Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne
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Psychische Erkrankungen in der Lebensspanne
Kooperierende Fachgesellschaften und Verbände GAktion Psychisch Kranke (APK) R. Schmidt-Zadel, Ratingen GArbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie (AGNP) R. Rupprecht, München GArbeitskreis der Chefärztinnen und Chefärzte der Klini ken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemein krankenhäusern in Deutschland (ACKPA) K.-H. Beine, Hamm GBerufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) F. Bergmann, Aachen GBerufsverband Deutscher Psychiater (BVDP) C. Roth-Sackenheim, Andernach GBundesärztekammer (BÄK) C. Goesmann, Hannover GBundesdirektorenkonferenz (Konferenz der ärztlichen Leiter und Leiterinnen deutscher Kliniken für Psychia trie und Psychotherapie) I. Hauth, Berlin GBundespsychotherapeutenkammer R. Richter, Hamburg GDeutsche Ärztliche Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DÄVT) S. Sulz, München GDeutsche Gesellschaft für Biologische Psychiatrie (DGBP) P. Falkai, Göttingen GDeutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP) H. Gutzmann, Berlin GDeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychia trie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) J. Hebebrand, Essen GDeutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie (DGMP) R. Deinzer, Gießen Programmkomitee K.-H. Beine, Hamm F. Bergmann, Aachen F. M. Böcker, Naumburg-Saale P. Falkai, Göttingen J. Fritze, Pulheim W. Gaebel, Düsseldorf S. Gerber, Freiburg M. Grözinger, Aachen I. Hauth, Berlin A. Heinz, Berlin S. Herpertz, Heidelberg F. Hohagen, Lübeck W. Maier, Bonn T. Nesseler, Berlin C. Roth-Sackenheim, Andernach S. Rudolf, Lübeck H. Sauer, Jena T. Schläpfer, Bonn F. Schneider, Aachen (Vorsitz ) U. Voderholzer, Freiburg J. Zielasek, Düsseldorf GDeutsche Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) H. Pfaff, Köln GDeutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) H. Reichmann, Dresden GDeutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) U. Staudinger, Bremen GDeutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) W. Senf, Essen GDeutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) K. Mann, Mannheim GDeutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) J. Böning, Würzburg GDeutscher Hausärzteverband U. Weigeldt, Bremen GEuropean Psychiatric Association (EPA) H.-J. Möller, München GNeurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG) S. Korsching, Köln GÖsterreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP) M. Musalek, Wien GSchweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) H. Kurt, Bern GStändige Konferenz der Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an den deutschen Universitäten A. Heinz, Berlin GWorld Psychiatric Association (WPA) M. Maj, Neapel, Italien Inhalt / Content Topic: 1 Organische psychische Störungen, Demenz, F0 Organic mental disorders, dementia, F0 8 Topic: 2 Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 36 Topic: 3 Psychotische Störungen, F2 Psychotic disorders, F2 67 Topic: 4 Affektive Störungen, F3 Affective disorders, F3 116 Topic: 5 Neurotische- Belastungs- und Somatoforme Störungen, F4 Neurotic-, stress-related and somatoform disorders, F4 163 Topic: 6 Essstörungen, Schlafstörungen und andere der Kategorie F5 Eating disorders, sleep disorders and others of category F5 182 Topic: 7 Persönlichkeitsstörungen, F6 Personality disorders, F6 194 Topic: 8 Störungen mit enger Beziehung zum Kindes- und Jugendalter, F7-9 Disorders closely related to childhood and adolescence, F7-9 208 Topic: 9 Komorbidität von psychischen und somatischen Störungen, Psychosomatik Comorbidity of psychotic and somatic disorders, psychosomatics 235 Topic: 10 Gerontopsychiatrie Gerontopsychiatry 250 Topic: 11 Weitere Erkrankungen Other disorders 264 Topic: 12 Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie Brain Imaging, neurophysiology, neuropsychology 266 Topic: 13 Neurobiologie, Neurogenetik, Epidemiologie Neurobiology, neurogenetics, epidemiology 314 Topic: 14 Psychotherapie Psychotherapy 331 Topic: 15 Pharmakotherapie Pharmacotherapy 360 Topic: 16 Andere psychiatrische Therapieformen Other psychiatric therapies 385 Topic: 17 Forensische Psychiatrie Forensic psychiatry 393 Topic: 18 Sozialpsychiatrie Social psychiatry 411 Topic: 19 Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik Health services research and health care policy 426 Topic: 20 Prävention Prevention 453 Topic: 21 Nachwuchs und Ausbildung Young psychiatrists and academic training 461 Topic: 22 Philosophie, Geschichte und Ethik Philosophy, history and ethics 468 Topic: 23 Suizidalität Suicidality 487 Topic: 24 Diagnostik und Klassifikation Diagnostics and classification 495 Topic: 25 Weitere Themen Other topics 500 Autorenverzeichnis Author index 524 5 Vorwort Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, der jährliche DGPPN Kongress wird immer größer. Das verdanken wir insbesondere den 1500 aktiven Teilnehmern, die ihr Wissen für 580 Einzelveranstaltungen aufbereiten, es darstellen und weitergeben. Diese Kolleginnen und Kollegen haben Kurzfassungen ihrer Beiträge für diesen Band zur Verfügung gestellt. Dafür bedanken wir uns im Namen aller Teilnehmer sehr. Die Abstracts bieten vor, während und nach dem Kongress entscheidende Hilfestellungen bei der Auswahl, der Einordnung und der Vertiefung der Angebote. Der DGPPN Kongress wächst und mit ihm die Vielfalt der Beiträge und Beitragenden. Die wachsende Quantität hat ihren Preis: alle formalen Fehler und Unregelmäßigkeiten im Abstractband zu verbessern, hätte Lektoren über Wochen und Monate beschäftigt und das Werk unerschwinglich teuer werden lassen. Wir haben uns deshalb entschlossen, alle Zusammenfassungen der Referenten unkorrigiert zu übernehmen. Das hat sicher Nachteile. Vielleicht spornt es uns aber auch alle zu noch mehr Sorgfalt an. Sie werden vielleicht überrascht sein über den großen Anteil an englischsprachigen Texten. Zwar soll der DGPPN Kongress schwerpunktmäßig ein deutscher Kongress bleiben, andererseits können wir nicht außer Acht lassen, dass wir im Zentrum von Europa leben und auf das Engste mit unseren Nachbarn verbunden sind. Eine deutsche Psychiatrie ist immer auch eine europäische und eine internationale Psychiatrie. Der DGPPN Kongress 2009 zum Thema „Psychiatrische Erkrankungen in der Lebensspanne“ ist nicht denkbar, ohne zwei Nachbardisziplinen unseres Faches intensiv einzubeziehen: die Kinder- und Jugendpsychiatrie auf der einen und die Gerontopsychiatrie auf der anderen Seite. Wir können psychiatrische Erkrankungen von Erwachsenen nur verstehen, wenn wir die Vorläufer dieser Störungen vom Beginn der Hirnentwicklung an begreifen. Im höheren Lebensalter werden die Krankheitsprozesse vermehrt von Umweltfaktoren geprägt, deren Besonderheiten spezielle Kenntnisse voraussetzen. Sie werden deshalb in diesem Band auffällig viele Beiträge über Themen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Gerontopsychiatrie finden. Wir danken insbesondere für die fruchtbare Kooperation mit den Kollegen aus diesen Nachbarfächern, unseren „Premiumpartnern“ des Kongresses in diesem Jahr. Vor dem Hintergrund des zentralen Themas „Lebensspanne“ werden die folgenden weiteren Aspekte während des Kongresses vertieft und prägen den Abstractband: n Prävention psychischer Erkrankungen n Psychosoziale und biologische Einflüsse n Psychische Erkrankung am Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter n Psychotherapie und Pharmakotherapie n Bedarfsgerechte Versorgung n Qualitätssicherung n Honorierung ärztlicher Tätigkeiten Wir sind fest davon überzeugt, dass es uns allen auch in diesem Jahr gelungen ist, ein interessantes und vielfältiges Programm zusammenzutragen, welches in diesem Band seinen Ausdruck findet. Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider Präsident DGPPN 6 PD Dr. Michael Grözinger Schriftführer DGPPN Foreword Dear colleagues, The annual Congress of the DGPPN is getting larger from year to year. We owe this in particular the 1,500 active participants who prepare, present and pass on their knowledge during 580 different presentations. These colleagues have provided abstracts for this compilation. On behalf of all participants, we would like to thank them very much for their contribution. These abstracts may provide decisive support before, during and after the congress to select, classify and consolidate the presentations on offer. The DGPPN Congress is growing, just as its variety of contributions and contributors. But the growing quantity has its price: to correct all formal errors and irregularities in the abstract-compilation would have engaged lectors and editors for weeks and months and would have led to an exorbitant increase of costs. Therefore we decided to accept all summaries of the referents without correcting them. This surely has its cons. Or perhaps it may encourage us to even more accuracy. You might perhaps be surprised about the considerable amount of English texts. Although the DGPPN Congress shall primarily remain to be a German congress, we cannot disregard the fact that we are living in the centre of Europe and closely connected to our neighbours. German psychiatry will always also be European and international psychiatry. The DGPPN Congress 2009 with the topic „Psychiatric Disorders during Lifespan“ would be incon ceivable without taking into account two neighbouring disciplines: these are Child and Adolescent Psychiatry on the one hand and Gerontopsychiatry on the other hand. We are only able to understand psychiatric disorders of adults if we comprehend the precursors of these disorders from the beginnings of cerebral development. At greater age, disease processes are more and more influenced by environmental factors, whose particularities require specific knowledge. Thus you will find a noticeably large number of articles dealing with topics of Child and Adolescent Psychiatry as well as Gerontopsychiatry. We would like to express our best thanks for the fruitful co-operation to our colleagues from these neighbouring disciplines, our „premium partners“ of this year’s congress. Against the background of the central topic „Lifespan“, the following aspects will further be discussed and intensified during the congress: n Prevention of psychiatric disorders n Psychosocial and biological influence n Psychiatric disorders in children on the verge to adulthood n Psychotherapy and pharmakotherapy n Care suited to demand n Quality assurance / management n Honoration, payment, reward of medical services We are convinced that this year again, we all succeeded in creating an interesting and varied programme for this congress, which is represented in this compilation. Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider President DGPPN PD Dr. Michael Grözinger Secretary DGPPN 7 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 Topic: 1 Organische psychische Störungen, Demenz, F0 Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Sydney HS-007 Hauptsymposium Prävention psychischer Erkrankungen Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), W. Maier (Bonn) 001 Die Präventionsprogrammatik bei psychischen Erkrankungen – aktueller Stand und Perspektiven am Beispiel psychotischer Störungen Joachim Klosterkötter (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Die WHO hat die Prävention mentaler Störungen zu einer ihrer primären Zielsetzungen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte erklärt. Parallel dazu wurden in Staatengemeinschaften wie der Europäischen Union und einzelnen Ländern wie der BRD Deutschland großangelegte Aktivitäten in Gang gesetzt, die der Entwicklung von Gesamtstrategien zur Förderung der seelischen Gesundheit dienen. Methode: Der Beitrag gibt eine selektive Literaturübersicht zum aktuellen Stand und den Perspektiven dieser Präventionsprogrammatik und stellt dabei die psychotischen Störungen beispielhaft in den Mittelpunkt. Diskussion / Ergebnisse: Bei der Ausarbeitung systematischer Empfehlungen für die Prävention psychischer Erkrankungen wurden 3 Ansätze zur Absenkung der Neuerkrankungsrate voneinander unterschieden. Der universale Ansatz bezieht sich auf die Bevölkerung insgesamt, der selektive auf Gesunde mit erhöhtem Erkrankungsrisiko und der indizierte auf Personen, die auch schon behandlungsbedürftige Risikosymptome („at-risk-mental-states; ARMS“) bieten. Der Ansatz der indizierten Prävention ist bisher am besten durch Studienergebnisse abgesichert und verfolgt bei den psychotischen Störungen die drei Zielsetzungen der Verbesserung der aktuell belastenden Prodromalsymptomatik (1), der Vermeidung oder doch Verzögerung sich abzeichnender psychoso zialer Behinderungen (2) und vor allem der Verhinderung oder doch zumindest Verzögerung und Abschwächung drohender Ersterkrankungen (3). Die Erreichbarkeit der Ziele 1 – 3 wurde bisher international mit 5 randomisierten kontrollierten Frühinterventionsstudien überprüft und sowohl für psycho- als auch pharmakotherapeutische Interventionsstrategien belegt. Wenn die Ent wicklung auf diesem innovativen Gebiet weiter so rasant voranschritte wie bisher, ließen sich schon in den nächsten Jahren Evidenz-basierte Ergebnisse in der Versorgungspraxis umsetzen und möglichst jedem Ratsuchenden mit Frühwarnzeichen auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Präventionsangebote unterbreiten. Episode konnten Risikofaktoren für die Erkrankung identifiziert werden. Methode: Bipolare Störungen manifestieren sich häufig bereits vor dem 18. Lebensjahr. Die Diagnosestellung ist vielfach schwierig; eine verzögerte Diagnosestellung kann zu einer inadäquaten Behandlung mit einer potentiellen Gefährdung des Betroffenen führen. Selbst bei richtiger Diagnose der Erkrankung ist die Behandlung im Versorgungsalltag häufig nicht optimal. Das bestehende Risiko von gravierenden Einschränkungen der psychosozialen Funktionsfähigkeit im Langzeitverlauf wird dadurch zusätzlich erhöht. Das möglichst frühzeitige Erkennen und die richtige Diag nosestellung ist die Basis für eine von Beginn an optimale Behandlung. Je eher die Patienten und ggf. Angehörigen über die Erkrankung informiert werden und gemeinsam mit den Professionellen die weiteren Schritte planen können, desto günstiger wird sich der Erkrankungsverlauf gestalten. So kann das Risiko für Komplikationen gesenkt und der weitere Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Spezialisierte Behandlungszentren sind dringend notwendig um den Betroffenen und ihren Angehörigen adäquate Hilfe zukommen zu lassen. 003 Früherkennung und Primärprävention von Angsterkrankungen Roselind Lieb (Universität Basel, Fakultät für Psychologie) Angststörungen gehören zu den häufigsten auftretenden psychischen Störungen, die sich typischerweise erstmalig während der ersten beiden Lebensdekaden manifestieren. Oftmals zeigen die Betroffenen bereits während der Kindheit Auffälligkeiten, wie z.B. Behavioral Inhibition oder Angst in Trennungssituationen, die mit einem erhöhten Risiko für die spätere Entwicklung einer klinischen Angststörung verbunden sind. Je später Angststörungen behandelt werden, umso eher entwickelt sich ein ungünstiger Verlauf. Frühzeitige effiziente Prävantionsmassnahmen sind somit nötig, um ungünstige Krankheitsverläufe verhindern zu können. Der Vortrag gibt zuerst einen Überblick über den Verlauf von Angststörungen über die Lebensspanne sowie über Merkmale und Risikofaktoren, die nach dem heutigen Wissensstand auf die spätere Entwicklung einer klinischen Angststörung verweisen. Diskutiert werden soll die Vorhersagesicherheit und Spezifität nachgewiesener früher Indikatoren und deren Bedeutung für die Früherkennung. Hierauf basierend folgt ein Überblick über derzeit bestehende Präventionsmassnahmen und diesbezüglich vorliegende Evaluationsergebnisse. 004 Prävention der Demenz – Was ist heute möglich? Was ist zu erwarten? Wolfgang Maier (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 7 002 Prävention bei Bipolarer Störung HS-013 Hauptsymposium Michael Bauer (Uniklinikum Dresden, Klinik für Psychiatrie) K. Leopold, A. Pfennig Einleitung: Im Gegensatz zur Früherkennung schizophrener Störungen, welche seit vielen Jahren intensiv wissenschaftlich erforscht wird und für die im Ergebnis spezialisierte klinische Zentren etabliert wurden, steckt dieses Thema für bipolare Störungen noch in den Anfängen. Aus Beobachtungsstudien mehren sich Hinweise, dass das Erkennen von Frühphasen bipolarer Störungen möglich ist. Durch Befragungen von erst vor kurzem erkrankten Personen und deren Angehörigen zu bemerkten Symptomen vor der ersten Patient oriented research in dementia and health service research 8 Vorsitz: W. Maier (Bonn), P. Nicotera (Bonn) 001 Medical care for dementia patients in Germany: present state and needs Lutz Frölich (ZI für Seelische Gesundheit, Gerontopsychiatrie, Mannheim) Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 002 Treatment of behavioral symptomes: current state Frank Jessen (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) 003 Challenging behaviour: comprehension and intervention in nursing Sabine Bartholomeyczik (Inst. für Pflegewissenschaft, Fakultät für Medizin, Witten) 004 Integrated dementia care to face the challenges of demographic change Stefan Teipel (Psychiatrische Klinik, Rostock) W. Hoffmann, G. Doblhammer Introduction: With an increasing number of people over the age of 70, an ever increasing number of patients with dementia will re quire professional care service. This will dramatically increase the direct costs of dementia care. Today, Mecklenburg-Western Pomerania (MV) is already facing the demographic problems that will challenge wide areas of Germany in 10 to 30 years: • Rapidly aging population • High mobility of the working population leading to increasing numbers of functional single person households • Declining number of General Practitioners (GP) • Long supply lines due to low population density Method: One key challenge for future support networks in demographic focus regions will be to increase the rate of early diagnosis without exhausting the capacity of the medical service. The support network has to strengthen the role of the GPs: diagnostic guidelines need to give criteria at which level of qualification an individual diagnosis can be reached. The network has to offer qualification for GPs to implement these guidelines in daily practice. Regional neuropsychological testing service will relieve pressure on specialists and allow a subgroup of patients with dementia to be diagnosed already at the GP level. This will facilitate access to specialists for patients with specific demands. But integrated dementia care can not stop here. It has to provide resources to the GPs and specialists to cope with the consequences of increased rates of dementia diagnosis: qualified dementia care managers will provide consulting and training for optimal medical and social care for patients and their caregivers at home. They will serve as interface between medical and nursing care services. Discussion / Results: The German Center for Neurodegenerative Disorders will implement and evaluate integrated dementia care for people with dementia and their families in a population based study in the demographic focus region MV through its partner center Rostock / Greifswald. Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 7 HS-019 Hauptsymposium Translational research in dementia: From bench to bedside Vorsitz: F. Schneider (Aachen), P. Nicotera (Bonn) 001 Basic principles for the development of new substances Michael T. Heneka (Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurologie) 002 Blood and CSF based biomarkers for the early diagnosis of dementias Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie) Future disease-modifying therapies of dementias, e. g. Alzheimer‘s dementia (AD), call for improved early and possibly predictive dementia diagnostics since the molecular pathophysiology of irreversible neurodegeneration is already at work years before clinical manifestation of the dementia syndrome. In this respect novel promising diagnostic approaches are offered by cerebrospinal fluidbased neurochemical dementia diagnostics (CSF-NDD). For CSFNDD the dementia biomarkers total-Tau, phosho-Tau and beta amyloid peptide 1-42 have been validated in numerous international multicenter studies, including autopsy controlled investigations. This explains why CSF-NDD does currently enter worldwide diagnostic guidelines for dementia diagnostics. The diagnostic speci ficity of phospho-Tau is superior to total-Tau and that of the Abeta peptide ratio 42 / 40 superior to the sole determination of Abeta1-42. According to meta-analysis multiparametric CSF-NDD offers for the early diagnostics of AD a specificity and sensitivity in the range of 80 – 90 % and strong evidence supports a predictive diagnosis of incipient AD in patients within the prodromal state of mild cognitive impairment. This approach does offer positive and negative predictive values close to 90 %. However, there is a strong need for additional CSF dementia markers which will allow: (i) identification of therapy responders, (ii) prediction of the speed of disease progression, (iii) improving the differential diagnostic accuracy within the group of primary neurodegenerative demen tias. Since CSF-NDD is currently entering routine clinical neurochemistry in expert centers measures of quality control become increasingly important and meanwhile international quality surveys have been launched in Europe and the USA. Due to rapid method development in the field of clinical neuroproteomics also first promising biomarkers for blood-based neurochemical dementia diagnostics (blood-NDD) have been introduced. According to these data a blood-NDD (screen assays) seems to be feasible within the near future, however, currently these assays do not allow reliable dementia diagnostics for the single patient. 003 Neurodegenerative disorders: New strategies to study the dynamics of structural changes Katrin Amunts (Forschungszentrum Jülich, INB-3 Medizin) P. Pieperhoff, W. Huber, M. Südmeyer, A. Schnitzler, K. Zilles Local volume changes visible in MR images of patients with of neurodegenerative disorders are common signatures of underlying pathological processes. These changes, however, are often only apparent at late stages of the disease. They are detectable in large samples of cross-sectional studies, but do not allow conclusions about an individual brain. Here, we discuss first results of longitudinal studies based on MR images of patients suffering from Parkinson‘s disease (PD), corticobasal degeneration (CBD) and primary progressive aphasia (PPA). MR images were repeatedly acquired in each patient with intervals between few months and 2 years. The images were analysed using deformation-field morphometry (DFM), which is a novel and a highly sensitive technique for the analysis of structural MR images on a voxel level without the need to predefine regions of interest. Progressive volume decreases were found in the cortical grey matter, basal ganglia, mesencephalon and brain stem of PD patients. Volume decrease was more moderate than that observed in the brains of PPA patients. Volume loss in CBD patients was focused to the superior frontal, central and parietal regions of the brain; the cortex as well as the white matter was affected. Thus, the pattern of morphological changes and the com- 9 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 partments of nervous tissue clearly differed between diseases. The analysis of clinical measures showed that high UPDRS and MMSE were associated with high volume loss (and vice versa). However, changes in UPDRS and volume loss were not necessarily synchronized, and the dynamics of tissue volume loss differed between individuals. The combination of highly sensitive brain morphometry in a longitudinal study design with clinical, behavioural measures and genotyping may contribute to a better understanding of the pathogenesis of neurodegenerative disorders, an improved differentiation between syndromes and the development of statistically significant strategies to predict the further course of the disease. 004 Human molecular genetics: Estimation of disease risk and identification of novel therapeutic targets Andreas Papassotiropoulos (Universität Basel, Molekularpsychologie) Recent advances in the development of high-density genotyping platforms now allow for high-resolution genome-wide association studies for such polygenic phenotypes as dementia, thereby giving rise to the identification of new important molecules and therapeutic targets for the pathways of interest. Modern genetic analyses can also lead to improved biological characterization of the risk for the development of dementia, response to medication and of the risk of side-effects, all of which are polygenic phenotypes. New genomic and bioinformatic methods are being currently developed and pave the way towards identification of new therapies and estimation of disease risk, response probability and risk of the occurrence of side effects. The scope of this lecture is to highlight these exciting new developments and to underscore the advantages but also the caveats of the new field of personalized medicine. vaskulären Läsionen sind in Kombination mit Anamnese, klinischem Befund und neuropsychologischem Profil wesentlich für die Differenzierung zwischen vaskulärer und neurodegenerativer Demenz. FDG-PET und HMPAO-SPECT können bei unklaren Situationen, insbesondere in der Frühphase der Demenz zur ätiolo gischen Differentialdiagnose beitragen, Amyloid-Imaging ist ein Forschungsinstrument. FP-CIT SPECT ist in klinisch unklaren Fällen für die Differentialdiagnose DLB vs. non-DLB Demenz hilfreich und zu empfehlen. In der ätiologischen Erstdiagnostik soll bei klinischen Hinweisen eine Liquordiagnostik zum Ausschluss einer akuten oder chronischen entzündlichen Gehirnerkrankung durchgeführt werden. Die liquor-basierte neurochemische Demenzdiagnostik unterstützt bei unklarer klinischer Situation die Differen zierung zwischen Frühstadien neurodegenerativer Demenzen und anderen Ursachen und wird deshalb empfohlen. Hier sind betaAmyloid 1-42 und Gesamt-Tau bzw. Phospho-Tau gemeinsam der Bestimmung eines einzelnen Parameters überlegen und werden daher empfohlen. Die Komplexität und Schwierigkeit der Differenzialdiagnostik nimmt mit zunehmenden Schweregrad ab, so dass eine sinnvolle Aufteilung zwischen fach- und allgemeinärztlichen Aufgaben anzustreben ist. 002 Therapie demenzieller Syndrome Harald Hampel (Discipline of Psychiatry, Trinity Center for Health Sci., Dublin, Irland) Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney S-007 Symposium Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 3 Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenz ST-003 State-of-the-Art-Symposium Vorsitz: U. Preuss (Halle), H. Förstl (München) Demenzen 001 Psychiatrische Komorbiditäten bei Demenzen: Ergebnisse aus der NIS (National Inpatient Sample) Stichprobe Vorsitz: L. Frölich (Mannheim), H. Hampel (Dublin, Irland) 001 Diagnostik und Differenzialdiagnostik dementieller Syndrome Lutz Frölich (ZI für Seelische Gesundheit, Gerontopsychiatrie, Mannheim) Demenz ist eine Syndromdiagnose und soll mit anerkannten Kriterien gestellt werden (ICD-10). Davor kommt es häufig zu einer leichten kognitiven Störung (MCI), einem heterogenen Syndrom mit subjektiven kognitiven Einbußen, Defiziten in Tests des epi sodischen Gedächtnisses oder anderen kognitiven Domänen und höchstens minimalen Einbußen der Alltagskompetenz. Demenz und MCI müssen frühzeitig und ausführlich diagnostisch differenziert werden, da erst die ätiologische Zuordnung eine fundierte Aussage über Verlauf und Behandlung erlaubt. Neben neurologischem und psychopathologischem Befund ist immer eine Quantifizierung der kognitiven Ausfälle mit einem Kurztest erforderlich, bei Bedarf eine ausführliche neuropsychologische Abklärung. Immer werden eine Reihe von Routine-Serum- bzw. Plasmauntersuchungen empfohlen, im Falle klinisch unklarer Situationen oder bei spezifischen Verdachtsdiagnosen gezielte weitergehende Laboruntersuchungen. Ein regelhaftes EEG wird nicht empfohlen, eine konventionelle cCT oder cMRT gehört aber zum Standard einer Basis-Demenzdiagnostik. Eine Atrophie im Bereich des medialen Temporallappens und des Kortex ist ein Hinweis auf das Vorliegen einer Alzheimer Krankheit. Das Ausmaß und die Lokalisation von 10 Ulrich Preuss (Martin-Luther-Universität, Psychiatrie, Halle) S. Watzke, J. Choi Einleitung: Die Alzheimerdemenz (ALZ-D) zählt zu den häufig sten Erkrankungen von Personen im Alter von über 65 Jahren. Eine Reihe von psychischen und somatischen Erkrankungen wurde mit dieser Demenzform in Verbindung gebracht. Das Ziel dieser Auswertung der NIS (National Inpatient Sample) Stichprobe ist es, diagnostische Korrelate der ALZ-D bei Personen im Alter über 60 Jahren zu identifizieren. Methode: Von den 800,457 inpatient subjects (etwa 2 % aller statio när behandelten Personen 2004) waren 315,244 im Alter über 60 Jahren. Aus dieser Personengruppe wiesen 9,572 (3.03 %) die Diagnose einer ALZ-D auf, während 33,367 (10.59 %) Personen an einer Osteoarthritis litten (OA), die als Vergleichsstichprobe herangezogen wurden. Diskussion / Ergebnisse: Uni- und multivariate Statistik zeigte, dass ALZ-D Patienten überdurchschnittlich häufig an Erkrankungen des vaskulären Systems sowie psychischen Erkrankungen wie Psychosen und affektiven Störungen leiden, nach Kontrolle von Alter und Geschlecht. Zunehmendes Alter und männliches Geschlecht waren darüber hinaus mit dem Risiko für die ALZ-D assoziiert. Eine Reihe von somatischen Diagnosen wie auch affektive und psychotische waren in ähnlich signifikanter Weise mit der Alzheimer Erkrankung assoziiert. Diese Querschnittsstudie erlaubt allerdings keine Erforschung von Kausalzusammenhängen, die in Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 prospektiven Studien untersucht werden müssen. 002 Neurobiologische Grundlagen von Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenzen Hans Förstl (TUM, Klinikum rechts der Isar, Psychiatrie und Psychotherapie, München) 003 Therapie von Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenzen Lutz M. Drach (HELIOS Kliniken Schwerin GmbH, Klinik für Alterspsychiatrie) 004 Störungen des Erlebens und Verhaltens bei Demenzen und stationär-psychiatrische Behandlungen Tilman Wetterling (Vivantes, Klinik für Psychiatrie, Berlin) Einleitung: Störungen des Erlebens und Verhaltens Verhaltensauffälligkeiten (wie z. B. Aggressivität, Apathie, Depression, Flüssigkeits- und Nahrungsverweigerung) treten bei Dementen sehr häufig auf und bereiten den sie betreuenden Personen große Probleme. Ziel: In der GePsy-B-Studie wurde untersucht, welche Gründe zur Einweisung von älteren Patienten in eine psychiatrische Klinik (Versorgungsgebiet: 250.000 Einwohner) geführt haben. Methodik: Zu diesem Zweck wurden die Aufnahmedokumentationen prospektiv über 3 Jahre aller Aufnahmen ausgewertet. Ergebnisse: In dem Untersuchungszeitraum wurden 511 über 64 Jahre alte Demenzkranke 671 mal aufgenommen. Die häufigsten Einweisungs- / Aufnahmegründe waren mit 40,5 % Verwirrtheitszustand, Desorientiertheit oder Delir; 24,1 % Aggressivität oder Erregungszustand, 18,5 % Nahrungs- / Flüssigkeitsverweigerung, 18 % Halluzinationen und / oder Wahn, 17,9 % Fehlhandlungen, 17,3 % Unruhe, 9,1 % De pression und 9,1 % Suizidalität/ Suizidversuch. Bei 73,5 % der Pa tienten war ein selbstgefährdendes Verhalten und bei 24 % fremdgefährdendes Verhalten wesentlicher Grund für die Einweisung. Die Ergebnisse zeigen, dass bei einem ganz überwiegenden Teil der dementen Patienten ein akut selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten zur stationären Einweisung führte. Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Stockholm 1 S-030 Symposium Therapie nicht-kognitiver Störungen bei Demenz Vorsitz: A. Fellgiebel (Mainz), M. Hüll (Freiburg) 001 Medikamentöse Therapie von Depression und Apathie Andreas Fellgiebel (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie) 002 Pharmakologische Optionen bei Agitation, Aggressivität und Halluzinationen Michael Hüll (Universitätsklinik Freiburg, ZGGF) Einleitung: Außerhalb der Kognition liegende Symptombereiche wie Agitation und Halluzinationen werden bei Demenzerkrankung mit unterschiedlichen Begriffen wie akzessorische Symptome, nicht-kognitive Symptome, psychotische Symptome im Rahmen einer Demenz, herausforderndes Verhalten oder im angloamerikanischen Sprachgebrauch „Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia“ (BPSD) bezeichnet. Diese Symptome sind we- sentlich für die Lebensqualität des Erkrankten und der Angehörigen sowie für die Möglichkeit eines Verbleibens in der eigenen Häuslichkeit. Methode: Für nichtpharmakologische Ansätze wurden in Deutschland Empfehlungen für den Umgang mit herausforderndem Verhalten gegeben. Für die pharmakologischen Interventionen existiert die generelle Empfehlung, nur bei schweren aggressiven Verhaltensweisen Medikamente einzusetzen. Diese Zurückhaltung beruht zum einen auf der erhöhten Nebenwirkungsempfindlichkeit älterer Menschen gegenüber typischen und atypischen Neuroleptika. Andererseits zeigen randomisierte Studien aber auch ein ernüchterndes Bild bzgl. der Wirksamkeit von Neuroleptika. So zeigte der „Clinical Antipsychotic Trials of Intervention Effectiveness-Alzheimer Disease“ (CATIE-AD) letztendliche keine überzeugende Wirk samkeit von atypischen oder typischen Neuroleptika. Diskussion / Ergebnisse: Aufgrund der häufig bestehenden Notwendigkeit einer pharmakologischen Behandlung von aggressivem Verhalten wurden auch verschiedene andere Interventionen (Antidementiva, Antiepileptika, Benzodiazepine etc) bzgl. ihrer Effekte auf akzessorische Symptome im Rahmen einer Demenz untersucht. Die bisher vorliegenden Daten sind aber bei weitem nicht ausreichend. 003 Wirkfaktoren der nicht-medikamentösen Behandlung bei Demenz Armin Scheurich (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie) Einleitung: Die medikamentösen Behandlungsoptionen bei Demenz sind auch heute leider sehr begrenzt, insbesondere in Bezug auf die nicht-kognitiven Symptome, die den Verlauf der Erkrankung gewöhnlich bestimmen. Demgegenüber gibt es derzeit auch nur wenig überprüfte Evidenz für nicht-medikamentöse Behandlungsansätze. Methode: Der Vortrag gibt einen Überblick über die Interventionen und ihre Wirkfaktoren. Es werden die Daten und Ergebnisse aktueller Reviews und Studien dargestellt und zusammengefasst. Diskussion / Ergebnisse: Für die demenzspezifischen Behandlungsansätze wie Validation, Reminiszenztherapie und Realitätsorientierung liegen negative und gemischte Studienergebnisse vor. Da diese komplexen Ansätze jedoch verschiedene Einzelinterventionen integrieren, ist die Entdeckung wirksamer Einzelfaktoren erschwert. In dem Beitrag werden die empirisch abgesicherten nichtmedikamentösen Interventionen als Wirkfaktoren und Bausteine für neue integrierte Behandlungsansätze wie bspw. die Selbsterhaltungstherapie vorgestellt. Es zeichnet sich empirische Unterstützung für den antidepressiven Aktivitätenaufbau, die Psychoedukation der pflegenden Angehörigen und die kognitive Stimulation ab. Situativ und kurzfristig kann über adäquate Zuwendung, multi sensorische Stimulation, Reduktion unangenehmer Zustände und Schmerzen das Verhalten und Erleben der Patienten positiv be einflusst werden. Für leicht betroffene Patienten mit beginnender Demenz wirkt Gruppentherapie entlastend und aktivierend. Im weiteren Verlauf, bei mittelschwerer und schwerer Symptomatik, sind auch verhaltenstherapeutische Interventionen erfolgreich, die über die Verstärkung und die Einübung positiver Verhaltensweisen direkt auf Verhaltensdefizite oder problematisches Verhalten einwirken. Für die Verbesserung der nicht-medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten müssen klinische Studien sowohl systematisch die Effektivität der einzelnen Wirkfaktoren isolieren, als auch die wirksamsten Kombinationen erschließen. 11 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 004 Selbsterhaltungstherapie (SET): Individuelle Ressourcenförderung in der Rehabilitation und Betreuung von Menschen mit Demenz Barbara Romero (Neurologische Klinik, Alzheimer-Therapiezentrum, Bad Aibling) Einleitung: Bei fortschreitend verlaufenden Demenzen können eine Beeinträchtigung und eine Verschlimmerung nicht vollständig und dauerhaft abgewandt und auch nicht beseitigt werden. Angestrebt werden kann und soll eine optimale Anpassung des Niveaus von Aktivitäten und Teilhabe an die jeweiligen, noch erhaltenen Kompetenzen der Betroffenen. Das ressourcenorientierte Konzept der Selbsterhaltungstherapie stellt die Hilfe zur Adaptation an die sich verändernden Lebensbedingungen als die zentrale Aufgabe psychosozialer Unterstützungsmaßnahmen heraus. Programmen zur Nutzung von individuellen Ressourcen der Betroffenen werden systematisch erhobene Erkenntnisse zu deren Kompetenzen und Bedürfnissen zu Grunde gelegt. Methode: Zentrale Elemente der SET: • Anpassung der Kommunikation • Anpassung der Alltagsgestaltung, Betreuung und Beschäftigungen • Erinnerungsarbeit Anwendungsbereiche: • Zeitlich limitierte, familienorientierte Behandlungsprogramme (z. B. Alzheimer Therapiezentrum Bad Aibling, ATZ) • Tagesstätten • Wohnbereich Diskussion / Ergebnisse: Die bisherigen Ergebnisse zur unmittelbaren Wirkung der multimodalen ATZ-Behandlung zeigen eine Reduktion der Depressivität und der Belastung bei den betreuenden Angehörigen, wie auch eine Abnahme der Depressivität und anderer psychopathologischer Störungen bei gleichzeitiger Zunahme alltagsrelevanter Kompetenzen bei den Kranken (Romero, 2004). Auch die Bereitschaft, entlastende externe Hilfen in Anspruch zu nehmen, nahm nach der ATZ-Behandlung bedeutend zu (Romero et al., 2007). Es werden neue Ergebnisse der aktuell laufenden Studie präsentiert, bei der die Nachhaltigkeit der Wirkung der ATZ-Behandlung untersucht wird. Die Studie „SKEPSIS“ ist durch das BMBF im Rahmen der „Leuchtturmprojekte“ gefördert (Förderkennzeichen LTDEMENZ-44-061). Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6 S-042 Symposium tia Losing your self – Neural correlates of frontotemporal demen- Vorsitz: M. Schroeter (Leipzig), H. Förstl (München) 001 Frontotemporal Dementia – Basic Concept and Diagnostic Criteria Hans Förstl (TUM, Klinikum rechts der Isar, Psychiatrie und Psychotherapie, München) 002 Neural Correlates of Social Cognition Kirstin Volz (MPI Neurologische Forschung, Köln) Introduction: Recently, the anterior prefrontal cortex (aPFC) be came a major area of interest. Neuroscientific studies aimed at elucidating the area‘s specific function. Although the role of the aPFC in sub-serving higher-order cognitive functions is unchallenged, it is so far not clear in what way and where different functions may be distributed in this large area. In aiming at more detailed and coherent theoretical account, researchers took up a meta-position by integrating the corpus of findings from recent imaging studies on the aPFC. In doing so, reviews and meta-analytic approaches suggested 12 various subdivisions. For example, the lateral aPFC, primarily encompassing Brodmann area 10, was suggested to sub-serve the coordination of information processing and the information transfer between two or more cognitive operations and multiple task coordination respectively. In contrast, the medial aPFC was proposed to sub-serve mental state attribution (including theory of mind) in general. The utilized meta-analytic approaches, whose results constitute the basis for most of the mentioned theoretical accounts, still most commonly consist of plotting all activation foci into a single figure. The common procedure is then to use visual inspection as a scientific tool so as to identify functional sub-regions. Yet, the method of visual inspection affects adversely the objectivity and reliability of the interpretation of the findings. Method: Recent developments of meta-analysis techniques facilitate more objective approaches, some of which were adopted for the present work. The combination of Activation Likelihood Estima tion (Turkeltaub et al., 2002), model-based clustering and replicator dynamics (Neumann et al., 2006) is ideally suited to address the question of functionally different sub-regions within the aPFC. Discussion / Results: The replicator process revealed three disso ciable clusters within the median aPFC, i. e., these three clusters could be differentiated based on the information about co-activated regions. Moreover, the activation foci of the network of the lateral aPFC were entirely different from those of the median aPFC. 003 Neural Correlates of Frontotemporal Dementia – In vivo Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig) Introduction: Frontotemporal dementia (FTD) is the most common form of frontotemporal lobar degeneration. It is characterized by deep alterations in behavior and personality. We conducted a systematic and quantitative meta-analysis to examine its neural correlates and place the disease in a framework of cognitive neuropsychiatry. Method: MedLine and Current Contents search engines were used to identify imaging studies investigating FTD. Nine studies were identified reporting either atrophy or decreases in glucose utilization. Finally, the analysis involved 132 patients and 166 controls. A quantitative meta-analysis was performed. Maxima of the studies resulted in anatomical likelihood estimates. This meta-analytic method is considered as the most sophisticated, and well-validated of coordinate-based voxel-wise meta-analyses. Diskussion / Results: The meta-analysis revealed a particularly fron tomedian network impaired in FTD. Additionally, right anterior insula, and medial thalamus were identified. The study specifies FTD as the frontomedian variant of frontotemporal lobar degeneration. The disease affects neural networks enabling self-monitor ing, theory of mind capabilities, perception of emotions, and sus taining personality and self. Our study suggests that FTD is a prototypical disorder of a specific human ability, social cognition. Moreover, we contrast our results with other meta-analytic studies applying the same method. Here, we can show that the neural correlates of FTD are specific in comparison to the other subtypes of frontotemporal lobar degeneration, semantic dementia and progressive non-fluent aphasia, and Alzheimer‘s disease. In conclusion, the study contributes to placing FTD in cognitive neuropsychiatry and to the development of new diagnostic (imaging) criteria for dementia disorders. References Schroeter et al (2007) Towards a nosology for frontotemporal lobar degenerations – A meta-analysis involving 267 subjects. Neuroimage 36:497-510. Schroeter et al (2008) Neural networks in frontotemporal dementia – A metaanalysis. Neurobiol Aging 29:418-26. Schroeter et al (2009) Neural correlates of Alzheimer‘s disease and mild cognitive impairment: A systematic and quantitative meta-analysis involving 1351 patients. Neuroimage: published online. Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 004 Neural Correlates of frontotemporal Dementia – Post mortem William W. Seeley (UCSF School of Medicine, Memory; Aging Center, San Francisco, USA) Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 2 S-047 Symposium Evidenzbasierte Ergotherapie bei Demenz Vorsitz: A. Döring (Bochum), J. Fritze (Pulheim) 001 Interventionsprogramm und Design der WHEDA-Studie Sebastian Voigt-Radloff (Universitätsklinikum, Geriatrie und Gerontologie, Freiburg) Einleitung: Ein niederländisches Ergotherapie-Programm erwies sich in einer randomisierten Studie bei Demenzerkrankten als hoch wirksam und kosteneffektiv (Graff et al. 2006, 2007, 2008). Im Rahmen der BMG-geförderten Leuchtturmprojekte führt das Zentrum für Geriatrie und Gerontologie Freiburg eine multi-zentrische randomisiert kontrollierte Studie zur Wirksamkeit des niederländischen Programms im deutschen Versorgungskontext durch. Design und erste Erfahrungen der WHEDA-Studie werden vorgestellt. Methode: Die Interventionsstudie vergleicht die Effekte eines häuslichen manualisierten Ergotherapieprogramms mit dem eines häuslichen ergotherapeutischen Beratungsbesuches auf die Ausführung von Alltagsaktivitäten und Lebensqualität von Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenzerkrankung, auf die Lebensqualität und Kompetenzüberzeugung des primären Angehörigen und auf die Gesundheitskosten. Design: Einfach blinde randomisert kontrollierte Studie mit sieben Prüfzentren, 5 Wochen Intervention, prä-post Assessment und Follow-Up Untersuchung in Woche 16, 26 und 52. Teilnehmer: Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenzerkrankung, die zu Hause leben und von dem primären Angehörigen mindestens zweimal pro Woche versorgt werden. Einschlusskriterien: Demenz vom Typ Alzheimer oder gemischt (ICD-10-F00), Minimental State Examination Wert zwischen 14 und 24. Ausschlusskriterien: Geriatric Depression Scale (30 Items) Score: > 12, Pflegestufe 2 oder höher, medizinische Instabilität oder schwere Verhaltensauffälligkeiten. Interventionen: 10 Hausbesuche eines geschulten Ergotherapeuten mit dem Ziel, die erfolgreiche Durchführung bedeutungsvoller Alltagsaktivitäten des Patienten und Angehörigen zu unterstützen versus die häusliche Beratung eines geschulten Ergotherapeuten mit Material, das auf Informationen der Alzheimer Gesellschaft basiert, mit dem Ziel, Angehörige und Patienten in der Nutzung kommunaler Ressourcen zu unterstützen. Ergebnismessung: Durchführung der Alltagsaktivitäten der Patienten, Lebensqualität von Angehörigen und Patienten, Kompetenzüberzeugung der Angehörigen, Akzeptanz der Intervention bei Angehörigen und Patienten, Ressourcennutzung von Patienten und Angehörigen, Betreuungsaufwand durch primären Angehörigen. Diskussion / Ergebnisse: Da die Follow-Up Erhebungen noch nicht abgeschlossen sind, werden als erste Ergebnisse das durchgeführte Behandlungsprogramm, das Studiensample und die Erfahrungen der involvierten Ergotherapeuten bei der Durchfürhung der Therapie und Kontrollintervention vorgestellt. 002 Interventionsprogramm „Ergotherapie im häuslichen Umfeld bei Demenz“ Wiebke Flotho (HAWK, Fachhochschule Hildesheim / Holzminden / Göttingen) Einleitung: Ergotherapie im häuslichen Umfeld von Demenzkranken und ihren Pflegenden Angehörigen (PA) kann einen wichtigen Beitrag in der ambulanten Versorgungskette leisten. Vor diesem Hintergrund wurde ein Interventionsprogramm entwickelt, welches Klientenzentrierung und bedeutungsvolle Alltagsaktivitäten des Klienten innerhalb des ergotherapeutischen Behandlungsprozesses systematisiert. In Anlehnung an die Studien von Graff et al. (2006 – 2008), die u. a. die Kosteneffektivität solcher Programme in den Niederlanden nachgewiesen haben, entstehen erste deutsche Ansätze zur Förderung der Evidenzbasierung ergotherapeutischer Lei stungen. Das Programm baut auf den Erfahrungen der fortlaufenden Differenzierung des CMOP / COPM-Zertifizierungskurses (CMOP = Canadian Model of Occupational Performance, COPM = Canadian Occupational Performance Measure) auf. Der Zertifizierungskurs ist eine Schulung für praktizierende Ergotherapeuten, die eine Form der Systematisierung des therapeutischen Prozesses für die deutsche Ergotherapie bereit hält und grundsätzliche an akademischen Standards orientierte theoretische wie praktische Kompetenzen vermittelt. Methode: Merkmale des ergotherapeutischen Interventionsprogrammes sind: • Klientenzentrierte Grundhaltung im gesamten therapeutischen Prozess • Betätigungsorientierung mit Alltagsrelevanz für die Klienten • Durchführung des Interviews COPM mit Betroffenem und PA zu Beginn und am Ende der Intervention • Nutzung eines Betätigungsprotokolls, Durchführung von Betätigungsanalysen, Systematisierung der Zielformulierungen • Überprüfung der Wohnsicherheit, sowie Erfassung des Optimierungsbedarfs im häuslichen Umfeld • Wohnraum- und Umfeldberatung • Anwendung geeigneter ergotherapeutischer Methoden Strukturelle Merkmale des Interventionsprogrammes sind: • Interventionsdauer pro Klient 6 Wochen mit je zwei Behandlungen pro Woche • Ergotherapie findet im häuslichen Kontext des Klienten statt • Einbeziehung der pflegenden Angehörigen (PA) und Demenzkranken in Befunderhebung, Zielformulierung und Entscheidungsfindung Diskussion / Ergebnisse: Das Interventionsprogramm wird mittels einer Schulung trainiert, bestehend aus 3 Modulen, die sich in jeweils 2 – 3 Fortbildungstage aufteilen. Die Schulung umfasst 110 Lehreinheiten, die 60 Einheiten Präsenzlehre und 50 Einheiten Eigenarbeit beinhalten. Obwohl es derzeitig noch nicht überprüft ist, stellt es einen vielversprechenden ersten Schritt in Richtung kosteneffizienter und evidenzbasierter Ergotherapie dar. Eine Studie zur Evaluation des Interventionsprogrammes wäre wünschenswert. 003 Effektivität einer optimierten Ergotherapie bei Demenz im häus lichen Setting (ERGODEM) Luisa Jurjanz (Universitätsklinik Dresden, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie) Einleitung: Nichtmedikamentöse Behandlungsmaßnahmen bei Demenzerkrankungen sind Bestandteil einer leitliniengerechten Therapie. Gegenüber den pharmakologischen Behandlungsoptionen verweist die gegenwärtige Studienlage jedoch auf eine deutlich geringere Evidenzbasierung für nichtpharmakologische Interven tionen. Mit Blick auf den deutschen Versorgungskontext wird deutlich, dass bislang keine randomisierten kontrollierten Studien vorliegen, so dass sich Empfehlungen im nichtmedikamentösen Behandlungsbereich eher auf einzelne Untersuchungen und ge nerelle Konsensusempfehlungen stützen. Die BMG-geförderte 13 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 ERGODEM-Studie versucht einen Beitrag zu leisten, diese Lücke zu schließen, indem sie die Wirksamkeit einer häuslichen Ergotherapie bei leicht bis mittelgradiger Demenz unter Verwendung eines randomisierten kontrollierten Designs untersucht. Methode: ERGODEM ist als multizentrische Studie mit drei Prüfzentren konzipiert. In die Studie werden insgesamt 200 Patienten mit einer leicht- bis mittelgradigen Demenz (Alter ≥ 55 Jahre) eingeschlossen. Alle Patienten erhalten eine leitliniengerechte pharmakotherapeutische Behandlung (DGN, DGPPN). Die Interven tionsgruppe erhält zusätzlich ein individuelles, an den Bedürfnissen des Patienten ausgerichtetes Behandlungsprogramm über einen Zeit raum von 6 Wochen. Dabei werden gemeinsam mit dem Patienten für ihn bedeutsame Betätigungen identifiziert und eine Zielhierarchie erstellt. Die Intervention umfasst 12 Sitzungen. Die Angehörigen werden in die Behandlung einbezogen. Alle Studienteilnehmer werden zu vier Messzeitpunkten untersucht. Neben der Bewältigung von Alltagsaufgaben als primäre Outcome-Variable interessieren die kognitive Leistungsfähigkeit, Aspekte der Lebenszufriedenheit, das Belastungserleben seitens der pflegenden Angehörigen sowie die Behandlungskosten. Diskussion / Ergebnisse: Es wird erwartet, dass die Aktivitäten des täglichen Lebens bei den Patienten der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe länger eigenständig bewältigt werden können. Zudem nehmen wir einen positiven Effekt auf die Lebensqualität der Betroffenen sowie der pflegenden Angehörigen an. Da die Datenerhebung weiterhin andauert, werden das Design sowie erste Erfahrungen der Ergotherapeuten bei der Durchführung der Intervention berichtet. 004 Zu Stand und Zielen der Akademisierung der deutschen Ergotherapie Ulrike Marotzki (HAWK, Fachhochschule Hildesheim / Holzminden / Göttingen) Einleitung: Ergotherapie gehört zu den noch jungen Therapieberufen in Deutschland. Erste Ausbildungsstätten wurden nach dem zweiten Weltkrieg gegründet. Gut 10 Jahre nach der Pflege hat nun mit diesem Jahrzehnt die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe begonnen, nämlich der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Deutschland schließt sich hiermit als letztes europäisches Land einem internationalen Trend zu einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung in den Therapieberufen an. In den derzeit bestehenden sechs deutschen Bachelor-Studiengängen werden in den meist dualen Studiengängen die berufsfachschulische und hochschulische Ausbildung integriert. In einer im Vergleich zum Ausland längeren Gesamtausbildungszeit von rd. 8 bis 10 Semestern wird der Abschluss ‚Bachelor of Science‘ erreicht. Seit 2005 wurden zudem erste konsekutive Master-Studiengänge eröffnet. Mit ihrem Blick für die Funktionalität und erlebte Qualität von Alltagsbetätigungen ihrer Klientel stellt die moderne Ergotherapie einen klaren Bezug zur Aktivitäts- und Teilhabe-Dimension funktionaler Gesundheit (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) her. Der Erfolg ihrer therapeutischen Interventionen misst sich in der beobachtbaren v. a. aber vom Klienten in seiner vertrauten Umwelt erfahrenen Qualität seiner Alltagsaktivitäten. Mit diesem komplexen Konstrukt, dessen theo retischer Fundierung und Operationalisierung in Form von Outcome-Kriterien, gezielten Interventionen und Erhebungsin strumenten, beschäftigt sich die international verfügbare wissenschaftliche Literatur der Ergotherapie. Aus den konzeptionellen Entwicklungsbedarfen der praktischen ergotherapeutischen Tätigkeit (bspw. Indikationen, Clinical Reasoning, Outcome), den interdisziplinären Ansätzen in den Versorgungsbereichen und der eigenen internationalen wissenschaftlichen Literatur ergibt sich für eine wissenschaftliche Fundierung der deutschen Ergotherapie ein 14 umfangreiches Programm. Dieses sollte von den Hochschulen ausgehen, auf koordinierte Aktivitäten zwischen den ergotherapeutischen Studiengängen aufbauen, im interdisziplinären Diskurs und in Projekten zwischen Hochschulen und regionalen Versorgungseinrichtungen umgesetzt werden. Anfänge hierzu sind gemacht. Methode: Der Vortrag gibt erstens einen Einblick in Zielsetzungen und Inhalte von Bachelor- und Master-Studiengängen. Zweitens werden die Entwicklungsbedarfe und Stärken ergotherapeutischer Praxis im psychiatrischen Bereich skizziert und drittens wird auf die Forschungsagenda eingegangen, die im Kern auf eine stärkere Evidenzbasierung ergotherapeutischer Praxis zielt. Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 42 S-066 Symposium Successful research funding in Germany: Innovative studies on schizophrenia and dementia from the clinical trials program of the BMBF and DFG Vorsitz: F. Jessen (Bonn), P. Falkai (Göttingen) 001 Limitations of research by the pharmaceutical industry and regulatory agencies and presentation of the clinical trial on the treatment of apathy in dementia with Bupropion (Apa-AD) Frank Jessen (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) The research interest of the pharmaceutical industry focuses on conditions that enable licencing by the regulatory agencies such as the EMEA and the FDA. These agencies license drug for diseases only, but not for symptoms related to diseases. In the case of dementia, symptoms, such as neuropsychiatry disturbances are frequently the main predictor for burden of patients and caregivers. Thus, there is a major gap between industry led research, guided by regulators and the need for effective treatment in many clinical fields. Public funding, in Germany by the DFG and the BMBF, targets this gap by funding high quality trials in areas that represent major clinical needs, but are not in the focus of the industry. In the case of Alzheimer‘s Dementia (AD), apathy is the most common neuropsychiatric syndrome. It is associated with more rapid disease progression, increased mortality and increased caregivers‘ burden. There are no studies of sufficient quality on the treatment of apathy in AD. Basic and clinical research provides evidence that the dopaminergic system is crucial in motivated behaviour and that disturbance of dopaminergic transmission is associated with apathy in brain diseases. The antidepressant Bupropion is a dopamine and norepinephrine reuptake inhibitor. Small case series have provided first evidence for potential efficacy of Bupropion on apathy in subjects with various organic brain disorders. Funded by the BMBF, a multicenter randomized placebo-controlled clinical trial on the efficacy of Bupropion in the treatment of apathy in AD will be conducted. The design of the study will be presented. 002 Prävention der Alzheimer Demenz durch Statine: Facts and Fiction Isabella Heuser (Charité Berlin, CBF, Klinik für Psychiatrie) Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 003 High frequency repetitive transcranial magnetic stimulation for the treatment of negative symptoms in schizophrenia – a DFG funded multicenter study Thomas Wobrock (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie) B. Guse, J. Cordes, G. Winterer, W. Wölwer, B. Langguth, M. Landgrebe, G. Hajak, C. Ohmann, M. Rietschel, P. Falkai Introduction: Recent meta-analysis of sham controlled and uncon trolled studies revealed small, but significant effects of rTMS on negative symptoms. However, trials to date have been small and results are mixed. There is a need for further controlled, multi-center trials to assess the clinical efficacy of rTMS on negative symptoms in schizophrenia in a larger sample of patients. Method: The primary objective of the multi-centre randomized, sham-controlled, rater- and patient-blind clinical trial is to investigate the efficacy of 3 week 10Hz high-frequency rTMS (add-on to antipsychotic therapy, 15 sessions / 3 weeks, 1000 stimuli per session, stimulation intensity 110 % of the individual motor threshold) of left dorso-lateral prefrontal cortex in the treatment of negative symptoms in schizophrenia and to evaluate the effect during a 12 weeks follow-up period. The primary efficacy endpoint is the change in negative symptoms of schizophrenia as assessed with the PANSS negative sum score (Baseline vs. day 21). A sample size of 63 in each group will have 80 % power to detect an effect size of 0.50. Data analysis will be based on the intention- to- treat population. The study will be conducted at 3 university hospitals in Germany (Göttingen, Düsseldorf, Regensburg). Discussion / Results: First results of good tolerability and recruit ment suggest that this study will provide important information about the efficacy of rTMS in the treatment of negative symptoms. In addition to psychopathology other outcome measures such as neurocognition, social functioning, and quality of life and neurobiological parameters will be assessed to investigate the basic mechanisms of rTMS in schizophrenia. Main limitations of the trial are the potential influence of antipsychotic dosage changes and to ensure adequate blinding. Trial registration: ClinicalTrials. gov NCT00783120. 004 PREVENT: A second generation intervention trial in subjects at risk of developing first episode psychosis evaluating CBT, aripiprazole and placebo for the prevention of psychosis. Andreas Bechdolf (Uniklinik Köln, Klinik für Psychiatrie) J. Klosterkötter Introduction: Recently CBT as well as antipsychotics (AP) have been found to at least delay the onset of first episode psychosis in people at risk. However, so far only one study has explored the differential treatment effects of CBT and AP, although this question has far reaching ethical, acceptance and compliance implications. PREVENT is designed to address a superior hypothesis for specific interventions as compared to a control interventions and a noninferiority hypothesis as regards CBT compared to AP. Method: 380 help seeking clients will be recruited into the trial to receive either 30 sessions of CBT, or clinical management combined with up to 15 mg aripirazole or placebo over 12 months. The study will address the recent issue of a drop in transitions rates in the UHR population by combining UHR with highly predictive basic symptom criteria. PREVENT will have a high methodological standard involving blind ratings, monitoring of CBT and CM adherence and competence, tolerability and safety documentation. Moreover a number of Add-On studies will allow to assess the biological, psychological and social interactions involved in the conversion process like neuropsychological functioning, MRT scans, stress cortisol levels, oxidative stress, genetics and EEG functioning. Discussion / Results: The presentation will give the rationale and design of the study and report first experiences with the recruit ment and sample characteristics. Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 13/14 S-085 Symposium From phenotype oriented exclusion diagnostics of manifest dementia syndromes to specific diagnostics of neurodegenerative diseases within pre-dementia stages Vorsitz: A. Fellgiebel (Mainz), H. Hampel (Dublin) 001 Neuropsychology: Mandatory screening methods and indications of additional assessments Ingrid Schermuly (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie) Neuropsychological assessment contributes greatly to the diagnosis of dementia diseases. It allows the documentation of significant cognitive decline and points out patterns of cognitive dysfunction due to the type of dementia. Since neurodegeneration is estimated to start 20 – 30 years before clinical onset, there is a long preclinical phase and no bright line dividing normal aging from dementia. The transitional (predemential) state between normal aging and dementia is called Mild Cognitive Impairment (MCI) and is de fined as cognitive decline greater than expected for an individual’s age and education level but not interfering notably with activities of daily life. Thus, besides the diagnostic of manifest dementia dis eases a central focus of neuropsychological assessment and research lies on the reliable and valid detection of preclinical and predemential stages. Concerning manifest dementia syndromes screening tools, e. g. the Mini Mental State Examination, can be used for a first clarification, to support a clinical diagnosis of dementia or to monitor the course of the disease. However, for the early detection of predemential stages as well as for differential diagnostic issues detailed neuropsychological testing is recommended. More sophisticated neuropsychological assessment such as the CERAD neuropsychological battery allows the discrimination between beginning dementia, the preceding stages and normal aging. There is evidence suggesting that asymmetries of cognitive functions as well as subjective cognitive complaints occur already in the preclinical period of dementia. In particular performance on sophisticated cognitive tests of verbal memory, e.g. paired associates learning tasks or the Free and Cued Selective Reminding Test, seem to be sensitive markers at this preclinical stage. 002 Structural brain imaging: What is necessary today and what will be the future? Andreas Fellgiebel (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie) 003 PET in dementia: Current indications and future perspectives Peter Bartenstein (LMU München, Klinik für Nuklearmedizin) 004 From phenotype oriented dementia diagnostics to the pre-symptomatic screening of neurodegenerative diseases Harald Hampel (Discipline of Psychiatry, Trinity Center for Health Sci., Dublin, Irland) Introduction: The pathophysiologic processes leading to neurode generation are thought to begin long before clinical symptoms develop. There is a critical need for biomarkers that aid early pre- 15 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 dementia and pre-symptomatic detection. Method: Currently the clinical syndrome of dementia and the criteria for its severity are defined in the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV-TR of the American Psychiatric Association (APA) and in the ICD-10 (F00-F03) of the World Health Organisation (WHO). For the effective and consistent evaluation of patients a stable diagnostic framework must be followed. After a rigorous exclusion of other diagnosable causes of dementia the establishment of a clinical AD subtype classification can be further specified by using the NINCDS-ADRDA criteria. Knowledge of neurodegenerative disorders such as AD is rapidly advanc ing, thus the diagnostic criteria currently used may need revision and updating. Whereas sensitivity has been shown very good to excellent, specificity has been much lower. Revised criteria are being suggested by the field and discussed in the APA DSM-V and WHO ICD-11 working groups. Recently, new revised diagnostic criteria of AD have been proposed using an early mono-symptomatic approach that may aid an earlier and more accurate characterisation of AD patients. This development seems to pave the way to future pre-symptomatic screening and diagnostic tools. Discussion / Results: In this presentation core feasible in vivo imaging and neurochemistry techniques, at matured stages of large- scale international multi-center diagnostic validation, which can reliably assess key aspects of neurodegeneration and underlying physiology, pathology, chemistry, and which hold the greatest promise to provide effective biological markers will be reviewed and discussed. As a perspective a future multi-dimensional diagnostic flow-model of AD will be proposed. References 1. Blennow K & Hampel H. CSF markers for incipient Alzheimer‘s disease. Lancet Neurology, 2003. 2. Hampel H et al.Core candidate neurochemical and imaging biomarkers of Alzheimer‘s disease.Alzheimer‘s & Dementia, 2008. Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 17/18 S-087 Symposium Lebens- und Versorgungssituation Demenzkranker in Pflege heimen Vorsitz: M. Rapp (Berlin), J. Pantel (Frankfurt) 001 Lebens- und Versorgungssituation Demenzkranker in Pflege heimen: Ein Vergleich zwischen spezieller und traditioneller Betreuung Siegfried Weyerer (ZI für Seelische Gesundheit, AG Psychiatr. Epidemiologie und Demographischer Wandel, Mannheim) Einleitung: Etwa zwei Drittel der Bewohner in deutschen Altenpflegeheimen leiden an einer Demenz. Überwiegend werden diese traditionell integrativ versorgt, d.h. sie leben im gleichen Wohn bereich mit kognitiv unbeeinträchtigten Bewohnern. Neben den kognitiven Einbußen treten bei Demenzkranken häufig Verhaltens auffälligkeiten auf, die die Lebensqualität der Betroffenen, ihrer Mitbewohner und des Pflegepersonals erheblich beeinträchtigen können. Vor dem Hintergrund dieser Probleme wurden beispielsweise im Rahmen der besonderen Dementenbetreuung in Hamburg neue Versorgungskonzepte entwickelt. Im Rahmen einer umfassenden Evaluationsstudie untersuchten wir, ob Demenzkranke in Hamburger Modelleinrichtungen (spezielle segregative und teilsegregative Dementenbetreuung) im Vergleich zu Demenzkranken in traditionellen Altenpflegeheimen eine bessere Lebensqualität aufweisen. 16 Methode: In einer Querschnitts- und Verlaufsstudie (Follow-up nach sechs Monaten) sollten möglichst alle Bewohner (n=744) des Hamburger Modellprogramms (Aufnahmekriterium: verhaltens auffällige, mobile Demenzkranke) untersucht und mit einer tradi tionell integrativ versorgten Gruppe von demenzkranken Heimbewohnern in Mannheim verglichen werden. Zentrale Merkmale wie Verhaltensauffälligkeiten und Einschränkungen der Alltagsaktivitäten wurden durch das qualifizierte Pflegepersonal eingeschätzt. Diskussion / Ergebnisse: Es fanden sich bei Demenzkranken in den Hamburger Modelleinrichtungen im Vergleich zur Referenzgruppe eine stärkere Einbindung von Ehrenamtlichen, mehr Sozial kontakte zum Personal, seltener freiheitseinschränkende Maß nahmen, eine stärkere Beteiligung an Heimaktivitäten und eine häufigere psychiatrische Behandlung. Bewohner in der traditionellen Dementenversorgung wurden signifikant häufiger mit Neuroleptika und wesentlich seltener mit Antidepressiva behandelt. Diskussion: Im Vergleich zur traditionellen stationären Pflege können sich besondere Betreuungsformen vorteilhaft auf Demenzkranke auswirken, wobei noch unklar ist, welche Komponenten zu dieser Wirkung beitragen. Weitere Studien zur Klärung der Wirkfaktoren und zur differentiellen Indikation sind erforderlich. 002 Wirksamkeit der Serial Trial Intervention zur Reduktion von herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz (STI-D) Adelheid Kuhlmey (Charite, Medizinische Soziologie, Berlin) T. Fischer Einleitung: Herausfordernde Verhaltensweisen als Teil der verhaltensbezogenen und psychologischen Symptome der Demenz (BPSD) sind bei Menschen mit Demenz häufig. Sie sind sowohl für den Betroffenen als auch für Angehörige und Pflegende belastend. Vor dem Hintergrund des the Need-Driven Dementia Compromised Behaviour (NDB) Model wird davon ausgegangen, das herausforderndes Verhalten auf nicht befriedigte Bedürfnisse zurück geht, die der Betroffene weder selbst befriedigen noch angemessen kommunizieren kann. Um diese möglichen Ursachen abzuklären, gibt die „Serial Trial Intervention (STI)“, ein in den USA entwickeltes Verfahren, einen strukturierten Rahmen für Pflegefachkräfte vor. STI erwies sich in Studien als vorteilhaft hinsichtlich der Reduktion herausfordernder Verhaltensweisen und anderer Parameter, verglichen mit der Standardversorgung. Methode: Eine deutsche Fassung der STI wurde mit Experten entwickelt. Im Rahmen einer clusterrandomisierten, kontrollierten Studie (ISRCTN 6139 7797) mit drei Messzeitpunkten wird geprüft, ob STI-D geeignet ist, herausforderndes Verhalten bei Pflegeheimbewohnern unter Alltagsbedingungen (efficacy) stärker zu reduzieren als die Regelversorgung. Als primäre Outcomevariable wird das Auftreten von BPSD betrachtet, erhoben mittels NPI-NH. Sekundäre Outcomevariablen sind: Lebensqualität, Schmerz, Verschreibungshäufigkeit von Analgetika und Psychopharmaka und Häufigkeit von Assessments und Interventionen. Diskussion / Ergebnisse: Pflegende der teilnehmenden Pflegeheime wurden erfolgreich für die Anwendung von STI-D geschult und setzten das Verfahren klinisch ein. Erste Ergebnisse der Studie werden vorgestellt. 003 OPTIMAL – Eine Interventionsstudie zur Verbesserung der Psychopharmakversorgung von psychisch kranken Pflegeheimbewohnern Johannes Pantel (Universitätsklinikum Frankfurt, Psychiatrie und Psychosomatik) A. Diehm, B. Schmitt, I. Ebsen Einleitung: Ziel der Untersuchung war es, ein möglichst praxisnahes Interventionsprogramm zur Optimierung der Psychopharmakatherapie im Altenpflegeheim zu entwickeln, durchzuführen und Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 wissenschaftlich zu evaluieren. Methode: In einer ausgewählten Einrichtung der stationären Alten hilfe wurde ein Interventionsprogramm implementiert, das gezielt auf zentrale Aspekte des in der Studie „Psychopharmaka im Altenpflegeheim“ formulierten Handlungsmodells Einfluss nimmt. Im Mittelpunkt der Intervention stehen dabei insbesondere Qualifizierungsmaßnahmen für Pflegende zur Verbesserung der Kommunikation mit psychisch kranken Heimbewohnern und im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Pflegekräften bzw. Heim und behandelnden Ärzten, Maßnahmen zur Bewältigung von juristischen Konfliktsituationen sowie Maßnahmen zur Verbesserung der psychopharmakarelevanten Dokumentation. Die Wirksamkeit des Interventionsprogrammes wurde im Rahmen eines nicht-randomisierten kontrollierten Studiendesigns anhand definierter Zielgrößen (Art und Menge der eingesetzten Psychopharmaka, medizinische und juristische Kriterien für adäquaten bzw. inadäquaten Einsatz, Verhaltensauffälligkeiten auf Bewohnerebene etc.) unter Einschluss von 162 Bewohnern überprüft. Ergebnisse: Sowohl hinsichtlich der ärztlichen als auch der pflegerischen Versorgung ließ sich die Versorgung mit Psychopharmaka im Interventionsheim in Teilbereichen der medizinischen und juristischen Anforderungen an eine optimale Versorgung signifikant verbessern. Dies betraf u. a. die Verträglichkeit von Psychopharmakaverordnungen, die Reduzierung pharmakologischer Polypragmasie, die Reduzierung poten ziell schädlicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamentenverordnungen, die Qualität der Dokumentation der pflegerischen und ärztlichen Psychopharmakaanordnungen. Darüber hinaus nahmen die psychopathologischen Auffälligkeiten bei den Bewohnern im Interventionsheim – nicht jedoch im Kontrollheim – nach der Intervention ab und es fanden sich weniger Hinweise für potenzielle Rechtsverstöße bei der Psychopharmakaversorgung der Heimbewohner. Diskussion / Ergebnisse: Das Interventionsprogramm führte zu einer Verbesserung der Handlungskompetenzen der Pflegekräfte im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten der Heimbewohner und bei ihren Aufgaben im Rahmen der Psychopharmakaversorgung. Um die Effektivität dieser Maßnahme weiter zu verbessern, ist jedoch eine Einbeziehung der verschreibenden Ärzte in Qualifizierungsmaßnahmen unerlässlich. 004 VIDEANT – Determinanten der Psychopharmakaversorgung in Pflegeheimen Michael Rapp (Gerontopsychiatrisches Zentrum, Charité Campus Mitte, Berlin) T. Majic, H. Gurtzmann, A. Heinz Einleitung: Verhaltenssymptome bei Demenz wie Aggressivität und Unruhe, Depression und Apathie führen zu häufigen Verschreibungen von Psychopharmaka, vermehrten Krankenhausaufenthalten und einer erhöhten Belastung des Gesundheitssystems. Insbesondere Neuroleptika können schwere unerwünschte Wirkungen entfalten und sind mit einer erhöhten Mortalität assoziiert. Internationale Leitlinien schlagen hier eine differenzierte, syndromspezifische Pharmakotherapie vor. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwieweit die Verschreibungspraxis in den Heimen syndromspezifisch und leitliniengerecht erfolgt. Methode: Querschnittserhebung in 18 Berliner Seniorenwohnheimen, bei der mit syndromspezifischen Skalen die Prävalenz von Apathie, Depression und Aggressivität, sowie die Psychopharmakagabe in definierten Tagesdosen (DDD) bei 326 demenzkranken Bewohnern erfasst wurde. Diskussion / Ergebnisse: Über 90 % der demenzkranken Bewohner litten an Verhaltenssymptomen, am häufigsten an Apathie (80 % der Bewohner). 52,1 % der demenzkranken Bewohner erhiel- ten Neuroleptika, 29,4 % Antidepressiva, und 16,6 % Antidementiva. Demenzpatienten mit Depression und Apathie wurden genauso häufig mit Neuroleptika behandelt wie Demenzpatienten mit Aggressivität (p = .68).Bei der Behandlung von Verhaltenssymptomen bei Demenz werden differenzialtherapeutische Aspekte offenbar wenig beachtet. Die nicht indikationsgerechte Verschreibung von Neuroleptika kann Patienten einem erhöhten Risiko schwerer unerwünschter Wirkungen und einer erhöhten Mortalität aussetzen. Leitlinien für die Behandlung von Verhaltensstörungen sind im deutschsprachigen Raum in Vorbereitung; ihre Implementierung im klinischen Alltag erscheint angesichts der hier vorgestellten Datenlage notwendig. Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2 S-089 Symposium Versorgung und Kosten der Demenz Vorsitz: H. van den Bussche (Hamburg), W. Maier (Bonn) 001 Lebens- und Betreuungsqualität in deutschen Pflegeheimen: Empirische Ergebnisse Martina Schäufele (ZI für Seelische Gesundheit, Arbeitsgruppe Psychogeriatrie, Mannheim) L. Köhler, S. Weyerer Einleitung: Das Bild von Pflegeheimen in der Öffentlichkeit ist von Unterversorgung und Betreuungsmissständen geprägt. Ohne auf eine breitere empirische Datenbasis zu rekurrieren zu können, bezieht sich die mediale Berichterstattung meistens auf Einzelfälle. Ziele: Ziel war es, erstmals in Deutschland auf der Grundlage einer repräsentativen Stichprobe Indikatoren der Lebens- und Betreuungsqualität der Pflegeheimbewohnerschaft zu untersuchen, wobei insbesondere auf Menschen mit Demenz fokussiert werden sollte. Methode: Die Studie war Teil des Forschungsverbundes Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung in Einrichtungen der Altenhilfe (MuG IV). Die Untersuchungsstichprobe wurde mittels eines mehrstufigen Zufallsverfahrens aus einer bundesweiten Repräsentativstichprobe von 609 vollstationären Pflegeheimen (Erhebung durch TNS Infratest Sozialforschung) gezogen. Hauptuntersuchungsinstrument war ein standardisiertes bewohnerbezogenes Pflege- und Verhaltensassessment (PVA), das durch qualifizierte Pflegekräfte bearbeitet wurde. Das PVA umfasst u. a. ein Screening für Demenz, Aspekte der ärztlichen Versorgung und Indikatoren der Lebensqualität – QOL (freiheitseinschränkende Maßnahmen- FEM, positive Aktivitäten und Gefühlsausdruck). Diskussion / Ergebnisse: Von der Bewohnerschaft in den 58 untersuchten Pflegeheimen (N= 4481, Durchschnittsalter: 82,6 Jahre, 78 % Frauen) waren dem Screening nach 68,6 % (95 % CI: 67,2-70,0) von einem Demenzsyndrom betroffen. Insgesamt war für nur rund 56 % der im Screening positiven Personen eine ärzt liche Demenzdiagnose dokumentiert. Nur rund ein Drittel der Demenzkranken wurde durch einen Psychiater / Neurologen behandelt (11 % nahmen Antidementiva ein; 65 % Psychopharmaka bzw. Hypnotika und Sedativa). Die Ergebnisse weisen insgesamt auf Defizite in der fachärztlichen und in der Palliativersorgung der Demenzkranken hin. Demenz und neuropsychiatrische Symptome waren mit einer signifikant verminderten Lebensqualität assoziiert (höhere Rate von FEM, weniger positive Aktivitäten und Gefühlsausdruck). Mehrebenenanalysen zufolge waren auch institutionelle Merkmale (gerontopsychiatrische Qualifikation des Personals, spezielle Demenzwohnbereiche) mit einer höheren QOL verknüpft. 17 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse ergaben im Hinblick auf die Lebens- und Betreuungsqualität der Bewohnerschaft mit Demenz eine große Varianz zwischen den Heimen und weisen auf Maßnahmen hin, durch die diese Qualitätskomponenten gefördert werden können. 002 Inanspruchnahme ambulanter Gesundheitsleistungen demenziell Erkrankter im Jahr vor und nach Diagnosestellung Hendrik van den Bussche (UKE, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg) 003 Stadienspezifische Kosten der Demenz: Ein systematischer Literaturüberblick Hans-Helmut König (Universität Leipzig, Gesundheitsökonomie) W. Quentin, M. Luppa, A. Rudolph, S. G. Riedel-Heller Einleitung: In diesem systematischen Literaturreview wurden Krankheitskostenstudien aus Europa und Nordamerika analysiert, in denen die Kosten von Demenzerkrankungen pro Patient in unterschiedlichen Krankheitsstadien berichtet wurden. Methode: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in elek tronischen Datenbanken durchgeführt. Die identifizierten Studien wurden nach verschiedenen Kostendeterminanten klassifiziert. Die Ergebnisse wurden in USD-Kaufkraftparitäten (2006) umgerechnet und differenziert nach Kosten der formellen und informellen Versorgung in den Krankheitsstadien der leichten, mäßigen und schweren Demenz dargestellt. Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 28 Studien analysiert, die ein breites Methodenspektrum aufweisen. Für das Stadium der schweren Demenz wurden mehr als doppelt so hohe Kosten angegeben wie für die leichte Demenz. Die Struktur und Höhe der berechneten Kosten sind primär abhängig von den Studienzielen (Gesamtkostenansatz vs. Inkrementalkostenansatz), der Wohnsituation der Patienten (zu Hause vs. in Pflegeeinrichtungen lebend) und der Berücksichtigung der informellen Versorgung. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Schwere der Erkrankung einen bedeutenden Einfluss auf die Krankheitskosten hat. Dennoch müssen bei der Ergebnisbeurteilung die individuellen Charakteristika der einzelnen Studien sorgfältig in Betracht gezogen werden. Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 13 / 14 S-107 Symposium KNDD-Symposium: Epidemiologie und Risikofaktoren der Demenz – Ergebnisse der German Study on Ageing, Cognition and Dementia in Primary Care Patients (AgeCoDe) Vorsitz: H. Kaduszkiewicz (Hamburg), F. Jessen (Bonn) 001 Risiko- und Protektionsfaktoren der Demenz Horst Bickel (TU München, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Die frühzeitige Identifikation von Risikogruppen für Demenzerkrankungen kann gezielte Interventionsmaßnahmen ermöglichen. Ziel der Studie war es, einfach zu erhebende Frühindikatoren für die Entwicklung von Demenzen zu ermitteln und die prognostische Validität eines daraus gebildeten Risikoscores zu bestimmen. Methode: In sechs großstädtischen Zentren Deutschlands wurde in insgesamt 138 Allgemeinpraxen eine Zufallsstichprobe von über 75jährigen Patienten gezogen. Die Patienten wurden initial und 18 zweimal im Abstand von jeweils 18 Monaten mit einem umfangreichen strukturierten Forschungsinterview untersucht. Das Interview schloss u. a. eine kognitive Testbatterie und Fragen zur subjektiven Gedächtnisbeeinträchtigung ein. Der Hausarzt schätzte den Grad der kognitiven Beeinträchtigung anhand der Global Deterioration Scale ein, dokumentierte die Vorerkrankungen und entnahm eine Blutprobe zur Bestimmung genetischer Risikofaktoren. Demenzen wurden nach den Kriterien von DSM-IV diagnostiziert. Aus den demographischen Merkmalen und den präklinischen kognitiven Leistungsvariablen wurde mittels Cox-Regression ein Risikoscore für inzidente Demenz gebildet. Zusätzlich wurde geprüft, ob der APOE-Genotyp und die dem Hausarzt bekannten Vorerkrankungen nach Adjustierung für den Risikoscore unabhängig zur Vorhersage einer Demenz beitragen. Diskussion / Ergebnisse: Die Stichprobe bestand aus 3.202 initial nicht-dementen Teilnehmern. Innerhalb von 8.665 Personenjahren unter Risiko entwickelten sich 217 neue Fälle von Demenz. Die jährliche Inzidenzrate betrug 2,5 %. Der Risikoscore setzte sich aus dem Alter, dem Bildungsstand, der allgemeinen kognitiven Lei stung, dem verzögerten Abruf beim Wortlistenlernen, der verbalen Flüssigkeit, der subjektiven Gedächtnisbeeinträchtigung und der Einschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch den Hausarzt zusammen. In den ersten drei Quartilen des Risikoscores belief sich die über 36 Monate kumulierte Inzidenz von Demenzen auf Werte zwischen 0,7 und 3,5 %, während sie im vierten Quartil 23 % betrug. Der APOE-Polymorphismus und einige vorbestehende Erkrankungen (Diabetes mellitus, Lebererkrankung, Niereninsuffi zienz und Schlaganfall) erwiesen sich als unabhängige Risikofak toren, die das Demenzrisikos zusätzlich erhöhten. Die Resultate zeigen, dass mit relativ einfach zu erhebenden Merkmalen ältere Allgemeinpraxispatienten mit hohem und mit geringem Demenzrisiko voneinander abgegrenzt werden können. 002 Subjektive Gedächtnisstörungen als Prädiktor einer Demenz Frank Jessen (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Das subjektive Gefühl der Gedächtnisverschlechterung bei intakter kognitiver Leistung gewinnt zunehmend an Bedeutung im Rahmen der Früherkennungs- und Risikofaktor Forschung von Demenzerkrankungen. Methode: Im Rahmen der AgeCoDe Studie wurde die Prädiktion von Demenz und den Subtypen Alzheimer Demenz und vaskuläre Demenz durch subjektive Gedächtnisstörungen in einer Allgemeinarzt Kohorte über 75 Jahren über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht. Es wurden insgesamt 2.423 Personen mit kognitiver Normleistung eingeschlossen. Diskussion / Ergebnisse: Subjektive Gedächtnisstörungen zur Base line waren mit einem erhöhten Risiko (HR:1.8) für eine Demenz und im speziellen einer Alzheimer Demenz (HR:3.0) im Verlauf assoziiert. Diese Risiken verdoppelte sich, wenn die Gedächtnisbeschwerden dem Probanden Sorgen bereiteten. Das Risiko für eine Demenz bzw. eine Alzheimer Demenz wurde weiterhin deutlich erhöht, wenn einer subjektiven Störung bei Baseline eine leichte kognitive Störung bei der ersten Verlaufsuntersuchung folgte. Eine subjektive Gedächtnisstörung bei Baseline gefolgt von einer amne stischen leichten kognitiven Störung bei der ersten Verlaufsuntersuchung war mit einer hohen Risiko (OR: 60.3) für eine Alzheimer Demenz bei Verlaufsuntersuchung 2 assoziiert. Die longitudinale Definition von subjektiven und objektiven Gedächtnisstörungen erhöht die Voraussagekraft bzgl. Demenz deutlich im Vergleich zu einer querschnittlichen Definition. Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 003 Leichte kognitive Beeinträchtigungen: Prävalenz, Inzidenz und Risikofaktoren Steffi G. Riedel-Heller (Universität Leipzig, Klinik für Psychiatrie Public Health) T. Luck, S. Weyerer, H. Bickel, H.-H. Abholz, H. van den Bussche, B. Wiese, W. Maier Einleitung: Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) haben eine erhöhtes Risiko an einer Demenz zu erkranken. Da meisten älteren Menschen in Deutschland sind in hausärztlicher Behandlung, kommt Hausärzten eine Schlüsselposition bei der Früherkennung und der Einleitung von Interventionen zu. Die vorliegende Arbeit berichtet über Prävalenz, Inzidenz und Risikofaktoren von MCI in einer großen prospektiven multizentrischen Hausarztkohorte. Methode: Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen der Baselineund den ersten beiden Follow-up-Untersuchungen (nach 1,5 und 3 Jahren) der German Study on Ageing, Cognition and Dementia in Primary Care Patients (AgeCoDe). Zu den Erhebungszeitpunkten wurden mit 3.327 Hausarztpatienten im Alter von mindestens 75 Jahren strukturierte klinische Interviews im häuslichen Setting durchgeführt. Die ermittelten Prävalenzraten basieren auf dem prozentualen Anteil kognitiv leicht beeinträchtigter Personen unter allen nicht dementen Studienteilnehmern zu Baseline. Die Berechnung der Inzidenz erfolgte bezogen auf die Personenjahre unter Risiko. Mögliche Risikofaktoren wurden mittels multivariater logistischer Regressionsmodelle identifiziert. Diskussion / Ergebnisse: Leichte kognitive Beeinträchtigungen sind unter älteren Hausarztpatienten häufig. Die Prävalenz von MCI zur Baseline betrug 15,4 % (95 %-KI = 14,1 – 16,6). Von den zur Baseline kognitiv unbeeinträchtigten Hausarztpatienten entwickelten im Follow-up-Zeitraum 350 eine MCI (Personenjahre = 6.198,20). Die entsprechende Inzidenz pro 1.000 Personenjahren betrug 56,5 (95 %-KI = 50,7 – 62,7). Höheres Alter (85+ Jahre), das Vorhandensein eines ApoE ε4 Allels, vaskuläre Erkrankungen sowie die subjektive Angabe von Gedächtnisbeeinträchtigungen wurden als Risikofaktoren für inzidente MCI identifiziert. Die Relevanz von vaskulären Risikofaktoren unterstreicht die Notwendigkeit und Möglichkeit präventiver Interventionen in diesem Bereich. 004 Motivationale und kognitive Reservekapazität als Risikofaktor in der Entwicklung einer leichten kognitiven Beeinträchtigung und Alzheimer-Demenz Simon Forstmeier (Universität Zürich, Psychologisches Institut) A. Maercker, W. Maier, H. van den Bussche, S. Riedel-Heller, H. Kaduszkiewicz, M. Pentzek, S. Weyerer, H. Bickel, B. Wiese, M. Wagner Einleitung: Motivationale Fähigkeiten im mittleren Lebensalter sind mit psychischer und körperlicher Gesundheit assoziiert. Ihr Zusammenhang mit dem Risiko einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (MCI) und Alzheimer-Demenz (AD) wurde jedoch bisher noch nicht untersucht. Methode: Die Beziehung zwischen motivationalen Fähigkeiten und MCI- bzw. AD-Risiko wurde mit Daten der AgeCoDe-Studie untersucht. Insgesamt 3327 nicht-demente Personen über 75 Jahren wurden über Hausärzte rekrutiert und zweimal wieder untersucht (Follow-up nach 1,5 und 3 Jahren). Motivationale Fähigkeiten des mittleren Lebensalters wurden auf der Basis des Hauptberufes und unter Benutzung der Datenbank des Occupational Information Network (O*NET) geschätzt, welche detaillierte Informationen über Fähigkeiten in jedem Beruf enthält. Cox Proportional-HazardModelle wurden verwendet, um das relative Risiko einer MCI und AD zu bestimmen. Eine Vielzahl von weiteren potentiellen Risikofaktoren wurde kontrolliert. Diskussion / Ergebnisse: Bis zum Follow-up II entwickelten 313 Per sonen eine MCI und 71 eine AD. Motivationale Fähigkeiten sind mit einem reduzierten MCI-Risiko verbunden (Hazard Risiko [HR], 0.78; 95 % CI, 0.65 – 0.93), auch wenn alle weiteren poten tiellen Risikofaktoren kontrolliert werden. Die Beziehung zwischen motivationalen Fähigkeiten und der Inzidenz von AD ist weniger eindeutig. Nur in ApoE4-Trägern zeigen sich motivationale Fähigkeiten als Prädiktoren eines reduzierten AD-Risikos (HR, 0.48; CI, 0.25 – 0.91), nicht jedoch in Nicht-Trägern (HR, 0.99; CI, 0.65 – 1.53). Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 21 S-138 Symposium Klinische Studien bei der Alzheimer Demenz: Aktuelle Diskussion und Innovationen Vorsitz: F. Jessen (Bonn), H. Hampel (Dublin, Irland) 001 Was sind patienten- und nutzenrelevante Endpunkte in klinischen Studien zur Alzheimer Demenz ? Michael Hüll (Universitätsklinik Freiburg, ZGGF) Einleitung: Nutzen ist der subjektiv erfahrbare Wert einer Intervention – und somit ein Werturteil, welches von vielen Voraussetzungen abhängt. Verschiedenste Endpunkte werden in Studien zur Alzheimer Demenz erhoben. Sogenannte Surrogatmarker, zum Beispiel die Hirnatrophie mittels Kernspintomographie gemessen oder das Amyloidprotein im Liquor, lassen sich technisch leicht objektiv quantifizieren. Obwohl diese Marker extrem wichtig für die Entwicklung von Therapien im Sinne eines „Proof of Principle“ sind, kann aus diesen Endpunkten nicht auf den Nutzen geschlossen werden. Drei klinische Endpunkte, Veränderungen der Kognition, Veränderungen der Aktivitäten des täglichen Lebens und Verbesserung des klinischen Eindrucks werden zumeist in Studien zur Alzheimer Demenz in Übereinstimmung mit den Forderungen der Zulassungsbehörden European Medicines Agency (EMEA, für Europa) und Food and Drug Administration (FDA, für die USA) erhoben. Methode: Mit Blick auf den Patientennutzen hob von diesen drei Endpunkten das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) die alltagspraktischen Fähigkeiten ganz in den Vordergrund, während es den klinischen Eindruck nur als zusätzliche Information wertete. Dies folgt der Wahrnehmung von Betroffenen und Angehörigen, die einen Erhalt der Fähigkeiten als hohen Nutzen sehen. Der Nutzen einer Therapie kann sich auch für verschiedene Krankheitsstadien der Alzheimer Demenz anders darstellen. Während in den mittleren Phasen, den Phasen in denen die meisten Zulassungsstudien durchgeführt wurden, sicherlich die Veränderungen der alltagspraktischen Fähigkeiten die größte Rolle spielen, können in frühen Phasen kognitive Effekte und in späteren Phasen Effekte auf Agitation und Aggression eine höhere Priorität haben. Diskussion / Ergebnisse: Die krankheitsbezogene Lebensqualität wird bei verschiedenen Erkrankungen als wichtigste nutzenrelevanten Kennzahl ermittelt, in der der betroffene Patient basierend auf vielen Veränderungen in unterschiedlichen Teilaspekten sein Werturteil abgibt. Da aufgrund der Natur der Alzheimer Demenz eine Befragung der Patienten zu ihrer Lebensqualität sehr erschwert ist, müssen entsprechende Instrumente noch demenzstadiengerecht entwickelt werden. 19 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 002 Biomarker- und Surrogatemarker in klinischen Studien bei Alz heimer Demenz: Unter welchen Umständen können sie aus Sicht der Regulatoren klinische Endpunkte ersetzen? Karl Broich (BfArM, Bonn) L. Rems Für eine Vielzahl von Erkrankungen werden klinische Prüfungen zum Nachweis der Wirksamkeit und Unbedenklichkeit eines Arzneimittels durchgeführt, die eine große Anzahl von Patienten und oft eine sehr lange Beobachtungszeit erfordern bis die präspezifizierten harten klinischen Studienendpunkte eine abschliessende Nutzen-Schaden-Bewertung aus regulatorischer Sicht ermöglichen. Diesen methodischen Anforderungen steht das Bemühen gegenüber, den Patienten möglichst frühzeitig neue Therapieoptionen zu eröffnen, dies gilt gerade auch bei der Alzheimer-Demenz. In den letzten Jahren ist dadurch das Interesse bei allen an der Arzneimittelentwicklung beteiligten Akteuren gestiegen, durch den breiteren Einsatz von Biomarkern die Arzneimittelentwicklung und die Zeit bis zur Zulassung zu verkürzen. Der Einsatz von Biomarkern und die Bewertung so gewonnener Studienergebnisse im Rahmen der Arzneimittelentwicklung ist dabei für Regulatoren nicht neu, sie werden schon heute z. B. zur besseren Charakterisierung von Stu dienpopulationen, in „proof of concept“-Studien oder zur Dosisfindung eingesetzt. In konfirmatorisch angelegten Studien zum Nachweis von Wirksamkeit und Sicherheit eines Arzneimittels gründen Zulassungsbehörden ihre Bewertung aber wenn möglich grundsätzlich auf klinisch etablierte und für die Behandlung eines Patienten relevante Studienendpunkte, wenn dies mit einem vertretbaren Aufwand möglich und erreichbar ist. Eine Arzneimittelzulassung basierend auf einem Biomarker als Surrogatendpunkt für den harten klinischen Endpunkt stellt daher zwar weiterhin eher die Ausnahme dar, andererseits unterstützen aber auch die Zulassungsbehörden Aktivitäten, die erforderlichen methodischen Fortschritte zu initiieren und Biomarker als mögliche Surrogatendpunkte für konfirmatorisch angelegte klinische Prüfungen weiter zuentwickeln (z. B. „innovative drug development activities“ der EMEA-Think-Tank Group; „critical path initiative“ der FDA). Der regulatorische Kontext zum Einsatz von Biomarkern als Surrogat endpunkt in klinischen Prüfungen, deren Definition und deren mögliche Vor- und Nachteile wird speziell am Beispiel der Alzheimer-Demenz dargelegt. 003 Biologische Blut und Liquor-Marker für die Alzheimer Krankheit: Anwendung in klinischen Studien / Alzheimer’s disease biomarkers from blood and CSF: implementation in clinical treatment trials Harald Hampel (Discipline of Psychiatry, Trinity Center for Health Sci., Dublin, Irland) Introduction: The pathophysiologic process of Alzheimer‘s disease (AD) is thought to begin long before symptoms develop. Existing therapeutics improve symptoms, but increasing efforts are being directed toward the development of therapies to impede the pathologic progression. Although these medications must ultimately demonstrate efficacy in slowing clinical decline, there is a critical need for biomarkers that will aid early preclinical and clinical detection and patient characterisation, stratify pre-clinical and clinical pa tient populations for trials, indicate whether a candidate diseasemodifying therapeutic agent is actually altering the underlying degenerative process. Knowledge of AD is rapidly advancing, thus the NINCDS-ADRDA criteria diagnostic criteria currently used may need revision and updating. Whereas sensitivity has been shown very good to excellent, specificity has been much lower. Revised criteria are being suggested by the field and discussed in the APA DSM-V and WHO ICD-11 working groups. In particular, the implementation of neurobiological criteria to the classical descriptive 20 symptomatic criteria may aid to earlier and more accurate characterisation of AD patients. Discussion / Results: Neurobiological measures derived from blood, plasma and CSF closely related to pathophysiological, neuropathological and clinical data, such as microvasculature regulating pro tein dysbalance, hyperphosphorylation of tau protein, the amyloidogenic pathway will be discussed with emphasis on their current implementation in AD treatment trials. As this work has con siderably matured, it has become clear that biomarkers may serve a variety of clinical functions in an early clinical, pre-clinical, presymptomatic detection of patients. There is an urgent need for a harmonized collaborative effort between stakeholders in academic research, industry and regulatory authorities for the establishment of worldwide standards and networks for the identification and validation of biomarker candidates. Qualified biomarkers in clinical trials are needed to monitor safety, enrich the population of responders and provide pre-symptomatic surrogate and efficacy measures for labeling as „disease modifiers“. 004 Neue Bildgebungsverfahren zum Therapiemonitoring und Re sponsprädiktion bei Alzheimer Demenz Frank Jessen (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Ein Surrogatemarker im Rahmen der Therapieentwicklung der Alzheimer Krankheit sollte mit der durch die Therapie erreichten klinischen Veränderung korrelieren und den Behandlungserfolg voraussagen. Aus dem Bereich der bildgebenden Verfahren sind die strukturelle MRT, FDG-PET und Amyloid-PET Kandidaten für Surrogatemarker. Darüber hinaus sind biochemische Veränderungen, gemessen mit der MR-Spektroskopie und Blutflussveränderungen gemessen mit der Arterial Spin Labeling (ASL) MRT sensitiv für Behandlungseffekte. In dem Beitrag wird ein Überblick über den aktuellen Stand der der genannten Verfahren in der Therapieforschung zur Alzheimer Demenz gegeben. Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Hong Kong S-142 Symposium Ergebnisse der Langzeitbeobachtungen von Diagnostik- und Therapiestudien Vorsitz: I. Heuser (Berlin), J. Kornhuber (Erlangen) 001 Neurochemische Frühdiagnostik kognitiver Störungen im Liquor Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie) Für die Entwicklung dringend benötigter krankheitsmodifizierenden Ansätze für die Therapie der Alzheimer Demenz (AD), gewinnt eine präklinische Positivdiagnostik der drohenden AD zunehmend an Bedeutung. Bei entsprechend früher Behandlung könnten sich die Therapieerfolge der AD, die mehrere Jahre vor Auftreten des vollen demenziellen Syndroms bereits präklinisch molekular-diagnostisch nachweisbar ist, entscheidend verbessern. In diesen frühen präklinischen Stadien ist der irreversible Neuronenverlust noch vergleichsweise gering. Neurochemische Korrelate der molekularen Pathophysiologie der AD sind erhöhte Konzentrationen von Tau und seinen phosphorylierten Formen (p-tau) sowie erniedrigte Aβ1-42 Konzentration im lumbalen Liquor, die in zahlreichen multizentrischen Studien bei mehreren tausend Patienten die Diagnosestellung der AD signifikant unterstützen konnten, wo- Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 bei Sensitivitäten und Spezifitäten von 80 % – 90 % erreicht wurden. Entsprechend wurden die Liquorkonzentrationen dieser Biomarker zwischenzeitlich als supportives Merkmal für die klinischen Forschungskriterien der AD vorgeschlagen. Auch zeichnen sich erste Ansätze einer Blut-basierten neurochemischen Demenzdiagnostik ab, die allerdings erst in unabhängigen Multizenter-Studien validiert werden müssen. Die Liquor-basierte Neurochemische Demenzdiagnostik (CSF-NDD) kann bereits heute einen entscheidenden Beitrag zur prädiktiven Diagnose prodromaler Stadien der AD leisten. Insbesondere bei Patienten im Stadium einer Leichten Kognitiven Störung (Mild Cognitive Impairment, MCI) kann das Vorliegen einer AD mindestens 4 – 6 Jahre vor Manifestation des vollen Demenzsyndroms durch eine entsprechende Biomarkerkonstellation im Liquor angezeigt werden. Im Sinne einer präklinischen Diagnose können hier MCI-Patienten identifiziert werden, die ein erhöhtes Risiko haben, im weiteren Verlauf eine Demenz zu entwickeln. Ab-Peptidspezies und Tauproteine sind aber mehr molekulare „trait marker“ der Alzheimer-Krankheit als „state marker“ der Alzheimer-Demenz. Entsprechend fehlen neurochemische Demenzmarker, die gut mit dem Schweregrad der Demenzerkrankung korrelieren, und daher auch für ein Monitoring von neuroprotektiven Therapieansätzen einsetzbar wären. 002 MR-Spektroskopie für die Verlaufsprädiktion von MCI und Demenz Frank Jessen (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Mit MR-Spektroskopie können neurochemische Metaboliten bei Menschen gemessen werden. Im Rahmen des Kompetenznetzes Demenzen wurde erstmalig eine große Multizenterstudie mit diesem Verfahren bei Patienten mit MCI und Demenz durchgeführt. Es werden hieraus Daten zur Querschnittsuntersuchung, zur Assoziation mit CSF Markern für die Alzheimer Demenz sowie zu Verlaufsmonitoring und prädiktion vorgestellt. eine wichtige Rolle bei der Darstellung sekundärer Endpunkte und Surogatendpunkte für die Unterscheidung symptomatischer und krankheitsmodifizierender Therapieeffekte im Rahmen klinischer Studien zukommen. Eine Anwendung der Verlaufs-MRT im Rahmen der klinischen Routineuntersuchung erscheint demgegenüber gegenwärtig noch nicht etabliert. Diese Anwendung würde aber dann von großer Relevanz sein, wenn zukünftig krankheitsmodifizierende Therapieeffekte zur Verfügung stehen, deren Wirksamkeit aber auch Nebenwirkungen individuell überprüft werden müssen. 004 Kombinierte antidementive Therapie bei MCI und Alzheimer Demenz Oliver Peters (Charité Berlin, CBF, Klinik für Psychiatrie) Für die auf die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten abzielende, symptomatische Behandlung der Alzheimer Erkrankung stehen gegenwärtig zwei Substanzklassen mit unterschiedlichen Wirk mechanismen zur Verfügung: Die Acetylcholinesterase-Hemmer (AChE-Inh.) und der NMDA-Rez. Antagonist Memantine. In zwei randomisierten, multizentrischen Studien hat die Therapieplattform des Kompetenznetzes Demenzen untersucht, ob bei zuvor unbehandelten Patienten der gleichzeitige Einsatz von Galantamin (Reminyl) und Memantine (Axura) einer Monotherapie mit Galantamin überlegen ist. Behandelt wurden Alzheimer Patienten (ADKombi Studie) und Probanden mit einer leichten kognitiven Störung (MCI, mild cognitive impairment) die ein erhöhtes Risiko haben an Alzheimer zu erkranken (MCI-Kombi Studie). Der Vortrag faßt die umfangreichen Ergebnisse aus beiden Studien zusammen. Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Prag WSy-012 Weiterbildungssymposium 003 MR-Volumetrie für die Verlaufsprädiktion von MCI und Demenz Demenzen Stefan Teipel (Psychiatrische Klinik, Rostock) T. Meindl, W. Koch, H. Hampel Einleitung: Derzeit stehen symptomatische Therapieansätze für die Behandlung demenzieller Erkrankungen zur Verfügung. Für Medikamente zur Prävention des Auftretens einer Demenz bei klinischen Risikopersonen mit leichter kognitiver Störung (MCI) liegen derzeit keine Wirksamkeitsnachweise vor. Biologische Marker werden in Zukunft eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung krankheitsmodifizierender und präventiver medikamentöser Therapieverfahren spielen. Bereits heute dienen strukturelle Marker wie Gesamthirnvolumen oder Volumen des Hippocampus als sekundäre Endpunkte in klinischen Studien. Methode: Neben Verfahren der Messung einzelner Parameter wie Gesamthirnvolumen oder Hippocampusvolumen werden in Zukunft multivariate Analysen von hochdimensionalen Datensätzen eine zunehmende Rolle bei der Darstellung der Krankheitsprogression und bei der Abbildung von Therapieeffekten einnehmen. Hierzu gehören Verfahren des deformationsbasierten Morphome trie in Kombination mit dimensionsreduzierenden Verfahren aus dem Bereich der Hauptkomponentenanalyse oder selbstlernender neuronaler Netze. Ergänzend zur volumetrischen MRT kann das Diffusionstensor-Imaging (DTI) die Integrität der intrakortikalen Faserverbindungen als wesentliche Determinante kortikaler Konnektivität abbilden. Erste Daten deuten auf einen möglichen Nutzen der DTI für die Darstellung von Krankheitsprogression und Behandlungseffekten bei der Alzheimer Krankheit hin. Diskussion / Ergebnisse: Bereits in naher Zukunft wird der MRT Vorsitz: H. Förstl (München), J. Wiltfang (Essen) 001 Demenzdiagnostik Jens Wiltfang (Universität Duisburg-Essen, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Mit Blick auf die Entwicklung erster kausal orientierter Behandlungsverfahren für die Alzheimer Demenz (AD) gewinnt die differentielle und frühzeitige Diagnose verschiedener Demenzsyndrome zunehmend an Bedeutung. Nach aktuell revidierten Leitlinien kann die Diagnose der AD durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, neuropsychologischer Testung sowie Biomarkern im Liquor oder struktureller bzw. funktioneller Bild gebung anhand typischer Befunde gestellt werden. Methode: Diagnostisch eingesetzt wird hier zur Demenzdiagnostik die Bestimmung von Tau, p-tau und Aβ42 im lumbalen Liquor. Nach einer Autopsie-kontrollierten Studie ist insbesondere die diagnostische Aussagekraft der Biomarker p-tau und Aβ42 für AD im Liquor als alleiniges Kriterium mindestens ebenso hoch einzuschätzen, wie die Kombination aus klinischer Beurteilung nach diagnostischen Leitlinien und cranialer Bildgebung mittels MRT. Das gilt insbesondere für die Frühdiagnose. Diskussion / Ergebnisse: Hier bieten krankheitstypische Veränderungen der Biomarker p-tau und Aβ42 bei Patienten im prodromalen Stadium der Leichten Kognitiven Störung (Mild cognitive impairment, MCI) die Möglichkeit, die Demenzentwicklung 4 – 6 Jahre vorherzusagen. Dadurch ist es möglich Patienten mit MCI zu iden- 21 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 tifizieren, die ein besonders hohes Risiko tragen, im Verlauf eine AD zu entwickeln. Behandlungsansätze im Sinne einer Sekundäprävention der Demenzentwicklung bei der Alzheimer Krankheit können somit wesentlich zielgerechter geprüft werden, als bisher. Zusätzlich existieren inzwischen Befunde über krankheitsspezifische Verteilungsmuster verschiedener Formen von Aβ Peptiden im Liquor, die auf eine Frühdiagnose auch anderer Demenzsyndrome anhand spezifischer Biomarker im Liquor hoffen lassen. 