Reinhard Mey
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Reinhard Mey
Anzeige Sommer | 2013 Das Musikmagazin für Ärzte pop Lou Doillon Eric Clapton Caro Emerald jazz Keith Jarrett Cristina Braga Stefan Gwildis klassik Massimo Giordano Valentina Lisitsa Helmuth Rilling hifi High End für unterwegs Beyerdynamic T90 Bose – Around Ear 2 Reinhard Mey Erfolg durch Demut www.tonartmagazin.de www.tonartmagazin.de aktuell | pop 2 33 inhalt editorial || impressum impressum inhalt || editorial Inhalt| Sommer | Sommer Inhalt 20132011 pop | titel 4 liedermacher | titel 64 pop pop jazz jazz © Foto: Tristan Ladwein © Foto: Jim Rakete worldmusic 7 8 6 10 7 118 129 13 10 12 13 14 15 16 14 17 15 18 16 Stephan Sulke wagt den Neustart Gallionsfigur Randy Reinhard Mey im Exklusiv-Interview Chefzyniker Newman lässt bitten Weg mit den Altlasten – Kate Bush Simon & Garfunkel – Meisterwerk im Rückblick Jane Birkin-Sproß Lou Doillon: vom Modeln zur Musik Sängerin k.d. lang: emotional und hinreißend Rückblick einer Legende – Eric Clapton Hoher aus trifft den Joe Staaten – The Eagles Urknall:Besuch Beth Hart Bonamassa DVD Area –Caro Hören & Sehen Pop-Queen Emerald liebt das Paris der 50er Hot Spots Tipps der Redaktion Szene: von –Zaz bis Jamie Cullum Hören & Sehen – DVD Area Hot Spots – Tipps der Redaktion Wandlungsfähig: ex-Anwältin Nailah Porter Nicola Conte: Ode an das legendäre Impulse-Label Auf Augenhöhe – Joshua Redman und Partner Das Keith Jarrett Trio feiert 30. Jubiläum Harry Connick, Jr.: In den Fußstapfen von Sinatra Samba goes Jazz: Harfenistin Cristina Braga Jazz Thermometer: neue CDs im Hörtest Szene: von Joshua Redman bis John Scofield 18 Jazz Thermometer: neue CDs im Hörtest do Brasil: Sérgio 70 19 Crossover Liebeserklärung an den JazzMendes – Stefanwird Gwildis Violinistin Lisa Batiashvili spielt Schostakowitsch Tenor Massimo Giordano startet Bösendorfer: eine Edelmarke stelltdurch sich vor 54 Mio. You Tube-Klicks für Valentina Lisitsa Mozart über alles – Soprandiva Mojca Erdmann Zum 80. von Bach-Experte Helmuth Rilling Klangerlebnis pur – Münchner Opernfestspiele Klassik Thermometer: neue CDs und DVDs Klassik Thermometer: neue CDs & DVDs im Test klassik klassik 20 20 22 22 24 24 25 26 26 hifi hifi mit Audionet 28 Akustikzauber High End für mobile Konzerte tonart-Produkttipps – PC-Klang in High Fidelity 30 Nubert Editorial | tonart Editorial | tonart LiebeLeserinnen Leserinnen Leser Liebe undund Leser ! ! DerGlSommer mit großen itzer undnaht Glamour war nieSchritseine ten und Vorfreude verWel t. Viedie lmehr sollte erdarauf über diden e Jahre dienten Urlaub alsbald antreten hinweg zum Kronzeuge unserer aller inzu dürfen, verleiht vielen von uns Flügel. neren Befindlichkeiten werden.Die Rede Dennoch möge Planung und Vorbeist von einer Gallionsfigur der deutschen reitung gut durchdacht Auch die Li edermacherszene, dem sein. fast noch juvevermeintlich Dinge“, wieMey, beini l wirkenden „kleinen 70-jährigen Reinhard spielsweise die passende Musik für welcher, ob seiner sprudelnden Kreatividie schönste Zeit des Jahres - am betät, nach wie vor ausverkaufteTourneen sten aus der privaten Kollektion - solspielt und nebenbei mit ‘Dann mach’s Michael Möhring len möglichst nicht vergessen wergut‘ so ebenAnregung ein neues Nr. 1-Albietet bum Chefredakteur den.mal Reichlich dazu aus dem Ärmel zaubert. Für tonart Ihnen die druckfrische Sommerausmachte der tonart. ansonstenOb intervi Chansonni einederAusnahme gabe von nunewscheue etablierte Größeneraus Popular und exkluNewman, sive Einblicke in sei ne Gedankenwel t. ÄhnlichSérwie Musikgewährte wie Randy Kate Bush oder der Brasilianer bei telhneue elden,Ausgabe rückt diese Sommerausgabe, anlässlich des 30. gio unserem Mendes,Tidie stellt auch jüngere beachtenswerJubi läums seiaus nesdem famosen s,auch Jahrhundert-Pi anistPorter, Keith Jarrett ins te Talente JazzJazztri undoder Klassik, wie Nailah Nicola Rampenl icht.Darüber hinaus haben unsereErdmann, Autoren promi nentenzuletzt KünstConte resp. Lisa Batiashvili und Mojca vor. Nicht Coverstory mit dem Songpoeten ldie ern unterhaltsame und vielversprechenden Newcomern ausSchweizer der Pop- und Jazzwelt auf Stephan den ZahnSulke, gefühltder . weitgereist, viel zu erzählen hat ! Darüber exklusiveivon Münchner Den Lihinaus ebhaberinformiert klassischer tonart Klänge erwartet n tollder es Intervi ew mit HighStar-T End-Messe. Für haben einige Neuheiten, dem enor Massi moSie Gio rdano,wir der mi t seinessentielle em brandaktuel lenWerk fachmännisch von unserer Hifi-Redaktion aufbereitet, parat. Dem ‘Amore eTormento‘ neu durchstartet. Ähnlich empfehlenswert auch die anspruchsvollen wir die ukrai nische KlavierviKonzertbesucher rtuosinValentina Lisiempfehlen tsa, welche derzei t imMünchner Internet für Opernfestspiele sowie die bereits vorangekündigten hiesigen PopFurore sorgt. Last but not least haben wir keine Mühen gescheut und unGroßereignisse mitfürden Eagles, Elton JohnHiund dasgeschi spannende seren HiFi-Experten Sie auf die Münchner gh End ckt. Mehr „Symphonica“-Projekt von George Michael. dazu in dieser Ausgabe. Wir hoffen, Ihnen - verehrte Leser - ausreichendTipps für die muWir wünschen Ihnen,verehrte Leserinnen und Leser, eine anregende sikalische (Urlaubs)-Freizeitgestaltung geliefert zu haben und wünLektüre derLesevergnügen neuen tonart und en hoffentl schönen von Sommer , wo schen viel miteinder neuenichAusgabe tonart. iBleiben mmer SieSie auch n mögen !wo immer Sie auch sein mögen ! unsseigewogen, Herzlichst Ihr Michael Möhring Herzlichst Ihr Michael Möhring ll Impressum | tonart Impressum | tonart Titelstory: Stephan Sulke tonart das Musikmagazin für Ärzte ist ein Produkt von otello media. tonart das (13.Musikmagazin Jhg.) erscheintfür als Ärzte Beilageistim Ärzteblatt tonart einDeutschen Produkt von otello media. Deutsches - Praxisausgabe IVW-geprüft tonart (11.Ärzteblatt Jhg.) erscheint als Beilage im Deutschen Ärzteblatt Deutsches Ärzteblatt - Praxisausgabe IVW-geprüft Herausgeber Herausgeber Chefredakteur Chefredakteur Ressortleiter Klassik Christian Scharf Christian Scharf Michael Möhring Michael Möhring Manuel Brug Ressortleiter Ressortleiter Klassik HiFi Manuel Brug Wolfgang Tunze email [email protected] [email protected] Marketing & Anzeigen Ressortleiter HiFi Anschrift Verlag Marketing & Anzeigen mpc media [email protected] 0171 - 244 08 45 Wolfgang Tunze email otellomedia media, Preysingstrasse 50 | 81667 mpc mobil 0171-244 08 45München Anschrift Verlag fon +49 (0)89 45 70 98 - 70 otello media, Preysingstrasse 50 | 81667 München fax +49 (0)89 70 98 - 71 fon ++49 (0)89 45 457098-70 Autoren Autoren Titelstory: Reinhard Mey – Auf der Suche nach dem perfekten Chanson www.tonartmagazin.de www.tonartmagazin.de email [email protected] fax ++49 (0)89 457098-71 email [email protected] website www.tonartmagazin.de website www.tonartmagazin.de Manuel Brug, Volker Doberstein, Dagmar Leischow, Manuel Doberstein, Michael Brug, Loesl,Volker Thomas Schatz, Wolfgang Tunze, Ulrich Michael Fuchs-Gamböck, Dagmar Leischow, Wienforth, Stefan Woldach, David Wonschewski Michael Loesl, Stephan Oettel, Matthias Siehler, Online-Redaktion (Ltg.) Michael Möhring Ulrich Wienforth, Stefan Woldach Grafik Agentur Scharf, Marina Královec Internet-Redaktion (Ltg.) Michael Möhring Druck Hofmann Druck Nürnberg GmbH & Co. KG Grafik Agentur Scharf, Marina Královec Titelbild Fotograph: Jim Rakete Druck Bayreuth Druck + Media GmbH & Co. KG Titelbild 3 | 2011 email [email protected] email [email protected] email [email protected] email [email protected] [email protected] Fotocredit Tristan Ladwein titelstory | liedermacher Reinhard Mey Rückbesinnung auf das Wesentliche sätzlicher Feiertag in den Kalender. Denn in diesem Takt veröffentlicht der Chansonnier und begeisterte Hobbypilot seit jeher, immer im Monat Mai übrigens, ein neues Werk. Als Gallionsfigur konnte er sich über die Jahre hinweg ein Stück weit vom puren musikalischen Grundgedanken entkoppeln, bedeutet eine neue Veröffentlichung für viele seiner Anhänger zum einen doch eine fast schon rituelle Konstante, zum anderen aber auch einen Moment des Innehaltens in chaotischen Zeiten, eine Rückbesinnung auf die wesentlichen Emotionen des Lebens. Dass nun gerade aus ihm die Ikone der Liedermachergemeinde wurde, ist zum großen Teil auch einer geradezu stoischen Verlässlichkeit in Sachen Qualität geschuldet. Das Modewort „Authentizität“ gilt in diesem Zusammenhang als unverzichtbar. 2 | 2013 liedermacher | titelstory immer leichter, und es wird immer schöner. Ich habe mein ganzes Leben gesammelt, und wenn ich drei weitere Jahre Zeit zum Sammeln habe, zum Zeitunglesen, zum Fernsehen, dann kommen so viele Themen dazu. Das einzige Problem ist, dass mir nur die Zeit irgendwann ausgehen wird. Ich hoffe, der Sensenmann lässt mir noch Zeit, aber irgendwann wird er kommen. Und dann wird die Zettelkiste mit den Themen, über die ich schreiben wollte, immer noch voll sein. tonart Auf ihren Tourneen füllen Sie seit jeher große Hallen, auch ihre CDs verkaufen sich bestens. Es hat fast den Anschein, dass Ihre Karriere fast zu einem Selbstläufer geworden ist. Beflügelt oder hemmt das eher, wenn es darum geht, sich immer wieder neu zu motivieren? Reinhard Mey Diesem Selbstläufer-Gedanken liegt ein elementarer Fehler zugrunde. Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, dass Leute ihn machen. Wenn ich Lieder schreibe, dann denke ich weder an die Schallplatte, die daraus wird, und ich denke auch nicht an die Halle, die ich füllen möchte. Ich denke nur an das Lied, an den Spaß, an die Freude oder aber kämpfe mit dem Kummer und der Verzweiflung. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob es für die Schublade oder für den Papierkorb gemacht ist – oder doch am Ende auf meiner Platte landet. Was mich treibt, ist ein Wunschtraum. Der Wunschtraum, dem perfekten Chanson ein Stück näher zu kommen. Der kommerzielle Gedanke im Hinterkopf ist Gift für die Arbeit, der versaut alles. Das habe ich ganz früh erkannt. Ob die Leute ein Lied nachvollziehen können, das muss einem in dem Moment völlig egal sein, und das ist es mir auch. tonart Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass sie enorm erfolgreich sind mit dem, was Sie da schreiben. Und so gerne Dieser Mann darf durchaus als Phänomen bezeichnet werden. Nicht nur, dass Reinhard Mey sich mit seiner so stillen und klangreduzierten Musik seit gut 45 Jahren erfolgreich im schnelllebigen Haifischbecken der Entertainmentbranche behauptet – nein, er vollbringt dieses Kunststück seit mittlerweile gut zwei Dekaden auch nahezu unter Ausschluss der üblichen medialen Öffentlichkeit. Ob es nun zuerst Radio, TV und die Printmedien waren, die sich mit zunehmender Konsequenz vom „Liedermacher“-Genre distanzierten oder nicht doch auch die inzwischen nahezu komplette Interviewverweigerung eines Reinhard Mey dazu beitrug – es ist mitunter kaum noch nachvollziehbar. Für tonart machte der in Berlin lebende Liedermacher jedoch eine Ausnahme. Sicher ist, dass der eloquente Barde auch mit seinem neuen 26. Album DANN MACH’S GUT einen der Spitzenplätze in den deutschen Verkaufscharts belegt. Auch die bereits für 2014 geplante Tournee wird ihn wieder durch ausverkaufte Hallen des Landes führen. Zwar sprechen die erwähnten Gesetze der Branche und des Marktes gegen ihn bzw. das Liedermacher-Genre „Was mich treibt, ist ein Wunschtraum. Der Wunschtraum, dem perfek– und doch zeigt Reinhard Mey seit ten Chanson ein Stück näher zu kommen. Der kommerzielle Gedanke im seinen Auftritten Hinterkopf ist Gift für die Arbeit, der versaut alles. Das habe ich ganz früh auf den legendären erkannt. Ob die Leute ein Lied nachvollziehen können, das muss einem in Festivals auf Burg dem Moment völlig egal sein, und das ist es mir auch.