Ausgabe 02.2014
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AHEAD DAS KUNDENMAGAZIN VON KRAUSSMAFFEI Ausgabe 02.2014 NEUE CX KRAUSSMAFFEI MACHT DIE KLEINSTE ZUM PRIMUS EDITORIAL INHALT TITELSTORY 4 Neue CX-Baureihe – KraussMaffei macht die Kleinste zum Primus 7 Interview Dr. Reinhard Schiffers – APC für perfekte Teilequalität PROZESSE & PRODUKTE 8 Mobile Automationszelle – wenn der Roboter ins Rollen kommt 10 Die Variodüse setzt neue Maßstäbe 12 Der gehobene Standard des Spritzgießens Liebe Kunden, liebe Leser, Trendgineering kennt keine Pause. Nach den beeindruckenden Technologiesprüngen, zu denen wir auf der K 2013 und lange danach ein sehr positives Feedback erhalten haben, präsentieren wir nun neue Glanzleistungen unserer Entwickler. Die Ziele haben sich nicht geändert. Material- und Energieeffizienz, Schnelligkeit, hohe Flexibilität und lange Laufzeiten stehen nach wie vor im Vordergrund unserer anwenderorientierten Anstrengungen. Unsere innovativen technologischen Ansätze für vielfältigste Anwendungen eröffnen einem großen Kreis von Verarbeitern neue Wege zu mehr Wirtschaftlichkeit in der Produktion und größerer Wettbewerbsfähigkeit. Integration und Kombination – so heißen für uns die großen Trends. Beide versprechen unseren Kunden immer neue Grade der Effizienz und Leistungsfähigkeit. Integration, das kann die Zusammenführung möglichst vieler Prozessschritte zwischen Materialaufbereitung und Verpackung des Endprodukts in einer vollautomatischen Anlage sein. Es kann aber auch die Vereinigung verschiedener Verfahren in einer Maschine bedeuten, zum Beispiel des Spritzgießens mit der Reaktionstechnik. Und die Kombination elektrischer und hydraulischer Antriebe in einem Hybridsystem kann erheblich zur Kostensenkung beitragen. Technischer Fortschritt – das sind für KraussMaffei nicht nur die großen Technologiesprünge, sondern in gleichem Maße die vielen kleineren Optimierungsschritte, auch jene, die auf spezifische Anwendungen zielen. Es geht nicht immer darum, völlig neue Maschinen zu entwickeln. Oft bringt es unseren Kunden einen wenigstens gleich großen Nutzen, wenn wir bewährte Modelle auf den neuesten Stand der Technologie bringen. Auf der Fakuma 2014 können Sie die Beispiele beider Entwicklungsstrategien unter die Lupe nehmen. Im Mittelpunkt stehen dort unsere kleinen Standardmaschinen der Baureihen CX und AX mit hydraulischer, hybrider und elektrischer Spritzgießtechnik sowie die Baureihe EcoStar der Reaktionstechnik. Die Anwendungen demonstrieren höchste Produktivität und innovative Detaillösungen in Sachen Energieeffizienz, Automatisierung, Platzsparen und Null-Fehler-Produktion. Besonders lohnt sich ein Blick auf unsere CX-Baureihe, die wir rundum überarbeitet und damit für viele weitere Jahre zukunftsfähig gemacht haben. Seien Sie neugierig! PARTNER & PROJEKTE 14 Texen Gruppe – MehrkomponentenMaschine für verschiedene Technologien 16 BMW – Hochdruck, Präzision und Leidenschaft für nachhaltige Mobilität 18 Rosiński Packaging – Maßschneiderei und Service geben den Ausschlag MARKE & MÄRKTE 20 Servicesymposium – Unterstützung über den gesamten Anlagen-Lebenszyklus 21 Infotainmenthalter zur Serienreife entwickelt 22 Interview Martin Würtele – Pionierarbeit: mit dem Fraunhofer ICT nach Nordamerika KRAUSSMAFFEI GRUPPE 24 Brasilien – Perspektiven im Lande des Sambas und des Fußballs 25 Drei starke Marken in Nord- und Mittelamerika 26 KraussMaffei Berstorff: Extruder im Optimum 26 Netstal heißt: Betreuung von A bis Z 27 KraussMaffei Gruppe: Neueröffnung Produktionswerk in Haiyan, China Nicolas Beyl President des Segments Reaktionstechnik 27 Messekalender 23 Impressum KraussMaffei 10 Variodüse Entwicklung überzeugt durch breites Verarbeitungsfenster, hohe Mischgüte und wenig Wartungsaufwand. Inhalt 12 Mehrkomponenten-Spritzgießen Maßgeschneiderte Multinject-Maschine mit individuellen Lösungen. 4 Neue CX Höchste Produktivität und innovative Detaillösungen im Hinblick auf Energieeffizienz, Automatisierung sowie Null-Fehler-Produktion. 3 4 Titelstory AHEAD Ausgabe 02.2014 15 % schne ller 10 % wenig er Energie 30 % leiser 20 % reduz iertes Ölvolu men 25 % effiz ienter durch A PC = 100 % ME HRWERT KraussMaffei Titelstory 5 NEUE CX-BAUREIHE ÜBERZEUGT MIT VIELEN OPTIMIERUNGEN KRAUSSMAFFEI MACHT DIE KLEINSTE ZUM PRIMUS Platz, Zeit und Material – diese Größen bestimmen, wie effizient ein Kunststoff verarbeitender Betrieb fertigen kann. Wie viele Maschinen bringt man in seiner Produktionshalle unter? Welche Zyklus- und Rüstzeiten sind möglich? Wo lässt sich der Bedarf an Strom, Druckluft oder Masterbatches reduzieren? Die neue CX von KraussMaffei nutzt Einsparpotentiale in allen drei Bereichen. TEXT: DR. SABINE KOB FOTOS: KRAUSSMAFFEI on der Hydraulik über die Steuerungssoftware bis hin zur Automation wurden alle Bestandteile der bewährten CXMaschinen im kleinen Schließkraftbereich einer Prüfung unterzogen und gewünschte Verbesserungen definiert. Dr. Hans Ulrich Golz, Geschäftsführer und President des Segments Spritzgießtechnik der KraussMaffei Gruppe: „Unser Ziel war es, die CX, die bisher schon eine Erfolgslinie war, noch konsequenter auf die Kundenbedürfnisse auszurichten. Kunststoffverarbeiter sollten die Möglichkeit erhalten, besonders wirtschaftlich und flexibel zu produzieren.“ Eine Vielzahl von Einzelinnovationen macht die neue CX in der Reihe der Kleinmaschinen bis 1.600 kN zum Klassenprimus. Götz Scheibe, Produktmanager, zeigt sich begeistert: „Wir konnten tatsächlich alle Kundenanforderungen technisch umsetzen: zehn Prozent weniger Energie, 15 Prozent schneller, 30 Prozent leiser, 20 Prozent reduziertes Ölvolumen, 25 Prozent effizienter ergeben 100 Prozent Mehrwert für den Kunden! Als weitere Highlights speziell für Kleinmaschinen sind der neue Angusspicker und das Antriebskonzept BluePower Vario Drive zu nennen.“ V Platzvorteil: Zwei-Platten-Bauweise, Angusspicker, entfernbare Holme Eine gute Figur machte die CX schon immer: Durch ihre Zwei-PlattenBauweise belegt sie weniger Stellfläche als längere Drei-Platten-Modelle. Eine freitragende Schließeinheit bietet zudem unterhalb genug Raum für Temperiergeräte oder Entnahmeeinrichtungen. Die äußerst kompakte Fertigungszelle ist damit zum Beispiel optimal auch für die Anwendung im Reinraum geeignet. Der neue Ser vo-Angusspicker der Automationssparte von KraussMaffei zeichnet sich ebenfalls durch seine sehr kompakte und stabile Bauweise aus. Durch den Teleskophub ist der Picker gerade für den Einsatz in niedrigen Hallen geeignet. Er bildet mit der Maschine eine Einheit und stellt damit die beste Lösung auf dem Markt dar. Der abgetrennte Anguss wird innerhalb der Standardmaschineneinhausung abgelegt, benötigt also keine seitliche Erweiterung in Form eines Schutzzauns. So können auf gleicher Stellfläche vier Maschinen statt drei installiert werden. Der Servomotor lässt den Angusspicker extrem schnell agieren und spart gegenüber verschleißanfälligen Pneumatikantrieben Wartungszeit und teure Druckluft. Die All-in-one-MC6-Steuerung und die optimierte Parkposition für den Werkzeugwechsel runden die Benutzerfreundlichkeit ab. Die Werkzeuge auch im kleinen Bereich werden immer größer und aufwendiger. Gerade Auftragsfertiger müssen schnelle Wechsel auch bei komplexen Werkzeugen realisieren, um wirtschaftlich produzieren zu können. Hier ist eine einfache manuelle Holmziehvorrichtung eine optimale Möglichkeit, komplexe Werkzeuge schneller zu wechseln. Bei häufigen Rüstvorgängen können Kunden auch eine vollautomatische Holmziehvorrichtung nutzen. Die neu entwickelte Auswerferkupplung erleichtert den Werkzeugwechsel und ist in der Lage, kleine Achsenversätze zwischen Werkzeug und Auswerfer auszugleichen. Bereits der CX-Standard bietet mehr Raum für Werkzeuge. Da sich KraussMaffei nicht mit Standard zufriedengibt, kann man optional zwischen verschiedenen Plattengrößen und -abständen wählen. Damit kann das Werkzeugvolumen noch mal um 40 Prozent vergrößert werden. Zusätzlicher Vorteil: Bei manchen Anwendungen darf die Maschine sogar kleiner dimensioniert sein als vorher. So werden Werkzeuge für Mehrkomponenten-Spritzgießtechnik durch ihre komplexe Bauweise oft zu groß für eine Maschine, die hinsichtlich der Schließkraft ausreicht. Durch die um 13 Prozent verbreiterten Platten können solche Anwendungen zum Beispiel auf einer CX 130 produziert werden, 6 Titelstory AHEAD Ausgabe 02.2014 WEITERENTWICKLUNG Die neue CX überzeugt durch höchste Produktivität und innovative Detaillösungen im Hinblick auf Energieeffizienz, Automatisierung, platzsparende Bauweise sowie Null-Fehler-Produktion. während der Wettbewerb 160-Tonnen-Maschinen benötigt. „Der Effizienzvorteil von 20 Prozent liegt auf der Hand: reduzierter Maschinenstundensatz und geringere Betriebskosten“, betont Götz Scheibe. Neue Zeitrechnung: schnelle Schließe, schraubenlose Abdeckung, Schallisolierung Kurz und knackig: Die neue CX schließt im Durchschnitt etwa 15 Prozent schneller. Bei Hochvolumenprojekten zahlt sich allein diese Tatsache schon aus. Erreicht wird sie durch ein optimiertes Zusammenspiel von neuer Ventiltechnik und hydraulischen Schaltungskonzepten. Durch die neue Klick-Funktion der Abdeckung zu den wichtigsten Hydraulikkomponenten ist die Servicefreundlichkeit wesentlich verbessert. Außerdem ist die neue Abdeckung zusätzlich schallisoliert und verringert die Lärmemission um 30 Prozent. Dies schafft nicht nur angenehme Arbeitsbedingungen, sondern auch die Möglichkeit, Spritzgießfertigung und Montagearbeitsplätze eng miteinander