REBOL ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE PEER CAST JEANS
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REBOL ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE PEER CAST JEANS
RADIOBOY | WESTBAM | JORI HULKKONEN | RONI SIZE | SUICIDE | SUPER MARIO |STAR TREK | 287 REVIEWS 65 © ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE November 2002.€EUR MÄRZ 2002. 2.802.80 Schweiz: SFR 5,50 MUSIK MEDIEN KULTUR SELBSTBEHERRSCHUNG MONATSZEITUNG PEER CAST JEANS GUS GUS Als vor gut zwei Jahren Gnutella veröffentlicht wurde, revolutionierte es als Filesharingsoftware die binäre Tauschbörsen-Welt. Nun sorgt Peercast mit der gleichen Technologie für eine Renaissance der Piratenradios im Netz. Wir sprachen mit Peercast-Programmierer Giles Goddard. <Seite10> Nicolette Krebitz kreist in ihrem semi-improvisierten Spielfilm "Jeans" um den Szenealltag im Berliner Wahnsinnssommer 2001, der eben nie Alltag werden will, sondern das routinefeindliche Driften in Designerjeans feiert. Im Gestus des Passierenlassens stimmig, aber auch gut? <Seite#04> Personell ab- und ravig aufgespeckt, mit neuer Sängerin und insgesamt nur noch vier Mitgliedern macht sich die isländische Supergroup mit Vorliebe für Rum Cola auf, die Welt ein weiteres Mal zu erobern. Elektronischer und straighter als je zuvor. Island ist eine Disco, was sonst. Attention. <Seite#05> BIEDERMEIER DIGITAL BPITCH CONTROL TEXT: ANTON WALDT, [email protected] TEXT: JAN JOSWIG | [email protected] / FOTO: AMI SIOUX Filesharing rettet Piratenradios. Nicolette Krebitz filmt ihr Umfeld. Das notorische Wohnzimmer. Rucola? Rum Cola! Berlin, Berlin ... hey! Dein Herz kennt keine Mauern. Vor zehn Jahren wurde die Idee der Wohnzimmerproduktion von Gütern des täglichen Kulturbedarfs massenhaft propagiert. Gleichzeitig sollte durch die ewige Party die Wohnung zur verlängerten Tanzfläche und damit irgendwie öffentlicher Raum werden. Inzwischen haben sich diese Ideen im Wortsinn verbreitet und das Resultat ist wieder mal ganz anders als gedacht: Nachdem die Grenzen einmal niedergedacht waren, haben die Wohnzimmer sich auf den Weg in die Clubs gemacht und dort häufig für unambitionierte Sitzkultur vom unfeinsten gesorgt. Den gleichen Gemütlichkeitsausfluss mussten auch viele Büros über sich ergehen lassen, auch wenn dieser Tendenz durch das Platzen der New-Economy-Blase zunächst Einhalt geboten wurde. Gleichzeitig wurden die notorischen Wohnzimmer in der Tat einem Technologie-getriebenen Wandel unterzogen, nur dass die Öffentlichkeit dabei natürlich nicht mit ihren ganz real schmutzigen Schuhen in die gute Stube vorgelassen wurde, sondern digital und sauber durch das Netz, das auch die heimischen Gemächer als Produktionsstätte an die globale Volkswirtschaft anbindet. Emotional geht diese Entwicklung mit äußerst schizophrenen Reaktionen einher: Während die linke Hirnhälfte sich einer gediegenen Paranoia von Großen-Bruder-Fantasien hingibt, schleimt sich die rechte Hälfte mit Schmackes vor jede verfügbare Kamera, um dort möglichst intime Regungen und Verrichtungen zu zelebrieren. Das notorische Wohnzimmer wiederum wundert sich über seine Transformation wahrscheinlich wenig, ist seine Entstehung doch mit einem ganz ähnlichen Prozess verbunden: Als vor 200 Jahren im Zuge der ersten industriellen Revolution die höfische Kultur vom entstehenden Bürgertum aufgegriffen wurde, musste auch jeder Biedermann sein Klavier haben, um das eine Repräsentationskulisse gebaut wurde, die zwar auch hergezeigt, aber keinesfalls schmutzig gefeiert werden durfte. Der kühne Zeitsprung eröffnet dabei sowohl beängstigende als auch optimistische Perspektiven für das, was noch kommt: Im Biedermeier wurden nicht nur Kapitalismus, Reaktion und Nationalismus definiert, sondern auch Sozialismus, Revolution und Demokratie. <Seite#26> Mitten in Mittes Mitte, Berlin, Hackescher Markt, da, wo die manischcoole Entsolidarisierung von Tisch zu Tisch bei Starbucks die rüdesten Blüten treibt, wird ein sozialistisches Hipsterhippie-Modell vorangetrieben: Kolchose, Kibbuz, Kommune 1 – und von da in steigender Linie chaotischer, kreativer, polit-hedonistischer, rasselbandiger: BPitch Control. Auf drei Stockwerken in der einzigen Techno-Arche, so weit das Auge reicht, turnen das Büro von Ellen Alliens BPitch Control, die Studios von Sascha Funke, Modeselektor und Kiki und die verkifften Grafikkatakomben der Pfadfinderei umeinander rum. Und bilden ein wuseliges Kollektiv, dass an einer Renaissance-Mensch-Existenz arbeitet: Musik, Mode, Poster, Sticker, Party in fröhlicher Synästhesie, die sich frei macht von Clash/Cash-Lifestyle-Konnotationen, einfach durch die Integrität der beteiligten Personen, die in jedem Produkt durch- schlägt, ohne im bloß wertsteigernden Image-Kapital aufzugehen. Ellen Allien hat als künstlerischer Käpt’n nie gescheut, sich weit rauszulehnen. Fensterstürze drohten aber selbst dann nie, wenn das Rauslehnen 80er-Electro hieß und sich als ein Bonfire of the Vanitys mit einer Halbwertzeit abfackelte, die einen glatt mal den Kopf hätte kosten können. Aber BPitch Control hat sich ohne radikale Kurswechsel, sondern einzig durch Erweiterung des Kollektivs, durch Splittung der Kompetenzen und Verbreakung der Musik in eine Liga gehievt, in der man immer zwangsläufiger einen Film in Technicolor und Dolbysurround über sie drehen müsste. Eine verschworene Fassbinder-Crew, die sich ihren Fassbinder abschafft. Wir klettern an Bord der BPitch-Arche und klopfen bei den Hoffnungsträgern Feadz und Modeselektor an. <Seite#13> REBOL DIE NEUE GENÜGSAMKEIT DUMB UNIT Elektronische Musik und ihre Kritiker. Musketier des kanadischen Techno. Carl Sassenrath hat mit dem Amiga OS in den 80ern eine Betriebssystem-Revolution gestartet. Das wollte er jetzt mit dem Update für die Filesharing-Plattform Morpheus 2.0 wiederholen. Peer to Peer und Betriebssystem sollten sich gegenseitig kurzschließen, bis Microsoft kapituliert. Mehr als eine Neustart Utopie? <Seite#30> Biedermeierlicher Alltag ist eingezogen in die Welt der elektronischen Musik. Nobody move, nobody get hurt. Sucht denn niemand mehr Auseinandersetzung, Zerrüttung, Verschwendung? Musikjournalismus muss wieder das Ereignis mit Sprengkraft erzeugen, plädiert Alexis Waltz. <Seite#31> Jeremy Caulfield infiziert mit seinem Label "Dumb Unit" den Patienten Minimaltechno mit einer gehörigen Portion Differenz. Aus Toronto sendet er seine Trenchcoatagenten auf multiphrenen Expansionskurs und erschleicht sich entlang minimalster Unterschiede die nächste Moderne. <Seite#18> Medien. Kultur. Musik. WorldWide Dreamer. DESIGN: 3D LUXE.............................................................................. <SEITE#05> BILDERKRITIKEN............................................................................... <SEITE#10> MUSIKTECHNIK: KONTAKT.............................................................<SEITE#23> SERVER................................................................................................ <SEITE#28> FLASH MX BÜCHER......................................................................... <SEITE#33> SUPER MARIO SUNSHINE.............................................................. <SEITE#34> GOTO...................................................................................................<SEITE#36> STAR TREK........................................................................................ <SEITE#10> JOYPAD CONTROLLER..................................................................<SEITE#22> NORM THE THINGS.......................................................................<SEITE#29> ARS DOKUMENTA..........................................................................<SEITE#29> INTERNET UND POLITIK................................................................<SEITE#30> ÜBERWACHUNG............................................................................<SEITE#32> KINO: JEANS.................................................................................... <SEITE#35> SPEZIALMATERIAL......................................................................... <SEITE#04> JORI HULKKONEN......................................................................... <SEITE#08> HAUSMEISTER.................................................................................<SEITE#12> BPITCH: FEADZ............................................................................... <SEITE#14> BPITCH: MODESELEKTOR............................................................<SEITE#15> RONI SIZE..........................................................................................<SEITE#20> JEFF SAMUEL................................................................................... <SEITE#20> <2> - DE:BUG.65 - 11.2002 Impressum Bootin’ up DEBUG Verlags GmbH Brunnenstr. 196, 10119 Berlin Email Redaktion: [email protected] Anzeigenleitung: [email protected] Abo: [email protected] Fon: 030.28384458, Fax: 030 2838 4459 Herausgeber: Alexander Baumgardt, Mercedes Bunz, Jörg Clasen, Jan Rikus Hillmann, Sascha Kösch, Fee Magdanz, Riley Reinhold, Anton Waldt, Benjamin Weiss Redaktion: Mercedes Bunz (mrs. [email protected]), Marcus Hauer ([email protected]), Thaddeus Herrmann ([email protected]), Jan Joswig ( [email protected]), Sascha Kösch ([email protected]), Anne Pascual ([email protected]), Sven von Thülen ([email protected]), Clara Völker ([email protected]), Karen Khurana ([email protected]) A BETTER TOMORROW Reviewredaktion: Sascha Kösch ([email protected]), Peter Gebert ([email protected]) TEXT: ANTON WALDT Bildredaktion: Ole Brömme ([email protected]) Redaktion New York: Nico Haupt ([email protected]) Redaktion Wienerwaldt: Anton Waldt ([email protected]) Redaktion Lüneburg: Heiko H. Gogolin ([email protected]), Nils Dittbrenner ([email protected]) Mentor: Tobias Thomas ([email protected]) Texte: Alexis Waltz, Aljoscha Weskott, Anne Pascual, Anton Waldt, Benjamin Weiss, Felix Denk, Heike Lüken, Heiko H. Gogolin, Ulrich Gutmair, Karen Khurana, Katja Hanke, Marcus Hauer, Mercedes Bunz, Moritz Sauer, Nils Dittbrenner, Peter Kubin, René Margraff, Sascha Kösch, Stefan Heidenreich, Thaddeus Herrmann, Verena Dauerer, Katja Schroeder, Thomas Khurana, Holger Schulze, Pat Kalt, Janko Roettgers, Nortje Marres, Kay Meseberg, Uh-Young Kim, Peter Steinberger, Mirko Tobias Schäfer, Bernhard Rieder, Markus Engel, Nico Haupt Fotos: Kai von Rabenau, Ole Brömme, Claudia Burger, Christoph Klenzendorf, Ami Sioux Reviews: Stefan Heidenreich as sh, Thaddeus Herrmann as thaddi, Jan Joswig as jeep, Sascha Kösch as bleed, Clara Völker as caynd, Felix Denk as felix, Christian Meyer as meyer, Anett Frank as anettf, Sven von Thülen as sven.vt, Christoph Jacke as cj, Andreas Brüning as asb, René Josquin as m.path.iq, Heiko H. Gogolin as bub, Nils Dittbrenner as bob, Anne Schreiber as anne, Kay Meseberg as kam, Mercedes Bunz as mercedes, Anne Pascual as miu, Mathias Mertens as mwm, Erik Benndorf as ed Die besten Ideen fallen oft unter den Tisch, obwohl das selbstredend im Falle des Vorschlags von Herrn Hussein, in einem fairen Zweikampf mit Herrn Bush die offensichtlichen Differenzen zu klären, eine große Schande und ein unbezifferbarer Verlust für die Unterhaltungsindustrie ist. Herr Hussein hatte dabei ganz Gentleman natürlich einen neutralen Austragungsort und wahrhaft denkwürdigen Straßenfeger-Fernsehabend wären wir die leidige Fehde endlich los und alle könnten sich wieder den wirklich wichtigen Dingen wie der Versorgung der ganzen Menschheit mit Nahrung, Wasser, Bildung und Würde hingeben. das Muster der Pringles-Werbespots zurückgegriffen wird, also junge, gutaussehende Menschen sich langweilen, bis jemand ihnen eine Überdosis fettiges Essen anbietet. Ob hier nur ein Werber unter Cholesterinschock leidet oder aber die Eckensteher Recht haben, die behaupten, hier soll eine GeZU FRÜH GEFREUT neration auf den Einsatz auf dem Die Chancen auf eine solchermaßen Schlachtfeld vorbereitet werden, bleibt schen. Und wer trotzdem auf eine Zwangserkrankung wert legt, weil diese im Vergleich mit der Realität nach vorherrschender Definition vergleichsweise reizvolle Perspektiven bietet, wird neuerdings wieder mit Elektroschocks beglückt und zwar direkt im Kopf, was dann schickerweiser "Hirnschrittmacher" heißt. Dazu werden den Patienten die Elektroden durch kleine Drei Doppelgänger für alle! (Schweiz), einen fairen Schiedsrichter (Dalai Lama) und Waffengleichheit im Sinn. Letzteres bedeutet wohl, dass auch Herr Bush drei Doppelgänger einsetzen darf, was wiederum nicht nur die Spannung steigert und zwischen den Runden, die im Tekken-Style in verschiedenen, malerischen Kulissen ausgetragen werden, auch Werbeblöcke erlaubt hätte, ohne die Dynamik hinzumachen. Bei einer guten Regie könnte der Kampf also mit insgesamt vier Leben pro Staatsmann über sieben Runden gehen. Nach einem aufregenden konstruktive Zukunft stehen allerdings nicht wirklich gut und statt eines Duells bekommen wir "Conflict: Desert Storm" zu Weihnachten, um schon mal an der heimischen Konsole den Sturm auf Bagdad zu üben. Der allgegenwärtige Kriegsgeruch macht aber nicht nur Pazifisten und anderen verantwortungsvollen Zeitgenossen zu schaffen, auch der gemeine Hedonist wundert sich zusehends über das, was so geht. Im Nochnicht-NATO-Land Österreich beispielsweise wird Fleisch inzwischen als Partydroge angepriesen, wobei auf abzuwarten. Glasklar offenbart sich der Zeitgeist - übrigens ein Begriff, der jetzt wieder völlig ironiefrei verwendet werden darf - dagegen durch die Ablösung der Chaos- durch die Graphentheorie, die davon ausgeht, dass doch alles irre übersichtlich ist und daher auch "Small World"-Theorie heißt und deren Obendrüberbeweis die Bekanntschaft von allen und jedem über nur sechs Zwischenschritte sein soll. Der Zaunpfahl ist dabei selbstredend, dass man sich weniger fürchtet, wenn extrem übersichtliche Verhältnisse herr- Bohrlöcher im Schädel eingesetzt und unter der Haut werden Kabel bis zum Taktgeber auf dem Brustmuskel verlegt. Zukünftig soll die Methode auch Durchschnittsbürger, die durch zwanghaftes Fernsehen und Essen von der Wehrertüchtigung abgehalten werden, auf die richtige Bahn bringen. Für ein besseres Morgen: Totalverweigern, die europäischen Datenspeicherpläne durchkreuzen, das Vegeterierdasein doch als ernsthafte Option ins Auge fassen und Hirnschrittmacher und drei Doppelgänger für alle. rein und berichten haarklein ohne Pony Es geht - wie so oft - um Geld und Tauschen. Simpel. Suhrkamp hat sich entim nächsten Monat. schlossen, Textz.com zu verklagen. Nach der erfolglosen Abmahnung für Zurück zum letzten. Der Neue Markt hat sich endgültig von eine Walser.pdf-Datei im Trash Folder der Börse verabschiedet, ihr Aktienin- der Seite stellt Suhrkamp nun ein paar dex Nemax wird aus dem Keller an die andere Ascii-Texte in Rechnung und Straße gestellt. Aber keine Angst, die in fahndet nach Verdächtigen. ihm aufgelisteten Unternehmen wer- Steven Spielberg stimmte Bushs Plänen den schon wieder hereingelassen, nach zu einem präventiven Erstschlag gegen dem Winter gespalten in "Prime Stan- den Irak zu. Vielleicht sollte Spielberg dard" und "Domestic Standard", also die sich einfach Minority Report noch ein paar Mal anschauen, zur Strafe. erfolgreichen darunter, zumindest. Bleeds neuer Tedddy heißt Elke und er mag Justus Köhnke. Múm können tanzen (Herrmann ohne Kleine made them dance, booyakasha!). Vöslauer Kräuterwasser macht abhängig, booyakasha! zum 2ten. WMF-Klo jetzt mit HygieneTürsteher. Joswig trägt Heftklammern am Revers. Chicago House zu Weihnachten. BKA nervt im GayMF, Schnurrbart ist eben nicht gleich Schnurrbart. John Tejada ist Teddynapper. Gerade dachten wir noch John bildet auf seiner LP Daydreams and Cold Shutting down DEBUG Ultra Beauty Operators: Jan Rikus Hillmann (aeonflux@de-bug .de), Tjoss May ([email protected]), Andreas Sachwitz ([email protected]) Vertrieb: ASV Vertriebs GmbH, Süderstrasse 77, 20097 Hamburg Fon: 040/347 24042 Fax: 040/347 23549 BÄREN, DIE ICH RIEF Eigenvertrieb (Plattenläden): Fon: 030 2838 4458 Abobots eures Vertrauens: Sven von Thülen, Clara Völker 030.2838 4458 /email: [email protected] Debugtermine: [email protected] Stichtag Dezemberausgabe: 04.12.2002 de-bug online: http://www.de-bug.de Geschäftsführer: Sascha Kösch Marketing und Anzeigenleitung: Email: [email protected] Mari Lussmann, Simon Kathmann, Andreas Sachwitz Fon: 030/2838 4457 - 030/2838 8891 Es gilt die Anzeigenpreisliste Januar 2002 TEXT: JAN, KAREN, SVEN Weiter hinten im Heft unter ”Krise Musikjournalismus” steht gefährlich pessimistisch: Die neue Genügsamkeit. Und meint, alles so betulich im Business as usual angekommen. Aber wir haben den feuchten Finger in den Wind gehalten und vorausgespürt: Nicht nur die wieder gewählte Gabi Zimmer muss mit Gegenwind rechnen. Ein allgemeiner Wille zur Radikalität drängt dampfig aus den Gullys. Bald wird er sich auf den Straßen manifestieren. Auch die New Yorker "Vietnam hat nie aufge- V.i.S.d.P.: die Redaktion Die neue Genügsamkeit! DEBUG File Sharing: www.telepolis.de, newstoday.com, 72dpi, reservocation.com hört"-Helden Suicide haben den Ruf vernommen und flugs die Hymne zur revitalisierten Unversöhnlichkeit geschrieben. Und Debug hört Indie. Denn Debug hats. Und steckt voll unversöhnlich zwischen Gitarre und Scheppercomputer und Schüttelpony-Überwindung. Wir sind radikal erschüttert und knien uns Viva Plus Korrespondenten aus L.A., London, Hamburg und Berlin werden auch an die Straße gestellt, ähm, diesmal ohne Sendeauftrag. AOL Time Warner hat entschieden, dass auch Videos allein schon international und informativ genug sind. Und via Telefonwahl auch wieder interaktiv. Und sonst: Ellen Alliens Lieblingswort ist Lichtmensch. Die Liebesschaukeln im Snax-Club sind auch für Heteros bequem. Superpitchers neue klingt wie die alte (gez. Freunde der Kontinuität e.V.). Goa-Deko ist auch bei Club-Wiedereröffnungen 2002 nicht tot zu kriegen. Christian Kleine verschollen. Weather seine Familie ab, aber nein, es ist die Familie von Dr. Marian Stansbury. Und die Pakete aus Jena kommen immer noch nicht an. Was war drin? Smiley T-Shirts vom Freude am TanzenLabel. Was beweist das? Das beweist, das Acid Revival braucht noch fünf Stunden mit der Bahn nach Berlin. <3> - DE:BUG.65 - 11.2002 Klimperkrach / Globalisierung ERINNERST DU DICH AN DEINEN LETZTEN BIG MAC? Radio Boy/ Herbert Der Kapitalismus hat einen neuen Feind, und der ärgert sich: Matthew Herbert nimmt es in seiner RadioBoy-Show "The Mechanics Of Destruction" mit den Teufeln der Globalisierung auf. Beats Against The Machine. TEXT: UH-YOUNG KIM | [email protected] "Congratulations, Stoiber lost!" Die Zeichen standen gut für Matthew Herberts Auftritt als Radio Boy auf der Wahl-Party eines in Köln ansässigen Umsonst-Magazins. Das Konzept von "The Mechanics Of Destruction" versprach nicht weniger als das "erste auf die Bühne gebrachte Statement eines elektronischen Musikers" zur Globalisie- SERVICEPOINT dio Boy terminiert eine Cola-Dose! Bamm Radio Boy drischt mit einem Hammer auf einen Fernseher ein! Fetz - Radio Boy reißt Textilien auseinander und posiert mit über den Kopf gezogener Gap-Tüte in VictoryPose! Das in allen Farben der Markenwelt schillernde Publikum ist vom wirbelnden Clash zwischen Kunst und Politik begei- McDonalds ist, dass es lokale Strukturen verdrängt und die Leute in Asien immer fetter werden. DEBUG: Was haben Sounds aus deiner Küche und Sounds kapitalistischer Produkte gemeinsam? HERBERT: Es geht um meine Umwelt, die Die auf Accidental Records erschienene CD “The Mechanics Of Destruction” von Radio Boy kann profit-frei unter www.themechanicsofdestruction.org/ bestellt oder heruntergeladen werden. Hier finden sich auch ausführliche Gedanken zum Projekt. Früher aß ich bei McDonalds, ich trug Nike-Schuhe und trank Kaffee bei Starbucks. Irgendwann aber fühlte ich mich komplett verarscht. stert. Als er den Big Mac auspackt, höre ich hinter mir: "Oh, wie lecker." Ernsthaft. Aber da kann ja der Radio Boy nix für. Platsch - er wirft den Burger mit Schmackes gegen eine unschuldige Leinwand. Bis zur vierten Zugabe sollten noch einige Symbole transnationalen Ausbeutertums der Wut Matthew Matthew Herbert - einstiger Minimal-Hou- Herberts zum Opfer fallen. se-Held, dann scheinbar engstirniger Dogmatiker, immer ästhetische Reibefläche DEBUG: Erinnerst du dich noch an deinen und Extrawurst - jetzt als Globalisierungs- letzten Big Mac? gegner. Es geht los: Der ganz in schwarzge- HERBERT: Ja, sicher. Das ist Teil des Projekkleidete Radio Boy haut die Kellogstüte ge- tes. Es geht um meine eigene Reise. Früher aß gen ein Mikro, Smacks rieseln aufs Kaoss- ich bei McDonalds, ich trug Nike-Schuhe und Pad, Beats krachen, glitschen und kollidie- trank Kaffee bei Starbucks. Irgendwann aber ren im Herbert-Funk wie bei einem Square- fühlte ich mich komplett verarscht. Ich will pusher mit Kultur-Auftrag. Ratsch - Radio diesen Sachen auch nicht ihre DaseinsberechBoy entzweit die Bild-Zeitung! Clonk - Ra- tigung absprechen. Aber das Problem mit rungsdebatte. In der Bedarfsanmeldung der Show standen allerlei böse Dinge aus der Welt des Kapitalismus, aus deren Zerstörung der Radio Boy Musik generieren wollte. In Paris soll er sich sogar die Stirn blutig gehauen haben. Organisation von Krach in Musik. Vor ein paar Jahren waren meine Freunde und mein Haus das Wichtigste in meinem Leben. Ich schuf eine Welt für mich selbst. Heute ist Politik das Wichtigste in meinem Leben. Musik ist ein Luxus. Als ich älter wurde, merkte ich, dass ich meine Welt auf Kosten von Leuten in Vietnam oder Malaysia erschaffe. DEBUG: Fühlst du dich manchmal wie ein Rädchen im großen Räderwerk? HERBERT: Ja. Indem ich Steuern bezahle, mit denen Tony Blair in einen Krieg gegen den Irak zieht. Indem ich mit Vinyl zu tun habe, das aus dem Öl, um das es bei diesem Krieg geht, hergestellt wird. Andererseits fühle ich mich als Teil eines Netzwerks von unabhängigen Labels und Musikern. Schließlich sei er "der erste und einzige" elektronische Musiker, der die Ideen um "No Logo" ("nicht das beste, aber ein interessantes Buch") und "Empire" ("?") in seiner Musik thematisert. Die politische Erweckung von Matthew Herbert hat erst angefangen. Sein nächstes Projekt soll im 20-köpfigen Bigband-Jazzgewand zu “bedeutungsgeladenen” Texten von Chomsky und anderen führen. “The Mechanics Of Construction” ist ebenfalls in Arbeit. Um andere Köpfe zu wecken, war die “Destruction” jedoch politisch nicht provokativ genug, und als Konzept-Kunst zu unausgereift. Den ein oder anderen Arsch hat er mit der “Destruction” dennoch beEr möchte nicht arrogant klingen, aber auf wegt. Der Geist meinte, schon gefolgt zu Kritik, die sagt, er zeige keine Alternativen, sein. Wer weiß, vielleicht wird es irgendreagiert er äußerst empfindlich ("Bullshit"). wann sogar etwas ändern. DEBUG: Ist Gewalt ein legitimes Mittel des Protests? HERBERT: Nein. Das ist, was ich an der Show am meisten hasse und auch der Grund, warum ich damit aufhöre. Ich habe zu viele GapHosen zerstört, die 12-jährige Mädchen in Thailand für sehr wenig Geld genäht haben. Es geht mir um zwei Sachen. Erstens: Meine Wut über diese Situation auszudrücken. Zweitens: Die Gewalt unter diesen Objekten bloß zu stellen. Ihr ganzer Subtext der Produktion ist gewalttätig. Ich hasse es, dass die Show gewalttätig ist, aber für mich ist es ein ehrlicher Ausdruck. <4> - DE:BUG.65 - 11.2002 Pop DISCO ISLAND GusGus TEXT: THADDEUS HERRMANN | [email protected] Attention, GusGus haben sich personell abgespeckt und ravig aufgespeckt. Mit neuer Sängerin und insgesamt nur noch vier Mitgliedern machen sich die Isländer auf, die Welt ein weiteres Mal zu erobern. Elektronischer und straighter als je zuvor. Island ist eine Disco, was sonst. Auch Isländer können sich streiten. Das Klischee der Märcheninsel, hoch oben im Norden, mit Elfen, reichlich heißen Quellen, Björk, Múm, der Militärbasis und Bierpreisen wie auf dem Mars funktioniert bei stellung von Funk und Groove wurden zu Ravemonstern und vor lauter Videos wusste man nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. GusGus waren die beste Liveband der Welt. de. Nein, tut mir leid, da muss ich passen. Aber wie ist das mit der Neuorientierung? "Bevor GusGus entstand, gab es ein Projekt namens ’T-World’. Das war ziemlich Club-orientiert. Dann kam GusGus. Leute wie Siggi GusGus arbeitet mit Rave-Klischees, dass man sich beim Hüpfen immer nur fragen kann, ob das ersnt gemeint ist. Es ist. Bands nur, bis es musikalisch nicht mehr weitergeht. Ein paar Jahre ist es her seit dem letzten Album "This Is Normal" und der kollektiven Weltübernahme. GusGus waren damals ein riesiger Haufen von Menschen, die oft kaum gemeinsam auf die Bühnen passten. Zwischen Videoleinwänden und einem schier unglaublichen Maschinenpark drehte sich das Gesangs- und Instrumentenkarussell unaufhörlich. GusGus live war nicht einfach ein Konzert, sondern ein lauter, greller Angriff auf alle Sinnesorgane. Die kleinen, verschrobenen Popsongs zwischen einer stolpernden Vor- All das ist lange her, jedenfalls irgendwie ein bisschen. "This Is Normal" scheint ewig her und "Attention", das neue Album, setzt eher da an, wo die Konzerte damals aufhörten: beim kompletten Dancefloor. "Wir wollten uns völlig neu orientieren und im Zuge dessen haben einige Leute die Band verlassen", erzählt Stef Stefansson, der gerade in Boston auf den Soundcheck wartet. Zwischen seinen kleinen Müdigkeitspausen prasseln immer wieder isländische Namen auf einen ein und euphorische "Berlin, Berlin"-Zwischenrufe. Ob ich wisse, wann die Band endlich wieder in Berlin spielen wür- kamen dazu, die nicht nur am Songwriting partizipierten, sondern sich auch um die Visuals kümmerten. GusGus war zu dieser Zeit eine Art multimediales Kollektiv, die Musik war nur ein Aspekt der Gruppe. Das hat für zwei Alben gut funktioniert, aber wir wollten straighter werden, mehr tanzen. Diese Entscheidung fiel und plötzlich waren wir nur noch vier." Diese Dancefloor-Affinität gab es immer bei GusGus. "Attention" lebt von dieser komplett übertriebenden "Auf-die12"-Mentalität, die so offenherzig mit auf seriösen Dancefloors längst in Vergessenheit geratenen Rave-Klischees kokettiert, SERVICEPOINT HTTP GusGus, Attention, ist auf Underwater Records / Zomba erschienen. www.gusgus.com dass man sich beim Hüpfen immer nur fragen kann, ob das ernst gemeint ist. Es ist. Die 909 schuftet, die Bassdrum drückt, gerne laut und übersteuert, Acid puckert genauso wie die absurdesten Trancehooks. Vielleicht war Technopop immer so gedacht. "Die neue Platte ist ein großer Schritt für uns", schwärmt Stef. "So groß, dass wir beschlossen, bei unseren Konzerten komplett auf die alten Songs zu verzichten. Hier in Amerika hat das wunderbar funktioniert. Während 19 Shows haben sich höchstens drei Leute hinterher beschwert. Es passt einfach. Unsere neue Sängerin Urdur hat eine unglaubliche Präsenz. Die neuen Tracks greifen so perfekt ineinander, dass da einfach kein Platz mehr ist für ’Polyesterday’ oder so." Haben das Verhältnis von Song und Track sich umgekehrt? "Genau. Bislang war es immer so, dass die Songs fertig waren und die dann instrumentiert wurden. Auf der neuen Platte lief es umgekehrt. Wir haben an Sounds gearbeitet, nicht gesamplet, sondern alles selbst mit alten Synthesizern gebaut, Schritt für Schritt. Aus diesen Sounds haben sich dann die Tracks entwickelt. Nenn es GusGus-Rave oder wie auch immer … Die Disco ist jetzt fertig." Natürlich ist das alles irgendwie gelogen. GusGus sind immer noch GusGus, nur eben noch straighter als früher. Mit "Attention" füllen die vier Isländer die Lücke in der isländischen Musikszene, die noch besetzt werden wollte. Zwischen unglaublichen Gitarrenbands, ambitionierten Projekten wie Apparat, Weltstars wie Björk oder eben Bands wie Múm grabt sich die Inseldisco tief in die Ohren. Und was ist das Beste? "We sacked the guitars. Endgültig". Das geht total ok. Jung oder unbekannt, aber super SCHUBLADENUNTAUGLICHE EREIGNISSE Spezialmaterial TEXT: THADDEUS HERRMANN | [email protected] Unser Starschnitt des Monats: Auf dem Schweizer Label "Spezialmaterial" darf passieren, was die verstörenden Widersprüche des Bilderbuchlandes Schweiz an Elektronika-Spielarten provozieren, das aber immer als "Popkredit"-abgesichertes, luxuriöses Sonderereignis. Normalerweise muss man sich die Gründung eine Labels wohl so vorstellen. Ein paar Menschen (Jungs in der Regel, das wird sich bald wohl mal ändern) sitzen zusam- hen: Ende 2000 hatte man eine CD-R Compilation ("Greatest Hits" - SM1) veröffentlicht (mit Menschen wie Person, Intricate, Solarium, Mononblock B usw.) und schon packungsphilosphie ein, packte das Geld auf die Seite und kontaktierte ein Presswerk. In Ländern, in denen solche Preisgelder "Popkredit" heißen, bleibt einem ja auch Die Schönheit des Landes, der Reichtum, die Kälte, die Oberflächlichkeit ... all das vermischt ist Spezialmaterial. men und hören Musik. Idealerweise die, die man selber gemacht hat. Oft ist Alkohol im Spiel, das steigert die Motivation, stärkt das Selbstvertrauen in die Musik, die man hört, und in das Business, das man gerade gründen will - nicht unwichtig das, denn die Musik, aber dazu gleich. Anders bei Spezialmaterial. Dort traf man sich in einem schicken Berghotel im Schweizer Wissiflüh, diskutierte Geschäftspläne, trank wahrscheinlich Espresso dazu, ernannte Cio Assereto zum Labelmanager und redete dann schnell über andere Dinge. Die Musik zum Beispiel. Bis zu diesem Zeitpunkt war Folgendes gesche- das eine oder andere Album nachgelegt (ebenfalls auf CD-R-Basis, meist in Kleinstauflagen von rund 200 Exemplaren) und im Züricher Substrat kräftig gefeiert. Die CDs flogen in alle Welt, schlugen in London bei Smallfish ein wie eine Bombe. So traf man sich dann also im Berghotel, um den nächsten Schritt zu planen. Cio arbeitete zu diesem Zeitpunkt im Luzerner Kulturzentrum Boa als Programmator für elektronische Musik, veranstaltete Konzerte mit Leuten wie Plaid, Autechre, Skam-Künstlern etc., heimste diverse Kulturpreise für das Labelkonzept und die außergewöhnliche Ver- nichts anderes übrig. REIN INS NETZWERK "Unser Netzwerk läuft auf mehreren Ebenen", erzählt Cio. "Zunächst besteht die ganze Spezialmaterial-Crew aus rund 20 Leuten. Grafiker, Designer, Produzenten, Verpackungstüftler, Veranstalter, Fotografen usw. So können wir eigentlich alles innerhalb der Familie abwickeln, sind autark. Durch unser Veranstaltungsteam 'Ephidrena' haben wir außerdem seit Mitte der 90er-Jahre zahlreiche internationale Verbindungen geknüpft. So kam eins zum anderen. Die Musiker kauften mehr und UP & COMING HTTP - intricate-6track-EP (SM008EP003) "in conclusion" - SM3-compilation (SM009LP002/SM009CD006) feat. remixes by: bitstream, rob hall + mike willamson (gescom), team doyobi, plastique de reve, plaid, skanfrom, e.stonji, Elliot Perkins (phonem) www.spezialmaterial.ch mehr Equipment, experimentierten und kollaborierten und filterten ihre Einflüsse, die sich über die Jahre so angesammelt hatten: My Bloody Valentine, Coil, Spaceman3, Ride, Bauhaus, Kraftwerk, Joy Division, Public Enemy, Jello Biafra. Eben das, was früher auf MTV bei '120 Minutes' lief. In dieser Zeit begannen Fabian Stübi + Thomas Federspiel (Intricate) oder Michael Eberli (Person), Martin Wigger (Solarium/Staubsauger) und andere mit dem Produzieren von elektronischer Musik, irgendwo in den Anfängen von undefinierbarem Frickelsound, Detroit, Noise, Breakbeat oder Elektropop. Also das, was wir selber konsumiert oder eben veranstaltet haben. Vielleicht Elektronika, ja. Das kann aber morgen schon wieder anders sein. Vielleicht ist Spezialmaterial morgen schon HipHop oder viel straighter oder nur noch Krach. Das, was unsere Künstler jetzt machen, spiegelt ihre Umgebung wi- De:Bug präsentiert die Labeltour diesen Monat. der in der Schweiz. Die Schönheit des Landes, den Reichtum, die Kälte, Oberflächlichkeit ... all das vermischt sich zu Spezialmaterial-Releases. Vielleicht rocken die nächsten Veröffentlichungen mehr, vielleicht auch gar nicht. Es hängt einfach davon ab, wie sich die Musiker fühlen und was sie hier in der Schweiz erleben." Releases auf Spezialmaterial sind etwas Besonderes, ganz klar. Nicht nur wegen der speziellen Verpackung (mal eine massive Holzbox, dann wieder aufwendige Grafiken in Plastikhülle mit Bonus-CD). Die musikalische Mischung aus den oben erwähnten Einflüssen, gepaart mit diversen Kollaborationen mit u.a Mark Broom, machen Spezialmaterial-Platten zu kleinen Ereignissen, die man nicht von vornherein in seine fertigen Schubladen stellen kann. Nie im Leben. <5> - DE:BUG.65 - 11.2002 Design DIE VERSCHMELZUNG VON 2D UND 3D 3deluxe Crossover geht überall. Bei 3deluxe treffen Grafikdesign, Innenarchitektur und das Immaterielle aufeinander. Aus diesem Designclash wird als vorläufiges Endergebnis "3deluxe Projects" bei Die Gestalten erscheinen. Debug probt das Immersionspotential der drei deluxer und geht total D. TEXT: MORITZ SAUER | [email protected] Die erste Kollision mit den grafischen Arbeiten von 3deluxe hinterlässt einen begeisternden Wow-Effekt. Phosphorisierende Farben durchfluten eigenwillige dreidimensionale Konstrukte. Die Gebilde schweben im Raum und leuchten von innen heraus. Die Augen schweifen über transparente Flächen und technologisches Flair ohne direkten Inhalt. Fern der Realität scheinen die Objekte immateriell und trotzdem voller Energie, auf den zweiten Blick jedoch vertieft sich der Eindruck. Räumlichkeiten und Architektur treten in 15 Grafikern und (Innen-)Architekten angewachsen, entwirft man gemeinsam Räumlichkeiten in 2D oder 3D. Dabei befruchten sich die beiden Abteilungen Graphikdesign und Interior Design gegenseitig und arbeiten jeweils mit den gleichen Programmen wie Cinema, Softimage und üblichen DTPTools. Das Ziel sind Synergieeffekte durch die Kopplung der beiden Lager. "Wir versuchen, eine Form von moderner Kommunikation zu erreichen, die in der Architektur als auch in der Grafik sehr stark in das Immaterielle hin- SERVICEPOINT HERZENSANGELEGENHEITEN Mit ihrem Buch "3deluxe Projects" legen die Kommunikationsdesigner nun nach einjähriger Arbeit eine Werkschau ihrer "Herzensangelegenheiten" vor. Orientierung in dem 224-seitigen Buch bietet ein Raster, dass in seiner reduzierten typographischen Struktur eigens für das Buchprojekt entwickelt wurde. Dabei lehnt sich die grafische Orientierungshilfe an Programmierfolgen an, wie man sie auch aus der elektronischen Minimal-Musik her kennt. Wo in Sequenzer-Programmen lange Stri- http://www.3deluxe.de Das Buch: 3deluxe - "3deluxe Projects" 59 Euro Die Gestalten Verlag ISBN: 3-931126-82-X Eine Kollision mit den grafischen Arbeiten von 3deluxe hinterlässt einen begeisternden Wow-Effekt. den Vordergrund und mit jedem weiteren Bild materialisiert sich der Raum. Ohne seine Leuchtkraft und virtuelle Ästhetik zu verlieren wird er begehbar, benutzbar und erhält seine Funktion als Aufenthalt und Kommunikationspunkt. GRAFIK & ARCHITEKTUR 3deluxe formierte sich 1992 aus den Kommunikationsdesignern Andreas und Stephan Lauhoff sowie dem Innenarchitekten Nikolaus Schweiger, und wurde später komplementiert durch Dieter Brell. Mittlerweile auf ein interdisziplinäres Team von eingeht. Das folgt der übergeordneten Idee, dass wir gerne das Immaterielle dazuholen würden. Es gibt nicht das Virtuelle und das Reale, es gibt nur das Gedachte und die Bedeutung ist das wichtige", erklären die Lauhoff-Zwillinge. Beide Ebenen versuchen sie mit ihrem Team immer wieder zu verbinden. Dabei erlauben sie sich den Luxus, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie selbst faszinieren. Ob nun als Sportler (Surfboard-Design), Musikliebhaber (Cover & Flyergestaltungen) oder Raumgestalter (Boutiquen, Messestände), das Ergebnis und die atmosphärische Wirkung sind das Ziel. che bzw. Balken für lange Töne stehen, deuten sie hier auf einen größeren Themenabschnitt hin. Mit wohl am spektakulärsten bebildert ist die Umsetzung des SCAPE Youth Media Pavillon, den 3deluxe auf der Expo 2000 präsentierten. Die gewollte Atmosphäre aus bionisch-organischen Strukturen wird hier noch einmal perfekt demonstriert und beweist wie kunstvoll zwei-dimensionales Design mit Lichtquellen und modernen Textilien in die Realität umgesetzt werden kann. FASHION MU SIC CULTURE &TheFAMILYTU NES 55 BLUES <6> - DE:BUG.64 - 10.2002 Abrechnung DIE NEUE GENÜGSAMKEIT Der müde Musikjournalismus TEXT: ALEXIS WALTZ | [email protected] Elektronische Produktionsverhältnisse make me wanna smoke Crack, dann doch noch? Die Geschichten von Techno und House, von Clicks und Pop haben sich endlos vervielfältigt, um letztendlich nur in einem Biedermeierdorf zu münden, in dem beschaulich-pragmatisch jegliche Reibung vermieden wird, um die Mikroökonomie nicht zu stören. Alexis Waltz hält ein Plädoyer für Kontextualisierung und Verschwendung und für mehr Kampfgeist im Musikjournalismus. sikzeitschriften näherten sich immer mehr einander an, fast jeder Text könnte in jedem Medium erscheinen, zu viele Acts an jener hyperkompatiblen Schnittstelle zwischen Pop und Elektronik wurden einfach durchgewunken. Textlich war weiterhin ein bestimmtes, verkürztes Reportage-Format maßgeblich, das noch immer vom Zusammentreffen von SchreiberIn und Künstlerin handelt und Künstler-Gefühlslagen beschreibt. Viele Texte sind sich erstaunlich sicher darin, nicht in das musikalische Ereignis reingehen zu müssen, es scheint ausreichend, eine Handvoll Stichworte ins Spiel zu bringen. Die Explosion oder die Differenz, die von einer künstlerischen Politik gesetzt wird, interessiert nicht. Genauso markiert das Schreibersubjekt für Später in der Sprache, in Unterhaltungen, sich selten einen Ausgangspunkt und WegDas Gefühl, dass Chicago House krasser war als fast alles, was wir erleben, ist nicht loszuwerden, und das kann nicht nur am teilweise fehlenden Schwulsein liegen. ’88 wie ’95. Die elektronischen Lebensaspekte scheinen ins Stadium einer sonderbaren Besonnenheit eingetreten zu sein. Es wirkt, als liefe der Apparat aus Produzieren, Releasen, Promoten, Verkaufen, Kaufen, Auflegen, Feiern unglaublich glatt, ohne Brüche, doppelten Boden, Abgründe, Missverständnisse, Fehlkalkulationen, Unerträglichkeitszonen. Eine Ökonomie auf oftmals winzigem, manchmal mittelständischem Niveau, aber eine Ökonomie zweifellos, in der es um Verschwendung gehen sollte. genauso wie alle anderen denkbaren Figuren. Die Strategien des Heimlichen, des Hintergründigen, des UnwahrnehmbarWerdens sind nahezu verschwunden. Eine Figur wie Dan Curtin, die keinem Genre zuzuschreiben war, deren Tracks in kein DJSet passten und trotzdem der Masterplan für viele Sets gewesen ist, stellt die Vorlage für die heutige Zeit dar und trotzdem kann man sich kaum vorstellen, dass sich eine solche Begriffsperson noch mal ereignen könnte. Heute wird für jedes Differenz-Ereignis sofort ein Genre erfunden. Das ist langweilig. Irgendwann bedeutete Techno einmal, dass die totale Geilheit aus dem positiven Nichts entstehen kann. Vielleicht war Detroit die erste geile (Pop-)Musik ohne starken dialektischen Anschluss an das makrohistorische Geschehen. Detroit- ist der Abgrund undenkbar, für jede Perversion gibt es Verständnis, ein Raum, in dem sie sich verwirklichen kann, ist schon vorgesehen. Muss noch ein hyperintegratives Event wie die Love-Parade stattfinden, wenn Tok Tok vs Soffy O., Märtini Brös, International Pony über Majors bis in die letzten Media Märkte vertrieben werden? Eine Messe wie "Musik und Maschine" mit ihrem Wunsch nach Austausch steht wie bestellt und schon vor drei Jahren abgeholt neben diesem Szenario, in dem ja schon unglaublich viel vermittelt wird. Vielleicht geht es nicht um mehr, als diese neuen Verhältnisse zu checken. Urbanistisch etwa hängt die elektronische Szene immer noch dem Modell von Berlin als anderem Detroit an. Berlin kann nicht als Reichshauptstadt, als 1st City, in die eigene Karte eingetragen werden. SOMEWHERE AN PORT 5500 Natürlich ist es bestürzend, Wolfgang Voigts Filesharing-Diss zu lesen, wenn man sieht, mit welcher Hingebung und Liebe gerade Kompakt-Releases dort gesammelt, gehört und diskutiert werden. Neben der spannenden Frage über die Kontrolle von Distributionsstrukturen, die beim Filesharing verloren geht, weil eine Auflage nie ausverkauft sein kann, ist natürlich auch interessant, wer wie bezahlt wird. Diese Frage wird in der kollektiven Elektronikwelt trale Bezugspunkt des Elektronikjournalismus, sondern soziale Räume: Clubs, Filesharing-Systeme, Message-Boards, Plattenläden. MusikerInnen, GraphikerInnen, ProgrammiererInnen, sind nur in dem Moment interessant, wenn sie in diese Zonen intervenieren. Ausschließlich vom musikalischen Material, vom Code und nicht seinen Effekten zu handeln, ist formalistisch, die Subjekt-Phänomenologien sind idealistisch. Politisch oder zumindest sozial kann nur der Bezug zu jenen spezifischen Orten sein. ODER? Die Affekte unseres kapitalistischen Alltags müssen herausgeschleudert werden, dass um das Dancefloor-Theater und jene Netze herum die andere Ethik artikuliert werden kann. In den Texten reicht es nicht, musikjournalistische und emotionsrepräsentierende Standards aufzurufen, vielmehr muss die minimale Besonderheit, Absonderlichkeit jedes musikalischen Ereignisses im Text herausgearbeitet werden, denn wie anders soll aus einem Text etwas entstehen? Das Ereignis kommt, wir müssen uns auf die Lauer legen, um es mitzuschneiden. Elektronische Musik braucht ein mehr an Kontext, geschichtliches Wissen, analytische Begriffe. Die nicht-elektronische Rest-Realität kann nicht mehr als groteske Farce noch mitgenommen wer- Elektronische Musik braucht ein mehr an Kontext, geschichtliches Wissen, analytische Begriffe. auf den Zeitschriften-Seiten: Wo sollte die Analyse, die Kritik ansetzen, wer sollte sie formulieren, in welcher Sprache sollte von den notwendigen Exzessen gesprochen werden? Die Pet Shop Boys erzählten zuletzt, dass Pop für sie nicht mehr funktioniere und dekonstruierten feinsäuberlich die aktuellen Euro-Dance-Hits. Für die elektronische Welt wäre eine solche Kritik gar nicht denkbar, unter anderem weil gar niemand daran interessiert ist, die notwendige Autorenposition zu erfinden. Figuren wie Väth, Hell und Voigt basteln an der Erweiterung ihrer musikalischen Masterpläne und der Optimierung ihrer kleinen Firmen, wogegen ja nichts einzuwenden ist. MusikjournalistInnen halten sich bedeckt und arbeiten sich an Künstlersubjekten und Veröffentlichungen ab. Dieser Pragmatismus hat etwas Beunruhigendes. Wollten wir uns nicht verschenken? EVERYBODY PLAYS THE SAME Sind tatsächlich immer alle todmüde, oder ist Müdigkeit die neuste Mode nach Electroclash? Weder noch. Eher wurde eine sonderbare Form von Zufriedenheit oder gar Genügsamkeit spürbar im elektronisch-akustischen Leben. Die Stile der Mu- marken, deshalb fallen auch die normativen Urteile so schwer. Letztendlich überrascht fast alle Musik einen gleichermaßen angenehm beim Abwasch. Redaktionell sucht man natürlich den Hype, hat dann aber doch Hemmungen, ihn zu konstruieren, arbeitet sich lieber an endlosen Künstler-Biographien und kontingenten Erfahrungssplittern ab, letztlich werden Namenslisten produziert. Die textuell-analytische Lust herauszufinden, was an dem Album von Justus Köhncke jetzt genau anders ist, was das Ereignis von "Was ist Musik?" ist, tendiert gegen null. Wer BRAUCHT genau diese Musik jetzt und welches soziale und textuelle Ereignis wird durch sie möglich, das vorher nicht möglich war? LIBERALISMUS UND KOMMUNIKATION Ein spezifisches Begehren auf eine bestimmte Musik zu artikulieren, wurde irgendwann immer schwieriger, weil alles immer kommunizierbarer, vermittelbarer, leichter in Referenz-Systeme einzuordnen wurde: Welcher Aspekt von Martini Brös lässt sich nicht im SZ-Feuilleton vermitteln? Heute erscheinen Basic Channel auf Ministry of Sounds "Neue Heimat"-Serie Techno entstand ohne kulturelles Umfeld, somewhere in einer kaputten Stadt. Fünf bis fünfzig konnten eine neue Musik erfinden, ohne im lokalen Stadtgeschehen eine Rolle spielen zu müssen, ganz woanders lösten sie unter fünfhundert, fünftausend, fünfzigtausend die "Total Confusion" aus. IM MEDIA MARKT Allein das Wissen darum, dass die unwahrscheinliche Kommunikation tatsächlich eingetreten ist, dass das eigentlich Unmögliche tatsächlich passierte, öffnete einen unglaublichen Raum, in dem nicht nur holländische Kids den totalen Wahnsinn veranstalten konnten. Später kam die unfreundliche, aber enorm viel Dynamik produzierende Promoter- und Dealer ProtoMafia an der Schnittstelle von Abzocken und Lost In Music an die Macht. Es gab Nicht-Kommunikation: Tresor konnte BMG nicht verständlich machen, warum "Waveform Transmissions Vol. 3" nicht auf eine einzige Schallplatte gepresst werden durfte. Über die Jahre haben sich alle Verstehen gelernt, fast alles ist wahrscheinlich, verständlich, kommunizierbar. Und selbst das Unverständliche erfüllt die Erwartung. Heute, im aufgeklärten Elektronik-Europa, schon wesentlich individueller geregelt. Wenn jedeR ProduzentIn, jede Speed-KocherIn, jede PromoterIn, jede TänzerIn seinen/ihren gleichwertigen Teil zum sich immer wieder einschreibenden elektronischen Ereignis beiträgt, kann ökonomisch doch alles von der totalen Armut bis zur soliden Mittelstandsexistenz herausspringen. HOW TO’S SCHREIBEN Und wieder in den Texten: Allerwärts, auch in De:Bug, wird zu oft die gefühlige Künstlersubjektivität als zentrale Referenz gesetzt. Sich Gefühle erzählen zu lassen, die ein Künstler, eine Künstlerin mal hatte, ist Rockjournalismus und auch dort erst erfunden worden. Haben Manet, Matisse, Clyfford Still je über ihre Gefühle geredet? Nur weil es die Rocker so oft taten, brauchen wir es nicht zu wiederholen. In den unkonzentrierten Momenten muss die Redaktion diese Unterschiede vermitteln. Die Abgrenzung vom Mainstream kann nicht nur darüber funktionieren, dass man nichts verdient, sie ist auch eine Frage sich immer wieder retirierender textueller Politik. Nicht dieses Individuum mit seinen oder ihren Individuumsproblemen sind der zen- den, weil sie sonst die elektronischen Lebensaspekte mitnimmt. Das sozialpolitische und kulturhistorische Studium des Techno-Menschen muss natürlich aus der krassen Erfahrung der Musik stattfinden, genauso wie Daniel Pflumm aus seiner Bar taumelte und benommen auf den Fernseher starrte und dieses Medium mit der Benommenheit so radikal konfrontierte, dass es zerspringen musste. NACHSCHRIFT Patrick fuhr nach Rom, um nach den Spuren von Italo-House-Ikonen zu suchen. Er fand niemanden, im wichtigsten Plattenladen der Stadt wusste man nichts. Baby Fords "Sacred Machine" wiederholt endlos ihre Pattern, die zahllosen Filter und Effekte lassen sie verschwinden. Derrick Carter dreht die Höhen-Regler seines Chicago bis ans Schmerzhafte, im Gespräch über die Freundschaft erzeugen Sprache und Musik eine dritte Form der Verständigung. Wie kommen Pragmatik und Eleganz, Verschwendung und Kalkulation, Missverständnis und Wissen, Liebe und Abgrund zusammen? Mod. FICTION/ LOGKLONE protest, support and act at www.diesel.com <8> - DE:BUG.65 - 11.2002 Americana STAR SPANGLED BANNER IN SCHWARZWEISS Suicide TEXT: BULRICH GUTMAIR | [email protected] / FOTO: CHRISTOPH KLENZENDORF Das New Yorker Duo "Suicide" brach 1977 als psychotischer Alptraum über das Star Spangled Amerika herein. (Zumindest über die 600 Punks, die Suicide im Clash-Vorprogramm erleiden durften.) Alan Vega und Martin Rev führten Rock'n'Roll in die Elektronikwüste und ließen ihn da mit aller Macht verdörren. 2002 hat ihr Modell weder an Faszination noch an Relevanz verloren. ”Der Mann hätte Tänzer werden sollen. Die Choreographien sitzen perfekt, der Tanz vor den Kameras gehorcht der natürlichen Anmut eines Balletttänzers” sagt Norman Mailer über George W. Bushs "Bewegungstalent". Das ist insofern ein interessanter Blickwinkel, als man sich in den Bunkern der Feuilletons nur noch aus dem wieder entdeckten sich kurz etwa das Bild "Elvis als G.I." in Erinnerung ruft, und damit den Komplex: Demokratie, Konsum, Rock'n'Roll, "Obszönität", volle Lippen, Sex, noch gar nicht solange befreit von den religiösen Kontexten der Ekstasen, in die sich Mitglieder protestantischer Sekten sonntags im Gemeindehaus versetzten. mert, stöhnt "Amerika" im Schlaf, im Fieber, im Traum. Vegas Sound evoziert denjenigen alternder Countrysänger und reisender Priester, die übers Land ziehend vor der Apokalypse warnen, die den Sündern droht. Das Marketing der Plattenfirma Mute spricht von Croonern, die darin gespeichert sind, nicht zu Unrecht. George W. Bush tanzt in seinen Cowboyboots vor dem Weißen Haus, und Alan Vega rappt dazu: "Count, Count, Body Count." geopolitischen Begriffsarsenal zu bedienen scheint, um die Gegenseite möglichst effektiv zu beschießen. Denken die Falken nur ans Öl? Ist Afghanistan nichts als der Brückenkopf zum Kaspischen Meer? Brauchen die Amerikaner die irakischen Ölfelder, um den Verlust des ohnehin bald von den Islamisten regierten Saudi-Arabien zu kompensieren? Als einzige kulturalistische Waffe im Kampf um die Diskurshoheit mit dabei: Der ominöse "Antiamerikanismus", dem wiederum auf ziemlich blödsinnige Weise das Argument entgegnet wird, man habe ja nichts gegen die amerikanische Kultur und die "Menschen" einzuwenden, sondern nur gegen die Politik der Regierung. Ach, Arundhati. Dass das eine mit dem anderen immer zu tun hatte, erklärt sich schnell, wenn man Dieser Cluster bildet den Hintergrund eines der wahrscheinlich gelungensten Comebacks in der Popgeschichte: Suicides eben erschienenes Album, das den geopolitisch wie kulturell heißen Titel "American Supreme" trägt. Auf dem von der Londoner Designergruppe Crash gestalteten Cover weht das Star Spangled Banner in Schwarzweiß, lichtdurchflutet vor dunklem Hintergrund, die Abstraktion einer Daseinsform, im Hinblick auf die seit einem Jahr knallbunt flatternden Zeichen des Patriotismus von God's Own Country vertraut und beängstigend zugleich. Crash haben damit Musik verpackt, die seit den Anfängen amerikanische Traditionen verfremdet. Ganz am Anfang ein HipHop-Break mit Scratches, das ist New York, darüber Alan Vegas Stimme, die nicht nur aus einer anderen Zeit zu kommen scheint. Hier spricht, jam- DACHAU, DISNEY, DISCO Vegas Texte verhandeln das absolut Offensichtliche, das Banale amerikanischen Alltags, unter dem allerdings recht schnell das Unbewusste der nationalen Psyche hervorbricht. Tatsächlich verdankt sich "American Supreme" der Nacht, der Einsamkeit und dem Alkohol. Diese Kombination lässt den Stream of Consciousness fließen, sagt Vega, morgens sortiert er dann die brauchbaren Textpassagen aus, und bei der Gelegenheit fallen dann quasi nebenbei Songtitel wie "American Mean", "Beggin' for Miracles", "Televised Executions" oder "Dachau, Disney, Disco" ab. Suicide sind die dunkle Seite der amerikanischen Idee von Entertainment. Wenn die Texte auf der ersten Platte des Duos von 1977 noch strenger komponiert daherka- SERVICEPOINT WEB LINKS Suicide, American Supreme, ist auf Mute erschienen. www.mute.de und dennoch extrem relaxt vor sich hin grooven. Auf "Wrong Decisions" hört man Bläser, die man irgendwie auch aus "S-Express" kennt, und die Stimme Vegas wurde wieder ausgiebig durch die Echokammer geschickt. Überhaupt wird erst im Nachhinein klar, wie viel der Suicide-Sound Dub verdankt und wie grandios amerikanisch er gleichzeitig immer gewesen ist in der Fusion von Rock'n'Roll und Funk. So tanzt George W. Bush in seinen Cowboyboots, höchste Eleganz auf dem Rasen vor dem Weißen Haus, und Alan Vega rappt dazu: "Count, count, body count." Wenn es also noch irgendeinen subversiven Ismus geben sollte, dann heißt er sicher Amerikanismus, mit Auch Martin Rev hat den Faden von '77 auf- oder ohne Öl. genommen, den Sound von damals kongenial in kontemporäre Strukturen übersetzt und lässt seinen Maschinenpark manisch men, dann hat sich an der obsessiven Beschäftigung mit dem Verdrängten doch wenig geändert. Wo Vega auf "Frankie Teardrop" '77 auf fast Brecht’sche Weise im knappen Nachrichtenstil über einen amerikanischen Arbeiter berichtete, der die Miete und das Essen für die Familie nicht bezahlen kann und keinen anderen Ausweg mehr sieht, als die Geliebten und sich selbst zu töten, um dann in beängstigende Schreie auszubrechen, geht es jetzt nicht minder krass zu. Die "Death Machine" arbeitet unaufhörlich, in der neuen Welt nach "9-11" muss man sich auf schwere Zeiten gefasst machen. House DIE MUSIKALISCHE IDEE Jori Hulkkonen TEXT: VERENA DAUERER | [email protected] Weshalb Musik bestenfalls aussehen sollte wie die eigene Seele, erklärt der finnische Houseproduzent Jori Hulkkonen. Sein neues Album nähert sich ganz romantisch der Unerreichbarkeit an. Internationalität scheint das Los der Finnen zu sein. Gezwungenermaßen, in der finnischen Pampa sind die Fans gezählt, die zu den Listening Househarmonien von Jori Hulkkonen dem rieselnden Schnee im Vorgarten zusehen. Und Jori ist ganz Global Player, der vom Küchentisch aus rult. Er operiert nach Frankreich mit seinem Hauslabel F-Communications und mit Brique Rouge, oder nach Kanada, wo er mit Tiga kollaboriert. Aber wegziehen, wozu? Es gibt sein Studio unter der Woche, das Auflegen am Wochenende, seine Radioshow, finnische Datschen mit Sauna im Anbau und die Einöde um die Kleinstadt Turku. Es gibt anständige Jahreszeitenwechsel, einen düsteren Winter und einen erhellten Sommer. Außerdem feiern die Finnen die besseren Parties, dank der Wodka-Kultur, einem Überbleibsel aus der Zeit, als man noch ein Teil Russlands war. 1997 zum Auflegen. Da ist ein Club irgendwo in Sibirien, der internationale DJs bucht. Der Ort heißt Irkutsk am Baikal-See an der mongolischen Grenze. Er besteht aus Holzhäusern der 30er- bis 50er-Jahre und aus sowjetischen, monumentalen Betonbauten. Der Club sieht dagegen aus wie ein englischer Megaclub, der genauso in Berlin stehen könnte. In Finnland haben wir eine ähnliche Perspektive, nämlich gerade mal einen ausländischen DJ pro Monat." Ende der 80er widmet sich Jori inspiriert von den Pet Shop Boys, Italo Disco und Derrick May den elektronischen Klängen, mit seinen Kumpels und Schulfreunden gründet er 1993 das Label LUMI. Mittlerweile auf Sparflamme: "Es ist schwierig, ein Label mit Qualitätshouse von Finnland aus zu starten. Es gibt nicht viele Künstler und wie soll man internationale auf einem kleinen finnischen Label ohne Geld signen. Heute maJoris Jugendkaff Kemi war in den 70ern und chen wir nur noch Sachen, die sonst niemand 80ern das Zentrum kommunistischer Akti- will. Labelarbeit ist ein Vollzeitjob und ich vitäten. "Eine kleine Arbeiterstadt mit zwei wollte immer Musik machen." großen Fabriken, die die ganze Stadt ernährten. Das war alles ziemlich konservativ. Meine SANFT ABGEGLITTEN Rebellion bestand darin, sich für futuristische Auf seinem aktuellen Album "Different" elektronische Musik zu interessieren." Und macht er Musik für frostige Winterabende weiter: "Das erste mal in Russland war ich mit Polarbeleuchtung. Für Northern Lights, rosa am Horizont schimmernd. Er bemerkt: "Meine Wurzeln liegen bei House, aber die Sounds und die Annäherung an die Songstrukturen sind eher old-school Detroit Techno. Ich mache auf den Alben keine Musik für Clubs, keine Tracks für den DJ. Jeder Song hat eine musikalische Idee." "Different" hat eine eigene Qualität an Softness mit bewusster Ungriffigkeit und sanftem Abgleiten ins Easy Listening. Eine Wonne wie schon der "Let Me Luv U"-Hit seiner letzten Platte. Da schwingt wenig Eindeutiges mit, sondern ein Dahintreiben-Lassen in seichten Wellen und den Sandboden gerade mit den Fingerspitzen aufwirbeln können. Ein Abdriften ins warm Glitschende, ins tief Romantische. Jori erklärt: "Das Produzieren und das Konzept eines Albums ist was Romantisches an sich, da es Anfang und Ende hat wie eine Reise. Romantik ist einerseits etwas Wunderschönes. Gleichzeitig so distanziert, entfernt und unerreichbar. Etwas, dass man will, wovon man aber weiß, dass es seine Besonderheit verliert, wenn man es hätte. Sehnsucht ist was Zerbrechliches, das man sorgsam behandeln muss. Diese Unerreichbarkeit macht sie erst schön und schafft die Atmosphäre. Hoffnung muss es aber immer geben." Das gilt auch für ihn? Jori: "Wenn man Kunst macht und eine Karriere darauf aufbauen SERVICEPOINT http: Jori Hulkkonen, Different, ist auf F-Communications erschienen. www.fcom.fr Hoffnung muss es immer geben. und dabei ehrlich sein will, dann muss das, was man tut, wie man selbst aussehen. Man kann sich ein Image aufbauen und Musik machen, die aussieht wie das Image. So funktioniert Pop, aber das wäre nicht ehrlich. Man sollte Musik machen, die wie die eigene Seele aussieht." Die seinige ist französisch: Labelmates Laurent Garnier, Shazz oder St. Germain sind Herzensverwandte. Aber wie kommt jemand, der so stimmungsschönen House generiert, als "Tiga&Zyntherius" zum Struppi-Electro-Cover "Sunglasses after Night", Corey Harts 80er Hit. Ist es streng abgesicherter Stilbruch, Reminiszenz an die Jugend oder ein Heissa auf Gigolo Records’ Trashglamour. Jori sagt: "Da ging's nur um Spaß und die Arbeit mit Tiga. Ich bin schließlich in der Zeit aufgewachsen. Als ich anfing gab es nur einen Stil bei Clubmusik, im Sinne, dass man Acid auflegen konnte und mit den Beatles weitergemacht hat. Das ist auch mein Ansatz der verschiedenen Genres, man muss immer offen sein. Die größte Gefahr bei einer Musikkarriere ist, dass man sich zu oft wiederholt. Man darf nicht in einem Sound steckenbleiben." Ein Punkt, seine Remixe von Cabaret Voltaire nicht zum Elektro Clash zu verwursten, sondern "Elemente vom frühen 90er Rave" zu benutzen, wie er sagt: "Vielleicht wird das die nächste Welle." <10> - DE:BUG.65 - 11.2002 Bilderkritiken Fernsehen TEXT: STEPHAN HEDENREICH Sony Ericson Bildhandy Reklame, in: brandeins. Gebaute Panoramabilder waren ein Hit vor gut hundert Jahren. Um dieselbe Zeit baute Glühbirnen-Edison kleine Guckkästen, Kinetoskope, in denen man sich kurze Filmchen anschauen konnte. Jemand namens Hale montierte ein Kino in einem bewegten Eisenbahnwaggon, in dem er Aufnahmen aus fahrenden Zügen zeigte und dazu das Publikum durchrüttelte. Es gab stereoskopische Fotos und Stereo-Filme, durch rot-grüne Brillen zu betrachten, den Hologramm-Irrsin, HDTV. Die Geschichte der Bildmedien ist eine Geschichte von Unfällen und Zufällen. Eine dunkle Kammer voller nutzloser Erfindungen, bahnbrechender Techniken, unabsehbarer Bilderfluten und Fehlinvestitionen. In manchen Fällen gaben sich die Herrn Investoren besonders zurückhaltend: Herrn Daguerre wollte niemand Geld für seine Erfindung namens Daguerreotypie geben, das erste fotografische Verfahren. Für den Kinematographen planten die Brüder Lumière nur eine ganz bescheidene kurze Erfolgsgeschichte - nach ein paar Jahren Tingelei über die Jahrmärkte der Welt würde sich ohnehin kein Mensch mehr für bewegte Bilder interessieren. Am japanischen i-Mode-Kult wollen nun alle gesehen haben, dass Mobilfon und Bildchenflut zusammengeht. Die Werbung erscheint ratlos. Zwar bilden unbeirrt die neuen Medien die alten ab, aber immer wieder schaut uns dieselbe Fratze entgegen: die eigene. Milliarden UMTS-Fehlinsvestition wollen refinanziert werden - mit dem ganz normalen Zwang zum kollektiven Spiegelstadium. sh • Der große Bluff: Die Doppelgänger des Saddam Hussein, ZDF, heute 26.09.2002 Dieter Buhmann hat den Triple-Saddam enttarnt. Herrn Haider aus Österreich soll es nur vergönnt gewesen sein, mit einem Saddam-Double zu sprechen. Seit Jahren flimmern die geklonten Doppelgänger des bösartigsten aller Bildbetrüger über alle Kanäle. Ein Fall für die Gesichtspolizei. Das ZDF hat Herrn Dieter Buhmann aus dem Saarland beauftragt, mit seinem - wie es heißt: auch beim FBI geschätzten Gesichtserkennungsverfahren - aus 450 Bildern die unterschiedlichen Saddams zu extrahieren. Bei der ARD sah man gleich darauf an der Internet-Statistik, wie wichtig die Sache genommen wurde: Schon wenige Stunden nach der Meldung über Buhmanns Entdeckung von Saddams Doppelexistenz gab es Hunderte von Ergebnissen auf die Suchanfrage ”Buhmann + Hussein“. So stellt der Buhmann Hussein ahnungslosen Journalisten noch im Internet seine Fallen. sh ••• SCHLUSS MIT DEM UNO-PC-ZEUG! Die neue Enterprise Staffel TEXT: PETER KUBIN | [email protected] Auf der Enterprise ist jetzt Schluss mit philosophierenden Gutmenschen und "oberster Direktive". Das Erbe von James Tiberius Kirk wird jetzt von dessen Großvätern verwaltet, denn die neue Star Trek Serie spielt in naher Zukunft (2151) und somit vor Kirk, Spock und Co. Rüpelnde Weltraumcowboys mit wenig Subtilsensorik gab es aber schon damals. Energie! Im Star Trek Universum der neuen Serie "Enterprise" ist die Zukunft schon vergangen. Die Zuschauer reisen zurück in eine Zukunft, die selbst unsere geliebte Sternenzeit noch nicht erfunden hat und die Phaserpistole als Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln versteht. Die am 26. September 2001 in Amerika angelaufene erste Staffel der bis dato 5. Star Trek Serie spielt in den Jahren 2151 und 2152 und somit gerade einmal 150 Jahre von heute in einer nahen Zukunft. Eine Zeitrechnung, die erst kürzlich noch der unchristlichen Internetzeit oder besser dem kommerziellen Swatch-Beat trotzen konnte. Die Handlung dieser NÄHER DRAN AN ALLEM Im Gegensatz zu den drei bislang produzierten Sequels: "Next Generation" (ab 1987), "Deep Space 9" (ab 1993) und "Voyager" (ab 1995), die eine evolutionäre Entwicklung der Handlung und der sie begleitenden Gesellschaftsstruktur präsentieren, zeigt die "Enterprise" eine "archaische" Zukunft, vor Kapitän Kirk und ca. 90 Jahre nach der "First Contact" Kinofilmauskopplung. Der Grund für diesen zunächst schwer verständlichen Zug der Paramount Pictures liegt in den über die Jahre immer weiter abnehmenden Zuschauerzahlen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, beschloss Paramount mit Hilfe der Produzenten Rick Berman und Brannon Braga sich von dem geschichtlichen "Balast" des über 3 Jahrzehnte entwickelten Handlungsrahmens und der vom Ur-Vater Gene Roddenberry etablierten ethischen Richtlinien zukünftigen, menschlichen Zusammenlebens zu lösen. Durch die so deutlich vereinfachte Rahmenhandlung wird eine Plattform weniger Handlungselemente geschaffen, die eine dynamischere, transparentere und für die "Enterprise" gibt es bereits auch bei uns, aber nur in Videotheken oder im Netz. Klar. Massenkonsumption leichter verdauliche Kost ergeben. Orthodoxe Trekkies zeigen sich aber darüber irritiert, dass diese Zeitreise im Handlungsstrang neue Probleme in der Kontinuität der nachfolgenden Serien aufwirft. Die Handlung der neuen Episoden muss aus dieser Sicht entweder mit bekannten Ereignissen nachfolgender Serien brechen oder durch die bereits bekannte Zukunft in einem ähnlich engen Handlungskorsett verweilen. Es liegt daher der Verdacht nahe, dass Paramount durch das Vorverlegen des Handlungsstranges vorrangig darum bemüht war, sich von dem antiseptisch, utopischen Zukunftsbild Die kulturelle Arroganz, die infantile Ethik, die betont körperliche Militanz der neuen Staffel hat einen irritierenden Beigeschmack im Zeichen der aktuellen Hau-Ruck-Diplomatie der amerikanischen Regierung. weltweit populärsten Zukunftsvision wird vor die Zeit der ersten, nur hierzulande als "Raumschiff Enterprise" bekannten Serie verlegt. SERVICEPOINT Beobachtung des vulkanischen Wissenschaftsoffiziers T’Pol (Jolene Blalock), ist dementsprechend ungelenk im diplomatischen Umgang und in erster Linie von "Blood and Guts"-Entscheidungen einer Crew geprägt, die sich entgegen aller späteren EpisodenMannschaften durch geringe Eloquenz und einen Kulturhorizont auszeichnet, der sich auf Wasserball und ApfelkuGene Roddenberrys zu lösen. Roddenberrys Vision, das Ziel der chen reduziert. menschlichen Existenz auf den Zuwachs von Erkenntnis zu fokussieren DAUERFEUER und durch den Konflikt mit den auf Ex- Von allen Referenzen befreit, mit dem pansion und Assimilation program- Herz auf dem rechten Fleck und einer mierten Borg eine kritische Distanz zu 1,5-dimensionalen Ethik rumpeln, rüblindem, technologischen Fortschritts- peln und ballern sich unsere Zukunftswillen und gesellschaftlichem Kollekti- vertreter durch das unbekannte Univismus zu erreichen, scheint aktuell versum. Zunächst unter skeptischer wenig Unterhaltungswert zu besitzen. und herablassender Beobachtung der Die Mission der neuen "Enterprise" Vulkanier, die sich aber nach den erliegt zwar nominell ebenfalls darin, sten Feuertaufen der Enterprise und fremde Welten und Zivilisationen zu gleichzeitigen Offenlegung ihrer eigeerforschen. Im Kern des Sub-"Raum"- nen Fehlbarkeit pikiert zurückziehen. Kontext versucht sich aber die mensch- Der kontrastierend emotionslose vulliche, in diesem Fall vorwiegend und kanische Wissenschaftsoffizier mit explizit amerikanische Rasse vom ra- ausgeprägt weiblichen Primärmerkmationalen, emotionslosen Diktat der Lo- len verbleibt allerdings auf der Entergik zu lösen, das seit dem "First prise, nachdem sie von der jovialen Contact" der Menschheit durch die Kumpel-Mentalität der übrigen Mannentwicklungsfördernde, aber gleich- schaft infiziert, mit der streng rationazeitig moralisch-ethisch indoktrinie- len Tradition ihrer Kultur bricht. Nach rende Präsenz der vulkanischen Rasse einem ungelenken, in schwerem texaauf dem Planeten Erde repräsentiert nischen Akzent vorgetragenen Monowird. Die gesamte Reise der Enterprise log des Chefmechanikers auf die Freisteht unter dem Zeichen eines adoles- heit des Individuums und dem Recht zenten Befreiungsschlages, der es der auf das Streben nach privatem Glück entwicklungsgeschichtlich noch kindli- entscheidet sich T’Pol dafür, ihr in vulchen Menschheit erlaubt, erste unsi- kanischer Tradition im Kindesalter gechere Erfahrungen in einem Weltraum gebenes Eheversprechen zu brechen voller nicht-amerikanischer Kulturen und an Bord der Enterprise zu verbleiben. Als ein Außenteam unter Führung und Zivilisationen zu sammeln. Das Verhalten der Besatzung unter der des Kapitäns Jonathan Archer (Scott Bacula) ein vulkanisches Kloster besucht, das von aggressiv paranoiden Vertretern einer Nachbar-Rasse der Vulkanier überfallen wurde, entschließt sich die Mannschaft entgegen der pazifistisch-abwartenden Überzeugung der gefangenen Klosterinsasssen, einen listenreichen Überraschungsschlag gegen die Okkupanten zu führen. Die kulturelle Arroganz, die infantile Ethik, die betont körperliche Militanz und das Schwanken zwischen diplomatischer Naivität und Bauernschläue, die das Verhalten dieser neuen Zukunftsträger dominiert, hat einen irritierenden Beigeschmack im Zeichen der aktuellen Hau-Ruck-Diplomatie der amerikanischen Regierung. Auch aus diesem Grund ist es sehr fragwürdig, ob sich im aktuell so emotionslos analytischen Europa der gleiche Erfolg dieser neuen, archaischen Zukunftsvision einstellen wird, wie er für das Land der Verteidiger der Freiheit und des individuellen Glücks zumindest prognostiziert wurde. Da sich das desolate Kirch-Imperium bereits seit Anfang April diesen Jahres mit der Paramount im Rechtsstreit über die Lizenzierung der "Enterprise"-Episoden befindet, werden wir wohl auf unserer Seite des Planeten Erde noch ein wenig auf die Ausstrahlung warten müssen. Erklärte "Raumschiff Enterprise" Fans wie Roland Koch, denen die Abenteuer des neuen "Hau-Drauf" Kapitäns Jonathan Archer mit Sicherheit genauso gefallen dürften wie die des Kapitän Kirk, können sich aber mit den schon jetzt erhältlichen VHS-Kopien oder illegalen Gnutella Downstreams versorgen. <11> - DE:BUG.65 - 11.2002 Talk im Turm DIE RESTLICHEN 90% Westbam TEXT: ALEXIS WALTZ/ ALJOSCHA WESKOTT Westbam theoretisiert sich zum großen Technoimpersonator neben Väth und Hell. Anders als AjurvedaSven und Electrocash-Hell hat Westbam es bis heute ausgehalten, Techno einfach Techno sein zu lassen. Aber auch sein neues Album "Right On" klärt nicht die Frage, ob sein Techno überhaupt Techno ist. Reicht es, laut "Ja" zu rufen? ALJOSCHA WESKOTT Und Geschichte warf endlich seine wohltuenden Schatten, so als könnte man Walter Benjamin ein "So wird’s gemacht" entlocken, zumindest nachträglich ein freundliches Nicken über ein scheinbar perfektes Übereinkommen vernehmen: das von Demokratie und Massenkultur. Denn hieß es 1997 etwa nicht, sträucherschützender FaschoOpa, geh mir aus dem Licht? Später dann der Merve-Band für unterwegs, Bernhardtscher Text und Luhmannsche Selbstversuche an einem Pool in Chicago und im Zentrum dieser Kultur immer wieder die Sprechmaschine Westbam, dahinter immer kurz vorm Verschwinden die Aufschreibemaschine Goetz. Und eigentlich sollte das der textuelle und musikalische Höhepunkt dieses ästhetischen Ensembles gewesen sein. Denn kurz danach brach diese so grausam als Raving Society titulierte konkrete Idee irgendwie zusammen: Kam der Bruch, als der Kohl wusste, es wird geravt, wie Westbam sagt, und etwas NEUES passieren musste? Doch welchen Bruch fokussiert mer noch, immer wieder. Stuckrad-Barre konnte nichts Analytisches zu ”Right On“ sagen, weil seine Textpraxis über Distinktion, Denunziation und Dissing funktioniert, das Eine, Geile, der Kick gar nicht beschreibbar ist. Die Begriffsperson Westbam ist einem Pop-Feuilleton nicht (an)greifbar: Ihm etwa vorzuwerfen, er produziere seine Tracks nur gemeinsam mit Klaus Jankuhn, würde bloß künstlersubjektsmäßige Autonomie einfordern. Ihm die bigbeathafte Schwerfälligkeit seiner Grooves vorzuwerfen, wäre treffender, aber das ist wegen des Festhaltens am geilen initialisierenden Konzept okay. Die Früh-/Mittachtziger-HipHop-Beats wurden einmal in Techno umgewandelt, dann waren sie perfekt: Bassdrum-Glück gegen Subkultur-ProgressionsGeschichtsschreibung. ”The W“: Man muss sich zur Begriffsperson, zum Medium für eine Sache machen, wenn es möglich ist. In der Technoprogrammatik Westbams wäre deren Brechung, Dekonstruktion drangehängt. Denn es gibt kein ”und“. SERVICEPOINT Westbam, Right On, ist bereits auf Low Spirit erschienen. Getrenntheit von der anschließenden Nationalisierung Rainald Goetz in seiner akribischen Materialensammlung ”1989“ nachgewiesen hat. Dieses Moment von radikaler Deterritorialisierung ist auf ”Right On“ wieder sehr stark hörbar, es ist eine Explosion, aus der Westbam immer noch schöpft. Und im Reden über das einst Produzierte und einst Aufgelegte gibt es nichts, was sich der einfachen begrifflichen Historisierung entzieht, keine Schleier des Geschichtlichen. Vielmehr kann die Frage, warum jenes oder dieses damals entstanden ist, einfach und präzis beantwortet werden. ”Right On“ wirft alles Gesagte dann um, weil es ja schon um etwas wie musikalische Konsistenz geht, und trotzdem funktionieren die dann jetzt doch musikalischen Ideen als die eine Idee, ein Punsch. Nena und Oldschool haben nichts miteinander zu tun, Westbam und Nena ebenso wenig. Westbam gelingt es, das, was nicht zusammen passt, zusammen funktionieren zu lassen, ohne eine Geschichte zu erfinden. Westbam ist nie Musiker im klassischen Sinn geworden. Das ist niemand anders gelungen. HEY, GUESS MY NAME! (TIP: IT’S NOT HELMUT) darin eigentlich Westbam? Den musikimmanenten oder den diskursiven? Eine Disco im Kopf ist nun entstanden, ein fast subjektivistischer Entwurf mit ElektrosmogKopfschmerzen, weil Gemeinschaft plötzlich noch schwieriger zu denken und zu praktizieren ist. Solidaire or Solitar? Schröder oder Stoiber? Sind das die wichtigen Fragen? ”Right on” geht einen anderen Weg: Geradeaus und mittenrein - YO. Und was denken sie, Alexis? ALEXIS WALTZ Aber noch mal von Anfang an: Was ist von einem DJ zu halten, in dessen Sets alle Tracks klingen wie von ihm selbst? Um die Figur Westbam existiert ein seltsames Vakuum: Auf Low Spirit und verwandten Labels erscheinen zum größten Teil Lizensierungen mit längst bekannten und abgefeierten Tracks, man organisiert Raves, wo man niemanden kennt, der erzählen könnte, wie sie waren. Nach Berlin-Charlottenburg ist es ein weiter, trostloser Weg, in umgekehrter Richtung offenbar auch. Dann kam ”Right On“. Überall war klar, dass man Westbam und dem Album eine große Aufmerksamkeit einräumt. Und dann gab es doch einen starken Widerstand, sich mit dem Album tatsächlich zu befassen, die übliche Signifikationsmaschinerie in Anschlag zu bringen. Das ist das erste geile Moment: Westbam gelingt es, in der perfekt geölten Feuilleton-Maschine eine Leerstelle zu erzeugen. Diese Leerstelle heißt Techno, im- ”Right On” klingt unglaublich überproduziert, aber das ist zwingend, wenn es möglich ist. Es geht darum, ja zu sagen, ein einfaches Ja ohne Einschränkung, Aufschub, Versprechen. Westbam ist bei dieser einfachen Aussage, die man einfach nicht zurückweisen kann, geblieben, hat sich von dieser Position aus immer wieder anderen Kontexten angenähert. Über Jahre und Jahrzehnte sind die anderen irgendwann ”Musiker“ geworden, haben irgendwelche ”Interessen“ entwickelt, aber Techno ist eigentlich keine Musik, sondern das physische ”Ja“. Väth etwa entdeckte das Trippige, Hell die kleine eigene Geschichte. Westbam besaß als einziger die Strenge, im positiven Nichts der Bassdrum, der Hookline, zu verharren, und hat diese extrem fest im Auge gehaltene Idee immer wieder auf die jeweilige Gegenwart bezogen. Es geht nicht um künstlerische Kreativität, die man ja nicht mehr braucht, nachdem man den Technogedanken einmal gedacht hat. Westbam ist nie Musiker im klassischen Sinn geworden. Das ist niemand anders gelungen. Vielleicht produzieren The Advent oder das Label Cliq bessere, einfallsreichere, kreativere Technotracks, aber sie haben es nicht geschafft, das Projekt Techno so bedingungslos, ohne Kommentar, zu promoten. Die erste ”Mayday“-Hymne klingt wie ein ”Strings of Life“, bei dem alles weggelassen wurde, das die Massen eh nicht mitschneiden. Westbam ist von dem einen geilen historischen Moment des Mauerfalls ausgegangen, dessen DEBUG: Ist ”Right On“ als "Manifest in Time" zu verstehen, als eine Bestandsaufnahme oder tatsächlich als Gegenentwurf? WESTBAM: Gegenentwurf ist etwas irreführend. Ich wollte nicht noch mal zu dem zurück, was ich vor fünf Jahren gemacht habe, eher zu dem, was 1989 "The Cabinet" war. Damals gab es noch nicht die Community oder Clubszene, von der man heute sagt, für die macht man das. Die Tracks damals waren ausgedachte Disco, ich hatte keinen konkreten Kontext vor Augen, in den die Musik reinpassen sollte. Das ist wieder die Situation heute. Für Tanzmusiken ist es eine selten angewandte Methode, sie nach innen gerichtet entstehen zu lassen. Meistens denkt man aus einer Situation heraus. "Right On" ist Disco im Kopf, die Disco, die ich erfinden will. Ich sage natürlich nicht: Leute, jetzt habt ihr die Disco im Kopf, jetzt könnt ihr zu Hause bleiben. Es geht darum, für mich persönlich, im Rückschritt auf mich, musikalisch etwas auszuhecken und dadurch mein eigenes DJ-ing, meine Vorstellung von Tanzkultur zu beeinflussen. Man geht auf sich selbst zurück, denkt sich was aus, und das wird als Input in den sozialen Kontext reingegeben. Ich versuche, mir selber dazu den Club auszudenken. DEBUG: Man begibt sich in Klausur, um einen Masterplan entwickeln zu können? WESTBAM: Genau. "Ravende Gesellschaft" war der Versuch, das Techno-Ding zu nehmen, es als Populär-Ding zu erfinden. Techno ist etwas, was die ganze Gesellschaft erschüttert - dieses Versprechen sollte eingelöst werden. Wo der Helmut Kohl weiß, da wird geravt. Jeder hat es mitgekriegt. Die ganze Gesellschaft hat es für sich vereinnahmt, es ist Teil von ihr geworden. Dazu verhält sich "Right On" als Gegenentwurf. DEBUG: Der Bezug zu "The Cabinet" von 1989 ist interessant, weil ich bei "Right On" immer wieder an den Mauerfall und die Zeit kurz danach denken musste, an diese Erfahrung von Freiheit, an diesen unglaublichen Zuwachs von Möglichkeiten: Das Bewusstsein, dass jetzt plötzlich viel, viel mehr möglich ist. WESTBAM: Absolut. Auf dem letzten Album existierte das schon als Idee: dass es um die Befreiung von sich selbst geht. Jetzt geht es darum, die Freiheit auch wirklich zu nutzen, um strenger, gezielter zu sein. Jetzt ein sehr diverses Album zu machen, auf dem ich den Leuten zeige, was ich alles kann, wäre für mich völlig uninteressant. Diese Befreiung zeigt sich auch dadurch, dass man wieder etwas Strengeres machen kann. Viele reiten auf dem Technobegriff von Mitte der Neunziger herum, der sich damals schon erschöpft hatte. Doch für mich wird es eigentlich erst spannend, wenn sich jemand von den Regeln der Technowelt befreit. DEBUG: Wie würdest du diese Befreiung für dich selbst als Künstlerfigur, als Star, als Performer beschreiben? Was strebst du an? WESTBAM: Eben nicht das klassische Modell des Technokünstlers zu verkörpern, der sein so genanntes Ding durchzieht, bei dem alles schon vorher feststeht. Mein Ding ist es eben, dass ich etwas entwickeln will, dass ich was erleben will. Dass ich irgendwas machen will, was ich nicht geplant habe. DEBUG: Wie würdest du dieses Mehr beschreiben, das du vom klassischen Technokünstler einforderst? WESTBAM: Meine Vorstellung des Künstlers ist es, dass er nicht nur sagt: Ich spiele meine Musik, das ist mein Köfferchen, ich kenne auch schon die Reihenfolge der Platten und ansonsten habe ich nichts weiter zu sagen. Zu meinem Verständnis des Künstlers gehört es, dass er seine Idee auch erklären und als Musiker, DJ, Performer und Mensch verwirklichen kann. Und dass er auch eine Vorstellung davon hat, wie sie als Video umgesetzt werden könnte, wenn’s um Videos geht. Und dass er als Politiker handelt, wenn es darum geht, seiner guten Sache zum Sieg zu verhelfen. Ich habe die Texte für die Hülle der neuen CD geschrieben, das Schreiben gehört für mich auch dazu. Künstler sein heißt für mich Ideen haben, Ideen umzusetzen und ein Gefühl dafür zu haben, in welche Richtung es weitergehen könnte. Für dieses Verständnis ist die Zeit plötzlich reif. Ich habe auch persönlich das Gefühl, ich kann viel mehr machen als vor einigen Jahren, ich kann meine restlichen 90% auch noch ins Spiel bringen. Von daher bin ich euphorisch im Bezug auf die heutige Zeit. Man redet vom Ende von Techno. Für mich geht das Abenteuer gerade erst los. <12> - DE:BUG.64 - 10.2002 Liedermacher VOM HIMMEL ZUR HÖLLE IN ZWEI TAKTEN Hausmeister TEXT: HEIKO GOGOLIN | [email protected] Der Bremer Lumpi Przygodda ist mit seinem dritten Album für Karaoke Kalk der meisterlichste Hausmeister in unzögerlicher Melancholie. Sein Elektronik not Elektronik-Folk hat sich auf "Weiter" vom Lego-Kinderzimmer zum Fischertechnik-Jugendzimmer gemausert, wie es ein klassisch barocker Werdegang eben vorschreibt. Es muss endlich mal gesagt werden: Hausmeister aka Christian ”Lumpi” Przygodda ist ein Superheld der Popminiaturen. Definitiv. Mit schon drei tollen Platten voller wuseliger Treffer im Kleinformat erscheint 'Hausmeister'. Es passiert zu Hause und ohne Auseinandersetzungen mit anderen. Dort bin ich mein eigener Meister und konnte auch ohne Ende abfeiern.