002 Nichtpharmakologische Interventionen Bernhard Müller (Rheinische Klinken Essen, Psychiatrie und Psychotherapie) Neben der Entwicklung pharmakologischer Interventionen bei Demenzen gewinnen nicht-pharmakologische Ansätze in der Unterstützung von Patienten mit Demenzen zunehmend an Bedeutung. Hier soll ein Überblick über nicht-pharmakologische Interven tionsansätze gegeben werden. Einerseits werden kognitiv Übende und die Patienten allgemein unterstützende verhaltenstherapeutische Ansätzen vorgestellt, andererseits sollen hier besonders die Perspektiven von Interventionsprogrammen aufgezeigt werden, die ihren Schwerpunkt auf kognitive Anregung und körperliche Aktivität setzen. Daten aus tierexperimentellen Studien, Hinweise aus retrospektiven Analysen und der Stand der Wissenschaft zu prospektiven klinischen Studien geben vielversprechende Hinweise auf eine klinische Wirksamkeit dieser nicht-pharmakologischen Interventionen. Anhand des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Leuchtturmprojektes Sport&Cog wird die Umsetzung einer multimodalen altersgerechten Bewegungsintervention in einer aktuell laufenden Multicenterstudie vorgestellt. 003 Aktuelle Pharmakotherapie Hans Förstl (TUM, Klinikum rechts der Isar, Psychiatrie und Psychotherapie, München) Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 3 DF-009 Diskussionsforum S3-Leitlinie Demenz Vorsitz: W. Maier (Bonn), G. Deuschl (Kiel) Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 11/12 FV-007 Sitzung Freier Vorträge Demenz, kognitive Defizite Vorsitz: H. Förstl (München), J. Schröder (Heidelberg) 001 Delir bei Demenz: Strukturelle Störung der cholinergen Innerva tion? Eine Diffusions-Tensor Studie Stefan Kreisel (Evangelisches Krankenhaus, Bielefeld Klinik für Psychiatrie) M. Röwekamp, M. Toepper, F. Wörmann, C. Thomas Einleitung: Die Entstehung eines Delirs bei Patienten mit Demenz ist multifaktoriell. Als gemeinsame pathophysiologische „End strecke“ wird eine Störung der cholinergen Neurotransmission eine 22 wesentliche Rolle zugeschrieben. Die cholinerge Innervation hat ihren Ursprung u.a. in medio-basalen Anteilen des Frontalhirns, mit Verbindungen zu distanten kortikalen Strukturen. Diese Verbindungen zeigen sich histochemisch nicht diffus, sondern anhand umschriebener Faserbündel. Mittels Diffusions-Tensor Bildgebung (DTI) untersuchten wir, ob Veränderungen dieser Faserbündel bei Patienten mit Delir bei Alzheimer-Demenz vorliegen, im Vergleich zu Alzheimer-Patienten ohne ein Delir in der Vorgeschichte. Methode: 10 stationär wegen eines Delirs behandelte Patienten mit einer zusätzlichen Alzheimer-Demenz (AD+D) wurden mit 10 Alzheimer-Patienten (AD) verglichen, die kein Delir in der Vorgeschichte aufgewiesen hatten. Die Diagnose eines Delirs wurde klinisch nach DSM-IV Kriterien gestellt. Es bestanden keine Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich klinischer Parameter wie der Demenzdauer oder –schwere. Die DTI Daten wurden mittels „tract-based spatial statistics“ (software: FSL; FMRIB, Oxford) im Gruppenvergleich untersucht. Entsprechend histochemischer Daten, wurde die Untersuchungsregion auf das Volumen beschränkt welches cholinerge Faserbündel aufweist. Die Untersuchung wurde durch eine voxel-basierte Morphometrie der grauen Substanz und durch eine Messung des Hirnvolumens ergänzt. Diskussion / Ergebnisse: Der fronto-basale Aspekt des Fasciculus uncinatus bilateral, rechts deutlicher als links, zeigte eine signifikant niedrigere FA (p<0.05, korrigiert für multiples Testen) in AD+D Patienten. Insgesamt zeigen sich DTI Parameter in AD+D Patienten pathologisch verändert. Es wurden keine Gruppenunterschied hinsichtlich kortikaler Atrophie oder des Hirnvolumens gefunden. Hypothesenkongruent fand sich somit eine Pathologie in Faserbündeln, die an der cholinergen Übertragung beteiligt sind. In weiteren Studien wird zu prüfen sein, ob dies eine spezifische Veränderung darstellt oder ein allgemeines Korrelat degenerativer Veränderungen ist. 002 Bezüge zwischen Amyloid und Makrophagensystem bei AlzheimerDemenz Juan Manuel Maler (Universität Erlangen-Nürnberg, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Charakteristisch für die neuritischen β-AmyloidPlaques bei Alzheimer Demenz ist die erhöhte Anzahl aktivierter und mit der Plaque-Corona interdigitierender Mikrogliazellen. Darüber hinaus finden sich Zeichen einer vermehrten Transmigration von Blutmonozyten in Plaque-Gebiete. Bis heute ist nicht ausreichend geklärt, ob Mikroglia überwiegend zur Phagozytose oder doch eher zur Entstehung von β-Amyloid (Aβ) beiträgt. Methode: Mit Hilfe serumfrei kultivierter humaner mononukleärer Phagozyten als Modell wurde die Sekretion von Aβ-Peptiden unter verschiedenen Bedingungen untersucht. Mittels eindimensionalem und zweidimensionalem Aβ-SDS-PAGE / Westernimmunoblot erfolgte anschließend eine Quantifizierung und vor allem die Abgrenzung von bis zu 30 verschiedenen Aβ-Varianten. Diskussion / Ergebnisse: Mononukleäre Phagozyten sezernieren in aktivitätsabhängiger Weise Aβ-Peptide. Dabei weist die Verteilung einzelner sezernierter Aβ-Varianten ein charakteristisches Muster auf, das sich von dem in Liquor und Plasma unterscheidet. Die Menge der sezernierten Aβ-Peptide steigt unter Stimulation mit inflammatorischen oder mit Phagozytose-Stimuli stark an, wobei sich die Verhältnisse einzelner Aβ-Peptide zueinander stark verschieben. Insbesondere kommt es zu einer vermehrten Sekre tion N-terminal trunkierter oder anderweitig posttransnational modifizierter Aβ-Peptidvarianten. Diese Befunde deuten darauf hin, daß Mikrogliazellen als Teil des mononukleären Phagozytensystems durchaus auch an der Bildung von β-Amyloidplaques beteiligt sein könnten. Interessanterweise sezernieren mononukleäre Phagozyten unter Stimulation besonders solche Aβ-Peptidvarianten, Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 deren Anteil in β-Amyloidplaques im Verlauf der Erkrankung zunimmt. Außerdem werfen diese Befunde die Frage auf, inwieweit Verschiebungen der Anteile einzelner Aβ-Peptidvarianten zueinander für die Entstehung von β-Amyloid von Bedeutung sind. 003 Die Veränderung der cerebralen Amyloid-Ablagerungen im Verlauf bei Patienten mit Alzheimer-Demenz Timo Grimmer (Technische Universität München, Psychiatrische Klinik) H. Förstl, A. Kurz, A. Drzezga Einleitung: Pittsburgh Compound B (PiB) ist ein Radiopharmakon, das spezifisch cerebrale Amyloid-Ablagerungen misst. Alz heimer-Plaques bestehen überwiegend aus Amyloid und sind ein neuropathologisches Kriterium der sicheren Alzheimer-Krankheit (AK). Methode: 24 Patienten mit leicht- bis mittelgradiger AlzheimerDemenz erhielten im Abstand von 25 Monaten zwei PiB-Positronen-Emissions-Tomographien (PET). Die regionalen Veränderungen im zeitlichen Verlauf und der Einfluss von Risikofaktoren auf diese Veränderungen wurden mit Zielregionen-basierten (ROI) und mit parametrischen (SPM8) Verfahren untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Im Neocortex nehmen die cerebralen Amyloid-Ablagerungen im Mittel um 9 % zu, während in älteren Hirnstrukturen keine Zunahme zu beobachten ist. Der Apolipoprotein E-Genotyp moduliert die Geschwindigkeit. In mit Kogni tion assoziierten Hirnregionen korreliert die Amyloid-Zunahme mit der Zunahme des dementiellen Syndroms. Schlussfolgerung: Mit der PiB-PET ist die Entwicklung der Amyloid-Pathologie bei Patienten mit AK in-vivo messbar. Die objek tive Messung des Verlaufs eines wesentlichen neuropathologischen Aspekts der AK ermöglicht die Evaluation neuer Therapiestrate gien, die gegen Amyloid gerichtet sind. Eine Diagnose der AK in frühen, möglicherweise sogar asymptomatischen Stadien und eine bessere Prognose des klinischen Verlaufs, erscheint denkbar. 004 Demenzscreening bei Hochaltrigen Gabriela Stoppe (UPK, Basel) K. Buss, G. Stiens, S. Wolf, L. Maeck Einleitung: Es gibt eine Reihe etablierter Screening-Instrumente für (Alzheimer-)Demenzen. Sie wurden jedoch in der Regel nicht bei hochaltrigen und nur selten direkt in der hausärztlichen Versorgung untersucht. Die vorliegende Studie sollte einerseits diese Forschungslücke schliessen, andererseits optimale Elemente für ein Screening dieser Population identifizieren. Methode: Wir stellten eine Screeningbatterie aus allen Elementen der bekannten Tests MMSE, TFDD, DEMTECT, Uhren-Test …) zusammen. Neun Hausarztpraxen kooperierten. Die Praxisassi stenten wurden trainiert, alle PatientInnen über 75 Jahre anzusprechen. Ausnahmen waren Personen mit Sprachproblemen und bereits als dement diagnostizierte. Bei Einverständnis wurde das Screening durchgeführt. Innerhalb der nächsten Tage erfolgte eine unabhängige neuropsychologische Untersuchung in der Gedächtnissprechstunde Göttingen. Dies umfasste etablierte Tests (CERAD-NP, WMS-R, TMT..) und Skalen (NPI, CDR..). Alle Patienten mit CDR=0.5 wurden 1,5 Jahre später telefonisch kontaktiert. Diskussion / Ergebnisse: N=90 Patienten (25M, 65F) nahmen teil. Von N=54 mit CDR=0.5 konnten nur N=14 nach 1,5 Jahren noch erreicht werden, jedoch erreichte dann keiner CDR=0. Es fanden sich einige Korrelationen zu Bildung und Demenzschwere. Alle etablierten Tests zeigten eine gute Effektstärke von >0.70 (MMSE, DEMTECT, TFDD, RDST). 005 Die Korrelation der Gedächtnisleistung mit dem lokalen cerebralen Glucosestoffwechsel und der lokalen Dichte der grauen Sub stanz bei Patienten mit leichter kognitiver Störung (MCI) Stefan Poljansky (Uniklinik Regensburg, Psychiatrie) T. Schmidt-Wilke, J. Marienhagen, P. Männer, J. Hauser, G. Hajak, B. Ibach Einleitung: Patienten mit leichter kognitiver Störung (mild cog nitive impairment, MCI) weisen klinisch geringe kognitive Einschränkungen in einer oder in mehreren kognitiven Domänen auf, jedoch ohne dass ein dementielles Syndrom vorliegt. Ziel der Studie war es, entsprechende Korrelate dieser leichten kognitiven Einschränkungen auf funktioneller und struktureller cerebraler Ebene aufzuzeigen. Dazu wurden charakteristische Veränderungen des physiologischen Hirnmetabolismus mittels Positronen-EmissionsTomographie (PET) und korrespondierende Veränderungen der Hirnmorphologie mittels cerebraler Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) dargestellt. Methode: Bei 18 Patienten mit MCI und bei 18 alters- und geschlechtsangepassten gesunden Probanden wurde neben einer ausführlichen neuropsychologischen Testung eine cerebrale MRT durchgeführt. Alle Patienten mit MCI wurden entsprechend der Kriterien von Winblad et al. (2004) klassifiziert. Der cerebrale Glucosestoffwechsel wurde bei 13 der MCI-Patienten mittels 18FFluorodesoxyglucose-PET untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die Gruppe der MCI wies im Vergleich zu den Kontrollpersonen eine geringere Dichte der grauen Sub stanz bilateral im medialen Temporallappen und im Gyrus temporalis inferior auf (Schmidt-Wilcke et al., Neuroimage, 2009). Die MRT-Regressionsanalyse zeigte eine Korrelation zwischen dem unmittelbaren Abruf verbaler Gedächtnisinhalte und der Dichte der grauen Substanz im linken perirhinalen / entorhinalen Cortex, sowie eine Korrelation zwischen dem verzögerten Abruf verbaler Gedächtnisinhalte und der Dichte der grauen Substanz im Hippocampus. Das Ausmaß eines zusätzlichen Informationsgewinns durch die PET-Untersuchung wird diskutiert. 006 Korrelation zerebraler makro- und mikrostruktureller Verände rungen mit neuropsychologischer Performanz bei Patienten mit schwerer Alkoholabhängigkeit Andreas Konrad (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie und Psychotherapie) G. Vucurevic, M. Lorscheider, N. Bernow, M. Thuemmel, C. Chai, K. Lieb, P. Stoeter, C. Fehr Einleitung: Bildgebende Verfahren tragen entscheidend zur Charakterisierung der mit Alkoholabhängigkeit verbundenen pathophysiologischen Prozesse und neuranatomischen Korrelate bei. Anhand hochauflösender Magnetresonanztomographie (MRT) und Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) konnten wir bereits ausgeprägte (mikro-)strukturelle Auffälligkeiten bei alkoholabhän gigen Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden darstellen. In der vorliegenden Studie soll gezeigt werden, inwieweit die zerebrale Mikro- und Makrostruktur bei alkoholabhängigen Patienten mit den Leistungen in neuropsychologischen Tests korrelieren. Methode: Wir untersuchten N = 24 (Alter: 48.5 ± 8.6 J.) männliche Patienten mit langjähriger schwerer Alkoholabhängigkeit und N = 23 gesunde männliche Probanden (Alter: 47.4 ± 7.2 J.). Es wurde eine umfangreiche neuropsychologische Testbatterie durchgeführt. An einem 1,5 T Kernspintomographen wurden MPRAGESequenzen für die strukturelle MRT und EPI-Sequenzen für die DTI akquiriert. Die strukturellen MRT Datensätze wurden anhand der voxelbasierten Morphometrie (VBM) normalisiert, automatisiert in graue (GM) und weisse Substanz (WM) segmentiert und geglättet. Zur DTI Datenanalyse wurden zunächst Karten der frak- 23 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 tionalen Anisotropie (FA) berechnet, anhand der Methode TractBased Spatial Statistics (TBSS) erfolgte dann die non-lineare Regi strierung der FA-Datensätze und folgende Projektion auf ein „mean FA-Skeleton“. Die VBM- und FA-Datensätze wurden dann voxelweise mit neuropsychologischen Parametern korreliert. Als Signifikanzschwelle für alle Analysen wurde p < 0.05 (korrigiert mittels false discovery rate, FDR) gewählt. Diskussion / Ergebnisse: In der Gruppe der alkoholabhängigen Patienten ergab sich eine signifikante Korrelation (peak voxel: t = -9.1) zwischen FA und Performanz im Trail-Making-Test (TMT-A und TMT-B) in präzentralen Arealen links. Diese Korrelation ließ sich in der Gruppe der gesunden Probanden nicht darstellen. In keiner der beiden Gruppen fanden sich signifikante Korrelationen (p < 0.05, FDR) zwischen regionalem Hirnvolumen und Performanz in den verschiedenen neuropsychologischen Tests. Der vorliegende Befund zeigt, dass mikrostrukturelle Veränderungen der Präzentralregion bei alkoholabhängigen Patienten mit Leistungen psychomotorischer Performanz und Exekutivfunktionen korreliert. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-001 Posterpräsentation Alzheimer Vorsitz: A. Fellgiebel (Mainz) 001 Untersuchung genetischer Depressionsmarker bei Alzheimer Patienten Sönke Arlt (Universitätsklinikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie Klinik für Psychitarie, Hamburg) O. Geisel, B. Tharun, J. Lehmbeck, M. W. Eichenlaub, H. Jahn Einleitung: Die Alzheimer Demenz ist häufig mit einem depressiven Syndrom assoziiert, das zu jedem Zeitpunkt während des Verlaufes der Erkrankung einsetzen kann. Die Ätiologie der Depressivität bei der Alzheimer Demenz ist bisher nicht aufgeklärt, aber eine biologisch-organische Komponente, die durch genetische Risikofaktoren beeinflusste wird, erscheint plausibel. Methode: Um einen möglichen Zusammenhang zwischen genetischem Risiko und Depressivität bei der Alzheimer Demenz aufzuklären, haben wir in einer Querschnittsuntersuchung acht gene tische Polymorphismen (MAO-A VNTR, ACE, 5-HTT, COMT, BDNF, TPH-1 A218C, 5HTR2a, P2RX7, FKBP5 und CRHR1), für die in der Literatur eine Assoziation mit depressiver Symptomatik beschrieben wird, an einem Gesamtkollektiv von n=246 Patienten (89 männlich, 157 weiblich) mit klinisch gesicherter Alzheimer Demenz bestimmt und in Relation zum Vorliegen einer Major Depression nach DSM-IV untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Es ergab sich insgesamt ein Vorliegen einer Major Depression bei 17,8 % der Patienten (16,8 % männlich, 18,4 % weiblich). Im Gesamtkollektiv fand sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen den verschiedenen genetischen Markern und dem Vorliegen einer depressiven Störung. Bei einer nach Geschlecht getrennten Auswertung fand sich bei Frauen ein Zusammenhang zwischen dem häufigeren Auftreten des MAO-A VNTR Low Activity-Allels und Depressivität (p= 0,04) und einem häufi geren Vorkommen des TPH-1 A218C C-Allels im Vergleich zum Auftreten des A-Allels (p=0,008) bei depressiven Patientinnen, während dieser Zusammenhang bei Männern nicht zu finden war. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung zeigte sich ein möglicher Einfluss von zwei genetischen Polymorphismen auf Depressi- 24 vität bei Alzheimer Patienten bei Frauen, wobei bei dem negativen Ergebnis für die Männer die niedrigere Fallzahl zu berücksichtigen ist. Weitere Untersuchungen an größeren Kollektiven zu genetischen Risikofaktoren der Depressivität bei Alzheimer Patienten erscheinen viel versprechend. 002 Bewertung nicht eindeutiger Befundkonstellationen von tTau, pTau und Aß42 im Liquor von Alzheimer-Erkrankten M. W. Eichenlaub (Universitätsklinikum Hamburg, Psychiatrie) P. Kämpf, S. Arlt, H. Jahn Einleitung: In der klinischen Demenzdiagnostik sind Liquorparameter etabliert. Ein Wert des Tau-Proteins (tTau) > 200 pg / ml und ein Amyloid Beta 1-42-Wert (Aß42) < dem Cut-off (nach Rösler et al. 2002) sprechen mit hoher Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen einer Alzheimer-Erkrankung (AD). Eine nicht eindeutige Befundkonstellation dieser Liquorparameter kann die Diagnosestellung erschweren. Phosphoryliertes Tau181 (pTau) > 61 pg / ml stützt die Diagnose. Methode: In einer retrospektiven Studie wurden von 100 ambulanten Patienten unserer Memory Clinic (Altersdurchschnitt 73 Jahre), bei denen nach den NINCDS-ADRDA-Kriterien eine AD diagnostiziert wurde, die Messwerte ausgewertet und auf Konsistenz untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Bei tTau < 200 pg / ml fanden sich überwiegend niedrige Aß42-Werte bei den Patienten mit AD. Je höher der tTau-Wert lag, desto stärker war der Wert des Aß42 gegenüber dem Cut-off bei abnehmender Varianz vermindert. Auch pTau war dann oft auffällig. Oberhalb eines tTau von 350 pg / ml gab es kaum widersprüchliche Messwerte bei Patienten mit AD. Uneindeutige Befundkonstellationen fanden sich primär bei tTau-Werten im Bereich > 200 und < 350 pg / ml. Bei einem Teil dieser Fälle war pTau eindeutig erhöht. Bei nicht erhöhtem pTau wäre gegebenenfalls eine zusätzliche Bestimmung des Quotienten aus Aß42 / Aß40 hilfreich gewesen, da es sich in unserem Kollektiv bei diesen Patienten um jene mit einem hohen Amyloid-Load im Liquor gehandelt hat. Fazit: In unserem Kollektiv traten Aß42-Werte oberhalb des Cutoff nur bei tTau-Werten unterhalb von 350 pg / ml auf. Eine Bestimmung des pTau-Proteins klärte hier nur einen Teil der Fälle. Hier wäre die Bestimmung des Quotienten aus Aß42 / Aß40 sinnvoll. Je höher der tTau-Wert lag, desto eindeutiger war die Befundkon stellation mit Aß42 und pTau. 003 Die Konzentration von Thrombozyten-assoziierten Signalproteinen im Plasma und Liquor cerebrospinalis bei Alzheimer-Patienten und gesunden Kontrollen Christoph Laske (Univ.-Klinik für Psychiatrie, Tübingen) T. Leyhe, G. Straten, G. Eschweiler, T. Trunk, E. Stransky, N. Hoffmann Einleitung: Die Alzheimer-Demenz (AD) ist eine primäre Erkrankung des Gehirns, die durch Ablagerung von Amyloid-Plaques und Neurofibrillärer Bündel charakterisiert ist. Nach aktuellen Untersuchungsergebnissen weisen Alzheimer-Patienten auch eine Dysregulation von Signalproteinen (sog. „Chemokine“) im peripheren Blut sowie eine gestörte Thrombozytenfunktion auf. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die mit der Thrombozytenfunktion assoziierten 9 Signalproteine ANG-2, CCL5, CCL22, EGF, G-CSF, ICAM-1, M-CSF, PDGF-BB und TNF-alpha bei 45 Alzheimer- Patienten und 30 gesunden Kontrollen im Blut und Liquor cerebrospinalis zu vergleichen und ihre diagnostische Sensitivität zu evaluieren. Methode: Die Alzheimer-Patienten wurden in zwei Subgruppen unterteilt: solche im Frühstadium mit leichter Demenz und solche im fortgeschrittenen Stadium mit mittel-schwergradiger Demenz. Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 Die Messung der Blutspiegel erfolgte mittels ELISA. Die statistische Berechnung der Daten wurde mit SPSS 14.0 durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: In einer Diskriminanz-Analyse erlaubten die im Blut untersuchten 9 Signalproteine in 69 % der Fälle eine korrekte Zuordnung zur Gruppe der Alzheimer-Patienten oder der gesunden Kontrollen. Von den untersuchten 9 Signalproteinen zeigte sich nur für CCL5 im Plasma ein signifikanter Unterschied zwischen den Alzheimer-Patienten mit leichter bzw. mittelschwergradiger Demenz und den gesunden Kontrollen. Im Liquor cerebrospinalis fanden sich bei den Alzheimer-Patienten signifikant erhöhte M-CSF- und ANG-2-Konzentrationen im Vergleich zu 30 Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen. Wei tere Untersuchungen auf diesem Gebiet könnten unser pathogenetisches Verständnis der Alzheimer-Demenz erweitern und neue Therapieansätze liefern. 004 Einfluss von Anosognosie und globaler kognitiver Beeinträch tigung auf die Reliabilität und Validität von Patientenselbsteinschätzungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Mild Cognitive Impairment und der Alzheimererkrankung Martin Berwig (Medizinische Fakultät, Uniklinik Leipzig Gedächtnis ambulanz) H. Leicht, H.-J. Gertz Einleitung: Die vorliegende Arbeit untersucht den Effekt von Anosognosie (Einsicht in die eigene Erkrankung) und kognitiver Beeinträchtigung auf die Reliabilität und Validität der Selbsteinschätzung von Lebensqualität (LQ) bei Mild Cognitive Impairment (MCI) und Alzheimer‘s Disease Methode: Design: Querschnittsuntersuchung. Setting: Querschnitts untersuchung an einer konsekutiven Patientenstichprobe einer Gedächtnissprechstunde in Leipzig (Germany). Versuchsteilnehmer: 27 Patienten im Alter von 65 bis 85 Jahren mit der Diagnose MCI (N=12) und AD (N=15). Die Patienten nahmen jeweils zusammen mit einer Betreuungsperson an der Studie teil. Messinstrumente: Die LQ der Patienten wurde mit Hilfe des Verfahrens der Selbstund Fremdeinschätzung des Dementia Quality of Life Fragebogens (DEMQoL und DEMQoLproxy; Smith et al. 2006) gemessen. Der Schweregrad der Anososognsie wurde nach Durchführung der Clinical Insight Rating Scale (CIR; Ott und Fogel, 1992) eingeschätzt. Darüber hinaus wurden die Verfahren Mini-Mental-State-Examination (MMSE; Folstein et al. 1975) und die Bayer Activities of Daily Living Scale (B-ADL; Hindmarch et al. 1998) durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich in Übereinstimmung mit den Daten von Ready et al.(2006), dass Patienten mit eingeschränkter Einsicht in ihre Erkrankung ihre LQ weniger reliabel einschätzen können als Patienten mit intakter Einsicht. Die Validität (Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung der LQ) wird durch die kognitive Beeinträchtigung, Anosognosie und die Interaktion von beiden Faktoren beeinflusst. 005 Consanguinity and Posterior Cortical Atrophy Christina Maria Köck (Universität Regensburg, BKH, Psychiatrie) M. Stadlober-Degwerth, W. Fronhöfer, H. Wurster, G. Hajak, H. Klünemann Introduction: The aim of this study was to detect a possible genealogical relationship between seemingly sporadic cases of Alzheimer‘s disease (AD). Method: In cooperation with the Catholic Diocese Passau, whose archive administers all sacramental registers of the entire diocese and hence all population data since the late sixteenth century, we reconstructed pedigrees of all patients from this region down to the tenth generation and analyzed them in order to find possible rela tionships. Discussion / Results: Our index patient (K) presented with Posterior Cortical Atrophy (PCA), a variant of Alzheimer´s disease. We analyzed 196 of K‘s 512 possible ancestors and found an overlap with three more patients with congruence from 9.2 % up to 24.5 %. Patient K´s genealogy showed a distinct form of “pedigree collapse” typical of consanguinity. Conclusions: Consanguinity between parents increases the risk for disorders of complex inheritance in the offspring. Patient K‘s PCA seems to be closely associated with the high rate of consanguinity between his ancestors. Based upon the patient‘s pedigree an autosomal dominant form of the disorder seems to be unlikely. 006 Klinische Subtypen des Mild Cognitive Impairment und kardiovaskuläre Risikofaktoren in der Düsseldorfer MCI-Kohorte Christian Lange-Asschenfeldt (LVR, Düsseldorf) J. Szpak, T. Supprian, B. Höft Einleitung: Mild Cognitive Impairment (MCI) gilt als mögliches Übergangsstadium v.a. zur Alzheimer-Demenz (AD), fasst jedoch als diagnostische Entität eine sehr heterogene Population zusammen. Es werden 4 Subtypen unterschieden, abhängig von Art (amnestic vs. nonamnestic) und Anzahl (single vs. multiple) betroffener kognitiver Domänen. Kardiovaskuläre Risikofaktoren (CVRF) scheinen die Manifestation von MCI und AD erheblich zu begünstigen. Es wurden kardiovaskuläre Risikoprofile verschiedener MCISubtypen analysiert. Methode: Individuen mit MCI ohne psychiatrische Komorbidität wurden anhand von Anamnese, Fremdanamnese, neuropsychologischer (CERAD-Plus, VLMT, Rey Figure, BADS) sowie bildgebender und laborchemischer Befunde identifiziert und klassifiziert in die Subtypen single domain-amnestic (sdaMCI), multiple domainamnestic (mdaMCI), single domain-nonamnestic (sdnaMCI), multiple domain-nonamnestic (mdnaMCI). Folgende CVRF wurden erfasst: Hypertonie, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Nikotinkonsum, koronare Herzerkrankung, Anamnese mit cerebraler Ischämie oder Myokardinfarkt. Diskussion / Ergebnisse: N=51 MCI-Fälle wurden charakterisiert. Individuen mit vielen CVRF (4. vs. 1. Quartil) waren älter (73,3 ± 10,4 vs. 64,8 ± 10,6 Jahre; p<0,05) und wiesen signifikante Defizite in mehr kognitiven Domänen auf (0,69 ± 0,8 vs. 1,27 ± 0,9; p<0,05; MWU-Test). Sie unterschieden sich jedoch voneinander weder in der globalen kognitiven Leistung noch bezogen auf einzelne kog nitiven Domänen. Die Subklassifikation ergab 50 % Fälle mit mdaMCI sowie jeweils ca. 25 % mit mdnaMCI und sdnaMCI. Fälle mit sdaMCI kamen nicht vor. Zweidrittel der Patienten hatten mindestens einen CVRF, es existierten jedoch keine Unterschiede zwischen den MCI-Subtypen. Auch die einzelnen o.g. CVRF kamen bei den Subtypen gleich häufig vor. Bildmorphologische Auffälligkeiten fanden sich in 81 % aller Fälle (kortikale Atrophie 46 %, Mikroangiopathie 41 %, sonstige 11 %) ohne signifikante Unterschiede zwischen den Subtypen. Eine cerebrale Mikroangiopathie fand sich häufiger bei Fällen mit Hypertonie (p<0,05, Fisher‘s Exact). Es wird gefolgert, dass CVRF Subtypen-unabhängig eine hohe Prävalenz bei Individuen mit MCI aufweisen. 007 Anosognosie für verschiedene Funktionsbereiche bei AlzheimerDemenz Hanna Leicht (Universitätsklinik Leipzig, Klinik für Psychiatrie) M. Berwig, H.-J. Gertz Einleitung: Alzheimer-Demenz geht häufig mit beeinträchtigter Einsicht für krankheitsbedingte Defizite (Anosognosie) einher. Ein Problem bei der Interpretation von Forschungsergebnissen zu diesem Thema ist die Tatsache, dass es drei verschiedene Ansätze zur Erfassung fehlender Krankheitseinsicht gibt: das Expertenurteil, 25 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 den Abgleich von Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung von Defiziten, sowie den Abgleich von Selbsteinschätzung und Testleistung des Patienten. Zur Übereinstimmung dieser Methoden liegen nur wenige Befunde vor. Bei der Erfassung von Anosognosie durch Fragebogenabgleiche ist zudem der Grad des Defizites (nach Angehörigenurteil) maßgeblich dafür, in welchem Maße Anosognosie als Diskrepanz zwischen Selbst- und Angehörigeneinschätzung von Defiziten auftreten kann, d. h. es besteht eine Konfundierung des Diskrepanzmaßes durch den Defizitgrad. Mehrere Studien haben domänenspezifische Unterschiede in der Anosognosie bei Alzheimer-Demenz aufgrund von Fragebogendiskrepanzen berichtet, ohne näher auf diese Konfundierung einzugehen. Methode: An der vorliegenden Studie nahmen 30 Patienten mit leichter Alzheimer-Demenz und deren Angehörige teil. Ziel der Untersuchung war zum einen, durch den Einsatz von parallelen Fragebögen zur Selbst- und Fremdeinschätzung für mehrere kognitive und nicht-kognitive Domänen unter Berücksichtigung des jeweiligen Defizitniveaus zu untersuchen, ob sich ein verstärktes Auftreten von Anosognosie in bestimmten Bereichen belegen lässt. Gleichzeitig wurde durch die Verwendung dreier Erfassungsmethoden für Anosognosie (klinisches Urteil, Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung sowie Diskrepanzen zwischen Test leistung und Selbsteinschätzung) untersucht, inwieweit diese Methoden übereinstimmende Ergebnisse liefern. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass klinisches Urteil und Fragebogendiskrepanzen als Maße für Anosognosie deutlich mit einander korrelieren, während die Diskrepanzen zwischen Selbsteinschätzung und Testleistung eine schwächer ausgeprägte Korrelation mit dem klinischen Urteil, aber keinen Zusammenhang mit den Fragebogendiskrepanzen aufweisen. Die Fragebogendiskrepanzen für unterschiedliche Domänen fallen unterschiedlich aus. Dieses Ergebnis wird inbesondere im Hinblick daraufhin diskutiert, ob Unterschiede im Grad der Anosognosie zwischen verschiedenen Funktionsbereichen in erster Linie auf Unterschiede im Funktionsniveau bei gleichbleibender Selbsteinschätzung zurückgeführt werden können, wie es manche bisherige Befunde nahe legen. 008 Neural Correlates of Alzheimer’s Disease and Mild Cognitive Impairment: A Systematic and Quantitative Meta-Analysis involv ing 1351 Patients Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig) T. Stein, N. Maslowski, J. Neumann Introduction: Alzheimer‘s disease is the most common form of dementia. Its prodromal stage amnestic mild cognitive impairment is characterized by deficits of anterograde episodic memory. The development of standardized imaging inclusion criteria has to be regarded as a prerequisite for future diagnostic systems. Moreover, successful treatment requires isolating imaging markers predicting the disease. Method: Accordingly, we conducted a systematic and quantitative meta-analysis to reveal the prototypical neural correlates of Alzheimer‘s disease and its prodromal stage. To prevent any a priori assumptions and enable a data-driven approach only studies applying quantitative automated whole brain analysis were included. Finally, 40 studies were identified involving 1351 patients and 1097 healthy control subjects reporting either atrophy or decreases in glucose utilization and perfusion. The currently most sophisti cated and best-validated of coordinate-based voxel-wise meta- analyses was applied (anatomical likelihood estimates, ALE). Discussion / Results: The meta-analysis revealed that early Alz heimer‘s disease affects structurally the (trans-)entorhinal and hippocampal region, functionally the inferior parietal lobules and precuneus. Atrophy in the (trans-)entorhinal area / hippocampus and 26 hypometabolism / hypoperfusion in the inferior parietal lobules predicted most reliably the progression from amnestic mild cognitive impairment to Alzheimer‘s disease, whereas changes in the posterior cingulate cortex and precuneus were unspecific. Fully developed Alzheimer‘s disease involved additionally a frontomedian-thalamic network. The study characterizes the prototypical neural substrates of Alzheimer‘s disease and its prodromal stage amnestic mild cognitive impairment. By isolating predictive markers it enables successful treatment strategies in the future and contributes to standardized imaging inclusion criteria for Alzheimer‘s disease as suggested for future diagnostic systems. 009 Einfluss des APOE-Genotyps auf die kognitiven Funktionen bei milder Alzheimer-Demenz Gabriela Stoppe (UPK, Basel) A. Saake, S. Wolf, G. Stiens Einleitung: Das Apolipoprotein E Allele ε4 ist ein etablierter Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz (AD). Es beeinflusst auch das Risiko anderer Faktoren, ebenso wie die Konversionsrate von leichter kognitiver Beeeinträchtigung (MCI) zur AD. Es ist noch nicht klar, wieweit auch die klinische Symptomatik der AD dadurch modifiziert wird. Methode: Patienten der Gedächtnissprechstunde Göttingen wurden aufgenommen, wenn sie die Aufnahmekriterien erfüllten: (sehr) milde AD nach den NINCDS-ADRDA Kriterien, MMSE 2030, wenigstens 2 der 3 typischen Befunde (Hippocampusatrophie im MRT, bilaterale temporo-parietale Hypoperfusion im NeuroliteSPET, niedirges Aβ1-42 und hohes tau im Liquor). Intensive neuropsychologische Untersuchung und Nachuntersuchung nach einem Jahr. Die lokale Ethikkommission genehmigte das Protokoll. Diskussion / Ergebnisse: N=74 Patienten (38M, 36F; mittleres Alter 68.1 J.; MMSE 25.9 ± 2.8) und N=28 gematchte Kontrollen (nach Alter, Geschlecht, Bildung)wurden eingeschlossen. N=36 Patienten hatten 1(N=20) oder 2(N=16) APOE -ε4-Allele. 53 der 57 Liquoruntersuchgen ergaben AD-typische Befunde, 64 von 74 kraniellen MRT ergaben eine bilaterale Hippocampus und / oder globale Atrophie und 42 von 64 Neurolite-SPETs waren AD-typisch. Die Resultate von nicht-Gedächtnis-Tests (Sprache, Aufmerksamkeit, visuospatiale Kompetenz) zeigten keinen Unterschied abhängig vom APOE-Genotype. 2 Gedächtnistests und ein KompositScore waren signifikant schlechter in der APOE -ε4-positiven Gruppe und besonders bei den homozygoten. 010 Intensität kortikaler Aktivierung beim Uhrenablesen als quadra tische Funktion des kognitiven Status bei Patienten mit leichter kognitiver Störung and Alzheimer-Demenz Ralf Saur (Universität Tübingen, Psychiatrie) M. Milian, M. Erb, G. Eschweiler, W. Grodd, T. Leyhe Einleitung: Während bei Patienten mit Alzheimer-Demenz (AD) in Studien mit funktioneller Bildgebung eine reduzierte Hirnaktivität nachgewiesen wurde, konnte bei Patienten mit leichter kogni tiver Störung (LKS) wiederholt erhöhte Aktivität in unterschied lichen Hirnregionen gezeigt werden. Es wird angenommen, dass die zerebrale Hyperaktivität zu Beginn der Erkrankung Ausdruck der Kompensation neurodegenerativer Prozesse ist, die im weiteren Verlauf der dementiellen Entwicklung in Hypoaktivität umschlägt. Methode: Wir untersuchten mit funktioneller Magnetresonanz tomograhie (fMRI) den Zusammenhang zwischen kognitivem Status und kortikaler Aktivitierung bei einer Uhrenablese- und einer räumlichen Kontrollaufgabe bei Patienten mit AD und LKS sowie gesunden Probanden. Der Zusammenhang zwischen Hirnaktivität und kognitivem Status wurde mit einem linearen und einem quadratischen Regressionsmodell getestet. Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 Diskussion / Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass die Uhrenableseaufgabe stärker Hirnregionen als die Kontrollaufgabe aktiviert, die bei der konzeptuellen Verarbeitung und dem räumlichen Vorstellungsvermögen involviert sind. Die Korrelation zwischen Hirnaktivität und kognitivem Status folgte in verschiedenen kortikalen Regionen nicht einer linearen Funktion, sondern einer quadratischen Funktion (Abbildung). Die stärkste Aktivität konnte dabei bei Patienten gemessen werden, die sich im Übergangsta dium von LKS und AD befinden. Dieser Befund unterstützt die Hypothese, dass Patienten in einem frühen Erkrankungsstadium die neuronalen Schädigungen durch die Aktivität zusätzlicher neuronaler Ressourcen kompensieren. Später umfassen die neurodegenerative Prozesse weite Teile des Kortex, eine Kompensation ist nicht mehr möglich, es kommt zu einem merklichen Verlust der kognitiven Leistung, in der Bildgebung zeigt sich eine signifikant reduzierte Hirnaktivität. Abbildung: Aktivitätskarte, die die kortikalen Regionen zeigt, die in der Kontrollgruppe signifikant höher bei der Uhrenableseaufgabe aktivieren als bei der räumlichen Kontrollaufgabe. Die Streudiagramme bilden den Zusammenhang zwischen kognitivem Status (MMSE) und funktionaler Aktivität beim Uhrenablesen ab. 011 Subcortical fiber tract integrity underlying neuropsychological performance in patients with Alzheimer‘s disease Maximilian Wagner (Klinikum der LMU München, Klinik für Psy chiatrie) T. Meindl, G. Alexander, K. Hennig-Fast, J. Benninghoff, K. Bürger, R. Engel, M. Reiser, H.-J. Möller, H. Hampel, S. Teipel Introduction: Dementia in Alzheimer’s disease (AD) is characterized by a specific pattern of cognitive changes that is believed to result from the loss of intracortical projecting fiber tracts and their synaptic contacts. Diffusion Tensor Imaging (DTI) visualizes the integrity of subcortical fiber tracts in vivo. Our aim was to discover distinct brain regions whose functional disconnection during the disease process of AD causes decline in specific cognitive domains. Method: 21 patients fulfilling the NINCDS-ADRDA criteria for probable AD underwent DTI. Cognitive functions were assessed using the CERAD neuropsychological battery. We employed a multivariate network analysis of fractional anisotropy (FA) maps to investigate the correlation between performance in CERAD subtest scores and fiber tract integrity throughout the cerebral white matter. Discussion / Results: We found a significant spatial pattern of altered white matter microstructure underlying domain specific cog nitive impairments in patients with AD. Our results suggest that fiber connections between several key regions are involved in cognitive decline during the disease process of AD. As the detected neuronal networks show partial overlap between cognitive domains, especially white matter areas of the cingulate gyrus, they may be recovering two major components of brain organization: First, a common neuronal network as basis for integrated cognitive function, maybe reflecting the default mode network. Second, additional brain areas that are involved in specific cognitive functions. As the first study investigating fiber tract integrity across the entire brain underlying cognitive function, our data may guide future studies to determine the interaction between cognition, functional connectivity, and underlying white matter microstructure. 012 Stimulation mit Lipopolysacharid und Phagozytose führen zu unterschiedlichen Aß-Peptid Sekretionsmustern bei humanen mononukleären Phagozyten Philipp Spitzer (LVR-Klinikum Essen, Labor für mol. Neurobiologie) H.-W. Klafki, H. Kamrowski-Kruck, J. Wiltfang, J. M. Maler Einleitung: Im Gehirn von Patienten mit einer Alzheimerdemenz findet sich in direkter Umgebung der neuritischen Aβ-Peptid Plaques eine hohe Zahl aktivierter Mikroglia. Ob Mikroglia – als Teil der angeborenen Immunabwehr und des mononukleären Phagozytosesystems – durch Sekretion von Aβ-Peptiden oder durch gestörte Phagozytose von Aβ zur Entstehung der Plaques beiträgt, ist umstritten. Methode: Als Modell für Mikroglia wurden humane Monozyten, welche ebenfalls dem mononukleären Phagozytosesystem ange hören, aus dem Blut freiwilliger, gesunder Spender isoliert und in Suspensionskultur mit Lipopolysacharid oder Polystyrolpartikeln stimuliert. Die von den Zellen sezernierten Aβ-Peptide wurden mittels ein- und zweidimensionaler Aβ-SDS-Polyacrylamid Gel elektrophorese und anschließendem Immunoblot aufgetrennt und dargestellt. Diskussion / Ergebnisse: Humane mononukleäre Phagozyten, welche in Suspension kultiviert wurden sezernierten unter Ruhebedingungen eine geringe Menge an Aβ-Peptiden. Unter inflammatorischen Bedingungen, (i.e. Nach Stimulation mit Lipopolysacharid), stieg die Menge an freigesetzten Aβ-Peptiden auf mehr als das Doppelte an. Ein Anstieg der Aβ-Sekretion ließ sich ebenfalls nachweisen, wenn den Zellen Polystyrolpartikel zur Phagozytose angeboten wurden. Auffällig war dabei, dass nach Stimulation mit Polystyrolpartikeln, neben der gesteigerten Sekretion von gesamt Aβ, insbesondere der Anteil N-terminal verkürzter Varianten über proportional stark zunahm. N-terminal verkürzte Aβ-Peptide entstehen dabei offenbar nicht durch extrazellulär wirkende Proteasen sondern als Folge intrazellulärer Regulationsmechanismen. In diesem Zellkulturmodell wurde die Sekretion von Aβ-Peptiden durch Stimulation des LPS-Rezeptors sowie von Scavenger Rezeptoren induziert. Von diesen Rezeptoren ist bekannt, dass sie ebenfalls fibrilläres Aβ binden können. (Liu et al., 2005; Paresce et al., 1996) Auf diese Weise könnte ein Kreislauf in Gang kommen, der in vivo zu einer sich selbst verstärkenden Produktion und daraus folgenden Akkumulation von N-terminal verkürzten Aβ-Peptiden in Plaques führt. Die durch inflammatorische Stimuli induzierbare Sekretion von Aβ-Peptiden durch humane mononukleäre Phagozyten könnte darüber hinaus im Umfeld der aktuell diskutierten Hypothese, Aβ-Peptide hätten immunologische Aufgaben, (Campbell, 2001; Moir, 2009) von Interesse sein. 013 Zur Assoziation von Traumatisierung in Kindheit und Jugend und minderjähriger Mutterschaft – Ergebnisse aus dem Rostocker Projekt „Bedingungen und Folgen minderjähriger Mutterschaft“ Constanze Veigel-Maruschke (Universitätsklinikum Rostock, Kinderund Jugendpsychiatrie) O. Reis, F. Häßler, S. Bohne-Suraj Einleitung: Für die Hochrisikogruppe jugendlicher Mütter ist bekannt, dass sie häufiger Opfer körperlicher und sexueller Gewalt 27 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 sowie emotionalen Missbrauchs / Vernachlässigung sind. Der Zusammenhang zwischen diesen Traumatisierungen und minderjähriger Schwanger- und Mutterschaft wird vor allem in der angloamerikanischen Fachliteratur diskutiert. Eine direkte Übertrag barkeit dieser Forschungsergebnisse auf hiesige gesellschaftliche Verhältnisse ist fragwürdig. Zudem ist die transgenerationelle Weitergabe der Traumatisierung bei minderjähriger Mutterschaft in Deutschland wenig untersucht. Methode: Vorgestellt werden vorläufige Ergebnisse einer Querschnittsstudie, die die Bedingungen und Auswirkungen sehr früher Mutterschaft beschreibt. Hierfür wurden alle minderjährigen sowie die jeweils direkt darauf folgenden volljährigen Erstgebärenden der Universitätsfrauenklinik Rostock am Klinikum Süd der Jahre 1993 bis 2009 um ihre Mitarbeit gebeten. Mütter, die sich bereit erklärt hatten, an der Studie teilzunehmen (Ziel: n = 200, n (minderjährig) = 100) nahmen an einem semistrukturierten Interview teil und füllten verschiedene Fragebögen aus. In dieser Präsentation werden vorläufige Resultate von zunächst n = 145 Probandinnen vorgestellt. Eingegangen wird hier auf in Kindheit und Jugend erlebte Traumata der Mutter und des erstgeborenen Kindes. Es werden die Angaben in Interview und Fragebogen (Childhood Trauma Questionnaire) verglichen. Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige statistische Analysen legen nahe, dass junge Mütter prozentual häufiger von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch betroffen sind. Der Unterschied zur Kontrollgruppe ist für emotionalen Missbrauch, sexuellen Missbrauch und emotionale Vernachlässigung signifikant. Weiterhin wurde eine signifikant höhere Traumatisierung der Kinder der minderjährigen Mütter im Vergleich mit den Kindern der volljährigen Mütter festgestellt. Schlussfolgerung: In weiteren Untersuchungen müssen die Ursachen der höheren Rate an Traumatisierungen der nächsten Generation herausgearbeitet werden. Es wird von einem multifaktoriellen Modell ausgegangen, in dem sowohl die emotionale Reife und Erziehungskompetenz der Mutter als auch die eigenen unverarbeiteten Traumatisierungen vor dem Hintergrund belastender psychosozialer Umstände eine Rolle spielen. 014 Homocystein-Stoffwechsel und Liquormarker für Alzheimer- Pathologie Julius Popp (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie) P. Lewczuk, M. Linnebank, F. Jessen Einleitung: Die Störung des Homocystein-Stoffwechsels gilt als ein unabhängiger Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit (Alzheimer‘s Disease, AD). Sowohl die damit einhergehende erhöhte Produktion von ß-Amyloid (Aß) als auch die vermehrte Bildung von hyperphosphoryliertem Tau (P-tau) werden als zugrunde liegende pathophysiologische Mechanismen diskutiert. Methode: Die Liquor-Konzentrationen von Homozystein (Hcys), S-adenosylmethionin (SAM), S-adenosylhomozystein (SAH) und 5-methyltetrahydrofolat (5-MTHF) sowie der Marker für AD-assoziierten neuropathologischen Veränderungen Aß1-42 and P-tau181 wurden bei 98 kognitiv gesunden Studienteilnehmern (Alter: 16 – 81 Jahre) und 54 Teilnehmern mit AD bestimmt. Diskussion / Ergebnisse: In multivariaten Regressionstests mit Alter, Geschlecht, Kreatinin und das Vorhandensein des APOEε4Allels als Kovariablen war P-tau181 mit den Konzentrationen von SAH (ß=0.490; p<0.001) und 5-MTHF (ß=-0.273; p=0.010) sowie mit der SAM/SAH ratio (ß=-0.319; p=0.013) in der Kontrollgruppe sowie mit der SAH-Konzentration (ß=0.529; p=0.001) in der ADGruppe assoziiert. Weder in der Kontroll- noch in der AD-Gruppe fanden sich signifikante Assoziationen zwischen den Liquorkonzentrationen von Aß1-42 und von Hcys, SAM, SAH oder 5-MTHF. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Störung des Homozysteinstoffwechsels mit einer erhöhten Produktion von hyperphsphory- 28 liertem Tau einher geht und zur Entstehung neurofibrillärer pathologischer Veränderungen sowohl bei kognitiv Gesunden als auch bei Patienten mit AD beiträgt. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-003 Posterpräsentation Delirium / Demenz Vorsitz: T. Supprian (Düsseldorf) 001 Unterschiede im Behandlungserfolg des Delirium bei Demenz im Vergleich zur Nichtdemenz Soenke Boettger (Berlin) S. Passik, W. Breitbart Einleitung: Die Behandlung des Delirium bei Demenz ist von größter Bedeutung, um eine Progression der Demenz unter Delirium zu vermeiden. Es ist nicht bekannt, wie der Behandlungserfolg bei Patienten mit Delirium und Demenz ist. Um den Behandlungsverlauf besser zu verstehen verglichen wir Patienten mit Delirium und Demenz mit Delirium bei den Nichtdementen. Methode: Wir sammelten soziodemographische Daten, dokumentierten den Behandlungsverlauf, die Deliriumintensität mit der Memorial Delirium Assessment Scale (MDAS) und einer Funktionalitätsskala (Karnofsky Scale of Performance Status) von 111 Patienten mit Delirium zum Ausgangszeitpunkt (T0), nach 48-72 Stunden T1 und 5 – 7 Tagen (T2) am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Diskussion / Ergebnisse: Unter den 111 Patienten mit einer Deliriumsdiagnose waren 22 Patienten mit der Diagnose Delirium und Demenz (DD) und 89 Patienten mit einer Deliriumdiagnose ohne Demenz (ND). Es bestand ein signifikanter Unterschied im Alter der Patienten (77 (DD) und 63 Jahre (ND)). Die MDAS-Werte unterschieden sich signifikant zum Ausgangszeitpunkt mit DD 21.1 und ND 17.6. Das Funktionalitätsniveau war nicht signifikant unterschiedlich. Die Behandlung des Delirium wurde mit Haloperidol, Risperidon, Olanzapin und Aripiprazol durchgeführt. Im Verlauf der Behandlung sanken die MDAS-Werte von 21.1 auf 11.7 in der DD-Gruppe und 17.6 auf 7.0 in der ND-Gruppe. Zum Endpunkt (T2) bestand ein signifkanter Unterschied, zusätzlich konnten Unterschiede hinsichtlich der Bewusstseinstrübung, Kognition des formalen Gedankengang, der psychomotorischen Aktivität und des Schlaf-Wachrhythmus gefunden werden. Es bestanden keine Unterschiede in der Wahrnehmung. Die erfolgreiche Deliriumbehandlung anhand MDAS<10 war in der DD- Gruppe mit 50 % geringer als in der ND-Gruppe mit 83 %. Zusammenfassung: Es konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass der Behandlungserfolg des Delirium bei Demenz sich von dem Behandlungserfolg der Nichtdementen unterscheidet. Die Unterschiede zum Endpunkt sind auch jenseits der kognitiven Störung zu finden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um eine langsamere Deliriumsauflösung bei Demenz. Methodische Einschränkungen werden mit den Ergebnissen diskutiert werden. 002 Unterschiede in der Phenomenologie des Delirium bei Demenz und Nichtdemenz. Soenke Boettger (Berlin) S. Passik, W. Breitbart Einleitung: Die Diagnosenstellung des Delirium bei Demenz ist aufgrund der bestehenden kognitiven Beeinträchtigung eine Her- Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 ausforderung. Die unterschiedlichen phenomenologischen Charakteristika bei Delirium und Demenz im Vergleich zu den Nichtdementen sind nicht bekannt und könnten dazu beitragen, Delirium bei Demenzerkrankten genauer zu diagnostizieren. Methode: Wir sammelten soziodemographische Daten, dokumentierten den Behandlungsverlauf, die Deliriumintensität mit der Memorial Delirium Assessment Scale (MDAS) und eine Funktionalitätsskala (Karnofsky Scale of Performance Status) von 100 Patienten mit Delirium am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Diskussion / Ergebnisse: Von 100 Patienten mit einer Deliriums diagnose hatten 18 Patienten zusätzlich eine Demenzdiagnose (DD) und 82 Patienten keine Demenz (ND). Es bestand ein signifikanter Unterschied beim Alter der Patienten. Das Durchschnitts alter bei DD war 67 Jahre und bei ND 56 Jahre. In der DD-Gruppe wurden zu gleichen Anteilen hypoaktives und hyperaktives Delirium diagnostiziert, während in der ND-Gruppe hypoaktives Deli rium mit 54 % gegenüber hyperaktivem Delirium mit 46 % überwogen. Die MDAS-Werte unterschieden sich signifikant zwischen den Gruppen mit 21.8 (DD) und 18.6 (ND). Statistisch signifikante Unterschiede in der Phenomenologie lagen bei dem Grad der Bewusstseinstrübung, der Orientierung, Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeit und im formalen Gedankengang. Schwerwiegende Symptome waren häufiger in der Bewusstseinstrübung und kognitiven Domäne in der DD-Gruppe. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Halluzinationen, Wahninhalte, psychomotorischem Verhalten und Schlaf-Wachrhythmus. Zusammenfassung: Es bestehen phenomenologische Unterschiede innerhalb der Deliriumpräsentation bei Demenz und Nichtdementen. Die Bewusstseinstrübung und die kognitive Störung sind stärker ausgeprägt, während es keine Unterschiede in anderen Bereichen gibt. Die Interpretation der Daten wird diskutiert werden. 003 Phenomenologische Charakteristika des Delirium und seiner Subtypen Soenke Boettger (Berlin) S. Passik, W. Breitbart Einleitung: Untersuchungen zur Phenomenologie des Delirium sind selten und insbesondere Unterschiede in der Phenomenologie der Deliriumsubtypen, dem hypoaktivem und hyperaktivem Delirium sind unbekannt. Ein besseres Verständnis der Deliriumphenomenologie, insbesondere innerhalb der Subtypen, kann die Erkennung des Delirium begünstigen. Methode: Wir sammelten soziodemographische Daten, dokumentierten den Behandlungsverlauf, die Deliriumintensität mit der Memorial Delirium Assessment Scale (MDAS) und eine Funktionalitätsskala (Karnofsky Scale of Performance Status) von 100 Patienten mit Delirium am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Diskussion / Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der 100 Patienten mit Delirium war 58 Jahre. Die kognitive Funktion war am stärk sten beeinträchtigt, es folgten psychomotorische Auffälligkeiten, Schlafwach-Rhythmusstörungen und die Bewusstseinstrübung. Wahrnehmungsstörungen und Wahninhalte waren am geringsten ausgeprägt. Hypoaktives Delirium wurde bei 53 % der Patienten und hyperaktives Delirium bei 47 % gefunden. Es bestand kein signifikanter Altersunterschied oder Unterschied in der Delirium intensität. Es bestanden signifikante Unterschiede hinsichtlich der Intensität der Wahrnehmungsstörung und des Wahninhalts. Wahrnehmungsstörungen wurden bei 50.9 % mit hypoaktivem Delirium und 70.2 % mit hyperaktivem Delirium gefunden, Wahninhalte bei 43.4 % und 78.7 %. Das Vorkommen von Wahrnehmungsstörungen und Wahninhalten war unabhängig von der Deliriumintensität. Zusammenfassung: Delirium ist eine Störung des Bewusstseins, der Kognition und des Schlafwachrhythmus. Dabei ist die kogni tive Stlörung am ausgeprägtesten. Wahrnehmungsstörungen und Wahninhalte kommen in hypoaktivem und hyperaktivem Delirium vor und sind unabhängig von der Deliriumintensität. Weitere Ergebnisse werden diskutiert. 004 Therapy of delirium due to a general medical condition – Treatment approaches in the Consultation – Liaison psychiatry setting of the University of Medicine of Graz Hans-Bernd Rothenhäusler (Medizinische Universität Graz, Univ.Klinik für Psychiatrie, Österreich) Introduction: Delirium due to a general medical condition is one of the main psychiatric problems in general hospital inpatients. Method: Almost 3.000 consultations are performed by the Graz psychiatry consultation - liaison service each year. Delirium consistently accounts for almost 19 % of all new referrals. They are treated according the Graz protocol. Discussion / Results: Graz protocol: Mild hyperactive delirium & mild, moderate, or severe hypoactive delirium in patients without withdrawal syndromes, Parkinson‘s disease, Lewy body dementia, HIV-induced dementia • Initial dose: Administer risperidone quicklet 0.5 mg, alternatively, administer haloperidol liquid 5 drops • Control of target symptoms: Increase dosage of risperidone quicklet up to 2 mg / d or haloperidol liquid up to 20 drops / d Moderate hyperactive delirium in patients without withdrawal syndromes, Parkinson‘s disease, Lewy body dementia, HIV-induced dementia • Initial dose: Administer haloperidol 2.5 mg mixed in 250 ml 5 % glucose as slow intravenous infusion • Control of target symptoms: Increase dosage of haloperidol as slow intravenous infusion up to 5 mg / d • Use of prothipendyl as an adjunct for sedation induction and agitation control. The dose may range from 40 mg to 160 mg / d. Severe hyperactive delirium in patients without withdrawal syndromes, Parkinson‘s disease, Lewy body dementia, HIV-induced dementia • Initial dose: Administer haloperidol 5 mg mixed in 250 ml 5 % glucose as slow intravenous in-fusion • Control of target symptoms: Increase dosage of haloperidol as slow intravenous infusion up to 60 mg / d. • Use of prothipendyl as an adjunct for seda tion induction and agitation control. Administer prothipendyl 40 mg mixed in either 5 % glucose or 0.9 % sodium chloride as slow intravenous infusion. The dose may be increased to 40 mg prothipendyl IV 3 times per day. 005 Die Bayer ADL-Skala: Ein reliables und valides Instrument zur Schweregrad- und Verlaufsbeurteilung bei Demenzerkrankungen Hartmut Lehfeld (Klinikum Nürnberg, Klinik für Psychiatrie und Psy) Einleitung: Die Bayer ADL-Skala (B-ADL) ist ein 1998 publiziertes Fremdbeurteilungsverfahren zur Erfassung der instrumentellen Alltagsaktivitäten von MCI- und Demenzpatienten mit leichter bis mittelschwerer Symptomausprägung. Auf einer umfangreichen Datenbasis wurden verschiedene Aspekte der Reliabilität und Validität untersucht. Methode: Die B-ADL enthält 25 Items, auf denen ein Angehöriger das Zurechtkommen des Patienten mit verschiedenen Alltagsaktivi täten auf einer 10-Punkt-Skala beurteilen muss. Querschnittsdaten standen für eine gepoolte Stichprobe mit 709 Personen zur Verfügung, die das Schweregradspektrum von „kognitiv unbeeinträchtigt“ bis zur mittelschweren Demenz abdeckte. Der Schweregrad der kognitiven Einbußen wurde anhand der Global Deterioration Scale (GDS) nach Reisberg operationalisiert. Für die Berechnung von Test-Retest-Reliabilitäten sowie der Veränderungssensitivität lagen Verlaufsdaten aus der Nürnberger Gedächtnissprechstunde nach 6, 12 und 24 Monaten über MCI- und Demenzpatienten vor 29 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 (n = 153, 128 bzw. 67). Diskussion / Ergebnisse: Bei guter Trennschärfe (Indices für sämtliche Items >.70) und interner Konsistenz (Cronbachs alpha >.97) zeigt die B-ADL nach 6 Monaten in der gesamten Verlaufsstichprobe eine Test-Retest-Reliabilität von .76, bei MCI-Patienten sogar von .84. Die B-ADL-Ergebnisse benachbarter GDS-Schweregrade unterschieden sich jeweils signifikant voneinander (p < .000), zwischen den 95 %-Konfidenzintervallen der Mittelwerte waren keiner lei Überschneidungen zu beobachten. Die 1- und 2-Jahres-Verlaufs daten zeigen, dass Patienten mit progredienter Symptomatik pro Jahr etwas mehr als 1 Skalenpunkt verlieren, während klinisch stabile Patienten auch nach zwei Jahren im Mittel um weniger als 1 Skalenpunkt gegegenüber Baseline nachgelassen haben. Insgesamt weisen die Ergebnisse die B-ADL als ein Untersuchungsinstrument aus, das hinsichtlich seiner Gütekriterien psychometrischen Vergleichsinstrumenten (MMSE und SKT) nicht nachsteht. 006 Die Validierung der deutschen Version der Confusion Assessment Method for Intensive Care Units (CAM-ICU) Julius Popp (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie) U. Günther, L. Köcher, C. Putensen Einleitung: Das Auftreten eines Delirs verlängert die Verweildauer auf Intensivstation und erhöht Behandlungskosten und Sterblichkeit nach Entlassung. Die „Confusion Assessment Method for Intensive Care Units“ (CAM-ICU) ist ein Screening-Instrument zur Delirdiagnostik auf Intensivstation, das auch bei beatmeten Patienten zum Einsatz kommen kann und im angelsächsischen Raum häufig verwendeten wird. Methode: Eine praktische Kurzversion („Harvard Flowsheet“) der CAM-ICU wurde gemäß der „Principles of Good Practice for the Translation and Cultural Adaptation Process for Patient-Reported Outcomes Measures“ in die deutsche Sprache übersetzt. Von Mai bis August 2008 wurde jeder Patient der 31-Betten Intensivstation durch einen Psychiater (Referenzuntersuchung, DSM-IV-Kriterien) sowie von zwei anderen CAM-ICU hinsichtlich des Vorliegens eines Delirs untersucht. Die Einteilung des Delirs in psychomoto rische Subgruppen (hyperaktiv, hypoaktiv) erfolgte anhand der „Richmond Agitation Sedation Scale“ (RASS). Diskussion / Ergebnisse: Von 102 untersuchten Patienten wurden 48 vor der Untersuchung aufgrund von Anästhesieüberhang, Koma, akuten zerebralen Insult, mangelnde Deutschkenntnisse oder mangelnde Kooperativität ausgeschlossen. Bei 46 % der Patienten (n=25) fand der Referenzuntersucher ein Delir, 16 % (n=4) waren mechanisch beatmet. Nur 9 % der Patienten hatten ein hyper aktives, 37 % ein hypoaktives Delir. Die Sensitivät der CAM-ICUUntersucher, verglichen zum Referenzuntersucher, lag bei 88 % bzw. 92 % und die Spezifität bei je 100 %. Die Interrater- Reliabilität war sehr hoch (Cohen‘s kappa, 0,96 (0,77-1,22 [95 %-Konfidenz intervall]). Bei drei Patienten wurden falsch negative Befunde erhoben: Zwei Patienten wurden vom Referenzuntersucher als delirant eingeschätzt, zeigten aber bei der CAM-ICU keine Aufmerksamkeitsstörung. Ein weiterer wurde durch einen CAM-ICU Untersucher als nicht-delirant, durch den zweiten aber als delirant getestet. Die Kurzform der deutschen CAM-ICU ist ein reliables und in der Anwendung einfaches Screening-Instrument, das die operationalisierte Diagnose hypoaktiver und hyperaktiver Delirformen auf Intensivstation ermöglicht. 30 007 Evaluation der Aufmerksamkeitsstörung bei Delir und Demenz im Alter Christine Thomas (Evangelisches Krankenhaus, Klinik für Psychia trie, Bielefeld) S. Kreisel, T. Stober, M. Toepper, T. Beblo, P. Oster, M. Driessen Einleitung: Im psychiatrischen Konsiliardienst Älterer stellen organische Störungen, insbesondere Verwirrtheitszustände, die größte Diagnosengruppe dar. Delirdiagnostik und -therapie ist angesichts der schlechten Prognose bei Älteren von großer Wichtigkeit. Die Aufmerksamkeitsstörung ist neben dem akuten Beginn ein Kernkriterium des Delirs. Gerade bei Älteren differenziert das Ausmaß dieser Aufmerksamkeitsstörung ein Delir von einer (häufig vorbestehenden) Demenz. Die rasche Erfassung und Quantifizierung einer Aufmerksamkeitsstörung gelingt im klinischen Alltag oft nicht. Auch ist die Interrater-Reliabilität des Delirscreenings (deutscher CAM, siehe Hestermann / Thomas 2009) bei der Aufmerk samkeitsstörung ungenügend; eine verbesserte Operationalisierung ist daher wünschenswert. Verschiedene neuropsychologische Methoden ermöglichen eine rasche Erfassung aufmerksamkeits bezogener Leistungen. Als Screenings werden häufig die Wortmerkspanne und das Rückwärtsbuchstabieren aus dem MMST sowie die Zahlenmerkspannen vorwärts und rückwärts (ZSv /ZSr) eingesetzt. Seltener findet eine Kurzform des Letter CancellationTests (LCT) oder der Trail-Making-Test (TMT-A) Anwendung. Ziel der hier vorgestellten Studien ist der Vergleich verschiedener Aufmerksamkeitskurztests hinsichtlich ihrer Trennschärfe bezüglich des Delirs bei älteren Akuterkrankten mit und ohne Demenz. Methode: 133 geriatrische Akutaufnahmen (Alter 80,2 +/- 8J, 70 – 100 J., 70 % weiblich) wurden nach DSM-IV-Kriterien (konsensusüberprüft) den Diagnosen Demenz (D, n=70), Demenz+Delir (DD, n=23) und kognitiv Unauffällige (KU, n=38) zugeteilt. Zur Aufmerksamkeitserfassung wurden Wortmerkspanne und Rückwärtsbuchstabieren (MMST) und die Zahlenmerkspannen vorwärts und rückwärts verglichen. In einer Pilotstudie (n=15) wurden zusätzlich noch LCT und TMT-A herangezogen. Diskussion / Ergebnisse: MMST-Gesamtscore und Einzelfaktoren (außer der Wortmerkspanne!) sowie Zahlenmerkspannen trennten KU gut von D und DD (p<0,001), eine signifikante Unterscheidung von D und DD wurde jedoch nur mit der ZSv (p<0,05), nicht aber mit den MMSE-Faktoren (p>0,2) erreicht. In den Verlaufsunter suchungen erwiesen sich LCT und TMT-A als weniger trennscharf als ZSv. Fazit: Zusammenfassend finden sich Hinweise, dass die Zahlenmerkspanne vorwärts ein gutes Maß für die Aufmerksamkeitsstörung beim Delir auch bei vorbestehender Demenz darstellt, während die MMSE-Untertests eher ungeeignet erscheinen. Im Delirscreening und im Konsiliardienst sollte deshalb die Zahlenmerkspanne vorwärts diagnostisch eingesetzt werden. 008 Leuchtturm-Projekt MAKS-aktiv! – nicht-medikamentöse Therapie bei Demenzpatienten im Pflegeheim: Zwischenergebnisse zur primären Hypothese Katharina Luttenberger (Psychiatrische Uniklinik, Med. Psychologie / Soziologie, Erlangen) B. Eichenseer, C. Donath, R. Stemmer, F. Müller, E. Gräßel Einleitung: Bislang gibt es kaum Ergebnisse aus kontrolliert- randomisierten Studien zur Effektivität nicht-medikamentöser Therapien bei Menschen mit Demenz. Klinische Studien zur Wirksamkeit der Kombination alltagspraktischer, psychomotorischer und kognitiver Trainingselemente existieren noch nicht. MAKS aktiv! ist die erste kontrollierte, randomisierte Studie zur Effektivität einer nicht medikamentösen multimodalen Therapie in Pflege heimen. Ziel: Die Wirksamkeit eines an sechs Tagen in der Woche durchgeführten, manualgestützten Trainings in Bezug auf alltags- Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 praktische (ADL-Activities of Daily Living) und kognitive Fähigkeiten von Menschen mit Demenz im Pflegeheim soll im Rahmen einer sechsmonatigen Verlaufsstudie im Prä(t0)-Post(t1)-Vergleich untersucht werden. Methode: Die primäre Hypothese besagt, dass die multimodale Aktivierungstherapie in einem Beobachtungszeitraum von sechs Monaten zu signifikant besseren alltagspraktischen und kognitiven Fähigkeiten in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe führt und zwar dahingehend, dass die Fähigkeiten in der Interventionsgruppe im Durchschnitt konstant bleiben, während in der Begleitgruppe die Fähigkeiten entsprechend dem chronisch progredienten Krankheitsverlauf weiter abnehmen. Bis jetzt (Juni 2009) liegen t0 und t1-Daten von 81 Bewohnern aus fünf Pflege heimen vor. Alle Teilnehmer haben eine Demenz laut Arzturteil und einen MMST<24, 41 davon bilden die randomisierte Kontrollgruppe. Ausschlusskriterien waren Pflegestufe 3 und Gruppen untauglichkeit wie bspw. Blindheit. Beide Gruppen wurden hinsichtlich kognitiver (ADAS-kog), alltagspraktischer (E-ADL) und pflegerelevanter Aspekte untersucht. Die Erhebung der primären Variablen erfolgte verblindet. Diskussion / Ergebnisse: Das Projekt befindet sich noch in der Auswertungsphase (Stand Juni 09). Aktuelle Zwischenergebnisse werden vorgetragen. 009 Neurale Korrelate des DemTect – Eine FDG-PET-Studie Timo Woost (MPI Leipzig, Neurologie) J. Dukart, S. Frisch, A. Horstmann, K. Müller, M. L. Schroeter Einleitung: Der DemTect ist ein insbesondere in Deutschland häufig eingesetztes Screeningverfahren in der Demenzdiagnostik. Deshalb ist eine Charakterisierung der mit den Einzelaufgaben des DemTect assoziierten neuralen Netzwerke von großer Bedeutung. Methode: In unserer Studie führten wir eine voxelbasierte Analyse durch, in der wir die Korrelation der Leistungen in den Einzel aufgaben des DemTect mit der Intensität der zerebralen Glukose utilisation, gemessen mit der [18F]-Fluorodeoxyglukose-Positronenemissionstomographie (FDG-PET) unter Ruhebedingungen, untersuchten. Hierbei wurden Patienten mit verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen einbezogen (insbesondere Demenz vom Alzheimer-Typ sowie frontotemporale lobäre Degeneration). Diskussion / Ergebnisse: Bessere Leistungen in den Teilaufgaben „Zahlenfolge rückwärts“, „Zahlen umwandeln“ und der „Supermarktaufgabe“ waren mit erhöhtem linksseitig-frontolateralen Metabolismus assoziiert. Für die Aufgabe „Zahlen umwandeln“ bestand zusätzlich ein signifikanter Effekt bezüglich des inferioren lateralen parietalen Lobulus. Die Werte der Wortliste korrelierten mit ausgeprägterem Metabolismus in einem temporofrontalen Netzwerk. Zusammengefasst leistet die Studie einen Beitrag zum Verständnis derjenigen Netzwerke, welche mit dem DemTect untersucht werden können. 010 DemTect-B: eine Parallelversion des kognitiven Screeninginstruments DemTect zur Erfassung leichter kognitiver Beeinträchtigungen und Demenz Elke Kalbe (Forschungszentrum Jülich, Kognitive Neurologie Institut für Neurowissenschaft) P. Calabrese, J. Kessler Einleitung: Das Screeningverfahren DemTect hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2000 als sensitives Instrument zur Erkennung von Patienten mit leichten demenziellen Syndromen und Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) etabliert und wird in nationalen Leitlinien (DGN) und auch international (z. B. Canadian Consensus Conference on Dementia) empfohlen. Da bei der erneuten Durchführung psycho- metrischer Verfahren im Rahmen von Verlaufsuntersuchungen Lern- bzw. Retest-Effekte auftreten können, wurde nun eine Parallelversion des DemTect entwickelt: der DemTect-B. Methode: Es wurden parallele Versionen zu allen DemTect-Subtests erstellt, d. h. Wortlisten lernen, Zahlentranskodieren, Wort generierungsaufgabe, Zahlenspanne rückwärts und verzögerter Abruf der Wortliste. Die Äquivalenz der Subtests beider DemTectVersionen wurde bei 80 gesunden Personen (Mittelwert (MW) des Alters 65.1 Jahre, SD: 9.8 Jahre, Range 50 – 82, 34 Männer) mittels t-Tests für abhängige Stichproben überprüft. DemTect und DemTect-B wurden in randomisierter Reihenfolge durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den korrespondierenden Untertests mit Ausnahme der verbalen Flüssigkeitsaufgabe (Supermarkt-Aufgabe im DemTect, MW: 23.4, SD: 4.9 versus Kategorie Tiere im DemTect-B, MW: 22.0, SD: 5.0, p=0.007). Für diesen DemTect-B-Subtest wurden daher neue Verrechnungsroutinen erstellt. Für alle anderen Subtests konnten die Transformationen des DemTect verwendet werden. Mit dieser Prozedur gab es keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den transformierten DemTect-Gesamtwerten (max. 18 Punkte, DemTect: MW: 15.9, SD: 1.9 vs. DemTect MW: 15.5, SD: 2.4). DemTect und DemTect-B Werte und ihre Interpretation können aufgrund der Äquivalenz beider Testversionen problemlos übertragen werden. Der DemTect-B ist somit ein nützliches Instrument, um den kognitiven Status in einer Follow-up-Unter suchung bei Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und Patienten mit leichter Demenz zu erfassen. 011 Dissociating Behavioral Disorders in Dementia with FDG-PET Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig) S. Frisch, B. Vogt, G. Becker, H. Barthel, A. Villringer, O. Sabri Introduction: Neurodegenerative disorders are a major public health problem that is even expected to increase in the future. Be side cognitive impairments behavioral disorders are very frequent. Although former functional imaging studies identified the substrates of single behavioral deficits, a systematic approach has not been applied until now. Accordingly, the present study aimed at characterizing systematically the functional neural correlates of behavioral disorders in dementia. Method: Behavioral impairment was assessed with the Neuropsychiatric Inventory and brain glucose utilization was measured by [18F]fluorodeoxyglucose positron emission tomography (FDGPET) and analyzed voxelwise using statistical parametric mapping (SPM) in 54 subjects suffering mainly from Alzheimer‘s disease, and frontotemporal lobar degeneration. Additionally, subjects with mild cognitive impairment and subjective memory complaint were involved. Discussion / Results: Apathy, disinhibition and eating disorders were mainly associated with frontomedian hypometabolism (single factor analysis). The other factors as measured with the Neuropsychiatric Inventory did not show significant effects. More specifically, apathy was related to impairments in the motivational dopaminergic neural network, disinhibition to both anterior temporal lobes including the anterior hippocampi and left amygdala, caudate head, orbitofrontal cortex and insula, and eating disorders to the right lateral frontal cortex (multiple regression analysis including the three aforementioned relevant behavioral disorders). Behavioral deficits were independent of executive dysfunction, supported also by the frontal lobes. Our study contributes to the understanding of behavioral deficits in dementia by dissociating systematically their functional neural correlates. 31 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-005 Posterpräsentation Diagnostik / Therapie (F0) Vorsitz: I. Neuner (Aachen) 001 Resuscitating the Heart but Losing the Brain – Brain Tissue Loss in the Aftermath of Cardiac Arrest Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig) A. Horstmann, S. Frisch, T. Jentzsch, K. Mueller, A. Villringer Introduction: Myocardial infarction and cardiac arrest are serious and frequent health threats. Many survivors of cardiac arrest are left with considerable long-term impairments due to a transient hypoxic state of the brain. Traditionally, these patients are known to suffer most prominently from an amnesic syndrome. But a close look to the literature reveals that impairments may encompass a large number of additional neuropsychological deficits, as for example behavioural (esp. apathy) and executive deficits. To date, there is no complete and unbiased documentation of the affected brain areas in humans in vivo. We explored the pattern of structural changes in gray matter following cardiac arrest to investigate the neural basis of neuropsychological deficits. Method: Using voxel based morphometry of T1-weighted structur al magnetic resonance images of the whole brain we analyzed gray matter loss in a sample of 12 patients which encountered cardiac arrest with subsequent resuscitation. Data from the patient group were compared to an age- and sex-matched control group. Additionally, gray matter values were correlated with neuropsychological scores of the patients to ensure specificity of identified gray matter loss. Discussion / Results: We found extensive lower gray matter density in the anterior, medial and posterior cingulate cortex, the precuneus, the insular cortex, the posterior hippocampus and the dorsomedial thalamus within the patient group. Memory impairment scores correlated best with gray matter loss in the inferior precuneus, apathy scores correlated best with tissue loss in the anterior cingulate cortex. The study contributes to the understanding of neuropsychological impairments in patients after cardiac arrest. 002 Kognitiv-verhaltenstherapeutische ressourcenorientierte Therapie früher Demenzen im Alltag – Die KORDIAL-Studie Alexander Kurz (Klinikum rechts der Isar, Klinik für Psychiatrie und Psyotherapie, München) B. Cramer, S. Egert, L. Frölich, H.-J. Gertz, C. Knorr, A. Thöne-Otto, S. Wagenpfeil, K. Werheid Einleitung: Die wachsende öffentliche Aufmerksamkeit gegenüber kognitiven Störungen im Alter und die Verbesserung der diagnostischen Techniken haben dazu geführt, dass die Alzheimer-Krankheit in einem frühen klinischen Stadium identifiziert werden kann. Am Beginn einer Demenz sind Krankheitseinsicht, Lernfähigkeit und Anpassungsvermögen der Betroffenen zumindest teilweise erhalten. Daher setzen sich die Patienten mit emotionsbezogenen und problembezogenen Strategien mit ihren Einschränkungen auseinander, was häufig zu depressiver Verstimmungen führt. Die erhaltenen Fähigkeiten werden jedoch bislang für eine positive Krankheitsbewältigung nur unzureichend genutzt. Methode: Wir haben ein neuropsychologisch begründetes verhaltenstherapeutisches Programm entwickelt, das auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Patienten mit beginnender Demenz zugeschnitten ist. Es umfasst 12 individuelle Therapiesitzungen, 6 davon unter Teilnahme der Bezugspersonen. Schwerpunkte der Interven- 32 tion sind Etablierung von Verhaltensroutinen, Verwendung von externen Gedächtnishilfen, Stärkung von Identität und Selbstwert sowie Aufbau angenehmer Tätigkeiten. Die KORDIAL-Studie ist eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte, einfach-blinde Parallelgruppen-Studie zur Evaluation der Wirksamkeit dieses Programms im Vergleich zur Standardbehandlung. Als primäre Zielgröße wurde die Funktionsfähigkeit im Alltag gewählt, sekundäre Zielgrößen sind Lebensqualität und Stimmung der Patienten. Die Datenerhebung findet durch unabhängige Beobachter vor der Therapie, nach der Therapie, sowie nach weiteren 6 Monaten statt. Zusätzlich werden Patienten, Angehörige und Therapeuten nach Abschluss der Therapie zu ihrer Einschätzung der einzelnen Module befragt. Diskussion / Ergebnisse: 201 Patienten mit leichtgradiger Demenz bei Alzheimer-Krankheit (mittleres Alter 75 Jahre, mittlerer MMST-Wert 25 Punkte) nahmen an der Studie teil. Das Therapieprogramm wurde sowohl von den Patienten als auch von ihren Bezugspersonen sehr positiv aufgenommen, die Zahl vorzeitiger Studienabbrüche war aussergewöhnlich gering. Die individuelle Relevanz der einzelnen Programmkomponenten zeigte einen Zusammenhang mit dem Alter der Patienten sowie mit der Krankheitseinsicht, nicht jedoch mit dem Schweregrad der kognitiven Defizite. Die ersten Ergebnisse der KORDIAL-Studie im Hinblick auf die primären und sekundären Zielgrößen werden vorgestellt und diskutiert. 003 Anzahl der Komedikationen am Therapiebeginn bei ambulant behandelten Patienten mit Alzheimer-Demenz Georg Adler (ISPG, Mannheim) Y. Ko-Inoshishi, P. Franz, H. Marschner, C. Müller, F. Reinhard, J. Schulz Einleitung: Zahlreiche pharmakologische Eigenschaften (z. B. Enzymhemmung, Selektivität für AChE- Isoformen, Plasma-Halbwertszeiten, Metabolismus, Toleranzentwicklung) der Cholinesterase-Hemmer der zweiten Generation (Donepezil, Rivastigmin, Galantamin) haben einen Einfluss auf die Sicherheit in der Therapie der verschiedenen Demenzen. Ein wichtiger Faktor für die Sicherheit der Demenzmedikation ist das Interaktionspotential durch die bereits zu Therapiebeginn vorliegende Komedikation der häufig multimorbiden Alzheimer Patienten. Durch eine Erhebung im niedergelassenen Facharztbereich sollte geklärt werden, wie viele verschiedene Medikamente Alzheimer-Patienten bereits vor dem Beginn einer Demenztherapie einnehmen. Methode: In sechs Facharztpraxen wurden die Daten von 80 Pa tienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz vom AlzheimerTyp (MMST zwischen 10 und 26 Punkten) erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Nur ein Patient von 80 Befragten nahm vor Beginn der Demenztherapie keine Medikamente ein. 19 % der Patienten hatten 1 – 2 Medikamente, 67 % der Befragten hatten 3 – 5 Medikamente, 10 % der Befragten hatten 6 – 8 Medikamente, 3 % der Befragten hatten sogar 9 – 10 Medikamente, kein Patient hatte mehr als 10 Medikamente zu Beginn der Demenztherapie. 004 Erwartungen von Demenzpatienten und Angehörigen an eine Demenztherapie mit transdermaler Applikationsform Georg Adler (ISPG, Mannheim) Y. Ko-Inoshishi, P. Franz, H. Marschner, C. Müller, F. Reinhard, G. Schmidt, J. Schulz Einleitung: Bis 2008 standen zur Therapie der Alzheimer-Demenz mit Cholinesterase-Hemmern nur orale Applikationsformen zur Verfügung (Tacrin seit 1993, Donepezil seit 1997, Rivastigmin seit 1998, Galantamin seit 2000). Seit Ende 2007 hat sich das Spektrum um eine transdermale Applikationsform, das Exelon®-Pflaster Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 erweitert. In einer strukturierten Befragung sollte geklärt werden, wie oft bei Demenzpatienten im niedergelassenen Facharztbereich bisher bereits in anderen Krankheitsindikationen eine transdermale Applikationsform zur Anwendung gekommen war. Weiterhin sollte erhoben werden, welche Darreichungsform (oral vs. transdermal) Demenzpatienten und ihre Angehörigen für die Therapie der Alzheimer- Demenz bevorzugen. Methode: 81 Alzheimer Patienten mit der Diagnose einer leichten und mittelschweren Demenz vom Alzheimer Typ (MMST zwischen 10 und 26 Punkten) und ihre Betreuungspersonen wurden in sieben Facharztpraxen in Form einer strukturierten Erhebung befragt. Diskussion / Ergebnisse: Von den 81 befragten Demenzpatienten waren 13 schon einmal mit einer transdermalen Medikation behandelt worden. Für 67 Patienten war die Applikation des Medikamentes in Form eines Pflasters neu. Bei einem Patient lagen keine Informationen vor. Bei der Befragung zur Notwendigkeit von Überzeugungsarbeit bei der Anwendung des Exelon®-Pflasters vs. bei der oralen Einnahme des Medikaments glaubten 22 von 81 befragten Angehörigen, dass bei dem Pflaster keine Überzeugungs arbeit notwendig sei, wohingegen dies nur 16 für die Einnahme der Kapsel annahmen. Die Angehörigen von 31 der 81 Patienten nahmen an, dass sie meistens oder immer die orale Einnahme unterstützen müssten, wohingegen dies nur 11 für die transdermale Applikationsform annahmen. Dementsprechend waren die Daten zur Einfachheit der Anwendung. Hier gaben 61 der 81 Befragten an, dass sie die Pflasterapplikation als sehr einfach oder einfach ansahen. Dies war bei der oralen Applikation nur bei 36 der Befragten der Fall. Als sehr schwierig wurde die Einnahme des Medikamentes in 14 Fällen bei der oralen Gabe eingestuft, wohingegen keiner der Befragten dies für das Pflaster angab. Die Ergebnisse der strukturierten Befragung zeigen die positiven Erwartungen der Patienten und Angehörigen hinsichtlich einer transdermalen Medikamentengabe, obwohl sie bislang wenig Erfahrung mit dieser Applika tionsform hatten. 005 Acute onset of sCJD (sporadic Creutzfeld-Jakob Disease) mimics post-traumatic reaction after bombing attack: A case report Agorastos Agorastos (Universitätsklinikum Hamburg, Psychiatrie und Psychotherapie) C. Muhtz, M. Kellner Introduction: The differentiation of organic and psychogenic stupor is of major relevance in clinical practice. Mutistic stupor is a clinical manifestation of many psychiatric disorders, where the basal ganglia, frontal lobes and limbic system are involved. Method: We report an unusual case of sCJD with mutistic stupor and exaggerated startle, initially suspected as a post-traumatic dissociative reaction. Discussion / Results: The reported case demonstrates that symptoms caused by sCJD-onset may mimic post-traumatic symptoms. The extensively observed psychiatric symptoms especially in the early begin of sCJD contribute to common erroneous clinical diagnoses and thereby subsequent admission to psychiatric clinics. Exaggerated startle response and mutistic stupor after severe traumatic experiences sometimes have non-trauma-related etiopathogenesis and require a careful differential diagnostic procedure. 006 Prädiktion der Wirksamkeit von Rivastigmin bei Patienten mit Parkinson-Demenz Miriam Bektas (ISPG, Mannheim) Y. Ko-Inoshishi, Y. Lembach, S. Becker, A. Kupsch, E. Scholz, A. Lankow, G. Adler Einleitung: Rivastigmin, ein pseudo-irreversibler Hemmer der Acetylcholinesterase, ist wirksam bei der Behandlung der Parkinson-Demenz (PD). Das cholinerge Defizit ist bei der PD stärker ausgeprägt als bei der Alzheimer-Demenz (AD). Auf neuropsychologischer Ebene entsprechen dem cholinergen Defizit am ehesten Störungen von Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis und das Auftreten von visuellen Halluzinationen. Auf elektrophysiologischer Ebene wird das cholinerge Defizit durch eine Erhöhung der Theta-Aktivität im EEG abgebildet. Bei Patienten mit AD hat sich gezeigt, dass eine Abnahme der Theta-Aktivität im EEG nach zweiwöchiger Behandlung mit Rivastigmin eine gute längerfristige Wirksamkeit dieses Medikaments prädiziert. Daher kann erwartet werden, dass sich die therapeutische Wirksamkeit von Rivastigmin bei Patienten mit PD auch durch klinische Anzeichen des cholinergen Defizits und durch die Abnahme einer erhöhten Theta-Aktivität im EEG prädizieren lässt. Methode: Im Rahmen der RIVAPARK-Studie untersuchen wir die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Indikatoren eines cholinergen Defizits und der therapeutischen Wirksamkeit von Riva stigmin bei 150 ambulant behandelten Patienten mit PD. Diese Indikatoren des cholinergen Defizits, insbesondere Störungen der Aufmerksamkeit und des Kurzzeitgedächtnisses, visuelle Halluzinationen und EEG-Theta-Aktivität werden vor Behandlungsbeginn und nach zweiwöchiger Behandlung mit Rivastigmin untersucht. Das Behandlungsergebnis wird sechs und zwölf Monate nach Behandlungsbeginn erhoben. Als Behandlungserfolg wird eine Verbesserung oder Stabilisierung von kognitiver Leistungsfähigkeit und Alltagsfunktion verstanden. Diskussion / Ergebnisse: Bislang wurden Daten von 23 Patienten mit PD ausgewertet. Es sind 14 Männer und 9 Frauen im Alter zwischen 61 und 83 Jahren (Mittel: 75,3 Jahre). Die Mini Mental StateScores lagen zwischen 15 und 27 (Mittel: 23,7). Nach zweiwöchiger Behandlung mit Rivastigmin zeigten sich signifikante Verbesse rungen in der Aufmerksamkeitsleistung (Alterskonzentrationstest, AKT) und im verbalen Kurzzeitgedächtnis und die Theta-Leistung im EEG hatte abgenommen. Bereits unter kurzfristiger Behandlung mit Rivastigmin zeigen sich neuropsychologische und elektrophysiologische Veränderungen, die wahrscheinlich in Zusammenhang mit der cholinergen Wirkung von Rivastigmin stehen. Es ist zu erwarten, dass diese Parameter für eine Prädiktion der Wirksamkeit von Rivastigmin geeignet sind. 007 Active amyloid-ß 1-42 immunization impairs cognition in healthy mice through TLR 2 / 4-dependent activation of the innate immune system Patrick Vollmar (Klinikum rechts der Isar, Neurologie, München) J. Kullmann, B. Thilo, M. Claussen, H. Jacobi, S. R. Kalluri, H.-P. Hartung, S. Nessler, B. Hemmer Introduction: Active immunization with amyloid-ß 1-42 (Aß) was shown to remove amyloid plaques in the CNS. However, immunization with Aß 1-42 may cause meningoencephalitis in humans or an experimental autoimmune encephalomyelitis (EAE)-like disease in mice. In the present study, we investigated the cognitive and immunological phenotype of healthy C57 / BL6 mice challenged with active Aß immunization. Method: Healthy C57 / BL6 wild-type and toll-like receptor 2 / 4 (TLR 2/4) deficient mice were actively immunized with Aß 1-42 peptide. Control mice were challenged with myelin oligodendrocyte glycoprotein (Mog) 35-55 immunization or with adjuvant alone. Behavioral phenotype, habituational learning and visuospatial object recognition was determined in the open field paradigm. Immunohistochemistry and gene expression analysis were performed to characterize the histopathological phenotype. Discussion / Results: Immunization significantly altered the behavioral phenotype of mice compared to control mice. Aß mice re- 33 Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 vealed decreased locomotor activity, reduced habituational learn ing and highly deficient spatial-learning abilities in an object recognition task. Immunohistochemistry and gene expression analysis revealed strong recruitment of macrophages and microglia cells to the CNS accompanied by severe reactive gliosis in the cerebrum and brainstem. Active immunization of TLR 2 / 4 - / - mice did not cause the behavioral phenotype observed in wild-type animals. We conclude that the behavioral abnormalities of Aß immunization are mainly mediated by the TLR 2 / 4 dependent activation of macrophages. These results further demonstrate the proinflammatory properties of Aß and underline the danger of immunization with autoantigens. 008 Zwanghafte Suizidgedanken unter Tiefenhirnstimulation bei M. Parkinson Saadet Arda (Universitätsklinikum Ulm, Psychiatrie und Psycho therapie) N. Osterfeld, M. Kölle, R. Freudenmann Einleitung: Die Tiefenhirnstimulation (deep brain stimulation, DBS) im Bereich des Ncl. subthalamicus (STN, DBS) wurde weltweit bei mehr bei mehr als 20.000 Patienten mit fortgeschrittenem Morbus Parkinson etabliert und findet weitere Anwendungen. Es mehren sich allerdings Hinweise für postoperative psychopathologische Auffälligkeiten mit affektiven Störungen (vor allem Depression) und Enthemmungsphänomenen (z. B. pathologisches Spielen, Hypersexualität), zudem fanden retrospektive Studien Suizidver suche und Suiziden bei bis zu 3 % der Patienten unter DBS (Soulas et al. 2008, Voon et al. 2008). Umgekehrt wurde die DBS in der Psychiatrie erfolgreich bei einzelnen Patienten mit therapieresi stenten Depressionen (anteriores Cingulum) und Zwangsstörungen (ventrales Striatum, Commissura anterior) eingesetzt. Methode: Wir berichten den Fall einer 65-jährigen Patientin mit einem therapierefraktären M. Parkinson. DBS des STN hatte zu einer erheblichen Besserung von Beweglichkeit, Gehstrecke und Lebensqualität geführt, die Elektrodenfunktion und -lokalisation war optimal und die Parkinsonmedikation konnte auf Pramipexol reduziert werden. Vier Monate postoperativ aber entwickelten sich bei ihr repetitive, ich-dystone, nicht eingegebene Gedanken sich töten zu müssen. Psychopathologisch handelte es sich um Zwangsgedanken mit suizidalem Inhalt, welche seit knapp einer Woche bestanden. Bemerkenswert war das vollkommene Fehlen depressiver Symptomatik. Es gab auch keinen Hinweis für psychotisches Erleben (unter Dopaminergika). Unter einer vergleichsweise nie drigen, altersadaptierten SSRI-Dosis von Sertralin (50 mg) sistierten die suizidalen Intrusionen. Die Einstellungen der Stimulationseinheit waren nicht verändert worden. Diskussion / Ergebnisse: Im vorliegenden Fall entwickelten sich unter DBS des STN zwanghafte Suizidgedanken ohne manifeste depressive Symptomatik. Sie sprachen auf eine Behandlung mit einem SSRI an. Angesichts der stark zunehmenden Verbreitung der DBSscheinen postoperative fachpsychiatrische Statuserhebungen sinnvoll, bis prospektive Studien das Risiko für Suizide und die Vielzahl anderer psychopathologischer Auffälligkeiten unter dieser Technik geklärt haben. Neben Impulsivität und affektiven Störungen ist dabei auch auf Zwangsphänomene zu achten. 34 009 Projekt IDA – Diagnostik und Therapie von Demenzpatienten im Stadt-Land-Vergleich Carolin Donath (Universitätsklinik Erlangen, Psychiatrie – Med. Psychologie) M. Großfeld-Schmitz, S. Kunz, J. Lauterberg, S. Wunder, H. Mehlig, C. Haag, R. Holle, E. Gräßel Einleitung: Die Optimierungsmöglichkeiten der kooperativen Ver sorgung von in häuslicher Umgebung lebenden Demenzpatienten durch ihre Angehörigen und das primärärztliche Setting sind bisher kaum erforscht. Deswegen wird das Projekt IDA (Initiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin), eine dreiarmige cluster-randomisierte kontrollierte Studie, im Hausarztsetting der Region Mittelfranken durchgeführt. Ziel: Eine Beschreibung der Diagnostik, der medikamentösen und nichtmedikamentösen Versorgung durch die Hausärzte sowie die Verbreitung des Einbeziehens von Fachärzten für Psychiatrie zur Diagnoseabklärung soll im Stadt-Land-Vergleich erstellt werden. Methode: Insgesamt wurden 390, mindestens 65 Jahre alte, Patienten mit leichter bis mittlerer Demenz nach ICD-10 Kriterien von 129 Allgemeinärzten im Zeitraum 07 / 05 bis 12 / 06 für die Studie rekrutiert. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde mit dem MMST erfasst. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem MMST-Wert von 10 – 24 Punkten. Die Hausärzte wurden zur medikamentösen und nichtmedikamentösen Versorgung und Abklärung der Diagnose bei Studienaufnahme befragt. Diskussion / Ergebnisse: Die Versorgung hinsichtlich klinischer Diagnostik, Überweisung zum Facharzt und Therapie unterscheidet sich nicht zwischen städtischen und ländlichen Praxen. Es zeigten sich lediglich signifikante Unterschiede im Einsatz von Bild gebung zwischen Stadt (57,9 %) und Land (42,7 %). Insgesamt 54,1 % der Patienten (N = 211) sind schon vor Studienbeginn an einen Facharzt wegen Demenz überwiesen worden. Bei den Patienten, wo dies nicht erfolgte (N = 173), wurde bei N = 15 (3,8 %) eine Überweisung aktuell veranlasst. 18,7 % (N = 73) der Patienten bekommen Antidementiva (Cholinesterasehemmer bzw. Glutamatmodulatoren) verordnet. Nichtmedikamentöse Therapien werden von 13,3 % (N = 52) der Stichprobe in Anspruch genommen. 010 Pflegeaufwand im Heim: Validierung des RUD-FOR Time (Resource Utilization in Dementia – FORmal Carers’ TIME use) im Rahmen des Leuchtturmprojekts MAKS-aktiv! Katharina Luttenberger (Psychiatrische Uniklinik, Med. Psychologie/ Soziologie, Erlangen) E. Gräßel Einleitung: Neben medizinischen Kosten spielt bei der Versorgung von Menschen mit Demenz auch die Pflegezeit eine große Rolle. Das gilt auch dann, wenn die Betroffenen, wie dies bei einem Drittel aller Demenzpatienten in Deutschland der Fall ist, im Heim versorgt werden. Zur Erfassung der direkten Pflegezeit im Heim gibt es noch keinen standardisierten Erhebungsbogen. Ziel dieser Arbeit ist die Validierung des von uns entwickelten „RUD FOR Time“ auf der Basis des „RUD lite“ von Wimo 2003. Methode: Im Leuchtturmprojekt MAKS-aktiv! zur Evaluation nicht-medikamentöser Therapie im Pflegeheim, gefördert vom BMG, wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt (Juni 2009) 151 Bewohner in Bezug auf ihre kognitiven (ADAS-kog) und alltagsprak tischen (E-ADL) Fähigkeiten und auf ihre Selbstständigkeit im Alltag (NOSGER, Barthel) untersucht. Mit dem an die spezifische Situation im Pflegeheim angepassten RUD-FOR Time wurde die Zeit, die von Pflegekräften für eine bestimmte Person aufgewendet wird, erfasst. Wichtigste Neuerung ist die Erstellung eines Zeit planes, der eine Woche lang exemplarisch die aufgewendete Zeit über alle Pflegedienst-Schichten erfasst. Mittels Korrelationsanaly- Topic 1 G Organische psychische Störungen, Demenz, F0 // Organic mental disorders, dementia, F0 sen wird die Konstrukt- und kriterienbezogene Validität des RUD FOR-Time überprüft. Diskussion / Ergebnisse: Das Projekt befindet sich noch in der Auswertungsphase (Stand Juni 09). Aktuelle Ergebnisse werden vorgetragen. 011 Comparison of Global and Cerebellar Normalization in FDG-PET Studies with regard to Detection and Differentiation of Dementia Jürgen Dukart (Max-Planck-Institut, NMR Unit und Neurowissenschaften, Leipzig) K. Mueller, A. Horstmann, B. Vogt, S. Frisch, H. Barthel, G. Becker, H. E. Moeller, A. Villringer, O. Sabri, M. L. Schroeter Introduction: FDG-PET ([18F]fluorodeoxyglucose positron emission tomography) is frequently used to improve the differential diagnosis of dementia. However, a fundamental methodological issue of the reference area for the intensity normalization procedure is still unsolved. Here, we systematically compared the two most commonly used normalization methods to the cerebral and to the cerebellar metabolic rate for glucose with regard to detection and differentiation of dementia syndromes. Method: FDG-PET imaging was performed on 19 subjects with early Alzheimer‘s disease, 13 subjects with early frontotemporal lobar degeneration and 10 subjects complaining of memory impairment, which had not been confirmed by comprehensive clinical testing. Images were normalized to either the cerebral or the cerebellar metabolic rate for glucose. Differences in relative regional glucose metabolism were assessed by voxelwise comparison. Discussion / Results: Analysis using the two normalization procedures revealed remarkable differential effects. Whereas cerebellar normalization was superior in identifying dementia patients in comparison to control subjects, cerebral normalization showed better results for differential diagnosis between types of dementia. These effects were shown for both, Alzheimer‘s disease and frontotemporal lobar degeneration. Relative hypermetabolism in comparison to the control group was only detected in both kinds of dementia using global normalization. The results indicate that normalization has a decisive impact on diagnostic accuracy in dementia. While cerebellar normalization seems to be more sensitive for early diagnosis, cerebral global normalization might be superior for differential diagnostic purposes in dementia syndromes. 012 Religiöser Wahn – ein seltenes Symptom bei Multipler Sklerose Godehard Weniger (Psychiatrische Uniklinik, Klinik West, Zürich) C. Schell, Ö. Yaldizli Einleitung: Die Prävalenz psychiatrischer Symptome bei Multipler Sklerose (MS) beträgt bis zu 50 % (1). Am häufigsten kommen affektive Störungen und neurokognitive Defizite vor. Berichte von Psychosen bei MS-Patienten sind anekdotisch, noch seltener sind psychotische Symptome. Methode: Im psychopathologischen Befund dominierte ein umständliches und ideenflüchtiges Denken sowie ein Beziehungswahn mit religiösen Wahngedanken. Im Liquor waren 9 Zellen / µl, oligoklonale Banden nachweisbar. Die kranielle Kernspintomographie zeigte disseminierte, mehr als 9 demyelinisierende Läsionen, ohne Kontrastmittelaufnahme. Die motorisch evozierten Potenziale zeigten eine verlängerte zentral motorische Latenz zum linken Bein. Die kernspintomographische Verlaufskontrolle nach 3 Monaten zeigte eine weitere neue demyelinisierende Läsion periventrikulär links. Diskussion / Ergebnisse: Nach den revidierten McDonald Kriterien (2005) ist die Diagnose einer klinisch sicheren MS zu stellen. Wir interpretieren die subakute Entwicklung des religiösen Wahns als zweiten Schub der MS, wenngleich in klinischen MS-Studien psychiatrische Symptome einschließlich Fatigue operationalisiert nicht als Schub gewertet werden. Differenzialdiagnostisch kommt eine zufällige Koinzidenz von psychotischer Episode und MS in Frage, was durch die fehlende Hirnschrankenstörung im MRI gestützt würde. Für einen kausalen Zusammenhang könnte aber sprechen, dass neuropsychiatrische Auffälligkeiten bei MS-Patienten in bis zu 50 % der Fälle auftreten, unser Patient eine hohe Läsionslast aufwies und die Läsionen wie für MS-Patienten mit psychotischen Symptomen typisch (2 – 5) vorwiegend temporal sowie frontopa rietal lokalisiert waren. Auf der Basis weiterer in der Literatur verfügbaren Einzelfälle und vor dem Hintergrund der Jasper‘schen Schichtenregel wird die Frage einer psychiatrischen Symptomatik einer MS diskutiert. 35 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Topic: 2 Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Istanbul HS-014 Hauptsymposium Suchtgenetik: Aktuelle Marker von Erkrankungsrisiko und Therapieverlauf Vorsitz: F. Kiefer (Mannheim), G. Winterer (Düsseldorf) 001 Genetik der Nikotinabhängigkeit: Befunde aktueller Assoziationsstudien Georg Winterer (Heinrich-Heine Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Düsseldorf) 002 GABA-A Rezeptor assoziierte Risikogene der Alkoholabhängigkeit Michael Soyka (Privatklinik Meiringen, Psychiatrie und Psychotherapie) G. Koller, B. Bondy, P. Zill, U. Preuss Akuter und chronischer Alkoholkonsum beeinflussen eine Reihe von Neurotransmitter-systemen, insbesondere GABA. Seit langem ist bekannt, dass akuter Alkoholkonsum die GABAerge-Neurotransmission verstärkt, entsprechend den klinischen Effekten Se dation und Anxiolyse. US-amerikanische Untersuchungen der COGA-Gruppe legen nahe, dass genetische Varianten des GABAA-Rezeptors Alpha 2 Untereinheit mit Alkoholabhängigkeit asso ziiert sein könnte. Diese Befunde wurden in eigenen (Soyka et al 2008) und an-deren Stichproben versucht zu replizieren. Eigene Untersuchungen der Münchener Genbank legen nahe, dass eine der Haplotypen (T-C-A-C-A-T-C) signifikant mit Alkoholabhängigkeit und anderen Merkmalen der Alkoholkrankheit assoziiert sein könnte. Daneben scheinen auch andere Risikogene für die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit von Bedeutung zu sein (Treutlein et al 2008). Aktuelle Befunde werden diskutiert. 003 Genetik des Opiatentzugs Bodo Lieb (LVR-Klinikum Essen, Uni Duisburg-Essen Abt. Verhalten u. Suchtmedizin) U. Bonnet, M. Specka, S. Augener, H. S. Bachmann, W. Siffert, N. Scherbaum Einleitung: Substanzkonsum zur Vermeidung aversiver Entzugssymptome stellt einen wichtigen Teilaspekt der Aufrechterhaltung der Opiatabhängigkeit dar. Das Opiatentzugssyndrom äußert sich in erster Linie in Sympathikus-vermittelten Reaktionen (u. a. Tachykardie, Hypertonie, innere Unruhe). Klinische Studien am Menschen zur Genetik des Opiatentzugs sind bis dato rar. Der C825T-Polymorphismus der ß3-Untereinheit des heterotrimeren G-Proteins hat einen starken Einfluss auf die Aktivität des sympathischen Nervensystems. Im Vortrag soll anhand einer eigenen Untersuchung der Frage nachgegangen werden, ob sich das 825T-Allel als Prädiktor der Schwere des Entzugssyndroms eignet. Methode: 33 monovalent Opiatabhängige aus einer stationären Opiatentzugsbehandlung wurden untersucht. Die Entgiftung wurde mit stufenweiser Reduktion einer vorgegebenen individuellen Methadondosis durchgeführt. Entzugsbeschwerden wurden mit psychotroper Begleitmedikation behandelt, insbesondere mit Clonidin. Der Hauptparameter für sympathische Aktivität war die Pulsrate der Patienten in den ersten 3 Tagen nach Beendigung der Methadongabe. 36 Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse: 22 von 33 Patienten waren Träger des 825T-Allels. An den ersten 2 Tagen nach Beendigung der Methadonmedikation zeigte sich die Pulsrate in der T-AllelGruppe (n=22) signifikant (p < 0,05) gegenüber der C-Allel-Gruppe (n=11) erhöht (Tag1: 88,1 vs. 74,6 bpm; Tag2: 90,4 vs. 77,8 bpm). In der T-Allel-Gruppe erhielten 6 (Tag1) bzw. 7 Patienten (Tag2) Clonidin-Medikation, in der CC-Allel-Gruppe 1 Patient. Diskus sion: Die Anwesenheit des T-Allels des GNB3-Gens hat einen starken Einfluss auf die Pulsrate im Opiatentzug. Ein Drittel der TAllel-Träger erhielt Clonidin zur Reduktion der sympathischen Hyperaktivität. Ohne diese Intervention wäre der Effekt ggf. noch ausgeprägter gewesen. In der Summe scheint das GNB3-Gen ein vielversprechender Prädiktor der zu erwartenden Entzugssymptomatik von Opiatabhängigen in der Entgiftungsbehandlung zu sein. Literatur: Lieb B, Bonnet U, Specka M, Augener S, Bachmann HS, Siffert W, Scherbaum N. Intensity of opiate withdrawal in relation to the C825T-polymorphism of the G protein beta 3 subunit gene. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry 2009; 33(4): 663-667. 004 Pharmakogenetik der Alkoholabhängigkeit: Rückfallprädiktion und Therapieresonse Falk Kiefer (ZI für Seelische Gesundheit, Suchtklinik, Mannheim) Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6 BS-002 Symposium Süchtiges Verhalten am Übergang vom Kindes- zum Jugendalter (DHS und DGKJP) Vorsitz: J. Böning (Höchberg), R. Schepker (Ravensburg) 001 Süchtiges Verhalten am Übergang vom Kindes- zum Jugendalter: Aktuelle epidemiologische Datenlage Ulrike Ravens-Sieberer (UKE Hamburg-Eppendorf, Kinder- / Jugendpsychosomatik) M. Erhart Einleitung: Der regelmäßige Konsum psychoaktiver Substanzen wie Tabak, Alkohol, Cannabis oder Ecstasy stellt eines der wichtig sten vermeidbaren Krankheitsrisiken dar. Doch obwohl viele gesundheitsschädliche Konsequenzen hinreichend bekannt sind konsumiert immer noch ein bedeutsamer Anteil der Bevölkerung diese Substanzen. Auch Kinder und Jugendlichen gehören zu den Betroffenen. In dieser Arbeit werden aktuelle Befunde zur Verbreitung von Tabak, Alkohol, Cannabis- und Ecstasy bei Kindern und Jugendlichen berichtet. Methode: Im deutschen Teil der internationalen Studie „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) 2005/2006“ zur Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Schülerinnen füllten über 7000 11-, 13- und 15-jährigen Schülerinnen und Schülern einen Selbstausfüllfragebogen aus und berichteten Tabak, Alkohol und Cannabis Konsum. Im Rahmen des BELLA Studienmoduls zur psy chischen Gesundheit des bundesweiten Kinder- und Jugend gesundheitssurveys (KiGGS) wurden über 2800 Kinder und Jugend liche zwischen 11 und 17 Jahren telefonisch und per Fragebogen zu ihrem Substanzmittelkonsum befragt. Diskussion / Ergebnisse: Etwa 1 % (0,6 %) der 11-jährigen Jungen (Mädchen) rauchen wöchentlich. Von den 15-jährigen Jungen (Mädchen) sind es 16,9 % (22,4 %). Bereits 2,2 % (0,6 %) der 11- Jährigen Jungen (Mädchen) konsumieren jede Woche Alkohol. Mit 15-Jahren sind es 24,6 % (14,9 %) der Jungen (Mädchen). Von den Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 11-Jährigen Jungen (Mädchen) waren 6,6 % (2,2 %) ein- oder mehrmals in den letzten 12 Monaten betrunken. Mit 15-Jahren sind es bereits 47 % (46,9 %) der Jungen (Mädchen). Kinder und Jugend liche, die regelmäßig Tabak und Cannabis konsumieren, Alkohol trinken sowie bereits mehrere Alkoholräusche erlebt haben, berichten 2- bis 3-mal so häufig einen schlechteren Gesundheits zustand und vermehrtes Auftreten von psychosomatischen Beschwerden als Gleichaltrige mit eher ausnahmsweise Konsum psychoaktiver Substanzen. Wiederholter Konsum von Marijuana, Ecstasy, Amphetaminen, Klebstoffschnüffeln oder Medikamentenmissbrauch berichten 4,8 % der 11 bis 17-Jährigen Jungen (Mädchen). Etwa ein Drittel von Ihnen sind in ihrem alltäglichen Wohlbefinden und Funktionieren beeinträchtigt . Die Befunde deuten auch ohne genauen Nachweis der kausalen Einflussrichtungen auf die Bedeutung und Notwendigkeit frühzeitige präventiver Maßnahmen zur Eindämmung des Substanzmittelkonsums hin. 002 Untersuchungen zum Einfluss zielgruppenorientierter Werbestrategien auf die Initiierung des Substanzkonsums im Jugendalter Rainer Hanewinkel (Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord), Kiel) Einleitung: Untersucht wird die Frage, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen der Werbung für legale Drogen und der Initiierung des Substanzkonsums im Jugendalter angenommen werden kann. Methode: Methodisch hochwertige longitudinale Studien werden vorgestellt. Die Ergebnisse einer Kohortenstudie mit 3.415 Schülern aus den Bundesländern Brandenburg, Hamburg und Schleswig-Holstein werden ausführlicher dargestellt. Das in dieser Untersuchung herangezogene Werbematerial war „maskiert“, d.h. alle Hinweise auf Marken- oder Produktnamen waren durch vorherige Bildbearbeitung gelöscht. Exposition mit Alkohol- und Tabakwerbung wurde erfasst über Wiedererkennung der Werbung und über korrekte Markenzuweisung. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass (1) ein robuster empirischer Zusammenhang zwischen der Exposition mit Werbung und dem Konsum legaler Drogen besteht, (2) der Effekt bei erhöhtem Kontakt größer ist, (3) Jugendliche der Werbung ausgesetzt sind, bevor sie mit dem Konsum legaler Drogen beginnen, (4) der Zusammenhang wissenschaftlich plausibel erklärt werden und (5) keine andere Erklärung außer der eines kausalen Zusammenhangs die Befunde plausibel erklären kann. Zukünftige Forschungsstrategien und präventive Implikationen dieser Forschungsergebnisse werden diskutiert. 003 Entwicklungspsychologische, soziale und biologische Schutz- und Risikofaktoren Rainer Thomasius (UKE Hamburg-Eppendorf, DZSKJ Psychosoziales Zentrum) M. Stolle Einleitung: Substanzkonsum und substanzbezogene Störungen im Kindes- und Jugendalter werden durch ein multifaktorielles biopsychosoziales Modell anhand verschiedener Schutz- und Risikofaktoren beschrieben. Diese beziehen sich auf die Person und das soziale Umfeld des Jugendlichen sowie gesellschaftliche Rahmenbedingen. Um präventive Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit beurteilen und möglichst spezifisch einsetzen zu können, ist die Kenntnis entsprechender Schutz- und Risikofaktoren obligat. Methode: Selektive Literaturrecherche unter Zuhilfenahme entsprechender medizinischer, psychologischer und sozialwissenschaftlicher Datenbanken. Diskussion / Ergebnisse: In der Literatur wird eine Vielzahl von spezifischen Schutz- und Risikofaktoren in Bezug auf die Entwicklung von substanzbezogenen Störungen berichtet, die jedoch nicht immer repliziert wurden. Die Befundlage ist darüber hinaus heterogen und die Wechselwirkungen verschiedener Schutz- und Risikofaktoren sind weitest gehend unklar. Die besten Prädiktoren für kindlichen bzw. jugendlichen Substanzkonsum sind bestimmte Personen-, Eltern- und Familienmerkmale im Kindesalter, wohingegen im Jugendlichenalter Peer- und sozioökonomische Merk male an Bedeutung gewinnen. Der Beginn des Konsums scheint von den Umfeldbedingungen bestimmt zu werden, demgegenüber wird die Entwicklung substanzbezogener Störungen (schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit) stark durch genetische Voraussetzungen beeinflusst. Maßnahmen der Verhaltensprävention sollten spezifisch an relevanten Prädiktoren ansetzen. Grundsätzlich gilt, dass viele Präventionsprogramme noch nicht ausreichend auf ihre Wirksamkeit überprüft wurden. Evidenz gibt es für kombinierte Familientrainings mit Kindern in der Präadoleszenz und frühen Adoleszenz, für interaktive, die Lebenskompetenz aufbauende Programme in der Schule (alle Altersgruppen) sowie für selektive Präventionsmaßnahmen für definierte Risikopopulationen. 