie sind eine Chance. Niemand außer den Betroffenen kann die richtige Konfliktlösung finden. Die Betroffenen müssen gestärkt werden, damit sie ihre Konflikte selbst regeln können. Dr. Peter Rosenkranz 90 Von der Schulsozialarbeit zur NaSchu der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln und die Aufenthaltsqualität außerhalb des Unterrichts an der Schule zu verbessern. Wir entwickelten Angebote im Rahmen von Projektwochen für Klassen (Verhältnis Mädchen: Jungen, Klassengemeinschaft, Außen-seiter/ Mobbing, Krisenintervention), wir richteten einen Mittagstisch und ein verbindliches Betreuungsangebot für die 5. und 6. Jahrgangsstufe nach der Schule ein, boten Beratungsangebote für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer an, führten Schulungen für die SV durch und vieles mehr. Die Geschichte einer Kooperation Die Bettinaschule und der Internationale Bund als Träger arbeiten inzwischen schon viele Jahre zusammen – genau genommen seit dem Sommer 1997. Damals haben eine engagierte Elternvertretung ebenso wie die Schülervertretung und der damalige Schulleiter Herr Dingeldey ein Projekt vorangetrieben, dass auch in der Schulgemeinde nicht unumstritten war, letztlich aber durch viel Überzeugungsund Lobbyarbeit durchgesetzt werden konnte: Die Schulsozialarbeit. Für ein Gymnasium im Frankfurter Westend schien dies nicht in vorgegebene Schemata zu passen. Schulsozialarbeit war bis dato immer mit Schulen in belasteten sozialen Milieus und Brennpunkten verknüpft. Natürlich müssen in einem Beitrag zu einem Jubiläum auch Namen fallen: Unsere Protagonisten in dieser Phase waren unzweifelhaft Mara Schön – ehemalige Bettinaschülerin – und Uli Herrmann. Sie haben viel dafür getan, dass die Gruppe der Skeptiker immer kleiner wurde... So waren an der Bettinaschule die Bedenken und Widerstände gegenüber diesem Vorhaben nicht gering, befürchteten doch viele, dass dies zu einer Stigmatisierung der Schule führen könnte unter dem Motto „Die haben's ja wohl nötig”. Letztlich waren in dem Diskurs die Argumentationslinien erschöpft und nur die praktische Erprobung des Arbeitsansatzes konnte Klarheit und eine Aussage über die Sinnhaftigkeit herbeiführen. Trotzdem konnten wir nicht verhindern, dass das Projekt Schulsozialarbeit im Jahr 2002 nach vier erfolgreichen Jahren ausgelaufen ist. Einsparmaßnahmen seitens der Stadt und die Tatsache, dass die Vorgaben des Stadtschulamtes keine Fortsetzung des Projektes vorsahen, führten zu der Beendigung. Kompensiert wurde diese Entscheidung von der Aufnahme der Bettinaschule in das Modellprojekt „NaSchu“. An diesem Punkt kam der Internationale Bund (IB) mit ins Boot. Als Träger einer Reihe von Kinder- und Jugendeinrichtungen in Frankfurt (und bundesweit) wurden wir angefragt, ob wir die Trägerschaft eines solchen Projektes übernehmen wollten. Und wir wollten. Die Bettinaschule erschien uns als lebendige und engagierte Schule, die ihren Bildungsauftrag auch als eine Integrationsleistung von verschiedenen sozialen und kulturellen Milieus begreift. Allerdings gab es auch auf Seiten des IBs Bedenken und Unsicherheiten: Werden wir von dem Großbetrieb Schule vereinnahmt? Wie gehen wir mit der enormen Erwartungshaltung um, die das Projekt begleitet? Werden unsere Angebote angenommen? Das Kürzel „NaSchu“ steht für ‚Ganzheitliche Nachmittagsangebote an Frankfurter Schulen' und ist ein Modellprojekt, das vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt finanziert wird. Mit diesem Projekt wird täglich bis 17.00 Uhr ein umfangreiches Bildungs- und Freizeitprogramm realisiert, das sich an alle Schülerinnen und Schüler der 5. bis 10. Jahrgangsstufe richtet. Es beinhaltet die Einführung eines täglichen Mittagessens und ein vielfältiges Angebot – neben den schulischen AGs – im sportlichen und kreativen Bereich sowie Unterstützungsangebote für das Lernen (Hausaufgabenhilfe, Stützkurse, Lernwerkstatt) und PC-Kurse. Das tägliche Betreuungsangebot für die 5. Jahrgangsstufe ist integriert worden. Deutlich war uns von Beginn an, dass an der Bettinaschule keine Schulsozialarbeit im klassischen Sinn stattfinden kann. Vielmehr war unser Ansatz darauf ausgerichtet, die sozialen und kommunikativen Kompetenzen Naheliegend war, dass aufgrund der langjährigen und tragfähigen Kooperationsbeziehungen und der Kenntnis der Schule der IB die Trägerschaft für das NaSchu-Projekt an der Bettinaschule übernommen hat. Allerdings sah 91 sich der IB mit einer wesentlich veränderten Ausrichtung, neuen Schwerpunkten und Anforderungen konfrontiert. Während wir im Rahmen der Schulsozialarbeit überwiegend beratend und unterstützend tätig waren, sind wir inzwischen zu einem integralen Bestandteil des Leistungsangebotes der Bettinaschule geworden. Diesen Prozess hat die schulinterne Programmgruppe begleitet und insbesondere die Schulleiterin Frau Ullrich-Borrmann. Dass NaSchu inzwischen so erfolgreich arbeitet, ist u.a. auch auf diese Kooperation zurückzuführen und natürlich auf unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier möchte ich die Koordinatorin des NaSchu-Projektes, Nicola Graf, nicht unerwähnt lassen. Diese Veränderungen stellen erhebliche Anforderungen an die gesamte Schulgemeinde, insbesondere natürlich an die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte. Wir sind davon überzeugt, dass die Bettinaschule diese Prozesse gut bewältigen wird und dafür gut aufgestellt ist. Dazu trägt mit Sicherheit das NaSchu-Projekt bei, denn die inzwischen bestehenden Strukturen und Funktionsbereiche reichen schon weit in den Nachmittag hinein. Die Angebote außerhalb des Regelschulbetriebs sind hier kein Neuland, sondern Alltag und werden in einer ‚neuen' Bettinaschule ihren Platz haben und die Potentiale und Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler entwickeln und fördern. Wir freuen uns darauf, diesen Prozess zu begleiten. In einen Jubiläumsbeitrag gehört auch ein Blick in die Zukunft: Die Bettinaschule wird in den nächsten Jahren zu einer Ganztagsschule werden, in diesem Jahr steht der Einstieg in die verkürzte Schulzeit bis zum Abitur an (G 8). Volker Rapp Bereichsleiter Internationaler Bund 92 Was gibt es heute zu essen? Das NaSchu-Projekt an der Bettinaschule / die Nachmittagsschule Zaghaft klopft es an die Tür des NaSchu-Büros, sie öffnet sich einen Spalt und ein Stimmchen fragt: „Ist hier die NaSchu?“. Ein anderes Mal wird die Tür herzhaft aufgerissen und es geht gleich lautstark zur Sache: „Das Klopapier ist alle, gibt's hier welches?“ Andere häufige Fragen sind: „Habt ihr einen Besen?“ oder „Kann ich mir einen Ball ausleihen?“, aber auch Fragen wie: „Kann ich mal zu Hause anrufen?“. Eigentlich sind wir in erster Linie Anlaufstelle für alle Anmeldungen rund ums Essen, Hausaufgabenhilfe, Stützkurse und Kursangebote und die Betreuung. Auch Eltern kommen häufig in unser Büro und nicht nur in NaSchuAngelegenheiten. Hin und wieder erreichen uns Anfragen wie: „Können Sie bitte mal mein Kind suchen, es hält sich irgendwo im Schulhaus auf, ich muss ihm dringend etwas sagen...?“ Das Essen wird seit 2003 von dem CateringUnternehmen Sodexho geliefert. Aber: Essen ist immer ein sensibles Thema! Und: Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Problematisch ist der enorme Ansturm; bei an die hundert Essen pro Tag gerät das Schülercafé an seine Grenzen. Unser Eindruck ist, dass die Schülerinnen und Schüler gerne in die Betreuung kommen. Bei einer Befragung im Schuljahr 2003/2004 gaben 70% der Betreuungskinder an, dass sie die Betreuung weiterempfehlen würden. Dies vor allem, „weil es Spaß macht“ und „man sich in der Schule besser kennen lernen kann“. Der Nachmittag bietet ein wechselndes Programm von Kursangeboten wie Theater, Filmwerkstatt, Tanzen, Trommeln, Kunst, Comic, textiles Gestalten und Aerobic, über Sprachangebote wie English Conversation und Spanisch bis hin zu Computerangeboten wie Inter net-Führerschein, Webdesign und Schreibmaschinenkurs. Als Partner zur Koordination und Durchführung dieser Angebote arbeitet die Bettinaschule mit dem Internationalen Bund (IB) zusammen, der Verträge mit Honorarkräften schließt. Im musischen Bereich sind auch Lehrkräfte des Hoch'schen Konservatoriums einbezogen. Da die Turnhalle bereits mit dem Pflichtunterricht ausgelastet ist, kommt der Sport leider zu kurz und es gibt zur Zeit nur zwei Sportangebote und Sportvereine akzeptieren eine Zusammenarbeit mit Schulen nur, wenn dafür eine Halle gestellt wird. Hieran wird weiter gearbeitet. Die Betreuung gilt einer festen Gruppe aus den 5. und 6. Klassen. Direkt nach dem Unterricht ist die Betreuung erfüllt von Aktivität: Schnell noch mal vor dem Essen Fußballspielen, raus auf den Schulhof, manche müssen sich aber erst mal ermattet auf den Stuhl plumpsen lassen. „Was gibt es heute zu essen?“ Nicola Graf Koordinatorin des NaSchu-Projekts 93 „Betton” – Die Schulzeitung 1994 - 2005 Konflikte in der Schule überhaupt angesprochen wurden. Selten sind Schülerzeitungen mehr als ein Strohfeuer oder lobenswerte Eintagsfliegen. Schulzeitungen aber, die von allen Mitgliedern einer Schulgemeinde mitgetragen werden, haben dagegen größere Chancen auf ein längeres Leben. Zu diesen gehört „Betton“, unsere schulinterne Zeitschrift für Dokumentation, Information und Diskussion, die im Februar dieses Jahres ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnte. Lange suchten wir nach einem Namen, der Bestandsaufnahme, Programm und Hoffnung zugleich ausdrücken sollte. Hatten sich in einer Vorbefragung einige Wenige mit Vorschlägen wie „Betty Blue, Durchblick, Phönix, Dingeldix Digest, Westend Wachturm, Punkt Punkt Komma Strich, Bettiblocker, Rührlöffel, Standpauke“ u. ä. gemeldet, fanden diese doch nur mäßige Zustimmung. Schließlich konnten wir uns in der Redaktion noch am ehesten mit „Betton“ anfreunden. In diesem Namen steckte schließlich nicht nur unsere Namenspatronin, sondern er ließ auch Assoziationen zu zur Härte und Freudlosigkeit unserer architektonischen und städtebaulichen Umwelt. Und wer denkt bei diesem Namen nicht an Betonköpfe und Unbeweglichkeit, an Vernachlässigung und Schmierereien, aber auch an die vielen Versuche, doch noch etwas Liebens- und Lebenswertes aus diesem unseren Arbeitsplatz und Lebensraum zu machen?! Unser Anspruch an Aufbruch, Flexibilität, aber auch an Veränderbarkeit sollte auch transportiert werden über den ständig wechselnden Schriftzug des Namens. Heute bin ich sehr skeptisch, dass wir diesem Anspruch gerecht geworden sind, denn die Hoffnung, die sich ursprünglich mit dem ironisch gemeinten Namen verband, dass unter dem Beton gewissermaßen der Strand aufbreche und tausend Blumen erblühen mögen, hat sich angesichts insbesondere ungünstiger außerschulischer Rahmenbedingungen, aber auch innerschulischer Konfliktlagen nicht erfüllt. (Es ehrt uns zwar irgendwie, wenn SchülerInnen unserer Schule heute das Baumaterial mit Doppel-‚t' schreiben, aber ich fürchte, sie haben etwas missverstanden.) Die Idee dazu wurde 1994 in der Schulkonferenz geboren, als Spannungen und Interessengegensätze nach einem Instrument riefen, das alle Mitglieder der Schulgemeinde zusammenführen könnte. In der Nullnummer (vom Januar 1995) heißt es dazu zaghaft programmatisch: „Die Zeitung soll zum einen Informationsblatt für alle an der Schule beteiligten Gruppen sein. Sie soll die Möglichkeit bieten, in einen Dialog – über welche Themen auch immer – miteinander einzutreten. Wir hoffen, damit zur positiven Identitätsbildung mit der Schule beizutragen …“ Des Weiteren schrieb das Redaktionsteam, das aus Judith Hertel, einer Schülerin der 11. Klasse, Claudia Muñoz del Rio, einer Elternbeirätin, und mir als Vertreter der Lehrerschaft bestand: „Wir wünschen uns für unsere Zeitung einen sachlichen, auch provozierenden, aber fairen Stil im Umgang miteinander. Wir wollen informieren, streiten, die Sachen klären, aber wir werden kein Forum sein für eitle Selbstdarstellungen oder aggressive Polemik.