“ Waldeck Mitte der 1960er Jahre, dass Reinhard Mey es keinerlei ausgeklügelter Martonart Herr Mey, mit DANN MACHT’S GUT haben Sie gerade ihr 26. Studioalketingstrategien bedarf, solange er sich von vermeintlich bum veröffentlicht. Hochgerechnet dürften Sie in den vergangenen Jahrzehnten simplen Tugenden leiten lässt: Ehrlichkeit, Demut, Menschüber 500 Lieder geschrieben haben.Wird – Sie sind vor wenigen Monaten 70 Jahlichkeit und allem voran Verlässlichkeit. re alt geworden – die Suche nach immer neuen Themen nicht langsam schwierig? Ikone der deutschen Liedermachergemeinde Reinhard Mey Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe gemerkt, dass das SchreiDie auch von ihm geschätzten Kollegen Wader, Wecker, ben immer dringender und auch immer lustvoller wird. Es macht mir immer mehr Spaß, und auch jetzt hat es mich geradezu geschrieben. Ich war in Hoffmann haben alle ihre Verdienste. Zum Gesicht eieinem solchen Rausch und in einer solchen Spielfreude, als ich das aufgenes ganzen Genres wurde jedoch nur er. Alle zwei bis nommen habe – ich hätte noch viel mehr schreiben können. Nein, es wird drei Jahre schiebt sich für nicht wenige Menschen ein zu- 5 CD-Tipp | Liedermacher Reinhard Mey Dann mach’s gut Odeon/Electrola 060 2537367597/Universal Music erfolgreiche und berühmte Menschen auch betonen, dass sie mit den Füßen am Boden geblieben sind – bisher hat Erfolg doch noch jeden zumindest etwas verändert … Reinhard Mey … nun, ich glaube, dass der Erfolg mich Demut gelehrt hat. Er hat mich dazu gebracht, mir immer wieder zu sagen, dass ich ihn mir verdienen muss, indem ich den Menschen die Qualität gebe, die sie von mir erwarten. Ich bin selbst mein schärfster Kritiker und auch mein gemeinster, und ich lasse mir einfach nichts durchgehen. Und das haben die Leute einfach verdient, dass sie, wenn ich damit an die Öffentlichkeit gehe, sagen: „Ich teile zwar seine Meinung nicht, aber er hat es wenigstens handwerklich sauber gemacht.“ tonart Ihre vielen Fans mögen das zu schätzen wissen. Die Chance, eines ihrer neuen Lieder im Radio zu hören, scheint aber sehr gering geworden zu sein. Sie waren vor einigen Jahren einer der Vorkämpfer einer Deutschquote im Radio. Wie sehr frustriert es Sie, dass es einheimische Musiker im Allgemeinen und Liedermacher im Besonderen weiterhin so schwer haben, auf die Playlists der Sendeanstalten zu gelangen? Reinhard Mey Ich habe nicht resigniert, aber ich kämpfe nicht. Ich sage mir, dass sich die Radiostruktur auch wieder ändern wird. Irgendwann werden die Leute es leid sein, immer wieder die gleichen Hits der 70er, 80er und 90er um die Ohren gehauen zu bekommen. Die Vielfalt, die immer versprochen wird, die ist einfach nicht da. Und auf Dauer werden die Menschen das den Radiomachern nicht durchgehen lassen. Ich denke, das wird sich wieder ändern, wir können da wirklich nur wie der tibetanische Gebetsmönch am Bach sitzen und die Gebetsmühle drehen und warten, bis das Wasser weiterfließt. tonart Dennoch führt diese mediale Ignoranz zu einer durchaus seltsamen Wahrnehmung. Denn zum einen kaufen zehntausende Menschen weiterhin Ihre Platten und strömen zu Ihren Konzerten, andererseits gibt es aber auch viel Leute, die glauben Sie hätten kurz nach Ihrem Erfolgshit ‘Über den Wolken‘ Mitte der 70er aufgehört, überhaupt noch Musik zu machen. Reinhard Mey Das ist tatsächlich eine Parallelwelt. Ich kenne selbst das Phänomen, dass ich von einer Tournee zurückkomme, wo ich mir wirklich einen Wolf gesungen habe und der Taxifahrer, der mich vom Bahnhof nach Hause bringt fragt mich: „Herr Mey, wann machen Sie denn endlich wieder was? Wir haben so lange nichts mehr von Ihnen gehört“. Und genau so wird es mir auch jetzt mit DANN MACH’S GUT wieder gehen. Jemand, der guten Willens ist und auch in unserer Zeit lebt, wird kommen und mich fragen, wann ich denn endlich wieder eine neue Platte mache. Ich denke es ist eine Zeiterscheinung. Und eine Generationsgeschichte. Irgendwann werden junge Leute an die entsprechenden Stellen und Positionen kommen. Sie werden dann nicht unbedingt mich spielen, aber sie werden wieder Deutsches spielen. Interview: David Wonschewski II AnzEigE © Fotos: Jim Rakete Gallionsfigur der deutschen Liedermacher-Szene: Reinhard Mey zurück mit neuen Liedern 4 www.tonartmagazin.de 7 pop | aktuell Wer Lou Doillon trifft, hat das Gefühl, vor der jungen Jane Birkin zu stehen. Die 30-Jährige ist ihrer berühmten Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Nicht bloß rein äußerlich gleichen sich die beiden. Auch ihr Drang, viel zu reden, verbindet sie. Als die smarte Sängerin in einem Konferenzraum ihrer Berliner Plattenfirma über ihr erstes Album PLACES spricht, sprudeln die Worte förmlich aus ihr heraus. Lou Doillon Auf den Spuren ihrer berühmten Mutter Jane Birkin: Sängerin Lou Doillon Lou Doillon wurde früh beigebracht, dass man für seinen Job richtig brennen sollte. „Ich war immer von Menschen umgeben, die leidenschaftlich gern gearbeitet haben“, erinnert sie sich. Mutter Jane Birkin drehte Filme und sang, Vater Jacques Doillon machte sich als Regisseur einen Namen, ihr Stiefvater Serge Gainsbourg – sie nannte ihn ihren „zweiten Papa“ – galt dank seiner Musik als französisches Nationalheiligtum. Ihre Halbschwester Charlotte Gainsbourg wurde Schauspielerin und Sängerin, Kate Barry, die andere Halbschwester, entschied sich für die Fotografie. In dieser verrückten, aber äußerst kreativen PatchworkFamilie aufzuwachsen empfand die Pariserin als Privileg: „Es gab keine Grenzen oder Vorurteile. Bei uns galt die Devise: Alles ist möglich.“ Für eine geborene Singer/Songwriterin, wie zunächst zu vermuten, hielt sich Doillon jedoch nicht: „Obwohl zuhause überall Instrumente rumlagen, habe ich mich nie getraut, eins in die Hand zu nehmen.“ Erst mit 24 legte sie ihre Scheu ab. Eines Nachts schnappte sie sich klammheimlich eine Gitarre und schrieb ihre ersten englischsprachigen Lieder: „Das war für mich Lektionen eines Promi-Kindes wie eine Art Therapie.“ Eine CD wollte sie eigentlich nicht veröffentlichen: „Ich fürchtete mich davor, als Tochter von Jane Birkin und Schwester von Charlotte Gainsbourg abgetan zu werden.“ Es dauerte eine Weile, bis Produzent Etienne Daho ihr diese Ängste nehmen konnte und es schließlich ins Studio ging. Mit Erfolg – PLACES schaffte es bereits im vergangenen Jahr auf Platz drei der französischen Charts. Nun erscheint das Werk auch in Deutschland. Warum die Franzosen Lou Doillon verfallen sind, liegt auf der Hand. Sie entwirft einen von Melancholie durchzogenen Popsound, der mit intimen Momenten überzeugt. Die Arrangements lassen Raum für die angenehm dunkel gefärbte Stimme. Dabei wird der Finger in Wunden gelegt, aber stets so sanft, dass man es fast als Streicheln empfinden kann. In der Pianoballade ‚Jealousy‘ muss alles raus, klar und direkt: „Je häufiger ich dieses Stück singe, desto weniger eifersüchtig bin ich.“ Model – Schauspielerin – Musikerin Mit diesem Debüt ist die Sängerin froh in ihrer Musik ganz sie selbst sein zu können. Schließlich musste sie als Model und Schauspielerin jahrelang das tun, was andere von ihr verlangten: „Ich habe mich danach gesehnt, endlich auf eigenen Füßen zu stehen.“ Kein Wunder, machte doch Vater Doillon ihr die Dreharbeiten oft zur Hölle. Er warf sie am Set raus, packte sie hart an, ließ sie leiden. Damals war das irritierend, heute ist sie durchaus dankbar für diese Erfahrung: „Das war eine Lektion fürs Leben. Ich weiß jetzt, dass einem Promi-Kind nichts in den Schoß fällt.“ Dagmar Leischow II Erinnert sich der Musik seiner Jugend – Gitarrengott Eric Clapton Eric Clapton Auf Wiederentdeckungsreise Mit seiner bluesigen Phrasierung lancierte Eric Clapton vor fünf Dekaden den Kult um LeadGitarristen in der Rockmusik. Noch ein paar Jahrzehnte mehr haben einige der Coversongs auf dem Buckel, die der 68-Jährige nun für sein Album OLD SOCK neu inszenierte. Am Ende einer Tournee vor zwei Jahren, standen dem britischen Gitarristen ein paar freie Wochen in Amerika zur Verfügung. Statt Zeit zu vergeuden, wurde ein Studio gebucht und die Sessions, die eher unter der Absicht einer lockeren Jamsession angesetzt worden waren, gewannen zur Freude Claptons an spielerischer Eigendynamik. Im Handumdrehen waren zwölf Songs aufgenommen und prominente Gäste wie Paul McCartney, J.J. Cale, Chaka Khan, Steve Winwood und Taj Mahal unterstützten „Mr. Slowhand“ beim Wiederentdecken von Songs, die ihn teilweise schon seit seiner Kindheit und Jugend begleiten. Stücke von George Gershwin, Hammerstein-Kern, Otis Redding oder Peter Tosh. Nostalgische Momente Obwohl man in Claptons Arrangement von Peggy Lees ‘The Folks Who Live On The Hill‘ unschwer nostalgische Momente ausmachen kann, spielt sich die „alte Socke“ aufgekratzt und bisweilen munter durch ein ausgewähltes Cover-Repertoire. Es ist die Geborgenheit der Musik, in die sich der Virtuose im Laufe seiner 50, mitunter turbulenten Karrierejahre immer wieder zurückziehen konnte, die diese neuen Interpretationen zum lebendigen Sentiment eines Mannes macht, der bei sich selbst angekommen ist. Michael Loesl II CD-Tipp | Pop CD-Tipp | Rock - Pop Lou Doillon Places Eric Clapton Old Sock Barclay/Universal Music 602537259991 Polydor/Universal Music 0602537330980 2 | 2013 www.tonartmagazin.de ANzEiGE 6 © Foto: Universal Music © Fotos: Universal Music aktuell | pop 9 pop | aktuell © Foto: Koen Hauser 8 CD- & DVD-Tipp | Blues-Rock-Swing Beth Hart & Joe Banamassa Seesaw Provogue CD PRD 7414 5/Mascot/Rough Trade Sie haben es wieder getan: Das Stimmwunder Beth Hart und der Meistergitarrist Joe Bonamassa besteigen erneut ihre Zeitmaschine in Richtung Fünfziger- und Sechzigerjahre, um sich vor den Ikonen des amerikanischen Blues und Jazz zu verneigen. CD-Tipp | Pop - Swing Caro Emerald The Shocking Miss Emerald Polydor/Universal 06025 37334261 Beth Hart & Joe Bonamassa Vokalpower trifft Saitenakrobat „Ich bin laut, direkt und rede viel, Joe dagegen ist zurückhaltend, ruhig und überlegt“, skizziert Beth Hart grob die Charakterzüge ihres Duopartners. Doch Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Die kalifornische Sängerin mit dem edelherben Charme und der derzeit gefragteste Gitarrist des Blues-Rock machen nach ihrem Überraschungsdebüt ‘Don’t Explain‘ erneut gemeinsame Sache. „Es sind Songs, die uns seit Kindheitstagen faszinieren“, erklärt Hart die SongAuswahl für den neuen Nachfolger SEESAW, dessen Entstehung auch gleich auf DVD festgehalten wurde. Billie Holidays ‘Them There Eyes‘ macht den Auftakt zu einer unterhaltsamen Reise, das großes Einfühlungsvermögen zeigt, ob bei Aretha Franklins Soul-Klassiker ‘Seesaw‘ oder Tina Turners Kult-Rocker ‘Nutbush City Limits‘ - Hart zeigt sich stimmlich stets wandlungsfähig, während Bonamassa punktgenaue Riffs und Sounds hinzusteuert. Caro Emerald Swingende Retro-Queen schlag besiegelt. Insgesamt elf Soul-, Blues-, und Jazz-Klassiker werden einer Neubetrachtung unterzogen. Auffällig: alle gecoverten OriginalStars haben eines gemeinsam - sie standen nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens. „Ich mag Künstler die keine Angst haben auch ihre dunklen Seiten zu zeigen“, erklärt Hart, die selbst jahrelang mit eigenen Dämonen zu kämpfen hatte. „Wenn es aber jemand gibt, der deine Gefühle teilt, lindert das den Schmerz.