REBOL ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE PEER CAST JEANS

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REBOL ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE PEER CAST JEANS
RADIOBOY | WESTBAM | JORI HULKKONEN | RONI SIZE | SUICIDE | SUPER MARIO |STAR TREK | 287 REVIEWS
65
©
ELEKTRONISCHE LEBENSASPEKTE
November
2002.€EUR
MÄRZ 2002.
2.802.80
Schweiz: SFR 5,50
MUSIK MEDIEN KULTUR
SELBSTBEHERRSCHUNG
MONATSZEITUNG
PEER CAST
JEANS
GUS GUS
Als vor gut zwei Jahren Gnutella veröffentlicht wurde, revolutionierte
es als Filesharingsoftware die binäre Tauschbörsen-Welt. Nun sorgt
Peercast mit der gleichen Technologie für eine Renaissance der Piratenradios im Netz. Wir sprachen mit Peercast-Programmierer Giles
Goddard.
<Seite10>
Nicolette Krebitz kreist in ihrem semi-improvisierten Spielfilm "Jeans"
um den Szenealltag im Berliner Wahnsinnssommer 2001, der eben nie
Alltag werden will, sondern das routinefeindliche Driften in Designerjeans feiert. Im Gestus des Passierenlassens stimmig, aber auch gut?
<Seite#04>
Personell ab- und ravig aufgespeckt, mit neuer Sängerin und insgesamt nur noch vier Mitgliedern macht sich die isländische Supergroup
mit Vorliebe für Rum Cola auf, die Welt ein weiteres Mal zu erobern.
Elektronischer und straighter als je zuvor. Island ist eine Disco, was
sonst. Attention.
<Seite#05>
BIEDERMEIER DIGITAL
BPITCH CONTROL
TEXT: ANTON WALDT, [email protected]
TEXT: JAN JOSWIG | [email protected] / FOTO: AMI SIOUX
Filesharing rettet Piratenradios.
Nicolette Krebitz filmt ihr Umfeld.
Das notorische Wohnzimmer.
Rucola? Rum Cola!
Berlin, Berlin ... hey! Dein Herz kennt keine Mauern.
Vor zehn Jahren wurde die Idee der Wohnzimmerproduktion von Gütern des täglichen Kulturbedarfs massenhaft propagiert. Gleichzeitig
sollte durch die ewige Party die Wohnung zur verlängerten Tanzfläche
und damit irgendwie öffentlicher Raum werden. Inzwischen haben sich
diese Ideen im Wortsinn verbreitet und das Resultat ist wieder mal
ganz anders als gedacht: Nachdem die Grenzen einmal niedergedacht
waren, haben die Wohnzimmer sich auf den Weg in die Clubs gemacht
und dort häufig für unambitionierte Sitzkultur vom unfeinsten gesorgt.
Den gleichen Gemütlichkeitsausfluss mussten auch viele Büros über
sich ergehen lassen, auch wenn dieser Tendenz durch das Platzen der
New-Economy-Blase zunächst Einhalt geboten wurde. Gleichzeitig
wurden die notorischen Wohnzimmer in der Tat einem Technologie-getriebenen Wandel unterzogen, nur dass die Öffentlichkeit dabei natürlich nicht mit ihren ganz real schmutzigen Schuhen in die gute Stube
vorgelassen wurde, sondern digital und sauber durch das Netz, das
auch die heimischen Gemächer als Produktionsstätte an die globale
Volkswirtschaft anbindet. Emotional geht diese Entwicklung mit
äußerst schizophrenen Reaktionen einher: Während die linke Hirnhälfte sich einer gediegenen Paranoia von Großen-Bruder-Fantasien hingibt, schleimt sich die rechte Hälfte mit Schmackes vor jede verfügbare Kamera, um dort möglichst intime Regungen und Verrichtungen zu
zelebrieren. Das notorische Wohnzimmer wiederum wundert sich über
seine Transformation wahrscheinlich wenig, ist seine Entstehung doch
mit einem ganz ähnlichen Prozess verbunden: Als vor 200 Jahren im
Zuge der ersten industriellen Revolution die höfische Kultur vom entstehenden Bürgertum aufgegriffen wurde, musste auch jeder Biedermann sein Klavier haben, um das eine Repräsentationskulisse gebaut
wurde, die zwar auch hergezeigt, aber keinesfalls schmutzig gefeiert
werden durfte. Der kühne Zeitsprung eröffnet dabei sowohl beängstigende als auch optimistische Perspektiven für das, was noch kommt:
Im Biedermeier wurden nicht nur Kapitalismus, Reaktion und Nationalismus definiert, sondern auch Sozialismus, Revolution und Demokratie.
<Seite#26>
Mitten in Mittes Mitte, Berlin, Hackescher Markt, da, wo die manischcoole Entsolidarisierung von Tisch zu Tisch bei Starbucks die rüdesten
Blüten treibt, wird ein sozialistisches Hipsterhippie-Modell vorangetrieben: Kolchose, Kibbuz, Kommune 1 – und von da in steigender Linie
chaotischer, kreativer, polit-hedonistischer, rasselbandiger: BPitch
Control. Auf drei Stockwerken in der einzigen Techno-Arche, so weit
das Auge reicht, turnen das Büro von Ellen Alliens BPitch Control, die
Studios von Sascha Funke, Modeselektor und Kiki und die verkifften
Grafikkatakomben der Pfadfinderei umeinander rum. Und bilden ein
wuseliges Kollektiv, dass an einer Renaissance-Mensch-Existenz arbeitet: Musik, Mode, Poster, Sticker, Party in fröhlicher Synästhesie, die
sich frei macht von Clash/Cash-Lifestyle-Konnotationen, einfach durch
die Integrität der beteiligten Personen, die in jedem Produkt durch-
schlägt, ohne im bloß wertsteigernden Image-Kapital aufzugehen. Ellen Allien hat als künstlerischer Käpt’n nie gescheut, sich weit rauszulehnen. Fensterstürze drohten aber selbst dann nie, wenn das Rauslehnen 80er-Electro hieß und sich als ein Bonfire of the Vanitys mit einer
Halbwertzeit abfackelte, die einen glatt mal den Kopf hätte kosten können. Aber BPitch Control hat sich ohne radikale Kurswechsel, sondern
einzig durch Erweiterung des Kollektivs, durch Splittung der Kompetenzen und Verbreakung der Musik in eine Liga gehievt, in der man immer zwangsläufiger einen Film in Technicolor und Dolbysurround über
sie drehen müsste. Eine verschworene Fassbinder-Crew, die sich ihren
Fassbinder abschafft. Wir klettern an Bord der BPitch-Arche und klopfen bei den Hoffnungsträgern Feadz und Modeselektor an.
<Seite#13>
REBOL
DIE NEUE GENÜGSAMKEIT DUMB UNIT
Elektronische Musik und ihre Kritiker.
Musketier des kanadischen Techno.
Carl Sassenrath hat mit dem Amiga OS in den 80ern eine Betriebssystem-Revolution gestartet. Das wollte er jetzt mit dem Update für die
Filesharing-Plattform Morpheus 2.0 wiederholen. Peer to Peer und Betriebssystem sollten sich gegenseitig kurzschließen, bis Microsoft kapituliert. Mehr als eine Neustart Utopie?
<Seite#30>
Biedermeierlicher Alltag ist eingezogen in die Welt der elektronischen
Musik. Nobody move, nobody get hurt. Sucht denn niemand mehr
Auseinandersetzung, Zerrüttung, Verschwendung? Musikjournalismus muss wieder das Ereignis mit Sprengkraft erzeugen, plädiert Alexis Waltz.
<Seite#31>
Jeremy Caulfield infiziert mit seinem Label "Dumb Unit" den Patienten
Minimaltechno mit einer gehörigen Portion Differenz. Aus Toronto
sendet er seine Trenchcoatagenten auf multiphrenen Expansionskurs
und erschleicht sich entlang minimalster Unterschiede die nächste
Moderne.
<Seite#18>
Medien.
Kultur.
Musik.
WorldWide Dreamer.
DESIGN: 3D LUXE.............................................................................. <SEITE#05>
BILDERKRITIKEN............................................................................... <SEITE#10>
MUSIKTECHNIK: KONTAKT.............................................................<SEITE#23>
SERVER................................................................................................ <SEITE#28>
FLASH MX BÜCHER......................................................................... <SEITE#33>
SUPER MARIO SUNSHINE.............................................................. <SEITE#34>
GOTO...................................................................................................<SEITE#36>
STAR TREK........................................................................................ <SEITE#10>
JOYPAD CONTROLLER..................................................................<SEITE#22>
NORM THE THINGS.......................................................................<SEITE#29>
ARS DOKUMENTA..........................................................................<SEITE#29>
INTERNET UND POLITIK................................................................<SEITE#30>
ÜBERWACHUNG............................................................................<SEITE#32>
KINO: JEANS.................................................................................... <SEITE#35>
SPEZIALMATERIAL......................................................................... <SEITE#04>
JORI HULKKONEN......................................................................... <SEITE#08>
HAUSMEISTER.................................................................................<SEITE#12>
BPITCH: FEADZ............................................................................... <SEITE#14>
BPITCH: MODESELEKTOR............................................................<SEITE#15>
RONI SIZE..........................................................................................<SEITE#20>
JEFF SAMUEL................................................................................... <SEITE#20>
<2> - DE:BUG.65 - 11.2002
Impressum
Bootin’ up
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TOMORROW
Reviewredaktion: Sascha Kösch ([email protected]), Peter
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TEXT: ANTON WALDT
Bildredaktion: Ole Brömme ([email protected])
Redaktion New York: Nico Haupt ([email protected])
Redaktion Wienerwaldt: Anton Waldt ([email protected])
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Mentor: Tobias Thomas ([email protected])
Texte: Alexis Waltz, Aljoscha Weskott, Anne Pascual, Anton
Waldt, Benjamin Weiss, Felix Denk, Heike Lüken, Heiko H.
Gogolin, Ulrich Gutmair, Karen Khurana, Katja Hanke,
Marcus Hauer, Mercedes Bunz, Moritz Sauer, Nils Dittbrenner, Peter Kubin, René Margraff, Sascha Kösch, Stefan Heidenreich, Thaddeus Herrmann, Verena Dauerer, Katja
Schroeder, Thomas Khurana, Holger Schulze, Pat Kalt, Janko Roettgers, Nortje Marres, Kay Meseberg, Uh-Young Kim,
Peter Steinberger, Mirko Tobias Schäfer, Bernhard Rieder,
Markus Engel, Nico Haupt
Fotos: Kai von Rabenau, Ole Brömme, Claudia Burger, Christoph Klenzendorf, Ami Sioux
Reviews: Stefan Heidenreich as sh, Thaddeus Herrmann as
thaddi, Jan Joswig as jeep, Sascha Kösch as bleed, Clara Völker as caynd, Felix Denk as felix, Christian Meyer as meyer,
Anett Frank as anettf, Sven von Thülen as sven.vt, Christoph
Jacke as cj, Andreas Brüning as asb, René Josquin as
m.path.iq, Heiko H. Gogolin as bub, Nils Dittbrenner as bob,
Anne Schreiber as anne, Kay Meseberg as kam, Mercedes
Bunz as mercedes, Anne Pascual as miu, Mathias Mertens
as mwm, Erik Benndorf as ed
Die besten Ideen fallen oft unter den
Tisch, obwohl das selbstredend im Falle des Vorschlags von Herrn Hussein,
in einem fairen Zweikampf mit Herrn
Bush die offensichtlichen Differenzen
zu klären, eine große Schande und ein
unbezifferbarer Verlust für die Unterhaltungsindustrie ist. Herr Hussein
hatte dabei ganz Gentleman natürlich
einen neutralen Austragungsort
und wahrhaft denkwürdigen Straßenfeger-Fernsehabend wären wir die leidige Fehde endlich los und alle könnten sich wieder den wirklich wichtigen
Dingen wie der Versorgung der ganzen
Menschheit mit Nahrung, Wasser, Bildung und Würde hingeben.
das Muster der Pringles-Werbespots
zurückgegriffen wird, also junge, gutaussehende Menschen sich langweilen, bis jemand ihnen eine Überdosis
fettiges Essen anbietet. Ob hier nur ein
Werber unter Cholesterinschock leidet
oder aber die Eckensteher Recht haben, die behaupten, hier soll eine GeZU FRÜH GEFREUT
neration auf den Einsatz auf dem
Die Chancen auf eine solchermaßen Schlachtfeld vorbereitet werden, bleibt
schen. Und wer trotzdem auf eine
Zwangserkrankung wert legt, weil diese im Vergleich mit der Realität nach
vorherrschender Definition vergleichsweise reizvolle Perspektiven bietet,
wird neuerdings wieder mit Elektroschocks beglückt und zwar direkt im
Kopf, was dann schickerweiser "Hirnschrittmacher" heißt. Dazu werden den
Patienten die Elektroden durch kleine
Drei Doppelgänger für alle!
(Schweiz), einen fairen Schiedsrichter
(Dalai Lama) und Waffengleichheit im
Sinn. Letzteres bedeutet wohl, dass
auch Herr Bush drei Doppelgänger einsetzen darf, was wiederum nicht nur
die Spannung steigert und zwischen
den Runden, die im Tekken-Style in verschiedenen, malerischen Kulissen ausgetragen werden, auch Werbeblöcke
erlaubt hätte, ohne die Dynamik hinzumachen. Bei einer guten Regie könnte
der Kampf also mit insgesamt vier Leben pro Staatsmann über sieben Runden gehen. Nach einem aufregenden
konstruktive Zukunft stehen allerdings
nicht wirklich gut und statt eines Duells bekommen wir "Conflict: Desert
Storm" zu Weihnachten, um schon mal
an der heimischen Konsole den Sturm
auf Bagdad zu üben. Der allgegenwärtige Kriegsgeruch macht aber nicht nur
Pazifisten und anderen verantwortungsvollen Zeitgenossen zu schaffen,
auch der gemeine Hedonist wundert
sich zusehends über das, was so geht.
Im Nochnicht-NATO-Land Österreich
beispielsweise wird Fleisch inzwischen
als Partydroge angepriesen, wobei auf
abzuwarten. Glasklar offenbart sich
der Zeitgeist - übrigens ein Begriff, der
jetzt wieder völlig ironiefrei verwendet
werden darf - dagegen durch die Ablösung der Chaos- durch die Graphentheorie, die davon ausgeht, dass doch
alles irre übersichtlich ist und daher
auch "Small World"-Theorie heißt und
deren Obendrüberbeweis die Bekanntschaft von allen und jedem über nur
sechs Zwischenschritte sein soll. Der
Zaunpfahl ist dabei selbstredend, dass
man sich weniger fürchtet, wenn extrem übersichtliche Verhältnisse herr-
Bohrlöcher im Schädel eingesetzt und
unter der Haut werden Kabel bis zum
Taktgeber auf dem Brustmuskel verlegt. Zukünftig soll die Methode auch
Durchschnittsbürger, die durch zwanghaftes Fernsehen und Essen von der
Wehrertüchtigung abgehalten werden,
auf die richtige Bahn bringen. Für ein
besseres Morgen: Totalverweigern, die
europäischen
Datenspeicherpläne
durchkreuzen, das Vegeterierdasein
doch als ernsthafte Option ins Auge
fassen und Hirnschrittmacher und drei
Doppelgänger für alle.
rein und berichten haarklein ohne Pony Es geht - wie so oft - um Geld und Tauschen. Simpel. Suhrkamp hat sich entim nächsten Monat.
schlossen, Textz.com zu verklagen.
Nach der erfolglosen Abmahnung für
Zurück zum letzten.
Der Neue Markt hat sich endgültig von eine Walser.pdf-Datei im Trash Folder
der Börse verabschiedet, ihr Aktienin- der Seite stellt Suhrkamp nun ein paar
dex Nemax wird aus dem Keller an die andere Ascii-Texte in Rechnung und
Straße gestellt. Aber keine Angst, die in fahndet nach Verdächtigen.
ihm aufgelisteten Unternehmen wer- Steven Spielberg stimmte Bushs Plänen
den schon wieder hereingelassen, nach zu einem präventiven Erstschlag gegen
dem Winter gespalten in "Prime Stan- den Irak zu. Vielleicht sollte Spielberg
dard" und "Domestic Standard", also die sich einfach Minority Report noch ein
paar Mal anschauen, zur Strafe.
erfolgreichen darunter, zumindest.
Bleeds neuer Tedddy heißt Elke und er
mag Justus Köhnke. Múm können tanzen (Herrmann ohne Kleine made them
dance, booyakasha!). Vöslauer Kräuterwasser macht abhängig, booyakasha!
zum 2ten. WMF-Klo jetzt mit HygieneTürsteher. Joswig trägt Heftklammern
am Revers. Chicago House zu Weihnachten. BKA nervt im GayMF,
Schnurrbart ist eben nicht gleich
Schnurrbart. John Tejada ist Teddynapper. Gerade dachten wir noch John bildet auf seiner LP Daydreams and Cold
Shutting down
DEBUG Ultra Beauty Operators: Jan Rikus Hillmann (aeonflux@de-bug .de), Tjoss May ([email protected]), Andreas Sachwitz ([email protected])
Vertrieb: ASV Vertriebs GmbH, Süderstrasse 77, 20097
Hamburg
Fon: 040/347 24042
Fax: 040/347 23549
BÄREN, DIE ICH
RIEF
Eigenvertrieb (Plattenläden):
Fon: 030 2838 4458
Abobots eures Vertrauens: Sven von Thülen, Clara Völker
030.2838 4458 /email: [email protected]
Debugtermine: [email protected]
Stichtag Dezemberausgabe: 04.12.2002
de-bug online: http://www.de-bug.de
Geschäftsführer: Sascha Kösch
Marketing und Anzeigenleitung:
Email: [email protected]
Mari Lussmann, Simon Kathmann,
Andreas Sachwitz
Fon: 030/2838 4457 - 030/2838 8891
Es gilt die Anzeigenpreisliste Januar 2002
TEXT: JAN, KAREN, SVEN
Weiter hinten im Heft unter ”Krise Musikjournalismus” steht gefährlich pessimistisch: Die neue Genügsamkeit. Und
meint, alles so betulich im Business as
usual angekommen. Aber wir haben
den feuchten Finger in den Wind gehalten und vorausgespürt: Nicht nur die
wieder gewählte Gabi Zimmer muss
mit Gegenwind rechnen. Ein allgemeiner Wille zur Radikalität drängt dampfig aus den Gullys. Bald wird er sich auf
den Straßen manifestieren. Auch die
New Yorker "Vietnam hat nie aufge-
V.i.S.d.P.: die Redaktion
Die neue Genügsamkeit!
DEBUG File Sharing:
www.telepolis.de, newstoday.com, 72dpi, reservocation.com
hört"-Helden Suicide haben den Ruf
vernommen und flugs die Hymne zur
revitalisierten Unversöhnlichkeit geschrieben.
Und Debug hört Indie. Denn Debug
hats. Und steckt voll unversöhnlich zwischen Gitarre und Scheppercomputer
und Schüttelpony-Überwindung. Wir
sind radikal erschüttert und knien uns
Viva Plus Korrespondenten aus L.A.,
London, Hamburg und Berlin werden
auch an die Straße gestellt, ähm, diesmal ohne Sendeauftrag. AOL Time Warner hat entschieden, dass auch Videos
allein schon international und informativ genug sind. Und via Telefonwahl
auch wieder interaktiv.
Und sonst: Ellen Alliens Lieblingswort
ist Lichtmensch. Die Liebesschaukeln
im Snax-Club sind auch für Heteros bequem. Superpitchers neue klingt wie
die alte (gez. Freunde der Kontinuität
e.V.). Goa-Deko ist auch bei Club-Wiedereröffnungen 2002 nicht tot zu kriegen. Christian Kleine verschollen.
Weather seine Familie ab, aber nein, es
ist die Familie von Dr. Marian Stansbury. Und die Pakete aus Jena kommen
immer noch nicht an. Was war drin?
Smiley T-Shirts vom Freude am TanzenLabel. Was beweist das? Das beweist,
das Acid Revival braucht noch fünf
Stunden mit der Bahn nach Berlin.
<3> - DE:BUG.65 - 11.2002
Klimperkrach / Globalisierung
ERINNERST DU DICH AN DEINEN LETZTEN BIG MAC?
Radio Boy/ Herbert
Der Kapitalismus hat einen neuen Feind, und der ärgert sich: Matthew Herbert nimmt es in seiner RadioBoy-Show "The Mechanics Of Destruction" mit den Teufeln der Globalisierung auf. Beats Against The
Machine.
TEXT: UH-YOUNG KIM | [email protected]
"Congratulations, Stoiber lost!" Die Zeichen
standen gut für Matthew Herberts Auftritt
als Radio Boy auf der Wahl-Party eines in
Köln ansässigen Umsonst-Magazins. Das
Konzept von "The Mechanics Of Destruction" versprach nicht weniger als das "erste
auf die Bühne gebrachte Statement eines
elektronischen Musikers" zur Globalisie-
SERVICEPOINT
dio Boy terminiert eine Cola-Dose! Bamm Radio Boy drischt mit einem Hammer auf
einen Fernseher ein! Fetz - Radio Boy reißt
Textilien auseinander und posiert mit über
den Kopf gezogener Gap-Tüte in VictoryPose! Das in allen Farben der Markenwelt
schillernde Publikum ist vom wirbelnden
Clash zwischen Kunst und Politik begei-
McDonalds ist, dass es lokale Strukturen verdrängt und die Leute in Asien immer fetter
werden.
DEBUG: Was haben Sounds aus deiner
Küche und Sounds kapitalistischer Produkte gemeinsam?
HERBERT: Es geht um meine Umwelt, die
Die auf Accidental Records erschienene
CD “The Mechanics Of Destruction” von
Radio Boy kann profit-frei unter
www.themechanicsofdestruction.org/
bestellt oder heruntergeladen werden.
Hier finden sich auch ausführliche Gedanken zum Projekt.
Früher aß ich bei McDonalds, ich trug Nike-Schuhe und trank Kaffee bei Starbucks.
Irgendwann aber fühlte ich mich komplett verarscht.
stert. Als er den Big Mac auspackt, höre ich
hinter mir: "Oh, wie lecker." Ernsthaft. Aber
da kann ja der Radio Boy nix für. Platsch - er
wirft den Burger mit Schmackes gegen eine
unschuldige Leinwand. Bis zur vierten Zugabe sollten noch einige Symbole transnationalen Ausbeutertums der Wut Matthew
Matthew Herbert - einstiger Minimal-Hou- Herberts zum Opfer fallen.
se-Held, dann scheinbar engstirniger Dogmatiker, immer ästhetische Reibefläche DEBUG: Erinnerst du dich noch an deinen
und Extrawurst - jetzt als Globalisierungs- letzten Big Mac?
gegner. Es geht los: Der ganz in schwarzge- HERBERT: Ja, sicher. Das ist Teil des Projekkleidete Radio Boy haut die Kellogstüte ge- tes. Es geht um meine eigene Reise. Früher aß
gen ein Mikro, Smacks rieseln aufs Kaoss- ich bei McDonalds, ich trug Nike-Schuhe und
Pad, Beats krachen, glitschen und kollidie- trank Kaffee bei Starbucks. Irgendwann aber
ren im Herbert-Funk wie bei einem Square- fühlte ich mich komplett verarscht. Ich will
pusher mit Kultur-Auftrag. Ratsch - Radio diesen Sachen auch nicht ihre DaseinsberechBoy entzweit die Bild-Zeitung! Clonk - Ra- tigung absprechen. Aber das Problem mit
rungsdebatte. In der Bedarfsanmeldung
der Show standen allerlei böse Dinge aus
der Welt des Kapitalismus, aus deren Zerstörung der Radio Boy Musik generieren
wollte. In Paris soll er sich sogar die Stirn
blutig gehauen haben.
Organisation von Krach in Musik. Vor ein
paar Jahren waren meine Freunde und mein
Haus das Wichtigste in meinem Leben. Ich
schuf eine Welt für mich selbst. Heute ist Politik das Wichtigste in meinem Leben. Musik
ist ein Luxus. Als ich älter wurde, merkte ich,
dass ich meine Welt auf Kosten von Leuten in
Vietnam oder Malaysia erschaffe.
DEBUG: Fühlst du dich manchmal wie ein
Rädchen im großen Räderwerk?
HERBERT: Ja. Indem ich Steuern bezahle, mit
denen Tony Blair in einen Krieg gegen den Irak
zieht. Indem ich mit Vinyl zu tun habe, das
aus dem Öl, um das es bei diesem Krieg geht,
hergestellt wird. Andererseits fühle ich mich
als Teil eines Netzwerks von unabhängigen
Labels und Musikern.
Schließlich sei er "der erste und einzige" elektronische Musiker, der die Ideen um "No Logo" ("nicht das beste, aber ein interessantes
Buch") und "Empire" ("?") in seiner Musik
thematisert. Die politische Erweckung von
Matthew Herbert hat erst angefangen. Sein
nächstes Projekt soll im 20-köpfigen Bigband-Jazzgewand zu “bedeutungsgeladenen”
Texten von Chomsky und anderen führen.
“The Mechanics Of Construction” ist ebenfalls in Arbeit. Um andere Köpfe zu wecken,
war die “Destruction” jedoch politisch nicht
provokativ genug, und als Konzept-Kunst zu
unausgereift. Den ein oder anderen Arsch
hat er mit der “Destruction” dennoch beEr möchte nicht arrogant klingen, aber auf wegt. Der Geist meinte, schon gefolgt zu
Kritik, die sagt, er zeige keine Alternativen, sein. Wer weiß, vielleicht wird es irgendreagiert er äußerst empfindlich ("Bullshit"). wann sogar etwas ändern.
DEBUG: Ist Gewalt ein legitimes Mittel des
Protests?
HERBERT: Nein. Das ist, was ich an der Show
am meisten hasse und auch der Grund, warum ich damit aufhöre. Ich habe zu viele GapHosen zerstört, die 12-jährige Mädchen in
Thailand für sehr wenig Geld genäht haben.
Es geht mir um zwei Sachen. Erstens: Meine
Wut über diese Situation auszudrücken. Zweitens: Die Gewalt unter diesen Objekten bloß
zu stellen. Ihr ganzer Subtext der Produktion
ist gewalttätig. Ich hasse es, dass die Show gewalttätig ist, aber für mich ist es ein ehrlicher
Ausdruck.
<4> - DE:BUG.65 - 11.2002
Pop
DISCO ISLAND
GusGus
TEXT: THADDEUS HERRMANN | [email protected]
Attention, GusGus haben sich personell abgespeckt und ravig aufgespeckt. Mit neuer Sängerin und insgesamt nur noch vier Mitgliedern machen sich die Isländer auf, die Welt ein weiteres Mal zu erobern.
Elektronischer und straighter als je zuvor. Island ist eine Disco, was sonst.
Auch Isländer können sich streiten. Das Klischee der Märcheninsel, hoch oben im
Norden, mit Elfen, reichlich heißen Quellen, Björk, Múm, der Militärbasis und Bierpreisen wie auf dem Mars funktioniert bei
stellung von Funk und Groove wurden zu
Ravemonstern und vor lauter Videos wusste man nicht, wo man zuerst hinschauen
sollte. GusGus waren die beste Liveband
der Welt.
de. Nein, tut mir leid, da muss ich passen.
Aber wie ist das mit der Neuorientierung?
"Bevor GusGus entstand, gab es ein Projekt
namens ’T-World’. Das war ziemlich Club-orientiert. Dann kam GusGus. Leute wie Siggi
GusGus arbeitet mit Rave-Klischees, dass man sich beim Hüpfen immer nur fragen
kann, ob das ersnt gemeint ist. Es ist.
Bands nur, bis es musikalisch nicht mehr
weitergeht. Ein paar Jahre ist es her seit
dem letzten Album "This Is Normal" und
der kollektiven Weltübernahme. GusGus
waren damals ein riesiger Haufen von
Menschen, die oft kaum gemeinsam auf die
Bühnen passten. Zwischen Videoleinwänden und einem schier unglaublichen Maschinenpark drehte sich das Gesangs- und
Instrumentenkarussell unaufhörlich. GusGus live war nicht einfach ein Konzert, sondern ein lauter, greller Angriff auf alle Sinnesorgane. Die kleinen, verschrobenen
Popsongs zwischen einer stolpernden Vor-
All das ist lange her, jedenfalls irgendwie
ein bisschen. "This Is Normal" scheint ewig
her und "Attention", das neue Album, setzt
eher da an, wo die Konzerte damals aufhörten: beim kompletten Dancefloor. "Wir
wollten uns völlig neu orientieren und im Zuge dessen haben einige Leute die Band verlassen", erzählt Stef Stefansson, der gerade in
Boston auf den Soundcheck wartet. Zwischen seinen kleinen Müdigkeitspausen
prasseln immer wieder isländische Namen
auf einen ein und euphorische "Berlin, Berlin"-Zwischenrufe. Ob ich wisse, wann die
Band endlich wieder in Berlin spielen wür-
kamen dazu, die nicht nur am Songwriting
partizipierten, sondern sich auch um die Visuals kümmerten. GusGus war zu dieser Zeit
eine Art multimediales Kollektiv, die Musik
war nur ein Aspekt der Gruppe. Das hat für
zwei Alben gut funktioniert, aber wir wollten
straighter werden, mehr tanzen. Diese Entscheidung fiel und plötzlich waren wir nur
noch vier." Diese Dancefloor-Affinität gab
es immer bei GusGus. "Attention" lebt von
dieser komplett übertriebenden "Auf-die12"-Mentalität, die so offenherzig mit auf
seriösen Dancefloors längst in Vergessenheit geratenen Rave-Klischees kokettiert,
SERVICEPOINT
HTTP
GusGus, Attention, ist auf Underwater
Records / Zomba erschienen.
www.gusgus.com
dass man sich beim Hüpfen immer nur fragen kann, ob das ernst gemeint ist. Es ist.
Die 909 schuftet, die Bassdrum drückt, gerne laut und übersteuert, Acid puckert genauso wie die absurdesten Trancehooks.
Vielleicht war Technopop immer so gedacht. "Die neue Platte ist ein großer Schritt
für uns", schwärmt Stef. "So groß, dass wir
beschlossen, bei unseren Konzerten komplett
auf die alten Songs zu verzichten. Hier in
Amerika hat das wunderbar funktioniert.
Während 19 Shows haben sich höchstens drei
Leute hinterher beschwert. Es passt einfach.
Unsere neue Sängerin Urdur hat eine unglaubliche Präsenz. Die neuen Tracks greifen
so perfekt ineinander, dass da einfach kein
Platz mehr ist für ’Polyesterday’ oder so." Haben das Verhältnis von Song und Track sich
umgekehrt? "Genau. Bislang war es immer
so, dass die Songs fertig waren und die dann
instrumentiert wurden. Auf der neuen Platte
lief es umgekehrt. Wir haben an Sounds gearbeitet, nicht gesamplet, sondern alles selbst
mit alten Synthesizern gebaut, Schritt für
Schritt. Aus diesen Sounds haben sich dann
die Tracks entwickelt. Nenn es GusGus-Rave
oder wie auch immer … Die Disco ist jetzt fertig." Natürlich ist das alles irgendwie gelogen. GusGus sind immer noch GusGus, nur
eben noch straighter als früher. Mit "Attention" füllen die vier Isländer die Lücke in
der isländischen Musikszene, die noch besetzt werden wollte. Zwischen unglaublichen Gitarrenbands, ambitionierten Projekten wie Apparat, Weltstars wie Björk
oder eben Bands wie Múm grabt sich die
Inseldisco tief in die Ohren. Und was ist das
Beste? "We sacked the guitars. Endgültig".
Das geht total ok.
Jung oder unbekannt, aber super
SCHUBLADENUNTAUGLICHE EREIGNISSE
Spezialmaterial
TEXT: THADDEUS HERRMANN | [email protected]
Unser Starschnitt des Monats: Auf dem Schweizer Label "Spezialmaterial" darf passieren, was die verstörenden Widersprüche des Bilderbuchlandes Schweiz an Elektronika-Spielarten provozieren, das aber
immer als "Popkredit"-abgesichertes, luxuriöses Sonderereignis.
Normalerweise muss man sich die Gründung eine Labels wohl so vorstellen. Ein
paar Menschen (Jungs in der Regel, das wird
sich bald wohl mal ändern) sitzen zusam-
hen: Ende 2000 hatte man eine CD-R Compilation ("Greatest Hits" - SM1) veröffentlicht (mit Menschen wie Person, Intricate,
Solarium, Mononblock B usw.) und schon
packungsphilosphie ein, packte das Geld
auf die Seite und kontaktierte ein Presswerk. In Ländern, in denen solche Preisgelder "Popkredit" heißen, bleibt einem ja auch
Die Schönheit des Landes, der Reichtum, die Kälte, die Oberflächlichkeit ...
all das vermischt ist Spezialmaterial.
men und hören Musik. Idealerweise die, die
man selber gemacht hat. Oft ist Alkohol im
Spiel, das steigert die Motivation, stärkt das
Selbstvertrauen in die Musik, die man hört,
und in das Business, das man gerade gründen will - nicht unwichtig das, denn die Musik, aber dazu gleich. Anders bei Spezialmaterial. Dort traf man sich in einem schicken
Berghotel im Schweizer Wissiflüh, diskutierte Geschäftspläne, trank wahrscheinlich
Espresso dazu, ernannte Cio Assereto zum
Labelmanager und redete dann schnell über
andere Dinge. Die Musik zum Beispiel. Bis
zu diesem Zeitpunkt war Folgendes gesche-
das eine oder andere Album nachgelegt
(ebenfalls auf CD-R-Basis, meist in Kleinstauflagen von rund 200 Exemplaren) und im
Züricher Substrat kräftig gefeiert. Die CDs
flogen in alle Welt, schlugen in London bei
Smallfish ein wie eine Bombe. So traf man
sich dann also im Berghotel, um den nächsten Schritt zu planen. Cio arbeitete zu diesem Zeitpunkt im Luzerner Kulturzentrum
Boa als Programmator für elektronische
Musik, veranstaltete Konzerte mit Leuten
wie Plaid, Autechre, Skam-Künstlern etc.,
heimste diverse Kulturpreise für das Labelkonzept und die außergewöhnliche Ver-
nichts anderes übrig.
REIN INS NETZWERK
"Unser Netzwerk läuft auf mehreren Ebenen",
erzählt Cio. "Zunächst besteht die ganze Spezialmaterial-Crew aus rund 20 Leuten. Grafiker, Designer, Produzenten, Verpackungstüftler, Veranstalter, Fotografen usw. So können
wir eigentlich alles innerhalb der Familie abwickeln, sind autark. Durch unser Veranstaltungsteam 'Ephidrena' haben wir außerdem
seit Mitte der 90er-Jahre zahlreiche internationale Verbindungen geknüpft. So kam eins
zum anderen. Die Musiker kauften mehr und
UP & COMING
HTTP
- intricate-6track-EP (SM008EP003)
"in conclusion"
- SM3-compilation
(SM009LP002/SM009CD006) feat.
remixes by: bitstream, rob hall + mike
willamson (gescom), team doyobi, plastique de reve, plaid, skanfrom, e.stonji,
Elliot Perkins (phonem)
www.spezialmaterial.ch
mehr Equipment, experimentierten und kollaborierten und filterten ihre Einflüsse, die sich
über die Jahre so angesammelt hatten: My
Bloody Valentine, Coil, Spaceman3, Ride, Bauhaus, Kraftwerk, Joy Division, Public Enemy,
Jello Biafra. Eben das, was früher auf MTV bei
'120 Minutes' lief. In dieser Zeit begannen Fabian Stübi + Thomas Federspiel (Intricate)
oder Michael Eberli (Person), Martin Wigger
(Solarium/Staubsauger) und andere mit dem
Produzieren von elektronischer Musik, irgendwo in den Anfängen von undefinierbarem
Frickelsound, Detroit, Noise, Breakbeat oder
Elektropop. Also das, was wir selber konsumiert oder eben veranstaltet haben. Vielleicht
Elektronika, ja. Das kann aber morgen schon
wieder anders sein. Vielleicht ist Spezialmaterial morgen schon HipHop oder viel straighter
oder nur noch Krach. Das, was unsere Künstler jetzt machen, spiegelt ihre Umgebung wi-
De:Bug präsentiert die Labeltour
diesen Monat.
der in der Schweiz. Die Schönheit des Landes,
den Reichtum, die Kälte, Oberflächlichkeit ...
all das vermischt sich zu Spezialmaterial-Releases. Vielleicht rocken die nächsten Veröffentlichungen mehr, vielleicht auch gar nicht.
Es hängt einfach davon ab, wie sich die Musiker fühlen und was sie hier in der Schweiz erleben."
Releases auf Spezialmaterial sind etwas Besonderes, ganz klar. Nicht nur wegen der
speziellen Verpackung (mal eine massive
Holzbox, dann wieder aufwendige Grafiken
in Plastikhülle mit Bonus-CD). Die musikalische Mischung aus den oben erwähnten
Einflüssen, gepaart mit diversen Kollaborationen mit u.a Mark Broom, machen Spezialmaterial-Platten zu kleinen Ereignissen,
die man nicht von vornherein in seine fertigen Schubladen stellen kann. Nie im Leben.
<5> - DE:BUG.65 - 11.2002
Design
DIE VERSCHMELZUNG VON 2D UND 3D
3deluxe
Crossover geht überall. Bei 3deluxe treffen Grafikdesign, Innenarchitektur und das Immaterielle aufeinander. Aus diesem Designclash wird als vorläufiges Endergebnis "3deluxe Projects" bei Die Gestalten erscheinen. Debug probt das Immersionspotential der drei deluxer und geht total D.
TEXT: MORITZ SAUER | [email protected]
Die erste Kollision mit den grafischen Arbeiten von 3deluxe hinterlässt einen begeisternden Wow-Effekt. Phosphorisierende
Farben durchfluten eigenwillige dreidimensionale Konstrukte. Die Gebilde
schweben im Raum und leuchten von innen
heraus. Die Augen schweifen über transparente Flächen und technologisches Flair
ohne direkten Inhalt. Fern der Realität
scheinen die Objekte immateriell und
trotzdem voller Energie, auf den zweiten
Blick jedoch vertieft sich der Eindruck.
Räumlichkeiten und Architektur treten in
15 Grafikern und (Innen-)Architekten angewachsen, entwirft man gemeinsam Räumlichkeiten in 2D oder 3D. Dabei befruchten
sich die beiden Abteilungen Graphikdesign
und Interior Design gegenseitig und arbeiten jeweils mit den gleichen Programmen
wie Cinema, Softimage und üblichen DTPTools.
Das Ziel sind Synergieeffekte durch die
Kopplung der beiden Lager. "Wir versuchen,
eine Form von moderner Kommunikation zu
erreichen, die in der Architektur als auch in
der Grafik sehr stark in das Immaterielle hin-
SERVICEPOINT
HERZENSANGELEGENHEITEN
Mit ihrem Buch "3deluxe Projects" legen
die Kommunikationsdesigner nun nach
einjähriger Arbeit eine Werkschau ihrer
"Herzensangelegenheiten" vor. Orientierung in dem 224-seitigen Buch bietet ein
Raster, dass in seiner reduzierten typographischen Struktur eigens für das Buchprojekt entwickelt wurde. Dabei lehnt sich die
grafische Orientierungshilfe an Programmierfolgen an, wie man sie auch aus der
elektronischen Minimal-Musik her kennt.
Wo in Sequenzer-Programmen lange Stri-
http://www.3deluxe.de
Das Buch: 3deluxe - "3deluxe Projects" 59 Euro
Die Gestalten Verlag ISBN: 3-931126-82-X
Eine Kollision mit den grafischen Arbeiten von 3deluxe hinterlässt einen
begeisternden Wow-Effekt.
den Vordergrund und mit jedem weiteren
Bild materialisiert sich der Raum. Ohne seine Leuchtkraft und virtuelle Ästhetik zu
verlieren wird er begehbar, benutzbar und
erhält seine Funktion als Aufenthalt und
Kommunikationspunkt.
GRAFIK & ARCHITEKTUR
3deluxe formierte sich 1992 aus den Kommunikationsdesignern Andreas und Stephan Lauhoff sowie dem Innenarchitekten
Nikolaus Schweiger, und wurde später
komplementiert durch Dieter Brell. Mittlerweile auf ein interdisziplinäres Team von
eingeht. Das folgt der übergeordneten Idee,
dass wir gerne das Immaterielle dazuholen
würden. Es gibt nicht das Virtuelle und das
Reale, es gibt nur das Gedachte und die Bedeutung ist das wichtige", erklären die Lauhoff-Zwillinge. Beide Ebenen versuchen sie
mit ihrem Team immer wieder zu verbinden. Dabei erlauben sie sich den Luxus, sich
mit Dingen zu beschäftigen, die sie selbst
faszinieren. Ob nun als Sportler (Surfboard-Design), Musikliebhaber (Cover & Flyergestaltungen) oder Raumgestalter (Boutiquen, Messestände), das Ergebnis und die
atmosphärische Wirkung sind das Ziel.
che bzw. Balken für lange Töne stehen,
deuten sie hier auf einen größeren Themenabschnitt hin.
Mit wohl am spektakulärsten bebildert ist
die Umsetzung des SCAPE Youth Media Pavillon, den 3deluxe auf der Expo 2000 präsentierten. Die gewollte Atmosphäre aus
bionisch-organischen Strukturen wird hier
noch einmal perfekt demonstriert und beweist wie kunstvoll zwei-dimensionales
Design mit Lichtquellen und modernen
Textilien in die Realität umgesetzt werden
kann.
FASHION MU
SIC CULTURE
&TheFAMILYTU
NES
55
BLUES
<6> - DE:BUG.64 - 10.2002
Abrechnung
DIE NEUE GENÜGSAMKEIT
Der müde Musikjournalismus
TEXT: ALEXIS WALTZ | [email protected]
Elektronische Produktionsverhältnisse make me wanna smoke Crack, dann doch noch? Die Geschichten
von Techno und House, von Clicks und Pop haben sich endlos vervielfältigt, um letztendlich nur in einem
Biedermeierdorf zu münden, in dem beschaulich-pragmatisch jegliche Reibung vermieden wird, um die
Mikroökonomie nicht zu stören. Alexis Waltz hält ein Plädoyer für Kontextualisierung und Verschwendung und für mehr Kampfgeist im Musikjournalismus.
sikzeitschriften näherten sich immer mehr
einander an, fast jeder Text könnte in jedem Medium erscheinen, zu viele Acts an
jener hyperkompatiblen Schnittstelle zwischen Pop und Elektronik wurden einfach
durchgewunken. Textlich war weiterhin ein
bestimmtes, verkürztes Reportage-Format
maßgeblich, das noch immer vom Zusammentreffen von SchreiberIn und Künstlerin
handelt und Künstler-Gefühlslagen beschreibt. Viele Texte sind sich erstaunlich
sicher darin, nicht in das musikalische Ereignis reingehen zu müssen, es scheint
ausreichend, eine Handvoll Stichworte ins
Spiel zu bringen. Die Explosion oder die
Differenz, die von einer künstlerischen Politik gesetzt wird, interessiert nicht. Genauso markiert das Schreibersubjekt für
Später in der Sprache, in Unterhaltungen, sich selten einen Ausgangspunkt und WegDas Gefühl, dass Chicago House krasser
war als fast alles, was wir erleben, ist nicht
loszuwerden, und das kann nicht nur am
teilweise fehlenden Schwulsein liegen. ’88
wie ’95. Die elektronischen Lebensaspekte
scheinen ins Stadium einer sonderbaren
Besonnenheit eingetreten zu sein. Es wirkt,
als liefe der Apparat aus Produzieren, Releasen, Promoten, Verkaufen, Kaufen, Auflegen, Feiern unglaublich glatt, ohne
Brüche, doppelten Boden, Abgründe, Missverständnisse, Fehlkalkulationen, Unerträglichkeitszonen. Eine Ökonomie auf oftmals winzigem, manchmal mittelständischem Niveau, aber eine Ökonomie zweifellos, in der es um Verschwendung gehen
sollte.
genauso wie alle anderen denkbaren Figuren. Die Strategien des Heimlichen, des
Hintergründigen, des UnwahrnehmbarWerdens sind nahezu verschwunden. Eine
Figur wie Dan Curtin, die keinem Genre zuzuschreiben war, deren Tracks in kein DJSet passten und trotzdem der Masterplan
für viele Sets gewesen ist, stellt die Vorlage
für die heutige Zeit dar und trotzdem kann
man sich kaum vorstellen, dass sich eine
solche Begriffsperson noch mal ereignen
könnte. Heute wird für jedes Differenz-Ereignis sofort ein Genre erfunden. Das ist
langweilig. Irgendwann bedeutete Techno
einmal, dass die totale Geilheit aus dem
positiven Nichts entstehen kann. Vielleicht
war Detroit die erste geile (Pop-)Musik ohne starken dialektischen Anschluss an das
makrohistorische Geschehen. Detroit-
ist der Abgrund undenkbar, für jede Perversion gibt es Verständnis, ein Raum, in dem
sie sich verwirklichen kann, ist schon vorgesehen. Muss noch ein hyperintegratives
Event wie die Love-Parade stattfinden,
wenn Tok Tok vs Soffy O., Märtini Brös, International Pony über Majors bis in die
letzten Media Märkte vertrieben werden?
Eine Messe wie "Musik und Maschine" mit
ihrem Wunsch nach Austausch steht wie
bestellt und schon vor drei Jahren abgeholt
neben diesem Szenario, in dem ja schon
unglaublich viel vermittelt wird. Vielleicht
geht es nicht um mehr, als diese neuen Verhältnisse zu checken. Urbanistisch etwa
hängt die elektronische Szene immer noch
dem Modell von Berlin als anderem Detroit an. Berlin kann nicht als Reichshauptstadt, als 1st City, in die eigene Karte eingetragen werden.
SOMEWHERE AN PORT 5500
Natürlich ist es bestürzend, Wolfgang
Voigts Filesharing-Diss zu lesen, wenn man
sieht, mit welcher Hingebung und Liebe
gerade Kompakt-Releases dort gesammelt,
gehört und diskutiert werden. Neben der
spannenden Frage über die Kontrolle von
Distributionsstrukturen, die beim Filesharing verloren geht, weil eine Auflage nie
ausverkauft sein kann, ist natürlich auch interessant, wer wie bezahlt wird. Diese Frage wird in der kollektiven Elektronikwelt
trale Bezugspunkt des Elektronikjournalismus, sondern soziale Räume: Clubs, Filesharing-Systeme, Message-Boards, Plattenläden. MusikerInnen, GraphikerInnen, ProgrammiererInnen, sind nur in dem Moment
interessant, wenn sie in diese Zonen intervenieren. Ausschließlich vom musikalischen Material, vom Code und nicht seinen
Effekten zu handeln, ist formalistisch, die
Subjekt-Phänomenologien sind idealistisch. Politisch oder zumindest sozial kann
nur der Bezug zu jenen spezifischen Orten
sein.
ODER?
Die Affekte unseres kapitalistischen Alltags müssen herausgeschleudert werden,
dass um das Dancefloor-Theater und jene
Netze herum die andere Ethik artikuliert
werden kann. In den Texten reicht es nicht,
musikjournalistische und emotionsrepräsentierende Standards aufzurufen, vielmehr muss die minimale Besonderheit, Absonderlichkeit jedes musikalischen Ereignisses im Text herausgearbeitet werden,
denn wie anders soll aus einem Text etwas
entstehen? Das Ereignis kommt, wir müssen uns auf die Lauer legen, um es mitzuschneiden. Elektronische Musik braucht
ein mehr an Kontext, geschichtliches Wissen, analytische Begriffe. Die nicht-elektronische Rest-Realität kann nicht mehr als
groteske Farce noch mitgenommen wer-
Elektronische Musik braucht ein mehr an Kontext,
geschichtliches Wissen, analytische Begriffe.
auf den Zeitschriften-Seiten: Wo sollte die
Analyse, die Kritik ansetzen, wer sollte sie
formulieren, in welcher Sprache sollte von
den notwendigen Exzessen gesprochen
werden? Die Pet Shop Boys erzählten zuletzt, dass Pop für sie nicht mehr funktioniere und dekonstruierten feinsäuberlich
die aktuellen Euro-Dance-Hits. Für die
elektronische Welt wäre eine solche Kritik
gar nicht denkbar, unter anderem weil gar
niemand daran interessiert ist, die notwendige Autorenposition zu erfinden. Figuren
wie Väth, Hell und Voigt basteln an der Erweiterung ihrer musikalischen Masterpläne und der Optimierung ihrer kleinen Firmen, wogegen ja nichts einzuwenden ist.
MusikjournalistInnen halten sich bedeckt
und arbeiten sich an Künstlersubjekten
und Veröffentlichungen ab. Dieser Pragmatismus hat etwas Beunruhigendes. Wollten
wir uns nicht verschenken?
EVERYBODY PLAYS THE SAME
Sind tatsächlich immer alle todmüde, oder
ist Müdigkeit die neuste Mode nach Electroclash? Weder noch. Eher wurde eine
sonderbare Form von Zufriedenheit oder
gar Genügsamkeit spürbar im elektronisch-akustischen Leben. Die Stile der Mu-
marken, deshalb fallen auch die normativen Urteile so schwer. Letztendlich überrascht fast alle Musik einen gleichermaßen
angenehm beim Abwasch. Redaktionell
sucht man natürlich den Hype, hat dann
aber doch Hemmungen, ihn zu konstruieren, arbeitet sich lieber an endlosen
Künstler-Biographien und kontingenten
Erfahrungssplittern ab, letztlich werden
Namenslisten produziert. Die textuell-analytische Lust herauszufinden, was an dem
Album von Justus Köhncke jetzt genau anders ist, was das Ereignis von "Was ist Musik?" ist, tendiert gegen null. Wer
BRAUCHT genau diese Musik jetzt und
welches soziale und textuelle Ereignis wird
durch sie möglich, das vorher nicht möglich
war?
LIBERALISMUS UND KOMMUNIKATION
Ein spezifisches Begehren auf eine bestimmte Musik zu artikulieren, wurde irgendwann immer schwieriger, weil alles
immer kommunizierbarer, vermittelbarer,
leichter in Referenz-Systeme einzuordnen
wurde: Welcher Aspekt von Martini Brös
lässt sich nicht im SZ-Feuilleton vermitteln? Heute erscheinen Basic Channel auf
Ministry of Sounds "Neue Heimat"-Serie
Techno entstand ohne kulturelles Umfeld,
somewhere in einer kaputten Stadt. Fünf
bis fünfzig konnten eine neue Musik erfinden, ohne im lokalen Stadtgeschehen eine
Rolle spielen zu müssen, ganz woanders lösten sie unter fünfhundert, fünftausend,
fünfzigtausend die "Total Confusion" aus.
IM MEDIA MARKT
Allein das Wissen darum, dass die unwahrscheinliche Kommunikation tatsächlich
eingetreten ist, dass das eigentlich Unmögliche tatsächlich passierte, öffnete einen unglaublichen Raum, in dem nicht nur
holländische Kids den totalen Wahnsinn
veranstalten konnten. Später kam die unfreundliche, aber enorm viel Dynamik produzierende Promoter- und Dealer ProtoMafia an der Schnittstelle von Abzocken
und Lost In Music an die Macht. Es gab
Nicht-Kommunikation: Tresor konnte BMG
nicht verständlich machen, warum "Waveform Transmissions Vol. 3" nicht auf eine
einzige Schallplatte gepresst werden durfte. Über die Jahre haben sich alle Verstehen
gelernt, fast alles ist wahrscheinlich, verständlich, kommunizierbar. Und selbst das
Unverständliche erfüllt die Erwartung.
Heute, im aufgeklärten Elektronik-Europa,
schon wesentlich individueller geregelt.
Wenn jedeR ProduzentIn, jede Speed-KocherIn, jede PromoterIn, jede TänzerIn seinen/ihren gleichwertigen Teil zum sich immer wieder einschreibenden elektronischen Ereignis beiträgt, kann ökonomisch
doch alles von der totalen Armut bis zur soliden Mittelstandsexistenz herausspringen.
HOW TO’S SCHREIBEN
Und wieder in den Texten: Allerwärts, auch
in De:Bug, wird zu oft die gefühlige Künstlersubjektivität als zentrale Referenz gesetzt. Sich Gefühle erzählen zu lassen, die
ein Künstler, eine Künstlerin mal hatte, ist
Rockjournalismus und auch dort erst erfunden worden. Haben Manet, Matisse,
Clyfford Still je über ihre Gefühle geredet?
Nur weil es die Rocker so oft taten, brauchen wir es nicht zu wiederholen. In den
unkonzentrierten Momenten muss die Redaktion diese Unterschiede vermitteln. Die
Abgrenzung vom Mainstream kann nicht
nur darüber funktionieren, dass man nichts
verdient, sie ist auch eine Frage sich immer
wieder retirierender textueller Politik.
Nicht dieses Individuum mit seinen oder
ihren Individuumsproblemen sind der zen-
den, weil sie sonst die elektronischen Lebensaspekte mitnimmt. Das sozialpolitische und kulturhistorische Studium des
Techno-Menschen muss natürlich aus der
krassen Erfahrung der Musik stattfinden,
genauso wie Daniel Pflumm aus seiner Bar
taumelte und benommen auf den Fernseher starrte und dieses Medium mit der Benommenheit so radikal konfrontierte, dass
es zerspringen musste.
NACHSCHRIFT
Patrick fuhr nach Rom, um nach den Spuren von Italo-House-Ikonen zu suchen. Er
fand niemanden, im wichtigsten Plattenladen der Stadt wusste man nichts. Baby
Fords "Sacred Machine" wiederholt endlos
ihre Pattern, die zahllosen Filter und Effekte lassen sie verschwinden. Derrick Carter
dreht die Höhen-Regler seines Chicago bis
ans Schmerzhafte, im Gespräch über die
Freundschaft erzeugen Sprache und Musik
eine dritte Form der Verständigung.
Wie kommen Pragmatik und Eleganz, Verschwendung und Kalkulation, Missverständnis und Wissen, Liebe und Abgrund
zusammen?
Mod. FICTION/ LOGKLONE
protest, support and act at www.diesel.com
<8> - DE:BUG.65 - 11.2002
Americana
STAR SPANGLED BANNER IN SCHWARZWEISS
Suicide
TEXT: BULRICH GUTMAIR | [email protected] / FOTO: CHRISTOPH KLENZENDORF
Das New Yorker Duo "Suicide" brach 1977 als psychotischer Alptraum über das Star Spangled Amerika
herein. (Zumindest über die 600 Punks, die Suicide im Clash-Vorprogramm erleiden durften.) Alan Vega
und Martin Rev führten Rock'n'Roll in die Elektronikwüste und ließen ihn da mit aller Macht verdörren.
2002 hat ihr Modell weder an Faszination noch an Relevanz verloren.
”Der Mann hätte Tänzer werden sollen. Die
Choreographien sitzen perfekt, der Tanz vor
den Kameras gehorcht der natürlichen Anmut
eines Balletttänzers” sagt Norman Mailer
über George W. Bushs "Bewegungstalent".
Das ist insofern ein interessanter Blickwinkel, als man sich in den Bunkern der Feuilletons nur noch aus dem wieder entdeckten
sich kurz etwa das Bild "Elvis als G.I." in Erinnerung ruft, und damit den Komplex: Demokratie, Konsum, Rock'n'Roll, "Obszönität", volle Lippen, Sex, noch gar nicht solange befreit von den religiösen Kontexten
der Ekstasen, in die sich Mitglieder protestantischer Sekten sonntags im Gemeindehaus versetzten.
mert, stöhnt "Amerika" im Schlaf, im Fieber,
im Traum. Vegas Sound evoziert denjenigen
alternder Countrysänger und reisender
Priester, die übers Land ziehend vor der
Apokalypse warnen, die den Sündern droht.
Das Marketing der Plattenfirma Mute
spricht von Croonern, die darin gespeichert
sind, nicht zu Unrecht.
George W. Bush tanzt in seinen Cowboyboots vor dem Weißen Haus, und Alan Vega rappt dazu: "Count, Count, Body Count."
geopolitischen Begriffsarsenal zu bedienen
scheint, um die Gegenseite möglichst effektiv zu beschießen. Denken die Falken nur
ans Öl? Ist Afghanistan nichts als der
Brückenkopf zum Kaspischen Meer? Brauchen die Amerikaner die irakischen Ölfelder, um den Verlust des ohnehin bald von
den Islamisten regierten Saudi-Arabien zu
kompensieren?
Als einzige kulturalistische Waffe im Kampf
um die Diskurshoheit mit dabei: Der ominöse "Antiamerikanismus", dem wiederum auf
ziemlich blödsinnige Weise das Argument
entgegnet wird, man habe ja nichts gegen
die amerikanische Kultur und die "Menschen" einzuwenden, sondern nur gegen
die Politik der Regierung. Ach, Arundhati.
Dass das eine mit dem anderen immer zu
tun hatte, erklärt sich schnell, wenn man
Dieser Cluster bildet den Hintergrund eines
der wahrscheinlich gelungensten Comebacks in der Popgeschichte: Suicides eben
erschienenes Album, das den geopolitisch
wie kulturell heißen Titel "American Supreme" trägt. Auf dem von der Londoner
Designergruppe Crash gestalteten Cover
weht das Star Spangled Banner in Schwarzweiß, lichtdurchflutet vor dunklem Hintergrund, die Abstraktion einer Daseinsform,
im Hinblick auf die seit einem Jahr knallbunt flatternden Zeichen des Patriotismus
von God's Own Country vertraut und
beängstigend zugleich. Crash haben damit
Musik verpackt, die seit den Anfängen amerikanische Traditionen verfremdet. Ganz
am Anfang ein HipHop-Break mit Scratches, das ist New York, darüber Alan Vegas
Stimme, die nicht nur aus einer anderen
Zeit zu kommen scheint. Hier spricht, jam-
DACHAU, DISNEY, DISCO
Vegas Texte verhandeln das absolut Offensichtliche, das Banale amerikanischen Alltags, unter dem allerdings recht schnell das
Unbewusste der nationalen Psyche hervorbricht. Tatsächlich verdankt sich "American
Supreme" der Nacht, der Einsamkeit und
dem Alkohol. Diese Kombination lässt den
Stream of Consciousness fließen, sagt Vega, morgens sortiert er dann die brauchbaren Textpassagen aus, und bei der Gelegenheit fallen dann quasi nebenbei Songtitel
wie "American Mean", "Beggin' for Miracles", "Televised Executions" oder "Dachau, Disney, Disco" ab.
Suicide sind die dunkle Seite der amerikanischen Idee von Entertainment. Wenn die
Texte auf der ersten Platte des Duos von
1977 noch strenger komponiert daherka-
SERVICEPOINT
WEB LINKS
Suicide, American Supreme, ist auf Mute
erschienen.
www.mute.de
und dennoch extrem relaxt vor sich hin
grooven. Auf "Wrong Decisions" hört man
Bläser, die man irgendwie auch aus "S-Express" kennt, und die Stimme Vegas wurde
wieder ausgiebig durch die Echokammer
geschickt. Überhaupt wird erst im Nachhinein klar, wie viel der Suicide-Sound Dub verdankt und wie grandios amerikanisch er
gleichzeitig immer gewesen ist in der Fusion von Rock'n'Roll und Funk. So tanzt George W. Bush in seinen Cowboyboots, höchste
Eleganz auf dem Rasen vor dem Weißen
Haus, und Alan Vega rappt dazu: "Count,
count, body count." Wenn es also noch irgendeinen subversiven Ismus geben sollte,
dann heißt er sicher Amerikanismus, mit
Auch Martin Rev hat den Faden von '77 auf- oder ohne Öl.
genommen, den Sound von damals kongenial in kontemporäre Strukturen übersetzt
und lässt seinen Maschinenpark manisch
men, dann hat sich an der obsessiven Beschäftigung mit dem Verdrängten doch wenig geändert. Wo Vega auf "Frankie
Teardrop" '77 auf fast Brecht’sche Weise im
knappen Nachrichtenstil über einen amerikanischen Arbeiter berichtete, der die Miete und das Essen für die Familie nicht bezahlen kann und keinen anderen Ausweg
mehr sieht, als die Geliebten und sich selbst
zu töten, um dann in beängstigende Schreie
auszubrechen, geht es jetzt nicht minder
krass zu. Die "Death Machine" arbeitet unaufhörlich, in der neuen Welt nach "9-11"
muss man sich auf schwere Zeiten gefasst
machen.
House
DIE MUSIKALISCHE IDEE
Jori Hulkkonen
TEXT: VERENA DAUERER | [email protected]
Weshalb Musik bestenfalls aussehen sollte wie die eigene Seele, erklärt der finnische Houseproduzent
Jori Hulkkonen. Sein neues Album nähert sich ganz romantisch der Unerreichbarkeit an.
Internationalität scheint das Los der Finnen zu sein. Gezwungenermaßen, in der
finnischen Pampa sind die Fans gezählt, die
zu den Listening Househarmonien von Jori
Hulkkonen dem rieselnden Schnee im Vorgarten zusehen. Und Jori ist ganz Global
Player, der vom Küchentisch aus rult. Er
operiert nach Frankreich mit seinem Hauslabel F-Communications und mit Brique
Rouge, oder nach Kanada, wo er mit Tiga
kollaboriert. Aber wegziehen, wozu? Es
gibt sein Studio unter der Woche, das Auflegen am Wochenende, seine Radioshow,
finnische Datschen mit Sauna im Anbau
und die Einöde um die Kleinstadt Turku. Es
gibt anständige Jahreszeitenwechsel, einen düsteren Winter und einen erhellten
Sommer. Außerdem feiern die Finnen die
besseren Parties, dank der Wodka-Kultur,
einem Überbleibsel aus der Zeit, als man
noch ein Teil Russlands war.
1997 zum Auflegen. Da ist ein Club irgendwo
in Sibirien, der internationale DJs bucht. Der
Ort heißt Irkutsk am Baikal-See an der mongolischen Grenze. Er besteht aus Holzhäusern
der 30er- bis 50er-Jahre und aus sowjetischen,
monumentalen Betonbauten. Der Club sieht
dagegen aus wie ein englischer Megaclub, der
genauso in Berlin stehen könnte. In Finnland
haben wir eine ähnliche Perspektive, nämlich
gerade mal einen ausländischen DJ pro Monat."
Ende der 80er widmet sich Jori inspiriert
von den Pet Shop Boys, Italo Disco und
Derrick May den elektronischen Klängen,
mit seinen Kumpels und Schulfreunden
gründet er 1993 das Label LUMI. Mittlerweile auf Sparflamme: "Es ist schwierig, ein
Label mit Qualitätshouse von Finnland aus zu
starten. Es gibt nicht viele Künstler und wie
soll man internationale auf einem kleinen finnischen Label ohne Geld signen. Heute maJoris Jugendkaff Kemi war in den 70ern und chen wir nur noch Sachen, die sonst niemand
80ern das Zentrum kommunistischer Akti- will. Labelarbeit ist ein Vollzeitjob und ich
vitäten. "Eine kleine Arbeiterstadt mit zwei wollte immer Musik machen."
großen Fabriken, die die ganze Stadt ernährten. Das war alles ziemlich konservativ. Meine SANFT ABGEGLITTEN
Rebellion bestand darin, sich für futuristische Auf seinem aktuellen Album "Different"
elektronische Musik zu interessieren." Und macht er Musik für frostige Winterabende
weiter: "Das erste mal in Russland war ich mit Polarbeleuchtung. Für Northern Lights,
rosa am Horizont schimmernd. Er bemerkt:
"Meine Wurzeln liegen bei House, aber die
Sounds und die Annäherung an die Songstrukturen sind eher old-school Detroit Techno. Ich mache auf den Alben keine Musik für
Clubs, keine Tracks für den DJ. Jeder Song hat
eine musikalische Idee." "Different" hat eine
eigene Qualität an Softness mit bewusster
Ungriffigkeit und sanftem Abgleiten ins
Easy Listening. Eine Wonne wie schon der
"Let Me Luv U"-Hit seiner letzten Platte. Da
schwingt wenig Eindeutiges mit, sondern
ein Dahintreiben-Lassen in seichten Wellen und den Sandboden gerade mit den Fingerspitzen aufwirbeln können. Ein Abdriften ins warm Glitschende, ins tief Romantische. Jori erklärt: "Das Produzieren und das
Konzept eines Albums ist was Romantisches
an sich, da es Anfang und Ende hat wie eine
Reise. Romantik ist einerseits etwas Wunderschönes. Gleichzeitig so distanziert, entfernt
und unerreichbar. Etwas, dass man will, wovon man aber weiß, dass es seine Besonderheit verliert, wenn man es hätte. Sehnsucht
ist was Zerbrechliches, das man sorgsam behandeln muss. Diese Unerreichbarkeit macht
sie erst schön und schafft die Atmosphäre.
Hoffnung muss es aber immer geben."
Das gilt auch für ihn? Jori: "Wenn man Kunst
macht und eine Karriere darauf aufbauen
SERVICEPOINT
http:
Jori Hulkkonen, Different, ist auf F-Communications erschienen.
www.fcom.fr
Hoffnung muss es immer geben.
und dabei ehrlich sein will, dann muss das,
was man tut, wie man selbst aussehen. Man
kann sich ein Image aufbauen und Musik machen, die aussieht wie das Image. So funktioniert Pop, aber das wäre nicht ehrlich. Man
sollte Musik machen, die wie die eigene Seele
aussieht." Die seinige ist französisch: Labelmates Laurent Garnier, Shazz oder St. Germain sind Herzensverwandte.
Aber wie kommt jemand, der so stimmungsschönen House generiert, als "Tiga&Zyntherius" zum Struppi-Electro-Cover
"Sunglasses after Night", Corey Harts 80er
Hit. Ist es streng abgesicherter Stilbruch,
Reminiszenz an die Jugend oder ein Heissa
auf Gigolo Records’ Trashglamour. Jori
sagt: "Da ging's nur um Spaß und die Arbeit
mit Tiga. Ich bin schließlich in der Zeit aufgewachsen. Als ich anfing gab es nur einen Stil
bei Clubmusik, im Sinne, dass man Acid auflegen konnte und mit den Beatles weitergemacht hat. Das ist auch mein Ansatz der verschiedenen Genres, man muss immer offen
sein. Die größte Gefahr bei einer Musikkarriere ist, dass man sich zu oft wiederholt. Man
darf nicht in einem Sound steckenbleiben."
Ein Punkt, seine Remixe von Cabaret Voltaire nicht zum Elektro Clash zu verwursten, sondern "Elemente vom frühen 90er
Rave" zu benutzen, wie er sagt: "Vielleicht
wird das die nächste Welle."
<10> - DE:BUG.65 - 11.2002
Bilderkritiken
Fernsehen
TEXT: STEPHAN HEDENREICH
Sony Ericson Bildhandy Reklame,
in: brandeins.
Gebaute Panoramabilder waren ein Hit vor gut hundert
Jahren. Um dieselbe Zeit baute Glühbirnen-Edison kleine
Guckkästen, Kinetoskope, in denen man sich kurze Filmchen
anschauen konnte. Jemand namens Hale montierte ein Kino in einem bewegten Eisenbahnwaggon, in dem er Aufnahmen aus fahrenden Zügen zeigte und dazu das Publikum durchrüttelte. Es gab stereoskopische Fotos und Stereo-Filme, durch rot-grüne Brillen zu betrachten, den Hologramm-Irrsin, HDTV. Die Geschichte der Bildmedien ist eine Geschichte von Unfällen und Zufällen. Eine dunkle Kammer voller nutzloser Erfindungen, bahnbrechender Techniken, unabsehbarer Bilderfluten und Fehlinvestitionen. In
manchen Fällen gaben sich die Herrn Investoren besonders
zurückhaltend: Herrn Daguerre wollte niemand Geld für
seine Erfindung namens Daguerreotypie geben, das erste
fotografische Verfahren. Für den Kinematographen planten
die Brüder Lumière nur eine ganz bescheidene kurze Erfolgsgeschichte - nach ein paar Jahren Tingelei über die
Jahrmärkte der Welt würde sich ohnehin kein Mensch mehr
für bewegte Bilder interessieren.
Am japanischen i-Mode-Kult wollen nun alle gesehen haben, dass Mobilfon und Bildchenflut zusammengeht. Die
Werbung erscheint ratlos. Zwar bilden unbeirrt die neuen
Medien die alten ab, aber immer wieder schaut uns dieselbe
Fratze entgegen: die eigene. Milliarden UMTS-Fehlinsvestition wollen refinanziert werden - mit dem ganz normalen
Zwang zum kollektiven Spiegelstadium.
sh •
Der große Bluff:
Die Doppelgänger des Saddam Hussein,
ZDF, heute 26.09.2002
Dieter Buhmann hat den Triple-Saddam enttarnt. Herrn
Haider aus Österreich soll es nur vergönnt gewesen sein,
mit einem Saddam-Double zu sprechen. Seit Jahren flimmern die geklonten Doppelgänger des bösartigsten aller
Bildbetrüger über alle Kanäle. Ein Fall für die Gesichtspolizei.
Das ZDF hat Herrn Dieter Buhmann aus dem Saarland beauftragt, mit seinem - wie es heißt: auch beim FBI geschätzten Gesichtserkennungsverfahren - aus 450 Bildern
die unterschiedlichen Saddams zu extrahieren. Bei der ARD
sah man gleich darauf an der Internet-Statistik, wie wichtig
die Sache genommen wurde: Schon wenige Stunden nach
der Meldung über Buhmanns Entdeckung von Saddams
Doppelexistenz gab es Hunderte von Ergebnissen auf die
Suchanfrage ”Buhmann + Hussein“. So stellt der Buhmann
Hussein ahnungslosen Journalisten noch im Internet seine
Fallen.
sh •••
SCHLUSS MIT DEM
UNO-PC-ZEUG!
Die neue Enterprise Staffel
TEXT: PETER KUBIN | [email protected]
Auf der Enterprise ist jetzt Schluss mit philosophierenden Gutmenschen und "oberster Direktive". Das Erbe von James Tiberius Kirk wird jetzt von dessen Großvätern verwaltet, denn die
neue Star Trek Serie spielt in naher Zukunft (2151) und somit vor
Kirk, Spock und Co. Rüpelnde Weltraumcowboys mit wenig
Subtilsensorik gab es aber schon damals. Energie!
Im Star Trek Universum der neuen Serie "Enterprise" ist die Zukunft schon
vergangen. Die Zuschauer reisen
zurück in eine Zukunft, die selbst unsere geliebte Sternenzeit noch nicht erfunden hat und die Phaserpistole als
Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln versteht. Die am 26. September 2001 in Amerika angelaufene
erste Staffel der bis dato 5. Star Trek Serie spielt in den Jahren 2151 und 2152
und somit gerade einmal 150 Jahre von
heute in einer nahen Zukunft. Eine
Zeitrechnung, die erst kürzlich noch
der unchristlichen Internetzeit oder
besser dem kommerziellen Swatch-Beat trotzen konnte. Die Handlung dieser
NÄHER DRAN AN ALLEM
Im Gegensatz zu den drei bislang produzierten Sequels: "Next Generation"
(ab 1987), "Deep Space 9" (ab 1993) und
"Voyager" (ab 1995), die eine evolutionäre Entwicklung der Handlung und
der sie begleitenden Gesellschaftsstruktur präsentieren, zeigt die "Enterprise" eine "archaische" Zukunft, vor
Kapitän Kirk und ca. 90 Jahre nach der
"First Contact" Kinofilmauskopplung.
Der Grund für diesen zunächst schwer
verständlichen Zug der Paramount Pictures liegt in den über die Jahre immer
weiter abnehmenden Zuschauerzahlen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, beschloss Paramount mit Hilfe der
Produzenten Rick Berman und Brannon Braga sich von dem geschichtlichen "Balast" des über 3 Jahrzehnte
entwickelten Handlungsrahmens und
der vom Ur-Vater Gene Roddenberry
etablierten ethischen Richtlinien
zukünftigen, menschlichen Zusammenlebens zu lösen. Durch die so deutlich vereinfachte Rahmenhandlung
wird eine Plattform weniger Handlungselemente geschaffen, die eine dynamischere, transparentere und für die
"Enterprise" gibt es bereits auch bei uns, aber nur in Videotheken oder im Netz.
Klar.
Massenkonsumption leichter verdauliche Kost ergeben.
Orthodoxe Trekkies zeigen sich aber
darüber irritiert, dass diese Zeitreise
im Handlungsstrang neue Probleme in
der Kontinuität der nachfolgenden Serien aufwirft. Die Handlung der neuen
Episoden muss aus dieser Sicht entweder mit bekannten Ereignissen nachfolgender Serien brechen oder durch
die bereits bekannte Zukunft in einem
ähnlich engen Handlungskorsett verweilen. Es liegt daher der Verdacht nahe, dass Paramount durch das Vorverlegen des Handlungsstranges vorrangig darum bemüht war, sich von dem
antiseptisch, utopischen Zukunftsbild
Die kulturelle Arroganz, die infantile Ethik, die
betont körperliche Militanz der neuen Staffel hat
einen irritierenden Beigeschmack im Zeichen der
aktuellen Hau-Ruck-Diplomatie der amerikanischen Regierung.
weltweit populärsten Zukunftsvision
wird vor die Zeit der ersten, nur hierzulande als "Raumschiff Enterprise" bekannten Serie verlegt.
SERVICEPOINT
Beobachtung des vulkanischen Wissenschaftsoffiziers T’Pol (Jolene
Blalock), ist dementsprechend ungelenk im diplomatischen Umgang und in
erster Linie von "Blood and Guts"-Entscheidungen einer Crew geprägt, die
sich entgegen aller späteren EpisodenMannschaften durch geringe Eloquenz
und einen Kulturhorizont auszeichnet,
der sich auf Wasserball und ApfelkuGene Roddenberrys zu lösen.
Roddenberrys Vision, das Ziel der chen reduziert.
menschlichen Existenz auf den Zuwachs von Erkenntnis zu fokussieren DAUERFEUER
und durch den Konflikt mit den auf Ex- Von allen Referenzen befreit, mit dem
pansion und Assimilation program- Herz auf dem rechten Fleck und einer
mierten Borg eine kritische Distanz zu 1,5-dimensionalen Ethik rumpeln, rüblindem, technologischen Fortschritts- peln und ballern sich unsere Zukunftswillen und gesellschaftlichem Kollekti- vertreter durch das unbekannte Univismus zu erreichen, scheint aktuell versum. Zunächst unter skeptischer
wenig Unterhaltungswert zu besitzen. und herablassender Beobachtung der
Die Mission der neuen "Enterprise" Vulkanier, die sich aber nach den erliegt zwar nominell ebenfalls darin, sten Feuertaufen der Enterprise und
fremde Welten und Zivilisationen zu gleichzeitigen Offenlegung ihrer eigeerforschen. Im Kern des Sub-"Raum"- nen Fehlbarkeit pikiert zurückziehen.
Kontext versucht sich aber die mensch- Der kontrastierend emotionslose vulliche, in diesem Fall vorwiegend und kanische Wissenschaftsoffizier mit
explizit amerikanische Rasse vom ra- ausgeprägt weiblichen Primärmerkmationalen, emotionslosen Diktat der Lo- len verbleibt allerdings auf der Entergik zu lösen, das seit dem "First prise, nachdem sie von der jovialen
Contact" der Menschheit durch die Kumpel-Mentalität der übrigen Mannentwicklungsfördernde, aber gleich- schaft infiziert, mit der streng rationazeitig moralisch-ethisch indoktrinie- len Tradition ihrer Kultur bricht. Nach
rende Präsenz der vulkanischen Rasse einem ungelenken, in schwerem texaauf dem Planeten Erde repräsentiert nischen Akzent vorgetragenen Monowird. Die gesamte Reise der Enterprise log des Chefmechanikers auf die Freisteht unter dem Zeichen eines adoles- heit des Individuums und dem Recht
zenten Befreiungsschlages, der es der auf das Streben nach privatem Glück
entwicklungsgeschichtlich noch kindli- entscheidet sich T’Pol dafür, ihr in vulchen Menschheit erlaubt, erste unsi- kanischer Tradition im Kindesalter gechere Erfahrungen in einem Weltraum gebenes Eheversprechen zu brechen
voller nicht-amerikanischer Kulturen und an Bord der Enterprise zu verbleiben. Als ein Außenteam unter Führung
und Zivilisationen zu sammeln.
Das Verhalten der Besatzung unter der des Kapitäns Jonathan Archer (Scott
Bacula) ein vulkanisches Kloster besucht, das von aggressiv paranoiden
Vertretern einer Nachbar-Rasse der
Vulkanier überfallen wurde, entschließt sich die Mannschaft entgegen der
pazifistisch-abwartenden Überzeugung der gefangenen Klosterinsasssen,
einen listenreichen Überraschungsschlag gegen die Okkupanten zu
führen.
Die kulturelle Arroganz, die infantile
Ethik, die betont körperliche Militanz
und das Schwanken zwischen diplomatischer Naivität und Bauernschläue,
die das Verhalten dieser neuen Zukunftsträger dominiert, hat einen irritierenden Beigeschmack im Zeichen
der aktuellen Hau-Ruck-Diplomatie
der amerikanischen Regierung. Auch
aus diesem Grund ist es sehr fragwürdig, ob sich im aktuell so emotionslos
analytischen Europa der gleiche Erfolg
dieser neuen, archaischen Zukunftsvision einstellen wird, wie er für das Land
der Verteidiger der Freiheit und des individuellen Glücks zumindest prognostiziert wurde. Da sich das desolate
Kirch-Imperium bereits seit Anfang
April diesen Jahres mit der Paramount
im Rechtsstreit über die Lizenzierung
der "Enterprise"-Episoden befindet,
werden wir wohl auf unserer Seite des
Planeten Erde noch ein wenig auf die
Ausstrahlung warten müssen. Erklärte
"Raumschiff Enterprise" Fans wie Roland Koch, denen die Abenteuer des
neuen "Hau-Drauf" Kapitäns Jonathan
Archer mit Sicherheit genauso gefallen
dürften wie die des Kapitän Kirk, können sich aber mit den schon jetzt erhältlichen VHS-Kopien oder illegalen
Gnutella Downstreams versorgen.
<11> - DE:BUG.65 - 11.2002
Talk im Turm
DIE RESTLICHEN 90%
Westbam
TEXT: ALEXIS WALTZ/ ALJOSCHA WESKOTT
Westbam theoretisiert sich zum großen Technoimpersonator neben Väth und Hell. Anders als AjurvedaSven und Electrocash-Hell hat Westbam es bis heute ausgehalten, Techno einfach Techno sein zu lassen.
Aber auch sein neues Album "Right On" klärt nicht die Frage, ob sein Techno überhaupt Techno ist.
Reicht es, laut "Ja" zu rufen?
ALJOSCHA WESKOTT
Und Geschichte warf endlich seine wohltuenden Schatten, so als könnte man Walter
Benjamin ein "So wird’s gemacht" entlocken,
zumindest nachträglich ein freundliches
Nicken über ein scheinbar perfektes Übereinkommen vernehmen: das von Demokratie und Massenkultur. Denn hieß es 1997
etwa nicht, sträucherschützender FaschoOpa, geh mir aus dem Licht? Später dann
der Merve-Band für unterwegs, Bernhardtscher Text und Luhmannsche Selbstversuche an einem Pool in Chicago und im Zentrum dieser Kultur immer wieder die
Sprechmaschine Westbam, dahinter immer
kurz vorm Verschwinden die Aufschreibemaschine Goetz. Und eigentlich sollte das
der textuelle und musikalische Höhepunkt
dieses ästhetischen Ensembles gewesen
sein. Denn kurz danach brach diese so grausam als Raving Society titulierte konkrete
Idee irgendwie zusammen: Kam der Bruch,
als der Kohl wusste, es wird geravt, wie
Westbam sagt, und etwas NEUES passieren
musste? Doch welchen Bruch fokussiert
mer noch, immer wieder. Stuckrad-Barre
konnte nichts Analytisches zu ”Right On“
sagen, weil seine Textpraxis über Distinktion, Denunziation und Dissing funktioniert,
das Eine, Geile, der Kick gar nicht beschreibbar ist. Die Begriffsperson Westbam
ist einem Pop-Feuilleton nicht (an)greifbar:
Ihm etwa vorzuwerfen, er produziere seine
Tracks nur gemeinsam mit Klaus Jankuhn,
würde bloß künstlersubjektsmäßige Autonomie einfordern. Ihm die bigbeathafte
Schwerfälligkeit seiner Grooves vorzuwerfen, wäre treffender, aber das ist wegen des
Festhaltens am geilen initialisierenden
Konzept okay. Die Früh-/Mittachtziger-HipHop-Beats wurden einmal in Techno umgewandelt, dann waren sie perfekt: Bassdrum-Glück gegen Subkultur-ProgressionsGeschichtsschreibung. ”The W“: Man muss
sich zur Begriffsperson, zum Medium für eine Sache machen, wenn es möglich ist. In
der Technoprogrammatik Westbams wäre
deren Brechung, Dekonstruktion drangehängt. Denn es gibt kein ”und“.
SERVICEPOINT
Westbam, Right On, ist bereits auf Low Spirit erschienen.
Getrenntheit von der anschließenden Nationalisierung Rainald Goetz in seiner akribischen Materialensammlung ”1989“ nachgewiesen hat. Dieses Moment von radikaler
Deterritorialisierung ist auf ”Right On“ wieder sehr stark hörbar, es ist eine Explosion,
aus der Westbam immer noch schöpft. Und
im Reden über das einst Produzierte und
einst Aufgelegte gibt es nichts, was sich der
einfachen begrifflichen Historisierung entzieht, keine Schleier des Geschichtlichen.
Vielmehr kann die Frage, warum jenes oder
dieses damals entstanden ist, einfach und
präzis beantwortet werden. ”Right On“
wirft alles Gesagte dann um, weil es ja
schon um etwas wie musikalische Konsistenz geht, und trotzdem funktionieren die
dann jetzt doch musikalischen Ideen als die
eine Idee, ein Punsch. Nena und Oldschool
haben nichts miteinander zu tun, Westbam
und Nena ebenso wenig. Westbam gelingt
es, das, was nicht zusammen passt, zusammen funktionieren zu lassen, ohne eine Geschichte zu erfinden.
Westbam ist nie Musiker im klassischen Sinn geworden.
Das ist niemand anders gelungen.
HEY, GUESS MY NAME! (TIP: IT’S NOT HELMUT)
darin eigentlich Westbam? Den musikimmanenten oder den diskursiven? Eine Disco im Kopf ist nun entstanden, ein fast subjektivistischer Entwurf mit ElektrosmogKopfschmerzen, weil Gemeinschaft plötzlich noch schwieriger zu denken und zu
praktizieren ist. Solidaire or Solitar? Schröder oder Stoiber? Sind das die wichtigen
Fragen? ”Right on” geht einen anderen
Weg: Geradeaus und mittenrein - YO. Und
was denken sie, Alexis?
ALEXIS WALTZ
Aber noch mal von Anfang an: Was ist von
einem DJ zu halten, in dessen Sets alle
Tracks klingen wie von ihm selbst? Um die
Figur Westbam existiert ein seltsames Vakuum: Auf Low Spirit und verwandten Labels erscheinen zum größten Teil Lizensierungen mit längst bekannten und abgefeierten Tracks, man organisiert Raves, wo
man niemanden kennt, der erzählen könnte, wie sie waren. Nach Berlin-Charlottenburg ist es ein weiter, trostloser Weg, in umgekehrter Richtung offenbar auch.
Dann kam ”Right On“. Überall war klar, dass
man Westbam und dem Album eine große
Aufmerksamkeit einräumt. Und dann gab
es doch einen starken Widerstand, sich mit
dem Album tatsächlich zu befassen, die übliche Signifikationsmaschinerie in Anschlag
zu bringen. Das ist das erste geile Moment:
Westbam gelingt es, in der perfekt geölten
Feuilleton-Maschine eine Leerstelle zu erzeugen. Diese Leerstelle heißt Techno, im-
”Right On” klingt unglaublich überproduziert, aber das ist zwingend, wenn es möglich ist. Es geht darum, ja zu sagen, ein einfaches Ja ohne Einschränkung, Aufschub,
Versprechen. Westbam ist bei dieser einfachen Aussage, die man einfach nicht
zurückweisen kann, geblieben, hat sich von
dieser Position aus immer wieder anderen
Kontexten angenähert. Über Jahre und Jahrzehnte sind die anderen irgendwann ”Musiker“ geworden, haben irgendwelche ”Interessen“ entwickelt, aber Techno ist eigentlich keine Musik, sondern das physische
”Ja“. Väth etwa entdeckte das Trippige, Hell
die kleine eigene Geschichte. Westbam besaß als einziger die Strenge, im positiven
Nichts der Bassdrum, der Hookline, zu verharren, und hat diese extrem fest im Auge
gehaltene Idee immer wieder auf die jeweilige Gegenwart bezogen. Es geht nicht um
künstlerische Kreativität, die man ja nicht
mehr braucht, nachdem man den Technogedanken einmal gedacht hat. Westbam ist
nie Musiker im klassischen Sinn geworden.