“ Damit wollten wir uns bewusst vom gelegentlich pubertierenden Motzstil und Unflat von Schülerzeitungen absetzen (wie wir es bisweilen leider dann auch in der einen oder anderen unserer Abiturzeitungen der letzten Jahre lesen mussten) und ein gemeinsames Forum von und für SchülerInnen, Eltern, und LehrerInnen eröffnen. Insgesamt ist uns dies in den 15 Nummern (die Nullnummer nicht eingerechnet) auch gelungen. Dazu kam, dass eine ‚Schulzeitung', wie wir bald erfuhren, als ein die ganze Schule nach außen darstellendes Medium (juristisch) in der Verantwortung des Schulleiters bzw. der Schulleiterin herausgegeben wird. Dieser Tatbestand bremste nicht selten das jugendliche Ungestüm der Schülerredakteure, die vermeintliche oder tatsächliche Missstände verbal zupackend anprangern wollten. Dazu kam auch allgemein das, was man im Medienbereich „die Schere im Kopf“ nennt und was verhinderte, dass manche Wenn ich mir für diesen Artikel noch einmal alle Zeitungen durchsehe und vor allem auch meine Editorials, so fallen mir drei durchgängige Probleme und Defizite auf. Da war zum einen das stetige Buhlen um mehr Mitwirkung, um eine größere Verteilung der Lasten, um mehr verbindliche, auch institutionalisierte Mitarbeit, um wegzukommen von der bei uns typischen Spontaneität und Freiwilligkeit („Ach, Herr D., ich weiß, ich sollte was schreiben, aber ich habe sooo viel zu tun, ich schaff das alles nicht!“), welche ob ihrer Unberechenbarkeit jede Ausgabe zu einer Zitterpartie werden ließ. Zum andern 94 war in allen Jahren eine insgesamt geringe Kaufresonanz bei den Schülerinnen und Schülern festzustellen, obwohl die überwiegende Mehrheit der Beiträge aus ihren Reihen stammte. Und zum dritten haben wir immer den Wunsch gehabt, dass sich die multikulturelle Vielfalt unserer Schule in der Zeitung niederschlagen sollte, schließlich stammt ein gutes Drittel unserer Schüler aus ausländischen, bzw. multiethnischen Elternhäusern. Leider wurde dieses Instrument zu diesem Zweck nur unzureichend genutzt: Obwohl ich aufgrund von Befragungen in diversen Klassen und Kursen vor wenigen Jahren auf knapp vierzig verschiedene Sprachen kam, die in den Elternhäusern von unseren SchülerInnen gesprochen werden, erschien beispielsweise neben einigen von NichtMuttersprachlern geschriebenen englischen und französischen Texten nur einmal ein kurzer fremdsprachlicher Text einer Bosnierin! sollten die Beiträge etwas mit Schule, insbesondere der Bettinaschule zu tun haben (also keinerlei Traktate über Diäten, Popstars, Filme, Formel-1 und dgl. enthalten). Dabei ist die Bandbreite der in Betton erschienenen Artikel sehr groß gewesen: Da wurden Konzerte und Theateraufführungen, Kunstausstellungen, Schulfeste, Tage der Offenen Tür, Naturwissenschaftliche Tage und die zeitweilige Kooperation mit der Seniorenwerkstatt dokumentiert und gewürdigt; da wurden die Themen Drogen, Konfliktberatung und Mediation, bilingualer Unterricht, Klippert und Fremdsprachenportfolio vorgestellt und abgehandelt, über die Organisation der 5. Klassen, über das Mentorensystem an unserer Schule, über Einschulungserfahrungen, Kursfahrten und Skifreizeiten, das COMENIUSProjekt, diverse AGs, die (z.T. sehr erfolgreiche) Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an Projekten wie Jugend forscht und Jugend debattiert berichtet; auch wurde über einen längeren Zeitraum die Einrichtung der Schulsozialarbeit und eines Aufenthaltsraumes gefordert und bis hin zur Etablierung der Cafeteria und eines NaSchu-Angebots solidarisch begleitet. Auch schulpolitische Fragen wurden in unterschiedlichen Textsorten diskutiert. Obwohl wir gerade in einer Ausgabe (Nr. 5) viele Leserbriefe bekommen haben mit munterkontroversem Tenor, wurde diese Möglichkeit insgesamt aber leider viel zu wenig wahrgenommen. Andererseits ist es uns gelungen, immer wieder Schülerinnen und Schüler, die entweder in erster oder zweiter Generation aus anderen Kulturkreisen stammten, zu gewinnen, sich unter der Kolumne „Unter uns“ vorzustellen (sie stammten aus der Türkei, aus Äthiopien, Indien, Pakistan, Palästina, China, Vietnam, Afghanistan, Marokko, Eritrea und Sri Lanka). In der Kolumne „Schule anderswo“ berichteten SchülerInnen von ihren Erfahrungen an US-amerikanischen, walisischen und italienischen Schulen, und ein Kollege von seinen Besuchen einer namibischen und einer ladakhischen Schule. Unsere Jazz-AG schrieb einen farbigen Bericht von ihrem Trip nach Brasilien, und viele Artikel und Tagebuchaufzeichnungen berichteten von den unterschiedlichsten Erfahrungen unserer SchülerInnen während der diversen Frankreich-Austauschaktionen. Auf diese Weise hat die große, weite Welt immer Eingang gefunden in unsere Schulzeitung. Satiren, Glossen, Lehrer- und Schülersprüche, aus dem Schulleben gegriffene Heulersammlungen, Karikaturen und heitere Begebenheiten fanden ebenso Eingang wie Buchrezensionen und Projektberichte und Arbeitsergebnisse aus Klassen, Kursen und AGs. In vielen Interviews wurden SchülerInnen (auch ehemalige) vorgestellt, KollegInnen (inkl. ReferendarInnen), alle Sekretärinnen sowie das Schulhausverwalter-Ehepaar und die (wechselnden) Mitglieder der Schulsozialarbeit. Eine Kolumne war den Gremien gewidmet (Eltern- und Schülerbeirat, Förderverein). Es gab zwei Prinzipien, denen sich die Redaktion verpflichtet fühlte: Zum einen sollte die Werbung nur einen sehr kleinen Raum einnehmen, denn es kam uns auf den Inhalt, den redaktionellen Teil an. Werbeeinnahmen sollten nur einen solchen Umfang einnehmen, dass der Verkaufspreis der Zeitung noch vertretbar war. (Es gibt in der Tat Schülerzeitungen, die mit einem hohen Werbeanteil, bisweilen von mehr als 50 %, gut Geld machen!) Von Anfang an war es auch das Bestreben der Redaktion, die „Einbettung“ unserer Schule in ihren historischen Kontext nicht zu vernachlässigen. So haben wir bisher zehn ehemalige Schülerinnen und Schüler vorgestellt oder interviewt. Wir haben in vier Ausgaben über die Gedenkstätte – von ihrer Planung bis zu ihrer Einweihung – berichtet, in mehreren Heften Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, alte Schulordnungen (zum Vergleich) abgedruckt, haben uns mehrmals mit der „Bettina“-Plastik auf dem Des Weiteren war es von Anfang an das Anliegen der Redaktion, nur originäre Beiträge aus unserer Schule zu bringen, d.h. wir haben nur in Ausnahmefällen auf Texte außerschulischer Autoren zurückgegriffen (etwa bei Zeitungsartikeln über unsere Schule), und zum andern 95 personellen, organisatorischen, technischen und künstlerischen Aufwand, der in Zukunft auf viel mehr Schultern verteilt werden muss, wenn sie eine Chance auf Fortbestehen haben soll. Bei aller bisher geleisteten Arbeit muss man kritisch feststellen, dass die Zeitung nicht Ausdruck einer Kultur journalistischer Arbeit im engeren, professionellen Sinne war. Auch die SchulzeitungsAG war keine Gruppe, die sich etwa der berichtenden Begleitung des Schullebens verpflichtet fühlte, der Reportage, der (zeitaufwändigen) Recherche. Schulhof beschäftigt und alte Skandale ausgegraben. Oft ist es uns auch tatsächlich gelungen, was wir für jede Ausgabe angepeilt hatten: ein „Sammelthema“ zu finden und möglichst weit gefächert zu bearbeiten. So war das Thema „Schwänzen“ Schwerpunkt der 3. Nummer, „Sport an der Bettinaschule“ stand im Mittelpunkt der 5. Ausgabe, „Was erwarte ich mir von 2000?“ trieb insbesondere die Schüler im 9. Heft um, was eine Erweiterung fand in der Ausgabe 11 mit dem Thema „Jugend 2000“, und in der Betton Nr. 10 widmeten wir uns ausgiebig Fragen der Bedeutung geschichtlicher Themen für uns heute (um das Wort Vergangenheitsbewältigung zu vermeiden). Die Nr. 7 war eine halbe Festschrift zum Abschied unseres langjährigen Direktors Volker Dingeldey. Dennoch können alle Beteiligten stolz auf das Erreichte sein. Dass wir mit unserer Schulzeitung auch außerhalb unserer Schulgemeinde Anerkennung gefunden haben, davon zeugen mehrere Preise. So sind wir etwa im Rahmen des seit vielen Jahren bestehenden Schüler-PressePreises der 1822-Stiftung und der Frankfurter Neuen Presse nie leer ausgegangen und gewannen 2003 mit unserer Nummer 13 gar den ersten Preis. Dabei wurde in der von einem professionellen Journalisten gehaltenen Laudatio lobend hervorgehoben, dass das Heft nicht nur „äußerst aufwändig“ gestaltet sei („Da waren Computercracks am Werk. Text und Bild hervorragend.