“ Stefan Woldach II Die Niederländerin Caro Emerald führte mit ihrem 2010er-Debüt ‘Deleted Scenes From The Cutting Room Floor‘ und dem darauf enthaltenen europaweiten Hit ‘A Night Like This‘ das Publikum musikalisch zurück in die 1940- und 50er-Jahre. Mit dem neuen Werk THE SHOCKING MISS EMERALD schließt sie nahtlos daran an. © Foto: Jeff Katz AnZeIge aktuell | pop Gern inszeniert sich die Vokalistin als stilvolles Gesamtkunstwerk. Dazu gehört das der Haute Couture der 1950er Jahre nachempfundene Outfit à la Coco Chanel ebenso wie die an jener Zeit orientierte Musik. Mit ihrem Auftreten könnte die Niederländerin glatt auch als abgehobene Glamour-Diva durchgehen. Doch gibt sich die 32-Jährige bei Konzerten oder in Interviews nicht nur sympathisch-zugänglich, sondern bietet als Künstlerin vielmehr vergnügliches Entertainment, was auch die neue Veröffentlichung offenbart. Hier kommt Emerald, die übrigens ihr Handwerk bei der Vokal-Gruppe „Les Elles“ und durch ein Studium des Jazz-Gesangs am Amsterdamer Musikkonservatorium Beth Hart und Joe Bonamassa laden zur Zeitreise in eine goldene Ära 2 | 2013 Französische Metropole als Inspiration Als Inspirationsquelle diente vorwiegend das Paris der 1920er bis -60er Jahre. Dadurch entstanden 14 romantische, manchmal melancholische, aber immer energiegeladene Songs. Gleich nach Veröffentlichung stieg das Album in mehreren europäischen Ländern gleich auf Platz eins – ein Erfolg, der zeigt, dass Caro Emeralds swingender Retro-Kurs gegenwärtig voll ins Schwarze trifft. Thorsten Schatz II ANzEIGE Neujustierung von Klassikern Die Idee für das Projekt kam Bonamassa in einer schlaflosen Nacht als er alten Aufnahmen von Ike & Tina Turner lauschte. Wenige Wochen später wurde die Zusammenarbeit mit Beth Hart in Amsterdam per Hand- Augenzwinkernd-verführerisch: Vokalistin Caro Emerald lernte, allerdings gar nicht so „shocking“ daher.Vielmehr wird die eingängige Rezeptur aus modernem Pop, nostalgischen Jazz-Motiven und Latin-Rhythmen vom Vorgängeralbum in modifizierter Form wieder neu aufgelegt. Diesmal noch glamouröser und vor allem tanzkompatibler. www.tonartmagazin.de 10 11 pop | szene Grenzenlos Auch zur Veröffentlichung ihrer neuen Songkollektion RECTO VERSO, weiß Isabelle Geffroy - besser bekannt unter dem Künstlernamen Zaz - nicht so richtig, ob sie sich das Star-Krönchen aufsetzen lassen will. Der Erfolg ihres Debütalbums scheint der vitalen Sängerin noch immer etwas unheimlich zu sein. Vom Straßenmusikanten zum Popstar: die französische Sängerin Zaz Boxenstopp zum 60. Jubiläum Mit ihrer sprichwörtlich grenzenlosen Auffassung von Song-Arrangements in Frankreich zur Konsenskünstlerin mit wochenlangem Verbleib an der Albumcharts-Spitze geworden zu sein, war nicht zu erwarten. Im nachbarlichen Deutschland aber fast eine halbe Million Exemplare ihres Einstandswerks unter die Leute zu bringen, positionierte die Französin aus dem Loire-Tal spätestens dann nun auch international. Der Erfolg lässt sie hörbar befreiter auftreten. Auf RECTO VERSO (Sony Music) öffnet sie dem modernen Chanson Grenzen, so wie in ‘Comme Ci, Comme Ca‘ etwa, wo Zaz an die leidenschaftliche Verspieltheit des legendären Gipsy-Jazz-Königs Django Reinhardt erinnert. ‘Gamine‘ wird im zarten Elektropop der Marsch geblasen und in ‘J’ai Tant Escamonté‘ weckt die Sängerin mitunter Gelüste nach dem Geruch von Stangenbrot und der Schrulligkeit Gauloises paffender Baskenmützenträger. – Ein kurzweiliges Sommermärchen. Michael Loesl II Jamie Cullum © Foto: Alex Sturrock Hybrides Talent Jamie Cullum ist einer jener talentierten jüngeren Typen, die in der Lage sind unterschiedlichste Genres mühelos zu kombinieren. Oder, wie im Fall seiner neuen Veröffentlichung MOMENTUM (Universal Music), die Seiten nahezu vollends zu wechseln. Vom derzeit erfolgreichsten britischen Jazzmusiker zum zumindest erfolgreichen Pop-Crooner. Einzige Referenzen an seine jazzige Vergangenheit sind eine zeitgenössische Dance-Version von Cole Porters ‘Love The Sale‘ und ‘Pure Imagination‘. Nur hier lässt Cullum auf dem Fender Rhodes bzw. dem Flügel virtuose Fingerfertigkeiten durchblicken. Der Rest der Songs ist Pop pur, wo der Protagonist seine markante Stimme als Trumpfkarte positioniert. Und das kann Cullum hervorragend! Je nach Lust und Laune passt der Brite seine hybriden Skills dem jeweiligen Projekt an. Ein Luxus, der nur wenigen vergönnt ist. Gespannt warten wir schon auf das nächste Jazz-Projekt ! red II Ed Motta Sonniger Cabrio-Trip Er kommt aus Rio de Janeiro und klingt so gar nicht, wie es dem üblichen Klischee entspricht. Von Samba keine Spur. Vielmehr frönt Ed Motta dem zeitlosen Edel-Pop der Kultband Steely Dan. Ed Motta AOR Membran/Sony Music Sun Records Außerhalb Brasiliens gilt der füllige Multiinstrumentalist und Sänger schon lange als Geheimtipp. Wer mit ihm spricht, erfährt schnell welch umfangreiches musikalisches Wissen der 41-Jährige besitzt. Dank seiner 30.000 Platten umfassenden Kollektion, weiß er auf alles eine profunde Antwort. Egal ob Klassik, Jazz, Soul, Funk, Blues oder Rock-Pop, Mottas Hörgewohnheiten spannen einen weiten Bogen vom finnischen Free Jazz über russische Klassik hin zu obskurem New Orleans-Funk bis deutschen Krautrock. Verrückter geht’s nimmer ! Die neue Einspielung AOR (Membran/Sony Music) jedoch reflektiert eine komplett andere Facette im Motta-Kosmos. Eines seiner absoluten Lieblingsalben ist das 1977er-Meisterwerk ‘Aja‘ der US-Band Steely Dan. Genauso zeitlos klingt AOR: harmonisch ausgeklügelte Songs mit genialen Hooks, unaufdringlichen aber effektiven Soli und on Top Mottas leidenschaftlichen Vokalisen. All das hebt AOR schon jetzt in den Rang eines perfekt produzierten Klassikers. Bestens geeignet für den sommerlichen Cabrio-Trip ! red II 2 | 2013 Beim Namen Sun Records dürfte dem Kenner vor allem in Sachen Blues und Rock’n‘Roll ein Glänzen in die Augen kommen. Zum 60. veröffentlicht das rührige deutsche Label Bear Family gleich 3 üppig ausgestattete Boxen. Das darauf enthaltene Material sollte prägend für die spätere Popkultur werden. Hinzu kommen je ein umfangreicher Bildband im LP-Cover-Format mit großartigen Dokumentationen in Bild und Schrift. Gründer Sam Phillips entdeckte und produzierte zwischen 1950 bis 1960 wie am Fließband. Später namhafte Größen wie B.B. King, Roy Orbison, Ike Turner, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Carl Perkins und Johnny Cash machten auf Sun Records ihre ersten Aufnahmen. Gegenüber früheren Editionen sind alle 3 Boxen nun mit zusätzlichem, teilweise rarem Material vervollständigt worden. Die Blues Box enthält auf 10 CDs eine essentielle Spannbreite vom Delta-Blues bis hin zum modernen elektrischen Chicago-Blues. Alles wunderbar im 184-Seiten Bildband nachzublättern. Hier kann man auch das legendäre Studio sehen, welches sich bis zu seiner Schließung im Jahr 1968 in einem kleinen Laden in Memphis, Tennessee befand. Die Rock Box beinhaltet 8 CDs plus einem 224-Seiten Bildband. Vieles davon übrigens in erstaunlich guter Aufnahmequalität produziert! Elvis‘ frühe Rock’n’Roll-Aufnahmen wie ‘That’s Alright‘ etwa, das die prägende Musik für Leute wie Lennon & McCartney werden sollte. Näheres zu allen Boxen (Vertrieb Indigo) ist über www.bearfamily.de zu erfahren. red II Ana Popovic Lady plays the Blues ‘It’s A Man’s World‘ sang einst der „Godfather des Soul“ James Brown. Ana Popovic scheint sich darum kaum zu scheren. Die 1976 in Belgrad geborene Serbin hat offensichtlich schnell gelernt. Und das in jeder Hinsicht! Als Gitarristin kann sie sich inzwischen durchaus mit den Arrivierten messen. Seit nunmehr dem fünfzehnten Lebensjahr spielt und singt die attraktive Blondine, woAna Popovic bei Papa Popovic Can You Stand The Heat ArtisteXclusive/in-akustik daran einen nicht unerheblichen Anteil hatte, bediente sich das Töchterchen doch regelmäßig seiner Plattensammlung. 1998 dann das erste Album von mittlerweile neun, wovon das aktuelle CAN YOU STAND THE HEAT dynamischen bläsergetriebenen Blues mit viel Soul liefert. Popovic hat nicht nur den Funk in ihren zarten Fingern, sondern weiß auch das von Kollegen wie Buddy Guy und Gary Moore Gelernte effektiv umzusetzen. Auch von einer der wenigen weiblichen Saitenvirtuosen, Bonnie Raitt, ließ man sich inspirieren. Keine schlechte Referenzen also für die neue Songkollektion. 2012 tat die Gitarristin und Sängerin auch privat den großen Schritt und zog nach Memphis/Tennessee, eine der US-Musikmetropolen schlechthin mit riesiger Historie (s.o. Sun Records-Artikel). Mehr Frauen-Power dieser Art und aus der zitierten „Man’s World“ könnte unversehens eine vitale „Woman’s World“ werden. red II © Foto: Cheryl Gorski ZAZ © Foto: Yann Orhan ANZEIGE szene | pop www.tonartmagazin.de rezensionen | dvd rezensionen | dvd inin Bild und DVD Area |Musik Musik Bild undTon Ton 12 12 13 cd | rezensionen Hot Spots | 4 CD-Tipps der Redaktion DVD-Tipp | Pop DVD-Tipp | Blues - Jazz DVD-Tipp||Swing Pop - Blues DVD-Tipp CD-Tipp | Chanson - Jazz Herbert Grönemeyer Larry Carlton & Robben Ford Tour ‘88 Unplugged – The Paris Concert Grönland/EMI Music00946 388604 9 5 Marianne Faithfull Lou LivePallo In Hollywood Thank You Les – Tribute To Les Paul Eagle Rock/EVDVD 109GV/Edel Katrin Sass Königslieder 335 Records 335 2004/in-akustik INAK 2014 DLDVD/in-akustik Derzeit mit seiner aktuellen VeröffentIm Pariser Jazz Club „New Morning“ lichung ‘Schiffsverkehr‘ wieder mal in trafen sich zwei Meister Fachs, aller Munde, gewährt dieserihres Mitschnitt diesmal ausschließlich auf akustischen vom 29.8.88 aus Köln einen schönen 6-Saitern. Solide unterstützt von Bass Einblick in den damaligen Touralltag des und Schlagwerk teilt man unaufgeSängers. Die Spielfreude der Band ofregt seinen reichen Erfahrungsschatz fenbart sich besonders in den Grönein Sachen Blues und Jazz. Stellvertremeyer-Klassikern ‘Bochum‘, ‘Männer‘ tend‘Flugzeuge dafür dasim delikate und Bauch‘.