02-03 DOD Effektpedale
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02-03 DOD Effektpedale_02-03 DOD Effektpedale 13.11.15 08:13 Seite 34 DOD Phasor 201 MEISTER Overdrive/Preamp 250 Compressor 280 Bifet Boost 410 Envelope Filter 440 Gonkulator Ringmod Meatbox Subsynth DER VIELFALT Sage und schreibe 120 verschiedene DOD-Effektpedale gibt es, einschließlich aller Vintage-Originale ab 1974, diverser Varianten, den Wiederauflagen seit 2013 unter der Obhut von DigiTech/Harman und brandneuer Bodeneffekte wie Boneshaker und Gunslinger. TEXT Thomas Jeschonnek y FOTOS Dieter Stork Wie andere Hersteller im gleichen Zeitraum, begann auch DOD praxis mit einem Phaser; gefolgt von einem Distortion-Pedal und einem Booster. Später gesellten sich der ungestüme Gonkulator und mit der mächtigen Meatbox auch ein Pedal speziell für Bassisten hinzu. • Phasor 201: Etliche Spötter sagen dem Vintage-Original nach, es sei schaltungstechnisch eine Kopie des 1973er MXR Phase 45. Ähnlichkeiten sind nicht zu überhören, aber exakt wie besagter MXR-Phaser klingt zumindest die aktuelle Version des Phasor 201 nicht, auch wenn beide Ein-Knopf-Pedale über eine zweistufige Filterschaltung verfügen. Am Linksanschlag des Reglers bringt der Phasor 201 einen langsam swooshenden, plastischen und unaufdringlichen Filtereffekt zu Gehör, der nicht nur mit funkigen Rhythmus-Passagen, sondern auch mit verzerrten Soli gut harmoniert. Was ebenfalls angenehm auffällt: weder Lautstärke noch Frequenzumfang verändern sich gegenüber dem Bypass-Klang merklich. Ungefähr ab ReglerMittelstellung beleben mit steigender Geschwindigkeit zusätzliche Tonhöhenverschiebungen das Klangbild. Immer weiter gedreht bis zum Rechtsanschlag, lassen sich mit dem DOD Phasor 201 so gut wie alle Geschwindigkeits- konstruktion Die meisten Konstruktionsdetails der modernisierten Wiederauflagen sind in der Firmengeschichte genannt. Die gegenüber den ursprünglichen Pedalen nach China verlagerte Fertigung hat sich nicht negativ ausgewirkt, die Bodeneffekte sind Road-tauglich, mit hochwertigen Komponenten bestückt und sorgfältig verarbeitet. Die typischen großen Reglerknöpfe verwendet der Hersteller weiterhin, über ein separates Batteriefach mit Deckel verfügt jedoch keiner der Probanden. Vier rutschfeste Gummifüßchen zum Unterkleben liegen jedem Pedal bei. DOD hat sich bei den Wiederauflagen für standardisierte Reglerbezeichnungen, wie „Level“ und „Drive“ entschieden, statt wie früher eher deftige Schlagworte wie „Smear“, „Rump“ oder „Butt“ aufs Gehäuse zu drucken. 34 ABC gitarre & bass 02-03 DOD Effektpedale_02-03 DOD Effektpedale 13.11.15 08:13 Seite 35 DIE DOD-FIRMENGESCHICHTE Die Abkürzung DOD geht auf David Oreste Di Francesco zurück, der das Unternehmen 1973 zusammen mit Geschäftspartner und Musiker John Johnson gründete, der die Firma später an Harman International verkaufte. In den nun schon über 40 Jahren Firmengeschichte brachte DOD in den 70er- und frühen 80er-Jahren die „Made in USA“-Pedale der 200er, 400er und 600er Serien heraus, die heute gesuchte Vintage-Schätzchen sind. Dazu gehören der (damals noch graue) DOD Overdrive/Preamp 250 aus den 70er-Jahren (mit LM741-Chip), sein gelber Bruder aus den frühen 80ern sowie DOD-Bodeneffekte wie Buzz Box, Ice Box, Milk Box, Grunge, Death Metal, Vibro Thang, diverse Digital-Delays und etliche andere mehr. Wie bei den meisten anderen Marken ebenfalls üblich, gab es bei DOD damals weder True Bypass, noch Status-LED, noch Netzgeräteanschluss. Zudem färbte der elektronisch gepufferte Bypass den Klang recht stark, was die anspruchsvoller werdenden