“), auch die „Mischung journalistischer Stilformen“ wurde als „besonders gelungen“ bezeichnet. „Besonders gut“ seien „Kunst und Kultur“ abgehandelt worden, inkl. Buchrezensionen. Zur Themenauswahl wurde lobend erwähnt, dass man sich nicht nur mit schulinternen Dingen beschäftige, sondern „auch über den Tellerrand gesehen“ habe. Als Beispiele für die Berücksichtigung des „aktuellen Zeitgeschehens“ wurden die Artikel über die Gedenkstätte, die Beschäftigung mit den Bundestagswahlen und die Beteiligung unserer SchülerInnen bei der Betreuung der Special Olympics aufgeführt. Gut kam auch der Rückblick auf den Abiturjahrgang 1972 an, der es ermöglichte, Vergleiche mit heute zu ziehen. Es war stets das Bemühen der Zeitungsmacher, neben einem anspruchsvollen Inhalt auch eine ästhetisch ansprechende Gestaltung zu bieten. Dies ermöglichte bis einschließlich Nr. 10 der Schülervater Michael Albert, der uns die technischen Möglichkeiten seiner Werbeagentur und auch die nötige Manpower für das Layout zur Verfügung stellte. Seit der 11. Nummer hat ein anderer Schülervater, Herr Dr. Rainer Boettge, diese gewaltigen Aufgaben mit nimmermüdem Einsatz übernommen. War anfangs noch eine halbjährliche Publikation möglich, so ließ der umfangreiche Arbeitsaufwand und die hohe Belastung seit der 11. Ausgabe nur eine einmalige Veröffentlichung im Jahr zu. Viele Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern haben unzählige redaktionelle Beiträge geleistet, aber dass unsere Schulzeitung zu einem überragenden Anteil tatsächlich eher eine Schülerzeitung war, lag zweifellos an der im Laufe ihrer Existenz beteiligten Hundertschaft von Schülern und Schülerinnen. Um den Kern der jeweiligen Redaktion gruppierten sich sehr viele, die mit ihren einmaligen Texten, ihren Fotos, Bildern, Zeichnungen, Reportagen, Impressionen und Erfahrungsberichten zu jeder Zeitung beigetragen und so einen sehr lebendigen Einblick in unser Schulleben ermöglicht haben. Mit unserer Nummer 14 gewannen wir 2004 beim Schülerzeitungswettbewerb des SPIEGEL den 6. Preis in der Kategorie Titelbild (bei immerhin nahezu 1000 bundesweit eingereichten Zeitungen). Dies ist der parteiische Rückblick eines Menschen, der von Anfang an mit Herzblut dabei und mittendrin war, und deshalb sind manche Aussagen sicherlich cum grano salis zu nehmen. Sie ersetzen nicht die (kritische) Lektüre aller 16 Nummern der Schulzeitung „Betton“, die ohnehin in keiner Ausgabe für den schnellen Verbrauch geschrieben war. Das Herz der Zeitung aber schlug in der jeweiligen Redaktion, jener Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die weitgehend regelmäßig und verlässlich an einer oder mehrerenAusgaben mitgearbeitet haben. Was sie auszeichnete, sind die Bettina-typischen Eigenschaften wie Freiwilligkeit, Spontaneität und Engagement (bis hin zur Selbstausbeutung). Dabei erforderte die Zeitung einen inhaltlichen, Jörn Dörfel 96 ~?"il .B et.t tna. ... li l ! Jl ~ UIC1 I •;;IJ, I • ·~ : ~ u.; Jj -; 11,.. 1 !!L i&uo..,. . .,. ~~ ~ - ..~, .. ._,. . . _ , - on ~ I! IIIJ,, .-ft.. l aur;ir• 1 ~1 . . .. . I II ---- I - • _ _ ., -- - .... -- , ''"rltl • I ... , • • ~ "••iiill :to: 2005 Das Jahr, in dem die Theater-AG 25 Jahre alt wird Eine Theater-AG, die 25 Jahre lang in einer Kontinuität steht, das ist schon etwas Besonderes. Aber auch vor 1980 spielten Schüler an der Bettinaschule Theater, leider besitze ich darüber keine Unterlagen, bekannt ist aber, dass Frau Schmidt-Clever in den 60er Jahren eine Theatergruppe leitete. Bevor das Theaterleben an der Schule ab 1980 neu erblühte, hatte es jedenfalls viele Jahre keine Schüleraufführung gegeben. Damit stand die Bettinaschule nicht alleine. Die Politisierung der Schüler in den 60er/70er Jahren brachte in vielen Bundesländern die Schultheaterarbeit fast völlig zum Erliegen, auch deswegen, weil das Schultheater in der Nachkriegszeit überwiegend zu einer Art Traditionspflege in den Händen von Deutschlehrern verkommen war, die über die Jugendtheaterbewegung der 20er Jahre nichts wussten. Dieses Sprechtheater war als zutiefst bürgerlichkonservative Veranstaltung kein Forum oder Betätigungsfeld für die politisch engagierten Schüler. sein Abitur hinaus bis Anfang der 90er Jahre begleitete und heute noch das SchultheaterStudio unterstützt, sei hier beispielhaft genannt als einer von denen, die 1981 Schüler der 6. Klasse waren und bei der Aufführung als „Bühnenrowdies“ mithalfen, während auf der Bühne eher die älteren Semester dominierten. Von Anfang an waren unsere Projekte gekennzeichnet von 2-3 Probenfahrten an Wochenenden und Intensivphasen vor der Aufführung, die von den Lehrerkollegen, Schulleitung und Hausmeistern etwas Toleranz verlangten. Die Aula war und ist ja mehr Klausur- als Kulturraum. Ebenfalls typisch für unsere Arbeit war das Interesse an Kontakten über die Schule hinaus. Die Theater-AG war mit ihrer Anti-KriegsCollage passend zur deutschen Nachrüstungsdebatte in Überlänge (fast 4 Stunden bei 30 Grad Celsius) 1982 an den ersten Frankfurter Schultheatertagen beteiligt und gab später Gastspiele in der Helmholtzschule, Carl-Schurz-Schule, der Rheingauschule Geisenheim, der Goetheschule Kassel u.a.m.. Das organisierten wir auch umgekehrt: Die am weitesten gereisten Gäste kamen aus Georgien in die Bettinaschule und zeigten uns ihr Theater. Ab 1982 nahm die Theater-AG fast jährlich mit einer neuen Produktion an den Schultheatertagen teil. Sie erlebte ihren ersten Generationswechsel vor der Produktion von Sartres „Die ehrbare Dirne“ und errang mit „Der Schatten“ von J. Schwarz 1985 die erste Auszeichnung, die Einladung zum Hessischen Schultheatertreffen. Aus etwa 60 Bewerbern hatten die Juroren unsere Inszenierung mit LiveMusik und wundervollen Bühnenbildern ausgewählt, die uns mit der sich gerade entwickelnden Hessischen Schultheaterszene bekannt machte. 1986 folgte die erste unserer reinen Eigenproduktionen, für die die Theater-AG der Bettinaschule lange Zeit bekannt werden sollte: „Ohne Ende Wände“ zeigte die Gesellschaft im Mikrokosmos eines Hochhauses in der Konfrontation mit einer Chemiekatastrophe – die Premiere fand pünktlich zur Reaktorkatastrophe in Tschernobyl statt. Wir hatten einige Schauspieler, die eine tolle Band mit eigenen Liedern zu diesem Stück auf die Beine gestellt hatten, und die gelungene Kombination von Theater und Musik brachte uns nicht nur erneut zum nächsten Hessischen Schultheatertreffen und den Text in das Sortiment des Deutschen Theaterverlags Weinheim, sondern auch nach Lübeck zum 1980 war das schon anders geworden, ich hatte in der Rheingauschule Geisenheim wunderbares Musiktheater von Schülern erlebt, diese Gruppe dann nach meiner Versetzung an die Bettinaschule zu uns eingeladen und schon im Herbst 1980 konnte ich die Früchte der Begeisterung über diese Aufführung ernten: Die Theater-AG startete mit etwa 15 Schülern und ausgesprochen viel Spaß und Engagement, allerdings ohne Fachkenntnisse meinerseits. Es war auch nicht so, dass die Schule dieses Ereignis freudig zur Kenntnis nahm, ich erinnere, dass Schulleiter Volker Dingeldey nicht ganz ohne Grund dem Treiben von Kollegin Elke Kindsvater und mir durchaus misstrauisch gegenüberstand und im ersten Jahr keine Lehrerstunde für die TheaterAG opferte. Das änderte sich mit der ersten Aufführung 1981. Die Theater-AG präsentierte eine sehr verspielte Inszenierung von Max Frischs „Don Juan oder die Liebe zur Geometrie“, die uns viel Kraft gekostet hatte, aber beim Publikum sehr gut ankam, weil sie nicht deklamierende Schüler in fremden Kostümen auf die Bühne stellte, sondern mit viel Bewegung, Musik und theatralen Ideen eine geschlossene und funktionierende, also Lachsalven erregende Aufführung vorstellte. Danach gab es den offiziellen Segen der Schulleitung und weiteren Zulauf von Schülern aus fast allen Altersstufen. Christoph Jenisch, der die Theater-AG weit über 98 heute in der Gesellschaft von über 50 anderen hessischen Gymnasien. Die erste Produktion des Unterrichtsfachs Darstellendes Spiel war eine witzige, absurde Collage „Das polnische Weißbrot“ mit Texten von Ken Campbell und Daniil Charms, die auch bei den Frankfurter Schultheatertagen im alten TAT gezeigt wurde. Wieder war es 1994 eine größere Eigenproduktion der Theater-AG, die sich den mit 2000 DM dotierten Förderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen holte: „Alptraum der Wahrheit“, ein auch innerschulisch heftig umstrittenes Stück über Tabus und Doppelmoral, das mit einer völlig eigenständigen Bühnenkonstruktion, einem richtigen Schlammgraben und anderen technischen Raffinessen sowie Tanzeinlagen aufwartete. Erheblich weniger aufwändig und tiefgründig, aber theatral sehr wirkungsvoll und experimentell geriet die darauf folgende Bearbeitung des Struwwelpeters „Das Wollhaarsyndrom – oder: Wir müssen draußen bleiben“. Diese Arbeit brachte der Theater-AG 1996 zum zweiten Mal die Einladung zum „Theatertreffen der Jugend“ in Berlin ein, ein unvergessliches Erlebnis für uns alle. bundesweiten Festival „Schultheater der Länder“, das von der Körber-Stiftung finanziert wurde. Hier kamen wir nun sogar in Kontakt mit der bundesdeutschen Schultheaterszene, zu der sich ebenfalls vielfältige Kontakte ergaben, u. a. 1994 die Möglichkeit, beim bekannten Bremer Landesschultheaterfestival aufzutreten. 1986 zierten also bereits drei Theater-Urkunden die Bettinaschule, nun fehlte noch die „höchste Anerkennung“ – sehr schwer zu erreichen –, das Berliner „Theatertreffen der Jugend“. Mit Fassbinders „Das brennende Dorf“ gelang es uns zwar, in die Vorauswahl zu kommen, aber die Jury konnten wir mit unserer sehr ernsthaften Inszenierung und ihren ersten Bühnenkämpfen nicht überzeugen. Das schafften wir erst im zweiten Anlauf und mit der nächsten großen Eigenproduktion „Das Aussterben der Hirsche“, einer Geschichte über die Hintergründe eines Jugendselbstmords, mehrfach aufgeführt in der zur Boxarena umgebauten Aula und sehr erfolgreich im Haus der Kulturen der Welt in Berlin 1990. Mittlerweile war der Theater-AG eine Konkurrenz im eigenen Haus erwachsen, weil eine zweite Gruppe sich aus dem Wahlpflichtunterricht heraus entwickelt hatte: „Der blaue Fleck“ und „DrogeRie“ waren deren Eigenproduktionen, u. a. gezeigt bei einer abenteuerlichen Aufführung im Jugendzentrum Oberursel, bevor diese Jüngeren sich an schwierige Literatur wie Glowackis „Aschenkinder“ und Dürrenmatts „Portrait eines Planeten“ wagten. Das immer sehr hilfreiche und freundliche Ehepaar Thiede wird sicher nie die Unmengen Sand vergessen, die wir für den Sandkasten-Planeten in die Aula schleppten und deren Reste noch Monate später die Reinigungskräfte beschäftigten. Kult wurde in bestimmten Westend-Kreisen dann die nächste Aufführung der Theater-AG, für die wir erstmals einen Roman dramatisierten: „Die Brautprinzessin“ von William Golding. Mit abenteuerlichen Gerüst- und Holzkonstruktionen eroberten wir für diese Produktion auch die Bühnendecke. Anfang der 90er Jahre gab es erneut einen großen Generationenwechsel in der Theater-AG, ich erinnere mich an die ersten Termine der neuen Gruppe, die mit ihren fast 50 Teilnehmern den ganzen Aulaboden bedeckten. Ich kam mir vor wie ein Entertainer auf einem Kreuzfahrtschiff. Mittlerweile hatte sich in den Räumen der ErnstReuter-Schule das Schultheater-Studio Frankfurt etabliert und ich gab an dieser Schule auch Kurse im Darstellenden Spiel, als zunächst einziger DSLehrer dort, während ich im