Ausgabe 02.2014

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Ausgabe 02.2014
AHEAD
DAS KUNDENMAGAZIN VON KRAUSSMAFFEI
Ausgabe 02.2014
NEUE CX
KRAUSSMAFFEI
MACHT DIE KLEINSTE
ZUM PRIMUS
EDITORIAL
INHALT
TITELSTORY
4 Neue CX-Baureihe – KraussMaffei
macht die Kleinste zum Primus
7 Interview Dr. Reinhard Schiffers –
APC für perfekte Teilequalität
PROZESSE & PRODUKTE
8
Mobile Automationszelle – wenn der
Roboter ins Rollen kommt
10
Die Variodüse setzt neue Maßstäbe
12
Der gehobene Standard des
Spritzgießens
Liebe Kunden, liebe Leser,
Trendgineering kennt keine Pause. Nach den beeindruckenden Technologiesprüngen, zu denen wir auf der K 2013 und lange danach ein sehr positives
Feedback erhalten haben, präsentieren wir nun neue Glanzleistungen unserer
Entwickler. Die Ziele haben sich nicht geändert. Material- und Energieeffizienz,
Schnelligkeit, hohe Flexibilität und lange Laufzeiten stehen nach wie vor im
Vordergrund unserer anwenderorientierten Anstrengungen. Unsere innovativen
technologischen Ansätze für vielfältigste Anwendungen eröffnen einem großen
Kreis von Verarbeitern neue Wege zu mehr Wirtschaftlichkeit in der Produktion
und größerer Wettbewerbsfähigkeit.
Integration und Kombination – so heißen für uns die großen Trends. Beide versprechen unseren Kunden immer neue Grade der Effizienz und Leistungsfähigkeit. Integration, das kann die Zusammenführung möglichst vieler Prozessschritte zwischen Materialaufbereitung und Verpackung des Endprodukts in einer
vollautomatischen Anlage sein. Es kann aber auch die Vereinigung verschiedener
Verfahren in einer Maschine bedeuten, zum Beispiel des Spritzgießens mit der
Reaktionstechnik. Und die Kombination elektrischer und hydraulischer Antriebe
in einem Hybridsystem kann erheblich zur Kostensenkung beitragen.
Technischer Fortschritt – das sind für KraussMaffei nicht nur die großen Technologiesprünge, sondern in gleichem Maße die vielen kleineren Optimierungsschritte, auch jene, die auf spezifische Anwendungen zielen. Es geht nicht immer
darum, völlig neue Maschinen zu entwickeln. Oft bringt es unseren Kunden einen
wenigstens gleich großen Nutzen, wenn wir bewährte Modelle auf den neuesten
Stand der Technologie bringen. Auf der Fakuma 2014 können Sie die Beispiele
beider Entwicklungsstrategien unter die Lupe nehmen.
Im Mittelpunkt stehen dort unsere kleinen Standardmaschinen der Baureihen
CX und AX mit hydraulischer, hybrider und elektrischer Spritzgießtechnik sowie
die Baureihe EcoStar der Reaktionstechnik. Die Anwendungen demonstrieren
höchste Produktivität und innovative Detaillösungen in Sachen Energieeffizienz,
Automatisierung, Platzsparen und Null-Fehler-Produktion. Besonders lohnt sich
ein Blick auf unsere CX-Baureihe, die wir rundum überarbeitet und damit für
viele weitere Jahre zukunftsfähig gemacht haben.
Seien Sie neugierig!
PARTNER & PROJEKTE
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Texen Gruppe – MehrkomponentenMaschine für verschiedene
Technologien
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BMW – Hochdruck, Präzision und
Leidenschaft für nachhaltige Mobilität
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Rosiński Packaging – Maßschneiderei
und Service geben den Ausschlag
MARKE & MÄRKTE
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Servicesymposium – Unterstützung über den gesamten
Anlagen-Lebenszyklus
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Infotainmenthalter zur Serienreife
entwickelt
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Interview Martin Würtele – Pionierarbeit: mit dem Fraunhofer ICT nach
Nordamerika
KRAUSSMAFFEI GRUPPE
24 Brasilien – Perspektiven im Lande
des Sambas und des Fußballs
25 Drei starke Marken in Nord- und
Mittelamerika
26 KraussMaffei Berstorff: Extruder im
Optimum
26 Netstal heißt: Betreuung von A bis Z
27 KraussMaffei Gruppe: Neueröffnung
Produktionswerk in Haiyan, China
Nicolas Beyl
President des Segments Reaktionstechnik
27 Messekalender
23
Impressum
KraussMaffei
10
Variodüse Entwicklung überzeugt durch breites Verarbeitungsfenster, hohe Mischgüte und wenig Wartungsaufwand.
Inhalt
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Mehrkomponenten-Spritzgießen Maßgeschneiderte
Multinject-Maschine mit individuellen Lösungen.
4
Neue CX Höchste Produktivität und innovative Detaillösungen im Hinblick auf Energieeffizienz,
Automatisierung sowie Null-Fehler-Produktion.
3
4
Titelstory
AHEAD Ausgabe 02.2014
15 % schne
ller
10 % wenig
er Energie
30 % leiser
20 % reduz
iertes Ölvolu
men
25 % effiz
ienter durch
A
PC
= 100 % ME
HRWERT
KraussMaffei
Titelstory
5
NEUE CX-BAUREIHE ÜBERZEUGT MIT VIELEN OPTIMIERUNGEN
KRAUSSMAFFEI MACHT
DIE KLEINSTE ZUM PRIMUS
Platz, Zeit und Material – diese Größen bestimmen, wie effizient ein Kunststoff verarbeitender Betrieb
fertigen kann. Wie viele Maschinen bringt man in seiner Produktionshalle unter? Welche Zyklus- und
Rüstzeiten sind möglich? Wo lässt sich der Bedarf an Strom, Druckluft oder Masterbatches reduzieren?
Die neue CX von KraussMaffei nutzt Einsparpotentiale in allen drei Bereichen.
TEXT: DR. SABINE KOB
FOTOS: KRAUSSMAFFEI
on der Hydraulik über die Steuerungssoftware bis hin zur
Automation wurden alle Bestandteile der bewährten CXMaschinen im kleinen Schließkraftbereich einer Prüfung
unterzogen und gewünschte Verbesserungen definiert.
Dr. Hans Ulrich Golz, Geschäftsführer und President des
Segments Spritzgießtechnik der KraussMaffei Gruppe: „Unser
Ziel war es, die CX, die bisher schon eine Erfolgslinie war, noch
konsequenter auf die Kundenbedürfnisse auszurichten. Kunststoffverarbeiter sollten die Möglichkeit erhalten, besonders
wirtschaftlich und flexibel zu produzieren.“ Eine Vielzahl von
Einzelinnovationen macht die neue CX in der Reihe der Kleinmaschinen bis 1.600 kN zum Klassenprimus. Götz Scheibe, Produktmanager, zeigt sich begeistert: „Wir konnten tatsächlich alle Kundenanforderungen technisch umsetzen: zehn
Prozent weniger Energie, 15 Prozent schneller, 30 Prozent
leiser, 20 Prozent reduziertes Ölvolumen, 25 Prozent effizienter ergeben 100 Prozent Mehrwert für den Kunden! Als
weitere Highlights speziell für Kleinmaschinen sind der neue
Angusspicker und das Antriebskonzept BluePower Vario
Drive zu nennen.“
V
Platzvorteil: Zwei-Platten-Bauweise,
Angusspicker, entfernbare Holme
Eine gute Figur machte die CX schon immer: Durch ihre Zwei-PlattenBauweise belegt sie weniger Stellfläche als längere Drei-Platten-Modelle. Eine freitragende Schließeinheit bietet zudem unterhalb genug
Raum für Temperiergeräte oder Entnahmeeinrichtungen. Die äußerst
kompakte Fertigungszelle ist damit zum Beispiel optimal auch für die
Anwendung im Reinraum geeignet.
Der neue Ser vo-Angusspicker der Automationssparte von
KraussMaffei zeichnet sich ebenfalls durch seine sehr kompakte
und stabile Bauweise aus. Durch den Teleskophub ist der Picker gerade für den Einsatz in niedrigen Hallen geeignet. Er bildet mit der
Maschine eine Einheit und stellt damit die beste Lösung auf dem
Markt dar. Der abgetrennte Anguss wird innerhalb der Standardmaschineneinhausung abgelegt, benötigt also keine seitliche Erweiterung in Form eines Schutzzauns. So können auf gleicher Stellfläche
vier Maschinen statt drei installiert werden. Der Servomotor lässt
den Angusspicker extrem schnell agieren und spart gegenüber verschleißanfälligen Pneumatikantrieben Wartungszeit und teure Druckluft. Die All-in-one-MC6-Steuerung und die optimierte Parkposition
für den Werkzeugwechsel runden die Benutzerfreundlichkeit ab.
Die Werkzeuge auch im kleinen Bereich werden immer größer und
aufwendiger. Gerade Auftragsfertiger müssen schnelle Wechsel auch
bei komplexen Werkzeugen realisieren, um wirtschaftlich produzieren zu können. Hier ist eine einfache manuelle Holmziehvorrichtung
eine optimale Möglichkeit, komplexe Werkzeuge schneller zu wechseln. Bei häufigen Rüstvorgängen können Kunden auch eine vollautomatische Holmziehvorrichtung nutzen.
Die neu entwickelte Auswerferkupplung erleichtert den Werkzeugwechsel und ist in der Lage, kleine Achsenversätze zwischen Werkzeug und Auswerfer auszugleichen.
Bereits der CX-Standard bietet mehr Raum für Werkzeuge. Da sich
KraussMaffei nicht mit Standard zufriedengibt, kann man optional zwischen verschiedenen Plattengrößen und -abständen wählen.
Damit kann das Werkzeugvolumen noch mal um 40 Prozent vergrößert werden.
Zusätzlicher Vorteil: Bei manchen Anwendungen darf die Maschine
sogar kleiner dimensioniert sein als vorher. So werden Werkzeuge
für Mehrkomponenten-Spritzgießtechnik durch ihre komplexe Bauweise oft zu groß für eine Maschine, die hinsichtlich der Schließkraft
ausreicht. Durch die um 13 Prozent verbreiterten Platten können solche Anwendungen zum Beispiel auf einer CX 130 produziert werden,
6
Titelstory
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WEITERENTWICKLUNG
Die neue CX überzeugt durch höchste Produktivität und innovative Detaillösungen im Hinblick auf
Energieeffizienz, Automatisierung, platzsparende
Bauweise sowie Null-Fehler-Produktion.
während der Wettbewerb 160-Tonnen-Maschinen benötigt. „Der Effizienzvorteil von 20 Prozent liegt auf der Hand: reduzierter Maschinenstundensatz und geringere Betriebskosten“, betont Götz Scheibe.
Neue Zeitrechnung: schnelle Schließe, schraubenlose
Abdeckung, Schallisolierung
Kurz und knackig: Die neue CX schließt im Durchschnitt etwa 15 Prozent schneller. Bei Hochvolumenprojekten zahlt sich allein diese
Tatsache schon aus. Erreicht wird sie durch ein optimiertes Zusammenspiel von neuer Ventiltechnik und hydraulischen Schaltungskonzepten. Durch die neue Klick-Funktion der Abdeckung zu den
wichtigsten Hydraulikkomponenten ist die Servicefreundlichkeit wesentlich verbessert. Außerdem ist die neue Abdeckung zusätzlich
schallisoliert und verringert die Lärmemission um 30 Prozent. Dies
schafft nicht nur angenehme Arbeitsbedingungen, sondern auch die
Möglichkeit, Spritzgießfertigung und Montagearbeitsplätze eng miteinander zu verzahnen.