zu verzahnen. Beste Verbrauchswerte: Antrieb, Ölvolumen, Adapter für die Einspritzeinheit Weniger Strom, weniger Öl, weniger Masterbatches. Die neue CX geizt bei allen Verbrauchsmaterialien. Das Antriebskonzept wurde energieoptimiert und benötigt durch ein intelligentes Speichermanagement mit abschaltbarem Akku zehn Prozent weniger Strom als bisher. Die Option BluePower Vario Drive kann noch mehr: Ein drehzahlvariabler Asynchronmotor verbessert den Wirkungsgrad und reduziert die Leerlaufleistung. Je länger die Zykluszeiten, desto größer die Ersparnis von bis zu 30 Prozent gegenüber der klassischen Hydraulikvariante. Die Ölpreise sind hoch, daher wurde das Ölvolumen um 20 Prozent reduziert. Dies gelang durch eine Feinfilterung und schonende Ölbehandlung beim Vorwärmen. Zusätzlich wird die Standzeit des Öls um bis zu 40 Prozent erhöht und damit die Wechselhäufigkeit deutlich reduziert. Kunden profitieren von einem niedrigen Investment bei Erstbefüllung und Ölwechsel. Die meisten Spritzgießer kennen das Problem: Ein kleines Teil soll gefertigt werden und der Mindestmaterialdurchsatz der verfügbaren Maschine ist zu hoch. Man behilft sich dann mit einem großen Anguss und vergeudet Ressourcen. Für die Plastifiziereinheit der CX-Serie stehen deshalb Adapter zur Verfügung, die es erlauben, die Maschine an kleinere Schussgewichte anzupassen. Material spart auch die bewährte High-Performance-Schnecke. Ihre gute Homogenisierleistung sorgt dafür, dass beispielsweise der Farbmasterbatchanteil um bis zu 30 Prozent gesenkt werden kann, was sich bei Kilopreisen von bis zu 20 Euro leicht auf einige Tausend Euro im Jahr addiert. KraussMaffei Titelstory 7 INTERVIEW ROBUSTE SPRITZGIESSPROZESSE FÜR PERFEKTE TEILEQUALITÄT Eigenschaftsschwankungen zwischen einzelnen Rohstoffchargen, wechselnde Anteile an Rezyklat oder Prozesszeitschwankungen bei halbautomatischer Fertigung: Faktoren wie diese beeinflussen die Viskosität der Kunststoffschmelze und damit die Qualität der Formteile. KraussMaffei Maschinen bieten von Haus aus beste Voraussetzungen für stabil laufende Prozesse und mit der neuen Funktion APC (Adaptive Process Control) lässt sich die Prozesssicherheit noch einmal steigern. AHEAD sprach darüber mit Dr. Reinhard Schiffers, Leiter Maschinentechnologie. DAS INTERVIEW FÜHRTE DR. SABINE KOB AUF EINEN BLICK KraussMaffei hat seine erfolgreiche Kleinmaschinenbaureihe CX für die Schließkräfte von 350 bis 1.600 kN überarbeitet und konsequent alle Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung genutzt. Kunden können ihre Aufwendungen für Platz, Zeit und Material verringern und gewinnen damit wichtige Wettbewerbsvorteile. Durch Optimierungen an der Hydraulik ist die neue CX 15 Prozent schneller, ihr Antrieb verbraucht 10 Prozent weniger Strom und mittels Feinfilter und schonender Erwärmung konnten 20 Prozent Ölvolumen eingespart werden. Eine gute Schallisolierung macht die CX 30 Prozent leiser und durch Angusspicker, Adapterstücke für die Plastifizierung und kürzere Rüstzeiten wird sie 25 Prozent effizienter. Alles zusammen ergibt 100 Prozent Mehrwert. Und über weitere Optionen wie den BluePower Vario Drive sind zusätzliche Einsparungen möglich. FOTO: KRAUSSMAFFEI AHEAD: Wie genau funktioniert APC? Dr. Schiffers: Mit APC werden Änderungen in der Viskosität der Kunststoffschmelze online in jedem Zyklus erfasst. Auf Basis dieses und weiterer ausschlaggebender Faktoren berechnet die Steuerung dann von Schuss zu Schuss die jeweils optimalen Einspritzparameter. Relevant sind hier in der Hauptsache der Umschaltzeitpunkt zwischen Einspritz- und Nachdruckphase sowie das Nachdruckprofil. AHEAD: Was ist der Vorteil für den Anwender? Dr. Schiffers: Man erreicht eine außerordentlich hohe Konstanz im Schussgewicht und damit in der Formteilqualität. Bei einer Radioblende mit einem Schussgewicht von circa 150 g wurde mit APC problemlos ein Prozessfähigkeitsindex Cpk von 2,0 erreicht und das ganze bei um 1/3 reduzierten Spezifikationsgrenzen. Der Prozessfähigkeitsindex ist eine mathematisch-statistische Kennzahl zur Bewertung, wie genau und vor allem wie konstant die Formteile die Qualitätskriterien erfüllen. Ein Cpk-Wert von 1 entspricht knapp 3.000 Fehlteilen in einer Million Teile. Ein Cpk-Wert von 1,5 bedeute nur noch weniger als zehn Fehlteile in einer Million! Auch beim Anfahren von Anlagen erreicht man mit APC sehr schnell Lieferqualität. Der Prozess wird DR. REINHARD SCHIFFERS Leiter Maschinentechnologie insgesamt robuster gegenüber störenden Effekten und es sind weniger Benutzereingriffe und Kontrollen notwendig. AHEAD: Gibt es APC nur für neue Maschinen oder lässt es sich nachrüsten? Dr. Schiffers: Wir bieten APC ab sofort für alle neuen und bestehenden (MC5-)Maschinen von KraussMaffei an. Die Nachrüstung ist natürlich möglich, im Rahmen von Feldtestversuchen haben wir das bei vorhandenen Kundenmaschinen schon oft gemacht. Die Rückmeldungen unserer Kunden waren dabei äußerst positiv. Es gab erhebliche Verbesserungen der Prozesskonstanz und in vielen Fällen eine deutliche Reduzierung des Ausschusses. 8 Prozesse & Produkte AHEAD Ausgabe 02.2014 Prozesse & Produkte MOBILE AUTOMATIONSZELLE AN MEHREREN SPRITZGIESSMASCHINEN WENN DER ROBOTER INS ROLLEN KOMMT Flexibilität ist eine gefragte Eigenschaft in der Kunststoffverarbeitung. Zu den zahlreichen intelligenten Lösungen, die KraussMaffei seinen Kunden bietet, ist eine weitere hinzugekommen: eine mobile Automationszelle, die den Einsatz des Handling-Roboters dort möglich macht, wo er gerade gebraucht wird. TEXT: JOACHIM WEBER FOTOS: KRAUSSMAFFEI Das Herzstück der Zelle besticht mit einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit Sie enthält alles, was für das effiziente Produkthandling nötig ist. Herzstück ist ein Kleinroboter der Kuka-Agilus-Baureihe mit einer Traglast von 6 kg und einer Reichweite von 900 mm. Merkmal dieses Industrieroboters ist eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Präzision. Der Roboter entnimmt die fertigen Teile aus dem Werkzeug und legt sie auf einem Förderband ab, das mit 1.500 Millimetern Länge und 400 Millimetern Breite ebenfalls zur Grundausstattung gehört. Der Qualitätskontrolle dient ein QS-Behälter, in den der Bediener jederzeit per Knopfdruck Teile zur Überprüfung ausschleusen kann, ohne die Produktion zu stoppen. EFFIZIENT Kleinroboter und Peripherie – auf kleinstem Raum o war es bisher: Jede Spritzgießmaschine, die zeitweise der Automation bedurfte, wurde fest mit der kompletten Roboterperipherie ausgestattet. Damit war wertvolles Kapital auch dann gebunden, wenn die Maschine oder die Automation gar nicht benötigt wurden. Ab sofort lässt sich dies vermeiden. KraussMaffei löst das Problem mit einer mobilen Automationszelle, die sich ohne großen Aufwand von einer Maschine zur anderen bewegen lässt. Zurzeit ist diese Zelle für baugleiche Spritzgießmaschinen mit Schließkräften von 35 bis 160 Tonnen ausgelegt. S Besonders attraktiv ist die Einbindung der Roboterzelle in die Maschinensteuerung. Wie beim fest installierten Pendant lässt sich über das Handgerät der Robotersteuerung auch die Spritzgießmaschine bedienen. Umgekehrt kann der Bediener über die MC6-Steuerung der Maschine die Automationszelle steuern. Dank der Softwarepakete VisuX und ProgTechX, die ebenfalls im Standard enthalten sind, ist der Roboter sehr leicht zu bedienen und zu programmieren. Der mechanische Anschluss der Zelle wird durch eine Andockkonsole an der Spritzgießmaschine möglich. Die elektrischen Verbindungen werden durch modulare Stecker umgesetzt. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die Verbindungen per „plug and play“ herstellen. Der geringe Kraftaufwand kommt dem Bediener dabei zugute. Das ausgeklügelte mechanische Andocksystem stellt sicher, dass der einmal KraussMaffei Prozesse & Produkte 9 PLUG AND PLAY Mit einfachen Handgriffen ist die mobile Zelle an Spritzgießmaschinen mit einer Schließkraft von 35 t bis 160 t einfach und schnell andock- und einsetzbar. erstellte Programmablauf für den Roboter an der jeweiligen Maschine auch nach mehrmaligem An- und Abdocken mit hoher Genauigkeit wiederholbar ist. Ein erneutes Teachen des Entnahmepunktes ist für die meisten Anwendungen nicht mehr notwendig und durch wiederholte Tests belegt. Bei der Verwendung mehrerer Roboterprogramme kann der Programmwechsel in Minutenschnelle umgesetzt werden. Durch die hinzugewonnene Flexibilität werden auch Rüstzeiten deutlich reduziert. Ebenso einfach ist der physische Standortwechsel der Automationszelle. Der Grundkörper der Zelle besteht aus einem stabilen Stahlrahmen und ist auf Lenkrollen gesetzt. Sie erlauben es dem Bediener, das Aggregat trotz seines Gewichts von rund 1.100 Kilogramm einfach von einer Maschine zur anderen zu verschieben. Zwei Führungsschienen unter der Zelle ermöglichen aber auch den Einsatz von Staplern oder Kränen. Kompakte Bauweise für erhöhte Flexibilität Sobald die Zelle an der Spritzgießmaschine richtig positioniert ist, wird sie über Schnellverschlüsse angedockt. Die Stellfüße, die per Hand nach unten gedreht werden, bieten noch eine zusätzliche Abstützung. Eine kompakte, nach oben geschlossene Einhausung mit stabilen Polycarbonat-Sichtfenstern ermöglicht den Einblick des Bedieners in die Zelle und gewährleistet die notwendige Sicherheit. Mit einer Rahmenbreite von 2.200 Millimetern, einer Tiefe von 1.200 Millimetern und einer Höhe von 2.200 Millimetern spart die kompakte Bauweise viel wertvollen Platz in der Produktion. Dieses Flexibilitätsinstrument