i. literatur - JA Stargardt Autographenhandlung Berlin

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i. literatur - JA Stargardt Autographenhandlung Berlin
I. LITERATUR
I. LITERATUR
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ALTENBERG, Peter, Pseudonym für Richard Engländer, 1859– 1919. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Kopf. 2 S. quer-4o. Kleiner Randschaden (Brandspur).
(400.—)
„ D e r F r o s c h “ . Satzvorlage seiner Fabel, die in dem von Clara Körber herausgegebenen Band „Österreichs Geist und Schwert. Ein Gedenkbuch aus ernster Zeit“ (Leipzig, Dürr 1915) erschien.
„Der Frosch war ein ganz netter gewöhnlicher aber herziger graugrüner Frosch, er interessirte sich für
Mücken und anderes Kleingetier. Indem er sie nützlich wegfraß. Plötzlich hörte er von seiner Wiese aus
Kanonendonner, wurde aufgescheucht aus seinen Klein-Träumereien, und hielt sich für verpflichtet, auch
mitzutun!
Die Reell-Gesinnten sagten: ‘Er soll doch die Mücken verschlucken, die stechen, und so eine reelle, seinen Fähigkeiten angemessene Arbeit verrichten! Aber er wollte idealiter ‘mittun’.
Da sagte ihm einst der Oberkommandant: ‘Sie, Frosch, können Sie vielleicht die lästigen Mücken vertilgen?!
‘Zu Dienen, Herr Major, für’s Vaterland Alles!’
Da wurde er wieder brauchbarer Frosch!“
2*
ANDERSEN, Hans Christian, 1805– 1875. E. Gedicht m. U. „H.C. Andersen“. 1 S. quergr.-8o. Mit geprägten Initialen und Schmuckrähmchen.
(800.—)
„O Thüringer Wald, deines Namens Klang
Hat welterschütternd Gebrause:
Wo Luther gesprochen, wo Göthe sang,
Da ist das Hohe zu Hause.
Gott segne den Stamm, d’raus Gutes sproß,
Mag Segen und Glück ihn bethauen!
Im Thüringer Walde, da liegt ein Schloß,
darinnen die Herzen bauen.“
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I. LITERATUR
Nr. 5 Pietro Aretino
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I. LITERATUR
(Andersen)
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— Gestochene Visitenkarte mit e. Zusatz u.U. O.O.u.D. Kleines Visitformat. Linke Ecke
mit Oxydationsschaden. Unter seinem gestochenen Namenszug fügt er hinzu: „H.C. Andersen
aus Copenhagen!“
(250.—)
4*
ANNUNZIO, Gabriele d’, 1863 – 1938. E. Br. m. U. „Gabriele“. O. O. u. D. 1 S. gr.-4o. Auf
Bütten. Leicht staubfleckig.
(300.—)
An eine Freundin, von der er eine schlechte Nachricht erhalten hatte.
„Mia cara Magda, / che penosa notizia mi date!
Verrò a cercare di voi, al Grand Hôtel, verso le due …
‘E si vivrà
si vivrà tuttavia,
e il tempo passerà
passerà sempre!’ …“
„mie miserie“
5
ARETINO, Pietro, 1492 – 1556. E. Br. m. U. Venedig 30.VII.1548. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig, kleine Randläsuren.
(1.600.—)
An seinen Freund, den Staatstheoretiker Gianfrancesco L o t t i n i (1512 – 1572) in Florenz, Sekretär des
Herzogs Cosimo I. („A presso il Mag[nissi]mo Duca Cosimo“), dem er eine Zuwendung des „gran Cosimo“ verdanke.
„Dopo il darmi beneditioni, in cambio le gratie, chio debbo nel fatto de la mercede usatami dal signor
nostro tutto misericordia, et mansuetudine dicovi, che non altrimenti ha possuto conosare il DUCA l’honestà mia ...“ – Erwähnt ferner „il signore Ascanio“ im Zusammenhang mit einer „pensione dei ducento
scudi per anno, offertimi spontaneamente“ und den „imbasciador Pandolfini“, der ihm „le lettere di sua
Signoria Illustrissima“ überbracht habe – „havevo mandato a impegnare alcune mie miserie, per riparare a le necessita in cui peno ...“
1542 hatte Aretino Herzog Cosimo I. seine Komödie „La Talanta“ gewidmet und ihm 1545 sein von Tizian
geschaffenes Portrait geschenkt.
Nachdem sein vormaliger Gönner Federico II. Gonzaga, Herzog von Mantua, ein Attentat auf ihn geplant
hatte, war Aretino 1527 nach Venedig geflohen. – Von Lottini heißt es, er habe am 26. Februar des Jahres in Venedig Lorenzino de’ Medici in Cosimos Auftrag ermorden lassen; Lorenzino hatte seinerseits 1537
Cosimos Vorgänger Herzog Alessandro de’ Medici ermordet.
Sehr selten.
Siehe die Abbildung auf Seite 9.
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I. LITERATUR
„... wenn er auch Deutschland zuweilen vergeßen zu haben scheint“
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ARNDT, Ernst Moritz, 1769 – 1860. 9 e. Br. m. U. Bonn 10.VIII.1837 bis 1.I.1859.
Zusammen 22 S. gr.-4o bis kl.-4o. Ein Brief mit Adresse (Ränder stark defekt). Leicht gebräunt.
Rand- und Faltenrisse, Montagereste.
(2.000.—)
Altersbriefe an die Dichterin Henriette Braus, die ihm regelmäßig zu seinem Geburtstag am 26. Dezember gratulierte.
10.VIII.1837. Henriette Braus hatte um Beurteilung eines ihrer Werke gebeten. „Obgleich jetzt die prosaischesten Monate des Jahres herrschen, wo poetische Stimmungen und Ank[länge] fehlen müssen, und
also auch wohl wenig Empfänglichkeit da ist, sich in fremde Stimmungen und Gefühle zu versetzen, so
würde es doch fast mehr als hart scheinen Ihren Wunsch, liebes Fräulein, zurückzuweisen.
Schicken Sie also immer. Vielleicht kann ich Ihnen bei dem bewußten Werke doch noch einig[e] Winke
geben, auf jeden Fall würden ja meine etwanigen Bemerkungen, wenn Sie dieselben auch nicht zu benutzen wüßten, ihm nicht schaden ...“
4.I.1842. Mit Dank für die Übersendung ihrer Gedichte, „welchen Sie meinen Namen vorgesetzt haben…
Wie Ernst und Innigkeit des Gefühls sich in Ihren Versen ausspricht, so haben Sie in mir nicht den großen Dichter, der ich nicht bin, sondern den redlichen treuen Menschen, der zu seyn ich gestrebt habe,
ehren wollen ...“
10.I.1850. „... Ich bin wirklich 80 Jahre alt geworden und fühle es doch oft schon in Mark und Knochen,
daß ich es bin. Manche wundersamen Rüffel des Lebens, auch schlimme Rüffel, habe ich durchgelebt und
auch durchgekämpft und Gott hat mich bis hieher gnädig hindurchgeführt. Lange aber wäre ich nicht
mehr unter den Lebendigen, wenn nicht Liebe und Treue, gute Menschen mich mitgetragen und aufgerichtet hätten, wenn Muth und Geist ja zuweilen versinken wollten ...“
10.I.1853. „... Mein Leben sinkt hinab wie alles sterbliche Leben zumal auf solchem Altersabsturz, als worauf ich stehe. Ich befinde mich doch bei diesen abschüßigen Jahren noch so leidlich, und bin der meisten
äußren Sinne noch ziemlich mächtig. Auf den inneren Sinn wird freilich in unsern Tagen viel geschlagen
mit Trug, Feigheit und Gewalt von unten und oben, indeßen wir müßen dem vertrauen, der uns auf diesen kleinen wunderlichen Planeten gesetzt hat, daß er nach einer ewigen Nothwendigkeit nicht anders
kann als die Dinge dieser Welt selbst durch alle Irren und Wirren unsers Geschlechts auf eine räthselhafte
Weise zu seinem Ziel führen zu laßen ...“
31.XII.1854. „... Gott hat mich ja 85 Jahre in leidlicher Gesundheit und Rüstigkeit vollenden laßen und
läßt mich ohne Krücke und Brille noch unter den Menschenkindern mitpilgern …
Das preußische und deutsche Vaterland. Wir wollen beten, daß Gott gnädig walte. Bei den allgemeinen
europäischen und deutschen Wirren ohne irgend einen großen Willen können wir bei den blitzenden Wolken, die über unsern Köpfen hängen, nur zu Ihm allein in Hoffnung aufblicken ...“
5.I.1858. „... Mir und meiner Hausfrau“ (seine zweite Ehefrau, Nanna A. geb. Schleiermacher) „geht es
fast beßer, als wir nach unserm hohen Alter billig hoffen könnten. Gott steht ja immer den Schwachen bei
und verläßt nach dem alten frommen Sprichwort keinen Deutschen, wenn er auch Deutschland zuweilen vergeßen zu haben scheint. Für dieses unser Vaterland und für unsern armen König“ (Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der 1857 mehrere Schlaganfälle erlitten hatte) „haben wir Ursache sehr zu beten.
Er ist ja gefährlich krank, und wenn der Kopf krank ist, wie sollten wir (der Leib) gesund sein ...“
1.I.1859. Nach seinem 90. Geburtstag. „Ich bin müde sehr müde, liebes Kind, von vielem Lärm und
Getümmel der Festtage; auch das Alter macht müd! Also nur ein kürzestes Wort des Dankes für all Ihre
lieben Wünsche.
Gebe Gott Ihnen und dem Vaterlande ein schönes und glückliches Jahr 1859! Wir haben durch Gott ja
etwas beßere Aussichten. / Ich und meine gute Frau sind beide sehr alt, doch läßt der liebe Gott uns unser
Alter leidlich tragen ...“
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I. LITERATUR
„Dieser traurige Mißgriff“
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ARNIM, Bettina von, geb. Brentano, 1785 – 1859. E. Br. m. U. „Bettine“. (Berlin) „am Montag ich glaub 20ten Juli“ (1845). 31⁄4 S. gr.-4o. Kleine Faltenrisse, leicht gebräunt.
(3.000.—)
Eindringlicher Brief an General Rühle von Lilienstern, den sie bittet, sich bei König Friedrich Wilhelm
IV. in ihrem Auftrag für den inhaftierten schlesischen Fabrikanten Friedrich Wilhelm Schlöffel zu verwenden. – Anfang des Jahres war Schlöffel der Anzettelung eines Aufstandes verdächtigt und inhaftiert
worden. Erst acht Wochen später wurde eine offizielle Untersuchung wegen Hochverrats am Berliner
Kammergericht eingeleitet.
„... Das Paket was ich Ihnen für den König anvertraute enthält mehre Belege zur Rechtfertigung des
gefangnen Schlöffel. Ich muß mich Ihnen näher darüber mittheilen. Dieser traurige Mißgriff, Folges eines
falschen Spionierwesens, wird wie natürlich abermals dem König zur Last gelegt. Alles, was man inconsequentes thut oder veranlaßt, versteht man durch einfache Manoeuvre auf ihn zu schieben. Achselzucken
und Räuspern bringen Gerüchte in Umlauf, die nie öffentlich widersprochen werden. So gings mit Itzstein; gleich nach dem leidigen Vorfall, räusperte die Allgemeine Leipziger Zeitung heraus, es existire eine
geheime Kabinetsordre die ein solches Verfahren befuge, ja befehle; dazu zuckten die ‘Hochgestellten’ die
Achseln, aber kein Befehl erging was diesem falschen Gerücht widersprochen hat. Die Illiberalen sind
abgegangen mit liberalem Achselzucken, und halten sich in der öffentlichen Meinung gerechtfertigt. – Und
eben als ich nach Haus fahre begegnet mir beim Eingang in meine Wohnung ein liberaler Fremdling; er
legt mir in grünem Saffianband seine Gedichte zu Füßen; er spricht mir von nahen Zeitläuften; von Tagsbegebenheiten, und wie Schlöffels Geschichte allgemein aufs bitterste besprochen wird, und daß man im
Begriff stehe, eine Brochure darüber drucken zu lassen, um dem Volke ans Herz zu legen, es sei in diesem Manne beleidigt. – Dies ist aber nicht nach meinem Sinn. Die Geschichte Schlöffels ist eine allgemein
wichtige für Deutschland, das um so mehr an die unkluge Willkühr glaubt mit der man hier verfuhr, als
man weniger darüber zu sprechen wagt. Und das ist aber das Schlimme, je weniger man darüber spricht,
je mehr ist die allgemeine Stimme daß der König Theil daran habe.
Nun hab ich folgenden Plan: Ein Heft was schon fertig von mir gedruckt daliegt, wohl schon über ein Jahr
lang die Censur bogenweis passirt hat und das Armenwesen bespricht; was ich aber nicht fortsetze um der
Thorheit die mich verfolgte, keine Gelegenheit zu bösen Streichen zu geben; dies will ich jetzt als erstes Heft
meines Armenbuchs gleich heraus geben, das was ich über Schlöffel an den König geschrieben habe und was
aus der Quelle der reinsten Wahrhaftigkeit kommt will ich hinzudrucken lassen mit samt der Antwort des
Königs der hoffentlich auf den einfachen Vorschlag eingeht, auf die in meinem Schreiben angegebenen Gründe hin, die Garantie für den Schlöffel selbst zu übernehmen, und sofort seine Freilassung zu befehlen …
Wie glücklich wär dies nun, wenn ich jeder andern Publication über Schlöffel zuvorkäme mit meinem
Büchelchen wenn die einfache Großmuth des Königs an [den] Tag käme; und dies käme an den Rhein
noch während er dort ist“ (am 12. August wurde in Bonn das Beethoven-Denkmal im Beisein König Friedrich Wilhelms IV. enthüllt), „und es verbreitete sich dort wie ein Lauffeuer; es würde gewiß ihm ein paar
ungetrübte Tage machen ...“
Die Untersuchung verlief ohne Ergebnis, so daß Schlöffel am 24. Juli des Jahres aus der Haft entlassen
wurde; Ende des Jahres wurde er endgültig freigesprochen.
8*
BACHMANN, Ingeborg, 1926 – 1973. E. Schriftstück m. U. O. O. u. D. 2⁄3 S. folio. Minimaler Faltenriß.
(200.—)
Entwurf eines Telegramms an ihren Freund, den Komponisten Hans Werner H e n z e in Castel Gandolfo.
„Carissimo ti auguro tutto il bene per il nuovo anno ti penso e il regalino segue perché sto ferma e annualata a Monaco. Sempre / Ingeborg“.
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Nr. 7 Bettina von Arnim
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9*
BALZAC, Honoré de, 1799 – 1850. E. Billett m.U. „de Bc“. (Paris) 31.VIII. (1848). 3⁄4 S.
kl.-8o.
(1.200.—)
An Paul Guerville vom „Théâtre Historique“.
„Je prie Monsieur Guerville de faire placer dans la loge qu’il m’a promise ce matin les personnes qui se
présenteront avec ce billet.“
10
BANG, Herman, 1857– 1912. E. Albumblatt m.U. Prag, April 1908. 1 S. 4o. Bütten
(schwach fleckig).
(300.—)
„Josef Kainz und Alexander Girardi sind in der Bühnenkunst die Verkörperung Oesterreichs. Und am
tiefsten berührt bei beiden die Noblesse des Gefühls ...“
„mit den Fixierungen einiger eingreifender Überlegungen zur Kunsttheorie beschäftigt“
11* BENJAMIN, Walter, 1892 – 1940. 7 e. Br. m. U. San Antonio (Ibiza), Paris und Skovsbo(30.000.—)
strand 1.V.1933 bis 20.VII.1938. 22 S. gr.-8o und kl.-4o. Mit den Umschlägen.
D i e B r i e f e a n K i t t y M a r x - S t e i n s c h n e i d e r (1905 – 2002) in Palästina. – Auf Drängen Gershom
Scholems hatte die junge Philologin Benjamin kurz vor dessen Emigration im März 1933 in Berlin aufgesucht, und rasch wurde sie zu einer Mittlerin zwischen den Freunden, die sich im Philosophischen einander entfremdeten. In den außerordentlich gehaltvollen, oft poetischen Briefen schildert Benjamin, wie
seine Arbeiten unter den miserablen Bedingungen des Exils entstehen – insbesondere der „Kunstwerk-Aufsatz“, zu dessen Abfassung ein Gespräch mit Karl Steinschneider, dem Ehemann der Adressatin, den letzten Impuls gegeben habe; auch auf diese, ihm selbst so überaus wichtige Arbeit reagiere Scholem nur mit
beredtem Schweigen.
San Antonio 1.V.1933. „... da Sie Bedingungen gestellt haben – ehe Sie geneigt wären, mir zu schreiben
– und da jedwede Diskussion derselben auf ihre Erfüllung hinausläuft, indem ja jene nur brieflich geschehen kann, mögen Sie in den ersten Zeilen dieses Schreibens das Zeugnis meiner Unterwerfung sehen. Je
weiter aber Ihre Blicke dringen, mag Unmut Ihre Stirn umwölken, wenn Sie bemerken, wo auch meine
Großmut Grenzen hat. Zunächst einmal am unteren Rande dieses Blatts. Weiterhin gegen mein untadliges Gedächtnis, in dem ein Obelisk mit alten Hieroglyphen Ihres Schreib-Versprechens, jedoch auf keinerlei Bedingungs-Postament gegründet, steht. Zum Dritten in dem Argwohn, hinter Ihrem Verhalten
könnte sich die harte Faust von G.S. verbergen, welcher es begrüßt, bei den Gewaltakten, mit denen er
seine Brief-Tribute bei mir eintreibt, eine Bundesgenossin erworben zu haben.
Indem ich hoffe, mit den vorstehenden Ausführungen Ihre Genugtuung über mein Schreiben auf ein Minimum herabgesetzt zu haben, darf ich wohl um so mehr Beachtung für das schöne Briefpapier erbitten,
das ich seit Jahren, bei Gelegenheit aus Paris beziehe, ohne damit noch jemals Anerkennung bei G.S.
gefunden zu haben ...
Vollständige Angaben über Ihre Ankunft und Unterkunft im heiligen Lande – Eindruck von den Juden im
allgemeinen und von G.S. im besonderen – Versprechen, mir recht bald die ‚Mutter’ zurückzusenden“
(Brechts Stück; Benjamin hatte es Kitty Marx bei ihrer Begegnung in Berlin vor seiner Emigration im März
des Jahres geliehen) „– Mitteilung über deren Aufnahme bei Ihnen – ebenso anmutige wie aufrichtige Schilderung Ihres Tagewerks – Wetterbericht.
Letzteres zum Trost, da hier eisige Kälte herrscht ... Im übrigen wünsche ich Ihnen doch glücklichere
Lebens- und zumal Arbeitsbedingungen, als sie hier, in einem lauten und von Windstößen erschütterten
Hause vorliegen. Ich habe an größere Sachen noch nicht herangehen können, plane aber im stillen einen
Graciankommentar, zu dem ich einige Ausgaben da und Schriften über Gracian hier versammelt habe.
Dieser war ein Jesuit, auf den Ihnen, auf Verlangen, G.S. bei einer Tasse Tee eine kleine Rede halten wird.
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I. LITERATUR
Aus Nr. 11 Walter Benjamin
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(Walter Benjamin)
Halten Sie sich vorerst an diese, denn was aus dem Kommentar wird, ist noch ungewiß. Zur Zeit bin ich
mit einer recht kuriosen Schreiberei über den Roman beschäftigt, die vielleicht noch gedruckt – vermutlich eines der letzten Schiffchen – in den Hafen des scholemschen Archivs einlaufen wird.“ (Gemeint ist
seine Bennett-Rezension „Am Kamin“.) „Ich lese jetzt den zweiten Band von Trotzki; das ist außer Spazierengehen meine einzige Unterhaltung. Denn ein vernünftiges Wort kann man hier selten vernehmen
und anbringen noch viel weniger. Schachpartien sind seltene Höhepunkte der Geselligkeit ...“
22.VIII.1933. Glückwünsche zur Hochzeit mit Karl Steinschneider. „... die Hitze, die Ihnen eine so gute
Freundin ist, und mit der übrigens auch ich immer auf bestem Fuße zu stehen glaubte, hat es diesmal weniger gut mit mir gemeint und mir mit Fieber, Wunden und Erschöpfung während längerer Zeit so zugesetzt,
daß ich am Ende nicht mehr fähig blieb, die Herrschaft über die ärmlichen Siebensachen, über die ich hier
verfüge, aufrecht zu erhalten, geschweige denn, deren Umkreis zu erweitern. So ist es erst gekommen,
daß ich meinen Füllfederhalter eingebüßt habe und dann ist auch noch der Versuch gescheitert, durch
Neubeschaffung meines gewohnten Briefpapiers die Unbequemlichkeiten, welche ich einem neuen, billigen und unbrauchbaren Schreibwerkzeug verdanke, zu vermindern. Das Endergebnis dieser Fehlschläge haben Sie in diesen Zeilen vor sich.
Ich wünschte sehr, daß Sie sie bei Gelegenheit auch Scholem mitteilten, damit er nicht nur ermessen kann,
wie schwierigen Umständen die Nachrichten, welche er etwa in letzter Zeit von mir erhalten hat, abgerungen sind, sondern auch mit einiger Gelassenheit das Eintreffen der kommenden abwarte ... Ihm gegenüber liegt mir ganz besonders schwer die Verpflichtung auf dem Sinn, M a r g i n a l i e n z u e i n e r
S p r a c h t h e o r i e ihm zugänglich zu machen, deren Verlautbarung mir umso schwerer wird, als die Einlösung meiner Zusage drängender. Zu alledem kommen dringliche, aber lästige Verpflichtungen, wie die,
von diesem entlegenen und an Büchern armen Küstenstreifen dem erwachten Deutschland bei der Feier
des zweihundertjährigen Geburtstags Wielands beizuspringen.
Vor allem will ich Ihnen nun aber für die freundliche Rücksendung der Brecht- und Musilbände danken.
Eigentlich hätte ich es mir gewünscht, daß Sie mir über beide ein Wort geschrieben hätten. Die Enttäuschung verschmerze ich nun freilich leicht, soweit sie den zweiten Posten betrifft. Nich ganz so hinsichtlich des ersten; vielleicht auch darum, weil ich – nach einer Andeutung von Scholem, deren ich mich zu entsinnen glaube – bemerkt hatte, daß auch er an die Lektüre der ‚Mutter’ herangegangen ist. In diesem Falle
also würde Ihr Schweigen ein Echo haben, das selbst über eine ozeanische Entfernung vernehmbar würde.
Es wäre mir viel wert, wenn Sie mir Aufschluß über solch unsichere Vermutungen geben könnten ...“
Erwähnt ferner das gemeinsam mit Wilhelm Speyer verfaßte „Kriminalstück“ („Ein Mantel, ein Hut, ein
Handschuh“), das „nach Amerika verkauft“ sei – „ob freilich die Dollars von dort den Weg hierher finden werden, ist besonderer Umstände halber noch sehr viel fraglicher als ob mein Ruhm den Strapazen
einer weiten Reise gewachsen ist. Seine nächsten Stationen liegen noch im europäischen Bereich: man
übersetzt jetzt Stücke der ‚ B e r l i n e r K i n d h e i t um neunzehnhundert’ ins Italienische und ins Französische. Im übrigen arbeite ich, mit Unterbrechungen, an diesem ... Buch immer fort ...“
Im Folgenden über seine geplante Reise nach Paris, wo sich „auch das Schicksal meiner Bibliothek entscheiden“ werde. – „Es wird die Frage sein, ob ich sie herausbekomme, und ob ich, wenn dieses der Fall
ist, die Transportkosten aufbringen kann. Solange ich darüber keine positive Gewißheit habe, kann ich
nur bedauern, Ihnen nicht außer dem zweiten Band von Musil und der ‚Mutter’ auch den Rest meiner
Bestände mitgegeben zu haben ...“ – Den beklagten Verlust seines Füllfederhalters, eines geliebten Erbstücks, verarbeitet Benjamin literarisch in „Die glückliche Hand“.
Paris 20.X.1933. Auf die Nachricht, daß Scholem die Lektüre der „Mutter“ abgebrochen habe. „... Natürlich werde ich nicht verschweigen ... daß m e i n E i n v e r s t ä n d n i s m i t d e r P r o d u k t i o n v o n
B r e c h t einen der wichtigsten, und bewehrtesten, Punkte meiner ganzen Position darstellt. Ich habe ihn
literarisch, wenn auch niemals umfassend so doch öfter annähernd umschreiben können. Und weiter
möchte ich annehmen, daß diese unvollkommenen Umschreibungen in Palästina noch eher geneigte Augen
finden könnten als die erheblicheren ‚Versuche’, auf welche sie sich beziehen ... Ich nehme leider nicht
an, daß sie mehr über Sie vermögen werden als über Gerhard, welchen sie nur zu einem sehr bedeutungsvollen Schweigen und, wenn ich mich nicht irre, nicht einmal zu dem Erwerb der Schriften bewegen konnten, über die unsere Auseinandersetzung wohl nur vertagt ist, freilich, unbedingt, mit meinem
Willen, auch vertagt sein soll ...“
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I. LITERATUR
Im Folgenden über seine „äußerst klägliche Ankunft“ in Paris. „... Ich kam mit einer schweren Malaria
an. Das Fieber ist inzwischen überwunden und die Ermattung, welche sie zurückließ, läßt mir genau die
Kraft, der trostlosen Lage inne zu werden ... Was von Juden und für Juden hier geschieht, kann man vielleicht am besten als fahrlässige Wohltätigkeit bezeichnen. Es verbindet mit der Perspektive auf Almosen
– die selten eingelöst werden – das Höchstmaß an Demütigungen und es bleibt für ehemalige Angehörige
der Bürgerklasse ewig denkwürdig, deren mit Juden besetzten Außenforts zu studieren. Das ist denn auch
die zur Zeit handgreiflichste Beschäftigung Ihres ergebenen Dieners, der im übrigen – trotz vielversprechender Korrespondenz mit der jüdischen Hochfinanz – weder einen Pfennig, noch eine Matratze, noch
einen Scheit Holz von dieser bis dato bezogen hat.
Deutsche zu sehen vermeide ich. Lieber spreche ich mit Franzosen, die zwar kaum etwas tun können oder
mögen aber die große Annehmlichkeit haben, einem nicht ihre Schicksale zu erzählen. ...“ – Auf einem
Briefbogen des Hotels „Régina de Passy“ geschrieben.
24.X.1935. „... An den allgemeinen Aspekten der Lage hat sich für mich in der letzten Zeit nichts geändert. Ich bin in den letzten Wochen mit den Fixierungen einiger eingreifender Überlegungen zur Kunsttheorie beschäftigt, deren Ausgangspunkt jenes vormittägliche Gespräch mit Ihrem Mann in der Bar
gewesen ist. Es ist als ob diese Überlegungen, die sich immer in den Furchen des abnehmenden Tages verborgen gehalten hatten, mir erst greifbar geworden wären, als sie einmal ins Mittagslicht hinausgelockt
worden sind. Bitte sagen Sie Ihrem Mann in dieser Erinnerung die schönsten Grüße ...“ – Gemeint ist sein
Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, der Anfang des nächsten
Jahres in französischer Übersetzung erschien (s. Nr. 15 dieses Katalogs).
4.I.1936. Zunächst länger über sein Verhältnis zu Gerhard Scholem, dann über den „Kunstwerk-Aufsatz“.
„... Diese Arbeit, von der ich mir eine Verbesserung der hiesigen Position erwarten kann, wird vermutlich in mehreren Sprachen, zuerst aber französisch erscheinen. Sie heißt ‚Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit’. Sollten Sie französisch nicht fließend lesen, so werde ich versuchen,
Ihnen den deutschen Text wenigstens leihweise zur Verfügung zu stellen.
Mein Archiv ... muß – wie auch immer sich meine Beziehungen zu Scholem gestalten mögen, bei ihm aufbewahrt bleiben. Es hat, seit mein Leben in der Emigration das unstäteste geworden ist als – neben meinem eigenen, zur Zeit nicht einmal restlos zentralisierten Archiv – einzige nahezu alles umfassende Sammlung meiner überall hin verstreuten Schriften eine verdoppelte Bedeutung bekommen ...
Mit verschiedenen Verhältnissen, die aus der Aufnahme der erwähnten kunsttheoretischen Arbeit hervorgehen zu sollen scheint, hängt es zusammen, daß ich im Augenblick in Frankreich bleiben muß. So
kann ich Ihre Einladung für einen gegenwärtig bestimmbaren Zeitpunkt nicht annehmen ...“
Am Schluß über Hugo B e r g m a n s Rektoratsrede zur Eröffnung des Studienjahres an der Jerusalemer
Universität, die er „mit einigem Schauder gelesen habe. Die Zitierung Fichtes, in dem der revolutionäre
Geist des deutschen Bürgertums sich zu der Puppe umbildet, der dann der Totenkopfschmetterling des
Nationalsozialismus entschlüpft ist – die beifällige Zitierung Fichtes an solchem Ort und bei solcher Gelegenheit ist ein böses Symptom für die Verfassung des Forums, vor dem sie möglich gewesen ist ...“
15.IV.1936. „... Es ist inzwischen Frühling geworden; das Lebensbäumchen indessen kümmert sich garnicht
um die Jahreszeit, weigert sich, die geringsten Blüten zu tragen und bildet allenfalls kleine Früchte. Einige wenige Naturfreunde schauen zu deren letzter herauf, die Ihnen ja bereits angesagt worden ist“ (der
„Kunstwerk-Aufsatz“). „... Was die Naturfreunde angeht, so ist es ein zusammengewürfeltes Grüppchen
– bestehend aus einigen Emigranten, ein oder zwei französischen Amateuren, einem Russen, der den Kopf
zu der Sache schüttelt und einigen Personen verschiedenen Herkommens und Geschlechts, die weniger
der Frucht als dem Bäumchen Neugier bezeigen.
In diesem Sinnbildchen erhalten Sie einen ziemlich genauen Begriff von den derzeitigen Produktionsbedingungen. Eigentlich gesprochen hat erst die Leitung der ungemein schwierigen Übersetzungsarbeit,
dann die Bereinigung redaktioneller und technischer Verwicklungen in den letzten zwei Monaten den
Hauptteil meiner Kraft (wennschon nicht meiner Zeit) beansprucht. Für vielen Verdruß, der mit solchen
Interventionen fast immer verbunden ist, bin ich durch den Reiz entschädigt, der mit der Beobachtung
der frühesten, an charakteristischer Prägung oft den spätern gleichsam offiziellen überlegnen, Reaktionen auf eine derartige Arbeit verbunden ist. Ich hätte fast Grund, aus ihnen zu schließen, daß sie dort,
wohin sie zuständig ist, in Rußland, am wenigsten ausrichten wird. Dagegen wird hier einiges in die Wege
geleitet, um die Arbeit Gide, Paul Valéry und andern unter den wichtigsten Schriftstellern Frankreichs
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I. LITERATUR
(Walter Benjamin)
auf eine ihr entsprechende Weise zu präsentieren. Sie wird ein programmatisches Begleitschreiben erhalten, an dem ich eben jetzt arbeite ...“
Im Folgenden über seine Arbeit „über den russischen Dichter Lesskow ... Diese Arbeit mache ich für ‚Orient und Okzident’, eine von dem ehemaligen Bonner Theologen Fritz L i e b geleitete Zeitschrift. Dieser
Lieb ist Schweizer, einstiger Schüler von Karl Barth und einer der weitaus besten Leute, die ich hier kennen gelernt habe ...
Da ich im übrigen gar keine Lust habe, mich in Betrachtungen der russischen Literaturgeschichte einzulassen, so werde ich bei Gelegenheit Lesskows ein altes Steckpferd aus dem Stall holen und versuchen,
meine wiederholten Betrachtungen über den Gegensatz von Romancier und Erzähler und meine alte Vorliebe für den letztern an den Mann zu bringen ...“
Er lese „jeden neuen Roman von Georges Simenon ... ‚Gehobenere’ Literatur der Zeit lese ich ... so gut
wie garnicht. Es gibt aber Abenteuerromane, die es längst mit ihr aufnehmen können ...“ – Ferner über
Palästina. „... mich interessiert ja wohl immer wieder das Gleiche: wo gehen die Hoffnungen, die Palästina erweckt, über die hinaus, zehntausenden von Juden, hunderttausenden von Juden ein Leben zu fristen. Ein Umstand, bei dem, so unerläßlich er ist, es sein Bewenden nicht haben dürfte, ohne daß er unter
den Gefahren, welche dem Judentum drohen, sich als eine neue und katastrophale erweisen müßte ...“
Skovsbostrand 20.VII.1938. Von seinem dritten und letzten Aufenthalt bei Brecht. „... Als Ihr Brief kam,
war es gerade einige Tage her, daß ich zu einem fundierten Plan zurückgekehrt war, einem Essay über
B a u d e l a i r e , der ein Teil der Arbeit über das vorige Jahrhundert ist, die ich seit mehr als zehn Jahren
im Sinne führe. Der Aufsatz, den ich schreibe und der seiner Anlage nach eher ein Buch darstellt, soll
davon einen Teil unter Dach und Fach bringen.
Ich habe meine Siebensachen im Juni eingepackt und bin nun seit vier Wochen in Dänemark, sitze an
einem geräumigen, schweren Tisch in einer Dachstube, zur linken Hand das Ufer und den stillen schmalen Sund, den auf der Gegenseite Wald begrenzt ...
Nebenan liegt das Haus von Brecht; da gibt es zwei Kinder, die ich gerne habe; das Radio; das Abendbrot; die freundlichste Aufnahme und nach dem Essen ein oder zwei ausgedehnte Schachpartien ...
Scholem habe ich kurz vor meiner Abreise in Paris gesehen und, belehrt durch Ihren Brief, von Ihnen mit
ihm nicht gesprochen. Die fällige philosophische Auseinandersetzung ist in guter Form vor sich gegangen.
Irre ich mich nicht, so hat sie ihm von mir ungefähr das Bild eines Mannes gegeben, der sich in einem Krokodilsrachen, den er mittels einerner Verstrebungen geöffnet erhält, häuslich niedergelassen hat.
... Bei aller Freundschaft mit Brecht muß ich dafür sorgen, meine Arbeit in strenger Abgeschiedenheit
durchzuführen. Sie enthält ganz bestimmte Momente, die für ihn nicht zu assimilieren sind. Er ist lange
genug mit mir befreundet, um das zu wissen und ist einsichtig genug, es zu respektieren. So geht es denn
auch sehr gut von statten. Aber nicht immer ist es ganz leicht, das in Gesprächen zurückzustellen was
einen tagaus tagein beschäftigt. So gibt es Augenblicke, in denen ich einen Brief wie den Ihren noch einmal lese, um entschlossen zur Arbeit zurückzukehren ...“
Gesammelte Briefe Nrn. 780, 805, 810, 995, 1010, 1033 und 1252 (nach dem Erstdruck in Scholems Ausgabe bzw. nach Abschriften von fremder Hand; mit kleinen, teils sinnentstellenden Abweichungen).
Beiliegend eine Benjamin betr. Notiz einer Telefonistin (auf einem Telegrammformular, Paris o.J.) sowie,
ebenfalls von fremder Hand, Benjamins Pariser Adresse („Hotel Floridor“) auf einem Notizzettel.
Briefe von Gershom Scholem an Kitty Marx-Steinschneider siehe Nr. 445.
Autographen Walter Benjamins sind im Handel s e h r s e l t e n .
12* — Buch: „Ursprung des deutschen Trauerspiels“. Berlin, Rowohlt 1928. Gr.-8o. Orig.Leinen mit goldgeprägtem Deckel-und Rückentitel. Kapitale leicht berieben. Mit (defektem)
Schutzumschlag. – Erste Ausgabe.
(300.—)
Auf dem fliegenden Vorsatz die e. Widmung m. U. seines Freundes Gershom S c h o l e m an Kitty Steinschneider: „Kitty zur Erinnerung an den 11/12 Oktober 1932 / Gerhard“.
18
I. LITERATUR
13* — Buch: „Einbahnstraße“. Berlin, Rowohlt 1928. Orig.-Broschur mit illustriertem
Umschlag (ausgebessert). – E r s t e A u s g a b e .
(800.—)
Auf Seite 2 ein Widmungsgedicht m. U. seines Freundes Gershom S c h o l e m für Karl und Kitty Steinschneider aus Anlaß ihrer Hochzeit:
„Karl und Kitty bei ihrer Einfahrt / von Gerhard“. – Die beiden ersten von vier Strophen lauten:
„Ob dies das Landschaftsbild der Einbahnstraße ist,
die Ihr durchlaufen wollt?
Ich darf es wohl bezweifeln; Aber wißt
wohin Ihr sollt.
So viele Straßen haben Rückfahrtwege
die man nicht sieht.
Und kommt man mit der Richtung ins Gehege:
Es ist nicht wahr, daß einem nichts geschieht.“
Am Schluß die Daten „Oxford 25.Juni 1927 – Jerusalem 25. Juni 1933“, die vermutlich das Datum der
ersten Begegnung zwischen Scholem und Kitty Marx und das Datum der Hochzeit bezeichnen.
14* — Widmungsexemplar: „Probleme der Sprachsoziologie“. Sonderdruck aus: Zeitschrift
für Sozialforschung, 4. Jahrgang 1935, Paris, Librairie Félix Alcan, Heft 2, S. 248 – 268. Orig.Broschur leicht fleckig, kleine Defekte am Rücken; papierbedingte schwache Bräunung. –
Erstdruck.
(2.000.—)
Auf der (unbedruckten) ersten Seite die eigenh. Widmung „Für Kitty Marx-Steinschneider in Freundschaft / WB“. – Mit eigenh. adressiertem Umschlag.
Der Erstdruck des berühmten Kunstwerk-Aufsatzes
15* — Widmungsexemplar: „L’oeuvre d’art à l’époque de sa reproduction mécanisée“. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Sozialforschung, 5. Jahrgang 1936, Paris, Librairie Félix Alcan,
Heft 1, (S. 40– 68); separat paginiert 1– 30. Orig.-Broschur schwach gebräunt, minimal fleckig.
– E r s t d r u c k (in der Übersetzung von Pierre Klossowski, mit Zusammenfassungen in
Deutsch und Englisch).
(3.000.—)
Auf der (unbedruckten) ersten Seite die eigenh. Widmung „den Freunden in Rechowoth / Paris 10 Juni
1936 / der Verfasser“. – Mit eigenh. adressiertem Umschlag (Briefmarken entfernt).
Die – überarbeitete – deutsche Fassung erschien erst postum in den von T.W. Adorno herausgegebenen
„Schriften“ (1955).
19
I. LITERATUR
16
BERMANN FISCHER, Gottfried, Verleger, 1897– 1995. 2 e. Br. m. U. Rom 25.I. und
25.II.1968. 4 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht, leichte Randläsuren.
(300.—)
An einen ehemaligen Schulkameraden aus Gleiwitz, der wohl sein im Vorjahr erschienenes Buch „Bedroht
– Bewahrt. Der Weg eines Verlegers“ (Fischer Taschenbuch Bd. 1169) gelesen hatte.
25. Januar. „... ich habe schon von Arthur Dickmann wegen meiner devastating Darstellung unserer Heimatstadt Gleiwitz eins auf die Nase bekommen. Sie gehen milder mit mir um. Gewiss, was Sie in Ihrem
Brief schildern, das gab es alles, auch in Ihrer Sicht. Mir kam es darauf an, die deutsche Kleinstadt in
ihrem Mief als Mitursache für das spätere Debakel darzustellen – oder besser als Ursprungsort aller dieser schrecklichen deutschen Eigenschaften, die leider auch heute wieder lebendig werden ...“
25. Februar, mit dem Dank für zwei Artikel über einen alten Freund („Erich“). „... So habe ich endlich
Näheres über Erichs Wirksamkeit und seinen frühen Tod erfahren. Ich habe ihn offenbar sehr kurze Zeit
vor seinem Tod in London zuletzt gesehen, denn ich war bestimmt nicht vor Ende 1947 oder Anfang 48
nach Ende des Krieges dort …
Was der Schreiber des Nachrufs am Ende sagt, entspricht ganz meiner Meinung. Ich habe Erich für einen
aussergewöhnlichen Wissenschaftler gehalten ...“
17* BIERBAUM, Otto Julius, 1865 – 1910. E. Br. m. U. Dresden (17.VII.1909). 3⁄4 S. folio. Mit
Siegel, Adresse und Briefmarke. Kleiner Randausschnitt (durch Siegelöffnung), etwas gebräunt.
(300.—)
An den Verleger Reinhard Piper (1879 – 1953) in München, bei dem sein Essay „Dostojewski“ erschien.
„... Ihr Wunsch setzt mich in Verlegenheit. Ich käme ihm gerne nach, aber ich glaube nicht, daß ich es
kann. Mit einem allgemeinen Panegyrikus auf den großen Russen (den ich für den einzigen Modernen
halte, neben Nietzsche, der groß zu nennen ist) dürfte Ihnen nicht gedient sein. Mehr aber kann ich jetzt
nicht geben. Um ‘eindringlich’ über D[ostojewski] zu sprechen, müßte ich erst aufs Neue in ihn eindringen, aber dazu fehlt mir die Zeit ...“
Bei Piper erschienen seit 1906 Dostojewskis „Sämtliche Werke“.
18* BILLINGER, Richard, 1890 – 1965. E. Br. m. U. Niederpöcking 7.X.1946. 1 S. folio. Kleiner Randeinriß.
(200.—)
An den in die USA emigrierten Regisseur William (Wilhelm) Dieterle.
„... Vielleicht erinnern Sie sich an eine Vorlesung in Wien im Atelier des Malers Erwin Lang, ich las ...
Ihnen mein erstes Stück ‘Reise nach Ursprung’ vor. Inzwischen ist eine lange Zeit (20 Jahre wohl) vergangen, viel hat sich ereignet, innerlich und äußerlich, und nun höre ich, Sie sind in München ... Falls
es Ihre Zeit erlaubt, würde es mich sehr freuen, Sie zu sehen und zu sprechen ...“
20
I. LITERATUR
19* BLEI, Franz, 1871 – 1942. E. Br. m. U. Wien 8.IX.1905. 12⁄3 S. 8o. Kleiner brauner Fleck
am Kopf.
(150.—)
An einen Kritiker, dem er seine Gedichtsammlung „Fleurettens Purpurschnecke. Erotische Lieder und
Gedichte aus dem Achtzehnten Jahrhundert“ (Wien 1905, mit Zeichnungen von Franz von Bayros) gesandt
hatte.
„Verehrter Herr Doktor, / nun wird die Purpurschnecke wohl schon zu Ihnen gekommen sein und hofft
der Absender, dass Ihnen das Thierchen einiges Vergnügen macht. Mittlerweile habe ich hier mit dem Verleger eine Sache abgeschlossen, die mir schon lang in Gedanken lag: Der Amethyst. Eine Monatsschrift
für seltsame Literatur und Kunst ... Jedes Heft 32 Seiten und eine Kunstbeilage, Radierung, Holzschnitt
etc. Im letzten Heft wird ein erotisches Blatt von Th Th Heine sein. Da Sie ..., wie ich weiß, niemals Zeitschriften abonnieren, werde ich mir erlauben, Ihnen das Heft jeweils zuzusenden ...“
Den „Amethyst. Blätter für seltsame Litteratur und Kunst“ gab Blei 1905/06 für Subskribenten heraus.
20* BLIXEN, Karen, eigentlich Karen Christenze von Blixen-Finecke, geb. Dinesen, 1885 –
1962. E. Ansichtskarte m. U. „Tanne“. Poststempel: New York 4.II.1959. Dänisch. Wasserfleck
auf der Adreßseite (Empfänger unleserlich); Briefmarke entfernt. Etwas unfrisch. (200.—)
Wohl an eine Freundin oder Familienangehörige, mit Grüßen aus New York. „... Ich fühle mich wunderbar und bin überwältigt von der Freundlichkeit, die die Menschen mir entgegenbringen und wünschte,
ich könnte lange hier bleiben ...“ (Übersetzung).
21
BODENSTEDT, Friedrich von, 1819 – 1892. Eigenh. Gedichtmanuskript m. U. Wiesbaden 5.III.1878. 1 S. kl.-folio (Kalenderblatt).
(120.—)
Zwei Aphorismen:
I) „Wir steuern durch dies bunte Weltgewühl
Geleitet vom Gedanken und Gefühl:
Wohl dem, in dem sich beide so verbinden,
Daß sie zum Ziel die rechten Wege finden.“
II) „Wahr, schön und gut sei unsre einzige Weise,
Wahr, schön und gut in inniger Verbindung;
Zu dieses Dreiklangs unermessnem Kreise
Erschöpft sich alle Weisheit und Erfindung.“
22
BÖLL, Heinrich, 1917– 1985. E. Albumblatt m. U. (Köln) 24.III.1960. 1 S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. Mit Umschlag.
(200.—)
„Mitleidend, bleibt das ewige / Herz doch fest.
(Friedrich Höderlin) ...“
21
I. LITERATUR
„der gute mensch von sezuan“
23
BRECHT, Bertolt, 1898 – 1956. Matrizendruck mit e. Namenszug und Titel auf dem Vorderdeckel. (Helsinki, Frühjahr 1941.) Titelblatt, Personenverzeichnis + 83 einseitig bedruckte
Bll. folio. Halbleinen (einfacher Gebrauchseinband; Leinenstreifen stellenweise gelöst); Deckel
etwas gebräunt.
(1.200.—)
„brecht / der gute mensch von sezuan“. – Der U r d r u c k des Stückes (ohne den Epilog); mit einer faksimilierten handschriftlichen Widmung an Helene Weigel sowie einer ebenfalls vervielfältigten handschriftlichen Textergänzung auf S. 66. – Aus dem Nachlaß des finnischen Buchhändlers und Kritikers Eric
O l s o n i , mit dessen Exlibris auf dem vorderen Spiegel sowie Namenszug auf dem Titelblatt.
Die Arbeit an dem Stück hatte Brecht 1939 im dänischen Exil aufgenommen und im Januar 1941 in Finnland beendet. „Im Frühjahr 1941 kann Brecht auf einer Vervielfältigungsmaschine des finnischen Buchhändlers Eric Olsoni zahlreiche Kopien des Manuskripts ... abziehen und an Freunde in der Schweiz, in
Amerika und Schweden versenden lassen ... Der ... als Matrizendruck vervielfältigte und Helene Weigel
gewidmete Text wird trotz Brechts anfänglichen Zweifeln über seine Eignung für die Bühne kaum noch verändert“ und lag auch der Uraufführung in Zürich am 4.II.1943 zugrunde (Berliner und Frankfurter Ausgabe Band 6, S. 435 und 438); publiziert wurde das Stück erst 1953 als Heft 12 der „Versuche“.
24* — Br. m. U. u. E. „Herzlich dein / b“. Berlin 30.I.1950 (Poststempel). 1 S. gr.-4o. Durchschlagpapier, schwach gebräunt. Kleiner Ausriß am rechten unteren Rand hinterlegt. Mit
Umschlag.
(800.—)
An den ihm befreundeten Maler und Graphiker Hans Tombrock in Berlin, der ihm u.a. den Entwurf zu
einer Illustration des Gedichts „ L o b d e s L e r n e n s “ gesandt hatte. – Tombrock und Brecht hatten
sich 1939 im schwedischen Exil kennengelernt.
„danke für brief und nocheinmal dank für die Rosa- und Gorkibilder. und den kriegsknecht! ich würde
wirklich den lesenden, vielmehr lernenden arbeiter in die ruinen setzen. 1) gibt dies das historische datum
des bilds. 2) beginnen die proleten, wo die bourgeois aufhören – auf trümmern. ihr erbe ist das zerstörte. (wie russland nach dem ersten weltkrieg, jetzt china und deutschland nach dem zweiten!) die arbeiter rechts können beim wiederaufbau gezeigt werden ... den positiven, zukunftsträchtigen, aufbauenden
zug muss das ganze bekommen durch eben das LERNEN, das da anfängt. (der student, der rechts ausgeschickt wird, hat ein buch unterm arm, er zeigt es links den gelehrten – es ist ein band marx. und die
von der universität zurückgekehrten studenten zeigen den arbeitern bücher über technik und landwirtschaft.) je grösser die armut, je schrecklicher die zerstörung, desto wahrer das Bild und desto heroischer.
wer für das wissen ist, muss alles mitteilen; wer für die schönheit ist, darf nichts beschönigen ...“
Berlin-Brandenburg. Ausgabe Band 30 Nr. 1466.
Beiliegend ein e. Br. m. U. von Hans Tombrock (o.O. 1948); „An die Zensurstelle“, die als Geschenk
gedachte Weiterleitung eines Brecht-Briefes von 1941 betreffend: „... Es steht nichts in dem Briefe, was
irgendwie etwas mit der heutigen Situation oder Politik zu tun hat ...“
22
I. LITERATUR
Nr. 27 Gottfried August Bürger
23
I. LITERATUR
25
BROD, Max, 1884 – 1968. E. Br. m. U. Tel Aviv 2.I.1955. 1 S. 4o. Auf einem Briefbogen
des „Habimah Theatre“. Gelocht.
(250.—)
An Kurt Hirschfeld, den stellvertretenden Leiter und späteren Direktor des Züricher Schauspielhauses.
„... Mr. Samuel Segal ist einer unserer begabtesten jungen Schauspieler (im Charakterfach und als Komiker). Wenn es Ihnen möglich wäre, dem Genannten den Besuch einiger Vorstellungen, eventuell auch Proben, und Einblick in das Theaterleben zu gewähren, wäre ich Ihnen sehr verbunden ...“
26
BÜRGER, Gottfried August, 1747– 1794. E. Br. m. U. Appenrode 15.X.1783. 2 S. folio.
Mit Siegelrest und Adresse. Kleiner Faltenriß, etwas braunfleckig.
(600.—)
An Generalmajor Karl Wilhelm August von Uslar in Gelliehausen wegen einer Grenzstreitigkeit in Sieboldshausen, das sich im Besitz der von Uslarschen Familie befand.
„... Ew Hochwohlgeboren irren sich ganz unstreitig und gar sehr, wenn Sie mich bereits zweimal ersucht
haben wollen, wegen des Juden Herz etwas zu verfügen. – Der Jude Herz hat sich übrigens eben so gut
an das Hofgericht gewendet, als Hoffmann. Dieser aber, dessen Aufenthalt ich nicht weiß, mag sich erst
bei mir melden und die vorigen Gebühren bezahlen, ehe ich von neuem Arbeit, Stempel- und Schreibgebühr für ihn verwende. Sobald alsdann die Sache rechtskräftig ist, so wird es Zeit seyn zur Execution zu
schreiten.
Euer Hochwohlgeboren sind übrigens, wie gewöhnlich, gar übel berichtet, daß ich zu der Familie wahren Nachtheil in Sieboldshausen JagdGränzsteine setzen lassen. Eine streitige Gränze ist übrigens daselbst
reguliret. Derjenige aber soll mir ein ganzer Held seyn, welcher klar machen und darthun wird, ob wir
dadurch ... einen oder zwei Fußbreit Jurisdiction gewonnen oder verlohren haben. Eine bestimmte Gränze ist allemal besser als gar keine ...“
Generalmajor von Uslar hatte am 9. August des Jahres gegen Bürger auf Amtsentsetzung geklagt.
Nicht bei Strodtmann.
27
— E. Br. m. U. Gelliehausen 12.IV.1784. 3 S. 4o. Kleiner Einriß.
(800.—)
An Hofrat (Johann Georg von Uslar), die „Listnsche HausVerkaufsSache“ betreffend. – Am 6. März war
Bürgers Pachtvertrag über das Gut Appenrode ausgelaufen. Seine Bemühungen, ein Gut aus der Konkursmasse des Juristen Ernst Ferdinand Listn zu erwerben, scheiterten.
„... Wenn nicht sowohl die leger in codice, als favor in judice auf das Spiel gesetzt werden, so ist es wohl
erlaubt, sich in Rechtssachen um Gönnerschaften zu bewerben, und deswegen habe ich Euer Hochwohlgeboren ... ganz specialiter Gönner! angeredet, ob ich es sonst gleich generaliter für bekannt und ausgemacht annehme, daß Dieselben mein vollkommener Gönner sind.
Euer Hochwohlgeboren ist vermutlich bekannt in welchen Terminis die Listnsche HausVerkaufsSache stehet. Sollte es nicht seyn, so bitte ich doch recht sehr, sich von der Sache baldigst ein wenig zu unterrichten, um sich zu überzeugen, wie sehr dem Vernehmen nach d H. Hofr. Ebell als Referat seinen favorem
den unwürdigsten Personen wider alles Verdienst zuzuwenden suche, da doch für meine Frau als Käuferin, jus, facta und als judicata offenbar nilitiren. Ich bitte daher doch ja zugegen zu seyn, wenn in pleno
über die Sache referirt und decidirt wird. Wahrscheinlich obtinire ich freilich durch Appelation gegen ein
nachtheiliges Erkänntniß, ... der ich so ungeheuer von Listn betrogen bin ...“
Listn hatte 1772 Bürgers Bewerbung um die Stelle als Uslarscher Amtmann unterstützt. In der Folgezeit
aber hatte er mehrmals gegen ihn intrigiert und sich sogar mit Generalmajor von Uslar verbündet, um Bürger aus seinem Amt zu entfernen. Die Klage des Generalmajors von Uslar gegen Bürger auf Amtsentsetzung vom 9. August 1783 war von Listn ausgearbeitet worden.
Ebenfalls nicht bei Strodtmann. – Siehe die Abbildung auf Seite 23.
24
I. LITERATUR
Aus Nr. 120 (Stammbuch Hanser) Gottfried August Bürger
________________________________________
28
— E. Br. m. U. Gelliehausen 7.VI.1784. 4 S. folio. Kleine Faltenrisse, leicht gebräunt.
(1.200.—)
Ebenfalls an (Johann Georg von Uslar), dem er – die Mitte März in „5 Postscripten“ geforderte – Rechenschaft über seine Amtsführung ablegt. – Ende Dezember des Vorjahres hatte Bürger selbst um seine Entlassung nachgesucht, nachdem die Klage des Generalmajors Karl Wilhelm August von Uslar vom 9. August
gegen Bürger auf Amtsentsetzung erfolglos geblieben war.
„... Ich muß es nach reifer Überlegung um so bedenklicher finden, mich vor dieser Commission in den bei
Niederlegung meines Amtes vorkommenden Angelegenheiten ... ferner einzulassen, da ich kürzlich vernehme, wie ein großer Theil der Hochadel. von Uslarischen Familie, insonderheit die ganze Melchiorische
Linie unzufrieden damit ist, wann ein Mitglied der Familie, und vollends ein Mitglied der Ludolphischen
Linie allein, dieselbe führet. Viele mir desfals geschehene ... Vorwürfe, daß ich den bisherigen Gang der
Sache allso bona fide gut seyn lassen ... müssen mir, der ich nichts mehr wünsche, als in Ruhe und Friede
... von hinnen zu scheiden, nothwendig Furcht vor unangenehmen Weitläufigkeiten erwecken …
So wie ich nun in dieser Sache mit der heutigen Post meine unterthänige Vorstellung an Königl. hohe LandesRegierung abgehen lassen, allso habe ich auch Euer Hochwohlgeboren hiervor benachrichtigen und
dabei ganz gehorsamst bitten wollen, mich mit fernern commissarischen Auflagen und Verfügungen ...
einstweilen zu verschonen ...“
Dazu 4 eigenh. Schriftstücke m. U. Bürgers vom gleichen Tag, seine Amtsführung betreffend:
I) Nachschrift: „Nicht in der Meinung, mich vor Euer Hochwohlgeboren als Commissario einzulassen,
sondern blos pro informatione ... begleite ich dieses mit 5 Noten ...“
II) Erklärung „Ad P.S. 1“: „Bekanntlich ist bei dem Gericht Altengleichen nie ein förmliches öffentliches
Depositen Buch und Kasten vorhanden gewesen. Ratione officii mei sind fremde Gelder von mancherley
Gattung sowohl in Einnahme als Ausgabe seit 12 Jahren durch meine Hände gegangen, ohne daß ich
25
I. LITERATUR
(Bürger)
sagen kann, welcher Gattung wohl eigentlich der Nahme eines Depositi judicialis besonders zukomme.
Um nach meinem Abgange vor allen künftigen Nachreden und Ansprüchen gesichert zu seyn, habe ich
selbst um Edictales angehalten, um zu erwarten, was für welche in Termino peremtorio ... gegen mich
aufgebracht werden können ...“
III) Erklärung „Ad P. S. 3“: „Die KirchenrechnungsActa, samt meinen Rechnungen über Einnahme und
Ausgabe der KirchenGelder und Belegen darüber, haben bereits im vorigen Jahr ... abgeliefert werden
müssen ...“
IV) Erklärung „Ad P.S. 4“: „Ein Verzeichniß sämtlicher a) gerichtlicher und b) LehnsActen ... würde
gleichsam ein höchst weitläufiges und mühsames Repertorium vorstellen. Da aber dergleichen nie vorhanden gewesen, mir die mangelhafte Registratur nie nach einem solchen zugeliefert worden, so kann ich
mich auch nicht schuldig erachten, dergleichen jetzt bei meinem Abgange zu verfertigen ...“
Ebenfalls nicht bei Strodtmann.
29
BUSCH, Wilhelm, 1832 – 1908. Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug „Wilhelm
Busch“ und Datum „1907“ auf der Bildseite. Kabinettformat. Aufnahme: August Böhme, Bremen.
(1.200.—)
Brustbild nach halblinks. Prachtvolles Altersphoto.
30
CANETTI, Elias, 1905 – 1994. 1 e. Br. m. U. und 1 Br. m. U. London 11.XII.1963 und
22.VII.1964. 3 S. (gr.-) 4o. Der erste Brief mit Eingangsstempel.
(400.—)
An Eva-Maria Demisch, Feuilleton-Redakteurin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der er für ihren
Artikel über seinen Leseabend in Frankfurt a.M. Dankt.
11.XII.1963. „... So sehr habe ich mich über die Begegnung mit Ihnen gefreut. Ich hatte das Gefühl, dass
ich Sie schon lange kenne. Vielleicht hätte ich mich für die schönen Sachen, die Sie in Ihrem Aufsatz sagen,
schämen sollen. Aber es ist sonderbar, man weiss, dass man sie nicht verdient, und freut sich doch darüber. Ich bin Ihnen auch dankbar dafür, dass Sie in den letzten Sätzen auf jene besondere Sache eingegangen sind, die mich oft beunruhigt ...“
Canetti hatte in Frankfurt aus der Neuausgabe seines Romans „ D i e B l e n d u n g “ gelesen. – Eine Fotokopie des Artikels liegt bei.
22.VII.1964. „... Ich war mehr als sechs Wochen von London abwesend und finde eben bei meiner Rückkehr Ihren Brief hier vor. Es ist eine wirkliche Unsitte von mir, dass ich mir die Post oft nicht nachschicken
lasse ... Falls Sie noch kommen, schreiben Sie mir bitte, ich bin den ganzen August hier und würde mich
ganz besonders freuen, Sie und Ihren Mann zu sehen ...“
31
— E. Br. m. U. 1.III.1981. 1 S. gr.-8o. Mit frankiertem Umschlag.
(300.—)
An einen Herrn in Horfen, der ihn zu einer Lesung eingeladen hatte.
„... Es passiert einem nicht oft, dass man auf eine so persönliche und überzeugende Weise zu einer Lesung
eingeladen wird.
Umsomehr tut es mir leid, Sie zu enttäuschen. Seit dem Herbst des vergangenen Jahres geht es mir gesundheitlich nicht gut und ich habe auf ärztliches Anraten alle Vorlesungen und persönlichen Begegnungen
für dieses Jahr 1981 absagen müssen ...“
26
I. LITERATUR
Nr. 29 Wilhelm Busch
27
I. LITERATUR
32
CARLYLE, Thomas, 1795 – 1881. E. Br. m. U. London 3.II.1843. 1 S. 8o. Mit Siegelrest
und Adresse. Leicht gebräunt. Schwach staubfleckig.