Beste Verbrauchswerte: Antrieb, Ölvolumen,
Adapter für die Einspritzeinheit
Weniger Strom, weniger Öl, weniger Masterbatches. Die neue CX geizt
bei allen Verbrauchsmaterialien. Das Antriebskonzept wurde energieoptimiert und benötigt durch ein intelligentes Speichermanagement mit
abschaltbarem Akku zehn Prozent weniger Strom als bisher. Die Option
BluePower Vario Drive kann noch mehr: Ein drehzahlvariabler Asynchronmotor verbessert den Wirkungsgrad und reduziert die Leerlaufleistung. Je länger die Zykluszeiten, desto größer die Ersparnis von bis
zu 30 Prozent gegenüber der klassischen Hydraulikvariante.
Die Ölpreise sind hoch, daher wurde das Ölvolumen um 20 Prozent
reduziert. Dies gelang durch eine Feinfilterung und schonende Ölbehandlung beim Vorwärmen. Zusätzlich wird die Standzeit des Öls um
bis zu 40 Prozent erhöht und damit die Wechselhäufigkeit deutlich reduziert. Kunden profitieren von einem niedrigen Investment bei Erstbefüllung und Ölwechsel.
Die meisten Spritzgießer kennen das Problem: Ein kleines Teil soll
gefertigt werden und der Mindestmaterialdurchsatz der verfügbaren
Maschine ist zu hoch. Man behilft sich dann mit einem großen Anguss
und vergeudet Ressourcen. Für die Plastifiziereinheit der CX-Serie
stehen deshalb Adapter zur Verfügung, die es erlauben, die Maschine an kleinere Schussgewichte anzupassen. Material spart auch die
bewährte High-Performance-Schnecke. Ihre gute Homogenisierleistung sorgt dafür, dass beispielsweise der Farbmasterbatchanteil um
bis zu 30 Prozent gesenkt werden kann, was sich bei Kilopreisen von
bis zu 20 Euro leicht auf einige Tausend Euro im Jahr addiert.
KraussMaffei
Titelstory
7
INTERVIEW
ROBUSTE SPRITZGIESSPROZESSE
FÜR PERFEKTE TEILEQUALITÄT
Eigenschaftsschwankungen zwischen einzelnen Rohstoffchargen,
wechselnde Anteile an Rezyklat oder Prozesszeitschwankungen
bei halbautomatischer Fertigung: Faktoren wie diese beeinflussen
die Viskosität der Kunststoffschmelze und damit die Qualität der
Formteile. KraussMaffei Maschinen bieten von Haus aus beste
Voraussetzungen für stabil laufende Prozesse und mit der neuen
Funktion APC (Adaptive Process Control) lässt sich die Prozesssicherheit noch einmal steigern. AHEAD sprach darüber mit
Dr. Reinhard Schiffers, Leiter Maschinentechnologie.
DAS INTERVIEW FÜHRTE DR. SABINE KOB
AUF EINEN BLICK
KraussMaffei hat seine erfolgreiche Kleinmaschinenbaureihe CX für die Schließkräfte von 350
bis 1.600 kN überarbeitet und konsequent alle
Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung genutzt.
Kunden können ihre Aufwendungen für Platz,
Zeit und Material verringern und gewinnen damit
wichtige Wettbewerbsvorteile. Durch Optimierungen an der Hydraulik ist die neue CX 15 Prozent schneller, ihr Antrieb verbraucht 10 Prozent
weniger Strom und mittels Feinfilter und schonender Erwärmung konnten 20 Prozent Ölvolumen eingespart werden. Eine gute Schallisolierung macht die CX 30 Prozent leiser und durch
Angusspicker, Adapterstücke für die Plastifizierung und kürzere Rüstzeiten wird sie 25 Prozent
effizienter. Alles zusammen ergibt 100 Prozent
Mehrwert. Und über weitere Optionen wie den
BluePower Vario Drive sind zusätzliche Einsparungen möglich.
FOTO: KRAUSSMAFFEI
AHEAD: Wie genau funktioniert APC?
Dr. Schiffers: Mit APC werden Änderungen in der Viskosität der Kunststoffschmelze online in jedem Zyklus erfasst.
Auf Basis dieses und weiterer ausschlaggebender Faktoren berechnet die
Steuerung dann von Schuss zu Schuss
die jeweils optimalen Einspritzparameter. Relevant sind hier in der Hauptsache der Umschaltzeitpunkt zwischen
Einspritz- und Nachdruckphase sowie
das Nachdruckprofil.
AHEAD: Was ist der Vorteil für den
Anwender?
Dr. Schiffers: Man erreicht eine außerordentlich hohe Konstanz im Schussgewicht und damit in der Formteilqualität. Bei einer Radioblende mit einem
Schussgewicht von circa 150 g wurde mit
APC problemlos ein Prozessfähigkeitsindex Cpk von 2,0 erreicht und das ganze
bei um 1/3 reduzierten Spezifikationsgrenzen. Der Prozessfähigkeitsindex ist
eine mathematisch-statistische Kennzahl
zur Bewertung, wie genau und vor allem
wie konstant die Formteile die Qualitätskriterien erfüllen. Ein Cpk-Wert von
1 entspricht knapp 3.000 Fehlteilen in
einer Million Teile. Ein Cpk-Wert von 1,5
bedeute nur noch weniger als zehn Fehlteile in einer Million! Auch beim Anfahren
von Anlagen erreicht man mit APC sehr
schnell Lieferqualität. Der Prozess wird
DR. REINHARD SCHIFFERS
Leiter Maschinentechnologie
insgesamt robuster gegenüber störenden
Effekten und es sind weniger Benutzereingriffe und Kontrollen notwendig.
AHEAD: Gibt es APC nur für neue Maschinen
oder lässt es sich nachrüsten?
Dr. Schiffers: Wir bieten APC ab sofort für
alle neuen und bestehenden (MC5-)Maschinen von KraussMaffei an. Die Nachrüstung
ist natürlich möglich, im Rahmen von Feldtestversuchen haben wir das bei vorhandenen Kundenmaschinen schon oft gemacht.
Die Rückmeldungen unserer Kunden waren
dabei äußerst positiv. Es gab erhebliche
Verbesserungen der Prozesskonstanz und
in vielen Fällen eine deutliche Reduzierung
des Ausschusses.
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Prozesse & Produkte
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Prozesse & Produkte
MOBILE AUTOMATIONSZELLE AN MEHREREN SPRITZGIESSMASCHINEN
WENN DER ROBOTER
INS ROLLEN KOMMT
Flexibilität ist eine gefragte Eigenschaft in der Kunststoffverarbeitung. Zu den zahlreichen intelligenten
Lösungen, die KraussMaffei seinen Kunden bietet, ist eine weitere hinzugekommen: eine mobile Automationszelle, die den Einsatz des Handling-Roboters dort möglich macht, wo er gerade gebraucht wird.
TEXT: JOACHIM WEBER
FOTOS: KRAUSSMAFFEI
Das Herzstück der Zelle besticht mit einer hohen
Arbeitsgeschwindigkeit
Sie enthält alles, was für das effiziente Produkthandling nötig ist.
Herzstück ist ein Kleinroboter der Kuka-Agilus-Baureihe mit einer
Traglast von 6 kg und einer Reichweite von 900 mm. Merkmal dieses
Industrieroboters ist eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Präzision. Der Roboter entnimmt die fertigen Teile aus dem
Werkzeug und legt sie auf einem Förderband ab, das mit 1.500 Millimetern Länge und 400 Millimetern Breite ebenfalls zur Grundausstattung gehört. Der Qualitätskontrolle dient ein QS-Behälter, in den
der Bediener jederzeit per Knopfdruck Teile zur Überprüfung ausschleusen kann, ohne die Produktion zu stoppen.
EFFIZIENT
Kleinroboter und Peripherie – auf kleinstem Raum
o war es bisher: Jede Spritzgießmaschine, die zeitweise
der Automation bedurfte, wurde fest mit der kompletten Roboterperipherie ausgestattet. Damit war wertvolles Kapital auch dann gebunden, wenn die Maschine
oder die Automation gar nicht benötigt wurden. Ab sofort lässt sich dies vermeiden. KraussMaffei löst das Problem mit
einer mobilen Automationszelle, die sich ohne großen Aufwand von
einer Maschine zur anderen bewegen lässt. Zurzeit ist diese Zelle
für baugleiche Spritzgießmaschinen mit Schließkräften von 35 bis
160 Tonnen ausgelegt.
S
Besonders attraktiv ist die Einbindung der Roboterzelle in die Maschinensteuerung. Wie beim fest installierten Pendant lässt sich über das
Handgerät der Robotersteuerung auch die Spritzgießmaschine bedienen. Umgekehrt kann der Bediener über die MC6-Steuerung der Maschine die Automationszelle steuern. Dank der Softwarepakete VisuX
und ProgTechX, die ebenfalls im Standard enthalten sind, ist der Roboter sehr leicht zu bedienen und zu programmieren.
Der mechanische Anschluss der Zelle wird durch eine Andockkonsole an der Spritzgießmaschine möglich. Die elektrischen Verbindungen
werden durch modulare Stecker umgesetzt. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die Verbindungen per „plug and play“ herstellen. Der
geringe Kraftaufwand kommt dem Bediener dabei zugute. Das ausgeklügelte mechanische Andocksystem stellt sicher, dass der einmal
KraussMaffei
Prozesse & Produkte
9
PLUG AND PLAY
Mit einfachen Handgriffen ist die mobile Zelle an Spritzgießmaschinen mit einer Schließkraft von 35 t bis 160 t einfach
und schnell andock- und einsetzbar.
erstellte Programmablauf für den Roboter an der jeweiligen Maschine auch nach mehrmaligem An- und Abdocken mit hoher Genauigkeit
wiederholbar ist. Ein erneutes Teachen des Entnahmepunktes ist für
die meisten Anwendungen nicht mehr notwendig und durch wiederholte Tests belegt. Bei der Verwendung mehrerer Roboterprogramme
kann der Programmwechsel in Minutenschnelle umgesetzt werden.
Durch die hinzugewonnene Flexibilität werden auch Rüstzeiten deutlich reduziert.
Ebenso einfach ist der physische Standortwechsel der Automationszelle. Der Grundkörper der Zelle besteht aus einem stabilen Stahlrahmen und ist auf Lenkrollen gesetzt. Sie erlauben es dem Bediener, das Aggregat trotz seines Gewichts von rund 1.100 Kilogramm
einfach von einer Maschine zur anderen zu verschieben. Zwei Führungsschienen unter der Zelle ermöglichen aber auch den Einsatz
von Staplern oder Kränen.
Kompakte Bauweise für erhöhte Flexibilität
Sobald die Zelle an der Spritzgießmaschine richtig positioniert ist,
wird sie über Schnellverschlüsse angedockt. Die Stellfüße, die per
Hand nach unten gedreht werden, bieten noch eine zusätzliche Abstützung. Eine kompakte, nach oben geschlossene Einhausung mit
stabilen Polycarbonat-Sichtfenstern ermöglicht den Einblick des Bedieners in die Zelle und gewährleistet die notwendige Sicherheit. Mit
einer Rahmenbreite von 2.200 Millimetern, einer Tiefe von 1.200 Millimetern und einer Höhe von 2.200 Millimetern spart die kompakte
Bauweise viel wertvollen Platz in der Produktion.
Dieses Flexibilitätsinstrument ist auch selbst durchaus flexibel – die
Standardversion gibt lediglich einen praktikablen und kostengünstigen Rahmen vor. Fast alle Parameter und Komponenten lassen sich
verändern. Möglich sind andere Roboter- und Förderbandtypen oder
andere Montagepositionen des Roboters innerhalb der Zelle.
