Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des
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Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des
G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) 09633 Halsbrücke Gewerbepark „Schwarze Kiefern“ 09581 Freiberg, Postfach 1162 Telefon: +49(0)3731 369-0 Telefax: +49(0)3731 369-200 E-Mail: [email protected] www.geosfreiberg.de Abschlussbericht zu den Ergebnissen Projekt-Nr. 30100013 Geschäftsführer: Jan Richter Beiratsvorsitzender: Dr. Horst Richter HRB 1035 Amtsgericht Registergericht Chemnitz Auftraggeber: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz (II E) Brückenstraße 6 10179 Berlin Sparkasse Mittelsachsen Konto 3115019148 BLZ 870 520 00 Deutsche Bank AG Freiberg Konto 2201069 BLZ 870 700 00 Halsbrücke, den 23.09.2011 USt.-IdNr. DE811132746 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) Auftraggeber: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz (II E) Brückenstraße 6 10179 Berlin Projekt-Nr. G.E.O.S.: 30100013 Bearbeitungszeitraum: 2010 - 2011 Bearbeiter: Dr. René Kahnt Dipl.-Geol. Susann Ertel Henryk Feldmann (HGC) Andreas Behnke (HGC) Land: Berlin Seitenanzahl Text: 67 Halsbrücke, den 23.09.2011 Dr. René Kahnt Susann Ertel Prokurist Projektbearbeiterin „Dieses Projekt wurde im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms II aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem Land Berlin (Projektnr.11268 UEPII / 3) gefördert.“ Datum: Seite: 23.09.2011 2/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) INHALTSVERZEICHNIS Seite 1 Einführung ........................................................................................................................ 9 2 Erstellung eines geologischen Modells bis zur Oberkante des Rupelton........................... 9 2.1 Grundsätzlicher Bearbeitungsablauf ............................................................................ 9 2.2 Nachbearbeitung der geologischen Schnitte ............................................................. 10 2.3 Verbreitungsflächen ..................................................................................................... 12 2.4 Räumliche Interpolation ............................................................................................... 14 2.5 Beispielhafte Darstellung der Ergebnisse .................................................................. 18 2.6 Grundwassersituation.................................................................................................. 20 2.7 Temperaturverteilung................................................................................................... 23 3 Darstellung und Quantifizieren der vorhandenen geothermischen Ressource der Ressourcenklasse 1 (0 - 100 m ) .................................................................................... 24 3.1 Klassifizierung Schichtdaten....................................................................................... 24 3.2 Zuweisung spezifische Wärmeleitfähigkeit/Wärmekapazitäten ................................ 25 3.3 Randbedingungen zur Berechnung der spezifischen Entzugsleistung.................... 26 3.4 Ergebnisse für die spezifische Entzugsleistung für einzelne Gesteinsarten ........... 28 3.5 Berechnung der spezifischen Wärmeleitfähigkeit und der spezifischen Entzugsleistung je Bohrung ........................................................................................ 29 3.6 Ergebnisdarstellung für jede Bohrung........................................................................ 30 3.7 Petrografische Bohrungsdaten als Grundlage für die räumliche Interpolation der geothermischen Eigenschaften................................................................................... 30 3.8 Punktverdichtung für die flächenhafte Interpolation (virtuelle Bohrungen)............. 31 3.9 Ergebnisdarstellung als flächenhafte Karte ............................................................... 31 4 Geologisches Tiefenmodell............................................................................................. 34 4.1 Eingangsdaten.............................................................................................................. 34 4.2 Geologische Entwicklung des Berliner Untergrundes............................................... 35 4.3 Differenzierung des Festgesteins unter Nutzbarkeitsaspekten ................................ 37 4.4 Quellen des Tiefenmodells (Festgestein) - verwendete Bohrungen ......................... 38 4.5 Quellen des Tiefenmodells (Festgestein) - verwendete Flächendaten ..................... 39 4.6 Darstellung des Tiefenmodells von Berlin.................................................................. 41 5 Geothermisches Temperaturmodell für den tiefen geologischen Untergrund .................. 54 5.1 Vorgehensweise ........................................................................................................... 54 5.2 Bestimmung der Wärmeleitfähigkeiten für stratigraphische Horizonte.................... 54 5.3 Berechnung der Temperaturen in festgelegten Horizonten ...................................... 55 Datum: Seite: 23.09.2011 3/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) 6 Darstellung und Quantifizierung der vorhandenen geothermischen Ressource der Ressourcenklassen 2 (> 100 m bis 100 °C) und 3 (> 100 °C bis 5 km Tiefe) ................. 58 6.1 Charakterisierung der technischen Systeme zur Nutzung des geothermischen Potenzials des tiefen geologischen Untergrundes .................................................... 58 6.2 Tiefe Erdwärmesonden ................................................................................................ 58 6.2.1 Systemcharakterisierung und Einschätzung der Wirtschaftlichkeit......................... 58 6.2.2 Nutzbare Bereiche ........................................................................................................ 59 6.3 Hydrothermale Dublettensysteme............................................................................... 60 6.3.1 Systemcharakterisierung und Einschätzung der Wirtschaftlichkeit......................... 60 6.3.2 Nutzbare Bereiche ........................................................................................................ 62 6.4 Petrothermale Systeme................................................................................................ 63 6.4.1 Nutzbare Bereiche ........................................................................................................ 64 7 Zusammenfassung ......................................................................................................... 65 TABELLENVERZEICHNIS Seite Tabelle 1: Spezifische Wärmeleitfähigkeiten der Gesteinsklassen....................................... 25 Tabelle 2: Spezifische Wärmekapazitäten der Gesteinsklassen nach VDI 4640 (2010)....... 26 Tabelle 3: Berechnungsergebnisse der spezifischen Entzugsleistung (EED)....................... 29 Tabelle 4: Übersicht über die verwendeten Wärmeleitfähigkeitswerte (λ) und resultierenden spezifischen Entzugsleistungen für unterschiedliche Teufen........ 29 Tabelle 5: Bohrungsdaten „Tiefbohrungen“ (Quelle: GeotIS-Datenbank) ............................. 38 Tabelle 6: Parameter zur Charakterisierung des geothermischen Potenzials für hydrothermale Dubletten ..................................................................................... 61 Datum: Seite: 23.09.2011 4/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) ABBILDUNGSVERZEICHNIS Seite Abbildung 1: In GeODin vorhandene Polygone (oben) im Vergleich mit der korrekten visuellen Darstellung (unten). Die Polygone mussten entsprechend ange passt werden, um die Schichthöheninformation abgreifen zu können. ............. 11 Abbildung 2: Verwendete Punktinformationen und daraus abgeleitete Verbreitungs grenzen für das Holozän ohne Einbeziehung vorhandener Verbreitungskarten 12 Abbildung 3: Im Rahmen der Verschneidung von vorhandenen Verbreitungsflächen aus Karten mit den zusätzlichen Punktinformationen am Beispiel des Holozäns (grün: Verbreitung aus geologischer Skizze; rot: Verbreitung abgeleitet aus Schnitten)......................................................................................................... 13 Abbildung 4: Verwendete Punktinformationen und daraus abgeleitete Verbreitungsgrenzen für die Elster-Kaltzeit ........................................................................................ 14 Abbildung 5: Variogramm Holozän........................................................................................ 15 Abbildung 6: Variogramm Elster-Kaltzeit............................................................................... 15 Abbildung 7: Beispiel Stützstellen Elster-Kaltzeit vor Ausdünnung, rot eingezeichnet die Bohrungen ....................................................................................................... 16 Abbildung 8: Beispiel modellierte Unterkante Elster-Kaltzeit vor Ausdünnung ...................... 17 Abbildung 9: Beispiel Stützstellen nach Ausdünnung, rot eingezeichnet die Bohrungen ....... 17 Abbildung 10: Beispiel modellierte Unterkante Elster-Kaltzeit nach Ausdünnung. Die Schnittspuren sind vereinzelt zwar noch erkennbar, jedoch deutlich abgeschwächt. ................................................................................................. 18 Abbildung 11: Abbildung der Unterkante der Elster-Kaltzeit und der Ober- und Unterkanten der darüber liegenden Holstein-Warmzeit ........................................................ 19 Abbildung 12: Abbildung der Unterkanten in stratigraphischer Reihenfolge vom Jüngsten zum Ältesten: Holozän (blau), Weichselspätglazial bis Holozän (gelb, Dünen), Weichsel (hellgrün), Saale (grau), Holstein (violett), Elster (braun), Miozän (gelb), Oligozän Feinsand (orange) und Oligozän Ton/Schluff (bräunlich)........ 19 Abbildung 13: Grundwassergleichenpläne aus dem Jahr 2009 für den Hauptgrundwasser leiter und den Panketalgrundwasserleiter......................................................... 21 Abbildung 14: Tiefe der Grundwasserdruckfläche für das gesamte Gebiet von Berlin ............ 22 Abbildung 15: Berechnete Temperaturverteilung für eine Bezugshöhe von 0 m NHN gemeinsam mit den Stützstellen (schwarze Punkte) für das Jahr 2010 ............ 23 Abbildung 16: Heizlastverteilung ohne Warmwasserbereitung................................................ 28 Abbildung 17: Heizlastverteilung inklusive Warmwasserbereitung .......................................... 28 Abbildung 18: Beispiel für die Ergebnisdarstellung einer Bohrung zur spezifischen Wärmeleitfähigkeit und zur spezifischen Entzugsleistung................................. 30 Abbildung 19: Ausschnitt aus der Karte zur spezifischen Wärmeleitfähigkeit 0 - 100 m Teufe 32 Abbildung 20: Karte zur spezifischen Wärmeleitfähigkeit 0 - 100 m Teufe .............................. 32 Datum: Seite: 23.09.2011 5/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) Abbildung 21: Ausschnitt aus der Karte zur spezifischen Entzugsleistung für 1.800 Jahresbetriebsstunden und 0 - 100 m Teufe .................................................... 