(120.—)
An einen Herrn („G. Crellin“), nachdem es wohl bei der Kartenvergabe zu einer seiner Lesungen Probleme
gegeben hatte.
„... This is what happened / This was the manner in which the good people never censure me / It appears
that I occassionaly omit to ask some person who thinks he is entitled to a card as a matter of right. I really
thought at first the fellow was going to complain of me, for in fact he had just a[s] good a cause as some
others who are admitted ...“
Beiliegend eine Portraitphotographie, Kabinettformat (Unterrand beschnitten; kleine Schadstellen auf der
Bildseite), Aufnahme von Notman & Campbell (1848): Profil nach rechts.
33
— E. Schriftstück m. U. Um 1858. 1 S. quer-12o (beschnitten; 8,3 ×11,1 cm). Tinte und
Bleistift.
(120.—)
„History of Friedrich II. / called Frederick the Great / King of Prussia. By ... Volumes I & II: Till his
Accession (1712 – 1740).“ – Notizzettel für seine Druckerei Levey, Robson & Franklin mit der Titelangabe
für sein von 1858 – 1865 in 6 Bänden erscheinendes Werk. Darunter (in Blei) eine 8zeilige Erklärung für
die Druckerei: „Friedrich, always used in the Text, is his right name (just as ‘Louis’ instead of ‘Lewis’ in
a French Name: but it occassions a jar on our common habits; – and with ‘Frederic the Great’ w[oul]d
perhaps be unintelligible. You might say Friedrich II called The Great, King of etc. – I leave it with Robson & you: T. Carlyle“
„bona nova de vittoria“
34
CASTIGLIONE, Baldassare, Höfling, Diplomat und Schriftsteller, 1478 – 1529. Br. m. U.
u. E. „V[ost]ro Come bo[n] fr[ate]llo / B. Castiglione“. Rom 30.IV.1524. 1 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig, kleine Läsuren (minimale Buchstabenverluste). (4.000.—)
Am Tag der Schlacht an der Sesia an den in kaiserlichen Diensten stehenden Capino da Capo („in campo“,
von fremder Hand ergänzt „a mantua“), der ihm umgehend den erhofften Sieg über König Franz I. melden möge, damit er als Erster die gute Nachricht dem (damals noch mit Kaiser Karl V. verbündeten) Papst
Clemens VII. überbringen könne.
„... nui stiamo qui in ottima speranza che li Francesi tutti sta[ro]no sbattuti ancor che alcuni qui bravino sopra li svizeri. N[ostro] S[igno]re sta di bonissimo a[n]i[m]o, come per altre mie vi ho scritto, et
altro non mi occorre dirvi, se non che a voi sempre mi offero, e racc[oman]do con desiderio che siate voi
il primo a mandarmi una qualche grande, e bona nova de vittoria: accio che io possa correre a palazzo:
e dirla al P[a]p[a] prima che alcun altro ...“
Tatsächlich schlug das spanisch-kaiserliche Heer unter Charles de Lannoy die von ihren Schweizer Söldnern im Stich gelassenen Franzosen unter Admiral Bonnivet empfindlich und drängte sie in die Alpen
zurück.
Autographen vom Verfasser des „Cortegiano“ sind v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .
28
I. LITERATUR
Nr. 34 Baldassare Castiglione
29
I. LITERATUR
35* CLAUDEL, Paul, 1868 – 1955. E. Br. m. U. Château de Brangues 4.VI.o.J. (um 1934).
11⁄4 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Leicht gebräunt.
(200.—)
„Amen Amen dico vobis
En vérité en vérité je vous le dis: celui qui croit en Moi a la vie éternelle. Je suis le pain de vie. Vos pères
ont mangé la manne dans le désert et ils sont morts. Voici le pain qui est descendu du ciel afrique celui
qui en mange ne meure pas. Je suis le pain vivant qui suis descendu du ciel. Si quelqu’un mange de ce pain,
il vivra éternellement: et le pain que Je donnerai, c’est ma chair pour la vie du monde / Joann. 6 Je viens
de publier un petit recueil de poëmes qui peut-être vous plairiont Visages radieux ... / Aussi chez Gallimard: / Positions et propositions tome II ...“
36
COLONNA, Vittoria, Marchesa di Pescara, Dichterin; Freundin Michelangelos, 1492 –
1547. Br. m. U. u. E. Arpino o.D. 2⁄3 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas braunfleckig, mehrere Löcher durch Tinten- und Mottenfraß (Buchstabenverluste); am linken Rand montiert.
(1.600.—)
An Cola Jacobacci mit einem Vorschlag, wie der Streit um ein von den Spaniern gestohlenes – und inzwischen verkauftes – Pferd beizulegen wäre.
„... Altre volte da messer Laulo de marini ve ho fatto pregare che voleßemo quietar quella cosa vostra col
mio de arpino che piglio il cavallo alli spagnoli ... Desideraria in gran modo che se resolveßero de manera che voi haveßeno il vostro et c[o]stui et li altri mei potes[ser]o venir et praticar in Roma senza haver
fastidio di questo.
Ad me consta chel cavallo fo ve[ndu]to ... et per dar ad Joan angelo la penitentia che merita ... ce ne fano
pagar quartordeci, pregove ve ne contentati, che gia cosi servite ben satisfatto ...“
Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .
37
COTTA, Johann Friedrich Freiherr C. von Cottendorf, der Verleger des klassischen Weimar, 1764 – 1832. Br. m. U. u. E. Stuttgart 24.II.1830. 1 S. 4o. Verso kleiner Montagerest.
(300.—)
An einen Herrn, dem er für die Nachricht dankt, „daß sich mein Freund Weigel nebst den seinigen wohlbefindet und Herr Hofrath Boettiger in der Besserung begriffen ist.
An den verstorbenen Herrn Wa i b l i n g e r habe ich noch f. 329.13– zu fordern, es wird mir angenehm
seyn, wenn Sie etwas dazu beitragen könnten, zur Zahlung gelangen zu können ...“
Wilhelm Waiblinger war am 17. Januar fünfundzwanzigjährig in Rom gestorben; 1826 hatte Cotta den jungen Dichter nach dessen Relegation vom Tübinger Stift zu einer Italienreise ermuntert.
30
I. LITERATUR
Nr. 36 Vittoria Colonna
31
I. LITERATUR
38
DEHMEL, Richard, 1863 – 1920. E. Br. m. U. Blankenese 22.I.1903. 2 S. gr.-4o, eng beschrieben. Mit eigenh. adressiertem, frankiertem Umschlag (leicht defekt).
(500.—)
Bedeutender Brief an Julius Bab in Berlin, dem er für „die ‘schüchternen Gerüchte’ über mein Drama“
dankt. – Im Vorjahr war Babs „Richard Dehmel“ bei Gose & Tezlaff in Berlin erschienen.
„... Ihr Zugeständnis, daß Sie die ‘Geschichte der inneren Formbildung in meiner Kunst’ hätten vorführen sollen – das Zugeständnis dieses ‘Hauptmangels’ befriedigt mich vollkommen und macht weitere Streitereien überflüssig. Die gründliche Befassung mit diesem Hauptpunkt hätte von selber auch alle von mir
bestrittenen Nebenpunkte ins rechte Verhältnis und Gleichgewicht gerückt. Ich bin ja kein Brummbär, der
durchaus Honig ums Maul geschmiert haben will; und Sie sind kein Affe, der mit dem Vexirspiegel kritisirt. Außer Kühl hat mir noch Niemand so Gründliches über mich gesagt wie Sie. Aber über Eines wollen
wir uns doch ja recht klar werden: Die Bedeutung eines Dichters liegt nicht in seinem Ideenquantum, auch
nicht in seiner Gefühlsfülle, sondern in seiner künstlerischen Formkraft. Was an Geist und Empfindung
z. B. im ‘Faust’ steckt, haben andere Schriftsteller jener Zeit – ja sogar ganz untätige Menschen – genau
im selben Maße besessen; aber der Dichter Goethe, der über seine Zeit hinauslebt, ist er nur durch die pakkende, d. h. zusammenpackende Bildkraft, die sich in jener symbolischen Formel Faust – Mephisto offenbart. Nur diese Sinnbilder haben ja bleibenden Wert für die Menschheit, nicht die mehr oder weniger sinnfällige Aeußerung ihrer inhaltlichen Reize ...“
39
— E. Br. m. U. Blankenese 9.V.1909. 23⁄4 S. kl.-4o. Mit geprägter Initiale am Kopf.
(200.—)
An „Sehr geehrter Herr Doktor“.
„... Ihr Aufsatz hat mich recht gefreut. Ich gehöre nämlich auch zur christlichen Welt, obwohl ich konfessionelle Dogmen ablehne und deshalb aus der Kirche ausgetreten bin. Es wächst heute ein Christentum heran, das von der Kirche nicht geduldet wird, weil es seelenstärkende Elemente andrer Religionen
sich einverleiben und über den Zwiespalt zwischen Glauben und Wissenschaft, Götterdichtung und Menschenleben endlich einmal hinauskommen will ...“
In diesem Jahr erschien Dehmels Essaysammlung „Betrachtungen über Kunst, Gott und die Welt“.
„für die Menschheit“
40
— E. Br. m. U. (zweifach). O.O. (Westfront) 27.V.1915. 4 S. kl.-4o. Bleistift. Minimale
Faltenrisse. Mit frankiertem Umschlag.
(500.—)
An Helmer Key (1864 – 1939), den Chefredakteur von „Svenska Dagbladet“ in Stockholm, der ihn nach
seiner Ansicht über die Folgen des Krieges für das kulturelle Leben befragt hatte.
„... Es liegt keinerlei Grund zu der Befürchtung vor, daß der internationale Zusammenhang der Künste
und der Wissenschaften, den der große Krieg zur Zeit gelockert hat, auf die Dauer zerrissen werden könnte ... Kriege sind Gewitter am Himmel der Menschheit; je heftiger sie ihn durchtoben, umso friedlicher
blaut er nachher. Schon während des Krieges kann man beobachten, daß die Stimmungen der Wut und
des Hasses überspannte Seelenzustände sind, deren Wirksamkeit sich rasch erschöpft; grade der militärische Fachmann ist am wenigsten von ihnen beherrscht ... Was man
Hurrapatriotismus oder Chauvinismus nennt, ist eine nervöse Epidemie, die zwar bei allen Nationen auftritt, aber nur im geistig belanglosen Mittelstand vorherrscht; leider befällt sie zuweilen auch einzelne
Wortführer der geistig schaffenden Oberschicht, aber diese brüllenden Löwen, die mit den Wölfen zu heulen verstehen, sind nicht die bleibenden Ratgeber der Menschheit, nicht einmal ihres eigenen Volkes. Was
ein Volk an edelsten Werten schafft, will es stets auch von andern Völkern geschätzt sehen ... Wozu führt
denn eine Kulturnation Krieg? Doch nur, um sich die Wege zu sichern, auf denen sie ihre Kultur möglichst
32
I. LITERATUR
unbehindert über den Erdball ausbreiten und fremde Kulturgüter eintauschen kann; schließlich läuft jegliche Politik auf ein kosmopolitisches Ziel hinaus. Deutschland wenigstens hegt diesen friedlichen Wunsch,
ohne jeglichen Vorbehalt. Wir sind noch immer das Volk der Dichter und Denker, sogar der Träumer und
der Grübler; was uns freilich durchaus nicht hindert, auch gute Rechner und Händler zu sein, und nötigenfalls auch gute Krieger. Wir glauben eben in der Tat noch daran, daß wir für die Menschheit kämpfen, um des göttlichen Friedens willen ...“
41
— Portrait-Radierung von Hermann S t r u c k , von Dehmel und Struck auf dem Unterrand signiert. (1916.) Ca. 26×20 cm, Plattengröße 20×14 cm. Abzug 12/30 auf Japanpapier. An
den Rändern unter Passepartout fixiert.
(150.—)
42*
DICHTER und Schriftsteller. – Ca. 200 Autographen, meist e. Br. m. U.
(1.200.—)
Darunter Arthur Achleitner, Wilhelm Bölsche, Josef Adolf Bondy, Georg Bötticher, Emma von BrandisZelion, Richard Bredenbrücker, Agnes Breitzmann, Gertrud Bülow von Dennewitz (4), Heinrich Bulthaupt, Vinzenz Chiavacci, Ernst von Destouches (2), Johannes Dose, Karl Dräxler-Manfred (defekt), Georg
Ebers (defekt), Karl Egon Ebert (2), Herbert Eulenberg, Rudolf Falb, Wilhelm Fischer, Cäsar Flaischlen,
Karl Frenzel, Friedrich Freudenthal (3), Ludwig Fulda, Rudolf Fürst, Reinhard Goering, Albrecht Goes
(sgin. Portraitphotographie), Rudolf von Gottschall, Paul Grabein (2), Rudolf Greinz, Julius Grosser,
Maximilian Harden (2), Walter Harlan, Antonie Haupt, Eleonore Heerwart, Hermann Heiberg, Paul Oskar
Höcker (2), Hans Hoffmann, Max Hoffmann (2, davon 1 e. Gedicht m. U.), Angelika von Hörmann, Heinrich Houben, Emilie Huch (2), Hans von Hülsen (3), Eugen Isolani, Ludwig Jacobowski, Frieda Jung, Sarah
Kirsch, Robert Kohlrausch (2), Paul Leppin (2), Albert Lindner (2), Julius Lohmeyer, Karl Strecker, Hermann Sudermann, Eduard Tempeltey, Friedrich Franz von Unruh (2), Clara Viebig und Heinrich Vierordt.
43
— Über 100 Autographen. Zum überwiegenden Teil Briefe von deutschen und österreichischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
(1.200.—)
Darunter P. Alverdes (2), A. Andersch (2; davon 1 e. Manuskript), H. Asmodi (e. Manuskript), R.H.
Bartsch (5), M. Beheim-Schwarzbach, W. Bergengruen (2), H. Bienek (2), O.J. Bierbaum, H. Blüher (4),
F. Braun, O. Brües, V. Chiavacci, M. Corelli, Noël Coward, H.M. Elster, E. Ertl (2), W. Fischer, O. Flake,
H. Franck (2), G. Frenssen, Peter Gan, L. Ganghofer, A. Grosser, Bernhard Grzimek (Br. m. U. 1955; an
den Bertelsmann-Verlag über sein Buch „Unsere Brüder mit den Krallen“), R. Hagelstange (3; 2 e. Gedichte u. 1 e. Manuskript), H. Habe, B.v. Heiseler (2), L. Hevesi, H. Hiltbrunner, L. Hohl, W. Höllerer, H.E.
Holthusen (2; davon 1 e. Manuskript), H. Kasack, R. Katz, Graf Hermann Keyserling, W. Kiaulehn (2),
Annette Kolb (2), Lew Kopelew (4; davon 2 e. Manuskripte), E. Kreuder, K. Krolow (3; davon 1 e.
Gedicht), James Krüss (3; davon 1 e. Manuskript), F. Kürnberger, H. Lange (e. Gedicht), H. LedigRowohlt, H. Leip (Typoskript mit zahlr. e. Anmerkungen), F. Lemmermeyer, E. Mataja (2), A. Mechtel
(e. Gedicht), A. Müller-Guttenbrunn (2), M. Nordau, Alan Paton, Th. Plivier, G. Pohl, M. Puzzo (sign.
Portraitphotographie), H. Reinecker (2; davon 1 e. Manuskript: „Ur-Skizze von dem ‘Derrick’ ... , den
ich gerade schreibe“), Luise Rinser (2), Eugen Roth (e. Namenszug), E. Rowohlt, H. Rychner, F. Schlögl,
A. Schnack, F. Schnack (3; davon 1 Manuskript: 2 S. Typoskript m. U.: „Aus dem Manuskript zu ‘Lebenserinnerungen‘“), Michail Scholochow (sign. Portraitpostkarte), Ina Seidel, J.M. Simmel (2; davon 1 e.
Manuskript: Notizen zu seinem Roman „Und Jimmy ging zum Regenbogen“), B.v. Suttner, G. Vesper (e.
Gedicht), Georg von der Vring und Arthur Zanker (e. Gedicht).
Beiliegend 7 Postkarten des österreichischen Komponisten und Dirigenten Alphons Czibulka (Wien 1885–
93; an Theateragenten in Aufführungsangelegenheiten).
33
I. LITERATUR
(Dichter und Schriftsteller)
44*
— Über 100 Autographen, meist e. Br. m. U. und Br. m. U. 20. Jahrhundert.
(1.600.—)
Darunter Ferdinand Avenarius (Dresden 1904), Alfred Balte (2, Prien 1926), Max Barthel (Berlin 1927),
Hans Benzmann (2, davon 1 e. Gedichtmanuskript), Franz Adam Beyerlein (3, davon 1 e. Albumblatt
m.U., Leipzig 1905 – 1927), Rudolf G. Binding (Starnberg 1937), Günther Birkenfeld (2, davon 1 e. Gedichtmanuskript), Oskar Blumenthal (8, Wien u.a.O. 1910), Clara Blüthgen (2 e. Gedichtmanuskripte),
Viktor Blüthgen (7, Freienwalde 1898 – 1907), Helene Böhlau (München 1899), Waldemar Bonsels (Karlsruhe 1902), Hans Brandenburg (München 1939), Wilhelm Brandes (Wolfenbüttel 1905), Felix Braun
(Wien 1929), Karl Bulcke (2, Berlin 1925 und 1935), Bruno Bürgel (1935), Kasimir Edschmid (Darmstadt
1924), Paul Eipper (Berlin 1926), Karl Ettlinger (Wien 1920), Joan Rosita Forbes (1946), Hans Franck
(3, Frankenhorst 1928 und 1936), Alice von Gaudy (e. Gedichtmanuskript), Bruno Geiger (Rom 1912),
Henry Goverts (4, Vaduz 1946 – 1967), Hans Egon Holthusen (1993), Hans Hellmuth Kirst (Feldafing
1963), Arthur Koestler (Namenszug), Maria Krummacher (Potsdam 1905), Arthur Landsberger (Berlin
o.D.), Ernst Lissauer (2, davon 1 e. Manuskript), Felix Lützkendorf (2, Berlin 1936 und 1940), Otto Molden (Wien 1952), Reinhold Conrad Muschler (Berlin 1937), Hans Reisiger (Stuttgart o.D.), Gabriele Reuter (e. Albumblatt m. U.), Eugen Roth (München 1938), Wilhelm Schäfer (Ludwigshafen 1927), Edzard
Schaper (1955), Paul Schlenther (2, Wien 1905 und Eger 1915), Sigmund Schlesinger, Paul von Schönthan (3, Wien 1895 – 1900), Friedrich Schult (2, Güstrow 1937), Friedrich Seebaß (2, Stuttgart und Marbach 1937/38), Julius Stettenheim (Berlin 1911), Will Vesper (2), Richard Voß (e. Albumblatt m. U., Berlin 1909), Wilhelm Weigand (München 1947), Paul Wertheimer (e. Gedichtmanuskript), Anton Wildgans
(Wien 1931), August Winnig (2, Potsdam 1936), Friedrich von Wrede (e. Manuskript) und Ernst Zahn (e.
Albumblatt m. U., 1911).
45* — Über 80 Autographen, meist Visitenkarten, handschriftlich oder mit eigenhändigen
Zusätzen (einige auch mit Gedichten).
(1.200.—)
Darunter Richard Beer-Hofmann, Max Bernstein, Carl Bleibtreu, Victor Blüthgen, Ida Boy-Ed, Fritz
Brentano, Ferdinand Bronner, Vinzenz Chiavacci, Michael Georg Conrad (2), François Coppée, Felix
Dahn, Eduard Engel, Otto Ernst, Emil Ertl, Gustav Falke, Hans Fraungruber, Karl Frenzel, Alfred Hermann Fried, Heinrich Friedjung, Ludwig Fulda, Paul Grabein, Marie delle Grazie, Rudolf Greinz, Ludwig Ganghofer, Julius von Gans-Ludassy, Ernst Hardt, Hans Hart, Carl und Gerhart Hauptmann, Eleonore Heerwart, Rudolf Herzog, Elisabeth Heyking, Paul Heyse, Georg Hirschfeld, Paul Oskar Höcker,
Korfiz Holm, Angelika und Ludwig von Hörmann (2), Wilhelm Jensen, Hans von Kahlenberg, Franz Keim,
Paul Keller, Adolph Kohut, Joseph Lauff, Jules Lemaitre, Paul Leppin, Adda Frfr. von Liliencron, Emil
Lucka, Emil Ludwig, Stephan Milow, Börries Frhr. von Münchhausen, Eduard Pötzl, Rudolf Presber,
Gabriele Reuter, Alexander Roda Roda (2), Julius Rodenberg (2), Peter Rosegger, Arthur Roessler, Hugo
und Olga Salus, Richard Schaukal, Johannes Schlaf, Sigmund Schlesinger, Herma von Skoda, Richard
Skowronnek, August Sperl, Maurice Reinhold von Stern, Edward Stilgebauer, Karl Hans Strobl, Hermann Sudermann, Johannes Trojan, Clara Viebig (2), Richard Voss, Max Otto Waldau, Wilhelm Weigand,
Adolf Wilbrandt, Ernst Frhr. von Wolzogen, Eugen Zabel sowie Fedor und Hanns von Zobeltitz.
Dazu die Gelehrten Ernst von Destouches, John Fiske, Theodor von Sickel und Heinrich von Sybel, die
bildenden Künstler Franz von Drefregger, Julie Gfn. von und zu Egloffstein, Walther Firle (3), Ernst Herter, Adolph Hirschl, Anton Hlavácek (2), Ludwig Koch, Paul Konewka, Bruno Liljefors, Franz von
Matsch, Franz von Stuck, Sully Prudhomme,William Unger, Hans Thoma und Caspar von Zumbusch,
die Musiker und Sänger Eugen d’Albert, Margaret Antolini, Georges Baklanoff, Julius Bittner, Leo Blech,
Max Bruch, Edmund Eysler, Marie Gutheil-Schoder, Richard Heuberger, Jenö Hubay, Hermine Kittel,
Fritz Kreisler, Jan Kubelik, Jules Massenet, Franceschina Prevosti, Fabian Rehfeld, Heinrich Reinhardt
(mit einem Notenzitat) und Franz Schreker, die Schauspieler Elsa Galafrés Huberman, Carl Helmerding
und Carl Sontag sowie die Politiker Friedrich Adler, Karl Rudolf Friedenthal, Robert G. Ingersoll und
Emil Welti (2).
34
I. LITERATUR
46*
— Über 70 Autographen.
(800.—)
Darunter Paul Alverdes, Jo van Ammers-Küller (2), Cäsar von Arx, Richard Beer-Hofmann, Otto Julius Bierbaum, Rudolf G. Binding (2), Bjørnstjerne Bjørnson, Emanuel von Bodman (2), Felix Braun (3),
Otto Brües (2), Jean Cocteau, Alfred Döblin, Peter Dörfler, Alexandre Dumas fils, Otto Ernst, Herbert
Eulenberg (3), Konrad Falke, Otto Flake, Hans Franck, Richard Friedenthal, Ludwig Fulda, Ernst Glaeser, Joachim von der Goltz, Kurt Guggenheim, Adolf von Hatzfeld, Max Jungnickel (2), Paul Keller (2),
Bernhard Kellermann, Jakob Kneip, Hans Kyser, Alphonse de Lamartine, Nanny Lambrecht, Heinrich
Laube, Mechtilde Fürstin von Lichnowsky, Felix Graf Luckner (2), Emil Ludwig, Aage Madelung, Kurt
W. Marek, Max Mell (3), Alfons Paquet, Eduard Reinacher, Alexander Roda Roda, Joseph Roth, Wilhelm
Schäfer, Friedrich Schnack, Leo Sternberg, Dolf Sternberger, Hermann Sudermann, Friedrich Torberg,
Berthold Viertel, Josef Weinheber und Carl Zuckmayer.
Beiliegend eine Postkarte m. U. der Frauenrechtlerin Gertrud Bäumer und ein Br. m. U. von Martin Bodmer.
47
— Über 50 Autographen, meist e. Br. m. U.
(400.—)
Wilhelm Arent (3, Berlin 1888/89), Walther Blachetta (Bad Harzburg 1925), Edwin Bormann (e. Gedicht,
1881), Carmen Sylva (1913), Marie Diers (2, Sachsenhausen 1932, an die Schriftstellerin Luise Glaß),
Gustav Falke (Hamburg 1909), Kurt Arnold Findeisen (2, Dresden 1941, und 1 sign. Druck), Eduard
Fischer von Roeslerstamm (Rom 1903), Karl Frenzel (Berlin 1888), Friedrich Friedrich (Leipzig 1881),
Rudolf von Gottschall (2, davon 1 e. Gedicht, Leipzig 1885), Thekla von Gumpert (Dresden 1885), Eduard Hallberger (Stuttgart 1873), Agnes Harder (Berlin 1911), Heinrich Hart (1890), Otto Henne am Rhyn
(17, St. Gallen 1899), Paul Heyse (2, München 1900 und 1910), Ernst Keil (Leipzig 1872), Joseph Kürschner (Stuttgart 1884), Fritz Mauthner (Meersburg 1915), Max Nordau (Paris 1885), Paul Pochhammer
(Berlin 1910), Elise Polko (Wetzlar 1878), Otto Roquette (sign. Druck, 1881), Karl Scheffler (Braunschweig 1927), René Schickele (Straßburg 1901), Richard Schmidt-Cabanis (Berlin 1890), Emile Maria
Vacano (St. Pölten 1881) und Heinrich Zerkaulen (3, Essen 1918 – 1921). – Beiliegend ein Br. m. U. des
Schauspielers Ernst v. Possart (München 1896).
48*
— Über 50 Autographen, meist e. Br. m. U. 19. Jahrhundert.
(600.—)
Darunter Viktor August Altén (e. Manuskript), Eduard von Bauernfeld (e. Gedicht), Oskar Blumenthal
(e. Gedicht m. U.), Viktor Blüthgen (e. Albumblatt m. U., Freienwalde 1892), Felix Dahn (2, München 1861
und 1893), Karl Ferdinand Dräxler-Manfred (Frankfurt a.M. 1839), Georg Ebers (e. Albumblatt m. U.),
Ernst Eckstein (e. Albumblatt m. U., Dresden 1892), Ludwig August Frankl (Berlin 1879), Agnes Franz
(Siegburg 1830), Johann Dietrich Gries (o.D.), Julius Grosse (Weimar 1880), Ida Klein (Prag 1874), Karl
Immanuel Kudraß (5, davon 2 e. Gedichtmanuskripte, Breslau 1836 – 1857), Adolph L’Arronge (6, Mainz
und Berlin 1869 – 1888), Friedrich Wilhelm Looff (3, Langensalza 1870/71), Julius Daniel Friedrich Reibertsdorffer (e. Manuskript), Frieda Schanz-Soyaux (2, Berlin 1892/93), Viktor Karl Schembera (2, Wien
1881), Julian Schmidt (Leipzig 1848), Karl Angel Schneider (e. Gedichtmanuskript), Ossip Schubin (e.
Albumblatt m. U., Lochkow 1891), Wilhelmine Sostmann (München 1831), Friedrich Spielhagen (Berlin
1884) und Adolf von Wilbrandt (e. Albumblatt m. U., Rostock 1897).
35
I. LITERATUR
(Dichter und Schriftsteller)
49
— Über 40 Autographen. 20. Jahrhundert.
(600.—)
Durchweg Briefe und (vereinzelte) Postkarten an einen Literaturagenten; darunter Frank Arnau (9), M.Y.
Ben-Gavriêl (6; 1954 – 1962), Larry Collins (1965, für Dominique Lapierre), Heinz v. Cramer (2; autobiographisch), Paul Ellbogen, Paul Frischauer (2), João Guimarães Rosa, Willy Haas, Stephan Lackner,
David Luschnat, Jacob Picard (5), Gerhart Pohl, Simon Wiesenthal (8; 1960-65, u.a. über „Ich jagte
Eichmann“) und Christa Wolf (über „Kein Ort. Nirgends“).
Beiliegend ein Typoskript von Georg Hermann sowie Briefe von Mary Tucholsky, Charles Wassermann (2,
den Nachlaß seines Vaters Jakob W. betr.; dazu dessen Portraitphotographie), dem Literaturwissenschaftler Paul Raabe (5), dem Verleger Klaus Wagenbach (5) u.a.
50
— Über 40 Autographen, meist e. Br. m. U. und e. Albumblätter m. U.
(1.200.—)
Ernst Moritz Arndt (o.O.u.J.), Berthold Auerbach (Samaden 1877), Rudolf Baumbach (2, davon 1 e.
Postkarte m. U., Triest 1883 und Meiningen 1886), Björnstjerne Björnson (Ancona 1875), Friedrich von
Bodenstedt (2, Wiesbaden 1877 und 1887), Albert Emil Brachvogel (Karlsruhe 1866, an Karl Friedrich
Lessing), Felix Dahn (2, Königsberg 1882 und 1884), Georg Ebers (2 e. Gedichte), Marie Frfr. von EbnerEschenbach (Wien 1884), Emanuel Geibel (1881), Klaus Groth (Kiel 1884, „Rheinlied“), Robert Hamerling (Graz 1884), Rudolf Herzog (Rheinbreitbach 1918), Paul Heyse (o. O. u. D.), Hans von Hopfen (Paris
1884), Henrik Ibsen (München 1879), Adolph L’Arronge (Berlin 1888), Heinrich Laube (Wien 1883), Eugenie Marlitt (1859), Wolfgang Müller (Köln 1862), Clara Mundt (Berlin 1861), Gustav Pfarrius („Anfang
des Dombauliedes“), Elise Polko (Deutz 1881), Oskar von Redwitz (1882), Emil Rittershaus (Barmen
1881), Otto Roquette (Darmstadt 1870), Peter Rosegger (Graz 1883), Friedrich Rückert (e. Brieffragment), Joseph Victor von Scheffel (Karlsruhe 1887, „Gedenkspruch“), August Wilhelm von Schlegel (e.
Schriftstück), Karl Simrock (e. Schriftstück m. U., Bonn 1852), Friedrich Spielhagen (Berlin 1880), Julius Stinde (Berlin 1887), Adolf Stöber (Mühlhausen 1885), August Stöber (Mühlhausen 1861), Viktor von
Strauß und Torney (Dresden 1884), Hans Wachenhusen (Wiesbaden 1883) und Julius Wolff.
51
— 33 Autographen, fast durchweg Briefe aus den Jahren 1983 bis 1988.
(600.—)
Darunter Hans Bender, Horst Bienek, Christine Brückner, Tankred Dorst, Ingeborg Drewitz, Gisela Elsner,
Robert Gernhardt (e. Br. m. U., 4 S. gr.-8o), Martin Gregor-Dellin (e. Br. m. U.), Max von der Grün, Patricia
Highsmith, Wolfgang Hildesheimer (e. Kunstpostkarte m. U.), Janosch (mit kl. Zeichnung), Elfriede Jelinek,
Lew Kopelew, Gerhard Köpf, Christian Gf.v. Krockow, Brigitte Konauer, Kurt Marti, Hinrich Matthiesen,
Friederike Mayröcker, Fritz Molden, Otfried Preußler, Gregor v. Rezzori, Hans Werner Richter, George
Tabori (e. Kunstpostkarte m. U.) und Dieter Wellershoff. – Sämtlich an einen Leser der FAZ, der ergänzende Fragen zu den im Magazin der FAZ abgedruckten (durchweg beiliegenden) „Fragebogen“ hatte.
Beiliegend ein e.Br.m.U des Zeichners Chlodwig Poth aus gleichem Anlaß.
52
— 27 Autographen, meist e. Br. m. U.
(300.—)
Waldemar Bonsels, Carmen Sylva, Michael Georg Conrad, Felix Dahn, Ludwig Ganghofer, Martin Greif,
Max Halbe, Paul Heyse, Georg Hirth, Hans von Hopfen, Annette Kolb, Erwin Guido Kolbenheyer, Marianne Langewiesche (3), Rudolf Lindau, Hermann Lingg (2), Hubert Mumelter, Peter Rosegger (e. Billett
auf seiner Visitenkarte, Krieglach 1894), Ruth Schaumann (Namenszug), Ludwig Schneegans, Ludwig
Steub, Karl Stieler, Richard Voss, Ernst Wiechert und Adolf von Wilbrandt. – Beiliegend ein Schriftstück
des „Komité für Platens Grab“ (1865).
36
I. LITERATUR
53*
— 27 Autographen französischer Autoren, meist e. Br. m. U.
(300.—)
Darunter Henry Bordeaux, Paul Bourget (montiert), Coquelin Cadet, François Coppée (Albumblatt),
Francis de Croisset, Gustave Droz (montiert), Armand Durantin, Léon Halévy (Manuskript), Victor Hugo
fils, Ernest Legouvé, Paul Margueritte (Billett auf Visitenkarte), Camille Mauclair, Paul Milliet, Alfred
Mortier, Pierre de Nolhac (Manuskript), Georges Ohnet, Marcel Prévost und Alphonse Royer.
54
— 17 e. Albumblätter m. U. aus einem Sammelalbum. Anfang 20. Jahrhundert. Je 1 S.
quer-gr.-8o (Karton). Umlaufender Goldschnitt. Leichte Druckspuren in den Ecken durch die
Hefttaschen des Albums.
(800.—)
Felix Dahn („Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk“), Marie von Ebner Eschenbach, Ludwig Fulda,
Ludwig Ganghofer (6zeiliger Sinnspruch), Max Halbe („Die Erinnerung ist das einzige was wir wahrhaft
besitzen“), Maximilian Harden („Il croit tout ce qu’il dit. / Mirabeau über Robespierre“), Paul Heyse,
Alfred Kerr („Es quält mich, daß ich Ihnen einen Schriftzug sende, und nicht weiß, wie Sie aussehn. Das
ist sehr wichtig, wenn man den schönen Namen Hilda Waydelin trägt“), Detlev von Liliencron, Heinrich
Laube („Nachsicht für Alle u. für Alles“, auf montiertem Zettel), Thomas Mann („mit freundlichem Gruß“),
Gustav Meyrink, Börries von Münchhausen („Was kümmert das mich: Gut und Schlecht! / So wurde ich
und das ist recht!“), Wilhelm Raabe, Gabriele Reuter, Hermann Sudermann und Ludwig Thoma.
55
— 13 Autographen. 19. Jahrhundert.
(200.—)
Ludmilla Assing (gedr. Vistenkarte mit e. Zusatz, Florenz o.D.), Berthold Auerbach (2; e. Br. m. U., Berlin 1879 und e. adress. Briefumschlag, Berlin 1872), Friedrich v. Bodenstedt (2; e. Br. m. U., Wiesbaden
1883 und e. Gedicht: „She walks in beauty“), Paul Heyse (e. Billett mit Namenszug am Kopf, o. O. u. D.),
Heinrich Laube (e. Br. m. U., Wien 1871), Fanny Lewald-Stahr (gedr. Visitenkarte mit e. Zusätzen, o. O.
u. D.), Paul Lindau (e. Visitkarten-Klappbrief m. U., o. O. u. D.), Betty Paoli (e. Gedicht m. U.: „Das Bleibende“, Liebenzell 1874), Joseph Victor v. Scheffel (e. Br. m. U., Karlsruhe 1882), Theodor Frhr. v. Sydow
(e. Gedicht m. U.: „Seelenzuversicht“, Stuttgart 1830) und Julius Wolff (e. Br. m. U., Berlin 1876, mit
Umschlag; an August von Heyden).
56
— 12 Autographen.
(200.—)
Berthold Auerbach (e. Br. m. U., 1868), Robert Byr (Albumblatt), Max Eyth (1906), Ludwig Finckh (2 e.
Postkarten m. U., 1932), Johann Georg Fischer (e. Gedicht), Mathilde Frank (e. Briefgedicht), Karl Gerok
(e. Br. m. U., 1872, an J.G. Fischer), Eduard Paulus (Quittung, 1869), Tony Schumacher (e. Postkarte m.
U., 1903), David Friedrich Strauß (e. Br. m. U., 1871) und Carl Weitbrecht (e. Brieffragment m. U.).
57
— 11 Autographen, meist e. Br. m. U.
(250.—)
Darunter Berthold Auerbach (Berlin 1864), Albert Emil Brachvogel (1865), Victor Cherbuliez (e. Billett
auf seiner Visitenkarte), Felix Dahn (Breslau 1888), Franz Frhr. von Dingelstedt (Briefschluß m. U.), Alexandre Dumas fils (Paris o.D.), Rudolf Gottschall (Breslau 1853, an Nees von Esenbeck), Friedrich Halm
(Briefschluß m. U., Wien 1869), Karl von Holtei (Breslau 1872), Paul Lindau (Namenszug) und Julius
Rodenberg (Arnstadt 1869).
37
I. LITERATUR
(Dichter und Schriftsteller)
58
— 9 Autographen.
(300.—)
Darunter Friedrich Förster (e. Br. m. U., Ludwigslust 1831), Walter Kempowski (e. Ansichtskarte m. U.,
Haus Kreienhoop 2006), Reiner Kunze (e. Gedicht m. U. „zu sterben beginnen“), Adolf Friedrich von
Schack (2 Br. m. U.; München 1885 und 1886), Heinrich Seidel (e. Br. m. U., Lichterfelde 1895), Alexander Wachenhusen (e. Aufsatz m. U. „Mecklenburgische Zustände / Geist. – Zensur. – Theater.“) und Adolf
von Wilbrandt (e. Br. m. U., Wien 1882).
59
— 6 Autographen.
(300.—)
Karl Emil Franzos (e. Albumblatt m. U., Berlin 1891), Alfred Kerr (e. Billett m. U., 1922), Waldeck Manasse (e. Postkarte m. U., Berlin 1915), Grete Meisel-Hess (e. Billett, Berlin 1911), Marie von Olfers (e. Postkarte m. U., Berlin 1905) und Max Weinberg (e. Postkarte m. U., Bad Liebenstein 1916).
Beiliegend 3 Briefe an Waldeck Manasse, darunter von dem Kaufmann Hermann Bamberg (Berlin 1922)
und dem Kunstmäzen James Simon (Berlin 1916).
60
— 3 Autographen.
(200.—)
Sarah Kirsch (e. Albumblatt m. U., 2007; „Die Katze taucht hier und / Da auf hier und / Dort brennt es
das ist / Der Lauf der / Roten Katze ...“), Reiner Kunze (Klappkarte mit e. Gedicht m. U., „Freundlicher
Gruß“, und sign. Portraitphotographie, 1996) und Friederike Mayröcker (e. Gedicht m. U.; „Nebelmorgen mit Taubenpaar“).
„pour Les acteurs et pour les auteurs rien n’est plus Commun que Les débuts malheureux”
61
DIDEROT, Denis, 1713 – 1784. E.Br.o.U. O. O. u. D. (wohl Ende Dezember 1766). 3 S.
8o. Am Kopf von fremder Hand bezeichnet „N. 7“. An den Rändern leicht fleckig. Minimale
Rand- und Faltenrisse.
(8.000.—)
An (Marie-Madeleine J o d i n , 1741 – 1790), eine angehende Schauspielerin, Tochter eines Genfer Uhrmachers und ehemaligen Mitarbeiters an Diderots und d’Alemberts „Encyclopédie“. Jodin führte ein
äußerst unkonventionelles Leben und war bereits mehrfach durch ungebührliches Verhalten aufgefallen.
Sie wurde von Diderot in beruflichen, privaten und finanziellen Dingen beraten.
„Il est tres difficile, mademoiselle, de vous donner un bon conseil. Je vois presqu’egalité d’Inconvenients
aux differents partis que vous avez a prendre. il est Sur qu’on Se gâte a une mauvaise Ecole, et qu’il n’y
a que des vices a gagner avec des Comediens vicieux. il ne l’est pas moins que vous profiteriez plus ici[,]
Spectatrice, qu’en quelqu’endroit que ce soit de L’europe, actrice. cependant c’est Le Jugement, c’est la
Raison, c’est L’etude, La reflexion, La passion, La sensibilite, L’imitation vraie de la nature qui Suggerent Les finesses de Jeu; et il y a des defauts grossiers dont on peut Se corriger par toute [la] terre. il Suffit de Se les avouer a Soi meme, et de vouloir S’en defaire. Je vous ai dit, avant votre depart pour varsovie, que vous aviez contracté un hoquet habituel qui revenoit à chaque instant, et qui m’etoit
Insupportable; et J’apprens par de Jeunes Seigneurs qui vous ont entendue, que vous ne Scavez pas vous
tenir, et que vous vous Laissez aller à un Balancement de corps très déplaisant. en effet qu’est ceque cela
Signifie? cette action est Sans dignité. est ceque pour donner dela vehemence a Son discours, il faut Jetter Son corps a la tete. il y a partout des femmes bien nées, bien elevées, qu’on peut consulter et dont on
peut apprendre La convenance du maintien et du geste. Je ne me soucierois de venir a paris, que, dans
Le tems ou J’aurois fait assez de progrès pour profiter des Leçons des grands maitres; tant que Je me
38
I. LITERATUR
Nr. 61 Denis Diderot
39
I. LITERATUR
(Diderot)
reconnoitrois des defauts essentiels, Je resterois ignoree et loin de la capitale. Si l’intéret se Joignoit encore
a ces Considerations; Si par une absence de quelques mois Je pouvois me promettre plus d’aisance, une
vie plus tranquille et plus retirée, Des etudes moins Interrompues, plus suivies, moins distraites; Si J’avois
des preventions a detruire, des fautes a faire oublier, un caractere a etablir; ces avantages acherveroient
de me determiner. Songez, mademoiselle, qu’il n’y aura que le plus grand talent qui rassure les Comediens
de paris, Sur les epines qu’ils redoutent de votre Commerce; et puis Le public qui Semble perdre de jour
en jour de son gout pour La tragedie, est d’une difficulte egalement effrayante et pour Les acteurs et pour
les auteurs rien n’est plus Commun que Les débuts malheureux ...“
1790 veröffentlichte Jodin ihre „Vues législatives pour les femmes”, das wohl erste feministische Manifest
der Revolutionsperiode.
Einer von insgesamt 21 bekannten Briefen von Diderot an Marie-Madeleine Jodin. – Correspondance,
hrsg. v. Georges Roth, Band VI Nr. 426. Aus der Sammlung Alfred Dupont.
Sehr selten.
62
DOYLE, Sir Arthur Conan, 1859 – 1930. E. Br. m. U. „Arthur Conan Doyle“. Bignell
Wood, Minstead 21.X.1927. 1 S. kl.-4o. Auf seinem Briefpapier. Mit 2 Umschlägen. (500.—)
An einen Anwalt („Dear Reade“) wegen des Begnadigungsgesuchs für Oscar S l a t e r. Der Kleinkriminelle
Oscar Slater war 1908 offensichtlich zu Unrecht wegen Mordes an einer ältlichen Jungfer in Edinburgh
zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Conan Doyle, von Slaters Unschuld überzeugt, setzte sich bereits
seit 16 Jahren für dessen Entlassung ein. – Wenige Tage zuvor hatte man ihm zugetragen, daß Slater von
dem Gefängnis in Peterhead in eine Irrenanstalt nach Perth verlegt werden sollte.
„... Yes, I had heard the Perth story was a canard – I wonder who spreads them. We can only sit tight
now and wait events. Your action with G a l s w o r t h y is splendid. I have written to We l l s . Your brave
idea of a direct accusation is our last desperate resource ...“
Conan Doyle bezieht sich hier auf den Umstand, daß die Polizei damals die Zeugen der Anklage zu einer
„Erkennung“ Slaters gedrängt hatten. – Slater wurde im November als unschuldig entlassen.
63* DUMAS fils, Alexandre, 1824 – 1895. E. Billett m. U. O. O. u. D. 2 S. quer-12o (Briefkarte).
Blaugraues Papier.
(120.—)
An einen Freund. „... Lundi Mardi et Jeudi prochain je suis pris par les concours du Conservatoire à partir de Midi. Voulez vous venir déjeuner Mercredi ou Vendredi. Vous ferez plaisir à deux personnes ...“
64
EBNER-ESCHENBACH, Marie Freifrau von, geb. Gräfin Dubsky, 1830 – 1916. E.
(120.—)
Gedicht m. U. 1 S. gr.-8o. Etwas unfrisch. Kleiner Faltenriß. Verso Montagerest.
„1908“ – zum 60. Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs I. entstandenes Gedicht:
„Wir feiern dieses Jubeljahr
Nach unsrer Art und Weise,
Ein jeder bringt sein Schärflein dar
Zu dessen Ruhm und Preise.
Man gibt sogar sich selbst ein Fest
In seines Kaisers Namen;
So tanzen denn zu Allerbest
Auch hier die Herrn und Damen ...“
Es folgen zwölf weitere Zeilen.
40
I. LITERATUR
65*
— E. Albumblatt m. U. St. Gilgen, September 1897. 1 S. quer-8o. Knickfalten. (120.—)
„Es gäbe keine sociale Frage wenn die Reichen von jeher Menschenfreunde gewesen wären.“
66
— E. Br. m. U. Schloß Zdisslawitz 4.VIII.1907. 4 S. kl.-4o. Auf ihrem Briefpapier. Minimal fleckig.
(250.—)
An eine befreundete Gräfin, der sie Trost in Familienstreitigkeiten zuspricht.
„... Sie leiden – ich kann es mir wohl denken – unter der Fehlerhaftigkeit anderer. Es ist das wohl eine
Wiederholung schon einmal erfahrener Schmerzen ... Schmerzen ist vielleicht ein zu schwer wiegendes
Wort. ‘Ich habe jetzt das Peinliche kennen gelernt’ sagte mir Minna Wickenburg als sie in einem traurigen Familienkonflikte stand. Was ist da zu tun? Am besten, scheint mir, die ganze Pein auskosten – bis
aufs letzte Tröpfchen u. dann – fort mit dem geleerten Becher. Sie sind der Bitterniss nicht aus dem Weg
gegangen, haben sie erfahren durch u. durch, jetzt dürfen, nein! jetzt sollen Sie sagen: Ich bin ohne
Schuld ...“
Beiliegend 3 weitere Autographen (Trpist und o.O. 1874, 1883 u.o.D.; an den Buchhändler Rosner in
Wien mit Buchbestellungen) sowie 5 Briefe und 1 Postkarte in ihrem Namen.
67
FONTANE, Theodor, 1819 – 1898. Eigenh. Manuskript. 2⁄3 S. gr.-folio. Bleistift. Konzeptpapier (Doppelblatt).
(2.000.—)
„Bauernkrieg. Grumbachsche Händel etc.“ – Notizen zu den auf der Veste Coburg bewahrten schaurigen Memorabilien:
„1. Das Beil mit dem Grumbach in Gotha geviertheilt wurde …
2. Das Schwert mit welchem Grumbachs Mitschuldige, darunter Kanzler Brück enthauptet wurden …
3. Thomas Münzers Panzerhemd, und nägelbeschlagener Dreschflegel aus dem Bauernkriege ...“
Konzeptpapier dieser Art hat Fontane vielfach für Werknotizen und Entwürfe verwandt; das hier gezeigte Interesse an den Grumbachschen Händeln schlug sich jedoch nicht in seinem Werk nieder.
Manuskripte Fontanes sind im Handel s e h r s e l t e n .
41
I. LITERATUR
(Fontane)
68
— E. Br. m. U. „Th. Fontane“. Berlin 13.VI.1 8 7 1 . 4 S. gr.-8o. Erste und letzte Seite
leicht fleckig.
(2.500.—)
An seinen Freund, den Maler August von H e y d e n , der ihm wohl für die Berliner Siegesparade Unter
den Linden am 16. Juni „3 Billets“ hatte zukommen lassen. – Zusammen mit 4 weiteren Malern hatte von
Heyden je ein Velarium (Segeltuch-Bild) für die Siegesparade gestaltet.
„... Es war 9 Uhr als wir todtmüde von einer Reise durch die Via triumphalis nach Hause kamen. Wir
fanden 3 Billets und die freundliche Einladung des Hauses Heyden vor; die letztere anzunehmen war
unmöglich, da inzwischen auch Friedl“ (sein Sohn Friedrich), „inschriftenfordernd, hier gewesen war.
Was von Kraftresten noch in mir steckte, mußte also an zwei inscriptiones gesetzt werden, einmal weil ein
Versprechen, anderseits weil die Gefahr vorlag, ausbleibenden Falls morgen früh um 6 Friedl in unser
Allerheiligstes einbrechen zu sehn …
Dir gratulir ich (besten Geburtstagswunsch) nochmals herzlich zu Vollendung Deines großen Einzugsbildes, von dem man ja das Beste, will sagen beinah Wernerhaftes hört.“ (Anton von Werner hatte ebenfalls ein Velarium gestaltet.) „In Berlin wechseln alle 3 Tage die Massstäbe.
Für die 3 Billets allerherzlichsten Dank; sie kommen uns sehr zu pass.
Lucaes Leistung“ (gemeint ist wohl der Architekt Richard Lucae, der spätere Direktor der Berliner Bauakademie), „mit Ausnahme des vielcitirten Kanonenberges, wird sich brillant machen ... Er soll hier dann
u. wann wie eine Walkyre in einer Schimmel-Droschke durch die Luft sausen ... Empfehl mich mit ‘Küß
die Hand’ Deinen Damen ...“
Im letzten Absatz spielt Fontane auf Heydens Werk „Der Walkürenritt“ an, das in dieser Zeit entstand.
Nicht im Briefverzeichnis.
69
— E. Albumblatt m. U. „Th:F.“ Berlin 24.XII.1872. 1⁄3 S. gr.-8o. Minimal gebräunt.
(1.600.—)
Für August von Heyden, wohl bei Übersendung des dritten Bandes seiner „Wanderungen“ als Weihnachtsgeschenk.
„Der Kunstbetrachtungen reiche Schuld,
Mein lieber Heyden, ertrag mit Geduld;
Du findest, deutungsreich, diesen Schutt
Zumal in dem langen Kapitel: Caputt.“
Im November des Jahres war der dritte Band der „Wanderungen“ erschienen, darin das Kapitel „Caputh“.
Offenbar u n g e d r u c k t .
70
— E. Br. m. U. Berlin 22.X.1875. 1 S. gr.-8o.
(1.600.—)
An einen befreundeten Herrn, bei dem er sich entschuldigt, eine Einladung kurzfristig absagen zu müssen.
„... Eben meldet sich ein Baron Hüningen mit Frau, liebenswürdige Kurländer, die wir auf unsrer letzten Reise kennen und schätzen lernten, zum Thee bei uns an. Wir können nicht gut ablehnen, da das auf
der Heimreise begriffene Paar überhaupt nur 36 Stunden hier bleibt. So wollen Sie gütigst unser Ausbleiben entschuldigen. Meine Frau giebt sich nächstens die Ehre bei der Ihrigen vorzusprechen ...“
In einem Nachsatz heißt es: „Sind Bleibtreus“ (Georg B., der mit Fontane befreundete Schlachtenmaler)
„zugegen, so bitten wir um besondre Grüße ...“
Im Briefverzeichnis nicht registriert.
42
I. LITERATUR
Nr. 70 Theodor Fontane
43
I. LITERATUR
(Fontane)
71*
— E. Br. m. U. Berlin 3.III.1896. 1 S. gr.-8o. Kleiner Faltenriß. Leicht gebräunt.
(1.200.—)
An einen Herrn, der ihn für die Mitarbeit an einer Zeitschrift zu gewinnen suchte.
„... Seit Jahren läuft mein liter: Thun darauf hinaus, daß ich einen Roman oder eine Novelle schreibe;
Mitarbeiter bin ich nur an der D[eutschen] Rundschau, bei der ich auch fernerhin ausschließlich verbleiben möchte ...“
Briefverzeichnis Nr. 96/54.
72
— E. Br. m. U. Berlin 17.XII.1897. 3⁄4 S. gr.-8o. Kleine Rand- und Faltenschäden. Leichte Montagespuren am linken und rechten Rand.
(1.200.—)
An einen Herrn, eine Verabredung betreffend. „... Ich freue mich aufrichtig, Sie Sonntag begrüßen und
von Wöllner hören zu dürfen ...“
Am Oberrand ein vierzeiliger Vermerk, wohl des Empfängers, in Kurzschrift.
Nicht im Briefverzeichnis.
74
FREILIGRATH, Ferdinand, 1810 – 1876. E. Briefschluß m. U. O. O. u. D. (1837). 1 S.
(400.—)
gr.-8o. Minimal fleckig.
Schlußblatt eines frühen Briefes an einen Freund, in literarischen Angelegenheiten.
„was ich je gemacht, anspeien möchte. – Ich wollte, ich wäre todt – eher wird mir doch nicht wohl!
Schick’ das Simroksche Fragment doch bald an Hub, u. thu’ das Deinige für die Aufnahme ... N.B. Vom
Nordlicht ist Nichts herausgekommnen, als die Probeblätter. Mangel an Abonnenten hat das Unternehmen in der Geburt erstickt ...“
Mit Ignaz Hub (1810 – 1880) gab Freiligrath die 1836-38 erscheinende Zeitschrift „Rheinisches Odeon“ heraus. – Die kurzlebige Zeitschrift „Nordlicht“ hatte Moritz Ludwig Bachmann (1783 – 1872) 1836 ins Leben
gerufen.
75
— 2 e. Br. m. U. St. Goar 4.V.1843 und London 26.VI.1855. 3 S. 8o. Leicht gebräunt, kleine Läsuren.
(400.—)
Zwei Mitteilungen an Buchhändler.
1843: „Anliegend Wiener Jahrbücher u. Telegraph mit Dank zurück. ‘Deutsche Dichter der Gegenwart’,
wovon ich das 1te Heft schon besaß, hab’ ich zur Completirung behalten, u. bitte um gef. Belastung. – Die
Zurücksendung des andern würde schon eher erfolgt sein, wenn ich nicht verreist gewesen wäre ...“
1855: „... ‘The Rose, Thistle & Shamrock’, I trust, has reached you by this time, but I am sorry to say
that I did not succeed in finding the volume of translations from the English, not one of the German bookshops having a Copy on hand ...“
44
I. LITERATUR
76
— E. Br. m. U. (Wohl London) 24.II.1867. 31⁄2 S. kl.-4o. Kleiner Einriß auf der dritten
Seite (hinterlegt).
(500.—)
An Moritz Hartmann, der seit Anfang des Jahres die Redaktion der Zeitschrift „Freya“ in Stuttgart leitete, mit Übersendung eines eventuell zur Veröffentlichung geeigneten Artikels.
„... Nur bitte ich in dem Fall, daß es bald geschehen möge, damit das Ding nicht vollends altbacken werde.
Würden Sie gelegentlich auch für Anderes, speciell für kleinere poetische Uebersetzungen, ein Plätzchen
übrig haben? Für Sachen z.B., wie jene Burns’schen Episteln ...? Oder für Aehnliches, wie es sich ab u.
zu ergeben dürfte? Seit dem Eingehn des Morgenblatts weiß ich kaum noch, wo ich mich mit solchen Kleinigkeiten ansiedeln soll, u. würde mich freuen, wenn ich dann u. wann in der Kühle Ihres Erdgeschosses, auf altbefreundetem Cotta’schen Boden, eine kleine Rast halten könnte ...“
Beiliegend ein e. Titelblatt m. U.: „Dreikönigsfest in Alt-England. / Nach Robert Gerrick / von / Ferdinand
Freiligrath // Jetzt geht der Spaß los / mit Kuchen und Klos“.
77
— Eigenh. adressierter Briefumschlag mit e. Grußworten – m. U. Stuttgart (Poststempel)
(120.—)
21.VI.1869. 11,5 × 14,7 cm. Briefmarke abgelöst. Schwach fleckig.
„An / H o f f m a n n v o n F a l l e r s l e b e n / Corvey / bei Höxter / Westfalen“. Auf der Innenseite des Briefumschlags die Grußworte: „Guten Morgen! FFth“. Auf der Vorderseite die eigenh. Echheitsbestätigung
von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: „Ferdinand Freiligrath’s Hs. / HvF“
78
— E. Br. m. U. Stuttgart 4.X.1871. 21⁄2 S. gr.-8o.
(400.—)
An seinen Freund, den Kaufmann Theodor Eichmann mit der Bitte, ihm Geburtsurkunde und Taufschein
seines in Düsseldorf geborenen Sohnes Otto zu besorgen.
„... Ich bedarf nämlich, um meinen Otto zum einjährigen Militärdienst anmelden zu können, aufs Allerschleunigste Geburts- u. Taufschein des wackern Knaben. Wolltest Du nun wohl die Güte haben, mir beide
Documente ... unverweilt zu besorgen u. herzuschicken? So zeitig zwar, daß Dein Brief bis spätestens
Montag früh in meinen Händen ist. Etwaige Kosten bitte ich auslegen u. mir deren Betrag aufgeben zu
wollen … Zur Erleichterung des Nachschlagens im Civilstandregister, u. im Kirchenbuch wird es dienen,
wenn ich Dir Otto’s Geburtstag abgeben: – 10. August 1850.
Bitte, lieber Eichmann, erfülle meine Bitte ja, ja recht prompt. Es ist Gefahr im Verzug. Wenn ich meine
Eingabe ... nicht am nächsten Montag mache, so läuft Otto Gefahr, statt Eines Jahres, drei Jahre dienen zu müssen ...“
Beiliegend ein e. Br. m. U. seiner Frau Ida geb. Melos (Düsseldorf 1884), das obige Autograph betreffend.
79
FREYTAG, Gustav, 1816 – 1895. 3 e. Br. m. U. Siebleben und Wiesbaden 30.IX.1890 bis
(250.—)
21.III.1895. 3 S. gr.-8o. Leicht fleckig.
An „Herr Doktor“, jeweils bei Übersendung der „Pension“ und mit der Bitte um „Fortdauer Ihrer wohlwollenden Sorge für die Kranke“ (21.III.1895).
Siebleben 30.IX.1890. „... Indem ich Sie ersuche, die Verspätung der gleichzeitig ... abgehenden Pension für Sept/Oct. gütigst zu entschuldigen, bitte ich Sie ..., Ihre wohlwollende Sorge unserer Kranken auch
fernerhin bethätigen zu wollen ...“
Beiliegend 2 e. Brieffragmente m. U. Freytags (o. O. u. D.) sowie jeweils ein e. Br. m. U. seiner zweiten Frau
Marie geb. Deitrich (Sayn 1888), seiner dritten Frau Anna geb. Strakosch (Siebleben 1895) und seines Sohnes Gustav Willibald (Wiesbaden 1896).
45
I. LITERATUR
80
FRISCH, Max, 1911 – 1991. Schriftstück (maschinenschriftlich ausgefüllter Vordruck)
m. U. Berzona 6.IX.1968. 2 S. folio. Gelocht, kleine Randläsuren.
(200.—)
Lizenzvertrag der Literaturagentur Geisenheyner & Crone zwischen Max Frisch und dem Verlag Europa
Könyvkiado, Budapest, über eine ungarische Ausgabe seines Romans „ S t i l l e r “ .
Beiliegend 5 weitere die Lizenzausgabe betreffende Schriftstücke.
81
GELLERT, Christian Fürchtegott, 1715 – 1769. E. Stammbuchblatt m. U. Leipzig
(400.—)
12.VIII. 1766. 1⁄2 S. quer-8o. Leicht fleckig, verso kleine Falzreste.
„Conscientia mille testes …“
Auf der Rückseite eine Eintragung von fremder Hand.
82
GIDE, André, 1869 – 1951. E. Br. m. U. Cuverville 2.VII.1926. 1 S. gr.-4o. Kleine Randläsuren, leicht gebräunt.