004 Behandlungsergebnisse substanzabhängiger Kinder und Jugendlicher in stationärer Behandlung – eine Katamneseuntersuchung Lutz Wartberg (UKE Hamburg-Eppendorf, Dt. Zentrum für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters) P. M. Sack, E. Thoms, R. Thomasius Einleitung: Zur Effektivität von kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungen auf Spezialstationen für substanzmissbrauchende Kinder und Jugendliche mit zusätzlichen psychischen Störungen lagen bisher im deutschsprachigen Raum keine Forschungsbefunde vor. Methode: In einer Längsschnittstudie mit vier Messzeitpunkten (Aufnahme, Entlassung, sechs und zwölf Monate nach Behandlungsende) wurden 71 Patienten in zwei Zentren bezüglich ihres Substanzkonsums und ihrer psychopathologischen Belastung mit standardisierten Methoden untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten wiesen zum ersten Messzeitpunkt häufig komorbide psychiatrische Störungen auf. Im Zeitverlauf ergaben sich bei den Patienten zu den Katamnesezeitpunkten signifikant niedrigere Konsumprävalenzen vor allem für Cannabis, Methamphetamin, Kokain und Heroin. Die Patienten wiesen sowohl nach Einschätzung der Eltern als auch im Selbsturteil zum vierten Messzeitpunkt eine signifikant niedrigere psychopathologische Belastung als zum Aufnahmezeitpunkt auf. Die Ergebnisse sprechen für die Effektivität von kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungen auf Spezialstationen für substanzmissbrauchende Kinder und Jugendliche sowohl bezüglich einer Reduktion des Substanzkonsums als auch zur Behandlung der psychopathologischen Belastung. Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 1 BS-005 Symposium Suchtmittelpolitik, Gesundheit und Ökonomie (DHS e. V.) Vorsitz: J. Böning (Höchberg), H. Fleischmann (Regensburg) 001 Epidemiologische Daten als Grundlage rationaler Suchtpolitik Gabriele Bartsch (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V., Western wall 4, Hamm) Legaler und illegaler Suchtmittelkonsum stellt europaweit ein wesentliches Risiko für schlechte Gesundheit und vermeidbare Todes- 37 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 fälle dar. In Deutschland zeichnet sich für die letzten 10 Jahre ein zaghafter Trend zu einem niedrigeren Konsum, sowohl legaler, als auch illegaler Substanzen ab, wenn auch nicht für jede Substanz und jede Altersgruppe. Der insgesamt dennoch sehr hohe Gebrauch schädlicher Substanzen hat gravierenden Folgen für die individuelle Gesundheit wie auch bevölkerungsbezogene negative Konsequenzen. Eine rationale Suchtpolitik benötigt Daten, auf deren Grundlage sie Strategien und Interventionsmöglichkeiten entwickeln kann, um Veränderungen zu bewirken. Sie beginnt mit Erkenntnissen (Forschung), wird fortgesetzt mit der Kommunikation dieser Erkenntnisse (Berichterstattung, Information, Aufklärung), entwickelt Ziele und vereinbart Prioritäten (Politik, Öffentlichkeit, Interessenvertreter). Sie mündet bestenfalls in die Umsetzung Evidenz basierter Interventionen (Politik, Verbände, Medizin u.a.). Der Vortrag gibt einen Überblick über die Entwicklung suchtmittelbezogener epidemiologischer Daten in Deutschland und verdeutlicht anhand von Beispielen, wie rationale Suchtmittelpolitik umgesetzt werden kann. 002 Werbestrategien und Lobbyarbeit der Suchtmittelindustrie Hans-Jürgen Rumpf (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie) Ziel: Tabak- und Alkoholkonsum werden umfänglich beworben, um Umsätze zu steigern oder zu halten. Die Suchtmittelindustrie bedient sich dabei spezifischer Methoden, um Zielgruppen anzusprechen. Ziel des Beitrages ist es, diese Herangehensweisen an Beispielen aufzuzeigen und deren Auswirkung zu verdeutlichen. Methode: Literaturübersicht, Sichtung von Werbemaßnahmen. Ergebnisse: Die Werbestrategien der Alkohol und Tabakindustrie haben das Ziel, das Image ihrer Produkte zu fördern. Dabei bedienen sie sich Verbindungen zu Sport, Lifestyle und Sexualität. Ins besondere wird angestrebt junge Zielgruppen anzusprechen. Das Beispiel Alkopops verdeutlicht dieses Vorgehen sehr klar. Die Wirkung solcher Werbemaßnahmen wird aus wissenschaftlicher Sicht beschrieben. Schlussfolgerung: Die Suchtmittelindustrie widersetzt sich Bestrebungen zur Einschränkung des Konsums und nutzt spezifische Methoden der Werbung. Politische Maßnahmen stellen ein wichtiges Instrument dar, um eine Reduktion von Konsum und Folgeschäden zu bewirken. 004 Im Spannungsfeld zwischen Suchtpolitik und Wirtschaftspolitik – wo bleibt die Ethik der Gesundheitsökonomie Jobst Böning (Höchberg) Gesellschaftliche Einstellungsveränderungen und erlebnisorientierte postmoderne Konsumhaltungen mit „life-style“-optimierter Attacke auf das hedonistische Ego treffen auf einen intensiv beworbenen wirtschaftlichen Suchtmittelmarkt. Trotz seines hohen gesundheitsschädigenden Risikopotentials mit enormen volkswirtschaftlichen Folgekosten für die Gemeinschaft gelten hier bislang noch weitgehend gewinnorientierte marktwirtschaftliche Wettbewerbsregeln. Die viel beschworenen „Freiheitsinteressen“ des angeblich „mündigen“(?) Bürgers wie die marktradikalen Interessen der Suchtmittel produzierenden Industrie samt weiterer gewinnbringender „Erlebnismärkte“ berühren sich hier aufs engste und ergänzen einander in verhängnisvoller Weise. Dabei stehen der individuelle Schaden sowie die finanzielle Ressourcenverschwendung durch eine sich kontraproduktiv neutralisierende Gesundheitsbzw. Wirtschafts / Finanzpolitik einer verantwortungsethischen Öko nomie des Solidarhaushalts entgegen. Wenn beispielsweise 1/3 aller Alkoholika von schwer schädlich konsumierend Kranken einen unverantwortlich hohen Marktanteil ausmachen oder der fiskalische Gewinn aus dem Glücksspielmarkt zu etwa 40 % zu Lasten der meist zudem noch verschuldeten Glücksspielsüchtigen geht, dann verkehrt sich hier freie (unsoziale) Marktwirtschaft in Ausbeutung an Menschen in Not. Zu berücksichtigen sind auch die 2,65 Millionen in suchtaffinen Familienverhältnissen mit erhöhtem Risiko aufwachsenden Kinder und eine hohe Zahl sozial desintegrierter Jugendlicher, die als benachteiligte und vernachlässigte Hoffnungsträger unserer Gesellschaft zwischen dem wirtschaftsprosperierenden Markt der Suchtmittelindustrie und interessensgeleiteten Medienunternehmen zerrieben werden. Diese jungen Menschen sind Objekte einer mangelhaft gesteuerten Ordnungs - und Gesundheitspolitik und gleichzeitig Opfer einer verantwortungslosen Sucht - b.z.w. Suchtmittelpolitik und damit beklagenswerte Subjekte in einer „suchtfreundlichen“ Gesellschaft. Überlebenshilfe der Solidargemeinschaft darf sich hier nicht in einfacher „Reparatur“ erschöpfen, sondern echte Solidarität muß zukünftig als strukturierendes Prinzip des menschlichen Miteinanders gerade auch im ökonomischen Bereich verstanden werden. 003 Die Kosten von Substanz- und Glücksspielabhängigkeit Michael Adams (Universität Hamburg, Institut für Rescht der Wirtschaft) I. Fiedler Einleitung: Die Volkskrankheiten des starken Alkohol- und Tabak konsums führen jährlich zu gesellschaftlichen Folgekosten im hohen zweistelligen Milliardenbereich. Das pathologische Glücksspiel führt ersten Studien zufolge zu ähnlichen pro Kopf Kosten wie der Tabakkonsum, ist aber weniger stark verbreitet. Methode: Die bisherigen Kostenangaben basieren alle auf der Annahme „rationaler Sucht“ und klammern daher private (vornehmlich intangible) Kosten der Betroffenen und ihrer Familien aus. Wird diese fragwürdige Annahme fallen gelassen, so erhöhen sich die gesellschaftlichen Kosten um mindestens um 50 %. Diskussion / Ergebnisse: Die Problematik von Substanz- und Glücksspielabhängigkeit wird derzeit stark unterschätzt und eine Reduzierung des Schadens ist dringend geboten. Drei äußerst wirksame Maßnahmen sind: 1) Angleichung der Alkoholsteuern an den EU-Durchschnitt, 2) Erhebung einer Steuer auf von Kindern gerauchten Zigaretten, 3) Verbot von Glücksspielautomaten. 38 Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 3 BS-009 Symposium Moderne Suchttherapie (Symposium der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie) Vorsitz: K. Mann (Mannheim), E. Hoch (Dresden) 001 Spielsucht Klaus Wölfling (Universitätsklinik Mainz, Psychosomatische Medizin) Einleitung: Substanzungebundene Abhängigkeitserkrankungen (Verhaltenssüchte), wie Pathologisches Glücksspiel und Computerspielsucht bzw. Onlinesucht, stehen verstärkt im Fokus des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses. Der hohen Zahl an hilfesuchenden Betroffenen, steht derzeit noch eine vergleichsweise geringe Anzahl fundierter wissenschaftlicher Studien zu Pathologischem Glücksspiel und Computerspielsucht gegenüber. Die Spielsucht in ihren klinisch auftretenden Formen wie klassische Glücksspielsucht, Online-Glücksspielsucht und Computerspielsucht weist Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 immer auch eine hohe Komorbidität mit anderen psychiatrischen Störungen auf. Methode: Anfang 2008 starteten im Rahmen der Eröffnung der ‚Ambulanz für Spielsucht‘ an der Universitätsmedizin Mainz Gruppentherapien zur Behandlung der Spielsucht für Jugendliche und Erwachsene. Im Vordergrund der Psychotherapie steht die individuelle Analyse des Problemverhaltens und seiner aufrechterhaltenden Bedingungen. Das therapeutische Vorgehen lehnt sich dabei an kognitiv-behaviorale Ansätze zur Behandlung der Internetsucht an. So werden gedankliche, emotionale, körperliche und verhaltensbezogene Aspekte des Spielverhaltens der Betroffenen in einer „sekundengenauen“ Analyse beleuchtet. Hauptziel der Behandlung ist die Erreichung der Abstinenz von dysfunktionalen, online bezogenen Verhaltensweisen und ausuferndem Glücksspiel. Parallel dazu soll alternatives Verhalten (wieder-) erlernt werden, wie z. B. zuvor vernachlässigte Aktivitäten bzw. Hobbys, und die Aufnahme (realer) sozialer Kontakte gefördert werden. Darüber hinaus stellt die Vermittlung funktionaler Stressbewältigungsstrategien einen zentralen Bestandteil des therapeutischen Angebots dar. Die Therapien setzen auf ein ambulantes Behandlungskonzept, da die Konfrontation mit den häuslichen Lebensbedingungen und auch das Erleben von Misserfolgserlebnissen (wie z. B. Rückfälle) direkt in den therapeutischen Prozess mit einbezogen werden können. Diskussion / Ergebnisse: Der Vortrag soll einen Überblick über erste empirische Daten zur Evaluation der Intervention bei Glücksspiel- und Computerspielsucht im Rahmen der Ambulanz für Spielsucht geben. Dabei sollen Daten einer mehrdimensionalen Analyse von interventionsbedingten Veränderungen unter Hinblick auf die Eingangs-, Ausgangsuntersuchungen der behandelten Patienten Aufschluss über Wechselbeziehungen zwischen dem onlinebedingten Syndrom und der psychischen Hintergrundsymptomatik geben. 002 Tabakentwöhnung in der Psychiatrie Anil Batra (Eberhard Karls Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen) Einleitung: Der Raucheranteil von Patienten mit einer psychiatrischen Störung ist signifikant höher als in der Allgemeinbevölkerung. Insbesondere Patienten mit anderen Suchterkrankungen (Alkohol- oder Drogenabhängigkeit), schizophrenen Störungen oder einer depressiven Erkrankung weisen nicht nur eine höhere Prävalenz des Rauchens, sondern auch ein intensiveres Rauchverhalten auf. Die Tabakentwöhnung gestaltet sich häufig schwierig, da die individuelle Funktionalität des Rauchens bei diesen Störungsbildern die Aufrechrerhaltung der Abstinenz erschwert. Methode: Dargestellt werden Daten aus aktuellen Meta-Analysen zu verfügbaren Raucherentwöhnungsstrategien. Zusätzlich werden Ergebnisse einer prospektiven Raucherentwöhnungsstudie an Patienten, die ein 6-wöchiges stationäres Alkoholentwöhnungsprogramm durchliefen, vorgestellt. Erfasst wurden dabei soziodemographische, rauchanamnestische und psychometrische Daten zur psychiatrischen Komorbidität dieser Patienten sowie die kurz- und mittelfristige Alkohol- und Tabakabstinenz. Diskussion / Ergebnisse: Jüngere Studien Analysen belegen die Effektivität der Tabakentwöhnung auch bei Patienten mit einer psychiatrischen Störung. Die langfristigen Abstinenzquoten (nach 6 – 12 Monaten) liegen zwischen 10 – 25 %, in Abhängigkeit von der Intensität des Programms und dem zugrunde liegenden psychiatrischen Störungsbild. In der eigenen Untersuchung zur Behandlung der alkoholabhängigen Raucher konnten 41 % der Raucher eines Behandlungsjahrgangs zur Raucherentwöhnungsbehandlung motiviert werden. Davon wurden 26 % der Teilnehmer im Rahmen der Therapie abstinent. Diskussion: Verschiedene aktuelle Studien und auch die eigene Untersuchung zeigen, dass ein Behandlungspro- gramm zur Tabakentwöhnung bei psychiatrischen Patienten interessiert aufgenommen wird und bei psychiatrisch bzgl. der Grunderkrankung stabilen Patienten erfolgreich durchgeführt werden kann. Die Abstinenzquoten sind verglichen mit anderen Studien eher geringer anzusetzen, jedoch motivierend für die Implementierung eines Tabakentwöhnungsprogramms in der psychiatrischen Versorgung. 003 Frühintervention Medikamentenabhängigkeit Hans-Jürgen Rumpf (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psycho therapie) 004 Cannabis und psychische Comorbidität Eva Hoch (Technische Universität Dresden, Psychologie) Einleitung: Epidemiologische Studien in der Allgemeinbevölkerung belegen eine hohe Komorbidität von Cannabisstörungen und anderen psychischen Störungen. In diesem Beitrag soll untersucht werden: 1.) Welche psychiatrische Diagnosen liegen in einer klinischen Stichprobe von Patienten mit Cannabisstörungen vor? 2.) Wie verändert sich die Komorbidität im Rahmen einer cannabisspezifischen Kurzzeittherapie? Methode: Basierend auf den Daten der randomisiert-kontrollierten CANDIS-Studie wurden n=122 Patienten (Alter: 16 bis 42 Jahre) in der Basiserhebung und zu Therapieende mittels eines standardisierten, computerisierten Interviews (M-CIDI; Wittchen und Pfi ster, 1997) zu dem Vorliegen psychischer Störungen (DSM-IV) befragt. Diskussion / Ergebnisse: In der untersuchten Klientel lagen vor Therapiebeginn zusätzlich zur Cannabisstörung drei weitere psychische Störungen vor. Am häufigsten traten auf: Nikotinabhängigkeit (58,2 %), Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit: (38,5 %), Miss brauch oder Abhängigkeit von anderen illegalen Drogen (37,7 %), Angststörungen (42,6 %), Affektive Störungen (36,9 %) und Somatoforme Störungen (11,5 %). Im Therapieverlauf reduzierte sich die Anzahl der psychischen Störungen signifikant um die Hälfte. In keinem einzigen Fall traten neue psychische Störungen auf. Hinweise für eine Verlagerung der Suchtproblematik konnten nicht gefunden werden. Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Prag ST-008 State-of-the-Art-Symposium Drogenabhängigkeit Vorsitz: E. Gouzoulis-Mayfrank (Köln), N. Scherbaum (Essen) 001 Behandlung der Opiat- und der Kokainabhängigkeit Norbert Scherbaum (Rheinische Kliniken Essen, Suchtklinik) Die Abhängigkeit von Opiaten bzw. von Kokain wird nach den suchtmittelübergreifenden Kriterien für das Abhängigkeitssyndrom nach ICD-10 diagnostiziert. Bei leichtem Anstieg in den 90er Jahren beträgt die Zahl der Opiatabhängigen in Deutschland aktuell ca. 180.000. Heroin ist das am meisten in Deutschland illegal konsumierte Opiat bei in der Regel intravenöser Applikation. Die Mehrheit der Opiatabhängigen leidet unter komorbiden sucht mittelbezogenen, psychiatrischen und somatischen Störungen sowie unter zahlreichen psychosozialen Belastungen. Im State-ofthe-Art-Symposium werden medikamentöse und psychotherapeutische Strategien zur Behandlung der Opiatabhängigkeit dargestellt. 39 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Insbesondere the-matisiert werden medikamentöse Strategien der Opiatentzugsbehandlung, die Opiatblocker-Behandlung (Naltrexonbehandlung), die Substitutionsbehandlung (Differentialindikation der Substitute, Dosierung etc.) sowie die ärztliche Heroinverschreibung. Trotz einer verbreiteten therapeutischen Skepsis ist festzuhalten, dass viele Elemente der Behandlung Opiatabhängiger, z. B. die Reduktion des Heroinkonsums in Substitutionsbehandlung, als wirksam belegt sind. Bei der Differentialindikation zwischen therapeutischen Strategien, insbesondere bei der Wahl zwischen primär abstinenzorientierter Behandlung und Substitu tionsbehandlung, erfolgt die Entscheidung jedoch nach klinischem Ermessen im Einzelfall und letztlich nach Motivation und Präferenz des Patienten. Kokainabhängige (jenseits der komorbiden Kokainabhängigkeit bei Opiatabhängigkeit) sind im deutschen Hilfesystem deutlich schwächer vertreten als Opiatabhängige. Entsprechend sind auch systematische Behandlungsevaluationen selten. Die Behandlungsprinzipien sind denjenigen der abstinenz orientierten Behandlung Opiatabhängiger analog. Trotz zahlreicher Evaluationen (insbesondere in den USA) ist bis-lang keine Medikation zur Reduktion des Kokainkonsums etabliert. 002 Substanzbezogene Störungen bei Cannabis- und Stimulanzienkonsum Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (LVR-Klinik Köln, Allgemeine Psychiatrie II) Einleitung: Ca. 40 % der 18- bis 20-jährigen in Deutschland berichten über eine mindestens einmalige Erfahrung mit Cannabis, und bei einer Untergruppe von täglichen oder fast-täglichen Konsumenten treten klinisch relevante Konsummuster eines schäd lichen Gebrauchs (bei ca. 8 – 9 %) oder gar einer Abhängigkeit (bei ca. 4 – 7 % der Konsumenten) auf. Im Vergleich zu Cannabis sind Amphetamine, Ecstasy und Halluzinogene in der Allgemeinbevölkerung deutlich weniger, aber in bestimmten Szenen bzw. Sub populationen stark verbreitet (Partydrogen). Unter diesen Party drogen haben Amphetamine das stärkste Abhängigkeitspotential. Darüber hinaus sind die verschiedenen Substanzen durch ein unterschiedliches Wirkungs- und Komplikationsspektrum gekennzeichnet. Methode: In diesem Beitrag werden die neurobiologischen Mechanismen der Substanzen, die diagnostischen Kriterien und die Differentialdiagnose der verschiedenen Störungen sowie die pharmakound psychotherapeutischen Möglichkeiten zusammengefaßt und diskutiert. Diskussion / Ergebnisse: Komorbide Störungen müssen mittels Verlaufsbeobachtung von drogeninduzierten Störungen abgegrenzt werden. Unzureichend gesichert erscheint die Validität der Entität „amotivationales Syndrom“ durch Cannabis. Sie muss gegen einen chronischen Intoxikationszustand, das Negativsyndrom einer Schizophrenie, sowie depressive und schwere Persönlichkeitsstörungen mit Suchtkomorbidität abgegrenzt werden. Hingegen wird das propsychotische Potenzial von Cannabis, vor allem bei frühem und ausgeprägtem Konsum, durch aktuelle Studien deutlich gestützt. Die in vielen Studien nachgewiesenen, in der Regel subtilen kognitiven Defizite von Ecstasy- und Amphetaminkonsumenten könnten mit dem im Tierversuch nachgewiesenen neurotoxischen Potenzial dieser Drogen zusammenhängen. Hinsichtlich dieser Gefahr verdichten sich die Hinweise aus Längsschnitt- und pro spektiven Studien mit Ecstasykonsumenten. Bei den Therapieempfehlungen hinsichtlich Störungen durch Cannabis und Partydrogen liegt in der Regel ein relativ schwaches Evidenzniveau vor. Immerhin liegen aber inzwischen kontrollierte Studien und Therapieverlaufsstudien vor, die eine Effektivität psychotherapeutischer Interventionen bei der Cannabisabhängigkeit belegen. 40 Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 - 18.45 Uhr, Saal 3 ST-015 State-of-the-Art-Symposium Alkoholabhängigkeit Vorsitz: K. Mann (Mannheim), A. Heinz (Berlin) 001 Neurobiologie der Alkoholabhängigkeit – neue Erkenntnisse und therapeutische Implikationen Andreas Heinz (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) J. Wrase In den letzten Jahren konnten wichtige Fortschritte bei der Er forschung der neurobiologischen Grundlagen alkoholbedingter Störungen verzeichnet werden. Sehr gut untersucht sind die Auswirkungen von Alkohol auf die Neurotransmittersysteme. Eine dopaminerge und GABAerge Bahnung trägt maßgeblich zu den Stimulationseffekten geringerer Dosen Ethanols bei, höhere Dosen vermitteln über eine glutamaterge Hemmung viele der negativen Wirkungen. Genetische Untersuchungen im Tiermodell und beim Menschen weisen darauf hin, dass ein veränderter Glutamatumsatz zur Alkoholabhängigkeit disponieren kann. Zahlreiche Ergebnisse belegen zudem, dass ein verminderter Serotoninstoffwechsel einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit darstellt, da er mit einer verminderten Ausprägung akuter Alkoholwirkungen verbunden ist. Den Betroffenen fehlt so ein Warnzeichen exzessiven Alkoholkonsums. Chronische Alkoholeinnahme ist von einer veränderten Zusammensetzung der GABA-A Rezeptoren mit Änderungen ihrer Sensitivität begleitet, die zur Toleranzentwicklung beiträgt. Bildgebende Studien wiesen zudem eine wichtige Rolle des Belohnungssystems bei alkoholbedingten Störungen nach, die dazu führen kann, dass die Patienten vermehrt auf die unmittelbare, Alkohol assoziierte Belohnung auf Kosten der Erwartung anderer sozialer Verstärker reagieren und Schwierigkeiten haben, neue Verhaltensweisen zu erlernen. Störungen der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse sind ebenfalls bei einer Alkoholabhängigkeit nachweisbar und tragen offenbar zum Alkoholverlangen bei. Ob das derzeit zur Rückfallprävention zugelassene Medikament Acamprosat vor allem bei Patienten wirkt, die unter Stressbelastung oder bei negativer Stimmung Alkohol konsumieren, wird derzeit in klinischen Studien untersucht. 002 Neue Ansätze in der Behandlung von Alkoholproblemen Karl Mann (ZI für Seelische Gesundheit, Klinik f. Abhängiges Verhalten, Mannheim) F. Kiefer Die psychiatrische und psychotherapeutische Betreuung von Pa tienten mit Alkoholproblemen bietet neue Chancen für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen. Angesichts der Prävalenzzahlen mit ca. 2 Mio. Abhängigen und weiteren 2 Mio. Betroffenen mit „schädlichem Gebrauch“ ist der Beratungs- und Behandlungsbedarf enorm hoch und kaum gedeckt. Da sich zugleich die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren entscheidend erweitert haben (Mann et al., 2006; Kienast et al. 2007) bietet sich unserem Fachgebiet ein faszinierendes Feld. Es werden Literaturreviews und eigene Studiendaten vorgestellt. Aufbauend auf den neurobiologischen Befunden in Zusammenhang mit dem Rückfallgeschehen lassen sich Therapiestrategien für die Pharmakotherapie und für die Psychotherapie ableiten. Der sowohl in der Postentzugsphase wie auch in Prärezidiv-Phasen zu beobachtende hyperglutamaterge Zustand ist mit Hilfe von Acamprosat erfolgreich zu behandeln. Von 20 international durchgeführten randomisierten, doppelblinden, Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 placebo-kontrollierten Studien zeigten 16 einen eindeutigen Effekt gegenüber der Placebo-Behandlung. Sollte Acamprosat nicht zum Ziel führen so bietet sich eine Off-label-Behandlung mit Naltrexon oder evtl. einem weiteren potentiellen Anticravingmittel an. Neue ste Ergebnisse der PREDICT-Studie erlauben auf der Basis genetischer und neurobiologischer Verfahren einen zielgenaueren Einsatz von Naltrexon bzw. Acamprosat (Mann et al. 2009). Die Psychotherapie stützt sich insbesondere auf die „motivierende Gesprächsführung“. Dabei wird der häufig vorhandene Ambivalenzkonflikt des Patienten aufgegriffen mit dem Ziel einer Verhaltensänderung. Auch hier liegen kontrollierte Studien und Metaanalysen vor. Psychotherapieverfahren wie das Reizexpositionstraining oder die kognitive Verhaltenstherapie zeigen positive Effekte zumindest in Untergruppen der Patienten. Mit der neu konzipierten „alkoholismusspezifischen Psychotherapie“ (ASP) steht ein integrales Verfahren zur Verfügung, in dem die wesentlichen Elemente der motivierenden Gesprächsführung, der kognitiven Verhaltenstherapie und des 12-Stufen-Programms der Anonymen Alkoholiker zusammengefasst wurde. Das Manual zur Behandlung wurde kürzlich publiziert (Brück & Mann, 2006). Literatur: Brueck, G. & Mann, K. (2006): Alkoholismusspezifische Psychotherapie: Manual mit Behandlungsmodulen. Deutscher Ärzteverlag. Kienast, T., Lindenmeyer, J., Loeb, M., Loeber, S. & Heinz, A. (2007): Alkoholab hängigkeit – Ein Leitfaden zur Gruppentherapie. Stuttgart: W. Kohl-hammer. Mann, K., Diehl, A., Hein, J. & Heinz, A. Alkoholabhängigkeit (ICD-10 F1). In: Vorderholzer U, Hohagen F (Hrsg.) Therapie psychischer Erkrankungen. State of the Art, München, Jena: Urban & Fischer, 2009, 4. Auflage. Mann, K., Kiefer, F., Smolka, M., Gann, H., Wellek, S. & Heinz, A. (2009): Searching for Re sponders to Acamprosate and Naltrexone in Alcoholism Treatment: Rationale and Design of the Predict Study. Alcoholism: Clin Exp. Res. Vol. 33,4, 674-683 Mann, K., Loeber, S., Croissant, B. & Kiefer, F. (2006b): Die qualifizierte Entzugsbehandlung von Alkoholabhängigen: Psychotherapeutische und pharmakologische Strategien. Deutscher Ärzte Verlag. Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney S-041 Symposium Psychiatric comorbidity in cannabis use disorders Vorsitz: U. Preuss (Halle), E. Gouzoulis-Mayfrank (Köln) 001 Cannabis and Depression – Results from randomized-controlled CANDIS-Study Eva Hoch (Technische Universität Dresden, Psychologie) S. Wagner, A. Schwartz Introduction: Affective disorders are frequent among adolescents and adults with cannabis use disorders (CUD). The aim of this presentation is to analyze the course of comorbid affective disorders before, during and after a cannabis-specific intervention. Method: N=122 subjects with cannabis abuse or dependence (aged 16 to 44 years) participated in the longitudinal, randomizedcontrolled intervention study CANDIS. Cannabis use disorders, affective disorders and other DSM-IV mental disorders were assessed with the computerized Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI) at baseline and after treatment completion. The Beck-Depression-Inventary (BDI) was administered at baseline, after treatment completion and in a 3-month and 6-month follow-up. Active treatment (AT) consisted of 10 sessions manualized therapy, subjects in a delayed treatment control group (DTC) started treatment after a waiting period of 8 weeks. Discussion / Results: About one third (23 %) of the subjects in the present samle met the criteria of a lifetime major depression, 16 % of dysthymia. In the past four weeks prior to the baseline assessment, affective disorders were less frequent (major depression: 6 %; dysthymia: 11 %). 13 % were clinically depressive as measured by the BDI. From pre to post treatment asessment no change occured among subjects with a mayor depression diagnosis. In the same period the number of subjects with dysthymia significantly declined (remission in 8 out of 10 cases). Pre-treatment dysthymia and high depressiveness rates (BDI) are both associated with a higher risk of relapse during therapy. High depressiveness rates (BDI) are also associated with decreased abstinence rates after treatment completion. 002 Cannabis use, cognition and psychosis: recent evidence and implications for the treatment of comorbid patients Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (LVR-Klinik Köln, Allgemeine Psychiatrie II) T. Schnell Introduction: Cognitive deficits are commonly found both in pa tients with schizophrenia (SCH) and in people with cannabis use disorders (CUD). Surprisingly, some small recent studies reported better cognitive performance in SCH patients with comorbid cannabis use disorders (SCH+CUD) compared to other SCH patients. The aim of the present study was to investigate the residual impact of CUD and specific patterns of consumption on cognition in a larger sample of SCH+CUD patients. Method: We administered a cognitive test battery to 34 SCH and 35 currently abstinent SCH+CUD patients. We explored the asso ciation between patterns of cannabis consumption and cognitive performance. Potential confounds with influence on cognitive ability were assessed and controlled for. Discussion / Results: SCH+CUD patients had poorer academic achievements and lower vocabulary scores, but they performed better in tests of verbal and working memory, visuomotor speed and executive function (p<.05). More frequent cannabis use was associated with better performance in attention and working memory tasks. At first glace, these findings appear contraintuitive, as they might be interpreted as beneficial effect of cannabis use on cognition in patients with schizophrenia. However, we favorise an alternative interpretation: In our view, the better cognitive function ing of SCH+CUD patients may rather reflect a relatively lower vulnerability to psychosis compared to the SCH group. Lower vulnerability may correspond to a higher level of functioning such as cognitive ability. This conclusion is consistent with the view of cannabis playing a critical role in the manifestation of psychosis in at least some of the SCH+CUD patients. 003 Suicidal behavior in cannabis-dependent individuals: results from the COGA-(Collaborative Study on Genetics in Alcoholism) Sample Ulrich Preuss (Martin-Luther-Universität, Psychiatrie, Halle) M. Hesselbrock, V. Hesselbrock Introduction: Various factors influence suicidal behavior in sub stance-dependent individuals, including psychiatric comorbidity, other substance use and psychosocial characteristics. The aim of this pro- (5 year follow-up) and retrospective analyses of the COGA (Collaborative Study on Genetics in Alcoholism) is to identify risk factors for individuals with cannabis dependence. Method: Approximately 1600 individuals with DSMIIIR cannabis dependence were included into the analyses, of whom 21.1 % had a history of suicide attempts. Characteristics of suicidal behavior, psychiatric comorbidity and sociodemography were obtained using 41 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 the SSAGA (Semi-Structured Assessment on Genetics in Alcohol ism) while personality traits including impulsivity were assessed using the TPQ (Tridimensional Personality Questionnaire). Discussion / Results: Most important predictors of suicide attempts during the 5-year follow-up were depressive episodes and history of previous suicidal behaviors. Furthermore, in suicidal cannabis-dependent individuals, the onset of several psychiatric disorder cumulate within three years before the first attempt. Depression and history of suicidal behavior significantly increase the risk for suicide attempts in cannabis-dependent subjects. This finding parallels risk profiles for suicidal behaviors in other samples with alcoholand other substance use disorders beside cannabis. The accumulation of various psychiatric disorders within 3 years before first suicide attempts indicates a possible treatment intervention to prevent subsequent suicide attempts. 004 Personality disorders in a clinical sample of cannabis dependent young adults Anna Watzke (Ev. Krankenhaus Bethanien, Fachklinik Gristower Wiek, Gristow) C. O. Schmidt, J. Zimmermann, U. Preuss Method: In total 99 adolescents and young adults, aged 16 – 36 years, diagnosed with a cannabis dependence according to DSM IV (SCID I), were investigated during their detoxification treatment in an addiction treatment ward. Subjects were excluded if concomitant alcohol- or other substance dependences were diagnosed. Furthermore, subjects with other current DSM-IV Axis I diagnosis, or severe somatic or neurological disorders were excluded. Personality disorders were assessed with the SCID II screening interview. Discussion / Results: There is evidence of PDs in the vast majority of the cannabis-dependent young inpatients. Almost 90 % of the subjects fulfilled the screening criteria of an antisocial PD, more than half had a paranoid PD and more than a third reported a Borderline PD. More than one third of the sample fulfilled the screen ing criteria of three or more PDs. There was no consistent relation ships between PDs and concurrent consumption of other drugs, severity of drug addiction or delinquencies. Diagnosis and treatment of these subjects has to provide not only addiction-specific approaches but also strategies to improve dysfunctional behavior caused by personality disorder characteristics. Cannabis addiction is commonly associated with the presence of personality disorders (PDs). However, most previous studies focussed on singular disorders like Borderline or Antisocial PDs. There is little data available on the full range of PDs among cannabis addicted subjects. Even less is known about the prevalence of PDs among cannabis dependent adolescents and young adults in inpatient settings. This issue has been addressed with the present study. Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Riga S-044 Symposium Neuropsychotherapie der Sucht Vorsitz: J. Wrase (Berlin), F. Kiefer (Mannheim) 001 Cue reactivity bei Rauchern – überraschende fMRT Ergebnisse und mögliche Behandlungskonsequenzen Mira Bühler (ZI Mannheim, Suchtklinik) Introduction: Drug addiction is characterized by an unhealthy pri- 42 ority for drug consumption with a compulsive, uncontrolled drugintake pattern due to a disturbed motivational system. However, only some individuals get addicted while others maintain a regular but controlled drug use. Whether or not the transition occurs, might dependent on how individuals process drug-related stimuli (drug cues) relative to non-drug related stimuli (non-drug cues). Method: To assess cue-elicited mesocorticolimbic brain activation in the context of nicotine dependence, we conducted several functional magnetic resonance imaging studies. In these imaging studies we assessed processing of drug cues (smoking-related stimuli, tobacco advertising) and non-drug reward cues (monetary cues, erotic stimuli, control advertising) in non-smokers, non-dependent occasional smokers and nicotine dependent smokers. Discussion / Results: The results of these different imaging studies all pointed in a similar direction: surprisingly, we found similar or even less activation in the mesocorticolimbic reward system in response to smoking cues in severe dependent smokers compared to non-dependent occasional smokers. Furthermore, dependent smokers showed less reactivity of the reward system to non-drug cues such as monetary cues, control advertising and erotic stimuli than occasional or non-smokers. Our results are in line with previous findings suggesting that the mesocorticolimbic system is hypoactive in drug addiction. In addition, our data provide evidence that cue-reactivity might be a general feature of drug use rather than being specific to drug addiction. This could also explain the lack of predictive power of cue-elicited craving on relapse rates. Our results indicate that reducing cue-reactivity could be a suboptimal strategy in treating nicotine dependence. Implications of this finding on treatment strategies are outlined and potential alternative preventive approaches and therapeutic treatments are discussed. 002 Störung des verbalen und visuellen Lernen bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit in der frühen Abstinenz Thorsten Kienast (PUK Charité im SHK, Berlin) 003 Einfluss von Verlangen und Motivation auf die neuronale cue reactivity und Konsequenzen für die Therapie Tagrid Lemenager (Zi-Mannheim, Suchtforschung) Introduction: The functional imaging literature on alcohol asso ciated cue-reactivity in alcoholics shows a high heterogeneity of study results. We investigated whether the influence of context- and emotion-related craving in alcohol dependent patients is able to explain some of these heterogeneous results. In order to do so, we distinguished different dimensions of „alcohol temptation“ (craving) and assess the relationship to brain activity. Method: 53 abstinent alcoholics underwent fMRI while watching alcohol associated, abstract and neutral stimuli. Contrasts were created to get evidence on different levels of activation in associa tion with alcohol-related stimuli compared to stimuli of neutral valence. Different context- and emotion-related craving was assessed with four extracted components of the alcohol abstinence self efficacy (AASE) „temptation“-scale (reward, relief, testing personal control, psychological or physical needs), whose 20 items were previously subjected to a principle component analysis. Image processing and statistical analysis were performed using SPM5. The influence of the four components on neural cue-reactivity was assessed by using a multiple linear regression analysis. Discussion / Results: The results indicate that different motivationrelated craving is able to explain some of the heterogeneous study results in neural cue-reactivity. Individualized psychotherapeutic interventions based on these results will be discussed. Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 004 Implikationen von Neurobiologischen Theorien für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen Jana Wrase (Charité Berlin, Psychiatrie, CCM) Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 13/14 S-120 Symposium Migration und Sucht – Unterscheiden sich Gruppen mit und ohne Migrationshintergrund in suchtrelevanten Faktoren? Vorsitz: M. Odenwald (Konstanz), W. Höcker (Reichenau) 001 Erklärungsmuster süchtigen Verhaltens bei deutschen, russlanddeutschen und türkischen Jugendlichen Andreas Heinz (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) S. Penka, M. Schouler-Ocak, U. Kluge, H. Heimann Einleitung: Unterschiedliche Auffassungen in Bezug auf die Entstehung, Definition und Behandlung von Erkrankungen werden als „Erklärungsmodelle“ bezeichnet und sind individuell wie kulturell geprägt. Neben Erfahrungen von Diskriminierung und Informa tionsdefiziten können unterschiedliche Erklärungsmodelle für Abhängigkeitserkrankungen eine wesentliche Zugangsbarriere zum Suchthilfesystem darstellen. Bedeutsam ist, dass Therapeuten und Patienten dieselben Wörter benutzen können, dass diese aber je nach Kontext bzw. „Erklärungsmodell“ etwas anderes bezeichnen. Unterschiede in den Erklärungsmodellen können deshalb je nach kultureller und sozialer Prägung die Kommunikation zwischen Migranten und deutschen Professionellen im Gesundheitssystem erheblich erschweren. Methode: Wir untersuchten solche Unterschiede im Verständnis von psychischen und Sucht-Erkrankungen bei türkisch-stämmigen, russlanddeutschen und deutschen Jugendlichen. Dazu wurden die einschlägigen Begriffe im Sinne einer freien Nennung (Free listing) bei über 200 Jugendlichen erfragt und die jeweils 50 häufig sten Begriffe anschließend bei jeweils 20 Personen pro Gruppe mittels des „Pile Sort“ Verfahrens individuellen Krankheitskonzepten zugeordnet. Zudem wurden qualitative Interviews durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion mehr noch als deutsche Jugend liche eine Stigmatisierung und soziale Marginalisierung fürchten, wenn sie psychiatrische oder psychotherapeutische Einrichtungen aufsuchen. Deutsche und russlanddeutsche Jugendliche sahen gerade Ess-Störungen als besonders „peinlich“ und stigmatisierend an, was bei türkisch-stämmigen Jugendlichen nicht der Fall war. Informationen über moderne Krankheitskonzepte und ihre Therapieoptionen, die Arbeitsweisen der Therapeuten und die ärztliche Schweigepflicht erscheinen hier besonders wichtig. Die Beschäftigung des Gesundheitssystems mit transkulturellen Aspekten kann die Erfahrungen der Migranten produktiv in das therapeutische Setting einbeziehen und die Wahrnehmung gesellschaftlicher, kultureller und individueller Unterschiede erleichtern. 002 Stationäre und ambulante Suchtpatienten mit Migrationshintergrund im Landkreis Konstanz – wie unterscheiden sie sich von Patienten ohne Migrationshintergrund? Eine kontrollierte Studie Michael Odenwald (Universität Konstanz, Fachbereich Psychologie) W. Höcker, R. Hoffmann, S. Knüppel, C. Becker, B. Rockstroh, T. Elbert Einleitung: In Deutschland leben 6,7 Mio. Ausländer und 15,3 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund. Baden-Württemberg hat im Bundesvergleich die zweithöchste Rate von Ausländern (11,9 %) und Menschen mit Migrationshintergrund (25 %). Obgleich Experten davon ausgehen, dass diese Gruppen der Bevölkerung mindestens gleich häufig von Suchtproblemen betroffen sind, findet sich eine Unterrepräsentanz unter den Klienten von ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen, auch im Landkreis Kon stanz. Man geht daher von Zugangsbarrieren dieser Personen gruppe zur Suchthilfe aus. Wir berichten hier von einer laufenden Gruppenvergleichsstudie im Landkreis Konstanz, welche relevante Unterschiede zwischen deutschen und nichtdeutschen Suchtpa tienten aufdecken soll. Methode: In einem „matched pair design“ werden in verschiedenen stationären Behandlungseinrichtungen jeweils ein vergleich barer Suchtpatient aus der Gruppe der Deutschen ohne Migrations hintergrund, der (Spät-)Aussiedler und Nicht-EU-Ausländer rekrutiert. Mittels des Addiction Severity Index und anderen standardisierten Instrumenten werden sowohl prädisponierende Variablen, als auch die Eckpunkte der Suchtentwicklung, die Motivation zur Teilnahme an der Therapie und die aktuelle Psychopathologie erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass vor allem zwischen den Nicht-EU-Ausländern und die anderen beiden Gruppen Unterschiede angetroffen werden. Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit der Fragestellung diskutiert, wie im kommunalen Suchthilfeverbund die Patientengruppe mit Migra tionshintergrund besser in die Suchthilfestrukturen integriert werden kann. 003 Werden Menschen mit Migrationshintergrund anders pharmakotherapiert? Marc Ziegenbein (Med. Hochschule Hannover, Klinik für Psychia trie) Einleitung: Sowohl biologische als auch kultur- und migrationsspezifische Faktoren ebenso wie das Integrationsniveau mit dem vorherrschenden Akkulturationsstil determinieren das Spannungsfeld, in dem sich Diagnostik und Therapie bei psychischen Erkrankungen von Menschen mit Migrationshintergrund bewegen. Methode: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass es große kulturelle Unterschiede im Hinblick auf die Anwendung, Dosierungen und Nebenwirkungsprofile von Psychopharmaka gibt, was alle Sub stanzklassen von Antipsychotika bis hin zu Antidepressiva betrifft. Nahezu alle Psychopharmaka wurden in Nord Amerika sowie West Europa entwickelt und in Studien getestet, wobei es sich bei den Probanden in den Zulassungsstudien in der Regel um „young, white males“ handelt. Diese Punkte sollen im Rahmen des Vortrages kritisch diskutiert werden. Zudem sind Kenntnisse über pharmakogenetische Besonderheiten bei Menschen aus fremden Kulturen in diesem Zusammenhang unerlässlich. Nach Darstellung der Grundlagen der metabolischen Elimination von Psychopharmaka und Beschreibung der grundsätzlichen pharmakologischen und klinischen Effekte bei sehr langsamen Metabolisierern und extrem schnellen Metabolisierern, werden die klinischen und praktischen Therapiekonsequenzen aus den derzeitig zur Verfügung stehenden Untersuchungen über die Genetischen Polymorphismen vorgestellt. 43 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Diskussion / Ergebnisse: Insbesondere vor dem Hintergrund dieser biologischen- und soziokulturellen Faktoren stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer kultursensiblen Psychopharmakotherapie. 004 Delinquenzmuster und Einfluss von Substanzkonsum bei Straf tätern mit und ohne Migrationshintergrund in der Schweiz Jérôme Endrass (Amt für Justizvollzug Zürich, PPD, Schweiz) Einleitung: Mehr als die Hälfte der Gefängnis-Insassen im Kanton Zürich hat einen Migrationshintergrund. Offizielle Rückfallstatistiken werden grundsätzlich nur für Schweizer Straftäter ausgewiesen, da Gewalt- und Sexualstraftäter mit Migrationshintergrund nach der Strafverbüssung häufig ihr Aufenthaltsrecht in der Schweiz verlieren. Methode: Seit 2000 läuft im Kanton Zürich eine longitudinal an gelegte Untersuchung mit einer repräsentativen Stichprobe von Gewalt- und Sexualstraftätern (N=469). Nach der einmaligen Erhebung soziodemographischer, deliktspezifischer und psychiatrischer Merkmale wird die Legalbewährung periodisch überprüft. Diskussion / Ergebnisse: 44 % der im Kanton Zürich administrierten Gewalt- und Sexualstraftäter weisen einen Migrationshin tergrund auf. Die Prävalenz von Straftätern mit Migrationshin tergrund unterscheidet sich jedoch stark in verschiedenen Deliktgruppen. Gleiches gilt für die Prävalenz des Missbrauchs illegaler Substanzen. Multivariable Analysen weisen darauf hin, dass sich Straftäter mit Migrationshintergrund durch eine Reihe von Merkmalen von Schweizer Straftätern unterscheiden. Neben einer Häufung von Gewaltdelinquenz (gegenüber Sexualdelinquenz) kann bei Straftätern mit Migrationshintergrund gegenüber Schweizer Straftätern eine höhere Prävalenz eines Missbrauchs illegaler Substanzen dokumentiert werden. Dieser Zusammenhang hält auch einer statistischen Überprüfung mit multivariablen Modellen stand. Neben den Deliktmustern von Straftätern mit Migrationshintergrund wird auch die Schwierigkeit der Überprüfung der Legalbewährung bei Migranten diskutiert. Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal Istanbul WSy-010 Weiterbildungssymposium Akutbehandlung der Alkoholabhängigkeit Vorsitz: C. Fehr (Mainz), I. Vernaleken (Aachen) 001 Symptomorientierte Alkoholentzugsbehandlung Christoph Fehr (Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Psychiatrie) D. Sommerlad, M. Lorscheider Einleitung: Die Akutbehandlung alkoholabhängiger Patienten zählt mit einer Häufigkeit von ca. 35 % aller Behandlungsfälle zu den häufigsten Aufgaben der an der Pflichtversorgung teilnehmenden Psychiatrischen Kliniken und Abteilungen. Ein großer Anteil notfällig aufgenommenen alkoholabhängigen Patienten entwickelt innerhalb weniger Stunden ein überwachungs- und behandlungsbedürftiges Alkoholentzugssyndrom. Dem Management und der pharmakologischen Behandlung eines Alkoholentzugsyndroms kommt daher im klinisch-psychiatrischem Alltag eine wichtige Bedeutung zu. Methode: Die Evidenzlage der Alkoholentzugsbehandlung wurde durch eine systematische Literaturrecherche mit den Begriffen „alcohol withdrawal“, „treatment“, and „review“ ausgewertet. Relevante Originalarbeiten wurde durch ergänzende Recherchen mit 44 den Begriffen „alcohol withdrawal“ und „clinical trial“ identifiziert. Die zentralen Ergebnisse der wichtigsten Studien werden durch klinische Fallbeispiele anschaulich gemacht werden. Diskussion / Ergebnisse: Die symptomorientierte Behandlung des Alkoholentzugssyndroms kann gegenüber einer fest dosierten Behandlung als effektivere, verträglichere und sichere Methode gelten. Hierzu sollte ein standardisierter Fragebogen, wie z. B. der in Mainz entwickelte Alkohol-Entzugs-Symptombogen (AESB) eingesetzt werden. Langwirksame Benzodiazepine stellen nach den Ergebnissen nordamerikanischer Studien die sichersten und wirksamsten Substanzen zur Behandlung eines Alkoholentzugssyndroms dar. Für den Einsatz von Clomethiazol sprechen umfang reiche klinische Erfahrungen in Deutschland; die Evidenzlage ist jedoch weniger befriedigend. Antiepileptika, wie Carbamazepin, Levetiracetam oder Valproat können eine sinnvolle Alternative für die Alkoholentgiftung insbesondere in der ambulanten Behandlungssituation darstellen. 002 Behandlung des Alkoholentzugsdelirs Ingo Vernaleken (RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) Patienten mit einer Alkoholabhängigkeitserkrankung sind eine der größten Patientengruppen in psychiatrischen Kliniken, ob sie nun primär wegen der Suchterkrankung oder wegen der häufig komorbiden psychischen Erkrankungen aufgenommen werden. Darüber hinaus sind Alkoholabhängigkeitserkrankungen zu einem beträcht lichen Anteil auf somatischen Stationen zu finden. Die konsilia rische Betreuung dieser Patienten stellt den Psychiater zusätzlich vor praktische Behandlungs- aber auch Infrastrukturprobleme. Dies ist insbesondere beim bereits beginnenden oder vorhandenen Delir gültig. In aller Regel ist unabhängig von den Komorbiditäten bzw. den primären Behandlungszielen des Patienten ein professioneller Umgang mit der Entzugssymptomatik notwendig. Obgleich diese Situation zu den häufigsten psychiatrischen Behandlungslei stungen zählt und andererseits eine inadäquate Versorgung zur Gefährdung des Patienten (Krampfgeschehen, Delir) führen kann, finden sich häufig klinikintern keine klaren oder aber wenig taug liche Prozeduren zur Entzugsbehandlung. Im Falle eines Delirs gilt dies im verstärkten Maße. In dieser Fortbildungsveranstaltung sollen zunächst verschiedene standardisierte Verfahren zur Entzugsbehandlung vorgestellt werden und klinisch-praktische Ergebnisse präsentiert werden, die sich auf die Vermeidung von deliranten Zuständen beziehen. Insbesondere soll aber in dieser Fortbildung auf Klinik, Verlauf und Behandlung des Alkoholentzugs-Delirs ab gehoben werden. Auch klinisch relevante Probleme und Komplika tionen durch Komorbiditäten und / oder der Konsiliarsituation werden thematisiert. 003 Evidenzbasierte Behandlung des Wernicke Korsakow Syndroms Daniel Sommerlad (Universitätsmedizin Mainz, und Psychotherapie Klinik für Psychiatrie) Einleitung: Das Wernicke-Korsakow-Syndrom (WKS) ist eine neurologisch-psychiatrische Spektrumserkrankung, die pathophysiologisch auf einen Vitamin B1-Mangel zurück geführt werden kann. Ätiologisch sind häufig alkoholabhängigen Patienten betroffen, das Syndrom kann jedoch auch i. R. schwerer körperlich konsumierender Erkrankungen oder bei Malnutrition auftreten. Methode: Der Vortrag präsentiert die Ergebnisse einer systematischen Medline-Recherche, sowie die Analyse eines vorhandenen Cochrane-Reviews. Ziel ist die Erarbeitung eines evidenzbasierten, klinisch praktikablen Vorgehens zur Vitaminsubstitution bei Pa tienten mit drohendem, vermutetem oder nachgewiesenen WKS. Diskussion / Ergebnisse: Das WKS ist ein klinisch unterdiagnosti- Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 ziertes, vielgestaltiges Krankheitsbild, das von mono- oder oligosymptomatischem Beschwerden bis hin zu schweren Verläufen mit Todesfolge reichen kann. Bei insgesamt schlechter Datenlage bezüglich Applikationsform und Dosierung erscheint die Evidenz zur Behandlung eines manifesten WKS mittels hochdosierter intra venöser Gabe am besten validiert, während die Prophylaxe in Tablettenform erfolgen kann. Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal VIP 2 FW-005 Forschungsworkshop Nikotinabhängigkeit: Einflussfaktoren auf den Verlauf über die Lebensspanne und aktuelle Therapieansätze Vorsitz: B. Schneider (Frankfurt am Main), T. Bronisch (München) 001 Rauchen sagt Suizidideen und Suizidversuche voraus. Ergebnisse einer epidemiologischen prospektiven Studie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen über 10 Jahre Thomas Bronisch (Max-Planck-Institut, Psychiatrie, München) M. Höfler, R. Lieb, P. Zimmermann, H. Pfister, M. Ising Einleitung: Die zeitliche Beziehung zwischen Rauchen und Suizidalität ist nicht klar. Unsere Studie befasst sich mit den Assoziationen zwischen Rauchen und Suizidalität und ihrer zeitlichen Abfolge. Methode: Baseline, vier Jahres- und zehn Jahres-Daten der „Early Developmental Stages of Psychopathology (EDSP) study“ werden präsentiert, einer prospektiven longitudinalen Studie von Adoleszenten und jungen Erwachsenen aus München. Wir erfassten Rauchen (gelegentlich und regulär), Nikotinabhängigkeit, Suizidideen und Suizidversuche mit dem standardisierten Munich-Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI). Diskussion / Ergebnisse: In der vier Jahres Katamnese waren Sui zidideen und Suizidversuche streng assoziiert mit gelegentlichem und regulärem Rauchen und Nikotinabhängigkeit zur Baseline (Odds ratios [OR] 1.4 bis 16.4). In den prospektiven Analysen erhöhte vorhergehendes gelegentliches und reguläres Rauchen und Nikotinabhängigkeit das Risiko für neues Auftreten von Suizid ideen (OR 1.5 bis 2.7) und vorhergehendes reguläres Rauchen und Nikotinabhängigkeit erhöhte das Risiko für neu auftretende Suizidversuche (OR 3.1 bis 4.5). Vorher bestehende Suizidalität zeigte hingegen keine Assoziation mit nachfolgendem Rauchen oder Nikotinabhängigkeit. Die Assoziationen blieben stabil, auch wenn die Probanden, die die DSM-IV-Kriterien für eine Major depression erfüllten, ausgeschlossen wurden. Die Ergebnisse der 10 Jahres Katamnese zeigen eine Dosisi-Abhängigkeit, d. h. je länger das Rauchen andauert desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Suizideen und Suizidversuche, wohingegen Raucherstopp innerhalb von 4 Jahren zu keinem erhöhten Risko für Suizidideen in der 10 Jahreskatamnese führen. Das untersuchte Sample ist begrenzt auf eine Alterskohorte von 14 bis 24 Jahre. Suizide konnten im Zehnjahreszeitraum nicht beobachtet werden. Das Vorhandensein von Assoziationen zwischen vorhergehendem Rauchen and nachfolgender Suizidalität, im Kontext einer fehlenden Assoziation zwischen vorgehender Suizidalität und nachfolgendem Rauchen, lässt die Annahme zu, dass eine eigenständige Entwicklung von Rauchen zur Suizidalität besteht. 002 Zusammenhang zwischen Nikotin- und Alkoholkonsum und Suizidmortalität in der Allgemeinbevölkerung: Ergebnisse aus der MONICA / KORA-Augsburg Kohortenstudie Barbara Schneider (Goethe-Universität, Psychiatrie und Psycho therapie, Frankfurt am Main) J. Baumert, A. Schneider, B. Marten-Mittag, C. Meisinger, N. Erazo, K.-H. Ladwig, f. t. KORA Investigators Einleitung: Zusammenhänge zwischen Rauchen und risikoreichem Alkoholkonsum einerseits und Suizidmortalität andererseits wurden wiederholt nachgewiesen. Jedoch gibt es bisher kaum Untersuchungen über das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen risikoreichem Alkoholkonsum und Rauchen und Suizidmortalität in der Allgemeinbevölkerung. Methode: In einer prospektiven bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie, die auf drei unabhängigen bevölkerungsbezogenen Quer schnittsstudien basiert, wurden 12888 Personen (6456 Männer, 6432 Frauen; Alter zwischen 25 und 74 Jahren bei der Erstunter suchung) bis zum 31.12.2002 nachuntersucht. Standardisierte Sterblichkeitsverhältnisse (SMR) wurden für alle Todesursachen und für Suizid berechnet. Mittels Cox proportional hazard Regressionsanalyse wurden Hazardratios (HRs) zur Berechung von relativen Risiken für Tod infolge Suizids bei ‚Rauchen‘ und ‚Alkoholkonsum‘ bestimmt. ‚Rauchen‘ wurde kategorisiert in ‚gegenwärtig regelmäßiges Rauchen‘ vs. ‚gegenwärtig nicht regelmäßiges Rauchen‘ und ‚Alkoholkonsum‘ in ‚wenigstens risikoreicher Alkoholkonsum [Männer: > 60 g / die, Frauen: > 40 g / die]’ und ‚weniger‘. Diskussion / Ergebnisse: Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12,0 +/- 4,4 Jahren [Mittelwert +/- SD] and 154275 Personenjahren waren 1449 Personen verstorben, davon 38 durch Suizid. Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung war die Suizidmortalität für risikoreichen Alkoholkonsum (SMR = 2,23, 95 % CI 1,07 – 4,09) und für Rauchen (SMR = 2,14, 95 % CI 1,27 – 3,38), besonders stark jedoch beim gleichzeitigem Vorliegen von Rauchen und risikoreichem Alkoholkonsum erhöht (SMR = 4,52; 95 % CI 1,95 – 8,90). Beim internen Vergleich prädizierten Rauchen und risikoreicher Alkoholkonsum ebenfalls Suizid (Rauchen: HR = 2,51, 95 % CI 1,31 – 4,83, risikoreicher Alkoholkonsum: HR = 2,30, 95 % CI 1,10 – 4,80), auch nach Adjustierung für andere Variablen und in multivariaten Analysen. ‚Komorbidität’ von risikoreichem Alkoholkonsum und Rauchen erhöhte weiter das Suizidrisiko (HR = 5,40, 95 % CI 2,28 – 12,75). Obwohl die Mechanismen, die der Beziehung zwischen Rauchen, Alkoholkonsum und Suizid zugrunde liegen, nicht geklärt sind, konnten in dieser großen, repräsentativen Studie die bekannten Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum, Rauchen und Suizid bestätigt werden. 003 Risikoprofile für suizidales Verhalten bei Alkoholabhängigen und gewohnheitsmäßigem Tabakkonsum Ulrich Preuss (Martin-Luther-Universität, Psychiatrie, Halle) M. Hesselborck, V. Hesselbrock Einleitung: Die Alkoholabhängigkeit und gewohnheitsmäßiges Rauchen treten sehr häufig gemeinsam auf und erhöhen möglicherweise beide das Risiko für suizidales Verhalten. Ziel dieser Auswertung der COGA (Collaborative Study on Genetics in Alcoholism) Stichprobe ist es, den Einfluss beider Störungsbilder auf suizidale Verhaltensweisen und psychiatrische Komorbidität retround prospektiv über 5 Jahre zu untersuchen. Methode: Eigenschaften des Rauch- und Trinkverhaltens sowie psychiatrischer Komorbidität und Suizidalität wurden mittels eines strukturierten Interviews (Semi-Structured Assessment on Genetics on Alcoholism) erfasst. Die Stichprobe wurde hinsichtlich Alkoholabhängigkeit und gewohnheitsmäßigem Rauchen und nur hinsichtlich ihres Rauchverhaltens alleine in jeweils 4 Gruppen 45 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 unterteilt. Diskussion / Ergebnisse: In Analyse 1 wurden n = 3907 und in Analyse 2 n = 7332 Personen einbezogen. Beide Diagnosen waren signifikant mit suizidalen Verhaltensweisen und erhöhter Suizidalität assoziiert während die Kombination von Alkoholabhängigkeit und gewohnheitsmäßigem Tabakkonsum das Risiko für Suizidversuche gegenüber der Alkoholabhängigkeit alleine nicht signifikant erhöhte. Beide Störungsbilder erhöhen das Risiko für suizidale Verhaltensweisen in retro- und prospektiven Auswertungen der COGA-Stichprobe. Da zusätzliches Rauchen bei Alkoholabhängigen keinen signifikanten Effekt aufwies, ist zu vermuten, dass beide Störungen auf einem jeweils unterschiedlichen Weg signifikanten Einfluss auf suizidale Verhaltensweisen ausüben. 004 Angepasste Entwöhnungstherapien für unterschiedliche Rauchersubtypen: Eine randomisierte kontrollierte Studie Anil Batra (Eberhard Karls Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen) S. E. Collins, M. Schröter, I. Torchalla, G. Buchkremer, S. Eck Einleitung: Die Stärke der Tabakabhängigkeit (FTND), soziodemo graphische Faktoren oder die Einstellung zum Tabakverzicht wurden in der Literatur als Abstinenzprädiktoren beschrieben. In einer Studie zur Identifikation potentieller Rückfallprädiktoren nach einer leitliniengerechten Behandlung abstinenzwilliger Raucher waren subklinische psychopathologische Auffälligkeiten, u. a. im Sinne einer subklinischen Depressivität als Rückfallprädiktoren identifiziert worden (Batra et al, 2008) Ziel: In der Folgestudie sollte eine Ergänzung der Standardtherapie um Therapiebausteine vorgenommen werden, die sich an den Merkmalen der identifizierten Subgruppen („stark abhängige Raucher“, „depressive Raucher“, „Raucher mit erhöhten Werten für novelty seeking u. a. psychopathologischen Merkmalen“ orientierten. Beispielsweise wurde die Therapie der Gruppe, die aufgrund von Merkmalen einer subklinischen depressiven Symptomatik als „depressive Raucher“ bezeichnet wurde, um medikamentöse und kognitiv-psychotherapeutische Behandlungsmodule ergänzt. Diese sollten eine Verbesserung der Emotionsregulation über die Einführung angenehmer Tätigkeiten sowie die Vermittlung kognitiven Techniken zur Verbesserung der Wahrnehmung und Kontrolle depressiver Kognitionen bewirken. Die Effektivität der subgruppenadaptierten Entwöhnungsbehandlung wurde im randomisierten Vergleich zur leitliniengerechten Standardtherapie überprüft. Methode: Patienten und Methode: N = 193 Raucher (Durchschnittsalter TeilnehmerInnen: 45.97 J., SD = 10.51 Frauen: 54,4 %) wurden randomisiert einer Standard- oder risikogruppenspezifisch modifizierten Gruppentherapie zugewiesen. Bestimmt wurden die selbstberichtete 7-Tages- und kontinuierliche Abstinenz am Ende und 1, 6 und 12 Monate nach Therapie (Batra et al. 2008). Diskussion / Ergebnisse: Die modifizierte Therapie führte bei der Gruppe depressiver Patienten zu einer signifikanten Erhöhung der Abstinenzraten, sie erreichten in der modifizierten Therapie ungefähr 3mal höhere Wahrscheinlichkeiten als die depressive Raucher in der Standardtherapie (29 % vs.12 % kontinuierliche Abstinenz; PP: OR = 2.92, p = .03; KA: OR = 3.35, p = .02). Für die depressive Gruppe waren diese Raten über die 12-monatige Katamnese stabil und zeigte keine signifikante Änderung (ps > .05). Diskussion: Für die Teilgruppe der depressiven Patienten konnte bestätigt werden, dass subgruppenspezifische psychotherapeutische Vorgehensweisen bei psychopathologischen Auffälligkeiten das Potential für eine Erhöhung der Erfolgsaussichten nach Abschluss einer Tabakentwöhnungsbehandlung bieten. 46 Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 21 FW-008 Forschungsworkshop Die tiefe Hirnstimulation als innovative Behandlungsoption therapieresistenter stoffgebundener Abhängigkeiten? Vorsitz: U. J. Müller (Magdeburg), J. Kuhn (Köln) 001 Zigarettenkonsum als ein Beispiel für stoffgebundene Abhängigkeit und deren Modulierbarkeit durch Tiefe Hirnstimulation des Nucleus Accumbens Jens Kuhn (Universitätsklinikum Köln, Psychiatrische Klinik) W. Huff, J. Klosterkötter, D. Lenartz, E.-H. Kim, R. Bauer, V. Sturm Einleitung: Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist als Therapieoption bei Bewegungsstörungen etabliert. Erfolgreiche Behandlungen von Patientengruppen mit therapieresistenten Depressionen, Zwangsstörungen sowie dem Tourette-Syndrom lassen eine zukünftige Indikationserweiterung erwarten. Neuerdings wird auch ein Nutzen der THS bei Abhängigkeitserkrankungen für möglich gehalten. So könnte die elektrische Modulation des Ncl. Accumbens, die Schlüsselstruktur des sog. Belohnungssystem, zur Abstinenzerhaltung beitragen. Methode: Die Erstbeobachtung eines Patienten mit Alkoholabhängigkeit, der durch THS des Ncl. Accumbens sein Suchtverhalten veränderte, veranlasste uns, den Behandlungsverlauf von 10 Pa tienten mit Nikotinabhängigkeit retrospektiv zu erfassen. Da diese Patienten ebenfalls mittels dieser innovativen Behandlungsmethode jedoch bei differenten primären psychischen Störungen (z. B. Tourette-Syndrom, Zwangsstörung) therapiert wurden, erhoben wir ihr momentanes Rauchverhalten und retrospektiv ihr Rauchverhalten vor der Initiierung der tiefen Hirnstimulation. Zur Anwendung kamen der Fagerström Test für Nikotinabhängigkeit und zusätzliche einfache Fragen zur Abstinenzmotivation. Diskussion / Ergebnisse: Drei männlichen Patienten gelang es, ihren Konsum nach der THS des NAc beim ersten Abstinenzversuch und ohne weitere Unterstützung zu beenden. Frühere diesbezügliche Versuche waren stets rasch gescheitert. Diese 30 % Abstinenzrate innerhalb der kleinen Studiengruppe liegt deutlich über der allgemeinen Abstinenzrate. Die genauere Analyse ergab u. a. dass diese drei Patienten einen höheren Motivationsgrad aufwiesen als der Rest der Probanden. Die erzielten Resultate waren zwar aufgrund der kleinen Patientengruppe nicht signifikant, unterstreichen aber unter Berücksichtigung anderer erster kasuistischer Behandlungsergebnisse von Alkoholabhängigkeit mit THS den potentiellen Nutzen dieser Methodik im Kontext von stoffgebundenen Abhängigkeiten. Insbesondere rechtfertigen die angeführten klinischen Ergebnisse die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Erforschung der THS des NAc zur Behandlung von Abhängigkeiten. 002 Lokale Feldpotentiale störungsspezifischer Funktionen des Nucleus accumbens bei Alkoholsucht Marcus Heldmann (Universitätsklinikum Magdeburg, Neurologie) H. J. Heinze, B. Bogerts, J. Voges Neurobiologische Modelle zum Erwerb und zur Aufrechterhaltung von Substanzabhängigkeit messen dem Nucleus accumbens (NAcc) eine zentrale Bedeutung bei (A. E. Kelley, 2004; J. Everitt und T. W. Robbins, 2005). Entsprechend ist dieser Kern des ventralen Striatums bei dem Ansatz, Alkoholsucht mit Hilfe der tiefen Hirn stimulation zu therapieren, bevorzugte Zielregion. Ein operantlerntheoretischer Ansatz zur Erklärung des Erwerbs und der Aufrechterhaltung von Substanzabhängigkeit ist das Modell der Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Anreizsalienz von Everitt und Robbins (1993, 2003, 2008). Wesentliche Voraussetzung bei diesem Modell ist die Beteiligung des NAcc an der Kontrolle von Handlung, der Antizipation von Belohnungsreizen und der Verarbeitung substanzspezifischer Hinweisreize. Es sollen die Ergebnisse von 3 Patienten vorgestellt werden, bei denen im Zuge der Implantation von Elektroden zur Tiefen Hirnstimulation (THS) bei therapieresistenter Alkoholsucht in den Tagen 2 – 5 postoperativ externalisierte Elektroden verwendet werden konnten, um die Beteiligung des NAcc an verschiedenen kognitiven Mechanismen zu untersuchen. Die stimulus- und reaktionsbezogene Mittelung lokaler Feldpotentiale (LFP) zeigt eine differentielle Beteiligung des NAcc an den postulierten kognitiven Mechanismen. Diese Effekte sollen hinsichtlich eines kognitiv orientierten Erklärungsansatzes für die Wirkmechanismen der THS bei therapieresistenter Alkoholsucht diskutiert werden. 003 Tiefe Hirnstimulation bei Abhängigkeitserkrankungen – Erfahrungen und Perspektiven aus Sicht der funktionellen Neurochirurgie Volker Sturm (Klinikum Universität zu Köln, Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie) 004 Klinische Erfahrungen und Wirksamkeit der tiefen Hirnstimula tion bei therapieresistenter Alkoholabhängigkeit – Ergebnisse der ersten fünf Patienten mit bis zu zwei Jahren Stimulationszeit Ulf Joachim Müller (Universitätsklinikum Magdeburg, Psychiatrie) B. Bogerts, J. Voges, H.-J. Heinze, I. Galazky, M. Heldmann, V. Sturm Einleitung: Nur knapp der Hälfte der Patienten mit Alkoholabhängigkeit gelingt es, langfristig abstinent zu bleiben. Ein dsyfunktionales Belohnungssystem des Gehirns, insbesondere Dysfunktionen des Nucleus Accumbens scheinen bei der Therapieresistenz eine zentrale Rolle zu spielen. Jüngst wurde berichtet, dass es nach Tiefenhirnstimulation (THS) des Nuclues Accumbens in der Behandlung einer schwersten Angststörung zu einer unerwarteten und völligen Remission der sekundären Alkoholabhängigkeit gekommen war. Basierend auf diesem Bericht sowie den Erkenntnissen über die Bedeutung des Nucleus Accumbens bei Alkoholabhängigkeit wurden an unserer Klinik seit September 2007 bisher fünf Patienten auf der Grundlage eines individuellen Heilversuches operiert und eine Behandlung mittels THS des Nucleus Accumbens durchgeführt. Methode: Eingeschlossen wurden 5 männliche Patienten mit einer langjährigen therapieresistenten Alkoholabhängigkeit. Die stereotaktische Operation mit bilateraler Implantation der Elektroden in den Nucleus Accumbens erfolgte in Vollnarkose. Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Beitragseinreichung liegen follow-up Ergebnisse von bis zu 22 Monaten vor. Vier der Fünf Patienten sind seit Operation abstinent. Der fünfte Patient weist eine deutliche Reduktion der Trinktage und Trinkmenge auf. Neben der Darstellung der angeführten klinischen Ergebnisse wird im Vortrag vor allem auf die unmittelbaren und anhaltenden positiven Effekte der THS auf das Craving-Verhalten eingegangen. Diese Auswirkungen werden auch anhand von Situationsbeschreibungen präsentiert, um – losgelöst vom klinischen Alttag und Ratingskalen – die Auswirkungen der THS im Alltag aus Sicht der Patienten verständlich darzustellen. Zusätzlich werden die Auswirkungen der THS auf das private und berufliche Leben der Patienten vorgestellt. Basierend auf diesen Ergebnissen und Erfahrungen sollen die ursprünglichen Ein- und Ausschlusskriterien des individuellen Heilversuches kritisch betrachtet werden und hinsichtlich zukünftiger klinischer Studien mit den Teilnehmern diskutiert werden. 005 DBS bei Alkoholabhängigkeit: Wann ist es ethisch vertretbar? Matthis Synofzik (Universität Tübingen, Hertie-Institute) Einleitung: Die tiefe Hirnstimulation (deep brain stimulation, DBS) hat sich bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson, essentieller Tremor oder segmentale Dystonie) und neuerdings auch bei einigen psychiatrischen Erkrankungen (z. B. Major Depression oder Zwangserkrankungen) als innovative Behandlungsoption erwiesen. Bereits bei der Anwendung bei neurologischen Erkrankungen treten jedoch ethische Probleme auf, die bislang nur in Ansätzen systematisch ethisch reflektiert wurden, z.B. die individuelle Güterabwägung zwischen DBS-induzierten Nutzeffekten und DBS-induzierten physischen oder psychischen Schädigungen, oder eine potentielle Fehlfokussierung auf die Verbesserung motorischer Parameter unter Missachtung der Lebensqualität und des psychosozialen Gesamtbefindens des Pa tienten. Diesen ethischen Problemen kommt bei der Anwendung von DBS bei psychiatrischen Erkrankungen noch einmal eine besondere Gewichtung zu. Methode: Im Rahmen einer kombinierten ethisch-konzeptuellen und empirischen Analyse wird hier exemplarisch die Anwendung von DBS bei Alkoholabhängigkeit und anderen stoffgebundenen Abhängigkeiten untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Durch eine Analyse und Extrapolation der ethischen Probleme von DBS bei M. Parkinson, Depression und Zwangserkrankungen lassen sich grundlegende ethische Probleme bei diesem neuen DBS-Anwendungsfeld bereits antizipieren und strukturieren. Hierzu werden ethische Kriterien und ein Entscheidungsalgorithmus vorgeschlagen, die eine spezifische Diskussion der jeweiligen ethischen Probleme bei einem individuellen Patienten erleichtern könnten. Auch könnten sie eine ethisch fundierte Entscheidungsfindung ermöglichen, welche die sich kontinuierlich verändernde Evidenzlage für DBS bei Abhängigkeiten zu berücksichtigen vermag. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-002 Posterpräsentation Alkoholabhängigkeit 2 Vorsitz: F. Kiefer (Mannheim) 001 Aktivität der sezernierten Sphingomyelinase bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit Johannes Beck (Psychiatrische Uniklinik, Molekulare Neurobiologie, Erlangen) M. Reichel, C. Mühle, S. Bleich, J. Kornhuber Einleitung: Sphingomyelinasen katalysieren die Hydrolyse des Plasmalipids Sphingomyelin und stellen somit Schlüsselenzyme bei der Regulation der kritischen Ceramid-Konzentration dar. Erhöhte Enzymaktivitäten wurden für die saure Sphingomyelinase (acid Sphingomyelinase, ASM), die neutrale Sphingomyelinase (nSMase) sowie für die sezernierte Sphingomyelinase (sSMase) auch im Zusammenhang mit psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen berichtet. Mehrere in vitro Untersuchungen legen zudem den Verdacht nahe, dass Alkohol zu einer Aktivierung der ASM und der nSMase führen kann. Keine Hinweise gibt es bislang auf eine alkohol-induzierte Erhöhung der sSMase-Aktivität. Wir haben in einer ersten Arbeit die Aktivität der ASM in den Blutzellen von alkoholkranken Patienten untersucht und gefunden, dass die EnzymAktivität bei akuter Intoxikation signifikant erhöht ist und während 47 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 der frühen Abstinenz abnimmt. In einem zweiten Schritt soll nun die Aktivität der sSMAse bestimmt werden. Obwohl beide Enzyme durch das gleiche Gen kodiert werden und sich nur aufgrund der post-translationalen Regulation in ihrer Lokalisation unterscheiden (ASM: Lysosom; sSMAse: Extrazellularraum), gibt es bislang keine in vivo Daten zum Verhältnis der beiden Enzymaktivitäten oder Hinweise auf eine Ko-Regulation. Die Untersuchung soll die Hypothese untersuchen, dass lang anhaltender Alkoholmissbrauch zu einer Veränderung des Sphingolipid-Stoffwechsels führt und dass die psychiatrischen Konsequenzen der Krankheit zum Teil auf diese Veränderungen zurückzuführen sind. Die Bestimmung der Enzym-Aktivität aus Plasma stellt dabei eine wesentliche Erleichterung hinsichtlich der Anwendbarkeit und Durchführbarkeit solcher Untersuchungen dar. Methode: Die Aktivität der sSMase wurde aus dem Plasma von 27 Patienten mit Alkoholkrankheit während des klinischen Entzugs mittels eines fluoreszenz-basierten Verfahrens bestimmt. Blutentnahmen erfolgten am Tag der stationäre Aufnahme (Tag 0), an den ersten beiden Tagen des Entzugs (Tag 1, Tag 2) sowie nach Abschluss des klinischen Aufenthaltes (zwischen Tag 7 und 10). Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Aktivität der sSMase bei Patienten mit Alkoholkrankheit zu Beginn des klinischen Entzugs deutlich erhöht ist und im Laufe der Therapie abfällt. 002 Belohnungslernen bei Binge-Trinkern und Alkoholabhängigen Yvonne Paelecke-Habermann (Institut für Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Halle (Saale)) Einleitung: Chronischer und abhängiger Alkoholkonsum gehen mit charakteristischen Veränderungen des Dopamin-(DA)-Stoffwechsels im Belohnungssystem (BRS) einher (Volkow et al., 2002). Die drogentypisch sensitisierte DA-Reaktion im Nucleus accumbens (NAc) führt zu einer erhöhten Erregbarkeit des BRS bezüglich aller Alkoholcues. Gleichzeitig kommt es zu einer Reduktion der DA-Transmission in weiteren Strukturen des BRS (z. B. Striatum, orbitofrontaler Kortex, OFC). Dies bewirkt eine reduzierte Ansprechbarkeit des BRS auf substanzunabhängige Belohnungscues. Folglich sollten alkoholabhängige Patienten Defizite im impliziten und expliziten Belohnungslernen zeigen. Eine offene Frage ist außer dem, ob sich diese Defizite auch bei sog. Binge-Trinkern finden. Methode: 24 Alkoholabhängige (DSM-IV), 35 Binge-Trinker (> 6 Monate mind. 2x monatl. > 4 alk. Getränke / 2h) und 50 nach WHO unauffällige Konsumenten. AVs: Ein substanzbezogener Aufmerksamkeitsbias wurde über eine Emotionale Stroop-Aufgabe erfasst. Zur Erfassung des impliziten Belohnungslernens wurde eine probabilistische Klassifikationsaufgabe ohne Lernanweisung mit monetärem Feedback (nach Knowlton et al., 1996) eingesetzt. Das explizite Belohnungslernen wurde über ein go / no go-Kartenspiel mit expliziter Lernanweisung und Feedback via Belohnung und Bestrafung operationalisiert. KV: Über das SKID werden komorbide Achse-I-Störungen ausgeschlossen. Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen werden umfassend neuropsychologisch getestet. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen deutliche Beeinträchtigungen im impliziten und expliziten Belohnungslernen bei Alkoholabhängigen sowie einen Aufmerksamkeitsbias für Alkoholcues. Auch die Binge-Trinker weisen tendenzielle Defizite im impliziten Belohnungslernen auf, d. h. dass Binge-Trinken als ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Abhängigkeit zu betrachten ist. 48 003 Low D2 / D3-receptor availability in detoxified patients with alcohol addiction compared to healthy subjects – PET study with [18F] fallypride Michael Paulzen (Universitätsklinikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie) K. Spreckelmeyer, J. Van Waesberghe, M. Zalewski, T. Baltus, M. Raptis, F. Rösch, I. Vernaleken, W. Schäfer, G. Gründer Introduction: Chronic alcohol intake seems to be associated with changes in central DA D2-receptor availability. Aim of the present study was to quantify striatal and extrastriatal D2/3 receptor avail ability in detoxified patients with alcohol addiction and healthy controls. Discussion / Results: Preliminary analysis of baseline-data from 12 patients and 12 controls revealed a statistically significant decrease in D2/3 receptor availability in patients with alcohol addiction. The preliminary analysis shows that the reported reduction in D2/3 receptors is not restricted to the (ventral) striatum, but comprises extrastriatal brain regions such as the thalamus and cortex as well. This suggests a more general dysfunction of dopaminergic systems in alcoholism than previously thought. Method: [18F]fallypride positron emission tomography (PET) was used to compare 12 detoxified male patients with alcohol addiction and 12 healthy controls. All subjects underwent two dynamic PET scans whereas the first scan comprised a baseline assessment of D2/3 receptor availability. 004 Fähigkeit zur Erzeugung konstanter Blutalkoholspiegel während Computer-assistierter Selbstinfusion von Ethanol (CASE): Ein Marker für geringes Suchtrisiko? Inge Maria Mick (Uniklinikum Dresden, Psychiatrie) S. O´Connor, V. Vitvitsky, P. Winiecki, K. Mann, U. S. Zimmermann Einleitung: Experimente mit oraler Selbstverabreichung von Alkohol erbrachten aufgrund der hohen Variabilität der Blutalkoholkonzentration (BAK) häufig keine positiven Ergebnisse. CASE umgeht die hierfür ursächlichen interindividuellen Unterschiede in der Absorptions- und Eliminationsphase des Alkohols und es ist daher möglich, genauere Aussagen über das Selbstverabreichungsverhalten der Probanden zu treffen. Methode: Es wurden 23 gesunde junge Erwachsene (Alter zwischen 20 und 21 Jahren; positive oder negative Familienanamnese) eingeschlossen. CASE steuert die intravenöse Verabreichung einer 6 %igen Alkohollösung auf der Grundlage eines pharmakokinetischen Modells über zwei Infusionspumpen. Die Veränderung im Blutalkohol sowie deren zeitlicher Verlauf sind bei jedem Probanden exakt gleich (Anstieg von 0,075‰ innerhalb von 2,5min nach jeder einzelnen Anforderung durch die Probanden). So lange die Versuchsteilnehmer keinen Alkohol anfordern, wird die Infusion so gesteuert, dass der Blutalkohol kontinuierlich um 0,01‰ / min abfällt. Die bisher zur Auswertung genutzten Ergebnisvariablen waren die Mittel- und Maximalwerte der BAK und die Anzahl der Alkoholanforderungen, welche eng miteinander korrelieren. Wir werteten die Daten zusätzlich hinsichtlich Phasen stabiler BAK (Plateaus) aus, um zu prüfen, ob die Probanden in der Lage waren, während der Selbstverabreichungsphase eine stabile Alkoholexposition zu erreichen und aufrecht zu erhalten. Diskussion / Ergebnisse: Während 33 von 46 Experimenten erreichten die Probanden ein stabiles Plateau und hielten dieses für mindestens 30 Minuten während der Selbstverabreichungszeit aufrecht. Weil BAK nach jeder Alkoholanforderung schnell ansteigt und schnell wieder abfällt, solange keine weitere getätigt wird, ist dies nur möglich, wenn die Probanden die entstehenden Alkoholwirkungen subjektiv deutlich wahrnehmen. Probanden mit einer positiven Familienanamnese gelang es deutlich schlechter, ein Pla- Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 teau aufrecht zu erhalten als denjenigen mit einer negativen Familienanamnese. Phasen mit stabiler BAK können nur mit der CASE Software gut nachgewiesen werden und zeigen wahrscheinlich ein geringes Suchtrisiko an. 005 Schwere zerebrale und extrazerebrale Alkoholfolgen bei einer jungen Patientin: Asymptomatische pontine Myelinolyse und Pankreasinsuffizienz Nadine Osterfeld (Universitätsklinik Ulm, Psychiatrie III) M. Kölle, S. Arda, R. Freudenmann Einleitung: Die Konsummuster bei Suchterkrankungen unterliegen einem häufigen Wandel. Im Bereich des Alkohols etwa werden die Kriterien des schädlichen Gebrauchs oder der Abhängigkeit von immer jüngeren Patienten und gerade jungen Frauen erfüllt. Problematisch sind „Modeerscheinungen“ wie das Binge-drinking oder Flatrate-Parties. Es kommt bei bisher nicht-typischen Patientengruppen wie jüngeren Frauen immer häufiger zu ausgeprägten Alkoholfolgeerkrankungen. Dies soll hier anhand eines Fallberichts veranschaulicht werden. Methode: Wir berichten den Fall einer 30-jährigen Patientin mit einer schweren nur 8-monatigen Alkoholabhängigkeit. Die aus Moldawien stammende Patientin hatte bei starkem Heimweh begonnen täglich ca. 250 – 500ml Wodka bzw. andere hochprozentige Getränke zu konsumieren. Innerhalb von 6 Monaten kam es zu einer schweren akuten Pankreatitis mit Entwicklung eines pankreo priven Diabetes mellitus. Nach ca. 1,5 Monate Abstinenz kam es zu einem Rückfall und sie stellte sich in unserer Klinik zur qualifizierten Entzugsbehandlung vor. In der organischen Diagnostik zeigte sich zusätzlich eine exokrine Pankreasinsuffizienz (Elastase im Stuhl unter der Nachweisgrenze) und überraschend eine ausgeprägte Pontine Myelinolyse (Grösse 1,9 x 1,6 x 2,1 cm). Diese war vermutlich zuvor im Rahmen der Pankreatitis vermittelt durch eine Hyponatriämie von 126 mmol / l erworben worden (entzündliche und andere typische Ursachen wurden ausgeschlossen). Dieser Befund war bemerkenswert, weil die Patienten keinerlei neurologische Symptomatik hatte. Diskussion / Ergebnisse: Der vorliegende Fall zeigt, dass sich schwere zerebrale und extrazerebrale Alkoholfolgeschäden schon bei jungen Frauen ohne körperliche Symptomatik und nach vergleichsweise geringen Alkoholmengen entwickeln können. Hintergrund dafür ist vermutlich die geringere Detoxifikationskapazität der hepatischen Alkohol-Dehydrogenase, während über eine erhöhte neuronale Vulnerabilität wenig bekannt ist. Aller Voraussicht nach wird die Anzahl der schweren Folgeerkrankungen bei Frauen steigen. Die als riskant angesehenen Alkoholmengen am Tag werden ständig nach unten korrigiert, so dass eine effizientere Prävention wünschenswert ist. Wir empfehlen vor diesem Hintergrund bei jungen Frauen mit einer Alkoholanamnese eine gezielte, aber angemessene Abklärung auf Alkoholfolgeerkrankungen stärker in Betracht zu ziehen. 006 Geschlechtsunterschiede bei Alkoholabhängigkeit: Stress und Coping vor und nach Entzugsbehandlung Ursula Bayer (UPK, Basel, Schweiz) U. Gerhard, G. Wiesbeck, M. Walter Einleitung: Weibliche und männliche Alkoholabhängige bilden keine homogene Gruppe hinsichtlich ihrer Entwicklung der Abhängigkeit und des Rückfalls. Sowohl Stress als auch Stressverarbeitung stellen wichtige prädiktive Faktoren für den späteren Verlauf der Alkoholerkrankung dar. Methode: Soziale Daten, Daten zum Trinkverhalten, Stress-coping Mechanismen und Cortisol-Konzentrationen im Plasma und Liquor wurden bei insgesamt 130 Alkoholpatienten (F35 und M95) vor und nach abgeschlossener Entzugsbehandlung erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Weibliche Alkoholabhängige sind signifikant älter bei Erstdiagnose und konsumieren signifikant weniger Alkohol als männliche Alkoholabhängige im Vergleich. Sie sind zudem häufiger in die Kindererziehung eingebunden und wohnen seltener alleine. Während sich die Cortisolkonzentrationrn zwischen weiblichen und männlichen Patienten vor und nach Entzugsbehandlung nicht unterscheiden, zeigten die weiblichen Alkoholabhängigen nach der Entzugsbehandlung signifikant höhere Werte für negative Stress-Coping-Mechanismen. 007 Die Ausprägung von Schuld- und Schamgefühlen und beeinflussende Faktoren bei alkoholabhängigen Frauen und Männern Rigo Brueck (Encitas, CA) B. Abberger, D. Riemann, M. Hornyak Einleitung: Obwohl die Bedeutung von Scham- und Schuldgefühlen in der therapeutischen Arbeit mit Alkoholkranken offensichtlich ist, gab es bisher keine Untersuchungen zu diesem Thema mit klinisch relevanten Stichproben. Unsere Studie beschäftigte sich mit 3 Fragen: Unterscheiden sich alkoholabhängige Patienten von gesunden Vergleichspersonen in ihrem Scham- und Schulderleben? Unterscheiden sich männliche und weibliche Alkoholabhängige in der Ausprägung ihrer Scham- und Schuldgefühle? Welche Faktoren nehmen Einfluss auf Scham und Schuld bei Alkoholabhängigkeit? Methode: 60 alkoholabhängige Patienten (Diagnose nach ICD-10; 30 Männer und 30 Frauen) und 60 gesunde, nach Geschlecht, Alter und Schuldbildung gematchte Vergleichspersonen beantworteten den Test of Self-Conscious Affect (TOSCA-3), den Personal Feelings Questionnaire (PFQ-2) und die Experiential Shame Scale (ESS). Mit weiteren Fragebögen wurde die Schwere des Alkoholkonsums (AUDIT, Alcohol Use Disorders IdentificationTest), des Alkoholverlangens (OCDS-G, Obsessive Compulsive Drinking Scale), die Symptomschwere komorbider Störungen (STAI, State Anxiety Questionnaire; BDI, Beck Depressions Inventar; WURS-k, Wender Utah Rating Scale-Kurzform; P(T)DS (Teil 3), Posttraumatic Stress Diagnostic Scale; CTQ-SF, Childhood Trauma Questionnaire) sowie deskriptive Daten erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Die alkoholabhängigen Patienten zeigen deutlich höhere Scham- und nicht-adaptive Schuldwerte als die gesunde Vergleichsgruppe. Alkoholabhängige Männer unterscheiden sich von alkoholabhängigen Frauen nur in adaptiver Schuld; die bei den Frauen wesentlich höher ist. Statistisch signifikante Korrelationen zeigen sich zwischen Scham- und Schulderleben, der Symptomschwere komorbider Störungen, der Anzahl der bisherigen Therapien, einer komorbiden Depression und der Einnahme von Psychopharmaka. Ein deutlicher Zusammenhang zeigt sich auch zwischen Scham bzw. Schuld und der Ausprägung von Angst. 008 Ergebnisqualität in der stationären medizinischen Rehabilitation alkoholabhängiger Spätaussiedler Peter Missel (AHG Klinken Daun) I. Malissova, V. Belous, N. Bergemann Einleitung: Nach den Empfehlungen des Drogen- und Suchtrates (2008) weisen Spätaussiedler ein erhöhtes Risiko für Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit auf, zudem werde eine Behandlung häufig durch schlechte deutsche Sprachkenntnisse erschwert. Daher seien spezifische Angebote der Prävention und Behandlung für diese Patientengruppe zu entwickeln. Methode: In den AHG Kliniken Daun Am Rosenberg wird seit mehr als zehn Jahren ein Behandlungsangebot für weibliche und männliche Patienten ab 18 Jahren mit einem Alkoholabhängigkeitssyndrom und Migrationshintergrund als Aussiedler als Ziel- 49 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 gruppenkonzept durchgeführt. Besonderheiten des Programms sind u. a. die Behandlung in einem zweisprachigen Behandlungs team in einem deutschsprachigen Kliniksetting, die Abhängigkeitsbehandlung in einer russischsprachigen oder deutschsprachigen Bezugsgruppe, die intensive und forcierte Förderung deutscher Sprachkenntnisse und die Beachtung von interkulturellen Behandlungsaspekten. In den Jahren 2003 bis 2007 wurden 156 Spätaussiedler behandelt. Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich diese Teilstichprobe hinsichtlich Patienten- und Behandlungsmerkmalen sowie hinsichtlich der katamnestischen Erfolgsquoten von im selben Zeitraum behandelten übrigen Klientel unterscheiden. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Spätaussiedler während der Rehabilitation vergleichsweise häufiger rückfällig werden, ihre Behandlung aber genau so häufig planmäßig wie die anderen Patienten beenden. Obgleich Spätaussiedler einen belastenden Migrationshintergrund aufweisen und signifikant häufiger arbeitslos sind, zeigen sich in den katamnestischen Erfolgsquoten während eines poststationären 1-Jahres-Zeitraumes nur vergleichsweise geringfügig erniedrigte Behandlungserfolge. 009 Intelligenz und Persönlichkeit als Prädiktoren des Alkoholkonsums nach qualifizierter Entzugsbehandlung Gerd Weithmann (ZfP Südwürttemberg, Versorgungsforschung, Ravensburg) M. Hoffmann, E. Flammer Einleitung: Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zu einer abgeschlossenen Entzugsbehandlung dürfte der unmittelbare Effekt der Therapie nachlassen und Faktoren, die die Remission (Abstinenz oder reduzierter Konsum) aufrechterhalten, entsprechend wichtiger werden. Für die Aufrechterhaltung einer Remission ist zum Beispiel soziale Unterstützung (z. B. durch Partner, Familie, Selbsthilfegruppen) vorteilhaft. Da bei der Stabilisierung der Remission auch kognitive Bewertungsprozesse eine Rolle spielen, untersuchten wir den Zusammenhang von Intelligenz- und Persönlichkeitsmaßen mit dem Alkoholkonsum zu verschiedenen Zeitabschnitten nach einer Enzugsbehandlung. Methode: Der Katamnesezeitraum betrug zwei Jahre. Die kogni tive Leistungsfähigkeit wurde während der Entzugsbehandlung mittels Untertests des Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (HAWIE) erfasst, Persönlichkeitsfaktoren mit dem NEOFünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI). Die Stichprobe bestand aus N =106 alkoholabhängigen Patienten, darunter 19 Frauen (17,9 %). Das Durchschnittsalter lag bei 44,0 Jahren, (sd = 9,10, Md = 43,0; Range 26 – 72 Jahre). Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 25,0 Tage (sd = 5,9), die Dropout-Rate 2,8 %. Durchgängig abstinent im Katamnesezeitraum waren 22 Patienten (20,8 %). Der Alkoholkonsum wurde alle 3 Monate in face-to-face Interviews erhoben und durch Angaben von Vertrauenspersonen validiert. Als Maß des Konsums wurde der Prozentanteil abstinenter Tage verwendet (PDA: percent days abstinent). Diskussion / Ergebnisse: Mit zunehmender Katamnesedauer wurde der Zusammenhang zwischen den Testwerten des HAWIE-Subtests „Bilderergänzen“ und dem Alkoholkonsum enger. Für das zweite Jahr nach der Entzugsbehandlung ergab sich ein hochsignifikanter Zusammenhang. Teilnehmern mit besseren HAWIE-BE Scores hatten stabilere Remissionsverläufe. Auch eine Skala des NEO-FFI (Neurotizismus) zeigte in den ersten Monaten nach der Behandlung keinen, dann einen zunehmend engeren Zusammenhang mit dem Konsumverhalten. Während für kurzfristige Therapieeffekte kognitive Funktionen und Persönlichkeitsfaktoren offensichtlich weniger relevant sind, sind sie möglicherweise bedeutsam für die längerfristige Aufrechterhaltung erreichter Besserungen. 50 010 Postakute Behandlung alkoholabhängiger Patienten: Therapiebausteine einer Suchtambulanz Nina Bernow (Universitätsmedizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Mainz) B. Hachgenei, K. Lieb, C. Fehr Einleitung: Die Alkoholabhängigkeit stellt westlichen Ländern weiterhin eine der häufigsten Ursachen von Tod und vorzeitiger Behinderung dar. Der Behandlungsweg alkoholabhängiger Patienten ist oft von Zufällen und Therapieabbrüchen gekennzeichnet. Gleichzeitig zählen alkoholabhängige Patienten zu den häufigsten Nutzern einer stationären psychiatrischen Versorgung. Zur ver besserten Betreuung suchtkranker Patienten und zur verbesserten Steuerung der vorhandenen Behandlungsressourcen wurde an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz eine Ambulanz für suchtkranke Patienten eingerichtet. Neben Beratungsgesprächen, Kurzinterventionen und sozialarbeiterischen Gesprächen finden Einzel- und Gruppenpsychotherapie statt. Methode: Im Rahmen des Vortrags werden das Konzept, die Nutzer und die Therapiebausteine der Suchtambulanz vorgestellt werden. Die Einzel- und Gruppenpsychotherapie orientieren sich an der Alkoholspezifischen Psychotherapie (Brueck and Mann 2006). Dabei werden Behandlungselemente wie die Kombination von motivierender Gesprächsführung, kognitiv-behavioralen Interven tionen beim Training von Fertigkeiten und die Förderung der Teilnahme an Selbsthilfegruppen kombiniert. Primäres Ziel der ergänzenden offenen Psychotherapiegruppe ist eine Verbesserung des Umgangs mit Alkohol. Spezifische Verfahren zum Umgang mit Trinkdruck, mit negativen Stimmungen und negativen Gedanken werden erarbeitet. Außerdem trainieren die Patienten in Rollenspielen Ablehnungssituationen und lernen mit Rückfällen umzu gehen. Diskussion / Ergebnisse: Erste Daten zur Inanspruchnahme, zum Patientenkollektiv, zur Zufriedenheit und Symptomverbesserung werden vorgestellt. Wir erwarten, dass die Patienten von der Einzel- und Gruppenpsychotherapie profitieren, die Trinkmengen reduzieren können und ihre allgemeine Lebenszufriedenheit steigt. 011 Nimmt Alkohol-Craving im Alter ab? Annelie Hintzen (MHH, Psychiatrie, Hannover) J. Cramer, D. Karagülle, S. Bleich, T. Hillemacher Einleitung: Langzeituntersuchungen an Patienten mit impulsivem Verhalten, wie Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Zwangserkrankungen, zeigen eine Abnahme impulsiver Verhaltensweisen bei zunehmendem Alter der Patienten. Craving bei Alkoholabhängigkeit hat zahlreiche psychopathologische Ähnlichkeiten mit zwanghaft-impulsiven Verhaltensmustern. Ziel der vorliegenden Analyse war Hinweise für eine mögliche Abnahme des Craving im Alter bei alkoholabhängigen Patienten im Rahmen einer Querschnittsuntersuchung zu eruieren. Methode: Insgesamt 198 alkoholabhängige Patienten (159 Männer, 39 Frauen) wurden zu Beginn der Entzugsbehandlung eingeschlossen. Im Rahmen eines standardisierten Interviews wurden demografische Charakteristika sowie das Ausmaß des Craving mittels OCDS (Obsessive Compulsive Drinking Scale) am Tag der Aufnahme sowie nach einer Woche erhoben. Diskussion / Ergebnisse: In der linearen Regressionsanalyse (abhängige Variable: OCDS, eingeschlossene Variablen: Alter, Geschlecht, Dauer der Abhängigkeit in Jahren, tägliche Alkohol-Aufnahme in Gramm) zeigte sich für den Tag der Aufnahme kein signifikanter Zusammenhang. Für das Craving nach Ende der Entzugsbehandlung (Tag 7) zeigte sich eine hochsignifikante, negative Assoziation mit dem Alter der Patienten (B = -0.279, T = -4.427, Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 p<0.001). Schlussfolgerung: Die fehlende Assoziation zu Beginn der Behandlung spricht für einen Einfluss anderer Faktoren für die individuelle Ausprägung des Craving während des akuten Alkoholentzuges. Nach Abschluss der Entzugsbehandlung zeigt sich ein hochsignifikanter, negativer Zusammenhang zwischen Alter und OCDS. Die gewonnenen Ergebnisse könnten erste Hinweise für eine Abnahme des Craving bei älteren Patienten geben. Für diese Abnahme könnten verschiedene Faktoren wie beispielsweise Veränderungen endokrinologischer Funktionen oder der mesolimbischen Neurotransmitter-Ausschüttung ursächlich sein. 012 Schematherapeutische Modusarbeit bei Patient / -innen mit Alkoholabhängigkeit (SMA) Jeanette Röhrig (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Wahl, A. Jähne, A. Buchholz, M. Berner Einleitung: Die Effekte traditioneller Psychotherapien sind bei alkoholabhängigen Patient /-innen trotz Kombinationen mit Medikamenten limitiert. Die Betroffenen zeigen oftmals keine dauer hafte Besserung ihrer Symptomatik und erleiden Rückfälle. Ein Erklärungsversuch geht davon aus, dass bei Patient /-innen mit Alkoholabhängigkeit hohe Komorbiditätsraten vorliegen (z. B. Persönlichkeitsstörungen mit ca. 50 %), die eine eigenständige und nicht unerhebliche Komponente im gesamten Störungskonzept der Patient/-innen darstellen und somit auch spezifische Therapie elemente benötigen. Methode: Die Forschungsgruppe um J. Young konnte in den vergangenen Jahren an Patient /-innen mit Persönlichkeitsstörungen und chronischen affektiven Störungen eindrucksvoll demonstrieren, dass eine Ergänzung des klassischen Therapieangebots um schematherapeutische Elemente das Ergebnis psychotherapeutischer Behandlungen verbessern kann. Ähnlich wie die genannten Störungsbilder ist auch die Alkoholabhängigkeit oft durch einen fortwährenden Verlauf gekennzeichnet, weshalb hier der Einsatz schematherapeutischer Interventionen sinnvoll erscheint. Die Dual-Focus-Schematherapie (DFST) nach S. Ball vereint traditionelle, symptom-fokusierte, kognitiv-behaviorale Coping-Techniken zur Bewältigung interpersoneller und affektiver Probleme sowie Crav ing mit schema-fokusierten Techniken zur Modifikation maladaptiver Schemata und dysfunktionaler Bewältigungsmechanismen, wie Substanzkonsum. Im Gegensatz zu S. Ball wird in der aktuellen Schematherapie verstärkt die störungsspezifische Modusarbeit als richtungsweisend angesehen. Diskussion / Ergebnisse: Die DFST erscheint als vielversprechende Ausgangslage zur Erweiterung der bestehenden kognitiv-behavioralen Behandlung alkoholabhängiger Patient /-innen unter Berücksichtigung der gesamten Spanne an Persönlichkeitsstörungen. Wir schlagen die Weiterentwicklung der bisherigen Arbeiten in mehreren Stufen vor. Im Zentrum der von uns vorgesehenen, auf schematherapeutischer und persönlichkeitsbasierter diagnostischer Evidenz fußenden Modifikationen des Ansatzes von S. Ball steht die besondere Berücksichtigung des störungsspezifischen ModusKonzepts. Somit ergibt sich ein dem aktuellen Stand von kognitiver Verhaltens- und Schematherapie entsprechender Ansatz. 013 Therapiemotivation alkoholabhängiger Patienten in qualifizierter Entzugsbehandlung Annika Simon (Berolina Klinik Löhne, Psychosomatik, Braunschweig) W. Schulz Einleitung: Gegenstand dieser explorativen Querschnittstudie ist die Therapiemotivation (TM) von alkoholabhängigen Patienten, die im Frühjahr 2008 in der Psychiatrischen Klinik der Medizini- schen Hochschule Hannover eine stationäre qualifizierte Entzugsbehandlung begonnen hatten. Die wichtigsten Fragestellungen bezogen sich auf eine differenzierte Beschreibung der TM, Zusammenhänge mit soziodemografischen und klinischen Merkmalen sowie auf eine Typisierung der Patienten auf Basis ihres TM-Profils. Methode: Insgesamt 30 Patienten, davon 21 männlich (70 %), bearbeiteten vier Fragebogen zu den Bereichen allgemeine Psycho therapiemotivation (FMP), Symptombelastung (BSI), Schweregrad der Alkoholabhängigkeit (SESA) sowie einen Fragebogen zur Suchtanamnese. Auf Grundlage der individuellen FMP-Profile wurden die Patienten mittels Clusterzentrenanalyse in sich unterscheidende Motivationsgruppen unterteilt. Diskussion / Ergebnisse: Die allgemeine Psychotherapiemotiva tion der Patienten (FMP-Gesamtscore) ist mit einem T-Wert von 36 (SD=5) als unterdurchschnittlich zu bewerten. Für die FMPSubskala Krankheitserleben zeigten sich geringe bis mittlere Zusammenhänge mit der Schwere der Abhängigkeit (SESA) sowie der Symptombelastung (BSI). Auf Basis des FMP-Profils ließen sich drei Patientengruppen bilden, die als die Leidenden, die Ambivalenten und die Motivierten bezeichnet wurden. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-004 Posterpräsentation / Poster Presentation Nikotin Vorsitz: A. Batra (Tübingen) 001 Tabakentwöhnung bei Patienten mit psychiatrischer Störung – Mission impossible? Stephan Mühlig (Technische Universität, Klinische Psychologie, Chemnitz) Einleitung: Nikotinabhängigkeit ist unter Personen mit psychischen Störungen (Bevölkerung) bzw. psychiatrischen Ptn. (klinische Populationen) weit überproportional verbreitet. Die Rauchprävalenz bei psychisch komorbiden Personen (40 – 50 %) ist ungefähr doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung (25 – 30 %). Die Kausalität des Zusammenhanges zwischen Tabakrauchen und psychiatrischer Komorbidität ist nicht eindeutig geklärt. Konkurrierende Ätiologiemodelle (primary depression models, primary smoking models, bidirectional models, common-factor models) werden derzeit diskutiert. Raucher mit psychiatrischer Komorbidität sind in mehrfacher Hinsicht höher gefährdet: Sie weisen nicht nur erhöhte physische Morbiditäts- und Mortalitätsraten auf, sondern auch eine schlechtere Prognose bzgl. ihrer psychischen Störung. Außerdem beeinträchtigt die Koinzidenz von Rauchen und psychischer Störung sowohl die Therapieresponse in Bezug auf die psychiatrische Behandlung als auch bzgl. der Tabakentwöhnungstherapien. Methode: Systematische Aufbereitung des aktuellen Forschungsstandes zur Prävalentz, Ätiologie und Therapiemöglichkeiten dieser Komorbidität auf Basis einer umfassenden Evidenzrecherche (Datenbankrecherche: PsycArticles, PsycINFO, Cochrane, Medline, Embase, Web of Science; Handsearch) zu epidemiologischen, ätiologischen, diagnostischen und therapeutischen Aspekten. Diskussion / Ergebnisse: Obwohl sehr gute Argumente für eine forcierte Tabakentwöhnung bei dieser besonderen Risikogruppe sprechen und die Entwöhnungstherapie innerhalb des psychiatrischen Settings sicherer und fachkompetenter durchgeführt werden könnte, werden Psychiatriepatienten in der Praxis nur selten Tabak 51 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 entwöhnungstherapien angeboten. Dies ist insofern schwer nachvollziehbar als bereits ausgearbeitete Programme für diesen Bereich vorliegen und die empirische Befundlage zeigt, dass Tabakentwöhnung unter psychiatrischen Patienten nicht wesentlich weniger erfolgreich ist als unter psychisch gesunden Personen. Gerade die Tatsache, dass es beim Nikotinentzug bspw. bei Depressionen auch zu schweren Exazerbationen und Rückfällen kommen kann, spricht für die Durchführung von Tabakentwöhnungsbehandlungen unter stationärer ärztlicher Kontrolle. Dabei sind insbesondere spezifische verhaltenstherapeutische Tabakentwöhnungsprogramme für psychiatrische Patienten in stationären und ambulanten Settings evidenzbasiert wirksam, auch in Kombination mit medikamentöser Entzugsbehandlung. 002 Nikotinabhängige Raucher: Zusammenhang von Raucherstatus, Geschlecht und ADHS Bernadette Hachgenei (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Driess, K. Lieb, C. Fehr Einleitung: Im Rahmen einer groß angelegten bevölkerungsrepräsentativen Untersuchung der Genetik von nikotinabhängigen Rauchern wurden ebenfalls Daten zum Vorliegen einer möglichen Aufmerksamkeitsdefizit /-Hyperaktivitätsaktivitätsstörung (ADHS) der Probanden erhoben. Hier soll der Frage nachgegangen werden, in welcher Hinsicht sich nikotinabhängige Raucher von Niemalsrauchern in dieser Symptomatik unterscheiden. Methode: Bei insgesamt 241 Studienteilnehmern (davon 104 nikotinabhängige Raucher und 137 Niemalsraucher; 106 Männer und 135 Frauen) wurde eine mögliche Aufmerksamkeitsdefizit /-Hyper aktivitätsstörung in der Kindheit retrospektiv mit der „Wender Utah Rating Scale Kurzform (WURS-k)“ (Retz-Junginger et al., 2002) erfasst. Es wurden neben dem Gesamtscore der WURS-k auch fünf, in einer Faktorenanalyse bestätigte, Faktoren der Skala betrachtet (Retz-Junginger et al., 2002). Diskussion / Ergebnisse: In einer univariaten Varianzanalyse zeigte sich ein signifikanter Einfluss (p < 0,0001) sowohl des Raucherstatus als auch des Geschlechts auf den Summenwert der WURS-k. Nikotinabhängige Männer wiesen die höchsten Werte im Summenscore auf (M: 28,33 SD: 15,50) gefolgt von nikotinabhängigen Frauen (M: 21,96 SD: 12,82), niemalsrauchenden Männern (M:19,94 SD: 12,62) und niemalsrauchenden Frauen (M:14,55 SD:10,12). Dasselbe Muster zeigte sich auch in der Betrachtung von vier der fünf Faktoren, „Aufmerksamkeitsstörung und Überaktivität“, „Impulsivität“, „Protestverhalten“ und „Störung der sozialen Adaption“, jedoch nicht bei dem Faktor „Ängstlich – depressive Symptomatik“. Die Symptome einer kindlichen Aufmerksam keitsdefizit /-Hyperaktivitätsaktivitätsstörung werden in ihrem Ausprägungsgrad somit von Geschlecht und Raucherstatus beeinflusst. Beide Faktoren sind jedoch von einander unabhängig, ein interaktionaler Zusammenhang war nicht nachweisbar. 003 Gestörte Schlafqualität bei Rauchern: Ergebnisse aus dem DFGSchwerpunktprogramm Nikotin Stefan Cohrs (Charite, Physiologie, Berlin) A. Rodenbeck, D. Riemann, B. Szagun, T. Wienker, N. Dahmen, N. Thuerauf, F. Kiefer, J. Gallinat, G. Winterer Einleitung: Zigarettenkonsum ist ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem. Raucher berichten gehäuft über Schlafstörungen, die wiederum häufiges Symptom psychiatrischer Erkrankungen und auch ein Risikofaktor für das spätere Auftreten dieser Störungen sind. Bisher liegen für Deutschland keine Daten zur Häufigkeit von Schlafstörungen bei Rauchern und deren Modulation durch psychosoziodemographische Variablen vor. 52 Methode: Insgesamt wurde 2087 Probanden (963 Raucher und 1124 Nichtraucher) einer repräsentativen Fall-Kontroll-Stichprobe in Deutschland hinsichtlich ihres Rauchverhaltens und einer Vielzahl weiterer klinischer Variablen im Rahmen des Schwerpunktprogramms Nikotin der DFG untersucht. Die Schlafqualität der Studienteilnehmer wurde mittels des Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) bestimmt. Dabei handelt es sich um einen von den Probanden ausgefüllten Fragebogen, der neben dem Gesamtscore sieben weitere Komponentenscores beschreibt. Ein Gesamtscore von über 5 gilt dabei als gestörter Schlaf. Diskussion / Ergebnisse: Signifikant mehr Raucher als Nichtraucher (27,7 % vs 18,3 %; p ≤ 0,0001) weisen eine gestörte Schlafqualität mit einem PSQI Gesamtscore von über 5 auf. Auf Einzelkomponentenebene (jeweils Komponentenwert ≥ 2) weisen Raucher häufiger eine subjektiv schlechte Schlafqualität (15,6 % vs 10, %; p ≤ 0,001), eine gestörte Schlaflatenz (22,2 % vs 14,7 %; p ≤ 0,001), eine verkürzte Schlafdauer von weniger als 6 Stunden (16,4 % vs 7,1 %; p ≤ 0,001) sowie etwas mehr Tagesschläfrigkeit (11,6 % vs 10,1 %; p ≤ 0,005) auf. Ferner zeigt sich ein Trend zu mehr Schlafstörungen (PSQI Komponente 5) bei Rauchern (7,6 % vs 5,2 %). Kein signifikanter Unterschied findet sich hinsichtlich der Schlaf effizienz und des Schlafmittelkonsums. Diskussion: Erstmals liegen hiermit für Deutschland umfangreiche Daten zur erhöhten Prä valenz von Schlafstörungen bei Rauchern in Deutschland vor. In weiterer Analyse wird der Einfluss verschiedener soziodemographischer Variablen, des Schweregrades der Nikotinabhängigkeit, der Depressivität (BDI), Ängstlichkeit (STAI), des Alkoholkonsums und der ADHD-Symptomatik untersucht werden. 