Das ist niemand anders gelungen. Vielleicht
produzieren The Advent oder das Label Cliq
bessere, einfallsreichere, kreativere Technotracks, aber sie haben es nicht geschafft,
das Projekt Techno so bedingungslos, ohne
Kommentar, zu promoten. Die erste ”Mayday“-Hymne klingt wie ein ”Strings of Life“,
bei dem alles weggelassen wurde, das die
Massen eh nicht mitschneiden. Westbam
ist von dem einen geilen historischen Moment des Mauerfalls ausgegangen, dessen
DEBUG: Ist ”Right On“ als "Manifest in Time" zu verstehen, als eine Bestandsaufnahme oder tatsächlich als Gegenentwurf?
WESTBAM: Gegenentwurf ist etwas irreführend. Ich wollte nicht noch mal zu dem
zurück, was ich vor fünf Jahren gemacht habe,
eher zu dem, was 1989 "The Cabinet" war. Damals gab es noch nicht die Community oder
Clubszene, von der man heute sagt, für die
macht man das. Die Tracks damals waren ausgedachte Disco, ich hatte keinen konkreten
Kontext vor Augen, in den die Musik reinpassen sollte. Das ist wieder die Situation heute.
Für Tanzmusiken ist es eine selten angewandte Methode, sie nach innen gerichtet entstehen zu lassen. Meistens denkt man aus einer
Situation heraus. "Right On" ist Disco im Kopf,
die Disco, die ich erfinden will. Ich sage natürlich nicht: Leute, jetzt habt ihr die Disco im
Kopf, jetzt könnt ihr zu Hause bleiben. Es geht
darum, für mich persönlich, im Rückschritt
auf mich, musikalisch etwas auszuhecken und
dadurch mein eigenes DJ-ing, meine Vorstellung von Tanzkultur zu beeinflussen. Man
geht auf sich selbst zurück, denkt sich was aus,
und das wird als Input in den sozialen Kontext
reingegeben. Ich versuche, mir selber dazu den
Club auszudenken.
DEBUG: Man begibt sich in Klausur, um einen Masterplan entwickeln zu können?
WESTBAM: Genau. "Ravende Gesellschaft"
war der Versuch, das Techno-Ding zu nehmen,
es als Populär-Ding zu erfinden. Techno ist etwas, was die ganze Gesellschaft erschüttert -
dieses Versprechen sollte eingelöst werden.
Wo der Helmut Kohl weiß, da wird geravt. Jeder hat es mitgekriegt. Die ganze Gesellschaft
hat es für sich vereinnahmt, es ist Teil von ihr
geworden. Dazu verhält sich "Right On" als
Gegenentwurf.
DEBUG: Der Bezug zu "The Cabinet" von
1989 ist interessant, weil ich bei "Right On"
immer wieder an den Mauerfall und die
Zeit kurz danach denken musste, an diese
Erfahrung von Freiheit, an diesen unglaublichen Zuwachs von Möglichkeiten: Das Bewusstsein, dass jetzt plötzlich viel, viel
mehr möglich ist.
WESTBAM: Absolut. Auf dem letzten Album
existierte das schon als Idee: dass es um die Befreiung von sich selbst geht. Jetzt geht es darum, die Freiheit auch wirklich zu nutzen, um
strenger, gezielter zu sein. Jetzt ein sehr diverses Album zu machen, auf dem ich den Leuten
zeige, was ich alles kann, wäre für mich völlig
uninteressant. Diese Befreiung zeigt sich auch
dadurch, dass man wieder etwas Strengeres
machen kann. Viele reiten auf dem Technobegriff von Mitte der Neunziger herum, der sich
damals schon erschöpft hatte. Doch für mich
wird es eigentlich erst spannend, wenn sich jemand von den Regeln der Technowelt befreit.
DEBUG: Wie würdest du diese Befreiung
für dich selbst als Künstlerfigur, als Star, als
Performer beschreiben? Was strebst du an?
WESTBAM: Eben nicht das klassische Modell
des Technokünstlers zu verkörpern, der sein so
genanntes Ding durchzieht, bei dem alles
schon vorher feststeht. Mein Ding ist es eben,
dass ich etwas entwickeln will, dass ich was erleben will. Dass ich irgendwas machen will,
was ich nicht geplant habe.
DEBUG: Wie würdest du dieses Mehr beschreiben, das du vom klassischen Technokünstler einforderst?
WESTBAM: Meine Vorstellung des Künstlers
ist es, dass er nicht nur sagt: Ich spiele meine
Musik, das ist mein Köfferchen, ich kenne
auch schon die Reihenfolge der Platten und
ansonsten habe ich nichts weiter zu sagen. Zu
meinem Verständnis des Künstlers gehört es,
dass er seine Idee auch erklären und als Musiker, DJ, Performer und Mensch verwirklichen
kann. Und dass er auch eine Vorstellung davon hat, wie sie als Video umgesetzt werden
könnte, wenn’s um Videos geht. Und dass er
als Politiker handelt, wenn es darum geht, seiner guten Sache zum Sieg zu verhelfen. Ich habe die Texte für die Hülle der neuen CD geschrieben, das Schreiben gehört für mich auch
dazu. Künstler sein heißt für mich Ideen haben, Ideen umzusetzen und ein Gefühl dafür
zu haben, in welche Richtung es weitergehen
könnte. Für dieses Verständnis ist die Zeit
plötzlich reif. Ich habe auch persönlich das Gefühl, ich kann viel mehr machen als vor einigen Jahren, ich kann meine restlichen 90%
auch noch ins Spiel bringen. Von daher bin ich
euphorisch im Bezug auf die heutige Zeit. Man
redet vom Ende von Techno. Für mich geht das
Abenteuer gerade erst los.
<12> - DE:BUG.64 - 10.2002
Liedermacher
VOM HIMMEL ZUR HÖLLE IN ZWEI TAKTEN
Hausmeister
TEXT: HEIKO GOGOLIN | [email protected]
Der Bremer Lumpi Przygodda ist mit seinem dritten Album für Karaoke Kalk der meisterlichste Hausmeister in unzögerlicher Melancholie. Sein Elektronik not Elektronik-Folk hat sich auf "Weiter" vom Lego-Kinderzimmer zum Fischertechnik-Jugendzimmer gemausert, wie es ein klassisch barocker Werdegang eben vorschreibt.
Es muss endlich mal gesagt werden: Hausmeister aka Christian ”Lumpi” Przygodda
ist ein Superheld der Popminiaturen. Definitiv. Mit schon drei tollen Platten voller
wuseliger Treffer im Kleinformat erscheint
'Hausmeister'. Es passiert zu Hause und ohne
Auseinandersetzungen mit anderen. Dort bin
ich mein eigener Meister und konnte auch ohne Ende abfeiern.“
Das neue Werk nennt sich “Weiter“ und
Faktor tritt zugunsten einer getragenen,
akustischen Stimmung zurück. Was seiner
Meinung nach auch in der Produktionsweise begründet liegt: “Die erste Platte geschah
rein auf Vierspur. Alles war total beschränkt.
SERVICEPOINT
Hausmeister, Weiter, ist soeben auf Karaoke Kalk erschienen.
Diese Platte ist eigentlich eine Trennungsplatte.
Mir ging es genauso wie Alanis Morissette.
er selbst auf Karaoke Kalk noch als Hochlicht, immerhin eines der schönsten Labels
unseres Landes. Und schon wieder so ein
Bremer. Seien wir doch mal ehrlich: Das
stets auf seine Autonomie pochende Städtchen an der Weser war bis vor einigen Jahren eher ein weißer Fleck auf der Landkarte elektronischer Musik, von Hans Dampfin-allen-Ravegassen, Thomas Schumacher,
mal abgesehen. Doch dann landete aus heiterem Himmel das leider immer noch viel
zu unterschätzte super duper Label “Esel“
auf unseren Plattentellern. James DIN A4,
Caulfield, Tobias May oder eben Hausmeister, der dort mit einer Siebener startete,
wurden schnell unsere Lieblingsbremer
und jeder Tag, an dem eine neue Esel eintraf, war garantiert ein Freudentag.
Das Projekt Hausmeister entstand aus
Vier-Spur-Skizzen für Christians frühere
Rockcombo. Die Versionen, die er als BandVorlage gebastelt hatte, waren oftmals
schlicht und einfach die besseren, so lag
der Schritt nahe, sich zu emanzipieren und
was Eigenes in die Richtung zu starten. “Ich
kam durch's Alleine-Musik-Machen auch viel
näher an mich ran. Daher auch der Name
klingt irgendwie trauriger und melancholischer als die beiden Vorgänger. Missfiel
Christian bei der Debug-Rezeption seines
Debüts, aufgrund der sehr eng an die eigene Biographie geknüpften Tracks, noch der
herausgestellte Legofunk-Niedlichkeitsaspekt, sind die neuen Tunes viel entschlossener in ihrer Gesamtstimmung. Trotz ihrer
inneren Zerrissenheit, denn selbst in einem
kleinen Beitrag oszilliert der Tenor manchmal zwischen himmelhoch jauchzend und
zu Tode betrübt. Ähnlich wie auf der letzten Kreidler tritt ab und zu so etwas wie ein
erhabener, pathetischer, ich sag mal barocker Klassik-Aspekt in den Vordergrund,
die Gitarre bleibt jedoch eindeutige Protagonistin. Kleine spannende Fetzen von Geschichten werden non-linear erzählt - Für
wenige Durchläufe säuselt eine gepfiffene
Melodie durch den Raum, aus der man, penetrant auf ihr herumgeritten, vielleicht einen Welthit des Leichten Hörens basteln
könnte, aber denkste, denn nach ein oder
zwei hurtigen Wendungen ist das Lied wieder ganz woanders und, ehe man sich verhört, schon vorbei. Das Verspielte, manchmal Kindhaft-Naive ist auf "Weiter“ als Destillat noch vorhanden, aber der Wusel-
Das Verspielte ist aus der Not heraus entstanden, da hört man natürlich, dass z.B. ein Sample schlecht bearbeitet ist. Ich denke mir, das
der zunehmend akustische Eindruck auch
darin liegt, das ich einen Umgang mit der
Elektronik gefunden habe, das man sie gar
nicht mehr wahrnimmt.“
AUS HEITEREM TRENNUNGSHIMMEL
Fast hätte ich's vergessen: Lumpi singt auf
zwei Stücken. Und zwar auf Deutsch. Überraschend für uns, aber nicht für ihn. Er freut
sich, dass ich beim Gespräch nicht, wie befürchtet, sofort nur darauf herumreite,
dass jetzt Lyrics zu hören sind, denn die Gesangsbeiträge sind ihm weitaus nicht die
wichtigsten. “Für mich ist Gesang eigentlich
nur ein kleiner Schritt und nichts Neues, denn
ich komm von Gesang. Dass ich bei Hausmeister bis jetzt ausschließlich Instrumental-Musik gemacht habe, war das neu. Ich hatte ein
paar Jahre nichts zu sagen, es ging irgendwie
nicht. Die Stimme war ja non-verbal auch
schon präsent und die Sounds für mich immer
schon sehr beredt.“ Gesang determiniert die
Stimmung eines Liedes natürlich mehr, als
es ein reines Instrumentalstück vermag,
obwohl für den Hörer durch den Text auch
ganz neue Projektionsflächen für individuelle, subjektive Aneignungen hinzukommen. Trotzdem verliert die Musik so vielleicht ein wenig von ihrem universellen
Aspekt, der viele Menschen, die ich kenne,
dazu gebracht hätte, sich einen Hausmeister-Starschnitt in ihr Zimmer zu hängen.
Aber für ihn war klar: Wenn mit Text gearbeitet wird, dann konsequent auf Deutsch,
für jeden verständlich und ohne sprachliche Verschlüsselungen. Punkt.
Den Stücken ein Wort wie “weiter“ als
Klammer zu geben, lässt natürlich, gerade
in Zusammenhang mit dem einerseits traurigen, aber dann doch wieder optimistischen Timbre, viel Spielraum zum Herumphilosophieren - Also wie und wohin weiter, in musikalischer oder autobiographischer Hinsicht? “Diese Platte ist eigentlich
eine Trennungsplatte, die Texte handeln vom
Auseinandergehen, nur sind sie schon vor der
Trennung entstanden. Mir ging es genauso
wie Alanis Morissette. Ich hab mal ein Interview mit ihr zum letzten Album gehört. Drei
Jahre hatte sie eine Schreibblockade und
merkte irgendwann, da kommen wieder
Stücke. Sie hatte aber Angst davor, sich wieder hinzusetzen, weil sie wusste, dass sie sich
dann von ihrem Typen trennen muss. Und
dann hat sie angefangen, die Stücke zu schreiben und das waren dann eben Trennungsstücke. Und parallel hat sie sich dann von ihm
getrennt. So war das bei mir auch, nur das ich
mich nicht ganz von ihr getrennt habe. Die
Stücke haben sehr viel vorweggenommen.
Mein Unterbewusstsein war da viel weiter
und klarer als ich.“
Ich will dann natürlich sofort wissen, ob die
Musik, die er jetzt macht, schon wieder
nach Verlieben klingt, aber dem ist leider
noch nicht so. Ein ganzer Berg an Stücken
aus der Zeit des Auseinandergehens wartet
noch drauf, abmusiziert zu werden. Ähnlich
wie bei manch anderen Releases von Karaoke Kalk hat die neue Hausmeister etwas
sehr Heimeliges und Persönliches. Manche
Lieder mag man gar niemandem vorspielen, weil, Achtung Allgemeinplatz, so ein
intimes Band zwischen der Musik und einem selbst geknüpft scheint. Wie Bleed zu
was anderem mal sinnentsprechend sagte:
“Eine Platte, die so schön ist, dass man mit ihr
durch die Parks spazieren gehen möchte.“
<13> - DE:BUG.65 - 11.2002
BPitch
EINE CREW OHNE SCHMU
BPitch Control
SASCHA KÖSCH, [email protected] / FOTOS: AMI SIOUX
SERVICEPOINT
www.bpitchcontrol.de/
www.pfadfinderei.com/
BPitch Control ist längst nicht mehr das Label von Ellen Allien, sondern das Label um Ellen Allien. Wie Techno im Kollektiv viel gewinnender aus allen kreativen Rohren sprudeln kann, führt im Moment
niemand so beispielhaft vor wie der "Ameisenhaufen", dessen
aktuelle Compilation so programmatisch und berechtigt wie selten
"Gemeinsam" heißt.
Zusammen und gemeinsam haben eigentlich gar nichts miteinander zu tun. Zusammen ist man, oder irgendwie, vor allem
aber bleibt man irgendwo stehen. Gemeinsam macht man etwas. Im Fall unserer kleinen Homestory über Wesen und Kollektiv
von BPitch Control, dem Berliner Label und
mehr rings um Ellen Allien und all denen,
die mit BPitch etwas gemeinsam machen,
macht man eben z.B. eine Compilation, die
”Gemeinsam” heißt. Und besser könnte
das nicht passen.
FINDER
Bürofläche und drittklassigen Kunstbetrieben, sieht aus wie aus Nürnberg hergebeamt und nennt sich Multimediahölle Milchfabrik irgendwas.
<#14> FEADZ
Einst tapezierte er die Pariser U-Bahn mit
BPitch Stickern, jetzt hat Feadz dort einen
eigenen Vertrag und bringt französichen
Elan in die Berliner Stube.
TECHNO UNTER DENKMALSCHUTZ
Die Pfadfinder, die zunächst mal scheinbar
nur die Cover für BPitch Control machten,
hatten sich derweil, clever, in ein dezent
schrottreifes Haus unter Denkmalschutz in
Mitte eingemietet, schließlich verdienen
sie ihre Brötchen ja auch mit Graphikauf-
<#15> MODESELEKTOR
Die menschliche Plauderbeatbox spricht.
Mit uns. Über das Leben als Mieter im
BPitch-Haus,
Equipment-Wahnsinn,
wöchentliche Clubabende und zwei E.P.s, die
die Welt veränderten.
<#16> DUMB UNIT
Minimalismus, Modernismus, Mikroforschung. Der Kanadier Jeremy Caulfield
macht Techno mit eindeutiger Tendenz in
Richtung großes M. Gib uns mehr. Und
komm vor allem wieder und geh mit uns
trinken.
Kaum ein Label hat die Stadt so im Griff.
Gegenüber vom BPitch-Office liegt eins
der letzten Häuser mit Einschusslöchern in
ganz Berlin. Begänne es irgendwann nachts
einem im Vorbeilaufen zu erzählen, dass
früher alles besser war, man würde es ihm
zwischen Sisley, Starbucks und Hackeschen Höfen, zwischen Touribussen und
generell (trotz Wirtschaftskrise der Stadt)
immer ohnmächtigerem Mittegefasel
trotzdem glauben. Was um alles in der Welt
hat BPitch eigentlich dahin verschlagen,
wo wir einen der Hauptschauplätze der Gegenidentifikation vermuten, den Punkt,
woran man in Berlin sofort erkennt, wer auf
der richtigen Seite steht und wer in Mitte
macht?
trägen, sammelten mit Christopher einen
unglaublichen Live-Video-Vektorenthusiasten ein und begannen nebenher auch
noch mit eigenen Veranstaltungen, Labland, die Welt der strangeren Geräusche
und Beats zu rocken. Da Honza, der für die
Cover zuständig war, zuweilen mit scharf
konzentriertem Blick an den Buchstaben
vorbei hinter die Deadline, wie Graphiker
eben so sind, Ellen obendrein nun fast
schon so lange kannte wie Critzla, Ellen aus
der todzusanierenden Mitte raus musste
mit einem mittlerweile schon richtig groß
gewordenen Pool von Artists, bot sich das
Haus und die Nähe zur bereitgestellten Vision an.
Nachdem Ellen das Büro sinnvoller Weise
aus ihrem Zuhause ausgelagert hatte, zog
BPitch unters Dach in ein Gebäude, in dem
damals das Casino war, Technoclub par excellence für ein neues Berlin-Brandenburg,
Cookies war auch eine Weile da, Style also.
Und BPitch hatte viel Platz für wenig Geld.
Berlin halt, wie es war. Klar dass sie mit TokTok als Artists und sich selbst als einer der
langjährigen Lieblings-DJs der Ravekids
dort nicht nur BPitch-Abende rockte, sondern ringsum in den als Studios vermieteten Räumen neben Sascha Funke, Codec
von den Pfadfindern und Nomad ein Umfeld fand, in dem man anfing, sich ständig
über den Weg zu laufen und eine Art richtiger Crew zu werden. Der ehemals quirlige
Komplex mit Halfpipe ist jetzt eine Investitionsruine mit Bocciabahn und Feinkostrestauration, Quadratkilometern leerer
Nach und nach schob man sich unter
Freunden die leeren Räume zu. Nun
stecken unter einem Dach: Pfadfinder,
Sascha Funke, Modeselektor und Kiki mit
ihren Studios und das Office von BPitch.
Weitere Ausdehnung ist immer geplant.
Das BPitchoffice, die BPitch-Gemeinschaft,
ist eigentlich gar kein Plattenlabel. Auch
wenn es das sehr professionell tut. Sondern eine Ansammlung von Office, Studio
und Agentursituationen, die grade deshalb
keine festen typischen Strukturen hat, sondern eine feste Offenheit, in der jeder
trotzdem einen Platz hat und mit den Sachen, die er darüber hinaus für sich noch
tut, eine weitere Öffnung schafft. Sascha
Funke sagt dazu Ameisenhaufen. Ellen und
Honza sagen, dass sie im letzten Jahr eher
nach ”innen” gearbeitet haben, sich strukturiert haben, dichter geworden und grade
damit die Individualität und Vielseitigkeit
der einzelnen Projekte gesteigert haben.
Was nicht zuletzt auf Grund der festen Label-Crew mit Benita und Hanna endlich so
funktioniert, wie es für ein Label notwendig ist, das so wächst wie BPitch. Und vielleicht steigt grade deshalb nicht nur in
Deutschland die Popularität des Labels,
sondern, auch auf Grund der immer internationaleren Vernetzung mit Leuten wie
Feadz aus Paris oder Kero aus Detroit, aber
auch wegen dieser ineinander übergreifenden Komplexe von DJ-Auftritten von Ellen,
zu denen sie gerne andere der Crew mitnimmt oder gleich allein hinschickt, oder
von Apparat, der gerne mit Modeselektor
tourt und zusammenspielt als Moderat, die
Pfadfinder, die man als Livevideo einfach
mitnehmen muss (weil sie nebenher einer
der besten Videoacts des Landes sind),
wenn es die in dieser Hinsicht immer zuerst sparende, etwas marode Clubsituation
erlaubt usw ...
auch für sich, während sie gleichzeitig das
Label repräsentieren. Eine Zeitlang schien
man nicht mehr ausgehen zu können, ohne
diese abgeschnitten 80er T-Shirts aus der
BPitch "Modelinie" zu sehen. Man dachte
schon, die müssen irgendwo ein Nest haben. Haben sie. Eine Graphik oder Wortidee wird von Ellen vermutlich beim Kaffee
(es herrscht strenger Starbucks-Boykott
am Hackeschen Markt, selbstverständlich)
an Honza übergeben, wandert zwei Stockwerke tiefer durch die Rechner und kommt
wieder als noch zu entwickelnder und reduzierter gebrochener Ansatz einer
tatsächlichen Modelinie, die die Cover reflektiert, aber nicht propagiert, und langsam beginnt man auch über die Stofflichkeit nachzudenken, über das T-Shirt hinaus,
man wird erwachsen, über exklusivere Produktion, aber das ist nur ein Nebenfaden.
Früher stand BPitch in Berlin, aber vermutlich auch sonst wo, für Techno. Nicht die resolute Hardliner-Art, nicht die Scheuklappenvariante, denn Ellen war schon immer
ein viel zu vielseitiger DJ, und ihre Acts,
selbst am Anfang, definitiv nichts weniger
als Schranz. ”Das Einzigartige an BPitch ist
auch, das Ellen als Labelchef immer ein offenes Ohr hat“, sagt Sascha (nicht Apparat),
der die technoidere Seite des Labels und
der Demos durchscannt und mit Ellen
überlegt und vorsiebt, was dort erscheinen
könnte.
KAFFEE JA, STARBUCKS NEIN
Kaum ein Label hat, grade auch wegen seiner musikalischen Bandbreite, die Stadt so
im Griff, ohne dass sie darunter leiden
könnte, wie BPitch: Clubabende im Tresor,
WMF, früher im Casino, feste Abende von
Sascha Funke und Kiki im Sternradio oder
in der Panoramabar, Live-Auftritte der breakigeren Posse in sämtlichen kleineren
Clubs der Stadt, vom Bastard bis ich weiß
nicht wo. Und natürlich die fast ubiquitären Visuals. BPitch ist überall, und FORTSETZUNG AUF SEITE16
dennoch stehen die einzelnen Acts immer
<#17> SIGNER
Signer verwebt Eskapismus und Dub zu einer doppelten Rekursivitätsschleife. Weit
weg und doch so nah. Diesen Monat unterwegs in Deutschland.
<#20> RONI SIZE
Der Bristoler Vorzeigejunglist war fleißig
und präsentiert ein neues großformatiges
Album. Fortan heißt es: Lang lebe Full Cycle,
R.I.P Reprazent.
<#23> JOYPAD-CONTROLLER
Auch Nerds haben das Recht zum Rave.
De:Bug testet den ersten Joypad, mit dem
man Musik steuern kann.
<#24> PHIL ASHER
Von NuHouse zu Broken Beats. Der Londoner Phil Asher ist seit 15 Jahren die graue
Eminenz im Leftfield-House. Jetzt nennt er
sich Focus und hat ein neues Album gemacht.
<#17> LEMON JELLY
<#20> JEFF SAMUEL
<#22> PEERCAST
<#23> MUSIKTECHNIK: KONTAKT
<14> - DE:BUG.65 - 11.2002
BPitch
DIGI-GREENHORN WITH ATTITUDE
Feadz
TEXT:PAT KALT | [email protected]
In Paris bastelt Fabien Pianta aka DJ Feadz an seiner Version des BPitch-Sounds. Mit einer Vergangenheit
als B-Boy, einer großen Schwester als DJ, nach einer Welttournee mit Mr. Oizo und diversen Berlin-Aufenthalten kann jetzt nichts mehr schief gehen. Und wenn die Metro in Paris komplett mit BPitch-Stickern
tapeziert ist (merci, Fabien), dann in Frankreich auch nicht mehr.
Das lustige Roboter-Graffiti an der Wand
im BPitch-Office täuscht ein bisschen über
die Wahrheit hinweg: So gerne BPitch-Newcomer Feadz lässig und gekonnt Spuren
auf Wänden, Küchentischen und sonstigen
Möbelstücken hinterlässt die Nähe zum
Robotischen, zur digitalen Computerwelt,
insbesondere zur E-Kommunikation berei-
drüben ... Und das, obwohl Feadz der Nachbarmetropole im Vergleich mit Berlin deutlichen Nachholbedarf in Sachen elektronischer Musikkultur attestiert: "Ich habe in
Berlin ja bereits mehrere Male gespielt und
fand es immer fantastisch. Ich denke, dass
seit der deutschen Wiedervereinigung die Rave- und Club-Szene dort eine wichtige Rolle
gar an der Grenze zur "pathologie mentale"): "Der Plattenspieler ist das einzige Instrument, dass ich nie wirklich zu spielen gelernt
habe, sehr zum Leidwesen meiner Mutter..."
Die ersten eigenen Technics packt der Musikbesessene dann regelmäßig unter den
Arm und spielt sich kreuz und quer durch
unzählige Pariser Partynächte. Mit FreunSERVICEPOINT
Das macht Spaß, funkt und brutzelt. Und man hört den kleinen DJ-Schalk aus dem
Nacken des Produzenten heraus.
für die jungen Leute gespielt hat. Die Berliner
scheinen neugieriger zu sein und tanzen viel
eher zu neuen Klängen, die sie noch nicht kennen. Paris hingegen ist viel frostiger in dieser
Hinsicht: Es gibt viel mehr House und harten
Techno. Veranstalter tun sich schwer, innovative Richtungen zu fördern. Die Pariser Musikszene ist viel weniger solidarisch, die Leute
treten sich gegenseitig auf die Füße, um
Am Hörer erzählt Pianta dann auch gleich schneller nach oben zu kommen. Die Musinoch etwas benommen und berauscht vom krichtungen bekriegen sich, anstatt voneinVorabend und dem großen elektronischen ander zu profitieren."
Musik-Festival "Villette Numérique" in Paris, an dem BPitch mit Ellen Allien, Sascha Insofern ist der Sprung auf's deutsche LaFunke und Feadz einen eigenen Raum be- bel ein Glücksfall für den Pariser B-Boy, der
spielen durfte: "C'était vraiment, vraiment dank einer großen DJ-Schwester seit seisuper…" der Rest des Satzes bleibt auf der nen Teenie-Zeiten hinter Plattentellern
Strecke, weil Madame Allien ein wirres Bla- steht und hoffnungslos dem Scratchen verbla in die Leitung wirft. Spaß haben die fallen ist (ein französischer Musikjournalist
BPitcher also zweifellos jede Menge dort lokalisierte Piantas Musikleidenschaft sotet Fabien Pianta erstaunlicherweise mehr
Probleme, als man von einem 23-jährigen
DJ und Produzenten elektronischer Musik
heutzutage erwarten würde. So warnt das
Berliner Vorzeigelabel um Ellen Allien auch
gleich vor: Die Email-Kommunikation mit
"Fizefaze Feadz" sei nicht ganz so einfach –
telefonieren auf alle Fälle sicherer.
den gründet er die Scratch-Formation "Audiomicid", die DJ-Tools produziert. 1996
spielt er einem älteren Kerl namens Quentin Dupieux eine eigene Kassette vor; die
beiden werden dicke Kumpels und Pianta
hilft Dupieux bei der Produktion dessen Albums "Analog Worm Attack". Ein neuer
Star ist geboren, und Pianta ist als DJ Feadz
mit von der Partie, als Mr. Oizo mit dem
Vorzeigelabel F-Com auf große AlbumTournee geht.
2000 mixt er auf dem Sonar-Festival, ein
Jahr später lernt er Ellen Allien kennen. "Ich
bewundere BPitch seit Anfang an. Ellens Musik und die Auswahl ihrer Künstler haben
mich enorm beeinflusst. Sie ist ein super DJ,
eine talentierte Musikerin und eine fantastische Labelchefin, je l'adore, je l'adore!" (Auch
diese Aussage wird von der Berliner Label-
High B ist genauso wie Kollektiv 3 bereits auf BPitch Control erschienen.
chefin mit ähnlich wirren Lauten wie bereits zuvor kommentiert.) Le voilà! Fortan
pappt er gewissenhaft BPitch-Aufkleber
auf Pariser Metro-Wände und bastelt zu
Hause mit Feuereifer an seiner ersten EP,
die ein Jahr später schließlich auf dem Berliner Label erscheint. "High-B" (so der Titel)
strotzt geradezu vor nach vorne gerichteter Oldschool-Atttitüde, die Feadz in naseweisem jugendlichem Übermut mit Electro- und Technozitaten salzt und pfeffert
und mit der er – wie es so schön im beiliegenden Pressetext heißt – "locker aus der
Hüfte jegliche Stilfixierungen sprengt".
Und so fordert "LT Replay" konsequenterweise und mit französisch nonchalanter
Art die "Girls, Girls, Girls" im ravenden
Freudentaumel, während mit "Funksplitter" der Bogen hin zur deutschen Schule
des technoiden Minimalismus geschlagen
wird. Das macht Spaß, funkt und brutzelt,
und man hört den kleinen DJ-Schalk aus
dem Nacken des Produzenten heraus. Auf
der in diesem Sommer erschienenen "Kollektiv 3" von BPitch ist Feadz schließlich mit
einem weiteren munter fiependen und
groovenden
"Back-To-The-Oldschool"Track vertreten.
Zwei Tage später endlich klappt auch die
Kommunikation via Email – Feadz online
now! "Yo-yo-yo" steht da fett zur Begrüßung und etwas weiter dann auch der
sympathisch-ehrliche Satz, der alles erklärt: "Ich habe mir gerade vor kurzem erst einen Computer angeschafft, und die Umstellung auf die digitale Technologie ist mitunter
schwierig." Honni soit qui mal y pense – der
Roboter an der Wand lächelt nur und
schweigt ...
<15> - DE:BUG.65 - 11.2002
BPitch
ABSPEICHERN? ABSTÜRZEN!
Modeselektor
TEXT| THADDEUS HERRMANN | [email protected]/ FOTOS: CLAUDIA BURGER
SERVICEPOINT
Modeselektor sind so etwas wie das andere Ich von BPitch. Vertrackt und verfrickelt, harsch und laut,
dann wieder leise und verspielt. Elektronika mit Hop anstatt IDM. Vielleicht. Obwohl sie erst zwei Maxis
auf BPitch veröffentlicht haben, fühlt sich die Zukunft schon jetzt besser an. Zwei Powerbooks sei Dank.
Bei Modeselektor geht dem Journalisten
die Luft aus. Und man fragt sich, warum
Zeitungen nicht aus Tapes bestehen. Und
aus Video. Modeselektor muss man hören
und sehen, nicht nur die Musik. Wenn sie
erzählen, geht das kreuz und quer. Zeitsprünge, Anekdoten, Softwareprobleme
und BPitch-Interna vermischen sich zu einer verwirrenden Selbstdarstellung. So
verwirrend, spannend, kickend und gut wie
ihre Platten. Mit "In Loving Memory" und
"Death Medley" liegen zwei EPs auf dem
Tisch, die zwischen brachial übersteuertem
HipHop, den Trompeten von Jericho, 8-Bit
Rap und dem immer präsenten Mittelfinger BPitch eine völlig neue Soundkomponente hinzufügen. Gerade zurück von einer
Schweiz-Tour erzählen die beiden Modelesektors, wie alles begann, warum es so ist,
wie es ist, warum Apparat von Shitkatapult
eine Softwarefirma ist, von Equipmentschlepperei und warum es manchmal gut
ist, erst jahrelang nur live zu spielen und
erst dann Platten rauszubringen. O-Ton ab.
machen und ganz eng zusammengearbeitet.
Labstyle. Wir haben aufgelegt und die Pfadfinder haben die Flyer und Visuals gemacht.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, eng zusammenarbeiten. Das ist genau wie hier im
BPitch-Haus. Das ist ein ganz eigener Kiez.
Oben das Büro, dann hier auf dieser Etage
unser Studio und Sascha Funkes Studio, im ersten Stock die Pfadfinderei. Wie im Dorf. Naja, also jede Woche Labstyle. Auflegen oder live spielen. Das Auflegen hatten wir dann irgendwann satt und haben nur noch live gespielt.
SZARY: Was ein unglaublicher Aufwand war.
Wir sind immer mit Handwagen losgezogen,
wo das ganze Zeug drin war. Wahnsinn. Und
das irgendwie ständig, ohne je ein Stück veröffentlicht zu haben. Das kam dann erst später, weil Gernot so einen Schwager hat, der
mal bei der RIAS-Bigband Saxophon gespielt
hat. Die hatten dann so Projekte wie die "Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot" oder
die "Links-sentimentalen Transportarbeiterfreunde"…
"In Loving Memory" und "Death Medley" sind bereits auf BPitch erschienen.
GERNOT: Alle Kabel hier im Studio sind auf
Gigs zusammengeklaut. Klare Sache.
OUR HOUSE
IN THE MIDDLE OF THE MITTE
DEBUG: Wie wichtig ist das Haus hier?
GERNOT: Extrem wichtig. Natürlich kann es
auch nerven, wenn man wirklich was arbeiten will und ständig Leute reinplatzen. Aber
wir machen das ja nicht anders. Bei den Pfadfindern platzen wir dafür immer in Meetings
rein und merken nicht, dass wir gerade eher
stören. Aber prinzipiell ist das super. Blöd war
nur, als Ellen gerade "Stadtkind" rausgebracht hatte und ständig Interviews geben
musste und unser Klo auch noch das BPitchKlo war und Szary hier gerade über Wochen
eine Postrockband aufgenommen hat. Sah
eklig aus hier damals. Rocker rauchen ja und
trinken Bier und sind laut. Da waren die BPitchs sauer. Glaub ich. Auf jeden Fall wollten sie
uns den Raum kündigen.
http:
Alle Kabel hier im Studio sind auf Gigs zusammengeklaut. Klare Sache.
DEBUG: Fangt doch bitte vorne an. Wie hat
alles angefangen mit Modeselektor?
GERNOT: Ich war vierzehn. Damals bin ich
am Wochenende immer aus dem Fenster geklettert, hab mich aufs Fahrrad gesetzt und
bin nach Rüdersdorf gefahren, ins Zementwerk. 1992 fanden da immer Technoparties
statt. Da hat Szary damals aufgelegt. So hab
ich Techno kennengelernt. UR und so. Aber
auch Sachen wie µ-zig. 1996 habe ich diesen
DJ dann wieder gesehen. Da stand so ein Typ
auf ’ner Baustelle. Mit Dreadlocks. Szary. Ich
hab ihn gefragt, ob wir nicht zusammen mal
Musik machen wollen. Und dann gings los.
SZARY: Und dann haben wir Dub gemacht.
Mit Space Echo und Sampler. Ich hatte 1992
angefangen mit der Musik. So ganz klassich
mit 808 und 303. Acid. Richie Hawtin fanden
damals ja sowieso alle geil. ’94 war dann
plötzlich eine Plattenpresse da und ich hab
ein paar Whitelabels gepresst. "Seilscheinwerfer 000001". Liegen alle noch zu Hause.
Damals hatte ich noch ein anderes Projekt:
Fundametal Nowledge …
GERNOT: Und nebenher haben wir an HipHop-Tracks gearbeitet. Mit ganz viel Space
Echo.
SZARY: Da kommt ja auch der Name her. An
diesem Gerät gibt es so einen Schalter … den
Mode Selektor.
GERNOT: Das zog sich so drei Jahre und 1999
haben wir dann angefangen mit den Grafikern der Pfadfinderei die regelmäßigen Abende im Berliner Kurvenstar hier um die Ecke zu
GERNOT: Andere Welt, komplett. Ein Haufen Musiker, die halt so irgendwie, ne? Also so
halt. Man weiß es nicht genau. Und für die
Kurkapelle durften wir dann einen Remix machen. Für 100 Mark und drei CDs. Dieser Remix war das erste Mode Selektor-Stück. Anfang 1999.
SZARY: Ich hab zu der Zeit in einem Jugendclub in Köpenick ein Tonstudio geleitet. Da
gab es auch mehrere Compilations und logischerweise hab ich da auch immer diverse
Mode Selektor-Stücke draufgepackt.
GERNOT: So frech. Da ackern die Kids in dem
Club an Tracks und am Ende sind drei Stücke
von uns drauf. Einfach so. Und dann kam Ellen und hat uns gefragt, ob wir hier im Haus
nicht einen Raum haben wollten und auch
was veröffentlichen wollen. Das war 2000.
Damals haben wir auch für Scorn und AntiPop Consortium den Support gemacht, alles
wurde so ein bisschen konkreter, aber als Ellen
nach Stücken für eine konkrete Platte gefragt
hat … das war schon komisch. 2000 war so
ein Jahr.
SZARY: Genau. Da war dann auch klar irgendwann: Wir machen das auf BPitch. Und
haben angefangen, wirklich für die erste Maxi Stücke fertig zu machen.
GERNOT: Und aufzunehmen. Das war auch
irgendwie neu. Hatten wir vorher kaum gemacht.
SZARY: War gut, ein Ziel vor Augen zu haben.
Wie macht man aus einer Liveband eine Platte?
DEBUG: Und sonst? So eine Situation hat
man ja nicht oft, dass Büro und Studios so
eng beieinander sind.
GERNOT: Das ist total angenehm. Wenn wir
hier nachts sitzen, kommen oft die Pfadfinder
dazu und machen ihren Kram, ertragen die
Loops, hören einfach zu und kommentieren
sofort. Wann hat man sonst so einen direkten
Austausch? Perfekt.
SZARY: Der Hackesche Markt ist zwar total
touristisch, aber wir haben uns hier so einen
Kiez im Kiez erhalten. Ein zweites Zuhause.
Aber wir haben im Studio noch nie geschlafen.
GERNOT: Doch, ich hab hier schon geschlafen.
SZARY: Echt?
GERNOT: Doch, da bin ich auf der Tastatur
eingeschlafen und die Alt-Taste ist an meiner
Stirn kleben geblieben. Egal, wenn man mal
für ein paar Tage weg ist, dann merkt man
erst, wie wichtig das ist, so eine Homebase,
wo man jeden Tag hingeht zum arbeiten.
SZARY: Aber dann gab es wirklich die erste
Platte. "In Loving Memory". Auf schwarzem
Vinyl, soll am besten klingen. Hab ich gehört.
GERNOT: Für die Platten machen wir es immer so, dass wir zwei Stücke zusammen machen und jeder noch eins für sich.
SZARY: Wir spielen uns ewig Ideen und Skizzen vor. Und wenn der eine dann genug hat,
geht er runter in die Pfadfinderei und surft im
Netz. Wenn er dann wieder hochkommt, hat
der andere die Idee meist wieder verworfen
www.modeselektor.de
www.bpitchcontrol.de
und ist schon ganz woanders. In Gernots Fall
meistens, weil der Rechner abgestürzt ist und
er nichts abgespeichert hat.
GERNOT: Arsch. Aber egal. Die Stücke für
"In Loving Memory" haben schon so drei Monate gebraucht. Wir werden einfach nie fertig, sitzen noch zwei Stunden vor dem Mastern im Studio und kürzen. Kurz zuvor war
ein guter Freund von uns gestorben. Die E.P.
ist ihm gewidmet. Deshalb ist die auch viel
melancholischer und trauriger als die neue
"Death Medley". Ich bekomme immer noch
eine Gänsehaut, wenn ich die Platte höre.
Geht einem ja oft so, dass bei bestimmten
Platten so der Geruch aus der Zeit plötzlich
wieder da ist. Die zweite Platte ist da schon
eher verwirrend.
SZARY: Als wir die aufgenommen haben,
hatte ich ganz schlimm die Nase voll von Elektronika …
GERNOT: Der ist sogar in die Apotheke gegangen und hat gefragt, ob es ein Medikament gegen Elektronika gibt ...
SZARY: Ich war einfach genervt. Man kann
das Rad nicht neu erfinden und nur versuchen, so unterschiedliche neue Sachen aufzugreifen. Alles rougher zu machen. So ging das
dann auch viel schneller. Wo es auf der nächsten Platte hingeht, wissen wir noch gar
nicht.
GERNOT: Zumal jetzt ja erstmal die "Moderat" erscheint. Das sind wir und Apparat/
Sascha Ring.
SZARY: Apparat ist eh ganz wichtig. Wir ge-
hen zusammen auf Tour und Sascha ist sowas
wie unser technischer Support. Wir benutzen
die gleiche Software, so ein Max-Patch. Da
gibt es einen 8-Spur-Sequenzer, der mittlwerweile komplett auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist.
GERNOT: Und immer, wenn wir Ideen für
Änderungen haben, sagen wir das Sascha, der
daraufhin kurz verschwindet, aus der Ferne
hört man dann ein Powerbook angehen und
acht Stunden später ruft er an und alles ist
fertig. Und jetzt ist dieser Support zum gemeinsamen Projekt mutiert. Wir tauschen Files und machen so Tracks fertig. Vier sind's
mittlerweile, die kommen auf die Platte. Das
Live-Spielen zusammen funktioniert wunderbar. Wir haben so einen Ethernet-Hub auf der
Bühne, über den unsere Rechner gesynced
sind, wer Master ist, wird vorher ausgelost,
und dann geht’s los. Wir lernen viel von ihm
und umgekehrt. Er kommt aus Sachsen und
wir aus Preußen … na ja.
DEBUG: Und wann kommt das Album?
GERNOT: Soll die BPitch 80 werden. Mal
gucken, ob das klappt.
<16> - DE:BUG.65 - 11.2002
BPitch
BPITCH FF
Eine der vielen Dinge, die man für andere
tut, die dazugehören, ohne definiert zu
sein als Job, die aber dennoch die Struktur
der Gemeinschaft, des Kollektivs (wie auch
eine 12" Serie auf BPitch heißt) ausmacht.
Man beeinflusst sich, ohne gegenseitig eine vorgezeichnete Linie zu verfolgen, lässt
Einflüsse kommen, verarbeitet sie ohne direkteres Ziel als die direkte Möglichkeit
zum Ausdruck und den Spaß an der Musik
und kann auch kurzentschlossen etwas vorantreiben. Immer mit dem soliden Fundament, dass das Ganze auch tragen kann,
selbst wenn die Zeiten mal eher schwierig
aussehen für Musik und alles andere, was der Bassdrum, die auch jetzt noch alles andere als typisch Techno ist. Sascha Funkes
Geld kostet.
eigenwillig glückliche Melodiefunkwelt,
Man zehrt auch ein wenig von diesem die auch Kalkbrenners eher angetrancte
"Früher". Und schafft es trotzdem sehr gut, Peaktimetechno-Sounds immer stärker bedie Idee von BPitch immer wieder selber einflusst (vermutlich gilt das auch anumzudeuten. Denn seit einer ganzen Weile dersrum), Trikes solide übernächtigte Eleschon machen BPitch unter dem Banner ganz, die discoide Eigenwilligkeit von Kiki
Boogie Bytes immer breakigere Dinge, oder Hausmeisters Extravaganzas. DazwiPlatten, Abende, Reflektionen der Vekto- schen irgendwo Feadz mit Hiphop-Schuren, Harddisk-Musik, DSP-Grunge, Elektro lung und Silvie Marx Frankfurter Hal9000fern von aber auch mit einem Echo einer Lofi-Beatboxmelodien, Keros Satantechno
kurzen Retrophase, ohne dass das zu einem verbreakt knuddeliger Darkness, und
Graben führen würde, zur Sektion mit gra- schon ist man wieder auf der anderen Sei-
te, ohne dass man den Übergang gemerkt
hätte, bei der Supergroup Modeselektor,
dem strangen Wahn von Alex Amoon, der
Postrockwärme von TimTim oder eben den
Retroslammern mit Charme und mehr von
Eedio oder Smash TV. (Ich hab bestimmt jemand vergessen, sorry, ah, klar, Ellen z.B.,
verdammt). Und selbst wenn man eine Seite forcieren muss, die andere trägt sie nicht
nur so gut sie kann mit, sondern verwischt
die Grenzen, ohne die Zuständigkeiten aufzulösen oder den Blick für die immer stärkeren einzelnen Acts zu verlieren, die sich
in diesem Umfeld selber auch ständig und
gerne neu definieren. BPitch steht nicht für
ein Genre, sondern für eine Haltung, für
Freundschaften, lose und enge Zusammenhänge, räumliche Nähe und was man damit
anstellen kann, aber auch wie man sie ausdehnt, sich vernetzt, ohne sich einfangen
zu lassen, Gitter und Vektoren baut, in denen sich Dinge vorantreiben lassen, die gemeinsam Spaß machen und wichtig sind,
und wie man sich gemeinsam verändern
kann und trotzdem vorwärts kommt.
Kanada im Exil
TRENCHCOAT IN MINIMAL
Dumb Unit / Jeremy Caulfield
TEXT: SASCHA KÖSCH | [email protected] / FOTOS: CLAUDIA BURGER
SERVICEPOINT
Es gibt ein Recht auf Differenz, meint der ehemalige Exilkanadier Jeremy Caulfield, der mit seinem Label
Dumb Unit den Minimalismus kickend verflüssigt. Modifizierender Modernismus für merkwürdige Zeiten.
Im Dezember erscheint seine erste eigene 12" auf Traum, Cities, und sein Process-Remix auf
Trapez.
Jeremy! Komm zurück! Berlin ist eine grausame Stadt. Menschen kommen und gehen
viel zu oft. Ständig rauschen Leute aus dem
elektronischen Exil herein, nisten sich für
ein paar Monate, gerne länger, wenn sie
können, bei uns ein, man gewöhnt sich an
ihren Anblick und ihre eigenwilligen Gesten morgens im Ostgut oder auf einer
Strandparty, und flupps, weg sind sie wieder. Nach Kanada z.B. Das passiert viel zu
oft. Wir hatten eine richtige Kanada-Invasion vor ein paar Monaten, die uns auch Jeremy Caulfield von Dumb Unit auf die
Weinmeisterstraße spülte. Und jetzt sitzt
er gelangweilt zu Hause in Toronto und
möchte wieder zurück und wir wollen ihn
auch wieder haben. Sofort. Rückt Jermey
raus! Ihr blöden Kanadier, ihr.
MULTIPHRENE EXPANSION
Warum wir Jeremy so lieb gewonnen hatten und was er eigentlich in Toronto zu suchen hat, erfahrt ihr jetzt, also Schluss mit
dem larmoyanten Geschwätz, denn Jeremy
ist ein elektronischer Ehrenmann. Ein un-
terschätztes Genre, eine wichtige Spezies,
Menschen, die die Geschichte ins Wanken
bringen, indem sie ständig andere Zeiten
wieder aufscheinen lassen. In Toronto
gehört er nicht nur zu den festen DJGrößen, sondern auch und vor allem zur
DJ-Geschichte der Stadt. Er hatte Ewigkeiten sämtliche Resident-Jobs der wichtigen
Clubabende, promotete wie wild Techno
und was daraus werden sollte. Bildete mit
Marshall, Milligan und einigen anderen einen Pool von Verschworenen, die sich bei
Sonnenuntergang zum Blick über den Teich
trafen, von wo der Minimalismus nach
Amerika zurückrief. Man blickte sich untereinander um, stellte fest, eigentlich sind
wir uns längst selbst genug, und gründete
wie wild ein Label nach dem anderen. Killer,
Revolver, Hautec usw. Und eben Dumb
Unit.
Sein eigenes Label, das uns die ersten Platten mit dem schwärmerisch minimalen Sound von Jake Fairley aka Jard Fireburg
brachte, Adam Marshalls harschen Minimalismus, der wie Caulfields DJ-Sets auch
stark beeinflusst ist von einem treibenderen, darken, soulfull Minimalsound, die
wundersame Welt der fragilen Minimalhousetracks der Gebrüder Thibideau aka
Repair und mit seiner Connection zu
Deutschland erschienen auch Sub-Static
Mit-Owner Falco Brocksieper und der Berliner Geheimtip Raumagent Alpha auf seinem Label. Und wenn nicht mehr die anderen minimal sind, sondern alle, und wir
längst Toronto und Montreal miteingeschlossen haben, dann ist es an der Zeit
auszubrechen, die Differenz einzufordern,
und genau an dieser Position ist Dumb
Unit. Kein Wunder, dass Jeremy die Herangehensweise einiger seiner zeitweisen Mitbewohner in Exilberlin so schätzt, T.Raumschmiere, Festplatten. Ähnlich wie die
Band von Jake Fairley auf Dumb Unit sucht
er mit dem Wissen um Minimalismus, der
immer auch Modernismus sein muss, etwas, das nicht etwa darüber hinaus will,
sondern sich infizieren lässt mit einem Anderen. Und wer erkältet ist, hat das Recht
zu rotzen. Contaminated Modernism, wie
Caulfield es nennen würde. Multiphrene
Expansion. Minimalismus ist kein Sound
mehr, sondern seine bis an die Grenzen eines möglichen (und mit Sicherheit flüssig,
vielleicht überflüssig gewordenen) Genres
gehende "interne" Differenzierung durch
Einbrüche, Infektionen, fröhliche Korrumption.
Wer einen tiefen Einblick in die Seele von
Jeremy P. Caulfield gewinnen will, muss
sich die Cover der 12"s auf seinem Label ge-
in Anzügen und Trenchcoats, Seitenblicken
von Agenten, die gewohnt sind, ins Nichts
zu sehen, Visualisierungen des Aspekts der
grundlegenden Fremdheit der medialen
Selbstverständlichkeiten und Allgemeinplätze, Blicke aus merkwürdigen Zeiten,
fremdem Habitus mitten im generativen
Kubismus, einer von Digitalität durchzogenen Welt ständiger Aufsplitterung, Schattenhaftigkeit, Resonanz und expandierender Potentialitäten der Verdopplung.
Minimalismus ist kein Sound mehr, sondern seine bis
an die Grenzen eines möglichen Genres gehende "interne" Differenzierung.
nauer ansehen. Caulfields Dumb Unit-Co- Klingt das dufte? Klar, und es kickt.
ver ragen inmitten des VektorgraphikOverloads-Referenzrahmens heraus mit
ihren strangen elektronischen Männchen
Zwei ohne Masterplan
Elektronika
TEXT: MORITZ SAUER
Lemon Jelly
MY DEFINITION OF NARCOTIC
Signer
TEXT: RENÉ MARGRAFF | [email protected]
Bevan Smith aka "Signer" widmet sich auf seinem neuen Album
ganz seiner Liebe zu Berliner Dub-Affinitäten und verquirllt das
mit seiner neuseeländischen Indieherkunft. Klar, dass so jemand mittlerweile in London lebt und auch ein eigenes Label
hat. Das Eskapismus-Zwiegespräch des Monats.
Die schönsten post-Seefeel-Flächen
mit den wärmsten Dubbeats kommen
2002 von einem Neuseeländer aus London. Resistent gegen die Hektik dieser
Stadt bleibt Bevan Smith ganz er selbst
und macht zwar nicht alles anders,
dafür aber alles komplett richtig. Hier
packt mal wieder jemand das Beste aus
verschiedenen Welten zusammen und
bastelt eine Platte, die es so schafft,
mehr zu sein. Wie das geht? Mit dronigen Gitarrenflächen und pulsierenden
Beats. Schwups.
runden Beats, die niemandem was beweisen mussten. Aber inzwischen hat
sich laut Bevan einiges verändert. Neben einer akuten Elektronikaübersättigung arbeitete er in den letzten Monaten auch parallel mit Voicechanger, einer Indieband, die mit Vergleichen von
Radiohead bis Low bedacht wird. Eine
12" ist bereits erschienen.
NIGHT IS BLURRED
Doch zurück zu Signer. Alles pulsiert
und gleitet dahin, so dass mir zur Wirkung dieser Musik irgendwie lauter
schlimme Worte einfallen, die so pasOUR HOME
Manchen müsste Signer schon bekannt send wären, würden sie nicht was total
Meine Musik soll Schluss machen mit allen
Bildern und Gefühlen
sein, seine Platten als "Aspen" auf Emanate und seinem eigenen Label Involve
sowie sein erstes Signer Album "Giving
It Up To Feel Affected" vor zwei Jahren
waren doch für einige schon damals die
besten eskapistischen Klangmalereien
der Saison. Sein bisheriges Meisterwerk erscheint nun auf Carpark Records. Während es bei Aspen anfangs
eher um das kleinteilige Zusammensetzen von Melodien für Millionen im verspielten Elektronikagewand ging, stand
Signer immer mehr für das repetive und
flächige Element, ein Übereinanderschichten von Sounds und Texturen mit
anderes bedeuten und ganz übel besetzt sein. Ich flüstere "Trance" und
"Ambient". Ersteres so leise, dass es
niemand hört, zum lauteren "Ambient"
meint Bevan dann aber folgendes: "Das
ist kein Wort, dass ich benutzen würde,
um meine Musik zu beschreiben. 'Low
light dreams' sollte ein Technoalbum sein.
Nun, meine Idee von Techno ist vielleicht
ein wenig falsch.“ Mag sein, aber solange sie so tolle Platten hervorbringt ist
das doch vollkommen okay. Techno
fand Bevan vor allem über Labels wie
Warp und eigentlich ist er wohl auch
ganz klar ein zur Elektronika "konver-
SERVICEPOINT
http:
Signer, Low Light Dreams, ist auf Carpark/Involve Records (Hausmusik) erschienen.
www.carparkrecords.com
www.involverecords.com
Auf Tour im November
tiertes" Indiekid. In den letzten Monaten hat er sich allerdings eher weniger
an all den einschlägigen Veröffentlichungen erfreut, sondern durchaus
auch solche Sachen wie 60's und 70's
Rock nachgeholt. Seine Liebe zu den
grummeligen warmen Bässen von Rhythm and Sound und Basic Channel ist
aber zugleich ungebrochen. So, wir treten also den Glauben an die "richtige"
Plattensammlung erst mal dezent, aber
bestimmt, in die Tonne, denn es lockerer zu sehen ist eh viel schicker als engstirniges Einsortieren und Genresklaverei.
GROßE STRASSE
Noch mehr als auf dem ersten Signer
Album fließen die neuen Tracks wie aus
einem Guss, machen das Albumerlebnis perfekt. Will sagen: das kann man
durchhören und reinfallen wie in die
Kuscheldecke auf dem frisch bezogenen Bett. Bevan erklärt das folgendermaßen: "'Giving It Up' war eher eine
Compilation von Tracks, daher war es an
sich etwas unterschiedlicher und roher.
Mit 'Low Light Dreams' hatte ich allerdings eher das Ziel ein in sich geschlossenes Album zu machen. Es sollte eine möglichst dichte und narkotische Platte werden… ich glaube, dass mir das ganz gut
gelungen ist." Narkotisierend im Sinne
von betäubend ist seine Musik in der
richtigen Lautstärke allemal und das
ohne Rezeptpflicht oder lästigem Gang
in die Apotheke.
DREAMING ABOUT
MAKING MUSIC TO DREAM TO
Eigentlich kommt Bevan aus Neuseeland, in den 80ern und frühen 90ern ja
noch eine der Hochburgen des gepflegten Indiesounds. Hier entstand auch
das erste Signer Album, "Low light dreams" produzierte er aber in London. Ich
frage ihn, ob meine naiven "Klischee!!!!"-brüllenden Vorstellungen
vom ruhigen ländlichen Neuseeland
und schnellen, hektischen London bei
ihm denn gar nicht greifen? Irgendwie
hat es zumindest nicht den Anschein,
denn wie sonst hat er diese Ruhe in seiner Musik bewahrt? "Der Umzug nach
London hatte tatsächlich keinerlei Einfluß
auf meinen Sound, aber hier zu leben hat
mich gegenüber vielen Dingen mehr
geöffnet und mir genügend Selbstvertrauen gegeben das zu tun, was ich wirklich möchte." Ok, trotzdem assoziiere
ich bei Signer am ehesten Bilder von
Weite, aber auch Dunkelheit… Bevan:
"Nee, auch das ist nicht so passend. Ich
weiß auch nicht. Am ehesten verregnete
Städte. Schließlich lebe ich ja in London!"
Meinetwegen. Bevan erklärt es aber
noch genauer: "Eigentlich ist es keine
sehr bildhafte Musik, die ich mache. Es ist
Musik, zu der du dein Bewusstsein verlieren sollst, Musik, die Schluss macht mit
allen Bildern, Gedanken, Gefühlen."
"Nichts-wie-weg-von-hier-Traum".
Schöner flüchten, die 1000ste. Bei Signer passt das.
Manchmal hat man ja diese leisen Vorahnungen. Die einen
nennen es dann den sechsten Sinn und die anderen beschreiben es als Vibrations. Und genau so kleine winzige Beben
fand ich auf der Sonar Compilation von 2001 in Form von Lemon Jelly. Als damals diese warmherzigen Pianotupfer das
erste Mal durch den Raum klimperten und der flockige
Downbeat lustig dahinmarschierte, da musste ich unweigerlich glücklich vor mich hingrinsen. Fröhlichkeit und einen ungezwungenen Optimismus versprühten Nick Franglen und
Fred Deakin mit "A Tune For Jack".
Ein Jahr später rotiert endlich das Debüt der Engländer in
meinem CD-Spieler und taucht den Herbst in bunte, volle
Farben. Zwei Jahre haben die beiden sich Zeit gelassen und
herausgekommen ist ein rundes Downbeat-Album, das sich
nicht wirklich mit seinen Artgenossen vergleichen lässt. Es
weht kein Brazil-Flair durch die acht Tracks, wie man es z.B.
aus Wien kennt. Und von Jazz sind die poppigen Melodien
auch meist weit entfernt. Driftet man mit dem Album davon, so erscheinen eher Erinnerungen aus der Kindheit vor
dem eigenen Auge und man denkt unweigerlich an die
Jingles von Kinderserien und –filmen. Kein Wunder, sind doch
die beiden Briten selbst Soundtrack-Fans, die gerne bis tief in
die Nacht gemeinsam vor dem Computer sitzen.
Doch angesprochen auf diese Bilder geben sich Nick und
SERVICEPOINT
Lemon Jelly, Lost Horizons, ist auf XL / Beggars erschienen.
www.lemonjelly.ky
Fred eher wortkarg und weichen den Fragen aus. Man merkt
ihnen förmlich an, dass sie eigene Bilder beim Produzieren
hatten, aber diese mit niemandem teilen möchten, um ihre
Zuhörer nicht zu sehr zu beeinflussen. Jeder soll sich seine eigene Jelly-World aufbauen und an den Punkt kommen, an
welchem der Song sein Eigenleben preisgibt.
Denn einen Masterplan gab und gibt es nicht. Auch wenn
das meiste Material eigens eingespielt und aufgenommen
wurde, so bastelten Nick und Fred doch eher wie vor einem
Legosack und puzzelten die Ideen und Melodien ineinander
bis sich plötzlich die Teilstücke zu einem eigenen Ganzen
formten. Diese Momente waren für sie dann auch die erhabensten, wenn das Stück seine eigene Identität bekam.
Herausragend neben den kuscheligen Tracks ist auch das farbenreiche Artwork in 3D. Gewagt ist da vor allem die NichtBeschriftung der dreiteiligen Pappverpackung, die mit Bildern aus der eigens für das Album kreierten Jelly-World bedruckt wurde. Hier wurde endlich mal wieder an uns Musikliebhaber gedacht, anstelle über illegale Downloads zu jammern, und ein wunderschönes Collectors-Item kreiert. Auseinandergeklappt passt das wunderbar ins Wandregal.
<20> - DE:BUG.65 - 11.2002
Drum and Bass
RONI SIZE: BACK FROM THE BREAK
Genug Reprazented. Männer im besten Alter brauchen Soloalben
TEXT:HEIKE LÜKEN | [email protected]
Dass Drum and Bass in der Tat noch keinen Grabstein braucht, zeigt der Bristoler Vorzeigejunglist Roni
Size auf seinem neuen Album, das Dancefloor und Homelistening unter einen Hut bringt. Und auch bei
Full Cycle ist man fleißig.
Long Time, No See, wie der Engländer so
sagt, oder: Wenn man auf etwas sehnlich
wartet, erscheint die Zeit eben immer ein
bisschen länger. Zum Beispiel auf Veröffentlichungen eines nicht nur nach außen
wichtigen Vertreters des Drum and Bass.
Abgesehen von Remixen und Kooperationen wie z.B. zuletzt auf dem Blade 2Soundtrack ist es nach Reprazents “In the
Mode“ um Roni Size ruhig geworden. Zeit,
werde, ist ’Return to V’. Das werden viele Remixe und neue Sachen werden. Ich mag es gerade, Alben herauszubringen.“
Diese Vorliebe für Alben schlägt sich in seinem Solo “Touching Down“ nieder. Zum
fast 10-jährigen Bestehen von Full Cycle ein
Alleingänger. Symptom oder Statement?
Size korrigiert: “Ich sehe es nicht als Roni Size-Soloalbum. Endlich bringt das Label beständig Musik heraus. Es ist eine Platte, die
anderen standen schon vorher auf Roni Size.
Diese beiden Publika widersprechen sich etwas. Die einen sind für die Tanzfläche, die anderen für zu Hause. Wenn ich ein Album wie
das jetzige herausbringe, sind die Leute, die
SERVICEPOINT
New Forms mochten, verwirrt, wenn ich so
etwas wie New Forms herausbringe, verste- Roni Size - Touching Down ist bereits bei
hen das die Leute nicht, die den Dancefloor Full Cycle erschienen.
Stuff mögen. Ich muss also versuchen, Projekte herauszubringen, bei denen die Leute in die
HTTP
www.fullcycle.co.uk
Zum ersten Mal überhaupt, seit ich Musik herausbringe, bin ich sehr glücklich.
die er genutzt hat, um sich und seinem Label Full Cycle ein solides Fundament zu
bauen. Wer regelmäßige Veröffentlichungen vermisst hat, soll ab jetzt für die Geduld belohnt werden, gibt Size im Interview Auskunft: “Ich habe versucht, eine lange Pause zu machen und sicher zu stellen,
dass wir jeden Monat eine Platte herausbringen können. In den nächsten fünf Jahren soll
man in die Läden gehen können und jeden
Monat eine Roni Size-12“ oder eine von jemandem des Full Cycle-Labels finden können.“ Beständigkeit und Konzept nicht nur
für das eigene Label, sondern auch für Veröffentlichungen auf z.B. V-Recordings:
“Das nächste, was ich auf V herausbringen
dem Label hilft, sich zu entwickeln. Und das
ist der Anfang davon. Ich versuche immer
noch herauszufinden, was ich als Solo-Künstler kann.“ Schon fast Understatement, das
man einem ernsthaften und gleichzeitig
sehr relaxtem Roni Size abnimmt. Trotzdem, die beiden Maxis “Playtime“ und
“Sound Advice“ operieren schon seit längerem erfolgreich auf der Tanzfläche und sind
damit Ankündigungen, die dem sonstigen
Standard der Platte gerecht werden. Ein Album, das Size der Tanzfläche gewidmet hat,
damit aber nur einen Teil seiner Fans: “Ich
habe zwei verschiedene Zuhörerschaften. Die
einen haben ’New Forms’ gekauft, nachdem
wir den Mercury Award gewonnen haben, die
Falle gehen. Ich habe jetzt einen Weg gefunden, das zu tun, aber das konnte nicht über
Nacht passieren. Zum ersten Mal überhaupt,
seit ich Musik herausbringe, bin ich sehr
glücklich.“ Das hört man, auch wenn sich
das bei Size in gekonnt darker Manier
äußert.
DAS ENDE EINER ÄRA
Auf die Frage nach weiteren Plänen für
Breakbeat Era oder Reprazent: “Das ist vorbei. Breakbeat Era gibt es nicht mehr. Und Reprazent auch. Es wird keine weitere Reprazent geben. Zumindest nicht in den nächsten
fünf Jahren. Wir haben über 1000 Shows mit
den Live-Sachen gemacht und es war harte
Arbeit, 16 Leute auf Tour zu bringen. Das ist
nicht einfach.“ Wohl sogar so schwierig,
dass ein sonst so angenehm loyaler Size zu
einem kritischen Resümee seiner Live-Arbeiten kommt: “Es ist frustrierend zu sehen,
dass man selbst 120% in etwas steckt und genau weiß, dass man jemanden sehen kann,
der keine 120% in etwas steckt und dafür
mehr Ansehen bekommt. Dabei habe ich einige Bands im Kopf, die noch nicht einmal performen und dann Nr. 1 werden. Ich wollte mir
selbst beweisen, dass ich eine Live-Show spielen kann. Damit ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen, aber ich finde, dass wir die
Energie, die wir reingesteckt haben, nicht wiederbekommen haben. Als die Leute uns be-
merkt haben, haben wir schon aufgehört und
woanders weitergemacht. Einige Leute haben
den Zug verpasst. Die Shows und die Albenverkäufe waren erstaunlich, aber wir haben
unsere größte Arbeit in die Musik gesteckt, als
die Leute meinten, die Musik sei tot. Jedes Interview, das ich zu der Zeit gemacht habe, etwa ein Jahr lang, fing an mit: ’Ist Drum and
Bass jetzt tot?’ Das ist alles, an das ich mich
erinnere.“ Auf die Idee hin, dass das vielleicht an seiner exponierten und wichtigen
Stellung innerhalb der Szene gelegen haben kann, antwortet Size mit einem nüchternen “Yeah, but if you call me a king, I am
not gonna put a crown on. Dann würde ich ja
meinem eigenen Hype Glauben schenken.“
House
MINIMAL HOUSE UND MAKE-UP
Jeff Samuel
TEXT: ALEXIS WALTZ | [email protected]
Jeff Samuel will das komplette Paket: Melodie und Funk. In seinen Minimalhousetracks klackert sich der
Digital-Smog an beides ran, kümmert sich aber einen Lofi-Dreck um Perfektion.
Ganz Glamrock-Sozialisation eben.
Auf Labels wie Trapez oder Deep Night Essentials treten nicht gekannte Affektwerte
in die reduzierte Housigkeit. Mit seiner
amerikanischen Version von Perlon, Cabanne oder Benjamin Wild infizierte Jeff
Samuel sofort den Blutkreislauf dieser Labels. Dabei ist die Andersartigkeit seiner
Tracks schwer fassbar: Die Stücke klingen
das überwog, was durch eine wiederholte
Aufnahme erreicht werden könnte. Das ist
sehr amateurhaft und unprofessionell, aber
es macht mehr Spaß, als alles vorauszuprogrammieren.“
Samuels Klackern ist niemals spielerisch,
jedes Element zögert, Melodie zu werden.
Die kurzen, geräuschhaften Sounds wirken
und immer noch funky zu sein. Es ist wirklich
schwer, funky und melodiös zu sein. Wie vielen Bands oder Musikern gelingt beides?“
Minimalismus war für Samuel zugleich
Zielsetzung und technische Notwendigkeit, weil vor einigen Jahren die SoftwareSampler nur kurze Soundschnipsel speichern konnten. Samuel ist einer der weniSERVICEPOINT
Es ist wirklich schwer, funky und melodiös zu sein. Wie vielen Bands oder
Musikern gelingt beides?
irgendwie dreckig, lo-fi, aber das trifft die
Sache nicht. Der digitale Raum wirkt nicht
rein, er ist kein Nullwert, wirkt eher wie die
Oberfläche von Asphalt, die in sich schon
rau und gekerbt ist. Sonderbarerweise ist
hier die räumliche Nähe zu Chicago doch
bemerkbar. Samuel hat den Mut, nicht an
den Tracks zu basteln, bis sie perfekt sind:
”Bis vor kurzem nahm ich alles live in einem
Take auf. Viele meiner Platten haben Fehler,
aber ich dachte, dass die Energie dieser Tracks
fast spröde, als könnten sie sich nie entscheiden, ob sie Intro bleiben oder tatsächlich den Track anfangen lassen wollen.
Dennoch: ”Melodie ist alles. Ich bin mit
Glam-Rock aufgewachsen, nicht mit Brian
Eno oder Industrial wie viele andere Elektronik-Produzenten. Vielleicht ist das der Unterschied. Ich kann keinem großen Popsong widerstehen, egal vom wem er ist. Die Herausforderung für mich ist, das melodiöse Moment mit wenigen Elementen zu erreichen
gen Produzenten, die nie mit einem Hardware-Setup gearbeitet haben, sondern immer komplett im Computer. Obwohl man
das seiner Musik nicht anmerkt, ist er nicht
jemand, der primär im elektronischen Kosmos aufgewachsen ist. Eine engagierte
Musiksozialisation in College-Kontexten
hat einen differenzierten Zugang zu allen
erhältlichen Popmusiken geschaffen. Man
liest Musikerbiographien oder schaut Dokumentarfilme über Indiebands. 1995 hörte
Jeff Samuel, New Age Mold, ist auf Emoticon,
Double Yum auf Trapez erschienen.
er in Ohio ein Claude Young-Set, danach
gab es keine Möglichkeit zur Umkehr mehr.
Ein Mitbewohner spielte einen Sommer
lang Björks ”Post“, gleichzeitig begann er
mit Elektronik arbeitende Bands wie Laika
und Tortoise zu schätzen. Als er anfing zu
produzieren, war zu Hause Hiphop wichtig,
im Nachtleben Cajual und Relief. Das klingt
sehr relativistisch, aber in den USA sind die
Musikrichtungen immer noch so unterschieden, dass ein solches Switchen
tatsächlich noch eine Offenheit bedeuten
kann und nicht etwas wie Crossover, Lounge oder Retro nahe legt. Zuletzt befasste er
sich mit Kiss: ”Gerade lese ich die Autobiographie von Gene Simmons, ’Kiss and MakeUp’. Kannst du dir vorstellen, dass er Sex mit
Diana Ross hatte? Mir gefällt es, dass er alle
seine sexuellen Kontakte ’Liasons’ nennt. Es
ist wahnsinnig komisch. Ich habe Kiss auf ihrer Farewell Tour 2000 gesehen. Ich schrie wie
ein kleiner Junge!“
WHATDOYOUBURNFOR?
www.burn-passion.de
koffeinhaltig
<22> - DE:BUG.64 - 10.2002
Internet
DIE NETZRADIO-REVOLUTION
Peercast erlaubt Broadcasting im Gnutella-Style
TEXT: JANKO ROETTGERS | [email protected]
Als vor gut zwei Jahren Gnutella veröffentlicht wurde, revolutionierte es die Tauschbörsen-Welt. Nun
sorgt Peercast mit der gleichen Technologie für eine Renaissance der Piratenradios im Netz. Wir sprachen mit Peercast-Programmierer Giles Goddard.
Seitdem in den USA die neue Gebührenordnung für Internetradios verabschiedet
wurde, haben mehrere tausend Streams
ihren Betrieb eingestellt. Zu den bekanntesten gehörte der San Franciscoer Sender
SomaFM. Doch Soma-Freunde mussten
nicht lange auf ihre gewohnte Dosis Downtempo verzichten. Seit Mitte Juli gibt es einen SomaFM-Tribute-Sender, betrieben
von anonymen Fans. Für die richtige Musikmischung sorgen die Playlists des Senders, die der SomaFM-Betreiber Rusty
Hodge praktischer Weise auf seiner Websi-
GILES GODDARD: Sehr vielversprechend.
Ich mag es, dass Leute die Software herunterladen und ihre eigene Station starten, ohne
mehr zu haben als eine einfache Dialup-Verbindung. Die meisten Mainstream-Radiohörer verstehen nicht wirklich, warum es einen
Bedarf für Peercast gibt. Aber Leute, die Independent-Musik hören, lieben es, weil es ihnen
Kontrolle über das gibt, was sie hören und
senden.
gazine haben darüber berichtet, und es gibt http:
viele deutsche Websites, die Peercast verlinwww.peercast.org
ken. Einige Leute haben dadurch geholfen,
dass sie Peercast-Wikis gestartet und Seiten
mit Anleitungen zum Broadcasten ins Netz
gestellt haben. Außerdem haben wir nun eine
großartige Gruppe von Betatestern, so dass
wir uns darauf konzentrieren können, Bugs
zu fixen, anstatt sie zu finden.
DEBUG: Wie viele Hörer verkraftet PeerDEBUG: Wie viele Broadcaster und wie vie- cast insgesamt?
GODDARD: Gnutella-basiertes P2P ist sehr
le Hörer gibt es denn zur Zeit?
Dank Peercast wird die vergessen geglaubte Bewegung der Piratenradios im Netz
eine großartige Renaissance erfahren können.
te veröffentlicht hat. Für die RIAA-immune
Verbreitung ist Peercast zuständig, ein
neues Broadcasting-Netzwerk auf Peer to
Peer-Basis.
Peercast wurde von dem britischen Computerspiele-Entwickler Giles Goddard programmiert. Goddard arbeitet in Japan unter anderem für Nintendo, bastelt nebenher an PDA-Software und widmet sich in
seiner Freizeit der Idee, die InternetradioSzene mit Gnutella-Technologie vor dem
Gebührentod zu retten. Herausgekommen
ist dabei eines der interessantesten Programme des Jahres, das Gnutella endlich
mal zu etwas anderem nutzt als zur Verbreitung schlechter Musik und Pornografie. Und ganz nebenbei dafür sorgen könnte, dass die längst vergessen geglaubte Bewegung der Piratenradios im Netz eine
großartige Renaissance erfahren könnte.
GODDARD: Es gibt eine Stammbesetzung
von etwa 20 Broadcastern, die immer dabei
sind. Eine Reihe von neuen Channels taucht
jeden Tag auf und verschwindet dann wieder.
Offensichtlich haben viele Leute nicht die
Ressourcen, um rund um die Uhr zu broadcasten, also senden sie am Wochenende oder
abends. Die Gesamtzahl der Hörer ist schwer
zu messen. Zu Spitzenzeiten hat jeder Channel 5-15 Hörer, und zu anderen Zeiten kann es
sehr ruhig sein. Aber es gibt eine ganze Reihe
von Leuten, die das Programm im Hintergrund laufen lassen, ohne zuzuhören. Was
großartig ist, da wir damit langsam aber sicher ein konstantes Netzwerk bilden.
DEBUG: Hast du mit einem derart großen
Zuspruch für Peercast gerechnet?
GODDARD: Ehrlich gesagt nein. Ich habe
nicht geglaubt, dass Leute verstehen würden,
wozu Peercast nützlich ist. Aber es gab sehr
DEBUG: Wie sehen bisher die Reaktionen viele positive Reaktionen. Insbesondere von
Europäern, ein paar französische Linux-Maauf Peercast aus?
robust und skaliert recht gut, weshalb ich DEBUG: Wie geht es denn insgesamt voran
nicht erwarte, dass das Netzwerk zu groß mit der Peercast-Entwicklung?
GODDARD: Das größte Upgrade, was wir
wird.
kürzlich hatten, war der Vorbis-Support. DaDEBUG: Kannst du uns ein bisschen mehr mit ist Peercast soweit ich weiß die erste OggBroadcasting-Lösung - abgesehen natürlich
über die Peercast-Technologie erzählen?
GODDARD: Das Hören eines Streams funk- von Icecast2, das bald veröffentlicht wird. Dationiert genauso wie das Herunterladen einer vor gab es die Linux-Version und deutliche
Datei mit Gnutella. Senden ebenso. Dabei Verbesserungen des Windows-Interfaces.
kannst du theoretisch so vielen Streams Peercast ist unter Windows jetzt im Grunde
zuhören, wie du Bandbreite hast, aber jeder nicht mehr als ein Taskbar-Icon, es gibt keine
Stream wird nur von genau einem anderen komplizierten GUIs mehr. Außerdem haben
Nutzer übertragen. Wenn das Netzwerk erst wir Peercast-URLs eingeführt. Das erlaubt
einmal stabil läuft und Peercast gut funktio- dir, einen Link auf deiner Website zu platzieniert, werden wir daran arbeiten, Leuten den ren, auf den Leute klicken können, um sich in
Download von mehreren Quellen zu erlau- deinen Peercast-Channel einzuklinken.
ben. So können auch Nutzer mit langsameren Als nächstes großes Feature planen wir ViVerbindungen noch etwas zum Netzwerk bei- deo-Streaming. Und natürlich wollen wir den
tragen, auch wenn es nur ein Viertel eines Hörern mehr Anreize geben, Peercast zu nutChannels ist. Das ist vergleichbar mit Gnutel- zen. Derzeit ist es sehr Broadcaster-orientiert
la-Clients wie BearShare, die Nutzern den - wie mehr verschiedene Channels, Musik, die
Download von mehreren Quellen ermögli- du auf kommerziellen Stationen nicht zu
hören bekommst und so weiter.
chen.
DEBUG: Ein Argument für Peercast sind ja
die neuen US-Gebührensätze für OnlineRadios. Was aber, wenn die RIAA irgendwann doch auf die Idee kommen sollte,
Peercast-Broadcaster zur Kasse zu bitten?
GODDARD: Das ist natürlich die wichtigste
Frage. Sollte die RIAA etwa jeden Teilnehmer
des Netzes als Broadcaster ansehen, weil er
Daten aussendet? Dann hätten sie mit dem
Eintreiben der Gebühren ganz schön viel zu
tun. Und als was würde die RIAA Peercast
überhaupt einstufen? Es ist nur ein weiteres
Netzwerkprotokoll, das zufälligerweise zum
Übertragen von Audiodaten genutzt werden
kann.Es ist einfach an der Zeit, dass die gesamte Musikindustrie sich reformiert und
aufhört, den Kopf in den Sand zu stecken. Ich
bin sicher nicht der einzige, der sich wegen
Stationen wie SomaFM viele neue CDs gekauft hat. Wenn die RIAA sich also ins Verderben stürzen will, soll sie es tun. Ich werde
in der Zwischenzeit PeerCast hören.
<23> - DE:BUG.65 - 11.2002
Musiktechnik
JOYTOMIDI
Synthies fernbedienen mal anders
Statt Tekken zu spielen kann man mit dem Joypad jetzt auch raven. Studentische Forschung hat aus einem handelsüblichen Joypad einen Midi-Controller für Musi-Magie am Rechner gezaubert. Für ein besseres Morgen, kann Debug da nur sagen.
TEXT: MARKUS ENGEL | [email protected]
Keyboard spielen kann jeder. An Drehreglern zu schrauben beeindruckt heute niemanden mehr. Aber mit einem Joypad in
der Hand mittels Game-geübten Moves die
Filter zum Oszillieren und den Saal zum Kochen zu bringen, das gab's noch nicht. Eine
Gruppe von Studenten, darunter DIALs
Lawrence, präsentierten auf der Hyperkult
XI der Universität Lüneburg mit dem
"JoyToMIDI" ein Delphi-Patch, das ein handelsübliches PC-Joypad in einen rockenden
Controller verwandelt. Was gewöhnlich dazu dient, den maximalen Wahnsinn mit virtuellen Doppelgängern per Fernsteuerung
zu fabrizieren, wird jetzt in ein Gerät umgewandelt, mit dem es möglich ist, sampleund synthesebasierte Klangerzeuger zu
steuern.
Gerade in Zeiten, in denen die Lust an haptischen Interfaces größer ist denn je und
die Leute eh dank nächtelanger TekkenBattles am Pad durchtrainiert sind, ist dies
eine ernst zu nehmende und vor allem
preiswerte Alternative zu Top Sellern wie
Korgs KaossPad oder dem Air FX von Alesis. Die Joypads haben außerdem den Vorteil, dass sie über lange Entwicklungsschritte hinweg mittlerweile ergonomisch
perfekt und smooth in der Hand liegen.
Mit dem "JoyToMIDI" lassen sich die Parameter jedes MIDI-fähigen Klangerzeugers
sowohl in den grundlegenden als auch in
komplexen bis experimentellen Konfigurationen steuern. Die von den beiden Sticks
des Pads eingehenden Befehle werden in
MIDI-Daten umgewandelt und können
parallel prozessiert werden. Die Feuertasten dienen als "Shift-Funktion", durch die
eine Mehrfachbelegung ermöglicht wird.
Dadurch können sowohl standardisierte
und festgelegte Channel Voice Messages
wie NoteOn, Pitch oder Velocity als auch
variabel zuordenbare Control Changes gesendet werden. Durch seine offene Struktur ist die Schnittstelle sowohl bei Installa-
tionen als auch für Live-Musik-Performances und Musikproduktionen einsetzbar.
Zur Sounderzeugung eignet sich dabei besonders die Synthesizersoftware "Reaktor"
von Native Instruments, da sich hier alle
Bedienelemente mittels einer MIDI-LearnFunktion sehr flexibel konfigurierbar von
SERVICEPOINT
außen ansteuern lassen. Dank der Control
Changes kann sich so jeder ein passendes Bislang läuft JoyToMIDI nur unter WindoSet basteln. Das Delphie-Patch erkennt au- ws
tomatisch alle MIDI-Ins und –Outs, über
die der Computer verfügt.
http:
www.glizz.net/features.php
Auf "glizz.net" gibt es das komplette Paket
mit Delphi-Patch, Reaktorpatch, virtuellem
MIDI-Kabel zur Rechner-internen Kanalisierung und Bedienungsanleitung zum freien Download. Das einzige, was neben Reaktor noch selber gekauft werden muss, ist
das passende Pad (Logitech "Wingman
Rumble Pad"). Rocken mit Sticks war nie
einfacher.
Musiktechnik
NATIVE INSTRUMENTS "KONTAKT"
Software Sampler, das nächste Kapitel
TEXT: BENJAMIN WEISS | [email protected]
Nach Emagics "EXS24" und Steinbergs "Halion" legen die Kids von Native Instruments nun auch einen
Software-Sampler vor. Mit reichlich Features und vor allem umfangreicher Kompatibilität auch in die
Hardware-Welt will man bei Native Instruments weiter an der Marktposition von Firmen wie EMU oder
AKAI sägen. Ob das funktioniert, sagt uns Benjamin Weiss.
ÜBERSICHT UND AUFBAU
Kontakt lässt sich sowohl als Stand Alone
als auch in den PlugIn Formaten VST, DXi,
DirectConnect und MAS betreiben. An
Sampleformaten werden momentan neben AIFF und WAV auch Akai CDs, SoundFont, Gigasampler Files, Battery und LM4
Kits, sowie MPC2000 Samples unterstützt.
Beim Erscheinen dieses Artikels sollen per
Update noch Halion, EXS und SoundDesigner II hinzukommen, Ende des Jahres
schließlich noch EMU Support. Alle Samples werden von Kontakt in den Arbeitsspeicher geladen, wodurch zwar einerseits
eine Menge RAM benötigt, andererseits
aber auch das lästige und oft den ganzen
Rechner in die Knie zwingende Festplatten-Streaming vermieden wird. Links befindet sich ein gut durchdachtes Browser
Fenster mit Vorhörfunktion, mit dem sich
Samples und Kits laden lassen. Einziger Kritikpunkt an dieser Stelle ist, dass der Browser manchmal nicht realisiert, wenn im Finder etwas hinzugekommen oder weggefallen ist, so dass man dann den Refresh Button drücken muss. Rechts daneben befinden sich Slots, die wie in einem Rack mit Instrumenten, Effektmodulen und Editoren
gefüllt werden können. Um den eh schon
knappen Bildschirmplatz besser ausnutzen
zu können, lässt sich die Kontaktoberfläche in drei verschiedenen Größen darstellen, bei Bedarf können Browser oder
Teile des Racks weggeklappt werden.
SAMPLE MAPPING UND STRUKTUR
Der Mapping Editor von Kontakt bietet alles, was man von Hardwaresamplern
kennt: Hier können einzelne Zonen benannt und editiert, Überblendungen er-
zeugt und mit verschiedenen Anschlagsdynamiken versehen werden. Die kleinste
Einheit ist dabei immer eine Zone, die nur
ein Sample beinhalten kann. Zonen können
dann zu Gruppen zusammengefasst werden, um sie gemeinsam zu editieren, Layers zu erzeugen oder ihnen gemeinsame
Effekte zuzuweisen. Die nächsthöhere
Hierarchieebene ist dann ein Instrument,
dem einer von sechzehn MIDI Kanälen zugewiesen werden kann, so dass pro Instanz
bis zu 16 solcher Instrumente möglich sind.