Ein Ausschussbehälter für schlechte Teile lässt sich ebenso integrieren wie weitere Peripheriebausteine, zum Beispiel Prüfsysteme,
Montagestationen, Bereitstellungseinheiten für Einlegeteile oder
Trennstationen. Und wo die Optionen einer einzigen Automationszelle
nicht ausreichen, bietet es sich an, mehrere Zellen nebeneinanderzukoppeln, um die nötige Bandbreite an Automationstechnologien an
einer Spritzgießmaschine bereitzustellen. Die mobile Automationszelle setzt der Fantasie kaum Grenzen.
ANSPRECHPARTNER FÜR WEITERE INFORMATIONEN:
Michael Flurl
+49 89 8899-2413
[email protected]
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Prozesse & Produkte
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BREITES VERARBEITUNGSFENSTER, HOHE MISCHGÜTE UND WENIG WARTUNG
DIE VARIODÜSE SETZT
NEUE MASSSTÄBE
Die Verarbeitung von Polyurethan (PUR) zu Automobilsitzpolstern mit unterschiedlichen Festigkeitszonen stellt besondere Anforderungen an die Düsentechnik. Bei sehr variablen Austragsleistungen
soll die Düse möglichst konstante Druckverhältnisse aufrechterhalten. Und nicht nur das. Die neue
Variodüse von KraussMaffei löst viele Aufgaben auf einmal.
TEXT: JOACHIM WEBER
FOTOS: KRAUSSMAFFEI
Variodüse ohne
hydraulischen Verschluss
Mischkopf MK12/18ULP-4K,
ausgestattet mit 4 Variodüsen
KraussMaffei
Prozesse & Produkte
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Variodüse für CN-Mischköpfe – mit hydraulischem Verschluss und integriertem Ventil
für schnelle Umschaltvorgänge
inmal mehr geht es um die Flexibilität von Kunststoffverarbeitungsanlagen: Wer sogenannte Multi-HardnessProdukte aus PUR mit verschiedenen Austragsmengen
und Werkzeugen auf einer Anlage herstellen will, benötigt ein breites Verarbeitungsfenster für Schussgewichte
und Mengenströme. Zum Beispiel bei Autositzen. Sie bestehen in der
Regel aus Zonen unterschiedlicher Härte. Meist sind die Sitz- und Rückenflächen weich, während die Seitenteile eine höhere Festigkeit benötigen, um dem Insassen Halt zu geben.
E
Das heißt: Beim Schäumen der verschiedenen Bauteilbereiche verändert sich die Austragsmenge der PUR-Komponenten von Schuss
zu Schuss. Soll es dabei nicht zu Qualitätsverlusten kommen, dürfen
aus diesen schnellen und sehr erheblichen Mengenänderungen möglichst keine Druckunterschiede entstehen. Die Lösung liegt im Mischkopf: Die Düse muss diese Wechsel auffangen.
Alternative zur federbelasteten Düse
Das ist schon bisher überaus erfolgreich mit federbelasteten Düsen
gelungen. Bei ihnen wird der Düsenspalt mittels einer Feder angepasst, die mit der Düsennadel verbunden ist. Damit ist es möglich, Mengenänderungen etwa bis zum Verhältnis 1 : 3 ohne extreme
Druckveränderungen zu bewältigen. Ein Nachteil des Federsystems
sind jedoch die bewegten Dichtungen, die dem Verschleiß durch
Haftreibung unterliegen und empfindlich sind gegen aggressivere Medien und Verschmutzung. Überdies kann unter bestimmten
Umständen das System aus Feder und Düsennadel in Schwingung
geraten.
Mit diesen Schwächen räumt eine Neuentwicklung gründlich auf:
die KraussMaffei Variodüse. Statt der Feder arbeitet sie mit einem
Druckpolster, das dem Komponentendruck entgegenwirkt. Mit einem
Druck von rund 160 bar sitzt dieses Luftpolster in einem Gasraum im
hinteren Teil der Düse. Auf die Düsennadel wirkt es über eine Membrane ein, so dass keine beweglichen Dichtungen erforderlich sind.
Konstanter Mischdruck
Die Variodüse bietet dem Verarbeiter einen ganzen Strauß von Vorteilen. Zuallererst eine hohe Flexibilität in der Anlagenbelegung mit
großen und kleinen Bauteilen, für die entsprechend große und kleine Austragsleistungen erforderlich sind. Möglich wird diese Anpassungsfähigkeit durch den großen Verstellbereich – die Düse hält den
Druck im Mischkopf bis zum Mengenverhältnis von 1 : 5 konstant.
Damit gewährleistet sie eine hohe Mischqualität und ein gleichbleibendes Mischungsverhältnis.
Die Kurven der Druckverläufe im Schussbetrieb (siehe Grafik) illustrieren eindrucksvoll den Unterschied zwischen Vario- und federbelasteter Düse. Während des Prozesses zeichnet sich die Variodüse
zudem aus durch eine große Wiederholgenauigkeit und eine hervorragende Druck- und Mengenkonstanz.
Die Bauweise ohne bewegte Dichtungen reduziert Reinigungs- und
Wartungsaufwand im Vergleich zu herkömmlichen Ausführungen.
Denn das Verkleben und Verklemmen der Nadel gehört der Vergangenheit an. Auch die berüchtigten Nadelschwingungen kommen – selbst
bei Isocyanat – nicht mehr vor. Dank ihrer kompakten Abmessungen
lässt sich die neue Variodüse leicht und kostengünstig in bestehenden
Systemen nachrüsten. Dazu bedarf es weder zusätzlicher Steuerelemente noch irgendwelcher Änderungen der Ansteuerung. Die Variodüse ist kompatibel mit KraussMaffei Mischköpfen und Anlagen.
Ihr Einsatzbereich beschränkt sich keineswegs auf Weichschaumanwendungen. Auch im Bereich der weißen Ware – etwa beim Einbringen der Dämmschichten von Kühlschränken – und bei der Herstellung faserverstärkter Formteile im Resin Transfer Molding (RTM =
Harzinjektionsverfahren) hat sie sich bereits bewährt. Das Echo der
Nutzer aus allen Bereichen ist einhellig positiv. Der Anwendungstechniker eines Sitzpolsterherstellers bezeichnet die Variodüse als
„eine der besten Entwicklungen der letzten fünf Jahre“.
DRUCKVERLÄUFE IM SCHUSSBETRIEB
Mischkopfdruck
[bar]
176
162
148
134
120
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zeit [s]
Polyol 1 (Variodüse)
Polyol 2 (federbel.)
Iso 1 (Variodüse)
Iso 2 (federbel.)
Schuss
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Prozesse & Produkte
VOM FLIP-TOP-DECKEL BIS ZUR INTEGRIERTEN LEITERBAHN
DER GEHOBENE STANDARD
DES SPRITZGIESSENS
Mehrere Farben, Hart-weich-Kombinationen mit verschiedenen Kunststoffen oder Metallen,
Verpackungen mit fertigem Dekor – das Mehrkomponenten-Spritzgießen eröffnet dem Anwender eine Fülle von Gestaltungs- und Konstruktionsmöglichkeiten. Für nahezu jede Aufgabe hat
KraussMaffei eine Lösung parat: eine maßgeschneiderte Multinject-Maschine.
TEXT: JOACHIM WEBER FOTOS: KRAUSSMAFFEI
eder Autofahrer dreht mal dran: am Lüftungsstellrad im
Armaturenbrett seines Pkw. Das Teil ist leichtgängig, fühlt
sich gut an, ist aber ansonsten völlig unauffällig. Doch in
ihm steckt ein gutes Stück Know-how. Ein harter Kern aus
Polycarbonat bewirkt, dass die Kraftübertragung auf die
Verstellmechanik dauerhaft funktioniert. Und eine Ummantelung aus
weichem thermoplastischen Elastomer sorgt dafür, dass der Finger
nicht abrutscht.
J
Das Stellrad ist ein typisches Mehrkomponenten-Produkt, das in
einem Arbeitsgang auf der Spritzgießmaschine hergestellt wird. In
dem Werkzeug der Firma Dr. Schneider werden unterschiedliche Materialien und somit auch Funktionen miteinander verbunden. Dies
geschieht zum Beispiel auf der neuen Maschine der CX-Baureihe
von KraussMaffei, die auf der Fakuma 2014 zu sehen war. Die Highlights dieser Maschine sind unter anderem der neue energieeffiziente
HART-WEICH-KOMBINATION
In Lüfterrädchen steckt ein gutes Stück Know-how.
BluePower-Antrieb, ein reduziertes Ölvolumen und die schnellere
Schließeinheit. Zusammen mit der kompakten Bauweise stellt die
CX eine exzellente und wirtschaftliche Lösung für die Integration von
Technologien wie der Mehrkomponenten-Technik dar.
Bei der Fakuma-Maschine fällt neben der zweiten Spritzeinheit besonders die mobile Automationszelle ins Auge. Diese Agilus-Zelle ist
eine bewegliche Einheit, in die ein Industrieroboter und ein Förderband integriert sind und die fest mit der Maschine verbunden wird.
Ausgeklügelte Schnittstellen erlauben es, sie mit wenigen Handgriffen an verschiedene Spritzgießmaschinen anzudocken – mit vollem gegenseitigen Zugriff auf die Maschinen- und Robotersteuerung.
Daher ist sie ideal für die Mehrkomponenten-Technik geeignet.
Lösungen im mittleren Maschinensegment
Im mittleren Maschinensegment bietet die GX-Baureihe für Schließkräfte von 400 bis 900 Tonnen dem Mehrkomponenten-Spritzgießer
zahlreiche Möglichkeiten. In der Horizontal-Ausführung (GXH), bei
der zwei Spritzen nebeneinanderliegen, ist sie unter anderem perfekt geeignet für verpackungsnahe Anwendungen. Prädestinierte
Produkte sind etwa komplexe Mehrkomponenten-Verschlüsse wie
mehrfarbige Flip-Top-Verschlüsse für Shampoo-Flaschen. Die Basis
dafür sind die hohe Geschwindigkeit der GXH, der niedrige Energieverbrauch sowie die Leistungsstärke bei extrem kompakter und niedriger Bauform und zusätzlich die einfache Integration eines Linearroboters. Aufgrund der horizontalen Position der Spritzen werden
Roboterkollisionen ausgeschlossen und es besteht zu jeder Zeit eine
perfekte Zugänglichkeit.
Als führender Technologieanbieter erobert KraussMaffei mit der
GXW-SpinForm-Wendeplattenmaschine in diesem Segment immer
neue Märkte. Auf der K 2013 wurde das Mehrkomponenten-Spritzgießen der nächsten Generation am Beispiel des ColorForm-Verfahrens vorgeführt – in enger Zusammenarbeit mit dem Polycarbonathersteller Bayer, dem Lackhersteller Panadur, dem Werkzeugbauer
Hofmann und der Firma Weidmann.