ist auch selbst durchaus flexibel – die Standardversion gibt lediglich einen praktikablen und kostengünstigen Rahmen vor. Fast alle Parameter und Komponenten lassen sich verändern. Möglich sind andere Roboter- und Förderbandtypen oder andere Montagepositionen des Roboters innerhalb der Zelle. Ein Ausschussbehälter für schlechte Teile lässt sich ebenso integrieren wie weitere Peripheriebausteine, zum Beispiel Prüfsysteme, Montagestationen, Bereitstellungseinheiten für Einlegeteile oder Trennstationen. Und wo die Optionen einer einzigen Automationszelle nicht ausreichen, bietet es sich an, mehrere Zellen nebeneinanderzukoppeln, um die nötige Bandbreite an Automationstechnologien an einer Spritzgießmaschine bereitzustellen. Die mobile Automationszelle setzt der Fantasie kaum Grenzen. ANSPRECHPARTNER FÜR WEITERE INFORMATIONEN: Michael Flurl +49 89 8899-2413 [email protected] 10 Prozesse & Produkte AHEAD Ausgabe 02.2014 BREITES VERARBEITUNGSFENSTER, HOHE MISCHGÜTE UND WENIG WARTUNG DIE VARIODÜSE SETZT NEUE MASSSTÄBE Die Verarbeitung von Polyurethan (PUR) zu Automobilsitzpolstern mit unterschiedlichen Festigkeitszonen stellt besondere Anforderungen an die Düsentechnik. Bei sehr variablen Austragsleistungen soll die Düse möglichst konstante Druckverhältnisse aufrechterhalten. Und nicht nur das. Die neue Variodüse von KraussMaffei löst viele Aufgaben auf einmal. TEXT: JOACHIM WEBER FOTOS: KRAUSSMAFFEI Variodüse ohne hydraulischen Verschluss Mischkopf MK12/18ULP-4K, ausgestattet mit 4 Variodüsen KraussMaffei Prozesse & Produkte 11 Variodüse für CN-Mischköpfe – mit hydraulischem Verschluss und integriertem Ventil für schnelle Umschaltvorgänge inmal mehr geht es um die Flexibilität von Kunststoffverarbeitungsanlagen: Wer sogenannte Multi-HardnessProdukte aus PUR mit verschiedenen Austragsmengen und Werkzeugen auf einer Anlage herstellen will, benötigt ein breites Verarbeitungsfenster für Schussgewichte und Mengenströme. Zum Beispiel bei Autositzen. Sie bestehen in der Regel aus Zonen unterschiedlicher Härte. Meist sind die Sitz- und Rückenflächen weich, während die Seitenteile eine höhere Festigkeit benötigen, um dem Insassen Halt zu geben. E Das heißt: Beim Schäumen der verschiedenen Bauteilbereiche verändert sich die Austragsmenge der PUR-Komponenten von Schuss zu Schuss. Soll es dabei nicht zu Qualitätsverlusten kommen, dürfen aus diesen schnellen und sehr erheblichen Mengenänderungen möglichst keine Druckunterschiede entstehen. Die Lösung liegt im Mischkopf: Die Düse muss diese Wechsel auffangen. Alternative zur federbelasteten Düse Das ist schon bisher überaus erfolgreich mit federbelasteten Düsen gelungen. Bei ihnen wird der Düsenspalt mittels einer Feder angepasst, die mit der Düsennadel verbunden ist. Damit ist es möglich, Mengenänderungen etwa bis zum Verhältnis 1 : 3 ohne extreme Druckveränderungen zu bewältigen. Ein Nachteil des Federsystems sind jedoch die bewegten Dichtungen, die dem Verschleiß durch Haftreibung unterliegen und empfindlich sind gegen aggressivere Medien und Verschmutzung. Überdies kann unter bestimmten Umständen das System aus Feder und Düsennadel in Schwingung geraten. Mit diesen Schwächen räumt eine Neuentwicklung gründlich auf: die KraussMaffei Variodüse. Statt der Feder arbeitet sie mit einem Druckpolster, das dem Komponentendruck entgegenwirkt. Mit einem Druck von rund 160 bar sitzt dieses Luftpolster in einem Gasraum im hinteren Teil der Düse. Auf die Düsennadel wirkt es über eine Membrane ein, so dass keine beweglichen Dichtungen erforderlich sind. Konstanter Mischdruck Die Variodüse bietet dem Verarbeiter einen ganzen Strauß von Vorteilen. Zuallererst eine hohe Flexibilität in der Anlagenbelegung mit großen und kleinen Bauteilen, für die entsprechend große und kleine Austragsleistungen erforderlich sind. Möglich wird diese Anpassungsfähigkeit durch den großen Verstellbereich – die Düse hält den Druck im Mischkopf bis zum Mengenverhältnis von 1 : 5 konstant. Damit gewährleistet sie eine hohe Mischqualität und ein gleichbleibendes Mischungsverhältnis. Die Kurven der Druckverläufe im Schussbetrieb (siehe Grafik) illustrieren eindrucksvoll den Unterschied zwischen Vario- und federbelasteter Düse. Während des Prozesses zeichnet sich die Variodüse zudem aus durch eine große Wiederholgenauigkeit und eine hervorragende Druck- und Mengenkonstanz. Die Bauweise ohne bewegte Dichtungen reduziert Reinigungs- und Wartungsaufwand im Vergleich zu herkömmlichen Ausführungen. Denn das Verkleben und Verklemmen der Nadel gehört der Vergangenheit an. Auch die berüchtigten Nadelschwingungen kommen – selbst bei Isocyanat – nicht mehr vor. Dank ihrer kompakten Abmessungen lässt sich die neue Variodüse leicht und kostengünstig in bestehenden Systemen nachrüsten. Dazu bedarf es weder zusätzlicher Steuerelemente noch irgendwelcher Änderungen der Ansteuerung. Die Variodüse ist kompatibel mit KraussMaffei Mischköpfen und Anlagen. Ihr Einsatzbereich beschränkt sich keineswegs auf Weichschaumanwendungen. Auch im Bereich der weißen Ware – etwa beim Einbringen der Dämmschichten von Kühlschränken – und bei der Herstellung faserverstärkter Formteile im Resin Transfer Molding (RTM = Harzinjektionsverfahren) hat sie sich bereits bewährt. Das Echo der Nutzer aus allen Bereichen ist einhellig positiv. Der Anwendungstechniker eines Sitzpolsterherstellers bezeichnet die Variodüse als „eine der besten Entwicklungen der letzten fünf Jahre“. DRUCKVERLÄUFE IM SCHUSSBETRIEB Mischkopfdruck [bar] 176 162 148 134 120 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zeit [s] Polyol 1 (Variodüse) Polyol 2 (federbel.) Iso 1 (Variodüse) Iso 2 (federbel.) Schuss 12 AHEAD Ausgabe 02.2014 Prozesse & Produkte VOM FLIP-TOP-DECKEL BIS ZUR INTEGRIERTEN LEITERBAHN DER GEHOBENE STANDARD DES SPRITZGIESSENS Mehrere Farben, Hart-weich-Kombinationen mit verschiedenen Kunststoffen oder Metallen, Verpackungen mit fertigem Dekor – das Mehrkomponenten-Spritzgießen eröffnet dem Anwender eine Fülle von Gestaltungs- und Konstruktionsmöglichkeiten. Für nahezu jede Aufgabe hat KraussMaffei eine Lösung parat: eine maßgeschneiderte Multinject-Maschine. TEXT: JOACHIM WEBER FOTOS: KRAUSSMAFFEI eder Autofahrer dreht mal dran: am Lüftungsstellrad im Armaturenbrett seines Pkw. Das Teil ist leichtgängig, fühlt sich gut an, ist aber ansonsten völlig unauffällig. Doch in ihm steckt ein gutes Stück Know-how. Ein harter Kern aus Polycarbonat bewirkt, dass die Kraftübertragung auf die Verstellmechanik dauerhaft funktioniert. Und eine Ummantelung aus weichem thermoplastischen Elastomer sorgt dafür, dass der Finger nicht abrutscht. J Das Stellrad ist ein typisches Mehrkomponenten-Produkt, das in einem Arbeitsgang auf der Spritzgießmaschine hergestellt wird. In dem Werkzeug der Firma Dr. Schneider werden unterschiedliche Materialien und somit auch Funktionen miteinander verbunden. Dies geschieht zum Beispiel auf der neuen Maschine der CX-Baureihe von KraussMaffei, die auf der Fakuma 2014 zu sehen war. Die Highlights dieser Maschine sind unter anderem der neue energieeffiziente HART-WEICH-KOMBINATION In Lüfterrädchen steckt ein gutes Stück Know-how. BluePower-Antrieb, ein reduziertes Ölvolumen und die schnellere Schließeinheit. Zusammen mit der kompakten Bauweise stellt die CX eine exzellente und wirtschaftliche Lösung für die Integration von Technologien wie der Mehrkomponenten-Technik dar. Bei der Fakuma-Maschine fällt neben der zweiten Spritzeinheit besonders die mobile Automationszelle ins Auge. Diese Agilus-Zelle ist eine bewegliche Einheit, in die ein Industrieroboter und ein Förderband integriert sind und die fest mit der Maschine verbunden wird. Ausgeklügelte Schnittstellen erlauben es, sie mit wenigen Handgriffen an verschiedene Spritzgießmaschinen anzudocken – mit vollem gegenseitigen Zugriff auf die Maschinen- und Robotersteuerung. Daher ist sie ideal für die Mehrkomponenten-Technik geeignet. Lösungen im mittleren Maschinensegment Im mittleren Maschinensegment bietet die GX-Baureihe für Schließkräfte von 400 bis 900 Tonnen dem Mehrkomponenten-Spritzgießer zahlreiche Möglichkeiten. In der Horizontal-Ausführung (GXH), bei der zwei Spritzen nebeneinanderliegen, ist sie unter anderem perfekt geeignet für verpackungsnahe Anwendungen. Prädestinierte Produkte sind etwa komplexe Mehrkomponenten-Verschlüsse wie mehrfarbige Flip-Top-Verschlüsse für Shampoo-Flaschen. Die Basis dafür sind die hohe Geschwindigkeit der GXH, der niedrige Energieverbrauch sowie die Leistungsstärke bei extrem kompakter und niedriger Bauform und zusätzlich die einfache Integration eines Linearroboters. Aufgrund der horizontalen Position der Spritzen werden Roboterkollisionen ausgeschlossen und es besteht zu jeder Zeit eine perfekte Zugänglichkeit. Als führender Technologieanbieter erobert KraussMaffei mit der GXW-SpinForm-Wendeplattenmaschine in diesem Segment immer neue Märkte. Auf der K 2013 wurde das Mehrkomponenten-Spritzgießen der nächsten Generation am Beispiel des ColorForm-Verfahrens vorgeführt – in enger Zusammenarbeit mit dem Polycarbonathersteller Bayer, dem Lackhersteller Panadur, dem Werkzeugbauer Hofmann und der Firma Weidmann. Das Demonstrationsteil bestand aus einem Thermoplasten-Gehäuse, das im ColorForm-Verfahren mit unterschiedlichen Lacken beschichtet und gleichzeitig mit einer Lichtapplikation versehen KraussMaffei wurde. Am Ende entstand ein Bauteil mit zwei verschiedenen Farben und drei scharf abgegrenzten Oberflächeneffekten: Hochglanz, Tiefe und Struktur. „Das war Integration auf höchstem Niveau“, blickt Jochen Mitzler, Leiter des strategischen Produktmanagements bei KraussMaffei, zurück. „Aber es ist erst der Beginn einer neuen Ära im Mehrkomponenten-Spritzgießen. Der nächste Schritt der Mehrkomponenten-Technik ist die ‚echte‘ Funktionalisierung von Kunststoffbauteilen mit Metalllegierungen.