‘I Put A Spell On You‘. – Eine Offenbarung ! Mit Songs wie ‘Broken English‘ und der 40 lange Jahre‘As spielte Pallo die Stones-Ballade Tears Lou Go By‘ machRhythmus-Gitarre für den inzwischen te sie sich einen Namen. Im Hollyverstorbenen Les Paul. zolltgeer wood-Konzert sehen wirNun nun eine seinemChanteuse, legendärenchangierend Chef Tribut zwiund reifte lud dazu der Saitenschen Jazzzahlreiche und Pop,Gäste authentisch und zunft. Egal ob Keith Richards, Billy Gibohne jegliche Allüren. Aufschlussreich bons (ZZ Top), Slash (Guns ’n‘ Roses), zudem das 30-minütige Interview im Steve Miller oderalsJosé Feliciano, sie alle Bonusteil. Auch Blu-ray erhältlich. bezeugen Les Paul höchsten Respekt. DVD-Tipp | Rock - Pop DVD-Tipp | Jazz DVD-Tipp | Pop - Ambient DVD-Tipp | Entertainment Sheryl Crow Neil Trio MilesCowley From Memphis Live In Montreux 2012 Eagle Rock EREDV 878GV/Edel Brian Eno Paul AnkaWho Fell To Earth The Man Live In Switzerland Sexy Intellectual SIDVD 564/in-akustik Eagle Vision EREDV 971/Edel Gefilmt in High Definition, gibt es das Innovative Klaviertrios seitTheJahim November 2010 imhaben Pantages ren Konjunktur. Man erinnere nurder an atre in L.A. aufgezeichnete Konzert Esbjörn Svenssons E.S.T., auch The Bad Plus populären US-Sängerin im Bluoder die hiesige Combo (em)geraten mit Miray-Format. Die 134 Minuten chael Wollny. Einen Performance ähnlichen Ansatz zu einer kompakten aus verfolgt auchrockigen das britische Neil Cowdruckvollen und souligen Pasley Trio, aktuell durch sagen, umgesetzt durch ein eineStreicherbestens quartett erweitert. Bei Bedarf wird die harmonierende Formation. Bühne gern aber auch mal gerockt. INAK 6189 DVD/in-akustik Eine interessante Doku über einen der Vor einigen JahrenKlang-Visionäre erfuhr die Karriere ausgewiesenen der des Las Vegas-Veterans demaußerProMusikbranche beinhaltetmit diese jekt ‘Rock Swings‘ neuen Schwung. In gewöhnliche DVD. Dabei geben MuBasel nun führt derJournalisten Entertainerprofunlocker sikerkollegen und undEinblicke gut gelaunt durch ein üppiges de in die eklektische WeltReeipertoire. Klar, dass seine gutgeölteGeBig nes Innovatoren, der zugleich Band-Maschinerie Welthits schichte bei Roxyauch Music und wie als ‘Diana‘, ‘You Are My Music Destiny‘ oder Förderer der Ambient schrieb. Sinatra’s ‘My Way‘ zum Besten gibt. DVD-Tipp | Jazz DVD-Tipp | Rock - Pop DVD-Tipp | Swing DVD-Tipp | Rock Hiromi Stevie Live AtNicks The Blue Note Through The Looking Glass Telarc TEL 32866-09/in-akustik Count Basie Orchestra Peter 1981 -Frampton Live At Carnegie Hall Live In Detroit BHM DVD 09/ZYX Music Pride PGDVD 158/in-akustik Sie gilt als eine der virtuosesten PianiNicht nur den Staaten hatte sie Hiseistinnen derinöstlichen Hemisphäre. nerzeit Fleetwood Mac romi – mit eine Japanerin, die(Megaseller auch im ‘Rumors‘) wie Solo-Interpretin Mutterland desauch Jazzals Karriere machte. großen Erfolg. PersönlichedesProbleme An einem Augustabend verganließen die Sängerin dann auf langenen Jahres wurde dasjedoch anwesende ge Zeit von der Bühne verschwinden, Publikum im renommierten NewYorwovon u.a. diese ist ker Jazzclub BlueDoku Noteerzählt. ZeugeNun eines sie zurück, demnächst auch bei uns für Feuerwerks auf 88 Tasten. wenige Shows mit Fleetwood Mac ! Eagle Vision EREDV 951/Edel „Swing at its finest“ mit der Big BandWer erinnert sich nicht noch an ‘FrampIkone Basie, zahlreichen Ehrengästen ton Comes Alive‘, eines meistverwie Tony Bennett, Sarahder Vaughn und kauften Livealben Rockhistorie? VieGeorge Benson, der aufgeführt in einem le Jahre später zierenMusentempel davon immerhin der ehrwürdigsten wie nochCarnegie 7 alte Songs Setlistgeht des nicht, britider Hall die – mehr schen Ausnahmegitarristen. Im kommöchte man sagen. Den Höhepunkt mendeneinHerbst wird er mitDuett seinerzwiLes bildet umwerfendes Paul-Gitarre Deutschlandtour komschen Vaughnaufund Benson! men – als Support für Deep Purple ! Edel Content 0208635/Edel Kultur Singende Schauspieler gibt es zur Genüge. Manche machen das als Zubrot, andere aus innerer Überzeugung. Zu letzteren gehört Katrin Sass, die durch Filme und TV-Serien wie ‘Goodbye Lenin‘, ‘Polizeiruf 110‘ oder ‘Weißensee‘ bekannt wurde. Assistiert von einem sensibel agierenden Klaviertrio, hören wir u.a. Lieder von Reinhard Mey, Pete Seeger, Kurt Weill und Karat. Dabei beeindruckt Sass‘ Stimme weniger durch virtuose Stimmführung als vielmehr eine markante Natürlichkeit. CD-Tipp | Easy Listening - Pop Burt Bacharach Anyone Who Had A Heart Universal Music 5342542 Er ist einer der besten Komponisten überhaupt. 1928 in Kansas geboren, avancierten seine raffiniert arrangierten Songs ab den 60er Jahren zu Klassikern der Popmusik. Auf 6 CDs und einem edel illustrierten 44-seitigen Buch kann man tief in die Bacharach-Welt eintauchen, ohne sich je zu langweilen. Dabei interpretiert eine schier endlose Liste unterschiedlichster Künstler wie Dionne Warwick, Elvis Costello, Astrud Gilberto sein Liedgut, hier vereint in einer Box. - Ein wahresVermächtnis ! CD-Tipp | Singer/Songwriter Scott Walker The Collection 1967 - 1970 Mercury/Universal Music 00602537288496 Etwas ganz besonderes erreichte unsere Redaktion in Form dieser kompakten Box. Die von Experten hoch geschätzten, nun frisch in den Abbey Road Studios remasterten, fünf Kultalben der Jahre 1967 bis 1970 beinhalten geniale Beat-Balladen im orchestralen Breitwandformat. Pop-Noir mit Zuckerguss, gesungen von Walkers melancholischem Bariton, welche bis heute viele Fans auch in prominenten Musikerkreisen hat. Zeitlose Juwelen des Singer/Songwriter-Genres ! CD-Tipp | Soul - Funk - Jazz Mario Biondi Sun tonart | Gewinnspiel Columbia/Sony Music 88883704002 tonart tonart verlost verlost 33 DVDs DVDs - machen Sie mit! Gewinnen DVDs Paul Interpreten McCartney & Wings – Rockshow: Concert. Film. Sie At Last. (Eagle Gewinnen Sie Sie eine eine von von 3drei DVDs Diverse – The Best Of MelodicIn Rock (Sony).On Senden einfach eine Vision/Edel). Sie einfach Postkarte mitRock‘ dem an Stichwort DVD AREA / ‘Paul‘ die tonart-Redaktion, Postkarte mit Senden dem Stichwort DVDeine AREA / ‘Melodic die tonart-Redaktion, Verlaganotello media, z. Hd. ChriVerlag otello media, z. Hd. Christian Scharf, Preysingstrasse 50, 81667 München. Der Rechtsweg ist ausgeschlosstian Scharf, Preysingstrasse 50, 81667 München. - Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! Einsendeschluss ist der sen! Einsendeschluss ist der 15.07.13. 30.06.2011. Je von Miles Davis – ‘Live –At‘Live Montreux 1991‘ausaus Verlosung in tonart I/2013 haben gewonnen: Je eine eine Blu-ray DVD Pasadena Roof Orchestra In London‘ derder Verlosung in tonart II/2011 haben gewonnen: Dr. Dr. med. Constantin RöserLeipzig), (53474 Bad Neuenahr), med. Friedhelm Schmitten (59909 Bestwig-Ramsbeck), Dr. med. Sylvia Krug (04229 Dr. med. VolkerDr. Heinold (33613 Bielefeld), Dr. med. Birgit Spinelli (53340 Mekmed. Abu-Sakr Gescher) - Wir gratulieren ! kenheim). - Wir(48712 gratulieren ! 1 | 2013 Der Albumtitel SUN ist hier Programm. Wer den Soundtrack für den kommenden Sommer bzw. seine nächste Gartenparty sucht, dürfte hier definitiv fündig werden. Tatkräftig unterstützt von Al Jarreau, Chaka Khan und dem Incognito-Mastermind „Bluey“ Maunick, vereint diese CD unbeschwerte Songs mit reichlich Soul-, Jazz- und Funk-Appeal. Alles klingt sehr sexy, wobei der Bariton des Italieners Biondi bisweilen angenehm an den seligen Barry White erinnert. www.tonartmagazin.de 14 15 jazz | aktuell ANzEigE aktuell | jazz © Foto: Sven Thielmann CD-Tipp | Samba - Bossa - Jazz Enja ENJ-9593 2/Soulfood Cristina Braga Samba trifft Harfe Die brasilianische Harfenistin und Sängerin Cristina Braga legt mit SAMBA, JAzz AND LOVE ein Album vor, welches beschwingt klingt und zugleich von der für die brasilianische Musik so typischen Melancholie beseelt ist. Passend zum Frühling bildet diese reizvolle Verbindung aus Leidenschaft und Tiefe einen inspirierenden Soundtrack. Bilden seit 30 Jahren ein Dreamteam: (v.l.n.r.) Gary Peacock - Keith Jarrett - Jack DeJohnette Keith Jarrett 30 Jahre Einzigartigkeit Besagtes Trio ist ohnehin schon eines der langlebigsten Projekte der JazzGeschichte: Vor genau 30 Jahren begannen Pianist Keith Jarrett, Bassist Gary Peacock und Schlagzeuger Jack DeJohnette damit, ausgesuchte Perlen der Broadway-Ära wieder zugänglich zu machen. Das seitdem inoffiziell gerne als „Standards Trio“ bezeichnete Ensemble etablierte die Stücke aus dem Great American Songbook in der Folgezeit als eine Art musikalische Metasprache. Sie war gemeinsamer Erfahrungshintergrund und Ziel gleichermaßen. Drei ausgebildete Pianisten Die Emanzipation der Rhythmusgruppe vom Solisten, welche in den frühen 1960er im Klaviertrio von Bill Evans einen ersten Höhepunkt erreicht hatte, wurde durch Jarrett und seine Mitstreiter zu einer Art neuer Gleichberechtigung weiterentwickelt. Wie aber konnte eine solche unvergleichlich hohe musikalische Kultur überhaupt entstehen? Vermutlich sind es drei glückliche Umstände, die hier zusammenfanden. Zum einen waren alle drei Musiker bereits vor ihrer Zusammenarbeit im Trio an wichtigen Schaltstellen der Jazzgeschichte aktiv: Gary Peacock unter anderem bei besagtem Bill Evans, Jack DeJohnette, jeweils mit Keith Jarrett, CD-Tipp | Jazz Keith Jarrett Trio Somewhere ECM/Universal Music 6025 276 6370 bei Miles Davis und im berühmten Charles Lloyd Quartett der 1960er Jahre. Wie Peacock arbeitete auch DeJohnette mit Bill Evans und darüber hinaus mit weiteren Meisterpianisten von Thelonious Monk bis McCoy Tyner. Zum zweiten sind alle drei Musiker ausgebildete Pianisten: Peacock wechselte zwar bereits in den 1950er Jahren dauerhaft an den Kontrabass, DeJohnette jedoch arbeitet, vor allem in seinen eigenen Projekten, nach wie vor auch als Pianist. Bedingt dadurch haben alle ein besonders stark ausgeprägtes Gespür für Melodik und Harmonik. Hinzu kommt das alle drei mit dem American Songbook aufgewachsen sind, somit ihre musikalischen Qualitäten an genau diesem Material geschult haben, das Peacock als einen „Raum von enormer Freiheit“ betrachtet. Das Klangbild der Harfe ist derart weich und vielseitig, dass sie sich exzellent für die harmoniereiche Musik Brasiliens eignet. Braga ist eine weltweit geachtete und mit Preisen überhäufte Großmeisterin dieses Instruments. Sie spielt es in beiden Welten, der populären wie der klassischen: als Samba-Interpretin und als erste Harfenistin des Symphonieorchesters Rio de Janeiro. Zudem lehrt die Brasilianerin als Professorin an der Universität der Stadt. Ihr Ruf hat sich inzwischen herumgesprochen: Einheimische Stars wie Marisa Monte oder Nando Reis lassen sich von ihr ebenso gern begleiten wie etwa die beiden ehemaligen Police-Musiker Andy Summers und Sting. Stilvolle Jazzmomente Das Repertoire bietet neben Stücken von Tom Jobim oder Moacir Santos eine wunderbar reduzierte Version von Caetano Velosos ‘Desde De Que O Samba È Samba‘ sowie eine Eigenkomposition mit Klassikerpotenzial: ‘Love Parfait‘, geschrieben von Bragas musikalischem Leiter, dem Kontrabassisten Ricardo Medeiros. Und über allem thront die entschleunigte, samtig angeraute Stimme von Cristina Braga. Reizvoll auch die Besetzung des Albums, aus der Jessé Sadoc an der Trompete herausragt, dessen urban cooler Ton und lyrische Eloquenz bisweilen an den jungen Chet Baker erinnern. Er sorgt als perfekte Würze für einen Hauch von Jazz. Die Idee, der Harfe mit dem Vibraphon ein Instrument mit vergleichbarer Klangfärbung zur Seite zu stellen und den warmen Grundton damit elegant zu doppeln, erweist sich als weiterer Schachzug. Stilvoller als mit dieser Einspielung ist die warme Jahreszeit kaum einzuläuten. Volker Doberstein II © Foto: ENJA Records Wenn sich wie im Falle dieses außergewöhnlichen Klavier-Trios seit Jahrzehnten die Superlativen aneinanderreihen, dann kann man von etwas Seltenem in der Musik sprechen: erhabene Zeitlosigkeit. Jede neue Aufnahme des Keith Jarrett Trios nimmt man zur Kenntnis wie die Wiederentdeckung eines Klassikers. Das gilt auch für das aktuelle Werk SOMEWHERE, worauf eigenwillige Interpretationen von Miles Davis und Leonard Bernstein im Mittelpunkt stehen. Cristina Braga Samba, Jazz and Love Unerreichte Meisterschaft Das neue, in gewohnt brillanter Qualität mitgeschnittene Live-Album begeistert unter anderem mit einer zauberhaft verspielten, jedoch nie arabesk überfrachteten und dadurch fast friedvollen Version von Bernsteins ‘Somewhere‘, dem Jarrett zum Ende hin seine Eigenkomposition ‘Everywhere‘ gegenüberstellt: eine für ihn typische, hypnotisch wirkende Hymne, von dem auch ein Esbjörn Svensson in seiner sphärisch-suggestiven Spielweise hörbar beeinflusst wurde. Man