Das Demonstrationsteil bestand aus einem Thermoplasten-Gehäuse, das im ColorForm-Verfahren mit unterschiedlichen Lacken
beschichtet und gleichzeitig mit einer Lichtapplikation versehen
KraussMaffei
wurde. Am Ende entstand ein Bauteil mit zwei verschiedenen Farben und drei scharf abgegrenzten Oberflächeneffekten: Hochglanz,
Tiefe und Struktur. „Das war Integration auf höchstem Niveau“, blickt
Jochen Mitzler, Leiter des strategischen Produktmanagements bei
KraussMaffei, zurück. „Aber es ist erst der Beginn einer neuen Ära
im Mehrkomponenten-Spritzgießen. Der nächste Schritt der Mehrkomponenten-Technik ist die ‚echte‘ Funktionalisierung von Kunststoffbauteilen mit Metalllegierungen.“
Was damit gemeint ist, präsentierte KraussMaffei bereits auf der Fakuma 2012: eine voll „verdrahtete“ und funktionsfähige Design-LEDLeuchte aus Kunststoff, die in einem Arbeitsprozess in der Spritzgießmaschine entstand. Sie war das Ergebnis einer Kooperation mit
dem Institut für Kunststoffverarbeitung der RWTH Aachen und der
Firma Krallmann, die ein Verfahren für das Spritzen niedrig schmelzender Metalllegierungen entwickelt hat. Integriert in eine CX-Mehrkomponenten-Spritzgießmaschine wurden komplexe Leiterbahnen
direkt auf einen Kunststoffträger aufgespritzt und mit einer weiteren
Prozesse & Produkte
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Kunststoffschicht gekapselt und isoliert. Auf der Fakuma 2014 zeigte KraussMaffei das integrierte Kunststoff-Metall-Spritzgießen, abgekürzt IMKS, auf einer CX80. Das Bauteil verdeutlicht die konstruktiven
Möglichkeiten der Technik anhand einer „Schalt- und Wippfunktion“.
Das Verfahren eröffnet den Designern und Konstrukteuren neue Möglichkeiten, Mehrkomponenten-Bauteile optimal zu funktionalisieren.
Durch den niedrigen Schmelzpunkt lassen sich zum Beispiel LEDs
direkt beim Spritzgießen kontaktieren. Ein zusätzliches Löten und Verkabeln in einem separaten Arbeitsschritt ist dann nicht mehr nötig.
„Beim IMKS werden neue Materialien integriert und das Bauteil wird
dadurch in nur einem Prozessschritt ‚echt‘ funktionalisiert. Darin
liegt ganz klar die Zukunft der Mehrkomponenten-Technologie“, ist
sich Mitzler sicher. „Die hohe Produktivität und Wirtschaftlichkeit des
IMKS-Prozesses ermöglicht es, anspruchsvolle Bauteile in hohen
Stückzahlen gerade auch in Hochlohnländern zu produzieren. Der
technische Vorsprung von KraussMaffei entsteht kontinuierlich durch
den Dialog und die Vernetzung mit unseren Kunden und Partnern.“
NEUE GXH-BAUREIHE
Die Spritzen liegen horizontal
nebeneinander.
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Partner & Projekte
Partner & Projekte
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INDEXPLATTEN
Elektrisch angetriebener Indexantrieb – platzsparend hinter der
Auswerferplatte montiert
KraussMaffei
Partner & Projekte
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FLEXIBEL IN DER ENTWICKLUNG VON SPRITZGIESSVERPACKUNGEN
MEHRKOMPONENTEN-MASCHINE
FÜR VERSCHIEDENE TECHNOLOGIEN
Die Texen-Gruppe (Groupe Texen), einer der weltweit größten Hersteller von Kunststoffverpackungen
für Kosmetik- und Parfumprodukte, nahm vor kurzem eine KraussMaffei Spritzgießmaschine in Betrieb.
Die Mehrkomponenten-Maschine aus der CX-Baureihe ist mit vielen verfahrens- und maschinentechnischen Raffinessen ausgestattet und dadurch sehr flexibel in der Entwicklung von Spritzgießverpackungen einsetzbar.
TEXT: SIMONE WERNER
FOTOS: KRAUSSMAFFEI
KraussMaffei hat einen Meilensteinauftrag im französischen Markt
erhalten. Einer der international führenden Hersteller von Kosmetikverpackungen aus Kunststoff produziert seit kurzem mit einer CXZ
160–380/180 Hybrid innovative Kunststoffverpackungen für hochwertige Kosmetika und Parfums. Groupe Texen gehört mit einem Umsatz von annähernd 170 Mio. Euro im letzten Geschäftsjahr und knapp
1.000 Mitarbeitern zu den ganz Großen dieses Marktsegments. Das
Unternehmen produziert an acht Standorten in Europa, Nord- und
Lateinamerika spritzgegossene Kunststoffverpackungen sowie Verschlüsse. „Texen suchte einen Partner, der eine sehr flexibel einsetzbare Spritzgießmaschine liefern konnte. Das Anforderungsprofil in
dieser Hinsicht war extrem hoch. Wir haben jede Menge Verfahrenstechnik integriert, die man in dieser Form in Frankreich oder überhaupt im Markt wahrscheinlich kein weiteres Mal findet“, erläutert
Jacques Socquet, Präsident der Tochtergesellschaft der KraussMaffei
Group in Frankreich.
CX-Maschine mit umfangreichem Ausstattungspaket
und Automation
Basierend auf den konstruktiven Gesprächen mit den Vertriebs-, Produkt- und Verfahrensexperten von KraussMaffei aus Frankreich und
Deutschland hat sich Texen für eine Zweikomponenten-Spritzgießmaschine aus der CX-Baureihe, eine CXZ 160–380/180 Hybrid, mit LRX100-Linearroboter entschieden. Fabrice Baravaglio, President von
Texen, ergänzt: „Als Teil des Strategieprogramms ‚Ambition 2020‘ legt
PSB Industries, der Mutterkonzern von Texen, einen Schwerpunkt auf
den Ausbau der F&E-Aktivitäten. In diesem Rahmen wurde auch das
neue Innovationszentrum ‚Texen Lab‘ etabliert. Die neue Spritzgießmaschine setzen wir speziell für Entwicklungsprojekte ein. Unsere
Vorstellungen gingen dahin, alle Anforderungen mit nur einer Maschine abzubilden.“ Das ist KraussMaffei in vorbildlicher Weise gelungen.
Folgerichtig erhielt Texen eine CX-Hybrid mit 1.600 kN Schließkraft
und einem umfangreichen Ausstattungspaket. Die CX-Hybrid-Baureihe kombiniert die Vorteile einer vollhydraulischen Schließeinheit
mit denen von elektrisch angetriebenen Spritzeinheiten. Die Baureihe
besticht durch niedrigen Energieverbrauch und hohe Leistungsdichte. Jede Achse der Spritzeinheit wird separat elektrisch angetrieben,
so dass bereits während der Plastifizierphase das Werkzeug geöffnet
und der Auswerfer betätigt werden kann. Mit dem großen Spritzaggregat können Schussgewichte bis circa 140 g PS realisiert werden. Die
Maschine ist darüber hinaus für das Spritzen von MehrkomponentenBauteilen in Sandwich-Technik und für Werkzeuge in Indexausführung
ausgestattet. Darüber hinaus ist das physikalische Schäumen (MuCell) mit allen Komponenten möglich. Sie ist außerdem steuerungsseitig mit Schnittstellen für die wesentlichen Verfahren zur Erzielung
von High-End-Oberflächen wie zum Beispiel In-Mold-Decoration,
SkinForm/ColorForm, DecoForm oder CoverForm vorbereitet. Integraler Bestandteil dieser Technologien ist das Dynamic-Mold-Heating
(DMH-) System von KraussMaffei, das die Temperierkreisläufe in
Werkzeugen trennt und einen dynamischen Temperaturverlauf im
Werkzeug ermöglicht. Diese Innovation minimiert die zu temperierenden Massen in den Werkzeughälften und unterbindet die Vermischung
der Heiz- mit der Kühlflüssigkeit für einen effektiven Betrieb des Systems. Die Maschine ist außerdem mit Schnittstellen für GasinjektionsTechnik und die Verarbeitung von Flüssigsilikon (LSR) ausgerüstet.
CX-HYBRID
Die CX-Hybrid kombiniert die kompakte ZweiPlatten-Schließeinheit mit der höchsten Bauteilpräzision durch vollelektrische Einspritzeinheiten,
hier in Huckepackausführung.
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Partner & Projekte
AHEAD Ausgabe 02.2014
KERNSTÜCK DER SERIENANWENDUNG
Schnell reagierende Harzsysteme im Hochdruck-Resin-Transfer-Molding (HD-RTM) sind
der Schlüssel für kurze Zykluszeiten.
KRAUSSMAFFEI – EINZIGER ANLAGENHERSTELLER MIT HD-RTM FÜR DIE SERIENPRODUKTION
HOCHDRUCK, PRÄZISION UND LEIDENSCHAFT
FÜR NACHHALTIGE MOBILITÄT
Vorfahrt für nachhaltige Mobilität: Dank des Kunststoff-Know-hows von KraussMaffei können Elektro-Autos ihre Vorzüge voll ausspielen, darunter der BMW i3. Exterieurteile aus Thermoplasten und
Strukturbauteile aus faserverstärktem Kunststoff entstehen auf Spritzgießmaschinen und in Reaktionstechnikanlagen des weltweit führenden Maschinenherstellers.
TEXT: KRAUSSMAFFEI
FOTOS: KRAUSSMAFFEI
ie Elektromobilität verspricht mehr Umweltverträglichkeit durch geringeren Kraftstoffverbrauch und weniger
Abgase. Doch diese Vorteile sind nur mit dem alternativen Antrieb der deutlich schwereren Elektrobatterie zu
erreichen, was durch Leichtbauweise des Fahrzeugs ausgeglichen werden muss. KraussMaffei trägt als Erstlieferant von
Produktionsausrüstung und mit verfeinerten Verfahren dazu bei,
kohlefaserverstärkte Kunststoffe (CFK) erstmals in Serienproduktion zu verarbeiten: mit hochwertigen Spritzgießmaschinen in Wendeplattentechnologie sowie mit dem ausgereiftem Hochdruck-ResinTransfer-Molding-Verfahren (HD-RTM). „Das ist unser Beitrag für
D
eine neue Fahrzeug-Generation, um Leichtbau und Elektromobilität
zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt Nicolas Beyl, President des Segments Reaktionstechnik der Marke KraussMaffei.
Für sehr hohe Maßhaltigkeit der Teile
KraussMaffei hat an BMW hochwertige Anlagen der Spritzgieß- und
Reaktionstechnik geliefert, unter anderem zwei Doppelwendeplatten-Maschinen, die mit zwei Industrierobotern vollständig automatisiert sind. Die MX 4000-17200/12000/750 WL sind jeweils 24 Meter
lang, neun Meter breit, sieben Meter hoch und 400 Tonnen schwer. Auf
ihnen werden im BMW-Werk Leipzig mit 4.000 Tonnen Schließkraft
KraussMaffei
Partner & Projekte
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die Thermoplast-Außenhäute des i3 gefertigt. Durch das Verfahren
„Fügen im Spritzguss“ werden die Türaußenschale und ihre Unterstruktur in einem Arbeitsgang gespritzt, mit dem Drehen der beiden
Wendeplatten zusammengeführt und mit einer dritten Kunststoffkomponente verklebt. „Die kombinierten Arbeitsprozesse bringen
eine sehr hohe Maßhaltigkeit der Teile“, erläutert Bengt Schmidt,
Business Unit Leiter Automotive der Marke KraussMaffei.
Das „Gesicht“ des i3
Neben den Seitenwänden und dem Stoßfänger hinten kommt auch die
Frontklappe des BMW i3 aus einer KraussMaffei Spritzgießmaschine.
