Theaterzeitung März 2015
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Theaterzeitung März 2015
März bis Mai 2015 Schwanensee 4. & 27. März, 6. & 7. Juni 2015 IN HOF Hochverehrtes Publikum, mit Freude stellen wir fest, dass Sie so zahlreich ins Theater Hof kommen. „Männerhort“, „Schwanensee“, „Rocky Horror Show“ – all diese so unterschiedlichen Aufführungen treffen offensichtlich Ihren Geschmack. Es freut uns auch, dass wir mit unseren Stücken außerdem so viel Aufmerksamkeit in der überregionalen Öffentlichkeit wecken, wie zuletzt z.B. mit „Hungerleider“ des Hofer Autoren Roland Spranger. Der Spagat zwischen anspruchsvollen, unsere gesellschaftliche Realität spiegelnden Themen und schwungvollem Entertainment scheint zu gelingen. Wir spüren Ihr Vertrauen, liebe Zuschauer, und dafür bedanke ich mich bei Ihnen im Namen aller Mitarbeiter! Und es geht weiter: Ob berührend-emotional im Musicalklassiker „Anatevka“, ob schaurig-schön in der Oper „Der Untergang des Hauses Usher“ (mit der wir übrigens bei den Deutschen Landesbühnentagen in Radebeul gastieren werden), ob frech und flott im Studio mit dem Gegenwartsstück „demut vor deinen taten baby“ oder aufregend und überraschend mit Sapir Hellers Interpretation von „Des Teufels General“ – unsere bienenfleißigen und kompetenten Mitarbeiter hinter, über und unter der Bühne sowie die großartigen Künstler, die hier für Sie wirken (was mittlerweile der „Rest der Republik“ auch mitbekommen hat, aber dazu das nächste Mal mehr...) servieren Ihnen weiterhin in jeder Vorstellung hochklassiges Theater. Und bis zum Ende dieser Spielzeit soll es so weitergehen: Wir werden uns im Mai auf den Weg nach Ungarn begeben und ich bin mir sicher, die bezaubernde „Piroschka“ wird auch Ihr Herz erobern! Kommen Sie weiterhin mit offenem Herzen zu uns, bleiben Sie neugierig und lassen Sie sich verzaubern. Herzlichst, Ihr Reinhardt Friese, Intendant Musiktheater Der Untergang des Hauses Usher Premiere: 13. mÄRZ 2015 Der Untergang des Hauses Usher Gruseln ist angesagt. Vor diesem Zerfall gibt es kein Entrinnen. Musik und Szenerie entführen den Zuschauer für neunzig Minuten in eine bizarre Trance. Inzest, Mord und Übernatürliches hängen in der Luft – doch wie viel davon setzt der Zuschauer sich selbst im Kopf zusammen? Traumwandlerisch, assoziativ, soghaft nähern sich die immer wiederkehrenden musikalischen Motive von Philip Glass dem durch und durch düsteren Geschehen. Dabei ist ihm ein großer Wurf gelungen. Es entsteht eine ungeheuere Spannung, der sich kaum ein Zuhörer entziehen kann. Regie führt – zum ersten Mal im Musiktheater – Kay Neumann, der das Hofer Publikum zuletzt mit seiner „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ restlos überzeugte. Musiktheater POE-Gruselgeschichte als FESSELNDE Oper „Der Untergang des Hauses Usher“ von Philip Glass Regisseur Kay Neumann WIEDERSEHEN IN anatevka Musicalklassiker mit jüdischem Witz und berührenden Themen Anatevka, eine Gemeinde in Osteuropa, nennt der Milchhändler Tevje sein Zuhause. Über seine Lebenslage führt er ebenso fromme wie aufmüpfige Zwiegespräche mit Gott. „Ich weiß, wir sind das auserwählte Volk. Aber könntest du nicht ab und zu mal ein anderes auserwählen?