(250.—)
An „Mon cher ami“, u.a. über seine Lektüre von Friedrich Nietzsches „Jenseits von Gut und Böse“.
„... J’ai reçu de la marquise de L. C. une carte charmante qui me fait regretter plus encore mon abstention; mais je me dois tout à mon travail présent. La Robertsau ne va guère vous reposer; il me tarde de
vous savoir à Talloires.
Je relis ‘Par delà le Bien et le Mal’ (préface promise à Crès) avec un bizarre mélange d’admiration, d’enthousiasme et d’indignation; et chaque matin, au saut du lit, je prends un petit coup de Vita Nuova, que
je lis à ma surprise presque aussi facilement que le français; je ne vois encore pas bien ce que je vais pouvoir en dire; si rien ne se dessine avant quinze jours, je crois que je lâcherai la partie. – – Ecrit par contre
une courte notice liminaire pour Si le grain ne meurt“ (seine 1924 erschienene Autobiographie), „que peutêtre il sera temps que je vous remette à Pontigny..? ...“
46
I. LITERATUR
83
GOETHE, Johann Wolfgang von, 1749 – 1832. E. Gedicht. 1 S. quer-8o. Lateinische
Schrift. Grünliches Papier. Minimal fleckig.
(16.000.—)
„Ursprünglich eignen Sinn
Lass dir nicht rauben!
Woran die Menge glaubt
Ist leicht zu glauben.
Natürlich mit Verstand
Sey du beflissen,
Was der Gescheite weiss
Ist schwer zu wissen“.
Mit zwei Änderungen in der fünften Zeile. – Goethe nahm das Gedicht in die „ Z a h m e n X e n i e n “ VI
auf.
Auf der Rückseite eine Echtheitsbestätigung von der Hand seiner Schweigertochter Ottilie: „Handschrift
von Goethe / O.v G.“; mit schönem Wappensiegel.
Prachtvolles Autograph.
47
I. LITERATUR
(Goethe)
Zwei Zeilen „Faust“
84
— Eigenh. Manuskript. Wohl Frühjahr 1826. 1 S. quer-4o (abgetrennte Hälfte eines
Folio-Blattes). Lateinische Schrift. Bleistift auf Konzeptpapier. Etwas verblaßt. Auf der Rückseite eines Briefentwurfs von Schreiberhand.
(12.000.—)
„Wüsst ich irgend mich zu finden
Zinne Thurm? geschlossnes Thor“
Es handelt sich um die wohl erste Niederschrift zweier Verse aus dem zweiten Teil des „Faust“ (3. Akt, 2.
Szene, Turmwächter Lynkeus).
Am Unterrand, gegenläufig geschrieben, ein weiterer eigenhändiger Entwurf (deutsche Schrift): „Aus des
Herzens so thätiger Officin sind schon soviel schöne u. lobenswerthe Max[imen] hervorgegangen daß“
Auf der Rückseite ein Fragment des Entwurfs von Goethes Brief vom 15.III.1826 an den preußischen Staatsmann K.F.F. v. Nagler, den er bittet, sein Dankschreiben für das ihm verliehene Privileg zum Schutz seiner
Werke in Preußen an König Friedrich Wilhelm III. weiterzuleiten (Sophien-Ausgabe Band 40 Nr. 253).
„einige sehr gute produktive Tage“
85
— E. Br. m. U. „Goethe“. Frankfurt a.M. 13.I.1775. 1⁄2 S. 4o. Mit (gebrochenem) Siegel
und Adresse. Leicht gebräunt und etwas fleckig. Größere Ein- und Ausrisse (unsachgemäß ausgebessert).
(12.000.—)
An „Herrn Hauptmann v. K n e b e l “ in Straßburg (der Ortsname von fremder Hand ergänzt). Knebel
hatte Goethe Mitte Dezember des Vorjahres zusammen mit den Prinzen C a r l A u g u s t und Konstantin
von Sachsen-Weimar, dessen Erzieher er war, in Frankfurt besucht.
„Lieber Knebel ich bitte Sie gar sehr um ein Wort von Ihnen und um meine Sachen. Wo sind Sie? Bin ich
in gutem Andenken unter Ihnen? Addio. Ich hab einige sehr gute produktive Tage gehabt ...“
Knebel, der sich mit den Prinzen auf Bildungsreise nach Paris befand, war mit diesen nach Straßburg weitergereist, im Gepäck zahlreiche Manuskript-Fragmente Goethes sowie dessen erste Arbeiten zum „Faust“.
– In dieser Woche traf Goethe das erste Mal mit Lili Schönemann zusammen.
Sophien-Ausgabe Band 2 Nr. 278.
Aus dieser Epoche v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .
86
— E. Briefschluß m. U. „G“. Jena 26.III.1799. 1 S. quer-8o. Leicht gebräunt, minimal
fleckig. Oberrand scharf beschnitten.
(2.500.—)
„Lebe wohl. Ich habe nur einen Augenblick mich Deinem Andencken zu empfehlen. Jena d. 26 März 1799 / G“.
In der Sophien-Ausgabe findet sich unter dem Datum kein Brief mit diesem Schluß. – In den Tagebüchern
heißt es: „Achilleis. Briefe nach Weimar, vor Tische bey Schiller vorgelesen ... Nach Hause ...“
48
I. LITERATUR
Nr. 85 Johann Wolfgang von Goethe
an Knebel in Straßburg, Frankfurt a. M. 13.I.1775
49
I. LITERATUR
(Goethe)
87
— Br. m. U. „Goethe“. Weimar 23.XII.1802. 3⁄4 S. 4o. Auf der Rückseite des Respektblattes kleiner Montagerest.
(5.000.—)
(An den ihm befreundeten Philologen und Theologen August Hermann N i e m e y e r in Halle), den er gebeten hatte, im Austausch gegen ein „bedeutendes Werk“ eine kleine Merkur-Statuette von Niemeyer „in meiner Sammlung aufstellen zu dürfen“ (Brief vom 15. November), für deren Übersendung er sich im vorliegenden Brief bedankt.
„Nur mit wenigen Worten begleite ich das Exemplar des Rochegiani“ (Lorenzo Roccheggiani, ein italienischer Kunstforscher). „Der gefällig überlassene kleine Merkur ist, zum bleibenden Denkmal Ihres Wohlwollens, bey mir aufgestellt.
Diese letzten Tage waren trübe, für unsern häuslichen Kreis. Ein kleiner Gast, der sich eingestellt hatte,
verließ uns zu bald wieder. Doch sind wir überbliebenen alle gesund und empfehlen uns mit den lebhaftesten Wünschen für Ihr und der Ihrigen Wohl zu geneigtem Andenken ...“
Von den fünf Kindern Goethes und Christianes überlebte nur August, der Erstgeborene. – In der SophienAusgabe n i c h t g e d r u c k t .
„Über jeden Antheil, den Freund Schiller an unserm Institute nehmen will
freue ich mich recht sehr“
88
— 20 Autographen: 5 eigenh. Briefe m. U., 1 eigenh. Brieffragment m. U., 2 Briefe des
Adressaten mit umfangreichen eigenh. Randbemerkungen Goethes, 11 Briefe m. U. (davon 5 mit
e. Empfehlungsformel bzw. e. Zusatz) sowie 1 eigenh. Ergänzungsblatt. Weimar (13), Jena (5)
und o. O. (2). 8.X.1803 bis 11.XI.1803 (5 Briefe), 1.II.1804 bis 29.VII.1804 (10 Briefe) sowie
je 1 Brief vom 31.I. und 16.XI.1805, vom Oktober 1806 und vom 1.XI.1820. Zusammen 40
beschriebene Seiten (zum größten Teil) 4o bis folio. Vereinzelt leicht gebräunt, mit kleineren
(Rand-)Läsuren. – Dazu: 1 Schriftstück von Schreiberhand (siehe Beilage zu Brief Nr. II).
(80.000.–)
Bedeutende Brieffolge an den Philologen H. K. A. E i c h s t ä d t , den Herausgeber der ab 1804 erscheinenden „Jenaer Allgemeinen Literaturzeitung“. Nachdem 1803 die für die Universität Jena bedeutsame
„Allgemeine Literatur-Zeitung“ nach Halle umgezogen war, hatte Goethe Ende des Jahres die Zeitung als
„Jenaische Allgemeine Literaturzeitung“, mit dem Altphilologen Eichstädt als Herausgeber, neu gegründet; die erste Zeit der parallel existierenden Zeitungen war durchaus von Animositäten und Konkurrenzdenken geprägt. – Goethe behielt sich selbst die Gesamtleitung der Zeitung vor, an deren Herausgabe er sich besonders in der Anfangszeit lebhaft beteiligte.
I) 8.X.1803. „Ueber einige Verhältnisse in Bremen / Die Herren Olbers und Schröter“ (zwei Bremer Astronomen) „haben zwar die Einladung abgelehnt; allein ich sollte denken, es würde von gutem Nutzen seyn,
wenn Ew. Wohlgeb. solchen Männern das Compliment machten: daß wenn sie auch zu einer förmlichen contractmäßigen Verbindung sich nicht entschließen könnten, man doch das Institut ihrer allgemeinen Vorsorge
empföhle. Eine solche Höflichkeit macht sie geneigt vielleicht durch andere etwas zu wirken ...“ Erwähnt
in diesem Zusammenhang den Arzt Johann Abraham Albers sowie Franz Karl Mertens und Ch. N. Roller,
zwei Lehrer am Pädagogium in Bremen: „Von diesen dreyen erwarte ich Nachricht, doch will ich überlassen, ob sie nicht gerade zu einzuladen wären.“ Eigenhändig schließt er: „Die Briefe wollte ich besorgen / G.“
Im Nachtrag wünscht er vom Philosophen J. B.Schad: „... eine Recension der Vorlesung über die Methode des Academischen Studium, von S c h e l l i n g , zu fertigen, so wie auch seine Gedanken über die gegenwärtigen Religionsstreitigkeiten in Baiern aufzusetzen ...“ Mit 3 e. Bearbeitungsvermerken von Eichstädt
in der rechten Spalte. – Sophien-Ausgabe Bd. 16 Nr. 4738.
II) 13.X.1803. „... übersende hiebey, da ich Gelegenheit finde, noch verschiedenes. / 1., Zwey mir communicirte Briefe von denen Herren v. Z a c h und S c h l e g e l . / 2., Das Promemoria von Doctor Schad.
/ 3., Einen Brief von einem Herrn Harl“ (Johann Paul H., Cameralist und zukünftiger Rezensent; über-
50
I. LITERATUR
Aus Nr. 88 Johann Wolfgang von Goethe
51
I. LITERATUR
(Goethe an Eichstädt)
nahm eine Professur in Jena) „aus Berlin. / 4., Ein Paar Blätter, Recensionen und Recensenten betr. / 5.,
Meine Gedanken über die Bezeichnung der Recensenten. 6., Einige Exemplare von der Anzeige unserer dießjährigen Kunstausstellung, so wie dergleichen die polygnotischen Gemählde in der Lesche zu Delphi betr ...“
– Die Göttinger Maler F. und J. Riepenhausen hatten zur Weimarer Kunstausstellung 1803 „12 Zeichnungen eingesendet, in denen sie die Gemälde Polygnots in der Lesche zu Delphi ... nachzubilden versuchten“
(siehe Sophien-Ausgabe zu Nr. 4742) / „Der ich, glückliche Reise wünschend, mich bestens empfehle ...“
Beiliegend das oben erwähnte Schriftstück von Schreiberhand (wohl von Johann Ludwig Jakob Geist; mit
3 Bearbeitungsvermerken von Eichstädt in roter Tinte) – ein Teil der unter Punkt 4 erwähnten „Blätter“
(zweispaltig geschrieben, linke Spalte überschrieben „Recensenten“, rechte Spalte überschrieben
„Bücher“). Beginnt mit der Aufzählung der Werke, die Goethe „sämmtlich übernehmen“ wolle, „auch sind
die Exemplare schon in meinen Händen“: „Delphine von Madame de Stael / Bekenntnisse einer Giftmischerin / Castis Werke / Animali parlanti – Novellen – lyrische Gedichte – Opern / Fr. v. Berlepsch Reisen nach Schottland 3 Bände.“ Als mögliche Rezensenten (und ihre Beiträge) werden des weiteren u. a.
genannt: Karl-Friedrich Z e l t e r („Musikalische Zeitung letzter Jahrgang, der mit dem Anfang Oktobers
geendigt ist“), August Wilhelm von S c h l e g e l („Dessen Prosodie“), Johannes von M ü l l e r („Sartorius Geschichte des Hansebundes“) und Friedrich Immanuel N i e t h a m m e r („Dogmatik von Reinhart.
/ Theologische Moral von Lange“). – Goethe lieferte keine der vorgeschlagenen Besprechungen. – SophienAusgabe Band 16 Nr. 4741 (mit der „1.“ von den zwei dort erwähnten Beilagen).
III) 21.IX.1803. Die Übersendung eines Konzepts betreffend, mit der Ewähnung von Johann Georg Meyer,
der „Kunschtmeyer“. – Sophien-Ausgabe Band 16 Nr. 4727.
IV) 23.X.1803. Über einen Entwurf Eichstädts „zu einer öffentlichen Antwort auf verschiedene gedruckte Blätter, in denen ‘die Herren Abiturienten’ und andere Feinde der neuen A.L.Z. ihrem Grolle Luft
machten“ (Sophien-Ausgabe). „Der ... Aufsatz hat sowohl einigen werthen Freunden, denen ich solchen,
um mehrerer Sicherheit willen, communicirt, als mir selbst, höchst zweckmäßig geschienen und wir glauben daß derselbe, ohne weiteres Bedenken, sogleich dem Druck übergeben werden könne. Eine kleine Veränderung hat man sich erlaubt damit eines unwürdigen Blattes auch nicht von Ferne gedacht werde. Bald
hören Ew. Wohlgeb. mehr von mir ...“ – Sophien-Ausgabe Band 16 Nr. 4743.
V) 11.XI.1803 . „... 1. Sende das französische Werk zurück und bitte solches, bis nach erhaltener Nachricht
von Göttingen, bey sich zu bewahren. / 2. Folgt der Meßkatalog. Da ich weder die Bücher noch die Recensenten kenne; so ersuche ich Ew. Wohlgeb auch das ästhetische Fach nach Ueberzeugung zu vertheilen. Das
Verzeichniß der Recensenten habe bey mir behalten, um mich, in der Folge, nach und nach, mit Ihnen
bekannt zu machen. / 3. Könnte man nicht auch bey dem Institute sämmtliche Lectionscatalogen anderer
Academieen vereinigen? Theils um sie öffentlich zu nutzen, theils um von fremden Zuständen unterrichtet
zu seyn. / 4. An folgende allenfalls einzuladende Personen will erinnern.“ (Die Namen der folgenden Personen sind durchgestrichen.) / „Rivini in Wien, Hofsecretair, für ungarische Litteratur. / Forkel. Göttingen.
Historischer Theil der Musik. / Schmidt, Wien. Hofrath. Augenarzt. / 5. Hätten meine Anmerkungen zu dem
neu abzudruckenden Contract allenfalls bis zu meiner Wiederkunft Zeit? / 6. Den Fiorillo erbitte ich mir
zurück, um solchen an Prof. Meyer abzugeben. / 7. Athenäus und Nitsch folgen hier gleichfalls. / 8. Das
gestern mitgetheilte Intelligenzblatt wünschte zu behalten wenn es Ew. Wohlgeb entbehren können.“
Erläuterungen: „Nachricht von Göttingen“: des Historikers Georg Friedrich Sartorius (1765 –1828), dem
Goethe drei Tage zuvor geschrieben hatte; es handelte sich um das Werk „De la richesse commerciale“ von
Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi, das in diesem Jahr in Genf in 2 Bänden erschienen war und
dessen Rezension Sartorius übernahm. – „Forkel“: Johann Nikolaus F. (1749 –1818), Musikdirektor in
Göttingen und Verfasser einer fragmentarisch gebliebenen „Allgemeinen Geschichte der Musik“, Leipzig
1788 –1801. – „Schmidt“: Johann Adam Sch. (1759 –1809) in Wien; er gab mit Karl Himly die „Ophthalmologische Bibliothek“ heraus. – „Den Fiorillo“: „Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts“ von Johann Dominik Fiorillo,
Göttingen 1798 und 1801, 2 Bde. – „Nitsch“: eine Schrift des Pfarrers Paul Friedrich Achat N. (1754 –
1794). – Sophien-Ausgabe Band 16 Nr. 4753.
VI) 1.II.1804. U.a. mit der Erwähnung von S c h l e i e r m a c h e r s Rezension von S c h e l l i n g s „Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums“, die in den Nummern 96 und 97 vom 21. und
23.IV.1804 erschien. „... Was die philosophischen Recensionen betrifft lassen Sie uns nur eine kurze Zeit
52
I. LITERATUR
passen. Es zeigt sich von mancherley Seiten eine Theilnahme, deren wir uns zum Besten des Ganzen gewiß
bedienen können. So hat man mir eine Recension von Schellings Methodologie zugesandt, nicht aus der
Schule selbst aber günstig und recht gut gefaßt, nur ein wenig zu lang, die wir denn freylich nicht brauchen können, weil wir eine von anders woher“ (nämlich von Schleiermacher) „erwarten.
Die kurze Schilderung auswärtiger Philosophieen im Intelligenzblatte nimmt sich ganz gut aus und findet auch im Publikum Gunst, nur scheint es mir eigen, daß der Verfasser, der nach außen gerecht und
billig seyn will, sich nach innen keine freye Aussicht verschafft hat. Leider hatte ich zu der Zeit als ich
das Manuscript durchlas den Kopf mit andern Dingen gefüllt, sonst hätte ich ihm von gewissen Stellen
abgerathen, die mit der Liberalität des Ganzen im Widerspruch stehen.
Es ist immer gut, daß man bey einer solchen Unternehmung über das Geschehene gleich reflectire, und,
da sich nicht alles vermeiden läßt, in der Folge, so schnell als möglich wieder einlenke. Ich verspare manches auf eine baldige Zusammenkunft und freue mich indessen, daß unsere Blätter sich so tüchtig und
gründlich ausnehmen ...“ – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4838 (mit einer sinnentstellenden Abweichung).
VII) 4.II.1804. U.a. über die Anwesenheit der Madame de S t a ë l in Weimar, die unter allen Umständen
eine Begegnung mit dem in Jena lebenden Johann Heinrich Vo ß wünschte. „... Herr Professor Wo l f ,
in einem neuerlichen Briefe, beweist sich uns noch immer sehr geneigt und erbietet sich zur Recension von
Creuzers Büchlein über griechische Historik ... Würden Sie ihm ein Verzeichniß von recensirbaren philologischen Werken schicken, besonders kleinere, so würde er uns vor Ostern noch mit mancher Recension bedenken.
Herr Hofrath Voß“ (dieser war 1802 nach Jena übergesiedelt, wo seine beiden ältesten Söhne studierten)
„sollte sich durch die Gegenwart der Frau v. Stael nicht abhalten lassen herüber zu kommen; denn sonst
besucht sie ihn in Jena, wie sie sich fest vorgenommen hat. Sie hier zu sehen würde viel bequemer seyn,
ich offerire mich zu der ungenirtesten Einleitung ... / Herr Hofr[ath] v. M ü l l e r scheint unverrückt bey
uns halten zu wollen ...“
Friedrich August Wolfs Rezension von Creuzers Aufsatz „Die historische Kunst der Griechen in ihrer Entstehung und Fortbildung“ erschien erst am 28. September in Nr. 288. – Johannes von Müller hatte sich
vom 14. Januar bis zum 3. Februar in Weimar aufgehalten, um Herders Nachlaß zu sichten. – SophienAusgabe Band 17 Nr. 4841.
VIII) (4.III.1804). E. Randbemerkungen in einem an ihn gerichteten Brief Eichstädts. Dieser schreibt eingangs, daß er die „Hesiodische Welttafel v[on] Vo s s “ beigefügt habe, und empfiehlt sie seiner „gütigen
Besorgung“, die „schwierigsten Worte“ seien auf einem extra Blatt (liegt nicht bei) „noch deutlicher
bezeichnet“. Goethe entgegnet darauf: „Die Tafel wird besorgt. Wenn sie biß auf einen gewissen Punkt
gelangt ist, werde ich den jungen H[errn] Voß ersuchen herüber zu kommen u. Korrektur in loco vorzunehmen. Empfehlen Sie mich bestens dem Hausvater und der ganzen Familie.“
Ferner übersendet Eichstädt „einen Brief von S c h l e g e l . (wo werden wir nun mit dem S c h i l l e r i s c h e n S c h r i f t e n mit Vortheil ankommen?)“, worauf Goethe antwortet: „Lassen Sie uns das immer
noch ein wenig hinhalten. Es findet sich auch dafür wohl noch ein tüchtiges Subjekt.“ Zur Übersendung
von „Bernhardi’s Sprachlehre“ (gemeint ist der Berliner Sprachforscher August Ferdinand B.) „für
H[err]n R i e m e r “ merkt Goethe an: „R[iemer] ist nun bald mit dem Wörterbuch fertig und verspricht
als dann auch für die Zeitung zu arbeiten ...“ Ferner über eine Rezension J. F. F. Delbrücks über Goethes Trauerspiel „Die natürliche Tochter“ sowie über eine Rezension „der B r [ a u t ] v . M e s s [ i n a ] “.
Eichstädt schließt den Brief mit dem Nachsatz: „Nach heut erhaltenen Briefen ist es nicht unwahrscheinlich, daß der Hofrath v.Müller für immer in Berlin bleibt! –“ Nach der sogenannten Hartenbergaffäre war der Schweizer Historiker Johannes von Müller nach Berlin übergesiedelt, wo er die Stelle des
Hofhistoriographen des Hauses Brandenburg bekleidete.
Erwähnt werden zudem u.a. Johann Heinrich Meyer, die „Winckelmannischen Briefe“, G. H. Merkel,
Johann Christian Gottlieb Schaumann, August Wilhelm Hupel, Theodor Anton Heinrich Schmalz und der
Kunstschriftsteller Karl Ludwig Fernow. – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4863 (Teil I).
IX) 7.III.1804. E. Brieffragment, wohl der Schlußteil eines Briefes an Eichstädt. – Umfasst insgesamt die
Punkte „7.“ bis „8.“ und „10.“ bis „13.“; beginnt: „7. H[err] Reg[ierungs] R[ath] Vo i g t hat die Gefälligkeit gehabt die Recens[ion] von H.“ (gemeint ist wohl August Adolph Friedrich von Hennings) „durchzugehen. Ew. W. machen ja wohl von den Bemerkungen Gebrauch. / 8. Bey dem Reg[ierungs] Blat[t]
53
I. LITERATUR
(Goethe an Eichstädt)
No.6 mache Ew W. auf die eine Bemerkung wegen der allgemeinen Schule der Deutschen“ („Allgemeine
Industrieschule der Deutschen“) „in Stuttgard aufmerksam und lege eine Anzeige bey welche eine Gesellschaft auch hier verbreiten läßt. Möchten Sie doch wohl von Ihrer Seite sich erkundigen, wer die Herausgeber jener Hefte sind? Ich will es auch von der meinigen thun. Es ist immer der Mühe werth sich darüber ins Klare zu setzen.
Prof. Schelver hat mir einige Rec[ensionen] zugeschickt die mir recht wohl gefallen. Doch habe ich bey
der vorausgeschickten Einleitung einiges zu erinnern, deßwegen ich das Ganze an mir behalte. Denn es
wäre zu wünschen daß eine Denkweise die von der herrschenden abweicht sich gleich recht klar vor dem
Publikum ausspräche. / 10. Anerbieten neuer Recensenten. / 11. Kurze Recension einer nagelneuen
Schrift. Uber welche mit leichten Fußspitzen hinzuschreiten für das beste hielt ...“
In einem Nachtrag heißt es: „12. Druckfehler in der Sartorischen Recension. / 13. Rec. der Veränderungen im Wiener Kr[iegs] Dep[artement]“ („Reformen Österreichs im Kriegsfach“) „mit den Gesinnungen
des H[errn] Geh. [Rath] Voigt.“
Erläuterungen: „Prof. Schelver“: der Mediziner u. Botaniker Friedrich Joseph Sch., von 1803 –1806 Leiter der Bot. Anstalt in Jena. – „Sartorische Recension“: gemeint ist der Historiker Georg Sartorius, verh.
mit Caroline Voigt. – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4863 (Teil II); dort dem Brief Eichstädts vom 4. März
1804 zugeordnet (Nr. VIII dieser Folge).
X) 11.IV.1804. „Die Recension der V[oßischen]Gedichte sende ich endlich, damit sie fertig sey, nicht weil
ich sie für fertig halte, ich hätte gern noch länger daran ausgepuzt. Möge sie als ein geringes Zeugniß meines guten Willens gegen Ihr Institut u. gegen unsern fürtrefflichen Freund erscheinen.“
Es folgen Anmerkungen zu Eichstädts Manuskriptsendungen. „... Ad B.) Suchen Ew. Wohlgeb. ja Ehren
Henn[ings] nach und nach zu beseitigen. Das möchte ein saubres Institut geben, wo er mit zu Rathe säße.
In der einen Rec[ension] habe ich einiges durchgestrichen u. etwas bemerkt; damit sie gebraucht werden
kann, habe ich auch auf gut Glück korrigirt ...
Ad C.) Adelungen würde meo voto nicht geantwortet. Wenn man jemanden so tüchtig durch drischt; so
ist es billig daß man ihn Gesichter schneiden laße soviel er will. Durch Dupliken wird nichts ausgerichtet vor dem Publikum, es ist schon eine Art von defensiver Stellung, die niemals vortheilhaft ist. / Ad D.
Die Sprachbemerkungen einzulaßen oder abzuweisen sey unsem Voß anheimgestellt.
Ad E. ... H[errn] Huber könnte man meine Übersezungen des Mahomeds, Tankreds (wenn die alte Zeitung sie nicht schon hat) und Bodens Rodogüne übertragen u. ihn ersuchen ja ohne alle Rücksicht zu
sprechen. Er kennt beyde Theater u. ich wünschte daß gerade er sich über diese Versuche expektorirte.
– / Auf die Fortsezung des Programms warte ich mit Verlangen …
Sollte die Recension der V[oßischen] Gedichte nur Ein Stück füllen, so wäre es desto besser; muß sie abgebrochen werden, so habe ich den Abschnitt bezeichnet. Haben Sie die Güte solche recht genau durchzugehen u. wenn Sie irgend etwas zu bemerken haben mir solches mitzutheilen …
Die Bibliotheks Einrichtung ist einer meiner lebhaften Wünsche. Der Ordnung in diesem Geschäft bey uns,
überhaupt, sowohl in Weimar, als Jena seh ich entgegen wie Moses dem gelobten Lande u. f ü r c h t e f a s t
d a s Z i e l n i c h t m e h r z u e r r e i c h e n ...“ – Eichstädt wurde in diesem Jahr Oberbibliothekar in Jena.
Goethes Rezension der „Lyrischen Gedichte“ von Johann Heinrich Voß erschien wenige Tage später in Nr.
91. – „Hennings“: der Jenaer Philosophieprofessor (und Obskurant) Justus Christan H. (1731 –1815). –
„Ad C“: Eichstädt hatte die Absicht geäußert, auf eine in der Hallischen Literaturzeitung erschienene
grobe Kritik zu antworten. – Ludwig Ferdinand Hubers Rezension von „Mahomet“ und „Tancred“
erschien am 15. November in Nr. 274. – „die alte Zeitung“: die nach Halle verlegte Vorgängerin. –
Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4890 (mit mehreren Abweichungen vom Autograph).
XI) 25.IV.1804. „... Die Einruckung des Kretschmannischen Aufsazes findet man hier ganz unbedenklich.
/ Mit H. Wagnern bitte sachte zu gehen. S c h e l l i n g s u . H e g e l s kritisches Journal könnten Sie ihm
übertragen[;] daran ist was zu thun u. man lernt ihn kennen ...
Die sämmtlichen Schriften eines bedeutenden Mannes Einem Recensenten zu übertragen ist ganz gegen den
Geist unsers Instituts. Er wird sich wohl mit einem Theile der Sch[ellingischen] Schriften bescheiden.
Möchte doch ein jeder von den H[erren] Urtheilern sich allein auf den Trohn sezen. Sie werden das alles
auf eine freundliche Weile zu leiten wissen. August S c h l e g e l ist mit Fr. v. S t a e l hier u. grüßt vielmals“.
– Frontispiz –
54
I. LITERATUR
Erläuterungen: „Kretschmannischen Aufsatz“ – in Nr. 119 vom 18.V.1804 schrieb Goethe über das Werk
„Die Organisation der Coburg-Saalfeldischen Lande“ von Theodor v. Kretschmann. – Wagner: der Schellingianer Johann Jakob W., 1775 –1841; eine Rezension des „Kritischen Journals der Philosophie“
erschien nicht. – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4896 (mit einer kleinen Abweichung nach dem Erstdruck).
XII) 28.IV.1804. E. Randbemerkungen in einem an ihn gerichteten Brief Eichstädts. – Goethes Bemerkungen beziehen sich auf eine Reihe von Zusendungen, denen Eichstädt den vorliegenden Brief als Begleitung hinzufügte; Eichstädt: „Die mit der gestern eingegangenen Sendung verbundenen Aufträge u. Winke
werden pünktlich, mit dem innigsten Danke gegen den so gütigen Rathgeber, befolgt werden. / Gegenwärtig erhalten Ew. Hochgeboren ...“ – Es folgt eine die Punkte „A“ bis „L“ umfassende Liste, zu denen
Goethe sich jeweils äußert; hier einige Beispiele:
Eichstädt: „A, Hölty’s Gedichte, welche Vo ß mir aufgetragen hat ... zu überreichen“ (Vossens Augabe
der Gedichte erschien im selben Jahr in Hamburg) – Goethe: „... Vielen Dank“.
Eichstädt: „B, Ein Avertissement von Hn. v. Kretschmann“ (der Zittauer Advokat u. Schriftsteller Gottlieb Friedrich v. K.), „der um baldigste Insertion bittet. Wir werden sie nicht verweigern können, obwohl
ein paar harte Worte vorkommen. Die vormalige Redaction befolgte durchaus den Grundsatz: anonyme
Aufsätze, welche beleidigend waren, abzuweisen, hingegen alle aufzunehmen, welche mit des Verfassers
Namen unterzeichnet waren ... Die hallische Expedition, welche ihre Anfeindungen noch diesen Augenblick fortsezt, hat es fürwahr nicht um uns verdient, daß wir, ihr zu Gunsten einen anderen Grundsatz
annehmen.“ – Goethe: „ ... ist schon zurück.“
Eichstädt: „E, die Recension, welche ich Ihrer Prüfung unterwerfe ...“ – Goethe: „... Könnte zur Noth
passiren. Vielleicht mit kleiner Schrift, am Schluss eines Blattes.“
Eichstädt: „G, Brief u. Recension von Nees von Esenbeck“ (der Botaniker Christian Gottfried Daniel
N.v.E.); „nebst dazu gehörigen Gedichten.“ – Goethe: „... Diese Gedichte sind wirklich eine seltsame
Erscheinung u. die Rec. brauchbar.“
Eichstädt: „K, Brief v. Hirt“ (der Archäologe Aloys Ludwig H., Goethes Führer in Rom) „aus Berlin. Der
gute Prof. Meyer“ (der Schweizer Maler und Kunstschriftsteller Johann Heinrich M., Goethes „Kunschtmeyer“) „wird nun Sorge tragen müssen, daß ich bey dem Publicum mit meiner Ankündigung ... nicht zum
Lügner werde.“ – Goethe: „... Warten wir wohl das zweyte Heft ab; über das erste möchte wohl wie Hirt
ganz richtig ausspricht schwerl[ich] mehr zu sagen seyn.“
Eichstädt: „L, Wiederum eine literarische Zudringlichkeit, v. Scherer ...“ (der Chemiker Alexander Nikolaus v. Sch., den Goethe 1797 in Jena kennengelernt hatte) – Goethe: „... Höflich abzuweisen ...“ Erwähnt
werden ferner u.a. Johann Heinrich Voß und Joachim von Schwarzkopf. – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr.
4897 (ohne den Nachtrag).
XIII) 16.V.1804. Mit einem „Glückwunsch zur glücklichen Wiederkehr“ (Eichstädt war von einer Reise
nach Leipzig zurückgekehrt). – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4898.
XIV) 25.VII.1804. Bei Übersendung seines Distichons „ C a m p e ’s L a o k o o n “ und mit Kommentaren
zu Eichstädts jüngster Manuskriptsendung. „Der Werneburgische Aufsaz möchte sich wohl ehr in ein physikal. Journal als in unser Intel[ligenz] Blat schicken. Ich wäre wohl neugierig zu erfahren was Hr. Bernhardi im Busen trägt, nur daß wir ihn freylich nicht veranlassen können sich zu expectoriren. Mögten Sie
mir wohl nochmals die Apelischen Recensionen der alten Zeitung benennen? Ich bin leider gar zu vergessen. / Hiebey ein Distichon, das ich genau wie es geschrieben ist unter den Strich abgedruckt wünsche.
Es schadet nicht wenn wir wieder einmal Händel anfangen ...
Über jeden Antheil, den Freund Schiller an unserm Institute nehmen will freue ich mich recht sehr ...“ –
Beiliegend das erwähnte Distichon, das in Nr. 87 des „Intelligenzblattes“ der Literaturzeitung erschien:
„Campe’s Laokoon
Schon vom Gifte durchwühlt, gebissen und
wiedergebissen,
Vater und Sohn! O! Weh! – Heilige
Plastik! Oweh!“
Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4933 (dort ohne das Distichon).
XV) 29.VII.1804. Zuerst über Zeichnungen von „Prof. Meyer“ und von Voß begutachtete „Distichen“,
dann über folgende Rücksendungen: „... 1.) den Brief wegen P e s t a l o z . Diese Sache wird sich ja auch
55
I. LITERATUR
(Goethe an Eichstädt)
nach und nach aufklären und man wird ein gedeihliches Wort darüber sagen können; denn bis jetzt ist
das alles doch nur noch ein schwankendes pro und contra. / 2.) Das Schreiben von Bardili, welches mir
viel Vergnügen gemacht hat. Der Effect den wir wünschten, ist also erreicht. Lassen Sie uns ja mit den
Philosophen es so forthalten. Ich hoffe Herr Wagner wird auch noch einsehen lernen, daß man in einem
kritischen Blatt dieser Tage keinen Philosophen allein darf reden lassen. / 3.) Schreiben von S p a t z i e r,
dem ich die Strafe herzlich gönne. Das Klatschpack stört in alle Verhältnisse und richtet manches Unheil
an und dann schreyt es wenn ihm nach Verdiensten wiederfährt …
Sehr angenehm war mir die Nachricht von Herrn Hofrath von S c h i l l e r s Genesung zugleich mit der
Nachricht von seiner Krankheit zu erfahren ...“ – Tatsächlich laborierte Schiller noch lange an den Folgen einer schweren Erkältung, die er sich am 24. Juli auf einer Spazierfahrt zugezogen hatte.
Erläuterungen: „Pestaloz“: Goethes Haltung zu Pestalozzis Pädagogik blieb weiterhin schwankend bis
ablehnend. – „Bardili“: der Stuttgarter Philosophieprofessor Christoph Gottfried B., 1761 –1808. – „Herr
Wagner“: der Schellingianer Johann Jakob W., 1775 –1841. – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 4938.
XVI) (31.I.1805). Zunächst wegen des Programms für die Weimarer Kunstausstellung. Ferner mit Anordnungen für die Zeitung. „Hierbey der Schluß des Programms. Da noch Raum war dehnte ich den Artikel von Mannlich etwas aus, welchen wie das Manuscript besagt, einzuschalten bitte.
Können Ew. Wohlgeb[oren] mir, mit den morgenden Boten, Gerstenbergs Ugolino senden; (wahrscheinlich besitzt ihn unser Voß, den ich bestens grüße) So können die zwey Rezensionen, die von Böhlendorf
Ugolonino u[nd] von Joh[ann] Friedr[ich] Churfürst zu Sachsen zu Erfüllung des zweyten Blattes bald
aufwarten. / Die Revision des heut empfangnen soll auch baldigst zurück. / Gegen die chemische Recension, habe nichts einzuwenden. / Mich bestens empfehlend und mir etwa auch ein halb Dutzend geringer
Abdrücke des Programms erbittend. / Goethe“.
Erläuterungen: „Mannlich“: der Maler und Architekt Johann Christian von M. (1741 –1822), Galeriedirektor in München. – „Gerstenbergs Ugolino“: Heinrich Wilhelm von G.’s (1737–1823) Tragödie war 1768
in Hamburg erschienen. – „unser Voß“: Johann Heinrich V. (1751 –1826), seit 1802 Privatdozent in Jena.
– „Böhlendorf Ugolonino u[nd] von Joh[ann] Friedr[ich] Churfürst zu Sachsen“: Goethes Rezensionen
über die Trauerspiele „Ugolino Gherardesca“ (Dresden 1801) von Casimir Ulrich Böhlendorff (1775 –1825)
und „Johann Friedrich, Kurfürst zu Sachsen“ (Leipzig 1804) von Benjamin Silber (1772 –1821) erschienen in Nr. 38 vom 14. Februar. – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 5023.
XVII) (Januar 1805). „Pflanzen Stoffen soll wahrscheinlich Farbe Stoffen heißen, wie aus dem folgenden
Satz erhellt. Doch wie, durch diese Bemühung, die systematische Lichenologie, wie die Zoologie durch
Zootomie gewinnen soll, wünschte ich ausgelegt zu sehen.“ – Sophien-Ausgabe Band 17 Nr. 5025.
XVIII) 16.XI.1805. Bei Rücksendung von einem „Lustspiel“, wahrscheinlich „Die Schädellehre“ von Karl
Stein (Berlin 1805). „... Es ist zwar nicht ohne Humor, doch stößt es gegen eins der Hauptgesetze unsres
Theaters an, indem es den Doctor Gall nennt und sich hauptsächlich auf dessen Wesen und Treiben
bezieht. Ich lasse jederzeit die Nahmen lebender Personen ausstreichen und die Stellen verändern, wenn
ihrer im Vorbeygehn erwähnt wird: denn ich glaube nicht, daß man das Recht hat bekannter Männer, und
solche müssen es doch wohl seyn, im Guten oder Bösen auf dem Theater zu erwähnen. Das Schauspiel
soll eine heitre ästhetische Stimmung hervorbringen, die durch solche Realitäten durchaus gestört wird.
Mehrere Stücke Ihrer Zeitung habe ich mit vielem Antheil gelesen. Die Müllerische Recension des Werks
über Ragusa ist sehr interessant und hat durchaus guten Eindruck gemacht. / Wollten Sie mir wohl vertraun, wer die Recension der philosophischen Geschichten verfaßt hat? Wäre sie von Reinhold so sollte er
deshalb gelobt werden. / Von dem Wu n d e r h o r n des Knaben sende ich vielleicht bald eine Anzeige, so
wie von Schlegels Rom, ob es gleich eine schwere Aufgabe ist, über das letzte etwas zu sagen, das der Wahrheit gemäß wäre und dem Autor nicht verdrüßlich fiele, welches letztre wir doch nicht wollen können ...“
Erläuterungen: „Doctor Gall“: der Arzt Franz Joseph Gall (1758 –1828), Begründer der Phrenologie. –
„Müllerische Recension“: über Francesco Maria Appendinis „Notizie istorico-critiche sulle antichità, storia e letteratura de Ragusi“ (Ragusa 1802/03) von Johannes von Müller, gedruckt in Nr. 272 vom 14.
November. – „Recension der philosophischen Geschichten“: über Dietrich Tiedemanns „Geist der speculativen Philosophie“ (Marburg 1791 –1795), Johann Gottlieb Buhles „Lehrbuch der Geschichte der Philosophie und einer kritischen Literatur derselben“ (Göttingen 1796 –1804) und Wilhelm Gottlieb Tennemanns „Geschichte der Philosophie“ (Leipzig 1798 –1805), gedruckt in Nr. 268 – 270 vom 9. bis 12.
56
I. LITERATUR
November. – „Wunderhorn des Knaben“: Goethes Rezension von „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim
von Arnim und Clemens Brentano erschien in Nr. 18 und 19 vom 21. und 22. Januar 1806. – „Schlegels
Rom“: August Wilhelm Schlegels Elegie „Rom“ (Berlin 1805); eine Rezension darüber erschien nicht. –
Sophien-Ausgabe Band 19 Nr. 5147.
XIX) Anfang Oktober 1806. Wegen seines Aufsatzes „An Freunde der Geognosie“, der ein Verzeichnis der
im Sommer erworbenen Müllerschen „Carlsbader Suite“ enthielt. „Mit Dank folgt beyfolgende Wundergeburt zurück. / Das Quartblatt, für das Intelligenzblat bestimmt, ist corrigirt und revidirt, beym Drucker
habe ich 100 Exem[plare] auf ordinair Papir bestellt. Nähmlich blos von gedachtem Quartblatte, mit
Weglassung der Seitenzahl. Ew Wohlgeb genehmigen es und senden mir gefällig das Paket ...“
Der Aufsatz erschien am 6. Oktober im Intelligenzblatt Nr. 94 der „Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“. – In seinem Tagebuch vermerkte Goethe unter dem 2. Oktober 1806: „Catalog der C. B. Suite
durchgesehen“ und unter dem 4. Oktober: „Correctur des Intelligenzblattes“. – Sophien-Ausgabe Band
19 Nr. 5248. Beiliegend ein an Eichstädt adressierter Briefumschlag.
XX) 1.XI.1820. Mit verspätetem Dank für Geburtstagsglückwünsche. „Ew Wohlgebornen / vor meiner
Abreise schönstens begrüßend, erfülle eine angenehme Pflicht, indem ich verbindlichsten Dank für Ihr
geneigtes Schreiben zu meinem Geburts-Feste, vorzüglich aber auch für das wohl gefühlte, gedachte und
ausdrucksvolle Gedicht noch abzustatten habe, welches hiemit aufrichtig und lebhaft geschieht. Möge
alles was Sie vorhaben und unternehmen zu Ihrem Wohl gereichen, mögen Sie in guten Stunden mein
manchmal freundlich gedenken, nicht weniger meines fortdauernden Antheils versichert seyn ...“ – Eichstädts Glückwunschschreiben vom 25. August hatte vermutlich das erwähnte Gedicht beigelegen (Text von
Johns Hand). – Sophien-Ausgabe Band 34 Nr. 1 (mit kleinen Abweichungen; „Handschrift unbekannt“).
89
— E. Schriftstück m. U. „Goethe“. W(eimar) 23.VI.1805. 1 S. quer-gr.-8o (Konzeptpapier).
(4.000.—)
Weinbestellung (an Ramann in Erfurt): „Zwey Flaschen guten Champagner / Vier Nösel desert Wein ...“
„daß Weimar seinen alten literarischen Ruf erhalten möge“
90
— Br. m. U. „G“. Weimar 1.V.1807. 4 S. gr.-folio, halbspaltig beschrieben. Brieftext von
der Hand seines Sekretärs Friedrich Wilhelm Riemer. Grün-graues Papier. An den Rändern
leicht gebräunt.
(8.000.—)
Inhaltsreicher Brief an seinen Ministerkollegen Christian Gottlob von Voigt, dem er ausführlich seinen
Standpunkt zum Weggang des Kunsthistorikers Carl Ludwig Fernow nach Jena erläutert. Fernow war seit
1804 Bibliothekar von Herzogin Anna Amalia in Weimar, die am 10. April gestorben war.
„Ew. Excellenz / erwähnten vor einigen Tagen einer möglichen Translocation des Professor Fernow nach
Jena und ich verschob darüber meine Gedanken zu eröffnen, weil ich es als ein zukünftiges ansah. Nun
theilt er mir aber einen Brief von Hofrath Eichstädt und ein Billet von Ew. Excellenz mit, woraus ich sehe,
daß die Absicht dringender ist als ich geglaubt, und ich verfehle daher nicht, meine Meynung sogleich zu
eröffnen …
Ich kann in meiner gegenwärtigen Stille keine andern Plane hegen als solche die darauf hinausgehen, daß
Weimar seinen alten literarischen Ruf erhalten und von dieser Seite bedeutende Wirkungen äußern möge,
zu einer Zeit da unsre Widersacher, besonders seit den letzten Unfällen, uns so gern für vernichtet erklären möchten.
Einer meiner angelegensten Wünsche seit langer Zeit war, daß eine Ausgabe der Winkelmannischen Werke
von hier ausgehen möge. Schon bey Edition seiner Briefe geschah dieser Absicht Erwähnung und seit der
Zeit sind viele Anfragen und manche Mittheilungen bey mir geschehen. Endlich fand sich die Gelegenheit,
57
I. LITERATUR
(Goethe)
daß Professor Fernow mit dem Enkel desjenigen Walthers in Dresden, der Winkelmanns erster Verleger
war, einen Contract über die Herausgabe sämmtlicher Werke schließen konnte.
Die Sache hat ihre großen Schwierigkeiten: denn es ist hier nicht blos die Rede, das Gedruckte wieder
abdrucken zu lassen, sondern es gehört bey einigen Theilen eine ganz neue Redaction dazu. Besonders
ist die Geschichte der Kunst, durch die Wiener Ausgabe und durch Zusätze, welche Winkelmann besonders edirt, in eine Verwirrung gerathen, daß eine neue Bearbeitung nöthig wird. Auch hat sich seit jener
Zeit so manches in der Kunstgeschichte und den Hülfswissenschaften aufgeklärt; es ist so vieles gegen Winkelmann und öfters nicht ohne Grund geschrieben worden, wovon der Herausgeber in beygefügten Noten
Rechenschaft abgelegen muß.
So viele zu einem solchen Geschäft nöthige Eigenschaften Professor Fernow auch besitzt, so fühlt er doch,
daß nur durch eine Verbindung mehrerer diese Arbeit glücklich vollbracht werden kann. Er hat sich
daher mit Hofrath Meyer associirt und beyde halten deshalb regelmäßige Conferenzen, in welchen sie die
streitigen Puncte besprechen und das, was jeder für sich gearbeitet, zusammentragen. Hierzu kommt
noch der Vortheil, eine in dem Fach wohlversehene Bibliothek in der Nähe zu haben; und ich darf wohl
anführen, daß auch aus meinem Hause manches Natur und Kunst, so wie griechische und lateinische
Sprache betreffendes beygetragen wird.
Aller dieser Vortheile würde der Herausgeber bey einer Veränderung des Ortes völlig entbehren und schon
dadurch die Vollendung der Arbeit unmöglich werden ... Betrachtet man nun, daß von einer Seite ein
geringer Nutzen, von der andern ein großer Schaden sowohl für das Individuum, als für die Literatur
überhaupt entspringt; so ist es freylich wünschenswerth z u r E h r e d e s We i m a r- J e n a i s c h e n
We s e n s , welches denn doch eigentlich nicht separirt werden kann, und bey unmittelbarer Wirkung und
Gegenwirkung mit einander stehen und fallen muß, daß Professor Fernow bey verlängertem hiesigen Aufenthalt das unternommene interessante Werk vollenden könne. Er wird dadurch sowohl seinen Namen
als den Nahmen des Landes wo er sich aufhält, in noch bessern Credit setzen, und in der Folge wenn die
Academie sich mehr erhebt, ohne seinen entschiedenen Nachtheil dort mitwirken können. Gegenwärtig
würde es für diejenigen, die sich für diese Sache lebhaft interessiren, höchst traurig seyn, wenn der Tod
unserer verehrten Herzoginn durch den uns soviel entrissen worden, auch noch Schuld an der Zerstörung
eines Werkes seyn sollte, das sie, wenn sie länger gelebt hätte, mit Vergnügen aus ihrer Umgebung hätte
hervorgehen sehen.“
In seinem Tagebuch vermerkte Goethe an diesem Tag u.a.: „Promemoria an Geh. Rath Voigt, Fernow
betreffend“. – Fernow blieb in Weimar. Sein letztes Projekt, die Herausgabe von Johann Joachim Winckelmanns gesammelten Werken (8 Bände, Dresden 1808 –1820), konnte er nicht vollenden; er starb im folgenden Jahr.
Sophien-Ausgabe Band 19 Nr. 5360.
91
— Gedrucktes Schriftstück mit eigenh. Namenszug „JWv Goethe“ und Datum „Weimar
(2.000.—)
/ März 1812.“ 2 S. gr.-4o. Leicht gebräunt.
„ A u t o g r a p h a “ . Das Verzeichnis von Goethes Autographensammlung, das er mit „Bitte um gefällige
Beiträge“ seinen Briefen beilegte.
Das Verzeichnis enthält Namen von über 400 Personen. Goethe hatte es Ende Dezember 1811 drucken lassen.
Sehr selten.
58
I. LITERATUR
Nr. 91 Johann Wolfgang von Goethe
59
I. LITERATUR
(Goethe)
92
— Eigenh. Albumblatt m. U. Weimar 10.I.1814. 1 S. quer-gr.-8o. Lateinische Schrift.
Vierseitiger Goldschnitt. Kräftiges Papier, etwas verfärbt und sporfleckig, zwei winzige Schabstellen.Verso Montagespuren.
(6.000.—)
Sprichwort nach Agricola I, 657:
„Wen Gott betreugt
Der ist wohl betrogen.
Weimar
Goethe
d. 10. Jan.
1814“.
Goethe verwendete das Sprichwort für sein Gedicht „Sogar dies Wort hat nicht gelogen: / Wen Gott
betriegt, der ist wohl betrogen.“
In seinem Tagebuch notierte Goethe an diesem Tag: „Reise Diarium Erstes Heft. Adagia ...“
93
— Br. m. U. „wahrhaft ergeben / Goethe“. Berka an der Ilm 15.VI.1814. 1 S. gr.-4o.
Leicht gebräunt, schwach fleckig. Minimale Einrisse am Unterrand.
(6.000.—)
An I f f l a n d , bei Übersendung von Teilen von „Des Epimenides Erwachen“. – Iffland hatte Goethe um
ein Festspiel für die Feier des Sieges über Napoleon für die preußische Hauptstadt gebeten.
„Vor allen Dingen muss ich Ihnen, verehrter Mann, den aufrichtigsten Dank abstatten, dass Sie mir Gelegenheit geben, und zwar eine so würdige, der Nation auszudrücken, wie ich Leid und Freude mit ihr empfunden habe und empfinde. Wenn dieses zuvörderst vor Ihrem Könige, Seinen hoechsten Gästen und den
werthen Berlinern, unter denen ich soviel Gönner und Freunde zähle, geschieht; so ist es ein unerwartetes Glück. Möge der Beyfall, den Sie dem Entwurf gegönnt, auch der Ausführung zu Theil werden.
Denen Herren Uhden, Weber, Burnat, und wer sonst sich meiner erinnert, und an diesem Vorhaben theilnehmen mag, empfehlen Sie mich schönstens, und erhalten mir ein freundliches zutrauliches Andenken ...“
Das Stück wurde unter Iffland am 30.III.1815 im Nationaltheater mit einer Vertonung durch den Berliner Kapellmeister Bernhard Anselm Weber uraufgeführt. „Uhden, Weber, Burnat“: der preußische
Kriegs- und Domänenrat J. D. W. O. Uhden (1763 –1835); der oben genannte Kapellmeister B. A. Weber
(1766 –1824); Burnat, ein Dekorationsmaler in Berlin.
Sophien-Ausgabe Band 24 Nr. 6860.
60
I. LITERATUR
94
— E. Albumblatt m. U. „Goethe“. Berka 21.VI.1814. 1 S. quer-8o. Lateinische Schrift.
Umlaufender Goldschnitt. Schwach fleckig, schmaler Lichtstreifen am rechten Rand. (8.000.—)
„Darf man das Volck betrügen?
Ich sage nein!
Doch willst du sie belügen,
So mach es nur nicht fein.“
Goethe nahm das Gedicht unter dem Titel „Lug oder Trug?“ in die Abteilung „Epigrammatisch“ der Ausgabe letzter Hand auf.
Das im Vorjahr eröffnete Bad Berka mit seiner Schwefelquelle wurde zu einem Sammelpunkt der Weimarer Hofgesellschaft. Goethe war am 13. Mai 1814 in Berka eingetroffen; am 21. Juni vermerkte er in
seinem Tagebuch: „Das Vorspiel [zu „Des Epimenides Erwachen“] fertig gemacht ... Nachmittag der Hofrath Huschke und Hofrath Becker.“ – Auch die frühesten Gedichte des „West-östlichen Divan“ entstanden in diesen Sommertagen in Berka.
95
— Teilweise eigenh. Brief (die ersten zwei Drittel des Briefes von der Hand Wellers; mit
2 e. Korrekturen Goethes) m. U. „J W v Goethe“. Jena 22.VI.1818. Der Brief ist zerteilt: Goethes Handschrift ist abgeschnitten und anschließend – nicht ganz exakt – mit Hilfe eines goldfarbenen Siegelmärkchens wieder anmontiert worden. Leicht fleckig.
(4.000.—)
An Christian Gottlob von Vo i g t , Begleitbrief zu einigen „Geschäftssachen“.
„... 1, die neue Museums-Rechnung und den Rentamtmann Müller betreffend. / 2, Bezüglich auf akademische Bibliothek / 3, Kaufmanns“ (der Weimarer Hofbildhauer Johann Peter K.) „Vorschuß Noch gar
Manches halte zurück, weil ich mich nächstens mündlich auszusprechen hoffe. / Was verlautet Näheres
von Serenissimi Ankunft und Mögen Ew. Excellenz mir von der vernommenen geneigste Kenntniß geben“
Ab hier eigenhändig: „Ubrigens da ich mich von hier loszumachen suche empfind ich wieder mit wieviel
Verhältnissen uns ein halbes Jahr verschlingen kann, u. wie, bey möglichster Thätigkeit, doch manches
zurückbleibt. Die verlohrnen 14 Tage haben mich sehr verkürzt, doch seh ich alles Nothwendige ist nachzuholen, ehe ich, u. ich hoffe bald, das Glück habe persönlich wieder aufzuwarten. / tausendfach verbunden / J W v Goethe“.
Sophien-Ausgabe Band 29 Nr. 8098.
61
I. LITERATUR
(Goethe)
96
— Schriftstück m. U. „Goethe“. Weimar 9.II.1822. 1 S. quer-8o. Etwas fleckig. Verso
Bearbeitungsvermerke.
(1.200.—)
„Berliner Monatsschrift / 1809 Januar“. – Wohl eine an die Hoffmannsche Buchhandlung in Weimar
gerichtete Bestellung.
97
— Schriftstück m. U. „JWvGoethe“. Weimar 2.IX.1822. 2⁄3 S. quer-8o. Konzeptpapier.
Leicht gebräunt. Verso Bearbeitungsvermerk.
(1.600.—)
Eine weitere (an die Hoffmansche Buchhandlung gerichtete) Buchbestellung.
„Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen über Goethe’s Farbenlehre gehalten an der Königl. Universität
zu Berlin von Leopold von Henning, Doctor der Philosophie: Berlin 1822. Bey Duncker u. Humblot /
Zwölf Exemplare.“
Der Philosoph Leopold von Henning vertrat „mit besonderer Vorliebe ... als Docent die Goethe’sche Farbenlehre, wozu ihm an der Universität sogar ein eigenes Laboratorium eingerichtet wurde; auch ermangelte er nicht, eine ‘Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen über Goethe’s Farbenlehre’ (1822) drucken zu
lassen“ (ADB).
Beiliegend ein an Goethe adressierter Umschlag.
98
— Br. m. U. u. E. „ergebenst JWvGoethe“. Weimar 20.IX.1823. 1 S. gr.-8o. Brieftext von
Kräuters Hand. Etwas gebräunt, kleine Randläsuren; Querfalte unterlegt, rechter Rand
beschnitten.
(2.000.—)
An den Buchdrucker Johann Karl Wesselhöft in Jena, dem er Manuskript zum 4. Band von „ Ü b e r
K u n s t u n d A l t e r t u m “ sendet.
„Ew. Wohlgeboren / erhalten hiebey, nach Verabredung mit Herrn Frommann, zu B[and] II. Heft 3 von
Kunst u. Alterthum M[anu]sc[rip]t zu den ersten Bogen; zu rechter Zeit kommt das Folgende nach. Die
Eintheilung des vorderen Gedichtes auf die verschiedenen Seiten habe bezeichnet. Sollte noch irgend ein
Bedenken obwalten, so erbitte mir Nachricht ...“
„B II“: ein Schreibfehler; im Druck war bereits Band IV. – Wesselhöft agierte als Subunternehmer für
Frommann, der von Goethes Verleger Cotta mit dem Druck beauftragt war. – Bei dem erwähnten Gedicht
handelt es sich um „Des Paria Gebet, Legende, Dank des Paria“.
Sophien-Ausgabe Band 37 Nr. 136.
99
— Adreßblatt mit e. Namenszug „JWvGoethe“, daneben ein schöner Abdruck seines
(500.—)
Ringsiegels. Poststempel: Weimar 9.V.1827. 1 S. quer-8o.
Die Adresse und der Adreßzusatz stammen von Schreiberhand: „Herrn / Auctionator Weigel / Wohlgeb.
... / nach / Leipzig / Mit einem Päckchen / in umgekehrter Wachsleinwand, enthaltend 5 r. in 1/6. St.
Sachs. / gezeichn. H. A. W.“
Im Tagebuch vermerkt Goethe am 8. Mai: „ ... Herrn Weigel nach Leipzig 5. Thr. S. ...“ – Der Kunsthändler Johann August Gottlieb Weigel in Leipzig war Goethes Hauptlieferant für Kupferstiche und Handzeichnungen.
62
I. LITERATUR
„für Lord Byrons Denkmal“
100 — E. Br. m. U. „JV de Goethe“. Weimar 6.VII.1828. 1 S. gr.-4o. Lateinische Schrift. Mit
dreiseitigem Trauerrand (Tod von Großherzog Carl August am 14.VI.1828). Falten- und stärkere Randdefekte, kleine Reparaturen.
(3.500.—)
An John Cam Hobhouse (1786 –1869) in London, Byrons Freund und Testamentsvollstrecker.
„Mein Herr / Bey der Subscription für Lord Byrons Denckmal bitte mich mit Zwanzig Pfund zu unterzeichnen, wozu ich mich schon vormals verpflichtet ...“
Das von Thorwaldsen geschaffene Denkmal fand schließlich im Trinity College in Cambridge seinen Platz,
nachdem mehrere Institutionen seine Aufstellung wegen der zweifelhaften Moral des Dargestellten abgelehnt hatten.
Sophien-Ausgabe Band 44 Nr. 155 (mit kleiner Abweichung nach dem Konzept von Johns Hand).
101 — Br. m. U. „Goethe“ und eigenh. Orts- und Datumsangabe „Dornburg d. 17. Aug. 1828“.
2
⁄3 S. gr.-8o. Schmaler Trauerrand. Leicht gebräunt, minimale Randschäden.
(2.500.—)
An Jean-Louis Armand Baron de Wolbock, den ehemaligen Sekretär der französischen Gesandtschaft in
Weimar, der dem Großherzog Karl Friedrich zu seinem Regierungsantritt eine Gabe für die Herzogliche
Bibliothek überreichen wollte. – Goethes Freund Großherzog Carl August war am 14. Juni des Jahres
gestorben.
„Wenn Herr Baron de Wolbock, in Erinnerung gastfreundlicher Tage und auf Grossherzogl. Bibliothek
wohlgenutzter Stunden, das genannte Werk: Bouillon Musée des Antiques, 3. Bände, genannter Anstalt
zu verehren gedenkt, darf ich solches Geschenk, als Vorsteher derselben, wohl dankbar annehmen; auch
bey Gelegenheit Ihro Königl. Hoheit dem regierenden Grossherzog von einem so schätzbaren Andenken
an die hiesigen früheren Verhältnisse schuldige Kenntniss geben.“
In der Sophien-Ausgabe in Band 44 in den „Lesarten“ zu Nr. 205 (nach Konzept) gedruckt, irrtümlich mit
Kräuter als Empfänger-Angabe.