sollte jede Veröffentlichung dieses Trios genießen wie einen trinkreifen Spitzenwein, von dem man weiß, dass noch einige Flaschen im Keller lagern, die mit der Zeit sogar noch besser werden. Volker Doberstein II 2 | 2013 Arbeitet auch als 1. Harfenistin des Symphonieorchesters Rio de Janeiro – Cristina Braga www.tonartmagazin.de szene | jazz 16 17 jazz | szene Joshua Redman American Jazz Heroes Das Spiel mit der Stille Besuche bei 50 Jazz-Legenden Frischzellenkur für Weill © Foto: Stephen Freiheit John Scofield Groove als Konzept baret und Jazzclub erhalten. Schön auch, wie dem in Jazzkreisen gern gespielten Weill-Standard ‘My Ship‘ durch Hendersons unaufgeregt agierendem Klaviertrio hier ein herrlich schleppend-lasziver Rhythmus verpasst wird und nur ein weiteres Exempel für einen souveränen Umgang mit tradiertem Material. red II Zurück zum Groove: John Scofield Nach elf langen Jahren ging US-Gitarrist John Scofield im Januar dieses Jahres ins Studio, um mit ÜBERJAM DEUX seinem 2002 Grammy-nomminierten Groove-Projekt nun einen würdigen Nachfolger zu präsentieren. Mit punktgenauer Intonation, sowohl was die Stimme als auch ihr sauberes Spiel auf der Gitarre betrifft, verzaubert Joyce Moreno bereits seit den späten 60er Jahren ihr Publikum weltweit. Beachtlich zudem, dass in ihrem Backkatalog nur hochwertige Alben ausfindig zu machen sind. Seit 15 Jahren nun ist sie beim Londoner Label FarOut von Joe Davis unter Vertrag und hat seitdem zehn beneidenswerte Longplayer eingespielt. So auch das neue Werk TUDO. „Tudo“ bedeutet „Alles“ und ist ein kleiner Hinweis auf ihre Einflüsse, welche sich u.a. aus Bossa, Samba aber auch Jazz speisen. Genial verbindet die Singer/Songwriterin kompositorische Klasse mit sinnlichen Texten. Auch wenn wir nicht alles verstehen, so ist die Sprache an sich schon Musik für unsere Ohren Bossa-Legende Antonio Carlos Jobim nannte sie einst „one of the greatest singers of all time“. Wer die nach wie vor unerschöpfliche Kreativität der 64-Jährigen hört, kann sich dem nur anschließen. – Ein grandioses Werk ! red II Spielen kann Scofield wahrlich alles. Egal ob Fusion, Bebop oder Soul-Jazz, seine üppige Diskographie quer durch alle relevanten Jazzlabels dieser Welt, zeigt seine in der Jazzszene herausragende Stellung. Wer die neue Einspielung hört, erfährt, dass der ehemalige Miles Davis-Begleiter aber noch weitaus mehr in petto hat. Zusammen mit seiner Combo, bestehend aus dem Rhythmusgitarristen Avi Bortnick, der hier auch ausgewählte Samples einbringt, Keyboarder John Medeski, Andy Hess am Bass sowie den Drummern Adam Deitch und Louis Cato, wird ausgiebig im GrooveLexikon - speziell der 70er Jahre - geblättert. Ausflüge in den Afro Beat eines Fela Kuti, gospelinspirierten Southern Soul à la Al Green, R&B aus dem Hause Betty Wright oder die intelligentzitierte Hymne ‘Move On Up‘ von Curtis Mayfield, all das zeigt mal wieder, dass „Sco“ im John Scofield Grunde seines Herzens ein überzeugter Funk-Aficionado ist. Im November wird das Ensemble Überjam Deux für einige Konzerttermine – siehe www.saudades.at – nach Europa kommen. red II EmArcy/Universal Music w be 2/2013 ga ipp Buch-T s Heroe Jazz ww az .t o n a r t m a g Arne Reimer American Jazz Heroes Hardcover, 228 Seiten Kaufpreis: 49,00 € ISBN 978-3-9815858-0-3 ANZEIGE © Foto: Nick Suttle 2 | 2013 Fazit: Die Kombination aus unkonventionellem Fotoshooting und nicht selten tiefgreifenden O-Tönen, ohne das für den Absatz neuer CD-Veröffentlichungen notwendige Promotion-Geklapper, ist es, was dieses Buch schlicht zu einem Erlebnis macht. red II .d e Sie gilt als glorreiche Vertreter-in der brasilianischen Singer/Songwriter-Kultur. Als Carioca hat Joyce Moreno aber natürlich auch den Samba und Bossa Nova im Blut. Mit TUDO bringt die aus Rio stammende Musikerin wärmende Klänge in unseren kalten Frühling. Caroline Henderson Die in Kopenhagen lebende Amerikanerin Caroline Henderson entdeckt den großen Komponisten Kurt Weill auf ihre ganz eigene Art. Dabei jongliert die 51-Jährige auf ihrer aktuellen Veröffentlichung LONELY HOUSE (Sony Music) gern mit unterschiedlichen, bisweilen auch gewagten Stilelementen. Eine reine Frischzellenkur also für Weill-Klassiker wie ‘Mack The Knife‘, ‘Speak Low‘ oder den ‘September Song‘. Hinzu kommt, dass durch Hendersons angenehm rauchiges Timbre die teils kollagenhaft miteinander verbundenen Songs ein imaginäres Band zwischen Broadway, Ca- Joyce Moreno Brasilien ganz nah in Auf WALKING SHOES (Nonesuch/Warner) trifft Bachs ‘Adagio‘ auf den Beatles-Klassiker ‘Let It Be‘, steht Billy Strayhorns ‘Lush Life‘ neben Eigenkompositionen von Redman und Mehldau. Dass dennoch alles wie aus einem Guss wirkt, liegt unter anderem daran, dass diese Aufnahmen einer klaren Philosophie folgen: dem Spiel mit der Stille. Egal, ob mit Streichern oder im Quartett, Redman hat hier seinen sonst eher kraftvollen Stil komplett nach innen gewendet und dadurch zu jener Dichte und Bedeutung gefunden, die einen großen Lyriker ausmacht. Im Gespräch mit tonart sagt Redman über seine neue Veröffentlichung: „Wenn ich Saxophon spiele, ist da dieses wohltuende Gefühl von Vertrautheit und Gemeinsamkeit.“ Und das Schönste: Beim Zuhören ergeht es einem kaum anders. Ein erhabenes und zugleich bewegendes Album. Volker Doberstein II Nun, es geht doch! Losgelöst vom Neuheiten-gesteuerten Tagesgeschäft der Musikbranche, fliegt Fotograf und Autor Arne Reimer in die USA, um sich mit fünfzig AMERICAN JAZZ HEROES zu treffen. Dabei kommen mehrere Gründe zusammen, die diesen mit 228-Seiten inklusive180 tollen Fotos ausgestatteten Farbband im LP-Cover-Format so herausragend machen. Da ist die verblüffende Musiker-Auswahl, die hier getroffen wurde. Nicht die üblichen Verdächtigen, sondern verdiente Künstler auch aus der zweiten Reihe, die ihr ganzes Leben in den Dienst des Jazz, egal welcher Coleur, gesteckt haben. Viele davon sind in unseren Breiten, wenn überhaupt, nur selten anzutreffen. Dem Connaisseur hingegen bleibt bei dieser Auflistung nichts anderes übrig, als fortwährend mit der Zunge zu schnalzen: Musiker wie Charles Tolliver, Roswell Rudd, Sonny Fortune oder Henry Grimes etwa, aber auch bekanntere wie Cecil Taylor, Ron Carter, Jim Hall und Phil Woods. Nicht wenige Interviews sind vor Ort direkt zu Hause bei den Künstlern geführt worden, was sich auch in der authentischen Gesprächsqualität manifestiert. Au s © Foto: Jay Blakesberg Er gilt als einer der wichtigsten Saxophonisten des Jazz der letzten 15 Jahre: Joshua Redman. Mit einer Allstar-Besetzung hat er nun seine erste reine Balladen-Kollektion eingespielt: mit Brad Mehldau am Flügel und als Produzent, Larry Grenadier am Kontrabass sowie Brian Blade am Schlagzeug. www.tonartmagazin.de © Foto: Manni Otto rezensionen | cds 18 19 jazz | aktuell Jazz Thermometer | tonart prüft Jazz-CDs & DVDs auf Herz und Nieren Nico Gori & Fred Hersch Da Vinci Paul Motian Paul Motian Box CD-Tipp | Jazz BEE 051/Edel Kultur ECM/Universal Music 3722346 Stefan Gwildis & NDR Bigband Das mit dem Glücklichsein Virtuos wird die hohe Kunst des Duos praktiziert. Zwei Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz verschmelzen in alten Musical-Nummern sowie eigenen Stücken den Klang von Klarinette und Flügel famos. – tonart-Höchstwertung Eine echte Wiederentdeckung sind die zwischen 1972 und 1984 für ECM eingespielten Alben des AusnahmeSchlagzeugers allemal. Keith Jarrett, Bill Frisell und vor allem Charles Brackeen(!) hauen einen dabei einfach um. Susanne Abbuehl The Gift Bill Frisell Big Sur ECM/Universal Music 3727084 Okeh/Sony Music 88883730422 In Abbuehl‘s Stimme klingt noch viel von ihrer ehemaligen Lehrerin Jeanne Lee. Perfekt passend zu dieser „gesungenen Poesie“, welche sich u.a. textlich bei Emily Dickinson bedient. Ideal dazu auch das lyrische Flügelhorn. Michael Borek Live At Treibhaus MVB Records MVB 9810 Der hauptberufliche Mediziner hat auch eine Ader fürs Musizieren. Dabei ist der Einfluss von Jarrett & Co. unüberhörbar. Eine Referenz, die diesen geschmackvoll interpretierten SoloPreziosen mitunter Flügel verleihen. Donald Byrd & Gigi Gryce Complete Jazz Lab Sessions Jazz Dynamics 004/in-akustic Frühe Aufnahmen des unlängst verstorbenen Pioniers Donald Byrd mit Altist Gigi Gryce aus den 50ern. Eine Offenbarung für alle, die auf hart-swingenden Bop schwören. Von Kennern der Materie schon immer geschätzt. 105 Music/Sony Music 888837053624 Stefan Gwildis Jazz als Herzensangelegenheit Im Studio bei der Detailarbeit mit seinem Pianisten: Stefan Gwildis Das Aushängeschild der deutschen Soul-Musik legt einen unerwarteten Sidestep hin: Stefan Gwildis hat ein Jazzalbum aufgenommen, gemeinsam mit der NDR Bigband. Zusammen tauchen sie ein in die Welt des American Songbooks. Neues vom innovativen US-Gitarristen. Das basslose Quintett, besetzt mit Violine, Viola und Cello, spielt einen Crossover aus Americana, gespickt mit Motiven aus imaginärer Filmmusik sowie klassischen Anleihen. Rob van de Wouw Neon Jazzland/Universal Music 0602537329830 Der holländische Trompeter passt mit seinem Mix aus improvisiertem Electro-Jazz à la Nils Petter Molvaer gut zum Jazzland-Label von Bugge Wesseltoft. Harte und weiche Klangkulissen für das Hier und Jetzt. Kurt Edelhagen Edelhagen Plays Webb Diese Veröffentlichung ist kein modisches Statement, vielmehr ist es eine lang gehegte und schließlich akribisch umgesetzte Herzensangelegenheit. Und es hat sich gelohnt: Alle 13 Interpretationen bewegen sich gesanglich, musikalisch und textlich auf durchweg hohem Niveau. Statt Songs von Otis Redding nun Klassiker aus dem American Songbook: Cole Porter, Richard Rogers etwa, ausgestattet - wie bei Gwildis üblich – natürlich mit deutschen Texten. So wird aus dem Titelstück ‘My Funny Valentine‘ beispielsweise ‘Das mit dem Glücklichsein‘. tonart sprach exklusiv mit dem Hamburger Sänger über das neue Projekt. tonart Nischen-Genres wie Soul oder Jazz haben in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen. Haben Sie dafür eine Erklärung? Stefan Gwildis Ich glaube, es gibt eine Rückbesinnung auf Werte, auf Typen und auf eine Instrumentierung, wie wir sie beispielsweise aus den 60er oder 70er Jahren kennen. Das sind Klänge, die ein gutes Gefühl hinterlassen. Nehmen Sie nur einen Ray Charles oder Billy Paul. Das gilt natürlich auch für den Jazz. Es gibt hier einfach keine gecasteten Leute. Alles ist echt. tonart Ihre Stimme klingt selbst in diesem Bigband-Kontext so intim wie auf einer kleinen Bühne. Gwildis Ja. Das ist wohl eine Art Reflex oder besser ausgedrückt ein alter Pädagogen-Trick. Je lauter es wird, desto leiser musst du sein, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Das habe ich mir zueigen gemacht. Nicht einfach mit den anderen auf die Tube zu drücken, sondern konsequent zu sein und zu bleiben, wo ich bin. tonart Eine Haltung, die durch die ausgefeilten Arrangements von Jörg Achim Keller unterstützt wird. Gwildis Jörg Achim Keller hat hier großartige Arbeit abgeliefert. Diese Arrangements leisten sich den Luxus, immer wieder in die Stille zu führen. Sie lassen, bei aller Kraft, die hinter einer solchen Bigband-Maschinerie steckt, doch unfassbar viel Platz für ruhigere Töne. Das war eine ganz große Freude für mich. tonart Wie schwer fiel Ihnen denn der Schritt hin zum Jazz? Gwildis Ich bin ja damit aufgewachsen. Mein Vater hat bei einem großen Reifenhersteller gearbeitet und dort öfters Give-aways bekommen, häufig Jazzplatten – so dick wie die alten Schelllackplatten, aber schon mit 33 Umdrehungen abspielbar. Und die liefen dann bei uns zu Hause. Dabei komme ich gar nicht aus einem sonderlich musikalischen Haushalt. Es war auch egal, ob das jetzt Jazz war oder nicht. Es war einfach die Musik, auf die meine Eltern standen und mit der ich aufgewachsen bin. Interview: Volker Doberstein II ANZeIGe Jazz Club/Universal Music 06025 1739933 Ein niveauvolle von Quincy Jones arrangierte Easy Listening-Rarität, ausgeführt von der damals führenden Big Band aus deutschen Landen. Dabei stehen Kompositionen des renommierten Jimmy Webb im Fokus. 