“ Im jüdischen Wohnviertel, dem Schtetl, werden Traditionen hoch gehalten. Tevje beauftragt eine Heiratsvermittlerin mit der Suche nach Ehemännern für seine Töchter. Doch drei davon haben längst Entscheidungen getroffen: Statt eines reichen Fleischers will Zeitel den armen Schneider Motl heiraten. Hodel liebt den revolutionären Studenten Perchik und folgt ihm in die Verbannung nach Sibirien. Doch der Heiratswunsch der dritten geht ihm zu weit. Chava heiratet Fedja, einen Christen. Tevje verstößt sie. Dann greift die große Politik in das Leben ein. Alle Juden müssen Anatevka binnen drei Tagen verlassen. Wie es wohl wäre, wenn nicht nur Mensch oder Tier, sondern auch Mauern eines Zuhauses beseelt wären? Wenn sie gar, wie es bei Edgar Allan Poe heißt, einen „lautlos und grässlich zunehmenden, vernichtenden Einfluss“ ausüben würden? Roderick Usher argwöhnt solches in Poes wohl berühmtester Erzählung. Er und seine Schwester Madeline sind die letzten Nachkommen eines alten Adelsgeschlechts. Wie das Gebäude sind die Geschwister beladen mit Ahnungen unausgesprochener Familiengeschichte. Herbeigerufen durch einen dringlichen Brief, findet sich William im Hause seines seelisch schwer erkrankten Jugendfreundes ein. Dort erfährt er von der Geschichte des aussterbenden Usher-Geschlechts. Auch die Anwesenheit von Wieder heißt es einen Ort zu finden, an dem sie bleiben können. Was bleibt von der Heimat? Der Fiedler auf dem Dach, der – wie Tevje sagt – nun anderswo versucht, „eine einschmeichelnde Melodie zu spielen, ohne sich dabei das Genick zu brechen“. Eines der eindringlichsten Werke des Musiktheaters, eine Gratwanderung zwischen Komik und Tragik, zwischen jüdischem Witz und zu Herzen gehender Traurigkeit hat mit „Anatevka“ am 23. April in Hof Premiere. Beliebte Künstlerinnen kommen hierfür wieder nach Hof: Julia Klemm (Zeitel) wirkte im Musical „Hochzeit mit Hindernissen oder The Drowsy Chaperone“ sowie in „Beatles – Das weiße Album“ mit, Birgit Reutter (Chava) spielte zuletzt Maria Magdalena in „Jesus Christ Superstar“ und Kathrin Hanak (Hodel) war bereits in unseren „Sekretärinnen“ zu erleben. Regie führt Thomas Schmidt-Ehrenberg, lange Jahre Musikdramaturg an unserem Haus. Erstmals nach Hof kommt Carsten Andörfer, der den Tevje mit großem Erfolg schon am Theater Krefeld-Mönchengladbach gestaltete. Bühnenbildmodell von Anton Lukas BEST OF OPERETTE „Rosen der Liebe“ ist ein Stück Operettenliebe Mathias Frey und Inga Lisa Lehr Rodericks Zwillingsschwester Madeline gleicht einer gespenstischen Vermutung – erst recht, als Roderick sie für verstorben erklärt und in der Familiengruft beisetzen lässt. Ist es Wahn oder Wirklichkeit, was der ahnungslose Besucher erlebt: Rodericks inzestuöse Liebe zur todkranken Madeline, deren Stimme Tag und Nacht im Haus zu hören ist, auch dann noch, nachdem sie im unterirdischen Verließ begraben wurde. Der psychisch zerrüttete Roderick muss seine Schwester lebendig begraben haben! Mit seinen fantastischen Schauergeschichten gehört Edgar Allan Poe zu den Vorreitern der Psychologie. Seine Gruselszenarien erzählen ihre Geschichten auf eine Weise, dass der Leser immer im Unklaren bleibt, ob er nun von einer Begebenheit erfährt oder an den Fantasien eines aufs Äußerste angespannten Geistes teilhat. Man könnte meinen, Philip Glass habe seine Musik explizit für diesen Prozess der Auflösung ausgetüftelt. Seine einfachen Tonmuster sind suggestiv, ja, in ihren Wiederholungsschleifen geradezu hypnotisch. Sie ziehen den Hörer in einer Sogwirkung der Klänge in das unheimliche Geschehen im Hause Usher hinein. Es ist der große Abend der Operettendiva Ria Baldoni, welche die Gäste zu einem Galakonzert unvergänglicher Melodien aus dem Traumland der Operette mit dem Tenor Vitus Rossa begrüßt. Zumindest ist es so geplant, wäre ihr Partner nicht unvorhergesehen erkrankt. Spontan muss ein Ersatz her und eben dieser sitzt zufällig im Publikum – ihr ehemaliger Kollege Sören Alba. Seit drei Jahren besucht er unerkannt alle Vorstellungen der Operettendiva und