Unterricht der Bettinaschule 1995 gar nicht mehr vertreten war. Schmerzlich, aber konsequent war für mich also der Wechsel an die Ernst-Reuter-Schule, die Bettina-Theater-AG betreute ich noch ein weiteres Jahr, danach war das nicht mehr zu schaffen. Glücklicherweise setzte ein Kern der Theater-AG mit Birthe Boeckel, Miriam Schneider und Hannah Simon die Arbeit an der Bettinaschule fort. Sie wahrten so die Kontinuität bis heute mit jährlichen wunderbar musikalisch inspirierten Produktionen und dem unverwechselbaren Bettina-Stil, der Mischung aus ernsten Themen und witziger Darstellung sowie immer neuen Experimenten mit Darstellung und Bühnen. Deren letztes gelungenes Experiment ist die aktuelle Monty-Python-Show, die gerade in diesem Jahr zum Hessischen Schultheatertreffen eingeladen wurde und dort den SchultheaterFörderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen erhalten hat. Für mich gehörte die Theaterarbeit an der Bettinaschule zu den schönsten und prägendsten Phasen meines Lebens. Es ist gut zu wissen, dass dies für sehr viele Teilnehmer der AG ebenfalls gilt und daher ist es ein tolles Gefühl, dass die Tradition der TAG immer noch lebendig ist und die Bettinaschüler hoffentlich noch lange bewegt. Dieser Neubeginn wurde flankiert von den ersten Grundkursen „Darstellendes Spiel“, die als erste Schulversuche in Hessen bei uns liefen. Das neue Oberstufenfach erlebte bei uns trotz der erfolgreichen Theater-AG äußerst langwierige und schmerzhafte Geburtswehen in der Auseinandersetzung mit manchen Kunst- und Musikkollegen, setzte sich aber durch und befindet sich Joachim Reiss 99 Schülervertretung aktiv mit zukünftigen Lebensbedingungen auseinander zu setzen. Wann die Geschichte der SV an der Viktoriaschule/Bettinaschule ihre Anfänge hat, wissen wir nicht genau. Wahrscheinlich hat die SVArbeit der Bettinaschule in rechtlicher Hinsicht eine ähnliche Entwicklung durchlaufen wie die an anderen Schulen. Aber sie entwickelte sich früh von der Mitverwaltung, d.h. den üblichen organisatorischen Ordnungsdiensten, weiter zu Funktionen der Mitverantwortung im Schulleben. Hieraus erwuchs die SV als eine richtige Interessenvertretung von Schülerinnen und Schülern, welche sich mit ihren aktuellen Lebens- und Lernverhältnissen aktiv und kritisch auseinander setzte. Besonders in den Schuljahren zwischen 1967 und 1980 war die Bettinaschule und ihre SMV bekannt für viele politische Initiativen und Impulse zu pädagogischen Veränderungen. Jene Interessenvertretung der Schüler artikulierte auch ihre Meinung gegenüber den damaligen politischen Verantwortlichen. Jedes Jahr wird an der Bettinaschule von der SV mit Kerzen, Plakaten und besonderen Veranstaltungen an die Pogromnacht erinnert, um damit ein Zeichen wider das Vergessen zu geben. Auch die Idee, ehemalige jüdische Schülerinnen mit einer Gedenkstätte symbolisch wieder in Schulverband aufzunehmen, kam von Mitgliedern der SV. Auch mit anderen Aktivitäten, wie z.B. dem Werben für die AIDS-Hilfe am Weltaidstag, weist unsere SV über den schulischen Rahmen hinaus. Durch die Gremien der Gesamt- und Schulkonferenz ist die SV an Entscheidungen im internen schulischen Leben direkt eingebunden. So hat sie z.B. verbesserte Öffnungszeiten der Cafeteria seit dem Schuljahr 2003/04 erreicht. Im zweiten Halbjahr 2005 liegt natürlich ein Schwerpunkt in der Mitarbeit bei der Gestaltung des Jubiläums. Als Ansprechpartner und oftmals auch als Mediator fungiert die SV für Schülerinnen und Schüler im Alltag. Was ist heute davon geblieben? In Bezug auf die SchülerInnenvertretung der Bettinaschule hat sich die Tradition der gepflegten Streitkultur auf jeden Fall bewahrt, und dies ist wohl das größte Markenzeichen der SV-Bettinaschule. Der Tatsache, dass man als Schüler oder Schülerin mitten im Leben steht und dass man deshalb auch von vielen gesellschaftlichen Entwicklungen betroffen ist, hat unsere SV immer Rechnung getragen. Beispiel sind die Proteste gegen die Golfkriege, wo sich Schülerinnen und Schüler jedes Mal intensiv an der internen politischen Willensbildung beteiligten und auch bereit waren, für ihre Meinung auf der Straße zu demonstrieren. Auch die Proteste im November 2003 gegen Kürzung im sozialen Bereich waren Ausdruck des Willens von SchülerInnen, sich Diese Übersicht spiegelt nur einen Teil der Arbeit der Schülervertretung an der Bettinaschule wider. Auf das, was wir in der Vergangenheit bewirkt haben, können wir stolz sein. Für die Zukunft der SV wünschen wir uns viele interessierte und optimistische Mitschülerinnen und Mitschüler, die sich für SV-Arbeit begeistern und unsere Tradition von fairem Miteinander und Streitkultur weiterhin mit Inspiration und Vitalität füllen. Vielleicht wird die Schule damit ihrer mutigen Namengeberin besonders gerecht. Jan-Timo Bender, Schulsprecher Dillan Erdem, Xenia Könnecke, Gloria Buchanan 100 Eltern-Engagement „Warum machen Sie Elternarbeit?“ verein mitarbeiten, das NaSchu Programm mitgestalten, Mitglieder bei den beiden Freundeskreisen Musik und Kunst sind. Diese doch recht harmlos wirkende Frage bescherte Marianne Schmidbaur eine derartige Flut von Informationen und persönlichen Antworten – und das nur aus den letzten 10 Jahren – , dass die Auswertung den Rahmen dieses Artikels vollkommen sprengen würde. Ich kann also nur versuchen alle, die ihre Zeit für Interviews geopfert haben, zu erwähnen und die wichtigsten Inhalte anzuschneiden. Nicht zuletzt möchte ich auch die Arbeitsgruppe zur Planung von Themenabenden erwähnen, deren Mitglieder immer wieder versuchen interessante Fragen für Eltern und Lehrer zu moderieren. Doch auch hier ist leider das Elterninteresse oft sehr gering und diese mit viel Engagement und Sachkenntnis veranstalteten Themenabende sind meist nur schwach besucht. Bemerkenswert ist, dass fast alle Elternvertreter mehr oder minder zufällig zu diesem Amt gekommen sind. Stellvertretend für die meisten sagte Regina Koy-Redemann: „Es stellte sich außer noch einer Mutter niemand zur Verfügung“. Ganz ähnlich erging es auch Claudia Muñoz del Rio, deren wirklich interessantes und ausführliches Interview, genau wie die Ausführungen der anderen Elternvertreter, an anderer Stelle nochmals aufgegriffen werden sollten. Sie ist nicht immer einfach, die Elternarbeit, und es kommt bei uns der Gedanke auf, dass wir Eltern zwar für Kaffee und Kuchen, das heißt für gesellige Dinge durchaus tauglich sind, ansonsten aber oft als störend empfunden werden. Es wäre schön, wenn sich alle Teile der Schulgemeinde weniger misstrauisch gegenüberstehen würden – letztendlich wollen wir doch alle das Gleiche: Weniger Stress im Unterricht für Schüler und Lehrer, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und eine erfolgsgekrönte Schulzeit der Schüler. Sehr selten gelingt es Eltern wirklich vorzeigbare und messbare Resultate zu erbringen, wie zum Beispiel die Einführung der Schulsozialarbeit, die auch den Grundstein des heutigen NaSchuProgramms bildet, in der Amtszeit von Claudia Muñoz del Rio, ebenso wie die Gründung der Schulzeitung „Betton” zusammen mit Jörn Dörfel und einer Schülerin. Erfreulicherweise fand sich nach dem Ausscheiden von Frau Muñoz del Rio ein Vater, Herr Dr. Rainer Boettge, bereit, in der Redaktion mitzuarbeiten. Ich bitte alle, die ich hier nicht namentlich nennen konnte, mir das nicht zu verübeln, der Platz reicht nicht aus. Aber ich möchte an dieser Stelle allen danken, die sich engagiert haben und es auch weiterhin tun. Ohne all diese Helfer würden viele lieb gewonnenen Inhalte an der Schule nicht funktionieren. Carola Effinger, Vorsitzende des Schulelternbeirats Von solchen bleibenden Ergebnissen können ihre Nachfolger nur träumen. Übereinstimmend, sowohl in den bereits angesprochenen Interviews wie auch in den Stellungnahmen von Peter Stein, Regine Tischtau-Schröter und Christine HartwigThürmer, sind die immer gleich bleibenden Grundprobleme: Zu wenig Lehrer, zu große Klassen, neue Medien werden nicht genügend genutzt, noch immer Frontalunterricht etc. und das wird wohl auch so bleiben. Bedauerlicherweise, und da kann ich Regina KoyRedemann nur zustimmen, gibt es nur eine geringe Inanspruchnahme der Elternvertreter; die meisten Eltern sind anscheinend Einzelkämpfer oder scheuen sich, mit Problemen die entsprechenden Vertreter anzusprechen. Doch zusätzlich zum Kreis der gewählten Elternvertreter gibt und gab es an der Schule immer sehr engagierte Eltern, die sich an der Erstellung des Schulprogramms beteiligten, im Förder- Demonstration 2003 101 Die geplante Cafeteria -- -- - - - - - ·- -· - - - - -- -- :--;\""- - , --."...----~.:!--. - -- -.:~--- .. - -..--~' -- ... ., -- ... --- _... -...... -' . J ' \ ·--=- .. -:; ' . 1/ .. !jl cJ \ .. .. 8 ----"' .---........__; • -------~ ~ ::J I u r.n < ~ ;: ... ~~ \ , n. -j r~ \ ;:] !0 f a. ---· . • • • \. - - · -------I • 1' l ----- 102 , ' / I~ CO I VrL. I Futur I um an der Schule Lauras weiterzulernen und um – vor allem – ihre Italienischkenntnisse anwenden zu können. Es ist der 4. April 2010, 8.17 Uhr. Bettina und Karoline drängen schnellen Schrittes durch die Robert-Mayer-Straße. Sie sind auf dem Weg zur Bettina-von-Arnim-Schule. Sie benutzen den Nebeneingang; der Weg über den Haupteingang an der Senckenberganlage würde ja einen Umweg bedeuten. Bettina hofft, dass es ihr bis zum Abitur gelingt, noch eine weitere Sprache zu erlernen, bzw. dass ihre Noten ausreichen, um daran teilnehmen zu können. Karoline berichtet sehr interessante Geschichten aus dem Ungarischunterricht: Budapest muss eine tolle Stadt sein und die Möglichkeit, dort nicht nur Medizin studieren zu können, klingt recht verlockend. Sie hat ihre Bewerbung für das Sprachprojekt für das nächste Schuljahr schon geschrieben, wobei sie sich noch nicht entschieden hat, ob sie es auch als Prüfungsfach im Abitur wählen möchte. Der schnelle Blick der beiden zum Begrüßungsmonitor im Foyer des Hauptgebäudes, der von diesem mit einem freundlichen elektronischen „Guten Morgen, Bettina, guten Morgen, Karoline!