200 Klaviere & Flügel im SONDERVERKAUF! Bewertung | Thermometer Schnäppchen und Ausstellungsmodelle von YAMAHA – KAWAI – SCHIMMEL – BÖSENDORFER 2 | 2013 www.tonartmagazin.de Infos und Auswahltermine ab sofort: PIANO-SCHWEISSER Meisterbetrieb|Opalstraße 21|84032 Altdorf bei Landshut – 15 Minuten vom Flughafen München|Tel. 0871-34520 Ließ sich lange Zeit bis zur ersten Solo-CD: Massimo Giordano Er hat gerade an der Metropolitan Opera große Erfolge als Paolo in Zandonais sensualistischem Verismo-Reißer Francesca da Rimini gefeiert, was weltweit in den Kinos zu sehen war. Er begeisterte als sensibel-schwärmerischer Don Carlo an der Deutschen Oper Berlin wie eben auch in Florenz beim Maggio Musicale. Und er kehrt nach Berlin mit Verdis Atilla zurück. Aber dennoch ist der Tenor Massimo Giordano nicht so bekannt wie manche seiner Kollegen. Massimo Giordano Tenore, Amore e Tormento suchen, was ich noch nicht ausfüllen konnte. Ich brauche die Sicherheit der Bühne. Ich bin mittlerweile seit über 15 Jahren aktiv, jetzt kann ich die Risiken viel besser einschätzen. tonart Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen? Massimo Giordano Das hören Sie doch! Ich habe mich bewusst für eine lyrische Arienauswahl entschieden, die zu weiten Teilen mein gegenwärti„Wir haben die CD wie unter Live-Bedingungen eingespielt. ges Repertoire spietonart Erinnern Sie sich noch an Ihr Es wurde kaum geschnitten. Ich wollte natürlich klingen, in großen Bögen erstes Opernerlebnis? singen, nur das ist authentisch, nicht dieses Stückelwerk. Ich will ehrlich sein, gelt, einige Ausblicke Massimo Giordano Ursprüngdie Hörer auch durch die Konserve berühren wie auf der Bühne. bietet und lich wollte ich zwar immer Sänger Ich weiß ja inzwischen, wie das geht.“ manches werden, aber zunächst habe ich ver spricht, die Flöte vorgezogen. Ich war auch Massimo Giordano was ich vielnicht schlecht. Aber dann habe ich leicht doch Emanuel Pahud von den Berliner nicht halten werde. Philharmonikern gehört – und da war der Traum für mich gestorben. InzwiIch weiß nicht, ob ich wirklich einmal den Calaf in Puccinis schen bin ich sogar mit ihm schon aufgetreten! Jetzt, da ich selbst Opernsänger Turandot singe. Und wenn, dann nur mit einem Dirigenten, der bin, kann ich es zugeben: Ich mochte die Oper zunächst nicht. Als Musiker Gespür hat für das schwärmerisch Zarte dieser Rolle. Und ich empfand ich Operngesang als unperfekt. Mit der Zeit verstand ich, dass es keine wollte mit einem Orchester arbeiten, das mir so vertraut ist, Perfektion geben kann. und das umgekehrt so mit dem Repertoire verschmilzt, wie tonart Warum haben Sie sich so lange Zeit gelassen mit ihrer ersten CD? eben das des Maggio Musicale Fiorentino. Massimo Giordano Es musste stimmen. Ich wollte nicht zu früh etwas verOb es allein daran liegt, dass der 42-Jährige, der längst auf allen renommierten Bühnen zu Hause ist, bisher keine Solo-CD veröffentlicht hat? Wenn ja, dann wird sich das jetzt sicher ändern. Giordano, der aus Pompei stammt, ursprünglich Flötist werden wollte und lange und klug von seinem Londoner Lieblingsbild von Hans Holbein zu schwärmen versteht, hat einen Vertrag bei der italienischen BMG unterschrieben. Eben ist sein erstes Album erschienen: AMORE E TORMENTO. Grund genug für ein tonart-Interview 2 | 2013 21 klassik | aktuell Anzeige 20 18 © Foto: Marisa Crawford aktuell | klassik aktuell | jazz tonart Dem es gegenwärtig gar nicht gut geht... Massimo Giordano Ja, es ist eine Schande, wie die Berlusconi-Regierung die kulturellen Institutionen dieses Landes heruntergewirtschaftet hat. Und dabei haben wir Italiener einmal die Oper erfunden! Jetzt steht dieses traditionsreiche Festival fast vor der Pleite. Ich hoffe, Maestro Zubin Mehta, mit dem ich gerne und oft zusammengearbeitet habe, kann es vor dem Ruin bewahren. tonart Was gibt es über die CD noch zu sagen? Massimo Giordano Was mir wichtig ist: Wir haben Sie wie unter Live-Bedingungen eingespielt. Es wurde kaum geschnitten. Ich wollte natürlich klingen, in großen Bögen singen, nur das ist authentisch, nicht dieses Studio-Stückelwerk. Ich will ehrlich sein, die Hörer auch durch die Konserve berühren wie auf der Bühne. Ich weiß ja inzwischen, wie das geht. Es ist eine Schande, wie die Berlusconi-Regierung die kulturellen Institutionen dieses Landes heruntergewirtschaftet hat. Dabei haben wir Italiener einmal die Oper erfunden! Jetzt steht das traditionsreiche Festival Maggio Musicale Fiorentino vor der Pleite. Ich hoffe, Maestro Zubin Mehta kann es vor dem Ruin bewahren. tonart Sie schimpfen über Italien, aber sie sind immer noch dort... Massimo Giordano Ich lebe in Triest, da herrscht ein anders, nordischeres Klima. Ich bin gern Italiener, warum sollte ich das verleugnen. Aber ich singe, anders als so mancher meiner Kollegen, auch sehr gern im Ausland. Das ist eine ständige Herausforderung. Zu Hause wird man nur faul und bequem. tonart Auf was sind Sie stolz? Massimo Giordano Auf meine Frau und meine zwei Kinder. Auf die gemeinsamen Auftritte mit so aufregenden Partnerinnen wie Anna Netrebko, Elina Garanca oder Angela Gheorghiu. Darauf, dreimal die Saison an der Römischen Oper eröffnet zu haben. Auf die kommende Saisoneröffnung in Wien in Traviata. Auf meine Adriana Lecouvreur-Premiere ebenfalls dort. Aber das alles macht mich vor allem auch demütig. tonart Wo sehen Sie ihre Stärken? Massimo Giordano Ich denke, ich komme auf der Bühne gut rüber. Mir fällt das französische Repertoire leicht. Und ich war erstaunt, dass es sogar mit Belcanto klappt, zum Beispiel mit dem Pollione an der Seite von Edita Gruberova. Das hätte ich mir selbst nicht zugetraut. Man musste mich wirklich erst überzeugen. Interview: Manuel Brug II CD-Tipp | Klassik Massimo Giordano Amore e Tormento BMg 4050538007817/naxos www.tonartmagazin.de © Foto: Decca/Gilbert François aktuell | klassik Lässt im Internet über ihre Programme abstimmen: Valentina Lisitsa Gefragteste Cellistin ihrer Generation: Alisa Weilerstein 22 23 jazz | szene Ins Konzert oder ins Internet? Für den gewöhnlichen Klassikkonsumenten keine Frage. Die Musik spielt in der Mitte der Stadt, dort, wo die schönen Säle stehen, wo man sich auf zweimal 45 Minuten Inhalt plus Zugaben einstellt, in der Pause Sekt trinkt. Und trotzdem hat eine klavierspielende Blondine die Dinge ein wenig verändert: Ganz allein über das Internet. Und das in für den Klassikmarkt unglaublichen Zahlen. Als virtuelle Klassikkönigin kann die Ukrainerin Valentina Lisitsa auf mehr als 54 Millionen Klicks und 73000 Abonnenten ihres eigenen Youtube-Kanals verweisen. Dagegen ist selbst Lang Lang ein Waisenknabe. Valentina Lisitsa The People’s Pianist Und plötzlich bissen auch die Plattenfirmen haifischmäKiewerin ist kein Piano-Babe, das mit Kleidern, die in ein kleines Handtäschßig an. Decca veröffentlichte im letzten Jahr ihren ersten chen passen, ihren Computersehern auf wackeligen Homevideos das Hirn Londoner Mega-Gig auf CD und DVD: ein romantisches, vernebelt. Sie hat eine beinharte sowjetische Tasteneliteschulung hinter sich. virtuos-gefühliges Potpourri, zentriert um eine weiche, zerUnd sie wollte immer mit ihrem Können überzeugen. Das hat lange gedauert, fließende Interpretation von Beethovens Mondschein-Soerforderte Mut, Risiko und Verzicht. Doch jetzt scheint Valentina Lisitsa da, wo nate aus der 8000 sie alle hin wollen: im Sie hat eine beinharte sowjetische Tasteneliteschulung hinter sich. Zuschauer fassenLive-Markt der Groden, vollen Royal ßen, wo – anders als Und sie wollte immer und einzig mit ihrem Können überzeugen. Albert Hall. Und früher, in den HochDas hat lange gedauert, erforderte Mut, Risiko und Verzicht. Naxos wurde zum zeiten der Platte Doch jetzt scheint Valentina Lisitsa da, wo sie alle hin wollen: im Live-Markt Trittbrettfahrer mit und CD – einzig der Großen, wo – anders als früher, in den Hochzeiten der Platte und CD – einer schon 2008 noch Geld zu holen in Hannover eingeist. Die Clips und Sileinzig noch Geld zu verdienen ist. spielten, trittsicher berscheiben sind ihr bewältigten Berg-und-Tal-Tastenfahrt aus Beethovens Apeinzig Mittel zum Zweck und eine moderne Form der Kommunikation, für das passionata, Schumanns Kinderszenen, Liszts Totentanz und Face-to-Face-Erlebnis. Da ist sie ganz altmodisch. Thalbergs rasanter BARBIER VON SEVILLA-Fantasie. Als Künstlerin schon lange tot Trotz Youtube – kein Piano-Babe Doch ausgerechnet die aus einem kommunistischen Land stammende VaDoch die so ehrgeizige wie technisch versierte geborene lentina Lisitsa hat es geschafft, diese Mechanismen zu überwinden, puristisch mit ihrem Klavierspiel weltweiten Erfolg zu haben. Obwohl es nicht mehr danach aussah. Sie selbst sagt abgeklärt: „Ich war doch schon tot. Ich bin 39 Jahre alt. Da ist man tot. Man muss heute 16 sein, die Musikwettbewerbe sind vorbei, CD-Tipp | Klassik wenn man 29 ist, und dann geht eigentlich gar nichts mehr.“ Sie ist jetzt eben „the people’s pianist“, lässt im Internet über ihre Programme abstimmen. Ihre inzwischen von der Decca aufgekauften RachmaninowValentina Lisitsa Konzerte, zunächst nur virtuell veröffentlicht, rangierten in den englischen Rachmaninow: die Klavierkonzerte Charts direkt neben der teuerst in den Markt eingeführten „Mission“-CD Decca 0028947848905/Universal Classics von Cecilia Bartoli. In einer stillen Minute macht Valentina Lisitsa sich darüber vielleicht mit ihre kleinen Tochter lustig. Und überlegt sich schon den nächsten Youtube-Clip. Manuel Brug II 2 | 2013 www.tonartmagazin.de Helmuth Rilling zum 80. Geburtstag szene | klassik 24 rezensionen | dvd 12 25 René Jacobs Eine Pergolesi-Entdeckung Bei den „Sieben Worten des sterbenden Christus am Kreuz“ handelt es sich textlich um eine „EvangelienHarmonie“. Mehrere Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts haben sich einer solchen Textkompilation zugewandt (Schütz, Graupner, Haydn – berühmt in der Streichquartett-Fassung). Vom früh verstorbenen Giovanni Battista Pergolesi war ein solches Werk freilich nicht bekannt. Bis jetzt. harmonia mundi 3149020215524 höchst expressiven Musizierens. Sophie Karthäusers nuancenreicher Sopran ist äußerst präsent, verfügt über etliche expressive Farben und wunderbar kraftvolle Möglichkeiten. Der Altus Christophe Dumaux überzeugt mit seiner gedeckten, sehr fein und harmonisch gebauten Stimme. Julien Behr bringt seinen charakterstarken, strahlkräftigen Tenor mit Gewinn ein. Der Bass Konstantin Wolff bedient die Archaik der unbegleitet vorgestellten Vorsprüche der Kantaten ebenso souverän wie die würdige Ebene der Stimme Jesu. MB II Piotr Beczala singt Richard Tauber 100 Jahre Piotr Beczala Mein ganzes Herz DG 002894791399/Universal Music Er hat sich Zeit gelassen, doch jetzt geht der polnische Tenor Piotr Beczala auch im Plattenstudio