„Produziert werden diese auf den komplexesten Anlagen, die wir bisher entwickelt haben“, sagt Peters. „Mit viel Engagement haben wir
die Herausforderung angenommen, innovativste Maschinentechnologie beizusteuern, die höchste Anforderungen an die Verfügbarkeit
stellt. Ich bin stolz darauf, was unser Team geleistet hat.“
Hohe Fülldrücke zur optimalen Faserbenetzung
Neben Spritzgießtechnologien und Automatisierungslösungen ist
das Segment Reaktionstechnik am BMW i3 beteiligt. 20 Anlagen für
Hochdruck-Resin-Transfer-Molding (HD-RTM) liefern in den BMWWerken Leipzig und Landshut Bauteile aus Reaktivharzen für die tragenden Strukturen, zum Beispiel den Seitenrahmen. HD-RTM erlaubt das Verarbeiten von schnell reagierenden Harzsystemen, um
kurze Zykluszeiten zu erreichen. Die Hochdruckinjektion ermöglicht
einen hohen Benetzungsgrad der Fasern. Ein zehnköpfiges Team der
KraussMaffei Reaktionstechnik machte sich daran, die Dosiertechnik weiterzuentwickeln sowie Mischköpfe mit der Möglichkeit der Zudosierung von internem Trennmittel zu versehen. Die Experten arbeiteten unter Hochdruck, um den spezifischen Anforderungen von
Chemie und Prozess gerecht zu werden. „Wir sind heute der einzige
Anlagenhersteller für Dosieranlagen am Markt, der über diese Erfahrung unter Serienbedingungen verfügt“, erläutert Beyl.
Von steifer Leichtigkeit
Um faserverstärkte Bauteile mit Epoxidmatrix in größeren Serien
zu realisieren, hat KraussMaffei das Hochdruck-Resin-TransferMolding (HD-RTM) für den Serieneinsatz weiterentwickelt. Dabei
injiziert ein selbstreinigender Hochdruckmischkopf das Harz in
die geschlossene Kavität und durchtränkt dabei das darin befindliche Fasergelege unter Hochdruck und mit genauen Vorgaben für
Dauer und Temperatur, damit Harz und Härter sich vollständig vernetzen. Nach dem Aushärten erhält das Bauteil seine Steifigkeit bei
UNTER HOCHDRUCK
Über den neu entwickelten Mischkopf
der KraussMaffei Reaktionstechnik
kann internes Trennmittel hinzudosiert
werden. Das weiterentwickelte HDRTM-Verfahren ermöglicht Zykluszeiten, die sich je nach Bauteilkomplexität
und -größe von bis zu 24 Stunden auf
Minuten verkürzen.
STARKES STÜCK
Auf Spritzgießmaschinen, die 400 Tonnen wiegen und die ein Team von
KraussMaffei vor Ort aufzubauen half, werden die Thermoplast-Außenhäute des
i3 gefertigt.
geringem Gewicht. Von Vorteil ist bei der automatisierten Herstellung im Vergleich zum bisherigen Autoklav-Verfahren oder der Vakuuminfusion, dass sich die Zykluszeiten von bis zu 24 Stunden auf
Minuten verkürzen, je nach Bauteilkomplexität und -größe.
Zusätzlicher Pluspunkt: Diese Art von HD-RTM-Verfahren eignet sich
auch für den Einsatz von Polyurethan (PUR) anstelle von Epoxidharz
als Matrixmaterial. Für PUR sprechen neben der einfacheren Handhabung der tendenziell günstigere Rohstoffpreis und die niedrigere
Verarbeitungstemperatur.
Vorsprung für den Megatrend Elektromobilität
In der Fülle der immer wieder neu auftretenden Einzelfragen, Spezifikationen und Termine war die Abstimmung das A und O. „Diese Komplexität zu bewältigen war nur möglich wegen unseres eingespielten Teams und enger Abstimmung mit den Technologie-Experten von
BMW und weiteren Partnern für die Gewerke Pressen, Werkzeugbau,
Handling und Automation“, betont Erich Fries, Leiter Business Unit
Composites von KraussMaffei. Und es bedurfte einer langjährigen
Erfahrung auf diesem Gebiet: So verfeinert die KraussMaffei Reaktionstechnik bereits seit den 1990er Jahren ihr Angebot an Faserverbundtechnologien, zunächst in erster Linie für Nutzfahrzeug-, inzwischen immer mehr für Pkw-Hersteller. „Mit dem BMW i3 haben
wir die von uns weiterentwickelte HD-RTM-Technologie im Kontext
eines vollkommen neuen Fertigungskonzepts erstmals unter Serienanforderungen realisiert. Dies gibt uns einen erweiterten Blick in die
Prozesskette einer effizienten Faserverbundproduktion und ist unser
Vorsprung für weitere Projekte“, resümiert Josef Renkl, Leiter der
Forschung, Entwicklung und Anwendungstechnik. Beyl ergänzt: „So
ist dieser Leichtbauwagen das Vehikel für den Megatrend der Elektromobilität.“ Damit künftig viele leicht, leise und sauber über den Asphalt gleiten.
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Partner & Projekte
AHEAD Ausgabe 02.2014
PARTNER SEIT EINEM JAHRZEHNT: ROSIŃSKI PACKAGING UND KRAUSSMAFFEI
MASSSCHNEIDEREI UND
SERVICE GEBEN DEN AUSSCHLAG
Es ist eine Seltenheit, dass ein Hersteller von blasgeformten Flaschen auch Verschlüsse im Spritzgießverfahren produziert. Die 1981 gegründete Rosiński Packaging im südpolnischen Bielsko-Biała tut es.
Auf annähernd 40 Blasformmaschinen und knapp 50 Spritzgießmaschinen verarbeitet das Unternehmen
rund 20.000 Tonnen Kunststoff im Jahr.
TEXT: SIMONE WERNER, URSULA STEINER
FOTOS: ROSIŃSKI PACKAGING
ie Produktion von Kunststoffverschlüssen ist Massenfertigung. Im Werk von Rosiński Packaging ist ein halbes Hundert von Spritzgießmaschinen rund um die Uhr an
sieben Tagen dafür im Einsatz. Ihr Ausstoß: Verschlüsse
und Deckel für Behälter, die mit Produkten von der Haushaltschemikalie über Kosmetikprodukte bis hin zu Nahrungsmitteln
befüllt werden sollen. Jährlich verlassen mit dem hauseigenen Fuhrpark etwa 600 Millionen Deckel und Verschlüsse das Unternehmen.
Für 2014 ist sogar eine Stückzahl von 650 Millionen geplant.
D
Bei dieser Größenordnung ist die Spritzgießfertigung voll ausgelastet, so dass Rosiński Packaging Mitte 2014 eine zweite Produktionshalle für 40 Spritzgießmaschinen eingeweiht hat. Sie wird nicht nur
nach ISO 9001:2008, ISO 14001:2004 und ISO 22000:2006, sondern
auch nach EN 15593 zertifiziert sein. Diese Richtlinie betrifft in erster
Linie die Produktion von Primärverpackungen mit direktem Kontakt
zu Lebensmitteln.
Die ersten Maschinen für die neue Halle sind bereits bestellt: Insgesamt acht Maschinen der GX-Baureihe, die ersten GX-Maschinen für
diesen Kunden, sowie 2 CXZ-Maschinen für Mehrkomponenten-Anwendungen. „Die Spritzgießmaschinen der GX-Baureihe haben uns
mit ihrem geringen Energieverbrauch, ihrer modernen Hydraulik,
kurzen Zykluszeiten, der exzellenten Präzision und ihrer Kompaktheit
beeindruckt. Da wir mit großen Werkzeugen mit vielen Kavitäten arbeiten, war für uns besonders der plattenparallele Kraftschluss ein
wesentliches Kriterium bei der Kaufentscheidung. Wir haben hohe Erwartungen an die neuen Maschinen“, erläutert Marcin Rosiński, General Project Manager und einer der beiden Söhne von Firmengründer Andrzej Rosiński, die im Board of Directors Verantwortung tragen.
Manfred Schulz, International Sales Manager bei KraussMaffei in
München und verantwortlich für den polnischen Markt, ergänzt:
„Nachdem der Kunde bereits etliche unserer vollhydraulischen Maschinen erfolgreich in Betrieb hatte, freuen wir uns besonders, dass
er sich jetzt für die neue GX-Baureihe entschieden hat, die von den
Leistungsdaten her im Schließkraftbereich von 400 bis 650 Tonnen
auch für den Verpackungssektor mit schnelllaufenden Produkten besonders prädestiniert ist.“
Maßgeschneiderte Produktionslösungen und exzellenter Service
Seit Beginn der Zusammenarbeit vor knapp zehn Jahren hat sich
eine starke Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen entwickelt. Die ersten CX-Spritzgießmaschinen mit 1.300 und 1.600 kN
Schließkraft, die 2006 von KraussMaffei geliefert wurden, ersetzten ältere, kleinere und weniger leistungsstarke Aggregate anderer
Hersteller. Über die Jahre sind dann ca. 30 weitere Maschinen im
Schließkraftbereich von 2.000 bis 6.500 kN hinzugekommen. Seit
acht Jahren kauft Rosiński seine Spritzgießmaschinen ausschließlich bei KraussMaffei.
In der jüngeren Vergangenheit hat Rosiński Packaging auch in Mehrkomponenten-Technik investiert. Insgesamt sechs CX-Maschinen
mit Schließkräften zwischen 2.500 kN und 3.500 kN werden sowohl
für Mehrfarben- als auch für Hart-weich-Kombinationen eingesetzt.
Eine weitere 2-K-Maschine mit 4.200 kN Schließkraft wurde bereits
ausgeliefert.
SPRITZGIESSFERTIGUNG
Michał Rosiński (l.), General Director und einer der beiden Söhne des Unternehmensgründers Andrzej Rosiński in der Firmenleitung, und Marek Pokładnik,
Commercial Director.
Bereits Anfang der 2000er Jahre zeichnete sich ab, dass Rosiński Packaging stark wachsen würde, so dass für die Eigentümerfamilie nur
ein starker und innovativer Partner in Frage kam. Besonders wichtig war dabei, dass der Maschinenlieferant die Spritzgießmaschinen an die hauseigenen Spezifikationen anpassen konnte. Da bei relativ geringen Schussgewichten großflächige Werkzeuge mit bis zu
48 Kavitäten genutzt werden, ging es zum einen darum, den großen
SPEZIALIST
Rosiński Packaging ist Hersteller von PP- und PE-Verpackungen für Haushaltschemie, Kosmetika- und Nahrungsmittelindustrie.
Werkzeugeinbauraum durch vergrößerte Holmabstände zu erweitern. Das vereinfacht gleichzeitig den Zugang zum Werkzeugraum –
ein wichtiger Effekt, denn bei Rosiński fallen durchschnittlich etwa
140 Werkzeugwechsel pro Monat an.
Zum anderen ist Präzision ein wesentlicher Faktor, die Präzision in der
Schließbewegung und Zuhaltekraft ebenso wie die absolut genau reproduzierbare Dosierung der Rohstoffe. Ein weiterer wichtiger Aspekt
für Rosiński Packaging ist die kompakte Bauweise der Spritzgießmaschinen, die es erlaubt, die verfügbare Produktionsfläche optimal
auszunutzen. Wesentlich für die erfolgreiche langjährige Zusammenarbeit ist auch die große Vielfalt der Optionen, die für die vollhydraulischen Maschinen angeboten werden. Sie ermöglicht es, schnell auf
geänderte Markt- und Kundenanforderungen zu reagieren.