33 Abbildung 22: Karte zur spezifischen Entzugsleistung für 1.800 Jahresbetriebsstunden und 0 - 100 m Teufe................................................................................................ 33 Abbildung 23: Übersicht über die Lage der verwendeten Bohrungen mit dem unter dem Quartär/Tertiär anstehenden Festgestein ......................................................... 34 Abbildung 24: vermutete Störungen von Berlin nach dem Atlas zur Geologie von Branden burg.................................................................................................................. 36 Abbildung 25: Tiefengeologie Berlin - Einzelne Ebenen, Gesamtmodell ohne Überhöhung Darstellung jeweils der Basis der einzelnen Horizonte ..................................... 41 Abbildung 26: Tiefengeologie Berlin - Einzelne Ebenen, das Gesamtmodell bei 4-facher Überhöhung - Darstellung jeweils der Basis der einzelnen Horizonte............... 42 Abbildung 27: Ebene 1 (3-D Ansicht): Basis Rotliegend, entspricht Basis der Vulkanite des Autun bzw. Top des Präperms................................................................... 42 Abbildung 28: Ebene 1 (Tiefenlinienkarte): Basis Rotliegend, entspricht Basis der Vulkanite des Autun bzw. Top des Präperms................................................................... 43 Abbildung 29: Ebene 2 (3-D Ansicht): Basis des sedimentären Rotliegenden (Saxon) ........... 43 Abbildung 30: Ebene 2 (Tiefenlinienkarte): Basis des sedimentären Rotliegenden (Saxon).... 44 Abbildung 31: Ebene 3 (3-D Ansicht): Basis des Zechstein. Wie beschrieben, wird von einem weitestgehend nivellierten Top des Rotliegenden ausgegangen. Gut sichtbar ist das Ansteigen des Kontinentalhanges nach Süd bzw. Südost........ 44 Abbildung 32: Ebene 3 (Tiefenlinienkarte): Basis des Zechstein. Wie beschrieben, wird von einem weitestgehend nivellierten Top des Rotliegenden ausgegangen. Gut sichtbar ist das Ansteigen des Kontinentalhanges nach Süd bzw. Südost........ 45 Abbildung 33: Ebene 4 (3-D Ansicht): Basis des Buntsandsteins, gleichzeitig Top Zech stein. Das deutlich bewegte Relief entstand erst mit der Salzmobilisierung im späten Mesozoikum und paust sich deshalb durch alle hangenden Horizonte durch................................................................................................................ 45 Abbildung 34: Ebene 4 (Tiefenlinienkarte): Basis des Buntsandsteins, gleichzeitig Top Zechstein. Das deutlich bewegte Relief entstand erst mit der Salzmobili sierung im späten Mesozoikum und paust sich deshalb durch alle hangen den Horizonte durch. ........................................................................................ 46 Abbildung 35: (3-D Ansicht) Oberkante des mittleren Buntsandsteines, Oberkante des unteren Bundsandsteines, Buntsandsteinbasis (von oben nach unten)............ 47 Abbildung 36: (3D-Ansicht) Differenzierung des Buntsandsteins im Gesamtmodell - oberer, mittlerer und unterer Buntsandstein (farbig) ..................................................... 48 Abbildung 37: (Tiefenlinienkarte) Basis des oberen Buntsandsteines ..................................... 48 Abbildung 38: Ebene 5 (3D-Ansicht): Basis des Muschelkalk ................................................. 49 Abbildung 39: Ebene 5 (Tiefenlinienkarte): Basis des Muschelkalk......................................... 49 Abbildung 40: Ebene 6 (3D-Ansicht): Basis des Keuper ......................................................... 50 Abbildung 41: Ebene 6 (Tiefenlinienkarte): Basis des Keuper................................................. 50 Datum: Seite: 23.09.2011 6/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) Abbildung 42: Ebene 7 (3D-Ansicht): Basis des Jura. In dieser Ebene sind erstmals signifikante „Lücken“ erkennbar, die Ablagerungen des Jura wurden hier im jeweiligen Top der Salzstrukturen erodiert. .................................................. 51 Abbildung 43: Ebene 7 (Tiefenlinienkarte): Basis des Jura. In dieser Ebene sind erstmals signifikante „Lücken“ erkennbar, die Ablagerungen des Jura wurden hier im jeweiligen Top der Salzstrukturen erodiert........................................................ 51 Abbildung 44: Ebene 8 (3D-Ansicht): Basis der Kreide. Die zuvor beschriebenen Erosionserscheinungen treten noch stärker für die Kreide auf. Dieses Bild zeigt mehr oder weniger die Situation auch im Liegenden des Tertiärs und damit für den Übergang des Festgesteins in das Lockergestein....................... 52 Abbildung 45: Ebene 8 (Tiefenlinienkarte): Basis der Kreide. Die zuvor beschriebenen Erosionserscheinungen treten noch stärker für die Kreide auf. Dieses Bild zeigt mehr oder weniger die Situation auch im Liegenden des Tertiärs und damit für den Übergang des Festgesteins in das Lockergestein....................... 52 Abbildung 46: Ebene 9 (3D-Ansicht): Basis des Tertiär. Gut erkennbar einerseits im Osten das fehlende Tertiär in der Struktur von Rüdersdorf, andererseits die durch „Salzabfluss“ stark ausgeprägte Depression im Nordwesten mit einem über 1.000 Meter mächtigen Tertiär. ........................................................................ 53 Abbildung 47: Ebene 9 (Tiefenlinienkarte): Basis des Tertiär. Gut erkennbar einerseits im Osten das fehlende Tertiär in der Struktur von Rüdersdorf, andererseits die durch „Salzabfluss“ stark ausgeprägte Depression im Nordwesten mit einem über 1.000 Meter mächtigen Tertiär. ................................................................ 53 Abbildung 48: Virtuelle Stützstellen im Abstand von 250 m..................................................... 54 Abbildung 49: Verteilung der Wärmestromdichte (OWSD) nach HENNING (2011) ................... 56 Abbildung 50: Temperatur, Höhenniveau Oberkante Rupelton, nach HENNING (2011)............ 56 Abbildung 51: Temperaturverteilung, Oberkante mittlerer Buntsandstein................................ 57 Abbildung 52: Temperaturverteilung Oberkante Saxon (Rotliegend Sandstein)...................... 57 Datum: Seite: 23.09.2011 7/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) ANLAGENVERZEICHNIS Die Karten des geothermischen Potenzials (Wärmeleitfähigkeit und spezifische Entzugsleistung) erhalten die Anlagennummern aus dem Umweltatlas von Berlin: Anlage 02.18.1: Geothermisches Potenzial – spezifische Wärmeleitfähigkeit bis 40 m Anlage 02.18.2: Geothermisches Potenzial – spezifische Wärmeleitfähigkeit bis 60 m Anlage 02.18.3: Geothermisches Potenzial – spezifische Wärmeleitfähigkeit bis 80 m Anlage 02.18.4: Geothermisches Potenzial – spezifische Wärmeleitfähigkeit bis 100 m Anlage 02.18.5: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 40 m, für 1.800 h/a Anlage 02.18.6: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 60 m, für 1.800 h/a Anlage 02.18.7: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 80 m, für 1.800 h/a Anlage 02.18.8: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 100 m, für 1.800 h/a Anlage 02.18.9: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 40 m, für 2.400 h/a Anlage 02.18.10: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 60 m, für 2.400 h/a Anlage 02.18.11: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 80 m, für 2.400 h/a Anlage 02.18.12: Geothermisches Potenzial – spezifische Entzugsleistung bis 100 m, für 2.400 h/a Anlage 1: Berechnete Temperatur für Oberkante mittlerer Buntsandstein Anlage 2: Berechnete Temperatur für Oberkante Saxon Datum: Seite: 23.09.2011 8/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) 1 Einführung Nachfolgend werden für die einzelnen Bearbeitungsschritte die wesentlichen Ergebnisse der Bearbeitung in Kurzform zusammenfassend dargestellt. Die Gliederung des Berichtes orientiert sich dabei im Wesentlichen an der Gliederung der Aufgabenstellung in der Leistungsbeschreibung. Gegenstand der Arbeiten war die Erstellung von 3D-Modellen für die drei Ressourcenklassen: Ressourcenklasse 1: bis 100 m Ressourcenklasse 2: über 100 m bis 100 °C Ressourcenklasse 3: über 100 °C Auf der Grundlage dieser 3D-Modelle sind Aussagen zu den geothermischen Potenzialen dieser Ressourcenklassen zu treffen. 2 Erstellung eines geologischen Modells bis zur Oberkante des Rupelton 2.1 Grundsätzlicher Bearbeitungsablauf Die Bearbeitung zur Modellerstellung wurde in folgenden Schritten durchgeführt: – GeODin-Schnitte anpassen und klassifizieren – Konvertierung in Lin-Files (Polygone in Textdateien) – Umrechnung der Koordinaten von Blattkoordinaten in Weltkoordinaten – Abgreifen der 3D-Punktinformation auf Schnitten – Verbreitung der stratigraphischen Einheiten aus GeODin-Schnitten unter Berücksichtigung der Puffer und der realen Aufschlüsse – Variogrammanalyse und Interpolation innerhalb der Verbreitungsgrenzen – Bildung der 3D-Körper Den Ausgangspunkt für die 3D-Körperkonstruktion mit dem Programm SURPACTM bildeten stratifizierte Aufschlussdaten (ca. 1.000 Stk.) sowie die beim Auftraggeber (AG) vorliegenden Schnitte, welche auf der Grundlage einer Vielzahl von Aufschlüssen stratifiziert wurden. Datum: Seite: 23.09.2011 9/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen des Landes Berlin (Modul 2) Das Programm SURPACTM ist eine Bergbauspezialsoftware die insbesondere die Schwerpunkte Geologie, Bergbau und Abbauplanung abdeckt. Es ermöglicht die dreidimensionale Visualisierung erfasster Parameter (z. B. Geologie) und bietet umfangreiche Möglichkeiten der Datenanalyse und -verarbeitung. 