MODULATIONEN, EFFEKTE UND FILTER
Mit insgesamt 13 verschiedenen Filtern ist
ein ziemlich großes Spektrum abgedeckt:
neben den Standards wie Hoch- Tief- und
Bandpass mit unterschiedlichen Flankensteilheiten (Tiefpass mit 36 dB kommt
ziemlich überzeugend) gibt es noch den
3x2 Multimode Filter, bei dem drei separate, zweipolige Multimodefilter in fast allen
Kombinationen, ob seriell oder parallel
oder auch gemischt, miteinander verschaltet werden können; ein Feature, das allerdings deutlich mehr Prozessorhunger als
die anderen Filter hat. Zusätzlich zu den
klassischen Filtern gibt es noch einen Phaser sowie zwei verschiedene Vowel (Formant-) Filter und drei parametrische EQs
(ein-, zwei- und dreibandig). Auch die Hüllkurvensektion bietet neben dem um Hold
erweiterten Standard ADSR und der Variation DBD (Decay, Break, Decay 2) als Besonderheit eine frei zeichenbare Hüllkurve
an, die bis zu 32 Breakpoints haben kann.
Dazu kommen diverse Effektstandards wie
Delays, Distortion, Flanger und Hall, die alle ihren Job recht ordentlich und prozessortechnisch anspruchslos verrichten, aber
keine guten externen Effekte ersetzen.
Die Modulationsmöglichkeiten von Kontakt sind umfangreich und alle zum Songtempo synchronisierbar. Als LFO-Wellenformen stehen neben Sinus, Dreieck,
Rechteck, Sägezahn und Random noch eine Multi Option, die alle anderen Wellenformen in einem einstellbaren Verhältnis
zueinander mischt, zur Verfügung. Per Modulationsrouter werden Modulationsziele
und -quellen einander zugewiesen, darüber hinaus können auch die Modulationen
noch auf zwei verschiedene Weisen beeinflusst werden: Der Rescaler dient der zusätzlichen Änderung einströmender externer MIDI-Controllerdaten: hiermit lassen
sich Werteverläufe zeichnen, anhand derer
die Daten abgeglichen werden. Ausserdem
gibt es noch den 32 Step Modulator, mit
dem sich Sequenzen für Modulationsparameter erzeugen lassen.
TIMEMACHINE UND TONEMACHINE
Timemachine dient, wie der Name schon
zart andeutet, dem Echtzeittimestretching
von Samples, so dass Loops oder auch einzelne Samples dem jeweiligen Tempo angeglichen werden können. Die Geschwindigkeit ist allerdings unpraktischerweise in
der Einheit Prozent einstellbar, die Qualität des Algorithmus aber recht gut. Wie
die Timemachine beruht auch das zweite
Echtzeitmanipulationstool Tonemachine
auf Granularsynthese, dient aber der beliebigen Änderung der Tonhöhe von Loops,
ohne dass deren Länge sich unbedingt ändern muss. Mit Tonemachine lassen sich
prima artifiziell eingefrorene Sounds aus
eigentlich allen Tonquellen erzeugen, vor
allem der Parameter Formant (zur Transpo-
SERVICEPOINT
Info & Demodownload: www.native-instruments.de
Systemvorraussetzungen: PC: Windows 98/2000/ME/XP, Pentium II 300 Mhz, 128 MB
RAM, Mac: ab 8.6, G3 300 Mhz, 128 MB RAM
Preis: 399,- Euro, Crossgrade: 229,- Euro (für registrierte Besitzer von Halion, EXS, Unity
DS-1,GigaStudio / Giga Sampler )
nierung der Formant Position) in Verbindung mit einem möglichst kleinen Smooth
Wert (Smooth dient der Glättung der entstehenden Wellenform) hat es in sich.
Die Performance ist stark davon abhängig,
wie viele prozessorlastige Module wie Timemachine oder komplexe Modulationen
verwendet werden, hält sich aber immer im
Rahmen des Erträglichen, einen einigermassen schnellen Rechner vorrausgesetzt.
MITGELIEFERTES
Natürlich gibts zu Kontakt noch eine mit- Im Vergleich mit der Konkurrenz Halion ist
gelieferte Library: Auf sechs CDs mit einer Kontakt in Sachen Performance und Stabiqualitativ guten Auswahl an Standard Sam- lität klar voraus, der EXS 24 hat etwa die
Kontakt übertrumpft Steinbergs Halion um Längen.
Und Emagic muss sich warm anziehen. Zeit, die alte
Hardware auf eBay zu verchecken.
ples sowohl klassischer Instrumente (diverse Strings, Pianos usw) als auch Gitarren, Drums und Keyboards. Eine ganze CD
widmet sich Samples anderer PlugIns von
Native Instruments wie Pro52, B4 und Absynth, dazu kommen noch eine handvoll
Battery Kits für Drums.
BEDIENUNG,
PERFORMANCE UND SOUND
Die Oberflächenstruktur ist gut durchdacht und so findet man sich in Kontakt
trotz der Parameterfülle und vielfältigen
Einstellungsmöglichkeiten schnell zurecht.
gleichen Performancewerte, aber insgesamt weniger Editiermöglichkeiten. Die
Filter und damit auch der Gesamtsound
von Kontakt sind sehr gut, die Ladegeschwindigkeit geht auch in Ordnung. Meiner Meinung nach momentan der beste
und umfangreichste Softwaresampler im
PlugIn Format, der neben der Nutzung sehr
vieler Soundbibliotheken und den Standards der Hardwaresamplerwelt auch eine
gute Palette an neuen und nützlichen Soundmanipulationsfeatures wie Timemachine und Tonemachine zu bieten hat und mit
vielen Modulationsmöglichkeiten glänzt.
<24> - DE:BUG.64 - 10.2002
Soulful Music
DIE NONCHALANCE DES UNBEWUSSTSEINS
Phil Asher
TEXT: KAY MESEBERG | [email protected] / FOTOS: KAI VON RABENAU
Seit elf Jahren DJ und Produzent: Der Engländer Phil Asher schaut aber nicht gern formattreu in die Vergangenheit. Erinnert er sich rückblickend doch eher tiefstapelnderweise an Patzer als Triumphe. Er ist
durch die Clubschule von Delirium und Ministry of Sound bis West-London gegangen, hat seine Experimentierphase absolviert. Mit seinem neuen Album "Sweet & Sour“ startet Phil Asher als Focus eine neue
Zeitrechnung seines Schaffens.
Es ist sommerlich heiß und Phil Asher in der
Stadt. Interviewtermin. Die U-Bahn überfüllt und stickig. Angekommen am vereinbarten Treffpunkt, ein aufmerksamer Zettel
mit Verweis zum neuen. Alles flirrend. Sommer kann auch schön sein. Halbmond in
Achselhöhe eher nicht. Also wieder durch
den Untergrund. Währenddessen hat sich
eine Telefonkette von Berlin nach London,
zurück nach Berlin gebildet, die aber an einem der Nokia-Geburtsfehler – Wackelakku
– scheitert. Ankunft am neuen Ort, Mailbox
abhören: Aja. Herzlichen Dank.
Scherze sind in solcher Situation eine sensible Sache. Doch Phil geht in die Vollen: Interview – was für ein Interview? Bilder – ich
lass mich nicht fotografieren! Nein – kein
Diktiergerät! Britischer Humor? Nein, Aufwärmphase. Dennoch. Medienschelte muss
sein: "Seit vier Jahren habe ich kein Interview
gemacht. Ich gebe eigentlich keine Interviews,
weil ich denke, dass sie nicht zum Fortschritt
der Musik beitragen. Ich habe nie einen Interviewer in meinem Club gesehen, der geguckt
hat, wie ich auflege. Das ist nie passiert. Die
meisten Journalisten in England wollen nur
Karriere machen, berühmt werden. Die wollen
nur die sogenannten berühmten Leute treffen.
Sie kümmern sich nicht darum, was du ihnen
erzählst. Es geht nur darum, den Platz in den
Der Vater des Schulbuben Phil Asher arbeitete in einem Plattenladen, brachte viel Musik nach Hause. Mir nichts dir nichts landeten einige Tonträger in Phils Ranzen und
verkauften sich gut bei den Freunden und
Mitschülern. Der Vater bekam Wind von der
Sache und zog mit dem Sohnemann einen
kleinen Plattenstand auf Schultrödelmärkten auf. 1991 dann der erste Phil-Asher-Gig
im Delirium. Host des Abends: Noel Watson. Als der mal für kleine Jungs musste, ergriff Phil die Chance, dropte eine Platte.
Und schwups kamen die Angebote, bei Garage City, Off Centre, Angels of Love and
Ministry of Sound die Platten zu drehen.
Folgend der Schritt zu produzieren. Inzwischen sind es 19 verschiedene Aliases: "Restless Soul ist der wichtigste Name. Focus,
Woolph, Electric Soul – ich kann mich nicht
mal an alle Namen erinnern. Aber das ist alles
unter der großen Fahne von Restless Soul."
Den stilistischen Wandel und die sich wandelnden Einflüsse über Funk, Soul, Jazz, Latin, Afro, Brazil, House, Hiphop, RnB, Broken Beat, etc verneint Mr. Asher, bzw. ist es
ihm so egal wie der Unterschied zwischen
19 und 25 Pseudonymen. Ihm ging und geht
es um soulfule Musik: "Ich habe immer soulfule, vokalbeeinflusste Musik gespielt und mache das immer noch, aber in verschiedenen
dern einfach die Dinge tun, die zu tun sind, ein
großes Spektrum an Musik erreichen. Und
gucken, was dabei herauskommt."
So umschreibt er seine elf Jahre währende
Experimentierphase. Und was nun?
"Was ich jetzt nach den 11 Jahren Musikmachen denke, ist, dass meine experimentelle
Phase vorüber ist. Die Zeit also, in der du
lernst, welche Instrumente, welches Equipment du nutzt, was du selber willst, was dein
Herz dir sagt und was dein Kopf. Und was du
ausdrücken willst. Das ist vorbei für mich. Ich
will mich jetzt darauf konzentrieren Tracks zu
machen, die ihren jeweiligen Stil definieren.
Beim Focus-Album definiert jeder Track für
mich seine Stilistik. Die Tracks sind alle anders.
Das verbindende Element ist, dass sie von mir
gemacht wurden. Ich bin nicht einer der Produzenten, die groundbreaking unbedingt zwei
Dinge zusammenbringen möchten, die eigentlich nicht zusammen passen. Das machen
Leute wie Peter Gabriel schon seit Jahren."
SERVICEPOINT
Focus, Sweet & Sour, ist auf Versatile/PP Sales erschienen.
NIEDLICH UND ÜBERRASCHT
Nonchalance ist, was Phil Asher auszeichnet. Aber nicht als Pose, sondern als stete
unbewusste Herangehensweise. Die selbstauferlegten Regeln dienen allein dazu Balance zu halten, die Herkunft nicht zu leugnen, das Lernen nicht aufzugeben. Darum
http:
Es ist immer noch das Gleiche, aber mit modernisierten Methoden.
Magazinen zu füllen. Egal, was da steht. Für
mich spricht die Musik für sich selbst. Ich mache keine kommerzielle Musik und darum
muss ich mich auch nicht kommerziellen Regeln unterwerfen. Jetzt bin ich älter, habe ein
Kind und ich muss mehr Geld verdienen. Jetzt
muss ich mich selbst promoten. Darum bin ich
hier." Fein. Die Kurve gekriegt. Gut so. Doch
dem Family- and Spliffman Phil Asher dürstet nach letzterem. Also fix das Interview
gemacht und flux die relevanten Leute um
ihn herum angehauen. Ohne Erfolg: "I am a
spliff-addict. Thats all I think about: family
and spliffs."
DER ERSTE GIG UND 19 ALIASES
"Ich denke nicht an die Vergangenheit. Wenn
man anfängt aufzulegen, ist man noch nicht
so gut. Deshalb ist es nicht so schön, sich daran zu erinnern. Ich warte lieber auf die Zukunft. Die Vergangenheit ist nur ein Schritt in
die Zukunft. Ich versuche, von meinen Fehlern
zu lernen."
Verkleidungen. Es ist immer noch das Gleiche,
aber mit modernisierten Methoden."
Und wieso müssen es 19 Aliases sein?
Reicht nicht auch ganz banal die Hälfte oder
ein Drittel?
"Wieso nicht? Ich mache das nicht kalkuliert,
eher unbewusst. Das Label, das Plattenlabel
oder das Label der Musik ist nicht wichtig. Ich
will nur Musik machen. Der Name ist egal. Es
ist ganz einfach. Am Morgen aufstehen, mit
meinem Sohn spielen, meine Frau sehen.
Dann ins Studio gehen. Es ist ein Job. Aber es
ist ein Job, den ich liebe. Und hundert Prozent
meines Herzens sind dabei. Es ist eine Art von
Freiheit. Die Leute können dich nicht ausmachen, wenn du ein Alias benutzt. Und ich kann
einfach Musik machen, wie ich es möchte. Ob
es nun House oder Broken Beats sind. Es ist
dieses eklektische London-Ding. Ich bin einfach froh, die verschiedenen Dinge auszuprobieren. Ich will nicht irgendjemand sein. Oder
versuchen der Leader zu sein, oder ein Soldat.
Es geht nicht darum berühmt zu werden, son-
ist "Sweet & Sour“ ein Scheidepunkt im Asher-Schaffen. "Immer wenn ich ein Album
mache, muss es von der Stimmung her ausbalanciert sein. Darum habe ich das Focus-Album auch 'Sweet & Sour' genannt. Es ist ein
bisschen wie Ying und Yang, ohne den Ausdruck zu nutzen. Es geht um die Balance. Die
Focus-Idee ist, sich auf etwas zu konzentrieren, was ich schon lange oder noch nie gemacht habe. Ich lerne einfach jeden Tag und
habe das Gefühl, noch nicht genug gelernt zu
haben." Mit anderen Worten repräsentiert
die süße Seite des Albums ein wohltemperiertes Maß an unaufdringlicher Niedlichkeit. Während die saure Seite die freudige
Überraschung in sich trägt, beim barfüßigen Gang durch eine Wiese eine Taub- statt
eine Brennnessel berührt zu haben. Phil war
in der ersten Jahreshälfte ungewöhnlich angespannt und nervös, wenn man ihn auf
sein Focus-Projekt ansprach. Warum das so
ist, erklärt sich beim Hören nicht, ist das Album doch ein entspannter Gang durch die
www.philasher.com
Phil mit Deep-House-DJ-Produzenten-Buddy, Ex-Hiphop-Produzenten, der immer für
einen guten Break zu haben ist, und Verfasser vor der Haustür eines Berliner Labelund Bookingmanns. Genau dort, wo der
Zettel hang. Der Schlüssel solle im Efeu
stecken. Kurz und gut, die Kletterpflanze
wird einer Körperkontrolle unterzogen. Jedes Blatt dreimal gewendet. Nichts! Wieder
und wieder prüfen die Herren das Geflecht,
bis ein unbedeutend erscheinender Briefkastenschlüssel auf dem Pflaster klimpert.
Hm. Passt ja wohl nicht in die metallene
Haustür. Doch dann, denk, denk, den Gesichtern sieht man das Rattern der Relais
an: Die rettende Idee: Der Briefkastenschlüssel muss ja einen Briefkasten öffnen.
Et voila. Da ist der Schlüssel schon. Auf geht
es in die geschmackssicher eingerichtete
DER SCHLÜSSEL UND DER EFEU
Auf den offiziellen folgt – wie kann es an- Wohnung, die den Herren die Kinnlade gen
ders sein - der inoffizielle Teil. Und dabei Erdkern fallen lässt - bis angerichtet ist. Was
muss man sich diese Situation vorstellen: für ein Tag.
Auf der Suche nach dem ersten Spliff landet
Jahrzehnte der Samplequellen, das mit einem Missy-Verweis endet. Die nächsten
Herausforderungen warten auch schon in
der berüchtigten Lade: Nathan-Haines-Album für Chilli Funk, Album mit Earl Zinger,
Restless-Soul-Label starten, eigenes Eurasia-Label aufbauen. Und gerade auf der Loungin-Collaborations-Tour von Jesse und
Chris (danke für die Telefonkette) sein: mit
Attica Blues, Modaji, Intega, Jimpster, ShurI-Kan, Alex Attias, Slope, Kaidi Tatham (live),
Orin Walter, Seiji, Daz-I-Kue, Micatone,
Atomhockey, etc.
Was bleibt zum Vorschluss? Das: "It was a
great interview. And a great photographer.
Actually I should like photographers and journalists now." Naja, kann man auch streichen.
<25> - DE:BUG.65 - 11.2002
Filesharing
DIE VERBRATENE REVOLUTION
Wie Rebol einmal beinahe
die Welt verändert hätte
Manchmal ist es verdammt knapp. Dann fehlt nicht viel, und ein
paar Zeilen Code könnten die Welt des Internets auf den Kopf stellen. Zu dumm, wenn es dann am Ende doch nicht klappt, wie bei Rebol und seinem verpatzten Versuch, Betriebssysteme mit Peer to
Peer zu kreuzen.
TEXT: JANKO ROETTGERS | [email protected]
Carl Sassenrath wollte es noch einmal wissen. Es der Welt noch einmal zeigen. Noch
einmal eine Revolution auslösen. Der Plan:
Seine Firma Rebol würde die lange angekündigte Version 2.0 des FilesharingProgramms Morpheus entwickeln, dadurch
auf Millionen von Desktops schlüpfen und
dann per default ständig im Hintergrund
laufen. Sassenrath wusste: FilesharingNutzer sind immer online. Heute tummeln
sich mehr Teilnehmer gleichzeitig in den diversen Tauschbörsen als AOL jemals an
hilflosen Rentnern binden konnte. Wer Filesharing revolutioniert, revolutioniert
folglich das Netz. Und mit ein bisschen Geschick die Welt der Betriebssysteme gleich
noch dazu.
Letzteres war Sassenrath schon in den
Achtzigern gelungen. Er entwickelte mit
dem Amiga OS einen Meilenstein. Multi-
Groupware-Lösung zum Firmeneinsatz
deswegen gleich auch vollmundig "Internet
Operation System" genannt.
In einigen Punkten ähnelt Sassenraths Vision der von Bill Gates, der mit seiner .NETStrategie das Netz um dezentrale Programme und Services erweitern will. Auch Suns
Java hat Ähnlichkeiten mit Rebol. Doch im
Unterschied zu Sun und Microsoft setzt
Sassenrath auf radikale Reduktion. Auf einfache Lösungen, auf maximale Effizienz.
Wie in alten Amiga-Zeiten, als man mit billiger Hardware realisierte, was die Konkurrenz mit ihren teuren Bürocomputern erst
Jahre später schaffen sollte.
Rebol verzichtet deshalb auf jeden unnötigen Ballast. Die Basisdienste des Internets
werden schon von Haus aus unterstützt,
um die aus dem Netz ladbaren Skript-Programme - im Firmenjargon heißen sie RebHTTP
Rebol: http://www.rebol.com
Morpheus: http://www.morpheus-os.com
Keine Frage, das war die Zukunft.
lets - nicht unnötig aufzublähen. Deshalb
bedarf es nur magerer acht Kilobyte Code,
um mit Rebol ein komplettes Instant-Messaging Programm zu schreiben. Ein einfacher Client zum Versenden von Mails begnügt sich mit schmalen zwei Kilobyte, die
grafische Benutzerschnittstelle eingeschlossen. Der zum Ausführen dieser Programme nötige Rebol-Desktop ist knapp
kalkulierte 500 Kilobyte groß. Zum Vergleich: Die aktuelle Version des vergleichbaren Java Runtime Environments umfasst
DAS INTERNET OPERATION SYSTEM
Nur fand die Zukunft aufgrund von Markt- beim Download mehr als zwölf Megabyte.
Fehleinschätzungen und Misswirtschaft Bisher hat Rebol jedoch ein Problem: Niedann doch ohne den Amiga statt. Stattdes- mand kennt es.
sen wurde der PC zur Multimedia-Plattform und Sassenrath verschwand von der DAS KÖNNTE .NET
Bildfläche. Seit zwei, drei Jahren ist er wie- VOM MARKT FEGEN.
der da. Will noch einmal eine Revolution Das kann man von Morpheus nicht unbestarten. Sein neuestes Kind, Rebol, wird dingt behaupten. Als Napster seinen Benicht zufällig wie Rebell ausgesprochen. trieb einstellen musste, wurde Morpheus
Aber was ist Rebol? 1999, als Napster noch zu seinem heimlichen Nachfolger. Zu dem
in den Kinderschuhen steckte, erklärte Sas- Programm, das man einfach haben musste.
senrath in einem Interview: "Mir geht es um Mehr als 100 Millionen Nutzer haben es
ein neues Modell für Distributed Computing, mittlerweile aus dem Netz geladen, pro
nicht um eine weitere Programmiersprache." Woche kommen ein paar hunderttausend
Konsequenterweise schuf er mit Rebol neue dazu. Doch auch Morpheus hatte lantrotzdem eine weitere Programmierspra- ge Zeit ein Problem. Das Programm war leche - aber eben eine für dezentrales Inter- diglich lizensiert, die Lizenzgeber aber mit
ihrem eigenen Client Kazaa gleichzeitig
net.
Das Netz, so wird Sassenrath nicht müde auch größter Konkurrent. Im Herbst 2001
zu betonen, sei zu mehr fähig als nur zum entschied Morpheus-Betreiber Streamcast
Vermitteln statischer Inhalte. Seiner Vision deshalb, sich von Kazaa zu trennen und auf
nach wird das Internet der Zukunft aus aus- das offene Peer to Peer-Netzwerk Gnutella
führbaren Programmen bestehen, aus klei- umzusteigen. Die Technologie dafür sollte
nen Modulen, interaktionsfähig und unab- Rebol liefern.
hängig von statischen Server Client-Mo- Mit Rebol im Rücken wollte Morpheus Bedellen, wie wir sie täglich im World Wide reiche erobern, von denen Konkurrent KaWeb erleben. Programme, die alle Endgerä- zaa nicht einmal träumte. Rebol ist heute
te miteinander verknüpfen - egal, was für bereits auf 42 Betriebssystem-Plattformen
ein Betriebssystem auf ihnen läuft - und verfügbar. Die Portierung auf mobile Endmithin Betriebssysteme praktisch über- geräte ist zum Greifen nahe. Filesharing für
flüssig machen. Sassenraths Firma hat ihre PDAs, Mobiltelefone, Spielkonsolen? Für
tasking, Multimedia, grafische BenutzerSchnittstellen – alles aus unserer bunten
Windows-Welt nicht mehr wegzudenken.
Doch als 1985 der erste Amiga mit diesen
Features erschien, waren PCs noch grau
und zwangen ihre Benutzer zur Eingabe
kryptischer Kommandos. Der Amiga dagegen zauberte bewegte Animationen mit
ganzen 4096 Farben auf den Monitor. Keine Frage, das war die Zukunft.
ein Rebol-basiertes Morpheus alles kein
Problem. Doch was würde die Zusammenarbeit erst für Sassenraths alten Traum bedeuten? Welche Folgen hätte es, wenn auf
Millionen von Desktops Rebol installiert
wäre? "Das könnte .NET und seinesgleichen
vom Markt fegen", meint der freie RebolProgrammierer Maarten Koopmans. Wenn
die Nutzer einmal mit Rebol vertraut seien,
dann würden sie es auch in ihre Arbeitsumgebungen integrieren und diese kollaborativ vernetzen wollen. "E-Working und ELearning werden damit endlich zu dem, was
sie immer sein sollten."
Kein Wunder, dass die Rebol-Gemeinde feierte, als die beiden Firmen vor einem Jahr
ihre Zusammenarbeit verkündeten. Der
Streamcast CTO erklärte anlässlich der
Vorstellung: "Wir werden es mit einer komplett neuen Welt von Netzwerk-Applikationen zu tun haben. Die Programme werden in
Echtzeit durch das Netzwerk morphen - sich
erweitern und verbessern." Klang das nicht
schon sehr nach der lange ersehnten Revolution?
UND DIE REVOLUTION?
Dann vergingen einige lange Monate. Morpheus 2 ließ auf sich warten. Ende Februar
2002 hatte Streamcast plötzlich ein sehr
unangenehmes Problem: Morpheus funktionierte nicht mehr. Millionen von Nutzern des Tauschprogramms wurden nach
dem Start aufgefordert, sich ein Update zu
besorgen, schade nur, dass dieses gar nicht
existierte. Grund für den Ausfall war eine
Streitigkeit mit Morpheus-Lizenzgeber Fasttrack, dem Macher des Kazaa-Programms. Innerhalb von wenigen Tagen zimmerten die Streamcast-Programmierer eine neue Version ihres Programms zusammen, für die sie sich großzügig bei einem
populären Open Source Gnutella-Projekt
bedienten. All das bescherte Morpheus jede Menge schlechte Presse und die RebolGemeinde war verwirrt: Was war denn nun
mit der Revolution?
Einige waren sich plötzlich nicht mehr so
sicher, ob diese etwas chaotisch auftretende Firma Rebol den großen Durchbruch
bringen könnte. Andere suchten nach Indizien, um ihren Optimismus zu füttern. Hatte Streamcast nicht gerade eine neue Domain für sein Programm aufgemacht, die
vielversprechend Morpheus-OS.com hieß?
Klang das nicht schon nach Betriebssystem
meets Peer to Peer, also eigentlich nach Rebol? Sassenrath und seine Mitstreiter
selbst hielten sich äußerst bedeckt. Nach
zahllosen Versuchen ließen sie sich
entlocken: Ja, man arbeite noch mit
Streamcast zusammen. Aber so richtig optimistisch klang das nicht.
Im August erschien dann schließlich Morpheus 2.0 - ohne Rebol. Statt dessen hatte
sich Streamcast für das Programm abermals bei einem Open Source Gnutella-Client bedient. Was war geschehen? Hatte
Streamcast die Revolution verraten? Carl
Sassenrath dazu gegenüber Debug: "Das
sind sehr nette Leute. Leider wurden sie von
der Musikindustrie verklagt, und das hat
schwerwiegende Folgen auf ihren Geschäftsbetrieb gehabt." Mit anderen Worten: Streamcast hatte so viel für seine Anwälte ausgeben müssen, dass es sich eine Zusammenarbeit mit Rebol nicht mehr leisten
konnte. Manchmal scheitern Revolutionen
eben einfach am nötigen Kleingeld. Resignation will bei Sassenrath dennoch nicht
aufkommen. In den nächsten Monaten
könne man jede Menge neue Produkte von
seiner Firma erwarten. "Viele davon werden
für die P2P-Welt ziemlich interessant sein."
FINDER
<#26-27> (D)VISION ZUHAUSE IM NETZ
Das Wohnzimmer wird zur neuen
Schaltzentrale. Arbeiten, Leben, Beobachten und Anschließen. Wie sieht sie aus, die
neue Öffentlichkeit?
<#29> NORM THE THINGS
Die Designagentur Norm erklärt uns mit
ihrem neuesten Buch "The Things" die Gedankenwelt der materiellen Symbole und
sucht nach einem Upgrade der lateinischen
Schrift.
<#29> GLOBALISIERUNG UND KUNST
Von der Kunstausstellung zum mobil-temporären Kulturkundemuseum der Gegenwart? Ars Electronia, Dokumenta und
Transmediale entdecken die Welt für sich.
<#33> FLASH MX BÜCHERTEST
Das über sich selbst hinauswachsende Animationstool Flash hat Version MX erreicht.
Debug testet Handbücher zum Abwinken.
<#35> JEANS
"Der Sommer ist noch lange nicht vorbei,"
sagt Nicolette Krebitz’ Film Jeans und filmt
neugierig das Drehbuch seiner Figuren. Einen Sommer später, im Kino.
<#28> SERVER
<#30> INTERNET UND POLITIK
<#32> CHIPS ATTACK
<#34> GAMEBOY LIGHTNING KIT
<#34> SUPER MARIO SUNSHINE
<#35> IM INTERVIEW: ANDY LAU
<#36> GOTO IM NOVEMBER
<#36> ABO
<26> - DE:BUG.65 - 11.2002
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UNSER WOHNZIMMER,
ZENTRUM DER NEUEN ÖFFENTLICHKEIT
Auf zum “Digital Biedermeier”
TEXT: PETER STEINBERGER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME
Wenn schon Retro, dann aber gründlich. Nicht die 80er-Jahre des letzten, sondern die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts bietet sich derzeit als Schablone für das Durchblicken an. Dabei geht es selbstredend nicht um Details der individuellen Haartracht, sondern um Verhaltensmuster und Machtstrukturen, in denen künftiger Horror genauso angelegt ist wie die Verheißungen für ein besseres Morgen. Jetzt gibt es dazu ein Festival.
Aktuelle Technologien ermöglichen es, praktisch unter Ausschluss der
physischen Öffentlichkeit zu leben. Andererseits streben mehr Menschen denn je auf den Bildschirm und sind dafür bereit, auch intimste Details zu offenbaren. Vom öffentlichen Heiratsantrag bis zur Übertragung
einer Geburt ins Internet wird gnadenlos alles Mögliche realisiert. Die
Kamera, die öffentliche Plätze überwacht, steht so der privaten Webcam
nur noch scheinbar gegenüber. Vom 28. November bis 1. Dezember 2002
dient das Biedermeier dem Festival (d)vision 2002 im Wiener WUK als
Metapher für die offensichtliche Verschiebung der Grenzen von Privat
und Öffentlich. Unter dem Titel "digital BIEDERMEIER: re/producing the
private" sollen Aspekte des Privaten und seiner Technologien am Beginn
des 21. Jahrhunderts präsentiert und reflektiert werden. Eine Konferenz,
Filmreihen und der Salon als Experimentierfeld bieten den Rahmen für eine dynamische und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema. Musik
und Party finden im (d)-Club statt.
WARUM EIGENTLICH BIEDERMEIER?
Ja, warum? In dem halben Jahrhundert zwischen den bürgerlichen Revolutionen von 1789 und 1848 wurzelt ein Großteil der ordnungsschaffenden Begriffe unserer Gegenwart. Kapitalismus und Liberalismus, Sozialismus und Kommunismus, Revolution und Reaktion, Nationalismus,
Ideologie, Demokratie - samt und sonders Konzepte, die ihren Inhalt in
jenem Zeitabschnitt bekamen. Ganz zu schweigen davon, dass sich seit
damals das politische Denken und Handeln in "links" oder "rechts" teilt,
auf den Fortschritt hofft oder an ihm (ver-)zweifelt. Die Märzrevolution
brachte dann dem Bürgertum Pressefreiheit, Nationalgarde und Konstitution, das Proletariat blieb jedoch im wahrsten Sinn des Wortes auf der
Strecke - also auf der verregneten Straße - stehen. Es kam zur offenen
Auseinandersetzung zwischen den Klassen, was den Redakteur der "Neuen Rheinischen Zeitung", Karl Marx, veranlasste, vom "Kampf zwischen
der Bourgeoisie und dem Proletariat" zu schreiben. Schlussendlich wurden die zersplitterten und geschwächten Kräfte der bürgerlich-demokratischen Revolution mit vereinten aristokratischen Kräften in allen Monarchieteilen niedergerungen. Diese Epoche, die mit Karl Ludwig von Hallers "Restauration der Staatswissenschaften" begann und an deren Ende
Karl Marx "Manifest der Kommunistischen Partei" stand, osziliert zwischen reaktionärer Utopie und Vorspiel von Emanzipation und Demokratie. Für die Kinder des bürgerlich-wohnzimmerlichen, digitalen Biedermeier stellt sich nun die Frage, ob sie gerade das grausame oder das
hofffnungsfrohe Revival erleben. Dabei baucht es nicht viel Paranoia, um
die Anrichte mit Nippes-Parallelen zu bestücken: Die zum Teil blutigen
Folgen der Globalisierung von Seattle bis Genua, die neuen Technologi-
HTTP
digital BIEDERMEIER: http://2002.dvision.at
Aktuelle Kamera: http://www.aktuelle-kamera.org/
Institute For Applied Autonomy: http://www.appliedautonomy.com/
"Boom - The Sound of Eviction": http://www.boomthemovie.com
Video Activist Network: http://www.videoactivism.org/
Peekabooty: www.peek-a-booty.org
en und Anwendungen der letzten Jahre, die omnipräsente Wiener Kaffeehausmusik der Kruder-Dorfmeister-Schule, die von Spitze und Rüsche
angeführten "New Romantic"-Anleihen der popkulturellen post-9-11-Gesellschaft, das schamlose Aufwärmen und Fordern der "guten alten Zeit"
der 80er, die Heimat und Idylle besingenden Lieder bayrischer Alternativ-Popmusikanten oder die wertkonservative "nur keine Experimente"Mentalität vor allem junger Gesellschaftsgruppen, wie sie in der Shell-Jugendstudie manifest wird. Und auch Kultur wird wieder gutbiedermeierlich im Wohnzimmer produziert. Nur dass statt dem Flügel Technics, Midi-Keyboard und PC den Standard darstellen und der Internetanschluss
das restliche Kammermusik-Ensemble ersetzt. Konzertiert wird schließlich in Clubs, die ästhetisch und atmosphärisch nicht nur das sprichwörtlich verlängerte Wohnzimmer darstellen.
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ZENTRUM DER NEUEN ÖFFENTLICHKEIT
Open Home, zu Hause im Netz
TEXT: BERNHARD RIEDER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME
Die Behauptung, der Mensch sei ein Herdentier, gehört
zur philosophierenden Fernsehdoku am Bildungskanal
wie die gepflegte Massenphobie zum Poptheoretiker. Und
auch wenn ersteres Plattitüde ist und letzteres einfach
nur neurotisch, kommt man dieser Tage an einer dezidierten Position zum Rest der Menschheit als mediale Öffentlichkeit nicht mehr vorbei.
Die einen stehen explizit darauf, in der Menge aufzugehen, einfach mitzumachen, wenn die Welle die Runde im Stadion der Eitelkeiten macht,
die anderen halten es mit Baudelaires Flaneur und bleiben auf Distanz obwohl mittendrin statt nur dabei. Was auf den ersten Blick wie der Willensakt eines befreiten Subjekts wirkt, kommt auf den zweiten doch
strukturierter daher: Die Öffentlichkeit bietet von sich aus ein Spektrum
von möglichen Rollen an und schafft die Räume, die als Bühne bereitstehen. Nie zuvor waren dabei die Möglichkeiten des Einzelnen, sich der
Herde zu widmen, anstatt gegen die Wand zu starren, so sehr von technischen Artefakten abhängig. Wenn Öffentlichkeit selbst ein Medium ist,
so braucht man heute mehr Gerät denn je, um an der Sache in ihrer Breite teilzuhaben. Indem sich das Forum vom Markplatz zuerst ins Kaffeehaus und Großformat zurückzieht, um schließlich im Internet wieder auseinander zu bröseln, vollzieht es eine Ablösungsbewegung, eine Virtualisierung. Die Radiocharts kommen zwar aus dem Transistor, aber die Alben werden im Shop gekauft oder von der Post geliefert. Wenn sich in naher Zukunft Charts nur noch an Downloadfrequenzen orientieren, wird
der Zyklus zwischen Kulturkonsum und Kulturdiskurs geschlossen und in
ein gemeinsames Medium verlagert, das vielleicht den Plattenladen
nicht obsolet macht, aber den öffentlichen Umgang mit Musik endgültig
an eine Technologie bindet. Wenn Medien per Definition das Öffentliche
mit dem Privaten verbinden, fügt der Computer als Medium noch das Interface hinzu, auf dem Sphären und Funktionen in einer gemeinsamen
Oberfläche zusammengefasst werden. Daraus entstehen ganz neue Vermischungen, die immer dann auftreten, wenn digital auf analog trifft.
Auch wenn sich das Surfen am heimischen PC für manchen User nicht
weniger privat anfühlt als die Frühstückszeitung, so bleibt der Unterschied, dass jeder Klick auf der Festplatte eines Servers einen Logfile-Eintrag veranlasst. In diesem Sinn ähnelt Surfen eher einem Spaziergang mit
Hund: Alle paar Meter hinterlassen eigentlich private Angelegenheiten
ihre öffentlichen Überbleibsel. In beiden Fällen fehlt in der Regel das Bewusstsein für die Bedeutung des Rests, weil dieser einfach zur Sache
selbst gehört: Kein Hund ohne Scheiße und kein Surfen ohne Logfile. Wie
der Hund, wird der Surfer auf Schritt und Tritt zum Produzenten, sein
Handeln löst umfangreiche, meist maschinelle Reaktionen aus, er bastelt
mit an Zugriffsstatistiken, Userprofiles und anderen statistischen Spiele-
reien, die irgendwann wahrscheinlich jemanden vom Marketing dazu bewegen, ein Inserat in der "FAZ" zu schalten.
MIKRO MACHT
Es sollte niemanden verwundern, dass manche Handlungen wirklich Konsequenzen nach sich ziehen, trotzdem sind die neuen Vermischungen
zwischen privat und öffentlich anders strukturiert. Nicht nur, weil sie im
Mikro anfangen und bis ins Makro reichen, sondern weil sie maschinell
mediatisiert sind und damit auch maschinell erfasst werden können. Die
Verbindung von Öffentlichkeit, also von "wir kommunizieren mit den anderen gemeinsam", und dem Computer bedingen neue Möglichkeiten
von Herdentechnologien, die aus der Herde als Metapher eine Tatsächliche macht. Nach Foucault ist Macht vor allem im Mikro zu Hause, in den
Poren der Gesellschaft, dort wo man sie zunächst nicht wahrnimmt. Seitdem die Polizei Informatiker anstellt, wird leichter verständlich, was damit eigentlich gemeint ist. Die fortschreitende Digitalisierung der Produktion, Distribution und Konsumation von Kultur erleichtert die Überwachung und damit die Kontrolle der öffentlichen Sphäre - zumindest
theoretisch: Schließlich muss die Ordnungsgewalt keine Daten mehr erheben, sondern nur im ständig anfallenden Datenmüll wühlen. Wenn gesellschaftliche Kontrolle immer weniger eine Frage der gesetzlichen Rahmenbedingungen ist, sondern immer mehr zum technischen Wettlauf
wird, dann ist der Grad an Freiheit der öffentlichen Sphäre daran zu messen, wie löchrig die Tools der Kontrolleure sind. Oder wie gut die Eigenen:
Experimente wie Peekabooty vom “Cult Of The Dead Cow” zeigen, dass
sich Öffentlichkeit auch digital noch mit Anonymität verbinden lässt.
Wahrscheinlich findet Software wie diese mehr Anhänger in der okzidentalen Anarchoszene als im Zielmarkt China, ihre bloße Existenz ist aber
schon Handlungsangebot. Öffentliche Räume sind technologische Räume geworden und scheinbar Privates zumindest halb öffentlich. My home is my castle - das ist nicht mal mehr reaktionär, sondern nur zunehmend unrichtig. Die digitalen Welten lassen außen und innen verschwimmen und Privates wird zur temporären autonomen Zone in der
vernetzten Öffentlichkeit. Ob das Netz Freiraum bleibt, ist auch eine
technische Frage, aber zuerst eine des Engagements.
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Kulturindustrie als Hausarbeit
TEXT: MIRKO TOBIAS SCHÄFER | [email protected] / FOTOS: OLE BRÖMME
Seit den 80er-Jahren lernen wir Industrieprodukte zu verändern, und sei es nur insofern, dass ein Kopierschutz oder Ländercode entfernt wird. Es bleibt aber oft nicht beim Cracken von lästigen Nutzungsbeschränkungen, sondern entwickelt sich zur veritablen Produktion kultureller Güter.
Während wir einerseits in einem Zeitalter
der öffentlichen Inszenierung leben, findet gleichzeitig ein Rückzug in die privaten Räume statt. Hier frönt der technisch
versierte Zeitgenosse seiner Selbstverwirklichung in der Gestaltung von Videotagebüchern, Filmen oder Musik. Oftmals
ist das kein solipsistisches Vergnügen,
sondern eine kollektiv betriebene Tätigkeit, die in lose zusammengewürfelten
Gruppen stattfindet. Und selbst wer alleine zu Hause arbeitet, bewegt sich doch
meist in einem sozialen Netzwerk Gleichgesinnter. Neben der Zweckentfremdung
der firmeneigenen Infrastruktur für das
längst groß gewordene Hobby lässt sich
auch eine veränderte Bedeutung der privaten Wohnung feststellen. Das Wohnzimmer ist Studio, Werkstatt, Büro oder
pseudoprivater Treffpunkt unterschiedlich großer Personengruppen. Dementsprechend ist die Wohnung heute auch
technisch ausgestattet. Dem kulturellen
und gesellschaftspolitischen Potential
dieser Räume stehen Unternehmen wie
Politik hilflos gegenüber, wenn es in die
Öffentlichkeit tritt. Längst sind es nämlich nicht mehr nur die Produkte der Unternehmen, die von Usern nach ihren Vorstellungen modifiziert werden. Inzwischen bieten die neuen Sofa-Kulturfabrikanten auch ernstzunehmende Alternativen an. Von Software, Musik oder Film bis
hin zu Information und Foren des politischen Diskurses finden sich abseits der
offiziellen Produktion immer mehr
brauchbare Angebote. Im postmodernen
Imperium globaler Netzwerke verändern
sich so auch die Machtstrukturen. Die
Verteilung und Kontrolle von Wissen wird
zunehmend demokratisiert und zu einem
beträchtlichen Teil in den offenen Gemeinschaften der Peer Groups und UserNetzwerken organisiert. Dadurch stehen
sich in den Bereichen der Politik und der
Ökonomie unterschiedliche Machtblöcke
gegenüber. Die Politik begegnet den
NGOs, Überwachung stößt auf Gegenüberwachung, proprietäre Software auf
Open Source und Hochkultur auf Amateurkultur.
AKTUELLE KAMERA
Auf der einen Seite erfassen intelligente
Systeme die Kommunikation in pseudoprivaten Räumen, um Userprofile zu erstellen,
Marktanalysen zu unterstützen und Informationen aus vernetzten Datenbanken in
einer Rasterfahndung auszuwerten. Auf
der anderen Seite ermöglichen die gleichen Technologien die Produktion temporärer autonomer Zonen. Die Vernetzung
politisch motivierter Initiativen, die Formulierung von Kritik und die Generierung
von Aufmerksamkeit verfügt gegenwärtig
über nie dagewesene Möglichkeiten. In
New York bietet beispielsweise das "Institute for Applied Autonomy" mit einer
Suchmaschine die Möglichkeit, einen Weg
durch die Stadt von Punkt A nach Punkt B
zu finden, der von möglichst wenigen der
2.400 bekannten Überwachungskameras
eingesehen wird. Die Countersurrveilance
findet auch hierzulande Nachahmer. In
Bremen erstellt das Projekt "Aktuelle Kamera" eine Topographie der Überwachungsgeräte im öffentlichen Raum.
Netzwerke wie das "Video Activist Network" arbeiten unterdessen ganz in der
Tradition der Gegenöffentlichkeit. Hier
wird Theorie und Praxis für die journalistische Guerillia Arbeit vermittelt. Die Filmemacher profilieren sich mit kritischen Reportagen über Polizeieinsätze, Machtmissbrauch und soziale Mißstände. Der Film
"Boom - The Sound of Eviction" klärt über
eine Schattenseite des New Economy
Höhenfluges in San Francisco auf, wo Hunderte aufgrund der steigenden Mietpreise
ihre Wohnungen verloren. Boom zeigt den
Kampf der Verlierer in einer Stadt der Sieger. Der Film begleitet die betroffenen
Menschen und zeigt, wie sie sich selbst organisieren und Methoden der Selbsthilfe
entwickeln. Es ist kein Wunder, dass die
zeitgenössische Technologie Brechts "Jeder-Empfänger-ist-ein-Sender"-Radiotheorie wieder populär macht. Die Technik
scheint so einfach bedienbar zu sein, dass
wie dieter rams ‘braun’ zur
weltmarke machte.
mit weworkforthem vom
underground zu mtv.com.
marok vom lodown magazin
über punk rock auf papier.
8mm ganz groß: straight 8
film festival auf der profile.
mehr als 20 sprecher
plus 7 workshop areas!
wählen sie aus über 20 intensiven workshops:
in diesem jahr bekommen sie die einzigartige
möglichkeit in intensiven workshops ihre arbeiten
und ideen zu präsentieren. bearbeiten sie von
den sprechern gestellte aufgaben und
stellen sie die ergebnisse zur diskussion.
plus
plus
plus
plus
profile circus arena: performance und musik
paradox virtual conference
best of the european media art festival
profile party dancing queens and kings
Dem Potential der Wohnzimmer-Produktion stehen
Unternehmen wie Politik hilflos gegenüber.
Enthusiasten schon in jedem User einen
Produzenten sehen. Während einerseits
der Rückzug in private Räume, in Communities und Netzwerke stattfindet, wird ein
kultureller und gesellschaftskritischer Output produziert, der sich in der Öffentlichkeit als Austragungsort gesellschaftlicher
Konflikte niederschlägt. Dem Machtblock
der dominanten Öffentlichkeit stehen
technologisch versierte, vernetzte und
überaus produktive Personengruppen ge-
k
genüber. Diese Netzwerke stellen eine
Herausforderung an den althergebrachten
Prozess des gesellschaftlichen Diskurses,
die kulturelle Wertschöpfung und die politische Debatte dar.
the international conference,
workshops and fair on the
crossover in design, art,
architecture, film, video,
photography, digital media,
sonic arts, visual effects,
music and performance
6 7 8 december 2002
messe centrum bremen
germany
p rofile intermedia 5
international conference.
real workshops.
special events.
präsentationen werden
simultan übersetzt.
kontrast
client and designer.
hands and machines.
youth and wisdom.
philosophy and reality.
für das komplette line-up, tickets, flyer:
hotline: +49 (0) 421 27 78 60
www.profile-intermedia.de
sonderpreise für frühbucher.
bilden sie gruppen für spezialtarife.
kaufen sie 5 professional-tickets und das 6. ist gratis!
kaufen sie ihr ticket jetzt!
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this conference is affordable due to the essential support of our excellent sponsors advancement of knowledge through supporting
haftungsausschluss
obwohl vom veranstalter nicht
beabsichtigt, behält dieser sich
vor, unangekündigte änderungen
im programm und im programmablauf vorzunehmen.
<28> - DE:BUG.64 - 10.2002
Server
1 | WWW.MRWONG.DE/
MYHOUSE/INDEX.HTM
Auf Wohnungssuche? Bei Mr. Wong kann
man sich ein Loft je nach Belieben designen und schon wird das Hochhaus auf Mr.
Wongs Website um eine Etage aufgestockt.
Wie geht das? Man lädt sich ein Template
für die Außenansicht herunter und schickt
das fertig eingerichtete Appartement (im
psd-Format) zurück. Schon hat man einen
Platz im Hochhaus sicher. Super "Unter-
miges Cluster aus. In der Mitte steht der
Suchbegriff, an den Enden die Verwandten.
Dazu lässt sich die Zahl der angezeigten
Verbindungen modifizieren, die Graphik
verschieben oder zoomen. Mit unterschiedlichen Klicks kann man Details zu
den Ergebnissen abrufen oder sie zum Mittelpunkt eines weiteren Sterns machen.
Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist
auch sehr praktisch. Zusätzlich gibt es eine
Amazon Lite Version ohne Cookies, perso-
und James Brown fahren mit. Wir sind ge- leben. Es braucht eine Weile, bis man herausbekommt, wann die Figur brummig
spannt. [KAREN]
oder gut gelaunt ist. Wenn man das einmal
weiß, macht sie dann auch, was man von ihr
4 | WWW.PITARU.COM
Kein Zweifel, Amit Pitaru gehört zu den will. Das neuste Projekt "Untitled" ist eine
Netz-Zauberern diesen Jahres. Eigentlich Art Instrument, das mit acht Modulen Soist er Jazzpianist, sogar ein sehr guter: Mit undtexturen erzeugt. Das filigrane Gebilde
einem Plattenvertrag in der Tasche kam der in der Mitte visualisiert dann die ÜbersetIsraeli vor einigen Jahren nach New York. In zung des Sounds von n-Dimension in den
einer Spielpause begann er mit Flash zu ex- Raum. Leider kann man an diesen Flügeln
perimentieren und blieb auch nach dem oder Membranen nicht rumzupfen, nur se-
03
der Blase zu sehen. Auch nur für MicrosoftHardcore User der Netzwerk Bildschirmschoner "CamCamTime". Ok, irgendwie
doch noch auf sehr wackeligen Beinen!
[YUKO]
8 | WWW.NITRADA.COM
Viele unserer Lieblingsdesigner hören ja,
zumindest wenn sie nicht gerade einen
hippen Soundtrack für einen hippen Flashfilm brauchen, ziemlich schreckliche Mu-
09
TEXT: ANNE PASCUAL, KAREN KHURANA, MARCUS HAUER | [email protected], [email protected]
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SERVER
08
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mieter" inklusive: Wenn man nicht mehr allein sein will, klingelt man mal im 43. Stock,
ob man mitschwimmen darf oder ruft die
Feuerwehr für den 73ten. Alles via Email.
Sehr praktisch, solche Nachbarn und einen
Schlüssel für die eigene Website Verlinkung gibt es auch. [KAREN]
2 | WWW.PMBROWSER.INFO/
AMAZON.HTML
Stöbern statt kaufen: Auf der Suche nach
Musik, DVDs und Büchern hilft der Amazon-Browser weiter. Wählt man eine der
Medienkategorien aus und gibt einen Begriff oder eine ISBN Nummer ein, sucht der
Browser (der einfach wie eine Webseite in
Mozilla, Netscape oder dem Explorer läuft)
nach Verwandten. Der Browser greift auf
die gesammelten Mediendaten von Amazon zu (api-Schnittstelle, Java und so weiter)
und gibt die Suchergebnisse als sternenför-
06
nalisierte Werbung und Einkaufswagen.
[KAREN]
3 | WWW.BMWFILMS.COM
Letztes Jahr hat BMW mit The Hire ein neues Kapitel aufgeschlagen, was Filme im
Netz angeht. Mit einem millionenfachem
Budget wurden Regisseure wie Ang Lee,
John Woo und Guy Ritchie eingekauft, um
Kurzfilme für den Autohersteller zu drehen, starring a BMW. Werbefilme, natürlich, aber schon sehenswert, wie beispielsweise Madonna ihre Starallüren auf dem
Rücksitz verliert (alle Filme bis auf Wong
Kar Wais "The Follow" sind weiterhin abrufund downloadbar). Jetzt präsentiert bmwfilms eine neue Staffel ihrer Kurzstreifen.
Der erste Film "Hostage" von John Woo
wird am 24. Oktober gelaunched. In der
Warteschlange für weitere Filme stehen
Joe Camahan und Tony Scott. Gary Oldman
hen und hören, beobachten, wie das Gebil- sik, oder zumindest so unangenehme, das
sie in dieser kleinen Zeitung keinen Platz
de entsteht. Ganz still. [MIU]
hat. Joshua Davis (praystation.com) zum
Beispiel hat gerade den Hintergrundclip
6 | HTTP://INSERTSILENCE.COM
für die Red Hot Chilli Peppers World Tour
HTTP://PRESSTUBE.COM
Seitdem sich James Paterson und Amit Pi- gemacht und bei Surfstation gab es ein Cotaru bei dem Flash Forward Festival in Lon- verinterview mit Bad Religion. Huch. Bei
don vor zwei Jahren begegnet sind und Nitrada ist das ganz anders. Als sogenannfeststellten, dass sie ahnungslos Tür an Tür ter Trabant fliegt diese Website um den
in Brooklyn leben, arbeiten die beiden in Kosmos von 2nd Records (www.2-nd.com)
regelmäßigen Abständen zusammen. Ja- aus Berlin. Und fragt nicht nur die Freunde,
mes ist mehr für den visuellen Part verant- die auch schon mal irgendwas mit Flash gewortlich, denn eigentlich ist er Maler und macht haben, sondern auch Jemma Gura
so ergänzen sich Auge und Gehör perfekt von Prate darf ran und David Linderman
für Insert Silence, ihr gemeinsames Label. von Fork verwertet wieder seine geliebten
"Pagan Poetry" von Björk (zu sehen bei Flugzeugphantasien. Und das nicht irgendShowstudio.com) ist so ein Projekt. Oder wie als Einmalkonzept zum Labelstart, sonder Beitrag für die Diesel Friendship Gale- dern konstant zu jedem Release auch sehr
Break an der Tastatur kleben. So großartig rie. Noch nie hat Regen so viel Spaß ge- angenehme Visuals liefert. Es geht doch!
[YUKO]
wie mit den Tasten glänzt er mittlerweile macht. [MIU]
fast auf jedem wichtigen Design- bzw.
9 | WWW.ACTIONPIXEL.ORG
Flash Festival und verdient nebenher sein 7 | WWW.SONYADTV.COM
Geld damit, anderen Flash-Kids Tricks bei- Stellt man sich so die Zukunft in Japan vor? Angeblich freuen sich ja die ganzen Festizubringen. Auch ohne diese Vorgeschichte Zumindest Konvergenz soll hier vor- vals dieser Welt darüber, dass alle Designer
zu kennen, ist man gleich überrasch, wie getäuscht werden, und mit Anleihen bei ohne Arbeit tolle Projekte bei ihnen einreischwerelos die Bilder daherkommen, gera- FutureFarmers oder wie all die anderen chen. Bevor sich zu viele von denen (also
de so als würde sie der Sound tragen, zu- Verfechter des Happy Designs so heißen, die Festivals) wieder jünger machen als sie
mindest erzeugen, um dann mit ihnen gelingt das auch ganz flott. Mit einigen sind, solltet ihr lieber eure Arbeitskraft für
Hand in Hand spazieren zu gehen. Pro- Auflagen, die rein verschwörungstech- die entscheidenden Dinge im Leben zur
nisch, einen Vertrag mit Microsoft bedeu- Verfügung stellen. Bei ActionPixel werden
grammieren als Improvisieren. [MIU]
ten, können wir durchaus auch interessan- Designer an jede Art von Aktivisten, Kul5 | WWW.PITARU.COM/WIRE_SCULPTU- te "Gems" (so heißen die kleinen Filmchen, turbüros usw. vermittelt. Dieser an sich
die aus unserer globalisierten Welt herein- schon gute Vorsatz (weil wo werden heute
RE
schneien und meist von Sony Objekten noch schöne Contentsites produziert) wird
WWW.PITARU.COM/72S/INDEX.HTML
In Wire Sculpture hat Amit Video, Sound handeln) entdecken. Neben den immer hoffentlich in Zukunft von ebenso netten
und verschiedene weitere Sensoren auf die wieder gern gehörten Geschichten von lu- Projekten und Designern leben. Fangen wir
Strichfigur losgelassen. Sie reagiert zwar stigen Robotern, gibt es auf japanisch auch mit Attac an? [YUKO]
auf die Bewegungen der Maus des Users, die Basics der Wissenschaften zu lernen
aber, anders als erwartet, hat sie ein Eigen- oder ganz wertfrei den Walkman Spot mit
<29> - DE:BUG.65 - 11.2002
Design
BUCHSTABEN ZÜCHTEN WIE HUNDE
Mit Norm aus der Schweiz
Zum Entwerfen ihrer Schriftsysteme haben die Grafiker Dimitri Bruni und Manuel Krebs von Norm aus
Zürich drei Kriterien: Einfachheit und leichte Handhabung, die Ökonomie eines Zeichens und sein Glanz.
Wir sind ihren Schriftsätzen auf den Grund gegangen.
TEXT: ANNE PASCUAL | [email protected]
HTTP
SERVICEPOINT
www.norm.to
Bücher von Norm:
Norm / The Things
Die Gestalten Verlag, 2002
35.50 EUR
Schriften von Norm:
www.lineto.com
Enjoy Survive
by Olaf Nicolai
Die Gestalten Verlag, 2001
35.50 EUR
Typographen leben in einer eigenen Welt.
Für sie sind Buchstaben, Zeichen und
Schriften ein Geflecht ohne Knoten, ohne
Anfang und Ende. Ihre Wortgefüge gehorchen nicht nur dem Utilitarismus seiner
Bestandteile, sondern lassen auch Bilder
mit weiteren symbolischen Aussagen
sichtbar werden. Obwohl das eher die Ausnahme ist. Stattdessen übernimmt meistens das Logo diese Funktion, heute ist es
nicht weit her mit den Eineindeutigkeiten.
Versuchen nun Designer in die Welt der Typographen von außerhalb vorzustoßen,
kommt etwas ganz anderes dabei heraus.
Wer "The Things" der zwei Schweizer von
"Norm" in seinen Händen gehalten hat, der
sieht die lateinische Schrift mit anderen
Augen - und damit auch die Welt, mit der
über sie geschrieben wird.
"The Things" ist die Fortsetzung der ersten
Norm Veröffentlichung "Introduction" von
1999. Wieder ist es kein gewöhnliches Graphikdesignbuch, obwohl es reichlich bunte
Zeichen und Piktogramme enthält. Ein kleiner Schriftteil in der Mitte des Buches führt
den Ahnungslosen in die verwirrende Gedankenwelt der materiellen Symbole ein.
Norm lieben Klassifikationen. Sie teilen die
Dinge, die es gibt, in vier Gruppen: Gruppe
eins umfasst alles, was etwas aus dem dreidimensionalen Raum darstellt; Gruppe
zwei dagegen die Dinge, auf die dies nicht
zutrifft; in Gruppe drei beziehen sich die
Symbole auf nichts und Gruppe vier sind
Dinge, die Norm unbekannt sind oder aber,
die es gar nicht gibt. Diese Art Manifest endet mit der Aussage "Was unsichtbar ist, interessiert uns nicht." Da erinnern wir uns:
"Die Welt ist alles, was der Fall ist". Das
Spiel geht also weiter.
Diese Klassifikationen werden weiter unterschieden, z.B. anhand von Größenverhältnissen, kleiner, gleich oder größer als
der Mensch, oder anhand von Darstellungsverhältnissen: "Beispiel Pflanze, die
Schönheit der reduzierten Darstellung bewirkt, dass das reale Ding in ebendiese
Form gepresst wird". Wie ernst sie ihre Einteilung selbst nehmen, wird bei dem Beispiel "Döner" klar. Dieser unförmige
Fleischklumpen, der weder an seine Herkunft noch an seine Verwendung erinnert,
seine Form sich aber trotzdem durchgesetzt hat, zeigt, dass es in diesem Fall und
auch in der Entwicklung der Schriftzeichen
nicht um die Darstellung von Wirklichkeit,
sondern um Abstraktion ging.
lichkeiten des Denkens mit Hilfe symbolischer Zeichen entspricht ihrer Meinung
nach nur noch der Idee des Schreibens an
und für sich. Außerdem "...ist die lateinische
Schrift Bastelarbeit. Und ein Ende ist nicht
abzusehen."
Das ist also der Anfang ihres Projektes, die
Vermessung von Zeichen – so schön, wie
wir uns Exzesse immer schon gewünscht
haben. Das Schreiben, Zusammensetzen,
Umformen, Abwandeln, Auseinandernehmen, Multiplizieren, Ableiten, Auflösen.
Auf jeder Seite finden sich mehrere Experimente und neue Methoden. Nach und nach
lassen sich immer mehr freie Koordinaten
zwischen den Zeichen und dem Denken
ausmachen. Manuel Krebs vergleicht Design mit dem Hundezüchten: "Wir beschäftigen uns den ganzen Tag mit Fonts, das ist,
wie wenn du Hunde züchtest. Du stellst dir
Fragen: was gibt es für Hunde, wie sehen meine aus und wie die der andern, welche mischst
du und was passiert dann."
SYSTEMUPGRADE
DER LATEINISCHEN SCHRIFT
Dass Buchstaben, Schriftsysteme und
Schriftzeichen sich nach strengen Gesetzmäßigkeiten und Regeln zusammensetzen
und erst in Kombination weitere Möglichkeiten ergeben, liegt in der Natur der Sache. Aber nach zwei Jahrtausenden schlagen Norm ein Systemupgrade der lateinischen Schrift vor. Denn die Ausdrucksmög-
DEBUG: Was unterscheidet euer Buch von
dem eines Typographen?
MANUEL KREBS: Ein Teil des Buches ist im
Wesentlichen eine Dokumentation von bekannten Tatsachen: Niemand kann ernsthaft
bestreiten, dass die lateinische Schrift mittelmäßig ist. Außerdem haben wir andere Ansprüche an eine Schrift. Für uns stehen weniger Harmonie und Rhythmus im Vordergrund, uns interessieren eher die Grenzen des
Typographie ist wie Hundezüchten: Was für Hunde gibt es, wie sehen meine aus und wie die der andern, welche mischen wir
und was passiert dann?
Codes. Um die lateinische Schrift fundamental in Frage zu stellen, braucht man wohl eine Wie bei der Entwicklung ihres Sign-Genegewisse Distanz, die ein Typograph wohl rators (s. Server, Debug 64) legen Norm zuerst Parameter fest, Rechner und Zufall erkaum hat.
ledigen dann ihr Übriges. Am Ende ist klar:
DEBUG: Redundanz macht einen Großteil Nur wenn es Gesetzmäßigkeiten gibt, könder Arbeit aus, wird euch das nie langwei- nen diese gebrochen werden, werden Regeln willkürlich, schließlich wieder eingelig?
MANUEL KREBS: Wir versuchen, möglichst führt, um den Spielverlauf zu verändern.
systematisch und sachlich zu sein. Wir defi- Der Unterschied zwischen dem Gebrauch
nieren zunächst einen möglichst klaren Aus- der Zeichen und der ursprünglichen Funkgangspunkt, wobei ab einem gewissen Punkt tion bzw. ihrer Vorstellung, kennzeichnet
nicht mehr deutlich ist, welches nun die Rich- dann auch das jeweilig Neue bzw. die Vertung ist, die du einschlagen musst. Du lässt schiebung, die in dem Vorstellungsbild bedich dann verführen, von Zufällen oder Din- gründet liegt.
gen, die du nicht voraussehen konntest. Bei
"The Things" waren wir ab einem gewissen DEBUG: Bleibt Norm auf der Suche nach
Punkt schlicht abgekoppelt und trieben dann Gruppe vier?
in unserer Kapsel durch den Raum. Wir versu- MANUEL KREBS: Das neue Unbekannte
chen subjektive Entscheidungen zu vermei- kann es eigentlich gar nicht geben.
den, weil es dafür keine Kriterien mehr gibt
(“Ich finde blau schöner” zählt nicht!). Mei- Wir danken und schweigen.
stens legen wir so etwas wie Gestaltungsgesetze fest.
Kunst
KUNST JETZT WIRKLICH INTERNATIONAL
Kunstausstellung und Globalisierung
TEXT: HOLGER SCHULZE | [email protected]
Documenta 11, Ars Electronica und Transmediale: Die Kunst will den Kopf hinhalten. Raus aus dem Kunstfenbeinturm, rein in den brennenden Feldern, äh, Fragen der Zeit. Und wo wäre so eine vielgerühmte internationale Szene wie die der Kunst besser gewappnet als bei der Globalisierung. In der Tat.
HTTP
Was ist da passiert im Sommer 2002?
Kunstbesucher wurden durch Räume geschleust, die eher an Ikea-Lager erinnerten, zufällig behängt mit Fotografien und
Videomonitoren, Dokus über das Leben
der Inuit, die Simulation einer Lagersituation, gleißende Scheinwerfer, Stiefelstampfen, Hitze, Ohrendröhnen. Andererseits
wurde die Eröffnungsveranstaltung des
Medienkunstfestivals Ars Electronica behelligt durch ein Aktionsbündnis, das mit
dem Motto, "Unplugged" ernst machen
wollte und den Strom abzuschalten versuchte. Ob das alles wohl noch Kunst sei,
fragte sich hier wohl niemand mehr, das
Avantgarde-Jahrhundert hat seine Wirkung getan. Doch nicht wenige fragten
sich: Ist das noch eine Kunstausstellung?
Oder nicht eher ein mobil-temporäres Kulturkundemuseum der Gegenwart?
ÄSTHETISCHE METABOLISMEN
Die 11. Documenta und die 21. Ars Electronica behandelten Aspekte der Globalisierung; politisch, künstlerisch, erfahrungsbezogen. Zu erwarten war, dass das avancierte Medienkunstfestival dem eher gerecht
wird, wohingegen die Weltkunstolympiade
sich wohl ins Ästhetische flüchten würde.
Das Gegenteil war der Fall. Die Annäherung der Ars an postkoloniale Themen und
die peinlich weltfremde Frage "Wie sieht
die Versorgung Afrikas mit Internetzugängen aus?" (Presseinfo Telekom Austria)
wirkte alles in allem seltsam ungelenk und
ungezielt, Breitseiten auf Afrika, Globalisierung, Kartographie. Interessant wurde
das Festival, wenn es das Reich gepflegter
Media-Art verließ und sich strukturellen
Analysen des eigenen Feldes zuwandte. So
etwa im Panel "Coaching the Arts" zur
nicht nur künstlerischen Lehre an Medien-
kunsthochschulen - aber auch in nicht-prämierten Arbeiten des Rahmenprogramms
"Change the Map": konzeptuelle Arbeiten
wie "They Rule", das die Verflechtung der
Machteliten Amerikas visualisiert, oder
das umstrittene "Carnivore", ein Tool zur
Weiterverarbeitung von Server-Traffic, angelehnt an die gleichnamige FBI-Software.
Der klagende Gestus New Yorker KünstlerInnen in der Dokumentation "Artists 9-11"
schien dagegen nur ein unerträglicher
Rückfall in den Künstlerhabitus des empfindsam weltverarbeitenden Individuums.
Globalterror als Futter ästhetischer Metabolismen.
KUNST, GESCHRUMPFT
"Kunst als Schauplatz globaler Konflikte"
(Untertitel der Ars) wurde eher in den
Plattformen und Katalogaufsätzen der D11
erkennbar antizipiert. Nicht kunstbetriebs-
http://www.aec.at/festival
http://www.documenta.de
http://www.transmediale.de
, sondern wissenschaftsrelevante Theoretiker waren eingeladen worden, und nicht
nur die symposiumsnotorischen. Sie konnten die Frage denn auch angemessener
Weise unter dem Aspekt der Konflikte analysieren - weniger unter dem der Kunst. D11
und AE waren genau dann gelungen, wenn
sie Kunst gesundschrumpften auf Strategien des Sichtbarmachens, der subversiven
Recherche, des konzeptuellen Arbeitens bzw. auf forcierte Nutzung populärer For-
D11 und AE waren genau
dann gelungen, wenn sie
Kunst gesundschrumpften.
mate wie etwa in Rez, das in Linz ausgestellt vielleicht das einzig wirksam immersive Environment war. Diese Linie will die
Berliner transmediale.03 im kommenden
Frühjahr denn auch fortsetzen. Unter dem
Motto "Play global" wendet sie sich nicht
mehr nur symbolischen, sondern realen
Appropriation öffentlicher Räume und Institutionen zu - durch Strategien, die in
früheren Zeiten wohl einmal "Kunst" genannt wurden ...
<30> - DE:BUG.64 - 10.2002
Netzpolitik
NACH DER LEGALISIERUNG
Die Re-Politisierung des Internet
TEXT: NOORTJE MARRES / FOTOS: OLE BRÖMME
SERVICEPOINT
Politik als mediale Praxis überschreitet die Legislative. Doch mehr und mehr mutiert Netzpolitik zu einem puren Experten-Diskurs. Wir reisen deshalb einmal quer durch den Diskurs, beobachten die verschiedenen schwarzen Löcher der Professionalisierung und plädieren dafür, die Gesetzgebung zu reformatieren. Reclaim the Net!
Ist Netzpolitik erwachsen geworden?
Wenn man der BBC glaubt, schon. Vor einigen Monaten teilte ihre Website erfreut
mit, dass Geeks endlich ihr Engagement in
Sachen "real existierender" Demokratie bewiesen haben. Ihr Beweis: Ein Internet-basierter Protest gegen die Erweiterung des
Lauschangriffs in Großbritannien - das
Netz-Kollektiv "stand.org.uk" brachte eine
signifikanten Menge von Briten dazu, mittels des Services "faxyourmp.com" ihre Repräsentanten im Parlament mit der Forderung anzuschreiben, diesen Plan zu widerrufen.
Nachdem die Regierung in weniger als zwei
Recht auf Privatsphäre und zur Sicherheit –
findet man sich meist vor rechtlichen Fragen, die sich mehr oder weniger in irgendeiner Art auf Auseinandersetzungen über
Copyright reduzieren lassen. Ob nun eine
Peer-to-Peer-Anwendung wie Napster, die
Onlineverfügbarkeit von zweifelhaften Inhalten, (un)authorisiertes Verlinken, Logo
Piraterie oder ein umkämpfter Domain-Name auf dem Spiel steht, in jedem dieser Fälle steht das Thema der freien Meinungsäußerung im umstrittenen Gegensatz zu
geistigen Eigentumsgesetzen. Open Source und freie Software, die sich auch auf eine bestimmte kulturelle Art der Produktion
Noortje Marres arbeitet an der Universität Amsterdam und promoviert bei Bruno Latour
zu Politik und Medien - mit Betonung auf dem "und". Sie schreibt für die Mute, Metropolis
M, und Mediamatic Magazine und ist auch sonst viel zwischen London, Paris und den Deichen unterwegs.
Hyperlinks leiten zu legalen Informationen
über - inklusive der Gesetze selber - eingebettet in Webseiten, die sich mit politischen Fragen, von Flüchtlingen bis zum
"Patent auf Leben", beschäftigen. Was die
Netzpolitik anbelangt, bekommt man also
den Eindruck, dass die Politisierung immer
mehr der Legalisierung entspricht. Eine
Angleichung, die einem im Lichte der Geschichte von Netzpolitik als einer Medienpraxis skandalös erscheint. Netzpolitik ist
während des letzten Jahrzehnts in Form
von Basisdemokratie, von Hacktivism, im
Wuseln sozialer Bewegungen und im alltäglichen Arbeiten und Ausleben in und
Damit aus Themen richtige politische Fragen werden,
müssen sie in eine einfache Sprache übersetzt und in
andere Räume als die exklusiven geschoben werden.
Tagen nachgab und den Plan zurückstellte,
die Anzapfungsrechte von E-Mails und Mobilfunk-Kommunikation auf hunderte von
Regierungsstellen auszudehnen, präsentierte die BBC die Nachricht als große Erfolgsstory des Protests via Internet sowie
als eine Widerlegung der Idee, dass "Hacker
ein Haufen von eigennützigen, spielsüchtigen
Zynikern" sind. Während einerseits das Ergebnis der Aktion von "Stand" natürlich positiv zu bewerten ist, trifft man andererseits aber in der Meldung der BBC auf einen beunruhigenden Ausgangspunkt: Die
Bedeutsamkeit des Internetprotestes
misst sich am Effekt auf etablierte Prozeduren der demokratischen Gesetzgebung.
Im Lichte der Vorgeschichte des Netzes, in
dem das Netz als ein Raum für post-nationale, post-demokratische Politik verhandelt wurde, in dem Dinge wie der Nationalstaat und die damit einhergehende repräsentative Demokratie eher als Artefakte
angesehen wurden, die man umgehen sollte, ist dies natürlich eine skandalöse Behauptung.
NETZPOLITIK UNTERWIRFT SICH
DER RECHTSSTAATLICHKEIT
Es ist schwierig zu übersehen, dass in den
letzen Jahren "Politik des Netzes" zunehmend zu einer rechtlichen und gesetzgebenden Angelegenheit formatiert wurde.
Natürlich: Politische Praktiken jenseits des
Staates sind im Netz immer noch quicklebendig, sowohl wenn es darauf ankommt,
erstens "Politik mit dem Netz zu machen" –
also das Netz für aktivistische Zwecke von
Online-Kampagnen bis hin zu Wireless
Applications zu nutzen - als auch zweitens
"das Netz politisch zu machen", also das
Netz als Teil seines Lebens zu besetzten,
wie etwa bei der Teilnahme an WeblogCommunities. Aber wenn man zu den zentralen netzpolitischen Themen kommt, - also zur freien Meinungsäußerung, zum
und Nutzung von Software beziehen, werden gleichermaßen im Rahmen dieses Gegensatzes diskutiert und auf ihn reduziert.
Die anderen beiden großen Themen der
Netzpolitik, die Privatsphäre und ihre Sicherheit, werden von diesen Gesetzlichkeiten so eingerahmt, als ob sie grundlegend
von ihnen abhängen.
Beharrliche Kritik an diversen Gesetzesentwürfen westlicher Regierungen kommt
von unabhängigen Organisationen wie der
britischen "statewatch.org", der holländischen "bitsoffreedom.nl" oder der weltweit
agierenden "gilc.org" (Global Internet Liberty Campaign). In gewisser Weise tragen
sie so dazu bei, diese Themen als rechtliche
Frage zu konstituieren, nicht als politische.
WIE POLITIK, GESETZ UND
INTERNET JETZT INEINANDER GREIFEN
Schaut man sich die Infrastrukturen für das
Praktizieren von Politik im Netz an, ist oft
ein Punkt erreicht, an dem diese Politik ins
Gesetz und die Gesetzgebung hinüber
tritt: Die Stand-Website ist mit einem Webto-Fax Service von "faxyourMP.com" verbunden, der auf dem britischen System,
welches Bürger ihren parlamentarischen
Vertreter aufgrund von Area Codes zuweist, basiert. Beim Eingeben des Codes
wurde die Fax-Nummer des entsprechenden MP automatisch ausgewählt. Auf diesem Wege fand der Protest seinen Weg in
die repräsentative Maschinerie und weiter
voran. Das Netz reicht wortwörtlich bis in
die Infrastrukturen, welche die nationale
volksvertretende Demokratie unterstützen, hinein, bis in die gesetzgebenden Prozeduren, die in ihrem Zentrum liegen.
"Email-a-Politician"-Kampagnen von Interessensgruppen; Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen leisten OnlineBeratung über aktuelle "heiße" Gesetzesentscheide von Themen wie der Biotechnologie bis zur urbanen Planung; Myriaden an
Recht auf "fair use" sichtbar, ebenso wie
diese Rechte gleichermaßen die politische
Opposition zwischen einzelnen Lagern –
zwischen Anti-Kapitalisten und Kapitalisten, dem Volk und dem Staat, Sozialdemokraten und Neoliberalisten, den Kollektivisten und Individualisten, den Besitzlosen
und Besitzenden, usw. ausradiert. Wenn
man auf die Thematik des intellektuellen
Eigentums kommt, wollen z.B. alle Parteien
eine gesetzliche Einigung, die gleichzeitig
Meinungsfreiheit garantiert wie die Möglichkeit eines "fair use" als auch die kreative
Produktion nachhaltig erleichtert. Die FraZEIT, DAS SCHWERT DER KRITIK
ge ist nur, welche Art von gesetzlicher EiniRAUSZUHOLEN (ABER WELCHES?)
Wenn wir den Trend bemerken, dass Inter- gung dies nun am besten tut.
netpolitik zunehmend "unter den Maßstab
des Gesetzes" gebracht wird und wenn wir DAS NETZ MIT HANNAH ARENDT
diese Problematik vor dem Hintergrund Hannah Arendt dagegen hat u.a. auf die
der jüngeren Geschichte von Netzpolitik Kolonisierung der politischen Sphäre durch
erkennen, kommt natürlich die Frage auf, Experten hingewiesen, deren Invasion in
was man der leisen Übernahme durch das den Raum der Politik mit ihrer ExpertenGesetz entgegenbringen könnte. Der klas- sprache die für jeden zugängliche Diskussisische Weg wäre, Argumente gegen die on beendet. In der Konsequenz werden alle
"De-Politisierung der Politik" vorzubringen. anderen von politischen Vorgängen ausgeschlossen. Politik als pluralistische Debatte
gibt es damit nicht mehr.
DAS NETZ MIT CARL SCHMITT
Seit Carl Schmitt sind wir mit der Idee ver- Entlässt man diese expertokratische Kritik
traut, dass die liberale Demokratie eine auf das Feld der Netzpolitik, hieße das,
Verrechtlichung von Angelegenheiten mit dass mit der Konzentration der Diskussion
sich bringt, welche die polemische Dimen- um das Internet auf den gesetzlichen Dission, die unabdingbar für Politik ist, abtö- kurs eine ganze Palette an politischen
tet. Unter diesem Regime sind alle gleich Praktiken wirksam marginalisiert wird.
und die prinzipielle Frage ist die korrekte Wenn Debatten über Gesetz und GesetzAnwendung eines universellen Gesetzes. gebung zum Inbegriff von Netzpolitik werDie freie Demokratie wird also von der Ein- den, ist es sehr offensichtlich, dass Speziarichtungen eines Regimes von universellen listen an die Macht kommen - eine SituatiRechten begleitet. Der Gegensatz zwi- on, die übrigens die "Internet Community"
schen Feinden, für Schmittianer das wahre niemals wirklich angemessen ernst genomZeichen der Politik, wird hier effektiv auf- men hat (ähnliches passierte als die Techies noch regierten). Wenn also der rechtgelöst.
Verschiebt man diese Ansätze Schmitts auf liche Jargon die Lingua Franca der Netzpodas Netz, wird auch dort eine Sprache der litik wird, könnten alle Online-Netzpolitiuniversellen Rechte – das Recht zu Kom- ker, die sich nicht auf das Gesetz oder die
munizieren, das Recht auf Privatheit, das Gesetzgebung beziehen, zu politischen
mit dieser Technologie aufgetreten. Im Allgemeinen hat Netzpolitik präzise auf den
Punkt gebracht, dass Politik nicht auf die
traditionellen Prozeduren der Gesetzgebung reduzierbar ist. Politik als mediale
Praxis überschreitet die Legislative. Sie ist
stattdessen in Online-Praktiken, in taktischer Mediennutzung und kollektiver Mobilisierung zu finden. Von diesem Blickwinkel aus ist die derzeitig sich einschleichende Gleichsetzung von Politisierung und
Gesetzgebung klarer Weise nicht zulässig.
Epiphänomenen werden.
DE-POLITISIERUNG?
Auf diese zwei klassischen Kritiken aufbauend, könnten wir uns der Entwicklung entgegenstellen, mit der Politisierung einer
Legalisierung gleicht und Legalisierung eine De-Politisierung impliziert. Je weiter die
Politik unter das Regime des Gesetzes gestellt wird, desto weniger findet eigentliche Politik statt. Aber ist es wirklich so?
Selbst wenn die zwei klassischen Kritiken
eine vergleichbare Situation beschreiben,
lässt sich das, was im Netz passiert, nicht
darauf reduzieren.
Tatsächlich spielt das Gesetz eine entscheidende Rolle in den Medien-Events, die im
Netz rund um Internet-bezogene Themen
und anderem veranstaltet werden. Aber
diese Events können nicht einfach als auf
rein rechtliche Angelegenheiten beschrieben werden - im Gegenteil:
Auch wenn Legalitäten als der springende
Punkt des Netzes erscheint, gehen diese
Ereignisse gleichzeitig über das Gesetzliche hinaus. In allen Gerichtsfällen, die wir
erlebt haben – vom Domainnamen-Streit
zwischen dem Künstler-Kollektiv "Etoy"
und dem Online-Spielzeugladen "Etoys" bis
hin zum Fall des russischen Programmierers Dimitri Sklyarow, der unter dem Digital
Millenium Copyright Act (DMCA) für die
Online-Bereitstellung von Cracking-Software verurteilt wurde oder dem jüngeren
Prozess zwischen der Deutschen Bahn und
"indymedia.nl", in welchem letztere des unerlaubten Linkens zu einer illegalen Seite
über deutsche Atommüll-Transporte angeklagt wurden, - in all diesen Fällen waren
Gesetzlichkeiten offensichtlich sehr wichtig. Aber indem Banner, gefakte Web-Seiten und anderes produziert wurde, indem
Publicity um diese Themen generiert wurde, erschienen diese rechtlichen Fälle eher
als ein Moment, um weit darüber hinaus-
Netzpolitik
gehende Impulse für die Entwicklung des
Internets als digitale Gemeinschaft zu generieren. Hier tritt der gesetzliche Moment
par excellence, der Prozess als eine Möglichkeit zur Politisierung in den Vordergrund, nicht als Reduzierung von Politik auf
eine gesetzliche Sache.
In politischen Netzevents werden also Gesetzlichkeiten vielmehr aktiv als politische
Fragen re-formatiert. Im Skandal rund um
den Prozess gegen Sklyarov nahmen beispielsweise einige dem Protest beiwohnenden Webseiten die Möglichkeit wahr,
ihre eigene Übersetzung des DMCA zu geben. Als sie diese Seiten zum Gesetz verlinkten, als sie die empfindsamen Passagen
herausgriffen und den rechtlichen Jargon,
in dem sie geschrieben sind, in einfache
Sprache übersetzten, verwandelten sie die
gesetzliche Angelegenheiten aktiv in einen
politischen Sachverhalt. Und diese Geste
geht weit über Netzproblematiken hinaus:
Seiten, die sich z.B. mit Immigration und
Flüchtlingen beschäftigen, stellen ähnliche
Übersetzungen von Gesetzen in politische
Fragen bereit, verlinken zu den relevanten
Seiten der Legislatur und machen sie auch
für Nicht-Eingeweihte lesbar.
Vom Blickpunkt neuer medialer Praktiken
der Politisierung müssen die klassischen
Kritiken der Vergesetzlichung also in einigen Punkten modifiziert werden. Die klassischen Argumente von Schmitt und
Arendt treffen sicherlich auf einen aktuel-
BO
len Trend zu: Im Fall von Netzpolitik kann
eine Entpolemisierung ebenso wie ein expertokratischer Effekt beobachtet werden.
Man darf sich aber nicht zu sehr auf eine rigide Opposition zwischen Politik und Gesetz verlassen, wie sie die klassischen Kritiken voraussetzen. Beide machen zwischen
ihnen eine non-mediale, vielleicht sogar atechnologische Unterscheidung: Sie
nähern sich dem Gesetz als einem statischen Regime und unterstellen, sobald es
errichtet wurde, ein Ende der Politik.
Aber vom Blickpunkt politischer Internet
Praktiken aus, erscheinen Gesetzlichkeiten
eher als "Mittel ohne Zweck" wie sie der politische Philosoph Giorgio Agamben bezeichnet: Sie können zum Zwecke von unvorhergesehenen Wirkungen innerhalb
des legislativen Rahmens mobilisiert werden. Als Teil der täglichen politischen Online-Praxis werden gesetzliche Angelegenheiten ins Politische transformiert. Die
klassischen Kritiken fokussieren also auf
das Substituieren des Politischen durch das
Gesetzliche - und formulieren damit als die
einzige Hoffnung für die Zukunft, das Ersetzen des Gesetzlichen durch das Politische. Neue mediale Praktiken der Politisierung dagegen führen uns jedoch näher an
das Verschieben des Legalen in Richtung
des Politischen heran.
RE-POLITISERUNG:
WEGE ZU NEUEN ÖFFENTLICHKEITEN
Politik als mediale Praxis überschreitet
die Legislative.
Die klassischen Kritiken schlagen vor, dass
für eine Rückkehr der Politik das Gesetz
aus der politischen Domäne herausgeschoben werden muss. Aber vom Blickpunkt der
politischen Online-Praktiken aus ist die
entscheidende Frage: Wurden gesetzliche
Angelegenheiten erfolgreich mobilisiert,
können sie ins Politische gewendet werden? Vor dem Hintergrund dieser Frage
kann man eine dritte Kritik gegenüber der
Vergesetzlichung stellen, der die Netzpolitik in den letzten Jahren unterzogen wurde.
In Fällen, in denen die Politisierung eines
Themas sich mit der Re-Definition als einer
legislativen Angelegenheit deckt, verschiebt sich also zunächst die Sache in
Richtung der Orte des Gesetzes oder des
Gesetzmachens: zu Rechtsanwaltsbüros,
zu Regierungsvertretungen, zu Universitätsfachbereichen, zum Parlament etc.
Aber damit aus diesen Themen richtige politische Fragen werden, müssen sie von diesen Seiten wegbewegt werden. Sie müssen
in einfache Sprache übersetzt und in andere Räume als die exklusiven geschoben
werden. Damit aus einem Thema eine politische Frage wird, ist es am wichtigsten,
dass man einen Weg zu einer neuen Öffentlichkeit findet. Der Allgemeinheit muss
eine andere Definition gegeben werden als
die vage, formbare Referenz, die es in gesetzlichen und gesetzgebenden Ereignissen so oft gibt. Ein Thema, das vergesetzlicht wird, ohne dass man es auf diese Weise politisiert, ist nicht richtig politisch – es
ist nur ein Objekt der depolemisierten, expertokratischen gesetzlichen und legislativen Praktiken. Aktuelle Formen der Netzpolitik können unter diesem Blickwinkel
überprüft werden. Es ist klar, dass in der
Aktion des britischen Kollektives
"stand.org.uk" eine Menge an Übertragung
geleistet
wurde.