„KraussMaffei als Lieferant für unsere Spritzgießmaschinen zu wählen, war eine der besten strategischen Entscheidungen, die wir je
getroffen haben“, ist Marcin Rosiński überzeugt. Und sein Bruder
Michał ergänzt: „Nicht nur mit der maschinen- und verfahrenstechnischen Expertise aus dem Münchner Stammhaus, auch mit der Betreuung und dem Service durch Dopak, die polnische Vertretung von
KraussMaffei, sind wir äußerst zufrieden. Die Mitarbeiter sind kompetent, die Antwortzeiten kurz, und wir erhalten sprachlich und inhaltlich verständliche Dokumente, vom Angebot bis zur Maschinendokumentation. Selbstverständlich ist auch die Steuerungssoftware
in Polnisch verfügbar.“
Ganzheitliches Angebot für global tätige Kunden
Zum Kundenkreis von Rosiński Packaging gehören die meisten der in
Europa führenden Anbieter von Haushaltschemikalien, Waschmitteln
und Kosmetika. Um ihre strikten Qualitätsvorgaben einhalten zu können, investiert das Unternehmen regelmäßig in neue Maschinentechnik. Die meisten Spritzgießmaschinen sind automatisiert, zum Teil
mit Robotern. Aber Rosiński entwickelt und produziert auch selbst
Handling- und Peripheriegeräte, die für die jeweilige Anwendung
maßgeschneidert sind.
Ein weiteres wichtiges Standbein und Garant für ausgezeichnete Endproduktqualität ist der eigene Werkzeugbau. Zur lückenlosen Qualitätsüberwachung und Dokumentation steht darüber hinaus eine
Vielzahl von Test- und Prüfeinrichtungen zur Qualitätssicherung zur
Verfügung, sowohl in der Wareneingangs- als auch in der Endkontrolle vor dem Versand.
Michał Rosiński: „Wir haben uns in der jüngsten Vergangenheit zu
einem ganzheitlichen Dienstleister für unsere Kunden entwickelt. Im
Bedarfsfall sind wir in der Lage, vom Produktdesign für Flaschen und
Verschlüsse bis zur fertig montierten Flasche-Verschluss-Kombination alles zu liefern. Und lassen Sie mich noch einen Blick in die Zukunft werfen: In absehbarer Zeit werden wir in unserem Betrieb auch
bedrucken beziehungsweise Sleeves produzieren und In-Mold-Labeling-Prozesse ausführen können. Das ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für uns.“
KraussMaffei und Rosiński – gemeinsam seit Jahren erfolgreich
„Wir sind sehr stolz, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein“, ergänzt
Manfred Schulz. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine so
lange, für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit ergibt. Natürlich hat auch unsere polnische Vertretung Dopak einen wesentlichen Anteil am Erfolg.“
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Marke & Märkte
AHEAD Ausgabe 02.2014
Marke & Märkte
SERVICESYMPOSIUM
KRAUSSMAFFEI UNTERSTÜTZT KUNDEN ÜBER
DEN GESAMTEN LEBENSZYKLUS DER ANLAGEN
Die KraussMaffei Spritzgießtechnik bietet seit über acht Jahren Servicesymposien für ihre Kunden an.
An wechselnden Standorten vermitteln Fachleute des Münchener Maschinenbauers und von externen
Partnern und Lieferanten praxisrelevante Details im Hinblick auf Maschineneinstellungen, Wartung
und Instandhaltung von Spritzgießmaschinen und Automation.
TEXT: SIMONE WERNER
FOTO: KRAUSSMAFFEI
Seit 2006 veranstaltet KraussMaffei im Bereich Spritzgießtechnik sehr erfolgreich eintägige Servicesymposien für Kunden. Dazu
erläutert Markus Bauer, Serviceleiter der
Marke KraussMaffei im Segment Spritzgießtechnik: „In diesen Veranstaltungen vermitteln unsere Servicefachleute kompakt und
praxisnah Informationen, die es Maschinenbedienern und -instandhaltern erleichtern,
ihre Spritzgießanlagen effizient und vorausschauend zu betreiben. Die Teilnehmer können die Informationen sofort anwenden und
die Einstellungen ihrer Maschinen optimieren.“ Besonderes Augenmerk wird auf die
Themenkomplexe Energieeinsparung, Werkzeugschutz, Verschleißschutz der Plastifiziereinheit und Roboterwartung gelegt.
Von der präventiven zur zustandsabhängigen Instandhaltung
Der intelligente Übergang von einer präventiven zur zustandsabhängigen Instandhaltung spart Zeit und Geld und erhöht die
Maschinenverfügbarkeit. Im Rahmen der
Servicesymposien werden die häufigsten
Verschleißursachen an Spritzgießmaschinen und Automation aufgedeckt, Verschleißschutzmaßnahmen beschrieben und Praxiserfahrungen ausgetauscht. Dabei geht
es unter anderem um die richtige Auswahl
des verwendeten Hydrauliköls und Herausforderungen bei der Ölfiltration, aber auch
um die Pflege des Kühlwassers zum Schutz
der Kühlkreisläufe und der Werkzeuge, um
Rost, Kalk oder mikrobiologischen Befall in
Wärmetauschern und Werkzeugen zu vermeiden. Die richtige Auswahl der Verfahrenseinheit anhand der zu verarbeitenden
Materialien sowie die Analyse von Schadensbildern an Schnecken und Zylindern bilden
einen weiteren großen Themenblock.
ERFOLGREICH ETABLIERT
Bereits über 600 Teilnehmer haben sich in den KraussMaffei Servicesymposien über Themen wie
Energieeinsparung, Werkzeugschutz oder Verschleißschutz informiert.
Energetische Einsparpotentiale nutzen
Die Möglichkeiten, Energie in einem Spritzgießbetrieb einzusparen, sind vielfältig. Im
Rahmen der Servicesymposien zeigen die
KraussMaffei Experten energetische Einsparpotentiale für Spritzgießmaschinen
und Automatisierungstechnik auf, liefern
Kennziffern zur Bewertung des Energieverbrauchs und werfen einen Blick auf ganzheitliche Lösungen. Erfolgreiche Praxisbeispiele im Rahmen der Einführung der ISO
50001 und Vergleiche unterschiedlicher Maschinenkonzepte im Hinblick auf ihren Energieverbrauch runden das Thema ab.
vielen Unternehmen bewährt. „Um Spritzgießbetriebe möglichst effizient zu betreiben, reicht es in der Regel nicht aus, nur
einzelne Aggregate zu optimieren oder an einigen Stellschrauben zu drehen. Wir sind in
der Lage, die kompletten Anlagen, Maschine,
Werkzeug, Automation und Peripherie, ganzheitlich und aufeinander abgestimmt zu analysieren und zu optimieren. Das bringt die
größten Effekte“, ist Bauer überzeugt.
→ LESEN SIE MEHR!
Das Wartungs- und Instandhaltungskonzept
von KraussMaffei hat sich in der Praxis bei
www.kraussmaffei.com/
servicesymposium
KraussMaffei
Marke & Märkte
21
FASERVERBUNDSTOFFE SPAREN FAST 50 PROZENT GEWICHT
FIT FÜR DIE GROSSSERIE
Der neue Prototyp eines Infotainmenthalters aus endlosfaserverstärkten Polyamid-Composites bei
AUDI ist nicht nur besonders leicht: Dank der vollautomatisierten Produktionszelle FiberForm von
KraussMaffei sind besonders kurze Zykluszeiten von weniger als 60 Sekunden möglich.
TEXT: PETRA REHMET
FOTOS: LANXESS, AUDI AG
Die Hybridbauweise mit endlosfaserverstärkten Polyamid-Composites spart im Leichtbau von Automobilen beträchtlich Gewicht ein.
Das zeigt ein Infotainmenthalter, den KraussMaffei gemeinsam mit
der AUDI AG, der LANXESS Deutschland AG und der Christian Karl
Siebenwurst GmbH & Co. KG Modellbau und Formenbau zur Serienreife entwickelt hat. „Der Prototyp ist gegenüber einer vergleichbaren
Stahlkomponente fast um die Hälfte leichter, bietet Vorteile bei der
Montage und kann in einem großserientauglichen Prozess gefertigt
werden“, so Anja Jäschke von der AUDI AG auf der Tagung Kunststoffe
im Automobilbau in Mannheim. Und das mit Erfolg: Seit Mai 2014 befindet sich der Infotainmenthalter in der Baureihe der A6-Plattform.
Das Bauteil entsteht in einem One-Shot-Prozess in nur einem Werkzeug. KraussMaffei gelang es, eine Produktionszelle zu entwickeln,
die eine vollautomatische Fertigung des Infotainmenthalters in einer
Zykluszeit von weniger als 60 Sekunden erlaubt. Zum Einsatz kommt
das von KraussMaffei entwickelte FiberForm-Verfahren, ein multifunktionales Verarbeitungsverfahren, das das Spritzgießen mit dem
Thermoformen von Organoblechen kombiniert. Vorteil: Das Festigkeitsniveau faserverstärkter Kunststoffteile lässt sich dadurch weiter anheben. Zum Einsatz kommen zwei Einleger aus dem mit Endlosglasfasern verstärkten Polyamid 6 Composite Tepex dynalite
102-RG600(2)/47 Prozent von LANXESS. Sie werden mit einer Infrarotheizung schonend erwärmt, im Spritzgießwerkzeug umgeformt und
direkt mit dem leichtfließenden Polyamid 6 Durethan BKV 30 EF H2.0
von LANXESS überspritzt. „Dadurch können zusätzliche Versteifungen durch Rippen realisiert und weitere Funktionen integriert werden. Da sich die Produktion nahtlos in einen Spritzgießbetrieb einfügt,
eignet sich das Verfahren bestens zur Herstellung leichter Strukturbauteile für Großserienanwendungen“, ergänzt Martin Würtele, Vorentwicklung Neue Technologien bei KraussMaffei.
Hoher Automationsgrad
Das Handling der aufgeheizten Composite-Einleger erfolgt trotz
sehr geringer Transferzeiten äußerst reproduzierbar über einen Linearroboter mit einem speziellen Greifer. Von Siebenwurst wurde
das Werkzeug konzipiert und konstruiert. Spezielle Haltestifte positionieren die aufgeheizten Einleger exakt im Werkzeug. Die Löcher
für die Verschraubungsaugen werden nach dem Umformen gewebeschonend gestochen, also nicht nachträglich gestanzt.
Dadurch werden die Glasfasern im Composite-Einleger nicht
durchtrennt, sondern in optimaler Weise verdrängt, so dass
BESONDERS LEICHT
Der Infotainmenthalter wird in der Baureihe der A6-Plattform eingebaut.
LEICHTGEWICHT FÜRS INTERIEUR
Der Prototyp aus endlosfaserverstärkten Polyamid-Composites ist
gegenüber einer vergleichbaren
Stahlkomponente fast um die Hälfte
leichter, lässt sich einfacher montieren und kann in einem großserientauglichen Prozess gefertigt werden.
die mechanischen Eigenschaften im hochbelasteten Bereich der
Anbindungspunkte erhalten bleiben und teilweise sogar verbessert
werden.
Weitere technische Raffinessen sorgen darüber hinaus für eine Optimierung des FiberForm-Verfahrens für diese spezielle Anwendung.
So erlaubt eine Anpassung der Software beispielsweise das Zufahren der Schließe bei eingefahrener Automation und eingefahrenem
Greifer. Das reduziert wiederum die Zykluszeiten deutlich. Auch bei
der Automation erwies sich KraussMaffei als zuverlässiger Systemlieferant. So entwickelten und lieferten die Münchener Spezialisten
die komplette Automation inklusive des Infrarot-Heizfelds. Die Steuerung und Überwachung des Infrarot-Heizfelds erfolgt durch die
KraussMaffei Maschine und ist daher in der Steuerung integriert.
„Das Infrarot-Heizfeld ist über der Schließe angeordnet. Das sorgt für
eine Reduzierung der Transferzeit zwischen dem Aufheizen des Organobleches und dem Hinterspritzen im Werkzeug“, ergänzt Würtele.