“ Das neue Werk nennt sich “Weiter“ und Faktor tritt zugunsten einer getragenen, akustischen Stimmung zurück. Was seiner Meinung nach auch in der Produktionsweise begründet liegt: “Die erste Platte geschah rein auf Vierspur. Alles war total beschränkt. SERVICEPOINT Hausmeister, Weiter, ist soeben auf Karaoke Kalk erschienen. Diese Platte ist eigentlich eine Trennungsplatte. Mir ging es genauso wie Alanis Morissette. er selbst auf Karaoke Kalk noch als Hochlicht, immerhin eines der schönsten Labels unseres Landes. Und schon wieder so ein Bremer. Seien wir doch mal ehrlich: Das stets auf seine Autonomie pochende Städtchen an der Weser war bis vor einigen Jahren eher ein weißer Fleck auf der Landkarte elektronischer Musik, von Hans Dampfin-allen-Ravegassen, Thomas Schumacher, mal abgesehen. Doch dann landete aus heiterem Himmel das leider immer noch viel zu unterschätzte super duper Label “Esel“ auf unseren Plattentellern. James DIN A4, Caulfield, Tobias May oder eben Hausmeister, der dort mit einer Siebener startete, wurden schnell unsere Lieblingsbremer und jeder Tag, an dem eine neue Esel eintraf, war garantiert ein Freudentag. Das Projekt Hausmeister entstand aus Vier-Spur-Skizzen für Christians frühere Rockcombo. Die Versionen, die er als BandVorlage gebastelt hatte, waren oftmals schlicht und einfach die besseren, so lag der Schritt nahe, sich zu emanzipieren und was Eigenes in die Richtung zu starten. “Ich kam durch's Alleine-Musik-Machen auch viel näher an mich ran. Daher auch der Name klingt irgendwie trauriger und melancholischer als die beiden Vorgänger. Missfiel Christian bei der Debug-Rezeption seines Debüts, aufgrund der sehr eng an die eigene Biographie geknüpften Tracks, noch der herausgestellte Legofunk-Niedlichkeitsaspekt, sind die neuen Tunes viel entschlossener in ihrer Gesamtstimmung. Trotz ihrer inneren Zerrissenheit, denn selbst in einem kleinen Beitrag oszilliert der Tenor manchmal zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Ähnlich wie auf der letzten Kreidler tritt ab und zu so etwas wie ein erhabener, pathetischer, ich sag mal barocker Klassik-Aspekt in den Vordergrund, die Gitarre bleibt jedoch eindeutige Protagonistin. Kleine spannende Fetzen von Geschichten werden non-linear erzählt - Für wenige Durchläufe säuselt eine gepfiffene Melodie durch den Raum, aus der man, penetrant auf ihr herumgeritten, vielleicht einen Welthit des Leichten Hörens basteln könnte, aber denkste, denn nach ein oder zwei hurtigen Wendungen ist das Lied wieder ganz woanders und, ehe man sich verhört, schon vorbei. Das Verspielte, manchmal Kindhaft-Naive ist auf "Weiter“ als Destillat noch vorhanden, aber der Wusel- Das Verspielte ist aus der Not heraus entstanden, da hört man natürlich, dass z.B. ein Sample schlecht bearbeitet ist. Ich denke mir, das der zunehmend akustische Eindruck auch darin liegt, das ich einen Umgang mit der Elektronik gefunden habe, das man sie gar nicht mehr wahrnimmt.“ AUS HEITEREM TRENNUNGSHIMMEL Fast hätte ich's vergessen: Lumpi singt auf zwei Stücken. Und zwar auf Deutsch. Überraschend für uns, aber nicht für ihn. Er freut sich, dass ich beim Gespräch nicht, wie befürchtet, sofort nur darauf herumreite, dass jetzt Lyrics zu hören sind, denn die Gesangsbeiträge sind ihm weitaus nicht die wichtigsten. “Für mich ist Gesang eigentlich nur ein kleiner Schritt und nichts Neues, denn ich komm von Gesang. Dass ich bei Hausmeister bis jetzt ausschließlich Instrumental-Musik gemacht habe, war das neu. Ich hatte ein paar Jahre nichts zu sagen, es ging irgendwie nicht. Die Stimme war ja non-verbal auch schon präsent und die Sounds für mich immer schon sehr beredt.“ Gesang determiniert die Stimmung eines Liedes natürlich mehr, als es ein reines Instrumentalstück vermag, obwohl für den Hörer durch den Text auch ganz neue Projektionsflächen für individuelle, subjektive Aneignungen hinzukommen. Trotzdem verliert die Musik so vielleicht ein wenig von ihrem universellen Aspekt, der viele Menschen, die ich kenne, dazu gebracht hätte, sich einen Hausmeister-Starschnitt in ihr Zimmer zu hängen. Aber für ihn war klar: Wenn mit Text gearbeitet wird, dann konsequent auf Deutsch, für jeden verständlich und ohne sprachliche Verschlüsselungen. Punkt. Den Stücken ein Wort wie “weiter“ als Klammer zu geben, lässt natürlich, gerade in Zusammenhang mit dem einerseits traurigen, aber dann doch wieder optimistischen Timbre, viel Spielraum zum Herumphilosophieren - Also wie und wohin weiter, in musikalischer oder autobiographischer Hinsicht? “Diese Platte ist eigentlich eine Trennungsplatte, die Texte handeln vom Auseinandergehen, nur sind sie schon vor der Trennung entstanden. Mir ging es genauso wie Alanis Morissette. Ich hab mal ein Interview mit ihr zum letzten Album gehört. Drei Jahre hatte sie eine Schreibblockade und merkte irgendwann, da kommen wieder Stücke. Sie hatte aber Angst davor, sich wieder hinzusetzen, weil sie wusste, dass sie sich dann von ihrem Typen trennen muss. Und dann hat sie angefangen, die Stücke zu schreiben und das waren dann eben Trennungsstücke. Und parallel hat sie sich dann von ihm getrennt. So war das bei mir auch, nur das ich mich nicht ganz von ihr getrennt habe. Die Stücke haben sehr viel vorweggenommen. Mein Unterbewusstsein war da viel weiter und klarer als ich.“ Ich will dann natürlich sofort wissen, ob die Musik, die er jetzt macht, schon wieder nach Verlieben klingt, aber dem ist leider noch nicht so. Ein ganzer Berg an Stücken aus der Zeit des Auseinandergehens wartet noch drauf, abmusiziert zu werden. Ähnlich wie bei manch anderen Releases von Karaoke Kalk hat die neue Hausmeister etwas sehr Heimeliges und Persönliches. Manche Lieder mag man gar niemandem vorspielen, weil, Achtung Allgemeinplatz, so ein intimes Band zwischen der Musik und einem selbst geknüpft scheint. Wie Bleed zu was anderem mal sinnentsprechend sagte: “Eine Platte, die so schön ist, dass man mit ihr durch die Parks spazieren gehen möchte.“ <13> - DE:BUG.65 - 11.2002 BPitch EINE CREW OHNE SCHMU BPitch Control SASCHA KÖSCH, [email protected] / FOTOS: AMI SIOUX SERVICEPOINT www.bpitchcontrol.de/ www.pfadfinderei.com/ BPitch Control ist längst nicht mehr das Label von Ellen Allien, sondern das Label um Ellen Allien. Wie Techno im Kollektiv viel gewinnender aus allen kreativen Rohren sprudeln kann, führt im Moment niemand so beispielhaft vor wie der "Ameisenhaufen", dessen aktuelle Compilation so programmatisch und berechtigt wie selten "Gemeinsam" heißt. Zusammen und gemeinsam haben eigentlich gar nichts miteinander zu tun. Zusammen ist man, oder irgendwie, vor allem aber bleibt man irgendwo stehen. Gemeinsam macht man etwas. Im Fall unserer kleinen Homestory über Wesen und Kollektiv von BPitch Control, dem Berliner Label und mehr rings um Ellen Allien und all denen, die mit BPitch etwas gemeinsam machen, macht man eben z.B. eine Compilation, die ”Gemeinsam” heißt. Und besser könnte das nicht passen. FINDER Bürofläche und drittklassigen Kunstbetrieben, sieht aus wie aus Nürnberg hergebeamt und nennt sich Multimediahölle Milchfabrik irgendwas. <#14> FEADZ Einst tapezierte er die Pariser U-Bahn mit BPitch Stickern, jetzt hat Feadz dort einen eigenen Vertrag und bringt französichen Elan in die Berliner Stube. TECHNO UNTER DENKMALSCHUTZ Die Pfadfinder, die zunächst mal scheinbar nur die Cover für BPitch Control machten, hatten sich derweil, clever, in ein dezent schrottreifes Haus unter Denkmalschutz in Mitte eingemietet, schließlich verdienen sie ihre Brötchen ja auch mit Graphikauf- <#15> MODESELEKTOR Die menschliche Plauderbeatbox spricht. Mit uns. Über das Leben als Mieter im BPitch-Haus, Equipment-Wahnsinn, wöchentliche Clubabende und zwei E.P.s, die die Welt veränderten. <#16> DUMB UNIT Minimalismus, Modernismus, Mikroforschung. Der Kanadier Jeremy Caulfield macht Techno mit eindeutiger Tendenz in Richtung großes M. Gib uns mehr. Und komm vor allem wieder und geh mit uns trinken. Kaum ein Label hat die Stadt so im Griff. Gegenüber vom BPitch-Office liegt eins der letzten Häuser mit Einschusslöchern in ganz Berlin. Begänne es irgendwann nachts einem im Vorbeilaufen zu erzählen, dass früher alles besser war, man würde es ihm zwischen Sisley, Starbucks und Hackeschen Höfen, zwischen Touribussen und generell (trotz Wirtschaftskrise der Stadt) immer ohnmächtigerem Mittegefasel trotzdem glauben. Was um alles in der Welt hat BPitch eigentlich dahin verschlagen, wo wir einen der Hauptschauplätze der Gegenidentifikation vermuten, den Punkt, woran man in Berlin sofort erkennt, wer auf der richtigen Seite steht und wer in Mitte macht? trägen, sammelten mit Christopher einen unglaublichen Live-Video-Vektorenthusiasten ein und begannen nebenher auch noch mit eigenen Veranstaltungen, Labland, die Welt der strangeren Geräusche und Beats zu rocken. Da Honza, der für die Cover zuständig war, zuweilen mit scharf konzentriertem Blick an den Buchstaben vorbei hinter die Deadline, wie Graphiker eben so sind, Ellen obendrein nun fast schon so lange kannte wie Critzla, Ellen aus der todzusanierenden Mitte raus musste mit einem mittlerweile schon richtig groß gewordenen Pool von Artists, bot sich das Haus und die Nähe zur bereitgestellten Vision an. Nachdem Ellen das Büro sinnvoller Weise aus ihrem Zuhause ausgelagert hatte, zog BPitch unters Dach in ein Gebäude, in dem damals das Casino war, Technoclub par excellence für ein neues Berlin-Brandenburg, Cookies war auch eine Weile da, Style also. Und BPitch hatte viel Platz für wenig Geld. Berlin halt, wie es war. Klar dass sie mit TokTok als Artists und sich selbst als einer der langjährigen Lieblings-DJs der Ravekids dort nicht nur BPitch-Abende rockte, sondern ringsum in den als Studios vermieteten Räumen neben Sascha Funke, Codec von den Pfadfindern und Nomad ein Umfeld fand, in dem man anfing, sich ständig über den Weg zu laufen und eine Art richtiger Crew zu werden. Der ehemals quirlige Komplex mit Halfpipe ist jetzt eine Investitionsruine mit Bocciabahn und Feinkostrestauration, Quadratkilometern leerer Nach und nach schob man sich unter Freunden die leeren Räume zu. Nun stecken unter einem Dach: Pfadfinder, Sascha Funke, Modeselektor und Kiki mit ihren Studios und das Office von BPitch. Weitere Ausdehnung ist immer geplant. Das BPitchoffice, die BPitch-Gemeinschaft, ist eigentlich gar kein Plattenlabel. Auch wenn es das sehr professionell tut. Sondern eine Ansammlung von Office, Studio und Agentursituationen, die grade deshalb keine festen typischen Strukturen hat, sondern eine feste Offenheit, in der jeder trotzdem einen Platz hat und mit den Sachen, die er darüber hinaus für sich noch tut, eine weitere Öffnung schafft. Sascha Funke sagt dazu Ameisenhaufen. Ellen und Honza sagen, dass sie im letzten Jahr eher nach ”innen” gearbeitet haben, sich strukturiert haben, dichter geworden und grade damit die Individualität und Vielseitigkeit der einzelnen Projekte gesteigert haben. Was nicht zuletzt auf Grund der festen Label-Crew mit Benita und Hanna endlich so funktioniert, wie es für ein Label notwendig ist, das so wächst wie BPitch. Und vielleicht steigt grade deshalb nicht nur in Deutschland die Popularität des Labels, sondern, auch auf Grund der immer internationaleren Vernetzung mit Leuten wie Feadz aus Paris oder Kero aus Detroit, aber auch wegen dieser ineinander übergreifenden Komplexe von DJ-Auftritten von Ellen, zu denen sie gerne andere der Crew mitnimmt oder gleich allein hinschickt, oder von Apparat, der gerne mit Modeselektor tourt und zusammenspielt als Moderat, die Pfadfinder, die man als Livevideo einfach mitnehmen muss (weil sie nebenher einer der besten Videoacts des Landes sind), wenn es die in dieser Hinsicht immer zuerst sparende, etwas marode Clubsituation erlaubt usw ... auch für sich, während sie gleichzeitig das Label repräsentieren. Eine Zeitlang schien man nicht mehr ausgehen zu können, ohne diese abgeschnitten 80er T-Shirts aus der BPitch "Modelinie" zu sehen. Man dachte schon, die müssen irgendwo ein Nest haben. Haben sie. Eine Graphik oder Wortidee wird von Ellen vermutlich beim Kaffee (es herrscht strenger Starbucks-Boykott am Hackeschen Markt, selbstverständlich) an Honza übergeben, wandert zwei Stockwerke tiefer durch die Rechner und kommt wieder als noch zu entwickelnder und reduzierter gebrochener Ansatz einer tatsächlichen Modelinie, die die Cover reflektiert, aber nicht propagiert, und langsam beginnt man auch über die Stofflichkeit nachzudenken, über das T-Shirt hinaus, man wird erwachsen, über exklusivere Produktion, aber das ist nur ein Nebenfaden. Früher stand BPitch in Berlin, aber vermutlich auch sonst wo, für Techno. Nicht die resolute Hardliner-Art, nicht die Scheuklappenvariante, denn Ellen war schon immer ein viel zu vielseitiger DJ, und ihre Acts, selbst am Anfang, definitiv nichts weniger als Schranz. ”Das Einzigartige an BPitch ist auch, das Ellen als Labelchef immer ein offenes Ohr hat“, sagt Sascha (nicht Apparat), der die technoidere Seite des Labels und der Demos durchscannt und mit Ellen überlegt und vorsiebt, was dort erscheinen könnte. KAFFEE JA, STARBUCKS NEIN Kaum ein Label hat, grade auch wegen seiner musikalischen Bandbreite, die Stadt so im Griff, ohne dass sie darunter leiden könnte, wie BPitch: Clubabende im Tresor, WMF, früher im Casino, feste Abende von Sascha Funke und Kiki im Sternradio oder in der Panoramabar, Live-Auftritte der breakigeren Posse in sämtlichen kleineren Clubs der Stadt, vom Bastard bis ich weiß nicht wo. Und natürlich die fast ubiquitären Visuals. BPitch ist überall, und FORTSETZUNG AUF SEITE16 dennoch stehen die einzelnen Acts immer <#17> SIGNER Signer verwebt Eskapismus und Dub zu einer doppelten Rekursivitätsschleife. Weit weg und doch so nah. Diesen Monat unterwegs in Deutschland. <#20> RONI SIZE Der Bristoler Vorzeigejunglist war fleißig und präsentiert ein neues großformatiges Album. Fortan heißt es: Lang lebe Full Cycle, R.I.P Reprazent. <#23> JOYPAD-CONTROLLER Auch Nerds haben das Recht zum Rave. De:Bug testet den ersten Joypad, mit dem man Musik steuern kann. <#24> PHIL ASHER Von NuHouse zu Broken Beats. Der Londoner Phil Asher ist seit 15 Jahren die graue Eminenz im Leftfield-House. Jetzt nennt er sich Focus und hat ein neues Album gemacht. <#17> LEMON JELLY <#20> JEFF SAMUEL <#22> PEERCAST <#23> MUSIKTECHNIK: KONTAKT <14> - DE:BUG.65 - 11.2002 BPitch DIGI-GREENHORN WITH ATTITUDE Feadz TEXT:PAT KALT | [email protected] In Paris bastelt Fabien Pianta aka DJ Feadz an seiner Version des BPitch-Sounds. Mit einer Vergangenheit als B-Boy, einer großen Schwester als DJ, nach einer Welttournee mit Mr. Oizo und diversen Berlin-Aufenthalten kann jetzt nichts mehr schief gehen. Und wenn die Metro in Paris komplett mit BPitch-Stickern tapeziert ist (merci, Fabien), dann in Frankreich auch nicht mehr. Das lustige Roboter-Graffiti an der Wand im BPitch-Office täuscht ein bisschen über die Wahrheit hinweg: So gerne BPitch-Newcomer Feadz lässig und gekonnt Spuren auf Wänden, Küchentischen und sonstigen Möbelstücken hinterlässt die Nähe zum Robotischen, zur digitalen Computerwelt, insbesondere zur E-Kommunikation berei- drüben ... Und das, obwohl Feadz der Nachbarmetropole im Vergleich mit Berlin deutlichen Nachholbedarf in Sachen elektronischer Musikkultur attestiert: "Ich habe in Berlin ja bereits mehrere Male gespielt und fand es immer fantastisch. Ich denke, dass seit der deutschen Wiedervereinigung die Rave- und Club-Szene dort eine wichtige Rolle gar an der Grenze zur "pathologie mentale"): "Der Plattenspieler ist das einzige Instrument, dass ich nie wirklich zu spielen gelernt habe, sehr zum Leidwesen meiner Mutter..." Die ersten eigenen Technics packt der Musikbesessene dann regelmäßig unter den Arm und spielt sich kreuz und quer durch unzählige Pariser Partynächte. Mit FreunSERVICEPOINT Das macht Spaß, funkt und brutzelt. Und man hört den kleinen DJ-Schalk aus dem Nacken des Produzenten heraus. für die jungen Leute gespielt hat. Die Berliner scheinen neugieriger zu sein und tanzen viel eher zu neuen Klängen, die sie noch nicht kennen. Paris hingegen ist viel frostiger in dieser Hinsicht: Es gibt viel mehr House und harten Techno. Veranstalter tun sich schwer, innovative Richtungen zu fördern. Die Pariser Musikszene ist viel weniger solidarisch, die Leute treten sich gegenseitig auf die Füße, um Am Hörer erzählt Pianta dann auch gleich schneller nach oben zu kommen. Die Musinoch etwas benommen und berauscht vom krichtungen bekriegen sich, anstatt voneinVorabend und dem großen elektronischen ander zu profitieren." Musik-Festival "Villette Numérique" in Paris, an dem BPitch mit Ellen Allien, Sascha Insofern ist der Sprung auf's deutsche LaFunke und Feadz einen eigenen Raum be- bel ein Glücksfall für den Pariser B-Boy, der spielen durfte: "C'était vraiment, vraiment dank einer großen DJ-Schwester seit seisuper…" der Rest des Satzes bleibt auf der nen Teenie-Zeiten hinter Plattentellern Strecke, weil Madame Allien ein wirres Bla- steht und hoffnungslos dem Scratchen verbla in die Leitung wirft. Spaß haben die fallen ist (ein französischer Musikjournalist BPitcher also zweifellos jede Menge dort lokalisierte Piantas Musikleidenschaft sotet Fabien Pianta erstaunlicherweise mehr Probleme, als man von einem 23-jährigen DJ und Produzenten elektronischer Musik heutzutage erwarten würde. So warnt das Berliner Vorzeigelabel um Ellen Allien auch gleich vor: Die Email-Kommunikation mit "Fizefaze Feadz" sei nicht ganz so einfach – telefonieren auf alle Fälle sicherer. den gründet er die Scratch-Formation "Audiomicid", die DJ-Tools produziert. 1996 spielt er einem älteren Kerl namens Quentin Dupieux eine eigene Kassette vor; die beiden werden dicke Kumpels und Pianta hilft Dupieux bei der Produktion dessen Albums "Analog Worm Attack". Ein neuer Star ist geboren, und Pianta ist als DJ Feadz mit von der Partie, als Mr. Oizo mit dem Vorzeigelabel F-Com auf große AlbumTournee geht. 2000 mixt er auf dem Sonar-Festival, ein Jahr später lernt er Ellen Allien kennen. "Ich bewundere BPitch seit Anfang an. Ellens Musik und die Auswahl ihrer Künstler haben mich enorm beeinflusst. Sie ist ein super DJ, eine talentierte Musikerin und eine fantastische Labelchefin, je l'adore, je l'adore!" (Auch diese Aussage wird von der Berliner Label- High B ist genauso wie Kollektiv 3 bereits auf BPitch Control erschienen. chefin mit ähnlich wirren Lauten wie bereits zuvor kommentiert.) Le voilà! Fortan pappt er gewissenhaft BPitch-Aufkleber auf Pariser Metro-Wände und bastelt zu Hause mit Feuereifer an seiner ersten EP, die ein Jahr später schließlich auf dem Berliner Label erscheint. "High-B" (so der Titel) strotzt geradezu vor nach vorne gerichteter Oldschool-Atttitüde, die Feadz in naseweisem jugendlichem Übermut mit Electro- und Technozitaten salzt und pfeffert und mit der er – wie es so schön im beiliegenden Pressetext heißt – "locker aus der Hüfte jegliche Stilfixierungen sprengt". Und so fordert "LT Replay" konsequenterweise und mit französisch nonchalanter Art die "Girls, Girls, Girls" im ravenden Freudentaumel, während mit "Funksplitter" der Bogen hin zur deutschen Schule des technoiden Minimalismus geschlagen wird. Das macht Spaß, funkt und brutzelt, und man hört den kleinen DJ-Schalk aus dem Nacken des Produzenten heraus. Auf der in diesem Sommer erschienenen "Kollektiv 3" von BPitch ist Feadz schließlich mit einem weiteren munter fiependen und groovenden "Back-To-The-Oldschool"Track vertreten. Zwei Tage später endlich klappt auch die Kommunikation via Email – Feadz online now! "Yo-yo-yo" steht da fett zur Begrüßung und etwas weiter dann auch der sympathisch-ehrliche Satz, der alles erklärt: "Ich habe mir gerade vor kurzem erst einen Computer angeschafft, und die Umstellung auf die digitale Technologie ist mitunter schwierig." Honni soit qui mal y pense – der Roboter an der Wand lächelt nur und schweigt ... <15> - DE:BUG.65 - 11.2002 BPitch ABSPEICHERN? ABSTÜRZEN! Modeselektor TEXT| THADDEUS HERRMANN | [email protected]/ FOTOS: CLAUDIA BURGER SERVICEPOINT Modeselektor sind so etwas wie das andere Ich von BPitch. Vertrackt und verfrickelt, harsch und laut, dann wieder leise und verspielt. Elektronika mit Hop anstatt IDM. Vielleicht. Obwohl sie erst zwei Maxis auf BPitch veröffentlicht haben, fühlt sich die Zukunft schon jetzt besser an. Zwei Powerbooks sei Dank. Bei Modeselektor geht dem Journalisten die Luft aus. Und man fragt sich, warum Zeitungen nicht aus Tapes bestehen. Und aus Video. Modeselektor muss man hören und sehen, nicht nur die Musik. Wenn sie erzählen, geht das kreuz und quer. Zeitsprünge, Anekdoten, Softwareprobleme und BPitch-Interna vermischen sich zu einer verwirrenden Selbstdarstellung. So verwirrend, spannend, kickend und gut wie ihre Platten. Mit "In Loving Memory" und "Death Medley" liegen zwei EPs auf dem Tisch, die zwischen brachial übersteuertem HipHop, den Trompeten von Jericho, 8-Bit Rap und dem immer präsenten Mittelfinger BPitch eine völlig neue Soundkomponente hinzufügen. Gerade zurück von einer Schweiz-Tour erzählen die beiden Modelesektors, wie alles begann, warum es so ist, wie es ist, warum Apparat von Shitkatapult eine Softwarefirma ist, von Equipmentschlepperei und warum es manchmal gut ist, erst jahrelang nur live zu spielen und erst dann Platten rauszubringen. O-Ton ab. machen und ganz eng zusammengearbeitet. Labstyle. Wir haben aufgelegt und die Pfadfinder haben die Flyer und Visuals gemacht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, eng zusammenarbeiten. Das ist genau wie hier im BPitch-Haus. Das ist ein ganz eigener Kiez. Oben das Büro, dann hier auf dieser Etage unser Studio und Sascha Funkes Studio, im ersten Stock die Pfadfinderei. Wie im Dorf. Naja, also jede Woche Labstyle. Auflegen oder live spielen. Das Auflegen hatten wir dann irgendwann satt und haben nur noch live gespielt. SZARY: Was ein unglaublicher Aufwand war. Wir sind immer mit Handwagen losgezogen, wo das ganze Zeug drin war. Wahnsinn. Und das irgendwie ständig, ohne je ein Stück veröffentlicht zu haben. Das kam dann erst später, weil Gernot so einen Schwager hat, der mal bei der RIAS-Bigband Saxophon gespielt hat. Die hatten dann so Projekte wie die "Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot" oder die "Links-sentimentalen Transportarbeiterfreunde"… "In Loving Memory" und "Death Medley" sind bereits auf BPitch erschienen. GERNOT: Alle Kabel hier im Studio sind auf Gigs zusammengeklaut. Klare Sache. OUR HOUSE IN THE MIDDLE OF THE MITTE DEBUG: Wie wichtig ist das Haus hier? GERNOT: Extrem wichtig. Natürlich kann es auch nerven, wenn man wirklich was arbeiten will und ständig Leute reinplatzen. Aber wir machen das ja nicht anders. Bei den Pfadfindern platzen wir dafür immer in Meetings rein und merken nicht, dass wir gerade eher stören. Aber prinzipiell ist das super. Blöd war nur, als Ellen gerade "Stadtkind" rausgebracht hatte und ständig Interviews geben musste und unser Klo auch noch das BPitchKlo war und Szary hier gerade über Wochen eine Postrockband aufgenommen hat. Sah eklig aus hier damals. Rocker rauchen ja und trinken Bier und sind laut. Da waren die BPitchs sauer. Glaub ich. Auf jeden Fall wollten sie uns den Raum kündigen. http: Alle Kabel hier im Studio sind auf Gigs zusammengeklaut. Klare Sache. DEBUG: Fangt doch bitte vorne an. Wie hat alles angefangen mit Modeselektor? GERNOT: Ich war vierzehn. Damals bin ich am Wochenende immer aus dem Fenster geklettert, hab mich aufs Fahrrad gesetzt und bin nach Rüdersdorf gefahren, ins Zementwerk. 1992 fanden da immer Technoparties statt. Da hat Szary damals aufgelegt. So hab ich Techno kennengelernt. UR und so. Aber auch Sachen wie µ-zig. 1996 habe ich diesen DJ dann wieder gesehen. Da stand so ein Typ auf ’ner Baustelle. Mit Dreadlocks. Szary. Ich hab ihn gefragt, ob wir nicht zusammen mal Musik machen wollen. Und dann gings los. SZARY: Und dann haben wir Dub gemacht. Mit Space Echo und Sampler. Ich hatte 1992 angefangen mit der Musik. So ganz klassich mit 808 und 303. Acid. Richie Hawtin fanden damals ja sowieso alle geil. ’94 war dann plötzlich eine Plattenpresse da und ich hab ein paar Whitelabels gepresst. "Seilscheinwerfer 000001". Liegen alle noch zu Hause. Damals hatte ich noch ein anderes Projekt: Fundametal Nowledge … GERNOT: Und nebenher haben wir an HipHop-Tracks gearbeitet. Mit ganz viel Space Echo. SZARY: Da kommt ja auch der Name her. An diesem Gerät gibt es so einen Schalter … den Mode Selektor. GERNOT: Das zog sich so drei Jahre und 1999 haben wir dann angefangen mit den Grafikern der Pfadfinderei die regelmäßigen Abende im Berliner Kurvenstar hier um die Ecke zu GERNOT: Andere Welt, komplett. Ein Haufen Musiker, die halt so irgendwie, ne? Also so halt. Man weiß es nicht genau. Und für die Kurkapelle durften wir dann einen Remix machen. Für 100 Mark und drei CDs. Dieser Remix war das erste Mode Selektor-Stück. Anfang 1999. SZARY: Ich hab zu der Zeit in einem Jugendclub in Köpenick ein Tonstudio geleitet. Da gab es auch mehrere Compilations und logischerweise hab ich da auch immer diverse Mode Selektor-Stücke draufgepackt. GERNOT: So frech. Da ackern die Kids in dem Club an Tracks und am Ende sind drei Stücke von uns drauf. Einfach so. Und dann kam Ellen und hat uns gefragt, ob wir hier im Haus nicht einen Raum haben wollten und auch was veröffentlichen wollen. Das war 2000. Damals haben wir auch für Scorn und AntiPop Consortium den Support gemacht, alles wurde so ein bisschen konkreter, aber als Ellen nach Stücken für eine konkrete Platte gefragt hat … das war schon komisch. 2000 war so ein Jahr. SZARY: Genau. Da war dann auch klar irgendwann: Wir machen das auf BPitch. Und haben angefangen, wirklich für die erste Maxi Stücke fertig zu machen. GERNOT: Und aufzunehmen. Das war auch irgendwie neu. Hatten wir vorher kaum gemacht. SZARY: War gut, ein Ziel vor Augen zu haben. Wie macht man aus einer Liveband eine Platte? DEBUG: Und sonst? So eine Situation hat man ja nicht oft, dass Büro und Studios so eng beieinander sind. GERNOT: Das ist total angenehm. Wenn wir hier nachts sitzen, kommen oft die Pfadfinder dazu und machen ihren Kram, ertragen die Loops, hören einfach zu und kommentieren sofort. Wann hat man sonst so einen direkten Austausch? Perfekt. SZARY: Der Hackesche Markt ist zwar total touristisch, aber wir haben uns hier so einen Kiez im Kiez erhalten. Ein zweites Zuhause. Aber wir haben im Studio noch nie geschlafen. GERNOT: Doch, ich hab hier schon geschlafen. SZARY: Echt? GERNOT: Doch, da bin ich auf der Tastatur eingeschlafen und die Alt-Taste ist an meiner Stirn kleben geblieben. Egal, wenn man mal für ein paar Tage weg ist, dann merkt man erst, wie wichtig das ist, so eine Homebase, wo man jeden Tag hingeht zum arbeiten. SZARY: Aber dann gab es wirklich die erste Platte. "In Loving Memory". Auf schwarzem Vinyl, soll am besten klingen. Hab ich gehört. GERNOT: Für die Platten machen wir es immer so, dass wir zwei Stücke zusammen machen und jeder noch eins für sich. SZARY: Wir spielen uns ewig Ideen und Skizzen vor. Und wenn der eine dann genug hat, geht er runter in die Pfadfinderei und surft im Netz. Wenn er dann wieder hochkommt, hat der andere die Idee meist wieder verworfen www.modeselektor.de www.bpitchcontrol.de und ist schon ganz woanders. In Gernots Fall meistens, weil der Rechner abgestürzt ist und er nichts abgespeichert hat. GERNOT: Arsch. Aber egal. Die Stücke für "In Loving Memory" haben schon so drei Monate gebraucht. Wir werden einfach nie fertig, sitzen noch zwei Stunden vor dem Mastern im Studio und kürzen. Kurz zuvor war ein guter Freund von uns gestorben. Die E.P. ist ihm gewidmet. Deshalb ist die auch viel melancholischer und trauriger als die neue "Death Medley". Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich die Platte höre. Geht einem ja oft so, dass bei bestimmten Platten so der Geruch aus der Zeit plötzlich wieder da ist. Die zweite Platte ist da schon eher verwirrend. SZARY: Als wir die aufgenommen haben, hatte ich ganz schlimm die Nase voll von Elektronika … GERNOT: Der ist sogar in die Apotheke gegangen und hat gefragt, ob es ein Medikament gegen Elektronika gibt ... SZARY: Ich war einfach genervt. Man kann das Rad nicht neu erfinden und nur versuchen, so unterschiedliche neue Sachen aufzugreifen. Alles rougher zu machen. So ging das dann auch viel schneller. Wo es auf der nächsten Platte hingeht, wissen wir noch gar nicht. GERNOT: Zumal jetzt ja erstmal die "Moderat" erscheint. Das sind wir und Apparat/ Sascha Ring. SZARY: Apparat ist eh ganz wichtig. Wir ge- hen zusammen auf Tour und Sascha ist sowas wie unser technischer Support. Wir benutzen die gleiche Software, so ein Max-Patch. Da gibt es einen 8-Spur-Sequenzer, der mittlwerweile komplett auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. GERNOT: Und immer, wenn wir Ideen für Änderungen haben, sagen wir das Sascha, der daraufhin kurz verschwindet, aus der Ferne hört man dann ein Powerbook angehen und acht Stunden später ruft er an und alles ist fertig. Und jetzt ist dieser Support zum gemeinsamen Projekt mutiert. Wir tauschen Files und machen so Tracks fertig. Vier sind's mittlerweile, die kommen auf die Platte. Das Live-Spielen zusammen funktioniert wunderbar. Wir haben so einen Ethernet-Hub auf der Bühne, über den unsere Rechner gesynced sind, wer Master ist, wird vorher ausgelost, und dann geht’s los. Wir lernen viel von ihm und umgekehrt. Er kommt aus Sachsen und wir aus Preußen … na ja. DEBUG: Und wann kommt das Album? GERNOT: Soll die BPitch 80 werden. Mal gucken, ob das klappt. <16> - DE:BUG.65 - 11.2002 BPitch BPITCH FF Eine der vielen Dinge, die man für andere tut, die dazugehören, ohne definiert zu sein als Job, die aber dennoch die Struktur der Gemeinschaft, des Kollektivs (wie auch eine 12" Serie auf BPitch heißt) ausmacht. Man beeinflusst sich, ohne gegenseitig eine vorgezeichnete Linie zu verfolgen, lässt Einflüsse kommen, verarbeitet sie ohne direkteres Ziel als die direkte Möglichkeit zum Ausdruck und den Spaß an der Musik und kann auch kurzentschlossen etwas vorantreiben. Immer mit dem soliden Fundament, dass das Ganze auch tragen kann, selbst wenn die Zeiten mal eher schwierig aussehen für Musik und alles andere, was der Bassdrum, die auch jetzt noch alles andere als typisch Techno ist. Sascha Funkes Geld kostet. eigenwillig glückliche Melodiefunkwelt, Man zehrt auch ein wenig von diesem die auch Kalkbrenners eher angetrancte "Früher". Und schafft es trotzdem sehr gut, Peaktimetechno-Sounds immer stärker bedie Idee von BPitch immer wieder selber einflusst (vermutlich gilt das auch anumzudeuten. Denn seit einer ganzen Weile dersrum), Trikes solide übernächtigte Eleschon machen BPitch unter dem Banner ganz, die discoide Eigenwilligkeit von Kiki Boogie Bytes immer breakigere Dinge, oder Hausmeisters Extravaganzas. DazwiPlatten, Abende, Reflektionen der Vekto- schen irgendwo Feadz mit Hiphop-Schuren, Harddisk-Musik, DSP-Grunge, Elektro lung und Silvie Marx Frankfurter Hal9000fern von aber auch mit einem Echo einer Lofi-Beatboxmelodien, Keros Satantechno kurzen Retrophase, ohne dass das zu einem verbreakt knuddeliger Darkness, und Graben führen würde, zur Sektion mit gra- schon ist man wieder auf der anderen Sei- te, ohne dass man den Übergang gemerkt hätte, bei der Supergroup Modeselektor, dem strangen Wahn von Alex Amoon, der Postrockwärme von TimTim oder eben den Retroslammern mit Charme und mehr von Eedio oder Smash TV. (Ich hab bestimmt jemand vergessen, sorry, ah, klar, Ellen z.B., verdammt). Und selbst wenn man eine Seite forcieren muss, die andere trägt sie nicht nur so gut sie kann mit, sondern verwischt die Grenzen, ohne die Zuständigkeiten aufzulösen oder den Blick für die immer stärkeren einzelnen Acts zu verlieren, die sich in diesem Umfeld selber auch ständig und gerne neu definieren. BPitch steht nicht für ein Genre, sondern für eine Haltung, für Freundschaften, lose und enge Zusammenhänge, räumliche Nähe und was man damit anstellen kann, aber auch wie man sie ausdehnt, sich vernetzt, ohne sich einfangen zu lassen, Gitter und Vektoren baut, in denen sich Dinge vorantreiben lassen, die gemeinsam Spaß machen und wichtig sind, und wie man sich gemeinsam verändern kann und trotzdem vorwärts kommt. Kanada im Exil TRENCHCOAT IN MINIMAL Dumb Unit / Jeremy Caulfield TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected] / FOTOS: CLAUDIA BURGER SERVICEPOINT Es gibt ein Recht auf Differenz, meint der ehemalige Exilkanadier Jeremy Caulfield, der mit seinem Label Dumb Unit den Minimalismus kickend verflüssigt. Modifizierender Modernismus für merkwürdige Zeiten. Im Dezember erscheint seine erste eigene 12" auf Traum, Cities, und sein Process-Remix auf Trapez. Jeremy! Komm zurück! Berlin ist eine grausame Stadt. Menschen kommen und gehen viel zu oft. Ständig rauschen Leute aus dem elektronischen Exil herein, nisten sich für ein paar Monate, gerne länger, wenn sie können, bei uns ein, man gewöhnt sich an ihren Anblick und ihre eigenwilligen Gesten morgens im Ostgut oder auf einer Strandparty, und flupps, weg sind sie wieder. Nach Kanada z.B. Das passiert viel zu oft. Wir hatten eine richtige Kanada-Invasion vor ein paar Monaten, die uns auch Jeremy Caulfield von Dumb Unit auf die Weinmeisterstraße spülte. Und jetzt sitzt er gelangweilt zu Hause in Toronto und möchte wieder zurück und wir wollen ihn auch wieder haben. Sofort. Rückt Jermey raus! Ihr blöden Kanadier, ihr. MULTIPHRENE EXPANSION Warum wir Jeremy so lieb gewonnen hatten und was er eigentlich in Toronto zu suchen hat, erfahrt ihr jetzt, also Schluss mit dem larmoyanten Geschwätz, denn Jeremy ist ein elektronischer Ehrenmann. Ein un- terschätztes Genre, eine wichtige Spezies, Menschen, die die Geschichte ins Wanken bringen, indem sie ständig andere Zeiten wieder aufscheinen lassen. In Toronto gehört er nicht nur zu den festen DJGrößen, sondern auch und vor allem zur DJ-Geschichte der Stadt. Er hatte Ewigkeiten sämtliche Resident-Jobs der wichtigen Clubabende, promotete wie wild Techno und was daraus werden sollte. Bildete mit Marshall, Milligan und einigen anderen einen Pool von Verschworenen, die sich bei Sonnenuntergang zum Blick über den Teich trafen, von wo der Minimalismus nach Amerika zurückrief. Man blickte sich untereinander um, stellte fest, eigentlich sind wir uns längst selbst genug, und gründete wie wild ein Label nach dem anderen. Killer, Revolver, Hautec usw. Und eben Dumb Unit. Sein eigenes Label, das uns die ersten Platten mit dem schwärmerisch minimalen Sound von Jake Fairley aka Jard Fireburg brachte, Adam Marshalls harschen Minimalismus, der wie Caulfields DJ-Sets auch stark beeinflusst ist von einem treibenderen, darken, soulfull Minimalsound, die wundersame Welt der fragilen Minimalhousetracks der Gebrüder Thibideau aka Repair und mit seiner Connection zu Deutschland erschienen auch Sub-Static Mit-Owner Falco Brocksieper und der Berliner Geheimtip Raumagent Alpha auf seinem Label. Und wenn nicht mehr die anderen minimal sind, sondern alle, und wir längst Toronto und Montreal miteingeschlossen haben, dann ist es an der Zeit auszubrechen, die Differenz einzufordern, und genau an dieser Position ist Dumb Unit. Kein Wunder, dass Jeremy die Herangehensweise einiger seiner zeitweisen Mitbewohner in Exilberlin so schätzt, T.Raumschmiere, Festplatten. Ähnlich wie die Band von Jake Fairley auf Dumb Unit sucht er mit dem Wissen um Minimalismus, der immer auch Modernismus sein muss, etwas, das nicht etwa darüber hinaus will, sondern sich infizieren lässt mit einem Anderen. Und wer erkältet ist, hat das Recht zu rotzen. Contaminated Modernism, wie Caulfield es nennen würde. Multiphrene Expansion. Minimalismus ist kein Sound mehr, sondern seine bis an die Grenzen eines möglichen (und mit Sicherheit flüssig, vielleicht überflüssig gewordenen) Genres gehende "interne" Differenzierung durch Einbrüche, Infektionen, fröhliche Korrumption. Wer einen tiefen Einblick in die Seele von Jeremy P. Caulfield gewinnen will, muss sich die Cover der 12"s auf seinem Label ge- in Anzügen und Trenchcoats, Seitenblicken von Agenten, die gewohnt sind, ins Nichts zu sehen, Visualisierungen des Aspekts der grundlegenden Fremdheit der medialen Selbstverständlichkeiten und Allgemeinplätze, Blicke aus merkwürdigen Zeiten, fremdem Habitus mitten im generativen Kubismus, einer von Digitalität durchzogenen Welt ständiger Aufsplitterung, Schattenhaftigkeit, Resonanz und expandierender Potentialitäten der Verdopplung. Minimalismus ist kein Sound mehr, sondern seine bis an die Grenzen eines möglichen Genres gehende "interne" Differenzierung. nauer ansehen. Caulfields Dumb Unit-Co- Klingt das dufte? Klar, und es kickt. ver ragen inmitten des VektorgraphikOverloads-Referenzrahmens heraus mit ihren strangen elektronischen Männchen Zwei ohne Masterplan Elektronika TEXT: MORITZ SAUER Lemon Jelly MY DEFINITION OF NARCOTIC Signer TEXT: RENÉ MARGRAFF | [email protected] Bevan Smith aka "Signer" widmet sich auf seinem neuen Album ganz seiner Liebe zu Berliner Dub-Affinitäten und verquirllt das mit seiner neuseeländischen Indieherkunft. Klar, dass so jemand mittlerweile in London lebt und auch ein eigenes Label hat. Das Eskapismus-Zwiegespräch des Monats. Die schönsten post-Seefeel-Flächen mit den wärmsten Dubbeats kommen 2002 von einem Neuseeländer aus London. Resistent gegen die Hektik dieser Stadt bleibt Bevan Smith ganz er selbst und macht zwar nicht alles anders, dafür aber alles komplett richtig. Hier packt mal wieder jemand das Beste aus verschiedenen Welten zusammen und bastelt eine Platte, die es so schafft, mehr zu sein. Wie das geht? Mit dronigen Gitarrenflächen und pulsierenden Beats. Schwups. runden Beats, die niemandem was beweisen mussten. Aber inzwischen hat sich laut Bevan einiges verändert. Neben einer akuten Elektronikaübersättigung arbeitete er in den letzten Monaten auch parallel mit Voicechanger, einer Indieband, die mit Vergleichen von Radiohead bis Low bedacht wird. Eine 12" ist bereits erschienen. NIGHT IS BLURRED Doch zurück zu Signer. Alles pulsiert und gleitet dahin, so dass mir zur Wirkung dieser Musik irgendwie lauter schlimme Worte einfallen, die so pasOUR HOME Manchen müsste Signer schon bekannt send wären, würden sie nicht was total Meine Musik soll Schluss machen mit allen Bildern und Gefühlen sein, seine Platten als "Aspen" auf Emanate und seinem eigenen Label Involve sowie sein erstes Signer Album "Giving It Up To Feel Affected" vor zwei Jahren waren doch für einige schon damals die besten eskapistischen Klangmalereien der Saison. Sein bisheriges Meisterwerk erscheint nun auf Carpark Records. Während es bei Aspen anfangs eher um das kleinteilige Zusammensetzen von Melodien für Millionen im verspielten Elektronikagewand ging, stand Signer immer mehr für das repetive und flächige Element, ein Übereinanderschichten von Sounds und Texturen mit anderes bedeuten und ganz übel besetzt sein. Ich flüstere "Trance" und "Ambient". Ersteres so leise, dass es niemand hört, zum lauteren "Ambient" meint Bevan dann aber folgendes: "Das ist kein Wort, dass ich benutzen würde, um meine Musik zu beschreiben. 'Low light dreams' sollte ein Technoalbum sein. Nun, meine Idee von Techno ist vielleicht ein wenig falsch.“ Mag sein, aber solange sie so tolle Platten hervorbringt ist das doch vollkommen okay. Techno fand Bevan vor allem über Labels wie Warp und eigentlich ist er wohl auch ganz klar ein zur Elektronika "konver- SERVICEPOINT http: Signer, Low Light Dreams, ist auf Carpark/Involve Records (Hausmusik) erschienen. www.carparkrecords.com www.involverecords.com Auf Tour im November tiertes" Indiekid. In den letzten Monaten hat er sich allerdings eher weniger an all den einschlägigen Veröffentlichungen erfreut, sondern durchaus auch solche Sachen wie 60's und 70's Rock nachgeholt. Seine Liebe zu den grummeligen warmen Bässen von Rhythm and Sound und Basic Channel ist aber zugleich ungebrochen. So, wir treten also den Glauben an die "richtige" Plattensammlung erst mal dezent, aber bestimmt, in die Tonne, denn es lockerer zu sehen ist eh viel schicker als engstirniges Einsortieren und Genresklaverei. GROßE STRASSE Noch mehr als auf dem ersten Signer Album fließen die neuen Tracks wie aus einem Guss, machen das Albumerlebnis perfekt. Will sagen: das kann man durchhören und reinfallen wie in die Kuscheldecke auf dem frisch bezogenen Bett. Bevan erklärt das folgendermaßen: "'Giving It Up' war eher eine Compilation von Tracks, daher war es an sich etwas unterschiedlicher und roher. Mit 'Low Light Dreams' hatte ich allerdings eher das Ziel ein in sich geschlossenes Album zu machen. Es sollte eine möglichst dichte und narkotische Platte werden… ich glaube, dass mir das ganz gut gelungen ist." Narkotisierend im Sinne von betäubend ist seine Musik in der richtigen Lautstärke allemal und das ohne Rezeptpflicht oder lästigem Gang in die Apotheke. DREAMING ABOUT MAKING MUSIC TO DREAM TO Eigentlich kommt Bevan aus Neuseeland, in den 80ern und frühen 90ern ja noch eine der Hochburgen des gepflegten Indiesounds. Hier entstand auch das erste Signer Album, "Low light dreams" produzierte er aber in London. Ich frage ihn, ob meine naiven "Klischee!!!!"-brüllenden Vorstellungen vom ruhigen ländlichen Neuseeland und schnellen, hektischen London bei ihm denn gar nicht greifen? Irgendwie hat es zumindest nicht den Anschein, denn wie sonst hat er diese Ruhe in seiner Musik bewahrt? "Der Umzug nach London hatte tatsächlich keinerlei Einfluß auf meinen Sound, aber hier zu leben hat mich gegenüber vielen Dingen mehr geöffnet und mir genügend Selbstvertrauen gegeben das zu tun, was ich wirklich möchte." Ok, trotzdem assoziiere ich bei Signer am ehesten Bilder von Weite, aber auch Dunkelheit… Bevan: "Nee, auch das ist nicht so passend. Ich weiß auch nicht. Am ehesten verregnete Städte. Schließlich lebe ich ja in London!" Meinetwegen. Bevan erklärt es aber noch genauer: "Eigentlich ist es keine sehr bildhafte Musik, die ich mache. Es ist Musik, zu der du dein Bewusstsein verlieren sollst, Musik, die Schluss macht mit allen Bildern, Gedanken, Gefühlen." "Nichts-wie-weg-von-hier-Traum". Schöner flüchten, die 1000ste. Bei Signer passt das. Manchmal hat man ja diese leisen Vorahnungen. Die einen nennen es dann den sechsten Sinn und die anderen beschreiben es als Vibrations. Und genau so kleine winzige Beben fand ich auf der Sonar Compilation von 2001 in Form von Lemon Jelly. Als damals diese warmherzigen Pianotupfer das erste Mal durch den Raum klimperten und der flockige Downbeat lustig dahinmarschierte, da musste ich unweigerlich glücklich vor mich hingrinsen. Fröhlichkeit und einen ungezwungenen Optimismus versprühten Nick Franglen und Fred Deakin mit "A Tune For Jack". Ein Jahr später rotiert endlich das Debüt der Engländer in meinem CD-Spieler und taucht den Herbst in bunte, volle Farben. Zwei Jahre haben die beiden sich Zeit gelassen und herausgekommen ist ein rundes Downbeat-Album, das sich nicht wirklich mit seinen Artgenossen vergleichen lässt. Es weht kein Brazil-Flair durch die acht Tracks, wie man es z.B. aus Wien kennt. Und von Jazz sind die poppigen Melodien auch meist weit entfernt. Driftet man mit dem Album davon, so erscheinen eher Erinnerungen aus der Kindheit vor dem eigenen Auge und man denkt unweigerlich an die Jingles von Kinderserien und –filmen. Kein Wunder, sind doch die beiden Briten selbst Soundtrack-Fans, die gerne bis tief in die Nacht gemeinsam vor dem Computer sitzen. Doch angesprochen auf diese Bilder geben sich Nick und SERVICEPOINT Lemon Jelly, Lost Horizons, ist auf XL / Beggars erschienen. www.lemonjelly.ky Fred eher wortkarg und weichen den Fragen aus. Man merkt ihnen förmlich an, dass sie eigene Bilder beim Produzieren hatten, aber diese mit niemandem teilen möchten, um ihre Zuhörer nicht zu sehr zu beeinflussen. Jeder soll sich seine eigene Jelly-World aufbauen und an den Punkt kommen, an welchem der Song sein Eigenleben preisgibt. Denn einen Masterplan gab und gibt es nicht. Auch wenn das meiste Material eigens eingespielt und aufgenommen wurde, so bastelten Nick und Fred doch eher wie vor einem Legosack und puzzelten die Ideen und Melodien ineinander bis sich plötzlich die Teilstücke zu einem eigenen Ganzen formten. Diese Momente waren für sie dann auch die erhabensten, wenn das Stück seine eigene Identität bekam. Herausragend neben den kuscheligen Tracks ist auch das farbenreiche Artwork in 3D. Gewagt ist da vor allem die NichtBeschriftung der dreiteiligen Pappverpackung, die mit Bildern aus der eigens für das Album kreierten Jelly-World bedruckt wurde. Hier wurde endlich mal wieder an uns Musikliebhaber gedacht, anstelle über illegale Downloads zu jammern, und ein wunderschönes Collectors-Item kreiert. Auseinandergeklappt passt das wunderbar ins Wandregal. <20> - DE:BUG.65 - 11.2002 Drum and Bass RONI SIZE: BACK FROM THE BREAK Genug Reprazented. Männer im besten Alter brauchen Soloalben TEXT:HEIKE LÜKEN | [email protected] Dass Drum and Bass in der Tat noch keinen Grabstein braucht, zeigt der Bristoler Vorzeigejunglist Roni Size auf seinem neuen Album, das Dancefloor und Homelistening unter einen Hut bringt. Und auch bei Full Cycle ist man fleißig. Long Time, No See, wie der Engländer so sagt, oder: Wenn man auf etwas sehnlich wartet, erscheint die Zeit eben immer ein bisschen länger. Zum Beispiel auf Veröffentlichungen eines nicht nur nach außen wichtigen Vertreters des Drum and Bass. Abgesehen von Remixen und Kooperationen wie z.B. zuletzt auf dem Blade 2Soundtrack ist es nach Reprazents “In the Mode“ um Roni Size ruhig geworden. Zeit, werde, ist ’Return to V’. Das werden viele Remixe und neue Sachen werden. Ich mag es gerade, Alben herauszubringen.“ Diese Vorliebe für Alben schlägt sich in seinem Solo “Touching Down“ nieder. Zum fast 10-jährigen Bestehen von Full Cycle ein Alleingänger. Symptom oder Statement? Size korrigiert: “Ich sehe es nicht als Roni Size-Soloalbum. Endlich bringt das Label beständig Musik heraus. Es ist eine Platte, die anderen standen schon vorher auf Roni Size. Diese beiden Publika widersprechen sich etwas. Die einen sind für die Tanzfläche, die anderen für zu Hause. Wenn ich ein Album wie das jetzige herausbringe, sind die Leute, die SERVICEPOINT New Forms mochten, verwirrt, wenn ich so etwas wie New Forms herausbringe, verste- Roni Size - Touching Down ist bereits bei hen das die Leute nicht, die den Dancefloor Full Cycle erschienen. Stuff mögen. Ich muss also versuchen, Projekte herauszubringen, bei denen die Leute in die HTTP www.fullcycle.co.uk Zum ersten Mal überhaupt, seit ich Musik herausbringe, bin ich sehr glücklich. die er genutzt hat, um sich und seinem Label Full Cycle ein solides Fundament zu bauen. Wer regelmäßige Veröffentlichungen vermisst hat, soll ab jetzt für die Geduld belohnt werden, gibt Size im Interview Auskunft: “Ich habe versucht, eine lange Pause zu machen und sicher zu stellen, dass wir jeden Monat eine Platte herausbringen können. In den nächsten fünf Jahren soll man in die Läden gehen können und jeden Monat eine Roni Size-12“ oder eine von jemandem des Full Cycle-Labels finden können.“ Beständigkeit und Konzept nicht nur für das eigene Label, sondern auch für Veröffentlichungen auf z.B. V-Recordings: “Das nächste, was ich auf V herausbringen dem Label hilft, sich zu entwickeln. Und das ist der Anfang davon. Ich versuche immer noch herauszufinden, was ich als Solo-Künstler kann.“ Schon fast Understatement, das man einem ernsthaften und gleichzeitig sehr relaxtem Roni Size abnimmt. Trotzdem, die beiden Maxis “Playtime“ und “Sound Advice“ operieren schon seit längerem erfolgreich auf der Tanzfläche und sind damit Ankündigungen, die dem sonstigen Standard der Platte gerecht werden. Ein Album, das Size der Tanzfläche gewidmet hat, damit aber nur einen Teil seiner Fans: “Ich habe zwei verschiedene Zuhörerschaften. Die einen haben ’New Forms’ gekauft, nachdem wir den Mercury Award gewonnen haben, die Falle gehen. Ich habe jetzt einen Weg gefunden, das zu tun, aber das konnte nicht über Nacht passieren. Zum ersten Mal überhaupt, seit ich Musik herausbringe, bin ich sehr glücklich.“ Das hört man, auch wenn sich das bei Size in gekonnt darker Manier äußert. DAS ENDE EINER ÄRA Auf die Frage nach weiteren Plänen für Breakbeat Era oder Reprazent: “Das ist vorbei. Breakbeat Era gibt es nicht mehr. Und Reprazent auch. Es wird keine weitere Reprazent geben. Zumindest nicht in den nächsten fünf Jahren. Wir haben über 1000 Shows mit den Live-Sachen gemacht und es war harte Arbeit, 16 Leute auf Tour zu bringen. Das ist nicht einfach.“ Wohl sogar so schwierig, dass ein sonst so angenehm loyaler Size zu einem kritischen Resümee seiner Live-Arbeiten kommt: “Es ist frustrierend zu sehen, dass man selbst 120% in etwas steckt und genau weiß, dass man jemanden sehen kann, der keine 120% in etwas steckt und dafür mehr Ansehen bekommt. Dabei habe ich einige Bands im Kopf, die noch nicht einmal performen und dann Nr. 1 werden. Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich eine Live-Show spielen kann. Damit ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen, aber ich finde, dass wir die Energie, die wir reingesteckt haben, nicht wiederbekommen haben. Als die Leute uns be- merkt haben, haben wir schon aufgehört und woanders weitergemacht. Einige Leute haben den Zug verpasst. Die Shows und die Albenverkäufe waren erstaunlich, aber wir haben unsere größte Arbeit in die Musik gesteckt, als die Leute meinten, die Musik sei tot. Jedes Interview, das ich zu der Zeit gemacht habe, etwa ein Jahr lang, fing an mit: ’Ist Drum and Bass jetzt tot?’ Das ist alles, an das ich mich erinnere.“ Auf die Idee hin, dass das vielleicht an seiner exponierten und wichtigen Stellung innerhalb der Szene gelegen haben kann, antwortet Size mit einem nüchternen “Yeah, but if you call me a king, I am not gonna put a crown on. Dann würde ich ja meinem eigenen Hype Glauben schenken.“ House MINIMAL HOUSE UND MAKE-UP Jeff Samuel TEXT: ALEXIS WALTZ | [email protected] Jeff Samuel will das komplette Paket: Melodie und Funk. In seinen Minimalhousetracks klackert sich der Digital-Smog an beides ran, kümmert sich aber einen Lofi-Dreck um Perfektion. Ganz Glamrock-Sozialisation eben. Auf Labels wie Trapez oder Deep Night Essentials treten nicht gekannte Affektwerte in die reduzierte Housigkeit. Mit seiner amerikanischen Version von Perlon, Cabanne oder Benjamin Wild infizierte Jeff Samuel sofort den Blutkreislauf dieser Labels. Dabei ist die Andersartigkeit seiner Tracks schwer fassbar: Die Stücke klingen das überwog, was durch eine wiederholte Aufnahme erreicht werden könnte. Das ist sehr amateurhaft und unprofessionell, aber es macht mehr Spaß, als alles vorauszuprogrammieren.“ Samuels Klackern ist niemals spielerisch, jedes Element zögert, Melodie zu werden. Die kurzen, geräuschhaften Sounds wirken und immer noch funky zu sein. Es ist wirklich schwer, funky und melodiös zu sein. Wie vielen Bands oder Musikern gelingt beides?“ Minimalismus war für Samuel zugleich Zielsetzung und technische Notwendigkeit, weil vor einigen Jahren die SoftwareSampler nur kurze Soundschnipsel speichern konnten. Samuel ist einer der weniSERVICEPOINT Es ist wirklich schwer, funky und melodiös zu sein. Wie vielen Bands oder Musikern gelingt beides? irgendwie dreckig, lo-fi, aber das trifft die Sache nicht. Der digitale Raum wirkt nicht rein, er ist kein Nullwert, wirkt eher wie die Oberfläche von Asphalt, die in sich schon rau und gekerbt ist. Sonderbarerweise ist hier die räumliche Nähe zu Chicago doch bemerkbar. Samuel hat den Mut, nicht an den Tracks zu basteln, bis sie perfekt sind: ”Bis vor kurzem nahm ich alles live in einem Take auf. Viele meiner Platten haben Fehler, aber ich dachte, dass die Energie dieser Tracks fast spröde, als könnten sie sich nie entscheiden, ob sie Intro bleiben oder tatsächlich den Track anfangen lassen wollen. Dennoch: ”Melodie ist alles. Ich bin mit Glam-Rock aufgewachsen, nicht mit Brian Eno oder Industrial wie viele andere Elektronik-Produzenten. Vielleicht ist das der Unterschied. Ich kann keinem großen Popsong widerstehen, egal vom wem er ist. Die Herausforderung für mich ist, das melodiöse Moment mit wenigen Elementen zu erreichen gen Produzenten, die nie mit einem Hardware-Setup gearbeitet haben, sondern immer komplett im Computer. Obwohl man das seiner Musik nicht anmerkt, ist er nicht jemand, der primär im elektronischen Kosmos aufgewachsen ist. Eine engagierte Musiksozialisation in College-Kontexten hat einen differenzierten Zugang zu allen erhältlichen Popmusiken geschaffen. Man liest Musikerbiographien oder schaut Dokumentarfilme über Indiebands. 1995 hörte Jeff Samuel, New Age Mold, ist auf Emoticon, Double Yum auf Trapez erschienen. er in Ohio ein Claude Young-Set, danach gab es keine Möglichkeit zur Umkehr mehr. Ein Mitbewohner spielte einen Sommer lang Björks ”Post“, gleichzeitig begann er mit Elektronik arbeitende Bands wie Laika und Tortoise zu schätzen. Als er anfing zu produzieren, war zu Hause Hiphop wichtig, im Nachtleben Cajual und Relief. Das klingt sehr relativistisch, aber in den USA sind die Musikrichtungen immer noch so unterschieden, dass ein solches Switchen tatsächlich noch eine Offenheit bedeuten kann und nicht etwas wie Crossover, Lounge oder Retro nahe legt. Zuletzt befasste er sich mit Kiss: ”Gerade lese ich die Autobiographie von Gene Simmons, ’Kiss and MakeUp’. Kannst du dir vorstellen, dass er Sex mit Diana Ross hatte? Mir gefällt es, dass er alle seine sexuellen Kontakte ’Liasons’ nennt. Es ist wahnsinnig komisch. Ich habe Kiss auf ihrer Farewell Tour 2000 gesehen. Ich schrie wie ein kleiner Junge!“ WHATDOYOUBURNFOR? www.burn-passion.de koffeinhaltig <22> - DE:BUG.64 - 10.2002 Internet DIE NETZRADIO-REVOLUTION Peercast erlaubt Broadcasting im Gnutella-Style TEXT: JANKO ROETTGERS | [email protected] Als vor gut zwei Jahren Gnutella veröffentlicht wurde, revolutionierte es die Tauschbörsen-Welt. Nun sorgt Peercast mit der gleichen Technologie für eine Renaissance der Piratenradios im Netz. Wir sprachen mit Peercast-Programmierer Giles Goddard. Seitdem in den USA die neue Gebührenordnung für Internetradios verabschiedet wurde, haben mehrere tausend Streams ihren Betrieb eingestellt. Zu den bekanntesten gehörte der San Franciscoer Sender SomaFM. Doch Soma-Freunde mussten nicht lange auf ihre gewohnte Dosis Downtempo verzichten. Seit Mitte Juli gibt es einen SomaFM-Tribute-Sender, betrieben von anonymen Fans. Für die richtige Musikmischung sorgen die Playlists des Senders, die der SomaFM-Betreiber Rusty Hodge praktischer Weise auf seiner Websi- GILES GODDARD: Sehr vielversprechend. Ich mag es, dass Leute die Software herunterladen und ihre eigene Station starten, ohne mehr zu haben als eine einfache Dialup-Verbindung. Die meisten Mainstream-Radiohörer verstehen nicht wirklich, warum es einen Bedarf für Peercast gibt. Aber Leute, die Independent-Musik hören, lieben es, weil es ihnen Kontrolle über das gibt, was sie hören und senden. gazine haben darüber berichtet, und es gibt http: viele deutsche Websites, die Peercast verlinwww.peercast.org ken. Einige Leute haben dadurch geholfen, dass sie Peercast-Wikis gestartet und Seiten mit Anleitungen zum Broadcasten ins Netz gestellt haben. Außerdem haben wir nun eine großartige Gruppe von Betatestern, so dass wir uns darauf konzentrieren können, Bugs zu fixen, anstatt sie zu finden. DEBUG: Wie viele Hörer verkraftet PeerDEBUG: Wie viele Broadcaster und wie vie- cast insgesamt? GODDARD: Gnutella-basiertes P2P ist sehr le Hörer gibt es denn zur Zeit? Dank Peercast wird die vergessen geglaubte Bewegung der Piratenradios im Netz eine großartige Renaissance erfahren können. te veröffentlicht hat. Für die RIAA-immune Verbreitung ist Peercast zuständig, ein neues Broadcasting-Netzwerk auf Peer to Peer-Basis. Peercast wurde von dem britischen Computerspiele-Entwickler Giles Goddard programmiert. Goddard arbeitet in Japan unter anderem für Nintendo, bastelt nebenher an PDA-Software und widmet sich in seiner Freizeit der Idee, die InternetradioSzene mit Gnutella-Technologie vor dem Gebührentod zu retten. Herausgekommen ist dabei eines der interessantesten Programme des Jahres, das Gnutella endlich mal zu etwas anderem nutzt als zur Verbreitung schlechter Musik und Pornografie. Und ganz nebenbei dafür sorgen könnte, dass die längst vergessen geglaubte Bewegung der Piratenradios im Netz eine großartige Renaissance erfahren könnte. GODDARD: Es gibt eine Stammbesetzung von etwa 20 Broadcastern, die immer dabei sind. Eine Reihe von neuen Channels taucht jeden Tag auf und verschwindet dann wieder. Offensichtlich haben viele Leute nicht die Ressourcen, um rund um die Uhr zu broadcasten, also senden sie am Wochenende oder abends. Die Gesamtzahl der Hörer ist schwer zu messen. Zu Spitzenzeiten hat jeder Channel 5-15 Hörer, und zu anderen Zeiten kann es sehr ruhig sein. Aber es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die das Programm im Hintergrund laufen lassen, ohne zuzuhören. Was großartig ist, da wir damit langsam aber sicher ein konstantes Netzwerk bilden. DEBUG: Hast du mit einem derart großen Zuspruch für Peercast gerechnet? GODDARD: Ehrlich gesagt nein. Ich habe nicht geglaubt, dass Leute verstehen würden, wozu Peercast nützlich ist. Aber es gab sehr DEBUG: Wie sehen bisher die Reaktionen viele positive Reaktionen. Insbesondere von Europäern, ein paar französische Linux-Maauf Peercast aus? robust und skaliert recht gut, weshalb ich DEBUG: Wie geht es denn insgesamt voran nicht erwarte, dass das Netzwerk zu groß mit der Peercast-Entwicklung? GODDARD: Das größte Upgrade, was wir wird. kürzlich hatten, war der Vorbis-Support. DaDEBUG: Kannst du uns ein bisschen mehr mit ist Peercast soweit ich weiß die erste OggBroadcasting-Lösung - abgesehen natürlich über die Peercast-Technologie erzählen? GODDARD: Das Hören eines Streams funk- von Icecast2, das bald veröffentlicht wird. Dationiert genauso wie das Herunterladen einer vor gab es die Linux-Version und deutliche Datei mit Gnutella. Senden ebenso. Dabei Verbesserungen des Windows-Interfaces. kannst du theoretisch so vielen Streams Peercast ist unter Windows jetzt im Grunde zuhören, wie du Bandbreite hast, aber jeder nicht mehr als ein Taskbar-Icon, es gibt keine Stream wird nur von genau einem anderen komplizierten GUIs mehr. Außerdem haben Nutzer übertragen. Wenn das Netzwerk erst wir Peercast-URLs eingeführt. Das erlaubt einmal stabil läuft und Peercast gut funktio- dir, einen Link auf deiner Website zu platzieniert, werden wir daran arbeiten, Leuten den ren, auf den Leute klicken können, um sich in Download von mehreren Quellen zu erlau- deinen Peercast-Channel einzuklinken. ben. So können auch Nutzer mit langsameren Als nächstes großes Feature planen wir ViVerbindungen noch etwas zum Netzwerk bei- deo-Streaming. Und natürlich wollen wir den tragen, auch wenn es nur ein Viertel eines Hörern mehr Anreize geben, Peercast zu nutChannels ist. Das ist vergleichbar mit Gnutel- zen. Derzeit ist es sehr Broadcaster-orientiert la-Clients wie BearShare, die Nutzern den - wie mehr verschiedene Channels, Musik, die Download von mehreren Quellen ermögli- du auf kommerziellen Stationen nicht zu hören bekommst und so weiter. chen. DEBUG: Ein Argument für Peercast sind ja die neuen US-Gebührensätze für OnlineRadios. Was aber, wenn die RIAA irgendwann doch auf die Idee kommen sollte, Peercast-Broadcaster zur Kasse zu bitten? GODDARD: Das ist natürlich die wichtigste Frage. Sollte die RIAA etwa jeden Teilnehmer des Netzes als Broadcaster ansehen, weil er Daten aussendet? Dann hätten sie mit dem Eintreiben der Gebühren ganz schön viel zu tun. Und als was würde die RIAA Peercast überhaupt einstufen? Es ist nur ein weiteres Netzwerkprotokoll, das zufälligerweise zum Übertragen von Audiodaten genutzt werden kann.Es ist einfach an der Zeit, dass die gesamte Musikindustrie sich reformiert und aufhört, den Kopf in den Sand zu stecken. Ich bin sicher nicht der einzige, der sich wegen Stationen wie SomaFM viele neue CDs gekauft hat. Wenn die RIAA sich also ins Verderben stürzen will, soll sie es tun. Ich werde in der Zwischenzeit PeerCast hören. <23> - DE:BUG.65 - 11.2002 Musiktechnik JOYTOMIDI Synthies fernbedienen mal anders Statt Tekken zu spielen kann man mit dem Joypad jetzt auch raven. Studentische Forschung hat aus einem handelsüblichen Joypad einen Midi-Controller für Musi-Magie am Rechner gezaubert. Für ein besseres Morgen, kann Debug da nur sagen. TEXT: MARKUS ENGEL | [email protected] Keyboard spielen kann jeder. An Drehreglern zu schrauben beeindruckt heute niemanden mehr. Aber mit einem Joypad in der Hand mittels Game-geübten Moves die Filter zum Oszillieren und den Saal zum Kochen zu bringen, das gab's noch nicht. Eine Gruppe von Studenten, darunter DIALs Lawrence, präsentierten auf der Hyperkult XI der Universität Lüneburg mit dem "JoyToMIDI" ein Delphi-Patch, das ein handelsübliches PC-Joypad in einen rockenden Controller verwandelt. Was gewöhnlich dazu dient, den maximalen Wahnsinn mit virtuellen Doppelgängern per Fernsteuerung zu fabrizieren, wird jetzt in ein Gerät umgewandelt, mit dem es möglich ist, sampleund synthesebasierte Klangerzeuger zu steuern. Gerade in Zeiten, in denen die Lust an haptischen Interfaces größer ist denn je und die Leute eh dank nächtelanger TekkenBattles am Pad durchtrainiert sind, ist dies eine ernst zu nehmende und vor allem preiswerte Alternative zu Top Sellern wie Korgs KaossPad oder dem Air FX von Alesis. Die Joypads haben außerdem den Vorteil, dass sie über lange Entwicklungsschritte hinweg mittlerweile ergonomisch perfekt und smooth in der Hand liegen. Mit dem "JoyToMIDI" lassen sich die Parameter jedes MIDI-fähigen Klangerzeugers sowohl in den grundlegenden als auch in komplexen bis experimentellen Konfigurationen steuern. Die von den beiden Sticks des Pads eingehenden Befehle werden in MIDI-Daten umgewandelt und können parallel prozessiert werden. Die Feuertasten dienen als "Shift-Funktion", durch die eine Mehrfachbelegung ermöglicht wird. Dadurch können sowohl standardisierte und festgelegte Channel Voice Messages wie NoteOn, Pitch oder Velocity als auch variabel zuordenbare Control Changes gesendet werden. Durch seine offene Struktur ist die Schnittstelle sowohl bei Installa- tionen als auch für Live-Musik-Performances und Musikproduktionen einsetzbar. Zur Sounderzeugung eignet sich dabei besonders die Synthesizersoftware "Reaktor" von Native Instruments, da sich hier alle Bedienelemente mittels einer MIDI-LearnFunktion sehr flexibel konfigurierbar von SERVICEPOINT außen ansteuern lassen. Dank der Control Changes kann sich so jeder ein passendes Bislang läuft JoyToMIDI nur unter WindoSet basteln. Das Delphie-Patch erkennt au- ws tomatisch alle MIDI-Ins und –Outs, über die der Computer verfügt. http: www.glizz.net/features.php Auf "glizz.net" gibt es das komplette Paket mit Delphi-Patch, Reaktorpatch, virtuellem MIDI-Kabel zur Rechner-internen Kanalisierung und Bedienungsanleitung zum freien Download. Das einzige, was neben Reaktor noch selber gekauft werden muss, ist das passende Pad (Logitech "Wingman Rumble Pad"). Rocken mit Sticks war nie einfacher. Musiktechnik NATIVE INSTRUMENTS "KONTAKT" Software Sampler, das nächste Kapitel TEXT: BENJAMIN WEISS | [email protected] Nach Emagics "EXS24" und Steinbergs "Halion" legen die Kids von Native Instruments nun auch einen Software-Sampler vor. Mit reichlich Features und vor allem umfangreicher Kompatibilität auch in die Hardware-Welt will man bei Native Instruments weiter an der Marktposition von Firmen wie EMU oder AKAI sägen. Ob das funktioniert, sagt uns Benjamin Weiss. ÜBERSICHT UND AUFBAU Kontakt lässt sich sowohl als Stand Alone als auch in den PlugIn Formaten VST, DXi, DirectConnect und MAS betreiben. An Sampleformaten werden momentan neben AIFF und WAV auch Akai CDs, SoundFont, Gigasampler Files, Battery und LM4 Kits, sowie MPC2000 Samples unterstützt. Beim Erscheinen dieses Artikels sollen per Update noch Halion, EXS und SoundDesigner II hinzukommen, Ende des Jahres schließlich noch EMU Support. Alle Samples werden von Kontakt in den Arbeitsspeicher geladen, wodurch zwar einerseits eine Menge RAM benötigt, andererseits aber auch das lästige und oft den ganzen Rechner in die Knie zwingende Festplatten-Streaming vermieden wird. Links befindet sich ein gut durchdachtes Browser Fenster mit Vorhörfunktion, mit dem sich Samples und Kits laden lassen. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle ist, dass der Browser manchmal nicht realisiert, wenn im Finder etwas hinzugekommen oder weggefallen ist, so dass man dann den Refresh Button drücken muss. Rechts daneben befinden sich Slots, die wie in einem Rack mit Instrumenten, Effektmodulen und Editoren gefüllt werden können. Um den eh schon knappen Bildschirmplatz besser ausnutzen zu können, lässt sich die Kontaktoberfläche in drei verschiedenen Größen darstellen, bei Bedarf können Browser oder Teile des Racks weggeklappt werden. SAMPLE MAPPING UND STRUKTUR Der Mapping Editor von Kontakt bietet alles, was man von Hardwaresamplern kennt: Hier können einzelne Zonen benannt und editiert, Überblendungen er- zeugt und mit verschiedenen Anschlagsdynamiken versehen werden. Die kleinste Einheit ist dabei immer eine Zone, die nur ein Sample beinhalten kann. Zonen können dann zu Gruppen zusammengefasst werden, um sie gemeinsam zu editieren, Layers zu erzeugen oder ihnen gemeinsame Effekte zuzuweisen. Die nächsthöhere Hierarchieebene ist dann ein Instrument, dem einer von sechzehn MIDI Kanälen zugewiesen werden kann, so dass pro Instanz bis zu 16 solcher Instrumente möglich sind. MODULATIONEN, EFFEKTE UND FILTER Mit insgesamt 13 verschiedenen Filtern ist ein ziemlich großes Spektrum abgedeckt: neben den Standards wie Hoch- Tief- und Bandpass mit unterschiedlichen Flankensteilheiten (Tiefpass mit 36 dB kommt ziemlich überzeugend) gibt es noch den 3x2 Multimode Filter, bei dem drei separate, zweipolige Multimodefilter in fast allen Kombinationen, ob seriell oder parallel oder auch gemischt, miteinander verschaltet werden können; ein Feature, das allerdings deutlich mehr Prozessorhunger als die anderen Filter hat. Zusätzlich zu den klassischen Filtern gibt es noch einen Phaser sowie zwei verschiedene Vowel (Formant-) Filter und drei parametrische EQs (ein-, zwei- und dreibandig). Auch die Hüllkurvensektion bietet neben dem um Hold erweiterten Standard ADSR und der Variation DBD (Decay, Break, Decay 2) als Besonderheit eine frei zeichenbare Hüllkurve an, die bis zu 32 Breakpoints haben kann. Dazu kommen diverse Effektstandards wie Delays, Distortion, Flanger und Hall, die alle ihren Job recht ordentlich und prozessortechnisch anspruchslos verrichten, aber keine guten externen Effekte ersetzen. Die Modulationsmöglichkeiten von Kontakt sind umfangreich und alle zum Songtempo synchronisierbar. Als LFO-Wellenformen stehen neben Sinus, Dreieck, Rechteck, Sägezahn und Random noch eine Multi Option, die alle anderen Wellenformen in einem einstellbaren Verhältnis zueinander mischt, zur Verfügung. Per Modulationsrouter werden Modulationsziele und -quellen einander zugewiesen, darüber hinaus können auch die Modulationen noch auf zwei verschiedene Weisen beeinflusst werden: Der Rescaler dient der zusätzlichen Änderung einströmender externer MIDI-Controllerdaten: hiermit lassen sich Werteverläufe zeichnen, anhand derer die Daten abgeglichen werden. Ausserdem gibt es noch den 32 Step Modulator, mit dem sich Sequenzen für Modulationsparameter erzeugen lassen. TIMEMACHINE UND TONEMACHINE Timemachine dient, wie der Name schon zart andeutet, dem Echtzeittimestretching von Samples, so dass Loops oder auch einzelne Samples dem jeweiligen Tempo angeglichen werden können. Die Geschwindigkeit ist allerdings unpraktischerweise in der Einheit Prozent einstellbar, die Qualität des Algorithmus aber recht gut. Wie die Timemachine beruht auch das zweite Echtzeitmanipulationstool Tonemachine auf Granularsynthese, dient aber der beliebigen Änderung der Tonhöhe von Loops, ohne dass deren Länge sich unbedingt ändern muss. Mit Tonemachine lassen sich prima artifiziell eingefrorene Sounds aus eigentlich allen Tonquellen erzeugen, vor allem der Parameter Formant (zur Transpo- SERVICEPOINT Info & Demodownload: www.native-instruments.de Systemvorraussetzungen: PC: Windows 98/2000/ME/XP, Pentium II 300 Mhz, 128 MB RAM, Mac: ab 8.6, G3 300 Mhz, 128 MB RAM Preis: 399,- Euro, Crossgrade: 229,- Euro (für registrierte Besitzer von Halion, EXS, Unity DS-1,GigaStudio / Giga Sampler ) nierung der Formant Position) in Verbindung mit einem möglichst kleinen Smooth Wert (Smooth dient der Glättung der entstehenden Wellenform) hat es in sich. Die Performance ist stark davon abhängig, wie viele prozessorlastige Module wie Timemachine oder komplexe Modulationen verwendet werden, hält sich aber immer im Rahmen des Erträglichen, einen einigermassen schnellen Rechner vorrausgesetzt. MITGELIEFERTES Natürlich gibts zu Kontakt noch eine mit- Im Vergleich mit der Konkurrenz Halion ist gelieferte Library: Auf sechs CDs mit einer Kontakt in Sachen Performance und Stabiqualitativ guten Auswahl an Standard Sam- lität klar voraus, der EXS 24 hat etwa die Kontakt übertrumpft Steinbergs Halion um Längen. Und Emagic muss sich warm anziehen. Zeit, die alte Hardware auf eBay zu verchecken. ples sowohl klassischer Instrumente (diverse Strings, Pianos usw) als auch Gitarren, Drums und Keyboards. Eine ganze CD widmet sich Samples anderer PlugIns von Native Instruments wie Pro52, B4 und Absynth, dazu kommen noch eine handvoll Battery Kits für Drums. BEDIENUNG, PERFORMANCE UND SOUND Die Oberflächenstruktur ist gut durchdacht und so findet man sich in Kontakt trotz der Parameterfülle und vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten schnell zurecht. gleichen Performancewerte, aber insgesamt weniger Editiermöglichkeiten. Die Filter und damit auch der Gesamtsound von Kontakt sind sehr gut, die Ladegeschwindigkeit geht auch in Ordnung. Meiner Meinung nach momentan der beste und umfangreichste Softwaresampler im PlugIn Format, der neben der Nutzung sehr vieler Soundbibliotheken und den Standards der Hardwaresamplerwelt auch eine gute Palette an neuen und nützlichen Soundmanipulationsfeatures wie Timemachine und Tonemachine zu bieten hat und mit vielen Modulationsmöglichkeiten glänzt. <24> - DE:BUG.64 - 10.2002 Soulful Music DIE NONCHALANCE DES UNBEWUSSTSEINS Phil Asher TEXT: KAY MESEBERG | [email protected] / FOTOS: KAI VON RABENAU Seit elf Jahren DJ und Produzent: Der Engländer Phil Asher schaut aber nicht gern formattreu in die Vergangenheit. Erinnert er sich rückblickend doch eher tiefstapelnderweise an Patzer als Triumphe. Er ist durch die Clubschule von Delirium und Ministry of Sound bis West-London gegangen, hat seine Experimentierphase absolviert. Mit seinem neuen Album "Sweet & Sour“ startet Phil Asher als Focus eine neue Zeitrechnung seines Schaffens. Es ist sommerlich heiß und Phil Asher in der Stadt. Interviewtermin. Die U-Bahn überfüllt und stickig. Angekommen am vereinbarten Treffpunkt, ein aufmerksamer Zettel mit Verweis zum neuen. Alles flirrend. Sommer kann auch schön sein. Halbmond in Achselhöhe eher nicht. Also wieder durch den Untergrund. Währenddessen hat sich eine Telefonkette von Berlin nach London, zurück nach Berlin gebildet, die aber an einem der Nokia-Geburtsfehler – Wackelakku – scheitert. Ankunft am neuen Ort, Mailbox abhören: Aja. Herzlichen Dank. Scherze sind in solcher Situation eine sensible Sache. Doch Phil geht in die Vollen: Interview – was für ein Interview? Bilder – ich lass mich nicht fotografieren! Nein – kein Diktiergerät! Britischer Humor? Nein, Aufwärmphase. Dennoch. Medienschelte muss sein: "Seit vier Jahren habe ich kein Interview gemacht. Ich gebe eigentlich keine Interviews, weil ich denke, dass sie nicht zum Fortschritt der Musik beitragen. Ich habe nie einen Interviewer in meinem Club gesehen, der geguckt hat, wie ich auflege. Das ist nie passiert. Die meisten Journalisten in England wollen nur Karriere machen, berühmt werden. Die wollen nur die sogenannten berühmten Leute treffen. Sie kümmern sich nicht darum, was du ihnen erzählst. Es geht nur darum, den Platz in den Der Vater des Schulbuben Phil Asher arbeitete in einem Plattenladen, brachte viel Musik nach Hause. Mir nichts dir nichts landeten einige Tonträger in Phils Ranzen und verkauften sich gut bei den Freunden und Mitschülern. Der Vater bekam Wind von der Sache und zog mit dem Sohnemann einen kleinen Plattenstand auf Schultrödelmärkten auf. 1991 dann der erste Phil-Asher-Gig im Delirium. Host des Abends: Noel Watson. Als der mal für kleine Jungs musste, ergriff Phil die Chance, dropte eine Platte. Und schwups kamen die Angebote, bei Garage City, Off Centre, Angels of Love and Ministry of Sound die Platten zu drehen. Folgend der Schritt zu produzieren. Inzwischen sind es 19 verschiedene Aliases: "Restless Soul ist der wichtigste Name. Focus, Woolph, Electric Soul – ich kann mich nicht mal an alle Namen erinnern. Aber das ist alles unter der großen Fahne von Restless Soul." Den stilistischen Wandel und die sich wandelnden Einflüsse über Funk, Soul, Jazz, Latin, Afro, Brazil, House, Hiphop, RnB, Broken Beat, etc verneint Mr. Asher, bzw. ist es ihm so egal wie der Unterschied zwischen 19 und 25 Pseudonymen. Ihm ging und geht es um soulfule Musik: "Ich habe immer soulfule, vokalbeeinflusste Musik gespielt und mache das immer noch, aber in verschiedenen dern einfach die Dinge tun, die zu tun sind, ein großes Spektrum an Musik erreichen. Und gucken, was dabei herauskommt." So umschreibt er seine elf Jahre währende Experimentierphase. Und was nun? "Was ich jetzt nach den 11 Jahren Musikmachen denke, ist, dass meine experimentelle Phase vorüber ist. Die Zeit also, in der du lernst, welche Instrumente, welches Equipment du nutzt, was du selber willst, was dein Herz dir sagt und was dein Kopf. Und was du ausdrücken willst. Das ist vorbei für mich. Ich will mich jetzt darauf konzentrieren Tracks zu machen, die ihren jeweiligen Stil definieren. Beim Focus-Album definiert jeder Track für mich seine Stilistik. Die Tracks sind alle anders. Das verbindende Element ist, dass sie von mir gemacht wurden. Ich bin nicht einer der Produzenten, die groundbreaking unbedingt zwei Dinge zusammenbringen möchten, die eigentlich nicht zusammen passen. Das machen Leute wie Peter Gabriel schon seit Jahren." SERVICEPOINT Focus, Sweet & Sour, ist auf Versatile/PP Sales erschienen. NIEDLICH UND ÜBERRASCHT Nonchalance ist, was Phil Asher auszeichnet. Aber nicht als Pose, sondern als stete unbewusste Herangehensweise. Die selbstauferlegten Regeln dienen allein dazu Balance zu halten, die Herkunft nicht zu leugnen, das Lernen nicht aufzugeben. Darum http: Es ist immer noch das Gleiche, aber mit modernisierten Methoden. Magazinen zu füllen. Egal, was da steht. Für mich spricht die Musik für sich selbst. Ich mache keine kommerzielle Musik und darum muss ich mich auch nicht kommerziellen Regeln unterwerfen. Jetzt bin ich älter, habe ein Kind und ich muss mehr Geld verdienen. Jetzt muss ich mich selbst promoten. Darum bin ich hier." Fein. Die Kurve gekriegt. Gut so. Doch dem Family- and Spliffman Phil Asher dürstet nach letzterem. Also fix das Interview gemacht und flux die relevanten Leute um ihn herum angehauen. Ohne Erfolg: "I am a spliff-addict. Thats all I think about: family and spliffs." DER ERSTE GIG UND 19 ALIASES "Ich denke nicht an die Vergangenheit. Wenn man anfängt aufzulegen, ist man noch nicht so gut. Deshalb ist es nicht so schön, sich daran zu erinnern. Ich warte lieber auf die Zukunft. Die Vergangenheit ist nur ein Schritt in die Zukunft. Ich versuche, von meinen Fehlern zu lernen." Verkleidungen. Es ist immer noch das Gleiche, aber mit modernisierten Methoden." Und wieso müssen es 19 Aliases sein? Reicht nicht auch ganz banal die Hälfte oder ein Drittel? "Wieso nicht? Ich mache das nicht kalkuliert, eher unbewusst. Das Label, das Plattenlabel oder das Label der Musik ist nicht wichtig. Ich will nur Musik machen. Der Name ist egal. Es ist ganz einfach. Am Morgen aufstehen, mit meinem Sohn spielen, meine Frau sehen. Dann ins Studio gehen. Es ist ein Job. Aber es ist ein Job, den ich liebe. Und hundert Prozent meines Herzens sind dabei. Es ist eine Art von Freiheit. Die Leute können dich nicht ausmachen, wenn du ein Alias benutzt. Und ich kann einfach Musik machen, wie ich es möchte. Ob es nun House oder Broken Beats sind. Es ist dieses eklektische London-Ding. Ich bin einfach froh, die verschiedenen Dinge auszuprobieren. Ich will nicht irgendjemand sein. Oder versuchen der Leader zu sein, oder ein Soldat. Es geht nicht darum berühmt zu werden, son- ist "Sweet & Sour“ ein Scheidepunkt im Asher-Schaffen. "Immer wenn ich ein Album mache, muss es von der Stimmung her ausbalanciert sein. Darum habe ich das Focus-Album auch 'Sweet & Sour' genannt. Es ist ein bisschen wie Ying und Yang, ohne den Ausdruck zu nutzen. Es geht um die Balance. Die Focus-Idee ist, sich auf etwas zu konzentrieren, was ich schon lange oder noch nie gemacht habe. Ich lerne einfach jeden Tag und habe das Gefühl, noch nicht genug gelernt zu haben." Mit anderen Worten repräsentiert die süße Seite des Albums ein wohltemperiertes Maß an unaufdringlicher Niedlichkeit. Während die saure Seite die freudige Überraschung in sich trägt, beim barfüßigen Gang durch eine Wiese eine Taub- statt eine Brennnessel berührt zu haben. Phil war in der ersten Jahreshälfte ungewöhnlich angespannt und nervös, wenn man ihn auf sein Focus-Projekt ansprach. Warum das so ist, erklärt sich beim Hören nicht, ist das Album doch ein entspannter Gang durch die www.philasher.com Phil mit Deep-House-DJ-Produzenten-Buddy, Ex-Hiphop-Produzenten, der immer für einen guten Break zu haben ist, und Verfasser vor der Haustür eines Berliner Labelund Bookingmanns. Genau dort, wo der Zettel hang. Der Schlüssel solle im Efeu stecken. Kurz und gut, die Kletterpflanze wird einer Körperkontrolle unterzogen. Jedes Blatt dreimal gewendet. Nichts! Wieder und wieder prüfen die Herren das Geflecht, bis ein unbedeutend erscheinender Briefkastenschlüssel auf dem Pflaster klimpert. Hm. Passt ja wohl nicht in die metallene Haustür. Doch dann, denk, denk, den Gesichtern sieht man das Rattern der Relais an: Die rettende Idee: Der Briefkastenschlüssel muss ja einen Briefkasten öffnen. Et voila. Da ist der Schlüssel schon. Auf geht es in die geschmackssicher eingerichtete DER SCHLÜSSEL UND DER EFEU Auf den offiziellen folgt – wie kann es an- Wohnung, die den Herren die Kinnlade gen ders sein - der inoffizielle Teil. Und dabei Erdkern fallen lässt - bis angerichtet ist. Was muss man sich diese Situation vorstellen: für ein Tag. Auf der Suche nach dem ersten Spliff landet Jahrzehnte der Samplequellen, das mit einem Missy-Verweis endet. Die nächsten Herausforderungen warten auch schon in der berüchtigten Lade: Nathan-Haines-Album für Chilli Funk, Album mit Earl Zinger, Restless-Soul-Label starten, eigenes Eurasia-Label aufbauen. Und gerade auf der Loungin-Collaborations-Tour von Jesse und Chris (danke für die Telefonkette) sein: mit Attica Blues, Modaji, Intega, Jimpster, ShurI-Kan, Alex Attias, Slope, Kaidi Tatham (live), Orin Walter, Seiji, Daz-I-Kue, Micatone, Atomhockey, etc. Was bleibt zum Vorschluss? Das: "It was a great interview. And a great photographer. Actually I should like photographers and journalists now." Naja, kann man auch streichen. <25> - DE:BUG.65 - 11.2002 Filesharing DIE VERBRATENE REVOLUTION Wie Rebol einmal beinahe die Welt verändert hätte Manchmal ist es verdammt knapp. Dann fehlt nicht viel, und ein paar Zeilen Code könnten die Welt des Internets auf den Kopf stellen. Zu dumm, wenn es dann am Ende doch nicht klappt, wie bei Rebol und seinem verpatzten Versuch, Betriebssysteme mit Peer to Peer zu kreuzen. TEXT: JANKO ROETTGERS | [email protected] Carl Sassenrath wollte es noch einmal wissen. Es der Welt noch einmal zeigen. Noch einmal eine Revolution auslösen. Der Plan: Seine Firma Rebol würde die lange angekündigte Version 2.0 des FilesharingProgramms Morpheus entwickeln, dadurch auf Millionen von Desktops schlüpfen und dann per default ständig im Hintergrund laufen. Sassenrath wusste: FilesharingNutzer sind immer online. Heute tummeln sich mehr Teilnehmer gleichzeitig in den diversen Tauschbörsen als AOL jemals an hilflosen Rentnern binden konnte. Wer Filesharing revolutioniert, revolutioniert folglich das Netz. Und mit ein bisschen Geschick die Welt der Betriebssysteme gleich noch dazu. Letzteres war Sassenrath schon in den Achtzigern gelungen. Er entwickelte mit dem Amiga OS einen Meilenstein. Multi- Groupware-Lösung zum Firmeneinsatz deswegen gleich auch vollmundig "Internet Operation System" genannt. In einigen Punkten ähnelt Sassenraths Vision der von Bill Gates, der mit seiner .NETStrategie das Netz um dezentrale Programme und Services erweitern will. Auch Suns Java hat Ähnlichkeiten mit Rebol. Doch im Unterschied zu Sun und Microsoft setzt Sassenrath auf radikale Reduktion. Auf einfache Lösungen, auf maximale Effizienz. Wie in alten Amiga-Zeiten, als man mit billiger Hardware realisierte, was die Konkurrenz mit ihren teuren Bürocomputern erst Jahre später schaffen sollte. Rebol verzichtet deshalb auf jeden unnötigen Ballast. Die Basisdienste des Internets werden schon von Haus aus unterstützt, um die aus dem Netz ladbaren Skript-Programme - im Firmenjargon heißen sie RebHTTP Rebol: http://www.rebol.com Morpheus: http://www.morpheus-os.com Keine Frage, das war die Zukunft. lets - nicht unnötig aufzublähen. Deshalb bedarf es nur magerer acht Kilobyte Code, um mit Rebol ein komplettes Instant-Messaging Programm zu schreiben. Ein einfacher Client zum Versenden von Mails begnügt sich mit schmalen zwei Kilobyte, die grafische Benutzerschnittstelle eingeschlossen. Der zum Ausführen dieser Programme nötige Rebol-Desktop ist knapp kalkulierte 500 Kilobyte groß. Zum Vergleich: Die aktuelle Version des vergleichbaren Java Runtime Environments umfasst DAS INTERNET OPERATION SYSTEM Nur fand die Zukunft aufgrund von Markt- beim Download mehr als zwölf Megabyte. Fehleinschätzungen und Misswirtschaft Bisher hat Rebol jedoch ein Problem: Niedann doch ohne den Amiga statt. Stattdes- mand kennt es. sen wurde der PC zur Multimedia-Plattform und Sassenrath verschwand von der DAS KÖNNTE .NET Bildfläche. Seit zwei, drei Jahren ist er wie- VOM MARKT FEGEN. der da. Will noch einmal eine Revolution Das kann man von Morpheus nicht unbestarten. Sein neuestes Kind, Rebol, wird dingt behaupten. Als Napster seinen Benicht zufällig wie Rebell ausgesprochen. trieb einstellen musste, wurde Morpheus Aber was ist Rebol? 1999, als Napster noch zu seinem heimlichen Nachfolger. Zu dem in den Kinderschuhen steckte, erklärte Sas- Programm, das man einfach haben musste. senrath in einem Interview: "Mir geht es um Mehr als 100 Millionen Nutzer haben es ein neues Modell für Distributed Computing, mittlerweile aus dem Netz geladen, pro nicht um eine weitere Programmiersprache." Woche kommen ein paar hunderttausend Konsequenterweise schuf er mit Rebol neue dazu. Doch auch Morpheus hatte lantrotzdem eine weitere Programmierspra- ge Zeit ein Problem. Das Programm war leche - aber eben eine für dezentrales Inter- diglich lizensiert, die Lizenzgeber aber mit ihrem eigenen Client Kazaa gleichzeitig net. Das Netz, so wird Sassenrath nicht müde auch größter Konkurrent. Im Herbst 2001 zu betonen, sei zu mehr fähig als nur zum entschied Morpheus-Betreiber Streamcast Vermitteln statischer Inhalte. Seiner Vision deshalb, sich von Kazaa zu trennen und auf nach wird das Internet der Zukunft aus aus- das offene Peer to Peer-Netzwerk Gnutella führbaren Programmen bestehen, aus klei- umzusteigen. Die Technologie dafür sollte nen Modulen, interaktionsfähig und unab- Rebol liefern. hängig von statischen Server Client-Mo- Mit Rebol im Rücken wollte Morpheus Bedellen, wie wir sie täglich im World Wide reiche erobern, von denen Konkurrent KaWeb erleben. Programme, die alle Endgerä- zaa nicht einmal träumte. Rebol ist heute te miteinander verknüpfen - egal, was für bereits auf 42 Betriebssystem-Plattformen ein Betriebssystem auf ihnen läuft - und verfügbar. Die Portierung auf mobile Endmithin Betriebssysteme praktisch über- geräte ist zum Greifen nahe. Filesharing für flüssig machen. Sassenraths Firma hat ihre PDAs, Mobiltelefone, Spielkonsolen? Für tasking, Multimedia, grafische BenutzerSchnittstellen – alles aus unserer bunten Windows-Welt nicht mehr wegzudenken. Doch als 1985 der erste Amiga mit diesen Features erschien, waren PCs noch grau und zwangen ihre Benutzer zur Eingabe kryptischer Kommandos. Der Amiga dagegen zauberte bewegte Animationen mit ganzen 4096 Farben auf den Monitor. Keine Frage, das war die Zukunft. ein Rebol-basiertes Morpheus alles kein Problem. Doch was würde die Zusammenarbeit erst für Sassenraths alten Traum bedeuten? Welche Folgen hätte es, wenn auf Millionen von Desktops Rebol installiert wäre? "Das könnte .NET und seinesgleichen vom Markt fegen", meint der freie RebolProgrammierer Maarten Koopmans. Wenn die Nutzer einmal mit Rebol vertraut seien, dann würden sie es auch in ihre Arbeitsumgebungen integrieren und diese kollaborativ vernetzen wollen. "E-Working und ELearning werden damit endlich zu dem, was sie immer sein sollten." Kein Wunder, dass die Rebol-Gemeinde feierte, als die beiden Firmen vor einem Jahr ihre Zusammenarbeit verkündeten. Der Streamcast CTO erklärte anlässlich der Vorstellung: "Wir werden es mit einer komplett neuen Welt von Netzwerk-Applikationen zu tun haben. Die Programme werden in Echtzeit durch das Netzwerk morphen - sich erweitern und verbessern." Klang das nicht schon sehr nach der lange ersehnten Revolution? UND DIE REVOLUTION? Dann vergingen einige lange Monate. Morpheus 2 ließ auf sich warten. Ende Februar 2002 hatte Streamcast plötzlich ein sehr unangenehmes Problem: Morpheus funktionierte nicht mehr. Millionen von Nutzern des Tauschprogramms wurden nach dem Start aufgefordert, sich ein Update zu besorgen, schade nur, dass dieses gar nicht existierte. Grund für den Ausfall war eine Streitigkeit mit Morpheus-Lizenzgeber Fasttrack, dem Macher des Kazaa-Programms. Innerhalb von wenigen Tagen zimmerten die Streamcast-Programmierer eine neue Version ihres Programms zusammen, für die sie sich großzügig bei einem populären Open Source Gnutella-Projekt bedienten. All das bescherte Morpheus jede Menge schlechte Presse und die RebolGemeinde war verwirrt: Was war denn nun mit der Revolution? Einige waren sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob diese etwas chaotisch auftretende Firma Rebol den großen Durchbruch bringen könnte. Andere suchten nach Indizien, um ihren Optimismus zu füttern. Hatte Streamcast nicht gerade eine neue Domain für sein Programm aufgemacht, die vielversprechend Morpheus-OS.com hieß? Klang das nicht schon nach Betriebssystem meets Peer to Peer, also eigentlich nach Rebol? Sassenrath und seine Mitstreiter selbst hielten sich äußerst bedeckt. Nach zahllosen Versuchen ließen sie sich entlocken: Ja, man arbeite noch mit Streamcast zusammen. Aber so richtig optimistisch klang das nicht. Im August erschien dann schließlich Morpheus 2.0 - ohne Rebol. Statt dessen hatte sich Streamcast für das Programm abermals bei einem Open Source Gnutella-Client bedient. Was war geschehen? Hatte Streamcast die Revolution verraten? Carl Sassenrath dazu gegenüber Debug: "Das sind sehr nette Leute. Leider wurden sie von der Musikindustrie verklagt, und das hat schwerwiegende Folgen auf ihren Geschäftsbetrieb gehabt." Mit anderen Worten: Streamcast hatte so viel für seine Anwälte ausgeben müssen, dass es sich eine Zusammenarbeit mit Rebol nicht mehr leisten konnte. Manchmal scheitern Revolutionen eben einfach am nötigen Kleingeld. Resignation will bei Sassenrath dennoch nicht aufkommen. In den nächsten Monaten könne man jede Menge neue Produkte von seiner Firma erwarten. "Viele davon werden für die P2P-Welt ziemlich interessant sein." FINDER <#26-27> (D)VISION ZUHAUSE IM NETZ Das Wohnzimmer wird zur neuen Schaltzentrale. Arbeiten, Leben, Beobachten und Anschließen. Wie sieht sie aus, die neue Öffentlichkeit? <#29> NORM THE THINGS Die Designagentur Norm erklärt uns mit ihrem neuesten Buch "The Things" die Gedankenwelt der materiellen Symbole und sucht nach einem Upgrade der lateinischen Schrift. <#29> GLOBALISIERUNG UND KUNST Von der Kunstausstellung zum mobil-temporären Kulturkundemuseum der Gegenwart? Ars Electronia, Dokumenta und Transmediale entdecken die Welt für sich. <#33> FLASH MX BÜCHERTEST Das über sich selbst hinauswachsende Animationstool Flash hat Version MX erreicht. Debug testet Handbücher zum Abwinken. <#35> JEANS "Der Sommer ist noch lange nicht vorbei," sagt Nicolette Krebitz’ Film Jeans und filmt neugierig das Drehbuch seiner Figuren. Einen Sommer später, im Kino. <#28> SERVER <#30> INTERNET UND POLITIK <#32> CHIPS ATTACK <#34> GAMEBOY LIGHTNING KIT <#34> SUPER MARIO SUNSHINE <#35> IM INTERVIEW: ANDY LAU <#36> GOTO IM NOVEMBER <#36> ABO <26> - DE:BUG.65 - 11.2002 Privacy | Event UNSER WOHNZIMMER, ZENTRUM DER NEUEN ÖFFENTLICHKEIT Auf zum “Digital Biedermeier” TEXT: PETER STEINBERGER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME Wenn schon Retro, dann aber gründlich. Nicht die 80er-Jahre des letzten, sondern die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts bietet sich derzeit als Schablone für das Durchblicken an. Dabei geht es selbstredend nicht um Details der individuellen Haartracht, sondern um Verhaltensmuster und Machtstrukturen, in denen künftiger Horror genauso angelegt ist wie die Verheißungen für ein besseres Morgen. Jetzt gibt es dazu ein Festival. Aktuelle Technologien ermöglichen es, praktisch unter Ausschluss der physischen Öffentlichkeit zu leben. Andererseits streben mehr Menschen denn je auf den Bildschirm und sind dafür bereit, auch intimste Details zu offenbaren. Vom öffentlichen Heiratsantrag bis zur Übertragung einer Geburt ins Internet wird gnadenlos alles Mögliche realisiert. Die Kamera, die öffentliche Plätze überwacht, steht so der privaten Webcam nur noch scheinbar gegenüber. Vom 28. November bis 1. Dezember 2002 dient das Biedermeier dem Festival (d)vision 2002 im Wiener WUK als Metapher für die offensichtliche Verschiebung der Grenzen von Privat und Öffentlich. Unter dem Titel "digital BIEDERMEIER: re/producing the private" sollen Aspekte des Privaten und seiner Technologien am Beginn des 21. Jahrhunderts präsentiert und reflektiert werden. Eine Konferenz, Filmreihen und der Salon als Experimentierfeld bieten den Rahmen für eine dynamische und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Musik und Party finden im (d)-Club statt. WARUM EIGENTLICH BIEDERMEIER? Ja, warum? In dem halben Jahrhundert zwischen den bürgerlichen Revolutionen von 1789 und 1848 wurzelt ein Großteil der ordnungsschaffenden Begriffe unserer Gegenwart. Kapitalismus und Liberalismus, Sozialismus und Kommunismus, Revolution und Reaktion, Nationalismus, Ideologie, Demokratie - samt und sonders Konzepte, die ihren Inhalt in jenem Zeitabschnitt bekamen. Ganz zu schweigen davon, dass sich seit damals das politische Denken und Handeln in "links" oder "rechts" teilt, auf den Fortschritt hofft oder an ihm (ver-)zweifelt. Die Märzrevolution brachte dann dem Bürgertum Pressefreiheit, Nationalgarde und Konstitution, das Proletariat blieb jedoch im wahrsten Sinn des Wortes auf der Strecke - also auf der verregneten Straße - stehen. Es kam zur offenen Auseinandersetzung zwischen den Klassen, was den Redakteur der "Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, veranlasste, vom "Kampf zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat" zu schreiben. Schlussendlich wurden die zersplitterten und geschwächten Kräfte der bürgerlich-demokratischen Revolution mit vereinten aristokratischen Kräften in allen Monarchieteilen niedergerungen. Diese Epoche, die mit Karl Ludwig von Hallers "Restauration der Staatswissenschaften" begann und an deren Ende Karl Marx "Manifest der Kommunistischen Partei" stand, osziliert zwischen reaktionärer Utopie und Vorspiel von Emanzipation und Demokratie. Für die Kinder des bürgerlich-wohnzimmerlichen, digitalen Biedermeier stellt sich nun die Frage, ob sie gerade das grausame oder das hofffnungsfrohe Revival erleben. Dabei baucht es nicht viel Paranoia, um die Anrichte mit Nippes-Parallelen zu bestücken: Die zum Teil blutigen Folgen der Globalisierung von Seattle bis Genua, die neuen Technologi- HTTP digital BIEDERMEIER: http://2002.dvision.at Aktuelle Kamera: http://www.aktuelle-kamera.org/ Institute For Applied Autonomy: http://www.appliedautonomy.com/ "Boom - The Sound of Eviction": http://www.boomthemovie.com Video Activist Network: http://www.videoactivism.org/ Peekabooty: www.peek-a-booty.org en und Anwendungen der letzten Jahre, die omnipräsente Wiener Kaffeehausmusik der Kruder-Dorfmeister-Schule, die von Spitze und Rüsche angeführten "New Romantic"-Anleihen der popkulturellen post-9-11-Gesellschaft, das schamlose Aufwärmen und Fordern der "guten alten Zeit" der 80er, die Heimat und Idylle besingenden Lieder bayrischer Alternativ-Popmusikanten oder die wertkonservative "nur keine Experimente"Mentalität vor allem junger Gesellschaftsgruppen, wie sie in der Shell-Jugendstudie manifest wird. Und auch Kultur wird wieder gutbiedermeierlich im Wohnzimmer produziert. Nur dass statt dem Flügel Technics, Midi-Keyboard und PC den Standard darstellen und der Internetanschluss das restliche Kammermusik-Ensemble ersetzt. Konzertiert wird schließlich in Clubs, die ästhetisch und atmosphärisch nicht nur das sprichwörtlich verlängerte Wohnzimmer darstellen. Privacy UNSER WOHNZIMMER, ZENTRUM DER NEUEN ÖFFENTLICHKEIT Open Home, zu Hause im Netz TEXT: BERNHARD RIEDER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME Die Behauptung, der Mensch sei ein Herdentier, gehört zur philosophierenden Fernsehdoku am Bildungskanal wie die gepflegte Massenphobie zum Poptheoretiker. Und auch wenn ersteres Plattitüde ist und letzteres einfach nur neurotisch, kommt man dieser Tage an einer dezidierten Position zum Rest der Menschheit als mediale Öffentlichkeit nicht mehr vorbei. Die einen stehen explizit darauf, in der Menge aufzugehen, einfach mitzumachen, wenn die Welle die Runde im Stadion der Eitelkeiten macht, die anderen halten es mit Baudelaires Flaneur und bleiben auf Distanz obwohl mittendrin statt nur dabei. Was auf den ersten Blick wie der Willensakt eines befreiten Subjekts wirkt, kommt auf den zweiten doch strukturierter daher: Die Öffentlichkeit bietet von sich aus ein Spektrum von möglichen Rollen an und schafft die Räume, die als Bühne bereitstehen. Nie zuvor waren dabei die Möglichkeiten des Einzelnen, sich der Herde zu widmen, anstatt gegen die Wand zu starren, so sehr von technischen Artefakten abhängig. Wenn Öffentlichkeit selbst ein Medium ist, so braucht man heute mehr Gerät denn je, um an der Sache in ihrer Breite teilzuhaben. Indem sich das Forum vom Markplatz zuerst ins Kaffeehaus und Großformat zurückzieht, um schließlich im Internet wieder auseinander zu bröseln, vollzieht es eine Ablösungsbewegung, eine Virtualisierung. Die Radiocharts kommen zwar aus dem Transistor, aber die Alben werden im Shop gekauft oder von der Post geliefert. Wenn sich in naher Zukunft Charts nur noch an Downloadfrequenzen orientieren, wird der Zyklus zwischen Kulturkonsum und Kulturdiskurs geschlossen und in ein gemeinsames Medium verlagert, das vielleicht den Plattenladen nicht obsolet macht, aber den öffentlichen Umgang mit Musik endgültig an eine Technologie bindet. Wenn Medien per Definition das Öffentliche mit dem Privaten verbinden, fügt der Computer als Medium noch das Interface hinzu, auf dem Sphären und Funktionen in einer gemeinsamen Oberfläche zusammengefasst werden. Daraus entstehen ganz neue Vermischungen, die immer dann auftreten, wenn digital auf analog trifft. Auch wenn sich das Surfen am heimischen PC für manchen User nicht weniger privat anfühlt als die Frühstückszeitung, so bleibt der Unterschied, dass jeder Klick auf der Festplatte eines Servers einen Logfile-Eintrag veranlasst. In diesem Sinn ähnelt Surfen eher einem Spaziergang mit Hund: Alle paar Meter hinterlassen eigentlich private Angelegenheiten ihre öffentlichen Überbleibsel. In beiden Fällen fehlt in der Regel das Bewusstsein für die Bedeutung des Rests, weil dieser einfach zur Sache selbst gehört: Kein Hund ohne Scheiße und kein Surfen ohne Logfile. Wie der Hund, wird der Surfer auf Schritt und Tritt zum Produzenten, sein Handeln löst umfangreiche, meist maschinelle Reaktionen aus, er bastelt mit an Zugriffsstatistiken, Userprofiles und anderen statistischen Spiele- reien, die irgendwann wahrscheinlich jemanden vom Marketing dazu bewegen, ein Inserat in der "FAZ" zu schalten. MIKRO MACHT Es sollte niemanden verwundern, dass manche Handlungen wirklich Konsequenzen nach sich ziehen, trotzdem sind die neuen Vermischungen zwischen privat und öffentlich anders strukturiert. Nicht nur, weil sie im Mikro anfangen und bis ins Makro reichen, sondern weil sie maschinell mediatisiert sind und damit auch maschinell erfasst werden können. Die Verbindung von Öffentlichkeit, also von "wir kommunizieren mit den anderen gemeinsam", und dem Computer bedingen neue Möglichkeiten von Herdentechnologien, die aus der Herde als Metapher eine Tatsächliche macht. Nach Foucault ist Macht vor allem im Mikro zu Hause, in den Poren der Gesellschaft, dort wo man sie zunächst nicht wahrnimmt. Seitdem die Polizei Informatiker anstellt, wird leichter verständlich, was damit eigentlich gemeint ist. Die fortschreitende Digitalisierung der Produktion, Distribution und Konsumation von Kultur erleichtert die Überwachung und damit die Kontrolle der öffentlichen Sphäre - zumindest theoretisch: Schließlich muss die Ordnungsgewalt keine Daten mehr erheben, sondern nur im ständig anfallenden Datenmüll wühlen. Wenn gesellschaftliche Kontrolle immer weniger eine Frage der gesetzlichen Rahmenbedingungen ist, sondern immer mehr zum technischen Wettlauf wird, dann ist der Grad an Freiheit der öffentlichen Sphäre daran zu messen, wie löchrig die Tools der Kontrolleure sind. Oder wie gut die Eigenen: Experimente wie Peekabooty vom “Cult Of The Dead Cow” zeigen, dass sich Öffentlichkeit auch digital noch mit Anonymität verbinden lässt. Wahrscheinlich findet Software wie diese mehr Anhänger in der okzidentalen Anarchoszene als im Zielmarkt China, ihre bloße Existenz ist aber schon Handlungsangebot. Öffentliche Räume sind technologische Räume geworden und scheinbar Privates zumindest halb öffentlich. My home is my castle - das ist nicht mal mehr reaktionär, sondern nur zunehmend unrichtig. Die digitalen Welten lassen außen und innen verschwimmen und Privates wird zur temporären autonomen Zone in der vernetzten Öffentlichkeit. Ob das Netz Freiraum bleibt, ist auch eine technische Frage, aber zuerst eine des Engagements. Privacy UNSER WOHNZIMMER, ZENTRUM DER NEUEN ÖFFENTLICHKEIT Kulturindustrie als Hausarbeit TEXT: MIRKO TOBIAS SCHÄFER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME Seit den 80er-Jahren lernen wir Industrieprodukte zu verändern, und sei es nur insofern, dass ein Kopierschutz oder Ländercode entfernt wird. Es bleibt aber oft nicht beim Cracken von lästigen Nutzungsbeschränkungen, sondern entwickelt sich zur veritablen Produktion kultureller Güter. Während wir einerseits in einem Zeitalter der öffentlichen Inszenierung leben, findet gleichzeitig ein Rückzug in die privaten Räume statt. Hier frönt der technisch versierte Zeitgenosse seiner Selbstverwirklichung in der Gestaltung von Videotagebüchern, Filmen oder Musik. Oftmals ist das kein solipsistisches Vergnügen, sondern eine kollektiv betriebene Tätigkeit, die in lose zusammengewürfelten Gruppen stattfindet. Und selbst wer alleine zu Hause arbeitet, bewegt sich doch meist in einem sozialen Netzwerk Gleichgesinnter. Neben der Zweckentfremdung der firmeneigenen Infrastruktur für das längst groß gewordene Hobby lässt sich auch eine veränderte Bedeutung der privaten Wohnung feststellen. Das Wohnzimmer ist Studio, Werkstatt, Büro oder pseudoprivater Treffpunkt unterschiedlich großer Personengruppen. Dementsprechend ist die Wohnung heute auch technisch ausgestattet. Dem kulturellen und gesellschaftspolitischen Potential dieser Räume stehen Unternehmen wie Politik hilflos gegenüber, wenn es in die Öffentlichkeit tritt. Längst sind es nämlich nicht mehr nur die Produkte der Unternehmen, die von Usern nach ihren Vorstellungen modifiziert werden. Inzwischen bieten die neuen Sofa-Kulturfabrikanten auch ernstzunehmende Alternativen an. Von Software, Musik oder Film bis hin zu Information und Foren des politischen Diskurses finden sich abseits der offiziellen Produktion immer mehr brauchbare Angebote. Im postmodernen Imperium globaler Netzwerke verändern sich so auch die Machtstrukturen. Die Verteilung und Kontrolle von Wissen wird zunehmend demokratisiert und zu einem beträchtlichen Teil in den offenen Gemeinschaften der Peer Groups und UserNetzwerken organisiert. Dadurch stehen sich in den Bereichen der Politik und der Ökonomie unterschiedliche Machtblöcke gegenüber. Die Politik begegnet den NGOs, Überwachung stößt auf Gegenüberwachung, proprietäre Software auf Open Source und Hochkultur auf Amateurkultur. AKTUELLE KAMERA Auf der einen Seite erfassen intelligente Systeme die Kommunikation in pseudoprivaten Räumen, um Userprofile zu erstellen, Marktanalysen zu unterstützen und Informationen aus vernetzten Datenbanken in einer Rasterfahndung auszuwerten. Auf der anderen Seite ermöglichen die gleichen Technologien die Produktion temporärer autonomer Zonen. Die Vernetzung politisch motivierter Initiativen, die Formulierung von Kritik und die Generierung von Aufmerksamkeit verfügt gegenwärtig über nie dagewesene Möglichkeiten. In New York bietet beispielsweise das "Institute for Applied Autonomy" mit einer Suchmaschine die Möglichkeit, einen Weg durch die Stadt von Punkt A nach Punkt B zu finden, der von möglichst wenigen der 2.400 bekannten Überwachungskameras eingesehen wird. Die Countersurrveilance findet auch hierzulande Nachahmer. In Bremen erstellt das Projekt "Aktuelle Kamera" eine Topographie der Überwachungsgeräte im öffentlichen Raum. Netzwerke wie das "Video Activist Network" arbeiten unterdessen ganz in der Tradition der Gegenöffentlichkeit. Hier wird Theorie und Praxis für die journalistische Guerillia Arbeit vermittelt. Die Filmemacher profilieren sich mit kritischen Reportagen über Polizeieinsätze, Machtmissbrauch und soziale Mißstände. Der Film "Boom - The Sound of Eviction" klärt über eine Schattenseite des New Economy Höhenfluges in San Francisco auf, wo Hunderte aufgrund der steigenden Mietpreise ihre Wohnungen verloren. Boom zeigt den Kampf der Verlierer in einer Stadt der Sieger. Der Film begleitet die betroffenen Menschen und zeigt, wie sie sich selbst organisieren und Methoden der Selbsthilfe entwickeln. Es ist kein Wunder, dass die zeitgenössische Technologie Brechts "Jeder-Empfänger-ist-ein-Sender"-Radiotheorie wieder populär macht. Die Technik scheint so einfach bedienbar zu sein, dass wie dieter rams ‘braun’ zur weltmarke machte. mit weworkforthem vom underground zu mtv.com. marok vom lodown magazin über punk rock auf papier. 8mm ganz groß: straight 8 film festival auf der profile. mehr als 20 sprecher plus 7 workshop areas! wählen sie aus über 20 intensiven workshops: in diesem jahr bekommen sie die einzigartige möglichkeit in intensiven workshops ihre arbeiten und ideen zu präsentieren. bearbeiten sie von den sprechern gestellte aufgaben und stellen sie die ergebnisse zur diskussion. plus plus plus plus profile circus arena: performance und musik paradox virtual conference best of the european media art festival profile party dancing queens and kings Dem Potential der Wohnzimmer-Produktion stehen Unternehmen wie Politik hilflos gegenüber. Enthusiasten schon in jedem User einen Produzenten sehen. Während einerseits der Rückzug in private Räume, in Communities und Netzwerke stattfindet, wird ein kultureller und gesellschaftskritischer Output produziert, der sich in der Öffentlichkeit als Austragungsort gesellschaftlicher Konflikte niederschlägt. Dem Machtblock der dominanten Öffentlichkeit stehen technologisch versierte, vernetzte und überaus produktive Personengruppen ge- k genüber. Diese Netzwerke stellen eine Herausforderung an den althergebrachten Prozess des gesellschaftlichen Diskurses, die kulturelle Wertschöpfung und die politische Debatte dar. the international conference, workshops and fair on the crossover in design, art, architecture, film, video, photography, digital media, sonic arts, visual effects, music and performance 6 7 8 december 2002 messe centrum bremen germany p rofile intermedia 5 international conference. real workshops. special events. präsentationen werden simultan übersetzt. kontrast client and designer. hands and machines. youth and wisdom. philosophy and reality. für das komplette line-up, tickets, flyer: hotline: +49 (0) 421 27 78 60 www.profile-intermedia.de sonderpreise für frühbucher. bilden sie gruppen für spezialtarife. kaufen sie 5 professional-tickets und das 6. ist gratis! kaufen sie ihr ticket jetzt! organised by: supported by: this conference is affordable due to the essential support of our excellent sponsors advancement of knowledge through supporting haftungsausschluss obwohl vom veranstalter nicht beabsichtigt, behält dieser sich vor, unangekündigte änderungen im programm und im programmablauf vorzunehmen. <28> - DE:BUG.64 - 10.2002 Server 1 | WWW.MRWONG.DE/ MYHOUSE/INDEX.HTM Auf Wohnungssuche? Bei Mr. Wong kann man sich ein Loft je nach Belieben designen und schon wird das Hochhaus auf Mr. Wongs Website um eine Etage aufgestockt. Wie geht das? Man lädt sich ein Template für die Außenansicht herunter und schickt das fertig eingerichtete Appartement (im psd-Format) zurück. Schon hat man einen Platz im Hochhaus sicher. Super "Unter- miges Cluster aus. In der Mitte steht der Suchbegriff, an den Enden die Verwandten. Dazu lässt sich die Zahl der angezeigten Verbindungen modifizieren, die Graphik verschieben oder zoomen. Mit unterschiedlichen Klicks kann man Details zu den Ergebnissen abrufen oder sie zum Mittelpunkt eines weiteren Sterns machen. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch sehr praktisch. Zusätzlich gibt es eine Amazon Lite Version ohne Cookies, perso- und James Brown fahren mit. Wir sind ge- leben. Es braucht eine Weile, bis man herausbekommt, wann die Figur brummig spannt. [KAREN] oder gut gelaunt ist. Wenn man das einmal weiß, macht sie dann auch, was man von ihr 4 | WWW.PITARU.COM Kein Zweifel, Amit Pitaru gehört zu den will. Das neuste Projekt "Untitled" ist eine Netz-Zauberern diesen Jahres. Eigentlich Art Instrument, das mit acht Modulen Soist er Jazzpianist, sogar ein sehr guter: Mit undtexturen erzeugt. Das filigrane Gebilde einem Plattenvertrag in der Tasche kam der in der Mitte visualisiert dann die ÜbersetIsraeli vor einigen Jahren nach New York. In zung des Sounds von n-Dimension in den einer Spielpause begann er mit Flash zu ex- Raum. Leider kann man an diesen Flügeln perimentieren und blieb auch nach dem oder Membranen nicht rumzupfen, nur se- 03 der Blase zu sehen. Auch nur für MicrosoftHardcore User der Netzwerk Bildschirmschoner "CamCamTime". Ok, irgendwie doch noch auf sehr wackeligen Beinen! [YUKO] 8 | WWW.NITRADA.COM Viele unserer Lieblingsdesigner hören ja, zumindest wenn sie nicht gerade einen hippen Soundtrack für einen hippen Flashfilm brauchen, ziemlich schreckliche Mu- 09 TEXT: ANNE PASCUAL, KAREN KHURANA, MARCUS HAUER | [email protected], [email protected] 04 01 07 02 SERVER 08 05 mieter" inklusive: Wenn man nicht mehr allein sein will, klingelt man mal im 43. Stock, ob man mitschwimmen darf oder ruft die Feuerwehr für den 73ten. Alles via Email. Sehr praktisch, solche Nachbarn und einen Schlüssel für die eigene Website Verlinkung gibt es auch. [KAREN] 2 | WWW.PMBROWSER.INFO/ AMAZON.HTML Stöbern statt kaufen: Auf der Suche nach Musik, DVDs und Büchern hilft der Amazon-Browser weiter. Wählt man eine der Medienkategorien aus und gibt einen Begriff oder eine ISBN Nummer ein, sucht der Browser (der einfach wie eine Webseite in Mozilla, Netscape oder dem Explorer läuft) nach Verwandten. Der Browser greift auf die gesammelten Mediendaten von Amazon zu (api-Schnittstelle, Java und so weiter) und gibt die Suchergebnisse als sternenför- 06 nalisierte Werbung und Einkaufswagen. [KAREN] 3 | WWW.BMWFILMS.COM Letztes Jahr hat BMW mit The Hire ein neues Kapitel aufgeschlagen, was Filme im Netz angeht. Mit einem millionenfachem Budget wurden Regisseure wie Ang Lee, John Woo und Guy Ritchie eingekauft, um Kurzfilme für den Autohersteller zu drehen, starring a BMW. Werbefilme, natürlich, aber schon sehenswert, wie beispielsweise Madonna ihre Starallüren auf dem Rücksitz verliert (alle Filme bis auf Wong Kar Wais "The Follow" sind weiterhin abrufund downloadbar). Jetzt präsentiert bmwfilms eine neue Staffel ihrer Kurzstreifen. Der erste Film "Hostage" von John Woo wird am 24. Oktober gelaunched. In der Warteschlange für weitere Filme stehen Joe Camahan und Tony Scott. Gary Oldman hen und hören, beobachten, wie das Gebil- sik, oder zumindest so unangenehme, das sie in dieser kleinen Zeitung keinen Platz de entsteht. Ganz still. [MIU] hat. Joshua Davis (praystation.com) zum Beispiel hat gerade den Hintergrundclip 6 | HTTP://INSERTSILENCE.COM für die Red Hot Chilli Peppers World Tour HTTP://PRESSTUBE.COM Seitdem sich James Paterson und Amit Pi- gemacht und bei Surfstation gab es ein Cotaru bei dem Flash Forward Festival in Lon- verinterview mit Bad Religion. Huch. Bei don vor zwei Jahren begegnet sind und Nitrada ist das ganz anders. Als sogenannfeststellten, dass sie ahnungslos Tür an Tür ter Trabant fliegt diese Website um den in Brooklyn leben, arbeiten die beiden in Kosmos von 2nd Records (www.2-nd.com) regelmäßigen Abständen zusammen. Ja- aus Berlin. Und fragt nicht nur die Freunde, mes ist mehr für den visuellen Part verant- die auch schon mal irgendwas mit Flash gewortlich, denn eigentlich ist er Maler und macht haben, sondern auch Jemma Gura so ergänzen sich Auge und Gehör perfekt von Prate darf ran und David Linderman für Insert Silence, ihr gemeinsames Label. von Fork verwertet wieder seine geliebten "Pagan Poetry" von Björk (zu sehen bei Flugzeugphantasien. Und das nicht irgendShowstudio.com) ist so ein Projekt. Oder wie als Einmalkonzept zum Labelstart, sonder Beitrag für die Diesel Friendship Gale- dern konstant zu jedem Release auch sehr Break an der Tastatur kleben. So großartig rie. Noch nie hat Regen so viel Spaß ge- angenehme Visuals liefert. Es geht doch! [YUKO] wie mit den Tasten glänzt er mittlerweile macht. [MIU] fast auf jedem wichtigen Design- bzw. 9 | WWW.ACTIONPIXEL.ORG Flash Festival und verdient nebenher sein 7 | WWW.SONYADTV.COM Geld damit, anderen Flash-Kids Tricks bei- Stellt man sich so die Zukunft in Japan vor? Angeblich freuen sich ja die ganzen Festizubringen. Auch ohne diese Vorgeschichte Zumindest Konvergenz soll hier vor- vals dieser Welt darüber, dass alle Designer zu kennen, ist man gleich überrasch, wie getäuscht werden, und mit Anleihen bei ohne Arbeit tolle Projekte bei ihnen einreischwerelos die Bilder daherkommen, gera- FutureFarmers oder wie all die anderen chen. Bevor sich zu viele von denen (also de so als würde sie der Sound tragen, zu- Verfechter des Happy Designs so heißen, die Festivals) wieder jünger machen als sie mindest erzeugen, um dann mit ihnen gelingt das auch ganz flott. Mit einigen sind, solltet ihr lieber eure Arbeitskraft für Hand in Hand spazieren zu gehen. Pro- Auflagen, die rein verschwörungstech- die entscheidenden Dinge im Leben zur nisch, einen Vertrag mit Microsoft bedeu- Verfügung stellen. Bei ActionPixel werden grammieren als Improvisieren. [MIU] ten, können wir durchaus auch interessan- Designer an jede Art von Aktivisten, Kul5 | WWW.PITARU.COM/WIRE_SCULPTU- te "Gems" (so heißen die kleinen Filmchen, turbüros usw. vermittelt. Dieser an sich die aus unserer globalisierten Welt herein- schon gute Vorsatz (weil wo werden heute RE schneien und meist von Sony Objekten noch schöne Contentsites produziert) wird WWW.PITARU.COM/72S/INDEX.HTML In Wire Sculpture hat Amit Video, Sound handeln) entdecken. Neben den immer hoffentlich in Zukunft von ebenso netten und verschiedene weitere Sensoren auf die wieder gern gehörten Geschichten von lu- Projekten und Designern leben. Fangen wir Strichfigur losgelassen. Sie reagiert zwar stigen Robotern, gibt es auf japanisch auch mit Attac an? [YUKO] auf die Bewegungen der Maus des Users, die Basics der Wissenschaften zu lernen aber, anders als erwartet, hat sie ein Eigen- oder ganz wertfrei den Walkman Spot mit <29> - DE:BUG.65 - 11.2002 Design BUCHSTABEN ZÜCHTEN WIE HUNDE Mit Norm aus der Schweiz Zum Entwerfen ihrer Schriftsysteme haben die Grafiker Dimitri Bruni und Manuel Krebs von Norm aus Zürich drei Kriterien: Einfachheit und leichte Handhabung, die Ökonomie eines Zeichens und sein Glanz. Wir sind ihren Schriftsätzen auf den Grund gegangen. TEXT: ANNE PASCUAL | [email protected] HTTP SERVICEPOINT www.norm.to Bücher von Norm: Norm / The Things Die Gestalten Verlag, 2002 35.50 EUR Schriften von Norm: www.lineto.com Enjoy Survive by Olaf Nicolai Die Gestalten Verlag, 2001 35.50 EUR Typographen leben in einer eigenen Welt. Für sie sind Buchstaben, Zeichen und Schriften ein Geflecht ohne Knoten, ohne Anfang und Ende. Ihre Wortgefüge gehorchen nicht nur dem Utilitarismus seiner Bestandteile, sondern lassen auch Bilder mit weiteren symbolischen Aussagen sichtbar werden. Obwohl das eher die Ausnahme ist. Stattdessen übernimmt meistens das Logo diese Funktion, heute ist es nicht weit her mit den Eineindeutigkeiten. Versuchen nun Designer in die Welt der Typographen von außerhalb vorzustoßen, kommt etwas ganz anderes dabei heraus. Wer "The Things" der zwei Schweizer von "Norm" in seinen Händen gehalten hat, der sieht die lateinische Schrift mit anderen Augen - und damit auch die Welt, mit der über sie geschrieben wird. "The Things" ist die Fortsetzung der ersten Norm Veröffentlichung "Introduction" von 1999. Wieder ist es kein gewöhnliches Graphikdesignbuch, obwohl es reichlich bunte Zeichen und Piktogramme enthält. Ein kleiner Schriftteil in der Mitte des Buches führt den Ahnungslosen in die verwirrende Gedankenwelt der materiellen Symbole ein. Norm lieben Klassifikationen. Sie teilen die Dinge, die es gibt, in vier Gruppen: Gruppe eins umfasst alles, was etwas aus dem dreidimensionalen Raum darstellt; Gruppe zwei dagegen die Dinge, auf die dies nicht zutrifft; in Gruppe drei beziehen sich die Symbole auf nichts und Gruppe vier sind Dinge, die Norm unbekannt sind oder aber, die es gar nicht gibt. Diese Art Manifest endet mit der Aussage "Was unsichtbar ist, interessiert uns nicht." Da erinnern wir uns: "Die Welt ist alles, was der Fall ist". Das Spiel geht also weiter. Diese Klassifikationen werden weiter unterschieden, z.B. anhand von Größenverhältnissen, kleiner, gleich oder größer als der Mensch, oder anhand von Darstellungsverhältnissen: "Beispiel Pflanze, die Schönheit der reduzierten Darstellung bewirkt, dass das reale Ding in ebendiese Form gepresst wird". Wie ernst sie ihre Einteilung selbst nehmen, wird bei dem Beispiel "Döner" klar. Dieser unförmige Fleischklumpen, der weder an seine Herkunft noch an seine Verwendung erinnert, seine Form sich aber trotzdem durchgesetzt hat, zeigt, dass es in diesem Fall und auch in der Entwicklung der Schriftzeichen nicht um die Darstellung von Wirklichkeit, sondern um Abstraktion ging. lichkeiten des Denkens mit Hilfe symbolischer Zeichen entspricht ihrer Meinung nach nur noch der Idee des Schreibens an und für sich. Außerdem "...ist die lateinische Schrift Bastelarbeit. Und ein Ende ist nicht abzusehen." Das ist also der Anfang ihres Projektes, die Vermessung von Zeichen – so schön, wie wir uns Exzesse immer schon gewünscht haben. Das Schreiben, Zusammensetzen, Umformen, Abwandeln, Auseinandernehmen, Multiplizieren, Ableiten, Auflösen. Auf jeder Seite finden sich mehrere Experimente und neue Methoden. Nach und nach lassen sich immer mehr freie Koordinaten zwischen den Zeichen und dem Denken ausmachen. Manuel Krebs vergleicht Design mit dem Hundezüchten: "Wir beschäftigen uns den ganzen Tag mit Fonts, das ist, wie wenn du Hunde züchtest. Du stellst dir Fragen: was gibt es für Hunde, wie sehen meine aus und wie die der andern, welche mischst du und was passiert dann." SYSTEMUPGRADE DER LATEINISCHEN SCHRIFT Dass Buchstaben, Schriftsysteme und Schriftzeichen sich nach strengen Gesetzmäßigkeiten und Regeln zusammensetzen und erst in Kombination weitere Möglichkeiten ergeben, liegt in der Natur der Sache. Aber nach zwei Jahrtausenden schlagen Norm ein Systemupgrade der lateinischen Schrift vor. Denn die Ausdrucksmög- DEBUG: Was unterscheidet euer Buch von dem eines Typographen? MANUEL KREBS: Ein Teil des Buches ist im Wesentlichen eine Dokumentation von bekannten Tatsachen: Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass die lateinische Schrift mittelmäßig ist. Außerdem haben wir andere Ansprüche an eine Schrift. Für uns stehen weniger Harmonie und Rhythmus im Vordergrund, uns interessieren eher die Grenzen des Typographie ist wie Hundezüchten: Was für Hunde gibt es, wie sehen meine aus und wie die der andern, welche mischen wir und was passiert dann? Codes. Um die lateinische Schrift fundamental in Frage zu stellen, braucht man wohl eine Wie bei der Entwicklung ihres Sign-Genegewisse Distanz, die ein Typograph wohl rators (s. Server, Debug 64) legen Norm zuerst Parameter fest, Rechner und Zufall erkaum hat. ledigen dann ihr Übriges. Am Ende ist klar: DEBUG: Redundanz macht einen Großteil Nur wenn es Gesetzmäßigkeiten gibt, könder Arbeit aus, wird euch das nie langwei- nen diese gebrochen werden, werden Regeln willkürlich, schließlich wieder eingelig? MANUEL KREBS: Wir versuchen, möglichst führt, um den Spielverlauf zu verändern. systematisch und sachlich zu sein. Wir defi- Der Unterschied zwischen dem Gebrauch nieren zunächst einen möglichst klaren Aus- der Zeichen und der ursprünglichen Funkgangspunkt, wobei ab einem gewissen Punkt tion bzw. ihrer Vorstellung, kennzeichnet nicht mehr deutlich ist, welches nun die Rich- dann auch das jeweilig Neue bzw. die Vertung ist, die du einschlagen musst. Du lässt schiebung, die in dem Vorstellungsbild bedich dann verführen, von Zufällen oder Din- gründet liegt. gen, die du nicht voraussehen konntest. Bei "The Things" waren wir ab einem gewissen DEBUG: Bleibt Norm auf der Suche nach Punkt schlicht abgekoppelt und trieben dann Gruppe vier? in unserer Kapsel durch den Raum. Wir versu- MANUEL KREBS: Das neue Unbekannte chen subjektive Entscheidungen zu vermei- kann es eigentlich gar nicht geben. den, weil es dafür keine Kriterien mehr gibt (“Ich finde blau schöner” zählt nicht!). Mei- Wir danken und schweigen. stens legen wir so etwas wie Gestaltungsgesetze fest. Kunst KUNST JETZT WIRKLICH INTERNATIONAL Kunstausstellung und Globalisierung TEXT: HOLGER SCHULZE | [email protected] Documenta 11, Ars Electronica und Transmediale: Die Kunst will den Kopf hinhalten. Raus aus dem Kunstfenbeinturm, rein in den brennenden Feldern, äh, Fragen der Zeit. Und wo wäre so eine vielgerühmte internationale Szene wie die der Kunst besser gewappnet als bei der Globalisierung. In der Tat. HTTP Was ist da passiert im Sommer 2002? Kunstbesucher wurden durch Räume geschleust, die eher an Ikea-Lager erinnerten, zufällig behängt mit Fotografien und Videomonitoren, Dokus über das Leben der Inuit, die Simulation einer Lagersituation, gleißende Scheinwerfer, Stiefelstampfen, Hitze, Ohrendröhnen. Andererseits wurde die Eröffnungsveranstaltung des Medienkunstfestivals Ars Electronica behelligt durch ein Aktionsbündnis, das mit dem Motto, "Unplugged" ernst machen wollte und den Strom abzuschalten versuchte. Ob das alles wohl noch Kunst sei, fragte sich hier wohl niemand mehr, das Avantgarde-Jahrhundert hat seine Wirkung getan. Doch nicht wenige fragten sich: Ist das noch eine Kunstausstellung? Oder nicht eher ein mobil-temporäres Kulturkundemuseum der Gegenwart? ÄSTHETISCHE METABOLISMEN Die 11. Documenta und die 21. Ars Electronica behandelten Aspekte der Globalisierung; politisch, künstlerisch, erfahrungsbezogen. Zu erwarten war, dass das avancierte Medienkunstfestival dem eher gerecht wird, wohingegen die Weltkunstolympiade sich wohl ins Ästhetische flüchten würde. Das Gegenteil war der Fall. Die Annäherung der Ars an postkoloniale Themen und die peinlich weltfremde Frage "Wie sieht die Versorgung Afrikas mit Internetzugängen aus?" (Presseinfo Telekom Austria) wirkte alles in allem seltsam ungelenk und ungezielt, Breitseiten auf Afrika, Globalisierung, Kartographie. Interessant wurde das Festival, wenn es das Reich gepflegter Media-Art verließ und sich strukturellen Analysen des eigenen Feldes zuwandte. So etwa im Panel "Coaching the Arts" zur nicht nur künstlerischen Lehre an Medien- kunsthochschulen - aber auch in nicht-prämierten Arbeiten des Rahmenprogramms "Change the Map": konzeptuelle Arbeiten wie "They Rule", das die Verflechtung der Machteliten Amerikas visualisiert, oder das umstrittene "Carnivore", ein Tool zur Weiterverarbeitung von Server-Traffic, angelehnt an die gleichnamige FBI-Software. Der klagende Gestus New Yorker KünstlerInnen in der Dokumentation "Artists 9-11" schien dagegen nur ein unerträglicher Rückfall in den Künstlerhabitus des empfindsam weltverarbeitenden Individuums. Globalterror als Futter ästhetischer Metabolismen. KUNST, GESCHRUMPFT "Kunst als Schauplatz globaler Konflikte" (Untertitel der Ars) wurde eher in den Plattformen und Katalogaufsätzen der D11 erkennbar antizipiert. Nicht kunstbetriebs- http://www.aec.at/festival http://www.documenta.de http://www.transmediale.de , sondern wissenschaftsrelevante Theoretiker waren eingeladen worden, und nicht nur die symposiumsnotorischen. Sie konnten die Frage denn auch angemessener Weise unter dem Aspekt der Konflikte analysieren - weniger unter dem der Kunst. D11 und AE waren genau dann gelungen, wenn sie Kunst gesundschrumpften auf Strategien des Sichtbarmachens, der subversiven Recherche, des konzeptuellen Arbeitens bzw. auf forcierte Nutzung populärer For- D11 und AE waren genau dann gelungen, wenn sie Kunst gesundschrumpften. mate wie etwa in Rez, das in Linz ausgestellt vielleicht das einzig wirksam immersive Environment war. Diese Linie will die Berliner transmediale.03 im kommenden Frühjahr denn auch fortsetzen. Unter dem Motto "Play global" wendet sie sich nicht mehr nur symbolischen, sondern realen Appropriation öffentlicher Räume und Institutionen zu - durch Strategien, die in früheren Zeiten wohl einmal "Kunst" genannt wurden ... <30> - DE:BUG.64 - 10.2002 Netzpolitik NACH DER LEGALISIERUNG Die Re-Politisierung des Internet TEXT: NOORTJE MARRES / FOTOS: OLE BRÖMME SERVICEPOINT Politik als mediale Praxis überschreitet die Legislative. Doch mehr und mehr mutiert Netzpolitik zu einem puren Experten-Diskurs. Wir reisen deshalb einmal quer durch den Diskurs, beobachten die verschiedenen schwarzen Löcher der Professionalisierung und plädieren dafür, die Gesetzgebung zu reformatieren. Reclaim the Net! Ist Netzpolitik erwachsen geworden? Wenn man der BBC glaubt, schon. Vor einigen Monaten teilte ihre Website erfreut mit, dass Geeks endlich ihr Engagement in Sachen "real existierender" Demokratie bewiesen haben. Ihr Beweis: Ein Internet-basierter Protest gegen die Erweiterung des Lauschangriffs in Großbritannien - das Netz-Kollektiv "stand.org.uk" brachte eine signifikanten Menge von Briten dazu, mittels des Services "faxyourmp.com" ihre Repräsentanten im Parlament mit der Forderung anzuschreiben, diesen Plan zu widerrufen. Nachdem die Regierung in weniger als zwei Recht auf Privatsphäre und zur Sicherheit – findet man sich meist vor rechtlichen Fragen, die sich mehr oder weniger in irgendeiner Art auf Auseinandersetzungen über Copyright reduzieren lassen. Ob nun eine Peer-to-Peer-Anwendung wie Napster, die Onlineverfügbarkeit von zweifelhaften Inhalten, (un)authorisiertes Verlinken, Logo Piraterie oder ein umkämpfter Domain-Name auf dem Spiel steht, in jedem dieser Fälle steht das Thema der freien Meinungsäußerung im umstrittenen Gegensatz zu geistigen Eigentumsgesetzen. Open Source und freie Software, die sich auch auf eine bestimmte kulturelle Art der Produktion Noortje Marres arbeitet an der Universität Amsterdam und promoviert bei Bruno Latour zu Politik und Medien - mit Betonung auf dem "und". Sie schreibt für die Mute, Metropolis M, und Mediamatic Magazine und ist auch sonst viel zwischen London, Paris und den Deichen unterwegs. Hyperlinks leiten zu legalen Informationen über - inklusive der Gesetze selber - eingebettet in Webseiten, die sich mit politischen Fragen, von Flüchtlingen bis zum "Patent auf Leben", beschäftigen. Was die Netzpolitik anbelangt, bekommt man also den Eindruck, dass die Politisierung immer mehr der Legalisierung entspricht. Eine Angleichung, die einem im Lichte der Geschichte von Netzpolitik als einer Medienpraxis skandalös erscheint. Netzpolitik ist während des letzten Jahrzehnts in Form von Basisdemokratie, von Hacktivism, im Wuseln sozialer Bewegungen und im alltäglichen Arbeiten und Ausleben in und Damit aus Themen richtige politische Fragen werden, müssen sie in eine einfache Sprache übersetzt und in andere Räume als die exklusiven geschoben werden. Tagen nachgab und den Plan zurückstellte, die Anzapfungsrechte von E-Mails und Mobilfunk-Kommunikation auf hunderte von Regierungsstellen auszudehnen, präsentierte die BBC die Nachricht als große Erfolgsstory des Protests via Internet sowie als eine Widerlegung der Idee, dass "Hacker ein Haufen von eigennützigen, spielsüchtigen Zynikern" sind. Während einerseits das Ergebnis der Aktion von "Stand" natürlich positiv zu bewerten ist, trifft man andererseits aber in der Meldung der BBC auf einen beunruhigenden Ausgangspunkt: Die Bedeutsamkeit des Internetprotestes misst sich am Effekt auf etablierte Prozeduren der demokratischen Gesetzgebung. Im Lichte der Vorgeschichte des Netzes, in dem das Netz als ein Raum für post-nationale, post-demokratische Politik verhandelt wurde, in dem Dinge wie der Nationalstaat und die damit einhergehende repräsentative Demokratie eher als Artefakte angesehen wurden, die man umgehen sollte, ist dies natürlich eine skandalöse Behauptung. NETZPOLITIK UNTERWIRFT SICH DER RECHTSSTAATLICHKEIT Es ist schwierig zu übersehen, dass in den letzen Jahren "Politik des Netzes" zunehmend zu einer rechtlichen und gesetzgebenden Angelegenheit formatiert wurde. Natürlich: Politische Praktiken jenseits des Staates sind im Netz immer noch quicklebendig, sowohl wenn es darauf ankommt, erstens "Politik mit dem Netz zu machen" – also das Netz für aktivistische Zwecke von Online-Kampagnen bis hin zu Wireless Applications zu nutzen - als auch zweitens "das Netz politisch zu machen", also das Netz als Teil seines Lebens zu besetzten, wie etwa bei der Teilnahme an WeblogCommunities. Aber wenn man zu den zentralen netzpolitischen Themen kommt, - also zur freien Meinungsäußerung, zum und Nutzung von Software beziehen, werden gleichermaßen im Rahmen dieses Gegensatzes diskutiert und auf ihn reduziert. Die anderen beiden großen Themen der Netzpolitik, die Privatsphäre und ihre Sicherheit, werden von diesen Gesetzlichkeiten so eingerahmt, als ob sie grundlegend von ihnen abhängen. Beharrliche Kritik an diversen Gesetzesentwürfen westlicher Regierungen kommt von unabhängigen Organisationen wie der britischen "statewatch.org", der holländischen "bitsoffreedom.nl" oder der weltweit agierenden "gilc.org" (Global Internet Liberty Campaign). In gewisser Weise tragen sie so dazu bei, diese Themen als rechtliche Frage zu konstituieren, nicht als politische. WIE POLITIK, GESETZ UND INTERNET JETZT INEINANDER GREIFEN Schaut man sich die Infrastrukturen für das Praktizieren von Politik im Netz an, ist oft ein Punkt erreicht, an dem diese Politik ins Gesetz und die Gesetzgebung hinüber tritt: Die Stand-Website ist mit einem Webto-Fax Service von "faxyourMP.com" verbunden, der auf dem britischen System, welches Bürger ihren parlamentarischen Vertreter aufgrund von Area Codes zuweist, basiert. Beim Eingeben des Codes wurde die Fax-Nummer des entsprechenden MP automatisch ausgewählt. Auf diesem Wege fand der Protest seinen Weg in die repräsentative Maschinerie und weiter voran. Das Netz reicht wortwörtlich bis in die Infrastrukturen, welche die nationale volksvertretende Demokratie unterstützen, hinein, bis in die gesetzgebenden Prozeduren, die in ihrem Zentrum liegen. "Email-a-Politician"-Kampagnen von Interessensgruppen; Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen leisten OnlineBeratung über aktuelle "heiße" Gesetzesentscheide von Themen wie der Biotechnologie bis zur urbanen Planung; Myriaden an Recht auf "fair use" sichtbar, ebenso wie diese Rechte gleichermaßen die politische Opposition zwischen einzelnen Lagern – zwischen Anti-Kapitalisten und Kapitalisten, dem Volk und dem Staat, Sozialdemokraten und Neoliberalisten, den Kollektivisten und Individualisten, den Besitzlosen und Besitzenden, usw. ausradiert. Wenn man auf die Thematik des intellektuellen Eigentums kommt, wollen z.B. alle Parteien eine gesetzliche Einigung, die gleichzeitig Meinungsfreiheit garantiert wie die Möglichkeit eines "fair use" als auch die kreative Produktion nachhaltig erleichtert. Die FraZEIT, DAS SCHWERT DER KRITIK ge ist nur, welche Art von gesetzlicher EiniRAUSZUHOLEN (ABER WELCHES?) Wenn wir den Trend bemerken, dass Inter- gung dies nun am besten tut. netpolitik zunehmend "unter den Maßstab des Gesetzes" gebracht wird und wenn wir DAS NETZ MIT HANNAH ARENDT diese Problematik vor dem Hintergrund Hannah Arendt dagegen hat u.a. auf die der jüngeren Geschichte von Netzpolitik Kolonisierung der politischen Sphäre durch erkennen, kommt natürlich die Frage auf, Experten hingewiesen, deren Invasion in was man der leisen Übernahme durch das den Raum der Politik mit ihrer ExpertenGesetz entgegenbringen könnte. Der klas- sprache die für jeden zugängliche Diskussisische Weg wäre, Argumente gegen die on beendet. In der Konsequenz werden alle "De-Politisierung der Politik" vorzubringen. anderen von politischen Vorgängen ausgeschlossen. Politik als pluralistische Debatte gibt es damit nicht mehr. DAS NETZ MIT CARL SCHMITT Seit Carl Schmitt sind wir mit der Idee ver- Entlässt man diese expertokratische Kritik traut, dass die liberale Demokratie eine auf das Feld der Netzpolitik, hieße das, Verrechtlichung von Angelegenheiten mit dass mit der Konzentration der Diskussion sich bringt, welche die polemische Dimen- um das Internet auf den gesetzlichen Dission, die unabdingbar für Politik ist, abtö- kurs eine ganze Palette an politischen tet. Unter diesem Regime sind alle gleich Praktiken wirksam marginalisiert wird. und die prinzipielle Frage ist die korrekte Wenn Debatten über Gesetz und GesetzAnwendung eines universellen Gesetzes. gebung zum Inbegriff von Netzpolitik werDie freie Demokratie wird also von der Ein- den, ist es sehr offensichtlich, dass Speziarichtungen eines Regimes von universellen listen an die Macht kommen - eine SituatiRechten begleitet. Der Gegensatz zwi- on, die übrigens die "Internet Community" schen Feinden, für Schmittianer das wahre niemals wirklich angemessen ernst genomZeichen der Politik, wird hier effektiv auf- men hat (ähnliches passierte als die Techies noch regierten). Wenn also der rechtgelöst. Verschiebt man diese Ansätze Schmitts auf liche Jargon die Lingua Franca der Netzpodas Netz, wird auch dort eine Sprache der litik wird, könnten alle Online-Netzpolitiuniversellen Rechte – das Recht zu Kom- ker, die sich nicht auf das Gesetz oder die munizieren, das Recht auf Privatheit, das Gesetzgebung beziehen, zu politischen mit dieser Technologie aufgetreten. Im Allgemeinen hat Netzpolitik präzise auf den Punkt gebracht, dass Politik nicht auf die traditionellen Prozeduren der Gesetzgebung reduzierbar ist. Politik als mediale Praxis überschreitet die Legislative. Sie ist stattdessen in Online-Praktiken, in taktischer Mediennutzung und kollektiver Mobilisierung zu finden. Von diesem Blickwinkel aus ist die derzeitig sich einschleichende Gleichsetzung von Politisierung und Gesetzgebung klarer Weise nicht zulässig. Epiphänomenen werden. DE-POLITISIERUNG? Auf diese zwei klassischen Kritiken aufbauend, könnten wir uns der Entwicklung entgegenstellen, mit der Politisierung einer Legalisierung gleicht und Legalisierung eine De-Politisierung impliziert. Je weiter die Politik unter das Regime des Gesetzes gestellt wird, desto weniger findet eigentliche Politik statt. Aber ist es wirklich so? Selbst wenn die zwei klassischen Kritiken eine vergleichbare Situation beschreiben, lässt sich das, was im Netz passiert, nicht darauf reduzieren. Tatsächlich spielt das Gesetz eine entscheidende Rolle in den Medien-Events, die im Netz rund um Internet-bezogene Themen und anderem veranstaltet werden. Aber diese Events können nicht einfach als auf rein rechtliche Angelegenheiten beschrieben werden - im Gegenteil: Auch wenn Legalitäten als der springende Punkt des Netzes erscheint, gehen diese Ereignisse gleichzeitig über das Gesetzliche hinaus. In allen Gerichtsfällen, die wir erlebt haben – vom Domainnamen-Streit zwischen dem Künstler-Kollektiv "Etoy" und dem Online-Spielzeugladen "Etoys" bis hin zum Fall des russischen Programmierers Dimitri Sklyarow, der unter dem Digital Millenium Copyright Act (DMCA) für die Online-Bereitstellung von Cracking-Software verurteilt wurde oder dem jüngeren Prozess zwischen der Deutschen Bahn und "indymedia.nl", in welchem letztere des unerlaubten Linkens