102 — Br. m. U. u. E. „ergebenst JW v Goethe“. Weimar 24.XII.1829. 1 S. gr.-4o. Brieftext
von Johns Hand. Kleine Randeinrisse unterlegt.
(3.000.—)
An Wilhelm Reichel, Faktor der Cottaschen Buchdruckerei in Augsburg, dem er das Manuskript zum 31.
Band seiner „Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand“ ankündigt.
„Ew. Wohlgeb. / verfehle nicht hiedurch zu vermelden daß mit der nächsten fahrenden Post das Manuscript zum 31. Bde an Dieselben abgehen wird; da es sehr egal geschrieben ist, so läßt sich wohl ohnschwer
die Berechnung machen wie viel Bogen es gedruckt ausgeben werde. Betrüge es nicht 16. bis 17. Bogen
im Gewissen, so würde noch etwas anfügen und zugleich wegen des folgenden Bandes mich gehörig einrichten können, welcher alsdann baldigst nachfolgen soll.
Dabey ermangele nicht anzuzeigen daß alles Angekündigte ordentlich und glücklich angekommen, nur
hat sich bey dem Binden der Schillerischen Correspondenz gefunden daß der 17. Bogen des 2. Theils in
einem Velinexemplar fehle, welche Lücke gelegentlich auszufüllen bitte ...“
Sophien-Ausgabe Band 46 Nr. 183.
63
I. LITERATUR
(Goethe)
103 — Br. m. U. u. E. „In vollkommenster Hochachtung / Ew Hochwohlgeb / ganz gehorsamster / Diener / JWvGoethe“. Weimar 19.IX.1830. 3 S. 4o. Brieftext von Johns Hand.
Schwach gebräunt, Faltenrisse.
(4.000.—)
An den Dichter Johann Ludwig D e i n h a r d s t e i n (1794 –1859) in Wien, den Herausgeber der „Wiener
Jahrbücher der Literatur“, bei Übersendung eines Aufsatzes seines Freundes Johann Heinrich M e y e r,
Direktor der Weimarer Zeichenakademie. – Kurz zuvor hatte sich Deinhardstein für einige Wochen in Weimar aufgehalten.
„Ew. Hochwohlgeb. / möge Gegenwärtiges, bey Ihrer frohen Rückkunft in die Kaiserstadt, freundlichst
begrüßen, mit der Versicherung: daß Ihre Gegenwart in unserm Kreise ein Andenken zurückgelassen hat,
welches mit dem Wunsche des Wiedersehns, und also auch fernerer wechselseitiger Theilnahme innigst
verbunden ist.
Mit der fahrenden Post geht nunmehr die Rolle mit unsres werthen Hofrath Meyers kritische Anzeige
neuer und neuster Kupferstiche, mit historischer Einleitung, an Dieselben ab ... Sie zögerte etwas länger,
weil die Absicht war sie nach allen Seiten hin mannigfaltig auszustatten …
Die in der Beylage entwickelte Angelegenheit darf ich nicht, wie ich überzeugt bin, weiter empfehlen. Ich
werde sowohl am hohen Bundestage, als bey obern und untern Behörden das Nöthige vorstellen. Der
Bücher Commissarius in Leipzig ist, wegen der Michaelismesse, davon schon unterrichtet und was die
Kaiserl. Königl. Staaten belangt, so liegt solches am sichersten in Ew Hochwohlgeb. Händen ...“
Die – nicht mehr vorhandene – Beilage betrifft den Subskriptionsaufruf der Buchhändler Schubert und
Niedermeyer in Hamburg und Itzehoe auf einen Raubdruck von Goethes Werken, deren rechtmäßige
„Ausgabe letzter Hand“ seit 1827 bei Cotta erschien.
Sophien-Ausgabe Band 47 Nr. 199 (mit einer kleinen Abweichung nach dem Konzept gedruckt).
Der viertletzte Brief Goethes, eine Woche vor seinem Tod geschrieben
104
— Br. m. U. u. E. „Ew Wohlgeb. ergebenster Diener JWvGoethe“ sowie eigenh. Datum
„Weimar d.15. März 1832.“ 3 S. gr.-4o. Brieftext von Johns Hand. Mit großem Wappensiegel
(wohl aus dem Umschlag herausgeschnitten, auf der leeren vierten Seite montiert). Schwach
gebräunt, leicht fleckig; kleine Randeinrisse, Heftspuren an der Bugfalte.
(8.000.—)
Großer Brief an den jungen Geologen Karl Bernhard (von) Cotta in Tharandt, der ihm sein Erstlingswerk
„Die Dendrolithen in Beziehung auf ihren inneren Bau“ zugesandt hatte.
„Der eifrige Kunstkenner, wenn er die Ausgrabungen von Pompeji und Herculanum mit Entzücken
betrachtet, wird doch immer zunächst von einem schmerzlichen Gefühl überrascht, daß soviel Glück
durch ein einzelnes Naturereigniß zu Grunde gehen mußte, um solche Schätze für ihn niederzulegen und
zu bewahren.
Von einer ähnlichen Empfindung wird derjenige bedrängt das zu schauen und zu kennen was, in der
Urzeit, allgemeinere unbegreifliche Naturwirkungen in einer großen Weltbreite niedergeschlemmt, niedergedrückt und verschüttet, damit wir von verschwundenen Organismen genugsam erführen, welche in
der Vornacht der Zeiten doch auch das Tageslicht und seiner Wärme genossen um kräftig und fröhlich
zu leben und sich auf das gedrängteste zu versammeln.
Wenn aber der Mensch sein eigenes Mißgeschick zu übertragen berufen ist, so ergibt er sich denn wohl
auch in ein fremdes, verjährtes Mißgeschick und sucht daher für seinen überschauenden Geist, für seine
gränzenlose Thätigkeit Nahrung und Beschäftigung. Daß ich für alle fossilen Gegenstände seit geraumer
Zeit eine besondere Vorliebe gehegt, ist Ihnen nicht verborgen geblieben; ich habe selbst, durch anhaltende
Bemühungen und Freundes-Gunst, sehr schöne Beyspiele zusammengestellt, wobey denn immer mehr
offenbar wird, daß Abbildungen und genaue Beschreibungen ganz allein geeignet sind, uns in einem so
unermeßlichen Felde zurecht zu weisen …
64
I. LITERATUR
Sie statten sich daher selbst den Dank ab, den wir Ihnen für eine so merkwürdige Mittheilung schuldig
geworden. Sie haben die Natur auf eine so vollkommene Weise nachgeahmt, daß man Ihre Arbeiten eben
so gut als die Originale, dem Vergrößerungsglase unterwerfen und sich dadurch von Ihrer großen Aufmerksamkeit als Geschicklichkeit überzeugen muß ...“
Der Schlußabsatz lautet: „Lassen Sie mich, insofern ich noch einige Zeit auf der wunderlichen Erdoberfläche verweile, gelegentlich einiges von Ihren Fortschritten vernehmen ...“
Sophien-Ausgabe Band 49 Nr. 190, mit einer kleinen Abweichung („Handschrift unbekannt“).
105 — E. Billett mit Goethes Abschlußklammer an Stelle der Unterschrift. O. O. u. D. 1 S.
quer-kl.-8o (beschnitten). Deutsche Schrift.
(600.—)
„Herrn Professor Riemer / zur freytägigen Conferenz“.
Nicht in der Sophien-Ausgabe.
106 — Eigenh. Schriftstück mit 2 Abschlußklammern. 1 S. quer-4o. In lateinischer Schrift.
Konzeptpapier. Leicht braunfleckig.
(2.500.—)
T i t e l b l a t t : „Gedichte / Alter und fremder / Sprachen“ (Text durchstrichen).
In die „Ausgabe letzter Hand“ (1827) nahm Goethe verschiedene Gedichtübersetzungen unter dem Titel
„Aus fremden Sprachen“ auf.
107 (—) Haarlocke. Mit hellblauer Schleife und typograph. Bezeichnung „Goethe“ unter
Glas in vergoldetem ovalem Biedermeier-Rahmen. 7,7 × 8,7 cm.
(500.—)
Beiliegend ein e. Br. m. U. von Caroline R i e m e r, Weimar 28.IV.1851, 1 S. gr.-8o (Mittelfalte gebrochen),
mit Umschlag, an Dr. Huttmacher in Frankfurt a. M., dem sie als Dank „für die schönen Andenken von
Goethes Mutter“ ein Autograph Goethes sowie diese Locke sendet.
108 (—) Druck: „Bei Goethe’s maurerischem Jubelfeste. Gesprochen in der Johannis-Loge
zu Weimar 1830.“ 4 S. gr.-4o. Leicht gebräunt. Minimaler Lichtrand.
(800.—)
Der Druck erschien anläßlich der Feier seines 50jährigen Freimaurerjubiläums. – Goethe war 1780 aus
„geselligem Gefühl“ (Goethe-Lexikon) in die Loge „Anna Amalia“ in Weimar eingetreten, nahm aber zeitlebens nur sporadisch an deren Zusammenkünften teil; der Feier anläßlich seiner 50jährigen Mitgliedschaft blieb er krankheitshalber fern.
Beiliegend 7 weitere, zum Teil aufwendig gestaltete Drucke der Loge (teilweise leicht fleckig und gebräunt):
„Den geliebten besuchenden BBr. in der Loge Amalia zu Weimar, den 7. April 1843“, 1 S. gr.-8o; „Dem
geliebten sehr ehrwürdigen Meister vom Stuhl G. W. Freiherrn von Fritsch am 24. Juni 1843“, 1 S. gr.8o; „Zur Johannes-Fest- und Schwesternloge. Weimar, 1843“, 8 S. 8o; „Erinnerungsblatt an des Johannesfest 1843“, 1 S. 4o; „Logen-Lieder zum Johannis-Feste 1843“, 7 S. 8o; „Zur Johannesfeier in der Loge
Amalia zu Weimar 1844“, 1 S. gr.-4o; und „Ludwig Preller. Eine Gedächtnißrede in der Freimaurerloge
Amalia zu Weimar gehalten von Gottfried Theodor Stichling“, Weimar 1863, 26 pag. S. gr.-8o, broschiert.
65
I. LITERATUR
109 GOETHEKREIS. – CARL AUGUST, Großherzog von Sachsen-Weimar, Freund Goethes, 1757–1826. Br. m. U. u. E. Weimar 21.XII.1798. 2⁄3 S. gr.-folio. Faltenrisse hinterlegt, leicht
fleckig.
(250.—)
An seine Großmutter Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel, eine Schwester
Friedrichs des Großen, mit Neujahrswünschen.
„... Am Schluße dieses beynahe wiederum zurückgelegten Jahres flehe ich die göttliche Vorsehung inbrünstig an, daß sie über Ew. Hoheit und Gnaden auch fernerhin walten und Dieselben in dem Lauf des neuen
Jahres bey dem vollkommensten Wohlergehen erhalten wolle. Ew. Hoheit und Gnaden bitte ich um gütige Aufnahme dieses Opfers meiner kindlichen Ergebenheit ...“
Beiliegend ein Br. m. U. seines Sohnes und Nachfolgers, des Großherzogs Karl Friedrich, an Kanzleirat
Müller (Weimar 1850).
Carl August an Goethe?
110 — — E. Billett m. U. (Paraphe). (Weimar, wohl 1825.) 1 S. quer-kl.-8o. Mit gedruckter
Bordüre.
(600.—)
„Der plaz an der treppe des th[eater]hauses ist freylich nun schon ganz fertig, u. es fehlt nichts mehr als
die wieder arbeitung der Chaussé an der schon stark hand gelegt ist; indeßen will ich mir gleich die riße
bey steinerten holen laßen.“
Darunter ein Vermerk des Philologen Wilhelm Ihne (1821 –1902): „Carl August Grand Duke of Saxe Weimar to Göthe / W. Ihne / 19 July 1852“.
Das in der Nacht des 21./22. März 1825 niedergebrannte Theater wurde in nur sechsmonatiger Bauzeit
nach Plänen des Weimarer Hofbaumeister Karl Friedrich Christian Steiner (1774 –1840) wiedererrichtet.
111 — EICHSTÄDT, Heinrich Karl Abraham, Philologe; Begründer und Leiter der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, 1772 –1848. E. Br. m. U. Jena 16.IX.1802. 8 S. gr.-8o.
(400.—)
Umfangreicher Brief an G ö s c h e n in Leipzig, geschrieben noch als Mitredakteur der von Christian Gottfried Schütz herausgegebenen Allgemeinen Literaturzeitung. Anhand eines Beitrages des Theologen Gottlieb Erdmann Gierigs legt Eichstädt seine Veröffentlichungsgrundsätze dar. – Mit Erwähnung zahlreicher
Autoren und Beiträge der Allgemeinen Literaturzeitung.
„... Mag es seyn daß ich ein zu strenger Beurtheiler bin: allein ich verlange einmal etwas Vorzügliches von
unsern Suitenausgaben, u. dies den Herren Mitarbeitern nicht bloß im Allgemeinen zu sagen, sondern
durch Beyspiele zu documentiren achte ich für Pflicht. Ich habe deswegen bey Durchsicht dieses Probebogen keine Mühe gescheut; aber ich wünsche nur, daß G[ierig] und künftig auch die übrigen Herren mit
diesem Geschäft des Redacteurs zufrieden seyn, und dadurch genauer werden mögen …
Sollte Prof. Wolf“ (der Altphilologe Friedrich August W.) „zufällig bey Ihnen seyn; so habe ich gar nichts
dagegen, daß Sie ihm meine Kritik über G[ierigs] Arbeit mittheilen u. sein Urtheil vernehmen …
Haben Sie doch die Güte, nunmehr ein paar Blätter von dem Schützischen Mspt. absetzen zu lassen und
uns zu schicken. Es ist nicht mögl. eine feste Instruction über das Äußere des Drucks (z. B. über das
Anbringen von Cursiv, Petit, gesperrter Schrift, über die Abtheilungen der Kapitel u.s.w.) zu entwerfen,
wenn man sich nicht durch den Augenschein selbst belehrt hat.
Schon lange liegt diese Instruction beynahe fertig bey mir: allein Schütz hat immer versprochen, noch
Einiges hinzuzufügen (was nicht geschehen), und zugleich mit mir auf einige Probeblätter von Ihnen
gewartet.
66
I. LITERATUR
Rector Kunze in Schöningen hat den Curtius Rufus u. M[agister] Dahl in Rostock den Flavius übernommen ... / Wir sollten freyl[ich], wenn die Herren ihr Wort pünktlich erfüllten, jetzt schon weit mehr Mspt.
haben. Ich lasse deshalb morgen Nachrichten an Hn. Zschucke, Lichtenstein, Beck u. Kapp schicken ...“
Am Unterrand zahlreiche Bearbeitungsvermerke.
112 — GERSTENBERGK gen. Müller, Georg Friedrich Konrad von, Jurist und Schriftsteller; verkehrte mit Goethe, 1760 –1838. E. Gedicht m. U. „vG.“ W(eimar) 29.IX.1821. 2 S.
8o. Leicht gebräunt.
(120.—)
„In der Nacht
Bricht an der Tag mit seinen hellen Lichtern,
So flücht’ ich meiner Liebe heil’gen Schein
Vor all’ der bunten, lauten Menge schüchtern
In meines Herzens tiefverschloß’nen Schrein;
Dort ruht er ungesehen, glüht verborgen
Bis daß der Abend kommt; dies ist sein Morgen.“
Es folgen drei weitere Strophen.
113 — VULPIUS, Christian August, Schriftsteller, Goethes Schwager, 1762 –1827. E. Br. m.
U. Weimar 17.XII.1796. 1 S. kl.-4o. Leicht gebräunt, etwas fleckig.
(250.—)
Wohl an Rudolf Zacharias Becker, den Verleger der „Deutschen Zeitung für Jugend und ihre Freunde“,
den er um einen Gefallen bittet.
Sie „sind, wie ich glaube, im Besitz der Schlesischen Provinzial Blätter? Dieses Journal vom Jahr 1796
kann ich hier nicht auftreiben. Es ist mir aber etwas daran gelegen, diejenigen Stücke deßelben zu sehen,
in welchen sich Zusätze zu Flögels komischer Litteratur befinden“ (Karl Friedrich F., dt. Literarhistoriker, 1729 –1788) ... „Ich werde Ihnen dieselben mit dem größten Danke wieder zu schiken, wenn die kurze
Zeit des Gebrauchs derselben vorüber ist.
Für Ihre ... deutsche Zeitung, laßen sich bei uns bis jetzt keine richtigen Beiträge sammeln, sonst hätte
ich Ihnen dieselben gesendet. Es geht bei uns alles im guten Gleise, ordentlich, ruhig u. friedlich zu ...“
67
I. LITERATUR
114 GOZZI, Carlo Graf, 1720 –1806. E. Br. m. U. Venedig 16.VI.1801. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig, kleiner Moderschaden am linken Rand ohne Berührung des
Textes.
(600.—)
An seinen jüngeren Bruder Almorò in Pordenone, u.a. über einen Rechtsstreit um 24.000 Dukaten und
eine verunglückte Aufführung seines Stückes „Il montanaro Don Giovanni Pasquale“ in Udine.
„... Voi sapete il proverbio popolare: sino alla morte non si sa la sorte; sicché convien attendere con intrepidezza quel momento per sapere il nostro destino. Da quanto mi scrivete, riguardo alle imposte, altro
non posso dedurre, che da quanto si vedrà, e da quanto si vede, e da quanto si vedrà dobbiamo spogliarsi
dalla idea immaginaria di aver qualche cosa del nostro con che mantenersi; e contentarsi del sostanzioso bel titolo di Proprietarj. Passiamo innanzi.
Dopo un mese di silenzio, ricevei finalmente una lettera di Bergamo ... Niente in essa si parla più di investita come se non si fosse mai parlato. Aveva scritto che alla mia dimanda di ventiquattro mila Ducati, già
rifiutata come un eresia, mi si facesse almeno una esibizione. Aciò non si risponde nemmeno. Mi si risponde solo che la causa per parte avversaria à ridotta da temersi, lunga e dispendiosa ... Vi dico il vero, che
questo affare appoggiato alle mie sole spalle, e alla mia sola risoluzione mi agita assai. Pacienza …
Mi fu scritto da Udine che esposero il mio Montanaro D. Giovanni. Che il primo atto fu udito con attenzione, ma che vedendo nel secondo un Re posto in tristo aspetto, il bisbiglio fu grande, e impedi l’ascoltare quell’opera. Che fu lodata da molti, ma che tutti si stupirono che sia stata licenziata nelle presenti
circostanze. Io non so come pensino, e come intendano a Udine, ma ho scritto che l’opera sia per sempre
ritirata e chiusa ...“
Sehr selten.
115 GRASS, Günter, geb. 1927. Typoskript mit eigenh. Streichungen und Zusätzen, nachträglich am Rand bezeichnet und signiert. 1 S. folio.
(200.—)
Seite „12“ des Typoskripts seiner 1979 erschienenen Erzählung „Das Treffen in Telgte“, beginnt:
„... Dann hieß es, daß dem alten Weckherlin der Puls nur noch matt gehe. Schneuber, der sich mit Moscherosch eine Kammer teilte, verlangte nach Wundsalbe. Gerhardt und der Magister Buchner wollten jeder
eine Kammer für sich. Zu zweit zogen Hoffmannswaldau und Gryphius, Czepko und Logau ein. Harsdörffer trennte sich nicht von seinem Verleger Endter. Bei alledem ging die Wirtin mit ihren Mägden den
neuen Gästen zur Hand ...“
116 GRILLPARZER, Franz, 1791 –1872. E. Br. m. U. (Wien, Dezember 1821.) 1 S. 4o. Schwach
gebräunt.
(1.200.—)
An seinen Verleger (Wallishaussersche Buchhandlung), dem er den Empfang des Honorars für „ D a s
g o l d e n e V l i e ß “ und „ D i e A h n f r a u “ bestätigt.
„... Mit den früher erhaltenen à conto-Zahlungen und dem Heute empfangenen Rest ... ist das ... bis ultimo Dezember 1821 bedungene Honorar für die erste Auflage von 3600 Exemplaren meiner Triologie: Das
goldene Vließ vollkommen berichtigt. Indem ich Ihnen hierüber quittire, bestättige ich Ihnen zugleich das
in Büchern erhaltene Honorar der 4ten Auflage der: Ahnfrau. Über beides werde ich die gestempelten
Quittungen nachtragen ...“
68
I. LITERATUR
117
GROTH, Klaus, 1819 –1899. E. Albumblatt m. U. Kiel, Februar 1885. 2⁄3 S. gr.-8o.
(200.—)
„Hoch oder platt,
drög oder natt,
Beer oder Win,
Grof oder fin –
Awer echt mutt et sin.“
„Wie ist es nur möglich“
118 GUTZKOW, Karl, 1811 –1878. E. Br. m. U. Weimar 30.XII.1862. 11⁄4 S. gr.-8o. Leicht
gebräunt. An den Rändern etwas fleckig. Am Unterrand Notizen des Empfängers. (250.—)
Wohl an die Hoffmansche Buchhandlung in Weimar, die ihm schon wiederholt ungeeignete Bücher zum
Kauf angeboten hatte.
„... Sie trauen meinem Geschmack die Verirrung zu, daß mich nur Romane u. Gedichte, mittelmäßige
Dramen u. dergl. interessiren können! Wie ist es nur möglich, daß Sie mir unausgesetzt solche Sachen
schicken, deren ich ohnehin als Red. einer belletristischen Zeitschrift“ („Unterhaltungen am häuslichen
Herd“) „über genug habe.
Meine Kauflust kann dann u. wann, je nach meinen Mitteln, nur ein gediegenes Werk reizen. Ich bitte Sie
daher, wenn Sie im neuen Jahre fortfahren wollen, mir Novitäten zu senden, dies nur mit Werken aus den
Fächern / der Geschichte, Philosophie, Politik, Literaturgeschichte u. Belletristik ersten Ranges / zu thun.
Sie werden gefunden haben, daß, wenn Sie mir Werke aus diesen Fächern schickten, ich auch ab u. zu
etwas behalten habe ...“
119 HAHN-HAHN, Ida Gräfin von, 1805 –1880. E. Br. m. U. „Ida Grfn Hahn“. Mainz 12.II.
1874. 4 S. gr.-8o.
(180.—)
An eine Baronin, die wohl eine große Anzahl von Frauen für die „Bruderschaft der christlichen Mütter“
geworben hatte.
„... Ich bitte Sie ... mir deren Zahl, wenigstens ungefähr, anzugeben u. mir zu sagen ob die Br[u]de[r]sch[a]ft ... in Neustadt a.d.D[onau] eingeführt wurde, was dann wahrscheinlich der Mittelpunkt
für alle Frauen geworden u. gar wünschenswerth wäre. Ich hörte einmal die Br[u]de[r]sch[a]ft habe
sich, besonders in Bayern, enorm ausgebreitet u. zähle 80 000 Mitglieder. Ob sich das so verhält? ...“
Beiliegend ein e. Schriftstück m. U. (o. O. u. D.); die Gräfin bittet um die Bücher „Martyrer“, „Väter der
Wüste“, „Augustinus“ und „Maria Regina“.
69
I. LITERATUR
Schiller zitiert Bürger
120 HANSER, Friedrich Wilhelm, Magister aus Memmingen, 1760 –1803. Sein STAMMBUCH mit 242 Eintragungen, davon 232 aus den Jahren 1778 bis 1797 (über die Hälfte aus dem
Revolutionsjahr 1791!) und 10 undatierte. 61 Eintragungen stammen aus T ü b i n g e n , wo
Hanser offenbar studierte, 16 aus Berlin, 12 aus Göttingen, je 11 aus Halle, Leipzig und Wien,
die übrigen aus vielen kleineren Orten vielfach aus dem Südwesten des alten Reiches. Von 154
alt gez. Blättern fehlt eines. – Quer-8o. Geflammter brauner Kalblederband der Zeit mit sparsamer Streicheisenverzierung; Rücken (2 Wurmlöcher) aus dunklerem Leder, das alte Vorsatzpapier überklebt. Farbschnitt. Etwas bestoßen und berieben, der Rücken stärker.
(16.000.—)
Der Stammbuch-Besitzer war ein Sohn des Memminger Pfarrers Georg David Hanser (1726 –1791) und
studierte offenbar ab 1780 in Tübingen. Im Jahre 1791 unternahm er eine Reise zu anderen deutschen
Universitätsstädten, wo er viele berühmte Persönlichkeiten erfolgreich um Eintragungen in sein Stammbuch bat.
Die wichtigste stammt von F r i e d r i c h S c h i l l e r, den er in Erfurt besuchte:
„Der Geist gedeyht durch Wahrheit
das Herz durch Schönheit
Bürger
Erfurt d 24. Aug.
Zum Andenken
1791.
von Ihrem ergebnen Diener
Fr. Schiller“.
Schiller zitiert hier recht frei aus Gottfried August Bürgers „Gesang am heiligen Vorabend des funfzigjährigen Jubelfestes der Georgia Augusta“ zu Göttingen: „Denn der Geist gedeiht durch Weisheit / Und
das Herz gedeiht durch Schönheit ...“
Am Vortage hatte Hanser C h r i s t o p h M a r t i n W i e l a n d in Weimar aufgesucht, dessen Eintrag unter
dem seines Schwiegersohns, des Philosophen Karl Leonhard Reinhold (Jena 20.VIII.1791) steht:
„Quid dulci voveat nutricula majus alumno
quam sapere et fari quod sentiat ? –
Weimar den 23sten Aug. 1791. CMWieland.“
Zwei Wochen später trug sich in Halle der Naturforscher J o h a n n R e i n h o l d F o r s t e r mit einem
lateinischen Spruch ein. – Ende September erreichte Hanser Berlin, wo sich u. a. K a r l P h i l i p p
M o r i t z , der Verfasser des „Anton Reiser“, am 28. September mit einem Shakespeare-Zitat in das Album
eintrug. Seine Autographen sind von größter Seltenheit; wir können im Handel nur ein einziges weiteres
Stammbuchblatt von Moritz nachweisen (im Album Dorothea Campe). – Ende Oktober erreichte Hanser
Göttingen, wo sich neben zahlreichen Professoren F r i e d r i c h A u g u s t B ü r g e r am 7. d. M. mit dem
Spruch „Est Deus in nobis“ verewigte, und reiste im November dann weiter nach Mainz. Hier trug sich
am 22. November G e o r g F o r s t e r mit einem griechischen Spruch ein.
Die wichtigsten weiteren Eintragenden erscheinen nun in alphabetischer Reihenfolge:
der Theologe J. P. Bardili, Maulbronn 3.VIII.1778,
der Schriftsteller Rudolf Zacharias B e c k e r, Gotha 24.VIII.1791,
der Naturforscher Gottfried Christoph B e i r e i s , Helmstedt 20.X.1791,
der Historiker und Archäologe Johann Joachim Bellermann, Erfurt 24.VIII.1791,
der Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Justus B e r t u c h , Weimar 22.VIII.1791,
der Philosoph August Friedrich Boek, Tübingen 28.V.1791,
der Geograph Anton Friedrich B ü s c h i n g , Berlin 25.IX.1791,
der Pädagoge und Schriftsteller Johann Heinrich C a m p e , Braunschweig ?.X.1791,
der Theologe Johann Christoph Doederlein, Jena 20.VIII.1791,
der Schriftsteller, Theologe und Philosoph Johann August Eberhard, Halle 1.IX.1791,
der Orientalist Johann Gottfried Eichhorn, Göttingen 12.XI.1791,
der Schriftsteller Johann Joachim E s c h e n b u r g , Braunschweig 18.X.1791,
der Pädagoge und Hymnologe Jeremias Nikolaus Eyrich, Göttingen 6.XI.1791,
70
I. LITERATUR
der Pädagoge und Philosoph Johann Georg Heinrich Feder, Göttingen 11.XI.1791,
der Literarhistoriker und Rektor der Thomasschule Johann Friedrich Fischer, Leipzig 3.Id.IX.1791,
der Theologe Johann Friedrich Flatt, Tübingen 15.V.1787,
der Theologe August Christoph Fleischmann, Tübingen 26.VI.1788,
der Jurist und Univ.-Syndikus Johann Friedrich Gess, Tübingen 9.IX.1787,
der Naturforscher Johann Friedrich Gmelin, Göttingen 31.X.1791,
der Theologe Johann Jakob Griesbach, Jena 20.VIII.1791,
der Theologe Georg Friedrich Griesinger, Stuttgart 17.XII.1785,
der Historiker und Theologe Heinrich Philipp Konrad Henke, Helmstedt 21.X.1791,
der Jurist und Historiker Johann Christoph Herchenhahn, Wien 18.VIII.1791,
der Klassische Philologe Christian Gottlob H e y n e , Göttingen 5.XI.1791,
der Politiker und Schriftsteller Johann Ludwig H u b e r, Tübingen 14.IV.1788,
der WirtschaftswissenschaftlerLudwig Heinrich (von) Jakob, Halle 1.IX.1791,
der Schriftsteller Heinrich J u n g - S t i l l i n g , Marburg 13.XI.1791,
der Dichter und Mathematiker Abraham Gottthilf K ä s t n e r, Göttingen 4.IX.1791,
der Mathematiker und Physiker Georg Simon K l ü g e l , Halle 4.IX.1791,
der Theologe Georg Christian Knapp, Halle 4.IX.1791,
der Theologe und Schriftsteller Johann Kaspar L a v a t e r, Tübingen 10.VII.1783,
der Historiker Johann Friedrich Le Bret, Kanzler der Universität, Tübingen 31.V.1787,
der Philologe Christian Ludwig Lenz, Schnepfenthal 26.VIII.1791,
der Philosoph Johann Gebhard Ehrenfried Maass, Halle 6.IX.1791,
der Pädagoge Johann Heinrich Ludwig Meierotto, Berlin 30.IX.1791,
der Kameralist Wilhelm Gottfried von Moser, Ulm 29.X.1788,
der Buchhändler Friedrich N i c o l a i , Berlin 3.X.1791,
der Theologe August Hermann N i e m e y e r, Halle 1.IX.1791,
der Philosoph Friedrich Immanuel N i e t h a m m e r, Erfurt 23.VIII.1791,
der Mathematiker Christoph Friedrich Pfleiderer, Tübingen 28.VIII.1791,
der Theologe Johann Michael S a i l e r, Dillingen 22.VI.1791,
der Pädagoge Christian Gotthilf S a l z m a n n , Schnepfenthal 26.VIII.1791,
der Theologe und Univ.-Kanzler Christoph Friedrich Sartorius, Tübingen 15.III.1780,
der Historiker und Geograph Johann Christoph Schmidlin, Stuttgart 13.VIII.1792,
der Orientalist Christian Friedrich Schnurrer, Tübingen 25.IV.1785,
der Philosoph und Bibliothekar Andreas Heinrich Schott, Tübingen 8.X.1791,
der Philologe Georg Ludwig Spalding , Berlin 30.IX.1791,
der Theologe und Philosoph Johann Joachim S p a l d i n g , Berlin 8.IX.1791,
der Historiker und württ. Staatsmann Ludwig Timotheus v. Spittler, Göttingen 7.XI.1791,
der Theologe und landwirtsch. Schritsteller Balthasar Sprenger, Maulbronn 12.VIII.1778,
der Theologe Karl Friedrich Stäudlin, Göttingen 6.XI.1791,
der Theologe Gottlob Christian Storr, Tübingen 22..1783,
der Philosoph Dietrich Tiedemann, Marburg 12.XI.1791,
der Philosoph Thomas Christian Tychsen, Göttingen 3.XI.1791,
der Theologe Ludwig Joseph Uhland, Tübingen 22.IX.1783,
der Philosoph Johann Heinrich August Ulrich, Jena, August 1791,
der Schriftsteller Christian Felix We i s s e , Leipzig 10.VIII.1791,
der Philologe Friedrich August Wiedeburg, Helmstedt 23.X.1791,
der Montanist Johann Friedrich Widenmann, Stuttgart 15.I.1793,
der Philosoph Friedrich August Wo l f , Halle 1.IX.1791
und der Historiker und Pädagoge Johann Friedrich Zöllner, Berlin 27.IX.1791.
Neben den großen Dichtern und Gelehrten hat Hanser offenbar systematisch protestantische Pfarrer
besucht: über 80 Geistliche auch aus vielen kleineren Orten haben sich eingetragen, ganz überwiegend aus
dem Südwesten des alten Reiches. Dagegen legte er keinen Wert auf Eintragungen von Kommilitonen.
R e i c h h a l t i g e s D i c h t e r- , G e l e h r t e n - u n d P a s t o r e n s t a m m b u c h .
Siehe die Abbildungen auf S. 25 (Bürger), 125 (K. Ph. Moritz), 133 (Schiller) und 162 (Wieland).
71
I. LITERATUR
121 HARINGER, Jakob, 1898 –1948. Widmungsexemplar: „Die Einsiedelei“. Amsterdam,
Christof Brundel Verlag o. D. 27 S. Gr.-8o. Broschur mit organgefarbenem Papierbezug (an den
Ecken und Rändern etwas beschädigt) und schwarzem Titelschildchen.
(250.—)
Die Widmung (in Bleistift) auf dem festen Vorsatz lautet: „Meiner lieben Frida Vettin in herzlicher Kameradschaft & zum Trost nach dieser lausigen Pilgerschaft / sehr innig / Haringer“. – Darüber wohl ihr
Besitzeintrag: „Frau Frida Vettin. / Berlin, Mai 1927.“
122
HAUG, Friedrich, 1761 –1829. E. Gedicht. 11⁄3 S. 4o. Leicht fleckig, kleine Randläsuren.
(300.—)
„Gestern und heute.“ – Die ersten vier von zehn Strophen lauten:
„Gestern hat mir Sie genickt,
Die mir heute finster blickt
Gestern hat mich Sie gerühmt,
Die nun tadelt unverblümt.
Gestern hat mir Sie gelacht,
Die nun grollt mit Vorbedacht.
Gestern hat mich Sie geküßt,
Die mir heut die Thür verschließt.“
123
— E. Gedicht. 1 S. 4o. Leicht fingerfleckig.
„Der alte deutsche Ritter. / 1811.“ – Beginnt:
„Mir ist aus alter deutscher Zeit
Ein edler Ritter jüngst erschienen.
So sprach er, Zorn in Red’ und Miene:
‘Ich klag’ um Mitternacht mein Leid.
Die Ritterburgen sind Ruinen,
Und ein Vergötterter gebeut.
Wo sind die Freyen, wo die Kühnen,
Die Wetterähnlichen im Streit?
Wo, der mit Kraft der Cherubinen
Tirannensöldlinge zerstreut,
Ein zweyter Herrmann? – Weh! Sie dienen! ...’ ...“
Und endet:
„Er schwankt. Erfüllend meinen Eid
Sang ich für Ritter, sang für Bühnen
Von adelicher Würdigkeit
In ernsten Dante’schen Terzinen
Der Censor strich’s – O Geist der Zeit!“
Im Ganzen 23 Zeilen, mit mehreren Korrekturen.
72
(400.—)
I. LITERATUR
124* HAUSCHNER, Auguste, geb. Sobotka, 1850 –1924. 20 e. Br. m. U. Berlin, Lofer und
o. O. 6.I.(1894) bis 19.IV.1906 und o. J. 76 S. kl.-4o bis (quer-)kl.-8o.
(1.200.—)
An den Schriftsteller Heinrich Teweles (in Prag), in literarischen Angelegenheiten.
Berlin 6.I.(1894), mit dem Dank für die „Zusendung des ‘Prager Dichterbuchs’“, das Teweles herausgegeben hatte. „... Ihre Novelle hat mir sehr gut gefallen, sie ist lebenswahr empfunden u erzählt, u man
glaubt ihr sogar den versöhnlichen Schluß ... Möchten Sie mir nicht meine beiden Manuscripte ‘Antonie’
u. ‘Verbotene Früchte’ zurückschicken? Ich hatte gehofft Neumann durch meine Novellen an mich zu erinnern. Leider ohne Erfolg ...“
Berlin 9.V.(1895). „... Würden Sie so liebenswürdig sein mein Manuscript ‘Der Vielgeliebte’ für mich recht
gut abschreiben zu lassen ... Direktor Sörre Breslau hat mich ersucht es ihm einzusenden ...“
Berlin 5.XI.(1895). „... Ich danke Ihnen bestens für Ihre große Liebenswürdigkeit mir Ihren Demetrius
zu schicken. Haben Sie sonst nichts geschrieben, nichts Novellistisches oder Dramatisches? ...“
Berlin 13.II.1905. „... Würden Sie die grosse Güte [haben] mir an irgend eine Persönlichkeit, die in Reichenberger Verhältnisse eingeweiht ist, eine Empfehlung zu geben. Ich schreibe jetzt einen Roman der in
einem Fabrikmilieu spielt.
Die Studien dazu habe ich in verschiedenen Sommern in Böhmen u. Schlesien gemacht. Nun möchte ich
aber sehr gern so einen Betrieb im Winter sehen u. habe dabei an Reichenberg gedacht ...“
Berlin 19.IV.1906. „... Ich war schon erstaunt, dass Ihr Blatt von meiner Novelle ‘die sieben Naturen des
Dichters Clemens Breissmann’ gar keine Notiz genommen hat. Heute bekomme ich nun den Waschzettel
des Langen’schen Verlags, den das Pr[ager] T[agblatt] als Kritik meines Romans ‘Zwischen den Zeiten’
bringt. Und darüber bitte ich doch sehr dringend um eine Erklärung. Dieses Buch, dächte ich, verdiente doch, ganz abgesehen von seinen Qualitäten in litterarischer Hinsicht, schon um seines Stoffs u. Milieus
halber die Beachtung eines böhmischen Blattes. Sagen Sie mir doch, bitte, ganz ehrlich die Gründe zu dieser Nichtbeachtung und Nichtachtung ...“
Auguste Hauschner war eine der ersten deutsch-jüdischen Schriftstellerinnen; sie setzte sich schon früh
mit der Lage der Frau im öffentlichen Leben und mit Fragen der jüdischen Identität auseinander.
Sehr selten.
73
I. LITERATUR
„Der Poet ist bloß ein kleiner Theil von mir“
125 HEINE, Heinrich, 1797–1856. E. Br. m. U. „Noch immer Lüneburg d 9 Januar 1824“
(recte 11.I.1824). 21⁄4 S. 4o. Mit Siegelspur. Adresse abgeschnitten (dadurch Textverlust von
3
⁄4 S.). Leicht fleckig.
(16.000.—)
Schöner Brief an seine Schwester Charlotte, seit dem 22. Juli des Vorjahres Ehefrau des Hamburger Kaufmanns Moritz Embden, der er über seine beabsichtigte Abreise aus Lüneburg und sein geplantes (venezianisches) Trauerspiel berichtet. – Am 30. Januar wurde Heine als Jurastudent an der Universität Göttingen immatrikuliert, nachdem er am 24. Dezember des Vorjahres nach vier Semestern in Berlin
exmatrikuliert worden war.
„Liebe kleine Person!
Heute reise ich noch nicht; aber ich reise übermorgen wenn meine Hemde unterdessen trocken sind, und
ein Brief, den ich von Berlin erwarte, angekommen ist. Du weißt noch von Hamburg her, daß ich überall, wo ich bin, so leicht kleben bleibe. Aber heut über acht Tag müssen die Thore und Menschengesichter Lüneburgs hinter mir seyn. Von meinen Eltern wird mir der Abschied schwer werden. Wir deklamiren Dein Trompeterstückchen: Calypso ne pouvoit se consoler du depart d’Ulysse – – Denkst Du aimable
Französinn noch an jene Telemakzeit? Wie gern küßte ich Dir noch einmal die scharmanten Katzenpfötchen ehe ich mich aus dieser Gegend entferne! Auch von Amiechen wird mir der Abschied schwer. Die
kleine Bestie hat mir hier wahrlich manche Stunde verschönert. Wenn ich des Abends lese sitzt das nette
Thierchen auf meiner Schulter, und fängt immer an zu bellen wenn ich an eine schöne Stelle des Buches
komme. Amiechen hat mehr Verstand u Gefühl als alle deutschen Philosophen u Poeten. –
Vorgestern hab ich an Gustav geschrieben. – Ueber Deinen Brief vom 31 Dez habe ich mich recht gefreut.
Es ist heute Sonntag, vielleicht habe ich mich oben im Datum geirrt. – Ueber Deine literarische Noth habe
ich herzlich gelacht. Schreibe mir oft. Daß ich an einem Trauerspiel arbeite, wie man Dir berichtet, hat
nicht ganz seine Richtigkeit. Ich habe nemlich noch keine Zeile davon geschrieben, und das Stück existirt
bis jetzt bloß in meinem Kopfe; wo noch manche andere Stücke und noch viele gute Bücher bereit liegen.
Aber jetzt bin ich zu krank um etwas zu schreiben und meine wenigen gesunden Stunden sind meinen Studien gewidmet. Es ist jetzt überhaupt noch immer die Zeit der Saat bey mir; ich hoffe aber auf eine gute
Erndte. Ich suche die verschiedenartigsten Kenntnisse in mir aufzunehmen u werde mich in der Folge
desto vielseitiger u ausgebildeter als Schriftsteller zeigen. Der Poet ist bloß ein kleiner Theil von mir; ich
glaube Du kennst mich hinlänglich um dieses zu begreifen. Deinen Rath recht viele in meinem Trauerspiel
sterben zu lassen hab ich mir bemerkt. Ach Gott, ich wollte ich könnte alle meine Feinde darinn sterben
lassen.
Den Pfuscher grüße mir recht viele tausendmahl. Wiederhole ihm die Versicherung meiner Freundschaft.
Wer mein kleines Lottchen liebt den liebe ich auch. Außerdem bin ich ja auch ein großer Verehrer von
Archenholz. Grüße mir auch Adolf Emden und dessen Lottchen, so wie auch die Familie Jaques u Fanny
u Mama.“ (Der anschließende Briefteil fehlt.) „Ich hoffe, liebes Lottchen, daß Du mir in Göttingen viele
liebe Briefchen zukommen lassen wirst; jedes derselben erheitert meine Seele. Alles was Du schreibst ist
so lieb u klar; wie ein reiner Spiegel, zeigt mir jede Zeile Dein gutes Originalgemüth. Lebe wohl u behalte mich lieb
H. Heine.“
Erläuterungen:
„Brief“: von seinem engen Freund, dem Bankangestellten Moses Moser, den Heine um Übersendung eines
Abgangszeugnisses der Berliner Universität gebeten hatte, das er für die Fortsetzung seines Studiums in
Göttingen benötigte.
„Calypso“: Fénelon, Les aventures de Telemaque, fils d’Ulysse, 1699.
„Trauerspiel“: Heine wollte ein Drama in fünf Akten schreiben, dessen Handlung in Venedig spielen sollte. Er gab den Plan jedoch im Herbst des Jahres auf.
74
I. LITERATUR
Nr. 125 Heinrich Heine
75
I. LITERATUR
(Heine)
„Pfuscher“: Charlottes Ehemann, Moritz Embden.
„Archenholz“: der Historiker und Schriftsteller Johann Wilhelm von A., 1743 –1812.
„Familie Jaques u Fanny u Mama“: die Familie des Kaufmanns Theodor Jacques und seiner Ehefrau Emilie geb. Embden; mit Mama ist Esther Embden geb. Cohen, die Mutter von Adolph und Moritz Embden,
gemeint; Fanny ist Heines Cousine, die zweite Tochter Salomon Heines, seit 1818 mit dem Arzt Christian
Wilhelm Schröder verheiratet.
In der Säkularausgabe Band 20 unter Nr. 90 nach einer Photokopie gedruckt; der fehlende Briefteil war
schon damals nicht mehr vorhanden.
126
— Schriftstück m. U. „Heinrich Heine“. Paris 28.VII.1836. 1 S. quer-schmal-gr.-8o.
Faltenrisse hinterlegt, etwas braunfleckig, leichte Randläsuren.
(2.000.—)
Tratte auf seine Verleger Hoffmann und Campe in Hamburg:
„Einen Monath nach Dato zahlen Sie gegen diesen Wechsel an die Ordre von Herren Henri Heine die
Summe von Achthundert Mark Banco, Werth in Rechnung laut Bericht ...“
Auf der Rückseite der Quittungsvermerk seines Onkels, des Hamburger Bankiers Henry Heine. Drei Tage
zuvor hatte Heine aus Coudry an Julius Campe in Hamburg geschrieben: „Heute eile ich, auf Sie zu trassiren, damit mich die Rimesse noch in Paris antrifft. Statt 600 M. Bco muß ich aber 800 M. B. an die Ordre
von Henri Heine auf Sie trassiren, 1 Monath nach dato. Ich bitte Sie, diese Tratte gefälligst zu honoriren ...“ (Säkularausgabe Band 21 Nr. 588).
127
— Schriftstück mit eigenh. Vermerk u. U. „Heinrich Heine“. Paris 12.VI.1852. 1 S.
quer-schmal-kl.-folio. Kleiner Schaden (Tintenfraß). Mit Wechselstempel.
(2.500.—)
Von Hoffmann und Campe akzeptierter Wechsel (quergeschrieben „Angenommen / Hoffmann & Campe“):
„Den ersten Juli zahlen Sie für diesen meinen Wechsel an die Ordre der Herren Homberg & Co. die
Summe von Sechs Hundert und Fünfzig Mark Banco / Werth in Rechnung, und stellen mir solche auf
Conto laut Bericht.“
Darunter eigenhändig von Heine vermerkt: „gut für sechshundert fünfzig Mark Banko“. Anhängend die
„Copie jusqu’à l’endossement“ des Bankhauses J. Homberg & Cie., rückseitig indossiert von den Bankhäusern J. Homberg & Cie. und W. L. & E. L. Behrens. An diesem Tag hatte Heine an das Bankhaus Julius Homberg in Paris „eine Rimesse auf Hamburg über 650 Mark banco zum Incasso“ (Säkularausgabe
Band 23 Nr. 1437) geschickt.
76
I. LITERATUR
Nr. 128 Johann Gottfried Herder
77
I. LITERATUR
128
HERDER, Johann Gottfried, 1744 –1803. Eigenh. Manuskript. 1 S. 4o, rechter Rand
unregelmäßig abgerissen. Heftspuren, leicht gebräunt.
(1.200.—)
Ideen-Konzept für ein philosophisches Werk.
„Ist d[er] M[en]sch w[ie] d[as] Thier? ...
1) pro: er ist e[in] Nationalthier ...
2 ) contra: alles nur scheinb[ar] – andre Arten.
a) Thier alle Instinkte ...
M[en]sch Vernunft um alles zu lernen ...
Unterricht: Schwäche d[er] Kindh[eit]: Liebe d[er] Eltern: also fortgehendes Band des Unterrichts:
Sprache: Erfind[un]gen – – also erste Stammvät[er] – –
b) Thiere als eigne Gatt[un]g in jed[em] Klima u[nd] Elem[en]t: M[en]sch[en] Völker ...
V[ie]lmehr od[er] blos ähnl[ich] ist dieselbe M[en]schh[eit] in Nationen Ja Band d[er] Nat[ionen] in
Gr[en]zen, d[ie] üb[er]schr[itten] werden können, in Sprache, Gewohnh[ei]ten, Bild[un]g d[er]
Nat[tion] also fortgeh[en]des Band nach J[ahrhunder]t-Gegend – Bevölker[ung] Gewohnh[ei]ten,
Sprache, Sitten, Bild[un]g, Cultur:
also erste Wohnung d[er] Cultur, d[er] M[en]sch[heit] ...“
Darunter eine Echtheitsbestätigung von Herders Enkel Gottfried Theodor Stichling: „Daß dieses Blatt aus
dem handschrift[lichen] Nachlasse meines Großvaters Johann Gottfried v. Herder ist, bescheinige ich auf
Grund des Zeugnisses meiner seel[igen] Mutter Luise Stichling geb. v. Herder. / Weimar am 6 Dezbr 1876.
/ G. Th. Stichling, / Großh[erzoglich] Sächs[ischer] Geheimer Rath.“
Siehe die Abbildung auf Seite 77.
129
HERZ, Henriette, geb. de Lemos, 1764 –1847. E. Br. m. U. Charlottenburg 12.VIII. o. J.
(um 1832). 11⁄3 S. gr.-8o. Mit Adresse. Siegel entfernt (kleiner Randschaden ausgebessert). Leicht
braunfleckig.
(600.—)
An den Verleger R e i m e r in Berlin, „Wilhelmstraße No 73“, wegen der Empfehlung einer Erzieherin.
„... Da ich nicht hoffen darf Hrn von Mühlenfels bei mir zu sehen so sage ich Ihnen was ich, sähe ich ihn,
ihm sagen würde mit der Bitte mit ihm darüber zu sprechen.
Sie erinnern sich wol des Auftrags noch den Sie vor einiger Zeit von ihm, eine Erzieherin für ein englisches Haus betreffend, erhielten. Diese ist nun gefunden u wirklich schon angenommen – es ist Frl. Auguste Cavan – u es frägt sich ob ihre Reise nach London, mit der Rükkehr des Hrn. v. M. einigermaßen
zusammenträfe u das gute Mädgen dadurch der Angst überhoben würde die Reise in das ihr unbekannte Land allein machen zu müßen – Zu Michaelis muß sie dort sein ... Um ihr nicht, vielleicht, falsche Hoffnungen zu erregen habe ich ihr noch nichts von dem gesagt was diese Zeilen in betreff ihrer, enthalten u
werde, ehe ich es thue Ihre Antwort abwarten. Sollte Hr. v. M. sie vielleicht sprechen wollen u ihr etwas
über das Haus, das er kennt, sagen wollen, so würde es wol sehr beruhigend für sie sein, sie wohnt Canonierstraße 44 ...“
Aus der Sammlung Künzel.
78
I. LITERATUR
Nr. 132 Hermann Hesse
79
I. LITERATUR
130*
HESSE, Hermann, 1877–1962. E. Gedicht m. U. mit aquarellierter F e d e r z e i c h n u n g (Winterlandschaft, ca. 6,2 × 6,4 cm) auf dem Titelblatt. Titel + 3⁄4 S. gr.-8o. Doppelblatt;
Bütten.
(1.600.—)
„G l ü c k
Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und würde alles Liebste Dein.
Solang du um Verlorenes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weisst du noch nicht, was Friede ist.
Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,
Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.“
131
— Gedicht-Typoskript (Durchschlag) m. U. „Gruss von / Herm. Hesse“ und e. Adresse
auf der Rückseite. Januar 1945. 1 S. gr.-8o (Durchschlagpapier). Leicht knittrig, minimal braunfleckig.
(200.—)
„E r i n n e r u n g
Wer an die Zukunft denkt,
Hat Sinn und Ziel fürs Leben,
Ihm ist das Tun und Streben,
Doch keine Ruh geschenkt.
Das Höchste wäre: Leben
In ewiger Gegenwart.
Doch diese Gnade ward
Nur Kind und Gott gegeben.“
Es folgen drei weitere Strophen. – Geschrieben für seine Nichte „Frau Lise Isenberg“ in Haiterbach bei
Nagold.
132
— E. Br. m. U. mit halbseitiger aquarellierter B l e i s t i f t z e i c h n u n g (Landschaft im
(1.200.—)
Tessin) am Kopf. Montagnola 5.VI.1924. 12⁄3 S. 8o.
An den Maler, Schriftsteller und Übersetzer Rolf Schott in München, dem er für die Übersendung seines
„schönen Italienbuchs“ dankt.
„... Es ist mir lieb in seiner deutschen Denkart u. Gewissensstrenge, in meiner Jugend habe ich in Italien
Ähnliches erlebt u. gedacht. Und die Zeichnungen liebe ich auch sehr, sie erregen mit ihrer Kultiviertheit
u. Leichtigkeit meinen Neid, denn seit Jahren bin auch ich mit Zeichnen u. Malen beschäftigt (mein Ausweg, um in bittersten Zeiten das Leben ertragen zu können, u. um Distanz von der Literatur zu gewinnen), aber ich habe erst mit 40 Jahren meinen ersten Strich gemacht u. komme nicht mehr weiter ...“
Beiliegend ein mit „Hermann Hesse“ (Bleistift) signiertes Portrait von Ernst M o r g e n t h a l e r (Lithographie einer Kohlezeichnung, am rechten Rand zwei kl. Einrisse): Brustbild nach links, mit Zigarette;
darunter im Druck: „Gruß und Dank!“. – Morgenthaler hat seinen Freund Hesse mehrfach portraitiert.
Siehe die Abbildung auf Seite 79.
80
I. LITERATUR
133
— Postkarte m. U. „H Hesse“ (Bleistift). Poststempel: Berlin 9.VII.1934. Auf der oberen Hälfte der Bildseite der farbige Druck einer Hesse-Zeichnung („Dorf im Tessin“). (250.—)
„Hochgeschätzter Herr Kollege / Danke für Ihre Zeilen. Aber ich zeige mich öffentlich nicht gerne, und
muß alle ähnlichen Einladungen ablehnen. Es ist nicht böse gemeint ...“
Beiliegend der Privatdruck „Der Trauermarsch“ (Montagnola 1957), W/G2 482; ferner beiliegend ein e.
adressierter Umschlag (Montagnola 1958).
134
— Eigenh. Titel-Doppelblatt mit aquarellierter F e d e r z e i c h n u n g (ca. 12 ×10 cm)
auf einem Bütten-Umschlag, auf Seite 3 datiert und signiert. 1937. 4o. Knickspur an einer Ecke.
(500.—)
„Zwölf Gedichte von Hermann Hesse“, in aquarellierter ovaler Kartusche mit Strahlenkranz. Auf Seite
3: „Geschrieben und gezeichnet im Jahr 1937. / Hermann Hesse“. – Umschlag ohne Inhalt.
„völlig Heideggerisch“
135
— E. Br. m. U. „H H.“ Wengen 7.VIII.1947. 12⁄3 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
(800.—)
Resignierter Brief an den Maler, Schriftsteller und Übersetzer Rolf Schott in Rom, u.a. über seine Situation als Schriftsteller im Nachkriegsdeutschland. – Schott hatte Hesse anläßlich seines Geburtstags die
österreichische Literaturzeitschrift „Das Silberboot“ übersandt.
„... Ich ... nahm das Heft gestern Abend mit ins Bett u. las Ihren so herzlichen u. schönen Brief an mich.
Haben Sie Dank dafür, er ist mehr wert als der Ehrendoktor, das Ehrenbürgerrecht u. alle die andern
Dekorationen, nur ist auch er mir freilich etwas zu schoen, u. an den Wert der Übersetzungen glaube ich
auch nicht. Wenn meine Bücher in Deutschland käuflich wären u. mir mein normales Wirkungsfeld u.
Brot wieder brächten, so wäre das richtiger u. mir lieber als dass ich einen Anwalt dafür zahlen muss,
dass er mit Uruguay u. Finnland wegen Übersetzungen verhandelt – Wir sind für kurze Ferien hier oben,
seit gestern ist es kalt geworden. In Luzern waren wir einen Tag mit T h . M a n n u.s. Frau. Es war
hübsch, aber ohne Gesundheit, ohne Freiheit u. Privatleben kommt mir die Existenz völlig Heideggerisch
vor, sie ist mir nichts mehr wert. Und das Meine habe ich ja getan, mehr war mir nicht möglich. Seit 2
Jahren antwortet mir Deutschland mit tausenden von Verhimmelungsbriefen, Bettelbriefen, Schmähbriefen, man schämt sich jeden Tag.
Lassen Sie bitte diesen Gruss unbeantwortet. Gegen nichts bin ich so bis zum Explodieren empfindlich wie
gegen Trostworte u. freundliches auf die Schulter Geklopftwerden, es schmeckt noch schlechter als die
Bettel- u. Dreckbriefe u. die professoral-feuilletonistischen Artikel der jetzigen deutschen Konjunkturjournalisten.
Ich habe nicht vergessen, was mein Leben mir gebracht hat, es war schön u. reich, trotz allem. Aber es
endet in dem grossen Dreck, in den Deutschland alles gebracht hat, was irgend zu ihm gehört ...“
Beiliegend eine e. Kunstpostkarte m. U. (Lübeck 15.V.1962); an denselben: „... Jetzt habe ich den Daniel“
(„Das Büchlein Daniel“) „gelesen u. mich in denkbar bester Gesellschaft gefunden. Hat mich erfreut, mitten in peinlichen Beschwerden. Saluti! / H Hesse“. – Aus dem Todesjahr.
81
I. LITERATUR
136
HEYSE, Paul, 1830 – 1914. E. Br. m. U. Partenkirchen 23.VIII.1910. 21⁄2 S. gr.-8o.
(150.—)
An die Schriftstellerin Luise Glaß, deren Roman „Der Hungerborn“ (Jena 1910) er lobt.
„... Sie haben mir durch Ihren Roman ‘Der Hungerborn’ eine große Freude gemacht. Ich hatte Ihre literarischen Anfänge in guter Erinnerung, seitdem aber lange Zeit nichts wieder von Ihnen zu Gesicht
bekommen. Nun tritt mir in diesem vortrefflichen Buch eine voll ausgereifte dichterische Kraft entgegen,
die sich mit in die vorderste Reihe der glänzendsten heutigen Erzähler stellt. Die Arbeit hat mich dergestalt gefesselt, daß ich das Buch in zwei Tagen zu Ende gelesen habe, trotz vielfacher anderer Beschäftigung. Ich weiß nicht, was mir darin anziehender war, die kräftig ergriffene Aufgabe selbst, die nicht
ohne eine reiche Kenntniß der localen Zustände durchzuführen war, die glücklich gezeichneten Figuren,
die in feiner Abtönung, jede mit ihrer charakteristischen Art sich zu äußern, neben einanderstehen, oder
der warme Herzenston, der Alles durchdringt. Das Werk ... sichert Ihnen ein entschiedenes Anrecht auf
Hülfe von Seiten der Schillerstiftung ...“
„Wurzeln in Kant und in Nietzsche“
137
HILLER, Kurt, 1885 – 1972. 4 Br. m. U. und e. Zusätzen. London und Hamburg
7.XII.1948 bis 4.IV.1957. 10 S. kl.-4o und quer-gr.-8o. Gelocht (geringe Buchstabenverluste).
(600.—)
Inhaltsreiche Briefe an den Journalisten Gerhard Gleißberg.
London 7.XII.1948. Glückwünsche zu „dem glänzenden Wahlsieg“ der SPD in Berlin. „... Möge die SPD
fortfahren, par excellence DIE Partei des Fortschritts in Deutschland zu sein! (Wozu freilich auch, in
Zusammenhängen historischer Betrachtung, mutige Kritik an der eignen Vergangenheit gehört ...) ...“
– Im Folgenden über Fritz K ü s t e r, mit dem ihn seit der gemeinsamen Zeit in der Deutschen Friedensgesellschaft eine innige Feindschaft verband. „... Daß mir der Typ des antisemitisch-pazifistischen Nationalbolschewisten, schon seiner schmuddligen Verworrenheit, seiner Denkunsauberkeit wegen, im Kader
Ihrer Partei genau so ärgerlich ist wie der des Hitler-Ermächtigers Landolt ... das werden Sie mir gewiß
glauben ...“ – Erwähnt die Fertigstellung seines Buches „Köpfe und Tröpfe“.
12.I.1949. Über Friedrich Ebert jun., seit kurzem Oberbürgermeister von Ost-Berlin. „... Ich habe diesen Mann ... in den Jahren 1926/28 als einen Gast beim obersten Aktionsausschuß des Deutschen Friedenskartells erlebt ... Selten hat auf meine Freunde und mich ein sich Sozialist nennender Mann einen
so arrogant-dummen Eindruck gemacht ...“
Hamburg 28.VI.1956. Gleißberg hatte kürzlich die linkssozialistische „Andere Zeitung“ gegründet.