2.2 Nachbearbeitung der geologischen Schnitte Die Schnitte wurden dem Auftragnehmer (AN) sowohl in analoger Form als auch in digitaler Form (GeODin) übergeben. Bevor die eigentliche Bearbeitung beginnen konnte, mussten die digitalen Schnitte nochmals überarbeitet werden, da die einzelnen stratigraphischen und petrographischen Einheiten zwar visuell korrekt abgebildet waren, sich die Polygone jedoch teilweise erheblich überlappt haben bzw. aus mehreren zusammengesetzt waren. Deshalb mussten die Polygone in GeODin so überarbeitet werden, dass für jede Einheit eine eindeutige Schichtoberund -unterkante abgreifbar wurde. Nachfolgend ist exemplarisch ein solcher E-W-Schnitt (Schnitt 23) dargestellt. Datum: 23.09.2011 Seite: 10/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 1: In GeODin vorhandene Polygone (oben) im Vergleich mit der korrekten visuellen Darstellung (unten). Die Polygone mussten entsprechend angepasst werden, um die Schichthöheninformation abgreifen zu können. Datum: 23.09.2011 Seite: 11/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 2.3 Verbreitungsflächen Verbreitungsgrenzen lagen nur für einzelne stratigraphische Einheiten vor. Deshalb mussten die Punktinformationen aus den Aufschlüssen sowie die Informationen aus den Schnitten genutzt werden, um die für die Modellierung notwendigen Verbreitungsflächen abzuleiten. In nachfolgenden Abbildungen sind dazu Beispiele dargestellt. Abbildung 2: Datum: 23.09.2011 Verwendete Punktinformationen und daraus abgeleitete Verbreitungsgrenzen für das Holozän ohne Einbeziehung vorhandener Verbreitungskarten Seite: 12/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 3: Im Rahmen der Verschneidung von vorhandenen Verbreitungsflächen aus Karten mit den zusätzlichen Punktinformationen am Beispiel des Holozäns (grün: Verbreitung aus geologischer Skizze; rot: Verbreitung abgeleitet aus Schnitten) Am Beispiel der Elster-Kaltzeit (Abbildung 4) wird dabei deutlich, dass insbesondere bei den weit verbreiteten Bildungen die Informationen entlang der Schnitte gegenüber den Bohrungsaufschlüssen dominieren. Das führte dazu, dass bei der späteren Modellierung die Schnittspuren noch deutlich erkennbar waren. Nur durch eine Reduzierung der Stützstellen entlang der Schnitte auf einen Abstand von 300 m konnte dieser Effekt etwas abgemildert werden. Datum: 23.09.2011 Seite: 13/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 4: 2.4 Verwendete Punktinformationen und daraus abgeleitete Verbreitungsgrenzen für die Elster-Kaltzeit Räumliche Interpolation Die z-Werte bzw. die Mächtigkeiten der Körper wurden auf der Grundlage eines KrigingAlgorithmus berechnet. Dazu war zunächst die Durchführung einer Variogrammanalyse notwendig, um die korrekten Parameter zu bestimmen. Variogramme dienen dazu, punkthaft gemessene Daten räumlich zu interpolieren. Das Variogramm beschreibt die räumliche Variabilität der Daten in Abhängigkeit von ihrem Abstand. Mit anderen Worten ist darin die Information enthalten, wie stark Punkte in einem bestimmten Abstand miteinander korrelieren. Das Verfahren ist ein geostatistisches Verfahren und Grundlage für das verwendete Interpolationsverfahren Kriging. Während die Variogramme für die lokalen Verbreitungen plausibel aussahen, waren sie bei den Stratigrafien mit großer Verbreitung wieder durch die Daten entlang der Schnitte überprägt und wiesen eine eher untypische Form auf. Deshalb wurde hier dazu übergegangen, Parameter zu verwenden, die der realen Aufschlussdichte eher entsprechen. Datum: 23.09.2011 Seite: 14/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Nachfolgend sind dazu zwei Beispiele dargestellt. Abbildung 5: Variogramm Holozän Abbildung 6: Variogramm Elster-Kaltzeit Deutlich sichtbar ist in Abbildung 6 der eher untypische Verlauf (regelmäßige Zacken), der durch die regelmäßige Anordnung der Stützstellen (Schnittlinien) hervorgerufen wird. Datum: 23.09.2011 Seite: 15/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Bevor die Daten aus den Bohrungen und den Schnitten für die Modellbildung verwendet wurden, musste die Konsistenz der Daten geprüft werden. Teilweise erfolgte dies iterativ, indem einzelne modelliert und geprüft wurden. In Bereichen von geologisch nicht plausiblen, auffälligen Strukturen wurden die Primärdaten betrachtet und bei Notwendigkeit angepasst. Dies soll anhand nachfolgender Abbildungen verdeutlicht werden. Abbildung 7: Datum: 23.09.2011 Beispiel Stützstellen Elster-Kaltzeit vor Ausdünnung, rot eingezeichnet die Bohrungen Seite: 16/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 8: Beispiel modellierte Unterkante Elster-Kaltzeit vor Ausdünnung Abbildung 9: Beispiel Stützstellen nach Ausdünnung, rot eingezeichnet die Bohrungen Datum: 23.09.2011 Seite: 17/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 10: 2.5 Beispiel modellierte Unterkante Elster-Kaltzeit nach Ausdünnung. Die Schnittspuren sind vereinzelt zwar noch erkennbar, jedoch deutlich abgeschwächt. Beispielhafte Darstellung der Ergebnisse Im Ergebnis dieses hochgradig iterativen Prozesses der Modellerstellung wurde ein in sich konsistentes 3D-Modell bis zur Oberkante Rupelton erstellt, welches die stratigraphischen Haupteinheiten im 3D-Raum repräsentiert. Dies soll an ausgewählten Beispielen verdeutlicht werden. Datum: 23.09.2011 Seite: 18/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 11: Abbildung der Unterkante der Elster-Kaltzeit und der Ober- und Unterkanten der darüber liegenden Holstein-Warmzeit Bei den Körpern ist zu beachten, dass die Oberkanten teilweise durch die Unterkanten mehrerer hangender Körper bzw. durch die Geländeoberkante gebildet werden. Abbildung 12: Datum: 23.09.2011 Abbildung der Unterkanten in stratigraphischer Reihenfolge vom Jüngsten zum Ältesten: Holozän (blau), Weichselspätglazial bis Holozän (gelb, Dünen), Weichsel (hellgrün), Saale (grau), Holstein (violett), Elster (braun), Miozän (gelb), Oligozän Feinsand (orange) und Oligozän Ton/Schluff (bräunlich) Seite: 19/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 2.6 Grundwassersituation Für die Berechnung der geothermischen Potenziale sind neben den 3D-Körpern noch die Wassersättigung des Gebirges (Grundwassersituation) sowie die Temperaturverteilung des Untergrundes relevant. Dazu konnte jeweils auf entsprechende Vorarbeiten zurückgegriffen werden, die als Ausgangspunkt für die Bearbeitung verwendet wurden. Als Ausgangspunkt für die Grundwassersättigung wurden die Grundwassergleichen aus dem Jahre 2009 verwendet und hinsichtlich gespannter - ungespannter Verhältnisse geprüft. Neben den Grundwassergleichen für den Hauptgrundwasserleiter für ganz Berlin lagen lokale Grundwassergleichen für das Panketal vor. Diese Daten mussten mit den Geländehöhen verschnitten werden. Die Ausgangsdaten sind dazu in Abbildung 13 dargestellt, während die resultierende Tiefe der Grundwasserdruckfläche in Abbildung 14 dargestellt ist. Datum: 23.09.2011 Seite: 20/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul2) Abbildung 13: Datum: 23.09.2011 Grundwassergleichenpläne aus dem Jahr 2009 für den Hauptgrundwasserleiter und den Panketalgrundwasserleiter Seite: 21/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 14: Datum: 23.09.2011 Tiefe der Grundwasserdruckfläche für das gesamte Gebiet von Berlin Seite: 22/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 2.7 Temperaturverteilung Für die Temperaturverteilung im Untergrund lagen ebenfalls Primärdaten vor. Da diese zunächst nicht ausreichend waren, ein konsistentes Temperaturfeld bis zur Oberkante Rupelton zu entwickeln, wurden diese Daten aktuell nochmals überarbeitet HENNING (2011). Nachfolgend soll lediglich beispielhaft die bisher berechnete Temperaturverteilung für den Bereich 0 m NHN dargestellt werden. In der Karte sind zusätzlich die Messung verwendeten Grundwassermessstellen dargestellt. Abbildung 15: Berechnete Temperaturverteilung für eine Bezugshöhe von 0 m NHN gemeinsam mit den Stützstellen (schwarze Punkte) für das Jahr 2010 Als besondere Schwierigkeit bei der Erstellung eines Modells als Grundlage für das geothermische Potenzial erwies sich bei der Modellierung die Tatsache, dass die stratigraphischen Haupteinheiten in den Schnitten lediglich petrographisch unterteilt sind. Einerseits ist die petrographische Unterteilung für die Berechnung des geothermischen Potenzials zwar die entscheidende Größe, andererseits lassen sich ohne eine entsprechende Feinstratifizierung mit eindeutiger Zuordnung der einzelnen Einheiten zu einem Normalprofil die Strukturen nicht zwischen unter- Datum: 23.09.2011 Seite: 23/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) schiedlichen Schnitten korrelieren. Eine derartige Korrelation hätte letztlich die nochmalige Interpretation aller Primärdaten erfordert, was außerhalb des Bearbeitungsrahmens lag. Deshalb wurde ein kombiniertes Vorgehen vereinbart, welches die 3D-Geometrie der stratigraphischen Einheiten als auch die Verteilung der Petrografie innerhalb derselben entlang der Schnitte berücksichtigt. Dazu wurden als Grundlage für die Berechnung des geothermischen Potenzials entlang der Schnitte virtuelle Stützstellen im Abstand von 250 m erzeugt, welche innerhalb der stratigraphischen Haupteinheiten die jeweilige lokale Petrografie insoweit berücksichtigen, wie sie für die Berechnung der geothermischen Parameter notwendig ist. 3 Darstellung und Quantifizieren der vorhandenen geothermischen Ressource der Ressourcenklasse 1 (0 - 100 m ) 3.1 Klassifizierung Schichtdaten Die zur Verfügung gestellte Bohrungsdatenbank (Bohrungen mit mehr als 39 m Endteufe) enthält 9047 Bohrungen mit 152.826 Schichten (GeODin-Datenbank). Insgesamt sind in diesen Schichten 40.854 unterschiedliche Petrographien enthalten. Zur Reduzierung der einzubeziehenden Petrographien wurde in einem ersten Schritt nur das Hauptgestein aus dem SEP1-Schlüssel (Petrographieschlüssel bis Semikolon) berücksichtigt. Dies führte zu einer Reduktion auf 8.118 verschiedenen Petrographien. Es erfolgte eine Zuordnung zu 18 Klassen (zusammengefasst = 11; siehe folgende Tabelle). In einem zweiten Schritt erfolgte in Berlin eine manuelle Durchsicht wichtiger Petrographien wie Sand, Schluff, Ton bzw. Geschiebemergel in der Datenbank mit allen 40.854 Petrographien. Dabei wurden folgende Vereinbarungen getroffen: – – – – – – Schluffe, sandig (mittel, grob; nicht nur feinsandig), kiesig (fein, mittel, grob) oder steinig (fein, mittel, grob) stellen Geschiebemergel dar. Tone, kiesig (fein, mittel, grob) oder steinig (fein, mittel, grob) stellen ebenfalls Geschiebemergel dar. G:Sbrk bedeutet Sand G:Tbrk; G:Ubrk wird zu Ton/Schluff Kohleletten ‚Lt‘ wird zu Ton/Schluff ‚Mt‘ entspricht Ton/Schluff Datum: 23.09.2011 Seite: 24/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Unter Zuhilfenahme der Angaben zur Genese wurden zuletzt folgende Schichten neu zugeordnet: – – Genese ‚Mg entspricht Geschiebemergel Genese Lg entspricht Geschiebelehm Die somit klassifizierten Schichten lassen sich zu 18 Klassen zuordnen. Nach Zusammenfassung von Kies, Kies, sandig, Kies steinig, Steine zu Kies, Verwitterungslehm zu Geschiebemergel, Lehm zu Geschiebelehm usw. werden schließlich 11 Gesteine unterschieden. 