Musiker zunehmend störte. Das wohl populärste DOD-Pedal war das Grunge, ein Heavy-Distortion-Effekt. DOD-Entwickler Jason Lamb ließ sich dazu von Bands wie Nirvana und The Melvins inspirieren. Kurt Cobain erhielt übrigens ein DOD Grunge als Geschenk; er hat es dann angeblich bei einem Gig ins Publikum geworfen. Im Jahre 2007 erfuhren die DOD-Pedale Grunge und Death Metal ein Face-Lifting und wurden Teil des DigiTech-Sortiments. Der Markenname DOD hingegen verschwand zunächst von der Bildfläche. Die Wiedergeburt von DOD verdanken wir dem Harman-Mitarbeiter Tom Cram, der 2010 dazu ein Projekt ins Leben rief. Nun mit leichterem, dennoch stabilem Alugehäuse, heller, blauer Status-LED, True Bypass und stirnseitigem Netzteilanschluss, stellte er Prototypen der DOD-Pedale 201 und 250 vor. Im September 2013 war es dann soweit: DOD war wieder da, mit modernisierten Serienmodellen von Phasor 201 und Overdrive/Preamp 250, beide „Made in China“. Ab 2014 folgten dann alle weiteren in diesem Artikel vorgestellten analogen Wiederauflagen, von denen einige gegenüber den Vintage-Originalen mit neuen schalt- bzw. regelbaren Zusatzfunktionen ausgestattet sind. Eine Aufstellung aller ca. 120 DOD-Treter, der DOD-Multieffektpedale usw. findet man unter https://en.wikipedia.org/wiki/DOD_Electronics zy bereiche einer Vibratone-Rotationslautsprecherbox ansprechend imitieren, der Phasing-Effekt bleibt dabei stets moderat. Preis: ca. € 118 • Overdrive/Preamp 250: Als 1974 die erste Version dieses Zerrpedals herauskam, muss sich DOD stark am ein Jahr zuvor erschienenen MXR Distortion + orientiert haben; zu offensichtlich sind Ähnlichkeiten in Schaltungs-Layout und Klang. Aber: DOD war wohl nicht entgangen, dass sich etliche Gitarristen beim MXR-Treter über geringe Boost-Reserven beklagt hatten und reagierte dementsprechend. Am Linksanschlag des Gain-Reglers bietet der beim aktuellen Modell giftig-goldfarbene DOD Overdrive/Preamp 250 einen guten Clean-Ton, minimal fülliger als das Bypass-Signal und damit eine ideale Grundlage zum Boosten von Röhren-Amps. Reserven bietet der VolumeRegler dafür zur Genüge. Einsatzgebiet Nr. 2 dieses Bodeneffekts ist ein ausdruckstarker, bluesiger und dynamisch spielbarer Overdrive-Sound, der in etwa bis zur 11-Uhr-Stellung des Gain-Potis reicht. Noch weiter gedreht ändert sich das Klangbild drastisch. Kräftig-heftige Rock-Distortions dringen ins Ohr, mit ebensolchen, teilweise schon schneidenden Höhen. Diese erweisen sich jedoch als sehr durchsetzungsfreudig und lassen sich bei Bedarf am Verstärker zügeln. Der Distortion-Bereich harmoniert in erster Linie mit Humbuckern. Klanglich überzeugt der neue DOD Overdrive Preamp 250 völlig, er ist zudem wie sein Urahn mit einem OP-Amp vom „amtlichen“ Typ LM741 bestückt. Preis: ca. € 118 • Compressor 280: Etliche KompressorPedale fügen dem Klangbild eine Spur Höhen hinzu. Wer das nicht mag, sollte mal den DOD Compressor 280 anchecken. Der arbeitet klanglich neutral und lässt gitarre & bass ABC sich außerdem auch als Booster einsetzten, bei weit zurückgedrehtem Comp-Regler. Bis etwa zur Mittelstellung arbeitet dieser sehr subtil und greift erst bei starken Impulsen ins Geschehen ein. Es folgt ein weiter Einstellbereich, mit leichter bis mittelstarker Kompression, ideal für Chicken-Pickings und andere cleane Gitarrenarbeit. Und hier entstehen exakt die Sounds, für die der DOD Compressor 280 immer schon bekannt und beliebt war. Wer den Saitenanschlag noch mehr unterdrücken und gleichzeitig das Sustain anheben möchte, dreht den Comp-Regler weiter in Richtung Rechtsanschlag. Auf diese