lässt ihr nach jedem ihrer Auftritte anonym einen Strauß roter Rosen überbringen, verfolgt sie im Dunkel der Nacht auf dem Weg vom Theater bis vor die Haustür, träumt von einem Zusammensein mit ihr im Privaten wie auf der Bühne, seine Gedanken und Fantasien sind bestimmt durch sie allein. Heute jedoch will er es wagen, seiner Angebeteten auf der Bühne mit dem Strauß roter Rosen seine Liebe zu gestehen. Welch eine Fügung! Das ist seine große Chance! Sören springt spontan für den erkrankten Kollegen ein, um nicht wieder nur von ihr übersehen zu werden. In einem bunten Melodienstrauß der schönsten Arien und Duette aus den wohl bekanntesten Operetten von Franz Lehár, Emmerich Kálmán, Johann Strauß, Carl Zeller und vielen anderen bricht das wahre Leben auf die Bühne. Eine Achterbahn der Gefühle von unsterblicher Liebe über peinigende Zweifel bis hin zur großen Enttäuschung über die abgeschminkte und unscheinbare Gestalt seiner Bühnenpartnerin im fahlen Licht der Straßenlaterne durchläuft Sören; mal heiter, mal nachdenklich, mal von glühendem Temperament, mal melancholisch. Was liebt er an ihr? Ist es die Frau, die Sängerin, die Musik, ihre Stimme? Welche der vielen Rias? Ob der Strauß roter Rosen seine Empfängerin noch erreichen kann, werden Sie ab dem 24. April 2015 im Studio des Theaters Hof erfahren. Es singen und spielen, begleitet am Flügel von der Studienleiterin und Kapellmeisterin Rebecca Anne Hicks, die langjährigen Ensemblemitglieder Inga Lisa Lehr und Mathias Frey unter der Regie von Lothar Krause (zuletzt mit „Turandot“ in Hof zu sehen). Extra: Heimat ist für mich... und vielleicht weil „White Men“ so eine tragische Geschichte dort geschrieben haben, habe ich kein Gefühl, dass mein „Heimatland“ mir gehört oder dass ich dort hingehöre. Ich glaube, ich bin vor 8 Jahren nach Deutschland gekommen, um eine Art Heimat zu finden – und hier habe ich meine musikalische Heimat gefunden. // Heimat ist für mich Deutschland. Meine Familie. Meine Freunde. Meine eigenen vier Wände. Und die Bühne!!! Da fühl ich mich am Wohlsten!!! // Familie, Essen, Freunde // ...wo ich mich zuhause fühlen kann. // Sehnsucht // The people around you. // Familie // Das Essen von Mama. // Mein Vaterland ist Ita// Relax // Liebe, Vertraulichkeit, Ahornsirup // ...wo meine Seele immer bleibt. // Zuhause // Meine Familie // ...wo ich nette Leute um Blut. Egal, wo ich bin, ich habe sie in mir. // Gewohnheit // Familia y amigos // Verbundenheit // ...dort, wo ich mich wohlfühle // ...ein mittlerweile in meiner Heimat als Ausländer angesehen werde dachte ich also, dass hier meine Heimat ist. Das ist aber nicht so, hier bin Yana Andersson, Balletttänzerin Bulgarien Jerzy Barankiewicz, Inspizient Polen Isabella Bartolini, Balletttänzerin Italien Barbara Buser, Ballettdirektorin Schweiz Witali Damer, Balletttänzer Russland Regula Fischbach, Souffleuse Schweiz Rebecca Anne Hicks, Studienleiterin Australien Antje Hochholdinger, Schauspielerin Österreich 19 Länder, 17 Sprachen 1 Theater – Vielseitigkeit für‘s Publikum. Wir sind stolz darauf, dass fast ein Drittel unserer Mitarbeiter Ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands haben. Passend zum diesjährigen Spielzeitmotto haben wir sie gefragt: Was bedeutet „Heimat“ für dich? Danuta Hujer, Ballett-Assistentin Polen Masako Iwamoto-Ruiter, Chorsängerin Japan Maryse Karap, Requisiteurin Kanada Chang Hyun Kim, Chorsänger Korea Dong-Joo Kim, Chorsängerin Korea Eriko Koshida, Balletttänzerin Japan Zene Kruzikaite, Chorsängerin Litauen Izabela Kuc, Souffleuse Polen Malgorzata Kusmierz, Chorsängerin Polen Marianna Lomnitz, Requisiteurin Ecuador Hier können Sie ihre Antworten lesen. wo meine Familie ist. Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land. Hier sind meine Kinder geboren, hier arbeite ich einfach dieser Platz auf der Erde ist, wo wir uns sicher und geborgen fühlen, egal wo er ist. // Die Wurzel // Home is where weil das Leben doch nicht immer schön ist. Meine Heimat Hof bedeutet für mich NEUGEBURT, die ein Wunder ist und englische Übersetzung dieses Wortes gibt. „Home“ oder „Mother Country“ bedeuten nicht „Heimat“. Vielleicht weil Australi- Extra: Heimat ist für mich... lien. Aber Kunst kennt kein Vaterland! Ich bin froh, dass ich in Deutschland die Möglichkeit habe, Künstlerin zu sein. // Meine Familie mich habe und mich wohlfühle. // LOVE!!! // Familie! Arbeit! // ...mehr als ein Schuhkarton mit Fotos. // Meine Heimat bedeutet mein Ort der Geborgenheit, friedlichen Zusammenlebens und Sicherheit für die ganze Famile // Ein Land, in dem ich geboren wurde. Da ich ich ein Ausländer. Deswegen bin ich der Meinung, ich bin heimatlos. // ...ein Ort, wo ich mich wohlfühlen kann.// Family & Friends // Iwona Lukaszynska, Chorsängerin Polen Aya Masaoka, Ballettpianistin Japan Daniel Milos, Chorsänger Rumänien Susanna Mucha, Schauspielerin Polen Riho Otsu, Balletttänzerin Japan Keon Woo Park, Chorsänger Korea Wladimir Polatynski, Chorsänger Polen Federica Proietti, Chorsängerin Italien Marie Robert, Künstl. Betriebsdirektorin & pers. Duncan Saul, Referentin des Intendanten Balletttänzer Frankreich Großbritannien Johann Schieb, Pförtner Rumänien Paul Schröder, Bühnentechniker Polen Ali San Uzer, Balletttänzer Türkei Sophie Vonmetz, Regieassistentin Österreich Carla Wieden Dobón, Balletttänzerin Spanien Aki Yamamura, Chorsängerin Japan Tae Yil Yoon, Chorsänger Korea Hyo Seob Yun, Chorsänger Korea Illya Zakrevski, Balletttänzer Ukraine und habe für mich und meine Familie ein Heim geschaffen. Also ist hier genauso meine Heimat. Ich denke, dass Heimat my family is. // Familie, Freunde, Luft // Seit 1983 ist Hof meine Heimat. Das bedeutet für mich nicht nur ein neues Leben, immer schön, hervorragend und geheimnisvoll bleibt. // Mein erster Gedanke, wenn ich an „Heimat“ denke ist, dass es keine en noch so ein junges Land ist; vielleicht weil die Bevölkerung nur aus ehemaligen Flüchtklingen und Ureinwohnern besteht; Geborgenheit // ...dort, wo ich mich wohlfühle // Mein Fatherland wo ich geboren, großgewachsen, zur Schule gegangen bin und studiert habe. Wo meine Eltern, Geschwister und meine Großeltern sind. Dort wo ich gelernt habe wie man lebt und wie man liebt. Dort wo meine Freunde sind und wo ich immer wieder zurückkehre, denn dort schlägt mein Herz doppelt so schnell vor lauter Freude. Aber nicht nur mein Fatherland bedeutet für mich Heimat. Es ist vor allem dieser Ort wo ich lebe und Norbert Lukaszewski, Balletttänzer Polen Schauspiel Richard O’Brien’s The Rocky Horror Show Die große Party der Spielzeit ist in vollem Gange: Seit Mitte Februar fliegen regelmäßig Reis, Konfetti und Toastbrot durch den Zuschauerraum des Theaters, das Publikum sorgt mit Wasserpistolen für ergiebige Regenschauer und tut damit genau das, was essenziell ist für eine gelungene Vorstellung der Rocky Horror Show: Mitmachen! Noch bis Ende Mai kann ausgiebig gefeiert werden, doch wer dabei sein will, sollte sich sputen: Karten sind heiß begehrt und viele Vorstellungen fast ausverkauft. RICHARD O’BRIEN’S THE ROCKY HORROR SHOW Cornelia Löhr (Magenta), Léon van Leeuwenberg (Frank‘n‘Furter), Susanna Mucha (Columbia), Ensemble 1., 7. & 15. März, 25. & 26. April, 22. Mai 2015 IN HOF Schauspiel SCHAUSPIEL-KLASSIKER