3.2 Zuweisung spezifische Wärmeleitfähigkeit/Wärmekapazitäten Diesen elf Klassen wurden die entsprechenden Wärmeleitfähigkeiten (Tab. 1) und die Wärmekapazitäten (Tab. 2) zugeordnet. Die Werte für die Wärmeleitfähigkeit stellen Mittelwerte dar. Für Sand, Geschiebemergel/-lehm und Ton/Schluff wurden in Berlin dazu eigene Messungen durchgeführt (Honarmand & Völker 1999). Tabelle 1: Spezifische Wärmeleitfähigkeiten der Gesteinsklassen Gestein Anzahl (152.826) λ ungesättigt W / (m · K) λ gesättigt W / (m · K) 2.132 1.577 0,4 2,1 2,7 2,8 1.813 48 734 101.646 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 2,7 2.341 2.494 92 796 1.949 0,4 0,4 0,4 0,4 2,9* 1,8 1,8 1,8 1,8 2,9 Lehm Geschiebemergel 754 17.062 2,9 2,9* 2,9 2,9 Verwitterungslehm 57 2,9 2,9 Auffüllung/anthropogen Boden Mudden Wiesenkalk Torf/Torfmudden Sand, allgemein Kies Kies, sandig Kies, steinig Steine/Geröll Geschiebelehm Datum: 23.09.2011 Quelle wie Sand Mischung aus bindig und rollig VDI 4640 (2010) wie Mudde VDI 4640 (2010) VDI 4640 (2010) und HONARMAND & VÖLKER (1999) VDI 4640 (2010) wie Kies wie Kies wie Kies HONARMAND & VÖLKER (1999) wie Geschiebelehm HONARMAND & VÖLKER (1999) wie Geschiebemergel Seite: 25/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Gestein Anzahl (152.826) λ ungesättigt W / (m · K) λ gesättigt W / (m · K) Quelle VDI 4640 (2010) und HONARMAND & VÖLKER (1999) VDI 4640 (2010) (Steinkohle, Weichbraunkohle) VDI 4640 (2010) wie Kies wie Kies Ton/Schluff 16.512 0,5 1,5 Braunkohle 2.360 0,4 0,4 44 302 106 2,7 0,4 0,4 2,7 1,8 1,8 Kalkstein nicht zuordenbar: KV u. a. leerer Eintrag in Petrographie und Genese * Für den Geschiebemergel/-lehm wird sowohl für den gesättigten als auch für den ungesättigten Bereich der gleiche Wärmeleitfähigkeitswert (2,9 W/mK) angenommen, da er auch im ungesättigten Bereich überwiegend erdfeucht ist. Tabelle 2: Spezifische Wärmekapazitäten der Gesteinsklassen nach VDI 4640 (2010) Gestein Anzahl (152.826) Auffüllung/anthropogen Boden Mudden Torf/Torfmudden Sand, allgemein Kies Geschiebelehm Geschiebemergel Ton/Schluff Braunkohle Kalkstein 3.3 Wärmekapazität c [MJ/m³, K] ungesättigt 2.114 1.586 1,6 2,25 Wärmekapazität c [MJ/m³, K] gesättigt 2,5 2,25 1.822 754 52.712 2.355 1.706 7.153 23.778 2.837 44 0,8 0,8 1,6 1,45 2,0 2,0 1,55 0,8 2,25 0,8 0,8 2,5 2,4 2,0 2,0 2,4 0,8 2,25 Bemerkungen wie Sand Mischung aus bindig und rollig wie Torf Randbedingungen zur Berechnung der spezifischen Entzugsleistung Zur Bestimmung der spezifischen Entzugsleistungen der 11 Gesteinsklassen wurde ein Modellansatz mittels Earth Energy Designer (Version 3.16) herangezogen. Hierfür wurde ein konservativer, anwendungsnaher energetischer Lastfall (Einfamilienhaus) für jede Gesteinsklasse mit identischen Randbedingungen berechnet. Lediglich die gesteinsspezifischen Parameter (Wärmeleitfähigkeit, Wärmekapazität) sind entsprechend den Tabellen 1 und 2 angepasst worden. Somit konnte für jede Gesteinsklasse die maximale Heizleistung und weiterführend die spezifische Entzugsleistung bestimmt werden. Datum: 23.09.2011 Seite: 26/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 1. Randbedingungen Standort/Wärmebedarf – – – – – – – – – – – – Mittlere Temperatur an der Erdoberfläche: Sondenanordnung: Bohrdurchmesser: Volumenstrom/Sonde: 9 °C (E ED für Standort Berlin) 2 Sonden à 100 m Länge, 6 m Abstand 180 mm 0,5 l/min (Untergrenze turbulente Strömung im Fluid) Sonde: Doppel-U, PE DN 32 PN 10 Mittenabstand: 0,07 m Leitfähigkeit Hinterfüllung: 1,5 W/(m*K) Kältemittel: Monoethylenglykol 25% Bohrlochwiderstand: entsprechend o. g. Ausbau Simulationszeitraum: 25 Jahre Jahresarbeitszahl: 4,3 (Förderrichtlinie Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, BaFa) untere Temperaturrandbedingung des Fluids: 1,5 °C 2. Randbedingungen Grundwasser/Untergrundtemperatur – Grundwasserfluss wird nicht berücksichtigt – Untergrundtemperatur konstant = mittlere Temperatur Berlin (9 °C) 3. Gültigkeit – gilt nur für kleine Sondenanlagen (1 - 2 Sonden) – bei größeren Anlagen mit mehr als 2 Sonden (auch unter 30 kW) müssen entsprechend Abschläge vorgenommen werden, denn die Einflussnahme der Sonden untereinander nimmt mit steigender Anzahl zu Die Bestimmung der spezifischen Entzugsleistungen erfolgte für 2 Szenarien. Im ersten Fall wurde die Berechnung der Entzugsleitung für die reine Heizarbeit ohne Warmwasserbereitung mit 1.800 Volllaststunden der Wärmepumpe durchgeführt. Die monatliche Heizlastverteilung ist in der nachfolgenden Grafiktabelle aufgeführt. Datum: 23.09.2011 Seite: 27/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 16: Heizlastverteilung ohne Warmwasserbereitung Der zweite Berechnungsdurchlauf erfolgte unter Hinzunahme der Warmwasserbereitung mit 2.400 Volllaststunden. Das Verhältnis von Heizarbeit zu Arbeit Warmwasserbereitung ist 3 : 1. Abbildung 17: 3.4 Heizlastverteilung inklusive Warmwasserbereitung Ergebnisse für die spezifische Entzugsleistung für einzelne Gesteinsarten Unter Berücksichtigung der dargestellten Annahmen wurden die folgenden spezifischen Entzugsleistungen berechnet. Datum: 23.09.2011 Seite: 28/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Tabelle 3: Berechnungsergebnisse der spezifischen Entzugsleistung (EED) Gestein P 1.800 h/a [W/m] P 2.400 h/a [W/m] P 1.800 h/a [W/m] ungesättigt Auffüllung/anthropogen P2.400 h/a [W/m] gesättigt 9,94 8,02 45,56 37,30 37,86 30,88 46,41 38,02 Mudden 9,20 7,43 9,20 7,43 Torf/Torfmudden 9,20 7,43 9,20 7,43 Sand, allgemein 9,94 8,02 45,56 37,30 Kies 9,82 7,94 34,01 27,75 Geschiebelehm 47,16* 38,82* 47,16 38,82 Geschiebemergel 47,16* 38,82* 47,16 38,82 11,91 9,63 29,84 24,22 Boden Ton/Schluff Braunkohle Kalkstein * 9,20 7,43 9,20 7,43 45,24 37,06 45,24 37,06 Für den Geschiebemergel/-lehm wird sowohl für den gesättigten als auch für den ungesättigten Bereich der gleiche Wärmeleitfähigkeitswert (2,9 W/mK) angenommen, da er auch im ungesättigten Bereich überwiegend erdfeucht ist. Damit ergeben sich auch die gleichen spezifischen Entzugsleistungen für den gesättigten und ungesättigten Bereich. 3.5 Berechnung der spezifischen Wärmeleitfähigkeit und der spezifischen Entzugsleistung je Bohrung Nach Zuordnung der Wärmeleitfähigkeiten (gesättigt/ungesättigt) zu allen einzelnen Schichten sowie Zuordnung der Grundwasserdruckfläche zu jeder Bohrung erfolgte die automatisierte Summation der spezifischen Entzugsleistung bis zur festgelegten Teufe bzw. die gewichtete Mittelung der Wärmeleitfähigkeit. Im Folgenden ist die Zusammenfassung der durchgeführten Berechnungen aufgeführt. Tabelle 4: Übersicht über die verwendeten Wärmeleitfähigkeitswerte (λ) und resultierenden spezifischen Entzugsleistungen für unterschiedliche Teufen Teufe [m] Anzahl Bohrungen λ-Mittelwert Spezifische Entzugsleistung W/m (1.800 h/a) Spezifische Entzugsleistung W/m (2.400 h/a) 40 9.047 0,40 - 2,90 (2,32) 9,82 - 47,16 (39,57) 7,92 - 38,82 (32,41) 60 4.422 0,42 - 2,90 (2,33) 10,10 - 47,16 (39,86) 8,25 - 38,82 (32,64) 80 2.485 0,42 - 2,90 (2,32) 7,57 - 47,16 (39,82) 6,19 - 38,82 (32,59) 100 1.127 1,15 - 2,90 (2,31) 21,43 - 47,16 (39,73) 17,50 - 38,82 (32,51) Die Punktdaten wurden auf das Ausgaberaster mittels IDW (Inverse Distanzwichtung) interpoliert. Datum: 23.09.2011 Seite: 29/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 3.6 Ergebnisdarstellung für jede Bohrung Ausgehend von der Zuordnung detaillierter Petrographien zu Gesteinsklassen und zugeordneten Wärmeleitfähigkeiten/Wärmekapazitäten wurden für jede der ca. 9.047 Bohrungen Skizzen für die spezifische Wärmeleitfähigkeit sowie aufbauend darauf die spezifische Entzugsleistung für 1.800 und 2.400 Betriebsstunden erstellt (folgende 2 Abbildungen) Abbildung 18: 3.7 Beispiel für die Ergebnisdarstellung einer Bohrung zur spezifischen Wärmeleitfähigkeit und zur spezifischen Entzugsleistung Petrografische Bohrungsdaten als Grundlage für die räumliche Interpolation der geothermischen Eigenschaften Als Grundlage für die Regionalisierung der Teufen bezogenen spezifischen Wärmeleitfähigkeit bzw. der Teufen bezogenen spezifischen Entzugsleistung wurden die petrografischen Ansprachen aus den Aufschlüssen sowie die Lage der Grundwasserdruckfläche verwendet. Um in Bereichen mit wenigen Aufschlüssen zusätzliche Stützstellen zu erzeugen, wurde das in den Schnitten verarbeitete geologische Expertenwissen verwendet. Die Schnitte enthalten eine von Experten interpretierte stratigrafische (Grobstratigrafie) und eine petrografische Information, die für die Erzeugung virtueller Bohrungen verwendet werden konnte (siehe unten). Da weder in den Schnitten noch in den stratifizierten Aufschlüssen eine feinstratigrafische Information enthalten ist, war bei der Erstellung des 3D-Modells keine eindeutige Zuordnung der petrografischen Einheiten möglich. Somit musste das 3D-Modell auf die Grobstratigrafie beschränkt werden. Sobald die Aufschlüsse feinstratifiziert sind, kann das bestehende 3D-Modell problemlos fortgeschrieben Datum: 23.09.2011 Seite: 30/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) und präzisiert werden. Aufgrund dieses Sachverhaltes, musste die für die geothermischen Eigenschaften relevante petrografische Information direkt aus den Primärdaten (Aufschlüsse) und aus den in den Schnitten interpretierten Petrografien erstellt werden, da aufgrund der genannten Datendefizite die petrografische Information nicht im 3D-Modell enthalten ist. 3.8 Punktverdichtung für die flächenhafte Interpolation (virtuelle Bohrungen) Da insbesondere für die Erstellung der Karte mit der Tiefe bis 100 m nur 1.100 Bohrungen zur Verfügung standen, wurden zur Verdichtung für alle vier Teufen virtuelle Bohrungen anhand des erstellten geologischen Modells bzw. der zugrunde liegenden Schnitte abgeleitet. Diese Bohrungen wurden anhand der Profillinien der geologischen Schnitte mit einem Abstand von 500 m erstellt. Die Zuordnung der Wärmeleitfähigkeit und des zugehörigen Entzugspotentials erfolgte für diese Stützstellen anhand gemittelter Werte der petrographischen Eigenschaften des umliegenden Gesteins entsprechend o. g. Tabellen. Insgesamt wurden ca. 3.900 virtuelle Bohrungen verwendet. Wie bereits oben dargestellt, repräsentieren die Schnitte geologisches Expertenwissen, welches auch die petrografische Information enthält, die an den Stellen für die Regionalisierung der geothermischen Eigenschaften genutzt werden konnte, an denen keine realen Aufschlüsse vorhanden sind. 3.9 Ergebnisdarstellung als flächenhafte Karte Die für alle Bohrungen berechneten Werte für die spezifische Wärmeleitfähigkeit und die spezifische Entzugsleistung werden auf die Fläche der Stadt Berlin interpoliert. Im Folgenden sind jeweils ein Ausschnitt der Karte sowie stark verkleinert die Gesamtkarte für die Wärmeleitfähigkeit und die spezifische Entzugsleistung dargestellt. Insgesamt wird die Karte der Wärmeleitfähigkeit für 4 Ebenen (0 - 40 m / 0 - 60 m / 0 - 80 m / 0 - 100 m Tiefe) berechnet. Die Karten der spezifischen Entzugsleistung werden jeweils für 1.800 und 2.400 Jahresbetriebsstunden ebenfalls für die Ebenen 0 - 40 m / 0 - 60 m / 0 - 80 m / 0 - 100 m Tiefe erstellt. Datum: 23.09.2011 Seite: 31/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 19: Ausschnitt aus der Karte zur spezifischen Wärmeleitfähigkeit 0 - 100 m Teufe Abbildung 20: Karte zur spezifischen Wärmeleitfähigkeit 0 - 100 m Teufe Datum: 23.09.2011 Seite: 32/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 21: Ausschnitt aus der Karte zur spezifischen Entzugsleistung für 1.800 Jahresbetriebsstunden und 0 - 100 m Teufe Abbildung 22: Karte zur spezifischen Entzugsleistung für 1.800 Jahresbetriebsstunden und 0 - 100 m Teufe Datum: 23.09.2011 Seite: 33/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 4 Geologisches Tiefenmodell Einleitende Anmerkung zum folgenden Abschnitt: Alle Teufenangaben in den folgenden Ausführungen beziehen sich auf Meter unter Geländeoberkante. Das Modell wurde gemeinsam für beide Ressourcenklassen 2 (> 100 m - 100 °C) und 3 (> 100 °C bis 5 km) erstellt. 