004 Wie verändern sich Schlaf und neuroendokrinologische Parameter von Nichtrauchern durch Nikotingabe? Ergebnisse aus dem DFGSchwerpunktprogramm Nikotin Andreas Jähne (Uniklinik Freiburg, Psychiatrie) A. Rodenbeck, S. Cohrs, T. Unbehaun, B. Feige, D. Riemann Einleitung: Nikotin kann über die Beeinflussung schlafsteuernder Neurotransmitter (wie Noradreanlin, Serotoninund Acetylcholin) in die Schlafregulation eingreifen. Untersuchungen zur Schlafsarchitektur können somit einen Beitrag zum Verständnis der Nikotinwirkung auf neuroendokrine Mechanismen und deren physio logische Auswirkungen leisten. Es soll geprüft werden, ob bei gesunden Nichtrauchern spezifische Schlafstörungen durch Nikotin auslösbar sind und wie sich neuroendokrine Marker im Urin verhalten. Methode: Es wurden 66 gesunde nicht rauchende Probanden (<5 Zigaretten lifetime) beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 20 und 25 Jahren nach einer Adaptationsnacht polysomnographisch untersucht. Neben 18 Probanden mit Placebopflaster erhielten je 12 doppelblind, alters- und geschlechtskontrolliert 8,3 mg oder 16,6 mg Nikotinpflaster – tagsüber (07.00 – 20.30, am nächsten Tag 07.00 – 11.00) oder nachts (20.30 – 06.30). Diskussion / Ergebnisse: Nikotin führte im Vergleich zu Placebo zu signifikant erhöhter Einschlafzeit sowie vermehrter Wachzeit nach dem Einschlafen. Die Schlaftiefe und Schlafeffizienz waren ebenso wie Beinbewegungen unter Nikotin vermindert. Dabei zeigten sich die größten Effekte unter nächtlicher 16,6 mg Nikotingabe. In der vorläufigen Spektralanalyse zeigte sich unter Tag- und Nachtapplikation von 8,3 mg Nikotin eine verringerte β- und α-Power und eine während des ersten Schlafzyklus reduzierte δ-und θ-Power mit Rebound in den folgenden Zyklen. Bei gesunden Nichtrauchern führte Nikotin somit zu insomnieähnlichen Schlafmustern mit erhöhter Einschlaflatenz und verminderter Schlafeffizienz. Die nächtliche Nikotingabe beeinflusste den Schlaf am deutlichsten. Die Relevanz unserer Ergebnisse sollte im Kontext von Schlafuntersuchungen bei Rauchern und vor dem Hintergrund Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 der gesundheitlichen Folgen des gestörten Schlafes gesehen werden. 005 Polysomnografischer Vergleich des Schlafes von Rauchern und Nichtrauchern Thomas Unbehaun (Universitätsklinik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) A. Jähne, D. Riemann Einleitung: Schlafstörungen führen unter anderem zu vielen ultrakurzen Wachperioden (micro-arousals), die die Tagesbefindlichkeit reduzieren: Insomnien sind langfristig mit einem erhöhten Risiko für Depression und verschiedene Abhängigkeitserkrankungen verknüpft. Es liegen bisher nur begrenzte Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen periodischen Beinbewegungen und Symptomen eines Restless-Legs-Syndroms als weiterer Ursache reduzierter Schlafqualität und dem Nikotinkonsum als Stimulans des zentralnervösen Dopaminsystems vor. Es soll geprüft werden, ob sich die polysomnographisch gemessene Schlafqualität von Rauchern und Nicht-Rauchern unterscheidet. Methode: Nach einer Adaptationsnacht gewonnene polysomnographische (PSG) Daten von 44 Rauchern (28 Männern und 14 Frauen), die im Mittel 28,5 (18 – 53) Jahre alt waren, seit 10,6 (2 – 35) Jahren täglich rauchten und 19,9 (6 – 45) Zigaretten / Tag bei einem Fagerströmscore von 6,1 (4 – 9) konsumierten, wurden mit PSG-Daten von alters- und geschlechtsentsprechenden nichtrauchenden Kontrollprobanden verglichen. Diskussion / Ergebnisse: Die Raucher wiesen somit im Vergleich zu Nichtrauchern eine verminderte Schlafzeit, längere Einschlafzeit, höhere REM-Dichte und eine verminderte Schlafeffizienz auf. Im gesamten Verlauf der Nacht zeigten Raucher mehr Apnoen, Arousals und Myoklonien als Nichtraucher. Wir fanden eine alterseffektbereinigte Korrelation der Dauer des Tabakkonsums mit der Einschlafzeit, der Höhe des Myoklonieindex und des Apnoe / Hypopnoeindex. Die Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten korrelierte positiv mit der Höhe des Apnoe / Hypopnoeindex und invers mit dem Tiefschlafanteil. Raucher zeigten im Vergleich zu gesunden Nichtrauchern eine deutliche Schlafbeeinträchtigung mit insomnischen Charakteristika, die über eine erhöhte Aktivierung der hypothalamisch / hypophysären Hormonachse Einfluss auf andere klinische Parameter, wie vegetative Funktionen, nehmen könnte. Interessant war der Zusammenhang zwischen Beinbewegungen und Atmungsstörungen mit der Dauer des Tabakkonsums. Möglicherweise spielen längerfristige Adaptationsprozesse bei der Ausbildung oder Bewältigung von Schlafstörungen als Folge des Nikotinkonsums eine Rolle. Inwieweit die Schlafbeeinträchtigung Einfluss auf Affektivität und Abstinenzerwartung nach Tabakentwöhnung hat, wird in weiterführenden Studien geprüft werden. 006 WIN – Workplace Intervention for Nicotine Dependence: Ein interaktives Selbstmanagement-Programm zur computergestützten Raucherentwöhnung am Arbeitsplatz Marion Clepce (Universitätsklinikum Erlangen, Sensorik Psychiatrische Klinik) K. Reich, A. Alberti, B. Bieber, J. Alberti, A. Goßler, K. Glaser, N. Thürauf Einleitung: Mit den neueren gesetzlichen Entwicklungen zum Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz ist das Thema Rauchen im Berufsalltag stärker ins öffentliche Bewusstsein getreten. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es für Arbeitgeber interessant, sich mit dem Rauchverhalten der eigenen Mitarbeiter zu beschäftigen. So zeigen Studien zum Beispiel, dass Raucher mehr Fehlzeiten aufweisen und weniger produktiv sind als Nichtraucher. Aus der Perspektive der öffentlichen Gesundheitsförderung erscheinen ar- beitsplatz-basierte Ansätze erfolg versprechend, da so eine große Anzahl an Personen erreicht werden kann, zudem durch den Einsatz von Computern besonders ökonomisch. Methode: Beim Projekt WIN ging es um die Konzipierung und Entwicklung eines interaktiven, computerbasierten Selbstmanagementprogramms zur Raucherentwöhnung für die Implementierung im Intranet von Betrieben. Das Behandlungskonzept beruht auf einem bestehenden, verhaltenstherapeutischen Gruppenprogramm zur Raucherentwöhnung nach Thürauf et al. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt ist es gelungen, alle wesent lichen Aspekte einer verhaltenstherapeutischen Raucherent wöhnungsbehandlung in ein interaktives Intranet-Programm umzusetzen. WIN ist an den Kriterien einer evidenzbasierten Raucherentwöhnung orientiert, interaktiv und individualisiert. Das Programm nimmt pro-aktiv regelmäßig von sich aus Kontakt zum User auf. WIN ist für Raucher und angehende Nichtraucher in allen Stadien der Veränderungsmotivation und des Veränderungsprozesses geeignet. Im Sinne der aktuellen suchtmedizinischen Perspektive werden User nach einem Rückfall aufgefangen und wieder in das Programm integriert. Grafisch und sprachlich ist WIN ansprechend und humorvoll gestaltet, um die Compliance der User zu verbessern. Für die Interaktion mit dem User kommen verschiedene Kennfiguren zum Einsatz. Hauptakteur ist ein persönlicher Rauchercoach, der den User humorvoll und kompetent in die Rauchfreiheit begleitet. Gegenpart ist das Suchtmonster Nicomo als Personifikation der Ambivalenzen des angehenden Nichtrauchers. Figuren verschiedener ehemaliger Raucher vermitteln Tipps und Tricks zur Rauchfreiheit, ohne beim User Reaktanz auszulösen. 007 Rivastigmine reduces tobacco craving in alcohol dependent smokers Alexander Diehl (Städt. Klinikum Braunschweig, Psychiatrische Klinik) H. Nakovics, J. Mutschler, D. Hermann, F. Kiefer Introduction: Although alcohol-dependent smokers represent an important group for applying smoking interventions, sufficient pharmacotherapy has not been established in this high-risk group so far. Method: In order to examine the effect of the acetylcholinesterase inhibitor rivastigmine on tobacco dependence, we performed a 12-week, randomized, placebo-controlled trial. 26 alcohol dependent smokers were randomized to rivastigmine 6 mg / day (n=14) or placebo (n=12). Assessments on addictive behavior included carbon monoxide (CO), severity of tobacco dependence (FTND), daily smoked cigarettes (diaries), and craving for tobacco (QSU) and alcohol (AUQ). Discussion / Results: ANOVA revealed a significant treatment-bytime interaction for tobacco consumption and tobacco craving (each p<.0001). The rivastigmine group showed a decrease in daily smoked cigarettes (-30 %), in exhaled carbon monoxide (-32 %) and in tobacco craving (-18 %) whereas controls did not show significant changes. ANCOVA revealed rivastigmine effects to be more prominent in smokers suffering from more severe tobacco dependence. None of the patients developed an alcohol relapse or an increase in alcohol craving. Our preliminary data indicate an effect of rivastigmine on tobacco craving and consumption. This pilot study encourages further investigation of acetylcholinesterase-inhibitors as a promising treatment approach regarding tobacco dependence. 53 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 008 Reward learning, chronic and occasional nicotine use Yvonne Paelecke-Habermann (Institut für Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Halle (Saale)) Introduction: Chronic tobacco consume leads to specific neurobiological alterations in dopaminergic reward system; a pattern that Blum et al. (2000) termed a reward deficiency syndrome. While the response to primary and secondary reinforcers is strongly attenu ated, the reward system simultaneously overresponds to substance associated cues (Volkow, 2002). Method: The purpose of our studies was to examine the behavioral effects of these neurobiological alterations on reward learning and decision making. We carried out two behavioral studies within chronic, occasional, and non-smokers. Study one aimed to test for differences between dependent and occasional smokers. Study two aimed to test for differences between abstinent and saturated smokers. Discussion / Results: Short-term nicotine withdrawal in tobacco dependence was associated with a deficit in reward learning and dysfunctional decision making. Nicotine saturation reduced impairments in decision making, but deficits in reward learning remained. Even occasional tobacco consumption was associated with a reward learning deficit. Our results are in line with a behavior related reward deficiency syndrome. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-006 Posterpräsentation Opiate und andere Suchtmittel Vorsitz: G. Wiesbeck (Basel, Schweiz) 001 Die missbräuchliche Verwendung von Substitutionsmitteln Jens Reimer (Psychiatrie Psychotherapie, Uniklinik Hamburg) C. Wickert, K. Thane, C. Haasen Einleitung: Seit nunmehr über zwei Jahrzehnten hat sich die Sub stitution opiatabhängiger Menschen in Deutschland als ein fester Bestandteil der suchtmedizinischen Versorgung etabliert. Mit der ärztlich kontrollierten Abgabe der Ersatzstoffe wird zum einen die gesundheitliche, psychische und soziale Stabilisierung der Abhängigen bezweckt; zum anderen zielt diese Behandlung auf die Senkung der gesellschaftlichen Kosten ab, die z. B. durch suchtbedingte Unfähigkeit einer geregelten Arbeit nachzugehen oder Beschaffungskriminalität entstehen. Der medizinische Erfolg und Nutzen der Substitutionsbehandlung wurde in vielen Untersuchungen belegt (vgl. z. B. Cost-Benefit and Risk Appraisal of Substitution Treatments, Wittchen at al. 2008), zugleich wird der Missbrauch von Substitutionsmitteln immer wieder als Grund für eine restriktivere Handhabung der Vergaberichtlinien angeführt. Methode: Multimethodische Studie mit a) Konsumentenbefragung, b) Analyse polizeilicher / staatsanwaltlicher Ermittlungsakten bezüglich BTM-Vergehen, c) Todesfallanalyse, d) Integration von Statistiken und Literatur zur Frage des Umfangs von Substitutionsmittelmissbrauchs. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich, dass über Zweidrittel der Zugehörigen der Offenen Drogenszenen Erfahrungen im Umgang mit nicht-verschriebenen Substitutionsmitteln haben (LTP: 66,9 %). Jeder zehnte Befragte in einer Methadon- / Polamidon-Behandlung und jeder Dreizehnte in einer Behandlung mit Subutex berichtet von einem zusätzlichen Konsum nicht-verschriebener Substitu tionsmittel. Die Verbreitung und Verfügbarkeit von Substitutions- 54 mitteln auf dem Schwarzmarkt wird allgemein als hoch eingeschätzt. Die Ergebnisse einer Fallanalyse methadonassoziierter Drogentodesfälle in Hamburg zeigen, dass das größte gesundheit liche Risiko von einer Mischintoxikation von Methadon und an deren psychotropen Substanzen (vor allem Benzodiazepinen) ausgeht. Die Substitutionsbehandlung erweist sich als gesundheitsprotektiver Faktor. Drogentodesfälle im Zusammenhang mit Methadon treten am ehesten zu Beginn einer Substitutionsbehandlung oder kurz nach Behandlungsende ein. Die Ergebnisse aus der Analyse der Daten der Strafverfolgungsbehörden legen den Schluss nahe, dass die Anzahl regional registrierter strafrechtlicher Verstöße im Zusammenhang der missbräuchlichen Verwendung von Substitutionsmitteln in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der Anzahl der Substituierten eines Bundeslandes stehen. Als ein klassisches Kontrolldelikt stehen die Verstöße indes in einem starken Zusammenhang mit der Intensität polizeilichen Verfolgungsdrucks. 002 LSD heute: Ein aktueller Überblick Annelie Hintzen (MHH, Psychiatrie, Hannover) T. Passie Einleitung: Die Pharmakologie von LSD (Lysergsäurediäthylamid) ist komplex und im Bezug auf die psychischen Wirkungen bis heute nicht abschließend aufgeklärt. LSD wurde vor 70 Jahren entdeckt und vielfältig in der psychiatrischen und neurobiologischen Forschung wie auch zur Unterstützung von Psychotherapien angewendet. Der in den 1960er Jahren stark zunehmende Gebrauch durch Laien führte zu einer Illegalisierung der Substanz, was zur Unterbindung weiterer wissenschaftlicher Forschungen führte. Der subkulturelle Gebrauch besteht bis heute in erheblichem Ausmaß fort, führt aber (durch die jahrzehntelange Assimilation von Erfahrungswissen bei den Benutzern) nur noch sehr selten zu klinisch bedeutsamen Komplikationen. Beeindruckend ist das Maß der sachlichen Unformiertheit selbst der Fachöffentlichkeit über die Wirkungen und möglichen Gefahren von LSD. Aktuell wird LSD wieder in der Psychotherapie, der Hirnforschung und bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerz angewendet. Methode: Die Autoren führten eine sehr umfangreiche systematische Literaturrecherche zur Pharmakologie und Psychopharmakologie sowie der aktuellen Epidemiologie von LSD durch (ca. 2.000 Literaturstellen) und fassen die Ergebnisse dieser Recherche im Hinblick auf klinische Relevanz und mögliche Gefahren zusammen. Diskussion / Ergebnisse: LSD ist eine praktisch untoxische Sub stanz, die bei sachgemäßer Anwendung ein nur geringes Gefahrenpotential birgt. Das Ausmaß des (illegalen) Gebrauchs von LSD tritt zwar in aktuellen Statistiken (vermutlich aufgrund der geringen Komplikationshäufigkeit) praktisch nicht in Erscheinung, er besteht jedoch nachweislich in erheblichem Ausmaß bis heute fort. Der Gebrauch von LSD kann aufgrund der extremen Toleranzentwicklung praktisch nicht zu einem regelmäßigen Missbrauch oder einer Abhängigkeit führen. Zwar kann eine vorbestehende psychotische Erkrankung durch LSD-Einnahme exazerbieren, aber eine de-novo-Induktion von Psychosen durch LSD ist nicht belegt. Die selten auftretende Panikreaktion (sog. „bad trip“) nach LSD-Einnahme ist nur temporär und kann medikamentös behandelt werden (Benzodiazepine). Die aktuellen Forschungen mit LSD in der Psychotherapie und bei der Behandlung von Cluster-Kopfschmerzen erscheinen vielversprechend. Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 003 Verläufe einer erfolgreichen Opiatentgiftung – erste Daten einer Katamneseerhebung bei Patienten mit Opiatabhängigkeit Franziska Schober (Universitätsklinik Tübingen, Psychiatrie) G. Schell, V. Schneider, J. Baumtrog, K. T. Cao-Xuan, A. Batra Einleitung: Im Rahmen der Tübinger Studie zur Behandlungscompliance opiatabhängiger Patienten wurde einen Monat nach Entlassung eine schriftliche Katamneseerhebung durchgeführt. Hierbei wurden neben der Erfassung soziodemografischer Daten, Rückfälligkeit und Antreten weiterer therapeutischer Maßnahmen auch Instrumente zur spezifischen und generalisierten Selbstwirksamkeitsüberzeugung und zu Grundannahmen zu Suchtmitteln und Craving ausgegeben. Untersucht werden soll, ob erfolgreich entgiftete Patienten einen positiven Verlauf aufweisen. Methode: Die schlechte Compliance von drogenabhängigen Patien ten bei Katamneseuntersuchungen lässt bei Auswahl der Patienten, die komplett und erfolgreich entgiftet haben, nur eine geringe Fallzahl von n=8 zu. Ausgewertet wurden die Messinstrumente SWE, HEISA-16, BASA und CBQ, jeweils mit Unterskalen. Anhand von t-Tests wurden die Daten bei Entlassung und zum Katamnesezeitpunkt auf signifikante Unterschiede untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Sieben der Patienten befanden sich zum Katamnesezeitpunkt in einer therapeutischen Maßnahme, dieselbe Anzahl war von Opiaten abstinent. Aufgrund der geringen Fallzahl ergaben sich keine signifikanten Veränderungen der Skalenwerte über die Zeitpunkte. Allerdings lassen sich folgende Tendenzen festhalten: Die generalisierte SWÜ steigt an (MW t2=30,1, MW t3=36,5, p=,39). Risikosituationen, die im HEISA-16 erfasst werden, werden realistischer eingeschätzt (Skala1: MW t2=74,4, MW t3=61,3, p=,36; Skala2: MW t2=75,6, MW t3=60,0, p=,34; Skala3: MW t2=69,4, MW t3=59,4, p=,51; Skala4: MW t2=86,3, MW t3=70,6, p=,3). Bei den Grundannahmen zu Suchtmitteln (MW t2=47,9, MW t3=47,1, p=,89) und Craving (Skala1: MW t2=23, MW t3=24,8, p=,64; Skala2: MW t2=4,6, MW t3=4,8, p=,91; Skala3: MW t2=8,1, MW t3=8,6, p=,8) ändern sich die Angaben kaum, was dem Konstrukt der Stabilität von Grundannahmen entspricht. Die Werte der Skalen scheinen positive Erfahrungen mit der Abstinenz darzustellen. Es bleibt zu prüfen, ob sich bei größerer Stichprobe signifikante Veränderungen abbilden. 004 Immediate changes in drug craving and appetite-regulating hormones such as ghrelin, leptin, adiponectin, resistin and insulin in a sample of opiate dependent patient in opioid maintenance therapy Ottokar Stundner (Christian-Doppler-Klinik, Psychiatrie II, Salzburg, Österreich) N. Thon, E. Haschke-Becher, S. Afazel-Saeedi, F. Wurst Introduction: Craving is considered to be a major incitement for drug seeking, consumption and relapse. Several modulators – hormones, paracrines and neural structures – have been reported to underly the complex biochemical response, including appetiteregulating hormones such as ghrelin, leptin, adiponectin, resistin and Insulin. Our study focuses on short term regulation of craving and hormone levels in the context of an opioid maintenance therapy (OMT) setting. Method: A total of of 17 patients in OMT (4 f, 13 m; median age: 30 years) consented to participate in this study. Craving was assessed using the general craving scale (GCS) and heroin craving questionnaire (HCQ). Hormone levels were determined using commercially available test kits (Mediagnost Inc, Germany) Craving scores and blood hormone levels were determined before and three hours after administration of the substitution substance. Discussion / Results: All psychological craving scores showed a highly significant decrease (r = 0,885; p < 0,01) after intake of the substitution opioid. Leptin levels also decreased significantly between the two time points (r = 0,989; p < 0,05). Inititially, Insulin levels and craving for heroin showed a marked negative correlation (r = -0,535; p < 0,05). Ghrelin and Resistin exhibited a clear, yet not significant trend to inversely correlate with all craving scores both before and after substitution. Regarding psychiatric comorbidities, 70 % of the participants (4 female, 8 male) had a score > 11 in the Beck Depression Inventory (BDI). Conclusion: Our results support the assumption, that opioid substitution decreases craving for illicit drugs, even over a very short course of time. Pathways regulating hunger (Insulin, Ghrelin, Leptin) apparently seem to be involved 005 Assessment of alcohol use among patients in heroin maintenance treatment by direct ethanol metabolites and self-reports Friedrich Wurst (Christian-Doppler-Klinik, Psychiatrie II, Salzburg, Österreich) N. Thon, V. Auwärter, B. Laskowska, M. Yegles, C. Halter, W. Weinmann, G. Wiesbeck, K. Dürsteler-MacFarland Introduction: Heavy alcohol use may accelerate the progression of Hepatitis C (HCV)-related liver disease and / or may limit efforts at antiviral treatment. Since most of the patients in heroin maintenance treatment suffer from Hepatitis C infection, this study was conducted to identify alcohol intake among these patients at a Swiss Psychiatric University Clinic. Method: A convenience sample of 54 patients (16 female, 38 male, median age 39.5 years) consented to participate in this study. The Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT) and selfreported ethanol intake during the previous 7 days were assessed. In addition, in urine and hair ethyl glucuronide (EtG) were determined using LC-MS/MS and GC/MS. Discussion / Results: Of a total of 54 patients, 26 reported ab stinence from alcohol for the previous 7 days. AUDIT scores were >8 in 16 male and >5 in 2 female participants. Direct ethanol metabolites were as follows (median, min, max, standard deviation): UEtG (26 positives; 10, 0.10, 39, 11.65 mg / L); HEtG (12.1, 0, 142, 36.14 pg / mg), no HEtG- data available from 1 participant, 21 participants were abstinent (up to 7 pg / mg), 16 were social drinkers (up to 50 g / day) and 16 were excessive users (>50 / 60g /d)). Of the 26 participants reporting no alcohol intake during the previous 7 days, 2 were UEtG-positive. Significant correlations were found for: HEtG and AUDIT (r=0.614, p<0.0001), HEtG and UEtG (r=0.569, p<0.0001) as well as HEtG and self-reported ethanol intake during the previous 7 days (r=0.582, p<0.0001). Conclusion: Improved detection of alcohol consumption which is hazardous or harmful in the context of HCV and opiate dependence would allow for earlier intervention in this population which is at particular risk of liver disease and fatal respiratory-depressed overdose. The combined use of self-reports and direct ethanol metabolites seems promising. 006 Startle-Reflex bei antisozialen substituierten heroinabhängigen Patienten Marc Walter (Universität Basel, Psychiatrische Klinik, Schweiz) K. Dürsteler-MacFarland, B. Degen, H. Schächinger, G. Wiesbeck Einleitung: Die antisoziale Persönlichkeitsstörung gilt als die häufigste komorbide Störung bei heroinabhängigen Patienten. Anti soziales und psychopathisches Verhalten ist mit einer fehlenden emotionalen Reagibilität assoziiert. Derzeit ist es ist unklar, ob substituierte antisoziale heroinabhängige Patienten ebenfalls eine verminderte emotionale Reagibilität aufweisen. Der Startle-Reflex ist eine motorische Reaktion („Zusammenschrecken“) auf unerwartete sensorische Reize. Beim Menschen erfolgt die elektromyographische Ableitung mittels Oberflächenelektroden über den Mm. orbi- 55 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 cularis oculi („Blinkreflex“). Es ist bekannt, dass angenehme Reize die Startle Amplitude erniedrigen, und unangenehme die Startle Amplitude erhöhen. Methode: Die Studie untersucht den affektiv-modulierten StartleReflex bei heroinabhängigen Patienten mit und ohne antisoziale Persönlichkeitsstörung im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen. 60 Personen (20 antisoziale Heroinabhängige, 20 nicht-antisoziale Heroinabhängige, 20 Gesunde) wurden in einem affektiv-modulierten Startle-Reflex Experiment untersucht. Der Startle-Reflex wurde nach einem plötzlichen akustischen Reiz abgeleitet (50 ms, 105 dB), gleichzeitig wurden neutrale, angenehme, unangenehme und Drogen bezogene Bilder den Versuchspersonen präsentiert. Diskussion / Ergebnisse: Beide heroinabhängige Gruppen zeigten eine geringere Amplitude des Startle-Reflexes auf alle Stimuli als die gesunden Personen (p<0.01). Heroinabhängige mit und ohne antisoziale Persönlichkeitsstörung unterschieden sich nicht. Wie die gesunden Personen war bei beiden heroinabhängigen Gruppen eine emotionale Modulation auf die dargebotenen visuellen Reize gegeben: Emotionale Stimuli mit unangenehmer Valenz erhöhten, Stimuli mit angenehmer Valenz erniedrigten die Amplitude des Startle-Reflexes. Die Ergebnisse deuten auf eine entspannende Wirkung der Opioide bei allen substituierten heroinabhängigen Patienten hin und zeigen eine erhaltene emotionale Modulations fähigkeit bei antisozialen substituierten Heroinabhängigen mit klinischer Relevanz. 007 Einfluss der heroingestützten Behandlung auf den Alkoholkonsum – Ergebnisse der deutschen randomisierten Studie Jens Reimer (Psychiatrie Psychotherapie, Uniklinik Hamburg) U. Verthein, C. Haasen, S. Ingo Einleitung: Alkoholkonsum wird als besonderer Risikofaktor für die Gesundheit opiatabhängiger Patienten in Methadonsubstitu tion angesehen. Methadonsubstitution zeitigt allerdings kaum einen positiven Effekt auf die Verringerung des Alkoholkonsums. In der Schweizer Studie zur heroingestützten Behandlung opiatabhängiger zeigte sich eine Verringerung des Alkoholkonsums. Methode: In einer vertiefenden Analyse der deutschen Studie zur heroingestützten Behandlung wurde der Frage nach der differenziellen Wirksamkeit von methadon- versus heroingestützter Behandlung auf den Alkoholkonsum nachgegangen. Das Ausmaß des Alkoholkonsums wurde anhand der Parameter Selbstangaben zu Alkoholkonsumeinheiten, dem Addiction Severity Index Composite Score sowie dem Carbohydrate-deficient Transferrin (CDT) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Der größere Effekt der heroingestützten Behandlung auf die Reduktion des Alkoholkonsums ist möglicherweise auf die höhere Frequenz der Heroinvergabe mit der Anforderung, zu dieser Vergabe nüchtern zu erscheinen, zurückzuführen. 008 GHB / GBL: Rausch-Mittel oder Sucht-Mittel? Und was sind die Konsequenzen? Michael Rath (ZfP Südwürttemberg, Sucht, Bad Schussenried) Einleitung: In den Medien wird GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) bzw. GBL (gamma-Butyrolacton) meist als Party-Droge und als „K.o.“-Tropfen wahrgenommen. Gleichzeitig gibt es eine in sich heterogene Szene von Konsumenten, die GBL als Suchtmittel einsetzen. GBL hat eine Reihe von speziellen Eigenschaften: schwer nachweisbar, relativ billig und über das Internet vergleichsweise einfach zu beschaffen. Über die Verbreitung von GBL als Suchtmittel gibt es bisher nur lokal begrenzte, dennoch eindrückliche Berichte. Seitens der Politik besteht jedoch wenig Interesse, am rechtlichen Status quo etwas zu ändern. Methode: In einer Online-Umfrage wurden 120 Kliniken und 56 Fachabteilungen der in der Bundesdirektorenkonferenz (BDK) organisierten Häuser befragt, ob in den letzten 12 Monaten Patienten mit GBL in der Anamnese gesehen wurden und ob GBL-Entzugsbehandlungen durchgeführt worden sind. Außerdem wurden die jeweiligen Versorgungsgebiete und ihre Struktur sowie der Versorgungsauftrag erfragt. Diskussion / Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 69 Häuser, entsprechend etwa 60 %. Etwa gleich häufig waren unter diesen Kliniken und Abteilungen ländlich strukturierte, städtisch strukturierte und gemischt-strukturierte Versorgungsgebiete. 8 Einrichtungen (12 %) waren kinder- und jugendpsychiatrisch ausgerichtet. In 75 % der rückmeldenden Kliniken waren in den letzten 12 Monaten Patienten mit GHB in der Anamnese gesehen worden, in 61 % waren auch GBL-Entzugsbehandlungen durchgeführt worden. Es ergab sich folgendes grobes Verteilungsmuster: der Süden scheint stärker betroffen als das übrige Bundesgebiet, ebenso städtisch und vorwiegend städtisch geprägte Regionen; kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen sehen Patienten mit GHB / GBL anscheinend ebenfalls öfter. Diese Ergebnisse zeigen, dass GBL als Suchtmittel – mit regionalen Unterschieden – längst ein bundesweites Phänomen darstellt. Hieraus und aus den Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes resultiert für den Gesetz- und Verordnungsgeber eigentlich ein dringender Handlungsbedarf. Besondere Brisanz ergibt sich dadurch, dass GHB zwar bereits seit 2001 dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt ist, die Vorstufe GBL, die sich innerhalb von weniger als einer Minute im Plasma aber zu GHB umwandelt, aber über das Internet weiterhin relativ leicht und zudem noch sehr billig bezogen werden kann. 009 „A chemical love story“: Treatment of a gamma-butyrolacton (GBL)-dependent chemistry student with diazepam Cüneyt Demiralay (Universitätsklinik Hamburg, Klinik für Psychia trie) M. Zorawski, K. Wiedemann, H. Jahn Introduction: We describe the case of a 25 year old chemistry student and highly experienced drug user with a GBL dependency. He developed his addiction in a group of chemistry students indulging in an experimental and recreational use of various substances at the local chemistry department. The patient was admitted to our inpatient detoxification unit after a 3-year history of increasing dependence on GBL. Before admission he predominately used GBL. His use had escalated to the point where he was taking 2 ml GBL every hour, waking up at night to take it. The daily use reached up to 50 ml without being sufficient to suppress withdrawal symptoms consisting of agitation, severe tremor, sweating and massive insomnia. To cope with these symptoms, repeated application of diazepam was necessary. In the first 24 h after admission he received several hundreds mg diazepam with persisting insomnia. In the course of treatment he also needed haloperidol because of delusional symptoms. Under high dose diazepam treatment his symptoms gradually improved and by the third day of hospitalization delu sions, tremor and sweating slowly resolved, while the insomnia persisted. The patient was commenced on a diazepam reducing regime 1 week after admission from 30 mg over 10 days. Further detoxification was uneventful and after suspension of the diazepam the symptoms did not recur. He was also treated for depression and was subsequently discharged in a stable condition 11 weeks after admission. Method: case report Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 010 Aktuelle Datenlage zu Verhaltenssüchten Bernhard Croissant (Kliniken Landkreis Sigmaringen, Psychiatrie, Psychotherapie) D. Croissant, J. Lorenz, G. Längle Einleitung: Das Spektrum der Störungsbilder, die unter dem Begriff „Verhaltenssüchte“ zusammengefasst werden, ist groß. Experten zählen vor allem Glücksspielsucht, Kaufsucht, Mediensucht, Arbeitssucht, Sportsucht und Sexsucht zu diesen exzessiven belohnenden Verhaltensweisen. Die Ursache von süchtigem Verhalten kann nicht durch einen alleinigen Faktor erklärt werden. Es spielen sowohl genetische, neurobiologische, psychische als auch soziale und anthropologische Ursachen eine wichtige Rolle. Methode: Die Therapie der Verhaltenssucht sollte immer multimodal ablaufen. Verhaltenstherapeutische und kognitive Ansätze sollten dabei kombiniert werden. Im Gegensatz zur Substanzabhängigkeit ist nicht die vollkommene Abstinenz das Ziel einer Therapie, sondern der kontrollierte Umgang mit den Tätigkeiten. Zudem sollten Übungen zur Stimuluskontrolle sowie alternative funktionale Stressverarbeitungsstrategien entwickelt werden, zu denen u. a. systematische Entspannungsverfahren gehören. Diskussion / Ergebnisse: In diesem Poster werden die Gemeinsamkeiten der Störungsbilder und deren Klassifikation näher beleuchtet und verschiedene Erklärungsansätze lerntheoretischer, psychobiologischer und kognitiver Art vorgestellt, sowie spezielle Aspekte der Therapie entsprechend dem aktuellen Stand der Literatur dargestellt. 011 Verbesserte Langzeitgedächtnisleistung durch verstärkte belohnungsanzeigende Stimuli – Eine Pilotstudie Katrin Charlet (Charité Berlin-CCM-Psychiatrie, AG Emotional Neuroscience) T. Wüstenberg, H. Schneider-Hassloff, M. Kensche, B. H. Schott, J. Wrase, A. Heinz Einleitung: Nach heutigem Wissen wird die Konsolidierung von Gedächtnisinhalten, die mit hippokampaler Aktivierung assoziiert ist, moduliert durch die dopaminerge Innervation mesolimbischer Hirnareale und deren präfrontaler, glutamaterger Kontrollinstanzen. Die Präsentation belohnungsprädizierender Stimuli bedingt dabei eine nachhaltigere Enkodierung. Derselbe Mechanismus wird auch für sucht-assoziierte Stimuli bei alkoholabhängigen Pa tienten vermutet, da diese eine besondere Salienz im Vergleich zu gewöhnlichen Verstärkerreize, wie z. B. Nahrung, Sexualität, Geld, haben. Methode: 12 gesunde Probanden wurden mit einem BelohnungsAntizipations-Paradigma auf implizite Gedächtniseffekte hin untersucht. Als belohnungsprädizierende Reize wurden Bilder von 60 Außen- und 60 Innenszenen gezeigt, auf denen zu 50 % alkoholische Getränke bzw. Softdrinks abgebildet waren. Bei rechtzeitiger und korrekter Lösung einer nachfolgenden Zahlenzuordnungsaufgabe konnten die Probanden in der Belohnungsbedingung 0,5 € je Durchgang gewinnen (adaptive Erfolgsratenadjustierung auf 66 %). Nach 24 Stunden schätzten die Probanden ein, wie sicher sie die Bilder aus dem fMRT-Experiment erinnerten (4AFC recognition task). Die bekannten 120 Bilder wurden dazu mit 120 unbekannten Bildern gemischt. Die Datenanalyse erfolgte mit SPM8 und SPSS 14.0. Diskussion / Ergebnisse: Für die Erinnerungsleitung war auf der Verhaltensebene kein signifikanter Bedingungseffekt nachweisbar (Wilcoxon z=-.44, p=.66). Innerhalb der Belohnungsbedingung jedoch wurden die verstärkten Bilder (erfolgreicher Gewinndurchgang) signifikant besser erinnert als die nicht verstärkten Bilder (Wilcoxon z = +3.06, p = .002). Die BOLD-Response im ventralen, anterioren Zingulum und dem linken Nucleus accumbens zeigte einen signifikanten Belohnungseffekt (belohnungsprädizierende Reize > neutrale Reize, p<0.005 unkorrgiert, Clustergröße >=10 voxel). Weiterhin konnte eine signifikante Korrelation zwischen der Erinnerungsleistung und der BOLD-Effektstärke im linken Hippocampus (Cornu ammonis, r2=0.67, p<.05 Bonferroni korrigiert für Cluster) nachgewiesen werden. Eine Interaktion Bedingung x Erinnerungsleistung wurde nicht gefunden. Interessanterweise korrespondieren die Ergebnisse auf der Verhaltensebene nur teilweise mit der neuronalen Aktivierung. So war konform mit dem Modell von Lisman & Grace ein Belohnungs- wie auch Gedächtniseffekt nachweisbar, jedoch entgegen der Annahme keine Interaktion. Das könnte an der geringen Fallzahl sowie der hohen interindividuellen Varianz in der Gedächtnisleistung liegen. 012 Severe Dependency on Zolpidem used for Treatment of Paraspasticity in a Patient with Multiple Sclerosis Julia Damm (LMU, Klinik für Psychiatrie, München) D. Eser, H.-J. Möller, R. Rupprecht Introduction: Multiple Sclerosis (MS) patients often suffer from spasticity and need myorelaxation. The use of GABA agonists is a well established pharmacological treatment. Benzodiazepines (BZD) are positive allosteric modulators of GABA receptors and bind nonspecifically to α1, α2, α3, or α5-subunits of these receptors. The non-BZD hypnotic zolpidem acts selectively via the α1-subunit of GABA-A receptors and is therefore thought to avoid other BZD side effects, especially the risk of dependency. At a therapeutic dose of 5 –10 mg, it lacks anxiolytic, anticonvulsive and muscle relaxant properties. Method: This is the first report of development of severe zolpidem dependency due to an antispastic effect in MS. Our patient, a 49 year old woman with a history of 27 years of MS, did not have any history of addiction and found out about the myorelaxant effect of zolpidem by herself and by chance. She increased the dose of zolpidem up to 700 – 800 mg per day to maintain this effect on spasticity, indicating tolerance and finally physical and psychical dependency. She experienced several tonic-clonic Grand mal seizures after running out of zolpidem, which are well known as withdrawal symptom after zolpidem dependency. Discussion / Results: The selective GABAA α1-receptor profile of zolpidem with a presumed isolated hypnotic effect seems to loose its selectivity at high doses and then exhibits similar pharmacolo gical effects as classical BZDs, including muscle relaxant properties as most relevant in the patient described here. Current research to receptor subtype selectivity and different types of BZD action in dicates that myorelaxant and anxiolytic effects are mediated via GABAA α2-receptors, and that the GABAA α3-receptor subunit may additionally contribute to the muscle relaxant action in response to high doses. Zolpidem in very high doses may affect α2receptors and α3-receptors, which most likely explains the observations in our patient. 57 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 duktion des Risikos beiträgt, während eines Alkoholentzuges einen Schlaganfall zu erleiten. P-007 Posterpräsentation Alkoholabhängigkeit 1 Vorsitz: I. Vernaleken (Aachen) 001 DAT-Methylierung im Alkoholentzug Kristina Bayerlein (Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrie) J. Kornhuber, S. Bleich, T. Biermann Einleitung: Die Epigenetische Regulierung des Dopamin-Transporter-Gens (DAT) durch Promotor-spezifische DNA-Methylierung beeinflusst wahrscheinlich die dopaminerge Transmission im Alkoholentzug. Methode: Ziel der Studie war es, epigenetische Mechanismen der DAT-Regulierung während des Alkoholentzuges in Bezug auf Craving (Suchtdruck) und Schwere der Entzugssymptome zu untersuchen. Klinischer Anhaltspunkt für die Schwere des Entzuges war das Ausmaß des Clomethiazol-Bedarfs. Die DNA-Methylierung von 32 männlichen alkoholabhängigen Patienten wurde durch die Bisulfit-Sequenzierung eines Teils des DAT-Promotors zu zwei verschiedenen Zeitpunkten während des Alkoholentzuges (Tag 0 und 7) untersucht. Das Ausmaß des Cravings wurde durch die Obsessive Compulsive Drinking Scale (OCDS; Deutsche Version) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Es ergab sich eine signifikante Assozia tion der erforderlichen Dosis von Clomethiazol mit dem Methylierungsstatus eines Clusters von 7/31 CPG-Sites innerhalb des analysierten Fragmentes des DAT-Promotors. Weiterhin konnte eine positive Korrelation des OCDS-Gesamtwertes mit der Methylierung dieses Clusters nachgewiesen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die epigenetische Regulierung des Dopamintransporters von Patienten im Alkoholentzug verändert ist. Weiterhin ergab sich ein Zusammenhang mit dem Ausmaß von Craving und der Schwere der Alkoholentzugssymptome. 002 Die zerebrovaskuläre Autoregulation im Alkoholentzug und der Einfluss von Clomethiazol Karl-Juergen Bär (Bochum) T. Jochum, M. Reinhard Einleitung: Die zerebrale Autoregulation (ZAR) hat die Aufgabe, die konstante Durchblutung des Gehirnes bei systemischen Blutdruckschwankungen zu gewährleisten. Methode: Zur nicht-invasiven Erfassung der ZAR wurden so genannte dynamische Testverfahren etabliert. Neben der Kreuzspektralanalyse spontaner Blutdruckschwankungen und ihrer Äquivalente im cerebralen Blutfluss, aus der die beiden Parameter Phase und Gain resultieren, wurden die Korrelationskoeffizienten-Indices Mx und Dx angewendet.Wir untersuchten 20 Patienten im akuten Alkoholentzug und 24 h nach der ersten Gabe von Clomethiazol sowie gesunde altersentsprechende Kontrollpersonen. Die ZAR wurde ermittelt, indem die Zunahme des zerebralen Blutflusses nach einer CO2-Inhalation gemessen wurde. 24 h nach der ersten Einnahme von Clomethiazol wurde diese Messung wiederholt, um den Einfluss dieses Medikamentes auf die cerebrale Autoregulation zu untersuchen. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen signifikante Gruppenunterschiede der Patienten im Alkoholentzug in den einzelnen Para-meter der ZVR gegenüber gesunden Kontrollpersonen. Die Verabreichung von Clomethiazol führt zu einer Re-duktion dieser pathologischen Veränderungen beschreiben. Dementsprechend lässt sich schlussfolgern, dass die Gabe von Clomethiazol zur Re- 58 003 Homocystein und CDT als Prädiktoren für Alkoholentzugsanfälle bei anhängigen Patienten Julia Cramer (Med. Hochschule Hannover, Zentrum für Seelische Gesundheit) A. Hintzen, D. Karagülle, H. Frieling, S. Bleich, T. Hillemacher Einleitung: Im Rahmen der Alkoholentgiftung bei alkoholabhängigen Patienten treten Alkoholentzugsanfälle häufig auf und zählen hier zu den medizinisch wichtigsten, teilweise auch lebensbedrohlichen Komplikation. Antikonvulsive Medikamente werden zur Anfallsprophylaxe eingesetzt und senken so das Risiko eines Alkoholentzugsanfalls drastisch. In aktuellen Studien konnte eine Assoziation zwischen erhöhten Homocysteinspiegeln und dem individuellen Risiko für Alkoholentzugsanfälle gezeigt werden. CDT (carbohydrate deficient transferrin) war in Untersuchungen ebenfalls mit dem Anfallsrisiko assoziiert. Ziel der Untersuchung war es, beide Parameter bei einer Patientenpopulation bezüglich der Vorhersagequalität zu untersuchen. Methode: 190 alkoholabhängige Patienten, davon 154 Männer und 36 Frauen, wurden zum Zeitpunkt des Beginns der Entzugsbehandlung in die Untersuchung eingeschlossen. Vor der Untersuchung wurde für jeden Patienten das individuelle Anfallsrisiko, bestimmt durch das Auftreten von Entzugsanfällen in der Vorgeschichte ermittelt. Homocystein und CDT wurden als relevante Parameter bei Aufnahme zur Entgiftungsbehandlung gemessen. Diskussion / Ergebnisse: In der logistischen Regression (abhängige Variable: Auftreten von Anfällen in der Vorgeschichte, Methode: Einschluss) zeigte sich für beide untersuchten Parameter ein signifikantes Ergebnis (CDT: B= 0.113, p=0.016, OR=1.119; Homocystein: B=0.047, p<0.001, OR=1.049). Schlussfolgerung: Sowohl Homocystein als auch CDT zeigen einen signifikanten Zusammenhang mit dem individuellen Anfallsrisiko. Mittels eines kombinierten Assessments könnte ein Score entwickelt werden, mit dem sich in Zukunft das individuelle Anfallsrisiko für jeden einzelnen Patienten im Rahmen einer Alkoholentzugsbehandlung abschätzen ließe. 004 Quetiapine vs. Placebo in Alcohol Relapse Prevention – a PilotRct Bernhard Croissant (Kliniken Landkreis Sigmaringen, Psychiatrie, Psychotherapie) J. Böhler, J. Lorenz, A. Diehl, D. Wedekind, K. Mann, U. HavemannReinecke Introduction: Quetiapine is a novel antipsychotic drug, which is efficacious in the treatment of schizophrenia and also helps reduce craving and consumption of stimulants and alcohol. The latter effect was also demonstrated in a case series (Croissant et al. 2006). Due to Quetiapine´s promising receptor profile, we set out to examine its efficacy in relapse prevention treatment of alcoholic dependent patients suffering from craving and affective symptoms. Method: The three center pilot-RCT evaluated 40 alcohol dependent patients after withdrawal (Quetiapine vs. placebo). They were followed up for six months. We used operationalized questionnaires including OCDS-G, Form 90-CR, Form 90 short form-CR, PSQI, MADRS, STAI, BDI and FTND. We tested the one sided hypothesis that it takes longer for the first severe relapse to occur using Quetiapine compared to a placebo. The primary outcome measure is time to first severe relapse. Further, we tested the two sided hypothesis that Quetiapine will prolong time until first consumption of ethanol, decrease the number of drinking days and increase the number of abstinence days, decrease the cumulative amount of ethanol, decrease craving, improve depression symptoms, improve anxiety Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 symptoms, improve quality of sleep, avoid deterioration of safety variables and decrease nicotine addiction. Discussion / Results: Our pilot study is designed to provide evidence for the efficacy of Quetiapine in alcohol relapse prevention. Alcohol dependent patients after withdrawal should display a decrease in persistant craving and should be less afflicted by sleep disorders, excitement or symptoms of depression or anxiety. The poster provides the rational for conducting this study and describes the study protocol including the subject‘s characteristics. 005 Why is disulfiram superior to acamprosate in the routine clinical setting? A retrospective long term study in 353 alcohol dependent patients Alexander Diehl (Städt. Klinikum Braunschweig, Psychiatrische Klinik) L. Ulmer, J. Mutschler, H. Herre, B. Krumm, B. Croissant, K. Mann Introduction: To compare the long-term effectiveness of acamprosate (ACP) and disulfiram (DSF) in the treatment of alcohol dependence in regard to differences in the patients‘ characteristics within a naturalistic outpatient treatment setting. Method: Retrospective data refers to N=353 alcohol dependent subjects, being in outpatient aftercare from 2002 to 2007, who received DSF or ACP following an inpatient alcohol detoxification treatment. Abstinence was assessed by alcohol breathalyzer, physicians‘ rating, patients‘ self report as well as urine and serum analyses. Discussion / Results: Baseline data in terms of current addictive behaviour and course of disease differed between both groups to the disadvantage of the DSF group: Compared to the ACP group subjects treated with DSF showed a longer duration of alcohol dependence, higher amounts of daily alcohol consumption and more alcohol detoxification treatments in their history. Kaplan Meier survival analyses revealed highly significant differences between both groups in the primary and secondary measures of outcome (p always <.01). Time elapsed before the first alcohol relapse as well as adherence to outpatient treatment and cumulative alcohol abstinence achieved within outpatient treatment was explicitly longer in the DSF group. A longer duration of alcohol dependence predicted a favourable treatment outcome in the DSF group. Contrariwise, in the ACP group a shorter duration of alcohol dependence predicted a better outcome. This study adds to the evidence that supervised DSF is a very effective component of alcoholism treatment and it might be more effective than the treatment with ACP particularly in patients with a long duration of alcohol dependence. 006 Phosphatidylethanol: Normalisation during detoxification, gender aspects and correlation with other biomarkers and selfreports Friedrich Wurst (Christian-Doppler-Klinik, Psychiatrie II, Salzburg) N. Thon, S. Aradottir, S. Hartmann, G. Wiesbeck, O. Lesch, M. Wolfersdorf, W. Weinmann, C. Alling Introduction: Phosphatidylethanol (PEth) is a direct ethanol metabolite, attracting attention as biomarker of ethanol intake. Aims of the presented studies are: 1) To further characterise the normalisation of PEth in lager samples and 2) to elucidate potential gender differences and 3) the correlation with other biomarkers and self- reports. Method: Fifty-seven alcohol dependent patients (ICD 10 F 10.25; f=9, m=48) at three study sites age 43.56 years, gamma glutamyl transpeptidase (GGT) 209.61 U / L, mean corpuscular volume (MCV) 97.35 fL, carbohydrate deficient transferrin (% CDT) 8.68, 1452.29 g ethanol intake in the last 7 days (mean) were included. PEth was measured in heparinized whole blood with a high pres sure liquid chromatography (HPLC) method, GGT, MCV and % CDT using routine methods. Discussion / Results: PEth levels of between 0.63 and 26.95 µmol / L (6.22 mean, 4.70 median, SD 4.97) at day 1 of detoxification were found. There were no false negatives at day 1. Sensitivities for the other biomarkers were 40.4 % for MCV, 73.1 % for GGT and 69.2 % for % CDT, respectively. The correlation between alcohol intake in the last seven days prior to hospitalisation and PEth was r=.427, p<0.05. No gender differences were found for PEth levels at any time point. Conclusion: Our data suggest, that PEth is 1) a suitable intermediate term marker of ethanol intake in both sexes, 2) sensitivity is extraordinary high in alcohol dependent patients. The results add further evidence to the data that suggest that PEth has potential as a candidate for a sensitive and specific biomarker, which reflects longer lasting intake of higher amounts of alcohol and seemingly has certain advantages over traditional biomarkers. 007 VEGF-A Serumspiegel im Alkoholentzug Annemarie Heberlein (Universität Erlangen, Klinik für Psychiatrie) B. Lenz, H. Frieling, M. Muschler, S. Bleich, T. Hillemacher Einleitung: Vascular endothelial growth factor A (VEGF-A) gilt als einer der Hauptregulatoren der Angioneogenese. Besonders in Hinblick auf die Tumorbildung und das Tumorwachstum wurde VEGF-A intensiv untersucht. Hier wurde mehrfach beschrieben, dass hohe Spiegel von VEGF-A einen negativen prognostischen Parameter bezogen auf die Tumorgröße und das Tumorwachstum darstellen. Neben seiner angioproliferativen Wirkung wurde VEGF-A jedoch auch mit neuroprotektiven Wirkungen in Zusammenhang gebracht. Zudem wurde auch die Rolle von VEGF-A in der Immunregulation beschrieben. Auch ein möglicher Zusammenhang zwischen VEGF-A und Depressionen wurde postuliert. Ziel unserer Untersuchung war es, mögliche Veränderungen der VEGF-A Serumspiegel bei alkoholabhängigen Patienten im Alkoholentzug zu untersuchen. Methode: Insgesamt wurden 75 männliche Patienten in die Studie eingeschlossen, die nach ICD-10 Kriterien unter einer Alkoholabhängigkeit litten und sich stationär zum Alkoholentzug in Behandlung begaben. VEGF-A Serumspiegel wurden an Tag 0, 7 und Tag 14 des Alkoholentzugs untersucht. Gleichzeitig wurden affektive Veränderungen während des Alkoholentzugs erhoben (BDI, STAI I+II, Craving: PACS und OCDS). Die Bestimmung der VEGF-A Serumspiegel erfolgte mit Hilfe des ELISA (R&D). Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe von SPSS 17.0. Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden einen signifikanten Anstieg der VEGF-A Serumspiegel während des Alkoholentzugs von Tag 0 59 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 zu Tag 14. An Tag 14 fanden wir eine signifikante Erhöhung der VEGF-A Serumspiegel im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen (p<0.001) und im Vergleich zu Tag 0 des Alkoholentzugs (p=0.009). Zudem fanden wir einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Anstieg der VEGF-A Serumkonzentrationen an Tag 14 und der Alkoholintoxikation an Tag 0 des Alkoholentzugs (r=0.264, p=0.038). Gleichzeitig fanden wir eine Abhängigkeit der VEGF-A Serumspiegel an Tag 14 von der Schwere der Alkoholabhängigkeit (SESA-Skala) und dem Grad der Alkoholintoxikation an Tag 0 des Alkoholentzugs (F=5.656, p=0.006). über den Untersuchungszeitraum wurden dokumentiert. S100ß könnte ähnlich dem Homocystein als Verlaufsparameter eines akuten Alkoholentzugssyndroms geeignet sein. Da die Patienten im Rahmen der qualifizierten Entzugsbehandlung ausreichend medikamentös unterstützt wurden und entsprechend im Mittel nur mäßige Entzugssyndrome boten und die Anzahl der Untersuchten nur gering war, scheint S100ß als indirekter Marker für Stress und glutamaterge Aktivität im Alkoholentzug möglicherweise von einer gewissen Relevanz. 009 Erhöhte Schmerzempfindlichkeit im Alkoholentzugssyndrom korreliert mit depressiven Symptomen 008 S100ß und Homocystein im Serum von alkoholabhängigen Patienten im akuten Alkoholentzugssyndrom Dirk Wedekind (Universität Göttingen, Psychiatrie und Psychotherapie) K. Neumann, U. Havemann-Reinecke Einleitung: Erhöhungen von Homocysteinspiegel im Serum sind bei der Alkoholabhängigkeit und insbesondere im Alkoholentzugssyndrom ein solider Befund. Erhöhungen des Cytokins S100ß zeigen sich bei diversen neuropsychiatrischen Erkrankungen. Aufgrund der engen Verbindung von S100ß mit der ACTH- und Glutamat-Sekretion, die kausal in neurodegenerative Prozesse bei der Alkoholkrankheit involviert sein könnten, wird die Hypothese untersucht, ob parallel zur Homocystein Erhöhung auch S100ß im Serum beim akuten Alkoholentzugssyndrom erhöht ist. Methode: 22 Männer und 9 Frauen (Alter 47 ± 9 Jahre) mit einer Alkoholabhängigkeit ohne relevante Achse-I Komorbidität wurden zu vier Zeitpunkten, unmittelbar nach Aufnahme zur Alkoholentgiftung, nach 24, 48 und 120 Stunden untersucht. S100ß- und Homocysteinspiegel im Serum wurden gemessen und zu allen Zeitpunkten die Ausprägung des Entzugssyndroms (Wetterling Skala / AWS) erhoben. Blutethanolspiegel bei Zeitpunkt 1, verabreichte Medikation zur qualifizierten Behandlung des Entzugssyndroms, Länge und aktuelle Schwere der Abhängigkeit wurden erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Wie erwartet fand sich eine signifikante Abnahme der Homocystein Serumspiegel vom Zeitpunkt 0 bis zum Zeitpunkt 120 Stunden (p< 0.05). S100ß-Serumspiegel zeigten ein Maximum nach 24 Stunden und nahmen dann ebenfalls bis zum Endzeitpunkt kontinuierlich und signifikant ab (p<0.05). Beide Parameter korrelierten mit einer signifikanten Abnahme der Entzugssymptomatik (nach AWS, p<0.05) über den Untersuchungszeitraum. Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang dieser Variablen zum Geschlecht, verabreichter Entzugsmedikation oder der Schwere und Dauer der Abhängigkeit. Keine Entzugsanfälle 60 Thomas Jochum (Klinik für Psychiatrie und, Psychotherapie Jena) K.-J. Bär Einleitung: Im Tiermodell konnte bereits gezeigt werden, dass der Entzug von analgetisch wirksamen Substanzen wie Opiode und Alkohol mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber schmerzhaften Stimuli verbunden ist. Methode: In der vorliegenden Studie untersuchen wir die Reaktion auf thermale und elektrische Schmerzreize bei 30 männlichen Alkoholikern im akuten Alkoholentzug und einer alterskorreliereten Kontrollgruppe, wobei die Stimuli jeweils an der linken Hand und dem Sternum appliziert wurden. Zur Einschätzung der vorliegenden Alkoholentzugssymptomatik wurden wissenschaftlich evaluierte Tests eingesetzt. Ergänzend wurde der BDI Fragebogen angewendet, um den Einfluss der depressiven Symptomatik auf die Schmerzwahrnehmung zu untersuchen. Diskussion / Ergebnisse: In unserer Studie zeigten Patienten im akuten Alkoholentzug eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit am Sternum und der linken Hand. Die Schmerzschwellen und -toleranz unterschieden sich aber nicht bei elektrischer Stimulation. In unseren Ergebnissen zeigte sich ein deutlicher Einfluss des Affekts auf die Schmerzverarbeitung. Zusammenfassend, zeigen wir eine entzugsgetriggerte Hyperalgesie gegenüber Wärmeschmerzreizen bei Patienten im akuten Alkoholentzug. Weiterhin konnten wir den Einfluss affektiver Symptome auf die Schmerzwahrnehmung demonstrieren. 010 Niedrige D2/3-Rezeptor-Verfügbarkeit korreliert mit erhöhter Schmerzsensitivität in entgifteten Patienten mit Alkoholabhängigkeit und gesunden Kontrollen Katja Spreckelmeyer (RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie) M. Paulzen, A. Weymanns, S. Oehlschläger, J. Van Waesberghe, R.-D. Treede, I. Vernaleken, M. Raptis, W. Schäfer, F. Rösch, G. Gründer Einleitung: Patienten mit Alkoholabhängigkeit zeigen eine höhere Schmerzsensitivität als gesunde Kontrollen. Zusätzlich verfügen die Patienten über ein hypoaktives Dopaminsystem. Es gibt Hinweise, dass der Neurotransmitter Dopamin eine wichtige Rolle bei der Regulation von Schmerz spielt. Ziel der Studie war die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Dopaminausschüttung und somatosensorischer Wahrnehmung bei Alkoholpatienten und gesunden Kontrollen. Methode: Zwölf Patienten (nach Entzug) und 12 gesunde Kontrollen nahmen an der standardisierten Überprüfung des Temperaturund Berührungsempfindens mithilfe der Quantitativen Sensorischen Testung (QST, Treede 2006) teil. Zur Erfassung des Alkoholkonsums bei Patienten (retrospektiv) und Kontrollen wurde der AUDIT score (Alcohol Use Disorder Identification Test) erhoben. Zehn Patienten und 10 Kontrollen nahmen zusätzlich an einer Messung der Dopaminrezeptor-Verfügbarkeit im Positronen-Emissions- Tomographen (PET) unter Einsatz des D2/3-Rezeptor sensitiven Liganden [F18]Fallyprid teil. Berechnung der Bindungspotentiale (BPND)erfolgte durch das ‚Simplified Reference Tissue Model’. Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Diskussion / Ergebnisse: In beiden Gruppen zeigte sich eine negative Korrelation der Schmerzsensitivität mit dem im AUDIT score erfassten Alkoholkonsum. Die PET-Messung ergab eine positive Korrelation zwischen der individuellen Schwelle für Druckschmerz und der D2/3-Rezeptor-Verfügbarkeit im Thalamus und im Striatum. Die Ergebnisse weisen auf einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Schmerzwahrnehmung hin. Die Rolle von Dopamin als Mediator von Schmerz-Regulation wird durch die Ergebnisse bestätigt. 011 Zusammenhänge zwischen erhöhtem Endorphinspiegel im Entzug, frühen Traumatisierungen und PTSD bei alkoholabhängigen Patienten Daniel Lüdecke (Institut für Medizinsoziologie, UK HamburgEppendorf) H. Menger, K. Homann, J. Schulze-Thüsing, L. Teske, J. Reimer, J. Hissbach, K. Wiedemann, I. Schäfer Einleitung: β-Endorphin wird mit den Verstärkereffekten von Alkohol und anderen Suchtmitteln sowie mit Symptomen von Ängstlichkeit und Depression bei alkoholabhängigen Patienten im Entzug in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wurden erhöhte β-Endorphinspiegel bei Patienten mit Posttraumatischer Bela stungsstörung (PTSD) gefunden. Trotz der hohen Raten von Traumatisierungen und Posttraumatischen Störungen bei alkohol abhängigen Patienten wurden mögliche Zusammenhänge mit β-Endorphin bei dieser Diagnosegruppe bislang nicht untersucht. Methode: Bei N=26 Patienten einer Alkoholentzugsstation (27 % weiblich, 73 % männlich) wurde an Tag 2 (t1) und Tag 14 (t2) ihres Aufenthaltes β-Endorphin im Plasma bestimmt. Neben Symptomen von Angst (STAI), Depression (BDI) und Posttraumatischem Stress (PDS) wurden Charakteristika der Alkoholabhängigkeit (OCDS-d, EuropASI) und frühe Traumatisierungen (CTQ) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Patienten mit frühen Traumatisierungen (46 %) zeigten im akuten Entzug (t1) signifikant höhere β-Endorphinspiegel als nicht traumatisierte Patienten (M=78,1 pg/ ml vs. 56,2 pg/ml; t24=5.07, p<.05; d=.88). Zu diesem Zeitpunkt fanden sich Korrelationen mit dem CTQ-Gesamtscore (r=.45, p<.05) sowie den Subskalen „Körperliche Misshandlung“ (r=.52, p<.01) und „Emotionale Misshandlung“ (r=.46, p<.05). Nach Ende des Entzuges (t2) waren diese Unterschiede nicht mehr festzustellen. Während Angst, Depression und Craving keine signifikanten Zusammenhänge mit dem β-Endorphinspiegel zeigten, war dies für das Ausmaß der PTSD-Symptomatik (PDS) der Fall (r=.51, p<.01). In einer Partialkorrelation zeigte sich, dass die PTSD-Symptomatik ein wichtiger Mediator für die Zusammenhänge zwischen frühen Traumatisierungen und β-Endorphinspiegel war. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei alkoholabhängigen Patienten Zusammenhänge zwischen frühen Traumatisierungen bzw. PTSDSymptomen und erhöhtem β-Endorphinspiegel existieren. Analog zu anderen neuroendokrinen Veränderungen könnten diese Zusammenhänge auf eine erhöhte Reaktivität auf Stress im Rahmen des akuten Entzuges hinweisen. Künftige Studien zur Bedeutung von β-Endorphinen bei alkoholabhängigen Patienten sollten potentielle Einflüsse früher Traumatisierungen und posttraumatische Störungen berücksichtigen. 012 Verlaufsklassifikationen bei alkoholabhängigen Patienten – Zusam menhänge zwischen Typ A / Typ B und frühen Traumatisierungen Juliane Schulze-Thüsing (Uniklinik Hamburg-Eppendorf, Klinik für Psychiatrie) L. Teske, K. Homann, C. Haasen, J. Reimer, A. Karow, J. Hissbach, I. Schäfer Einleitung: Suchterkrankungen zählen zu den psychischen Störun- gen, bei denen der Einfluss früher traumatischer Erlebnisse, wie sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlung, auf ihren Verlauf am Besten belegt sind. Betroffene Patienten weisen unter Anderem einen früheren Beginn der Abhängigkeit, eine hohe familiäre Belastung mit Suchterkrankungen und ein stärkeres Ausmaß komorbider psychischer Störungen auf. In gängigen Verlaufsklassifikationen der Alkoholabhängigkeit (z. B. Cloninger 1981, Barbor 1992, Schuckit 1995) wird eine Gruppe von Patienten mit ähnlichen Merkmalen als eigenes Cluster beschrieben. Dabei wurde von Schuckit diese Patientengruppe als Typ B von Patienten mit späterem Beginn, geringerer familiärer Belastung und geringerer psy chiatrischer Komorbidität abgegrenzt (Typ A) und eine höhere genetische Belastung angenommen. In der vorliegenden Studie wurden Zusammenhänge zwischen diesen Verlaufstypen, frühen Traumatisierungen und komorbiden posttraumatischen Störungen untersucht. Methode: Bei N=120 Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit nach DSM-IV (42 % weiblich, 58 % männlich) wurde während des qualifizierten Alkoholentzuges ein Interview durchgeführt, in dem alle Charakteristika zur Subtypisierung des Patientenkollektives in Typ A und Typ B nach Schuckit (1995) anhand standardisierter Instrumente erfasst wurden (EuropASI, SCID-I/-II, SIGAD, TPQ, MAST und BSI). Sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlung wurde mit Hilfe des STI erfasst, Posttraumatische Belastungsstörungen anhand des SCID-I. Diskussion / Ergebnisse: Von den untersuchten Patienten wurden 45 anhand der Kriterien von Schuckit als Typ B identifiziert (36 Männer, 9 Frauen). Patienten dieser Gruppe wiesen signifikant häufiger frühere Traumatisierungen in der Vorgeschichte auf als Patienten des Typ A (29,3 % vs. 51,1 %; p=0.01). Im Hinblick auf das Vorliegen einer aktuellen Posttraumatischen Belastungsstörung fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen (p=0.30). Von Bedeutung schienen insbesondere Zusammenhänge mit weiterer Komorbidität und der Trinkmenge, die signifikante Zusammenhänge mit frühen Traumatisierungen zeigten. Die Ergebnisse weisen auf Zusammenhänge zwischen frühen Traumatisierungen und den etablierten Verlaufstypen der Alkoholabhängigkeit hin. Neben der Annahme, dass es sich dabei um genetisch determinierte Subtypen handeln könnte, sollte auch Zusammenhängen mit gravierenden psychosozialen Einflüssen weiter nachgegangen werden. 013 Frühe negative Entwicklungsbedingungen, Krankheitsverlauf und aktuelle Symptomatik bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit Simon Wiedmann (UKE, Hamburg) J. Schulze-Thüsing, L. Teske, K. Homann, C. Haasen, J. Reimer, A. Karow, I. Schäfer Einleitung: Zahlreiche Studien belegen Zusammenhänge zwischen belastenden Faktoren in der Kindheit und späteren substanzbezogenen Störungen. Allerdings konzentrierten sich die meisten Untersuchungen ausschließlich auf frühe Traumatisierungen wie sexuellen Missbrauch und körperliche Misshandlung. Ziel dieser Studie war es, ein breiteres Spektrum belastender früher negativer Entwicklungseinflüsse und Zusammenhänge mit dem Krankheitsverlauf und der Symptomatik bei alkoholabhängigen Patienten zu untersuchen. Methode: In die Studie wurden N=162 konsekutiv zum qualifizierten Entzug aufgenommene Patienten/-innen (70 % männlich, 30 % weiblich) mit einer Alkoholabhängigkeit nach DSM-IV eingeschlossen. Analog zur „Adverse Childhood Experiences Studie“ (ACE-Studie, Felitti et al. 1998) wurden insgesamt neun belastende Faktoren in der Kindheit (sexueller Missbrauch, körperliche und emotionale Misshandlung, physische und emotionale Vernachlässigung, frühe Trennung von und Gewalt zwischen den Eltern, psy- 61 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 chische Probleme und Substanzmissbrauch der Eltern) anhand standardisierter Instrumente erhoben. Verlauf und aktuelle Symptomatik wurden anhand von BDI und EuropASI erfasst. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver Verfahren und Varianzanalyse. Diskussion / Ergebnisse: Nur N=12 (7 %) der Patienten berichteten keinen der untersuchten belastenden Faktoren in der Kindheit. N=76 (47 %) berichteten 1 – 3 Faktoren, N=47 (29 %) 4 – 6 und N=27 Patienten (17 %) 7 – 9 belastende Faktoren. Frauen wiesen im Durchschnitt mehr belastende Faktoren auf (M=3,28 vs. F=4,43; t=-2,85; df=160; p<0,005). Zwischen der Anzahl belastender Faktoren in der Kindheit und dem Verlauf der Abhängigkeit zeigten sich deutliche Zusammenhänge. So sank pro weiterem belastenden Faktor das Alter bei Beginn der Abhängigkeit um ca. 1 Jahr, der Gesamtscore des EuropASI stieg um 0.01 und die Punktzahl im BDI um 1.75. Weiter fanden sich in Abhängigkeit von der Anzahl der belastenden Faktoren im Verlauf mehr Krankenhausaufenthalte und stationäre Entgiftungen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung früher negativer Entwicklungsbedingungen für den Verlauf und die aktuelle Symptomatik bei alkoholabhängigen Patienten. Neben sexuellen und physischen Traumatisierungen scheint dabei ein breites Spektrum früher belastender Faktoren von Bedeutung zu sein. 014 Welchen therapeutischen Gewinn bietet die Durchführung einer qualifizierten Entzugsbehandlung bei alkoholabhängigen Patienten? Ein Vergleich zweier Entgiftungsmodelle Sabine Löber (ZI Mannheim, Suchtklinik) H. Nakovics, F. Wagner, F. Kiefer, K. Mann, B. Croissant Einleitung: Während im Rahmen der Reformen des Gesundheitssystems ein erheblicher Druck zur Kostenreduktion und Verkürzung von Liegezeiten besteht, bietet im Bereich der Versorgung suchtkranker Patienten gerade die Verlängerung der Entgiftungsbehandlung eine Möglichkeit, die Effektivität und Kosteneffizienz der Behandlung zu erhöhen. Im Rahmen der qualifizierten Entzugsbehandlung wird gegenüber der reinen Entgiftung die Entgiftungssituation genutzt, um eine Veränderungsmotivation aufzubauen, eine Perspektive für die Weiterbehandlung zu erarbeiten und erste Strategien zur Aufrechterhaltung der Abstinenz zu vermitteln. Dies erfordert die Íntegration psychotherapeutischer Elemente in die Behandlung und eine Dauer der Behandlung von in der Regel 3 Wochen. Methode: In der vorliegenden Untersuchung wurden Daten zum Behandlungserfolg von 56 Patienten erhoben, die an einer reinen Entgiftungsbehandlung erhoben und dem Therapieerfolg von 61 Patienten, die an einer qualifizierten Entzugsbehandlung teil genommen hatten, gegenübergestellt. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigen sich sowohl hinsichtlich der Rückfallhäufigkeit als auch der Teilnahme an Selbsthilfegruppen und der Inanspruchnahme weiterer Therapieangebote zur langfri stigen Sicherung der Abstinenz deutliche Vorteile für die qualifizierte Entzugsbehandlung. Schlussfolgerung: Auch wenn es sich hierbei nicht um eine direkte Vergleichsuntersuchung mit randomisierter Zuordnung der Patienten zu den verschiedenen Behandlungsangeboten handelt, unterstützen diese Ergebnisse die Idee und Konzeption der qualifizierten Entzugsbehandlung. 015 Maladaptive Schemata bei Alkoholabhängigkeit Nicole Pfaffenberger (Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Innsbruck, Österreich) A. Hofer, A. Kaufmann, C. Hörtnagl, F. Biedermann, G. Kemmler, V. Günther, W. W. Fleischhacker Einleitung: Gängige Therapiemodelle zur Entwöhnungsbehand- 62 lung bei Alkoholabhängigkeit haben nicht zuletzt aufgrund hoher psychiatrischer Komorbiditätsraten nur eingeschränkte Erfolge zu verzeichnen. Einen alternativen Behandlungszugang stellt möglicherweise die Schematherapie nach Young dar, die maladaptive Schemata als Ursache für jene dysfunktionalen Bewältigungsreaktionen versteht, die im DSM-IV als Kriterien von Persönlichkeitsstörungen definiert sind. Somit erscheint eine Veränderung nur möglich, wenn neben den Reaktionsmustern auch die zu Grunde liegenden maladaptiven Schemata modifiziert werden. Im Rahmen einer Pilotstudie wurde untersucht, ob bei alkoholabhängigen Pa tientInnen mit und ohne komorbider Persönlichkeitsstörung ein bestimmtes maladaptives Schema bzw. Schemacluster dominiert. Methode: 30 PatientInnen wurden am Ende einer elektiven stationären Alkoholentzugsbehandlung in die Studie eingeschlossen. Neben der Erhebung soziodemographischer Parameter wurden zur Diagnose komorbider Persönlichkeitsstörungen Strukturierte Klinische Interviews nach DSM-IV für Achse II durchgeführt. Die Erfassung maladaptiver Schemata erfolgte mittels des Schemafragebogens nach Young (YSQ-S3). Diskussion / Ergebnisse: An der Untersuchung nahmen insgesamt 7 Frauen und 23 Männer teil, das Durchschnittsalter betrug 44,17 Jahre (± 7,93). Insgesamt fand sich bei 40 % der Befragten minde stens eine komorbide Persönlichkeitsstörung, wobei keine spezifische Achse-II-Diagnose herausragte. Maladaptive Schemata ließen sich bei 70 % der PatientInnen identifizieren. Von den insgesamt 18 vordefinierten Kernschemata dominierten „Verlassenheit“ und „Pessimismus“ mit jeweils 33,3 % sowie „Überhöhte Standards“ (30 %). In der Behandlung von alkoholkranken Personen scheint eine Schemadiagnostik in jedem Fall sinnvoll. Auf Grundlage der erhobenen Daten darf angenommen werden, dass bei ungefähr einem Drittel der PatientInnen sehr tiefliegende Verlustängste sowie katastrophisierende Grundannahmen vorliegen. Eine spezielle Berücksichtigung dieser Schemata im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung kann möglicherweise die Abstinenzfähigkeit Betroffener wesentlich erhöhen. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-009 Posterpräsentation Therapie/Prävention (F1) Vorsitz: J. Böning (Höchberg) 001 Strukturelle Hemmnisse in der Substitution und infektiologischen Versorgung Opiatabhängiger Jens Reimer (Psychiatrie Psychotherapie, Uniklinik Hamburg) D. Gansefort, B. Schulte, C. Haasen Einleitung: Trotz nachgewiesenem Erfolg der Substitutionsbehand lung und steigenden Patientenzahlen geht die Zahl aktiv substituierender Ärzte nicht mit der steigenden Nachfrage einher. Erfolgt keine Zunahme von Ärzten, die sich an der Substitutionsbehandlung beteiligen, wird sich die Versorgungssituation weiter ver schärfen. Grundvoraussetzung für eine Trendwende wäre eine Perspektive, die es für die Ärzte lohnenswert macht, sich dieser anspruchsvollen Patientengruppe vermehrt anzunehmen. Dazu sind jedoch Lösungsansätze für eine Vielzahl von identifizierten strukturellen Problemen in der medizinischen Versorgung von Substitutionspatienten notwendig. Ziel: Identifikation von strukturellen Hemmnissen in der Substitution und infektiologischen Versorgung Opiatabhängiger, um eine Diskussionsgrundlage zur Verbesserung der medizinischen Versorgung Substituierter zu bieten. Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Methode: Deskriptive Expertenbefragung zur Versorgungssitua tion Substituierter in Deutschland mittels Fokusgruppenansatz anhand eines strukturierten, anonymen Fragebogens, der im Rahmen des 17. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) e.V. ausgeteilt wurde. Weiteren DGS-Mitgliedern, die nicht am Kongress teilnahmen, wurde der Fragebogen postalisch zugesandt. Diskussion / Ergebnisse: Die fehlende Resonanz sehen die 150 in der Substitution tätige Befragten in den rechtlichen Rahmenbedingungen, in der Unverhältnismäßigkeit zwischen finanzieller Ver gütung und Aufwand sowie in der mangelnden interdisziplinären Kooperation in der Behandlung von Begleiterkrankungen begründet. Strukturelle Verbesserungsvorschläge zielen entsprechend auf eine Verbesserung der administrativen und juristischen Rahmenbedingungen (23,8 %), eine bessere finanzielle Honorierung (21,3 %), eine bessere Vernetzung zwischen den an der Substitutionsbehandlung beteiligten Fachgruppen und auf einen quantitativen Ausbau der psycho-sozialen Betreuung (jeweils 11 %) ab. Die infektiologische Versorgung wird in einem Großteil der Praxen selbstständig durchgeführt, Präventionsmaßnahmen zu drogenassoziierten Infektionskrankheiten sind in allen Praxen fester Bestandteil der Substitution. Diskussion: Die strukturellen Hemmnisse in der medizinischen Versorgung Substituierter sind identifiziert und erfordern eine Anpassung der Rahmenbedingungen und Anreizsysteme, um diese für die Zukunft sicherzustellen. 002 Genderspezifische Aspekte in der Behandlung Medikamentenabhängiger in einer speziellen Therapiegruppe Arnold Wieczorek (AHG Kliniken Daun, Klinik Thommener Höhe, Darscheid) R. Schulz, N. Bergemann Einleitung: Schätzungen gehen derzeit in Deutschland von 1,4 bis 1,9 Millionen medikamentenabhängigen Personen aus, wovon ca. 1,1 Millionen abhängig von Benzodiazepinderivaten und 500.000 abhängig von Schmerzmitteln sein sollen (ähnlich hohe Zahl wie Alkoholabhängige). Insbesondere Frauen nehmen bis zu zweimal häufiger als Männer psychotrope Medikamente, wie z. B. Beruhigungs- und Schlafmittel, Antidepressiva, Schmerzmittel und Medikamente zur Gewichtsreduktion ein. Aufgrund der in vielen Fällen wesentlichen Unterschiede der Entwicklungsfaktoren einer Medikamentenabhängigkeit, der zugrunde liegenden Risikofaktoren, der geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede, der zusätzlich voliegenden komorbiden psychischen Störungen wird suchtmedizinisch schon lange die Entwicklung und Implementierung spezifischer Rehabilitationsangebote für medikamentenabhängige Personen gefordert, die insbesondere gesplechtsspezifische Unterschiede innerhalb dieser Gruppe angemessen berücksichtigt. Methode: Auf der Grundlage unserer Basisdokumentation Sucht werden suchtspezifische, biographische, soziodemographische und psychosoziale Patientenmerkmale von medikamentenabhängigen Frauen und Männern der Entlassjahrgänge 2007 und 2008 miteinander und in Bezug auf die Gesamtstichprobe aller behandelten Patienten verglichen und geschlechtsspezifische Unterschiede herausgestellt. Darüber hinaus erfolgt eine geschlechtsspezifische Auswertung der einzelnen Abhängigkeitsdiagnosen und weiterer komorbider psychischer Störungen. Diskussion / Ergebnisse: Aufgrund der in vielen Fällen wesent lichen Unterschiede • der Entwicklungsfaktoren einer Medikamentenabhängigkeit • der substanzbezogenen Unterschiede • der zugrunde liegenden Risikofaktoren • der geschlechts- und altersspezifischen Unterschiede • und zusätzlich vorliegenden komorbiden psychischen Störungen ist ein spezifisches Rehabilitations angebot für Medikamentenabhängige erforderlich, das auch geschlechtsspezifische Aspekte angemessen berücksichtigt. Das rehabilitationsspezifische Angebot für Medikamentenabhängige in einer speziellen Therapiegruppe bietet eine wirksame Behandlung für Medikamentenabhängige. 003 Traumatherapie in der stationären Suchttherapie – erste Ergeb nisse eines Forschungsprojekts Martin Zobel (Psychologische Praxis, Koblenz) P. Missel, C. Quinten, M. Vogelgesang, N. Bergemann Einleitung: Menschen mit Suchtproblemen berichten überzufällig häufig von Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in Kindheit, Jugend und im Erwachsenenalter. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) hat sich als ein therapeutisches Verfahren gezeigt, das sich in besondere Weise zur Behandlung von psychischen Traumata eignet. Die kontrollierte Studie soll zeigen, ob eine traumafokussierte Behandlung mit EMDR im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung anderen Verfahren gleichwertig oder überlegen ist. Methode: Die Patienten der Behandlungsgruppe erhalten das Angebot einer traumafokussierten Behandlung mit Schwerpunkt auf der EMDR-Methode, die Patienten der Kontrollgruppe erhalten andere traumatherapeutische Verfahren. Erhoben werden u. a. typische Traumasymptome mittels SKID, Impact of Event Scale (IES) sowie die aktuelle subjektive Belastung durch das Ereignis. In einem Prä-Post-Design sollen Gruppenunterschiede vor und nach sowie ein Jahr nach der Traumabehandlung gemessen werden. Diskussion / Ergebnisse: In der bisherigen Laufzeit des von der DRV-Bund geförderten Projekts wurden insgesamt 65 Patientenbehandlungen durchgeführt. Insgesamt zeigen die bisherigen Daten, dass eine traumafokussierte Behandlung in beiden Behandlungsgruppen messbare positive Veränderungen hinsichtlich der Bela stung durch ein traumatisches Ereignis ergab. Bezüglich der PräPost-Differenzen zeigten Patienten in der EMDR-Gruppe eine höhere Abnahme der Traumafolgesymptome. Die Ergebnisse zeigen, dass auch im Rahmen einer stationären Entwöhnungsbehandlung eine effektive Traumabehandlung durchgeführt werden kann. Die EMDR-Methode erweist sich dabei nach den bisher vorliegenden Daten als effektiver als andere traumatherapeutische Ver fahren. 004 Multimodales Neuroimaging und antipsychotische Therapie mit Aripiprazol bei substanzinduziertem Dermatozoenwahn Markus Kölle (Universitätsklinikum Ulm, Psychiatrie III) A. Huwe, M. Luster, S. N. Reske, M. Spitzer, N. Osterfeld, C. Schönfeldt-Lecuona, R. Freudenmann Einleitung: Dermatozoenwahn kann als isolierte psychische Störung, als Folge einer gehirnorganischen Veränderung, beispielsweise einer vaskulären Encephalopathie, oder in Form einer substanzinduzierten psychotischen Störung auftreten. Die Pathophysiologie des Syndroms ist bislang unbekannt. Aktuelle Therapierichtlinien existieren nicht. Zur Therapie der Störung mit atypischen Antipsychotika existieren Einzelfallberichte. Methode: Wir berichten den Fall einer 27-jährigen Patientin, die nach einer etwa ein halbes Jahr dauernden Episode des Konsums von Amphetaminen einen Dermatozoenwahn entwickelt hatte. cMRT, EEG und Liquordiagnostik zeigten Normalbefunde. F-DOPA-PET, FP-CIT-SPECT, FDG-PET, und IBZM-SPECT vor Beginn einer antipsychotischen Therapie bei nachgewiesener Amphetamin-Abstinenz zeigten eine geminderte DOPA-Aufnahme in präsynaptische dopaminerge Neurone sowie eine asymmetrische Be legung in Striatum und Thalamus (Nucl. caudatus rechtsbetont, Putamen und Pallidum linksbetont, Thalamus linksbetont) bei normalem Anreicherungsverhalten an Dopamin-Transportern prä synäptisch und D2-Rezeptoren postsynaptisch. Die Therapie mit 63 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Aripiprazol wurde begonnen. Eine Verlaufskontrolle nach zwei Wochen Therapie zeigte bei einem Aripiprazol-Spiegel im therapeutisch üblichen Bereich eine deutliche klinische Besserung. Eine IBZM-SPECT zeigte nun erwartungsgemäß eine deutlich reduzierte Bindung an D2-Rezeptoren. Eine FDG-PET zeigte eine jetzt symmetrische und stärkere Belegung des Nucleus caudatus, eine in etwa konstante Belegung des Putamen und Pallidum im Vergleich zur Voruntersuchung sowie eine Umkehrung der asymmetrischen Belegung des Thalamus mit jetzt rechtsbetonter Anreicherung. Diskussion / Ergebnisse: Der Fallbericht beschreibt erstmals mittels FDG-PET gemessene Alterationen des Glukosemetabolismus in dopaminergen Zielgebieten bei substanzinduziertem Dermatozoenwahn sowie deren Veränderung unter antipsychotischer Therapie. Der Fall liefert somit erstmals auf der Basis funktioneller Neuroimaging-Untersuchungen Hinweise auf eine gestörte Funk tion von Thalamus und Striatum als mögliche Ursache der pathophysiologisch bislang nicht verstandenen Störung. Ebenso wird erstmals die erfolgreiche Therapie eines substanzinduzierten Dermatozoenwahns mit Aripiprazol beschrieben. 005 „Assoziationsspaltung“ eine neue Technik zur Reduktion des Suchtverlangens Birgit Hottenrott (Universitätsklinikum Hamburg, Psychiatrie, Neuropsychologie) L. Jelinek, R. Veckenstedt, S. Moritz Einleitung: Die Technik „Assoziationsspaltung“ wurde ursprünglich für Menschen mit einer Zwangsstörung entwickelt. Hier zeigten sich in ersten Studien vielversprechende Ergebnisse (z. B. Symp tomreduktion, subjektive Bewertung der Maßnahme). Ähnlich wie bei der Zwangsstörung, stellen auch bei der Alkoholkrankheit wiederholte, quälende intrusive Gedanken, das sogenannte Suchtverlangen oder Craving, Kernmerkmale der Störung dar, welche auf Standardinterventionen oft nur unzureichend ansprechen. Um dem daraus abgeleiteten Bedarf an alternativen Therapien nachzukommen, wurde die Technik „Assoziationsspaltung“ nunmehr für die Alkoholkrankheit angepasst. Assoziationsspaltung basiert auf Netzwerkmodellen, und bedient sich des kognitiven Prinzips der Assoziationsauffächerung. Die Methode zielt auf die Schwächung Alkohol-bezogener Assoziationen (z. B. Korn – trinken oder Schnaps – Entspannung) durch die Ausbildung und Stärkung neutraler Assoziationen (z. B. Korn – Getreide oder Schnaps – Schnappschuss). Methode: Die Technik wurde im Rahmen einer internetbasierten Machbarkeitsstudie in Selbstanwendung über 4 Wochen an 31 Alko holabhängigen evaluiert. Die Probanden wurden über Selbsthilfeforen rekrutiert. Als Outcome-Parameter dienten die Selbstratings in der Obsessive Compulsive Drinking Scale (OCDS) zum präund post-Zeitpunkt sowie eine subjektive Bewertung der Technik. Diskussion / Ergebnisse: Nach dem Interventionszeitraums von 4 Wochen gaben 39 % (intention-to-treat Auswertung) bzw. 60 % (per protocol Auswertung) der Teilnehmer an, von der Maßnahme profitiert zu haben (mittlerer Symptomrückgang von 32 % im OCDS-Score). Für Probanden, die keinen Effekt durch die Intervention registrierten, ergab sich hingegen nur ein Rückgang im OCDS-Score von 5 %. Es wird die Notwendigkeit neuer, niedrigschwelliger Therapieangebote (Selbsthilfetechnik) sowie der mögliche Vorteil einer therapeutengestützten Anwendung der Technik diskutiert. Zudem wird ein Ausblick auf eine laufende Studie gegeben, in der die Methode als Gruppenintervention bei stationären Patienten angeboten wird und in ihrer Effektivität einer Kontrollbedingung gegenüber gestellt wird. 64 006 CAN Stop – Entwicklung und Evaluation eines indizierten Präventionskonzepts für Jugendliche und junge Erwachsene mit problematischem Cannabiskonsum Nina Weymann (UKE, DZSKJ, Hamburg) C. Baldus, A. Miranda, K. Moré, O. Reis, R. Thomasius Einleitung: Cannabis ist die von jungen Menschen in Deutschland am häufigsten konsumierte illegale Droge. Ein junges Erstkonsum alter birgt ein erhöhtes Risiko für kognitive, soziale und psychische Probleme. Um entsprechende Entwicklungen zu verhindern bzw. aufzuhalten, bedarf es eines niedrigschwelligen indizierten Präventionsangebots, das die Jugendlichen flächendeckend in verschiedenen Settings (Jugend- und Suchthilfe, medizinisches Hilfesystem, Jugendstrafvollzug) erreicht. Eine Herausforderung bei der Entwicklung einer solchen Intervention besteht in der großen Bandbreite der in diesen Kontexten zu erreichenden Jugendlichen sowie der den unterschiedlichen Erfahrungs- und Ausbildungshintergründen der Personen, die dort mit den Jugendlichen arbeiten. Methode: Wir entwickelten mit CAN Stop eine eng manualisierte Gruppenintervention über 8 Sitzungen. Inhalte sind Psychoedu kation, Selbstbeobachtung, Verbesserung der Selbstwirksamkeit, Umgang mit Stress und Gefühlen, Abgrenzung gegenüber Peers und Rückfallprophylaxe. Die einzelnen Sitzungen sind klar strukturiert und primär auf durchführende Trainer ohne therapeutische Ausbildung oder Gruppenerfahrung zugeschnitten. Nach einer Pilotstudie begann im April 2009 die Datenerhebung der Hauptstudie. 238 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 21 Jahren werden in einem randomisierten kontrollierten Prä-postfollow-up-Design untersucht. Die Teilnehmer berichten soziodemographische Daten, Drogenanamnese, psychosoziale Probleme (YSR, YASR), Familien- und Peerbeziehungen, Phasen der Ver änderungsmotivation, Behandlungszufriedenheit, Abhängigkeitssymptome, Konsumerwartungen, Selbstwirksamkeit und Peer resistance. Die Trainer geben Auskunft über ihren beruflichen Hintergrund, ihre Einstellung zu Cannabis, ihre Trainingsziele, füllen einen kurzen Persönlichkeitsfragebogen aus und berichten über ihre Zufriedenheit mit dem Gruppenverlauf. Strukturdaten der Einrichtungen werden erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Das Poster stellt den gegenwärtigen Stand des Projekts vor. Das Studiendesign und die Intervention werden präsentiert und Ergebnisse der Pilotstudie berichtet. Individuelle Verläufe der Pilotteilnehmer über die drei Messzeitpunkte (prä, post und 6 Monats-Katamnese) werden nachgezeichnet. 007 Aspekte der Implementierung des CAN Stop Gruppentrainings für junge Cannabiskonsumenten in vier verschiedenen Behandlungssettings Alejandra Miranda (UKE Hamburg-Eppendorf, DZSKJ) C. Baldus, K. Moré, O. Reis, N. Weymann, R. Thomasius Einleitung: Das CAN Stop Gruppentraining ist ein niedrigschwelliges Programm für Jugendliche und junge Erwachsene mit problematischem Cannabiskonsum, das in vier verschiedenen Behandlungssettings – der ambulanten Jugend- und Suchthilfe, dem stationären und dem ambulanten medizinischen Setting sowie in Jugendstrafanstalten – etabliert werden soll. Strukturierte und störungsspezifische Manuale sind bisher hauptsächlich innerhalb eines einzelnen Settings, also im ambulanten oder stationären Bereich, evaluiert worden. Die Erfahrungen bei der Implementierung in den vier unterschiedlichen Behandlungsarmen sollen im Folgenden erläutert werden. Methode: Zur Rekrutierung der Kooperationspartner aus dem gesamten norddeutschen Raum wurden im September 2008 275 potentielle Kooperationseinrichtungen aus der Jungend- und Suchthilfe, 78 Einrichtungen aus dem ambulanten und 103 aus dem Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 stationären medizinischen Setting angeschrieben. Zu 7 Jugendstrafanstalten wurde persönlich Kontakt aufgenommen. Mit allen Einrichtungen, die ihr Interesse bekundeten, wurde ein persönlicher Termin vereinbart, um die Möglichkeiten der Zusammenarbeit genauer zu erläutern und eine Kooperation zu etablieren. Die Rückmeldungen der Einrichtung bezüglich der Implementierung wurden auf qualitativer Ebene gesammelt und werden auf dem Poster vorgestellt. Diskussion / Ergebnisse: Der Justizvollzug und die ambulante medizinische Versorgung zeigten das höchste Interesse und die höch ste Rücklaufquote in Bezug auf das Zustandekommen eines Kooperationsvertrages. Die hohe Resonanz im Justizvollzug ist zum einen damit erklärbar, dass es für diesen Bereich kaum strukturierte Angebote gibt, der Bedarf jedoch da ist. Zum anderen ermöglichen die Gegebenheiten des Vollzugs, nämlich die regelmäßige Anwesenheit der Teilnehmer, eine optimale Durchführung des Gruppentrainings. Die eher geringe Rücklaufquote (5 %) in der Jugend- und Suchthilfe sowie im stationären medizinischen Setting ist auf eine Vielzahl an alternativen Angeboten in Bezug auf strukturierte, störungsspezifische Manuale in diesem Bereich zurückzuführen. Des Weiteren ist eine Implementierung im stationären Bereich aufgrund der hohen Fluktuation der Patienten und des bereits stark strukturierten Behandlungssettings mit besonderen Schwierig keiten verbunden. 008 PFIFF – Projekt für Intervention und Früherkennung alkoholbezogener Störungen in Freiburg – eine Prä-Post Studie zur Verbesserung der Vernetzung von Hausarztpraxis und Suchtberatung Jeanette Röhrig (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Flaig, S. Wahl, D. Ruf, K. Frick, M. Berner Einleitung: In der Vergangenheit wurde vor allem die „Versäulung“ unterschiedlicher Sektoren des Suchthilfesystems als wesentliches Hindernis für eine effektivere und frühzeitige Sekundärprävention alkoholbezogener Störungen benannt. Das vorliegende Projekt des AK Suchthilfe Freiburg untersucht im Rahmen einer Prä-PostMessung prospektiv die Effekte eines Angebots zur Verbesserung der Schnittstelle Hausarztpraxis – Suchtberatung. Methode: Die vier aktiven Freiburger Suchtberatungsstellen zeichneten von November 2007 bis April 2008 die Zugangswege ihrer Erstgesprächsklienten und deren Patientencharakteristika auf (Baselinephase, B). Im April 2008 wurden alle Hausärzte in Freiburg (n=231) eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Dieses umfasste Zugang zu einer internetbasierten Leitlinie, rasche direkte Terminvergabe für an die Suchtberatungsstellen überwiesenen Patienten und strukturierte Rückmeldung der Beratungsstellen an die Hausärzte. Die Teilnahmequote betrug n=23 (10,0 %). Anschließend wurden wiederum über 6 Monate (Mai bis Oktober 2008) die Erstgespräche der Suchtberatungsstellen dokumentiert (Interven tionsphase, I) und die Projektärzte regelmäßig kontaktiert und zur Überweisung von Patienten motiviert. Diskussion / Ergebnisse: Die Anzahl der Erstgespräche betrug 186 (B) bzw. 156 (I). Der Anteil der überwiesenen Patienten war dabei insgesamt 17,3 % (B:10,8 %, n=20, I:25,0 %, n=39, OR 2,8, p=0,001). Der Anteil der durch Projektärzte überwiesenen Patienten stieg dabei von 10 % (B) auf 33,3 % (I). Von den Projektärzten überwiesen 15 keinen Patienten. Der Anteil der Erstkontakte zum Hilfesystem stieg von 36 % (B) auf 44 % (I). Bei den von Projektärzten überwiesenen Patienten hatten 9 von 13 (69,2 %) einen Erstkontakt zum Hilfesystem. In beiden Phasen handelte es sich in rund 85 % der Fälle um abhängige Patienten. Die Teilnahmequote der Ärzte war sehr gering. Auch von den Projektärzten war nur ein kleinerer Teil aktiv. Der Anteil überwiesener Patienten stieg in der Interventionsphase deutlich. Eine höhere Überweisungsrate von missbräuchlich oder riskant konsumierenden Patienten konnte nicht erreicht werden. Insgesamt konnte durch vergleichsweise wenig Aufwand eine verbesserte Vernetzung erzielt werden, wobei unspezifische Effekte nicht auszuschließen sind. 009 Grenzüberschreitendes Netzwerk in der Suchtvorbeugung für die Euroregion Pomerania – Projektphase III 2009-2012 Jens Langosch (Ev. Krankenhaus Bethanien, Chefarzt, Greifswald) V. Hausch, J. Niemann, C. Junge Einleitung: Vor dem Hintergrund zunehmender sozialer Probleme in der Bevölkerung der Grenzgebiete, konkret in den Regionen Greifswald, Szczecin und Kolobrzeg haben sich mehrere Projektpartner entschlossen, im Bereich der primären Suchtvorbeugung als Gegenmaßnahme grenzüberschreitende und koordinierte Netzwerke aufzubauen. Zielgruppe der ersten beiden Projektphasen waren Schüler der 5. – 6. Klassen sowie der 7. – 9. Klassen beider Länder. Aus den Befragungen hat sich u. a. ergeben, dass das Einstiegsalter für den Substanzkonsum insgesamt sinkt. Entsprechende Einstellungen bilden sich schon erhebliche Zeit vor dem ersten direkten Substanzkontakt aus. Die Zielgruppe dieser Projektphase sind Kinder im oberen Kindergartenalter (Vorschule) und im jüngeren Schulalter (Grundschule). Die konkrete Präventionsarbeit wird sowohl soziale Faktoren, wie auch familiäre und psychische Faktoren berücksichtigen. Methode: Parallel zur Erstellung konkreter Modulinhalte des Projektes, die von verschiedenen Projektpartnern umgesetzt werden, ist das Ev. Krankenhaus Bethanien für die wissenschaftliche Begleitung zuständig. Die Evaluation erfolgt longitudinal und in Parallelgruppen mit und ohne Intervention. Geplant sind drei Erhebungszeitpunkte (Okt. 2009, Okt. 2010, Okt. 2011). Die Befragungen richten sich bei den Kindergartenkindern an die Erzieher und die Eltern, im Grundschulbereich werden neben den Lehrern und Eltern ebenfalls die Schüler befragt. Diskussion / Ergebnisse: In der vorherigen Projektphase zeigte sich nach Auswertung der Daten, dass bereits ein Großteil der 14-jährigen Kontakt zu Nikotin und Alkohol hatte. Positive Alkoholwirksamkeitserwartungen wurden deutlich überbewertet, negative Wirksamkeitserwartungen verharmlost. Zudem zeigte jeder zehnte Jugendliche ein riskantes Alkoholkonsummuster, so dass langfristig eine deutliche Suchtgefährdung besteht. Um diese Entwicklung zu bremsen, sollen bei den Kindern über strukturierte Module protektive Faktoren wie z. B. Frustrationstoleranz und Empathiefähigkeit gestärkt werden. Zudem soll die Einbindung der Kinder in die Schule und eine sinnvolle Freizeitgestaltung gefördert werden. Gleichzeitig sollen die Eltern in der Umsetzung erarbeiteter Kompetenzen geschult werden. Die Projektinhalte werden unter wissenschaftlicher Begleitung sowohl in Deutschland als auch in Polen umgesetzt. 010 Trends in the utilisation of the Cyprus addiction services Agorastos Agorastos (Universitätsklinikum Hamburg, Psychiatrie und Psychotherapie) H. Zurhold, U. Verthein, P. Degkwitz, C. Haasen Introduction: During the last 20 years there is a clear tendency towards community-integrated care in Cyprus. The increased avail ability of differentiated drug treatment services resulted in a growing number of drug users entering treatment. Method: This evaluation is part of a twinning project between Cyprus and Germany, aimed at evaluating the governmental drug services in Cyprus and promoting the improvement and introduction of new drug treatment services, in order to assist the new Member State in the implementation and harmonisation with the European Community‘s legislation. 65 Topic 2 G Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, F1 // Mental disorders due to psychoactive substance use, F1 Discussion / Results: The available data show that opiates were of all clients the substance primary used. Thus, heroin users represent the main client group requesting for drug treatment. Cannabis users are the second main client group accounting for one fourths of all clients, followed by cocaine users. Drug users in need for treatment predominately request for outpatient psychosocial interventions, while almost half of the clients entered treatment for their fist time. From 2004 to 2007 the overall number of treatment clients increased by 75 %. During this period the number of news clients with primary use of cannabis or cocaine increased significantly. At the same time there is a considerable decrease of opiate users demanding for treatment the first time. If the drug services will be further developed and diversified – in particular as regards the in troduction of substitution treatment, low-threshold services and specialized treatment options – the number of clients requesting treatment might further increase. 011 Ergebniserwartung als Konstrukt zur Erklärung der fehlenden psychischen Abhängigkeit bei der Einnahme von Barbituraten und Clobazam als Antiepileptika Carmen Uhlmann (ZfP Südwürttemberg, Versorgungsforschung, Ravensburg) Einleitung: Das Thema Abhängigkeit von Antiepileptika wurde bisher nicht systematisch erforscht, trotz der Tatsache, dass zumindest Barbiturate und Benzodiazepine ein potentielles Suchtrisiko bergen. Wir nehmen an, dass es aufgrund der Ergebniserwartungen kaum zu psychischer Substanzabhängigkeit (Kontrollverlust und „craving“) bei Epilepsiepatienten kommt. Ergebniserwartungen sind seit Marlatt (1985) Gegenstand der Suchtforschung. Ziel der Studie war, Epilepsiepatienten im Hinblick auf Substanzabhängigkeit und Ergebniserwartung der Medikamenteneinnahme zu untersuchen. Methode: Es wurden 100 stationäre Epilepsiepatienten in einem strukturierten Interview über Erfahrungen und Einstellungen zu ihrer Antiepileptikaeinnahme in Hinblick auf psychische und körperliche Abhängigkeitskriterien sowie im Hinblick auf Ergebniserwartungen befragt. Nach der Befragung wurden die Patienten in eine „high-risk“-Gruppe (Einnahme von Barbituraten und Clobazam aktuell oder in der Vorgeschichte) und eine „low-risk“Gruppe (zu keinem Zeitpunkt Einnahme von Barbituraten und Clobazam) eingeteilt, um mögliche Unterschiede in den Abhängigkeitskriterien und den Ergebniserwartungen zwischen den Gruppen zu erfassen. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt berichteten ungefähr 50 % der Epilepsiepatienten von Entzugssymptomen und einer Toleranzentwicklung, dagegen bemerkten nur 7 % einen Kontrollverlust und 3 % „craving“. In der „high-risk“-Gruppe war ein signifikant höherer Anteil an Patienten mit körperlicher Abhängigkeitssymptomatik als in der „low-risk“-Gruppe, bei den psychischen Abhängigkeitskriterien ergab sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Ergebniserwartung der Medikamenteneinnahme bezog sich eindeutig auf eine mögliche Anfallsreduktion und kaum auf psychotrope Effekte. Auch hierbei ergab sich kein Unterschied zwischen der high-risk“-Gruppe und der „low-risk“-Gruppe. Die 66 Studie zeigt, dass physiologische Variablen der Abhängigkeit bei Epilepsiepatienten häufig vorhanden sind, psychologische Variablen aber nur bei wenigen. Diese Ergebnisse bestätigen unsere Hypothese, dass Substanzabhängigkeit bei Epilepsiepatienten kein übergeordnetes Problem darstellt, auch nicht bei der Einname von Clobazam oder Barbituraten, da Ergebniserwartungen klar auf antikonvulsive und nicht auf psychotrope Effekte bezogen werden. Ein Model zur Erklärung des Zusammenhangs von Abhängigkeit und Ergebniserwartung bei der Einnahme von Antiepileptika wird vorgestellt. 012 Follow-up-Befragung zur Patientenzufriedenheit auf einer Spezial station zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen Karel Frasch (BKH Günzburg) A. Häfele, R. Kilian, A. Hellberg, H. Jahn Einleitung: Um Aufschluss über Stärken und Schwächen unseres Therapieangebotes aus Patientensicht unter Längsschnittaspekten zu erhalten, wiederholten wir eine bereits in 2004 durchgeführte Umfrage (Häfele, Kilian, Frasch. Psych Pflege 2007; 13: 154-158) dahingehend, ob bestimmte Aspekte der Behandlung als defizitär wahrgenommen werden und ob die Beurteilung der Behandlungsqualität durch die Patienten von individuellen Merkmalen beeinflusst wird. Methode: Analog der Erstbefragung (n=100) wurden diesmal 40 Patienten freiwillig und anonym befragt, wobei der Tübinger Fragebogen zur Behandlungszufriedenheit TüBB (Längle et al. Psychiatr Prax 2002; 29: 83-89) verwendet wurde. Die statistische Datenanalyse erfolgte mit Hilfe linearer Regressionsmodelle. Diskussion / Ergebnisse: Bis auf signifikante Unterschiede hinsichtlich der Geschlechterverteilung (Erstbefragung: 82 % Männer, Follow-up: 57 % Männer) waren die beiden Gruppen hinsichtlich wesentlicher Einflussgrößen vergleichbar. Die Regressionsmodelle für den Einfluss individueller Merkmale auf die Beurteilung der verschiedenen Dimensionen der Behandlung (Atmosphäre, Behandlungsqualität, Autonomie) erbrachten wie bei der Voruntersuchung keinerlei Hinweise darauf, dass individuelle Merkmale (Geschlecht, Familienstand, Berufstätigkeit, vornehmlich konsumiertes Suchtmittel) die Beurteilung der Behandlung beeinflussen. Im Vergleich zwischen den beiden Gruppen zeigte sich, dass die Patienten trotz zahlreicher im Gefolge der Erstbefragung durchgeführter organisatorischer Veränderungen auf der Station die Situation beim Follow-up nicht signifikant anders beurteilten als bei der Erstbefragung, nämlich bezüglich der Dimensionen „Atmosphäre“ und „Behandlungsqualität“ in etwa auf Höhe des Skalenmittelpunktes und bezüglich der Dimension „Autonomie“ eher in Richtung „Unzufriedenheit“. Es sollte also noch einmal über die durchgeführten bzw. weitere Verbesserungsmaßnahmen nachgedacht werden. Wir danken Lea Kilian für die Eingabe der Daten. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Topic: 3 Psychotische Störungen, F2 Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Madrid Überblick über den aktuellen Stand des Forschungsfeldes und ein Ausblick auf mögliche Entwicklungen gegeben werden. Zukunftsweisend sind Ansätze zur Integration von morphologischen Strukturen (Diffusionsbildgebung), funktionellen Aktivierungen, Genetik und Verhaltensdaten aus Phänomenolgie und Testpsychologie. HS-006 Hauptsymposium Funktionelle Bildgebung emotionaler, motivationaler und kognitiver Prozesse bei der Schizophrenie Vorsitz: G. Juckel (Bochum), A. Heinz (Berlin) 001 Reward prediction error und Wahnbildung Andreas Heinz (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) A. Beck, U. Lang, J. Wrase, J. Gallinat, F. Schlagenhauf Einleitung: Zuschreibung von Bedeutung zu ansonsten irrelevanten Reizen könnte ein entscheidender Mechanismus der Wahnentstehung sein, der sich durch eine chaotische oder stress-abhängige Aktivierung des dopaminergen Systems bei schizophrenen Psychosen erklären lässt (Heinz, Eur Psychiatry 2002; Kapur, Am J Psy chiatry 2002). Methode: Wir untersuchten unmedizierte schizophrene Patienten und altersgematchte Kontrollpersonen (n=30) mittels funktioneller Kernspintomographie und einem Gewinnspiel, bei dem man durch rasche Reaktionen Geld gewinnen bzw. Geldverlust vermeiden kann. Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Patienten zeigten eine verstärkte Aktivierung im medialen präfrontalen Kortex bei unerwartetem Geldverlust und eine verminderte Aktivierung im ventralen Striatum, wenn Geldverlust erfolgreich (versus erfolglos) vermieden werden konnte. Schizophrene Patienten reagierten also jeweils verstärkt auf negative Ereignisse und vermindert auf die erfolgreiche Abwehr aversiver Ereignisse. Zudem war die Konnektivität zwischen dem medialen präfrontalen Kortex und dem ventralen Striatum bei schizophrenen Patienten vermindert. Bei diesen akut psychotischen und unmedizierten Patienten korrelierte eine verminderte Aktivierung im medialen präfrontalen Kortex bei erfolgreicher (versus erfolgloser) Vermeidung eines drohenden Geldverlustes mit erhöhter Wahnbildung. Schizophrene Patienten zeigten also eine verminderte Differenz zwischen der neuronalen Aktivierung in Abhängigkeit vom Erfolg ihres Verhaltens bei drohenden negativen Konsequenzen. Diese Beobachtung passt zu der Annahme einer dysfunktionalen, neuronal kodierten „Bedeutungszuschreibung“ (incentive salience) bei schizophrenen Patienten in Hirnregionen, die direkt vom dopaminergen Neurotransmitter system moduliert werden. Sie zeigen darüber hinaus, dass – anders als von J. Hughlings Jackson im Konzept der Positivsymptomatik vor über 100 Jahren postuliert – Wahnbildung nicht immer mit einer Störung evolutionär alter, subkortikaler Hirnregionen asso ziiert sein muss, sondern vielmehr mit einer Störung evolutionär komplexer, präfrontaler Hirnregionen verbunden sein kann. 003 Neuronale Korrelate von emotionalen und sozialen Interaktionen Klaus Mathiak (UK Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie) Störungen der Hirnfunktion wie bei Schizophrenie und Epilepsie führen auch zu Störungen von sozialen Funktionen. Diese können die Lebensqualität mehr beeinträchtigen als die augenfälligen kli nischen Symptome. Bei epileptischen Erregungsstörungen fanden wir lokalisierte Effekte auf psychosoziale Funktionen, aber wissen noch wenig über die Komplexität der Netzwerke, die das Sozialverhalten steuern. Die funktionelle Bildgebung kann genutzt werden um die neuralen Korrelate von Sozialverhalten zu analysieren. Zunächst wurden VR-Stimuli bei Gesunden und Patienten validiert. Wir nahmen fMRI während der Interaktion mit Computersimulationen oder dargestellten Sozialpartnern auf und erfassten das subjektive Erleben. Korrelationen zwischen BOLD-Signal und beobachtetem(virtuellen) Verhalten sowie der subjektiven Bewertung wurden errechnet. Virtual reality reproduziert Emotionenserkennung-Defizite bei Schizophrenie und kann auch zur Untersuchung sozialer Interaktionen genutzt werden. In virtuellen sozialen Interaktionen wie Erfolg oder Versagen reagierten limbische Areale (ACC, Mandelkerne, Hippocampus, …). Die subjektive Verarbeitung dieser Ereignisse scheint an höhere und neokortikale Struk turen, wie orbito-frontaler und rechts temporo-polarer Kortex, gebunden zu sein, letzterer z. B. scheint die negative Verarbeitung von Versagen zu hemmen und könnte gestörtes Sozialverhalen bei rechts-hemisphärischen Funktionsstörung miterklären. 004 Mentalisierung bei Schizophrenien – fMRT-Befunde zu unterschiedlichen Entwicklungsstadien Martin Brüne (LWL Universitätsklinik, Psychiatrie, Bochum) S. Özgürdal, N. Ansorge, V. Nicolas, M. Tegenthoff, G. Juckel, S. Lissek Einleitung: Zahlreiche Studien haben belegt, dass Patienten mit Schizophrenien Störungen der Mentalisierung, d.h., der Fähigkeit, sich in andere Personen hinein zu versetzen, haben. Ob derartige Defizite bereits in der Frühphase der Erkrankung bzw im Prodromalstadium vorliegen, ist bislang kaum untersucht worden. Methode: 30 Patienten mit Schizophrenien in unterschiedlichen Erkrankungsstadien wurden mittels eines fMRT Paradigmas zur Mentalisierung untersucht. 10 Patienten hatten schizophrene Prodromalstadien, 10 Erstmanifestationen und 10 chronische Verläufe. Diskussion / Ergebnisse: Die Aktivierungsmuster zwischen den Prodromalpatienten und erstmanifestierten Patienten unterschieden sich von denen der chronischen Patienten, nicht aber unter einander. Die Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass sich bereits im schizophrenen Prodrom Aktivierungsänderungen er geben, die auf eine Fehlfunktion des Mentalisierungs„moduls“ hindeuten. 002 Pathophysiologie von Sprach- und Denkstörungen bei Patienten mit Schizophrenie Tilo Kircher (Universität Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie) Die funktionelle Magnetresonanztomografie (FMRT) ist ein wichtiges Instrument zur Erforschung der neuronalen Grundlagen schizophrener Störungen. Ein Problem ist die Heterogenität der Störung in Ätiologie, Verlauf und Psychopathologie. Ein möglicher Ansatz ist daher die Untersuchung von Patientenkollektiven mit homogener Psychopathologie oder eine Korrelation von Verhaltendaten mit Ergebnissen aus der Bildgebung. In dem Vortrag wird ein 67 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal 7 HS-022 Hauptsymposium Neurobiologische Determinanten des Langzeitverlaufs schizophrener Psychosen Vorsitz: P. Falkai (Göttingen), T. G. Schulze (Bethesda) 001 Parameter in der Bildgebung und ihre Bedeutung für den Verlauf Gerhard Gründer (Universität Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie) 002 Neuropsychologische und psychopathologische Prädiktoren des frühen Verlaufs Michael Wagner (Universität Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) I. Fromann, R. Hurlemann, A. Bechdolf, S. Ruhrmann, R. Pukrop, J. Klosterkötter, J. Brinkmeyer, W. Wölwer, W. Gaebel, H.