„... Nun verstehe ich, daß in einem Blatt wie der AZ auch die Tolstoi- und Tränenpazis zu Wort kommen
müssen. Auch die hegelnden Uraltmarxisten. Aber ich finde, der dritte, der weitaus modernere, und seinen aktuellen Anschluss an Russell-Nehru entwickeltere Typ Sozialist mit seinen beiden Wurzeln in Kant
und in Nietzsche wird an die Wand gedrückt. Geschichtsphilosophisch besehn, sind innerlinks sowohl die
Altmärxischen wie die betränten Absolutpazis reaktionär ... Ich würde es sehr beklagen, wenn die AZ allmählich zum Moniteur halbverwester Radikalismen von 1920 würde ...“ – Angeheftet ein Zeitungsausschnitt mit Bezug zu „Gevatter Borkenau ... Der Unterschied zwischen den Jesuiten und der individualitätsfeindlichen, konformistischen, antifreiheitlichen, despotischen Sorte Sozialisten oder Kommunisten
ist lange nicht so groß, wie mancher denkt ...“
4.IV.1957. „... Wenn der Bulgare“ (Theodor Michaltscheff, Generalsekretär der „Internationale der
Kriegsdienstgegner“) „zB über Nehru behauptet, der sei kein Pazifist ... so ist das eine Unverschämtheit
mit möglicherweise ernsten Folgen. Ein Theorem, das mit unentrinnbar-logischer Notwendigkeit den
Krieg fast der ganzen Welt gegen Hitlerdeutschland ex ante et ex post als unchristlich oder unsittlich verwirft, sollte kein Gegenstand unserer Toleranz sein! ...“
82
I. LITERATUR
138
— 5 Br. m. U. und 3 e. Postkarten m. U. London 13.IX.1954 bis 6.V.1955. 10 S. gr.-4o
bis gr.-8o und die Karten. Gelocht (geringe Buchstabenverluste); Klammerspuren.
(800.—)
Inhaltsreiche Briefe an den sozialdemokratischen Kulturpolitiker Alfons Spielhoff in Essen über seine Haltung zur SPD, seine Querelen mit der Deutschen Friedensgesellschaft, aus der er 1930 von ihrem Vorsitzenden Fritz Küster „widerrechtlich“ ausgeschlossen worden sei; ferner über Vorträge in Deutschland und
Publikationen.
13.IX.1954. „... Die SPD i s t seit Schumacher besser, sogar ganz erheblich besser, als sie in den verfluchten beiden Jahrzehnten des Ebertinismus, 1913– 33, also ihrer Verfallszeit, war ... von der gegenwärtigen Spitze d[er] Partei halte ich allerhand; besonders viel von Heine, von Gleißberg, von Annemarie
Renger, auch von Carlo Schmid, welcher mir in manchem zu rechts ist, aber etwas prachtvoll Champagneriges hat und das Gegenteil eines Philisters ist ... Ich würde also Jedem raten, nicht außerhalb der
SPD sektiererisch zu wirken, sondern innerhalb ihrer sauerteighaft ... meinethalben als Hecht, ohne
Schonung dummer Karpfen. (Daß ich selber ihr nicht beitrat, steht auf einem andern Blatt.) ...“ – Auf
der Rückseite von Verlagsprospekten für sein Buch „Rote Ritter“ geschrieben.
22.IX.1954. „... Völlig Ihrer Meinung, daß ‘persönliche Differenzen von ehedem’ heute ‘vergessen sein’
sollten, muß ich darauf bestehen, daß zB das, was am 24/VI 1922 zwischen Rathenau und seinen Meuchelmördern geschah, keine ‘persönlichen Differenzen’ waren. Das Ausschließungs-Attentat des Burschen
Küster gegen mich unterschied sich von dem wider Rathenau einzig dadurch, daß es unkörperlich und
dass es strafgesetzlich erlaubt war ...“
26.I.1955. „... Ich habe seit 1930 meine philosophische und meine politische Gesinnung in nichts geändert.
Auch meine ich, daß in der schweren, aber nicht ganz hoffnungslosen Gesamtsituation von heute alle antidiabolischen, anti-adenaurischen, der Wiedervereinigung, dem Frieden, der Freiheit, der humanistischen
Kultur dienenden Kräfte zusammengefaßt ... werden müssen ...“
6.V.1955. Vor seiner Rückkehr nach Deutschland. „...Sie schreiben, Sie wollten sich bemühen, mir ‘das
Einleben in die gesellschaftliche und politische Situation der Bundesrepublik zu erleichtern’. Wenn Sie
wüßten, wie unsäglich ‘eingelebt’ in diese ‘Situation’ ich bin!!! Die Störche haben ihr Nest jenseits des Teiches; aber mancher von ihnen weiß über die Frösche im Teich und ihre Situation besser Bescheid als manche Kaulquappe ...“
139*
HOFFMANN, Ernst Theodor Amadeus, 1776 – 1822. Eigenh. Bleistiftzeichnung. (Bamberg, zwischen 1809 und 1813.) 15,0×21,3 cm. Fein geripptes Papier ohne Wasserzeichen. Oben
rechts Einriß (außerhalb der Darstellung), verso Montagespuren (zum Teil leicht durchschlagend) sowie einige Worte von fremder Hand.
(6.000.—)
Die bekannte Darstellung des mit Hoffmann befreundeten Bamberger Weinhändlers und Verlegers Carl
Friedrich K u n z (1785 – 1849), bei Kerzenschein mit Nachtmütze in seinem Bett sitzend und lesend, ihm
gegenüber und von hinten gezeigt Hoffmann, die rechte Hand an ein Weinglas gelegt. Am Oberrand von
Hoffmann in Tinte bezeichnet „Hoffmann“ und „Kunz“. Von Kunz ist überliefert, daß die Zeichnung auf
einen nächtlichen Besuch Hoffmanns zurückgehe, bei dem dieser ihn gebeten habe, etwas vorzulesen. In
seinem Haus Eisgrube 14 etablierte Kunz unter Beteiligung Hoffmanns ein privates Leseinstitut, das er
nach und nach zu Bayerns größter kommerzieller Leihbibliothek mit über 15.000 Bänden ausbaute. Die
Zeichnung ging in Kunz’ Besitz über, der sie an die Stuttgarter Buchhandlung Brodhag verkaufte. In deren
Auftrag entstand die bekannte Radierung von Johann Baptist Sonderland (1805 – 1878), die zuerst 1839
in „E.T.A.H.s Erzählungen aus seinen letzten Lebensjahren“ in Band 5 veröffentlicht wurde.
Die Zeichnung ist zuletzt nachzuweisen im Auktionskatalog der Sammlung K.C. Kraukling der Firma J.M.
Heberle (H. Lempertz’ Söhne), Köln 3.XII.1884; sie war seither verschollen. Sämtliche Werke, Serapions-Ausgabe, Berlin und Leipzig 1922, Band 14 S. 261 Nr. 18; Handzeichnungen E.T.A.H.s, hrsg. v. Walter Steffen und Hans von Müller, Berlin (1925), S. 30.
Beiliegend ein Exemplar der Radierung von Sonderland. – Zeichnungen Hoffmanns sind v o n g r ö ß t e r
S e l t e n h e i t . – Siehe die Abbildung auf Seite 84.
83
I. LITERATUR
(E.T.A. Hoffmann)
Nr. 139 E.T.A. Hoffmann
________________________________________
140*
— E. Br. m. U. „Hoffmann / Königl Preuß: Kammergerichts Rath“. Berlin, „Taubenstraße no 31“, 24.VI.1817. 1 S. gr.-4o. Etwas gebräunt. Unterhalb des Datums zwei Zeilen von
fremder Hand.
(6.000.—)
An (den Schriftsteller Friedrich Ludwig Bührlen), Nachfolger von Hoffmanns Freund Fouqué als Herausgeber der Vierteljahresschrift „Für müßige Stunden“, der ihn um Beiträge gebeten hatte.
„... Ew HochwohlGebohrn Schreiben nebst zwey Heften: Für müßige Stunden, vom 24 Dzbr 1816 und 23
Aprill 17 empfing ich erst in der Mitte dieses Monaths. Für die gütige Mittheilung jener interreßanten Zeitschrift danke ich auf das verbindlichste, der Antrag auch in die Reihe der achtbaren Männer und Frauen, welche Aufsätze geliefert, zu treten, ehrt mich allerdings recht sehr, nur bedauere ich eben so recht
sehr daß Amtsgeschäffte und früher begonnene litterarische Arbeiten es mir unmöglich machen würden,
früher als zu Michaelis d.J. etwas für jenes Blatt zu liefern. – Meine Verlage zahlen mir drey Friedrichsd’or für den Drukbogen – Ew HochwohlGebohrn bitte ich sich gütigst zu erklären, ob Ihnen unter
diesen Umständen ein Beitrag von mir der dann bis zum 1t Oktober einlaufen dürfte, angenehm seyn
würde ...“
Der dritte Band „Für müßige Stunden“ erschien erst 1819 – wie die vier weiteren Bände ohne Beitrag von
Hoffmann. Der letzte Band der Zeitschrift erschien 1821 (vgl. Goedeke Band 6 §290.1 Nr. 56).
U n g e d r u c k t ; im Briefwechsel, hrsg. v. Friedrich Schnapp, Band 2 Nr. 692, lediglich registriert („Nach
dem Auktionskatalog der Sammlung K.C. Kraukling der Firma J.M. Heberle [H. Lempertz’ Söhne], Köln
1884“, seither verschollen).
84
I. LITERATUR
Nr. 140 E.T.A. Hoffmann
85
I. LITERATUR
141
HOFFMANN VON FALLERSLEBEN, August Heinrich, 1798 – 1874. E. Gedicht m. U.
„H.v.F.“ Güstrow 18.IV.1846. 2⁄3 S. kl.-folio.
(400.—)
„Er hat es oft gesagt
Und manchen Tag geklagt:
‘Leb wohl! der Frühling wird uns scheiden.
Bald bin ich fern von dir,
So fern, so fern von hier,
Vom Ostseestrande,
Im fremden Lande.’
Jetzt hat er fort gemußt,
Und alle meine Lust
Ist nun mit ihm dahin gegangen.
Hätt’ sich in dieser Welt
Nie Frühling eingestellt,
Wir wär’n hienieden
Nie, nie geschieden.“
142
— E. Gedicht m. U. „H. Hoffmann von Fallersleben.“ 1 S. kl.-4o. Grünliches Konzeptpapier. Linker Rand leicht fleckig.
(400.—)
„Maieblüemli jung und frisch,
Morge holi Di,
Und das Maieblüemli seit:
‘Nei, das cha nit hi.’
Ei, i wott Di mer neh
In mi neuis Huß,
imme tüpfi stellti Di
Hübsch a’s fenster nuß.
Es folgen drei weitere Strophen.
143
— E. Br. m. U. „Dein HvF“. Schloß Corvey 12.IV.1870. 1 S. gr.-8o. Kleine Wischspur
in der Unterschrift. Heftspuren, leicht gebräunt.
(180.—)
An „Lieber Heinrichs“.
„... Du würdest mir einen großen Gefallen erzeigen, wenn Du mir über folgende meiner Zeitgenossen, mit
denen ich im Verkehr stehe oder stand, kurze, zuverlässige
Lebensnachrichten verschaffen wolltest nach beif[olgendem] Schema: Bernhard Althaus. / Theodor Althaus / H. Goedecke, Componist / Consist.-Rath Heinrichs / Julius Schmidt. Bei meiner letzten Anwesenheit in Detmold warst Du verreist, sonst hätten wir uns gesehen ...“
86
I. LITERATUR
144
HOFMANNSTHAL, Hugo von, 1874 – 1929. E. Br. m. U. Rodaun 20.IV.o.J. 13⁄4 S. 8o.
Schwach gebräunt.
(600.—)
Wohl an einen Breslauer Zeitungsredakteur.
„... wollen Sie mir die große Freundlichkeit erweisen, mir ein paar der Breslauer Referate über meine
‘ E l e k t r a ’ , vor allem dasjenige Ihres Blattes zu schicken.
Ich würde mich sehr freuen. Ich brauche nicht zu sagen, daß ich Breslau und ganz besonders Ihnen die
lebhafteste und freundlichste Erinnerung bewahre ...“
Hofmannsthals Drama „Elektra“ war Ende Oktober 1903 in Berlin uraufgeführt worden.
„mir fehlt das ...“
145
HUCH, Ricarda, 1864 – 1947. E. Br. m. U. München 20.I.1924. 13⁄4 S. kl.-folio. Leicht
gebräunt.
(350.—)
An die österreichische Germanistin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Christine To u a i l l o n , die ihr
vor längerer Zeit eines ihrer Werke übersandt hatte.
„... Ja, es ist wahr, ich habe Ihr Buch noch immer nicht gelesen, obwohl ich von vorneherein überzeugt
war – bin, dass es gut, interessant ist. Seit Jahren lege ich so vieles zurück für eine Zeit der Muße, – sie
kommt nie. Auch die Zeit zum Arbeiten, was mir doch das wichtigste ist, muss ich mir tropfenweise
erobern. Dann möchte ich durchaus nicht immer nur schreiben – lesen, sondern persönlichen Umgang
pflegen, – um das zu erreichen muss ich eine unsägliche Kraft verschwenden. Vielleicht ist das bei Ihnen
anders – Sie können es sich garnicht vorstellen. Wenn man einen Mann hat, der im Beruf ist, oder gar
selbst irgend einen Beruf ausübt, ergeben sich die Beziehungen von selbst, mir fehlt das ...“
146
HUCHEL, Peter, 1903 – 1981. Br. m. U. Potsdam 7.I.1958. 1 S. folio. Mit gedrucktem
Briefkopf der Zeitschrift „Sinn und Form“. Schwach gebräunt. Gelocht.
(400.—)
Als Chefredakteur der Zeitschrift an Dieter Struß vom Bertelsmann Verlag in Gütersloh, der sich eine Portraitphotographie zur Veröffentlichung erbeten hatte.
„... inzwischen habe ich das Hundebild, von dem ich Ihnen schrieb, gefunden; ich bin aber dagegen, daß
dieses gebracht wird. In der Anlage sende ich Ihnen aber – wie versprochen – eine Aufnahme aus allerletzter Zeit, Herbst 1957; vielleicht können Sie mit dieser etwas anfangen. Auf alle Fälle füge ich das Negativ bei sowie zwei Abzüge, einen helleren und einen dunkleren. Ich glaube, daß ein besserer Photograph
aus dem Negativ noch mehr herausholen könnte ...“
Sehr selten.
87
I. LITERATUR
„je fais mon devoir, advienne que pourra”
147
HUGO, Victor, 1802 – 1885. E. Br. m. U. O.O. („6, place royale“) 3.I.o.J. 1 S. gr.-8o.
Mit Siegelrest und Adresse. Minimaler Faltenriß. Schwach knittrig.
(600.—)
An einen „C[om]te de Pfaffenhofen“, der ihn bei einem Prozeß unterstützt hatte.
„... Votre nom, votre esprit, votre personne ne pourraient ... d’être effacés de ma mémoire. Je suis bien
heureux du souvenir que Vous m’amenez de Votre côté. Mon procès a été perdu hier en 1ère instance,
comme je m’y attendais. Je crains d’être renvoyé devant le conseil d’état, ce qui ferait le perdre définitivement ... je fais mon devoir, advienne que pourra ...“
148*
IBSEN, Henrik, 1828 – 1906. E. Br. m. U. München 9.X.1889. 1 S. quer-kl.-8o (Briefkarte). Etwas braunfleckig.
(600.—)
An einen Geheimrat (in Wiesbaden).
„... Für die freundliche Zusendung Ihrer Uebersetzung von Dante bitte ich Sie hierdurch meinen verbindlichsten Dank empfangen zu wollen. Sollte ich einmal nach Wiesbaden kommen, werde ich gewiss
nicht versäumen denselben mündlich zu wiederholen ...“
88
I. LITERATUR
149*
JANDL, Ernst, 1925 – 2000. Br. m. U. Berlin 21.II.1971. 1 S. folio. Gelocht.
(250.—)
An einen Professor, dem er für „die anerkennenden Worte“ über seine Dichtungen dankt.
„... Ich teile Ihre Auffassung von den schwimmenden Grenzen der einzelnen Kunstgattungen. Visuelle
Gedichte nähern sich gewiß der Grenze zur bildenden Kunst, so wie sich auf einer anderen Seite das
Gedicht der Grenze zur Musik nähern kann und das auch immer wieder mit verschiedenen Mitteln getan
hat. Dabei mag man, gerade in der Moderne, das Gefühl haben, daß die anderen Künste, also Malerei
und Musik, ein viel größeres Maß an Freiheit zulassen als jede Art Dichtung, die von den Wörtern, den
Buchstaben, den Lauten letztlich doch nicht wegkommt. Trotzdem tut man, was man tut, in der Hoffnung, daß manchmal trotz dieser Grenzen, und gerade durch sie, etwas Neues gelingt ...“
150
JOHNSON, Uwe, 1934 – 1984. E. Gedicht. 1⁄2 S. gr.-4o. In Versalien geschrieben.
(600.—)
„Er kratzte sich den Hinterkopf
Mit seinem Kleinenfingernagel, den er
so lange nicht beschnitten hatte, bis
derselbe rings um unsre Erdensphäre
gewachsen war und ihm am Ende jener
den längst inzwischen kahl gewordenen Schopf
hinreichte (Ziel zugleich und Hindernis)
... ob es nicht kürzer auch gegangen wäre?
(Christian Morgenstern)“
Das Gedicht ist in Morgenstern-Ausgaben nicht gedruckt – es wurde wohl in Anlehnung an Morgenstern
von Johnson selbst verfaßt.
151
JÜNGER, Ernst, 1896 – 1998. E. Postkarte m. U. Kirchhorst über Hannover 8.III.
1948. Schwach fleckig.
(150.—)
An den Stromverlag in Hamburg-Bergedorf.
„... Bleiben wir also beim 16. März. Bitte schreiben Sie mir, wann ich Sie erwarten kann ...“
152
(JUNGNICKEL, Max, 1890 – 1945.) – Über 200 an ihn gerichtete Briefe (überwiegend)
und Postkarten sowie einige Drucksachen usw. Aus den Jahren 1913 bis 1944. Einige kleine,
altersbedingte Erhaltungsmängel.
(1.600.—)
Jungnickel war 1907 nach Berlin gekommen und arbeitete dort seit 1908 als freier Schriftsteller. „Liebenswürdiger Idylliker und romant. gestimmter Fabulierer mit einfachen Märchen, Novellen, Romanen,
Skizzen, Plaudereien und Idyllen, auch Lyrik, Bühnendichtung und Jugendbuch“ (G.v. Wilpert, Lexikon
der Weltliteratur). 1915 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Schon früh stand er dem Nationalsozialismus nahe. – Die Briefschaften stammen überwiegend aus den 1920er Jahren.
Darunter die S c h r i f t s t e l l e r (sowie einige Gelehrte und Verleger) Max Barthel (Berlin 1928), Gertrud
Bäumer (3, Berlin 1913 – 1916), Maximilian Bern (Berlin 1916), Hans Bethge (Frankfurt a.M. 1916), Werner Beumelburg (Berlin 1934), Herbert Böhme (4, Berlin 1933 – 1939), Marie v. Bunsen (Berlin 1918),
Richard Euringer (Stadtlohn 1927), Kurt Arnold Findeisen (Dresden 1928), Hans Franck (2, Osterath
1916 und o.D.), Hans Gäfgen (4, Heilbronn 1917– 1933), Hans Henning Freiherr Grote (2, Berlin 1939),
89
I. LITERATUR
(Max Jungnickel)
Robert Hohlbaum (Duisburg 1937), Korfiz Holm (München 1927), Adolf Holst (Bückeburg 1928/29), Hans
Christoph Kaergel (Dresden 1928), Karl Ernst Knodt (Bensheim 1916), Karl Lerbs (2, Bremen 1917/18),
Karl Lerch (2, München 1922), Willy Lüttge (19, Heidelberg 1921 – 1927), Alfred Richard Meyer (Berlin
1913), Fritz Müller-Partenkirchen (Hundham 1927), Anton Noder (2, München 1929/30), Rudolf Paulsen (Berlin 1935), Hermann Ploetz (24, meist Stettin 1918 – 1927), Rudolf Presber (Berlin 1917), Georg
Reicke (Berlin 1915), Eduard Reinacher (Köln 1925), Gabriele Reuter (Neubukow 1927), Otto Riebicke
(Berlin 1928), Martin Rockenbach (Bonn o.J.), Frieda Schanz-Soyaux (Berlin 1925), Franz Schauwecker
(Berlin 1929), Karl A. Schenzinger (Berlin 1933), Johannes Schlaf (Weimar 1920), Heinrich Sohnrey (Berlin 1925), Heinz Steguweit (Köln 1933), Hans Sterneder (Harzburg 1921), Karl Hans Strobl (Brünn 1913),
Luis Trenker (Berlin 1934), Grete v. Urbanitzky (Wien o.J.), Will Vesper (Meißen 1924), Max Wegner (2,
Berlin 1939), Leo Weismantel (Würzburg 1920), Fritz Werneck-Brüggemann (2, Kassel 1920/21), Friedrich Wiegand (2, Greifswald 1917 und 1919) und Erhard Witteck („Fritz Steuben“, Halle 1921 und Neustrelitz 1938);
die Bildenden Künstler Gertrud Caspari (Dresden 1913), Josua L. Gampp (Bergedorf 1924), Käthe Kruse
(Bad Kösen 1915), Emil Orlik (Berlin 1919), Hedwig Pelizaeus (2, Kassel und Bitsch 1916), Richard Pfeiffer (Königsberg 1918), Herbert Schnürpel (Liegnitz 1933), Max Slevogt (Neukastel 1921), Ferdinand Staeger (München 1921), Karl Stirner (5, Ellwangen 1929 – 1935 und etl. Beilagen), Otto Ubbelohde (Goßfelden 1916) und Sulamith Wülfing (Elberfeld 1929);
die Komponisten Waldemar v. Baußnern, Meta ter Kuile-Troxler und Franz Lehar, sowie die Tänzerin
Gudrun Hildebrandt,
und eine Reihe von maßgeblichen Mitgliedern der NSDAP, darunter Walther Blachetta (2, 1934), Gottfried Feder (1931), Walter Frank (1939), Friedrich Wilhelm Hymmen (2, 1938), Ernst Kriegk (1936),
Bernhard Rust (1933), Baldur von Schirach (1930), Gerhard Schumann (2, 1939), Wilhelm Stapel (2,
1926) und Inge Wessel, die Schwester Horst Wessels (1935).
Von Max Jungnickel selbst liegen 3 e. Br. m. U. aus dem Jahre 1944 bei, ferner eine große Zahl von ihn
betreffenden Zeitungsausschnitten.
153*
KAISER, Georg, 1878 – 1945. E. Br. m. U. Grünheide, „Sonntag“ (29.VIII.1937). 1 S.
folio. Gelocht. Mit Eingangsstempel.
(250.—)
An den Verleger Reinhard Piper (1879 – 1953) wegen seines Schauspiels „Rosamunde Floris“, das 1940 bei
Oprecht in Zürich erschien.
„... ich erkundige mich nach dem Manuskript von ‘Rosamunde Floris’. / Damals schrieb ich an Doktor
Freund und machte bestimmte Vorschläge. / Wo ist Doktor Freund?“ (Pipers jüdischer Teilhaber Robert
Freund war aus dem Verlag ausgeschieden.)
„Gern hätte ich jetzt das Manuskript von ‘Rosamunde Floris’ wieder in Händen. Bitte schicken Sie es mir.
VILLA AUREA wird Film. Ich hoffe, dass der Vertrag günstig genug ausfällt, um meine Schuld bei Ihnen
ganz tilgen zu können ...“ (Sein Roman „Villa Aurea“ erschien 1940 im Amsterdamer Exil bei Querido.)
90
I. LITERATUR
154
KASCHNITZ, Marie Luise Freifrau von, 1901 – 1974. E. Gedicht mit Widmung u.U.
(Frankfurt a.M.), März 1974. 1 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
(250.—)
„Obertöne
Die Rechte weiss nicht
Was die Linke tut
Der Tag nichts von der Nacht.
Aber der Zorn
Der mir das Auge verdunkelt
Schlägt alles mit an
Auch die zartesten Glöckchen
Auch die vergessensten
Töne der Liebe.“
155
KEMPOWSKI, Walter, 1929 – 2007. Typoskript mit e. Anmerkungen und 12 e. Zeilen auf
einem separaten Blatt. 2 S. folio. Schwarze und grüne Typographie sowie Bleistift. Gelocht. Jeweils
linkes oberes Eckchen ausgeschnitten. Mit e. Begleitzettel m. U. und Umschlag.
(120.—)
„Die Seiten sind aus dem nächsten, 1978 erscheinenden Roman“ (Begleitzettel).
Das Typoskript besteht aus drei auf einem A4-Blatt montierten und anschließend stark überarbeiteten
Textstellen; der eigenhändige Absatz, ebenfalls auf einem A4-Blatt, lautet:
„Auch Karl hat ein Blick für hübsche Mädchen. Für deren Beine hat er eine ganze Skala von Bezeichnungen. (Obwohl man kaum mal was zu sehen kriegt.) ‘Keulen’ oder ‘Sektflaschenbeine’. Eine besondere
Kategorie sind die nach Pioniervorschrift so benannten ‘mittleren Rundhölzer zum Abdecken von Schützengräben’.
Es gibt auch ‘Romanbeine’: erst kriegen sie sich nicht, dann kriegen sie sich doch.“
1978 erschien sein Werk „Aus großer Zeit“.
„Sie werden unsere Geister fühlen“
156
KERNER, Justinus, 1786 – 1862. E. Br. m. U. Weinsberg 25.VII.1841(?). 1 S. gr.-8o. Mit
Adresse.
(600.—)
„An Fräulein Bertha“, eine Einladung betreffend.
„Verehrteste! / Wir werden gewiß noch kommen – das ist unsere Sehnsucht – aber wir sind hartgeschlagene Menschen da musst ich auch nach Nürnberg!
Wir leben in steter Erinnerung all Ihrer u. hoffen besonders es werde die Mutter sich recht wohl befinden. Kommen wir mit dem Leib nicht, so haben Sie nur ein bißchen acht, – Sie werden unsere Geister fühlen u. meinen Sie nächtlich, es belle ein Hund, so ist das Ihr allergetreuster, Sie herzlich liebender / Justinus.“
91
I. LITERATUR
(Kerner)
„allerdings“
157
— E. Schriftstück m. U. „Oberamtsarzt Dr. Kerner“. Weinsberg 16.XII.1844. 3⁄4 S.
folio. Leicht fleckig; linker Rand beschnitten.
(300.—)
Amtsärztliches Gutachten.
„Der Arm des Peter Ehrhardt von Oberohren ist jezt noch in seinem Ehlenbogengelenke ausgelenkt u.
steif. Dieses Übel kann nur von einer frühern Auslenkung, wahrscheinl. mechanischer Art, wie z.E. durch
einen Stoß, Wurf u.s.w. herrühren und wenn erhärtet werden kann, daß der zu dieser Auslenkung berufene Chirurg keine Einrichtung versuchte, sondern der Schaden nur mit Auflegung eines Pflasters u. Einreibung einer Salbe heilen wollte, – so hat derselbe allerdings einen Kunstfehler gemacht.“
„man soll sich über nichts freuen“
158
— E. Br. m. U. Weinsberg 11.X.1845. 3 S. gr.-8o. Mit Siegelspur und Adresse (Poststempel und -vermerk). Leicht fleckig, kleine Randeinrisse; an der Siegelstelle etwas beschabt.
(400.—)
An Bertha von Palm in Meßbach, bei der er sich dafür entschuldigt, daß er einen versprochenen Besuch
wegen schlechten Wetters aufschieben müsse.
„... Ich schreibe dieses mit vieler Trauer: denn meine Freude war schon sehr groß, – aber man soll sich
über nichts freuen. –
Sie sind genöthigt zurückzureisen, sehe es mit dem Himmel aus wie es wolle, müßen an unserm Häuschen
vorüber und dann sehen wir Sie u. die lieben Eltern doch gewiß ... Meine Frau mußte heut einige Stunden weit fahren und sagt: Da draussen seye es fürchterlich …
Ich bin so weinerlich und düster wie der Himmel und kann nicht weiter schreiben ...“
Aus der Sammlung Fischer v. Röslerstamm.
159
— E. Br. m. U. Weinsberg 29.IV.1846. 1 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht
gebräunt und fleckig. Kleine Randläsuren. Kleiner Ausriß an der Siegelstelle.
(500.—)
An Lotte G m e l i n in Tübingen, eine Nichte Gustav Schwabs, in die sich 1831 Nikolaus Lenau verliebt
hatte.
„Meine geliebte Tochter! / Ich hoffe daß ihr nun alle recht vergnügt miteinander in Tübingen lebet u. daß Du
Dich endlich besser befindest. Mein Herz! Du machst mir immer große Sorge u. ich denke täglich Deiner! –
Deines Onkels Ferdinand Besuch mit seinen lieben Töchtern freute uns unendlich, er war gar zu gut gegen
uns. Leider war das R i c k e l e krank u. liegt seitdem, doch scheint es jezt besser zu gehen.
Grüße doch Deine Mutter u. Schwester herzinnigst. Sage auch Deinen Onkels meine Liebe und lasse doch
bald von Dir hören. – / Ich liebe Dich unendlich! / Ewig Dein / Vater Kerner“.
160
— E. Albumblatt m. U. Weinsberg, März 1854. 1 S. quer-gr.-8o Rosa Papier. Mit
geprägten Initialen. Oberrand leicht beschnitten. Schwach fleckig.
(400.—)
„Morgenroth das prächtig heut den Himmel hellt,
Ach! Du bist nur Bote daß bald Regen fällt.
Oft bringt was uns entzüket Thränen nur u. Noth.
Tausend Menschenfreuden sind – ein Morgenroth.“
92
I. LITERATUR
Nr. 162 Justinus Kerner
93
I. LITERATUR
(Kerner)
161
— E. Albumblatt m. U. Weinsberg, Dezember 1854. 1 S. quer-gr.-8o (Schmuckblättchen mit fein gestanztem Spitzenrand). Rand leicht fleckig.
(800.—)
„Weiß nicht, woher ich bin gekommen,
Weiß nicht, wohin ich werd genommen,
Doch weiß ich fest, – daß ob mir ist
Eine Liebe die mich nicht vergißt.“
162
— E. Albumblatt m. U. und K l e c k s o g r a p h i e . Weinsberg 1855. 1 S. quer-gr.-8o.
(1.200.—)
„Dintenbilder“. – Die Klecksographie zeigt
„Frankreich u. England so vereint
Daß man sie Zwillinge vermeint.
Sie haben beyde fürchterlich
Gedrehet lange Nasen sich.“
Siehe die Abbildung auf Seite 93.
163
— KERNER, Friederike, geb. Ehmann, seine Ehefrau („das Rickele“), 1786 – 1854. E.
Br. m. U. „Deine tr[eue] Mutter“. O.O.u.J. 11⁄2 S. 8o. Mit Siegelrest und Adresse. Kleine Einrisse an der Siegelstelle.
(300.—)
An ihre Schwiegertochter Marie geb. v. Hügel, die erste Ehefrau ihres Sohnes Theobald.
„... Hier folgt das zurükgelassene von Theobald – ich hätte es gleich ihm nachgeschikt, da aber Marie“
(ihre Tochter, verw. Niethammer) „ein Waschkistchen an Herrman abschikt, so schike ich es mit diesem
– auch hatte ich für die liebe Justine zu Dekung ihrer Reisekosten beifolgende Kleinigkeit hingerichtet,
aber in meiner Geistes u. Körperschwäche ließ ich es auch liegen. Wie geht es Euch? wir sind recht alte
u. schwache Menschen ...“
94
I. LITERATUR
164
— KERNER, Theobald, Sohn der Vorigen, 1817– 1907. 4 Autographen.
(250.—)
1) E. Stammbuchblatt m. U. Tübingen, April 1840. 1 S. quer-8o. Leicht gebräunt. – „Eheu! / Dieser Seufzer mahne Dich an einen armen Candidaten, der gerner ‘Evoe Bacche!’ riefe ...“
2) E. Gedicht. 1 S. 8o. – „Pulvis sternutatorius Sancti Theobaldi“; Gedicht auf den Schnupftabak, drei
vierzeilige Strophen.
3) E. Gedicht m. U. 1 S. 4o. Schwach fleckig. – „Treue Liebe“; zwei vierzeilige Strophen.
4) E. Br. m. U. O. O. u. D. 2 S. gr.-8o. – An eine „verehrte Freundin“, der er zum Tod des Bruders kondoliert.
165
— MEYER, Johann Friedrich, Jurist und Schriftsteller; Bürgermeister von Frankfurt
a.M., der „Bibel-Meyer“, 1772 – 1849. E. Br. m. U. Frankfurt a.M. 27.VII.1846. 11⁄2 S. gr.-4o. Mit
Blindsiegel und Adresse.
(300.—)
An Justinus Kerner, zu dessen „Blättern aus Prevorst“ und „Magikon“ er Beiträge lieferte.
„... das Magikon ... habe ich nun dankbar erhalten, ... aber es leider voll der abscheulichsten Druckfehler
gefunden. Ihnen kann man bey Ihrer Augenschwäche keine genaue Revision zumuthen; dagegen sollte
der Verleger für bessere Correctur sorgen …
Als ich neulich von Lenau sprach, empfahl Jemand die sogenannte Sippmannische Cur, einen Trank pp.,
die schon gegen Wuth mit Nutzen angewandt worden. Als Arzt werden Sie wissen, worin sie besteht ...“
Beiliegend ein an Kerners Sohn Theobald gerichteter Brief von Friedrich Wilhelm H a c k l ä n d e r, Heidehaus bei Stuttgart 23.VIII.1857, 11⁄2 S. 8o.
166
KERR, Alfred, 1867– 1948. 2 e. Ansichtskarten m. U. „A.K.“ und „K.“ (Paris) 18.IV.
1934 und London 31.III.1936.
(300.—)
Aus der Emigration an Elisabeth Riedel.
1934, nach Sottrum. „... Den Meinen geht es gut. Und ich selbst muß mit Schiller sagen (obschon ich kein
Buch hier habe, vielleicht ihn also falsch zitiere): / ‘Königin, das Leben ist doch schön!’ ...“
1936, nach Lugano. „... Nach allerhand Schicksalen, wofür ich erkenntlich bin, sind wir in dieser Stadt
(die nicht schön, aber zuverlässig ist) für ein bis zwei Jahre gesichert. Und ich habe – von der Meinen –
monatlich einmal Ausgehtag nach Paris ...“
Beiliegend ein Widmungsexemplar (1930, m. U. „Kerr / (in tormentis)“; Bleistift) seines Buches „Es sei wie
es wolle, Es war doch so schön!“, Berlin, S. Fischer 1928, und ein sign. Gedicht-Druck für dieselbe Adressatin.
167*
KIRSCH, Sarah, geb. Ingrid Bernstein, geb. 1935. E. Gedicht m. U. „Sarah Kirsch“.
3
⁄4 S. 4o. Rotbräunliches Papier.
(150.—)
„Still stürzen Wände ein, der Apfelbaum fällt
Mit roten Früchten ins Gras
Auf verbeulten Rädern jagen
Kinder die Felder ab und die Postfrau
wäscht ihre Hände in Unschuld.“
95
I. LITERATUR
168
KLABUND, Pseudonym für Alfred Henschke, 1890 – 1928. E. Postkarte m. U. „Klabund“. Poststempel: München 21.VIII.1920. Bleistift. Etwas gebräunt.
(200.—)
An Maria Schmidt-Hell in Passau, die geschiedene Ehefrau des Kunsthistorikers Paul Ferdinand
S c h m i d t , des Direktors der Städtischen Sammlung Dresden.
„... ich bin und bleibe vorläufig in München. Dies soll ich Ihnen auf Veranlassung von Herrn Unold“ (der
Maler Max U., 1885 – 1964) „mitteilen. Falls Sie den Schrank besichtigen lassen wollen, erbitte ich eine
Benachrichtigung, damit ich zu Hause bin ...“
169
KLESHEIM, Anton Freiherr von, 1816 – 1884. E. Gedicht m. U. Gmunden, „Annen(80.—)
tag“ 1882. 1 S. 4o. Minimal gebräunt.
„Das Mailüfterl
Wenn’s Mailüfterl weht, z’geht im Wald drauß der Schnee,
Da hebn die blau’n Veigerln die Köpferle in d’Höh,
Und d’Vögerle die g’schlafn habn durch d’Winterszeit,
Die wern wieder munter, und singen voll Freud.“
Es folgen zwei weitere Strophen.
170
KLINGER, Friedrich Maximilian von, 1752 – 1831. E. Br. m. U. St. Petersburg 5.XII.
1804. 1 S. 4o. Kleiner Randeinriß.
(800.—)
An eine Exzellenz.
„... Ich bedaure daß ich nicht das erstemal das Glük haben konnte, mich Ihres Besuchs zu erfreuen,
indem ich abwesend von Hause war. Wollen Sie mich mit Ihrem Besuch beehren, so werden Sie mich von
Morgen an, jeden Abend von 6 Uhr zu Hause finden ...“
171
KÖRNER, Christian Gottfried, Jurist, Freund Schillers, der Vater des Dichters, 1756 –
1831. E. Br. m. U. Dresden 21.II.1814. 21⁄2 S. 4o. Mit Blindsiegel und Adresse. Montagerest am
linken Rand.
(400.—)
An den Buchhändler Wallishauser in Wien, in dessen Verlag die „Dramatischen Beyträge“ seines am
26.III.1813 gefallenen Sohnes Theodor erschienen; Wallishauser wollte auch weitere Werke in Verlag nehmen.
„... Die Exemplare des 2ten Theils, der nunmehr wohl gedruckt seyn wird, erwarte ich ... mit Verlangen
von Ihrer Güte.
Was mein Sohn versprochen hat, werde ich gewissenhaft halten, und Herr A d a m b e r g e r, der seine
Hand kennt, wird Sie ersuchen, ihm das schriftliche Versprechen, dessen Sie erwähnen, vorzuzeigen. Aber
was er wegen der dramatischen Beyträge mit Ihnen verabredet hat, giebt Ihnen kein Recht auf seine übrigen Schriften. Daß er insbesondere nicht Ihnen, sondern einem andern Buchhändler den Z r i n i bestimmte, weiß ich aus einem seiner Briefe ...“
96
I. LITERATUR
172
KRÜSS, James, 1926 – 1997. Eigenh. Manuskript mit Namen im Titel. 1965 bis 1967.
Titel, 3 S. Inhaltsverzeichnis und 293 S. folio. Bleistift; Korrekturen teilweise in roter Tinte.
Kariertes Schreibblock-Papier, teilweise in beschrifteten Umschlägen. Eingeschossen 33 maschinenschriftliche und hektographierte Blätter. Teilweise leicht gebräunt, vereinzelt kleine Randläsuren. In eigenh. beschrifteter Mappe.
(800.—)
„Der große und der kleine Boy“ – Die vollständige Urfassung seines 1967 unter dem Titel „ M e i n
U r g r o ß v a t e r, d i e H e l d e n u n d i c h “ im Verlag Friedrich Oetinger erschienenen Kinderbuches.
– Am Schluß datiert: „Begonnen über dem Wenzelsplatz in Prag im Februar 1965. Beendet in La Calzada auf Gran Canaria im Februar 1967.“
Beiliegend die vollständigen Korrekturfahnen mit eigenh. Korrekturen und teilweise längeren Textergänzungen sowie ein unvollständiger Satz der Aushängebogen.
Ferner beiliegend ein Typoskript-Durchschlag seiner Erzählung „Der Adler und die Taube“, 38 S. folio,
mit einer eigenh. Widmung für den Literaturagenten Hein Kohn auf dem Titelblatt: „Erstfassung, nie
gedruckt! / Für HeiKo herzlich von seinem / James / Weihnachten 1964“. In (defektem) Hefter mit eigenh.
Titel.
173*
KUNERT, Günter, geb. 1929. Br. m. U. (Kaisborstel) 12.II.1999. 1 S. folio. Mit frankiertem Umschlag.
(120.—)
An einen Professor in Bensheim.
„... Ja, um die Lyrik steht es in der Öffentlichkeit nicht sehr gut. Ohnehin ist die Literatur auf dem Rückzug und wird, bedrängt vom Fernsehen und der ‘Unterhaltungselektronik’, mehr und mehr ins Abseits
gedrängt. Zwar protzt die Buchmesse mit immer neuen, sensationellen Zahlen, doch der Anteil der Belletristik bleibt im Grunde gering. Die Mehrheit der Publikationen sind ja Sach- und Fachbücher …
Was die ‘Frankfurter Anthologie’ angeht, da überschätzen Sie meine Möglichkeiten. Marcel Reich-Ranikki wählt die Interpreten aus und schlägt ihnen oftmals auch den zu interpretierenden Dichter vor. Da
kann man sich nicht vordrängen ...“
174
KUNZE, Reiner, geb. 1933. 8 Br. m. U. und 4 Postkarten (davon 3 eigenhändig) m. U.
Meist Greiz 13.IV. bis 25.XI.1971. 8 S. folio und quer-gr.-8o (gelocht) und die Karten (eine Karte
selbst hergestellt aus einer Photographie der Uta von Naumburg, 14,5×21,3 cm; mehrfach gerissen). Mit 10 Umschlägen.
(500.—)
Inhaltsreiche Brieffolge an die Graphiker Wolfgang und Ingeborg Jörg in Berlin, über die gemeinsame
Arbeit an dem Bilderbuch „Der Dichter und die Löwenzahnwiese“.
13. April. „... in meinem Kopf beginnt Es zu blühen. Aber Es bedarf dazu des Mai. Sie wissen doch, wie
das ist mit dem Blühen im April – und ein Schneeglöckchen soll’s ja nicht nur werden, sondern wenn
schon, dann ein richtiger Löwenzahn ... ... Aber vielleicht sollte ich wenigstens noch andeuten, daß ich
an ein Kinderbuchmanuskript von weniger als fünf Seiten denke ... – eine ganz einfache Geschichte, nein,
nur ein seelisches Geschehen, das auch die Kleinsten verstehen (in der ersten Ebene!). Titel habe ich
natürlich noch keinen ... Also ein ganz einfaches poetisches Geschehen – mit einem Seitenblick auf Ihr
Linoleum oder auf Ihr Holz. / Ich würde mich freuen, wenn uns etwas Schönes gelingen würde ...“
10. Oktober. Über staatliche Schikane. „... Der Sachverhalt: Ich sollte auf einer zentralen Tagung katholischer Buchhändler, Schriftsteller und Journalisten lesen. / Gestern Abend bekam ich telefonisch
Bescheid, daß meine Lesung noch zentraler untersagt worden ist. (Wahrscheinlich ist sogar mein Anruf
97
I. LITERATUR
(Reiner Kunze)
bei Ihnen dabei im Spiele, denn mein Name war wochenlang in dem kircheninternen Material ausgedruckt, so daß es nicht unbekannt war, daß ich lesen würde. Offenbar haben sich Stellen eingeschaltet,
die sich auch mit Telefongesprächen befassen.) ...“
(5. November.) Nach Erhalt des fertigen Buches. „... Sie haben Ihre Phantasie phantastisch spielen lassen, alle Illustrationen sind voller Leben, voller Eigenleben ... und die Farben – Ihre Farben! Soviel Licht
und Freude ... Liebe Frau Jörg, Sie haben dieses Buch mit einer Mozartschen Seelenhaltung geschaffen,
und ich weiss nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll! ...“
Beiliegend 2 Telegramme an dieselben.
175
LAMARTINE, Alphonse de, 1790 – 1869. E. Br. m. U. Paris 12.V.1834. 1 S. 8o. Schwach
gebräunt. Kleine Montagereste auf der 3. Seite des Doppelblattes.
(200.—)
Empfehlungsschreiben für einen Verwandten.
„Je recommande vivement a vos bontés et a vos soins le Jeune anglais cousin de Ma femme“ (die Engländerin Mary-Anne Birch) „qui vous remettra ceci. il va a Marseille pour présider a l’embarquement de Mes
Vins que J’envoie sous sa conduite aux états unis. Je compte sur vous pour l’assister un Peu dans les
demarches qu’un etranger a quelque Peine à faire ...“
176
— E. Br. m. U. Paris 10.V.1861. 3 S. 8o. Linker Rand mit Montagerest.
(300.—)
An einen Herrn, der in die Vereinigten Staaten übergesiedelt war.
„... Je n’ai pas eu a me louer de mes reports avec ce Pays republicain auquel J’avais toujours rendu hommage et qui m’a si mal accueilli quand J’ai eu Besoin de lui ...“
177
LANGEWIESCHE, Wilhelm, Verleger und Schriftsteller, 1866 – 1934. E. Br. m. U.
Ebenhausen bei München 19.VII.1919. 33⁄4 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf. Etwas stockfleckig.
(150.—)
Nach einer alten Zuschreibung an Johannes Boye, in dessen Familie seine Tochter Hanna zu Gast war.
„... Nach den Anforderungen der Kunstgewerbeschule, die Hanna nicht leicht nimmt, ist uns diese Zeit
nicht nur als Freude und Vergnügen, sondern auch als Erholung für Hanna unter den gegenwärtigen
schwierigen Verhältnissen ganz besonders erwünscht, und hoffen wir herzlich, daß die langen schönen
Wochen allen Beteiligten rein erfreulich verlaufen und daß insbesondere die ‘Spanische’ ihnen fernbleibe.
Ich hatte unlängst Veranlassung, mich über die Münchner Cholera Epidemie von 1854 zu unterrichten,
der im Frühjahr auch so eine geheimnisvolle, meist gutartig verlaufende Influenza voranging. Da berührt
es mich seltsam, jetzt zu lesen, daß in Rußland die Cholera herrscht und daß auch in Stockholm schon
einige Fälle vorgekommen sind ...“
Beiliegend ein Br. m. U. des Verlegers Anton Kippenberg, Leipzig 1937, an den Verwaltungsjuristen Fritz
von Borries.
98
I. LITERATUR
178a
LASKER-SCHÜLER, Else, 1869 – 1945. Eigenh. Manuskript m. U. 1 S. gr.-8o. Kariertes Papier.
(3.500.—)
„Am Tage nach der mondlosen Nacht.
Ich bekomme immer von meiner Schwester am Tage
nach der mondlosen Nacht einen Brief – die Schrift
ist von Tränen verwischt – sie träumt in der bleichen
Dunkelheit von mir. Wir Schwestern träumen beide zu
tief. Ich weine – die Schwermut nimmt von meinem
Herzen das Rot und ich werde blind werden und sterben muß ich, weil ich ihn nicht wieder finde. Und meine Hand
hängt tötlich herab vom träumenden Umfassen, wie eine
sterbende Kinderseele. Als wir uns zuletzt sahen, goß ich
einen Himmel Sterne über ihn – ob er all das Leuchten
sah? Und nur ein düsterer Sehnsüchtiger könnte argwöhnen, ich liebe ihn mit den grellen Blüten der Heimlichkeiten. Wo ich gehe, hängt ein wilder Wald – es rauscht
überall aber meine Lippen fragen nicht – sie geben leuchtende Antworten. Und ich bin gefangen im Goldgewebe meiner
Haut, weiß den Namen meiner Flügel nicht mehr, die
hängen zagend an meiner Schulter.
Heute Nacht nimmt der Mond wieder Abschied, morgen
schreibt meine Schwester an mich einen schmerzlichen Brief.“
Offenbar frühe Niederschrift; wohl ungedruckt. – Prachtvolles Autograph.
Siehe die Abbildung auf Seite 101.
„Ich habe König David wirklich gesehen“
178b
— E. Br. m. U. „Ihre Else Lasker-Schüler“. Kolberg 9.VII.1929, „Hauptpostlagernd“.
2 S. gr.-4o. Knickfalten.
(1.200.—)
Wunderbarer Brief an einen Bekannten, dem sie ihre Fähigkeit zu „Gesichten“ beschreibt.
„... Ich habe König David wirklich gesehen – so weit darf man nicht phantasieren. Er saß 20– 25 Min –
jedenfalls lange vor meinem Bett vor 4 Jahren ungefähr Weihnachten abends ½ 11 Uhr – er war größer
wie ein gewöhnlicher Mensch – ein Mensch durch die Lupe gesehen, etwa. Er war sehr traurig und betroffen und ich konnte es nicht fassen, bis ich doch schwere Angst bekam und da war er fort, – das große herrliche Gesicht, das Wunder entschwand. Vorher sah ich eine Landschaft, ich glaube: Jerusalem durch die
wandelte unbesorgt ein ganz junger Knabe – so von 15 Jahren im Gewand der Königezeit. Er glich nicht
meinem geliebten Sohn, aber vielleicht in seiner Arglosigkeit und Sorglosigkeit und Grandezza ... ich sage
auch noch, daß ich seit frühester Kindheit (ohne je von Mystik erfahren zu haben) Gesichte hatte. Ich sah
auch die Engel ganz deutlich und lange ohne Furcht ...“
99
I. LITERATUR
(Else Lasker-Schüler)
„ein Hammel mäht im Hof“
179*
— 8 Autographen: 1 e. Br. m. U. (Briefkarte), 4 e. Postkarten m. U. und 3 e. Billetts,
davon 2 m. U.; mit 3 kleinen Z e i c h n u n g e n im Text. Jerusalem 27.VI. bis 27.VII.1941 und
o.D. 7 S. (kl.-)8o und die Karten. Tinte, (meist) Blei- und Farbstift. Mit 1 Umschlag. (1.600.—)
An Kitty S t e i n s c h n e i d e r geb. Marx (auf der ersten Karte versehentlich „Bretschneider“ genannt) in
Jerusalem, wegen ihrer Lesung aus „ I c h u n d I c h “ am 20.VII.1941 im „Alfred Berger Club“, wo auch
Bilder von ihr ausgestellt wurden.
27.VI.1941. „... Die Karte ohne Unterlage – Hand zu Hand, Ich stehe hier im Straßensand / So ist jetzt
meine Lage. Und stehe doch! ... Würden Sie mir schreiben auf Karte, my dear Gewereth, wann der erste
Abend und wann der II. Abend im Club? ...“
Billett vom selben Tag. „Gewereth bitte verzeiht den Zettel ... Ich bin so erschöpft. Bitte bitte telephoniert
mich Sonntag – oder vielmehr Montag – an: Färwerow oder Färberoff. Jaffa Street 1 Uhr ...“ – Mit Zeichnung: Blume.
14.VII.1941. „... Ich habe schon gestern alles gebracht etc. ... Ich bin am 20. um 7 Uhr Club ...“ – Mit
Zeichnung: Blumen.
16.VII.1941. „... Ich bin erschöpft. Unglaubliche Dinge passiert ...“ – Auf einer ausradierten, an sie
gerichteten Postkarte geschrieben.
21.VII.1941. Briefkarte, nach der ersten Lesung. „... Ich danke Ihnen, da Sie und Ihr Adon mir halfen
mit der Anordnung! Adon ist wirklich sehr geschickt. Ich war noch krank, zerbrach mir vorvorgestern
eine Rippe und hatte Fieber. Nun möcht ich Sie oder Ihren kleinen golden boy bitten Ja von mir inl. 1/2
Pfund Zucker anzunehmen, sich eine Spielsache zu kaufen. Am 1. Aug. kommt die andere Hälfte.
Dearest golden boy, ich bin so ungezogen, kann noch gar nicht rechnen und kaufe immer Bonbons so viele.
Und nun muss ich noch die vorigen Bonbons alle bezahlen, sonst kriege ich Haue vom Laden ...“ –
Gemeint ist der siebenjährige Sohn der Adressatin.
O.D. Billett. „Ich wohne noch, ach!! in Kerem Abraham / Johna Street 24. Jerusalem / c/o Dr. Dentist
Neustadt ...“ – Mit der Zeichnung eines Hauses („Da wohn ich / ein Hammel mäht im Hof“).
O.D. Billett auf einem an sie adressierten Briefumschlag. „... Ich bitte meinen Einnehmer, mir die 13 Bilder zu holen ... Die 2 losen Blätter und ein Bild das Dr. Simon gehört nehm ich mit ...“ – Erwähnt ihren
Arzt Adolf Wagner.
180
LEHMANN, Wilhelm, 1882 – 1968. 2 e. Br. m. U. und 2 e. Bild-Postkarten m. U. Eckernförde 23.I.1945 bis (24.VI.)1949 und o.D. 4 S. kl.-4o und gr.-8o und die Karten.
(300.—)
An den Verwaltungsjuristen Fritz von Borries (1892 – 1975), mit dem er freundschaftlich verkehrte.
3.VII.1948. „... Nehmen Sie herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit, die Sie meinen Büchern widmen
– was kann ich mir Besseres wünschen? Henry Taylor sagte ‘that a poet does not deserve the name who
would not rather be read a thousand times by one man, than a single time by a thousand’. Und das ist es
ja, Sie haben mich schon zweimal gelesen, das ist eine Ehre, ich danke Ihnen. Eine ganze Reihe trefflicher Leute – wie könnte mir an dem Beifall von Literaturbeamten und Hohlköpfen gelegen sein? ... darum
will ich mich mit der gewohnten Verwunderung abfinden, dass die deutschen Zeitungen keinen Ton, weder
von dem einen, noch dem anderen, zu singen wissen ...“
(24.VI.)1949. „... Für einen wenig beachteten Autor ist es ein Trost, dass gewisse Freunde ihrer Freude
an seinen Arbeiten treu bleiben – auf die Dauer der Empfindung kommt es denn doch an. Das Malingedicht ist mir freilich bekannt, aber ich besitze es gar nicht …
Meine erste, vor vielen Jahren erschienene Verssammlung hiess ‘Antwort des Schweigens’. Der Name fand
zuweilen sehr törichte Ausdeutung ...“ – Der Gedichtband war 1935 in Berlin erschienen.
100
I. LITERATUR
Nr. 178a Else Lasker-Schüler
101
I. LITERATUR
181
LENAU, Nikolaus Niembsch, Edler von Strehlenau, genannt, 1802 – 1850. Eigenh.
Gedichtmanuskript (Fragment). 2 S. gr.-8o, pag. „206“ und „207“. Konzeptpapier. Mit Bearbeitungsvermerken (Rötel). An den Rändern leicht staubfleckig. Rechter Rand mit kleinen Einrissen.
(1.600.—)
„ D e r P o s t i l l i o n “ . – Niederschrift der letzten elf Strophen (die ersten fünf fehlen) des 1835 entstandenen Gedichts.
‘Halten muß hier Roß und Rad,
„Und von flinken Rossen vier
‘Mags euch nicht gefährden,
Scholl der Hufe Schlagen,
‘Drüben liegt mein Kamerad
Die durchs blühende Revier
‘In der kühlen Erden!
Trabten mit Behagen.
‘Ein gar herzlieber Gesell!
Wald und Flur im schnellen Zug
‘Herr, s ist ewig schade!
Kaum gegrüßt – gemieden;
‘Keiner blies das Horn so hell,
Und vorbei, wie Traumesflug
‘Wie mein Kamerade!
Schwand der Dörfer Frieden.
‘Hier ich immer halten muß,
Mitten in dem Maienglück
‘Dem dort unterm Rasen
Lag ein Kirchhof innen,
‘Zum getreuen Brudergruß
Der den raschen Wanderblick
‘Sein Leiblied zu blasen!’
Hielt zu ernstem Sinnen.
Und dem Kirchhof sandt er zu
Hingelehnt an Bergesrand
Frohe Wandersänge,
War die bleiche Mauer,
Daß es in die Grabesruh
Und das Kreuzbild Gottes stand
Seinem Bruder dränge.
Hoch, in stummer Trauer.
Und des Hornes heller Ton
Schwager ritt auf seiner Bahn
Klang vom Berge wieder,
Stiller jetzt und trüber;
Ob der todte Postillion
Und die Rosse hielt er an,
Stimmt in seine Lieder. –
Sah zum Kreuz hinüber:
Weiter ging s durch Feld und Hag
Mit verhängtem Zügel;
Lang mir noch im Ohre lag
Jener Klang vom Hügel.“
182
— E. Br. m. U. „Dein Niembsch“. Wien 17.XI.1827. 11⁄2 S. 4o. Leicht fleckig.
(800.—)
An seinen Jugendfreund Friedrich Kleyle (in Ungarisch-Altenburg), einen Vetter Sophie Löwenthals.
„... Mein Hals ward, statt besser, ärger. Besonders auf der linken Seite hab’ ich einen bedeutenden
Schmerz. Ich mußte also durch einen Andern mich erkundigen, und habe erfahren, daß Dein Bruder ohne
Erlaubnis von der Regierung wol als außerordentlicher, keineswegs aber als ordentlicher Schüler werde
frequentieren können; daß die Regierung übrigens, wenn man gute Zeugniße vorlege, keine Schwierigkeit mache. Ich zweifle also nicht, Dein Bruder werde aufgenommen, nur glaub’ ich, daß die Dazwischenkunft Deines Oncle’s, wenn gleich nicht nöthig, doch von guter Wirksamkeit wäre. Willst Du es aber
ohne den Letzteren durchsetzen, so komm immerhin mit Deinem Bruder hieher, und verwende Dich für
ihn ... Vorläufig soll aber Dein Bruder jedenfalls sich als außerordentlichen Zuhörer mit dem Bemerken
einschreiben lassen, daß er nur auf den Bescheid der Regierung warte, um in einen ordentlichen verwandelt zu werden.
Ich bin höchlich erfreut, daß Du Dich in einer so schönen Angelegenheit, dergleichen die ist, zur Veredlung eines Menschen beizutragen, an mich gewendet, und Deinen [Bruder] meiner Freundschaft entgegenführst. Er muß gut seyn, weil Du ihn so liebst, und ich werde ihn mit offnen Armen empfangen ...“
Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe, Band 5 Nr. 61.
102
I. LITERATUR
Nr. 182 Nikolaus Lenau
103
I. LITERATUR
(Lenau)
183
— E. Br. m. U. „Dein getreuer Niembsch“. Augsburg 30.IV.1843. 4 S. gr.-8o.
(1.200.—)
An seinen Freund (Max von Löwenthal) mit der Bitte, dem Redakteur der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“, Gustav Kolb, einen geeigneten „Correspondenten über die Evolutionen des bevorstehenden ungarischen Landtags“ zu benennen.
„... Du erzähltest mir neulich, Herr (ni fallor) von Ovosz sei gesonnen, in Preßburg eine Schnellschreiberei zu errichten und erbötig, gegen ein gewisses monathliches Honorar die laufende Landtagsdebatte
in rascher und getreuer Übersetzung abzuliefern.
Eine solche Quelle von sichern und frischen Nachrichten über den Gang des nächsten Landtags, der einer
der folgenreichsten zu werden verspricht, wäre für die allg. Zeitung eine um so wichtigere und erwünschtere Acquisition, da sie bisher, meist nur aus abgeleiteten und zum Theil irreleitenden Berichten schöpfend, weniger im Stande war ... sich ein selbstständiges Urtheil zu bilden, als vielmehr genöthigt, Parteistimmen bona fide wiederzugeben ... Du thust mir, und, was viel mehr sagen will, der guten Sache, der
besten Sache, nämlich der der Wahrheit einen großen Dienst, wenn Du meine Bitte mit Deinem bekannten Eifer für alle Angelegenheiten des Fortschrittes beachten willst.
