Musicalische Seelenlust/ Erster Theil (1635)
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Musicalische Seelenlust/ Erster Theil (1635)
Donnerstag, 10. September | 19 Uhr Stiftskirche St. Georgen / Längsee I Musicalische Seelenlust/ Erster Theil (1635) Tobias Michael (1592 - 1657) tember 1631 verschlimmerte sich die Situation abermals und Leipzig stand oft im Brennpunkt des Geschehens. Verwüstung, Hunger und wechselnde Besatzung der Stadt durch kaiserliche und schwedische Truppen währten gar bis 1650, obwohl der Krieg offiziell bereits mit dem Westfälischen Frieden von 1648 als beendet galt. Dennoch kommt es in Michaels Amtszeit zu einem Aufblühen des musikalischen Lebens in der Thomaskirche. Selbst der damalige Dresdener Hofkapellmeister Heinrich Schütz wandte sich wiederholt an den Thomaskantor, um sich bei Michael Sänger für besondere Anlässe auszuleihen. Schütz' Begeisterung für Michaels Arbeit ging sogar so weit, dass er der Stadt Leipzig, dem Thomanerchor und dessen Kantor den ersten Teil seiner Geistlichen Chormusik (1648) widmete. Als Tobias Michael im Jahre 1630 seinem ehemaligen Kommilitonen Johann Hermann Schein im Leipziger Thomaskantorat, dem zur damaligen Zeit wohl begehrtesten und bedeutendsten musikalischen Amt Deutschlands, nachfolgt, sind Schrecken und Grauen des Dreißigjährigen Krieges allgegenwärtig. Nach der Schlacht von Breitenfeld im Sep- Tobias Michaels musikalisches Vermächtnis liegt uns – abgesehen von wenigen gedruckten und handschriftlich überlieferten Werken – in Form seiner 1635 beziehungsweise 1637 in zwei Teilen veröffentlichten Sammlung Musicalische Seelenlust vor. Deren erster Teil, der im Mittelpunkt dieses Konzertes stehen wird, umfasst 30 geistliche Madrigale und kann durchaus als Schwesterwerk der 1623 erschienenen Sammlung Israelis Brünnlein seines Amtsvorgängers Johann Hermann Schein bezeichnet werden, finden sich darin doch viele Gemeinsamkeiten: Vertont sind jeweils biblische Texte 108 | Trigonale 2015 – Vorschau Trigonale 2015 – Vorschau | 109 I für fünf Stimmen und Basso continuo, auch sind die Stücke beider Sammlungen »auf eine sonderbar Anmutige Italian Madrigalische Manier« komponiert. I Mittels ergreifender Solo- und Ensemblesätzen gelingt Tobias Michael in der Musicalischen Seelenlust die Verquickung von Wort und Harmonie zu einer barocken Klangsprache von größter Ausdruckskraft, die uns auch Jahrhunderte nach Veröffentlichung der Sammlung zu überwältigen vermag. Ensemble Polyharmonique Magdalene Harer, Joowon Chung – Sopran Vincent Lesage – Tenor Matthias Lutze – Bass Klaus Eichhorn – Orgel Juliane Laake – Viola da gamba Magnus Andersson – Laute emotionale Aspekt die Arbeit des Ensembles. Die Mitglieder sind nicht nur erfahrene Ensemblesänger, sondern haben sich auch als Solisten im internationalen Konzertleben einen Namen gemacht. Ihre Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit den führenden Formationen der Alten Musik (Collegium Vocale Gent, Cantus Cölln, Musica Fiata Köln, RIAS Kammerchor, Concerto Palatino) bringen sie in die Ensemblearbeit ein. Einladungen zu Festivals erfolgten aus Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Eine erfolgreiche künstlerische Zusammenarbeit verbindet ensemble polyharmonique mit der Neuen Lausitzer Philharmonie und dem Barockorchester Solamente Naturali Bratislava. Im September 2015 erscheint die Ersteinspielung der Musicalischen Seelenlust als Debüt-CD des Ensembles beim Label Raumklang. Magdalene Harer hat ihr Gesangs- ensemble polyharmonique ist ein Kollektiv von Sängern und Musikern aus Deutschland und anderen europäischen Ländern, das sich unter der Leitung des international gefragten Countertenors Alexander Schneider unter besonderer Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis intensiv mit Musik der Renaissance- und Barockzeit auseinandersetzt. Dabei prägen höchste Ansprüche an die Klangkultur, eine inhaltsorientierte Textgestaltung sowie der studium an der Hochschule für Musik Detmold bei Prof. Sabine Ritterbusch absolviert und 2010 mit Auszeichnung abgeschlossen. Seit einigen Jahren ist sie eine gefragte Solistin im Konzertbereich und bundesweit mit den großen Oratorien zu hören. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist der Ensemblegesang. So singt sie u.a. im Collegium Vocale Gent, im Huelgas Ensemble und im Rias-Kammerchor. Eine intensive Zusammenarbeit verbindet sie mit dem Dirigenten Konrad Junghänel, in dessen solistischem Vokalensemble Cantus Cölln sie Mitglied ist. Sie gab Konzerte in vielen europäischen Ländern, Israel und den USA und musizierte mit Orchestern wie Concerto Köln, 110 | Trigonale 2015 – Vorschau Trigonale 2015 – Vorschau | 111 Alexander Schneider – Altus & Leitung I I dem Göttinger Barockorchester, der Hannoverschen Hofkapelle, dem Barockorchester L'Arco, dem Ensemble Schirokko, der Nordwestdeutschen Philharmonie und der Neuen Philharmonie Westfalen. Auf der Opernbühne verkörperte sie Partien wie die der Adele (Fledermaus) und der Eurydike (Orpheus). Joowon Chung entdeckte schon als Kind ihre Liebe zum Gesang. Nach dem Besuch einer Schule mit musischem Profil nahm sie ein Gesangsstudium an der Seoul National University bei Hyunju Yoon auf. In Deutschland setzte die junge Sopranistin ihr Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden fort. Dort besuchte sie die Klassen von Prof. Christiane Hossfeld und Prof. Christine Hesse. 2011 führte sie ihr Interesse an der Musik des Barock an die Abteilung Alte Musik der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig. In Meisterkursen bei Emma Kirkby und Dorothee Mields erhielt sie wichtige Impulse für den Gesang unter besonderer Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis. Joowon trat bereits beim Festival Oude Muziek Utrecht, beim Bachfest Leipzig, bei den Mendelssohn-Festtagen Leipzig, beim Musikfest Erzgebirge und beim Festival Musicale Estense in Modena auf. Auf der Opernbühne sang sie in Glucks Orfeo ed Euridice und Hasses La Semiramide Riconosciuta. 2013 gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb cantateBach! in Greifswald. 112 | Trigonale 2015 – Vorschau Der Tenor Vincent Lesage studierte Gesang und Barockvioline am Königlichen Konservatorium in Brüssel sowie Musikwissenschaften an der KU Leuven. Wichtige Impulse erhielt er von Lena Lootens, Stephen Salters, Udo Rein Mann, Howard Crook und Edith Wiens. Als Ensemblesänger arbeitete er mit dem Choeur de Chambre de Namur, L'Arpeggiata, Akademia, Collegium Vocale Gent, Il Gardellino, BachPlus u.a. Überdies ist er europaweit als Solist in den Evangelistenpartien der Passionen und Oratorien von J. S. Bach sowie in Mozarts Requiem, Haydns Schöpfung, dem Verdi-Requiem oder der Messa di Gloria von Puccini gefragt. Er leitet den Brüsseler Bachchor und den Kammerchor Clockwork Musik Brüssel. Vincent sang an der Opéra Royal de Wallonie in Das schlaue Füchslein ( Janácek) und in der Zauberflöte (Mozart) sowie in L'Enfant et les Sortilèges (Ravel). Im November 2011 gab er sein Debüt für die National Reisopera in den Niederlanden in der Barockoper Platée (Rameau). Im Juli 2013 sang er in Berlin die männliche Hauptrolle in Acis and Galatea (Händel) und im November mit Jos van Immerseel und dem Budapest Festival Orchestra in Il Combattimento di Tancredie Clorinda (Monteverdi), 2014 hatte er sein Debüt bei OPERA2DAY in Den Haag in der Oper La descente d'Orphée aux enfers (Charpentier). Im Januar 2015 übernahm er die Titelrolle in Le Docteur Miracle (Charles Lecocq) an der Volksoper von Antwerpen. Trigonale 2015 – Vorschau | 113 I I Der Bass-Bariton Matthias Lutze erhielt seine erste musikalische Ausbildung im Dresdner Kreuzchor und im Windsbacher Knabenchor. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Christiane Junghanns und Olaf Bär. Wichtige Impulse erhielt er außerdem von Charlotte Lehmann, Norman Shetler und Peter Kooij. Matthias musiziert mit namhaften Ensembles wie dem Collegium Vocale Gent, dem RIAS-Kammerchor, der Lauttencompagney Berlin, der Cappella Amsterdam, der Batzdorfer Hofkapelle, dem Dresdner Kammerchor, der Capella de la Torre, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Budapest Festival Orchester, Cantus Thuringia und dem BL!NDMAN collectief. Er ist regelmäßig Gast bei großen Musikfestivals wie den Händelfestspielen in Halle, den Bachtagen Potsdam, dem Bachfest Leipzig, dem Festival de Saintes, den Dresdner Musikfestspielen, dem Musikfest Stuttgart, dem Prager Frühling und dem Heinrich-Schütz-Musikfest, singt unter Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Hans-Christoph Rademann, Wolfgang Katschner, Roderich Kreile, Daniel Reuss, Marcus Creed, Iván Fischer, James Wood, Paul Dombrecht und Helmuth Rilling und wirkte bei zahlreichen CD- und Rundfunkaufnahmen mit. 114 | Trigonale 2015 – Vorschau Klaus Eichhorn, geboren 1949, stu- dierte Kirchenmusik und Cembalo an der Musikhochschule Berlin und gilt als ausgewiesener Spezialist für Alte Kirchenmusik, insbesondere der Alten Orgelmusik und ihrer Aufführung auf historischen Instrumenten. Er war an der Gründung der Musicalischen Compagney beteiligt, deren Pioniertaten er wesentlich mitgestaltete und die wiederum seinen weiteren Werdegang prägend beeinflussten. Von 1972 bis 1981 war er Lehrbeauftragter beim Staats- und Domchor Berlin und baute 1981 die Capella Cantorum auf, ein Vokalensemble mit Knaben- und Männerstimmen. Als Leiter dieser Gruppe sowie als Gast bei vielen Ensembles wie Concerto Palatino, Musica Fiata Köln und Fiori Musicali Bremen wirkte er bei zahlreichen Konzerten und Aufnahmen mit und ist überdies als Solist an der Orgel wie auch als Generalbass- und Continuo-Spieler international gefragt. Darüber hinaus unterrichtet er als Professor für Orgel und Continuo an der Hochschule für Künste in Bremen sowie im Rahmen von Kursen und Seminaren. Seit 2005 ist er als Orgelsachverständiger für die Evangelische Landeskirche Berlin-Brandenburg tätig. Juliane Laake studierte Viola da gamba bei Hille Perl an der Hochschule für Künste Bremen sowie bei Philippe Pierlot am Königlichen Konservatorium von Den Haag. Ferner absolvierte sie etliche Meisterkurse bei Kapazitäten wie Wieland Kuijken, Paolo Pandolfo und Lorenz Duftschmid. Trigonale 2015 – Vorschau | 115 I I Die Preisträgerin des Internationalen Telemannwettbewerbs Magdeburg hat sich inzwischen beim Leipziger Bachfest und zahlreichen anderen renommierten Festivals für Alte Musik empfohlen: Sie konzertierte unter anderem in Utrecht, Kopenhagen, Stockholm, Zürich und Tel Aviv, arbeitet immer wieder mit Ensembles wie der Lautten Compagney, WeserRenaissance und der Akademie für Alte Musik Berlin sowie mit renommierten Solisten wie Hille Perl, Harry van der Kamp und Dorothee Mields zusammen. Die Resultate dieser Kooperationen spiegeln sich in Julianes umfangreicher Diskographie, deren zum Teil preisgekrönte, in jedem Fall aber immer ausgezeichnete Produktionen unter anderem bei der deutschen harmonia mundi, bei cpo und raumklang erschienen sind. Ihr