-J. Möller, K. Maurer, H. Häfner, W. Maier Prospektive Studien haben zahlreiche Risikofaktoren identifiziert, die mit dem späteren Auftreten einer schizophrenen Psychose assoziiert sind. Genetische und umweltbezogene Ursachenfaktoren bewirken frühe kognitive, Verhaltens- und Erlebnisänderungen bei später Erkrankenden, die im Kindesalter meist diskret und diagnostisch unspezifisch sind, in der sogenannten Prodromalphase aber an Intensität zunehmen und sich auch qualitativ verändern mit dem Auftreten erster positiver psychopathologischer Symptome. Nach einem kurzen Überblick über neuropsychologische und psychopathologische Risikofaktoren in verschiedenen Altersabschnitten wird der Symposiumsbeitrag Ergebnisse aus dem Früherkennungs- und Frühinterventionsprojekt des Kompentenznetzes Schizophrenie darstellen und die Frage diskutieren, welche individuellen Faktoren eine klinische Prädiktion des weiteren Verlaufs ermöglichen. Im Rahmen des Kompetenznetzes Schizophrenie wurden Rat suchende Patienten anhand psychopathologischer Symptome klassifiziert als (hypothetisch) psychoseferne Prodrome (die z. B. Wahrnehmungsveränderungen und Antriebsstörungen aufweisen) bzw. psychosenahe Prodrome (z. B. bei zeitlich begrenzten halluzinatorische Erlebnissen) und mit einer neuropsycholo gischen Testbatterie, teilweise auch mit bildgebenden Verfahren untersucht. Normabweichungen in diesen Verfahren sowie psychopathologische Symptome wurden in Regressionsanalysen als Prädiktoren einer späteren Erkrankung analysiert. Wie erwartet, prädiziert ist die initiale Ausprägung von positiver und auch von desorganisierter Symptomatik (SOPS, Scale for the Assessment of Prodromal Symptoms) ein erhöhtes Erkrankungsrisiko in den nachfolgenden 24 Monaten. Auch neuropsychologische Beeinträchtigungen, vor allem im Bereich des Gedächtnisses, leisten einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage, der aber nur in der Gruppe der psychosefernen Prodrome unabhängig von der Prädiktion durch psychopathologische Merkmale ist. Klinisch ist dies insofern bedeutsam, als die diagnostische und prognostische Unsicherheit bei psychosefernen Prodromen hoch ist (nur etwa 10 % erkranken inenrhalb von 24 Monaten) und durch die Hinzunahme neuropsychologischer Befunde vermindert werden kann. Neurobiologisch lässt sich vermuten, dass eine mediotemporale Dysfunktion in der frühen Prodromalphase zunächst noch kompensiert werden kann, und dass der Zusammenbruch dieser funktionellen Kompensation den nahenden Beginn psychotischen Erlebens markiert. 68 003 Strategien zur Identifikation genetischer Prädiktoren des Psychoseverlaufs (Strategies for the identification of genetic predictors of the course of psychosis) Thomas G. Schulze (NIMH, Genetic Basis of Mood and Anxiety Disorders, Bethesda, USA) Introduction: Research into the molecular biological basis of psychosis (schizophrenia and bipolar disorder) has reached an important point in time. Genome-wide association studies (GWAS) have been performed, encompassing several thousands of samples, which are analyzed jointly in meta- and megaanalyses. GWAS have identified several novel susceptibility genes for schizophrenia (SZ) and bipolar disorder (BD). However, variants so far identified account only for a fraction of disease liability. Thus, GWAS based on single nucleotide polymorphisms (SNPs) have to be embedded in a framework of complementary approaches, the study of candidate genes and of other sources of variation (e. g. copy number variations) as well as of gene-environment interactions, pharmacogenetics, epigenomics, imaging, neurobiology, and statistical modeling. Method: One largely untraveled avenue so far is the study of longitudinal phenotypes. Until now, world-wide efforts have focused on cross-sectional samples of categorical clinical diagnoses of ICD-10 or DSM-IV-defined SZ or BD, although it is common clinical knowledge that patients differ widely in several aspects of the course of their illness. These include individual patterns of relapse, regain of functioning after an acute episode of illness, level of dis ability, cognitive functioning in relation to the duration of illness among others. Discussion / Results: A framework is presented that aims at accommodating the aforementioned approaches. 004 Similarities and Differences Between Bipolar Disorder and Schizophrenia with Emphasis on the Early Phases of the Illness Michael Bauer (Uniklinikum Dresden, Klinik für Psychiatrie) A. Pfennig Introduction: Schizophrenia and bipolar disorder belong to the most severe mental disorders that share many similarities, e. g. a lifetime prevalence of about 1 %. Both disorders are associated with a recurrent, chronic course, insufficient clinical response, and functional disability in a substantial number of patients. Furthermore, both disorders have their typical onset early in life (>50 % of patients report their illness onset prior age of 19) and there is empirical evidence for a long undetected early course. A lag between symptom onset and first diagnosis and treatment lasts typically several years, therefore, a significant functional impairment renders early identification and intervention a vital role. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Method: The early recognition of mental disorders is a burning issue in clinical research. This is particularly important for bipolar disorders as they are often diagnosed only years after the onset of the illness. In schizophrenia, development of specific rating tools in the clinical prodrome of schizophrenia yielded encouraging results regarding the potential to reduce pre-illness symptom manifestations and progression to full disorder. Rates of conversion from prodromal to full psychotic states range from 15 – 40 % over 1 – 2 years. Specific interventions in people at very high risk for devel opment of psychosis have resulted in improvement of attenuated psychotic symptoms and reduced conversion to psychosis. In con trast to schizophrenia where emerging data support the benefits of treatment before full psychotic symptoms have emerged, there has been relatively little research towards early clinical identification and intervention in BPD. This general lack of such efforts can be explained by the fact that, different from psychosis research, the presence of a mania prodrome has not been generally accepted or recognized having hindered the development of early symptom detection programs. Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Prag HS-025 Main Symposium The second-hit hypothesis of schizophrenia: Validation through out life span Vorsitz: H. Ehrenreich (Göttingen), P. Falkai (Göttingen) 001 Prenatal stress and childhood trauma in psychosis Inez Myin-Germeys (Universität Maastricht, Psychiatry and Psychotherapy, The Netherlands) M. Lardinois, T. Lataster, J. van Os Introduction: It has been suggested that influences operating early in life may affect the risk of postpubertal psychosis outcomes. These factors include both factors that play before and around birth, but also stress factors in the early ages of childhood. This paper will investigate 1) whether maternal prenatal behaviour increased the risk of psychosis; 2) whether childhood trauma increases the risk for psychosis; and 3) what the underlying mechanism may be. Method: Two different data sets were used. For the first question, a longitudinal, population-based cohort study of 963 adolescents aged 15 – 20 years and their parents were assessed with the Munichcomposite International diagnostic interview. For the second question, 270 patients with psychosis, 350 of their siblings and 200 healthy controls were assessed with the Youth Trauma Questionnaire and the PANSS (clinical symptoms) or CAPE (sub-clinical symptoms). For the third question, a subsample of 60 patients, 60 sibings and 60 controls were assessed with a structured diary, the Experience Sampling Method, to assess their current stressreactivity in daily life. Discussion / Results: Stress during the pregnancy, inconvenience of the pregnancy and smoking during pregnancy were significantly associated with increased levels of psychotic experiences in the offspring, independent of confounders. Childhood trauma, and specifically childhood abuse, was significantly more prevalent in the patients with psychosis, compared to relatives and controls, who did not differ from each other. In addition, experiences of trauma in childhood were significantly associated with increased reactivity to stress in adult life. Experiences early in life may shape vulnerability for post-pubertal psychosis possibly by sensitizing people to the stresses of normal life resulting in stronger emotional and psychotic reactions to stress. Sensitization, both at the psychological and biological level, may thus be a central mechanism underlying the association between stress and psychosis. 002 Molecular mechanisms of decreased Reelin expression in schizophrenia Michael Frotscher (Universität Freiburg, Abt. für Neuroanatomie, Freiburg im Breisgau) Introduction: Expression of the glycoprotein Reelin is significantly decreased in schizophrenia. Reelin is important for neuronal migration and layer formation during development. Does this imply that schizophrenia always has a developmental component? Does Reelin deficiency during development result in malformation of the neuronal network, eventually leading to disease? Method: We have recently shown that blocking Reelin function in the adult induces repositioning of fully differentiated neurons, suggesting a stabilizing effect of Reelin on mature cortical architecture. Here, we studied a role of Reelin in stabilizing the actin cytoskeleton. Discussion / Results: We discovered that Reelin stabilizes the actin cytoskeleton by phosphorylating cofilin, an actin-associated protein. We hypothesize that decreased Reelin expression in the adult brain causes destabilization of neurons and their processes, leading to aberrant neuronal repositioning and rewiring, thus contributing to disease. (Supported by DFG and Hertie Foundation) 003 Cannabis use and the onset of psychosis Robin Murray (King‘s College, Institute of Psychiatry, London, UK) There is widespread evidence that people diagnosed as having schizophrenia-like psychoses are more likely to use illicit drugs than the populations from which they are drawn. Two types of drugs have been particularly implicated, the amphetamines and cannabis, the former particularly in Asia and the latter everywhere else. Cannabis is the most widely abused illicit drug in the world, and has been causing some concern because of a) the general increase in consumption over the last 25 years, b) increased potency of street preparations available in many countries, and c) decreasing age of first use. Among those with established psychosis, its consumption results in a worse outcome. In addition, over the past 7 years, a series of cohort studies have produced evidence that regular use of cannabis increases the risk of schizophrenia in a dose related manner. Several factors have been suggested as increasing vulnerability i) variation at the COMT locus ii) having a psychosis prone personality iii) frequent use of skunk and other high potency types. There are also some, not always confirmed, suggestions that initiating use in early adolescence may carry more risk. This presentation will address these issues and discuss both clinical and experimental evidence. 004 Determinants of psychotic disorders in old age Hans Förstl (TUM, Klinikum rechts der Isar, Psychiatrie und Psychotherapie, München) 69 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Dachgarten ST-001 State-of-the-Art-Symposium Pharmacotherapy of schizophrenia Vorsitz: D. Naber (Hamburg), W. W. Fleischhacker (Innsbruck, Österreich) 001 Therapeutic effects Dieter Naber (Universitätsklinikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg) 002 Adverse reactions W. Wolfgang Fleischhacker (Universitätsklinikum Innsbruck, Biolo gische Psychiatrie, Österreich) Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 7 ST-007 State-of-the-Art-Symposium Therapieresistente Schizophrenie Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), S. Leucht (München) 001 Behandlung der therapieresistenten Schizophrenie – just the evidence-based facts Stefan Leucht (Klinikum rechts der Isar, TU-München Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Therapieresistenz ist ein häufiges Phänomen der Schizophreniebehandlung. Obwohl Häufigkeitsangaben aufgrund der unterschiedlichen verwendeten Definitionen schwierig sind, gehen Guidelines davon aus, dass etwa 30 % der Patienten nicht genügend auf eine initiale Behandlung ansprechen. Methode: In diesem Kontext geht der state-of-the-art Vortrag auf folgende Punkte ein: 1. Wie lässt sich Therapieresistenz definieren? 2. Welche Faktoren müssen ausgeschlossen werden, bevor man von Therapieresistenz ausgehen kann? Welche Rolle spielen hierbei Serumspiegelbestimmungen und schnelle Metabolisierer? 3. Wie lange sollte man ein Antipsychotikum geben, bevor man von Unwirksamkeit ausgeht und die Medikation umstellt? 4. Was ist die beste Strategie bei initialer Non-Response – Dosiserhöhung oder Substanzwechsel? 5. Gibt es Wirksamkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Antipsychotika? 6. Was ist der Stellenwert von Clozapin? 7. Welche Evidenz gibt es für verschiedene Augmentierungsstrategien (Benzodiazepine, Mood-stabiliser, Antidepressiva, EKT)? 8. Was ist die Datenlage über die Effektivität von Antipsychotikakombinationen und welche Kombinationen sind am ehesten geeignet? Diskussion / Ergebnisse: Am Ende des Symposium werden die Teilnehmer mit dem aktuellen Stand der Evidenz vertraut sein. sprechend gehen auch alle gut fundierten Leitlinien zur Schizophrenie-Behandlung national und international auf die damit verbundenen Schwierigkeiten ein und unterbreiten anhand der aktuellen Studienlage jeweils Evidenz-basierte Vorschläge zum Umgang mit diesem Problem. Interessanterweise wird dabei zumeist nicht, wie man dies im Hinblick auf die typischen Verläufe der Erkrankung vermuten könnte, auf die Langzeittherapie Bezug genommen. Es ist vielmehr die Akuttherapie, die sowohl in den klinischen Studien als auch in den darauf gestützten Leitlinienempfehlungen im Vordergrund steht. Methode: Zunächst werden der Begriff der Akutbehandlung sowie das darauf bezogene Konzept der Therapieresistenz nach den geltenden Kriterien definiert. In dem sich anbietenden dreiteiligen Stufenplan zum Umgang mit diesem Problem geht es im ersten Schritt darum, echte Therapieresistenz erst einmal festzustellen. Das setzt die Identifikation und anschließend auch Beherrschung möglicher kontaminierender Faktoren wie mangelnde Compliance, fehlerhafte Diagnostik, störende Komorbidität, nicht tragfähige Therapiebündnisse u. a. voraus. Im nächsten Schritt steht bei Kri terien-gerecht festgestellter Therapieresistenz der Einsatz von Clo zapin in ausreichender Dosierung und über genügend lange Zeiträume im Mittelpunkt. Versagen die durch die heutige Studienlage noch gut fundierten Maßnahmen der zweiten Stufe, kann man im dritten Schritt nur noch auf sehr viel weniger Evidenz-basierte Strategien zurückgreifen. Die auf dieser Stufe in Betracht kommenden Kombinationstherapien werden in kritischer Bewertung detailliert präsentiert. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt zeigt sich, dass Therapieresi stenz auch unter den heutigen Behandlungsbedingungen weiterhin häufig vorkommt und noch viel gravierender ins Gewicht fallen würde, wenn man nicht nur psychotische Symptome, sondern auch Negativsymptomatik, kognitive und soziale Funktionseinbußen in das Konzept mit aufnähme. Auch die Ergänzung des Zielkriteriums Symptom-Remission durch „recovery“ würde uns die Problemlage noch ungleich schärfer vor Augen führen. Gleichwohl besteht kein Anlass zu therapeutischem Nihilismus, weil sich das Ausmaß der Resistenzproblematik sicherlich schon alleine durch eine sorgfäl tige und vor allem Individuums-zentrierte Handhabung solcher Stufenpläne reduzieren ließe. Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Raum 43 S-067 Symposium The relationship between the different psychomotor symptoms in schizophrenia Vorsitz: B. Sabbe (Wilrijk, Belgien), M. Morrens (Wilrijk, Belgien) 001 The relationship between the different psychomotor symptom clusters in schizophrenia Manuel Morrens (CAPRI, Wilrijk, Belgien) 002 Definition, Ursachen und Überwindungsstrategien der Therapieresistenz 002 Psychomotor slowing and motor fluency deficits in schizophrenia: A common problem in the allocation of attention for motor planning Joachim Klosterkötter (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Resistenz gegenüber den uns heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten stellt gerade bei schizophrenen Störungen weiterhin eine gewichtige Problematik dar. Dement- Yvonne Delevoye-Turrell (Univ. Lille Nord de France, Laboratoire URECA, Frankreich) Introduction: Psychomotor slowing (PS) is a cluster of symptoms that was already recognized in schizophrenia at the beginning of the 20th century. Nevertheless, few studies have been dedicated to 70 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 the clarification of the nature and the functional origins of the phenomenon. AIM: Test the hypothesis that PS in schizophrenic patients is correlated to the degree of fluency deficits in motor sequencing in patients with schizophrenia. These motor impairments were then contrasted to the patients‘ capacity to allocate endogenous attention for the creation of a vivid representation of motor goals. Method: The Symbol Digit Substitution Test (SDST) was used as an indicator of PS. Motor fluency was measured in a sequential tapping task using a tactile screen (ELoTouch). Here, the subjects‘ task was to tap a series of 6 visual targets (placed around a circle) in rhythm with an alternating (350 / 650ms) rhythmic pattern. Following Gestalt rules, grey lines were used to group the visual targets two by two, except for the neutral condition for which no lines were presented. Visual grouping could be congruent or not to the auditory grouping. Discussion / Results: PS and motor fluency (tap duration) were correlated in both groups. Performance level in the tapping task was similar in controls and patients in the neutral condition only. Controls revealed an increase in performance on congruent trials and a decrease on non-congruent trials. Patients revealed similar levels of performance throughout. Conclusion: Results suggest that schizophrenia is not associated to a simple deficit in processing speed or in producing single independent actions as in neutral conditions, performance levels were normalised. Nevertheless, results suggest a planning deficit for actions that require vivid motor representations for fluent control. This may be associated to a dysfunctional mechanism for the endogenous allocation of attention for motor planning. 003 Action monitoring in depression Didier Schrijvers (CAPRI, Wilrijk, Belgien) W. Hulstijn, B. Sabbe Major depressive disorder (MDD) is characterized by disturbances of mood and affect, but also by a distinct pattern of psychomotor and cognitive deficits such as motor retardation and impaired executive functioning. An important aspect of executive functioning is action or performance monitoring, i. e. a cognitive control process that involves the continuous evaluation and adjustment of ongoing actions. A well-known marker for action monitoring is the errornegativity (Ne) or error-related negativity (ERN), an event-related potential component generated in the anterior cingulate cortex following erroneous responses. We conducted two experimental studies in which the integrity of the action monitoring process was investigated in MDD. The Ne / ERN was measured in a large sample of severely depressed patients using a speeded two-choice reaction task and compared with a sample of healthy controls. In the first study, the Ne / ERN was measured during the early stages of a depressive episode. In addition, it was investigated whether there is a relationship between this action monitoring and the psychomotor performance (measured by means of a computerized copying-task method) in MDD. In the second study, the impact of depressive symptom reduction on the Ne / ERN was explored, by measuring the Ne / ERN during the early stages of a depressive episode and again after 7 weeks of treatment. The findings of both studies will be presented, discussed and compared with other studies in this research domain. References: D. Schrijvers, ERA. De Bruijn, Y. Maas, C. De Grave, BGC. Sabbe, W. Hulstijn (2008). Action Monitoring in Major Depressive Disorder with Psychomotor Retardation. Cortex, 44, 569-579. D. Schrijvers, ERA. De Bruijn, Y. Maas, P. Vancoillie, W. Hulstijn, BGC. Sabbe (2009). Action monitoring and depressive symptom reduction in major depressive disorder. International Journal of Psychophysiology, 71, 218-224. 004 A social neuroscience perspective on action monitoring and its implications for cognitive neuropsychiatry Ellen Debruijn (CAPRI, Wilrijk, Belgien) Donnerstag, 26. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Salon 21 S-088 Symposium Mikro- und makrostrukturelle zerebrale Anomalien bei schizophrenen Patienten Vorsitz: T. Nickl-Jockschat (Aachen), O. Gruber (Göttingen) 001 Funktionell-bildgebende Untersuchungen zur DyskonnektivitätsHypothese der Schizophrenie Oliver Gruber (Universitätsklinikum Göttingen, Klinik für Psychia trie) Einleitung: Die Dyskonnektivitäts-Hypothese ist eine der zentralen Modellvorstellungen zur Pathophysiologie der Schizophrenie. Neben möglichen strukturellen Veränderungen in der Integrität der weißen Substanz stellen Störungen der Dynamik von funktionellen Interaktionen zwischen Hirnregionen eine zweite mögliche Ursache für eine gestörte zerebrale Konnektivität bei der Schizophrenie dar. Methode: In den letzten Jahren wurden verschiedenste Methoden zur Analyse von funktioneller bzw. effektiver Konnektivität im Rahmen funktionell-bildgebender Studien des Gehirns eingesetzt. Hierzu gehören u. a. Pfadanalysen mittels Strukturgleichungsmodellen, Analysen psychophysiologischer Interaktionen sowie lineares und nicht-lineares dynamisch-kausales Modellieren. Diskussion / Ergebnisse: Die Resultate solcher Studien bei schizophrenen Patienten stellen sich aktuell noch eher heterogen dar, wofür u. a. die Abhängigkeit der Ergebnisse von der Auswahl der experimentellen Interventionen (Aktivierungsaufgaben) verantwortlich sein dürfte. Es ergaben sich beispielsweise Hinweise auf eine gesteigerte Konnektivität zwischen Thalamus und präfrontalem Kortex sowie auf eine verminderte Konnektivität zwischen präfrontalem Kortex und Cerebellum. Andere Resultate können wiederum im Sinne gestörter Interaktionen zwischen präfrontalen und temporalen Arealen gedeutet werden. Trotz der Heterogenität der Befunde eröffnen diese kognitiv-neurowissenschaftlichen Methoden erfolgversprechende Perspektiven für die Erforschung der neurobiologischen Grundlagen schizophrener Psychosen. 002 Der Einsatz von cytoarchitektonischen Wahrscheinlichkeitskarten und DTI in der Schizophrenie-Forschung Thomas Nickl-Jockschat (Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Psychiatrie) Einleitung: Strukturelle kernspintomographische (sMRI) Forschungsansätze konnten in der Vergangenheit zahlreiche wichtige Beiträge auf dem Gebiet der Schizophrenie-Forschung leisten. Vorzüge von sMRI-Studien gegenüber etwa histopathologischen Untersuchungen sind z. B. die Möglichkeiten zur Durchführung pro spektiver und longitudinaler Studien, die wichtige Einblicke in die Dynamik hirnstruktureller Veränderungen im Krankheitsverlauf bieten können. Allerdings erlaubt die begrenzte Auflösung konventioneller sMRI-Verfahren ohne Anwendung spezieller Methoden nur sehr begrenzt Rückschlüsse auf die den gemessenen grobmorphologischen Anomalien zugrunde liegenden mikrostrukturellen Pathologien. 71 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Methode: Im Rahmen dieses Vortrages sollen zwei Methoden vorgestellt werden, die eine Integration mikro- und makrostruktureller Untersuchungen im Bereich der Schizophrenie-Forschung ermöglichen können. Cytoarchitektonische Wahrscheinlichkeitskarten ermöglichen die anatomische Zuordnung eines bestimmten Voxels zu dem cytoarchitektonischen Areal, dem dieser am wahrscheinlichsten zugehört. Entsprechend können so innerhalb der grauen Substanz makroskopische Daten, wie sie etwa im Rahmen von sMRI-Studien gewonnen werden, histologisch definierten Area len zugeordnet werden. Demgegenüber ermöglicht die Technik der Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) die Darstellung von Faserbahnen der weißen Substanz. Diskussion / Ergebnisse: Diese Methoden und ihr Einsatz in der Schizophrenie-Forschung werden anhand von Ergebnissen einer Metaanalyse, sowie einer Genomic-Imaging-Studie im Rahmen dieses Vortrags vorgestellt. 003 Stereologische Untersuchungen am Hippocampus bei Schizophrenie-Patienten Andrea Schmitt (Universitätsklinikum Göttingen, Klinik für Psychiatrie) C. Steyskal, H.-G. Bernstein, C. Schmitz, B. Bogerts, P. Falkai Einleitung: Strukturelle Magnet-Resonanz-Tomographie Untersuchungen und post-mortem Studien zeigen einen Volumenverlust des Hippocampus, besonders des posterioren Teils, von bei Patienten mit Schizophrenie. Dies ist einer der am besten replizierten Befunde, die zugrundeliegenden Ursachen sind jedoch unklar und könnten mit Veränderungen zellulärer Subfraktionen zusammenhängen. Methode: Um dies näher zu untersuchen, führten wir eine stereologische post-mortem Studie des posterioren Hippocampus bei 10 schizophrenen Patienten und 10 gesunden Kontrollprobanden durch. Dabei wurde neben dem Gesamt-Volumen auch die Zellzahl von Neuronen, Oligodendroglia und Astroglia in den Subfeldern des Cornu Ammonis (CA) 1,2-3, 4 und Subiculum ermittelt. Dabei bedienten wir uns eines Stereologie-Equipments und systematischer Untersuchung von 20 µm dicken, Cresyl-Violett gefärbten Gesamthirnschnitten mit einem Abstand von 1 mm. Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene Patienten zeigten eine signifikante Abnahme der Anzahl der Oligodendrozyten in CA4 beidseits, während die absolute Anzahl von Neuronen und Astrozyten nicht verändert war. Die Anzahl der Astrozyten korrelierte mit dem Alter in beiden Gruppen. Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese einer gestörten Makrokonnektivität in einem Subfeld des Hippocampus, das Verbindungen von granulären Zellen des Gyrus dentatus erhält. Weitere Abnahmen der Anzahl an Oligodendrozyten wurden in anderen Studien im präfrontalen Cortex schizophrener Patienten gefunden und weisen zusammen mit Genexpressions befunden auf ein Defizit der Myelinisierung von Neuronen hin. Weitere Studien im anterioren Hippocampus werden derzeit durch geführt und können die Befundlage ergänzen. 004 Störungen des Glutamatsystems im Verlauf der schizophrenen Erkrankungen Jürgen Gallinat (Charité Campus Mitte, Klinik für Psychiatrie, Berlin) F. Schubert Die Glutamathypothese ist ein wichtiger Erklärungsrahmen für das Entstehen schizophrener Psychopathologie sowie funktioneller und struktureller zerebraler Störungen bei dieser Erkrankung. Der Vortrag charakterisiert die Störungen des Glutamatsystems im Verlauf der schizophrenen Psychose, die Beeinflussung durch psychotrope Medikation sowie die Rolle verschiedener Kandidatengene der Schizophrenie. 72 Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 6 S-094 Symposium Früherkennung von Psychosen im Kindes- und Jugendalter: Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung subjektiver Defizite Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), F. Resch (Heidelberg) 001 Das Schizophrenia Proneness Instrument, Child and Youth version (SPI-CY) Frauke Schultze-Lutter (Universitäre Psychiatrische, Dienste Bern Kinder- und Jugendpsychiatrie) E. Koch, F. Resch Einleitung: Bemühungen um eine Prävention von Psychosen machen aufgrund des frühen Erkrankungsgipfels einen Einbezug von Adoleszenten unumgänglich; dies umso mehr, als dass erste Ergebnisse darauf hinweisen, dass der vermeintlich negativere Verlauf von ‚early-onset’-Psychosen möglicherweise durch eine längere Dauer der unbehandelten Psychose vermittelt ist. Darüber hinaus gaben erste Studien der ‚ultra-high risk’-Kriterien in adoleszenten Stichproben Hinweise auf Besonderheiten in dieser Altersgruppe. Derzeit existieren aber weder Risikokriterien, die um eine Berücksichtigung alters- bzw. entwicklungsbezogener Aspekte in der Früherkennung bemüht sind, noch war bisher ein spezifisches In strument für die Früherkennung von Psychosen im Kindes- und Jugendalter entwickelt worden. Methode: Dabei ist für die bisher zur Erfassung von UHR-Kriterien vorgeschlagenen Instrumente eine Überprüfung ihrer Tauglichkeit in adoleszenten Stichproben problematisch, da ihre Entwicklung vorrangig konzeptionell geleitet war und sie nicht auf der Grundlage von empirischen Daten generiert wurden. Eine Ausnahme repräsentiert das Schizophrenia Proneness Instrument, Adult version (SPI-A), dessen Subskalen bzw. Dimensionen auf der Grundlage von Längs- und Querschnittsdaten von adulten Stichproben generiert und validiert wurden. Diskussion / Ergebnisse: Eine entsprechende Überprüfung der Dimensionen der SPI-A anhand von Querschnittdaten von Kindern und Jugendlichen mit Schizophrenie (N=32) und anderen nichtpsychotischen Erkrankungen diesen Alters (N=76) hatte jedoch keine Replikation der dimensionalen Struktur und mit sinkendem Alter deutlich signifikante Alterseffekte in logistischen Regressions analysen ergeben. Daher ist in methodisch gleicher Weise wie bei der SPI-A eine 54 Items in vier Subskalenumfassende empirisch basierte Kinder- und Jugendversion mit Hilfe der Faceted Smallest Space Analysis konstruiert worden, die den Besonderheiten in dieser Altersgruppe Rechnung tragen soll. Des Weiteren sprach für die Entwicklung eines eigenständigen Instrumentes für Kinder und Jugendliche die Tatsache, dass im Kindes- und Jugendalter die differentialdiagnostische Symptomabgrenzung gegenüber oftmals ganz anderen Syndromen und Krankheitsbildern als bei Erwachsenen erfolgen muss. Darüber hinaus ergab sich für jüngere Kinder der Wunsch nach der Möglichkeit einer Integration von Elternin formationen, zumindest soweit dies bei der jeweiligen Symptom definition sinnvoll erscheint. 002 Identifizierung von adoleszenten Risikogruppen für psychotische Merkmale: Erste Anwendungserfahrungen mit der SPI-CY Petra Walger (Universität zu Köln, Kinder- und Jugendpsychiatrie) F. Schultze-Lutter Einleitung: Basissymptome werden als eine Alternative oder Addition zu UHR Kriterien in der Früherkennung schizophrener Psychosen im Erwachsenen- und Jugendlichenalter betrachtet. Erste Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Studien zeigten bei jugendlichen Probanden mit der Bonn Scale for the Assessment of Basic Symptoms (BSABS) Unterschiede in der dimensionalen Struktur und Anzahl von Basissymptomen im Jugendalter unter 16 Jahren. Deshalb ist ein eigenes Instrument, das Schizophrenia Proneness Instrument – Child & Youth version (SPI-CY) entwickelt und in einer klinischen Stichprobe evaluiert worden. Methode: 20 nach Alter und Geschlecht gematchte Jugendliche mit psychosenahen Symptomen (at-risk) wurden mit der SPI-CY und SIPS untersucht (mean age 15.9; SD=1.5 yrs., 61 % male) und mit 21 stationär behandelten Patienten mit einer nichtpsychotischen Störung und 20 gesunden Schülern verglichen. 65 % der at-risk Gruppe erfüllten die Kriterien von attenuierten psychotischen Symptomen, 5 % berichteten über kurze intermittierende psycho tische Symptome, 70 % von kognitiv-perzeptiven Symptomen und 20 % kognitiven Störungen. 10 % erfüllten ultra-high risk Kriterien und andere Kriterien. Diskussion / Ergebnisse: Die drei Gruppen unterschieden sich signifikant auf allen Subskalen der SPI-CY und SIPS (Kruskal-Wallis, df=2, p ≤.001). Post-hoc Paarvergleiche zeigten hoch signifikant niedrigere Werte von Schülern auf allen Subskalen verglichen mit beiden klinischen Gruppen (Mann-Whitney, p ≤.008), Vergleiche der zwei klinischen Gruppe zeigten, dass nur die positiven Krite rien der SIPS, aber aller SPI-CY Subskalen bedeutsam höhere Werte in der at-risk Gruppe (Mann-Whitney, p ≤.004) erreichten. Diskussion: Die SPI-CY ist ein hilfreiches Instrument zur Erkennung und Einschätzung spezifischer Auffälligkeiten aus dem Spektrum psychotischer Störungen. Es wird sehr gut von den Jugendlichen angenommen und muss im Weiteren auf die prädiktive Stärke aller Subskalen (Adynamia, Wahrnehmungsveränderungen, Neurotizismus, Denk- und Handlungsstörungen) in verschiedenen Altersgruppen in Längsschnittstudien untersucht werden. 003 Basissymptome bei ‚Early Onset‘-Psychosen Eginhard Koch (Universität Heidelberg, Kinder- und Jugendpsychia trie) 004 Prävalenz von Basissymptomen in einer gesunden Adoleszentenstichprobe Benno Graf Schimmelmann (Bern, Schweiz) H. Meng, F. Resch, E. Koch Einleitung: Kognitiv-perzeptive ‚Basissymptome‘ werden zunehmend komplementär zu den ‚Ultra-High-Risk‘ Kriterien zur Prädiktion von Psychosen in der prä-psychotischen Phase eingesetzt. Ziel der präsentierten Studie war die Erfassung der Prävalenz von Basissymptomen in einer repräsentativen Stichprobe Adoleszenter aus der Normalbevölkerung (N=96) sowie in Adoleszenten mit Psychosen (N=87) und nicht-psychotischen psychiatrischen Erkrankungen (N=137) Methode: Die Bonner Skala zur Beurteilung von Basissymptomen (BSABS) kam hierfür zum Einsatz. Die drei Gruppen wurden verglichen hinsichtlich der Prävalenz von mindestens einem Basissymptom und der mittleren Anzahl von Basissymptomen in den BSABS-Kategorien. Die prädiktive Stärke von BSABS-Subskalen für die Gruppenzugehörigkeit wurde mittels logistischen Regres sionsanalysen überprüft sowie Risk Ratios einzelner Basissymp tome zur Diskriminierung der Gruppen berechnet. Diskussion / Ergebnisse: Mindestens ein Basissymptom fand sich in 30.2 % der Normalpopulation, 81 % der nicht-psychotischen psy chiatrischen und 96.5 % der psychotischen Jugendlichen. BSABSSubskalen diskriminierten gut zwischen psychiatrischen (psychotisch und nicht-psychotischen) und nicht-klinischen Jugendlichen sowie zwischen psychotischen und nicht-psychotischen psychiatri- schen Jugendlichen. Auf Einzelsymptomebene diskriminierten dabei einzelne kognitive Basissymptome die Gruppen am besten und werden daher für prospektive Früherkennungsstudien an Jugend lichen empfohlen. Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 43 S-104 Symposium Early indicators of a favourable treatment course in schizo phrenia: Recent results from the German Research Network on Schizophrenia Vorsitz: W. Gaebel (Düsseldorf), H.-J. Möller (München) 001 Response in acute treatment in first-episode schizophrenia and early indicators Michael Riedel (Ludwig-Maximilians-Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, München) R. Schennach-Wolff, A. Mayr, F. Seemüller, M. Jäger, H.-J. Möller Introduction: Aim was to evaluate response and its early indicators in acute treatment in patients suffering from first-episode schizophrenia treated with risperidone or haloperidol. Method: 229 first-episode schizophrenia patients were examined within a double-blind controlled 8-weeks trial of the German Study Group on first-episode schizophrenia with biweekly PANSS ratings. At discharge response was defined according to the definition by Lieberman et al. in 2003 (PANSS score of ≤3 in PANSS items 1 – 3, 5,6; a 30 % reduction in the PANSS total score from admission to discharge, CGI severity score of ≤4); early response was defined as a 20 % reduction at week 2. Sociodemographic, psychopathological and functional variables as well as the treatment applied were eval uated regarding their potential predictive validity for acute treatment response. Univariate tests, logistic regression and CART-analyses were consulted as statistical methods. Discussion / Results: At discharge, 126 patients (55 %) were treatment responder, 103 (45 %) did not fulfil response criteria with no significant differences between the risperidone (51 %) and halo peridol (49 %) treated patients. Patients with response scored significantly lower on the baseline Hamilton-Depression-Scale (HAMD) and achieved early response criteria significantly more often. Early treatment response, a lower PANSS positive and global subscore and a lower HAMD total score at admission, furthermore better functioning at admission as well as a shorter duration of untreated psychosis were revealed to be significant predictors for response in acute treatment. The significant influence of early response regarding subsequent outcome is highlighted. Depressive symptoms did not differ between patients treated with risperidone or haloperidol and should be radically treated as they were among the strongest influencing factors of acute treatment response. This study was perfromed within the German Research Network on Schizophrenia. 002 Remission in long-term treatment in first-episode schizophrenia and early indicators Mathias Riesbeck (Heinrich-Heine Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Düsseldorf) Introduction: Treatment response and symptom decline is frequent in the acute treatment of the first episode in schizophrenia. One major aim in the subsequent long-term phase including main tained drug treatment is further symptom reduction preferably up to a complete symptom remission. Based on standardized remissi- 73 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 on criteria recently established by an international working group (Andreasen et al. 2005) data on frequency of remission in firstepisode schizophrenia will be provided. In addition, predictors for remission already at the beginning of the long-term treatment will be identified. Method: A prospective randomized controlled trial on different long-term treatment strategies in first-episode patients was conducted within the German Research Network on Schizophrenia (GRNS). After the acute phase the randomly assigned drug treatment with risperidone or low-dose haloperidol was maintained for a further 12 months. Rates of Remission according to the standard ized remission criteria were assessed. Based on logistic and Coxregression analysis predictors for remission were identified. Discussion / Results: Complete remission (including a 6 month time criterion) was observable in (only) about 40 %, mainly due to a very high drop-out rate in the first post acute year. Accordingly, complete symptom remission over a shorter period of at least 4 weeks occurred in about 70 %. Identified predictors for remission include in particularly a favorable treatment response in the pre ceding acute treatment and different treatment characteristics (compliance, participation in a trial with psychological interventions). First episode patients continuing effective drug treatment of the acute phase are likely to reach complete symptom remission. On the other side, non-adherence is a major obstacle for accom plishing a favorable illness course. 004 Pharmacogenetic indicators for treatment outcome in schizophrenia Rainald Mössner (Rhein.Friedrich-Wilhelms-Univ., Psychiatrie und Psychotherapie, Bonn) Introduction: Elucidation of the factors determining the clinical response to antipsychotics is of great interest. Method: We show in two independent schizophrenia patient samples that serotonin receptors have a pharmacogenetic role. We found an influence of the functional C-1019G variant of the 5-HT1A receptor on the response of negative schizophrenia symptoms to atypical antipsychotics. Taken together, our study, a study by Reynolds et al. (Am J Psychiatry 2006), and a risperidone study from China (Wang et al., J Psychopharmacol 2008) provide ex cellent evidence for the importance of the C-1019G variant in the antipsychotic treatment response in four independent patient samples. Discussion / Results: Our robust findings may thus aid the design of tailor-made drug regimens in the future with the long-term aim of a rational pharmacogenetic drug therapy of schizophrenia. Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Riga S-125 Symposium 003 Definition and prediction of functional treatment outcome Rebecca Schennach-Wolff (Ludwig-Maximilians-Universität, Psychia trie und Psychotherapie, München) M. Jäger, F. Seemüller, M. Obermeier, H.-J. Möller, M. Riedel Introduction: To assess criteria and to identify predictive factors for functional outcome. The criteria should cover all domains proposed by the Remission in Schizophrenia Working Group. Method: PANSS-ratings were used to evaluate the symptomatic treatment outcome of 262 inpatients with schizophrenia spectrum disorders within a naturalistic multicenter trial. Functional remis sion was defined as a GAF score >61 (Global Assessment of Functioning Scale), SOFAS score >61 (Social and Occupational Func tioning Scale) and a SF-36 mental health subscore >40 (Medical Outcomes Study-Short Form Health Survey). Multivariate logistic regression and CART analyses were used to determine valid clinical and sociodemographic predictors. Discussion / Results: In total, 52 patients (20 %) fulfilled the criteria for functional remission, 125 patients (48 %) achieved symptomatic remission and when criteria for functional and symptomatic remission were combined 33 patients (13 %) achieved complete remission. Younger age, employment, a shorter duration of illness, a shorter length of current episode, less suicidality, and a lower PANSS negative and global subscore at admission were predictive for functional remission. The regression model showed a predictive value of more than 80 %. A significant association was found between functional and symptomatic remission, indicating reasonable validity of the proposed definition for functional outcome. The revealed predictors for functional treatment outcome emphasize the need for psychosocial and vocational rehabilitation in schizophrenic patients. This study was performed within the German Research Network on Schizophrenia. 74 Neuroimaging of early psychosis: From basic science to clinical applications Vorsitz: N. Koutsouleris (München), S. Borgwardt (Basel) 001 Longitudinal trajectory of cortical folding and thickness in subjects at high-risk of psychosis due to familial reasons: Relations to cognitive, behavioural and clinical outcome Bill Moorhead (Edinburgh, Kennedy Tower, UK) H. C. Whalley, A. M. McIntosh, D. G. Owens, E. C. Johnstone, S. Lawrie Introduction: The aim of this study is to examine the volumetric changes over time in the frontal and temporal lobes of 162 High Risk (HR) adults with a family history of schizophrenia, and 36 healthy controls (HC) with no family history of psychosis. The study lasted 8 years with five sMRI scans taken at 2 yearly intervals. At first scan the HR were aged 21.2 (2.9) years and the HC were aged 21.4 (3.7) years. During the study 17 HR subjects developed schizophrenia and all HC remained well. Method: We have developed accurate and repeatable machine methods that detect the subtle changes in brain structure that occur during early adult-life. Using these methods we report differences in lobar volumes overtime in comparisons of HC subjects with HR subjects and in comparisons of HR who remain well (HRW) with those who subsequently become ill (HRI). Discussion / Results: Comparisons of region of interest (ROI) hand tracing and machine methods for pre-frontal and temporal lobes gave ICC >0.84. Comparisons of volumes between time points using the machine methods for pre-frontal and temporal lobes gave ICC >0.97. The Mixed Model found a significant Group*Time interaction for left and right temporal lobes, with greater reductions in the high risk subjects compared to controls. We also found a significant Group*Time interaction for HRW versus HRI, with greater reductions in the left and right pre-frontal lobes of high risk subjects who subsequently became unwell. Conclusion Our results indicate that subjects with increased genetic risk of developing schizophrenia exhibit over time neuro-developmental differences which are not found in subjects who are not at risk. Our results also Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 indicate that within the at-risk group those who go on to develop schizophrenia exhibit prior to onset of illness neuro-developmental changes not evident in the at-risk subjects who remain well. 002 Radiological and gray matter abnormalities in individuals at highrisk of psychosis – cross-sectional and longitudinal results Stefan Borgwardt (Universitätsspital Basel, Psychiatrische Poliklinik, Schweiz) 003 Multivariate neurodiagnostic procedures may facilitate the early recognition of the at-risk mental state of psychosis and predict an ultimate disease transition Nikolaos Koutsouleris (Psychiatrische Klinik, LMU, München) Introduction: Biological markers of the at-risk mental state for psychosis (ARMS) are crucial for early recognition and therapeutic intervention in ultra-high risk individuals. In this regard, previous studies showed that the ARMS is associated with subtle neuroanatomical abnormalities found in similar brain regions as in the established disorder. We employed multivariate analysis techniques in order to investigate whether different ARMS for psychosis and their clinical outcomes could be reliably diagnosed on the individual level based on structural brain alterations. Method: First, a multivariate, multi-group support-vector machine (SVM) classification analysis was performed on the structural mag netic resonance imaging (MRI) data of individuals in early (n=24), late (n=27) ARMS of psychosis and healthy controls (HC, n=25). Then, the method’s ability in predicting subsequent transitions to psychosis based on the baseline MRI data was evaluated in a subgroup of the ARMS population with available clinical follow-up information (transitions: n=16, non-transitions: n=18) compared to HC (n=17). The specificity, sensitivity, accuracy, significance and generalizability of the methodology were evaluated by means of permutation analysis and five-fold cross-validation. Discussion / Results: The 3-group, cross-validated classification accuracies of the first analysis were 86 % (HC vs the rest), 91 % (early at-risk individuals vs the rest), and 86 % (late at-risk individuals vs the rest). The accuracies in the second analysis were 90 % (HC vs the rest), 88 % (individuals with transition vs the rest), and 86 % (individuals without transition vs the rest). These findings suggest that different ARMS and their clinical outcomes may be reliably identified on an individual basis by assessing patterns of wholebrain neuroanatomical abnormalities. 004 Abnormal prefrontal activation is directly related to pre-synaptic striatal dopamine dysfunction in people at clinical risk for psychosis Paolo Fusar-Poli (Insitute of Psychiatry, London) The pathophysiology of schizophrenia is incompletely understood, but two of the most robust abnormalities are elevated striatal dopamine activity and prefrontal cortical dysfunction. To investigate the relationship between these abnormalities in the prodromal phase of the illness, we combined functional Magnetic Resonance Imaging and 18F-Dopa Positron Emission Tomography. When performing a verbal fluency task, subjects with an At Risk Mental State showed greater activation in the inferior frontal cortex than controls. Striatal dopamine function was greater in the At Risk group than in controls. Within the At Risk group, but not the control group, there was a direct correlation between the degree of left inferior frontal activation and the level of striatal dopamine function. The key finding from the present study is that in individuals at very high risk of schizophrenia, altered prefrontal activation during a task of executive function was directly related to striatal hyperdopaminergia. This provides in vivo evidence of a link between dopamine dys- function and the perturbed prefrontal function which may underlie the deficits in executive processing evident in people with prodromal symptoms of psychosis. These abnormalities reflect an in creased vulnerability to psychosis and predate the first episode of frank psychosis. Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2 S-139 Symposium Der Übergang vom Prodrom zur Psychose: Risiko- und Schutz faktoren Vorsitz: J. Klosterkötter (Köln), W. Maier (Bonn) 001 Persönlichkeitsfaktoren und psychopathologische Frühsymptome Frauke Schultze-Lutter (Universitäre Psychiatrische, Dienste Bern Kinder- und Jugendpsychiatrie) K. Winkler, J. Klosterkötter, S. Ruhrmann Introduction: Schizophrenie-Spektrums-Störungen – Cluster A-Per sönlichkeitsstörungen (PS) nach DSM-IV und insbesondere die schizotypische PS – fanden sich gehäuft bei Personen mit einem erhöhten symptomatisch definierten Risiko für die Entwicklung einer ersten psychotischen Episode. Dies überrascht zunächst aufgrund des phänomenologischen Überschneidungsbereichs ins besondere der attenuierten psychotischen Symptome (APS) der ‚ultra-high risk’-Kriterien mit Kriterien zur Diagnose der schizo typischen PS nicht. Methode: Zur Klärung, ob Persönlichkeitsakzentuierungen (PA) oder auch PS geeignet sein können, zwischen klinisch definierten Risikopersonen mit (N=50) und ohne zwischenzeitlichen Übergang in eine Psychose (N=50) zu unterscheiden, wurden diese anhand einer Selbstbeurteilungsskala für PS verglichen. Die Gruppen waren hinsichtlich ihrer Risikokriterien (psychosefernes und psychosenahes Prodrom) sowie Geschlecht und Alter parallelisiert. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt berichteten Personen mit späterer Entwicklung einer Psychose tendenziell mehr PS und ausgeprägtere PA. Hinsichtlich der insgesamt seltenen PS wurde nur die depressive subaffektive PS nach DSM-IV signifikant; sie fand sich bei 58 % der Patienten mit und 34 % derer ohne Psychoseentwicklung. Zudem zeigte sich ein Trend für eine häufigeres Auftreten mindestens einer Cluster-A-PS in den ‚echten Prodromen’ (20 % vs. 8 %). Ein Vergleich der PA zeigte entsprechend signifikant höhere Ausprägungen der Personen mit Übergang auf der depressiven und Cluster-A sowie der schizoiden Dimension und zudem einen stati stischen Trend für die schizotypische und asthenische Dimension. Eine weitere Betrachtung der PA ergab, dass dabei ausschließlich die schizoide PA als möglicher Prädiktor einer Psychoseentwicklung bei Risikopersonen in Frage zu kommen scheint. Die in der ausgeprägteren Selbsteinschätzung der Personen mit Psychoseentwicklung im Beobachtungszeitraum auf der schizoiden Dimension zutrage tretende schlechtere soziale Einbindung wird gestützt von Befunden der genetischen Hochrisikoforschung zu bereits prämorbid bestehenden sozialen Defiziten bei Kindern mit schizophrenem Elternteil und unterstreicht auch noch einmal den Stellenwert einer guten sozialen Einbindung als potentiellen Schutzfaktor. 75 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 002 Neuropsychologische Risiko- und Schutzfaktoren Michael Wagner (Universität Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) I. Fromann, A. Bechdolf, S. Ruhrmann, R. Pukrop, J. Klosterkötter, W. Gaebel, W. Wölwer, J. Gaebel, H.-J. Möller, K. Maurer, H. Häfner, W. Maier Leistungseinschränkungen in Ausbildung und Beruf, Depressivität und abgeschwächte Positivsymptome gehen häufig der ersten akuten Phase einer schizophrenen Psychose voraus. Prospektive Untersuchungen zeigen, dass kognitive Einschränkungen bei später Erkrankten früh auftreten und somit Risikofaktoren darstellen. Kognitive Einschränkungen könnten bei Personen in fraglichen Prodromalstadien prognostisch bedeutsam sein. Im Rahmen des BMBF-geförderten Kompetenznetzes Schizophrenie wurden Rat suchende Patienten mit bestimmten Symptomen klassifiziert als (hypothetisch) psychoseferne Prodrome (die z. B. Wahrnehmungsveränderungen und Antriebsstörungen aufweisen) bzw. psychosenahe Prodrome (z. B. bei zeitlich begrenzten halluzinatorische Erlebnissen) und mit einer neuropsychologischen Testbatterie und psychophysiologischen Paradigmen (u. a. P300, Antisakkaden) untersucht. Normabweichungen in diesen Verfahren wurden mit Parametern des späteren klinischen Verlaufs (z. B. Psychotische Erkrankung im Follow-Up) korreliert. Verglichen mit parallelisierten gesunden Kontrollen zeigt sich, dass Personen mit einem psychosefernen Prodrom (n = 116) im Durchschnitt etwas schlechtere Lei stungen (~ 0.4 Standardabweichungen) in einer neuropsychologischen Testbatterie erzielen, mit dem deutlichsten Defizit im Bereich der Visomotorik. Noch deutlicher beeinträchtigt sind Personen mit einem psychosenahen Prodrom (~ 0.8 Standardabweichungen, n = 89). Besonders die Bereiche Arbeitsgedächtnis, Langzeitgedächtnis sowie Visomotorik erwiesen sich hier als gestört. Vor allem bei frühen Prodromen waren Gedächtnisdefizite prädiktiv für eine spätere Erkrankung, ferner weisen später manifest Erkrankende initial eine geminderte P300 Amplitude auf. Gute mnestische und exekutive Funktionen können somit, zumindest im frühen Prodromalstadium, als Schutzfaktoren gegen eine Progression des Krankheitsprozesses gelten. 003 Neurophysiologische Risiko- und Schutzfaktoren Georg Juckel (Ruhr-Universität, Psychiatrie, Bochum) Einleitung: Eine erhöhte zentralnervöse serotonerge Aktivität wird als Risikofaktor in der Pathogenese der Schizophrenie diskutiert. Dabei stellt sich die Frage, ob bereits im Prodromalstadium der Erstmanifestation eine erhöhte serotonerge Neurotransmission vorliegt oder nicht. Die Möglichkeiten der Überprüfung dieser Hypothese sind jedoch limitiert, da es an validen Indikatoren zur Bestimmung zentraler serotonerger Aktivität mangelt. Die Lautstärkeabhängigkeit der N1/P2-Komponente akustisch evozierter Potentiale (LAAEP) ist ein Maß für die Tonlautstärke-abhängige Aktivität des akustischen Kortex und wird im wesentlichen durch das serotonerge System moduliert, wobei eine schwache LAAEP mit erhöhter serotonerger Neurotransmission korreliert und umgekehrt. Methode: Die LAAEP von schizophrenen Prodromalpatienten, Patienten mit schizophrener Erstmanifestation, mehrfach manifestierte Patienten und 24 gesunde Kontrollprobanden wurde mittels 33 Elektroden (32 Kanäle) abgeleitet. Jeweils 70 Sinustöne in fünf verschiedenen Lautstärken (79, 87,5 , 96, 104,5 und 111 dB ) wurden binaural über Kopfhörer dargeboten. Diskussion / Ergebnisse: Die LAAEP der Prodromalpatienten war signifikant niedriger als die der gesunden Kontrollen (0.13 µV/dB vs. 0.18µV/dB, p=0.001), unterschied sich jedoch nicht von den Gruppen der erstmanifestierten und chronifizierten Patienten mit einer schizophrenen Störung (0.14 µV/dB, bzw. 0.12µV/dB). Dies 76 kann als erster Hinweis angesehen werden, dass die serotonerge Neurotransmission bereits im Prodromalstadium vergleichbar erhöht ist wie bei vollmanifestierten schizophrenen Patienten und muß als eine Risikokonstellation zur Ausbildung einer manifestenSchizophrenie angesehen werden. Eine frühzeitige atypische Medikation mit Einfluß auf das serotonerge System wäre als Schutz stäkrer bei Prodromalpatienten zu diskutieren. 004 Identifikation von Risikofaktoren in einem Mehrebenenansatz Anita Riecher-Rössler (Universitätsspital Basel, Psychiatrische Poliklinik, Schweiz) Einleitung: Trotz grosser Forschungsanstrengungen zur Frühdiagnose beginnender Psychosen ist die Methodik zur Identifikation von Risikoindividuen und zur Prädiktion ihres Übergangs in eine Psychose noch nicht sehr zuverlässig. Auch gibt es noch kaum Daten zur Langzeitprädiktion. Wir haben deshalb in Basel im Rahmen der FePsy-Studie (Früherkennung von Psychosen) Individuen mit einem Risikostatus für Psychosen identifiziert und untersucht, welche klinischen, neuropsychologischen, neurophysiologischen und Neuroimaging-Auffälligkeiten die spätere Transition in eine Psychose vorhersagen. Methode: 64 Risiko-Individuen wurden vom 01. 03. 2000 – 29. 02. 2004 in unserer Früherkennungssprechstunde mit Hilfe des Basel Screening Instruments für Psychosen, BSIP (Riecher-Rössler et al. 2008) nach den Kriterien von Yung et al. (1998) identifiziert. 53 (83 %) konnten bis zu 7 (im Mittel 5,4) Jahre lang regelmässig nachuntersucht werden. Diskussion / Ergebnisse: 21 der 53 Individuen entwickelten tatsächlich eine Psychose (Transitionsrate nach Kaplan-Meier 0.34) – im Mittel nach 10 Monaten (Varianz 1 – 55). Bei 6 (29 %) der Pa tienten erfolgte die Dekompensation erst nach dem 12. Monat. Die besten Prädiktoren der psychotischen Dekompensation innerhalb dieser Hochrisikopopulation waren bestimmte „attenuierte“ psychotische Symptome (vor allem Misstrauen), negative Symptome (vor allem Anhedonie / Asozialität) und kognitive Defizite (vor allem eine reduzierte Geschwindigkeit bei der Informationsverarbeitung). Unter Einbezug dieser Prädiktoren konnte die prädiktive Genauigkeit auf 80,9 % gesteigert werden (Sensitivität 83,3 %, Spezifität 79,3 %). Eine weitere Erhöhung der Spezifität konnte durch EEG-Analysen erreicht werden. Neuroimaging-Analysen zeigten ebenfalls signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne späterer psychotischer Dekompensation. Schlussfolgerungen 1. Individuen mit einem Risiko für Psychose sollten über mehr als 12 Monate beobachtet werden. 2. Die Früherkennung von Psychosen kann durch einen schrittweisen Abklärungsprozess verbessert werden, der zunächst nur ein Screening, im Falle eines Risikos aber auch weitere Untersuchungsebenen umfassen sollte. Riecher-Rössler et al. (2008): Das Basel Screening Instrument für Psychosen (BSIP). Fortschr Neurol Psychiatr. 76(4): 207-16 Yung et al. (1998): Prediction of Psychosis. Br J Psychiatry Suppl 172: 14-20. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 9 S-143 Symposium Früherkennung und Frühintervention bei schizophrenen Störungen: Entwicklungsstand und Anwendungsperspektiven Vorsitz: H. Häfner (Mannheim), J. Klosterkötter (Köln) 001 Die Erfassung des Psychoserisikos mit dem Früherkennungsinventar ERIraos. Prodromalsymptome und Risikofaktoren als Indikatoren des frühen Verlaufs der Schizophrenie Franziska Rausch (ZI für Seelische Gesundheit, Schizophrenieforschung, Mannheim) K. Maurer, A. Bechdolf, S. Ruhrmann, F. Schultze-Lutter, M. Wagner, J. Klosterkötter, W. Maier, H. Häfner Einleitung: Auf Basis der Ergebnisse der Mannheimer ABC-Schizo phrenie-Studie (Age, Beginning and Course) und der Kölner Früherkennungsstudie (CER-Studie) zum Frühverlauf der Schizophrenie entwickelten wir ein Früherkennungsinstrument (ERIraos). Dieses zweistufige Instrument besteht aus einer Checkliste als Screeninginstrument und einer Symptomliste. Erfasst werden Prodromalsymptome mit leicht erhöhtem Psychoserisiko im Screen ingverfahren. Nach Überweisung in fachärztliche Kompetenz werden mit der ERIraos-Symptomliste auch die Symptome des psychotischen Vorstadiums bis zur Entwicklung der Psychose erfasst. Zusätzlich werden mit sechs Modulen dispositionelle Faktoren, etwa familiäre Belastung, und Auslösefaktoren, etwa Cannabismissbrauch, registriert. Ziel der Anwendung von ERIraos ist die Identifikation von Personen mit einer drohenden Psychose, d. h. mit einem hohen Risiko zum Übergang in die erste psychotische Episode. Beide Instrumente erfassen den Trend Zu- oder Abnahme der Symptome. ERIraos wurde unter Berücksichtigung von Test gütekriterien und der Praktikabilität revidiert. Methode: Mit einer Logistischen Regression wurden die ERIraos Items mit Vorhersagekraft identifiziert. Eine Faktoranalyse wurde berechnet um die Symptomdimensionen zu zeigen, welche ein Prodrom charakterisieren. Die Itemauswahl basiert auf den Effizienz indices (Sensitivität, Spezifität, Odds Ratios) der Symptome. Die finale Version beinhaltet die prädiktivsten Symptome für einen Übergang in die Psychose. Diskussion / Ergebnisse: Für beide Teilinstrumente – Checkliste (15 Items) und Symptomliste (50 Items) – erbrachten Faktoranalysen Faktorenlösungen mit einer Einfachstruktur, die ca. 50 % der Varianz erklären. Ein Vergleich der Symptomprävalenz in der präpsychotischen Prodromalgruppe und der psychotischen Prodromalgruppe und in den Subgruppen mit und ohne Übergänge unterstützte unsere Itemauswahl. 36 % der ausgewählten Symptome zeigten signifikante Chi²-Werte mit der Übergangsvariable, 74 % hatten Odds Ratios >2.00. Die finale Version wurde einer Expertenevaluation unterzogen, um deren Durchführbarkeit zu unter suchen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse stellen wir nun ein Instru ment bereit, das für die Anwendung in der Praxis geeignet ist und eine gute Vorhersagekraft besitzt. Dieses Instrument liefert einen wichtigen Beitrag um die Diagnose und die Indikation für eine Frühintervention zu stellen. 002 Hirnstrukturelle und kognitive Defizite im Prodromalstadium der Schizophrenie René Hurlemann (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Viele Patienten mit manifester Schizophrenie leiden an kognitiven Defiziten, die insbesondere das verbale Lernen und Ge- dächtnis betreffen und mit einer Volumenminderung des Hippokampus korrelieren. Es stellt sich die Frage, ob interkorrelierte strukturelle und funktionelle Defizite des Hippokampus als Folge der Schizophrenie in Erscheinung treten oder der Erstmanifesta tion der Erkrankung vorausgehen und damit bereits im Prodromalstadium nachweisbar sein sollten. Methode: Wir kombinierten Hirnvolumenmessungen mit dem Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT), um bei 36 Antipsychotika-naiven Probanden mit klinischen Symptomen eines psychosefernen oder psychosenahen Prodroms Struktur und Funktion des Hippokampus im Vergleich zu 30 gesunden Kontrollprobanden zu beurteilen. Diskussion / Ergebnisse: Unsere Daten belegen eine beidseitige Volumenminderung des Hippokampus bei Probanden mit klinischen Prodromalsymptomen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um ein psychosefernes oder psychosenahes Prodrom handelt. Bei Probanden mit psychosenahem Prodrom, nicht aber bei Probanden mit psychosefernem Prodrom, korrelierte das hippokampale Volumen mit einer Leistungsminderung im Gedächtnisabruf. Unsere Befunde implizieren einen Progress struktureller und funktioneller Defizite des Hippokampus entlang einer Zunahme der klinischen Symptomlast im Prodromalstadium der Schizophrenie. Da die Größenordnung kognitiver Defizite mit den sozialen und beruflichen Kompetenzen von Patienten mit manifester Schizophrenie invers korreliert, könnte kognitives Training mit Beginn im Prodromalstadium der Schizophrenie präventive Behandlungsprogramme möglicherweise sinnvoll ergänzen. 003 Psychologische Behandlungsansätze bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko Andreas Bechdolf (Uniklinik Köln, Klinik für Psychiatrie) Der vorliegende Beitrag gibt eine Übersicht über den empirischen Stand präventiver psychologischer Interventionen bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko unter besonderer Berücksichtung der Studien zur Evaluation Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT), die im Rahmen des Kompetenznetzes Schizophrenie (KNS) durchgeführt wurde. Ausserdem werden Fallbeispiele dargestellt, die die Anwendung von Frühinterventionsstrategien verdeutlichen sollen. 004 Pharmakotherapeutische Ansätze bei klinisch erhöhtem Risiko für die Entwicklung psychotischer Störungen Stephan Ruhrmann (Universität zu Köln, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) J. Klosterkötter Einleitung: Trotz aller Fortschritte in der Behandlung von Psychosen sind die therapeutischen Optionen vor allem bezogen auf den langfristigen Verlauf nach wie vor unzureichend. Maßnahmen zur Senkung der Inzidenz und hierunter vor allem die indizierte Prävention gelten daher als zur Zeit erfolgversprechendste Strategie. Die aktuell international verwendeten Kriterien zur klinischen Prädiktion von Psychosen werden als ausreichend effizient angesehen, um kontrollierte pharmakologische Präventionsstudien in diesem Bereich zu rechtfertigen. Methode: Die Publikationen zu den verfügbaren pharmakologischen Studien bei klinisch erhöhtem Psychoserisiko wurden zusammengestellt und einer kritischen methodischen Analyse unterzogen. Diskussion / Ergebnisse: Die Zahl der Präventionsstudien ist nach wie vor klein, was auch daran liegt, dass solche Studien nur mit einem sehr hohen Zeitaufwand von mehreren Jahren durchführbar sind, mit entsprechenden Implikationen auch für die Kosten. Initial überlegen erscheinende Effekte der pharmakologischen (wie auch der kognitiv-behavioralen) Interventionen traten in inzwischen 77 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 vorliegenden Folgeuntersuchungen zum Langzeitverlauf weniger deutlich zu Tage. Allerdings beruhten diese Studien bereits initial auf relativ kleinen Stichproben. Die daraus resultierenden Einschränkungen der statistischen Aussagekraft wurden durch unvollständige Nachuntersuchungen noch weiter verschärft. Trotz verschiedener Limitationen deuten die verfügbaren Ergebnisse darauf hin, dass eine frühzeitige pharmakologische Intervention sowohl symptomatisch als auch präventiv wirksam werden kann. Die Studiendesigns müssen aber in methodischer Hinsicht weiterentwickelt werden. Neben biometrisch angemessenen Stichprobengrößen bedarf es auch verbesserter Strategien zur Risikoanreicherung. Der im Kompetenznetz Schizophrenie erstmals verfolgte risiko adaptierte Interventionsansatz sollte im Sinne einer weiteren Dif ferenzierung der Präventionsmaßnahmen und damit einer ver besserten Kosten-Nutzen-Relation für die Betroffenen ebenfalls intensiv weiterentwickelt werden. Die gegenwärtig allenthalben verfolgte Strategie, die von einer zeitlich begrenzten Intervention über das Ende dieser Intervention andauernde, langfristige Präventionseffekte erwartet, muss revidiert werden. Ansätze, wie sie zur Rückfallprophylaxe von Psychosen oder bei chronischen Risikokonstellationen etwa in der inneren Medizin angewendet werden, könnten auch in der Prävention von Psychosen zu einer langfristigen Aufrechterhaltung der günstigen Interventionseffekte führen. Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal VIP 1 S-146 Symposium Genetic determinants of cognitive dysfunction in schizo phrenia Vorsitz: H. Ehrenreich (Göttingen), P. Falkai (Göttingen) 001 Complexines Hannelore Ehrenreich (MPI für experimentelle Medizin, Klinische Neurowissenschaften, Göttingen) 002 Modulation of cognition and schizophrenia psychopathology by the BDNF genotype Thomas Wobrock (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie) T. Schneider-Axmann, P. Falkai Introduction: Cognitive dysfunction is a strong predictor of outcome in schizophrenia regarding social functioning and life quality. There is growing knowledge that the neurotrophin brain-derived neurotrophic factor (BDNF) has a major role for neuronal survival and differentiation in the developing nervous system as well as in neuroregeneration and learning. The BDNF Val66Met Polymorphism, relatively common in the Caucasian population, seems to mediate cognitive function and brain morphometry in healthy subjects as well as in schizophrenia patients. Method: 43 first-episode patients (FE-SZ) and 27 healthy control subjects (HC) were recruited between 2003 and 2006 undergoing standardized psychopathological ratings (e.g. PANSS), neucogni tive assessment (e.g. VLMT) and genotyping regarding the BDNF Val66Met polymorphism. In 22 FE-SZ psychopathological rating was repeated at one year follow-up to determine the course of schizophrenia. Discussion / Results: FE-SZ with Val / Met genotype showed significantly lower performance on verbal learning memory (-17 %, VLMT, sum of trials 1 – 5) than FE-SZ carrying the Val /Val variant. The difference in healthy control subjects between BDNF Val66Met 78 variants regarding cognition was not significant. Further more during the one year follow-up patients carrying the Val / Met variant showed less improved psychopathology (e. g. PANSS negative sum score). In conclusion, the BDNF Val66Met polymorphism had influenced cognition, psychopathology and course in our sample of first-episode patients, which may be linked to impaired neuroplasticity in Met carriers. 003 Genetic disruption of NCAM polysialylation causes pathological brain development and may lead to schizophrenia Herbert Hildebrandt (MHH Hannover, Institut für Zelluläre Chemie) Introduction: The neural cell adhesion molecule NCAM is a cellsurface glycoprotein that is uniquely modified by the carbohydrate polysialic acid (polySia), which is added to NCAM by two polysialyl transferase enzymes. Abnormal levels of NCAM or polySia as well as polymorphisms in NCAM and one of the polysialyltransferase genes have been related to schizophrenia. As shown in mice most, if not all, NCAM carries polySia during brain development. A complete loss of polySia by simultaneous deletion of both polysialyltransferases causes a severe malformation of major brain axon tracts like anterior commissure, corpus callosum and internal capsule. Method: By different combinations of wild-type and mutant Ncam and polysialyltransferase alleles we obtained a range of mice with varied levels of total and polySia-free NCAM. Discussion / Results: Morphometric analyses revealed that the extent of the axon tract deficiencies in these mouse lines correlated strictly with the level of NCAM erroneously devoid of polySia dur ing brain development. Since polySia is also present during interneuron migration and maturation, we comparatively analyzed the composition of selected interneuron populations in the prefrontal cortex and the hippocampus of the different polysialyltransferasedeficient mouse lines. Immunofluorescence and co-localization studies of major interneuron markers revealed pronounced alterations of different GABAergic interneuron subtypes in the prefrontal cortex of mice with reduced polySia levels. Alterations of GABAergic interneuron populations as well as disturbed cortical connections in mice with incomplete polysialylation of NCAM resemble those seen in schizophrenic patients. Our study therefore highlights the importance of this unique glycosylation for proper brain development and proposes a mechanism how genetic interference with the complex coordination of NCAM polysialylation may lead to a neurodevelopmental predisposition to schizophrenia. 004 Catechol-O-methyltransferase (COMT) Andreas Meyer-Lindenberg (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim) Introduction: Genetic variation in Catechol-O-methyltransferase (COMT) has been studied extensively using both behavioural and neuroimaging methods. Since dopamine transporters are scarce in prefrontal cortex, COMT is a critical determinant of prefrontal dopamine flux. COMT has been proposed as a schizophrenia susceptibility gene. The COMT gene is located at 22q11.2, a region that has been implicated in schizophrenia by linkage. In behaviour, pleiotropic action of a functional Val158Met (rs4680) polymorphism on executive cognition and emotional stability has been described and proposed to be of evolutionary significance (the “warrior / worrier”-hypothesis). Method: We use multimodal neuroimaging to investigate the effects of genetic variation in COMT on neural sytems for executive cognition and meta-analytic techniques to assess effect sizes for genetic variation across studies. Discussion / Results: Convergent evidence shows abnormal Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 signal-to-noise in prefrontal cortex in carriers of COMT risk alleles and haplotypes that follow an inverted-u-shape, and changes in midbrain dopamine synthesis. A similar phenomenon, regionally differentiated, is observed in brain structure. Interactions with other risk alleles, both dopaminergic (AKT1) and glutamatergic (GRM3) can be demonstrated. Meta-analytically, we demonstrate significant association between the COMT genotype and prefrontal activation, with large (d=0.73) effect size without evidence for publication bias. Strong and opposing effects were found for executive cognition paradigms and emotional paradigms, providing metaanalytical evidence for a neural substrate for the pleiotropic behav ioural effects of COMT. Therapeutic trials can target genetic variations in COMT in a personalized medicine approach towards precognitive therapy in schizophrenia. COMT remains one of the best-studied functional genetic variants linked to schizophrenia and cognitive function. Further work should exploit these results in controlled clinical trials, and further elucidate mechanisms of epistasis and gene-environment interaction. Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Raum 44 WSy-001 Weiterbildungssymposium Leitlinienentwicklung bei psychiatrischen Erkrankungen Vorsitz: P. Falkai (Göttingen), W. Gaebel (Düsseldorf) 001 S3 Leitlinie Persönlichkeitsstörungen: Eine integrative Aufgabe Sabine C. Herpertz (Klinik für Allgem. Psychiatrie, der Universität Heidelberg) In einer Kooperation der Fachgesellschaften DGPPN, DKPM, DGPM, DGP und DGKJP wurden neue S2-Leitlinien zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erstellt. Ziel der Leitlinien war die Beschreibung des aktuellen Stands in der Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Persönlichkeits störungen. Um psychotherapeutisch arbeitenden Kollegen nicht unterschiedliche Behandlungsmodelle ohne didaktische Aufarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden für anstehende therapeutische Entscheidungen zur Verfügung stellen zu müssen, war es Zielsetzung unseres Expertengremiums, zunächst über die Therapieschulen hinweg, empirisch begründete oder – wo fehlend – im Konsensusprozess entwickelte therapeutische Interventionen darzustellen. Im Einzelnen wurden die wichtigsten Elemente der Therapieplanung, die therapeutische Beziehungsgestaltung, das Behandlungssetting, die Behandlungsziele sowie spezifische Behand lungsfoci diskutiert und miteinander verglichen. Daran schloss sich die Erläuterung schulenspezifischer Veränderungsstrategien unter Festlegung des Evidenzgrades nach Sichtung der gesamten Studienlage an. In diesem Symposium wird der Prozess der Leit linienentwicklung dargestellt und exemplarisch auf die Borderline Persönlichkeitsstörung eingegangen. 002 S3 Leitlinie Demenz: Eine integrative Leistung zwischen Neuro logie und Psychiatrie Frank Jessen (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psycho therapie) Leitlinien sind wesentlich für die Qualitätssicherung der Patientenversorgung. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psycho therapie und Nervenheilkunde (DGPPN) hat in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) Leitlinien zur Diagnostik, Therapie und Prävention von Demenzen entwickelt. Nach der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Fachgesellschaften (AWMF) gibt es ein gestuftes System der Qualität von Leitlinien. Die Leitlinie der DGPPN und der DGN zu Demenzen entspricht der höchsten Stufe, die mit S3 bezeichnet wird. Diese Stufe beinhaltet eine systematische Evidenzrecherche als Grundlage der Leitlinienaussagen sowie einen formalen Konsensprozess über die Leitlinienaussagen und die Empfehlungsstärken durch alle Gesellschaften und Verbände, die in der Behandlung und Betreuung von Demenzkranken aktiv sind. Das Entwicklungsverfahren der vorliegenden Leitlinie erfolgte unter Einhaltung dieser formalen Prozesse und unter Einbindung der für die Thematik relevanten ärztlichen und nicht-ärztlichen Gesellschaften und Berufsverbände sowie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Der Entwicklungsprozess und Inhalte der Leitlinie werden vorgestellt. 003 S3 Leitlinie Schizophrenie: Wenn die Atypika nicht wären Thomas Wobrock (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie) P. Falkai Einleitung: Nach der Behandlungsleitlinie Schizophrenie der DGPPN auf dem Entwicklungsniveau der ersten Stufe (S1) der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftliche Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) aus dem Jahr 1998 wurde versucht, mit der S3-Therapieleitlinie 2006 eine höhere Evidenzbasierung bei Einhaltung eines aufwändigen formalen Konsensusverfahrens zu erreichen. In der Leitlinie nimmt die Pharmakotherapie einen breiten Raum ein (1). Methode: Die Entwicklung der Leitlinie wird dargestellt und die damalige Evidenz für die Empfehlung von Antipsychotika der zweiten Generation versus Neuroleptika der ersten Generation dargelegt („Atypika versus Typika“). Unter Berücksichtigung neuerer Studien wird versucht, die damaligen Empfehlungen kritisch zu hinterfragen und zu diskutieren. Diskussion / Ergebnisse: Die überwiegende Anzahl der Empfehlungen lässt sich auch im Jahr 2009 aufrechterhalten, wobei hinsichtlich der Empfehlungen der Bevorzugung atypischer Neuro leptika eine noch differenziertere Bewertung angebracht ist, insbesondere was die Überlegenheit in Bezug auf Negativsymptomatik und kognitive Symptome anbelangt. Die Grenzen von Leit linien werden hier dezidiert aufgezeigt. Literatur: 1: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) (Hrsg.) S3 – Praxisleitlinien in Psychiatrie und Psychotherapie. Band 1, Behandlungsleitlinie Schizophrenie. Leitlinienprojektgruppe: W. Gaebel (federführend), P. Falkai, S. Weinmann, T. Wobrock. Steinkopff-Verlag, Darmstadt, 2006 004 S3 Leitlinie Depression: Grenzen und Möglichkeiten einer multidisziplinären Leitlinie Mathias Berger (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Depressive Störungen zählen mit einer Lebenszeit prävalenz von 16 – 20 %, einer hohen Rezidiv- und Chronifizierungsneigung sowie einer hohen Beeinträchtigung der Lebensqualität zu den epidemio-logisch und gesundheitspolitisch relevantesten Erkrankungen. Zugleich stehen eine Reihe wirksamer Therapie verfahren zur Verfügung. Evidenzbasierte Behandlungsleitlinien geben Praktikern Hilfestellungen bei der Indikationsstellung und prognostischen Beurteilung einer Therapiemethode. Methode: 2005-2009 koordinierte die DGPPN, gemeinsam mit der AWMF und dem ÄZQ, die Erstellung ei-ner S3- und einer Nationalen VersorgungsLeitlinie zur Diagnostik und Therapie der unipolaren depressiven Störung. Nationale und internationale evidenzbasierte Leitlinien wurden über Synopsen inhaltlich zusammengeführt, wobei die Guideline des National Institute for Clinical Excellence 79 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 (GB) als zentrale Quellleitlinie diente. Nach „Kreuzvalidierung“ mit weiteren Leitlinien, der Analyse systematischer Übersichts arbeiten / Metaanalysen wurden die Empfehlungen für Deutschland durch Experten aus 31 Berufsgesellschaften und Fachgesellschaften konsentiert. Diskussion / Ergebnisse: Eine transnationale Übertragung von Emp fehlungen sowie deren strikte Evidenzbasierung sind nicht ohne weiteres möglich. Unterschiedliche Evidenzbasierungsgrade einzelner diagnostischer und therapeutischer Verfahren und Versorgungssystemspezifische Faktoren erschweren die Konsentierung. Aufgrund häufig diskutierter Probleme, z. B. fehlende Akzeptanz durch Leistungserbringer oder Einschränkung der „Therapiefreiheit“, dürfen Leitlinien nicht als Richtlinien für therapeutisches Handeln mit entsprechenden gesundheitspolitischen und juristischen Konsequenzen verstanden werden. Vielmehr müssen therapeutische wie auch patientenrelevante Faktoren und soziokulturelle Aspekte bei Diagnose- und Therapieentscheidungen berücksichtigt werden. Das Ungleichgewicht hinsichtlich der Verfügbarkeit von guten Studien in unterschiedlichen Bereichen der Depressions behandlung, kann zudem zu einer Übergewichtung einzelner Bereiche gegenüber anderen Ansätzen (z. B. pharmakotherapeutische vs. psychotherapeutische und soziotherapeutische Ansätze; stätionäre vs. ambulante Versorgung) führen. Die verfügbare Evidenz belegt die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der Depressionsbehandlung. Leitlinien sind ein geeignetes Instrument, die Wirksamkeit einzelner Ansätze über explizite Therapieempfehlungen transparent zu machen und so die Evidenzbasierung der Versorgung zu verbessern. Eine zukünftige Aufgabe ist es, die Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Depressionen regelhaft in der Versorgung zu verankern. Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 13/14 FV-002 Research Workshop Schizophrenia and dementia Vorsitz: T. Schläpfer (Bonn), F.-G. Pajonk (Liebenburg) 001 The relevance of doses for comparing Haloperidol, Risperidone and Olanzapine David Fischer-Barnicol (UPK-Basel, Allgemeine Psychiatrie, Schweiz) H. Koch, S. Lanquillon, E. Haen, S. Leucht, G. Stoppe Introduction: When testing the effectiveness of different Antipsy chotics in terms of their blocking Dopamin-D2-Rezeptor in clinical studies it would be of high practical relevance to know which doses of the drugs tested would result in equivalent blocking of Dopamin-D2-Rezeptor. The study aimed to find clinically applicable dose equivalents for Haloperidol, Risperidone and Olanzapine. Method: As the occurrence of EPS correlates closely with a block ade of about 80 % or more of Dopamin-D2-Rezeptor the propor tion of patients developing EPS in relation to various doses of either Haloperidol (n=5252), Risperidone (n=5017) or Olanzapine (n =5029) was calculated. The retrospective, observational study included 20.252 inpatients from 20 hospitals with a diagnosis of Schizophrenia, Schizoaffective or Delusional Disorder (ICD10 F2025). The prescription of anticholinergic medication against EPS was utilized as surrogate parameter for the occurrence of EPS. OR, RR and NNH under different doses of AP were calculated and data entered into a probit model to predict the risk of EPS over a con tinuous dose range. For filtering the data ToscanaJ (FBA) was used. Discussion / Results: 1.) Same doses of Risperidone and Halo 80 peridol induced the same proportion of EPS, reflected in a constant dose ratio of both drugs of ~ 1:1 over the whole dose range. 2.) Over whole dose range was no linear relation between Olanzapine on one hand and haloperidol and risperidone on the other hand. 3.) The results were corroborated by the probit analysis. Conclusions: Previous clinical trials comparing Olanzapine, Risperidone and Haloperidol found higher risks of EPS for Haloperidol. As these trial compared Haloperidol and Risperidone at a dose ratio of 2.5:1 the differences of EPS risks appear to have been largely due to dosing artefacts but do not reflect genuine pharmacological differences of D2R blocking properties. We propose a new model to calculate dose equivalents for the EPS-risks of Antipsychotics. 002 ASPM haplotype involved in human evolution is associated with schizophrenia Micha Gawlik (Universität Würzburg, Klinik für Psychiatrie) M. Knapp, B. Pfuhlmann, G. Stöber Introduction: Evolution of modern humans was driven by a strong enlargement of brain size yielding to an extension of cognitive performance. A central regulator of neural stem cell proliferation and cerebral neurodevelopment is ASPM (abnormal spindle-like, microcephaly-associated) with two major haplogroups (called D and non-D), where haplogroup D is thought to be positively selected in modern human evolution. At the ASPM gene locus haplogroup D and non-D are discriminated by allele nt44871A/ G (coding for S2562G) and the close-by nt45126C /A (rs3762271; L2647I). Method: The family-based association study included 241 index cases with ICD 10 schizophrenia and their biological parents. All index cases were unrelated and of German Caucasian descent. To asses the normal distribution of ASPM alleles in a non-selected European population, we included 188 German volunteers (56 % males) from the blood donor centre at the University of Würzburg. Allelic discrimination was performed with TaqMan® SNP geno typing assay. Discussion / Results: In the total sample no transmission distor tion was apparent, but analysis by gender revealed that haplogroup non-D (nt44871A) was significantly over-transmitted to male cases (p= 0.020; Table 1). Heterozygous parents passed haplogroup nonD preferentially to males and haplogroup D to females (heterogeneity χ² = 4.41, p=0.036). Furthermore, hap-logroup non-D was significantly over-transmitted from heterozygous mothers to male off-spring, indicating imprinting effects (p= 0.033). The genotype relative risk was OR 1.16 at a bi-allelic marker locus under the presumption of a multiplicative model of transmitted alleles among heterozygous parents.In conclusion, outside the context of microcephalic states distinct ASPM haplogroups may account for subtle effects in the early neurodevelopmental delays of individuals at risk for schizophrenia, particularly among males. 003 Suicidality in first-episode schizophrenia Eva Ceskova (Masaryk University, Dep. of Psychiatry, Brno, Tsche chien) R. Prikryl, T. Kasparek, M. Vecerova Introduction: The suicide rate in schizophrenia is high, with the risk being highest early in the course. Since 1996 we have recorded in our database more than 160 males with first-episode schizophrenia who have been observed longitudinally from the first index hospitalization. The aim of the study was to evaluate suicidality in this special subpopulation. Method: Males, consecutively hospitalized with the first-episode schizophrenia (according to ICD10), who were reassessed up to 10 years after the first hospitalization for the first episode schizophrenia were included. We evaluated psychopathology using Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 PANSS and potential markers of the disease (neuropsychological profile, neuroendocrinological parameters, neurological soft signs, data from structural and functional brain imaging). We have focused on an analysis of available data in patients who committed suicide, especially on psychopathology. Discussion / Results: 7 / 162 (4.3 %) of patients included up till now in our database committed suicide. 3 patients within 1 year, 2 within 4 years, 1 within 5 year and 1 within 9 years after the index hospitalization. The patients committed suicide by hanging (n=4), shoot ing themselves (n=1) jumping from height (n=1), drowning (n=1). In all patients the suicide was related to symptoms (mostly negative ones), in both continuing symptoms from the index hospitalization or relapses during the course of illness. In 1 case the course was more like as a schizoaffective disorder with predominant manic symptoms and drug abuse. In 2 cases previous suicidal ideas and intents were observed. CONCLUSION: Most of completed suicides in first-episode schizophrenia are associated with insufficient symptoms control which may induce hopelessness, the important risk factor for suicide across diagnoses. Prevention of suicide in first episode schizophrenia is likely to result from early aggressive treatment of symptoms. Grant provided by MSMT Czech Republic: (MSM0021622404) 004 Pre-morbid motivational abilities and apathy and depression: Predictive of the progression of dementia? Moyra Mortby (Universität Zürich, Psychologisches Institut, Schweiz) A. Maercker, S. Forstmeier Introduction: Predictors of conversion rates from Mild Cognitive Impairment (MCI) to Alzheimer’s disease (AD) have been independently associated with pre-morbid motivational abilities and apathy and / or depression presence. To date, moderating effects of pre-morbid motivational abilities on apathy and depression for the progression of cognitive impairment have not been established. Forstmeier and Maercker (2007, 2008, 2009) proposed that high motivational abilities (motivational reserve (MR): Motivational Reserve Model) attenuate cognitive impairment through later onset and more rapid AD progression. Pre-morbid motivational abilities can be estimated through individual occupational history using the Occupational Information Network (O*NET) database which provides detailed information on worker characteristics. Method: The current research used the Aging, Demographics, and Memory Study (ADAMS) a subsample (N = 856) of the US-representative Health and Retirement study (HRS) above the age of 70. ADAMS participants were screened into one of 3 groups: normal cognition, cognitive impairment but not demented, or dementia (and subtype) based on dementia screenings in 2001 and 2003 (Time 1). Follow-up assessments were collected in 2003 and 2005 (Time 2) (N = 252). Using this sample, the current research con sidered the moderating effects of MR on levels of apathy and / or depression in the progression of cognitive impairment. Discussion / Results: The following questions were examined: 1) Does MR differ amongst the 3 groups at time 1? 2) Do the groups differ in terms of presence of apathy and/or depression at time 1 and time 2? 3) How do the groups change between time 1 and 2 for cognitive level, apathy and depression? 4) Does the differential change in cognition in the 3 groups relate to apathy and / or depression and MR? In accordance with the conceptual model of MR, high MR was expected to moderate both cognitive decline and the relationship between apathy and/or depression and cognitive de cline after controlling for age, gender and education. Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 21 FV-003 Sitzung Freier Vorträge Psychotische Erkrankungen 3 Vorsitz: R. Rupprecht (München), L. Tebartz van Elst (Freiburg) 001 Quetiapin bei schizophrenen Störungen in der Lebensspanne: Optimierung durch therapeutisches Drug Monitoring? Matthias J. Müller (Vitos Gießen-Marburg, KPP Gießen und Marburg) C. Hiemke Einleitung: Quetiapin wird häufig auch bei älteren Menschen mit psychotischen Störungen eingesetzt. Pharmakodynamik und -kinetik können sich mit höherem Lebensalter ungünstig verändern und zur Verstärkung von unerwünschten Wirkungen (z. B. Sedierung) und Interaktionen führen. In einer naturalistischen Studie wurde bei Patienten schizophrenen Störungen die Altersabhängigkeit von dosisbezogenen Quetiapinserumspiegeln und die Beziehung zu klinischen Wirkungen untersucht. Methode: Während der klinischen Routinebehandlung wurden bei 143 Patienten mit schizophrener Störung (ICD-10) unter Therapie mit Quetiapin (antipsychotische Monotherapie, nicht retardierte Formulierung) und steady-state-Bedingungen) Serumkonzentra tionen bestimmt (HPLC-Methode). Zur klinischen Beurteilung wurden CGI (Besserung unter Therapie, 1 – 5) und UKU (Nebenwirkungen, 0 – 3) durch den behandelnden Arzt erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Das mittlere Alter (N=143, 61 % Frauen) betrug 39+/-15 Jahre (18 – 85, 13 % >60J.); 57 % der Patienten erhielten eine Komedikation (u. a. 34 % Antidepressiva, Valproin säure 14 %, Benzodiazepine 20 %). Die mittlere Quetiapintagesdosis betrug 497+/-253mg (50 – 1200mg), die Serumkonzentrationen lagen bei 133+/-125ng/ml (Range 11 – 844; therapeutischer Bereich 70 –170; Dosis-Spiegel-Korrelation r=0.46, P<0.001). Die klinische Response war im Mittel „mässig“ (2.0+/-0.82), die Nebenwirkungen sehr gering (0.4+/-0.6). Häufigste Nebenwirkungen waren Sedie rung (22 %), EPS (5 %)und Unruhe (3 %). Die mittlere Dosierung bei Pat. >60 J. war signifikant (P<0.01) niedriger (298+/-245 mg) als bei Patienten bis 40J. (540+/-253 mg) und zwischen 40 und 60 J. (510+/-215 mg), während die mittleren Serumspiegel nahezu identisch waren (133 – 137 ng / ml). Dosiskorrigierte Serumspiegel waren insbesondere bei älteren Frauen deutlich höher und mit dem Auftreten von EPS assoziiert (P<0.05). Klinische Besserungen zeigten keine signifikante Altersabhängigkeit. Quetiapin wurde bei schizo phrenen Störungen über einen breiten Altersbereich eingesetzt, die dosis-korrigierten Serumspiegel steigen im höheren Lebensalter, insbesondere bei Frauen, an und sind bei einigen Patienten mit erhöhtem Nebenwirkungs- und Interaktionsrisiko verbunden. Zur Vermeidung können Serumspiegelbestimmungen empfohlen werden. 002 Schizophrene Patienten zeigen einen Anstieg der Aktivität im dorsalen anterioren Cingulum nach Umstellung von typischen Antipsychotika auf Aripiprazol Florian Schlagenhauf (Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psy chiatrie, Berlin) M. Dinges, A. Beck, J. Wrase, J. Gallinat, G. Juckel, A. Heinz Einleitung: Eine verminderte Arbeitsgedächtnisleistung ist ein zentraler neurokognitiver Befund bei Patienten mit Schizophrenie. Dieses Defizit wurde wiederholt mit einer gestörten Funktion des frontalen Kortex verbunden, wobei ein hypodopaminerger Zustand im mesokortikalen dopaminergen System als ursächlich postuliert 81 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 wurde. Der partielle Dopaminagonist Aripiprazol führte in tierexperimentellen Studien zu einer Erhöhung der frontalen Dopaminkonzentration. Der Einfluss von Aripiprazol auf die frontale Hirnaktivierung bei schizophrenen Patienten wurde allerdings bisher nicht untersucht. Methode: Die BOLD-Antwort während einer Arbeitsgedächtnisaufgabe („n-back“) wurde in einer longitudinalen fMRT-Studie bei elf Patienten mit Schizophrenie vor und nach Umstellung von typischen Antipsychotika auf Aripiprazol gemessen. Eine gesunde Kontrollgruppe wurde zu korrespondierenden Zeitpunkten untersucht. Den Probanden wurde dabei eine Reihe von Stimuli präsentiert, wobei sie angeben mussten, ob der gerade präsentierte Stimulus identisch ist mit dem Stimulus, der n-Schritte zuvor in der Sequenz gezeigt wurde. Die Daten wurde mit SPM 5 in einem 2 x 2 x 2 Design (Gruppe x Messzeitpunkt x 2-back vs. 0-back) ausgewertet. Diskussion / Ergebnisse: Die Patienten zeigten weniger richtige Antworten verglichen mit den Kontrollen beim ersten Messzeitpunkt und eine trendweise Normalisierung beim zweiten Messzeitpunkt. Die gesamte Gruppe wies signifikanten Aktivierungen in fronto-parietalen Bereichen für den Kontraste ‘2-back > 0-back Bedingung‘ auf. Am ersten Messzeitpunkt wiesen die Patienten mit Typika eine Minderaktivierung im dorsalen anterioren Cingulum (dACC) auf, welche nach Umstellung auf Aripiprazol nicht mehr bestand. Dies war durch eine signifikante Aktivitätszunahme in der Patientengruppe bedingt, wohingegen die Gesunden keine Änderungen zeigten, was sich in einer signifikanten Interaktion zwischen Gruppe und Messzeitpunkt ausdrückte. Diese Studie zeigt erstmalig, dass der partielle Dopaminagonist Aripiprazol zu einer Aktivitätszunahme im kognitiven Anteil des ACC bei Patienten mit Schizophrenie führt, was ein Korrelat für seine postulierten günstigen Wirkung auf kognitive Defizite darstellen könnte. 003 Integrierte Neurokognitive Therapie (INT) für schizophren Erkrankte: Katamneseergebnisse einer internationalen Multicenterstudie Daniel R. Mueller (Universität Bern, Universitätsklinik UPD Bern, Schweiz) V. Roder, S. J. Schmidt Einleitung: Kognitive Funktionsdefizite schizophren Erkrankter sind heute als eines der zentralen pharmakologischen und psy chotherapeutischen Interventionsziele anerkannt. Die NIMHMATRICS-Initiative hat konsensorientiert sechs neurokognitive und fünf sozialkognitive Funktionsbereiche definiert, die zur Behandlung schizophren Erkrankter relevant erscheinen. Eine kon sequente Umsetzung dieser kognitiven Funktionsbereiche in ein umfassendes Psychotherapiekonzept ist bislang ausstehend. Vor diesem Hintergrund haben wir als Weiterentwicklung der kognitiven Unterprogramme des Integrierten Psychologischen Therapieprogramms (IPT) einen neuen kognitiv-behavioralen Gruppentherapieansatz entwickelt, die Integrierte Neurokognitive Therapie (INT). Das ressourcenorientierte Vorgehen der INT beinhalten motivationsfördernde edukative Elemente, PC-gestützte Restitu tion und das Etablieren von Kompensationsstrategien zur Opti mierung des kognitiven Funktionsniveaus in allen MATRICSDimensionen. Mit dem stringenten Einbezug des individuellen Alltagserlebens wird eine Generaliserung der Effekte über die Therapie hinaus im sozialen Kontext angestrebt. Methode: Die Evaluation der INT erfolgt in einer randomisierten internationalen Multicenterstudie mit ambulanten oder teil stationären Patienten mit einer Schizophreniediagnose nach DSMIV-TR. Als Kontrollbedingung dient die Standardbehandlung (TAU). Die Therapiephase dauert 30 Sitzungen (à 90 Min.) während 4 Monaten. Die Testbatterie umfasst die Primärbereiche Neu- 82 rokognition und soziale Kognition, sowie zusätzlich Symptomatik, Lebensqualität, psychosoziales Funktionsniveau und Selbstwirksamkeitserwartung. Testerhebungen erfolgen vor und nach der Behandlungsphase sowie nach einer Einjahreskatamnese. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt liegen die Daten von 152 Pa tienten vor. Die geringe Anzahl von Studienabbrechern von 9 % sowie die sehr hohe Teilnahmefrequenz an den Sitzungen weist auf eine hohe Therapieakzeptanz seitens der Patienten hin. Die INTGruppe konnte die im Vergleich zu TAU während der Therapiephase erzielten positiven Effekte während der Einjahreskatmnese aufrechterhalten oder zusätzlich verbessern: signifikante Katamneseergebnisse konnten in den neurokognitiven Bereichen Aufmerksamkeit, verbales Gedächtnis und Problemlösen, sowie in den so zialkognitiven Bereichen Emotionswahrnehmung und soziale Attribution nachgewiesen werden. Diese positiven Testergebnisse wurden durch die signifikante Verbesserung der durch die INTPatienten selbsteingeschätzten kognitiven Leistungsfähigkeit im Alltag bestätigt. Zusätzlich zeigten sich signifikant überlegene INTEffekte in den Sekundärbereichen Negativsymptomatik, psycho soziales Funktionsniveau und Selbstkonzept. 004 Kognitive Mechanismen psychotischer Symptome Anne-Kathrin Fett (Universität Maastricht, Psychiatrie & Neuro psycholgie, Niederlande) L. Krabbendam, J. van Os Einleitung: Die Entstehung und Aufrechterhaltung von psychotischen Symptomen wird unterschiedlichen kognitiven Domänen zugeschrieben. Soziale Kognition wird überwiegend mit positiven Symptomen, Neurokognition mit negativen und desorganisierten Symptomen in Verbindung gebracht. Die Zusammenhänge zwischen Kognition und psychotischen Symptomen sind jedoch überwiegend moderat, was eher auf zwei unabhängige Konzepte schließen lässt. Die jetzige Studie untersucht den Zusammenhang zwischen kognitiven Defiziten und psychotischen Symptomen und ermittelt ob dieser auch in gesunden Individuen mit genetischem Risiko für psychotische Erkrankungen vorliegt. Methode: 949 Patienten mit nicht-affektiver psychotischer Störung, 985 Geschwister von Patienten und 576 gesunde Probanden wurden im Rahmen der niederländischen GROUP Studie rekrutiert. Kognitive Funktionen wurden mittels einer umfangreichen Testbatterie (IQ, verbales Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Mentalisieren, Emotionserkennung) gemessen. Psychotische Symptome wurden anhand der PANSS erhoben. Die Zusammenhänge zwischen psychotischen Symptomen und kognitiver Performanz wurden mit linearen multilevel Regressionsanalysen analysiert. Diskussion / Ergebnisse: In den Resultaten zeigte sich, dass sich die Gruppen signifikant in IQ unterschieden. Andere kognitive Tests ergaben keine weiteren Leistungsunterschiede zwischen Geschwistern und Kontrollen, beide Gruppen erzielten jedoch signifikant bessere Testergebnisse als Patienten. In der Patientengruppe fanden sich signifikante Zusammenhänge zwischen negativen und desorganisierten Symptomen und IQ, Aufmerksamkeit und Mentalisieren (beta = .07 bis .31, p <.02), während Emotionserkennung nur mit desorganisierten Symptomen assoziiert war (beta =.14, p <.01). In der Geschwistergruppe fanden sich signifikante Zusammenhänge zwischen subklinischen positiven und desorganisierten Symptomen und IQ, zwischen negativen, sowie desorganisierten Symptomen und Mentalisieren und zwischen desorganisierten Symptomen und verbalem Gedächtnis (beta = .14 bis .22, p <.05). Bei Kontrollen wurden keinerlei Zusammenhänge zwischen subklinischen Symptomen und kognitiver Performanz gefunden. Die Ergebnisse deuten auf generelle Zusammenhänge zwischen kognitiven Defiziten und dem Schweregrad der psychotischen Symptome hin, nicht aber auf spezifische Zusammenhänge zwischen so Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 zialer Kognition und positiver Symptomatik oder Neurokognition und negativer/desorganisierter Symptomatik. In der Geschwistergruppe wurden Zusammenhänge zwischen Kognition und sub klinischer Symptomatik gefunden, welche auf potentielle Endo phaenotypen deuten können. 005 Copingstrategien bei wahnhaftem Erleben: Diagnostik und Behandlung – Ergebnisse einer multizentrischen Studie Sarah Cristina Zanghellini Rückl (Universitätsklinik Heidelberg) N. Gentner, L. Büche, A. von Bock, A. Barthel, H. Vedder, M. Bürgy, K.-T. Kronmüller Einleitung: Copingstrategien besitzen gerade bei chronischem Wahn eine hohe Bedeutung für die Behandlung aber auch für die Chronifizierung der Symptomatik. Bislang existieren nur wenige Instrumente zur standardisierten Erfassung von Copingstrategien bei psychotischen Störungen. Ziel der Studie war die Ermittlung der zentralen Copingdimensionen beim Wahn, sowie die Untersuchung des Zusammenhangs von Coping und Wahnsymptomatik. Methode: Multizentrisch wurde eine Stichprobe von N=200 wahnhaften Patienten aus dem schizophrenen und affektiven Spektrum erhoben. 33 unterschiedliche Copingstrategien wurden bezüglich Vorkommen und Intensität von geschulten Experten eingeschätzt. Damit können globale Indizes der Breite des Copingrepertoires aber auch der Intensität ihres Einsatzes gebildet werden. Zudem wurden zahlreiche psychopathologische Fremdratings zur Abbildung der psychischen Symptomatik angewendet. Diskussion / Ergebnisse: Auf der Grundlage von 33 Copingstrategien konnten faktorenanalytisch 6 zentrale Copingdimensionen identifiziert werden: medizinische Inanspruchnahme, Ablenkung, ressourcenorientiertes Coping, kognitives Coping, depressives Coping und symptomatisches Coping. Das Instrument zeigte gute psychometrische Kennwerte für Reliabilität und Validität. Es fanden sich für die Copingstile Unterschiede zwischen den Geschlechtern und zwischen den einzelnen psychiatrischen Diagnosen. Je stärker der Wahn ausgeprägt war, umso weniger Copingstrategien wurden von den Patienten angewendet. Es ergaben sich zudem signifikante Unterschiede in den Copingdimensionen zwischen den verschiedenen Wahnthemen. Insgesamt sprechen die Ergebnisse dafür, dass Coping bei Wahn einen vielversprechenden Forschungsbereich darstellt, der sowohl mit klinischen als auch mit psychometrischen Fragestellungen weiter untersucht werden sollte. Die ermittelten Copingdimensionen stellen dabei auch eine Grundlage dar, therapeutische Ansätze in diesem Bereich weiter zu ent wickeln und zu differenzieren und die Prognose gerade von chronisch wahnkranken Patienten weiter zu verbessern. 006 Soziale und klinische Prädiktoren für die stationäre Wiederaufnahme in die Psychiatrie bei Patienten mit chronischer Schizo phrenie: Eine Langzeitanalyse Ingeborg Warnke (PUK Zürich, Public Mental Health, Schweiz) C. Nordt, V. Ajdacic-Gross, A. Haug, H.-J. Salize, W. Rössler Einleitung: In den letzten Jahren ist in Deutschland ein deutlicher Anstieg der stationären Aufnahmen in die Psychiatrie festzustellen. Dies ist zu einem grossen Teil auf Wiederaufnahmen zurückzuführen. Insbesondere Patienten mit schwerer psychischer Störung haben ein hohes Wiederaufnahmerisiko. Aufgrund des Kostendrucks im Gesundheitswesen ist es erforderlich, vermeidbare Wiederaufnahmen zu verhindern und die betroffenen Patienten im Rahmen von ausserstationären Angeboten zu versorgen. Dies setzt umfassendes Wissen über die Prädiktoren von Wiederaufnahmen voraus. Ziel dieser Studie ist es, mögliche klinische und soziale Einfluss faktoren auf die Wiederaufnahme zu untersuchen. Methode: Über einen Zeitraum von 12 Monaten nach Klinikent- lassung wurden die Daten von 103 Patienten mit chronischer Schizophrenie erhoben. Das Untersuchungsgebiet war die Stadt Mannheim. Mögliche Prädiktoren der Zeit bis zur nächsten stationären Aufnahme in die Psychiatrie wurden mit dem statistischen Verfahren „time hazards model“ (Survivalanalyse) untersucht. Es wurden zeitabhängige und zeitunabhängige Variablen in die Analysen einbezogen (z. B. auch der Versorgungsbedarf, der mit dem “MRC Needs for Care Assessment (NCA)“ gemessen wurde). Diskussion / Ergebnisse: Knapp 50 % der Patienten hatten eine Wiederaufnahme im Untersuchungszeitraum. Insbesondere in den ersten Wochen nach Klinikentlassung bestand ein hohes Wiederaufnahmerisiko in die Psychiatrie. Vorhandener Versorgungsbedarf erhöhte das Wiederaufnahmerisiko, während Medikamentencompliance das Risiko deutlich reduzierte. Weiterhin zeigte sich ein Interaktionseffekt der Variablen Zeit und soziale Unterstützung. Das Risiko einer Wiederaufnahme reduzierte sich bei Patienten mit viel sozialer Unterstützung im Laufe der Zeit. Damit tragen klinische und soziale Faktoren zur Wiederaufnahme bei und liefern Hinweise für präventive Massnahmen. Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 20 FV-008 Sitzung Freier Vorträge Psychotische Erkrankungen 1 Vorsitz: I.-G. Anghelescu (Berlin), C. Mulert (München) 001 Der COMT Val108 / 158Met Polymorphismus und Volumina im medialen Temporallappen bei Patienten mit Schizophrenie und gesunden Kontrollen Stefan Ehrlich (Harvard Medical School, Massachusetts General Hospital Charité – Universitätsmedizin, Charlestown, Massachusetts, USA) E. Morrow, J. Roffman, A. Lundquist, B.-C. Ho, T. White, V. Calhoun, R. Gollub, D. Holt Einleitung: Veränderungen der Anatomie und Physiologie des Hippocampus und der Amygdala bei Patienten mit Schizophrenia korrelieren mit Defiziten bei der Emotionsverarbeitung. Möglicherweise handelt es sich bei der fortschreitenden Atrophie von Hippocampus und Amygdala um einen der wichtigsten pathophysiologischen Prozesse bei Schizophrenie. Der funktionell relevante Val108 / 158Met Polymorphismus, im Catechol-O-methyltrans ferase (COMT) Gen hat ebenfalls einen Einfluss auf die Funktion der o.g. Hirnregionen. Auswirkungen auf die Hirnstruktur dagegen sind weitesgehend unklar. In der vorliegenden multizentrischen Studie wurde der Einfluss des COMT Val108 / 158Met Polymorphismus auf Volumina von Amygdala und Hippocampus bei Pa tienten mit Schizophrenie und gesunden Kontrollen gemessen. Methode: Bei 98 Patienten mit Schizophrenie und 114 gesunden Kontrollen wuden T1-gewichtete MRT und Genotyp-Daten erhoben. Die Volumina von Amygdala und Hippocampus wurden mit einer atlas-basierten Software (Freesurfer) automatisch bestimmt. Die Anzahl der COMT met Allele wurde als additiver Effekt modelliert und Alter, Geschlecht, intrakranielles Volumen und Studienzentrum dienten als Kontrollvariablen. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich ein robuster linearer Zusammenhang zwischen dem COMT Val108 / 158Met Polymorphismus und Amygdala- sowie Hippocampus-Volumina. Nach Ergebnissen des statistischen Modells war das Met-Allel jeweils mit einem 44.4 mm3 höherem Volumen der rechten Amygdala, 64.6 mm3 höherem Volumen der linken Amygdala und 93.0 mm3 höherem Volumen des rechten Hippocampus signifikant assozziert. Ein Ein- 83 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 fluss auf das Volumen des gesamten Gehirns oder präfrontaler Regionen bestand dagegen nicht. Diese Assoziationen zeigten sich sowohl bei Patienten als auch bei gesunden Kontrollen. Möglicherweise führen eine geringere COMT Aktivität (Met Allel) und die daraus resultierenden erniedrigten extrazellulären Dopaminspiegel zu Veränderungen während der Hirnentwicklung und -reifung. 002 Oberflächenbasierte Detektion und Quantifizierung der kortikalen Ausdünnung bei ersterkrankten Patienten mit Schizophrenie und Bezüge zur Ausprägung der Negativsymptomatik C. Christoph Schultz (Friedrich-Schiller-Universität, Universtiäts klinik für Psychiatrie, Jena) K. Koch, G. Wagner, M. Roebel, I. Nenadic, C. Schachtzabel, H. Sauer, R. Schlösser Einleitung: Oberflächenbasierte MRT-Studien zeigen, dass Patienten mit Schizophrenie insbesondere fronto-temporal eine kortikale Ausdünnung gegenüber gesunden Kontrollprobanden aufweisen. Studien zur kortikalen Ausdünnung bei ersterkrankten Patienten mit Schizophrenie nutzen überwiegend ROI basierte Auswertestrategien und nur vereinzelt Analysen, die den gesamten kortikalen Mantel abdecken. Bisher gibt es zudem keine Studien die bei Erst erkrankten die kortikale Ausdünnung automatisiert, d. h. ohne manuelles Tracing exakt quantifizieren und daher ein genaues Abbild liefern, wie stark die unterschiedlichen Hirnregionen von der kortikalen Ausdünnung betroffen sind. Darüberhinaus ist es unklar, inwieweit die kortikale Ausdünnung bei Ersterkrankten in Verbindung mit der Ausprägung der Psychopathologie steht. Methode: Wir untersuchten 54 Patienten, die erstmalig an einer Schizophrenie erkrankt waren und 54 gesunde Kontrollen (nach Alter und Geschlecht gematched) mittels 1,5 T hochauflösender MRT. Die kortikale Dicke wurde als kürzeste Distanz zwischen der Grenze graue / weiße Substanz und der pialen Oberfläche automatisiert (FreeSurfer software) berechnet. Kortikale statistische Maps wurden erstellt, um signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen darstellen zu können. Wir führten ein automatisches Clustering durch, um die kortikale Ausdünnung exakt und ohne manu elles Tracing errechnen zu können. Zusätzlich teilten wir die Patientengruppe in zwei Subgruppen auf, die sich in der Stärke der Negativsymptomatik signifkant unterschieden (median split). Diskussion / Ergebnisse: Erstkrankte wiesen im Vergleich zu den gesunden Kontrollen eine kortikale Ausdünnung in mehreren Hirn arealen auf: ventrolateral, dorsolateral präfrontal, orbitofrontal, anteriores Cingulum, temporaler und inferior parietaler Cortex. Die stärkste kortikale Ausdünnung zeigte sich orbitofrontal (7,1 %), während die anderen Hirnregionen eine Ausdünnung zwischen 4,4 % und 5,7 % aufwiesen. Im Vergleich der beiden Subgruppen der Patienten mit Schizophrenie, zeigten die Patienten mit stärkerer Negativsymptomatik einen dünneren ventrolateralen und orbitofrontalen Cortex. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich eine signifikante kortikale Ausdünnung in verschiedenen Hirnregionen bereits bei Ersterkrankten feststellen läßt. Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der kortikalen Ausdünnung und der Stärke der Negativsymptomatik. Kortikale Ausdünnung scheint somit nicht Ausdruck von Krankheitsprogression oder Artefakt neuroleptischer Medikation zu sein, sondern ein genuiner Link zu neuropathologischen Prozessen der Schizophrenie. 003 Die periodische Katatonie: Identifizierung neuer Loci in einer genomweiten Assoziationsstudie mit DNA-Pooling Gerald Stöber (Universität Würzburg, Klinik für Psychiatrie) D. Schanze, A. Ekici, S. Uebe, M. Gawlik, B. Pfuhlmann, A. Reis Einleitung: Das Krankheitsbild der periodischen Katatonie (MIM 605419) zeigt einen schubförmigen Verlauf mit psychomotorischen 84 Erregungen mit grimassierenden Gesichtsbewegungen, Parakinesen sowie akinetischen Zustandbildern mit steifer, maskenartiger Mimik, motorischen Iterationen und Stereotypien. In genomweiten Kopplungsstudien hatten wir in Mehrgenerationenfamilien eine signifikante Kopplung auf Chromosom 15q15 aufdecken können, bei Evidenz für genetische Heterogenität. In der 10Mbp großen Kandidatenregion hatten wir krankheitsassoziierte Punktmuta tionen weder in kodierenden Regionen noch hoch-konservierten Bereichen finden können. In einem nächsten Schritt führten wir eine genomweite Assoziationsstudie mit Einzelmarker-(SNP)Microarray und DNA pooling (SNP-MaP) mit 500K SNP Affy metrix Arrays durch. Methode: In drei biologischen Replikaten poolten wir DNA von 245 Fällen (n= 84, 84, 77) und 217 Kontrollen in zwei Replikationssätzen (n= 108, 108). Ebenso wurden für jeden Pool technische Replikate durchgeführt. Die Daten der Arrays wurden mit einer modifizierten Version von GenePool (Pearson et al. 2007) ausgewertet und mit dem Graphikprogramm GPGraphics (Uebe et al. 2009) visualisiert. Die Mittelwerte der relativen Allelsignalwerte aus den technischen Replikaten wurden jeweils zwischen Fallpool und Kontrollpool verglichen. Mit einem 5-SNP Sliding Window-Verfahren wurden Cluster potentieller assoziierter Loci definiert, wenn sie sich in allen biologischen Replikaten nachweisen ließen. Die Daten aus dem SNP-MaP wurden in potentiell assoziierten Loci nachfolgend mit SNP-Analyse mit TaqMan Assays verifiziert. In einer erweiterten Stichprobe (344 Fälle; 585 Kontrollen) wurden fünf ausgewählte Loci untersucht, in zwei Loci fanden sich signifikante Assoziationen auf dem Einzelmarkerniveau (p= 0.0002) und Haplotypniveau (P= 0042), auch nach Korrektur mit Permutationsanalyse (Pc= 0.0007; Pc= 0.023). Diskussion / Ergebnisse: Die Studie zeigte zum einen die Reliabilität des DNA-Pooling Ansatzes für genomweite Assoziationsanalysen (GWAS) und zum anderen die Möglichkeit, mit DNA-Pooling und genomweiten SNP-Microarray Analysen genetische Loci auch bei komplexen Krankheiten zu detektieren. Die mit periodischer Katatonie assoziierten Loci aus der GWAS werden derzeit weiter analysiert. 004 Faszilitierte synaptische Plastizität an subikulären Synapsen im MK-801 Modell der Psychose Julia Bartsch (Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) J. Behr Einleitung: Wegen der guten Wirksamkeit von DopaminrezeptorAntagonisten in der Behandlung der Schizophrenie wurde über Jahrzehnte eine Überfunktion des Dopaminsystems für die Symptome der Erkrankung verantwortlich gemacht. Aufgrund klinischer und experimenteller Daten wird allerdings zunehmend eine Unterfunktion der glutamatergen NMDA-Rezeptoren als weitere mögliche Ursache der Schizophrenie gesehen. Dementsprechend versuchen neuere Schizophreniemodelle beide Konzepte zu integrieren. Die Applikation des NMDA-Rezeptorantagonisten Phencyclidin (PCP) verursacht beim gesunden Menschen eine Vielzahl an schizophrenieähnlichen Symptomen und führt bei Patienten mit Schizophrenie zu einer Exazerbation der Erkrankung. Da die Applikation von PCP sowie des verwandten Rezeptorliganden MK-801 z. T. vergleichbare Symptome beim Tier verursachen, dienen PCPund MK-801-behandelte Tiere als valide Tiermodelle der Schizophrenie. Methode: In der vorliegenden Studie untersuchten wir, ob diese im Tiermodell beobachtbaren Symptome mit Veränderungen der sy naptischen Plastizität im Hippokampus einhergehen. 3 bis 6 Wochen alten Wistar-Ratten wurde einmalig intraperitoneal MK-801 (5mg pro kg Körpergewicht) appliziert. 24 Stunden später wurden Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 an hippokampalen Hirnschnitten Einzelzellableitungen durchgeführt. In allen Regionen des Hippokampus untersuchten wir die Induktion von synaptischer Langzeitpotenzierung. Diskussion / Ergebnisse: Die mit MK-801 behandelten Ratten zeigten Verhaltensauffälligkeiten, die innerhalb von 24 Stunden rückläufig waren. Auf zellulärer Ebene beobachteten wir selektiv im Subikulum, nicht aber in der Area dentata, der Area CA3 und CA1 eine D1 / D5-dopaminrezeptorabhängige faszilitierte synaptische Plastizität, die mit einer Aktivierung der cAMP-Proteinkinase A-Signalkaskade einherging. Das Subikulum ist die wesentliche Ausgangsstruktur des Hippokampus und nimmt eine Schlüsselfunktion in der Informationsverarbeitung vom Hippokampus zur ventralen tegmentalen Area (VTA) ein. Es aktiviert die dopaminerge Schleife, woraufhin unter Freisetzung von Dopamin selektiv im Bereich der CA1-Subikulum Synapse eine Potenzierung des hippokampalen Ausgangs möglich ist. Die von uns im MK-801 Modell gesehene faszilitierte synaptische Plastizität könnte somit zu Symptomen der Schizophrenie beitragen, die mit Störungen im Hippokampus-VTA-Regelkreis in Verbindung gebracht werden. 005 Psychose als Resultat einer Gen-Umweltinteraktion des COMT Val158Met Polymorphismus und Stress: Eine Experience Sampling Studie Dina Collip (Eschweiler) R. van Winkel, O. Peerbooms, J. van Os, I. Myin-Germeys Einleitung: Verschiedene Studien ergaben Hinweise auf Gen-Umweltinteraktionen in der Entstehung von psychotischen Störungen. Insbesondere der Cathechol-O-Methyltransferase Val158Met Polymorphismus (COMT) ist ein vielversprechender Kandidat, der die genetischen Effekte von Stress auf Psychose zu moderieren scheint. In Bezug auf die Richtung des Effekts von COMT Val158Met ergeben sich jedoch widersprüchliche Resultate. Während diverse Studien Val/Val Genotypen ein gesteigertes Psychoserisiko zuordnen, zeigen Ergebnisse aus anderen Studien, dass Met/Met Genotypen eine höhere Stress-Psychosereaktivität besitzen. Die jetzige Studie versucht diese Gen-Umwelt-Interaktion im Kontext des alltäglichen Lebens, und deren dynamische Effekte, aufzudecken. Methode: Bei 89 Patienten mit nicht-affektiver psychotischer Störung und 127 gesunden Probanden wurde an 6 aufeinanderfolgenden Tagen die Experience Sampling Methode (ESM) angewandt. Mit dieser strukturierten Tagebuchmethode wurden Stress und sowohl emotionale, als auch psychotische Erfahrungen des täglichen Lebens ermittelt. Mit linearen multilevel Regressionsanalysen wurden Moderationen von stressinduzierten psychotischen Phänomenen durch den COMT Val158Met Genotypen geprüft. Diskussion / Ergebnisse: In der Patientengruppe zeigte sich eine signifikante Interaktion zwischen COMT Val158Met Genotype und Stress (χ2 (2) = 9.41, p<0.00), jedoch nicht in der Kontrollgruppe (χ2 (2) = 4.53, p=0.10). Patienten mit dem Met / Met Genotyp zeigten mehr psychotisches Erleben in Reaktion auf alltägliche Stressoren. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass, in der Patientengruppe, der COMT Val158Met Polymorphismus psychotische Stressreaktionen moderiert und sind daher ein 006 Membranbiochemie des “At Risk Mental State” – Therapeutische Implikationen Stefan Smesny (Universitätsklinikum Jena, Klinik für Psychiatrie) B. Milleit, M. Schäfer, C. Milleit, M. Otto, U.-C. Hipler, H. Sauer, P. Amminger Einleitung: Störungen im Ab- und Umbau von Membranlipiden wurden bei Schizophrenie vielfach repliziert („Membranlipidhypothese). Verminderte mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Blutzellmembranen, gesteigerte Phospholipase A2-Aktivität (PLA2) und gestörte Hautrötung auf Niacin-Stimulation bilden periphere Korrelate dieser Störung. Durch add-on Substitution von Omega-3 Fettsäuren (Eicosapentaensäure, EPA) bei schizophrenen Patienten konnten Verbesserungen der psychischen Symptomatik, sowie auch eine Normalisierung dieser peripheren biologischen Abweichungen erzielt werden. Durch Untersuchungen bei 59 Risikoprobanden, 31 unmedizierten ersterkrankten schizophrenen Patienten und 31 gesunden Kontrollprobanden sollte in dieser Studie geklärt werden, ob bereits im „at risk“ Stadium psychotischer Erkrankungen ähnliche Abweichungen wie bei Patienten nachweisbar sind und ob mittels Substitution von EPA hierauf Einfluss genommen werden kann. Methode: Untersuchungen der Niacin-Hautsensitivität erfolgten mittels Methylnicotinat in vier Konzentrationsstufen und über vier 5minütige Intervalle mittels einer visuellen 7-Punkt Rating-Scale. Die Untersuchung des Fettsäureprofils in Erythrozytenmembranen erfolgte gaschromatographisch, die Bestimmung intrazellulärer Kalzium-unabhängiger PLA2 Aktivität im Blutserum mittels eines fluorometrischen Assays. Zur Risikobeurteilung bei „at risk“ Pa tienten kam die CAARMS, zur Beurteilung der Psychopathologie bei bereits Erkrankten die BPRS und PANSS zur Anwendung. Die Gabe von EPA erfolgte doppelblind und Placebo kontrolliert. Diskussion / Ergebnisse: Ersterkrankte Patienten zeigten in Übereinstimmung mit Vorbefunden eine verminderte Niacin-Haut rötung. Bei „at risk“ Patienten konnte hingegen eine gesteigerte Rötungsreaktion festgestellt werden. Bei Risikoprobanden fanden sich Assoziationen zwischen der Niacin-Sensitivität und solchen Omega-6 Fettsäuren, die als Prostaglandin-Vorstufen dienen. Diese Omega-6 Fettsäuren waren auch mit der PLA2-Aktivität assoziiert. Unter Gabe von EPA kam es zu einem Anstieg der Omega-6 Fettsäuren und einer Verminderung der PLA2-Aktivität. In der EPAVerumgruppe kam außerdem seltener zur akut psychotischen Exacerbation. Die Ergebnisse deuten bereits bei Risikoprobanden auf Veränderungen im Abbauweg der Membranlipide hin und unterstützen den postulierten Zusammenhang mit verändertem Fettsäureprofil und Prostaglandin-vermitteltem Signalling. EPA greift in diese biochemischen Interaktionen erkennbar ein und senkt das Risiko einer psychotischen Exacerbation. Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 15/16 FV-012 Sitzung Freier Vorträge Psychotische Erkrankungen 2 Vorsitz: D. Rujescu (München), U. Lang (Berlin) 001 Untersuchung der Beziehung zwischen Neurokognition, sozialer Kognition und psychosozialem Funktionsniveau bei schizophren Erkrankten mittels Strukturgleichungsmodellen Stefanie Schmidt (UPD Bern, Therapieforschung, Schweiz) D. Müller, V. Roder Einleitung: Bei Patienten mit der Diagnose Schizophrenie konnten neuro- und sozialkognitive Defizite nachgewiesen werden, die für die psychosoziale Funktionsfähigkeit und die Therapieansprechbarkeit eine beeinträchtigende Rolle spielen. Empirische und theoretische Befunde deuten darauf hin, dass es sich bei dem Bereich der sozialen Kognitionen um ein von neurokognitiven Funktionen getrenntes Konstrukt handelt, das aber bedeutsame Zusammenhänge mit der Neurokognition und dem psychosozialen Funk tionsniveau aufweist und daher die Beziehung zwischen diesen vermitteln könnte. 85 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Methode: Ziel dieser Studie war es, mittels der Anwendung von Strukturgleichungsmodellen (SEM) zunächst zu untersuchen, ob Neuro- und soziale Kognition besser als zwei getrennte Konstrukte oder als ein Ein-Faktoren-Modell modelliert werden sollten. Im nächsten Schritt wurde sowohl im Quer- als auch im Längsschnittmodell die Hypothese geprüft, dass es sich bei der sozialen Kognition um eine Mediatorvariable der Beziehung zwischen Neurokognition und psychosozialem Funktionsniveau handelt. Im Rahmen einer internationalen Multicenterstudie wurde dafür eine umfangreiche neuro- und sozialkognitive Testbatterie erhoben. Für die Auswertungen gelang es eine große Stichprobe von 141 (Querschnitt) bzw. 61 (Längsschnitt) ambulanten oder teilstationären Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie nach DSM-IV-TR oder ICD-10 zu gewinnen. Diskussion / Ergebnisse: Konfirmatorische Faktorenanalysen führ ten zu dem Ergebnis, dass ein Zwei-Faktoren-Modell einem EinFaktorenmodell aufgrund des besseren Modellfits und der günstigeren Fit-Indizes vorzuziehen ist. Evidenz fand sich zudem für die Funktion der sozialen Kognition als Mediatorvariable. So wies das Mediatormodell eine gute Passung mit den Daten durch den insignifikanten χ²-Tests und gute Fit-Indizes auf. Der vorher signifikante und direkte Effekt der latenten Variable Neurokognition auf das psychosoziale Funktionsniveau wurde im Mediatormodell vollständig durch die soziale Kognition vermittelt und erreichte nicht mehr das Signifikanzniveau. Dies war sowohl für das gegenwärtige als auch das prospektive Funktionsniveau nach 15 Wochen zutreffend. Aus diesen Ergebnissen lassen sich klinische Implikationen für die therapeutische Umsetzung in integrierte Ansätze, die neuround sozialkognitive Defizite und Ressourcen anzielen, ableiten. 002 Videobasierte Erfassung von motorischem Ausdrucksverhalten und Psychopathologie bei schizophrenen Störungen Zeno Kupper (Universitätsklinik, und Poliklinik für Psychiatrie, Bern, Schweiz) F. Ramseyer, S. Kalbermatten, H. Hoffmann, W. Tschacher Einleitung: Das motorische Ausdrucksverhalten ist durch schizophrene Störungen deutlich betroffen. Auffälligkeiten im nonverbalen Verhalten wurden seit jeher als diagnostisch wichtig eingestuft. Sie weisen deutliche Beziehungen zu negativen Symptomen und zu Einschränkungen im Funktionsniveau auf. Allerdings sind tradi tionelle Methoden zur Bewegungsmessung teuer, zeitaufwändig und außerhalb von experimentellen Settings oft nicht anwendbar. Obwohl nonverbales Verhalten und die Motorik allgemein als klinisch und theoretisch wichtig eingestuft wurden, waren daher empirische Zugänge meist auf einschätzungsbasierte Verfahren beschränkt. Methode: Die Motion Energy Analyse (MEA) bezieht sich auf eine neuartige Methode, durch die Körperbewegungen objektiv aufgrund gewöhnlicher Videoaufnahmen quantifiziert werden können. In der vorliegenden Studie wurden kurze Rollenspielsequenzen mit 30 stabilisierten Patienten mit schizophrenen Störungen analysiert. Korrelationen zwischen den Bewegungsparametern (prozentualer Anteil der Zeit mit Bewegung und Bewegungsgeschwindigkeit) und Symptomeinschätzungen aus unabhängigen PANSS-Interviews wurden berechnet. Die Bewegungsarameter erwiesen sich als ausgesprochen reliabel über 14 Szenen pro Patient. Diskussion / Ergebnisse: Sowohl reduzierte Bewegung als auch reduzierte Bewegungsgeschwindigkeit korrelierten mit negativen Symptomen und mit bestimmten allgemeinen Symptomen, z. B. Depression und motorischer Verlangsamung. Patienten die in weniger als 20 % der Zeit Bewegung zeigten, wiesen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Negativsymptome auf. Misstrauen korrelierte mit eingeschränkten Kopfbewegungen, während der Ausdruck von ungewöhnlichen Denkinhalten mit verstärkter Ausdrucksmotorik 86 korrelierte. Insgesamt fand sich eine deutliche und theoretisch sinnvolle Übereinstimmung zwischen den objektiven Bewegungsparametern und den Symptomprofilen. Die MEA-Methode er möglicht die Quantifizierung nonverbalen Verhaltens und von Körperbewegungen allgemein basierend auf gewöhnlichen Videoaufnahmen. Motorisches Ausdrucksverhalten scheint ein vielversprechender Marker für die Ausprägung von Symptomen schizophrener Störungen zu sein. 003 Störung kortikaler Mechanismen langsamer Augenfolgebewegun gen bei schizophrenen Patienten. Eine event related fMRT-Studie Matthias Nagel (Universität Lübeck, Psychiatrie und Psychotherapie) A. Sprenger, F. Binkofski, R. Lencer Einleitung: Die Störung der langsamen Augenfolgebewegungen stellt ein häufiges neurophysiologisches Defizit bei schizophrenen Patienten dar. Die Patienten zeigen verlangsamte Augenfolgegeschwindigkeiten und vermehrt Aufholsakkaden im Vergleich zu Normalprobanden. Ziel der Studie war es, die kortikalen geschwindigkeitsabhängigen Pathomechanismen dieses Defizits zu unter suchen. Methode: Eingeschlossen wurden 20 männliche Normalprobanden und 19 Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie nach DSMIV. Die Patienten waren auf eine Dauermedikation bestehend aus: Quetiapin (7), Amisulprid (5), Olanzapin (4), Ziprasidon (2), Abilify (1) eingestellt. Ausschlusskriterium war die Einnahme von Risperidon, Clozapin oder Lithium. Das Paradigma bestand aus einem Zielpunkt, der sich in einem Winkel von 40° horizontal von rechts nach links bewegte (Richtung: balanciert). Der Zielpunkt wurde mit vier verschiedenen Geschwindigkeiten präsentiert (5, 10, 15, 20°/s). Die Probanden hatten die Aufgabe, dem Zielpunkt mit den Augen kontinuierlich zu folgen. Wir wählten ein event related design und die Auswertung der Bildgebungsdaten erfolgte mit SPM2. Die Augenbewegungen wurden im MRT aufgezeichnet. Bei der Auswertung wurde die Geschwindigkeit des Zielpunktes mit der Aktivierung der kortikalen Areale korreliert. (MRT: 3Tesla, 38 x 3 mm, 158 Volumes *4 sessions, TR 2,62) . Diskussion / Ergebnisse: Bei beiden Gruppen war das frontale Augenfeld (FEF), der intraparietale sulcus (IPS) und V1 sowie V5 aktiviert gleichermaßen aktiviert, was gegen ein Perzeptionsdefizit in diesen Arealen spricht. Beim Vergleich beider Gruppen war das Putamen (Abb. 2) und das supplementäre Augenfeld (SEF) und das Cerebellum (Abb. 3) bei den Normalprobanden stärker aktiviert als bei den Patienten. Die verminderte SEF Aktivierung bei den Patien ten lässt auf eine frontale Dysfunktion einschließlich Prädiktion und Lernen schließen. Die Minderaktivierung des Putamens könnte dafür sprechen, dass bei den Patienten eine Defizit im Bereich der Feedback- Schleife zwischen vom FEF e Putamen e Thalamus e FEF besteht. Die Minderaktivierung im Cerebllum spricht für das Konstrukt der kognitiven Dysmetrie von Adreasen. 004 Selbstwahrnehmung, Emotion und Gedächtnis bei Schizophrenie Katharina Pauly (RWTH Aachen Universität, Psychiatrie und Psychotherapie) T. Kircher, J. Weber, F. Schneider, U. Habel Einleitung: Der „Selbstreferenz-Effekt“ umschreibt die Tatsache, dass Informationen, welche man zuvor auf die eigene Person bezogen hat, besser erinnert werden können. Bei Patienten mit Schizophrenie kann es zu einer veränderten Selbstzuschreibung eigener Gedanken und Handlungen kommen. Dies könnte sich auch abträglich auf den Selbstreferenzeffekt auswirken. Einen Einfluss kann aber auch die emotionale Konnotation des Materials haben. Die neuralen Korrelate solcher potentiellen Effekte sind bisher nicht hinreichend geklärt. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Methode: 15 Patienten mit Schizophrenie sowie 15 gesunde Kon trollen mussten in zwei Bedingungen angeben, ob gewisse positive oder negative Persönlichkeitseigenschaften auf sie zutrafen oder nicht bzw. ob dies für eine nahestehende Person der Fall war. Eine lexikalische Aufgabe diente als Kontrollbedingung. Eine nicht angekündigte Wiedererkennungsaufgabe schloss an das Paradigma an. Mittels ANCOVAs wurde der Einfluss der Faktoren Gruppe, Emotion und Referenz untersucht. Die Symptomausprägung der Ich-Störungen wurde korreliert mit dem Anteil an korrekt wiedererkannten zuvor selbstbezogener Wörtern. Jeweils 12 weitere Pa tienten und Gesunde führten das Experiment in einem 1,5 T Kernspintomographen durch. Diskussion / Ergebnisse: Verglichen mit Gesunden zeigten Patienten mit Schizophrenie einen negativen Bias bei der Einschätzung ihrer eigenen oder einer nahestehenden Person. Adjektive konnten nach vorhergehendem Bezug auf eine Person (Selbst, Anderer) besser erinnert werden als lexikalisch verarbeitete Wörter, was für eine höhere Verarbeitungstiefe spricht. Die Patienten gaben bei der Wiedererkennungsaufgabe weniger korrekte Antworten und das Ausmaß der Ich-Störung korrelierte negativ mit dem Prozentsatz richtig erinnerter zuvor selbstbezogener negativer Persönlichkeitseigenschaften. Symptome, die sich abträglich auf die Selbstzuschreibung selbst-generierter Gedanken oder Handlungen auswirken, beeinträchtigen somit auch das selbstreferentielle Gedächtnis. Die Ergebnisse aus der assoziierten fMRT-Untersuchung legen insbesondere verminderte medial präfrontale Aktivierungen bei schizophrenen Patienten nahe, während der Präsentation zuvor auf sich selbst bezogener Stimuli. Danksagung: Unterstützt vom START-Nachwuchsprogramm der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen University (112 / 05) und der DFG (IRTG 1328, KFO 112). 005 Die Mismatch Negativity bei Patienten mit Erstmanifestation einer Schizophrenie und Personen mit klinisch erhöhtem Psychoserisiko Mitja Bodatsch (Universität zu Köln, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Ruhrmann, M. Wagner, J. Brinkmeyer, I. Frommann, F. SchultzeLutter, R. Müller, W. Wölwer, J. Klosterkötter, A. Brockhaus-Dumke Einleitung: Störungen kognitiver Funktionen lassen sich vor und nach Erstmanifestation der Schizophrenie nachweisen, wobei sowohl höhere kognitive Fähigkeiten als auch frühe sensorische Verarbeitungsprozesse verändert sind. Die Elektroenzephalographie (EEG) erlaubt über Ereignis-korrelierte Potenziale (EKP) einen Einblick in die frühe sensorische Prozessierung. Die sog. Mismatch Negativity (MMN) wird als Ausdruck der präattentiven Reizverarbeitung verstanden und als ein Indikator der automatischen, kontext-abhängigen Informationsverarbeitung und des auditorischen sensorischen Gedächtnisses konzeptualisiert. An der Generation der MMN sollen primäre auditorische und frontale Kortizes beteiligt sein. Eine Beteiligung des Glutamat- / N-Methyl-D-Aspartat(glu / NMDA)Systems wird hypostasiert. Methode: Die MMN bei Personen mit Verdacht auf ein frühes (EIPS, n=23) oder spätes (LIPS, n=45) Prodromalstadium für die Entwicklung einer psychotischen Störung (gemäß den Kriterien des Kompetenznetzes Schizophrenie) sowie bei unmedizierten ersterkrankten Patienten mit einer Schizophrenie (n=26) wurde mit der MMN bei gesunden Kontrollprobanden (n=52) verglichen. Die Risikopersonen (n=47) wurden über 2 Jahre nachverfolgt. Zur Untersuchung wurde ein auditorisches odd-ball-Paradigma verwendet. Die EEG-Aufzeichnung erfolgte mit Cz als Referenzelektrode bei einer Aufzeichnungsrate von 250 Hz (Impedanz <5kΩ). Die Stimuli wurden randomisiert über Kopfhörer präsentiert. Die Re-Referenzierung erfolgte auf verbundene Mastoide. Differenzen der MMN wurden mit GLM für Wiederholungsmessungen über die Elektroden F3, Fz, F4, C3, Cz und C4 gerechnet. Diskussion / Ergebnisse: In unserer Untersuchung war die MMNAmplitude bereits in putativen Vorstadien einer Psychose signifikant gegenüber gesunden Kontrollen vermindert. Hierbei zeigten Probanden, die die Kriterien für ein mögliches frühes Prodrom einer psychotischen Störung erfüllten, gegenüber Gesunden eher geringe Veränderungen der MMN-Amplitude. Hingegen zeigten sich signifikante Reduktionen der MMN-Amplitude bei Erfüllung der Kriterien für ein mögliches spätes Prodrom psychotischer Störungen und bei erstmanifesten Patienten mit Schizophrenie. Auch bei Patienten mit späterem Übergang in die Psychose fanden wir gegenüber gesunden Kontrollen signifikant verminderte MMNAmplituden. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die MMN zumindest bei erstmanifester Schizophrenie und in späten Risiko stadien einen Indikator der progressiven Störung basaler Informationsverarbeitungsprozesse darstellt. 006 Defizite inhibitorischer Handlungskontrolle bei Schizophrenie Simon Eickhoff (Universitätsklinikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie) M. Dafotakis, S. Behrwind, E. Cieslik Einleitung: Die Klinik schizophrener Patienten ist außer durch produktiv-psychotisches Erleben stark durch die als Negativsymptome zusammengefassten Krankheitsfolgen bestimmt. Diese sind dabei im Krankheitsverlauf stabiler als psychotische Symptome und zeigen oft eine stetige Progredienz, welche eine bedeutende Rolle für die sozio-ökonomische Prognose darstellt. Die vorliegende Studie untersuchte die inhibitorischen Handlungskontrolle schizophrener Patienten mit dem Ziel einer Differenzierung zwischen psychomotorischen und kognitiven Defiziten. Methode: Eingeschlossen wurden bisher 18 stationäre Patienten (mittleres Alter: 36 ± 12 Jahre) mit remittierter chronischer paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie (F20.0), sowie eine Gruppe alters- und geschlechtsentsprechender gesunder Kontrollprobanden. Alle Patienten wurden mit atypischen Neuroleptika behandelt, waren frei psychischer Komorbidität und für mindestens ein halbes Jahr abstinent von illegalen Drogen. Patienten und Kontrollen führten ein computerisiertes Stimulus-Response-Kompatibilitätsparadigma durch. Hierbei musste auf einen lateralisierten visuellen Stimulus entweder mit der gleichseitigen oder der entgegen gesetzten Hand motorisch geantwortet werden. Diskussion / Ergebnisse: In der kongruenten Aufgabe war die Fehlerrate der Patienten signifikant gegenüber der Kontrollgruppe erhöht, die Reaktionszeiten waren nicht signifikant unterschiedlich. Beide Gruppen waren in der inkongruenten Bedingung signifikant langsamer, was die die Unterdrückung reflexiver Handlungen und die motorische Umorientierung widerspiegelt. Diese Wechselko sten waren über beide Gruppen identisch. Die Zunahme der Fehlerrate durch inkongruente Stimuli war jedoch bei den Patienten signifikant höher als bei gesunden Probanden. Es kannte weiterhin gezeigt werden, dass diese höhere Fehlerrate nicht durch eine erhöhte Impulsivität bedingt war, da Patienten und Kontrollen gleichermaßen auf inkongruente Stimuli schneller falsch als richtig antworteten. Unsere Untersuchungen weisen darauf hin, dass ein Aspekt der schizophrenen Negativsymptomatik eine differenzierte Schwierigkeit in der adäquaten Berücksichtigung des Kontextes (kongruenter oder inkongruenter Tastendruck) bei reaktiven Hand lungen zu sehen ist. Diese scheint dabei weder auf einem generellen psychomotorischen Defizit zu beruhen, noch durch erhöhte Impulsivität bedingt zu sein, sondern könnte, wie frühere Ergebnisse aus Antisakkadenparadigmen, auf eine Problematik bei der zentralen Integration von Informationen hinweisen. 87 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-008 Posterpräsentation / Poster Presentation Psychotische Störungen 2 (Symptome / Komorbidität) Vorsitz: F.-G. Pajonk (Liebenburg) 001 Kardio- respiratorische Kopplung kennzeichnet eine Suppression der vagalen Aktivität in der akuten Schizophrenie Sandy Berger (Uniklinik Jena, Psychiatrie) J. Peupelmann, T. Rachow, V. Yeragani, K.-J. Bär Einleitung: Veränderungen der Amygdala-Aktivität bei Patienten mit Schizophrenie können Atmungsmuster und in der Folge auch kardiovaskuläre Parameter beeinflussen. Daher war das Ziel unserer Studie, die Atmung und die Herzfrequenzkomplexität sowie die Kopplung zwischen beiden Signalen zu untersuchen. Methode: Wir schlossen 25 unmedizierte Patienten mit einer paranoiden Schizophrenie sowie 25 gesunde Kontrollprobanden in unsere Studie ein. Bei den Teilnehmern beider Gruppen führten wir ein EKG durch und erhoben die Atmungssignale. ApEn (approximate entropy) wurde sowohl für die Herzfrequenz (ApEnRR) als auch für die Atemfrequenz (ApEnResp) berechnet. Anschließend wurde cross-ApEn berechnet, welcher als nicht-linearer Parameter die Kopplung zwischen diesen beiden Signalen widerspiegelt. Zusätzlich korrelierten wir die autonomen Parameter mit psychopathologischen Items aus SAPS (scale for the assessment of positive symptoms), SANS (scale for the assessment of negative symptoms) sowie PANSS (positive and negative syndrome scale). Diskussion / Ergebnisse: Sowohl die Herz- als auch die Atemfrequenz war in der Gruppe der schizophrenen Patienten gegenüber den Kontrollprobanden signifikant erhöht. Dagegen fanden wir in der Patientengruppe einen signifikant verminderten ApEnRR sowie einen signifikant reduzierten cross-ApEn. Signifikante Korrelationen konnten zwischen Negativsymptomen und ApEnRR sowie ApEnResp und zwischen ApEnResp und Positivsymptomen gefunden werden. Diese Ergebnisse weisen auf eine reduzierte Kopplung zwischen Herzfrequenz und Atmung bei akut schizophrenen Pa tienten hin. Wir nehmen an, dass eine verminderte vagale Aktivität im Hirnstamm dafür verantwortlich sein könnte. Außerdem zeigen sie einen signifikanten Zusammenhang zwischen Positivsymptomen und der Regelmäßigkeit der Atmung, repräsentiert durch ApEnResp, was eventuell einen direkten Einfluss von höheren Gehirnregionen auf die Regulierung der Atmung im Hirnstamm widerspiegelt. Unsere Ergebnisse repräsentieren somit eine verminderte Inhibition der Kontrolle über den Hirnstamm während der akuten Phase der Schizophrenie. 002 Verzerrter Attributionsstil bei Menschen mit Schizophrenie: Eigenschafts- oder Episodenmarker? Sarah Randjbar (Universitätsklinik Hamburg UKE, Klinische Neuropsychologie W37) R. Veckenstedt, F. Vitzthum, D. Roesch-Ely, U. Pfüller, S. Moritz Einleitung: Zahlreiche Studien können einen veränderten Attri butionsstil bei Menschen mit Schizophrenie bestätigen. Mehrfach wurde gefunden, dass Menschen mit paranoider Schizophrenie dazu neigen, andere Personen für negative Ereignisse verantwortlich zu machen und teilweise positive Ereignisse verstärkt sich selbst zuschreiben (sog. selbstdienlicher Zuschreibungsstil). Dem gegenüber mehren sich Hinweise, die auf ein Gefühl des Kontrollverlustes bei akut paranoid wahnhaften Patienten deuten, d. h. eine Tendenz positive wie negative Ereignisse external (andere Personen / Umstände) zu attribuieren. Im Rahmen der kognitiven Wahn- 88 forschung wird verzerrten Attributionsstilen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Verfolgungswahn zugesprochen. Allerdings ist die bisherige Studienlage noch sehr uneinheitlich und die Frage, ob solche Veränderungen ein überdauerndes Merkmal (sog. Vulnerabilitätsindikator) oder einen Episodenmarker darstellen, ist noch nicht abschließend geklärt, ebenso wenig wie die Spezifität für Verfolgungs- vs. andere Wahnideen. Ziel der vorliegenden Studie ist, den Attributionsstil im Hinblick auf die veränderte Wahnsymptomatik longitudinal zu betrachten. Zudem soll der Zusammenhang verschiedener Attributionsstile und der akuten schizophrenen (Positiv-)Symptomatik sowie unterschiedlichen Wahnthemen genauer beleuchtet werden. Methode: Zur Beantwortung der Fragestellung wurden 76 Patienten mit einer Störung aus dem schizophrenen Formenkreis und 30 gesunden Kontrollen eine modifizierte Version des Internal, Personal and Situational Attributions Questionnaire (IPSAQ) zu drei Untersuchungszeitpunkten (t0 = baseline, t1 = nach 4 Wochen, t2 = nach 6 Monaten) vorgelegt. Die aktuelle Symptomatik der Patienten wurde mit der Positive and Negative Syndrom Scale (PANSS) sowie den Psychotic Symptom Rating Scales (PSYRATS) erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen dem Attributionsstil und der akuten Wahnsymptomatik wird sowohl im Querschnitt als auch im Längsschnitt analysiert. Die Ergebnisse werden dargestellt und therapeutische Implikationen für die Behandlung werden abgeleitet. 003 Voreiliges Schlussfolgern bei Schizophrenie: Eine Untersuchung der „liberal acceptance (LA)“- Hypothese mit einer neuartigen Variante des Kugelparadigmas Florian Scheu (Psychiatrische Uniklinik HD, Sektion Exp. Psycho pathologie, Heidelberg) S. Moritz, J. Aghotor, R. Veckenstedt, U. Schweiss, V. Woerner, U. Köther, M. Hoelzel, M. Weisbrod, D. Roesch-Ely, U. Pfüller Einleitung: In einer Vielzahl empirischer Studien mit dem probabilistischen Kugelparadigma („beads task“) wurde nachgewiesen, dass schizophrene Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen weniger Informationen heranziehen, um sich für eine der vorgegebenen Antwortalternativen zu entscheiden. Diesem sog. „jumping to conclusions (JTC)“-Bias (Tendenz zu voreiligem Schlussfolgern) wird im Rahmen kognitiver Theorien eine bedeutsame Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahn zugeschrieben. Die genauen Ursachen dieser kognitiven Verzerrung sind jedoch bis heute unklar. Eine von unserer Arbeitsgruppe vorgeschlagene Hypothese erklärt den JTC-Bias mit der Existenz einer liberaleren Akzeptanzschwelle (LA). Nach dieser Hypothese genügt schizophrenen Patienten eine geringere subjektive Wahrscheinlichkeit, um bestimmte Erklärungen als plausibel zu betrachten und zu akzeptieren. Die LA-Hypothese trifft weiterhin die Vorhersage, dass schizophrene Patienten den JTC-Bias nicht generell zeigen, sondern nur unter besonderen Aufgabenbedingungen. Während schnelle Entscheidungen nur unter geringer Ambiguität erwartet werden, können bei hoher Ambiguität hingegen mehrere Antwortalternativen die liberale Akzeptanzschwelle überschreiten und dadurch eine frühe Entscheidung verhindern. Methode: Um die Vorhersagen der LA-Hypothese zu überprüfen, wurde eine neuartige und ökologisch validere Variante des klassischen Kugeltests entwickelt (Schafe-Test). Der Schafe-Test ermöglicht einen systematischen Vergleich des Entscheidungsverhaltens in Abhängigkeit zweier Ambiguitätsdimensionen (Diskrepanz vs. Anzahl der Antwortalternativen) und Ambiguitätsgrade (gering vs. hoch). Mit dem Schafetest wurden 64 Patienten mit einer schizophrenen Spektrumsstörung (ICD-10: F2x) sowie 30 gesunde Kon trollprobanden untersucht. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Diskussion / Ergebnisse: Bei einer Zwischenauswertung einer Substichprobe von N=30 Schizophrenen und N=15 Gesunden zeigten die vorläufigen Ergebnisse eine gegenüber den Gesunden signifikant erniedrigte Akzeptanzschwelle für schizophrene Patienten. Ebenfalls hypothesenkonform war bei Schizophrenen eine geringere Akzeptanzschwelle mit schnelleren Entscheidungen und hohe Ambiguität mit zögerlicherem Entscheidungsverhalten assoziiert. Endgültige Ergebnisse werden auf dem Poster präsentiert. 004 Non-literal Language Comprehension in Schizophrenia: A review of articles published between 1977 and 2009 Phöbe Schmierer (Stuttgart) A. M. Rapp Introduction: Deficits in the comprehension of non-literal lan guage (i. e. proverbs, metaphors, irony, sarcasm, and metonymies) are a hallmark symptom of schizophrenia. The purpose of this study was to review articles on non-literal language comprehension in schizophrenic patients. The reported data is part of a larger review that examines published articles since 1931. Method: The databases PubMed and PsychINFO were searched systematically for articles reporting data on the comprehension of non-literal language in schizophrenic patients. Discussion / Results: 68 articles published between 1977 and 2009 were located. The reviewed studies comprise samples from 14 countries. Most samples (35) are from the USA. 28 samples are European, 4 Asian, and 1 is Australian. The majority of the studies (57 %) examined English native speakers. 15 % examined German native speakers. 44 studies used proverbs as stimuli, 16 studies metaphors, 11 irony, 4 idioms, 2 sarcasm, and 1 metonymies. 9 studies (13 % ) assessed the comprehension of more than one type of non-literal language in their samples. Discussion: Despite decades of research on non-literal language comprehension in schizophrenic patients, there is still a severe lack of data. Most studies have focused on proverb comprehension in English or German speaking subjects. For example we didn‘t find any studies on African or South American patients and almost no studies on idiom, sarcasm or metonymy comprehension. In addition to filling these gaps, future research should adopt a longitudinal perspective and investigate non-literal language comprehension over the course of the subjects‘ premorbid, acute and post-acute phases. Furthermore, the results are discussed in the context of recent studies on the functional neuroanatomy of non-literal language comprehension. Newer research suggests that different types of non-literal language involve different cognitive processes and have distinct neural correlates. Therefore, more studies that investigate different types of non-literal language comprehension in the same sample are needed. 005 Aggression und Suizidalität bei schizophrenen Patienten mit komorbiden substanzbezogenen Störungen Florian Gal (HSK, Psychiatrie Evangelische Stiftung, Hamburg) U. Verthein, J. Reimer, A. Karow, I. Schäfer Einleitung: Bei Patienten mit schizophrenen Störungen finden sich hohe Raten komorbider substanzbezogener Störungen. Zahlreiche Studien belegen, dass Patienten mit dieser Doppeldiagnose zusätzliche klinische Probleme aufweisen, etwa eine schwerere Symp tomatik und mehr suizidale Verhaltensweisen. Auch ein höheres Ausmaß an Fremdaggression wurde wiederholt für Patienten mit komorbider Substanzproblematik berichtet. Allerdings wurden entsprechende Studien häufig im forensischen Kontext durchgeführt und erfassten gravierende, strafrechtlich relevante Verhaltensweisen. Ziel dieser Untersuchung war es deshalb, neben Sui zidalität auch mildere Formen aggressiven Verhaltens, die im klinischen Alltag häufiger anzutreffen sind, bei Patienten mit und ohne komorbide Suchtproblematik zu untersuchen. Methode: N=247 stationär behandelte schizophrene Patienten (n=174 mit und n=73 ohne komorbide substanzbezogene Störungen nach ICD-10) wurden anhand eines strukturierten klinischen Interviews zu fremdaggressivem und suizidalem Verhalten befragt. Der Substanzmissbrauch stellte sich wie folgt dar: Alkohol (47,7 %), Cannabis (26,4 %), polyvalent (17,2 %), sonstiger (8,7 %). Zur Fremdbeurteilung aggressiven Verhaltens wurden zudem Teile der „Brief Psychiatric Rating Scale“ (BPRS) und die „Nurses‘ Obser vation Scale for Inpatient Evaluation“ (NOSIE) eingesetzt. Beide Gruppen wurden in Bezug auf fremdaggressives Verhalten und Suizidalität miteinander verglichen. Diskussion / Ergebnisse: Während sich bezüglich fremdaggressiven Verhaltens anhand der verschiedenen Instrumente keine Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne komorbide substanzbezogene Störung zeigten, waren in Bezug auf Suizidalität deutliche Unterschiede festzustellen. Unter den Doppeldiagnosepatienten fanden sich auf der Grundlage des klinischen Interviews signifikant häufiger Suizidgedanken (χ²=7.0, df=2, p=0.03), Suizidpläne (χ²=10.97, df=2, p=0.004) und Suizidversuche (χ²=6.75, df=2.00, p=0.03) in der Vergangenheit. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass aggressive Verhaltensweisen, wie sie im klinischen Alltag anzutreffen sind, bei Doppeldiagnosepatienten überschätzt werden könnten. Autoaggression im Sinne von Suizidgedanken, -plänen und -versuchen scheint hingegen bei Doppeldiagnosepatienten weitaus stärker ausgeprägt zu sein und sollte bei dieser Patientengruppe besonders sorgfältig berücksichtigt werden. 006 Emotionswahrnehmung und -erleben bei schizophrenen und depressiven PatientInnen Helmut Schöggl (Medizinische Universität Graz, Österreich) A. Drekonja, B. Tschiggerl, R. Ille, H.-P. Kapfhammer, A. Schienle Einleitung: PatientInnen mit schizophrenen und depressiven Erkrankungen zeigen vielfach Beeinträchtigungen bei der Interpretation emotionaler Gesichtsausdrücke sowie dem Emotionserleben, z. B. weniger intensives Emotionserleben und Defizite bei der Kategorisierung von Basisemotionen. Bei beiden psychischen Störungen wurde ein erhöhter Angst- und Ärgerlevel nachgewiesen, bei schizophrenen PatientInnen auch erhöhte Ekelempfindlichkeit. Methode: Untersucht wurden 12 PatientInnen mit der Diagnose einer paranoiden Schizophrenie, 12 PatientInnen mit depressiver Episode sowie 12 psychisch gesunde KontrollprobandInnen (KG) mit vergleichbarem Alter, Geschlechterverteilung und sozioökonomischem Hintergrund. Als Stimulusmaterial wurden Bilder mit affektiver Mimik (Basisemotionen: Angst, Ekel, Ärger, Traurigkeit, Freude, Überraschung) und affektiv neutrale Gesichter sowie emotionsrelevante Szenen (Angst, Ekel, Freude) und affektiv neutrale Bilder auf einem Computerbildschirm präsentiert. Die erlebte bzw. bei den Gesichtern wahrgenommene Intensität der sechs Basisemotionen wurde auf visuellen Analogskalen bewertet. Zusätzlich wurde eine Fragebogenbatterie zur Erfassung von Ekelempfindlichkeit, Ekelsensitivität, Ängstlichkeit, Angstsensitivität, Eigenschaftsärger, Ärgerausdruck und Depressivität vorgegeben. Diskussion / Ergebnisse: Schizophrene und depressive PatientInnen gaben höhere Ängstlichkeit, Angstsensitivität, Ekelsensitivität und Depressivität an als Personen der KG. Depressive PatientInnen erreichten außerdem höhere Werte beim Eigenschaftsärger, Ärgerausdruck und der Ekelempfindlichkeit. Alle Gruppen bewerteten die Zielemotionen bei affektiven Gesichtern gleich intensiv, Freude wurde aber intensiver wahrgenommen als negative Emotionen. Depressive bewerteten glückliche Gesichter als weniger glücklich als die KG, ärgerliche, angeekelte und traurige Gesichter wurden als intensiver und ängstlicher wahrgenommen. Neutrale Gesichter wurden von Depressiven als ärgerlicher und stärker angeekelt in- 89 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 terpretiert. PatientInnen beider Gruppen erlebten die affektiven und neutralen Szenen intensiver als die KG. Depressive erlebten bei angstauslösenden Szenen Angst stärker und bei neutralen Szenen alle negativen Emotionen intensiver als Schizophrene und Personen der KG. Bei beiden PatientInnengruppen lösten angst- und ekelinduzierende Szenen intensivere negative Emotionen aus als bei der KG. Depressive und in geringerer Ausprägung auch schizophrene PatientInnen nahmen Emotionen affektiver Mimiken als intensiver wahr und erlebten affektive Szenen intensiver. Dies resultiert aus intensiverer Wahrnehmung und intensiverem Erleben negativer Emotionen. 007 The importance of Self and Object representations in development of the SCH process-case report Jelena Kostic (Clinical Centre Nish, Child & Adolescent Psychiatry, Serbia) D. Krasic, L. Milosavljevic Introduction: If we start from the standpoint that the primary deficit in schizophrenia is the deficit in the forming and maintaining of the Self and Object representations, then we clear the path to observing the process of Sch. through specific structural termsspecific models and shapes of the internalization deficit and con sequential structural variability. Method: We tried to display the specific influence of the developmental deficit on the Sch. process by presenting the case of a 17 year old female patient diagnosed with hebephrenic schizophrenia. By observing the patient‘s life history, we interpreted her psychological development through early introjective configurations, the identification process, the phase of forming realistic images of the self and the outer world and the forming of the Ego identity. The current state is explained through deficit Ego disfunctions. Discussion / Results: The patient‘s growing up in an unstable and disturbing primary family group, with a mother suffering from Sch. psychosis and a grandmother addicted to alchoco, as well as her living in different foster families for several years, caused pathological modifications in the introjective process and forming of a confused Ego identity. Fragility, non-differentiation and polarisational exclusiveness of mental representations (conditioned by the char acteristics of the primary object relations) form an insecure mental structure which the patient uses to shape her perception of herself and the world. This can be phenomenologically recognised in the direct and inner presentation of the devil and god as clear and utterly sharp opposites. CONCLUSION: The shizophrenic process is connected to the developmental deficit which is conditioned by the failure to organize and integrate the inherent structures forming the core of individual self-organization. This essentially directs development toward the shizophrenic process. It also unstabilizes and specifically alters the integration and organisation of both the perceptual-conceptual functions and cognitive and affective functions. Thus, the Sch. process causes disorganisation on all the three baseline levels of psychological organization. 008 Autobiographische Gedächtnisdefizite bei chronisch schizophrenen Patienten in höherem Lebensalter Marc Montgomery Lässer (Universitäts-Klinik für, Allgemeine Psy chiatrie Sek. Gerontopsychiatrie, Heidelberg) U. Seidl, L. Schmid, C. Herold, J. Schröder Einleitung: Gedächtnisdefizite gehören zu den auffälligsten neuropsychologischen Begleitsymptomen schizophrener Erkrankungen. Im Zentrum unseres Forschungsprojektes steht das autobiographische Gedächtnis. Das autobiographische Gedächtnis stellt das höchst entwickelte Gedächtnissystem des Menschen dar und trägt Wesentliches zu unserer Persönlichkeitsentwicklung und zur Stär- 90 kung unserer Ichstrukur bei. Eine Reihe von Befunden bestätigen ausgeprägte Defizite schizophrener Patienten beim Erinnern autobiographischer Gedächtnisinhalte. Es gibt aber nur wenige Erkenntnisse zu autobiographischen Gedächtnisdefiziten und deren neurokognitiven Grundlagen bei chronisch schizophrenen Patienten in höherem Lebensalter. Grundlegend neue Erkenntnisse hierzu sollen mit diesem Forschungsprojekt gewonnen werden. Methode: Aktuell wurden je 30 chronisch schizophrene Patienten, gesunde Kontrollen und depressive Kontrollprobanden untersucht. Zentrales Instrument unseres Projektes stellt das Bielefelder autobiographische Gedächtnisinterview (BAGI) dar, welches durch Verfahren zur Erfassung wesentlicher neurokognitiver Leistungsbereiche ergänzt wird. Das BAGI erlaubt es sowohl semantische als auch episodische Gedächtnisleistungen über fünf Lebensabschnitte hinweg zu erfassen. Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen eine im Vergleich zu den beiden Kontrollgruppen deutlich verminderte autobiographische Gedächtnisleistung der chronisch schizophrenen Patientengruppe. Werden Ereignisse erinnert sind diese sowohl unspezifischer, als auch detailärmer als bei den Vergleichsgruppen. Im Gegensatz zu diesen episodischen Gedächtnisinhalten zeigen sich persönliche semantische Gedächtnisinhalte von der Erkrankung nur relativ moderat betroffen. Zusammenhänge zwischen autobiographischen Gedächtnisleistungen und neurokognitiven Parametern zeichnen sich vordergründig in exekutiven und metakogni tiven Leistungsbereichen ab. Im Allgemeinen zeigt die chronisch schizophrene Patientengruppe ein deutlich beeinträchtigtes neurokognitives Leistungsprofil mit Schwerpunkten beim verbalen Gedächtnis und in frontal-exekutiven Leistungsbereichen. In unserem laufenden Forschungsprojekt soll nun die Stichprobe auch auf junge Patienten ausgedehnt und mit dem Einsatz bildgebender Verfahren strukturelle Korrelate autobiographischer Gedächtnisleistungen bei schizophrenen Patienten identifiziert werden. 009 Vergleich kognitiver Dysfunktionen bei schizophren Ersterkrankten mit und ohne komorbidem Cannabismissbrauch Berend Malchow (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie und Psychotherapie) P. Falkai, O. Gruber, T. Schneider-Axmann, T. Wobrock Einleitung: Kognitive Defizite werden bereits bei ersterkrankten schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen beschrieben. Gleichzeitig weisen ersterkrankte schizophrene Patienten (FE-SZ) eine hohe Komorbidität mit einem Substanzmissbrauch (15 – 65 %), darunter insbesondere Cannabis, auf. Ob kognitive Dysfunktionen zwischen ersterkrankten schizophrenen Patienten mit und ohne Cannabiskonsum in der Vorgeschichte unterschiedlich ausgeprägt sind, ist nur wenig untersucht worden. Methode: 51 FE-SZ und 52 gesunde Kontrollen wurden mit einer standardisierten neuropsychologischen Testbatterie (WST, RWT, VLMT, SOPT, WCST, TOL, TAP, ZVT) untersucht. Die FE-SZ wurden dann in die Subgruppe der Patienten mit (SZ-SUD, N = 22) und ohne Cannabismissbrauch in der Vorgeschichte (SZ non-SUD, N = 29) unterteilt und die neuropsychologische Leistung verglichen (ANOVA, bzw. Mann-Whitney-U Test). Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich auch nach Bonferroni-Korrektur in fast allen neuropsychologischen Variablen ein signifikant schlechteres Abschneiden der FE-SZ im Vergleich zu den Kontrollprobanden, die neuropsychologische Leistung der FE-SZ mit und ohne Cannabismissbrauch war nicht unterschiedlich. Eine Wiederholung der Analyse mit einem für Alter und Geschlecht gematchten Sample führte zu den gleichen Ergebnissen. Damit führt Cannabismissbrauch in der Vorgeschichte nicht zu ausgeprägteren kognitiven Defiziten bei schizophren Ersterkrankten. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 010 Gegen die Wand? Voreiliges Schlussfolgern und Unkorrigierbarkeit bei Schizophrenie: Eine Längsschnittuntersuchung Ruth Veckenstedt (Uniklinik Hamburg Eppendorf, AG Klinische Neuropsychologie) S. Randjbar, F. Vitzthum, D. Roesch-Ely, U. Pfüller, S. Moritz Einleitung: Angefangen mit den inzwischen häufig replizierten Befunden zum voreiligen Schlussfolgern (jumping to conclusions bias, JTC-Bias) wurden bei schizophrenen Patienten in den letzten Jahren zahlreiche weitere Denkverzerrungen festgestellt und mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahnideen in Verbindung gebracht. Dazu zählt auch eine mangelnde Korrigierbarkeit von (Fehl-) Urteilen bei bestehenden Gegenbeweisen (bias against disconfirmatory evidence, BADE). Bis heute gibt es eine uneinheitliche Befundlage bezüglich der Frage, ob die gefundenen kognitiven Auffälligkeiten einen Episodenmarker darstellen, der nur oder akzentuiert bei aktuellem Wahnerleben oder aber einen Eigenschaftsmarker, d.h. eine die psychotische Episode überdauernde Neigung. Erste Längsschnittuntersuchungen konnten Hinweise auf verändertes Schlussfolgern auch in Remission finden (Peters & Gartey, 2006). Zur mangelnden Korrigierbarkeit liegen bis heute keine longitudinalen Daten vor. Ziel der aktuellen Studie ist es, die beschriebenen kognitiven Verzerrungen longitudinal zu untersuchen, um mögliche Zusammenhänge untereinander sowie mit der Veränderung der schizophrenen Symptomatik (v. a. Wahn) festzustellen. Methode: Es wurden 76 Patienten mit einer Störung aus dem schizophrenen Formenkreis mithilfe eines BADE Paradigmas zu drei Zeitpunkten untersucht (t0 = baseline, t1 = nach 4 Wochen, t2 = nach 6 Monaten). Darüber hinaus wurden Daten von 30 gesunden Kontrollprobanden zum Zeitpunkt t0 und t1 erhoben. Das BADEParadigma ermöglichte die Messung der Unkorrigierbarkeit (BADE) und des voreiligen Schlussfolgerns (JTC-Bias). Zur Diagnosesicherung wurde das Mini International Neuropsychiatric Interview (MINI) verwendet. Die aktuelle Symptomatik der Patienten wurde mit der Positive and Negative Syndrom Scale (PANSS) sowie den Psychotic Symptom Rating Scales (PSYRATS) erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse zum voreiligen Schlussfolgern und zur Unkorrigierbarkeit werden sowohl im Querschnitt (im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe) als auch im Längsschnitt (Zusammenhang zur Entwicklung der Wahnsymptomatik) berichtet. Die Ergebnisse werden diskutiert und etwaige therapeutische Implikationen für die Behandlung schizophrener Patienten abgeleitet. 011 Motorische und kognitive Leistungsmerkmale schizophrener Pa tienten Simon Eickhoff (Universitätsklinikum Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Behrwind, M. Dafotakis Einleitung: Die Klinik schizophrener Patienten ist außer durch produktiv-psychotisches Erleben stark durch die als Negativsymptome zusammengefassten Krankheitsfolgen bestimmt. Diese psychomotorischen und kognitiven Einbußen zeigen oft eine stetige Progredienz, welche eine bedeutende Rolle für die sozio-ökonomische Prognose spielt. Das Ziel der vorliegenden Studie ist eine weitere Differenzierung psychomotorischer und kognitiver Komponenten der schizophrenen Negativsymptomatik. Methode: Eingeschlossen wurden bisher 18 stationäre Patienten (mittleres Alter: 36 ± 12 Jahre) mit remittierter chronischer paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie (F20.0), sowie eine Gruppe alters- und geschlechtsentsprechender gesunder Kontrollprobanden. Alle Patienten wurden mit atypischen Neuroleptika behandelt, waren frei psychischer Komorbidität und für mindestens ein halbes Jahr abstinent von illegalen Drogen. Patienten und Kontrollen führten eine Testbatterie durch, welche sowohl aus Aufgaben zur handmotorischen Grundschnelligkeit (Fingertappen) und Koordination (zehnmaliges abwechselndes Antippen 30 cm entfernt liegender Punkte) als auch aus kognitiven Leistungstests (Trailmarking-Test, HAWIE-R Zahlentest, Mehrfachworttest-B) bestand. Diskussion / Ergebnisse: Patienten und Kontrollen unterschieden sich nicht im Alter (p>0.64), der eigenen (p>0.41) oder elterlichen (p>0.60) Schulbildung. In der handmotorischen Grundschnelligkeit zeigten Patienten und Kontrollen ebenfalls keine signifikanten Unterschiede (p>0.76). Für die Bewältigung der motorischen Schnelligkeits-Koordinationsaufgabe brauchten die Patienten jedoch signifikant länger (p<0.02). Weiterhin zeigten schizophrene Patienten auch eine signifikant schlechtere Leistung im Trailmarking-Test (TMT-A: p<0.02; TMT-B: p<0.002). Statistisch war die Leistung im Mehrfachworttest bei Patienten nur als Trend verringert (p=0.06). Während das reproduktive Kurzzeitgedächtnis (Zahlen vorwärts nachsprechen) nicht signifikant beeinträchtigt war (p>0.27), zeigten sich deutliche Einbußen wenn Manipulationen von Gedächtnisinhalten erforderlich waren (rückwärts nachsprechen, p < 0.001). Die hier gefundenen Ergebnisse sprechen gegen eine weitgehend undifferenzierte Abschwächung psychomotorischkognitiver Leistungen bei chronischer Schizophrenie. Vielmehr wird deutlich, dass Schizophreniepatienten vor allem dann Lei stungseinbußen zeigen, wenn mehrere Aufgabenkomponenten gleichzeitig beachtet werden müssen. Eine mögliche pathophysiologische Erklärung für die vorliegenden Befunde findet sich in der Dyskonnektionshypothese mit der postulierten zentralen Desintegration als zugrunde liegendem Pathomechanismus der Schizophrenie. 012 Gestörte Temperatursensitivität bei schizophrenen Patenten mit einer Negativsymptomatik Christian Geretsegger (Paracelsus Med. Privatuniv., UK f. Psychia trie / Psychotherapie 1, Salzburg, Österreich) G. Bernatzky Einleitung: Es ist eine gängige klinische Beobachtung, dass Patienten mit psychotischen Erkrankungen eine gestörte Temperaturund / oder Schmerzempfindung haben, tragen häufig im Sommer dicke und im Winter dünne Kleidung. In einer Pilotstudie versuchten wir diese klinische Beobachtung an schizophrenen Patienten zu objektiviert. Methode: In einer Testanordnung mit einer Marstockthermode nach dem Peltier-Prinzip wurden Temperatur- und Schmerzschwelle von Patienten und gesunden Probanden computerkon trolliert erfasst. Die Untersuchten hatten einen Knopf zu drücken, wenn sie am Daumenballen eine Veränderung der Temperatur ausgehend von 32 °C verspürten bzw. wenn sie einen Schmerz (aus gehend von 40 °C) verspürten. Ausgeschlossen waren Personen mit Substanzmissbrauch, Neuropathie, Diabetes, Schilddrüsenfehlfunktion oder Einnahme von analgetisch wirkenden Substanzen. Die Diagnostik erfolgte nach ICD 10, als Ratingskala wurde die PANSS verwendet. Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 30 Gesunde und 72 Schizophrene untersucht, wobei Untergruppen nach Crow (Typ I – Positiv-, Typ II – Negativsyndrom) gebildet wurden. Im Vergleich aller Schizophrener mit den Probanden zeigten sich Unterschiede im t-Test in der Warm- (p=0,000) und Kaltschwelle (p=0,008), jedoch nicht für die Schmerzschwelle, die Patienten zeigten sich weniger sensitiv für Temperaturveränderungen (+1,24 vs. +2,01 °C bzw. -0,86 vs. -1,47 °C). Vergleicht man die Probanden mit den beiden Gruppen der Schizophrenen (Crow-Typ I vs. II), so zeigen sich in allen drei Parametern keine Unterschiede zwischen Probanden und Patienten mit einem Positivsyndrom (Typ I), jedoch Unterschiede 91 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 für die Warm- (p=0,001) und Kaltschwelle (p=0,008) zu den Pa tienten mit einem Negativsyndrom (Typ II). Diese Ergebnisse bleiben unverändert, wenn man die Patienten in die Untergruppen mit und ohne antipsychotische Medikation unterteilt, jeweils bestehen wiederum nur Unterschiede für die Warm- und Kaltschwelle für Patienten mit einem Negativsyndrom. Ebenso bestehen die gleichen Unterschiede zwischen den Patienten mit einem Positiv- und Negativsyndrom. Zusammengefasst kann man feststellen, dass Patienten mit einem Negativsyndrom eine im Vergleich zu Gesunden und zu Schizophrenen mit einem Positivsyndrom veränderte Temperatursensitivität, nicht jedoch Schmerzsensitivität haben. 013 Prädiktoren des metabolischen Syndroms bei Patienten mit Schizophrenie – Ergebnisse aus einer deutschen Beobachtungsstudie Susanne Kraemer (Lilly Deutschland, Medizinische Abteilung, Bad Homburg) A. Minarzyk, C. Beal, H.-P. Hundemer, T. Forst, D. Kopf Einleitung: Verschiedene Studien haben erhöhte Prävalenzen kardiovaskulärer Risikofaktoren bei Patienten unter Antipsychotikatherapie beschrieben. In dieser Beobachtungsstudie wurden bei unterschiedlich medizierten Schizophreniepatienten die Prävalenz des Metabolischen Syndroms (MetS) an Baseline sowie nach 3 Monaten erfasst und prognostische Faktoren für die Entwicklung des MetS untersucht. Methode: Dokumentiert wurden erwachsene Schizophreniepatien ten, die entweder erstmalig ein- oder auf ein anderes Medikament umgestellt wurden. Zur Diagnose des MetS (gemäß National Cholesterol Education Program) wurden klinische und Laborparameter erhoben. Patienten mit vollständigen Daten für eine MetS-Diagnose an beiden Visiten (476 von 642) wurden deskriptiv analysiert. Danach wurde die Prävalenz des MetS inklusive der 95 % Konfindenzintervalle (KI) in den folgenden Behandlungskohorten berechnet: Olanzapin (Olz, N=206, Risperidon (Risp, N=69), Quetiapin (Quet, N=33), sonstige Atypika-Monotherapie (Atyp, N=72), Typika (Typ, N=16) und Kombinationstherapie (Komb, N=80). Mögliche prädiktive Faktoren für MetS wurden durch logistische Regression mit schrittweisem Einschluss der Kovariablen ermittelt und unter Angabe von p-Werten und Odds-Ratio (OR) berichtet. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt lag die Prävalenz des MetS an Baseline bei 40,3 % [KI 35,90; 44,90], nach 3 Monaten bei 42,7 % [KI 38,16; 47,23] und unterschied sich somit nicht signifikant. In den Behandlungskohorten lagen die Raten an Baseline zwischen 30,4 % [KI 19,92; 42,69] (Risp) und 68,8 % [KI 41,34; 88,98] (Typ) und nach 3 Monaten zwischen 38,4 % [KI 31,68; 45,36] (Olz) und 68,8 % [KI 41,34; 88,98] (Typ). An Baseline signifikant mit MetS assoziiert waren die Faktoren somatische Begleiterkrankung (p<0,0001, OR 4,09) und Rauchen vs. Nichtrauchen (p=0,0098 OR 0,53); nach 3 Monaten waren es: „weiblich vs. männlich“ (p<=0,0185; OR 0,56), „Rauchen vs. Nichtrauchen“ (p<=0,049; OR 0,60) und erhöhte CRP-Werte (p<=0,0062; OR 2,00). 014 Suizidalität und depressive Symptome und deren mögliche genetische Assoziation und Einfluss auf das Therapieoutcome bei schizophrenen Patienten Rebecca Schennach-Wolff (Ludwig-Maximilians-Universität, Psy chiatrie und Psychotherapie, München) P. Zill, B. Bondy, F. Seemüller, M. Obermeier, R. Musil, I. Spellmann, M. Jäger, H.-J. Möller, M. Riedel Einleitung: Ziel der Untersuchung war es Suizidalität und Depressivität und deren mögliche genetische Assoziation und Einfluss auf das Therapieoutcome bei schizophrenen Patienten zu analysieren. Methode: 339 stationäre Patienten mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis wurden im Rahmen einer Multizen- 92 ter-Studie des Kompetenznetzes Schizophrenie untersucht. Zweiwöchentliche Ratings mittels der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS), der Hamilton Depression Scale (HAMD, der Calgary Depression Scale (CDS) und der Udvalg for Klinske Undersogelser Scale (UKU) wurden durchgeführt. Response wurde als 20 % Reduktion im PANSS Gesamtscore von Aufnahme bis Entlassung definiert und Remission anhand der Konsensuskriterien der Remission in Schizophrenia Working Group. 139 Patienten wurden zusätzlich für 13 Gene, die mit Depressivität und Suizidalität assoziiert sind, genotypisiert. Diskussion / Ergebnisse: Suizidale Patienten (22 %) erzielten signifikant höhere Werte in der PANSS Negativsubskala, dem PANSS Krankheitseinsichts-Item, der CDS- und der HAMD Skala bei Aufnahme und Entlassung. Diese Patienten entwickelten signifikant mehr Nebenwirkungen bei gleicher antipsychotischer Behandlung wie die nicht suizidalen Patienten. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Outcome zwischen suizidalen und nicht suizidalen Patienten. Eine signifikante Assoziation wurde zwischen dem 5-HT1A-1019C / G Polymorphismus und depressiven Symptomen und Suizidalität gefunden (p=0.008, 0.007). 015 Selbst- und Fremdgefährdung stationärer Patienten mit psychotischen Störungen Detlef Degner (Universität Göttingen, Psychiatrie und Psychotherapie) D. Miketiuk, E. Rüther, U. Reulbach Einleitung: Patienten mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis haben im Vergleich zur Normalbevölkerung ein deutlich erhöhtes Risiko für selbstverletzendes Verhalten, Suizidversuche und Suizide. In dieser klinischen Beobachtungsstudie wurden alle stationären Patienten mit Schizophrenien in einem definierten Zeitraum von sechs Jahren zum Zeitpunkt der Aufnahme und der Entlassung eingeschlossen. Methode: Zwischen 1999 und 2004 wurden insgesamt 518 stationäre Patienten (52,3 % Frauen, 47,7 % Männer) mit einer Haupt diagnose einer psychotischen Störung (ICD-10: F20 bis F29) der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen aufgenommen. Das mittlere Alter bei Aufnahme lag bei 41,0 (SD:14,5) Jahren (Frauen: 43,8 Jahre, SD:15,1; Männer: 37,9 Jahre, SD:13,1). Als Auswertungsgrundlage wurde die einheitliche Basisdokumentation (BADO) herangezogen. Diskussion / Ergebnisse: Bei 18,7 % aller Patienten wurde in der Vorgeschichte mindestens ein eindeutiger Suizidversuch dokumentiert (Frauen: 21,8 %, Männer: 15,4 %). Bei 4,1 % der Patienten führte ein Suizidversuch unmittelbar im Vorfeld zur stationären Aufnahme (Frauen: 5,2 %, Männer: 2,8 %). Während des stationären Aufenthalts kam es bei 1,7 % aller Patienten zu Suizidversuchen oder selbstschädigenden Handlungen (Frauen: 2,2 %, Männer: 1,2 %). Bei 7,1 % der Patienten gingen fremdaggressive Handlungen der stationären Aufnahme voraus (Frauen: 5,5 %, Männer: 8,5 %). Während des Aufenthaltes wurden bei 5,8 % der Patienten fremdaggressives Verhalten dokumentiert (Frauen: 5,5 %, Männer: 6,1 %). Eine standardisierte Erfassung der Eigen- und Fremdgefährdung bei Patienten mit psychotischen Störungen ist sowohl vor, als auch kontinuierlich während einer stationären Behandlung erforderlich, insbesondere auch nach Einführung der modernen atypischen Antipsychotika. Die einheitliche Basisdokumentation (BADO) kann dazu wichtige prognostische Hinweise liefern und als erster Schritt dienen, sollte aber durch weitere (suizidspezifische) Dokumenta tionssysteme ergänzt werden. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 016 Prävalenz und zeitliche Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen bei Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis Katrin Schroeder (UKE, Psychiatrie, Hamburg) A. Hoppe, B. Andresen, C. G. Huber Einleitung: Während bei Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis den maladaptiven Persönlichkeitsdimensionen traditionell wenig Relevanz zugemessen wurde, wächst in letzter Zeit das Interesse an komorbiden Achse-II-Störungen bei diesem Patientenklientel (Newton-Howes et al. 2007). Dabei sind die Angaben zur Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen mit 4,5 % bis 100 % sehr heterogen. Bezüglich des zeitlichen Verlaufs der Ausprägung von Persönlichkeitsstörungen liegen Arbeiten in klinischen (Shea et al, 2002; Zanarini et al, 2003; Grilo et al, 2004) und in nicht-klinischen (Lenzenweger, 1999, Johnson et al, 2000) Populationen vor, die eine Besserung der Persönlichkeitsstörungssymptomatik zeigen. Ziel dieser Arbeit war, Prävalenz und Verlauf von maladaptiven Persönlichkeitszügen bei Patienten mit einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis zu untersuchen. Methode: Einschlusskriterien waren das Vorliegen einer schizophrenen oder schizoaffektiven Störung nach DSM-IV-TR mit mehr als einer Krankheitsepisode, ein Fehlen von Akutsymptomatik (alle PANSS-Items ≤ 4, maximal 5 Items = 4) und ein Alter von 18 bis 65 Jahren. Persönlichkeitsmerkmale wurden mit Hilfe des SKIDII–Interviews erhoben. Zusätzlich zum aktuellen Status wurden die Patienten retrospektiv zu ihrer Einschätzung des prämorbiden Zustandes vor Auftreten der Achse-I-Störung befragt. Diskussion / Ergebnisse: 45 Patienten (18 Frauen) mit einem Durch schnittsalter von 37 Jahren wurden untersucht. Nach kategorialer Auswertung des SKID-II zeigte sich eine Prävalenz von 17,7 % für alle Persönlichkeitsstörungen. Der Vergleich der Persönlichkeitsstörungs-Traits zwischen prämorbidem und aktuellem Zustand ergab für alle Persönlichkeitsstörungen eine hochsignifikante Zunahme der Symptomatik im Erkrankungsverlauf (p<.001, t-Test für verbundene Stichproben). Eine maßgebliche Konfundierung der Ergebnisse durch den aktuellen psychopathologischen Befund lag nicht vor. Im Gegensatz zur aktuellen Datenlage, die eine Verminderung der Ausprägung der Persönlichkeitsstörungssymtomatik in verschiedenen Populationen zeigt, geben die Patienten retrospektiv einen signifikanten Anstieg der Ausprägung der maladaptiven Persönlichkeitstraits im Verlauf der Achse-I-Störung an. Diesem Ergebnis sollte im Rahmen der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung Rechnung getragen werden. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-010 Posterpräsentation / Poster Presentation Psychotische Störungen 3 (Therapie) Vorsitz: D. Rujescu (München) 001 Patientenpräferenzen in der Schizophrenietherapie: Eine ConjointAnalyse John FP Bridges (Johns Hopkins Bloomberg School, Department of Health Policy, Baltimore) E. T. Kinter, A. Schmeding, L. Slawik Einleitung: Mithilfe einer Conjoint-Analyse sollen patientenrelevante Attribute und Ziele der Schizophrenietherapie identifiziert und anschließend bewertet werden. Denn ein an den Bedürfnissen der Schizophreniepatienten orientiertes Behandlungsangebot kann dazu beitragen – etwa durch Stärkung der häufig geringen Therapieadhärenz – den Therapieerfolg zu verbessern. Dieser Anspruch setzt aber voraus, dass die aus Patientensicht relevanten Therapieeigenschaften und deren relative Bedeutung für die Patienten (Pa tientenpräferenzen) bekannt sind. Deren systematische Analyse kann auch einen Beitrag zur gesundheitspolitischen Forderung leisten, bei der Bewertung von Therapieoptionen das Kriterium der Patientenrelevanz zu beachten. Methode: Auf Basis von Patienten-Fokusgruppen (N=30), Einzelinterviews (N=25) und Literaturrecherche wurden sieben Ziele bzw. unterstützende Attribute der Schizophrenietherapie mit jeweils zwei Ausprägungen identifiziert, die aus Patientensicht die wichtigsten Merkmale der Behandlung der Schizophrenie darstellen. Die Attribute wurden im Conjoint-Fragebogen zu unterschiedlichen Patientenprofilen kombiniert und in acht Paarvergleichen einander gegenübergestellt. Aufgabe der befragten Patienten war es zu entscheiden, welcher der Patienten ihrer Meinung nach in einer besseren Situation ist. Die Datenauswertung erfolgte mittels logistischer Regressionen. Diskussion / Ergebnisse: Die Conjoint-Aufgaben wurden von 101 Schizophrenie-Patienten beantwortet. Alle sieben Attribute wurden als sehr wichtig eingestuft. Die höchste Relevanz für die Patienten haben die Therapieziele und -merkmale „Unbeeinträchtigte körperliche Beweglichkeit (kein EPS)“ (p<0,001), „Bewältigung täglicher Aufgaben“ (p<0,001), „Unterstützung durch den Arzt“ (p<0,001), „Fähigkeit, klar zu denken“ (p<0,001) sowie „Mühelose Aufrechterhaltung sozialer Aktivitäten“ (p<0,001). Die Therapieziele „Beeinträchtigung durch Krankheitssymptome“ (p<0,01) oder „Erleiden eines Rückfalls“ (p<0,04) wurden von den Patienten als weniger wichtig bewertet. Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass sich Conjoint-Analysen auch bei Patienten mit Schizophrenie eignen, um patientenrelevante Therapieeigenschaften zu identifizieren und analysieren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die vom Patienten wahrgenommenen relevanten Therapieziele nicht nur die klinischen Parameter, sondern auch Attribute wie die verbesserte Funktionalität und Kognition, sowie die ärztlichen Unterstützung sind. 002 Akzeptanz und Umsetzung von Empfehlungen zur Rückfallver hütung – Entwicklung der Compliance Selbst-Rating Instrumente CSRI-E und CSRI-K Susanne Jaeger (ZfP Südwürttemberg, Versorgungsforschung Standort Weissenau, Ravensburg) R.-P. Gebhardt, C. Pfiffner, W. Bayer, P. Weiser, H. Wiesner, T. Steinert Einleitung: Compliance ist im Allgemeinen definiert als Ausmaß der Übereinstimmung des Patientenverhaltens mit den therapeutischen Empfehlungen. Rating-Skalen zur Erfassung von Compliance bei schizophren Erkrankten konzentrieren sich dabei fast ausschließlich auf Einstellungen und Verhalten bezüglich antipsychotischer Medikation. Empfehlungen zur Rückfallverhütung betreffen hingegen zusätzlich ein breites Spektrum gesundheitsfördernder Maßnahmen von einer stressfreien Lebensführung bis zur Nutzung tagesstrukturierender Angebote. Unser Ziel war daher die Entwicklung von Selbstbeurteilungsinstrumenten zur Erfassung von Compliance in diesem umfassenden Sinne. Entwickelt wurden zwei kurze Fragebögen mit einer jeweils 5-stufigen Skala zur Erhebung von Compliance-Einstellungen (CSRI-E) und Compliance-Verhalten (CSRI-K). Letzterer fragt zusätzlich nach der Freiwilligkeit in der Umsetzung therapeutischer Empfehlungen. Methode: Die Items der beiden CSRI wurden anhand der meistgenannten Empfehlungen zur Rückfallverhütung in Manualen zur Psychoedukation konstruiert. Die Untersuchungsstichprobe bestand aus 374 Patienten (F20.x und F25.x), die während eines Klinikaufenthaltes rekrutiert und über 2 Jahre halbjährlich nachbe- 93 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 fragt wurden. Zum Entlasszeitpunkt füllten sie das CSRI-E aus, bei den Katamnesen jeweils das CSRI-K. Die psychometrischen Eigenschaften jedes Instruments wurden per Item- und Faktorenanalysen bestimmt und Zusammenhänge mit weiteren behandlungsund krankheitsrelevanten Merkmalen untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die Faktorenanalyse mit den Items des CSRI-E ergab einen einzigen Faktor. Die Itemanalyse zeigte eine gute interne Konsistenz. Der Summenscore des CSRI-E korreliert z.B. mit Item g12 der PANSS (Mangel an Urteilsfähigkeit und Einsicht) und mit der Medication Adherence Rating Scale. Zudem unterschieden sich regulär und entgegen ärztlichem Rat Entlassene signifikant hinsichtlich ihres zuvor erzielten Scores. Die Faktorenanalyse mit den Items des CSRI-K bei der 6-Monats-Katamnese ergab zwei Faktoren, die als Compliance-Verhalten und Freiwilligkeit der Behandlung interpretiert werden konnten. Die interne Konsistenz beider Subskalen erwies sich als ausreichend. Zwischen den Summenscores der 8 spiegelgleichen Items von CSRI-E und CSRI-K zu Einstellungen hinsichtlich gesundheitsfördernder Lebensführung bei Entlassung und zum Handeln entsprechend dieser Einsichten im Laufe der kommenden 6 Monate zeigte sich ein positiver Zusammenhang. 003 Therapieziele in der Schizophreniebehandlung – Wichtigkeit aus Sicht von Ärzten, Patienten, Angehörigen und Kostenträgern Olaf Kuhnigk (UKE, Klinik für Psychiatrie, Hamburg) L. Slawik, A. Schmeding Einleitung: Zwischen der Patientenakzeptanz für Depotmedikationen und Verschreibungsraten besteht in Deutschland eine Lücke. Basierend auf dem Therapieansatz des „shared-decision-making“, Auswirkungen einer Erkrankung auf Angehörige und Kosten / Nutzen-Abwägungen bei bekanntermaßen geringeren Rehospitalisierungsrate bei Depotmedikation ist die Kenntnis der Wichtigkeit der Therapieziele aus Sicht von Ärzten, Patienten, Angehörigen sowie Kostenträgern unseres Gesundheitssystems sowohl für die individuelle Therapieplanung, als auch gesundheitspolitisch von Bedeutung. Zielstellung: Aufbauend auf vorliegenden Ergebnissen zur Wichtigkeit von Therapiezielen von Ärzten und Patienten verfolgt die Folgestudie das Ziel, Beurteilungen von Angehörigen und Ko stenträgern (Vertreter von Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen) zur präferierten Verabreichungsform, priorisierten Therapiezielen und deren Erfüllungsgrad zu erfassen. Die Ergebnisse aller 4 Gruppen werden miteinander vergleichen. Methode: 345 Teilnehmer (niedergelassene Ärzte / Klinikärzte: n=160; Schizophreniepatienten: n=105; Angehörige: n=50; Kostenträger: n=30) wurden anhand eines dreiteiligen Fragebogens telefonisch oder in persönlichen Einzelinterviews befragt: 1. zur präferierten Verabreichungsform aus Patientensicht; 2. zur Priorisierung von 20 Therapiezielen einem Ranking und einer Gewichtungsaufgabe (5-Punkte-Likert-Skala); 3. zur Bewertung der Erreichungsgrade aller Therapieziele (5-Punkte-Likert-Skala). Berechnet wurden Häufigkeitsverteilungen, Mittelwerte, Standardabweichungen, und t-Tests. Diskussion / Ergebnisse: 41 % der Patienten würden ein Depot gegenüber einer oralen Medikation präferieren, Ärzte schätzen diesen Anteil als signifikant geringer ein (18 %, p < 0.05). , Angehörige meinen daß 28 % ein Depot bevorzugen würden, Kostenträger nehmen 23 % an. Für alle 4 Gruppen gehören Verringerung krankheitsbezogener Symptome und Verbesserung kognitiver Leistungen zu den fünf wichtigsten Therapiezielen. Gefragt nach nach dem Erreichungsgrad der Therapieziele weisen Angehörige die größte Variabilität in der Bewertung auf. Kostenträger beurteilen den Erreichungsgrad über alle Therapieziele im Mittel kritischer als andere Gruppen. Schlussfolgerungen: Vorliegende Ergebnisse zeigen, dass Ärzte, Angehörige und Kostenträger die Präferenz einer neu- 94 roleptischen Depotmedikation von Patienten unterschätzen. Trotz Gemeinsamkeiten weisen die Beurteilungen der 4 Gruppen unterschiedliche Wichtigkeiten in den Behandlungszielen auf. Diese Kenntnis sollte unter Beteiligung aller aufgegriffen werden, um die Entwicklung neuer Versorgungskonzepte in der Schizophrenie behandlung zu unterstützen. 004 Clinical Analysis of the Treatment of Schizophrenia (CATS): Erfassung von Sexueller Funktion Marion Lautenschlager (Charité, Psychiatrie, Psychoseambulanz, Berlin) M. Deuschle, N. Bergemann, T. Dembler, M. Franz, J. KammererCiernioch, F. Lederbogen, M. Weisbrod In der Behandlung und Therapie von schizophrenen Psychosen wird der Erfassung und Diskussion von Störungen der sexuellen Funktion bisher selten viel Zeit eingeräumt. Den sexuellen Funktionsstörungen kommt sowohl eine Bedeutung als Symptom der Erkrankung zu, als auch als häufige pharmakologische Nebenwirkung und damit eine Bedeutung für die Adherence und Compliance des Patienten mit der Therapieform. Im Rahmen der pharmakoepidemiologischen Studie CATS wird bei Patienten mit Psychosen auf freiwilliger Basis eine Erfassung der sexuellen Funktion und Zufriedenheit durchgeführt. In der hier vorgestellten ersten Zwischenauswertung hatten von 690 eingeschlossenen Patienten 431 an zwei Zeitpunkten der Befragung teilgenommen (davon hatten 308 (71 %) die Diagnose Schizophrenie ( ICD10 F20), 116 weiblich / 192 männlich). Von diesen Patienten machten 112 (25,9 %) Angaben im ASEX-Fragebogen, der fünf generelle Basisfunktionen sexuellen Erlebens erfasst. Den ausführlicheren Fragebogen von Derogatis mit 25 Fragen zu verschiedenen Domänen sexuellen Erlebens (von sexuellen Gedanken und Fantasien, Erregung, Erfahrungen, über Orgasmusfähigkeit bis hin zu Verlangen und Partnerschaft) beantworteten 66 (15,3 %). Einen weiteren Fragebogen zur detaillierten Erhebung der Sexualanamnese beantworteten 119 (27,6 %). Diese Auswertung der ersten Stichprobe korreliert eine Reihe von Parametern aus dem Bereich der sexuellen Funktion (Alter der ersten Erfahrungen, traumatische Erlebnisse, aktuelle Zufriedenheit, In teresse an Sex, Zufriedenheit mit der aktuellen Partnerschaft) mit Parametern der Erkrankung (Diagnose, BPRS, GAF, CGI ) und Parametern des Erlebens der Patienten (Lebensqualität, Nebenwirkungen). Diskutiert werden die Randbedingungen der Durchführbarkeit einer detaillierten Sexualanamnese im klinischen Alltag und ihre Bedeutung für eine Bewertung der aktuellen Symptomatik als auch der gewählten Therapieform. 005 Umsetzung neuropsychologischer Befunde der Schizophrenie in der Praxis am Beispiel von Psychoedukation bei akut psychotischen Menschen Daniel Nischk (ZP Reichenau, Allgemeinpsychiatrie) J. Rusch Die neuropsychologische Forschung hat das Wissen über die Genese der Schizophrenien nachhaltig erweitert und zur Entwicklung einer Vielzahl spezifischer Interventionen geführt. Die Umsetzung neuropsychologischer Befunde in den stationären Alltag stellt hingegen ein bislang vernachlässigtes Forschungsgebiet dar. In diesem Beitrag wird zunächst aus der Analyse der Defizite im Sprachverständnis schizophrener Menschen die Notwendigkeit der Anpassung der Kommunikation an die Defizite schizophrener Menschen als grundlegende Voraussetzung für effektives zielorientiertes therapeutisches Handeln abgeleitet. Danach wird exemplarisch anhand psychoedukativer Maßnahmen erläutert, auf welche Weise solche Gruppeninterventionen an die neuropsychologischen Defizite akut psychotischer Menschen angepasst und so erfolgreich Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 durchgeführt werden können. Dargestellt werden darüber hinaus die Ergebnisse einer Studie, die die Effektivität eines modifizierten psychoedukativen Gruppenprogramms für Menschen mit akuten Psychosen untersucht hat. 006 Clinical Analysis of Treatment of Schizophrenia (CATS): Modul Kognition – Erfassung von exekutiven Kontrollfunktionen Daniela Roesch-Ely (Uniklinik Heidelberg, Allgemeine Psychiatrie Exp. Psychopathologie) K. Rodewald, M. Deuschle, F. Lederbogen, J. Kammerer-Ciernioch, N. Bergemann, M. Lautenschlager, M. Franz, J. Gross, M. Brosz, M. Weisbrod Einleitung: Der Fokus der Diagnostik und Behandlung schizophrener Psychosen liegt auf Positivsymptomen wie Wahn, Halluzinationen und psychomotorische Erregung, die das klinische Bild bestimmen. Bei der Behandlung dieser sogenannten Positivsymptome wurden in den letzten Jahrzehnten, nicht zuletzt durch die medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika der ersten und zweiten Generation, bedeutsame Fortschritte erzielt. Kognitive Beeinträchtigungen sind zunächst weniger eindrücklich, finden sich aber bei der überwiegende Mehrheit der Erkrankten in erheblicher und beeinträchtigender Ausprägung. In den letzten Jahren wurde erkannt, dass kognitive Störungen von entscheidender Bedeutung für den Verlauf und die Prognose der Erkrankung sind, daher wurde ihnen im klinischen Alltag zunehmend Aufmerksamkeit zuteil. Methode: CATS bietet die Möglichkeit, an einer umfangreichen und unausgelesenen Gruppe von Patienten, die an einer schizophrenen Psychose leiden, in einem naturalistischen Ansatz die Bedeutung kognitiver Defizite für das Ansprechen auf die Behandlung zu untersuchen. Das Kognitionsmodul von CATS erfasst die für Alltagsfunktionen besonders relevanten exekutiven Leistungen wie Arbeitsgedächtnis (phonologisch), kognitive Flexibilität (Konzeptwechsel-TMT-B) und geteilte Aufmerksamkeit (Dual Task). Die Entwicklung der kognitiven Testbatterie für CATS zielte auf eine unkomplizierte Handhabung und eine kurze Bearbeitungszeit. Untersuchungsverfahren wurden an den Palm adaptiert und, wenn möglich, die automatisierte Auswertung implementiert. Diskussion / Ergebnisse: Im Rahmen der CATS- Studie wurden bisher über 400 Patient / innen eingeschlossen. Ziel der KognitionsModul ist die miterhobenen Variabeln wie Psychopathologie, Art der Medikation, Nebenwirkungsprofil, Krankheitsdauer, Bildung u. a. mit kognitiven Leistungen in Verbindung zu setzten. 007 Neuroplastcity-Based Training may improve Verbal Processing and normalize Sensory Gating in Schizophrenia Brigitte Rockstroh (Universität Konstanz, Abtl. Psycholgie) T. Popov, T. Jordanov, T. Elbert, M. Merzenich Introduction: The present study examined effects of computerbased cognitive exercises (CE, Posit Science, SF), which emphasizes auditory discrimination and verbal memory within a training setting considering principles of neuroplasticity with the aim of improving signal-to-noise ratio of auditory/verbal processing in schizophrenia. Effects of CE were compared to a standardized German cognitive training (CogPack, Markersoftware). Method: In an ongoing study, to date 15 patients (F20.0 ICDdiagnoses) completed CE (20 sessions within 4 weeks), 10 patients Cogpack (12 sessions within 4 weeks). Before and after training performance in word memory (VMLT) and fluency (RWT) were assessed, and auditory sensory gating (P50 ratio in paired-click task) was determined from magnetoencephalography). Discussion / Results: Sensory gating ratio (SGR), which was abnormal prior to trainings in patients (n=27) relative to matched controls (n=24, p< .01) and did not differ between patient groups before training (F<1), decreased in the course of CE but not after Cogpack (training x pre-post, p< .01). Performance in verbal memory tasks improved more after CE than after Cogpack (training x pre-post p< .001), and SGR reduction after CE was significantly related to verbal memory improvement (r> .5, p< .05) Trainings did not affect psychopathology (BPRS, BDI, GAF) or word fluency. Results indicate the possibility of training-induced neural reorganisation in schizophrenia with an impact on auditory / verbal processing. 008 Kurz- und mittelfristige psychopathologische Entwicklung bei schizophrenen Patienten mit hohen vs. niedrigen Selbstmanagementfähigkeiten und Ressourcen Julia Aghotor (Universitätsklinik Heidelberg, ZPM) S. Moritz, U. Pfüller, V. Wörner, R. Veckenstedt, M. Weisbrod, D. Roesch-Ely Einleitung: Es gibt eine Vielzahl an möglichen Gründen dafür, ob eine Behandlung für einen Patienten erfolgreich ist oder nicht. Eine große Bedeutung kommt in der Psychotherapieforschung dabei den persönlichen Ressourcen der Patienten zu. Im Allgemeinen bezeichnen Ressourcen das positive Potential eines Patienten, das für die Lebensbewältigung zur Verfügung steht, also Persönlichkeitsfaktoren, Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch Aspekte der Lebenssituation (z. B. soziale Unterstützung). Werden sie aktiviert, entwickelt bzw. erweitert sich die Selbstmanagementfähigkeit. In der klinischen Praxis ergibt sich aus der Interaktion von Therapie und Patientenressourcen der Spielraum, in dem eine Behandlung wirksam werden kann. Der Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten (FERUS) von Jack, M. (2007) basiert auf dem salutogenetischen Modell nach Antonovsky (1987) sowie dem Selbstmanagementkonzept von Kanfer, Rein ecker und Schmelzer (1996) und berücksichtigt weitere Theorien aus der Psychotherapieforschung. Neben der Erfassung der Ressourcen „Veränderungsmotivation“, „Selbstverbalisation“ und „soziale Unterstützung“ beinhaltet der FERUS eine Skala zur Selbstmanagementfähigkeit (Subskalen „Coping“, „Selbstbeobachtung“, „Selbstwirksamkeit“ und „Hoffnung“). Der Fragebogen liefert mit seiner dimensionalen Struktur nicht nur diagnostische, sondern auch verlaufsrelevante Informationen für den Behandlungsprozess. Ziele: Es soll überprüft werden, ob eine differentiell stärkere Ausprägung von Selbstmanagementfähigkeit und Ressourcen mit einem schnelleren bzw. stärkeren Rückgang psychopathologischer Symptome bei schizophrenen Patienten einhergeht als bei Personen mit einer geringen Ausprägung. Weiterhin soll die Entwicklung dieser Fähigkeiten und Ressourcen über einen Zeitraum von sieben Monaten untersucht werden. Methode: Seit zwei Jahren werden in unseren Einrichtungen Pa tienten mit einer schizophrenen Spektrumsstörung untersucht: Über einen Zeitraum von sieben Monaten werden zu drei Testzeitpunkten neben neuropsychologischen Daten (d2, TMT etc.), vor allem psychopathologische Veränderungen (PANSS, PSYRATS) erhoben. Die Erfassung der Selbstmanagementfähigkeiten und Ressourcen erfolgt über eine Kurzform des FERUS mit 38 Items. Diskussion / Ergebnisse: Erste Daten und vorläufige Ergebnisse werden präsentiert. 009 Individuelle Nachbereitung des Metakoginitiven Trainings (MKT+) für Menschen mit Schizophrenie: ein Fallbericht Francesca Vitzthum (Hamburg) R. Veckenstedt, S. Moritz Einleitung: Der Goldstandard in der Behandlung von Schizophrenie ist weiterhin die psychopharmakologische Therapie mit Neuroleptika, welche bei vielen Patienten Effekte bezüglich der Positiv- 95 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 symptomatik erzielt. Studien konnten allerdings belegen, dass psychotherapeutische Verfahren über die Gabe von Medikamenten hinaus positive Auswirkungen auf die Symptomatik haben. Das von unserer Arbeitsgruppe entwickelte Metakognitive Training (MKT) stellt einen neuen Ansatz dar. Das Gruppentraining setzt bei spezifischen Denkverzerrungen an, welche die Entstehung und Aufrechterhaltung von Wahnideen begünstigen können. Eine Weiterentwicklung des MKT, das so genannte Metakognitive Training + (MKT+) konzentriert sich im Einzelsetting noch stärker auf die individuelle Symptomatik eines Patienten, um individuelle Wahnideen zu bearbeiten und noch effektiver einem Rückfall entgegenzuwirken. MKT und MKT+ formen ein aufeinander abgestimmtes Trainingspaket. Methode: Der Fallbericht fand im Rahmen einer verblindeten, randomisierten Therapiestudie (MKT vs. Kontrollintervention CogPack) statt. Er handelt von einem 44-jährigen Patienten, der aufgrund einer akuten psychotischen Episode stationär aufgenommen wurde, wobei es sich um die vierte Episode seit der Diagnose vor acht Jahren handelte. Der Patient nahm über einen Zeitraum von vier Wochen, 2-mal wöchentlich an allen acht möglichen MKTGruppensitzungen teil. Eine Sitzung dauerte ca. 50 Minuten. Nach jeder Gruppensitzung, fand ein Einzelgespräch mit einem Therapeuten mit gleichem zeitlichen Umfang statt. Zur Erfassung der Symptomatik dienten zum Prä- und Postzeitpunkt die Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) und die Psychotic Symptom Rating Scales (PSYRATS). Diskussion / Ergebnisse: Der Patient zeigte eine deutliche Reduk tion der schizophrenen Symptomatik zum Postzeitpunkt um mindestens 4 Punkte auf allen fünf Faktoren nach van der Gaag in der PANSS, sowie einen kompletten Rückgang der Wahnüberzeugung auf 0 % in den PSYRATS. Diese Einzellfalldaten geben einen ersten Hinweis auf die Wirksamkeit der neuen psychologischen Intervention MKT+, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität, sowie einer Reduktion der Rückfallquote führen soll. Anderseits weisen sie erneut darauf hin, wie unverzichtbar die Verbindung von psychopharmakologischer und psychologischer Therapie in der zeitgemäßen Behandlung von Schizophrenie ist. 010 Individualisiertes Metakognitives Training (MKT+) für schizophrene Patienten: Erfahrungen zu Machbarkeit und Wirksamkeit Steffen Moritz (Universitätsklinikum Hamburg, Klinik für Psychia trie) R. Veckenstedt, S. Randjbar, F. Vitzthum Einleitung: Das Individualisierte Metakognitive Training (MKT+) für schizophrene Patienten stellt eine Ergänzung und Weiterentwicklung des von unserer Arbeitsgruppe entwickelten Metakog nitiven Trainings (MKT) dar (www.uke.uni-hamburg.de/mkt.de). Das MKT+ richtet sich vorrangig an Psychologen und Psychiater und dient der individuellen Nachbereitung der MKT-Gruppenmodule. Wie das Gruppen-MKT setzt das MKT+ bei dysfunktionalen Denkverzerrungen an (cognitive biases), die in der Grundlagenforschung mit schizophrenen Symptomen, v. a. Wahnideen, in Zusammenhang gebracht werden (v. a. monokausale Attribution, voreiliges Schlussfolgern, Defizite der sozialen Einfühlung). Das Training ist theoretisch fundiert und erleichtert durch den hohen Grad von Strukturiertheit die Vorbereitung, Durchführung und Gestaltung der Therapie. Das MKT+ geht im Unterschied zum Gruppentraining auf individuelle Wahnideen und andere Positivsymptome der Betroffenen ein und greift hierbei auch bewährte Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie auf. Negativsymptome und Depression finden ebenfalls Berücksichtigung. Durch Arbeitsblätter, Hausaufgaben und eine Abschlussmappe, welche die wichtigsten Folien bündelt, soll erreicht werden, dass die Patienten die Lernziele über die Therapiestunden hinaus verinnerlichen. 96 Methode: Im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten Studie werden 60 Patienten entweder dem MKT / MKT+ oder der Kon trollintervention CogPack zugewiesen. Das Assessment ist ver blindet. Erhoben werden Psychopathologie (PANSS, PSYRATS), kognitive Verzerrungen (u. a. voreiliges Schlussfolgern mit dem Kugeltest, Attributionsstil mit dem IPSAQ) und neuropsychologische Parameter. Wahnideen stellen den primären Zielparameter des Trainings dar. Die Nacherhebung findet vier Wochen später statt (maximal jeweils 8 Gruppen- und Einzelsitzungen). Die Auswertung erfolgt über intention-to-treat Analysen. Diskussion / Ergebnisse: Nach vorläufigen Ergebnissen an bislang 40 Patienten kommt es in der MKT/MKT+ Gruppe zu einer sub stantiellen Reduktion der PANSS Wahnsymptomatik (d = .52), insbesondere von Größenideen (d = .82), sowie einer Reduktion der PSYRATS-Wahnüberzeugung (d = .78) im Vergleich zur CogPackGruppe. Das CogPack Training zeigte keine Überlegenheit bezüglich kognitiver Funktionsparameter wie Exekutivfunktionen und Aufmerksamkeit. 011 Kontinuität in der Psychotherapie bei schizophrenen Störungen mit Positivsymptomatik Ute Jakobi (Universitätsklinik, Allgemeine Psychiatrie, Tübingen) A. Wittorf, S. Klingberg Einleitung: Im Rahmen der BMBF-geförderten POSITIVE-Studie (Klingberg et al.), einer laufenden randomisierten multizentrischen Studie zur Behandlung der Positivsymptomatik mit entweder kognitiver Verhaltenstherapie oder supportiver Therapie bei schizophrenen Störungen sollen für n=167 abgeschlossene Therapien Prädiktoren für den Therapieabbruch bzw. den Verlauf der Therapie gefunden werden. Für diese Patienten liegen unten beschrie bene Messungen komplett vor. Methode: Basierend auf den Baseline-Messungen der Symptomatik (PANSS), der demographischen Variablen, der ComplianceEinschätzung und der Einschätzung der therapeutischen Beziehung in der ersten Sitzung mit einem Stundenbogen werden auf der Grundlage einer logistischen Regression Prädiktoren für den Therapieabbruch und den Verlauf der Therapie untersucht. Die abhängige Variable ist operationalisiert als die Anzahl der abgeschlossenen Sitzungen, erfasst über die vom Therapeuten nach jeder Therapiesitzung ausgefüllten Stundenprotokolle. Acht Prädiktoren (drei PANSS-Werte, Geschlecht und Familienstatus (single oder geschieden vs verheiratet, mit Partner), der Compliancewert in Bezug auf die Medikamenteneinnahme, und die Einschätzung der therapeutischen Beziehung aus Patienten- und Therapeutensicht in der ersten Sitzung sollen die zu prädizierende Variable Anzahl der abgeschlossenen Therapiesitzungen vorhersagen. Bei einer mittleren erwarteten Effektstärke, einem Alphaniveau von .05, einem Betafehler von .20 und acht unabhängigen Variablen müssen mindestens 112 Fälle in die Untersuchung eingehen, um den Beitrag zum Modell für jede unabhängige Variablen bestimmen zu können. Bei einem N von 167 kann diese Bedingung als erfüllt angesehen werden. Die oben genannten Prädiktoren wurden bis auf die Einschätzung der therapeutischen Beziehung in bisherigen Studien bei schizophrenen Patienten als Prädiktoren für Therapieabbrecher bestätigt. Die Einschätzung der therapeutischen Beziehung hat sich hingegen als Prädiktor für das Outcome erwiesen. Der prädiktive Wert für die Anzahl abgeschlossener Sitzungen bzw. Therapieabbrüche ist hingegen weitgehend ungeklärt. Diskussion / Ergebnisse: Die Daten liegen vor und werden bis zur Kongresseröffnung als Poster eingereicht werden. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 012 Clinical Analyses of Treatment of Schizophrenia (CATS): Kosten der Versorgung Hans-Joachim Salize (ZI für Seelische Gesundheit, Versorgungsforschung, Mannheim) S. Kief, B. Nils, M. Deuschle, M. Brosz, M. Franz, G. Jan, J. Kammerer-Ciernioch, M. Lautenschlager, F. Lederbogen, M. Weisbrod Einleitung: Die Kosten der Versorgung von Patienten mit Schizophrenie zählen trotz der anhaltenden Kostendebatte im Gesundheitswesen immer noch zu den selten erfassten und analysierten Komponenten der Schizophreniebehandlung. Aus den wenigen deutschsprachigen Kostenstudien ist bekannt, dass die Pro-Kopf Versorgungskosten der Schizophrenie neben denen der demenzieller Erkrankungen zu den höchsten innerhalb des psychiatrischen Störungsspektrums zu zählen sind. Während die mittleren direkten Kosten pro Patient und Jahr sich bis auf ca. 18.000 € summieren können, ist die Schwankungsbreite der Durchschnittskosten jedoch aufgrund des episodischen und hochindividuellen Verlaufs der Schizophrenie ausgesprochen groß. Individuelle Kostenvorher sagen sind daher auf der Grundlage der bisher publizierten Datenbasis kaum möglich. Methode: Die vorliegende pharmakoepidemiologische Studie CATS hat zum Ziel anhand einer vorläufigen Stichprobengröße (n > 400), die weit über den bisher im deutschsprachigen Raum durchgeführten Kostenstudien liegt, die direkten Kosten der Versorgung (sta tionär, ambulant, rehabilitativ-komplementär) von Patienten mit Störungsbildern aus dem schizophrenen Formenkreis, die sich in der Regelversorgung von bundesweit mehr als 54 Zentren befinden, zu bestimmen. Die Kostendaten werden anhand von klinischen, psychopathologischen, soziodemographischen und weiten Kontextvariablen unterschieden und mit weiteren Zielkriterien der CATS-Studie korreliert Diskussion / Ergebnisse: Durch die Stichprobengröße, das breite Einzugsgebiet und das naturalistische Design bilden die Daten die bundesdeutsche Versorgungsrealität von Patienten mit Schizophrenie weit deutlicher ab, als die selektiven und von regionalen Versorgungsbedingungen und -besonderheiten geprägten Kostenstudien, die bisher vorgelegt worden sind, und tragen so zu einer erheb lichen Erweiterung der gesundheitsökonomischen Evidenz im Bereich der Schizophrenie bei. 013 Response in der stationären Regelversorgung von Patienten mit der Diagnose Schizophrenie Arne Wolter (Johanna-Odebrecht-Stiftung, Ev. Krankenhaus Bethanien, Greifswald) J. Zimmermann, J. Langosch, N. R. Krischke Einleitung: Der Begriff Response wird vornehmlich in klinischen Studien verwendet und betrifft die Abnahme der Zielsymptomatik innerhalb eines vordefinierten Zeitraums. Leucht et al. (Psychopharmacol 2006,39:161-70) empfehlen, die Höhe der Reduktion der Psychopathologie, welche zwischen 20 % und 50 % liegen kann, an den Chronifizierungsgrad der Stichprobe anzupassen. So reiche für stärker chronische Patientenstichproben bereits eine Symptomreduktion von 20 % als Responsedefinition aus, während für Stichproben akut kranker, nicht-therapierefraktärer Patienten eine 50 %-Reduktion empfehlenswerter sei. In der vorliegenden Studie soll die Häufigkeit von Response in der stationären Regelversorgung untersucht werden, um sie mit den Ergebnissen klinischer Studien zu vergleichen. Methode: In die Analyse wurden 183 Patienten einbezogen. Als Responsedefinitionen wurden die in der Literatur gängigen Definitionen einer Abnahme der Zielsymptomatik (PANSS) um 20 %, 30 %, 40 % und 50 % verwendet, da die Stichprobe aus der stationären Regelversorgung stammt und somit sowohl Patienten mit chro- nischen Verläufen als auch mit Erstmanifestationen und nichttherapierefraktären Symptombildern enthält. Darüber hinaus wurden die einzelnen auf Faktorenanalysen basierenden PANSSSyndrome „Positivsyndrom“, „Negativsyndrom“, „Kognitives Syndrom“, „Feindseligkeitssyndrom“ und „Depressives Syndrom“ untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die Häufigkeiten von Response in der PANSS-Gesamtscore liegen für die 20 %-Definition bei 44.8 %, für die 30 %-Def. bei 23.5 %, für die 40 %-Def. bei 11.5 % und für die 50 %-Def. bei 2.7 %. Die höchsten Raten an Response werden im Positivsyndrom erzielt und die niedrigsten im Negativsyndrom. Dennoch liegt der Anteil von Respondern auch im Positivsyndrom nur knapp über 50 % und verringert sich bis hin zur 50 %-Def. auf gut 20 %. Damit sind die Häufigkeiten von Response erheblich geringer als die in klinischen Studien aufgeführten Raten von 50 % – 80 %. Besonders stark fallen diese Unterschiede bei zunehmender Enge der Responsedefinition aus. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-011 Posterpräsentation / Poster Presentation Psychotische Störungen 1 Vorsitz: W. Wölwer (Düsseldorf) 001 Antisocial behaviour, excitement, and treatment outcome in a prospective cohort of 52 first-episode patients with early-onset and adult-onset psychosis followed-up for 12 months Christian G. Huber (UKE Hamburg, Klinik für Psychiatrie) K. Meister, D. Schöttle, K. Schroeder, D. Naber, B. G. Schimmelmann, M. Lambert Introduction: Antisocial behaviour and aggression are increased in patients with psychotic disorders. There is recent evidence that earlier age at onset may be associated with childhood antisocial behaviour in bipolar I disorder. However, there are currently no published data concerning the relationship of age at onset, antisocial behaviour and the clinical course in first-episode non-affective psychosis. Method: The current study assessed the association of age at onset with pre-treatment antisocial behaviour and its risk factors, as well as its influence on baseline values and course of clinical parameters in a prospective sample of 52 first-episode patients with early-onset and adult-onset psychosis followed up for 12 months. Discussion / Results: 26 patients conformed to the criteria of earlyonset psychosis. Early age at onset was associated with pre-morbid antisocial personality traits (p=.004), a history of legal involvement (p=.005), higher rates of lifetime substance use disorder (SUD; p=.002) and a lower pre-morbid level of social functioning (p=.024). Early-onset patients had significantly higher levels of excitement as measured by PANSS-EC over the course of observation (p = .005; hp2 = .178), and these differences remained significant after remission. PANSS-EC was significantly correlated to pre-morbid anti social personality traits, involuntary treatment, lifetime SUD, and low pre-morbid psychosocial functioning. PANNS-EC at 12 months significantly predicted level of functioning at 12 months follow-up (p < .001). Excitement has to be considered a trait variable that is more prominent in early-onset psychosis. This study provides evidence that pre-morbid personality is an important factor for functional outcome in first-episode psychosis, and that specialized services for first-episode psychosis should also target coping with antisocial behaviour and substance abuse. 97 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 002 Suicide in a prospective cohort of patients with schizophrenia treated with sertindole or risperidone Dieter Naber (Universitätsklinikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg) M.