“ Was damit gemeint ist, präsentierte KraussMaffei bereits auf der Fakuma 2012: eine voll „verdrahtete“ und funktionsfähige Design-LEDLeuchte aus Kunststoff, die in einem Arbeitsprozess in der Spritzgießmaschine entstand. Sie war das Ergebnis einer Kooperation mit dem Institut für Kunststoffverarbeitung der RWTH Aachen und der Firma Krallmann, die ein Verfahren für das Spritzen niedrig schmelzender Metalllegierungen entwickelt hat. Integriert in eine CX-Mehrkomponenten-Spritzgießmaschine wurden komplexe Leiterbahnen direkt auf einen Kunststoffträger aufgespritzt und mit einer weiteren Prozesse & Produkte 13 Kunststoffschicht gekapselt und isoliert. Auf der Fakuma 2014 zeigte KraussMaffei das integrierte Kunststoff-Metall-Spritzgießen, abgekürzt IMKS, auf einer CX80. Das Bauteil verdeutlicht die konstruktiven Möglichkeiten der Technik anhand einer „Schalt- und Wippfunktion“. Das Verfahren eröffnet den Designern und Konstrukteuren neue Möglichkeiten, Mehrkomponenten-Bauteile optimal zu funktionalisieren. Durch den niedrigen Schmelzpunkt lassen sich zum Beispiel LEDs direkt beim Spritzgießen kontaktieren. Ein zusätzliches Löten und Verkabeln in einem separaten Arbeitsschritt ist dann nicht mehr nötig. „Beim IMKS werden neue Materialien integriert und das Bauteil wird dadurch in nur einem Prozessschritt ‚echt‘ funktionalisiert. Darin liegt ganz klar die Zukunft der Mehrkomponenten-Technologie“, ist sich Mitzler sicher. „Die hohe Produktivität und Wirtschaftlichkeit des IMKS-Prozesses ermöglicht es, anspruchsvolle Bauteile in hohen Stückzahlen gerade auch in Hochlohnländern zu produzieren. Der technische Vorsprung von KraussMaffei entsteht kontinuierlich durch den Dialog und die Vernetzung mit unseren Kunden und Partnern.“ NEUE GXH-BAUREIHE Die Spritzen liegen horizontal nebeneinander. 14 Partner & Projekte Partner & Projekte AHEAD Ausgabe 02.2014 INDEXPLATTEN Elektrisch angetriebener Indexantrieb – platzsparend hinter der Auswerferplatte montiert KraussMaffei Partner & Projekte 15 FLEXIBEL IN DER ENTWICKLUNG VON SPRITZGIESSVERPACKUNGEN MEHRKOMPONENTEN-MASCHINE FÜR VERSCHIEDENE TECHNOLOGIEN Die Texen-Gruppe (Groupe Texen), einer der weltweit größten Hersteller von Kunststoffverpackungen für Kosmetik- und Parfumprodukte, nahm vor kurzem eine KraussMaffei Spritzgießmaschine in Betrieb. Die Mehrkomponenten-Maschine aus der CX-Baureihe ist mit vielen verfahrens- und maschinentechnischen Raffinessen ausgestattet und dadurch sehr flexibel in der Entwicklung von Spritzgießverpackungen einsetzbar. TEXT: SIMONE WERNER FOTOS: KRAUSSMAFFEI KraussMaffei hat einen Meilensteinauftrag im französischen Markt erhalten. Einer der international führenden Hersteller von Kosmetikverpackungen aus Kunststoff produziert seit kurzem mit einer CXZ 160–380/180 Hybrid innovative Kunststoffverpackungen für hochwertige Kosmetika und Parfums. Groupe Texen gehört mit einem Umsatz von annähernd 170 Mio. Euro im letzten Geschäftsjahr und knapp 1.000 Mitarbeitern zu den ganz Großen dieses Marktsegments. Das Unternehmen produziert an acht Standorten in Europa, Nord- und Lateinamerika spritzgegossene Kunststoffverpackungen sowie Verschlüsse. „Texen suchte einen Partner, der eine sehr flexibel einsetzbare Spritzgießmaschine liefern konnte. Das Anforderungsprofil in dieser Hinsicht war extrem hoch. Wir haben jede Menge Verfahrenstechnik integriert, die man in dieser Form in Frankreich oder überhaupt im Markt wahrscheinlich kein weiteres Mal findet“, erläutert Jacques Socquet, Präsident der Tochtergesellschaft der KraussMaffei Group in Frankreich. CX-Maschine mit umfangreichem Ausstattungspaket und Automation Basierend auf den konstruktiven Gesprächen mit den Vertriebs-, Produkt- und Verfahrensexperten von KraussMaffei aus Frankreich und Deutschland hat sich Texen für eine Zweikomponenten-Spritzgießmaschine aus der CX-Baureihe, eine CXZ 160–380/180 Hybrid, mit LRX100-Linearroboter entschieden. Fabrice Baravaglio, President von Texen, ergänzt: „Als Teil des Strategieprogramms ‚Ambition 2020‘ legt PSB Industries, der Mutterkonzern von Texen, einen Schwerpunkt auf den Ausbau der F&E-Aktivitäten. In diesem Rahmen wurde auch das neue Innovationszentrum ‚Texen Lab‘ etabliert. Die neue Spritzgießmaschine setzen wir speziell für Entwicklungsprojekte ein. Unsere Vorstellungen gingen dahin, alle Anforderungen mit nur einer Maschine abzubilden.“ Das ist KraussMaffei in vorbildlicher Weise gelungen. Folgerichtig erhielt Texen eine CX-Hybrid mit 1.600 kN Schließkraft und einem umfangreichen Ausstattungspaket. Die CX-Hybrid-Baureihe kombiniert die Vorteile einer vollhydraulischen Schließeinheit mit denen von elektrisch angetriebenen Spritzeinheiten. Die Baureihe besticht durch niedrigen Energieverbrauch und hohe Leistungsdichte. Jede Achse der Spritzeinheit wird separat elektrisch angetrieben, so dass bereits während der Plastifizierphase das Werkzeug geöffnet und der Auswerfer betätigt werden kann. Mit dem großen Spritzaggregat können Schussgewichte bis circa 140 g PS realisiert werden. Die Maschine ist darüber hinaus für das Spritzen von MehrkomponentenBauteilen in Sandwich-Technik und für Werkzeuge in Indexausführung ausgestattet. Darüber hinaus ist das physikalische Schäumen (MuCell) mit allen Komponenten möglich. Sie ist außerdem steuerungsseitig mit Schnittstellen für die wesentlichen Verfahren zur Erzielung von High-End-Oberflächen wie zum Beispiel In-Mold-Decoration, SkinForm/ColorForm, DecoForm oder CoverForm vorbereitet. Integraler Bestandteil dieser Technologien ist das Dynamic-Mold-Heating (DMH-) System von KraussMaffei, das die Temperierkreisläufe in Werkzeugen trennt und einen dynamischen Temperaturverlauf im Werkzeug ermöglicht. Diese Innovation minimiert die zu temperierenden Massen in den Werkzeughälften und unterbindet die Vermischung der Heiz- mit der Kühlflüssigkeit für einen effektiven Betrieb des Systems. Die Maschine ist außerdem mit Schnittstellen für GasinjektionsTechnik und die Verarbeitung von Flüssigsilikon (LSR) ausgerüstet. CX-HYBRID Die CX-Hybrid kombiniert die kompakte ZweiPlatten-Schließeinheit mit der höchsten Bauteilpräzision durch vollelektrische Einspritzeinheiten, hier in Huckepackausführung. 16 Partner & Projekte AHEAD Ausgabe 02.2014 KERNSTÜCK DER SERIENANWENDUNG Schnell reagierende Harzsysteme im Hochdruck-Resin-Transfer-Molding (HD-RTM) sind der Schlüssel für kurze Zykluszeiten. KRAUSSMAFFEI – EINZIGER ANLAGENHERSTELLER MIT HD-RTM FÜR DIE SERIENPRODUKTION HOCHDRUCK, PRÄZISION UND LEIDENSCHAFT FÜR NACHHALTIGE MOBILITÄT Vorfahrt für nachhaltige Mobilität: Dank des Kunststoff-Know-hows von KraussMaffei können Elektro-Autos ihre Vorzüge voll ausspielen, darunter der BMW i3. Exterieurteile aus Thermoplasten und Strukturbauteile aus faserverstärktem Kunststoff entstehen auf Spritzgießmaschinen und in Reaktionstechnikanlagen des weltweit führenden Maschinenherstellers. TEXT: KRAUSSMAFFEI FOTOS: KRAUSSMAFFEI ie Elektromobilität verspricht mehr Umweltverträglichkeit durch geringeren Kraftstoffverbrauch und weniger Abgase. Doch diese Vorteile sind nur mit dem alternativen Antrieb der deutlich schwereren Elektrobatterie zu erreichen, was durch Leichtbauweise des Fahrzeugs ausgeglichen werden muss. KraussMaffei trägt als Erstlieferant von Produktionsausrüstung und mit verfeinerten Verfahren dazu bei, kohlefaserverstärkte Kunststoffe (CFK) erstmals in Serienproduktion zu verarbeiten: mit hochwertigen Spritzgießmaschinen in Wendeplattentechnologie sowie mit dem ausgereiftem Hochdruck-ResinTransfer-Molding-Verfahren (HD-RTM). „Das ist unser Beitrag für D eine neue Fahrzeug-Generation, um Leichtbau und Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen“, sagt Nicolas Beyl, President des Segments Reaktionstechnik der Marke KraussMaffei. Für sehr hohe Maßhaltigkeit der Teile KraussMaffei hat an BMW hochwertige Anlagen der Spritzgieß- und Reaktionstechnik geliefert, unter anderem zwei Doppelwendeplatten-Maschinen, die mit zwei Industrierobotern vollständig automatisiert sind. Die MX 4000-17200/12000/750 WL sind jeweils 24 Meter lang, neun Meter breit, sieben Meter hoch und 400 Tonnen schwer. Auf ihnen werden im BMW-Werk Leipzig mit 4.000 Tonnen Schließkraft KraussMaffei Partner & Projekte 17 die Thermoplast-Außenhäute des i3 gefertigt. Durch das Verfahren „Fügen im Spritzguss“ werden die Türaußenschale und ihre Unterstruktur in einem Arbeitsgang gespritzt, mit dem Drehen der beiden Wendeplatten zusammengeführt und mit einer dritten Kunststoffkomponente verklebt. „Die kombinierten Arbeitsprozesse bringen eine sehr hohe Maßhaltigkeit der Teile“, erläutert Bengt Schmidt, Business Unit Leiter Automotive der Marke KraussMaffei. Das „Gesicht“ des i3 Neben den Seitenwänden und dem Stoßfänger hinten kommt auch die Frontklappe des BMW i3 aus einer KraussMaffei Spritzgießmaschine. „Produziert werden diese auf den komplexesten Anlagen, die wir bisher entwickelt haben“, sagt Peters. „Mit viel Engagement haben wir die Herausforderung angenommen, innovativste Maschinentechnologie beizusteuern, die höchste Anforderungen an die Verfügbarkeit stellt. Ich bin stolz darauf, was unser Team geleistet hat.