Meine Reise war auspicibus Jove pluvio & consortibus eine verdammt schlechte; mit zerschmettertem
Gebein und frostdurchschüttelten Eingeweiden hab’ ich in München den Marterkasten von Eilwagen verlassen, um ihn heute Abend in Augsburg, nach einem mit Dr. Kolb, den ich sehr achte und liebe, verlebten Tage wieder zu besteigen. Morgen, in Stuttgart angekommen, will ich sogleich an Hofrath Kleyle einen
Dankbrief schreiben, der sich gewaschen haben soll. Meine Freude über die ehrende Anerkennung m e i n e s P r o l o g s ist groß, und wenn ich warm empfinde, pflegt mir auch das Wort glücklich zu strömen ...“
Lenaus „Prolog“, geschrieben zur Feier des Ordensjubiläums des Erzherzogs Carl, war am 17. April auf
einer Festveranstaltung der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde vorgetragen worden.
A.a.O., Band 6 Nr. 461, auszugsweise gedruckt.
184
— E. Albumblatt m. U. „Niklas Niembsch von Strehlenau“. O. O. u. D. 3⁄4 S. quer-4o.
Etwas gebräunt.
(1.200.—)
„Man sprach mir oft von unglüklicher Liebe,
Wie sie manch armes Herz zu Staub zerriebe.
Ich habe diese Liebe nie gekannt,
Fürs Erdenweib war nie mein Herz entbrannt.
Die unglücklichste, ewig hoffnungslose,
Die Liebe für die Wahrheit ist mein Schmerz.
Vom Himmel fallen nicht Erhörungsloose,
So schreit’ ich sie zu suchen höllenwärts!
(aus meinem F a u s t )“.
Neben der Unterschrift sein Geburtsdatum: „Geboren 13 August 1802“.
185
LENZ, Siegfried, geb. 1926. E. Br. m. U. Leböllykke 18.IX.1969. 1 S. folio. Mit Bearbeitungsstempel am Kopf.
(250.—)
An Albrecht Knaus, damals Leiter des Verlags Hoffmann und Campe in Hamburg, in Termin- und Veröffentlichungsangelegenheiten. Das Treffen mit einem englischen Verleger müsse er aus Zeitgründen absagen.
„... bevor ich auf die lange skandinavische Lesereise gehe, bleibt mir in Hamburg nur wenig Zeit ... u.a.
kommen meine verschiedenen Übersetzer ... in die Stadt; da wird’s wohl philosophische Bergwerksgespräche geben …
104
I. LITERATUR
Ich habe fünf Erzählungen fertig, bin im Augenblick dabei, den Essay-Band zu redigieren, der etwa 250
Seiten dick sein wird. Mit der obligaten Unnachsichtigkeit habe ich gefeuert, was nicht standhält, vielleicht gelingt es uns gemeinsam, noch mehr auszusondern, jedenfalls: ich bring den Packen mit ... Auch
einen übergreifenden Titel bring ich mit ... Den E n q u i s t habe ich auf dreieinhalb Seiten sachlich und
freimütig gefeiert; wie ich übrigens gestern erfuhr, werde ich unseren Autor Ende Oktober in Stockholm
treffen; wir nehmen da zusammen an einem Symposion teil ... E n z e n s b e r g e r und H e i s s e n b ü t t e l
kommen auch ...“
In der Nachschrift: „übrigens: Die Deutschstunden-Anzeige in der ‘Zeit’, die wir im Frühjahr besprachen:
könnte sie nicht jetzt erscheinen? Es gibt soviele ausländische Kritiken.“ – Lenz’ Roman „Die Deutschstunde“ war 1968 erschienen; 1970 erschienen der Essay-Band „Beziehungen. Ansichten u. Bekenntnisse zur Literatur“ sowie seine „Gesammelten Erzählungen“.
„Kunde von den alt-arischen Göttern“
186
LIST, Guido von, 1848 – 1919. 12 eigenh. Manuskripte mit Namenszug auf dem Titelblatt oder am Kopf und Unterschrift am Schluß. Wien 1900 bis 1908 und o.D. 78 S. gr.-folio,
große Schrift. Einige mit eigenh. Streichungen und Zusätzen. Teilweise leichte Randläsuren,
kleine Einrisse und etwas gebräunt.
(800.—)
I) „Vergessene Spruchworte“, 25.I.1900, 1 S. gr.-folio. Beginnt: „Spatzen, Hühner u Pfaffen werden nie
satt. // Käm’ zur Welt mit der Tonsur jedes Pfaffenkind, / So stiegen im Preise die Perücken geschwind ...“
II) „Des heiligen Sanct Ivo Schmerz und Trost“, „27. Gluting 1900“, 31⁄2 S. gr.-folio. Beginnt: „Der heilige Sanct Ivo, / der Juristen-Patron / hat die Zeitung grad g’les’n, / Fluacht: ‘Dreideuxelschwadron!’ ...“
III) „Sommersonnwend-Feuerzauber. / Das wiederhergestellte, wotansdienstliche Brauchthum der Feuertödtung wie der Feuerzeugung zur Begehung der Sommersonnenwende, des Sterbetages der Sommersonne u der Geburt der Wintersonne, in einem Halgadom / ...“, Titelblatt und 21 S. gr.-folio. Bestehend
aus dem 1. („Die Feuertödtung“) und dem 2. Teil („Die Feuerzeugung“) sowie der „Anordnung“. – Das
Drama erschien 1901 in Innsbruck.
IV) „Märchenweisthum“, 17.XII. 1902, 53⁄4 S. gr.-folio. Beginnt: „Auch das deutsche Märchen ... ist ein
unschätzbares Vermächtnis unserer arischen Ahnen, das uns in verschleiernden Worten Kunde von den
alt-arischen Göttern bringt ...“
V) „Donnerbesen“, 8.XI.1908 (durchgestrichen), 41⁄3 S. gr.-folio. Beginnt: „Die ‘Heilige Feme’ hatte unter
ihren mannigfaltigen Geheimzeichen auch eines, das vom Volke als ‘Donnerbesen’ angesprochen wurde,
das ... absonderlicher Wertschätzung im Kreise derer sich erfreute, welche ein nicht allzureines Gewissen hatten, u welche es daher vorzogen im weiten Bogen jene Gehöfte zu umkreisen ..., an deren Mauern der ziegelrote Donnerbesen vermauert sich sehen ließ ...“
VI) „Glauben und Wissen. / Zeitgemäße Betrachtungen“, 18 S. gr.-folio. Beginnt: „Glauben und Wissen,
diese beiden heute so feindlichen Begriffe, müssen ... zu einem einheitlichen Gesammtbegriffe, dem ‘zweifellos überzeugten Wissen’ verschmolzen werden ...“
VII) „Mistel“, 42⁄3 S. gr.-folio. Beginnt: „Eine der räthselhaften Pflanzengattungen welche in dem arischen
Mythenthume, wie in dem von diesem beeinflußten Brauchthume des Volkes hervorragende Bedeutung
haben, ist wohl unstreitbar die ‘Mistel’ ...“
VIII) „Aria, Arier, Arius, Arianer“, 31⁄2 S. gr.-folio. Beginnt: „Eine der beachtenswerthesten Erscheinungen in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist wohl unstreitig das ‘Arianerthum’, das bis heute in
seinem hochbedeutsamen innersten Wesen noch gar nicht erkannt worden ist ...“
IX) „Reinier doorFeueri!!!“, 41⁄3 S. gr.-folio. Beginnt: „Die gewaltigste und nachhaltigste nationale Erhebung des Deutschvolkes, welche die Geschichte auf ihren ehernen Tafeln verzeichnete, ist wohl der mächtige, dreiunddreißigjährige Sachsenkrieg, den Wedukind gegen Karl den ... ‘Großen’ ... führte, weil ...
wenngleich auch der Sieg nicht auf Seite Wedukinds verblieb, dennoch der alt-arische Gedanke nicht
erstarb, sondern unbesiegbar sich im steten Kampfe gegen den romanisch-orientalischen Geist lebenskräftig bis heute erhielt ...“
105
I. LITERATUR
(G. v. List)
X) „Nodi Gordii“, 22⁄3 S. gr.-folio. „Leit-Artikel“; beginnt: „Eines schönen Tages, vor nun mehr als zweitausend Jahren, waren die ehrsamen Einwohner der großphrygischen Stadt Gordicum in nicht geringe
Aufregung gerathen; die weisesten der Auguren blieben sprachlos und das Volk lief entsetzt aus dem Tempel um seine Schätze zu vergraben, denn todesbleiche Furcht hatte Alles erfaßt ...“ – Der Schluß: „Die
Deutsche Sprache ist die Oesterreichische Reichssprache!“
XI) „Situlih. / Eine Betrachtung zur Wesensdeutung des Faschings“, 31⁄2 S. gr.-folio. Beginnt: „Situlih? –
Dieses scheinbar räthselhafte Wort hatte Hrabanus Maurus geschaffen um das lateinische Wort ‘morales’ zu verdeutschen. Der wörtliche Sinn von ‘Sit-ulih’ aber besagt: ‘wahre Weisheit’ ...“
XII) „Fassnacht, Fasching, Fasten“, 2 S. gr.-folio. Beginnt: „Es wurde schon wiederholt ausgesprochen,
daß dem alt-arischen Wesen, dem Ur-Germanenthum, die Dreitheilung in allen seinen Einrichtungen zu
Grunde lag u in derselben auch die von allen Geschichtsschreibern aller Zeiten anerkannte staatengründende, wie staatenerhaltende Macht der Germanen beruhte. Darum ist bei allen Erscheinungen welchen diese Dreitheilung ... mangelt anzunehmen, daß sie ... fremdvölkische Einrichtungen sind, an welchen dann das Deutschthum krankt ...“
187*
LOGAU, Friedrich von, der „Verkleinernde“ der Fruchtbringenden Gesellschaft, 1604–
1655. E. Stammbuchblatt m. U. „Friederichus à Logaw“. Brieg 19.III.1653. 1 S. quer-8o. Etwas
gebräunt und fleckig. – Im STAMMBUCH des Theologen Johann Christoph L e t s c h (1634–
1686) aus Brieg. Mit über 80 Eintragungen aus Berlin (6), Breslau (14), Brieg (22), Oels (2), Ohlau
(1), Strehlen (7) und Wittenberg (33) aus den Jahren 1653 bis 1660. Quer-8o, ca. 10,5×13 cm.
Schwarzbrauner Lederband der Zeit (einige Wurmlöcher, Ecken defekt bzw. bestoßen, Bindung
gelockert) mit (verblichener) reicher Goldprägung („I.C.L.M.S. / 1653“) und Goldschnitt. Mit
einem Aquarell (Stadt-Ansicht) und einer farbigen Wappenmalerei.
(1.600.—)
„Wer nicht bey den schlauen Höfen allen Köpfen weiß zu kommen,
Der hat selbsten nicht nach Hofe, was von Kopfe mit genommen.
Hingegen.
Wer da bey den schlauen Höfen jedem Kopfe weiß zu kommen,
Der hat zwar den Kopf nach Hofe, das Gewißen nicht, genommen.“
Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .
In das Stammbuch haben sich u.a. ferner eingetragen:
Aus B e r l i n der Vorsteher des Joachimsthalschen Gymnasiums, Johann Tornow, der Konrektor dortselbst, Gerson Vechner, der kurbrandenburgische Geheime Rat Otto von Grothe und der Regierungsdirektor für Halberstadt, Raban Frhr. von Canstein,
aus B r e s l a u der Philologe Christoph Colerus, die Pädagogen Johannes Fechner, Valentin Kleinwächter, Elias Major und Wolfgang Stirius, die Theologen Adam Etzler, Michael Hermann, Georg Seidel und
Ananias Weber sowie der Syndicus Nicolaus Henel von Hennenfeld,
aus B r i e g der Jurist Heinrich Scholtz, die Mediziner Christian Creutzmann und Daniel Winkler, die
Pädagogen David Camerarius, Johannes Gerhardus und Johannes Lucas, die Theologen Johann Gualther Biermann, Christian Lintner, Bartholomäus Schleicher und Abraham Schweitzer sowie der Rat
Andreas Lange von Langenau,
aus O e l s der Hofprediger Christoph Freitag und der Propst Christoph Banner,
aus S t r e h l e n der Schulrektor Georg Rudolphus und
aus W i t t e n b e r g die Mediziner Marcus Banzer (Rektor), Johann Friedrich Hubrig (Student), Jeremias
Kurzmann (Student) und Marcus Ruych, die Theologen Augustinus Balthasar, Johann Heinrich Calisius,
Abraham Calovius, Johann Dethlaus (Student), Johann Frimel (Student), Christoph Graumüller, Andreas
Kunad (Rektor), Johannes Nostitius, Karl Ortlob, Adolf Saubert (Student), Johannes Scharff (Dekan), Elias
Ursinus, Friedrich Viccius, Nicolaus Winterberg (Studenten) und Constantin Ziegra (Dekan).
Der aus Münsterberg gebürtige und in Brieg lebende Letsch besuchte das Gymnasium in Brieg und in Breslau und studierte von 1656 bis 1659 Theologie in Wittenberg. Er wurde 1662 Konrektor in Liegnitz und
1664 Diakon bzw. 1672 Pastor in Brieg.
106
I. LITERATUR
Nr. 187 Friedrich von Logau
im Stammbuch des Theologen J.Chr. Letsch
107
I. LITERATUR
„Al Duce / con ammirazione“
188
LUDWIG, Emil, 1881 – 1948. Widmungsexemplar: „Am Mittelmeer“. Berlin, Ernst
Rowohlt 1927. 231 S., 21 Abbildungstafeln. Gr.-8o. Papierbedingt leicht gebräunt, etwas fleckig.
Blaue Orig.-Broschur (defekt), nicht aufgeschnitten.
(300.—)
Auf dem Vorsatzblatt die eigenh. Widmung: „‘Uebermacht, Ihr könnt es spüren, / ist nicht aus der Welt
zu bannen: / mir gefällt, zu conservieren / mit den Mächtigen, mit Tyrannen!’ / Goethe // Al Duce / con
ammirazione / Emil Ludwig / Roma. 4.3.29“. – Ludwig führte seit März 1929 in Rom Gespräche mit Mussolini, die er 1932 in Berlin veröffentlichte.
Beiliegend Widmungsexemplare von Franz Theodor C s o k o r („Als Zivilist im Balkankrieg“, Wien, Ullstein 1947), Werner K r a f t („Else Lasker-Schüler. Verschollene und Vergessene“, Wiesbaden, Franz Steiner 1951) und Gertrud von L e F o r t („Am Tor des Himmels“, Wiesbaden, Insel 1955; mit Widmung an
Ina Seidel).
189*
kopf.
— 2 Br. m. U. (Bleistift). Ascona 2. und 21.XII.1945. 4 S. 4o. Mit gedrucktem Brief(250.—)
An den Kaufmann und Schriftsteller Adolf Galliker (in Zürich), der einen Artikel über ihn in den USA veröffentlichen wollte.
2.XII.1945. „... Vielen Dank ... für die freundlichen Gesinnungen, die aus Ihren Zeilen sprechen. Ich bin
mit dergleichen aus der ganzen Welt, nur leider aus der Schweiz nicht, verwöhnt und lege solchen Tönen,
die ich symbolisch auffasse, grösste Bedeutung bei ...“ Es folgen redaktionelle Hinweise zu dem Artikel.
„... Wenn der Artikel drüben erscheint, erbitte ich mir ein Exemplar auf Seidenpapier in goldenem Rahmen ...“
21.XII.1945. Dank für übersandte „Portraits“. „... es war mir sehr interessant, Menschen einer mir fremden Sphäre durch Ihre klare Darstellung kennen zu lernen ...“
Beiliegend eine Portraitphotographie Ludwigs sowie Durchschläge von 2 an ihn gerichteten Briefen Gallikers (1945/47).
190*
MAFFEI, Andrea, 1798 – 1885. E. Gedicht m. U. 1 S. quer-gr.-8o. Feinkarton. Etwas
fleckig, linker Rand beschnitten.
(120.—)
„La Viola“ („Odorosa foriera d’aprile...“); acht vierzeilige Strophen. – Darüber ein dreistrophiges Widmungsgedicht „Alla Signorina Teresa Martini“, aus deren Album das Blatt stammt („Alla giovane musa
un fior dimanda ...“).
Das Gedicht wurde unter dem Titel „La prima viola“ von Anton Rubinstein vertont (op. 83/7).
191
MANN, Thomas, 1875 – 1955. E. Postkarte m. U. München 8.VII.1915. Schwach fleckig.
(350.—)
An die Schriftstellerin Hildegard-Elisabeth Barazetti (irrtümliche Adresse: „Herrn H.E. Barazetti“) in
Colombier.
„... Haben Sie Dank für Ihr gütiges und sehr interessantes Schreiben. Ich kann natürlich im Voraus nicht
sagen, ob ich mich durch das Buch zu einer Erwiderung aufgefordert fühlen werde, bin Ihnen aber auf
jeden Fall dankbar, wenn Sie es mir schicken wollten – am besten in beiden Sprachen ...“
108
I. LITERATUR
192
— E. Postkarte m. U. München 25.V.1924. Mit Absenderstempel „Dr. Thomas Mann ...“
am Kopf. Leicht gebräunt.
(350.—)
An den Maler, Schriftsteller und Übersetzer Rolf Schott in München, mit Dank für eine Buchsendung.
„... ich habe große Freude an Ihrem Italienbuch, seiner warmen, anmutigen Sprache, seinen zarten Bildern ... In einer ganzen Flut von Dingen, die ich bei der Heimkehr von einer holländisch-englischen Reise
hier vorfand, ist Ihr Buch mir das liebste ...“
„im ehemaligen Deutschland“
193*
— Br. m. U. Princeton 23.VII.1941. 1 S. kl.-folio. Mit gedrucktem Briefkopf. (800.—)
An den aus Berlin stammenden Schriftsteller Eric (Haller-)Munk (1902 – 1991) in Zürich, der ihm brieflich ein theatergeschichtliches Werk vorgestellt und um Hilfe bei der Verlegersuche in den USA gebeten
hatte.
„... Haben Sie Dank für ... die ins Englische übertragene Einleitung Ihres Buches ‘The Mirror of Eternity’ ... Ich habe ... Ihr Manuskript an den Verleger Bermann, Old Greenich, Connecticut, geschickt mit
der Bitte, in diesem Lande dafür zu werben ... Ich kann Ihnen nicht meine Zweifel darüber verhehlen,
ob Ihr Buch, das im ehemaligen Deutschland ein gebildetes Publikum zweifellos hätte fesseln können, der
amerikanischen Mentalität und den amerikanischen literarischen Bedürfnissen angepasst genug ist, um
Aussichten auf Veröffentlichung zu haben ...“ – Mit einer Korrektur wohl von der Hand seiner Tochter
Erika.
Beiliegend ein ebenfalls an Munk gerichteter Brief von Gottfried Bermann-Fischer, New York 3.VI.1941,
in gleicher Angelegenheit. „... Dr. Thomas Mann uebergab mir Ihr Expose ... Leider muss ich Ihnen sagen,
dass ich an die Chancen ... nicht zu glauben vermag. Der Markt hier wird, namentlich für Nichtamerikaner, von Tag zu Tag schwieriger und ich sehe fuer ein Werk vom Zuschnitt des Ihren kaum eine Moeglichkeit. Vermutlich liegt es daran, dass Ihr Thema vielleicht ruhigere, mehr auf Innerliches gestellte Zeiten zur Aufnahme verlangt als es die duestren Zeitlaeufte von 1941 sind ...“
194*
— Br. m. U. Pacific Palisades 19.III.1942. 3⁄4 S. kl.-folio. Klammerspuren.
(600.—)
An „Dear Mr. Fromer“, dem er einen Beitrag für eine Radiosendung gesandt hatte.
„... I am somewhat disturbed because I have not received any confirmation for the broadcast which you
had requested and which I mailed to you on March 5th. I should like to know whether my little adress
has fulfilled its purpose.
Moreover I should like to take the liberty of asking you to reimburse me for the expenses of the translation of my statement originally written in German. While I do not, of course, want any compensation for
this type of work, I would not like to have expenses arise to me therefrom. The cost of the translation
amounts to $ 8.00 ...“
109
I. LITERATUR
(Thomas Mann)
„bis wir mit Adolfen fertig werden“
195
— E. Br. m. U. Pacific Palisades 30.IV.1943. 33⁄4 S. gr.-8o.
(3.000.—)
An Hedwig F i s c h e r geb. Landshoff (1870 – 1952), die Witwe seines Verlegers Samuel Fischer, über den
letzten Band seiner Tetralogie „Joseph und seine Brüder“ sowie mit Nachrichten über seine Familie.
„... Es freut mich herzlich, daß ‘Joseph der Ernährer’ Ihnen, wie auch Ihren Kindern, angenehme Stunden bereitet hat. Bisher war der dritte Band der beste und war mit meinen Kräften auch wohl nicht zu
übertreffen. Ich mußte sorgen, daß der Schlußband nicht allzu sehr dagegen abfiel und habe mein bestes
getan, ihm Substanz und Vielfältigkeit zu geben. Das Liebste darin ist mir der Thamar-Abschnitt und die
‘Verkündigung’.
Zu Zeiten hoffte ich, der Krieg werde gleichzeitig mit der Arbeit an diesem Buch zu Ende gehen und der
europäische Markt sich gerade zu seinem Empfange wieder auftun. Nun, das war allzu sanguinisch
gehofft, ich werde wohl noch einen Roman schreiben können, bis wir mit Adolfen fertig werden, und die
englische Ausgabe des Joseph wird wieder das Buch selber sein. Aber ich bin doch froh, daß das Original daneben immerhin in der Welt sein wird und von Schweizern und Schweden doch wird gelesen werden können. Das Manuskript ist ja unterwegs nach Stockholm. Vielleicht wird die deutsche Ausgabe noch
früher fertig, als die englische, denn Mrs. Lowe-Porter kommt sehr langsam voran, indem sie ihre Arbeit
sorgsam mit Mißverständnissen spickt. Mir war wohler, als ich noch gar kein English konnte und überhaupt nicht hinsah.
Wir leben in unserem Haus und Garten recht ruhig dahin, haben wenigstens für 5 Tage in der Woche eine
Schwarze und können uns, da es an Eiern, Milch und selbst Butter nicht fehlt, ausreichend ernähren. Mit
dem Fleisch freilich hapert es sehr, und die Hausfrauen haben Mühe, Abwechselung in die Mahlzeiten zu
bringen. Auch ist das Anstehen auf den markets sehr zeitraubend und ermüdend. – Der Krieg hat nun
doch angefangen, auch in unsere ‘amazing family’, wie Harold Nicolson uns einmal nannte, energisch
einzugreifen. E r i k a ... ist unterwegs nach Portugal, England, Schweden, vielleicht auch Rußland, als
war correspondent und um neuen Stoff für ihre lectures zu gewinnen. Es hätte keinen Sinn gehabt, sie
zurückzuhalten, und sie ist ja geschickt und tapfer ... K l a u s hat sein basic training überraschend gut
überstanden und soll sich sehr zu seinem Vorteil verändert haben. Man hat ihn in ein gewisses intelligence
camp nahe Washington transferiert, er ist sergeant geworden und wird voraussichtlich bald lieutenant
werden, besonders wenn seine Andeutung sich erfüllt, daß er wahrscheinlich bald ‘eine weite Reise’ antreten werde. G o l o , zur Zeit noch an seinem college tätig, wird zur Stillung seines Neides gewiß bald in des
Bruders Fußstapfen treten. So wird es auch uns nicht an verwundbaren Punkten fehlen, – denn was steht
nicht noch alles bevor, wenn man schliesslich doch vielleicht einmal in Afrika fertig ist und sich ernstlich
an Europa heranmacht!
Wir wollen doch alle zusehen, daß wir’s noch erleben, auch wir Alten, und müssen uns unterdessen so gut
es geht die Zeit vertreiben. Ich denke mir schon etwas Neues aus, damit Gottfried“ (G. Bermann Fischer,
der Schwiegersohn der Adressatin) „i . J . 1 9 4 6 mit vier unbekannten Büchern von mir durchs Brandenburger Thor einziehen kann ...“ – In diesem Jahr begann Mann mit der Arbeit am „Doktor Faustus“.
„die wackeren alten Buddenbrooks“
196
— E. Br. m. U. Chicago 25.III.1944. 31⁄2 S. kl.-4o.
(3.000.—)
An dieselbe, die seine „Buddenbrooks“ nach längerer Zeit wieder gelesen hatte.
„... Es war mir eine Freude zu hören, dass Ihnen die wackeren alten Buddenbrooks wieder so gut gefallen haben. Wacker nenne ich sie, weil sie sich so gut halten gegen die stürmische Zeit. 45 Jahre sind eine
lange Probezeit für ein Buch; besteht es die, so mag es auch wohl eine längere bestehen. Merkwürdig, dass
auch Sie es gerade jetzt wieder vornahmen. In der deutschen Colonie in Californien gab es in den letzten
Wochen einen wahren Buddenbrook-boom; alle Leute lasen es wieder und sagten mir ungeheuer Freundliches darüber. Am Ende, wer weiss, wird es mein Eigentliches bleiben, und ich hätte mir alles Weitere
110
I. LITERATUR
Nr. 195 Thomas Mann
111
I. LITERATUR
(Thomas Mann)
auch schenken können. Ich möchte es nicht gerade mit der ‘Cavalleria’ von Mascagni vergleichen, aber
ein Fall wie der ‘Freischütz’ ist es vielleicht. Immerhin, ‘Oberon’ und ‘Euryanthe’ sind ja auch noch auf
dem Repertoir.
... Medi’s“ (seine Tochter Elisabeth verh. Borgese) „Niederkunft war leicht und glücklich. Das hat sie aber
verführt, zu schnell wieder aktiv zu werden. Sie sieht blass und spitz aus und muss von Arzt und Familie sehr gewarnt und gezügelt werden. Das Töchterchen heisst Dominica.“ – Seine Enkelin war am 6. März
geboren worden.
„Wir hoffen Golo hier noch zu sehen, bevor er nach England verschickt wird. Von Klaus haben wir aus
Italien spärliche Nachrichten, die aber nach Wohlbefinden und befriedigender Beschäftigung klingen.
Sehr glänzend stehen die Dinge ja nicht auf diesem Kriegstheater. Sie wissen doch: News aus dem Jahre
1945: ‘The Russians enter Toulon. Fierce fighting continues near Cassino’.
Gottfrieds“ (G. Bermann Fischer) „Briefe letzthin waren ausserordentlich interessant. Die Stockholmer
Pläne sind sehr vielversprechend, und ich verstehe, dass sie ihn ganz beschäftigen. Freilich bewundere
ich jedermann, der für das unvorstellbare ‘Nachher’, das immer noch wieder ganz anders kommen kann,
Pläne zu machen wagt ...“
197*
— Schriftstück m. U. Pacific Palisades 3.I.(1946). 1 S. 4o (beschnitten). Auf seinem
Briefpapier. Schwache Bearbeitungsspuren am Kopf (Rotstift). Oberer rechter Rand mit Montagespuren.
(400.—)
Nachruf auf Theodore D r e i s e r, der am 28. Dezember gestorben war.
„...The death of Theodore Dreiser has moved me deeply. American literary life and the spiritual life of
the entire cultural western sphere have suffered a heavy loss with his passing.
As long as I lived in Germany, I, like so many other Germans, regarded Dreiser as the chief representative of modern American literature. His ‘American Tragedy’ belonged to the most widely-read books in
Europe ...“
198
— E. Br. m. U. Pacific Palisades 10.XI.1947. 2 S. gr.-8o, eng beschrieben. Auf seinem
Briefpapier. Schwach gebräunt. Mit Umschlag.
(1.200.—)
An den Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert in New York, einen Freund der Familie, dem er zum
50. Geburtstag gratuliert.
„... man weiss, dass Sie es ernst nehmen mit Ihrer Biographie, durchaus mit Recht, und ein fünfzigster
Geburtstag ist nun vollends ein Lebensaugenblick, wo das Interesse eines undurchschnittlichen Menschen
für sich selbst begreiflicher Weise ins Feierliche steigt. Wir teilen alle die ruhig-festliche, ernst-gehobene
Stimmung, die Sie an diesem Tag erfüllen mag, – ich auch. Darum erlauben Sie, dass ich dem jüngeren
Freunde, dem aelteren Freunde meiner Kinder, von dem auch ich immer nur Freundlichkeit, Wohltuendes, Förderliches erfahren, und dem ich von meiner Seite immer gut war, von Herzen gratuliere …
Sie haben Ihr Leben bis dato musterhaft und wie ein ganzer Mann geführt, haben, als die arme dumme
Heimat Sie ausstiess, sich geduldig und energisch einer fremden Gesittung angepasst, wohltätig in ihr
gewirkt, ihr Ihre klaren, klugen und menschenfreundlichen Bücher geschenkt, die auch mir immer
Genuss und Freude waren, und werden sich nächstens selber überbieten, indem Sie mit einem Roman hervortreten, von dem unser Klaus mir das Schönste berichtet hat. So geht es ... immer noch aufwärts mit
Ihnen ... / Und so fortan. Ich bleibe / Ihr Freund / Thomas Mann.“
112
I. LITERATUR
199
— E. Widmungsblatt m. U. München 29.VII.1949. 3⁄4 S. 8o. Aus einem Buch herausgetrenntes Vorsatzblatt; etwas fleckig, unter Passepartout.
(200.—)
„Herrn Alfred Dahlmann / Sehr erfreut seine Bekanntschaft gemacht zu haben / München 29.VII.49 /
Thomas Mann“.
Im Sommer des Goethe-Jahres 1949 betrat Thomas Mann zum ersten Mal nach 16 Jahren wieder deutschen Boden; am 29. Juli hielt er in München seinen Vortrag „Goethe und die Demokratie“.
„diese dummen Angriffe“
200*
— E. Br. m. U. An Bord der „De Grasse“ 18.VII.1951. 11⁄3 S. gr.-4o. Auf einem Briefbogen der „French Line“. Luftpostpapier. Ein wenig knittrig, kleiner Randeinriß. (2.000.—)
Auf der Fahrt nach Europa an den Filmregisseur William Dieterle und dessen Frau Charlotte in Los Angeles.
„... Unser Bedürfnis war gross, besonders meines, Ihnen zu danken für alle Freundlichkeiten, unter
denen Ihr Brief der seelisch wohltuendste war. Ich hatte mich wirklich etwas niederdrücken lassen von
diesen dummen Angriffen und Blossstellungen, und Ihre guten Worte haben mich herzlich gefreut.
... Zur Lektüre des Buches sind wir noch nicht gekommen, denn das Leben an Bord ist ziemlich unruhig,
und zu viele Leute wollen Bekanntschaft machen, photographieren und have a chat. Die Kabine ist keine
Zuflucht, denn sie ist eng, unbequem und hässlich. Aber sonst ist das Schiff sympathisch und die Reisegesellschaft von besserer Art. Man ist zwar kompromittiert, aber die Leute kümmern sich nicht darum,
und besonders die literarische Sphäre ist von der politischen noch ganz getrennt. Aufforderungen zur Mitarbeit kamen gerade in den letzten Wochen von mehreren Seiten.
... Gestern übernahmen wir von einem kleinen amerikanischen Kriegsschiff, das keinen Arzt hat, einen
an appendicitis Erkrankten, der bei uns von einem nach Europa reisenden amerikanischen Chirurgen
glücklich operiert wurde ... Mitten auf dem wilden Weltmeer bekommt man im Notfall schneller einen
Arzt, als wenn man in New York oder Los Angeles am Samstag erkrankt ...“
Manns Europareise hatte den Charakter einer Flucht, nachdem er im politisch aufgeheizten Klima der
USA als „Kommunistenfreund“ angegriffen worden war; im nächsten Jahr kehrte er endgültig nach
Europa zurück.
„es geht etwas lebhaft zu“
201
— E. Br. m. U. Kilchberg 8.IV.1954. 2 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
(800.—)
An den Maler, Schriftsteller und Übersetzer Rolf Schott in München, der ihm ein Manuskript übersandt
hatte, dessen Bearbeitung jedoch auf sich warten lassen müsse. – Mann war gerade erst in das neue Haus
in Kilchberg übergesiedelt.
„... Die Bedingungen für die Lektüre sind im Augenblick nicht günstig. Ich bin gerade mehr als je überschwemmt mit Zusendungen, ausserdem im Umzuge (was viel Trubel mit sich bringt) und schliesslich
gehetzt von der Notwendigkeit, ein Kapitel eines Buches“ („Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“),
„das schon im Druck ist, ganz und gar umzuarbeiten – vielleicht nur eine Grille von mir, aber ich muss
es nun machen. Für Einaudi’s letzte Briefe europäischer Résistance-Kämpfer habe ich eben ein Vorwort
fertig gemacht und schulde eines nach Amerika für Kleists Erzählungen. Kurzum, es geht etwas lebhaft
zu, aber ich verspreche, sobald ich irgend kann, Ihr offenbar merkwürdiges Werk zu studieren. Nur ein
Wort im Voraus: Die Drohung mit ‘gerichtlicher Ahndung’ bei Änderungen oder Weglassungen muss auf
Verleger eine etwas schreckhafte Wirkung üben, und daneben nimmt sich die ‘Konzession an das Publikum’ nicht gut aus. Man sollte beides kassieren ...“
113
I. LITERATUR
(Thomas Mann)
202
— Widmungsexemplar: „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren
erster Teil“. (Frankfurt a.M.,) S. Fischer 1954. Orig.-Leinen mit goldgeprägtem Rückentitel
(600.—)
und Deckelvergoldung. W/G2 Nr. 130. – E r s t e A u s g a b e .
Auf dem fliegenden Vorsatz die Widmung, Zürich 28.XI.1954, für Jakob Job, Direktor der Radiogenossenschaft Zürich, der Manns Rundfunk-Lesung aus dem im September erschienenen Roman geleitet hatte:
„An Jakob Job / nach einer Radio-Lesung aus diesem wunderlichen Buch / sehr herzlich / Thomas Mann“.
203*
— MANN, Katharina (Katia), geb. Pringsheim, seine Ehefrau, 1883 – 1980. 2 e. Br. m.
U. Chicago, „Billings Hospital“ 6. und 18.V.1946. 4 S. gr.-4o und kl.-folio. Der erste Brief
schwach fleckig und mit kleinem Randeinriß.
(400.—)
An die in Los Angeles lebende Schauspielerin und Autorin Charlotte Hagenbruch, Ehefrau des Filmregisseurs William Dieterle, über Thomas Manns Genesung, der sich Ende April in Chicago einer schweren
Lungenoperation unterzogen hatte.
6.V.1946. „... Es geht weiter über alles Erwarten gut ... und wenn alles so weiter geht, könnten wir wohl
in zwei bis drei Wochen die Heimreise antreten, in Erikas Gesellschaft, die gerade noch rechtzeitig eintraf, um den Vater vor der Operation noch etwas zu erheitern und zu zerstreuen. Rückschläge sind natürlich immer noch denkbar, und ich möchte auf keinen Fall mich sträflichem Optimismus hingeben ... Dr.
Adam hier hat offenbar eine Meisterleistung vollbracht, und in jeder Hinsicht ist offenbar alles geschehen, um den Erfolg zu sichern. Den grössten Anteil daran hat aber offenbar die gute Natur meines Mannes, deren Widerstandskraft alle in Erstaunen gesetzt hat, und seine wirklich nicht genug zu preisende
Geduld ...“
18.V.1946. „... die Abreise ist auf 24. Mai festgesetzt ... Wir machen schon täglich kleine Spaziergänge,
so weit es der greuliche Chicagoer Frühling erlaubt. Ruhe- und schonungsbedürftig wird mein Mann
natürlich noch eine ganze Weile sein ... Aber dass er sich bereits wieder nach seiner Arbeit sehnt, ist doch
ein sehr gutes Zeichen ...“
114
I. LITERATUR
204
MATHIAS, Thomas James, Verfasser der „Pursuits of Literature“ (1794), 1754 – 1835.
E. Namenszug mit Datum. 27.VIII.1770. 5,4×11,1 cm (Oberteil eines 8o-Blattes). Ränder gebräunt. Etwas staubfleckig. Montiert.
(200.—)
„T.J. Mathias / Aug: 27. 1770.“
205
MATTHISSON, Friedrich von, 1861 – 1831. E. Br. m. U. St(uttgart) 17.VII.1812. 3⁄4 S.
o
4 . Mit Blindsiegel und Adresse. Etwas gebräunt.
(150.—)
An Karl von Wächter, Intendant des Stuttgarter Hoftheaters.
„Ew. Hochwohlgeboren / habe ich die Ehre die Partitur der Oper Dido mit der Bitte zurückzusenden, den
Text zum Behufe des Uebersetzers herausschreiben zu lassen ...“ – Mit einem Randvermerk wohl von der
Hand des Empfängers.
206 MAUPASSANT, Guy de, 1850 – 1893. Widmungsexemplar: „Histoire du vieux temps“.
Paris, Tresse 1879. Gr.-8o. Moderner Pappband (blaues Marmorpapier) mit lederverstärkten
Kanten und Namensschildchen (Orig.-Umschlag eingebunden).
(800.—)
Am Kopf des Titelblatts die eigenh. Widmung „À mon vieux bardache adoré / Albert de Joinville / Guy de
Maupassant“.
207
MAYER, Karl, 1786 – 1870. E. Gedicht m. U. Stuttgart, Dezember 1858. 3⁄4 S. gr.-8o. Mit
geprägtem Schmuckrähmchen. Verso kleiner Montagerest.
(300.—)
„Wenn ich u. sanft der Abendwind / Am Strand des Walds beisammen sind / Und nun das Abendroth verglüht, / Des ersten Sternes Licht entsprüht, / Ist dann nicht Ruhe in der Welt? / Und ruhig auch das Herz
bestellt? – / Die Welt hat dann der Ruhe Schein; / Doch wird die Ruhe Täuschung seyn. / Des Sternleins
Flackern ist nicht Ruh’ / Und Du, o Herz, wann ruhest Du?“
Beiliegend ein sechszeiliges e. Gedicht m. U. („Ein Wohnsitz bist du nicht der Engel ...“).
„seit anno 33 eigentlich“
208
MEHRING, Walter, 1896 – 1981. E. Br. m. U. Paris 30.V.1955. 2 S. gr.-8o. Auf einem
Briefbogen des „Crystal Hotel“.
(250.—)
An den SPD-Politiker und Verlagsmanager Fritz Heine, den er in Paris verpaßt hatte.
„... ich bin ja stets unterwegs – seit anno 33 eigentlich. Es kam immer etwas dazwischen, das mich weitertrieb – die Imponderabilien der Weltgeschichte oder administrative Maßnahmen, wie jetzt wieder ...
ein Buch, das ich plante, habe ich noch nicht zu Ende gebracht, wie ich hoffte. Ich mußte in Deutschland
allzuviel umher reisen, von Radio zu Radio, um mich zu erhalten ... Es ist zudem schwerer noch als es
schon nach dem Weltkrieg No 1 war, etwas Wesentliches zu schreiben. Wie in America hat sich technisch
und sozial vieles ungeheuer verändert nur nicht die Denkweise und das Vokabular (künstlerisch, literarisch, philosophisch)...“
115
I. LITERATUR
209
MIEGEL, Agnes, 1879 – 1964. E. Br. m. U. Schloß Apelern 6.XII.1946. 2 S. gr.-8o.
(120.—)
Wohl an eine Lehrerin („Fräulein Schlöbeke“), die sie zu einem Vortrag in ihrer Schule eingeladen hatte.
– Agnes Miegel, die im März 1945 aus Königsberg geflohen war, hatte erst kurz zuvor bei der Familie von
Münchhausen auf Schloß Apelern Aufnahme gefunden.
„... Wäre ein Besuch in dem Entlassungslager der Flüchtlingstransporte möglich gewesen, so hätten Ihre
Schülerinnen wohl nur eine grosse Enttäuschung erlebt: die übermüdete alte Frau, die da im Stroh sass
u. ihr u. der Reisegefährtinnen Handgepäck bewachte während diese auf dem Bahnhof Herausgabe u.
Aufgabe des andern Gepäcks abwarteten – hätte gar nicht der Idee eines Dichters entsprochen!
Leider kann ich Ihrer ... Aufforderung ... vorläufig noch nicht folgen. Ich muss mich erst hier einleben
u. wir Beide, meine Freundin u. ich, sind noch mit den allernötigsten wirtschaftlichen Flüchtlingsfragen
so sehr beschäftigt, daß ich an Reisen solcher Art u. in dieser Zeit noch nicht denken kann ...“
Der 1945 verstorbene Börries von Münchhausen hatte Miegel am Anfang ihrer Laufbahn gefördert; 1948
siedelte Agnes Miegel nach Bad Nenndorf über.
210*
MOMBERT, Alfred, 1872 – 1942. E. Br. m. U. Heidelberg 19.XII.1905. 11⁄3 S. gr.-4o.
Kleine Faltenrisse, leicht gebräunt.
(200.—)
An Hermann Eßwein (1877– 1934), dem er für die „Munch-Monographie“ dankt.
„... Leider bekam ich von Munch nie ein Farben-Bild zu sehen, doch sah ich manche Radierung von ihm.
Mein Buch ‘der Glühende’ hat wohl viel Verwandtes mit Munchs Kunst; auch Przybyszewski hat das einmal in einem Essay vergleichend bemerkt. Meine spätere Entwicklung berührt sich aber meines Erachtens nur an den Peripherieen mit Munch. Ich schätze ihn ebensohoch wie Sie, & bin auch mit Ihren Ausführungen ... im Großen & Ganzen einverstanden. Die Citate haben Sie mit feinem Gefühl ausgewählt ...“
Eßwein war seit 1904 Herausgeber der im Verlag Piper erscheinenden Reihe „Moderne Illustratoren“.
211
MÖRIKE, Eduard, 1804 – 1875. E. Gedicht m. U. Stuttgart 11.IX.1856. 3⁄4 S. gr.-8o. Aus
einem Album herausgenommenes Doppelblatt.
(2.500.—)
„G e b e t .
Herr! schicke was Du willt,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, daß Beides
Aus Deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden.
Stuttgart d. 11. Sept. 1856 / Zum freundlichen Andenken / an Ed. Mörike“.
Die zweite Strophe hatte Mörike bereits 1832 in seine Novelle „Maler Nolten“ aufgenommen; das um die
erste Strophe erweiterte „Gebet“ war zuerst 1848 in der neuen Sammlung seiner „Gedichte“ erschienen.
– Kritische Ausgabe der „Werke und Briefe“, Band 1 S. 210.
116
I. LITERATUR
Nr. 211 Eduard Mörike
117
I. LITERATUR
(Mörike)
212
— Eigenh. Manuskript m. U. „Hzlm“. (1868.) 6 S. 4o. In gotischer Zierschrift auf Pergament geschrieben. Geheftet. Mit e. beschriftetem und gesiegeltem Umschlag.
(6.000.—)
Der berühmte „ B r i e f d e s H u t z e l m a n n s “ . – Humoristische Geburtstagsepistel an seine Schwester
Klara, der er, im altertümelnden Ton des Hutzelmännleins, aus Lorch berichtet.
„Hochschätzbarste, Liebwerthiste Jungfer Clare! / Es ist Ihr, acht ich wohl, nit wissend, wie daß Ihr gutter Freund der Hutzelmann schon seit verwichenem Sommer in Nachbarschaft von Dero Bruder und Frau
Schwägerin, so dermalen in Lorch domiciliren, seßhaft seye. Ich hab es nemlich auch im Brauch jeweils
den Ort zu wechseln, hab mir da ein gar guten Unterschlupf im Lisabethenberg gefunden, ein Stüblein
und zwo Kammern in die halbverschütten Burggewölb gericht, haus da mit meiner alten Muhmen Hilke,
sinnir, studir, lieg auf der faulen Haut, eben wie der Herr Bruder auch, so viel ich hör …
Wie der Doctor vorigs Jahr allein mit der Frau Liebsten da ware ..., schnitte er in eine junge Buchen –
er hats euch ja gewiesen – die zween Buchstaben E.G. hinein und drunter etwan so ein Wapen oder dergleichen. – Jetzt ist, accurat 8 Tag nach euch, auf einen Sonntag auch eine kleine Gesellschaft kommen,
Fremde, seyn Preußen gewesen wie mir däucht, drei hubsche Frauenzimmer und ein junger Mann. Sie
hatten all ein wohlgeschmiert Mundwerk, schwatzten und sungen viel liebliche Lidder ... Der jung Mann
sagt’ einmal, indem er sich die Gegend so anschaut: Ein schönes Land, dieses Schwabenland! Wenn wir
es nur bald kriechten, und womöchlich janz! Jlaubt ihr, der alte Barbarosse hätte viel dajejen heutzutage? – Die Red, so ich sie anderst recht verstund, wollt mir gar nit gefallen. Jetzt kommt der Dämlein
eine, die wifest unter ihnen, von ohngefähr vor die Buchen zu stehn, schreit auf und ruft die Andern: Ich
bitt euch, kommt hieher! ein Wunder! – E.G. und eine Leyer – was meint ihr daß das heiße? was anders
als Emanuel Gaibel? ... Da jukket mich doch ein wenig der Schalk, daß ich ein maler vernehmlich hustet’
mitten zwischen ihnen … Schrieb’s d. 9ten des Christmonden am angezeigten Ort. Und bitt, daß nit auskomm wo ich sitz.
Weil ich mein ordinari Pittschafft nit hier hab, brauch ich ein alt Sigill, so wir in dem Gewölb nebst andern
raren Sachen funden; die sollen den H. Bruder, schätz ich, freuen, wann er kommt; kann alles haben,
so er’s will.“
Der Umschlag mit eigenh. Vermerk „Durch Eigenen nach mundlichem Bericht“, auf der Rückseite eine
Siegel-Nachahmung mit der Umschrift „Pro Deo et Imperio“.
Mit Abweichungen (in der Gestaltung sowie der Textanordnung in der Nachschrift) von dem Druck in der
kritischen Ausgabe der „Werke und Briefe“, Band 7, S. 379ff; das Manuskript ist dort als H7 („Verschollen“) verzeichnet.
Aus der Sammlung Alexander Meyer Cohn, die 1905 und 1906 durch J.A. Stargardt versteigert wurde.
213*
— Eigenh. Besitzvermerk „Ed. Mörike“ auf dem Vorsatzblatt von „Ludwig Uhland.
Sein Leben und seine Dichtungen“ von Friedrich Notter. Stuttgart, J.B. Metzler, 1863. Titelblatt, VIII, 452 S. 8o. Dunkelblauer Lederband der Zeit. Etwas stockfleckig.
(400.—)
Mörike, seit seiner Kindheit mit Notter befreundet, verkehrte viel in dessen Haus, wo er seine Dichtungen zuerst einem größeren Kreis vorlas. Notter gab 1875 die Monographie „Eduard Mörike“ in Stuttgart
heraus.
– Siehe auch Nr. 287.
118
I. LITERATUR
Nr. 212 Eduard Mörike
119
I. LITERATUR
„Lasst die Moleküle rasen“
214*
MORGENSTERN, Christian, 1871 – 1914. Teilweise eigenh. Manuskript mit 9 Gedichten. 9 S. gr.-8o. Rote und schwarze Tinte auf Pergamentpapier. Mit einer kolorierten F e d e r z e i c h n u n g . Kleine Faltenschäden restauriert. Mit der illustrierten Orig.-Einbanddecke aus
grobem Leinen. In moderner Kassette.
(8.000.—)
Niederschrift von neun seiner „ G a l g e n l i e d e r “ , die zuerst 1905 bei Bruno Cassirer in Berlin erschienen.
I) „Lasst die Moleküle rasen, / Was sie auch zusammenknobeln! / Lasst das Tüfteln, lasst das Hobeln /
Heilig haltet die Extasen!“ Darunter montiert die Zeichnung: Galgenberge, mit drei an Galgen hängenden Gerippen; darunter: „KEIFT DER Wurm? / PFEIFT DER Sturm? NEIN!“.
II) „Das Kniebein.“ 4 Zeilen in griechischen Buchstaben.
„Das Kniebein ab! Das Kniebein ab! / Der Laie leihe sich den Trab! / Sonst trägt ihm einen Hieb ein / Das
Kniebein.
Den Kinnback ab! Den Kinnback ab! / Der Laie leihe sich den Trab! / Zum Teufel er sich hinpack / Vorm
Kinnback!“
Es folgt eine dritte Strophe. – Morgensterns Handschrift. Am Unterrand: „Verreckerla“ und die Zeichnung einer Axt.
III) „Nein!!
Pfeift der Sturm? / Keift der Wurm? / Heulen / Eulen / Hoch vom Turm? / Nein! / Es ist des Galgestrickes
/ dickes / Ende, welches ächzte ...“
Es folgen sechs weitere Zeilen. – Am Unterrand: „st[ummer] Hannes“.
120
I. LITERATUR
Aus Nr. 214 Christian Morgenstern
121
I. LITERATUR
(Morgenstern)
IV) „Das Weiblein
Um stille Stübel schleicht des Monds / Barbarisches Gefunkel ... / Im Gässchen, hoch im Norden, wohnt’s,
/ Das Weiblein mit der Kunkel.“
Es folgen zwei weitere Strophen. – Morgensterns Handschrift. Am Rand: „Rabenaas hats gemacht“.
V) „Die Wehenacht.
Ein Kindelein. / Im Windelein / Das macht sich in die Bündelein / Doch um das Haus O Graus, O Graus
/ Da blasen böse Windelein.“
Es folgen vier weitere Strophen von verschiedenen Händen.
VI) „So hängen wir so hängen wir so hängen wir alle Tage / An dem gottverfluchten Galgengerüst / Der
Wind ist unser Nachtquartier / Und senkrecht unsre Lage / An den gottverfluchten Galgengerüst. / Und
stösst der ein’ den andern an / So giebt es einen Schrei / Da fällt er in den Dreck / Erlöst und frei.“
Es folgen zwei weitere Strophen. – Morgensterns Handschrift. Am Rand: „Rabenaas hats gemacht.“
VII) „Das Galgenlied. / Gespenst.
O Greul! – O Greul! – O Ganz abscheul! / Wir hängen hier am roten Seul! / O Greul – O Greul! / Die Unke
schlägt, die Spinne spinnt, / & schiefe Scheitel kämmt der Wind.“
Es folgen zwei weitere Strophen und die Zeichnung einer abgeknickten Kerze.
VIII) „Die Muschel.
Es lebt in einer Muschel / Ein Wurm gar seltener Art. / Der hat mir mit Getuschel / Sein Herze offenbart.
/ Sein armes kleines Herze – / Ach! wie das pocht und schlug / Ihr denkt wohl, ich scherze? / Ach denket
nicht so klug.“
Am Unterrand: „Veitstanz“.
IX) „Sophia.
Sophie mein Henkersmädel! / Komm! Küsse mir den Schädel! / Zwar ist mein Mund / Ein scvhwarzer
Schlund / Doch Du bist gut u. Edel.“
Es folgen zwei weitere Strophen. – Handschrift von Morgensterns Jugendfreund Friedrich K a y ß l e r.
Die „Galgenlieder“ wurden zuerst 1895 im Kreis seiner Freunde, dem Bund der „Galgenbrüder“, bei Ausflügen zum Galgenberg in Werder bei Potsdam vorgetragen. Bei diesen Treffen redeten sie sich mit Pseudonymen wie „Stummer Hannes“ (Fritz Beblo), „Verreckerle“ (Georg Hirschfeld), „Schuhu“ (Julius Hirschfeld), „Gurgeljochen“ (Friedrich Kayßler), „Spinna“ (Paul Körner), „Veitstanz“ (Franz Schäfer),
„Unselm“ (Robert Wernicke) und „Rabenaas“ (Morgenstern) an. Morgenstern wollte die Gedichte
zunächst nicht veröffentlichen. Da sie jedoch bei Lesungen im Berliner Kabarett „Überbrettl“ sehr erfolgreich waren, gab er sie zum Druck frei. Sie begründeten seinen literarischen Ruhm.
Neun Seiten des Manuskripts sind abgebildet in „Das große Christian Morgenstern Buch“, hrsg. v. M.
Schulte, München u. Zürich, Piper (1976).
215*
— E. Schriftstück mit Namenszug „Christian Morgenstern“ am Fuß. Berlin, Januar
(1.200.—)
1895. 1 S. gr.-8o. Leichte Randläsuren, rückseitig Montagespuren.
Liste mit gewünschten Angaben über Personen, die Franz Krüger für sein Gemälde „Die Huldigung der
preußischen Stände vor Friedrich Wilhelm IV. am 15. Oktober 1840“ portraitiert hatte.
„Gesucht: 1) Vorname[n] und Stand / 2) Geburtsort u. -Jahr, Todesort und -Jahr.
Es handelt sich um Personen, welche, als Beteiligte an der Huldigung vor König Friedrich Wilhelm IV.,
von dem Maler Franz Krüger für sein Gemälde ‘Die grosse Huldigung 1840’ porträtirt worden sind. 1)
Desselmann, Stadtverordneten-Vorsteher, Particulier. / 2 Hollmann, Stadtrat, Rentier ... 3) Keibel, Stadtrat ... / 4) Krausnick, Oberbürgermeister ... / 5) Moeves, Stadtrat und Syndicus ... / 6) Schauss, Stadtverordneter, Conditor?“ – Zu Nummer 1 und 6 Zusätze von fremder Hand.
Morgenstern unterzeichnet als „cand. phil., An der Kgl. Nationalgalerie“. – Im Vorjahr hatte er durch
Vermittlung seines Vaters eine Anstellung an der Berliner Nationalgalerie erhalten. Er schrieb damals Kulturberichte und Literaturkritiken für die Zeitschriften „Neue Deutsche Rundschau“ und „Der Kunstwart“.
122
I. LITERATUR
Aus Nr. 214 Christian Morgenstern
123
I. LITERATUR
(Morgenstern)
216
spur.
— E. Br. m. U. „Chr. Morgenstern“. Dorf Kreuth 22.VII.1904. 2 S. gr.-8o. Klammer(1.600.—)
An den Verleger Bruno Cassirer, seinen Chef. – Morgenstern war im Jahr zuvor als literarischer Lektor
in den Verlag von Bruno Cassirer eingetreten; unter seiner Leitung erschien die Zeitschrift „Das Theater“.
„... Das Heft mit allem Material geht zugleich mit diesen Zeilen an Sie ab. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie die äussere Ansicht nochmals revidieren wollten, mit dem Inhalt sind Sie ja wohl – annähernd – einverstanden. Hart jetzt im Sommer zu bringen ist noch der beste Ausweg. Die Sache war doch
auf ausdrückliches Betreiben Hollaenders extra für uns geschrieben, muss also unbedingt noch in diesem
Jahrgang erscheinen. Hagemanns Beitrag ist gewiss sehr unbedeutend und dabei anmassend, aber er
bringt ein Thema aufs Tapet, zu dem wir noch mehrere Stimmen sammeln können. Eine sehr bedeutende Auslassung dazu liegt bereits fürs nächste Heft vor.
Ich schreibe Ihnen vor August noch einmal. Ich reise voraussichtlich 1– 2 Tage eher, um im sächsischen
Voigtland nochmals Station zu machen ...“
In einer Nachschrift: „K.s Stück befindet sich zur Zeit auf Reisen.“
217
— E. Br. m. U. „Christian Morgenstern“. Inner-Arosa, „Chalet Sonnenberg“ 29.XI.
1912. 7 S. kl.-4o. Kleine Faltenrisse, minimal fleckig.
(2.000.—)
An den Maler Fürst, der sich mit einer „Anfrage wegen der Theosophie“ an ihn gewandt hatte.
„... ich ... wollte Ihnen längst die Adresse einer Dame schreiben, die ich gut kenne und die seit 2, 3 Jahren der Wiener Loge vorsteht. Es ist Frau Reif geb. Busse. Sie stammt, glaube ich, aus Breslau, ihre Mutter lebt in Kopenhagen und war in zweiter Ehe mit dem dänischen Kunsthistoriker Bahnsen vermählt.
Ihr Gatte war Maler, sie lebten lange in Taormina; dann trennte sie sich von ihm …
Frau R. ist ein interessanter Mensch, mit etwas Verzehrendem in sich, das aber mehr und mehr gebändigt worden ist. Es war ursprünglich ein schöner aber auch gefährlicher Fanatismus in ihr, der sie sozusagen im Anfang, in ihren Anfängen als Th[eosoph]in, zu rasch wachsen liess, was eine eiserne Selbstzucht dann wieder gutmachte ... Vielleicht also haben Sie Lust, die Dame aufzusuchen und auf dem Weg
über meine Wenigkeit mit ihr Fühlung zu nehmen. Einmal aus ihrer Zurückhaltung ... herausgeholt, kann
sie unerschöpflich sein und in ihrer Art, die das künstlerische und das lehrhafte Element wundersam vereint, aus Höchste und Bedeutendste anregen. Ich nenne Ihnen diese Frau, obwohl ja nie vorauszusehen
ist, wie eine persönliche Bekanntschaft wirkt, und wieweit sie die Sache aufhält oder fördert. Vielfältig
sind die Spiegel, in denen die grossen Lehren unserer abendländischen Th[eosoph]en sich fangen. Sie
würden deshalb vielleicht lieber den Bücher-Weg einschlagen, aber ich glaube, bei der Arbeit und dem Trubel, worin Sie leben, ist der Menschen-Weg der bessere, umsomehr, als hier gerade ein Typus ist, der
Ihnen, nach früheren Auslassungen von Ihnen über Dostojewski u.s.w., naheliegt. Allerdings ist möglicherweise Geduld vonnöten; denn einen älteren Th[eosoph]en lernt man nicht in Tagen, sondern erst in
Jahren kennen …
Es würde mich unendlich freuen, wenn Sie Ihren dunklen Drang in wirkliches Streben umsetzten: ich
wüsste nirgends eine wahrere vita nuova als hier ...“
Am Schluß am Rand: „Frau Martha Reif, Wien VII, Westbahnstr. 29 / Thür 90 (neunzig) III. Stock.“
124
I. LITERATUR
Aus Nr. 120 (Stammbuch Hanser) Karl Philipp Moritz
________________________________________
218
MUSIL, Robert, 1880 – 1942. E. Postkarte m. U. „Robert“. Wien 21.XII.1930. Leicht
gebräunt.
(600.—)
An den Schriftsteller Efraim Frisch in Berlin, damals Literaturredakteur der „Europäischen Revue“.
„... Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir das Heft November 1929 (mit dem Aufsatz von Prof.
Schmitt) zugehen lassen wollten ...“
Der später umstrittene Staatsrechtler Carl Schmitt war seit 1929 Mitarbeiter der „Europäischen Revue“.
219
NADEL, Arno, 1878 – 1943 (in Auschwitz ermordet). Privatdruck: „Das Leben des Dichters“. Berlin 1935. 159 S. 12o. Orig.-Pappband (etwas fleckig). – Nicht bei W/G2.
(150.—)
Im Druckvermerk numeriert und signiert: „Von diesem Buch wurden 300 numerierte und signierte Exemplare hergestellt. Dieses Buch trägt die Nummer 12 / Arno Nadel“.
125
I. LITERATUR
220
NOGUCHI, Yone, 1875 – 1947. E. Br. m. U. London 25.I. (um 1914). 1 S. 8o. Etwas fleckig.
(200.—)
An eine Mrs. Davis. „... It seems you did not receive my letters which I wrote you many weeks ago. Why
cannot I hear from you? I like to make my personal acquaintance with you. Please write me when I can
see you ...“
Im Nachwort fügt er an: „P.S. Did you get Through the Torii?“ – Der erwähnte Roman erschien 1914.
221
OSBORNE, John, 1929 – 1994. Eigenh. Manuskript m. U. Clunton 7.I.1992. 1 S. gr.4o. Mit gedrucktem Namenszug am Kopf.
(250.—)
„From ‘ T h e E n t e r t a I n e r ’ (1957)“; beginnt:
„We’re all out for good old Number One
Number one’s the only one for me!
Good old England, You’re my cup of tea,
But I don’t want no cheap equality ...