“ beantwortet wird, offenbarte, was Bettina auf ihrem Rechner schon zu Hause gesehen hatte: Da sie gern das Buch des zu bearbeitenden Textes – der ihr wie üblich auf den Laptop gemailt wurde – im Original sehen möchte, nimmt sie sich vor, am Ende der Einzelarbeit in der Schulbibliothek vorbeizugehen, um nachzufragen, ob das Buch im Bestand vorhanden ist oder ob sie es sich über das Internet aus einer Zentralbibliothek bestellen muss. Der heutige Tag würde ein besonderer Tag an der Bettina-von-Arnim-Schule in Frankfurt werden – hatte doch die Namenspatronin ihren 225. Geburtstag und diesen Anlass wollte sich die Schule nicht nehmen lassen, um zu feiern und die vorbereiteten Projekte zu präsentieren. Die Grundschulfreundinnen Bettina und Karoline verabschieden sich kurz, denn sie nehmen im 3. Term dieses Jahres an unterschiedlichen Sprachprojekten teil. Bettina betritt die Lernebene I, den Bereich der Sprachen, wo schon einige Mitschülerinnen an den Tischen arbeiten. Im seitlich versetzten Lehrerstützpunkt der Lernebene trifft sie auf ihre Sprachtutorin Signora Pigliacelli, die im Gespräch mit Frau Kramer die letzten Absprachen für den Unterricht trifft. Nach einem kurzen „Buon giorno!“ nimmt sich Bettina den ihr zur Verfügung gestellten Laptop und beginnt an ihrem Gruppentisch mit der Bearbeitung der für sie vorbereiteten Materialien. In die Arbeit vertieft, vergeht die Zeit wie im Fluge: Um 10.35 Uhr hat sie ihren Text bearbeitet und auf den Rechner von Frau Pigliacelli überspielt; sie wird den korrigierten Text für die Weiterarbeit am Donnerstag auf ihrem Rechner finden. Jetzt kann sie in die kleine Cafeteria gehen, um sich etwas zu stärken und natürlich, um Karoline zu treffen. Die beginnt bei ihrem Anblick sofort loszusprudeln. Trotz vieler früherer Auftritte gelingt es ihrer Freundin immer noch nicht ihre Aufregung vor einer bevorstehenden Präsentation abzulegen. Sie versucht ihre Freundin ein wenig abzulenken, um so zu ihrer Entspannung beizutragen. Da sie in den letzten beiden Wochen intensiv mit der Gestaltung der heutigen Geburtstagspräsentation beschäftigt war – das Erstellen einiger historischer Kostüme in der Schulwerkstatt hat viel Spaß gemacht und sie hat bei der inhaltlichen Vorbereitung der Epoche „Romantik“ richtig viel gelernt – muss sie in den nächsten Tagen den Schwerpunkt ihrer Einzelarbeit auf das Lernprogramm Sprachen verlagern: Englisch hat sie nach 6 Jahren abgeschlossen, die Grundkenntnisstufe in Latein erreicht, so dass in diesem Jahr ihr Sprachfokus auf Italienisch liegt. Ihre Austauschpartnerin Laura aus Mailand sitzt ihr bereits gegenüber und arbeitet an ihrem Deutschprogramm. Im September wird sie mit Laura nach „Milano” gehen, Um 11 Uhr geht es dann in der Lernebene mit NaWi weiter. Die Mädchen aus dem Jahrgang unter ihr sind bereits voller Eifer bei der Sache. Bettina beneidet sie ein wenig um ihr Interesse und ihren Leistungsstand, sie weiß, dass sie mit ihren Kenntnissen ein Stück zurück ist. Sie ist sich zwar ziemlich sicher, dass sie den Standard bis zum Ende des Schuljahres erreichen wird, zumal Frau Schwarzer sie berät und auch wöchentlich individuelle Verstärkungspläne für sie erstellt; dennoch tut sie sich viel schwerer als bei den Sprachen. Zum Glück ist die Arbeit über die „Grube Messel” sehr interessant und der Unterricht wird durch die Beteiligung des Biologen vom benachbarten Senckenbergmuseum noch viel anschaulicher. Sie freut sich 103 auf die geplante Exkursion. Wahrscheinlich wird sie ihre Trimesterarbeit darauf aufbauen, sie muss nur noch mit Frau Humboldt, der Fachlehrerin für Geografie, besprechen, wie sie die Arbeit über die „Grube Messel” am besten verknüpfen kann mit dem geografischen Aspekt, den sie einarbeiten will. ein wenig erschöpft, da sie heute ja keine der Pausen für die stündlich angebotenen Entspannungsübungen in der kleinsten der drei Gymnastikhallen genutzt hat, woran sie sonst regelmäßig teilnimmt, weil sie gespürt hat, dass sie dann den Alltag viel entspannter und konzentrierter bewältigen kann. Um 12:45 isst sie in der großen Cafeteria nur vom Salatbuffet, obwohl die drei angebotenen Menüs gut aussehen, um so schnell wie möglich zum Atrium zu gelangen. Auf dem weiträumigen Gelände braucht sie schon fünf Minuten, bis sie dort ist. Sie kommt gerade rechtzeitig, um Karoline zuzuwinken und ihr mit einem „Du bist gut!” Mut zuzusprechen. Karoline hält auf der Bühne bereits mit sehnsüchtigen Blicken Ausschau nach ihrer Freundin Bettina. Sie überlegt, ob sie fit genug für das tägliche Angebot „Tea Time“, english-conversation mit Mrs. Spears, ist oder lieber doch am Politforum „Globalisierung“ teilnehmen möchte, oder soll sie in die Schwimmhalle gehen, da gibt es einen Einführungskurs Tauchen? Tea and cookies überzeugen sie angesichts des kargen Mittagessens mehr, so dass die Entscheidung gefallen ist. Eigentlich hätte sie sehr gern ihren geheimen Schwarm Achim im Forum getroffen. Aber wahrscheinlich ist der doch wieder nur in die Diskussion mit ihrem Bruder vertieft und nimmt sie zu wenig wahr. Sie muss sich dringend etwas einfallen lassen, wie sie Achim gewinnen kann… Die Stimmung im Atrium prickelt: Bettina und Goethe in Weimar, Bettina und Clemens, die Günderode – die Akteure spielen treffend und einfühlsam ihre Rollen. Selbst ihr Bruder Franz, der, seitdem er den Jungenclub der Schule leitet, immer sehr strenge Maßstäbe gegenüber den Leistungen der Mädchen anlegt, ist voll des Lobes und freut sich über den Erfolg von Karoline. Bettina ist mit den Kostümen sehr zufrieden, sie findet, dass die Kreativgruppe eine professionelle Arbeit geleistet hat, und rechnet insgeheim mit einer sehr guten Bewertung im Lernfeld Kunst zum Schuljahresende. Trotz ihrer Müdigkeit will sie Karoline nach „Tea Time“ überreden, zum Abschluss des Schultages noch mindestens eine halbe Stunde zum Jazztanz in die große Turnhalle zu gehen. Bewegung ist einfach Pflicht – ohne Bewegung und Musik geht nichts im Leben. Sie denkt daran, dass sie ihrem Projektpartner Liu in Guangzhou für den heutigen Tag noch einen kurzen Zwischenbericht über ihre Untersuchungsergebnisse per Email versprochen hat, damit er die gemeinsame Projektsitzung per Videokonferenz am 6. April vorbereiten kann. Außerdem wird sie noch für den morgigen Deutschunterricht ein weiteres Kapitel ihrer Lektüre lesen müssen; da sie der Roman sehr ansprach, verursachte diese Hausaufgabe für den Abend keinerlei Unbehagen. Die Vorstellung ist fast genau mit dem Beginn des Nachmittagsunterrichts beendet. Heute liegt der Mathematikunterricht im Nachmittagsblock, was ihr persönlich am besten gefällt, da ihre Klasse am Nachmittag von den Kollegen Lambacher und Schweizer im Team unterrichtet wird; sie findet den Teamunterricht der beiden einfach besser und glaubt, dass sie im Vergleich zum Vormittagsunterricht mit einem „Einzel-Lehrer“ mehr lernt. Aber der Tag ist ja noch nicht zu Ende, sie setzt sich in den Liegestuhl, in das sog. „Rosengärtchen“, genießt die Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings und wartet auf Karoline. Als Mathematik geschafft und der Pflichtunterricht für diesen Tag erledigt ist, überlegt Bettina, womit sie die weitere Zeit des Tages verbringen möchte: Zunächst muss sie natürlich Karoline treffen, um ihr zu dem gelungenen Auftritt zu gratulieren. Eigentlich fühlt sie sich Judith Ullrich-Borrmann, Schulleiterin 104 Wir danken den MitarbeiterInnen für ihren unermüdlichen Einsatz Frau Gramowski, Frau Marklove Herr Thiede, Frau Rickert, Frau Thiede 105 5a Frau Bär Alebouieh, Arang Chernyavska, Alexandra Curic, Muhamed Dräger, Benjamin Fay, Anna Frank, Jannik Gölz, Isabelle Kister,Florian Kister, Sebastian Lucin, Nikolaj Matthei, Stefanie Milewski, Saskia Raab, Carolin Raffel, Katharina Rashid, Mohammad Rumold, Luisa-Chiara Sajnikov, Alexandra Schreier, Michael Talbi, Asmaa Toukad, Tarik Wacker, Sofia Wild, Marius Amadeus Will, Mark Wirkner, Philipp Wyrobnik, Dana 5b Frau Hartmann Abas, Naila Arslan, Engin David, Kashan Golbig, Mathias Graf, Saskia Hugo, Katharina Marietta Iacoi, Domenico Jung, Lennart Khan, Fuad Kues, Lydia Alina Kumar, Deepti Limpert, Lea Lisker, Joel Mitsis, Ioannis Orman, Kadir-Selcuk Raffel, Sarah Rosenfeld, Maurice Rumold, Lena-Sophia Sasse, Nicolas Scheitler, David Scheld, Lea Schneider, Thomas Unbescheid, Vincent, Robert-Gabriel Uysal, Seren Weiss, Lea 106 107 5c Frau Schumacher Bocklet, Claire Buchmann, Lena Crass, Simon Diehm, Alice Dubai, Erik Esser, Anna Jael Gashi, Valon Jeldres, Sofia Kakavand, Daniel Kulis, Daniel Martella, Davide Martin, Djamina Massingue, Isabel Mc Gilley, Roxanne Meier, Severine Meier, Sonja Milde, Luca Mohammadi, Aftab Ellen Nasraty, Sara Olt, Katharina Oreskovic, Odea Oyntzen, Stephanie Pyritidis, Aristotelis Schinke, Tabea-Elisabeth Shahverdi Shahraki, Newsha Skrinis Gallego, Melanie Thomä, Robin Nicklas Wienand, Alina Wietschorke, Lisa Zafar, Areeba 5d Herr Deller mit Frau Baumung und Frau Roth-Höller Aybas, Melihat Ballwanz, Lea Balramji, Jiniya Benz, Janina Julia Bohse, Anton Bornheim, Linus Bräcklein, Yannick Elias Cetin, Hediye Daud, Felis Diehm, Laura Eilbacher, Magdalena Fuhrmann, Joscha Fritz David Gerstner, Lisa Gofran, Ramona Grimmer, Emely Gutermuth, Jonathan Leon Hellenbrecht, Lea Marie Hildebrandt, Maximilian Hutfleß, Lara Kennert, Sophie Kratzsch, Sophie Kunz, Michele Morrow, Sönke Phung, Hoang-Uyen, Claire Seewald, Mona Sukhera, Sheeza Sungur, Cihan Vogel, Janine Walczok, Nina Wüstehube, Felix Yilmazer, Can 108 109 6a Frau Ernst mit Frau Baumung 6b Frau Nieborowski Akcay, Gülperi Baldauf, Nadine-Dominique Begeluri, Nino Cinlibas, Ömer Dietrich, Carina Dogan, Funda Dziwniel, Daniel Faust, Georg Gioia, Alessandro Grana, Freddy Mike Hermes, Hannah Hiller, Jakob Ilhan, Mehmet Karbalaie, Lara Joelle Kiesewetter, Kai Koschate, Max Krinba, Nathalie Kubiczak, Leon Yannick Fabius Nedelea, Markus Nowotnick, Pascal Palys, Celine Jeanne Patras, Ioannis Schinke, Joshua-Alexander Solarz, Maximilian, Philipp Tekin, Kezban Yasemin Trebec, Anastasija Westenburger, Julia Akca, Melis Aouragh, Mohamed Balser, Sascha Björn Bastians, Alexander Bellaghnach, Sarah Bender, Vanessa Bunn, Leon Chima, Fezan Ahmad Damjanovic, Jacqueline Gabor, Paul Athanasius Gancarz, Jessica Gökceöz, Tuba Houamel, Tea Sarah Martina Karahan, Ibrahim Karaoglu, Mukaddes Karapinar, Dilan Karkour, Jamila Kost, Joachim Löscher, Verena Meissner, Lukas Niemann, Joline Nowotnick, Marc Oulghazi, Salim Peukert, Cassandra Rajput, Nadia Scheuring, Sebastian Schoppmeier, Felix Schulz, Nils Sommer, Natascha Patricia 110 111 6c Herr Malkmus Ali-Jali, Afschin Baddenhausen, Christian Bohse, Iffahtul Afifah Brozovsky, Nathalie Cichon, Bianca Dubicanac, Dalila Gottschalck, Leo Lukas Gräber, Jasmin Graf, Laurine Hazim, Yasmin Heyne, Leopold Alexander Kremer, Michèle Germaine Kruck, Alexander Lee, Da-Hye Matic´, Matea Mayor Lorinczi, Juliana Möller, Marius Provenzano, Patrizia Beatrice Redemann, Marc Benedikt Ringel, Kaja Acuba Schmidt, Selim Sami Dennis Schoyerer, Luis Paul Schuber, Nadiem Shamsy Koshky, Maria Usedly, Franziska Weitzel, Elena Caroline Winkelmann, Julia Tara Annelie Wolff-Franke, Lucas 6d