“ Hohe Fülldrücke zur optimalen Faserbenetzung Neben Spritzgießtechnologien und Automatisierungslösungen ist das Segment Reaktionstechnik am BMW i3 beteiligt. 20 Anlagen für Hochdruck-Resin-Transfer-Molding (HD-RTM) liefern in den BMWWerken Leipzig und Landshut Bauteile aus Reaktivharzen für die tragenden Strukturen, zum Beispiel den Seitenrahmen. HD-RTM erlaubt das Verarbeiten von schnell reagierenden Harzsystemen, um kurze Zykluszeiten zu erreichen. Die Hochdruckinjektion ermöglicht einen hohen Benetzungsgrad der Fasern. Ein zehnköpfiges Team der KraussMaffei Reaktionstechnik machte sich daran, die Dosiertechnik weiterzuentwickeln sowie Mischköpfe mit der Möglichkeit der Zudosierung von internem Trennmittel zu versehen. Die Experten arbeiteten unter Hochdruck, um den spezifischen Anforderungen von Chemie und Prozess gerecht zu werden. „Wir sind heute der einzige Anlagenhersteller für Dosieranlagen am Markt, der über diese Erfahrung unter Serienbedingungen verfügt“, erläutert Beyl. Von steifer Leichtigkeit Um faserverstärkte Bauteile mit Epoxidmatrix in größeren Serien zu realisieren, hat KraussMaffei das Hochdruck-Resin-TransferMolding (HD-RTM) für den Serieneinsatz weiterentwickelt. Dabei injiziert ein selbstreinigender Hochdruckmischkopf das Harz in die geschlossene Kavität und durchtränkt dabei das darin befindliche Fasergelege unter Hochdruck und mit genauen Vorgaben für Dauer und Temperatur, damit Harz und Härter sich vollständig vernetzen. Nach dem Aushärten erhält das Bauteil seine Steifigkeit bei UNTER HOCHDRUCK Über den neu entwickelten Mischkopf der KraussMaffei Reaktionstechnik kann internes Trennmittel hinzudosiert werden. Das weiterentwickelte HDRTM-Verfahren ermöglicht Zykluszeiten, die sich je nach Bauteilkomplexität und -größe von bis zu 24 Stunden auf Minuten verkürzen. STARKES STÜCK Auf Spritzgießmaschinen, die 400 Tonnen wiegen und die ein Team von KraussMaffei vor Ort aufzubauen half, werden die Thermoplast-Außenhäute des i3 gefertigt. geringem Gewicht. Von Vorteil ist bei der automatisierten Herstellung im Vergleich zum bisherigen Autoklav-Verfahren oder der Vakuuminfusion, dass sich die Zykluszeiten von bis zu 24 Stunden auf Minuten verkürzen, je nach Bauteilkomplexität und -größe. Zusätzlicher Pluspunkt: Diese Art von HD-RTM-Verfahren eignet sich auch für den Einsatz von Polyurethan (PUR) anstelle von Epoxidharz als Matrixmaterial. Für PUR sprechen neben der einfacheren Handhabung der tendenziell günstigere Rohstoffpreis und die niedrigere Verarbeitungstemperatur. Vorsprung für den Megatrend Elektromobilität In der Fülle der immer wieder neu auftretenden Einzelfragen, Spezifikationen und Termine war die Abstimmung das A und O. „Diese Komplexität zu bewältigen war nur möglich wegen unseres eingespielten Teams und enger Abstimmung mit den Technologie-Experten von BMW und weiteren Partnern für die Gewerke Pressen, Werkzeugbau, Handling und Automation“, betont Erich Fries, Leiter Business Unit Composites von KraussMaffei. Und es bedurfte einer langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet: So verfeinert die KraussMaffei Reaktionstechnik bereits seit den 1990er Jahren ihr Angebot an Faserverbundtechnologien, zunächst in erster Linie für Nutzfahrzeug-, inzwischen immer mehr für Pkw-Hersteller. „Mit dem BMW i3 haben wir die von uns weiterentwickelte HD-RTM-Technologie im Kontext eines vollkommen neuen Fertigungskonzepts erstmals unter Serienanforderungen realisiert. Dies gibt uns einen erweiterten Blick in die Prozesskette einer effizienten Faserverbundproduktion und ist unser Vorsprung für weitere Projekte“, resümiert Josef Renkl, Leiter der Forschung, Entwicklung und Anwendungstechnik. Beyl ergänzt: „So ist dieser Leichtbauwagen das Vehikel für den Megatrend der Elektromobilität.“ Damit künftig viele leicht, leise und sauber über den Asphalt gleiten. 18 Partner & Projekte AHEAD Ausgabe 02.2014 PARTNER SEIT EINEM JAHRZEHNT: ROSIŃSKI PACKAGING UND KRAUSSMAFFEI MASSSCHNEIDEREI UND SERVICE GEBEN DEN AUSSCHLAG Es ist eine Seltenheit, dass ein Hersteller von blasgeformten Flaschen auch Verschlüsse im Spritzgießverfahren produziert. Die 1981 gegründete Rosiński Packaging im südpolnischen Bielsko-Biała tut es. Auf annähernd 40 Blasformmaschinen und knapp 50 Spritzgießmaschinen verarbeitet das Unternehmen rund 20.000 Tonnen Kunststoff im Jahr. TEXT: SIMONE WERNER, URSULA STEINER FOTOS: ROSIŃSKI PACKAGING ie Produktion von Kunststoffverschlüssen ist Massenfertigung. Im Werk von Rosiński Packaging ist ein halbes Hundert von Spritzgießmaschinen rund um die Uhr an sieben Tagen dafür im Einsatz. Ihr Ausstoß: Verschlüsse und Deckel für Behälter, die mit Produkten von der Haushaltschemikalie über Kosmetikprodukte bis hin zu Nahrungsmitteln befüllt werden sollen. Jährlich verlassen mit dem hauseigenen Fuhrpark etwa 600 Millionen Deckel und Verschlüsse das Unternehmen. Für 2014 ist sogar eine Stückzahl von 650 Millionen geplant. D Bei dieser Größenordnung ist die Spritzgießfertigung voll ausgelastet, so dass Rosiński Packaging Mitte 2014 eine zweite Produktionshalle für 40 Spritzgießmaschinen eingeweiht hat. Sie wird nicht nur nach ISO 9001:2008, ISO 14001:2004 und ISO 22000:2006, sondern auch nach EN 15593 zertifiziert sein. Diese Richtlinie betrifft in erster Linie die Produktion von Primärverpackungen mit direktem Kontakt zu Lebensmitteln. Die ersten Maschinen für die neue Halle sind bereits bestellt: Insgesamt acht Maschinen der GX-Baureihe, die ersten GX-Maschinen für diesen Kunden, sowie 2 CXZ-Maschinen für Mehrkomponenten-Anwendungen. „Die Spritzgießmaschinen der GX-Baureihe haben uns mit ihrem geringen Energieverbrauch, ihrer modernen Hydraulik, kurzen Zykluszeiten, der exzellenten Präzision und ihrer Kompaktheit beeindruckt. Da wir mit großen Werkzeugen mit vielen Kavitäten arbeiten, war für uns besonders der plattenparallele Kraftschluss ein wesentliches Kriterium bei der Kaufentscheidung. Wir haben hohe Erwartungen an die neuen Maschinen“, erläutert Marcin Rosiński, General Project Manager und einer der beiden Söhne von Firmengründer Andrzej Rosiński, die im Board of Directors Verantwortung tragen. Manfred Schulz, International Sales Manager bei KraussMaffei in München und verantwortlich für den polnischen Markt, ergänzt: „Nachdem der Kunde bereits etliche unserer vollhydraulischen Maschinen erfolgreich in Betrieb hatte, freuen wir uns besonders, dass er sich jetzt für die neue GX-Baureihe entschieden hat, die von den Leistungsdaten her im Schließkraftbereich von 400 bis 650 Tonnen auch für den Verpackungssektor mit schnelllaufenden Produkten besonders prädestiniert ist.“ Maßgeschneiderte Produktionslösungen und exzellenter Service Seit Beginn der Zusammenarbeit vor knapp zehn Jahren hat sich eine starke Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen entwickelt. Die ersten CX-Spritzgießmaschinen mit 1.300 und 1.600 kN Schließkraft, die 2006 von KraussMaffei geliefert wurden, ersetzten ältere, kleinere und weniger leistungsstarke Aggregate anderer Hersteller. Über die Jahre sind dann ca. 30 weitere Maschinen im Schließkraftbereich von 2.000 bis 6.500 kN hinzugekommen. Seit acht Jahren kauft Rosiński seine Spritzgießmaschinen ausschließlich bei KraussMaffei. In der jüngeren Vergangenheit hat Rosiński Packaging auch in Mehrkomponenten-Technik investiert. Insgesamt sechs CX-Maschinen mit Schließkräften zwischen 2.500 kN und 3.500 kN werden sowohl für Mehrfarben- als auch für Hart-weich-Kombinationen eingesetzt. Eine weitere 2-K-Maschine mit 4.200 kN Schließkraft wurde bereits ausgeliefert. SPRITZGIESSFERTIGUNG Michał Rosiński (l.), General Director und einer der beiden Söhne des Unternehmensgründers Andrzej Rosiński in der Firmenleitung, und Marek Pokładnik, Commercial Director. Bereits Anfang der 2000er Jahre zeichnete sich ab, dass Rosiński Packaging stark wachsen würde, so dass für die Eigentümerfamilie nur ein starker und innovativer Partner in Frage kam. Besonders wichtig war dabei, dass der Maschinenlieferant die Spritzgießmaschinen an die hauseigenen Spezifikationen anpassen konnte. Da bei relativ geringen Schussgewichten großflächige Werkzeuge mit bis zu 48 Kavitäten genutzt werden, ging es zum einen darum, den großen SPEZIALIST Rosiński Packaging ist Hersteller von PP- und PE-Verpackungen für Haushaltschemie, Kosmetika- und Nahrungsmittelindustrie. Werkzeugeinbauraum durch vergrößerte Holmabstände zu erweitern. Das vereinfacht gleichzeitig den Zugang zum Werkzeugraum – ein wichtiger Effekt, denn bei Rosiński fallen durchschnittlich etwa 140 Werkzeugwechsel pro Monat an. Zum anderen ist Präzision ein wesentlicher Faktor, die Präzision in der Schließbewegung und Zuhaltekraft ebenso wie die absolut genau reproduzierbare Dosierung der Rohstoffe. Ein weiterer wichtiger Aspekt für Rosiński Packaging ist die kompakte Bauweise der Spritzgießmaschinen, die es erlaubt, die verfügbare Produktionsfläche optimal auszunutzen. Wesentlich für die erfolgreiche langjährige Zusammenarbeit ist auch die große Vielfalt der Optionen, die für die vollhydraulischen Maschinen angeboten werden. Sie ermöglicht es, schnell auf geänderte Markt- und Kundenanforderungen zu reagieren. „KraussMaffei als Lieferant für unsere Spritzgießmaschinen zu wählen, war eine der besten strategischen Entscheidungen, die wir je getroffen haben“, ist Marcin Rosiński überzeugt. Und sein Bruder Michał ergänzt: „Nicht nur mit der maschinen- und verfahrenstechnischen Expertise aus dem Münchner Stammhaus, auch mit der Betreuung und dem Service durch Dopak, die polnische Vertretung von KraussMaffei, sind wir äußerst zufrieden. Die Mitarbeiter sind kompetent, die Antwortzeiten kurz, und wir erhalten sprachlich und inhaltlich verständliche Dokumente, vom Angebot bis zur Maschinendokumentation. Selbstverständlich ist auch die Steuerungssoftware in Polnisch verfügbar.