4.1 Eingangsdaten Die Datenlage zum tieferen Untergrund ist als eher dürftig zu bezeichnen. Im Stadtgebiet Berlin selbst stehen lediglich 3 Bohrungen zur Verfügung (Berlin 1, Reichstag 1, Wartenberg 2), welche tief genug sind, um „harte“ Daten bis zu einer Teufe (und damit Modellunterkante) von etwa 5.000 Metern zu liefern. In Brandenburg in brauchbarer Nähe zu Berlin kommen dazu die Bohrungen Potsdam 1, Schönwalde 1, Oranienburg 1, Seefeld, Rüdersdorf sowie Groß Ziethen in Betracht. Hier ist zu ergänzen, dass für die Projekte Berlin (Gasspeicher), Potsdam sowie Rüdersdorf jeweils mehrere Bohrungen auf kleinem Raum existieren, von denen jeweils die tiefste für die Modellbildung genutzt wird (Abb. 23). Die folgende Abbildung zeigt die Lage der verfügbaren Bohrungen, kombiniert mit dem jeweils unter Quartär/Tertiär anstehenden Festgestein: Abbildung 23: Datum: 23.09.2011 Übersicht über die Lage der verwendeten Bohrungen mit dem unter dem Quartär/Tertiär anstehenden Festgestein Seite: 34/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 4.2 Geologische Entwicklung des Berliner Untergrundes Ausgangspunkt für die folgenden Betrachtungen ist die Oberfläche des unterkarbonischen Untergrundes. Die wenigen Informationen hierzu stammen aus tiefen Forschungs- bzw. Erkundungsbohrungen sowie aus der Auswertung seismischer Profile. Das Rotliegende wird lediglich von 2 Bohrungen durchteuft (Oranienburg 1 sowie Rüdersdorf 13), alle weiteren Aussagen müssen aus der Seismik abgeleitet werden. Insofern sind detaillierte Aussagen zum Prä-Perm nur sehr grob zu treffen. Inwieweit hier bereits ein differenziertes Relief vorlag, kann de facto nicht gesagt werden. Mit dem Rotliegenden kam es im Bereich der Norddeutschen Senke im Autun verbreitet zu Vulkanismus. Vulkanite sind an allen Bohrungen, welche dieses Niveau erreichen, nachgewiesen. Die Teufenlagen (Top der Vulkanite) variieren dabei zwischen 3.200 und 3.700 Metern. Dabei dürfte es sich nicht um einen einzelnen (Strato-)Vulkan gehandelt haben, wie es die lokale Betrachtung um den Spandauer Gasspeicher herum suggerieren mag, sondern um eine Reihe von Vulkanen, welche regionalen bzw. überregionalen Störungszonen folgen. Im Übergang zum Saxon klingt der Vulkanismus aus, es setzt unter kontinentalen Bedingungen eine Sedimentation ein. Dabei werden einerseits die zuvor entstandenen Vulkane wieder abgetragen, andererseits erfolgt ein Sedimenteintrag von den Rändern der Senke her. Die genauen Liefergebiete sind derzeit noch Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion. In jedem Falle wird davon ausgegangen, dass das Relief mit Einsetzen der Zechstein-Transgression im Wesentlichen als annähernd nivelliert angesehen werden kann, die ehemaligen Vulkane des Autun ragten nicht mehr als Berge über eine Ebene. Mit dem Zechstein wird die Norddeutsche Senke Ablagerungsraum des Meeres. Dabei stellt der Berliner Raum den Übergangsbereich vom eigentlichen tieferen Becken zum Plattformhang dar. Es ist die gesamte Abfolge von 5 Zyklen von Werra-Folge bis Ohre-Folge ausgebildet. Die ehemals stratiforme Ablagerung der Zechstein-Sedimente wurde spät-mesozoisch durch ausgeprägte Salinartektonik überprägt, was zu erheblichen Mächtigkeitsschwankungen in den Bohrprofilen führt. Mit der Regression des Zechstein-Meeres setzt die kontinentale Entwicklung des Buntsandsteins ein. Die einzelnen Glieder des Buntsandsteins sind vergleichsweise gut und differenziert untersucht, da es sich hierbei um potenziell wirtschaftlich nutzbare Horizonte handelt. Für alle tiefen Bohrungen gilt, dass der Buntsandstein mit allen Teilfolgen ausgebildet ist, wobei insbesondere der Untere wie auch der Obere Buntsandstein zumeist nur zusammengefasst erwähnt werden, während die verschiedenen Sandsteinhorizonte des Mittleren Buntsandsteins (Volpriehausen, Detfurth, Hardegsen und Solling) detailliert untersucht wurden. Datum: 23.09.2011 Seite: 35/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Im Muschelkalk erfolgte eine erneute Transgression, welche flächendeckend zur Ablagerung insbesondere von Kalksteinen führte. Dieser Abschnitt der Erdgeschichte wurde wiederum vom überwiegend kontinental geprägten Keuper abgelöst. Ab dem Jura erfolgte erneut eine Transgression, welche bis zum Ende der Kreidezeit für die Deposition von Meeressedimenten sorgte. Das gesamte Gebiet wurde immer wieder tektonisch beansprucht. Durch Tiefenseismik sind größere Störungen in allen stratigraphischen Einheiten nachgewiesen, wobei es sehr problematisch bis unmöglich ist, exakte Versatzhöhen anzugeben. Von erheblicher Bedeutung für die morphologische Strukturierung des Untergrundes ist die Mobilisierung der zechsteinzeitlichen Salze, welche zur Bildung von sowohl gravitativ als auch tektonisch indizierten Salzkissenstrukturen führten. Das Fließen des Salzes führte einerseits zu Aufdomungen, andererseits zur Bildung von Depressionen. Diese beiden einander bedingenden Prozesse generierten aus der ursprünglich weitestgehend homogenen Mächtigkeit der Zechsteinablagerungen Differenzen in den heute erbohrten Mächtigkeiten von bis zu 2.000 Meter (beispielhaft: Bohrung Rüdersdorf 13 - rund 2.440 Meter, Bohrung Groß Ziethen 1 - rund 240 Meter). Diese Bewegungen dürften in der Kreidezeit stattgefunden und möglicherweise schon im Jura initial eingesetzt haben. Abbildung 24: Datum: 23.09.2011 vermutete Störungen von Berlin nach dem Atlas zur Geologie von Brandenburg Seite: 36/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 24 zeigt das Muster von Störungen, welches aus seismischen Untersuchungen für den Untergrund von Berlin angenommen wird. Problematisch für die Implementierung des Störungsmusters in das Modell ist die Tatsache, dass – wie schon zuvor erwähnt – bis auf den recht genau untersuchten Bereich des Gasspeichers in Spandau keine Angaben zu den Sprunghöhen vorliegen. Nach ausführlicher Diskussion mit Frau DR.SCHECK-W ENDEROTH UND ARBEITSGRUPPE DES GFZ sowie Herrn Dr. Hauptmann wird deshalb auf eine Einbeziehung von störungsbedingten Sprüngen im Modell verzichtet. Mit Ende der Kreidezeit und Einsetzen der Tertiär-Transgression lag wieder ein weitgehend nivelliertes Niveau vor. Allerdings deuten die vergleichsweise hohen Mächtigkeiten nordwestlich von Berlin darauf hin, dass dort auch noch parallel zur Tertiärsedimentation eine Absenkung stattgefunden hat (Trog von Schönwalde) 4.3 Differenzierung des Festgesteins unter Nutzbarkeitsaspekten Unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarkeit einzelner Abschnitte des Festgesteinsuntergrundes für Fragestellungen der Nutzung der Geothermie wurde ausgehend vom Gesamtmodell eine partielle Differenzierung vorgenommen. Prinzipiell kann festgestellt werden, dass für die geothermische Wärmegewinnung vor allem wassergefüllte Schichten mit einer Mindestporosität infrage kommen. Im Untergrund von Berlin sind dies in erster Linie: – – die Sandsteine des Rotliegenden (Saxon), die Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins. Neben diesen genannten gibt es weitere sandsteinführende Horizonte, welche jedoch nach dem lithologischen Befund der tiefen Bohrungen nicht die erforderlichen Porositäten aufweisen, so etwa der Schilfsandstein des Mittleren Keuper, der hier als stark schluffiger Feinsandstein beschrieben wird und somit eigentlich eher als „Äquivalent des Schilfsandsteins“ zu bezeichnen wäre. Die Sandsteine des Saxon treten in Teufenbereichen zwischen 3.200 und 3.500 Metern unter GOK auf und haben eine Mächtigkeit von durchschnittlich 200 Metern. Ihre Beschreibung variiert zwischen Sandsteinen und Konglomeraten, aber auch, wie in der Bohrung Großziethen 1, tonsteinführenden Fein- und Mittelsandsteinen. Sie sind (mutmaßlich) flächendeckend ausgebildet. Inwieweit es, wie diskutiert, Mächtigkeitserhöhungen in den Flanken des Prä-Saxon-Reliefs gibt, welche wiederum für Nutzbarkeitserwägungen von besonderer Bedeutung wären, muss nach gegebenem Kenntnisstand vorläufig Spekulation bleiben. Für das Saxon erfolgt keine weitere Untergliederung des modellierten Körpers. Datum: 23.09.2011 Seite: 37/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Im Gegensatz zum Unteren und Oberen Buntsandstein, welche stark bindig bis teilweise salinar ausgebildet sind, entspricht der Mittlere Buntsandstein per se den Anforderungen an eine Nutzbarkeit. Diese Einheit ist ausgebildet als zyklische Abfolge von Sandsteinen, Schluffsteinen und Tonsteinen, wobei idealer Weise jeweils im Liegenden der vier Folgen (vom Hangenden zum Liegenden) – – – – Solling Hardegsen Detfurth Volpriehausen Sandsteine abgelagert wurden, welche zum Hangenden hin feinkörniger werden, bevor der folgende Zyklus wieder mit einem Sandstein beginnt. Allerdings zeigt der Bohrungsbefund ortskonkret auch Abweichungen von dieser Zyklizität in Form von Wechsellagerungen rolliger und bindiger Sedimente innerhalb einer Folge. Für das Modell wurden die zuvor genannten vier Folgen des Mittleren Buntsandsteins als separate geologische Körper modelliert. Dabei wurde sich an der konkreten Mächtigkeit in den tiefen Bohrungen orientiert und für die Fläche eine anteilige Mächtigkeit angenommen. Im Falle einer geplanten Nutzung dieser Schichten für ein Geothermieprojekt muss eine Feststellung von ortskonkreter Mächtigkeit und Porosität durch eine Testbohrung als unumgänglich angenommen werden. 4.4 Quellen des Tiefenmodells (Festgestein) - verwendete Bohrungen Tabelle 5: Bohrungsdaten „Tiefbohrungen“ (Quelle: GeotIS-Datenbank) Bohrung Berlin 1 Reichstag 1 Wartenberg 2 Seefeld 1 Rüdersdorf 13 Groß Ziethen 1 Potsdam 1 Schönwalde 1 Oranienburg 1 Datum: 23.09.2011 Endteufe (m, gerundet) 4.038 560 1.888 3.515 4.108 3.304 954 1.705 5.133 Stratigrafie Endhorizont Rotliegend (Autun) Keuper Buntsandstein Rotliegend (Autun) Präperm Rotliegend (Autun) Jura Keuper Präperm Seite: 38/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Flachere Bohrungen aus der Datenbank Berlin In die Betrachtungen zum Festgesteinsuntergrund konnten in Summe 66 Bohrungen einbezogen werden, welche das Lockergestein durchteufen. Im Unterschied zu den zuvor beschriebenen Tiefbohrungen erreichen diese eine Teufe von maximal 526 m (Bohrung BG 173). Das heißt, dass dieser Pool an Bohrungen maximal den Keuper erreicht, ohne denselben zu durchteufen. Damit können jedoch die Informationen zum Mesozoikum für das Gesamtmodell verbessert werden. Einige Bohrungen wurden für das Modell umstratifiziert. 