Frau Roth-Höller mit Frau Hohmann Altinok, Miray Anders, Marius Anselm, Silvia Aslam, Mohammad Umar Beckert, Franziska Böge, Sümeyye Cilaz, Zümrüt Deichmann, Lukas Dilettoso, Elena Eming, Jan Michael Erfiliz, Yasemin Gottschalk, Ronja Caryna Heinz, Theresa Kallinikou, Elisabeth Knoche, Katja Knoll, Anne- Sophie Koob, Angela Köz, Tugba Neuhäuser, Gloria Rother, Daniel Rübmann, Vanessa Sauerwein, Jana Vanessa Saup, Adrian Maxwell Schlevogt, Jonas Seip, Samuel Fabian Sonnenburg, Julia Stecher, Livia Marie Thomaschki, Julia Ülger, Duygu Wagner, Christian Wasmuth, Julian Minke Witsch, Simon 112 113 7a Frau Rommel Becker, Marlene Brunsfeld, Anja Cirak, Hatice da Costa Coutinho, Federico Dentico, Saverio Fey, Christoph Franz, Catharina Gancarz, Steven Heinz, Sofie Jedras, Jessica Kaba, Lamin Benjamin Kling, Helena Köhler, Josefine Kreitz, Dennis Krohn, Kaija Mellul, Victor Dan Moundrianakis, Manuel Paniri, Azamat Remus, Joshua Schattner, Sophie Schmitt, Tobias Spyrou, Jan-Kostas Sterker, Alina Rosa Godiwa Stiegler, Laura Marie Stoll, Leonie Tutar, Nihan Tzabary, Dana Wiegand, Christopher 7b Frau Straube Albrecht, Judith Angermeier, Konstantin Arnold, Viktoria Arslan, Okan Augustin, Valerie Beck, Valentin Buchheit, Annabelle Ehsan-Alavi, Delaram Endemann, Alina Tabea Isabelle Felchle, Harry Getaneh, Bemnet Görgülü, Cagla Graff, Odelia Granderson, Anna Hempel, Sabrina Karahan, Mehmet Kelava, Matea Layne, Justine Lucin, Lisa Maus, Anna Messina, Jaouhara Maria Münch, Florian Razzaq, Attaul Mujeeb Reitz, Marco Schmid, Natalie Schmidt-Schaar, Maxie Juliane Shamsabadi, Schima Stefan, Marley Bharathi Tepper, Sophia Wedemeyer, Tobias Zunker, Jana 114 115 7c Herr Böhler Anders, Jan-Pascal Berger, Rut Lea Cavar, Ivan Dolz, Dorian Geiger, Julia Gerzabeck, Sabrina Gesell, Fabian Paul Hammelmann, Philipp Hellmeier, Alrun Henke, Laura Kehm, Dominik Kern, Anna Krämer, Mike Krostewitz, Kevin Kulbe, Stergios Alexander Lauterbach, Malina Löwer, Tobias Meier, René Raphael Motamedian, Jascha Nehls, Jana Catarina Paul, Katharina Christine Pfeiffer, Janna Pietschmann, Katharina Schoch, Stephanie Schreier, Daniel Teichmann Cravo, Carolina Tesfamicael, Haben Toledano, Maayan Benyamin Völler, Maximilian Weiss, Benjamin Yollu, Emre 7d Herr Heitmüller-Faltinat Bagci, Gamze Baudler-Voigt, Lukas Beinlich, Nadine Bourigua, Semi Demirel, Mirkan Engel, Kristof Erdem, Memet Gavran, Martina Goebel, Heinrich Halabi, Mouna Hutfleß, Niklas Imperatrice, Graziella Isbilir, Can Güney Jakob, Felicitas Kral, Nikolas Leugner, Katharina Lopes Martins, Jenifer Nasiou, Katharina Novakova, Natalie Omurtak, Duygu Özaltun, Nilay Sangha, Amit Schneider, Michelle Schomakers, Lena Marie Tekin, Macide Tesfay, Dania Velthuis, Philip Weber, Alwina Marie Welday, Diana Yahyapour, Patrice 116 117 8a Herr Steinbrückner Aktalan, Ümit Anderten, Alexander von Arshad, Sana Blendner, Kenny Bulanik, Melissa Damm, Johanna Diehl, Linda Fadaie, Niku Fierek, Leon Hempel, Christina Kahnt, Nicolaj Kober, Fabian Kottwitz, David Koutrolikou, Sofia-Alkystis Kulic, Una Levi, Ron Daniel Meneghello, Viola Pankratz, Jessica Qidan, Zacharias Rajcevic, Dominik Rich, Jakob Tas, Özgül Ünal, Merve Unbescheid, Morris Wacker, Constantin Will, Lara 8b Frau Kohse-Pietsch Armagan, Melike Ascic, Robert Blasco, Fabiana Bleckmann, Jana Boström, Max Bräcklein, Nora Brozovsky, Carina Demirel, Silan Fiorillo, Elisa Gomez, Perez Pablo Hein, Carolin Iske, Lucas Jorgas, Sabrina Kidane, Zebib Kochen, Jonas Matthias Kulic, Ina Kumant, Monika Lunau, Tillmann Malkmus, Lea Martella, Adriana Matic, Luana Peterek, Zino Ramakrishnan, Abbiramie Riethe, Natascha Ristow, Felix Lennart Schmelz, Jana-Marie Schneider, Antonio Sémon, Fabian David Tan, Ersin Tsitsikopoulou, Eftychia Wagner, Mona Werner, Ronja 118 I I Il1 I I 119 8c Frau Odey Alef, Benjamin Ay, Hakan Bischoff, Esther Maria Böhm, Matthias Chatterjee, Robin Cherubin, Maximilian Dezic, Amer Dietrich, Benjamin Durasovic, Anamarija Erbasli, Bican Heggen, Loredana Hillesheimer, Jule, Anna Sarah Hümmer, Leonie Jecan, Jennifer Junghans, Tim Jurkovic, Irena Klemm, Levent Koulouklidi, Artemis Miamis, Alexandros Naumann, Michael Nedelea, Viktor-Peter Scarciglia, Alessandro Schemm, Charlotte Schneider, Milena Stergiakas, Antonios Streicher, Patrick Völker, Markus 8d Frau Stoodt mit Herrn Duyster 120 Aslanel, Rana Balaman, Duygu-Özlem Baric, Martina Beglaryan, Astchik Caliskan, Selda Damm, Christoph Döver, Arzu Dröser, Fiona Sophie Georgi, Holger Gofran, Naima Günel, Aylin Helbig, Silke Hellmanns, Maximilian Hiller, Marie Humphries, Christina Hussain, Farhan Farabee Kappes, Katrin Karbalaie, Ramin Klass, Nicole Leugner, Sabrina Mohkami, Mariam Orhan, Sinem Perisa, Antonio Pfitzner, Constantin Rodrigues Ferreira, Michael Schweizer, Manuel Stemmann-Viszneki, Judith-Maureen Verma, Arvin Yalcin, Ersan Yaykan, Nida 121 9a Frau Oestmann Alkan, Burcu Berhe, Semhar Blanke, Katharina Friderike Maria Bültemeier, Charlotte Degenhardt, Anna Egner, Katharina Englert, Cornelia Habtom, Bana Heine-Brähler, Jan Philipp Heyne, Pauline Kajda, Maciej Kardonski, Paul Kautzner, Theresa Kogan, Angela Kruszewska, Natalia Kutschka, Arthur Jan Loncar, Ante Longobardi, Catello Makansi, Dima Matthesius, Natalie Papayannis, Melissa Radzik, Alexander Rahimi, Sarah Schmidbaur, Nora Soifer, Tatjana Susak, Anita Sydow, Max Frederik Thürmer, Paula Sophie Turner, Benjamin 9b Frau Ebrahimi Acabay, Nesil Basic, Ena Detmering, Hannah Christina Dezic, Dzenita Effinger, Alexandra Nicola Fischer, Julia Flach, Tobias David Friedel, Anna Carlotta Gaidt, Insa Christine Hassel, Deniz Kapetanopoulos, Tobias Klärner, Susanna Lapicz, Anne Laubenstein, Marie-Sophie Makansi, Rima Maschke, Julian Stefan Peter Parilti, Tugba Patra, Christina Rosenberg, Dennis Rübmann, Svenja Schade, Mira Schaefer-Brand, Veronika Scheuffele, Hanna Schickert, Nadine Sehling, Lenard Hans Tzegai-Stern, Nathaly Elfy Zehaie Tzschoppe, Maximilian Ungeheuer, Cora Winter, Sophie-Laura Zahn, Melanie Zinn, Sebastian 122 123 9c Herr Jäger Adam, Karel Albert, Dennis Aras, Özgür Aslam, Hibba-Tul-Waheed Bayatloo, Sara Beyaz, Zübeyde Blank, Robin Brajanac, Belma Djahani, Parvin Latifa Frank, Irina Friese, Antonella Deniz Fromowitz, Marc Oliver Karol Gaiser, Lene Golbig, Jessica Görgülü, Mustafa Grigoroudi, Maria Jeanrond, Johannes Kauß, Jennifer (Susan) Kling, Sergej Krämer, Marisa Mahendran, Janani Martin, Nico Raschid, Kaly Sanli, Mazlum Ismail Schändlinger, Jonas Sezer, Esra Sultan, Tooba Szpuner, Marc Yildirim, Umut 9d Herr Kaufmann Aures, Janine Börner, Philipp Dräger, Kristina Elenschläger, Annetta Fokaidis, Stavros Güler, Esra Harsy, Andreas Heß, Miriam Laura Ickler, Florestan Frederic Peter Juliano, Sabrina Kluzniak, Andre Kobyljanski, Inna Kreter, Matthias Löffler, Benjamin Makridis, Vasilis Matani, Lamis Felizia Menni, Filareti Nowotnick, Denise Odabas, Hakan Rapphahn, Julia (Beate) Redemann, Erik Schlaback, Sebastian Schneider***, Julian Toledano, David Shy Wirkner, Mathias Zenner, Juliane 124 125 10a Herr Redwitz Akbulak, Cansu Albert, Hannes Angelopoulou, Katerina Asghar-Ijaz, Usman Cam, Cihan Derks, Olivia Diehl, Marcel Gayretli, Bahar Gillot, Anthony Golik, Robert Hayat, Amna Sana Klußmann, Phillipp Könnecke, Xenia Kremer, Celine Natalie Levin, Richard Mähler, Fabian Massoud, Farangis Oulghazi, Zahid Pistoia, Alessandra Polster, Sina Rückwardt, Daniel Schokory, Malale Schüßler, CharisChristin Sener, Begüm-Melek Stefanov, Lubomir Todosoj, Marina 10b/c Herr Feltin Blömeke, Paula Caliskan, Aysegül Caruso, Lucia Cumurija, Miran Debus, Lucy Denzer, Martina(Tamara) Dorweiler, Claire Frank, Julian Gelberi, Ayse Goebel, Karl Gulino, Alessandro Haberkorn, Karolina, Emilia Hartmann, Oliver Sebastian Hatirnaz, Meltem Kallinikou, Vicky Khateeb, Younnis Kleinhenz, Max Karl Kojtik, Igor Kramer, Sophie Layne, Joycelin Ireen Lederer, Julia Meneghello, Leonie Neuweger, Maret Joana Pabst, Katrin Schulz, Tabitha Thiele, Stefanie Tix, Melanie Vetter, Theresa Franziska 126 127 10b/d Frau Rehagel Abedin, Nafis Afschar, Masoud Aldikacti, Esra Alvarez, Coline Aydin, Deniz-Denise Aydin, Yeliz-Yasmin Beuchert, Jonas Erik Cetiner, Erhan Can Derks, Diana Eberhardt, Jan Severin Erol, Reha Seher Fröhlich, Marieke Furuncuoglu, Aykut Hein, Carsten Veit Henke, Christopher Hübinger, Daniel Iacoi, Anna Kieltsch, Utz Kugler, Alexandra Mellul, Maximilian Mertes, Christian Michalski, Marek Leon Miller, Rebecca Betia Rippert, Florian Sarikaya, Mert Muzaffer Schmidbaur, Hannah Sterker, Tim Alexander Taher, Ahmed Suhel Teichmann, Alina Heide Xenia Thomas, Lina Johanna Weber, Lara Wissner, Ricky Andres 11 LOK Biologie Herr Kaufmann 128 Bajraktarevic, Amra Beutler, Wolfgang Boos, Natalie Golletz, Stella Götze, Nico Güngör, Arzu Irrera, Marcel Jäger, Christina Jepischin, Margarita Klein, Laura Kosubek, Sylvia Latinovic, Dejan Lentz, Alexander Machleidt, Natalie Rothe, Felix Saglam, Deniz Sahin, Umutcan Salta, Bengi Schmidt, Vera Sémon, Laura Susanna Shlenski, Valentin Stefanov, Rodislav Thiele, Yonas Völker, Melanie Wagner, Denise Wiedenroth, Siraad 129 11 LOK Französisch Frau Oestmann 11 LOK Englisch Frau Schinkel 130 Bergwein, Sebastian Colak, Meryem Selva Fahz, Raphael Jobst, Luise Kipnis, Polina Kröner, Laura Laaraichi, Fatiha Löbl, Katharina Massoud, Schabnam Sokcevic, Bojana Adam, Susanne Berhane, Gideon Buhac, Julija Folwaczny, Robin Gollenbeck(Kanada), Joop Jüngel, Carina Mlinarek, Jennifer Rumpf, Stephanie Savas, Kadir Sayegh, Yasmine Schön, Nino Schulz, Patrick Stamm, Léon Theurer, Lea Angela Üves, Dicle Valeva, Eliza Wallisch, Stefan • , r 'j I _. ·1·. I'1,.