“ Ganzheitliches Angebot für global tätige Kunden Zum Kundenkreis von Rosiński Packaging gehören die meisten der in Europa führenden Anbieter von Haushaltschemikalien, Waschmitteln und Kosmetika. Um ihre strikten Qualitätsvorgaben einhalten zu können, investiert das Unternehmen regelmäßig in neue Maschinentechnik. Die meisten Spritzgießmaschinen sind automatisiert, zum Teil mit Robotern. Aber Rosiński entwickelt und produziert auch selbst Handling- und Peripheriegeräte, die für die jeweilige Anwendung maßgeschneidert sind. Ein weiteres wichtiges Standbein und Garant für ausgezeichnete Endproduktqualität ist der eigene Werkzeugbau. Zur lückenlosen Qualitätsüberwachung und Dokumentation steht darüber hinaus eine Vielzahl von Test- und Prüfeinrichtungen zur Qualitätssicherung zur Verfügung, sowohl in der Wareneingangs- als auch in der Endkontrolle vor dem Versand. Michał Rosiński: „Wir haben uns in der jüngsten Vergangenheit zu einem ganzheitlichen Dienstleister für unsere Kunden entwickelt. Im Bedarfsfall sind wir in der Lage, vom Produktdesign für Flaschen und Verschlüsse bis zur fertig montierten Flasche-Verschluss-Kombination alles zu liefern. Und lassen Sie mich noch einen Blick in die Zukunft werfen: In absehbarer Zeit werden wir in unserem Betrieb auch bedrucken beziehungsweise Sleeves produzieren und In-Mold-Labeling-Prozesse ausführen können. Das ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für uns.“ KraussMaffei und Rosiński – gemeinsam seit Jahren erfolgreich „Wir sind sehr stolz, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein“, ergänzt Manfred Schulz. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich eine so lange, für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit ergibt. Natürlich hat auch unsere polnische Vertretung Dopak einen wesentlichen Anteil am Erfolg.“ 20 Marke & Märkte AHEAD Ausgabe 02.2014 Marke & Märkte SERVICESYMPOSIUM KRAUSSMAFFEI UNTERSTÜTZT KUNDEN ÜBER DEN GESAMTEN LEBENSZYKLUS DER ANLAGEN Die KraussMaffei Spritzgießtechnik bietet seit über acht Jahren Servicesymposien für ihre Kunden an. An wechselnden Standorten vermitteln Fachleute des Münchener Maschinenbauers und von externen Partnern und Lieferanten praxisrelevante Details im Hinblick auf Maschineneinstellungen, Wartung und Instandhaltung von Spritzgießmaschinen und Automation. TEXT: SIMONE WERNER FOTO: KRAUSSMAFFEI Seit 2006 veranstaltet KraussMaffei im Bereich Spritzgießtechnik sehr erfolgreich eintägige Servicesymposien für Kunden. Dazu erläutert Markus Bauer, Serviceleiter der Marke KraussMaffei im Segment Spritzgießtechnik: „In diesen Veranstaltungen vermitteln unsere Servicefachleute kompakt und praxisnah Informationen, die es Maschinenbedienern und -instandhaltern erleichtern, ihre Spritzgießanlagen effizient und vorausschauend zu betreiben. Die Teilnehmer können die Informationen sofort anwenden und die Einstellungen ihrer Maschinen optimieren.“ Besonderes Augenmerk wird auf die Themenkomplexe Energieeinsparung, Werkzeugschutz, Verschleißschutz der Plastifiziereinheit und Roboterwartung gelegt. Von der präventiven zur zustandsabhängigen Instandhaltung Der intelligente Übergang von einer präventiven zur zustandsabhängigen Instandhaltung spart Zeit und Geld und erhöht die Maschinenverfügbarkeit. Im Rahmen der Servicesymposien werden die häufigsten Verschleißursachen an Spritzgießmaschinen und Automation aufgedeckt, Verschleißschutzmaßnahmen beschrieben und Praxiserfahrungen ausgetauscht. Dabei geht es unter anderem um die richtige Auswahl des verwendeten Hydrauliköls und Herausforderungen bei der Ölfiltration, aber auch um die Pflege des Kühlwassers zum Schutz der Kühlkreisläufe und der Werkzeuge, um Rost, Kalk oder mikrobiologischen Befall in Wärmetauschern und Werkzeugen zu vermeiden. Die richtige Auswahl der Verfahrenseinheit anhand der zu verarbeitenden Materialien sowie die Analyse von Schadensbildern an Schnecken und Zylindern bilden einen weiteren großen Themenblock. ERFOLGREICH ETABLIERT Bereits über 600 Teilnehmer haben sich in den KraussMaffei Servicesymposien über Themen wie Energieeinsparung, Werkzeugschutz oder Verschleißschutz informiert. Energetische Einsparpotentiale nutzen Die Möglichkeiten, Energie in einem Spritzgießbetrieb einzusparen, sind vielfältig. Im Rahmen der Servicesymposien zeigen die KraussMaffei Experten energetische Einsparpotentiale für Spritzgießmaschinen und Automatisierungstechnik auf, liefern Kennziffern zur Bewertung des Energieverbrauchs und werfen einen Blick auf ganzheitliche Lösungen. Erfolgreiche Praxisbeispiele im Rahmen der Einführung der ISO 50001 und Vergleiche unterschiedlicher Maschinenkonzepte im Hinblick auf ihren Energieverbrauch runden das Thema ab. vielen Unternehmen bewährt. „Um Spritzgießbetriebe möglichst effizient zu betreiben, reicht es in der Regel nicht aus, nur einzelne Aggregate zu optimieren oder an einigen Stellschrauben zu drehen. Wir sind in der Lage, die kompletten Anlagen, Maschine, Werkzeug, Automation und Peripherie, ganzheitlich und aufeinander abgestimmt zu analysieren und zu optimieren. Das bringt die größten Effekte“, ist Bauer überzeugt. → LESEN SIE MEHR! Das Wartungs- und Instandhaltungskonzept von KraussMaffei hat sich in der Praxis bei www.kraussmaffei.com/ servicesymposium KraussMaffei Marke & Märkte 21 FASERVERBUNDSTOFFE SPAREN FAST 50 PROZENT GEWICHT FIT FÜR DIE GROSSSERIE Der neue Prototyp eines Infotainmenthalters aus endlosfaserverstärkten Polyamid-Composites bei AUDI ist nicht nur besonders leicht: Dank der vollautomatisierten Produktionszelle FiberForm von KraussMaffei sind besonders kurze Zykluszeiten von weniger als 60 Sekunden möglich. TEXT: PETRA REHMET FOTOS: LANXESS, AUDI AG Die Hybridbauweise mit endlosfaserverstärkten Polyamid-Composites spart im Leichtbau von Automobilen beträchtlich Gewicht ein. Das zeigt ein Infotainmenthalter, den KraussMaffei gemeinsam mit der AUDI AG, der LANXESS Deutschland AG und der Christian Karl Siebenwurst GmbH & Co. KG Modellbau und Formenbau zur Serienreife entwickelt hat. „Der Prototyp ist gegenüber einer vergleichbaren Stahlkomponente fast um die Hälfte leichter, bietet Vorteile bei der Montage und kann in einem großserientauglichen Prozess gefertigt werden“, so Anja Jäschke von der AUDI AG auf der Tagung Kunststoffe im Automobilbau in Mannheim. Und das mit Erfolg: Seit Mai 2014 befindet sich der Infotainmenthalter in der Baureihe der A6-Plattform. Das Bauteil entsteht in einem One-Shot-Prozess in nur einem Werkzeug. KraussMaffei gelang es, eine Produktionszelle zu entwickeln, die eine vollautomatische Fertigung des Infotainmenthalters in einer Zykluszeit von weniger als 60 Sekunden erlaubt. Zum Einsatz kommt das von KraussMaffei entwickelte FiberForm-Verfahren, ein multifunktionales Verarbeitungsverfahren, das das Spritzgießen mit dem Thermoformen von Organoblechen kombiniert. Vorteil: Das Festigkeitsniveau faserverstärkter Kunststoffteile lässt sich dadurch weiter anheben. Zum Einsatz kommen zwei Einleger aus dem mit Endlosglasfasern verstärkten Polyamid 6 Composite Tepex dynalite 102-RG600(2)/47 Prozent von LANXESS. Sie werden mit einer Infrarotheizung schonend erwärmt, im Spritzgießwerkzeug umgeformt und direkt mit dem leichtfließenden Polyamid 6 Durethan BKV 30 EF H2.0 von LANXESS überspritzt. „Dadurch können zusätzliche Versteifungen durch Rippen realisiert und weitere Funktionen integriert werden. Da sich die Produktion nahtlos in einen Spritzgießbetrieb einfügt, eignet sich das Verfahren bestens zur Herstellung leichter Strukturbauteile für Großserienanwendungen“, ergänzt Martin Würtele, Vorentwicklung Neue Technologien bei KraussMaffei. Hoher Automationsgrad Das Handling der aufgeheizten Composite-Einleger erfolgt trotz sehr geringer Transferzeiten äußerst reproduzierbar über einen Linearroboter mit einem speziellen Greifer. Von Siebenwurst wurde das Werkzeug konzipiert und konstruiert. Spezielle Haltestifte positionieren die aufgeheizten Einleger exakt im Werkzeug. Die Löcher für die Verschraubungsaugen werden nach dem Umformen gewebeschonend gestochen, also nicht nachträglich gestanzt. Dadurch werden die Glasfasern im Composite-Einleger nicht durchtrennt, sondern in optimaler Weise verdrängt, so dass BESONDERS LEICHT Der Infotainmenthalter wird in der Baureihe der A6-Plattform eingebaut. LEICHTGEWICHT FÜRS INTERIEUR Der Prototyp aus endlosfaserverstärkten Polyamid-Composites ist gegenüber einer vergleichbaren Stahlkomponente fast um die Hälfte leichter, lässt sich einfacher montieren und kann in einem großserientauglichen Prozess gefertigt werden. die mechanischen Eigenschaften im hochbelasteten Bereich der Anbindungspunkte erhalten bleiben und teilweise sogar verbessert werden. Weitere technische Raffinessen sorgen darüber hinaus für eine Optimierung des FiberForm-Verfahrens für diese spezielle Anwendung. So erlaubt eine Anpassung der Software beispielsweise das Zufahren der Schließe bei eingefahrener Automation und eingefahrenem Greifer. Das reduziert wiederum die Zykluszeiten deutlich. Auch bei der Automation erwies sich KraussMaffei als zuverlässiger Systemlieferant. So entwickelten und lieferten die Münchener Spezialisten die komplette Automation inklusive des Infrarot-Heizfelds. Die Steuerung und Überwachung des Infrarot-Heizfelds erfolgt durch die KraussMaffei Maschine und ist daher in der Steuerung integriert. „Das Infrarot-Heizfeld ist über der Schließe angeordnet. Das sorgt für eine Reduzierung der Transferzeit zwischen dem Aufheizen des Organobleches und dem Hinterspritzen im Werkzeug“, ergänzt Würtele. 