zu einer illegalen Seite über deutsche Atommüll-Transporte angeklagt wurden, - in all diesen Fällen waren Gesetzlichkeiten offensichtlich sehr wichtig. Aber indem Banner, gefakte Web-Seiten und anderes produziert wurde, indem Publicity um diese Themen generiert wurde, erschienen diese rechtlichen Fälle eher als ein Moment, um weit darüber hinaus- Netzpolitik gehende Impulse für die Entwicklung des Internets als digitale Gemeinschaft zu generieren. Hier tritt der gesetzliche Moment par excellence, der Prozess als eine Möglichkeit zur Politisierung in den Vordergrund, nicht als Reduzierung von Politik auf eine gesetzliche Sache. In politischen Netzevents werden also Gesetzlichkeiten vielmehr aktiv als politische Fragen re-formatiert. Im Skandal rund um den Prozess gegen Sklyarov nahmen beispielsweise einige dem Protest beiwohnenden Webseiten die Möglichkeit wahr, ihre eigene Übersetzung des DMCA zu geben. Als sie diese Seiten zum Gesetz verlinkten, als sie die empfindsamen Passagen herausgriffen und den rechtlichen Jargon, in dem sie geschrieben sind, in einfache Sprache übersetzten, verwandelten sie die gesetzliche Angelegenheiten aktiv in einen politischen Sachverhalt. Und diese Geste geht weit über Netzproblematiken hinaus: Seiten, die sich z.B. mit Immigration und Flüchtlingen beschäftigen, stellen ähnliche Übersetzungen von Gesetzen in politische Fragen bereit, verlinken zu den relevanten Seiten der Legislatur und machen sie auch für Nicht-Eingeweihte lesbar. Vom Blickpunkt neuer medialer Praktiken der Politisierung müssen die klassischen Kritiken der Vergesetzlichung also in einigen Punkten modifiziert werden. Die klassischen Argumente von Schmitt und Arendt treffen sicherlich auf einen aktuel- BO len Trend zu: Im Fall von Netzpolitik kann eine Entpolemisierung ebenso wie ein expertokratischer Effekt beobachtet werden. Man darf sich aber nicht zu sehr auf eine rigide Opposition zwischen Politik und Gesetz verlassen, wie sie die klassischen Kritiken voraussetzen. Beide machen zwischen ihnen eine non-mediale, vielleicht sogar atechnologische Unterscheidung: Sie nähern sich dem Gesetz als einem statischen Regime und unterstellen, sobald es errichtet wurde, ein Ende der Politik. Aber vom Blickpunkt politischer Internet Praktiken aus, erscheinen Gesetzlichkeiten eher als "Mittel ohne Zweck" wie sie der politische Philosoph Giorgio Agamben bezeichnet: Sie können zum Zwecke von unvorhergesehenen Wirkungen innerhalb des legislativen Rahmens mobilisiert werden. Als Teil der täglichen politischen Online-Praxis werden gesetzliche Angelegenheiten ins Politische transformiert. Die klassischen Kritiken fokussieren also auf das Substituieren des Politischen durch das Gesetzliche - und formulieren damit als die einzige Hoffnung für die Zukunft, das Ersetzen des Gesetzlichen durch das Politische. Neue mediale Praktiken der Politisierung dagegen führen uns jedoch näher an das Verschieben des Legalen in Richtung des Politischen heran. RE-POLITISERUNG: WEGE ZU NEUEN ÖFFENTLICHKEITEN Politik als mediale Praxis überschreitet die Legislative. Die klassischen Kritiken schlagen vor, dass für eine Rückkehr der Politik das Gesetz aus der politischen Domäne herausgeschoben werden muss. Aber vom Blickpunkt der politischen Online-Praktiken aus ist die entscheidende Frage: Wurden gesetzliche Angelegenheiten erfolgreich mobilisiert, können sie ins Politische gewendet werden? Vor dem Hintergrund dieser Frage kann man eine dritte Kritik gegenüber der Vergesetzlichung stellen, der die Netzpolitik in den letzten Jahren unterzogen wurde. In Fällen, in denen die Politisierung eines Themas sich mit der Re-Definition als einer legislativen Angelegenheit deckt, verschiebt sich also zunächst die Sache in Richtung der Orte des Gesetzes oder des Gesetzmachens: zu Rechtsanwaltsbüros, zu Regierungsvertretungen, zu Universitätsfachbereichen, zum Parlament etc. Aber damit aus diesen Themen richtige politische Fragen werden, müssen sie von diesen Seiten wegbewegt werden. Sie müssen in einfache Sprache übersetzt und in andere Räume als die exklusiven geschoben werden. Damit aus einem Thema eine politische Frage wird, ist es am wichtigsten, dass man einen Weg zu einer neuen Öffentlichkeit findet. Der Allgemeinheit muss eine andere Definition gegeben werden als die vage, formbare Referenz, die es in gesetzlichen und gesetzgebenden Ereignissen so oft gibt. Ein Thema, das vergesetzlicht wird, ohne dass man es auf diese Weise politisiert, ist nicht richtig politisch – es ist nur ein Objekt der depolemisierten, expertokratischen gesetzlichen und legislativen Praktiken. Aktuelle Formen der Netzpolitik können unter diesem Blickwinkel überprüft werden. Es ist klar, dass in der Aktion des britischen Kollektives "stand.org.uk" eine Menge an Übertragung geleistet wurde. So beschrieb "stand.org.uk" den Fall: "Wenn dem so ist, dass das beschissene 'Post Office' Zugriff auf deine WebLogs hat, geschweige denn jeder sonstige kleine Apparatchik, dann möchte man vielleicht Alarm schlagen." Hier wird definitiv eine andere Sprache gesprochen, als man von einem durchschnittlichen parlamentarischen Vertreter erwarten würde. Das Thema der Überwachung wird in andere Settings als die üblichen des gesetzlichen Jargons verlagert. Der Protest wurde groß diskutiert, er wurde von verschiedenen Medien wie der "BBC" und dem "Register" aufgegriffen, in Diskussions-Foren wie "slahdot.org" bis hin zu obskuren Listen wie "Abapstas" getragen. Hat die "Stand" Aktion also eine neue Öffentlichkeit ausgerufen? "faxyourMP.com" diente britischen Einwohnern. Die Öffentlichkeit, die aus dieser Aktion hervorging, war mehr oder weniger die selbe Öffentlichkeit wie die, die im gesetzkonstituierenden Ereignis ausgerufen wurde: die der britischen Staatsbürger. So könnte man sagen, dass dieser Protest das Thema nicht weit genug bewegt hat. Trotzalledem: Natürlich ist Gesetzgebung eine Hauptaufgabe der legislativen Politik und die staatliche repräsentative Demokratie ist eine ihre primären Infrastrukturen. Aber den Umweg über verschiedene politische Räume zu nehmen und neue Öffentlichkeiten auszurufen, das ist die Verpflichtung, welche die besseren Beispiele der Internetpraktiken vor uns darlegen. Das ist genau das, was stets ignoriert wird, wenn Politisierung mit Legalisierung gleichgesetzt wird. ERGO SUM Ein Abo bringt Ihnen zuverlässig Erkenntnisse. Und der taz existenzielle Gewissheit. Ja, ich will die taz Probe lesen: 5 Wochen lang für nur 12,50 € Das völlig unverbindliche Mini-Abo inkl. einer Le Monde diplomatique Vorname | Nachname Ohne Abos keine taz. Und ohne taz keine tägliche Erkenntnis. Denken Sie daran. Und ziehen Sie die einzig richtige Konsequenz. Straße | Hausnr PLZ | Ort € 1,00 Deutschland € 1,30 Ausland DONNERSTAG, 29. AUGUST 2002 NR. 6839 35. WOCHE 24. JAHRGANG AUSGABE Berlin Vorwahl | Telefonnr taz-Aboabteilung PF 610229 | 10923 Berlin Datum | Unterschrift Tel (030) 25902590 | Fax (030) 25902680 | [email protected] | www.taz.de Bank | BLZ | Kontonr <32> - DE:BUG.65 - 11.2002 Überwachung IN DER BUGWELLE DER TERRORBEKÄMPFUNG Chips für uns Wetware TEXT: NICO HAUPT | [email protected] HTTP Klammheimlich sind in den USA die Überwachsungschips als Implantat auf dem Vormarsch. Kritiker fürchten, dass das, was derzeit an Alzheimer-Patienten ausprobiert wird, schon bald tragender Teil der immer eklatanteren Big Brother-Strategie der US-amerikanischen Bundesregierung werden könnte. Die Industrie freut sich und pflegt schon mal globale Kontakte. http://www.adsx.com/ http://www.agelessdesign.com/news-alz.htm http://www.mercola.com/2002/mar/13/computer_chip.htm http://www.bi.com http://www.pseg.com/community/deep_c.html http://news.moneycentral.msn.com/ticker/sigdev.asp?Symbol=ADSX Seit Mai 2001 gibt es 8 Menschen auf der Welt, die mit einem Überwachungschip im Arm leben. Einer der ersten war Nate Isaacson, 83, aus Fort Lauderdale, Florida. Die fürsorgliche Erklärung: Bei diesen Testpersonen handelt es sich um Alzheimer Patienten, die, wenn man dem naheliegenden re wieder zu finden. Chief Executive von ADS ist Richard J. Sullivan, ein ehemaliger Spezialist der Fusionsberatungsfirma "The Bay Group". Scott R. Silverman, der Präsident von ADS, ist ehemaliger Anwalt für Kommunikationsgesetze. Unter den weiteren Mitgliedern finden sich auch ehemalige IBM, Morgan Stanley, die Pacific States Marine oder PSEG. PSEG gehört zu den 5 wichtigsten Energieversorgern in den USA und Kanada und sie fördern nebenher aber auch das so genannte DEEP-C Programm (Downtown Education Enrichment), kurioserweise geleitet von jemandem namens Kinder kann man prima wie UPS-Pakete überwachen. Scherz wörtlich nehmen würde, dies vielleicht sogar wieder vergessen haben. Auf den medizinischen Foren von healthboards.com ist dieser Chip derzeit noch kein Thema, man glaubt sich auch weiterhin anders "wiederfinden" zu können. ADS & DER CHIP Der Chip jedoch lebt weiter, auch in den Köpfen von Bundespolizei, Militär oder manisch-patriotischen Neokonservativen. Entwickelt wurde der so genannte VeriChip von "Applied Digital Solutions" (ADS). Wer steckt hinter ADS und was sind ihre Ziele? ADS sitzen in Palm Beach, Florida. Schon vor 10 Jahren hatten ADS Chips in Tiere eingepflanzt, um verlorengegangene Haustie- Mitarbeiter aus militärnaher Forschung. Jerome C. Artigliere etwa war Vizepräsident einer Filiale von General Electric. Im Januar 2001 hatte eine Subfirma von ADS namens “Signature Industries Limited” einen Vertrag mit der britischen Navy abgeschlossen, um mit deren Produkt SARBE U-Boote orten und bergen zu können. Weitere Verträge gab es auch mit französischen Spezialeliten. ADS vertreiben drei verschiedene Produkte: Digital Angel ist ein externer Überwachungschip, VeriChip die einpflanzbare Variante und ThermoLife ein thermoelektrischer Generator, der von der eigenen Körpertemperatur angetrieben wird. Zu den wichtigsten Kunden von ADS gehören das US Government, Chip Madsen. Wo genau PSEG die ADSChips einsetzt, ließ sich jedoch nicht von ihrer Webseite entnehmen. ADS behauptet, den VeriChip nie an Firmen weitergeben zu wollen, die Menschen zwingen würden, ihn zu benutzen. Diese Äußerung stammt von Chefentwickler Keith Bolton, dem damit wohl eher eine freudsche Fehlleistung entschlüpft ist. DER BUNDESSTAATSANWALT ASHCROFT In den USA sind Bürgerrechtsgruppen seit Monaten besorgt um die "faschistisch" angehauchten Ideen von Bundesstaatsanwalt John Ashcroft, der beispielsweise Untersuchungen von Leselisten der Büchereien an- geordnet hatte. Die “Village Voice” rief im September zum Rücktritt von Ashcroft auf. Selbst die patriotische New York Post hatte absurderweise schon im Juni der FBI den Finger gezeigt, man könne sich "hier selber zur Wehr setzen". Dennoch ist New York eigentlich einer der Vorreiter von Überwachung gewesen, was zu Höhepunkten der Dotcom-Bewegung auf einigen Sexparties ironisch ad absurdum geführt wurde. Auch der Barcode galt lange Zeit als Kultgegenstand; die Firmen IDs wurden natürlich auch nach dem Sep 11th stolz um den Nacken getragen. Gerastert werden konnte auch schon mit vielen anderen Barcodesystemen an Bankschaltern oder Supermärkten. Im geplanten neuen Nationalausweis, der National ID, soll mit den Halbleiterchips von Infineon auch eine Gesichtsüberwachung möglich werden. "Das Problem ist, dass man nie genau weiß, wofür diese Chips morgen stehen", äußerte sich Lee Tien von der EFF (Electronic Frontier Foundation) bereits vor Monaten. Seit einigen Wochen gibt es in den USA nun neue böse Spekulationen unter besorgten "Left Wings": Auffälligerweise wurden zuletzt einige Entführungsfälle von Kindern so dermaßen in den US-Nachrichten gehypt, dass plötzlich Ashcroft und die FBI darauf "aufmerksam" wurden und den sogenannten "Amber Alert" eingeführt haben, der an den Terroristenfarbcode erinnerte. Nun munkelt man, wird der Amber Alert benutzt, um bald die Werbetrommel für den VeriChip in Kindern zu schlagen. Applied Solutions bieten allerdings den Chip bereits schon seit 2000 für Kinderschuhe an. Zu den letzten Projekten von ADS zählt die Kooperation mit BI Incorporated, einer der größten GPS-/Satellitüberwachungsfirmen der USA oder eine Werbekampagne mit Child Watch. Prinzipiell könnte man seine Kinder auch über wireless Internet überwachen, wenn das System etwa wie UPS oder FedEX funktioniert, wo man in Echtzeit beobachten kann, wie weit die erwartete Post von einem entfernt ist? Dazu benötigt man nur die Eingabe der Trackingnummer. D E N F LY E R G I B T E S N I C H T N U R I N *TOKYO LOS ANGELES SAN FRANCISCO ATLANTA NEW YORK TOKYO MÜNCHEN FRANKFURT/M RHEINLAND RUHRGEBIET HAMBURG SACHSEN BERLIN W W W. F LY E R . D E URBAN CULTURE GUIDE D A S K O S T E N L O S E S TA D T M A G A Z I N SERVICEPOINT "Go" entwickelte 1993 einen Computer mit Stifteingabe. Dieses Pen Computing wollte die neu gegründete Firma "FutureWave" mit ihrer Grafik-Software "SmartSketch" dominieren. "Go" wurde aber alsbald von "AT&T" gekauft und zurück in die Schublade gesteckt. Aber auch ohne Markt baute FutureWave eine Animationskomponente in ihre Grafiksoftware ein, um sie als eine der ersten Webtechnologien unter "FutureSplash" anzupreisen und die cleveren Strategen bei "Microsoft" zu überzeugen, für den Start von "MSN" auf Vektorgrafik zu setzen. Damit war man bei "FutureWave" über den Berg und konnte noch im selben Jahr die Software an "Macromedia" verticken und aus FutureSplash wurde "Flash". Von Jahr zu Jahr bekamen also immer mehr Leute dieses merkwürdige PlugIn als die Zukunft vorgestellt. Flash WIR FRESSEN UNS DURCH HANDBÜCHER User Guides im Vergleich TEXT: MARCUS HAUER | [email protected] FLASH-HANDBÜCHER Macromedias Flash versteht sich als Tool für bessere Applikationen und Content im Netz. Viele glauben daran und basteln mit Flash an ihren fluffigen Product Sites oder versuchen damit, online VJ zu spielen. Um zu lernen, wie man XML in lustige Datenwolken verwandelt oder was Action Skript in Version MX verspricht, liest man entweder in der Online Hilfe oder kauft sich reichlich Bücher. Marcus Hauer hat sich durchgeblättert. Das Standardwerk unter den Kompendien ist bei McGraw Hill/Osborne erschienen: "Macromedia Flash MX: The Complete Reference" von Brian Underdahl. Angefangen bei den einfachsten Funktionen bis hin zu ActionScript wird auf 720 Seiten alles erklärt, was der geneigte Flash Developer wissen sollte. Prima auch, dass ein extra Kapitel sich dem Produzieren von Flashmovies für den PocketPC widmet. Wem englische Handbücher aber zu anstrengend sind, der kann ruhigen Gewissens auf das bei "Markt+Technik" erschienene "Flash MX und ActionScript: Webdesign und dynamisches Programmieren" zurückgreifen. Trotz der Vorurteile, die man auf Grund des schlechten Design (Wir probieren Photoshop-Filter aus!) haben könnte, beschreibt es wirklich prima kompetent auf 950 Seiten bis ins letzte Detail sehr anschaulich, was es zu beachten gibt. In einer kurzen Einführung wird auf die Verbindung der Skriptsprache ASP mit Flash eingegangen, um damit auf Datenbanken zuzugreifen. Beide Bücher kann man, je nach Präferenz der Sprache, empfehlen, da sie ungefähr den gleichen Preis haben. FÜR FORTGESCHRITTENE Ein etwas anderes, dafür aber umso praktischeres Buch, ist bei unserem heimlichen Lieblingsverlag "Friends of ED" rausgekommen. Bei "Flash MX Studio" geht es einzig und allein darum, euer bereits bestehendes Wissen aus "Flash 5" mit allen neuen Funktionen abzugleichen. Der Fokus liegt ganz klar auf "ActionScript", das Buch soll also eher den Profi ansprechen. Unser Tip für alle, die meinen, sie wüßten schon alles! Wem noch die Grundlagen fehlen, der kann sie mit "Foundation ActionScript for Macromedia Flash MX" aus demselben Verlag nachholen - der nötige Enthusiasmus wird einem mit einer Portion schulischem Humor vermittelt. Weiterhin gibt es bei "McGraw Hill/Osborne" noch das "Macromedia Flash MX Developer Guide", das als Ergänzung zur Reference zu sehen ist und sich besonders mit den Erweiterungen von Flash beschäftigt. Von 3D bis MySQL, und von XML bis "Director" wird nichts ausgelassen, was einem sonst auch nach Stunden der Google Suche verborgen bleibt. Das bei "O'Reilly" erschienene "ActionScript: The Definitive Guide" wurde aus verantwortungsvollem Handeln von ActionScript-Gott Colin Moock noch nicht auf "Flash MX" geupdated. Moock meint, man müsse mehr leisten als nur die Manuals von "Macromedia" abzuschreiben. Das verstehen wir nur zu gut und warten gespannt. Typisch O'Reilly. VJ ODER DJ? Eine der wichtigsten Neuerungen von "Flash MX" ist die Native-Einbindung von Video. Damit demnächst wieder eine Lawine aus VJ-Tools im Netz über uns hereinbricht, hat sich der bereits genannte Lieblingsverlag dem Thema Video intensiv gewidmet. Mit "Flash MX Video" liefern die "Friends of ED" ein wirklich bis ins Detail gehendes Handbuch, das auch Audio nicht auslässt. Anhand eines Projektes wird einem jeder Schritt nachvollziehbar erklärt und um Schluss gibt’s noch die Anleitung für die Steuerung per "ActionScript". In Sachen Sound hat auch "New Riders" ein prima Buch zu bieten. "Flash MX Audio Ma- Macromedia Flash MX: The Complete Reference - www.osborne.com Flash MX und ActionScript - Kompendium. Webdesign und dynamisches Programmieren - www.mut.de Macromedia Flash MX Studio - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com Foundation ActionScript for Flash MX - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com Macromedia Flash MX Developer's Guide - www.osborne.com Flash MX und PHP . Flash-Anwendungen entwickeln und dynamische Inhalte einbinden www.addison-wesley.de Macromedia Flash MX Video - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com Flash MX Audio Magic - www.newriders.com Flash to the Core - www.newriders.com, flashtothecore.praystation.com Fresh Flash: New Design Ideas with Macromedia Flash MX - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com gic" ist ein Handy Buch mit fünf Kapiteln, das alles vom Editieren, Interagieren bis hin zum Streamen bietet und anhand von 15 Projekten eigentlich alles erklärt: Sounds, Flash und überhaupt. HEY DU – KREATIV? PrayStation. Joshua Davis. Lange mussten wir warten, auf ein Buch, das so auch schon vor einem Jahr hätte erscheinen können. Wurde es doch von "New Riders" auf Eis gelegt, um es pünktlich mit "Flash MX" zu releasen. "Flash to the core" ist ein Buch, das allen, denen die Flash-Hilfe reicht, einem den Blick des Joshua Davis auf Flash vermittelt. Einige Projekte der letzten beiden Jahre werden anhand von Texten (fast ohne Bil- der) erklärt und nachvollziehbar abgehandelt. Insgesamt ein wirklich nicht zu unterschätzendes Buch, das nur einen Haken hat: Es hat nichts mit "Flash MX" zu tun. Egal, die erste Auflage ist wohl schon ausverkauft. Genau das Gegenteil zu diesem Buch ist das von den Lieblingsfriends erschienene "fresh flash: new ideas with Flash MX". Anhand der einzelnen neuen Möglichkeiten von "Flash MX" erklärt einem jeweils ein Designer erklären, was möglich ist. Eigentlich der Geheimtip, den man aber auf keinen Fall als einzelnes Buch benutzen sollte, sondern in Kombination mit "Flash MX Studio". Sind das doch die beiden einzigen wirklichen "Flash MX" Bücher, die diesen Namen auch verdienen. es geht um alles. ! Ich möchte die Wochenzeitung Jungle World fünf Wochen lang für zehn Euro testen. Ich lege zehn Euro in bar oder als Verrechnungsscheck bei. Das Probe-Abo gilt für fünf Wochen, es verlängert sich nicht automatisch. Datum, Unterschrift Das Probe-Abo geht an: Name, Vorname Die Wochenzeitung Straße, Nr. PLZ, Ort Tel (für evtl. Rückfragen) - . Ausfüllen und einschicken an: Jungle World · Bergmannstr. 68 · 10961 Berlin <34> - DE:BUG.65 - 11.2002 Games PUTZEN KANN SO VIEL SPASS MACHEN Super Mario Sunshine TEXT: HEIKO GOGOLIN, NILS DITTBRENNER | HEIKO, [email protected] Mario ist seit Urzeiten ein Klassiker und mittlerweile bei den Kids bekannter als Mickey Mouse. Insgesamt 160 Millionen Kopien gingen bislang über den Ladentisch. Nun endlich kommt der neue Teil. Ab auf die Insel, immer mit der obersten Direktive: Spielspaß im Blick. "It'se me, Mario!" Der weltbeste Klempner hüpft wieder. Endlich. Als Vieldaddler wird man ja allgemeinhin über die Jahre hinweg etwas reservierter, schließlich steht Weltrettung auf dem Tagesplan und irgendein Setting, das dem Untergang geweiht ist, lockt einen kaum mehr hinterm Ofen hervor. Ein neuer Mario bietet jedoch stets Anlass für einen dreifachen Luftsprung, denn nicht nur quantitativ im Sinne eines technologischen "Höher, Schneller, Weiters", sondern auch qualitativ ist stets sicher: Ein neues GameplayLevel wartet. Mario, der Charakter des Jump'n Runs und ner nicht mehr fehlen. Super Mario Bros. begründete das Hüpf und Lauf-Genre in seiner jetzigen Form. Das Game, seine Nachfolger und dadurch auch das N.E.S., verkauften sich wie warme Semmeln. Umfragen in Amerika zeigten sogar, dass Mario bei Kindern zeitweise bekannter war als Mickey Maus. Über die Episoden hinweg lernten wir mehr und mehr Mitglieder seiner Familie kennen und lieben, ob nun den jüngeren Bruder Luigi, sein Herzblatt Prinzessin Peach oder Marios knuddeliges Reittier, den kleinen Dino Yoshi. Alle Teile zeichnen sich bis heute nicht nur durch ihre sublime und zeitlose Spiel- die dritte Dimension portieren ohne den Raum wirklich konstituierend in das Geschehen einzubeziehen. Das Spieldesign entsprach damals schon eher einem Abenteuerspielplatz als einer linaren Reise durchs Marioland. Dieser grundsätzlichen Offenheit wird auch Super Mario Sunshine, das erste Abenteuer seit sechs Jahren, nicht untreu. Miyamoto belässt's beim Prinzip, den Spieler an mehreren Aufgaben parallel werkeln zu lassen, aber erweitert es im Detail sehr spannend und immer mit der obersten Direktive Spielspaß im Blick. Wir begleiten Mario mit Darling Peach in den wohlverdienten Urlaub auf die Südseeinsel Isla Delfino. mit insgesamt 160 Millionen verkaufter Spiele zugleich Sockel für Nintendos Markterfolg, kam erstmals 1980 im Automaten "Donkey Kong" zum Einsatz. Damals noch schlicht "Jumpman" getauft und mehr grobpixeliger Sprite als schnurrbärtiger Superheld, den man zwecks besserer Distinktion mit roter Schirmmütze und Blubberbauch versah. Donkey Kong wurde wider Erwarten ein weltweiter Slammer und als Nintendo 1985 ihre erste Heimkonsole launchte, durfte der Klemp- barkeit samt großartigem Umfang und vieler Geheimnisse aus, sondern kickten zudem das gesamte Genre voran. Den Sprung in die dritte Dimension vollzog Super Mario 64: Die Gemeinde lobpreiste den Stardesigner Miyamoto, war doch der Einzug von Räumlichkeit in den Hüpfpassagen und den in alle Achsen hin offenen Rätseln grandios gelöst. Selbst heute wird der Titel in all seinen Freiheiten selten erreicht, da viele Konkurrenzprodukte weiterhin Jump 'n Run-Parcourse einfach in ALLES NEU - ALLES SUPER Wir begleiten Mario mit Darling Peach in den wohlverdienten Urlaub auf die Südseeinsel Isla Delfino. Bei der Ankunft fällt alsbald auf, dass das Palmenparadies von einer ekligen Farbschicht beschmiert wurde. Als Übeltäter identifiziert man fluchs Mario, aber natürlich ist's ein fieser Doppelgänger, der derart rumgesaut hat. Die ortsansässige Justiz zeigt sich nicht zimperlich und verurteilt unseren Helden dazu, die gesamte Insel wieder sauberzuwaschen. Der Strafvollzug gestaltet sich dabei trotzdem ziemlich liberal: Hüpfen darf man, wohin man will, außerdem bekommen wir eine sprechende Wasserpumpe als nützliches Putzwerkzeug, die sich jedoch ziemlich fix auch für andere Zwecke gebrauchen lässt. Je nach Aufsatz stellt sie zugleich Schwebehilfe, Senkrechtstarter oder Turbo dar. So geht es quietschfidel durch genial designte Levels mit Namen wie Parco Fortuna, Monte Bianco oder Porto d'Oro. Den Ausflug untermalen stets karibische Tunes, zu denen die knuffigen Inselbewohner den ganzen Tag rythmisch ihre Hüften schwingen. Für die frischen Aufgaben verändert sich teilweise die Architektur der Stages. Wir legen eine Rennpartie ein, bezwingen kriegerische Hamster oder landen in einem der aus SuperMario 64 bekannten Hardcore-Plattformstages, in denen sich alle Elemente stetig in einer mechanischen Lebendigkeit bewegen. Langeweile ist dabei ein Fremdwort, höchstens hakt's mal bei einer schwierigen Sprungpassage. Dies motiviert aber auch, gerade da Fruststellen selten in Verlust der Bildschirmleben gipfeln Eher muss wieder mühsam nach oben gekrabbelt werden. Die sonnige Optik bleibt den bisherigen Marioteilen treu: knallig bunt und friedlich, aber selten zu farbig oder mit Knuddeloverdose. Wie liquide alles vor sich hin tropft, schmiert und bubbelt ist ein wahres Vergnügen, da macht selbst putzen wieder Spaß. Die Hauptaufgabe, von den 120 im Spiel versteckten "Shines" bzw. "Insignien der Sonne" wie sie in der ansonsten exzellenten deutschen Übersetzung etwas unfunky heißen, mindestens 60 zu sammeln, gelingt durch faires Spieldesign selbst Anfängern irgendwann. Werden alle 120 gewünscht, müssen schon absolute Pro-Styles am Start sein. Mario ist ohne Zweifel ein Must-Have auf dem Spielewürfel: Wir haben unseren Herbsturlaub gebucht, auf nach Isla Delfino! beim Umbau aber schon hinter uns liegt. Ein Potentiometer zur Regelung der Lichtintensität liegt zwar bei, muss aber nicht eingebaut werden, da Batteriesparen nicht wirklich geht (die Lebensdauer mit zwei AA-Mignon bleibt aber bei aufregenden neun Stunden) und danach ein unschönes Rädchen am Gehäuse prankt. Also belassen wir‘s lieber dabei, schrauben die Teile fix wieder zusammen und freuen uns von nun an über das fancy-unter-der-DeckeGezocke. Für totale Bastelnotoriker bieten diverse Firmen im Netz auch einen Einbautarif an, auch bei Eigenleistung dürfen für dieses beste aller Upgrades so far aber immerhin 50 Euro berappt werden. Dafür besticht der GameBoy nach dem Umbau aber mit einer nie dagewesenen Kontrasttiefe und Farbschärfe. Afterburner ist somit das Tool für Neidgarantie auf dem Schulhof und die erste wirklich lohnende PeripherieInvestition für den GameBoy Advance; Jetzt könnten auch TV-Tuner und MP3-Upgrade endlich kommen. Games GAMEBOY NUN MIT NACHBRENNER Afterburner Internal Lighting Kit für GameBoy Advance TEXT: NILS DITTBRENNER | [email protected] Spieglein, Spieglein in der Hand - qua schlecht designtem Display hat man mit seinem Gameboy nicht immer nur Freude. Doch Abhilfe naht: Ein internes Lightning-Kit ist auf dem Markt. Voraussetzung: Frickelfinger und keine Angst vor dem Ende der Garantie. Trotzdem wirkt es. Trotz immer größer werdenden Softwareangebots mit mittlerweile einigen wahren Rennern im Portfolio verkauft sich Nintendos Handheld GameBoy Advance bisher nicht so wie eigentlich erhofft. Leistung steckt zwar genug im Flachmann, vie- allem nach dem Prinzip Hoffnung. Nach einiger Wartezeit ist nun die Peripherie auf dem Markt, die Spielenden unterwegs die bisher fehlende Killer-Applikation zum Einbau bietet: das interne Lighting-Kit mit dem vielsagendem Namen "Afterburner". Adam tig herausgelöst werden. Schwitzige Hände gibt’s natürlich aufgrund der just flöten gehenden Nintendo-Garantie. Nach dem Öffnen gestaltet sich der kleine Spieljunge jedoch allerfeinst und aufgeräumt, nun noch schnell Mainboard vom Gehäuse gelöst und Fehlende Hintergrundbeleuchtung: Sogar Stirnlampen wurden von einigen Usern propagiert. le Besitzer zeigten sich aber vor allem aufgrund der schlechten Display-Performance enttäuscht und verkauften ihren alsbald wieder. Bei Tageslicht als auch bei Dämmerung ist - Nintendos Sparpolitik sei dank nämlich vor allem eins zu sehen: das Gesicht des Spielers durch mangelnde Entspiegelung und fehlende Hintergrundbeleuchtung. Für ersteres kaufte man sich einfach ein Austauschlinse und wunderte sich, dass das kaum was brachte, für letzteres musste eine der mehr schlecht als recht funktionierenden externen Lichter herhalten, sogar Stirnlampen wurden von einigen Usern propagiert. Diese ganzen Notbehelfe funktionieren vor Curtis, notorischer Bastler und flinker Erfinder (De:Bug berichtete) hat sich mit seiner Firma Tritonlabs an die Entwicklung und Vermarktung gemacht, in Deutschland wird dieses feine Upgrade u.a. vom Umbauspezialisten Wolfsoft vertrieben. Das Kit kommt in erster Linie unspektakulär daher: Die Lichtquelle besteht aus einer Folie, die über dem Display angebracht wird. Auf das LCD-Display selbst kleben wir einen Anti-Reflective-Film, welcher dafür sorgt, dass Licht die Pixel erhellt und nicht einfach nur zurückstrahlt. Für den Einbau muss der GBA natürlich geöffnet werden. Dazu genügt ein 1,5 mm – Schlitzschraubenzieher, mit dem die Spezialschrauben vorsich- los geht's. Als erster chirurgischer Eingriff muss in der Plastikgussform genügend Platz für die Leuchtfolie geschaffen werden. Dazu braucht man ein Teppichmesser oder anderes plastikschneidendes Equipment, um eine 6.5 mm hohe Schneise unterhalb des Display zu schlagen. Danach wird’s ein wenig fummeliger: So muss der anti-reflective Film möglichst blasen- und staubkornfrei auf das LCD geklebt werden, ein Vorgang, der für Aufregung sorgt. Ich brauchte drei Anläufe - ohne zu einem perfekten Ergebnis zu kommen. Danach werden zwei Lötpunkte auf dem Mainboard mit der Leuchtfolie verbunden, wobei zwar genau gearbeitet werden muss, das Frickeligste GEWONNEN Das RGB-Kabel zum Nintendo-Gamecube Dann mal Sonnenbrille auf und Joypad in für den gesteigerten Farbensplash haben die Hand, herzlichen Glückwunsch von der Redaktion. gewonnen: Finn Kannengießer, Brodersby Andreas Zecher, Potsdam Cordula Sanner, Florenz <35> - DE:BUG.65 - 11.2002 Kino WAS IST DENN DA DER PUNKT? "Jeans" von Nicolette Krebitz TEXT: THOMAS KHURANA | [email protected] SERVICEPOINT Das Spielen, das Laufenlassen ist alles in diesem Film. Der Improv-Film "Jeans" von Nicolette Krebitz schaut neugierig im wilden Leben nach, ob immer noch was anderes geht, und sammelt dabei zugezogene Berliner Szene-Gestalten ein, um die eine Geschichte mit schlichten Anforderungen an Mädchen herumgesponnen wird. Jeans eben. http://www.jeans-derfilm.de "Oschi, morgen wird Nina angerufen, und dann - der Sommer ist nämlich noch lang nicht vorbei, das ist der Punkt", sagt Rainald (Rainald Goetz) zu Oskar (Oskar Melzer), nachdem der Abspann abgelaufen ist und das Bild schon nichts mehr zeigt außer schwarz. Das ist nicht ganz unbezeichnend für diesen Film, der zwei Dinge in jeder Sekunde will: 1. möglichst viel Spielraum, Offenheit, ein Gefühl, dass immer noch nicht Schluss ist, dass irgendwo noch was geht – und 2. einen schönen, immer wie beiläufigen Sound: der spezifische Rhythmus dahingesagter, mal genau sitzender, mal verhaspelter Sätze, das Xylophon-Ge- den. So wird aus einem Wettlauf irgendwie langsam eine Art Ringen, aus einem Beobachten ein Imitieren, ein Hinterherlaufen, ein gemeinsam Joggen, ein Zurückfallen und schließlich ein Nestraub. Aus einem "Klar, kommt hoch" wird eine verschlossene Tür und ein "Was wollt ihr denn?". Da ist es fast ein bisschen schade, dass die Absichten von zwei männlichen Spielern – Oschi und Dogge (Marc Hosemann) – zum Leitfaden werden, an dem man die einzelnen Szenen dieses verallgemeinerten Spiels langsam auffädeln kann. Oskar, der oft kindtraurige Junge, sucht ein Mädchen, dass den etwas, äh, sagen wir mal, schlich- Telefonzelle von zwei Mädchen was auf die Fresse bekommen hat, schließlich von einer Siebzigjährigen beim Schlittschuhfahren führen. Selbst wenn die Variation von Boy meets Girl-Konstellationen "Jeans" ziemlich regiert, entsteht die Handlung dennoch nicht einfach aus der einen großen Geschichte. Handlung ist der Effekt des Zusammentreffens besonderer Personen mit einem jeweils eigenen Habitus: Da ist Coco, das leicht maliziöse Mädchen, das sich immer dann diebisch freut, wenn etwas Trauriges passiert, Mavie (Mavie Hörbiger), die im Koma wartet, bis sich ihre Probleme von Guter Trick: Mavie wartet einfach im Koma, bis sich die Probleme von selbst gelöst haben. klimper von Terranova, ein Lächeln am falschen Platz, eine echte Geste aus dem Nichts. Aber was ist da der Punkt? Weiß nicht. Erst mal zusehen, zuhören, zuschauen, sehen, was geht und was nicht. Das Spielen, das Laufenlassen ist alles in diesem Film. Eine Begrüßung, eine Frage, eine Berührung ist immer im Begriff, zu einem Spiel zu werden, dessen Regeln, Ziele und Einsätze noch keiner kennt, erst während des Spielens gemacht und laufend geändert wer- ten Anforderungen entsprechen soll: wie Minimaus auszusehen, ihn zu küssen und nur dafür gemacht zu sein. Dogge (Marc Hosemann) hat eigentlich nur zwei Dinge im Kopf: weibliche Körperteile und Sex. Beide brauchen dringend einen Platz zum Schlafen, da sie aus ihrer Wohnung geflogen sind. So landen sie in Angies Wohnung, Oskar lernt, dirigiert durch eine Sms von Coco (Nicolette Krebitz), die für ihn nach einer wie Minimaus sucht, Nina kennen und Dogge lässt sich, nachdem er in einer selbst gelöst haben, Angie (Angie Ojciec), die sich zu dem sehr schönen Wort "Ohgottohgottohgottohgottohgottohgott" ein paar Mal um die eigene Achse dreht. Und Nina (Jana Pallaske), die Schauspielerin werden will und die Oskar für "Minimaus" hält. Das besondere Interesse an den Personen hat natürlich damit zu tun, dass der Film mit dem Leben, den Sätzen, den Gesten und den Namen seiner Darsteller arbeitet: Mavie Hörbiger spielt Mavie, Oskar Melzer Oschi, Jana Pallaske spielt Nina, die, genau wie Jana selbst das damals gerade tat, im WMF kellnert und dabei ist, Schauspielerin zu werden – und so weiter. Diese Durchdringung von Realperson und Filmfigur klingt sehr nach "Dekonspiratione" – bleibt aber ohne die Kompliziertheit und Reflektiertheit von Goetz‘ Text. "Jeans" ist in diesem Sinne kein Film, der sich für sich als Dokufiktion interessiert und die wechselseitige Fiktionalisierung von Filmfigur und Realfigur ausstellt. Er reklamiert über das Mitführen der realen Personen eher nur einen gewissen Echtheitsanspruch. Ob aber ein bloßer “Es war so”- und “Wir waren da”-Gestus schon immer ein echter Gewinn ist, fragt man sich dann doch – besonders bei den Aufnahmen aus dem Nachtleben, die sich im Film finden. Hier wird einfach das Pogo in dunklem rotem Licht platt abgefilmt. Ein bisschen Selbstfeier. Gerettet wird die Szene vielleicht durch einen Moment, in dem Rainald Goetz diejenige, die gerade das Pogo filmt, mit seiner Kleinbildkamera knipst, ins Gesicht des Zuschauers blitzt und so das Filmen, das Gesehenwerden, das Inszenierungsmoment mit in die Szene zieht. So wird auch das Polaroidgefühl ein bisschen ausgestellt, dem der Film an dieser Stelle etwas zu sehr nachzujagen scheint: das Gefühl, etwas in Echtzeit von sich wegzurücken und darüber wie über eine abgeschlossene Sache zu staunen. Etwas in Echtzeit zur Erinnerung zu machen. Zu etwas, über das man schon währenddessen, während des Filmens im Sommer 2001 sagen will: "dieser Wahnsinnssommer 2001". Der Sommer aber ist ja eben immer auf gewisse Weise noch nicht vorbei. Er ist ein verallgemeinertes, wirres Spiel ohne klares Ende, in das man heillos verwickelt ist. Das ist ja gerade der Punkt. Kino VERTERAN IN HONGKONG Andy Lau und ”Fulltime Killer” TEXT: VERENA DAUERER | [email protected] SERVICEPOINT Hong Kong 2001, Regie: Johnnie To, Buch: Wai Ka Fei, mit: Andy Lau, Takashi Sorimachi, Kelly Lin, Start: 21.11.02 Andy Lau gehört zu den Veteranen in Hong Kong. Über hundert Martial Arts Filme, Action-Knaller oder Romantic Comedies hat er gedreht und sieht dank Gurkenmaske und grünem Tee fünfzehn Jahre jünger aus. Andy Lau setzt ein meisterhaft lausbubenhaft schüchternes Lächeln auf, als ob er erst gestern unbekümmert mit der Filmerei angefangen hätte. Dabei hat er mit Leuten wie Wong Kar-Wei ("Days Of Being Wild" und "As Tears Go By") gedreht und gerade für Johnnie To ("Running Out Of Time") einen cinephilen Berufskiller gespielt. “Fulltime Killer” ist das genretypische Pürée aus anmutig ballettös ausgeführten Kampfchoreografien mit Brutalo-Gewalt, durchzogen mit den sentimentalen Kitschelementen einer Story, die, ganz oder gar nicht, wie immer von Verrat, Ehre, Liebe, Hass angetrieben wird. Wir führen stotternd ein business-orientiertes Gespräch, Lau übt sich in asiatischer Zurückhaltung und Höflichkeit, die leider durch mühselig geradebrechtes Englisch um so größer wird. DEBUG: Interessant ist bei ”Fulltime Killer”, die Kampf- und Schießszenen mit klassischer Musik zu untermalen. LAU: In den letzten zehn Jahren wurden so viele Filme dieser Art produziert, also mussten wir uns was überlegen. Ich hatte lange Diskussionen mit Johnnie To und Wai Ka Fei. Der Ansatz war, dass meine Figur Filme über alles mag. Ei- gentlich will er ein Star sein und zieht bei je- bringen kann, wird er es nicht berühren köndem Auftritt eine Show ab. Dazu braucht es nen. Filme macht man in erster Linie nicht nur eben auch Entertainment wie Tanzen oder für sich selbst. Opernmusik. DEBUG: Ihre erste Produktion war 1991 der DEBUG: Die Stunts haben Sie sicher wieder geniale Fantasy Martial Arts "Saviour of the Soul". Wie kamen Sie dazu? alle selber gemacht? LAU: Die meisten. Ich frage mich vorher im- LAU: Er wurde Vorreiter für ein neues Konmer: Kann ich das tun? Wenn nicht, versuche zept, denn ich wollte den Filmstil in Hong Kong ich die Szene zu verändern, weil ein Double verändern. Weg von diesem actiongeladenen sich nicht richtig in den Film einfühlen und der Zeug. Wenn man seine Karriere für zehn, Story nicht wirklich folgen könnte. Bei meinen zwanzig oder dreißig Jahre verlängern möchte, eigenen Produktionen mache ich alle, bei an- muss man sich was Neues einfallen lassen. deren kann ich nicht kontrollieren, ob die Vor- Man kann ja auch nicht immer mit dem selben bereitung gut genug ist. Aber wenn, kann jeder Gesichtsausdruck rumlaufen. Bei Saviour of die Stunts machen. Bei eigenen Produktionen the Soul habe ich zum ersten Mal Animationen gebe ich jedem Künstler vorher ein spezielles verwendet. 1991 war sowas noch kaum bekannt. Innerhalb von drei Jahren habe ich desTraining. halb mit diesem Film ungefähr 40 Millionen DEBUG: Sie arbeiten schon lange als Schau- Hong Kong Dollars verloren. Viel mehr, als spieler und seit einer Weile auch als Produ- man in einen Film mit Jacky Chan investieren müsste. Daher habe ich in vielen Filmen mitgezent. LAU: Nach 21 Jahren in der Branche weiß ich, spielt, weil ich so viel Geld beim Filmemachen was das Publikum will: Wenn es den Künstler verloren hatte. Niemand hat mir geglaubt, wirklich akzeptieren soll, geht es nicht ohne dass ich produzieren könnte. Heute freue ich kommerzielle Elemente. Die anderen Produ- mich, wenn Leute aus anderen Ländern mir erzenten wollen den Spirit des Regisseurs erhal- zählen, dass sie den Film mögen. Auch wenn ten. Ich diskutiere immer mit ihm, denn wenn das zehn Jahre später ist. er das Thema nicht an das Publikum heran- Für seine Filme muss man sich was Neues einfallen lassen. Man kann ja auch nicht immer mit dem selben Gesichtsausdruck rumlaufen. DEBUG: Sie haben wirklich 110 Filme gedreht? LAU: Es sind mehr. Pro Jahr drehe ich vielleicht drei. In Hong Kong ist es üblich, drei bis sechs Filme abzudrehen. Vor fünf oder zehn Jahren ging ich von einem Set zum nächsten. Im Filmgeschäft ist nicht mehr so viel los. In den 60ern machten wir in Hong Kong um die 200 bis 250 Filme im Jahr. Heute sind es 100. setzt mich deshalb nicht so häufig. Wenn man bei seinem Projekt mitarbeitet, wird man zu einem Teil und weiß sonst gar nichts vorher. Sogar während des Drehs kennt man manchmal noch nicht die Story, erst wenn der Film schließlich startet. Wenn man einmal akzeptiert hat, dass das eine Kunstform ist, macht man sich keine Gedanken mehr. Man muss ihm einfach vertrauen. DEBUG: Wie lief die Zusammenarbeit mit Wong Kar Wei? LAU: Bei unserem ersten gemeinsamen, "As tears go by", kannten wir uns schon sehr gut. Ich finde, dass ich seine Filme, in denen ich mitspiele, beeinflusst habe. Das weiß er und be- DEBUG: Wollen Sie mal nach Hollywood? LAU: Hollywood ist auch nur ein Ort, ich habe meine Orte in Hong Kong, China, Taiwan, Korea. Erstmal muss ich mir eine Basis schaffen. Ich hoffe, dass man mich eines Tages in einer ausländischen Produktion haben will. <36> - DE:BUG.65 - 11.2002 PRÄSENTATIONEN Events | Goto GOTO IM NOVEMBER TEXT: KAREN KHURANA | [email protected] TEXT: KAREN KHURANA | [email protected] Onedotzero nicht nur an digitalem Film, sondern auch an Musikvideos, Programmdesign, Grafikdesign, Webanimationen und Computerspielen. Dazu gibt es verschiedene Module mit durchsichtigen und weniger durchsichtigen Namen: Wow and Flutter entwickelt ausgefeiltere Details in der Filmanimation und schärfere Bewegungsgraphiken, Reel Warp zeigt die Ten Creative Review / Warp Records-Wettbewerbsfilme (mit neuen Arbeiten von u.a. Chris Cunningham, Alexander Rutterford und Sam Tootal), jstar02 widmet sich digitalen Produktionen aus Japan, L.A. Stories sind Filme über Los Angeles (zwei von Spike Jonze), Wavelenghts führt Musikvideos ( von u.a. Shynola, Intro, Tim Hope, Johnny ONE DOT ZERO DIGITAL FILMFESTIVAL Hardstaff) vor und lens flare 02 wirft Computerspiele auf die Großleinwand. Alle ins BERLIN, 14.11. bis 20.11.02 Das Londoner Filmfestival Onedotzero ko- Kino Central. piert sich nach Berlin. Das ICA (Institute of http://www.britishcouncil.org/germany/ber Contemporary Arts) präsentiert das Festi- lin-london/onedot.htm WORLD-INFORMATION.ORG Amsterdam 15.November - 15.Dezember 2002 val, The British Council importiert es Nach Brüssel und Wien ist nun Amsterdam bemüht um den kulturellen Austausch zwidran: Das Ausstellungs- und Konferenzpro- schen London und Berlin. Interesse zeigt MODUL/A/T/O/R Essen, 6. November 2002 MODUL/A/T/O/R integriert Computer ins Theater. Tänzer erzeugen durch ihre Bewegungen Klang, der durch die Musiksoftware MAX/MSP modifiziert wird. Die einzelnen Bewegungen werden gefilmt und nehmen als weitergeleitete Bilddaten Einfluss auf die Art und Stärke, in der die Module der Musiksoftware eingesetzt werden. Gleichzeitig filmt eine zweite Kamera die Tänzer noch mal frontal ab und lässt das Bildmaterial über eine Videosoftware wieder auf die Bühne projizieren. Sehr integrativ. Eigentlich will man aber doch darauf hinaus, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist. Wer da wen an die Wand spielt, wird sich sicher noch zeigen. Im Anschluss in weiteren Städten in Deutschland, Belgien und Holland. www.theater-der-klaenge.de gramm von World-Information.org thematisiert den Einfluss der Verdichtung weltweiter Vernetzung auf den Alltag und versucht herauszufinden, wie derartige Netze funktionieren, wer welche Netze zu kontrollieren versucht und wer was baut. Die Ausstellung teilt sich in drei Sektionen: World Infostructure wirft einen Blick zurück und zeichnet die Evolution der Kommunikationstechnologien nach. World-C4U zeigt sich aufmerksam gegenüber Kontrolle und Überwachung. Und Future Heritage stellt digitale Kunstprojekte aus, von tm ark, Marko Peljhan und dem Critical Art Ensemble. www.world-information.org ABO nnement BACK_UP FESTIVAL Weimar, 07.-10. November 2002 Sind digitale Medien für den Film nur ein Special Effect? Das Back_Up Festival meint nein und untersucht den unterschätzten Einfluss von digitalen Medien auf Film als Kinolandschaft: die Veränderung von Filmproduktion, Vertrieb, Ästhetik, Erzählweise und der Präsentationsform. Einen zentralen Platz innerhalb des Festivals hat der Backup.Award, ein internationaler Wettbewerb für Kurzfilme und Videoarbeiten, die in irgendeiner Form die Pfade des analogen Kinos verlassen. Musikvideos haben ihren eigenen Award mit eigener Jury plus online Poll. Die Nominierungen des Clipawards sind noch bis zum 6.November im Pop Up der Seite zur Ansicht hinterlegt. Die übrigen (Netzkünstler, Musiker usw,) kriegen einen Platz in der Lounge oder in den vielen kleinen anderen Sicherungskopien: backup.club, backup.film, backup.forum, backup.closeup... www.backup-festival.de/ DOORS OF PERCEPTION: FLOW Amsterdam, 14. - 16. November 2002 Die diesjährige Designkonferenz Doors of Perception nimmt sich dem Thema Flow an. Das meint zum Beispiel die Allgegenwart von Mikrochips im Alltag und die Frage, was passiert, wenn die auch noch miteinander kommunizieren. Immer an- geschaltet, in einer Realzeit-Ökonomie leben: Wie man damit umgehen soll, fragt sich dort alle Welt. Darunter sind der Autor Bruce Sterling, Webdesign-Künstler Joshua Davis, Nettime Co-Moderator Felix Stalder und die MIT Forscherin Felice Frankel. Am zweiten Tag öffnet die Konferenz mit dem Grand Prix Award ihre Türen auch für Nicht-Konferenzteilnehmer und vergibt einen Special Award für die beste Fünf-Minuten-Präsentation eines möglichen Designprojektes. http://flow.doorsofperception.com (D)VISION FESTIVAL Wien, 27. November - 1. Dezember Die digitale Erweiterung von Lebensräumen hat die binäre Unterscheidung von privat und öffentlich verwischt. Das Festival “digitalBiedermeier: reproducing the private” versucht, die Neuformatierung der Verhältnisse nachzuzeichnen: Es geht um die Überwachung durch Logfiles und andere Aufzeichnungstools und um Wohnzimmer als neuen Produktions- und Revolutionsort (mehr dazu: vorgeblättert auf Seite 26/27). Neben Panels und Diskussionen gibt es Filmscreenings zum Thema und den Salon als Treffpunkt mit neuen Technologien fürs Wohnzimmer. Am Wochenende lädt D(vision) in den Club zu Private Beats. Debug mischt mit. http://2002.dvision.at/ DEBUG VERLAGS GMBH BRUNNENSTRASSE 196 _ 10119 BERLIN FON 030 2838 4458 EMAIL: [email protected] DEUTSCHE BANK BLZ 10070024 KNR 1498922 ALLE DE:BUGS VERGRIFFEN ? ZU ANSTRENGEND, DE:BUG ZU JAGEN ? HIERMIT BESTELLE ICH 12 AUSGABEN DE:BUG inlands_abonnement UNSER MONATSANGEBOT: EIN JAHR DE:BUG MIT CD-PRÄMIE, SOLANGE DER VORRAT REICHT (merke: zahlungseingang entscheidet) de:Bug für ein Jahr zum Preis von 28,- € inkl. Porto und Mwst. auslands_abonnement de:Bug für ein Jahr zum Preis von 33,- € inkl. Porto und Mwst. V.A. - FAMOUS WHEN DEAD PT. 2 (PLAYHOUSE) Frankfurts legendäres Vorzeige-Houselabel präsentiert die zweite Werkschau mit Produzenten, die, zumindest auf dem Dancefloor, schon zu einiger Berühmtheit gekommen sind. House-Wonderboy Brooks, Anthony ”Shake” Shakir, Shalark, Swayzak, Playgroup, Hi-Lo sind nur einige der Beteiligten. Von wegen nur posthum. geschenk_abonnement de:Bug für ein Jahr für eine ausgewählte Person (“Beschenkt“-Feld beachten!) ICH ZAHLE PER BANKEINZUG kto-nr V.A. - GEMEINSAM (BPITCH CTRL) Schon die vier Musketiere hatten da so einen Wahlspruch. Die BPitch-Familie um Ellen Allien ist mittlerweile um einiges angewachsen. Zeit, die Luftschlangen rauszuholen und eine eklektische Party zu feiern. Die hört sich dann natürlich super an. Mit Ellen, Funke, Kiki, Kalkbrenner, Modeselektor und den anderen Rabauken! geldinstitut deines vertrauens ich zahle mit verrechnungsscheck V.A. - QUATERMIX (QUATERMAAS) Quatermaas liefert hier eine extrem coole Mix-CD ab, die sich quer durch den umfassenden und recht eklektischen Backkatalog des Labels wuselt. Andrea Parker, Jan Jelinek, DJ Wally, To Rococo Rot, Gez Varley und noch einige andere treffen sich in einem formschönen Mix. Siebzig Minuten wie eine Emulsion AMBASSADORS (SANTORIN) Eins der beständigsten und mutigsten Drum and Bass-Label des Landes rockt hier eine Compilation der neuesten Tunes aus den letzten 12” Releases und einigen Dubplates zusammen, die uns endlich mal wieder beweißt, dass Drum and Bass auch hierzulande eine Zukunft hat. CLICKS AND CUTS 3 (MILLE PLATEAUX) Die Helden der Glitches auf dem nun dritten Teil der legendären Serie, die ein ganzes Genre definieren wollte, treffen sich auf dieser Doppel-CD zu einer State Of The Art-Konferenz zwischen Clickern, Knistern, Rocken und der Zukunft des Laptop-Sounds aus den Restgeräuschen. blz ich zahle durch überweisung beschenkte/r dein name straße straße plz / ort / land plz / ort / land email / fon email / fon VON DIESER BESTELLUNG KANN ICH INNERHALB VON 14 TAGEN ZURÜCKTRETEN. ZUR WAHRUNG DER FRIST GENÜGT DIE RECHTZEITIGE ABSENDUNG DES WIDERRUFS. ort, datum, unterschrift 01 Coupon ausfüllen, Geschenk für sich wählen (1= sehr gerne, 2= kann ich noch hören, 3= gibt es nicht die anderen noch?) und abschicken an: de:Bug Verlags GmbH, Brunnenstr. 196, 10119 Berlin 02 28,- € (Inland) oder 33,- € (Ausland) auf das Konto de:Bug Verlags GmbH - Deutsche Bank. BLZ: 100 700 24. KNR: 149 89 22 überweisen, Verwendungszweck und Namen auf der Überweisung angeben oder als ehrlichen Verrechnungsscheck beilegen. 03 Akzeptieren: Falls man nicht spätestens 8 Wochen vor dem Abonnementablauf kündigt, wird es sich durch funky Automatismus sehr wohl verlängern. <37> - DE:BUG.65 - 11.2002 Reviews EINS FINDER POPSHOP - SALON BIZARRE [RAYGUN] <#37> CDs Popshop sind aus der Schweiz, und, glaubt uns, wir waren da, die Schweiz ist deepestes Detroit. ”Salon Bizarre” mit seinen 13 Tracks erzählt die Legende nicht, sondern lebt sie. Vom ersten Track an, ”It Needs Years To Clear That Thought”, ist klar, dass es darum gar nicht gehen wird, um Klärung, sondern um diese Spanne der Jahre, die so ein Prozess für sich beansprucht, um dieses Gefühl, diese Ebenen von Erfahrung mit Techno aus seiner ganzen Geschichte herauszureißen, und im Bewahren dieser Geschichtlichkeit wieder neu aufzureißen. Popshop machen Detroit Techno mit Sounds die man nie geahnt hätte, mit einer Überschwänglichkeit an Effekten und neuen Brüchen, in so vielen Schichten, selbst wenn es nur ein Track ist, dass man atemlos bleibt, wenn man sich dem aus einer Richtung annähert, die genau so schwarz ist wie deep, genauso dieser Geste von Vorwärtskommen verfallen ist, wie der mit nichts aufhören zu können. Und sie tun es verdammt digital, in einem Sound, der selbst Freunden glitchigster Minimaltracks nicht nur munden dürfte, sondern die Ohren aufreißt, während die Freunde von Techno Soul diesen ständig weitergehenden Melodieideen erliegen. Oder den Stimmen, die die Tracks genau so greifbar machen, wie sie einen vergessen lassen, wo man sich befindet, den Unmöglichkeiten (Countrygitarre?), die plötzlich ganz selbstverständlich scheinen, ”Salon Bizarre” eben, und den Selbstverständlichkeiten, die einen plötzlich aufwühlen, wie auf dieser unglaublichen Hymne (so etwas kann sonst nur Fabrice Lig) ”Living, Shopping, Dining”. Und wir sind erst bei Track 3. Ein Fest diese Platte. BLEED ••••• <#41> DEUTSCHLAND <#43> UNITED KINGDOM <#44> CONTINENTAL <#44> AMERIKA <#45> HIPHOP <#46> BÜCHER <#46> DRUM AND BASS ZWEI V/A - MAS CONFUSION PRESENTED BY FUNKSTÖRUNG [MUSIK AUS STROM / !K7] <#47> NETAUDIO Absolute Wahnsinnscompilation auf Musik aus Strom mit Helden, Talenten und Freunden, die dann natürlich beides sind. Metamatics eröffnet mit seinem vielleicht besten Track ever, flirrt zuerst zu snd ins Wohnzimmer, um dann diese zart zitternden Sounds auszupacken und ein kleines Stepbaby drumrum zu basteln. Tune. Aber mit ausgebreiteten Armen. Lusine macht da weiter, wo er neulich auf Delikatessen aufgehört hatte, deep und weit. Xela, dessen Lächeln alle in Birmingham verzaubert und von dem wir in Zukunft noch viel hören werden, verlasst euch drauf, zerzaubert uns auf ganz unnachahmliche Weise und lässt hier den sanften FlummiHop kreuz und quer durch die Galaxis steuert. Adam Johnson besinnt sich auf den Twin Peaks Wald, der jazzig knarzt, Funckarma, deren zweiter Frühling, den man zum Glück wieder “Amber” buchstabiert, blüht wie nie zuvor, Tomato Weirdo, Fakesch selbst und Mr. Projectile sind auch in Höchstform. Alle besinnen sich auf die Melodien, finden Produktionsmittelskills langweilig und droppen Hit nach Hit. Ich habe ein gutes Gefühl. Dass dieser Drang zum Überproduzieren langsam aufhört. Und das so weiter geht. Das wär fein. Die Compilation hier beweist das. Großartig. THADDI ••••• <#47> GAMES NETAUDIO FAVORITEN <#48> PRÄSENTATIONEN <#48> DATES GRANDMA: SPINACH GAS ROOM SPAGHETTI STRAPS EP / www.mono211.com Monotonik droppt das beste Release seit langem und dann auch noch das! Es klingt schwer nach der Wunderkindstory des Jahres. Ein 15 jähriger nimmt mit schrottreifem Equipment ein paar Tracks auf, die mit ambienten Gitarren, wunderbar klackernden Beats und Synthiegepluckere daher kommen und Menschen wie Tom Jenkinson und die IDM-Mafia durchaus etwas nervös machen sollten. Bei Normalsterblichen verursachen die vier Tracks hingegen fröhliches Mitnicken, aber auch verlorene Blicke ins Nichts. Auf der Monotonik-Website wird etwas unbeholfen von Drill´n´Bass gesprochen. Das ist aber nicht schlimm, obwohl es Grandma eigentlich doch vor allem um glücklich machende Melodien zu gehen scheint. „Da nimm nur, habe ich ganz viele von…“ Mit der richtigen Attitüde („probier ich es halt erstmal mit Papis ausrangiertem 133 mHz Rechner bevor ich mein Taschengeld für einen Computer opfere…“) dengelt und flüstert sich Grandma rein in unsere Herzen und kickt die Herbstdepression elegant zur Seite. Auf dem offiziellen Messageboard von Monotonik erzählt der Jungspund dann noch, dass er ja noch ganz viel andere Stücke hätte, vor allem mit noch mehr Leier-Gitarren und Schüchtern-Singsang. Diese hyperaktiven jungen Wilden immer. Weiter so. Bitte. RENÉ ••••• LESEN GEERT LOVINK - DARK FIBER [MIT PRESS] “Tracking Critical Internet Culture” ist der Untertitel dieser Sammlung von Geert Lovink Texten, die zwar ihren Weg alle schon ins Netz gefunden hatten, aber dennoch eine Schlagrichtung in sich sehen wollen. Denn es geht vor allem darum, der amerikanischen Öffentlichkeit (über den Weg der MIT Press sind die Leser dieses Buchs wohl recht gut vorgezeichnet) die europäische Netzkritik zu erklären, die im Wust von Californischer Ideologie, Free Software und anderen IT-Überbauten wohl ein wenig an ihr vorbeigegangen ist. Während hierzulande einiges von dem, was Lovink als die Szene der Intellektuellen und Theoretiker um sich herum beschreibt, eine Szene mit deren Bestimmung er nahezu in jedem Text übrigens auch ringt, während die Universitäten mit Kittler, Bolz u.a. und diversen Institutionen und selbstinszenierten Projekten im Netz und außerhalb einen Ring bilden, in dem sich sowohl Kunst, Theorie, Praxis usw. irgendwie in ihrer Schlagrichtung Namens Netzkritik aufgehoben fühlen können, bewegt sich in Amerika nach wie vor das meiste in einem Rahmen, der eher durch Technologie, Gesetze und die Probleme damit, sowie der New Economy bestimmt wird. Neben den Schlagworten einer ganzen Generation von Kritikformen, deren Ansätze so gemischt wie global und regional sind, dem Überblick über in Europa bestimmenden Gesten und Formen der Kritik von 1996 (kurz nach dem Durchbruch des Browsers) bis heute, gibt es in Dark Fiber vor allem diese Gegenbewegung des Theoretikers als Kritiker zu entdecken, dem das Netz als Medium immer noch mehr bedeutet, als nur ein weiteres Medium zu sein. BLEED ••••• CD (•)-nein (•••••)-ja MOTION - DUST [12K / 1019] 12k sollte jeder mal hören und kennen, handelt es sich doch um eines der größten Labels für klein schillernden Laptopsound. Anders als bei mego (das andere große Label) steht hier auf jedem Release die Suche nach heimlich gefundenen und ersehnten Melodien und bunten Harmonieansätzen im Vordergrund. Chris Coode aka Motion hat diese Qualitäten schon auf seiner splitEP auf Fat Cat und auf dem Longplayer ”Pictures” bewiesen. Auf Dust will er’s nun ganz wissen und steigt tief ins Innenleben seiner Kiste, glättet viele Ecken und Kanten und scheint manchmal wie der frühe Pole auf Prozak, dann wieder wie Sachiko M ohne Input auf Speed. Die Bombe ‘LNR6’ toppt viel Erdachtes und Gewesenes: dieser lähmende Rhythmus geht direkt ins Blut und gerinnt gebannt im Knie. Kaufen. www.12k.com ED ••••• THE NEW SEASON [ARCHIVE] Eine Compilation von Archive Tracks ist immer groß. Nicht nur weil sich rings um die Bande der 4Hero und Reinforced-Leute eine Broken Beats Szene entwickelt hat, die an Deepness kaum zu toppen ist, sondern weil sie immer noch mal einen heiteren Detroittrack dazwischen werfen können, wie den von Nu Era hier auf der CD, und damit nicht nur zeigen, wie locker sie ein sonst sehr schnell in die Nähe von ”Deepem Wissen” gehendes Genre nehmen, vor allem aber natürlich, weil die Producer, von Mustang, Nubian Mindz, Domu, Paradox & Volcov bis DHJ, Opaque, Scuba und Orange Water alle dennoch solche Perfektionisten sind, dass man schon glauben möchte, es wäre ihnen angeboren. Vielleicht sind sie einfach so lange dabei und so lange auf der richtigen Seite, dass es gar nicht mehr anders geht. Sehr deep, sehr soulig, sehr easy und verdammt groovend. BLEED ••••• EPY - AHEAD OF THE WAV [2.ND REC] Das ist auf jeden Fall um einiges weiter draußen als ihre früheren Tracks, aber irgendwie, so ausgefeilt hier die digital effektvollen Sounds rings um die spartanisch elektroiden Beats auch gelegt werden, wenn es zu viel Raum dazu gibt, wird es irgendwie eng. Besser sind da die konkreteren Tracks, die aber auch eine gewisse Trockenheit im Mund zurücklassen. Eine Idee der Strenge in ihrer Musik, die keinen Gegenpart mehr findet, und damit ein wenig den Boden unter den Füßen zu verlieren scheint, und manchmal eben leider an einem vorbeidriftet. Ist jedenfalls bei mir so und ich muss schon warten bis sich der Effekt einer gut geölten Maschine einstellt, bis ich die Tracks wirklich gut finden kann. www.2-nd.com BLEED •••-•••• V.A. - ASIA LOUNGE - 2ND FLOOR [AUDIOPHARM / SPV] Auch auf der zweiten Ausgabe von Asia Lounge, die Lee Morillo zusammenstellte, findet sich überwiegend Lounge und NuJazz wieder. Keine Überrraschung. Eher verwunderlich hingegen das Erscheinen von DJ Suv (Full Cycle), Herbie Hancock und Giant Leap feat. Robbie Williams. Und die Tatsache, dass sich hinter der Geisha auf dem Cover im Kern doch indische Elemente verbergen, die je nach Track mehr oder weniger die Akzente setzen. Nicht überraschend sind allerdings Namen wie Nitin Sawhney, Badmarsh & Shri und Talvin Singh, die zusammen mit den Kollegen von 4 Hero, Jazzanova, Sven van Hees, Les Gammas und Lemongrass die Doppel-CD erst komplett machen. M.PATH.IQ •••• PORNORAMA - BON VOYAGE [ALL SCORE MEDIA] Pornorama schwelgen in Easy Listening und Softpornomusik der goldenen 60er Jahre. Die Band lässt die Hammondorgel glucksen, das Vibraphon perlen und das Saxofon jubilieren, aber wirklichen Spaß macht die Musik nicht. Das ist alles handwerklich okay, aber ähnlich müde wie die Originale und dazu weitestgehend humor- und ironiefrei. Und zu allem Überfluss ist ”Bon Voyage” auch noch genauso unerotisch wie der ”Schulmädchenreport”. ASB • JAN JELINEK & COMPUTER SOUP - IMPROVISATIONS & EDITS, TOKIO 09/26/2001 [AUDIOSPHERE/AS 04] Jan Jelinek, klar: Farben und Gramm, auch sofort die Textstar im Ohr. Aber Computer Soup? Nun, das Tokioter Trio macht Jazz der elektronifizierten Art und hat sich mit unserem musikalischen Vorzeigesoziologen zusammengetan. Was dabei rauskommt? Satte, unstimmig zusammengeschraubte Improvisationen, die von feinen Rhythmuselementewechseln und Soundeinzigartigkeiten abgelöst werden. Audiosphere ist ein relativ neues Label und wird von dem belgischen Label Sub Rosa unterstützt. Man ist spezialisiert auf situative Aufnahme- mitschnitte und macht auf diesem Wege die ansonsten unwiederbringlich verlorene Magie von Improvisationsmomenten wieder und wieder rezipierbar. Ich bin für die Streuung dieser experimentellen Elektronik. ANETTF •••• V.A. - BEATS BEYOND THE UNDERGROUND VOL.1 [BEATS BEYOND] Drum’n’Bass ist eigentlich wirklich nur noch spannend, wenn Menschen wie Kid 606 die Hände im Spiel haben. Den Eindruck kann man jedenfalls bei dieser Compilation bekommen, die mit einem schönen klickerigen Track von Manitoba anfängt, den Hörer danach aber erst mal mit einer Überdosis Breakbeats auf die Probe stellt. Gegen Ende der ersten CD geht es dann urplötzlich mit (tanzbar) Minimalem von Jürgen Paape bis Nothingface feat. Duft und einem Breakbeatschwenk über Electronicats suicide-esken Bearbeitung von Depeche Mode zuende. CD 2 schwankt dann zwischen Minimalem von Arovane, Farben und Maus & Stolle, angenehm Experimentierfreudigem von Wulf, ambient Schmalzigem von A Reminiscent Drive bis hin zu Electronica von To Rococo Rot. Und eben Breakbeats von Kid 606, der einen Track von Foetus aufs Angenehmste zerhackt. Es gibt also viele schöne Tracks, die Zusammenstellung ist aber eher Geschmackssache. ASB •-••••• LIGHTNING HEAD - STUDIO DON [BEST SEVEN RECORDS, SONAR KOLLEKTIV] Lightning Head war mal als Bigga Bush die eine Hälfte der sagenumwobenen Rockers Hi-Fi, jener britischen Combo, die Anfang der 90er Jahre den jamaikanischen Dub auf zeitgemäße Weise mit tanzkompatibler Electronica, Trip Hop und Drum’n’Bass verquickten und damit eine wahre Lawine lostraten. Auch bei ”Studio Don” sitzt Bush wieder zwischen mehreren musikalischen Stühlen und verarbeitet viel brasilianische Rhythmen, Soul, Funk und natürlich eine Menge Reggae. Ein bisschen erinnert seine Herangehensweise dabei an jamaikanische Musiker, die sich zwar immer fremde Musikstile angeeignet, diesen dabei aber ihren ganz speziellen Stempel aufgedrückt haben. Dazu gibt’s noch ein paar Gastvokalisten, unter anderem den Hamburger Patrice, und der Mann ist wirklich großartig. Was wollen wir also mehr? ASB •••• THE KINSKI FILES [BMG] Ok, die Trance- und Majordance-Größen Deutschlands machen sich einen Reim auf Kinski, Klaus, den letzten Rückhalt des Pathos und des Geistes mit Style in der posttraumatisierten BRD. Klar ist das ein Thema, das gar nicht bewältigt werden kann, nicht weil die meisten der Acts Kinski wohl eher als skurrilen Darsteller in Edgar-Wallace-Filmen kennen, eigentlich kommen die nämlich mit den Stimmsamples ganz gut klar, sind nämlich enorm Trancekompatibel und könnten auch (textlich gesehen) von einem Groschenroman stammen, oder eben aus der Bibel, Licht, Liebe, Lebendigkeit, Pathos eben, da stehen alle drauf, aber der einzige der das wirklich nicht nur so langweilig und glatt durchzieht und Kinski zu einem Hintergrundgeräusch und kulturellem Gebrabbel für die geistige Lounge der wegsortierten Beliebigkeiten zwischen The Dome und Kulturzeit inszeniert, ist, man höre und staune, Mijk Van Dijk. Danke Mijk. Der zerrt nämlich wirklich an den Nerven, dieser Track. Erstens weil die Beats und überhaupt der gesamte Track so verflucht perfekte Ravemusik mit Geschichte ist (klingt als hätte er die Remixe seiner letzten EP von Tejada und Fabrice Lig komplett verinnerlicht), sondern weil die Vocals wirklich diese Intensität von Kinski nur behalten können, wenn man dem etwas entgegensetzt, das wirklich gut ist, nicht weil Kinski so scheiße wäre, der ist schon OK, aber weil erst durch diese Differenz der Riss auftaucht, den Kinski so gerne erzeugen würde, und den eigentlich kein Mensch in soo einer Art von Musik brauchen kann. Nja, manchmal. Bei uns im Office laufen Wetten, wer in Berlin als erster den Mut hat, diesen Track richtig auf dem Dancefloor unterzubringen. BLEED •-••••• 1. Popshop - Salon Bizarre (Raygun) 2. Ada - Blindhouse / Lucky Charm (Areal 010) 3. Hvratski (Planet Mu) 4. Algorithm - El Grito (Botanico Del Jibaro) 5. Derrick L. Carter - Squaredancing... (Classic) 6. Dash Dudes - Casual Friday (Morris Audio 015) 7. Billy Dalessandro - Dark Matter (Resopal 003) 8. V.A. - Mass Confusion (!K7) 9. John Tejada - Planes & Trains (7th City) 10. Freaks - Washing Machine (MFF) 11. Jacek Senkiewicz - Case Theory (WMF Records) 12. Deadbeat - WIld Life Documentaries (Scape) 13. Christian Kleine - Firn EP (City Centre Offices) 14. Kid 606 - The Action Packed... (Violent Turd) 15. Triple R - Friends (Kompakt) 16. V.A. - Gemeinsam (BPitch Ctrl) 17. When we were Things .2 (Semi-Automatic 004) 18. V.A. - Soul:ution (Soul:R) 19. V/A - Detroit Beatdown (Third Ear) 20. Jonny L - Phreaked (Metalheadz) 21. Special Forces - What I Need (Photek 005) 22. V.A. - Famous when Dead Part 2 (Playhouse) 23. Billy Dalessandro (Force Inc.) 24. Phil Panell - Do your living... (Mantis) 25. Videonoise - Fragmentary (Hausmusik) 26. Denzel & Huhn - Time Is A Good Thing (CCO) 27. Pliq - B_hind 2 (Freizeitglauben) 28. V.A. - Icons: Volume One (Emoticon) 29. Hausmeister - Weiter (Karaoke Kalk) 29. Wobbly - Wild Why (Carpark} 30. Corker / Conboy - In Light... (Vertical Form) Herrmann da so seine Vorlieben hat. Egal. Dictaphone sind Oliver Doerell und Roger Döring, die hier ihr Saxophon mit digitalen Spielereien kollidieren lassen. Sehr sanft schleichen die dezenten Beats voran, tauchen hier und da wie gehauchte Melodieminiaturen auf, entstehen cinematographische Geräuschkulissen und wickeln sich die Songs wie eine warme Decke um einen. Slow Motion Jazz weiß Gott. Sozusagen die elektronische Antithese zu Bohren und der Club of Gores Horror-Slow-Mo-Jazz. Keine Apokalypse weit und breit zu sehen, sondern viel wuselige Verspieltheit. Der ganz andere, feinstziselierte Soundtrack eben. Eine sehr ruhige, behutsame Platte, für die man sich Zeit nehmen sollte, wie für ein gutes Hörspiel. SVEN.VT ••••• DENZEL & HUHN - TIME IS A GOOD THING [CITY CENTRE OFFICES/ TOWERBLOCKCD 009] Bertram Denzel und Erik Huhn formen hier Tonlandschaften und haben diese mit rutschfesten Geräuscheteppichen überlagert, an die man dann seine Ohren anlegt und ob der Anschmiegsamkeit der Soundfasern ganze Ewigkeiten liegen bleibt und die Review warten kann, bzw. der ”eine-Fingersuch&tip-Mechanismus” dilletantisch wütet. Streicher aller Couleur geben sich in verwaschener Erinnerung an lamé gold`s (A. Kunze) string`n`cuts ein Stelldichein. Aber auch sonst gibt`s da zum Beispiel die abgehetzt keuchende Schreibmaschine zu erlauschen oder eben auch tiefenscharfe Unterwasseraufnahmen. Und dann wabert sich wieder alles in dub-ioser Houseverlooptheit ins Zwischendrinintermezzo. Ein narkotischer Ausflug in die Welt der fein gesetzten Seichtflirrigkeit und digital .snd-ender Kleinteiligkeit mit Bodenhaftung. V.A. - RISIKO 100 [BUNGALOW] www.denzelundhuhn.de Berliner Fat Boy Slim Imitat ohne Smiley-Sammlung. Auf dem ANETTF ••••• Bungalow wird ein weites Sonnensegel aufgespannt und alle dürfen mal ran. Mehr Stilmix geht nicht. Und dann auch noch DICTAPHONE - M.=ADDICTION alles total multimedial aufgemotzt hier, der Bonus DVD inklu- [CITY CENTRE OFFICES/010] sive, den durch die Mainstreamraster gefallenen Videos sei Dictaphone ist fast eine richtige Band rings um Oliver Doerell dank. Mit dabei beim Bungalow-Sit-in: Stereo Total, Le Ham- und Roger Döring, der Saxophon und Klarinette spielt, gerne mond Inferno, Kulturni Program. Jedem seine Hütte. auch so, dass man es kaum hört. Gitarrenzerren, plockernd CASPAR •••-•••• melancholisch angehauchte Jazzmusik in der Nähe von Klangmalerei, tapsend ruhig versponnenes, sondierendes, leicht DICTAPHONE - M.=ADDICTION makaber dunkles in einer Weise, die wirklich ein wenig an die [CITY CENTRE OFFICES / TOWERBLOCK 010] Crammed Zeiten erinnern könnte in ihrer Stimmung, als MuSiehe da, ein Jazz-Album auf CCO. Wusste gar nicht, dass Herr sik dann aber doch zu klar jazzorientiert bleibt. Mit Abstand <38> - DE:BUG.65 - 11.2002 RECORD STORE • MAIL ORDER • DISTRIBUTION Paul-Lincke-Ufer 44a • 10999 Berlin fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99 e-mail [email protected] • www.hardwax.com business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 10.00-16.00 Model 600: Update Erotek: I Shall Tek Thee UR: Galaxy 2 Galaxy live vers. 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Daennac 38531 Morris Nightingale: My Mines I Kristuit Salu: My Mines I Various Artists: MD 2 Sampler Merck MN (US 12" @ ¤ 11,00) selections from Merck 009 CD + bonus tracks, nice classic IDM 38401 Merck KS (US 12" @ ¤ 11,00) selections from Merck 009 CD in alternative versions + bonus tracks 38402 Merck MD 2 (US 12" @ ¤ 11,00) atmopheric IDM w/ Proem, L'uisine, Tim Koch, Spark & Jvox 37501 Proswell: Konami Machine Drum: Half the Battle Machine Drum: Urban Biology Merck 010 (US CD @ ¤ 17,00) noisy + melodic spheric IDM tracks 38398 Merck 011 (US CD @ ¤ 17,00) hip hop flav. IDM + downtempo + rmxs by Lackluster, Brothomstate a.o. 38399 Merck 012 (US CD @ ¤ 17,00) melodic hip hop flav. IDM + downtempo cuts w/ tricky breakdowns + sound effects 38400 Skanfrom: Soothing Sounds for Robots A.D.S.R. 017 (D EP @ ¤ 11,00) from sweet + melodic roboter pop to retro-sci-fi bleep tracks - TIP! 38462 Lapcore Vol. 1: 6i=ep01 u6i 001 (D 12" @ ¤ 8,00) fast groovin' spaced out laptop techno cuts + deep driftin' soundscapes 38289 Arovane: Cycliph D'Arcangelo: Broken Toys' Corner DIN / Arovane 5 (D 12" @ ¤ 8,00) deep blue atmospheric + harmonic upbuilding electronica 38342 Rephlex 127 (UK Do 12" @ ¤ 15,50) tricky IDM flavoured break beatish downtempo tracks w/ warm atmo' TIP! 38483 Funckarma vs Boom Operators: Focus EOG: Pt. 3 Djak Up Bitch 026 (Euro 12" @ ¤ 9,50) wicked IDM flaoured cut up hip hop tracks 38506 Djak Up Bitch 027 (Euro 12" @ ¤ 9,50) dark + industrialesque IDM tracks 38305 Traffic Plan: CD Lazyfish: Vortex/ please-126 Alexandroid: Sinoptic Shaped Harmonics CD 004 @ ¤ 14,00 harmonic + sweet melodic IDM-ish electronic pop 38137 Arttek 007 (Euro CD @ ¤ 13,50) more beat- & soundmadness & sound related computerscience - TIP! 30389 Arttek 012 (Euro CD @ ¤ 13,50) finest tricky + harmonic ambientish DSP electronica - TIP! 36768 Pile / Florida: The Spirit / The Rorschach Garden: Motorcircle Bauri / Novel 23: Split 7" Perlon 028.5 (D 7" @ ¤ 7,00) a/w downtempo tune w/ male vox b/w Brinkmann + Nikolai prod. straight groover 38000 Bazooka Joe Bubble 4 (7" @ ¤ 8,50) 4 tracks, wave pop alike tunes w/ male + vocoder vox 38316 Awkward Silence 012 (UK 7" @ ¤ 7,00) sweet melodic + crispy krypto groovin' IDM 38174 Tangent 2002: Disco Nouveau 1/3 Tangent 2002: Disco Nouveau 2/3 Tangent 2002: Disco Nouveau 3/3 Ghostly Intl 006 (US 12" @ ¤ 9,00) second in a series, tracks by Daniel Wang, Ectomorph, Lowfish a.o. 37125 Ghostly Intl 007 (US 12" @ ¤ 11,00) second in a series, tracks by Solvent, Legowelt, Perspects a.o. 37124 Ghostly Intl 008 (US 12" @ ¤ 9,00) third in a series, tracks by Adult, i-f feat. N. Fortune, Mat-101 a.o. 37123 AFX: Analouge Bubblebath 3 Aphex Twin: Classics Aphex Twin: Xylem Tube EP Rephlex 008 LP (UK DoLP @ ¤ 17,00) contains both legendary AB3 EP's, between melodic electro + industrial ambient 38281 R&S 95035 (Euro Do LP @ ¤ 21,00) re-release of digeridoo & xylem tube ep + PCP rmxs on one LP A3809 R&S 9209 (Euro 12" @ ¤ 10,00) relaunch w/ orginal sleeve of a monsterclassic 27780 Diese Liste kann nur eine Auswahl aus unserem Angebot sein. Wenn diese Liste vom Drucker kommt, sind manche Platten vielleicht schon vergriffen und andere wieder neu reingekommen (wir setzen nur Platten in die Liste, die wir zu dem Zeitpunkt des eintippens auch wirklich am Lager haben!). Deshalb bei Bestellung bitte möglichst Ersatztitel angeben. Normalerweise bekommen wir jeden Tag Lieferungen mit Neuheiten oder Nachbestellungen. Bestellung telefonisch oder schriftlich und bitte die Bestellnummern angeben. Preisangaben unter Vorbehalt (Einzelne Tippfehler können bei den Preisen genauso wie bei Titeln oder Labels vorkommen). Versand erfolgt per Nachnahme oder Bankeinzug mit Paketpost. Innerhalb Deutschland berechnen wir als Versandspesen pauschal: Paketpost standard NN: ¤ 6,90 (dazu kassiert die Post noch ¤ 1,53 NN Gebühr) / Paketpost Bankeinzug: ¤ 3,30 (eine Standardsendung sollte normalerweise innerhalb 48 Stunden ankommen). Bei einem Rechnungswert über 150,übernehmen wir die Versandkosten für Standardsendung (nur Inland). Expressversand ist gegen Aufpreis möglich. Wenn eine Lieferung durch Verschulden des Empfängers zurückgeht, müssen wir die entstandenen Porto- bzw. Rückportokosten berechnen. Großhandelsanfragen sind willkommen. Nachdruck oder Vervielfältigung dieser Liste (auch auszugsweise) ist nicht erlaubt. call, fax or write for free catalog w/ news or subscribe to our weekly e-mail newsletter at www.hardwax.com CD (•) - nein (•••••) - ja die erwachsenste Platte auf CCO, vielleicht sogar einen Hauch zu klassisch. www.city-centre-offices.de BLEED •••• V.A. - GLÜCKLICH V [COMPOST] Über Rainer Trüby muss man wohl nichts mehr sagen. Auf der inzwischen fünften Ausgabe seiner Glücklich-Reihe hat der Meister wieder 14 Perlen mit brasilianischem Temperament zusammengefügt. Neben Raritäten von Jorge Ben, R.E.Q. und Aquarius Y Luiz Antonio findet sich auch ein Track der 2001 reanimierten Os Ipanemas (Far Out). Dazu mit Les Gammas, Muro, Nicola Conte, Montefiori Cocktail und Ben Human einige Speerspitzen des aktuellen Zeitgeschehens sowie exklusive Nummern von Nu Tropic und Wagon Cookin´. Damit findet Trüby noch besser als bisher das angenehme Maß zwischen Leichtigkeit und Progressivität. M.PATH.IQ ••••-••••• GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR - YANQUI U.X.O. [CONSTELLATION] Fünf Stücke. 