4.5 Quellen des Tiefenmodells (Festgestein) - verwendete Flächendaten Seismik Neben den Bohrungsdaten war es erforderlich, zur Abgrenzung der einzelnen geologischen Einheiten die Auswertung diverser geoseismischer Messungen einzubeziehen. Dazu liegen Daten aus zwei verschiedenen Quellen vor: – flächendeckende Seismik in mehreren Horizonten und Blattschnitten für den nördlichen Raum der ehemaligen DDR (im Weiteren „DDR-Seismik“) – lokale Seismikprofile, gebunden an Tiefbohrungen - beispielhaft Gasspeicher Spandau Das größte Problem bei der Nutzung dieser Seismik-Profile besteht in der Korrelation der verschiedenen Quellen. Es ist häufig so, dass die verschiedenen Reflektoren an den jeweiligen Bohrungen konkret spezifiziert werden konnten, die Interpretation außerhalb von Bohrungsdaten aber Differenzen bis zu 400 m innerhalb des gleichen Horizontes aufweisen. Diese Gesamtproblematik wurde ausführlich sowohl mit den Mitarbeitern des Geoforschungszentrums Potsdam (Frau DR.SCHECK-W ENDEROTH UND ARBEITSGRUPPE DES GFZ), als auch mit Herrn DR. HAUPTMANN als dem Autor der Studie zum Geothermieprojekt Schöneberg diskutiert. Ergebnis dieser Diskussion war, dass die Anpassung der verschiedenen Quellen - unter bestmöglicher Einbindung der validierten Bohrungsdaten - nur mit erheblichen manuellen Eingriffen möglich ist. Eines der wesentlichen Probleme bei der Interpretation der Reflektoren in den lokalen SeismikBildern zu den einzelnen Bohrungen ist die Zunahme des „Rauschens“ an den jeweiligen Endabschnitten der Profile. Beispielhaft sei die Bohrung Berlin 1 benannt, für welche die Seismik für die Basis des Zechsteins eine annähernd kreisförmige, kegelförmige Erhebung abbildet, während eine großräumige Betrachtung ergibt, dass ein solcher Vulkankegel (wenn er denn überhaupt im Sinne eines isolierten Stratovulkans existiert hat) mit Einsetzen der Zechstein-Transgression weitestgehend nivelliert gewesen sein dürfte (vgl. hierzu die Diskussionen im Potsdamer Kolloquium Dezember 2010). Datum: 23.09.2011 Seite: 39/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Für die flächenhaften Karten der DDR-Seismik ist festzustellen, dass – die Fläche des ehemaligen Westberlins weitestgehend ausgespart ist; – für einige Horizonte nur einzelne isolierte Tiefenlinien ausgewiesen sind, – das Gesamtkartenwerk teilweise aus Tiefenlinienkarten, teilweise aber auch aus Mächtigkeitskarten zusammengesetzt ist, welche – digitalisiert – nur bedingt kompatibel sind sowie – einige Horizonte ausgehalten sind, welche sich mit keinen anderen Quellen korrelieren lassen, beispielhaft „Transgressionsfläche Hauterive bis Unteralb“. Geologische Karten Für die Modellierung des Festgesteins sind letztlich Verbreitungsflächen der einzelnen geologischen Einheiten erforderlich. Das Werk mit der besten und aktuellsten flächendeckenden Aussage ist dabei der „Atlas zur Geologie von Brandenburg“ aus dem Jahr 2010. Mit einem Maßstab von 1 : 1.000.000 ist dieser zwar eher ein Übersichtskartenwerk, für die konkrete Fragestellung in seiner Aussagekraft aber hinreichend. Konkret kamen für das Tiefenmodell folgende Quellen/Karten zur Anwendung: Atlas zur Geologie von Brandenburg, Maßstab 1 : 1.000.000 Reflexionsseismik des VEB Kombinat Geophysik Leipzig, Maßstab 1 : 100.000 Blatt Berlin N-33-123/124 Reflexionsseismik zur Erkundung des Untergrundes des Gasspeichers Berlin-Spandau Zur Konstruktion der einzelnen Ebenen war eine Kombination der verschiedenen Kartenwerke erforderlich, insbesondere deshalb weil keines der genannten Werke jeweils alle Ebenen abbildet. Im Folgenden werden die Quellen bzw. kombinierten Quellen aufgeführt, welche für die jeweilige Modellebene Verwendung fanden: Tertiärbasis Bohrungen, DDR-Seismik T1 Kreidebasis Tertiärbasis - Mächtigkeit Oberkreide (BB-Atlas, Karte 17) u. a. Jurabasis Keuperbasis + Mächtigkeit Keuper (Tiefbohrungen) Keuperbasis Buntsandsteinbasis + DDR-Seismik X1-M1 (Mächtigkeit Buntsandstein und Muschelkalk) Muschelkalkbasis Keuperbasis - BB-Atlas, Karte 20 (Muschelkalk, Mächtigkeiten) Datum: 23.09.2011 Seite: 40/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Buntsandsteinbasis BB-Atlas, Karte 23 (Tiefenlage der Zechsteinoberfläche) sowie zusätzlich: – Zechsteinbasis + DDR-Seismik Z1-X1; – Seismik B1 (Triasbasis) Zechsteinbasis BB-Atlas, Karte 24 (Zechsteinbasis) Saxonbasis DDR-Seismik H6 (Saxonbasis) Vulkanitbasis Saxonbasis - BB-Atlas, Karte 26 (Vulkanitmächtigkeit) 4.6 Darstellung des Tiefenmodells von Berlin Aus den oben beschriebenen Daten wurde ein Modell von der Basis des Rotliegenden (Ebene 1) bis zur Basis des Tertiärs (Ebene 9) erstellt. Abbildung 25: Datum: 23.09.2011 Tiefengeologie Berlin - Einzelne Ebenen, Gesamtmodell ohne Überhöhung Darstellung jeweils der Basis der einzelnen Horizonte Seite: 41/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 26: Tiefengeologie Berlin - Einzelne Ebenen, das Gesamtmodell bei 4-facher Überhöhung - Darstellung jeweils der Basis der einzelnen Horizonte Es wurde eine vierfache Überhöhung gewählt, um die einzelnen Strukturen besser hervorzuheben, ohne dabei das jeweilige Relief zu stark zu betonen. Eingefügt wurde ebenfalls die Lage der wichtigsten tiefen Bohrungen. Im Folgenden wird das Modell vom Liegenden zum Hangenden schichtweise gezeigt - sowohl als 3D-Ansicht, als auch als Tiefenlinienkarte. Abbildung 27: Datum: 23.09.2011 Ebene 1 (3-D Ansicht): Basis Rotliegend, entspricht Basis der Vulkanite des Autun bzw. Top des Präperms Seite: 42/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 28: Ebene 1 (Tiefenlinienkarte): Basis Rotliegend, entspricht Basis der Vulkanite des Autun bzw. Top des Präperms Abbildung 29: Ebene 2 (3-D Ansicht): Basis des sedimentären Rotliegenden (Saxon) Datum: 23.09.2011 Seite: 43/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 30: Ebene 2 (Tiefenlinienkarte): Basis des sedimentären Rotliegenden (Saxon) Abbildung 31: Ebene 3 (3-D Ansicht): Basis des Zechstein. Wie beschrieben, wird von einem weitestgehend nivellierten Top des Rotliegenden ausgegangen. Gut sichtbar ist das Ansteigen des Kontinentalhanges nach Süd bzw. Südost. Datum: 23.09.2011 Seite: 44/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 32: Ebene 3 (Tiefenlinienkarte): Basis des Zechstein. Wie beschrieben, wird von einem weitestgehend nivellierten Top des Rotliegenden ausgegangen. Gut sichtbar ist das Ansteigen des Kontinentalhanges nach Süd bzw. Südost. Abbildung 33: Ebene 4 (3-D Ansicht): Basis des Buntsandsteins, gleichzeitig Top Zechstein. Das deutlich bewegte Relief entstand erst mit der Salzmobilisierung im späten Mesozoikum und paust sich deshalb durch alle hangenden Horizonte durch. Datum: 23.09.2011 Seite: 45/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 34: Datum: 23.09.2011 Ebene 4 (Tiefenlinienkarte): Basis des Buntsandsteins, gleichzeitig Top Zechstein. Das deutlich bewegte Relief entstand erst mit der Salzmobilisierung im späten Mesozoikum und paust sich deshalb durch alle hangenden Horizonte durch. Seite: 46/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Da der Buntsandstein als einer der möglichen Speicherhorizonte mit geothermischem Potential in Frage kommt, wurde dieser im geologischen Tiefenmodell weiter unterschieden, in unteren, mittleren und oberen Buntsandstein. Der mittlere Buntsandstein wurde weiter differenziert in Volpriehausen-Formation, Detfurth-Formation, Hardegsen-Formation und Solling-Formation (von unten nach oben). Die Aufteilung erfolgte anhand der Mächtigkeit der einzelnen Einheiten in den vorhandenen Tiefbohrungen (siehe Abbildungen 35 und 36). Abbildung 35: Datum: 23.09.2011 (3-D Ansicht) Oberkante des mittleren Buntsandsteines, Oberkante des unteren Bundsandsteines, Buntsandsteinbasis (von oben nach unten) Seite: 47/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 36: (3D-Ansicht) Differenzierung des Buntsandsteins im Gesamtmodell - oberer, mittlerer und unterer Buntsandstein (farbig) Abbildung 37: (Tiefenlinienkarte) Basis des oberen Buntsandsteines Datum: 23.09.2011 Seite: 48/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 38: Ebene 5 (3D-Ansicht): Basis des Muschelkalk Abbildung 39: Ebene 5 (Tiefenlinienkarte): Basis des Muschelkalk Datum: 23.09.2011 Seite: 49/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 40: Ebene 6 (3D-Ansicht): Basis des Keuper Abbildung 41: Ebene 6 (Tiefenlinienkarte): Basis des Keuper Datum: 23.09.2011 Seite: 50/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 42: Ebene 7 (3D-Ansicht): Basis des Jura. In dieser Ebene sind erstmals signifikante „Lücken“ erkennbar, die Ablagerungen des Jura wurden hier im jeweiligen Top der Salzstrukturen erodiert. Abbildung 43: Ebene 7 (Tiefenlinienkarte): Basis des Jura. In dieser Ebene sind erstmals signifikante „Lücken“ erkennbar, die Ablagerungen des Jura wurden hier im jeweiligen Top der Salzstrukturen erodiert. Datum: 23.09.2011 Seite: 51/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 44: Ebene 8 (3D-Ansicht): Basis der Kreide. Die zuvor beschriebenen Erosionserscheinungen treten noch stärker für die Kreide auf. Dieses Bild zeigt mehr oder weniger die Situation auch im Liegenden des Tertiärs und damit für den Übergang des Festgesteins in das Lockergestein. Abbildung 45: Ebene 8 (Tiefenlinienkarte): Basis der Kreide. Die zuvor beschriebenen Erosionserscheinungen treten noch stärker für die Kreide auf. Dieses Bild zeigt mehr oder weniger die Situation auch im Liegenden des Tertiärs und damit für den Übergang des Festgesteins in das Lockergestein. Datum: 23.09.2011 Seite: 52/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 46: Ebene 9 (3D-Ansicht): Basis des Tertiär. Gut erkennbar einerseits im Osten das fehlende Tertiär in der Struktur von Rüdersdorf, andererseits die durch „Salzabfluss“ stark ausgeprägte Depression im Nordwesten mit einem über 1.000 Meter mächtigen Tertiär. Abbildung 47: Ebene 9 (Tiefenlinienkarte): Basis des Tertiär. Gut erkennbar einerseits im Osten das fehlende Tertiär in der Struktur von Rüdersdorf, andererseits die durch „Salzabfluss“ stark ausgeprägte Depression im Nordwesten mit einem über 1.000 Meter mächtigen Tertiär. Datum: 23.09.2011 Seite: 53/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 5 Geothermisches Temperaturmodell für den tiefen geologischen Untergrund 5.1 Vorgehensweise Grundlage zur Erstellung des Geothermischen Tiefenmodells ist die Temperaturprognose von HENNING (2011). Diese basiert unter anderem auf virtuellen Stützstellen, die sich aus den Schnittpunkten einer vertikalen Ebene mit den jeweiligen Polygonen der Schnitte ergaben (Abb. 47). Abbildung 48: Virtuelle Stützstellen im Abstand von 250 m In diesem Bericht wurden Temperaturprognosen für 1.045 flächenhaft verteilte Stützstellen bis zur Tiefe des Rupeltones berechnet. Des Weiteren erfolgte die flächenhafte Berechnung der Wärmestromdichten als Ergebnis der Anpassung berechneter Temperaturprofile an die gemessenen Temperaturprofile. 5.2 Bestimmung der Wärmeleitfähigkeiten für stratigraphische Horizonte Den vorliegenden Tiefbohrungen wurden schichtbezogen Wärmeleitfähigkeiten (entsprechend Kapitel 3) den einzelnen Petrographien zugeordnet. Es erfolgte anschließend eine Zusammenfassung der einzelnen Schichten zu stratigraphischen Einheiten und eine gewichtete Mittelwertbildung. Datum: 23.09.2011 Seite: 54/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Im Ergebnis wurden den einzelnen stratigraphischen Einheiten folgende Wärmeleitfähigkeiten zugewiesen: Geologische Einheit Wärmeleitfähigkeit in W / (m · K) Kreide 2,53 Jura 2,37 Keuper 2,36 Muschelkalk 2,62 Buntsandstein 2,49 Zechstein 3,59 Saxon 2,58 Vulkanit 1,10 Karbon 2,75 Die Wärmeleitfähigkeiten wurden anhand der recherchierten Tiefbohrungen ermittelt. Dabei wurden für die einzelnen stratigraphischen Einheiten die zugeordneten, verschiedenen Petrographien gewichtet gemittelt. 