So
beschrieb
"stand.org.uk" den Fall: "Wenn dem so ist,
dass das beschissene 'Post Office' Zugriff auf
deine WebLogs hat, geschweige denn jeder
sonstige kleine Apparatchik, dann möchte
man vielleicht Alarm schlagen." Hier wird
definitiv eine andere Sprache gesprochen,
als man von einem durchschnittlichen parlamentarischen Vertreter erwarten würde.
Das Thema der Überwachung wird in andere Settings als die üblichen des gesetzlichen Jargons verlagert. Der Protest wurde
groß diskutiert, er wurde von verschiedenen Medien wie der "BBC" und dem "Register" aufgegriffen, in Diskussions-Foren wie
"slahdot.org" bis hin zu obskuren Listen wie
"Abapstas" getragen.
Hat die "Stand" Aktion also eine neue Öffentlichkeit ausgerufen? "faxyourMP.com"
diente britischen Einwohnern. Die Öffentlichkeit, die aus dieser Aktion hervorging,
war mehr oder weniger die selbe Öffentlichkeit wie die, die im gesetzkonstituierenden Ereignis ausgerufen wurde: die
der britischen Staatsbürger. So könnte man
sagen, dass dieser Protest das Thema nicht
weit genug bewegt hat. Trotzalledem:
Natürlich ist Gesetzgebung eine Hauptaufgabe der legislativen Politik und die staatliche repräsentative Demokratie ist eine ihre primären Infrastrukturen. Aber den Umweg über verschiedene politische Räume
zu nehmen und neue Öffentlichkeiten auszurufen, das ist die Verpflichtung, welche
die besseren Beispiele der Internetpraktiken vor uns darlegen. Das ist genau das,
was stets ignoriert wird, wenn Politisierung mit Legalisierung gleichgesetzt wird.
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<32> - DE:BUG.65 - 11.2002
Überwachung
IN DER BUGWELLE DER TERRORBEKÄMPFUNG
Chips für uns Wetware
TEXT: NICO HAUPT | [email protected]
HTTP
Klammheimlich sind in den USA die Überwachsungschips als Implantat auf dem Vormarsch. Kritiker
fürchten, dass das, was derzeit an Alzheimer-Patienten ausprobiert wird, schon bald tragender Teil der
immer eklatanteren Big Brother-Strategie der US-amerikanischen Bundesregierung werden könnte. Die
Industrie freut sich und pflegt schon mal globale Kontakte.
http://www.adsx.com/
http://www.agelessdesign.com/news-alz.htm
http://www.mercola.com/2002/mar/13/computer_chip.htm
http://www.bi.com
http://www.pseg.com/community/deep_c.html
http://news.moneycentral.msn.com/ticker/sigdev.asp?Symbol=ADSX
Seit Mai 2001 gibt es 8 Menschen auf der
Welt, die mit einem Überwachungschip im
Arm leben. Einer der ersten war Nate Isaacson, 83, aus Fort Lauderdale, Florida. Die
fürsorgliche Erklärung: Bei diesen Testpersonen handelt es sich um Alzheimer Patienten, die, wenn man dem naheliegenden
re wieder zu finden. Chief Executive von
ADS ist Richard J. Sullivan, ein ehemaliger
Spezialist der Fusionsberatungsfirma "The
Bay Group". Scott R. Silverman, der Präsident von ADS, ist ehemaliger Anwalt für
Kommunikationsgesetze. Unter den weiteren Mitgliedern finden sich auch ehemalige
IBM, Morgan Stanley, die Pacific States
Marine oder PSEG. PSEG gehört zu den 5
wichtigsten Energieversorgern in den USA
und Kanada und sie fördern nebenher aber
auch das so genannte DEEP-C Programm
(Downtown Education Enrichment), kurioserweise geleitet von jemandem namens
Kinder kann man prima wie UPS-Pakete überwachen.
Scherz wörtlich nehmen würde, dies vielleicht sogar wieder vergessen haben. Auf
den medizinischen Foren von healthboards.com ist dieser Chip derzeit noch kein
Thema, man glaubt sich auch weiterhin anders "wiederfinden" zu können.
ADS & DER CHIP
Der Chip jedoch lebt weiter, auch in den
Köpfen von Bundespolizei, Militär oder manisch-patriotischen Neokonservativen.
Entwickelt wurde der so genannte VeriChip
von "Applied Digital Solutions" (ADS). Wer
steckt hinter ADS und was sind ihre Ziele?
ADS sitzen in Palm Beach, Florida. Schon
vor 10 Jahren hatten ADS Chips in Tiere eingepflanzt, um verlorengegangene Haustie-
Mitarbeiter aus militärnaher Forschung.
Jerome C. Artigliere etwa war Vizepräsident einer Filiale von General Electric.
Im Januar 2001 hatte eine Subfirma von
ADS namens “Signature Industries Limited” einen Vertrag mit der britischen Navy
abgeschlossen, um mit deren Produkt
SARBE U-Boote orten und bergen zu können. Weitere Verträge gab es auch mit französischen Spezialeliten. ADS vertreiben
drei verschiedene Produkte: Digital Angel
ist ein externer Überwachungschip, VeriChip die einpflanzbare Variante und ThermoLife ein thermoelektrischer Generator,
der von der eigenen Körpertemperatur angetrieben wird. Zu den wichtigsten Kunden
von ADS gehören das US Government,
Chip Madsen. Wo genau PSEG die ADSChips einsetzt, ließ sich jedoch nicht von
ihrer Webseite entnehmen. ADS behauptet, den VeriChip nie an Firmen weitergeben zu wollen, die Menschen zwingen würden, ihn zu benutzen. Diese Äußerung
stammt von Chefentwickler Keith Bolton,
dem damit wohl eher eine freudsche Fehlleistung entschlüpft ist.
DER BUNDESSTAATSANWALT
ASHCROFT
In den USA sind Bürgerrechtsgruppen seit
Monaten besorgt um die "faschistisch" angehauchten Ideen von Bundesstaatsanwalt
John Ashcroft, der beispielsweise Untersuchungen von Leselisten der Büchereien an-
geordnet hatte. Die “Village Voice” rief im
September zum Rücktritt von Ashcroft auf.
Selbst die patriotische New York Post hatte absurderweise schon im Juni der FBI den
Finger gezeigt, man könne sich "hier selber
zur Wehr setzen". Dennoch ist New York eigentlich einer der Vorreiter von Überwachung gewesen, was zu Höhepunkten der
Dotcom-Bewegung auf einigen Sexparties
ironisch ad absurdum geführt wurde. Auch
der Barcode galt lange Zeit als Kultgegenstand; die Firmen IDs wurden natürlich
auch nach dem Sep 11th stolz um den
Nacken getragen. Gerastert werden konnte auch schon mit vielen anderen Barcodesystemen an Bankschaltern oder Supermärkten. Im geplanten neuen Nationalausweis, der National ID, soll mit den Halbleiterchips von Infineon auch eine Gesichtsüberwachung möglich werden. "Das Problem ist, dass man nie genau weiß, wofür
diese Chips morgen stehen", äußerte sich
Lee Tien von der EFF (Electronic Frontier
Foundation) bereits vor Monaten. Seit einigen Wochen gibt es in den USA nun neue
böse Spekulationen unter besorgten "Left
Wings": Auffälligerweise wurden zuletzt
einige Entführungsfälle von Kindern so
dermaßen in den US-Nachrichten gehypt,
dass plötzlich Ashcroft und die FBI darauf
"aufmerksam" wurden und den sogenannten "Amber Alert" eingeführt haben, der an
den Terroristenfarbcode erinnerte. Nun
munkelt man, wird der Amber Alert benutzt, um bald die Werbetrommel für den
VeriChip in Kindern zu schlagen. Applied
Solutions bieten allerdings den Chip bereits schon seit 2000 für Kinderschuhe an.
Zu den letzten Projekten von ADS zählt die
Kooperation mit BI Incorporated, einer der
größten GPS-/Satellitüberwachungsfirmen der USA oder eine Werbekampagne
mit Child Watch. Prinzipiell könnte man
seine Kinder auch über wireless Internet
überwachen, wenn das System etwa wie
UPS oder FedEX funktioniert, wo man in
Echtzeit beobachten kann, wie weit die erwartete Post von einem entfernt ist? Dazu
benötigt man nur die Eingabe der Trackingnummer.
D E N F LY E R G I B T E S N I C H T N U R I N
*TOKYO
LOS ANGELES
SAN FRANCISCO
ATLANTA
NEW YORK
TOKYO
MÜNCHEN
FRANKFURT/M
RHEINLAND
RUHRGEBIET
HAMBURG
SACHSEN
BERLIN
W W W. F LY E R . D E
URBAN CULTURE GUIDE
D A S K O S T E N L O S E S TA D T M A G A Z I N
SERVICEPOINT
"Go" entwickelte 1993 einen Computer mit Stifteingabe. Dieses Pen Computing wollte die neu
gegründete Firma "FutureWave" mit ihrer Grafik-Software "SmartSketch" dominieren. "Go"
wurde aber alsbald von "AT&T" gekauft und zurück in die Schublade gesteckt. Aber auch ohne
Markt baute FutureWave eine Animationskomponente in ihre Grafiksoftware ein, um sie als
eine der ersten Webtechnologien unter "FutureSplash" anzupreisen und die cleveren Strategen
bei "Microsoft" zu überzeugen, für den Start von "MSN" auf Vektorgrafik zu setzen. Damit
war man bei "FutureWave" über den Berg und konnte noch im selben Jahr die Software an
"Macromedia" verticken und aus FutureSplash wurde "Flash". Von Jahr zu Jahr bekamen also
immer mehr Leute dieses merkwürdige PlugIn als die Zukunft vorgestellt.
Flash
WIR FRESSEN UNS DURCH HANDBÜCHER
User Guides im Vergleich
TEXT: MARCUS HAUER | [email protected]
FLASH-HANDBÜCHER
Macromedias Flash versteht sich als Tool für bessere Applikationen und Content im Netz. Viele glauben
daran und basteln mit Flash an ihren fluffigen Product Sites oder versuchen damit, online VJ zu spielen.
Um zu lernen, wie man XML in lustige Datenwolken verwandelt oder was Action Skript in Version MX
verspricht, liest man entweder in der Online Hilfe oder kauft sich reichlich Bücher. Marcus Hauer hat sich
durchgeblättert.
Das Standardwerk unter den Kompendien ist
bei McGraw Hill/Osborne erschienen:
"Macromedia Flash MX: The Complete Reference" von Brian Underdahl. Angefangen bei den
einfachsten Funktionen bis hin zu ActionScript wird auf 720 Seiten alles erklärt, was der
geneigte Flash Developer wissen sollte. Prima auch, dass ein extra Kapitel sich dem Produzieren von Flashmovies für den PocketPC
widmet. Wem englische Handbücher aber zu
anstrengend sind, der kann ruhigen Gewissens auf das bei "Markt+Technik" erschienene "Flash MX und ActionScript: Webdesign und
dynamisches Programmieren" zurückgreifen.
Trotz der Vorurteile, die man auf Grund des
schlechten Design (Wir probieren Photoshop-Filter aus!) haben könnte, beschreibt es
wirklich prima kompetent auf 950 Seiten bis
ins letzte Detail sehr anschaulich, was es zu
beachten gibt. In einer kurzen Einführung
wird auf die Verbindung der Skriptsprache
ASP mit Flash eingegangen, um damit auf Datenbanken zuzugreifen. Beide Bücher kann
man, je nach Präferenz der Sprache, empfehlen, da sie ungefähr den gleichen Preis haben.
FÜR FORTGESCHRITTENE
Ein etwas anderes, dafür aber umso praktischeres Buch, ist bei unserem heimlichen
Lieblingsverlag "Friends of ED" rausgekommen. Bei "Flash MX Studio" geht es einzig und
allein darum, euer bereits bestehendes Wissen aus "Flash 5" mit allen neuen Funktionen
abzugleichen. Der Fokus liegt ganz klar auf
"ActionScript", das Buch soll also eher den
Profi ansprechen. Unser Tip für alle, die meinen, sie wüßten schon alles!
Wem noch die Grundlagen fehlen, der kann
sie mit "Foundation ActionScript for Macromedia Flash MX" aus demselben Verlag nachholen - der nötige Enthusiasmus wird einem
mit einer Portion schulischem Humor vermittelt. Weiterhin gibt es bei "McGraw
Hill/Osborne" noch das "Macromedia Flash
MX Developer Guide", das als Ergänzung zur
Reference zu sehen ist und sich besonders
mit den Erweiterungen von Flash beschäftigt. Von 3D bis MySQL, und von XML bis "Director" wird nichts ausgelassen, was einem
sonst auch nach Stunden der Google Suche
verborgen bleibt.
Das bei "O'Reilly" erschienene "ActionScript:
The Definitive Guide" wurde aus verantwortungsvollem Handeln von ActionScript-Gott
Colin Moock noch nicht auf "Flash MX" geupdated. Moock meint, man müsse mehr leisten als nur die Manuals von "Macromedia"
abzuschreiben. Das verstehen wir nur zu gut
und warten gespannt. Typisch O'Reilly.
VJ ODER DJ?
Eine der wichtigsten Neuerungen von
"Flash MX" ist die Native-Einbindung von
Video. Damit demnächst wieder eine Lawine aus VJ-Tools im Netz über uns hereinbricht, hat sich der bereits genannte Lieblingsverlag dem Thema Video intensiv gewidmet. Mit "Flash MX Video" liefern die
"Friends of ED" ein wirklich bis ins Detail gehendes Handbuch, das auch Audio nicht
auslässt. Anhand eines Projektes wird einem jeder Schritt nachvollziehbar erklärt
und um Schluss gibt’s noch die Anleitung
für die Steuerung per "ActionScript".
In Sachen Sound hat auch "New Riders" ein
prima Buch zu bieten. "Flash MX Audio Ma-
Macromedia Flash MX: The Complete Reference - www.osborne.com
Flash MX und ActionScript - Kompendium. Webdesign und dynamisches Programmieren
- www.mut.de
Macromedia Flash MX Studio - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com
Foundation ActionScript for Flash MX - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com
Macromedia Flash MX Developer's Guide - www.osborne.com
Flash MX und PHP . Flash-Anwendungen entwickeln und dynamische Inhalte einbinden www.addison-wesley.de
Macromedia Flash MX Video - www.friendsofed.com, www.flashmxlibrary.com
Flash MX Audio Magic - www.newriders.com
Flash to the Core - www.newriders.com, flashtothecore.praystation.com
Fresh Flash: New Design Ideas with Macromedia Flash MX - www.friendsofed.com,
www.flashmxlibrary.com
gic" ist ein Handy Buch mit fünf Kapiteln,
das alles vom Editieren, Interagieren bis hin
zum Streamen bietet und anhand von 15
Projekten eigentlich alles erklärt: Sounds,
Flash und überhaupt.
HEY DU – KREATIV?
PrayStation. Joshua Davis. Lange mussten
wir warten, auf ein Buch, das so auch schon
vor einem Jahr hätte erscheinen können.
Wurde es doch von "New Riders" auf Eis gelegt, um es pünktlich mit "Flash MX" zu releasen. "Flash to the core" ist ein Buch, das
allen, denen die Flash-Hilfe reicht, einem
den Blick des Joshua Davis auf Flash vermittelt. Einige Projekte der letzten beiden Jahre werden anhand von Texten (fast ohne Bil-
der) erklärt und nachvollziehbar abgehandelt. Insgesamt ein wirklich nicht zu unterschätzendes Buch, das nur einen Haken hat:
Es hat nichts mit "Flash MX" zu tun. Egal, die
erste Auflage ist wohl schon ausverkauft.
Genau das Gegenteil zu diesem Buch ist das
von den Lieblingsfriends erschienene "fresh
flash: new ideas with Flash MX". Anhand der
einzelnen neuen Möglichkeiten von "Flash
MX" erklärt einem jeweils ein Designer erklären, was möglich ist. Eigentlich der Geheimtip, den man aber auf keinen Fall als
einzelnes Buch benutzen sollte, sondern in
Kombination mit "Flash MX Studio". Sind
das doch die beiden einzigen wirklichen
"Flash MX" Bücher, die diesen Namen auch
verdienen.
es geht um alles.
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<34> - DE:BUG.65 - 11.2002
Games
PUTZEN KANN SO VIEL SPASS MACHEN
Super Mario Sunshine
TEXT: HEIKO GOGOLIN, NILS DITTBRENNER | HEIKO, [email protected]
Mario ist seit Urzeiten ein Klassiker und mittlerweile bei den Kids bekannter als Mickey Mouse. Insgesamt 160 Millionen Kopien gingen bislang über den Ladentisch. Nun endlich kommt der neue Teil. Ab auf
die Insel, immer mit der obersten Direktive: Spielspaß im Blick.
"It'se me, Mario!" Der weltbeste Klempner
hüpft wieder. Endlich. Als Vieldaddler
wird man ja allgemeinhin über die Jahre
hinweg etwas reservierter, schließlich
steht Weltrettung auf dem Tagesplan und
irgendein Setting, das dem Untergang geweiht ist, lockt einen kaum mehr hinterm
Ofen hervor. Ein neuer Mario bietet jedoch stets Anlass für einen dreifachen
Luftsprung, denn nicht nur quantitativ im
Sinne eines technologischen "Höher,
Schneller, Weiters", sondern auch qualitativ ist stets sicher: Ein neues GameplayLevel wartet.
Mario, der Charakter des Jump'n Runs und
ner nicht mehr fehlen. Super Mario Bros.
begründete das Hüpf und Lauf-Genre in
seiner jetzigen Form. Das Game, seine
Nachfolger und dadurch auch das N.E.S.,
verkauften sich wie warme Semmeln. Umfragen in Amerika zeigten sogar, dass Mario bei Kindern zeitweise bekannter war
als Mickey Maus. Über die Episoden hinweg lernten wir mehr und mehr Mitglieder seiner Familie kennen und lieben, ob
nun den jüngeren Bruder Luigi, sein Herzblatt Prinzessin Peach oder Marios knuddeliges Reittier, den kleinen Dino Yoshi.
Alle Teile zeichnen sich bis heute nicht
nur durch ihre sublime und zeitlose Spiel-
die dritte Dimension portieren ohne den
Raum wirklich konstituierend in das Geschehen einzubeziehen. Das Spieldesign
entsprach damals schon eher einem
Abenteuerspielplatz als einer linaren Reise durchs Marioland. Dieser grundsätzlichen Offenheit wird auch Super Mario
Sunshine, das erste Abenteuer seit sechs
Jahren, nicht untreu. Miyamoto belässt's
beim Prinzip, den Spieler an mehreren
Aufgaben parallel werkeln zu lassen, aber
erweitert es im Detail sehr spannend und
immer mit der obersten Direktive Spielspaß im Blick.
Wir begleiten Mario mit Darling Peach in den wohlverdienten Urlaub auf die Südseeinsel Isla Delfino.
mit insgesamt 160 Millionen verkaufter
Spiele zugleich Sockel für Nintendos
Markterfolg, kam erstmals 1980 im Automaten "Donkey Kong" zum Einsatz. Damals
noch schlicht "Jumpman" getauft und
mehr grobpixeliger Sprite als schnurrbärtiger Superheld, den man zwecks besserer
Distinktion mit roter Schirmmütze und
Blubberbauch versah. Donkey Kong wurde wider Erwarten ein weltweiter Slammer und als Nintendo 1985 ihre erste
Heimkonsole launchte, durfte der Klemp-
barkeit samt großartigem Umfang und
vieler Geheimnisse aus, sondern kickten
zudem das gesamte Genre voran. Den
Sprung in die dritte Dimension vollzog Super Mario 64: Die Gemeinde lobpreiste
den Stardesigner Miyamoto, war doch der
Einzug von Räumlichkeit in den Hüpfpassagen und den in alle Achsen hin offenen
Rätseln grandios gelöst. Selbst heute wird
der Titel in all seinen Freiheiten selten erreicht, da viele Konkurrenzprodukte weiterhin Jump 'n Run-Parcourse einfach in
ALLES NEU - ALLES SUPER
Wir begleiten Mario mit Darling Peach in
den wohlverdienten Urlaub auf die Südseeinsel Isla Delfino. Bei der Ankunft fällt alsbald auf, dass das Palmenparadies von einer ekligen Farbschicht beschmiert wurde.
Als Übeltäter identifiziert man fluchs Mario, aber natürlich ist's ein fieser Doppelgänger, der derart rumgesaut hat. Die ortsansässige Justiz zeigt sich nicht zimperlich
und verurteilt unseren Helden dazu, die gesamte Insel wieder sauberzuwaschen. Der
Strafvollzug gestaltet sich dabei trotzdem
ziemlich liberal: Hüpfen darf man, wohin
man will, außerdem bekommen wir eine
sprechende Wasserpumpe als nützliches
Putzwerkzeug, die sich jedoch ziemlich fix
auch für andere Zwecke gebrauchen lässt.
Je nach Aufsatz stellt sie zugleich Schwebehilfe, Senkrechtstarter oder Turbo dar. So
geht es quietschfidel durch genial designte
Levels mit Namen wie Parco Fortuna, Monte Bianco oder Porto d'Oro. Den Ausflug
untermalen stets karibische Tunes, zu denen die knuffigen Inselbewohner den
ganzen Tag rythmisch ihre Hüften schwingen. Für die frischen Aufgaben verändert
sich teilweise die Architektur der Stages.
Wir legen eine Rennpartie ein, bezwingen
kriegerische Hamster oder landen in einem
der aus SuperMario 64 bekannten Hardcore-Plattformstages, in denen sich alle Elemente stetig in einer mechanischen Lebendigkeit bewegen. Langeweile ist dabei ein
Fremdwort, höchstens hakt's mal bei einer
schwierigen Sprungpassage. Dies motiviert aber auch, gerade da Fruststellen selten in Verlust der Bildschirmleben gipfeln Eher muss wieder mühsam nach oben gekrabbelt werden. Die sonnige Optik bleibt
den bisherigen Marioteilen treu: knallig
bunt und friedlich, aber selten zu farbig
oder mit Knuddeloverdose. Wie liquide alles vor sich hin tropft, schmiert und bubbelt ist ein wahres Vergnügen, da macht
selbst putzen wieder Spaß. Die Hauptaufgabe, von den 120 im Spiel versteckten
"Shines" bzw. "Insignien der Sonne" wie sie in
der ansonsten exzellenten deutschen
Übersetzung etwas unfunky heißen, mindestens 60 zu sammeln, gelingt durch faires Spieldesign selbst Anfängern irgendwann. Werden alle 120 gewünscht, müssen
schon absolute Pro-Styles am Start sein.
Mario ist ohne Zweifel ein Must-Have auf
dem Spielewürfel: Wir haben unseren
Herbsturlaub gebucht, auf nach Isla Delfino!
beim Umbau aber schon hinter uns liegt.
Ein Potentiometer zur Regelung der
Lichtintensität liegt zwar bei, muss aber
nicht eingebaut werden, da Batteriesparen
nicht wirklich geht (die Lebensdauer mit
zwei AA-Mignon bleibt aber bei aufregenden neun Stunden) und danach ein unschönes Rädchen am Gehäuse prankt. Also belassen wir‘s lieber dabei, schrauben die Teile fix wieder zusammen und freuen uns von
nun an über das fancy-unter-der-DeckeGezocke. Für totale Bastelnotoriker bieten
diverse Firmen im Netz auch einen Einbautarif an, auch bei Eigenleistung dürfen
für dieses beste aller Upgrades so far aber
immerhin 50 Euro berappt werden. Dafür
besticht der GameBoy nach dem Umbau
aber mit einer nie dagewesenen Kontrasttiefe und Farbschärfe. Afterburner ist somit
das Tool für Neidgarantie auf dem Schulhof
und die erste wirklich lohnende PeripherieInvestition für den GameBoy Advance; Jetzt
könnten auch TV-Tuner und MP3-Upgrade
endlich kommen.
Games
GAMEBOY NUN MIT NACHBRENNER
Afterburner Internal Lighting Kit für GameBoy Advance
TEXT: NILS DITTBRENNER | [email protected]
Spieglein, Spieglein in der Hand - qua schlecht designtem Display hat man mit seinem Gameboy nicht
immer nur Freude. Doch Abhilfe naht: Ein internes Lightning-Kit ist auf dem Markt. Voraussetzung:
Frickelfinger und keine Angst vor dem Ende der Garantie. Trotzdem wirkt es.
Trotz immer größer werdenden Softwareangebots mit mittlerweile einigen
wahren Rennern im Portfolio verkauft sich
Nintendos Handheld GameBoy Advance
bisher nicht so wie eigentlich erhofft. Leistung steckt zwar genug im Flachmann, vie-
allem nach dem Prinzip Hoffnung. Nach einiger Wartezeit ist nun die Peripherie auf
dem Markt, die Spielenden unterwegs die
bisher fehlende Killer-Applikation zum Einbau bietet: das interne Lighting-Kit mit dem
vielsagendem Namen "Afterburner". Adam
tig herausgelöst werden. Schwitzige Hände
gibt’s natürlich aufgrund der just flöten gehenden Nintendo-Garantie. Nach dem Öffnen gestaltet sich der kleine Spieljunge jedoch allerfeinst und aufgeräumt, nun noch
schnell Mainboard vom Gehäuse gelöst und
Fehlende Hintergrundbeleuchtung: Sogar Stirnlampen wurden von einigen Usern
propagiert.
le Besitzer zeigten sich aber vor allem aufgrund der schlechten Display-Performance
enttäuscht und verkauften ihren alsbald
wieder. Bei Tageslicht als auch bei Dämmerung ist - Nintendos Sparpolitik sei dank nämlich vor allem eins zu sehen: das Gesicht des Spielers durch mangelnde Entspiegelung und fehlende Hintergrundbeleuchtung. Für ersteres kaufte man sich einfach ein Austauschlinse und wunderte sich,
dass das kaum was brachte, für letzteres
musste eine der mehr schlecht als recht
funktionierenden externen Lichter herhalten, sogar Stirnlampen wurden von einigen
Usern propagiert.
Diese ganzen Notbehelfe funktionieren vor
Curtis, notorischer Bastler und flinker Erfinder (De:Bug berichtete) hat sich mit seiner Firma Tritonlabs an die Entwicklung und
Vermarktung gemacht, in Deutschland wird
dieses feine Upgrade u.a. vom Umbauspezialisten Wolfsoft vertrieben.
Das Kit kommt in erster Linie unspektakulär
daher: Die Lichtquelle besteht aus einer Folie, die über dem Display angebracht wird.
Auf das LCD-Display selbst kleben wir einen
Anti-Reflective-Film, welcher dafür sorgt,
dass Licht die Pixel erhellt und nicht einfach
nur zurückstrahlt. Für den Einbau muss der
GBA natürlich geöffnet werden. Dazu
genügt ein 1,5 mm – Schlitzschraubenzieher, mit dem die Spezialschrauben vorsich-
los geht's. Als erster chirurgischer Eingriff
muss in der Plastikgussform genügend
Platz für die Leuchtfolie geschaffen werden.
Dazu braucht man ein Teppichmesser oder
anderes plastikschneidendes Equipment,
um eine 6.5 mm hohe Schneise unterhalb
des Display zu schlagen. Danach wird’s ein
wenig fummeliger: So muss der anti-reflective Film möglichst blasen- und staubkornfrei auf das LCD geklebt werden, ein Vorgang, der für Aufregung sorgt. Ich brauchte
drei Anläufe - ohne zu einem perfekten Ergebnis zu kommen. Danach werden zwei
Lötpunkte auf dem Mainboard mit der
Leuchtfolie verbunden, wobei zwar genau
gearbeitet werden muss, das Frickeligste
GEWONNEN
Das RGB-Kabel zum Nintendo-Gamecube Dann mal Sonnenbrille auf und Joypad in
für den gesteigerten Farbensplash haben die Hand, herzlichen Glückwunsch von der
Redaktion.
gewonnen:
Finn Kannengießer, Brodersby
Andreas Zecher, Potsdam
Cordula Sanner, Florenz
<35> - DE:BUG.65 - 11.2002
Kino
WAS IST DENN DA DER PUNKT?
"Jeans" von Nicolette Krebitz
TEXT: THOMAS KHURANA | [email protected]
SERVICEPOINT
Das Spielen, das Laufenlassen ist alles in diesem Film. Der Improv-Film "Jeans" von Nicolette Krebitz
schaut neugierig im wilden Leben nach, ob immer noch was anderes geht, und sammelt dabei zugezogene Berliner Szene-Gestalten ein, um die eine Geschichte mit schlichten Anforderungen an Mädchen
herumgesponnen wird. Jeans eben.
http://www.jeans-derfilm.de
"Oschi, morgen wird Nina angerufen, und
dann - der Sommer ist nämlich noch lang
nicht vorbei, das ist der Punkt", sagt Rainald
(Rainald Goetz) zu Oskar (Oskar Melzer),
nachdem der Abspann abgelaufen ist und
das Bild schon nichts mehr zeigt außer
schwarz. Das ist nicht ganz unbezeichnend
für diesen Film, der zwei Dinge in jeder Sekunde will: 1. möglichst viel Spielraum,
Offenheit, ein Gefühl, dass immer noch
nicht Schluss ist, dass irgendwo noch was
geht – und 2. einen schönen, immer wie
beiläufigen Sound: der spezifische Rhythmus dahingesagter, mal genau sitzender,
mal verhaspelter Sätze, das Xylophon-Ge-
den. So wird aus einem Wettlauf irgendwie
langsam eine Art Ringen, aus einem Beobachten ein Imitieren, ein Hinterherlaufen,
ein gemeinsam Joggen, ein Zurückfallen
und schließlich ein Nestraub. Aus einem
"Klar, kommt hoch" wird eine verschlossene
Tür und ein "Was wollt ihr denn?".
Da ist es fast ein bisschen schade, dass die
Absichten von zwei männlichen Spielern –
Oschi und Dogge (Marc Hosemann) – zum
Leitfaden werden, an dem man die einzelnen Szenen dieses verallgemeinerten
Spiels langsam auffädeln kann. Oskar, der
oft kindtraurige Junge, sucht ein Mädchen,
dass den etwas, äh, sagen wir mal, schlich-
Telefonzelle von zwei Mädchen was auf die
Fresse bekommen hat, schließlich von einer Siebzigjährigen beim Schlittschuhfahren führen.
Selbst wenn die Variation von Boy meets
Girl-Konstellationen "Jeans" ziemlich regiert, entsteht die Handlung dennoch nicht
einfach aus der einen großen Geschichte.
Handlung ist der Effekt des Zusammentreffens besonderer Personen mit einem jeweils eigenen Habitus: Da ist Coco, das
leicht maliziöse Mädchen, das sich immer
dann diebisch freut, wenn etwas Trauriges
passiert, Mavie (Mavie Hörbiger), die im
Koma wartet, bis sich ihre Probleme von
Guter Trick: Mavie wartet einfach im Koma, bis sich die Probleme von selbst gelöst
haben.
klimper von Terranova, ein Lächeln am
falschen Platz, eine echte Geste aus dem
Nichts.
Aber was ist da der Punkt? Weiß nicht. Erst
mal zusehen, zuhören, zuschauen, sehen,
was geht und was nicht. Das Spielen, das
Laufenlassen ist alles in diesem Film. Eine
Begrüßung, eine Frage, eine Berührung ist
immer im Begriff, zu einem Spiel zu werden, dessen Regeln, Ziele und Einsätze
noch keiner kennt, erst während des Spielens gemacht und laufend geändert wer-
ten Anforderungen entsprechen soll: wie
Minimaus auszusehen, ihn zu küssen und
nur dafür gemacht zu sein. Dogge (Marc
Hosemann) hat eigentlich nur zwei Dinge
im Kopf: weibliche Körperteile und Sex.
Beide brauchen dringend einen Platz zum
Schlafen, da sie aus ihrer Wohnung geflogen sind. So landen sie in Angies Wohnung,
Oskar lernt, dirigiert durch eine Sms von
Coco (Nicolette Krebitz), die für ihn nach
einer wie Minimaus sucht, Nina kennen
und Dogge lässt sich, nachdem er in einer
selbst gelöst haben, Angie (Angie Ojciec),
die sich zu dem sehr schönen Wort "Ohgottohgottohgottohgottohgottohgott" ein
paar Mal um die eigene Achse dreht. Und
Nina (Jana Pallaske), die Schauspielerin
werden will und die Oskar für "Minimaus"
hält.
Das besondere Interesse an den Personen
hat natürlich damit zu tun, dass der Film
mit dem Leben, den Sätzen, den Gesten
und den Namen seiner Darsteller arbeitet:
Mavie Hörbiger spielt Mavie, Oskar Melzer
Oschi, Jana Pallaske spielt Nina, die, genau
wie Jana selbst das damals gerade tat, im
WMF kellnert und dabei ist, Schauspielerin
zu werden – und so weiter. Diese Durchdringung von Realperson und Filmfigur
klingt sehr nach "Dekonspiratione" – bleibt
aber ohne die Kompliziertheit und Reflektiertheit von Goetz‘ Text. "Jeans" ist in diesem Sinne kein Film, der sich für sich als
Dokufiktion interessiert und die wechselseitige Fiktionalisierung von Filmfigur und
Realfigur ausstellt. Er reklamiert über das
Mitführen der realen Personen eher nur einen gewissen Echtheitsanspruch.
Ob aber ein bloßer “Es war so”- und “Wir
waren da”-Gestus schon immer ein echter
Gewinn ist, fragt man sich dann doch – besonders bei den Aufnahmen aus dem
Nachtleben, die sich im Film finden. Hier
wird einfach das Pogo in dunklem rotem
Licht platt abgefilmt. Ein bisschen Selbstfeier. Gerettet wird die Szene vielleicht
durch einen Moment, in dem Rainald
Goetz diejenige, die gerade das Pogo filmt,
mit seiner Kleinbildkamera knipst, ins Gesicht des Zuschauers blitzt und so das Filmen, das Gesehenwerden, das Inszenierungsmoment mit in die Szene zieht. So
wird auch das Polaroidgefühl ein bisschen
ausgestellt, dem der Film an dieser Stelle
etwas zu sehr nachzujagen scheint: das Gefühl, etwas in Echtzeit von sich wegzurücken und darüber wie über eine abgeschlossene Sache zu staunen. Etwas in
Echtzeit zur Erinnerung zu machen. Zu etwas, über das man schon währenddessen,
während des Filmens im Sommer 2001 sagen will: "dieser Wahnsinnssommer 2001".
Der Sommer aber ist ja eben immer auf gewisse Weise noch nicht vorbei. Er ist ein
verallgemeinertes, wirres Spiel ohne klares
Ende, in das man heillos verwickelt ist. Das
ist ja gerade der Punkt.
Kino
VERTERAN IN HONGKONG
Andy Lau und ”Fulltime Killer”
TEXT: VERENA DAUERER | [email protected]
SERVICEPOINT
Hong Kong 2001, Regie: Johnnie To, Buch:
Wai Ka Fei, mit: Andy Lau, Takashi Sorimachi, Kelly Lin, Start: 21.11.02
Andy Lau gehört zu den Veteranen in Hong Kong. Über hundert Martial Arts Filme, Action-Knaller oder
Romantic Comedies hat er gedreht und sieht dank Gurkenmaske und grünem Tee fünfzehn Jahre jünger
aus.
Andy Lau setzt ein meisterhaft lausbubenhaft schüchternes Lächeln auf, als ob er
erst gestern unbekümmert mit der Filmerei angefangen hätte. Dabei hat er mit Leuten wie Wong Kar-Wei ("Days Of Being
Wild" und "As Tears Go By") gedreht und
gerade für Johnnie To ("Running Out Of Time") einen cinephilen Berufskiller gespielt.
“Fulltime Killer” ist das genretypische
Pürée aus anmutig ballettös ausgeführten
Kampfchoreografien mit Brutalo-Gewalt,
durchzogen mit den sentimentalen Kitschelementen einer Story, die, ganz oder gar
nicht, wie immer von Verrat, Ehre, Liebe,
Hass angetrieben wird. Wir führen stotternd ein business-orientiertes Gespräch,
Lau übt sich in asiatischer Zurückhaltung
und Höflichkeit, die leider durch mühselig
geradebrechtes Englisch um so größer
wird.
DEBUG: Interessant ist bei ”Fulltime Killer”,
die Kampf- und Schießszenen mit klassischer Musik zu untermalen.
LAU: In den letzten zehn Jahren wurden so viele Filme dieser Art produziert, also mussten wir
uns was überlegen. Ich hatte lange Diskussionen mit Johnnie To und Wai Ka Fei. Der Ansatz
war, dass meine Figur Filme über alles mag. Ei-
gentlich will er ein Star sein und zieht bei je- bringen kann, wird er es nicht berühren köndem Auftritt eine Show ab. Dazu braucht es nen. Filme macht man in erster Linie nicht nur
eben auch Entertainment wie Tanzen oder für sich selbst.
Opernmusik.
DEBUG: Ihre erste Produktion war 1991 der
DEBUG: Die Stunts haben Sie sicher wieder geniale Fantasy Martial Arts "Saviour of the
Soul". Wie kamen Sie dazu?
alle selber gemacht?
LAU: Die meisten. Ich frage mich vorher im- LAU: Er wurde Vorreiter für ein neues Konmer: Kann ich das tun? Wenn nicht, versuche zept, denn ich wollte den Filmstil in Hong Kong
ich die Szene zu verändern, weil ein Double verändern. Weg von diesem actiongeladenen
sich nicht richtig in den Film einfühlen und der Zeug. Wenn man seine Karriere für zehn,
Story nicht wirklich folgen könnte. Bei meinen zwanzig oder dreißig Jahre verlängern möchte,
eigenen Produktionen mache ich alle, bei an- muss man sich was Neues einfallen lassen.
deren kann ich nicht kontrollieren, ob die Vor- Man kann ja auch nicht immer mit dem selben
bereitung gut genug ist. Aber wenn, kann jeder Gesichtsausdruck rumlaufen. Bei Saviour of
die Stunts machen. Bei eigenen Produktionen the Soul habe ich zum ersten Mal Animationen
gebe ich jedem Künstler vorher ein spezielles verwendet. 1991 war sowas noch kaum bekannt. Innerhalb von drei Jahren habe ich desTraining.
halb mit diesem Film ungefähr 40 Millionen
DEBUG: Sie arbeiten schon lange als Schau- Hong Kong Dollars verloren. Viel mehr, als
spieler und seit einer Weile auch als Produ- man in einen Film mit Jacky Chan investieren
müsste. Daher habe ich in vielen Filmen mitgezent.
LAU: Nach 21 Jahren in der Branche weiß ich, spielt, weil ich so viel Geld beim Filmemachen
was das Publikum will: Wenn es den Künstler verloren hatte. Niemand hat mir geglaubt,
wirklich akzeptieren soll, geht es nicht ohne dass ich produzieren könnte. Heute freue ich
kommerzielle Elemente. Die anderen Produ- mich, wenn Leute aus anderen Ländern mir erzenten wollen den Spirit des Regisseurs erhal- zählen, dass sie den Film mögen. Auch wenn
ten. Ich diskutiere immer mit ihm, denn wenn das zehn Jahre später ist.
er das Thema nicht an das Publikum heran-
Für seine Filme muss
man sich was Neues einfallen lassen. Man kann
ja auch nicht immer mit
dem selben Gesichtsausdruck rumlaufen.
DEBUG: Sie haben wirklich 110 Filme gedreht?
LAU: Es sind mehr. Pro Jahr drehe ich vielleicht
drei. In Hong Kong ist es üblich, drei bis sechs
Filme abzudrehen. Vor fünf oder zehn Jahren
ging ich von einem Set zum nächsten. Im Filmgeschäft ist nicht mehr so viel los. In den 60ern
machten wir in Hong Kong um die 200 bis 250
Filme im Jahr. Heute sind es 100.
setzt mich deshalb nicht so häufig. Wenn man
bei seinem Projekt mitarbeitet, wird man zu einem Teil und weiß sonst gar nichts vorher. Sogar während des Drehs kennt man manchmal
noch nicht die Story, erst wenn der Film
schließlich startet. Wenn man einmal akzeptiert hat, dass das eine Kunstform ist, macht
man sich keine Gedanken mehr. Man muss
ihm einfach vertrauen.
DEBUG: Wie lief die Zusammenarbeit mit
Wong Kar Wei?
LAU: Bei unserem ersten gemeinsamen, "As
tears go by", kannten wir uns schon sehr gut.
Ich finde, dass ich seine Filme, in denen ich mitspiele, beeinflusst habe. Das weiß er und be-
DEBUG: Wollen Sie mal nach Hollywood?
LAU: Hollywood ist auch nur ein Ort, ich habe
meine Orte in Hong Kong, China, Taiwan,
Korea. Erstmal muss ich mir eine Basis schaffen. Ich hoffe, dass man mich eines Tages in einer ausländischen Produktion haben will.
<36> - DE:BUG.65 - 11.2002
PRÄSENTATIONEN
Events | Goto
GOTO IM NOVEMBER
TEXT: KAREN KHURANA | [email protected]
TEXT: KAREN KHURANA | [email protected]
Onedotzero nicht nur an digitalem Film,
sondern auch an Musikvideos, Programmdesign, Grafikdesign, Webanimationen
und Computerspielen. Dazu gibt es verschiedene Module mit durchsichtigen und
weniger durchsichtigen Namen: Wow and
Flutter entwickelt ausgefeiltere Details in
der Filmanimation und schärfere Bewegungsgraphiken, Reel Warp zeigt die Ten
Creative Review / Warp Records-Wettbewerbsfilme (mit neuen Arbeiten von u.a.
Chris Cunningham, Alexander Rutterford
und Sam Tootal), jstar02 widmet sich digitalen Produktionen aus Japan, L.A. Stories
sind Filme über Los Angeles (zwei von Spike Jonze), Wavelenghts führt Musikvideos
( von u.a. Shynola, Intro, Tim Hope, Johnny
ONE DOT ZERO DIGITAL FILMFESTIVAL Hardstaff) vor und lens flare 02 wirft Computerspiele auf die Großleinwand. Alle ins
BERLIN, 14.11. bis 20.11.02
Das Londoner Filmfestival Onedotzero ko- Kino Central.
piert sich nach Berlin. Das ICA (Institute of http://www.britishcouncil.org/germany/ber
Contemporary Arts) präsentiert das Festi- lin-london/onedot.htm
WORLD-INFORMATION.ORG
Amsterdam 15.November - 15.Dezember 2002 val, The British Council importiert es Nach Brüssel und Wien ist nun Amsterdam bemüht um den kulturellen Austausch zwidran: Das Ausstellungs- und Konferenzpro- schen London und Berlin. Interesse zeigt
MODUL/A/T/O/R
Essen, 6. November 2002
MODUL/A/T/O/R integriert Computer ins
Theater. Tänzer erzeugen durch ihre Bewegungen Klang, der durch die Musiksoftware
MAX/MSP modifiziert wird. Die einzelnen
Bewegungen werden gefilmt und nehmen
als weitergeleitete Bilddaten Einfluss auf
die Art und Stärke, in der die Module der
Musiksoftware eingesetzt werden. Gleichzeitig filmt eine zweite Kamera die Tänzer
noch mal frontal ab und lässt das Bildmaterial über eine Videosoftware wieder auf die
Bühne projizieren. Sehr integrativ. Eigentlich will man aber doch darauf hinaus, dass
der Mensch das Maß aller Dinge ist. Wer da
wen an die Wand spielt, wird sich sicher
noch zeigen. Im Anschluss in weiteren
Städten in Deutschland, Belgien und
Holland. www.theater-der-klaenge.de
gramm von World-Information.org thematisiert den Einfluss der Verdichtung weltweiter Vernetzung auf den Alltag und versucht herauszufinden, wie derartige Netze
funktionieren, wer welche Netze zu kontrollieren versucht und wer was baut. Die
Ausstellung teilt sich in drei Sektionen:
World Infostructure wirft einen Blick
zurück und zeichnet die Evolution der
Kommunikationstechnologien
nach.
World-C4U zeigt sich aufmerksam gegenüber Kontrolle und Überwachung. Und
Future Heritage stellt digitale Kunstprojekte aus, von tm ark, Marko Peljhan und
dem Critical Art Ensemble. www.world-information.org
ABO
nnement
BACK_UP FESTIVAL
Weimar, 07.-10. November 2002
Sind digitale Medien für den Film nur ein
Special Effect? Das Back_Up Festival
meint nein und untersucht den unterschätzten Einfluss von digitalen Medien
auf Film als Kinolandschaft: die Veränderung von Filmproduktion, Vertrieb,
Ästhetik,
Erzählweise
und
der
Präsentationsform. Einen zentralen Platz
innerhalb des Festivals hat der
Backup.Award, ein internationaler Wettbewerb für Kurzfilme und Videoarbeiten,
die in irgendeiner Form die Pfade des
analogen Kinos verlassen. Musikvideos
haben ihren eigenen Award mit eigener
Jury plus online Poll. Die Nominierungen
des Clipawards sind noch bis zum 6.November im Pop Up der Seite zur Ansicht
hinterlegt. Die übrigen (Netzkünstler,
Musiker usw,) kriegen einen Platz in der
Lounge oder in den vielen kleinen anderen Sicherungskopien: backup.club,
backup.film, backup.forum, backup.closeup...
www.backup-festival.de/
DOORS OF PERCEPTION: FLOW
Amsterdam, 14. - 16. November 2002
Die diesjährige Designkonferenz Doors of
Perception nimmt sich dem Thema Flow
an. Das meint zum Beispiel die Allgegenwart von Mikrochips im Alltag und die
Frage, was passiert, wenn die auch noch
miteinander kommunizieren. Immer an-
geschaltet, in einer Realzeit-Ökonomie
leben: Wie man damit umgehen soll, fragt
sich dort alle Welt. Darunter sind der Autor Bruce Sterling, Webdesign-Künstler
Joshua Davis, Nettime Co-Moderator
Felix Stalder und die MIT Forscherin Felice Frankel. Am zweiten Tag öffnet die
Konferenz mit dem Grand Prix Award ihre
Türen auch für Nicht-Konferenzteilnehmer und vergibt einen Special Award für
die beste Fünf-Minuten-Präsentation eines möglichen Designprojektes.
http://flow.doorsofperception.com
(D)VISION FESTIVAL
Wien, 27. November - 1. Dezember
Die digitale Erweiterung von Lebensräumen hat die binäre Unterscheidung von
privat und öffentlich verwischt. Das Festival “digitalBiedermeier: reproducing the
private” versucht, die Neuformatierung
der Verhältnisse nachzuzeichnen: Es geht
um die Überwachung durch Logfiles und
andere Aufzeichnungstools und um
Wohnzimmer als neuen Produktions- und
Revolutionsort (mehr dazu: vorgeblättert
auf Seite 26/27). Neben Panels und Diskussionen gibt es Filmscreenings zum
Thema und den Salon als Treffpunkt mit
neuen Technologien fürs Wohnzimmer.
Am Wochenende lädt D(vision) in den
Club zu Private Beats. Debug mischt mit.
http://2002.dvision.at/
DEBUG VERLAGS GMBH BRUNNENSTRASSE 196 _ 10119 BERLIN
FON 030 2838 4458 EMAIL: [email protected]
DEUTSCHE BANK BLZ 10070024 KNR 1498922
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V.A. - FAMOUS WHEN DEAD PT. 2 (PLAYHOUSE)
Frankfurts legendäres Vorzeige-Houselabel präsentiert die zweite Werkschau
mit Produzenten, die, zumindest auf dem Dancefloor, schon zu einiger
Berühmtheit gekommen sind. House-Wonderboy Brooks, Anthony ”Shake”
Shakir, Shalark, Swayzak, Playgroup, Hi-Lo sind nur einige der Beteiligten. Von
wegen nur posthum.
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ICH ZAHLE PER BANKEINZUG
kto-nr
V.A. - GEMEINSAM (BPITCH CTRL)
Schon die vier Musketiere hatten da so einen Wahlspruch. Die BPitch-Familie um
Ellen Allien ist mittlerweile um einiges angewachsen. Zeit, die Luftschlangen
rauszuholen und eine eklektische Party zu feiern. Die hört sich dann natürlich super an. Mit Ellen, Funke, Kiki, Kalkbrenner, Modeselektor und den anderen Rabauken!
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V.A. - QUATERMIX (QUATERMAAS)
Quatermaas liefert hier eine extrem coole Mix-CD ab, die sich quer durch den
umfassenden und recht eklektischen Backkatalog des Labels wuselt. Andrea
Parker, Jan Jelinek, DJ Wally, To Rococo Rot, Gez Varley und noch einige andere
treffen sich in einem formschönen Mix. Siebzig Minuten wie eine Emulsion
AMBASSADORS (SANTORIN)
Eins der beständigsten und mutigsten Drum and Bass-Label des Landes rockt
hier eine Compilation der neuesten Tunes aus den letzten 12” Releases und
einigen Dubplates zusammen, die uns endlich mal wieder beweißt, dass Drum
and Bass auch hierzulande eine Zukunft hat.
CLICKS AND CUTS 3 (MILLE PLATEAUX)
Die Helden der Glitches auf dem nun dritten Teil der legendären Serie, die ein
ganzes Genre definieren wollte, treffen sich auf dieser Doppel-CD zu einer
State Of The Art-Konferenz zwischen Clickern, Knistern, Rocken und der
Zukunft des Laptop-Sounds aus den Restgeräuschen.
blz
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beschenkte/r
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VON DIESER BESTELLUNG KANN
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DER FRIST GENÜGT DIE RECHTZEITIGE ABSENDUNG DES WIDERRUFS.
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Coupon ausfüllen, Geschenk für sich wählen (1= sehr gerne, 2= kann ich noch hören, 3= gibt es nicht die anderen noch?) und abschicken an: de:Bug Verlags
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und Namen auf der Überweisung angeben oder als ehrlichen Verrechnungsscheck beilegen.
03
Akzeptieren: Falls man nicht spätestens 8 Wochen vor dem Abonnementablauf kündigt, wird es sich durch
funky Automatismus sehr wohl verlängern.
<37> - DE:BUG.65 - 11.2002
Reviews
EINS
FINDER
POPSHOP - SALON BIZARRE [RAYGUN]
<#37> CDs
Popshop sind aus der Schweiz, und, glaubt uns, wir waren da, die Schweiz ist deepestes Detroit. ”Salon Bizarre” mit seinen 13 Tracks erzählt die Legende nicht, sondern lebt sie. Vom ersten Track an, ”It Needs Years To Clear That Thought”, ist klar, dass es darum gar nicht gehen wird, um Klärung, sondern um diese Spanne der Jahre, die so ein Prozess für sich beansprucht, um dieses Gefühl, diese Ebenen von Erfahrung mit Techno aus seiner ganzen
Geschichte herauszureißen, und im Bewahren dieser Geschichtlichkeit wieder neu aufzureißen. Popshop machen Detroit Techno mit Sounds die man
nie geahnt hätte, mit einer Überschwänglichkeit an Effekten und neuen Brüchen, in so vielen Schichten, selbst wenn es nur ein Track ist, dass man atemlos bleibt, wenn man sich dem aus einer Richtung annähert, die genau so schwarz ist wie deep, genauso dieser Geste von Vorwärtskommen verfallen
ist, wie der mit nichts aufhören zu können. Und sie tun es verdammt digital, in einem Sound, der selbst Freunden glitchigster Minimaltracks nicht nur
munden dürfte, sondern die Ohren aufreißt, während die Freunde von Techno Soul diesen ständig weitergehenden Melodieideen erliegen. Oder den
Stimmen, die die Tracks genau so greifbar machen, wie sie einen vergessen lassen, wo man sich befindet, den Unmöglichkeiten (Countrygitarre?), die
plötzlich ganz selbstverständlich scheinen, ”Salon Bizarre” eben, und den Selbstverständlichkeiten, die einen plötzlich aufwühlen, wie auf dieser unglaublichen Hymne (so etwas kann sonst nur Fabrice Lig) ”Living, Shopping, Dining”. Und wir sind erst bei Track 3. Ein Fest diese Platte.
BLEED •••••
<#41> DEUTSCHLAND
<#43> UNITED KINGDOM
<#44> CONTINENTAL
<#44> AMERIKA
<#45> HIPHOP
<#46> BÜCHER
<#46> DRUM AND BASS
ZWEI
V/A - MAS CONFUSION PRESENTED BY FUNKSTÖRUNG [MUSIK AUS STROM / !K7]
<#47> NETAUDIO
Absolute Wahnsinnscompilation auf Musik aus Strom mit Helden, Talenten und Freunden, die dann natürlich beides sind. Metamatics eröffnet mit seinem vielleicht besten Track ever, flirrt zuerst zu snd ins Wohnzimmer, um dann diese zart zitternden Sounds auszupacken und ein kleines Stepbaby
drumrum zu basteln. Tune. Aber mit ausgebreiteten Armen. Lusine macht da weiter, wo er neulich auf Delikatessen aufgehört hatte, deep und weit. Xela, dessen Lächeln alle in Birmingham verzaubert und von dem wir in Zukunft noch viel hören werden, verlasst euch drauf, zerzaubert uns auf ganz unnachahmliche Weise und lässt hier den sanften FlummiHop kreuz und quer durch die Galaxis steuert. Adam Johnson besinnt sich auf den Twin Peaks
Wald, der jazzig knarzt, Funckarma, deren zweiter Frühling, den man zum Glück wieder “Amber” buchstabiert, blüht wie nie zuvor, Tomato Weirdo, Fakesch selbst und Mr. Projectile sind auch in Höchstform. Alle besinnen sich auf die Melodien, finden Produktionsmittelskills langweilig und droppen
Hit nach Hit. Ich habe ein gutes Gefühl. Dass dieser Drang zum Überproduzieren langsam aufhört. Und das so weiter geht. Das wär fein. Die Compilation hier beweist das. Großartig.
THADDI •••••
<#47> GAMES
NETAUDIO
FAVORITEN
<#48> PRÄSENTATIONEN
<#48> DATES
GRANDMA: SPINACH GAS ROOM SPAGHETTI STRAPS EP / www.mono211.com
Monotonik droppt das beste Release seit langem und dann auch noch das! Es klingt schwer nach der Wunderkindstory des Jahres. Ein 15 jähriger nimmt
mit schrottreifem Equipment ein paar Tracks auf, die mit ambienten Gitarren, wunderbar klackernden Beats und Synthiegepluckere daher kommen und
Menschen wie Tom Jenkinson und die IDM-Mafia durchaus etwas nervös machen sollten. Bei Normalsterblichen verursachen die vier Tracks hingegen
fröhliches Mitnicken, aber auch verlorene Blicke ins Nichts. Auf der Monotonik-Website wird etwas unbeholfen von Drill´n´Bass gesprochen. Das ist
aber nicht schlimm, obwohl es Grandma eigentlich doch vor allem um glücklich machende Melodien zu gehen scheint. „Da nimm nur, habe ich ganz viele von…“ Mit der richtigen Attitüde („probier ich es halt erstmal mit Papis ausrangiertem 133 mHz Rechner bevor ich mein Taschengeld für einen Computer opfere…“) dengelt und flüstert sich Grandma rein in unsere Herzen und kickt die Herbstdepression elegant zur Seite. Auf dem offiziellen Messageboard von Monotonik erzählt der Jungspund dann noch, dass er ja noch ganz viel andere Stücke hätte, vor allem mit noch mehr Leier-Gitarren und
Schüchtern-Singsang. Diese hyperaktiven jungen Wilden immer. Weiter so. Bitte.
RENÉ •••••
LESEN
GEERT LOVINK - DARK FIBER [MIT PRESS]
“Tracking Critical Internet Culture” ist der Untertitel dieser Sammlung von Geert Lovink Texten, die zwar ihren Weg alle schon ins Netz gefunden hatten, aber dennoch eine Schlagrichtung in sich sehen wollen. Denn es geht vor allem darum, der amerikanischen Öffentlichkeit (über den Weg der MIT
Press sind die Leser dieses Buchs wohl recht gut vorgezeichnet) die europäische Netzkritik zu erklären, die im Wust von Californischer Ideologie, Free
Software und anderen IT-Überbauten wohl ein wenig an ihr vorbeigegangen ist. Während hierzulande einiges von dem, was Lovink als die Szene der Intellektuellen und Theoretiker um sich herum beschreibt, eine Szene mit deren Bestimmung er nahezu in jedem Text übrigens auch ringt, während die
Universitäten mit Kittler, Bolz u.a. und diversen Institutionen und selbstinszenierten Projekten im Netz und außerhalb einen Ring bilden, in dem sich
sowohl Kunst, Theorie, Praxis usw. irgendwie in ihrer Schlagrichtung Namens Netzkritik aufgehoben fühlen können, bewegt sich in Amerika nach wie
vor das meiste in einem Rahmen, der eher durch Technologie, Gesetze und die Probleme damit, sowie der New Economy bestimmt wird. Neben den
Schlagworten einer ganzen Generation von Kritikformen, deren Ansätze so gemischt wie global und regional sind, dem Überblick über in Europa bestimmenden Gesten und Formen der Kritik von 1996 (kurz nach dem Durchbruch des Browsers) bis heute, gibt es in Dark Fiber vor allem diese Gegenbewegung des Theoretikers als Kritiker zu entdecken, dem das Netz als Medium immer noch mehr bedeutet, als nur ein weiteres Medium zu sein.
BLEED •••••
CD
(•)-nein (•••••)-ja
MOTION - DUST [12K / 1019]
12k sollte jeder mal hören und kennen, handelt es sich doch
um eines der größten Labels für klein schillernden Laptopsound. Anders als bei mego (das andere große Label) steht hier
auf jedem Release die Suche nach heimlich gefundenen und
ersehnten Melodien und bunten Harmonieansätzen im Vordergrund. Chris Coode aka Motion hat diese Qualitäten schon
auf seiner splitEP auf Fat Cat und auf dem Longplayer ”Pictures” bewiesen. Auf Dust will er’s nun ganz wissen und steigt
tief ins Innenleben seiner Kiste, glättet viele Ecken und Kanten
und scheint manchmal wie der frühe Pole auf Prozak, dann
wieder wie Sachiko M ohne Input auf Speed. Die Bombe
‘LNR6’ toppt viel Erdachtes und Gewesenes: dieser lähmende
Rhythmus geht direkt ins Blut und gerinnt gebannt im Knie.
Kaufen.
www.12k.com
ED •••••
THE NEW SEASON [ARCHIVE]
Eine Compilation von Archive Tracks ist immer groß. Nicht nur
weil sich rings um die Bande der 4Hero und Reinforced-Leute
eine Broken Beats Szene entwickelt hat, die an Deepness
kaum zu toppen ist, sondern weil sie immer noch mal einen
heiteren Detroittrack dazwischen werfen können, wie den von
Nu Era hier auf der CD, und damit nicht nur zeigen, wie locker
sie ein sonst sehr schnell in die Nähe von ”Deepem Wissen”
gehendes Genre nehmen, vor allem aber natürlich, weil die
Producer, von Mustang, Nubian Mindz, Domu, Paradox & Volcov bis DHJ, Opaque, Scuba und Orange Water alle dennoch
solche Perfektionisten sind, dass man schon glauben möchte,
es wäre ihnen angeboren. Vielleicht sind sie einfach so lange
dabei und so lange auf der richtigen Seite, dass es gar nicht
mehr anders geht. Sehr deep, sehr soulig, sehr easy und verdammt groovend.
BLEED •••••
EPY - AHEAD OF THE WAV [2.ND REC]
Das ist auf jeden Fall um einiges weiter draußen als ihre früheren Tracks, aber irgendwie, so ausgefeilt hier die digital effektvollen Sounds rings um die spartanisch elektroiden Beats
auch gelegt werden, wenn es zu viel Raum dazu gibt, wird es
irgendwie eng. Besser sind da die konkreteren Tracks, die aber
auch eine gewisse Trockenheit im Mund zurücklassen. Eine
Idee der Strenge in ihrer Musik, die keinen Gegenpart mehr
findet, und damit ein wenig den Boden unter den Füßen zu
verlieren scheint, und manchmal eben leider an einem vorbeidriftet. Ist jedenfalls bei mir so und ich muss schon warten bis
sich der Effekt einer gut geölten Maschine einstellt, bis ich die
Tracks wirklich gut finden kann.
www.2-nd.com
BLEED •••-••••
V.A. - ASIA LOUNGE - 2ND FLOOR [AUDIOPHARM / SPV]
Auch auf der zweiten Ausgabe von Asia Lounge, die Lee Morillo zusammenstellte, findet sich überwiegend Lounge und
NuJazz wieder. Keine Überrraschung. Eher verwunderlich hingegen das Erscheinen von DJ Suv (Full Cycle), Herbie Hancock
und Giant Leap feat. Robbie Williams. Und die Tatsache, dass
sich hinter der Geisha auf dem Cover im Kern doch indische
Elemente verbergen, die je nach Track mehr oder weniger die
Akzente setzen. Nicht überraschend sind allerdings Namen
wie Nitin Sawhney, Badmarsh & Shri und Talvin Singh, die zusammen mit den Kollegen von 4 Hero, Jazzanova, Sven van
Hees, Les Gammas und Lemongrass die Doppel-CD erst komplett machen.
M.PATH.IQ ••••
PORNORAMA - BON VOYAGE [ALL SCORE MEDIA]
Pornorama schwelgen in Easy Listening und Softpornomusik
der goldenen 60er Jahre. Die Band lässt die Hammondorgel
glucksen, das Vibraphon perlen und das Saxofon jubilieren,
aber wirklichen Spaß macht die Musik nicht. Das ist alles
handwerklich okay, aber ähnlich müde wie die Originale und
dazu weitestgehend humor- und ironiefrei. Und zu allem
Überfluss ist ”Bon Voyage” auch noch genauso unerotisch wie
der ”Schulmädchenreport”.
ASB •
JAN JELINEK & COMPUTER SOUP - IMPROVISATIONS &
EDITS, TOKIO 09/26/2001 [AUDIOSPHERE/AS 04]
Jan Jelinek, klar: Farben und Gramm, auch sofort die Textstar
im Ohr. Aber Computer Soup? Nun, das Tokioter Trio macht Jazz der elektronifizierten Art und hat sich mit unserem musikalischen Vorzeigesoziologen zusammengetan. Was dabei rauskommt? Satte, unstimmig zusammengeschraubte Improvisationen, die von feinen Rhythmuselementewechseln und Soundeinzigartigkeiten abgelöst werden. Audiosphere ist ein relativ neues Label und wird von dem belgischen Label Sub Rosa unterstützt. Man ist spezialisiert auf situative Aufnahme-
mitschnitte und macht auf diesem Wege die ansonsten unwiederbringlich verlorene Magie von Improvisationsmomenten wieder und wieder rezipierbar. Ich bin für die Streuung
dieser experimentellen Elektronik.
ANETTF ••••
V.A. - BEATS BEYOND THE UNDERGROUND VOL.1 [BEATS BEYOND]
Drum’n’Bass ist eigentlich wirklich nur noch spannend, wenn
Menschen wie Kid 606 die Hände im Spiel haben. Den Eindruck kann man jedenfalls bei dieser Compilation bekommen,
die mit einem schönen klickerigen Track von Manitoba anfängt, den Hörer danach aber erst mal mit einer Überdosis
Breakbeats auf die Probe stellt. Gegen Ende der ersten CD
geht es dann urplötzlich mit (tanzbar) Minimalem von Jürgen
Paape bis Nothingface feat. Duft und einem Breakbeatschwenk über Electronicats suicide-esken Bearbeitung von
Depeche Mode zuende. CD 2 schwankt dann zwischen Minimalem von Arovane, Farben und Maus & Stolle, angenehm Experimentierfreudigem von Wulf, ambient Schmalzigem von A
Reminiscent Drive bis hin zu Electronica von To Rococo Rot.
Und eben Breakbeats von Kid 606, der einen Track von Foetus
aufs Angenehmste zerhackt. Es gibt also viele schöne Tracks,
die Zusammenstellung ist aber eher Geschmackssache.
ASB •-•••••
LIGHTNING HEAD - STUDIO DON [BEST SEVEN RECORDS, SONAR KOLLEKTIV]
Lightning Head war mal als Bigga Bush die eine Hälfte der sagenumwobenen Rockers Hi-Fi, jener britischen Combo, die
Anfang der 90er Jahre den jamaikanischen Dub auf zeitgemäße Weise mit tanzkompatibler Electronica, Trip Hop und
Drum’n’Bass verquickten und damit eine wahre Lawine lostraten. Auch bei ”Studio Don” sitzt Bush wieder zwischen mehreren musikalischen Stühlen und verarbeitet viel brasilianische
Rhythmen, Soul, Funk und natürlich eine Menge Reggae. Ein
bisschen erinnert seine Herangehensweise dabei an jamaikanische Musiker, die sich zwar immer fremde Musikstile angeeignet, diesen dabei aber ihren ganz speziellen Stempel aufgedrückt haben. Dazu gibt’s noch ein paar Gastvokalisten, unter anderem den Hamburger Patrice, und der Mann ist wirklich großartig. Was wollen wir also mehr?
ASB ••••
THE KINSKI FILES [BMG]
Ok, die Trance- und Majordance-Größen Deutschlands machen sich einen Reim auf Kinski, Klaus, den letzten Rückhalt
des Pathos und des Geistes mit Style in der posttraumatisierten BRD. Klar ist das ein Thema, das gar nicht bewältigt werden kann, nicht weil die meisten der Acts Kinski wohl eher als
skurrilen Darsteller in Edgar-Wallace-Filmen kennen, eigentlich kommen die nämlich mit den Stimmsamples ganz gut klar,
sind nämlich enorm Trancekompatibel und könnten auch
(textlich gesehen) von einem Groschenroman stammen, oder
eben aus der Bibel, Licht, Liebe, Lebendigkeit, Pathos eben, da
stehen alle drauf, aber der einzige der das wirklich nicht nur so
langweilig und glatt durchzieht und Kinski zu einem Hintergrundgeräusch und kulturellem Gebrabbel für die geistige Lounge der wegsortierten Beliebigkeiten zwischen The Dome
und Kulturzeit inszeniert, ist, man höre und staune, Mijk Van
Dijk. Danke Mijk. Der zerrt nämlich wirklich an den Nerven,
dieser Track. Erstens weil die Beats und überhaupt der gesamte Track so verflucht perfekte Ravemusik mit Geschichte ist
(klingt als hätte er die Remixe seiner letzten EP von Tejada und
Fabrice Lig komplett verinnerlicht), sondern weil die Vocals
wirklich diese Intensität von Kinski nur behalten können,
wenn man dem etwas entgegensetzt, das wirklich gut ist,
nicht weil Kinski so scheiße wäre, der ist schon OK, aber weil
erst durch diese Differenz der Riss auftaucht, den Kinski so
gerne erzeugen würde, und den eigentlich kein Mensch in soo
einer Art von Musik brauchen kann. Nja, manchmal. Bei uns im
Office laufen Wetten, wer in Berlin als erster den Mut hat, diesen Track richtig auf dem Dancefloor unterzubringen.
BLEED •-•••••
1. Popshop - Salon Bizarre (Raygun)
2. Ada - Blindhouse / Lucky Charm (Areal 010)
3. Hvratski (Planet Mu)
4. Algorithm - El Grito (Botanico Del Jibaro)
5. Derrick L. Carter - Squaredancing... (Classic)
6. Dash Dudes - Casual Friday (Morris Audio 015)
7. Billy Dalessandro - Dark Matter (Resopal 003)
8. V.A. - Mass Confusion (!K7)
9. John Tejada - Planes & Trains (7th City)
10. Freaks - Washing Machine (MFF)
11. Jacek Senkiewicz - Case Theory (WMF Records)
12. Deadbeat - WIld Life Documentaries (Scape)
13. Christian Kleine - Firn EP (City Centre Offices)
14. Kid 606 - The Action Packed... (Violent Turd)
15. Triple R - Friends (Kompakt)
16. V.A. - Gemeinsam (BPitch Ctrl)
17. When we were Things .2 (Semi-Automatic 004)
18. V.A. - Soul:ution (Soul:R)
19. V/A - Detroit Beatdown (Third Ear)
20. Jonny L - Phreaked (Metalheadz)
21. Special Forces - What I Need (Photek 005)
22. V.A. - Famous when Dead Part 2 (Playhouse)
23. Billy Dalessandro (Force Inc.)
24. Phil Panell - Do your living... (Mantis)
25. Videonoise - Fragmentary (Hausmusik)
26. Denzel & Huhn - Time Is A Good Thing (CCO)
27. Pliq - B_hind 2 (Freizeitglauben)
28. V.A. - Icons: Volume One (Emoticon)
29. Hausmeister - Weiter (Karaoke Kalk)
29. Wobbly - Wild Why (Carpark}
30. Corker / Conboy - In Light... (Vertical Form)
Herrmann da so seine Vorlieben hat. Egal. Dictaphone sind
Oliver Doerell und Roger Döring, die hier ihr Saxophon mit digitalen Spielereien kollidieren lassen. Sehr sanft schleichen
die dezenten Beats voran, tauchen hier und da wie gehauchte
Melodieminiaturen auf, entstehen cinematographische
Geräuschkulissen und wickeln sich die Songs wie eine warme
Decke um einen. Slow Motion Jazz weiß Gott. Sozusagen die
elektronische Antithese zu Bohren und der Club of Gores Horror-Slow-Mo-Jazz. Keine Apokalypse weit und breit zu sehen,
sondern viel wuselige Verspieltheit. Der ganz andere, feinstziselierte Soundtrack eben. Eine sehr ruhige, behutsame Platte,
für die man sich Zeit nehmen sollte, wie für ein gutes Hörspiel.
SVEN.VT •••••
DENZEL & HUHN - TIME IS A GOOD THING
[CITY CENTRE OFFICES/ TOWERBLOCKCD 009]
Bertram Denzel und Erik Huhn formen hier Tonlandschaften
und haben diese mit rutschfesten Geräuscheteppichen überlagert, an die man dann seine Ohren anlegt und ob der Anschmiegsamkeit der Soundfasern ganze Ewigkeiten liegen
bleibt und die Review warten kann, bzw. der ”eine-Fingersuch&tip-Mechanismus” dilletantisch wütet. Streicher aller
Couleur geben sich in verwaschener Erinnerung an lamé
gold`s (A. Kunze) string`n`cuts ein Stelldichein. Aber auch
sonst gibt`s da zum Beispiel die abgehetzt keuchende
Schreibmaschine zu erlauschen oder eben auch tiefenscharfe
Unterwasseraufnahmen. Und dann wabert sich wieder alles in
dub-ioser Houseverlooptheit ins Zwischendrinintermezzo.
Ein narkotischer Ausflug in die Welt der fein gesetzten Seichtflirrigkeit und digital .snd-ender Kleinteiligkeit mit Bodenhaftung.
V.A. - RISIKO 100 [BUNGALOW]
www.denzelundhuhn.de
Berliner Fat Boy Slim Imitat ohne Smiley-Sammlung. Auf dem ANETTF •••••
Bungalow wird ein weites Sonnensegel aufgespannt und alle
dürfen mal ran. Mehr Stilmix geht nicht. Und dann auch noch DICTAPHONE - M.=ADDICTION
alles total multimedial aufgemotzt hier, der Bonus DVD inklu- [CITY CENTRE OFFICES/010]
sive, den durch die Mainstreamraster gefallenen Videos sei Dictaphone ist fast eine richtige Band rings um Oliver Doerell
dank. Mit dabei beim Bungalow-Sit-in: Stereo Total, Le Ham- und Roger Döring, der Saxophon und Klarinette spielt, gerne
mond Inferno, Kulturni Program. Jedem seine Hütte.
auch so, dass man es kaum hört. Gitarrenzerren, plockernd
CASPAR •••-••••
melancholisch angehauchte Jazzmusik in der Nähe von Klangmalerei, tapsend ruhig versponnenes, sondierendes, leicht
DICTAPHONE - M.=ADDICTION
makaber dunkles in einer Weise, die wirklich ein wenig an die
[CITY CENTRE OFFICES / TOWERBLOCK 010]
Crammed Zeiten erinnern könnte in ihrer Stimmung, als MuSiehe da, ein Jazz-Album auf CCO. Wusste gar nicht, dass Herr sik dann aber doch zu klar jazzorientiert bleibt. Mit Abstand
<38> - DE:BUG.65 - 11.2002
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Mike & Juan Atkins on the mic
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effects
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D'Arcangelo: Broken Toys' Corner
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+ vocoder vox
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Awkward Silence 012 (UK 7" @ ¤ 7,00)
sweet melodic + crispy krypto groovin'
IDM
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Tangent 2002: Disco Nouveau 1/3
Tangent 2002: Disco Nouveau 2/3
Tangent 2002: Disco Nouveau 3/3
Ghostly Intl 006 (US 12" @ ¤ 9,00)
second in a series, tracks by Daniel
Wang, Ectomorph, Lowfish a.o.
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Ghostly Intl 007 (US 12" @ ¤ 11,00)
second in a series, tracks by Solvent,
Legowelt, Perspects a.o.
37124
Ghostly Intl 008 (US 12" @ ¤ 9,00)
third in a series, tracks by Adult, i-f
feat. N. Fortune, Mat-101 a.o.
37123
AFX: Analouge Bubblebath 3
Aphex Twin: Classics
Aphex Twin: Xylem Tube EP
Rephlex 008 LP (UK DoLP @ ¤ 17,00)
contains both legendary AB3 EP's,
between melodic electro + industrial
ambient
38281
R&S 95035 (Euro Do LP @ ¤ 21,00)
re-release of digeridoo & xylem tube
ep + PCP rmxs on one LP
A3809
R&S 9209 (Euro 12" @ ¤ 10,00)
relaunch w/ orginal sleeve of a monsterclassic
27780
Diese Liste kann nur eine Auswahl aus unserem Angebot sein. Wenn diese Liste vom Drucker kommt,
sind manche Platten vielleicht schon vergriffen und andere wieder neu reingekommen (wir setzen nur
Platten in die Liste, die wir zu dem Zeitpunkt des eintippens auch wirklich am Lager haben!). Deshalb bei
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CD
(•) - nein (•••••) - ja
die erwachsenste Platte auf CCO, vielleicht sogar einen
Hauch zu klassisch.
www.city-centre-offices.de
BLEED ••••
V.A. - GLÜCKLICH V [COMPOST]
Über Rainer Trüby muss man wohl nichts mehr sagen. Auf
der inzwischen fünften Ausgabe seiner Glücklich-Reihe
hat der Meister wieder 14 Perlen mit brasilianischem
Temperament zusammengefügt. Neben Raritäten von
Jorge Ben, R.E.Q. und Aquarius Y Luiz Antonio findet sich
auch ein Track der 2001 reanimierten Os Ipanemas (Far
Out). Dazu mit Les Gammas, Muro, Nicola Conte, Montefiori Cocktail und Ben Human einige Speerspitzen des aktuellen Zeitgeschehens sowie exklusive Nummern von
Nu Tropic und Wagon Cookin´. Damit findet Trüby noch
besser als bisher das angenehme Maß zwischen Leichtigkeit und Progressivität.
M.PATH.IQ ••••-•••••
GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR - YANQUI U.X.O.
[CONSTELLATION]
Fünf Stücke. 75 Minuten. Steve Albini als Produzent. Howard Bilerman als Mixer. Und ein kurzes Statement des
Infos, das ausnahmsweise den GSYBE-Ansatz auf den
nichtmusikalischen Punkt bringt: ”U.X.O. is unexploded
ordnance is landmines is cluster bombs. Yanqui is postcolonial imperialism is international police state is multinational corporate oligarchy. Godspeed You! Black Emperor is complicit is guilty is resisting. The new album is
just music.” Diese Musik allerdings ist umreißend ist fesselnd ist bombastisch. Die Instrumente sind mannigfaltig
sind klar sind durchdenkörperstoßend. Diese schier endlosen Songs sind trauernd sind nachdenklich sind niemals
betroffen. Dieses Kollektiv hat einen Ansatz hat eine Musik hat eine eigene Welt. Und eine Menge Freunde, die
wieder einmal in Begeisterung verfallen werden. Zu
Recht. Also Vorhang auf für dieses Slow-Rock-Orchester.
Wer sonst hat schon ein Mindmapping der Musikindustrie auf dem Backcover? Respekt ist das Wort. Vor dieser
Band.
CJ ••••
SARAH PEEBLES - INSECT GROOVE [CYCLING74]
Schon eine merkwürdige Bande bei Cycling. Die Komponistin Sarah Peebles kommt natürlich vom Konservatorium, hat illustre Gäste für ihre Improvisationen geladen
und mischt organisch tierische Sounds mit Digitalem aus
der Welt zwischen Randomsequenzen und Sinusvorlieben zu einem Soundtrack zusammen, der den Titel meiner Meinung eher in einer metaphorischen Hinsicht
trifft, weil vielleicht auch als eine Idee, die zwar viel Raum
für die Brüche der Welt lässt, für die Unstrukturiertheit,
aber irgendwie auch sehr stark nach BBC Dokumentations-Re-edit klingt. Richtig intensiv wird es selten, immer
so beobachtermäßig.
BLEED •••
BIG TWO HUNDRED - YOUR PERSONAL FILTH
[DC RECORDINGS]
Oi, die volle Retro-Sause. Andy Meecham und Dean Meredith, die als Chicken Lips gerade die dreckige, im Guten
wie im Schlechten aber auch sehr britische Variante von
Neo Disco highlighten, haben sich zwei Mitstreiter gesucht, um eine konsequente Hommage an alles, was bei
ihrer frühen musikalischen Sozialisation irgendwie wichtig war, zusammenzujammen. Also hallen die Vocalschnipsel durch die Echokammern, grooven dicke Bassläufe, jaulen hier und da mit Effekten misshandelte Gitarren auf und macht sich hin und wieder der Funk zwischen New Wave- und Disco-not-Disco-Attitüde breit.
Extra mit einem original 70er Vierspur-Gerät aufgenommen (so will es die Legende), lassen die vier den Vibe der
späten Siebziger und frühen Achtziger wiederaufleben.
Das macht teilweise richtig Spaß, zum Beispiel beim säuselig psychedelischen ”Suckee”. Rein marketingtechnisch
ist der Zeitpunkt der Veeröffentlichung natürlich mehr
als ideal. Mitten hinein in den hypeverdächtigen RetroThemenpark. Aber tausendmal sympathischer als die
ganzen Electroc(l)ash-Epigonen ist das Ganze auf jeden
Fall.
SVEN.VT ••••
DEEPART - SNAPSHOTS COMPILATION
[DELSIN RECORDS]
Für Andi Hart ist Musik u. a.: Leben, Liebe, Konflikt, Frieden, Spirit, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, vor allem KUNST, Sprache, Krach, Wasser, Nahrung, Frucht und
Gedanke. Bei all diesen minimalen lo-fi Schnappschüssen
ist der Atari ein guter Assistent. Frei nach der Devise:
Punkte sammeln und hurtig durch die Level wandern im
Datapop der unbegrenzten game-convention. Die Amsterdamer Jungs geben auf Do-Vinyl acht neuen DeepartTrackern Raum. Die CD bringt mit den vier von Snapshot
I alle 12e auf die Reihe.
www.delsin.org
ANETTF •••
MERZBOW - 24 HOURS-A DAY OF SEALS
[DIRTER PROMOTIONS]
Oh là là, hier kommt was mächtig Fettes auf uns zu! Das
englische Label Dirter Promotions feiert seinen fünfzigsten Release mit dem wohl coolsten Eigengeschenk, das
man sich wünschen kann: gleich vier CD’s neues Gebrösel
und Gewummer des Musikers mit den meisten Releases
überhaupt (die 1000 wurde sicherlich vor fünf Jahren
überschritten). Wie üblich schlägt auch hier alles fehl und
gewinnt doch im Handumdrehn mit zerlöcherten Sprudelloops, ein- und aussetzendem Wahn und breitem Puls.
So ähnlich muss sich grobes Schmirgelpapier auf der Linse oder der rostige Nagel im Handgelenk anfühlen. Wenn
man dabei bedenkt, dass seit über zwei Jahrzehnten
nichts und niemand die Schönheit im Ruinösen ästhetisch geballter veranschaulicht als Masami Akita und diese Beharrlichkeit auf einer einzigen Idee nie zu Grunde
geht, bleibt nur ein mögliches Urteil:
Kosmische Brillianz.
ED •••••
DANIEL PORST - IN MY BOX
[DISTORTED FUNNY DEELAND]
Ein Lomograph auf Klangreise. Klar, Lofi muss das schon
sein, die Rhythmen dürfen gerne klingen wie aus dem Register gezogen, die Sounds knarzig und pappig, die Stimme wie bei März, aber leider die Stücke etwas zu sehr in
die folkige Richtung und doch, das ist schon irgendwie
sympathische Musik, aber auch so vorbeiflatternd und
légère, dass man sie schnell wieder vergisst. Tja, so ist das
Schicksal.
BLEED ••-••••
WESTPARK UNIT - COLLECTED SELECTED RELATED
[DRAFT CD 14]
Von Nordstadt Union zu Westpark Unit. Ingo Sänger und
Herb LF nisten sich immer selbstsicherer im Niemandsland zwischen Garagehouse und Broken Beats ein und erfinden so etwas wie Neo-Balearic, ohne die kleinsten Zugeständnisse an Vulgarität machen zu müssen. In den sinnierenden Momenten stützt mir die Musik zu sehr das
Kinn in die Hände, aber je fluffig synkopierter sie der
Morgenfrische entgegenjubelt, desto beschwingt beruhigter ist man, dass das Bounty-Country nicht nur ein Potemkinsches Dorf ist, sondern nachhaltige Substanz bietet, Hedonismus mit solidarischem Verantwortungsgefühl. Wenn ein buntfiedriger Riesen-Ara Gedichte von Else Lasker-Schüler rezitieren könnte, dann müsste er
Westpark Unit heißen.
JEEP ••••-•••••
V.A. - DESTINATION:OUT
[ECCO.CHAMBER / SOUL SEDUCTION]
Mit Destination:Out gelingt Alan Brown alias Cukipapa
ein spannender Entwurf von sophisticated Tunes und
groovy Tracks, der sich durch die Trackauswahl angenehm von den meisten anderen Samplern unterscheidet.
Denn außer Jimpster, Stereotyp, Butti 49 und Bobby Hughes Combination sind auf den zwei CDs kaum namhafte
Interpreten vertreten. Auf seiner Reise um den Globus,
die in Wien beginnt und auch endet, trifft er auf so span-
nende Projekte wie Slowsupreme, Cuica, DJ Borka, DJ Dado & Sheki und Dapp. Alle bewegen sich im Dunstkreis relaxter Downbeats, NuJazz, Ambient und Dub. Stylish und
rund. Die Welt ist ein Dorf.
M.PATH.IQ ••••
ICONS: VOLUME ONE [EMOTICON/013]
Eine Compilation CD des Labels von Tom Churchill, die
selbstverständlich alle Acts der Compilation-12”-Serie
featuret, und welche die sonst noch so bislang für Emoticon produziert haben, und das hört sich nicht nur gut an
(Total Science, Jeff Samuel, Cim, Future Beat Alliance,
Russ Gabriel, etc.), sondern auch verdammt vielseitig, in
seiner Annäherung an diese extrem eigenwillige melodische Form in Richtung Detroit strebend, ohne wissen zu
wollen, wo man ankommen könnte. ”Head Ways” würden
Future Beat Alliance mit dem ersten Track sagen, dorthin
wo alles gleichzeitig Streifen zieht und sich ständig reflektiert in einem Groove, der man selber sein könnte.
Die etwas forscheren Total Science wissen es natürlich,
und bieten kubistische Break-Netzwerke in extremer Tiefe, durch die sie trotzdem immer wieder das Zentrum von
Deepness treffen, Russ Gabriel nähert sich eher von innen, und so geht es weiter mit einer Sammlung von 12
sehr deepen, schönen, warmen, angebreakten und vor allem unfassbaren Tracks.
www.emoticonrecordings.com
BLEED •••••
ve und einer Fixierung auf das Loslegen, das Machen, die
Beats, den Kick, die Bassline, die Melodie, eine gewisse
bekiffte Roughness, und natürlich dieses Glück, es geschafft zu haben mit etwas, woran man nicht nur glaubt,
sondern dass man einfach leben kann und das mehr als
gut. Wenn auch der ganz große Sprung nie zu klappen
scheint. So ganz aus dem Studio auf CD geschnitten ist
diese CD natürlich nicht, denn manche Tracks rollen
schon seit Jahren durch die Clubs. Vor allem ragen natürlich diese Stücke raus, die Roni als totalen Funkgott hinstellen. Und vermutlich ist er das auch, und natürlich
auch eine Maschine. Sehr straight und in der Suche nach
dem Gegenteil dieses manchmal sehr überladenen Sounds diverser Projekte genauso erfrischend.