75 Minuten. Steve Albini als Produzent. Howard Bilerman als Mixer. Und ein kurzes Statement des Infos, das ausnahmsweise den GSYBE-Ansatz auf den nichtmusikalischen Punkt bringt: ”U.X.O. is unexploded ordnance is landmines is cluster bombs. Yanqui is postcolonial imperialism is international police state is multinational corporate oligarchy. Godspeed You! Black Emperor is complicit is guilty is resisting. The new album is just music.” Diese Musik allerdings ist umreißend ist fesselnd ist bombastisch. Die Instrumente sind mannigfaltig sind klar sind durchdenkörperstoßend. Diese schier endlosen Songs sind trauernd sind nachdenklich sind niemals betroffen. Dieses Kollektiv hat einen Ansatz hat eine Musik hat eine eigene Welt. Und eine Menge Freunde, die wieder einmal in Begeisterung verfallen werden. Zu Recht. Also Vorhang auf für dieses Slow-Rock-Orchester. Wer sonst hat schon ein Mindmapping der Musikindustrie auf dem Backcover? Respekt ist das Wort. Vor dieser Band. CJ •••• SARAH PEEBLES - INSECT GROOVE [CYCLING74] Schon eine merkwürdige Bande bei Cycling. Die Komponistin Sarah Peebles kommt natürlich vom Konservatorium, hat illustre Gäste für ihre Improvisationen geladen und mischt organisch tierische Sounds mit Digitalem aus der Welt zwischen Randomsequenzen und Sinusvorlieben zu einem Soundtrack zusammen, der den Titel meiner Meinung eher in einer metaphorischen Hinsicht trifft, weil vielleicht auch als eine Idee, die zwar viel Raum für die Brüche der Welt lässt, für die Unstrukturiertheit, aber irgendwie auch sehr stark nach BBC Dokumentations-Re-edit klingt. Richtig intensiv wird es selten, immer so beobachtermäßig. BLEED ••• BIG TWO HUNDRED - YOUR PERSONAL FILTH [DC RECORDINGS] Oi, die volle Retro-Sause. Andy Meecham und Dean Meredith, die als Chicken Lips gerade die dreckige, im Guten wie im Schlechten aber auch sehr britische Variante von Neo Disco highlighten, haben sich zwei Mitstreiter gesucht, um eine konsequente Hommage an alles, was bei ihrer frühen musikalischen Sozialisation irgendwie wichtig war, zusammenzujammen. Also hallen die Vocalschnipsel durch die Echokammern, grooven dicke Bassläufe, jaulen hier und da mit Effekten misshandelte Gitarren auf und macht sich hin und wieder der Funk zwischen New Wave- und Disco-not-Disco-Attitüde breit. Extra mit einem original 70er Vierspur-Gerät aufgenommen (so will es die Legende), lassen die vier den Vibe der späten Siebziger und frühen Achtziger wiederaufleben. Das macht teilweise richtig Spaß, zum Beispiel beim säuselig psychedelischen ”Suckee”. Rein marketingtechnisch ist der Zeitpunkt der Veeröffentlichung natürlich mehr als ideal. Mitten hinein in den hypeverdächtigen RetroThemenpark. Aber tausendmal sympathischer als die ganzen Electroc(l)ash-Epigonen ist das Ganze auf jeden Fall. SVEN.VT •••• DEEPART - SNAPSHOTS COMPILATION [DELSIN RECORDS] Für Andi Hart ist Musik u. a.: Leben, Liebe, Konflikt, Frieden, Spirit, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, vor allem KUNST, Sprache, Krach, Wasser, Nahrung, Frucht und Gedanke. Bei all diesen minimalen lo-fi Schnappschüssen ist der Atari ein guter Assistent. Frei nach der Devise: Punkte sammeln und hurtig durch die Level wandern im Datapop der unbegrenzten game-convention. Die Amsterdamer Jungs geben auf Do-Vinyl acht neuen DeepartTrackern Raum. Die CD bringt mit den vier von Snapshot I alle 12e auf die Reihe. www.delsin.org ANETTF ••• MERZBOW - 24 HOURS-A DAY OF SEALS [DIRTER PROMOTIONS] Oh là là, hier kommt was mächtig Fettes auf uns zu! Das englische Label Dirter Promotions feiert seinen fünfzigsten Release mit dem wohl coolsten Eigengeschenk, das man sich wünschen kann: gleich vier CD’s neues Gebrösel und Gewummer des Musikers mit den meisten Releases überhaupt (die 1000 wurde sicherlich vor fünf Jahren überschritten). Wie üblich schlägt auch hier alles fehl und gewinnt doch im Handumdrehn mit zerlöcherten Sprudelloops, ein- und aussetzendem Wahn und breitem Puls. So ähnlich muss sich grobes Schmirgelpapier auf der Linse oder der rostige Nagel im Handgelenk anfühlen. Wenn man dabei bedenkt, dass seit über zwei Jahrzehnten nichts und niemand die Schönheit im Ruinösen ästhetisch geballter veranschaulicht als Masami Akita und diese Beharrlichkeit auf einer einzigen Idee nie zu Grunde geht, bleibt nur ein mögliches Urteil: Kosmische Brillianz. ED ••••• DANIEL PORST - IN MY BOX [DISTORTED FUNNY DEELAND] Ein Lomograph auf Klangreise. Klar, Lofi muss das schon sein, die Rhythmen dürfen gerne klingen wie aus dem Register gezogen, die Sounds knarzig und pappig, die Stimme wie bei März, aber leider die Stücke etwas zu sehr in die folkige Richtung und doch, das ist schon irgendwie sympathische Musik, aber auch so vorbeiflatternd und légère, dass man sie schnell wieder vergisst. Tja, so ist das Schicksal. BLEED ••-•••• WESTPARK UNIT - COLLECTED SELECTED RELATED [DRAFT CD 14] Von Nordstadt Union zu Westpark Unit. Ingo Sänger und Herb LF nisten sich immer selbstsicherer im Niemandsland zwischen Garagehouse und Broken Beats ein und erfinden so etwas wie Neo-Balearic, ohne die kleinsten Zugeständnisse an Vulgarität machen zu müssen. In den sinnierenden Momenten stützt mir die Musik zu sehr das Kinn in die Hände, aber je fluffig synkopierter sie der Morgenfrische entgegenjubelt, desto beschwingt beruhigter ist man, dass das Bounty-Country nicht nur ein Potemkinsches Dorf ist, sondern nachhaltige Substanz bietet, Hedonismus mit solidarischem Verantwortungsgefühl. Wenn ein buntfiedriger Riesen-Ara Gedichte von Else Lasker-Schüler rezitieren könnte, dann müsste er Westpark Unit heißen. JEEP ••••-••••• V.A. - DESTINATION:OUT [ECCO.CHAMBER / SOUL SEDUCTION] Mit Destination:Out gelingt Alan Brown alias Cukipapa ein spannender Entwurf von sophisticated Tunes und groovy Tracks, der sich durch die Trackauswahl angenehm von den meisten anderen Samplern unterscheidet. Denn außer Jimpster, Stereotyp, Butti 49 und Bobby Hughes Combination sind auf den zwei CDs kaum namhafte Interpreten vertreten. Auf seiner Reise um den Globus, die in Wien beginnt und auch endet, trifft er auf so span- nende Projekte wie Slowsupreme, Cuica, DJ Borka, DJ Dado & Sheki und Dapp. Alle bewegen sich im Dunstkreis relaxter Downbeats, NuJazz, Ambient und Dub. Stylish und rund. Die Welt ist ein Dorf. M.PATH.IQ •••• ICONS: VOLUME ONE [EMOTICON/013] Eine Compilation CD des Labels von Tom Churchill, die selbstverständlich alle Acts der Compilation-12”-Serie featuret, und welche die sonst noch so bislang für Emoticon produziert haben, und das hört sich nicht nur gut an (Total Science, Jeff Samuel, Cim, Future Beat Alliance, Russ Gabriel, etc.), sondern auch verdammt vielseitig, in seiner Annäherung an diese extrem eigenwillige melodische Form in Richtung Detroit strebend, ohne wissen zu wollen, wo man ankommen könnte. ”Head Ways” würden Future Beat Alliance mit dem ersten Track sagen, dorthin wo alles gleichzeitig Streifen zieht und sich ständig reflektiert in einem Groove, der man selber sein könnte. Die etwas forscheren Total Science wissen es natürlich, und bieten kubistische Break-Netzwerke in extremer Tiefe, durch die sie trotzdem immer wieder das Zentrum von Deepness treffen, Russ Gabriel nähert sich eher von innen, und so geht es weiter mit einer Sammlung von 12 sehr deepen, schönen, warmen, angebreakten und vor allem unfassbaren Tracks. www.emoticonrecordings.com BLEED ••••• ve und einer Fixierung auf das Loslegen, das Machen, die Beats, den Kick, die Bassline, die Melodie, eine gewisse bekiffte Roughness, und natürlich dieses Glück, es geschafft zu haben mit etwas, woran man nicht nur glaubt, sondern dass man einfach leben kann und das mehr als gut. Wenn auch der ganz große Sprung nie zu klappen scheint. So ganz aus dem Studio auf CD geschnitten ist diese CD natürlich nicht, denn manche Tracks rollen schon seit Jahren durch die Clubs. Vor allem ragen natürlich diese Stücke raus, die Roni als totalen Funkgott hinstellen. Und vermutlich ist er das auch, und natürlich auch eine Maschine. Sehr straight und in der Suche nach dem Gegenteil dieses manchmal sehr überladenen Sounds diverser Projekte genauso erfrischend. BLEED ••••• mit den Klängen von Steinen und dem Wind erzeugt wurden. Für ”Imagined Compositions For Water” verwendet er auch diesmal weder Synthesizer noch traditionelle Instrumente, sondern nur Wassersounds. Bearbeitet werden diese mit analogen und digitalen Filtern und Effekten aus eigener Herstellung. Ein ziemlich straightes Konzept also. Während bei manch anderem das musikalische Ergebnis hinter dem Konzeptpapier verblasst, bewährt sich Gibbons Arbeitsweise hingegen sehr. Die Tracks sind angenehm atmosphärisch und das Album wirkt sehr geschlossen. ASB •••• A1 PEOPLE - THE YELLOW ALBUM [HYDROGEN DUKEBOX] Die erste Platte von A1 kam durchaus nicht falsch im grade beginnenden Retroelektrohype, aber das hier beginnt schon gleich so kitschig und überladen als wäre ein Synthesizer so etwas wie eine Girlande aus Neon-Kötteln und wedelt dann mit Triocasio-Beatbox, die nun wirklich kein Mensch mehr braucht, jedenfalls nicht so unverändert und mit dem Verkaufsargument ”Casio Rock”, dann covert es heimlich auch noch Gary Numan, nennt ein Stück ”Crazy Electro Music” das ungefähr so crazy ist wie die Musik zur Twix-Werbung und hey, wir sind raus. Mittekids und Elektroclashfreunde könnten das irgendwie seriös finden. BLEED •• RONI SIZE - TOUCHING DOWN [FULL CYCLE] Bristol Massive. Roni Size streift alle Verkaufserwartungszwänge ab und knallt der Welt via eigenem Indielabel Full Cycle ein toughes Dancefloor-Album um die Ohren. Sechzehn Tracks in einem slicken und furiosen Mix, der mal wieder alle Tricks highlightet, die Bristol zu dem gemacht haben, was es ist. Massig rollende Basslines, knallige Sanres, dreckiger Funk und eine Menge Digital Soul. Das kickt ordentlich und die Form des Mixes ist auch die adäquate, dieses Album zu präsentieren, zeigt sie doch, wo die Tracks hinwollen. Dass Roni sehr stromlinienförmig in seiner Soundästhetik geworden ist, ist ja mittlerweile bekannt. Das Verspielte sucht man hier verV. A. - THE TURBO STUDIO SESSIONS VOL. 3 gebens, dafür findet man ordentlich schnittigen und GHISLAIN POIRIER - SOUS LE MANGUIER [FABERGÉ/WHITE LEATHER] funktionalen Dancefloor-Tear Out. Das ist doch auch was. [INTR_VERSION / INTR 006] Dicker Porsche 911 Biturbo, Baujahr 1982, knallgelber SVEN.VT ••••-••••• In Kanada werden die Dubs gerade sehr viel leiser, GhisEdellack, weiße Softleder-Ausstattung - und ab geht er. lain macht mit. Dabei bleibt alles sehr verhalten, irgendFabergé und White Leather (neue Sublabels von Turbo) DJ Q - MUSIC AS WE KNOW IT wie komplett beatlos und geheimnisvoll. Doch wirklich. legen zusammen und geben uns zweimal Dekandenztur- [GLASGOW UNDERGROUND/ SHAMPOO] Denn die Sounds, die Poirier durch was auch immer jagd, bulenzen im Retroschritt bis zum finalen Schniffer. Wer in Seventies-Jazzfunk spacegetipped unter der Discokugel referenzen sich eher in Richtung Hochebene oder Tropfden Spiegel schaut, sieht manchmal sogar die Vergan- mit viel Auslauf, das ist die Music as we know it. Glasgo- steinhöhle als zur ”Gesellschaft für Tanzdub”. Track für genheit. So beugen wir uns danieder, rollen den Schein ws DJ Q arbeitet auch auf seinem neuen Album da weiter, Track kreist um kleine perkussive Snapshots, denen auf und ergözen uns an Tracks wie Sean Kosas` ”Spaceship”, wo er vor einem halben Jahrzehnt mit ”We are one” her- merkwürdige Weise irgendwie Harmonien abgerungen Jordan Dares`”Crack Track” oder aber den weiße Cow- ausstach: Rund um Vollblutbassgrooves, an die man auch werden, die eigentlich in so einem Stein nicht leben. Aber boyboots-Klassiker ”Rodeo Mechanique” von Plastique einen sturztrunkenen Wrestler anlehnen könnte, verwi- egal. Düster und unheimlich ackert sich Poirier an Etwas de Reve. Jiiihaaa. schen sich Bläser und Synthies im schwummrig-discoiden ab, was eigentlich vielleicht lieber für sich geblieben wäCASPAR •••• Weitraum. Das strampelt einschmeichelnd auf einer Stel- re. Langsam wird einem kalt. Und es hört nicht auf zu dadle, die viel zu oft nicht unterscheidbar ist von Tanzteeun- deln. Zu ambient flockt hier alles in alle Richtungen. VielFLYTRONIX - COHESION [FAROUT] terhaltung für Junggebliebene in all ihrer sachten Weich- leicht Soundtrack für einen Insektenfilm? Hmmm. Ich Wir haben das ja schon oft erlebt, dass Drum and Bass zeichner-Groovyness. Aber je straighter es gen Ende weiss nicht recht. Musiker jetzt richtige Musiker werden wollen und dann wird, um so häufiger werden die Momente, in denen die www.intr-version.com/ ein Album machen, das ein wenig ziellos herumdriftet; Gemächlichkeit sich irritierend energisch verflüssigt, al- THADDI ••• normalerweise kehren sie alle irgendwann zurück, oder les sein Haupt reckt und doch so eine jazzig unbestimmverschwinden in der Versenkung, vielleicht werden sie ja te Psychedelic behält, in der nur noch die Bässe helfen KAREEM - FULL SPECTRUM DOMINANCE [K2O] auch Studioarbeiter, oder sie haben in Nachbargenres ei- können. Das sind die Momente, in denen die Music da an- Eine der dunkelsten, verhalltesten, verspieltesten und ne neue Heimat gefunden. Flytronix will das alles. Der kommt, where we never expected it. merkwürdigsten Visionen von Darkness, HipHop und träumt hier von Monk und jazzt und broken-beatet, was JEEP •••-•••• Tragik kommt definitiv diesen Monat aus Berlin. Patrick er kann, trudelt durch Samba und andere Latinstyles und Stottrop, der Zhark macht, zeigt hier auf 18 Tracks, wie Bigbandmusiken, holt die Housebassdrum raus oder Hi- BIG BANG - ARRIVING SOON [GOYA MUSIC] tief es gehen kann, wenn man sich einfach Zeit lässt, an phop, aber irgendwie sind es dann doch die wenigen Sehr sweete, oft sehr live klingende Tracks mit selbstpro- das Nichts zu denken, oder an das, was an Grausamkeiten Drum and Bass Tracks auf denen alles wieder zusammen- grammierten Beats, flüsternden Harmonien und ange- sonst noch so zu Beats geht, ohne Aggressivität vorspiefindet und wieder richtig Sinn macht. Er wird wohl auch blasenen Querflöten in aller Lockerheit. Aber leider, len zu müssen. Sehr deepes Album für HipHop Fans, die wieder zurückkommen, denn so wirklich zu Hause ist er wenn es mal etwas voller in den Sounds wird, gerne auch vom vielen Hasch Rauchen endlich etwas brauchen was in nichts auf dieser Platte. einen Hauch zuviel Jazzkitsch, ohne allerdings das Ziel perfekt zu ihrer Paranoia passt, ohne einen runterziehen www.faroutrecordings.com aus den Augen zu verlieren, den Dancefloor. Latinfuture- zu können. BLEED ••-•••• jazzbrokenbeats mit gelegentlichem Soulgesang und BLEED •••• natürlich digitaler 70er Dichte. SUTEKH - LIVE INCEST [FORCE INC] BLEED •••• FEHLFARBEN - KNIETIEF IM DISPO [K7/WONDER] Sutekh nimmt sein Laptop mit auf Reisen und entwirft ”Sieh nie nach vorn”: Verschwende deine Jugend. Zurück auf dem Küchentisch von befreundeten Menschen eine OLAF RUPP - SCREE [GROB, A-MUSIK] zum Beton. Viel wird musealisiert. Aber es wird immerhin Liveversion aus Patches der letzten drei Jahre, von Live- Mit den Füßen im Free Jazz, nach Duos mit Emak Bakia diskutiert. Nun sind die Säulen um Schwebel, Hein und sets, die immer wieder aufbricht, selbst die noch so schö- und Stol sowie Zusammenarbeiten mit Paul Lovens, Aki Fenstermacher wieder hier. Hoffentlich werden bei Tonen ruhig digitalen Welten irgendwann kollidieren lässt, Takase und Rudi Mahall spielt Olaf Rupp jetzt freie Im- cotronic, Blumfeld, Surrogat und Co. die Vorbilder von in ein Gewitter aus morbider Granularsynthese, dann provisationen solo auf der Akustikgitarre ohne jegliche nun an täglich in die Medien geblasen. Denn die Fehlfarkontert mit einem Beat, den man längst nicht mehr er- Effekte oder Elektronik. Sein Spektrum reicht dabei von ben treiben wieder quer. Und sie sagen etwas. Mit Ausruwartet hätte, und schliesslich beides zusammen so gut in filigranen Melodien über minimalste rhythmische Dro- fezeichen und ehrlicher Ironie. Klar, der Sound, den kennt den Griff bekommt, dass es einfach einen Flow ergibt, der nes bis hin zu heftig lärmenden Ausbrüchen. Wirklich fes- man (”Früher war alles besser!” und so). Das klingt alles so klar nach Sutekh klingt, weil er an sonst niemanden er- selnd und gefühlvoll ist die Musik allerdings selten, zu unglaublich nach den Fehlfarben. Hoppla. Getanzt, ja innern könnte. Von wegen klingen alle gleich. Selbst akademisch, angestrengt und zu wenig lustvoll klingt vielleicht ein bisschen gepogt und gegrölt, darf zu der wenn sie Patches tauschen noch lange nicht. Nicht mal sein Spiel. Auskopplung ”Club der schönen Mütter” auch werden. im Entferntesten. Eine Platte, für die man sich eine Men- ASB •• Und schon drin in der Heinschen Falle. Entscheidend ge Zeit nehmen sollte, denn nur dann entfaltet sich diese bleibt dessen Gesang: Der ist immer noch so schnöseligArt von Kleinteiligkeit wirklich richtig. VENUS MALONE - PRETTY ON THE INSIDE arrogant und mit gebrochenem Pathos behaftet. Und der BLEED ••••-••••• [GROOVEATTACKPRODUCTIONS/ UPGRADE] beinhaltet diese unpeinlichen Anklagen, diese kleinen, Neo-Soul ist ja eh schon eine eher heikle Angelegenheit, alltäglichen Scheißerlebnisse und -beobachtungen, die DATA 80 - LOVE IS MADE FOR TWO [FORCE INC.] aber Neo-Neo-Soul ist echt ein bisschen zuviel des weich- es wert sind, zu Popsongs zu werden: ”Vielleicht fehlt mal Nach der nun schon in allen Diskos hoch und runter ge- spülenden Lebensbesangs. Venus Malone macht mit wieder ein langer Marsch, nicht nur die Kö ist doch voll spielten Tracks des Glam-King Hakan Lidbo kommt nun ihrem Zahnspangenlächeln auf naturbelassene Zwitsche- für’n Arsch...” Hein darf das singen, denn er trifft exakt das volle Programm. Mit dem Album geht das harmonie- rin und wirkt trotz natürlich ganz schöner Stimme und Fat den Ton. Der verdammte Hein schafft es, nochmal all die süchtige Vocoder-Spektakel in die Vollen und shaket und Jon Remix etwas zu abgekupfert sanft um zu begeistern, Gefühle hervorzurufen, ohne gestrig zu sein. Deutschgroovt vollkommen ungeniert alle, die sich da auch nur so denn neu ist hier nur die Hülle, obgleich es ja gerade um land, mach’s Maul auf! Nebenbei: generationenübergreihalbwegs in Dancefloor-Nähe rumdrücken. Eine Runde die innere Schönheit gehen soll, die bekanntlich nicht auf fend phantastische Platte, die anders anders sein (P. Mengenbad, bitte. Locker und weichgespült flufft es sich den ersten Blick entdeckt werden kann. Wer NeoSoul Hein) lässt! besonders anschmiegsam in die Masse. Kuschelrunden mag und Bedarf nach was Neuem aus der Liga hat, wird CJ ••••• inklusive. Für die cremige Schluffigkeit geht die Tendenz sich über diese CD wahrscheinlich freuen. Venus Malone Richtung Grinsegesicht. ist übrigens in Ohio geboren und inzwischen in Deutsch- HAUSMEISTER - WEITER [KARAOKE KALK CD 16] ANETTF ••••-••••• land wohnhaft. Wenn ”Unser” nicht mehr ist, kommt ”Weiter” und damit CAYND ••• geht`s mit Hausmeister immer, mit seiner in Leichtigkeit SUTEKH - LIVE INCEST [FORCE INC./ FIM 228] badenden Melancholie dropt diese in russische FilzsternSutekh live - das rüttelt schon so einiges durcheinander VIDEONOISE - FRAGMENTARY chen eingeschlagene baladeske Zwölfgliedrigkeit allemal im Oberstübchen. ”Incest” ist ein Doppelalbum, zusam- [HAUSMUSIK / INDIGO] aufgeregte Partyambitionen ins Abseits. Wenns draußen mengestellt aus diversen real-time Studiosessions und Cool, die neue Videonoise ist da. Ich mag das ja. Hier sitzt kalt ist, geht man besser in die Disko oder pellt dieses lässt auf mehr als drei Jahre performtes Material zurück- jemand mit Namen Sörgel, hat die wunderbarsten Melo- Scheibchen aus und wärmt sich an der neuen Songschlufblicken. Ein musikalisches Potpourrie sozusagen im dien im Kopf, die er einem aber nicht einfach so vorsetzt, figkeit die Glieder. Auch wenn hier Christian Przygodda Geräuscheflirrwar. Arrangeurleistung galore. Für Freun- sondern allerlei hochfrequenten und noisigen Quatsch ganz gerne mit diesem einen trötigen Geräusch ausde des heiteren Musikinstrumenteratens ein Heiden- dazu tut, was einfach alles noch toller macht. Denn im schweifend experimentiert, im Rundumschlag üben sich spaß. Gegensatz zu anderen Musikern, die letzteres dann im- die Songs in intimer Zurückhaltung und knuffen noch ein ANETTF •••-••••• mer gleich übertreiben und ohnehin kein Gefühl für wenig die kuschelige Decke zurecht, damit sich`s hat für Gleichgewicht haben und auch noch nicht begriffen ha- heute und die Puschen meinetwegen in ihrer AusgehTWISTED INDIVIDUAL - TOOLED UP! [FORMATION] ben, dass Noise gelernt sein will, macht Videonoise alles freude erfrieren können. Hausmeisters Stimme klingt Ah, endlich mal ein Artist Album auf Formation. Und auch richtig und alle fertig. Die anderen, weils besser ist und verbrüdert wie die vom ”Go Plus”- Sänger, ihr wisst noch von einem meiner Lieblingsacts. Twisted ist mit Si- uns, weils so toll ist. Kleine Welten tun sich auf. Und im schon: ”Gänsehäute kleiden mich total” und so. Und necherheit einer der Killerproducer, der sich jedes Pathos richtigen Moment ist alles klar. Elf kleine Wärmemonster, ben ”Freitag”, dem idealen Aufmerksamkeitssong für den erlauben kann, weil er es selber so sehr mit Humor mal mit tragischen Streichern, dann betrunkenen Pre- ”Ocean Club”, ist ”Weiter” einer dieser Songs mit offennimmt, dass es nie wirklich bedrückend wirkt, und außer- sets, schließlich mit Gitarre. Videonoise kann alles. Einzig ehrlicher Textstruktur, deren Zugänglichkeit im Grenzdem einen Hang zu gewissen technoiden Sounds be- die Sitar gibt Punktabzug. Aber vergeben und vergessen. gang verweilt und dem Hörer Standortfragen klärt. Kalkwahrt, der wesentlich klarer ist als bei den meisten ande- Mit dieser zweiten LP hat Videonoise so manch anderen fee T. Lütz scheint zu wissen, wofür es sich lohnt aus dem ren, die es eher heimlich tun. Wer sonst hätte die Macht bereits klangheimlich überholt. Zeit, sich diesen Herren Wärmeschutzmantel einer heißen Wanne zu steigen und Tracks von sich selber ”Crap Rinse Out” zu nennen und ein für allemal auf den Zettel zu schreiben. Unglaublich den Repeat-Knopf zu drücken. trotzdem durchzugehen, gleichzeitig aber extrem deepe beeindruckende Platte. www.karaoke-kalk.net Stücke wie ”Wench House” zu machen und obendrein THADDI ••••• ANETTF ••••-••••• mitten auf der CD noch einen Track Namens ”Throbbing Gristle” zu verstecken? Und wie das alles obendrein quer SPOOKEY RUBEN - BED [HIHAT RECORDINGS] FONODA - BLINKER: FARBEN [KEPLAR] durch die Orchestergräben und Filter rockt. Killer CD, die Wenn er nicht ganz so original 70s Fistelstimmchen sin- 7 sehr schöne instrumentelle Indietracks mit schwärmemit ”Daffodils” fast klassisch englisch detroitig endet. gen müsste, könnte das wirklich sympathische Wohnzim- rischen Melodien, geschrammter Gitarre, Wehmut wie in www.formationrecords.com merrockmusik sein, so breitet es sich einfach ein wenig zu den besten Tagen der Blissed Out Generation und einer BLEED ••••• schnell ins Elegische eines fast guterzogenen Jazzers aus, gewissen zarten Nuance von Postrock-Postdrone-Elegie. und wenn er dann mal so eben Swing singen will, glaubt Irgendwie summt man jedes der Stücke sofort mit, kümRM - 1025 [FOTON RECORDS] man es ihm kaum, und da kann das ganze Album noch so mert sich einen Scheiß drum, dass da keine digitale ElekRM ist eines der musikalischen Projekte des Foton-Label- sehr mit Zuckerguss überzogen sein. Nunja. Wer mag sol- tronik involviert ist, und man vielleicht schon vieles in chefs Peter Van Hoesen. Zusammen mit Jeroen Bake- che Musik? Freunde gepflegter gut abgehangener Rock- dieser Art gehört hat, weil es einfach so zurückgenomlandt produziert er hier minimal abstrakte Klangland- musiklegenden wohl eher als die gute alte De:Bug. Zuerst men stolze Musik ist. Denkt Slowdive und weiter in diese schaften, mal ambient, mal (un-)rhythmisch. Das der CD dachte ich ja die Erwähnung von SAGA als Einfluss wäre Richtung und Menschen die Titel machen wie ”Keine beigelegte Dia mit einem Stadtplan stellt einen Zusam- ein Witz, weil mit John McEntire etc. gedoppelt, aber Fahrten in oder mit irgendwelchem Gerät” und ”Fünf Mimenhang zur Heimatstadt Brüssel her, folglich vermeint nichts. Postrock und Progrock sind ja wirklich nur ein paar nuten Augen zu” machen einfach nichts falsch. Schön. der Hörer ”städtische” Geräusche wie in der U-Bahn oder Buchstaben voneinander entfernt. BLEED ••••-••••• in Tunnels zu hören und klare, konstruierte Linien wie auf BLEED •-••• der Karte zu spüren. Ob dem wirklich so ist, bleibt offen. OLE LUKKOYE - HORSE-TIGER [KLANGBAD] Wie die Platte wohl mit einem Bild von einer Naturland- REI$$DORF FORCE - THE CHILL FACTOR Die russische Band Ole Lukkoye passt durch ihr Desinterschaft auf mich gewirkt hätte? [HOTEL LOTTE] esse an musikalischen Moden recht gut auf das KlangASB •••• Schon merkwürdig, dass Rei$$dorf Force (in diesem Fall bad-Label der Ur-Krautrocker Faust. Abseits aller Trends Dr. Walker, Wolfmanson, und Reinhard Schmitz) ein Chill- mischen sie Ambient, Trance, Weltmusik, Rock, Asian UnTURNTABLEROCKER - SMILE [FOUR MUSIC] Out-Album machen, vor allem wenn es dann ab und an derground und Psychedelic mit dick programmierten DoIch komm ja aus München. Ich bin ja Student. Ich bin ja auch noch klingt wie eine Mischung aus Horror Hotel und wnbeats, melancholischer russischer Folklore, Naturhacke vom Hackerspor Bräu. Mit mir die Kumpels, so Arm den psychedelischeren Seiten eines viel zu langen Wo- geräuschen, rituellem Trommeln und sibirischen Gesänin Arm und Hosenstall offen. Und wir können uns partout chenendes im Liquid Sky. Aufgenommen wurde das Al- gen zu ihrer ganz eigenen dubbigen Krautelektronik mit nicht erinnern, was denn zum Distinktionsteufel noch bum bei zwei Livesets der Crew im Blue Shell, featuret Reggae- und Junglebeats. Ein merkwürdiges, aber ganz mal falsch an Filterhouse und Bigbeat und Schwerenöter- sehr schnell abwechselnde kurze Fetzen von Grooves und eigenes und nicht uninteressantes Paralleluniversum. Disko sein soll, erst recht nicht an der Kombination? Übe- natürlich Berge von Effekten, so wie ein Haufen funky ASB ••• rall nur verklemmte Spielverderber, oder was? Das rockt Synthesizer, aber irgendwie sind die guten Tracks zu kurz, doch. Das hat doch Witz, so für den avancierten Stamm- und die Auswahl wirkt ein wenig beliebig obwohl die So- TRIPLE R - FRIENDS [KOMPAKT] tisch. Wir haben doch unsere musikhistorischen Haus- unds stellenweise sehr spannend sein können. Vielleicht Eine neue Mixcompilation auf Kompakt, und endlich mal aufgaben gemacht, da kann man doch jetzt mal Ironie mit funktioniert diese Art von Zusammenspiel trotz Beck’s in von Triple R, der ja nicht nur die De:Bug mitgegründet Souveränität verwechseln. Ist doch nicht unser Problem, Strömen ja doch etwas zu unkonzentriert und freut sich hat, sondern mit seinen Partys in Köln schon seit mehr als dass uns auch Bundeswehrsoldaten unter der Laterne zu sehr über das Machen selbst. einem Jahrzehnt die Welt der Domstadt verändert, seine pfeifen. Auf Ibiza scheint die Sonne halt manchmal ein BLEED •••-•••• Labels Trapez und Traum, das er mit Jacqueline zusambisschen heiß ... men macht, wagen gerne einen ganz eigenen Schritt hin JEEP ••-••• LILITH - IMAGINED COMPOSITIONS FOR WATER zu, wie sagt man, vielleicht einem lyrischeren Minimalis[HUSHUSH] mus als man sonst als Köln gewohnt wäre, und nicht zuRONI SIZE - TOUCHING DOWN [FULL CYCLE] Seit zwanzig Jahren macht Scott Gibbons experimentelle letzt ist er halt auch Kompaktmitarbeiter, und vor allem Was auch immer, diese Roni Size CD mit 16 ineinander elektronische Musik. Seine Arbeiten als Lilith greifen im- einer der DJs, die einen ständig überraschen können, weil übergehenden Tracks bringt einfach den Spirit der Bristol mer auf jeweils eine einzige Soundquelle zu. So veröf- es ihnen egal ist, was andere grade als Hits definieren, Posse auf den Punkt. Es sind workaholics mit einem Groo- fentlichte er auf Sub Rosa zwei Alben, die ausschließlich auch wenn viel von dem was an Freundschaft drauf steht, <39> - DE:BUG.65 - 11.2002 CD (•)-nein (•••••)-ja auch in den Sets steckt, sondern lieber diese Art von Tracks spielt, die irgendwie eine Seele zu haben scheinen und trotzdem auch Humor. Klar, einige Trapez-Tracks (Jeff Samuel, Process im Hacke Mix) und Traum-Tracks (Broker Dealer, Oxtongue) sind auch drauf, Superpitcher, Michael Mayer, Schaeben und Voss, aber auch Schweizer wie Luciano und Dialogue, der unglaubliche Sami Koivikko oder befreundete Kölner wie ADA, und den Anfang machen Metaboman von Musik Krause. Aber vor allem ist es ein Mix der extrem ruhig und lässig an allen Gefälligkeiten vorbei sehr gut zuhört und den Stücken Raum lässt ihre Eigenart zu entfalten, ohne dabei zu vergessen sie fast ineinander zu weben. Sehr schön. www.kompakt-net.de BLEED ••••• Listen, ein passender Imperativ wie auch der Name des neuen Labels aus NYC, das sich ausschlieszlich field recordings widmen wird. Collin Olans Start funktioniert wie folgt: zwei wasserfeste Mikrofone wurden in einen Eisblock gefroren, der wiederum mit den Mikros in Wasser geschmissen wurde. Somit wird der nackte Prozess des Schmelzens von vorne bis hinten dokumentiert. Ähnliches haben Claudia Märzendorfer und Thilges3 vor zwei jahren in Wien aufgeführt (die Eisblöcke wurden obendrein eingefärbt), sie gaben dem organischen Wechsel zum chaotischeren Zustand aber weniger Entfaltung als Olan ihn vor uns ausbreitet. Wie sonst nie sind wir richtig nah beim unausweichlichen Übergang vom Festen ins Flüssige dabei, vom weniger zum erst recht Möglichen. www.staartje.com ED ••••• SMALTS - IT’S GOOD TO BE ON A WELL RUN SHIP [KORM PLASTICS] Ode an die Kursk, das U-Boot, ihr wisst schon, und da darf eine gewisse pseudorussische Schmalzigkeit nicht fehlen, ebensowenig wie ein leicht militarisiertes Umgehen mit Sounds und Effekten oder Versatzstücken aus alten Mänteln, Fellmützen und wie sie klingen mögen. Gelegentlich singen sie etwas zu viel und haben ein Hau zuviel Residents gehört, ansonsten aber sicherlich Musik für ein Abenteuer in der U-Bahn (zum Beispiel Kursk-Untergang Nachdrehen). BLEED •••-•••• D’ARCANGELO - BROKEN TOYS CORNER [REPHLEX] Schon immer ein Ausnahmemusiker gewesen, überrascht er einen hier fast mit seinen nahezu an House erinnernden Broken Beat Elektronika Tracks aus einer skurrilen Geisterwelt, in der immer erst mal alles komplett in Ordnung und in aufgeräumtem digitalem Frieden zu sein scheint, dann aber langsam verdreht und jammernd eine Art von Neurose der feinteiligen Elektronikawelt aufscheint, die sich viel zu schade ist, einfach nur schön zu sein, sondern lieber etwas strörrisch, trotzig den Albernen spielt, oder eben gleich mal umschwenkt auf NATHAN MICHEL - ABC DEF [TIGERBEAT6/046] Jazzpianodubs. www.rephlex.com Ach, endlich macht mal ein deutscher Vertrieb BLEED ••••• (Westberlindistro.de) die Tigerbeat Platten und CDs. Glück. Jippie. Sonst wird das doch nie was mit STEPHAN MATHIEU - DIE ENTDECKUNG DES der World Domination von Kid606. Hier jedenfalls WETTERS [LUCKY KITCHEN] ein extrem lässiger Entwurf von Laptop-Extravaganz zwischen Lofi und DSP-Radikalität aus dem Off, und eine Ode an das Vergessen. Erstens vergisst Nathan offensichtlich ab und an wofür die Trackindizes da sind, dann fängt er bei den ersten Buchstaben an, und schafft es trotzdem den einzig sinnvollen Satz aus dem Anfang des ABC’s zu machen, den irgendwie alle vergessen hatten (siehe Titel der Platte), dann versinken die Tracks in völlig obskurantistische Merkwürdigkeiten, nachdem man eigentlich so selbstvergessen am rumsummen und mitspielen war, dann vergisst er den Rechner ordentlich abzuschalten, dann vergisst er die ID Taste zu drücken und irgendwie piepst da noch was, komplett vergessen hat er seine musikalische Ausbildung, dass nicht alles Jazz ist, was glänzt, und noch so vieles vieles mehr. Schön gell, möchte man am liebsten gleich mitmachen. Musik für jeden Coffeetable, an dem Freejazzer mit Computerwizards, Egoshootern, Kleinkindern und weniger menschlichen Gestalten herumsitzen dürfen, ja sogar dazu geladen wurden. www.tigerbeat6.com, http://www.wb-medien.com BLEED ••••• DATCHA STUDIO [LE MAQUIS] Zentral- und Osteuropäische Musiker kommen unter diesem Banner zu Wort, was wir auch ohne kyrillische Versuche auf dem Cover geahnt hätten. Radio France International, gerne auch ein Sender für schlechten französischen Reggae, scheint elektronische Musiker zu unterstützen und einmal im Jahr so ein Festival zu veranstalten, um den ”Ossis” mehr Exposure auf dem Westmarkt zu geben, den sie laut Info nicht haben. In der Jury für diese Sammlung war jemand von F Com, Ludovic Navarre. Neben ruhigen elektronisch-digitalen Eskapaden wie denen von Random Logic, Octex oder Temponauta gibt es leider auch ein wenig viel dezent Folklorisiertes in Downtempo Tracks, HipHop mit Oboe, und das auch noch die meiste Zeit des Anfangs lang. All die die hier schon etwas bekannter sind, und mit Sicherheit kein Aushängeschild wie eine RFI Compilation brauchen (gut, vielleicht das Geld), sind eher gut bis sehr schön, der Rest etwas mau. Kulturauftrag verfehlt, würden wir sagen. BLEED ••-•••• COLLIN OLAN - REC01 [LISTEN 001] 4 Tracks für eine Glasausstellung, die natürlich dieses Transparente haben, das gar nicht transparent ist, diese merkwürdige visuelle Dichte einer Brechung, diese Frage nach Resonanz und nach Ton, der sich in etwas fängt, das man kaum sieht, etwas, das ihm nahe steht also, aber dennoch schwer zu begreifen ist. Leicht klingeln die ersten beiden Tracks, ohne auf einen Punkt zu kommen, der anders wäre als eine Dehnung des Raumes durch den Blick. ”Inside” wird dann knistriger und spricht mit dieser scheinbar ersten Stimme der Digitalität, dem Knacksen, während ”Touch” wieder zurückführt. Furchtbar schön, logischerweise, egal, wie man es hört oder sieht. Dazu kommt noch ein weiterer Track für eine ganz andere Ausstellung, der aber dennoch in gewisser Weise mit den ersten zu tun hat, weil er zwar auf irgendwie harmonisch verwobenerem Weg mit Anklängen an Neue Musik etwas weiträumiger konzeptioniert scheint, aber dennoch mit einer verwandten Art von Sounds arbeitet. www.luckykitchen.com BLEED ••••• GUITAR - SUNKISSED [MORR MUSIC / 032] Rückwärts. Das war auch bei Kevin Shields immer irgendwie wichtig. Da ist dieser Gitarrensound, der vorwärts, normal also, schon sehr schön klingt, rückwärts aber und etwas tiefer vergraben im restlichen Auf und Ab des Tracks eine ganz andere Idee von der Welt bekommt, sich schleifend durch die Drums schleicht und das Chaos und den Noise um alles herum ein bisschen abstuft, neuen Fokus spendiert und ein umgekehrtes Abtauchen in die Tracks ermöglicht. So ungefähr ist das auch bei Guitar. Die Helden liegen klar auf dem Tisch, die Gitarre buchstabiert sich Wandsound, ist ein bisschen neblig verschwommen, dabei aber immer gerade noch so klar, dass die unscharfe Schönheit durchglitzert und dann singen Menschen dazu. Regina von Donna Regina und Ayako Akashiba ziehen einen weiteren Zwischenboden in die Tracks ein, haben sich eine präsente Position im Mix erkämpft, geben allem neuen Halt und klingen verführerisch nach Heute. Realität ist wichtig. Manchmal. Guitar preisen eine MBV-Phase, die wie ein kulturelles Denkmal auf den MP3-Servern liegt und immer wieder und wieder Referenz für unser Heute ist. Das Update war überfällig. THADDI •••• PHIL PARNELL - DO YOUR LIVING IN THE NIGHT [MANTIS 04] Keine Ahnung, wie alt Phil oder Mr. Parnell ist. Hört sich aber an wie ein Wunderkind. (Naja, ein verheiratetes Wunderkind mit Sohn ...) Was sich hier zwischen Clicks’n’Mikrofunk und Splitterjazz geschmeidig verkantet, hat schon sehr etwas von aufgestauten Ideen und Energien, die alle auf einmal Yippie rufen wollen. Der New Orleanser Jazzpianist Parnell hält ein kleinteiliges Brodeln zusammen, das zwischen Herbert und Akufen und Jelly Roll Morton den schneidigsten Grad sucht. Endgültig ahnungslos von hinten überfallen wird man, wenn Parnell fragmentierte Bläsersätze in seine Klackerarchitekturen schneidet, die einen in das kippelige Niemandsland zwischen Neutönermusik und Zickzackparty werfen. Ein Kopf für’s Cover, spekuliere ich mal ganz unmutig. JEEP ••••• Ferrari, Ruttmann, Radigue, daneben finden sich auch unbekanntere konkrete Musiker wie Groult, Laporte oder die einstige Pierre Schaeffer-Schülerin Bokanowski, die sich hier bei der Komposition von Ingmar Bergmann und seiner Gegenüberstellung Himmelskörper vs. Wermutbranntwein beeinflussen liesz. Ein so beiszender Antagonismus kommt allerdings nicht so richtig deutlich zum Zuge. Es ziehen sich eher gleiszende Wallungen wamer Elektronik der bekannten zeitgenössischen musique concrète-Färbung über die Spielzeit hinweg. Sie werden partiell mit fernen Schichten unterlegt und lassen somit, wenn diese am Ende bedrohlich in den Vordergrund treten und Geschwindigkeit durch Lähmung ersetzt wird, die essentielle Differenz erst nach den 20 Minuten erahnen. Äuszerst spannend das Ganze. www.metamkine.com ED ••••• ohne Umschweife die Natur des Konstruierten unterstreichen. www.metamkine.com ED ••••• mehr die musikalischen Eckpunkte zwischen Technovergangenheit, DSP-Schredderspaß, angenehmen Retrocharme und knusprigen Breaks im Bpitch-Koordinatensystem. Dieses Mal überreichen wir Labelchefin Ellen den goldenen Kelch für WHERE IS HERE [MENTAL GROOVE] den Compilation-Vorzeigehit. Sichere Sache das. Ach Mental Groove ist immer gut. Eine Compilati- SVEN.VT ••••• on von ihnen ist eh längst fällig, damit auch die Menschen, die glatt immer noch denken man könn- TUJIKO NORIKO - MAKE ME HARD [MEGO/062] te wissen was so los ist ohne einen Plattenspieler Schon wieder neun neue Tracks von diesem japanizu haben, herausfinden, dass es in Geneva so viel schen Wunderkind. Man muss sie einfach mögen, verdammt gute Tracks gibt. Lucien, Miss Kittin, Ia- nicht weil sie irgendwie wie die japanische Björk neq, DJ Sid, Crowdpleaser, Water Lilly, Evil C und klingen würde, wie irgendwo draufstand, sondern mehr rocken hier in den verschiedensten Styles weil wenn dem so sein sollte, dann wirklich in Japan quer durch skurrile Elektrobeats bis hin zum brilli- nur noch distribuierte Netzwerke existieren würanten Oldschoolhouseschocker, vom sweeten Be- den, keine Dinge mehr, denn die Stücke sind stelachpartyglitzern bis zum vollkommen überdrehten lenweise so locker arrangiert, eher so dahingeweht, Retrosmasher, vom herzzerreißenden Knarztrack als hätten die Sounds und Samples und die vielen bis hin zu digitalem Grungerockshuffle. Sehr amü- Stücke von Gesang eher zufällig einen Platz auf eisant, immer hinterlistig hittig und albern sowieso. ner Oberfläche gefunden, die Track heißt, und das BLEED ••••-••••• auch nur für kurze Zeit, grade lang genug, dass man ein Muster erkennen kann, und dann löst es sich MACHINE DRUM - URBAN BIOLOGY auch schon auf. Manchmal ist es aber auch aus die[MERCK / 012] sem Gestus heraus entstandene Popmusik, oder so Machine Drum Platten machen einen immer glück- etwas in der Art was Popmusik mal sein könnte, lich. Einfach weil dieser Mann den zerstörten Hi- wenn die Science-Fiction-Szenarios endlich mal pHop und seine granulierten Knisterloops und fein wirklich weit draußen sind. Sehr skurrile zarte, vielgecutteten Allround Sounds mit den wunderbar- leicht harte, vielleicht gepatchte Musik. sten Überraschungen kreuzt. So auch auf der neu- www.mego.at en CD. ”Urban Biology” ist extrem entspannt und BLEED ••••• lässig, dabei locker flockig technisch, immer rockend tief und spannend. Stakkatoharmonien, MICHEL CHION - DIX-SEPT MINUTES dann wieder weite Sonnenuntergangsscratchmon- [METAMKINE 032] ster mit Stolpergroove, jeder Track ist einfach per- Deutlich setzt sich Chion mit Zeit und ihren möglifekt. Machine Drum liebt Melodien genau so wie chen und unmöglichen Verzerrungen und subjektieinfache Samplegeschichten. Vielleicht ist es ge- ven Auswüchsen auseinander. Er wählt hierbei den nau diese Mischung, die seine Musik so einzigartig emotionalen Zugang, um auf die Unregelmäszigmacht. Zwischen MPC-mäßigen CutUps blühen im- keiten der komponierten im Gegensatz zur streng mer wieder kleine Wisen auf, die die toughen Beats auf dem Zifferblatt nicht abschwächen, sondern einfach nur noch per- fixierten Zeit aufmerksam zu machen (schlieszlich fekter machen. Einfach großartiger, melancholi- handelt es sich bei musique conrète um ‘la musique scher DSP-Hop. de sons fixés’ und nicht um den Sound in Echtzeit). www.m3rck.net Die 17 Minuten bieten einen Frauenchor, HunTHADDI ••••• debellen, Wasser, klassisches Stochern und Plocken, vergangene Stimmen und einiges mehr. MICHÈLE BOKANOWSKI - L’ÉTOILE ABSINTHE Diese akustische Vielfalt wird von Chion behutsam [METAMKINE 031] abgewogen und mit illustrer Freude an AbwechsIn Metamkines 3”CD ‘collection Cinéma pour l’or- lung in glasklare Fremdmomente geformt, die nicht eille’ treffen sich beachtliche Gröszen: O’Rourke, nur auf neuartigen Pfaden wandeln, sondern auch Postrockkissen, Turner, tja Turner, hat dank Giardini-Sounds seine 80er Löckchen im Griff, Opiate wird immer mehr zu einem Harfenisten der Laptopfolklore, Dntel schmerzt, ist zum Heulen, wie so oft, warum tut er uns das immer an, zu schön, Isan reicht freundlich ein Taschentuch mit Tusch dazu und zum Abschluss werden wir seicht downtempoid. Warum es irgendwie ”The Academic...” heisst, erschließt sich mir nicht, ist doch eine herzzerreißend traurig melancholische Platte. www.2-nd.com, www.falling-drifters.com BLEED •••••-•••• EKKEHARD EHLERS, SEBASTIAN MEISSNER, THOM WILLEMS - MUSIC FOR WILLIAM FORSYTHE [WHATNESS] Ok, ich dachte immer das beste Ballett der Welt käme aus Kanada, aber ich hielt es auch immer für das einzig gute. Frankfurt also. Egal, Die Musik besteht aus 4 Tracks der letzten 4 Jahre und featuret ”Endless House”, eins dieser elegisch sampleverliebten nahezu endlosen Stücke von der Variation eines immer gleichen Glücks von Ehlers und Meissner, ”Woolf Phrase” von Ehlers, das mich stark an Arvo Pärt erinnert, klar, geschichtet, gewellt, schwer und majestätisch, ”Scattered Crowd”, ein vollmundiges, romantisches Orchesterfilterstück, das aber ebenso breitwandig auf einen zurollt, wie es auch die Luft in Schneewehen kann, und zum Abschluss noch ”the Scott Work” live performt von Thom Wil- lems, das irgendwie nach all dieser leichten Schwere ein wenig in Soundmalerei abdriftet. Oder halt Theatermusik. www.whatness.de BLEED •••••-••• V.A. - FEELING:GOOD 03 [LOGIC / BMG] Nee, also ehrlich. Clubpop ist für sich schon ein Unwort. Aber wollen wir nicht so sein. Marketingargumente stehen ja oftmals im Wiederspruch zum Inhalt. Beim dritten Teil der Reihe, den wieder DJ Maxwell erstellte, soll es mutmaßlich mehr in Richtung Tanzfläche gehen. OK. Wenn ein Sofa draufsteht... Im Ernst: Auch wenn mit Nina Simone und Barry Adamson echte Lichtpunkte der Doppel-CD nicht abzusprechen sind, die Tracks von Yonderboi oder Alex Cortiz sollte man inzwischen im Regal haben. So kann auch die Tatsache, dass sich Ben Human (Unique) auf der zweiten CD über einige der ersten hermacht, um sie zu vermengen, die Qualität nicht aus der Durchschnittlichkeit heben. Zu V.A. - GEMEINSAM 2002 [BPITCH CTRL 055] gesichtslos. Die neue Bpitch-Compilation ist da. Und das Kar- M.PATH.IQ ••-••• nevalscover kriegt schon mal Extrapunkte (Ich wette Gernot von Modeselektor liebt das Coverfoto...). GIARDINI DI MIRÒ - THE ACADEMIC RISE OF So schön bunt. Bei einer spontanen Redaktions-As- FALLING DRIFTERS [2ND RECORDS] soziationsumfrage erinnerte das Cover einen na- Ob mir jemand verzeihen kann, dass ich die Orginmentlich nicht genannt werden wollender De:Bug- altracks gar nicht kenne? Hier sind jedenfalls RemiMitarbeiter an die Spider Murphy Gang. Nun ja... J. xe von Styrofoam, Herrmann & Kleine, Turner, NitAuf der gemeinsamen Party sind auf jeden Fall alle rada, Opiate, Dntel, Isan und errorEncountered, die mit dabei, die man im Bpitch-Universum so lieben darauf schließen lassen, dass es eine Sammlung gelernt hat: Sascha Funke, Timtim, Trike, Paul Kalk- von sehr erlesenen Fans dieser italienischen Band brenner, Modeselektor, Feadz, Kiki, Kero, Hal 9000 gibt. Und die Remixe sind verdammt schwärme& Sylvie Marks natürlich Ellen Allien und Apparat risch. Styrofoam rockt sich in ein Epos aus getrahat seinen Shitkatapult auch kurz verlassen und ei- genen Melodien mit Hiphop Beats und sanftem nen famosen Track abgeliefert. Die ganze Band- Geknackse, Herrmann & Kleine säuseln fast und breite und Stilvielfalt, für die Bpitch mittlerweile lassen die Beats in weiten Hallräumen durch die steht, springt einen gutgelaunt an und zeigt einmal Stimme regnen, Nitrada knuffelt sich in ein ovales sie einen dann doch mit diesem Sound, der klingt, als würde er auch noch auf dem letzten Tapedeck so klingen als käme er aus dem Äther. Manchmal fast einen Hauch dark, aber eigentlich eher heitere Tracks mit viel Spacetastensound und dem Wissen darum, dass man Raum nur in Stereo erfinden kann, was nicht unbedingt stimmt, aber als Projekt erst mal ganz selbstverständlich wirkt. Ideologisch natürlich zwischen Maschinenfixierung, Galaktischem Eskapismus, Realitätsfanatismus und dieser Slowmotion Jagd durch die Weitsicht die das versprochene All verheißt. Man kann diese Platte in gewissen Momenten auch genau deshalb etwas verflacht finden, ich mag sie grade deshalb, lese aber auch zuviel Science Fiction. www.mikrolux.com BLEED •••• DEADBEAT - WILD LIFE DOCUMENTARIES [SCAPE / 15] Deadbeat aus Montreal überrascht sowieso prinzipiell gerne und oft, hier aber auf besondere Weise, denn im Gegensatz zu seinem flirrenden ruhigen Track auf der letzten Staedtizism Compilation und vor allem zu seinem letzten Album auf dem kanadischen Killerlabel Intr_Version. Deabeat rollt hier alle Dubmetaphern viel flüssiger, klarer und irgendwie traditioneller und wärmer auf. War er auf Intr_Version noch tief unheimlich, spielt er hier mit ganzen Tonnen voller Wärme und kleinen, ohrwurmigen Akkorden, die gegenüber dem rhythmischen Klackern ganz klar im Vordergrund stehen und man eher mitsingen als mitwippen will. Das kommt dann später. Hier versucht jemand, klassischen Dub aus der Schneller-Höher-Weiter Metapher des technischen Fortschritts zu lösen, ohne sich dabei von den Produktionstechniken kanadischer Wohn- zimmer abzugrenzen, sondern einfach alles einen Schritt leiser zu beackern. Dabei wird das Wild Life immer schneller und treibender, bleibt dabei aber immer zurückhaltend, verspielt und deep, mitunter elektronischer und technoider, ohne das Codewort Jamaica zu vergessen. ”A Dub For Akufen”, ein Überbleibsel eines gemeinsamen Projektes, wagt schließlich den Schritt in die shuffelnde Gegenwart und wird den Floor killen, sei es wegen des unfassbar weiten Breaks oder einfach aufgrund der wahnsinnig weichen Sounds, die man lange nicht mehr auf großen Anlagen gehört hat. Ein leiser Dub war immer der bessere. Hit. SNIPER MODE - WASTELANDS [MIKROLUX] www.scape-music.de/ Deep angedubbte Elektro-CD mit leichtem Hang THADDI ••••• zu fast darken Strings, sehr subtilen feinen Sounds und einer etwas verwüsteten Stimmung, die aber ADD N TO (X) - LOUD LIKE NATURE [MUTE] dennoch einen gewissen Hang zu Popelementen Rock’n’Tronics’ Chefs sind zurück aus dem Urlaub. nicht verheimlichen kann, und vor allem auch eine Und sollten am besten ihre Labelmates Suicide vigewisse Süße die bis zum Housigen geht und auch taminspritzenartig unterstützen. Add N To (X) vor gewissen Retrostimmungen nicht Halt macht, selbst haben sich dieses Mal auch Gäste ins Studio immer aber vor dem Hintergrund sichtlich elegi- geladen: Richard Hawley von Pulp, Kim Fowley (The scher Melancholie. Runaways) und Rowan Oliver (Goldfrapp). Dieses BLEED •••-•••• Synthesizer-Gitarren-Monster bleibt sich aber hundertprozentig treu. Und macht genau deswegen V.A. - 02.2 MIXED BY TIMECODE weiterhin Spaß. Songs wie ”Electric Village” oder [MOVING SHADOW] ”Quartum” lassen uns alle auf und ab hüpfen, KöpDie neue Nice-Price-Mix-CD von Moving Shadow fe schütteln und ganz simpel feiern. Das ist schon breakt gut abgehangen mit Raps von Hip Hop-Le- ganz klar ein Rock’n’Roll-Verfahren. Add N To (X) gende Doug E-Fresh los, bis die EZ Rollers ihm voll sind aber keine doofen Punkpuristen, sondern Breitseite in die Parade fahren. Perfect Combinati- schliddern durch alle möglichen Schubladen des on, Exile und Magikstar beglücken den Mix mit wei- Popuniversums. Nicht umsonst tourten sie bereits teren flockig poppigen Tracks bis kein geringerer als Support der legendären Hawkind. ”Sheez Mine” als John B dem Omni Trio Klassiker ‘Throgh the Vi- schmeißt schon genannte Suicide, Cramps und be’ den Ravegaraus macht. Hui. Ab jetzt also Blin- Cassandra Complex in einen Topf mit Frischzellen. ker links und rauf aufs Gas zu einigen weiteren al- Steve Clayton, Barry 7 und Ann Shenton machen ten Klassikern (Helicopter Tune, Quadrant 6, The organisierten Krach mit sehr hohem UnterhalShadow, Disturbance), die durch den Remix-Wolf tungswert. gedreht wurden, und die man hier zum ersten Mal CJ •••• außerhalb des Clubs zu hören bekommt. Ein verlässlicher Partner in Sachen kurzweiliger Unterhal- SUICIDE - AMERICAN SUPREME [MUTE] tung. Schwierige Nummer: Die New Yorker Kult-Fucker SVEN.VT •••• Alan Vega und Martin Rev haben sich vor einiger Zeit für einige heiß umjubelte Shows u.a. in London MAS 2008 - PUNISHED BY MACHINES zusammen getan und offensichtlich wieder soviel [MIKROLUX] Spaß bekommen an ihrer alles andere als lustigen Breitwandelektro ist das erste was einem bei die- Musik, dass nun ein neues Album ran muss. Hm. sen neuen Mas 2008 Tracks einfällt. Überprodu- Vegas Ausflüge mit Pan Sonic waren ebenfalls amziert bis ins letzte Detail, aber irgendwie erwischen bivalent: Genial oder billig? Oder beides? Die elf <40> - DE:BUG.65 - 11.2002 CD (•)-nein (•••••)-ja neuen Songs als Suicide machen klar, dass Vega und Rev immer auf aktuelle Musikstile wie HipHop oder Techno geschaut haben dürften, zählen sie selbst doch zu Einflüssen letzterer. Das macht sich auf Stücken wie ”Televised Executions” oder dem an Sigue Sigue Sputnik (die sich auf Suicide bezogen, überall Kreise) erinnernden ”Swearin’ To The Flag” bemerkbar. Die Versuche in neue Richtungen bleiben aber irgendwie mau, es sei denn, man dreht den berühmten Lautstärkeregler der Anlage ganz nach rechts. Toll dagegen die supercoolen, reduzierten Stücke wie ”Misery Train” oder ”American Mean”: zurückgenommen und mit dieser in solchen Momenten immer noch unglaublich verstörenden Stimme Alan Vegas. Da meint man dann doch wieder den durchgeknallten Underground-Elvis mit der Spritze im Arm neben einem auf dem Sofa sitzen zu sehen. CJ ••• - •••• CABARET VOLTAIRE - THE ORIGINAL SOUND OF SHEFFIELD 78´/´82 [MUTE] Klar, Reissue ist nie falsch, auch Best Of Compilations alter Helden gehen durch, zumal, wenn die diese hier, sie eigentlich genauso gut eine Original Sound Of Sheffield `90 (Sweet Exorcist z.B.) hätten machen können, oder was sonst noch alles. Aber mal im Ernst: alten Helden die Ehre erweisen, wie Scheiße ist das? Geht das ohne: weißt du noch, damals im Schnee? Nö. Kaum. Schwer. Lieber nicht. Wer Cabaret Voltaire damals geliebt hat, wegen ihres (haut mich dafür) ”Anspruchs”, oder wegen ihrer Indiedisconoodle ”Nag Nag Nag”, oder weil er Kunst studiert hat, gerne hätte, sich als Gegenbewegung von irgendetwas verstand, Baader Meinhoff Fan war oder einfach nur eine Vorliebe für elektronischen Krach hatte, oder was weiß ich, der wird die immer noch mögen können, auch ohne Alter, und wer nicht, wird bestimmt nicht im Zuge von Elektroclash jetzt drauf kommen. Außer er heißt Tiga und bekommt Geld für ‘nen Remix. Wie Compilations eben so sind: geschichtsverfälschend per se, also Einsteigerdrogen. Ja, ja, die waren schweinewichtig. www.mute.de BLEED •••-••••• AMON TOBIN - OUT FROM OUT WHERE [NINJA TUNE] Amon Tobin kehrt zum Samplen von Fremdmaterial zurück und hat akustische Gitarren und Gesang für seine Musik entdeckt. Das klingt zwar immer noch sehr orchestral und komplex, aber alles ist einen Zacken straighter geworden. Die Beats sind nicht mehr nur D’n’B, sondern gehen oft stampfend geradeaus. Die Stimmungen wechseln von Maschinenmenschen-Actionfilmmusik zu psychedelischer 60er-Jahre-Atmosphäre bis hin zu kaputtem und pathetischem Sciencefiction-Elektrofunk. Eine abwechslungsreiches Tanzhörspiel also, das den Hörer allerdings ziemlich erschlagen zurücklässt. ASB ••• KING KOOBA - IF I COULD REMIXES [OM] Sehr schöne deepe Mixe passen natürlich gut zu King Kooba, aber so ein sweeter ruhiger Housemix wie der von Ski Deep wäre vielleicht doch nicht zu erwarten gewesen. Alles stimmt, so wie die Maserung von Holz. Die Koobas selber sind natürlich nicht ganz so selbstsicher und vertackern sich ein wenig in einem smoothen aber dezent zu kitschigen Soul Track, der Kaskade Mix mischt digital Disco mit Folkelementen, die Albumversion versucht den Durchbruch, weil King Kooba ja schon lange viel zu nett sind, oder das glauben, Afro Mystic rocken natürlich mit verspielten Broken Beats Percussions, Palmskin verliebt sich in die Vocals, Brazilia Kabasa wollen Ski Deep übertrumpfen, was nur fast gelingt, und der Michael Tello Mix zum Abschluss schleppt den Dub um die falsche Ecke. Irgendwie scheint es als wären diese Remixe fast besser in Form als King Kooba zur Zeit. BLEED •••-••••• ges, im Kampf des Menschen mit der Programmierung, der Soft- und Hardware. Heraus kommt auf jeden Fall eine der Freejazzigsten Laptop CDs aus dem Geist von akademiefreier elektronischer Musik. Hinein. BLEED ••••• der Lupe suchen, Boards Of Canada Remix hin oder her. Jetzt ist MBM wieder da und die Langeweile kehrt zurück. Zwischen unglaublich leeren Downbeattracks plaziert Dangers seine alten Fernsehsamples, spült ein paar blöde Sounds drüber, nimmt den Bass, den er auch schon auf den letzten beiden LPs verwendet hatte und fühlt sich hoffentFUTURE LOOP FOUNDATION - THIS IS HOW I lich nicht wohl in dieser Langeweile. Das ist was für FEEL [PANKAY / INTERGROOVE] us-amerikanische EBM-Fans. Wir bitte nicht. Mark Barrott aka Future Loop Foundation bringt THADDI •• schon einige Erfahrungen mit. Nach drei erfolgreichen Alben nun Sounds, aber arg balearisch. Die V.A. - QUATERMIX [QUATERMASS] Drum´n´Bass-Zeiten mit LTJ Bukem sind vorbei. Quatermass, die elektronische Unterabteilung des Sein Aufenthalt in Berlin führte ihn zu einem ent- belgischen Experimentallabels Sub Rosa funktiospannteren und eklektischeren Sound. Downtem- niert sogar im DJ-Mix. Das beweist der ”Quatermix” po, Jazz, Samba... Und dann bei der Single ”Aprés von DJ Faksil. Es handelt sich hier zwar nicht unbeSki” die zuckersüße Stimme von Chiqi. Teilweise dingt um Tanzmusik, mit dem Fuß gewippt werden sind die gezogen. Da gibt es wenigstens das Mittel- kann aber bei fast allen Tracks. Und genau das ist meer. www.futureloopfoundation.com das besondere an dem Label - die Musik mag noch M.PATH.IQ •••-•••• so wild mit Hörgewohnheiten umspringen, es groovt eigentlich immer. Es gibt schon Bekanntes V. A. - FAMOUS WHEN DEAD TWO von David Morley, Lena, Nodern, Komet, DJ Wally, [PLAYHOUSE CD 04] Spectre oder Shakeyface und Ungehörtes von Jan Playhouse kompiliert die Berühmtheiten in morta- Jelinek, den Electric Birds und Mash’ta. Und das allem Spe in zweiter Runde. Hier gibt es nicht wie les wie gesagt im DJ-Mix. Party On! sonst die House-eigenen Playmates und Players zu ASB •••• hören, sondern ein kaleidoskopiertes Soundpanorama anderer befeundeter und verwandter La- SHUDO - RI.T [QUATERMASS] Konglomerats: John Thomas’ ”Working Night”. Der traktorisierte Mix bringt viele sich anzwickende Tracks zusammen - ok und two thumbs up. Es geht also weiter und doch bleibt alles beim Alten. Neonage, let us sing... CASPAR •••-•••• Eigenwillige Tracks auf der Basis schleppender Hiphop-Loops und digital zerknautschter, aber dennoch sehr ”natürlicher” Melodie. Das Methode ist beim ersten Track schon klar. Beats erst kommen lassen, dann auseinanderdigitalisieren, Melodie aus Piano oder sowas nehmen, zerreißen, nachhallen lassen, Resonanzen bilden in deren eigenwilligem Harmonieraum, und mit recht abstrakten Strukturen dennoch so wirken, als hätte es einen Bezug zu klassischer Deepness. Manche Tracks lassen sich viel Zeit um dort hinzukommen, andere so gut wie keine, aber alle reißen einen mit und raus und lassen einen wieder in diesem Strom untertauchen. Verwirrende Musik. BLEED ••••• man mit dieser CD (oder dem Vinyl), denn PP Roy hat ein wenig konzentrierter und ohne ganz so offensichtliche Samples gearbeitet und versucht sich lieber mit einfachen Hits für die Tanzschule im heimischen Vogelkäfig, die er vermutlich mit einem Haufen Melonenkerne nachgebaut hat, lädt Global Goon als Synthesizer-Fussler mit dazu, und feiert mit einem letzten Hauch an Lofi-Beatbox-Ästhetik und Vormittagssendungsstrings eine richtig sympathische liebliche Landpartie. www.rephlex.com BLEED ••••• bels. Clubklassiker, die ins ”Robert Johnson” gehören wie Ata hinter die Decks. Ok, was lauscht das Ohr und wird hiermit von Ata himself kompiliert? Nunmehr u. a. auch ”Mille & Mr. Hirsch”, der Entspannungskiller mit Softmove-Hüftschwung und Dreamweaver-Ambitionen. ”Soft Pink Truth” cutten sich im Schlürfeschritt die eigene Sprechleistung zu einem verspleent fastened Loopschnuspel von Matthew Herberts Soundslike-Label zu Playhouse. Und hier bekommt man ja bekanntlichermaßen seine Ration Sound gerne in Verbindung mit geschmeidigen Vocals geflüstert. So auch ”Weekender” mit hingelaxten Vocals. Wem das nicht in den Kram passt, dem schmeichelt vielleicht aber in Folge auch eine so nette Synthiehymne wie die von Trevor Jacksons (Playgroup) ”Number One”-Track. Mit den Wien/ Berlinern Hi-Lo, den Franzosen Shalark, mit Brooks, Swayzak und Platzgumer feat. Catriona Shaw wird möglichst weit ausgeholt zwischen naheliegend gut Eingeführtem und fernliegenden Überraschungen. Denn nicht um schlaumeierische Exklusivitäten geht es in diesem Playhouse, sondern schlicht und ergreifend (sic!) um den selektionssicheren Party-Stream of Consciousness. Und den hat Ata so drauf wie Joyce. ANETTF ••••• TRI PHASE - SCOTLAND TAPES [PRIVATELEKTRO] Sehr solides Sinusgebrumm und elektronisches Gebrutze in recht spannenden ”Kompositionen”, die natürlich manchmal einfach so losquäken, als wär wo ein Schalter umgelegt worden, aber auch mit monotonem Piepsen aufwarten können, unter dem sich eine gewisse Wissenschaftlichkeit in Agentenkitteln verbergen könnte. Definitiv nur was für Fundamentalisten der Granularsynthese und Testgeräusche. www.privatelektro.de BLEED •••• MOONSTAR - DUPONT [PUBLIC TRANSIT RECORDINGS] Ah, perfekter Radioersatz das. Fluffige Breaks, angenehme Spleens von Anrufbeantwortern, immer wieder veralberte Jazzseligkeit, krude weggefilterter Unfug, pathetisch kickende HipHop Beats im harschen Konkurrenzkampf mit dem Stau der Jazzpianostakkatos, völlig verblödete EasysambaSchnipsel, und trotzdem kein Album das besonders tricky sein will, sondern eher einen zurückgelehnten Humor mit Standards vertritt. Na, wer schon Kevin Moon heisst. Lustigerweise scheinen Nu Era, die eine Track geremixt haben, das zu lieben, Compost, die eine Auskopplung des Albums als 12” releast haben eh, und trotzdem ist es irgendwie ein Mittelweg zwischen Nujazz, HipHop und Samplefreakbreaks. So holzig wie ein Eishockeyschläger zum Nackenkratzen. Unaufregend und völlig überzeugend zugleich sein ist eine Kunst. www.ptrmusic.com BLEED ••••• MARK BROOM - LESSONS LEARNED [PURE PLASTIC] Mark Broom mixt sich kreuz und quer durch den Katalog von Pure Plastic. Hart, treibend, und eigentlich wirklich am besten in der Form eines DJ Sets, dass einem das Hirn so richtig durchbläst. Godfather Of Schranz irgendwie. Man muss es natürlich mögen. MEAT BEAT MANIFESTO - RUOK? BLEED •••• [QUARTERMASS / QS140] Jahre ist es her, da war Meat Beat Manifesto die EIGHT FROZEN MODULES - THOUGHT PROBand der Stunde. Mit unglaublich brutalen Maxis, CESS DISORDER [ORTHLORNG MUSORK] einer Liveshow, die alles Andere in den Schatten Hey, klar, da fühlt man sich gleich gut mit so einem stellte und einem Sounddesign, das seines GleiNamen. Phtalo, aka Ken Gibson oder eben auch chen suchte. Lange her, und weil die letzten Alben Eight Frozen Modules hatte schon immer einen de- einen immer faderen Beigeschmack bekamen, war zenten Hang zum Drübersein, Danebensein, unge- es nicht weiter wild, dass seit Urzeiten gar nichts lenker Perfektion und bodenlosem Sound ohne mehr zu hören war von dem inzwischen auf Jack Rettungsanker. Das hört man auch auf dieser klei- Dangers geschrumpften Projekts. Die Samples wanen Orgie von 12 Tracks, in denen man nie weiß, ren nicht mehr lustig, die Tracks kamen nicht auf wer die Oberhand gewinnen wird, am Ende des Ta- den Punkt und die guten Momente musste man mit V/A - QUATERMIX [QUATERMASS / EFA] Ein Label-Sampler in Form einer entspannt eklektischen Mix-CD. Da ist den Quatermass-Kids ein kleines Sahnestückchen gelungen. Siebzig Minuten in einem wunderschön deepen Mix, der die verschiedenen Pole (u.a. Andrea Parker, To Rococo Rot, Gez Varley, Fibla, Jan Jelinek, Spectre) elektronischer Musik, die man auf Quatermass-Releasen halt so finden kann einander vorstellt und im Mix fließend zusammenbringt. Fünfzehn Tracks, und alles fügt sich nahtlos ineinander von Andrea Parkers düsterem, minimalen Elektro über knisternder Elektronika von To Roccco Rot bis Fibla, dubbigen ParanoiaHop der WordSound-Posse um Spectre und Berufsstoner Sensational und knisternden, minimalen Techno- und Acid-Anleihen. Da jubelt der Reisende zwischen den Welten und Weiten, freut sich der BBoy, wie der Freund abstrahierter Clicks and CutsLandschaften und groovt mit im Fluss der Musik, der einen, trotz des weiten Bogens, der hier tapfer und stimmig gespannt wird, schon nach wenigen Minuten erfasst. Sehr empfehlenswert! SVEN.VT ••••• ROBOTS IN DISGUISE - ROBOTS IN DISGUISE [RECALL / WESTBERLIN] Ich weiss gar nicht, warum bei den Robots In Disguise alle auf den 80ern rumreiten werden. Klar ist das irgendwie Elektropop, klar lassen sich zwei Frauen, die sich Robots nennen, wunderbar Seite an Seite mit den Chicks vermarkten, aber das Album kann einfach mehr. Von den paar Stompern mal abgesehen ist das hier ein Album, auf dem es musikalisch ziemlich bunt zu geht, dass viel mehr Punk als Retro ist, dann wieder sehr leise wird, viele schöne Songs hat, viel lieber Break als Sägezahn sein will usw. Außerdem können beide toll singen. Nicht rotzig, nur manchmal laut, dafür umso abwechslungsreicher haben die Robots In Disguise viel Aufmerksamkeit verdient. Wieder neue Robotertalente. Fein! THADDI •••• Die Veranstaltung war Teil des letztjährigen REV Festivals im Brisbane Powerhouse, direkt am Brisbane River gelegen, der bestimmt nicht ohne Einflusz auf die spärlich rhythmisierten und langsam fortschreitenden Gewächse aus Sinuswellen, field recordings, Gitarre, Flöten, zufälligen Radioschnipseln etc. war. Ohne Frage kam zwischen den fünf Musikern mit Erfolg eine nicht greifbare Narration zustande. Offen und locker treffen sich vorgeschickte Partikel, werden geloopt, abgegeben oder behutsam in elektronischer Watte weitergerollt. www.room40.org ED •••• THOMAS DOLBY WITH SALZ - ONE OF OUR SUBMARINES [SALZ/004] Eine CD von Salz, nee, eine Remix CD von diesem einen Thomas Dolby Track aus den frühen 80ern, namens ”One Of Our Submarines”. Worum es geht erklärt Dolby im Livemix, der mir auch so in ungefähr erklärt was Thomas Dobly für einer ist, hab ich nämlich damals nicht gehört. Ein smoother Elektronik-Popper mit typischer 80er Stimme würde ich mal so als unbeteiligter sagen. Egal, denn das hier ist ja auch eine Remix CD mit u.a. Salz, die die Vocals zu sehr zu mögen scheinen, Hardfloor, die das PP ROY - SEVEN UP [REPHLEX] auch tun, aber daraus einen akzeptablen Retrohit 7 Tracks, 20 Minuten und verdammt viel Spaß hat für die Mittependler in den Touribussen machen, KLANGMASCHINE_SOUNDMASCHINE [RITORNELL] Flott. Klickerkram von Twerk, Terre, Tim Hecker, Dupree, Alva Noto, SND, Brettschneider und ein paar anderen zu einem Buch von Marvin Chlada und Markus Kleiner. Brilliante Clicktracks obendrein. Stücke, über die man ebensolange nachdenken kann, wie zuhause rumglucken und sich denken, was für ein Glück, dass es destrukturierten Funk gibt, der einem sofort ins Ohr geht. Allein schon wegen Alva.Noto`s ”Menschmaschine” Remake ein Muss für Tabledancer und Trainspotter, aber wer bei Tracks wie ”Bildmaschine” von Hecker oder Cordell Cliers ”Schreibmaschine” (ach so, die häufige Verwendung des Wortes Maschine ist einem gewissen D&G Fimmel entlehnt, der sich nach wie vor immer lohnt) nicht in die Knie geht vor lauter DSP Glück, der ist sowieso verloren. Glaube wir sind bereit für die nächste Clicks & Cuts. www.force-inc.com BLEED ••••• ARBOL [ROCKET GIRL] Superschön, das hier. Klickerklacker, summsumm, blubber. Ex-Piano Magic Miguel Martin hat zwei Jahre lang Songs gesammelt, um sein Debüt als Arbol zu veröffentlichen. Warten kann viel wert sein. Denn diese 13 Tracks sind schlichtweg klasse. Da tackert ein Ding wie ”Bikes And Kaoss”, ohne je richtig loszuballern, spielt ergo mit der Erwartungshaltung des Zuhörenden. Um sofort anschließend von dem herrlich traurigen ”Raquel” (mit female vocals wie auch auf ”Nela” und ”Aroma”) in Richtung Postrocky vollausgebremst zu werden. Ein bisschen Wohnzimmer, etwas High End LoFi und ganz viel Indietronics-Charme verhelfen Arbols Sounds zu bescheidener Größe. Vielseitigkeit rules. Arbolklänge sind sehr ernst und doch stets das genau richtig bemessene Quäntchen naiv (”This Childhood”). Ohne Scheiß: direkt ins Herz. Repeat. ketgirl.co.uk CJ ••••• CARL CRAIG - THE WORKOUT [REACT] Man kann eigentlich nicht so viel zu einer Mix-CD von Carl Craig sagen. Das ist immer gut, das hat eine gewisse Art von Disco immer schon vorausgesehen, weil es sie nie aus den Augen verloren hat, das nimmt sich diverse Freiheiten, aber auch Längen vor, weshalb eine Doppel-CD bestimmt eine gute Methode ist, und wird manchmal etwas oldschoolig. Auf der A-Seite eher die Klassiker, die eigenen Mixe und House und natürlich galaktischer Unsinn, auf der zweiten CD etwas ruhiger und mit vielen neueren und vielleicht bei Craig unerwarteteren Acts wie Newworldaquarium, Fabrice Lig, Neal White, Aardvark und der eher jazzigeren Seite seines Sounds. BLEED ••••-••••• DJ OLIVE MEETS I/O3 - POWERHOUSE SESSIONS [ROOM40 EDRM400] DJ HELL - ELECTRONICBODY-HOUSEMUSIC Unaufdringliche Scratchings, gesampelte Zunge[REACT] nakrobatik oder eine filigran gezupfte AkustikgitarDa fährt er vor und man fragt sich: Ist es ein reak- re lockern gekonnt die dünnen Schichten aus Retionärer Gigolo oder doch eher ein reaktivierter Ac- genplätschern, Spielplatzaufnahmen und loungitionheld? React wirbt den Bayern an, der bleibt gen Beats auf. Hier überrascht nichts wirklich, die ganz lässig bzw. seiner Linie treu und kramt sie alle Grundstimmung aber ist sehr angenehm und Olive raus: Front 242, Nitzer Ebb, Liaisons Dangereuses, sorgt für den angemessenen Humor, um die Improbei wem klingelt’s? Unter der Pannebezeichnung vElektronik-Session nicht fade werden zu lassen. Electronicbody - Housemusic lässt sich Hell nicht www.room40.org lange angroupieren und legt los. Part 1 irgendwie ED •••• so: House, Part 2 total und wen wunderts: Electro. Wohl bekomm’s - und zwar so, wie man es vom ba- TOOP+SCANNER+I/O3 - A PICTURESQUE VIEW. varian deluxe O-Bein Mephisto in Abfeierlokalitä- IGNORED [ROOM40 / EDRM401] ten globusweit gewohnt ist: Der Floor muss bren- Das zweite Release auf dem australischen Label nen, wir dekonstruieren das Jahrzent des Anfangs, bringt fünf Ausschnitte der Session des bekannten hier gibt es keinen Notausgang, clash oder stirb. Kritikers und Autors David Toop, zusammen mit Wir empfehlen Teil 1, da überraschend unberechen- Museumsbeschaller Scanner und dem lokalen Trio bar und mit dem besten Argument des gesamten I/O3 (Lawrence English, Tam Patton, Heinz Riegler). Paul Sebastien der Goaacidtrancerock...muss ich mehr sagen? Schnell weiter. Ricardo Villalobos remixt in typischem Style, vorweg die Pflicht mit all den Samples von diesen Leuten die was geremixt haben wollen, und dann erst mal mit ein paar wenigen Überresten deep und vertrackt grooven bis alles nur noch Schall und Rauch ist, leider auch hier Vocals zuhauf mittendrin, und wenn man die nicht mag, dann wird einem wirklich schwer mit dieser CD und man kommt höchstens mit dem Akufen Mix wirklich klar der fast so gut ist wie ein schlechterer Tejada Track. BLEED •-••• FRAGMENTORCHESTRA - FRAGMENTORCHESTRA [SCHEMA / SOULFOOD MUSIC] Die große Releaseoffensive bei Schema geht weiter. Ein weiteres eklektisches Werk zwischen den Angelpunkten NuJazz und Brasil und den Drehpunkten Afro und NuHouse erblickt das Licht der Welt. Luca Pernici und Giulio Vetrone haben sich dafür im NuSound Musiclab eingeschlossen und bieten uns eine versatile aber immer in sich schlüssige Mischung, die in Bälde sowohl in Bars, Lounges als auch auf dem Tanzflur zu der von DJs so heiß geliebten Frage ”Was ist denn das?” führen sollte. Die tempogeladene Maxi ”Carioca” fehlt natürlich auch nicht. M.PATH.IQ ••••-••••• den warmen, vercrunchten Vocoder auf, Monolake droppt den Drum and Bass, Mr. Projectile skippt sich durch kleingechoppte Beats. Akiyama tritt auf die Bremse und verharrt in einer toll statischen Atmo, Kreidler rufen die Dubdisco aus, Lackluster liebt Elektro und Phonem guckt sich die Sache in seinem Powerbook an. Da fällt einem