22 Marke & Märkte AHEAD Ausgabe 02.2014 INTERVIEW PIONIERARBEIT: MIT DEM FRAUNHOFER ICT NACH NORDAMERIKA Im November 2012 eröffneten das deutsche Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) und die kanadische Western University in London/Ontario das Fraunhofer Project Center for Composites Research (FPC). Ziel dieses Technikums ist es, dem nordamerikanischen Mobilitätsmarkt die Leichtbautechnologie auf Faserverbundbasis nahezubringen. KraussMaffei ist dabei. Über Ziele und Chancen sprach AHEAD mit Martin Würtele, dem Leiter Technologieentwicklung. DAS INTERVIEW FÜHRTE JOACHIM WEBER FOTO: KRAUSSMAFFEI AHEAD: Was macht den Standort Ontario, Kanada, interessant für Sie? Würtele: Die Nähe zur nordamerikanischen Industrieregion. Vor allem in dem nahe gelegenen Detroit ist die Automobilindustrie ansässig. Und dieser Industriezweig hat derzeit einen großen Bedarf an maßgeschneiderten Leichtbaulösungen. Damit ist er ein enormer Technologietreiber in Nordamerika. Außerdem haben wir bereits einen wissenschaftlichen Standort an der Universität in Toronto. Dort haben wir am MPML (Microcellular Plastics Manufacturing Laboratory) einen Spritzgießcompounder von KraussMaffei installiert, mit dem das physikalische Schäumen in der Direktverarbeitung untersucht wird. AHEAD: Welche Ziel- oder Kundengruppen hat KraussMaffei in Kanada im Auge? Würtele: Momentan sind sowohl die Automobilindustrie als auch die Luftfahrt die Impulsgeber im Leichtbau. Sie suchen nach geeigneten Technologien für die Klein- ebenso wie für die Großserie. Am FPC stehen passende Anlagen- und Prozesslösungen für beide Aufgabenfelder vor Ort bereit – von RTM über Fließpressen bis hin zur Spritzgießtechnik. Neben dem Verkehrs- und Transportwesen gibt es aber auch weitere interessante Ziel- und Kundengruppen wie den Maschinenbau, die Elektrik- und Elektronikindustrie oder die Consumer- und Sportindustrie. AHEAD: Was hat Sie bewogen, sich im FPC zu engagieren? Würtele: Hier sei erwähnt, dass wir mit dem ICT in Pfinztal schon lange eine sehr enge Zusammenarbeit pflegen und darüber hinaus eine Kooperation im Bereich Reaktionstechnik mit der Firma Dieffenbacher haben, die ebenfalls im FPC stark präsent ist. Im Übrigen sind wir da ganz offen: Wir versprechen uns von einem solchen Vorzeigeprojekt, das auch in die USA ausstrahlt, einen leichteren Zugang zum amerikanischen Markt. Das nicht zuletzt deswegen, weil die Wege potentieller Anwender zu diesem Kompetenzzentrum erheblich kürzer sind als zu unseren Technikumsanlagen in Deutschland. Und wir wissen, dass gerade amerikanische Autozulieferer und andere Kunststoffverarbeiter es vorziehen, ihre Problemlösungen mit neuen Produkten und Verfahren „hands-on“ zu testen. Dafür bietet das FPC das ganze Spektrum der technischen Möglichkeiten – auch unserer Mitstreiter – an einem Ort. Ein unschätzbarer Vorteil. AHEAD: Aus Sicht der Western University soll London dank des FPC zum führenden Zentrum für die Verbundmaterialforschung in Nordamerika werden. Aus der Sicht des nüchternen Ingenieurs: Ist das zu hoch gegriffen? Würtele: Die Voraussetzungen dafür wurden am FPC schon geschaffen und sind sehr günstig. Sowohl die Maschinen- und Anlagentechnik als auch die Zusammenarbeit mit dem ICT und der Western University ermöglichen eine ganzheitliche Betrachtung des Themas Leichtbau. Dabei ist wichtig, dass das FPC eine neutrale, nicht profitorientierte Institution ist, die als Entwicklungszentrum an die University angegliedert ist. So können sowohl die Firmenpartner als auch Verarbeiter das Technikum für eigene Versuche und Entwicklungen nutzen. AHEAD: Wie groß ist nach Ihrer Einschätzung das aktuelle Interesse an Leichtbautechniken im nordamerikanischen Markt? Kommt es nur aus den Vorreiter-Branchen? Würtele: Wir merken ein deutlich gestiegenes Interesse an Sonderverfahren in der Spritzgießtechnik, sowohl im Leichtbau als auch bei hochwertigen Oberflächen. Momentan beschränkt es sich eher auf die Automobilindustrie, die ein klassischer Innovations- und Technologiemotor ist. AHEAD: Wie sieht KraussMaffeis Beitrag zum FPC aus? Würtele: Das ist ein abgerundetes Paket, das es uns erlaubt, zwei der Leichtbautechnologien zu präsentieren, die es bei KraussMaffei gibt. Neben einer Dosiereinheit für die HD-RTM-Technologie gehören dazu eine Spritzgießmaschine MX 1600-12000 mit einem Industrieroboter KraussMaffei Impressum 23 IMPRESSUM Herausgeber: KraussMaffei Technologies GmbH Krauss-Maffei-Straße 2 80997 München Deutschland Telefon + 49 89 88 99-0 Telefax + 49 89 88 99-2206 www.kraussmaffei.com Verantwortlich: Imre Szerdahelyi (V. i. S. d. P.) Chefredaktion: Anja Königshausen Redaktionelle Mitarbeit: Angela Fang, Dr. Sabine Kob, Claudia Stadler, Ursula Steiner, Joachim Weber, Simone Werner Bildnachweise: LANXESS, Rosiński Packaging, Shutterstock, gruppeninternes Bildmaterial Konzept und Gestaltung: Kirchhoff Consult AG, Hamburg www.kirchhoff.de MARTIN WÜRTELE (LINKS IM BILD) Leiter Technologieentwicklung KraussMaffei IR900 von KUKA, eine komplette MuCell-Ausstattung zum Schäumen von Thermoplasten und ein Umluftofen von HK Präzisionstechnik für die Herstellung von endlosfaserverstärkten Bauteilen in FiberFormTechnologie. Die MX1600-12000 ist derzeit unsere größte Maschine für das FiberForm-Verfahren. AHEAD: Können Sie den FiberForm-Ansatz kurz erläutern? Würtele: Beim FiberForm-Verfahren werden Gewebe aus Endlosfasern in thermoplastischer Matrix aufgeheizt, im Spritzgießwerkzeug umgeformt und anschließend hinterspritzt. FiberForm kombiniert also das Thermoformen von Organoblechen mit dem Spritzgießen. Damit können wir die Festigkeit faserverstärkter Kunststoffteile weiter steigern. Da sich FiberForm mit nahezu allen Sonderverfahren (wie zum Beispiel MuCell) kombinieren lässt, ergeben sich unzählige Ansätze, Bauteile zu gestalten und Funktionen zu integrieren. Beispielsweise können zusätzliche Versteifungen wie Rippen die Stabilität weiter erhöhen. Produktbeispiele sind Sitzschalen, Instrumententafelträger, Verdeckkästen, Seitenaufprallschutz-Komponenten oder technische Teile im Motorraum. AHEAD: Faserverbundprozesse stehen in dem Ruf, relativ langsam und damit nicht serientauglich zu sein. Wie sieht das bei FiberForm aus? Würtele: Gerade hier entwickelt die Kombination von Thermoformen und Spritzgießen ihre Stärke. Mit Zykluszeiten von weniger als 60 Sekunden passt FiberForm in nahezu jede Großserienproduktion. Das umso mehr, als das Verfahren einfach zu automatisieren ist. In dem zuverlässig reproduzierbaren, vollautomatischen Herstellungsprozess entstehen Bauteile mit Endkontur, die nacharbeitungsfrei sind. Da sich die Produktion nahtlos in einen Spritzgießbetrieb einfügt, eignet sich das Verfahren hervorragend zur Herstellung leichter Strukturbauteile in der Großserie. Herr Würtele, wir danken für das Gespräch. Druck: omb2 Print GmbH, München Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir bei gemischten Personengruppen meist auf geschlechtsbezogene Doppelbezeichnungen (z. B. „Leserinnen und Leser“). Die männliche Form der Bezeichnung steht als Sammelbegriff. Das Kundenmagazin erscheint zweimal jährlich in Deutsch und Englisch. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. 24 KraussMaffei Gruppe AHEAD Ausgabe 02.2014 KraussMaffei Gruppe KUNSTSTOFFMARKT BRASILIEN PERSPEKTIVEN IM LAND DES SAMBAS UND DES FUSSBALLS Die BRICS-Länder (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) sind als Wachstumsmärkte in aller Munde und für die KraussMaffei Gruppe ebenfalls strategische Zielgebiete. Der Vertriebs- und Serviceniederlassung in Cotia/São Paulo mit 30 Mitarbeitern kommt als Stützpunkt für alle Südamerika-Aktivitäten besondere Bedeutung zu. Ihr Leiter Klaus Jell gewährte AHEAD Einblicke in den Markt. TEXT: DR. SABINE KOB, CLAUDIA STADLER FOTO: SHUTTERSTOCK WICHTIGER ZUKUNFTSMARKT Brasilien ist mehr als Samba und Fußball: Das südamerikanische Land ist für die KraussMaffei Gruppe der wichtigste Markt in Südamerika. 