BLEED •••••
mit den Klängen von Steinen und dem Wind erzeugt wurden. Für ”Imagined Compositions For Water” verwendet
er auch diesmal weder Synthesizer noch traditionelle Instrumente, sondern nur Wassersounds. Bearbeitet werden diese mit analogen und digitalen Filtern und Effekten
aus eigener Herstellung. Ein ziemlich straightes Konzept
also. Während bei manch anderem das musikalische Ergebnis hinter dem Konzeptpapier verblasst, bewährt sich
Gibbons Arbeitsweise hingegen sehr. Die Tracks sind angenehm atmosphärisch und das Album wirkt sehr geschlossen.
ASB ••••
A1 PEOPLE - THE YELLOW ALBUM
[HYDROGEN DUKEBOX]
Die erste Platte von A1 kam durchaus nicht falsch im grade beginnenden Retroelektrohype, aber das hier beginnt
schon gleich so kitschig und überladen als wäre ein Synthesizer so etwas wie eine Girlande aus Neon-Kötteln
und wedelt dann mit Triocasio-Beatbox, die nun wirklich
kein Mensch mehr braucht, jedenfalls nicht so unverändert und mit dem Verkaufsargument ”Casio Rock”, dann
covert es heimlich auch noch Gary Numan, nennt ein
Stück ”Crazy Electro Music” das ungefähr so crazy ist wie
die Musik zur Twix-Werbung und hey, wir sind raus. Mittekids und Elektroclashfreunde könnten das irgendwie
seriös finden.
BLEED ••
RONI SIZE - TOUCHING DOWN [FULL CYCLE]
Bristol Massive. Roni Size streift alle Verkaufserwartungszwänge ab und knallt der Welt via eigenem Indielabel Full Cycle ein toughes Dancefloor-Album um die Ohren. Sechzehn Tracks in einem slicken und furiosen Mix,
der mal wieder alle Tricks highlightet, die Bristol zu dem
gemacht haben, was es ist. Massig rollende Basslines,
knallige Sanres, dreckiger Funk und eine Menge Digital
Soul. Das kickt ordentlich und die Form des Mixes ist
auch die adäquate, dieses Album zu präsentieren, zeigt
sie doch, wo die Tracks hinwollen. Dass Roni sehr stromlinienförmig in seiner Soundästhetik geworden ist, ist ja
mittlerweile bekannt. Das Verspielte sucht man hier verV. A. - THE TURBO STUDIO SESSIONS VOL. 3
gebens, dafür findet man ordentlich schnittigen und GHISLAIN POIRIER - SOUS LE MANGUIER
[FABERGÉ/WHITE LEATHER]
funktionalen Dancefloor-Tear Out. Das ist doch auch was. [INTR_VERSION / INTR 006]
Dicker Porsche 911 Biturbo, Baujahr 1982, knallgelber SVEN.VT ••••-•••••
In Kanada werden die Dubs gerade sehr viel leiser, GhisEdellack, weiße Softleder-Ausstattung - und ab geht er.
lain macht mit. Dabei bleibt alles sehr verhalten, irgendFabergé und White Leather (neue Sublabels von Turbo) DJ Q - MUSIC AS WE KNOW IT
wie komplett beatlos und geheimnisvoll. Doch wirklich.
legen zusammen und geben uns zweimal Dekandenztur- [GLASGOW UNDERGROUND/ SHAMPOO]
Denn die Sounds, die Poirier durch was auch immer jagd,
bulenzen im Retroschritt bis zum finalen Schniffer. Wer in Seventies-Jazzfunk spacegetipped unter der Discokugel referenzen sich eher in Richtung Hochebene oder Tropfden Spiegel schaut, sieht manchmal sogar die Vergan- mit viel Auslauf, das ist die Music as we know it. Glasgo- steinhöhle als zur ”Gesellschaft für Tanzdub”. Track für
genheit. So beugen wir uns danieder, rollen den Schein ws DJ Q arbeitet auch auf seinem neuen Album da weiter, Track kreist um kleine perkussive Snapshots, denen auf
und ergözen uns an Tracks wie Sean Kosas` ”Spaceship”, wo er vor einem halben Jahrzehnt mit ”We are one” her- merkwürdige Weise irgendwie Harmonien abgerungen
Jordan Dares`”Crack Track” oder aber den weiße Cow- ausstach: Rund um Vollblutbassgrooves, an die man auch werden, die eigentlich in so einem Stein nicht leben. Aber
boyboots-Klassiker ”Rodeo Mechanique” von Plastique einen sturztrunkenen Wrestler anlehnen könnte, verwi- egal. Düster und unheimlich ackert sich Poirier an Etwas
de Reve. Jiiihaaa.
schen sich Bläser und Synthies im schwummrig-discoiden ab, was eigentlich vielleicht lieber für sich geblieben wäCASPAR ••••
Weitraum. Das strampelt einschmeichelnd auf einer Stel- re. Langsam wird einem kalt. Und es hört nicht auf zu dadle, die viel zu oft nicht unterscheidbar ist von Tanzteeun- deln. Zu ambient flockt hier alles in alle Richtungen. VielFLYTRONIX - COHESION [FAROUT]
terhaltung für Junggebliebene in all ihrer sachten Weich- leicht Soundtrack für einen Insektenfilm? Hmmm. Ich
Wir haben das ja schon oft erlebt, dass Drum and Bass zeichner-Groovyness. Aber je straighter es gen Ende weiss nicht recht.
Musiker jetzt richtige Musiker werden wollen und dann wird, um so häufiger werden die Momente, in denen die www.intr-version.com/
ein Album machen, das ein wenig ziellos herumdriftet; Gemächlichkeit sich irritierend energisch verflüssigt, al- THADDI •••
normalerweise kehren sie alle irgendwann zurück, oder les sein Haupt reckt und doch so eine jazzig unbestimmverschwinden in der Versenkung, vielleicht werden sie ja te Psychedelic behält, in der nur noch die Bässe helfen KAREEM - FULL SPECTRUM DOMINANCE [K2O]
auch Studioarbeiter, oder sie haben in Nachbargenres ei- können. Das sind die Momente, in denen die Music da an- Eine der dunkelsten, verhalltesten, verspieltesten und
ne neue Heimat gefunden. Flytronix will das alles. Der kommt, where we never expected it.
merkwürdigsten Visionen von Darkness, HipHop und
träumt hier von Monk und jazzt und broken-beatet, was JEEP •••-••••
Tragik kommt definitiv diesen Monat aus Berlin. Patrick
er kann, trudelt durch Samba und andere Latinstyles und
Stottrop, der Zhark macht, zeigt hier auf 18 Tracks, wie
Bigbandmusiken, holt die Housebassdrum raus oder Hi- BIG BANG - ARRIVING SOON [GOYA MUSIC]
tief es gehen kann, wenn man sich einfach Zeit lässt, an
phop, aber irgendwie sind es dann doch die wenigen Sehr sweete, oft sehr live klingende Tracks mit selbstpro- das Nichts zu denken, oder an das, was an Grausamkeiten
Drum and Bass Tracks auf denen alles wieder zusammen- grammierten Beats, flüsternden Harmonien und ange- sonst noch so zu Beats geht, ohne Aggressivität vorspiefindet und wieder richtig Sinn macht. Er wird wohl auch blasenen Querflöten in aller Lockerheit. Aber leider, len zu müssen. Sehr deepes Album für HipHop Fans, die
wieder zurückkommen, denn so wirklich zu Hause ist er wenn es mal etwas voller in den Sounds wird, gerne auch vom vielen Hasch Rauchen endlich etwas brauchen was
in nichts auf dieser Platte.
einen Hauch zuviel Jazzkitsch, ohne allerdings das Ziel perfekt zu ihrer Paranoia passt, ohne einen runterziehen
www.faroutrecordings.com
aus den Augen zu verlieren, den Dancefloor. Latinfuture- zu können.
BLEED ••-••••
jazzbrokenbeats mit gelegentlichem Soulgesang und BLEED ••••
natürlich digitaler 70er Dichte.
SUTEKH - LIVE INCEST [FORCE INC]
BLEED ••••
FEHLFARBEN - KNIETIEF IM DISPO [K7/WONDER]
Sutekh nimmt sein Laptop mit auf Reisen und entwirft
”Sieh nie nach vorn”: Verschwende deine Jugend. Zurück
auf dem Küchentisch von befreundeten Menschen eine OLAF RUPP - SCREE [GROB, A-MUSIK]
zum Beton. Viel wird musealisiert. Aber es wird immerhin
Liveversion aus Patches der letzten drei Jahre, von Live- Mit den Füßen im Free Jazz, nach Duos mit Emak Bakia diskutiert. Nun sind die Säulen um Schwebel, Hein und
sets, die immer wieder aufbricht, selbst die noch so schö- und Stol sowie Zusammenarbeiten mit Paul Lovens, Aki Fenstermacher wieder hier. Hoffentlich werden bei Tonen ruhig digitalen Welten irgendwann kollidieren lässt, Takase und Rudi Mahall spielt Olaf Rupp jetzt freie Im- cotronic, Blumfeld, Surrogat und Co. die Vorbilder von
in ein Gewitter aus morbider Granularsynthese, dann provisationen solo auf der Akustikgitarre ohne jegliche nun an täglich in die Medien geblasen. Denn die Fehlfarkontert mit einem Beat, den man längst nicht mehr er- Effekte oder Elektronik. Sein Spektrum reicht dabei von ben treiben wieder quer. Und sie sagen etwas. Mit Ausruwartet hätte, und schliesslich beides zusammen so gut in filigranen Melodien über minimalste rhythmische Dro- fezeichen und ehrlicher Ironie. Klar, der Sound, den kennt
den Griff bekommt, dass es einfach einen Flow ergibt, der nes bis hin zu heftig lärmenden Ausbrüchen. Wirklich fes- man (”Früher war alles besser!” und so). Das klingt alles
so klar nach Sutekh klingt, weil er an sonst niemanden er- selnd und gefühlvoll ist die Musik allerdings selten, zu unglaublich nach den Fehlfarben. Hoppla. Getanzt, ja
innern könnte. Von wegen klingen alle gleich. Selbst akademisch, angestrengt und zu wenig lustvoll klingt vielleicht ein bisschen gepogt und gegrölt, darf zu der
wenn sie Patches tauschen noch lange nicht. Nicht mal sein Spiel.
Auskopplung ”Club der schönen Mütter” auch werden.
im Entferntesten. Eine Platte, für die man sich eine Men- ASB ••
Und schon drin in der Heinschen Falle. Entscheidend
ge Zeit nehmen sollte, denn nur dann entfaltet sich diese
bleibt dessen Gesang: Der ist immer noch so schnöseligArt von Kleinteiligkeit wirklich richtig.
VENUS MALONE - PRETTY ON THE INSIDE
arrogant und mit gebrochenem Pathos behaftet. Und der
BLEED ••••-•••••
[GROOVEATTACKPRODUCTIONS/ UPGRADE]
beinhaltet diese unpeinlichen Anklagen, diese kleinen,
Neo-Soul ist ja eh schon eine eher heikle Angelegenheit, alltäglichen Scheißerlebnisse und -beobachtungen, die
DATA 80 - LOVE IS MADE FOR TWO [FORCE INC.]
aber Neo-Neo-Soul ist echt ein bisschen zuviel des weich- es wert sind, zu Popsongs zu werden: ”Vielleicht fehlt mal
Nach der nun schon in allen Diskos hoch und runter ge- spülenden Lebensbesangs. Venus Malone macht mit wieder ein langer Marsch, nicht nur die Kö ist doch voll
spielten Tracks des Glam-King Hakan Lidbo kommt nun ihrem Zahnspangenlächeln auf naturbelassene Zwitsche- für’n Arsch...” Hein darf das singen, denn er trifft exakt
das volle Programm. Mit dem Album geht das harmonie- rin und wirkt trotz natürlich ganz schöner Stimme und Fat den Ton. Der verdammte Hein schafft es, nochmal all die
süchtige Vocoder-Spektakel in die Vollen und shaket und Jon Remix etwas zu abgekupfert sanft um zu begeistern, Gefühle hervorzurufen, ohne gestrig zu sein. Deutschgroovt vollkommen ungeniert alle, die sich da auch nur so denn neu ist hier nur die Hülle, obgleich es ja gerade um land, mach’s Maul auf! Nebenbei: generationenübergreihalbwegs in Dancefloor-Nähe rumdrücken. Eine Runde die innere Schönheit gehen soll, die bekanntlich nicht auf fend phantastische Platte, die anders anders sein (P.
Mengenbad, bitte. Locker und weichgespült flufft es sich den ersten Blick entdeckt werden kann. Wer NeoSoul Hein) lässt!
besonders anschmiegsam in die Masse. Kuschelrunden mag und Bedarf nach was Neuem aus der Liga hat, wird CJ •••••
inklusive. Für die cremige Schluffigkeit geht die Tendenz sich über diese CD wahrscheinlich freuen. Venus Malone
Richtung Grinsegesicht.
ist übrigens in Ohio geboren und inzwischen in Deutsch- HAUSMEISTER - WEITER [KARAOKE KALK CD 16]
ANETTF ••••-•••••
land wohnhaft.
Wenn ”Unser” nicht mehr ist, kommt ”Weiter” und damit
CAYND •••
geht`s mit Hausmeister immer, mit seiner in Leichtigkeit
SUTEKH - LIVE INCEST [FORCE INC./ FIM 228]
badenden Melancholie dropt diese in russische FilzsternSutekh live - das rüttelt schon so einiges durcheinander VIDEONOISE - FRAGMENTARY
chen eingeschlagene baladeske Zwölfgliedrigkeit allemal
im Oberstübchen. ”Incest” ist ein Doppelalbum, zusam- [HAUSMUSIK / INDIGO]
aufgeregte Partyambitionen ins Abseits. Wenns draußen
mengestellt aus diversen real-time Studiosessions und Cool, die neue Videonoise ist da. Ich mag das ja. Hier sitzt kalt ist, geht man besser in die Disko oder pellt dieses
lässt auf mehr als drei Jahre performtes Material zurück- jemand mit Namen Sörgel, hat die wunderbarsten Melo- Scheibchen aus und wärmt sich an der neuen Songschlufblicken. Ein musikalisches Potpourrie sozusagen im dien im Kopf, die er einem aber nicht einfach so vorsetzt, figkeit die Glieder. Auch wenn hier Christian Przygodda
Geräuscheflirrwar. Arrangeurleistung galore. Für Freun- sondern allerlei hochfrequenten und noisigen Quatsch ganz gerne mit diesem einen trötigen Geräusch ausde des heiteren Musikinstrumenteratens ein Heiden- dazu tut, was einfach alles noch toller macht. Denn im schweifend experimentiert, im Rundumschlag üben sich
spaß.
Gegensatz zu anderen Musikern, die letzteres dann im- die Songs in intimer Zurückhaltung und knuffen noch ein
ANETTF •••-•••••
mer gleich übertreiben und ohnehin kein Gefühl für wenig die kuschelige Decke zurecht, damit sich`s hat für
Gleichgewicht haben und auch noch nicht begriffen ha- heute und die Puschen meinetwegen in ihrer AusgehTWISTED INDIVIDUAL - TOOLED UP! [FORMATION]
ben, dass Noise gelernt sein will, macht Videonoise alles freude erfrieren können. Hausmeisters Stimme klingt
Ah, endlich mal ein Artist Album auf Formation. Und auch richtig und alle fertig. Die anderen, weils besser ist und verbrüdert wie die vom ”Go Plus”- Sänger, ihr wisst
noch von einem meiner Lieblingsacts. Twisted ist mit Si- uns, weils so toll ist. Kleine Welten tun sich auf. Und im schon: ”Gänsehäute kleiden mich total” und so. Und necherheit einer der Killerproducer, der sich jedes Pathos richtigen Moment ist alles klar. Elf kleine Wärmemonster, ben ”Freitag”, dem idealen Aufmerksamkeitssong für den
erlauben kann, weil er es selber so sehr mit Humor mal mit tragischen Streichern, dann betrunkenen Pre- ”Ocean Club”, ist ”Weiter” einer dieser Songs mit offennimmt, dass es nie wirklich bedrückend wirkt, und außer- sets, schließlich mit Gitarre. Videonoise kann alles. Einzig ehrlicher Textstruktur, deren Zugänglichkeit im Grenzdem einen Hang zu gewissen technoiden Sounds be- die Sitar gibt Punktabzug. Aber vergeben und vergessen. gang verweilt und dem Hörer Standortfragen klärt. Kalkwahrt, der wesentlich klarer ist als bei den meisten ande- Mit dieser zweiten LP hat Videonoise so manch anderen fee T. Lütz scheint zu wissen, wofür es sich lohnt aus dem
ren, die es eher heimlich tun. Wer sonst hätte die Macht bereits klangheimlich überholt. Zeit, sich diesen Herren Wärmeschutzmantel einer heißen Wanne zu steigen und
Tracks von sich selber ”Crap Rinse Out” zu nennen und ein für allemal auf den Zettel zu schreiben. Unglaublich den Repeat-Knopf zu drücken.
trotzdem durchzugehen, gleichzeitig aber extrem deepe beeindruckende Platte.
www.karaoke-kalk.net
Stücke wie ”Wench House” zu machen und obendrein THADDI •••••
ANETTF ••••-•••••
mitten auf der CD noch einen Track Namens ”Throbbing
Gristle” zu verstecken? Und wie das alles obendrein quer SPOOKEY RUBEN - BED [HIHAT RECORDINGS]
FONODA - BLINKER: FARBEN [KEPLAR]
durch die Orchestergräben und Filter rockt. Killer CD, die Wenn er nicht ganz so original 70s Fistelstimmchen sin- 7 sehr schöne instrumentelle Indietracks mit schwärmemit ”Daffodils” fast klassisch englisch detroitig endet.
gen müsste, könnte das wirklich sympathische Wohnzim- rischen Melodien, geschrammter Gitarre, Wehmut wie in
www.formationrecords.com
merrockmusik sein, so breitet es sich einfach ein wenig zu den besten Tagen der Blissed Out Generation und einer
BLEED •••••
schnell ins Elegische eines fast guterzogenen Jazzers aus, gewissen zarten Nuance von Postrock-Postdrone-Elegie.
und wenn er dann mal so eben Swing singen will, glaubt Irgendwie summt man jedes der Stücke sofort mit, kümRM - 1025 [FOTON RECORDS]
man es ihm kaum, und da kann das ganze Album noch so mert sich einen Scheiß drum, dass da keine digitale ElekRM ist eines der musikalischen Projekte des Foton-Label- sehr mit Zuckerguss überzogen sein. Nunja. Wer mag sol- tronik involviert ist, und man vielleicht schon vieles in
chefs Peter Van Hoesen. Zusammen mit Jeroen Bake- che Musik? Freunde gepflegter gut abgehangener Rock- dieser Art gehört hat, weil es einfach so zurückgenomlandt produziert er hier minimal abstrakte Klangland- musiklegenden wohl eher als die gute alte De:Bug. Zuerst men stolze Musik ist. Denkt Slowdive und weiter in diese
schaften, mal ambient, mal (un-)rhythmisch. Das der CD dachte ich ja die Erwähnung von SAGA als Einfluss wäre Richtung und Menschen die Titel machen wie ”Keine
beigelegte Dia mit einem Stadtplan stellt einen Zusam- ein Witz, weil mit John McEntire etc. gedoppelt, aber Fahrten in oder mit irgendwelchem Gerät” und ”Fünf Mimenhang zur Heimatstadt Brüssel her, folglich vermeint nichts. Postrock und Progrock sind ja wirklich nur ein paar nuten Augen zu” machen einfach nichts falsch. Schön.
der Hörer ”städtische” Geräusche wie in der U-Bahn oder Buchstaben voneinander entfernt.
BLEED ••••-•••••
in Tunnels zu hören und klare, konstruierte Linien wie auf BLEED •-•••
der Karte zu spüren. Ob dem wirklich so ist, bleibt offen.
OLE LUKKOYE - HORSE-TIGER [KLANGBAD]
Wie die Platte wohl mit einem Bild von einer Naturland- REI$$DORF FORCE - THE CHILL FACTOR
Die russische Band Ole Lukkoye passt durch ihr Desinterschaft auf mich gewirkt hätte?
[HOTEL LOTTE]
esse an musikalischen Moden recht gut auf das KlangASB ••••
Schon merkwürdig, dass Rei$$dorf Force (in diesem Fall bad-Label der Ur-Krautrocker Faust. Abseits aller Trends
Dr. Walker, Wolfmanson, und Reinhard Schmitz) ein Chill- mischen sie Ambient, Trance, Weltmusik, Rock, Asian UnTURNTABLEROCKER - SMILE [FOUR MUSIC]
Out-Album machen, vor allem wenn es dann ab und an derground und Psychedelic mit dick programmierten DoIch komm ja aus München. Ich bin ja Student. Ich bin ja auch noch klingt wie eine Mischung aus Horror Hotel und wnbeats, melancholischer russischer Folklore, Naturhacke vom Hackerspor Bräu. Mit mir die Kumpels, so Arm den psychedelischeren Seiten eines viel zu langen Wo- geräuschen, rituellem Trommeln und sibirischen Gesänin Arm und Hosenstall offen. Und wir können uns partout chenendes im Liquid Sky. Aufgenommen wurde das Al- gen zu ihrer ganz eigenen dubbigen Krautelektronik mit
nicht erinnern, was denn zum Distinktionsteufel noch bum bei zwei Livesets der Crew im Blue Shell, featuret Reggae- und Junglebeats. Ein merkwürdiges, aber ganz
mal falsch an Filterhouse und Bigbeat und Schwerenöter- sehr schnell abwechselnde kurze Fetzen von Grooves und eigenes und nicht uninteressantes Paralleluniversum.
Disko sein soll, erst recht nicht an der Kombination? Übe- natürlich Berge von Effekten, so wie ein Haufen funky ASB •••
rall nur verklemmte Spielverderber, oder was? Das rockt Synthesizer, aber irgendwie sind die guten Tracks zu kurz,
doch. Das hat doch Witz, so für den avancierten Stamm- und die Auswahl wirkt ein wenig beliebig obwohl die So- TRIPLE R - FRIENDS [KOMPAKT]
tisch. Wir haben doch unsere musikhistorischen Haus- unds stellenweise sehr spannend sein können. Vielleicht Eine neue Mixcompilation auf Kompakt, und endlich mal
aufgaben gemacht, da kann man doch jetzt mal Ironie mit funktioniert diese Art von Zusammenspiel trotz Beck’s in von Triple R, der ja nicht nur die De:Bug mitgegründet
Souveränität verwechseln. Ist doch nicht unser Problem, Strömen ja doch etwas zu unkonzentriert und freut sich hat, sondern mit seinen Partys in Köln schon seit mehr als
dass uns auch Bundeswehrsoldaten unter der Laterne zu sehr über das Machen selbst.
einem Jahrzehnt die Welt der Domstadt verändert, seine
pfeifen. Auf Ibiza scheint die Sonne halt manchmal ein BLEED •••-••••
Labels Trapez und Traum, das er mit Jacqueline zusambisschen heiß ...
men macht, wagen gerne einen ganz eigenen Schritt hin
JEEP ••-•••
LILITH - IMAGINED COMPOSITIONS FOR WATER
zu, wie sagt man, vielleicht einem lyrischeren Minimalis[HUSHUSH]
mus als man sonst als Köln gewohnt wäre, und nicht zuRONI SIZE - TOUCHING DOWN [FULL CYCLE]
Seit zwanzig Jahren macht Scott Gibbons experimentelle letzt ist er halt auch Kompaktmitarbeiter, und vor allem
Was auch immer, diese Roni Size CD mit 16 ineinander elektronische Musik. Seine Arbeiten als Lilith greifen im- einer der DJs, die einen ständig überraschen können, weil
übergehenden Tracks bringt einfach den Spirit der Bristol mer auf jeweils eine einzige Soundquelle zu. So veröf- es ihnen egal ist, was andere grade als Hits definieren,
Posse auf den Punkt. Es sind workaholics mit einem Groo- fentlichte er auf Sub Rosa zwei Alben, die ausschließlich auch wenn viel von dem was an Freundschaft drauf steht,
<39> - DE:BUG.65 - 11.2002
CD
(•)-nein (•••••)-ja
auch in den Sets steckt, sondern lieber diese Art
von Tracks spielt, die irgendwie eine Seele zu haben
scheinen und trotzdem auch Humor. Klar, einige
Trapez-Tracks (Jeff Samuel, Process im Hacke Mix)
und Traum-Tracks (Broker Dealer, Oxtongue) sind
auch drauf, Superpitcher, Michael Mayer, Schaeben
und Voss, aber auch Schweizer wie Luciano und
Dialogue, der unglaubliche Sami Koivikko oder befreundete Kölner wie ADA, und den Anfang machen Metaboman von Musik Krause. Aber vor allem
ist es ein Mix der extrem ruhig und lässig an allen
Gefälligkeiten vorbei sehr gut zuhört und den
Stücken Raum lässt ihre Eigenart zu entfalten, ohne dabei zu vergessen sie fast ineinander zu weben.
Sehr schön.
www.kompakt-net.de
BLEED •••••
Listen, ein passender Imperativ wie auch der Name
des neuen Labels aus NYC, das sich ausschlieszlich
field recordings widmen wird. Collin Olans Start
funktioniert wie folgt: zwei wasserfeste Mikrofone
wurden in einen Eisblock gefroren, der wiederum
mit den Mikros in Wasser geschmissen wurde. Somit wird der nackte Prozess des Schmelzens von
vorne bis hinten dokumentiert. Ähnliches haben
Claudia Märzendorfer und Thilges3 vor zwei jahren
in Wien aufgeführt (die Eisblöcke wurden obendrein eingefärbt), sie gaben dem organischen
Wechsel zum chaotischeren Zustand aber weniger
Entfaltung als Olan ihn vor uns ausbreitet. Wie
sonst nie sind wir richtig nah beim unausweichlichen Übergang vom Festen ins Flüssige dabei, vom
weniger zum erst recht Möglichen.
www.staartje.com
ED •••••
SMALTS - IT’S GOOD TO BE ON A WELL RUN
SHIP [KORM PLASTICS]
Ode an die Kursk, das U-Boot, ihr wisst schon, und
da darf eine gewisse pseudorussische Schmalzigkeit nicht fehlen, ebensowenig wie ein leicht militarisiertes Umgehen mit Sounds und Effekten oder
Versatzstücken aus alten Mänteln, Fellmützen und
wie sie klingen mögen. Gelegentlich singen sie etwas zu viel und haben ein Hau zuviel Residents
gehört, ansonsten aber sicherlich Musik für ein
Abenteuer in der U-Bahn (zum Beispiel Kursk-Untergang Nachdrehen).
BLEED •••-••••
D’ARCANGELO - BROKEN TOYS CORNER
[REPHLEX]
Schon immer ein Ausnahmemusiker gewesen,
überrascht er einen hier fast mit seinen nahezu an
House erinnernden Broken Beat Elektronika Tracks
aus einer skurrilen Geisterwelt, in der immer erst
mal alles komplett in Ordnung und in aufgeräumtem digitalem Frieden zu sein scheint, dann aber
langsam verdreht und jammernd eine Art von Neurose der feinteiligen Elektronikawelt aufscheint,
die sich viel zu schade ist, einfach nur schön zu sein,
sondern lieber etwas strörrisch, trotzig den Albernen spielt, oder eben gleich mal umschwenkt auf
NATHAN MICHEL - ABC DEF [TIGERBEAT6/046] Jazzpianodubs. www.rephlex.com
Ach, endlich macht mal ein deutscher Vertrieb BLEED •••••
(Westberlindistro.de) die Tigerbeat Platten und
CDs. Glück. Jippie. Sonst wird das doch nie was mit STEPHAN MATHIEU - DIE ENTDECKUNG DES
der World Domination von Kid606. Hier jedenfalls WETTERS [LUCKY KITCHEN]
ein extrem lässiger Entwurf von Laptop-Extravaganz zwischen Lofi und DSP-Radikalität aus dem
Off, und eine Ode an das Vergessen. Erstens vergisst Nathan offensichtlich ab und an wofür die
Trackindizes da sind, dann fängt er bei den ersten
Buchstaben an, und schafft es trotzdem den einzig
sinnvollen Satz aus dem Anfang des ABC’s zu machen, den irgendwie alle vergessen hatten (siehe Titel der Platte), dann versinken die Tracks in völlig
obskurantistische Merkwürdigkeiten, nachdem
man eigentlich so selbstvergessen am rumsummen
und mitspielen war, dann vergisst er den Rechner
ordentlich abzuschalten, dann vergisst er die ID Taste zu drücken und irgendwie piepst da noch was,
komplett vergessen hat er seine musikalische Ausbildung, dass nicht alles Jazz ist, was glänzt, und
noch so vieles vieles mehr. Schön gell, möchte man
am liebsten gleich mitmachen. Musik für jeden Coffeetable, an dem Freejazzer mit Computerwizards,
Egoshootern, Kleinkindern und weniger menschlichen Gestalten herumsitzen dürfen, ja sogar dazu
geladen wurden.
www.tigerbeat6.com, http://www.wb-medien.com
BLEED •••••
DATCHA STUDIO [LE MAQUIS]
Zentral- und Osteuropäische Musiker kommen unter diesem Banner zu Wort, was wir auch ohne kyrillische Versuche auf dem Cover geahnt hätten.
Radio France International, gerne auch ein Sender
für schlechten französischen Reggae, scheint elektronische Musiker zu unterstützen und einmal im
Jahr so ein Festival zu veranstalten, um den ”Ossis”
mehr Exposure auf dem Westmarkt zu geben, den
sie laut Info nicht haben. In der Jury für diese
Sammlung war jemand von F Com, Ludovic Navarre. Neben ruhigen elektronisch-digitalen Eskapaden wie denen von Random Logic, Octex oder Temponauta gibt es leider auch ein wenig viel dezent
Folklorisiertes in Downtempo Tracks, HipHop mit
Oboe, und das auch noch die meiste Zeit des Anfangs lang. All die die hier schon etwas bekannter
sind, und mit Sicherheit kein Aushängeschild wie
eine RFI Compilation brauchen (gut, vielleicht das
Geld), sind eher gut bis sehr schön, der Rest etwas
mau. Kulturauftrag verfehlt, würden wir sagen.
BLEED ••-••••
COLLIN OLAN - REC01 [LISTEN 001]
4 Tracks für eine Glasausstellung, die natürlich dieses Transparente haben, das gar nicht transparent
ist, diese merkwürdige visuelle Dichte einer Brechung, diese Frage nach Resonanz und nach Ton,
der sich in etwas fängt, das man kaum sieht, etwas,
das ihm nahe steht also, aber dennoch schwer zu
begreifen ist. Leicht klingeln die ersten beiden
Tracks, ohne auf einen Punkt zu kommen, der anders wäre als eine Dehnung des Raumes durch den
Blick. ”Inside” wird dann knistriger und spricht mit
dieser scheinbar ersten Stimme der Digitalität,
dem Knacksen, während ”Touch” wieder zurückführt. Furchtbar schön, logischerweise, egal, wie
man es hört oder sieht. Dazu kommt noch ein weiterer Track für eine ganz andere Ausstellung, der
aber dennoch in gewisser Weise mit den ersten zu
tun hat, weil er zwar auf irgendwie harmonisch verwobenerem Weg mit Anklängen an Neue Musik etwas weiträumiger konzeptioniert scheint, aber
dennoch mit einer verwandten Art von Sounds arbeitet. www.luckykitchen.com
BLEED •••••
GUITAR - SUNKISSED [MORR MUSIC / 032]
Rückwärts. Das war auch bei Kevin Shields immer
irgendwie wichtig. Da ist dieser Gitarrensound, der
vorwärts, normal also, schon sehr schön klingt,
rückwärts aber und etwas tiefer vergraben im restlichen Auf und Ab des Tracks eine ganz andere Idee
von der Welt bekommt, sich schleifend durch die
Drums schleicht und das Chaos und den Noise um
alles herum ein bisschen abstuft, neuen Fokus
spendiert und ein umgekehrtes Abtauchen in die
Tracks ermöglicht. So ungefähr ist das auch bei Guitar. Die Helden liegen klar auf dem Tisch, die Gitarre buchstabiert sich Wandsound, ist ein bisschen
neblig verschwommen, dabei aber immer gerade
noch so klar, dass die unscharfe Schönheit durchglitzert und dann singen Menschen dazu. Regina von
Donna Regina und Ayako Akashiba ziehen einen
weiteren Zwischenboden in die Tracks ein, haben
sich eine präsente Position im Mix erkämpft, geben
allem neuen Halt und klingen verführerisch nach
Heute. Realität ist wichtig. Manchmal. Guitar preisen eine MBV-Phase, die wie ein kulturelles Denkmal auf den MP3-Servern liegt und immer wieder
und wieder Referenz für unser Heute ist. Das Update war überfällig.
THADDI ••••
PHIL PARNELL - DO YOUR LIVING IN THE
NIGHT [MANTIS 04]
Keine Ahnung, wie alt Phil oder Mr. Parnell ist. Hört
sich aber an wie ein Wunderkind. (Naja, ein verheiratetes Wunderkind mit Sohn ...) Was sich hier zwischen Clicks’n’Mikrofunk und Splitterjazz geschmeidig verkantet, hat schon sehr etwas von aufgestauten Ideen und Energien, die alle auf einmal
Yippie rufen wollen. Der New Orleanser Jazzpianist
Parnell hält ein kleinteiliges Brodeln zusammen,
das zwischen Herbert und Akufen und Jelly Roll
Morton den schneidigsten Grad sucht. Endgültig
ahnungslos von hinten überfallen wird man, wenn
Parnell fragmentierte Bläsersätze in seine Klackerarchitekturen schneidet, die einen in das kippelige
Niemandsland zwischen Neutönermusik und Zickzackparty werfen. Ein Kopf für’s Cover, spekuliere
ich mal ganz unmutig.
JEEP •••••
Ferrari, Ruttmann, Radigue, daneben finden sich
auch unbekanntere konkrete Musiker wie Groult,
Laporte oder die einstige Pierre Schaeffer-Schülerin Bokanowski, die sich hier bei der Komposition
von Ingmar Bergmann und seiner Gegenüberstellung Himmelskörper vs. Wermutbranntwein beeinflussen liesz. Ein so beiszender Antagonismus
kommt allerdings nicht so richtig deutlich zum Zuge. Es ziehen sich eher gleiszende Wallungen wamer Elektronik der bekannten zeitgenössischen
musique concrète-Färbung über die Spielzeit hinweg. Sie werden partiell mit fernen Schichten unterlegt und lassen somit, wenn diese am Ende bedrohlich in den Vordergrund treten und Geschwindigkeit durch Lähmung ersetzt wird, die essentielle
Differenz erst nach den 20 Minuten erahnen. Äuszerst spannend das Ganze.
www.metamkine.com
ED •••••
ohne Umschweife die Natur des Konstruierten unterstreichen.
www.metamkine.com
ED •••••
mehr die musikalischen Eckpunkte zwischen Technovergangenheit, DSP-Schredderspaß, angenehmen Retrocharme und knusprigen Breaks im
Bpitch-Koordinatensystem. Dieses Mal überreichen wir Labelchefin Ellen den goldenen Kelch für
WHERE IS HERE [MENTAL GROOVE]
den Compilation-Vorzeigehit. Sichere Sache das.
Ach Mental Groove ist immer gut. Eine Compilati- SVEN.VT •••••
on von ihnen ist eh längst fällig, damit auch die
Menschen, die glatt immer noch denken man könn- TUJIKO NORIKO - MAKE ME HARD [MEGO/062]
te wissen was so los ist ohne einen Plattenspieler Schon wieder neun neue Tracks von diesem japanizu haben, herausfinden, dass es in Geneva so viel schen Wunderkind. Man muss sie einfach mögen,
verdammt gute Tracks gibt. Lucien, Miss Kittin, Ia- nicht weil sie irgendwie wie die japanische Björk
neq, DJ Sid, Crowdpleaser, Water Lilly, Evil C und klingen würde, wie irgendwo draufstand, sondern
mehr rocken hier in den verschiedensten Styles weil wenn dem so sein sollte, dann wirklich in Japan
quer durch skurrile Elektrobeats bis hin zum brilli- nur noch distribuierte Netzwerke existieren würanten Oldschoolhouseschocker, vom sweeten Be- den, keine Dinge mehr, denn die Stücke sind stelachpartyglitzern bis zum vollkommen überdrehten lenweise so locker arrangiert, eher so dahingeweht,
Retrosmasher, vom herzzerreißenden Knarztrack als hätten die Sounds und Samples und die vielen
bis hin zu digitalem Grungerockshuffle. Sehr amü- Stücke von Gesang eher zufällig einen Platz auf eisant, immer hinterlistig hittig und albern sowieso. ner Oberfläche gefunden, die Track heißt, und das
BLEED ••••-•••••
auch nur für kurze Zeit, grade lang genug, dass man
ein Muster erkennen kann, und dann löst es sich
MACHINE DRUM - URBAN BIOLOGY
auch schon auf. Manchmal ist es aber auch aus die[MERCK / 012]
sem Gestus heraus entstandene Popmusik, oder so
Machine Drum Platten machen einen immer glück- etwas in der Art was Popmusik mal sein könnte,
lich. Einfach weil dieser Mann den zerstörten Hi- wenn die Science-Fiction-Szenarios endlich mal
pHop und seine granulierten Knisterloops und fein wirklich weit draußen sind. Sehr skurrile zarte, vielgecutteten Allround Sounds mit den wunderbar- leicht harte, vielleicht gepatchte Musik.
sten Überraschungen kreuzt. So auch auf der neu- www.mego.at
en CD. ”Urban Biology” ist extrem entspannt und BLEED •••••
lässig, dabei locker flockig technisch, immer
rockend tief und spannend. Stakkatoharmonien, MICHEL CHION - DIX-SEPT MINUTES
dann wieder weite Sonnenuntergangsscratchmon- [METAMKINE 032]
ster mit Stolpergroove, jeder Track ist einfach per- Deutlich setzt sich Chion mit Zeit und ihren möglifekt. Machine Drum liebt Melodien genau so wie chen und unmöglichen Verzerrungen und subjektieinfache Samplegeschichten. Vielleicht ist es ge- ven Auswüchsen auseinander. Er wählt hierbei den
nau diese Mischung, die seine Musik so einzigartig emotionalen Zugang, um auf die Unregelmäszigmacht. Zwischen MPC-mäßigen CutUps blühen im- keiten der komponierten im Gegensatz zur streng
mer wieder kleine Wisen auf, die die toughen Beats auf dem Zifferblatt
nicht abschwächen, sondern einfach nur noch per- fixierten Zeit aufmerksam zu machen (schlieszlich
fekter machen. Einfach großartiger, melancholi- handelt es sich bei musique conrète um ‘la musique
scher DSP-Hop.
de sons fixés’ und nicht um den Sound in Echtzeit).
www.m3rck.net
Die 17 Minuten bieten einen Frauenchor, HunTHADDI •••••
debellen, Wasser, klassisches Stochern und
Plocken, vergangene Stimmen und einiges mehr.
MICHÈLE BOKANOWSKI - L’ÉTOILE ABSINTHE
Diese akustische Vielfalt wird von Chion behutsam
[METAMKINE 031]
abgewogen und mit illustrer Freude an AbwechsIn Metamkines 3”CD ‘collection Cinéma pour l’or- lung in glasklare Fremdmomente geformt, die nicht
eille’ treffen sich beachtliche Gröszen: O’Rourke, nur auf neuartigen Pfaden wandeln, sondern auch
Postrockkissen, Turner, tja Turner, hat dank Giardini-Sounds seine 80er Löckchen im Griff, Opiate
wird immer mehr zu einem Harfenisten der Laptopfolklore, Dntel schmerzt, ist zum Heulen, wie so oft,
warum tut er uns das immer an, zu schön, Isan
reicht freundlich ein Taschentuch mit Tusch dazu
und zum Abschluss werden wir seicht downtempoid. Warum es irgendwie ”The Academic...” heisst,
erschließt sich mir nicht, ist doch eine herzzerreißend traurig melancholische Platte.
www.2-nd.com, www.falling-drifters.com
BLEED •••••-••••
EKKEHARD EHLERS, SEBASTIAN MEISSNER,
THOM WILLEMS - MUSIC FOR WILLIAM FORSYTHE [WHATNESS]
Ok, ich dachte immer das beste Ballett der Welt käme aus Kanada, aber ich hielt es auch immer für das
einzig gute. Frankfurt also. Egal, Die Musik besteht
aus 4 Tracks der letzten 4 Jahre und featuret ”Endless House”, eins dieser elegisch sampleverliebten
nahezu endlosen Stücke von der Variation eines
immer gleichen Glücks von Ehlers und Meissner,
”Woolf Phrase” von Ehlers, das mich stark an Arvo
Pärt erinnert, klar, geschichtet, gewellt, schwer und
majestätisch, ”Scattered Crowd”, ein vollmundiges,
romantisches Orchesterfilterstück, das aber ebenso breitwandig auf einen zurollt, wie es auch die
Luft in Schneewehen kann, und zum Abschluss
noch ”the Scott Work” live performt von Thom Wil-
lems, das irgendwie nach all dieser leichten Schwere ein wenig in Soundmalerei abdriftet. Oder halt
Theatermusik. www.whatness.de
BLEED •••••-•••
V.A. - FEELING:GOOD 03 [LOGIC / BMG]
Nee, also ehrlich. Clubpop ist für sich schon ein Unwort. Aber wollen wir nicht so sein. Marketingargumente stehen ja oftmals im Wiederspruch zum Inhalt. Beim dritten Teil der Reihe, den wieder DJ Maxwell erstellte, soll es mutmaßlich mehr in Richtung Tanzfläche gehen. OK. Wenn ein Sofa draufsteht... Im Ernst: Auch wenn mit Nina Simone und
Barry Adamson echte Lichtpunkte der Doppel-CD
nicht abzusprechen sind, die Tracks von Yonderboi
oder Alex Cortiz sollte man inzwischen im Regal haben. So kann auch die Tatsache, dass sich Ben Human (Unique) auf der zweiten CD über einige der
ersten hermacht, um sie zu vermengen, die Qualität nicht aus der Durchschnittlichkeit heben. Zu
V.A. - GEMEINSAM 2002 [BPITCH CTRL 055]
gesichtslos.
Die neue Bpitch-Compilation ist da. Und das Kar- M.PATH.IQ ••-•••
nevalscover kriegt schon mal Extrapunkte (Ich wette Gernot von Modeselektor liebt das Coverfoto...). GIARDINI DI MIRÒ - THE ACADEMIC RISE OF
So schön bunt. Bei einer spontanen Redaktions-As- FALLING DRIFTERS [2ND RECORDS]
soziationsumfrage erinnerte das Cover einen na- Ob mir jemand verzeihen kann, dass ich die Orginmentlich nicht genannt werden wollender De:Bug- altracks gar nicht kenne? Hier sind jedenfalls RemiMitarbeiter an die Spider Murphy Gang. Nun ja... J. xe von Styrofoam, Herrmann & Kleine, Turner, NitAuf der gemeinsamen Party sind auf jeden Fall alle rada, Opiate, Dntel, Isan und errorEncountered, die
mit dabei, die man im Bpitch-Universum so lieben darauf schließen lassen, dass es eine Sammlung
gelernt hat: Sascha Funke, Timtim, Trike, Paul Kalk- von sehr erlesenen Fans dieser italienischen Band
brenner, Modeselektor, Feadz, Kiki, Kero, Hal 9000 gibt. Und die Remixe sind verdammt schwärme& Sylvie Marks natürlich Ellen Allien und Apparat risch. Styrofoam rockt sich in ein Epos aus getrahat seinen Shitkatapult auch kurz verlassen und ei- genen Melodien mit Hiphop Beats und sanftem
nen famosen Track abgeliefert. Die ganze Band- Geknackse, Herrmann & Kleine säuseln fast und
breite und Stilvielfalt, für die Bpitch mittlerweile lassen die Beats in weiten Hallräumen durch die
steht, springt einen gutgelaunt an und zeigt einmal Stimme regnen, Nitrada knuffelt sich in ein ovales
sie einen dann doch mit diesem Sound, der klingt,
als würde er auch noch auf dem letzten Tapedeck so
klingen als käme er aus dem Äther. Manchmal fast
einen Hauch dark, aber eigentlich eher heitere
Tracks mit viel Spacetastensound und dem Wissen
darum, dass man Raum nur in Stereo erfinden kann,
was nicht unbedingt stimmt, aber als Projekt erst
mal ganz selbstverständlich wirkt. Ideologisch
natürlich zwischen Maschinenfixierung, Galaktischem Eskapismus, Realitätsfanatismus und dieser
Slowmotion Jagd durch die Weitsicht die das versprochene All verheißt. Man kann diese Platte in
gewissen Momenten auch genau deshalb etwas
verflacht finden, ich mag sie grade deshalb, lese
aber auch zuviel Science Fiction.
www.mikrolux.com
BLEED ••••
DEADBEAT - WILD LIFE DOCUMENTARIES
[SCAPE / 15]
Deadbeat aus Montreal überrascht sowieso prinzipiell gerne und oft, hier aber auf besondere Weise,
denn im Gegensatz zu seinem flirrenden ruhigen
Track auf der letzten Staedtizism Compilation und
vor allem zu seinem letzten Album auf dem kanadischen Killerlabel Intr_Version. Deabeat rollt hier alle Dubmetaphern viel flüssiger, klarer und irgendwie traditioneller und wärmer auf. War er auf Intr_Version noch tief unheimlich, spielt er hier mit
ganzen Tonnen voller Wärme und kleinen, ohrwurmigen Akkorden, die gegenüber dem rhythmischen
Klackern ganz klar im Vordergrund stehen und man
eher mitsingen als mitwippen will. Das kommt
dann später. Hier versucht jemand, klassischen
Dub aus der Schneller-Höher-Weiter Metapher des
technischen Fortschritts zu lösen, ohne sich dabei
von den Produktionstechniken kanadischer Wohn-
zimmer abzugrenzen, sondern einfach alles einen
Schritt leiser zu beackern. Dabei wird das Wild Life
immer schneller und treibender, bleibt dabei aber
immer zurückhaltend, verspielt und deep, mitunter
elektronischer und technoider, ohne das Codewort
Jamaica zu vergessen. ”A Dub For Akufen”, ein
Überbleibsel eines gemeinsamen Projektes, wagt
schließlich den Schritt in die shuffelnde Gegenwart
und wird den Floor killen, sei es wegen des unfassbar weiten Breaks oder einfach aufgrund der
wahnsinnig weichen Sounds, die man lange nicht
mehr auf großen Anlagen gehört hat. Ein leiser Dub
war immer der bessere. Hit.
SNIPER MODE - WASTELANDS [MIKROLUX]
www.scape-music.de/
Deep angedubbte Elektro-CD mit leichtem Hang THADDI •••••
zu fast darken Strings, sehr subtilen feinen Sounds
und einer etwas verwüsteten Stimmung, die aber ADD N TO (X) - LOUD LIKE NATURE [MUTE]
dennoch einen gewissen Hang zu Popelementen Rock’n’Tronics’ Chefs sind zurück aus dem Urlaub.
nicht verheimlichen kann, und vor allem auch eine Und sollten am besten ihre Labelmates Suicide vigewisse Süße die bis zum Housigen geht und auch taminspritzenartig unterstützen. Add N To (X)
vor gewissen Retrostimmungen nicht Halt macht, selbst haben sich dieses Mal auch Gäste ins Studio
immer aber vor dem Hintergrund sichtlich elegi- geladen: Richard Hawley von Pulp, Kim Fowley (The
scher Melancholie.
Runaways) und Rowan Oliver (Goldfrapp). Dieses
BLEED •••-••••
Synthesizer-Gitarren-Monster bleibt sich aber hundertprozentig treu. Und macht genau deswegen
V.A. - 02.2 MIXED BY TIMECODE
weiterhin Spaß. Songs wie ”Electric Village” oder
[MOVING SHADOW]
”Quartum” lassen uns alle auf und ab hüpfen, KöpDie neue Nice-Price-Mix-CD von Moving Shadow fe schütteln und ganz simpel feiern. Das ist schon
breakt gut abgehangen mit Raps von Hip Hop-Le- ganz klar ein Rock’n’Roll-Verfahren. Add N To (X)
gende Doug E-Fresh los, bis die EZ Rollers ihm voll sind aber keine doofen Punkpuristen, sondern
Breitseite in die Parade fahren. Perfect Combinati- schliddern durch alle möglichen Schubladen des
on, Exile und Magikstar beglücken den Mix mit wei- Popuniversums. Nicht umsonst tourten sie bereits
teren flockig poppigen Tracks bis kein geringerer als Support der legendären Hawkind. ”Sheez Mine”
als John B dem Omni Trio Klassiker ‘Throgh the Vi- schmeißt schon genannte Suicide, Cramps und
be’ den Ravegaraus macht. Hui. Ab jetzt also Blin- Cassandra Complex in einen Topf mit Frischzellen.
ker links und rauf aufs Gas zu einigen weiteren al- Steve Clayton, Barry 7 und Ann Shenton machen
ten Klassikern (Helicopter Tune, Quadrant 6, The organisierten Krach mit sehr hohem UnterhalShadow, Disturbance), die durch den Remix-Wolf tungswert.
gedreht wurden, und die man hier zum ersten Mal CJ ••••
außerhalb des Clubs zu hören bekommt. Ein verlässlicher Partner in Sachen kurzweiliger Unterhal- SUICIDE - AMERICAN SUPREME [MUTE]
tung.
Schwierige Nummer: Die New Yorker Kult-Fucker
SVEN.VT ••••
Alan Vega und Martin Rev haben sich vor einiger
Zeit für einige heiß umjubelte Shows u.a. in London
MAS 2008 - PUNISHED BY MACHINES
zusammen getan und offensichtlich wieder soviel
[MIKROLUX]
Spaß bekommen an ihrer alles andere als lustigen
Breitwandelektro ist das erste was einem bei die- Musik, dass nun ein neues Album ran muss. Hm.
sen neuen Mas 2008 Tracks einfällt. Überprodu- Vegas Ausflüge mit Pan Sonic waren ebenfalls amziert bis ins letzte Detail, aber irgendwie erwischen bivalent: Genial oder billig? Oder beides? Die elf
<40> - DE:BUG.65 - 11.2002
CD
(•)-nein (•••••)-ja
neuen Songs als Suicide machen klar, dass Vega
und Rev immer auf aktuelle Musikstile wie HipHop
oder Techno geschaut haben dürften, zählen sie
selbst doch zu Einflüssen letzterer. Das macht sich
auf Stücken wie ”Televised Executions” oder dem
an Sigue Sigue Sputnik (die sich auf Suicide bezogen, überall Kreise) erinnernden ”Swearin’ To The
Flag” bemerkbar. Die Versuche in neue Richtungen
bleiben aber irgendwie mau, es sei denn, man dreht
den berühmten Lautstärkeregler der Anlage ganz
nach rechts. Toll dagegen die supercoolen, reduzierten Stücke wie ”Misery Train” oder ”American
Mean”: zurückgenommen und mit dieser in solchen
Momenten immer noch unglaublich verstörenden
Stimme Alan Vegas. Da meint man dann doch wieder den durchgeknallten Underground-Elvis mit
der Spritze im Arm neben einem auf dem Sofa sitzen zu sehen.
CJ ••• - ••••
CABARET VOLTAIRE - THE ORIGINAL SOUND
OF SHEFFIELD 78´/´82 [MUTE]
Klar, Reissue ist nie falsch, auch Best Of Compilations alter Helden gehen durch, zumal, wenn die diese hier, sie eigentlich genauso gut eine Original Sound Of Sheffield `90 (Sweet Exorcist z.B.) hätten
machen können, oder was sonst noch alles. Aber
mal im Ernst: alten Helden die Ehre erweisen, wie
Scheiße ist das? Geht das ohne: weißt du noch, damals im Schnee? Nö. Kaum. Schwer. Lieber nicht.
Wer Cabaret Voltaire damals geliebt hat, wegen ihres (haut mich dafür) ”Anspruchs”, oder wegen ihrer Indiedisconoodle ”Nag Nag Nag”, oder weil er
Kunst studiert hat, gerne hätte, sich als Gegenbewegung von irgendetwas verstand, Baader Meinhoff Fan war oder einfach nur eine Vorliebe für
elektronischen Krach hatte, oder was weiß ich, der
wird die immer noch mögen können, auch ohne Alter, und wer nicht, wird bestimmt nicht im Zuge von
Elektroclash jetzt drauf kommen. Außer er heißt Tiga und bekommt Geld für ‘nen Remix. Wie Compilations eben so sind: geschichtsverfälschend per se,
also Einsteigerdrogen. Ja, ja, die waren schweinewichtig. www.mute.de
BLEED •••-•••••
AMON TOBIN - OUT FROM OUT WHERE
[NINJA TUNE]
Amon Tobin kehrt zum Samplen von Fremdmaterial zurück und hat akustische Gitarren und Gesang
für seine Musik entdeckt. Das klingt zwar immer
noch sehr orchestral und komplex, aber alles ist einen Zacken straighter geworden. Die Beats sind
nicht mehr nur D’n’B, sondern gehen oft stampfend
geradeaus. Die Stimmungen wechseln von Maschinenmenschen-Actionfilmmusik zu psychedelischer
60er-Jahre-Atmosphäre bis hin zu kaputtem und
pathetischem Sciencefiction-Elektrofunk. Eine abwechslungsreiches Tanzhörspiel also, das den Hörer allerdings ziemlich erschlagen zurücklässt.
ASB •••
KING KOOBA - IF I COULD REMIXES [OM]
Sehr schöne deepe Mixe passen natürlich gut zu
King Kooba, aber so ein sweeter ruhiger Housemix
wie der von Ski Deep wäre vielleicht doch nicht zu
erwarten gewesen. Alles stimmt, so wie die Maserung von Holz. Die Koobas selber sind natürlich
nicht ganz so selbstsicher und vertackern sich ein
wenig in einem smoothen aber dezent zu kitschigen Soul Track, der Kaskade Mix mischt digital Disco mit Folkelementen, die Albumversion versucht
den Durchbruch, weil King Kooba ja schon lange
viel zu nett sind, oder das glauben, Afro Mystic
rocken natürlich mit verspielten Broken Beats Percussions, Palmskin verliebt sich in die Vocals, Brazilia Kabasa wollen Ski Deep übertrumpfen, was nur
fast gelingt, und der Michael Tello Mix zum Abschluss schleppt den Dub um die falsche Ecke. Irgendwie scheint es als wären diese Remixe fast
besser in Form als King Kooba zur Zeit.
BLEED •••-•••••
ges, im Kampf des Menschen mit der Programmierung, der Soft- und Hardware. Heraus kommt auf
jeden Fall eine der Freejazzigsten Laptop CDs aus
dem Geist von akademiefreier elektronischer Musik. Hinein.
BLEED •••••
der Lupe suchen, Boards Of Canada Remix hin oder
her. Jetzt ist MBM wieder da und die Langeweile
kehrt zurück. Zwischen unglaublich leeren Downbeattracks plaziert Dangers seine alten Fernsehsamples, spült ein paar blöde Sounds drüber,
nimmt den Bass, den er auch schon auf den letzten
beiden LPs verwendet hatte und fühlt sich hoffentFUTURE LOOP FOUNDATION - THIS IS HOW I
lich nicht wohl in dieser Langeweile. Das ist was für
FEEL [PANKAY / INTERGROOVE]
us-amerikanische EBM-Fans. Wir bitte nicht.
Mark Barrott aka Future Loop Foundation bringt THADDI ••
schon einige Erfahrungen mit. Nach drei erfolgreichen Alben nun Sounds, aber arg balearisch. Die V.A. - QUATERMIX [QUATERMASS]
Drum´n´Bass-Zeiten mit LTJ Bukem sind vorbei. Quatermass, die elektronische Unterabteilung des
Sein Aufenthalt in Berlin führte ihn zu einem ent- belgischen Experimentallabels Sub Rosa funktiospannteren und eklektischeren Sound. Downtem- niert sogar im DJ-Mix. Das beweist der ”Quatermix”
po, Jazz, Samba... Und dann bei der Single ”Aprés von DJ Faksil. Es handelt sich hier zwar nicht unbeSki” die zuckersüße Stimme von Chiqi. Teilweise dingt um Tanzmusik, mit dem Fuß gewippt werden
sind die gezogen. Da gibt es wenigstens das Mittel- kann aber bei fast allen Tracks. Und genau das ist
meer. www.futureloopfoundation.com
das besondere an dem Label - die Musik mag noch
M.PATH.IQ •••-••••
so wild mit Hörgewohnheiten umspringen, es
groovt eigentlich immer. Es gibt schon Bekanntes
V. A. - FAMOUS WHEN DEAD TWO
von David Morley, Lena, Nodern, Komet, DJ Wally,
[PLAYHOUSE CD 04]
Spectre oder Shakeyface und Ungehörtes von Jan
Playhouse kompiliert die Berühmtheiten in morta- Jelinek, den Electric Birds und Mash’ta. Und das allem Spe in zweiter Runde. Hier gibt es nicht wie les wie gesagt im DJ-Mix. Party On!
sonst die House-eigenen Playmates und Players zu ASB ••••
hören, sondern ein kaleidoskopiertes Soundpanorama anderer befeundeter und verwandter La- SHUDO - RI.T [QUATERMASS]
Konglomerats: John Thomas’ ”Working Night”. Der
traktorisierte Mix bringt viele sich anzwickende
Tracks zusammen - ok und two thumbs up. Es geht
also weiter und doch bleibt alles beim Alten. Neonage, let us sing...
CASPAR •••-••••
Eigenwillige Tracks auf der Basis schleppender Hiphop-Loops und digital zerknautschter, aber dennoch sehr ”natürlicher” Melodie. Das Methode ist
beim ersten Track schon klar. Beats erst kommen
lassen, dann auseinanderdigitalisieren, Melodie
aus Piano oder sowas nehmen, zerreißen, nachhallen lassen, Resonanzen bilden in deren eigenwilligem Harmonieraum, und mit recht abstrakten
Strukturen dennoch so wirken, als hätte es einen
Bezug zu klassischer Deepness. Manche Tracks lassen sich viel Zeit um dort hinzukommen, andere so
gut wie keine, aber alle reißen einen mit und raus
und lassen einen wieder in diesem Strom untertauchen. Verwirrende Musik.
BLEED •••••
man mit dieser CD (oder dem Vinyl), denn PP Roy
hat ein wenig konzentrierter und ohne ganz so offensichtliche Samples gearbeitet und versucht sich
lieber mit einfachen Hits für die Tanzschule im heimischen Vogelkäfig, die er vermutlich mit einem
Haufen Melonenkerne nachgebaut hat, lädt Global
Goon als Synthesizer-Fussler mit dazu, und feiert
mit einem letzten Hauch an Lofi-Beatbox-Ästhetik
und Vormittagssendungsstrings eine richtig sympathische liebliche Landpartie.
www.rephlex.com
BLEED •••••
bels. Clubklassiker, die ins ”Robert Johnson”
gehören wie Ata hinter die Decks. Ok, was lauscht
das Ohr und wird hiermit von Ata himself kompiliert? Nunmehr u. a. auch ”Mille & Mr. Hirsch”, der
Entspannungskiller mit Softmove-Hüftschwung
und Dreamweaver-Ambitionen. ”Soft Pink Truth”
cutten sich im Schlürfeschritt die eigene Sprechleistung zu einem verspleent fastened Loopschnuspel
von Matthew Herberts Soundslike-Label zu
Playhouse. Und hier bekommt man ja bekanntlichermaßen seine Ration Sound gerne in Verbindung mit geschmeidigen Vocals geflüstert. So auch
”Weekender” mit hingelaxten Vocals. Wem das
nicht in den Kram passt, dem schmeichelt vielleicht
aber in Folge auch eine so nette Synthiehymne wie
die von Trevor Jacksons (Playgroup) ”Number
One”-Track. Mit den Wien/ Berlinern Hi-Lo, den
Franzosen Shalark, mit Brooks, Swayzak und Platzgumer feat. Catriona Shaw wird möglichst weit ausgeholt zwischen naheliegend gut Eingeführtem
und fernliegenden Überraschungen. Denn nicht
um schlaumeierische Exklusivitäten geht es in diesem Playhouse, sondern schlicht und ergreifend
(sic!) um den selektionssicheren Party-Stream of
Consciousness. Und den hat Ata so drauf wie Joyce.
ANETTF •••••
TRI PHASE - SCOTLAND TAPES
[PRIVATELEKTRO]
Sehr solides Sinusgebrumm und elektronisches
Gebrutze in recht spannenden ”Kompositionen”,
die natürlich manchmal einfach so losquäken, als
wär wo ein Schalter umgelegt worden, aber auch
mit monotonem Piepsen aufwarten können, unter
dem sich eine gewisse Wissenschaftlichkeit in
Agentenkitteln verbergen könnte. Definitiv nur
was für Fundamentalisten der Granularsynthese
und Testgeräusche. www.privatelektro.de
BLEED ••••
MOONSTAR - DUPONT
[PUBLIC TRANSIT RECORDINGS]
Ah, perfekter Radioersatz das. Fluffige Breaks, angenehme Spleens von Anrufbeantwortern, immer
wieder veralberte Jazzseligkeit, krude weggefilterter Unfug, pathetisch kickende HipHop Beats im
harschen Konkurrenzkampf mit dem Stau der Jazzpianostakkatos, völlig verblödete EasysambaSchnipsel, und trotzdem kein Album das besonders
tricky sein will, sondern eher einen zurückgelehnten Humor mit Standards vertritt. Na, wer schon
Kevin Moon heisst. Lustigerweise scheinen Nu Era,
die eine Track geremixt haben, das zu lieben, Compost, die eine Auskopplung des Albums als 12” releast haben eh, und trotzdem ist es irgendwie ein
Mittelweg zwischen Nujazz, HipHop und Samplefreakbreaks. So holzig wie ein Eishockeyschläger
zum Nackenkratzen. Unaufregend und völlig überzeugend zugleich sein ist eine Kunst.
www.ptrmusic.com
BLEED •••••
MARK BROOM - LESSONS LEARNED
[PURE PLASTIC]
Mark Broom mixt sich kreuz und quer durch den
Katalog von Pure Plastic. Hart, treibend, und eigentlich wirklich am besten in der Form eines DJ
Sets, dass einem das Hirn so richtig durchbläst.
Godfather Of Schranz irgendwie. Man muss es
natürlich mögen.
MEAT BEAT MANIFESTO - RUOK?
BLEED ••••
[QUARTERMASS / QS140]
Jahre ist es her, da war Meat Beat Manifesto die
EIGHT FROZEN MODULES - THOUGHT PROBand der Stunde. Mit unglaublich brutalen Maxis,
CESS DISORDER [ORTHLORNG MUSORK]
einer Liveshow, die alles Andere in den Schatten
Hey, klar, da fühlt man sich gleich gut mit so einem stellte und einem Sounddesign, das seines GleiNamen. Phtalo, aka Ken Gibson oder eben auch chen suchte. Lange her, und weil die letzten Alben
Eight Frozen Modules hatte schon immer einen de- einen immer faderen Beigeschmack bekamen, war
zenten Hang zum Drübersein, Danebensein, unge- es nicht weiter wild, dass seit Urzeiten gar nichts
lenker Perfektion und bodenlosem Sound ohne mehr zu hören war von dem inzwischen auf Jack
Rettungsanker. Das hört man auch auf dieser klei- Dangers geschrumpften Projekts. Die Samples wanen Orgie von 12 Tracks, in denen man nie weiß, ren nicht mehr lustig, die Tracks kamen nicht auf
wer die Oberhand gewinnen wird, am Ende des Ta- den Punkt und die guten Momente musste man mit
V/A - QUATERMIX [QUATERMASS / EFA]
Ein Label-Sampler in Form einer entspannt eklektischen Mix-CD. Da ist den Quatermass-Kids ein kleines Sahnestückchen gelungen. Siebzig Minuten in
einem wunderschön deepen Mix, der die verschiedenen Pole (u.a. Andrea Parker, To Rococo Rot, Gez
Varley, Fibla, Jan Jelinek, Spectre) elektronischer
Musik, die man auf Quatermass-Releasen halt so
finden kann einander vorstellt und im Mix fließend
zusammenbringt. Fünfzehn Tracks, und alles fügt
sich nahtlos ineinander von Andrea Parkers düsterem, minimalen Elektro über knisternder Elektronika von To Roccco Rot bis Fibla, dubbigen ParanoiaHop der WordSound-Posse um Spectre und Berufsstoner Sensational und knisternden, minimalen
Techno- und Acid-Anleihen. Da jubelt der Reisende
zwischen den Welten und Weiten, freut sich der BBoy, wie der Freund abstrahierter Clicks and CutsLandschaften und groovt mit im Fluss der Musik,
der einen, trotz des weiten Bogens, der hier tapfer
und stimmig gespannt wird, schon nach wenigen
Minuten erfasst. Sehr empfehlenswert!
SVEN.VT •••••
ROBOTS IN DISGUISE - ROBOTS IN DISGUISE
[RECALL / WESTBERLIN]
Ich weiss gar nicht, warum bei den Robots In Disguise alle auf den 80ern rumreiten werden. Klar ist
das irgendwie Elektropop, klar lassen sich zwei
Frauen, die sich Robots nennen, wunderbar Seite
an Seite mit den Chicks vermarkten, aber das Album kann einfach mehr. Von den paar Stompern
mal abgesehen ist das hier ein Album, auf dem es
musikalisch ziemlich bunt zu geht, dass viel mehr
Punk als Retro ist, dann wieder sehr leise wird, viele schöne Songs hat, viel lieber Break als Sägezahn
sein will usw. Außerdem können beide toll singen.
Nicht rotzig, nur manchmal laut, dafür umso abwechslungsreicher haben die Robots In Disguise
viel Aufmerksamkeit verdient. Wieder neue Robotertalente. Fein!
THADDI ••••
Die Veranstaltung war Teil des letztjährigen REV
Festivals im Brisbane Powerhouse, direkt am Brisbane River gelegen, der bestimmt nicht ohne Einflusz auf die spärlich rhythmisierten und langsam
fortschreitenden Gewächse aus Sinuswellen, field
recordings, Gitarre, Flöten, zufälligen Radioschnipseln etc. war. Ohne Frage kam zwischen den fünf
Musikern mit Erfolg eine nicht greifbare Narration
zustande. Offen und locker treffen sich vorgeschickte Partikel, werden geloopt, abgegeben oder
behutsam in elektronischer Watte weitergerollt.
www.room40.org
ED ••••
THOMAS DOLBY WITH SALZ - ONE OF OUR
SUBMARINES [SALZ/004]
Eine CD von Salz, nee, eine Remix CD von diesem
einen Thomas Dolby Track aus den frühen 80ern,
namens ”One Of Our Submarines”. Worum es geht
erklärt Dolby im Livemix, der mir auch so in ungefähr erklärt was Thomas Dobly für einer ist, hab ich
nämlich damals nicht gehört. Ein smoother Elektronik-Popper mit typischer 80er Stimme würde ich
mal so als unbeteiligter sagen. Egal, denn das hier
ist ja auch eine Remix CD mit u.a. Salz, die die Vocals zu sehr zu mögen scheinen, Hardfloor, die das
PP ROY - SEVEN UP [REPHLEX]
auch tun, aber daraus einen akzeptablen Retrohit
7 Tracks, 20 Minuten und verdammt viel Spaß hat für die Mittependler in den Touribussen machen,
KLANGMASCHINE_SOUNDMASCHINE
[RITORNELL]
Flott. Klickerkram von Twerk, Terre, Tim Hecker,
Dupree, Alva Noto, SND, Brettschneider und ein
paar anderen zu einem Buch von Marvin Chlada
und Markus Kleiner. Brilliante Clicktracks obendrein. Stücke, über die man ebensolange nachdenken kann, wie zuhause rumglucken und sich denken, was für ein Glück, dass es destrukturierten
Funk gibt, der einem sofort ins Ohr geht. Allein
schon wegen Alva.Noto`s ”Menschmaschine” Remake ein Muss für Tabledancer und Trainspotter,
aber wer bei Tracks wie ”Bildmaschine” von Hecker
oder Cordell Cliers ”Schreibmaschine” (ach so, die
häufige Verwendung des Wortes Maschine ist einem gewissen D&G Fimmel entlehnt, der sich nach
wie vor immer lohnt) nicht in die Knie geht vor lauter DSP Glück, der ist sowieso verloren. Glaube wir
sind bereit für die nächste Clicks & Cuts.
www.force-inc.com
BLEED •••••
ARBOL [ROCKET GIRL]
Superschön, das hier. Klickerklacker, summsumm,
blubber. Ex-Piano Magic Miguel Martin hat zwei
Jahre lang Songs gesammelt, um sein Debüt als Arbol zu veröffentlichen. Warten kann viel wert sein.
Denn diese 13 Tracks sind schlichtweg klasse. Da
tackert ein Ding wie ”Bikes And Kaoss”, ohne je
richtig loszuballern, spielt ergo mit der Erwartungshaltung des Zuhörenden. Um sofort anschließend
von dem herrlich traurigen ”Raquel” (mit female vocals wie auch auf ”Nela” und ”Aroma”) in Richtung
Postrocky vollausgebremst zu werden. Ein bisschen
Wohnzimmer, etwas High End LoFi und ganz viel Indietronics-Charme verhelfen Arbols Sounds zu bescheidener Größe. Vielseitigkeit rules. Arbolklänge
sind sehr ernst und doch stets das genau richtig bemessene Quäntchen naiv (”This Childhood”). Ohne
Scheiß: direkt ins Herz. Repeat.
ketgirl.co.uk
CJ •••••
CARL CRAIG - THE WORKOUT [REACT]
Man kann eigentlich nicht so viel zu einer Mix-CD
von Carl Craig sagen. Das ist immer gut, das hat eine gewisse Art von Disco immer schon vorausgesehen, weil es sie nie aus den Augen verloren hat, das
nimmt sich diverse Freiheiten, aber auch Längen
vor, weshalb eine Doppel-CD bestimmt eine gute
Methode ist, und wird manchmal etwas oldschoolig. Auf der A-Seite eher die Klassiker, die eigenen
Mixe und House und natürlich galaktischer Unsinn,
auf der zweiten CD etwas ruhiger und mit vielen
neueren und vielleicht bei Craig unerwarteteren
Acts wie Newworldaquarium, Fabrice Lig, Neal
White, Aardvark und der eher jazzigeren Seite seines Sounds.
BLEED ••••-•••••
DJ OLIVE MEETS I/O3 - POWERHOUSE SESSIONS [ROOM40 EDRM400]
DJ HELL - ELECTRONICBODY-HOUSEMUSIC
Unaufdringliche Scratchings, gesampelte Zunge[REACT]
nakrobatik oder eine filigran gezupfte AkustikgitarDa fährt er vor und man fragt sich: Ist es ein reak- re lockern gekonnt die dünnen Schichten aus Retionärer Gigolo oder doch eher ein reaktivierter Ac- genplätschern, Spielplatzaufnahmen und loungitionheld? React wirbt den Bayern an, der bleibt gen Beats auf. Hier überrascht nichts wirklich, die
ganz lässig bzw. seiner Linie treu und kramt sie alle Grundstimmung aber ist sehr angenehm und Olive
raus: Front 242, Nitzer Ebb, Liaisons Dangereuses, sorgt für den angemessenen Humor, um die Improbei wem klingelt’s? Unter der Pannebezeichnung vElektronik-Session nicht fade werden zu lassen.
Electronicbody - Housemusic lässt sich Hell nicht www.room40.org
lange angroupieren und legt los. Part 1 irgendwie ED ••••
so: House, Part 2 total und wen wunderts: Electro.
Wohl bekomm’s - und zwar so, wie man es vom ba- TOOP+SCANNER+I/O3 - A PICTURESQUE VIEW.
varian deluxe O-Bein Mephisto in Abfeierlokalitä- IGNORED [ROOM40 / EDRM401]
ten globusweit gewohnt ist: Der Floor muss bren- Das zweite Release auf dem australischen Label
nen, wir dekonstruieren das Jahrzent des Anfangs, bringt fünf Ausschnitte der Session des bekannten
hier gibt es keinen Notausgang, clash oder stirb. Kritikers und Autors David Toop, zusammen mit
Wir empfehlen Teil 1, da überraschend unberechen- Museumsbeschaller Scanner und dem lokalen Trio
bar und mit dem besten Argument des gesamten I/O3 (Lawrence English, Tam Patton, Heinz Riegler).
Paul Sebastien der Goaacidtrancerock...muss ich
mehr sagen? Schnell weiter. Ricardo Villalobos remixt in typischem Style, vorweg die Pflicht mit all
den Samples von diesen Leuten die was geremixt
haben wollen, und dann erst mal mit ein paar wenigen Überresten deep und vertrackt grooven bis alles nur noch Schall und Rauch ist, leider auch hier
Vocals zuhauf mittendrin, und wenn man die nicht
mag, dann wird einem wirklich schwer mit dieser
CD und man kommt höchstens mit dem Akufen
Mix wirklich klar der fast so gut ist wie ein schlechterer Tejada Track.
BLEED •-•••
FRAGMENTORCHESTRA - FRAGMENTORCHESTRA [SCHEMA / SOULFOOD MUSIC]
Die große Releaseoffensive bei Schema geht weiter. Ein weiteres eklektisches Werk zwischen den
Angelpunkten NuJazz und Brasil und den Drehpunkten Afro und NuHouse erblickt das Licht der
Welt. Luca Pernici und Giulio Vetrone haben sich
dafür im NuSound Musiclab eingeschlossen und
bieten uns eine versatile aber immer in sich schlüssige Mischung, die in Bälde sowohl in Bars, Lounges
als auch auf dem Tanzflur zu der von DJs so heiß geliebten Frage ”Was ist denn das?” führen sollte. Die
tempogeladene Maxi ”Carioca” fehlt natürlich auch
nicht.
M.PATH.IQ ••••-•••••
den warmen, vercrunchten Vocoder auf, Monolake
droppt den Drum and Bass, Mr. Projectile skippt
sich durch kleingechoppte Beats. Akiyama tritt auf
die Bremse und verharrt in einer toll statischen Atmo, Kreidler rufen die Dubdisco aus, Lackluster
liebt Elektro und Phonem guckt sich die Sache in
seinem Powerbook an. Da fällt einem nichts mehr
ein. Und wer ist dieses süße Etwas auf der Hülle.
Runder als rund. Großartig.
SHLOM •••••
NOONDAY UNDERGROUND - SURFACE NOISE
[SETANARECORDS]
Eigentlich eine Platte, die nicht ganz in unsere Zeit
gehört, am liebsten wären Noonday Underground
nämlich in den 60ern geblieben, mit allem was da
so an Psychedelik in großen Stringproduktionen,
an lässigen Studios in Brauntönen aller Art und an
Soul durch die Straßen wehte, vermutlich in Amerika. Ganz gut kann das sein, wenn sie irgendwelche
Samples aus dezent albernen Platten nehmen und
obendrauf ein Säuseln aus Gitarren und Plinkern
setzen, bis es fast eine Bootlegplatte zu werden
scheint, die mal ein wenig weiter sieht als zwischen
80er und Charts, aber oft ist es auch einfach ein wenig zu viel des guten alten Sounds der guten alten
Hippiegeneration und Groovenicks.
www.setanarecords.com
http://www.noonday-underground.com
BLEED •••-••••
METRO AREA - S/T [SOURCE / LABELS]
Jetzt ist es da. Das herbeigesehnte Debutalbum der
beiden New Yorker Vorzeige-Discoboys. Die Erwartungen waren natürlich unglaublich hoch nach den
vier stilprägenden Maxis auf Environ. Und so richtig nimmt man den beiden auch nicht ab, dass das
hier das wirkliche Album sein soll, eher eine kleine
Anthologie der Hits von den Maxis plus einigen älteren Tracks, die aber noch unveröffentlicht waren.
So sind dann auch die bekannten Stücke die auffälligsten, die, die sofort hängenbleiben. Für jemanden, der die Maxis nicht hat oder kennt ist das
wahrscheinlich kein Problem, denn als Album
durchgehört macht das Ganze dann doch Sinn.
Auch wenn glühende Metro Area Fans mit Sicherheit mehr erwartet haben.
SVEN.VT ••••-•••••
BIG BEACH BOUTIQUE
[SOUTHERN FRIED RECORDINGS]
Ah, 250.000 druffe UK Raver und Hoolbigbeater im
heimischen Ibiza (Strand in Brighton) wedeln mit
Flaggen und was sie sonst zu zeigen haben, so die
Szene die diese CD wieder ins Bewusstsein bringen
will. Hierzulande hat das natürlich keine Sau mitbekommen, und hey, die Raver hören Soul, Reggae, ERock und House durcheinander dort oben am
Strand wenn Fatboy Slim und Midfield General, Lo
Fi Allstars und wie sie alle heißen, die besten Sounds der 60er, 70er und 90er zu Tracks zusammenkondensieren. Warum auch nicht, war ja auch in
England schon mal Sommer und Einkaufsmeilen
gibts da auch, eine weitzurückreichende Kultur der
Strandamüsements von irgendeiner Konquista bis
ins Mittelmeer eh. Hab ich fast verpasst, diese
Wandlung von Big Beat hin zu Northern Soul Remake 2002. Aber warum nicht. Sehr sonnig, poppig,
vielleicht mit ein wenig zuviel Fußballchor im Hintergrund zwischen den Tracks, aber hey, kiffen und
drüberwegsehn, Dub ist auch dabei. Wieso sieht
die Platte eigentlich aus wie eine EuropahörspielCD mit Westerngeschichten?
BLEED ••-••••
NICOLA CONTE - JET SOUNDS REVISITED
[SCHEMA / SOULFOOD MUSIC]
Mit dem 2000 veröffentlichten ”Jet Sounds” begann nicht nur der Aufstieg von Nicola Conte, sondern auch der von Schema und einer eigenständigen von großen Soundtracks der 60er und 70er getragenen italienischen Szene. Und wenn man sich
die Namen derer anschaut, die ihre Hand anlegen
durften, zeigt sich der weltweite Respekt, den Conte genießt. Mit Nuspirit Helsinki, Kyoto Jazz Massive und Koop finden sich die ganz großen Könner
des NuJazz wieder. Aber auch Les Gammas, Thievery Corporation, Eddy & Dus und Espen Horne erweisen der Bossa-Jazz-Melange alle Ehre. Herausragend dazu die Micatone-Vocal-Version von ”Arabesque”. ”New Standards” setzen zudem die italienischen Freunde Gerardo Frisina, Gianluca Petrella
und der Meister selbst mit dem bis dato unveröf- PERLEN 3 [SPIELZEUG SCHALLPLATTEN]
fentlichten ”Love Me ´Till Sunday”.
Eine neue Mixcompilation von Thomas SchumaM.PATH.IQ •••••
cher, die natürlich wie immer durchgehend rockt,
mit Broom, Hecker, Schumacher, Carrette, HeckS-TONE INC - SOBRENATURAL [SCHEMA /
mann, Oxia und ein paar Unbekannteren, solide
SOULFOOD MUSIC]
mit ein paar Effekten zusammengebraut zu einem
Stefano Tirone hat eine neue Inspirationsquelle. knalligen Set für die Fraktion der härteren TechnoAuf die reinigende Kraft des Soul folgt nun die fans, die dennoch nicht einfach nur Loops wollen,
Leichtigkeit des Bossa Nova. Neben der von Samp- und gerne bereit sind, sich von Schumacher nach
lern bereits bekannten Nummer ”Rendez Vous À ein paar sehr vollen Tracks auch in die etwas reduMinuit” chillt er etwas weltvergessen in Kokos- zierter kickende Welt mitnehmen zu lassen.
milch, unterlässt es aber nicht, uns gelegentlich aus www.spielzeugschallplatten.de
der Innenwelt in die Realität zu ziehen. Sei es der BLEED ••••
direkte Housegroove, eine Sithar oder eine Prise
Funk zum Jazz, Tirone weiß, das Abwechslung ein TONETRAEGER - SPIELEABEND
belebender Teil des Konzepts ist.
[SPINNER ACE/ALIVE]
M.PATH.IQ •••
Volker Bertelmann und Torsten Mauss aus Düsseldorf sind Tonetraeger in genau dieser SchreibweiMULTIPLEX - MIXT [SENTON]
se. Das Duo produziert richtig feinen Electro-Pop
Junge, Junge. Kurz nach ihrem hervorragenden neu- mit teilweisen Ausrastern in Richtung Tanz oder
en Album auf Toytronic legen Multiplex ein Re- Trauer. Zur „Mundorgel” etwa können auch oder
mixalbum vor, das sich gewaschen hat. Herrmann & erst recht schwere Körper den Rhythmus bekomKleine, Funckarma, Isan, Monolake, EU, Mr. Projec- men, das Becken kreisen und die Poren anschwittile, Kreidler, Kettel, Mitchell Akiyama, Lackluster, zen lassen. Tonetraeger sind mit Dub, Techno, HouPhonem, Fuxa, Animal On Wheels... und alle sind se und all den anderen Stilen des letzten Jahrzehnts
gut. Lange hat kein Remixalbum mehr so gut funk- infiziert. Sympathischerweise versuchen sie weder,
tioniert. Herrmann & Kleine eröffnen sehr weit und das ganz große eigene Neue zu erschaffen, noch
breitwandig soundtrack-like, Funckarma drehen ein eklektizistisches Feuerwerk abzuschießen.
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fon +49 -30 -611 301-11 • fax -99
business hours Mo-Fr 12.00-20.00 • Sa 11.00-16.00
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<41> - DE:BUG.65 - 11.2002
CD
(•)-nein (•••••)-ja
Nein, sie probieren unspektakulär aus. Nehmen
den Hörer mit ins Versuchslabor, dabei aber stets
an die Hand, so dass keine Gefahr besteht. Und
spätestens nach dem ersten Durchhören beginnt
man diese Musik richtig doll zu mögen. trager.de
CJ ••••
DAN BURKE/KEVIN DRUMM - MORT AUX VACHES [STAALPLAAT]
Liveimprovisation für Freunde der hohen und ganz
hohen Töne, des knautschigen Knisterns und von
viel Ruhe, um sich auf etwas einzulassen, das mittlerweile dann doch schon sehr oft gemacht worden
ist, nämlich langsam und mit unerwarteten Brechungen Laptop, Gitarre, Objekte und Synthesizer
als eine Art Musik für den Raum zu produzieren, die
vor allem von der Konzentration auf sie selbst lebt.
Wenn das nicht bei mehr Lautstärke und Klangfülle
so ein etwas industriell akademisches Flair hätte,
würde ich es vielleicht mögen.
www.staalplaat.com
BLEED •••
COH - MORT AUX VACHES [STAALPLAAT]
Tja, Coh scheint hier ganz schön Humor beweisen
zu wollen, denn sein Set für VPRO beginnt mit einem Telephonpiepsen. Seine Karriere als sonischer
Abenteurer begann mit einer CD auf Raster Noton,
droht werden. Oder so.
BLEED ••••
THILGES 3 - DIE OFFENE GESELLSCHAFT
[STAUBGOLD]
Drei Wiener an ihren Doepfer-Modularsystemen
machen sinnigen Unsinn, der sich weit entfernt
vom üblichen Konsens-Downbeat samt Dubanleihen bewegt, wie man ihn ja immer so gern, vielleicht vorschnell, mit dieser Stadt assoziiert. Teilweise live bei Performances in Feldkirch vor Kindern, Mönchen oder Inhaftierten eingespielt, surren, knacksen und rattern die Sounds so agil und
doch präzise vor sich hin, das es eine wahre Freude
ist. Auf der mikropolitischen Ebene der Patterns
verschieben die Dronen bei ihren Ausflügen regelmäßig die Zielrichtung, überdenken neue Ansätze,
gehen spannende Umwege, wo der Gang durch die
Mitte doch so einfach wäre und kommen schließlich stets glücklich nach Hause zurück. Macht vermutlich als live modulierte Klanginstallation noch
mehr Sinn, da die freie Bewegung des Rezipienten
im Raum als weitere Ebene hinzukommt. ”Die offene Gesellschaft” überzeugt aber weitaus nicht nur
als Dokumentation der bisherigen Thilges-Arbeit,
sondern auch als für sich stehendes Konsumprodukt.