nichts mehr ein. Und wer ist dieses süße Etwas auf der Hülle. Runder als rund. Großartig. SHLOM ••••• NOONDAY UNDERGROUND - SURFACE NOISE [SETANARECORDS] Eigentlich eine Platte, die nicht ganz in unsere Zeit gehört, am liebsten wären Noonday Underground nämlich in den 60ern geblieben, mit allem was da so an Psychedelik in großen Stringproduktionen, an lässigen Studios in Brauntönen aller Art und an Soul durch die Straßen wehte, vermutlich in Amerika. Ganz gut kann das sein, wenn sie irgendwelche Samples aus dezent albernen Platten nehmen und obendrauf ein Säuseln aus Gitarren und Plinkern setzen, bis es fast eine Bootlegplatte zu werden scheint, die mal ein wenig weiter sieht als zwischen 80er und Charts, aber oft ist es auch einfach ein wenig zu viel des guten alten Sounds der guten alten Hippiegeneration und Groovenicks. www.setanarecords.com http://www.noonday-underground.com BLEED •••-•••• METRO AREA - S/T [SOURCE / LABELS] Jetzt ist es da. Das herbeigesehnte Debutalbum der beiden New Yorker Vorzeige-Discoboys. Die Erwartungen waren natürlich unglaublich hoch nach den vier stilprägenden Maxis auf Environ. Und so richtig nimmt man den beiden auch nicht ab, dass das hier das wirkliche Album sein soll, eher eine kleine Anthologie der Hits von den Maxis plus einigen älteren Tracks, die aber noch unveröffentlicht waren. So sind dann auch die bekannten Stücke die auffälligsten, die, die sofort hängenbleiben. Für jemanden, der die Maxis nicht hat oder kennt ist das wahrscheinlich kein Problem, denn als Album durchgehört macht das Ganze dann doch Sinn. Auch wenn glühende Metro Area Fans mit Sicherheit mehr erwartet haben. SVEN.VT ••••-••••• BIG BEACH BOUTIQUE [SOUTHERN FRIED RECORDINGS] Ah, 250.000 druffe UK Raver und Hoolbigbeater im heimischen Ibiza (Strand in Brighton) wedeln mit Flaggen und was sie sonst zu zeigen haben, so die Szene die diese CD wieder ins Bewusstsein bringen will. Hierzulande hat das natürlich keine Sau mitbekommen, und hey, die Raver hören Soul, Reggae, ERock und House durcheinander dort oben am Strand wenn Fatboy Slim und Midfield General, Lo Fi Allstars und wie sie alle heißen, die besten Sounds der 60er, 70er und 90er zu Tracks zusammenkondensieren. Warum auch nicht, war ja auch in England schon mal Sommer und Einkaufsmeilen gibts da auch, eine weitzurückreichende Kultur der Strandamüsements von irgendeiner Konquista bis ins Mittelmeer eh. Hab ich fast verpasst, diese Wandlung von Big Beat hin zu Northern Soul Remake 2002. Aber warum nicht. Sehr sonnig, poppig, vielleicht mit ein wenig zuviel Fußballchor im Hintergrund zwischen den Tracks, aber hey, kiffen und drüberwegsehn, Dub ist auch dabei. Wieso sieht die Platte eigentlich aus wie eine EuropahörspielCD mit Westerngeschichten? BLEED ••-•••• NICOLA CONTE - JET SOUNDS REVISITED [SCHEMA / SOULFOOD MUSIC] Mit dem 2000 veröffentlichten ”Jet Sounds” begann nicht nur der Aufstieg von Nicola Conte, sondern auch der von Schema und einer eigenständigen von großen Soundtracks der 60er und 70er getragenen italienischen Szene. Und wenn man sich die Namen derer anschaut, die ihre Hand anlegen durften, zeigt sich der weltweite Respekt, den Conte genießt. Mit Nuspirit Helsinki, Kyoto Jazz Massive und Koop finden sich die ganz großen Könner des NuJazz wieder. Aber auch Les Gammas, Thievery Corporation, Eddy & Dus und Espen Horne erweisen der Bossa-Jazz-Melange alle Ehre. Herausragend dazu die Micatone-Vocal-Version von ”Arabesque”. ”New Standards” setzen zudem die italienischen Freunde Gerardo Frisina, Gianluca Petrella und der Meister selbst mit dem bis dato unveröf- PERLEN 3 [SPIELZEUG SCHALLPLATTEN] fentlichten ”Love Me ´Till Sunday”. Eine neue Mixcompilation von Thomas SchumaM.PATH.IQ ••••• cher, die natürlich wie immer durchgehend rockt, mit Broom, Hecker, Schumacher, Carrette, HeckS-TONE INC - SOBRENATURAL [SCHEMA / mann, Oxia und ein paar Unbekannteren, solide SOULFOOD MUSIC] mit ein paar Effekten zusammengebraut zu einem Stefano Tirone hat eine neue Inspirationsquelle. knalligen Set für die Fraktion der härteren TechnoAuf die reinigende Kraft des Soul folgt nun die fans, die dennoch nicht einfach nur Loops wollen, Leichtigkeit des Bossa Nova. Neben der von Samp- und gerne bereit sind, sich von Schumacher nach lern bereits bekannten Nummer ”Rendez Vous À ein paar sehr vollen Tracks auch in die etwas reduMinuit” chillt er etwas weltvergessen in Kokos- zierter kickende Welt mitnehmen zu lassen. milch, unterlässt es aber nicht, uns gelegentlich aus www.spielzeugschallplatten.de der Innenwelt in die Realität zu ziehen. Sei es der BLEED •••• direkte Housegroove, eine Sithar oder eine Prise Funk zum Jazz, Tirone weiß, das Abwechslung ein TONETRAEGER - SPIELEABEND belebender Teil des Konzepts ist. [SPINNER ACE/ALIVE] M.PATH.IQ ••• Volker Bertelmann und Torsten Mauss aus Düsseldorf sind Tonetraeger in genau dieser SchreibweiMULTIPLEX - MIXT [SENTON] se. Das Duo produziert richtig feinen Electro-Pop Junge, Junge. Kurz nach ihrem hervorragenden neu- mit teilweisen Ausrastern in Richtung Tanz oder en Album auf Toytronic legen Multiplex ein Re- Trauer. Zur „Mundorgel” etwa können auch oder mixalbum vor, das sich gewaschen hat. Herrmann & erst recht schwere Körper den Rhythmus bekomKleine, Funckarma, Isan, Monolake, EU, Mr. Projec- men, das Becken kreisen und die Poren anschwittile, Kreidler, Kettel, Mitchell Akiyama, Lackluster, zen lassen. Tonetraeger sind mit Dub, Techno, HouPhonem, Fuxa, Animal On Wheels... und alle sind se und all den anderen Stilen des letzten Jahrzehnts gut. Lange hat kein Remixalbum mehr so gut funk- infiziert. Sympathischerweise versuchen sie weder, tioniert. Herrmann & Kleine eröffnen sehr weit und das ganz große eigene Neue zu erschaffen, noch breitwandig soundtrack-like, Funckarma drehen ein eklektizistisches Feuerwerk abzuschießen. RECORD STORE • MAIL ORDER • DISTRIBUTION Paul-Lincke-Ufer 44a • 10999 Berlin fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99 business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00 www.hardwax.com • [email protected] RECORD STORE • MAIL ORDER • DJ EQUIPMENT Katholisch-Kirch-Str.24 • 66111 Saarbrücken fon +49 -681 -32 001 • fax -32 002 business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00 <41> - DE:BUG.65 - 11.2002 CD (•)-nein (•••••)-ja Nein, sie probieren unspektakulär aus. Nehmen den Hörer mit ins Versuchslabor, dabei aber stets an die Hand, so dass keine Gefahr besteht. Und spätestens nach dem ersten Durchhören beginnt man diese Musik richtig doll zu mögen. trager.de CJ •••• DAN BURKE/KEVIN DRUMM - MORT AUX VACHES [STAALPLAAT] Liveimprovisation für Freunde der hohen und ganz hohen Töne, des knautschigen Knisterns und von viel Ruhe, um sich auf etwas einzulassen, das mittlerweile dann doch schon sehr oft gemacht worden ist, nämlich langsam und mit unerwarteten Brechungen Laptop, Gitarre, Objekte und Synthesizer als eine Art Musik für den Raum zu produzieren, die vor allem von der Konzentration auf sie selbst lebt. Wenn das nicht bei mehr Lautstärke und Klangfülle so ein etwas industriell akademisches Flair hätte, würde ich es vielleicht mögen. www.staalplaat.com BLEED ••• COH - MORT AUX VACHES [STAALPLAAT] Tja, Coh scheint hier ganz schön Humor beweisen zu wollen, denn sein Set für VPRO beginnt mit einem Telephonpiepsen. Seine Karriere als sonischer Abenteurer begann mit einer CD auf Raster Noton, droht werden. Oder so. BLEED •••• THILGES 3 - DIE OFFENE GESELLSCHAFT [STAUBGOLD] Drei Wiener an ihren Doepfer-Modularsystemen machen sinnigen Unsinn, der sich weit entfernt vom üblichen Konsens-Downbeat samt Dubanleihen bewegt, wie man ihn ja immer so gern, vielleicht vorschnell, mit dieser Stadt assoziiert. Teilweise live bei Performances in Feldkirch vor Kindern, Mönchen oder Inhaftierten eingespielt, surren, knacksen und rattern die Sounds so agil und doch präzise vor sich hin, das es eine wahre Freude ist. Auf der mikropolitischen Ebene der Patterns verschieben die Dronen bei ihren Ausflügen regelmäßig die Zielrichtung, überdenken neue Ansätze, gehen spannende Umwege, wo der Gang durch die Mitte doch so einfach wäre und kommen schließlich stets glücklich nach Hause zurück. Macht vermutlich als live modulierte Klanginstallation noch mehr Sinn, da die freie Bewegung des Rezipienten im Raum als weitere Ebene hinzukommt. ”Die offene Gesellschaft” überzeugt aber weitaus nicht nur als Dokumentation der bisherigen Thilges-Arbeit, sondern auch als für sich stehendes Konsumprodukt. BUB ••••• sie so still sind, dass man das unbedingt auch noch reinpacken muss, ihr werdet es mir vielleicht nicht glauben, schließlich belüge ich alle ja gern, aber ich hab die CD in ungefähr 5 CD Playern gehört, bevor ich wirklich überzeugt war, dass die so klingt, dass die Fehler die da drauf sind, wirklich gemacht sind, vielleicht ist das ja auch nur weil’s eine Promo CD ist, wenn aber, sollte man sie so nochmal rausbringen, denn Musik muss ihre Möglichkeiten vorwegnehmen, ihre eventuellen Brüche, Fehler, grade wenn sie so mit dem Glück liebäugelt, denn nur dann hat es eine Chance. Verstehen wir uns? Holt euch die Platte. BLEED ••••• OCTEX - IDEI LAHESNA [TEHNIKA] Eine sehr ruhige schöne CD von dem slovenischen Label, die in gewisser Weise natürlich in der Tradition klassischer Chain Reaction Themen steht, aber das ganze einfach auch so perfekt und mit leichtem Knistern aus dem Bass heraus denkt und hören lässt, dass es von Anfang bis Ende funktioniert wie eh und je, ohne dabei langweilig zu werden. Und irgendwann ravet es dann auch. BLEED ••••-••••• V/A - DETROIT BEATDOWN VOL. ONE [THIRD EAR / 3E LP 001] BLEED ••••• GOLDCHAINS - STRAIGHT FROM YOUR RADIO [TIGERBEATS] Goldchains, ein in Amerika anzufindender, offensichtlich eher unausgeglichener Mikrofonhalter, der sich selber etwas überschätzt und dem man im Gegenzug zu seinen gegrölten Dumpfraps auf Elektroflatschbreibeats gerne mal eine Bierflasche an den Kopf werfen würde bevor man den Raum verlässt bzw. die CD rausswirft, auch wenn man ihm vielleicht zumindest den Versuch, mal was anderes zu machen, anrechnen könnte, hat eine neue CD gemacht. Es könnte euch interessieren. CAYND •• DJ/ RUPTURE - MINESWEEPER SUITE [TIGERBEATS] Dieser in Madrid wohnhafte, eigentlich amerikanische DJ mit dem selten dämlichem DJ beinhaltendem DJ Namen, der aber, wie man merken wird, weise gewählt ist, der Skillz wegen darf und muss er sich wirklich DJ nennen, besitzt wahrscheinlich nicht nur vier Ohren, sondern auch acht Arme und das dazu passende Steuerungssystem. Spekulieren wir hier mal so, denn wie sonst sollte man es schaffen, derart flink und akkurat aus mindestens vier Platten so sauber ein cooles neues Stück nach dem Aber wenn Max De Castro Drum and Bass-seits von Breakbeats gerät, wirkt die Musik wie eine schlechte Travestie auf Weltmusikinkorporation von nimmersatten Kulturkolonialisten. Das passiert ihm nur einmal, zeigt aber erschreckend, wie dünn das Eis für wagemutige Traditionsentmuffer sein kann. Schnell dreimal mit dem Daumenknöchel auf den Zuckerhut geklopft. JEEP •••• FAIRMONT - PAPER STARS [TRAUM SCHALLPLATTEN] Fairmont ist immer noch mein Lieblingsprojekt von Jake Fairley, weil er sich hier, obwohl auch die stark lineare Rhythmik seiner anderen Projekte durchdringt, viel stärker noch um dieses Verweben von Melodien kümmert, die eine andere Ebene in die Struktur der Tracks bringen und auf so dichte Weise die Musik zum schwingen bringen, dass einem sofort ganz warm und verliebt wird. ”Paper Stars” könnte man fast schon als Elektronika bezeichnen, nicht nur weil Jake mehr und mehr, und auch mehr heimlich, singt, sondern weil die Beats schon fast ein Hauch sein können, wenn die Idee eines Tracks mal nicht mehr verträgt. Sehr klare scheinbar einsame Musik die nicht viel Worte braucht, nur viel Zeit. www.traumschallplatten.net BLEED ••••• entgeht den typischen Stereo Beats. Selbst Trickys ”Makes Me Wanna Die” bekommt noch einen Groove verpasst, der sich der Textbotschaft nicht so recht unterordnen will. Und so kann man es im Grunde kurz fassen: Hier handelt es sich um eine der eher unnötigen Compilations. M.PATH.IQ ••-••• TOK TOK VS. SOFFY O. - TOK TOK VS. SOFFY O. [WARNER MUSIC] Holt den Jägermeister raus, es geht los! Dass einmal Gabba war, wo jetzt echter Electroclash tobt, das macht die lautmalerischen Tokkers wohl eher einmalig. Hier gibt es Hits, hier gibt es trademark Soffy O., hier gibt es ca$hige Synthis satt. Aber vor allem den Stoff, den wir alle brauchen: Neonatisch, elektronautisch, bassbastisch, ach so simpel und doch so gut. Hubbabubba für die Ohren - wer bietet mehr? CASPAR ••• CORKER / CONBOY - IN LIGHT THAT LEARNED LATER [VERTICAL FORM / VFORM 023CD] Corker und Conboy waren eine der größten Überraschungen überhaupt in letzter Zeit. Ihre Tracks auf der Vertical Form Compilation ”Pro Bono Publico” deuteten nicht nur das großartige Album an, sondern auch die stilistische Vielfalt, die wir in Zu- STUPIDITY WILL SOMETIMES SET YOU FREE Karaoke Kalk im Oktober Hausmeister Weiter dial 12 sten - tod und verklärung krabbelt sich auch ungebrochen weiter, und findet gerne immer wieder zu einem Sound zurück, der die Außergewöhnlichkeit von Sounds gut im Blick hat, nicht etwa nach einer Roheit sucht, nach einem Klang hinter dem Klang, wie so manche dieser Leute, sondern gerne auch mal etwas grooven lässt, wenn es der Musik irgendwie gut tut. Erwartet aber keine Dancefloor-Hits, das ist schon eher klar definierte experimentelle Musik mit Bonusmetrik. BLEED •••• GOLAN LEVIN - DIALTONES [STAALPLAAT] Ah, das ist zur Zeit wirklich modern, Orchester aus Handy machen und dann aufführen, muss ja auch jeder Konzertsaal drauf reinfallen irgendwie. Hier 200 von diesen kleinen Elektrosmokpestteilen in einem Raum, die immer mehr geschichtet werden und manchmal auch einfach nur noch so albern klingen, dass das Publikum irgendwie richtig loskichern muss, gedämpft versteht sich. Eigenwillige Musik. Mit CD Rom Part. Bonuspunkt für historische Überfälligkeit. www.telesymphony.com BLEED ••••• STAALPLAAT SOUNDSYSTEM - SWEET SISSY AND THE BALLROOM HISS [STAALPLAAT] Hätte ich’s gewusst, dass es sowas gibt? Nö. Vier Tracks auf einer Mini-CD mit Geklatsche und digitalem Geknister, politisch motivierenden Frontreden aus Berlin, tragischem Orchestergrabensound, aus konkreten industriellen Situationen ein wenig Noise und Strings. Hm. Dokumentarisch würde ich sagen, ist ja auch Teil einer Ausstellung. BLEED ••-•••• THE MINNEAPOLIS SUMMIT [STAALPLAAT] Wenn ich es recht verstehe, dann treffen hier die Tape Beatles, Wobbly, Steev Hise und Escape Mechanism für 20 Minuten im Studio zusammen, und improvisieren sich ein wenig ihre oft albernen Ideen vor, zu einem Mixdown, der über weite Strecken natürlich einen starken Hörspielcharakter hat, aber warum auch nicht, wenn es so albern und unaufgeräumt sein darf, wie es eben manchmal ist, und man findet trotzdem alles. Spinner Mini-CD. BLEED ••••• V.A. - VIVE MARIA [STARBUGS / UNIVERSAL] ”Die Wäschemarke Vive Maria ist die erfrischende Antwort auf die Vorherrschaft des weißen Baumwollripp-Konsevatismus.” Aha. Nun wissen wir, was Vive Maria ist. Aber warum dann eine CD? Egal eigentlich. Bei Bobby Hughes Combination, Bugge Wesseltoft, Karin Krog (Herbert Remix), Suba (Restless Soul Remix), Soulstance, Slope und Kollegen wird eine amüsante Vielfalt tanzbarer Beats geboten. So stelle ich mir einfach vor, dass durch Simone Franze frisch bekleidete junge Menschen zum Fellmann & Louise Remix von The Shes ”The Crawler´s Dream” über den Catwalk stolpern, um sich bei Balduin wieder zu berappeln. Wär doch witzig. Den Jazz im Blickpunkt ergibt sich eine intelligente Begleitung moderner Clubsounds für hoffentlich eben solche Mode. M.PATH.IQ •••••-•••• DER KATZE - IM STADIUM DES BEGREIFENS [STATIK ENTERTAINMENT] Huch, eine Statik Entertainment CD mit sehr viel industriellem Gewummer, ausgeglichen durch sphärisch weiträumige Sounds und Harmonien, eine leicht elegische Grundstimmung aus Granit, und morbider als man es eigentlich ertragen könnte. Acht nahezu tödliche Partykiller für die Verlassenheit einsamer Ravehallen im Schnee, die von den Müllverbrennungsräumern mit Aussterben be- FAUST - PATCHWORK [STAUBGOLD] Die sind einfach nicht tot zu kriegen. Faust gibt es nunmehr seit 30 Jahren, sie waren damals mit Can und Kraftwerk die einzige einheimische Band, die auch außerhalb Deutschlands zu Ruhm und Ehre kam. Ihre ungefähr fünfzehnte Veröffentlichung setzt auf eine Mischung aus frei improvisiertem Psychedelic-Rock und (elektronischen) Klangexperimenten aus der Zeit zwischen 1971 und 2002. Hier geht alles zwischen Kraut- und Punkrock mit verzerrten Gitarren- und Synthiwänden, garantiert unterrichtsabstinentem hypnotischem Schlagzeugspiel, repetitive Tracks zwischen Can und Neu!, Folk, Barjazz, Noise, Drones, 60s Pop und Ambient. Und noch tausend anderen Sachen. Die machen eben einfach, was sie wollen, ohne sich um irgendwelche Musikpolizisten zu kümmern. Das ist nicht alles innovativ und auch nicht alles gut, aber vieles macht Spaß beim Hören und sicher noch mehr beim Spielen. Und darauf kommt es ihnen sicher am meisten an. ASB •••• V.A. - MUSIC FOR DANCEFLOORS - THE CREAM OF THE BOSWORTH LIBRARY SESSIONS [STRUT] Zeitgemäß bedeutet im modernen Clubkontext immer öfter nicht nur ein bedingungsloses Nach-Vorne-Gehen, sondern auch den entspannten und wissbegierigen Blick zurück. Eben diesen werfen die Jungs von Strut mit dieser Compilation so gekonnt, dass es auch an dieser Stelle erwähnt sei. Library Music nennt sich das nun, was genau so lange in den Regalen verstaubte, bis es nun im Zuge der Wiederentdeckung der Rare Grooves zu einer wahren Welle von 70er-Soundtrack-Reissues und dergleichen kam. Leute wie David Holmes oder Thievery Corporation haben das längst umgesetzt. Nun durfte also das Archiv von Bosworth, das bereits in den 30ern zu wachsen begann und voller 78-BPMPlatten ist, durchforstet werden. Zutage kamen 23 von Jazz und Funk durchzogene Kleinepen von Musikern wie Paolo Zavallone, Jonny Teupen und David Snell, die tatsächlich einen Charme versprühen, der in aktuellen Beats keine Entsprechung findet. Prädikat: Lehrreich. M.PATH.IQ •••••-•••• SUNDAY BRUNCH - NO RESISTANCE [SVEK] Jesper Dahlbäck und Sebastian Ahrenberg (aka Seba-of-Bukems-Good-Looking-Fame) laden mit ihrer entspannten, in Musik gegossenen Leisure Wear, zum flockigen Abhängen zwischen Sofa und lockerem Wohnzimmer-Dancefloor. Das ist alles ganz gemütlich und kuschelig, so lange das Saxophon und überhaupt übermäßige Live-Instrumentierung im Keller bleibt. Downtempo mit feinjustierten Schnittstellen zu warmen, US-style-Deep House und dezentem Pop lassen den sonntäglichen Brunch ganz angenehm verlaufen. SVEN.VT •••• UMEK - NEURO [TEHNIKA] Ach so, vergesst mal für einen Moment den Umek, den ihr kennt, die teilen sich zwar einen Namen (den Vornamen auch, ist ja der gleiche, Uros Umek heißt er, der Slovene den ich meine), denn, weil, ja genau, hier geht’s um was anderes. Um was? Harfen? DSP verknotete? Um Melodien, die die Welt bedeuten, weil sie drüber hinaus sind? Um Himmel, in denen die Engel kreisen, an die ich ständig erinnert werde wenn’s mir schlecht geht? Um verzerrte Breakdrums und Aphex Erinnerungen, um Landstriche die nach einem Soundtrack schreien, obwohl Im Vertrieb von Indigo, Kompakt, A-Musik & Hausmusik. | Karaoke Kalk | Roonstrasse 61 | 50674 Köln | Fon 0221.2053781 | Fax -82 Monster. Soviel ist schon am Anfang klar. Third Ear (Tokio / London) kompilieren sich durch die schleppend glitzernden Träume Detroiter Momente der Ruhe. Alton Miller, Eddie Fowlkes, Theo Parrish, LA Williams u.a bremsen House aus, suchen sich die gerade am besten passende Vergangenheit, zerschneiden auf der Suche nach Disco den Filz und lassen es sich gutgehen. So einfach ist das manchmal. Deep wie erwartet, überraschend frisch und vielleicht der Beginn einer neuen Liebe. Mehr muss man da gar nicht sagen. THADDI ••••• KID 606 / DÄLEK - RUIN IT EP [TIGERBEAT 6/040] Das Ruinöse schlechthin ist immer ein Thema. Mehr als das. Es ist ein Lifestyle für alle die Lifestyle einfach nicht können, wollen sowieso nicht, aber nicht drumrumkommen können. Und von vorne. Die EP besteht aus ein Paar Mixen von ”Ruin it, Ruin Them, Ruin Yourself, Then Ruin Me” (äh drei), einer davon von Dälek, der am Anfang dieser Reihe von Tracks steht, weil er wiederum Ausgang für die anderen Tracks der CD war. Oder so. Schwerlastiger Hiphop mit leicht asiatischem Background und industieller Trümmerlaune. ”Revenge Of The Circuit Burners” schnappt sich die Sounds und lässt sie aufsplittern und unter Strom setzen, bewahrt aber das leicht industrielle, das Orginal von der ”Down With The Scene” ist mit drauf, und heult zwischen Knarz und Krabbel mit dieser asiatischen Tröte im Duett mit gefakten Basslines. Bei ”Vague Recollection” muss man fast losheulen so traurig ist es (ja ja, Kid ist ein Scheißromantiker), nur verzerrtes Tasteninstrument das sich immer mehr verzerrt in seiner elend langsamen Elegie, schluchz. Zur Erfrischung gibt es noch einen komplett kaputten Remix als digitale Polka, und das durchaus zurecht so und mehrdeutig benannte: ”Satans Hard Drive”. Tja, manchmal hat mans leicht mit einer Plattenkritik. Kann man einfach Hörzu sagen. www.tigerbeat6.com BLEED ••••• WOBBLY - WILD WHY [TIGERBEAT6/055] Ah, noch mehr Killer, noch mehr Cutupmediamurderstylehyperrealismboot. Doch doch. Also. Von vorne. Erstens, diese Infos zu Tigerbeat Platten gehören alle eingerahmt. Zweitens, die CD hier besteht aus zusammengecutteten Hiphop-Samples aus Radiostationen der Bay Area. Und zusammengecuttet meint jetzt nicht durch Milliarden Effekte verdrehte Microsamples sondern schon hörbare Fetzen, gerne mal eine Silbe, oder weniger, viel Yo, Ya, No, was immer die so sagen, und klar, gute Medienaktivisten, die so drauf sind, scheißen der Corporate Culture Copyright Mafia sehr offensichtlich in die Ideologie von Lifestyle. ”He crashes software for a living” steht im Info. Klar, das sind die Jobs von heute, die jemand den Kopf so freihalten, für diese minutiöse, fast zwanghafte Arbeit so eine Platte überhaupt zu machen. Hören geht einfacher und macht vor allem so einen Spaß, wenn man bereit ist sein Hirn in die Abbildung einer CT davon zu verwandeln. Perfekt übrigens, dazu gibt es ein Lyric Sheet, Auszug hören wollen? Nein, das muss man lesen. Ist doch Wissenschaft. Also ich finde diese Wobbly Platte rockt nicht nur wie Hölle, sondern setzt die einmal in Gang gebrachte politische Rolle von Tigerbeat 6 auf dem freien Markt der Meinungsreappropriation und technologischen Revolte von innen perfekt fort. Oder wie das Info sagen würde: ”Wild Why has the structural rigor of New Music from the academy and the sue-me bravado of labelmate Kid 606”. www.tigerbeat6.com andern zu zaubern, das in seiner zerfledderten fetten Bombastigkeit sämtliche sonstigen sogenannten Mix-CDs vor Kläglichkeit erblassen lässt. Das hier ist seine zweite Mix-CD und mit dabei sind sowohl wohlbekannte RnB, Rap, Ragga als auch eher strange Acapellas und Instrumentals, indische und orientalische Musik mitsamt obskurer Instrumente, Breakbeats und vieles anderes polyrhythmisch Kickendes mehr. So schnell, sauber und druckvoll gemixt, dass es eine wahre Freude ist, auch wenn man Krach mögen muss, um die CD auf voller Länge auszuhalten. DJ/ Rupture ist defintiv Mixkönig 2002. www.negrophonic.com, http://www.tigerbeat6.com CAYND ••••• THE PHENOMENOLOGICAL BOYS - MELODY, MELODY, MELODY AND MORE MELODY [TOMLAB] Huch, was ist das? Las Vegas Freejazz Punkette Harddisc Orchester? Jedenfalls legen sie einen ständig rein auf dieser Platte. Mal schlunzt es mit alten Blueshippieriffs, dann säuselt es als wäre die Sängerin die Monkees, dazwischen Sketche als wäre man auf einem Countryfestival in die OldschoolEcke geraten, schlidderte über Nierentische mit einem vollgerotzten Kleid und würde dabei so cool aussehen, dass alle stehenbleiben, dann rasseln die Samplestakkatos und die eine Dixielandpunkband spielt einen Beachboysong dazu, und schon kann man wieder von vorne anfangen nachzudenken, was hier passiert. Wenn People Like Us so etwas wie ein Panoptikum machen, dann machen The Phenomenological Boys (auch ein guter Witz, sich Boys zu nennen) eine Bar auf, in die man gerne jeden Abend gehen würde. www.tomlab.de BLEED ••••• STERNSTUNDE.1 [TOSCANA RECORDINGS] Es gibt irgendwie für jede Stimmung eine Musik. Neulich war ich mal in Hannover, dort gibt es in der Nähe des Bahnhofs eine Lounge, die Gelbe Seiten(tm) heisst. Stylisch, angenehmes Licht, vermutlich OK’e Drinks zu Preisen die keinen interessieren. Dort sollte diese CD laufen. Nicht weil das alles so sülzig wäre, die Hannoveraner haben bekanntlich die Sülze nicht erfunden, außerdem hat diese CD auch nichts mit Hannover zu tun, erscheint sie doch auf einem Intergroove Label, sondern weil das so verplustert ist, dass die GroßstadtLounges sich zu einem großen Fussel im Kopf vermischen, der alles an Differenzierung in einem plätschernden, warm brummenden Schlappwahn aufgehen lässt, selbst wenn ein paar Stücke sehr sweet sind, und keine komischen Studiomusikergitarrensolos haben, wie man sie auch auf New Age Platten findet. Musik die man eigentlich nur in Bean Bags hören kann. BLEED ••-•••• MAX DE CASTRO - ORCHESTRA KLAXON [TRAMA 004] Ein Schritt rechts, ein Schritt links, und schon überschreitet man die Demarkation zwischen traditionell synkopischen Brasilbeats und UK-Breakbeats. Max De Castro hüpft genau an dieser Linie entlang. Der Brasilianer, der auf dem gleichen Label veröffentlicht wie auch die brasilianischen Drum and Bass-Produzenten Patife und Marky, macht sich einen Kompositionsschülerspaß daraus, Bigband-Arrangements auf Digi-Beats zu schneidern. Die Erneuerung von Bossa Nova-Songwriting über die Straffung der Beats funktioniert so lange, wie er Brasil-seits von Breakbeats bleibt. So bekommt Bossa Nova eine zeitgemäße Dringlichkeit und Nervosität, die sie von jedem Coffeetable kippt. HEADQUARTERS BERLIN [TRESOR/197] Der zweite Teil der Serie mit Tracks der Headquarters Equipe zeigt, dass die Welt der konspirativen Technoidee immer noch ein Zentrum in Berlin hat, und featuret neben den beim letzten Mal schon rockenden Acts ein paar Neuzugänge wie Todd Bodine, Baeks, Kompjutr, Tollstoi, Subtronic, Aquaton und mehr, einige von ihnen finden sich auch auf Rampe D oder Ungleich wieder, anders unterwegs ist eigentlich vor allem Pacou, und hört man sich durch die beiden CDs durch, so entwickelt sich nach und nach immer mehr der Eindruck, dass frühe Detroiteinflüsse langsam verblassen und alles in Richtung immer mehr Clubmusik tendiert, die wirklich vom Tresor und dem eigenwilligen Sound dort unten gekennzeichnet ist. Reduziert meist auf die wesentlichen Grooves und nur einen Hauch Sound, irgendwie extrem trocken und rumpelnd ist diese Doppel-CD fast eher eine Vision, als Musik die man für sich zuhause auflegt. Außer vielleicht um sich zu erinnern. www.tresor-berlin.de BLEED •••-•••• SCANNER - LOST WITHOUT LIGHT EP [UNDERSCAN RECORDS] Mit Scanner kann ich so gar nicht, und hab’ das auch noch nie als Problem empfunden. Schon der Titel, ich meine hey, soll das Ironie sein? Seit wann ist jemand der früher jedem Journalisten seine Scanner Geschichte unter die Nase gerieben hat und als originell verkauft, ohne Licht verloren? Wenn diese komischen Sounds und Stimmen nicht wären, übrigens, dann könnte so zumindest in Parts der ein oder andere Track dieser Platte, gut, vielleicht ein wenig weniger offensive Darkness hätte auch geholfen, ganz gut sein. Und es wäre vielleicht eine solide klapprig knisternde Dubplatte draus geworden. So bleibt eigentlich nur der letzte Track, der mit seinen melodisch melancholischeren Hispeedsambaklöppelrhythmen und den verhangen schwebend gemaultrommelten Filtersounds so schön ist, dass man auch die Strings nett finden kann. Doch, wirklich schöner Track, Scanner, ich entschuldige mich, vorerst. Debut einer 10” Serie des Berliner Labels Underscan Records, denen u.a. noch Andreas Remmer, Tonne, I/O und mehr folgen werden. www.underscan.de BLEED ••-•••• V.A. - UNIQUE CLUB CULTURE 2 [UNIQUE 059 / PP SALES] Man kann vorzüglich darüber streiten, inwiefern das aktuelle Clubgeschehen als ”Kultur” bezeichnet werden darf. Im Falle der Düsseldorfer Unique würde man sich da aber sicher relativ schnell einig. Vielseitig zeigt sich das erlesene Line-Up um Malente, N.O.H.A., Frank Popp, Ben Human, Xaver Fischer Trio und Phoneheads. Die Reise beginnt mit Nicola Contes großartiger Latin-Jazz-Fassung von ”Meu Samba”, führt über Funk, NuJazz, BigBeat, Drum´n´Bass und endet bei beim funny Downbeat-Turntablism von Dynamo Productions. Spaßgeladene Grooves, die den Unique Club zur Institution machen. M.PATH.IQ •••••-•••• V.A. - REMIXED BY THE STEREO MC´S [UNIVERSAL] Dieser Tonträger hat es ganz auf die eingefleischten Fans abgesehen. Obwohl selbst die schon die meisten der elf Remixe von Leuten wie Quannum, David Holmes, Jungle Brothers, Tricky, RZA oder Pressure Drop kennen bis haben sollten. Nichts kunft von Vertical Form erwarten können. ”In Light That Learnt Later” macht genau da weiter, wo die beiden auf der Compilation aufgehört haben. Wahnsinnig entspannnte, akustische Miniaturen, die, so scheint es, alle im Rechner nochmal gerade gerückt wurden. Zwischen verspielten Gitarren und bescheidenem Schlagzeug entfalten sich kleine Miniuniversen, die den bösen Wind einfach ausmachen und auf die Terrasse einladen, wo sich die Schaukelstühle schon eingewippt haben. Es gibt Kekse, kurze Jazzeinheiten, bunte Drinks und große Hits. Genau solche Musik brauchen gerade alle. Ja, auch die Kalimbas. Neue Helden für mich, die sich mit dem Album nur noch tiefer in meinen Kopf eingraben. THADDI ••••• SILEX - ALPHABET [VIBRANT] K. Soublis ist Silex. Ansonsten ist er Fluxion und fliegt mit diesem rauschenden Ambient-Dubschiff gerne zum Chain Reaction-Airport. Fließend und basslastig bleiben die Sounds auch bei Silex. Aber doch meint man die Maschinen etwas grinsen zu sehen und den Fuß im Electronicaland zu spüren. Allerdings nur bei ganz großer Geduld und tagelangem Wegelagern vor den Klang- und Rhythmusspuren. Wenn du dann aber viel, viel bekifftes Glück hast, kannst du sie vorbeihuschen sehen, im Augenwinkel, ganz links außen bildest du dir ein, dass die Dinger, wie z. B. ”Holder”, gelächelt haben. Meist bleibt es metallern und stoisch humorlos. Da kann auch der Waldweg nichts dran ändern, in dessen Gebüsch du dich versteckt hast. Silex kundet den Raum aus. Nebel des angenehmen Grauens kommt auf dich zu. Sehr cooles Zeugs. rantmusic.com CJ •••• KID 606 - THE ACTION PACKED MENTALLIST BRINGS YOU THE FUCKING JAMS [VIOLENT TURD/002] Ne, genau. So ist das, das tut der, da kennt er nichts. Macliebhaber wissen wovon das Cover redet, aber alle anderen müssen sich mit der Musik zufrieden geben, was auch nett ist, denn die Stücke sind alle nicht von Kid 606. Steht drauf. Also: ”Sometimes I Thank God That I Can´t Sing Because Then No One Can Blame Me For Anything” klingt wie ein Vocal das so stark gefiltert wurde, dass Hal nicht mal mehr merken würde, dass er in Wirklichkeit einen Mensch sexy findet. ”Mp3 Killed The CD Star” kickt Eminem in den Arsch, wie es sich gehört, und ist dabei natürlich sinngemäss ein fluffiger Partyhit. ”Kiddy Needs A New Pair Of Laptops” macht ein R`n`B Acapella mit Seitenblicke auf große D`n`B Zeiten und Kraftwerk, und zeigt dass Kid zu den besten R`n `B Produzenten gehört die die Welt kennt, sogar in dem was essentiell ist, dem Schichten und Lagern von Stimmen ist er ein ungeschlagener Meister ach, eigentlich ist er vermutlich die Wiederauferstehung der Supremes, nur das beim Beamen ein bisschen was verloren gegangen ist. ”Never Underestimate The Value Of A Holler (Vipee-Pee Mix) kann die Finger nicht von Missy lassen. Zurecht. Bester Mix. Ach, weiter geht’s mit 3 anderen Hits, ich liebe diese Platte. Warum haben wir die eigentlich nie besprochen? Wir Schweine. www.tigerbeat6.com BLEED ••••• V.A. - OST/MORVERN CALLAR [WARP] Eine Compilation, die mit Cans ”I Want More” von ihrem ”Flow Motion”-Album beginnt, kann sich nicht so ganz verkehrt entwickeln. Die nächsten beiden Tracks sind von Aphex Twin und Boards Of Canada, es geht weiter mit Velvet Underground, <42> - DE:BUG.65 - 11.2002 CD (•)-nein (•••••)-ja Stereolab, Broadcast, Lee Perry, Holger Czukay, Lee Hazlewodd & Nancy Sinatra und den großen Ween mit ”Japanese Cowboy” von ihrem völlig unterschätzten Country Greats-Werk. Das liest sich wie ein Mixtape von einem guten Freund? Ist es auch, denn dieses Tape spielt eine wichtige Rolle in dem Film ”Morvern Callar” von Lynne Ramsay. Es ist nämlich der Nachlass eines Selbstmörders an seine Freundin. So ist zwar jeder Titel bedeutungsvoll für die Handlung des Films, die musikalische Zusammenstellung funktioniert aber auch ohne die Bilder perfekt und wirkt niemals einfach zusammengeklebt. Ich glaube, es ist an der Zeit, die alten Holger Czukay Platten aus dem Regal zu kramen. ASB ••••• SQUAREPUSHER - DO YOU KNOW SQUAREPUSHER [WARP] ”Some Noise” verlangt Tom Jenkinson auf der zweiten dieser doppelten CD immer wieder brüllend. Dieses gut 60minütige Set stammt von einem letztjährigen Auftritt aus Japan. Und der GeräuschAustausch funktioniert lärmend. Sobald die Sounds von Squarepusher leiser werden oder sogar innehalten, beginnen die Zuhörenden zu kreischen, rufen, grölen. Ein seltsam ravig-rockiges Feedback. Und der Beweis, dass auch Jenkinson nicht etwa gramgebeugt hinter Konsolen verschwindet. Er kommt halt von der Insel. Bei aller Referentialität (offensichtlich samplet Jenkinson z. B. den Applaus): Ein wenig nervt das ewige Hin- und Her zwischen Sound und Publikum nach einer Weile. Dafür gibt’s auf der ersten 7-Track-CD die erwartet irre Mischung aus übergebrochenen Schlägen, Electronica’n’Bass und Krach. Und das befriedigt wiedermal mehr als. Das Outro wird mit einer merkwürdigen Coverversion von Joy Divisons ”Love Will Tear Us Apart” geleistet. Eigentlich unantastbar. Aber der Squarepusher macht auch das derart schleppend und doch auf der Überholspur, dass Ian Curtis zu grinsen beginnen könnte, könnte er es noch. Zum Layout: Das ganze Unterfangen ist durch DEUTSCHLAND ADA - BLINDHOUSE / LUCKY CHARM [AREAL RECORDS/010] Das ist eine dieser Platten, die man jeden Tag zu seiner Lieblingsplatte erklären könnte, jedenfalls ist es bei mir so. Und die Tracks sind dazu noch so unterschiedlich, dass man es kaum versteht. Auf ”Blindhouse” shuffeln die Beats schon durch so warme und tief gezogene Effekte, dass einem ganz warm ums Herz wird, noch bevor überhaupt was anderes da ist. Und dann will man auch nichts anderes mehr. Extrem locker kickende Bassline, ein paar angerissene Vocalreste, die eigentlich nur fragen warum man sich so gut fühlt, was man ja gerne macht, wenn alles stimmt. Redundant sein bis ins letzte, ein wenig falsches Piano und pulsieren im Schnee. Deepester Housetrack des Jahres. Nur mindestens 5 Minuten zu kurz. Ach, und der Hit kommt erst noch, und mit ihm kommt meine endgültige Überzeugung, dass Bleeps wieder da sind, der Sounds dieses Winters. Unbedingt. ”Blindhouse” heisst es, und es klimpert so überzeugend los, dass man ganz ergriffen ist, wenn einen die in Basslines verpackten Pianos eiskalt mit ihrer extrem konzentrierten Energie so erwischen, dass man erst mal sprachlos bleibt. Ein Hit der sämtliche Ponys mit links überholt. Grosse Platte. www.areal-records.com BLEED ••••• TANITH - ANGSTPOP [BASH//002] Yo. Keine Ahnung was Tanith zu so einem Titel treibt. Vorzeigetechnoheld der frühen Berliner Tage mit Tarn und Kappe rockt er eigentlich immer noch so lässig wie eh und je, und mit ”Angstpop” vielleicht mal wieder ein wenig näher an der Zeit der großen Ravepianos, die sich in ihren kleinen Filterkörbchen sehr lässig wiegen und drehen als wären es Embryos einer neuen Ära. Bis auf die Vocals, die man sich auch hätte sparen können, ein völlig lupenreiner Ravetrack mit schönen Effekten. Leider ist der Asem Shama Mix auf der Rückseite (von dem Track der Bash EP davor) etwas sehr direkt auf die bratzende Tour. Claps auf der Zwei und Technonebel immer dabei. Ach, im Nebel, da geht so einiges. www.bash-again.de BLEED •••• THE OTHERFUCKER [BERLIN KRAFT/001] Was für ein grandioser Unsinn. Housemeister hat sich ein eigenes Outlet neben Bpitch gebastelt und die erste EP ist dann auch gleich von ihm, und mit ”Organ Aus Feuer”, der A-Seite, so merkwürdig verswingt dass man sie auf 45 auch als Punktrack mit Saxophon hören kann, apropos... Da ist wirklich ein Saxophon drauf, und das Saxophon ist so zum schreien, dass man es kaum glauben kann. Überhaupt ist das ein Track der so tut als wäre New Or- Nicht-Informationen gekennzeichnet. Noise eben. Nett. Musik zum Taubenschießen eben. Kurz: Kein Überflieger, aber ziemlich klasse. BLEED •••• www.warprecords.com CJ •••-•••• ANDY VOTEL - ALL TEN FINGERS [XL] Man kann sich auch mit allen zehn Fingern in der BRAVECAPTAIN - ADVERTISEMENTS FOR MYS- Nase bohren, aber ich glaub darum geht es hier gar ELF [WICHITA] nicht. Sondern? Um das Zusammensammeln von Frag mich mal, wer die Boo Radleys waren. Hm. skurriler Musik aus diversesten Jahrzehnten, aus Randnotiz irgendwo. Aber ein Mann mit dem Her- der man dann so etwas wie die Nachfolge von Big zen am rechten Fleck, liebt er doch Kid 606 und Beat antreten kann. Ja, das ist alles Rock and Roll, Laptop-Konzerte, nur, den Glauben daran, dass die- oder Post Neo Folk oder sowas, die orgelige Varises Album eine Skizze davon sein soll, was er will, ante mit Kleinkindergeräuschen dazwischen, Märund was sich irgendwie ähnlich wie Kid sehen chen die man sterbenden Pennern erzählt, damit möchte, und er es jetzt voll drauf hat (mit dem sie in der Wurstfabrik landen, sehr gut designte Unnächsten) wagen wir ein wenig zu bezweifeln. Zwar fähigkeit mit Swing, und natürlich wird durch den sind einige Tracks wirklich schön geworden, aber so Bart gesummst, und man steckt die Hände in die richtig wollen die nicht zusammenhängen. ”Birth Taschen zum Schlendern. Irgendwo stand, dass AnOf A Project” zum Beispiel ist sehr ruhig und ver- dy Votel (Mancunian) Perfektionist ist, klar, wer Dilspielt elegische Elektronik, dann kommt ”Stand Up letant sein möchte, muss das sein. Ach, und sehr And Fight” und wir fühlen uns mitten auf einem seelig und technologisch ausgefuchst lässig klingt Collegerock-mit-Aussage-Konzert und hopp, näch- es auch noch. Soll er bitte nicht als Band umsetzen ster Track, ”Rod’s Gone One” und wir befinden uns wollen, auch wenn es lustig ist, Can-Ex-Rentnerin einer Art Deephouse-Aphex-Breakcore-Psyche- sänger ins Studio zu holen, aber so ist das definitiv delik-Sound und dann weiter zu Indiedub. Nicht eine der sympathischsten Möglichkeiten aus einem dass das schlecht wäre, aber es ist doch etwas zu Leben zwischen Raregroove Platten und Avantgarverdreht in dieser Zusammenstellung, als dass wir de Rock einen neuen Bohemien-Lebensstil zu maglauben könnten, viele Menschen halten das durch, chen. Die Bärte übernehmen den Norden. Schon vor allem weil es so viel nicht miteinander zu tun zu gemerkt? haben scheint. Der Siegerausdruck auf der Cover- www.xl-recordings.com rückseite ist einfach herzzerreißend. BLEED ••••-••••• BLEED ••-•••• V/A - DEEP TECHNO [DIFFERENT] LEMON JELLY - LOST HORIZONS [XL] Das dreiviertelgare Housewurst-Label Different Nette klimpernde Musik für den Freund elektroni- stellt eine Dreierreihe an Überblickssamplern für scher Eisenbahnmodellwelten bis hin in alle virtu- 100% Ahnungslose zusammen: Deep Techno, ellen Offshoots, den Neofolker per se, den Broken Sweet Electro und So Classic. Halbklassisches der Beats Light Afficionado, die Freunde von Eierku- letzten sieben Jahre addiert sich auf Deep Techno chen und Honey Pies. Wenn man im Fernsehen ein zu einem Kompendium ohne rechten roten Faden, Picknick machen könnte, in jedem Film der grad das als didaktische Zusammenstellung zwar eher läuft, Lemon Jelly wären bestimmt der richtige So- Schulterzucken auslöst, aber immerhin im richtiundtrack dazu. Alice im Wunderland hätte auch ih- gen Rhythmus. Als zufälliger Radiomitschnitt mit re Freude daran, wenn sie nicht grade kokst. Easy. Künstlern wie Garnier, E. Dancer, Aril Brikha, Sway- zak, Isolée oder DJ Rolando (ja, wirklich, ”Jaguar“ ist hier drauf …) würde es aber beim WG-Abwasch der Axis-Zahnputzbecher freudig begrüßt. Geschmackssicheres Tanzen in der Kontingenzwüste. JEEP ••• V/A - BRIQUE ROUGE 3 [BRIQUE ROUGE] Die dritte Werkschau von David Duriez' und Llorcas Label, das zur Zeit einfach alles rockt und mit jedem Release noch konzentrierter an ihrer musikalischen Version von pumpenden und deepen Housetracks, die alte US-House Traditionen von New York bis Chicago atmen und den Blick zurück mit dem Blick nach vorn versöhnen. Und das heißt, Bassdrumwhopper, Winkelgrooves, desolate Vocalschnipsel und dezenter Bleep- und Acidwahnsinn. Auf den beiden CDs sind dann auch alle Hits mit drauf, für die wir die Brique Rouge-Posse um David Duriez, Phil Weeks, Dan Ghenacia, Llorca etc. in den letzten Monaten so geliebt haben. Super slick gemixt zum häuslichen warm bouncen bevor man selig in die Nacht eintaucht. SVEN.VT ••••• CASPAR ••• lassen, zieht trotzdem enorme Energie aus einem gewissen Oldschool Flair nebst guten Breaks mittendrin, und gerne mal öfter, und lässt es nie zu martialisch werden. Nett. Techno der härteren Art kann solche Sounds und Methoden wirklich brauchen. www.force-inc.com BLEED •••• lung. Klar dass ihn die leicht elektroiden Kleinkinderretrocomputerwelten, in die er später immer mehr ging, auch nur kurzzeitig davon abhalten konnten, und irgendwie trifft es dann hier wieder richtig in einer grossen Oper für die Retrobreitseite dieser eigenwilligen Orchestermusik von Popgrössen aus den späten 70ern zusammen. Gemeinsam mit Portamento sind die Tracks für eine Tanzgruppe entstanden, die natürlich durch mehr Kunstnähe noch näher dran ist, und vermutlich jedes der Stücke von seinen Fingern leckt. Am Besten aber die Momente wie z.B. ”Sunset”, die sich eher nicht so auf dieses Image festlegen, sondern einfach in feinen kleinen melancholischen und digitalen Effekten herumtrudeln und eine Bilderbuchwelt herzaubern, die man sich von so etwas wie ”Golden Age” hat erzählen lassen. Ein wenig Hang zu Italotrash sollte man aber schon mitbringen, grade auch für ein eher erzählerisches Stück wie ”Bang!” oder das pittoreske ”Staccato”. www.forterecords.com BLEED •••••-•••• JEANS TEAM - GOLD UND SILBER [KITTY-YO] Die Jungs vom Waffenladen steigen ins Metallgeschäft ein und kreuzen unter maximalen Synthi-, Orgel- und NDW-Einsatz Gold mit Silber. Jeans Team fahren einmal Kurzstrecke und geben uns fünf Songs auf kitty-yo, zwei davon brandneu, der Rest jetzt mit Puritätssiegel, da zuvor immer nur in geremixter Form erhältlich. Das Team hat die Jeans frisch customizen lassen und Glitzernieten satt angepinnt. Obenrum galt ja schon immer: Mit Hornbrille kann man eben doch raven. Einmal die Bazooka bitte, ich lauf jetzt Amok! CASPAR •••• ADAM F - DRUM AND BASS WAFARE [KAOS] Jetzt also die Drum and Bass Remixe seines HipHoV/A - CLASSIC AND RARE [FCOM] pOpus’. Und der Name Adam F bürgt für high budDie französischen Feinschmecker von F:Com bitten get unterhaltung. Also hat er sich eine illustre Runzum Jubiläumsschmauß. Der gewählte Titel, so de (Roni Size, die )EIB(-jungs, dillinja etc.) zusamprickelnd wie ein Blumenbeet im Tiefschnee, kann men gesucht, die seine Kollaborationen mit m.o.p, nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier echte Redman etc. in veritable Dancefloor-Smasher verChefs ans Werk gehen: Einmal gut durch, einmal wandeln. Einige Tracks sind ja schon von den Maxis blutig, Jori Hulkonnen respektive Laurent Garnier bekannt, und es geht hier natürlich ordentlich besetzen die Küche und richten an. Der Finne be- breitwandig und blockbustermäßig los. Lässt mich kommt den Originalitätspreis für die Verührung irgendwie kalt das Ganze. von Elegias ”Wings“, einem ”und jetzt alle mitträu- SVEN •••-•••• men und loskuscheln“ Sphärenpastell, mit dem Track, der sogar Opi zum Kopfnicken brachte: Mr. HOWIE B. - FABRICLIVE. 05 [FABRIC] Oizos “M-seq“. Ansonsten aber alles ganz gediegen Ein Mix der Sorte ”Bricolage ist doch dufte“. Howie hier, echter Antifreezer für die kommende Jahres- B. kann alles, gerade/ungerade, scifi/tribal, bonzeit. Der Franzose haut dann erst recht die Filets in gas/motorbass usw… NuUrbanBreakFusions mit eidie Pfanne. Aqua Bassino, Nova Nova, Frederic Gal- nem Schlag tranceliger Flächenschmeichelei schlaliano – Monsieur Garnier hat seine weiche Seite gen dir das Kategorietool eiskalt aus der Hand. Wer entdeckt, erinnert uns aber mit den eigenen Tracks ist drin im Tee? Der Blame Klassiker ”Music Takes des Mixes an seine Fähigkeit zur Zittersoundfor- You“ von 1992, Dope Smugglaz im PMT Remix, schungsfähigkeit. Excellence will prevail. Jackyl and Hyde, Lemonescent, Skelf und weitere CASPAR •••• Tarncyborgs vom Planeten Future. LOW RES - BLUE RAMEN [AIM-RECORDS/PLUG RESEARCH] Ein Killer das neue Low Res Album, keine Frage. Was hier an jazziger Dichte und DSP-Gefussel in höchster akribischer Konzentration zusammengebastelt wurde und dennoch so leicht klingt, als hätte ein Hauch genügt, um diese Tracks entstehen zu lassen, ist einfach atemberaubend. In der Konstellation zwischen leichten Jazzgrooves und Elektronik hat es ja schon eine ganze Menge großartiger Projekte gegeben, aber manche ragen einfach gerne in ihrer Skurrilität und Leichtigkeit über vieles hinaus, was man sich vorstellen könnte. Low Res klingt auf Blue Ramen wie ein Mischung aus Atom Hearts Easy Listening Projekten, dem soliden Jazzfundament von Jamie Hodge und dem lässigen Improvisationsgestus von Leuten wie Fridge, ohne dabei frühe Elektronika aus den Augen zu verlieren oder die Größen und Geheimnisse des Powerbooks zu vergessen. Eine Platte die so irritierend und verstören ist, wie sie diesen Nebenherhören Effekt anvisiert, der einem unter die Haut krabbeln kann und einen von einer unerwarteten Richtung erwischt. Fein. BLEED ••••• (•)-nein (•••••)-ja leans nicht in den Zwanzigern gewesen, sondern müsste jetzt irgendwann bald mal kommen. ”80igHz” ist ein ziemlicher Retrotrack mit allem was dazugehört, und wenn der nicht so brachial over the top wäre, dann würde ich es fast für zuviel halten. So aber liegt man flach in den Verzerrungen und amüsiert sich mit den verspielten Breaks. Als letztes ein Stück vorderasiatische Folkore mit verzwirbelten Effekten und Hihats, und einer stolzen Bassdrum. Sehr mental auf eine ganz eigene Art diese Platte. Kann mir gut vorstellen dass einigen einiges zuviel sein wird, aber irgendwie steh ich grad drauf. BLEED ••••• SASCHA FUNKE - FUNKT [BPITCH CTRL 053] Unser Lieblings-Funkfuchs funkt auf seiner neuen EP den von ihm in der Form unbekannten Lo-Fi-Charme über die Dancefloors und zeigt mal wieder sein Händchen für melancholisch poppige Perlen mit Hitcharakter. Hier und da lugt sogar ein glücklich schwelgender Trancevibe um die Ecke, der Erinnerungen an längst vergangene Zeiten gleich mit rüberweht. Gar nicht mehr so trocken, auch wenn es natürlich noch sehr minimal zugeht. An einigen Stellen nicht ganz so zwingend wie seine letzten Releases, aber trotzdem sehr cool. SVEN.VT •••• HOUSEMEISTER - WAKE UP! [BPITCH CTRL 056] Seit einer halben Ewigkeit ist Housemeister schon im Berliner Nachtleben unterwegs, und fest asoziiert mit der Bpitch-Army ist er eben solange. Kein Wunder, dass sein 12” Debut auf Ellen Alliens Label erscheint. Drei Tracks, die nur so vor Energie und Referenz-, Erinnerungs- und Inspirationsschnipseln sprühen und Jahre der Musiksozialisation und Cluberfahrung fein zurecht gehackt miteinander kollideren lassen. Bleepig und irgendwie eine digitale, punkige Version des alten Chicago-Sounds, mit vielen Abzweigungen und übermütig aufblitzenden Ideen. Dirty Funk für den energiegeladenen Tänzer, der währenddessen noch Zeit hat, Headbangen wieder auf dem Dancefloor zu etablieren. SVEN.VT ••••• SASCHA FUNKE - FUNKT [BPITCHCONTROL/056] Sascha Funke hat sich ganz schön verändert in dieser kurzen Zeit. Die Tracks der neuen EP zeigen das verdammt deutlich. Aus dem ehemaligen supersicheren Dancefloorkiller Funke ist plötzlich jemand geworden, der auch mal störrisch glücklich sein kann, will und für uns alle zeigt wie das geht. ”Now You Know” täuscht ein schwer harmonisches Intro an, knackt dann und stottert, und holt sich selber noch mal ein mit diesem spielerischen Kleinkindermelodieglück, das alles andere als nur niedlich sein will, sondern irgendwie eine knatternd trockene Deepness erzeugt, die dann natrürlich nicht nur doch funktioniert, sondern auch als Überraschung. Auf der Rückseite mit ”Nordseite” eine kleine Hymne mit angezerrten Beats und Melodien, die man sich auf die Fahne schreiben möchte, wenn man die Hände in der Luft hat. Zum Abschluss kommt auf ”Standbein Stolle Schussbein Noppe” dann auch noch der Stadionrockknarz mit bösen Bassmonstern um die Ecke und irgendwie ist Funke einer der ganz wenigen, denen man es nicht übel nehmen würde, wenn er sich eines Tages mal bei einem Liveset ein Keyboard über die Schulter hängt. www.bpitchcontrol.de BLEED ••••• SIRIUS MO - ...IS WUNDERBAR [BUNGALOW] Auf dem Cover sehen die beiden aus wie 12. Klingen wie die perfekten neue deutsche Welle Kids lassen es sich gut gehen und hängen sich irgendwo zwischen Schlager und Elektropop natürlich voll rein und lassen es sich gut gehen, ab auf TopOfThePops mit euch. Besser, nahezu lustig finde ich dann schon diesen ”au au au” Track, weil die Sounds und Melodien nicht ganz so abgegrast flach klingen, die Vocals ein wenig zerren, das Französisch so schlecht ist, oder so klingt, und irgendwie alles etwas ruffer kling, so als wollten sie Lolita zeigen, wie gut Lio eigentlich war. BLEED ••-•••• CHRISTIAN KLEINE - FIRN EP [CITY CENTRE OFFICES 017] Herr Kleine mit vier neuen bezaubernden Tracks, die ihn mal wider als Meister des leicht verträumten aber doch zwingenden Elektronikaschubs ausweisen. Es rauscht und knuspert, tropft und zirpt mehr, als auf seinem Album für CCO, was die Tracks elektronischer, digitaler klingen lässt, als noch sein Album. Die Beats plockern wie Tischtennisbälle und irgendwie verströmen die Tracks eine intime Wärme und sind dabei aber gleichzeitig sehr kühl, fast distanziert. Sogar an durch den Effektwolf gedrehten Claps kann man sich hier erfreuen (auch wenn es wahrscheinlich gar keine Claps sind. Hört sich aber so an). Eine der besten, wenn nicht die beste Christian Kleine Platte. SVEN.VT ••••• BUBACK Q.E.D. [BUBACK] Buback ist eine Institution für vertretbaren Musikgeschmack und sie feiern Geburtstag. Fünfzehn Jahre lang kümmert man sich in Hamburg schon um die Beschallung mit korrekter Musik von Punk über Britcore und obskurem Gitarrenchansonpunk zu Reggeaeskapaden und HipHop. Die CD ist ein Streifzug durch ihr Labelrepertoire und beinhaltet je ein Stück von Readykill, Jan Delay, die Goldenen Zitronen, Fiva MC, DJ Koze und vielen mehr aus anderen Fraktionen. Kann man sich mit anfreunden. www.buback.de CAYND •••• ANDREAS KAUFFELT - THE REAL DEEP SHIT [CONFUSED RECORDINGS/043] Tja, irgendwie mag ich das gern, auf der A-Seite eine rotzige und verdammt lustige Bassline die alles im Griff hat und fröhlich durch wegberstende Kuhglocken und anderes bratzt und schon ist alles gut. Auf dem Dancefloor sowieso. Was will man auch mehr. Ach ja! Genau, Andreas erinnert einen dran. Perlende Arpeggios könnten doch auch ganz verlockend sein. Stimmt. Musik wie ein Weihnachtsbaum für Raver. Auf der Rückseite eher deepere Tracks mit zwar ähnlich grundlegenden Basslines, aber weniger offensiven die die Leichtigkeit mit der Kauffelt das zur Zeit schafft Hits zu machen ohne sich von irgendwas einfangen zu lassen was ihn langweilen könnte, ganz gut rausstellen. Sehr coole Platte. Doch. BLEED •••••-•••• PAUL KUHN - GATEWAY TO CRIME REMIXES [CRIPPLED DICK 077 / EFA] Die Revisited Series geht in die dritte Runde. Und alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Drei Tracks und drei Interpreten, die uns hier überraschen. Nach schon drei Takten wird klar, das die erste Überraschung von Deutschlands bestem Jazzpianisten des Jahres 1953 (!) selbst kommt. Was er nämlich 1974 aus dem SFB-Big-Band-Studio heraustrug, will so gar nicht das Bild des Mannes aus Funk und Fernsehen unterstreichen, sondern erinnert eher an 70er-US-Krimi-Soundtracks. Vielleicht wurden deshalb viele seiner Library-Titel nie veröffentlicht. Schade. Die Remixarbeiten erweisen dem Original nicht nur alle Ehre, sondern transponieren es gekonnt in die elektronische Clubwelt. Slope (Sonar Kollektiv) lassen nach und nach zu gebrochenen Beats die orchestralen Klänge sich erheben, bis es vor Jazz-Breaks nur noch zuckt und nur das Ende der Rille die Spielfreude bremst. Produktionsstandards werden auch beim zweiten Mix gesetzt. Den steuern Difusora aka DJ Agape und Marc Frank (Les Gammas) bei. Gleich bei ihrem ersten gemeinsamen Werk entwerfen sie eine futuristische Form von percussivem Brasil mit Sahne-Basslauf, der durch die Elemente des Originals nur noch an dramaturgischer Eigenständigkeit gewinnt. Eklektisch. M.PATH.IQ ••••• GRAY - END OF THE STORY [FORCE INC/231] Und noch mehr Post-Acid-Frühneunziger Onslaught. Gray ist aus Slovenien, heisst Jernej Graj und rockt mit angenervten Sequenzen ziemlich bestimmt los ohne auch nur einmal locker zu PROCESS LIVE IN BERLIN 22 NOVEMBER PANORAMABAR TRAPEZ 20 JEFF SAMUEL - double yum SRI - CARS & GIRLS [FORCE INC/233] Ah, endlich tut sich wieder einiges auf Force Inc. Die neue SRI rockt nach einem digitalen Intro mitten ins Herz der kratzbürstigen Acidmonsterwelle und verbindet das dann später mit einem fast Ambientpop-artigen Aspekt, der den Track einfach weit über die Masse hinaus hebt, als wenn’s die reißenden Basslines frühbelgischer Euphorie nicht schon tun würden. Auf der Rückseite zunächst mal ein zurückhaltenderer Knaller mit sehr smoother Walkingbassline, ein Rodeotrack, definitiv, und danach dann noch ein sehr lässiges Stück verspielter Acidmusik in angeknarzt überschwenglicher und serieller verdrehter Fiepser-Laune. Rockt. www.force-inc.com BLEED ••••• DJ DSL - #1 [G-STONE RECORDINGS] Ja, der DJ DSL, einst Wiener, jetzt wahlweise HamMRI, DECO SUB - DIGITAL DISCO [FORCE burger, der hat ja schon so manchem Hype standTRACKS] gehalten und mit seinen charmanten DJ-Sets so eiEine Auskopplung von der neuen Kompilation zum nige Tanzflächen gerockt. Klar, dass seine eigenen Sound für den Winter, kommt mit zwei Tracks, wo- Tracks, vor allem Remixe, z.B. für Masters of Illusibei MRI natürlich erst mal mit ihrem schwärme- on und Komeit, vor allem durch den lässigen Flow risch albernen ”Discover Me, I’m Your Disco Disco- glänzen. Hier gibt es sie als dreifach Vinyl kompivery” abräumen. Sehr schöne flatternde Sounds ja- liert, und wer HipHop ungefährlich und smooth gen quer durch den Hintergrund und die Melodien mag und Rap eigentlich als unnötig betrachtet, ist werden so akkurat wie hittig dazu gesetzt, dass hier genau richtig bedient. man einfach mitgroovt. Kitschig, melancholisch, CAYND ••••-••••• süßlich und irgendwie trotzdem sehr funky. Die Rückseite ist klar digitaler zunächst, lässt Soul wu- SCOTT FERGUSON - WHITE BUFFALO EP chern in deutschen ”Tanz”-Aufforderungen und [GIGOLO 089] rockt mit einem fast Akufen-ähnlichen Groove, oh- Neues Signing auf Gigolo und Scott Ferguson ne dabei etwas aus dem gleichmütig wankelnden bringt uns die beste und überraschendste Gigolo Takt zu kommen. Natürlich auch hier beschwipst Maxi seit langem. Die A-Seite ist sehr moody, fast bleepiges und eine Menge Albernheiten. ein wenig psychedelisch bis dann ein wildgewordewww.force-inc.com nes Xylophon eine ungekannte, desolat jazzige AtBLEED ••••• mosphäre einschlägt und den Track in eine ganz anSCSI 9 - ALECTRA EP [FORCE TRACKS/049] dere Richtung weht. Ziemlich cool. Die zwei Tracks Auch hier schon dezent discoangehaucht, wenn der anderen Seite sind nicht ganz so moody, aber nicht gar ganz in der Matrix der Neonglitzerei ver- trotzdem immer einen Tick an der neben der Spur, schwunden, 3 neue Tracks vom Cheflyriker der so dass sie in ihrer ganzen Säuseligkeit richtig abHousefloors Anton Kubikov, der ausgeschlafen und räumen. Sowohl auf dem Techno- als auch auf dem frisch geduscht in die Disco zieht, um mit seinen HipHop-Floor. Yo! Tracks erst mal die Hitze vom Leib zu shaken. SVEN.VT ••••• BLEED •••••-•••• MARTIN MATISKE - STARS & GALAXY PORTAMENTO FEAT. BOCHUM WELT - QUAD[GIGOLO 097] SCREEN [FORTE RECORDS] Die erste EP von Gigolos Kinderstar, über den ja Irgendwie hatte Bochum Welt schon immer ein Fai- schon die ein oder andere Legende im Umlauf ist. ble für die Welt des klassischen Tanzes, ”Les dances Vier Tracks, die zwischen weitschweifiger Romand`été” auf Kromode war damals eine echte Enthül- tik und genretypischen Synthie- und Basslineso- TRAUM V2 9 BRO KER/ DEALER - urgent TRAUM V3 1 TO M AS JIRKU - rychnov EP TRAUM V3 2 / CD1 0 FAIRM O N T - pa per sta rs TRAPEZ 21 JEREMY P. CAULFIELD [email protected] TRAUM@N ETCOLOGN E.DE Fon ++4 9 (0 )2 2 1 2 3 3 2 9 7 WWW.TRAUMSCHALLPLATTEN.DE FAX ++49 (0)221 25 787 42 <43> - DE:BUG.65 - 11.2002 DEUTSCHLAND unds Electro durchdeklinieren. Geht voll in Ordnung, gewinnt allerdings keinen Innovationspreis, was den guten Martin wahrscheinlich nicht die Bohne stört. SVEN.VT •••• BLUMM & MÖBIUS - 20 LOCK GROOVES [HAPPY ZLOTY RECORDS / 006 ZLOTY] Wahrscheinlich sind die netten Enten auf dem Cover schuld, dass man diese 7” gleich in sein Herz schließen will. Ich mag Enten, quack. Wie könnte es auch anders sein. Die Frage bleibt, wo das Schloss ins Spiel kommt. Lock Grooves als definitve Abgrenzung zu den Locked Grooves? Wobei die Lock Grooves auf locked sind, also Entlosrillen. Von der Nadelbelastungsprobe mal abgesehen, krabbeln sich die beiden Jungs hier quer durch ihre Loopsammplung und präsentieren die 20 schönsten. Schön. Zwischen kakophonischer Zweisamkeit, rhythmischen Brechstangen und man weiß nicht was noch blinzeln immer wieder die nachmittägliche Spielzeugsammlung durch, die man schon von Blumm kennt. Gut, wenn man die Zeit manchmal stillstehen lassen kann. Auf 133,3 bpm. THADDI •••-•••• MIKE DEARBORN - NO COMMUNICATION [HOLZPLATTEN/059] Ein wenig altmodisch wirkende, vollgepackte Chicagotracks der harten Art, wie man sie früher mal zuhauf auf Djax fand, nachdem dieser Charme des merkwürdigen aus dem Off kommenden Produktionsstil Chicagos ein wenig verschwunden war. Auf der B-Seite glücklicherweise ausgeglichen durch einen recht soliden Pianodubravetrack und ein Stück leicht angejazzter Trashhouseideologie. www.holzplatten.de BLEED ••••-••• VICTOR DAVIES - RUNAWAY TRAIN / LADY LUCK [JCR 035] Remixe für Victor Davies verlangen nach Produzenten, denen zum souligen Gesang Davies´ etwas einfällt. Wahoo aka Dixon und Georg Levin vom Berliner Sonar Kollektiv haben das in der Vergangenheit ebenso zielsicher erledigt, wie ihr Kollege Misa Negra vom Londoner Bugz In The Attic-Syndikat. Das ist auch hier nicht anders. Und so bleiben alle bei ihren Leisten. Da fällt es tatsächlich nicht auf, dass die West-London-Ausgabe bereits vor 18 Monaten das Studio verließ. Still contemporary. M.PATH.IQ •••• CONVENANT - BULLET [KA2] Lustig, ein Ellen Allien Remix auf dieser Platte. Und sie macht genau das Richtige, nämlich lässt den Jungs ihr Depeche Mode Cover Haarspray auf der B-Seite und singt (naja, spricht, Ellen spricht) den Track einfach neu ein, lässt die Beats knarzig und holprig im grade noch eingefangenen letzten Nebel von Harmoniewechsel rocken, und mogelt sich so grade noch durch den Break mit Orginalstimme und zurück ins fiepsige Gekrümel mit freundlicher Unterstützung von Apparat. Le Dust Sucker (das Info sagt sie haben einen Hit, ”Keine Bewegung Berlin”) klingen mit ihrem Remix ein wenig wie die nachdigitalisierten Fehlfarben auf Rocktour, ein bischen Electroclash Puder hier, ein wenig 80er dort, die Stimme irgendwo am Ende wo man sie auch wegmixen kann, und vor allem mit Dancefloorlatschen, so breit wie das Oktoberfest. wwww.convenant.dk BLEED ••••-• DIEGO - THOUGHT PATTERNS [KANZLERAMT/ KA82] Auch in der Schweiz rocken die Nächte. Jeff Mills hätte seine wahre Freude daran. Diego Hostettler produziert hier für Kanzleramt einen hart treibenden und mit windschnittig verspielten Seitenböen aufgemischten Überflug - Techno bekommt neben der hymnenhaften Anspielung auf der Flipside seine Ladung Verlorenheit ins Abseits gestellt und die folgend traumwandlerische Apathie gekickt. Gelungener Auftakt, der Zweitracker, zum bald folgenden Album. ANETTF ••••• ROBERT NATUS [KAZUMI/039] Sehr satte Technowummstracks mit mal unheimlichen Stringloops und Snarewirbeltreiben, die fast unheimlich wirken in ihrer Art wie ein Walzwerk loszurocken, dann eher trockenes Highspeed-Pingpong über einen Tisch aus Basslines, Versuche die Rigs im Club mit Hämmern zum weiteren Instrument zu machen und ein solide schlidderndes Stück Akkordrave. Nett. www.pornostarmusic.com/ BLEED •••• SUPERPITCHER - YESTERDAY [KOMPAKT/066] Zunächst mal holt die zweite Superpitcher 12” das nach, was die erste merkwürdigerweise vergessen hatte. Nicht dass ”Tomorrow” von damals nicht doch den Weg in so manches Intro gefunden hätte, aber nun gibt es eine richtige Clubversion von dem Track, die Gitarrensounds wehen leichter durch den Hintergrund, die Stimme wird mittendrin leicht digitalisiert, und trotzdem entwickelt sich dieses charmant elegische Cowboyflair und die Offbeatbasslines wirken gar nicht mehr übertrieben. ”More Heroin” lässt diese Spannung weiter offen und braucht dazu für Superpitcher fast überraschend kaum Elemente, macht fast einen Tanzschulengroove, lässt nur dieses Getragene einer Stimmung wirken, bis sie sich in etwas wie eine Harmonika auflöst, die einen nicht loslässt. Sehr typischer Track, trotzdem sehr unscheinbar, vor allem aber einer der schönsten. Auf ”Time To Cry” holt er dann die große Heulsuse der Melancholie heraus und singt über das Vorbeigehen. Immer tragisch, aber auch immer schön. www.kompakt-net.de BLEED ••••• JUSTUS KÖHNKE - WAS IST MUSIK REMIXE [KOMPAKT/068] Forstwedel und Tarnfreak Justus steht im Wald, der Blick streng, abgewendet, den Blick auf der Schüssel ins All. Ein Bild kann, wie ein Lied, eine Brücke sein, nur geht da keiner drüber, da geht nichts drü- (•)-nein (•••••)-ja ber in diesem Moment, da geht einfach alles, nein, es tanzt. Klar, die Lyrics, drüber, richtig, so genau, ein Reisbrett der Gefühle, nur ein Hauch, ein Signal. Deshalb gibt es neben dem ”extended vocal” Mix auch noch einen Instrumental, der sich mehr und mit einem nicht zu verneinenden Solocharme sanft auf die Schulter der 90er lehnt und dann sind wir auch schon auf der Rückseite. Dort herrscht Wasserman Acid. Knarz, Bumm, Schmiedeeisern, angeflufft digital, die Stimme von Justus plötzlich die Stimme der Schamanen, die die Welt regierten, naja ein paar Sommer lang, aber irgendwann gibt er auch das auf, und lässt die Strings floaten. Der zweite Mix knüppelt direkter mit Bleeps und irgendwie ist das eine Platte, die allein vom Thema her schon immer stimmen muss. Justus in Höchstform. www.kompakt-net.de BLEED ••••• Muckerattitüde, versteht sich. Folk, Dub, Reggae und was weiß ich nicht was verschmelzen zu einem tretenden, humorvollen Hybrid, der selbst FunkSkeptiker auf den Flur zwingt. Manchmal twisten die so derbe los, dass man froh ist, die Platte auf 33 stellen zu können, um die unglaublichen Breaks z.B. im Titeltrack noch einmal in Slow-Mo nachzuvollziehen. BUB ••••• LANDESVATTER - VATTERLAND [NORMOTON/006] Leicht angeklickerte subtile Minimaltracks mit einem ziemlichen Uptempo-Flavour kommen hier von unserem De:Bug-Mitstreiter, die mal glitzernd kicken, mal leicht elegisch brillant durch die runtergefahrenen Beats hangeln, mal einen unmissverständlich charmant triggernden Groove erzeugen und immer sehr präzise und klar wirken. Als AbASEM SHAMA - MOTHERLOAD EP [KOMschluss dann noch ein herzzerreißendes Stück deep PLEX/003] wummernder Dubsmoothness für die letzten, die Die rocken tatsächlich verdammt entspannt. Uplo- noch swingen. ad brettert genüsslich mit Stakkatos und Filtern vor www.normoton.de sich hin und versteckt eine heimliche Vorliebe für BLEED ••••-••••• Ravepianos ganz gut. ”Vivid X” ist leider ein wenig dark geraten und erzeugt ein leicht neurotisches SUTEKH & SAFETY SCISSORS - PRESENTS Hallenflair, ”Slick” kickt wieder solide und mit brül- [ONI.TOR/ lender Bassline und zum Abschluss kommt noch Was aussieht wie ein Überraschungspacket als Parder Titeltrack mit seinen Vocoderelektroeskapa- typlatte mit zwei recht debilen jungen Herrn hinten den, Synthgenuckel und Monsterbass. drauf, ist vor allem natürlich eins, grosser digitaler BLEED •••• Unsinn. Sutekh verrät uns, nicht ohne Hörschaden im Mittelohr, das Geheimnis der ”Pigeonlips” in eiACIMO - KIMONO EP [LAB 023] nem eigentümlich lässig verwurschtelten FunkDas kann bei Wissenden nur ein heftiges Auge- track als Rezept für knusprige Tauben, verbreitet brauenzucken auslösen: John Tejada findet sich mit wortlos glückseelige Zwirbelathmosphäre nebst einem Remix auf dieser EP wieder! Eigentlich hat Bonusdub auf ”Pied - billed Grebe” und schmeckt der Kalifornier, der bislang für Detroit-Techno das ganze mit einem Hauch ”Poule Bossa” ab, das stand, gerade seine Vorliebe für Drum´n´Bass ent- wie ein Papierschiffchen auf dem digitalen Chaos deckt. Für Lab schüttelt er aber noch mal ein mini- von Heimat und Haafen säuselt. Funkmaster Safety mal groovendes TechHouse-Tool aus dem Ärmel, rockt in einer Vorübung auf sein allabendliches das allerdings von der Vorlage nur wenige Elemen- Scrabblespiel mit ”Pom Pomp Po P” auf das Zusamte übernimmt. Neben dem Original darf man sich menspiel von Mund und manikürtem Funk hin, zu aber auch auf zwei weitere Tracks des Intuit-Keybo- dem man sich brilliant die Fingernägel von den Subarders Acimo freuen. Mit ”Tunnel” und ”Yamaha” woofern trocknen lassen kann, setzt kurz verknäulschließt er die Brücke zu Tejada. Speziell ”Yamaha” te Kontrapunkte auf ”Another P”, wird ganz Preaverarbeitet 4/4tel-Bassdrum deepe Soundscapes chermässig swingend auf ”Porpoise Of Intent” und zu einem deutlich komplexeren Groove. lehrt uns das auch im kleinsten Stäubchen noch ein www.lab-records.com Stück brutzelnd-bleepiger Energie steckt. Und was M.PATH.IQ •••• auf ”Opposite Of Opossum” los ist, weiss ich selber nicht genau. Unbedingt auspacken. ACIMO - KIMONO EP [LAB RECORDS/023] www.onitor.de ”Kimono” beginnt mit einem John Tejada Remix. Ei- BLEED ••••• gentlich, würde man sagen, Tejada trägt selber sowas. So klingt es manchmal. Auch wenn er hier erst SHINTO - KIBOU E.P. [PLAYHOUSE / 064] mal elegisch glatt beginnt, biegt er schnell in die- Hmm, zwiespältige Sache, das hier. Ich konnte sen Tanzsaal ab, den man an ihm so mag, vielleicht schon mit dem Shinto Album nicht so viel anfangen etwas zurückgelehnter aber immer noch brilliant und auch auf der ersten Maxi für Playhouse stellt und mit sehr clubbigen Dubs und auf die Länge hin mich Platzgumers und Tokujiros Projekt vor einige mit immer schöneren und treibenderen Vocal- Probleme. Das mag hauptsächlich daran liegen, schnippseln. Das Orignal ist ja eher Downtempoja- dass ich einfach keinen Zugang zum gutturalen, jazz, sehr lässig, aber natürlich mit Soli an allen Ecken panischen Gesang Tokujiros bekomme. Musikaund verpielter swingender Gradlinigkeit nur im lisch einwandfrei, die Vocals sind dann wahrscheinHintergrund. Auf der Rückseite mit ”Röhre” und lich Geschmackssache. Wer japanische Popmusik ”Yamaha” zwei weitere Tracks, mal rabiat rotziger mag, den werden diese vier Shinto Tracks bestimmt Funk (wie in Funk) mit dezenten Dubs und schwer auch rocken. über allem lungernden Stringhintergründen, der ei- SVEN.VT •••-•••• gentlich wirkt wie ein Thema, das durchgejammt wird, und zum Abschluss dann sehr effektverliebt VILLALOBOS - HALMA [PLAYHOUSE/062] losprescht. Eine Platte, die, wenn man ein wenig Schlimm diese Platte, wurmt sich am Anfang mit über die jazzigen Standarts hinweghört, sehr lässig krude angesäuselt vocoderisiert verdrehten Vocal bleibt. Freiburg of all places. www.acimo.de (”would you say, more then i can say”) so ins Ohr, BLEED •••••-•••• dass man schon gar nichts mehr weiter will als sich dem smooth verspielten 808 Terror von Villalobos LAWRENCE - REMIXES FOR LAWRENCE unterzuordnen. Davon möchte man glatt sogar ein [LADOMAT] Acapella haben, oder immer mehr und vor allem Ah, das Lawrence Album. Gross. Immer wieder. hält es einen über die klassichen Villalobos GrooHier kommen Remixe von Carsten Jost, Lowtec, ves in einer Spannung, die die Stimme perfekt beIsolée und Bordeaux (?) dazu. Carsten in traurig schreibt. Auf der Rückseite mit ”Loda” ein noch perdichter Selbstverständlichkeit mit einem Track, der lenderer Track, der ganz und gar in den eigenen Efso schwebend wie unheimlich ist, aber diese fekten versinkt, so als hätte hier irgend jemand Kilangsame schwere und immer deepere Steigerung loweise Hasch verkrümelt und wollte zum Duell geso klar in den Blick bekommt, dass man sich lang- gen die Freaks antreten. Böse, funky, klebrig und sam mal ein Stück von ihm wünscht, dass eine hal- superfluffig dazu. Villalobos hat einfach ein Tradebe Stunde lang ist. Lowtec übersetzt in moodig mark auf soetwas. deepe Shufflestrukturen, getupfter Vocals und ww.mad-net.de/playhouse schnippender Lässigkeit von ganz unten, hinaus in BLEED ••••• das Glitzern der Nacht, Isolée nimmt Urlaub vom Ich in diesem Remix und schliesst die Lücke zwi- THE VISITORS - THE RACE [POLISH/003] schen Broken Beats und Detroit auf seine Weise, Ich bezweifle mal, dass dieses Discoslomohousekontert mit einem fast aus dem Track losgelösten monster hier von den gleichen Leuten kommt die Funksolo und untersucht die verschiedenen Seiten auf Choke Visitors heissen - ist nämlich das neue des Dämpfens. Bordeaux am Ende. Sollte man im- Projekt von Mille und Hirsch. Mit Slaps und warmer tun. Gibt es so was wie Mitternachtsfolk? Da- men Scifisynths ab in die Geburtsstunde von Disco nach direkt das Album nochmal hören. aus Eurowahn ist ”The Race” (nein, kein Yello Cowww.lado.de ver) einer dieser Tracks, die blendend zwischen MeBLEED ••••• tro Area und Daniel Wang passen, klar, aber auch auf eine gewisse Weise spröder und mit einer treiDASH DUDE - CASUAL FRIDAY EP benderen Art von Funkyness. Der Remix auf der [MORRIS AUDIO/015] Rückseite gefällt mir um einiges besser, weil sie Mit Sicherheit eine meiner Lieblingshouseplatten sich mehr von diesen Stilübungen löst und die Spedes Jahres, nicht nur weil Dash Dude, ein Züricher, zialität für deepe Houseorgien der beiden besser so unglaublich smooth und glücklich Bleeps auf rausbringt. Ein smoother wundervoller Track, der den Tracks verteilt, und dazu reduziert und char- einen sofort einmümmelt und weit in die Nacht mant in einer Weise die minimalen Lehren der letz- hinausträgt. ten Jahre einfach selbstverständlich zu Stücken www.newpolish.com macht, die einem selbst Tejada etwas