Weise lassen sich auch verzerrte Einzeltöne – vorzugsweise mit Humbuckern – schier endlos verlängern. Preis: ca. € 118 • Bifet Boost 410: Früher war dieses Pedal unter anderem als DOD Studio BiFet Preamp FX10 bekannt, heute verfügt dieser Booster als Novum über einen schaltbaren Bypass (True/Buffered). Herzstück der Schaltung ist ein TL081-Chip, der die Rolle des namengebenden Bi-FET (bipolarer Feldeffekt-Transistor) übernimmt. Dieser Treter ist ein Wolf im Schafspelz, denn er vermag erheblich mehr, als sein 2Regler-Design anfänglich vermuten lässt: mit Tone in der Mitte und Volume ungefähr auf 10 Uhr liefert das DOD-Pedal ein gegenüber dem Bypass unverändertes Signal. Erhöht man die Lautstärke allmählich, bereichern ganz leichte, Röhren-ähnliche Verzerrungen das Klangbild und interagieren sehr gut mit dem nun ebenfalls verzerrenden Verstärker. Um bis zu 20 dB kann der Pegel angehoben werden, das ist reichlich. Der Ton wirkt ungemein musikalisch und angenehm süßlich. Bei weiter aufgedrehtem Tone wird das Bifet Boost 410 allmählich zum Treble-Booster: Höhen werden verstärkt, Bässe abgesenkt. Bei nach links gedrehtem Tone-Poti verhält es sich dann genau umgekehrt: in 10-Uhr-Stellung erhält man beispielsweise einen fetten, knurrigen und gleichzeitig mildsüßlichen Ton. Der elektronisch gepufferte Bypass gibt sich geringfügig brillanter als der True Bypass. Setzt man diesen DOD-Booster am Anfang 35 02-03 DOD Effektpedale_02-03 DOD Effektpedale 13.11.15 08:13 Seite 36 der Signalkette ein, empfiehlt sich der True Bypass. Am Ende, als Aufholverstärker ist die elektronisch gepufferte Variante ideal. Ganz schön vielseitig, das kleine Kästchen! Preis: ca. € 118 • Envelope Filter 440: Die Wiederauflage dieses DOD-Auto-Wah wurde ebenfalls um eine Zusatzfunktion erweitert. Der kleine Kippschalter deutet bereits mit seinen beiden Pfeilen darauf hin: statt wie bei allen bisherigen Versionen dieser „Quak-Box“ ausschließlich nach oben, lässt sich die per Anschlag gesteuerte Filtereffektrichtung nun auch nach unten lenken, das Filter also dynamisch schließen. Einer der Gründe für seine große Beliebtheit war und ist sein richtig fett und guttural klingender Filter- bzw. Wah-Effekt, sofern man die Regler Level und Range passend eingestellt hat. Dünnere, schrillere Filtereffekte hat das DOD 440 ebenfalls im Repertoire. Legt man den Richtungsschalter nach unten, gilt es beide Regler neu zu justieren. Die so entstehenden „Uaah-Aau“- und „Iooo-Oi“-Effekte klingen originell und erinnern ans Mu-Tron III. Preis: ca. € 118 • Gonkulator Ringmod: Eher traditionell eingestellte Musiker werden zum DOD Gonkulator zumindest anfänglich wohl eher Distanz wahren, sollten aber trotzdem weiterlesen. Denn die Wiederauflage enthält als Sahnehäubchen einen auch separat nutzbaren HeavyDistortion-Effekt à la DOD Grunge. Doch zunächst zum Ringmodulator, bei dem die gespielten Noten mit der Frequenz eines synthetisch im Gerät erzeugten Tons multipliziert werden. Bei allen früheren Versionen von „The Gonk“ war dessen Trägerfrequenz fest eingestellt, sie ließ sich jedoch umständlich über ein Trimm-Poti auf der Platine justieren. Doch beim neuen Gonkulator wurde dieser Regler endlich nach außen verlegt und bereichert unter der Bezeichnung „Freq“ (bzw. „Null“ bei unserem Vorserien-Testpedal) die Möglichkeiten des ungestümen „Gonks“. Wie erwartet klingt der Ringmodulator für sich allein in so gut wie allen Einstellungen total disharmonisch, nach Roboter-Stimme oder kaputten Glocken. Es sei denn, man stellt die Trägerfrequenz, die man immer leicht durchhört, exakt auf den