-A. Crocq, M. H. Lader, A. Mittoux, P. Tanghoj, F. Thibaut, J. Peuskens, B. Everitt, R. D. Mann, N. D. Moore Introduction: Death by suicide and suicide attempts was analyzed in treated patients with schizophrenia who were randomly assigned to treatment with sertindole (4,905 patients) or risperidone (4,904 patients) in a randomized, prospective parallel-group open-label study with blinded classification of outcomes (SCoP study). The exposure was 6,978 and 7,975 patient-years (mean number of days: 489.6 and 564.0) in the sertindole and risperidone groups, respectively. Suicide mortality rate in the study was fairly low (0.14 and 0.26 / 100 patients / year with sertindole and risperidone as only randomized treatment (ORT)). Method: A small number of patients received additional antipsychotic as add-on therapy (whole randomized treatment + 30 days (WRT+30d) (361 [7.3 %] in sertindole group, 424 [8.6 %] in risperidone group)).When these were included the suicide mortality rates were 0.19 and 0.26 / 100 patients / year with sertindole and risperidone respectively. Discussion / Results: There was a tendency for sertindoletreated patients to have a lower risk of death by suicide than risperidone-treated patients (ORT: HR [95 %CI]: 0.50[0.22-1.10], p=0.09; WRT+30d: HR [95 %CI]: 0.66[0.33-1.32], p=0.24). Suicide attempts were reported by psychiatrists. Cox‘s proportional hazards model analysis of time to first suicide attempt showed a significantly lower risk of suicide attempt for sertindole-treated patients than for risperidone-treated patients (ORT: HR [95 %CI]: 0.62[0.400.96], p=0.03, WRT+30d: (HR [95 %CI]: 0.67[0.45-0.99], p=0.04). This clinically relevant reduction in the risk of fatal plus non-fatal suicide attempts with sertindole is more pronounced in high-risk patients‘ effect and early on, during the first 12 months of treatment. The mechanism of protection from suicide is unknown, but may be due to sertindole‘s specific pharmacology profile. 003 Outcome of the Sertindole Cohort Prospective (SCoP) Study: All-Cause Mortality Dieter Naber (Universitätsklinikum Eppendorf, Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg) J. Peuskens, P. Tanghoj, A. Mittoux Introduction: Sertindole is an efficacious atypical antipsychotic with good tolerability. Known dose-dependent QT-prolongation gave rise to cardiac safety concerns, and therefore, a post-marketing surveillance study, SCoP (Sertindole Cohort Prospective), was initiated to confirm that under normal conditions of use, sertindole is not associated with excess mortality rate compared to that of other atypical antipsychotics. Method: This was a prospective, randomised (1:1), partially blind ed, active-controlled, multinational study, conducted under normal conditions of use. Primary endpoint was all-cause mortality. In clusion criteria were deliberately broad to ensure high external validity. For sertindole and risperidone, titration and maintenance dosages and patient management was left to discretion of investigators, in accordance with national SPCs. An Independent Safety Committee classified the events, using blinded data, and providing advice to the Independent Management Committee overseeing the study. Patients inclusion criteria were diagnosis of schizophrenia, ≥18 years of age, based on patient‘s clinical status, a new or a change in antipsychotic treatment was indicated and met all other criteria set out in national SPCs for both sertindole and risperidone. Addon antipsychotic therapy was allowed. Patients were monitored for 98 entire study duration, including after they started add-on therapy or discontinued study drug. Discussion / Results: SCoP study is one of the largest post-market ing surveillance studies ever conducted in schizophrenia research. A total of 9809 patients were treated and accrued approximately 15,000 patient years of exposure (PYE) at 594 sites in 38 countries. The all-cause mortality rate for all patients in the study was very low (0.8/100 PYE) and the estimated mortality ratio, was MR = 1.081 indicating that sertindole is not associated with excess mortality when compared with risperidone. Withdrawal due to serious adverse events (2 % and 1 %, respectively) and lack of efficacy (8 %) were low for both sertindole and risperidone. In conclusion, sertindole offers a safe and efficacious alternative to other atypical antipsychotics. 004 Zusammenhänge zwischen Neurokognition und Social Outcome bei Ersterkrankten Schizophrenen in einer 15-Jahre-KatamneseStudie Susanne Pechler (Isar-Amper-Klinikum, Allgemeinpsychiatrie, München-Haar) M. Albus, T. von Tiedemann, W. Hubmann, F. Mohr, P. HinterbergerWeber Einleitung: In der Verlaufsbeobachtung der neuropsychologischen Defizite bei Patienten mit Erkrankungen aus dem Spektrum der Schizophrenien können Zusammenhänge zwischen neurokogni tiven Defiziten und dem social outcome dieser Patientengruppe gezogen werden. Methode: Im Rahmen der 15-Jahre Katamnese-Studie im matchedpair Design wurden zum Indexzeitpunkt, t5 und t15 Daten des social outcome erhoben in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Beziehung und Lebensqualität. Als Skalen des social outcome wurden u. a. die Multi Dimensional Scale of Independent Functioning (MSIF), die Münchner Lebensqualitätdimensionenliste (MLDL) sowie die Strauss Carpenter Scale verwandt. Die neuropsychologische Testbatterie umfasste die Bereiche Verbale Intelligenz (VBI), Räumliche Orientierung (SPT), Wortflüssigkeit (VBF), Semantisches Gedächtnis (SEM), Visuelles Gedächtnis (VIM), Behaltensrate (DEL), Kurz zeitgedächtnis (STM), Visuomotorische Verarbeitung und Aufmerksamkeit (VSM), Verbales Lernen (VBL) sowie Abstraktion / Flexibilität (ABS). Diskussion / Ergebnisse: Bereits in den Daten der 15-JahreKatamnese konnte dargestellt werden, dass 2 / 3 der Patienten bezüglich des social outcome deutliche Defizite aufwiesen. Auch in der neuropsychologischen Testung wurde zum Zeitpunkt t5 eine signifikant schlechtere Testleistung bei an Schizophrenie erkrankten erzielt als in der gesunden Kontrollgruppe. Betrachtet man die bisher erhobene Teilstichprobe zum Zeitpunkt t15 so zeigt sich insgesamt bezüglich der neuropsychologischen Ergebnisse sowie der social outcome Kriterien keine signifikante Verschlechterung gegenüber t5. Zu beiden Erhebungszeitpunkten besteht unter Berücksichtigung der laufenden Datenerhebung ein signifikanter Zusammenhang zwischen social outcome und neurokognitiven Leistungen. 005 Persönlichkeitsdiagnostische Merkmale von Patienten mit anhaltenden wahnhafte Störungen Frank Pillmann (Martin-Luther-Univ. Halle, Klinik für Psychiatrie) T. Wustmann, A. Marneros Einleitung: Unter anhaltenden wahnhaften Störungen wird eine Gruppe von psychotischen Erkrankungen verstanden, die durch die Entwicklung eines in der Regel meist chronisch verlaufenden Wahns charakterisiert ist. Bei der Genese des Wahns spielen biologische, kognitive und affektive Faktoren eine Rolle, oft aber auch Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 biographische und Persönlichkeitsaspekte. Methode: Eine Gruppe von 34 stationär behandelten Patienten mit anhaltenden wahnhaften Störungen wurde im Mittel ca. 10 Jahre nach Beginn des Wahns nachuntersucht. Aspekte der Persönlichkeit wurden mit Hilfe eines halbstrukturierten Interviews erfasst, aber auch mit standardisierten Selbstbeurteilungsinstrumenten, u. a. mit dem NEO-Fünf-Faktoren-Inventar, dem Inventar Klinischer Persönlichkeitsakzentuierungen und dem Attributionsstil fragebogen für Erwachsene. Diskussion / Ergebnisse: Es ergab sich in den verwendeten Instrumenten ein relativ konsistentes Persönlichkeitsbild. Bei unauffälligen Werten im Hinblick auf emotionale Stabilität waren die Patienten im Vergleich zu Normkollektiven introvertierter und weniger offen. Schizoide und zwanghafte Persönlichkeitszüge dominierten. Es fanden sich Hinweise auf einen globalen Attributionsstil. Im Unterschied zu der Mehrzahl psychiatrischer Störungsbilder sind anhaltende wahnhafte Störungen somit nicht mit erhöhten Neurotizismuswerten assoziiert. Erhöhte Introversion und zwanghafte bzw. schizoide Persönlichkeitszüge können als teilweise Bestätigung klassischer Konzepte der Wahnentwickung diskutiert werden, in denen eine charakterogene Disposition zur Wahnbildung postuliert wurde. 006 Functional outcomes of naturalistically treated patients with schizophrenia Ilja Spellmann (Psychiatrische Klinik der LMU, Ambulanz, München) R. Schennach-Wolff, M. Obermeier, M. Jäger, H.-J. Möller, M. Riedel Introduction: Despite its raising attention in the literature and ob vious implications for research and clinical practice the development of remission criteria for functional disability in schizophrenia remains elusive. However, studies with a more naturalistic design may constitute a better tool for the evaluation of functional outcome and might help to further define thresholds in terms of remission and recovery than randomized controlled trials (RCT‘s). Therefore, aims of this analysis within a multicenter naturalistic trial were in particular to examine what proportion of patients achieve functional outcome criteria and to identify clinical and sociodemographic predictive factors for functional remission. Method: Multicenter trial conducted in 12 psychiatric hospitals in Germany. Patients (n=400) met DSM-IV criteria for schizophrenia. The GAF and SOFAS scales were evaluated with respect to functional outcome, whereas PANSS scores were rated as clinical outcome measures. All rating scales were administered at admission, dis charge and after a time period of one year as follow-up visit. The aim was to define functional remission according to the components of „functional outcome“ by the Remission in Schizophrenia Working Group. Functional remission thresholds were defined according to a GAF score of ≥ 61 points and a SOFAS score ≥ 61 points. Discussion / Results: At the one-year follow-up-visit 130 patients were left for analysis according to both functional remission considered rating-scales (GAF and SOFAS). Of these 70 patients (53.9 %) fulfilled criteria for functional remission at discharge and 81 pa tients (62.3 %) at the one-year follow-up visit. The strongest predictors for functional remission were: low PANSS negative (p<0.001) global (p=0.002) and total (p<0.001) scores, younger age (p<0.01) and a shorter duration of treatment (p=0.002). In this study we could show a significant increase of functional parameters from admis sion to discharge and within a treatment period of one year. We further could identify some clinical and sociodemographic predictors for functional remission. 007 Prävalenz, klinische und soziodemographische Merkmale von anhaltenden wahnhaften Störungen Tobias Wustmann (MLU Halle-Wittenberg, Klinik für Psychiatrie) F. Pillmann, A. Marneros Einleitung: Zu anhaltenden wahnhaften Störungen (AWS) existieren bisher nur wenige empirische Untersuchungen. Das Ziel der hier vorgestellten Studie war, früher einmal in der Klinik unter der Diagnose einer AWS behandelte Patienten im Hinblick auf klinische und soziodemographische Variablen zu untersuchen. Methode: Es wurden alle in einem Zeitraum von 14 Jahren in der Klinik behandelten Patienten, die die Kriterien der AWS gemäß ICD-10 erfüllten, für diese Untersuchung herangezogen. Soziodemographische und klinische Variablen wurden systematisch erfasst und im Zuge einer katamnestischen Untersuchung nach durchschnittlich 10,2 Jahren nach Beginn des Wahns mit standardisierten Instrumenten evaluiert. Diskussion / Ergebnisse: In dieser Studie stellten 44 Patienten mit AWS insgesamt 2,46 % aller stationär behandelten Patienten mit nichtorganischen psychotischen Erkrankungen dar. Beide Geschlechter waren etwa gleich häufig vertreten. Das durchschnitt liche Alter beim ersten Auftreten des Wahns betrug 47 Jahre. Die durchschnittliche Dauer des Wahns in dieser Stichprobe betrug 10 Jahre. Bei der Mehrzahl der untersuchten Patienten (47,7 %) fand sich als vorherrschendes Wahnthema ein Verfolgungswahn. Diese Untersuchung stützt an Hand von spezifischen soziodemographischen und klinischen Merkmalen die Berechtigung der AWS als diagnostische Kategorie. 008 Klinischer Verlauf ersterkrankter schizophrener Patienten: Eine 5-Jahres-Katamnesestudie Toni Katharina von Tiedemann (Isar-Amper-Klinikum KMO, Haar) M. Albus, S. Pechler, W. Hubmann, F. Mohr, P. Hinterberger-Weber Einleitung: In Studien zu Längsschnittverläufen schizophrener Spektrumserkrankungen zeigt sich eine große Diversität. Es bleibt zu diskutieren, welche Faktoren diese Diversität bedingen bzw. den Erkrankungsverlauf beeinflussen. Ziel der vorliegenden 5-JahresLängsschnittstudie ersterkrankter Patienten aus dem schizophrenen Spektrum ist es, den Krankheitsverlauf von Beginn an zu beschreiben, Einflussfaktoren zu ermitteln und mögliche Kausal zusammehänge aufzuzeigen. Methode: Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden zu drei Zeitpunkten (erste Episode, nach zwei und nach fünf Jahren) klinische Daten zum Krankheitsverlauf, neuropsychologische Test leistungen und Funktionalität in verschiedenen Lebensbereichen erhoben. Die Stichprobengröße betrug 83 Patienten mit einer Dropout Rate über fünf Jahre von 30 %. Der Altersdurchschnitt bei Ersterkrankung lag bei 29,7 Jahren. Diskussion / Ergebnisse: Fünf Jahre nach der Ersterkrankung liegt bei 29,6 % der Patienten eine Defizitsymptomatik vor (Schedule for the Deficit Syndrome, SDS). Bei 43,7 % zeigt sich bezüglich des Krankheitsverlaufs eine Chronifizierung, 26,8 % werden als teil remitiert beurteilt und 29,6 % sind zum Fünfjahreszeitpunkt voll remittiert. 71,8 % der Patienten hatte mindestens eine Rückfall, wobei 50,7 % vor einem Rückfall die Neuroleptika abgesetzt hatten. Weiterhin zeigt sich nach fünf Jahren bei 2 / 3 der Patienten ein deutliches funktionelles Defizit in den erhobenen Bereichen Arbeit, Ausbildung und Wohnen (Multidimensional Scale of Independent Functioning, MSIF). Etwa 25 % der Patienten waren in dem Fünfjahreszeitraum nicht erwerbstätig, während ca. 20 % während des gesamten Zeitraumes in Erwerbstätigkeit standen. Dabei machen Patienten mit einer Defizitsymptomatik den Großteil der Gruppe aus, die in den fünf Jahren nicht erwerbstätig war. Patienten mit Defizitsymptomatik zeigen insgesamt eine höhere Rückfall- 99 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 rate und mehr stationäre Behandlungstage, schlechtere neuropsychologische Leistungen und sind kürzer erwerbstätig als Patienten ohne Defizitsymptomatik. Kein Zusammenhang konnte zwischen der Anzahl der Rückfälle und neuropsychologischen Leistungen gefunden werden. 009 Elterlicher Erziehungsstil bei psychiatrischen Patienten – ein Vergleich zwischen Patienten mit Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie Irina Leichsenring (Hamburg) S. Gusmann, M. Albert, A. Karow, I. Schäfer Einleitung: Zur Bedeutung des elterlichen Erziehungsstils für psychiatrische Erkrankungen liegen inzwischen eine Vielzahl von Befunden vor. Dabei sind Unterschiede hinsichtlich des erinnerten elterlichen Erziehungsstils zwischen verschiedenen Diagnosegruppen zu vermuten. Nur wenige Studien stellen allerdings direkte Vergleiche zwischen Patienten mit unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen an. Ziel dieser Untersuchung war es deshalb, Patienten mit zwei unterschiedlichen Störungsbildern, Alkoholabhängigkeit (A) und Schizophrenie (S), hinsichtlich des erinnerten elterlichen Erziehungsstils zu vergleichen und dabei weitere potenzielle Einflussgrößen, wie Geschlecht, Alter und Bildungsstand, zu kontrollieren. Methode: N=156 stationär behandelte Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit nach ICD-10 (70 % männlich, 30 % weiblich) und N=140 stationär behandelte Patienten mit einer Schizophrenie nach ICD-10 (66 % männlich, 34 % weiblich) wurden anhand des „Parental Bonding Instruments“ (Parker et al., 1979) untersucht. Die Ergebnisse für die beiden Fragebogenskalen „Fürsorge“ und „Kontrolle“ wurden mit den üblichen cut-off-Werten verglichen und der Einfluss weiterer Variablen untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Beide Störungsgruppen erinnerten suboptimale Erziehungsstile. Einheitlich wurde von beiden Stich proben eine geringe väterliche (AB: M=18,64; AV: M=18,94; SB: M=19,68; SV: M=17,86) wie mütterliche (AB: M=25,23; AV: M=17,87; SB: M=24,66; SV: M=17,36) Fürsorglichkeit angegeben. Dabei fiel auf, dass die Mütter von beiden weiblichen Stichproben als signifikant weniger fürsorglich beschrieben wurden als von den beiden männlichen Stichproben. Es fanden sich allerdings auch störungs- und geschlechtsspezifische Unterschiede: Männliche Alkoholiker beschrieben ihre Mütter eher als unterkontrollierend im Vergleich zu der männlichen schizophrenen Stichprobe. Für die weiblichen Stichproben fand sich die statistische Tendenz, dass die Mütter der schizophrenen Stichprobe eher überkontrollierend im Vergleich zu eher „normal“ kontrollierenden Alkoholiker-Müttern erlebt wurden. 010 Recovery Style von PatientInnen mit einer Psychose Ingrid Sibitz (Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Österreich) A. Unger, B. Schrank, M. Amering Einleitung: Recovery als ein Prozess der Genesung und Wiederherstellung rückte in den letzten Jahren zunehmend ins Zentrum der Therapie der Schizophrenie. Ziel der Studie war es, den Genesungsstils von PatientInnen mit einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis zu erfassen und Zusammenhänge mit anderen Konstrukten darzustellen. Methode: 144 PatientInnen füllten ein Fragebogenset aus. Neben soziodemographischen und klinischen Variablen wurden Daten zu Krankheitskonzept, Einsicht, Wissen, Empowerment, Selbstwert, Lebensqualität und Stigma erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Die meisten Befragten wiesen einen in tegrativen Genesungsstil auf. Eine Faktorenanalyse bestätigte die 100 Einteilung des Fragebogens zum Recovery Style (RSQ) in 13 Sub skalen während die psychometrischen Eigenschaften der Gesamtskala wenig zufrieden stellend waren. Ein größerer Freundeskreis, höhere Bildung und ein jüngeres Erkrankungsalter sowie ein jüngeres Alter bei der ersten stationären Behandlung waren prädiktiv für einen integrativen Genesungsstil. Die Erfassung des Ausmaßes an Integration innerhalb der 13 Subskalen ist von therapeutischer Relevanz. Eine wiederholte Anwendung des RSQ im Therapieverlauf könnte dazu beitragen, Recovery bei Personen mit Schizophrenie gezielt zu fördern. 011 Recovery bei ehemals stationären Patienten mit Schizophrenie im 2-Jahres-Follow-up Jörg Zimmermann (Karl-Jaspers-Klinik, Allgemeinspsychiatrie, Bad Zwischenahn) A. Wolter, J. Langosch, N. R. Krischke Einleitung: Der Begriff Recovery ist neben Remission in den letzten Jahren zunehmend stark in den Fokus der Schizophrenieforschung geraten. Dabei wird er in der Regel als Outcome aufgefasst, der sowohl in der zeitlichen Dimension als auch bezüglich der Berücksichtigung weiterer Funktionsbereiche, über Remission hinausgeht. Diese bezieht sich in der gängigsten Definition von Andreasen et al. (AJP 2005, 162:441-9) ausschließlich auf die psychotische Kernsymptomatik. In der vorliegenden Studie soll die Häufigkeit von Recovery in einer naturalistischen Stichprobe ehemals stationärer Patienten dargestellt werden und in Anlehnung an Lambert el al. (J Clin Psychiatry 2006,67:1690-7) hinsichtlich ihrer Bestandteile – Remission der Symptomatik, Funktionalität und Lebens zufriedenheit – differenziert analysiert werden. Methode: In die Analyse wurden 77 Patienten einbezogen. Die Aus schöpfung betrug 69 %. Die Patienten wurden bei Entlassung, 1- und 2-Jahreskatamnese untersucht. Zur Anwendung kamen dabei die PANSS, die GAF-Skala und der SWN-K. Hierbei handelt es sich um einen Fragebogen mit 20 Items zur Erfassung des subjek tiven Wohlbefindens unter Neuroleptikabehandlung. Symptomatische Remission wurde entsprechend den Vorgaben von Andreasen et al. anhand der PANSS operationalisiert, Funktionelle Remission mithilfe eines in der Literatur zu findenden Cut-Off-Werts von 61 und höher in der GAF. Eine Remission der Lebenszufriedenheit trat in Anlehnung an Lambert et al. bei einem Gesamtwert von 80 oder höher im SWN-K auf. Recovery lag dann vor, wenn ein Pa tient in allen drei Bereichen zu allen drei Zeitpunkten remittiert war. Diskussion / Ergebnisse: Zu allen Zeitpunkten remittierten nur jeweils gut 10 % der Patienten symptomatisch und funktionell. Ein Drittel der Patienten remittierte demgegenüber hinsichtlich der Lebenszufriedenheit. Kein Patient erfüllte die Recovery-Kriterien. Im Vergleich zur Literatur, in welcher die Häufigkeiten stichproben- und definitionsabhängig zwischen 0 % und 40 % (Lauronen et al., J Clin Psychiatry 2005,66:375-83), liegt unser Ergebnis im untersten Bereich. Dies dürfte einerseits auf die Negativauswahl von Patienten innerhalb der stationären Versorgung zurückzuführen sein und andererseits auf die vergleichsweise relativ enge Definition von Recovery. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-012 Posterpräsentation Pharmakotherapie 2 (F2) Vorsitz: K.-U. Kühn (Bonn) 001 Predictors for treatment response in patients with acute schizophrenia Corinna Pick (Janssen-Cilag GmbH, Medizin & Forschung, Neuss) A. Schreiner, M. Blanc, L. Bidzan, D. Hoeben, L. Hargarter, M. Lahaye, G. M. Badescu, M. Schmauss, M. Kotler Introduction: To explore predictors and explanatory variables for treatment response and dosing of antipsychotic medication in pa tients with schizophrenia suffering from an acute episode. Method: Six-week prospective international, open-label flexible dose study (PALSCH3018) with oral paliperidone ER in acutely exacerbated schizophrenia patients. For analysis stepwise logistic regression was used, taking into account country, age, sex, BMI, diagnosis, duration of schizophrenia, prior hospitalizations, psychotic symptoms (Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS)), disease severity (Clinical Global Impression-Severity Scale (CGI-S)), and patient functioning at baseline. Discussion / Results: 294 patients were analyzed (53 % male, mean age 40.3 ± 12.4 years). 80 % of patients completed the study. The mean dose of paliperidone ER was 7.5 ± 2.1 mg / day. Total PANSS score improved from 100.2 ± 17.2 (baseline) to 72.7 ± 20.3 (endpoint) (p<0.0001). Significant onset of efficacy was observed from day 2 of treatment. For most explanatory analyses there were differ ences between participating countries affecting antipsychotic dosing, but less so treatment response. After stepwise regression, lower total baseline PANSS was a predictor for high treatment response, defined as ≥50 % total PANSS improvement (Odds ratio [OR] 0.98; p<0.05). Higher disease severity in CGI-S was predictive for a dose increase above 6 mg / day (OR 2.08; p<0.01), and there was a trend for patients with higher numbers of previous hospitalizations (OR 1.3; p=0.0874). Similarly, a higher number of previous hospitalizations (OR 1.33; p<0.05) and higher baseline BMI (OR 1.08; p<0.05) were predictive for use of paliperidone ER 9 mg / day as mode dose during the study. Conclusion: In patients with schizophrenia suffering from an acute episode, psychotic symptoms were a predictor for treatment response, and disease severity, BMI and number of previous hospitalizations were predictors for dosing of paliperidone ER. There were significant differences between countries regarding antipsychotic dosing, which, however, was not associated with significant differences in treatment response. 002 Deskriptive Analyse des Aripiprazol-Arms der ConstaTRE-Studie zur Rezidivprophylaxe von lang wirksamem Risperidon vs. Que tiapin Corinna Pick (Janssen-Cilag GmbH, Medizin & Forschung, Neuss) R. de Arce, E. Eding, J. Marques-Teixeira, V. Milanova, E. Rancans, B. Ibach, A. Schreiner Einleitung: In dieser offenen, randomisierten klinischen Studie (ConstaTRE) wurde die rezidivprophylaktische Wirkung von langwirksamem Risperidon (=long acting injectable risperidone =LAIR) mit oralem Quetiapin und Aripiprazol verglichen. Im Folgenden stellen wir die deskriptive Analyse des Aripiprazol-Arms vor. Methode: Klinisch stabile Erwachsene mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung, die bisher mit oralem Risperidon, Olanzapin oder einem oralen konventionellen Neuroleptikum behandelt wurden, wurden randomisiert auf eine Behandlung mit LAIR, Quetiapin oder Aripiprazol umgestellt. Wirksamkeit und Verträglichkeit wurden bis zu 24 Monate beobachtet. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt 45 Patienten wurden mit Aripiprazol 10-30 mg / d behandelt. Bei 27,3 % bzw. 16,5 % der mit Aripiprazol bzw. LAIR behandelten Patienten wurde ein Rezidiv beobachtet. Die durchschnittliche Zeit bis zum Rezidiv betrug 147,7 ± 116,3 Tage bei mit Aripiprazol behandelten bzw. 244,9 ± 208.0 Tage bei mit LAIR behandelten Patienten. Eine Vollremission nach Andreasen et al. erzielten 34,1 % der Aripiprazol-Patienten und 51,1 % der LAIR-Patienten. Die erzielte Remission konnte bei 86,7 % der Aripiprazolpatienten und 86,2 % der LAIR-Patienten bis zum Ende der Studie aufrecht erhalten werden. Die CGI (Clinical Global Impression)-Werte veränderten sich zugunsten der LAIRbehandelten Patienten (-0,55 ± 1.25 vs. 0,03 ± 1.23 für Aripiprazol bzw. LAIR). Die Verträglichkeit war in beiden Behandlungsgruppen annähernd gleich. Wie zu erwarten, traten Gewichtszunahme, extrapyramidale Symptome und möglicherweise Prolaktin-asso ziierte unerwünschte Ereignisse in der LAIR-Gruppe häufiger auf. Gastrointestinale Störungen wurden eher von Patienten der Aripirazolgruppe berichtet. In der vorliegenden Studie an klinisch stabilen Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung war die Zeit bis zum Auftreten eines Rezidiv in der Aripirazol-Gruppe kürzer als bei Patienten unter LAIR-Therapie. Sowohl LAIR als auch Aripiprazol wurden grundsätzlich gut verträglich. 003 A comparison of paliperidone extended-release (ER) with risperidone immediate-release (IR): D2-receptor occupancies and corresponding plasma concentrations Ludger Hargarter (Janssen-Cilag GmbH, Medizin & Forschung, Neuss) E. Mannaert, L. Hargarter, A. Mehnert, A. Vermeulen Introduction: Paliperidone ER (PER) delivers paliperidone using OROS® technology. Release occurs in a controlled, gradual way with an ascending pharmacokinetic profile reaching peak at 24 h after single dose and only small peak-to-trough fluctuations at steady-state compared to immediate-release (IR) formulations. This analysis compared pharmacokinetics and receptor occupancies of PER and Risperidon IR. Method: D2-receptor occupancies and plasma-concentrations of paliperidone and/or risperidone active moiety (RIS-AM) (sum of risperidone+paliperidone) derived from four studies with schizophrenic patients and healthy subjects, were combined: 1: doubleblind, parallel-group study, n=113 schizophrenia patients randomized to (a) placebo Day 1, PER 12mg Days 2-6 (n=37); (b) 12mg PER Days 1-6 (n=38); (c) 2 mg risperidone IR Day 1, 4mg Days 2 – 6 (n=38). 2: Positron Emission Tomography (PET) study in 3 healthy volunteers following single dose of paliperidone IR 1mg. 3: PET Study in 4 healthy volunteers following single oral dose of PER 6mg. 4: PET study in 8 schizophrenia patients following oncedaily oral risperidone IR 6mg. Discussion / Results: Concentrations of paliperidone and RIS-AM increased dose–proportionally across the dose range studied. RIS-AM mean peak (trough) plasma concentrations were between 15 (8)ng / mL for 1mg and 107 (40)ng / mL for 6 mg (fluctuation index (FI): 125 %). The FI for PER was significantly lower (38 %) with mean plasma concentrations between ~8ng / mL (3mg) and ~43ng / mL (15mg). D2-receptor occupancy with RIS-AM fluctuated between 40 – 70 % (1mg), 60 – 85 % (3mg), 80 – 90 % (4mg) and 85 – 93 % (6mg). D2-occupancies with PER were fairly constant: 65 % (3mg), 75 % (6 mg), 84 % (9mg), 87 % (12mg) and 90 % (15mg). Conclusions: Similar occupancy levels can be achieved with lower plasma concentrations of paliperidone ER while showing a more stable D2-binding profile compared to risperidone IR (active moiety). 101 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 004 Plasmakonzentration-Dosis-Quotient und Psychopatholgie schizo phren-Erkrankter bei der Behandlung mit Olanzapin und Clozapin Christian Schmidt-Kraepelin (LVR-Klinikum Düsseldorf, Allgemeine Psychiatrie 2) A. Klimke, R. W. Dittmann, D. Naber, M. Lambert, G. Regenbrecht, J. Cordes Einleitung: Assoziiert mit verschiedenen Faktoren – wie genetische Disposition, Zigaretten Rauchen oder Begleitmedikation – zeigt sich unter einer Behandlung mit Olanzapin eine hohe Variabilität des Plasmakonzentration-Dosis-Quotienten (C/D-Quotient). Daher ist „Therapeutisches Drug Monitoring“ zur Optimierung der Pharmakotherapie und Verbesserung des Therapierfolges bei Schizophrenie in bestimmten Fällen angezeigt. Wir berichten über den Zusammenhang von C/D-Quotienten und Psychopathologie aus einer Subanalyse einer randomisierten, doppelblinden Vergleichsstudie mit Olanzapin und Clozapin (26-wöchig). Methode: Die Plasmakonzentrationen von Olanzapin und Clozapin wurden während der 2., 4., 6., 10., 14., 18., 22. und 26. Behandlungswoche erfasst. Die Positive and Negative Symptom Scale (PANSS) wurde vor Beginn der Behandlung und während der Visiten nach 4,6,14,22 und 26 Wochen erhoben. Der Zusammenhang zwischen Tagesdosis und Plasmakonzentration sowie C/D-Quotient und Änderung der PANSS Positiv- und Negativsubskala wurde durch eine Korrelationsanalyse nach Pearson berechnet. Diskussion / Ergebnisse: Der Zusammenhang zwischen Plasmakonzentration und Dosis ist in dieser Studie bei Olanzapin (3/7 Visiten; 0,075 bis 0,572; p = 0,675 bis 0,016) geringer ausgeprägt als bei Clozapin (7/7 Visiten; 0,457 bis 0,588; p 0,032 bis 0,001). Für die Korrelation zwischen C/D-Quotient und Änderung der PANSSPositivsubskala waren für Clozapin bei 2 von 5 Visiten, für Olanzapin keine signifikanten Korrelationen vorhanden. Durchgängige Zusammenhänge ergaben sich lediglich bei der PANSS-Negativsubskala für Clozapin (5/5 Visiten), die bei Olanzapin nicht vorhanden waren (0/5 Visiten). Die Ergebnisse reproduzieren die zuvor beschriebene erhöhte Variabilität des C/D-Quotienten von Olanzapin im Vergleich zu Clozapin. Trotz dieser erhöhten Variabilität ergaben sich bei Olanzapin weniger Zusammenhänge des C/D-Quotienten mit dem klinischem Ergebnis als bei Clozapin, was eine gezielte Indikationsstellung für TDM bei Olanzapin befürwortet. 005 Safety, tolerability and efficacy of flexible doses of paliperi done ER in non-acute patients with schizophrenia Andreas Schreiner (Janssen-Cilag EMEA, Neuss) L. Hargarter, M. Franco, D. Buccomino, E. Lara, F. Kühn, T. Tzotzoras, D. Hoeben, B. Millet Introduction: To explore tolerability, safety and efficacy of flexible doses of oral paliperidone ER in adult non-acute patients with schizophrenia requiring a change in their medication due to lack of efficacy with their previous oral antipsychotic. Method: Interim analysis of a prospective 6-month, open-label, international study (PAL-SCH-3017). Patients completing the first 3 months of this study were analyzed. Endpoints were the change in the Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) from baseline to endpoint, Clinical Global Impression-Severity Scale (CGI-S), weight change and adverse events (AEs). Discussion / Results: 81 patients were included (57 % male, mean age 41.3 ± 13.6 years, 85 % paranoid schizophrenia). 89 % of the 81 patients completed the first 3 months of the study. Reasons for early discontinuation were lack of efficacy (3.7 %), subject choice (2.5 %), loss to follow-up (2.5 %) and AE (1.2 %). The mean mode dose of paliperidone ER was 6 mg / day. Mean total PANSS de creased from 82.8 ± 16.0 at baseline to 69.2 ± 19.1 at endpoint 102 (mean change -13.6 ± 15.6; 95 % confidence interval [CI]-17.0;10.1, p<0.0001). The percentage of patients rated mildly ill or less in CGI-S increased from 19.8 % to 49.4 %. AEs reported in ≥3 % were insomnia (4.9 %), somnolence (4.9 %), extrapyramidal disorder (3.7 %), restlessness (3.7 %) and psychotic disorder (3.7 %). Mean weight change from baseline to endpoint was 0.34 kg (95 % CI -0.35;1.03, p=0.71). Conclusion: These interim open-label data support results from recent randomized controlled studies that flexibly dosed paliperidone ER is safe, well tolerated and effective in pa tients with schizophrenia requiring a change in medication due to lack of efficacy with their previous oral antipsychotic treatment. 006 Safety, tolerability and treatment response of flexible doses of paliperidone ER in acutely exacerbated patients with schizo phrenia Andreas Schreiner (Janssen-Cilag EMEA, Neuss) G. M. Badescu, V. Jukic, A. Siracusano, V. Maciulis, B. Laffy-Beaufils, D. Hoeben, L. Hargarter, M. Schmauß Introduction: To explore tolerability, safety and treatment response of flexible doses of oral paliperidone ER in patients with schizophrenia suffering from an acute episode. Method: Six-week prospective, open-label, international study (PAL-SCH-3018). Endpoints were the rate of responders defined as a ~30 % improvement in the Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) from baseline to endpoint, the Clinical Global ImpressionSeverity Scale (CGI-S), weight change and adverse events (AEs). Discussion / Results: 294 patients were analyzed (53 % male, mean age 40.3 ± 12.4 years). 80 % of patients completed the study. Most frequent reasons for early discontinuation were subject choice (9 %) and lack of efficacy (6 %). The mean dose of paliperidone ER was 7.5 ± 2.1 mg / day. An improvement of ≥30 % in total PANSS was observed in 66 % of patients (95 % confidence interval [CI] 61 %; 72 %], with a decrease in mean total PANSS score from 100.2 ± 17.2 at baseline to 72.7 ± 20.3 at endpoint (mean change -27.5 ± 20.1; 95 % CI -29.8; 25.2, p< 0.0001) and an onset of efficacy as of day 2. The percentage of patients rated as at least markedly ill in CGI-S decreased from 74.1 % to 19.7 %. AEs reported in ≥5 % were insomnia (23 %, only 5 % assessed as causally related to study medication), tachycardia (9 %), headache (7 %), extrapyramidal disorder (7 %), and anxiety (5 %). Mean weight gain was 0.6 kg (95 % CI 0.29;0.98) from baseline to endpoint. Conclusion: This flexible dose study supports data from recent controlled studies that flexibly dosed paliperidone ER is safe, well tolerated and associated with a clinically meaningful treatment response in patients suffering from an acute schizophrenic episode. 007 Predictors for use of benzodiazepines in acutely ill patients with schizophrenia Christophe Tessier (Janssen-Cilag France, Issy-Les-Moulineaux, Frankreich) L. Hargarter, L. Bidzan, M. Kotler, C. Niolu, D. Hoeben, V. Jukic, A. Schreiner Introduction: To analyze predictors for the use of benzodiazepines (BZDs) in patients with schizophrenia suffering from an acute episode and treated with flexible doses of paliperidone ER. Method: Six-week prospective international, single-arm, open- label study (PALSCH3018) using flexible doses of oral paliperidone ER. For the analysis of explanatory variables, a stepwise logistic regression was used taking into account country, age, sex, BMI, diagnosis and duration of disease, psychotic symptoms, disease severity, hospitalization and patient functioning at baseline. Discussion / Results: 294 patients were analyzed (53 % male, mean age 40.3 ± 12.4 years). 80 % of patients completed the study. The Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 mean dose of paliperidone ER was 7.5 ± 2.1 mg / day. 211 (71.8 %) patients temporarily received a BZD during the study, of which 190 (90 %) were newly initiated after enrolment. The most frequently used BZDs were diazepam (47.4 %) and lorazepam (44.5 %). The mean daily BZD dose in diazepam equivalents was 14.4 mg (range 1 – 39 mg / day) and the mean duration of BZD treatment was 14.3 days (range 1 – 46 days). There were differences between countries in terms of BZD use, with higher percentages in Italy (100 %) Croatia (82.6 %) and France (80 %), and a lower proportion in Germany (62.8 %) and Poland (61 %). After stepwise regression, the only significant predictor for BZD use was a higher disease severity at baseline as measured by the Clinical Global Impression-Severity Scale (Chi-Square 17.89; p<0.001). All remaining factors including participating country, sex, age, duration of illness, body-mass index, psychotic symptoms and patient functioning at baseline were not identified as significant predictors. Conclusions: Benzodiazepines are frequently prescribed to patients with schizophrenia suffering from an acute episode, with considerable differences between countries. CGI-S score at baseline was the only significant clinical predictor for use of BZDs in this study, while other factors like sex, age or duration of illness were not. 008 Pregabalin in der Therapie schizophrener Psychosen Mathias Zink (Zentralinstitut für SG, Klinik für Psychiatrie, Mannheim) S. Englisch, A. Esser, F. Enning Einleitung: Das GABA-Analogon Pregabalin ist unter anderem als Antiepileptikum, zur Therapie neuropathischer Schmerzen und zur Behandlung der generalisierten Angststörung zugelassen. Häufig treten auch im Verlauf schizophrener Psychosen Krisen mit relevanter Angst auf. Diese gehen oftmals mit Antipsychotika- resistenter, paranoider Symptomatik einher und führen zu sozialem Rückzug oder Vermeidungsverhalten. Diese Untersuchung dokumentiert Fälle, bei denen Pregabalin zur Augmentation der antipsychotischen Therapie eingesetzt wurde. Methode: Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis (N=10), die klinisch relevante Ängste im Sinne einer komorbiden Angststörung oder therapieresistenter Psychosesymptome zeigten, erhielten als Ergänzung zu ihrer jeweiligen Anti psychotika-Therapie Pregabalin in einer Tagesdosis von 150 bis 300 mg. Erfasst wurden Psychosesymptome mittels PANSS (Posi tive and Negative Symptoms Scale) und SANS (Scale for the Assessment of Negative Symptoms), Depressivität mittels CDSS (Calgary Depression Scale for Schizophrenia), Angstsymptome mittels Penn-State-Worry-Questionaire und HAMA (Hamilton Anxiety Scale), sowie etwaige Schmerzen und die Schlafqualität. Diskussion / Ergebnisse: Im Verlauf über 8 Wochen erfuhren diese Patienten eine deutliche psychopathologische Verbesserung. Die psychometrischen Skalen dokumentierten Reduktionen hinsichtlich Angst, Positivsymptomatik und Depressivität. Zusätzlich konnten unter Gabe von Pregabalin Benzodiazepine im Verlauf abgesetzt werden. Im erfassten Kollektiv war die Behandlung gut verträglich. Gut vereinbar mit Daten zu den Antiepileptika Valproinsäure und Lamotrigin konnten hiermit auch für Pregabalin günstige Effekte im Rahmen der Therapie schizophrener Patienten nachgewiesen werden. Besonders das Zielsymptom Angst sprach gut auf die Gabe von Pregabalin an, wobei prospektive Studien mit großer Fallzahl nötig erscheinen, um Chancen und Risiken dieser Therapie zu beschreiben. 009 Effectiveness, tolerability and compliance of patients with schizophrenia under treatment with oral atypical antipsychotics or risperidone depot in daily routine Bernd Ibach (Janssen-Cilag GmbH, Medizin & Forschung, Neuss) B. Diekamp, A. Schreiner Introduction: This study assessed treatment compliance, effective ness, tolerability and safety of second generation antipsychotics administered orally (oSGA) or by depot injection under daily routine. Method: Prospective, non-interventional, open-label, 24-months study (RISSCH4057) in schizophrenic patients (ICD-10 F20.x; CGI≤5) with monotherapy with an oSGA (either amisulpiride, aripiprazole, olanzapine, quetiapine, ziprasidone, risperidone) or injection of risperidone depot (RISdepot). Assessment included PANSS, CGI-C, SWN-K, compliance (4-point Likert-scale), number of relapses, retention. Discussion / Results: This interim analysis includes 300 RISdepot and 159 oSGA patients (ITT; m / f 48 % / 52 %; mean age 42.1 ± 11.51 years; mean duration of disease 8.8 ± 8.1 years). PANSS, CGIC and SWN-K improved in RISdepot and oSGA patients (p<0.001; no group differences). Compliance to study medication was estimated 75 – 100 % in >70 % of both patient groups. In RIS-depot vs. oSGA patients retention rates were higher (54.0 % vs. 43.3 %; p=0.0542), retention time was 277 ± 11 vs. 254 ± 13 days (p=0.0995), relapse rates / patient / year were 0.15 vs. 0.21 and time to first relapse was 309 ± 7 vs. 290 ± 10 days (p=0.0485). Adverse events (AEs) were reported in 69.0 % RIS-depot vs. 76.1 % oSGA patients, serious AEs in 19.7 % vs. 19.5 % patients. One RISdepot patient died with no relationship to the study medication. Most common AEs at least possibly related to the study medication in RISdepot vs. oSGA patients were fatigue (12.7 % vs. 16.4 %), disturbance in attention (12.7 % vs. 13.8), dry mouth (13.0 % vs. 13.2 %), weight increase (11.0 % vs. 10.1 %), EPS (3.0 % vs. 2.5 %). Serious AEs at least possibly related to the study medication were reported in 6.0 % RISdepot vs. 6.9 % oSGA patients. The trend of these data towards lower relapse rates and longer retention under RISdepot vs. oSGA indicates that RISdepot therapy may help patients effectively to achieve stable remission. 010 Erstmanifestation Schizophrenie – die Einstellung der Psychiater gegenüber der antipsychotischen Depottherapie Stephan Heres (Klinikum rechts der Isar, Psychiatrie, München) T. Reichhart, J. Hamann, R. Mendel, S. Leucht, W. Kissling Einleitung: In einer kürzlich durchgeführten Befragung gaben Psychiater an, lediglich etwa 35 % ihrer Patienten, die an einer Schizophrenie oder schizoaffektiven Erkrankung leiden, jemals eine antipsychotische Depottherapie angeboten zu haben. Eine besonders skeptische Haltung war in dieser und anderen Studien in der Verordnung von Depotpräparaten bei ersterkrankten Patienten zu erkennen. Methode: Wir befragten 198 Psychiater hinsichtlich ihrer Bewertung von Einflussfaktoren, die eine Rolle in der Entscheidung gegen die Depottherapie bei ersterkrankten Patienten spielen könnten. Darüber hinaus wurden ergänzende Angaben zum Verschreibungsverhalten und der Einschätzung des Rückfallrisikos ersterkrankter Patienten erhoben. Diskussion / Ergebnisse: Lediglich drei von zwölf Faktoren waren aus Sicht der Psychiater in der Entscheidung gegen die Depottherapie bei Ersterkrankten von Einfluss: Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Depotpräparaten der sogenannten „Atypika“, die Schwierigkeit, einen Patienten, der niemals einen Rückfall erlebt hat, von der Depottherapie zu überzeugen und die generelle häufige Ablehnung des Depotangebots durch die Erstmanifestationspatienten. 103 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Weitere Faktoren, wie z. B. der erhöhte Zeitaufwand oder das häufigere Auftreten von Nebenwirkungen, spielten eine untergeord nete Rolle in der Entscheidung. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-013 Posterpräsentation Psychotische Störungen 4 (Pathophysiologie) Vorsitz: S. Ruhrmann (Köln) 001 Metabolic parameters in the short- and long-term treatment with sertindole or risperidone in patients with schizophrenia (subset of sertindole cohort prospective – SCoP-study) Wibke Flürenbrock (Lundbeck GmbH, Scientific Unit, Hamburg) M. de Hert, A. Mittoux, Y. He, J. Peuskens Introduction: The presence of the metabolic syndrome is an important risk factor for cardiovascular disease and diabetes. Only limited data is available on the metabolic safety of sertindole. Method: Study of the short and long term metabolic safety of sertindole in a randomized study compared to risperidone. In a subset of patients enrolled in the sertindole cohort prospective (SCoP) study, prevalence and incidence of metabolic syndrome (according to International-Diabetes-Federation-criteria, IDF) were evaluated. Discussion / Results: In 261 randomised patients, there were moderate increases in mean weight, BMI, and waist circumference during treatment with either sertindole or risperidone; after 12 weeks, increase in weight was 1.3 kg and 1.1 kg, respectively, after 48 weeks it was 3.0 kg and 2.3 kg respectively. Comparable weight change from baseline to last assessment was reported in each treatment group 1.8 kg and 1.7 kg (up to 60 weeks). Similar proportions of patients (sertindole: 17 % versus risperidone: 16 %) had weight increases ≥7 % from baseline to last assessment. Mean changes from baseline to each assessment in triglycerides, total cholesterol, HDL-cholesterol, LDL-cholesterol, plasma glucose and blood pressure were small and not clinically relevant in both treatment groups. No patient in either group met criteria for diabetes type-2 during the course of the study. At last assessment the prevalence of metabolic syndrome was 17 % in the sertindole group and 26 % in the risperidone group. The incidence of metabolic syndrome (in pa tients without metabolic syndrome at baseline) was 7.1 % in the sertindole group and 10.5 % in the risperidone group. Conclusion: Treatment with either sertindole or risperidone up to 12 months did not appear to be associated with a difference in risk of devel oping metabolic syndrome as defined by IDF. In general metabolic effects of sertindole and risperidone were similar: both treatments were associated with modest weight gain, and a corresponding increase in BMI and in waist circumference. 002 Attentive Modulation der Präpulsinhibition (PPI) bei schizophrenen Patienten Karsten Heekeren (Universitätsklinik Zürich, Psychiatrie) S. Metzler, A. Theodoridou Einleitung: Der Befund, dass die präattentive Präpulsinhibition (PPI) des Startlereflexes bei schizophrenen Patienten vermindert ist, wird durch eine Vielzahl von Studien belegt. Jedoch lässt sich ein präattentives PPI-Defizit nicht bei allen schizophrenen Patienten nachweisen. Außerdem ist die PPI auch kein rein präattentiver Prozess, sondern kann bei längeren Präpuls-Puls-Intervallen durch gerichtete Aufmerksamkeit moduliert werden. Interessanterweise 104 konnte bei schizophrenen Patienten, die eine reguläre präattentive PPI aufweisen, dennoch eine pathologische Verminderung der attentiven Modulation der PPI gefunden werden. Methode: In der vorliegenden Untersuchung wurden erstmanifeste und chronische Patienten mit einer schizophrenen Erkrankung und gesunde Kontrollprobanden untersucht. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen wurde ein modifiziertes Startle-Paradigma genutzt, bei dem die Aufmerksamkeit bereits vor dem Auftreten des Präpulses moduliert und nicht nur auf den Präpuls alleine, sondern auch auf den reflexauslösenden Stimulus gelenkt wird. Diskussion / Ergebnisse: Während in der gesunden Kontrollgruppe die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die Stimuli bei einem langen Präpuls-Puls-Intervall (240 ms) zu einer verstärkten PPI führte, zeigte sich dieser Effekt der Aufmerksamkeitsmodulation weder bei den Ersterkrankten noch bei den chronischen schizophrenen Patienten. Die gestörte attentive Modulation der PPI scheint somit bereits früh im Erkrankungsverlauf schizophrener Psychosen nachweisbar zu sein. Es wäre daher wünschenswert, die Untersuchung der attentiven Modulation des Startlereflexes auch in der klinischen Diagnostik einzusetzen. Es muss jedoch bedacht werden, dass es sich bei dieser Messgröße nicht um einen Biomarker der Schizophrenie handelt, da ein PPI-Defizit auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen nachgewiesen werden konnte. Dennoch kann – unter Beachtung dieser Einschränkung – eine gestörte attentive Modulation der PPI eine zusätzliche Information für den diagnostischen Prozess bieten. 003 Heritability aspects of endocannabinoid functioning in schizophrenia Carolin Hoyer (ZI Mannheim, Psychiatrie / Psychotherapie) L. Kranaster, D. Koethe, F. Pahlisch, M. Hellmich, A. Giuffrida, A. Meyer-Lindenberg, E. Torrey, D. Piomellli, F. M. Leweke Introduction: Epidemiological and experimental evidence suggests a role for the human endocannabinoid system in the pathophysiology of schizophrenia, underpinned by the fact that cannabis use is associated with a twofold increase in the risk to suffer from this disease. Moreover, the major psychoactive phytocannabinoid delta-9-tetrahydrocannabinol induces psychotic symptoms in healthy volunteers and schizophrenia patients. In recent years, we were able to detect an elevation of the endocannabinoid anandamide in cerebrospinal fluid of acutely schizophrenic pa tients, which was inversely correlated to psychopathology. In addition, cerebrospinal anandamide is negatively affected by cannabis use in these patients. However, it remains conjectural whether anandamide is also modified in relatives of schizophrenic patients. Method: We investigated levels of anandamide, 2-arachidonoyl glycerol (2-AG), palmitoylethanolamide and oleoylethanolamide in the plasma of 31 twin pairs discordant for schizophrenia as well as 8 concordant healthy pairs of twins by LC/MS as previously described. Discussion / Results: There was no significant difference of all investigated eicosanoids within the group of discordant “schizophrenia“ twins. This was also the case for the healthy twin pairs. In contrast, “schizophrenia“ twins showed significantly higher levels of anandamide and palmitoylethanolamide in plasma when compared to healthy twins (p<0.001). Our data indicate that anandamide and palmitoylethanolamide are modified in schizophrenia patients as well as in their non-affected monozygotic twins. As we proposed a model where anandamide counterbalances other neurotransmitter imbalances in people at increased risk for schizophrenia, our findings may further support a protective role for anandamide in schizophrenia. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 004 Veränderung der postischämischen raktiven Hyperämie in der akuten Schizoprenie Anna-Karoline Israel (Jena) T. Rachow, S. Berger, S. Koch, A. Voss, K.-J. Bär Einleitung: Schizophrene zeigen im Vergleich zur gesunden Be völkerung ein zwei- bis dreifach erhöhtes Mortalitätsrisiko. Neben ungesunden Lebensgewohnheiten, zum Beispiel Rauchen gibt es Hinweise, dass in der Schizophrenie eine autonome Dysregulation auftritt, die mit einer erhöhten kardialen Mortalität verbunden ist. In vergangenen Studien konnte gezeigt werden, dass schizophrene Patienten eine verminderte vagale Aktivität besitzen. Die Endothelfunktion wurde bei Patienten mit Herzerkrankungen als herausragender Parameter zur Risikostratifizierung identifiziert. Ziel unserer Studie war es, die postischämische reaktive Hyperämie (PORH) als Marker der Endothelfunktion in der akuten Schizophrenie zu analysieren. Methode: Wir untersuchten 20 Patienten (12 Männer, 8 Frauen, mittleres Alter 31,2 Jahre) mit einer paranoiden Schizophrenie sowie 20 gesunde Kontrollprobanden (age and gender matched) mit der LDF-Methode (Laser-Doppler Flowmetrie). Dabei wurde besonders der Nikotinkonsum kontrolliert, da Rauchen die PORH beeinflusst. Die lokale Durchblutung am rechten Unterarm wurde vor, während (3 min lang) und nach Kompression der A. brachiales gemessen. Diskussion / Ergebnisse: In der Gruppe der Schizophrenen war die maximale postischämische Hyperämie (PORHmax) signifikant vermindert. Die Zeit bis zur maximalen Hyperämie (Tp) war sig nifikant verkürzt. Die Flussgeschwindigkeit vor Ischämie war in beiden Gruppen gleich. Schlussfolgerungen: Die verminderte PORHmax weist auf ein deutlich erhöhtes kardiales Risikoprofil junger Patienten mit Schizophrenie hin. Hierbei wird erstmals Bezug auf die Mikrozirkulation in der Erkrankung genommen. Um eine kardiale Risikoratifizierung für die Schizophrenie durchzuführen, sollten prospektive Studien diese Methode verwenden. resistance in schizophrenia that may result in an increased release of S100B from brain and adipose tissue. Commonly observed weight gain upon neuroleptic treatment would thus appear on the basis of an increased metabolic vulnerability in patients due to primary insulin resistance, which is also present independent of medication. 005 Elevated S100B levels in schizophrenia are associated with insulin resistance Johann Steiner (Universitätsklinikum Magdeburg, Psychiatrie und Psychotherapie) M. Walter, A. M. Myint, K. Schiltz, B. Panteli, M. Brauner, H.-G. Bernstein, M. L. Schroeter, S. Bahn, M. J. Schwarz, B. Bogerts Introduction: Elevated blood levels of S100B in schizophrenia have so far been mainly attributed to glial pathology. However, increases or dysfunction of adipose tissue may be alternatively responsible. Such explanations would be supported by the increased prevalence of obesity in schizophrenia but need to be discerned from side effects of antipsychotic medication. Method: Our study thus assessed S100B in both medicated and drug free schizophrenic patients along with the body mass index (BMI), measures of glucose utilization and adipokine levels. Acutely ill schizophrenic subjects showed elevated S100B levels (P=0.012) and indications of insulin insensitivity as revealed by increased glucose (P<0.001), C-peptide (P=0.002) and C-peptide / glucose ratios (P=0.006). S100B and BMI were elevated in medicated schizophrenic patients (P=0.041 / P < 0.001), but controls with a BMI ≥ 25 were also found to show increased S100B levels (P=0.025) and comparable correlations held true when adipokines were considered as predictors of S100B levels. A disease specific increase of S100B could however be demonstrated for closely BMI-matched drug free patients (P=0.028). Similarly, the finding of disease- related insulin insensitivity persisted when controlling for effects of medication, smoking or stress. Discussion / Results: Our results are suggestive of primary insulin 006 A new pathophysiological aspect of S100B in schizophrenia: Potential regulation of S100B by its scavenger soluble RAGE Johann Steiner (Universitätsklinikum Magdeburg, Psychiatrie und Psychotherapie) M. Walter, H.-G. Bernstein, B. Panteli, M. Brauner, M. Rothermundt, B. Bogerts Introduction: Several studies have reported on elevated S100B serum levels in schizophrenia. Our study thus focused on its scavenger “soluble receptor for advanced glycation end products“ (sRAGE). Given the beneficial role of sRAGE in metabolic and inflammatory diseases, we hypothesized a similar effect in schizophrenia. Method: Profiles of S100B and sRAGE concentrations during acute paranoid schizophrenia and during remission were explored. Serum samples from 26 inpatients were investigated on hospital admission (T0) and after six weeks of treatment (T6) by S100Bimmunoluminometry and sRAGE-ELISA. 32 matched healthy subjects served as controls. Psychopathology was monitored using the positive and negative syndrome scale (PANSS). Discussion / Results: S100B (P=0.021) and sRAGE (P=0.020) were elevated in schizophrenic patients at T0. S100B levels normalized under antipsychotic treatment (P=0.003), while sRAGE levels increased further by T6 (P=0.005). Changes of S100B during treatment correlated inversely with Delta-sRAGE (r= -0.422, P=0.032). PANSS was negatively associated with sRAGE levels at T0 (positive 105 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 score: r= -0.415, P=0.035; total score: r= -0.395, P=0.046). Our results provide support for a reduction of S100B levels during reconvalescence from acute paranoid schizophrenia that is regulated by its scavenger sRAGE. This mechanism could provide novel treatment strategies. Faktoren. Bei den Probanden war der Anstieg signifikant in den Scores für negative und kognitive Faktoren so wie für die Erregung (excitement component). Diese Ergebnisse bestätigen die wichtige Rolle des cholinergen Systems in der Entstehung von Psychose assoziierten Symptomen und möglicherweise auch in der Krankheitsgenese. Weitere Untersuchungen könnten aufschlussreich für das Verständnis der Pathogenese der Erkrankung und eventuell auch für neue therapeutische Ansätze sein. 008 Internal capsule size associated with outcome in first-episode schizophrenia 007 Effekte anticholinerger Stimulation auf die Psychopathologie bei unmedizierten Patienten mit schizophrenen Störungen und bei gesunden Probanden Tanja Veselinovic (UK Aachen, Psychiatrie und Psychotherapie) M. Komp, H. Janouschek, K. Spreckelmeyer, I. Vernaleken, G. Gründer Einleitung: Die große Vielfalt der Symptome bei Patienten mit schizophrenen Störungen lässt sich nicht ausschließlich durch die Dopamin Hypothese erklären. Insbesondere die neurobiologischen Grundlagen der Negativsymptomatik und der kognitiven Störungen sind bis heute noch weitgehend unklar. Zahlreiche Untersuchungen sprechen für eine Mitbeteiligung anderer neurotrans mitter Systeme, unter anderem auch des cholinergen Systems. Ein Erklärungsmodell, etabliert von Tandon, betrachtet ein dopaminerg / cholinerges Ungleichgewicht als Grundlage für die Heterogenität der klinischen Symptome. Dabei wird eine verstärkte cholinerge Aktivität für die Negativsymptomatik mitverantwortlich gemacht. Ziel dieser Studie ist es die Bedeutung des cholinergen Systems in der Pathophysiologie der Schizophrenie näher zu untersuchen. Methode: Bisher wurden zehn unmedizierte Patienten mit einer schizophrenen Störung (medikati-onsfreies Intervall mindestens 6 Monate) und 11 gesunde Probanden untersucht. Die Psycho pathologie wurde mittels des standardisierten PANSS Interviews zu zwei Zeitpunkten erfasst: das erste mal ohne jeglicher medikamentöser Intervention und das zweite mal nach intravenöser Gabe von 5 mg des subtyp-unselektiven Anticholinergicums Biperiden. Diskussion / Ergebnisse: Die anticholinerge Intervention verursachte so wohl bei den Patienten wie auch bei den gesunden Probanden einen signifikanten Anstieg der PANSS Werte (Patienten: von 71,3 ± 19,8 auf 96.9 ± 19.6; p<<0.001. Probanden: von 30 ± 0.3 auf 44.4 ± 8.7; p<<0.001). Der Ausmaß der Veränderung war bei den Patienten signifikant höher als bei den Probanden (25,6 ± 12,7 resp. 14,3 ± 8,5; p=0,026). Unter Anwendung des 5-Faktoren Models nach Lindemayer, zeigte sich bei den Patienten ein signifikanter Anstieg in allen Bereichen außer im Score für die negativen 106 Thomas Wobrock (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie) O. Gruber, T. Schneider-Axmann, W. Wölwer, W. Gaebel, M. Riesbeck, W. Maier, J. Klosterkötter, F. Schneider, G. Buchkremer, H.-J. Möller, A. Schmitt, S. Bender, R. Schlösser, P. Falkai Introduction: Structural brain abnormalities have been consistently described in schizophrenic patients compared to healthy controls. Only few studies focused on the predictive value of brain morphology for the course of schizophrenia in first-episode(FE-SZ) patients.The aim was to investigate the difference in brain morphology focusing on structures suggested to be relevant for the clinical course (hippocampus, lateral ventricles) in a sample of FE-SZ pa tients well characterized for the outcome over one year. Based on previous findings of reduced internal capsule volume and cross sectional area in families affected with schizophrenia and in FE-SZ patients, we decided to include volumetric measurement of the anterior limb of the internal capsule (ALIC). Method: In a multicentre study 45 first-episode schizophrenia pa tients underwent standardized MRI scanning and were followed up to one year. In 32 FE-SZ volumetric measurement of three regions of interests (ROIs) potentially associated with disease course, hippocampus, lateral ventricle and the anterior limb of the internal capsule (ALIC) could be performed. The subgroups of FE-SZ with good (12 patients) and poor outcome (11 patients), defined by a clinically relevant change of the PANSS score, were compared with regard to these volumetric measures. Discussion / Results: MANCOVA revealed a significant reduced maximal cross sectional area of the ALIC in FE-SZ with clinically relevant deterioration compared to those with stable psychopathology. There were no differences in the other selected ROIs between the two subgroups. Our results indicate reduced maximal area of ALIC, which can be interpreted as a disturbance of fronto-thalamic connectivity. Reduced white fiber structures in this area might increase the risk for a poor outcome in chronic schizophrenic patients and also increase the vulnerability for the onset of schizophrenic psychosis and an unfavourable course in FE-SZ. To our knowledge this study is the first one investigating the relevance of white matter structures, especially the ALIC, for the course of firstepisode schizophrenia. 009 Neuropsychologische Korrelate psychopathologischer Syndrome bei chronisch schizophrenen Patienten in höherem Lebensalter Lena Anna Schmid (Uniklinik, Gerontopsychiatrie, Heidelberg) U. Seidl, M. M. Lässer, C. J. Herold, J. Schröder Einleitung: Die Klassifikation psychopathologischer Symptome schizophrener Psychosen und deren Assoziation mit kognitiven Parametern ermöglicht Rückschlüsse auf mögliche pathophysio logische Prozesse. Infolgedessen haben sich die verschiedensten Studien mit diesem Thema beschäftigt. Während die meisten Untersuchungen an Ersterkrankten oder chronisch schizophrenen Patienten in mittlerem Lebensalter durchgeführt wurden, sind Untersuchungen an Patienten in spätem Lebensalter mit langer Krankheitsdauer nur vereinzelt zu finden. Das Anliegen dieser Arbeit Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 ist es den Zusammenhängen psychopathologischer Syndrome mit neurokognitiven Parametern an einer solchen Stichprobe nachzugehen. Methode: In unserem Forschungsprojekt sind bereits 50 chronisch schizophrene Patienten im Alter von durchschnittlich 55 Jahren und langer Krankheitsdauer erhoben. Neben der Scale for the assessment of positive Symptoms (SAPS) und der Scale for the assessment of negative Symptoms (SANS) wird eine umfangreiche neuropsychologische Testbatterie eingesetzt um relevante neuro kognitive Domänen zu erfassen. Diskussion / Ergebnisse: Eine mit Hilfe der psychopathologischen Parameter durchgeführte Faktorenanalyse bestätigt die Ergebnisse früherer Studien, die drei Faktoren (negativ, positiv, desorganisiert) extrahiert haben. Die mittels Clusteranalyse in vier Gruppen (negativ, positiv, desorganisiert, remittiert) aufgeteilte Patientenstich probe zeigt signifikante Unterschiede hinsichtlich verschiedenster neurokognitiver Parameter. Während Patienten mit vorwiegend positiver Symptomatik geringe neurokognitive Beeinträchtigungen zeigen, haben Patienten mit negativer und desorganisierter Symptomatik verstärkte Defizite. Dies gibt einen Hinweis darauf, dass den verschiedenen Symptomdimensionen unterschiedliche pathologische Prozesse zugrunde liegen. In näherer Zukunft soll die vorhandene Stichprobe vergrößert sowie eine weitere Stichprobe mit jungen, ersterkrankten Patienten erhoben werden, um mögliche Unterschiede zwischen den Profilen dieser beiden Krankheitsgruppen zu analysieren. 010 Die zentrale serotonerge Funktion bei schizophrener Negativ symptomatik Idun Uhl (LWL-Universitätsklinik Bochum, Psychiatrie) A. Kulik, P. Roser, C. Norra, W. Kawohl, A. Theodoridou, M. Brüne, G. Juckel Einleitung: Die verschiedenen Symptome der Schizophrenie, bei denen eine Beteiligung zahlreicher Neurotransmittersysteme, v. a. aber des dopaminergen und des serotonergen, beobachtet werden kann, verlangen bessere Kenntnis über ihre Ursache. Die Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale (LAAEP) konnte mittlerweile als gut validierte Messmethode für die zentrale serotonerge Funktion etabliert werden. Dabei zeigt eine hohe LAAEP eine geringe serotonerge Aktivität an und umgekehrt. In der hier vorliegenden Studie sollte bei schizophrenen Patienten die serotonerge Aktivität mit Hilfe der LAAEP bestimmt und diese mit verschiedenen psychometrischen Testverfahren ins Verhältnis gesetzt werden. Patienten mit einer ausgeprägten Negativsymptomatik sollten eine erhöhte LAAEP i. S. eines verringerten serotonergen Niveaus zeigen. Methode: 30 Schizophrene und 30 gesunde Kontrollprobanden, gematcht nach Alter und Geschlecht, wurden untersucht. Die LAAEP wurde über ein spezielles Paradigma gemessen. Bei den gesunden Kontrollprobanden wurde der Mini-SCID für gesunde Probanden, Beck Depression Inventory (BDI) und Hamilton Depression Rating Scale (HAMD) erhoben. Schizophrene wurden mittels Positive and Negative Symptom Scale (PANSS), Scale for Assessment of Negative Symptomes (SANS), Calgary Depression Scale for Schizophrenia (CDSS-G), BDI, HAMD, Bech Rafaelsen Melancholie Skala (BRMS) sowie Brief Symptom Inventory (BSI) untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich ein Trend hinsichtlich einer erhöhten serotonergen Aktivität bei Schizophrenen im Verhältnis zu Kontrollen (p=0.051). Schizophrene Patienten wiesen eine ne gative Korrelation der Skala der Negativsymptome des PANSS (rs=-0.423, p=0.020) und des SANS (rs=-0.373, p=0.042) zur LAAEP auf. Zu den anderen Untergruppen des PANSS, CDSS-G, BDI, HAMD, BRMS und BSI zeigte sich keinerlei Korrelation. Die- se Befunde legen nahe, dass ein Zusammenhang zwischen serotonerger Aktivität und Negativsymptomatik besteht. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass das serotonerge System speziell bei der Genese der Negativsymptomatik einen bedeutenden Stellenwert einnimmt. Mit Hilfe der hier vorliegenden Erkenntnisse dazu, dass die Negativsymptomatik v. a. in einer Dysfunktion des serotonergen Systems begründet zu liegen scheint, zeichnet sich ab, dass auf diesem Wege zielgerichtete therapeutische Interventionen und genauere Diagnostik möglich sein könnten. 011 Gap-Junction-Proteine Pannexin 1-3: Kandidatengene für schizophrene Psychosen? Micha Gawlik (Universität Würzburg, Klinik für Psychiatrie) M. Knapp, B. Pfuhlmann, G. Stöber Einleitung: Pannexine sind Mitglieder einer neuen Familie von Gap-Junction Proteine. Diese phylogenetisch hochkonservierten, hirnexprimierten Gene sind nach neueren Untersuchungen aufgrund ihrer postulierten Funktionsweise als elektrische Synapsen im ZNS möglicherweise von wesentlicher Bedeutung in der Entstehung schizophrener Psychosen. Die Gene liegen darüber hinaus in Kandidatenregionen für schizophrene Psychosen auf Chromosom 22q13 (Pannexin 2) und Chromosom 11q21-24 (Pannexin 1 und 3). Diese Regionen sind durch genomweite Kopplungsstudien als Suszeptibilitätsloci für schizophrene Psychosen seit längerem bekannt. Methode: Wir untersuchten fünf Single-Nukleotid-Polymorphismen (SNPs) die sich über die chromosomalen Loci auf Chromosom 11q und 22q verteilen: rs1070 und rs 1138800 auf Pannexin 1, rs4838858 und rs7292533 auf Pannexin 2 sowie rs5771206 auf Pannexin 3 in einer Fall-Kontroll Studie mit 387 Probanden mit schizophrenen Psychosen sowie 288 Kontrollen. Diskussion / Ergebnisse: Die Allel- und Genotypverteilung zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen Fällen und Kontrollen. Wir können daher einen wesentlichen Beitrag der Pannexine zur Krankheitsentstehung schizophrener Psychosen mit unserer Studie nicht bestätigen. 012 The biological basis of a psychotic disease a case report Dragana Krasic (Mental Health Clinic, Child & Adolescent Psychia try, Nish, Serbia) N. Ilic, M. Mitic, N. Klidonas Introduction: Definition: Psychosis represents a profound disorder in personality development and organization which results in changing or losing contact with reality, emotional and cognitive deprivation, changing or losing contact with objects (people or things), insufficient or biased investment in objects and activities, as well as perception, thought, attention, will, mobility and speech impediment. Objective: Genetics‘ part in the onset of a psychosis, since the grandmother of twins ill with psychosis also had Schizophrenia. Method: A display of 15 year old, male twins, who showed psy- 107 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 chotic symptoms, one after the other, (the younger twin showed psychotic symptoms one week after releasing the older one from the hospital.) Discussion / Results: Presence of a psychotic disease in the family gave a biological possibility of its further occurrence, which indeed manifested in an early onset of psychosis in both twin grandsons of the ill subject. Patients were bizygotic twins, with lower intellectual capacities, lower Ego-potentials, and low levels of psycho-social maturity. Symptoms of depersonalization, cognitive and perceptive alterations, as well as intense fear, social withdrawal, loss of interest, and alienation from the outside world were observed. After applying neuroleptic therapy, the psychotic symptoms were reduced and remission was enabled. Conclusion: The biological basis of a psychotic disease is unquestionable in this example of an early onset of psychosis, in adolescence. Due to the fact that there was no etiological background of psychosis in the environmental factors, further to the fact that good family relations and a good financial situation were present in this case, it can be stated that this is a clear evidence of a genetically conditioned psychosis, presented in the example of twins. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-015 Posterpräsentation Pharmakotherapie 1 (F2) Vorsitz: I.-G. Anghelescu (Berlin) 001 Clozapin Blutspiegelverlauf in der ambulanten Langzeittherapie Viktoria Tatusch (Psychiatrie, Neurochemisches Labor Universität Mainz) H. Saglam, C. Hiemke Einleitung: Die Therapie von schizophrenen Erkrankungen hat in Abhängigkeit zur Krankheitsphase unterschiedliche Ziele und Strategien. Es wurde bereits gezeigt, dass der Erfolg einer Langzeittherapie zum großen Teil von der konsequenten Einnahme der antipsychotischen Medikation abhängig ist (Gilbert et al.1995). Trotz Pharmakotherapie, aber auch aufgrund mangelnder Therapieadhärenz werden 30 – 40 % der ambulanten Patienten innerhalb eines Jahres nach Entlassung rückfällig (Davis et al. 1975, Hogarty et al. 1979, Hogarty et al. 1998). Diese Studie untersucht Unterschiede zwischen rückfälligen und nicht rückfälligen Patienten, die das frühzeitige Erkennen eines Risikopatienten ermöglichen sollen. Methode: Die Studie untersuchte ambulante Patienten mit einer F20 Diagnose (nach ICD-10), die im Zeitraum Januar 2007 bis September 2008 in der Psychiatrischen Institutsambulanz Mainz mit Clozapin behandelt wurden. Verglichen wurden u. a. Blutspiegelparameter wie Mittelwert und Variationskoeffizient von Patienten, die in der Studienzeit wieder in die psychiatrische Klinik aufgenommen werden mussten (=Rückfallgruppe) und Patienten ohne Rückfall. Es wurde ein Schwellenwert ermittelt, der rückfällige von nicht-rückfälligen Patienten trennt. Diskussion / Ergebnisse: Fünf der 23 eingeschlossenen Patienten wurden im Studienzeitraum rückfällig (Rückfallrate: 26 %). Beim Vergleich der jeweils ersten drei Blutspiegel eines Patienten zeigten sich signifikante Unterschiede in den Variationskoeffizienten der beiden Gruppen. Bei Patienten, die wieder in die Klinik aufgenommen werden mussten, schwankte der Spiegel mit 37 % deutlich stärker als in der anderen Gruppe mit 13 % (p=0,012). Mit der ROCAnalyse ergab sich ein Schwellenwert von 19,8 % (Sensitivität=100 %, Spezifität=70,6 %), der rückfällige Patienten von nicht-rückfälligen 108 trennt. Zusätzlich ermöglicht die Beurteilung des Mittelwerts der ersten drei Spiegel bezüglich des therapeutisch empfohlenen Bereichs (350 – 600 ng / ml) in Verbindung mit einem Variationsko effizient von unter 19,8 % eine noch deutlichere Einstufung des patientenspezifischen Rückfallrisikos (p=0,003). Der behandelnde Arzt kann demnach einen Clozapin Patienten durch Messung von nur drei Blutspiegeln schnell einschätzen. Ein Patient der stärkere Blutspiegelschwankungen als 19,8 % aufweist und dessen Spiegelmittelwert nicht im therapeutischen Bereich liegt hat ein höheres Risiko in den nächsten zwei Jahren einen Rückfall zu erleiden. 002 Bupropion und die Herausforderung des dopaminergen Paradigmas: Ein Pharmakon zwischen Psychoseinduktion und antidepressiver Therapie bei komorbider Psychose. Susanne Englisch (ZI für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie, Mannheim) A. Eßer, M. Zink Einleitung: Bupropion, ein selektiver Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, findet seit 1989 Anwendung als atypisches Antidepressivum und als Nikotinrezeptor-Antagonist als Mittel zur Rauchentwöhnung. Da schizophrene Patienten überdurchschnittlich häufig rauchen, an depressiven Symptomen sowie einer Antriebsminderung im Rahmen des schizophrenen Defizitsyndroms leiden, erscheint Bupropion geradezu prädestiniert zur Therapie dieser Patienten. Dennoch wird es aufgrund seines dopaminergen Wirkmechanismus und hiermit assoziierter Berichte zur Psychoseinduktion kaum zur antidepressiven Therapie im schizophrenen Patientenkollektiv angewandt. Methode: Anhand einer systematischen Literaturrecherche via Medline (OVID), PubMed und Google mit den Suchbegriffen „bupropion“, „elontril“, „wellbutrin“, „zyban“, „schizophrenia“ und „psychosis“ evaluierten wir die bis incl. 05/2009 verfügbaren Informationen hinsichtlich Bupropion-assoziierter psychotischer Symptome einerseits und erfolgreicher Anwendung der Substanz in Pa tienten mit schizophrener Grunderkrankung andererseits. Mehr als 40 Arbeiten und die Verläufe von mehr als 1000 Patienten konnten ausgewertet werden. Diskussion / Ergebnisse: Hierbei zeigte sich, dass insbesondere nach Markteinführung Fälle psychotischer Manifestationen publiziert wurden, welche vorzugsweise bei entsprechend vulnerablen Individuen dosisabhängige Beschwerden i. S. einer organischen Psychose hervorriefen. Nach Definition einer Maximaldosis wurden Fälle psychotischen Erlebens insbesondere im Zusammenhang mit suizidal-intendierten Intoxikationen mit Bupropion in höherer Dosierung beschrieben. Im Rahmen mehrerer doppelblinder, placebokontrollierter Studien zur Rauchentwöhnung von Patienten mit schizophrener Grunderkrankung zeigte Bupropion eine gute Wirksamkeit, ohne bestehende psychotische Symptome zu aggravieren oder solche auszulösen. Gleichzeitig stellte sich bei diesen Studien als sekundärer Endpunkt eine signifikante Verbesserung des psychotischen Negativsyndroms sowie potentiell vorhandener depressiver Beschwerden ein. Die Risiken für einen Stimmungsumschwung in die Manie sowie für Störungen der Sexualfunktion erscheinen eher gering, und erste klinische Anwendungsbeobachtungen deuten auch bei primär antidepressiver Behandlungsindikation auf eine gute Wirksam- und Verträglichkeit von Bupropion bei schizophrenen Patienten hin. Zusammenfassend erscheint Bupropion als Antidepressivum auch bei schizophrener Grunderkrankung bei gleichzeitiger antipsychotischer Pharmakotherapie effektiv und sicher zu sein, jedoch sind in Zukunft weiterführende und kontrollierte Studien notwendig, um Differentialindikationen zu erarbeiten. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 003 Bupropion zur Behandlung therapierefraktärer Depressionen in schizophrenen Patienten Susanne Englisch (ZI für Seelische Gesundheit, Klinik für Psychiatrie, Mannheim) D. Inta, A. Eßer, M. Zink Einleitung: Katecholaminerge Neurotransmission spielt eine zen trale Rolle in der Behandlung depressiver Affektauslenkungen, und Bupropion, ein dualer Dopamin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SDNRI), ist ein potentes Antidepressivum. Bei dopaminergem Wirkmechanismus und wegen Berichten über psychotische Symptome unter Bupropion-Therapie findet es bei Pa tienten mit schizophrenen Psychosen jedoch kaum Anwendung. Methode: Die vorliegende Untersuchung dokumentiert eine Fallserie von fünf Patienten mit schizophrener Grunderkrankung, welche wir aufgrund anderweitig therapierefraktärer depressiver Symptome zusätzlich zu ihrer vorbestehenden antipsychotischen Medikation mit Bupropion in einer Tagesdosis zwischen 150 und 300 mg behandelten. Die Evaluation psychometrischer Daten erfolgte regelmäßig mittels etablierter Instrumente. Hierzu wurden depressive Symptome mittels HAMD (Hamilton Depression Scale) und CDSS (Calgary Depression Scale for Schizophrenie) erfasst. Schizophrene Negativsymptome wurden mit der SANS (Scale for the Assessment of Negative Symptoms) quantifiziert, und psychotische Symptome bildeten wir mittels PANSS (Positive and Negative Symptoms Scale) ab. Außerdem wurden Nebenwirkungen erfragt und mithilfe regelmäßiger Labor-Screenings und EEG-Untersuchungen evaluiert. Diskussion / Ergebnisse: Während eines Beobachtungszeitraums von 6 Wochen erfuhren sämtliche Probanden eine signifikante Linderung ihrer depressiven Symptomatik, wohingegen es bei keinem der Patienten zu einer Aggravation ihrer Psychose kam und sich statt dessen eine relevante Verbesserung der globalen Psychopathologie und des Negativsyndroms einstellte. Das Nebenwirkungsspektrum war insgesamt gering, jedoch zeigten sich geringfügige EEG-Alterationen, welche weiterer Beobachtung bedürfen. Angesichts der erfreulichen Wirksamkeit hinsichtlich der Zielsymptome Depression und Negativsymptomatik scheinen prospektive Studien mit größerer Fallzahl indiziert, um die Verträglichkeit von Bupropion bei Patienten mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis zu evaluieren. 004 Olanzapin-Depotinjektion zur Erhaltungstherapie bei Patienten mit Schizophrenie: Ergebnisse einer 24-wöchigen, randomisierten Doppelblindstudie Holland Detke (Lilly Research Laboratories, Indianapolis, USA) D. McDonnell, J. Kane, D. Naber, G. Sethuraman, S. Kraemer, D. Lin Einleitung: Untersucht wurden Wirksamkeit und Sicherheit der Olanzapin-Depotinjektion (OLAI) in der Erhaltungstherapie bei Patienten mit Schizophrenie. Methode: Erwachsene ambulante Patienten, die mit oralem Olanzapin (OrOlz, 10, 15 oder 20mg / Tag) über 4 – 6 Wochen stabil waren, erhielten über 24 Wochen randomisiert und doppelblind entweder OLAI in den Dosierungen 150mg / 2 Wochen (N=140), 405mg / 4 Wochen (N=318) oder 300mg / 2 Wochen (N=141); oder eine unterschwellige Dosierung von 45mg/4 Wochen (N=144); oder OrOlz in der bisherigen Dosis (N=322). Kumulative Rückfallraten und Zeit bis zum Rückfall wurden mittels Kaplan-MeierAnalyse ermittelt. Diskussion / Ergebnisse: Nach 24 Wochen waren 93 % der mit OrOlz behandelten Patienten ohne Rückfall, bei den mit OLAI behandelten Patienten lag die Rate bei 95 % (300 mg / 2 Wochen), 90 % (405 mg / 4 Wochen), 84 % (150 mg / 2 Wochen) und 69 % (45 mg / 4 Wochen), wobei die Dosis 405 mg / 4 Wochen und beide 2-Wochen-Dosen (gepoolt) Nichtunterlegenheit sowohl gegenüber OrOlz als auch untereinander zeigten. Alle 3 höheren OLAI Dosen waren bezüglich der Zeit bis zum Rückfall der 45 mg / 4 WochenDosis überlegen (alle p<0,01). Die Inzidenz von Gewichtszunahmen ≥7 % ab Baseline gegenüber OLAI 45 mg / 4 Wochen (8,3 %) war signifikant größer (alle p≤0,05) für OrOlz (21,4 %), OLAI 300 mg / 2 Wochen (20,7 %), 405 mg / 4 Wochen (15,2 %) und 150 mg / 2 Wochen (16,4 %). Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen OLAI und OrOlz bezüglich Laborparametern, Vitalfunktionen, EKGs oder EPS. Reaktionen an der Injektionsstelle waren selten (2,8 %) und ohne signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Bei zwei OLAI-Patienten traten Sedierung und delirante Symptomatik nach möglicherweise versehent licher intravasaler Injektion auf. Zusammenfassend war OLAI in den Dosen 150 mg / 2 Wochen, 405 mg / 4 Wochen und 300 mg / 2 Wochen in der Erhaltungstherapie bei Schizophrenie über 24 Wochen wirksam. Das Sicherheitsprofil entsprach, abgesehen von den injektionsbedingten Ereignissen, dem von OrOlz. 005 Klinische Prädiktoren der Neuroleptika-induzierten Gewichtszunahme im Langzeitverlauf Stefan Gebhardt (Psych. Zentrum Nordbaden, AP I / Psychosomatik, St. 42, Wiesloch) M. Haberhausen, M. Heinzel-Gutenbrunner, N. Gebhardt, H. Remschmidt, J.-C. Krieg, J. Hebebrand, F. M. Theisen Einleitung: Ziel der Studie war die Erfassung der prädiktiven Bedeutung klinischer Variablen für die Gewichtszunahme unter Neuroleptika (NL). Methode: Retrospektive und Querschnittsdaten von 65 Patienten, die Clozapin, Olanzapin und / oder Risperidon erhielten. Systematischen Kategorisierung des Langzeit-Gewichtsverlaufs (7,3 ± 9,2 Jahre) einschließlich der Vorbehandlungen mit klassischen NL. Explorative Korrelations- und Regressions-Analyse. Diskussion / Ergebnisse: Folgende Prädiktoren stellten sich heraus: (1) erhöhter Body mass index (BMI) vor Ausbruch der Erkrankung und vor der ersten NL-Behandlung, (2) junges Alter, (3) weibliches Geschlecht, (4) fehlender Nikotinkonsum sowie interessanterweise (5) erhöhte BMI-Werte der Eltern. Patienten mit einer Diagnose aus dem (6) schizophrenen Formenkreis zeigten einen stärkeren Zusammenhang zwischen prämorbidem BMI und einer Gewichtszunahme unter atypischen NL auf, offensichtlich aufgrund einer (7) längeren Behandlungsdauer mit Atypika im Vergleich zu anderen Diagnosegruppen. Ein niedriger BMI vor Beginn einer NLBehandlung stand zwar in Zusammenhang mit einer Beschleunigung der BMI-Zunahme bei vulnerablen Personen, nicht jedoch mit dem Ausmaß der Gesamt-Gewichtszunahme selbst. Die Daten legen nahe, dass prädisponierende Faktoren i. S. v. klinischen Prädiktoren zur Vorhersage des Gewichtsverlaufes unter NL herangezogen werden können. 006 A flexible-dose study of paliperidone ER in non-acute patients with schizophrenia previously unsuccessfully treated with oral risperidone Dagmar Hoeben (Janssen Pharmaceutica N.V., EMEA Medical Affairs, Beerse, Belgien) A. Schreiner, L. Hargarter, B. Millet, P. Rocca, M. Lahaye, M. V. Ivanov, M. Kotler Introduction: To explore tolerability, safety and treatment response of flexible doses of paliperidone ER in adult non-acute patients with schizophrenia transitioned due to lack of efficacy of previous oral risperidone treatment. Method: Interim analysis of an international prospective 6-month, open-label study (PAL-SCH-3017). Endpoints were the Positive 109 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 and Negative Syndrome Scale (PANSS), Clinical Global Impres sion-Severity Scale (CGI-S), patient satisfaction, adverse events (AEs), extrapyramidal symptoms (Extrapyramidal Symptom Rat ing Scale; ESRS) and weight change. Discussion / Results: 81 patients were included (52 % female, mean age 39.8 ± 12.9 years, 74 % paranoid schizophrenia). 84 % of the patients completed the 6-month study. Reasons for early discontinuation were lack of efficacy (8.6 %), lack of efficacy plus AE (3.7 %), loss to follow-up, patient choice and AE (1.2 % each). The median mode dose of paliperidone ER was 6 mg/day. 64.2 % of patients had a ≥20 % improvement in total PANSS at endpoint. Mean total PANSS decreased statistically significantly from 82.7 ± 18.1 at baseline to 70.9 ± 25.4 at endpoint (mean change -11.8 ± 19.6; 95 % confidence interval -16.1;-7.5, p<0.0001). The percentage of pa tients rated mildly ill or less in CGI-S increased from 23.4 % to 48.2 % at endpoint. Patient satisfaction rated „good“ or „very good“ at endpoint was 67.5 %. The only TEAE reported in ≥5 % was insomnia (14.8 %). Extrapyramidal symptoms in ESRS decreased statistically significantly from 2.9 ± 4.3 to 1.5 ± 3.1 (p<0.0001). Mean weight change from baseline to endpoint was 0.96 ± 3.96 kg (p=0.066). Conclusion: These data support results from recent randomized controlled studies that flexibly dosed paliperidone ER is safe, well tolerated and effective in patients previously unsuccessfully treated with oral risperidone. 007 Flexible doses of paliperidone ER in non-acute patients with schizophrenia switched due to lack of tolerability with their previous oral antipsychotic Dagmar Hoeben (Janssen Pharmaceutica N.V., EMEA Medical Affairs, Beerse, Belgien) A. Schreiner, L. Hargarter, M. V. Ivanov, M. Jasovic-Gasic, F. Kühn, M. Lahaye, J. Turczynski, L. Helldin Introduction: To explore tolerability, safety and maintained efficacy of flexibly dosed paliperidone ER in adult non-acute patients with schizophrenia requiring a change in their medication due to lack of tolerability with their previous oral antipsychotic. Method: Interim analysis of a prospective 6-month, open-label, international study (PAL-SCH-3017) after 3 months of paliperidone ER treatment. Endpoints were the change in the Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) from baseline to endpoint, Clinical Global Impression-Severity Scale (CGI-S), Extrapyramidal Symptom Rating Scale (ESRS), weight change and adverse events (AEs). Discussion / Results: 124 patients were included (62.1 % male, mean age 39.2 ± 12.3 years, 87.9 % paranoid schizophrenia). 85.5 % of patients completed the first 13 weeks of the study. Main reasons for early discontinuation were AE (4.0 %), subject choice (3.2 %) and lack of efficacy (2.4 %). The average dose of paliperidone ER was 6.1 ± 2.2 mg / day. A ≥20 % reduction in total PANSS at endpoint was observed in 57.7 % of patients. Mean total PANSS decreased statistically significantly from 67.1 ± 16.6 at baseline to 57.0±13.8 at endpoint (mean change -10.1 ± 16.6; 95 % confidence interval [CI] -13.1;-7.2, p<0.0001). TEAEs reported in ≥5 % of pa tients were insomnia (12.1 %) and anxiety (8.9 %). Total ESRS decreased from 6.1 ± 8.0 at baseline to 3.6 ± 7.0 at endpoint (p<0.0001). Mean weight change from baseline to endpoint was 0.5 kg (95 %CI -0.12;1.11, p=0.046). Conclusion: These interim data support results from recent randomized controlled studies that flexibly dosed paliperidone ER is safe, well tolerated and effective in patients with schizophrenia requiring a change in medication due to lack of tolerability with their previous oral antipsychotic treatment. 110 008 Wirksamkeit einer postakuten Behandlung mit Risperidon Depot bei schizophrenen Patienten in psychiatrischen Ambulanzen an Krankenhäusern Bernd Ibach (Janssen-Cilag GmbH, Medizin & Forschung, Neuss) L. Hargarter, G. Juckel, B. Diekamp Einleitung: Wesentliches Ziel in der ambulanten Therapie schizophrener Patienten ist die Reduktion und Stabilisierung der psychopathologischen Symptome, die Reduktion von Rezidiven, sowie die dauerhafte Verbesserung der Lebensqualität. Methode: In der nicht-interventionellen, 52-wöchigen Studie (RIS-SCH-4091) wurden Patienten in der post-akuten Phase nach Erstmanifestation oder unmittelbar zurückliegenden Exazerbation einer schizophrenen Störungen (ICD-10 F20.x; Erkrankungsdauer ≤10 Jahre) unter Monotherapie mit Risperidon Depot (RIS-Depot) dokumentiert. Erfasst wurden Wirksamkeitsparameter (PANSS, SWN-K, SF-12) sowie u.a. Therapietreue (4-stufige Skala), Anzahl der Rückfälle, Krankenhauseinweisungen. Diskussion / Ergebnisse: Die Interimsanalyse basiert auf 75 Patienten (ITT; m/w 64/36 %; Durchschnittsalter 32,7 ± 9,1 Jahre; mittlere Erkrankungsdauer 2,7 ± 3,2 Jahre). Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 278,8 ± 119,3 Tage. Die mediane Anfangs- und Enddosis von RIS-Depot lag bei 37,5 mg / 2 Wochen. Über 80 % der Patienten zeigten unter RIS-Depot eine 75 – 100 % Compliance, bei 63 % war dies eine Verbesserung gegenüber der vorhergehenden Therapie. Zu Beobachtungsende zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Krankheitssymptomatik (PANSS Gesamtwert: 31,4 ± 30,0; Differenz gegenüber Baseline), der körperlichen und psychischen Gesundheit (SF-12: 7,6 ± 11,6 bzw. 13,4 ± 12,5) und im subjektiven Wohlbefinden (SWN-K Gesamtwert: 20,7 ± 23,5) (alle p<0,0001). Die meisten Patienten (89 %) blieben im Beobachtungszeitraum rezidivfrei und wiesen keine Hospitalisierung aufgrund einer Psychose (92 %) auf, während 59 % der Patienten in den vorausgehenden 12 Monaten mindestens eine Hospitalisierung aufwiesen. Die mittlere rückfallfreie Zeit betrug 208,6 ± 5,1 Tage. Bei 38 Patienten traten 92 unerwünschte Ereignisse (UE) auf. Die häufigsten UEs in mindestens möglichem Kausalzusammenhang mit RIS-Depot waren Gewichtszunahme 5,3 %, Ängstlichkeit 4,0 % und EPS 4,0 %. Die Zwischenergebnisse deuten an, dass Risperidon Depot in der ambulanten Therapie eine gute Verträglichkeit und hohe Wirksamkeit aufweist. Dadurch ergibt sich eine hohe Compliance, so dass Patienten von geringen Hospitalisierungs- und geringen Rückfallraten profitieren, die zu einer stabilen Remission, besseren Lebensqualität und einer Reintegration im Alltag beitragen können. 009 Beurteilung der kognitiven Funktion bei Patienten, die von Risperidon auf Aripiprazol mit unterschiedlichen Strategien umgestellt wurden: Eine offene Studie Thomas Knödlseder (Mühltal) T. Sickmann, C. Werner, S. Modell, R. Moghadam, W. Kerselaers, J.-Y. Loze, W. Carson, J. Lissens, R. Sanchez Einleitung: Aripiprazol stellt eine wirksame Therapie der Schizophrenie dar. Weniger gut untersucht sind die kognitiven Wirkungen von Aripiprazol bei Patienten mit Schizophrenie. Ziel der Studie war die Beurteilung der Kognition anhand der Kriterien der Skala für soziale Kognition der „Grupo Español para la Optimización de la Esquizofrenia“ (GEOPTE) und der Kognitionssubskala der PANSS im Rahmen der Umstellung der Therapie von Risperidon auf Aripiprazol. Methode: Analysiert wurden die Daten der sekundären Endpunkte einer 12-wöchigen offenen Aripiprazol-Studie zur kognitiven Funk tion. Diese schloss 400 Patienten mit Schizophrenie ein, die Probleme hinsichtlich der Wirksamkeit und / oder Sicherheit einer Risperidon-Therapie aufwiesen. Die Patienten wurden auf eine von zwei Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Umstellungsstrategien randomisiert: Titration in aufsteigender Dosierung (5 mg / Tag bis 15 mg / Tag) oder Umstellung auf eine fixe Dosis (15 mg / Tag). Ab der 6. Woche konnte jeweils eine Dosis anpassung im Rahmen von 10 – 30 mg / Tag vorgenommen werden. Die mittleren Veränderungen der GEOPTE- sowie der PANSSSubskala-Scores wurden unter Anwendung deskriptiver statistischer Methoden (95 % Konfidenzintervalle) ausgewertet. Diskussion / Ergebnisse: Die GEOPTE-Skala besteht aus 15 Items. Sie erfasst Defizite, die von den Patienten oder den betreuenden Personen wahrgenommen werden. Eine negative Veränderung der Scores bedeutet eine Verbesserung. GEOPTE-Summenscores und PANSS-Kognitionssubskalen-Scores nahmen in der 4. und 12. Woche unabhängig von der Umstellungsstrategie ab (LOC). Die Veränderungen der GEOPTE-Summenscores in der 12. Woche gegenüber der Baseline betrugen gemäß der Patienteneinschätzung bei Dosistitrations- bzw. Fixdosis-Umstellungsstrategie -5,27 (n=194) bzw. -6,12 (n=191) und -4,17 (n=98) bzw. -7,19 (n=95) gemäß Bewertung durch die Betreuenden. Aripiprazol wurde gut vertragen, am häufigsten wurde über Schlaflosigkeit als Nebenwirkung berichtet (8,5 %, n=34/399). Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-017 Posterpräsentation Bildgebung, Physiologie, Diagnostik (F2) Vorsitz: A. Sartorius (Mannheim) 001 „Theory of Mind“ bei Schizophrenie: Eine fMRI-Studie zur Attribution von Überzeugungen Katrin Arnold (BKR Regensburg, Forschung und Lehre) M. Sommer, B. Sodian, M. Ziolkowska, K. Eichenmüller, K. Döhnel, C. Rothmayr, G. Hajak Einleitung: „Theory of Mind“ (ToM) bezieht sich auf die Fähigkeit, sich selbst und anderen mentale Zustände wie Wahrnehmungen, Wünsche, Intentionen, Emotionen und Überzeugungen zuzuschreiben. Diese Fähigkeit ist bei Schizophreniepatienten beeinträchtigt. Neben Verhaltensdefiziten zeigen Schizophrene veränderte neuronale Aktivierungen hinsichtlich der an der ToM beteiligten Gehirnarealen, v. a. in präfrontalen Regionen. Bislang ist ungeklärt, welche ToM-Komponenten betroffen sind. Die vorliegende Studie fokussiert eine spezifische ToM-Komponente, die Zuschreibung von Überzeugungen. Methode: Die Fähigkeit, mentale Zustände anderer Menschen zu verstehen, deren Überzeugungen nicht mit der Realität übereinstimmen, wurde anhand von ToM-Bildergeschichten getestet. Mittels funktioneller Magnetresonaztomographie (fMRT) wurden die neuronalen Korrelate der Überzeugungsattribution bei 13 Schizophreniepatienten im Vergleich zu 13 gesunden Kontrollprobanden untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Hinsichtlich der Verhaltensdaten ergaben sich keine Unterschiede zwischen Patienten und Kontrollen. Auf neuronaler Ebene zeigten die Schizophrenen ein verändertes Ak tivierungsmuster. Erwartungsgemäß aktivierten die gesunden Probanden die zu den klassischen ToM-Arealen zählenden medialpräfrontalen Regionen (BA 10, 6, 8) sowie einen Bereich im temporoparietalen Kortex (BA 40). Bei den Schizophrenen fehlten entsprechende Aktivierungen. Sie aktivierten dagegen inferiorfrontale Regionen (BA 44, 45, 47), laterale Anteile des superiorfrontalen Kortex (BA 6) sowie laterale Anteile des dorsalen Präfrontalkortex (BA 9). Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass schizophrene Patienten in der Lage sind, durch einen Kompensationsmechanismus, der durch ein verändertes neuronales Aktivierungsmuster zum Ausdruck kommt, einfache ToM-Aufgaben zu lösen. Dabei scheinen Arbeitsgedächtnis sowie inhibito rische Kontrollfunktionen stärker beansprucht zu werden als bei Gesunden. Vorhergehende Untersuchungen haben gezeigt, dass der artige Kompensationsstrategien bei komplexeren ToM-Aufgaben nicht mehr erfolgreich sind. Wie durch therapeutische Interven tionen die ToM-Fähigkeit und damit verbundene soziale Kompetenzen verbessert werden können, sollte Gegenstand weiterer Forschung sein. 002 Self monitoring deficit might be related to shortening of microstate D – A resting state EEG study in auditory verbal hallucinations Jochen Kindler (Universitätsklinik Bern, Psychiatrie und Psycho therapie, Schweiz) D. Hubl, W. Strik, T. Dierks, T. König Introduction: All subjective experiences and eventually resulting overt behaviour result from an interaction of the subject‘s internal brain state with environmental stimuli. This is true in normal brain processes, but also applies to pathological processes. Using EEG, this study investigated whether abnormal perceptions and cognitions in schizophrenia might be related to abnormal resting states of the brain. Previous research has shown that a specific class (class D) of sub-second brain states (so-called EEG microstates) is consistently shorter in productive schizophrenic patients and that the shortening was correlated to positive psychotic symptoms. The aim of the present study was to relate microstate class D duration to spontaneous within-subject fluctuations of auditory hallucinatory experiences. The hypothesis was that state D is shorter during hallucinations than in the absence of hallucinations. Method: EEGs of nine right handed schizophrenic subjects with acute auditory verbal hallucinations (AVH) were recorded. Subjects were instructed to listen and attend to their voices and to indicate the beginning and ending of them each by a button press. Off line, EEG was divided into periods with and without AVH. Microstates were analysed separately for each period. Mean microstate duration, mean number of microstates per second and percentage of total analysis time occupied in that state were computed following our standard procedure. Discussion / Results: Four microstate classes (A, B, C, and D) accounted for 79.1 % of the data variance. Duration of microstate D was significantly shorter (p=0.046) in periods with AVH compared to periods without AVH. For AVH, the common hypotheses sug gested deficient self monitoring leading to a misattribution of internal and external stimuli. We hypothesize that microstate D has relevant self-monitoring functions and its premature termination may contribute to the erroneous conclusion in AVH that self-generated inner speech comes from an external source. The reduced stability of resting state networks fits well with the disconnection syndrome hypothesis of schizophrenia. 003 Urteilssicherheit für emotionale Erkennungsprozesse bei schizophrenen Menschen Ulf Köther (Uniklinik Hamburg Eppendorf, AG Klinische Neuropsychologie) F. Vitzthum, R. Veckenstedt, B. Hottenrott, S. Randjbar, L. Jelinek, S. Moritz Einleitung: Das Konzept der ‚theory of mind‘ (ToM) hat in der Psychologie große Bedeutung erlangt und ist als die Fähigkeit definiert, sich die eigenen Gedanken, Gefühle und Intentionen sowie die anderer Personen zu vergegenwärtigen (Koelkebeck, Abdel- 111 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 Hamid, Ohrmann, & Brüne, 2008). Die starken sozialen und beruflichen Einbußen, denen schizophrene Patienten oft ihr Leben lang unterliegen, sind eventuell auch durch eine Einschränkung des sozialen Einfühlungsvermögens bedingt und verstärken sich möglicherweise wechselseitig mit schizophrenen Symptomen. In Studien zum Gedächtnis schizophrener Probanden haben Patienten Fehler mit einer erhöhten Urteilssicherheit belegt. Richtige Erinnerungen wurden dagegen im Vergleich zu Gesunden mit geringeren Urteilssicherheiten versehen. Dadurch können Fehler und richtige Einschätzungen schlechter aufgrund der Urteilssicherheit voneinander unterschieden werden. Dieses Phänomen wird als reduzierte Konfidenzkluft (‚confidence gap‘) bezeichnet. Um die Rolle der ‚theory of mind‘ bezüglich der Wahnentstehung und –aufrechterhaltung besser zu verstehen, wurde neben der Fähigkeit des sozialen Einfühlungsvermögens erstmals auch die Urteilssicherheit der Patienten bezüglich ihrer Einschätzung untersucht. Methode: Es wurden 66 Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis und 30 gesunde Kontrollprobanden mit dem ‚Eyes-Test Revised‘ untersucht. Die Probanden mussten dem abgebildeten Augenpaar einer Person eine Gefühlslage zuordnen. Darüber hinaus sollten die Probanden angeben, wie sicher sie sich mit ihrer jeweiligen Entscheidung waren. Diskussion / Ergebnisse: Es konnten grundlegende Defizite der schizophrenen Patienten für die Affekterkennung bestätigt werden. Die schizophrenen Patienten wiesen signifikant schlechtere Lei stungen im ‚Eyes-Test‘ auf. Weiterhin zeigten sich, abhängig von der Gruppenzugehörigkeit, unterschiedliche Urteilssicherheiten bezüglich korrekter und inkorrekter Antworten: Die schizophrenen Patienten unterschieden sich von den gesunden Probanden dahingehend, dass sie mehr falsche Antworten gaben, die sie mit einer hohen Urteilssicherheit belegten. Gleichzeitig war die Sicherheit für korrekte Urteile etwas verringert. Sie zeigten also einen deutlich verringerten ‚confidence gap‘, wie er auch im ‚falsememory‘-Paradigma wiederholt berichtet wurde (z. B. Moritz, Woodward, & Rodriguez-Raecke, 2006). Damit konnte das erste Mal ein verringerter ‚confidence gap‘ auch für nicht gedächtnis bezogene soziale Funktionen nachgewiesen werden. 004 Verminderte frühe auditorisch evozierte Gamma-Band-Antwort bei Patienten mit Schizophrenie Gregor Leicht (Klinik für Psychiatrie, Funktionelle Bildgebung, München) S. Karch, I. Giegling, V. Kirsch, I. Hantschk, H.-J. Möller, O. Pogarell, U. Hegerl, D. Rujescu, C. Mulert Introduction: There is growing evidence for abnormalities of certain GABAergic interneurons and their interaction with glutamatergic pyramidal cells in schizophrenia. These interneurons are critically involved in generating neural activity in the gamma band (30 – 100 Hz) of the electroencephalogram (EEG). One example of such gamma oscillations is the early auditory evoked gamma band response (GBR). Although auditory processing is obviously disturbed in schizophrenia, there is no direct evidence providing a reduced early auditory evoked GBR so far. We addressed two questions: (1) Is the early auditory evoked GBR decreased regarding power and phase locking in schizophrenic patients? (2) Is this possible de crease a result of reduced activity in the auditory cortex and / or the anterior cingulate cortex (ACC) which were identified as sources of the GBR previously? Method: We investigated the early auditory evoked GBR and its sources in the ACC and the auditory cortex in 90 medicated patients with schizophrenia and in age-, gender- and education-matched healthy controls using an auditory reaction task. Discussion / Results: Patients with schizophrenia showed a sig nificant reduction of power and phase locking of the early auditory 112 evoked GBR. This effect was due to a reduced activity in the auditory cortex and the ACC / medial frontal gyrus region (LORETA analysis). Generally, these findings are in line with earlier reports on the impaired ability of schizophrenic patients in generating gamma activity. In addition, this is the first study to demonstrate disturbance of gamma activity in auditory processing as assessed by the early auditory GBR power. 005 Spatial heterogeneity of fMRI indices of dorsolateral prefrontal cortex activation evoked by a working memory task: a com parison of patients with schizophrenia and healthy controls Antonia Lundquist (Massachusetts General Hospital, Psychiatry Martinos Center, USA, St-Legier, Schweiz) S. Ehrlich, A. Yendiki, S. Wallace, M. Vangel, R. Gollub Introduction: Recent studies have shown inefficiency of prefrontal neural activity in patient with schizophrenia during working memory (WM) tasks. Patients show higher activation as demonstrated by functional Magnetic Resonance Imaging (fMRI). However, studies using certain group-based analysis methods were unable to replicate this finding and have at times suggested hypoactivation in the dorsolateral prefrontal cortex (DLPFC). A possible explanation for this discrepancy might be spatially more heterogeneous indices of activation in patients with schizophrenia. Method: The cohort consisted of demographically matched schizophrenia patients and healthy controls. fMRI data was acquired to study the activation evoked by a modified Sternberg Item Recog nition Paradigm (SIRP) known to induce robust activation of the brain areas subserving WM (e. g. the DLPFC, the intraparietal sulcus, the insula and the primary motor cortex). The fMRI data was analyzed with the FMRIB Software Library (FSL). We limited the analysis to the DLPFC by filtering the data with a region of interest (ROI) individually defined for each subject based on its own brain anatomy and conservative Talairach coordinates. For studying the spatial heterogeneity, we used the centers of gravity (COG) of activation clusters; i. e. a 3 dimensional coordinate (x, y, z) computed based on the z-values of all voxels constituting a cluster. Discussion / Results: The paradigm induced activation in the brain areas known to be involved in WM. In the left hemisphere the COGs of the activation clusters in the DLPFC had a significantly greater spatial heterogeneity in patients compared to controls. The right hemisphere did not show any significant difference between the two groups. The results were obtained on a subset (47 subjects) of a 312-subject dataset. The rest of the cohort will be analyzed and complete findings will be presented at the meeting. 006 Zeitverlauf und Aktivierung während präreflektiver und reflektiver Selbst-Referenz bei schizophrenen Patienten. Sibylle Metzler (Universitätsklinik Zürich, Psychiatrie, Schweiz) K. Heekeren, A. Theodoridou Einleitung: Eine Störung des bewussten Selbsterlebens, wie z. B. der Verlust des Gefühls der Autorenschaft über eigene Gedanken und Handlungen, ist ein Kernsymptom der Schizophrenie. Für handlungsbasiertes Fremdbeeinflussungserleben werden verschiedene zugrundeliegende Mechanismen vermutet. Eine dysfunktionale Repräsentation oder Markierung von Handlung und Gedanken im parietalen Cortex oder in frontalen Arealen zum Zeitpunkt der Generation kann zum Beispiel zu nicht- oder falschattribuierten Handlungen führen. Erst wenig untersucht ist, ob die gleichen Mechanismen für sprachliche Phänomene wie Gedankeneingebung oder -entzug gelten. Für die vorliegende EEG Studie wurde ein sprachliches Design entwickelt, welches erlaubt, präreflektive und reflektive Aspekte einer Selbst-Referenz (SR) elektrophysiologisch abzubilden. Die Aufdeckung subtiler Veränderungen der sub- Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 jektiven Selbstwahrnehmung kann im diagnostischen Prozess der Früherkennung von Psychosen wichtige Hinweise liefern, da Störungen der Ich-Funktion einen hohen prädiktiven Vorhersagewert beinhalten. Methode: Untersucht wurden rechtshändige Patienten, welche die Kriterien für eine paranoide Schizophrenie nach DSM-IV erfüllen, sowie gesunde Kontrollen. Die Probanden lasen Personalpronomen und evaluierten Eigenschaftswörter in Bezug zu sich selbst (Selbst-Referenz, SR) und zu einer ihnen nahestehenden Person (Andere-Referenz, AR). Abgeleitet wurde ein 32-Kanal EEG, wobei später evozierte Potentiale (EVP) von 800ms Dauer nach Reizdarbietung der SR und AR berechnet wurden. Die statistische Auswertung und Quellenlokalisation erfolgte mit Low-resolution brain electromagnetic tomography (LORETA). Diskussion / Ergebnisse: Die präreflektive SR führte bei den gesunden Kontrollen zu einer frühen Aktivierung in medialen und orbitalen Bereichen des Präfrontalkortex sowie zu einer späteren Aktivierung von rechts parietalen Strukturen, welche bei den schizophrenen Patienten nicht zu sehen war. Im Vergleich zu den Gesunden zeigten Patienten mit deutlichen Ich-Störungen bei der reflektiven AR eine signifikant stärkere Aktivierung rechts temporoparietal. Über die gesamte Dauer des EVP von 800ms zeigte sich, dass die schizophrenen Patienten in der präreflektiven wie in der reflektiven SR signifikant weniger die linke Hemisphäre aktivierten als die Gesunden. 