bemüht BLEED ••••• scheinen lassen, sondern weil die Tracks drüber hinaus so lässig funky und leicht rüberkommen, ROCH DADIER - LA PIERRE POLIE EP [PORTRAIT dass man beim kleinsten Geplinker sofort weiss, RECORDS/004] das ist Musik, die man immer wieder hören möch- Schon irgendwie, dieser Track. Man fühlt sich erst te, vor allem auch auf dem Dancefloor, weil sie sich mal an perkussive Housemuster erinnert, aber schon so von allem frei gemacht hat. Wichtige Plat- dann entwickelt Dadier über diese merkwürdige te. www.morrisaudio.com Art von Wankelbass immer mehr eine Tiefe, die so BLEED ••••• unbekannt wirkt, wie das Vocal sagen will. Extrem lässig swingende Basslinemusik die einfach nur SVEN DEDEK - PASSION [MUSIC FIRST] grooven will und das mehr als gut tut. Auf der RückFeine lockere deepe Technotracks mit schönem De- seite wird es mit ”Multitasking” wesentlich voller troit Flair, klackernd präziser Percussion, stechend und technoider und bewahrt sich aber über die fein genauen Sounds und Sequenzen, manchmal auch gesetzten percussiven Kleinteile eine Eigenart, die sehr dubbig und relaxt mit einer fast ausgewasche- fast plinkernd gut gelaunt wirkt. ”Multicode Applinen Melancholie, oder dem gewissen Sinn für das cation” bleibt bewährt trocken reduziert, und tragende in seinen eigenen Sounds. Schöne Platte macht schlechte Witze über Oizo und andere Vögel mit einem etwas skurrilen Vocalhit am Ende. der dick gebutterten Bassline. Die beste Portrait. BLEED •••• BLEED ••••• BURNT FRIEDMAN & THE NU DUB PLAYERS FUCK BACK [NONPLACE] Oha, Friedman, die alte Funksau, ist zurück. Nach seinem vielbeachteten Debüt auf Scape gibt’s vier frische Teaser auf sein kommendes Album, allesamt live in wechselnder Riesenbesetzung from around the globe eingespielt. Ohne nervige QADS [RAUM...MUSIK/035] ”Muchachero” tut was es sagt, bollerd machomässig und trockenst, hier und da mal ein Funkeln von Hihat`s, die sich langsam zu Lassos entwickeln und dann hinein in den Wirbelstrum aus der Ruhe einer minimalen Ästhetik, die man vielleicht mit DBX vergleichen könnte und die langsam dann noch mit einer kubistischen Form von Latinplingplongs verziert wird. Gross und sehr reduziert. Auf der Rückseite auf ”KCR” schon gleich zu Beginn voller und hymnischer, mit lässig durch den Nebel schweifenden Harmonien und vielsagend beschwingt wedelnden Toms im Einklang hinaus auf die Landpartie. Der knuffige-reduziert orgelnde ”Deckard” Track rundet das ganze sehr schön ab. Deep. www.raummusik.de BLEED ••••• den Fall. ”Drivetrue” ist ein sweeterer clickrig schön ausgedubbter Track unter vielen und genau da fühlt er sich auch wohl und lässt die Gläser vor Glück zittern, und back to the oldschool von Anfang des letzten Jahrzehnts geht es auch wieder auf ”The Bubblefields”, allerdings aus der Sicht einer Glasbläserei, die das ganze mit digitalen Lasern in die Geschichte eingraviert. www.sub-static.de BLEED ••••• BILLY DALESSANDRO - DARK MATTER [RESOPAL SCHALLWARE/003] Billy Dalessandro hat einen ganz eigenen Stil, mit minimalen Ideen umzugehen und sie umzusetzen als eine Art Dubtracks für Chicagoheads, was sich ja manchmal widerspricht oder gegeneinanderarbeiten könnte, hier aber perfekt groovt. Munter steppende Basslines, extreme Hallräume und schnackend präzise Beats, die dann auch noch auf ein Breitwandepos hinauslaufen wollen. Die Rückseite ist ähnlich, aber zunächst etwas dumpfer, und vergräbt Stakkatofunk mal weit unten oder haut ihn einem ins Gesicht wie auf ”Twistet Fate”. BLEED •••••-•••• TEMPONAUTA - EP [TEMPONAUTIKA/001] Den Titeln nach ist diese Platte aus Slovenien. Ah, stimmt, DJ Bizzy und Dojaja. Mit ”Enki” beginnt die Platte in der Zeit vollmundiger Technoravetracks, als Dub noch ein bretterndes Piano war und die 909 dem Abend 90% seines Lebens eingehaucht hat. ”Aruru” ist dann eine Art Elektrohörspiel für Paranoiker mit Mitwippeffekt, garantiert brachial und albern genug für alles. Die wahre Vorliebe der beiden entdeckt man dann in dem fast klassisch anmutenden Dubtrack auf der Rückseite, wo selbst die knisternden Hallwege und die lässig es treibend, im Untergrund Gräben schaffenden Basslines perfekt emuliert werden. Schönes Debug für dieses neue Label. BLEED ••••-••••• ANDERS ILAR - REPLIK [SHITKATAPULT/034] Der Göteborger Anders Ilar lässt die eiskalten Schlieren über Basslines schaudern, den Geist verirrter Robben nölen, blickt in die Weite und ist dabei so stumm wie Schnee. Ähnlich wie seine Tracks als Rend auf Plong, ist diese Platte so ruhig, dass man schon anfängt, über ihn zu tuscheln, noch bevor er auf der A-Seite überhaupt mal dazu gekommen ist, sich in diesen hingeworfenen Pianosound zu verlieben, hängengeblieben, bis er diese Art von Tanzparkett wiedergefunden hat, auf dem Weite nicht mehr ein Problem ist, sondern essentiell. Der zweite Track mümmelt sich dann warm und holzig ein in Harmoniewechseln und knisterndem Tröpfeln, legt die Fernbedienung auf die Fußpedale des Pianos und lässt sich erst vom klackernden Wecker des Titeltracks wieder mit angezurrten Bassdrums und verhauchter Stille der ersten Geräusche früh morgens aufwecken. Wenn man im Club Akufen auf Eis bestellen könnte, dann bekäme man ”Replik”. www.shitkatapult.com BLEED ••••• PHON.O - MOKKASTÜBCHEN EP [SHITKATAPULT/035] Phon.O nimmt auf seiner neuen EP gleich ein paar Schritte auf einmal. Als Dub (nicht mal als clickrigen) kann man die vier Tracks bestimmt nicht mehr bezeichnen, auch wenn da immer noch kleine sich räkelnde Hallräume herumgeistern. Mokkastübchen klingt eher mal so, als hätte man Matmos, Herbert und Akufen zum Frühstück komprimiert, für leckere Hors d’œuvres befunden, und sich der eigenen Mahlzeit, ”The Weird Soup” genannt, zugewandt. Auf ”The Gargedude v2” zerlegt Phon.O schon mal vorbereitend folgende essentielle Rezeptbestandteile: Gitarre und eine Prise A (mit leichten Nuancen von äh), mit einem herumwuselnden Besteck aus Küchengeräten der holzigen und metallischen Variante, breitet alles auf dem Tisch aus, und sieht ihnen dabei zu, wie sie in fraktalen Mosaiken aus dem Gericht hopsen. Folgerichtig lautet die nächste Frage: ”What is Kleingehacktes?” Als Ausklang dieser kulinarisch funkigen 4-teiligen Affäre, ”Sachertorte am Morgen”, besinnt sich Phon.O dann doch noch mal kurz auf die grellblitzende Gabel der Erinnerung, sticht zu und lässt sich das Dubbige der ständigen Zeitverschiebungen in den Ohren zergehen. Runde Sache das. The Soft Brown Truth sozusagen. www.shitkatapult.com BLEED ••••• VOIGT & VOIGT - DORN / VISION 03 [SPEICHER/05] Entwickeln sich zu einem richtige guten Team, diese beiden Voigts. Zwei Tracks, die weniger wie so manche Speicher Platten extreme schwer mitten durch brechen, sondern auf ”Dorn” fast ziseliert Oldschoolig mit nervösem Flattern die grosse Welt der Serialität noch mal aufrollen und dabei in ganzer Bandbreite die Modulationen geniessen und mittendrin mit kleinen abgehauenen Samples für Funkyness sorgen. ”Vision 03”, angenommen mal ich hab die Seiten richtig im Griff, ist ein sehr melancholisches Stück für Speicher. Leicht aus dem Off groovende Beats, Plätscherndes, Strings, angezerrte Glückseeligkeit in einfachen Harmonien und geselligem treiben lassen bei aller Strenge. Überraschend. www.kompakt-net.de BLEED ••••• SCHUBERT - GHOSTNOTES [STATIK ENTERTAINMENT] Schon deep diese Platte, klar, schwer, klar, gewichtig, auf jeden, aber vor allem ist sie irgendwie so herausgebrochen aus dem Üblichen. Vielleicht wegen der kruden Loops, die wirken wie Bruchstellen, von denen die Reste hereinpoltern. Ghostnotes heisst die Platte wegen der nicht hörbaren Töne, Geister sind eh schwer im kommen, und kommen meist gut, und so wirkt diese Platte auch. Zwischen halluzinatorischen Nebeneffekten, unwirklichen Szenen der schleichenden Untergrabung, und auf ”Ghostnotes II” klingt Schubert dann zum ersten mal auch so richtig nach Techno, immer schon eine Spezialität der Geister. Mein Lieblingstrack allerdings ”Ghostnotes 1”, wo die Hintergründe diese Dichte haben und trotzdem der Floor rockt als wäre er der Geist von Lawrence. www.statik-entertainment.de BLEED ••••• FALKO BROCKSIEPER - DRIVETRUE EP [SUB STATIC/023] Unfair! Jetzt heisst der erste Track dieser Platte auch noch ”Sexy”. Ist Oldschool auf diese Art sexy? So etwas wie LFO wiederaufleben lassen zu können, ohne auch nur daran denken zu müssen? Einfach House zu sein ohne dass es jemandem wirklich auffallen würde, weil alles so lässig davonkrümelt? Acid sein zu können, ohne das groß draufzuschreiben? Vermutlich. Vielleicht heißt es aber auch nur einfach so. Ein extrem passender Hit ist es auf je- LAMONDE - U THINK...LOVE CAN SAVE YOU [TERMINAL M/018] Levent Faki kickt einfach immer. Und wie ultrapräzise die Sounds nach und nach immer mehr werden ist schon richtig unglaublich. Der Track (den er selbst noch auf der Rückseite als Len Faki remixt) wirft mitten in den grabenden Monsterbass eine Soulstimme die sich durch alle Wege der digitalen Halbleiter quält, nur um noch mehr Drive zu erzeugen, und weiter im extrem ausgefeilten Brettern mit Soul. Gnadenlose Waffe vom Ostgut-Samstag bis hin zum Dienstagmorgen im SO36. Auf dem Len Faki Mix geht es dann perkussiver zu und lässt sich den Brummibass auf den durchgekauten Zähnen zergehen. Monster. www.terminalm.com BLEED ••••• [TONANTRIEB/001] Leicht angegoate Minimalwummsmusik mit leichtem Hang zu dark reduzierten Grooves und etwas dunkel dazu fächelnden Effekten und Hintergrundsounds, Stimmen die flüstern und Sounds die klingen wie das letzte Streichholz des Abends. Auf der B-Seite wenn dann schon mal der ein oder ander Akkord dazu kommt, wird es etwas melancholischer, und beginnt langsam zu Grooven. Die Richtung stimmt, aber irgendetwas fehlt. www.tonantrieb.de BLEED •••-•••• JOHN ARNOLD - FOUR MINUTES [TRANSMAT/MS30] Irgendwie hat man das Gefühl, dass John Arnold ein richtig alberner Typ ist. Erst tut er so, als wollte er die ersten Fragiles (ist ein Freund von Carl Craig) noch mal aufleben lassen und dann ist er plötzlich mitten in einem extrem heiteren Latin-Jazz Wirbelsturm ultrasweeter Melodien ohne das man denken würde, er wollte (hat ein Jazzstudium hinter sich, klar) irgend eine Art von Genre Musik machen. Es ist einfach so, es macht einfach glücklich und das endlos lange. Auf der Rückseite wird es mit ”Chica” dann etwas flausiger, lässt eine wummernde Bassdrum auf Chicastakkatovocals laufen und dann hinein in die grosse weite Welt des ausgelassenen Hüftschwungs. Auf ”4 Minutes?” kontert er noch mit einer eigenwilligen Version von Acid....Jazz, oder ist es 2Step? Sehr erfrischende Platte. BLEED ••••• BROKER / DEALER - URGENT [TRAUM/029] Zwei neue Tracks von Broker / Dealer, die mit ”Urgent” ihre lässig swingende Art mit einer Art ausgedehntem Oldschoolsynthsolo verbinden, das vielleicht ein klein wenig kitschig wirkt, dafür aber etwas stärker auf den Dancefloor zielt als die letzte EP und im zweiten Part auch wieder diese losgelöste Stimmung erreicht. Mit ”Forest” ist dann das Thema noch klarer anvisiert. Discoide Trance mit ungewohnten Mitteln. Sehr arpeggiolastig und dennoch leicht und mit slappend kickenden Motiven, was weniger säuselnd wirkt, als vielmehr sehr direkt und extrem optimistisch. Schön. www.traumschallplatten.net BLEED ••••-••••• BLEED •••• WE ARE UNGLEICH [UNGLEICH/011] Könnte eigentlich jeder behaupten, stimmt aber nicht, und so lässig bringt auch kaum jemand anders einen Track namens ”Broken Gucci Glasses” rüber, als die Headquater Posse, hier, Double X. Morbide an den Leiden von Mitte labend mit Nighttimeglitzer für Leute, die vom Blut der Fashionaddicts leben und grollenden Vocals in blitzbösem Stampffunk. Kowalski überrascht uns, denn dies ist ein Statement, falls ihr es noch nicht bemerkt habt, mit einem gespenstisch eingefädelten Dubhop Track in quadratkilometergroßen Hallräumen und DI_Indicator findet mit ”Specific Instances” den Moment an dem snappende Dubtechnotracks mit leicht verwehenden Melodien urbaner Dichte und Verwandlungsmöglichkeiten in eine elektroide Hymne unwahrscheinlicher Art sein Gefallen finden. Unseres natürlich auch. Schöne vielseitige Platte. BLEED ••••• BENJAMIN BRUNN - AUFTRAG EP [UNITED STATES OF MARS/ USM 019] Herr Brunn dürfte einem schon mal auf Ware begegnet sein. Und wenn Ware, dann weiß man ja schon mal, welchen Dreh das Scheibchen innehat. Wuchtig bolzt hier zunächst der Bass voran, die verträumte, in Schleifen laufende Melodie im Blickwinkel, immer auf der Hut vor dem Schnuspelkram. Aber auch nicht ganz so derb hat er’s drauf. Eine verfilterte Marschdrum mit elegisch verstärkter Bassline bildet die Basis für eine softe Ummantelung im Plaid. Moody ist das Schlagwort für diesen ”Auftrag”, der neben allen Zugänglichkeiten doch den Erinnerungseffekt missen lässt. Trozdem, sehr angenehme, kurzweilige Platte. ANETTF •••• DECOMPOSED SUBSONIC - I NEVER SAY [WARE/034] Yo, Knarzrock. Das könnte ein Track sein, der die Kreuzung von Schumacher und T.Raumschmiere versucht, mit einer Priese irischem bleep Folk der frühen 90er gewürzt, als wäre er Hausmeister. Äh, wie bitte? Doch doch, und genug Raum das ab und an zu zerstören lässt sich Herr Wessling auch noch, hat noch ein unerwartetes Ravepathos auf Tasche, dass er genüsslich über uns ausbreitet. Ein Hit, keine Frage, und genau das kann man eigentlich immer brauchen, und leicht drüber wirkt es eh. Gut kalkuliert das ganze, man könnte auch unverschämt sagen. Auf der Rückseite belohnt er die etwas nervenschwachen Raver unter uns dann mit einem Killerfunktrack der shuffelnd neutrotisch knarzen überdrehten Art, der weniger Funktionalismen des Kleinhirns bedient, sondern die Arme in breitgrinsend wedelnde Dinge verwandelt. Wie heisst es noch in ”24 hour party people”? Immer von den Schultern aus... www.ware-net.de BLEED ••••• JACEK SIENKIEWICZ - CASE THEORY [WMF RECORDS] Jacek rult. Nicht nur als Liveact. Das beweist er mit diesen drei neuen Tracks mal wieder eindeutig. Cool kickender Minimaltechno, der zu funky ist, um sich zwischendurch mal eine Verschnaufpause zu gönnen. Sehr klar und knackig produziert, dürften die drei Tracks demnächst zum All-Time-Dancefloor-Battle-Weapon werden. Jawoll! SVEN.VT ••••• APPEAR - BOUNDZSOUND (LASSOMUSIK) Bei diesen vier Stücken versagt jede Kategorisierung, ear, Sänger und Texter von Seeed, hat auf Lassomusik, einem neuen Berliner Label, ein recht kurioses Projekt ins Leben gerufen, das Dancehall, Jazz, HipHop und sonstige Stile zugleich konzeptuell gardlinieg und chaotisch durcheinander mit deutschem und englischen Gesang ziemlich strange aber dennoch rund kombiniert, ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber cool, weil nicht klassifizierbar, also frei. CAYND •••• ADAM NOILDT - POPSTAR MAXI [TONSPORT 013] Tonsport mal in leicht durchgeknallt. Die drei Tracks bürsten Electro-Pop gegen den verspielten Minimalfunk-Strich. Gewinner sind der Brosis und der No Angels Mix, in denen es ratttert, pluckert und dabei mit stotternder Stimme straight RichNOVATEK - MESMERISE [TREIBSTOFF/025] tung Irrsinn marschiert, bis auch der letzte laut Eine neue Novatek, und man ist schon fast über- "Gaga!" ruft. Very Leftfield würde der Britte sagen. rascht, wie sehr ein paar verdubbte Akkorde eine Aber irgendwie ganz sympathisch. Linie vorlegen können, die nicht mehr zu brechen SVEN.VT •••• ist. Braucht auch gar nicht sein, und damit es nicht langweilig wird, auf dem graden Weg auf den Dan- ARS LARSON - LOOPS & TOOLS [TONSPORT / cefloor, hat Novatek seinen Sound noch einmal et- 002 LP] was klarer gemacht, mit einfachen Ideen maxi- Der Name ist Programm. Auf der A-Seite findet miert, und nichts kann sich diesen beiden Tracks an man zwanzig Endlosrillen, die für so ziemlich jeden Macht in den Weg stellen, die rocken einfach, oben- Technomoment etwas zu bieten haben. Die B-Seite drein noch mit sehr funkigen Basslines. Deep, wird demzufolge von zwei Tools und zwei spinnertrocken, klar, rein und dennoch klassisch. ten Spoken Word-Snippets (ist das ein echter Anwww.treibstoff.org rufbeantwoterspruch? Ich hoffe nicht…) besiedelt, BLEED ••••-••••• die (die musikalischen wohlgemerkt. Die anderen beiden sind eher für den blöden Witz nebenbei geNATURAL FUNK - DRINK AND DRIVE EP eignet) einmal leicht trancing, einmal etwas resolu[SÉPARÉ RECORDINGS / 006] ter kickend zum Mixen einladen. Séparé ist auch eins dieser Label, bei denen man ir- SVEN.VT •••-•••• gendwie nie etwas falsch machen kann. Auch hier gibt es drei tighte Deep House Mover, die mal et- DIVIDER was in den Percussions und mal in die eigene Dis- TRASHPOP FOR LOVERS E.P. coaffinität verspielt, gleichzeitig entspannt und [DAS DREHMOMENT] pumpend daherkommen. Schön. Jetzt gibt es Urlaub, jetzt gibt es alles, was sonst SVEN.VT ••••-••••• verboten ist. Festhalten und Kategorie verarbeiten: Hi-NRG-Italo-Robodisco. Ein waschechter „Disco SENDER BERLIN - JR 500 [UNGLEICH/010] Travolta“ namens Keen K macht uns verkleidet als Sehr smoothes Release mit ständig hochgeschau- „Intergalaktischer Lazerboy“ einen vollverstromkelter Dichte und schön durch den Raum wehen- ten „Jellyfisch Dance“. Feistester, total retrorisierden präszisen Sounds zu treibend dezenten Claps ter „We love Rimini“-Stoff. Der Spaßfaktor bei Iro,das in eine kleine aber beherrschte Orgie von nieresistenz steigt hier ins Unimaginierbare, da wühlenden Synthsounds ausartet. Mindstrong. Die setzt einer dem Munich Moroder-Style den finalen Rückseite von Kowalski wirkt dagegen fast schon Schuss. Für tronisierte Addicts, die überlegen, sich stumpf, und so richtig bekommt er auch die Akkor- einen Pornobalken wachsen zu lassen. de nicht in den Griff und aus dem Leerlauf hinaus, CASPAR ••• trotz versuchter Slowmotion-Filteraction und erst wenn die Sounds des Orginals wieder präsenter werden, beginnt das Stück zu wirken. <44> - DE:BUG.65 - 11.2002 UNITED KINGDOM HARMONIC 33 - EXTRAORDINARY PEOPLE [ALPHABET ZOO] Irgendwie ist Zukunftseuphorie, die vergangenen Visionen des noch Kommenden anhängt dasselbe wie stoische Vergangenheitsidealisierung und daher mindestens genauso nostalgisch, auch wenn es in dieser schwelgerisch harmonischen, gestrichenen und fast leer wirkenden geschmeidigen Glätte das ein oder andere verwendbare Stück gibt, scheinen die meisten als Nebenhermusik zum leise Hören und Visionen von planetaren Oberflächen nachgehen gedacht zu sein. So breaklos und unrauh ideal für annehmbare Cafebeschallung, bedarf bei aller Definiertheit der Ergänzung oder einer ungemein verklärten Szenerie um nicht deplaziert zu wirken. Alphabet Zoo ist übrigens ein Unterlabel von dem britischen Drum’n Bass Label Droppin Science, und hinter Harmonic33 steckt Mark Pritchard, der schon ein paar Ambient und Drum and Bass Platten veröffentlicht hat, z.B. bei Warp. Lang lebe der Loop. CAYND •••• ANDREW RICHLEY & RYAN RIVERA [AUTOMATIC/009] Nicht etwa der spleenige Bratz- und Brutzel-Overload mit heißlaufenden LFOs, sondern fast dezent und harmonisch fängt diese Platte auf Ibrahim Alfas Label hier an. Ab und an ein Stakkatobläser, Stakkatoscheibchen von Pianosurrogaten und satt die Hihats drüber peitschen lassen. Nanu. Klar, die eine oder andere Dangerzone gibt es auch in diesem Track, aber dennoch hält sich die Platte ganz gut in dieser Art von Stimmung, zwischen hymnischeren Detroittracks und skurriler shuffelnden Methoden oder sequentiellerer Euphorie. Definitiv die klassischste der Automatic-Platten. BLEED •••• STAX - THE JAZZBUG EP [CLASSIC] Marquel Davis heisst Stax. Klar kommt der aus Chicago. Seine frühen Platten kamen bei Lowtone raus, später auf Rush Hour, Nite Life und Roots. Und klar, das ist eins der zentralen Themen von Classic, warum sonst sollten sie Classic heissen dürfen. Jazz, mit Bugs. Oder dass Jazz ohne Bug gar nicht geht. Dass man immer den Jazzbug hat. Jedenfalls hier eine sehr plinkernde Pianolinie, die sich quer über die stoisch rockenden Beats ausbreitet, verspielt und diese Wirkung erzeugt, die einfach heisst, was will man mehr? Ohne dass man die Frage beantworten wollte. Auf dem DJ R Mix werden die Beats abgehackter und erzeugen so noch mehr Funk, um den man mit Filtern herumschlei- CONTINENTAL HEAVENLY SOCIAL - VOTE REVOLUTION [4LUX/003] Jazzsängerin meets Elektroniker, das kann funktionieren, und eine andere R’n’B-Sendung ist ja immer gut. 3 Tracks einer eigenwilligen Mischung aus deeper Produktion und sehr sicherer Genrearbeit bis hin zu Broken Beats. Ja, wirklich R’n’B. Auf der Rückseite gibt es drei Remixe, einer von einem Gerd, der zwischen Jazz und Broken Beats nicht ganz eine neue Wendung findet, ein ruhigerer R’n’B-Mix mit sehr lässig gesetzten Sounds und ein etwas skurillerer Track der hier vielleicht die meisten interessieren könnte, denn Don Funcken (aka Quench) von Funckarma versucht sich an einem sehr sweeten vertrackten aber dennoch behutsam bearbeiteten Versuch die De Luca Posse zu überholen, leider ist die Stimme nicht ganz so herausragend, sondern einfach nur gut. BLEED ••••-••• (•)-nein (•••••)-ja chen kann. ”Str8 Nasty” auf der Rückseite lässt die deepe wummernde Bassdrum hochleben und versenkt erst mal alles in dem Wummern der Bassbins, in dem dann ein zitternd zartes Uhrwerk losgeht, dem man sich selbst am besten überlässt. Wenn man nur noch ein Rest ist, dann weckt einen diese Platte aus allem. Abschluss, Bonus, ”Carnival Jazz”, einfach reinfiltern lassen, als würde man das Fenster aufmachen und draussen wäre ausnahmsweise mal alles am swingen. www.classicmusiccompany.com BLEED ••••• JAY HAZE VS. JEFF SAMUEL [CONTEXTERRIOR/003] Ah, nicht das wir das erwartet hätten, aber es ist eine Killermischung, das weiß man schon, bevor man die Tracks gehört hat. Währenddessen um so mehr. Die beiden ergänzen sich perfekt. Das ist aber nicht etwa eine Platte, wo die beiden zusammen Musik machen, sondern eine Split EP. Auf der Jeff Samuel Seite kommen die grandios kleinteiligen Minimalkrümel so leicht und federnd daher, als hätte er doch Chicago erfunden, jedenfalls strukturell gesehen. Zirpt, brabbelt, krabbelt und versteigt sich auf dem zweiten Track auch noch in ein unglaublich schönes Gewebe zwischen Dub, Jazz und reinster Elektronik. Die Jay Haze Tracks sind auf den ersten Blick spröder und trockener, wie immer mit kleinen Macken, die den Track erst richtig produktiv machen, blödes Wort in dem Zusammenhang, weil das irgendwie alles wie von selbst zu laufen scheint, so wie ein Unfall wenn man ihn sieht, auch im Nachhinein erst richtig schön sein kann, wie von Geisterhand geführt. Dubbig, klar, dunkel, irgendwie, aber mit einer ganz eigenen Art von Licht und Glück. BLEED ••••• SOUL OBSESSION [COOKING] Good Looking hat einen Deal mit ZYX. Lustig oder? Jedenfalls vier Tracks, auf einer Doppel 12”, von Cadien, Vincent, Quintet plays und Nookie die alle hinaus auf die Wolken wollen und das weniger kitschig tun als man zuletzt noch so im Ohr hatte, auch wenn natürlich alles vollgehängt wird mit weichen Strings und Orchestersounds. BLEED •••• K1 [D1/DONE0229 Yo. Keith Tucker. Der bleibt so deep wie eh und je. Seine Art Electro und Funk mit straighteren Ideen zu mischen und dennoch so schwer sexy rüberzukommen wie Baxter, dabei klassich Detroit zu blei- ben, und dennoch nie auch nur den Hauch von Langeweile oder Bekanntheit aufkommen zu lassen. Diese Art einen immer wieder zu verzaubern (blödes Wort), reinzulegen, egal, jedenfalls macht er es wie ein Altmeister. ”U Will Dance” ist spartanisch und mit schwerem Acidhangover, ”Optical” ist ein schwelender Detroittrack der ersten Zukunft, und mit ”Urban Ebonics” reisst er das Thema digitaler Hochtöne auf den Friedhöfen des Grooves noch mal an. Der Decal Remix von ”U Will Dance” ist eine der festen Grössen im langsam doch mal richtig losgehenden Acidrevival. Deepe Scheisse. www.dublindistribution.com/d1/home/ BLEED ••••-••••• so gehen könnte ausser diesem furchtbar faszinierenden Groove und den Geräuschen, die die Welt bedeuten. Massive 4 Tracks für alle Hirngeschädigten unter euch, die damit auch noch glücklich sind. Es ist eine kaputte und heile Welt. Ach, Soul hat die Platte auch noch wie Hölle. BLEED ••••• EARNEST HONES SCRATCHATTACK/SCRATCHMASS [NOVAMUTE] Huch? Nein, keine HipHop Platte auf Novamute, aber eine mit vielen Samplestakkatos und jeder Menge Scratches versetzte rockende (doch doch) BigBeat Platte im alten Stil. Strange aber irgendwie JOLLYMUSIC - TALCO UNO [ILLUSTRIOUS] lustig und mit einer gewissen Eleganz, die solche alJollymusic ist schon eine merkwürdige Truppe, falls ten Breaks immer schon mal wieder erzeugen köndas hier wirklich die Italiener sind. Der Track ist ei- nen. gentlich so ein leicht vertrackt angeknabbert ge- BLEED •••• breakter Schunkeltrack mit richtigen Vocals zum Mitsingen und Liebhaben ganz in der Art richtiger HVRATSKI - INSECT DIGESTION MELANCHOLY Popstars, Prefuse machen daraus natürlich eine [PLANET MU / ZIQ064] dieser verbreakt spleenigen aber dennoch in jeder Gut, dass Hvratski wieder da ist. Auf Platte meine Sekunde stimmenden Harddiscopern in einem selt- ich. Die A-Seite dieser tollen 7” beginnt krachig versamen Folkstyle und Mat101 rockt ungewohnt tech- blubbert im traurigen C-64 Spinettsound, ist schon noid schimmernd einen Discotrack aus den Sam- ein Hit, bevor es richtig losgeht, schlägt kurz vor dem Ed Rush Break Inferno fast in Euphorie um und ples, was ihm wohl nicht ganz so liegt. brettert sich schwungvoll durchs Powerbook, um BLEED ••••-••••• dort das Chaos zu finden und sich darin wohlzufühlen. Ein Brett. Die B-Seite ”Epoxy” beginnt mit BROOKS - COLOUR ME BAD [MANTIS] Hier kommt das Orginal mit 3 Remixen, die alle den gefakter Live-Atmo der us-amerikanischen IDMTrack noch ein wenig smoother klingen lassen, und Realität in schäbigen Hinterzimmern, droppt ein Jadem eher funkigen Background aus Musik die sich zzsample, findet den Bollerbeat, der sofort breakig von House gelöst hat ohne es jemals verlassen ha- zerhexelt wird und die Vierschanzentournee des ben zu müssen, absehen und weiterspinnen. Wah- Drum and Bass eröffnet. Zum Glück haben alle oo (Levin und Dixon vom Sonarkollektiv) kommt in Engländer abgesagt und so bleibt es rough, laut zwei Mixen die natürlich beide sehr fragil und und falsch. Groß! Ein Muss! spleenig herumgeistern und einen glücklich man- THADDI ••••• chen in ihrer Reduktion von Sweetness und Funk auf etwas, das fast klingt wie ein Dancefloor aus MAKATON & OLGA & JOSEF [RODZ KONEZ/011] Spitzentischdecken. Joakim (von Tigersushi) lässt Richtig finsterer Kettenrassel-SM-Looptechno von es gesetzt und lässig deep slammen. den Bratislaven und Makaton. Stumpfsinnig? Nicht BLEED ••••-••••• richtig, eher unheimlich in ihrer Beständigkeit, diese 4 Tracks. AEOX - HOW DO YOU WANNIT COOKED EP BLEED •••-•••• [MENTAL.IND.RECORDS/002.2] Ouch. Wie das scheppert. Rotzt, brummt, rockt, al- ULTRADYNE - UNKNOWN WORKS [SCSI-AV / les auseinanderreissen will, durchdreht an den ei- ID010] genen Sounds, am liebsten alles auf den Kopf stel- Für mich ist das Punkrock. Ultradyne aus Detroit len möchte und obendrein noch nicht mal so klingt, lieben Elektro, drücken aber alles gleichzeitg durch als wollte es einen Laptop dafür (jedenfalls keinen die Stereosumme, so dass alles auf einmal passiert. den man im Mittekaffe präsentieren könnte). Das Der Tangible Mix ist da noch relativ zurückhaltend, ist keine Platte, das ist ein schlimm lebendiges spielt mit dicken Oktavbässen, kleinen PlinkereinDing, dass sich einen Scheiss drum kümmert, was lagen und einer Computerstimme, die restlichen drei Stücke sind aber so wild und per se so kaputt, dass man gar nicht weiss, wohin man zuerst wirbeln soll. Dabei kommt der Kick nicht etwa von der Kick, sondern eher vom Strobo-mäßigen KomplettOverkill. Fuck it up, yeah. THADDI •••• ARDISSON [SEED RECORDINGS / SEED 03] Fünf darke englische Bergarbeiterwirtschaftswundertracks zwischen kruden Streichern, hippeligem QuitscheStep, amoklaufenden Orgeln, brachial prozessiertem Gezwitscher und einer tiefen Dosis HipHop. Killt jeden Dancefloor, hat in der Heimat bestimmt schon Hausverbot und sucht hier nun neue Adoptiveltern. So falsch kann Spaß sein. Killer. THADDI •••• WHEN WE WERE THINGS - PART 2 [SEMI AUTOMATIC/004] Der Krach ist ein heiliges Ding. Nicht dass die neue Semi Automatic Compilation so krachig wäre, aber sie weiss zumindest dass dem so ist. Das mit dem Krach. Jason Leach z.B., der rockt hier ganz mörderisch mit einem Acidtrack, der sich selber auffrisst und uns am liebsten gleicht mit, so groovy ist diese Sau. Killertrack. Klar oder? Der feuchte Atem eines bösen Hundes mit breitem Grinsen. Böser und krümeliger gehts bei MasCon zur Sache, auf einem Stück, das treffenderweise ”Nurx” heisst. Slowmotionbrutzelgabba mit Bonusquietschen und Basslines, die einen auf die Müllkippe fahren. Daniel Benavente erzählt uns von den Überraschungen, die man erlebt, wenn man jemand beim Pornos sehen überrascht und nagelt einen gleich darauf fest. Für unsere älteren Mitleser gibt es gleich noch einen richtig lässig jammenden Swingtrack mit Bonusbreitseiten Solo eines Saxophons aus... tja, woraus könnte das sein? Borgnasen? Richtig groovy. BLEED ••••• allen Formen und aus allen (männlichen) Sichten und Stimmen aus Jahrzehnten Musikgeschichte, die ja immer auch eine Geschichte der Unterdrückung von.... (na was?). Auf der Rückseite mit ”Everybody’s Soft” ein weiteres Stückchen mit dem man seine Nase pudern kann, und endlich mal was in der Hand hat, was man als Motto und Name der Band vor sich hinsingen kann, wenn man nicht zu beschäftigt damit ist, sich mit den Sampleverrücktheiten zurückzulehen. Der letzte Track ist eine Coverversion von einem Track einer Band, die ich nicht kenne, (Prince Nebenprojekt)Vanity 6, und wird von Blevin Blectum gesungen, die natürlich dem ganzen einen Hauch Elektropunk einhaucht. www.magicandaccident.com BLEED ••••• SUSUMU YOKOTA - ARM EP [UNITED SOUNDS OF BLUE/002] Slowmotion Psychedelikahouse, der die Grenzen zwischen Goa und lässig reduziertem Discominimalhouse in einem leichten Undergroundethnologie-Verwirrspiel surft. Die Rückseite verlässt dann das Flausige zu Gunsten eines Hitech-Houses in Detroit, und pflanzt kein Kraut, sondern lässt sich von den konkreten Gräben in bratzenden Basslines treiben. Vielleicht weht ein kleiner Hauch Jazz da drin, und kommt gegen Ende auch wieder in diese Nähe des unheimlichen An-Gruselns, aber ansonsten korrekt. wwww.frogman.biz/usb/ BLEED •••• FRANK HUNTER [ZET/014] Fast bleepiger schiebender Technotrack auf der ASeite, der es schafft mit einer einzigen leicht plinkrigen Melodie den ganzen ansonsten sicher sumpfig herumdumpfenden Track heiter wirken zu lassen. Ansonsten passiert nicht viel, reicht auch so. Auf der Rückseite mit mehr Samples und percussiveren Einschüben ein etwas langweiligeres Stück THE SOFT PINK TRUTH - PROMOFUNK [SOund ein fast bedrückend dunkles Stück mit dieser UNDSLIKE/006] Art von Rhythmik die sich ständig im Kreis dreht, Brilliant wie die erste sind diese neuen 4 Tracks von die manche Looptechnotracks so haben. Dennoch, Drew Daniel (von Matmos der). ”Promofunk” flat- gar nicht übel. tert in diesem zart verwirrten Akufenstyle-Micro- BLEED •••• housestyle herein und wirkt dabei fast noch zerzauster, als käme er grade aus dem Nest, rockt aber dennoch vor allem, weil er sich ständig auch in die Tiefen von Discohouse hineinwagt, ohne dabei festzukleben. ”Gender Studies” holt seine Inspiration auch aus diesen dunklen Samtbezug-NeonlichtCrossoverfunkwelten und überlädt sich mit angeheizten Vocals über die Ladies, Birds und Bees, in (•)-nein (•••••)-ja trem niedlich dieses Stück, kann mir vorstellen, dass Luciano sowas zum Aufwachen hört...Sag mal kann es wirklich sein, dass ich zum Dubliebhaber mutiere nur wegen ”Breakin´ the Tree”? Miguel Navas ”Crucero” holt einen dann wieder auf den Boden der zauseligen Tunnelvisionen zurück, nimmt den Dubfaden auf und spinnt ihn gen Gullideckel, wo die Grooves langsam die Stadt überschwemmen, um dort wie ein Nebel zu verdampfen. Janovsky vs. Scheben machen Schweizer Witze mit einer kleinen Hommage an Akufen im Kölschen Reggeagroove. Eine perfekte Platte. Wenn wirs nicht überstrapaziert hätten, das Cover says it all. Hammer. www.bruchstuecke.com BLEED ••••• DUPLEX - AUTOLOAD [CLONE/026] Ah, Gott kommt aus Detroit. Nur ist er schon länger weg, aber wen kümmert’s, schliesslich kann man ja Musik machen. Die Duplex-Leute schaffen es, ihre Liveenergie hier auf Tracks umzusetzen, die so lässig wie ungewöhnlich deep in diesem warmen Sound stecken, der mit Harmonien nur so um sich werfen kann, ohne dabei den Groove aus den Augen zu verlieren, noe, nix, ist einfach ein Teil davon. Immer schon. Sehr schöne Stücke, die einen immer weiter und weiter treiben und mit denen man am liebsten sofort wieder zurück will zu den wenigen Open-Air-Partys, die den ganzen Sommer bestimmt haben. Extrem schön und extrem einfach. Musik für einen anderen Planeten. Ihr wisst welchen. www.clone.nl BLEED ••••• AMPLIFIED ORCHESTRA - CHILI SIN CARNE [4LUX/004] Der Titeltrack rockt extrem lässig irgendwo in einem eigenen Techhouse-Nirvana, das immer weniger bedeutet. Brummende Bassline, leichtes 2Step Flavour, technoide aber sehr harmonische Filterakkorde, und einfach so weitertreiben lassen auf dieser einfachen aber extrem wirkungsvollen Idee. Perfekt für den Dancefloor und irgendwie so arrangiert als wär’s ein Drum and Bass Track. ”Chicken Noodle Soup” ist ein ganz schön frecher Titel (Carl Craig vergessen oder was?) und wirbelt auch ein wenig zu sehr mit seiner Slapfunkbassline und den etwas überzogenen Breitwandeffekten herum. Die Remixe von Gerd machen das Ganze dann leider noch einen Hauch belangloser. Aber für ”Chili Sin Carne” lohnt sich die Platte schon. STRAND - MESSAGE III [DELSIN] BLEED ••••-•• Vier neue Tracks von diesen Meistern breitwandiger Detroittracks, Brian Bonds und Kech HarringPOTLATCH EP [BRUCHSTÜCKE/010] ton, die sich hier noch weiter Richtung Elektronika ”Ne me quitte pas” säuselt uns Max E. ins Ohr und bewegen als zuvor, und mit neuen digitalen Sounds hinein in einen bezaubernden Track hintergründi- auf Tracks wie ”The Last Scion” auch schon mal auf ger jazzyness zu plätscherndem Triggerfunk, der einen plinkernden Milchshake-Sound kommen, der sich nach dem unglaublich herzzerreissenden Intro dennoch bestens zu den deepen disco knowledge langsam in eine Art moderne Form von Balearic verbreitenden Welten futuristischer Tracks wie Acid verwickelt. Stakkato, smooth rund perkussiv ”Vamp” passen, oder dem bleepig glückselig stapgegroovt, und ein wenig Psychedelik zwischen der fenden ”B9”. Vielseitige Platte mit ebensoviel HuStrenge und den präzisen Effekten. Ausserdem ein mor wie Soul. Stück, dass einen davon überzeugt, wie sehr der www.delsin.org Vordergrund zum Hintergrund werden kann und BLEED ••••• warum Snarewirbel doch gut sind. Danach dann, das ist nämlich eine Mini-EP, ein Stück von Andy KETTEL - CENNY CRUSH [DUB] Vaz, der auch mit überraschend housig-jazzigen So- Ach, das ist keine Platte, das ist eine Liebeserunds an seine ”White X Variation” rangeht, was klärung. Aber an wen? Stellt sich die Frage übernicht nur vom Titel Brinkmann Nähe erzeugt, aber haupt? Kettel, so behaupten die Kids von Dub, ist natürlich wesentlich ausufernder in den Effektpara- 19, wohnt auf dem Land, liebt seine Kühe, und ist metern herumgeistern lässt, aber dennoch eine todunglücklich wenn eine krankt, aber ist das wichüberraschende Floornähe hat. Umdrehen, in klei- tig? Vielleicht, wenn man wissen will, warum diese nen Bächlein baden, swingtime mit Move D. Ex- Stücke so losgelöst klingen, obwohl es eigentlich irgendwie Elektronika ist, Bilderbuch-IDM, mit Hiphop-Einflüssen, Scratches, klimpernd-seligen Melodien, verpeilten Acidsequenzen voller überdrehter Funk-Spleens, leichten ambienten Wiesenliedern, manchmal auch einem Hauch Harfenliebhaberei, vor allem aber irgendwie so relaxt und offen, dass man das hört als wäre alles OK. www.clone.nl BLEED ••••• Licht stehen lassen. Fast stählern deep ist diese komische Bassdrum und dadrin ein ständiges Herumflattern von menschlichen Strömen in einer Metrik. Die Rückseite beleuchtet das ganze einmal von der elektroiden Seite, und dann als eine Art beschwingter, beschwipster Housemusik. Grundlegend irgendwie, aber man ahnt noch nicht so ganz was das werden wird, begeistert ist man sowieso. BLEED ••••• JORI HULKKONEN - ALL I SEE IS SHADOWS [FCOM / PIAS] Endlich die erste Single zum Album ”Different”. Und anders ist der Finne in jedem Fall. Wie sonst kann es sein, dass der er dort, wo kaum die Sonne scheint, nur Schatten sieht? Auch der Track selbst verbreitet eher Wärme. Naja. Soll mir recht sein. Vocal Elektro-Pop mit DeepHouse-Einschlag würde ich das nennen. Ähnlich verhält es sich mit der Flip-Side. ”You´re My Excuse For Being Me” gibt´s ebenso in der Alternative-Version. Eher was für die kommenden Abende mit warmer Decke statt für den Floor. M.PATH.IQ ••• NILS DANIELSSON - FABRICS EP [ILLEGAL/004] Wieder mal einer dieser Tracks mit brummiger Bassline und Congaaction mitten aus dem Herz der Technohardliner, mit Strings verziert als wäre Weihnachten in der Stadt, und die Autoschlangen würden nur nach dem Puls dieses Tracks hüpfen können. Auf der Rückseite ein sehr lässig fluffiger Percussiontrack der mit solider Tiefe in der Bassline und angetäuschten Strings richtig deep wird, und ein etwas verkrustetes Filtertechnostück für zwischendurch. www.illegal-sthlm.nu BLEED •••• CHRISTOFFERMUSIK & UNAI - CHRISTOFFERMUSIK [FACETS / 005] Zurück nach Schweden, wo Christoffer schon eine Platte auf seinem eigenen Label gemacht hat (ratet, wie es heisst) und im Moment wohl an seinem Debut für Hobby Industries arbeitet. ”Rain Out Of Time” klingt wie eine falsche Flasche, die sich in den Jazzkeller verirrt hat und dort mit einem..naja ihr wisst schon anbändelt. Aber so ist Christoffer nun mal. Kaputtes Hörkino, dass spannender nicht sein könnte. Dann drückt Chris Kong den Remixhebel für ”Found” und es scheint, als sei der Vorspann jetzt vorbei und der Dub darf kommen. Klackrig verschachtelter Techdub, der aber schon nach kurzer Zeit zum absoluten Monster wird. Dann wieder Christoffer. ”Loven” ist schön schummerig und verbritzelt, knackt und lächelt, ist sanft und freundlich und einfach wunderschön. Komm her, lass dich knuddeln. Schließlich Unais Remix, der ebenfalls sehr dubbig ”Loven” bearbeitet, ein paar um den Bit-Gürtel sehr dünne Trademark Sounds mit reinwirft und verhalten shuffelt. Lupenreiner Gewittersound. Perfekt. www.backbone-digital.com/ THADDI ••••• GAEL SMITH - MUSKO EP [GENEVA/001] Strange Musik. Sehr trocken und reduziert mit angeheizten Hihatshuffles, dezenter Trashästhetik wie man sie in Brighton und drumherum findet, eher schwermütigen Hintergrundsounds und extrem langsam eingefädelten jazzigen Detroitmelodien, und Reeseartigen Basslines dazu, die die gesamte A-Seite plötzlich in einem ganz anderen NIGHT ON EARTH #2 [NIGHT ON EARTH] Wenn die Nacht sich über die französische Hauptstadt legt, entstehen wohl Tracks wie diese: Ein ambientöses Klanggewitter auf der ersten Seite, und dabei weniger sonische Lampe, die den Raum mit ihren sanften Tönen illuminiert und sich dezent als Einrichtungsgegenstand tarnt, sondern eher so etwas wie eine recht analog klingende Bastard-Dronerei. Einzelne Referenzen sind noch zu erkennen, verschwimmen aber in der eierigen Melange. Auf der Flip geht’s viel noisiger und leider auch eindeutig unspannender zur Sache, da man viele Ideen schon zu oft in anderer und vor allem avancierterer Manifestation vernommen hat. Ich denke da z.B. an die tolle Genesungswerk-CD neulich. Ansonsten aber nice und viel besser als die erste Folge. Wenn’s so weitergeht, wird die dritte Night On Earth ein richtiger Hammer. BUB •••-•••• UMEK - TIKONAL [NOVAMUTE] Vielleicht mag es überraschen, dass Novamute auf Umek gekommen ist, aber schließlich hat er schon Depeche Mode geremixt und mit Laibach kollaboriert und außerdem ist er ein extrem umtriebiger Technologiewizzard, der zwar meist durch seine härteren looptrackartigen Stücke bekannt ist, aber auch weit klarer kann, wie er auf ein paar der vier Tracks hier beweist. Wenn alles gut geht, dann treibt das enorm mit Stakkatopianos und sogar subtileren Dubeffekten, wenn nicht, sind es immer noch solide und angenehme Floorfiller für die härteren Technoraves. BLEED •••• [ONRECORDS/001] Ein neues Label aus Holland, das eine Menge von alten Bekannten der experimentelleren Elektronikszene versammelt, die auch noch alle tun und lassen können worauf sie grade Lust haben, und das ist ziemlich weit vorne. Die erste Platte beginnt mit einem knisternden Stück Wassergroove von EU, die Dub völlig in ein Ebben verlegen, L’Usine zeigen sich von ihrer glitchigsten Seite und lassen die Beats fast vollkommen in ein Tuscheln verschwinden, aus dem heraus ein wenig Geplinker wirkt wie der Himmel selbst, Funckarma halten sich auch zurück und scheinen Total Science Detroittracks den Rang ablaufen zu wollen an komplexen aber smoothen Konstruktionen, während E.O.G. mit ”Day Cymatr” eine Art digitales Harmonium der zerbröselten Beats zum Ausklang mit extrem kubistischem Groove vollkommen neudefinieren. Unglaublich gute Platte. BLEED ••••• vorbei ist. Killer und ungewöhnlich, weil einem nichts dazu einfällt und das deprimiert. ”Flower Of Life” ist noch besser, baut seine wundervoll verträumten Sounds um vertrackte Breaks herum, füttert mit Glass’scher Perfektion die unteren Frequenzbereiche und legt dann los. Mir fehlen die Worte. Das ist so unglaublich schön, einzigartig, mitreissend, rund und perfekt, dass mir nichts anderes bleibt, als die Nadel nochmal an den Anfang zu setzen. Keine Ahnung was das hier ist. Spielt hier eine Band techno auf akustischen Instrumenten? Nein, dann käme da nicht noch diese stompfende Bassdrum. Und auch Querflöten haben da nichts zu suchen. Vielleicht die Osaka-Hymne, die mindestens drei Mal am Tag auf allen Radios gespielt wird. Weil die Stadt alle lieb hat. Oder aber die Filmmusik zum tollsten Film der Welt. Gibt es akustische Elektronik? Mit Herzzerreiß-Garantie und Gassenhauer / Straßenfeger Garantie? Checkt Eater. Mir fällt nichts dazu ein, der Track ist schon wieder vorbei, entschuldigt mich bitte. Track des Jah[ONRECORDS/002] res. Und auch die zweite EP dieses Labels ist ein Killer. homepage.mac.com/p_form Adam Johnsons ”Boungy” verhallt in einem detro- THADDI ••••• itigen Glück angebreakt shuffelnder digitaler Beats, Mr. Projectile schafft es auf ”Dextroampheta- JOHN ARNOLD - WE’RE NOT [UBIQUITY] mine” das Verhallen des Knisterns so lyrisch klin- Ganz anders und fast monströs funky kommt Argen zu lassen wie noch nie, Autophonic wirbeln mit nold hier, im Vergleich zu seinen viel jazzigeren einem lässig slammenden elektroiden Beatbox- Tracks auf Transmat diesen Monat. Der ”We’re Not” track, und Quench runden das ganze mit dem ex- Track geht fast ein wenig in Richtung Microhouse, trem ruhig verstört knirschenden ”Clan” ab. Ein La- lässt aber ein dezent latinhippieartiges Vocodervobel, das sich die Welt der Knistersounds und Elek- cal drüberwehen und beginnt dann mit steeltronikabeats noch mal mit der Lupe ansieht und zu drumähnlichen Sounds komplett loszushaken. Ergebnissen kommt, die weit nach vorne in eine Noch deeper und sweeter und gelegentlich auch Deepness weisen, die man bei all der Melodiesucht sehr vertrackt erinnert ”Fabric” überraschend an vieler Projekte fast vergessen hätte. manche deep verzwickte Herbert Tracks und ist BLEED ••••• natürlich mit einer Extraportion Bodenhaftungsfunk ein Killertrack für den etwas lässiger fraktalen SASCCHA ZASTIRAL - NEW CONTINENTS [PHY- Dancefloor. Rückseite kommt mit einem Mix von SICAL SOUL/004] Ayro (Jeremy Ellis, der auch an ”Fabric” mitgeSehr euphorisierende Detroit Tracks vom Heidel- mischt hat), der einfach nur zurückgelehnt deep berger Zistral, der sich auf eher subbasslastige und sehr minimal den Dancefloor umarmt. Hymnen blendent versteht, aber auch skurrilere BLEED ••••• Tracks mit Oldschoolhousevocals und knarzig verklöppelten Beats, spleenig aufgedrehte und den- EXOTICA - SENTENCE [FIAT LUX] noch zurückgenommene Grooves beherrscht und Elektrohouse mit Dumpfbacken-Erinnerungen an selbst einen sehr deepen Track mit herausragenden Belgientechno und deutschen Vocals, der im Soutpräsenten eiernden Sounds sehr lässig wirken lässt. hsoniks Remix richtig unerträgliche BreitwandSchöne Platte für Liebhaber von Detroit und mehr. technomusik wird, bei dem der Gaumen schmerzt. BLEED ••••• BLEED •••-• EATER - T.O.E. [PROGRESSIVE FORM / PFEP 11] Eater kommt aus Osaka und diese Maxi hier ist sein erster eigenständiger Release. T.O.E. will sich nicht recht einordnen lassen, schält langsam aus komischen Geräuschen eine große Streicherelegie heraus, paart diese mit warmen Bass und einem Drumprogramming, das fast schon Indie ist. So bollert man vor sich her. Klar, dass die Seite viel zu schnell AMERIKA (•)-nein (•••••)-ja JOHN TEJADA - PLANES AND TRAINS [7TH CITY/021] Leider etwas spät diese Besprechung, aber wir hatten das Vinyl nicht früher. Egal. Der ”Timebomb VIP Remix” ist ja schon überall rauf und runter gelaufen, wo die Tejada Fans wachsen, und das sind immer noch mehr als man glauben mag. Sehr soulig mit angeschnittenen Funkgitarren, diesem Orgelloop und den leicht verdigitalisierten Soundpads, die einen so glücklich machen und leicht schleppend diese extrem leichte Art zu grooven erzeugen. Und mitten ins Herz die kurzen angedeuteten Pianos. Leider viel zu selten hört man allerdings die Rückseite mit ”Planes and Trains”, das sich noch mehr auf die Funkbasis konzentriert und sich langsam wie auf einer Wendeltreppe in sie hineinbegibt, um dort die glorreiche Kunst der Tänze mit weiten Kleidern wieder einzuführen. Majestätisch strukturell und dazu in den Bleeps und Zirpsern auch noch irgendwie von einem anderen Planeten. ”Overlapping Behaviour” zeigt wie sehr Tejada immer an seinen Sounds arbeitet, und wie sehr ihm diese handvoll geschnitten eigenwilliger Perlen reicht, um einen extrem monströs funkigen Groove zu basteln, der einfach immer weider an allen vorbei zieht und obwohl er so strange ist, dennoch rockt. Eine seiner allerbesten Platten. www.7thcity.com BLEED ••••• tragisch dahinpiepsenden Lofisynths und verdrehten Kicks bis hin ins Paranoide. Wer auf diese Seite von Elektro steht, die mal einen Finger ins Retrowasser taucht, dann aber auch gleichzeitig zurückschreckt, bevor es in die Badewanne geht, sollte diese Platte mal testen. BLEED •••• GOUDRON - HORSES & CHARIOTS [ERSATZ AUDIO] Sehr rockige Elektrotracks mit einem Hauch von Suicide und dem Blues digitaler Einsamkeit, aber ebenso ungewöhnlichen Harmoniewechseln, fast KING BRITT PRESENTS OBA FUNKE - UZOAMAKA + SCUBA MIX [KARMA GIRAFFE 006] Coole Priester droppen Predigt über Afrodrums und der Responsechor kriegt Hall auf’s Maul. He, das kennen wir, und die Rauchorgel obendrauf DMX KREW - TOUCH ME [ERSATZ AUDIO] DMX Krew auf dem Trip, Depeche Mode werden zu wollen. Kann er das? Vermutlich, irgendwie, aber irgendwie scheinen das alle zu können zur Zeit, und vor allem immer noch, dachte das wäre langsam vorbei. Mir jedenfalls reicht’s. BLEED • TONY ROHR - PURISTS KILLED TECHNO [HIDDEN AGENDA/017] Weiß nicht ob das so stimmt, aber er arbeitet auf jeden Fall für eine ausbrechendere Art von Techno die vom Gefühl her so analog bleiben kann wie sie möchte und dennoch mit sehr gut bearbeiteten Sounds treibend und percussiv außergewöhnliche Dichte erzeugen kann, die vielleicht ein wenig panisch wirken könnte. Auf der Rückseite ein kruderer trockenerer Technotrack mit viel Zirpen und fast latinartigen Snareclustern und ein Stück Stumpfsinn mit Hörspielcharakter. BLEED •••• auch. Unique ist das nun wirklich nicht, sondern die Standardversion von Afrodeephouse seit ”The Poem” von Bobby Konders. Geschenkt. Aber King Britts Scuba-Mix - Hutschnur, ich hör dir trapsen. Ist King Britt jetzt Freaks-Fan geworden? Wie sich der Track verdreht monoton um die gleichen Metallicschleifen aufbaut, hat schon sehr die irre Krautgroovedynamik von Freaks-Produktionen. Und hinter der bleibt er keinesfalls zurück, erst recht nicht, wenn plötzlich, obwohl schon alles komplett war, so ein echt banaler Melodiewechsel auftaucht, der von Disco-Handclaps gefeiert wird, dann ist aber Kochen im Schuppen und die schwarze Hornbrille rutscht auf die Nasenspitze. Ja, Stichwort: spitze. JEEP •••-••••• KAP10KURT - DIE SLEEPING [MEMORY BOY RECORDS] Was ist das, ein lieblicher Vocaltrack über das Sterben im Schlaf mit einem sehr lieblichen Indieflavour und leicht elektroiden aber gradlinigen Bassdrums. Und es könnte glatt die Underground-Variante von diversen Discopoupettes sein, die zur Zeit so durchs Fernsehen geistern und mit dem Ulysses-Mix geht es gleich in ähnlich träumerischer Weise weiter, und Selway gibt dem ganzen dann auf der B-Seite noch einen letzten Raveschliff. Überraschend und 100% Popmusik. BLEED •••••-•••• Blick auf die sehr gut im minimalen Amerika wildernde Stop-and-Go-Rhythmik von Matthew Dear, der dennoch sehr trocken rockend mit einer gewissen Technostraightness an die Stücke herangeht. Unscheinbar, fast hölzern, aber sehr zielbewusst und auf eigenwillige Art slammend und in den Hintergründen mit sehr gut weggefilterten leicht irreal schiebenden Sounds. m-nus.com BLEED ••••-••••• VILLA STRAYLIGHT - L`ETRANGER [POLARIS RECORDS/004] Ein mir neues Label aus Canada von DJ Glitch aka Mike Flock und Villa Straylight, aka Caspian Rabone, die ursprünglich aus England kommen. Rogers Theme konzentriert sich, weshalb es auch so heisst, rings um den Sound eines marrokanischen Instruments, das freundlicherweise Dumbek heisst. Daraus macht Villa Straylight ein minimales, knarzig angezerrtes Stück percussiver Oldschoolvarianten zwischen Bell und Chicago, einmal ein glöckchenklingelndes Housemonster mit leichten Verschiebungen durch den Raum, und einen triolenfreundlichen Nervositätstechnotrack zum knabbern. Als Bonus gibt es mit ”Nettoyer” dann noch einen stompenderen trockenen andigitalisierten Minimaltrack, der die Soundsignatur der gesamten EP weiterträgt. Trocken, spartanisch, kickend und vielleicht ein wenig zu leer in den Kanten. www.techno.ca/polaris BLEED •••• Acidschnörkeln und verdammt mächtigem Bass, die aber vor allem von der Methode lebt, dass die Basslines rhythmisch angezerrt kicken und damit so ein Gefühl früher Rotznasigkeit von Techno aufleben lassen können, das irgendwie fasziniert, äh, rockt. Geht das eine ohne das andere? Auf der Rückseite 808 Gefussel und ein fast breakiger reduzierter Track, der in verblasst an so etwas wie Atlas erinnert, falls sich daran ausser mir noch jemand erinnert. Shockwave vielleicht? Wie auch immer, ein eigenwilliges Örtchen, dieses Australien. BLEED •••••-•••• GLENN UNDERGROUND - SILENT CRY EP [TRACK MODE RECORDINGS] Eine Zeitlang war mal jede neue Glenn Underground eine Erleuchtung. In der letzten Zeit habe ich ihn irgendwie aus den Augen verloren, um so netter hier mal wieder 2 Tracks von ihm zu hören, die sehr soulig und poppig mit dem full Vocal ”Silent Cry” beginnen, der aber trotzdem irgendwie dieses Kindliche mancher Chicagoproduktionen bewahrt und aus einem gewissen Lofiaspekt in den Sounds das meiste rausholt. Sehr netter smoother Deephousetrack, der auf dem Euphoria Moog Mix allerdings versucht das Vocal durch ein Synthsolo zu ersetzen, sowas geht immer schief. Die Rückseite ”Within” verbindet dann die beiden Aspekte, bleibt aber dennoch dezent und lässig genug dabei. BLEED ••••-••• Jay Haze ist aber auch einfach immer wieder ein paar Schritte weiter. Da wird aus dem Clickern plötzlich ein lässiges Fill in, nimmt sich sofort wieder zurück, die unwahrscheinlichsten Elemente wuchern in Dubweiten, die man kurz vorher nie erahnt hätte, und trotzdem bleibt die Spannung immer sehr dicht. Selbst einen Track mit lauter Samples aus einem Pornovideo lässt er nicht einfach so klingen, wie das schon so oft geschehen ist, sondern verbrät das ganze zu einer Art Küchengeräteorgie, die auch von Herbert hätte stammen können. Auf der Rückseite dann ein extrem darker Track für die Kids auf der Strasse und mit ”Neino” noch ein zerstückeltes Stück Vision für die Zukunft. Brilliante Platte. Vielleicht nicht die spielbarste von Tuning Spork, aber die mit den meisten technischen Kiffs (tschuldigung, Kniffs sollte das heissen, für Kniffen) und Kanten ist es auf jeden Fall. www.tuningspork.com BLEED ••••• JOHN BELTRAN - DASHIKI [UBIQUITY] Wie so viele andere auch hat John Beltran, ehemals ein lupenreiner Detroiter, seine neue Heimat schon lange in Broken Beats gefunden, nicht aber ohne eine gewisse Nuance von House beizubehalten, die in den fast Carl Craig artigen Beats von ”Dashiki” durchscheint und diese tragisch wehmütige Linearität ausmacht, den dem Track sein Flavour verleiht. Auf der Rückseite ein JimpFALSE [PLUS8/8081] THE ARCHITECT - PIXELATED PORN KING [TU- ster Remix von seiner letzten EP, ”Felicidad Nova”, Schön irgendwie, dass sich Plus 8 (wie Minus) der etwas zu glatt geworden ist, eine Eigenschaft, NING SPORK/007] gleich auf einen neuen Artist so konzentriert, dass STEVE ROBBINS - DESTINY EP [SPRMINT/1203] Tuning Spork ist und bleibt eins meiner Lieblingsla- die Beltran glücklicherweise schon verloren hat. mehrere Platten rauskommen. Hier ein weiterer Eine sehr denkwürdige Platte mit altmodischen bel unter den neuen amerikanischen Cllickerern. BLEED •••• <45> - DE:BUG.65 - 11.2002 AMERIKA (•)-nein (•••••)-ja UNDERGROUND RESISTANCE GALAXY 2 GALAXY [UR/028] Ah, goldene Zeitalter. Techno hat die, mindestens einen ganzen Haufen davon sogar. Da kommt man aus dem Club, hat dieses Klingeln im Ohr und man hört es Jahre später noch. Und wenn man es wieder hört, löst sich alles in einem auf und man vergisst sogar, dass es etwas sein könnte das mit Erinnerung zu tun hat, weil die Erinnerung plötzlich das ganze Jetzt überlistet hat. Denn, ehrlich gesagt, warum sollte man sonst so auf diesen Track mit seinen Saxophonen abfahren, der da grade in einer neuen Liveversion und mit Orginal in voller Bandbreite auf UR rereleast wird? Ich liebe es jedenfalls. Und lasse mir von niemand erzählen das wäre Oldschool oder irgendwas, es gibt keine Zeit zwischen den Galaxien, jedenfalls nicht zählbar, nicht für uns. www.submerge.com http://www.hitechfunk.com http://www.undergroundresistance.com BLEED ••••• stant bei diesem Sound zu bleiben, sich dennoch weiterzuentwickeln, nebenher die Grenzen zu Elektro, Techno und was weiss ich komplett aufzulösen, rabiat und böse zu bleiben, strange und begeistert, wahnsinnig und wohlerzogen in GeUNDERGROUND RESISTANCE - ANALOGUE schichte, und dennoch die Tracks immer so klingen ASSASSIN / SUBSONIC SHADOW [UR/040] zu lassen, als wäre das genau der Punkt an dem die Wer glaubt schon an soetwas wie Beständigkeit? einzige Aussage von ihnen hätte kommen können? Wir auf jeden Fall. Wie schaffen die das bei UR, kon- In ”Analogue Assassin” ist viel von ”Rock It”, viel von X-103, viel von dem galaktischen Jazz und trotzdem wirkt es direkt und löst sich nicht in seinen Andeutungen auf, sondern rockt. Die Rückseite ist noch grabender und unheimlicher in ihrer Verteidigung der Schatten und dieser Art, Sounds wie einen Hintergrund quer durch das Bild zu jagen und mit dieser treibenden Art von Groove das ganze wie eine Jagd aussehen zu lassen, die einfach nur die Schönheit des Laufens und der an einem vor- beiziehenden Welt beschreiben will. Killer dieser Track vor allem. Sehr strange, fast transkontinental strange. Aber extrem kickend. Full Force. www.undergroundresistance.com BLEED ••••• desländer ihre Ohren auf. Nicht zu unrecht, schließlich sind die Beats von Monk kräftigstes Kaliber und auch die beiden anderen MCs und DJ Illvibe, der auch bei Seeed und Lychee Lassi das Wax kratzt, sind intakt bei der Sache. ”Bär auf Speed” ist nach einer hier auch beinhalteten Maxi Moabit’s zweite Veröffentlichung, die sechs Stücke sind musikalisch alle richtig cool, prollig auf den Bagger gedrückt und flüssige Cuts, der Rap ist geht auch in Ordnung. Insgesamt auf jeden Fall hörenswert, da THIRSTIN HOWL III - SKILLIGAN’S ISLAND sie aus dem hiesigen Einheitsbrei positiv heraus[LANDSPEED] stehen. Fanartikel gibt es übrigens in Form von Mächtig breitbeiniges Getöse mit skurrilem Porno- Wimpeln. humor. Thirstin Howl der Dritte mit drittem Album. www.newnoise.de Diesmal fetter produziert, weil nicht mehr auf ei- CAYND ••••-••••• nem 4-Spur-Gerät, wie die beiden letzten Alben. Gehört sich auch so, bei seinem sowohl musika- FLIPSIDES [SUPERRAPPIN] lisch als auch stimmlich pushendem Sound. Gute Eine gute Idee von Groove Attack, die Kölner LaPlatte aus dem Middleground. Neue Versionen von denunterhalter, Plattenvertreiber und Labelbetreiseinen Hits Brooklin Hard Rock (an dem Mädchen- ber von Superrappin, Dreh- und Angelpunkt für geshoute kann ich mich gar nicht satt hören!) und amerikanischen Undergroundrap in Deutschland, Watch Deez mit Eminem sind auch drauf. haben ihre B-Seiten und Remixe herausgekramt MEYER •••• und auf eine Compilation gepresst. Und da man ja weiß, dass gerade wenn die A-Seite cool ist, das anESSENTIAL UNDERGROUND HIPHOP 1 dere Stück leicht in Vergessenheit geraten kann, ist [LANDSPEED] das eine sehr clevere Sache, zumal die hiesige Liste Es ist zwar nicht so, dass Guru, Big Daddy Kane, der Produzenten und MCs keinen Schrott beinhalMobb Deep, Group Home, Beatnuts, N.O.R.E., Ins- tet: J.Rawls, Madlib, Hi-Tek, Phife Dwag, Declaime, pectah Deck, O.C., Masta Ace unbedingt als Un- Bahamadia, Lone Catalysts, Jay Dee, J-Live und sehr derground HipHop durchgehen, sind ja schließlich viele mehr, alles cool und falls man die Maxis verschon etwas bekannter, dafür hier mit unclubig passt hat oder vom Superrappinsound nicht genug dreckigen Stücken vertreten, daneben auch Main bekommen kann bzw. Gott im heiligen Rapgral Flow, Talib Kweli, Non Phixion, R.A. The Rugged sieht definitiv den Kauf wert. Man und noch ein paar andere. Ein cooler Sampler www.superrappin.com bzw. Werkschau von Landspeed mit teilweise un- CAYND ••••• gehörten und vielen schon veröffentlichten Stücken und somit ein Grund, sogenannten Under- MOTION MAN - CLEARING THE FIELD ground Rap abseits jeglicher Kopflastigkeit wieder [THRESHOLD] vorbehaltslos und kunstlos cool zu finden. Motion Man könnte man beispielsweise zusamCAYND ••••-••••• men mit Kool Keith als Masters Of Illusion schon mal gehört haben, er ist Westküstler und mit einem THE BEATNUTS - THE ORIGINATORS noch dezenten Grad normaler Verrücktheit bzw. [LANDSPEED] Energie, die sich nicht nur in maskierten Posen Auf die Beatnuts ist Verlass. Noch immer heißen zeigt, ausgestattet. Seine Debut-LP glänzt daher sie Psycho Les und Ju Ju und packen souverän die nicht etwa durch solides Mittelmaß, sondern durch Partyschippe aus, dreht sich also um eigentlich klare bouncige Beats, alle von Kutmasta Kurt pronichts als Clubfilm und damit Verbundenes, dazu duziert, und seinen ziemlich attackierenden und unbesorgte Beats. Dazu gibt’s dann noch ein paar präzisen Flow, ist also bei aller Überlegtheit nichts Gastrapper wie Ill Bill von Non Phixion, schließlich für Grübler, hat alles, was eine Rap-LP so braucht, sind die Beatnuts nicht umsonst jetzt bei Lands- inklusive namhafter Gäste, ist insgesamt vielleicht peed und nicht mehr bei Sony beheimatet, und ein etwas zu gleichförmig, aber auf jeden Fall ganz wenig puertoricanischen Flavor, man kennt ja seine cool. Wurzeln. Ein Album, das nicht unbedingt sein CAYND •••• muss, aber schon seine Existenzberechtigung hat. CAYND •••-•••• SCHOOL YARD - A NEW WAY OF THINKING [THRESHOLD] MOABIT - BÄR AUF SPEED [NEW NOISE] Kalifornische bodennahe Rapmusik von Planet Der Name zeugt von gepflegtem Lokalpatriotis- Asia, Kubiq, Shake und Supa Supreme, die ihren mus, Moabit ist ein Berliner Bezirk, der trotz recht Struggle in korrekter Undergroundmanier auf zentraler Lage noch nicht trendinfiziert ist und sein schwergewichtigen Beats, hauptsächlich von Kutsolides Dasein auch rapmäßig eher unbeachtet von masta Kurt und einer von Joey Chavez, in acht der breiten Masse führt. Zumindest bisher, denn Stücke, von denen mindestens zwei Hammer sind, mit dieser beim Label des Kreuzberger Plattenla- packen. Hört sich vollkommen normal an, zudem dens New Noise erscheinenden EP sperren sicher- sind die Instrumentals alle dabei, coole Sache. lich auch Mittehipster und HipHopper aller Bun- CAYND •••• AKHENATON - BLACK ALBUM [VIRGIN] Marseiller und Teil von IAM ist Akhenaton, also Franzose. Der Rap ist cool, auch wenn nicht alle Worte verständlich sind, die Beats sind zum Teil etwas stark melancholisch, mit bevorzugt Streicheroder Saxophoneinsatz, ansonsten recht wuchtig. Es handelt sich hierbei um übriggebliebene Stücke von seinem letztens erschienen Album. CAYND •••-•••• HIPHOP(•)-nein (•••••)-ja DOCUMENTA 3/ DOCUMENTA 3.1 [AGENDA] Es handelt sich hierbei nicht um Musik zur gleichnamigen deutschen Kunstmesse, obwohl die Assoziation mit Kunst gar nicht so verkehrt ist, hat man doch auf diesen beiden Samplern intelligente Rapstücke von unter anderem Aesop Rock, Cannibal Ox, Mike Ladd, Anti Pop Consortium, Sonic Sum und vielen von Mush und Anticon kompiliert. Das klingt natürlich reflektiert und bedeutungsschwer, aber das soll es ja auch, klagende Konzepte in Moll müssen ja auch mal sein, schließlich kann das alles ja auch mal gar nicht so einfach sein. Schade, dass keine frischen Stücke zu hören sind, aber als Dokumentation oder Einstieg in andersartigen HipHop auf jeden Fall empfehlenswert, denn bis auf wenige Ausnahmen, die aber Freunde des Indierocks sicherlich schätzen werden, sind die Lieder gut. CAYND •••• THE BEST OF B-BOY RECORDS [B-BOY RECORDS/ LANDSPEED] Eine Compilation die Sinn macht, kann man doch davon ausgehen, dass die meisten heutigen HipHopHörer jünger als dreißig sind und dementsprechend nicht viel von den Anfängen des Rap mitbekommen haben und kaum Platten von B-Boy Records besitzen. Landspeed fasst hier auf zwei CDs dort erschienene klassische Stücke von Cold Crush Brothers, Boogie Down Productions, Levi 167, JVC Force und ein paar anderen weniger bekannten Rapurgesteinen zusammen. Eine lohnenswerte Geschichtsstunde. CAYND ••••• MOKA ONLY - FLOOD [BATTLE AXE] In Kanada lebt Moka Only sein der Musik nach zu urteilen wahrscheinlich recht entspanntes Leben. Sein Album hat zwanzig Stücke, drei Instrumentalinterluden und ist cool weil Moka Only kein Blech redet und seine Produktion auch sehr nett ist, etwas plätschernd und zum bewussten Rapgrad passend. www.battleaxerecords.com CAYND ••••• bee. Coole und überlegte Platte, die an den Vorgänger fließend anschließt, mitsamt aller gerappten Inbrunst und auch den etwas ruhigeren Varianten. Da schlägt nicht nur im Norden das alternative Käppiträgerherz höher. www.looptroop.nu CAYND ••••• SOLO LOS SOLO - QUIMERA [EL DIABLO] Man weiß, dass Rap ein internationales Phänomen ist, es ist also nicht verwunderlich, wenn auch Spanier HipHop machen und der sich dann recht eigen anhört. Leider verstehe ich nicht wirklich, was sie da gerade sagen, und deswegen ist das etwas langweilig zum Zuhören und eigentlich nur aufgrund ALGORITHM PRESENTS VOID - EL GRITO [BOdes Seltenheitswerts annähernd interessant. Flow TANICO DEL JIBARO / BDJ005-1] und Stimme sind wie das Gesinge eher unspanNach ihren großartigen Maxis auf Counterflow nend, die Musik ist aufgrund ihres zusammengeund der ”Suffer Great Nation” auf Botanico legen jammt wirkenden Charakters ganz nett. Algorithm nach. Und wie. ”El Grito” rappt zum The- CAYND ••-••• ma Panama-Invasion gleich in Extase, droppt CNNSamples und räumt dann für Seth P., Brundel, Plex WEE BEE FOOLISH - BRIGHTON BEACH MEund Dr. Faustus auf, damit die sich richtige entfal- MOIRS [HEAD BOP] ten können, lange Zeit auf spanisch. Killer. Botani- Dachte erst, dass seien Engländer, weil auf dem Coco Del Jibaro ist ja eh das beste HipHop Label zur ver ein Stempel mit dem Schriftzug ‘Brighton’ Zeit, aber wie sie es schaffen, mit jeder Maxi wieder prangt. Tja, immer auch das Kleingedruckte lesen eins drauf zu setzen, ist schier unglaublich. Die (‚NY’ steht da nämlich auch...). Aber die Annahme Backingtracks sind wie immer irre musikalisch, war verlockend, schließlich ließen sie sich bisher frisch und unerwartet. Dann eine schockierende O- von sehr britischen Produzenten wie Nextmen, UnTon Reportage aus Panama. ”Fingerprints On The sung Heroes oder Dynamic Syncopation produzieSun”, die B-Seite, ist weicher und sanfter und noch ren. Das Album klingt - wenn man so will - nach dieklagender. Die Gitarre macht das, glaube ich. Wie- sen sanfteren britischen Sounds mit angeschrägter der zwei absolute Killertracks. Wann kommt end- Soul- und Funkinjektion. Wenn man so nicht will, lich das Album? klingt’s aber auch nach Native Tongue, und dann www.botanicodeljibaro.com passt es wieder, dass das Album eben nicht von BriTHADDI ••••• ten, sonder von Amis produziert wurde. Was dass alles soll? Ich versuche mir gerade mal wieder MC PAUL BARMAN - PAULLELUJAH! selbst zu beweisen, dass territoriale Sound-Zuord[COUP D’ETAT] nungsversuche in diesen unseren Zeiten echt für Musik und Humor ist ja spätestens seit Zappa ein den Arsch sind. Ziemlich schöne Platte übrigens. polarisierendes Thema. Gab’s im Hip Hop ja auch MEYER ••••-••••• schon öfters (Biz Markie, Ol’ Dirty Bastard), und MC Paul Barman gehört sicherlich dazu. Und auch ONE BIG TRIP [HIERO IMPERIUM] bei ihm gilt: Musik und Humor geht, wenn der Hu- Komische Kombination, vom Format her natürlich mor musikalischen Mehrwert hat, sonst wird’s sehr fortschrittlich, der Datenträger ist, je nach schnell ein Witz, den man nur einmal hören will, Wendung, zugleich DVD und Audio-CD. Vom Inhalt weil man beim zweiten mal ja schon die Pointe her aber etwas willkürlich, denn der auf der DVD zu kennt. Barman kann auf seinem Debutalbum dem sehende Film ”One Big Trip” hat im Gegensatz zum Humor meist eine autonome musikalische Qua- Soundtrack nicht sonderlich viel mit HipHop zu lität unterjubeln, und ist dann ein gern gehörter, tun und beinhaltet zudem andere Stücke als der vielseitiger MC. Mitunter (z.B. beim Hallelujah-In- Soudtrack. Was haben die sich dabei wohl gedacht. tro) steht der Novelty-Gag und die betont skurile Wahrscheinlich mindestens genauso viel wie beim Gesangs- bzw. Soundeinlage aber zu sehr im Vor- Konzept des Films, einem eher rotzigen Roadmovie dergrund. mit fünf jungen Amerikanern, eine käsige Bande MEYER •••-••••• auf Identitätsfindung zwischen High School Abschluss und Kunstschule, die sich mit Wohnwagen, LOOPTROOP - THE STRUGGLE CONTINUES Drogen und Kamera auf den Weg durch ihre Hei[DAVID VS. GOLIATH/ BURNING HEARTS] mat begeben und dabei ein paar Freaks und seltsaNatürlich verkünden die Schweden Looptroop men Situationen begegnen. Das Ganze ist eher auch auf ihrem zweite Album nur korrekte Ansich- spontan gefilmt, hat ein paar nette Bilder und Beten bezüglich Politik, Party, Liebe und Leben. Dass gegnungen, ist aber manchmal etwas zu amimäßig die Beats dazu recht eigen und cool sind, war ja im Spaßfaktor. Entstanden ist dieses Realdokuauch klar, und dass sich beides zusammen nach ment 1999, also zur Zeit des paranoiaschürenden Musik anhört ebenso. Looptroop sind die MCs Pro- großen Milleniumrumgerätsels. Die Rapstücke, die mo, CosM.I.C. und Supreme und der Produzent Em- im Film laufen, findet man wie gesagt nicht unbe- dingt auf der CD, genau wie der Film keine trippenden Rapper dokumentiert. Es ist aber trotzdem ein cooler Sampler, denn es gibt größtenteils neue Stücke von Hieroglyphics, Jurassic5, Dilated Peoples, Loot Pack, Swollen Members und anderen zu hören. Wenn der Film sich schon eher nicht lohnt, dann der Audiopart bestimmt. www.hieroglyphics.com, http://www.onebigtrip.com CAYND •••••- ••• ZORA - Z-A [WRECKED RECORDS] Aus der Schweiz kommt sie, rappt aber bis auf ein Stück nicht in dortiger Mundart, sondern auf Hochdeutsch, und trägt eine kampfeslustig schnoddrige Attitüde vor sich her. Wie man zu hören bekommt, ist sie keine jugendliche Neu-HipHopperin, sondern war früher mal als Writerin und Fanzineaktivistin tätig und rappt schon etwas länger, hat also neben der Selbstsuche auch den Rapkontext vor Augen. Ihre Bissigkeit ist zwar tendenziell cool, wirkt aber teilweise, wie auch die zum Teil dreckigen Lyrics, ein wenig zu plakativ und aufgesetzt, und irgendwie ist der Flow manchmal etwas zu nörgelnd, aber der nach vorne gehende Rapstil und die Thematik kann auf jeden Fall was. Produziert und gescratcht wurde hauptsächlich von Hamburgern und Schweizern, MC Features gibt es nicht. CAYND ••••-••• ROB SWIFT - SOUNDEVENT (TABLETURNS) Ohne nerdigen Hackfaktor zeigt Rob Swift von den X-ecutioners auf seinem zweiten Soloalbum, dass man als Turntablist Musik nicht in trockene Wissenschaft transformieren muss um sein Talent einzusetzen. Es gibt neben ausgewählten MCs wie JLive einige DJ Gäste wie DJ Radar und DJ Quest und ansonsten ziemlich futuristisch wirkenden HipHop mit Melodien von Fernsehserien, lateinamerikanischem Geklimper, Fetzen aus Klassikorchestern, Sprachstücken aus Filmen und der ganzen Bandbreite, alles immer abseits jeglichen Standards zusammengesetzt und definitiv genial. CAYND ••••• STRICTLY B-BOY BREAKS 2 (MZEE) Fünfundvierzig Minuten puren B-Boy Funk verspricht einem schon das von Mode2, der auch für z.B. das Battle Of The Year HipHopSzenerien in realistischer und cooler Manier zeichnet, entworfene Cover, und genau das bekommt man in dieser schon seit 1998 existierenden Serie des Kölner Labels und Netzwerkes auch zu hören. Die zweite Compilation der Reihe gibt einen guten Querschnitt durchs Sortiment, breakdancegeignete Uptempotracks, teilweise etwas bigbeatig mit Hang zum auf den Effekt setzenden Funk, gute Sache zum Bewegen. http://www.bboybreaks.de CAYND •••• MELLE,PUFE, EXTRA YARD [BIG DADA] England mal wieder, in bester Manier. Big Dada, das Londoner Ninja Tune Unterlabel für korrekten britischen HipHop, der immer eine Spur voraus ist ohne dabei unfett oder unfunky intellektuell zu werden, versammelt siebzehn perfekt weitrangige Stücke zwischen HipHop, Reggea, Elektroiderem und sonstigen urbanen Antiverwirrstilen. Nicht nur wegen den unterschiedlichen Beteiligten, Roots Manuva, Wildflower, New Flesh, Ty, Gamma aber auch bisher eher ungehörten Gruppen wie Infinitive Livez, cool, sondern vor allem weil die bei Big Dada Beheimateteten es mit ihren fetten Bässen immer hinbekommen, ohne abgekupferten Plastik- bzw. Charthiphopbeatanleihen einen eigenständig massiven und vor allem fühlbaren Sound zu produzieren, der verdeutlicht, dass man verschiedene musikalische Einflüsse auch unscheußlich und vor allem fett zusammenbringen kann. Auch die MCs sind cool und stehlen trotz aller Brillanz (und trotz des wahrscheinlich für einige noch immer etwas gewöhnungsbedürftigem britischem Slangs) den Beats nicht die Show, auch klar, dass bei ihrem Temperament der Humor nicht zu kurz kommt. Ansonsten kann man ein paar bereits bekannte Stücke, wie zum Beispiel Rooty Manuva’s ”Dreamy Days” in gelungenen Versionen hören, alles übrigens als CD von einem britischen Radio DJ namens Excalibah sozusagen gemixt. Geniale