The Army, the Navy and the Air Force
Are all we need to make the blighters see
It still belongs to you, the old red white and blue ...“
222
PIPER, Reinhard, Verleger, 1879 – 1953. Eigenh. Manuskript. 1913 bis 1929. Tinte;
Korrekturen und Ergänzungen in Blei. Ca. 140 S. (+ einige leere) 4o. In Halbleinenband der Zeit
mit handgeschriebenem Titelschildchen. 3 Bll. lose, stellenweise leicht fleckig; Rücken leicht
lädiert.
(500.—)
Kladde mit tagebuchartigen Eintragungen, Aufsätzen, Exzerpten, etc. (teilweise senkrecht zart durchstrichen); darunter:
„Juni in Gars“, 8.– 21.VI.1913, 31 S.; Fortsetzung dieser Ferienaufzeichnungen nach 16jähriger Pause,
datiert „Obsteig, im Juli 29“, 7 S.; „Über Pflanzen u. Menschen“, 3.VI.1928, 8 S.; „Pascal“, 8.VII.1928, 6
S.; „Zu Schopenhauer“, 30.III.1929, 5 S.; „Über Musik“, 3 S.; „Nachgelassene Aphorismen von La Rochefoucauld“ (Exzerpte), Obsteig 25.VII.1929, 26 S.; „Calderon, Die Tochter der Luft“, 12 S. (die ersten Bll.
lose); „Vom Übersetzen“, 5.X.1929, 6 S., „Sommertage in Obsteig Juli / August 1929“, ca. 30 S., und „Aus
meinen buchhändlerischen Lehr- und Wanderjahren“ (in die vorigen Aufzeichnungen eingeschoben), 12 S.
– Dazu 9 Bll. aus anderen Kladden, darunter „Lebens Erinnerungen / Großkühnen Ende Juli 1912“, 3 S.
Beiliegend 7 Typoskripte, teilweise mit eigenh. Korrekturen, zus. 84 S. folio, mit eigenh. Umschlagtitel
„Sommerwochen“, Inhaltsverzeichnis und Namenszug (Aufzeichnungen zwischen 1937 und 1940); ferner
ein Typoskriptdurchschlag mit eigenh. Umschlagtitel „Über die Steine“.
223
POLGAR, Alfred, 1873 – 1955. E. Br. m. U. „Kurhotel Obladis bei Landeck“ 6.VIII.
(200.—)
1952. 12⁄3 S. gr.-8o. Gelocht.
An einen Herrn am Schauspielhaus Zürich wegen des Abdrucks seines Artikels über Albert Bassermann
in dem Programmheft für die Spielzeit 1952/53.
„... Wenn es hiezu nicht schon zu spät ist, würde ich Sie bitten, mich Korrektur des Artikels lesen zu lassen. Ich entsinne mich, daß in der ‘B.N.Z.’, in der der Beitrag abgedruckt war, eine Menge von Druckfehlern sich eingeschlichen hatten, daß insbesondere das Gedichtchen von Bruno Frank, am Schluß des
Artikels, ganz falsch zitiert war ...“
126
I. LITERATUR
224
PRUDHOMME, Sully, ursprünglich René François Armand P., 1839 – 1907. E. Br. m.
U. O.O. 10.V.1869. 1 S. kl.-8o.
(150.—)
An seinen Verleger Alphonse Lemerre wegen seines Gedichtbandes „L u c r è c e . De la nature des choses“
(1869).
„... Seriez assez bon pour me faire porter chez moi une dizaine de Lucrèce? Vous m’obligerez beaucoup ...“
„la guerra qualche giorno dovrà pure finire”
225
QUASIMODO, Salvatore, 1901 – 1968. 2 e. Br. m. U. und 1 e. Ansichtskarte m. U. Mailand 25.II. bis 11.IX.1942. 2 S. gr.-4o und die Karte. Schwach gebräunt; die Briefe mit kleinen
Einrissen. Mit Umschlag.
(250.—)
An den Übersetzer Rolf Schott in Rom, der einen Band mit deutschen Übertragungen seiner Gedichte veröffentlichen wollte.
25.II.1942. „Grazie per la bellisssima traduzione di ‚Ilario’ ...“ – Mit einer Ansicht des Klosters S. Maria
alle Grazie.
9.III.1942. “… Seguo con interesse le sue traduzioni apparse su ‘Tempo’, e ammiro la puntualità di alcune immagini che bene rendono in tesdesco quelle d’una lingua così difficile come l’italiana. Lei potrebbe
pubblicare in volume, e con onore, le sue traduzioni. Non credo che sia difficile, oggi, trovare un buon
editore. … Lavori e senza amarezza: la guerra qualche giorno dovrà pure finire …“
11.IX.1942. Nach dem Erscheinen weiterer Übertragungen. „... Non conosco il tedesco in modo tale da
poter apprezzare un’opera di poesia originale. Aspetto, però, le poesie che mi ha promesso. Io ho parlato con amico Cartoscelli “ (der Übersetzer Rocco C.) „in merito al suo desiderio di pubblicare le sue traduzioni … intanto, cercherò di parlare con Hoepli …”
Sehr selten.
226
RAABE, Wilhelm, 1831 – 1910. E. Br. m. U. „Wilh Raabe“. Braunschweig 29.XI.1905.
(200.—)
1 S. gr.-8o.
An einen Herrn, der ihn um eine Photographie gebeten hatte.
„... Bei einem Photographen bin ich seit 1901 nicht gewesen. Können Sie oder Ihre Herrn Auftraggeber
von beifolgendem ‘Klischee’ des damals am besten gelungenen Bildes Gebrauch machen, so steht es gern
zur Verfügung. Eine Originalphotographie besitze ich augenblicklich nicht und kann sie daher nicht senden. Ist sie nothwendig, so findet sie der Herr Herausgeber oder Verleger allhier bei Herrn Baptiste Feilner, Hofphotograph ...“
227
— E. Br. m. U. Braunschweig 30.X.1906. 1 S. quer-kl.-8o (Briefkarte). Auf der Rückseite einer gedruckten Danksagung. Mit Umschlag.
(300.—)
An Pastor Johannes Bartels in Helmstedt, dem er für ein Buchgeschenk zu seinem 75. Geburtstag (am
8. September) dankt.
„... Erst jetzt ist es mir möglich, mich zu den Drucksachen zu wenden, die mir so reichlich als Geburtstagsgaben zum diesjähr. 8. Sept. zugesendet worden sind. Da habe ich denn auch für die Ihrige zu danken, die dem Verfasser der ‘ A l t e n U n i v e r s i t ä t ‘ freilich von hohem Interesse sein mußte ...“
127
I. LITERATUR
228
RILKE, Rainer Maria, 1875 – 1926. E. Br. m. U. „RMRilke“. Locarno 12.I.1920. 3 S.
kl.-4o. Kleine Rand- und Faltenschäden.
(1.600.—)
An den Schriftsteller Friedrich Burschell (1889 – 1970), der ihn gebeten hatte, ein Manuskript durchzusehen.
„... Daß Ihr früherer Brief unbeantwortet bleiben konnte, lag an der Unsicherheit meiner Absichten und
Verhältnisse; ich glaubte mich damals wirklich dicht vor der Rückkehr, und es ist auch jetzt schwer, zu
sagen, ob ichs nicht eben bin: das meiste ist mir hier recht unzusäglich, und wenn ich einerseits viel Bedenken trage, die Ainmillerstraße mit dem ‘Draußensein’ zu vertauschen, so hat sie doch gewiß das Eine voraus, daß die dortige Installation ein verhältnismäßig Eigenes ist, kein Hôtel und keine Pension!
Unter solchen Umständen weiß ich auch nicht recht, was ich Ihnen in der Angelegenheit Charles-Louis
Philippe vorschlagen dürfte; der Verkehr der Sendungen hier herüber leidet unter großen Verzögerungen, es könnte sein, daß ich fort bin, wenn Ihr Manuscript hier eintrifft ... Zudem versteh ich nicht recht,
was ich dann damit soll –. Eine Durchsicht meinerseits ... hätte nur dann Sinn, wenn Ihnen selber das
Bedürfnis entstünde, einzelne Stellen mit mir zu besprechen: das aber würde sich so viel leichter und einfacher besorgen lassen, wenn wir uns wieder in einiger Nachbarschaft finden. Hätte das alles nicht so
lange Zeit? …
Erfreulich ist mir, daß ... die Freiheit der Neu-Ausgabe doch nun so ziemlich errungen scheint, und – nach
und nach mindestens – eine Ent-südelung des Textes sich wird durchführen lassen. Die Annahme des
Herrn S., daß ich irgendwie mit der neuen Übertragung zu thun habe, mag immerhin bestehen bleiben:
ich will gerne in allen fraglichen Punkten zu Rathe gezogen sein, ja, ich habe, nebenbei, immer noch den
Wunsch, ein Stück der weitläufigen Arbeit selber zu übernehmen, eines, versteht sich, das ich niemandem
weghole und das für meine Arbeit besonders geeignet sein möchte ...“
229*
RODE, August von, 1751 – 1837. 3 e. Br. m. U. Dessau 17.III. bis 27.XI.1787. 9 S. 4o
o
und 8 . Leicht gebräunt.
(250.—)
An (den Philologen und Historiker Carlo Denina) wegen der Übersetzung von dessen „Brandenburgischen
Briefen“ (Berlin 1786 – 1788).
17. März. „... J’ai reçu ... le manuscrit du second cahier des Lettres Brandebourgeoises que Vous avez
bien voulu m’envoyer par Mr. le Marquis de Lucchesini ... Apres avoir passé une journée entiere à Woerlitz avec le Prince, il a continué sa route sans toucher Dessau ... Je Vous fais bien mes excuses ... de ne
Vous accuser la réception de ce paquet que dans ce moment-ci. Non seulement je me suis marié depuis peu,
mais le Prince venant encore de me faire son Conseiller, il m’a été tout à fait impossible de Vous écrire plutôt et de Vous marquer combien je suis sensible ... d’en donner plutot la traduction Allemande ...“
23. Oktober. „... Toutes les lettres se suivront dans ma traduction comme Vous avez eu la bonté ... de me
l’indiquer ... Veuillez bien ... me faire savoir le titre que Vous metterez à la tête des deux cahiers des Lettres
Brandebourgeoises qui vont paroitre ...“
27. November. „... Je n’ai pas laissé d’insérer le passage qui regarde M. Engel, à l’endroit marqué. Pour
la lettre au D. Toaldo je n’en avois pas encore; mais bien celle sur les Saxons à la Psse. de Carignan. De
sorte que ce second et dernier cahier des Lett. Brandb: contiendra XXVII Lettres ...“
Rode war Privatsekretär des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau; er verfaßte 1788 den ersten Führer für
die Besucher des Wörlitzer Parks.
128
I. LITERATUR
Nr. 228 Rainer Maria Rilke
129
I. LITERATUR
230
ROSEGGER, Peter, 1843 – 1918. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Kopf. 14 S.
4o. Mit eigenh. Streichungen und Zusätzen. Etwas fingerfleckig und unfrisch.
(500.—)
„D e r E i e r b u b . / eine Erinnerung aus der Waldheimat“. Satzmanuskript einer autobiographischen
Erzählung; beginnt:
„Meine Mutter hatte im Hofe gewöhnlich drei Hühner gehabt. Waren ihrer bisweilen vier, so beklagte sich
der Vater, daß dieses Gefieder zu viel Korn fresse, u. gab es gar einmal fünf, dann war schon die Rede
vom ‘schnurgeraden Abhausen’, weil die Hühner alles Gesäme auskratzten und vernichteten. So manchmal gab es im Hofe etwas wie einen Hühnerkrieg. Als je schädlicher der Vater dieses flatternde Gethier
für die übrige Wirtschaft erklärte, je fester mußte die Mutter auf das Vorrecht der Bäuerin bestehen, sich
Hühner zu halten. Denn die Eier waren zumeist ihre einzige Einnahmsquelle, von der sie einen Theil ihrer
Kleider bestreiten mußte, besonders wenn sie da oder dort ein Zierbändchen oder ein Luxusknöpflein
haben wollte; überdies damit auch noch kleinere Bedarfe der Kinder anzuschaffen hatte. Doch was der
Vater nicht erreichte, das that der Fuchs, der Iltis, die bisweilen den Hühnerkäfig ausleerten bis auf einige Federn u. Knöchlein. Da gabs denn ein großes Klagen, u. wenn dabei die Mutter gar mit der Schürze
über die Augen fuhr, war der Vater allemal der erste, der von einem Nachbarhof Hühner heimbrachte mit
der weiteren Tröstung, daß der Nachbar im Bedarfsfall auch den Hahn zur Verfügung stellen wolle ...“
Am Schluß der eigenh. Vermerk (Bleistift) Roseggers: „Correktur erbittet Rosegger in Graz.“
Die Erzählung erschien unter der Überschrift „Als ich Eierbub gewesen“ in Band 2 seiner „Waldheimat“,
Erzählungen aus der Jugendzeit (1877, 4 Bände).
231
— E. Br. m. U. „P.K. Rosegger“. Bruck 8.IX.1876. 2 S. gr.-8o. Mit Briefkopf „Heimgarten“. Etwas braunfleckig.
(150.—)
Nach einem Aufenthalt in Krieglach an einen Freund (Mitteregger?).
„... Ists erlaubt, ein bischen Heimweh nach euch zu haben? ... Sommer vorbei? – Das ging rasch, wir beide
haben ihn noch nicht genossen. Sollten wir nicht etliche Tage noch in Wäldern u. auf Bergen wandeln,
uns den Eindrücken des Landlebens mit offenen Sinnen hingeben …
Dieses Blatt hat die Aufgabe, Dir lieber Freund, für die Dienste zu danken, die Du mir sowohl durch Deine
Gesellschaft, als auch Deinen Beistand bei den Correkturen“ (an seinem Kalender „Das neue Jahr“)
„erwiesen hast. Welch wohlthätigen Einfluß übt auf mich gegenwärtig ein lieber, geistvoller u. heiterer
Genosse! Die Welt ist in der Regel doch gar so öde u. blöde u. boshaft; wie wohl thuts, wenn man einmal
einen gelenkigen Geist, ein edelfühlendes Gemüt findet!
Gib mir auf die Julie“ (die blinde Tochter des Krieglacher Gastwirts Ignaz Wampl) „acht! Behalte sie, da
ich doch nicht mehr viel in Krieglach sein kann, recht lange bei Dir – ihr bedürft euch gegenseitig in Spital, wo an Mangel an geistigem Leben besonderer Überfluß zu sein scheint ...“
In diesem Jahr hatte Rosegger in Graz die Monatszeitschrift „Heimgarten“ gegründet.
130
I. LITERATUR
232
ROUSSEAU, Jean Jacques, 1712 – 1778. Eigenh. Manuskript. 11⁄2 S. gr.-4o (Fragment),
halbspaltig beschrieben.
(600.—)
Geschichte der Königin K l e o p a t r a . Aus einem Manuskript mit Vorarbeiten zu einem von seiner Gönnerin Louise-Marie-Madeleine D u p i n beabsichtigten Werk über die „Geschichte der Frauen“, an dem
beide ab Mitte der 1740er Jahre bis 1750 arbeiteten (unveröffentlicht).
„... qui avoit alors des éxemples et qui fut aparemment colorée de façon à disculper la Reine puisque elle
épousa depuis un Prince de la plus grande reputation qu’il y eut en Orient.
Cependant à l’aide des Romains Ptolomée rentra dans ses Etats, il fit tuer la Reine Sa fille et les plus
riches du Pais, s’empara de leurs biens et mourut Possesseur de l’Egypte peu de tems après cette horrible action.
Il avoit fait le Peuple Romain son Exécuteur testamentaire, Sa principale volonté étoit que Ptolomée son
fils qui fut depuis nommé Denis“ (Dyonysos) „épousat sa soeur l’ainée des filles qui lui restoient / celle-cy
fut la Belle Cleopatre, qui après la mort de son mari obtint de Cesar la restitution de son Royaume qu’un
autre de ses frères – avoit usurpé. Après la mort de cette dernière – Cléopatre l’Egypte ne fut plus qu’une
province de la dépendance de l’Empire Romain.“
Das Manuskript der „Geschichte der Frauen“ wurde 1960 in New York versteigert und anschließend aufgelöst.
233
RÜCKERT, Friedrich, 1788 – 1855. E. Gedicht. 1 S. quer-kl.-8o. Leicht fleckig; Unterrand leicht beschnitten.
(400.—)
Aus dem 1836-39 erschienenen Lehrgedicht „ D i e We i s h e i t d e s B r a h m a n e n “ .
„41
Die Welt ist öd’ und leer, und grenzenlos der Raum,
Wo nicht die Liebe wohnt mit einem Himmelstraum.
Wo nicht die Liebe wohnt, von der, zu der du gehst,
Um deren Mittelpunkt du dich im Geiste drehst.
Drum denke, wo du gehst, damit nicht öd’ erscheine
Die Welt, daß eine Lieb’ auch dort wohnt, irgend eine.
Daß irgend einer dort träumt seinen Liebestraum;
Den gönn’ ihm, träume mit, und voll sei dir der Raum.“
234
RUSKIN, John, 1819 – 1900. Signierte Portraitphotographie. 10,5×6,3 cm. Aufnahme:
Elliott & Fry, London. Minimal fleckig.
(120.—)
Aufnahme aus mittleren Jahren; Brustbild nach rechts.
235
SALTEN, Felix, 1869 – 1945. E. Postkarte mit zweimaligen Namenszug. Beauvallon sur
mer 10.VII.1927. Gebräunt. Knickfalte.
(120.—)
An den Schriftsteller Viktor Pollitzer, der versucht hatte, mit ihm in Wien Kontakt aufzunehmen.
„... Sie müssen wohl die Freundlichkeit haben, mir Ihre Angelegenheit schriftlich mitzuteilen. Wobei Sie
am besten meine Wiener Adresse benutzen von wo aus mir alles in meinen immer wechselnden Aufenthalt
nachgeschickt wird. Oder: Sie warten bis zur zweiten Hälfte September und melden sich dann wieder ...“
131
I. LITERATUR
„Don Juan ne s’applique jamais“
236
SARTRE, Jean-Paul, 1905 – 1980. Eigenh. Manuskript. (Um 1958.) 21⁄2 S. gr.-4o. Rautiertes Papier. An den Rändern leicht gebräunt. Kleine Randschäden (eine Ecke fehlt). (800.—)
Drei Blätter aus den Vorarbeiten zu seinem Stück „Les séquestrés d’Altona“ („Die Eingeschlossenen von
Altona“), Dialog zwischen „Werner“ und „Johanna“:
„... Werner / Quelles balivenes! Et qu’il est ce Vampire si maladroit?
Johanna / C’est toi, malheureusement, c’est toi, si peu doué, si timide, imitant un Autre ou, tant au moins,
ce que tu crois qu’il est. (un temps) Don Juan ne s’applique jamais. Toi tu t’appliques sans cesse: ça prouve
que ce n’est pas ton affaire. Les seducteurs sont rares mais, ceux que j’ai connus, je peux t’affirmer qu’ils
se seraient fait couper une main plutôt que delivrer un seul doigt pour conquérir les femmes. Werner /
Qu’est-ce qu’ils faisaient?
Johanna / Rien ...“
237
SAYERS, Dorothy, 1893 – 1957. E. Br. m. U. Witham 20.IX.1949. 13⁄4 S. 4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Kleine Schadstelle am Rand, verso schmaler Lichtrand an der Mittelfalte.
(400.—)
An S.J. Curtis, einen ihr befreundeten Professor für Mittelalterliche Philosophie in Leeds, der ihr Druckfahnen eines Buches zur Durchsicht gesandt hatte.
„... I ... send a list of misprints which I have noticed, & some of which may have escaped your eye. I have
also ventured to draw attention to one or two passages where the English seems to me to be a little lacking
in clarity or elegance. I hope you don’t mind …
Nicholas of Cusa seems to have been a remarkable person. I feel drawn to him because of his discovery
of the argument by paradox ... Though he ... seems to have helped to start that tiresome assumption that
all truth is mathematical, which is still causing so much trouble …
Incidentally, why should poor Buridan have been picked out for ridicule à propos of the problem about
the two equal goods? He didn’t invent it. Dante knew all about it, long before his day, & he got it out of
Aquinas, who got it out of Aristotle.“
Sayers war als eine der ersten Frauen in Oxford zu einem Philologiestudium zugelassen worden.
238*
SCHAPER, Edzard, 1908 – 1984. Eigenh. Manuskript. Reckingen, August 1956. Titel
+ 115 S. gr.-folio. In zeitgenössischem Halblederband mit goldgeprägtem Titelschildchen. Wohlerhalten.
(800.—)
„ D a s A t t e n t a t a u f d e n M ä c h t i g e n “ . – Vollständiges Manuskript der 1957 bei S. Fischer erschienenen Erzählung; Reinschrift mit zahlreichen Korrekturen.
Beiliegend 1 Br. m. U. u. E. und 2 e. Ansichtskarten m. U., Maria Laach, Abano und Brig 1952 bis 1963,
an Eugen Meyer in Olten. „... Wenn ich noch einen Grund gehabt hätte, – jetzt, da die herrlichen 5 Blocks
gekommen sind, ... gibt es keinen mehr, die geplante Erzählung nicht zu schreiben, und Du sollst das
Manuskript erben. Diesmal steht sogar schon der Titel von Anfang an fest ...“ (Abano 11.III.1956).
132
I. LITERATUR
Aus Nr. 120 (Stammbuch Hanser)
Friedrich von Schiller
133
I. LITERATUR
„philologische Schriften“
240
SCHILLER, Friedrich von, 1759 – 1805. E. Br. m. U. „Schiller“. Rudolstadt 26.X.1788.
3
⁄4 S. 4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht fleckig, kleine Randausschnitte durch Öffnen des
Siegels alt repariert.
(8.000.—)
An seinen Verleger C r u s i u s in Leipzig, der ihm Literatur zur griechischen Tragödie gesandt hatte, die
Schiller für seine Euripides-Übersetzungen benötigte.
„Eben erhalte ich die Bücher und sende Ihnen hier gleich zwey von den beigelegten philologischen Schriften zurück. An dem Deutschen und an der Musgravischen Edition I. II. III. Tomen in 4 ist mir für jezt
genug.
Ich danke Ihnen für die richtige Besorgung meines Wunsches und die baldige Uebersendung. Das übrige
nächstens. Die Post geht den Augenblick ...“
Gemeint sind Johann Jacob Steinbrüchels deutsche Ausgabe „Tragisches Theater der Griechen“ (1763)
und die von Samuel Musgrave revidierte griechisch-lateinische Euripides-Ausgabe von Josua Barnes (1778
– 1788).
Nationalausgabe Band 25 Nr. 103 (nach dem Erstdruck).
241 (—) Gerstenbergksche F ä l s c h u n g e n eines Gedichts m. U. „S.“ und eines Sinnspruchs
m. U. „Schiller“. O. O. u. D. 2 S. kl.-4o. Leicht gebräunt. Etwas fleckig. Beide mit Echtheitsbestätigung des Weimarer Hofbuchhändlers Wilhelm Hoffmann auf der Rückseite (Weimar 10.X.
1852).
(300.—)
Das Gedicht (das erste aus den „Parabeln und Räthsel[n]“):
„Von Perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See:
Sie baut sich auf im Augenblicke,
Und schwindelnd steigt sie in die Höh ...“
Der Sinnspruch (aus den Xenien des Musenalmanachs 1797):
„Wissenschaft. / Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem / andern / Eine tüchtige Kuh, die ihn
mit Butter versorgt. / Schiller.“
Typische Produkte des Weimarer Fälschers, der 1856 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
242
— SCHILLER, Emilie, verheiratete Freifrau von Gleichen-Russwurm, seine jüngere
Tochter, 1804 – 1872. E. Br. m. U. Rudolstadt 17.XII.1847. 11⁄2 S. gr.-4o. Mit Adresse. Leicht fleckig.
(200.—)
An die „Hoffmansche Hofbuchhandlung“ in Weimar, die ihr eine Büchersendung hatte zukommen lassen.
Sie sende „die über meine Erwartung groß ausgefallene Büchersendung zurück, bedaure, daß das davon
Behaltene nicht im Verhältniß zur Masse steht, doch wünschte ich keine ernsten Bücher nur Kinderschriften, Spiele u.d.g. Ich bemerke welche Bücher ich behalten, und erbitte mir ... die Rechnung des
Netto Preises darüber aus …
Ich habe behalten: / Schwab, die schönsten Sagen ... / Güll, Bilderschule. / Herrmann, Weltgeschichte ...
/ An Spielen / Beisele u. Eisele / S t r u w w e l p e t e r. “
134
I. LITERATUR
Nr. 240 Friedrich von Schiller
135
I. LITERATUR
„voll erkenntnisfreudiger Bosheit“
243
SCHMIDT, Arno, 1914 – 1979. 2 Br. m. U. (Bleistift) und 1 Postkarte m. U. (Kugelschreiber). Kastel und Darmstadt 28.VI.1955 bis 19.XI.1956. Je 1 S. folio und gr.-8o sowie die
Karte.
(2.000.—)
An den Gymnasiallehrer Günter Waldmann in Moers, der seine Schüler mit Schmidts Werk bekannt
machen wollte.
Kastel 28.VI.1955. Über seine Erzählung „Alexander oder Was ist Wahrheit“. „... Über die historischen
Einzelheiten im ‘Alexander’ wäre viel – zuviel – zu sagen. Lassen Sie mich aber immerhin darauf verweisen, dass man im Altertum allgemein der Ansicht war, dass sein Tod in der von mir angegebenen Weise
erfolgte. Quellenmässig ist die Lage doch so, dass jahrhundertelang nur die Stimmen seiner Minister und
Generäle vorlagen, alles Yes-Männer ersten Ranges ... Etwa so, als lägen über die zwölf hitlerischen Jahre
nur die Memoiren von Goebbels, Rosenberg und Göring vor: und auf Grund solcher Materialien müsste
im Jahre 2300 die Geschichte des Grosstyrannen geschrieben werden! Da läsen wir auch nur kurze, verächtlich-hochfahrende Notizen von einer Zeile Länge, über niedergeschlagene Revolten, Attentate, opponierende Intellektuelle: und müssten daraus die höllische Physiognomie jener Jahre auch erspüren können! Während ich (intensiv!) Alexanderstudien trieb, fiel es mir bei Anwendung dieses Schlüssels plötzlich
wie Schuppen von den Augen: ich erkannte intuitiv in ihm den barbarischen Diktator; erkannte jede
prahlerische, volkstümlich-unbeherrschte Geste wieder – und sammelte dann natürlich, voll erkenntnisfreudiger Bosheit, alle belastenden Notizen in ein grosses stinkmorcheliges Bukett …
Selbstverständlich gebe ich in meinen modernen Stücken auch bewusst Zeitgeschichte. Auch. Ich bin der Topograph der waagerechten Höllenstürze: der, der nebenher stürzt, und aus seinen Adern mitstenografiert …
Entschuldigen Sie, dass ich so platt schreibe; aber ich habe eben einen neuen Kurzroman“ („Das steinerne
Herz“; Bleistiftzusatz am Rand, wohl von der Hand des Empfängers) „beendet, und bin so leer von Worten, dass ich mich manchmal wundere, wie ich überhaupt noch Deutsch schreiben kann ...“
Darmstadt 6.III.1956 (mit rotbraunem Farbband geschrieben). „... Das ‘Steinerne Herz’ hat endlich auch
eine Bleibe gefunden: Ende Juli wird es im Verlag Stahlberg erscheinen. Das wird mein bisher (und für
immer!) umfangreichstes Stück sein: rund 250 Seiten; schicklich in ein Triptychon gegliedert; aber gut
(obwohl ich das selbst sage. Und trotzdem manches, der Menschenfurcht des Verlegers wegen, gekürzt
werden muß).
Sonst wenig Neues. Ich muß viel für Zeitungen arbeiten ... auch für den Rundfunk: am 6.4. 22 h 30 m
bringt Alfred Andersch ein Nachtprogramm über Karl May, im Sommer folgt eines über Brockes, Fouque,
Schnabel, Wieland usw., usw. ...“ – Erwähnt Werner Steinberg.
Darmstadt 19.XI.1956 (Postkarte). Auf die Bitte um 20 Exemplare der „Umsiedler“ für den Schulunterricht. Er selbst besitze „nur noch 3 Exemplare, die ich für dringende Notfälle festhalten muß“, doch sei
die gewünschte Anzahl sicher noch über den Verlag der „Frankfurter Hefte“ zu beziehen. „... Ich hoffe,
daß es so noch klappen wird; denn es wäre ja auch mir wertvoll, wenn ich durch Ihre Vermittlung den
Heranwachsenden bekannter würde ...“
Autographen von Arno Schmidt sind s e h r s e l t e n im Handel.
244
— Widmungsexemplar: „Leviathan“. Hamburg u.a.O., Rowohlt 1949. 8o. Illustrierter Orig.-Pappband mit dem (leicht defekten) Cellophanumschlag. Block papierbedingt
(800.—)
gebräunt. – W/G2 1.
Erstausgabe von Schmidts erster Buchveröffentlichung; auf dem fliegenden Vorsatz die Widmung für den
Gymnasiallehrer Günter Waldmann:
„Herrn Dr. Günther Waldmann zur Erinnerung. / ‘Semel in anno licet insanire’. / Darmstadt, den 6.III.56
/ Arno Schmidt“ (Bleistift).
Mit dem Umschlag besonders selten.
136
I. LITERATUR
Aus Nr. 243 Arno Schmidt
137
I. LITERATUR
(Arno Schmidt)
245
— Widmungsexemplar: „Brand’s Haide“. Hamburg, Rowohlt 1951. 8o. Orig.-Leinenband mit Deckel-Illustration, Rückentitel und Kopfrotschnitt. Rücken ein wenig verblaßt. Erst(600.—)
ausgabe. – W/G2 2.
Auf dem fliegenden Vorsatz die Widmung für denselben:
„Herrn Dr. Günther Waldmann / Dank & Gruss! / Darmstadt, den 6.III.56 / Arno Schmidt“ (Bleistift).
246
SCHRÖDER, Rudolf Alexander, 1878 – 1962. 2 e. Br. m. U. Bergen/Obb. 24.III. und
(250.—)
9.IV.1955. 2 S. gr.-quer-8o. Auf seinem Briefpapier. Mit 1 Umschlag.
An den Schriftsteller Lutz Weltmann in London, der eine Biographie Kasimir Edschmids verfaßte.
23.III. „... Lassen Sie dies, bitte eine Zwischennachricht sein. Ich bin leider mit allen möglichen Terminen sehr gedrängt; aber die Sache für Edschmid muss irgendwie doch werden ...“
9.IV. „... Einliegend die paar Zeilen für unsern Jubilar. Ich hoffe, sie kommen noch zurecht und Sie stossen Sich nicht an der Kürze. Ich hoffe doch, es mag eine δόσις ολίγη τέ φίλη τέ“ („Kleinigkeit, aber von Herzen“, nach Homer) „sein. Zu mehr reicht leider meine in eine endlose Terminschraube gezwängte Zeit
nicht ...“
Beiliegend ein e.Br.m.U (Muri bei Bern 1953); an eine Dame in Luzern, die wohl um einen Eintrag in ein
Gedenkbuch für ihren Mann gebeten hatte.
247
SCHUBART, Christian Friedrich Daniel, 1739 – 1791. E. Br. m. U. „Dein Schubart“.
(600.—)
Stuttgart 28.IX.1789. 2⁄3 S. 4o. Mit Siegel und Adresse. Ein wenig braunfleckig.
An seinen „Seelenbruder“, den Dichter Johann Martin M i l l e r (1750 – 1814), Prediger am Münster in
Ulm.
„... Hier, bester Miller, ist der mir durch Dich empfohlne Gerber wieder. Ich that, was ich konnte: erhielt
ihn hier in einer der besten Heerberge, gab ihm Empfehlung an Posselt“ (den Historiker Ernst Ludwig P.,
1763 – 1804) „mit; auch dieser nahm sich seiner an, empfahl ihn weiter – und nirgend wollt’ es mit ihm
gehen. Er hat so wenig Empfehlendes. Vielleicht kann ich ihn bei hiesiger Akademie als Hofmeister unterbringen; einstweilen aber mag er in seinem Vaterlande sich durchzubringen suchen.
Lieber Miller, nächsten Monat komt mein Sohn hieher; o kom, Herzensmann, und feire den Herbst mit
uns! – Du weißt, wie wir Dich lieben, und darfst also eine gute Verpflegung von uns erwarten …
Für iezt reißt mich mein Amt von Dir; es ist heute großes Schauspiel ...“
„Christian Friedrich Daniel Schubart’s Leben in seinen Briefen“, Nr. 293.
Sehr selten.
248
SCHÜCKING, Levin, 1814 – 1883. E. Albumblatt m. U. Rom 25.II.1881. 1⁄2 S. gr.-8o.
(250.—)
„Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser!“
138
I. LITERATUR
249
SCHWAB, Gustav, 1792 – 1850. E. Gedicht m. U. 1 S. gr.-8o. Rosa Papier. Am Kopf von
Sammlerhand bezeichnet.
(400.—)
„ E i n Wa n d e r l i e d . “ Die ersten von sieben Strophen lauten:
„Nun gar hinein zur großen Welt,
In ihren grellen Saal!
O Wandrer, was dein Herz erhellt,
Such’s nicht im Kerzenstrahl!
Und doch – was fesselt mich denn hier,
Warum verweil’ ich gern?
Was wird es ruhig still in mir
Wie unter Mond und Stern?
Ach, in dem brausenden Gewühl,
Wund von der Lüge Schmerz,
Fand plötzlich ich ein ernst Gefühl,
Ein Wahrheit spendend Herz.“
In der Gedichtsammlung „Wanderlieder eines Mannes“ gedruckt unter dem Titel „Im Kursaal“.
Beiliegend ein e. Br. m. U. Schwabs an einen Redakteur (Hermann Hauff?) sowie ein abgeschnittener e.
Briefschluß m. U.
250
— E. Br. m. U. Stuttgart 12.III.1831. 1 S. 8o. Minimal fleckig.
(300.—)
Wohl an den Herausgeber einer literarischen Zeitung, mit Beiträgen. – Schwab war seit 1825 Mitarbeiter
bei den „Blättern für literarische Unterhaltung“ sowie seit 1828 Redakteur beim „Morgenblatt für gebildete Stände“.
„Meinen Brief und einige kleinere Sendungen, theuerster Freund, werden Sie richtig erhalten haben. Hier
folgt nun eine Rezension des H u m b o l d t - S c h i l l e r s c h e n Briefwechsels“ (1830 bei Cotta erschienen),
„die freilich bei dem inhaltsschweren Buche nicht anders als ausführlich ausfallen konnte. Nun bin ich
noch mit Eberhards“ (gemeint ist wohl der Philosoph Johann August Eberhard) „Schriften im Rückstande, die möglichst bald folgen sollen. Kommt mir dazwischen hierin etwas Interessantes in den Weg,
so berichte ich darüber nach Ihrer Erlaubniß ...“
139
I. LITERATUR
„I took it for a fiddle-case“
251
SCOTT, Sir Walter, 1771 – 1832. E. Br. m. U. Edinburgh 7.I.o.J. (nach 1820). 21⁄4 S. gr.o
4 . Leicht gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse.
(800.—)
An seinen Freund, den Anwalt John Richardson, bei dem er sich verspätet für die Übersendung einer
Urkunde – Scott war 1820 zum Ritter geschlagen worden – bedankt; mit zahlreichen Nachrichten aus dem
Familienkreis.
„... I have owed you a letter long partly from indolence partly from business partly to mark my disappointment at your not compearing in autumn to escort home our Joanna“ (die ihm befreundete Dichterin Joanna Baillie) „and her sister. Latterly I have had a sad source of silence in the illness of Mrs. Lockhart (i.e. Sophia)“ (seine älteste Tochter, die mit dem Herausgeber der „Quarterly Review“ John Gibson
L., seinem späteren Biographen, verheiratet war) „who has given us a cruel alarm being seized with
spasms in the stomach not unlike mine of 1819 …
She is now better thank God but I shall be anxious about her till her confinement which takes place in
Feburary shall be safely over.
The patent arrived in a leathern box and being utterly out of my mind I took it for a fiddle-case ... I am
very sorry Charles“ (sein jüngster Sohn) „missed partaking of your kindness through his own awkwardness[.] He is now in Wales where his Master (like a distinguished tutor at Winchester) speaks latin to him
and everybody else talks welch so he is pretty well pegg’d down to his studies.
I return you Francks Northern Memoirs“ (das 1694 erschienene Anglerbuch von Richard Franck, 1624–
1708) „not much injured I hope by the use that has been made of it[.] He writes a devil of a stile but beats
Walton“ (Izaak W., 1593 – 1683, Verfasser des „Compleat Angler“, 1653) „as much in the art as he is inferior to him in everything else. His salmon fishing is remarkably true description …
I can tell you very little news from our Queen of the North“ (die Bezeichnung für Edinburgh, aus seinem
Gedicht „Marmion“) „except that the weather is very cold and party spirit very hot and that I would the
case were exactly reversed[.] But summer and quieter times will come back again & meanwhile the wrath
of the elements & the passions of men will have their course – It is snowing as if the Devil – no not the Devil
but the
Spirit that dwelleth by himself
In the land of mist and snow
were directing the blast – And I have to go to the funeral of my poor kinswoman Mrs. Swinton of Broadmeadows with whom I dined the other day & who was suddenly snatched away by a premature accouchement. When I consider how much of my own happiness is at present exposed to similar danger it makes
the task a very mournful one.
I beg all the kind wishes of the season to dear Mrs. Richardson and your little bodies and I trust old
James’s double countenance will bring you all happiness and prosperity / Yours most truly / Walter Scott“
Die zwei eingefügten Gedichtzeilen stammen, in etwas abgewandelter Form, aus Coleridges Versepos „The
Rime of the Ancient Mariner“.
140
I. LITERATUR
252
SEIDEL, Heinrich, 1842 – 1906. Eigenh. Manuskript, mit zweimaligem Namenszug auf
dem Titel. 112 foliierte S. gr.-8o (nur die Vorderseite beschrieben, verso mit Sammlerstempel:
„H. Seidel“) und 1 Einschubzettel. In einem für Stefan Zweig angefertigten Halblederband mit
goldgeprägtem Decken- und Rückentitel. Leicht berieben.
(1.200.—)
„E v a . Eine Erzählung von Heinrich Seidel.“
Druckvorlage der in neun Kapitel gegliederten Erzählung. Mit zahlreichen Streichungen in Blaustift, vereinzelt mit Satzanweisungen an den Drucker. Beginnt:
„1. Wenn die Linden blühn.
Es war ein schöner stiller Abend am Ende des Juni. In den zahlreichen Fabriken, welche vor dem Thore
lagen, wurden die Feuer der Dampfkessel gelöscht, und hier und da stieg aus den thurmhohen Schornsteinen ein schmale schwarze Rauchsäule in den reinen Himmel. Allmälig legte sich das unablässige
Tagesgeräusch dieser Gegend, das helle schmetternde Tönen der mit dem Meissel bearbeiteten Schienen
und Träger, das Gewährsalven ähnliche Knattern der Nietkolonnen und das taktmäßige dumpfe Schüttern der Dampfhämmer. Dann schlug eine grell tönende Uhr irgendwo sieben und bald darauf kam von
allen Seiten, aus Nähe und Ferne das Bimmeln von Glocken, welche die Feierabenstunde kündeten ...“
Die 1886 entstandene Erzählung erschien erstmals 1888 zusammen mit drei weiteren unter dem Gesamttitel „Die goldene Zeit“. Der vorliegende Text weicht nur geringfügig vom Druck ab; die im Manuskript
gestrichenen Stellen (etwa 1⁄4 des gesamten Texts) sind ungedruckt.
Aus der „ S a m m l u n g S t e p h a n Z w e i g “ (am Fuß des Vorderdeckels die fast vollständig ausradierte
Sammlungsangabe); die Stempelung der Rückseiten geht ebenfalls auf Zweig zurück.
253
SEIDL, Johann Gabriel, 1804 – 1875. E. Gedicht. 23⁄4 S. 4o. Etwas fleckig.
(350.—)
„ Ä n n c h e n v o n T h a r a u “ . – Die beiden ersten und die letzte von 13 Strophen lauten:
„Zur Patorstochter, Ännchen von Tharau, in’s Gemach
Trat einst, zur Morgenstunde, der Dichter Simon Dach.
Sie stand am Gartenpförtchen vor einem Marmortisch,
Und auf dem Tisch ein Körbchen mit Blumen bunt und frisch.
Sie hatt’ ein seiden Mieder voll buntem Zierrath an,
Ein blauer Saphir glänzte, bedeutsam, vorne dran;
Doch ihren dunkeln Locken, der Zeit zuvor geschmückt,
War gar ein herzig Kränzchen von Astern aufgedruckt.
...
Doch Simon Dach verbleibt ihr getreu bis in den Tod;
In Liedern nur ergießt er des Herzens herbe Noth.
Und daß noch jetzt des Ännchens von Tharau wird gedacht,
Hat nicht das Gold des Reichen, – hat Simon’s Lied gemacht.“
141
I. LITERATUR
254*
SHAW, George Bernard, 1856 – 1950. Typoskript (Durchschlag) mit e. Titel und einigen e. Zusätzen. „London, / Christmas 1904“. Titelblatt und 51⁄3 S. gr.-4o. Minimale Einrisse,
Nadelspuren, etwas fingerfleckig.
(600.—)
„‘John Bull’s other Island’ / The Author’s / INSTRUCTIONS TO THE PRODUCER.“ Beginnt:
„Unless the most unsparing vigileance be exercised, the scenepainter, the company, and the costumer will
proceed on the assumption that an Irish Round Tower resembles a ruined medieval castle; that an Irish
land-agent’s house is a thatched hovel with magnificent tree wings: that all Irishmen wear very long frock
coats with large holes in them stuffed with wisps of straw, knee breeches, and battered hats with clay pipes
stuck through them; and that mean is pronounced mane, sleep slape etc. by Irish people of all classes.
Please order them to assume (it is no use asking them to believe) that Corny Doyle lives in a slated house
quite worthy to be the gate lodge of an American millionaire’s castle; that his pronounciation is no better
and no worse than the text indicated; that no person in rags could possibly be admitted to his parlor to
listen to Doran’s story ...; that Patsy, in corduroys, is the only laborer in the play, and would not be treated as an equal by any of the rest; that Doran, though mill-dusty and slovenly, is a master miller, not a
tramp; that Matt. Haffigan dresses like a deacon or a schoolmaster when he goes out to meet his priest
at a land agent’s house ...“
Shaws Komödie wurde am 1. November 1904 in London uraufgeführt.
Beiliegend ein Programm des Theatre Royal vom 14. April 1919.
255*
— E. Postkarte m. U. „GBS“. Maidenhead 6.VIII.1942. Mit gedrucktem Absender auf
der Textseite. Etwas fleckig.
(400.—)
Wohl an einen Kritiker („John Izon“) in Dublin, der in einem Vortrag aus seinen Werken zitieren wollte.
„You have a statutory right of ‘fair quotation’ for all critical purposes, and are welcome to exercise it as
far as I am concerned.
An entertainment made up of recitations from my works would of course be an infringement of my copyright; but this, I take it, is not in question.“
„All civilisation begins and endures with Communism”
256*
— Eigenh. Zusätze m. U., 25.I.1948 (rote und blaue Tinte), auf einem an ihn gerichteten Brief (Typoskript) von James E. Brown vom International News Service, London 24.I.
1948, 21⁄4 S. gr.-4o.
(1.600.—)
Antworten auf vier Fragen von J.E. Brown über die politische Situation in Europa nach dem Zweiten
Weltkrieg.
„… I would be very grateful if you could spare a few minutes of your time to answer four questions. The
recent foreign affairs’ debate in the House of Commons revealed a striking degree of agreement on general policy between the Conservatives and Socialists. Since the government will, therefore, presumably act
along these lines, your answers to the following non-hypothetical questions would be of great interest to
the world:
1.) Do you approve of Mr. Bevin’s proposals for a western European union?
I do not see what else Mr. Bevin can do under the circumstances than play for what union he can get in
Europe or elsewhere out of politically uneducated electorates and pseudo-statesmen who do not know
what their shibboleths mean. Meanwhile he must borrow what he can from the U.S.A. in view of the general European bilking that followed 1918, and the frequent prodigious bilk that is politely called devaluation of the franc. Poincaré over again!
142
I. LITERATUR
Nr. 256 George Bernard Shaw
143
I. LITERATUR
(G.B. Shaw)
2.) Do you believe some measure of material prosperity in western Europe will halt the spread of Communism?
No. I believe that the spread of Communism will enormously increase the material prosperity of the world
if civilization be not wrecked by childish rulers playing with atomic bombs and the like. Even the atomic may be superseded by the discovery of a poison gas lighter than air, which will kill men without destroying their works. That would civilize us if anything can.
3.) Do you agree with Mr. Churchill that the western powers ‘should bring matters to a head’ with the Soviet Union before the Russians perfect the atom bomb?
That depends on what the head is. A thick head may mean war. A clear head may save the situation, for
a while at least. The clearest head available at present is Stalin’s; but no man is more dangerously misunderstood both here and in the U.S.S.R. where his official supremacy is in fact as precarious that we
in the west should give him all the support and countenance in our power. Stalin is a Communist in principle; but so was Trotsky, who declared him to be a vulgar ugly upstart poisoner, and would have had him
shot had he supplanted him in the Politbureau. The issue between them was between Fabian tactics, a
British invention (called H.F.P. in Russia) and instantaneous catastrophic universal economic revolution
throughout the world: a flat impossibility. It is for us to back Stalin as an arch Fabian against the world,
including Russia.
4.) Do you feel the ‘straight speaking’ to Russia now in vogue in Britain and the U.S.A. will prevent war
between the East and West by forcing Soviet Russia to delay or halt her world expansion policy?
There has been no straight speaking except from Stalin, who stands for Socialism In A Single Country as
against Imperialist expansion. He knows that Soviet Russia cannot afford another war, and has to
beware of warmongers in Russia as well (or ill) as in America and the British Commonwealth. He has to
deal with Churchillian Tory Democracy, alias Fascism or the annexation of Fabianism for the benefit of
the private owners of the natural sources of production, and Labour Party chiefs like ours, who are actually to the Right of Mr Churchill with their senseless denunciations of Communism as such, and of Totalitarianism, which is Anarchism; for a law that is not totalitarian is no law. The real mischief is the silly
notion that constitutional policy can be totalitarian. All civilisation begins and endures with Communism.
Nobody proposes to decommunise our streets, bridges, water, police, courts of justice and the rest, nor
to abolish Cobdenist free trade utterly. Without Communism we should starve. Without Cobdenism we
should stagnate. Without Fascism betwixt and between the transition to Socialism would not work. There
is no such animal as a totalitarian Socialist, Individualist, Democrat, Tory, or Whig: there are only
human beings, described by Carlyle as mostly fools. But I must bid you gooday, as I doubt whether you
understand a word I am saying.“
257
SHERIDAN, Richard Brinsley, 1751 – 1816. E. Br. m. U. O.O. 30.IX.o.J. (wohl nach
1780). 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt und fleckig. Etwas knittrig. Kleine Rand- und Faltenschäden.
(500.—)
Wohl an einen Herrn („Mr. Knight“) aus seinem Wahlkreis Stafford, der sich um einen Posten bemühte.
– 1780 zog Sheridan erstmals für die Whigs ins Parlament ein; während seiner anschließenden Karriere
bekleidete er u.a. das Amt des Finanz- und des Marineministers.
„... I this day find a third communication to me from the commander in chief’s office, and that it appears
to me that you have one persevering enemy[.] I have yet no doubt of succeeding, or that you will at least
obtain an honourable equivalent – for there never was a case of clearer justice[.] I will bring the paper
with me ...“
144
I. LITERATUR
258
SINCLAIR, Upton, 1878 – 1968. Br. m. U. Pasadena 10.II.1925. 1 S. quer-gr.-8o. Mit
gedrucktem Briefkopf.
(200.—)
An den amerikanischen Dichter Witter Bynner in Santa Fe.
„... Thanks for your friendly note about ‘ S i n g i n g J a i l b i r d ‘ . I have listed you to receive ‘ M a m m o n a r t ‘ ; we changed it to Hotel Seymour, but don’t know whether the notice reached our printers in
time; presumably you will get a notice from the post office at Santa Fe. I enclose copy of my wife’s sonnets, which I think will interest you ...“ – Sinclair war in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Mary Craig
Kimbrough verheiratet.
259
— Br. m. U. Rockville (29.XI.1966). 1 S. gr.-8o. Mit Umschlag.
(150.—)
An Hans Roest in Tunbridge Wells, England.
„... Your kind letter touches me deeply.
I have moved farther away from you, alas! But any friend of Van Eeden deserves a letter from me ...“
260
SOUTHEY, Robert, 1774 – 1843. E. Gedicht (Fragment). 1 S. quer-12o (Ausschnitt;
6,8 ×11,5 cm). Kleine Papier- und Randläsuren. Montiert.
(350.—)
Acht Zeilen aus „ M a d o c “ .
„‘Of all who had instilld that evil doubt,
‘Ready to bear the embassy: I heard it,
‘And did my person tender, .. for I knew
The nature of Lord Rhys of Dinewor.’
‘Well! quoth the Chief, ‘Goagan of Powys-land,
‘This honourable welcome that thou seekest,
Wherein may it consist?’
‘In giving me’“
Aus dem 12. Kapitel („Dinevawr“) seiner epischen Dichtung über den – einer Legende nach – 1170 nach
Amerika ausgewanderten walisischen Prinzen Madoc. – Das 1805 veröffentlichte Werk sollte die finanziellen
Mittel zur Errichtung des von Southey und Coleridge geplanten utopischen Staates „Pantisocracy“ in Amerika finanzieren helfen.
Beiliegend ein e. Billett m. U. (o. O. u. D.; kleine Papierschäden, montiert); „Dear Sir / Will you favour us
with your company to tea this evening, at half after six? / y[ou]rs faithfully / Robert Southey / Saturday
Morning“.
261a
STAËL-HOLSTEIN, Anne Louise Germaine Baronne de, geb. Necker, 1766 – 1817. E.
Br. m. U. O.O.u.J. „ce lundi“ (18.IV.1814; von fremder Hand geschrieben). 2⁄3 S. 8o. Leicht
gebräunt. Linker Rand mit Montagespur.
(300.—)
„pourquoi n’étez vous pas venu hier? je voudrais vous parler avant de sortir ce matin – voulez vous venir
me parler à midi – mille compliments – / N. de Staël“
145
I. LITERATUR
„The Gertrude Stein First Reader“
261b* STEIN, Gertrude, 1874 – 1946. E. Br. m. U. (Paris,) „5 rue Christine” 2.XI.1945. 2 S.
gr.-4o. Bräunliches Luftpostpapier. Kleine Randdefekte ausgebessert.
(1.200.—)
Wenige Monate vor ihrem Tod an „My dear Maurice“ (der Maler und Schriftsteller M. Grosser), ein
gemeinsames Projekt betreffend.
„... It is very delightful of you to have the title as it was originally, I wrote it with the title of The Gertrude
Stein First Reader and then I added the three Plays which were written considerably after in 43 [sic],
the other was written in 40-41, so you can see that I am very pleased that you revived the original title
... When the time comes we will send notices to a number of people in America, and ... here in Paris ...
it is nice to be working together, I am sure I will be awfully pleased with the work …”
Mit Maurice Grosser hatte Stein bereits in den 1930er Jahren zusammengearbeitet. - „The Gertrude Stein
First Reader & Three Plays“ erschien 1948 bei Houghton Mifflin.
„I don’t like the game at all“
262
STEVENSON, Robert Louis, 1850 – 1894. E. Br. m. U. O. O. u. D. (wohl Edinburgh,
Herbst 1873). 4 S. 8o. Mit Monogramm am Kopf. Etwas angestaubt. Vereinzelt kleine Flecken
(teilweise durchscheinend). Geringe Montagespuren am rechten Rand der 4. Seite. (3.000.—)
Großartiger, über- und schwermütiger Brief an seinen drei Jahre älteren Cousin und Vertrauten Robert
Alan Mowbray Stevenson, der in Paris Kunst studierte und den er hatte besuchen wollen. – Stevenson,
der sein Jura-Studium gerade erfolgreich abgeschlossen hatte, jedoch keine Aufträge annahm und finanziell von seinen Eltern abhängig war, hatte seine angeschlagene Gesundheit durch einen Streit mit seinem
Vater (über Stevensons Hinwendung zum Atheismus) so weit geschwächt, daß er einen Kuraufenthalt in
Mentone antreten mußte.
„My dear Bob, I could not write either and don’t know why. I have written to no one for about a month.
I can’t come to Paris just now, owing to my being so bloody uncoiny. It has been just like the old days; I
had to sponge on fellows for tobacco. Wasn’t that death; for a rising literary gent? I have not been able
to write either; just such hell, in spirits, health &c. This drunken city exerts its strange prerogative; and
I do something sacrifice to the God of the coloured bottles. However, I am going to be good (I have not
been very bad, you know, only I don’t like the game at all); and in the meantime I’ve got coin scraped
together to go to London for three days (where I shall see Katherine) and then land myself in the character of a mendicant at Cambridge, where I shall be fed and clothed for a week at Trin[inity] Coll[ege].
I shall look up Hitchins. As for Paris, I suppose it will be Spring before I can manage that; but then I shall
come for some time and make a good holiday of it.
I shall take this letter out with me and put into it when I have found out, the date for academy pictures.
C o l v i n “ (Stevenson hatte den Dozenten Sidney C., seinen späteren Freund und Herausgeber, soeben in
Cambridge kennengelernt) „is allright. I say, old man, Edinburgh is a very sanguinary shop; and bloodier than ever, you should be glad you are out of it …
Robert Louis Stevenson
Writing as large as this is such damned fun – I can’t stop though I have nothing to say. I am trying stories and all sorts of things, with no success. I am a incompetent buggar, I shall write soon, when I am in
a holier, happier, better state of mind and body[.] How are you getting on? Write you sooner also, if you
can. I am damned miserable now sometimes; and have a struggle to keep from liquor and opium and
things of that sort. I wish to God you were here. I am going South tomorrow, so the worst is over; the
change will put me up again for a bit. ‘Fuzt of February’, as the boy said in Nelson’s – ‘February the first,
sir, ‘That’s the day for the academy, you had better call it Jan. 15th, in case of accidents. / R.L.S.“
Stevenson verließ London am 6. November und erreichte Mentone am 13. November 1873; auf dem Rückweg besuchte er seinen Cousin im April 1874 in Paris.
146
I. LITERATUR
Nr. 262 Robert Louis Stevenson
147
I. LITERATUR
263*
STRINDBERG, August, 1849 – 1912. Eigenh. Schriftstück (wohl Mai 1899) und 1 e. Br.
m. U. Lund 22.V.1899. 1 S. folio und 1 S. kl.-4o. Schwedisch. Das Schriftstück leicht gebräunt
mit winzigen Randläsuren, der Brief am Oberrand montiert.
(2.000.—)
Das Schriftstück:
29 Punkte umfassende Liste mit Antworten auf Fragen zu seiner Person, die ihm auf einem (im Original
beiliegenden) Fragebogen von dem schwedischen Schriftsteller und Kunstkritiker Georg Brochner vorgelegt worden waren. – Hier einige Fragen und Antworten (in Übersetzung):
Auf die Frage nach seinem Hauptcharakterzug antwortet Strindberg mit „Diese seltsame Mischung von
tiefster Melancholie und abscheulichem Leichtsinn“; der Wesenszug, den er bei Männern bewundere, sei
„Das Fehlen von Niedertracht“ und bei Frauen die „Mütterlichkeit“; seine Lieblingsbeschäftigung sei „Das
Schreiben von Dramen“ und er hoffe, „Ein allzeit aufgeführter Dramatiker zu sein“. Die Bücher, die ihm
am meisten bedeuteten, seien die „Bibel; Chateaubriand: Genie de Christianisme; Swedenborg: Arcana
coelestica; V. Hugo: Les Miserables; Dickens: Little Dorrit; Andersens Märchen; Bernardin de St. Pierre:
Harmonies“; seine Lieblingsbilder seien von „Th. Rousseau: Paysages Intimes; Böcklin: Toteninsel“; seine
Lieblingsmusikwerke „Beethovens Sonaten“. Er bewundere „Charles Dickens“, „Turner“, „Heinrich IV.
von Frankreich und Bernhard von Clairvaux“ sowie „Elisabeth von Thüringen und Margarete von der
Provence“. Seine Leibspeisen seien „Bier und Fischgerichte“, seine Lieblingjahreszeit der „Hochsommer
nach warmem Regen“ und er lebe nach dem Wahlspruch „Speravit Infestis“ von Horaz.
Der Brief:
An Georg Brochner, über sein Drama „Nach Damaskus“, dessen erster und zweiter Teil ein Jahr zuvor
erschienen war. „... Anbei die gewünschten Verbesserungen; leider mit einigen Hinzufügungen. Das Stück,
dessen Aufführung ich mir am meisten wünsche ist Damaskus, weil es neu ist...“
Mit einigen Beilagen, darunter der Fragebogen Georg Brochners.
„der erste scheue Durchbruch“
264
STRITTMATTER, Erwin, 1912 – 1994. E. Br. m. U. „Dein Timo“. Stralsund 8.XII.1948.
6 S. folio. Mit frankiertem Umschlag.
(400.—)
An seine Freundin Christel Kollasser von der „Märkischen Volksstimme“ in Senftenberg.
„... In der gestrigen wachen Nacht beschloß ich abzureisen. Morgens legte ich den Gastgebern den Plan
dar. Otto bat mich ... zu bleiben. Sein Roman war naiv, schlapp, bilderlos. Er hat begierig meine Vorschläge aufgegriffen. Sofort ist er gegangen, hat ihn neu begonnen ... Jetzt will Otto natürlich, daß ich
das erste Kapitel mit aus der Taufe hebe. Wir gehen Satz für Satz durch ... Es wäre Sünde am Geist, wenn
ich ihn mit seinen Geburtswehen allein ließe, fiel mir ein. Und das bewog mich zum Bleiben …
Kind, Frau ... ich finde keine Anrede, die trostreich genug wäre: Auch ich habe das zweite Mal im Leben
etwas gefühlt. Etwas, was ich vielleicht einmal in Worte kleiden kann, wenn ich ganz, ganz reif und abgeklärt sein werde. Das erste Mal war es am Attersee im Salzburgischen. Damals spielte aber keine Frau,
kein Mensch in dieses Erlebnis hinein. Ein mehrwöchiges Befreitsein von allen materiellen Sorgen. Ein
ungebundenes Streifen in der Alpenwelt löste es aus. Damals entstanden meine drei Novellen ‘Kampf um
Erde’, die Du ... auch einmal lesen wirst. Es war ... der erste scheue Durchbruch zu dem, was ich ganz
und für immer in der Form und gedanklich erreichen möchte …
Ich sollte hier im ‘Kulturbund’ lesen. Der kleine Kreis ... der einige Teile des ‘Ochsenkutschers’ gehört
hatte, wollte es so. Heute gelang es mir abzuwenden. Ich will meiner Eitelkeit keinen Dienst erweisen. Und
dann träume ich immer davon, daß Du mich zuerst liest vor den fremden Menschen ...“
Beiliegend sein Roman „Der Ochsenkutscher“ (Potsdam 1950).
148
I. LITERATUR
Nr. 263 August Strindberg
149
I. LITERATUR
265
SUHRKAMP, Peter, 1891 – 1959. 4 Br. m. U. Frankfurt a.M. 2.X.1952 bis 26.V.1954.
6 S. folio. Gelocht. Gedruckte Briefköpfe. Klammerspuren; 1 Brief gelocht.
(800.—)
An den Verleger Klaus Piper in München.