BUB •••••
sie so still sind, dass man das unbedingt auch noch
reinpacken muss, ihr werdet es mir vielleicht nicht
glauben, schließlich belüge ich alle ja gern, aber ich
hab die CD in ungefähr 5 CD Playern gehört, bevor
ich wirklich überzeugt war, dass die so klingt, dass
die Fehler die da drauf sind, wirklich gemacht sind,
vielleicht ist das ja auch nur weil’s eine Promo CD
ist, wenn aber, sollte man sie so nochmal rausbringen, denn Musik muss ihre Möglichkeiten vorwegnehmen, ihre eventuellen Brüche, Fehler, grade
wenn sie so mit dem Glück liebäugelt, denn nur
dann hat es eine Chance. Verstehen wir uns? Holt
euch die Platte.
BLEED •••••
OCTEX - IDEI LAHESNA [TEHNIKA]
Eine sehr ruhige schöne CD von dem slovenischen
Label, die in gewisser Weise natürlich in der Tradition klassischer Chain Reaction Themen steht, aber
das ganze einfach auch so perfekt und mit leichtem
Knistern aus dem Bass heraus denkt und hören lässt, dass es von Anfang bis Ende funktioniert wie eh
und je, ohne dabei langweilig zu werden. Und irgendwann ravet es dann auch.
BLEED ••••-•••••
V/A - DETROIT BEATDOWN VOL. ONE [THIRD
EAR / 3E LP 001]
BLEED •••••
GOLDCHAINS - STRAIGHT FROM YOUR RADIO [TIGERBEATS]
Goldchains, ein in Amerika anzufindender, offensichtlich eher unausgeglichener Mikrofonhalter,
der sich selber etwas überschätzt und dem man im
Gegenzug zu seinen gegrölten Dumpfraps auf Elektroflatschbreibeats gerne mal eine Bierflasche an
den Kopf werfen würde bevor man den Raum verlässt bzw. die CD rausswirft, auch wenn man ihm
vielleicht zumindest den Versuch, mal was anderes
zu machen, anrechnen könnte, hat eine neue CD
gemacht. Es könnte euch interessieren.
CAYND ••
DJ/ RUPTURE - MINESWEEPER SUITE
[TIGERBEATS]
Dieser in Madrid wohnhafte, eigentlich amerikanische DJ mit dem selten dämlichem DJ beinhaltendem DJ Namen, der aber, wie man merken wird,
weise gewählt ist, der Skillz wegen darf und muss er
sich wirklich DJ nennen, besitzt wahrscheinlich
nicht nur vier Ohren, sondern auch acht Arme und
das dazu passende Steuerungssystem. Spekulieren
wir hier mal so, denn wie sonst sollte man es schaffen, derart flink und akkurat aus mindestens vier
Platten so sauber ein cooles neues Stück nach dem
Aber wenn Max De Castro Drum and Bass-seits von
Breakbeats gerät, wirkt die Musik wie eine schlechte Travestie auf Weltmusikinkorporation von nimmersatten Kulturkolonialisten. Das passiert ihm
nur einmal, zeigt aber erschreckend, wie dünn das
Eis für wagemutige Traditionsentmuffer sein kann.
Schnell dreimal mit dem Daumenknöchel auf den
Zuckerhut geklopft.
JEEP ••••
FAIRMONT - PAPER STARS
[TRAUM SCHALLPLATTEN]
Fairmont ist immer noch mein Lieblingsprojekt von
Jake Fairley, weil er sich hier, obwohl auch die stark
lineare Rhythmik seiner anderen Projekte durchdringt, viel stärker noch um dieses Verweben von
Melodien kümmert, die eine andere Ebene in die
Struktur der Tracks bringen und auf so dichte Weise die Musik zum schwingen bringen, dass einem
sofort ganz warm und verliebt wird. ”Paper Stars”
könnte man fast schon als Elektronika bezeichnen,
nicht nur weil Jake mehr und mehr, und auch mehr
heimlich, singt, sondern weil die Beats schon fast
ein Hauch sein können, wenn die Idee eines Tracks
mal nicht mehr verträgt. Sehr klare scheinbar einsame Musik die nicht viel Worte braucht, nur viel
Zeit. www.traumschallplatten.net
BLEED •••••
entgeht den typischen Stereo Beats. Selbst Trickys
”Makes Me Wanna Die” bekommt noch einen
Groove verpasst, der sich der Textbotschaft nicht
so recht unterordnen will. Und so kann man es im
Grunde kurz fassen: Hier handelt es sich um eine
der eher unnötigen Compilations.
M.PATH.IQ ••-•••
TOK TOK VS. SOFFY O. - TOK TOK VS. SOFFY O.
[WARNER MUSIC]
Holt den Jägermeister raus, es geht los! Dass einmal Gabba war, wo jetzt echter Electroclash tobt,
das macht die lautmalerischen Tokkers wohl eher
einmalig. Hier gibt es Hits, hier gibt es trademark
Soffy O., hier gibt es ca$hige Synthis satt. Aber vor
allem den Stoff, den wir alle brauchen: Neonatisch,
elektronautisch, bassbastisch, ach so simpel und
doch so gut. Hubbabubba für die Ohren - wer bietet mehr?
CASPAR •••
CORKER / CONBOY - IN LIGHT THAT LEARNED
LATER [VERTICAL FORM / VFORM 023CD]
Corker und Conboy waren eine der größten Überraschungen überhaupt in letzter Zeit. Ihre Tracks
auf der Vertical Form Compilation ”Pro Bono Publico” deuteten nicht nur das großartige Album an,
sondern auch die stilistische Vielfalt, die wir in Zu-
STUPIDITY WILL
SOMETIMES SET YOU FREE
Karaoke Kalk
im Oktober
Hausmeister Weiter
dial 12
sten - tod und verklärung
krabbelt sich auch ungebrochen weiter, und findet
gerne immer wieder zu einem Sound zurück, der
die Außergewöhnlichkeit von Sounds gut im Blick
hat, nicht etwa nach einer Roheit sucht, nach einem Klang hinter dem Klang, wie so manche dieser
Leute, sondern gerne auch mal etwas grooven lässt, wenn es der Musik irgendwie gut tut. Erwartet
aber keine Dancefloor-Hits, das ist schon eher klar
definierte experimentelle Musik mit Bonusmetrik.
BLEED ••••
GOLAN LEVIN - DIALTONES [STAALPLAAT]
Ah, das ist zur Zeit wirklich modern, Orchester aus
Handy machen und dann aufführen, muss ja auch
jeder Konzertsaal drauf reinfallen irgendwie. Hier
200 von diesen kleinen Elektrosmokpestteilen in
einem Raum, die immer mehr geschichtet werden
und manchmal auch einfach nur noch so albern
klingen, dass das Publikum irgendwie richtig loskichern muss, gedämpft versteht sich. Eigenwillige
Musik. Mit CD Rom Part. Bonuspunkt für historische Überfälligkeit. www.telesymphony.com
BLEED •••••
STAALPLAAT SOUNDSYSTEM - SWEET SISSY
AND THE BALLROOM HISS [STAALPLAAT]
Hätte ich’s gewusst, dass es sowas gibt? Nö. Vier
Tracks auf einer Mini-CD mit Geklatsche und digitalem Geknister, politisch motivierenden Frontreden aus Berlin, tragischem Orchestergrabensound,
aus konkreten industriellen Situationen ein wenig
Noise und Strings. Hm. Dokumentarisch würde ich
sagen, ist ja auch Teil einer Ausstellung.
BLEED ••-••••
THE MINNEAPOLIS SUMMIT [STAALPLAAT]
Wenn ich es recht verstehe, dann treffen hier die
Tape Beatles, Wobbly, Steev Hise und Escape Mechanism für 20 Minuten im Studio zusammen, und
improvisieren sich ein wenig ihre oft albernen
Ideen vor, zu einem Mixdown, der über weite
Strecken natürlich einen starken Hörspielcharakter
hat, aber warum auch nicht, wenn es so albern und
unaufgeräumt sein darf, wie es eben manchmal ist,
und man findet trotzdem alles. Spinner Mini-CD.
BLEED •••••
V.A. - VIVE MARIA [STARBUGS / UNIVERSAL]
”Die Wäschemarke Vive Maria ist die erfrischende
Antwort auf die Vorherrschaft des weißen Baumwollripp-Konsevatismus.” Aha. Nun wissen wir, was
Vive Maria ist. Aber warum dann eine CD? Egal eigentlich. Bei Bobby Hughes Combination, Bugge
Wesseltoft, Karin Krog (Herbert Remix), Suba
(Restless Soul Remix), Soulstance, Slope und Kollegen wird eine amüsante Vielfalt tanzbarer Beats
geboten. So stelle ich mir einfach vor, dass durch
Simone Franze frisch bekleidete junge Menschen
zum Fellmann & Louise Remix von The Shes ”The
Crawler´s Dream” über den Catwalk stolpern, um
sich bei Balduin wieder zu berappeln. Wär doch witzig. Den Jazz im Blickpunkt ergibt sich eine intelligente Begleitung moderner Clubsounds für hoffentlich eben solche Mode.
M.PATH.IQ •••••-••••
DER KATZE - IM STADIUM DES BEGREIFENS
[STATIK ENTERTAINMENT]
Huch, eine Statik Entertainment CD mit sehr viel
industriellem Gewummer, ausgeglichen durch
sphärisch weiträumige Sounds und Harmonien, eine leicht elegische Grundstimmung aus Granit,
und morbider als man es eigentlich ertragen könnte. Acht nahezu tödliche Partykiller für die Verlassenheit einsamer Ravehallen im Schnee, die von
den Müllverbrennungsräumern mit Aussterben be-
FAUST - PATCHWORK [STAUBGOLD]
Die sind einfach nicht tot zu kriegen. Faust gibt es
nunmehr seit 30 Jahren, sie waren damals mit Can
und Kraftwerk die einzige einheimische Band, die
auch außerhalb Deutschlands zu Ruhm und Ehre
kam. Ihre ungefähr fünfzehnte Veröffentlichung
setzt auf eine Mischung aus frei improvisiertem
Psychedelic-Rock und (elektronischen) Klangexperimenten aus der Zeit zwischen 1971 und 2002. Hier
geht alles zwischen Kraut- und Punkrock mit verzerrten Gitarren- und Synthiwänden, garantiert unterrichtsabstinentem hypnotischem Schlagzeugspiel, repetitive Tracks zwischen Can und Neu!,
Folk, Barjazz, Noise, Drones, 60s Pop und Ambient.
Und noch tausend anderen Sachen. Die machen
eben einfach, was sie wollen, ohne sich um irgendwelche Musikpolizisten zu kümmern. Das ist nicht
alles innovativ und auch nicht alles gut, aber vieles
macht Spaß beim Hören und sicher noch mehr
beim Spielen. Und darauf kommt es ihnen sicher
am meisten an.
ASB ••••
V.A. - MUSIC FOR DANCEFLOORS - THE CREAM
OF THE BOSWORTH LIBRARY SESSIONS
[STRUT]
Zeitgemäß bedeutet im modernen Clubkontext immer öfter nicht nur ein bedingungsloses Nach-Vorne-Gehen, sondern auch den entspannten und wissbegierigen Blick zurück. Eben diesen werfen die
Jungs von Strut mit dieser Compilation so gekonnt,
dass es auch an dieser Stelle erwähnt sei. Library
Music nennt sich das nun, was genau so lange in
den Regalen verstaubte, bis es nun im Zuge der
Wiederentdeckung der Rare Grooves zu einer wahren Welle von 70er-Soundtrack-Reissues und dergleichen kam. Leute wie David Holmes oder Thievery Corporation haben das längst umgesetzt. Nun
durfte also das Archiv von Bosworth, das bereits in
den 30ern zu wachsen begann und voller 78-BPMPlatten ist, durchforstet werden. Zutage kamen 23
von Jazz und Funk durchzogene Kleinepen von Musikern wie Paolo Zavallone, Jonny Teupen und David Snell, die tatsächlich einen Charme versprühen,
der in aktuellen Beats keine Entsprechung findet.
Prädikat: Lehrreich.
M.PATH.IQ •••••-••••
SUNDAY BRUNCH - NO RESISTANCE [SVEK]
Jesper Dahlbäck und Sebastian Ahrenberg (aka Seba-of-Bukems-Good-Looking-Fame) laden mit ihrer entspannten, in Musik gegossenen Leisure Wear, zum flockigen Abhängen zwischen Sofa und
lockerem Wohnzimmer-Dancefloor. Das ist alles
ganz gemütlich und kuschelig, so lange das Saxophon und überhaupt übermäßige Live-Instrumentierung im Keller bleibt. Downtempo mit feinjustierten Schnittstellen zu warmen, US-style-Deep
House und dezentem Pop lassen den sonntäglichen Brunch ganz angenehm verlaufen.
SVEN.VT ••••
UMEK - NEURO [TEHNIKA]
Ach so, vergesst mal für einen Moment den Umek,
den ihr kennt, die teilen sich zwar einen Namen
(den Vornamen auch, ist ja der gleiche, Uros Umek
heißt er, der Slovene den ich meine), denn, weil, ja
genau, hier geht’s um was anderes. Um was? Harfen? DSP verknotete? Um Melodien, die die Welt
bedeuten, weil sie drüber hinaus sind? Um Himmel,
in denen die Engel kreisen, an die ich ständig erinnert werde wenn’s mir schlecht geht? Um verzerrte
Breakdrums und Aphex Erinnerungen, um Landstriche die nach einem Soundtrack schreien, obwohl
Im Vertrieb von Indigo, Kompakt, A-Musik & Hausmusik. | Karaoke Kalk | Roonstrasse 61 | 50674 Köln | Fon 0221.2053781 | Fax -82
Monster. Soviel ist schon am Anfang klar. Third Ear
(Tokio / London) kompilieren sich durch die schleppend glitzernden Träume Detroiter Momente der
Ruhe. Alton Miller, Eddie Fowlkes, Theo Parrish, LA
Williams u.a bremsen House aus, suchen sich die
gerade am besten passende Vergangenheit, zerschneiden auf der Suche nach Disco den Filz und
lassen es sich gutgehen. So einfach ist das manchmal. Deep wie erwartet, überraschend frisch und
vielleicht der Beginn einer neuen Liebe. Mehr muss
man da gar nicht sagen.
THADDI •••••
KID 606 / DÄLEK - RUIN IT EP [TIGERBEAT
6/040]
Das Ruinöse schlechthin ist immer ein Thema.
Mehr als das. Es ist ein Lifestyle für alle die Lifestyle einfach nicht können, wollen sowieso nicht, aber
nicht drumrumkommen können. Und von vorne.
Die EP besteht aus ein Paar Mixen von ”Ruin it, Ruin Them, Ruin Yourself, Then Ruin Me” (äh drei), einer davon von Dälek, der am Anfang dieser Reihe
von Tracks steht, weil er wiederum Ausgang für die
anderen Tracks der CD war. Oder so. Schwerlastiger
Hiphop mit leicht asiatischem Background und industieller Trümmerlaune. ”Revenge Of The Circuit
Burners” schnappt sich die Sounds und lässt sie
aufsplittern und unter Strom setzen, bewahrt aber
das leicht industrielle, das Orginal von der ”Down
With The Scene” ist mit drauf, und heult zwischen
Knarz und Krabbel mit dieser asiatischen Tröte im
Duett mit gefakten Basslines. Bei ”Vague Recollection” muss man fast losheulen so traurig ist es (ja ja,
Kid ist ein Scheißromantiker), nur verzerrtes Tasteninstrument das sich immer mehr verzerrt in
seiner elend langsamen Elegie, schluchz. Zur Erfrischung gibt es noch einen komplett kaputten Remix als digitale Polka, und das durchaus zurecht so
und mehrdeutig benannte: ”Satans Hard Drive”.
Tja, manchmal hat mans leicht mit einer Plattenkritik. Kann man einfach Hörzu sagen.
www.tigerbeat6.com
BLEED •••••
WOBBLY - WILD WHY [TIGERBEAT6/055]
Ah, noch mehr Killer, noch mehr Cutupmediamurderstylehyperrealismboot. Doch doch. Also. Von
vorne. Erstens, diese Infos zu Tigerbeat Platten
gehören alle eingerahmt. Zweitens, die CD hier besteht aus zusammengecutteten Hiphop-Samples
aus Radiostationen der Bay Area. Und zusammengecuttet meint jetzt nicht durch Milliarden Effekte
verdrehte Microsamples sondern schon hörbare
Fetzen, gerne mal eine Silbe, oder weniger, viel Yo,
Ya, No, was immer die so sagen, und klar, gute Medienaktivisten, die so drauf sind, scheißen der Corporate Culture Copyright Mafia sehr offensichtlich
in die Ideologie von Lifestyle. ”He crashes software
for a living” steht im Info. Klar, das sind die Jobs von
heute, die jemand den Kopf so freihalten, für diese
minutiöse, fast zwanghafte Arbeit so eine Platte
überhaupt zu machen. Hören geht einfacher und
macht vor allem so einen Spaß, wenn man bereit ist
sein Hirn in die Abbildung einer CT davon zu verwandeln. Perfekt übrigens, dazu gibt es ein Lyric
Sheet, Auszug hören wollen? Nein, das muss man
lesen. Ist doch Wissenschaft. Also ich finde diese
Wobbly Platte rockt nicht nur wie Hölle, sondern
setzt die einmal in Gang gebrachte politische Rolle
von Tigerbeat 6 auf dem freien Markt der Meinungsreappropriation und technologischen Revolte von innen perfekt fort. Oder wie das Info sagen
würde: ”Wild Why has the structural rigor of New
Music from the academy and the sue-me bravado
of labelmate Kid 606”.
www.tigerbeat6.com
andern zu zaubern, das in seiner zerfledderten fetten Bombastigkeit sämtliche sonstigen sogenannten Mix-CDs vor Kläglichkeit erblassen lässt. Das
hier ist seine zweite Mix-CD und mit dabei sind sowohl wohlbekannte RnB, Rap, Ragga als auch eher
strange Acapellas und Instrumentals, indische und
orientalische Musik mitsamt obskurer Instrumente, Breakbeats und vieles anderes polyrhythmisch
Kickendes mehr. So schnell, sauber und druckvoll
gemixt, dass es eine wahre Freude ist, auch wenn
man Krach mögen muss, um die CD auf voller Länge auszuhalten. DJ/ Rupture ist defintiv Mixkönig
2002.
www.negrophonic.com, http://www.tigerbeat6.com
CAYND •••••
THE PHENOMENOLOGICAL BOYS - MELODY,
MELODY, MELODY AND MORE MELODY
[TOMLAB]
Huch, was ist das? Las Vegas Freejazz Punkette
Harddisc Orchester? Jedenfalls legen sie einen
ständig rein auf dieser Platte. Mal schlunzt es mit
alten Blueshippieriffs, dann säuselt es als wäre die
Sängerin die Monkees, dazwischen Sketche als wäre man auf einem Countryfestival in die OldschoolEcke geraten, schlidderte über Nierentische mit einem vollgerotzten Kleid und würde dabei so cool
aussehen, dass alle stehenbleiben, dann rasseln die
Samplestakkatos und die eine Dixielandpunkband
spielt einen Beachboysong dazu, und schon kann
man wieder von vorne anfangen nachzudenken,
was hier passiert. Wenn People Like Us so etwas
wie ein Panoptikum machen, dann machen The
Phenomenological Boys (auch ein guter Witz, sich
Boys zu nennen) eine Bar auf, in die man gerne jeden Abend gehen würde. www.tomlab.de
BLEED •••••
STERNSTUNDE.1 [TOSCANA RECORDINGS]
Es gibt irgendwie für jede Stimmung eine Musik.
Neulich war ich mal in Hannover, dort gibt es in der
Nähe des Bahnhofs eine Lounge, die Gelbe Seiten(tm) heisst. Stylisch, angenehmes Licht, vermutlich OK’e Drinks zu Preisen die keinen interessieren. Dort sollte diese CD laufen. Nicht weil das
alles so sülzig wäre, die Hannoveraner haben bekanntlich die Sülze nicht erfunden, außerdem hat
diese CD auch nichts mit Hannover zu tun, erscheint sie doch auf einem Intergroove Label, sondern weil das so verplustert ist, dass die GroßstadtLounges sich zu einem großen Fussel im Kopf vermischen, der alles an Differenzierung in einem plätschernden, warm brummenden Schlappwahn aufgehen lässt, selbst wenn ein paar Stücke sehr sweet
sind, und keine komischen Studiomusikergitarrensolos haben, wie man sie auch auf New Age Platten
findet. Musik die man eigentlich nur in Bean Bags
hören kann.
BLEED ••-••••
MAX DE CASTRO - ORCHESTRA KLAXON
[TRAMA 004]
Ein Schritt rechts, ein Schritt links, und schon überschreitet man die Demarkation zwischen traditionell synkopischen Brasilbeats und UK-Breakbeats.
Max De Castro hüpft genau an dieser Linie entlang.
Der Brasilianer, der auf dem gleichen Label veröffentlicht wie auch die brasilianischen Drum and
Bass-Produzenten Patife und Marky, macht sich einen Kompositionsschülerspaß daraus, Bigband-Arrangements auf Digi-Beats zu schneidern. Die Erneuerung von Bossa Nova-Songwriting über die
Straffung der Beats funktioniert so lange, wie er
Brasil-seits von Breakbeats bleibt. So bekommt
Bossa Nova eine zeitgemäße Dringlichkeit und
Nervosität, die sie von jedem Coffeetable kippt.
HEADQUARTERS BERLIN [TRESOR/197]
Der zweite Teil der Serie mit Tracks der Headquarters Equipe zeigt, dass die Welt der konspirativen
Technoidee immer noch ein Zentrum in Berlin hat,
und featuret neben den beim letzten Mal schon
rockenden Acts ein paar Neuzugänge wie Todd Bodine, Baeks, Kompjutr, Tollstoi, Subtronic, Aquaton
und mehr, einige von ihnen finden sich auch auf
Rampe D oder Ungleich wieder, anders unterwegs
ist eigentlich vor allem Pacou, und hört man sich
durch die beiden CDs durch, so entwickelt sich
nach und nach immer mehr der Eindruck, dass
frühe Detroiteinflüsse langsam verblassen und alles in Richtung immer mehr Clubmusik tendiert, die
wirklich vom Tresor und dem eigenwilligen Sound
dort unten gekennzeichnet ist. Reduziert meist auf
die wesentlichen Grooves und nur einen Hauch Sound, irgendwie extrem trocken und rumpelnd ist
diese Doppel-CD fast eher eine Vision, als Musik
die man für sich zuhause auflegt. Außer vielleicht
um sich zu erinnern.
www.tresor-berlin.de
BLEED •••-••••
SCANNER - LOST WITHOUT LIGHT EP
[UNDERSCAN RECORDS]
Mit Scanner kann ich so gar nicht, und hab’ das
auch noch nie als Problem empfunden. Schon der
Titel, ich meine hey, soll das Ironie sein? Seit wann
ist jemand der früher jedem Journalisten seine
Scanner Geschichte unter die Nase gerieben hat
und als originell verkauft, ohne Licht verloren?
Wenn diese komischen Sounds und Stimmen nicht
wären, übrigens, dann könnte so zumindest in
Parts der ein oder andere Track dieser Platte, gut,
vielleicht ein wenig weniger offensive Darkness
hätte auch geholfen, ganz gut sein. Und es wäre
vielleicht eine solide klapprig knisternde Dubplatte
draus geworden. So bleibt eigentlich nur der letzte
Track, der mit seinen melodisch melancholischeren
Hispeedsambaklöppelrhythmen und den verhangen schwebend gemaultrommelten Filtersounds
so schön ist, dass man auch die Strings nett finden
kann. Doch, wirklich schöner Track, Scanner, ich
entschuldige mich, vorerst. Debut einer 10” Serie
des Berliner Labels Underscan Records, denen u.a.
noch Andreas Remmer, Tonne, I/O und mehr folgen
werden. www.underscan.de
BLEED ••-••••
V.A. - UNIQUE CLUB CULTURE 2
[UNIQUE 059 / PP SALES]
Man kann vorzüglich darüber streiten, inwiefern
das aktuelle Clubgeschehen als ”Kultur” bezeichnet
werden darf. Im Falle der Düsseldorfer Unique würde man sich da aber sicher relativ schnell einig.
Vielseitig zeigt sich das erlesene Line-Up um Malente, N.O.H.A., Frank Popp, Ben Human, Xaver Fischer Trio und Phoneheads. Die Reise beginnt mit
Nicola Contes großartiger Latin-Jazz-Fassung von
”Meu Samba”, führt über Funk, NuJazz, BigBeat,
Drum´n´Bass und endet bei beim funny Downbeat-Turntablism von Dynamo Productions. Spaßgeladene Grooves, die den Unique Club zur Institution machen.
M.PATH.IQ •••••-••••
V.A. - REMIXED BY THE STEREO MC´S
[UNIVERSAL]
Dieser Tonträger hat es ganz auf die eingefleischten Fans abgesehen. Obwohl selbst die schon die
meisten der elf Remixe von Leuten wie Quannum,
David Holmes, Jungle Brothers, Tricky, RZA oder
Pressure Drop kennen bis haben sollten. Nichts
kunft von Vertical Form erwarten können. ”In Light
That Learnt Later” macht genau da weiter, wo die
beiden auf der Compilation aufgehört haben.
Wahnsinnig entspannnte, akustische Miniaturen,
die, so scheint es, alle im Rechner nochmal gerade
gerückt wurden. Zwischen verspielten Gitarren
und bescheidenem Schlagzeug entfalten sich kleine Miniuniversen, die den bösen Wind einfach ausmachen und auf die Terrasse einladen, wo sich die
Schaukelstühle schon eingewippt haben. Es gibt
Kekse, kurze Jazzeinheiten, bunte Drinks und große
Hits. Genau solche Musik brauchen gerade alle. Ja,
auch die Kalimbas. Neue Helden für mich, die sich
mit dem Album nur noch tiefer in meinen Kopf eingraben.
THADDI •••••
SILEX - ALPHABET [VIBRANT]
K. Soublis ist Silex. Ansonsten ist er Fluxion und
fliegt mit diesem rauschenden Ambient-Dubschiff
gerne zum Chain Reaction-Airport. Fließend und
basslastig bleiben die Sounds auch bei Silex. Aber
doch meint man die Maschinen etwas grinsen zu
sehen und den Fuß im Electronicaland zu spüren.
Allerdings nur bei ganz großer Geduld und tagelangem Wegelagern vor den Klang- und Rhythmusspuren. Wenn du dann aber viel, viel bekifftes Glück
hast, kannst du sie vorbeihuschen sehen, im Augenwinkel, ganz links außen bildest du dir ein, dass
die Dinger, wie z. B. ”Holder”, gelächelt haben.
Meist bleibt es metallern und stoisch humorlos. Da
kann auch der Waldweg nichts dran ändern, in dessen Gebüsch du dich versteckt hast. Silex kundet
den Raum aus. Nebel des angenehmen Grauens
kommt auf dich zu. Sehr cooles Zeugs.
rantmusic.com
CJ ••••
KID 606 - THE ACTION PACKED MENTALLIST
BRINGS YOU THE FUCKING JAMS
[VIOLENT TURD/002]
Ne, genau. So ist das, das tut der, da kennt er nichts.
Macliebhaber wissen wovon das Cover redet, aber
alle anderen müssen sich mit der Musik zufrieden
geben, was auch nett ist, denn die Stücke sind alle
nicht von Kid 606. Steht drauf. Also: ”Sometimes I
Thank God That I Can´t Sing Because Then No One
Can Blame Me For Anything” klingt wie ein Vocal
das so stark gefiltert wurde, dass Hal nicht mal
mehr merken würde, dass er in Wirklichkeit einen
Mensch sexy findet. ”Mp3 Killed The CD Star” kickt
Eminem in den Arsch, wie es sich gehört, und ist dabei natürlich sinngemäss ein fluffiger Partyhit.
”Kiddy Needs A New Pair Of Laptops” macht ein
R`n`B Acapella mit Seitenblicke auf große D`n`B
Zeiten und Kraftwerk, und zeigt dass Kid zu den besten R`n `B Produzenten gehört die die Welt
kennt, sogar in dem was essentiell ist, dem Schichten und Lagern von Stimmen ist er ein ungeschlagener Meister ach, eigentlich ist er vermutlich die
Wiederauferstehung der Supremes, nur das beim
Beamen ein bisschen was verloren gegangen ist.
”Never Underestimate The Value Of A Holler (Vipee-Pee Mix) kann die Finger nicht von Missy lassen. Zurecht. Bester Mix. Ach, weiter geht’s mit 3
anderen Hits, ich liebe diese Platte. Warum haben
wir die eigentlich nie besprochen? Wir Schweine.
www.tigerbeat6.com
BLEED •••••
V.A. - OST/MORVERN CALLAR [WARP]
Eine Compilation, die mit Cans ”I Want More” von
ihrem ”Flow Motion”-Album beginnt, kann sich
nicht so ganz verkehrt entwickeln. Die nächsten
beiden Tracks sind von Aphex Twin und Boards Of
Canada, es geht weiter mit Velvet Underground,
<42> - DE:BUG.65 - 11.2002
CD
(•)-nein (•••••)-ja
Stereolab, Broadcast, Lee Perry, Holger Czukay, Lee
Hazlewodd & Nancy Sinatra und den großen Ween
mit ”Japanese Cowboy” von ihrem völlig unterschätzten Country Greats-Werk. Das liest sich wie
ein Mixtape von einem guten Freund? Ist es auch,
denn dieses Tape spielt eine wichtige Rolle in dem
Film ”Morvern Callar” von Lynne Ramsay. Es ist
nämlich der Nachlass eines Selbstmörders an seine
Freundin. So ist zwar jeder Titel bedeutungsvoll für
die Handlung des Films, die musikalische Zusammenstellung funktioniert aber auch ohne die Bilder
perfekt und wirkt niemals einfach zusammengeklebt. Ich glaube, es ist an der Zeit, die alten Holger
Czukay Platten aus dem Regal zu kramen.
ASB •••••
SQUAREPUSHER - DO YOU KNOW SQUAREPUSHER [WARP]
”Some Noise” verlangt Tom Jenkinson auf der zweiten dieser doppelten CD immer wieder brüllend.
Dieses gut 60minütige Set stammt von einem letztjährigen Auftritt aus Japan. Und der GeräuschAustausch funktioniert lärmend. Sobald die Sounds
von Squarepusher leiser werden oder sogar innehalten, beginnen die Zuhörenden zu kreischen,
rufen, grölen. Ein seltsam ravig-rockiges Feedback.
Und der Beweis, dass auch Jenkinson nicht etwa
gramgebeugt hinter Konsolen verschwindet. Er
kommt halt von der Insel. Bei aller Referentialität
(offensichtlich samplet Jenkinson z. B. den Applaus): Ein wenig nervt das ewige Hin- und Her zwischen Sound und Publikum nach einer Weile. Dafür
gibt’s auf der ersten 7-Track-CD die erwartet irre
Mischung aus übergebrochenen Schlägen, Electronica’n’Bass und Krach. Und das befriedigt wiedermal mehr als. Das Outro wird mit einer merkwürdigen Coverversion von Joy Divisons ”Love Will Tear
Us Apart” geleistet. Eigentlich unantastbar. Aber
der Squarepusher macht auch das derart schleppend und doch auf der Überholspur, dass Ian Curtis
zu grinsen beginnen könnte, könnte er es noch.
Zum Layout: Das ganze Unterfangen ist durch
DEUTSCHLAND
ADA - BLINDHOUSE / LUCKY CHARM
[AREAL RECORDS/010]
Das ist eine dieser Platten, die man jeden Tag zu
seiner Lieblingsplatte erklären könnte, jedenfalls
ist es bei mir so. Und die Tracks sind dazu noch so
unterschiedlich, dass man es kaum versteht. Auf
”Blindhouse” shuffeln die Beats schon durch so
warme und tief gezogene Effekte, dass einem ganz
warm ums Herz wird, noch bevor überhaupt was
anderes da ist. Und dann will man auch nichts anderes mehr. Extrem locker kickende Bassline, ein
paar angerissene Vocalreste, die eigentlich nur fragen warum man sich so gut fühlt, was man ja gerne
macht, wenn alles stimmt. Redundant sein bis ins
letzte, ein wenig falsches Piano und pulsieren im
Schnee. Deepester Housetrack des Jahres. Nur
mindestens 5 Minuten zu kurz. Ach, und der Hit
kommt erst noch, und mit ihm kommt meine endgültige Überzeugung, dass Bleeps wieder da sind,
der Sounds dieses Winters. Unbedingt. ”Blindhouse” heisst es, und es klimpert so überzeugend los,
dass man ganz ergriffen ist, wenn einen die in Basslines verpackten Pianos eiskalt mit ihrer extrem
konzentrierten Energie so erwischen, dass man erst
mal sprachlos bleibt. Ein Hit der sämtliche Ponys
mit links überholt. Grosse Platte.
www.areal-records.com
BLEED •••••
TANITH - ANGSTPOP [BASH//002]
Yo. Keine Ahnung was Tanith zu so einem Titel
treibt. Vorzeigetechnoheld der frühen Berliner Tage mit Tarn und Kappe rockt er eigentlich immer
noch so lässig wie eh und je, und mit ”Angstpop”
vielleicht mal wieder ein wenig näher an der Zeit
der großen Ravepianos, die sich in ihren kleinen Filterkörbchen sehr lässig wiegen und drehen als
wären es Embryos einer neuen Ära. Bis auf die Vocals, die man sich auch hätte sparen können, ein
völlig lupenreiner Ravetrack mit schönen Effekten.
Leider ist der Asem Shama Mix auf der Rückseite
(von dem Track der Bash EP davor) etwas sehr direkt auf die bratzende Tour. Claps auf der Zwei und
Technonebel immer dabei. Ach, im Nebel, da geht
so einiges.
www.bash-again.de
BLEED ••••
THE OTHERFUCKER [BERLIN KRAFT/001]
Was für ein grandioser Unsinn. Housemeister hat
sich ein eigenes Outlet neben Bpitch gebastelt und
die erste EP ist dann auch gleich von ihm, und mit
”Organ Aus Feuer”, der A-Seite, so merkwürdig
verswingt dass man sie auf 45 auch als Punktrack
mit Saxophon hören kann, apropos... Da ist wirklich
ein Saxophon drauf, und das Saxophon ist so zum
schreien, dass man es kaum glauben kann. Überhaupt ist das ein Track der so tut als wäre New Or-
Nicht-Informationen gekennzeichnet. Noise eben. Nett. Musik zum Taubenschießen eben.
Kurz: Kein Überflieger, aber ziemlich klasse.
BLEED ••••
www.warprecords.com
CJ •••-••••
ANDY VOTEL - ALL TEN FINGERS [XL]
Man kann sich auch mit allen zehn Fingern in der
BRAVECAPTAIN - ADVERTISEMENTS FOR MYS- Nase bohren, aber ich glaub darum geht es hier gar
ELF [WICHITA]
nicht. Sondern? Um das Zusammensammeln von
Frag mich mal, wer die Boo Radleys waren. Hm. skurriler Musik aus diversesten Jahrzehnten, aus
Randnotiz irgendwo. Aber ein Mann mit dem Her- der man dann so etwas wie die Nachfolge von Big
zen am rechten Fleck, liebt er doch Kid 606 und Beat antreten kann. Ja, das ist alles Rock and Roll,
Laptop-Konzerte, nur, den Glauben daran, dass die- oder Post Neo Folk oder sowas, die orgelige Varises Album eine Skizze davon sein soll, was er will, ante mit Kleinkindergeräuschen dazwischen, Märund was sich irgendwie ähnlich wie Kid sehen chen die man sterbenden Pennern erzählt, damit
möchte, und er es jetzt voll drauf hat (mit dem sie in der Wurstfabrik landen, sehr gut designte Unnächsten) wagen wir ein wenig zu bezweifeln. Zwar fähigkeit mit Swing, und natürlich wird durch den
sind einige Tracks wirklich schön geworden, aber so Bart gesummst, und man steckt die Hände in die
richtig wollen die nicht zusammenhängen. ”Birth Taschen zum Schlendern. Irgendwo stand, dass AnOf A Project” zum Beispiel ist sehr ruhig und ver- dy Votel (Mancunian) Perfektionist ist, klar, wer Dilspielt elegische Elektronik, dann kommt ”Stand Up letant sein möchte, muss das sein. Ach, und sehr
And Fight” und wir fühlen uns mitten auf einem seelig und technologisch ausgefuchst lässig klingt
Collegerock-mit-Aussage-Konzert und hopp, näch- es auch noch. Soll er bitte nicht als Band umsetzen
ster Track, ”Rod’s Gone One” und wir befinden uns wollen, auch wenn es lustig ist, Can-Ex-Rentnerin einer Art Deephouse-Aphex-Breakcore-Psyche- sänger ins Studio zu holen, aber so ist das definitiv
delik-Sound und dann weiter zu Indiedub. Nicht eine der sympathischsten Möglichkeiten aus einem
dass das schlecht wäre, aber es ist doch etwas zu Leben zwischen Raregroove Platten und Avantgarverdreht in dieser Zusammenstellung, als dass wir de Rock einen neuen Bohemien-Lebensstil zu maglauben könnten, viele Menschen halten das durch, chen. Die Bärte übernehmen den Norden. Schon
vor allem weil es so viel nicht miteinander zu tun zu gemerkt?
haben scheint. Der Siegerausdruck auf der Cover- www.xl-recordings.com
rückseite ist einfach herzzerreißend.
BLEED ••••-•••••
BLEED ••-••••
V/A - DEEP TECHNO [DIFFERENT]
LEMON JELLY - LOST HORIZONS [XL]
Das dreiviertelgare Housewurst-Label Different
Nette klimpernde Musik für den Freund elektroni- stellt eine Dreierreihe an Überblickssamplern für
scher Eisenbahnmodellwelten bis hin in alle virtu- 100% Ahnungslose zusammen: Deep Techno,
ellen Offshoots, den Neofolker per se, den Broken Sweet Electro und So Classic. Halbklassisches der
Beats Light Afficionado, die Freunde von Eierku- letzten sieben Jahre addiert sich auf Deep Techno
chen und Honey Pies. Wenn man im Fernsehen ein zu einem Kompendium ohne rechten roten Faden,
Picknick machen könnte, in jedem Film der grad das als didaktische Zusammenstellung zwar eher
läuft, Lemon Jelly wären bestimmt der richtige So- Schulterzucken auslöst, aber immerhin im richtiundtrack dazu. Alice im Wunderland hätte auch ih- gen Rhythmus. Als zufälliger Radiomitschnitt mit
re Freude daran, wenn sie nicht grade kokst. Easy. Künstlern wie Garnier, E. Dancer, Aril Brikha, Sway-
zak, Isolée oder DJ Rolando (ja, wirklich, ”Jaguar“ ist
hier drauf …) würde es aber beim WG-Abwasch der
Axis-Zahnputzbecher freudig begrüßt. Geschmackssicheres Tanzen in der Kontingenzwüste.
JEEP •••
V/A - BRIQUE ROUGE 3 [BRIQUE ROUGE]
Die dritte Werkschau von David Duriez' und Llorcas
Label, das zur Zeit einfach alles rockt und mit jedem
Release noch konzentrierter an ihrer musikalischen
Version von pumpenden und deepen Housetracks,
die alte US-House Traditionen von New York bis
Chicago atmen und den Blick zurück mit dem Blick
nach vorn versöhnen. Und das heißt, Bassdrumwhopper, Winkelgrooves, desolate Vocalschnipsel
und dezenter Bleep- und Acidwahnsinn. Auf den
beiden CDs sind dann auch alle Hits mit drauf, für
die wir die Brique Rouge-Posse um David Duriez,
Phil Weeks, Dan Ghenacia, Llorca etc. in den letzten
Monaten so geliebt haben. Super slick gemixt zum
häuslichen warm bouncen bevor man selig in die
Nacht eintaucht.
SVEN.VT •••••
CASPAR •••
lassen, zieht trotzdem enorme Energie aus einem
gewissen Oldschool Flair nebst guten Breaks mittendrin, und gerne mal öfter, und lässt es nie zu
martialisch werden. Nett. Techno der härteren Art
kann solche Sounds und Methoden wirklich brauchen. www.force-inc.com
BLEED ••••
lung. Klar dass ihn die leicht elektroiden Kleinkinderretrocomputerwelten, in die er später immer
mehr ging, auch nur kurzzeitig davon abhalten
konnten, und irgendwie trifft es dann hier wieder
richtig in einer grossen Oper für die Retrobreitseite dieser eigenwilligen Orchestermusik von Popgrössen aus den späten 70ern zusammen. Gemeinsam mit Portamento sind die Tracks für eine Tanzgruppe entstanden, die natürlich durch mehr
Kunstnähe noch näher dran ist, und vermutlich jedes der Stücke von seinen Fingern leckt. Am Besten
aber die Momente wie z.B. ”Sunset”, die sich eher
nicht so auf dieses Image festlegen, sondern einfach in feinen kleinen melancholischen und digitalen Effekten herumtrudeln und eine Bilderbuchwelt herzaubern, die man sich von so etwas wie
”Golden Age” hat erzählen lassen. Ein wenig Hang
zu Italotrash sollte man aber schon mitbringen,
grade auch für ein eher erzählerisches Stück wie
”Bang!” oder das pittoreske ”Staccato”.
www.forterecords.com
BLEED •••••-••••
JEANS TEAM - GOLD UND SILBER [KITTY-YO]
Die Jungs vom Waffenladen steigen ins Metallgeschäft ein und kreuzen unter maximalen Synthi-,
Orgel- und NDW-Einsatz Gold mit Silber. Jeans
Team fahren einmal Kurzstrecke und geben uns
fünf Songs auf kitty-yo, zwei davon brandneu, der
Rest jetzt mit Puritätssiegel, da zuvor immer nur in
geremixter Form erhältlich. Das Team hat die Jeans
frisch customizen lassen und Glitzernieten satt angepinnt. Obenrum galt ja schon immer: Mit Hornbrille kann man eben doch raven. Einmal die Bazooka bitte, ich lauf jetzt Amok!
CASPAR ••••
ADAM F - DRUM AND BASS WAFARE [KAOS]
Jetzt also die Drum and Bass Remixe seines HipHoV/A - CLASSIC AND RARE [FCOM]
pOpus’. Und der Name Adam F bürgt für high budDie französischen Feinschmecker von F:Com bitten get unterhaltung. Also hat er sich eine illustre Runzum Jubiläumsschmauß. Der gewählte Titel, so de (Roni Size, die )EIB(-jungs, dillinja etc.) zusamprickelnd wie ein Blumenbeet im Tiefschnee, kann men gesucht, die seine Kollaborationen mit m.o.p,
nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier echte Redman etc. in veritable Dancefloor-Smasher verChefs ans Werk gehen: Einmal gut durch, einmal wandeln. Einige Tracks sind ja schon von den Maxis
blutig, Jori Hulkonnen respektive Laurent Garnier bekannt, und es geht hier natürlich ordentlich
besetzen die Küche und richten an. Der Finne be- breitwandig und blockbustermäßig los. Lässt mich
kommt den Originalitätspreis für die Verührung irgendwie kalt das Ganze.
von Elegias ”Wings“, einem ”und jetzt alle mitträu- SVEN •••-••••
men und loskuscheln“ Sphärenpastell, mit dem
Track, der sogar Opi zum Kopfnicken brachte: Mr. HOWIE B. - FABRICLIVE. 05 [FABRIC]
Oizos “M-seq“. Ansonsten aber alles ganz gediegen Ein Mix der Sorte ”Bricolage ist doch dufte“. Howie
hier, echter Antifreezer für die kommende Jahres- B. kann alles, gerade/ungerade, scifi/tribal, bonzeit. Der Franzose haut dann erst recht die Filets in gas/motorbass usw… NuUrbanBreakFusions mit eidie Pfanne. Aqua Bassino, Nova Nova, Frederic Gal- nem Schlag tranceliger Flächenschmeichelei schlaliano – Monsieur Garnier hat seine weiche Seite gen dir das Kategorietool eiskalt aus der Hand. Wer
entdeckt, erinnert uns aber mit den eigenen Tracks ist drin im Tee? Der Blame Klassiker ”Music Takes
des Mixes an seine Fähigkeit zur Zittersoundfor- You“ von 1992, Dope Smugglaz im PMT Remix,
schungsfähigkeit. Excellence will prevail.
Jackyl and Hyde, Lemonescent, Skelf und weitere
CASPAR ••••
Tarncyborgs vom Planeten Future.
LOW RES - BLUE RAMEN
[AIM-RECORDS/PLUG RESEARCH]
Ein Killer das neue Low Res Album, keine Frage.
Was hier an jazziger Dichte und DSP-Gefussel in
höchster akribischer Konzentration zusammengebastelt wurde und dennoch so leicht klingt, als hätte ein Hauch genügt, um diese Tracks entstehen zu
lassen, ist einfach atemberaubend. In der Konstellation zwischen leichten Jazzgrooves und Elektronik hat es ja schon eine ganze Menge großartiger
Projekte gegeben, aber manche ragen einfach gerne in ihrer Skurrilität und Leichtigkeit über vieles
hinaus, was man sich vorstellen könnte. Low Res
klingt auf Blue Ramen wie ein Mischung aus Atom
Hearts Easy Listening Projekten, dem soliden Jazzfundament von Jamie Hodge und dem lässigen Improvisationsgestus von Leuten wie Fridge, ohne dabei frühe Elektronika aus den Augen zu verlieren
oder die Größen und Geheimnisse des Powerbooks
zu vergessen. Eine Platte die so irritierend und verstören ist, wie sie diesen Nebenherhören Effekt anvisiert, der einem unter die Haut krabbeln kann und
einen von einer unerwarteten Richtung erwischt.
Fein.
BLEED •••••
(•)-nein (•••••)-ja
leans nicht in den Zwanzigern gewesen, sondern
müsste jetzt irgendwann bald mal kommen. ”80igHz” ist ein ziemlicher Retrotrack mit allem was dazugehört, und wenn der nicht so brachial over the
top wäre, dann würde ich es fast für zuviel halten.
So aber liegt man flach in den Verzerrungen und
amüsiert sich mit den verspielten Breaks. Als letztes ein Stück vorderasiatische Folkore mit verzwirbelten Effekten und Hihats, und einer stolzen Bassdrum. Sehr mental auf eine ganz eigene Art diese
Platte. Kann mir gut vorstellen dass einigen einiges
zuviel sein wird, aber irgendwie steh ich grad drauf.
BLEED •••••
SASCHA FUNKE - FUNKT [BPITCH CTRL 053]
Unser Lieblings-Funkfuchs funkt auf seiner neuen
EP den von ihm in der Form unbekannten Lo-Fi-Charme über die Dancefloors und zeigt mal wieder
sein Händchen für melancholisch poppige Perlen
mit Hitcharakter. Hier und da lugt sogar ein glücklich schwelgender Trancevibe um die Ecke, der Erinnerungen an längst vergangene Zeiten gleich mit
rüberweht. Gar nicht mehr so trocken, auch wenn
es natürlich noch sehr minimal zugeht. An einigen
Stellen nicht ganz so zwingend wie seine letzten
Releases, aber trotzdem sehr cool.
SVEN.VT ••••
HOUSEMEISTER - WAKE UP!
[BPITCH CTRL 056]
Seit einer halben Ewigkeit ist Housemeister schon
im Berliner Nachtleben unterwegs, und fest asoziiert mit der Bpitch-Army ist er eben solange. Kein
Wunder, dass sein 12” Debut auf Ellen Alliens Label
erscheint. Drei Tracks, die nur so vor Energie und
Referenz-, Erinnerungs- und Inspirationsschnipseln
sprühen und Jahre der Musiksozialisation und Cluberfahrung fein zurecht gehackt miteinander kollideren lassen. Bleepig und irgendwie eine digitale,
punkige Version des alten Chicago-Sounds, mit vielen Abzweigungen und übermütig aufblitzenden
Ideen. Dirty Funk für den energiegeladenen Tänzer,
der währenddessen noch Zeit hat, Headbangen
wieder auf dem Dancefloor zu etablieren.
SVEN.VT •••••
SASCHA FUNKE - FUNKT
[BPITCHCONTROL/056]
Sascha Funke hat sich ganz schön verändert in dieser kurzen Zeit. Die Tracks der neuen EP zeigen das
verdammt deutlich. Aus dem ehemaligen supersicheren Dancefloorkiller Funke ist plötzlich jemand
geworden, der auch mal störrisch glücklich sein
kann, will und für uns alle zeigt wie das geht. ”Now
You Know” täuscht ein schwer harmonisches Intro
an, knackt dann und stottert, und holt sich selber
noch mal ein mit diesem spielerischen Kleinkindermelodieglück, das alles andere als nur niedlich sein
will, sondern irgendwie eine knatternd trockene
Deepness erzeugt, die dann natrürlich nicht nur
doch funktioniert, sondern auch als Überraschung.
Auf der Rückseite mit ”Nordseite” eine kleine Hymne mit angezerrten Beats und Melodien, die man
sich auf die Fahne schreiben möchte, wenn man die
Hände in der Luft hat. Zum Abschluss kommt auf
”Standbein Stolle Schussbein Noppe” dann auch
noch der Stadionrockknarz mit bösen Bassmonstern um die Ecke und irgendwie ist Funke einer der
ganz wenigen, denen man es nicht übel nehmen
würde, wenn er sich eines Tages mal bei einem Liveset ein Keyboard über die Schulter hängt.
www.bpitchcontrol.de
BLEED •••••
SIRIUS MO - ...IS WUNDERBAR [BUNGALOW]
Auf dem Cover sehen die beiden aus wie 12. Klingen
wie die perfekten neue deutsche Welle Kids lassen
es sich gut gehen und hängen sich irgendwo zwischen Schlager und Elektropop natürlich voll rein
und lassen es sich gut gehen, ab auf TopOfThePops
mit euch. Besser, nahezu lustig finde ich dann
schon diesen ”au au au” Track, weil die Sounds und
Melodien nicht ganz so abgegrast flach klingen, die
Vocals ein wenig zerren, das Französisch so
schlecht ist, oder so klingt, und irgendwie alles etwas ruffer kling, so als wollten sie Lolita zeigen, wie
gut Lio eigentlich war.
BLEED ••-••••
CHRISTIAN KLEINE - FIRN EP
[CITY CENTRE OFFICES 017]
Herr Kleine mit vier neuen bezaubernden Tracks,
die ihn mal wider als Meister des leicht verträumten aber doch zwingenden Elektronikaschubs ausweisen. Es rauscht und knuspert, tropft und zirpt
mehr, als auf seinem Album für CCO, was die Tracks
elektronischer, digitaler klingen lässt, als noch sein
Album. Die Beats plockern wie Tischtennisbälle
und irgendwie verströmen die Tracks eine intime
Wärme und sind dabei aber gleichzeitig sehr kühl,
fast distanziert. Sogar an durch den Effektwolf gedrehten Claps kann man sich hier erfreuen (auch
wenn es wahrscheinlich gar keine Claps sind. Hört
sich aber so an). Eine der besten, wenn nicht die beste Christian Kleine Platte.
SVEN.VT •••••
BUBACK Q.E.D. [BUBACK]
Buback ist eine Institution für vertretbaren Musikgeschmack und sie feiern Geburtstag. Fünfzehn
Jahre lang kümmert man sich in Hamburg schon
um die Beschallung mit korrekter Musik von Punk
über Britcore und obskurem Gitarrenchansonpunk
zu Reggeaeskapaden und HipHop. Die CD ist ein
Streifzug durch ihr Labelrepertoire und beinhaltet
je ein Stück von Readykill, Jan Delay, die Goldenen
Zitronen, Fiva MC, DJ Koze und vielen mehr aus anderen Fraktionen. Kann man sich mit anfreunden.
www.buback.de
CAYND ••••
ANDREAS KAUFFELT - THE REAL DEEP SHIT
[CONFUSED RECORDINGS/043]
Tja, irgendwie mag ich das gern, auf der A-Seite eine rotzige und verdammt lustige Bassline die alles
im Griff hat und fröhlich durch wegberstende Kuhglocken und anderes bratzt und schon ist alles gut.
Auf dem Dancefloor sowieso. Was will man auch
mehr. Ach ja! Genau, Andreas erinnert einen dran.
Perlende Arpeggios könnten doch auch ganz
verlockend sein. Stimmt. Musik wie ein Weihnachtsbaum für Raver. Auf der Rückseite eher deepere Tracks mit zwar ähnlich grundlegenden Basslines, aber weniger offensiven die die Leichtigkeit
mit der Kauffelt das zur Zeit schafft Hits zu machen
ohne sich von irgendwas einfangen zu lassen was
ihn langweilen könnte, ganz gut rausstellen. Sehr
coole Platte. Doch.
BLEED •••••-••••
PAUL KUHN - GATEWAY TO CRIME REMIXES
[CRIPPLED DICK 077 / EFA]
Die Revisited Series geht in die dritte Runde. Und
alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Drei
Tracks und drei Interpreten, die uns hier überraschen. Nach schon drei Takten wird klar, das die erste Überraschung von Deutschlands bestem Jazzpianisten des Jahres 1953 (!) selbst kommt. Was er
nämlich 1974 aus dem SFB-Big-Band-Studio heraustrug, will so gar nicht das Bild des Mannes aus Funk
und Fernsehen unterstreichen, sondern erinnert
eher an 70er-US-Krimi-Soundtracks. Vielleicht wurden deshalb viele seiner Library-Titel nie veröffentlicht. Schade. Die Remixarbeiten erweisen dem
Original nicht nur alle Ehre, sondern transponieren
es gekonnt in die elektronische Clubwelt. Slope
(Sonar Kollektiv) lassen nach und nach zu gebrochenen Beats die orchestralen Klänge sich erheben,
bis es vor Jazz-Breaks nur noch zuckt und nur das
Ende der Rille die Spielfreude bremst. Produktionsstandards werden auch beim zweiten Mix gesetzt.
Den steuern Difusora aka DJ Agape und Marc Frank
(Les Gammas) bei. Gleich bei ihrem ersten gemeinsamen Werk entwerfen sie eine futuristische Form
von percussivem Brasil mit Sahne-Basslauf, der
durch die Elemente des Originals nur noch an dramaturgischer Eigenständigkeit gewinnt. Eklektisch.
M.PATH.IQ •••••
GRAY - END OF THE STORY [FORCE INC/231]
Und noch mehr Post-Acid-Frühneunziger
Onslaught. Gray ist aus Slovenien, heisst Jernej
Graj und rockt mit angenervten Sequenzen ziemlich bestimmt los ohne auch nur einmal locker zu
PROCESS LIVE IN BERLIN
22 NOVEMBER PANORAMABAR
TRAPEZ 20
JEFF SAMUEL - double yum
SRI - CARS & GIRLS [FORCE INC/233]
Ah, endlich tut sich wieder einiges auf Force Inc.
Die neue SRI rockt nach einem digitalen Intro mitten ins Herz der kratzbürstigen Acidmonsterwelle
und verbindet das dann später mit einem fast Ambientpop-artigen Aspekt, der den Track einfach
weit über die Masse hinaus hebt, als wenn’s die
reißenden Basslines frühbelgischer Euphorie nicht
schon tun würden. Auf der Rückseite zunächst mal
ein zurückhaltenderer Knaller mit sehr smoother
Walkingbassline, ein Rodeotrack, definitiv, und danach dann noch ein sehr lässiges Stück verspielter
Acidmusik in angeknarzt überschwenglicher und
serieller verdrehter Fiepser-Laune. Rockt.
www.force-inc.com
BLEED •••••
DJ DSL - #1 [G-STONE RECORDINGS]
Ja, der DJ DSL, einst Wiener, jetzt wahlweise HamMRI, DECO SUB - DIGITAL DISCO [FORCE
burger, der hat ja schon so manchem Hype standTRACKS]
gehalten und mit seinen charmanten DJ-Sets so eiEine Auskopplung von der neuen Kompilation zum nige Tanzflächen gerockt. Klar, dass seine eigenen
Sound für den Winter, kommt mit zwei Tracks, wo- Tracks, vor allem Remixe, z.B. für Masters of Illusibei MRI natürlich erst mal mit ihrem schwärme- on und Komeit, vor allem durch den lässigen Flow
risch albernen ”Discover Me, I’m Your Disco Disco- glänzen. Hier gibt es sie als dreifach Vinyl kompivery” abräumen. Sehr schöne flatternde Sounds ja- liert, und wer HipHop ungefährlich und smooth
gen quer durch den Hintergrund und die Melodien mag und Rap eigentlich als unnötig betrachtet, ist
werden so akkurat wie hittig dazu gesetzt, dass hier genau richtig bedient.
man einfach mitgroovt. Kitschig, melancholisch, CAYND ••••-•••••
süßlich und irgendwie trotzdem sehr funky. Die
Rückseite ist klar digitaler zunächst, lässt Soul wu- SCOTT FERGUSON - WHITE BUFFALO EP
chern in deutschen ”Tanz”-Aufforderungen und [GIGOLO 089]
rockt mit einem fast Akufen-ähnlichen Groove, oh- Neues Signing auf Gigolo und Scott Ferguson
ne dabei etwas aus dem gleichmütig wankelnden bringt uns die beste und überraschendste Gigolo
Takt zu kommen. Natürlich auch hier beschwipst Maxi seit langem. Die A-Seite ist sehr moody, fast
bleepiges und eine Menge Albernheiten.
ein wenig psychedelisch bis dann ein wildgewordewww.force-inc.com
nes Xylophon eine ungekannte, desolat jazzige AtBLEED •••••
mosphäre einschlägt und den Track in eine ganz anSCSI 9 - ALECTRA EP [FORCE TRACKS/049]
dere Richtung weht. Ziemlich cool. Die zwei Tracks
Auch hier schon dezent discoangehaucht, wenn der anderen Seite sind nicht ganz so moody, aber
nicht gar ganz in der Matrix der Neonglitzerei ver- trotzdem immer einen Tick an der neben der Spur,
schwunden, 3 neue Tracks vom Cheflyriker der so dass sie in ihrer ganzen Säuseligkeit richtig abHousefloors Anton Kubikov, der ausgeschlafen und räumen. Sowohl auf dem Techno- als auch auf dem
frisch geduscht in die Disco zieht, um mit seinen HipHop-Floor. Yo!
Tracks erst mal die Hitze vom Leib zu shaken.
SVEN.VT •••••
BLEED •••••-••••
MARTIN MATISKE - STARS & GALAXY
PORTAMENTO FEAT. BOCHUM WELT - QUAD[GIGOLO 097]
SCREEN [FORTE RECORDS]
Die erste EP von Gigolos Kinderstar, über den ja
Irgendwie hatte Bochum Welt schon immer ein Fai- schon die ein oder andere Legende im Umlauf ist.
ble für die Welt des klassischen Tanzes, ”Les dances Vier Tracks, die zwischen weitschweifiger Romand`été” auf Kromode war damals eine echte Enthül- tik und genretypischen Synthie- und Basslineso-
TRAUM V2 9
BRO KER/ DEALER - urgent
TRAUM V3 1
TO M AS JIRKU - rychnov EP
TRAUM V3 2 / CD1 0
FAIRM O N T - pa per sta rs
TRAPEZ 21
JEREMY P. CAULFIELD
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DEUTSCHLAND
unds Electro durchdeklinieren. Geht voll in Ordnung, gewinnt allerdings keinen Innovationspreis,
was den guten Martin wahrscheinlich nicht die
Bohne stört.
SVEN.VT ••••
BLUMM & MÖBIUS - 20 LOCK GROOVES [HAPPY ZLOTY RECORDS / 006 ZLOTY]
Wahrscheinlich sind die netten Enten auf dem Cover schuld, dass man diese 7” gleich in sein Herz
schließen will. Ich mag Enten, quack. Wie könnte es
auch anders sein. Die Frage bleibt, wo das Schloss
ins Spiel kommt. Lock Grooves als definitve Abgrenzung zu den Locked Grooves? Wobei die Lock
Grooves auf locked sind, also Entlosrillen. Von der
Nadelbelastungsprobe mal abgesehen, krabbeln
sich die beiden Jungs hier quer durch ihre Loopsammplung und präsentieren die 20 schönsten.
Schön. Zwischen kakophonischer Zweisamkeit,
rhythmischen Brechstangen und man weiß nicht
was noch blinzeln immer wieder die nachmittägliche Spielzeugsammlung durch, die man schon von
Blumm kennt. Gut, wenn man die Zeit manchmal
stillstehen lassen kann. Auf 133,3 bpm.
THADDI •••-••••
MIKE DEARBORN - NO COMMUNICATION
[HOLZPLATTEN/059]
Ein wenig altmodisch wirkende, vollgepackte Chicagotracks der harten Art, wie man sie früher mal
zuhauf auf Djax fand, nachdem dieser Charme des
merkwürdigen aus dem Off kommenden Produktionsstil Chicagos ein wenig verschwunden war. Auf
der B-Seite glücklicherweise ausgeglichen durch einen recht soliden Pianodubravetrack und ein Stück
leicht angejazzter Trashhouseideologie.
www.holzplatten.de
BLEED ••••-•••
VICTOR DAVIES - RUNAWAY TRAIN / LADY
LUCK [JCR 035]
Remixe für Victor Davies verlangen nach Produzenten, denen zum souligen Gesang Davies´ etwas
einfällt. Wahoo aka Dixon und Georg Levin vom
Berliner Sonar Kollektiv haben das in der Vergangenheit ebenso zielsicher erledigt, wie ihr Kollege
Misa Negra vom Londoner Bugz In The Attic-Syndikat. Das ist auch hier nicht anders. Und so bleiben
alle bei ihren Leisten. Da fällt es tatsächlich nicht
auf, dass die West-London-Ausgabe bereits vor 18
Monaten das Studio verließ. Still contemporary.
M.PATH.IQ ••••
CONVENANT - BULLET [KA2]
Lustig, ein Ellen Allien Remix auf dieser Platte. Und
sie macht genau das Richtige, nämlich lässt den
Jungs ihr Depeche Mode Cover Haarspray auf der
B-Seite und singt (naja, spricht, Ellen spricht) den
Track einfach neu ein, lässt die Beats knarzig und
holprig im grade noch eingefangenen letzten Nebel
von Harmoniewechsel rocken, und mogelt sich so
grade noch durch den Break mit Orginalstimme
und zurück ins fiepsige Gekrümel mit freundlicher
Unterstützung von Apparat. Le Dust Sucker (das Info sagt sie haben einen Hit, ”Keine Bewegung Berlin”) klingen mit ihrem Remix ein wenig wie die
nachdigitalisierten Fehlfarben auf Rocktour, ein bischen Electroclash Puder hier, ein wenig 80er dort,
die Stimme irgendwo am Ende wo man sie auch
wegmixen kann, und vor allem mit Dancefloorlatschen, so breit wie das Oktoberfest.
wwww.convenant.dk
BLEED ••••-•
DIEGO - THOUGHT PATTERNS
[KANZLERAMT/ KA82]
Auch in der Schweiz rocken die Nächte. Jeff Mills
hätte seine wahre Freude daran. Diego Hostettler
produziert hier für Kanzleramt einen hart treibenden und mit windschnittig verspielten Seitenböen
aufgemischten Überflug - Techno bekommt neben
der hymnenhaften Anspielung auf der Flipside seine Ladung Verlorenheit ins Abseits gestellt und die
folgend traumwandlerische Apathie gekickt. Gelungener Auftakt, der Zweitracker, zum bald folgenden Album.
ANETTF •••••
ROBERT NATUS [KAZUMI/039]
Sehr satte Technowummstracks mit mal unheimlichen Stringloops und Snarewirbeltreiben, die fast
unheimlich wirken in ihrer Art wie ein Walzwerk
loszurocken, dann eher trockenes Highspeed-Pingpong über einen Tisch aus Basslines, Versuche die
Rigs im Club mit Hämmern zum weiteren Instrument zu machen und ein solide schlidderndes
Stück Akkordrave. Nett.
www.pornostarmusic.com/
BLEED ••••
SUPERPITCHER - YESTERDAY [KOMPAKT/066]
Zunächst mal holt die zweite Superpitcher 12” das
nach, was die erste merkwürdigerweise vergessen
hatte. Nicht dass ”Tomorrow” von damals nicht
doch den Weg in so manches Intro gefunden hätte,
aber nun gibt es eine richtige Clubversion von dem
Track, die Gitarrensounds wehen leichter durch
den Hintergrund, die Stimme wird mittendrin
leicht digitalisiert, und trotzdem entwickelt sich
dieses charmant elegische Cowboyflair und die
Offbeatbasslines wirken gar nicht mehr übertrieben. ”More Heroin” lässt diese Spannung weiter offen und braucht dazu für Superpitcher fast überraschend kaum Elemente, macht fast einen Tanzschulengroove, lässt nur dieses Getragene einer Stimmung wirken, bis sie sich in etwas wie eine Harmonika auflöst, die einen nicht loslässt. Sehr typischer
Track, trotzdem sehr unscheinbar, vor allem aber einer der schönsten. Auf ”Time To Cry” holt er dann
die große Heulsuse der Melancholie heraus und
singt über das Vorbeigehen. Immer tragisch, aber
auch immer schön.
www.kompakt-net.de
BLEED •••••
JUSTUS KÖHNKE - WAS IST MUSIK REMIXE
[KOMPAKT/068]
Forstwedel und Tarnfreak Justus steht im Wald, der
Blick streng, abgewendet, den Blick auf der Schüssel ins All. Ein Bild kann, wie ein Lied, eine Brücke
sein, nur geht da keiner drüber, da geht nichts drü-
(•)-nein (•••••)-ja
ber in diesem Moment, da geht einfach alles, nein,
es tanzt. Klar, die Lyrics, drüber, richtig, so genau,
ein Reisbrett der Gefühle, nur ein Hauch, ein Signal. Deshalb gibt es neben dem ”extended vocal”
Mix auch noch einen Instrumental, der sich mehr
und mit einem nicht zu verneinenden Solocharme
sanft auf die Schulter der 90er lehnt und dann sind
wir auch schon auf der Rückseite. Dort herrscht
Wasserman Acid. Knarz, Bumm, Schmiedeeisern,
angeflufft digital, die Stimme von Justus plötzlich
die Stimme der Schamanen, die die Welt regierten,
naja ein paar Sommer lang, aber irgendwann gibt er
auch das auf, und lässt die Strings floaten. Der zweite Mix knüppelt direkter mit Bleeps und irgendwie
ist das eine Platte, die allein vom Thema her schon
immer stimmen muss. Justus in Höchstform.
www.kompakt-net.de
BLEED •••••
Muckerattitüde, versteht sich. Folk, Dub, Reggae
und was weiß ich nicht was verschmelzen zu einem
tretenden, humorvollen Hybrid, der selbst FunkSkeptiker auf den Flur zwingt. Manchmal twisten
die so derbe los, dass man froh ist, die Platte auf 33
stellen zu können, um die unglaublichen Breaks z.B.
im Titeltrack noch einmal in Slow-Mo nachzuvollziehen.
BUB •••••
LANDESVATTER - VATTERLAND [NORMOTON/006]
Leicht angeklickerte subtile Minimaltracks mit einem ziemlichen Uptempo-Flavour kommen hier
von unserem De:Bug-Mitstreiter, die mal glitzernd
kicken, mal leicht elegisch brillant durch die runtergefahrenen Beats hangeln, mal einen unmissverständlich charmant triggernden Groove erzeugen
und immer sehr präzise und klar wirken. Als AbASEM SHAMA - MOTHERLOAD EP [KOMschluss dann noch ein herzzerreißendes Stück deep
PLEX/003]
wummernder Dubsmoothness für die letzten, die
Die rocken tatsächlich verdammt entspannt. Uplo- noch swingen.
ad brettert genüsslich mit Stakkatos und Filtern vor www.normoton.de
sich hin und versteckt eine heimliche Vorliebe für BLEED ••••-•••••
Ravepianos ganz gut. ”Vivid X” ist leider ein wenig
dark geraten und erzeugt ein leicht neurotisches SUTEKH & SAFETY SCISSORS - PRESENTS
Hallenflair, ”Slick” kickt wieder solide und mit brül- [ONI.TOR/
lender Bassline und zum Abschluss kommt noch Was aussieht wie ein Überraschungspacket als Parder Titeltrack mit seinen Vocoderelektroeskapa- typlatte mit zwei recht debilen jungen Herrn hinten
den, Synthgenuckel und Monsterbass.
drauf, ist vor allem natürlich eins, grosser digitaler
BLEED ••••
Unsinn. Sutekh verrät uns, nicht ohne Hörschaden
im Mittelohr, das Geheimnis der ”Pigeonlips” in eiACIMO - KIMONO EP [LAB 023]
nem eigentümlich lässig verwurschtelten FunkDas kann bei Wissenden nur ein heftiges Auge- track als Rezept für knusprige Tauben, verbreitet
brauenzucken auslösen: John Tejada findet sich mit wortlos glückseelige Zwirbelathmosphäre nebst
einem Remix auf dieser EP wieder! Eigentlich hat Bonusdub auf ”Pied - billed Grebe” und schmeckt
der Kalifornier, der bislang für Detroit-Techno das ganze mit einem Hauch ”Poule Bossa” ab, das
stand, gerade seine Vorliebe für Drum´n´Bass ent- wie ein Papierschiffchen auf dem digitalen Chaos
deckt. Für Lab schüttelt er aber noch mal ein mini- von Heimat und Haafen säuselt. Funkmaster Safety
mal groovendes TechHouse-Tool aus dem Ärmel, rockt in einer Vorübung auf sein allabendliches
das allerdings von der Vorlage nur wenige Elemen- Scrabblespiel mit ”Pom Pomp Po P” auf das Zusamte übernimmt. Neben dem Original darf man sich menspiel von Mund und manikürtem Funk hin, zu
aber auch auf zwei weitere Tracks des Intuit-Keybo- dem man sich brilliant die Fingernägel von den Subarders Acimo freuen. Mit ”Tunnel” und ”Yamaha” woofern trocknen lassen kann, setzt kurz verknäulschließt er die Brücke zu Tejada. Speziell ”Yamaha” te Kontrapunkte auf ”Another P”, wird ganz Preaverarbeitet 4/4tel-Bassdrum deepe Soundscapes chermässig swingend auf ”Porpoise Of Intent” und
zu einem deutlich komplexeren Groove.
lehrt uns das auch im kleinsten Stäubchen noch ein
www.lab-records.com
Stück brutzelnd-bleepiger Energie steckt. Und was
M.PATH.IQ ••••
auf ”Opposite Of Opossum” los ist, weiss ich selber
nicht genau. Unbedingt auspacken.
ACIMO - KIMONO EP [LAB RECORDS/023]
www.onitor.de
”Kimono” beginnt mit einem John Tejada Remix. Ei- BLEED •••••
gentlich, würde man sagen, Tejada trägt selber sowas. So klingt es manchmal. Auch wenn er hier erst SHINTO - KIBOU E.P. [PLAYHOUSE / 064]
mal elegisch glatt beginnt, biegt er schnell in die- Hmm, zwiespältige Sache, das hier. Ich konnte
sen Tanzsaal ab, den man an ihm so mag, vielleicht schon mit dem Shinto Album nicht so viel anfangen
etwas zurückgelehnter aber immer noch brilliant und auch auf der ersten Maxi für Playhouse stellt
und mit sehr clubbigen Dubs und auf die Länge hin mich Platzgumers und Tokujiros Projekt vor einige
mit immer schöneren und treibenderen Vocal- Probleme. Das mag hauptsächlich daran liegen,
schnippseln. Das Orignal ist ja eher Downtempoja- dass ich einfach keinen Zugang zum gutturalen, jazz, sehr lässig, aber natürlich mit Soli an allen Ecken panischen Gesang Tokujiros bekomme. Musikaund verpielter swingender Gradlinigkeit nur im lisch einwandfrei, die Vocals sind dann wahrscheinHintergrund. Auf der Rückseite mit ”Röhre” und lich Geschmackssache. Wer japanische Popmusik
”Yamaha” zwei weitere Tracks, mal rabiat rotziger mag, den werden diese vier Shinto Tracks bestimmt
Funk (wie in Funk) mit dezenten Dubs und schwer auch rocken.
über allem lungernden Stringhintergründen, der ei- SVEN.VT •••-••••
gentlich wirkt wie ein Thema, das durchgejammt
wird, und zum Abschluss dann sehr effektverliebt VILLALOBOS - HALMA [PLAYHOUSE/062]
losprescht. Eine Platte, die, wenn man ein wenig Schlimm diese Platte, wurmt sich am Anfang mit
über die jazzigen Standarts hinweghört, sehr lässig krude angesäuselt vocoderisiert verdrehten Vocal
bleibt. Freiburg of all places. www.acimo.de
(”would you say, more then i can say”) so ins Ohr,
BLEED •••••-••••
dass man schon gar nichts mehr weiter will als sich
dem smooth verspielten 808 Terror von Villalobos
LAWRENCE - REMIXES FOR LAWRENCE
unterzuordnen. Davon möchte man glatt sogar ein
[LADOMAT]
Acapella haben, oder immer mehr und vor allem
Ah, das Lawrence Album. Gross. Immer wieder. hält es einen über die klassichen Villalobos GrooHier kommen Remixe von Carsten Jost, Lowtec, ves in einer Spannung, die die Stimme perfekt beIsolée und Bordeaux (?) dazu. Carsten in traurig schreibt. Auf der Rückseite mit ”Loda” ein noch perdichter Selbstverständlichkeit mit einem Track, der lenderer Track, der ganz und gar in den eigenen Efso schwebend wie unheimlich ist, aber diese fekten versinkt, so als hätte hier irgend jemand Kilangsame schwere und immer deepere Steigerung loweise Hasch verkrümelt und wollte zum Duell geso klar in den Blick bekommt, dass man sich lang- gen die Freaks antreten. Böse, funky, klebrig und
sam mal ein Stück von ihm wünscht, dass eine hal- superfluffig dazu. Villalobos hat einfach ein Tradebe Stunde lang ist. Lowtec übersetzt in moodig mark auf soetwas.
deepe Shufflestrukturen, getupfter Vocals und ww.mad-net.de/playhouse
schnippender Lässigkeit von ganz unten, hinaus in BLEED •••••
das Glitzern der Nacht, Isolée nimmt Urlaub vom
Ich in diesem Remix und schliesst die Lücke zwi- THE VISITORS - THE RACE [POLISH/003]
schen Broken Beats und Detroit auf seine Weise, Ich bezweifle mal, dass dieses Discoslomohousekontert mit einem fast aus dem Track losgelösten monster hier von den gleichen Leuten kommt die
Funksolo und untersucht die verschiedenen Seiten auf Choke Visitors heissen - ist nämlich das neue
des Dämpfens. Bordeaux am Ende. Sollte man im- Projekt von Mille und Hirsch. Mit Slaps und warmer tun. Gibt es so was wie Mitternachtsfolk? Da- men Scifisynths ab in die Geburtsstunde von Disco
nach direkt das Album nochmal hören.
aus Eurowahn ist ”The Race” (nein, kein Yello Cowww.lado.de
ver) einer dieser Tracks, die blendend zwischen MeBLEED •••••
tro Area und Daniel Wang passen, klar, aber auch
auf eine gewisse Weise spröder und mit einer treiDASH DUDE - CASUAL FRIDAY EP
benderen Art von Funkyness. Der Remix auf der
[MORRIS AUDIO/015]
Rückseite gefällt mir um einiges besser, weil sie
Mit Sicherheit eine meiner Lieblingshouseplatten sich mehr von diesen Stilübungen löst und die Spedes Jahres, nicht nur weil Dash Dude, ein Züricher, zialität für deepe Houseorgien der beiden besser
so unglaublich smooth und glücklich Bleeps auf rausbringt. Ein smoother wundervoller Track, der
den Tracks verteilt, und dazu reduziert und char- einen sofort einmümmelt und weit in die Nacht
mant in einer Weise die minimalen Lehren der letz- hinausträgt.
ten Jahre einfach selbstverständlich zu Stücken www.newpolish.com
macht, die einem selbst Tejada etwas bemüht BLEED •••••
scheinen lassen, sondern weil die Tracks drüber
hinaus so lässig funky und leicht rüberkommen, ROCH DADIER - LA PIERRE POLIE EP [PORTRAIT
dass man beim kleinsten Geplinker sofort weiss, RECORDS/004]
das ist Musik, die man immer wieder hören möch- Schon irgendwie, dieser Track. Man fühlt sich erst
te, vor allem auch auf dem Dancefloor, weil sie sich mal an perkussive Housemuster erinnert, aber
schon so von allem frei gemacht hat. Wichtige Plat- dann entwickelt Dadier über diese merkwürdige
te. www.morrisaudio.com
Art von Wankelbass immer mehr eine Tiefe, die so
BLEED •••••
unbekannt wirkt, wie das Vocal sagen will. Extrem
lässig swingende Basslinemusik die einfach nur
SVEN DEDEK - PASSION [MUSIC FIRST]
grooven will und das mehr als gut tut. Auf der RückFeine lockere deepe Technotracks mit schönem De- seite wird es mit ”Multitasking” wesentlich voller
troit Flair, klackernd präziser Percussion, stechend und technoider und bewahrt sich aber über die fein
genauen Sounds und Sequenzen, manchmal auch gesetzten percussiven Kleinteile eine Eigenart, die
sehr dubbig und relaxt mit einer fast ausgewasche- fast plinkernd gut gelaunt wirkt. ”Multicode Applinen Melancholie, oder dem gewissen Sinn für das cation” bleibt bewährt trocken reduziert, und
tragende in seinen eigenen Sounds. Schöne Platte macht schlechte Witze über Oizo und andere Vögel
mit einem etwas skurrilen Vocalhit am Ende.
der dick gebutterten Bassline. Die beste Portrait.
BLEED ••••
BLEED •••••
BURNT FRIEDMAN & THE NU DUB PLAYERS FUCK BACK [NONPLACE]
Oha, Friedman, die alte Funksau, ist zurück. Nach
seinem vielbeachteten Debüt auf Scape gibt’s vier
frische Teaser auf sein kommendes Album, allesamt live in wechselnder Riesenbesetzung from
around the globe eingespielt. Ohne nervige
QADS [RAUM...MUSIK/035]
”Muchachero” tut was es sagt, bollerd machomässig und trockenst, hier und da mal ein Funkeln von
Hihat`s, die sich langsam zu Lassos entwickeln und
dann hinein in den Wirbelstrum aus der Ruhe einer
minimalen Ästhetik, die man vielleicht mit DBX
vergleichen könnte und die langsam dann noch mit
einer kubistischen Form von Latinplingplongs verziert wird. Gross und sehr reduziert. Auf der Rückseite auf ”KCR” schon gleich zu Beginn voller und
hymnischer, mit lässig durch den Nebel schweifenden Harmonien und vielsagend beschwingt wedelnden Toms im Einklang hinaus auf die Landpartie. Der knuffige-reduziert orgelnde ”Deckard”
Track rundet das ganze sehr schön ab. Deep.
www.raummusik.de
BLEED •••••
den Fall. ”Drivetrue” ist ein sweeterer clickrig schön
ausgedubbter Track unter vielen und genau da fühlt
er sich auch wohl und lässt die Gläser vor Glück zittern, und back to the oldschool von Anfang des
letzten Jahrzehnts geht es auch wieder auf ”The
Bubblefields”, allerdings aus der Sicht einer Glasbläserei, die das ganze mit digitalen Lasern in die
Geschichte eingraviert.
www.sub-static.de
BLEED •••••
BILLY DALESSANDRO - DARK MATTER [RESOPAL SCHALLWARE/003]
Billy Dalessandro hat einen ganz eigenen Stil, mit
minimalen Ideen umzugehen und sie umzusetzen
als eine Art Dubtracks für Chicagoheads, was sich
ja manchmal widerspricht oder gegeneinanderarbeiten könnte, hier aber perfekt groovt. Munter
steppende Basslines, extreme Hallräume und
schnackend präzise Beats, die dann auch noch auf
ein Breitwandepos hinauslaufen wollen. Die Rückseite ist ähnlich, aber zunächst etwas dumpfer, und
vergräbt Stakkatofunk mal weit unten oder haut
ihn einem ins Gesicht wie auf ”Twistet Fate”.
BLEED •••••-••••
TEMPONAUTA - EP [TEMPONAUTIKA/001]
Den Titeln nach ist diese Platte aus Slovenien. Ah,
stimmt, DJ Bizzy und Dojaja. Mit ”Enki” beginnt die
Platte in der Zeit vollmundiger Technoravetracks,
als Dub noch ein bretterndes Piano war und die 909
dem Abend 90% seines Lebens eingehaucht hat.
”Aruru” ist dann eine Art Elektrohörspiel für Paranoiker mit Mitwippeffekt, garantiert brachial und
albern genug für alles. Die wahre Vorliebe der beiden entdeckt man dann in dem fast klassisch anmutenden Dubtrack auf der Rückseite, wo selbst
die knisternden Hallwege und die lässig es treibend, im Untergrund Gräben schaffenden Basslines perfekt emuliert werden. Schönes Debug für
dieses neue Label.
BLEED ••••-•••••
ANDERS ILAR - REPLIK [SHITKATAPULT/034]
Der Göteborger Anders Ilar lässt die eiskalten
Schlieren über Basslines schaudern, den Geist verirrter Robben nölen, blickt in die Weite und ist dabei so stumm wie Schnee. Ähnlich wie seine Tracks
als Rend auf Plong, ist diese Platte so ruhig, dass
man schon anfängt, über ihn zu tuscheln, noch bevor er auf der A-Seite überhaupt mal dazu gekommen ist, sich in diesen hingeworfenen Pianosound
zu verlieben, hängengeblieben, bis er diese Art von
Tanzparkett wiedergefunden hat, auf dem Weite
nicht mehr ein Problem ist, sondern essentiell. Der
zweite Track mümmelt sich dann warm und holzig
ein in Harmoniewechseln und knisterndem Tröpfeln, legt die Fernbedienung auf die Fußpedale des
Pianos und lässt sich erst vom klackernden Wecker
des Titeltracks wieder mit angezurrten Bassdrums
und verhauchter Stille der ersten Geräusche früh
morgens aufwecken. Wenn man im Club Akufen
auf Eis bestellen könnte, dann bekäme man ”Replik”.
www.shitkatapult.com
BLEED •••••
PHON.O - MOKKASTÜBCHEN EP
[SHITKATAPULT/035]
Phon.O nimmt auf seiner neuen EP gleich ein paar
Schritte auf einmal. Als Dub (nicht mal als clickrigen) kann man die vier Tracks bestimmt nicht mehr
bezeichnen, auch wenn da immer noch kleine sich
räkelnde Hallräume herumgeistern. Mokkastübchen klingt eher mal so, als hätte man Matmos,
Herbert und Akufen zum Frühstück komprimiert,
für leckere Hors d’œuvres befunden, und sich der
eigenen Mahlzeit, ”The Weird Soup” genannt, zugewandt. Auf ”The Gargedude v2” zerlegt Phon.O
schon mal vorbereitend folgende essentielle Rezeptbestandteile: Gitarre und eine Prise A (mit
leichten Nuancen von äh), mit einem herumwuselnden Besteck aus Küchengeräten der holzigen
und metallischen Variante, breitet alles auf dem
Tisch aus, und sieht ihnen dabei zu, wie sie in fraktalen Mosaiken aus dem Gericht hopsen. Folgerichtig lautet die nächste Frage: ”What is Kleingehacktes?” Als Ausklang dieser kulinarisch funkigen
4-teiligen Affäre, ”Sachertorte am Morgen”, besinnt sich Phon.O dann doch noch mal kurz auf die
grellblitzende Gabel der Erinnerung, sticht zu und
lässt sich das Dubbige der ständigen Zeitverschiebungen in den Ohren zergehen. Runde Sache das.