>;· l •.f'_l ~ 131 • 1 • 11 LOK Mathematik Herr Schröder 11 LOK Englisch Frau Wirwas 132 Albrecht, Bettina Arapovic, Marin Basaran, Emre Cifci, Sevda Georgi, Jan-Peter Krstic-Lourenco, Vanessa Lesegeld, Ben Moser, Janosch Petrik, Ljiljana-Lili Ram, Leona Razzaq, Munnam Richter, Lukas Roth, Vanessa Schmidt, Janina Shamsabadi, Schida Sucu, Okan Tolgou, (Tonia) Theano Alcantara, Diseree Joy Amjahid, Zakaria Aslan, Damla Beck, Leonard Blank, Lara Blyumina, Julia Bosbach, Matthias Buchczik, Jan Floris Curstädt, Felix Dursun, Lütfi Faga, Davide Ferreira da Costa, Andreia Kainikara, Lizy Kittler, Soeren-Elias Koch-Grünberg, Max Krullikowski (USA), Julia Charlotte Ostersetzer, Moritz Prichodko, Diana Schulz, Daniel Weishaupt, Antonia Wendt, Benjamin 133 12 LK Kunst Herr Sterker Akalin, Emel Akman, Tetyana Antal, Christina Buchanan, Gloria- Susanna Budija, Ines Edschmid, Sophia Erler, Daniel Frohneberg, Katharina Gocatek, Jeffrey Görgülü, Zeynep Günes, Melisa Jurela, Kristina Kaminer, Aviva Khan, Sabah Kosubek, Martin Kosubek, Michael Lengkong, Riany Moinuddin, Laila Muntau, Meriam Roth, Florian Schmid, Nadine Solmaz, Fatma Taccogna, Sandro Teckemeier, Jan-André Tesler, Shirley-Faye Vollbach, Nina Zamberk, Joseph 12 LK PoWi Herr Klamser Barantin, Pacôme Bender, Jan-Timo Cherief, Fayza Deville, Dominik Engel, Bastian Erd, Daniel Jacob Faga, Agostino Friedrich, Julia Gast, Sascha Groh, Raphaela Härtter, Inga Hartung, Daniel Joskowitz, Norah Laukel, Amrei-Katharina Laukel, Eva-Johanna Sandberg, Johann Schulz, Laura Thomas, Helena Schirin Maya Tolo, Drazen Valadbeigi, Aida Winter, Julian Robert Zimmermann, Claudia Caroline 134 135 12 TUT Chemie Herr Kuhn Bätzing, Paul Christoph Erdem, Dillan Ghebremeskel, Dermas Goldberg, Mariano Hallex, Florian Hartmann, Benedikt Leinweber, Felix-Timo Schulte, Miriam Isabel Coretta Sterker, Philipp 12 LK Biologie Frau Reiser Gärtner, Felix Grimme, Julian Orszulka, Franziska Osman, Tagrid Plakkhina, Elena Sanli, Leyla Schnabel, Janine Sabrina Shamsabadi, Schiwa Shirakbari, Shabnam Szabadvari, Anna Thrash, Henry Verma, Neha Weber, Martina 136 I~~~ ~ · ~/'> I -- •- I J • lll, • >- I ' I 137 I I I , I I II I II I' I 12 LK Geschichte Frau Zacharias 13 LK PoWi Frau Czölsch Bernstein, Aline Natalie Blyumina, Diana Böhme, Berit Buschmann, Stephanie Deutsch, Annabelle Fritsch, Hannah Luzia Garousi, Rita Glossat, Moritz Herzog, Julian Merz, Marius Passarge, Lea Pfitzner, Franziska Reiss, Mariel Riebel-Vosgerau, Maximilian Schwarz, Rita Seiffert, Ute Barbara Singh, Marvin Stockert, Larissa Judith von Storck, Klara Abraha, Salomon Abraham, Robin Akzouli, Mohamed Amsalkhir, Imane Balducci, Loredana Bottenberg, Konstantin Bouyahyaoui, Khadija Catean, Bogdan Florin Cifci, Selma Cuticchio, Federica Alba El Asraoui, Abdel Hakim Hong, Chong-Chin Jan Kamp, Tanja Kapetanopoulos, Katharina Sarah Katanovic, Branko Kiraz, Elgin Pfitzner, Julia Schmitt, Elina Sergan, Nadia Streb, Felix Tesfaldet, Hermon Ünal, Esra Winter, Raphael Ziegler, Natalie 138 139 13 LK Biologie Frau Bauer Ali, Zeshan Balducci, Antonella Bieramperl, Miriam Breuer, Friederike Dentico, Luciana Dietz, Allan Etemadi, Jasmin Garousi, Hanieh Gayretli, Pinar Gilani, Hibba Heinrich, Sabrina Hermann, Johanna Mehrinfar, Nader Orman, Emine Rahman, Shahsad Rick, Carla Stampasidou, Konstantina Stojkovski, Tatjana Unthan, Katharina Alexa Voth, Lidia Wüstehube, Nina-Isabell 13 LK Chemie Herr Michelsky 140 Akpinar, Abdullah Djahani, Jalil M. Ehrlich, Eugenia Eichenauer, Lena Friese, Moritz Hilgenstock, Isa Katharina Kotrba, Heidi Nadas, Daliah Leonie Patkos, Elisabeth Rapphahn, Michael Schröter, Benjamin Tix, Sascha Veyts, Dimitri II 141 13 LK Deutsch Frau Lieber Abraha, Saba Acimovic, Vesna Balthasar, Bianca Ehrlich, Irene Gudenau, Hanna Heine, Juliane Helbig, Nadine Hoss, Jana Isele, Katharina Jeger, Lani Lüttge, Nadine Munsche, Nancy Katrin Novakova, Jasna Omurtak, Umut Rendtorff-Goebbels, Rosa Schulz, Stefanie Stabel, Patricia Die neuen SchülerInnen der 5. Klassen 2005/2006 Formoso Curado, Joelle Frühauf, Tobias Gergüs, Ilayda Gerrer, Heloise Geyikipek, Dilara Ghalizadeh, Massy Ghirmai, Yasmin Gioia, Gianluca Grimm, Alexander Güler, Esin Hammelmann, Jan Heinrich, Jonah Heister, Alisa Hellmanns, Licinia Hermanowski, Saskia Hilkene, Sherwin Hübner, Sophie Hugo, Christopher Iske, Philip Jakupi, Sidorela Jans, Anna Junghans, Rebecca Kaba, Mory Karahan, Fatih Kargus, Nina Kilic, Dilara Kiourtsi, Alexandra König, Bella Kopp, Marvin Korntner, Samuel Abarkan, Mohamed Ahammar, Mohamed Akkaya, Neslihan Aktepe, Zeliha Aouragh, Asm Awan-Malik, Hena Aybas, Burak Aydogan, Giezm Balzer, Jonas Baric, Bettina Baudler-Voigt, Oliver Bay, Valentina Bayram, Behlül-Faruk Beck, Laura Beer, Marius Bernaroli, Carlotta Bielewski, Nico Bikakci, Gülperi Braitsev, Roman Brajanac, Adem Breder, Katja Buch, Saphira Bugday, Eda Butzbach, Marieke Carroux, Lauritz Cetin, Begüm Dittenberger, Judith El Moussaoui, Amin Elmas, Sidika Fidan, Emir Alp 142 Kottmeier, Lucas Kowalicki, Viktor Kratzsch, Lara Lang, Annika Lennert, Lisa Lesegeld, Robina Liller, Lea Marleen Löffler, Sabrina Luckhardt, Sofie Magalhoes, Matias Mikloska, Sebastian Movahedpour, Sara Müller, Johanna Nasiri, Ghazala Nti Mensah, Margret Odabasi, Öykümsu Ogiermann, Adele Özgönül, Merve Palys, Marcel Papayannis, Nicolas Parmar, Jaskarn Peter, Moritz Petrini, Carla Pfeiffer, Selina Rahimi, Jasmin Rajput, Mogheesa Reining, Dominik Ringel, Tom Rüdiger, Jane Runge, Kimon Sannwald, Antonia Sarac, Selvi Saup, Felix Schimazek, Emil Schneider, Mandy Schokory, Ahmad Sabair Schulz, Til Seuffert, Philippe Singh, Ajay Solmaz, Aykut Stavrati, Alexandra Stoll, Clara Sutter, Larissa Thomaschki, Annabell Tilian, Cosma-Lena Toksoylu, Aylin Tran, Khanh Huyen Triebig, Marc-Maxim Tsitsikopoulou, Dimitra Turner, Kimberly Uljarevic, Ana Usedely, Alexandra Vajnorsky, Daliah von der Heydt, Chiara Welday, Wintana Werner, Anna Sophie Wiehrdt, Elena Zokai, Rana 143 Herr Frau Frau Frau Frau Herr Herr Herr Frau Herr Frau Herr Frau Frau Frau Herr Frau Frau Herr Frau Frau Frau Frau Herr Herr Frau Herr Herr Frau Herr Herr Frau Frau Herr Herr Herr Frau Frau Aydt Bär Bauer Baumung Bessert-Reiß Bleul Block Böhler Czölsch Deller Drohla Duyster Ebrahimi Ernst Färber Feltin Dr. Gehrs Hartmann Heitmüller-Faltinat Hirth-Nagler Hohmann Ickler Inahkamen Jäger Kaufmann Kaulfuß Klamser Dr. Koc Kohse-Pietsch Konz Kuhn Lemcke Lieber Malkmus Michelsky Dr. Momberger Nieborowski Odey Ma, Phy B, M B, Ek Ku, Sp B, Ch Ph, Sp Ek, Bio Mu, D G, Gm Mu, M It, E M, Ph M, Ch D, E, It Mu, It, E M, kath.R. Phil D, Phil, Eth, PoWi M, Ph G, Sp, Gm, Ek E, Gm D, E ev. Rel Ku Sp, Sk L, Bio E, F G, Gm, Sp Türkisch M, Sp Ma, Phy, Inf B, Ch F, B D, Gm E, F, PoWi Ch, Ek E, D M, Sp M, Sp 144 Oestmann von Pallandt Petzel Redwitz Rehagel Reiser Rommel Dr. Rosenkranz Roth-Höller Schinkel Schmackert Schneider Scholz Schröder Schumacher Seiler-Tavakoli Steinbrückner Sterker Straube Stoodt Ullrich-Borrmann Vaas-Henely Voigt-Münch Wirwas Zacharias Herr Herr Frau Frau Herr Frau Herr Herr Frau Frau Bahr Böhmer Bräuning Hille Koch May Müller Rosner Perugini-Stöckle Schwadtke Referendare Frau Frau Herr Herr Frau Frau Frau Herr Frau Frau Herr Herr Frau Herr Frau Frau Herr Herr Frau Frau Frau Frau Frau Frau Frau D, G F, Phi D, Sp M, Bio D, Sp D, Ph M, Ph Phy, kR I, F D, G F, Ge D, F, DS M, Phy D, Sp Ge, D, DS B, Ch F, Ku Ch, Ph B, ev. R, Eth E, F G, k.Rel. Ethik L, Gm F, D M, Ph, Inf Mu, E Ku E, D, Ge Ku, Gm F, Gm E, ev.R, Eth Ek, Gm E, F D, Gm E, Ru F, G Das Kollegium 2005 145 Schulchronik 1855 - 2005 18. Juni 1855 1877/78 1880 - 82 November 1888 1895 1898 1899 - 1906 1904 1905 1906 1906 - 1930 1914 - 1918 1919 Mai 1920 1923 1925 1929 1933 - 1937 1930 - 1934 Jan. 1935 - 1945 1936 1940 - 1944 Gründung der Städtischen höheren Bürgerschule für Knaben und Mädchen zu Bockenheim. 103 Kinder in 5 Klassen: 2 Knaben-, 2 Mädchenklassen, 1 Elementarklasse für Knaben und Mädchen im Schulhaus Ecke Schlossstraße und Sterngasse (bzw. Mühlgasse) Eröffnung der Höheren Töchterschule zu Bockenheim. 173 Schülerinnen in 7 Klassen. 2-jähriger Kursus der 1. Klasse, daher 8jähriger Schulbesuch. Auszug der Knabenschule in ein neues Gebäude 9-jähriger Schulbesuch in 8 aufsteigenden Klassen. 215 Schülerinnen Umzug in ein Gebäude in der Falkstraße. 223 Schülerinnen Eingemeindung Bockenheims; die Schule wird der Städtischen Schuldeputation zu Frankfurt am Main unterstellt. 248 Schülerinnen Laut Magistratsbeschluss vom September 1898 und Verfügung der Städtischen Schuldeputation wird der Schule zu Ehren der Kaiserin der Name „Viktoriaschule“ beigelegt. Amtszeit von Direktor Dr. P. Schirlitz 10 Klassen: 9 aufsteigende Klassen und eine Selekta. 272 Schülerinnen Wissenschaftliche Fortbildungskurse für junge Mädchen (11.und 12. Schuljahr) werden der Schule angegliedert. 290 Schülerinnen Einzug in den Neubau am Hohenzollernplatz (heutige Senckenberganlage). 367 Schülerinnen Amtszeit von Direktor Dr. Ferdinand Reinhold (1865-1933; Fächer: Deutsch, Geschichte, Philosophie) Angliederung einer Frauenschulklasse Aufbau der Studienanstalt der Oberrealschulrichtung. 611 Schülerinnen Eröffnung des Landheimes der Viktoriaschule in Eppenhain/Ts.; Träger: Verein Landheim der Viktoriaschule; Mitglieder: Eltern und Freunde der Schule Erstes Abitur der Oberrealschulrichtung:17 Abiturientinnen, 592 Schülerinnen Umwandlung der Studienanstalt der Oberrealschulrichtung in eine Deutsche Oberschule (gemäß den Richtlinien von 1925). 562 Schülerinnen 29 Abiturientinnen. 460 Schülerinnen 183 Viktoriaschülerinnen mussten wegen der rassistischen, antisemitischen Politik der Nationalsozialisten die Viktoriaschule verlassen. Eine der Schülerinnen, Eva-Mary Hirschberg, wurde deportiert, ihr Sterbeort ist unbekannt. Eine zweite Schülerin wurde in eine Heil- und Pflegeanstalt für jüdische Nerven- und Gemütskranke eingewiesen und dann 1942 von der Gestapo verschleppt, ihr Todestag und Todesort sind unbekannt. Amtszeit von Direktorin Anna Hoffa (1876-1941; Fächer: Französisch, Deutsch, Mathematik, Philosophie); Lehrerin dort seit 1911. Januar 1934 wurde sie in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Auf sie und drei weitere Lehrerinnen fand der so genannte „Arierparagraph“ des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Anwendung. Auf einen Lehrer wurde der §6 des gleichen Gesetzes angewandt, er galt „als politisch unliebsame Person" und wurde ebenfalls in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Amtszeit von Direktor Dr. Ludwig Gerber (1890-1970; Fächer: Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Französisch). Gerber war Mitglied der NSDAP und der SA seit 1933, Kreisbeauftragter des Rassenpolitischen Amtes seit 1939. Häufig war er vom Schuldienst abwesend wegen Militärdienst und Verpflichtungen als Gauschulungsredner. Städtische Oberschule für Mädchen, sprachliche Form, gemäß den neuen Bestimmungen. 350 Schülerinnen Verkürzung der Schulzeit der höheren Schule auf 8 Jahre. Häufiger Unterrichtsausfall durch Kriegseinsatz des Kollegiums und der Schülerinnen, Kohlenmangel, Fliegerangriffe, Partei- und Siegesfeiern 146 November 1943 Februar 1944 22. März 1944 April 1944 März/April 1945 Jan.-April 1946 1947 1947 - 1962 Sommer 1948 Herbst 1949 Mai 1950 Sept.