in die Vollen. Längst wird er auf allen großen Bühnen der Welt und bei den wichtigsten Festivals gefeiert. Nach diversen Arien-Rezitals bei Orfeo (aktuell: Verdi), folgt nun sein Einstieg bei der Deutschen Grammophon mit einer so zärtlichen wie strahlenden Operetten-Hommage an den unvergessenen König dieses Genres: Richard Tauber (1891 – 1948). Angetan mit Zylinder, Schal und Monokel eifert Beczala schon auf dem Cover seinem Idol nach. Und auch die 17 Titel sind wunderbar gelungen, inklusive eines virtuellen Duetts. So kann man über die aktuelle, gänzlich schmalzfreie BeczalaPlatte bedenkenlos sagen: Tauber-Lieder sind echte Zauberlieder. MB II ANZEIGE tonart | Gewinnspiel tonart verlost verlost 23 Bach-Boxen DVDs - machen mit! tonart TheSie Complete Works of BACH - machen Sie mit! Senden Sie Sie eineeine Postkarte mit dem Kennwort BACH –anThe denBest Verlag media, Gewinnen von 3 DVDs Diverse Interpreten Of otello Melodic RockPreysingstrasse (Sony). Senden 50, Sie 81667 einfach eine München. Einsendeschluss derAREA 15.07.2013. Postkarte mit dem StichwortistDVD / ‘Melodic Rock‘ an die tonart-Redaktion, Verlag otello media, z. Hd. Christian Scharf, Preysingstrasse 50, 81667 München. - Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! Einsendeschluss 2ist der | 2013 30.06.2011. Je eine DVD Pasadena Roof Orchestra – ‘Live In London‘ aus der Verlosung in tonart II/2011 haben gewonnen: Dr. René Jacobs Pergolesi: Septem Verba a Christo Wieder einmal war René Jacobs der Trüffelsucher. Bei diesem Zyklus von sieben Kantaten, die jeweils aus zwei Arien bestehen, ist die Quellenlage komplex, denn es existiert kein Autograph. Schließlich blieb es dem Musikwissenschaftler Reinhard Fehling Anfang vorbehalten, mit einem neuerlichen Manuskriptfund aus dem Stift Kremsmünster Bewegung in die Bewertung der Jahrzehnte früher aufgetauchten Überlieferungen zu bringen. Stilanalysen haben so Parallelen zu Pergolesis gesichertem Werk ergeben, dass von der Echtheit der nun erstmals eingespielten Kantaten ausgegangen werden kann. Die Klangkultur der Akademie für Alte Musik ist wie gewohnt exzellent. Man kultiviert den geraden, dynamisch sehr flexibel gestalteten Ton als Grundlage © Foto: Anja Frers/DG © Foto: A. T. Schaefer DVD Area Musik in Bild und Ton Man hat ihn „schwäbischen Evangelisten“ genannt, „Brückenbauer und Botschafter Bachs“, sich selbst sah Helmuth Rilling hingegen als einfachen Kantor. Von dieser Demut des Kirchenmusikers,DVD-Tipp dem Dienst an Gott und am zu DVD-Tipp | Pop | Pop spielenden Werk, ist viel zu spüren, obwohl er als Interpret weltberühmt ist. „Musik darf nie bequem sein“: Bach-Experte Helmuth Rilling Am 29. Mai wurde er 80 Jahre alt. Herbert Grönemeyer Marianne Faithfull Tour ‘88 Live In Hollywood Er hat zur Wiederentdeckung der romantischen Chormusik Festivals, 1981 gründete Rilling die Internationale Bachakademie Stuttgart, Grönland/EMI Music00946 388604 95 Eagle Rock/EVDVD 109GV/Edel beigetragen und fördert durch die der er bis Februar 2012 vorstand. Seine Nachwuchsarbeit manifestiert sichder in Derzeit mitKompositionsaufträge seiner aktuellen VeröffentMit Songs wie ‘Broken English‘ und zeitgenössische Musik. lichung Mit seinen Ensembles wieder gibt Helmuth weltweit, den so ‘Schiffsverkehr‘ mal in Workshops und Arbeitsphasen an Hochschulen Stones-Ballade ‘As Tears Gogenannten By‘ machRilling international Konzerte und ist gefragter Gastdirigent aller Munde, gewährt dieser Mitschnitt Bachakademien. te sie sich einen Namen. Im Hollybei führenden Orchestern aller Welt. selbst vomin29.8.88 aus Der KölnSchwabe einen schönen Einspielung sämtlicher Bachkantaten wood-Konzert sehen wir nun eine gegibt als sein Credo an:Einblick „Musikindarf bequem sein, nicht dennie damaligen Touralltag des reifte Chanteuse, changierend zwimuseal, nicht beschwichtigend. aufrütteln, MenAls erster Dirigent spielte er sämtliche Kantaten Zum BachSängers.Sie Diemuss Spielfreude derdie Band ofschen Jazz undBachs Pop, ein: authentisch und schen persönlich erreichen, sie zum Nachdenken bringen.“ Jahr 2000 erschien unter seiner künstlerischen der „Edition fenbart sich besonders in den Gröneohne Gesamtleitung jegliche Allüren.mit Aufschlussreich Bachakademie“ die Gesamtaufnahme des Bachschen Werkes auf 172 CDs. meyer-Klassikern ‘Bochum‘, ‘Männer‘ zudem das 30-minütige Interview im 1954 gründete Helmuth Rilling dieimGächinger neue Passionen Wolfgang Rihm, und ‘Flugzeuge Bauch‘. Kantorei, Damals initiierte er auch spektakuläre vierBonusteil. Auch alsbei Blu-ray erhältlich. 1965 das Bach-Collegium Stuttgart. Ab dieser Zeit datiert Sofia Gubaidulina, Osvaldo Golijov und Tan Dun. Zu seinen Uraufführungen die intensive Beschäftigung Rillings |mit dem Werk Johann zählen unter anderem 1988 die Messa per Rossini |und Requiem der DVD-Tipp Rock - Pop DVD-Tipp Pop das - Ambient Sebastian Bachs. Er hat aber auch immer wieder zeitgenös- Versöhnung, 1995 von 14 zeitgenössischen Komponisten als Geste der Versische Komponisten mit Auftragswerken Schirmherrschaft des damaligen Sheryl Crow versehen, allen vo- söhnung 50 Jahre nach Kriegsende unter der Brian Eno ran seinen engen FreundMiles Wolfgang Rihm. Eine besondere Bundespräsidenten Roman Herzog in Auftrag sowie dasEarth Credo von From Memphis Thegegeben, Man Who Fell To Freundschaft bindet ihn Eagle seit Rock überEREDV dreißig Jahren zudem an Krzystof Penderecki. Helmuth Rilling ließ Edisson Denissov 878GV/Edel Sexy Intellectual SIDVD Schuberts 564/in-akustik Oratodas Israel PhilharmonicGefilmt Orchestra. SeitDefinition, 1970 ist er präsentierteDoku erstmals in High gibtkünstlees das rienfragment „Lazarus“ vervollständigen und Eine interessante über Mendelseinen der rischer Leiter des von im ihm mitbegründeten aus Boston“. Klang-Visionäre Manuel Brugder II November 2010 im Oregon PantagesBach The- sohn-Bartholdys Jugendoper „Der Onkel ausgewiesenen atre in L.A. aufgezeichnete Konzert der Musikbranche beinhaltet diese außerpopulären US-Sängerin auch im Blugewöhnliche DVD. Dabei geben Muray-Format. Die 134 Minuten geraten sikerkollegen und Journalisten profunEingedrehte Füße, aus abgeknickte Köpfe, alles in den Boden gestampft, eckig,in abrupt. Am Ende zu einer kompakten Performance de Einblicke die eklektische Weltder eiErschöpfungstod, das inszenierte Opfer für den heidnischen Sonnengott. Tanzen –der maßlos und verdruckvollen rockigen und souligen Pasnes Innovatoren, zugleich Gestörend. Sacre du Printemps sagen, umgesetzt durch eine bestens schichte bei Roxy Music und als harmonierende Formation. Förderer der Ambient Music schrieb. Die Premiere von LE SACRE DU PRINTEMPS am 29. Mai 1913 im Pariser Théâtre des Champs-Elysées war ein Schock. Vaslav Nijinskys Choreographie und die Musik Igor Strawinskys lösen einen der größten Kunstskandale aus. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs aufgeführt, DVD-Tipp | Jazz DVD-Tipp | Swing sind die Kriegstoten auf erschreckende Weise im Ballett vorweggenommen: Le Sacre du Printemps – ein Tanz über Gräben. Gleichzeitig gilt die – neben Feuervogel Hiromi und Petruschka – dritte der großen Ballettmusiken Strawinskys für die Ballets russes von Serge Diaghliev aufgrund Count Basie Orchestra ihrer außergewöhnlichenLive rhythmischen undNote klanglichen Strukturen als ein SchlüsAt The Blue 1981 - Live At Carnegie Hall selwerk der Musik des 20. Jahrhunderts. Zahlreich sind hier die Dissonanzen und Telarc TEL 32866-09/in-akustik BHM DVD 09/ZYX Music schneidend-scharfen Einwürfe. Sie gilt als eine der virtuosesten Piani„Swing at its finest“ mit der Big Bandstinnen der östlichen Hemisphäre. HiIkone Basie, zahlreichen Ehrengästen Die Plattenfirmen nutzen Jubiläum, um die wiederaufzuromi –daseine Japanerin, diebesten auch Aufnahmen im wie Tony Bennett, Sarah Vaughn und legen: Decca vereinigt inMutterland einer Box des AntalJazz Dorati, Riccard Chailly, Valery Gergiev und Karriere machte. George Benson, aufgeführt in einem Esa-Pekka Salonen, Sony hat um die berühmte Strawinsky-Einspielung Pierre BouAn einem Augustabend des vergander ehrwürdigsten Musentempel wie Igor Strawinsky lez, Leopold Stokowsky,genen Leonard Bernstein und Eugene Ormandy gruppiert. Neu Jahres wurde das anwesende der CarnegieLeHall – mehr geht nicht, Sacre du Printemps. erschienen ist das FRÜHLINGSOPFER unter Tugan Sokhiev (naive), Simon Rattle Publikum im renommierten NewYormöchte man10sagen. Den Höhepunkt Referenzaufnahmen (EMI), Daniele Gatti (Sony) und Philippe Jordan (naive). MB II Sony Classcial 887254617426 ker Jazzclub Blue Note Zeuge eines bildet ein umwerfendes Duett zwiFeuerwerks auf 88 Tasten. schen Vaughn und Benson! klassik | szene www.tonartmagazin.de 26 27 dvd | rezensionen ANzeige rezensionen | cd Klassik Thermometer | tonart prüft Klassik-CDs & DVDs auf Herz und Nieren Antonio Pappano Rossini: Petite Messe solennelle EMI Classics 5099941674222/EMI Music Von seinen Alterssünden ist das die längste: Eine Messe für zwei Harmoniums von zart schwebender Verklärung. Eingespielt in der Orchesterfassung mit einem herrlichen Solistenquartett. tonart-Höchstwertung. Daniil Trifonov Chopin: 1. Klavierkonzert Chopin Dux 5902547008325/Note 1 Xavier Sabata Händel: Bad Guys DG 02897905714/Universal Classics Aparté 3149028024920/harmonia mundi Voces intimae Gouvy: Klaviertrio Challenge Classcis 608917257120/Codaex Eine Entdeckung wert ist der deutsch-französische Komponist Théodore Gouvy (1819-1898). Hier werden von seinem romantisch schwelgenden Klaviertrio gleich drei in makelloser Reinheit präsentiert. Alexander Krichel Frühlingsnacht Sony Classical 887254622628/Sony Ein CD-Debüt, das aufhorchen lässt. Der 24-jährige Hamburger Pianist spielt weniger soft, als es das Cover vermuten lässt. Bei Schumann, Mendelssohn, Schubert und Weber tobt er sich durchaus auch aus. Omer Meir Wellber La Bohème CMajor 81433701125/Naxos Diesen Pianisten muss man sich merken. Der 22-jährige Russe, der auch komponiert, räumte in Warschau, Tel Aviv und Moskau Preise ab. Waleri Gergiev fördert ihn. Hier offenbart er polnische Sensibilität. Daniel Hope Spheres Der englische Geiger mit einem gekonnten Konzeptalbum, das in himmlischen Gefilden schwebt. Mit Musik von Einaudi und Auerbach, Glass, Fauré, Pärt, Nyman und Bach geht es stracks zu den Violinsternen. Autor: Manuel Brug Der junge israelische Dirigent ist erst 32. Der Barenboim-Zögling startete als Musikchef in Valencia mit einer so schönen wie dichten Tschaikowsky-Produktion des polnischen Regisseurs Mariusz Trelinski. tonartHöchstwertung. Bashkirova, Vengerov Brahms-Trios Nein, der spanische Countertenor ist eigentlich ein netter Kerl, und auch Händel hat eigentlich seine bösen Buben immer sehr manierlich singen lassen. So ist das ein rundum gelungenes Hörvergnügen. Christian Tetzlaff Jörg Widmann: Violinkonzert Ondine 0761195121528/Naxos Arthaus 880242667489/Naxos Kammermusik in Vollendung, musiziert von fünf wunderbar harmonierenden Künstlern. Die Aufnahmen fanden 1997 in München statt, angeführt von Elena Bashkirova, Stargeiger Maxim Vengerov und dem verstorben Cellisten Boris Pergamenschikow. Hans Christian von Bock Der Colon-Ring CMajor 814337011284/Naxos Hier haben sich zwei Deutsche zur klangintensiven Musikeinheit gefunden. Einer der weltbesten Geiger und einer der spannendsten jüngeren Komponisten. Und Daniel Harding begleitet mit Leidenschaft. Ian Bostridge Britten-Lieder Wenn bei einem Unterfangen, Wagners RING auf einen