RELOADED IN HOF „Des Teufels General“ von Carl Zuckmayer Bühnenbildmodell von Ursula Gaisböck RASANTES STUDIO-SCHAUSPIEL „demut vor deinen taten baby“ von Laura Naumann Nach dem großen Erfolg von „Harold und Maude“ in der letzten Spielzeit, folgt nun mit „demut vor deinen taten baby“ eine neue Inszenierung von Kristoffer Keudel. Wer hatte nicht schon einmal den Traum sich als Superheld zu verkleiden und die Welt zu retten – zumindest besser zu machen. Lore, Mia und Bettie, drei an sich grundverschiedene Typen Frauen, finden sich nach einer Bombendrohung in der Damentoilette des Flughafens als Gruppe, wachsen als taffes Frauentrio zusammen und verfolgen eine ungewöhnlich verrückte, „aufblasbare“ Idee. „Lasst uns einen Anschlagsimulator bauen, wir gehen an die Orte, wir sind die Terroristen, wir machen die Leute erleben.“ Der Plan: Anderen das Gefühl der gerade noch entkommenen Katastrophe zu geben, damit ihr eigenes erlebtes Schicksal zu teilen und an die Gesellschaft weiter zu geben. Doch „Superheld“ sein ist nicht immer einfach, vergleichbar „Wer auf Erden des Teufels General wurde und ihm die Bahn gebombt hat – der muss ihm auch Quartier in der Hölle machen!“ sagt General Harras am Schluss. Der General der Luftwaffe ist kein Mann des Widerstands, viel eher eine schillernde Figur im Getriebe des nationalsozialistischen Systems. Harras, des Teufels General, ist klug, charismatisch, schöngeistig, selbstverliebt und inkonsequent. Er ist ein Lebemann, hat Einfluss, ist volkstümlich, genießt den Champagner und schöne Frauen. Obwohl kein Freund der Nazis, gilt er auch nicht als ihr offener Feind. In seinem Verantwortungsbereich häufen sich die Pannen und Abstürze. Man stellt ihm ein Ultimatum: Innerhalb von zehn Tagen muss er herausfinden, wer für die Sabotageakte verantwortlich ist, sonst… die Aktionen von „Pussy Riot“, der feministischen, regierungs- und kirchenkritischen Punkrock-Band aus Moskau, welche durch ihre „Demut“ sogar Inhaftierung in Kauf nehmen. Die Idee zu diesem bühnenreifen Sprachfeuerwerk entsprang der jungen Autorin Laura Naumann. Geboren 1989 in Leipzig, studierte sie nach ihrem freiwilligen kulturellen Jahr Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Bereits 2006 und 2008 konnte sie sich beim „Treffen Junger Autoren“ der Berliner Festspiele als Preisträgerin durchsetzen. Darauf folgten mehrere Stipendien u.a. 2009/2010 im Autorenlabor am Düsseldorfer Schauspielhaus und 2014 das Literaturstipendium des Freistaats Sachsen. Doch kann ein Plan immer gut gehen, oder ist die Katastrophe schon vorprogrammiert? Laura Naumann spricht Alles und Jeden an, auch das junge Publikum, sich seines Handelns und den eventuellen Folgen bewusst zu werden und dafür auch gerade zu stehen. Gutes wollen, heißt nicht immer zwangsläufig Gutes bewirken – zumindest nicht bis an einen gewissen Punkt. Aber um das herauszufinden, heißt es dann erstmal: „Projekt schönere Welt startet genau jetzt“. GROSSES GEFÜHL, KEIN KITSCH „Ich denke oft an Piroschka“ von Hugo Hartung Bühnenbildmodell von Herbert Buckmiller Wer den Titel hört, denkt an den „Heimatfilm“ aus dem Jahr 1955. Liselotte Pulver spielte Piroschka, heiter, melancholisch, einfach bezaubernd. Diesen Stoff hat sich Intendant Reinhardt Friese für die letzte Schauspielinszenierung in dieser Spielzeit ausgesucht. Eine heiter-melancholische Geschichte, die ohne Sentimentalität einen Zauber ausbreitet, der nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint. Die Erinnerung an die erste Liebe ist immer herrlich, die Erinnerung verklärt und überhöht, lässt selig aufseufzen... Eine „heitere Sommergeschichte“ bezeichnet Hugo Hartung seinen Roman „Ich denke oft an Piroschka“. Eine Reise nach Ungarn bringt für den deutschen Austauschstudenten Andreas einiges an Gefühlschaos mit sich. Auf der Fahrt lernt er die weltgewandte hübsche Greta kennen. Aber man trennt sich schnell wieder, denn Andreas muss zu seiner „Ferienfamilie“ in die Das von Carl Zuckmayer zwischen 1942 und 1945 verfasste Stück wird auch am Theater Hof zum größten Theatererfolg der Nachkriegsjahre. Überall diskutiert man Zuckmayers Auseinandersetzung mit Widerstand und Mitläufertum im Zweiten Weltkrieg. Denn Zuckmayers Frage nach der Verstrickung in Schuld, nach Verantwortung und Ohnmacht innerhalb eines politischen Systems, ist immer aktuell. Nach ihrem großen Erfolg mit „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ führt wieder die junge israelische Regisseurin Sapir Heller Regie. Sie hat eine ganz besondere Perspektive auf das Stück gewählt: „Kernpunkt meines Inszenierungskonzeptes ist die Idee, dass General Harras selbst als Regisseur seines eigenen Lebens, seiner eigenen Geschichte auftritt. So wird ‚Des Teufels General‘ zum subjektiven Blick eines Mannes in seine eigene Vergangenheit. An diese Grundüberlegungen schließt der Gedanke an, auf der Bühne ausschließlich mit männlichen Schauspielern zu arbeiten. Der männliche Blick zurück in eine von Männern geprägte Zeit wird so verdeutlicht.“ Die Proben haben begonnen, man darf gespannt sein! Probenfoto: Anja Stange, Lilija Klee, Susanna Mucha Puszta. Dort lernt er die 17-jährige Piroschka kennen. Die Tochter des Bahnhofsvorstehers bezaubert Andreas mit ihrem natürlichen Charme. Sie verlieben sich und verbringen romantische Tage – bis eine Karte von Greta eintrifft. Andreas beschließt, zu Greta an den Balaton (Plattensee) zu fahren. Piroschka, die den Inhalt der Karte kennt, folgt ihm. Und so sieht Andreas sich plötzlich zwei hübschen Mädchen gegenüber. Als er dann endlich begreift, für wen sein Herz tatsächlich schlägt, ist es beinahe zu spät. Er kehrt zurück nach Hódmezvásárhelykutasipuszta – so heißt der Ort, in dem Piroschka lebt –, aber sie will ihn nicht sehen. Erst beim Mais-Fest versöhnen sie sich wieder. Aber es bleibt ihnen nur noch ein Tag. Beim abenteuerlichen Abschied – Piroschka hält den Zug fahrplanwidrig an – verspricht er, wiederzukommen. Doch ein Happy End gibt es für die beiden nicht. Und so bleibt Piroschka für ihn eine süße Erinnerung. Was hat er erlebt? „Manchmal meine ich, es war gar nichts. Aber es ist wohl alles gewesen. Alles.“ Das Ende ist ein romantisches. Dass diesbezügliche Gefühle aufkommen, dafür werden ungarische Musiker sorgen... Gemischtes Das Bistro wird ZUR Kulturkantine Peter Kampschulte führt ab der kommenden Spielzeit den Seit Mitte Januar steht fest: Die Gastronomie im Theater hat ab der kommenden Spielzeit den Schauspieler Peter Kampschulte als neuen Chef für die Bewirtung des Foyers als auch für den Betrieb des bisherigen Bistros. Als „Kulturkantine“ wird dann die Tür zu dieser grünen Oase auf der Rückseite des Theaters wieder ab 9 Uhr für jedermann geöffnet sein. Als Ort der Begegnung von Künstlern und Zuschauern wird die „Kulturkantine“ ihre gewohnte Funktion bei Matinéen, Premierenfeiern, aber auch wieder im Anschluss an alle anderen Vorstellungen im Theater einnehmen. Das übliche Mittagsangebot für die Öffentlichkeit und Mitarbeiter wird es wieder geben. Im Foyer bleiben für Theaterbesucher die bewährten Traditionen erhalten. Die Tischreservierungen für die Pausengastronomie werden sogar organisatorisch optimiert und die Bewirtung gibt es ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn. Na dann: guten Appetit und Prost! Gastronomiebereich im Theaterfoyer sowie die „Kulturkantine“ VO RV E RK A B AU F 24. MÄ 201 RZ 5 E.T.A.