3,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr machen den Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 schon heute zum siebtgrößten Hersteller von Automobilen, bis 2020 soll diese Zahl auf 4,5 Millionen steigen. Der VW Golf ist seit langem das meistverkaufte Fahrzeug und aktuell errichten auch die Premiummarken BMW und Audi Werke, in denen künftig Volumenmodelle wie die Serien 1 und 3 beziehungsweise der A3 entstehen. Für Anwendungen der Spritzgieß- und Reaktionstechnik von KraussMaffei stellt die Automobilbranche den Umsatzschwerpunkt dar, doch unterscheiden sich die Anforderungen oft von Europa. Während hier Hightech-Lösungen wie die Verarbeitung von Carbonfasern vermarktet werden können, ist der Automobilsektor in Brasilien äußerst preisgetrieben. Mit steigendem Lebensstandard werden die Ansprüche zum Beispiel an das Design von Oberflächen aber wachsen und noch komplexere Fertigungsanlagen nötig sein. Der Vorsprung an Fachwissen aus der Zusammenarbeit mit OEMs und Zulieferern ist dann von größtem Nutzen. Wachstumschancen in der Konsum- und Medizinbranche Neben dem Investitionsgut Automobil bietet in Südamerika auch der Konsumbereich viele Chancen; vorrangig sind hier die Getränke-, Verpackungs- und Medizinindustrie zu nennen. Die KraussMaffei Gruppe verfügt über bewährte Reinraumkonzepte der Marken KraussMaffei und Netstal mit hohen Ausbringungsmengen etwa von Blutentnahmeröhrchen und Kanülen für Spritzen. Die künftige Entwicklung wird analog der hohen Nachfrage in China eingestuft, wo am Produktionsstandort Haiyan eigens ein Showroom seine Tore geöffnet hat. Denn weltweit führt ein immer mobilerer Lebensstil, verbunden mit höherer Kaufkraft, dazu, dass Verpackungen für Wasser und sogenannte Carbonated Soft Drinks nachgefragt werden. In Südamerika beläuft sich der Markt für abgefüllte und verpackte Getränke geschätzt auf 160 Milliarden Liter – und Marktforscher prognostizieren bis 2016 ein jähr liches Plus von vier Prozent. Stetige Nachfrage aus der Baubranche Das Tätigkeitsfeld Extrusion profitiert vom kontinuierlichen Bevölkerungswachstum im 200-Millionen-Einwohner-Land Brasilien mit seinem steigenden Bedarf an Infrastruktur im Hoch- und Tiefbau. Gleichzeitig hat die Produktion von PVC-Rohren für Trinkwassertransport oder Entwässerung dort eine lange Tradition und die Marke KraussMaffei Berstorff ist bei allen großen Rohrherstellern etabliert. Natürlich stellt das Land auch Herausforderungen – wie ausgeprägte Bürokratie, ungleiche Bildungschancen oder ausbaufähige Infrastruktur. Dennoch ist Brasilien der wichtigste Markt in Südamerika für die KraussMaffei Gruppe. Klaus Jell betont: „Wir freuen uns, dass sich europäische und amerikanische Kunden hier niederlassen, wodurch das Qualitätsniveau weiter steigt. Wir wollen die Chancen in wachsenden Geschäftsbereichen wie der Medizintechnik nachhaltig nutzen.“ KraussMaffei KraussMaffei Gruppe WACHSTUMSSICHERUNG DURCH INTERNATIONALISIERUNG DREI STARKE MARKEN IN NORD- UND MITTELAMERIKA Die KraussMaffei Gruppe stärkt Vertrieb und Service weltweit. Die Kunden in zahlreichen Regionen und Ländern profitieren von kürzeren Wegen zum richtigen Ansprechpartner und durch ein umfangreicheres Lösungs- und Leistungsportfolio der drei Marken KraussMaffei, KraussMaffei Berstorff und Netstal. In den vergangenen Monaten wurde die Mehrmarkenaktivität aus einer Hand in Nord- und Mittelamerika forciert. TEXT: CLAUDIA STADLER FOTOS: KRAUSSMAFFEI Paul Caprio, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft in den USA/Kanada: EINE POSITIVE BILANZ DER VERANTWORTLICHEN GESCHÄFTSFÜHRER: Emilio Lopez, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft in Mexiko: „Unsere Kunden in Mexiko haben sehr positiv auf die Auswahl aus einem größeren Portfolio von elektrischen und hydraulischen Spritzgiessmaschinen der Marken KraussMaffei und Netstal reagiert. Dabei hat sich bestätigt, dass die Produkte beider Marken einen exzellenten Ruf geniessen. Zudem profitieren Kunden von unserem unverzüglichen Service und einem exzellenten Angebot an Automationslösungen und innovativen Verfahrenstechnologien. Einzigartig ist die Möglichkeit zur Kombination der drei Verarbeitungstechnologien von Spritzgiess-, Extrusions- und Reaktionstechnik unter einem Dach – hiermit bieten wir im Markt einen deutlichen Mehrwert.“ → LESEN SIE MEHR! www.kraussmaffeigroup.mx „Wir haben mit dem markenübergreifenden Ansatz einen 360-Grad-Blick über die gesamte Kunststoff- und Gummiverarbeitung in Nordamerika. Dadurch können wir Lösungen aus unterschiedlichen Segmenten auf einzigartige Weise kombinieren. Das schafft einen Mehrwert für unsere Kunden aus unterschiedlichsten Branchen. Bei unserem diesjährigen Open House in Florence haben wir die gesamte Prozesskette von der Herstellung eines Kunststoffgranulats bis zur Fertigstellung eines Formteils gezeigt. Unsere Kunden waren begeistert von dem Know-how, das in unseren drei Marken steckt; ein Know-how, das nur die KraussMaffei Gruppe in Nordamerika bietet. Die hervorragende Kundenresonanz auf der Veranstaltung sowie unterjährig im Rahmen von Kundengesprächen bestätigt uns in unserem Weg und untermauert unseren Erfolg. Wir werden auch weiterhin aktiv mit unseren Kunden zusammenarbeiten und diesen helfen, dass sie in ihrer Branche an der Spitze bleiben.“ → LESEN SIE MEHR! www.kraussmaffeigroup.us 25 26 KraussMaffei Gruppe AHEAD Ausgabe 02.2014 SIMULIERT, BERECHNET, GETESTET: DIE NEUE BAUREIHE ZE BLUEPOWER EXTRUDER IM OPTIMUM Wenn sich langjährige Erfahrung mit modernen Konstruktionsmethoden oden verbündet, können Maschinen mit erstaunlichen Leistungsmerkmalen en entstehen. Die neue Zweischneckenextruder-Serie ZE BluePower von KraussMaffei Berstorff illustriert das eindrucksvoll. Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit, Handhabbarkeit, Wartungsfreundlichkeit und Betriebssicherheit – die neue Baureihe ZE BluePower hat das Zeug, die Anforderungen der Verarbeiter auf Jahre hinaus zu erfüllen. Denn bei ihrer Entwicklung ist es gelungen, eine erhöhte Drehmomentdichte mit einer gleichzeitigen Volumenvergrößerung zu verbinden. Die Drehmomentdichte zur Durchsatzerhöhung bei drehmomentbegrenzten Verfahren ist um über 30 Prozent gestiegen. Zur Durchsatzerhöhung bei volumenbegrenzten Verfahren haben die Ingenieure von KraussMaffei Berstorff eine Volumenvergrößerung um über 23 Prozent erzielt – jeweils im Vergleich zur Vorgängergeneration gleicher Baugröße. Die Leistungsparameter Da/Di von 1,65 und die Drehmomentdichte von 16 Nm/cm³ wurden in Simulationen, Berechnungen und empirischen Versuchen als Optimum ermittelt. DURCHDACHT Die gewölbte Geometrie der Ovalbuchse verhindert ein Einfallen der Buchse im Zwickelbereich. Die innovative Zweischneckenextruder-Serie enthält noch eine Reihe weiterer Alleinstellungsmerkmale. Dazu zählen eine hydraulische Schneckenvorspannvorrichtung, Ovalbuchsen, verbesserte Seitenfütter- und Entgasungseinheiten sowie ein Energiemanagement-Tool. SCHWEIZER SYSTEMKOMPETENZ FÜR DIE WELT NETSTAL HEISST: BETREUUNG VON A BIS Z Der Weg von der Produktidee eines Kunden bis zur kompletten Fertigungslinie ist oft kürzer als gedacht – wenn der Kunde sich das Know-how und die Erfahrung von Netstal als Generalunternehmer und Systemintegrator zunutze macht. Netstal baut nicht nur Hightech-Spritzgießmaschinen, sondern bietet auch schlüsselfertige Anlagen an, in die alle Systemteile integriert sind. Ihr Umfang reicht von der Materialaufbereitung und -zuführung über den Spritzgießprozess mit anschließender Qualitätsprüfung bis zur Verpackung des Endprodukts und zum Hallenlayout. Dank des engen Zusammenspiels von Netstal mit den Zulieferern von Werkzeugen, Automation oder Logistik sind alle Elemente von vornherein genau aufeinander abgestimmt. Der Kunde verliert keine Zeit, weder mit dem Grob- noch mit dem Feintuning der Anlage. Soweit nötig, geschieht das alles bereits bei Netstal. Vor Auslieferung wird die gesamte Linie in Näfels errichtet, in Betrieb genommen und abgemustert. Danach folgen Funktions-, Qualitäts- und Leistungstests im Realbetrieb und schließlich die Schulung des Kunden auf seiner Anlage. Doch mit der Auslieferung ist die Kooperation nicht beendet. Umfangreiche After-Sales-Services r-Sales-Services in Form weiterer Schulungen und Angebote zur Prozessoptimierung zessoptimierung und Wartung runden das Komplettpaket ab. KraussMaffei www.kraussmaffei.com NEUERÖFFNUNG IN HAIYAN, CHINA PRODUKTIONSWERK STATE-OF-THE-ART TEXT: ANGELA FANG FOTOS: KRAUSSMAFFEI GRUPPE Wenn Sie die bedienen können, … Mit rhythmischen h th i h Trommeln T l und d einem i „DrachenD h und Löwentanz“ feierte die KraussMaffei Gruppe im Rahmen der Chinaplas die offizielle Eröffnung ihres neuen Produktionswerkes in Haiyan. In Zukunft werden Maschinen und Anlagen der drei starken Marken KraussMaffei, KraussMaffei Berstorff und Netstal, in diesem State-of-the-ArtWerk mit hohem europäischem Qualitätsstandard für Kunden in China und Asien hergestellt. Mehr als 700 Gäste folgten der Einladung und erlebten neben einem spektakulären Alps-Festival das offizielle „Ribbon Cutting“, das das Managementteam der KraussMaffei Gruppe gemeinsam mit den chinesischen Lokalpolitikern vollzog. MESSEKALENDER OKTOBER 2014 – MÄRZ 2015 Fakuma, Friedrichshafen, Deutschland 14.10.2014 – 18.10.2014 KraussMaffei Gruppe IPF, Tokio, Japan 28.10.2014 – 01.11.2014 KraussMaffei Expoplast, Montreal, Kanada Composites Engineering Show NEC, Birmingham, UK 19.11.2014 – 20.11.2014 KraussMaffei Gruppe 11.11.2014 – 12.11.2014 KraussMaffei Feipur, São Paulo, Brasilien 11.11.2014 – 13.11.2014 KraussMaffei Plastimagen, Mexiko-Stadt, Mexiko 18.11.2014 – 21.11.2014 KraussMaffei Gruppe Rubber Tech, Shanghai, China 03.12.2014 – 05.12.2014 KraussMaffei Berstorff Arabplast, Dubai, VAE 10.01.2015 – 13.01.2015 KraussMaffei Gruppe Interplastica, Moskau, Russland 27.01.2015 – 30.01.2015 KraussMaffei Gruppe Plast India, Ahmedabad, Indien 05.02.2015 – 10.02.2015 KraussMaffei Gruppe Gulffood, Dubai, VAE 08.02.2015 – 12.02.2014 Netstal Tire Technology Expo, Köln, Deutschland 10.02.2015 – 12.02.2015 KraussMaffei Berstorff JEC Europe, Paris, Frankreich 10.03.2015 – 12.03.2015 KraussMaffei NPE, Orlando, USA 23.03.2015 – 27.03.2015 KraussMaffei Gruppe Engineering Passion www.kraussmaffei.com … dann die erst recht: die MC6-Steuerung von KraussMaffei Intuition trifft Technik Die MC6-Steuerung von KraussMaffei setzt Maßstäbe in Sachen Schnelligkeit und intuitiver Bedienung und macht Ihre Arbeit komfortabler und effizienter als je zuvor: – Alles im Blick dank SplitScreen und ProzessDesigner – Tippen und wischen – wie bei Ihrem Smartphone – Mit nur zwei Klicks zum Ziel – Gesteigerte Energieeffizienz dank Eco-Button – Bedienung der Maschine durch das Roboter-Handheld möglich Engineering Passion