Abend einzudampfen, die Regisseurin abspringt, ist das schlecht für die Kunst, aber gut für einen Dokumentarfilm. So geschehen in Buenos Aires. Es ging ohne Katharina Wagner. Michael Schade Peter von Winter: Das Labyrinth EMI Classics 5099943343256/EMI Arthaus 807280807691/Naxos Kein Pflichtbeitrag zum 100. Geburtstag. Der kluge englische Tenor nähert sich immer mehr Brittens Lieblingspartner Peter Pears an. Und begeistert mit fünf sehr unterschiedlich tönenden Vokalzyklen. Wie geht die Zauberflöte weiter? Die Paare sind verheiratet, aber noch immer muss gegen das Böse gekämpft werden. So wie in dem in Salzburg gezeigten Sequel, das Peter von Winter 1798 ebenfalls auf einen Schikaneder-Text komponierte. Bewertung | Thermometer 2 | 2013 www.tonartmagazin.de aktuell | hifi 28 37 hifi | aktuell Sie gehören ins Reisegepäck wie die Badehose und die Kreditkarte: Elektronische Zwerge, die beinahe so mächtige Klänge entfesseln wie die High-End-Anlage im Wohnzimmer. tonart-Autor Wolfgang Tunze präsentiert eine Auswahl: Taschenspieler für Musik in extremer Auflösung und KopfhörerVerstärker, die aus jedem iPhone einen Klangriesen machen. Nobel-Player AK120 von Astell&Kern High End für unterwegs Feine Komponenten für mobile Konzerte Taschen-Tresor für tönende Schätze Zugegeben, er ist mit einem Kaufpreis von 1300 Euro sündhaft teuer. Aber der mobile Musikplayer AK120 von Astell&Kern stellt alles weit in den Schatten, was MP3-Knirpse bieten können. Er spielt sämtliche digitalen Musikformate mit Auflösungen bis 192 Kilohertz / 24 Bit ab, bietet auf seinem Touchscreen-Bildschirm einen feinsinnigen Equalizer an, versorgt jeden noch so anspruchsvollen Kopfhörer mit passender Leistung und steckt in einem feinen Aluminiumgehäuse. Mehr noch: Über seinen optischen Digitaleingang und über seine USBSchnittstelle lässt er sich auch als extrem hochwertiger Wandler für Musik aus dem Notebook und aus anderen Digitalquellen nutzen. Demnächst eine preisgünstige Alternative Wenn der Kontostand etwas mehr Zurückhaltung nahelegt, kommt der chinesische Hersteller FiiO in Betracht – mit einem FiiO X3 genannten Player, der voraussichtlich nur 240 Euro kosten soll, wenn er im Juli auf den Markt kommt. Auch dieser Taschenspieler wird alle gängigen Digitalformate abspielen – ebenfalls mit Eckdaten bis 192 Kilohertz / 24 Bit. Der eingebaute, 8 Gigabyte große Musikspeicher lässt sich mit Micro-SD-Karten erweitern, die bis zu 64 Gigabyte fassen. Zur Musikübertragung vom Computer dient dem X3 eine schnelle USB 3.0-Schnittstelle, für den Kopfhörer gibt es die übliche Mini-Klinkenbuchse. Wie sein opulenteres Vorbild von Astell&Kern unterstützt der X3 auch die Gapless-Funktion – also die lückenlose Wiedergabe von kompletten Alben ohne technische Kunstpausen. Allerdings: Als externer Wandler zum Abspielen von Notebook-Archiven funktioniert der X3 nicht. Mit Wappen und massivem Holzgehäuse Wer es gern ein wenig eigenwillig mag, hat mit dem Player Colorfly C4 Pro, Kostenpunkt: 655 Euro, eine weitere Alternative. Das Gerät wiegt ein halbes Pfund, denn es steckt in einem massiven Gehäuse aus Nussbaum- oder Rosenholz, dem der Hersteller ein veritables Wappen auf den Rücken graviert. Musikformate bis 192 Kilohertz / 24 Bit sind auch für den Colorfly Ehrensache, ein großer Klinkenstecker lädt selbst hochohmige, also eher leise HiFi-Kopfhörer Ab Juli zu haben: Player FiiO X3 Mit Retro-Charme: Colorfly C4 Pro zum Mitspielen ein. Sein koaxialer Digitaleingang qualifiziert den Player zum externen Wandler-Baustein. Allerdings: Für moderne Zeitgenossen atmen die Bedienelemente des Colorfly vielleicht ein bisschen zu viel Retro-Charme. Nachbrenner für iPhone und Galaxy Der kalifornische Hersteller V-Moda baut ein mobiles Elektronik-Kästchen, das Smartphones die Musik in digitaler Form entlockt, um sie nach allen Regeln der Kunst zu wandeln und für anspruchsvolle Kopfhörer aufzubereiten. Das Utensil mit dem Namen Vamp Verza umgeht damit die weit weniger musikalische Wiedergabeelektronik der Mobiltelefone. Es kostet um 600 Euro. Für weitere 100 Euro gibt es ein zusätzliches, Metallo Case genanntes, maßgeschneidertes Gehäuse für das iPhone 5 oder das Galaxy SIII von Samsung, das Smartphone und Nachbrenner zum Doppelpack vereint. Generalist für alle Kopfhörer Einen mobilen Kopfhörer-Verstärker ohne Wandlerfunktion bietet FiiO unter dem Namen FiiO E12 Mont Blanc an. Der flache Baustein (um 130 Euro) nimmt die analogen Musiksignale über eine Mini-Klinkenbuchse entgegen, als Schnittstelle für den Kopfhörer dient ein Anschluss im selben Format. Eine so genannte Crossfeed-Schaltung verbessert bei der Wiedergabe den Eindruck räumlicher Tiefe, ein zuschaltbarer Bassboost kräftigt das akustische Fundament, und wenn der Kopfhörer allzu leise aufspielt, sorgt eine Pegelanhebung für mehr Saft und Kraft. Wolfgang Tunze II Sie haben Fragen zum Artikel? Schreiben Sie uns: [email protected] Wandler und Amp: Vamp Verza Für alle Fälle: FiiO E12 Mont Blanc 2 | 2013 www.tonartmagazin.de rezensionen | dvd aktuell | hifi 12 30 DVD Area Musik in Bild und Ton DVD-Tipp | Pop tonart DVD-Tipp | Pop Herbert Grönemeyer Tour ‘88 Marianne Faithfull Live In Hollywood Grönland/EMI Music00946 388604 9 5 Eagle Rock/EVDVD 109GV/Edel Produkttipp Au s Derzeit mit seiner aktuellen VeröffentMit Songs wie ‘Broken English‘ und der lichung ‘Schiffsverkehr‘ Nicht wiedernur malzuinHause liegt das Kopf-Hören wieder im Trend. Stones-Ballade Auch un- ‘As Tears Go By‘ machbe 2/2013 aller Munde, gewährt dieser Mitschnitt sie sich einen Namen. Im Hollyterwegs trägt man heute gern große HiFi-Kopfhörer. Die te sollten dann ga vom 29.8.88 aus Köln aber einenmöglichst schönen niederohmig und akustisch geschlossen sein. wood-Konzert Wir stel- sehen wir nun eine gep ip tt Produk Einblick in den damaligen Touralltag des empfehlenswerte Modelle vor: einen für zu reifte Chanteuse, changierend zwilen Ihnen drei Hause und w ww az .t o n a r t m a g Sängers. Die Spielfreude derfür Band ofschen Jazz und Pop, authentisch und zwei unterwegs. fenbart sich besonders in den Gröneohne jegliche Allüren. Aufschlussreich meyer-Klassikern ‘Bochum‘, ‘Männer‘ zudem das 30-minütige Interview im Beyerdynamic T 90 (um 500 Euro) spielt auch am Porti-Player oder Smartphone sehr schön laut, und er bringt und ‘Flugzeuge im Bauch‘. Bonusteil. Auch als Blu-ray erhältlich. selbst dezent gezupfte Bass-Saiten deutlich zu Gehör, die manch anderer HöEin offener 250-Ohm-Hörer für zu Hause. Seine großen rer unterschlägt. Dennoch dickt er den Grundton, etwa bei Männerstimmen, Polster sind mit einem hautfreundlichen Mikrofasergewebe DVD-Tipp | Rock - Pop Eine LeDVD-Tipp - Ambient ohne keineswegs ein. Auch die oberen Lagen kommen klar| Pop und transparent, bezogen und umschließen das Ohr vollständig. je zu nerven. dertasche ist beigepackt, ebenso wie der Adapter, der den Sheryl Crow Brian Eno tonart-Fazit: Leicht und kompakt – und dennoch gebaut für die Ewigkeit. kleinen Klinkenstecker an große Buchsen anpasst. Notfalls Miles From Memphis The Man Who Fell To Earth kann der T 90 also auch am Porti-Player betrieben werden. Auch im Klang top. Eagle Rock EREDV 878GV/Edel Sexy Intellectual SIDVD 564/in-akustik Er trägt sich sehr angenehm, drückt nicht zu fest an und Gefilmt in High Definition, gibt es das Eine interessante Doku über einen der Bose AE2w (um 250 Euro) schlackert nicht auf dem Kopf. Tiefe Töne reproduziert der im November 2010 im Pantages Theausgewiesenen Klang-Visionäre der Die Akustikspezialisten aus Boston haben es geschafft, einen sehr leichT90 angenehm unaufdringlich und sehr präzise. Auch die atre in L.A. aufgezeichnete Konzert der Musikbranche beinhaltet diese außerten und kompakten Unterwegs-Hörer zu konstruieren, dessen große und mittleren und oberen Lagen zeichnet er sehr fein mit wunpopulären US-Sängerin auch im Blugewöhnliche DVD. Dabei geben Mubutterweich gepolsterte Muscheln dennoch die Ohren ganz umschließen. derschöner Stimmwiedergabe. ray-Format. Die 134 Minuten geraten sikerkollegen und Journalisten profunDank ihrer besonders anschmiegtonart-Fazit: Ein toller Langzeithörer für zu Hause, angezu einer kompakten Performance aus de Einblicke in die eklektische Welt eisamen „Memory-Schaum“-Füllung nehm zu tragen und klanglich ein Genuss. druckvollen rockigen und souligen Pasnes Innovatoren, der zugleich Gespürt man den Hörer kaum auf sagen, umgesetzt durch eine bestens schichte bei Roxy Music und als KEF M500 (um 300 Euro) dem Kopf. Den AE2 („Around Ear“) harmonierende Formation. Förderer der Ambient Music schrieb. gibt es wahlweise als kabelgebundeDie britische Lautsprecherschmiede stellt ihren ersten nen Hörer mit oder ohne HeadsetKopfhörer vor: einen 2/2013 e b ga DVD-Tipp |klappJazz und faltbaren, Funktion oder, jetzt neu, als AE2w DVD-Tipp | Swing be 2/2013 ga tschen ikmagazin im Deu tt Ärztebla tt Ärztebla .d e KEF ww az .t o n a r t m a g in w extrem gelenkigen Hiromi Leichthörer aus Alu. Live At The Blue Note Seine superweichen Telarc TEL 32866-09/in-akustik Polster liegen auf den Sie gilt als eine der virtuosesten PianiOhrmuscheln auf, stinnen der östlichen Hemisphäre. Hischmiegen sich aber romi – eine Japanerin, die auch im sehr schön sanft an sie Mutterland des Jazz Karriere machte. an. Ein Hardcase und An einem Augustabend des verganzwei auswechselbare genen Jahres wurde das anwesende Kabel sind beigepackt: Publikum im renommierten NewYoreins mit Mikrofon und ker Jazzclub Blue Note Zeuge eines Fernbedienung, das anFeuerwerks auf 88 Tasten. dere ohne. Der M 500 tschen im Deu tt Ärztebla (für „wireless“) mit integriertem Count Basie Orchestra Produkttipp Mikrofon und Bluetooth-Modul. Er w ww az 1981 - Live At Carnegie Hall .t o n a r t m a g nimmt drahtlos Kontakt zu allen BHM DVD 09/ZYX Music Bluetooth-tauglichen Smartphones „Swing at its finest“ mit der Big Bandauf und unterbricht die Musik autoIkone Basie, zahlreichen Ehrengästen matisch, sobald ein Telefongespräch wie Tony Bennett, Sarah Vaughn und ankommt. Der AE2w ist kein Bassmonster, klingt aber sehr ausgewogen mit George Benson, aufgeführt in einem kräftigen, angenehmen Mitten und Höhen. der ehrwürdigsten Musentempel wie tonart-Fazit: Geniale Mischung aus Tragekomfort, Kompaktheit und der Carnegie Hall – mehr geht nicht, Klangqualität. Ulrich Wienforth II möchte man sagen. Den Höhepunkt bildet ein umwerfendes Duett zwiSie haben Fragen zum Artikel? schen Vaughn und Benson! Schreiben Sie uns: [email protected] ikmagazin Das Mus AE2w Bose .d e im Deu ttipp ProdukM500 in tschen ikmagazin Das Mus Au s Au s in mic T90 yna Beyerd .d e Das Mus Leseraktion tonart | Gewinnspiel beyerdynamic zum- machen Sonderpreis tonart verlost T90 3 DVDs Sie mit! Als Arzt und Leser von tonart erhalten Sie jetzt beim Kauf eines T 90 Premium Stereo Kopfhörers Gewinnen Sie eine von 3 DVDs Diverse Interpreten – The Best Of Melodic Rock (Sony). Senden Sie einfach eine 15% Sonderrabatt. Bestellen Sie einfach online auf www.beyerdynamic.com. Geben Sie vor dem Kauf unter Postkarte mit dem Stichwort DVD AREA / ‘Melodic Rock‘ an die tonart-Redaktion, Verlag otello media, z. Hd. ChriGUTSCHEINCODES die Aktionsnummer T90SpecialAEB ein. Der Gutscheincode ist bis 31. August 2013 gültig. stian Scharf, Preysingstrasse 50, 81667 München. - Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! Einsendeschluss ist der Gewinnspiel 30.06.2011. 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