2.X.1952. Im Zusammenhang mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an
Romano Guardini; Suhrkamp zählte zu jenen Mitgliedern des Börsenvereins, die die Wahl eines parteipolitisch aktiven Laudators – in diesem Falle der Regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter –
für unangebracht hielten. „... Im Anschluß an unsere Besprechung ‘der 6’ schicke ich Ihnen hier den Entwurf unseres Einspruchs ... Falls Sie textliche Änderungen vorzuschlagen haben, tragen Sie diese bitte
in das Manuskript ein ...“ – Der erwähnte Entwurf (1 S. folio) liegt bei.
13.X.1952. „... Sie werden inzwischen einen Durchschlag meiner Antwort an Herrn Dr. Claassen ...
erhalten haben. In dieser Antwort habe ich meine Bedenken dazu dargelegt, jetzt noch die Gelegenheit
zu benutzen, alle Einwände gegen den Preis noch vorzubringen. Es ist richtig, man hat uns vor Stiftung
des Friedenspreises dazu keine Gelegenheit gegeben. Trotzdem bleibe ich dabei, dass jetzt nicht mehr der
Moment ist, die Einwände im einzelnen vorzubringen ...“ Er habe den Eindruck, daß Piper eine poltitische Aktivität des Börsenvereins nicht nur begrüße, sondern geradezu fordere; es sei jedoch zu unterscheiden „zwischen einer politischen Haltung und einer politischen Aktion“. – Beiliegend der erwähnte
Briefdurchschlag m. U. Suhrkamps an Claassen; ferner beiliegend der Durchschlag eines an Suhrkamp
gerichteten Briefes Claassens, in dem dieser die Verleihung eines Buchhändler-Preises an „bereits geehrte und bekannte Autoren“ grundsätzlich in Frage stellt.
26.V.1954. Ausführliches kritisches Resumee einer Sitzung der Arbeitsgemeinschaft belletristischer Verlage („Die Bücher der Neunzehn“), die bei ihm die Frage aufkommen lasse, ob er „weiter der Gruppe
angehören kann ... Bei der Sitzung ... entstand jedenfalls für mich der Eindruck, es würde nur noch ein
Ziel verfolgt, nämlich sofort bessere Geschäfte zu machen ... Ursprünglich ging es darum, der Gruppe
Literatur, oder sagen wir deutlicher, der Dichtung im Buchhandel wieder Raum zu schaffen, und das speziell in Buchhandlungen, die sich ... das leisten können. Darum zunächst der Zusammenschluß mit einer
bestimmten Gruppe von Buchhändlern ...“
„die sogenannte Friedensfurie“
266
SUTTNER, Bertha von, geb. Gräfin Kinsky, Friedensnobelpreisträgerin, 1843 – 1914.
E. Br. m. U. Hermannsdorf 13.VI.1893. 2 S. 8o. Leicht gebräunt.
(180.—)
An einen „Genossen“, dessen Besuch sie vergeblich erwartet hatte.
„... Ich hätte Sie ja so gern gesehen und gesprochen und Ihnen dankend die Hand geschüttelt für alles
Liebe, das Sie mir und uns erwiesen. Morgen fahren wir wieder nach Wien. Und wenn Sie schon morgen
... kommen können so wäre es mir sehr erwünscht ... Ueber alles andere reden wir – auch über das worüber ich zu sagen habe ‘mea culpa’ – mündlich ...“
Beiliegend ein e. Albumblatt m. U. (o.O. 1896, Bleistift): „Dies schrieb die sogenannte Friedensfurie / Bertha Suttner“.
150
I. LITERATUR
267
SWIFT, Jonathan, 1667– 1745. Eigenh. Namenszug „Jonathan Swift“ als Zeuge auf
einem Schriftstück von Sir William Temple, o.O. 3.X.1689, 1 S. folio, mit dessen Siegel.
(4.000.—)
Regelung des Nachlasses von John Temple (1660 – 1689) durch seinen Vater, den englischen Diplomaten
und Schriftsteller S i r W i l l i a m Te m p l e , den Förderer und Gönner Swifts. Swift, zu diesem Zeitpunkt
der Privatsekretär von Sir William, unterschreibt als einer der Zeugen. – John Temple hatte sich im April
des Jahres, eine Woche nach seiner Ernennung zum „secretary-at-war“, in der Themse ertränkt und damit
einen politischen Skandal ausgelöst.
Sir William Temple überträgt als Testamentsvollstrecker seinem Bruder Sir John Temple (1632 – 1704/5),
der Schulden seines Sohnes in Höhe von 1000 £ beglichen hatte, Anteile an einem Kanalbauprojekt, an
dem sein Sohn beteiligt gewesen war.
„... wee, Sir William Temple Baronett ... and Mary Temple“ (seine Schwiegertochter Marie Duplessis
Rambouillet, eine Hugenottin), „the relict of the sayd John Temple, doe hereby grant and assigne, to the
the sayd John Temple, one thousand pounds, parte of the summ of two thousand five hundred pounds that
was securd to the sayd John Temple, by a mortgage, bearing date the 16 day of June in the yeare 1688,
made to the sayd John Temple & Mrs Margarett Trapps ... by the Earle and Countesse of Clarendon, of
two shares, of the Adventurers moyity, of the new river waterworks, brought from Shadwell and Anwell
to London ...“
Ebenfalls unterzeichnet haben die Witwe „Marie Temple“ (mit Siegel) sowie als weitere Zeugin Lady
„M[artha] Giffard“, die verw. Schwester Sir William Temples. Auf der 2. Seite Zusätze aus späterer Zeit
(1691 und 1695), u.a. von Sir William Temples Bruder Sir John Temple (mit dessen Unterschrift, ebenfalls gesiegelt).
Jonathan Swift, der Irland auf Grund der politischen Wirnisse, die der Glorious Revolution folgten, hatte
verlassen müssen, war kurze Zeit zuvor von Sir William Temple, einem entfernten Verwandten seiner Mutter, als Sekretär aufgenommen worden. Sir William ermöglichte Swift in der Folge ein Studium in Oxford.
Swift erwarb sich das Vertrauen Sir Williams und wurde von diesem u.a. mit der Bearbeitung seiner
Memoiren sowie mit geheimen diplomatischen Missionen betraut. – Swift blieb bis zum Tod Sir Williams
(1799) in dessen Haus in Moor Park.
Sehr selten.
268*
SWINBURNE, Algernon Charles, 1837– 1909. E. Br. m. U. Holwood 8.XII.1868. 1 S.
(350.—)
8o. Verso Montagereste.
An seinen Sekretär John Thomson, das Manuskript seiner Einleitung zu dem Werk „Christabel and the
Lyrical and Imaginative poems of S.T. Coleridge“ betreffend.
„... I shall be much obliged if you will take charge of the Coleridge ms. for me, & forward proofs hither:
the cheque had better be sent ... to this address. This will save trouble to Mr. Friswell“ (der Schriftsteller James Hain F.) „as well as myself. I shall want the ms. back to correct the proofs ...“
269
TENNYSON, Alfred Lord, 1809 – 1892. E. Billett m. U. O.O. 18.IV.(1885). 12⁄3 S. 8o.
Verso schwache Klammerspur.
(300.—)
„Sir / I am much obliged to you for the photograph of the President, and as you say you are a friend of
Mrs James Fields“ (die amerikanische Schriftstellerin A n n i e A d a m s ) „I herewith send you my autograph / y[our]s faithfully / Tennyson“.
James Fields von „Ticknor and Fields“ war Tennysons amerikanischer Verleger.
151
I. LITERATUR
„Do you suppose I’m a brute?“
270
THACKERAY, William Makepeace, 1811 – 1863. E. Br. m. U. „WMT“. O. O. u. D. 13⁄4 S.
o
8 . Kleines Eckchen fehlt. Auf der 4. Seite geringe Montagereste.
(400.—)
An eine Mrs. Cole, wohl eine Freundin seiner Töchter Anne Isabella und Harriet Marian, die sich zu einer
seiner „lectures“ nicht eingeladen gefühlt hatte.
„What ... are you angry too? If you don’t go to the lectures I shall be very much hurt. It’s not about giving you a card that I was vexed with C.C. – If you’re not welcome to any thing I have, what gratitude in
man is there left? do you suppose I’m a brute, and not thankful to such a dear & kind friend to my children? He ought to have given you one; he ought to make his family welcome to any entertainment of mine:
to an intimate, a friend who can’t afford it, he is right to say ‘come in to Thackeray’s tent and share his
hospitality (of Barmecide victuals) – but not to strangers – I’m pleased to give friends pleasure believe
that, & that I am yours & your husband’s / affectionately / WMT. When CC spoke to me about giving you
the ticket I said of course / I’m delighted at that they should like to come – very likely he spoke before giving you the card. I forget. It never entered into my head, that you & yours shouldn’t join the party.“
271
THIESS, Frank, 1890 – 1977. Br. m. U. Darmstadt 7.I.1953. 11⁄2 S. gr.-8o. Mit gedrucktem Briefkopf „Neue Literarische Welt / Herausgegeben von Frank Thiess“. Kleine Rand- und
Faltenschäden.
(120.—)
An den Schriftsteller Lutz Weltmann in London, Beiträge für die „Neue Literarische Welt“ betreffend.
„... Haben Sie vielen Dank für Ihren ausgezeichneten Aufsatz über R.A. Schröder, der in aller Kürze
mehr sagt als ich wahrscheinlich in meinem einstündigen Bremer Vortrag ... werde sagen können. Er wird
sich sehr darüber freuen und nicht minder Peter Suhrkamp. Ihre Besprechung der vier Werke von Max
Brod interessiert uns sehr. Ich suchte schon jemanden, der über Brod einmal zusammenfassend referieren könnte ...“ – Erwähnt die Schriftsteller Rolf Lauckner und Melchior Vischer.
272
TIECK, Ludwig, 1773 – 1853. E. Br. m. U. Dresden 1826 (nach alter Zuschreibung). 1⁄2 S.
o
4 . Etwas gebräunt.
(300.—)
An seinen Buchhändler mit einer Bitte.
„...Ich bin durch einen Zufall auf das alte Stück F r i a r B a c o n & F r i a r B u n g a y “ (ein Werk des
elisabethanischen Dramatikers Robert Greene) „gerathen, u. habe es kaufen können, ich bitte also, es von
meiner Liste ... auszustreichen. Behalten Sie mir Ihr freundliches Wohlwollen, u. vergessen Sie die Mühe,
die ich Ihnen gemacht habe, u. wohl noch machen werde, um ohne Störung sich erinnern zu können ...“
273
TIEDGE, Christoph August, 1752 – 1841. E. Br. m. U. Neinstedt 12.III.1796. 13⁄4 S. 8o.
Mit zerteiltem Siegel und Adresse. Etwas fleckig.
(300.—)
An seinen Freund K l a m e r S c h m i d t in Halberstadt mit der Bitte, ihn in Geschäften zu vertreten.
„... ich leide schon wieder seit einiger Zeit an den Augen, die es mir bis jetzt unmöglich gemacht haben,
nach Halberstadt zu kommen. H. Herrling hat mir schon sagen laßen, daß ich den 16ten dieses, wegen
der Ausgleichung der Oppermannschen Nachlaßenschaft dort seyn müße. Ihnen ... hab’ ich schon längst
die Vollmacht gegeben in meinem Namen mit zu handeln ...“
Beiliegend eine Tiedge betreffende Notiz von der Hand des Juristen und ersten Goethe-Bibliographen
Alfred Nicolovius (1806 – 1890).
152
I. LITERATUR
“I do not myself favour any illustration of The Lord of the Rings”
274
TOLKIEN, John Ronald Reuel, 1892 – 1973. 3 Br. m. U. „J.R.R. Tolkien“. Oxford 1.
und 16.III. sowie 7.XII.1967. 3 S. kl.-4o. Ein Brief mit fünfzeiliger e. Nachschrift. Auf seinem
Briefpapier. Gelocht.
(1.200.—)
An den Schriftsteller Hans-Jörg Modlmayr, der Tolkien ein Jahr zuvor in Oxford kennengelernt hatte und
sich um eine deutsche Übersetzung des „Lord of the Rings“ bemühte. – Tolkien hatte sich von seinem englischen Verleger größtmögliches Mitspracherecht bei der Auswahl eines deutschen Übersetzers zusichern
lassen, da er von Übersetzungen des Werks in andere germanische Sprachen enttäuscht war.
1. März. „... Excuse my delay in replying, I have been somewhat overwhelmed with work and domestic
troubles. In the circumstances I felt it necessary to send your letter to the Foreign Rights Department of
Allen & Unwin, who deal with all matters of translation for me. I should, of course, be particularly
pleased to have a German translation, and I believe that disussions are proceeding between Allen &
Unwin and German publishers. I have the translation of The Hobbit (Paulus Verlag) ...“ – „Der kleine
Hobbit“ war bereits 1954 bei dem Recklinghäuser Verlag erschienen.
16. März. Über mögliche Illustrationen der deutschen Ausgabe. „... I have not yet been informed what
the position is with regard to German translation since one proposed translator was turned down partly owing to my criticisms. With regard to illustration, I do not myself favour any illustration of The Lord
of the Rings, though, of course, the better the illustrator the less would be my objections. However, I think
the question whether illustrations would be either an improvement of the book or likely to increase its sale
in Germany would be one for the publisher himself to decide ... A set or series of designs by Möser“ (der
dt. Linolschneider Fritz M.) „to moments or figures in the story, or expressive of emotions aroused by it,
would be of very great interest, but that is quite another matter ...“
7. Dezember. Wohl auf die Bitte um Empfehlung englischer Kinderbücher. „... I have recently been ill and,
in fact, only returned from a long convalescence ... I am afraid I cannot help you in the matter of children’s books, one, because after a long absence my own affairs take all of my present limited strength,
and secondly, because I have never been a lover of books for children and have seldom read any since my
childhood. Roger Lancelyn Green is our great expert on this topic (a former pupil and friend of both
L e w i s and myself) ...“
In der eigenh. Nachschrift heißt es: „please excuse secretarial letter – Also my sec. She is distressed by her
father’s illness. I ought to, but I do not remember your initials.“
„Der Herr der Ringe“, bereits 1954 in England publiziert, sollte in deutscher Übersetzung erst 1969/70
bei Klett in Stuttgart erscheinen, nachdem er von vielen anderen Verlagen abgelehnt worden war. Übersetzt wurde das Werk von Margaret Carroux, teilweise unter Mitwirkung Tolkiens, der u.a. Richtlinien
zu den Übersetzungen der Namen verfaßt hatte.
153
I. LITERATUR
(Tolkien)
275
— Widmungsexemplar: „Tree and Leaf“. London, Allen & Unwin 1964. Grüner Orig.Leinenband (Deckel leicht verzogen). Mit Schutzumschlag (zwei größere Einrisse). (400.—)
„J.R.R. Tolkien. / To Hans Jörg & Hildegard Modlmayr: with gratitude / and / best wishes. March 15th
/ 1967.“
276*
TROLLOPE, Frances, englische Novellen- und Reiseschriftstellerin, Mutter von
Anthony Trollope, 1779 – 1863. E. Br. m. U. „Villa Caprivi“ 22.VII.o.J. 3 S. kl.-8o. Am linken
Rand der 4. Seite montiert.
(300.—)
An eine Freundin, die ihr bei Vorbereitungen zu einer Reise behilflich war.
„... You have the touch of an enchanter, I think, and can make all things conform to your will! I agree
most gladly to the terms and am ready to pay the 30 francs whether I stay to the end of August or not …
There is but one difficulty dearest Miss France! You have never given me your address, and I have always
forgotten to ask for it! But if you will leave a note for me at Dunns I will call for it or drive from the station ... to my lodging, to which you will give me the address ...“
277*
TURGENJEW, Iwan, 1818 – 1883. E. Br. m. U. Baden-Baden 17.V.1869. 12⁄3 S. gr.-8o.
Mit Monogramm „I T“ am Kopf. Kleiner Faltenriß.
(4.000.—)
An den Schriftsteller Karl Müller (1819 – 1889), der seinen Roman „ V ä t e r u n d S ö h n e “ ins Deutsche
übertragen wollte.
„... Leider kann ich Ich auf Ihren Vorschlag nicht eingehen, da Ich meinem Verleger in Riga das Versprechen gegeben habe, keine andere Uebersetzungen als die Seinigen zu autorisiren. Ich muss mein Wort
halten; da aber zur Zeit keine litterarische Convention zwischen Russland und Deutschland existirt –
brauchen Sie eben meine Autorisation nicht. – Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass eben
dieser Roman – ‘Väter und Söhne’ – schon im Feuilleton eines Stuttgarter Blattes – des ‘Beobachters’ –
erschienen ist ...“
Der Roman war von September bis Dezember 1865 in der Stuttgarter Zeitung „Der Beobachter“ – in fehlerhafter Übersetzung – veröffentlicht worden. – Anfang des Jahres 1869 hatte Turgenjew Ludwig Pietsch
gebeten, die Übersetzung durchzusehen und zu verbessern. In dieser revidierten Fassung erschien der
Roman Mitte des Jahres als erster Band der von seinem Mitauer Verleger Erich Behre herausgegeben deutschen Ausgabe seiner ausgewählten Werke.
278
UHLAND, Ludwig, 1787– 1862. E. Br. m. U. Tübingen 27.X.1849. 3⁄4 S. 4o. Etwas sporfleckig, winzige Löcher in den Falten.
(300.—)
(An den Schultheißen von Aixheim), den er wegen eines säumigen Schuldners um eine Auskunft „in Betreff
der Grulerschen Gant- und Schuldenverweisung“ gebeten hatte.
„... Nach Ihrer Erlaubniß lege ich den mir zugegangenen Auszug aus dieser Verweisung hier wieder bei
zum Behuf der gefälligen Beurkundung des Pfandrechtvorbehalts auf den mir im Grulerschen Schuldschein versicherten Objekten ...“
Nicht bei Hartmann.
154
I. LITERATUR
Nr. 277 Iwan Turgenjew
155
I. LITERATUR
(Uhland)
279
— E. Schriftstück m. U. O.O. 2.VIII.1855. 1⁄2 S. 4o. Minimal fleckig.
(200.—)
An die Bech’sche Buchhandlung in Nördlingen, mit einer Bestellung aus „dem Katal. No. XXXI“.
„pag. 32. Pauli Warnefrid Hist[oria] Langob[ardorum] ... 30 x.
pag. 70. Leben des hail. Ulrichs ... 48 x.
pag. 77. Mayen, d. gaystliche ... 24x.
pag. 94. Tafinger, disp. de invocat[ione] S. Christoph[eri] ... 12x.
pag. 194. Staricius, Neureform. Heldenschatz ... 24x.
pag. 225. Von Alpmännrigen ... 24x.“
280
— E. Br. m. U. Tübingen 13.V.1859. 3⁄4 S. kl.-4o. Leicht gebräunt, schwach fleckig.
(250.—)
An „Geehrtester Herr Doctor“, in literarischen Angelegenheiten.
„... Erst jetzt erhielt ich die bisher ausgeliehenen Kreuzlinger Megesten zurück und kann Ihnen nun dieselben hiemit überschicken. Meinen Aufsatz über die Sagen von Bodman lege ich, aus Pfeiffers Germania, ... hier bei ... / W[ilhelm] G r i m m s Rosengarten ist ein andrer Text, als der in v. d. Hagens Heldenbuch enthaltene. Simrocks Kinderbuch befindet sich nicht in den 9 Bänden seiner Volksbücher, die ich
besitze ...“
„von meinem Standpunkte kein Unheil“
281
— E. Br. m. U. Tübingen 27.X.1859. 32⁄3 S. gr.-8o. Leicht fleckig.
(400.—)
An seinen Freund, den Arzt Johann Michael Mappes in Frankfurt a.M., dem er für Nachrichten von dessen Familie dankt: die Tochter Helene hatte sich verlobt, der Sohn Robert hatte als österreichischer Dragoner an der Schlacht von Solferino teilgenommen.
„... In den Tagen des Kriegssturms hat es uns manchmal beschäftigt, wo und wie sich Dein Robert befinden möge; Du gibst uns nun die erwünschte Kunde, daß er die Anstrengungen und Gefahren des Feldzugs
unversehrt bestanden hat. Da er den neuen Beruf aus eigener, freier Wahl ergriffen, so hätte er sich nicht
dabei gefallen können, die Zeit der Bewegung in der Garnison zu verbringen. Östreich hat freilich mit
üblem Erfolg gekämpft, aber den Umstand sehe ich dennoch für einen ersprießlichen an, daß ein deutsches Heer, selbst unter mangelhafter Leitung sich das Anerkenntniß entschiedener Kriegstüchtigkeit
erwerben konnte. Auch ist es, von meinem Standpunkte, kein Unheil, wenn Östreich immermehr von italienischen Banden abgelöst und auf einen festeren Anschluß an das übrige Deutschland gewiesen wird.
Ich nehme nun noch Anlaß, Deine freundschaftlichen Benachrichtigungen mit Einigem aus der neueren
Geschichte unsrer Angehörigen zu erwidern. Mein Neffe Ludwig Meyer lebt zu Reutlingen, als Rechtsanwalt und Secretär der dortigen Handelskammer, in glücklichem Hausstand ... Unser Pflegsohn Wilhelm Steudel, Oberamtswundarzt in Böblingen, ist seit vorigem Jahre gleichfalls ein vergnügter Ehemann
... Mit beiden Orten sind wir leider durch keine Eisenbahn verbunden, mit Reutlingen kann dieß in etwa
zwei Jahren der Fall sein. Doch hat uns die im vorigen Monat von Plochingen bis Reutlingen eröffnete
Bahn bereits, auch aus weiterer Entfernung, Gäste zugeführt, deren wir uns außerdem kaum zu erfreuen gehabt hätten ...“
Hartmann Nr. 2884.
156
I. LITERATUR
282*
VALAORITIS, Aristotelis, 1824 – 1879. E. Br. m. U. „Santa Maura“ 16.VIII.1868. 2 S.
gr.-4o. Faltenrisse hinterlegt, leicht gebräunt.
(250.—)
Als „Deputato al Parlamento greco“ an König Viktor Emanuel II. von Italien, dem er seinen „tributo di
omaggio“ erweisen möchte, indem er ihm seine „Canti“ widmet.
„... E se la mia Musa non potrà agguagliare i più grandi Vati, avrà se non altro il pregio di aver cantato i dolori e le gesta di un popolo che, sebbene oppresso per tanti secoli, sotto il barbaro e crudele giogo
musulmano, non di meno, ha dato al mondo splendide prove di un eroismo degno di miglior sorte.
Degnandovi, o Sire, di gettare lo sguardo sui miei Canti, mi lice sperare che il Vostro cuore magnanimo,
offerendosi l’occasione, saprá patrocinare la causa di un Popolo ch’ebbe con l’Italia comuni i patimenti,
le vicende, la gloria ...“
Valaoritis gilt als erster griechischer Nationaldichter, der sich der Sprache des Volkes zuwandte.
283
VESPER, Will, 1882 – 1962. E. Br. m. U. Gut Triangel 13.XII.1948. 2 S. quer-gr.-8o.
Auf seinem Briefpapier. Minimale Randläsuren.
(120.—)
Kondolenzbrief an „Liebe Maria“, die Witwe eines Freundes.
„... es ist ... immer schwer und schmerzvoll von einem alten Lebenskameraden für immer Abschied zu nehmen. Herzlichst fühle ich es mit Dir. Auch mir war Rudolf ein alter lieber Kamerad. Die schlimmen
Umstände der letzten Jahre nur haben mich ihn aus den Augen kommen lassen, doch hörte ich einmal,
daß es Euch erträglich ginge. Auch wir hatten es schwer und haben es noch schwer in der Unsicherheit
dieser Zeit, von der man immer fürchten muß, daß sie noch schlimmer wird ...“
284
VEUILLOT, Louis, 1813 – 1883. E. Br. m. U. Paris 2.III.1861. 1 S. 4o. Kleiner Faltenriß hinterlegt, einige kleine Flecken.
(120.—)
An einen Kardinal, dem er eine kleine Schrift sendet, wohl „Le pape et la diplomatie“ (Paris 1861, 64 S.).
„J’ai l’honneur de vous adresser un petit écrit où j’ai essayé de traiter un petit coin de la grande question. Il n’est pas facile de s’occuper de cela en France. La timidité des imprimeurs et la crainte d’être
arrêté même avant de paraître obligent à taire beaucoup de choses ...“
Veuillot war einer der schärfsten Vertreter des politischen Katholizismus in Frankreich und Verfechter des
Unfehlbarkeitsdogmas.
285
VISCHER, Friedrich Theodor, 1807– 1887. E. Br. m. U. Tübingen 28.I.1846. 1 S. 4o.
Mit Siegelrest und Adresse. Etwas fleckig und knittrig.
(300.—)
An einen Freund („Herrn Oekonom Frey auf dem Einsiedel“) mit einer Einladung.
„... Da Du ... immer in Deiner Eremitage sitzen bleibst, so will es meine Frau versuchen, ob Du Dich nicht
herunterbewegst wenn sie Dich freundlich bitten läßt. Du würdest uns einen rechten Gefallen thun, wenn
Du mit uns Mittag oder Abend essen wolltest ... Dabey laß Dich nur den Heimweg nicht anfechten, denn
Du kannst ja ganz bequem bey uns über Nacht bleiben; Deine ... Kalbele werden deßwegen nicht zu Grunde gehen.
Hast Du gehört daß der Lump Vogt sich in den Bauch geschossen hat? Ich kann gar nicht erfahren ob
der Kerl davon krepirt ist oder nicht. Ueber diese u. andere Bewegungen der neueren Geschichte bald
mündlich ein Weiteres ...“
157
I. LITERATUR
(Vischer)
Das Marbacher Schiller-Denkmal
286
— E. Br. m. U. (Tübingen) 1.XI.1873. 1 S. gr.-8o.
(300.—)
An einen Kollegen, der wie er selbst einer Kommission angehörte, die im Auftrag des Marbacher Schillervereins einen Entwurf des Bildhauers Ernst Rau für ein Schiller-Denkmal auf der Schillerhöhe begutachten sollte.
„... Aus Marbach bekomme ich eine Aufforderung, mit Ihnen, Wagner, Peters u. J.G. Fischer Rau’s
Modell einer Schillerbüste zu besichtigen. Ich weiß nicht, wer es übernommen hat, die Herrn auf eine
bestimmte Stunde zusammenzuberufen. Ich bemerke nur, daß ich am Dienstag gehindert wäre, da ich an
diesem Tag meine Vorlesungen beginne ...“
Raus Standbild des Dichters wurde 1876 errichtet.
287
(—) Anonymes Scherzgedicht mit einer Nachschrift. Dezember 1873. 4 S. gr.-8o. In
Zierschrift geschrieben. Die erste Seite minimal tintenfleckig, die letzte schwach gebräunt.
(500.—)
„Nachruf an Philipp Ulrich Schartenmeier / abgefaßt im Dezember 1873“, unterschrieben „Von einem stillen Verehrer des Verwichenen“. – Unveröffentlichtes Scherzgedicht auf die Friedrich Theodor Vischer als
Pseudonym dienende Kunstfigur.
Die beiden ersten und die letzte von 14 vierzeiligen Strophen lauten:
„Oh! – was hab’ ich zu verkünden? –
Werd’ ich denn auch Worte finden?! –
Schmerz ist, Leid, und Tod u. Grab,
Was ich zu berichten hab’.
Es ist wirklich zum Erbarmen,
Wie mit Reichen und mit Armen,
Ja sogar mit dem Poet,
Letzlich doch der Tod umgeht! –
...
Fahre wohl nun Helden Dichter,
Mann du biederer, du schlichter, –
– Knab’ du kehrst die Fackel um,
Zeit ist’s, daß ich auch verstumm’! –“
Auf der vierten Seite eine „Anmerkung“ des Verfassers: „Vorstehender Nachruf war f. d. fliegenden Blätter bestimmt, wurde aber v. der Revolution als zur Zeit ‘f.d.fl.Bl. noch nicht recht am Platze scheinend’
nicht acceptirt; – er geht daher direct an den muthmaßlichen Herausgeber des Schwanengesangs des ‘Verstorbenen’, damit er ersehe, was er durch die Todesnachricht für eine Trauer angerichtet allenthalben
in allen Landen.“
In diesem Jahr war Vischers „Der deutsche Krieg 1870 – 1871. Ein Heldengedicht aus dem Nachlaß des seligen Philipp Ulrich Schartenmayer“ erschienen.
In der vom 23. bis 28.X.1905 durch J.A. Stargardt versteigerten Sammlung Alexander Meyer Cohn war
das Gedicht als Autograph von Vischers Freund Eduard M ö r i k e angezeigt; die Herausgeber der kritischen Mörike-Ausgabe folgen dieser Zuschreibung jedoch nicht (freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Helmuth Mojem, Marbach).
158
I. LITERATUR
288
VOLTAIRE, François-Marie Arouet, genannt, 1694 – 1778. Schriftstück m. U. „Voltaire“. Ferney 2.V.1772. 1 S. quer-gr.-8o. Leicht gebräunt und fleckig. Ober- und Unterrand
defekt (mit Buchstabenverlust) und beschnitten.
(400.—)
Bestätigung in einer Geldangelegenheit.
„J’annulle tous billets de Messieurs Valentin, Dalaizette et Dufour, excepté celui de douze mille livres du
quatre may 1771. celui de Seize mille livres du 23. avril 1772, et celui de neuf cent quatre vingt quatre
livres de 2e. May 1772 ...“
„Dieser verrückte Schwachkopf“
289
VOSS, Johann Heinrich, 1751 – 1826. E. Br. m. U. O. O. u. D. (wohl Jena um 1804). 1 S.
gr.-8o.
(1.200.—)
An Heinrich Karl Abraham E i c h s t ä d t , den Herausgeber der „Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“.
„... Hier die Recension zurück ... Die andre ist bei G ö t h e .
Schüze will den Donathon übernehmen. Dieser verrückte Schwachkopf muß derbe getadelt werden, weil
er zum Verführen, Nachahmen und Nachlahmen gemacht ist.
Den Meßkatalogus wollen wir durchlesen, u. uns Lieblingsmaterien aussuchen, u. mit Ernst recensiren.
Ich möchte mir in Zukunft unbedingt, alle über S c h i l l e r herauskommenden Lügen, Characteristiken
u. anderweitige Teufeleien ausbitten, die ich dann aus der ersten Quelle recensiren u. abfertigen will.“
290
VRING, Georg von der, 1889 – 1968. E. Gedicht m. Widmung u.U. O. O. u. D. 1 S. folio.
(80.—)
„ S c h w ä n e “ . – Beginnt: „Wo’s Gras wir sahn / Im Wintersalz, / Umschlang der Schwan / Der Schwänin Hals ...“ – Im ganzen drei vierzeilige Strophen; darunter eine Widmung an den Kritiker Christian Otto
Frenzel.
291*
— (VRING, Marianne von der, geb. Kayser, Kunsthandwerkerin, seine zweite Frau,
1902 – 1996.) – Über 60 an sie gerichtete Autographen (meist e. Br. m. U.). – Dazu ihr GÄSTEBUCH mit über 50 Eintragungen aus den Jahren 1931 bis 1953. Mit einer Bleistift-Zeichnung,
4 montierten Photographien und etlichen anderen Einklebungen. 4o. Halblederband der Zeit
(Ecken und Kanten bestoßen).
(3.000.—)
Die Briefe stammen von Schriftstellern, Künstlern, Architekten, Schauspielern und Politikern, darunter
Charlotte Bara (Ascona 1972), Johannes R. Becher (Berlin 1946), Werner Bergengruen (e. Postkarte m.
U., Zürich 1946), Paul Bonatz (Istanbul 1950), Alfred Döblin (Baden-Baden 1947), Ida Ehre (6, Hamburg
1959 – 1983), Paul Elbogen (San Francisco 1980), Erich Fitzbauer (e. Postkarte m. U., Wien 1958), HansJürgen Fröhlich (Hamburg 1958), Ralph Giordano (Köln 1988), Albrecht Goes (e. Postkarte m. U.,
Gebersheim 1946), Johannes von Günther (3, Kochel 1948), Hermann Hesse (3, 1946 und o.D., dazu ein
159
I. LITERATUR
(Vring)
sign. Zeitungsausschnitt), Ernst Jünger (2, davon 1 sign. Druck, Kirchhorst 1948), Alfred Kantorowicz
(Hamburg 1966), Theodor Kramer (2, Guilford 1952), Hermann Lenz (3 sign. Gedicht-Typoskripte), Golo
Mann (2 Br. m. U., Kilchberg 1964 und 1968), Thomas Mann (gedr. Brief m. U., Zürich 1950), Christoph
Meckel (Suzette 1968), Bettina Müller-Vogeler (Worpswede 1950), Robert Neumann (2, Locarno-Monti
1964), Heinz Politzer (Jerusalem 1947), Gustav Regler (2 e. Postkarten, Paris und Cuernavaca 1959/60),
Marcel Reich-Ranicki (Frankfurt a.M. 1986), Carlo Schmid (Bonn 1953), Wilhelm Schmidbronn (o.D.),
Reinhold Schneider (Freiburg 1947), Fritz Eugen Scholer (4, Stuttgart und Naicha 1944 – 1947), Adrienne Thomas (3, Porquerolles und Metz 1931 und Stuttgart 1941), Heinz Trökes (Stuttgart 1967), Georg von
der Vring (4, darunter „Mein letztes Gedicht an Marianne“, 1945 und o.D.), Hans Weigel (6, Wien 1947),
Kurt Weinhold (o.D.u.D.), Peter Weiss (Barton 1957), Ernst Wiechert (Hof Gagert 1946, auf ein Vorsatzblatt seines Werkes „Der Totenwald“ montiert) und Harry Zohn (2, Waltham 1952). In das Gästebuch
haben sich eingetragen u.a. die Schriftsteller Hellmut und Walter von Cube, Fritz Diettrich (mit einem
Gedicht), Gustav Frenssen, Erich Fried, Albrecht Goes (2, darunter das Gedicht „Die Kreatur“), Rudolf
Hagelstange, Ricarda Huch, Christian Jenssen, Ernst Jünger, Hermann Lenz („Herbst“, 1935), Bayard
Quincy Morgan, Max und Frieda Reuschle (mit einem Gedicht) und Josef Weinheber (2) sowie der Maler
Walter Blümel, der Buchhändler Fritz Picard, der Architekt Eugen Schwemmle (mit Bleistift-Zeichnung,
Gebirgslandschaft), der Bildhauer Bruno von Sanden und der Schauspieler Fritz Fleck (3).
Georg und Marianne von der Vring, seit Ende 1927 verheiratet (1944 geschieden), waren 1930 nach Stuttgart in die Weißenhofsiedlung gezogen. Die Siedlung war 1927 vom Deutschen Werkbund unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe von führenden Vertretern des Neuen Bauens errichtet worden.
Lesung in Leipzig
292
WALSER, Martin, geb. 1927. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Schluß. 11 S.
folio. Mit zahlreichen Streichungen und Zusätzen. Auf den Rückseiten von Typoskriptblättern
seines Romans „Angstblüte“ (2006) geschrieben.
(350.—)
„ D i e S t a d t d e r S t ä d t e . “ – Beginnt:
„Zum ersten Mal habe ich in Leipzig, glaube ich, am 7. März 1981 gelesen. Im Gewölbe der Bastei, das
von den Studenten wieder ausgegraben worden war ... Eingeladen hatte Professor Pezold. Ich wohnte
im Hotel Astoria, Zimmer 103. Meine Reisebuchführung sagt, daß ich auch bei späteren Lesungen in diesem schwermütigen Hotel wohnte ... Die Vorhänge waren kaum dazu zu bewegen, noch Tageslicht hereinzulassen. Aber unten, der Speisesaal machte alles wieder gut: eine gewaltige figurenreiche TübkeWand. Das erwähne ich nur, weil es nichts mehr davon gibt …
Jetzt lädt Michael Hametner ein. Seine allen Untiefen gewachsene Steuerfähigkeit könnte den Lesenden
leichtsinnig werden lassen. Und das wäre falsch …
... Natürlich versuchte ich, als ich in Leipzig einem Mächtigen gegenübersaß, ihn dazu zu bewegen, meinen Kollegen Gerd Neumann besser zu behandeln. Immerhin ist er der Verfasser des ebenso inhaltsreichen, wie stilistisch abenteuerlich schönen und, was die DDR betraf, sicher hochgenauen Romans ‘Elf
Uhr’ ...“
Beiliegend eine farbige Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug auf der Bildseite (1998, ca.
17,5× 23,5 cm; Aufnahme: Faßbender).
160
I. LITERATUR
„Berlin ist schrecklich schwer zu ertragen“
293
WEDEKIND, Frank, 1864 – 1918. E. Br. m. U. „Frank“. (Berlin,) „Marienstraße 23“,
16.V.1906. 61⁄4 S. gr.-8o. Bläuliches Papier. Tinte leicht durchschlagend.
(1.200.—)
An seinen Freund Otto Julius B i e r b a u m , zwei Wochen nach seiner Heirat mit der Schauspielerin Tilly
Newes. Am 2. Mai war sein Drama „Totentanz“ in Nürnberg uraufgeführt worden.
„... Endlich, endlich! Uff! Du bist mir natürlich böse daß ich Dir für Deinen ebenso lieben wie ausführlichen
Brief erst heute danke. Ich habe aber während der verflossenen 20 Jahre nie so viel zu schreiben gehabt und
geschrieben wie in den verflossenen zwei Monaten. Ich sage Dir also meinen aufrichtigen herzlichen Dank
für die freundliche Theilnahme die Du sofort meiner Absicht mich zu verheiraten entgegenbrachtest. Leider
bist Du ja nicht wie ich immer wieder hoffte auf längere Zeit hierhergekommen ... Es war mir eine große Freude, daß die Schlangendame“ (Bierbaums 1896 entstandenes Schauspiel) „so recht wieder zur Geltung kam …
Ich bin derweil bei Reinhart mit Tartuffe durchgefallen, und bin jetzt sehr darauf gespannt ob ich schauspielerisch für Berlin abgethan bin ... Ich hatte wirklich zuerst nicht geglaubt, daß mir“ (wegen seiner
Vorstrafe wegen Majestätsbeleidigung) „... die Verheiratung in Deutschland möglich wäre, aber der Polizei war der Schritt offenbar so wohlgefällig, daß sie alles that um ihn mir zu erleichtern …
Im Sommer denke ich auf wenige Tage nach München zu kommen. Ob Ihr dann dort seid? Es wäre zu
schön, wenn die Damen sich kennen lernten und wir einige behagliche Stunden erleben könnten. Die Stadt
Berlin ist schrecklich schwer zu ertragen. Was gäbe ich darum wenn ich gerade in dieser Zeit in München
sein könnte ...“
In den „Gesammelten Briefen“ nicht gedruckt.
294
— E. Br. m. U. „Wedekind“. O. O. u. D. 1⁄2 S. 8o. Kleine Randschäden, etwas gebräunt.
(200.—)
„Sehr geehrter Herr Doctor, / darf ich Sie bitten, der Überbringerin dieser Zeilen, Fräulein Brauer eine
Karte für heute Abend geben zu wollen.“
295*
WERFEL, Franz, 1890 – 1945. E. Gedicht. 3⁄4 S. gr.-4o. Kariertes Papier. Kleiner Randeinriß; Fleck am Unterrand.
(500.—)
„A n r u f u n g
Komm reiner klarer winterlicher Geist
Mit deinen eisigen Feuern niederfahrend!
So wenig Zeit noch! – Immer weiter jahrend
Von unserm Ausgang sind wir eingekreist.
Wie eitel doch das Wort sich in uns fügt!
Weh Lächeln, das in Hinterhälten lauert!
Du harte Stirne tückisch zugemauert!
O Schritt bei Tag und Nacht, der lügt!
Komm Geist, und überrenne diesen Fluch,
Daß wir uns spülen über alle Dämme!
Aus allen Schleußen stürze uns dein Spruch,
Daß Eins das Andre selig überschwemme!
Wähl uns zum Horn aus, Herr, in das du stößt!
– Schon beben wie Gebärende die Erden –
Gib, in dein letztes Antlitz aufgelöst,
Daß alle wir einander Mütter werden!“
161
I. LITERATUR
Aus Nr. 120 (Stammbuch Hanser) Christoph Martin Wieland
________________________________________
296
WIELAND, Christoph Martin, 1733 – 1813. E. Br. m. U. Belvedere 15.VIII.1774. 1 S.
4o. Mit (zerteiltem) Siegel und Adresse. Ein Eckchen defekt (Mäusefraß), leicht gebräunt, kleiner Einriß, Nadelspuren.
(4.000.—)
An den Senator und Stadtammann Justin Heinrich von Hillern (1732 – 1792) in Biberach, u.a. die Hinterlassenschaft von Wielands Großvater, Johann Christoph Kick, betreffend.
„Wohlgebohrner / Hochzuehrender Herr S[enator] u[nd] C[apellen]Pfleger
Für die mir richtig zu zu Handen gekommene Obligation über die bey Dero Löbl Amtung angelegte f 1000
Capital so wohl als für Dero bey diesem ganzen Geschäfte mit gewöhnlicher Sorgfalt und accuratesse
gütigst verwendeten Bemühung erstatte Ew. Wohlgb. den gehorsamst verbundensten Danck, und wünsche nichts mehr als so glücklich zu seyn, Ihnen auch meines Orts bey angenehmen Gelegenheiten meine
unbegrenzte Ergebenheit und wahre Dienerschaft erweislich machen zu können; und da nunmehr hiedurch meine zeitherig dasigen Angelegenheiten unter Dero gütigster Besorgung glücklich berichtigt worden, so bleibt mir zur Zeit nicht weiter übrig als mir die Fortsetzung Dero höchstschäzbarer Freundschaft
und geneigten Aufmerksamkeit auch fürs Künftige zu erbitten ...“
In der Nachschrift: „Bey der eingesandten Abrechnung ist nichts zu erinnern als daß ich Ew. Wohlgeb.
für die auf einige Tage vorgeschoßne f 200 ergebenst dancke.
Die Original-Obligation des Hrn. Chr. Ad. Kicken habe ich bereits cassiert, werde aber solche gleichwohl,
um mehrerer Ordnungsmässigkeit willen, bey nächster schicklicher Gelegenheit Ew. Wohlgeb. zur Extradirung an Behörde einsenden.“
Im „Briefwechsel“ nicht gedruckt, offenbar unbekannt.
162
I. LITERATUR
Nr. 296 Christoph Martin Wieland
163
I. LITERATUR
297*
WIHL, Ludwig, 1807– 1882. E. Br. m. U. und e. Nachschrift m. U. Grenoble 18.VII. 1862.
21⁄3 S. gr.-8o.
(120.—)
An den Dichter Joséphin Soulary (1815 – 1891), dem er ein Sonett sendet.
„... Du gabst, was ich zu träumen niemals wagte, / Du gabst mir einen ganzen Lorbeerwald, / Du, der
für mich in menschlicher Gestalt / Die Zukunft bist, vor der, ich Armer, zagte ...“ (Hierauf folgt die französische Übersetzung).
„J’ai malheureusement perdu les poésies que tu as immortalisées par tes paroles ailées; tu en as l’original; ne le perds-pas! – Un Recteur aurait le courage de proposer pour la décoration Boileau et
aujourd’hui même Corneille, malgré ses tendances républicaines; mais il se gardera bien de récommander un contemporain et surtout un contemporain qui n’est que professeur d’allemands ...“
„The Bridge of San Luis Rey“
298
WILDER, Thornton, 1897– 1975. Typoskript, nachträglich am Kopf signiert „Thorn(300.—)
ton Wilder“ und datiert „Hamden, Con / July 1967“. 141⁄2 S. gr.-4o. Geklammert.
„Perhaps an Intention“. Teil 5 seines Novellenbandes „The Bridge of San Luis Rey“ (1927). Beginnt:
„A new bridge of stone has been built in the place of the old, but the event has not been forgotten. It has
passed into proverbial expressions. ‘I may see you Tuesday,’ says a Limean, ‘unless th bridge falls.’ ‘My
cousin lives by the bridge of San Luis Rey,’ says another, and a smile goes around the company, for that
also means: under the sword of Damocles. There are some poems about the accident, classics to be found
in every Peruvian anthology, but the real literary monument is Brother Juniper’s book ...“
299*
— E. Br. m. U. New Haven 21.III.1940. 2 S. gr.-8o. Auf seinem Briefpapier. (250.—)
An eine Mrs. Davis, die ihn gebeten hatte, für das ins Englische übersetzte Drama einer wohl nach Amerika emigrierten deutschsprachigen Autorin Korrektur zu lesen.
„... Indeed. I shall be very glad to read Mrs Rieser’s play, and make (light) pencilled notations on the margins of the English translation, if any suggestions seem advisable to me.
... I have found that that kind of effort to be helpful on MSS is always best when it is done impersonally
(I did it on a play for the late Ernst To l l e r, and in a number of other cases – and each time in the atmosphere of exile-psychology ‘situations’ arose – involving the translator and the future or potential producer,
etc.); and partly to save Mrs Rieser the formalities of thanks and covering letters ...“
Ernst Toller hatte sich knapp ein Jahr zuvor in New York das Leben genommen.
164
I. LITERATUR
300
— E. Br. m. U. Hamden 8.VI.1954. 2 S. kl.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht
(minimaler Buchstabenverlust), kleiner Randeinriß.
(300.—)
An Kurt Hirschfeld, den stellvertretenden Leiter und späteren Direktor des Züricher Schauspielhauses,
über die Neufassung seines Stückes „The Merchant of Yonkers“.
„... A wild series of misinformations is circulating about Germany about that play: It is not a new one; I
am not playing in it.
It is a new version of my old The Merchant of Yonkers – which is based on Nestroy’s Einen Jux ... which
was in turn based on John Oxenford’s A Well Spent Day.
The principle rôle – played by America’s most brilliant comédienne Miss Ruth G o r d o n – is not in
Nestroy’s play …
Of course, I would be happy to see it in my long-admired Schauspielhaus am Zeltweg, but it doesn’t
appear practical. After the two performances at Hamburg the U.S. Air Forces are flying back scenery
and players to an engagement in Brighton prior to its opening in the London Westend ...“
301*
— E. Br. m. U. Edgartown, Mass. 24.VI.1974. 11⁄2 S. gr.-8o.
(400.—)
An seine ehemalige Wiener Verlegerin Lucy Tal in London, die seine Werke vor dem Krieg erstmalig auf
Deutsch herausgegeben hatte. – Der Verlag E.P. Tal & Co. wurde nach dem „Anschluß“ Österreichs
zwangsverkauft.
„... Vienna remains one of my favorite cities ... I am indebted to you and to Peter Tal for many first
encounters; and meeting A u e r n h e i m e r and Felix S a l t e n . I have no memory of those details of
changing to the Fischerverlag. I am glad that I was able to do something for you in those days of transference of rights ... For a long time I regretted not going to Suhrkamp – But now I am very contented with
... Herr H ä r t l i n g . Herlitschka was a splendid translator but a very leicht beleidigt man; I think all
translators are.
I wished to return to Germany this year to attend this meeting of the Pour le mérite but my health is poor
(half blind; long convalescence from a spilled disk and some respiration trouble.) ...“
Beiliegend das Antwortschreiben Lucy Tals (Wengen 27.VIII.1974, 8 S. gr.-8o); u.a. in Verlagsangelegenheiten.
302*
WINKLER, Karl Gottlieb Theodor, Pseudonym Theodor Hell, 1775 – 1856. E. Br. m.
(300.—)
U. Dresden 25.IV.1836. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Leicht gebräunt.
An den Historiker Alfred von Reumont in Berlin, dem er den Empfang der „beyden Gedichte“ bestätigt.
„... Bleibts dabey, so ist meine Abreise nach England bereits zum 1. May festgestellt. Sie glauben aber
nicht, was es in meiner Lage und meinen Jahren kostet, sich von der süssen Gewohnheit des häuslichen
Lebens loszureissen, doch sehe ich wohl daß es auch gut ist, einmal aus der Tretmühle des täglichen
Lebensganges herauszukommen …
Wegen der Abendzeitung wenden Sie sich direkt an die Arnoldische Buchhandlung in Leipzig, und was
Ihre Beatrice betrift, so ist dieselbe bereits in den Händen des Verlegers um in Penelope 1837 zu erscheinen ...“
Winkler gab seit 1811 das Taschenbuch „Penelope“ heraus.
165
I. LITERATUR
303*
WITZLEBEN, August von, Pseudonym A. von Tromlitz, 1773 – 1839. E. Br. m. U.
Kynast 27.II.1835. 1 S. gr.-4o. Mit Siegelspur und Adresse. Adreßblatt abgetrennt; stärkere
Randdefekte (zum Teil hinterlegt), etwas gebräunt.
(150.—)
An (Friedrich Gotthelf Baumgärtner) vom „Industrie Comptoir“ in Leipzig.
„Die Zeichnung von Retzsch wird nun wohl schon in Ihren Händen sein. Retzsch hat Gott sei gedankt
nicht die mindeste Anlage zur Hypochondrie.
Ich freue mich, daß Sie meinen Vorschlag nicht verwerfen, und einen Versuch machen wollen. Meine
Ansicht über den Text ist jedoch von der Ihrigen verschieden. Vier Bogen Text zu einem Heft von 3 Zeichnungen scheint mir viel zu viel ... Der Text ist Nebensache, und muß kurz pikant und poetisch und bei seltenen Ausnahmen in Prosa sein ... Wollten Sie vielleicht die Jahrgänge 30 u 31, oder 31 u 32 des Cottaischen DamenKalenders nachsehen ... so würden Sie in den Erklärungen in Jamben, die Art u Weise sehen
können, wie ich mir die Erklärungen ... denke ...“
Baumgärtner verlegte Tromlitz’ historisch-romantisches Taschenbuch „Vielliebchen“ sowie die „Gallerie
der Helden“ mit Stahlstichen des Malers und Radierers Moritz Retzsch.
304
ZAHN, Ernst, 1867– 1952. E. Gedicht m. U. 2⁄3 S. gr.-8o. Rautiertes Papier.
(250.—)
„ D i e M u t t e r “ ; die erste und letzte von sechs Strophen lauten: „Gerafft von einer festen Hand, /
Rauschte im Gehn ihr schwarz’ Gewand ... // Sie schaun und fragen, was mir sei: / Nichts! – Meine Mutter ging vorbei!“
Beiliegend eine e. Ansichtskarte m. U., Göschenen 8.XII.1911, an Pastor Bartels in Helmstedt.
„... es muss sein“
305
ZUCKMAYER, Carl, 1896 – 1977. 6 e. Br. m. U. „CarlZ“, „CZ“ u.ä. Henndorf, Amsterdam, Saas-Fee und o.O. 14.I.1938 bis 7.III.1967. 10 S. gr.-4o, 1 S. 8o (auf der Rückseite einer
Ansichtspostkarte vom „Haus Wiesmühl“) und 2 S. quer-8o (Briefkarte). 2 Briefe in Bleistift.
Zum überwiegenden Teil leicht gebräunt. Teilweise kleine Faltenrisse.
(1.200.—)
An die Schauspielerin Hanna Thimig-Klaehr (1894 – 1989), die er im Winter 1937/38 in Henndorf kennengelernt und in die er sich verliebt hatte. – Hanna Thimig geb. Wisser war von 1919 bis 1929 mit dem
Schauspieler Hermann Thimig verheiratet gewesen.
Henndorf 14.I.1938. „Hanna – wir müssen uns wiedersehn – bald!!! Bitte schreib mir, wann Du nach
England fährst, wie Du dort bleibst. Vielleicht komm ich hinüber, oder wir sehn uns auf Deiner Rückreise
– es muss sein. – Bis dahin fliegen die Cognacvögel feldein und feldhinaus ...“
Henndorf 19.I.1938. „... Natürlich verstehe ich, was Du in Beziehung auf meine Frau“ (Zuckmayer war
in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Alice „Jobs“ Herdan verheiratet) „schreibst, vollständig. Aber ich
kann Dich da in völliger Offenheit und Klarheit auch vollständig beruhigen. Es ist ihr sicher nicht entgangen, dass – nüchtern und bescheiden ausgedrückt – ein besonderer Contact zwischen uns war und ich
166
I. LITERATUR
mich sehr für Dich begeistert habe. Aber sie hatte, das kann ich Dir versichern, nicht das kleinste ressentiment gegen Dich und nicht den Hauch eines unfreundlichen Gedankens, – im Gegenteil! …
Und um das ein für alle mal ganz klar zu machen, will ich Dir noch Folgendes sagen: ich bin nun über
12 Jahre mit ‘Jobs’ verheiratet, es ist für uns Beide die zweite Ehe und sie hat sich auf einer Basis von
stärkster innerer Gemeinsamkeit so sehr bewährt und gefestigt, dass wir Beide daran als etwas Dauerndes und über den Schwankungen der Zeit stehendes glauben und nicht mehr so leicht an den sich
natürlich ergebenden Klippen ... scheitern werden. Das ist nur dadurch möglich, dass Jobs, ohne auch
nur im geringsten die fragwürdige Rolle einer ‘Dulderin’ zu spielen, ... eine ganz souveräne und grosszügige, wirklich gescheite und menschenwürdige Einstellung zu mir und zum Leben überhaupt hat. Sie
ist viel zu klug, um nicht genau zu wissen, dass eine Natur wie die meine, (und die Deine auch, o Hanna!)
nicht auf die herrliche und fruchtbare Entzückung einer neuen Begegnung, neuen Eindringens und Aufnehmens jener Wechselstrahlung ... verzichten kann, und dass es unmöglich wäre, mir solches Erleben,
wo es unmittelbar und elementar geschieht, zu versagen – Sie selbst ist bei allem Temperament ein so
glücklich ausbalanciertes und gezügeltes Naturell, dass es ihr wirklich ... gelingt, in einer überlegenen
Form damit fertig zu werden. Diese Form, welche ich nicht nur respektiere sondern mit allen Kräften
unterstütze, besteht bei ihr darin: nichts zu sehen was sie nicht sehen will ... “ – Erwähnt Besprechungen
in Wien mit „Wessely, Lothar u.s.w.“
Henndorf 27.II.1938. „... in diesem Augenblick bin ich mit meinem Stück endgültig fertig geworden“ (das
Schauspiel „Bellman“; 1953, in einer zweiten Fassung, unter dem Titel „Ulla Winblad“ neu veröffentlicht),
„– nachdem ich jetzt auch einmal drei Wochen in tiefster Klausur, (und bei herrlichstem Winterwetter),
allein hier sass und schaffte mit einem Einsatz, wie noch nie in meinem Leben – und ich weiss, – (denn so
was weiss man ja wirklich immer selbst am besten und ganz genau), – dass es das Schönste ist, was ich
je gemacht habe ... Von Wien aus mehr, (ich fahre morgen hin, – diese Woche beginnen schon die Proben,
Première in 3– 4 Wochen) … Ich bin momentan so von Freude und Kraftgefühl geschwellt, dass ich denke,
die ganze Welt müsse so mitfühlen, und es müsse alles, alles gut ausgehn, sogar die ‘ B e f r i e d u n g i n
O e s t e r r e i c h ’ ...“
Amsterdam 8.IV.1938. „... Hier bin ich nur auf der Durchreise, fliege heut nachmittag weiter nach London, wo ich mit K o r d a zu verhandeln habe ... die englische Aufführung meines neuen Stückes betreffend, (dessen Ur-Aufführung in Wien leider verschoben werden musste ..., sie war herrlich besetzt und
vorbereitet!) ... “
O.O. (1947). „... ich war so froh über Deine Grüsse, hatte aber damals keine Chance zu telefonieren, da
ich dauernd unterwegs und dann – zu meiner Première“ (sein 1938 ursprünglich für Wien vorgesehenes
Schauspiel „Bellmann“ wurde im November 1938, bereits in der Emigration, in Zürich uraufgeführt) „–
in der Schweiz war. Aber ich komme bestimmt ... ich wollte es vor 9 Jahren schon tun ...“
Saas-Fee 7.III.1967. „Liebe Hanna, – bis in jede Einzelheit erinnere ich mich unsres Zusammenseins im verschneiten Henndorf und Salzburg, Anfang 1938 (oder 1937?) Du warst eine süsse, bezaubernde Frau, und
Christel“ (ihre 1923 geb. Tochter aus der Ehe mit Hermann Thimig) „gerade im Aufblühen! Aber ich hatte
mich beim ersten Blick für Dich entschieden. Dann wurden wir leider durch die Verhältnisse getrennt ...“
Beiliegend eine Photographie Zuckmayers (mit e. Zeilen m. U. auf der Rückseite); Zuckmayer im Schnee
in Henndorf mit Bernhardiner.
306
— E. Br. m. U. München 14.XI.1967. 1 S. folio. Auf Briefbogen des „Hotel Vier Jahreszeiten“. Gelocht.
(250.—)
An den Direktor des Hotels, bei dem er sich über sein Zimmer beschwert.
„... Leider war für uns nicht bereitgehalten, was mir ... versprochen wurde. Zimmer 154 ist ohne Bad,
Zimmer 156 ... liegt über der Garage, nicht zur Hofseite.
Von der Vorkriegszeit zu schweigen, bin ich seit dem Wiederaufbau ein treuer Gast dieses mir so lieben
Hotels. Es ist das erste Mal, dass ich, was die Zimmer anlangte, hier enttäuscht wurde ...“
Beiliegend sein von Fritz Hug geschaffenes lith. Portrait, von Zuckmayer und dem Künstler signiert (1971,
quer-gr.-folio; etwas stockfleckig).
167
I. LITERATUR
307
ZWEIG, Arnold, 1887– 1968. Br. m. U. Berlin-Grunewald 18.VII.1931. 2⁄3 S. 4o. Mit gedrucktem Briefkopf.
(120.—)
An „Dear Mr. Ewen“.
„... Unfortunately I was overburded with difficult work and urgent discussions, just coming back from
a long voyage in France; if you are still here, you may give me a telephone call on Sunday or Monday
morning, in order to make a appointment ...“
308
ZWEIG, Stefan, 1881 – 1942. E. Br. m. U. Buenos Aires 12.XI.1940. 11⁄2 S. gr.-8o.
Gedruckter Briefkopf des „City Hotel“. Mit Umschlag.
(300.—)
An Raul del Pozo Cano, der sich nach einem Bekannten erkundigt hatte.
„... c’est avec plaisir que je puis vous dire que je connais Monsieur le D.S. Tocker“ (dieser leitete in Lissabon und später in Südamerika ein Hilfskomittee für Emigranten) „depuis des années et que je l’ai connu
non seulement comme un homme très intelligent[,] sensible et doué mais aussi comme un personnage digne
de tout confiance, honnête et loyal. Je regrette infiniment que ... je n’aurai pas le grand plaisir de faire
votre confiance personel mais comme je me propose de visiter aussi les autres pays de l’Amerique Latine[,]
j’espère que ce sera pour la prochaine fois ...“
Beiliegend eine e. Postkarte m. U. von Gustav F r e y t a g (Wiesbaden 1885); an J.A. Pöhl vom naturkundlichen Museum Godeffroy in Hamburg.
309
— E. Br. m. U. Wien o.D. 1 S. gr.-8o. Leicht gebräunt. Auf seinem Briefpapier.
(250.–)
An den Dramaturgen und Feuilletonisten Heinrich Glücksmann.
„... haben Sie vielen Dank für das schöne und kostbare Geschenk, das mit der sorglichen Hand aufrichtiger Liebe bei mir betreut sein soll. Wie mich doch Alles, was von K a i n z kommt, ergreift: er ist doch
eines der stärksten Erlebnisse meiner Jugend und wird im Erinnern immer noch mehr ...“ – Josef Kainz
war 1910 gestorben.
Beiliegend eine Portraitphotographie (Kabinettformat): Zweig in Lederhose und Kniestrümpfen.
168

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