-HOFFMANN-THEATER 04. - 23. MAI 2015 www.bayerische-theatertage.de www.theater.bamberg.de Kartenkauf (0951) 873030 Die bisherigen Farben: Schwarz, Weiß und Gold Peer Schüssler in der Paraderolle des Gerichtsdieners Frosch in „Die Fledermaus“ 2006 Neues Jahresheft am 15. Mai Nachruf auf Peer Schüssler Wenn im Mai das Spielzeitheft 2015/16 erscheint, wird es wieder aufregende Überraschungen geben. Nach einer bislang sehr erfolgreichen Saison unter der Überschrift „Heimat“ bietet „Ich denke oft an Piroschka“ als letzte Schauspielpremiere im Großen Haus den Rahmen der Jahresheft-Präsentation für das Publikum. Unter dem Motto „Hexen, Forscher, Gotteskrieger“ setzen sich die Stücke ab Herbst 2015 mit Glaubensund Wissensfragen auseinander – spannender und näher am aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs geht es also kaum. Neben der vollständigen Übersicht der kommenden Stücke am Theater Hof lernen Theaterinteressierte dann auch die Neuerungen des Jahresheftdesigns kennen. Unter Intendant Reinhardt Friese wurden bekanntlich die Farben Schwarz, Weiß und Gold neu eingeführt. Nachdem diese in den drei möglichen Kombination eingesetzt wurden, steht eine farbliche Neuerung an, die an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten wird. Auch die Stückplakate mit Zitaten passt das bewährte Kreativteam an, ohne Gelungenes dabei aufzugeben. Die Spannung auf die kommende Saison wächst weiter! Mit großer Trauer und Bestürzung haben die Mitarbeiter des Theaters Hof vom Tod Peer Schüsslers erfahren. Wir alle denken an einen wunderbaren Kollegen zurück, der das künstlerische Profil des Hauses über Jahrzehnte mitprägte. Intendant Reinhardt Friese arbeitete mehrfach mit Peer Schüssler: „Er war ein Erzkomödiant, der seinen Figuren gleichzeitig bei allem Humor aber immer auch eine ungeheure Tiefe verlieh. Er ließ sich auf unterschiedlichste Ideen ein und hat es geschafft, auch kleinen Rollen wie dem Doc in meiner ‚West Side Story‘ eine große menschliche Tiefe und damit Wesentlichkeit zu verleihen. Unvergesslich wird mir ganz persönlich immer sein verliebter Millionär Osgood in meiner ‚Sugar‘-Inszenierung bleiben. Tanzen, singen, spielen als gestandener älterer Charakter-Darsteller mit der Verve eines Teenagers – ich dachte damals immer: ‚Wie macht der das bloß?‘ Den berühmten letzten Satz des Stücks hatte Peer zu sagen: ‚Nobody‘s Perfect!‘ Ich würde sagen: ‚Nobody‘s Peer-fect‘. Ein ganz großer Künstler und Mensch ist gegangen, mit dem es mir eine Ehre war, zu arbeiten. In all unseren Herzen wird er ein unverzichtbarer Teil des Theaters Hof bleiben.“ Impressum: Theater Hof GmbH Kulmbacher Straße 5 95030 Hof Fon 09281/ 7070-0 Fax 09281/ 7070-299 [email protected] www.theater-hof.de Sitz der Gesellschaft: 95030 Hof Reg.-Gericht Hof HRB 4665 Aufsichtsratsvorsitzender: Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner Geschäftsführer: Reinhardt Friese, Jean Petrahn Träger: Zweckverband Nordostoberfränkisches Städtebundtheater Hof Klosterstraße 1-3 95028 Hof Redaktion: Pascal Dürrschmidt, Reinhardt Friese (Verantw.), Mariko Junge, Lothar Krause, Florian Lühnsdorf, Thomas Schindler Corporate Design und Gestaltung: Grafikdesign Holger Drees, Dortmund Fotografie: Volker Beushausen, Foto Nitsche by Goyographix, Alexander Frydrych, Kristoffer Keudel, SFF Fotodesign Druck: Frankenpost Verlag GmbH, Druckzentrum, Schaumbergstr. 9, 95032 Hof Als pdf-Datei auf der Theater-Homepage und unter www.frankenpost.de/magazine