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Marke & Märkte
AHEAD Ausgabe 02.2014
INTERVIEW
PIONIERARBEIT:
MIT DEM FRAUNHOFER ICT
NACH NORDAMERIKA
Im November 2012 eröffneten das deutsche Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT)
und die kanadische Western University in London/Ontario das Fraunhofer Project Center for
Composites Research (FPC). Ziel dieses Technikums ist es, dem nordamerikanischen Mobilitätsmarkt die Leichtbautechnologie auf Faserverbundbasis nahezubringen. KraussMaffei ist dabei.
Über Ziele und Chancen sprach AHEAD mit Martin Würtele, dem Leiter Technologieentwicklung.
DAS INTERVIEW FÜHRTE JOACHIM WEBER
FOTO: KRAUSSMAFFEI
AHEAD: Was macht den Standort Ontario, Kanada, interessant für Sie?
Würtele: Die Nähe zur nordamerikanischen Industrieregion. Vor
allem in dem nahe gelegenen Detroit ist die Automobilindustrie
ansässig. Und dieser Industriezweig hat derzeit einen großen Bedarf
an maßgeschneiderten Leichtbaulösungen. Damit ist er ein enormer
Technologietreiber in Nordamerika. Außerdem haben wir bereits
einen wissenschaftlichen Standort an der Universität in Toronto. Dort
haben wir am MPML (Microcellular Plastics Manufacturing Laboratory) einen Spritzgießcompounder von KraussMaffei installiert,
mit dem das physikalische Schäumen in der Direktverarbeitung
untersucht wird.
AHEAD: Welche Ziel- oder Kundengruppen hat KraussMaffei in Kanada
im Auge?
Würtele: Momentan sind sowohl die Automobilindustrie als auch die
Luftfahrt die Impulsgeber im Leichtbau. Sie suchen nach geeigneten Technologien für die Klein- ebenso wie für die Großserie. Am
FPC stehen passende Anlagen- und Prozesslösungen für beide
Aufgabenfelder vor Ort bereit – von RTM über Fließpressen bis hin
zur Spritzgießtechnik. Neben dem Verkehrs- und Transportwesen
gibt es aber auch weitere interessante Ziel- und Kundengruppen wie
den Maschinenbau, die Elektrik- und Elektronikindustrie oder die
Consumer- und Sportindustrie.
AHEAD: Was hat Sie bewogen, sich im FPC zu engagieren?
Würtele: Hier sei erwähnt, dass wir mit dem ICT in Pfinztal schon
lange eine sehr enge Zusammenarbeit pflegen und darüber hinaus
eine Kooperation im Bereich Reaktionstechnik mit der Firma Dieffenbacher haben, die ebenfalls im FPC stark präsent ist. Im Übrigen sind
wir da ganz offen: Wir versprechen uns von einem solchen Vorzeigeprojekt, das auch in die USA ausstrahlt, einen leichteren Zugang
zum amerikanischen Markt. Das nicht zuletzt deswegen, weil die
Wege potentieller Anwender zu diesem Kompetenzzentrum erheblich
kürzer sind als zu unseren Technikumsanlagen in Deutschland. Und
wir wissen, dass gerade amerikanische Autozulieferer und andere
Kunststoffverarbeiter es vorziehen, ihre Problemlösungen mit neuen
Produkten und Verfahren „hands-on“ zu testen. Dafür bietet das FPC
das ganze Spektrum der technischen Möglichkeiten – auch unserer
Mitstreiter – an einem Ort. Ein unschätzbarer Vorteil.
AHEAD: Aus Sicht der Western University soll London dank des FPC
zum führenden Zentrum für die Verbundmaterialforschung in Nordamerika werden. Aus der Sicht des nüchternen Ingenieurs: Ist das zu
hoch gegriffen?
Würtele: Die Voraussetzungen dafür wurden am FPC schon geschaffen und sind sehr günstig. Sowohl die Maschinen- und Anlagentechnik als auch die Zusammenarbeit mit dem ICT und der Western
University ermöglichen eine ganzheitliche Betrachtung des Themas
Leichtbau. Dabei ist wichtig, dass das FPC eine neutrale, nicht
profitorientierte Institution ist, die als Entwicklungszentrum an die
University angegliedert ist. So können sowohl die Firmenpartner als
auch Verarbeiter das Technikum für eigene Versuche und Entwicklungen nutzen.
AHEAD: Wie groß ist nach Ihrer Einschätzung das aktuelle Interesse an
Leichtbautechniken im nordamerikanischen Markt? Kommt es nur aus
den Vorreiter-Branchen?
Würtele: Wir merken ein deutlich gestiegenes Interesse an Sonderverfahren in der Spritzgießtechnik, sowohl im Leichtbau als auch bei
hochwertigen Oberflächen. Momentan beschränkt es sich eher auf
die Automobilindustrie, die ein klassischer Innovations- und Technologiemotor ist.
AHEAD: Wie sieht KraussMaffeis Beitrag zum FPC aus?
Würtele: Das ist ein abgerundetes Paket, das es uns erlaubt, zwei der
Leichtbautechnologien zu präsentieren, die es bei KraussMaffei gibt.
Neben einer Dosiereinheit für die HD-RTM-Technologie gehören dazu
eine Spritzgießmaschine MX 1600-12000 mit einem Industrieroboter
KraussMaffei
Impressum
23
IMPRESSUM
Herausgeber:
KraussMaffei Technologies GmbH
Krauss-Maffei-Straße 2
80997 München
Deutschland
Telefon + 49 89 88 99-0
Telefax + 49 89 88 99-2206
www.kraussmaffei.com
Verantwortlich:
Imre Szerdahelyi (V. i. S. d. P.)
Chefredaktion: Anja Königshausen
Redaktionelle Mitarbeit:
Angela Fang, Dr. Sabine Kob, Claudia Stadler,
Ursula Steiner, Joachim Weber, Simone
Werner
Bildnachweise:
LANXESS, Rosiński Packaging, Shutterstock, gruppeninternes Bildmaterial
Konzept und Gestaltung:
Kirchhoff Consult AG, Hamburg
www.kirchhoff.de
MARTIN WÜRTELE (LINKS IM BILD)
Leiter Technologieentwicklung KraussMaffei
IR900 von KUKA, eine komplette MuCell-Ausstattung zum Schäumen
von Thermoplasten und ein Umluftofen von HK Präzisionstechnik für
die Herstellung von endlosfaserverstärkten Bauteilen in FiberFormTechnologie. Die MX1600-12000 ist derzeit unsere größte Maschine
für das FiberForm-Verfahren.
AHEAD: Können Sie den FiberForm-Ansatz kurz erläutern?
Würtele: Beim FiberForm-Verfahren werden Gewebe aus Endlosfasern in thermoplastischer Matrix aufgeheizt, im Spritzgießwerkzeug
umgeformt und anschließend hinterspritzt. FiberForm kombiniert
also das Thermoformen von Organoblechen mit dem Spritzgießen.
Damit können wir die Festigkeit faserverstärkter Kunststoffteile
weiter steigern. Da sich FiberForm mit nahezu allen Sonderverfahren
(wie zum Beispiel MuCell) kombinieren lässt, ergeben sich unzählige Ansätze, Bauteile zu gestalten und Funktionen zu integrieren.
Beispielsweise können zusätzliche Versteifungen wie Rippen die Stabilität weiter erhöhen. Produktbeispiele sind Sitzschalen, Instrumententafelträger, Verdeckkästen, Seitenaufprallschutz-Komponenten
oder technische Teile im Motorraum.
AHEAD: Faserverbundprozesse stehen in dem Ruf, relativ langsam und
damit nicht serientauglich zu sein. Wie sieht das bei FiberForm aus?
Würtele: Gerade hier entwickelt die Kombination von Thermoformen
und Spritzgießen ihre Stärke. Mit Zykluszeiten von weniger als 60
Sekunden passt FiberForm in nahezu jede Großserienproduktion. Das
umso mehr, als das Verfahren einfach zu automatisieren ist. In dem
zuverlässig reproduzierbaren, vollautomatischen Herstellungsprozess entstehen Bauteile mit Endkontur, die nacharbeitungsfrei sind.
Da sich die Produktion nahtlos in einen Spritzgießbetrieb einfügt,
eignet sich das Verfahren hervorragend zur Herstellung leichter
Strukturbauteile in der Großserie.
Herr Würtele, wir danken für das Gespräch.
Druck:
omb2 Print GmbH, München
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten
wir bei gemischten Personengruppen meist auf
geschlechtsbezogene Doppelbezeichnungen (z. B.
„Leserinnen und Leser“). Die männliche Form der
Bezeichnung steht als Sammelbegriff.
Das Kundenmagazin erscheint zweimal jährlich
in Deutsch und Englisch. Der Nachdruck ist nur
mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers
gestattet.
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KraussMaffei Gruppe
AHEAD Ausgabe 02.2014
KraussMaffei Gruppe
KUNSTSTOFFMARKT BRASILIEN
PERSPEKTIVEN IM LAND
DES SAMBAS UND DES FUSSBALLS
Die BRICS-Länder (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) sind als Wachstumsmärkte in aller
Munde und für die KraussMaffei Gruppe ebenfalls strategische Zielgebiete. Der Vertriebs- und Serviceniederlassung in Cotia/São Paulo mit 30 Mitarbeitern kommt als Stützpunkt für alle Südamerika-Aktivitäten besondere Bedeutung zu. Ihr Leiter Klaus Jell gewährte AHEAD Einblicke in den Markt.
TEXT: DR. SABINE KOB, CLAUDIA STADLER
FOTO: SHUTTERSTOCK
WICHTIGER ZUKUNFTSMARKT
Brasilien ist mehr als Samba und Fußball:
Das südamerikanische Land ist für die
KraussMaffei Gruppe der wichtigste Markt
in Südamerika.
3,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr machen den Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 schon heute zum siebtgrößten Hersteller von Automobilen, bis 2020 soll diese Zahl auf 4,5 Millionen steigen. Der VW Golf ist seit langem das meistverkaufte Fahrzeug und
aktuell errichten auch die Premiummarken BMW und Audi Werke, in
denen künftig Volumenmodelle wie die Serien 1 und 3 beziehungsweise der A3 entstehen. Für Anwendungen der Spritzgieß- und Reaktionstechnik von KraussMaffei stellt die Automobilbranche den Umsatzschwerpunkt dar, doch unterscheiden sich die Anforderungen oft
von Europa. Während hier Hightech-Lösungen wie die Verarbeitung
von Carbonfasern vermarktet werden können, ist der Automobilsektor in Brasilien äußerst preisgetrieben. Mit steigendem Lebensstandard werden die Ansprüche zum Beispiel an das Design von Oberflächen aber wachsen und noch komplexere Fertigungsanlagen nötig
sein. Der Vorsprung an Fachwissen aus der Zusammenarbeit mit
OEMs und Zulieferern ist dann von größtem Nutzen.
Wachstumschancen in der Konsum- und Medizinbranche
Neben dem Investitionsgut Automobil bietet in Südamerika auch der
Konsumbereich viele Chancen; vorrangig sind hier die Getränke-, Verpackungs- und Medizinindustrie zu nennen. Die KraussMaffei Gruppe
verfügt über bewährte Reinraumkonzepte
der Marken KraussMaffei und Netstal mit
hohen Ausbringungsmengen etwa von Blutentnahmeröhrchen und Kanülen für Spritzen. Die künftige Entwicklung wird analog
der hohen Nachfrage in China eingestuft,
wo am Produktionsstandort Haiyan eigens
ein Showroom seine Tore geöffnet hat. Denn
weltweit führt ein immer mobilerer Lebensstil, verbunden mit höherer Kaufkraft, dazu, dass Verpackungen für Wasser und sogenannte
Carbonated Soft Drinks nachgefragt werden. In Südamerika beläuft
sich der Markt für abgefüllte und verpackte Getränke geschätzt auf
160 Milliarden Liter – und Marktforscher prognostizieren bis 2016 ein
jähr liches Plus von vier Prozent.