Platte, kauft sie euch und nehmt sie euren Freunden auf. www.bigdada.com CAYND ••••• d ie w e lt is t e in e s c h e ib e <46> - DE:BUG.65 - 11.2002 BÜCHER (•)-nein (•••••)-ja anhand deren sie die Relevanz dieser Arbeiten im Hinblick auf den Kunstdiskurs ausmacht. Die sprachlich klar formulierte Untersuchung einer kontextbezogenen Kunstpraxis bietet neben dem umfangreichen Einblick in die vorgestellten Positionen zahlreiche aktuelle raumtheoretische Anknüpfungspunkte. KATJA SCHROEDER NINA MÖNTMANN KUNST ALS SOZIALER RAUM VERLAG DER BUCHHANDLUNG WALTHER KÖNIG KÖLN, 2002. EUR 38,00 Das Kunstwerk verlässt das Museum und macht dem Kontext Platz: Mal analytisch, mal politisch, mal mehr kontemplativ werden so die klassischen Institutionen der Kunst durch einen sozial und kulturell verstandenen Begriff des Raumes neu besetzt. Eine kunsthistorisch fundierte Analyse über die Entwicklung räumlicher Konnotationen in der zeitgenössischen Kunst der letzten zehn Jahre liefert nun Nina Möntmann mit Ihrer Publikation ”Die Kunst als sozialer Raum”. Anhand von prägnanten Ausstellungsbeispielen der 90er-Jahre stellt sie exemplarisch die Künstlerinnen Andrea Fraser, Martha Rosler, Rirkrit Tiravanija und Renée Green vor und behandelt den jeweils unterschiedlichen Kontextbezug ihrer Arbeiten. Den historischen Vorläufer für diese Richtung macht sie in der Minimal Art und Konzept Kunst der 60er- und 70er-Jahre fest. Auch wenn hier ”Raum” vorwiegend physisch definiert und formal-analytisch thematisiert wird, sieht Mönt- mann in den Arbeiten von Yves Klein, Sol LeWitt oder Gordon Matta-Clark die ersten Ansätze einer institutionskritischen Praxis. Diese wird von den Künstlern der 90er-Jahre aufgenommen und fortgeführt indem sie explizit die Strukturen der Kunstinstitutionen untersuchen (Andrea Fraser), soziale Themen wie Migration (Renée Green), Obdachlosigkeit und Stadtplanung (Martha Rosler) im Feld der Kunst diskutieren oder die Institution zum sozialen Kommunikationsraum umfunktionieren (Rirkrit Tiravanija). Der Begriff ”Institution” wird anhand der vorgestellten Arbeiten vom heterogner gefassten Begriff ”Betriebssystem Kunst” abgelöst. In diesem Wandel sieht Möntmann die veränderten Bedingungen und Funktionen von Orten in den 90er-Jahren, denen sie eine komplexere Struktur unterstellt, welche differenziertere Möglichkeiten für kommunikative und sozial konnotierte Ausstellungssituationen schaffen. Neben der ”Kritik (an) der Institution” verbindet alle Beispiele, die Möntmann jeweils sehr ausführlich recherchiert hat und anschaulich beschreibt, ihre Verortung innerhalb des institutionellen Raums. Dadurch schafft sie für die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze eine gemeinsame Diskussionsbasis, DRUM AND BASS BLACK SUN EMPIRE - THE RAT [BSE / 001] Das ist sie also die neue Schule stromlinienförmiger Tunnelvisionskrieger, die Rockout und SchranzAttitüde zwischen jede knallende Kickdrum in die Tracks tätowiert haben. Keine Kompromisse, keine Gefangenen. Fäustchen hoch und moshen. Die garantierte Ravegranate, die die Drum and Bass Party um die Ecke in einen technoiden Moshpit verwandelt. Teilweise sogar besser, heißt differenzierter, als die großen Vorbilder )EIB(. Der Hit ”The Rat” ist, ja ja, schreit nur, definitiv der langweiligere Track von beiden - stulle Ravemarschkörper eben - aber mehr als drei Tracks in der Art braucht man am SIEGFRIED ZIELINSKI ARCHÄOLOGIE DER MEDIEN (RORORO) 16.90 EURO Angeregt von einer Reihe historischer Köpfe sind in ”Archäologie der Medien” Momente des Zeitgenössisch-Technischen herausgearbeitet, sozusagen. Dem Kölner Medienwissenschaftler Siegfried Zielinski ist seine Begeisterung für das Aufspüren des Historischen wie für das Reisen in das Vergangene anzumerken, was dem Buch einen besonderen Charme verleiht. Theorie muss nicht immer unbedingt einer Ökonomie der logischen Stringenz folgen, sie kann ebenso gut Fragmente sammeln, an einer Stelle abbiegen und eine kleine Geschichte erzählen, um dann in eine andere Zeit einzutauchen. Zielinski stellt in diesem Sinne Fragmente quer durch sein großes Wissen zur Verfügung, quer durch Zeiten, Medien und Fachgebiete. Angenehmer Weise werden diese Momente nicht kreuz und quer und beeindruckend interdisziplinär eingesammelt, um eine spezifische Sichtweise durchzudrücken. Und doch scheint es manchmal zu einfach zu sein, im Fragmentarischen zu bleiben; von Empedokles Fragmenten über seine Porentheorie auf das perfekte Interface zu kommen und dann genau den Punkt, dass die Kompatibilität zwischen den Dingen eben nur gegen einen interessanten Widerstand hergestellt werden kann, aufzuschreiben und nicht weiter zu treiben. Die Methode, Fragmente zueinander über eine gewisse Analogie in Beziehung zu setzen, schafft eine produktive große Auswahl, aber auch ein Stirnrunzeln, denn das eine ist natürlich nie im anderen enthalten, zumindest nie einfach so, ohne Widerstand, ohne aufmüpfigen Protest. Genau darauf, das zu beobachten, Differenzen zu klären, wurde jedoch verzichtet. Wenn man sehr ehrgeizig ist, wird man vielleicht in diese systematische oder auch in eine historische Richtung genaueres erwarten oder noch weiter nach vorne zielen wollen, aber gleichzeitig hat diese Form unsere Sympathie. Eine gute, eine im positiven Sinne unterhaltsame Einführung in Figuren, die derzeit in der Technikhistorie und weit darüber hinaus im theoretischen Diskurs zum Repertoire gehören. MERCEDES •••• Louise Bourgeois, verknüpfen Psychoanalyse mit dem Fachwissen von Restaurateuren über den Narcisso von Caravaggio oder führen mit Austins Sprechakttheorie die Spannung zwischen künstlerischem Subjekt und seinem Kontext als Methodik ein. Gerade weil aber im Rahmen der historischen Kunstanalyse so viel zu tun ist, hat man von Zeit zu Zeit vielleicht das Gefühl, es gehe bei Bal etwas zu hektisch zu. Wenn Bal das Narrative als Wechselspiel von Subjektivität und kulturellem Verstehen thematisiert, hätte man das doch gerne mal nicht einfach nur so herbeigezogen, sondern mit Fragen bombardiert. Wie ist das genau zu denken, ändert sich die Subjektivität mit den Themen, mit den Materialien, mit den politischen Systemen? Genau dann würde man auch darauf kommen, dass Mieke Bals Kampf gegen den ”Intentionsbegriff” bei Svetlana Alpers mehr oder weniger einfach nur eine andere Perspektive bedeutet: Während Alpers danach fragt, warum taucht ein bestimmtes Motiv auf und kein anderes an seiner Stelle - eine sehr Foucaultsche Frage, die im Übrigen deutlich vom zeitgenössischen Geschichtsdiskurs unabhängig ist, arbeitet Bal eher daran zu zeigen, wie die Zeit produktiv in ein Bild eingreift und verfügbare Rezeptionsmöglichkeiten Teil eines Werkes sind. ”Aus der Ästhetik der Zeit ergeben sich die Grenzen des Intentionalismus”, gut. Aber selbst wenn man sich hier streiten möchte: Ein sauberer Schuss gegen den Gegner Alpers wäre angenehmer als das nette Betonen, wie sehr man doch von selbigem beeinflusst ist, aber an dieser Stelle leider abweichen muss. Zu gut erzogen? Oder schlägt hier Gender wieder zu, im Schreiben? MERCEDES •••• FLORIAN BÖHM, LUCA PIZZARONI, WOLFGANG SCHEPPE - ENDCOMMERCIAL READING THE CITY (HATJE CANTZ, 2002) EUR 39,80 www.hatjecantz.de Lange Wege durch New York haben die drei Fotografen bestritten, sie haben beobachtet, fotografiert, vor allem seziert: die Stadt in semantische Bestandteile zerlegt. Sie wollten den Ordnungsprinzipien und Lebensspuren ökonomischer Biotope am unteren Ende des Wirtschaftsprozesses nahe kommen, so wie diese uns in den Spuren und Zeichen auf der Straße vor die Füße fallen, in Codes, Symbolen, als Fragmente zutage treten. Herausgekommen ist ein dickes Foto-Buch, das zwar die Gebrauchsspuren im öffentlichen Wohnraum und die Menschen, die ihn gebrauchen, dokumentiert, aber selbst kein anderes Verfahren der Aneignung offenbart, nur die vermeintlich neutrale Position der MIEKE BAL - KULTURANALYSE (SUHRKAMP) Darstellung einnimmt und damit die herrschenden Im immer noch sehr geschlossenen und konservati- Raumordnungen wirkungslos protokolliert, ohne ven Feld der Kunstgeschichte stellen Mieke Bals sie selbst zu unterwandern. Texte einen intellektuellen Lichtblick dar. Ihre ”Kul- MIU ••• turanalysen”, für das vorliegende Buch sind zehn einander ergänzende Vorträge und Essays zusam- JOCHEN BONZ - DER WELT-AUTOMAT VON mengestellt worden, sprengen den klassischen MALCOLM MCLAREN. ESSAYS ZU POP, SKATEkunsthistorischen Rahmen, öffnen sich zeitgenös- BOARDFAHREN UND RAINALD GOETZ. (TURIA sischen Bezügen etwa zwischen Berninis Ver- UND KANT 2002) zückung der heiligen Theresa und einer Arbeit von Poesie ist, wenn die Bedeutungen schwanken, die Identitäten wanken und Pop splittert. Unangenehm dabei: Es gibt kein Begehren mehr. Besser: Begehren nach Begehren wird installiert. Für Jochen Bonz ist dies die Stunde des (Pop-)Samples. Wenn es auch (der McLuhansche) Automat ist, der kontingent Begehren in die Welt setzt, Welt erst ermöglicht, so sind es dann doch Personen, die begehren. Denen dekonstruiert er nun nicht ihr Fantasma der Identifikation, sondern nimmt sie über ein Wortspiel in ihrem Fantum, in ihren Identifikationen ernst. Er folgt ihren Odysseen durch die Signifikantenketten des Pop-Universums, bis die Beziehung des Subjekts zum Sample/ zum Star symbolisch und produktiv wird. Einen Scritti PolittiFan, den Bonz "als Objekt seiner wissenschaftlichen Arbeiten liebt", führt dies von der imaginären Identifikation mit Green Gartside zu "(I'm in love with) Jaques Derrida" samt geisteswissenschaftlichem Examen und neuer Subjektposition, der angereichert mit poststrukturalistischer Theorie blindes Fantum als Konzept nicht mehr reicht. Bonz' ethnopsychologischer Ansatz, die Irritationen, die das bearbeitete Material bei ihm bewirkt, nicht schlicht dem Realen, Außerweltlichen zuzurech- nen, sondern seinen Spuren im Symbolischen zu folgen, ist tatsächlich auch in seiner oft anekdotischen Form spannend. Es gibt immer ein mediales Register der Welt, das bei der blindesten Identifikation quasi mitgeliefert wird und den Sprung von der narzisstischen Clique zur (Sub)kultur ermöglicht. Dann darf das Reale auch wieder mehr als Randbemerkung sein: Keine Skater-Clique ohne einen mit zwei gebrochenen Handgelenken, keine PeraltaFotoserie ohne realen Sprung. Denn "in der Dimension des Realen macht das Subjekt eine Erfahrung, auf der die Welt (des Skatens) sozusagen gleitet." Richtig spannend könnte es noch werden, wenn man dem eigentümlichen Driften des Fans seine liebevolle Umhüllung wieder entreißt. Die Niedlichen: Welche Subjektbildung ergibt sich denn auffallend häufig? Welche Normalisierungen fordert der notwendige Anspruch des Sozialen? Entlang welcher ökonomischen, sexuellen, rassistischen Linien laufen sie denn, die metonymischen Verschiebungen? Na, und das mit dem Sample müsste dann auch noch mal genauer ... KATJAK VISIONARY - FEEL IT / SOLA BOSSA [OSCILLATE] Auf der A-Seite ein soulig slammender Congatrack mit Raggaeffekten und einem sehr gelungenen Filterbreak, der locker vor sich hin rockt und auf der Rückseite einer dieser Fullvocalsambatracks, die irgendwie nur noch vom Tempo her wie ein Drum and Bass Track scheinen und einen sofort davon überzeugen, dass Drum and Bass und Bossa irgendwie eine perfekte Mischung ist, die beiden gefällt. BLEED •••• SMITH & MIGHTY - MAYBE IT`S ME [K7] Naja, so richtig fein ist das nicht, dieser drum and bassige Vocaltrack der beiden, sie wissen einfach nicht genau was abgeht in Drum and Bass. Dafür gibts ja dann auch SUV Mixe. Einer instrumental und sehr sweet mit Trompeten und Saxophonen rockend, aber leider nicht über eine ganze Seite, so dass ihn keiner spielen wird, obwohl er mittendrin mit fast bleepigen Basslines gut rocken würde, und der Vocalmix, für den die Zeit vielleicht vorbei ist. Oder wann hab ihr das letzte Mal einen kompletten Vocaltrack auf einer Drum and Bass Party gehört. BLEED •••-•••• (•)-nein (•••••)-ja Abend dann irgendwie doch nicht (und auch nicht reichen, um diesen Flow zu bekommen, der eine noch mehr Kriegsmetaphorik). Party so richtig locker werden lässt. Der Codex SVEN.VT •••-•••• Track beginnt soundlastiger, mit einem jazzig groovenden Intro, und gibt den Beats noch etwas mehr MIKE BASS / CODEX - YES I AM, IN FOCUS Drive nach vorne, einfach weil sie mehr Platz haben [CODEX RECORDINGS/001] im Track, die Vocalsamples werden zerschnitten Split-EP-Debut des neuen Essener Labels, das und zerlegt, und das einzige was diesem Track zu natürlich mit Mike Bass von Tronic 100, die be- fehlen scheint, ist eine Bassline, die dem Ganzen kanntesten der Ruhrpott Drumandbass Namen, die Spannung abnimmt und in den richtigen Flow schon fast alles zusammen hat. ”Yes I Am” konzen- übergehen lässt. triert einen smoothen klaren Groove rings um ein www.codex-recordings.com deepes Soulsample und plinkert noch ein wenig BLEED •••• Melodie drauf, und hey, doch, das kann schon völlig CARLITO - ONE TIME/FEEL MY LOVE [DEFUNKED] Die erste Solo Carlito seit wie lange, sechs Jahren? Und er verbindet hier ziemlich stulle Basslines mit viel House-Feeling und euphorischen Strings und Vocals. Bis der Ravebalken bricht sozusagen. Die ASeite ist etwas deeper, aber mit fast genauso viel Hang zu Theatralik wie der opulente Peaktime Mover Feel My Love auf der anderen Seite. Schon gut, vor allem One Time, aber auch die etwas prollige Variante von gefilterter Houseseligkeit in Drum and Bass. SVEN.VT •••• <47> - DE:BUG.65 - 11.2002 DRUM AND BASS SKETCH AND CODE - FEAR NO EVIL [EMOTIF] Böse hartnäckige Tracks ist man von den beiden ja gewohnt, und das rocken sie hier auch bis zur Besinnungslosigkeit durch, mit Shouterstimmen im Preacherflair und Bassbinsterror, der einem die Ohren wegbläst. Monster die die Welt bedeuten, brachial durchgezogen und auf der Rückseite mit Pianoeuphorie völlig aus dem Roof katapultiert. Tja, rocken macht endlich wieder richtig Spaß. BLEED ••••• ist einer dieser smoothen Stücke von Spirit, die den weg ins Herz suchen und sofort wissen, warum man so alles bewegen kann. Zitternd überwältigende Basslines, geflüsterte Vocals als Sounds, und ein paar glitzernde Akkorde. Sehr schön. BLEED ••••• TALI - LYRIC ON MY LIP / DISTRICT LINE [FULL CYCLE] Die letzten Full Cycle Maxis waren ja alle eher enttäuschend. Tali ist das neue Vocalprojekt aus Bristol und Lyric on my Lip marschiert bassmächtig los, als gäbe es kein Morgen mehr. Ravetune der besonderen, bristolschen Art. District Line ist nicht weniger bassgewaltig, steppt Seite an Seite mit den ordentlich in den Vordergrund gemischten Vocals aber etwas straighter voran. Nett. SVEN.VT •••• GREG PACKER - WHERE’S THE DISCO? [FB / 010] Greg Packer lädt zum euphorischen Ritt durch ekstatische Discoweiten. Da fragt man sich, warum er vorgibt, zu suchen, scheint er die Disco inklusive Filtermayhem doch schon längst gefunden zu haben. Wie auch immer, hier haben wir es auf jeden Fall mit einem Hit zu tun. Und auch die B-Seite steppt souverän durch Off Beat und moody Hou- NATURAL MYSTIC & BRILLO - FUTURE TECH / sigkeit. Cool. NO ENTRY [L PLATES/2112] SVEN.VT ••••• Endlich kommen mal Tracks von den beiden. Und wie es rockt. Erst mal ein Intro voller Spannung, bedrohliche Stimmen, und mit einem ”Let’s go” geht THE OUTFIT - COVER GIRL/LOVE THING es in extrem cool funkende Basslines mit aufgewir[HEARDLEADERS/060] Sehr souliger brillanter Track dieses ”Cover Girl”, belten Snarerollbeats und treibend wie Hölle gräbt klassisch aufbauend und ultrasmooth senkt sich sich der Track immer weiter vor. Die Rückseite ”No das Ganze mit der Wärme von Schnee durch ein Entry” mit seinen obskuren Sampletröten und den Fenster auf das Ende der Sommertage und die Bas- Ravesignalen lässt die Bassbins erzittern und knallt sline rockt die Crowd dennoch quer durch die flat- besinnungslos vor sich hin. Ah, Musik die alles anternden Congas. ”Love Thing” ist etwas gradliniger dere wegschieben kann ist Drum and Bass doch imund lässt die Congas stärker rocken, bleibt aber da- mer wieder. bei mindestens ebenso sexy und smooth melodisch BLEED ••••• und kickt mit einer fast elektroiden Synthbassline über Snarerolls immer weiter. Einfache, aber schön ATOMHOCKEY - S.O.U.L. [POETS CLUB] deepe Tracks. Die beiden kommen übrigens aus Mit dieser EP schliesst Poets Club endlich mal wieNottingham. der auf zu seinen besten Zeiten. Ein sehr ausgefeilt BLEED ••••-••••• swingender Drum and Bass Track auf der A-Seite, der sich vielleicht vague an Soul.R annähert, natürSPIRIT - ON EDGE / SANCTIFIED lich aber viel mehr mit klassichem Jazz zu tun hat [INNERACTIV MUSIC/002] durch Vibra- und Saxophon. Aber ehrlich gesagt, Sehr deeper Roller dieses ”On Edge”. Leicht ver- braucht mir eh nur einer deep was von Soul zu hangene Effekte, Basslines die von unten kamen, brummen und ich bin dabei. Sehr lässig rockender und das alles mit einer solchen Ruhe, dass schon Track. Die ”Fast Forward” Seite hat für meinen Geder kleinste Sound einen irgendwie gruseln lässt, schmack etwas zu aufgeplusterte Soundwelten im und mit Ahnungen von ravenden Momenten in Intro, rockt aber dann letztendlich sehr reduziert komplett verhangenen Hirnsituationen füllt. Und mir schnarrenden Basslines und durch den Raum das ohne dass sich im Arrangement etwas tun müs- fliegenden kleinen Synthsprengseln. Lässig. ste, was einen Song ergeben könnte. ”Sanctified” BLEED ••••-••••• GAMES NETAUDIO (•)-nein (•••••)-ja MOVING FUSION - THE START OF SOMETHING [RAM RECORDS] Moving Fusion sind das Lieblingskind von Andy C und seiner Hornchurch Crew. Verständlich, haben sie mit ihren wenigen Releasen schon so ziemlich alles weggebrettert, wurden gerewindet bis zum Abwinken und waren Titelmusik der sonntäglichen Premier League-Sendung im englischen Fernsehen. Dabei klingen ihre Tracks teilweise fast wahnwitzig überproduziert, mit klimpernden Gitarren, kreischenden Fanfaren, quiekenden Synthies im Sci-FiDelirium und Basslines, bei denen man sich nicht entscheiden kann, ob sie jetzt einfach nur rocken oder doch nur mit Maximalpegel und -schubkraft debil vor sich hin bouncen. Es wird mit Sicherheit viele geben, die auf dieses Album schwören, zwei Handvoll Hits auf ihm ausmachen und beim ersten Hören emphathisch im Plattenladen herumspringen werden. Nur warum? Weil jeder Track ravet wie Sau? Wegen des hochpolierten Funktionalismus? Weil das ganze Album auf wahrscheinlich einer Grundidee beruht, nämlich um jeden Preis zu ROCKEN (und hey, Moving Fusion würden die perfekte Rockband abgeben. Vielleicht als Vorband auf der nächsten Prodigy-Tour)? Wie gesagt, dieses Album wird Truckladungen an Einheiten verkaufen (kleine Drum and Bass-Trucks :)), einige der Tracks werden mit Sicherheit viele Floors zum Bersten bringen, aber wirklich gut ist das Album deswegen noch lange nicht. SVEN.VT ••• GENOTYPE - CRAZY DAYS / SEPTEMBER [REINFORCED 187] Yes. Genotype ist zur Zeit einfach unschlagbar. Seine halbgaren Darkness-Versuche der letzten Jahre hat er scheinbar endgültig hinter sich gelassen und die weite Welt des Breakbeat-Souls entdeckt. Crazy Days roolt recht moody, voller verwischter, flüchtiger Nebenschauplätze wie durch einen endlosen Hallraum. Irgendwo säuselt ein Xylophon und alles scheint wie in einem unwirklichen Rausch zu sein. Und dann, wenn man es gar nicht mehr erwartet, legt die Bassline richtig los, aus dem Keller kommend. Groß! September ist eher so der musikalische Indian Summer. Leicht und luftig, voller upliftender fast schon heiterer Harmonien. SVEN.VT ••••• ZERO TOLERANCE - BRACE [SUBTITLES / 022] Neue EP von Zero Tolerance, der ja eigentlich schon lange im Chor der ganz Großen mitspielen sollte, so cool und versatile sind seine Tracks. Fangen wir mal bei der B-Seite an, denn die ist definitiv der Winner dieser 12”. Sehr smooth und locker rollt der sehr perkussiv und housig los, um sich dann in einen hintergründigen Old School Rocker zu verwandeln. Die A-Seite ist ein schnittiger Ravetrack mit Amenworkout und grollender Bassline, der voll in Ordnung geht aber nicht unbedingt zu seinen besten Tracks zählt. Auschecken. SVEN.VT ••••-••••• ILL SKILLZ - FUSION DANCE EP [TRICKDISC/003] Schon bei Nummer Sieben, das österreichische Label. Eine Doppel-EP mit Tracks zwischen elektroartigen Sounds und sehr breitwandig aufgezogenen bratzenden Rockern, die mit den typischen Basslines losgrollen und dem ganzen mit ihrer Beatbreitseite plattwälzende aber immer wieder auch in treibend ruhigeren Parts ganz gut swingende Aspekte abgewinnen. Fett. BLEED •••• LK - REMIXES [V-RECORDINGS / 38R] Gerade die Charts gestürmt und schon gibt es Remixe. Und da gibt es eine lustige Überraschung, denn kein anderer als Dave Angel, der Frühneunziger Acid-meets-Detroit-Technoheld aus London, um den es in den letzten, sagen wir mal sechs, sieben Jahren, ziemlich ruhig geworden war, darf sich hier als einer der Remixer versuchen. Drum and Bass versteht sich. Skurril. Wirklich viel konnte er dem Original nicht hinzufügen. Mehr Hall, mehr Filter, ein wenig angeravete Sogwirkung und das war es eigentlich auch. Okay, aber nicht mehr. Marcus Intalex & ST Files dagegen zerlegen den Gitarrenpart in kurze Funklicks, loopen das Vocal und tupfen dann wunderschöne Chords oben drüber, die sich in fast schon monumentale Höhen schieben. Na ja und die Bassline ist auch sehr hübsch deep moduliert. Qualitätsarbeit der beiden Recken aus Manchester. SVEN.VT ••••-••••• V.A.: SPEEDYJ.COM/RMX Jochem Paap macht ernst. Nachdem er lange Zeit nur eine schwer durchschaubare Website hatte, baut er jetzt seine Netz-Existenz konsequent aus. Die Website ist noch schwerer verständlich geworden als vorher, und die Anreize, sich dennoch durchzukämpfen, noch handfester: Ganze 45 Remixe von Speedyj-Tracks lassen sich dort jetzt downloaden. Und die meisten davon sind so gut, dass es sich lohnt, schon mal rechtzeitig 500 Megabyte Platz dafür auf der eigenen Festplatte zu reservieren. Von der vier auf dem Flur über IDM-Frickeleien bis zu bösem Zähnefletsch-Drum and Bass ist alles dabei. Einzelbesprechungen verbieten sich natürlich jetzt allein aufgrund der Masse von selbst, aber auf ein paar Perlen sei dennoch hingewiesen. Also, ganz großartig sind unter anderem: E.O.G. vs. Funckarma mit Symmetry (auf der Site Track 43), Opiate mit Melanor (Track 30), Boomoperators mit Focus (18), Break3000 mit Amoco Cadiz 3000 (3), Madcap mit Balk Acid (5), Ver Licht feat. Gerd mit Ferber Mudd (15), Xela mit Deorbit (12) und natürlich auch Funkstörung mit einem rockigen Something for your mind (42). Und, und, und. Eine wahre Goldgrube. http://www.speedyj.com JANKO ••••• PARSONS AND SPIES: HAIR WON´T GROW Der Indiehit des Monats kommt von Parsons and Spies. Der hat auf seiner Webseite einge Hits, aber für Euch konzentrieren wir uns nur aufs allerbeste… Folky Akkustikgitarrenmelodien werden forsch übereinandergeschichtet, dann setzt in der Ferne ein Schlagzeug ein und uns wird bewiesen, dass Homerecording genauso deep und droney sein kann wie die neue Sigur Rós. Another herbstgrüne World. www.parsonsandspies.com RENÉ ••••• K.I.O.L.: ADOPT AND ADAPT EP Auf Observatory ist auch jeden Monat Verlass. Fein, dass es der Däne Kiol geschafft hat, seine MP3-EP dort unterzubringen. Ganz Faule speichern seine Tracks in den SystemF3 Folder und wundern sich warum das niemand veröffentlicht. Relativ streng und forsch knackst und brummt sich sein Track Waltz, die Ruhepause folgt aber gleich in Form eines sphärischen Intermezzos. Zum Schluss gibt es dann noch mal einen ganz großen Indietronicpophit, der auch Dntel hätte einfallen können. Stotternde Melodicas und feine Schreibtischbeats. Sehr toll. www.skylaboperations.com/observatory RENÉ ••••• (•)-nein (•••••)-ja OHNE: LENDEMAIN Ist sonst noch jemand sauer, dass Warp Plone gedroppt hat? Die jungen Menschen von Ohne bestimmt. Einer von ihnen hat als Montag eine wunderbare Ersatzdroge auf dem französischen Goom Disques Label veröffentlicht, Ohne ist sein eher Bandorientiertes Projekt. Man kann sich ganz genau vorstellen wie sie so da stehen und schüchtern an all den Knöpfen und Reglern ihrer analogen Synthiemonster drehen während sie an alte Menschen wie Raymond Scott und Senior Morricone und junge Bands wie Broadcast denken. Ohne bleiben aber verhaltener und transparenter und ich wünsch mir mehr als nur zwei MP3s. Märchenhaft! http://ohne.anotherlight.com/ RENÉ ••••• KOMPRESSOR: RAPPERS WE CRUSH (FEAT. MC FRONTALOT) Kompressor, die bekannte deutsche Industrial-Band mit dem martialischen Gehabe und dem rollenden R, schickt sich an, die Welt zu beherrschen. Und beim allgemeinen Saubermachen will sie sich dann auch gleich mal MC Frontalot vorzunehmen, der seine Rhymes ja sowieso nur bei den Jackson Five klaut. Ist natürlich alles komplett erlogen und herbeiparallelisiert, aber gerade das macht diesen Track ja so unglaublich unterhaltsam. MC Frontalot bezeichnet sich selbst als Meister des Nerdcore und sieht sich dabei in einer Traditionslinie mit Größen wie Deltron 3030 und MC Hawking. Und man muss ihm zugestehen, dass er nicht nur sehr lustig ist, sondern auch wirklich was drauf hat. Nerdcore forever! http://www.frontalot.com JANKO ••••• COMMANDOS 2 (PS 2 / EIDOS) ”Realers”, so heißen die Gegner von virtuellem Computerspielkampf in Tobias Meißners SF-Roman Neverwake. Sie setzen Blut, Schweiß und Tränen gegen das verzärtelte Daddeln an Controllern. Aber auch die ganz realen Kritiker unserer Tage sehen eine Gefahr darin, dass man im Computerspiel viel zu unbeteiligt und chirurgisch die Tötungsprozesse auf dem Bildschirm dirigiert. Zu abstrakt sei das Ganze und zu weit weg von realem Leiden. Beide Parteien sollten sich die Konsolenversion von Commandos 2 besorgen und ihre Position überdenken. Von Entspannung und lässigem Trigger-Happy-Overkill nämlich keine Spur. Denn was in der PC-Urversion tatsächlich sehr smooth mit der Maus für die Basics und einer beinahe unerschöpflichen Tastatur für die einzelnen Waffen, Werkzeuge, Zoomstufen, Teammitglieder vonstatten ging, das wird mit dem begrenzt-knopfigen Controller und dem pixelgeizenden Fernsehbildschirm zu einer echten körperlichen Herausforderung. Kann man sich am PC die für die jeweilige Mission relevanten Tasten heraussuchen, um sie danach wieder zu vergessen, so muss man auf der Playstation alles von Anfang an parat haben, geübt und geschickt zwischen den einzelnen Menüs herumschalten können, um selbst die einfachsten Dinge wie aus dem Wasser steigen erledigen zu können. Die Anleitung spricht von ”intuitiver Steuerung”, was nicht bedeutet, dass man sie von Anfang an instinktiv beherrscht, sondern dass man sie sich so eindrillen muss, dass sie irgendwann in unterbewusster Virtuosität praktiziert werden kann. So mancher Sofa-Marine wird da sofort abwinken, für die absoluten Hardcore-Fighter, Streetfighter-Finishing-Moves-Büffler und Flugsimulator-Cockpit-Könige aber eine echte Herausforderung durch ihre sonst neben dem Fernseher verstaubende Konsole. MWM •••• das Spiel nicht haben. BOB ••• und die Freude über die dadurch ermöglichten vorberechneten Grafiken und opulenten Soundtracks groß. ”The 7th Guest” oder das erste Myst sind typische Abenteuer aus dieser Zeit: eigentlich mehr eine Diashow mit knüppelharten Logik-Puzzles und weniger klassisches Computerspiel. In den letzten acht Jahren hat sich die grundsätzliche Technik wenig verändert. In Myst III ”blättert” das Bild auf unserer Reise über die verschiedenen Inseln immer noch einfach um. Anstatt munter in der Gegend herum zu laufen, klickt man sich Photo für Photo voran, jetzt zumindest mit 360° Rundumblick. Dadurch tendiert leider der Immersionsgrad gegen null. Der Spieler ist zum Beobachten verdammt und nicht wirklich dort - ganz im Gegensatz zur Meinung der Designer im auf der DVD-befindlichen ”Making of” übrigens, die mit Sprüchen wie ”It’s as close to virtual reality as you can get” sehr dick auftragen. Aber zum Gameplay: Überall auf den Inseln sind seltsame Apparaturen zu finden, die z.B. mittels Verschiebeaufgaben in Gang gesetzt werden. Obacht, die Riddles, quasi alleiniges Spielelement, sind in keinster Weise auf dem typischen Niveau von ”Schalter umlegen und die Kiste auf die Bodenplatte”. Dies ist der Real Deal: Manchmal entdeckt man ein Apparätchen und kippt beim ersten Anblick schon halb aus den Latschen, weil sofort klar ist, das es mehrere Stunden dauern kann, bis das Drecksteil endlich läuft. Ein finaler Richtspruch über Exile fällt trotzdem schwer. In ihrer Gediegenheit spricht die Serie bisher primär ein vergleichsweise älteres und gameunbelecktes Publikum an. Als reines Adventure gesehen ist’s auf jeden Fall nur durchschnittlich, aber einen Myst-Teil sollte man auf jeden Fall mal gespielt haben, also wieso nicht diesen ? BUB ••-••••• LARGO WINCH – EMPIRE UNDER THREAT (PS 2 / UBI SOFT) Da haben wir eine erfolgreiche französische Comicserie, die von einem jungen Multimilliardär mit Industrieimperium und seinen James Bond-esken Auseinandersetzungen mit Rivalen handelt. Schnell wird daraus eine Fernsehserie, die bestens in das Sonntagmittagprogramm von Abnudelsendern wie Pro7 passt und gerne von Frauen wegen des schmucken Hauptdarstellers geguckt wird. Und dann liegt es nahe, dass daraus auch noch ein Computerspiel wird, so macht man das halt heutzutage. Heraus kommt ein zwischen Grim Fandango-artigem Adventure und Metal Gear Solidtoiden Actionadventure unentschlossen hin- und herpendelndes Gebilde, das Wert auf coole Standbilder für die Packung und die Rezis legt, im Gameplay jedoch hölzerne Gliederpuppen durch Räume schiebt, die im Nussknackerstyle animiert mit den anderen Figuren parlieren. Das Adventurige fällt dabei klar hinter Titel wie Monkey Island und Grim Fandango zurück. Eine typische Aufgabe besteht z. B. darin, dass man vor einer verschlossenen Tür steht, neben (!) der ein Tontopf mit einem Schlüssel liegt. Hm. Was muss man wohl tun? Und wer gerade mit Metal Gear Solid 2 fertig ist, wird bei der ersten rundenbasierten Kampfszene wohl lieber das Spiel beenden und eine Musik-CD in die Playstation legen. Würfeln wäre spannender. Sehr lustig auch die ”Hacker”-Sequenzen, wo man eine Art Fang-den-Hut mit einem bösen, bösen Computervirus spielt. Wer beim Rätsellösen nicht nachdenken will, der findet hier vielleicht das erste Spiel, das er ohne Walkthrough spielen kann. Schade, denn ein paar mehr Old-Style-Adventures SUPER BUST A MOVE 2 (PS2 / TAITO, UBI SOFT) wären für die Konsolenlandschaft ein Segen. Seit Taitos Original Puzzle Bobble sind schon über MWM •• zehn Jahre vergangen. Am Spielprinzip hat sich über die zig Versionen auf PS, N64, DC bis zur PS2 ZOOCUBE (GAMECUBE / ACCLAIM) aber nichts geändert. Das ist auch gut so und vor Ein bisschen wie Doktor Mario in 3D. In der Mitte allem deshalb steht Bust a Move in der History of der sogenannte Zoocube: ein in all seinen Achsen Games da, wo es hingehört: Ganz oben bei den Pudrehbarer Würfel. Von den sechs Würfelseiten zzleperlen mit Duellfunktion, gleich neben Tetris kommen Tiersteine angeflogen, die paarweise ge- und Columns. Das Prinzip kennt jeder, hat man dockt verschwinden. Dafür muss der Kubus fix in mindestens schon mal gesehen. Ein Feld aus farbidie richtige Stellung gebracht werden. Natürlich gen Blasen will abgeräumt werden, dazu muss man dürfen wir schon gebildete Stapel ineinander von unten nur die Farbblasen in die richtige Richdurchsortieren, um eine andere Angriffsfläche zu tung schießen, so dass nach dem Schuss mindebieten. Liegen an einer Würfelseite mehr als fünf stens drei eine Einheit bilden. Diese fallen dann Tiersteine aufeinander, ist das Game vorbei. Stan- nämlich runter und geben Punkte oder Zusatzbladesgemäß gibt es viele Special-Items nur erkennt sen beim Gegner. Neben dem obligaten Story- und Mensch diese meistens nicht im vorhinein, weil sie einem ausladenden Puzzlemodus gibt’s einige Verfitzelig klein geraten sind. In einigen der sieben sus-Modi mit nach Spielfiguren verschiedenen AnStages treffen sich auch Hintergrund- und Tier- griffskombos (die Art der Steine, die dem Gegner à steinfarbe, so dass Adlerauge wachsam bleiben la Tetris in seinen Blasenwald gesegelt kommen). muss. Im Multiplayermodus macht das ganze auf- Nicht zu vergessen das auf lange Zeit süchtig magrund winziger Splitscreens und mangels hitziger chende Gameplay. Weiterhin ein Kracher, auch Situationen leider nur bedingt Laune. Insgesamt wenn Besitzer einer der Vorgänger sich den Kauf ein beruhigendes Knobelspäßchen an dem vieles viermal überlegen können, da Innovationen nicht ganz okay ist, aber doch wenig gut. mehr stattfinden. BOB ••• BOB ••••• THE SIMPSONS ROAD RAGE (GAMECUBE / ELECTRONIC ARTS) Der böse Montgomery Burns hat einfach so alle Transportunternehmen von Springfield gekauft. Seitdem sind Bustickets fast so teuer wie Zugfahren in England, ergo legen die Bewohner der amerikanischen Kleinstadt fortan selbst Hand ans Steuer, allen voran unsere amerikanische Lieblingsfamilie. So springt zum Beispiel Apu in den Wagen, um fix in seinen Kwik-E Markt zu gelangen, oder GrandPa will zum Schönheitssalon für Ältere, um ein wenig spannen zu können. Dabei ist die Grafik unspektakulär aber passend, die gottseidank nicht eingedeutschten Dialoge zwischen Fahrer und Passagier wirklich sehr fein und auch das Handling der verschiedenen Gefährte abwechslungsreich und gut abgestimmt. Mit steigendem Kontostand darf man sich Stadtteile und weitere Charaktere dazukaufen, neben dem ganzen Geldgescheffel wartet auch noch ein ziemlich mickriger Missionsmodus darauf, durchgespielt zu werden. Im Endeffekt daddelt man aber doch nur Crazy Taxi im eingesimpsten Setting mit weniger Modi. Simpsonsfans dürfen sich einen Punkt draufrechnen und Freude haben. Da aber die MYST III: EXILE (XBOX / UBI SOFT) TUROK EVOLUTION (XBOX / ACCLAIM) CelShading-Optik grob bleibt und neben dem Cha- Wir schreiben das Jahr 1994. Die CD-ROM ist als Schon wieder Dinos. Nach dem Jurassic Park-Hype rakter-Freispielen nicht viel motiviert, muss man junges Gamemedium noch ziemlich heißer Scheiß vor Jahren muss doch bitte irgendwann mal gut sein. Lasst die Urviecher in Frieden ruhen! Aber nein, ohne Unterlass drehen die einen Film nach dem anderen und auch in Games setzt man gerne auf dichtes Dschungelflair samt bissigen Raptorentouch. Turok ist bei 3D-Action zumindest sozusagen ”das Original” und mir seit N64-Zeiten ein treuer Begleiter. Trotz des Overkills: So atmosphärisch wie heuer hat man Flora & Fauna gar noch nie umgesetzt. Überall wuselt Kleingetier in der Gegend herum, friedliche Pflanzenfresser gönnen sich einen Blättersnack in der Mittagssonne und üppige Vegetation, wohin das Auge blickt. Wie immer sind die Stages knackig schwer, dabei aber stets motivierend. Das überdimensionierte Waffenarsenal, was wir auf dem Weg aufgabeln, reicht für einen mittleren Bürgerkrieg, trotzdem hält sich die explizite Gewaltdarstellung in dieser Ab16-Fassung in Grenzen. Mittlerweile gehören bei EgoShootern auch Fortbewegungsmittel zum guten Ton, die sich bis dato aber selten tight in das Geschehen eingefügt haben und oft mehr Goodie als vollwertiges Spielelement sind. Die mauen Drachenritte bei Turok-Evoloution wirken qualitativ ebenfalls wie Bonus-Runden - Leider machen sie einen nicht unerheblichen Teil des gesamten Spiels aus. Schade Schokolade, da der Titel ansonsten selbst Dinohasser kickt. BUB •••• V-RALLY 3 (GBA / INFOGRAMES) Atari lebt als Brand nun in den Ställen von Infogrames weiter und was hier unter dem Ur-Label des Videospiels erscheint, ist in erster Linie ein feiner, unkomplizierter Racer. Sowohl Spielmodi als auch Optionsvielfalt beschränken sich auf’s allernötigste doch das Umherdriften in V-Rally 3 macht gehörig Laune. Die 3D-Engine zählt trotz einiger Popups zu dem Spektakulärsten was auf Nintendos Winzling bisher zu sehen war. Die Steuerung ist gut und die einzelnen Rallyes dauern selten länger als eine viertel Stunde, dann darf wieder gespeichert werden. Zwar sind die Computergegner gerade in den ersten Läufen noch recht mau, aber das legt sich. Nach einer absolvierten Gesamtrallye (verläuft über fünf Länder à fünf Einzelprüfungen) darf ein neuer Rennstall mit anderen Autos gewählt werden. Dazu gibt es noch den standesgemässen Zeitfahren-Modus und eine Linkoption. Kurz und gut, für Handheldracer mit Rallye-Faible erste Wahl. BOB ••••-••••• LEGO FOOTBALL MANIA – (PS 2 / ELECTRONIC ARTS) Fußball in einer Plastikbauklötzchenwelt? Das klingt zunächst mal so, als wäre für genau so etwas das Medium Computerspiel erfunden worden. Statt immer weitere Millionen in immer bessere Grafik und Steuerung zu investieren, um das Spielgeschehen immer mehr zu dem zu machen, was man auch im nächsten Sportverein erleben kann, geht man den umgekehrten Weg und animiert Welten, zu denen man sonst keinen Zutritt hat. Fußball im Legoland, das klingt nach Figuren, denen beim Kopfball die Plastikhaare abfallen und beim Freistoß ihre angesteckten Beine wegfliegen, es klingt nach unendlichen Baumöglichkeiten für abenteuerliche Plätze und absurde Figurenkon- NULLEINS: FREEWAY EP Ist das das Trance-Revival? Muss man das gut finden? Kann ich den Track bitte noch mal hören? Fragen über Fragen. Nulleins legt hier - ganz binär, ganz oder gar nicht - eine EP auf Thinner vor, die mal nicht in Dubtiefen führt, sondern sich am Oberflächenspiegeln ergötzt. Okay, Schluss mit den schiefen Metaphern: Es rockt. Und Melodie hat's auch. Kitschig schon, aber nicht zu sehr. Clubmusik. Und zwar gute. Punkt. http://www.thinnerism.com JANKO •••• PRETTY BOY CROSSOVER: PINK LINING Cyclic Deforst ist ein neues australisches Magazin für elektronische Musik, das sich eine wunderbare Website leistet. Gefeatured werden da - logisch - auch australische Labels, wie etwa Aural Industries, Surgery und Couchblip. Dazu gibt es ein paar exklusive MP3s, darunter diesen wunderschönen Track aus dem Surgery-Camp. Pretty Boy Crossover spinnt uns hier ein filigranes, fast flauschiges Netz, in das wir uns reinhängen können, um am Himmel langsam die Wolken vorbeiziehen zu sehen. Extrem schöner Track. http://www.cyclicdefrost.com JANKO ••••• struktionen. Aber ach – Lego war nicht mehr ganz so jung und brauchte das Geld! Will sagen, es ist die altbekannte Nullachtfuffzehnlizenzverwertung, bei der man einfach die Figuren auf ein Standardgenre aufpfropft und sich über die Charakteristika ihrer Herkunft einerseits sowie die Entwicklungsmöglichkeiten des Spiels andererseits keine Gedanken macht. So ist ein stinknormales, nicht sonderlich schweres und etwas behäbiges Fußballspiel draus geworden, dessen Gestaltungsmöglichkeiten sich auf das für das Genre übliche Auswählen von Teams, Spielstätten und Wettkampfmodi beschränken. An Lego erinnern nur die Figuren, die sich aber absurd verbiegen können, was Hardcore-Klötzchenbauer schon abtörnt. Und noch nicht einmal der Rasen hat Plastiknoppen! Wenn man kein anspruchsvoller Sport-Gamer ist und einen die Polygonenfratzen der FIFA-/UEFA/DFB-Lizenzen nerven, ganz nett, aber ansonsten eher irritierend, weil es keine Zielgruppe so richtig glücklich machen kann. MWM •• WAY OF THE SAMURAI (PS2 / EIDOS) Adventures mit wirklichen Entscheidungsmöglichkeiten, die den Spielverlauf gehörig beeinflussen, sucht man seitdem das Genre so gut wie ganz im Actionadventure aufgegangen ist, leider immer vergeblicher. Rätsel beschränken sich seitdem meist auf Kistenschiebereien und selbst bei vielen RPGs drängt sich das Gefühl auf, eher einen schick illustrierten Film zu gucken, als noch wirklich Einfluss auf das Geschehende zu nehmen. Nun kommt mit ”Way of the Samurai” auf Eidos Nippon-Importlabel Fresh Games endlich wieder ein Spiel, dass zwar nur maximal dreieinhalb Stunden dauert, bei dem der Spieler aber so viel Freiheiten hat und so wenig vorgeschrieben bekommt, dass es fast schon irritierend ist. Jede Entscheidung ändert den Verlauf der Story, selbst bei kleinsten Gesprächen darf man im Setting des ausgehenden 19. Jahrhunderts zwischen zwei rivalisierenden Samurai-Familien, der Regierung und hilflosen Dorfbewohnern oszillieren, um seinen Weg des Schwertkämpfers zu finden. Anfänglich kann es dabei vorkommen, dass man sich vorschnell in ein Schwertgefecht mit jemanden begibt, ohne genau zu wissen ob man da Freund oder Feind angreift. Die Schwertkampfelemente sind gut implementiert, die Steuerung geht leicht von der Hand und die Personen handeln zwar pathosgeladen, aber die Atmosphäre stimmt. Irgendwie wird dieses Spiel aufgrund des aufregenden Storytellings nach dem zweiten Mal Durchspielen zu einem kurzen Ausflug, den man Abend für Abend nochmal unternehmen kann, weil er immer wieder anders verläuft. Natürlich bleibt die Story an Plotpunkten immer gleich und verweilt eher auf B-Movie Niveau, aber der Wiederspielwert ist nicht von schlechten Eltern. Nach erfolgreichem Beenden mit gehöriger Punktezahl schaltet man einen SchwertkampfArena-Modus frei und ganz besonders feine Klingen darf man mit ins nächste Spiel nehmen. Leider ist’s grafisch kein Schwergewicht, aber eines der spannendsten Konzepte der letzten Zeit, bitte mehr davon. BOB •••• TEKKEN 4 (PS 2 / SONY) Beat Em Ups sind im Allgemeinen reine Glaubenssache, denn in kaum einem Genre gibt es so ein Schulendenken wie bei den Prüglern. Natürlich streitet sich der gestandene Gamer immer gern, besonders wenn es um die feinen Unterschiede geht wie z.B. bei der Dribblerdebatte Pro Evolution Soccer vs. Fifa. Haudruff-Titel treten in der Regel als Serie auf: Dead or Alive, Soul Calibur, Virtua Fighter oder Tekken, von der Hartkern-Fraktion, die weiterhin auf 2D-Kämpfe pocht, mal ganz zu schweigen. Tekken spielt in diesem LineUp die Rolle des Instant-Kloppers mit schnellen (Zufalls-)Erfolgen durch wirres Button-Gebashe. So steigt schnell die Stimmung an den Kaufhausdisplays, und selbst Anfänger können mal en passant die Fighterqueen von ihrem Thron stürzen. Nach der etwas enttäuschenden letzten Folge macht Tekken 4 vieles richtig, auch wenn natürlich keine Wunder zu erwarten sind, denn genreüblich ist die Evolution mehr grafischer als spielerischer Natur. Als Neuheit wird das Szenario etwas ins Kampfgeschehen eingebunden - Auch ein Zuschauer kann so zufällig einen auf die Mütze kriegen. Im ForceModus, der zum zweiten mal dabei ist, läuft man allein oder mit einem Partner durch lineare Levels und kloppt oldschoolig einen Gegner nach dem anderen um. Mir persönlich ist’s trotz guter Spielbalance im Gegensatz zu Virtua Fighter 4 zu simpel oder im Vergleich zu Dead or Alive 3 zu wenig rockend. Aber wie gesagt: Reine Glaubenssache. BUB •••• DE:BUG PRESENTS STAUBGOLD - ”music out of place” Tour Ein goldiges All-Star-Team cruist im Kleinbus durch die Lande. Auf den Plätzen: Reuber, Mapstation, Josef Suchy + Ekkehard Ehlers und der Chef persönlich Markus Detmer. Es ist sogar noch Platz für das gesamte Institut für Feinmotorik. Deren etwas anderer Turntablism mit vier Leuten an acht Plattenspielern, aber gänzlich ohne Platten, wird dann auch live den Beweis antreten, das hier nix digital gecuttet wurde. Die Lichthupe wird von der Bildsicherung bedient. Wohl bekomm's. 01.11. Basel - Nt Areal, 02.11. Bern - Reitschule, 05.11. Marburg Cafe Trauma, 06.11. Offenbach - Robert Johnson, 07.11. Schorndorf - Manufaktur, 08.11. München - Pathos, 09.11. Dresden Scheune, 10.11. Hamburg - Tanzhalle, 11.11. Berlin - Volksbühne (+ To Rococo Rot) MORR MUSIC TOUR Die Morrschnuppsis packen die Koffer und fahren durchs Land um der Welt zu zeigen was eine Indie-Harke ist. Mit Slowdive im Kopf, Laptop auf dem Schoß und Club Mate im Kofferraum wird Europa nach der perfekten "Blue Skied An' Clear" Situation abgesucht. Zwischendrin wird musiziert. Auch bei euch um die Ecke. Der Betriebsausflug der besonderen Art. Und das im Herbst. Ms. John Soda, Herrmann & Kleine, Manual, DJ Thomas Morr: 31.10. Wien - b72, 08.11. Genf - L’usine, 09.11. München - Pathos (+ isan) | Ms. John Soda, Static & Gäste 20.11. Stuttgart - Travellers, 21.11. Dresden - Scheune, 22.11. Berlin - Maria (+ Guitar), 23.11. Hamburg - Tanzhalle (+ Guitar), 24.11. Frankfurt - Robert Johnson (+ Guitar), 25.11. Dortmund - Cosmotopia (+ Teamforest) SWAYZAK TOUR Deutsch-Englische Freundschaft, das wär doch mal was. Swayzak sind verliebt, können aber auch anders. Nach ihrem heftigen Flirt mit trockenem Deutschminimalismus auf ihrem "Groovetechnology" Mix sind sie nun in eigener Sache unterwegs. Der Longplayer "Dirty Dancing" lässt vom Titel her gruseln, ist aber ansonsten voll ok, Swayzak und ihre Clubjünger werden wohl ihr Dreckigstes geben und alle hoffen auf Vertiefung der ungewohnten Freundschaftsverhältnisse. 15.11. Robert Johnson, Frankfurt a. M., 16.11. WMF, Berlin, 07.12. Rotari, Offenbach, 21.12. Weetamix, Genf GIARDINI DI MIRO TOUR Ja, Gitarren. Und wie. Aber nicht nur. Die beste Band Italiens baut das, was man mal Postrock nannte um zu weit ausladenen Songs voll wunderbarer, kleiner Geschichten. Zur Tour legen die Sympathen ein rundum perfektes Remixalbum vor, auf dem Turner, Herrmann & Kleine, Opiate, Styrofoam, Nitrada, Dntel, Isan, Nitrada & ErrorEncountered die Akustik auseinander genommen haben. Hingehen und Blumen mitnehmen. Das sind gute Menschen. 22.11. Nürnberg K4 (+ Nitrada), 23.11. Dresden - Scheune (+ Nitrada), 24.11. Hamburg - Tanzhalle (+ Nitrada), 25.11. Berlin - Magnet Club (+ Herrmann & Kleine, Nitrada), 26.11. Marburg - Café Trauma (+ Nitrada), 27.11. Homburg - JUZ (+ Nitrada), 28.11. Dortmund Cosmotopia (+ Dictaphone), 29.11. Offenbach - Reality On The Rocks / ex-Kolpinghaus (+ Nitrada), 30.11. München - Orangehouse SPEZIALMATERIAL TOUR Welch Bescherung. Der Elektronikaspiegel der Schweiz, das unfassbar Besondere packt seine sieben Sachen zusammen und tourt in wechselnder Besatzung auch durchs Nachbarland. Detailliertes Programm unter www.spezialmaterial.ch. 01.11. Zürich - Sedel Club, 07.11. Mannheim - Die Lounge _Alte Feuerwache, 08.11. München - Pathos + Dresden - Festspielhaus Hellerau, 09.11. Hamburg - Betalounge, 10.11. Hamburg - Pudel, 14.11. Zürich - Bogen 13, 17.11. Berlin - Zentral, 22.11. München Pathos + Zürich - EWZ-Selnau, 29.11. London - Aldwych Tube Station, 30.11. Zürich - Molkerei BPITCHCONTROL TOUR Ellen Allien zieht mit ihren Ausgewählten die Küste rauf und runter, um die gesamte Vielfalt ihres "Gemeinsam"-Projektes in die Party zu werfen. Techno hat tausend bunte Hosen an, die BPitch-Labeltour wird sie alle strammziehen bis zum Krachen der Bügelfalte. 31. 10. Barcelona Nitsa "Gemeinsam" with Ellen Allien, Kiki, live: Paul Kalkbrenner, 01. Nov Glasgow Glasnost Ellen Allien, 02. 11. Hamburg Phonodrome "Gemeinsam" with Ellen Allien, live: Trike, 08. 11. Chemnitz Club Achter Mai tbc, 09. 11.Berlin WMF (Andrea Parker, Ellen Allien, Kero, Lupo und Krsn), 15.11. Frankfurt U60311 "Gemeinsam" with Ellen Allien, Housemeister, Sylvie Marks, Kiki, Sascha Funke and live: Paul Kalkbrenner 16.11. Kassel Hotel Reiss "Gemeinsam" with Ellen Allien live: Smash TV, 29. 11. Nürnberg Zoom "Gemeinsam" with Ellen Allien, live: Tike, 30.11. Zürich Tonimolkerei "Gemeinsam" with Ellen Allien, live: Modeselektor, 07. 11. Erfurt Centrum "Gemeinsam" with Ellen Allien, Sascha Funke, live: Smash TV AMERICAN SUPREME: Suicide, Pan_Sonic etc. Ja! Suicide! Alan Vegas und Martin Revs Wiederauferstehung als Suicide nach zehn Jahren wird vorne im Heft gebührend weltpolitisch gefeiert. In der Volksbühne, Berlin geben sie ihr einziges Deutschlandkonzert. Wir sind gespannt auf die Legion von mattschwarz verkleideten Reisebussen. Es lebe die amerikanische Psychose im schwarzen Loch. 06.11. Volksbühne, Berlin TERMINE IM NOVEMBER. ON THE FLOOR BERLIN - BASTARD 29.11. - Bleed, Cem Prlow, M.Path.Iq, Wylee, Massiw Le Ghaza, Framepilot / 30.11. - Bernd Jestram, Stereo De Luxe, Teriyaki Boy BERLIN - EXMF 02.11. - Skynet, Driftah, Electric Lane, Mos Phat, MC Massiw Le Ghaza, MC Point Flex, Contra Vibe (live), Apparat, Telescope, Ssven VT, FB Wong / 30.11. - Teebee, Trace, Appollo, Eight, Calavera, MC Lomax, MC Rollin`G, Phon.O DÜSSELDORF - ANACONDA LOUNGE 10.11. - Christian Müller, Oliver Hacke DÜSSELDORF - CAHILL-CLUB 16.11. - Process (live), Triple R, Christian Müller, Oliver Hacke, Jean-Michel/Eleganz Recs, Ausstellung der Düsseldorfer Künstlerin Catherine Kempken DÜSSELDORF - JOHANNESKIRCHE 15.11. - Triola/Jörg Burger, The Bad Examples BERLIN - ICON 15.11. - Meteosound: The Rootsmen (live), Oli Massive, Daniel Meteo / 16.11. - Marcus Intalex, Kabuki, Metro / 19.11. - Earl Zinger (K7), DJ Charlie Dark (Aticca Blues) / 30.11. - Sage, Alley Cat DÜSSELDORF - UNIQUE CLUB 06.11. - Marvin, Flo, Buckel / 13.11. - Tyson, Fox, Buckel / 20.11. Christian Hühn, Buckel / 27.11. - Kolt Sieverts, J-Cut, Christian Hühn, MC K-Ross BERLIN - MARIA 08.11. - Radioactive Man (live), Andrew Weatherall, Shockman, Tanith Brx, Vela, Ed 2000, Rollin Thunder / 16.11. - Pop Up, The Modernist (live), Antonelli Electr. (live), Thomas Fehlmann, Superpitcher, Ralph H Christoph / 29.11. - Pole, Jan Jelinek, Barbara Preisinger, Daniel Meteo FRANKFURT - CLUBKELLER 01.11. - Digital Kranky feat. Peter Elflein, Brigade Mondaine, Koenig Johannes, The Peaks, Forestopper, Tim Tetzner, Eric Freeman BERLIN - NBI 01.11. - Christof Kurzmann, DJ Hergo / 05.11. - Tim Tetzner, Thomas André, Forestopper / 12.11. - The Perfect Future / 17.11. - live: Uni, Miwon, DJ's : Hannes Praks, Das Schwarze Quadrat / 19.11. - Barbariz (live) / 19.11. - Johannes Strobele, Sam Auinger / 21.11. - TwenToneOne, dj : Jean Michel / 22.11. - Radio Magenta / 26.11. - Pastacas (live), Hannes Praks / 27.11. - Pastacas, dj: Hannes Praks / 30.11. - Menu | Exit, Dalezy, * v93/-z/pxp, dj : Juergen G. BERLIN - OSTGUT/PANORAMA BAR 01.11. - Panorama Bar: Pantytec (live), Sonja Moonear, Ricardo Villalobos / 02.11. - Romina Cohn, Andre´Galluzzi, Cem Orlow, Panorama Bar: Tommie Sunshine, Dave DK, Boris / 08.11. Twinnie (live), Chica Paula, Michelle Grinser / 09.11. - Rob Acid (live), Marcel Dettmann, Fiedel, Panorama Bar: Matthias Schaffhäuser, Freestyle Man feat. George Spruce (live), Djoker Daan, James Flavour, Daniel Wang / 15.11. - Lady B., Boris, Panorama Bar: Conzuela Comatosa Lagousi, Marco Will / 16.11. - Renato Cohen, Aeox (live), Dave Dumonte, Cora Schneider, Panorama Bar: Brooks (live), Nick Hoeppner, Sammy Dee, Zip / 22.11. - Panorama Bar: Process (live), Tripple R., Frank Finger / 23.11. - Umek, Shawn Rudiman (live), Wolle Haarnagel, Trias, Panorama Bar: Phantom Ghost (live), Attila Jahanvash, Sascha Funke, Dave DK / 29.11. - Panorama Bar: Glowing Glisses (live), Wimpy, Tom Clark / 30.11. - Len Faki, Andre´Galluzzi, Panorama Bar: Tiefschwarz, nd_baumecker BERLIN - PODEWIL 30.11. - Fein Raus, Brigade Mondain meets Eleganz, Nothingface BERLIN - POLAR.TV 01.11. - Nina Queer, Zodiac, Bürger P / 02.11. - Takkyu Ishino, Woody, Phono, Clé / 08.11. - Toby Dreher, Michi Noiser, Jauche aka Jack Flash / 09.11. - Mark Spoon, Rok, Dasdeep, Dasvibe / 16.11. - Carl Craig, Savas Pascalidis / 23.11. - Funk D´Void, Woody, Diringer, James Flavour / 30.11. - Savas Pascalidis, live: Alexnader Kowalski feat. Raz Ohara, DJ Koze BERLIN - STERNRADIO 01.11. - Savas Pascalidis, Kiki / 02.11. - Mike Vamp, Xavi, Jens Bond / 08.11. - Mohan aka Audio Royal, Daniel Sunn, Kiki / 09.11. - Humate, Namito / 15.11. - Stacey Pullen / 16.11. - Martin Landsky, Domenique D´Agnelli, Phonique / 22.11. - Sascha Funke, Djoker Daan / 23.11. - Namito, Tilt aka Parks & Wilson / 24.11. - Kold Events / 29.11. - Steve Bug, Clé / 30.11. - Highfish, Dandy Jack, Guido Schneider BERLIN - TACHELES 15.11. - Peaches, Gudrun Gut BERLIN - TRESOR 01.11. - Lenny Dee, Manu Le Malin, Miro aka The Hypnotizer!, Marc Acardipane DJ Set + live PA feat.: Dick Rules, Andreas Kremer, Gabbafront Berlin (live), -Sascha- GN, Beagle, Thunderscream, Rod Bolds u.a. / 02.11. - Créme de Ménthe (live PA!), LA Williams, Patrick Pulsinger, Abe Duque, Marc Snow / 06.11. - Djoker Daan, Ralph Ballschuh, Subtronic / 08.11. - Subtronic, Liquid Sky, Todd Bodine, Tollstoi (live PA), Dash, Dafyr, Mack, Kriek, 3ST (live PA), Baeks, Sender Berlin DJ Team, Trias / 09.11. - Salted Sould Crew, Shantisan vs. Wolff, Terrence Fixmer (live Pa), Dash / 13.11. - MGI, Krime, Liquid Sky, George Apergis / 15.11. - Daffy, Sammy Dee, Frank Finger, Vj Einklang, Dick Taracas (live), Tobias Hagelstein, Djane Judith, Climax / 16.11. - Mike Grant, Owen Jay, Senze, Marco Repetto (live PA), Phil K., u.a. / 23.11. - Djoker Daan, Leo Krafzcyk, Subhead (live PA), Marc Snow, Daniel Raijkovic, Mack / 27.11. - Tama Sumo, Dole, Lako / 29.11. - Base, Speiche, AyBee, Tune & Effect, Hartfelder, Deph, Ron Tom, Kochi, Al, GK one, Schramme / 30.11. Tom Clark, Dialogue (live PA), James Flavour, Dan Drastic, Dave Tarrida, Chrischan, Recyver Dogs (live PA), Liquid Sky BERLIN - VOLKSBÜHNE 06.11. - Suicide, Pansonic, Liars / 11.11. - To Rococo Rot (live), Ekkehard Ehlers, Joseph Suchy (live), Institut füt Feinmotorik (live), Reuber (live), Markus Detmer, Bildsicherungsdienst BERLIN - WMF NACHTBAR AT CAFE MOSKOW 02.11. Sub Static - M.I.A., Falko Brocksiper, Diringer, 03.11. GMF, 07.11. Berlin Intim - Miss Kittin, Highfish & very special guest, 09.11. Boogy Bytes - Ellen Allien, Andrea Parker, Kero, Krsn, Lupo, 10.11. GMF, 14.11. Berlin Intim - Frank Finger, Sven.VT, 16.11. Content is Missing - Swayzak, Andreas Sachwitz, Daniel Wetzel, Kombinat 100, 17.11. GMF, 21.11. Berlin Intim - Steve Bug, Diringer, 23.11. Nighteffect - Richard Bartz, Highfish, Sven.VT, 24.11. GMF, 28.11. Berlin Intim - Gebrüder Teichmann, 30.11. Classic - Rob Mello, Matthew Styles, Lil Mark, Sven.VT BERLIN - ZENTRAL 09.11. - live: Signer, Safety Scissors, Ogurusu Norihide, Takagi Masakatsu, Modeselektor, / 16.11. - Rupture, Society Suckers, Donna Summer (tbc), Bomb Mitte Sound / 25.11. - Giardini Di Miró, Herrmann & Kleine, Nitrada / 29.11. - King Midas, Taylor Savvy BIEL - COUPOLE 22.11. - Hometrainer, Popshop (live), Dan Piu (live + DJ) BREMEN - KIOTO 16.11. - Lawrence, Carsten Jost DORTMUND - CLUB TRINIDAD 02.11. - Rainer Trüby / 02.11. - Rainer Trüby / 16.11. - Jazzanova / 16.11. - Jazzanovas DJ Alex, Carsten Helmich / 30.11. - Frankman, Markus Van Klev, Matthias Thiel DORTMUND - COSMOTOPIA 25.11. - MS John Soda, B. Fleischmann u. Static / 28.11. - Giardini Di Miro, Dictaphone DORTMUND - FZW 02.11. - Rainer Trüby DRESDEN - KING BEATZ 02.11. - Barney Millah / 09.11. - DJ Danyc, Bizzz, Eargel, Mitch BJU Cannon, Solist, Mr. Rentt, Dischda Soul, Fresh In Attack / 16.11. - DJ Dane, Flava, Mos Phat, Mojoe, MC Funga, live Drummer Nico / 30.11. - Doc Scott, Jeff Smart, Dandruff, MC Amon DRESDEN - SCHEUNE 16.11. - Pole (live), Andrew Pekler (live), Barbara Preisinger DÜDINGEN - BAD BONN 01.11. - Paul Breitner, Rik Rok, Michael Hilton, Nokia 3210 / 15.11. - Radian, Opak / 30.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound FREIBURG - LIQUID 02.11. - Philipp Maiburg, Shaddy FREIBURG - ROOTDOWN 30.11. - Rainer Trüby GEISLINGEN - RÄTSCHENMüHLE 09.11. - Kinderzimmer Productions GENT - I LOVE TECHNO FESTIVAL 09.11. - Golden Boy GRAZ - MEDIENTURM 16.11. - Monolake / 17.11. - Monolake HALLE - PALETTE 24.11. - Jürgen Teipel liest: Verschwende deine Jugend HAMBURG - ASTRA-STUBEN 01.11. - Raf Le Spoink / 03.11. - Patrick Zimmer / 05.11. - Tom Fleischhauer / 07.11. - Takagi Masakatsu, Signer, Ogurusku Norhide / 08.11. - Schaben / 09.11. - Acid Maria / 12.11. - Drekka, Rivulets, Jessica Bailiff / 14.11. - Reis lädt ein / 15.11. - Stubenarrest / 16.11. - Roger Van Lunteren / 18.11. - Ditterich von EulerDonnersperg Tapes / 19.11. - Baze.djunkiii / 21.11. - Radio Magenta / 22.11. - Pop-Off Tuesday, Jeremy Barnes, Patrick Ziegelmueller / 25.11. - Dictaphone / 30.11. - Pastaca (live), DJ Hannes Praks, Miwon (live), Das Schwarze Quadrat HAMBURG - CLICK 01.11. - Benno Blome, C. Jost / 02.11. - Trike (live), Ellen Allien, Turner, Harre / 08.11. - Acid Maria, Unique / 09.11. - Antonelli Electr. (live), Cranque, Henry / 15.11. - Heiko M/S/O, Lawrence / 16.11. - Steve Bug, Ben, Carsten Dessault / 22.11. - Zip, Unique / 23.11. - Alexander Kowalski (live), Turner, Henry / 29.11. - Tobias Thomas, Harre / 30.11. - Thomas Fehlmann, C. Jost HAMBURG - HAFENKLANG 29.11. - Kabuki, Miguel Ayala feat. MC Glacius + MC Ronin, Benni Bo, Canoma feat. Guest MC’s HAMBURG - PHONODROME 08.11. - Tok Tok vs. Soffy O (live), Egoexpress, Erobique, Pascal Fuhlbrügge / 20.11. - Killa Kela, The Mixologists, Normski, DJ Skeletrik, Akrobatik, DJ Hype HAMBURG - PUDEL 03.11. - Jimi Tenor / 10.11. - live: Intricate, Solotempo, Posthuman, DJ's: Lee Grainge, Guy Veale, Cio / 15.11. - Raf Le Spoink / 17.11. - Donna Summer, DJ Rupture / 24.11. - Superdefekt, Raf Le Spoink HAMBURG - TANZHALLE 01.11. - Daughter Erben, Pfeil & Martin / 02.11. - Mikron 64 (live), FSK DJ-Teams / 04.11. - Chokebore / 07.11. - Justin Case & Stanley Ipkiss / 08.11. - Turner, Deine Villa / 09.11. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss / 10.11. - Staubgold / 14.11. - Christian Hausmann, HH-DL, Don Mudra, Live-Visuals: HUE / 15.11. - Grom (live), Michelle Grinser / 16.11. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss / 18.11. Norrin Radd feat. Rosie Flores / 20.11. - Earl Zinger / 22.11. - Turner, Deine Villa / 23.11. - Ms. John Soda, Static, B. Fleischmann, Ralf 10/100 & Stanley Ipkiss / 24.11. - Gardini di Miro (live), Nitrada / 28.11. - Mondo Fumatore / 29.11. - DJ Martin, Pfeil, Ronik / 30.11. - Tobias Schmid, Superpitcher HANNOVER - LIQUID LOUNGE 09.11. - Matthias Tanzmann, Delf Ruhe HEIDELBERG - KARLSTORBAHNHOF 08.11. - Air Liquide (tbc) JENA - KASSABLANCA 02.11. - Metro, MC White / 29.11. - Doc Scott KASSEL - HOTEL REISS 02.11. - Karotte, Moonbootiqua feat.Tobi Tob, Kowesix, Pierre & Marky / 16.11. - Ellen Allien, Smash TV (live), Pierre / 23.11. International Pony KONSTANZ - RHEINSTRAßE 31.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound KÖLN - ARTHEATER 02.11. - X-Plorer, Basic, Jenz One, Technick, Selecta, MC Nexalite, + special MC, Deal One, King K'Tumi / 09.11. - Claus Bachor, Roland Casper, Falco Brocksieper, Andreas Werner, Stefefen Hellinger KÖLN - ARTQUADRAT AT CAFÈ BÖLL 01.11. - Christopher Bleckmann, Strobocop / 08.11. - Cem, Tom Select KÖLN - CLUB CAMOUFLAGE AT MONTE CHRISTO 01.11. - Live: Voiceheads, Cartoonfish, Link, Dr.Walker, Reinhard Schmitz, Substanz T., Vannacut, Feiner Stoff, Yapacc, Programmierte Welten, Zarkov, DJ’s: Crazy Cut`s / 03.11. Freddy Fresh vs. Dr.Walker / 09.11. - Tina 303 vs. Strobocop / 10.11. - Uh-Young-Kim / 15.11. - Kahn / 17.11. - Jammin Unit, Dr. Walker / 24.11. - Rei$$dorf Force / 29.11. - Biochip C vs. Electro Atomu vs. Don Qui Shot / 30.11. - Bleed KÖLN - GEBÄUDE 9 19.11. - Jürgen Teipel liest: Verschwende deine Jugend KÖLN - LIQUID SKY 03.11. - Digital Kranky feat. Peter Elflein, Brigade Mondaine, Koenig Johannes, The Peaks, Forestopper, Tim Tetzner, Eric Freeman KÖLN - SENSOR 02.11. - Nass (live), Triple R, Strobocop / 09.11. - Sia-mac, Mike s / 16.11. - Electric Indigo, Break 3000, Maxime, Johnnie Rakete KÖLN - STADTGARTEN 29.11. - Total Science, Giana Brotherz, Rinc & T.J. Hookah, Basic, Forward, MC Marvelous, MC Killa Bee KÖLN - STUDIO 672 01.11. - Michael Mayer, Tobias Thomas, Superpitcher / 08.11. Michael Mayer, Superpitcher / 14.11. - Wasserdicht DJ-Team feat. Jazzanova / 15.11. - Michael Mayer, Tobias Thomas, Superpitcher / 22.11. - International Pony, Michael Mayer, Tobias Thomas, Superpitcher / 29.11. - Superpitcher, Carsten Jost, Lawrence KÖLN - SUBWAY 05.11. - Klara Drechsler liest Irvine Welsh "Klebstoff", Musik: Strobocop / 06.11. - Jonathan, Walter B 38, / 13.11. - DC, Henree, My-T / 20.11. - MTC Yaw, Miss Dee / 27.11. - Walter B 38, Miss Dee, Nexalite MC LEIPZIG - CONNE ISLAND 23.11. - Die Goldenen Zitronen LEIPZIG - DISTILLERY 02.11. - DIADEM (live), de Bear, Frankman, Grosskopf (live), Ibrahim Alfa, Paul Panzer, Daniel Reichert / 16.11. - Johannes Diringer, Chris Manura / 23.11. - Wighnomy Bros, Dominik Schuster, Abdamon / 30.11. - DJ ATA, Ongaku, Matthias Tanzmann, Marlow aka DJ Elektro, Philipp Alicke, Dan $ Rich MANNHEIM - DIE_LOUNGE 07.11. - Intricate (live), Solotempo (live), Posthuman (live), Guv Veale, Lee Grainge, Cio, Spezialmaterial VJs / 14.11. - Frank Martiniq (live), Dominick Baier / 21.11. - Fernando Pascoal, Synthetic Residence (live video mixing) / 28.11. - Choclate Deluxe (live + DJ), Monsieur L (visuals) MÜNCHEN - DIGITALANALOG AT T-U-B-E 01.11. - Lesung: G. Lassen, Leander Kaiser And The Four Stroke Roll Percussion Ensemble, Ernst Horn und Sabine Lutzenberger, Robert Görl, Staircurve, Spenza, Mooner, Electric Sheep aka Cloink, Virtual Orgasm, Mix Mup / 02.11. - Lesung Roderich Fabian, Bernhard Weidner, H Kreijci M., Electriccity Through Aux Out, Stupor, Steak, Steril, E. Stonji aka Shift, Michael Langlois, Senderfreies Berlin, Bernd Karner MÜNCHEN - ULTRASCHALL 01.11. - Tobi Neumann, Ken / 02.11. - Super_Colider (live), Christian Vogel, N-Dakar, Maxim Terentjev, FC Shuttle, Dr. Kern 002 / 08.11. - M.A.N.D.Y., Chris Chord / 09.11. - Roch Dadier, Mark Meyer, Lester Jones, Mark Marniku / 15.11. - Linus, Felix Houzer, Moe Flash, Psycho Cowboy, Spike (live), Doyle Johnson / 16.11. - Si Begg, 3Volt, Hometrainer, Slack Hippy, N-Dakar / 22.11. - Ata, Herbie / 23.11. - Justus Köhncke (live), Upstart, Mutter Kind Turnen, Julietta, Ingo Heider, Nawid / 26.11. Dälek (live) / 28.11. - Anticon-Label Paket: Themselves & Alias / 29.11. - Like Solomon, Chris Chord / 30.11. - Acid Maria, Electric Indigo (live & DJ), Lena Popova, Thomas Meinecke, Stefan Holmeier MÜNSTER - BARACKE 03.11. - Gogogo Airheart OFFENBACH - ROBERT JOHNSON 01.11. - Steve Bug, Martin Landsky, Glowing Glisses (live) / 02.11. - David Duriez, Sasse / 06.11. - Institut für Feinmotorik, Mapstation, Ekerhard Ehlers, Joseph Suchy / 08.11. - John Parish, Daniel Bell, Heiko MSO / 09.11. - Tiefschwarz, Oli Mohnsame / 14.11. - Jamie Hodge, Alex Koch, Heiko MSO, Johnny Love &Weller / 15.11. - Swayzak (live), Ata / 16.11. - Needs- Lars Bartkuhn, Yannick, special guest: Ame / 22.11. - Savas Pascalidis, Lady B, Zombie Nation (live) / 23.11. - Ata / 24.11. - John Soda, Static, B. Fleischmann / 29.11. - Heiko MSO & special guest / 30.11. - Thomas Hamann, Gerd Janson, Sven Hellwig SAARBRÜCKEN - ELECTRICITY FESTIVAL 07.11. - E-Werk: Underworld, Mouse on Mars, Mo´Horizons, Chicks on Speed, Jazzanova, Tiefschwarz, Blau: Karotte / 08.11. - E-Werk:, Fiva MC, MC René, Delinquent Habits, Gentleman, Cutkiller & Abdel, Mellow Mark & Silly Walks, Garage: Télépopmusic, The Supermen Lovers, Ian Pooley, Rubin Steiner, Tonka, DJ Ricky, Funk For Sale, Home: Der Lächelnde Schamane, Blau: John Acquaviva, Club No1: Ekki Elétrico, The Strike Boys, Kulturfabrik: Monika Kruse / 09.11. - E-Werk: Kabuki, Philipp Maiburg, MC Ronin, MC Glacius, Bassface Sascha, DJ Storm, Doc Scott, Adam F & MC MC, Home: Paco de la Cruz, Blau: Mousse T., Club No1: Jürgen Drimal / Vienna Scientists, Marcello Armetta, N8Werk: RADIO SALÜ Electricity Party, Cinestar: Videoclips CineStar, Kyus: Buscemi, Aromabar Decks & EFX / 10.11. - Garage: Air Liquide vs. FM Einheit, Helmut Zerlett, Michael Rother, Rei$$dorf Force, Jeans Team, Club No1: DJ Bruno, Kyus: Spherical, Johanneskirche: DJ nox-o-lan, DJ l’existence, zw. Minimal Music und musique concrete, Roton (live), Ausklang SAARBRÜCKEN - GARAGE 07.11. - Chicks On Speed / 10.11. - Air Liquide, Michael Rother, Helmut Zerlett, FM Einheit, Radioboy SCHWERIN - ALTE GERBEREI 09.11. - Paul Britschitsch SINGEN - GEMS 23.11. - Kinderzimmer Productions STUTTGART - LE FONQUE 08.11. - Benno Blome, Thomas Lux, Jan Diez / 15.11. - Joachim Spieth, Vermittelnde Elemente (live), Björn Stolpmann, Oli H & Oliver Klangschneider / 22.11. - Move D, Ken, Rick Masters STUTTGART - NEUE HEIMAT 02.11. - Marcin Czubala (live), Attuk, Frank Yentner, Alexej / 09.11. - Cora S., Frank Yentner, Daniel Früh / 16.11. - The Advent, Attuk, Daniel Benavente, Bastiab & Mark, Black & White / 23.11. - Oliver Chesler (live), Daniel Benavente, Shon, Freak / 30.11. - Pacou (live), Angela Flame STUTTGART - TRAVELLER 14.11. - Jürgen Teipel liest: Verschwende deine Jugend THUN - CAÉ MOKKA 29.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound WIEN - PORGY & BESS 02.11. - Gonzales WIEN - SUB AT FLEX 07.11. - Zuzee, D.B.H., Azeez, Funke / 14.11. - Stone Love, Soundgood Intl. / 21.11. - Rob Stp, Tempest, Effekt, Pandora, Nemesis, Marka, MC Bench / 28.11. - Dom NK, Disaszt, Phazes, Flowkee WIEN - [D]VISION 2002 AT WUK 27.11. - Private Beats, Enduro, Workbench / 28.11. - Satellite Footprintshop, Quehenberger, Down Jones / 29.11. - Falm, F.R.U.I.T.S., DJ Derbastler / 30.11. - De:BUG – Lounge mit Gästen und Alois Huber, DJ Hoec WINTERTHUR - KRAFTFELD 06.11. - Welttraumforscher ZÜRICH - BOGEN 13 12.11. - Ming, Popshop (live), Robert P. ZÜRICH - ROHSTOFFLAGER/STRATOS 01.11. - Optical, Steppa, Dready, Finestyle, Chronic, George Gee, Paradizer, Alex, MCs: Foxy, Eksman, Herbzie, Stratos: Evol, Potty Pit, Max S, Mad B, Buckweed, MC Rydemflirt / 02.11. - Pascal FEOS, Gangsta, Bad Baxter, Stratos: Salvatore Freda, Laurent Charbon / 08.11. - Mr. Mike & guest / 09.11. Chris Liebing, Styro2000, Bang Goes, Stratos: Aysam, Medooza / 15.11. - Peshay, Minus 8, Toni B / 16.11. - Justin Berkovi (live), T-Quest, Deetron, Stratos: Moody Preachers / 22.11. Sound Of Habib, Be&See, Bengston / 23.11. - Jeff Mills, Claude Young, Eric Borgo, Mikky B., Stratos: Tobias Thomas, Kompiler, Anderson, Rock de Luxe / 30.11. - Sven Väth, D. Diggler, Stratos: Serafin, Manon, Marco Repetto / ON TOUR CATIVO 02.11. - Chemnitz, Voxx / 09.11. - Würzburg, Airport (mit Aphrodity) / 16.11. - Schweinfurt, Stadtbanhof CHOKEBORE 01.11. - Hannover, Glocksee / 02.11. - Bielefeld, Jz-Kamp / 03.11. - Berlin, Knaack / 05.11. - Leipzig, Conne Island / 06.11. - Nürnberg, K4 / 07.11. - Wien, B72 / 08.11. - München, Atomic Café / 09.11. - Graz, FM4 Festival Orpheum / 11.11. - Hamburg, Tanzhalle DÄLEK 09.11. - Wels, Music Unlimited (mit Bulbul) / 18.11. - Konstanz, Rheinterraße / 20.11. - Köln, Gebäude 9 / 22.11. - Sursee, Kulturwerk (mit Velma) / 23.11. - Bern, Reithalle (mit Velma) / 24.11. - Genf, L'Usine (mit Velma) / 26.11. - München, Club 2 At Ultraschall / 27.11. - Wien, B 72 (mit Sofa Surfers DJ-Set) / 28.11. - Innsbruck, Workstation / 29.11. - Nürnberg, Desi / 30.11. - Weikersheim, Club W71 DAVE TARRIDA 22.11. - Linz, Stadtwerkstatt / 23.11. - Bingen, Palazzo Bingen / 30.11. - Berlin, Tresor DEF JUX FEAT. EL-P, RJD 2 & MR. LIF 20.11. - München, New Backstage / 23.11. - Bremen, Römer / 24.11. - Berlin, Knaack / 26.11. - Köln, Stadtgarten / 27.11. - Duisburg, Hundertmeister DEICHKIND 06.11. - Klagenfurt, Point 11 / 28.11. - Hamburg, tba / 29.11. - Leer, JuZ / 30.11. - Lingen, Schlachthof DICTAPHONE 24.11. - Berlin, Leisester Club der Welt / 25.11. - Hamburg, Astrastube / 26.11. - Kiel, Schaubude / 28.11. - Dortmund, Cosmotopia (Giardini di Miro) / 30.11. - Hasselt (B), Belgie (Dntel, Mouse On Mars) FIVA MC & DJ RADRUM 01.11. - Lingen, Schlachthof / 02.11. - Weinheim, Cafe Central / 04.11. - Frankfurt, tba / 07.11. - Freiburg, Jos Fritz / 07.11. - Freiburg, Jos Fritz / 08.11. - Saarbrücken, tba / 08.11. - Saarbrücken, ElectriCity / 09.11. - Bayreuth, Alte Fabrik / 09.11. - Bayreuth, Alte Fabrik / 15.11. - Dresden, Club Mensa / 23.11. - Kempten, Jugendzentrum / 23.11. - Kempten, Jugendzentrum / 30.11. - München, Living’ Larger / 30.11. - München, Living` Larger FREDDY FRESH 02.11. - Basel, Nordstern / 03.11. - Köln, Monte Christo / 09.11. Dresden, Erdbeerdisko GROM 08.11. - Berlin, Panoramabar At Ostgut / 09.11. - Salzburg, Arge Nonntal (mit Michelle Grinser, Tschamba Fii) / 12.11. - Wien, Flex (mit Michelle Grinser, Tschamba Fii) / 15.11. - Hamburg, Tanzhalle (mit Michelle Grinser) / 22.11. - Stuttgart, C22 / 23.11. - Zürich, Toni Molkerei / 30.11. - Kassel, Hotel Reiss JAZZANOVA 01.11. - Heidelberg, EnjoyJazzFestival / 02.11. - Darmstadt, Centralstation / 07.11. - Saarbrücken, Electricity Festival / 08.11. Düsseldorf, Unique / 09.11. - Aalen, Jazzfest Aalen / 16.11. - Offenbach, Robert Johnson / 22.11. - Karlsruhe, MoodLounge JÜRGEN TEIPEL LIEST: Verschwende deine Jugend 12.11. - KONSTANZ - ZEBRA KINO / 13.11. - NEU-ULM - BAHNHOF / 14.11. - STUTTGART - TRAVELLER / 15.11. - WIESBADEN SCHLACHTHOF / 16.11. - KARLSRUHE - DIE KAMERA / 17.11. MARBURG - CAFE TRAUMA / 18.11. - DUISBURG - HUNDERTMEISTER / 19.11. - KöLN - GEBäUDE 9 / 20.11. - BIELEFLED KAMP / 21.11. - BREMEN - LAGERHAUS / 22.11. - KIEL - HANSASTRAßE / 24.11. - HALLE - PALETTE / 25.11. - LEPIZIG - ILSELS ERIKA / 26.11. - REGENSBURG - ALTE MäLZEREI / 27.11. - ERLANGEN - E-WERK (ERLANGEN) / 28.11. - WIEN - SPOILER IM MUSEUMSQUARTIER / 29.11. - LINZ - KAPU KOSHEEN 16.11. - Hamburg, Grosse Freiheit / 18.11. - Offenbach, Capitol / 19.11. - Stuttgart, LKA Longhorn / 20.11. - München, Elserhalle / 22.11. - Berlin, Universal / 23.11. - Köln, Live Music Hall LE HAMMOND INFERNO 01.11. - Nürnberg, Stereo Deluxe MING 08.11. - Linz, tbc / 09.11. - Graz, Orpheum FM 4 Party / 10.11. Wien, B 72 MITTE KARAOKE 01.11. - Leipzig, Ilses Erika / 02.11. - Köln, Subway MOONBUGGY 01.11. - Magdeburg, H.O.T. / 02.11. - Berlin, Lovelite / 03.11. Köln, Battery Park Rocko Schamoni & Jogging Mystique 18.11. - FRANKFURT - MOUSONTURM / 19.11. - DUISBURG HUNDERTMEISTER / 20.11. - OSNABRüCK - HDJ / 21.11. - TRIER - EXHAUS / 23.11. - FREIBURG - JAZZHAUS / 24.11. - ZüRICH - SCHAUSPIELHAUS, PFAUEN / 26.11. - SALZBURG - ARGE NONNTAL / 27.11. - WIEN - FLEX / 28.11. - GRAZ - TEATRO / 30.11. - ESSLINGEN - KOMMA / STAUBGOLD TOUR 01.11. - Basel, Nt Areal / 02.11. - Bern, Reitschule / 05.11. - Marburg, Cafe Trauma / 06.11. - Offenbach, Robert Johnson / 07.11. - Schorndorf, Manufaktur / 08.11. - München, Pathos / 09.11. Dresden, Scheune / 10.11. - Hamburg, Tanzhalle / 11.11. - Berlin, Volksbühne (mit Torococo Rot) THE ADVENT 01.11. - Frankfurt, U 60311 / 16.11. - Stuttgart, Prag / 22.11. - Ravensburg, Douala / 23.11. - Lahr, Universal Dog / 30.11. - Neuss, Treibhaus THE STREETS 12.11. - München, Metropolis / 14.11. - Berlin, SO 36 / 15.11. Hamburg, Mojo / 20.11. - Köln, Kantine / 24.11. - Frankfurt, Cafe Claro UNDERWORLD 07.11. - Saarbrücken, Electricity Festival / 20.11. - Köln, E-Werk / 21.11. - Hamburg, Grosse Freiheit / 22.11. - Berlin, Arena / 23.11. - München, Muffathalle / 15.11. - Goon, RX, Kompiler, Juschka / 16.11. - Woody, O-Gee, Nat / 22.11. - Dani König / 23.11. - Grom (live), Michelle Grinser, John Player / 28.11. - Mapstation, Scud, I_Sound / 29.11. - Robi Insinna, Reeto von Gunten / 30.11. - Ellen Allien, Modeselektor, Solotempo-DJs ZÜRICH - UG 28.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound / ZÜRICH - ROTE FABRIK 16.11. - Radian, Velma, Scion ZÜRICH – SCHAUSPIELHAUS-PFAUEN 24.11. - Rocko Schamoni & Jogging Mystique ZÜRICH - TONIMOLKEREI 01.11. - Lodel Fizler, Hgb Fideljus, Boba Fett / 02.11. - Tok Tok vs. Soffy O., J. Smith & Immer / 06.11. - DJ Su, The Hickup Family (live) / 07.11. - German Cassis, Serena "Swiss Miss" Jost / 08.11. - live: Klettermax, Farben, DJ’s: Move-d, Fragment / 09.11. Crossover (live), Swayzak, Cosili, Robatronic / 14.11. - Uni (live) DEADLINE FÜR ALLE TERMINE DER DEZEMBER AUSGABE: 04.11.2002. MAILTO: [email protected]