5.3 Berechnung der Temperaturen in festgelegten Horizonten Da zu vorliegenden Tiefbohrungen nur wenige Temperaturmessungen vorhanden sind und diese sich meist außerhalb der Stadtgrenzen von Berlin befinden, konnte die Berechnung nur über die Wärmestromdichte aus o.g. Temperaturprognose erfolgen. Punktuell erfolgte ein Vergleich mit gemessenen Temperaturen. Die Genauigkeit der Berechnung wird damit wesentlich durch die ermittelte Wärmestromdichte beeinflusst (siehe Abbildung 49). Ausgehend von der berechneten Temperatur (Abbildung 50) an der Oberkante Rupelton wurde über die Beziehung T1 = T0 + (Q · Z) / λ mit Z = Schichtmächtigkeit, Q = Wärmestromdichte, λ = Wärmeleitfähigkeit, T0 = Temperatur der nächsthöheren Schichtgrenze 0, T1 = Temperatur in Teufe 1 und den verschiedenen Wärmeleitfähigkeiten die Temperatur der Oberkante des mittleren Buntsandstein und des Saxons berechnet (Abbildungen 51, 52). Datum: 23.09.2011 Seite: 55/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 49: Verteilung der Wärmestromdichte (OWSD) nach HENNING (2011) Abbildung 50: Temperatur, Höhenniveau Oberkante Rupelton, nach HENNING (2011) Datum: 23.09.2011 Seite: 56/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Abbildung 51: Temperaturverteilung, Oberkante mittlerer Buntsandstein Abbildung 52: Temperaturverteilung Oberkante Saxon (Rotliegend Sandstein) Datum: 23.09.2011 Seite: 57/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 6 Darstellung und Quantifizierung der vorhandenen geothermischen Ressource der Ressourcenklassen 2 (> 100 m bis 100 °C) und 3 (> 100 °C bis 5 km Tiefe) 6.1 Charakterisierung der technischen Systeme zur Nutzung des geothermischen Potenzials des tiefen geologischen Untergrundes Zur Nutzung des im tiefen geologischen Untergrund gespeicherten geothermischen Potenzials sind gegenwärtig unterschiedliche technische Ansätze vorhanden. Diese können wiederum nach verschiedenen Gesichtspunkten charakterisiert werden. Hier soll in die nachfolgenden drei Systemtypen unterschieden werden: – – – Tiefe Erdwärmesonden (geschlossene Systeme) Hydrothermale Dublettensysteme und Petrothermale Systeme Diese Systeme sollen zunächst kurz beschrieben werden, bevor anschließend vereinfachte Abschätzungen zu den damit erschließbaren Ressourcen für das Land Berlin durchgeführt werden. Die Nutzungsmöglichkeiten der Ressourcenklassen 2 (bis 100 °C) und 3 (über 100 °C) werden hier gemeinsam diskutiert. Dies ist sachlich darin begründet, dass die Nutzungsmöglichkeit insbesondere bei hydrothermalen Systemen Horizont-bezogen ist und dort die Übergänge zwischen den Ressourcenklassen fließend sind. So liegt die Temperatur der Rotliegendsandsteine zwischen 85 °C und 120 °C und würde formal die Grenze überschreiten. Eine Trennung würde die Lesbarkeit stark reduzieren. 6.2 6.2.1 Tiefe Erdwärmesonden Systemcharakterisierung und Einschätzung der Wirtschaftlichkeit Hierbei handelt es sich um geschlossene Systeme, die vergleichbar den oberflächennahen Erdwärmesonden sind. Ein Arbeitsfluid (meist Wasser) bewegt sich in einem geschlossenen Kreislauf innerhalb der Sonde. Besonders hervorzuheben sind Koaxialsonden. Bei diesen strömt das Arbeitsmedium im Außenrohr nach unten, nimmt über Wärmeleitung die Wärme vom umgebenden Gestein auf und wird dadurch erwärmt. Im Innenrohr, welches meist isoliert ist, strömt es wieder zur Erdoberfläche. Dort wird dem Arbeitsfluid Wärme über einen Wärmetauscher entzogen und wieder in das Außenrohr geleitet. Da der Schlüsselprozess Wärmeleitung ist, können auch tiefe Erdwärmesonden überall eingesetzt werden. Es bestehen keine speziellen Anforderungen an die Geologie. Standorte mit hohen geothermischen Gradienten sind allerdings bevor- Datum: 23.09.2011 Seite: 58/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) zugt. Unter diesem Blickwinkel ist der Bereich des Landes Berlin als günstig anzusehen, da der geothermische Gradient im Mittel über 3 K / 100 m liegt. Diese Standortunabhängigkeit stellt einen großen Vorteil von geschlossenen Systemen dar. Ein weiterer Vorteil dieser Systeme besteht darin, dass bei entsprechender Materialauswahl der Verrohrung die Zusammensetzung der Porenwässer keine Rolle spielt. Auch unter diesem Blickwinkel kann eine Sonde nahezu überall eingesetzt werden. Ein Nachteil ist darin zu sehen, dass die damit abgreifbare thermische Leistung begrenzt ist. Diese liegt im Dauerbetrieb auch bei Teufen bis 2.000 m lediglich im Bereich von 100 kW - 200 kW. Die Begrenzung resultiert einerseits aus der durch den Prozess der Wärmeleitung gegebenen Begrenzung als auch aus den erheblichen Strömungswiderständen innerhalb der Sonde die zu Druckverlusten führen. Bei einer üblichen Volllaststundenzahl von ca. 2.000 h/a, wie sie für Heizzwecke üblich ist, besteht die Möglichkeit während der Wintermonate, bei ähnlicher mittlerer Abkühlung des Untergrundes, in etwa die vierfache thermische Leistung zu entziehen. Sie bleibt damit jedoch um ein bis zwei Größenordnungen unter den mit hydrothermalen Dubletten darstellbaren thermischen Leistungen. Demgegenüber stehen die hohen Investitionskosten für tiefe Bohrungen, speziell auch unter dem Blickwinkel möglichst großer Durchmesser, um Druckverluste minimal zu halten. Unter Berücksichtigung möglicher Einsparungen von Heizkosten auf der einen Seite, den Betriebskosten infolge Elektroenergieeinsatz für die Umlaufpumpe und den Bohrkosten auf der anderen Seite sind solche Systeme nur selten wirtschaftlich. Dies gilt auch besonders unter dem Blickwinkel, dass die sich einstellende Rücklauftemperatur bei entsprechender Leistung der Sonde kaum über 50 °C liegt. Es handelt sich somit um Niederenthalpiewärme, deren Nutzung eine entsprechende Systemauslegung auf der Nutzerseite erfordert. Die für Heizwasserkreisläufe üblichen Temperaturen können in der Regel nur unter zusätzlicher Einbeziehung einer Wärmepumpe erreicht werden. Insgesamt sind solche Systeme kaum wirtschaftlich nutzbar. Eine Wirtschaftlichkeit kann allerdings dann gegeben sein, wenn Altbohrungen bzw. nicht fündige Hydrothermalbohrungen entsprechend genutzt und umfunktioniert werden können. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand sind keine nutzbaren Altbohrungen im Raum Berlin verfügbar. 6.2.2 Nutzbare Bereiche Der durch solche Systeme beeinflusste Bereich ist begrenzt. Er liegt in der Regel bei einigen hundert Metern (ca. 250 m) Abstand zur Sonde. Es bestehen somit nur Einschränkungen, wenn sich in unmittelbarer Nähe ein ähnliches System befindet bzw. geplant ist. Auswirkungen auf oberflächennahe Systeme sind begrenzt. So ist bei tiefen Koaxialsonden in Oberflächennähe Datum: 23.09.2011 Seite: 59/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) (oberste 100 - 200 m) eher mit einer Erwärmung als mit einer Abkühlung zu rechnen, da in Abhängigkeit von der Systemauslegung das Arbeitsfluid mit einer Temperatur im Bereich von über 10°C im Außenrohr nach untern strömt und damit zu e iner Erwärmung des Umfeldes um einige °C führen kann. Dieser Aspekt ist insofern genehmig ungsrelevant, da eine Erwärmung des Grundwassers zu befürchten ist. Deshalb müssen die Auswirkungen eines solchen Systems auf das Umfeld im Rahmen der Planung genau prognostiziert werden. Mit derartigen Systemen könnten im Stadtgebiet Berlin rein theoretisch bei nahezu gleichmäßiger Anordnung bis zu ca. 4.000 - 5.000 derartiger Systeme installiert und betrieben werden. Während die Auswirkungen auf bestehende Anlagen durch die erwartenden Temperaturerhöhungen in Oberflächennähe zumindest für Heizzwecke eher positiv sind, ist die erwartete Temperaturerhöhung für das Grundwasser unerwünscht. Deshalb müssen die Auswirkungen auf das Umfeld jeweils projektspezifisch mit einem entsprechenden Modell abgeschätzt werden. Die oben abgeschätzte Anzahl entspräche einer thermisch nutzbaren Dauerleistung von ca. 500 MW bis maximal 1.000 MW. Unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit ist diese Zahl jedoch nicht realistisch. Vielmehr muss an dieser Stelle von wenigen Einzelprojekten ausgegangen werden, die nur unwesentlich zur Energiebilanz beitragen. Eine Umsetzung ist theoretisch im gesamten Stadtgebiet denkbar. Dabei sind die sonstigen Einschränkungen wie bspw. Wasserschutzgebiete etc. zu beachten. Einschränkungen von Seiten der Geologie gibt es nicht. Aufgrund der Begrenzung der Leistungsfähigkeit ist dieses System nur für die Ressourcenklasse 2 sinnvoll. 6.3 6.3.1 Hydrothermale Dublettensysteme Systemcharakterisierung und Einschätzung der Wirtschaftlichkeit Hier handelt es sich im Gegensatz zu den tiefen Erdwärmesonden um offene Systeme. Aus hydrothermalen Aquiferen wird in einer Förderbohrung das Formationswasser entnommen, diesem übertägig in einem Wärmetauscher die Wärme entzogen und in einer zweiten Bohrung, der Reinjektionsbohrung, wieder injiziert. Die Reinjektion ist zwingend erforderlich, um den Druck im Reservoir aufrecht zu erhalten, damit auch eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen. Die Leistung derartiger Systeme ist von einer Reihe von Parametern des geologischen Untergrundes abhängig. Besonders hervorzuheben sind die Permeabilität (bestimmend für die hydraulische Durchlässigkeit) des Reservoirgesteins und dessen effektiver Mächtigkeit. Beides zusammen bestimmt die Transmissivität der Formation und damit auch den möglichen Produktionsindex von Bohrun- Datum: 23.09.2011 Seite: 60/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) gen. Unter effektiver Mächtigkeit wird hier die Summe der einer stratigrafischen Einheit zuzuordnenden gut durchlässigen Bereiche verstanden. Teilweise handelt es sich um Wechsellagerungen aus gut durchlässigen und weniger durchlässigen Gesteinen. Im Bereich Berlin kommen zwei stratigrafische Einheiten für hydrothermale Dublettensysteme in Frage: – die Sandsteine des Rotliegenden (Saxon), – die Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins. Diese sollen nachfolgend charakterisiert werden. Die Daten zur Charakterisierung der beiden potenziellen geothermisch nutzbaren Horizonte entstammen den Unterlagen zu den Bohrungen Berlin 1 (beide Horizonte) und Wartenberg (nur Mittlerer Buntsandstein). Leider sind für die Rotliegend Sandsteine keine Angaben zur Permeabilität bzw. zum Produktionsindex verfügbar. Deshalb mussten in der Tabelle plausible Annahmen bzgl. der Permeabilität von Sandstein getroffen werden. Hierzu wurden charakteristische Werte für Sandstein, unter Berücksichtigung der Tiefenlage, verwendet. Für den Mittleren Buntsandstein werden im Bereich des Gasspeichers deutlich höhere Permeabilitäten angegeben. Die Ursache dafür wird in tektonischen Zerrüttungen durch das im Liegenden befindliche Salzkissen gesehen. Eine belastbare Prognose ist hier kaum durchführbar. Tabelle 6: Parameter zur Charakterisierung des geothermischen Potenzials für hydrothermale Dubletten Parameter Rotliegend Sandsteine (Saxon) Mittlerer Buntsandstein Tiefenlage m unter GOK (Geländeoberkante) 3.200 m bis 3.700 m 800 m bis 2.300 m Gesamtmächtigkeit der Folge (m) bis 300 m bis 300 m Nutzbare Mächtigkeit (m) bis 40 m 40 m bis 50 m Porosität 7 % - 14 % 11 % - 24 % Permeabilität Annahme: < 0.2 µm² bis 0.2 µm² Hydraulische Leitfähigkeit bei Schichttemperatur unter Berücksichtigung Viskosität (m/s) (< 4*10-7 m/s) 4*10 m/s Transmissivität bei Schichttemperatur (m²/s) (< 1.6*10-4 m²/s auf Grundlage Annahme) bis 2*10 m²/s Datum: 23.09.2011 -7 -5 Seite: 61/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Parameter Rotliegend Sandsteine (Saxon) Mittlerer Buntsandstein Produktivitätsindex (m³/(h*MPa)) (2,4 m³/(h*MPa) auf Grundlage Annahme) bis 4.8 m³/(h*MPa) Schüttung bei 300 m Absenkung (3 l/s auf Grundlage Annahme) 4 l/s Schichttemperaturen (°C) 85 °C bis 120 °C 45 °C bis 85 °C Angenommene Temperaturspreizung (Differenz zwischen Förder- und Reinjektionstemperatur) 50 K 30 K Thermische Leistung (bis 600 kW auf Grundlage Annahme) bis 500 kW Angenommener Einflussbereich im Reservoir (ca. 500 m auf Grundlage Annahme) ca. 500 m Die nutzbaren thermischen Leistungen liegen ein bis zwei Größenordnungen unter den aus anderen Gegenden Deutschlands (Norddeutsches Becken, Bayerischer Malmkarst) bekannten Werten. Eine hydrothermale Stromerzeugung ist mit dieser Technologie nicht wirtschaftlich möglich. 