jüngster Erfolg war die CD In darkness let me dwell mit Musik von John Dowland, die mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik bedacht wurde. Zudem unterrichtet Juliane Laake ausgesprochen gern. So erteilt sie auch Anfängern mit großem Vergnügen Unterricht auf der Gambe, wozu sie einen gewissen Vorrat an Leihinstrumenten besitzt. Nach dem Erwerb der ersten Kenntnisse ist die Mitwirkung in einem der Schülerconsorts möglich, die Juliane Laake im Raum Berlin-Potsdam unterhält. ton/USA. Der Lautenist Magnus Andersson wurde 1981 in Arboga/Schweden geboren und studierte bei Sven Aberg an der Königlichen Hochschule für Musik in Stockholm sowie bei Prof. Nigel North an der Indiana University in Blooming- 116 | Trigonale 2015 – Vorschau International tritt Magnus als Kammermusiker und Basso Continuo-Spezialist sowie als Solist mit Schwerpunkt auf das Repertoire des 16. bis 18. Jahrhunderts mit verschiedenen Barockensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin, der Lauttencompagney Berlin, dem Händel Festspielsorchester, der Batzdorfer Hofkapelle, dem Ensemble La Moresca, dem Solistenensemble Kaleidoskop und der Accademia degli Umoristi auf. 2008 war Magnus 1. Preisträger bei den Wettbewerben Jörgen Rörby und Early. Des Weiteren erhielt er in den Jahren 2008 und 2009 für seine Arbeit mit der Renaissancelaute Stipendien von der Schwedischen »Kungliga Musikaliska Akademien«. Seit 2011 lebt Magnus in Berlin und ist als Musiker und Lehrer für historische Zupfinstrumente tätig. Alexander Schneider wurde in Frankenberg/Sachsen geboren. Von 1987 bis 1996 war er Mitglied im Dresdner Kreuzchor. Ab 1997 studierte er an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin bei Peter Herrmann. 2004 erhielt er sein Gesangs- und Pädagogendiplom. Zudem besuchte er Meisterkurse von David Cordier, Jeffrey Gall und Peter Kooij. Er ist Preisträger des Wettbewerbes Musica Antiqua in Brügge 2002. Der Altist arbeitet mit vielen namhaften Ensembles zusammen, darunter Cantus Cölln, Concerto Palatino, Collegium Vocale Gent, Akademie für Alte Musik Berlin, Absolut Ensemble New York, Rheinische Kantorei, Ricercar Consort, Vox Luminis, Sette Voci, Dresdner Kammerchor, Ensemble Amarcord, Musica Fiata Köln und die Lauttencompagney Berlin. Trigonale 2015 – Vorschau | 117 I I Er sang unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Philipp Herreweghe, René Jacobs, Kristian Järvi, Stephen Stubbs, Herrmann Max, Howard Arman, Joshua Rifkin, Philippe Pierlot, Wolfgang Katschner, Martin Haselböck, Marcus Creed, Attilio Cremonesi, Hans-Christoph Rademann und Konrad Junghänel. Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Das Musiktheater führte ihn an das Theater Heidelberg, die Oper Leipzig, das Goethe-Theater Bad Lauchstädt, das Theater Gera und das Schlosstheater Potsdam im Neuen Palais. Am Theater Luzern stand er als Oberon in Brittens Midsummer Night's Dream auf der Bühne. Zur Welturaufführung der Jazz-Oper Casanova von Daniel Schnyder gastierte er in Gstaad/Schweiz und New York City/USA. Er gründete das ensemble polyharmonique und führt Sänger aus ganz Europa zusammen, um Projekte mit Musik aus der Zeit der Spätrenaissance bis hin zur Zeit des Barock zu realisieren. Das Barockorchester Solamente Naturali Bratislava und andere renommierte Instrumentalisten der Alten Musik, wie David van Bouwel und Klaus Eichhorn oder die Lautenistin Ophira Zakai, sind seine musikalischen Partner. 118 | Trigonale 2015 – Vorschau In eigener Sache Wir freuen uns über Ihre Spende! Das trigonale-Unterstützungskonto: Raiffeisenlandesbank Kärnten IBAN: AT64 3900 0009 0112 3322 BIC: RZKTAT2K Trigonale 2015 – Vorschau | 119 I