The Soft Brown Truth sozusagen.
www.shitkatapult.com
BLEED •••••
VOIGT & VOIGT - DORN / VISION 03
[SPEICHER/05]
Entwickeln sich zu einem richtige guten Team, diese beiden Voigts. Zwei Tracks, die weniger wie so
manche Speicher Platten extreme schwer mitten
durch brechen, sondern auf ”Dorn” fast ziseliert
Oldschoolig mit nervösem Flattern die grosse Welt
der Serialität noch mal aufrollen und dabei in
ganzer Bandbreite die Modulationen geniessen
und mittendrin mit kleinen abgehauenen Samples
für Funkyness sorgen. ”Vision 03”, angenommen
mal ich hab die Seiten richtig im Griff, ist ein sehr
melancholisches Stück für Speicher. Leicht aus dem
Off groovende Beats, Plätscherndes, Strings, angezerrte Glückseeligkeit in einfachen Harmonien und
geselligem treiben lassen bei aller Strenge. Überraschend.
www.kompakt-net.de
BLEED •••••
SCHUBERT - GHOSTNOTES [STATIK ENTERTAINMENT]
Schon deep diese Platte, klar, schwer, klar, gewichtig, auf jeden, aber vor allem ist sie irgendwie so
herausgebrochen aus dem Üblichen. Vielleicht wegen der kruden Loops, die wirken wie Bruchstellen,
von denen die Reste hereinpoltern. Ghostnotes
heisst die Platte wegen der nicht hörbaren Töne,
Geister sind eh schwer im kommen, und kommen
meist gut, und so wirkt diese Platte auch. Zwischen
halluzinatorischen Nebeneffekten, unwirklichen
Szenen der schleichenden Untergrabung, und auf
”Ghostnotes II” klingt Schubert dann zum ersten
mal auch so richtig nach Techno, immer schon eine
Spezialität der Geister. Mein Lieblingstrack allerdings ”Ghostnotes 1”, wo die Hintergründe diese
Dichte haben und trotzdem der Floor rockt als wäre er der Geist von Lawrence.
www.statik-entertainment.de
BLEED •••••
FALKO BROCKSIEPER - DRIVETRUE EP [SUB
STATIC/023]
Unfair! Jetzt heisst der erste Track dieser Platte
auch noch ”Sexy”. Ist Oldschool auf diese Art sexy?
So etwas wie LFO wiederaufleben lassen zu können, ohne auch nur daran denken zu müssen? Einfach House zu sein ohne dass es jemandem wirklich
auffallen würde, weil alles so lässig davonkrümelt?
Acid sein zu können, ohne das groß draufzuschreiben? Vermutlich. Vielleicht heißt es aber auch nur
einfach so. Ein extrem passender Hit ist es auf je-
LAMONDE - U THINK...LOVE CAN SAVE YOU
[TERMINAL M/018]
Levent Faki kickt einfach immer. Und wie ultrapräzise die Sounds nach und nach immer mehr werden
ist schon richtig unglaublich. Der Track (den er
selbst noch auf der Rückseite als Len Faki remixt)
wirft mitten in den grabenden Monsterbass eine
Soulstimme die sich durch alle Wege der digitalen
Halbleiter quält, nur um noch mehr Drive zu erzeugen, und weiter im extrem ausgefeilten Brettern
mit Soul. Gnadenlose Waffe vom Ostgut-Samstag
bis hin zum Dienstagmorgen im SO36. Auf dem Len
Faki Mix geht es dann perkussiver zu und lässt sich
den Brummibass auf den durchgekauten Zähnen
zergehen. Monster.
www.terminalm.com
BLEED •••••
[TONANTRIEB/001]
Leicht angegoate Minimalwummsmusik mit leichtem Hang zu dark reduzierten Grooves und etwas
dunkel dazu fächelnden Effekten und Hintergrundsounds, Stimmen die flüstern und Sounds die klingen wie das letzte Streichholz des Abends. Auf der
B-Seite wenn dann schon mal der ein oder ander
Akkord dazu kommt, wird es etwas melancholischer, und beginnt langsam zu Grooven. Die Richtung stimmt, aber irgendetwas fehlt.
www.tonantrieb.de
BLEED •••-••••
JOHN ARNOLD - FOUR MINUTES
[TRANSMAT/MS30]
Irgendwie hat man das Gefühl, dass John Arnold ein
richtig alberner Typ ist. Erst tut er so, als wollte er
die ersten Fragiles (ist ein Freund von Carl Craig)
noch mal aufleben lassen und dann ist er plötzlich
mitten in einem extrem heiteren Latin-Jazz Wirbelsturm ultrasweeter Melodien ohne das man denken würde, er wollte (hat ein Jazzstudium hinter
sich, klar) irgend eine Art von Genre Musik machen.
Es ist einfach so, es macht einfach glücklich und das
endlos lange. Auf der Rückseite wird es mit ”Chica”
dann etwas flausiger, lässt eine wummernde Bassdrum auf Chicastakkatovocals laufen und dann
hinein in die grosse weite Welt des ausgelassenen
Hüftschwungs. Auf ”4 Minutes?” kontert er noch
mit einer eigenwilligen Version von Acid....Jazz,
oder ist es 2Step? Sehr erfrischende Platte.
BLEED •••••
BROKER / DEALER - URGENT [TRAUM/029]
Zwei neue Tracks von Broker / Dealer, die mit ”Urgent” ihre lässig swingende Art mit einer Art ausgedehntem Oldschoolsynthsolo verbinden, das
vielleicht ein klein wenig kitschig wirkt, dafür aber
etwas stärker auf den Dancefloor zielt als die letzte
EP und im zweiten Part auch wieder diese losgelöste Stimmung erreicht. Mit ”Forest” ist dann das
Thema noch klarer anvisiert. Discoide Trance mit
ungewohnten Mitteln. Sehr arpeggiolastig und
dennoch leicht und mit slappend kickenden Motiven, was weniger säuselnd wirkt, als vielmehr sehr
direkt und extrem optimistisch. Schön.
www.traumschallplatten.net
BLEED ••••-•••••
BLEED ••••
WE ARE UNGLEICH [UNGLEICH/011]
Könnte eigentlich jeder behaupten, stimmt aber
nicht, und so lässig bringt auch kaum jemand anders einen Track namens ”Broken Gucci Glasses”
rüber, als die Headquater Posse, hier, Double X.
Morbide an den Leiden von Mitte labend mit Nighttimeglitzer für Leute, die vom Blut der Fashionaddicts leben und grollenden Vocals in blitzbösem
Stampffunk. Kowalski überrascht uns, denn dies ist
ein Statement, falls ihr es noch nicht bemerkt habt,
mit einem gespenstisch eingefädelten Dubhop
Track in quadratkilometergroßen Hallräumen und
DI_Indicator findet mit ”Specific Instances” den
Moment an dem snappende Dubtechnotracks mit
leicht verwehenden Melodien urbaner Dichte und
Verwandlungsmöglichkeiten in eine elektroide
Hymne unwahrscheinlicher Art sein Gefallen finden. Unseres natürlich auch. Schöne vielseitige
Platte.
BLEED •••••
BENJAMIN BRUNN - AUFTRAG EP [UNITED
STATES OF MARS/ USM 019]
Herr Brunn dürfte einem schon mal auf Ware begegnet sein. Und wenn Ware, dann weiß man ja
schon mal, welchen Dreh das Scheibchen innehat.
Wuchtig bolzt hier zunächst der Bass voran, die verträumte, in Schleifen laufende Melodie im Blickwinkel, immer auf der Hut vor dem Schnuspelkram.
Aber auch nicht ganz so derb hat er’s drauf. Eine
verfilterte Marschdrum mit elegisch verstärkter
Bassline bildet die Basis für eine softe Ummantelung im Plaid. Moody ist das Schlagwort für diesen
”Auftrag”, der neben allen Zugänglichkeiten doch
den Erinnerungseffekt missen lässt. Trozdem, sehr
angenehme, kurzweilige Platte.
ANETTF ••••
DECOMPOSED SUBSONIC - I NEVER SAY
[WARE/034]
Yo, Knarzrock. Das könnte ein Track sein, der die
Kreuzung von Schumacher und T.Raumschmiere
versucht, mit einer Priese irischem bleep Folk der
frühen 90er gewürzt, als wäre er Hausmeister. Äh,
wie bitte? Doch doch, und genug Raum das ab und
an zu zerstören lässt sich Herr Wessling auch noch,
hat noch ein unerwartetes Ravepathos auf Tasche,
dass er genüsslich über uns ausbreitet. Ein Hit, keine Frage, und genau das kann man eigentlich immer brauchen, und leicht drüber wirkt es eh. Gut
kalkuliert das ganze, man könnte auch unverschämt sagen. Auf der Rückseite belohnt er die etwas nervenschwachen Raver unter uns dann mit einem Killerfunktrack der shuffelnd neutrotisch
knarzen überdrehten Art, der weniger Funktionalismen des Kleinhirns bedient, sondern die Arme in
breitgrinsend wedelnde Dinge verwandelt. Wie
heisst es noch in ”24 hour party people”? Immer
von den Schultern aus...
www.ware-net.de
BLEED •••••
JACEK SIENKIEWICZ - CASE THEORY
[WMF RECORDS]
Jacek rult. Nicht nur als Liveact. Das beweist er mit
diesen drei neuen Tracks mal wieder eindeutig.
Cool kickender Minimaltechno, der zu funky ist, um
sich zwischendurch mal eine Verschnaufpause zu
gönnen. Sehr klar und knackig produziert, dürften
die drei Tracks demnächst zum All-Time-Dancefloor-Battle-Weapon werden. Jawoll!
SVEN.VT •••••
APPEAR - BOUNDZSOUND (LASSOMUSIK)
Bei diesen vier Stücken versagt jede Kategorisierung, ear, Sänger und Texter von Seeed, hat auf Lassomusik, einem neuen Berliner Label, ein recht kurioses Projekt ins Leben gerufen, das Dancehall, Jazz, HipHop und sonstige Stile zugleich konzeptuell
gardlinieg und chaotisch durcheinander mit deutschem und englischen Gesang ziemlich strange
aber dennoch rund kombiniert, ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber cool, weil nicht klassifizierbar,
also frei.
CAYND ••••
ADAM NOILDT - POPSTAR MAXI
[TONSPORT 013]
Tonsport mal in leicht durchgeknallt. Die drei
Tracks bürsten Electro-Pop gegen den verspielten
Minimalfunk-Strich. Gewinner sind der Brosis und
der No Angels Mix, in denen es ratttert, pluckert
und dabei mit stotternder Stimme straight RichNOVATEK - MESMERISE [TREIBSTOFF/025]
tung Irrsinn marschiert, bis auch der letzte laut
Eine neue Novatek, und man ist schon fast über- "Gaga!" ruft. Very Leftfield würde der Britte sagen.
rascht, wie sehr ein paar verdubbte Akkorde eine Aber irgendwie ganz sympathisch.
Linie vorlegen können, die nicht mehr zu brechen SVEN.VT ••••
ist. Braucht auch gar nicht sein, und damit es nicht
langweilig wird, auf dem graden Weg auf den Dan- ARS LARSON - LOOPS & TOOLS [TONSPORT /
cefloor, hat Novatek seinen Sound noch einmal et- 002 LP]
was klarer gemacht, mit einfachen Ideen maxi- Der Name ist Programm. Auf der A-Seite findet
miert, und nichts kann sich diesen beiden Tracks an man zwanzig Endlosrillen, die für so ziemlich jeden
Macht in den Weg stellen, die rocken einfach, oben- Technomoment etwas zu bieten haben. Die B-Seite
drein noch mit sehr funkigen Basslines. Deep, wird demzufolge von zwei Tools und zwei spinnertrocken, klar, rein und dennoch klassisch.
ten Spoken Word-Snippets (ist das ein echter Anwww.treibstoff.org
rufbeantwoterspruch? Ich hoffe nicht…) besiedelt,
BLEED ••••-•••••
die (die musikalischen wohlgemerkt. Die anderen
beiden sind eher für den blöden Witz nebenbei geNATURAL FUNK - DRINK AND DRIVE EP
eignet) einmal leicht trancing, einmal etwas resolu[SÉPARÉ RECORDINGS / 006]
ter kickend zum Mixen einladen.
Séparé ist auch eins dieser Label, bei denen man ir- SVEN.VT •••-••••
gendwie nie etwas falsch machen kann. Auch hier
gibt es drei tighte Deep House Mover, die mal et- DIVIDER
was in den Percussions und mal in die eigene Dis- TRASHPOP FOR LOVERS E.P.
coaffinität verspielt, gleichzeitig entspannt und [DAS DREHMOMENT]
pumpend daherkommen. Schön.
Jetzt gibt es Urlaub, jetzt gibt es alles, was sonst
SVEN.VT ••••-•••••
verboten ist. Festhalten und Kategorie verarbeiten:
Hi-NRG-Italo-Robodisco. Ein waschechter „Disco
SENDER BERLIN - JR 500 [UNGLEICH/010]
Travolta“ namens Keen K macht uns verkleidet als
Sehr smoothes Release mit ständig hochgeschau- „Intergalaktischer Lazerboy“ einen vollverstromkelter Dichte und schön durch den Raum wehen- ten „Jellyfisch Dance“. Feistester, total retrorisierden präszisen Sounds zu treibend dezenten Claps ter „We love Rimini“-Stoff. Der Spaßfaktor bei Iro,das in eine kleine aber beherrschte Orgie von nieresistenz steigt hier ins Unimaginierbare, da
wühlenden Synthsounds ausartet. Mindstrong. Die setzt einer dem Munich Moroder-Style den finalen
Rückseite von Kowalski wirkt dagegen fast schon Schuss. Für tronisierte Addicts, die überlegen, sich
stumpf, und so richtig bekommt er auch die Akkor- einen Pornobalken wachsen zu lassen.
de nicht in den Griff und aus dem Leerlauf hinaus, CASPAR •••
trotz versuchter Slowmotion-Filteraction und erst
wenn die Sounds des Orginals wieder präsenter
werden, beginnt das Stück zu wirken.
<44> - DE:BUG.65 - 11.2002
UNITED KINGDOM
HARMONIC 33 - EXTRAORDINARY PEOPLE
[ALPHABET ZOO]
Irgendwie ist Zukunftseuphorie, die vergangenen
Visionen des noch Kommenden anhängt dasselbe
wie stoische Vergangenheitsidealisierung und daher mindestens genauso nostalgisch, auch wenn es
in dieser schwelgerisch harmonischen, gestrichenen und fast leer wirkenden geschmeidigen Glätte
das ein oder andere verwendbare Stück gibt, scheinen die meisten als Nebenhermusik zum leise
Hören und Visionen von planetaren Oberflächen
nachgehen gedacht zu sein. So breaklos und unrauh ideal für annehmbare Cafebeschallung, bedarf
bei aller Definiertheit der Ergänzung oder einer ungemein verklärten Szenerie um nicht deplaziert zu
wirken. Alphabet Zoo ist übrigens ein Unterlabel
von dem britischen Drum’n Bass Label Droppin
Science, und hinter Harmonic33 steckt Mark Pritchard, der schon ein paar Ambient und Drum and
Bass Platten veröffentlicht hat, z.B. bei Warp. Lang
lebe der Loop.
CAYND ••••
ANDREW RICHLEY & RYAN RIVERA [AUTOMATIC/009]
Nicht etwa der spleenige Bratz- und Brutzel-Overload mit heißlaufenden LFOs, sondern fast dezent
und harmonisch fängt diese Platte auf Ibrahim Alfas Label hier an. Ab und an ein Stakkatobläser, Stakkatoscheibchen von Pianosurrogaten und satt
die Hihats drüber peitschen lassen. Nanu. Klar, die
eine oder andere Dangerzone gibt es auch in diesem Track, aber dennoch hält sich die Platte ganz
gut in dieser Art von Stimmung, zwischen hymnischeren Detroittracks und skurriler shuffelnden
Methoden oder sequentiellerer Euphorie. Definitiv
die klassischste der Automatic-Platten.
BLEED ••••
STAX - THE JAZZBUG EP [CLASSIC]
Marquel Davis heisst Stax. Klar kommt der aus Chicago. Seine frühen Platten kamen bei Lowtone
raus, später auf Rush Hour, Nite Life und Roots.
Und klar, das ist eins der zentralen Themen von
Classic, warum sonst sollten sie Classic heissen
dürfen. Jazz, mit Bugs. Oder dass Jazz ohne Bug gar
nicht geht. Dass man immer den Jazzbug hat. Jedenfalls hier eine sehr plinkernde Pianolinie, die
sich quer über die stoisch rockenden Beats ausbreitet, verspielt und diese Wirkung erzeugt, die einfach heisst, was will man mehr? Ohne dass man die
Frage beantworten wollte. Auf dem DJ R Mix werden die Beats abgehackter und erzeugen so noch
mehr Funk, um den man mit Filtern herumschlei-
CONTINENTAL
HEAVENLY SOCIAL - VOTE REVOLUTION
[4LUX/003]
Jazzsängerin meets Elektroniker, das kann funktionieren, und eine andere R’n’B-Sendung ist ja immer
gut. 3 Tracks einer eigenwilligen Mischung aus deeper Produktion und sehr sicherer Genrearbeit bis
hin zu Broken Beats. Ja, wirklich R’n’B. Auf der Rückseite gibt es drei Remixe, einer von einem Gerd, der
zwischen Jazz und Broken Beats nicht ganz eine
neue Wendung findet, ein ruhigerer R’n’B-Mix mit
sehr lässig gesetzten Sounds und ein etwas skurillerer Track der hier vielleicht die meisten interessieren könnte, denn Don Funcken (aka Quench)
von Funckarma versucht sich an einem sehr sweeten vertrackten aber dennoch behutsam bearbeiteten Versuch die De Luca Posse zu überholen, leider
ist die Stimme nicht ganz so herausragend, sondern
einfach nur gut.
BLEED ••••-•••
(•)-nein (•••••)-ja
chen kann. ”Str8 Nasty” auf der Rückseite lässt die
deepe wummernde Bassdrum hochleben und versenkt erst mal alles in dem Wummern der Bassbins,
in dem dann ein zitternd zartes Uhrwerk losgeht,
dem man sich selbst am besten überlässt. Wenn
man nur noch ein Rest ist, dann weckt einen diese
Platte aus allem. Abschluss, Bonus, ”Carnival Jazz”,
einfach reinfiltern lassen, als würde man das Fenster aufmachen und draussen wäre ausnahmsweise
mal alles am swingen.
www.classicmusiccompany.com
BLEED •••••
JAY HAZE VS. JEFF SAMUEL [CONTEXTERRIOR/003]
Ah, nicht das wir das erwartet hätten, aber es ist eine Killermischung, das weiß man schon, bevor man
die Tracks gehört hat. Währenddessen um so mehr.
Die beiden ergänzen sich perfekt. Das ist aber nicht
etwa eine Platte, wo die beiden zusammen Musik
machen, sondern eine Split EP. Auf der Jeff Samuel
Seite kommen die grandios kleinteiligen Minimalkrümel so leicht und federnd daher, als hätte er
doch Chicago erfunden, jedenfalls strukturell gesehen. Zirpt, brabbelt, krabbelt und versteigt sich auf
dem zweiten Track auch noch in ein unglaublich
schönes Gewebe zwischen Dub, Jazz und reinster
Elektronik. Die Jay Haze Tracks sind auf den ersten
Blick spröder und trockener, wie immer mit kleinen
Macken, die den Track erst richtig produktiv machen, blödes Wort in dem Zusammenhang, weil das
irgendwie alles wie von selbst zu laufen scheint, so
wie ein Unfall wenn man ihn sieht, auch im Nachhinein erst richtig schön sein kann, wie von Geisterhand geführt. Dubbig, klar, dunkel, irgendwie,
aber mit einer ganz eigenen Art von Licht und
Glück.
BLEED •••••
SOUL OBSESSION [COOKING]
Good Looking hat einen Deal mit ZYX. Lustig oder?
Jedenfalls vier Tracks, auf einer Doppel 12”, von Cadien, Vincent, Quintet plays und Nookie die alle
hinaus auf die Wolken wollen und das weniger
kitschig tun als man zuletzt noch so im Ohr hatte,
auch wenn natürlich alles vollgehängt wird mit weichen Strings und Orchestersounds.
BLEED ••••
K1 [D1/DONE0229
Yo. Keith Tucker. Der bleibt so deep wie eh und je.
Seine Art Electro und Funk mit straighteren Ideen
zu mischen und dennoch so schwer sexy rüberzukommen wie Baxter, dabei klassich Detroit zu blei-
ben, und dennoch nie auch nur den Hauch von Langeweile oder Bekanntheit aufkommen zu lassen.
Diese Art einen immer wieder zu verzaubern (blödes Wort), reinzulegen, egal, jedenfalls macht er es
wie ein Altmeister. ”U Will Dance” ist spartanisch
und mit schwerem Acidhangover, ”Optical” ist ein
schwelender Detroittrack der ersten Zukunft, und
mit ”Urban Ebonics” reisst er das Thema digitaler
Hochtöne auf den Friedhöfen des Grooves noch
mal an. Der Decal Remix von ”U Will Dance” ist eine der festen Grössen im langsam doch mal richtig
losgehenden Acidrevival. Deepe Scheisse.
www.dublindistribution.com/d1/home/
BLEED ••••-•••••
so gehen könnte ausser diesem furchtbar faszinierenden Groove und den Geräuschen, die die Welt
bedeuten. Massive 4 Tracks für alle Hirngeschädigten unter euch, die damit auch noch glücklich sind.
Es ist eine kaputte und heile Welt. Ach, Soul hat die
Platte auch noch wie Hölle.
BLEED •••••
EARNEST HONES SCRATCHATTACK/SCRATCHMASS [NOVAMUTE]
Huch? Nein, keine HipHop Platte auf Novamute,
aber eine mit vielen Samplestakkatos und jeder
Menge Scratches versetzte rockende (doch doch)
BigBeat Platte im alten Stil. Strange aber irgendwie
JOLLYMUSIC - TALCO UNO [ILLUSTRIOUS]
lustig und mit einer gewissen Eleganz, die solche alJollymusic ist schon eine merkwürdige Truppe, falls ten Breaks immer schon mal wieder erzeugen köndas hier wirklich die Italiener sind. Der Track ist ei- nen.
gentlich so ein leicht vertrackt angeknabbert ge- BLEED ••••
breakter Schunkeltrack mit richtigen Vocals zum
Mitsingen und Liebhaben ganz in der Art richtiger HVRATSKI - INSECT DIGESTION MELANCHOLY
Popstars, Prefuse machen daraus natürlich eine [PLANET MU / ZIQ064]
dieser verbreakt spleenigen aber dennoch in jeder Gut, dass Hvratski wieder da ist. Auf Platte meine
Sekunde stimmenden Harddiscopern in einem selt- ich. Die A-Seite dieser tollen 7” beginnt krachig versamen Folkstyle und Mat101 rockt ungewohnt tech- blubbert im traurigen C-64 Spinettsound, ist schon
noid schimmernd einen Discotrack aus den Sam- ein Hit, bevor es richtig losgeht, schlägt kurz vor
dem Ed Rush Break Inferno fast in Euphorie um und
ples, was ihm wohl nicht ganz so liegt.
brettert sich schwungvoll durchs Powerbook, um
BLEED ••••-•••••
dort das Chaos zu finden und sich darin wohlzufühlen. Ein Brett. Die B-Seite ”Epoxy” beginnt mit
BROOKS - COLOUR ME BAD [MANTIS]
Hier kommt das Orginal mit 3 Remixen, die alle den gefakter Live-Atmo der us-amerikanischen IDMTrack noch ein wenig smoother klingen lassen, und Realität in schäbigen Hinterzimmern, droppt ein Jadem eher funkigen Background aus Musik die sich zzsample, findet den Bollerbeat, der sofort breakig
von House gelöst hat ohne es jemals verlassen ha- zerhexelt wird und die Vierschanzentournee des
ben zu müssen, absehen und weiterspinnen. Wah- Drum and Bass eröffnet. Zum Glück haben alle
oo (Levin und Dixon vom Sonarkollektiv) kommt in Engländer abgesagt und so bleibt es rough, laut
zwei Mixen die natürlich beide sehr fragil und und falsch. Groß! Ein Muss!
spleenig herumgeistern und einen glücklich man- THADDI •••••
chen in ihrer Reduktion von Sweetness und Funk
auf etwas, das fast klingt wie ein Dancefloor aus MAKATON & OLGA & JOSEF [RODZ KONEZ/011]
Spitzentischdecken. Joakim (von Tigersushi) lässt Richtig finsterer Kettenrassel-SM-Looptechno von
es gesetzt und lässig deep slammen.
den Bratislaven und Makaton. Stumpfsinnig? Nicht
BLEED ••••-•••••
richtig, eher unheimlich in ihrer Beständigkeit, diese 4 Tracks.
AEOX - HOW DO YOU WANNIT COOKED EP
BLEED •••-••••
[MENTAL.IND.RECORDS/002.2]
Ouch. Wie das scheppert. Rotzt, brummt, rockt, al- ULTRADYNE - UNKNOWN WORKS [SCSI-AV /
les auseinanderreissen will, durchdreht an den ei- ID010]
genen Sounds, am liebsten alles auf den Kopf stel- Für mich ist das Punkrock. Ultradyne aus Detroit
len möchte und obendrein noch nicht mal so klingt, lieben Elektro, drücken aber alles gleichzeitg durch
als wollte es einen Laptop dafür (jedenfalls keinen die Stereosumme, so dass alles auf einmal passiert.
den man im Mittekaffe präsentieren könnte). Das Der Tangible Mix ist da noch relativ zurückhaltend,
ist keine Platte, das ist ein schlimm lebendiges spielt mit dicken Oktavbässen, kleinen PlinkereinDing, dass sich einen Scheiss drum kümmert, was lagen und einer Computerstimme, die restlichen
drei Stücke sind aber so wild und per se so kaputt,
dass man gar nicht weiss, wohin man zuerst wirbeln
soll. Dabei kommt der Kick nicht etwa von der Kick,
sondern eher vom Strobo-mäßigen KomplettOverkill. Fuck it up, yeah.
THADDI ••••
ARDISSON [SEED RECORDINGS / SEED 03]
Fünf darke englische Bergarbeiterwirtschaftswundertracks zwischen kruden Streichern, hippeligem
QuitscheStep, amoklaufenden Orgeln, brachial
prozessiertem Gezwitscher und einer tiefen Dosis
HipHop. Killt jeden Dancefloor, hat in der Heimat
bestimmt schon Hausverbot und sucht hier nun
neue Adoptiveltern. So falsch kann Spaß sein. Killer.
THADDI ••••
WHEN WE WERE THINGS - PART 2 [SEMI AUTOMATIC/004]
Der Krach ist ein heiliges Ding. Nicht dass die neue
Semi Automatic Compilation so krachig wäre, aber
sie weiss zumindest dass dem so ist. Das mit dem
Krach. Jason Leach z.B., der rockt hier ganz mörderisch mit einem Acidtrack, der sich selber auffrisst
und uns am liebsten gleicht mit, so groovy ist diese
Sau. Killertrack. Klar oder? Der feuchte Atem eines
bösen Hundes mit breitem Grinsen. Böser und krümeliger gehts bei MasCon zur Sache, auf einem
Stück, das treffenderweise ”Nurx” heisst. Slowmotionbrutzelgabba mit Bonusquietschen und Basslines, die einen auf die Müllkippe fahren. Daniel Benavente erzählt uns von den Überraschungen, die
man erlebt, wenn man jemand beim Pornos sehen
überrascht und nagelt einen gleich darauf fest. Für
unsere älteren Mitleser gibt es gleich noch einen
richtig lässig jammenden Swingtrack mit Bonusbreitseiten Solo eines Saxophons aus... tja, woraus
könnte das sein? Borgnasen? Richtig groovy.
BLEED •••••
allen Formen und aus allen (männlichen) Sichten
und Stimmen aus Jahrzehnten Musikgeschichte,
die ja immer auch eine Geschichte der Unterdrückung von.... (na was?). Auf der Rückseite mit
”Everybody’s Soft” ein weiteres Stückchen mit dem
man seine Nase pudern kann, und endlich mal was
in der Hand hat, was man als Motto und Name der
Band vor sich hinsingen kann, wenn man nicht zu
beschäftigt damit ist, sich mit den Sampleverrücktheiten zurückzulehen. Der letzte Track ist eine Coverversion von einem Track einer Band, die ich
nicht kenne, (Prince Nebenprojekt)Vanity 6, und
wird von Blevin Blectum gesungen, die natürlich
dem ganzen einen Hauch Elektropunk einhaucht.
www.magicandaccident.com
BLEED •••••
SUSUMU YOKOTA - ARM EP
[UNITED SOUNDS OF BLUE/002]
Slowmotion Psychedelikahouse, der die Grenzen
zwischen Goa und lässig reduziertem Discominimalhouse in einem leichten Undergroundethnologie-Verwirrspiel surft. Die Rückseite verlässt dann
das Flausige zu Gunsten eines Hitech-Houses in
Detroit, und pflanzt kein Kraut, sondern lässt sich
von den konkreten Gräben in bratzenden Basslines
treiben. Vielleicht weht ein kleiner Hauch Jazz da
drin, und kommt gegen Ende auch wieder in diese
Nähe des unheimlichen An-Gruselns, aber ansonsten korrekt.
wwww.frogman.biz/usb/
BLEED ••••
FRANK HUNTER [ZET/014]
Fast bleepiger schiebender Technotrack auf der ASeite, der es schafft mit einer einzigen leicht plinkrigen Melodie den ganzen ansonsten sicher sumpfig herumdumpfenden Track heiter wirken zu lassen. Ansonsten passiert nicht viel, reicht auch so.
Auf der Rückseite mit mehr Samples und percussiveren Einschüben ein etwas langweiligeres Stück
THE SOFT PINK TRUTH - PROMOFUNK [SOund ein fast bedrückend dunkles Stück mit dieser
UNDSLIKE/006]
Art von Rhythmik die sich ständig im Kreis dreht,
Brilliant wie die erste sind diese neuen 4 Tracks von die manche Looptechnotracks so haben. Dennoch,
Drew Daniel (von Matmos der). ”Promofunk” flat- gar nicht übel.
tert in diesem zart verwirrten Akufenstyle-Micro- BLEED ••••
housestyle herein und wirkt dabei fast noch zerzauster, als käme er grade aus dem Nest, rockt aber
dennoch vor allem, weil er sich ständig auch in die
Tiefen von Discohouse hineinwagt, ohne dabei
festzukleben. ”Gender Studies” holt seine Inspiration auch aus diesen dunklen Samtbezug-NeonlichtCrossoverfunkwelten und überlädt sich mit angeheizten Vocals über die Ladies, Birds und Bees, in
(•)-nein (•••••)-ja
trem niedlich dieses Stück, kann mir vorstellen,
dass Luciano sowas zum Aufwachen hört...Sag mal
kann es wirklich sein, dass ich zum Dubliebhaber
mutiere nur wegen ”Breakin´ the Tree”? Miguel Navas ”Crucero” holt einen dann wieder auf den Boden der zauseligen Tunnelvisionen zurück, nimmt
den Dubfaden auf und spinnt ihn gen Gullideckel,
wo die Grooves langsam die Stadt überschwemmen, um dort wie ein Nebel zu verdampfen. Janovsky vs. Scheben machen Schweizer Witze mit einer kleinen Hommage an Akufen im Kölschen Reggeagroove. Eine perfekte Platte. Wenn wirs nicht
überstrapaziert hätten, das Cover says it all. Hammer.
www.bruchstuecke.com
BLEED •••••
DUPLEX - AUTOLOAD [CLONE/026]
Ah, Gott kommt aus Detroit. Nur ist er schon länger
weg, aber wen kümmert’s, schliesslich kann man ja
Musik machen. Die Duplex-Leute schaffen es, ihre
Liveenergie hier auf Tracks umzusetzen, die so lässig wie ungewöhnlich deep in diesem warmen Sound stecken, der mit Harmonien nur so um sich
werfen kann, ohne dabei den Groove aus den Augen zu verlieren, noe, nix, ist einfach ein Teil davon.
Immer schon. Sehr schöne Stücke, die einen immer
weiter und weiter treiben und mit denen man am
liebsten sofort wieder zurück will zu den wenigen
Open-Air-Partys, die den ganzen Sommer bestimmt haben. Extrem schön und extrem einfach.
Musik für einen anderen Planeten. Ihr wisst welchen.
www.clone.nl
BLEED •••••
AMPLIFIED ORCHESTRA - CHILI SIN CARNE
[4LUX/004]
Der Titeltrack rockt extrem lässig irgendwo in einem eigenen Techhouse-Nirvana, das immer weniger bedeutet. Brummende Bassline, leichtes 2Step
Flavour, technoide aber sehr harmonische Filterakkorde, und einfach so weitertreiben lassen auf dieser einfachen aber extrem wirkungsvollen Idee.
Perfekt für den Dancefloor und irgendwie so arrangiert als wär’s ein Drum and Bass Track. ”Chicken
Noodle Soup” ist ein ganz schön frecher Titel (Carl
Craig vergessen oder was?) und wirbelt auch ein
wenig zu sehr mit seiner Slapfunkbassline und den
etwas überzogenen Breitwandeffekten herum. Die
Remixe von Gerd machen das Ganze dann leider
noch einen Hauch belangloser. Aber für ”Chili Sin
Carne” lohnt sich die Platte schon.
STRAND - MESSAGE III [DELSIN]
BLEED ••••-••
Vier neue Tracks von diesen Meistern breitwandiger Detroittracks, Brian Bonds und Kech HarringPOTLATCH EP [BRUCHSTÜCKE/010]
ton, die sich hier noch weiter Richtung Elektronika
”Ne me quitte pas” säuselt uns Max E. ins Ohr und bewegen als zuvor, und mit neuen digitalen Sounds
hinein in einen bezaubernden Track hintergründi- auf Tracks wie ”The Last Scion” auch schon mal auf
ger jazzyness zu plätscherndem Triggerfunk, der einen plinkernden Milchshake-Sound kommen, der
sich nach dem unglaublich herzzerreissenden Intro dennoch bestens zu den deepen disco knowledge
langsam in eine Art moderne Form von Balearic verbreitenden Welten futuristischer Tracks wie
Acid verwickelt. Stakkato, smooth rund perkussiv ”Vamp” passen, oder dem bleepig glückselig stapgegroovt, und ein wenig Psychedelik zwischen der fenden ”B9”. Vielseitige Platte mit ebensoviel HuStrenge und den präzisen Effekten. Ausserdem ein mor wie Soul.
Stück, dass einen davon überzeugt, wie sehr der www.delsin.org
Vordergrund zum Hintergrund werden kann und BLEED •••••
warum Snarewirbel doch gut sind. Danach dann,
das ist nämlich eine Mini-EP, ein Stück von Andy KETTEL - CENNY CRUSH [DUB]
Vaz, der auch mit überraschend housig-jazzigen So- Ach, das ist keine Platte, das ist eine Liebeserunds an seine ”White X Variation” rangeht, was klärung. Aber an wen? Stellt sich die Frage übernicht nur vom Titel Brinkmann Nähe erzeugt, aber haupt? Kettel, so behaupten die Kids von Dub, ist
natürlich wesentlich ausufernder in den Effektpara- 19, wohnt auf dem Land, liebt seine Kühe, und ist
metern herumgeistern lässt, aber dennoch eine todunglücklich wenn eine krankt, aber ist das wichüberraschende Floornähe hat. Umdrehen, in klei- tig? Vielleicht, wenn man wissen will, warum diese
nen Bächlein baden, swingtime mit Move D. Ex- Stücke so losgelöst klingen, obwohl es eigentlich
irgendwie Elektronika ist, Bilderbuch-IDM, mit Hiphop-Einflüssen, Scratches, klimpernd-seligen Melodien, verpeilten Acidsequenzen voller überdrehter Funk-Spleens, leichten ambienten Wiesenliedern, manchmal auch einem Hauch Harfenliebhaberei, vor allem aber irgendwie so relaxt und offen,
dass man das hört als wäre alles OK.
www.clone.nl
BLEED •••••
Licht stehen lassen. Fast stählern deep ist diese komische Bassdrum und dadrin ein ständiges Herumflattern von menschlichen Strömen in einer Metrik.
Die Rückseite beleuchtet das ganze einmal von der
elektroiden Seite, und dann als eine Art beschwingter, beschwipster Housemusik. Grundlegend irgendwie, aber man ahnt noch nicht so ganz was das
werden wird, begeistert ist man sowieso.
BLEED •••••
JORI HULKKONEN - ALL I SEE IS SHADOWS [FCOM / PIAS]
Endlich die erste Single zum Album ”Different”.
Und anders ist der Finne in jedem Fall. Wie sonst
kann es sein, dass der er dort, wo kaum die Sonne
scheint, nur Schatten sieht? Auch der Track selbst
verbreitet eher Wärme. Naja. Soll mir recht sein.
Vocal Elektro-Pop mit DeepHouse-Einschlag würde ich das nennen. Ähnlich verhält es sich mit der
Flip-Side. ”You´re My Excuse For Being Me” gibt´s
ebenso in der Alternative-Version. Eher was für die
kommenden Abende mit warmer Decke statt für
den Floor.
M.PATH.IQ •••
NILS DANIELSSON - FABRICS EP [ILLEGAL/004]
Wieder mal einer dieser Tracks mit brummiger Bassline und Congaaction mitten aus dem Herz der
Technohardliner, mit Strings verziert als wäre
Weihnachten in der Stadt, und die Autoschlangen
würden nur nach dem Puls dieses Tracks hüpfen
können. Auf der Rückseite ein sehr lässig fluffiger
Percussiontrack der mit solider Tiefe in der Bassline
und angetäuschten Strings richtig deep wird, und
ein etwas verkrustetes Filtertechnostück für zwischendurch.
www.illegal-sthlm.nu
BLEED ••••
CHRISTOFFERMUSIK & UNAI - CHRISTOFFERMUSIK [FACETS / 005]
Zurück nach Schweden, wo Christoffer schon eine
Platte auf seinem eigenen Label gemacht hat (ratet, wie es heisst) und im Moment wohl an seinem
Debut für Hobby Industries arbeitet. ”Rain Out Of
Time” klingt wie eine falsche Flasche, die sich in den
Jazzkeller verirrt hat und dort mit einem..naja ihr
wisst schon anbändelt. Aber so ist Christoffer nun
mal. Kaputtes Hörkino, dass spannender nicht sein
könnte. Dann drückt Chris Kong den Remixhebel
für ”Found” und es scheint, als sei der Vorspann
jetzt vorbei und der Dub darf kommen. Klackrig
verschachtelter Techdub, der aber schon nach kurzer Zeit zum absoluten Monster wird. Dann wieder
Christoffer. ”Loven” ist schön schummerig und verbritzelt, knackt und lächelt, ist sanft und freundlich
und einfach wunderschön. Komm her, lass dich
knuddeln. Schließlich Unais Remix, der ebenfalls
sehr dubbig ”Loven” bearbeitet, ein paar um den
Bit-Gürtel sehr dünne Trademark Sounds mit reinwirft und verhalten shuffelt. Lupenreiner Gewittersound. Perfekt.
www.backbone-digital.com/
THADDI •••••
GAEL SMITH - MUSKO EP [GENEVA/001]
Strange Musik. Sehr trocken und reduziert mit angeheizten Hihatshuffles, dezenter Trashästhetik
wie man sie in Brighton und drumherum findet,
eher schwermütigen Hintergrundsounds und extrem langsam eingefädelten jazzigen Detroitmelodien, und Reeseartigen Basslines dazu, die die gesamte A-Seite plötzlich in einem ganz anderen
NIGHT ON EARTH #2 [NIGHT ON EARTH]
Wenn die Nacht sich über die französische Hauptstadt legt, entstehen wohl Tracks wie diese: Ein ambientöses Klanggewitter auf der ersten Seite, und
dabei weniger sonische Lampe, die den Raum mit
ihren sanften Tönen illuminiert und sich dezent als
Einrichtungsgegenstand tarnt, sondern eher so etwas wie eine recht analog klingende Bastard-Dronerei. Einzelne Referenzen sind noch zu erkennen,
verschwimmen aber in der eierigen Melange. Auf
der Flip geht’s viel noisiger und leider auch eindeutig unspannender zur Sache, da man viele Ideen
schon zu oft in anderer und vor allem avancierterer
Manifestation vernommen hat. Ich denke da z.B. an
die tolle Genesungswerk-CD neulich. Ansonsten
aber nice und viel besser als die erste Folge. Wenn’s
so weitergeht, wird die dritte Night On Earth ein
richtiger Hammer.
BUB •••-••••
UMEK - TIKONAL [NOVAMUTE]
Vielleicht mag es überraschen, dass Novamute auf
Umek gekommen ist, aber schließlich hat er schon
Depeche Mode geremixt und mit Laibach kollaboriert und außerdem ist er ein extrem umtriebiger
Technologiewizzard, der zwar meist durch seine
härteren looptrackartigen Stücke bekannt ist, aber
auch weit klarer kann, wie er auf ein paar der vier
Tracks hier beweist. Wenn alles gut geht, dann
treibt das enorm mit Stakkatopianos und sogar
subtileren Dubeffekten, wenn nicht, sind es immer
noch solide und angenehme Floorfiller für die härteren Technoraves.
BLEED ••••
[ONRECORDS/001]
Ein neues Label aus Holland, das eine Menge von
alten Bekannten der experimentelleren Elektronikszene versammelt, die auch noch alle tun und
lassen können worauf sie grade Lust haben, und
das ist ziemlich weit vorne. Die erste Platte beginnt
mit einem knisternden Stück Wassergroove von
EU, die Dub völlig in ein Ebben verlegen, L’Usine
zeigen sich von ihrer glitchigsten Seite und lassen
die Beats fast vollkommen in ein Tuscheln verschwinden, aus dem heraus ein wenig Geplinker
wirkt wie der Himmel selbst, Funckarma halten sich
auch zurück und scheinen Total Science Detroittracks den Rang ablaufen zu wollen an komplexen
aber smoothen Konstruktionen, während E.O.G.
mit ”Day Cymatr” eine Art digitales Harmonium
der zerbröselten Beats zum Ausklang mit extrem
kubistischem Groove vollkommen neudefinieren.
Unglaublich gute Platte.
BLEED •••••
vorbei ist. Killer und ungewöhnlich, weil einem
nichts dazu einfällt und das deprimiert. ”Flower Of
Life” ist noch besser, baut seine wundervoll verträumten Sounds um vertrackte Breaks herum, füttert mit Glass’scher Perfektion die unteren Frequenzbereiche und legt dann los. Mir fehlen die
Worte. Das ist so unglaublich schön, einzigartig,
mitreissend, rund und perfekt, dass mir nichts anderes bleibt, als die Nadel nochmal an den Anfang
zu setzen. Keine Ahnung was das hier ist. Spielt hier
eine Band techno auf akustischen Instrumenten?
Nein, dann käme da nicht noch diese stompfende
Bassdrum. Und auch Querflöten haben da nichts zu
suchen. Vielleicht die Osaka-Hymne, die mindestens drei Mal am Tag auf allen Radios gespielt
wird. Weil die Stadt alle lieb hat. Oder aber die Filmmusik zum tollsten Film der Welt. Gibt es akustische Elektronik? Mit Herzzerreiß-Garantie und
Gassenhauer / Straßenfeger Garantie? Checkt Eater. Mir fällt nichts dazu ein, der Track ist schon wieder vorbei, entschuldigt mich bitte. Track des Jah[ONRECORDS/002]
res.
Und auch die zweite EP dieses Labels ist ein Killer. homepage.mac.com/p_form
Adam Johnsons ”Boungy” verhallt in einem detro- THADDI •••••
itigen Glück angebreakt shuffelnder digitaler Beats, Mr. Projectile schafft es auf ”Dextroampheta- JOHN ARNOLD - WE’RE NOT [UBIQUITY]
mine” das Verhallen des Knisterns so lyrisch klin- Ganz anders und fast monströs funky kommt Argen zu lassen wie noch nie, Autophonic wirbeln mit nold hier, im Vergleich zu seinen viel jazzigeren
einem lässig slammenden elektroiden Beatbox- Tracks auf Transmat diesen Monat. Der ”We’re Not”
track, und Quench runden das ganze mit dem ex- Track geht fast ein wenig in Richtung Microhouse,
trem ruhig verstört knirschenden ”Clan” ab. Ein La- lässt aber ein dezent latinhippieartiges Vocodervobel, das sich die Welt der Knistersounds und Elek- cal drüberwehen und beginnt dann mit steeltronikabeats noch mal mit der Lupe ansieht und zu drumähnlichen Sounds komplett loszushaken.
Ergebnissen kommt, die weit nach vorne in eine Noch deeper und sweeter und gelegentlich auch
Deepness weisen, die man bei all der Melodiesucht sehr vertrackt erinnert ”Fabric” überraschend an
vieler Projekte fast vergessen hätte.
manche deep verzwickte Herbert Tracks und ist
BLEED •••••
natürlich mit einer Extraportion Bodenhaftungsfunk ein Killertrack für den etwas lässiger fraktalen
SASCCHA ZASTIRAL - NEW CONTINENTS [PHY- Dancefloor. Rückseite kommt mit einem Mix von
SICAL SOUL/004]
Ayro (Jeremy Ellis, der auch an ”Fabric” mitgeSehr euphorisierende Detroit Tracks vom Heidel- mischt hat), der einfach nur zurückgelehnt deep
berger Zistral, der sich auf eher subbasslastige und sehr minimal den Dancefloor umarmt.
Hymnen blendent versteht, aber auch skurrilere BLEED •••••
Tracks mit Oldschoolhousevocals und knarzig verklöppelten Beats, spleenig aufgedrehte und den- EXOTICA - SENTENCE [FIAT LUX]
noch zurückgenommene Grooves beherrscht und Elektrohouse mit Dumpfbacken-Erinnerungen an
selbst einen sehr deepen Track mit herausragenden Belgientechno und deutschen Vocals, der im Soutpräsenten eiernden Sounds sehr lässig wirken lässt. hsoniks Remix richtig unerträgliche BreitwandSchöne Platte für Liebhaber von Detroit und mehr. technomusik wird, bei dem der Gaumen schmerzt.
BLEED •••••
BLEED •••-•
EATER - T.O.E. [PROGRESSIVE FORM / PFEP 11]
Eater kommt aus Osaka und diese Maxi hier ist sein
erster eigenständiger Release. T.O.E. will sich nicht
recht einordnen lassen, schält langsam aus komischen Geräuschen eine große Streicherelegie heraus, paart diese mit warmen Bass und einem Drumprogramming, das fast schon Indie ist. So bollert
man vor sich her. Klar, dass die Seite viel zu schnell
AMERIKA (•)-nein (•••••)-ja
JOHN TEJADA - PLANES AND TRAINS
[7TH CITY/021]
Leider etwas spät diese Besprechung, aber wir hatten das Vinyl nicht früher. Egal. Der ”Timebomb VIP
Remix” ist ja schon überall rauf und runter gelaufen, wo die Tejada Fans wachsen, und das sind immer noch mehr als man glauben mag. Sehr soulig
mit angeschnittenen Funkgitarren, diesem Orgelloop und den leicht verdigitalisierten Soundpads,
die einen so glücklich machen und leicht schleppend diese extrem leichte Art zu grooven erzeugen. Und mitten ins Herz die kurzen angedeuteten
Pianos. Leider viel zu selten hört man allerdings die
Rückseite mit ”Planes and Trains”, das sich noch
mehr auf die Funkbasis konzentriert und sich langsam wie auf einer Wendeltreppe in sie hineinbegibt, um dort die glorreiche Kunst der Tänze mit
weiten Kleidern wieder einzuführen. Majestätisch
strukturell und dazu in den Bleeps und Zirpsern
auch noch irgendwie von einem anderen Planeten.
”Overlapping Behaviour” zeigt wie sehr Tejada immer an seinen Sounds arbeitet, und wie sehr ihm
diese handvoll geschnitten eigenwilliger Perlen
reicht, um einen extrem monströs funkigen Groove zu basteln, der einfach immer weider an allen
vorbei zieht und obwohl er so strange ist, dennoch
rockt. Eine seiner allerbesten Platten.
www.7thcity.com
BLEED •••••
tragisch dahinpiepsenden Lofisynths und verdrehten Kicks bis hin ins Paranoide. Wer auf diese Seite
von Elektro steht, die mal einen Finger ins Retrowasser taucht, dann aber auch gleichzeitig zurückschreckt, bevor es in die Badewanne geht, sollte
diese Platte mal testen.
BLEED ••••
GOUDRON - HORSES & CHARIOTS
[ERSATZ AUDIO]
Sehr rockige Elektrotracks mit einem Hauch von
Suicide und dem Blues digitaler Einsamkeit, aber
ebenso ungewöhnlichen Harmoniewechseln, fast
KING BRITT PRESENTS OBA FUNKE - UZOAMAKA + SCUBA MIX [KARMA GIRAFFE 006]
Coole Priester droppen Predigt über Afrodrums
und der Responsechor kriegt Hall auf’s Maul. He,
das kennen wir, und die Rauchorgel obendrauf
DMX KREW - TOUCH ME [ERSATZ AUDIO]
DMX Krew auf dem Trip, Depeche Mode werden zu
wollen. Kann er das? Vermutlich, irgendwie, aber irgendwie scheinen das alle zu können zur Zeit, und
vor allem immer noch, dachte das wäre langsam
vorbei. Mir jedenfalls reicht’s.
BLEED •
TONY ROHR - PURISTS KILLED TECHNO [HIDDEN AGENDA/017]
Weiß nicht ob das so stimmt, aber er arbeitet auf
jeden Fall für eine ausbrechendere Art von Techno
die vom Gefühl her so analog bleiben kann wie sie
möchte und dennoch mit sehr gut bearbeiteten Sounds treibend und percussiv außergewöhnliche
Dichte erzeugen kann, die vielleicht ein wenig panisch wirken könnte. Auf der Rückseite ein kruderer trockenerer Technotrack mit viel Zirpen und
fast latinartigen Snareclustern und ein Stück
Stumpfsinn mit Hörspielcharakter.
BLEED ••••
auch. Unique ist das nun wirklich nicht, sondern die
Standardversion von Afrodeephouse seit ”The
Poem” von Bobby Konders. Geschenkt. Aber King
Britts Scuba-Mix - Hutschnur, ich hör dir trapsen.
Ist King Britt jetzt Freaks-Fan geworden? Wie sich
der Track verdreht monoton um die gleichen Metallicschleifen aufbaut, hat schon sehr die irre
Krautgroovedynamik von Freaks-Produktionen.
Und hinter der bleibt er keinesfalls zurück, erst
recht nicht, wenn plötzlich, obwohl schon alles
komplett war, so ein echt banaler Melodiewechsel
auftaucht, der von Disco-Handclaps gefeiert wird,
dann ist aber Kochen im Schuppen und die
schwarze Hornbrille rutscht auf die Nasenspitze.
Ja, Stichwort: spitze.
JEEP •••-•••••
KAP10KURT - DIE SLEEPING
[MEMORY BOY RECORDS]
Was ist das, ein lieblicher Vocaltrack über das Sterben im Schlaf mit einem sehr lieblichen Indieflavour und leicht elektroiden aber gradlinigen Bassdrums. Und es könnte glatt die Underground-Variante von diversen Discopoupettes sein, die zur
Zeit so durchs Fernsehen geistern und mit dem
Ulysses-Mix geht es gleich in ähnlich träumerischer Weise weiter, und Selway gibt dem ganzen
dann auf der B-Seite noch einen letzten Raveschliff.
Überraschend und 100% Popmusik.
BLEED •••••-••••
Blick auf die sehr gut im minimalen Amerika wildernde Stop-and-Go-Rhythmik von Matthew Dear,
der dennoch sehr trocken rockend mit einer gewissen Technostraightness an die Stücke herangeht.
Unscheinbar, fast hölzern, aber sehr zielbewusst
und auf eigenwillige Art slammend und in den Hintergründen mit sehr gut weggefilterten leicht irreal schiebenden Sounds.
m-nus.com
BLEED ••••-•••••
VILLA STRAYLIGHT - L`ETRANGER [POLARIS
RECORDS/004]
Ein mir neues Label aus Canada von DJ Glitch aka
Mike Flock und Villa Straylight, aka Caspian Rabone, die ursprünglich aus England kommen. Rogers
Theme konzentriert sich, weshalb es auch so heisst, rings um den Sound eines marrokanischen Instruments, das freundlicherweise Dumbek heisst.
Daraus macht Villa Straylight ein minimales, knarzig angezerrtes Stück percussiver Oldschoolvarianten zwischen Bell und Chicago, einmal ein
glöckchenklingelndes Housemonster mit leichten
Verschiebungen durch den Raum, und einen triolenfreundlichen Nervositätstechnotrack zum
knabbern. Als Bonus gibt es mit ”Nettoyer” dann
noch einen stompenderen trockenen andigitalisierten Minimaltrack, der die Soundsignatur der
gesamten EP weiterträgt. Trocken, spartanisch,
kickend und vielleicht ein wenig zu leer in den Kanten. www.techno.ca/polaris
BLEED ••••
Acidschnörkeln und verdammt mächtigem Bass,
die aber vor allem von der Methode lebt, dass die
Basslines rhythmisch angezerrt kicken und damit
so ein Gefühl früher Rotznasigkeit von Techno aufleben lassen können, das irgendwie fasziniert, äh,
rockt. Geht das eine ohne das andere? Auf der
Rückseite 808 Gefussel und ein fast breakiger reduzierter Track, der in verblasst an so etwas wie Atlas erinnert, falls sich daran ausser mir noch jemand erinnert. Shockwave vielleicht? Wie auch immer, ein eigenwilliges Örtchen, dieses Australien.
BLEED •••••-••••
GLENN UNDERGROUND - SILENT CRY EP
[TRACK MODE RECORDINGS]
Eine Zeitlang war mal jede neue Glenn Underground eine Erleuchtung. In der letzten Zeit habe ich
ihn irgendwie aus den Augen verloren, um so netter hier mal wieder 2 Tracks von ihm zu hören, die
sehr soulig und poppig mit dem full Vocal ”Silent
Cry” beginnen, der aber trotzdem irgendwie dieses
Kindliche mancher Chicagoproduktionen bewahrt
und aus einem gewissen Lofiaspekt in den Sounds
das meiste rausholt. Sehr netter smoother Deephousetrack, der auf dem Euphoria Moog Mix allerdings versucht das Vocal durch ein Synthsolo zu
ersetzen, sowas geht immer schief. Die Rückseite
”Within” verbindet dann die beiden Aspekte, bleibt
aber dennoch dezent und lässig genug dabei.
BLEED ••••-•••
Jay Haze ist aber auch einfach immer wieder ein
paar Schritte weiter. Da wird aus dem Clickern
plötzlich ein lässiges Fill in, nimmt sich sofort wieder zurück, die unwahrscheinlichsten Elemente
wuchern in Dubweiten, die man kurz vorher nie erahnt hätte, und trotzdem bleibt die Spannung immer sehr dicht. Selbst einen Track mit lauter Samples aus einem Pornovideo lässt er nicht einfach so
klingen, wie das schon so oft geschehen ist, sondern verbrät das ganze zu einer Art Küchengeräteorgie, die auch von Herbert hätte stammen können. Auf der Rückseite dann ein extrem darker
Track für die Kids auf der Strasse und mit ”Neino”
noch ein zerstückeltes Stück Vision für die Zukunft. Brilliante Platte. Vielleicht nicht die spielbarste von Tuning Spork, aber die mit den meisten
technischen Kiffs (tschuldigung, Kniffs sollte das
heissen, für Kniffen) und Kanten ist es auf jeden
Fall.
www.tuningspork.com
BLEED •••••
JOHN BELTRAN - DASHIKI [UBIQUITY]
Wie so viele andere auch hat John Beltran, ehemals
ein lupenreiner Detroiter, seine neue Heimat
schon lange in Broken Beats gefunden, nicht aber
ohne eine gewisse Nuance von House beizubehalten, die in den fast Carl Craig artigen Beats von
”Dashiki” durchscheint und diese tragisch
wehmütige Linearität ausmacht, den dem Track
sein Flavour verleiht. Auf der Rückseite ein JimpFALSE [PLUS8/8081]
THE ARCHITECT - PIXELATED PORN KING [TU- ster Remix von seiner letzten EP, ”Felicidad Nova”,
Schön irgendwie, dass sich Plus 8 (wie Minus)
der etwas zu glatt geworden ist, eine Eigenschaft,
NING SPORK/007]
gleich auf einen neuen Artist so konzentriert, dass STEVE ROBBINS - DESTINY EP [SPRMINT/1203] Tuning Spork ist und bleibt eins meiner Lieblingsla- die Beltran glücklicherweise schon verloren hat.
mehrere Platten rauskommen. Hier ein weiterer Eine sehr denkwürdige Platte mit altmodischen bel unter den neuen amerikanischen Cllickerern. BLEED ••••
<45> - DE:BUG.65 - 11.2002
AMERIKA (•)-nein (•••••)-ja
UNDERGROUND RESISTANCE
GALAXY 2 GALAXY [UR/028]
Ah, goldene Zeitalter. Techno hat die, mindestens
einen ganzen Haufen davon sogar. Da kommt man
aus dem Club, hat dieses Klingeln im Ohr und man
hört es Jahre später noch. Und wenn man es wieder
hört, löst sich alles in einem auf und man vergisst
sogar, dass es etwas sein könnte das mit Erinnerung zu tun hat, weil die Erinnerung plötzlich das
ganze Jetzt überlistet hat. Denn, ehrlich gesagt,
warum sollte man sonst so auf diesen Track mit seinen Saxophonen abfahren, der da grade in einer
neuen Liveversion und mit Orginal in voller Bandbreite auf UR rereleast wird? Ich liebe es jedenfalls.
Und lasse mir von niemand erzählen das wäre Oldschool oder irgendwas, es gibt keine Zeit zwischen
den Galaxien, jedenfalls nicht zählbar, nicht für
uns.
www.submerge.com
http://www.hitechfunk.com
http://www.undergroundresistance.com
BLEED •••••
stant bei diesem Sound zu bleiben, sich dennoch
weiterzuentwickeln, nebenher die Grenzen zu
Elektro, Techno und was weiss ich komplett aufzulösen, rabiat und böse zu bleiben, strange und
begeistert, wahnsinnig und wohlerzogen in GeUNDERGROUND RESISTANCE - ANALOGUE
schichte, und dennoch die Tracks immer so klingen
ASSASSIN / SUBSONIC SHADOW [UR/040]
zu lassen, als wäre das genau der Punkt an dem die
Wer glaubt schon an soetwas wie Beständigkeit? einzige Aussage von ihnen hätte kommen können?
Wir auf jeden Fall. Wie schaffen die das bei UR, kon- In ”Analogue Assassin” ist viel von ”Rock It”, viel
von X-103, viel von dem galaktischen Jazz und trotzdem wirkt es direkt und löst sich nicht in seinen Andeutungen auf, sondern rockt. Die Rückseite ist
noch grabender und unheimlicher in ihrer Verteidigung der Schatten und dieser Art, Sounds wie einen Hintergrund quer durch das Bild zu jagen und
mit dieser treibenden Art von Groove das ganze
wie eine Jagd aussehen zu lassen, die einfach nur
die Schönheit des Laufens und der an einem vor-
beiziehenden Welt beschreiben will. Killer dieser
Track vor allem. Sehr strange, fast transkontinental
strange. Aber extrem kickend. Full Force.
www.undergroundresistance.com
BLEED •••••
desländer ihre Ohren auf. Nicht zu unrecht,
schließlich sind die Beats von Monk kräftigstes Kaliber und auch die beiden anderen MCs und DJ Illvibe, der auch bei Seeed und Lychee Lassi das Wax
kratzt, sind intakt bei der Sache. ”Bär auf Speed” ist
nach einer hier auch beinhalteten Maxi Moabit’s
zweite Veröffentlichung, die sechs Stücke sind musikalisch alle richtig cool, prollig auf den Bagger
gedrückt und flüssige Cuts, der Rap ist geht auch in
Ordnung. Insgesamt auf jeden Fall hörenswert, da
THIRSTIN HOWL III - SKILLIGAN’S ISLAND
sie aus dem hiesigen Einheitsbrei positiv heraus[LANDSPEED]
stehen. Fanartikel gibt es übrigens in Form von
Mächtig breitbeiniges Getöse mit skurrilem Porno- Wimpeln.
humor. Thirstin Howl der Dritte mit drittem Album. www.newnoise.de
Diesmal fetter produziert, weil nicht mehr auf ei- CAYND ••••-•••••
nem 4-Spur-Gerät, wie die beiden letzten Alben.
Gehört sich auch so, bei seinem sowohl musika- FLIPSIDES [SUPERRAPPIN]
lisch als auch stimmlich pushendem Sound. Gute Eine gute Idee von Groove Attack, die Kölner LaPlatte aus dem Middleground. Neue Versionen von denunterhalter, Plattenvertreiber und Labelbetreiseinen Hits Brooklin Hard Rock (an dem Mädchen- ber von Superrappin, Dreh- und Angelpunkt für
geshoute kann ich mich gar nicht satt hören!) und amerikanischen Undergroundrap in Deutschland,
Watch Deez mit Eminem sind auch drauf.
haben ihre B-Seiten und Remixe herausgekramt
MEYER ••••
und auf eine Compilation gepresst. Und da man ja
weiß, dass gerade wenn die A-Seite cool ist, das anESSENTIAL UNDERGROUND HIPHOP 1
dere Stück leicht in Vergessenheit geraten kann, ist
[LANDSPEED]
das eine sehr clevere Sache, zumal die hiesige Liste
Es ist zwar nicht so, dass Guru, Big Daddy Kane, der Produzenten und MCs keinen Schrott beinhalMobb Deep, Group Home, Beatnuts, N.O.R.E., Ins- tet: J.Rawls, Madlib, Hi-Tek, Phife Dwag, Declaime,
pectah Deck, O.C., Masta Ace unbedingt als Un- Bahamadia, Lone Catalysts, Jay Dee, J-Live und sehr
derground HipHop durchgehen, sind ja schließlich viele mehr, alles cool und falls man die Maxis verschon etwas bekannter, dafür hier mit unclubig passt hat oder vom Superrappinsound nicht genug
dreckigen Stücken vertreten, daneben auch Main bekommen kann bzw. Gott im heiligen Rapgral
Flow, Talib Kweli, Non Phixion, R.A. The Rugged sieht definitiv den Kauf wert.
Man und noch ein paar andere. Ein cooler Sampler www.superrappin.com
bzw. Werkschau von Landspeed mit teilweise un- CAYND •••••
gehörten und vielen schon veröffentlichten
Stücken und somit ein Grund, sogenannten Under- MOTION MAN - CLEARING THE FIELD
ground Rap abseits jeglicher Kopflastigkeit wieder [THRESHOLD]
vorbehaltslos und kunstlos cool zu finden.
Motion Man könnte man beispielsweise zusamCAYND ••••-•••••
men mit Kool Keith als Masters Of Illusion schon
mal gehört haben, er ist Westküstler und mit einem
THE BEATNUTS - THE ORIGINATORS
noch dezenten Grad normaler Verrücktheit bzw.
[LANDSPEED]
Energie, die sich nicht nur in maskierten Posen
Auf die Beatnuts ist Verlass. Noch immer heißen zeigt, ausgestattet. Seine Debut-LP glänzt daher
sie Psycho Les und Ju Ju und packen souverän die nicht etwa durch solides Mittelmaß, sondern durch
Partyschippe aus, dreht sich also um eigentlich klare bouncige Beats, alle von Kutmasta Kurt pronichts als Clubfilm und damit Verbundenes, dazu duziert, und seinen ziemlich attackierenden und
unbesorgte Beats. Dazu gibt’s dann noch ein paar präzisen Flow, ist also bei aller Überlegtheit nichts
Gastrapper wie Ill Bill von Non Phixion, schließlich für Grübler, hat alles, was eine Rap-LP so braucht,
sind die Beatnuts nicht umsonst jetzt bei Lands- inklusive namhafter Gäste, ist insgesamt vielleicht
peed und nicht mehr bei Sony beheimatet, und ein etwas zu gleichförmig, aber auf jeden Fall ganz
wenig puertoricanischen Flavor, man kennt ja seine cool.
Wurzeln. Ein Album, das nicht unbedingt sein CAYND ••••
muss, aber schon seine Existenzberechtigung hat.
CAYND •••-••••
SCHOOL YARD - A NEW WAY OF THINKING
[THRESHOLD]
MOABIT - BÄR AUF SPEED [NEW NOISE]
Kalifornische bodennahe Rapmusik von Planet
Der Name zeugt von gepflegtem Lokalpatriotis- Asia, Kubiq, Shake und Supa Supreme, die ihren
mus, Moabit ist ein Berliner Bezirk, der trotz recht Struggle in korrekter Undergroundmanier auf
zentraler Lage noch nicht trendinfiziert ist und sein schwergewichtigen Beats, hauptsächlich von Kutsolides Dasein auch rapmäßig eher unbeachtet von masta Kurt und einer von Joey Chavez, in acht
der breiten Masse führt. Zumindest bisher, denn Stücke, von denen mindestens zwei Hammer sind,
mit dieser beim Label des Kreuzberger Plattenla- packen. Hört sich vollkommen normal an, zudem
dens New Noise erscheinenden EP sperren sicher- sind die Instrumentals alle dabei, coole Sache.
lich auch Mittehipster und HipHopper aller Bun- CAYND ••••
AKHENATON - BLACK ALBUM [VIRGIN]
Marseiller und Teil von IAM ist Akhenaton, also
Franzose. Der Rap ist cool, auch wenn nicht alle
Worte verständlich sind, die Beats sind zum Teil etwas stark melancholisch, mit bevorzugt Streicheroder Saxophoneinsatz, ansonsten recht wuchtig.
Es handelt sich hierbei um übriggebliebene Stücke
von seinem letztens erschienen Album.
CAYND •••-••••
HIPHOP(•)-nein (•••••)-ja
DOCUMENTA 3/ DOCUMENTA 3.1 [AGENDA]
Es handelt sich hierbei nicht um Musik zur gleichnamigen deutschen Kunstmesse, obwohl die Assoziation mit Kunst gar nicht so verkehrt ist, hat man
doch auf diesen beiden Samplern intelligente
Rapstücke von unter anderem Aesop Rock, Cannibal Ox, Mike Ladd, Anti Pop Consortium, Sonic
Sum und vielen von Mush und Anticon kompiliert.
Das klingt natürlich reflektiert und bedeutungsschwer, aber das soll es ja auch, klagende Konzepte
in Moll müssen ja auch mal sein, schließlich kann
das alles ja auch mal gar nicht so einfach sein. Schade, dass keine frischen Stücke zu hören sind, aber
als Dokumentation oder Einstieg in andersartigen
HipHop auf jeden Fall empfehlenswert, denn bis
auf wenige Ausnahmen, die aber Freunde des Indierocks sicherlich schätzen werden, sind die Lieder gut.
CAYND ••••
THE BEST OF B-BOY RECORDS [B-BOY RECORDS/ LANDSPEED]
Eine Compilation die Sinn macht, kann man doch
davon ausgehen, dass die meisten heutigen HipHopHörer jünger als dreißig sind und dementsprechend nicht viel von den Anfängen des Rap
mitbekommen haben und kaum Platten von B-Boy
Records besitzen. Landspeed fasst hier auf zwei
CDs dort erschienene klassische Stücke von Cold
Crush Brothers, Boogie Down Productions, Levi
167, JVC Force und ein paar anderen weniger bekannten Rapurgesteinen zusammen. Eine lohnenswerte Geschichtsstunde.
CAYND •••••
MOKA ONLY - FLOOD [BATTLE AXE]
In Kanada lebt Moka Only sein der Musik nach zu
urteilen wahrscheinlich recht entspanntes Leben.
Sein Album hat zwanzig Stücke, drei Instrumentalinterluden und ist cool weil Moka Only kein Blech
redet und seine Produktion auch sehr nett ist, etwas plätschernd und zum bewussten Rapgrad passend.
www.battleaxerecords.com
CAYND •••••
bee. Coole und überlegte Platte, die an den Vorgänger fließend anschließt, mitsamt aller gerappten Inbrunst und auch den etwas ruhigeren Varianten. Da schlägt nicht nur im Norden das alternative
Käppiträgerherz höher.
www.looptroop.nu
CAYND •••••
SOLO LOS SOLO - QUIMERA [EL DIABLO]
Man weiß, dass Rap ein internationales Phänomen
ist, es ist also nicht verwunderlich, wenn auch Spanier HipHop machen und der sich dann recht eigen
anhört. Leider verstehe ich nicht wirklich, was sie
da gerade sagen, und deswegen ist das etwas langweilig zum Zuhören und eigentlich nur aufgrund
ALGORITHM PRESENTS VOID - EL GRITO [BOdes Seltenheitswerts annähernd interessant. Flow
TANICO DEL JIBARO / BDJ005-1]
und Stimme sind wie das Gesinge eher unspanNach ihren großartigen Maxis auf Counterflow nend, die Musik ist aufgrund ihres zusammengeund der ”Suffer Great Nation” auf Botanico legen jammt wirkenden Charakters ganz nett.
Algorithm nach. Und wie. ”El Grito” rappt zum The- CAYND ••-•••
ma Panama-Invasion gleich in Extase, droppt CNNSamples und räumt dann für Seth P., Brundel, Plex WEE BEE FOOLISH - BRIGHTON BEACH MEund Dr. Faustus auf, damit die sich richtige entfal- MOIRS [HEAD BOP]
ten können, lange Zeit auf spanisch. Killer. Botani- Dachte erst, dass seien Engländer, weil auf dem Coco Del Jibaro ist ja eh das beste HipHop Label zur ver ein Stempel mit dem Schriftzug ‘Brighton’
Zeit, aber wie sie es schaffen, mit jeder Maxi wieder prangt. Tja, immer auch das Kleingedruckte lesen
eins drauf zu setzen, ist schier unglaublich. Die (‚NY’ steht da nämlich auch...). Aber die Annahme
Backingtracks sind wie immer irre musikalisch, war verlockend, schließlich ließen sie sich bisher
frisch und unerwartet. Dann eine schockierende O- von sehr britischen Produzenten wie Nextmen, UnTon Reportage aus Panama. ”Fingerprints On The sung Heroes oder Dynamic Syncopation produzieSun”, die B-Seite, ist weicher und sanfter und noch ren. Das Album klingt - wenn man so will - nach dieklagender. Die Gitarre macht das, glaube ich. Wie- sen sanfteren britischen Sounds mit angeschrägter
der zwei absolute Killertracks. Wann kommt end- Soul- und Funkinjektion. Wenn man so nicht will,
lich das Album?
klingt’s aber auch nach Native Tongue, und dann
www.botanicodeljibaro.com
passt es wieder, dass das Album eben nicht von BriTHADDI •••••
ten, sonder von Amis produziert wurde. Was dass
alles soll? Ich versuche mir gerade mal wieder
MC PAUL BARMAN - PAULLELUJAH!
selbst zu beweisen, dass territoriale Sound-Zuord[COUP D’ETAT]
nungsversuche in diesen unseren Zeiten echt für
Musik und Humor ist ja spätestens seit Zappa ein den Arsch sind. Ziemlich schöne Platte übrigens.
polarisierendes Thema. Gab’s im Hip Hop ja auch MEYER ••••-•••••
schon öfters (Biz Markie, Ol’ Dirty Bastard), und
MC Paul Barman gehört sicherlich dazu. Und auch ONE BIG TRIP [HIERO IMPERIUM]
bei ihm gilt: Musik und Humor geht, wenn der Hu- Komische Kombination, vom Format her natürlich
mor musikalischen Mehrwert hat, sonst wird’s sehr fortschrittlich, der Datenträger ist, je nach
schnell ein Witz, den man nur einmal hören will, Wendung, zugleich DVD und Audio-CD. Vom Inhalt
weil man beim zweiten mal ja schon die Pointe her aber etwas willkürlich, denn der auf der DVD zu
kennt. Barman kann auf seinem Debutalbum dem sehende Film ”One Big Trip” hat im Gegensatz zum
Humor meist eine autonome musikalische Qua- Soundtrack nicht sonderlich viel mit HipHop zu
lität unterjubeln, und ist dann ein gern gehörter, tun und beinhaltet zudem andere Stücke als der
vielseitiger MC. Mitunter (z.B. beim Hallelujah-In- Soudtrack. Was haben die sich dabei wohl gedacht.
tro) steht der Novelty-Gag und die betont skurile Wahrscheinlich mindestens genauso viel wie beim
Gesangs- bzw. Soundeinlage aber zu sehr im Vor- Konzept des Films, einem eher rotzigen Roadmovie
dergrund.
mit fünf jungen Amerikanern, eine käsige Bande
MEYER •••-•••••
auf Identitätsfindung zwischen High School Abschluss und Kunstschule, die sich mit Wohnwagen,
LOOPTROOP - THE STRUGGLE CONTINUES
Drogen und Kamera auf den Weg durch ihre Hei[DAVID VS. GOLIATH/ BURNING HEARTS]
mat begeben und dabei ein paar Freaks und seltsaNatürlich verkünden die Schweden Looptroop men Situationen begegnen. Das Ganze ist eher
auch auf ihrem zweite Album nur korrekte Ansich- spontan gefilmt, hat ein paar nette Bilder und Beten bezüglich Politik, Party, Liebe und Leben. Dass gegnungen, ist aber manchmal etwas zu amimäßig
die Beats dazu recht eigen und cool sind, war ja im Spaßfaktor. Entstanden ist dieses Realdokuauch klar, und dass sich beides zusammen nach ment 1999, also zur Zeit des paranoiaschürenden
Musik anhört ebenso. Looptroop sind die MCs Pro- großen Milleniumrumgerätsels. Die Rapstücke, die
mo, CosM.I.C. und Supreme und der Produzent Em- im Film laufen, findet man wie gesagt nicht unbe-
dingt auf der CD, genau wie der Film keine trippenden Rapper dokumentiert. Es ist aber trotzdem ein
cooler Sampler, denn es gibt größtenteils neue
Stücke von Hieroglyphics, Jurassic5, Dilated Peoples, Loot Pack, Swollen Members und anderen zu
hören. Wenn der Film sich schon eher nicht lohnt,
dann der Audiopart bestimmt.
www.hieroglyphics.com, http://www.onebigtrip.com
CAYND •••••- •••
ZORA - Z-A [WRECKED RECORDS]
Aus der Schweiz kommt sie, rappt aber bis auf ein
Stück nicht in dortiger Mundart, sondern auf
Hochdeutsch, und trägt eine kampfeslustig schnoddrige Attitüde vor sich her. Wie man zu hören bekommt, ist sie keine jugendliche Neu-HipHopperin, sondern war früher mal als Writerin und Fanzineaktivistin tätig und rappt schon etwas länger, hat
also neben der Selbstsuche auch den Rapkontext
vor Augen. Ihre Bissigkeit ist zwar tendenziell cool,
wirkt aber teilweise, wie auch die zum Teil dreckigen Lyrics, ein wenig zu plakativ und aufgesetzt,
und irgendwie ist der Flow manchmal etwas zu nörgelnd, aber der nach vorne gehende Rapstil und die
Thematik kann auf jeden Fall was. Produziert und
gescratcht wurde hauptsächlich von Hamburgern
und Schweizern, MC Features gibt es nicht.
CAYND ••••-•••
ROB SWIFT - SOUNDEVENT (TABLETURNS)
Ohne nerdigen Hackfaktor zeigt Rob Swift von den
X-ecutioners auf seinem zweiten Soloalbum, dass
man als Turntablist Musik nicht in trockene Wissenschaft transformieren muss um sein Talent einzusetzen. Es gibt neben ausgewählten MCs wie JLive einige DJ Gäste wie DJ Radar und DJ Quest und
ansonsten ziemlich futuristisch wirkenden HipHop
mit Melodien von Fernsehserien, lateinamerikanischem Geklimper, Fetzen aus Klassikorchestern,
Sprachstücken aus Filmen und der ganzen Bandbreite, alles immer abseits jeglichen Standards zusammengesetzt und definitiv genial.
CAYND •••••
STRICTLY B-BOY BREAKS 2 (MZEE)
Fünfundvierzig Minuten puren B-Boy Funk verspricht einem schon das von Mode2, der auch für
z.B. das Battle Of The Year HipHopSzenerien in
realistischer und cooler Manier zeichnet, entworfene Cover, und genau das bekommt man in dieser
schon seit 1998 existierenden Serie des Kölner Labels und Netzwerkes auch zu hören. Die zweite
Compilation der Reihe gibt einen guten Querschnitt durchs Sortiment, breakdancegeignete Uptempotracks, teilweise etwas bigbeatig mit Hang
zum auf den Effekt setzenden Funk, gute Sache
zum Bewegen. http://www.bboybreaks.de
CAYND ••••
MELLE,PUFE,
EXTRA YARD [BIG DADA]
England mal wieder, in bester Manier. Big Dada, das
Londoner Ninja Tune Unterlabel für korrekten britischen HipHop, der immer eine Spur voraus ist ohne dabei unfett oder unfunky intellektuell zu werden, versammelt siebzehn perfekt weitrangige
Stücke zwischen HipHop, Reggea, Elektroiderem
und sonstigen urbanen Antiverwirrstilen. Nicht
nur wegen den unterschiedlichen Beteiligten,
Roots Manuva, Wildflower, New Flesh, Ty, Gamma
aber auch bisher eher ungehörten Gruppen wie Infinitive Livez, cool, sondern vor allem weil die bei
Big Dada Beheimateteten es mit ihren fetten Bässen immer hinbekommen, ohne abgekupferten
Plastik- bzw. Charthiphopbeatanleihen einen eigenständig massiven und vor allem fühlbaren Sound zu produzieren, der verdeutlicht, dass man
verschiedene musikalische Einflüsse auch unscheußlich und vor allem fett zusammenbringen
kann. Auch die MCs sind cool und stehlen trotz aller Brillanz (und trotz des wahrscheinlich für einige
noch immer etwas gewöhnungsbedürftigem britischem Slangs) den Beats nicht die Show, auch klar,
dass bei ihrem Temperament der Humor nicht zu
kurz kommt. Ansonsten kann man ein paar bereits
bekannte Stücke, wie zum Beispiel Rooty Manuva’s
”Dreamy Days” in gelungenen Versionen hören, alles übrigens als CD von einem britischen Radio DJ
namens Excalibah sozusagen gemixt. Geniale Platte, kauft sie euch und nehmt sie euren Freunden
auf.
www.bigdada.com
CAYND •••••
d ie w e lt is t e in e s c h e ib e
<46> - DE:BUG.65 - 11.2002
BÜCHER
(•)-nein (•••••)-ja
anhand deren sie die Relevanz dieser Arbeiten im
Hinblick auf den Kunstdiskurs ausmacht. Die sprachlich klar formulierte Untersuchung einer kontextbezogenen Kunstpraxis bietet neben dem umfangreichen Einblick in die vorgestellten Positionen zahlreiche aktuelle raumtheoretische Anknüpfungspunkte.
KATJA SCHROEDER
NINA MÖNTMANN
KUNST ALS SOZIALER RAUM
VERLAG DER BUCHHANDLUNG
WALTHER KÖNIG
KÖLN, 2002. EUR 38,00
Das Kunstwerk verlässt das Museum und macht dem
Kontext Platz: Mal analytisch, mal politisch, mal
mehr kontemplativ werden so die klassischen Institutionen der Kunst durch einen sozial und kulturell
verstandenen Begriff des Raumes neu besetzt.
Eine kunsthistorisch fundierte Analyse über die Entwicklung räumlicher Konnotationen in der zeitgenössischen Kunst der letzten zehn Jahre liefert
nun Nina Möntmann mit Ihrer Publikation ”Die
Kunst als sozialer Raum”. Anhand von prägnanten
Ausstellungsbeispielen der 90er-Jahre stellt sie exemplarisch die Künstlerinnen Andrea Fraser, Martha
Rosler, Rirkrit Tiravanija und Renée Green vor und
behandelt den jeweils unterschiedlichen Kontextbezug ihrer Arbeiten. Den historischen Vorläufer für
diese Richtung macht sie in der Minimal Art und
Konzept Kunst der 60er- und 70er-Jahre fest. Auch
wenn hier ”Raum” vorwiegend physisch definiert
und formal-analytisch thematisiert wird, sieht Mönt-
mann in den Arbeiten von Yves Klein, Sol LeWitt oder
Gordon Matta-Clark die ersten Ansätze einer institutionskritischen Praxis. Diese wird von den Künstlern der 90er-Jahre aufgenommen und fortgeführt
indem sie explizit die Strukturen der Kunstinstitutionen untersuchen (Andrea Fraser), soziale Themen
wie Migration (Renée Green), Obdachlosigkeit und
Stadtplanung (Martha Rosler) im Feld der Kunst diskutieren oder die Institution zum sozialen Kommunikationsraum umfunktionieren (Rirkrit Tiravanija).
Der Begriff ”Institution” wird anhand der vorgestellten Arbeiten vom heterogner gefassten Begriff ”Betriebssystem Kunst” abgelöst. In diesem Wandel
sieht Möntmann die veränderten Bedingungen und
Funktionen von Orten in den 90er-Jahren, denen sie
eine komplexere Struktur unterstellt, welche differenziertere Möglichkeiten für kommunikative und
sozial konnotierte Ausstellungssituationen schaffen.
Neben der ”Kritik (an) der Institution” verbindet alle
Beispiele, die Möntmann jeweils sehr ausführlich recherchiert hat und anschaulich beschreibt, ihre Verortung innerhalb des institutionellen Raums. Dadurch schafft sie für die unterschiedlichen künstlerischen Ansätze eine gemeinsame Diskussionsbasis,
DRUM AND BASS
BLACK SUN EMPIRE - THE RAT [BSE / 001]
Das ist sie also die neue Schule stromlinienförmiger Tunnelvisionskrieger, die Rockout und SchranzAttitüde zwischen jede knallende Kickdrum in die
Tracks tätowiert haben. Keine Kompromisse, keine
Gefangenen. Fäustchen hoch und moshen. Die garantierte Ravegranate, die die Drum and Bass Party
um die Ecke in einen technoiden Moshpit verwandelt. Teilweise sogar besser, heißt differenzierter,
als die großen Vorbilder )EIB(. Der Hit ”The Rat” ist,
ja ja, schreit nur, definitiv der langweiligere Track
von beiden - stulle Ravemarschkörper eben - aber
mehr als drei Tracks in der Art braucht man am
SIEGFRIED ZIELINSKI
ARCHÄOLOGIE DER MEDIEN
(RORORO) 16.90 EURO
Angeregt von einer Reihe historischer Köpfe sind in
”Archäologie der Medien” Momente des Zeitgenössisch-Technischen herausgearbeitet, sozusagen.
Dem Kölner Medienwissenschaftler Siegfried Zielinski ist seine Begeisterung für das Aufspüren des
Historischen wie für das Reisen in das Vergangene
anzumerken, was dem Buch einen besonderen Charme verleiht. Theorie muss nicht immer unbedingt
einer Ökonomie der logischen Stringenz folgen, sie
kann ebenso gut Fragmente sammeln, an einer Stelle abbiegen und eine kleine Geschichte erzählen,
um dann in eine andere Zeit einzutauchen. Zielinski
stellt in diesem Sinne Fragmente quer durch sein
großes Wissen zur Verfügung, quer durch Zeiten,
Medien und Fachgebiete. Angenehmer Weise werden diese Momente nicht kreuz und quer und beeindruckend interdisziplinär eingesammelt, um eine spezifische Sichtweise durchzudrücken. Und
doch scheint es manchmal zu einfach zu sein, im
Fragmentarischen zu bleiben; von Empedokles
Fragmenten über seine Porentheorie auf das perfekte Interface zu kommen und dann genau den
Punkt, dass die Kompatibilität zwischen den Dingen
eben nur gegen einen interessanten Widerstand
hergestellt werden kann, aufzuschreiben und nicht
weiter zu treiben. Die Methode, Fragmente zueinander über eine gewisse Analogie in Beziehung zu
setzen, schafft eine produktive große Auswahl, aber
auch ein Stirnrunzeln, denn das eine ist natürlich nie
im anderen enthalten, zumindest nie einfach so, ohne Widerstand, ohne aufmüpfigen Protest. Genau
darauf, das zu beobachten, Differenzen zu klären,
wurde jedoch verzichtet. Wenn man sehr ehrgeizig
ist, wird man vielleicht in diese systematische oder
auch in eine historische Richtung genaueres erwarten oder noch weiter nach vorne zielen wollen, aber
gleichzeitig hat diese Form unsere Sympathie. Eine
gute, eine im positiven Sinne unterhaltsame Einführung in Figuren, die derzeit in der Technikhistorie und weit darüber hinaus im theoretischen Diskurs zum Repertoire gehören.