Ton bzw. Akkord ein, den man momentan spielt. Der Distortion-Bereich dürfte die Traditionalisten wieder anlocken, auch die parallele Kombination mit dem Ringmodulator. Bei Gain am Linksanschlag generiert die Schaltung einen richtig dreckigen und eigenwilligen Overdrive-Effekt; damit allein lässt sich schon gut arbeiten. Beim Weiterdrehen folgt dann ein knalliger, fein abgestimmter Distortion-Effekt, der auch knochenhart und sehr heftig zur Sache gehen kann, in den Höhen jedoch nie schneidend wird. Kombiniert man geschickt beide Effekte, lässt sich beispielsweise ein (leicht) defekter Verstärker simulieren. Klingt abenteuerlich, kaputt und einzigartig; dieser Klangexperimentierkasten macht echt Laune und ist erheblich vielseitiger als frühere Versionen. Ringmodulator und Verzerrer verfügen übrigens über eigene Level-Potis, außerdem gibt’s einen Gesamtlautstärkeregler. Preis: ca. € 223 • Meatbox Subsynth: Ein höchst ungewöhnliches, blutrotes Pedal, auf dem bereits eine virtuelle Fliege sitzt. Früher lagen der Meatbox übrigens Fliegen-Abziehbilder bei. Gedacht ist dieser Subsynth für Bassisten, welche die Erde oder zumindest den Saal beben lassen wollen. Für 7-, 8-saitige oder sehr tief gestimmte E-Gitarren eignet sich die Meatbox ebenfalls, auch wurden schon Drum-Computer mit dem Subsynth-Original aus den 90er Jahren aufgepeppt. Voraussetzung: man sollte ausschließlich einen Bass-Verstärker und reichlich dimensionierte Bassboxen mit 15“- oder 18“Lautspechern verwenden. Kleineren Speakern droht ohne Übertreibung die Zerstörung, davor warnt der Hersteller auch ausdrücklich in seiner Bedienungsanleitung, die allerdings leider nur online verfügbar ist. Die DOD-Meatbox stellt eine eigenständige Mixtur aus monofonem, analogem Down-Octaver und Sub-Bass-Generator dar. So entsteht mal ein mächtiger, summender Synthesizer-Ton, mal spürt man mehr, als man hört. Alles vibriert dann, die Lautsprechermembranen flattern bedrohlich. „Octave“ mischt Original und tiefergelegte Signale, „Output“ regelt die Gesamtlautstärke, „Sub“ den Anteil des subharmonischen Effekts und vor „Low“ muss man sich zum Schutze seiner Lautsprecher am meisten in Acht nehmen. Denn dieser Bass-Regler ist im Verbund mit „Sub“ übermächtig; was der an Tiefbassschub raushauen kann, ist schon grenzwertig. Das Tracking der Oktaver-Schaltung funktioniert einwandfrei, sofern man kräftig und sauber spielt. Die Meatbox lässt sich jedoch auch subtiler einstellen, ja sogar als Bass-Cut. Ein wenig zusätzlicher Tiefbass steht beispielsweise einem knorrig-dürren Steg-Tonabnehmer gut. Das Ausgangssignal der Meatbox lässt sich auch auf zwei Verstärker verteilen: die Stereo-Klinkenbuchse führt an der Spitze das „Octave + Sub“-Signal und am Ring das originale Dry-Signal. Preis: ca. € 223 ÜBERSICHT Fabrikat: DOD Modelle: Phasor 201, Overdrive/Preamp 250, Compressor 280, Bifet Boost 410, Envelope Filter 440, Gonkulator Ringmod, Meatbox Subsynth Gerätetyp: Effektpedale für E-Gitarre, Bass und Keyboards Herkunftsland: China Arbeitsweise: analog Bypass: True Bypass Vertrieb: W-Music Distribution, 08258 Markneukirchen, shop.warwick.de 36 resümee DOD hat beim geglückten Revival die zu Recht beliebten Pedale um sinnvolle, aktuelle Features bereichert, einige sogar um Zusatzfunktionen, welche diese legendären Bodeneffekte weiter aufwerten. Die Preise gehen absolut in Ordnung, wobei die beiden Exoten Gonkulator und Meatbox nicht gerade Schnäppchen, sondern eher Boutique-Pedale darstellen. Bleibt zu hoffen, dass die wiederauferstandene Marke DOD weitere Klassiker auflegen wird. zy ABC gitarre & bass