6.3.2 Nutzbare Bereiche Unter Berücksichtigung der abgeschätzten Einflussbereiche müssten die Erlaubnisfelder für das Saxon in der Größenordnung von ca. 6 km² liegen. Dies bedeutet, dass theoretisch bis zu ca. 150 derartiger Projekte für das Saxon denkbar wären. Im Buntsandstein könnte ein Feld im Mittel eine Größe von ebenfalls ca. 6 km² haben. Dies bedeutet, dass auch ca. 150 Felder in Berlin möglich wären. Da ein Erlaubnisfeld jedoch alle Teufenbereiche einschließt, liegt die tatsächlich maximal denkbare Anzahl ebenfalls bei 150. Grundsätzlich wird auch unter Berücksichtigung der Daten vom benachbarten Brandenburg eingeschätzt, dass die Permeabilität sehr heterogen ist. Eine Prognose für einen konkreten Standort ist kaum belastbar möglich. Unter diesem Blickwinkel weisen hydrothermale Projekte ein erhebliches Fündigkeitsrisiko auf. Zudem ist eine Wirtschaftlichkeit ohne staatliche Förderung bei den derzeitigen Aufschlusskosten nicht gegeben. Deshalb wird davon ausgegangen, dass deutlich weniger Projekte als hier abgeschätzt umgesetzt werden. Als Voraussetzungen für eine hydrothermale Dublette wird ein Grundstück als Bohrplatz mit einer Größe von ca. 1 ha benötigt. Da beide Aquifere flächendeckend verbreitet sind, ist eine Nutzbar- Datum: 23.09.2011 Seite: 62/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) keit grundsätzlich im gesamten Stadtgebiet gegeben. Eine Umsetzung ist theoretisch im gesamten Stadtgebiet denkbar. Dabei sind die sonstigen Einschränkungen wie bspw. Wasserschutzgebiete etc. zu beachten. Einschränkungen von Seiten der Geologie gibt es nicht. Besonders geeignet sind größere innerstädtische Flächen, die unter Berücksichtigung der verfügbaren Schüttungen und Temperaturen auch obertägig so entwickelt werden können, dass eine optimale Nutzung möglich ist. Bspw. handelt es sich um die Fläche des ehemaligen Flughafens Tempelhof bzw. die frei werdende Fläche des Flughafens Tegel. Die Wirtschaftlichkeit hängt jedoch neben der Schüttung, die sehr unsicher ist, auch stark von der erwarteten Temperatur ab. Je höher diese ist, desto eher sind Projekte wirtschaftlich darstellbar. Diese unterscheidet sich für beide Aquifere im Stadtgebiet erheblich (siehe Abbildung 51 und Abbildung 52). 6.4 Petrothermale Systeme Petrothermale Systeme besitzen den Vorteil, dass durch Stimulationsmaßnahmen entsprechende Wasserwegsamkeiten geschaffen werden. Das Vorhandensein ausreichend durchlässiger Gesteine ist deshalb nicht notwendig. Als einzige Voraussetzung müssen gut stimulierbare (frackbare) Gesteine vorhanden sein. Dabei handelt es sich um harte und spröde Gesteine. Tonige und plastisch verformbare Gesteine sind nicht geeignet. Typische geeignete Gesteine sind Granite oder Vulkanite. Theoretisch sind auch Sandsteine geeignet, jedoch nur bei ausreichender Mächtigkeit und wenn keine tonigen Bestandteile vorhanden sind. Im Bereich von Berlin bieten sich die Vulkanite an. Deren Oberkante ist im Teufenbereich von ca. 3.200 m bis 3.700 m anzutreffen. Aufgrund der dort vorliegenden Temperaturen von über 150 °C sind diese Schichten zunächst gut geeignet. Um ausreichend große Wärmetauscherflächen schaffen zu können, ist eine Mindestmächtigkeit von ca. 400 m bis 500 m notwendig. Lediglich in Teilbereichen im SW der Stadt ist dies nicht gegeben. Petrothermale Systeme weisen das größte energetische Potenzial auf. Es ist im Raum Berlin um etwa den Faktor 100 größer als das der hydrothermalen Systeme. Eine genaue Quantifizierung ist kaum möglich, da auch tiefer gelegene Horizonte genutzt werden könnten. Allerdings ist die dafür notwendige Technologie noch nicht soweit ausgereift, dass dieses Potenzial auch technisch nutzbar ist. So wurden in den existierenden petrothermalen Forschungsprojekten (Soultz sous Foréts und Groß Schönebeck) bisher nicht die Umläufigkeiten/Schüttungen erreicht, die geplant waren und die für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig wären. Gleiches gilt für alternative Konzepte wie in Hannover oder in Aachen. Datum: 23.09.2011 Seite: 63/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Zusätzlich gibt es bei diesen Systemen gegenwärtig erhebliche Akzeptanzprobleme. Diese rühren zum Teil aus der Tatsache, dass es bei einzelnen Projekten zu induzierten seismischen Ereignissen (kleine Erdbeben) gekommen ist. Zum anderen sind bestimmte beim Fracking (Hydraulic Fracturing) eingesetzte Chemikalien umstritten. Für den Raum Berlin kann das Risiko eines Induzierens seismischer Ereignisse als gering eingeschätzt werden, da hier keine tektonisch aktiven Bereiche vorliegen. Dennoch müssen zunächst diese Akzeptanzprobleme geklärt werden, bevor an die Umsetzung derartiger Projekte unter kommerziellen Gesichtspunkten gegangen wird. Bei derartigen Projekten ist eine geothermische Stromerzeugung möglich. 6.4.1 Nutzbare Bereiche Als Voraussetzungen für eine Projektumsetzung werden Flächen in der Größenordnung von ca. 2 ha benötigt. Eine Umsetzung ist theoretisch im gesamten Stadtgebiet denkbar. Dabei sind die sonstigen Einschränkungen wie bspw. Wasserschutzgebiete etc. zu beachten. Einschränkungen von Seiten der Geologie gibt es nicht. Da mit dem Fracking der eigentliche Wärmetauscher im Untergrund erst geschaffen wird, ist der beeinflusste Bereich von der konkreten Planung abhängig. Eine pauschale Abschätzung zur Größe der Erlaubnisfelder ist deshalb kaum möglich. Die petrothermalen Systeme müssen der Ressourcenklasse 3 zugeordnet werden. Insgesamt muss für das Land Berlin aufgrund seiner infrastrukturellen Gegebenheiten eingeschätzt werden, dass die oben genannt Anzahl von Standorten eine theoretische Grenze darstellt. Aus praktischer Sicht sind die für die Projektumsetzung nötigen Flächengrößen nur in Ausnahmefällen vorhanden. Besonders bieten sich derartige Projektentwicklungen an, wenn sie bereits bei der Erschließung neuer Industrie- und Wohngebiete einbezogen werden. Insbesondere bieten sich solche Flächen an, für die gegenwärtig neue Nutzungskonzepte erarbeitete werden, weil die bisherige Nutzung beendet wurde. Dies sind beispielsweise das Flughafengelände Tempelhof bzw. ab 2012 das Flughafengelände Tegel. Datum: 23.09.2011 Seite: 64/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) 7 Zusammenfassung Als Grundlage für die Einschätzung des geothermischen Potentials der Stadt Berlin wurde ein dreidimensionales Modell des Berliner Untergrundes erstellt, welches die geologische Situation von der Erdoberfläche bis in eine Tiefe von 5.000 Metern darstellt. Hierzu wurden die Informationen von rund 9.000 Bohrungen aus dem Bestand der Bohrungsdatenbank des Berliner Senats sowie tiefe Erkundungsbohrungen ausgewertet und mit den Flächeninformationen verschiedener Kartenwerke verschnitten. In diesem Modell wird sowohl der oberflächennahe Bereich, welcher schon heute durch zahlreiche Erdwärmesonden für die Gewinnung regenerativer Energie genutzt wird, als auch der tiefere Untergrund, der prognostisch zur Nutzung zur Verfügung steht, betrachtet. Aus dem Modell abgeleitete Karten geben für mehrere Tiefen-Niveaus Informationen über das nutzbare geothermische Potential und können ab sofort für Planungszwecke und Genehmigungsverfahren genutzt werden. Eine Einbindung in den Internetauftritt des Berliner Senates macht diese Informationen für den interessierten Nutzer schnell und übersichtlich zugänglich. Die mögliche Nutzung des tiefengeothermischen Potentials wird in Bezug auf nutzbare geologische Horizonte sowie verfügbare und wirtschaftlich einsetzbare technische Verfahren ausführlich diskutiert. Datum: 23.09.2011 Seite: 65/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Literaturverzeichnis Henning (2008): Bewertung von Geothermal Response Tests in Berlin. Abschlussbericht im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Honarmand, Völker (1999): Bestimmung der Wärmestromdichte und Bewertung der Wärmeleitfähigkeitsdaten für 5 Prärupelton-Tiefbohrungen des Berliner Bohrprogramms Süd. Abschlussbericht im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Honarmand, Völker (1999): Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit an Bohrkernen der Grundwassermeßstelle 7347 in Berlin-Lankwitz. Abschlussbericht im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (Hrsg.) (2010): Atlas zur Geologie von Brandenburg im Maßstab 1 : 1.000.000 Mages, Elke (1994): Wärmetransportmodellierung im Untergrund des südlichen Raumes von Berlin. In: Berliner Geowissenschaftliche Abhandlungen, Reihe A, Band 162 Noack, Cherubini, Scheck-Wenderoth, Lewerenz, Höding, Simon, Moeck (2010): Assessment of the present-day thermal field (NE German Basin) – Inferences from 3D modeling. In: Chemie der Erde, 70 (2010), S. 47-62 Limberg et al. (2009): Grundwassergleichenkarte von Berlin für den Hauptgrundwasserleiter und den Panketalgrundwasserleiter – Erläuterungen. Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Schroeder (Hrsg.) (1995): Fortschritte in der Geologie von Rüdersdorf. In: Berliner Geowissenschaftliche Abhandlungen, Reihe A, Band 168 Potenzialstudie zur Nutzung der Geothermischen Ressourcen des Landes Berlin - Modul 1 Grundlagenermittlung (2009) GeotIS-Datenbank; Datenbank zu den geothermischen Potenzialen in Deutschland; www.geotis.de Datum: 23.09.2011 Seite: 66/67 Potenzialstudie zur Nutzung der geothermischen Ressourcen (Modul 2) Benutzte Kartengrundlagen BB-Atlas Atlas zur Geologie von Brandenburg, siehe oben DDR-Seismik Kartenwerk zur Auswertung der geophysikalischen Profile des ehemaligen Kombinats Geophysik Leipzig der DDR, 1988 - 1990 Seismik B1 Kartenwerk zur Auswertung der geophysikalischen Profile über dem Speicher Spandau (Bohrung Berlin 1), Prakla Hannover, 1968 BB-Atlas, Karte 24 Zechstein - Paläomorphologie, Mächtigkeit und Tiefenlage/Isobathen Zechsteinbasis unter NN (200 m Abstand) DDR-Seismik Reflexionsseismik Tiefenlinien des Phantomhorizontes H6 (etwa Saxonbasis); Blatt Berlin N-33-123/124; Angefertigt 2/88; Stand 10/1988 BB-Atlas, Karte 26 Permokarbonische Vulkanite/Mächtigkeit der Vulkanite BB-Atlas, Karte 23 Tiefenlage der Zechsteinoberfläche/Tiefenlage der Zechsteinoberfläche DDR-Seismik Reflexionsseismik Mächtigkeiten Z1-X1 (Zechstein ohne Werraserie); Blatt Berlin N-33-123/124; angefertigt 8/87; Stand 10/1990 Seismik B1 Depth Contour Map for Horizon X (Base of Triassic) BB-Atlas, Karte 20 Tiefenlage der Zechsteinoberfläche/Tiefenlage der Zechsteinoberfläche DDR-Seismik Reflexionsseismik Tiefenlinien des Horizontes M1 (etwa Oberfläche Muschelkalk); Seismik B1 Depth Contour Map for Horizon K (in middle or lower Keuper) DDR-Seismik Reflexionsseismik Mächtigkeiten X1-M1 (etwa Buntsandstein und Muschelkalk); Blatt Berlin N-33-123/124; Angefertigt 8/87; Stand 10/1990 DDR-Seismik Reflexionsseismik Tiefenlinien des Horizontes T1 (Transgressionsfläche Känozoikum); Blatt Berlin N-33-123/124; Angefertigt 8/87; Stand 10/1990 BB-Atlas, Karte 17 Datum: 23.09.2011 Oberkreide – Verbreitung und Mächtigkeit/Isopachen Seite: 67/67