MERCEDES ••••
Louise Bourgeois, verknüpfen Psychoanalyse mit
dem Fachwissen von Restaurateuren über den Narcisso von Caravaggio oder führen mit Austins
Sprechakttheorie die Spannung zwischen künstlerischem Subjekt und seinem Kontext als Methodik
ein. Gerade weil aber im Rahmen der historischen
Kunstanalyse so viel zu tun ist, hat man von Zeit zu
Zeit vielleicht das Gefühl, es gehe bei Bal etwas zu
hektisch zu. Wenn Bal das Narrative als Wechselspiel von Subjektivität und kulturellem Verstehen
thematisiert, hätte man das doch gerne mal nicht
einfach nur so herbeigezogen, sondern mit Fragen
bombardiert. Wie ist das genau zu denken, ändert
sich die Subjektivität mit den Themen, mit den Materialien, mit den politischen Systemen? Genau
dann würde man auch darauf kommen, dass Mieke
Bals Kampf gegen den ”Intentionsbegriff” bei Svetlana Alpers mehr oder weniger einfach nur eine andere Perspektive bedeutet: Während Alpers danach fragt, warum taucht ein bestimmtes Motiv auf
und kein anderes an seiner Stelle - eine sehr Foucaultsche Frage, die im Übrigen deutlich vom zeitgenössischen Geschichtsdiskurs unabhängig ist,
arbeitet Bal eher daran zu zeigen, wie die Zeit produktiv in ein Bild eingreift und verfügbare Rezeptionsmöglichkeiten Teil eines Werkes sind. ”Aus der
Ästhetik der Zeit ergeben sich die Grenzen des Intentionalismus”, gut. Aber selbst wenn man sich
hier streiten möchte: Ein sauberer Schuss gegen
den Gegner Alpers wäre angenehmer als das nette
Betonen, wie sehr man doch von selbigem beeinflusst ist, aber an dieser Stelle leider abweichen
muss. Zu gut erzogen? Oder schlägt hier Gender
wieder zu, im Schreiben?
MERCEDES ••••
FLORIAN BÖHM, LUCA PIZZARONI, WOLFGANG SCHEPPE - ENDCOMMERCIAL
READING THE CITY (HATJE CANTZ, 2002)
EUR 39,80 www.hatjecantz.de
Lange Wege durch New York haben die drei Fotografen bestritten, sie haben beobachtet, fotografiert, vor allem seziert: die Stadt in semantische Bestandteile zerlegt. Sie wollten den Ordnungsprinzipien und Lebensspuren ökonomischer Biotope am
unteren Ende des Wirtschaftsprozesses nahe kommen, so wie diese uns in den Spuren und Zeichen
auf der Straße vor die Füße fallen, in Codes, Symbolen, als Fragmente zutage treten. Herausgekommen ist ein dickes Foto-Buch, das zwar die Gebrauchsspuren im öffentlichen Wohnraum und die
Menschen, die ihn gebrauchen, dokumentiert, aber
selbst kein anderes Verfahren der Aneignung offenbart, nur die vermeintlich neutrale Position der
MIEKE BAL - KULTURANALYSE (SUHRKAMP)
Darstellung einnimmt und damit die herrschenden
Im immer noch sehr geschlossenen und konservati- Raumordnungen wirkungslos protokolliert, ohne
ven Feld der Kunstgeschichte stellen Mieke Bals sie selbst zu unterwandern.
Texte einen intellektuellen Lichtblick dar. Ihre ”Kul- MIU •••
turanalysen”, für das vorliegende Buch sind zehn
einander ergänzende Vorträge und Essays zusam- JOCHEN BONZ - DER WELT-AUTOMAT VON
mengestellt worden, sprengen den klassischen MALCOLM MCLAREN. ESSAYS ZU POP, SKATEkunsthistorischen Rahmen, öffnen sich zeitgenös- BOARDFAHREN UND RAINALD GOETZ. (TURIA
sischen Bezügen etwa zwischen Berninis Ver- UND KANT 2002)
zückung der heiligen Theresa und einer Arbeit von Poesie ist, wenn die Bedeutungen schwanken, die
Identitäten wanken und Pop splittert. Unangenehm dabei: Es gibt kein Begehren mehr. Besser:
Begehren nach Begehren wird installiert. Für Jochen Bonz ist dies die Stunde des (Pop-)Samples.
Wenn es auch (der McLuhansche) Automat ist, der
kontingent Begehren in die Welt setzt, Welt erst ermöglicht, so sind es dann doch Personen, die begehren. Denen dekonstruiert er nun nicht ihr Fantasma der Identifikation, sondern nimmt sie über
ein Wortspiel in ihrem Fantum, in ihren Identifikationen ernst. Er folgt ihren Odysseen durch die Signifikantenketten des Pop-Universums, bis die Beziehung des Subjekts zum Sample/ zum Star symbolisch und produktiv wird. Einen Scritti PolittiFan, den Bonz "als Objekt seiner wissenschaftlichen Arbeiten liebt", führt dies von der imaginären
Identifikation mit Green Gartside zu "(I'm in love
with) Jaques Derrida" samt geisteswissenschaftlichem Examen und neuer Subjektposition, der angereichert mit poststrukturalistischer Theorie blindes Fantum als Konzept nicht mehr reicht. Bonz'
ethnopsychologischer Ansatz, die Irritationen, die
das bearbeitete Material bei ihm bewirkt, nicht
schlicht dem Realen, Außerweltlichen zuzurech-
nen, sondern seinen Spuren im Symbolischen zu
folgen, ist tatsächlich auch in seiner oft anekdotischen Form spannend. Es gibt immer ein mediales
Register der Welt, das bei der blindesten Identifikation quasi mitgeliefert wird und den Sprung von der
narzisstischen Clique zur (Sub)kultur ermöglicht.
Dann darf das Reale auch wieder mehr als Randbemerkung sein: Keine Skater-Clique ohne einen mit
zwei gebrochenen Handgelenken, keine PeraltaFotoserie ohne realen Sprung. Denn "in der Dimension des Realen macht das Subjekt eine Erfahrung,
auf der die Welt (des Skatens) sozusagen gleitet."
Richtig spannend könnte es noch werden, wenn
man dem eigentümlichen Driften des Fans seine
liebevolle Umhüllung wieder entreißt. Die Niedlichen: Welche Subjektbildung ergibt sich denn auffallend häufig? Welche Normalisierungen fordert
der notwendige Anspruch des Sozialen? Entlang
welcher ökonomischen, sexuellen, rassistischen Linien laufen sie denn, die metonymischen Verschiebungen? Na, und das mit dem Sample müsste dann
auch noch mal genauer ...
KATJAK
VISIONARY - FEEL IT / SOLA BOSSA
[OSCILLATE]
Auf der A-Seite ein soulig slammender Congatrack
mit Raggaeffekten und einem sehr gelungenen Filterbreak, der locker vor sich hin rockt und auf der
Rückseite einer dieser Fullvocalsambatracks, die irgendwie nur noch vom Tempo her wie ein Drum
and Bass Track scheinen und einen sofort davon
überzeugen, dass Drum and Bass und Bossa irgendwie eine perfekte Mischung ist, die beiden gefällt.
BLEED ••••
SMITH & MIGHTY - MAYBE IT`S ME [K7]
Naja, so richtig fein ist das nicht, dieser drum and
bassige Vocaltrack der beiden, sie wissen einfach
nicht genau was abgeht in Drum and Bass. Dafür
gibts ja dann auch SUV Mixe. Einer instrumental
und sehr sweet mit Trompeten und Saxophonen
rockend, aber leider nicht über eine ganze Seite, so
dass ihn keiner spielen wird, obwohl er mittendrin
mit fast bleepigen Basslines gut rocken würde, und
der Vocalmix, für den die Zeit vielleicht vorbei ist.
Oder wann hab ihr das letzte Mal einen kompletten
Vocaltrack auf einer Drum and Bass Party gehört.
BLEED •••-••••
(•)-nein (•••••)-ja
Abend dann irgendwie doch nicht (und auch nicht reichen, um diesen Flow zu bekommen, der eine
noch mehr Kriegsmetaphorik).
Party so richtig locker werden lässt. Der Codex
SVEN.VT •••-••••
Track beginnt soundlastiger, mit einem jazzig groovenden Intro, und gibt den Beats noch etwas mehr
MIKE BASS / CODEX - YES I AM, IN FOCUS
Drive nach vorne, einfach weil sie mehr Platz haben
[CODEX RECORDINGS/001]
im Track, die Vocalsamples werden zerschnitten
Split-EP-Debut des neuen Essener Labels, das und zerlegt, und das einzige was diesem Track zu
natürlich mit Mike Bass von Tronic 100, die be- fehlen scheint, ist eine Bassline, die dem Ganzen
kanntesten der Ruhrpott Drumandbass Namen, die Spannung abnimmt und in den richtigen Flow
schon fast alles zusammen hat. ”Yes I Am” konzen- übergehen lässt.
triert einen smoothen klaren Groove rings um ein www.codex-recordings.com
deepes Soulsample und plinkert noch ein wenig BLEED ••••
Melodie drauf, und hey, doch, das kann schon völlig
CARLITO - ONE TIME/FEEL MY LOVE
[DEFUNKED]
Die erste Solo Carlito seit wie lange, sechs Jahren?
Und er verbindet hier ziemlich stulle Basslines mit
viel House-Feeling und euphorischen Strings und
Vocals. Bis der Ravebalken bricht sozusagen. Die ASeite ist etwas deeper, aber mit fast genauso viel
Hang zu Theatralik wie der opulente Peaktime Mover Feel My Love auf der anderen Seite. Schon gut,
vor allem One Time, aber auch die etwas prollige
Variante von gefilterter Houseseligkeit in Drum
and Bass.
SVEN.VT ••••
<47> - DE:BUG.65 - 11.2002
DRUM AND BASS
SKETCH AND CODE - FEAR NO EVIL [EMOTIF]
Böse hartnäckige Tracks ist man von den beiden ja
gewohnt, und das rocken sie hier auch bis zur Besinnungslosigkeit durch, mit Shouterstimmen im
Preacherflair und Bassbinsterror, der einem die Ohren wegbläst. Monster die die Welt bedeuten, brachial durchgezogen und auf der Rückseite mit Pianoeuphorie völlig aus dem Roof katapultiert. Tja,
rocken macht endlich wieder richtig Spaß.
BLEED •••••
ist einer dieser smoothen Stücke von Spirit, die den
weg ins Herz suchen und sofort wissen, warum
man so alles bewegen kann. Zitternd überwältigende Basslines, geflüsterte Vocals als Sounds, und ein
paar glitzernde Akkorde. Sehr schön.
BLEED •••••
TALI - LYRIC ON MY LIP / DISTRICT LINE [FULL
CYCLE]
Die letzten Full Cycle Maxis waren ja alle eher enttäuschend. Tali ist das neue Vocalprojekt aus Bristol und Lyric on my Lip marschiert bassmächtig
los, als gäbe es kein Morgen mehr. Ravetune der besonderen, bristolschen Art. District Line ist nicht
weniger bassgewaltig, steppt Seite an Seite mit den
ordentlich in den Vordergrund gemischten Vocals
aber etwas straighter voran. Nett.
SVEN.VT ••••
GREG PACKER - WHERE’S THE DISCO? [FB /
010]
Greg Packer lädt zum euphorischen Ritt durch ekstatische Discoweiten. Da fragt man sich, warum er
vorgibt, zu suchen, scheint er die Disco inklusive
Filtermayhem doch schon längst gefunden zu haben. Wie auch immer, hier haben wir es auf jeden
Fall mit einem Hit zu tun. Und auch die B-Seite
steppt souverän durch Off Beat und moody Hou- NATURAL MYSTIC & BRILLO - FUTURE TECH /
sigkeit. Cool.
NO ENTRY [L PLATES/2112]
SVEN.VT •••••
Endlich kommen mal Tracks von den beiden. Und
wie es rockt. Erst mal ein Intro voller Spannung, bedrohliche Stimmen, und mit einem ”Let’s go” geht
THE OUTFIT - COVER GIRL/LOVE THING
es in extrem cool funkende Basslines mit aufgewir[HEARDLEADERS/060]
Sehr souliger brillanter Track dieses ”Cover Girl”, belten Snarerollbeats und treibend wie Hölle gräbt
klassisch aufbauend und ultrasmooth senkt sich sich der Track immer weiter vor. Die Rückseite ”No
das Ganze mit der Wärme von Schnee durch ein Entry” mit seinen obskuren Sampletröten und den
Fenster auf das Ende der Sommertage und die Bas- Ravesignalen lässt die Bassbins erzittern und knallt
sline rockt die Crowd dennoch quer durch die flat- besinnungslos vor sich hin. Ah, Musik die alles anternden Congas. ”Love Thing” ist etwas gradliniger dere wegschieben kann ist Drum and Bass doch imund lässt die Congas stärker rocken, bleibt aber da- mer wieder.
bei mindestens ebenso sexy und smooth melodisch BLEED •••••
und kickt mit einer fast elektroiden Synthbassline
über Snarerolls immer weiter. Einfache, aber schön ATOMHOCKEY - S.O.U.L. [POETS CLUB]
deepe Tracks. Die beiden kommen übrigens aus Mit dieser EP schliesst Poets Club endlich mal wieNottingham.
der auf zu seinen besten Zeiten. Ein sehr ausgefeilt
BLEED ••••-•••••
swingender Drum and Bass Track auf der A-Seite,
der sich vielleicht vague an Soul.R annähert, natürSPIRIT - ON EDGE / SANCTIFIED
lich aber viel mehr mit klassichem Jazz zu tun hat
[INNERACTIV MUSIC/002]
durch Vibra- und Saxophon. Aber ehrlich gesagt,
Sehr deeper Roller dieses ”On Edge”. Leicht ver- braucht mir eh nur einer deep was von Soul zu
hangene Effekte, Basslines die von unten kamen, brummen und ich bin dabei. Sehr lässig rockender
und das alles mit einer solchen Ruhe, dass schon Track. Die ”Fast Forward” Seite hat für meinen Geder kleinste Sound einen irgendwie gruseln lässt, schmack etwas zu aufgeplusterte Soundwelten im
und mit Ahnungen von ravenden Momenten in Intro, rockt aber dann letztendlich sehr reduziert
komplett verhangenen Hirnsituationen füllt. Und mir schnarrenden Basslines und durch den Raum
das ohne dass sich im Arrangement etwas tun müs- fliegenden kleinen Synthsprengseln. Lässig.
ste, was einen Song ergeben könnte. ”Sanctified” BLEED ••••-•••••
GAMES
NETAUDIO
(•)-nein (•••••)-ja
MOVING FUSION - THE START OF SOMETHING
[RAM RECORDS]
Moving Fusion sind das Lieblingskind von Andy C
und seiner Hornchurch Crew. Verständlich, haben
sie mit ihren wenigen Releasen schon so ziemlich
alles weggebrettert, wurden gerewindet bis zum
Abwinken und waren Titelmusik der sonntäglichen
Premier League-Sendung im englischen Fernsehen.
Dabei klingen ihre Tracks teilweise fast wahnwitzig
überproduziert, mit klimpernden Gitarren, kreischenden Fanfaren, quiekenden Synthies im Sci-FiDelirium und Basslines, bei denen man sich nicht
entscheiden kann, ob sie jetzt einfach nur rocken
oder doch nur mit Maximalpegel und -schubkraft
debil vor sich hin bouncen. Es wird mit Sicherheit
viele geben, die auf dieses Album schwören, zwei
Handvoll Hits auf ihm ausmachen und beim ersten
Hören emphathisch im Plattenladen herumspringen werden. Nur warum? Weil jeder Track ravet wie
Sau? Wegen des hochpolierten Funktionalismus?
Weil das ganze Album auf wahrscheinlich einer
Grundidee beruht, nämlich um jeden Preis zu
ROCKEN (und hey, Moving Fusion würden die perfekte Rockband abgeben. Vielleicht als Vorband auf
der nächsten Prodigy-Tour)? Wie gesagt, dieses Album wird Truckladungen an Einheiten verkaufen
(kleine Drum and Bass-Trucks :)), einige der Tracks
werden mit Sicherheit viele Floors zum Bersten
bringen, aber wirklich gut ist das Album deswegen
noch lange nicht.
SVEN.VT •••
GENOTYPE - CRAZY DAYS / SEPTEMBER
[REINFORCED 187]
Yes. Genotype ist zur Zeit einfach unschlagbar. Seine halbgaren Darkness-Versuche der letzten Jahre
hat er scheinbar endgültig hinter sich gelassen und
die weite Welt des Breakbeat-Souls entdeckt. Crazy
Days roolt recht moody, voller verwischter, flüchtiger Nebenschauplätze wie durch einen endlosen
Hallraum. Irgendwo säuselt ein Xylophon und alles
scheint wie in einem unwirklichen Rausch zu sein.
Und dann, wenn man es gar nicht mehr erwartet,
legt die Bassline richtig los, aus dem Keller kommend. Groß! September ist eher so der musikalische Indian Summer. Leicht und luftig, voller upliftender fast schon heiterer Harmonien.
SVEN.VT •••••
ZERO TOLERANCE - BRACE
[SUBTITLES / 022]
Neue EP von Zero Tolerance, der ja eigentlich schon
lange im Chor der ganz Großen mitspielen sollte,
so cool und versatile sind seine Tracks. Fangen wir
mal bei der B-Seite an, denn die ist definitiv der
Winner dieser 12”. Sehr smooth und locker rollt der
sehr perkussiv und housig los, um sich dann in einen hintergründigen Old School Rocker zu verwandeln. Die A-Seite ist ein schnittiger Ravetrack mit
Amenworkout und grollender Bassline, der voll in
Ordnung geht aber nicht unbedingt zu seinen besten Tracks zählt. Auschecken.
SVEN.VT ••••-•••••
ILL SKILLZ - FUSION DANCE EP
[TRICKDISC/003]
Schon bei Nummer Sieben, das österreichische Label. Eine Doppel-EP mit Tracks zwischen elektroartigen Sounds und sehr breitwandig aufgezogenen
bratzenden Rockern, die mit den typischen Basslines losgrollen und dem ganzen mit ihrer Beatbreitseite plattwälzende aber immer wieder auch in treibend ruhigeren Parts ganz gut swingende Aspekte
abgewinnen. Fett.
BLEED ••••
LK - REMIXES [V-RECORDINGS / 38R]
Gerade die Charts gestürmt und schon gibt es Remixe. Und da gibt es eine lustige Überraschung,
denn kein anderer als Dave Angel, der Frühneunziger Acid-meets-Detroit-Technoheld aus London,
um den es in den letzten, sagen wir mal sechs, sieben Jahren, ziemlich ruhig geworden war, darf sich
hier als einer der Remixer versuchen. Drum and
Bass versteht sich. Skurril. Wirklich viel konnte er
dem Original nicht hinzufügen. Mehr Hall, mehr
Filter, ein wenig angeravete Sogwirkung und das
war es eigentlich auch. Okay, aber nicht mehr. Marcus Intalex & ST Files dagegen zerlegen den Gitarrenpart in kurze Funklicks, loopen das Vocal und
tupfen dann wunderschöne Chords oben drüber,
die sich in fast schon monumentale Höhen schieben. Na ja und die Bassline ist auch sehr hübsch
deep moduliert. Qualitätsarbeit der beiden Recken
aus Manchester.
SVEN.VT ••••-•••••
V.A.: SPEEDYJ.COM/RMX
Jochem Paap macht ernst. Nachdem er lange Zeit nur eine schwer durchschaubare Website hatte, baut
er jetzt seine Netz-Existenz konsequent aus. Die Website ist noch schwerer verständlich geworden als
vorher, und die Anreize, sich dennoch durchzukämpfen, noch handfester: Ganze 45 Remixe von Speedyj-Tracks lassen sich dort jetzt downloaden. Und die meisten davon sind so gut, dass es sich lohnt,
schon mal rechtzeitig 500 Megabyte Platz dafür auf der eigenen Festplatte zu reservieren. Von der vier
auf dem Flur über IDM-Frickeleien bis zu bösem Zähnefletsch-Drum and Bass ist alles dabei. Einzelbesprechungen verbieten sich natürlich jetzt allein aufgrund der Masse von selbst, aber auf ein paar Perlen sei dennoch hingewiesen. Also, ganz großartig sind unter anderem: E.O.G. vs. Funckarma mit Symmetry (auf der Site Track 43), Opiate mit Melanor (Track 30), Boomoperators mit Focus (18), Break3000
mit Amoco Cadiz 3000 (3), Madcap mit Balk Acid (5), Ver Licht feat. Gerd mit Ferber Mudd (15), Xela mit
Deorbit (12) und natürlich auch Funkstörung mit einem rockigen Something for your mind (42). Und,
und, und. Eine wahre Goldgrube.
http://www.speedyj.com
JANKO •••••
PARSONS AND SPIES: HAIR WON´T GROW
Der Indiehit des Monats kommt von Parsons and Spies. Der hat auf seiner Webseite einge Hits, aber für
Euch konzentrieren wir uns nur aufs allerbeste… Folky Akkustikgitarrenmelodien werden forsch übereinandergeschichtet, dann setzt in der Ferne ein Schlagzeug ein und uns wird bewiesen, dass Homerecording genauso deep und droney sein kann wie die neue Sigur Rós. Another herbstgrüne World.
www.parsonsandspies.com
RENÉ •••••
K.I.O.L.: ADOPT AND ADAPT EP
Auf Observatory ist auch jeden Monat Verlass. Fein, dass es der Däne Kiol geschafft hat, seine MP3-EP
dort unterzubringen. Ganz Faule speichern seine Tracks in den SystemF3 Folder und wundern sich warum das niemand veröffentlicht. Relativ streng und forsch knackst und brummt sich sein Track Waltz, die
Ruhepause folgt aber gleich in Form eines sphärischen Intermezzos. Zum Schluss gibt es dann noch mal
einen ganz großen Indietronicpophit, der auch Dntel hätte einfallen können. Stotternde Melodicas und
feine Schreibtischbeats. Sehr toll.
www.skylaboperations.com/observatory
RENÉ •••••
(•)-nein (•••••)-ja
OHNE: LENDEMAIN
Ist sonst noch jemand sauer, dass Warp Plone gedroppt hat? Die jungen Menschen von Ohne bestimmt.
Einer von ihnen hat als Montag eine wunderbare Ersatzdroge auf dem französischen Goom Disques Label veröffentlicht, Ohne ist sein eher Bandorientiertes Projekt. Man kann sich ganz genau vorstellen wie
sie so da stehen und schüchtern an all den Knöpfen und Reglern ihrer analogen Synthiemonster drehen
während sie an alte Menschen wie Raymond Scott und Senior Morricone und junge Bands wie Broadcast denken. Ohne bleiben aber verhaltener und transparenter und ich wünsch mir mehr als nur zwei
MP3s. Märchenhaft!
http://ohne.anotherlight.com/
RENÉ •••••
KOMPRESSOR: RAPPERS WE CRUSH (FEAT. MC FRONTALOT)
Kompressor, die bekannte deutsche Industrial-Band mit dem martialischen Gehabe und dem rollenden
R, schickt sich an, die Welt zu beherrschen. Und beim allgemeinen Saubermachen will sie sich dann auch
gleich mal MC Frontalot vorzunehmen, der seine Rhymes ja sowieso nur bei den Jackson Five klaut. Ist
natürlich alles komplett erlogen und herbeiparallelisiert, aber gerade das macht diesen Track ja so unglaublich unterhaltsam. MC Frontalot bezeichnet sich selbst als Meister des Nerdcore und sieht sich dabei in einer Traditionslinie mit Größen wie Deltron 3030 und MC Hawking. Und man muss ihm zugestehen, dass er nicht nur sehr lustig ist, sondern auch wirklich was drauf hat. Nerdcore forever!
http://www.frontalot.com
JANKO •••••
COMMANDOS 2 (PS 2 / EIDOS)
”Realers”, so heißen die Gegner von virtuellem
Computerspielkampf in Tobias Meißners SF-Roman Neverwake. Sie setzen Blut, Schweiß und Tränen gegen das verzärtelte Daddeln an Controllern.
Aber auch die ganz realen Kritiker unserer Tage sehen eine Gefahr darin, dass man im Computerspiel
viel zu unbeteiligt und chirurgisch die Tötungsprozesse auf dem Bildschirm dirigiert. Zu abstrakt sei
das Ganze und zu weit weg von realem Leiden.
Beide Parteien sollten sich die Konsolenversion
von Commandos 2 besorgen und ihre Position
überdenken. Von Entspannung und lässigem Trigger-Happy-Overkill nämlich keine Spur. Denn was
in der PC-Urversion tatsächlich sehr smooth mit
der Maus für die Basics und einer beinahe unerschöpflichen Tastatur für die einzelnen Waffen,
Werkzeuge, Zoomstufen, Teammitglieder vonstatten ging, das wird mit dem begrenzt-knopfigen
Controller und dem pixelgeizenden Fernsehbildschirm zu einer echten körperlichen Herausforderung. Kann man sich am PC die für die jeweilige
Mission relevanten Tasten heraussuchen, um sie
danach wieder zu vergessen, so muss man auf der
Playstation alles von Anfang an parat haben, geübt
und geschickt zwischen den einzelnen Menüs herumschalten können, um selbst die einfachsten
Dinge wie aus dem Wasser steigen erledigen zu
können. Die Anleitung spricht von ”intuitiver
Steuerung”, was nicht bedeutet, dass man sie von
Anfang an instinktiv beherrscht, sondern dass man
sie sich so eindrillen muss, dass sie irgendwann in
unterbewusster Virtuosität praktiziert werden
kann. So mancher Sofa-Marine wird da sofort abwinken, für die absoluten Hardcore-Fighter, Streetfighter-Finishing-Moves-Büffler und Flugsimulator-Cockpit-Könige aber eine echte Herausforderung durch ihre sonst neben dem Fernseher verstaubende Konsole.
MWM ••••
das Spiel nicht haben.
BOB •••
und die Freude über die dadurch ermöglichten vorberechneten Grafiken und opulenten Soundtracks
groß. ”The 7th Guest” oder das erste Myst sind typische Abenteuer aus dieser Zeit: eigentlich mehr
eine Diashow mit knüppelharten Logik-Puzzles
und weniger klassisches Computerspiel. In den
letzten acht Jahren hat sich die grundsätzliche
Technik wenig verändert. In Myst III ”blättert” das
Bild auf unserer Reise über die verschiedenen Inseln immer noch einfach um. Anstatt munter in der
Gegend herum zu laufen, klickt man sich Photo für
Photo voran, jetzt zumindest mit 360° Rundumblick. Dadurch tendiert leider der Immersionsgrad
gegen null. Der Spieler ist zum Beobachten verdammt und nicht wirklich dort - ganz im Gegensatz zur Meinung der Designer im auf der DVD-befindlichen ”Making of” übrigens, die mit Sprüchen
wie ”It’s as close to virtual reality as you can get”
sehr dick auftragen. Aber zum Gameplay: Überall
auf den Inseln sind seltsame Apparaturen zu finden, die z.B. mittels Verschiebeaufgaben in Gang
gesetzt werden. Obacht, die Riddles, quasi alleiniges Spielelement, sind in keinster Weise auf dem
typischen Niveau von ”Schalter umlegen und die
Kiste auf die Bodenplatte”. Dies ist der Real Deal:
Manchmal entdeckt man ein Apparätchen und
kippt beim ersten Anblick schon halb aus den Latschen, weil sofort klar ist, das es mehrere Stunden
dauern kann, bis das Drecksteil endlich läuft. Ein finaler Richtspruch über Exile fällt trotzdem schwer.
In ihrer Gediegenheit spricht die Serie bisher
primär ein vergleichsweise älteres und gameunbelecktes Publikum an. Als reines Adventure gesehen ist’s auf jeden Fall nur durchschnittlich, aber
einen Myst-Teil sollte man auf jeden Fall mal gespielt haben, also wieso nicht diesen ?
BUB ••-•••••
LARGO WINCH – EMPIRE UNDER THREAT
(PS 2 / UBI SOFT)
Da haben wir eine erfolgreiche französische Comicserie, die von einem jungen Multimilliardär mit
Industrieimperium und seinen James Bond-esken
Auseinandersetzungen mit Rivalen handelt.
Schnell wird daraus eine Fernsehserie, die bestens
in das Sonntagmittagprogramm von Abnudelsendern wie Pro7 passt und gerne von Frauen wegen
des schmucken Hauptdarstellers geguckt wird.
Und dann liegt es nahe, dass daraus auch noch ein
Computerspiel wird, so macht man das halt heutzutage. Heraus kommt ein zwischen Grim Fandango-artigem Adventure und Metal Gear Solidtoiden Actionadventure unentschlossen hin- und
herpendelndes Gebilde, das Wert auf coole Standbilder für die Packung und die Rezis legt, im Gameplay jedoch hölzerne Gliederpuppen durch
Räume schiebt, die im Nussknackerstyle animiert
mit den
anderen Figuren parlieren. Das Adventurige fällt
dabei klar hinter Titel wie Monkey Island und Grim
Fandango zurück. Eine typische Aufgabe besteht z.
B. darin, dass man vor einer verschlossenen Tür
steht, neben (!) der ein Tontopf mit einem Schlüssel liegt. Hm. Was muss man wohl tun? Und wer
gerade mit Metal Gear Solid 2 fertig ist, wird bei
der ersten rundenbasierten Kampfszene wohl lieber das Spiel beenden und eine Musik-CD in die
Playstation legen. Würfeln wäre spannender. Sehr
lustig auch die ”Hacker”-Sequenzen, wo man eine
Art Fang-den-Hut mit einem bösen, bösen Computervirus spielt. Wer beim Rätsellösen nicht nachdenken will, der findet hier vielleicht das erste
Spiel, das er ohne Walkthrough spielen kann. Schade, denn ein paar mehr Old-Style-Adventures SUPER BUST A MOVE 2 (PS2 / TAITO, UBI SOFT)
wären für die Konsolenlandschaft ein Segen.
Seit Taitos Original Puzzle Bobble sind schon über
MWM ••
zehn Jahre vergangen. Am Spielprinzip hat sich
über die zig Versionen auf PS, N64, DC bis zur PS2
ZOOCUBE (GAMECUBE / ACCLAIM)
aber nichts geändert. Das ist auch gut so und vor
Ein bisschen wie Doktor Mario in 3D. In der Mitte allem deshalb steht Bust a Move in der History of
der sogenannte Zoocube: ein in all seinen Achsen Games da, wo es hingehört: Ganz oben bei den Pudrehbarer Würfel. Von den sechs Würfelseiten zzleperlen mit Duellfunktion, gleich neben Tetris
kommen Tiersteine angeflogen, die paarweise ge- und Columns. Das Prinzip kennt jeder, hat man
dockt verschwinden. Dafür muss der Kubus fix in mindestens schon mal gesehen. Ein Feld aus farbidie richtige Stellung gebracht werden. Natürlich gen Blasen will abgeräumt werden, dazu muss man
dürfen wir schon gebildete Stapel ineinander von unten nur die Farbblasen in die richtige Richdurchsortieren, um eine andere Angriffsfläche zu tung schießen, so dass nach dem Schuss mindebieten. Liegen an einer Würfelseite mehr als fünf stens drei eine Einheit bilden. Diese fallen dann
Tiersteine aufeinander, ist das Game vorbei. Stan- nämlich runter und geben Punkte oder Zusatzbladesgemäß gibt es viele Special-Items nur erkennt sen beim Gegner. Neben dem obligaten Story- und
Mensch diese meistens nicht im vorhinein, weil sie einem ausladenden Puzzlemodus gibt’s einige Verfitzelig klein geraten sind. In einigen der sieben sus-Modi mit nach Spielfiguren verschiedenen AnStages treffen sich auch Hintergrund- und Tier- griffskombos (die Art der Steine, die dem Gegner à
steinfarbe, so dass Adlerauge wachsam bleiben la Tetris in seinen Blasenwald gesegelt kommen).
muss. Im Multiplayermodus macht das ganze auf- Nicht zu vergessen das auf lange Zeit süchtig magrund winziger Splitscreens und mangels hitziger chende Gameplay. Weiterhin ein Kracher, auch
Situationen leider nur bedingt Laune. Insgesamt wenn Besitzer einer der Vorgänger sich den Kauf
ein beruhigendes Knobelspäßchen an dem vieles viermal überlegen können, da Innovationen nicht
ganz okay ist, aber doch wenig gut.
mehr stattfinden.
BOB •••
BOB •••••
THE SIMPSONS ROAD RAGE
(GAMECUBE / ELECTRONIC ARTS)
Der böse Montgomery Burns hat einfach so alle
Transportunternehmen von Springfield gekauft.
Seitdem sind Bustickets fast so teuer wie Zugfahren in England, ergo legen die Bewohner der amerikanischen Kleinstadt fortan selbst Hand ans
Steuer, allen voran unsere amerikanische Lieblingsfamilie. So springt zum Beispiel Apu in den
Wagen, um fix in seinen Kwik-E Markt zu gelangen,
oder GrandPa will zum Schönheitssalon für Ältere,
um ein wenig spannen zu können. Dabei ist die
Grafik unspektakulär aber passend, die gottseidank nicht eingedeutschten Dialoge zwischen
Fahrer und Passagier wirklich sehr fein und auch
das Handling der verschiedenen Gefährte abwechslungsreich und gut abgestimmt. Mit steigendem Kontostand darf man sich Stadtteile und
weitere Charaktere dazukaufen, neben dem
ganzen Geldgescheffel wartet auch noch ein ziemlich mickriger Missionsmodus darauf, durchgespielt zu werden. Im Endeffekt daddelt man aber
doch nur Crazy Taxi im eingesimpsten Setting mit
weniger Modi. Simpsonsfans dürfen sich einen
Punkt draufrechnen und Freude haben. Da aber die MYST III: EXILE (XBOX / UBI SOFT)
TUROK EVOLUTION (XBOX / ACCLAIM)
CelShading-Optik grob bleibt und neben dem Cha- Wir schreiben das Jahr 1994. Die CD-ROM ist als Schon wieder Dinos. Nach dem Jurassic Park-Hype
rakter-Freispielen nicht viel motiviert, muss man junges Gamemedium noch ziemlich heißer Scheiß vor Jahren muss doch bitte irgendwann mal gut
sein. Lasst die Urviecher in Frieden ruhen! Aber
nein, ohne Unterlass drehen die einen Film nach
dem anderen und auch in Games setzt man gerne
auf dichtes Dschungelflair samt bissigen Raptorentouch. Turok ist bei 3D-Action zumindest sozusagen ”das Original” und mir seit N64-Zeiten ein
treuer Begleiter. Trotz des Overkills: So atmosphärisch wie heuer hat man Flora & Fauna gar noch
nie umgesetzt. Überall wuselt Kleingetier in der
Gegend herum, friedliche Pflanzenfresser gönnen
sich einen Blättersnack in der Mittagssonne und
üppige Vegetation, wohin das Auge blickt. Wie immer sind die Stages knackig schwer, dabei aber
stets motivierend. Das überdimensionierte Waffenarsenal, was wir auf dem Weg aufgabeln, reicht
für einen mittleren Bürgerkrieg, trotzdem hält sich
die explizite Gewaltdarstellung in dieser Ab16-Fassung in Grenzen. Mittlerweile gehören bei EgoShootern auch Fortbewegungsmittel zum guten
Ton, die sich bis dato aber selten tight in das Geschehen eingefügt haben und oft mehr Goodie als
vollwertiges Spielelement sind. Die mauen Drachenritte bei Turok-Evoloution wirken qualitativ
ebenfalls wie Bonus-Runden - Leider machen sie
einen nicht unerheblichen Teil des gesamten
Spiels aus. Schade Schokolade, da der Titel ansonsten selbst Dinohasser kickt.
BUB ••••
V-RALLY 3 (GBA / INFOGRAMES)
Atari lebt als Brand nun in den Ställen von Infogrames weiter und was hier unter dem Ur-Label des
Videospiels erscheint, ist in erster Linie ein feiner,
unkomplizierter Racer. Sowohl Spielmodi als auch
Optionsvielfalt beschränken sich auf’s allernötigste doch das Umherdriften in V-Rally 3 macht
gehörig Laune. Die 3D-Engine zählt trotz einiger
Popups zu dem Spektakulärsten was auf Nintendos Winzling bisher zu sehen war. Die Steuerung
ist gut und die einzelnen Rallyes dauern selten länger als eine viertel Stunde, dann darf wieder gespeichert werden. Zwar sind die Computergegner
gerade in den ersten Läufen noch recht mau, aber
das legt sich. Nach einer absolvierten Gesamtrallye (verläuft über fünf Länder à fünf Einzelprüfungen) darf ein neuer Rennstall mit anderen Autos
gewählt werden. Dazu gibt es noch den standesgemässen Zeitfahren-Modus und eine Linkoption.
Kurz und gut, für Handheldracer mit Rallye-Faible
erste Wahl.
BOB ••••-•••••
LEGO FOOTBALL MANIA –
(PS 2 / ELECTRONIC ARTS)
Fußball in einer Plastikbauklötzchenwelt? Das
klingt zunächst mal so, als wäre für genau so etwas
das Medium Computerspiel erfunden worden.
Statt immer weitere Millionen in immer bessere
Grafik und Steuerung zu investieren, um das Spielgeschehen immer mehr zu dem zu machen, was
man auch im nächsten Sportverein erleben kann,
geht man den umgekehrten Weg und animiert
Welten, zu denen man sonst keinen Zutritt hat.
Fußball im Legoland, das klingt nach Figuren, denen beim Kopfball die Plastikhaare abfallen und
beim Freistoß ihre angesteckten Beine wegfliegen,
es klingt nach unendlichen Baumöglichkeiten für
abenteuerliche Plätze und absurde Figurenkon-
NULLEINS: FREEWAY EP
Ist das das Trance-Revival? Muss man das gut finden? Kann ich den Track bitte noch mal hören? Fragen
über Fragen. Nulleins legt hier - ganz binär, ganz oder gar nicht - eine EP auf Thinner vor, die mal nicht
in Dubtiefen führt, sondern sich am Oberflächenspiegeln ergötzt. Okay, Schluss mit den schiefen Metaphern: Es rockt. Und Melodie hat's auch. Kitschig schon, aber nicht zu sehr. Clubmusik. Und zwar gute.
Punkt.
http://www.thinnerism.com
JANKO ••••
PRETTY BOY CROSSOVER: PINK LINING
Cyclic Deforst ist ein neues australisches Magazin für elektronische Musik, das sich eine wunderbare
Website leistet. Gefeatured werden da - logisch - auch australische Labels, wie etwa Aural Industries,
Surgery und Couchblip. Dazu gibt es ein paar exklusive MP3s, darunter diesen wunderschönen Track aus
dem Surgery-Camp. Pretty Boy Crossover spinnt uns hier ein filigranes, fast flauschiges Netz, in das wir
uns reinhängen können, um am Himmel langsam die Wolken vorbeiziehen zu sehen. Extrem schöner
Track.
http://www.cyclicdefrost.com
JANKO •••••
struktionen. Aber ach – Lego war nicht mehr ganz
so jung und brauchte das Geld! Will sagen, es ist
die altbekannte Nullachtfuffzehnlizenzverwertung, bei der man einfach die Figuren auf ein Standardgenre aufpfropft und sich über die Charakteristika ihrer Herkunft einerseits sowie die Entwicklungsmöglichkeiten des Spiels andererseits keine
Gedanken macht. So ist ein stinknormales, nicht
sonderlich schweres und etwas behäbiges Fußballspiel draus geworden, dessen Gestaltungsmöglichkeiten sich auf das für das Genre übliche Auswählen von Teams, Spielstätten und Wettkampfmodi beschränken. An Lego erinnern nur die Figuren, die sich aber absurd verbiegen können, was
Hardcore-Klötzchenbauer schon abtörnt. Und
noch nicht einmal der Rasen hat Plastiknoppen!
Wenn man kein anspruchsvoller Sport-Gamer ist
und einen die Polygonenfratzen der FIFA-/UEFA/DFB-Lizenzen nerven, ganz nett, aber ansonsten
eher irritierend, weil es keine Zielgruppe so richtig
glücklich machen kann.
MWM ••
WAY OF THE SAMURAI (PS2 / EIDOS)
Adventures mit wirklichen Entscheidungsmöglichkeiten, die den Spielverlauf gehörig beeinflussen,
sucht man seitdem das Genre so gut wie ganz im
Actionadventure aufgegangen ist, leider immer
vergeblicher. Rätsel beschränken sich seitdem
meist auf Kistenschiebereien und selbst bei vielen
RPGs drängt sich das Gefühl auf, eher einen schick
illustrierten Film zu gucken, als noch wirklich Einfluss auf das Geschehende zu nehmen. Nun
kommt mit ”Way of the Samurai” auf Eidos Nippon-Importlabel Fresh Games endlich wieder ein
Spiel, dass zwar nur maximal dreieinhalb Stunden
dauert, bei dem der Spieler aber so viel Freiheiten
hat und so wenig vorgeschrieben bekommt, dass
es fast schon irritierend ist. Jede Entscheidung ändert den Verlauf der Story, selbst bei kleinsten Gesprächen darf man im Setting des ausgehenden 19.
Jahrhunderts zwischen zwei rivalisierenden Samurai-Familien, der Regierung und hilflosen Dorfbewohnern oszillieren, um seinen Weg des Schwertkämpfers zu finden. Anfänglich kann es dabei vorkommen, dass man sich vorschnell in ein Schwertgefecht mit jemanden begibt, ohne genau zu wissen ob man da Freund oder Feind angreift. Die
Schwertkampfelemente sind gut implementiert,
die Steuerung geht leicht von der Hand und die
Personen handeln zwar pathosgeladen, aber die
Atmosphäre stimmt. Irgendwie wird dieses Spiel
aufgrund des aufregenden Storytellings nach dem
zweiten Mal Durchspielen zu einem kurzen Ausflug, den man Abend für Abend nochmal unternehmen kann, weil er immer wieder anders verläuft. Natürlich bleibt die Story an Plotpunkten immer gleich und verweilt eher auf B-Movie Niveau,
aber der Wiederspielwert ist nicht von schlechten
Eltern. Nach erfolgreichem Beenden mit gehöriger
Punktezahl schaltet man einen SchwertkampfArena-Modus frei und ganz besonders feine Klingen darf man mit ins nächste Spiel nehmen. Leider
ist’s grafisch kein Schwergewicht, aber eines der
spannendsten Konzepte der letzten Zeit, bitte
mehr davon.
BOB ••••
TEKKEN 4 (PS 2 / SONY)
Beat Em Ups sind im Allgemeinen reine Glaubenssache, denn in kaum einem Genre gibt es so ein
Schulendenken wie bei den Prüglern. Natürlich
streitet sich der gestandene Gamer immer gern,
besonders wenn es um die feinen Unterschiede
geht wie z.B. bei der Dribblerdebatte Pro Evolution
Soccer vs. Fifa. Haudruff-Titel treten in der Regel
als Serie auf: Dead or Alive, Soul Calibur, Virtua
Fighter oder Tekken, von der Hartkern-Fraktion,
die weiterhin auf 2D-Kämpfe pocht, mal ganz zu
schweigen. Tekken spielt in diesem LineUp die Rolle des Instant-Kloppers mit schnellen (Zufalls-)Erfolgen durch wirres Button-Gebashe. So steigt
schnell die Stimmung an den Kaufhausdisplays,
und selbst Anfänger können mal en passant die
Fighterqueen von ihrem Thron stürzen. Nach der
etwas enttäuschenden letzten Folge macht Tekken
4 vieles richtig, auch wenn natürlich keine Wunder
zu erwarten sind, denn genreüblich ist die Evolution mehr grafischer als spielerischer Natur. Als
Neuheit wird das Szenario etwas ins Kampfgeschehen eingebunden - Auch ein Zuschauer kann
so zufällig einen auf die Mütze kriegen. Im ForceModus, der zum zweiten mal dabei ist, läuft man
allein oder mit einem Partner durch lineare Levels
und kloppt oldschoolig einen Gegner nach dem
anderen um. Mir persönlich ist’s trotz guter Spielbalance im Gegensatz zu Virtua Fighter 4 zu simpel oder im Vergleich zu Dead or Alive 3 zu wenig
rockend. Aber wie gesagt: Reine Glaubenssache.
BUB ••••
DE:BUG PRESENTS
STAUBGOLD - ”music out of place” Tour
Ein goldiges All-Star-Team cruist im Kleinbus durch die Lande. Auf den Plätzen: Reuber, Mapstation, Josef Suchy + Ekkehard Ehlers und der Chef persönlich Markus Detmer. Es
ist sogar noch Platz für das gesamte Institut für Feinmotorik. Deren etwas anderer Turntablism mit vier Leuten an
acht Plattenspielern, aber gänzlich ohne Platten, wird dann
auch live den Beweis antreten, das hier nix digital gecuttet
wurde. Die Lichthupe wird von der Bildsicherung bedient.
Wohl bekomm's.
01.11. Basel - Nt Areal, 02.11. Bern - Reitschule, 05.11. Marburg Cafe Trauma, 06.11. Offenbach - Robert Johnson, 07.11. Schorndorf - Manufaktur, 08.11. München - Pathos, 09.11. Dresden Scheune, 10.11. Hamburg - Tanzhalle, 11.11. Berlin - Volksbühne
(+ To Rococo Rot)
MORR MUSIC TOUR
Die Morrschnuppsis packen die Koffer und fahren durchs
Land um der Welt zu zeigen was eine Indie-Harke ist. Mit
Slowdive im Kopf, Laptop auf dem Schoß und Club Mate im
Kofferraum wird Europa nach der perfekten "Blue Skied An'
Clear" Situation abgesucht. Zwischendrin wird musiziert.
Auch bei euch um die Ecke. Der Betriebsausflug der besonderen Art. Und das im Herbst. Ms. John Soda, Herrmann &
Kleine, Manual, DJ Thomas Morr: 31.10. Wien - b72, 08.11. Genf
- L’usine, 09.11. München - Pathos (+ isan) | Ms. John Soda, Static & Gäste 20.11. Stuttgart - Travellers, 21.11. Dresden - Scheune, 22.11. Berlin - Maria (+ Guitar), 23.11. Hamburg - Tanzhalle
(+ Guitar), 24.11. Frankfurt - Robert Johnson (+ Guitar), 25.11.
Dortmund - Cosmotopia (+ Teamforest)
SWAYZAK TOUR
Deutsch-Englische Freundschaft, das wär doch mal was.
Swayzak sind verliebt, können aber auch anders. Nach
ihrem heftigen Flirt mit trockenem Deutschminimalismus
auf ihrem "Groovetechnology" Mix sind sie nun in eigener
Sache unterwegs. Der Longplayer "Dirty Dancing" lässt vom
Titel her gruseln, ist aber ansonsten voll ok, Swayzak und ihre Clubjünger werden wohl ihr Dreckigstes geben und alle
hoffen auf Vertiefung der ungewohnten Freundschaftsverhältnisse. 15.11. Robert Johnson, Frankfurt a. M., 16.11. WMF,
Berlin, 07.12. Rotari, Offenbach, 21.12. Weetamix, Genf
GIARDINI DI MIRO TOUR
Ja, Gitarren. Und wie. Aber nicht nur. Die beste Band Italiens
baut das, was man mal Postrock nannte um zu weit ausladenen Songs voll wunderbarer, kleiner Geschichten. Zur
Tour legen die Sympathen ein rundum perfektes Remixalbum vor, auf dem Turner, Herrmann & Kleine, Opiate, Styrofoam, Nitrada, Dntel, Isan, Nitrada & ErrorEncountered die
Akustik auseinander genommen haben. Hingehen und Blumen mitnehmen. Das sind gute Menschen. 22.11. Nürnberg K4 (+ Nitrada), 23.11. Dresden - Scheune (+ Nitrada), 24.11.
Hamburg - Tanzhalle (+ Nitrada), 25.11. Berlin - Magnet Club (+
Herrmann & Kleine, Nitrada), 26.11. Marburg - Café Trauma (+
Nitrada), 27.11. Homburg - JUZ (+ Nitrada), 28.11. Dortmund Cosmotopia (+ Dictaphone), 29.11. Offenbach - Reality On The
Rocks / ex-Kolpinghaus (+ Nitrada), 30.11. München - Orangehouse
SPEZIALMATERIAL TOUR
Welch Bescherung. Der Elektronikaspiegel der Schweiz, das
unfassbar Besondere packt seine sieben Sachen zusammen
und tourt in wechselnder Besatzung auch durchs Nachbarland. Detailliertes Programm unter www.spezialmaterial.ch.
01.11. Zürich - Sedel Club, 07.11. Mannheim - Die Lounge _Alte
Feuerwache, 08.11. München - Pathos + Dresden - Festspielhaus
Hellerau, 09.11. Hamburg - Betalounge, 10.11. Hamburg - Pudel,
14.11. Zürich - Bogen 13, 17.11. Berlin - Zentral, 22.11. München Pathos + Zürich - EWZ-Selnau, 29.11. London - Aldwych Tube
Station, 30.11. Zürich - Molkerei
BPITCHCONTROL TOUR
Ellen Allien zieht mit ihren Ausgewählten die Küste rauf und
runter, um die gesamte Vielfalt ihres "Gemeinsam"-Projektes in die Party zu werfen. Techno hat tausend bunte Hosen
an, die BPitch-Labeltour wird sie alle strammziehen bis zum
Krachen der Bügelfalte. 31. 10. Barcelona Nitsa "Gemeinsam"
with Ellen Allien, Kiki, live: Paul Kalkbrenner, 01. Nov Glasgow
Glasnost Ellen Allien, 02. 11. Hamburg Phonodrome "Gemeinsam" with Ellen Allien, live: Trike, 08. 11. Chemnitz Club Achter
Mai tbc, 09. 11.Berlin WMF (Andrea Parker, Ellen Allien, Kero,
Lupo und Krsn), 15.11. Frankfurt U60311 "Gemeinsam" with Ellen Allien, Housemeister, Sylvie Marks, Kiki, Sascha Funke and
live: Paul Kalkbrenner 16.11. Kassel Hotel Reiss "Gemeinsam"
with Ellen Allien live: Smash TV, 29. 11. Nürnberg Zoom "Gemeinsam" with Ellen Allien, live: Tike, 30.11. Zürich Tonimolkerei
"Gemeinsam" with Ellen Allien, live: Modeselektor, 07. 11. Erfurt
Centrum "Gemeinsam" with Ellen Allien, Sascha Funke, live:
Smash TV
AMERICAN SUPREME: Suicide, Pan_Sonic etc.
Ja! Suicide! Alan Vegas und Martin Revs Wiederauferstehung als Suicide nach zehn Jahren wird vorne im Heft gebührend weltpolitisch gefeiert. In der Volksbühne, Berlin
geben sie ihr einziges Deutschlandkonzert. Wir sind gespannt auf die Legion von mattschwarz verkleideten Reisebussen. Es lebe die amerikanische Psychose im schwarzen
Loch.
06.11. Volksbühne, Berlin
TERMINE IM NOVEMBER. ON THE FLOOR
BERLIN - BASTARD
29.11. - Bleed, Cem Prlow, M.Path.Iq, Wylee, Massiw Le Ghaza,
Framepilot / 30.11. - Bernd Jestram, Stereo De Luxe, Teriyaki
Boy
BERLIN - EXMF
02.11. - Skynet, Driftah, Electric Lane, Mos Phat, MC Massiw Le
Ghaza, MC Point Flex, Contra Vibe (live), Apparat, Telescope,
Ssven VT, FB Wong / 30.11. - Teebee, Trace, Appollo, Eight,
Calavera, MC Lomax, MC Rollin`G, Phon.O
DÜSSELDORF - ANACONDA LOUNGE
10.11. - Christian Müller, Oliver Hacke
DÜSSELDORF - CAHILL-CLUB
16.11. - Process (live), Triple R, Christian Müller, Oliver Hacke,
Jean-Michel/Eleganz Recs, Ausstellung der Düsseldorfer
Künstlerin Catherine Kempken
DÜSSELDORF - JOHANNESKIRCHE
15.11. - Triola/Jörg Burger, The Bad Examples
BERLIN - ICON
15.11. - Meteosound: The Rootsmen (live), Oli Massive, Daniel
Meteo / 16.11. - Marcus Intalex, Kabuki, Metro / 19.11. - Earl Zinger (K7), DJ Charlie Dark (Aticca Blues) / 30.11. - Sage, Alley Cat
DÜSSELDORF - UNIQUE CLUB
06.11. - Marvin, Flo, Buckel / 13.11. - Tyson, Fox, Buckel / 20.11. Christian Hühn, Buckel / 27.11. - Kolt Sieverts, J-Cut, Christian
Hühn, MC K-Ross
BERLIN - MARIA
08.11. - Radioactive Man (live), Andrew Weatherall, Shockman,
Tanith Brx, Vela, Ed 2000, Rollin Thunder / 16.11. - Pop Up, The
Modernist (live), Antonelli Electr. (live), Thomas Fehlmann,
Superpitcher, Ralph H Christoph / 29.11. - Pole, Jan Jelinek, Barbara Preisinger, Daniel Meteo
FRANKFURT - CLUBKELLER
01.11. - Digital Kranky feat. Peter Elflein, Brigade Mondaine,
Koenig Johannes, The Peaks, Forestopper, Tim Tetzner, Eric
Freeman
BERLIN - NBI
01.11. - Christof Kurzmann, DJ Hergo / 05.11. - Tim Tetzner,
Thomas André, Forestopper / 12.11. - The Perfect Future / 17.11.
- live: Uni, Miwon, DJ's : Hannes Praks, Das Schwarze Quadrat
/ 19.11. - Barbariz (live) / 19.11. - Johannes Strobele, Sam Auinger / 21.11. - TwenToneOne, dj : Jean Michel / 22.11. - Radio Magenta / 26.11. - Pastacas (live), Hannes Praks / 27.11. - Pastacas,
dj: Hannes Praks / 30.11. - Menu | Exit, Dalezy, * v93/-z/pxp, dj
: Juergen G.
BERLIN - OSTGUT/PANORAMA BAR
01.11. - Panorama Bar: Pantytec (live), Sonja Moonear, Ricardo
Villalobos / 02.11. - Romina Cohn, Andre´Galluzzi, Cem Orlow,
Panorama Bar: Tommie Sunshine, Dave DK, Boris / 08.11. Twinnie (live), Chica Paula, Michelle Grinser / 09.11. - Rob Acid
(live), Marcel Dettmann, Fiedel, Panorama Bar: Matthias
Schaffhäuser, Freestyle Man feat. George Spruce (live), Djoker Daan, James Flavour, Daniel Wang / 15.11. - Lady B., Boris,
Panorama Bar: Conzuela Comatosa Lagousi, Marco Will /
16.11. - Renato Cohen, Aeox (live), Dave Dumonte, Cora
Schneider, Panorama Bar: Brooks (live), Nick Hoeppner, Sammy Dee, Zip / 22.11. - Panorama Bar: Process (live), Tripple R.,
Frank Finger / 23.11. - Umek, Shawn Rudiman (live), Wolle
Haarnagel, Trias, Panorama Bar: Phantom Ghost (live), Attila
Jahanvash, Sascha Funke, Dave DK / 29.11. - Panorama Bar:
Glowing Glisses (live), Wimpy, Tom Clark / 30.11. - Len Faki,
Andre´Galluzzi, Panorama Bar: Tiefschwarz, nd_baumecker
BERLIN - PODEWIL
30.11. - Fein Raus, Brigade Mondain meets Eleganz, Nothingface
BERLIN - POLAR.TV
01.11. - Nina Queer, Zodiac, Bürger P / 02.11. - Takkyu Ishino,
Woody, Phono, Clé / 08.11. - Toby Dreher, Michi Noiser, Jauche
aka Jack Flash / 09.11. - Mark Spoon, Rok, Dasdeep, Dasvibe /
16.11. - Carl Craig, Savas Pascalidis / 23.11. - Funk D´Void, Woody, Diringer, James Flavour / 30.11. - Savas Pascalidis, live:
Alexnader Kowalski feat. Raz Ohara, DJ Koze
BERLIN - STERNRADIO
01.11. - Savas Pascalidis, Kiki / 02.11. - Mike Vamp, Xavi, Jens
Bond / 08.11. - Mohan aka Audio Royal, Daniel Sunn, Kiki /
09.11. - Humate, Namito / 15.11. - Stacey Pullen / 16.11. - Martin
Landsky, Domenique D´Agnelli, Phonique / 22.11. - Sascha
Funke, Djoker Daan / 23.11. - Namito, Tilt aka Parks & Wilson /
24.11. - Kold Events / 29.11. - Steve Bug, Clé / 30.11. - Highfish,
Dandy Jack, Guido Schneider
BERLIN - TACHELES
15.11. - Peaches, Gudrun Gut
BERLIN - TRESOR
01.11. - Lenny Dee, Manu Le Malin, Miro aka The Hypnotizer!,
Marc Acardipane DJ Set + live PA feat.: Dick Rules, Andreas
Kremer, Gabbafront Berlin (live), -Sascha- GN, Beagle, Thunderscream, Rod Bolds u.a. / 02.11. - Créme de Ménthe (live
PA!), LA Williams, Patrick Pulsinger, Abe Duque, Marc Snow /
06.11. - Djoker Daan, Ralph Ballschuh, Subtronic / 08.11. - Subtronic, Liquid Sky, Todd Bodine, Tollstoi (live PA), Dash, Dafyr,
Mack, Kriek, 3ST (live PA), Baeks, Sender Berlin DJ Team, Trias
/ 09.11. - Salted Sould Crew, Shantisan vs. Wolff, Terrence Fixmer (live Pa), Dash / 13.11. - MGI, Krime, Liquid Sky, George
Apergis / 15.11. - Daffy, Sammy Dee, Frank Finger, Vj Einklang,
Dick Taracas (live), Tobias Hagelstein, Djane Judith, Climax /
16.11. - Mike Grant, Owen Jay, Senze, Marco Repetto (live PA),
Phil K., u.a. / 23.11. - Djoker Daan, Leo Krafzcyk, Subhead (live
PA), Marc Snow, Daniel Raijkovic, Mack / 27.11. - Tama Sumo,
Dole, Lako / 29.11. - Base, Speiche, AyBee, Tune & Effect, Hartfelder, Deph, Ron Tom, Kochi, Al, GK one, Schramme / 30.11. Tom Clark, Dialogue (live PA), James Flavour, Dan Drastic, Dave Tarrida, Chrischan, Recyver Dogs (live PA), Liquid Sky
BERLIN - VOLKSBÜHNE
06.11. - Suicide, Pansonic, Liars / 11.11. - To Rococo Rot (live), Ekkehard Ehlers, Joseph Suchy (live), Institut füt Feinmotorik (live), Reuber (live), Markus Detmer, Bildsicherungsdienst
BERLIN - WMF NACHTBAR AT CAFE MOSKOW
02.11. Sub Static - M.I.A., Falko Brocksiper, Diringer, 03.11.
GMF, 07.11. Berlin Intim - Miss Kittin, Highfish & very special
guest, 09.11. Boogy Bytes - Ellen Allien, Andrea Parker, Kero,
Krsn, Lupo, 10.11. GMF, 14.11. Berlin Intim - Frank Finger,
Sven.VT, 16.11. Content is Missing - Swayzak, Andreas Sachwitz, Daniel Wetzel, Kombinat 100, 17.11. GMF, 21.11. Berlin Intim - Steve Bug, Diringer, 23.11. Nighteffect - Richard Bartz,
Highfish, Sven.VT, 24.11. GMF, 28.11. Berlin Intim - Gebrüder
Teichmann, 30.11. Classic - Rob Mello, Matthew Styles, Lil
Mark, Sven.VT
BERLIN - ZENTRAL
09.11. - live: Signer, Safety Scissors, Ogurusu Norihide, Takagi
Masakatsu, Modeselektor, / 16.11. - Rupture, Society Suckers,
Donna Summer (tbc), Bomb Mitte Sound / 25.11. - Giardini Di
Miró, Herrmann & Kleine, Nitrada / 29.11. - King Midas, Taylor
Savvy
BIEL - COUPOLE
22.11. - Hometrainer, Popshop (live), Dan Piu (live + DJ)
BREMEN - KIOTO
16.11. - Lawrence, Carsten Jost
DORTMUND - CLUB TRINIDAD
02.11. - Rainer Trüby / 02.11. - Rainer Trüby / 16.11. - Jazzanova /
16.11. - Jazzanovas DJ Alex, Carsten Helmich / 30.11. - Frankman, Markus Van Klev, Matthias Thiel
DORTMUND - COSMOTOPIA
25.11. - MS John Soda, B. Fleischmann u. Static / 28.11. - Giardini Di Miro, Dictaphone
DORTMUND - FZW
02.11. - Rainer Trüby
DRESDEN - KING BEATZ
02.11. - Barney Millah / 09.11. - DJ Danyc, Bizzz, Eargel, Mitch
BJU Cannon, Solist, Mr. Rentt, Dischda Soul, Fresh In Attack /
16.11. - DJ Dane, Flava, Mos Phat, Mojoe, MC Funga, live Drummer Nico / 30.11. - Doc Scott, Jeff Smart, Dandruff, MC Amon
DRESDEN - SCHEUNE
16.11. - Pole (live), Andrew Pekler (live), Barbara Preisinger
DÜDINGEN - BAD BONN
01.11. - Paul Breitner, Rik Rok, Michael Hilton, Nokia 3210 / 15.11.
- Radian, Opak / 30.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ
Scud & I-Sound
FREIBURG - LIQUID
02.11. - Philipp Maiburg, Shaddy
FREIBURG - ROOTDOWN
30.11. - Rainer Trüby
GEISLINGEN - RÄTSCHENMüHLE
09.11. - Kinderzimmer Productions
GENT - I LOVE TECHNO FESTIVAL
09.11. - Golden Boy
GRAZ - MEDIENTURM
16.11. - Monolake / 17.11. - Monolake
HALLE - PALETTE
24.11. - Jürgen Teipel liest: Verschwende deine Jugend
HAMBURG - ASTRA-STUBEN
01.11. - Raf Le Spoink / 03.11. - Patrick Zimmer / 05.11. - Tom
Fleischhauer / 07.11. - Takagi Masakatsu, Signer, Ogurusku
Norhide / 08.11. - Schaben / 09.11. - Acid Maria / 12.11. - Drekka,
Rivulets, Jessica Bailiff / 14.11. - Reis lädt ein / 15.11. - Stubenarrest / 16.11. - Roger Van Lunteren / 18.11. - Ditterich von EulerDonnersperg Tapes / 19.11. - Baze.djunkiii / 21.11. - Radio Magenta / 22.11. - Pop-Off Tuesday, Jeremy Barnes, Patrick Ziegelmueller / 25.11. - Dictaphone / 30.11. - Pastaca (live), DJ Hannes Praks, Miwon (live), Das Schwarze Quadrat
HAMBURG - CLICK
01.11. - Benno Blome, C. Jost / 02.11. - Trike (live), Ellen Allien,
Turner, Harre / 08.11. - Acid Maria, Unique / 09.11. - Antonelli
Electr. (live), Cranque, Henry / 15.11. - Heiko M/S/O, Lawrence
/ 16.11. - Steve Bug, Ben, Carsten Dessault / 22.11. - Zip, Unique
/ 23.11. - Alexander Kowalski (live), Turner, Henry / 29.11. - Tobias Thomas, Harre / 30.11. - Thomas Fehlmann, C. Jost
HAMBURG - HAFENKLANG
29.11. - Kabuki, Miguel Ayala feat. MC Glacius + MC Ronin,
Benni Bo, Canoma feat. Guest MC’s
HAMBURG - PHONODROME
08.11. - Tok Tok vs. Soffy O (live), Egoexpress, Erobique, Pascal
Fuhlbrügge / 20.11. - Killa Kela, The Mixologists, Normski, DJ
Skeletrik, Akrobatik, DJ Hype
HAMBURG - PUDEL
03.11. - Jimi Tenor / 10.11. - live: Intricate, Solotempo, Posthuman, DJ's: Lee Grainge, Guy Veale, Cio / 15.11. - Raf Le Spoink /
17.11. - Donna Summer, DJ Rupture / 24.11. - Superdefekt, Raf Le
Spoink
HAMBURG - TANZHALLE
01.11. - Daughter Erben, Pfeil & Martin / 02.11. - Mikron 64 (live), FSK DJ-Teams / 04.11. - Chokebore / 07.11. - Justin Case &
Stanley Ipkiss / 08.11. - Turner, Deine Villa / 09.11. - Ralf 10/100,
Stanley Ipkiss / 10.11. - Staubgold / 14.11. - Christian Hausmann,
HH-DL, Don Mudra, Live-Visuals: HUE / 15.11. - Grom (live),
Michelle Grinser / 16.11. - Ralf 10/100, Stanley Ipkiss / 18.11. Norrin Radd feat. Rosie Flores / 20.11. - Earl Zinger / 22.11. - Turner, Deine Villa / 23.11. - Ms. John Soda, Static, B. Fleischmann,
Ralf 10/100 & Stanley Ipkiss / 24.11. - Gardini di Miro (live), Nitrada / 28.11. - Mondo Fumatore / 29.11. - DJ Martin, Pfeil, Ronik
/ 30.11. - Tobias Schmid, Superpitcher
HANNOVER - LIQUID LOUNGE
09.11. - Matthias Tanzmann, Delf Ruhe
HEIDELBERG - KARLSTORBAHNHOF
08.11. - Air Liquide (tbc)
JENA - KASSABLANCA
02.11. - Metro, MC White / 29.11. - Doc Scott
KASSEL - HOTEL REISS
02.11. - Karotte, Moonbootiqua feat.Tobi Tob, Kowesix, Pierre
& Marky / 16.11. - Ellen Allien, Smash TV (live), Pierre / 23.11. International Pony
KONSTANZ - RHEINSTRAßE
31.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound
KÖLN - ARTHEATER
02.11. - X-Plorer, Basic, Jenz One, Technick, Selecta, MC Nexalite, + special MC, Deal One, King K'Tumi / 09.11. - Claus Bachor, Roland Casper, Falco Brocksieper, Andreas Werner, Stefefen Hellinger
KÖLN - ARTQUADRAT AT CAFÈ BÖLL
01.11. - Christopher Bleckmann, Strobocop / 08.11. - Cem, Tom
Select
KÖLN - CLUB CAMOUFLAGE AT MONTE CHRISTO
01.11. - Live: Voiceheads, Cartoonfish, Link, Dr.Walker, Reinhard Schmitz, Substanz T., Vannacut, Feiner Stoff, Yapacc,
Programmierte Welten, Zarkov, DJ’s: Crazy Cut`s / 03.11. Freddy Fresh vs. Dr.Walker / 09.11. - Tina 303 vs. Strobocop /
10.11. - Uh-Young-Kim / 15.11. - Kahn / 17.11. - Jammin Unit, Dr.
Walker / 24.11. - Rei$$dorf Force / 29.11. - Biochip C vs. Electro
Atomu vs. Don Qui Shot / 30.11. - Bleed
KÖLN - GEBÄUDE 9
19.11. - Jürgen Teipel liest: Verschwende deine Jugend
KÖLN - LIQUID SKY
03.11. - Digital Kranky feat. Peter Elflein, Brigade Mondaine,
Koenig Johannes, The Peaks, Forestopper, Tim Tetzner, Eric
Freeman
KÖLN - SENSOR
02.11. - Nass (live), Triple R, Strobocop / 09.11. - Sia-mac, Mike
s / 16.11. - Electric Indigo, Break 3000, Maxime, Johnnie Rakete
KÖLN - STADTGARTEN
29.11. - Total Science, Giana Brotherz, Rinc & T.J. Hookah, Basic, Forward, MC Marvelous, MC Killa Bee
KÖLN - STUDIO 672
01.11. - Michael Mayer, Tobias Thomas, Superpitcher / 08.11. Michael Mayer, Superpitcher / 14.11. - Wasserdicht DJ-Team
feat. Jazzanova / 15.11. - Michael Mayer, Tobias Thomas, Superpitcher / 22.11. - International Pony, Michael Mayer, Tobias
Thomas, Superpitcher / 29.11. - Superpitcher, Carsten Jost, Lawrence
KÖLN - SUBWAY
05.11. - Klara Drechsler liest Irvine Welsh "Klebstoff", Musik:
Strobocop / 06.11. - Jonathan, Walter B 38, / 13.11. - DC, Henree,
My-T / 20.11. - MTC Yaw, Miss Dee / 27.11. - Walter B 38, Miss
Dee, Nexalite MC
LEIPZIG - CONNE ISLAND
23.11. - Die Goldenen Zitronen
LEIPZIG - DISTILLERY
02.11. - DIADEM (live), de Bear, Frankman, Grosskopf (live),
Ibrahim Alfa, Paul Panzer, Daniel Reichert / 16.11. - Johannes
Diringer, Chris Manura / 23.11. - Wighnomy Bros, Dominik
Schuster, Abdamon / 30.11. - DJ ATA, Ongaku, Matthias Tanzmann, Marlow aka DJ Elektro, Philipp Alicke, Dan $ Rich
MANNHEIM - DIE_LOUNGE
07.11. - Intricate (live), Solotempo (live), Posthuman (live), Guv
Veale, Lee Grainge, Cio, Spezialmaterial VJs / 14.11. - Frank
Martiniq (live), Dominick Baier / 21.11. - Fernando Pascoal, Synthetic Residence (live video mixing) / 28.11. - Choclate Deluxe
(live + DJ), Monsieur L (visuals)
MÜNCHEN - DIGITALANALOG AT T-U-B-E 01.11. - Lesung: G. Lassen, Leander Kaiser And The Four Stroke
Roll Percussion Ensemble, Ernst Horn und Sabine Lutzenberger, Robert Görl, Staircurve, Spenza, Mooner, Electric Sheep
aka Cloink, Virtual Orgasm, Mix Mup / 02.11. - Lesung Roderich Fabian, Bernhard Weidner, H Kreijci M., Electriccity
Through Aux Out, Stupor, Steak, Steril, E. Stonji aka Shift,
Michael Langlois, Senderfreies Berlin, Bernd Karner
MÜNCHEN - ULTRASCHALL
01.11. - Tobi Neumann, Ken / 02.11. - Super_Colider (live), Christian Vogel, N-Dakar, Maxim Terentjev, FC Shuttle, Dr. Kern
002 / 08.11. - M.A.N.D.Y., Chris Chord / 09.11. - Roch Dadier,
Mark Meyer, Lester Jones, Mark Marniku / 15.11. - Linus, Felix
Houzer, Moe Flash, Psycho Cowboy, Spike (live), Doyle Johnson / 16.11. - Si Begg, 3Volt, Hometrainer, Slack Hippy, N-Dakar
/ 22.11. - Ata, Herbie / 23.11. - Justus Köhncke (live), Upstart,
Mutter Kind Turnen, Julietta, Ingo Heider, Nawid / 26.11. Dälek (live) / 28.11. - Anticon-Label Paket: Themselves & Alias
/ 29.11. - Like Solomon, Chris Chord / 30.11. - Acid Maria, Electric Indigo (live & DJ), Lena Popova, Thomas Meinecke, Stefan
Holmeier
MÜNSTER - BARACKE
03.11. - Gogogo Airheart
OFFENBACH - ROBERT JOHNSON
01.11. - Steve Bug, Martin Landsky, Glowing Glisses (live) /
02.11. - David Duriez, Sasse / 06.11. - Institut für Feinmotorik,
Mapstation, Ekerhard Ehlers, Joseph Suchy / 08.11. - John Parish, Daniel Bell, Heiko MSO / 09.11. - Tiefschwarz, Oli Mohnsame / 14.11. - Jamie Hodge, Alex Koch, Heiko MSO, Johnny
Love &Weller / 15.11. - Swayzak (live), Ata / 16.11. - Needs- Lars
Bartkuhn, Yannick, special guest: Ame / 22.11. - Savas Pascalidis, Lady B, Zombie Nation (live) / 23.11. - Ata / 24.11. - John Soda, Static, B. Fleischmann / 29.11. - Heiko MSO & special guest
/ 30.11. - Thomas Hamann, Gerd Janson, Sven Hellwig
SAARBRÜCKEN - ELECTRICITY FESTIVAL
07.11. - E-Werk: Underworld, Mouse on Mars, Mo´Horizons,
Chicks on Speed, Jazzanova, Tiefschwarz, Blau: Karotte / 08.11.
- E-Werk:, Fiva MC, MC René, Delinquent Habits, Gentleman,
Cutkiller & Abdel, Mellow Mark & Silly Walks, Garage: Télépopmusic, The Supermen Lovers, Ian Pooley, Rubin Steiner,
Tonka, DJ Ricky, Funk For Sale, Home: Der Lächelnde Schamane, Blau: John Acquaviva, Club No1: Ekki Elétrico, The Strike
Boys, Kulturfabrik: Monika Kruse / 09.11. - E-Werk: Kabuki, Philipp Maiburg, MC Ronin, MC Glacius, Bassface Sascha, DJ
Storm, Doc Scott, Adam F & MC MC, Home: Paco de la Cruz,
Blau: Mousse T., Club No1: Jürgen Drimal / Vienna Scientists,
Marcello Armetta, N8Werk: RADIO SALÜ Electricity Party, Cinestar: Videoclips CineStar, Kyus: Buscemi, Aromabar Decks
& EFX / 10.11. - Garage: Air Liquide vs. FM Einheit, Helmut Zerlett, Michael Rother, Rei$$dorf Force, Jeans Team, Club No1: DJ
Bruno, Kyus: Spherical, Johanneskirche: DJ nox-o-lan, DJ l’existence, zw. Minimal Music und musique concrete, Roton (live), Ausklang
SAARBRÜCKEN - GARAGE
07.11. - Chicks On Speed / 10.11. - Air Liquide, Michael Rother,
Helmut Zerlett, FM Einheit, Radioboy
SCHWERIN - ALTE GERBEREI
09.11. - Paul Britschitsch
SINGEN - GEMS
23.11. - Kinderzimmer Productions
STUTTGART - LE FONQUE
08.11. - Benno Blome, Thomas Lux, Jan Diez / 15.11. - Joachim
Spieth, Vermittelnde Elemente (live), Björn Stolpmann, Oli H
& Oliver Klangschneider / 22.11. - Move D, Ken, Rick Masters
STUTTGART - NEUE HEIMAT
02.11. - Marcin Czubala (live), Attuk, Frank Yentner, Alexej /
09.11. - Cora S., Frank Yentner, Daniel Früh / 16.11. - The Advent,
Attuk, Daniel Benavente, Bastiab & Mark, Black & White /
23.11. - Oliver Chesler (live), Daniel Benavente, Shon, Freak /
30.11. - Pacou (live), Angela Flame
STUTTGART - TRAVELLER
14.11. - Jürgen Teipel liest: Verschwende deine Jugend
THUN - CAÉ MOKKA
29.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound
WIEN - PORGY & BESS
02.11. - Gonzales
WIEN - SUB AT FLEX
07.11. - Zuzee, D.B.H., Azeez, Funke / 14.11. - Stone Love, Soundgood Intl. / 21.11. - Rob Stp, Tempest, Effekt, Pandora, Nemesis, Marka, MC Bench / 28.11. - Dom NK, Disaszt, Phazes,
Flowkee
WIEN - [D]VISION 2002 AT WUK
27.11. - Private Beats, Enduro, Workbench / 28.11. - Satellite
Footprintshop, Quehenberger, Down Jones / 29.11. - Falm,
F.R.U.I.T.S., DJ Derbastler / 30.11. - De:BUG – Lounge mit Gästen und Alois Huber, DJ Hoec
WINTERTHUR - KRAFTFELD
06.11. - Welttraumforscher
ZÜRICH - BOGEN 13
12.11. - Ming, Popshop (live), Robert P.
ZÜRICH - ROHSTOFFLAGER/STRATOS
01.11. - Optical, Steppa, Dready, Finestyle, Chronic, George
Gee, Paradizer, Alex, MCs: Foxy, Eksman, Herbzie, Stratos:
Evol, Potty Pit, Max S, Mad B, Buckweed, MC Rydemflirt /
02.11. - Pascal FEOS, Gangsta, Bad Baxter, Stratos: Salvatore
Freda, Laurent Charbon / 08.11. - Mr. Mike & guest / 09.11. Chris Liebing, Styro2000, Bang Goes, Stratos: Aysam, Medooza / 15.11. - Peshay, Minus 8, Toni B / 16.11. - Justin Berkovi
(live), T-Quest, Deetron, Stratos: Moody Preachers / 22.11. Sound Of Habib, Be&See, Bengston / 23.11. - Jeff Mills, Claude
Young, Eric Borgo, Mikky B., Stratos: Tobias Thomas, Kompiler, Anderson, Rock de Luxe / 30.11. - Sven Väth, D. Diggler,
Stratos: Serafin, Manon, Marco Repetto
/ ON TOUR
CATIVO
02.11. - Chemnitz, Voxx / 09.11. - Würzburg, Airport (mit Aphrodity) / 16.11. - Schweinfurt, Stadtbanhof
CHOKEBORE
01.11. - Hannover, Glocksee / 02.11. - Bielefeld, Jz-Kamp / 03.11.
- Berlin, Knaack / 05.11. - Leipzig, Conne Island / 06.11. - Nürnberg, K4 / 07.11. - Wien, B72 / 08.11. - München, Atomic Café /
09.11. - Graz, FM4 Festival Orpheum / 11.11. - Hamburg, Tanzhalle
DÄLEK
09.11. - Wels, Music Unlimited (mit Bulbul) / 18.11. - Konstanz,
Rheinterraße / 20.11. - Köln, Gebäude 9 / 22.11. - Sursee, Kulturwerk (mit Velma) / 23.11. - Bern, Reithalle (mit Velma) /
24.11. - Genf, L'Usine (mit Velma) / 26.11. - München, Club 2 At
Ultraschall / 27.11. - Wien, B 72 (mit Sofa Surfers DJ-Set) / 28.11.
- Innsbruck, Workstation / 29.11. - Nürnberg, Desi / 30.11. - Weikersheim, Club W71
DAVE TARRIDA
22.11. - Linz, Stadtwerkstatt / 23.11. - Bingen, Palazzo Bingen /
30.11. - Berlin, Tresor
DEF JUX FEAT. EL-P, RJD 2 & MR. LIF
20.11. - München, New Backstage / 23.11. - Bremen, Römer /
24.11. - Berlin, Knaack / 26.11. - Köln, Stadtgarten / 27.11. - Duisburg, Hundertmeister
DEICHKIND
06.11. - Klagenfurt, Point 11 / 28.11. - Hamburg, tba / 29.11. - Leer,
JuZ / 30.11. - Lingen, Schlachthof
DICTAPHONE
24.11. - Berlin, Leisester Club der Welt / 25.11. - Hamburg, Astrastube / 26.11. - Kiel, Schaubude / 28.11. - Dortmund, Cosmotopia (Giardini di Miro) / 30.11. - Hasselt (B), Belgie (Dntel, Mouse On Mars)
FIVA MC & DJ RADRUM
01.11. - Lingen, Schlachthof / 02.11. - Weinheim, Cafe Central /
04.11. - Frankfurt, tba / 07.11. - Freiburg, Jos Fritz / 07.11. - Freiburg, Jos Fritz / 08.11. - Saarbrücken, tba / 08.11. - Saarbrücken,
ElectriCity / 09.11. - Bayreuth, Alte Fabrik / 09.11. - Bayreuth,
Alte Fabrik / 15.11. - Dresden, Club Mensa / 23.11. - Kempten, Jugendzentrum / 23.11. - Kempten, Jugendzentrum / 30.11. - München, Living’ Larger / 30.11. - München, Living` Larger
FREDDY FRESH
02.11. - Basel, Nordstern / 03.11. - Köln, Monte Christo / 09.11. Dresden, Erdbeerdisko
GROM
08.11. - Berlin, Panoramabar At Ostgut / 09.11. - Salzburg, Arge
Nonntal (mit Michelle Grinser, Tschamba Fii) / 12.11. - Wien,
Flex (mit Michelle Grinser, Tschamba Fii) / 15.11. - Hamburg,
Tanzhalle (mit Michelle Grinser) / 22.11. - Stuttgart, C22 / 23.11.
- Zürich, Toni Molkerei / 30.11. - Kassel, Hotel Reiss
JAZZANOVA
01.11. - Heidelberg, EnjoyJazzFestival / 02.11. - Darmstadt, Centralstation / 07.11. - Saarbrücken, Electricity Festival / 08.11. Düsseldorf, Unique / 09.11. - Aalen, Jazzfest Aalen / 16.11. - Offenbach, Robert Johnson / 22.11. - Karlsruhe, MoodLounge
JÜRGEN TEIPEL LIEST: Verschwende deine Jugend
12.11. - KONSTANZ - ZEBRA KINO / 13.11. - NEU-ULM - BAHNHOF / 14.11. - STUTTGART - TRAVELLER / 15.11. - WIESBADEN SCHLACHTHOF / 16.11. - KARLSRUHE - DIE KAMERA / 17.11. MARBURG - CAFE TRAUMA / 18.11. - DUISBURG - HUNDERTMEISTER / 19.11. - KöLN - GEBäUDE 9 / 20.11. - BIELEFLED KAMP / 21.11. - BREMEN - LAGERHAUS / 22.11. - KIEL - HANSASTRAßE / 24.11. - HALLE - PALETTE / 25.11. - LEPIZIG - ILSELS
ERIKA / 26.11. - REGENSBURG - ALTE MäLZEREI / 27.11. - ERLANGEN - E-WERK (ERLANGEN) / 28.11. - WIEN - SPOILER IM
MUSEUMSQUARTIER / 29.11. - LINZ - KAPU
KOSHEEN
16.11. - Hamburg, Grosse Freiheit / 18.11. - Offenbach, Capitol /
19.11. - Stuttgart, LKA Longhorn / 20.11. - München, Elserhalle /
22.11. - Berlin, Universal / 23.11. - Köln, Live Music Hall
LE HAMMOND INFERNO
01.11. - Nürnberg, Stereo Deluxe
MING
08.11. - Linz, tbc / 09.11. - Graz, Orpheum FM 4 Party / 10.11. Wien, B 72
MITTE KARAOKE
01.11. - Leipzig, Ilses Erika / 02.11. - Köln, Subway
MOONBUGGY
01.11. - Magdeburg, H.O.T. / 02.11. - Berlin, Lovelite / 03.11. Köln, Battery Park
Rocko Schamoni & Jogging Mystique
18.11. - FRANKFURT - MOUSONTURM / 19.11. - DUISBURG HUNDERTMEISTER / 20.11. - OSNABRüCK - HDJ / 21.11. - TRIER - EXHAUS / 23.11. - FREIBURG - JAZZHAUS / 24.11. - ZüRICH
- SCHAUSPIELHAUS, PFAUEN / 26.11. - SALZBURG - ARGE
NONNTAL / 27.11. - WIEN - FLEX / 28.11. - GRAZ - TEATRO /
30.11. - ESSLINGEN - KOMMA /
STAUBGOLD TOUR
01.11. - Basel, Nt Areal / 02.11. - Bern, Reitschule / 05.11. - Marburg, Cafe Trauma / 06.11. - Offenbach, Robert Johnson / 07.11.
- Schorndorf, Manufaktur / 08.11. - München, Pathos / 09.11. Dresden, Scheune / 10.11. - Hamburg, Tanzhalle / 11.11. - Berlin,
Volksbühne (mit Torococo Rot)
THE ADVENT
01.11. - Frankfurt, U 60311 / 16.11. - Stuttgart, Prag / 22.11. - Ravensburg, Douala / 23.11. - Lahr, Universal Dog / 30.11. - Neuss,
Treibhaus
THE STREETS
12.11. - München, Metropolis / 14.11. - Berlin, SO 36 / 15.11. Hamburg, Mojo / 20.11. - Köln, Kantine / 24.11. - Frankfurt, Cafe Claro
UNDERWORLD
07.11. - Saarbrücken, Electricity Festival / 20.11. - Köln, E-Werk /
21.11. - Hamburg, Grosse Freiheit / 22.11. - Berlin, Arena / 23.11.
- München, Muffathalle
/ 15.11. - Goon, RX, Kompiler, Juschka / 16.11. - Woody, O-Gee,
Nat / 22.11. - Dani König / 23.11. - Grom (live), Michelle Grinser,
John Player / 28.11. - Mapstation, Scud, I_Sound / 29.11. - Robi
Insinna, Reeto von Gunten / 30.11. - Ellen Allien, Modeselektor, Solotempo-DJs
ZÜRICH - UG
28.11. - Mapstation vs. Wasteland feat. DJ Scud & I-Sound /
ZÜRICH - ROTE FABRIK
16.11. - Radian, Velma, Scion
ZÜRICH – SCHAUSPIELHAUS-PFAUEN
24.11. - Rocko Schamoni & Jogging Mystique
ZÜRICH - TONIMOLKEREI
01.11. - Lodel Fizler, Hgb Fideljus, Boba Fett / 02.11. - Tok Tok vs.
Soffy O., J. Smith & Immer / 06.11. - DJ Su, The Hickup Family
(live) / 07.11. - German Cassis, Serena "Swiss Miss" Jost / 08.11.
- live: Klettermax, Farben, DJ’s: Move-d, Fragment / 09.11. Crossover (live), Swayzak, Cosili, Robatronic / 14.11. - Uni (live)
DEADLINE FÜR ALLE TERMINE DER DEZEMBER AUSGABE: 04.11.2002.
MAILTO: [email protected]