-Dez. 1951 1952 1953 Nov. 1954 18. Juni 1955 Frühjahr 1959 1959/60 24.01.1961 Eröffnung eines geschlossenen Kinderlandverschickungslagers im Landheim der Schule für die 2. und 3. Klasse mit 40-50 Schülerinnen Schließung der Frankfurter Schulen wegen der Fliegerangriffe. Eröffnung eines 2. geschlossenen Kinderlandverschickungslagers in Eppenhain im Gasthaus Rossert mit weiteren 40-50 Schülerinnen Zerstörung des Ostflügels der Schule mit Aula, Singsaal, Zeichensaal, Biologie-, Physik- und Chemieräumen einschließlich der Sammlungen Eröffnung eines offenen Kinderlandverschickungslagers im Oberwesterwaldkreis. Unterkünfte und Unterrichtsräume in den Orten Erbach, Büdingen und Unnau für etwa 90 Schülerinnen Auflösung des Lagers im Westerwald und der Lager in Eppenhain. - Stilllegung des gesamten Schulbetriebs auf Anordnung der Amerikaner Wiedereröffnung der Schule im Restteil des Gebäudes mit einem halbjährigen Reifeprüfungslehrgang, Wiedereröffnung aller Klassen. 338 Schülerinnen. Die Klassenräume dienen 3 Schulen mit rund 1800 Kindern als Unterkunft: Viktoriaschule (Realgymnasium für Mädchen), Wöhlerschule (Realgymnasium für Jungen), Bezirksschule West (Volksschule). Sehr stark verkürzter Schichtunterricht Umwandlung des Namens Viktoriaschule auf Grund der behördlichen Bestimmung vom 26.10.1946 in Bettina-Schule, Städtisches Realgymnasium für Mädchen (9 Schuljahre). Benennung nach Bettina v. Arnim. In der Ruine werden rund 2200 Kinder von 3 Schulen in 3 Schichten unterrichtet. Amtszeit von Direktorin Dr. Gertrud Fucker (1896-1982; Fächer: Deutsch, Französisch, Englisch). Sie war dort Lehrerin seit 1925. Die Bezirksschule West zieht aus 5 Klassenräumen im 2. Stock mit dem Mobiliar aus. Provisorischer Ausbau von ausgebrannten Räumen im 1. Stock; 14 Räume stehen nun der Bettina- und Wöhlerschule für schichtweisen Unterricht (im wöchentlichen Wechsel von vor- und nachmittags) zur Verfügung. Baupolizeiliche Schließung der Schule für etwa 3 Wochen, da große Teile des Verputzes sich lösten und Einsturzgefahr bestand. Unterricht der Oberprima und Reifeprüfung in Räumen der Universität. Weiterhin Schichtwechsel mit der Wöhlerschule. – 486 Schülerinnen Auszug der Wöhlerschule. Dadurch zum ersten Mal nach dem Krieg voller Unterricht für alle Klassen, vorwiegend vormittags. 579 Schülerinnen Einsturz eines Mauerrestes an der Nordseite während des Nachmittagsunterrichtes; baupolizeiliche Schließung der Schule. Bauarbeiten bis Ostern 1952: Aufbau des Zeichensaals, Ersatz des Notdaches. Unterricht der Klassen ausschließlich nachmittags in zwei Bockenheimer Volksschulen, der Francke- und Sophienschule. Verlängerung der Weihnachtsferien wegen Kohlenmangels. Unterricht der Oberprima in einem Raum der benachbarten Church of Christ. 676 Schülerinnen Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten, insbesondere Verputz und Anstrich, im Inneren des verwahrlosten Gebäudes. Dadurch von Herbst bis Weihnachten gekürzter Unterricht. 812 Schülerinnen Einführung einer Trennung der Oberstufe in sprachlichen und naturwissenschaftlichen Zweig. 824 Schülerinnen Wiedereröffnung des Landheims dank der Initiative und Spendefreudigkeit der Eltern sowie eines Zuschusses der Stadt. Träger des Heimes ist der Verein Landheim der Bettinaschule. 932 Schülerinnen Hundertjahrfeier: 26 Klassen; Unter- und Mittelstufe drei- bis vierzügig, Oberstufe zweizügig. 17 Klassenräume und 5 behelfsmäßige Fachräume. Es fehlen 9 Klassenräume, 2 Biologie-, 2 Musikräume, Werkraum, Nadelarbeitsraum, Aula, Turnhalle, Gymnastikraum, 3 Räume für die Bücherei, 4 für Sammlungen, 4 für Schulleitung und Verwaltung. - 962 Schülerinnen Obwohl konkrete Planungen für einen Neubau schon seit 1955 vorliegen und das leere Grundstück zwischen Feuerbach- und Brentanostraße von verschiedenen Eigentümern gekauft worden war, wird erst 1959 mit den Baumaßnahmen begonnen. Der Hintergrund für die Verspätung war, dass die Bettinaschule erst einen Neubau bekommen sollte, wenn die Universität deren Grundstück brauchte. Das Schulgebäude bekommt nur 4 Stockwerke, da es sich der bürgerlichen Wohnbebauung des 19. Jahrhunderts und den niedrigen Nachkriegshäusern im Westend anpassen soll. Einweihung der Neubaus. Die neue Schule war für ca. 800 Mädchen geplant, dafür waren 17 Klassenräume für je 36 Schülerinnen und 8 Klassenräume für je 30 Schülerinnen vorgesehen. 730 Schülerinnen 147 1962 - 1970 Amtszeit von Direktorin Dr. Hilde Spickernagel (1916-2003; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte). Sie übernimmt zunächst kommissarisch, 1964 offiziell ernannt, die Schulleitung 1964 Abriss der Ruine an der Senckenberganlage 1966 - ca.1972 Viele junge Lehrer werden eingestellt. Beginn zahlreicher pädagogischer Reformen und Experimente April 1966 - 1967 Es finden zwei Kurzschuljahre statt, um den Schuljahresbeginn auf August/September umzustellen. seit 1967 Vorformen einer Tagesheimschule werden erprobt, für je zwei Klassen der Jahrgänge 5/6, mit Mittagessen, Aufgabenbetreuung und Förderunterricht am Nachmittag. Februar 1967 Auf Initiative der Schülerzeitung „Bienenkorb-Gazette“ verteilen Schüler Fragebögen in den Klassen 9-13 zum Thema Sexualität und Aufklärung, was deutschlandweit zu beträchtlicher öffentlicher Aufregung führt. Sommer 1967 Nach heftigen Diskussionen im Kollegium wird die Koedukation zum Schuljahr 67/68 an der Bettinaschule eingeführt. Es gibt nun in Frankfurt 4 Gymnasien für Jungen, 3 für Mädchen und 10 mit Koedukation. 1967 - 1969 Schulversuch einer Sommerschule in den Sommerferien, zur Vorbereitung von Nachversetzungsprüfungen Mai - Juli 1968 Die Bettinaschule nennt sich für einige Wochen „Rosa-Luxemburg-Schule“ und häufig beteiligen sich Schülerinnen der Klassen 9-13 an Demonstrationen, gemeinsam mit Studenten. Sie bilden selbstständige Arbeitsgruppen und diskutieren über politische und psychologische Texte. Im Juli wird die Schule für etwa eine Woche besetzt und der normale Unterricht ist ab den 9. Klassen nicht mehr möglich. ab 1969 Frau Dr. Spickernagel organisiert die bis dahin noch seltene Aufnahme von Realschülerinnen in die 11. Klasse des Gymnasiums. November 1969 Als eine der ersten Schulen in Hessen führt die Bettinaschule ein Kurssystem ein. Die Jahrgangsstufe 11 wird noch im Klassenverband und die 12/13 je in Tertialkursen unterrichtet, mit einem Leistungskurs, limitierter Kursgröße und Anwesenheitspflicht in ¾ der Stunden. 1970 Frau Dr. Spickernagel wechselt in das Kultusministerium. Herr Dr. Pfister und Frau Schmidt-Gloger leiten vertretend zusammen die Schule. 1971 - 1998 Amtszeit von Direktor Volker Dingeldey (geb. 1933; Fächer: Deutsch, Politik, Geschichte) 1972 In der Bettinaschule gibt es einen „Häuserrat”. Diese Protestform, gegen leer stehende Häuser, spaltet die Bevölkerung Frankfurts, gab aber auch Impulse zu verschiedenen nachhaltigen Bürgerinitiativen und positiven amtlichen Reaktionen. seit 1973 Die Stufen 11-13 werden in Halbjahreskursen unterrichtet. Januar 1973 Der erste Samstag im Monat wird unterrichtsfrei. 1974 Auf fast einstimmigen Beschluss der Gesamtkonferenz wird das Rauchen im Gebäude für Schüler und Lehrer verboten. 1974/75 Umbaumaßnahmen im Gebäude: zusätzliche Trennwände, um mehr Kursräume zu gewinnen September 1975 Das Landheim in Eppenhain wird auf Konferenzbeschluss hin geschlossen, das Vermögen dem „Förderverein der Bettinaschule e. V.“ übereignet. 1976 Das KMK-Modell wird einheitlich für die Oberstufe eingeführt: Ab der Jahrgangsstufe 11 werden zwei Leistungskurse gewählt und es gibt einen festgelegten Kanon von Pflichtkursen; Anwesenheitspflicht, neue Versetzungsbestimmungen von 11 nach 12 und eine obligatorische mündliche Prüfung im Abitur werden festgelegt. 1977 - 89 Schüler und Lehrer beteiligen sich wiederholt an Streikaktionen und Demonstrationen wegen Lehrermangels und Kürzungen im Bildungbereich. 1977 Kunst wird auf Grund der Initiative einer Lehrerin auch Leistungsfach und zum Anziehungspunkt der Schule. 1978 - 1982 Immer wieder beunruhigen Bombendrohungen und Fehlalarme den Unterrichtsbetrieb. 1980 Die Schultheater-AG beginnt ihre Aufführungen. In den 8. Klassen wird eine Skifreizeit eingeführt. Der dritte Samstag im Monat wird unterrichtsfreier Tag. 1130 SchülerInnen 1981 Die Bettinaschule gehört zu den ersten Gymnasien in Frankfurt, die ein dreiwöchiges Betriebspraktikum in den 9. Klassen durchführen. seit 1984 arbeitet die Umwelt-AG an zahlreichen Projekten der Umweltanalytik 1987/88 Anzahl der Schülerinnen und Schüler erreicht den Höchststand von fast 1200; davon sind 30% ohne deutschen Pass, aus fast 40 Nationalitäten. 1992 Darstellendes Spiel wird als drittes musisches Fach eingeführt. 1995 - 2005 Schulzeitung der Bettinaschule: Betton 148 Sept. 1996 seit April 1999 seit Dez. 1999 Juni 2002 2001-2004 Seit Sept. 2002 Frühjahr 2003 Juni 2005 An der Bettinaschule nimmt, erstmalig an einem hessischen Gymnasium, die Schulsozialarbeit ihre Arbeit auf, geleitet vom Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB). Die zunächst 50 Wochenstunden werden zum Schuljahr 1997/98 auf 100 Std. aufgestockt. Amtszeit von Direktorin Judith Ullrich-Borrmann (geb. 1950; Fächer: Politik und Wirtschaft, Geographie) arbeitet eine Gruppe von SchülerInnen an der Zusammenstellung eines Archivs über ehemalige jüdische Viktoriaschülerinnen; sie plant und baut eine Gedenkstätte auf dem Schulhof. Diese Gedenkstätte wird eingeweiht und die 1933-1937 ausgeschlossenen jüdischen Schülerinnen werden symbolisch wieder in die Schulgemeinde aufgenommen. Eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und einigen Lehrern beteiligt sich am europäischen Comenius-Schulprojekt zum Thema “A Study of the Environment”. Das Projekt Schulsozialarbeit an der Bettinaschule wird nicht mehr weiter finanziert, aber durch das ebenfalls vom IB betreute Nachmittagsschulprojekt (NaSchu) mit zahlreichen freiwilligen Angeboten ersetzt. Die Bettinaschule wird vom Hessischen Kultusministerium als eine „Schule mit musikalischem Schwerpunkt“ geführt. Nachdem im Schuljahr 1997/98 die Steuergruppe zur Entwicklung eines Schulprogramms ins Leben gerufen wurde, verabschiedet die Gesamtkonferenz das vielfältig beratene und diskutierte Schulprogramm der Bettinaschule. Die Bettinaschule, mit knapp 1000 Schülerinnen und Schülern, feiert ihr 150-jähriges Bestehen. 149 Für die grosszügige Unterstützung dieser Festschrift und der 150 Jahrfeier bedanken wir uns bei BETTON Die Schulzeitung der Bettinaschule 151 Impressum Verantwortlich Judith Ullrich-Borrmann Bettinaschule Feuerbachstr. 37-47 60325 Frankfurt am Main Layout Dr. Rainer Boettge Titelbild Wolfgang Sterker Tel. 069 212 33028 Fax: 069 212 34975 www.bettinaschule-frankfurt.de Redaktion Dr. Rainer Boettge Jörn Dörfel Dr. Jenny Gehrs Angelika Seidler Petra Wissner Gisela Wittekindt Druck Luise Pollinger OHG Druck und Weiterverarbeitung Hausener Weg 112 60489 Frankfurt 152