Stetige Nachfrage aus der Baubranche
Das Tätigkeitsfeld Extrusion profitiert vom kontinuierlichen Bevölkerungswachstum im 200-Millionen-Einwohner-Land Brasilien mit
seinem steigenden Bedarf an Infrastruktur im Hoch- und Tiefbau.
Gleichzeitig hat die Produktion von PVC-Rohren für Trinkwassertransport oder Entwässerung dort eine lange Tradition und die Marke
KraussMaffei Berstorff ist bei allen großen Rohrherstellern etabliert.
Natürlich stellt das Land auch Herausforderungen – wie ausgeprägte Bürokratie, ungleiche Bildungschancen oder ausbaufähige Infrastruktur. Dennoch ist Brasilien der wichtigste Markt in Südamerika für
die KraussMaffei Gruppe. Klaus Jell betont: „Wir freuen uns, dass sich
europäische und amerikanische Kunden hier niederlassen, wodurch
das Qualitätsniveau weiter steigt. Wir wollen die Chancen in wachsenden Geschäftsbereichen wie der Medizintechnik nachhaltig nutzen.“
KraussMaffei
KraussMaffei Gruppe
WACHSTUMSSICHERUNG DURCH INTERNATIONALISIERUNG
DREI STARKE MARKEN IN
NORD- UND MITTELAMERIKA
Die KraussMaffei Gruppe stärkt Vertrieb und Service weltweit. Die Kunden in zahlreichen
Regionen und Ländern profitieren von kürzeren Wegen zum richtigen Ansprechpartner und
durch ein umfangreicheres Lösungs- und Leistungsportfolio der drei Marken KraussMaffei,
KraussMaffei Berstorff und Netstal. In den vergangenen Monaten wurde die Mehrmarkenaktivität aus einer Hand in Nord- und Mittelamerika forciert.
TEXT: CLAUDIA STADLER
FOTOS: KRAUSSMAFFEI
Paul Caprio, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft in den
USA/Kanada:
EINE POSITIVE BILANZ DER
VERANTWORTLICHEN GESCHÄFTSFÜHRER:
Emilio Lopez, Geschäftsführer der
Tochtergesellschaft in Mexiko:
„Unsere Kunden in Mexiko haben
sehr positiv auf die Auswahl aus
einem größeren Portfolio von
elektrischen und hydraulischen
Spritzgiessmaschinen der Marken KraussMaffei und Netstal
reagiert. Dabei hat sich bestätigt, dass die Produkte beider
Marken einen exzellenten Ruf geniessen. Zudem
profitieren Kunden von unserem unverzüglichen
Service und einem exzellenten Angebot an Automationslösungen und innovativen Verfahrenstechnologien. Einzigartig ist die Möglichkeit zur Kombination
der drei Verarbeitungstechnologien von Spritzgiess-, Extrusions- und Reaktionstechnik unter
einem Dach – hiermit bieten wir im Markt einen
deutlichen Mehrwert.“
→ LESEN SIE MEHR!
www.kraussmaffeigroup.mx
„Wir haben mit dem markenübergreifenden Ansatz einen 360-Grad-Blick über die gesamte
Kunststoff- und Gummiverarbeitung in Nordamerika. Dadurch können wir Lösungen aus unterschiedlichen Segmenten auf einzigartige Weise
kombinieren. Das schafft einen Mehrwert für unsere Kunden aus unterschiedlichsten Branchen.
Bei unserem diesjährigen Open House in Florence haben wir die gesamte Prozesskette von der Herstellung eines Kunststoffgranulats
bis zur Fertigstellung eines Formteils gezeigt. Unsere Kunden waren
begeistert von dem Know-how, das in unseren drei Marken steckt;
ein Know-how, das nur die KraussMaffei Gruppe in Nordamerika
bietet. Die hervorragende Kundenresonanz auf der Veranstaltung
sowie unterjährig im Rahmen von Kundengesprächen bestätigt uns
in unserem Weg und untermauert unseren Erfolg. Wir werden auch
weiterhin aktiv mit unseren Kunden zusammenarbeiten und diesen
helfen, dass sie in ihrer Branche an der Spitze bleiben.“
→ LESEN SIE MEHR!
www.kraussmaffeigroup.us
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KraussMaffei Gruppe
AHEAD Ausgabe 02.2014
SIMULIERT, BERECHNET, GETESTET: DIE NEUE BAUREIHE ZE BLUEPOWER
EXTRUDER IM OPTIMUM
Wenn sich langjährige Erfahrung mit modernen Konstruktionsmethoden
oden
verbündet, können Maschinen mit erstaunlichen Leistungsmerkmalen
en
entstehen. Die neue Zweischneckenextruder-Serie ZE BluePower von
KraussMaffei Berstorff illustriert das eindrucksvoll.
Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit,
Handhabbarkeit, Wartungsfreundlichkeit und Betriebssicherheit – die neue
Baureihe ZE BluePower hat das Zeug, die Anforderungen der Verarbeiter auf Jahre hinaus zu erfüllen. Denn bei ihrer Entwicklung ist es
gelungen, eine erhöhte Drehmomentdichte mit einer gleichzeitigen
Volumenvergrößerung zu verbinden.
Die Drehmomentdichte zur Durchsatzerhöhung bei drehmomentbegrenzten Verfahren ist um über 30 Prozent gestiegen. Zur Durchsatzerhöhung bei volumenbegrenzten Verfahren haben die Ingenieure von
KraussMaffei Berstorff eine Volumenvergrößerung um über 23 Prozent erzielt – jeweils im Vergleich zur Vorgängergeneration gleicher
Baugröße. Die Leistungsparameter Da/Di von 1,65 und die Drehmomentdichte von 16 Nm/cm³ wurden in Simulationen, Berechnungen
und empirischen Versuchen als Optimum ermittelt.
DURCHDACHT
Die gewölbte Geometrie der Ovalbuchse verhindert
ein Einfallen der Buchse im Zwickelbereich.
Die innovative Zweischneckenextruder-Serie enthält noch eine Reihe
weiterer Alleinstellungsmerkmale. Dazu zählen eine hydraulische
Schneckenvorspannvorrichtung, Ovalbuchsen, verbesserte Seitenfütter- und Entgasungseinheiten sowie ein Energiemanagement-Tool.
SCHWEIZER SYSTEMKOMPETENZ FÜR DIE WELT
NETSTAL HEISST: BETREUUNG VON A BIS Z
Der Weg von der Produktidee eines Kunden bis zur kompletten Fertigungslinie ist oft
kürzer als gedacht – wenn der Kunde sich das Know-how und die Erfahrung von Netstal
als Generalunternehmer und Systemintegrator zunutze macht.
Netstal baut nicht nur Hightech-Spritzgießmaschinen, sondern bietet auch schlüsselfertige Anlagen
an, in die alle Systemteile integriert sind. Ihr Umfang reicht von der Materialaufbereitung und -zuführung über den
Spritzgießprozess mit anschließender Qualitätsprüfung bis zur Verpackung des Endprodukts und zum Hallenlayout.
Dank des engen Zusammenspiels von Netstal mit den Zulieferern
von Werkzeugen, Automation oder Logistik sind alle Elemente von
vornherein genau aufeinander abgestimmt. Der Kunde verliert keine
Zeit, weder mit dem Grob- noch mit dem Feintuning der Anlage. Soweit nötig, geschieht das alles bereits bei Netstal. Vor Auslieferung
wird die gesamte Linie in Näfels errichtet, in Betrieb genommen und
abgemustert.
Danach folgen Funktions-, Qualitäts- und Leistungstests im Realbetrieb und schließlich die Schulung des Kunden auf seiner Anlage. Doch
mit der Auslieferung ist die Kooperation nicht beendet. Umfangreiche
After-Sales-Services
r-Sales-Services in Form weiterer Schulungen und Angebote zur
Prozessoptimierung
zessoptimierung und Wartung runden das Komplettpaket ab.
KraussMaffei
www.kraussmaffei.com
NEUERÖFFNUNG IN HAIYAN, CHINA
PRODUKTIONSWERK STATE-OF-THE-ART
TEXT: ANGELA FANG
FOTOS: KRAUSSMAFFEI GRUPPE
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können, …
Mit rhythmischen
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„DrachenD h
und Löwentanz“ feierte die KraussMaffei Gruppe
im Rahmen der Chinaplas die offizielle Eröffnung ihres neuen Produktionswerkes in Haiyan.
In Zukunft werden Maschinen und Anlagen der
drei starken Marken KraussMaffei, KraussMaffei
Berstorff und Netstal, in diesem State-of-the-ArtWerk mit hohem europäischem Qualitätsstandard
für Kunden in China und Asien hergestellt. Mehr
als 700 Gäste folgten der Einladung und erlebten
neben einem spektakulären Alps-Festival das
offizielle „Ribbon Cutting“, das das Managementteam der KraussMaffei Gruppe gemeinsam mit den
chinesischen Lokalpolitikern vollzog.
MESSEKALENDER OKTOBER 2014 – MÄRZ 2015
Fakuma, Friedrichshafen, Deutschland
14.10.2014 – 18.10.2014
KraussMaffei Gruppe
IPF, Tokio, Japan
28.10.2014 – 01.11.2014
KraussMaffei
Expoplast, Montreal, Kanada
Composites Engineering Show NEC,
Birmingham, UK
19.11.2014 – 20.11.2014
KraussMaffei Gruppe
11.11.2014 – 12.11.2014
KraussMaffei
Feipur, São Paulo, Brasilien
11.11.2014 – 13.11.2014
KraussMaffei
Plastimagen, Mexiko-Stadt, Mexiko
18.11.2014 – 21.11.2014
KraussMaffei Gruppe
Rubber Tech, Shanghai, China
03.12.2014 – 05.12.2014
KraussMaffei Berstorff
Arabplast, Dubai, VAE
10.01.2015 – 13.01.2015
KraussMaffei Gruppe
Interplastica, Moskau, Russland
27.01.2015 – 30.01.2015
KraussMaffei Gruppe
Plast India, Ahmedabad, Indien
05.02.2015 – 10.02.2015
KraussMaffei Gruppe
Gulffood, Dubai, VAE
08.02.2015 – 12.02.2014
Netstal
Tire Technology Expo, Köln, Deutschland
10.02.2015 – 12.02.2015
KraussMaffei Berstorff
JEC Europe, Paris, Frankreich
10.03.2015 – 12.03.2015
KraussMaffei
NPE, Orlando, USA
23.03.2015 – 27.03.2015
KraussMaffei Gruppe
Engineering Passion
www.kraussmaffei.com
… dann die erst recht:
die MC6-Steuerung von KraussMaffei
Intuition trifft Technik
Die MC6-Steuerung von KraussMaffei setzt Maßstäbe in Sachen Schnelligkeit und
intuitiver Bedienung und macht Ihre Arbeit komfortabler und effizienter als je zuvor:
– Alles im Blick dank SplitScreen und ProzessDesigner
– Tippen und wischen – wie bei Ihrem Smartphone
– Mit nur zwei Klicks zum Ziel
– Gesteigerte Energieeffizienz dank Eco-Button
– Bedienung der Maschine durch das Roboter-Handheld möglich
Engineering Passion