007 Oszillatorische Korrelate visuomotorischer Integration bei Gesunden und Patienten mit Schizophrenie Christian Plewnia (Universitätsklinik Tübingen, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Soekadar, A. Rilk Einleitung: Effektive Verhaltenssteuerung basiert auf der Integra tion sowohl lokaler als auch weit distribuierter Neuronenverbände. Eine wesentliche neurophysiologische Signatur stellt wahrscheinlich die lokale und interregionale Synchronizität oszillatorische Aktivität dar, die anhand aufgabenspezifischer Power (TrPow) und Kohärenz (TrCoh) quantifiziert werden kann. Diskutiert wird, dass der Schizophrenie eine Störung der neuronalen Konnektivität zugrunde liegt. Es wird eine EEG-Studie an Patienten mit Schizophrenie und gesunden Probanden vorgestellt, bei der oszillatorische Korrelate der Bewältigung einer visuo-motorischen Integrationsaufgabe untersucht wurden. Methode: 9 Patienten mit Schizophrenie und 9 gesunde Versuchspersonen führten eine visuomotorische Integrationsaufgabe durch, bei der mittels Druck auf einen Kraftaufnehmer ein auf einem Bildschirm dargebotener variierender Istwert kontinuierlich an einen Sollwert angeglichen wird. Die visuomotorische Integrationslei stung wurde anhand der Abweichung zwischen dem Soll- und IstWert bestimmt. Währenddessen wurde ein 28-Kanal EEG abgeleitet. Die Auswertung der EEG-Daten erfolgte hinsichtlich Power und Kohärenz im alpha-, unteren beta-, und oberen beta-Band. Diskussion / Ergebnisse: Die visuo-motorische Integrationsleistung der untersuchten Patienten mit Schizophrenie unterschied sich im Mittel nicht von der der gesunden Kontrollgruppe. Während der Durchführung der Aufgabe fand sich erwartungsgemäß in beiden Gruppen eine negative alpha-TrPow in zentralen und occipitalen Arealen (Task-Related Desynchronization, TRD). Die globale TRD war bei Patienten mit Schizophrenie geringer als bei Gesunden und korrelierte positiv mit der Leistung in der visuomotorischen Auf gabe. Die topographische Analyse zeigte bei den Patienten eine aufgabenbezogene Steigerung der Synchronisation im rechten dorsolateralen Präfrontalkortex (DLPFC) welche in der Gesamtgruppe negativ mit der visuomotorischen Integrationsleistung korreliert war. Die kortiko-kortikale Kohärenz erhöhte sich in zentralen und frontozentralen Arealen, insbesondere kontralateral. Bei Patienten mit Schizophrenie fand sich sowohl ein geringerer Anstieg der Kohärenz während der visuo-motorischen Intgrationsaufgabe, als auch eine deutlich schlechtere Fokussierung der Topographie des Anstiegs auf zentralmotorische Bereiche. Diese Befunde geben neue Hinweise auf eine funktionell relevante, dysfunktionale Synchronisation im Bereich des DLPFC und unterstützen die Hypothese gestörter Konnektivität bei Schizophrenie. 008 Reduziertes Volumen des orbitofrontalen Kortex bei ersterkrankten schizophrenen Patienten mit familiärer Belastung – eine MRvolumetrische Studie Katrin Radenbach (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie und Psychotherapie) P. Falkai, K. Meyer, O. Gruber, W. Reith, T. Schneider-Axmann, T. Wobrock Einleitung: Volumenreduktionen des präfrontalen Kortex sind bei schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen bereits mehrfach beschrieben worden. Der orbitofrontale Kortex (OFC) als Teil des präfrontalen Kortex ist über den vorderen Schenkel der Capsula interna mit Teilen des temporalen Kortex bzw. des limbischen Systems verbunden. Bisher gibt es nur wenige MR-volumetrische Untersuchungen zum OFC bei ersterkrankten schizophrenen Patienten (FE-SZ). Methode: 23 FE-SZ und 23 gematchte gesunde Kontrollen wurden MR-tomografisch untersucht (1.5 Tesla, MPRAGE, 1 cmm3 Voxel). Die Volumentrie erfolgte mit MRICroN (Ansatz der Region of Interest, ROI), die Intraraterreliabilität war >0.90. Darüber hinaus wurden standardisiert demografische Variablen und Psychopathologie (PANSS, CGI, GAF) erhoben. Es wurden ein Gruppenvergleich für Gesamthirnvolumen, für absolutes und relatives OFCVolumen durchgeführt (ANCOVA, bzw. Mann-Whitney-U Test). Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich kein signifikanter Volumen unterschied zwischen FE-SZ und gesunden Kontrollen bezüglich des absoluten und relativen OFC. Allerdings ergab sich eine signifikante Volumenminderung des rechten OFC bei den FE-SZ mit familiärer Belastung (einem erst- oder zweitgradigen Angehörigen mit Schizophrenie) im Vergleich zu den FE-SZ ohne familiäre Belastung (absolutes Volumen: p=0.018; Trend für relatives Volumen: p=0.062). Damit ergibt sich u. a. ein Hinweis auf die Relevanz familiärer bzw. genetischer Einflüsse auf das OFC-Volumen bei schizophren Erkrankten. 009 Kausalitätswahrnehmung: eine kontrollierte Studie zur Neuro kognition bei schizophrenen Patienten Wolfgang Tschacher (Universitätsklinik Psychiatrie, Abt. für Psychotherapie, Bern, Schweiz) Z. Kupper Einleitung: Im Verlauf der Erkrankung ändert sich die Kausalitätseinschätzung von Schizophreniespektrum-Patienten oft in charakteristischer Weise, dies abhängig von Positivsymptomatik und Symptomen kognitiver Desorganisation. Die Wahrnehmung von Kausalbeziehungen steht in Zusammenhang mit wahnhaften Kognitionen (z. B. Beziehungswahn) und mit der Fähigkeit zur Mentalisierung (‚Theory of Mind‘, ToM). In dieser Studie wurde Kausalitätswahrnehmung als ein prä-attentionaler Prozess untersucht, der Analogien zur Gestaltwahrnehmung aufweist. Methode: 31 Patienten (mittleres Alter 27,7 J., 24 Männer) und 31 gesunde parallelisierte Probanden wurden eingeschlossen. Ein neuropsychologisches Computerparadigma wurde entwickelt, bei dem zwei identische Scheiben sich vom Rand des Bildschirms mit konstanter Geschwindigkeit aufeinander zubewegen, sich überdek ken und danach wieder voneinander entfernen. Die Überdeckung 113 Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 erzeugt ein bistabiles Perzept (die Scheiben werden entweder als ‚voneinander abprallend‘ oder als ‚sich gegenseitig durchdringend‘ wahrgenommen). Die Abprallwahrnehmung, also wahrgenommene Kausalität, wird verstärkt, wenn gleichzeitig zur Überdeckung ein akustischer Reiz dargeboten wird (intersensorische Integra tion). Wir schätzten die Psychopathologie der Patienten mit Hilfe der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) ein; bei Probanden der Kontrollgruppe wurde ein Persönlichkeitsinventar eingesetzt. Diskussion / Ergebnisse: Positivsymptome waren signifikant mit erhöhter wahrgenommener Kausalität verknüpft, Desorganisation mit einer Reduktion von wahrgenommener Kausalität (46 % erklärte Varianz, p<.01, in multipler Regressionsrechnung). Wahrgenommene Kausalität stand nicht in Zusammenhang mit Persönlichkeitszügen. Patienten zeigten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe Auffälligkeiten in Bereich der intersensorischen Integration. Wahrgenommene Kausalität, ein Prozess, der höherer Kognition wie ToM und sozialer Kognition zugrundeliegt, erwies sich damit als spezifisch abhängig von Symptomzuständen. Die Befunde sind von möglicher Bedeutung als neurokognitiver Marker psychotischer Prozesse wie auch als Ziel für kognitive Remedia tionstherapie. 010 Regionale Ruhedurchblutung und motorische Aktivität bei Schizophrenen – preliminary Data Sebastian Walther (Universitätsklinik, Psychiatrie, Bern, Schweiz) H. Horn, N. Razavi, T. Müller, A. Wopfner, W. Strik, A. Federspiel Einleitung: Schizophreniekranke zeigen sehr häufig motorische Symptome. Die Menge der Bewegung variiert zwischen einzelnen Patienten stark. In früheren Studien konnten wir eine Assoziation der quantitativen Bewegung mittels Aktometrie und dem PANSS negative subscore sowie die Abhängigkeit der Bewegungsmasse von der Schizophreniesubgruppe zeigen. In symptomorientierten Ansätzen gelang es mittels arterial spin labelling (ASL), für formale Denkstörungen und Personenverkennungen Regionen im Hirn betroffener Schizophrener zu bestimmen, deren Durchblutung mit dem Ausmass der Störung korreliert. Wir erwarten eine solche Abhängigkeit ebenso für Bewegungsparameter und bestimmte Hirnregionen, die mit motorischer Planung und Antrieb assoziiert sind. Methode: 13 Patientinnen mit einer Schizophrenie (8 Männer, 5 Frauen) im Alter von 32.15 (SD 12.19) Jahren wurden mittels 3T MRI und Aktometrie über 24h gemessen. Alle Teilnehmer waren akut stationär behandelt worden und standen unter Antipsycho tika. Während des MRI-Scans wurde mittels ASL die Ruhedurchblutung erfasst. Wir werden die Daten zur Ruhedurchblutung mit den aktometrischen Massen Activity level und Movementindex korrelieren. Diskussion / Ergebnisse: Die bislang erhobenen Daten werden ausgewertet und interpretiert. Aktuell liegen noch keine konkreten Ergebnisse vor. Die Stichprobengrösse wird wahrscheinlich noch wachsen. 011 Gestörte Kodierung von Neuheit bei der Schizophrenie Anna Schulte-Kemna (Otto-von-Guericke-University, Psychiatry, Magdeburg) K. Zierhut, H. Schütze, J. Kaufmann, M. Walter, J. Steiner, B. Bogerts, K. Schiltz Einleitung: Bei Patienten mit paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie sind vielfältige kognitive Störungen bekannt. Darunter sind Störungen des Gedächtnisses von großer Bedeutung. Diese sind vermutlich auf eine veränderte neuronale Kodierung von Neuheit (Novelty) zurückzuführen. Ziel dieser Studie war es, die neuro- 114 nalen Korrelate dieser gestörten Kodierung zu erfassen. Methode: Es wurde bei 25 Patienten mit paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie und 25 gesunden Kontrollprobanden im fMRI untersucht, wie neuronale Aktivität relevanter Hirnstrukturen (limbische Areale, Hippocampus, Mesenzephalon) durch abgestufte Neuheit moduliert wird. Diskussion / Ergebnisse: Gesunde Probanden wiesen in den untersuchten Arealen ein neuronales Aktivierungsmuster auf, das die Neuheit der Reize modellierte. Bei den schizophrenen Patienten war das Muster nicht nachweisbar. Zusammenfassung: Bei Patienten mit Schizophrenie zeigen sich deutliche Unterschiede bei der neuronalen Aktivierung in Folge abgestufter Neuheit von Information. Dieser Unterschied spielt eine entscheidende Rolle bei der defizienten Attribution von Salienz auf relevante Stimuli bei der Schizophrenie. 012 Strukturelle neuronale Korrelate schizophrener Subtypen – Krossvalidierung Voxel-basierter Morphometrie und manueller Volumetrie Jakob Siemerkus (Göttingen) M. Ruhleder, C. Lange, C. Exner, E. Irle, G. Weniger Einleitung: Mehrere quantitative Metaanalysen konnten bei Patien tinnen und Patienten mit Schizophrenie eine Volumenreduktion mesial temporaler Strukturen feststellen. Ergebnisse manueller MR-basierter Volumetrie verschiedener Strukturen und deren Analyse im Kontext der Subtypisierung nach DSM-IV sowie Korrelation mit der psychopathologischen Symptomatik durch unsere Arbeitsgruppe deuten jedoch auf differenziertere Effekte hin mit Volumenreduktion des Hippocampus bilateral und des rechten Parietallappens bei paranoider Schizophrenie bei Fehlen eines signifikanten Effektes bei Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie vom undifferenzierten oder desorganisierten Typ. Das Verfahren der Voxel-basierten Morphometrie zur Aufdeckung signifikanter Volumeneffekte konnte sich neben der manuell durchgeführten Volumetrie etablieren. Gleichwohl existieren wenige Daten zur Krossvalidierung beider Verfahren im Bereich psychiatrischer Forschung. Ziel dieser Studie ist, die Möglichkeit der neuronalen Differenzierung der schizophrenen Subtypen und der psychopatho logischen Symptomatik zu evaluieren und durch Vergleich der Ergebnisse beider Verfahren der Analyse struktureller MR-Bild gebung eine orientierende Krossvalidierung durchzuführen. Methode: Strukturelle T1-MR-Daten von 68 Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie (41 paranoid-halluzinatorisch, 10 undifferenziert, 10 desorganisiert) und 40 gesunde Kontrollen werden mittels Voxel-basierter Morphometrie im Hinblick auf Strukturveränderungen analysiert. Ein Schwerpunkt der Analyse besteht im Vergleich der Subgruppen und der Korrelation mit psychopathologischer Symptomatik sowie im Vergleich dieser Ergebnisse mit denen manuell durchgeführter Volumetrie verschiedener Strukturen (Hippocampus, Amygdala, Parietallappen und Temporallappen). Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse werden vergleichend zu den Ergebnissen der manuell durchgeführten Volumetrie dargestellt und Hypothesen für eventuelle Unterschiede präsentiert. Desweiteren erfolgt eine Darstellung wesentlicher Vor- und Nachteile beider Verfahren der Analyse struktureller MR-Daten. Diskutiert werden daneben die Ergebnisse im Hinblick auf Klassifikationen der Schizophrenie und das Konzept der Schizophrenie als einer differentiellen Entwicklungsstörung. Topic 3 G Psychotische Störungen, F2 // Psychotic disorders, F2 013 Self monitoring in auditory verbal hallucinations and ego disturbances 014 Verlaufsdokumentation psychotischer Symptome. Evaluation der Kurzform des Eppendorfer Schizophrenie-Inventars (ESI-K) Philipp Homan (Universität Bern, Klinik für Psychiatrie, Bern, Schweiz) J. Kindler, T. König, M. Kottlow, D. Hubl Introduction: Self monitoring is the ability to maintain accurate and coherent self-referential processing over time. Thus, intact self monitoring guarantees distinguishing self generated from externally perceived information. Deficits in self monitoring might lead to psychotic symptoms like auditory verbal hallucinations (AVH; voices arguing and commenting) as well as ego disturbances (ED; audible thoughts, thought insertion and thought withdrawal). AVH consist of two components: an alien and an audible component. In ED however, the case is more sophisticated: in audible thoughts (AT), patients hear their own thoughts aloud – knowing these are their own thoughts. In thought insertion and withdrawal (TI-W), patients have the feeling of alien influence without an auditory component, indicating a deficit in self monitoring that is not the case in AT. Method: In a retrospective case study all records of the year 2002 and 2007 of the university hospital of psychiatry Bern have been examined in respect of the occurrence of AVH and ED. Prevalence of AVH and ED has been evaluated in patients with acute (F23) and chronic psychosis (F20, F25). Discussion / Results: A total of 655 records (49 % women) has been examined. 424 patients suffered from chronic psychosis, 109 pa tients were diagnosed with acute psychosis. In the collapsed group of all patients, 37 % reported AVH; 21.5 % of them expressed ED. Both symptoms have been found in 12.5. %. In the differential analysis of the ED we found AT in 2.1 % and TI-W in 7.5 %. Co-ocurrence of AVH and AT was 1,2 %, whereas AVH and TI-W together were found in 4,9 %. Reinhard Maß (ZSG Marienheide, Allgemeinpsychiatrie) P. E. Burek, K. Wolf Einleitung: Das Eppendorfer Schizophrenie-Inventar (ESI) ist ein Selbstbeurteilungsverfahren, das auf spezifische subjektiv erlebte Zeichen und Symptome schizophrener Patienten zielt. Die diagnostische Validität des ESI wurde wiederholt bestätigt. Weniger bekannt ist die Kurzform ESI-K (20 Items, Beurteilungszeitraum: die letzten sieben Tage), die speziell zur Verlaufsbeschreibung entwickelt wurde. Kasuistische Hinweise weisen auf eine hohe Sensitivität und Spezifität des ESI-K für Änderungen de psychotischen Symptomatik hin. Mit der hier dargestellten Studie sollten Validität, Reliabilität und Änderungssensitivität des ESI-K systematisch im Setting einer psychiatrischen Routinebehandlung untersucht werden. Methode: Es wurden 31 schizophrene Patienten in akut-psychia trischer stationärer Behandlung untersucht (21 Männer und 10 Frauen, Durchschnittsalter: 35.9 Jahre, Median Krankheitsdauer: 4.0 Jahre, Median Dauer des Aufenthalts bei T1: 13.5 Tage). Alle Patienten wurden mit Neuroleptika behandelt. Die Patienten füllten das ESI-K viermal mit einem Abstand von jeweils einer Woche aus (T1 bis T4). Zusätzlich wurden die Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) und die Clinical Global Impressions (CGI) zum Vergleich eingesetzt. Diskussion / Ergebnisse: Die Reliabilität des ESI-K (Cronbach Alpha: .87-.91) liegt zu allen vier Testzeitpunkten leicht über der Re liabilität der PANSS (.83-.90). Der Symptomrückgang ist bei allen drei Instrumenten statistisch signifikant. Prozentual ist die Veränderung beim ESI-K am stärksten (-36.0 %), gefolgt von der PANSS (-20.7 %) und dem CGI Schweregrad (-8.4 %). Das ESI-K zeigt zu allen Zeitpunkten signifikante Zusammenhänge mit PANSS und CGI. 115 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Topic: 4 Affektive Störungen, F3 Donnerstag, 26. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Saal Istanbul HS-004 Hauptsymposium Wirklatenz antidepressiver Therapien: Grundlagen und Mechanismen Vorsitz: J. Kornhuber (Erlangen), U. Hegerl (Leipzig) 001 Zeitverlauf am Beginn und Ende depressiver Phase Ulrich Hegerl (Uniklinikum Leipzig, Psychiatrische Klinik) R. Mergl, M. Strauß, P. Schönknecht Während bei manchen depressiv Erkrankten sich das Vollbild der depressiven Symptomatik sehr rasch, zum Teil innerhalb von 24 Stunden entwickelt, ist bei anderen ein Einschleichen über Wochen und Monate zu beobachten. Zur Erfassung dieses bisher nicht systematisch untersuchten Zeitaspektes des Beginns depressiver Episoden wurde das Onset of Depression Inventory (ODI)1 ent wickelt. Die Untersuchung von Patienten mit uni- und bipolaren affektiven Störungen ergab, dass ein rascher Depressionsbeginn von weniger als einer Woche bei 58 % der Patienten mit bipolarer Störung, jedoch nur bei 7,4 % der Patienten mit unipolarer depressiver Erkrankung zu beobachten war. Diese enge Assoziation zwischen raschem Erkrankungsbeginn und bipolarer Depression wurde in einer Replikationsstudie bestätigt. Zudem wiesen auch, im Rahmen einer dritten Untersuchung, Patienten mit unipolaren affektiven Störungen mit raschem Erkrankungsbeginn eine doppelt so hohe Rate von Suizidversuchen in den vorhergehenden 12 Monaten auf als Patienten, bei denen sich die depressive Episode langsam einschleichend entwickelte. Fazit für die Klinik: Bei Patienten, bei denen sich das Vollbild der depressiven Episode ohne vorhergehendes akutes Lebensereignis innerhalb einer Woche ausbildet, ist damit zu rechnen, dass eine bisher vielleicht nicht manifest gewordenen bipolare Depression vorliegt. 1 Hegerl et al. 2008: J Clin Psychiatry 69: 1075-1080. 002 Pharmakokinetische Ursachen der Wirklatenz Johannes Kornhuber (Uniklinikum Erlangen, Psychiatrische Klinik) P. Tripal, M. Reichel Die Ursache der Wirklatenz der Antidepressiva ist eine zentrale Fragestellung der biologischen Psychiatrie und Psychopharma kologie. Dazu existieren zwei sich ergänzende Hypothesen. Die Hypothese der Neuroplastizität geht von langsamen Antidepressiva-induzierten neuronalen biochemischen und strukturellen Änderungen aus. In dem Vortrag wird die zweite Hypothese, die pharmakokinetische Hypothese, fokussiert: Viele Antidepressiva haben ähnliche physikochemische Eigenschaften; sie sind lipophil und schwach basisch. Dies erklärt die hohe Gewebebindung solcher Substanzen. Antidepressiva kumulieren dabei in lipophilen und sauren intrazellulären Strukturen wie den Lysosomen. Für einige Antidepressiva (Fluvoxamin, Fluoxetin) konnte die zeitliche Entwicklung der Gehirnkonzentration nach Beginn der Medikation mit Antidepressiva beim Menschen in vivo mit der Magnetresonanzspektroskopie nachgewiesen werden. Dabei zeigte sich eine 20fach höhere Konzentrationen im Hirngewebe verglichen mit dem Blut. Antidepressiva kumulieren langsam und erreichen Plateaukonzentrationen erst nach Wochen bis Monaten unter konstanter antidepressiver Therapie. Diese langsame Kumulation kann Mitursache der Wirklatenz sein. 116 003 Antidepressive Medikation und Nervenwachstumsfaktoren Andrea Rotter-Neubert (Universitätsklinikum Erlangen, Psychiatrische Klinik) Einleitung: Zur Behandlung der Depression werden seit Jahrzehnten verschiedene Klassen von Antidepressiva eingesetzt, über deren Wirkmechanismus jedoch wenig bekannt ist. Einen Erklärungs ansatz stellt die Plastizitätshypothese dar, bei der ein Mangel an neurotrophen Faktoren zur Depressionsentstehung führt. Wir verfolgten die Hypothese, dass die antidepressive Therapie Wachstums faktoren moduliert. Methode: Die neuronale Zellreihe SH-SY5Y wurde mit 16 nM PMA (phorbol 12-myristate 13-acetate) für 10 Tage behandelt, um eine Differenzierung zu aminergen Neuronen zu erreichen. Danach wurde das jeweilige Antidepressivum in gelöster Form zum Medium gegeben. Die Zellen wurden nach 2, 7 und 14 Tagen Inkubation geerntet, die mRNA wurde aus den Zellen isoliert, in cDNA umgeschrieben und schließlich die Transkription von human BDNF, CNTF, NGF, bFGF, GDNF, NT-3, Leptin und Creb durch die rtPCR analysiert. Als interner Standard wurde β-Actin verwendet. Alle PCR-Analysen wurden in Doppelbestimmung durchgeführt, die mRNA-Vervielfältigungen wurden mit der folgenden Formel berechnet: mRNA = 2-ΔCT. Diskussion / Ergebnisse: Die Transkription der Neurotrophine NGF, NT-3, GDNF, Leptin und BDNF wurde durch PMA-Behandlung während der vierzehntägigen Behandlung kontinuierlich gesteigert, während die Expression von bFGF, CNTF und Creb reduziert wurden. Diese Veränderungen wurden durch die Behandlung durch Antidepressiva kompensatorisch moduliert. Die Neuro trophine NGF, GDNF, NT-3 und BDNF, die zuvor in der PMA- behandelten Kontrolle den stärksten Anstieg gezeigt hatten, wurden durch antidepressive Therapie herunterreguliert, wohin gegen bFGF und CNTF, die zuvor in ihrer Expression reduziert wurden, nun in ihrer Expression gesteigert wurden. Creb und Leptin wurden durch Antidepressiva vorübergehend moduliert. Tendenziell haben alle getesteten Antidepressivaklassen eine antagonistische Regulation auf die Neurotrophinexpression verglichen mit der Kontrolle. Diskussion: Unsere Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass Antidepressiva jeweils spezifische Neurotrophine in ihre Expression beeinflussen und einen regulierenden Effekt auf zuvor dysregulierten Neurotrophinexpression haben. Diese normalisierende Regulation lässt eine Verbindung zur Plastizitätshypothese wahrscheinlich werden, bei eventuell nicht nur ein Mangel an neurotrophen Substanzen zur Depressionsentstehung führt, sondern auch ein dysregulierter Neurotrophinhaushalt vorliegt. 004 Kann die Neurogenese die Wirklatenz erklären? Barbara Vollmayr (ZI Mannheim, AG Verhaltensbiologie) Lebenslang werden bei Säugern und auch beim Menschen im Gyrus Dentatus des Hippocampus neue Neurone gebildet. Diese reifen innerhalb weniger Wochen und werden in die bestehenden neuronalen Netze integriert. Die Funktion dieser neu gebildeten Neurone ist noch nicht geklärt, möglicherweise übernehmen sie eine Rolle im episodischen Gedächtnis und in der affektiven Bewertung von Situationen. Antidepressive Behandlung z. B. mit Serotoninwiederaufnahmehemmern, Trizyklika oder MAOHemmern aber auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Elektrokrampftherapie stimulieren die Zellproliferation und die Neurogenese. Einige tierexperimentelle Arbeiten belegen darüber hinaus sogar die Notwendigkeit einer Stimulation der Neurogenese für eine antidepressive Wirkung, sodass die Hypothese nahelag, der antidepressiven Wirkung liege eine Stimulation der Neurgenese zugrunde und die Latenz bis zum Wirkeintritt der Antidepressiva erkläre sich durch die Reifungszeit der neu gebildeten Neurone. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Jedoch wurden in den letzten Jahren auch Studien veröffentlicht, die eine Entkopplung der Neurogenese von der antidepressiven Wirkung berichten. Außerdem erscheint die Zeit von Wochen bis Monaten, bis eine nennenswerte Kohorte von neuen Neuronen Funktionen übernimmt, länger als die Wirklatenz der Antidepressiva, sodass ein einfacher Zusammenhang zwischen Neurogenese und antidepressiver Wirkung verworfen wurde. Dennoch ergeben sich aus dem Verständnis der Mechanismen, mit denen antidepressive Behandlung die Neurogenese stimuliert und der Funktion, die die neu gebildeten Zellen übernehmen, Ansätze zur Entwicklung neuer antidepressiver Therapien. Samstag, 28. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Dachgarten HS-021 Hauptsymposium CBASP – klinische Anwendung und neurobiologische Grundlagen der Psychotherapie chronischer Depression Vorsitz: F. Hohagen (Lübeck), M. Colla (Berlin) 001 Aktueller Stand der klinischen Therapieforschung bei CBASP Elisabeth Schramm (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) 002 Evaluation des multidisziplinären stationären CBASP-Behandlungskonzeptes für chronisch depressive Patienten: Erste Ergebnisse Eva-Lotta Brakemeier (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) V. Engel, T. Schmidt, M. Hautzinger, E. Schramm, C. Normann Einleitung: CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy; McCullough, 2000) ist die erste speziell für chronisch depressive Patienten konzipierte ambulante Psychotherapieform, die sich in Studien im ambulanten Kontext als wirksam erwiesen hat. Da sich chronisch depressive Patienten jedoch in Deutschland auch häufig in stationärer Behandlung befinden und dort durch komplizierte Verläufe einhergehend mit langen Behandlungsdauern, hohen Kosten und Frustrationserlebnissen bei Patienten und Behandlern auffallen, wurde CBASP in der Abteilung für Psychia trie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg als multidisziplinäres stationäres Behandlungsprogramm modifiziert (CBASP@5). Methode: In einer ersten Pilotphase wird sowohl eine Patienten evaluation (N = 10) als auch eine Teambefragung durchgeführt. Die Patientenevaluation erfolgt in Form einer Prä- (Klinikaufnahme), Prozess- (nach 8 Behandlungswochen) und Post-Messung (nach 12 Behandlungswochen), wobei die depressive und klinische Symptomatik als auch CBASP-spezifische Fragebögen und psycho logische Konstrukte wie die die Lebensqualität und Schemamodi erfasst werden. Eine historische Kontrollgruppe bestehend aus chronisch depressiven Patienten, die mit der Interpersonellen Psychotherapie modifiziert für den stationären Kontext behandelt wurden (Schramm et al., 2008), dient als Vergleichsgruppe. Die Teamevaluation beinhaltet Fragebögen zur Arbeitszufriedenheit, Burnout, Arbeitsbedingungen, dem Kenntnisstand zu CBASP, sowie Erwartungen und Erfahrungen mit dem CBASP-Konzept. Diskussion / Ergebnisse: Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich beide Evaluationen in der Durchführung, wobei Ergebnisse im November 2009 vorliegen werden. Erwartet wird eine nachweisliche Effektivität der stationären CBASP-Behandlung anhand einer sig- nifikanten Überlegenheit hinsichtlich der Responseraten der CBASP-Patienten im Vergleich mit den IPT-Patienten. Zudem wird postuliert, dass sich die Arbeitszufriedenheit im Team verbessert sowie das Burn-Out Level vermindert. Ab November 2009 wird in Form einer prospektiven randomisiert kontrollierten Studie die Effektivitätä der CBASP-Programms weiter untersucht. Das Ziel der Entwicklung und Evaluation von CBASP@5 besteht darin, die stationäre Behandlung durch CBASP zu optimieren und die begrenzten störungsspezifischen Behandlungsmöglichkeiten chronisch depressiver Patienten zu erweitern, so dass letztlich die Pa tienten, die Behandler aber auch das Gesundheitssastem durch Senkung der Behandlungskosten profitieren werden. 003 Wahrnehmung interaktioneller Funktionalität: Ein neurobiolo gisches Modell zur Ätiologie und Therapie chronischer Depressionen Knut Schnell (Uniklinik Bonn, Psychiatrie/med. Psychologie) Einleitung: Eine grundlegende Annahme der Theorie von CBASP ist, dass Patienten mit chronischen Depressionen die kausale Auswirkung ihres eigenen Verhaltens auf die Reaktionen anderer Menschen nur eingeschränkt erkennen können (perceived functionality). Wesentliche Techniken des CBASP zielen daher darauf ab, für Patienten die eigene Wirkung sowohl auf das Verhalten des Therapeuten als auch in sozialen Interaktionen außerhalb des Therapiekontextes erkennbar zu machen. Die vorgestellten Studien sollen mit Hilfe von fMRT-Experimenten untersuchen, ob sich ein funktionelles Modell für die Regulation eigener Affekte durch die wahrgenommene Beeinflussbarkeit emotionaler Reaktionen anderer Menschen beschreiben lässt. Es soll untersucht werden, wie ein kortikales System zur Vorhersage affektiver Reaktionen anderer Menschen in der sozialen Interaktion tatsächlich die Aktivierung des limbischen Systems bzw. entsprechender neuronaler Systeme eigener affektiver Reaktionen moduliert d. h. die Aktivierung von Amygdala und ventralem Striatum beeinflusst. Methode: Es wurde zunächst eine grundlegende Studie durchgeführt, in der gesunde Probanden mit vorhersagbaren und unvorhersagbaren Partnern interagierten. Hierbei sollten bei jeweils drei verschiedenen Interaktionspartnern freudige und ärgerliche Reaktionen auf eigene Aussagen vorhergesagt werden. Diskussion / Ergebnisse: Es ließ sich tatsächlich zeigen, dass die funktionelle Aktivierung von Amygdala und ventralem Striatum durch aversive bzw. freundliche Reaktionen von Interaktionspartnern grundsätzlich sowohl durch die Erwartung einer bestimmten Reaktion als auch durch die Sicherheit der Vorhersage der Reaktion des Gegenübers moduliert wird. Es läßt sich somit ein therapeutisch relevantes neurobiologisches Modell der Emotionsregulation durch Wahrnehmung interpersoneller Kausalität formulieren. Dieses Modell wurde weiter in einer vergleichenden Studie von chronisch depressiven Patienten und gesunden Kontrollen untersucht, deren Ergebnisse ebenfalls vorgestellt werden. 004 Die Emotionen unter Kontrolle bringen: Neurofunktionelle Befunde zur Emotionsverarbeitung bei chronischer Depression Philipp Klein (Charité – CBF, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) H. R. Heekeren, L. Bazarty, C. Scheibe, M. Colla Einleitung: Das Cognitive Behavioural Analysis System of Psychotherapy (CBASP) von James P. McCullough ist das erste spezialisierte Psychotherapieverfahren zur Behandlung chronischer Depression. Eine der Grundannahmen von CBASP ist, dass Patienten mit chronischer Depression aufgrund früherer Lernerfahrungen besondere Schwierigkeiten haben, emotionale Signale ihrer Mitmenschen zu interpretieren und angemessen darauf zu reagieren. 117 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 In einer vom BMBF geförderten Studie untersuchten wir dieses Phänomen mit einem Emotionsverarbeitungsparadigma. Methode: Wir behandelten 12 Patienten mit chronischer Depres sion über einen Zeitraum von 12 Wochen mit CBASP. Zu Beginn und am Ende der Behandlung erhoben wir Verhaltensdaten und Daten mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT). Parallel dazu untersuchten wir 12 gematchte Kontrollprobanden. Allen Teilnehmern wurden Filme emotionaler Gesichtsausdrücke (glücklich, neutral, ängstlich, traurig) präsentiert. Die Aufgabe der Versuchsteilnehmer bestand darin, im MRT-Scanner abwechselnd das Geschlecht oder die Valenz der dargestellten Emotion einzuordnen. Direkt im Anschluss und ausserhalb des Scanners wurden die Teilnehmer dann gebeten, das Arousal und die Valenz der Emotionen zu bewerten. Diskussion / Ergebnisse: Auf der Verhaltensebene fanden wir in einer Vorstudie Hinweise auf eine veränderte Verarbeitung der emotionalen Gesichter: chronisch depressive Patienten schätzten die glücklichen Gesichter als weniger positiv und die ängstlichen und traurigen als weniger negativ ein. Im fMRT fanden wir darüber hinaus Veränderungen der Aktivität in kortikolimbischen Schleifen, die mit der Verarbeitung emotionaler Gesichter assoziiert waren. Zusammengefasst fanden wir bei chronisch depressiven Patienten charakteristische Veränderungen der emotionalen Urteilsverarbeitung, welche sich möglicherweise durch CBASP gezielt modifizieren lassen. Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal Oslo ST-016 State-of-the-Art-Symposium Bipolare Störungen Vorsitz: T. Schläpfer (Bonn), W. Greil (Kilchberg) 001 Neurobiologische Grundlagen bipolarer Störungen Thomas Schläpfer (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Die nach ICD-10 klare Abgrenzung einzelner Störungskategorien affektiver Erkrankungen entspricht in neurobiologischer Hinsicht nicht der Realität. Eine dimensionale Beschreibung der mit der Störung einhergehenden Dysregulationen des Verhaltens, der Kognition und der Emotionen, oder aber eine Beschreibung der Beeinträchtigungen auf biologischer Ebene kann zusätzlich wichtige Information liefern. Aus biologischer Sicht sind psychische Störungen charakterisiert durch Beeinträchtigungen auf der Ebene der Neurotransmission, der Konnektivität oder der Proteinsynthese. Heute wird eine multifaktorielle Ätiopathogenese affektiver Erkrankungen angenommen, bei der sowohl genetische, wie auch biologische und psychosoziale Faktoren interagieren und je nach individueller Disposition zur Ausprägung von Krankheitssymptomen führen. Die uniforme Prävalenzrate in unterschiedlichen Kulturkreisen, das familiär gehäufte Auftreten und das relativ niedrige Erstmanifestationsalter bipolarer Störungen im Vergleich zur unipolaren Depression weisen auf eine starke genetische Disposition und relativ geringere Modulierbarkeit durch äußere Stressoren hin. Bipolare Störungen gehen mit strukturellen Veränderungen des Gehirns einher. Bei bipolaren affektiven Störungen werden Auffälligkeiten in der gesamten Kaskade der neuralen Signaltransmission – von Neurotransmittern und Neuromodulatoren über rezeptor gekoppelte intrazelluläre Signaltransduktion bis hin zur Genexpression – beobachtet. Eine adäquate Behandlung führt nicht nur zu einer Verbesserung der Symptomatik affektiver Störungen, son- 118 dern kann auch mit einer Normalisierung dieser Veränderungen einhergehen. Eine antidepressive Behandlung erhöht die Anzahl neu gebildeter Zellen im Gyrus dentatus des Hippokampus. Sowohl die Anwendung von Elektrokrampftherapie als auch von mehreren antidepressiven Medikamentenklassen, nicht aber von non-antidepressiven Wirkstoffen (Haloperidol) zur Erhöhung der Anzahl neu gebildeter Neuronen; diese Wirkung ist also eine gemeinsame und. spezifische Eigenschaft antidepressiver Therapien. Dieser Effekt wurde nur nach einer chronischen, nicht jedoch nach einer akuten antidepressiven Behandlung beobachtet, was mit der klinischen Erfahrung zum Zeitverlauf der Wirkung von Antidepressiva vereinbar ist. Lang anhaltende unbehandelte affektive Störungen können mit strukturellen Veränderungen und funktionellen Störungen des Gehirns einhergehen. Das Ziel einer Behandlung besteht darin, diese Veränderungen rückgängig zu machen. Dieser Prozess kann langwierig sein, weshalb eine Langzeitbehandlung unumgänglich ist. 002 Aktueller Forschungsstand der Akut- und Langzeitbehandlung bipolarer Störungen Waldemar Greil (Sanatorium Kilchberg, Schweiz) I. von Stralendorff Die vorgestellte Übersicht orientiert sich an internationalen Leitlinien (CANMAT / ISBD 2009). Zur Behandlung der Bipolare Depression sind weiter Mittel der ersten Wahl die Monotherapie mit Lithium, Quetiapin und Lamotrigin. Für Lamotrigin liegen jedoch mehrere Negativbefunde vor. Antidepressiva sind weiterhin umstritten, am ehesten werden SSRI in Kombination mit stimmungsstabilisierenden / antimanischen Medikamenten (Lithium, Antikonvulsiva, Atypika) empfohlen. Zur Maniebehandlung sind Kombinationen von stimmunsstabiliserenden Medikamenten (Lithium, Antikonvulsiva) mit atypischen Antipsychotika üblich und wirksam. Monotherapie wäre aber zu bevorzugen. Zur Rezidivprophylaxe werden als Mittel der ersten Wahl Lithium, die Antikonvulsiva Carbamazepin, Valproat und Lamotrigin (letzere Substanz nur zur Prävention von Depressionen) sowie die atypischen Antipsychotika Olanzapin, Quetiapin, Risperidon Depotinjektionen und Aripiprazol (letztere Substanz nur Prävention von Manien) angeraten. Die Arzt-Compliance bzgl. der Leitlinien erwies sich als günstig für den Verlauf der Erkrankung, erfahrene Ärzte halten sich jedoch seltener an Leitlinien als weniger erfahrne Ärzte. Fazit: Lithium ist weiter „Goldstandard“ in der Behandlung der Manie, der bipolaren Depression und der Langzeitbehandlung bipolarer Störungen. Auch atypische Antipsychotika kommen als Mittel der ersten Wahl bei der Manie, der bipolaren Depression und der Langzeitbehandlung in Frage (das gilt vor allem für Olanzapin und Quetiapin). Antikonvulsiva weisen differenzielle Wirksamkeit auf den manischen und depressiven Pol auf: antimanische Wirkung von Valproat, depressionsverhütende Wirkung von Lamotrigin. Vorsicht mit Antidepressiva, vor allem bei Patienten mit „frequent cycling“. Neben der medikamentösen Behandlung sind Psychoedukation (auch für die Angehörigen der Patienten), Ernährungsberatung, Sport, Life-Style-Coaching und Psychotherapie hilfreich. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney ST-021 State-of-the-Art-Symposium Unipolare Depressionen Vorsitz: M. Berger (Freiburg), M. Schmauß (Augsburg) 001 Psychotherapie der unipolaren Depression Mathias Berger (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) Störungsspezifische Psychotherapieformen zur Behandlung unipolarer Depressionen wurden in den letzten Jahren insbesondere als Augmentation zur Pharmakotherapie oder – wie in der umfassenden STAR-D* Studie – als „second line treatment“ (im Sinne einer Augmentations- oder switch-Strategie) untersucht. Dabei schnitten depressionsspezifische Ansätze wie die Kognitive Verhaltenstherapie und die Interpersonelle Psychotherapie ungefähr gleich gut ab wie medikamentöse Behandlungsstrategien, allerdings mit der zu erwartenden zeitlich später eintretenden Wirkung (Thase et al., 2007). Die Remissionsraten in diesen ambulanten Studien sind allerdings nicht zufriedenstellend, so dass wieder mehr über den Nutzen stationärer Kombinationsbehandlungen nachgedacht werden muss. In einer eigenen Untersuchung ließen sich kurz- und langfristige Vorteile einer zusätzlich zur Pharmakotherapie erfolgten akuten Psychotherapie im Vergleich zu einer psychiatrischen Standardbehandlung im stationären Kontext belegen (Schramm et al., 2007). Als Erhaltungstherapie hat sich – unabhängig von der Frequenz der Sitzungen – die Fortsetzung der Therapieform bewährt, die für den Patienten schon akut wirksam war (Frank et al., 2007). In diesem Beitrag wird der neuste Stand der Depressions forschung so dargestellt dass ein Transfer der Erkenntnisse in den Praxisalltag möglich ist. reichen während der Akuttherapie mit einem spezifischen Antidepressivum über 8 Wochen keine vollständige Remission, ohne dass vorab Hinweise auf Therapieresistenz in der Anamnese erkennbar sind. Ein Grund für diese Stagnation liegt darin, dass sich die grundlegenden Prinzipien der Pharmakotherapie mit Antidepressiva in den vergangenen Jahren nicht geändert haben. Methode: Es stehen verschiedene medikamentöse Behandlungsstrategien bei Teil- oder Nonresponse auf einen adäquat durchgeführten ersten Versuch mit einem Antidepressivum zur Verfügung: (1) Wechsel zu einem neuen Antidepressivum aus einer anderen pharmakologischen Klasse, (2) Wechsel zu einem anderen Anti depressivum aus derselben Klasse, (3) Kombination zweier Anti depressiva aus unterschiedlichen Klassen, (4) Augmentation des Antidepressivums mit anderen Wirkstoffen (z. B. Lithium, Schilddrüsenhormone, atypische Antipsychotika) um die antidepressive Wirkung zu verstärken und (5) Kombination des Antidepressivums mit Psychotherapie. Diese Strategien wurden in der Vergangenheit mit verschiedenen Wirkstoffen und Kombinationen angewandt, aber die meisten wurden nicht streng wissenschaftlich untersucht oder umfassten nur kleine Studiengruppen. Gegenwärtig gibt es keine einheitliche Meinung, welche Strategie bei Non-Respondern bevorzugt werden sollte. Unter den Augmentationsbehandlungen ist die Lithium-Augmentation die am besten dokumentierte Strategie. In jüngerer Vergangenheit sind eine Reihe grösserer plazebokontrollierter Studien mit atypischen Antipsychotika (insbesondere Aripiprazol und Quetiapin) mit überwiegend positivem Ausgang publiziert worden. Zahlreiche andere Augmentationsstrategien mit unterschiedlichen pharmakologischen Profilen und Zielsetzungen wurden geprüft, unter anderem Metyrapone und Modafinil. Für die meisten dieser Strategien fehlen allerdings plazebokontrollierte Studien bei behandlungsresistenten depressiven Patienten. Trotz geringer Evidenz für die Wirksamkeit, kann aber im Einzelfall die Anwendung einer dieser Strategien bei Vorliegen von Therapie resistenz erfolgreich sein. 002 Pharmakotherapie der unipolaren Depression Max Schmauß (Bezirkskrankenhaus Augsburg) Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 6 PC-005 Pro-Con-Debatte Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Prag Lithium versus neue Stimmungsstabilisierer ST-022 State-of-the-Art-Symposium Vorsitz: M. Härter (Hamburg) Chronische und therapieresistente Depressionen Vorsitz: E. Schramm (Freiburg), M. Bauer (Dresden) Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 4 001 Psychotherapie chronisch therapieresistenter Depressionen S-013 Symposium Elisabeth Schramm (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) Die Neuroplastizitätshypothese der Depression 002 Pharmakotherapie chronisch therapieresistenter Depressionen Michael Bauer (Uniklinikum Dresden, Klinik für Psychiatrie) Einleitung: Therapieresistenz auf Antidepressiva und andere therapeutische Optionen wird in der Literatur heute nach wie vor nicht einheitlich definiert. So erschwert etwa das Problem inhomogener Patientenstichproben die Durchführung von aussagekräftigen Studien zur Therapieresistenz wie auch die Interpretation der erhobenen Befunde. Trotz aller Fortschritte in den Therapiemöglichkeiten, erreichen heute nicht alle behandelten Patienten eine ausreichende Besserung. Etwa 60 % aller depressiven Patienten er- Vorsitz: C. Nissen (Freiburg), C. Normann (Freiburg) 001 Synaptische Plastizität und Depression – von Mäusen und Menschen Claus Normann (Universitätsklinikum Freiburg, Abtl. Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Synaptische Langzeitplastizität dient zur Anpassung der Funktion des Gehirns an Umweltbedingungen. Durch Erhöhung (LTP) oder Abschwächung (LTD) der synaptischen Übertragungsstärke wird die Funktion neuronaler Netzwerke moduliert. Synaptische Langzeitplastizität wird als molekulares Korrelat von 119 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Lernen und Gedächtnis angesehen. Stress reguliert die synaptische Plastizität herunter. Diskussion / Ergebnisse: Verschiedene Befunde legen nahe, dass eine Störung der synaptischen Plastizität eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie der Depression spielen könnte. So konnten wir zeigen, dass SSRI-Antidepressiva die LTD über eine Inhibition neuronaler Calcium-Kanäle hemmen. Lithium blockiert die LTD durch eine Hemmung der Phospholipase C / Proteinkinase C-Kaskade. Nach chronic mild stress, einem validen Tiermodell der Depres sion, kommt es zu einer Faszilitierung der LTD, die durch Gabe von Antidepressiva verhindert werden kann. Early Deprivation ist ein Tiermodell früher Traumatisierungen. Dies führt zu einer vorübergehenden Beeinträchtigung morphologischer Plastizitätsformen (Neuroneogenese, Hippocampus-Volumen), jedoch zu einer bis ins Erwachsenenalter anhaltenden Beeinträchtigung der funktionellen Plastizität mit einer Abschwächung der LTP und einer verlängerten Immobilität im forced swimming Test. Beim Menschen konnten wir zeigen, dass Antidepressiva und die depressive Erkrankung eine LTP-ähnliche Form der Plastizität im visuellen System gegensätzlich beeinflussen. Eine Störung der synaptischen Plastizität ist ein attraktiver Erklärungsansatz für die Pathophysiologie affektiver Erkrankungen und könnte neue Ansatzpunkte für Erforschung und Therapie dieser Erkrankungen liefern. 002 Schlafbezogene Methoden zur Messung von Plastizität am Menschen Reto Huber (Kinderspital der Universität, Zürich, Schweiz) Einleitung: Es gibt gute Hinweise für einen engen Zusammenhang zwischen kortikalen plastischen Veränderungen und Schlaf. So konnten wir zum Beispiel zeigen, dass eine visuomotorische Lernaufgabe (Huber et al., 2004) als auch hochfrequente Transkranielle Magnetstimulation (Huber et al., 2007) zu einer lokalen Vertiefung des Schlafes in den beanspruchten Hirnregionen führte. Methode: Neue quantitative Analysen des Schlaf-Elektroenzephalogramms (EEG) ermöglichen eine detaillierte Erfassung von Änderungen kortikaler Verbindungen und deren Erregbarkeit – beides grundsächliche Faktoren der Plastizität. Zu diesen Analysen zählen die Beschreibung der langsamen EEG-Wellen im Schlaf als ‚wandernde Wellen‘, welche im Tiefschlaf in regelmässigen Zeit abständen entlang den Hauptverbindungen des Kortex rasen (Massimini et al., 2005; Murphy et al., 2009), oder die Etablierung der Steilheit dieser langsamen Wellen als Mass der Stärke kortikaler Verbindungen (Riedner et al., 2007). Grundsätzlich bieten die Messungen von Plastizität während des Schlafes entscheidende Vorteile: Neben der einfachen Erhebung großer Datenmengen ohne Ermüdungserscheinung der Versuchspersonen, sind ins besondere die Unabhängigkeit der Daten von der momentanen kognitiven Aktivität und dem Motivationszustand der Probanden hervorzuheben. Diese Vorteile kommen besonders bei Kindern und Patienten zum tragen. Diskussion / Ergebnisse: Dementsprechend ist eine mögliche Anwendung die Erfassung von plastischen Veränderungen während der kindlichen Entwicklung. Wir haben Nacht EEG Ableitungen mit 128 Elektroden bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt (220 Jahren, n=48). Auffallend ist der zeitliche Verlauf der Amplitude der langsamen Wellen, welcher bis hin zur Pubertät zunimmt um danach bis ins Erwachsenenalter abzunehmen. Gleichzeitig verschiebt sich das maximale Auftreten dieser langsamen Wellen von okzipitalen zu frontalen Kortexregionen. Diese Befunde scheinen den zeitlichen Verlauf der kortikalen Verbindungsdichte und die zeitlich unterschiedliche Reifung verschiedner Kortexregionen zu widerspiegeln (Yurgelun-Todd, 2007). Wertvolle Hinweise für diese Hypothese bieten uns die Auswertungen von anatomischen Magnetresonanztomographien. 120 003 Lernen als Modell neuronaler Plastizität bei Depression Christoph Nissen (Uniklinik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) J. Holz, C. Normann Einleitung: Die Plastizitätshypothese der Depression postuliert, dass die klinischen Symptome der Erkrankung auf eine gemeinsame neurobiologische Endstrecke zurückzuführen sind, die Dysfunktion neuronaler Plastizität. Bei Depression könnte synaptische Plastizität in einem ventral-emotionalen System, welches die Amyg dala einschließt, überaktiviert und in einem dorsal-exekutiven Sy stem, welches den Hippocampus einschließt, sowie in weiten Teilen des Kortex unteraktiviert sein. Methode: In der vorliegenden Studie wurde deklaratives Lernen (Wortpaar Lernen) als Modell hippocampaler Plastizität, visuellperzeptives Lernen (Texture Discrimination Task, TDT) als Modell lokaler kortikaler synaptischer Plastizität, und Furchtkonditionierung als Modell synaptischer Plastizität der Amygdala bei 18 stationären Patienten mit unipolarer schwerer depressiver Episode und 25 nach Alter, Geschlecht und IQ abgeglichenen gesunden Probanden untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse sind konsistent mit der Hypothese einer geminderten hippocampalen Plastizität (geminderte deklarative Gedächtniskonsolidierung) und einer gesteigerten Amygdala abhängigen Plastizität (gesteigerte Furchtkonditionierung) bei Patienten mit Depression im Vergleich zu gesunden Probanden. Anhand der Daten kann keine Aussage bezüglich kortikaler synaptischer Plastizität bei Patienten mit Depression getroffen werden (aufmerksamkeitsabhängige Baselinedefizite in der TDT Performance bei Patienten mit Depression). Die weitere Übertragung des aus Tierexperimenten bekannten Plastizitätskonzepts auf depressive Erkrankungen könnte zu einem besseren Verständnis der Pathophysiologie der Depression und zur Entwicklung neuer Therapieansätze beitragen. 004 rTMS und tDCS: Intermittierende Stimulation und Neuroplastizität Frank Padberg (Psychiatrie und Psychotherapie, LMU München) D. Keeser, U. Palm, M. Holzer, C. Mulert, M. Riedel, H.-J. Möller, O. Pogarell Einleitung: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) und transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) zeigen am Motorkortex über die akute Stimulation hinaus anhaltende Effekte auf die kortikale Exzitabilität, die abhängig vom jeweiligen Stimulationsprotokoll über Minuten bis Stunden verlängert werden können. In den letzten Jahren wurden diese Post-Stimulations effekte als Paradigma für kurzzeitige neuroplastische Veränderungen angesehen und insbesondere deren Modulation durch Sub stanzen untersucht, die in die dopaminerge oder glutamaterge Neurotransmission eingreifen. Für nicht-motorische Regionen, v. a. den präfrontalen Kortex (PFC), als Zielregion für therapeutische Anwendungen von rTMS und tDCS bei Depressionen, fehlen solche Paradigmen weitgehend und es liegen erst vereinzelte Untersuchungen zu neuroplastischen Prozessen nach rTMS oder tDCS vor. Methode: Zunächst soll anhand der Untersuchungen am Motorkortex ein Überblick über Dauer und Modulation von Poststimulationseffekten nach rTMS und tDCS gegeben werden. Anschließend sollen die bisherigen Befunde nach Stimulation nicht motorischer Areale in diesen Kon-text eingeordnet werden, um zum Schluss Perspektiven für die Entwicklung der rTMS und tDCS zu einer wirksamen Intervention bei Depressionen zu diskutieren. Diskussion / Ergebnisse: Am Motorkortex konnte gezeigt werden, dass die Poststimulationseffekte stark von den verwendeten Stimu- Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 lationsprotokollen abhängen und psychopharmakologisch moduliert werden können. Für den PFC fanden sich in EEG-Untersuchungen (Grossheinrich et al. Biological Psychiatry 2009; Keeser et al. submitted 2009) nach Theta Burst rTMS und nach tDCS über bis zu einer Stunde anhaltende Post-Stimulationseffekte. Nach präfrontaler tDCS zeigten Gesunde und depressive Patienten z.T. divergente Veränderungen sowohl hinsichtlich des EEG-Spektrums als auch ihrer Lokalisation (sLORETA). Zu länger anhaltenden neuroplastischen Prozessen nach rTMS und tDCS liegen nur vereinzelt Studien vor, systematische Untersu-chungen zur Entwicklung dieser Veränderungen über die Zeit fehlen bislang. Die Entstehung und Dynamik neuroplastischer Prozesse nach rTMS und tDCS ist bislang nur in Ansätzen verstanden, besitzt aber vermutlich eine große Bedeutung für die therapeutische Anwendung beider Verfahren bei Depressionen. Insbesondere die Interaktion zwischen rTMS- und tDCS-induzierter Neuroplastizität und spezifischen Veränderungen von Hirnstruktur und Neuroplastizit bei Depres sionen sollte Gegenstand weiterer Forschung sein. Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 - 17.00 Uhr, Salon 11/12 S-031 Symposium Remitted depression: neurobiological and neuropsychological factors Vorsitz: D. E. Dietrich (Hannover), M. Rothermundt (Münster) 001 HPA system activity and remission of depression Michael Deuschle (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim) Introduction: Depending on the antidepressant and remission, HPA system activity usually declines during the course of antidepressant treatment. HPA system activiy as assessed by the combined Dex /CRH test has been shown to be related to the risk for relapse. However, HPA system activity has rarely been measured in the long-term course of treatment. Method: We measured nighttime urine excretion of cortisol for 6 months in a group of depressed patients after discharge from inpatient treatment. Moreover, we assessed stress response in patients in long-term remission. Discussion / Results: In the aftermath of inpatient treatment, we found cortisol excretion still to decline, both in patients with favor able and unfavorable course. Also, patients in long-term remission had low baseline HPA system activity, when compared to healthy controls. It may be concluded that HPA system activity ameloriates in the aftermath of an acute episode. ve treatment. S100B concentration is elevated in acute major depression especially in patients with the melancholic subtype of depression. The S100B concentration at onset predicts the therapeutic outcome. Discussion: Serum markers indicating neuronal and glial function can contribute to the assessment of the stage of major depression. They might even be helpful as prognostic markers. However, more studies are needed to finally evaluate the chances and limitations of these markers. 003 Neurophysiological changes of cognitive function and S100B in remitted depression Detlef E. Dietrich (Medizin. Hochschule Hannover, Klinik für Psy chiatrie) Y. Zhang, M. Rothermundt Introduction: Memory and attentional processes have been shown to be impaired in depressed patients and may partly even persist in the remitted state. Part of this variability might be explained by biological factors: S100B is an astroglial calcium-binding protein with neuroplastic properties and has been shown to be increased in a subgroup of depressive patients. Its pathophysiologic role in depression, however, is not yet sufficiently understood. Electrophy siological techniques, e.g. event-related potentials (ERPs), may be used to substantiate a possible influence of S100B on cognitive processes. Method: In the presented investigations, ERPs recorded in a visual continuous word recognition paradigm and a target evaluation / response inhibition experiment were therefore investigated in pa tients with remitted major depression in relation to serum levels of S100B. Discussion / Results: Patients with increased S100B serum levels showed a normal old / new effect in the recognition memory paradigm and a normal N2- and P3-amplitude in the target evaluation experiment in contrast to a reduced old / new effect and a reduced N2- and P3-amplitude in the patients with lower S100B levels compared to aged matched control groups. The findings provide evidence of a correlation between S100B levels and cognitive processing in patients with recurrent depression and further substantiate S100B’s role as a marker in the course of affective disorders. 004 The impact of fate and the neuropsychology of depression Hinderk M. Emrich (Medizin. Hochschule Hannover, Psychiatrie und Psychotherapie) Mittwoch, 25. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 13/14 S-032 Symposium 002 Serum markers as indicators of remission Matthias Rothermundt (Universitätsklinikum Münster, Psychiatrie und Psychotherapie) Introduction: Depression is associated with a volume reduction in various brain regions positively correlated with increasing duration of depression. This volume loss is caused by a decrease of glia cell amount and reduction of neuronal cell size, but not by a decline of neuronal cell numbers. Glial and neuronal markers might be useful to indicate cellular changes in a clinical setting. Method: BDNF as neuronal and S100B as glial cell marker are eval uated regarding their potential contribution to evaluate the stage of disease in major depression. Discussion / Results: BDNF is decreased in unmedicated patients with major depression and normalizes after successful antidepressi- Treatment-resistant depression: Neural modes of action of up-to-date treatment strategies from psychotherapy to neuromo dulation Vorsitz: K. Schnell (Bonn), T. Schläpfer (Bonn) 001 Neuronale Plastizität im Verlauf kognitiv-behavioraler Psychotherapieverfahren bei chronischer Depression Henrik Walter (Zentrum für Nervenheilkunde, Klinik für Psychiatrie Medizinische Psychologie, Bonn) 121 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 002 Psychoanalytische Behandlung der chronischen Depression und ihre neuronalen Korrelate: Eine Verlaufstudie mit der fMRT Henrik Kessler (Universitätsklinik Ulm, Klinik für Psychosomatik) 003 Treatment-resistant depression (TRD): current pharmacological treatment options Mazda Adli (Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) Although the neurobiological basis of depression is far from being sufficiently understood thorough considerable progress has been achieved in the recent years to understand important mechanisms on genetic, endocrinological and cellular levels which open up potential novel and more specific treatment approaches. However, today strategies for the treatment of depression comprise a confusing variety of options. About 30 antidepressants are currently on the market which mainly differ with regard to their side effect profiles. All biological treatment strategies (except for sleep depriva tion) show a latency of onset of several weeks and a non-response rate of about 30 to 50 %. Therefore, in daily routine it has been shown useful to follow a stepwise sequence of therapeutic strategies and to perform a standardized evaluation of response at critical decision points to avoid or to overcome TRD. Innovative pharmacological and personalized treatment approaches carry the promise of shortening treatment duration and increasing response rates in the near future. As of today, depressive disorders show a good prognosis if the treatment options cover all available strategies and the response to a particular treatment is evaluated based on systematic treatment algorithms. 004 Deep Brain Stimulation as a putative treatment for treatment- resistant depression Thomas Schläpfer (Universitätsklinikum Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) Introduction: A substantial number of patients suffering from severe neuropsychiatric disorders do not respond to conventional therapeutic approaches. Results from functional neuroimaging research and the development of neuromodulatory treatments lead to novel putative strategies. Method: Recently, one of those methods, deep brain stimulation (DBS) has been applied in selected patient with major depression and obsessive-compulsive disorder and major depression. Discussion / Results: Different targets have been chosen in a hypothesis-guided way and first results have demonstrated that DBS might be able to modulate dysfunctional neural networks in both major depression and OCD. Although DBS is a unique and promis ing method for otherwise treatment resistant psychiatric patients, mandatory treatment standards have to be applied for patient and target selection. 122 Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 7 S-037 Symposium Genetic predisposition and stressors – who will become depressed? (Referat Neurobiologie und Genetik) Vorsitz: H. Grabe (Stralsund), M. Rietschel (Mannheim) 001 Depression and Genetic Findings in Genome-wide Analyses Susanne Lucae (MPI für Psychiatrie, München) Einleitung: Die Heritabilität der unipolaren Depression wird auf 35 – 40 % geschätzt, allerdings blieb die Suche nach den ursächlich beteiligten Genen mit Hilfe von Kandidatengen-Analysen bisher weitgehend erfolglos. Seit wenigen Jahren sind nun genomweite Analysen technisch möglich. Methode: Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie führten wir eine genomweite Assoziationsstudie zur unipolaren Depression mit zwei anschließenden Replikationsstudien durch. In funktionellen Analysen (mRNA-Expression, Mausmodell) konnte ein interessantes Kandidatengen weiter untersucht und validiert werden. Diskussion / Ergebnisse: Es wurden bereits einige wenige genomweite Studien zur unipolaren Depression publiziert, andere sind in Vorbereitung. Es wird die genomweite Analyse zur unipolaren Depression vorgestellt, die am Max-Planck-Institut für Psychiatrie durchgeführt wurde. Außerdem werden bereits publizierte genomweiten Studien zusammengefasst und diskutiert. 002 Corticosteroid Receptor Gene Variants and Experimental Stress Reactivity: Implications for the Development of Depressive Disorders Stefan Wüst (ZI Mannheim, Genetische Epidemiologie) 003 Genetic Findings in Personality as Risk Factors for Affective Disorders Andreas Reif (Universität Würzburg, Psychiatrische Klinik) T. Nguyen, A. Strobel, C. Jacob, K.-P. Lesch Introduction: Neuroticism and related personality dimensions are etiologically heterogeneous traits with complex genetics. Definition of clinical phenotypes are not rooted in their neurobiology and respective animal models have considerable limitations. Even more so, depression is a complex behavior with equally diverse underlying neurobiological underpinnings not readily explained by sim plistic models. Formal genetic studies however have consistently argued for the notion that high levels of Neuroticism as well as Cluster C personality disorders are risk factors for later-life depression, especially in the presence of adverse life events. Discussion / Results: Although research on the neurobiology of those behaviors is still in its infancy, several milestones have already been reached: Variation in gene expression were confirmed to play a predominant role in individual differences in complex traits including personality and behavior; gene x environment interaction were established in humans and the nonhuman primate model; gene-phenotype correlations were substantiated by functional neuroimaging; as well as the notion that both genes and environmental factor impact on brain development and thus set the stage for the susceptibility to depression is increasingly appreciated. Investigation of subtle alterations in the expression of genes of the serotonergic pathway, such as the serotonin transporter (5HTT), of correlations between 5HTT genotype and brain activity, and of environmental variables interacting with 5HTT variants currently strengthen re- Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 search on the genetics of depression. This is especially noteworthy as 5HTT as well as other encoding components of the 5HT system, such as TPH2, are also linked to Neuroticism and Cluster C personal ity disorders, suggesting a developmental trajectory from increased Neuroticism over anxious-fearful personality disorders eventually leading to clinically relevant major depression. This development might well be shaped and accelerated by adverse life events To date however, there are almost no studies which specifically test this hypothesis, as pertinent longitudinal studies are a daunting task which nevertheless will be accomplished in the near future. 004 Childhood Adversities and Adult Depression – which Genes Mediate the Risk? Hans Grabe (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie, Stralsund) H. J. Freyberger, C. Schwahn, H. Völzke, J. Mahler, A. Schulz, C. Spitzer, K. Appel, S. Barnow, A. Teumer Introduction: Depressive disorders represent a major socioeconomic and therapeutic challenge and are associated with a high degree of individual burden and distress. The heritability of depression has been estimated to be 37 %. Previous studies have implicated dysregulations of the HPA-axis in the pathogenesis of depressive disorders. Recently, an interaction between childhood abuse and polymorphisms within the Corticotropin-Releasing Hormone Receptor Gene (CRHR1) was reported, connecting early life stress and genetic susceptibility to adult depression. We tested the hypothesis of an interaction of childhood maltreatment and neglect with polymorphisms and haplotypes within the CRHR1 gene in a general population sample. Method: All participants (n=1638) were Caucasian subjects from Study of Health in Pomerania (SHIP). The gene by environment interactions between 34 single nucleotide polymorphisms (SNP) at the CRHR1 locus and measures of child abuse and neglect (Childhood Trauma Questionnaire) on adult depressive symptoms were investigated. Discussion / Results: Physical neglect showed significant (p<0.05) interactions in 22 of 34 SNPs in the final analyses. Emotional ne glect showed a comparable pattern of interactions. These findings were confirmed in haplotype analyses with distinct haplotypes interacting with physical neglect. However, no interaction was found between childhood abuse (emotional, physical, sexual) and the SNPs within the CRHR1 gene. Donnerstag, 26. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal 6 S-057 Symposium schen Befindens wie z. B. der Schlaf in der Peripartalzeit oder das Geburtserleben nur unzureichend kontrolliert. Methode: In dieser prospektiven Studie wurden N=150 Frauen 4 Wochen vor und nach der Geburt zu ihrem psychischen Befinden (Depressions-Angst-Stress-Skala), zum Geburtsverlauf und -erleben (Salmon Item List) sowie zum Schlaf (Pittsburgh Schlafqualitätsindex) befragt. Diskussion / Ergebnisse: Die Korrelationen für prä- und postpartale Angst und Stress liegen – auch nach der Kontrolle des Geburtserlebens und der Schlafqualität – im mittleren bis hohen Bereich. Darüber hinaus zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Angstsymp tomen in der Schwangerschaft mit einem depressiven Befinden nach der Geburt. Die Korrelation depressiver Symptome vor und nach der Geburt war im Vergleich dazu niedriger. Es erscheint indiziert, Frauen bereits in der Schwangerschaft zu ihrem psychischen Befinden zu befragen und gegebenenfalls frühzeitig (niedrigschwellige) Interventionen einzuleiten. 002 Auswirkungen von Präpartalen Angststörungen und Depressionen auf das Gestationsalter und das Geburtsgewicht Corinna Reck (Universitätsklinikum Heidelber, Allgemeine Psychia trie, Heidelberg) Einleitung: Die Bedeutung schwangerschaftsassoziierter psychischer Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen werden in Deutschland im Allgemeinen unterschätzt. Über den Eintrag „psychische Belastungssituation“ im Mutterpass scheint die Beachtung selten hinauszugehen. Dabei scheinen gerade diese Erkrankungen das Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht und eine erhöhte Frühgeburtlichkeitsrate signifikant zu erhöhen. Methode: In der aktuell noch laufenden prospektiven Heidelberger Peripartalstudie sollen Zusammenhänge zwischen präpartalen Angststörungen / Depressionen und dem Gestationsalter bei Entbindung sowie dem fetalen Geburtsgewicht untersucht werden. Ziel der Studie ist es, Probandinnen im letzten Trimenon der Schwangerschaft sowie vier bis sechs Wochen postpartal auf Depressions- und Angstsymptome hin zu untersuchen und Risikofaktoren zu erfassen. Bisher konnten insgesamt 200 Frauen in die Studie eingeschlossen werden. Depressive Symptome werden mit der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) und mit dem Patient Health Questionnaire (PHQ) erfasst. Angstsymptome werden mit dem State-Trait-Anxiety-Inventory (STAI) und dem AnxietyScreening-Questionaire (ASQ) von Wittchen et Boyer (1998) erfasst. Zusätzlich werden klinische und psychosoziale Risikofaktoren erhoben. Die Erfassung der Daten bezüglich des Geburtsgewichts und des Gestationsalters bei Geburt werden dem Geburtenbuch der Universitätsfrauenklinik Heidelberg entnommen. Diskussion / Ergebnisse: Klinische Implikationen der präsentierten Daten werden diskutiert. Zum Einfluss von psychopathologischen und neurobiologischen Wirkfaktoren auf den Schwangerschaftsverlauf, das Geburterleben und die kindliche Entwicklung 003 Auswirkungen prä-, peri- und postnatalen Stresses auf den Schwan gerschaftsverlauf und die Selbstregulation des Kindes: Vorstellung der „Pränatalstudie“ Vorsitz: C. Reck (Heidelberg), C. Kirschbaum (Dresden) Eva Möhler (SHG Kliniken Sonnenberg, Kinder- und Jugendpsychiatrie Psychosomatik und Psychother., Saarbrücken) 001 Verlauf des psychischen Befindens in der Schwangerschaft und Postpartalzeit Julia Martini (TU Dresden, Klinische Psychologie) Einleitung: Bisherige Erkenntnisse zum Verlauf des psychischen Befindens im Peripartalzeitraum beschränken sich meist auf die Bereiche Angst und / oder Depression, ohne eine genauere Abgrenzung der Syndrome untereinander und zu Stress vorzunehmen. Dabei werden wichtige Einflussfaktoren auf den Verlauf des psychi- 004 Auswirkung pränataler Glukokortikoidgaben auf die physiolo gische Entwicklung, Gesundheit, Kognition, Konzentration und Stressreaktivität im Kindesalter Franziska Rosenlöcher (Technische Universität Dresden, Lehrstuhl Biopsychologie) J. Morgner, C. Kirschbaum Einleitung: Aufgrund seiner hohen Plastizität und Sensitivität ist 123 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 das fetale Gehirn besonders empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. Das endogene Glukokortikoid Kortisol ist maßgeblich an seiner Reifung beteiligt. Während kritischer Entwicklungsphasen des Gehirns können dessen Ausbildung und Funktion langfristig modifiziert werden. Aus der Literatur ist bekannt, dass pränatale exogene Glukokortikoidgaben oder pränataler Stress, vermittelt über eine erhöhte Exposition gegenüber mütterlichem Kortisol, die Entwicklung des fetalen Gehirns pathologisch beeinflussen können. Verknüpfungen mit einer gestörten Hypothalamus- HypophysenNebennierenrinden-Achsen-Regulation, Verhaltensstörungen oder kognitiven Beeinträchtigungen in der Kindheit werden diskutiert. Die Befundlage ist allerdings inkonsistent. Im Humanbereich sind Untersuchungen zu pränatalen Glukokortikoidgaben oft mit Frühgeborenen durchgeführt wurden, was immer mit einer Konfundierung von bereits bekannten Entwicklungsschwierigkeiten bei unreifen Kindern verbunden ist. Ebenso existiert kein einheitliches Bild, wie lange oder intensiv ein pränataler Stressor wirken muss, um Entwicklungsbeeinträchtigungen hervorzurufen. In diesem Projekt wurden Daten von 6 – 10 jährigen Kindern erhoben, welche reif geboren wurden und pränatal Glukokortikoide erhielten (N = 54) und Kindern, welche pränatal keine Glukokortikoide erhielten (N = 53). Die Untersuchung befasste sich mit der Frage, ob Unterschiede in der Entwicklung, dem Verhalten, der kognitiven Leistungsfähigkeit, der Konzentration oder der Stressreaktivität vorliegen. Methode: Neben der Durchführung verschiedener psychologischer Testverfahren, wie Intelligenz-, Gedächtnis-, Konzentrationsoder Stresstests, wurden schwangerschaftsbezogene, perinatale und aktuelle pädiatrische Daten der Kinder mittels medizinischer Unterlagen erfasst. Zudem wurden mit Hilfe eines standardisierten Elterninterviews die Informationen zum möglichen vorliegen pränataler Stressoren, der kindlichen Entwicklung und dem familiären Umfeld vervollständigt. Diskussion / Ergebnisse: Es kann erstmals gezeigt werden, dass sich pränataler Stress bei reifgeborenen Kindern langfristig auf kognitive Fähigkeiten auswirkt, nicht aber auf die Stressreaktivität oder das Verhalten. Die Ergebnisse werden im Vortrag vollständig dargestellt und diskutiert. Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Sydney S-093 Symposium Stimulationsverfahren in der Akut- und Erhaltungstherapie von affektiven Störungen Vorsitz: E.-L. Brakemeier (Freiburg), M. Bajbouj (Berlin) 001 Antidepressive und kognitive Einflüsse 3 verschiedener Stimula tionsintensitäten und Ultrakurz-Stimuli bei rechts unilateraler EKT: eine randomisierte, doppelblinde Studie Arnim Quante (Charité Campus BF, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) A. Merkl, E.-L. Brakemeier, F. van Hall, A. Luborzewski, M. Bajbouj Einleitung: Die Effektivität und die kognitiven Nebenwirkungen durch EKT hängen von der Elektrodenposition, Frequenz und der Stimulusintensität ab. Eine hoch dosierte rechts unilaterale EKT geht mit besseren antidepressiven Effekten einher. Nur wenige Studien haben bisher verschiedene Stimulationsintensitäten, vor allen Dingen sehr hohe, also über das 6-fache der Krampfschwelle hinausgehende Intensitäten, untersucht. In dieser prospektiven Studie wurden die antidepressiven und kognitiven Effekte von 3 verschie- 124 denen Stimulusintensitäten untersucht (4-fach, 7-fach oder 10-fach oberhalb der Krampfschwelle). Methode: Vorwiegend therapieresistente depressive Patienten, die eine EKT bekommen sollten, wurden eingeschlossen. Nach Bestimmung der Krampfschwelle erfolgte die Randomisierung der Patienten in eine der 3 Stimulusintensitäten. Untersucht wurde über einen Zeitraum von 9 EKT-Sitzungen. Zur Evaluierung der depressiven Symptomatik und der kognitiven Effekte wurden Depressionsskalen (HAMD-28, BDI) sowie eine neuropsychologische Testbatterie (VLMT, Wortflüssigkeit) vor der 1. und nach der 9. EKT angewendet. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt wurden 49 Patienten eingeschlossen. Die Response-Rate nach 9 EKT-Sitzungen lag insgesamt bei 48 %. Bezüglich der antidepressiven Effekte und kognitiven Nebenwirkungen fanden sich keine signifikanten Unterschiede bei den 3 verschiedenen Stimulusintensitäten. Die Studienergebnisse werden vorgestellt und diskutiert. 002 Der Einfluss der psychotropen Begleitmedikation auf die Anfallsgüte der Akut-EKT Alexander Sartorius (ZI Seelische Gesundheit, Mannheim) B. Bundy, W. Hewer Einleitung: Eine schwierige Fragestellung bei der Durchführung der EKT ist die der psychotropen Begleitmedikation. Benzodiazepine, Phasenprophylaktika (ausser Lithium) und Barbiturate (zur Narkoseinduktion) wirken antikonvulsiv, Antidepressiva und Antipsychotika, sowie Lithium prokonvulsiv. Methode: In einer prospektiven Untersuchung wurde der Einfluss dieser heterogenen Begleitmedikation auf die Anfallsgüte an 41 Patienten untersucht. Zur Bestimmung der Anfallsgüte wurden die motorische Anfallsdauer, die EEG-Anfallsdauer, die iktale Amplitude, der Anfallsenergie-Index, die postiktale Suppression, die Konkordanz und die Kohärenz des Anfalls, sowie die maximale Herzfrequenz herangezogen. Die durchschnittliche Äquivalenzdosis innerhalb der letzten 24 h vor einer EKT betrug 11 mg Diazepam, 166 mg Amitriptylin und 274 mg Chlorpromazin. Die Daten wurden mittels einer multivariaten Regressionsanalyse mit Messwiederholung ausgewertet. Diskussion / Ergebnisse: Die bereits bekannten und in die Analyse kovariat eingerechneten Parameter Alter, Stimulationsenergie und Narkosetiefe zeigten einen signifikanten Einfluss auf die iktalen Anfallsgütekriterien. Post hoc erwies sich die Gabe atypische Antipsychotika als günstig für eine hohe postiktale Suppression. Haupt ergebnis der Studie ist ein fehlender Einfluss sämtlicher psychotroper Begleitmedikation auf die Anfallsgüte. 003 Effektivität drei verschiedener Erhaltungstherapien nach AkutEKT bei schweren Depressionen Eva-Lotta Brakemeier (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) A. Merkl, A. Quante, N. Kathmann, M. Bajbouj Introduction: While electroconvulsive therapy (ECT) in major depression is effective, high relapse rates and cognitive side effects limit its long-term use. Protocolized continuation treatment after acute ECT with combinations of C-ECT or psychotherapy and medication may decrease relapse rates and long-term cognitive side effects. Method: In a prospective, controlled, long-term study 60 depressed ECT responders are randomly assigned either to antidepressant treatment alone, or C-ECT plus medication, or cognitive behaviour al group therapy plus medication. Depressive symptoms and cognition are also assessed before, during, immediately after acute ECT and two, four, six, and 12 months during continuation therapy. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Discussion / Results: First results of the ongoing study (N=55) confirm the high response rates of acute ultrabrief unilateral ECT in severely depressed patients (67 %). In addition, the use of protocolized continuation therapies markedly reduces relapse rates (25 % relapse overall) while the two combination groups have siginificantly lower relapse rates than the antidepressant treatment-alone group. Concerning cognition, analyses comparing cognitive performance during continuation treatment indicate that verbal and visual short- and long-term memory are either not impaired or even improved in all three continuation groups. Regarding autobiographical memory, the C-ECT group performances even better than the two other groups pointing out that there might be no cumulative cognitive deficits following C-ECT. Although these are only preliminary results, it seems that combining antidepressant treatment with either C-ECT or C-CBT in the continuation phase are highly successful to prevent relapse in ECT responders. 004 Intermittierende transkranielle Kortexstimulation (rTMS und tDCS) für die Akut- und Langzeittherapie von Depressionen Frank Padberg (Psychiatrie und Psychotherapie, LMU München) M. Holzer, D. Keeser, U. Palm, M. Riedel, H.-J. Möller, O. Pogarell Einleitung: Im Gegensatz zur tiefen Hirnstimulation einerseits, bzw. einer pharmakologischen Stimulation zeichnen sich transkranielle Kortexstimulationsverfahren (repetitive transkranielle Magnetstimulation – rTMS und transkranielle Gleichstromstimulation – tDCS) und auch die Elekt-rokonvulsionstherapie (EKT) durch die intermittierende Stimulationsform aus. Deshalb sind die Dauer der Post-Stimulationseffekte, ihre Summation über die Zeit und Interferenz zwischen einzelnen Stimulationsserien von besonderer Bedeutung, allerdings noch wenig unter-sucht. Erste Anhaltspunkte können hier die klinischen Erfahrungen zu Dauer und Abklingen der Behandlungseffekte, aber auch Untersuchungen zur Erhaltungstherapie geben. Methode: Ausgehend von Studien zur Dauer der Post-Stimula tionseffekte bei rTMS und tDCS und zu neuroplastischen Verän derungen nach transkranieller Kortexstimulation sollen die bis herigen Erfahrungen mit rTMS und tDCS in der Akut- und Langzeittherapie von Depressionen disku-tiert werden. Dies geschieht zum einen anhand eines Literaturüberblicks, zum anderen auf der Basis eigener kasuistischer Erfahrungen. Diskussion / Ergebnisse: Bislang fehlen noch größere systematische Untersuchungen zum Aufbau und zur Stabilität antidepres siver Effekte über die Zeit sowie zu Erhaltungstherapieansätzen, zumeist liegen Kasuistiken, kleinere Fallserien und Follow-UpUntersuchungen zu größeren placebokontrollierten Akutstudien vor. Die bisherigen Daten sprechen dafür, dass die Effekte der Akutbe-handlung mit TMS und tDCS vorübergehend sind und innerhalb weniger Wochen abklingen. Eine wiederholte Anwendung von Stimulationssequenzen im Sinne einer Erhaltungstherapie – analog zur Erhaltungs-EKT – erscheint auf der Basis erster Erfahrungen durchaus vielver-sprechend. Von besonderem Interesse sind jedoch methodische Weiterentwicklungen, z. B. die sog. ThetaBurst-Stimulation (TBS) mit dem Ziel, die Post-Stimulationseffekte zu verlängern, um so eine Optimierung der Wirkung über die Zeit zu erreichen. Freitag, 27. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 5 S-101 Symposium Mood disorders as glial disorders Vorsitz: M. Schroeter (Leipzig), P. Falkai (Göttingen) 001 Glial Pathology in Mood Disorders – Serum Markers Matthias Schroeter (MPI, Kognitive Neurologie, Leipzig) Introduction: Recently, it was shown by histopathological studies that mood disorders are characterized by disease-specific glial pathology. Method: To validate this hypothesis in vivo we measured serum levels of the neuronal marker neuron-specific enolase and S100B, a protein expressed in astro- and oligodendroglia in the human brain, in patients with major depressive disorder and age- and gendermatched control subjects. Furthermore, we conducted a systematic, quantitative meta-analysis of all published studies on S100B involv ing 193 patients suffering from mood disorders and 132 healthy control subjects by calculating effect sizes. Discussion / Results: S100B was elevated at admission and dis charge in the patients with major depression compared with control subjects, whereas there were no significant differences for neuron-specific enolase. During treatment S100B decreased slightly, although this effect was not significant. It had no significant impact on neuron-specific enolase. The meta-analysis revealed that serum levels of S100B are consistently elevated in mood disorders during acute major depressive or manic episodes. Additionally, it demonstrated that serum S100B decreases during antidepressive treatment reliably if clinical improvement is sufficient. In conclusion, S100B may represent a biomarker for mood disorders, particularly major depression, and their treatment. Together with unaltered levels of neuron-specific enolase, our results support in vivo the histopathologically generated hypothesis of disease-specific glial pathology in mood disorders. References Schroeter et al. (2009) Psychiatry Res 167:66-72. Schroeter & Steiner (2009) Mol Psychiatry 14:235-7. 002 Glial Pathology in Mood Disorders – Cell Culture Models and Post Mortem Studies Johann Steiner (Universitätsklinikum Magdeburg, Psychiatrie und Psychotherapie) H.-G. Bernstein, G. Keilhoff, B. Bogerts Introduction: As recently reviewed (Rajkowska G & MiguelHidalgo JJ; 2007), a decreased density of GFAP+ astrocytes has been observed in the prefrontal cortex and hippocampus of younger (≤ 45 years old) depressed subjects. Moreover, a diminished expression of other astrocyte-related proteins (glial glutamate transporter / glutamine synthetase) and a reduced density of oligodendro cytes were observed. These findings may be related to an altered expression of S100B by glial cells, since elevated levels of this protein have been observed in previous serum studies (meta-analysis: Schroeter ML & Steiner J; 2009). Method: The density of S100B-immunopositive astrocytes and oligodendrocytes was assessed in the hippocampus of 17 depressed patients and 16 matched healthy controls from the Magdeburg brain collection. In addition, synthesis and release of S100B were analyzed in C6 and OLN-93 cell cultures with particular focus on the influence of glucose supply. Discussion / Results: The density of S100B-positive astrocytes was reduced in the hippocampus of depressed patients. Synthesis and release of S100B was increased by deficient energy supply of glial cells (Steiner J et al.; 2008). This finding is discussed in the context 125 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 of alterations in glutamatergic neurotransmission and disturbances in cerebral glucose utilization in affective disorders (tripartite synapse, energy-dependent glutamate recycling, involvement of S100B+ astrocytes). 003 Glial Pathology in Mood Disorders – Pathomechanisms Matthias Rothermundt (Universitätsklinikum Münster, Psychiatrie und Psychotherapie) Introduction: In major depression a reduction of glial cells and a change in the activation status of astrocytes has been shown recently. This presentation focuses on the potential impact of these alterations for the pathogenesis of depressive disorders. Method: Various pathomechanisms relevant for the development of major depression are assessed with respect to the involvement of glial cells. Discussion / Results: Increased levels of inflammatory mediators as demonstrated in major depression induce microglial activation interfering with excitatory amino acid metabolism. The loss of as troglia disturbs the balance of anti- and pro-inflammatory sub stances and further impairs the removal of excitatory amino acids. This ultimately leads to a disruption of the balance between neuroprotective and neurotoxic factors what might eventually lead to depression. In addition, a change in astrocyte function also interferes with the kynurenine pathway resulting in an excess of quinolinic acid which is considered neurotoxic. Furthermore, the kynurenine pathway is closely linked to serotonin which is regarded as a pertinent transmitter for depression, and to the inflammatory system. There is increasing evidence that glial dysfunction might be involved in the pathogenesis of depression. 004 Glial Pathology in Mood Disorders – fMRI and MR Spectroscopy In vivo. Martin Walter (Otto-von-Guericke-Universtität, Klinik für Psychia trie, Magdeburg) Introduction: Recent imaging studies in major depressive disorder have pointed out regionally specific disturbances in brain function, with spatial and functional specificity that exceedes most histological post mortem studies, which normally focus on parts of brain specimen. The latter methods however provide a more direct insight in impaired cellular and molecular systems, that normally remains invisible to non invasive MR methods. Method: Multimodal MR studies using task based functional and resting state MRI and molecular profiling as done with MR spec troscopy is proposed to link observables from both approaches and combine evidences from histological and MR studies. Discussion / Results: It will be shown how combined MRS-fMRI studies are usefull in providing a new integrative framework for molecular hypothesis testing and how specific transmitter systems may be involved in commonly observed deviant (brain) functions in MDD. 005 Glial Pathology in Schizophrenia – Degenerative or Adaptive Processes? Peter Falkai (Universitätsklinikum Göttingen, Psychiatrie und Psychotherapie) Patients with schizophrenia reveal in vivo and post mortem studies typical pattern of subcortical atrophy with a focus in frontal-temporal regions including the hippocampus. In a systematic stereological investigation of the posterior hippocampus no change in the numbers of macroneurons, interneurons and astroglia were found. However, the circumscribed reduction of oligodendroglia in the CA4-region was detected. This is in accordance with the published 126 literature demonstrating, that schizophrenia is not a classical neurodegenerative process showing an increase of astroglia. There is however some evidence for a subtle increase in microglia which is however unspecific and can be due to several adverse events. A circumscribed reduction of oligodendroglia would well fit to the hypothesis of reduced neuroregenerative capacities in schizophrenia leading to a functional neuronal network. Reference: Schmitt A, Steyskal C, Bernstein HG, Schneider-Axmann T, Parlapani E, Schaeffer EL, Gattaz WF, Bogerts B, Schmitz C, Falkai P (2009). Stereologic investigation of the posterior part of the hippocampus in schizophrenia. Acta Neuropathol 117(4): 395-407 Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Saal VIP 2 S-116 Symposium Bedeutung von Früherkennung und Frühintervention für den Krankheitsverlauf Bipolarer Störungen (Symposium mit der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V.) Vorsitz: M. Bauer (Dresden), G. Juckel (Bochum) 001 5 Jahre Psychosen Ersterkennungs- und Behandlungsprojekt (PEB): Was haben wir gelernt? Martin Lambert (UKE Hamburg-Eppendorf, AB Psychosen) 002 Symptomatische Phasen in der Entwicklung bipolarer Störungen – Gibt es mehr als ein Prodrom? Andrea Pfennig (Uniklinikum Dresden, Klinik für Psychiatrie) 003 Hirnmorphologische Veränderungen vor manischen Ersterkrankungen Andreas Bechdolf (Uniklinik Köln, Klinik für Psychiatrie) S. Wood, C. Pantelis, P. D. McGorry Introduction: There is now numerous reports of neuroanatomical abnormalities in people with bipolar disorder. However, it remains unclear whether those abnormalities predate the onset of bipolar disorder. Objective: To determine whether neuroanatomical abnormalities in key brain regions predate the onset bipolar disorder. Design: Cross-sectional magnetic resonance imaging study prior to the onset of bipolar disorder and prior to the prescription of mood stabilizers or antipsychotics. Methods: Youth-focussed psychiatric service and university me dical setting. Participants: 11 young people clinically at ultra highrisk of development of psychosis (UHR), who all developed bipolar I or II disorder at follow-up (median time to onset 328 days – UHR-BP), 11 matched UHR participants, who had no psychiatric diagnosis after at least 12 months follow-up (UHR-Well) and 11 matched healthy controls (HC). Discussion / Results: Amygdala, hippocampus, insula, lateral ventricular and whole brain volumes. Results: Amygdala and insula volume reductions were more pronounced in the UHR-BP than in the UHR-well and HC group. Lateral ventricle, whole-brain and hippocampal volumes did not differ between groups. Conclusions: If these findings are confirmed, they suggest that imaging investi gations could help to distinguish people who will subsequently develop fisrt episode mania from those who will not, at least in symptomatically enriched samples. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 004 Differentialdiagnose bipolarer Störungen bei Kindern und Jugendlichen: Was sagt uns die Forschung für die Praxis? Martin Holtmann (ZI Mannheim, Klinik für Psychiatrie) Einleitung: Obwohl erste Kranheitszeichen sich bei einem Großteil der Patienten bereits zwischen dem 15. und 19 Lebensjahr manifestieren, werden bipolare Störungen häufig erst viel später als solche richtig diagnostiziert. Für den Kinder- und Jugendpsychiater stellt die differenzialdiagnostische Abgrenzung daher eine besondere Herausforderung dar. Methode: Der Vortrag gibt auf der Grundlage der verfügbaren Forschungsbefunde einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Differentialdiagnose bipolarer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Dargestellt werden Daten zu möglichen Vorläufer- Erkrankungen, Überlappungen mit / Unterschieden zu anderen Störungen, Genetik, Komorbidität und Langzeitverlauf. Diskussion / Ergebnisse: In Deutschland werden bipolare Störungen vor der Adoleszenz praktisch kaum diagnostiziert, während die Zahlen bipolarer Minderjähriger in den USA rasant steigen. Umstritten ist, ob Irritabilität, schwere Dysregulation von Affekt und Verhalten („severe mood dysregulation“) und zyklothymes Temperament im Kindes- und Jugendalter ein erhöhtes Risiko für den Übergang in eine bipolare Störung und damit geeignete Indikatoren in der Früherkennung darstellen. Eine Schlüsselrolle kommt dem Erkennen hypomaner Symptome als mögliche Vorläufer bipolarer Störungen zu, die bei Jugendlichen mit depressiver Erkrankung aber auch bei externalisierenden Störungen viel zu oft unerkannt bleiben. Eigene Ergebnisse unterstreichen zudem den engen Zusammenhang von Substanzmissbrauch mit hypomanen Phasen bei Adoleszenten. Populationsbasierte genetische Studien zeigen eine Überlappung genetischer Determinanten von bipolaren Störungen, ADHS und Schizophrenie. Frühsymptome bipolarer Störungen und ihre Gemeinsamkeiten und Besonderheiten im Vergleich mit schizophrenen Prodromi bedürfen daher verstärkter Beachtung. Bei der Diagnostik bipolarer Störungen bei Jugendlichen und Kindern sollte weiterhin vorrangig auf das Auftreten von abgrenzbaren Episoden mit eindeutigen Stimmungsänderungen und begleitenden Veränderungen von Kognition und Verhalten geachtet werden, die am ehesten eine Unterscheidung von ADHS, depressiven Episoden und schizophrenen Störungen erlauben. Freitag, 27. 11. 2009, 17.15 – 18.45 Uhr, Saal 9 S-126 Symposium Clinical and neurobiological indicators of psycho- and pharmacotherapeutic interventions in depression Vorsitz: R. Schlösser (Jena), U. Stangier (Frankfurt am Main) 001 Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) for relapse prevention of depression: Results from a therapy evaluation study Martin Hautzinger (Universität Tübingen, Klinische Psychologie) 002 Differential effects of serotonergic and noradrenergic antidepressants on affective and cognitive control processes in patients with depression: an fMRI study Gerd Wagner (Universitätsklinikum Jena, Klinik für Psychiatrie) K. Koch, C. Schachtzabel, H. Sauer, R. Schlösser Introduction: Precise specification of neural mechanisms of antidepressant medication in treatment of Major Depressive Disorder (MDD) and searching for neurobiological markers for treatment outcome are both relevant for better understanding and improvement of treatment algorithms. Using fMRI differential effects of serotonergic and noradrenergic antidepressants on brain activation were investigated during a cognitive control task. Functional brain parameters were obtained to predict treatment response particularly with regard to the pretreatment hyperactivity in the rostral anterior cingulate cortex (rACC). Method: Twenty patients underwent a naturalistic open-label clinical treatment with either the serotonergic antidepressant citalo pram (n=12) or the noradrenergic antidepressant rebox-etine (n=8). FMRI was performed at baseline and after 6 weeks of the clinical treatment course. Discussion / Results: There were no significant differences in clinical characteristics, treatment outcome and in baseline fMRI activation between both medication groups. GROUP by TIME interaction revealed significant voxels in the right amygdala-hippocampus complex indicating a strong BOLD signal decrease in the citalopram group after treatment. No significant relationship was detected between pretreatment rACC hyperactivity and relative symptom improvements. These results strongly indicate that serotonergic and noradrenergic antidepressants have a differential effect on brain activity, especially on amygdala-hippocampus activity. 003 Cognitive Behavioral Maintenance Therapy (CBMT) vs. Manualized Psychoeducation (MAPE) for relapse prevention of depression: A multi-center study Ulrich Stangier (Wolfgang v. Goethe Universität, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Frankfurt am Main) M. Hautzinger, A. Barocka, R. Schlösser, T. Heidenreich, C. Ruckes, R. Serfling, T. Sobanski, R. Erkwoh, H. Berger, J. Röschke, K. Maurer, A. Stirn, S. Volk, M. Hambrecht, A. K. Risch, C. Hilling Introduction: The efficacy of different pharmacological maintenance therapies in reducing recurrences has been widely documented. However, in clinical practice, long-term pharmacotherapy might be associated with prolonged side effects and discontinua tion of medication which undermine its effectiveness. Whereas pharmacological treatments aim at reducing depressive symptoms on a biological level, cognitive behavior therapy aims at changing psychosocial vulnerabilities that trigger recurrence of depressive episodes, such as dysfunctional cognitive styles and ruminating. Although the benefit of cognitive behavior therapy appears plau sible, only few studies have investigated its efficacy in recurrent depression until now. Method: The major goal of the multi-centre, controlled, randomised trial is to compare the long-term outcome of cognitive-behavioural maintenance therapy (CBMT) plus pharmacological continuation/maintenance treatment (treatment as usual, TAU) versus manualized psychoeducation (MAPE) plus TAU for out-patients with recurrent depression. Patients meeting the diagnosis of recurrent depressive disorder (³ 3 major depressive episodes, MDE), currently in remission and exclusion criteria were randomly assigned to one of the two conditions (CBMT plus TAU or MAPE plus TAU). 186 patients have been recruited from 14 outpatient clinics of psychiatric hospitals and psychological departments in the RhineMain region and Thuringia. The primary outcome measure is time to first relapse/recurrence, assessed by the LIFE / SCID (Longitudinal Interval Follow-up Evaluation). This will by analyzed using a Cox proportional hazards regression model using intervention group and severity of index MDE as predictors. Discussion / Results: Data are currently analysed and will be presented on the congress. 127 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 004 Gene-environment interactions and their effects on the central nervous system in depression Eva Meisenzahl (Universität München, Psychiatrie und Psychotherapie) Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Stockholm 1 S-149 Symposium Chronotherapeutische Behandlungen der Depression Vorsitz: A. Wirz-Justice (Basel, Schweiz), D. Riemann (Freiburg) 001 Wie wirksam sind unsere Antidepressiva wirklich? Ion-George Anghelescu (Charité Berlin, CBF, Klinik für Psychiatrie) Die Wirksamkeit von Antidepressiva wird im wissenschaftlichen Kontext als Verum-Plazebo-Differenz in randomisierten, plazebokontrollierten, prospektiven Studien gemessen, d.h. anhand des prozentualen Anteiles der Patienten, die unter Antidepressiva ansprechen minus dem prozentualen Anteil der Patienten, die unter Plazebo ansprechen. Das Ansprechen (Response) ist als mindestens 50 %ige Reduktion eines Summenwertes (nicht einzelner Symptome) in einer Schweregradskala definiert. Außerdem kann die Wirksamkeit anhand der Rate an vollständiger Besserung (Remission) festgestellt werden. Da die Plazebo-Response-Rate in den letzten 50 Jahren ca. 7 % pro Jahrzehnt im Durchschnitt zugenommen hat, nimmt die Anzahl der Negativstudien unter Antidepressiva zu, die jedoch nicht alle publiziert werden. Außerdem spielt der Schweregrad der Depression eine Rolle für die Wirksamkeit von medikamentösen antidepressiven Behandlungsstrategien, die bei leichten Depressionen geringer erscheint, was insbesondere an der guten Plazebo-Wirkung bei diesen Patienten liegt, die in manchen Studien bei 50 % der mit Plazebo behandelten Patienten zu finden ist. Wirksamkeit in der Behandlungspraxis schließt jedoch die Plazebo-Response mit ein. Dennoch erreichen im Durchschnitt nur ca. 30 % der Patienten unter dem ersten eingesetzten Anti depressivum eine Remission. Ob spezifische Wirkmechanismen der Antidepressiva, die z. B. chronobiologische Zielparameter beeinflussen, bei bestimmten Patientenmerkmalen und depressiven Symptomen gegenüber anderen vorteilhaft sind, kann gegenwärtig nicht eindeutig beantwortet werden. 002 Die heutigen Anwendungen der Lichttherapie: Wie, bei wem, wie viel und wielange? Jürgen Staedt (Vivantes Klinikum, Tagesklinik für Psychiatrie Memory Clinic, Berlin) Einleitung: Störungen des Schlaf / Wach-Rhythmus und der circadianen Synchronisation sind uns aus der klinischen Arbeit mit depressiven Patienten vertraut. In diesem Zusammenhang wissen wir seit vielen Jahren, dass wir mit chronotherapeutischen Maßnahmen, nämlich der Lichttherapie sehr erfolgreich saisonale Depressionen behandeln können. Auch bei nicht-saisonalen Depressionen zeigt sich durch das add-on von Lichttherapie ein Benefit in der Therapie. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob im Klinikalltag durch verbesserte Beleuchtungbedingungen auf Station die Gesundung von depressiven Patienten gefördert werden kann. Methode: Zielsetzung war die Überprüfung der Frage, ob es nach dem Umzug der Spandauer Psychiatrischen Klinik durch die Ausstattung der neuen Räumlichkeiten mit circadian besonders wirksamen Osram LUMILUX Skywhite® Leuchtmitteln, zu einer 128 Verkürzung der Liegedauer kommt. Wir entschlossen uns, alle Patienten mit einer schweren nicht rezidivierenden depressiven Episode ohne psychotische Symptome (ICD 10, F 32.2) in die retrospektive Analyse einzubeziehen. Patienten, die sich weniger als fünf Tage in stationärer Behandlung befanden wurden von der Analyse ausgeschlossen. Es wurden insgesamt die Daten von 391 Patienten untersucht, hiervon entfielen 137 auf den Zeitraum von April bis Dezember 2006 und 254 Patienten auf den Zeitraum von April bis Dezember 2007. Diskussion / Ergebnisse: Wir fanden bei unseren depressiven Pa tienten unter den neuen Beleuchtungsbedingungen eine signifikante Verkürzung der Verweildauer. Allerdings war diese Verkürzung der Verweildauer unter Berücksichtigung des Alterseffektes nicht mehr signifikant (p = 0,083), und kann nur im Sinne eines Trends interpretiert werden. Zusammenfassend deuten diese aus dem klinischen Alltag gewonnenen Daten zumindest trendmäßig an, dass die Erhöhung der Umgebungslichtintensität sich positiv auf die stationäre Verweildauer auswirken können. Diese Ergebnisse zeigen, dass es sinnvoll ist, lichttherapeutische Interventionen auch in die Behandlungskonzepte der nicht-saisonalen Depression zu integrieren. Wichtig für die Wirksamkeit der morgendlichen Lichttherapie ist aber, das innere circadiane Timing der Betreffenden zu berücksichtigen. Denn bei Frühaufstehern und Morgenmuffeln gibt es ein jeweils unterschiedliches zeitliches Fenster in der die Lichttherapie besonders wirksam ist. 003 Schlafentzug (‚Wachtherapie’), Schlafphasen-vorverschiebung: wie, bei wem, wie oft Dieter Riemann (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Die therapeutische Behandlung mit Schlafentzug wurde vor mehr als 40 Jahren erstmalig von den deutschen Psychiatern Schulte und Tölle beschrieben. Inzwischen konnte weltweit an Tausenden von Patienten belegt werden, dass insbesondere melancholische Patienten mit Morgentief gut von dieser Form von Behandlung profitieren. Kritisch anzumerken bleibt, dass die Effekte des Schlafentzugs in der Regel nur während und am Tag nach Schlafentzug nachzuweisen sind und dass beim Gros der Patienten nach der nächsten durchschlafenenen Nacht ein Rückfall in die Depression erfolgt. Insofern eignet sich dieses Behandlungsverfahren nur als Adjuvans zu den Standardbehandlungen depressiver Erkrankun gen. Das schnelle Eintreten der Stimmungsaufhellung und letztendlich der paradoxe Charakter dieses Verfahrens machen es jedoch so interessant. Methode: Wir analysierten die relevante Literatur im Hinblick auf verschiedene Formen des therapeutischen Schlafentzugs und in Kombination mit der sogenannten Schlafphasenverschiebung. Hierbei wird nach Schlafentzug in der Regel der Schlafrhythmus „nach vorne“, d. h. in die Nachmittagsstunden verlegt und dann graduell wieder in die übliche nächtliche Phasenposition zurückverlegt. Diskussion / Ergebnisse: Etwa zwei Drittel aller Patienten mit Major Depression zeigen eine kurzfristige Stimmungsaufhellung nach totalem Schlafentzug, die bei mehr als 80 % der Patienten nach der nächsten durchschlafenen Nacht rückläufig ist. Der partielle Schlafentzug der 2. Nachthälfte liefert fast gleichwertige Ergebnisse, während Schlafentzug in der 1. Nachthälfte wenig wirksam ist. Die Kombination von totalem Schlafentzug mit einer Schlafphasenvorverlagerung kann die positiven Schlafentzugseffekte bei etwa 60 % der Responder über eine Woche stabilisieren. Dies gelang auch mit einer kurzfristigen Vorverlagerung der Schlafphase über nur drei Tage. Die theoretischen und therapeutischen Implikationen dieser Befunde für die Depressionsbehandlung werden diskutiert. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 004 Chronotherapien in Kombination – als Adjuvans oder allein – eine Antidepressivawirkung innerhalb einer Woche Anna Wirz-Justice (UPK Basel, Zentrum für Chronobiologie) Schlafentzug als Antidepressivum ist vor fast 40 Jahren in Deutschland entdeckt worden, wird aber immer noch nicht als Standardtherapie überall in der Praxis integriert. Warum nicht? Vielleicht weil – obwohl 60 % von Patienten auf Wachtherapie innerhalb Stunden reagieren – sie oft ein Rückfall nach Erholungsschlaf erleiden. Neue Studien dokumentieren, dass verschiedene Adjuvantien – SSRI, Lichttherapie, Schlafphasenvorverschiebung (frühe Bettund Wachzeit) diese Rückfall nach Erholungsschlaf vorbeugen können. Lichttherapie ist als Therapie der Wahl für die Winter depression (SAD) anerkannt. Licht wirkt aber auch antidepressiv bei nicht-saisonale Depressionen (uni- und bipolare), meist als Adjuvanz aber auch als Monotherapie. Wir schlagen vor, alle Kombinationen von ein- bis mehrfacher Wachtherapie, 3-Tage Schlafphasenvorverschiebung, sowie optimal getimter Lichttherapie innerhalb eine Woche zu verabreichen1. So angewandt erfüllen chronotherapeutische Behandlungen mit Licht und Wachtherapie die Bedürfnisse nach schnell wirksamen und nebenwirkungsarmen Depressionsbehandlungsstrategien. Insbesondere für Patienten, die Antidepressivabehandlungen ablehnen oder nicht vertragen, stellen Chronotherapien eine echte Alternative dar. Nebenwirkungen sind kaum zu erwarten, die Behandlung ist Kosteneffektiv, und kann die Hospitalisationsdauer verkürzen. Es ist sinnvoll diese Methoden im psychiatrischen Alltag zu integrieren. Samstag, 28. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal Madrid WSy-013 Weiterbildungssymposium Therapie der postpartalen Depression (Referat Gender) Vorsitz: A. Kersting (Münster), I. Hauth (Berlin) 001 Psychotherapie der Postpartalen Depression Anette Kersting (Universitätsklinikum Münster) Einleitung: Die postpartale Depression gehört zu den häufigsten psychischen Störungen bei jungen Müttern. Epidemiologische Studien aus dem angloamerikanischen Sprachraum zeigen, dass ca. 10 % der schwangeren Frauen an einer postpartalen Depression erkranken. Postpartale Depressionen gehen häufig mit Mutter-KindBindungsstörungen einher, die, ebenso wie die typische depressive Symptomatik, über eine beeinträchtigte Mutter-Kind-Interaktion die körperliche und die psychische Entwicklung des Kindes beeinträchtigen können. Zur Behandlung der postpartalen Depression wurden spezifische Psychotherapiekonzepte entwickelt, deren Wirk samkeit empirisch nachgewiesen wurde. Methode: Vor dem Hintergrund einer ausführlichen Literatur suche werden psychotherapeutische Behandlungskonzepte zur postpartalen Depression unter Berücksichtigung der Behandlung der Mutter-Kind-Interaktion und der empirisch nachgewiesenen Wirksamkeit dargestellt und kritisch diskutiert. Diskussion / Ergebnisse: Spezifische, zur Behandlung der postpartalen Depression entwickelte Psychotherapiekonzepte basieren auf Methoden der psychodynamischen Psychotherapie, der interpersonellen Psychotherapie oder der kognitiven Verhaltenstherapie und fokussieren in der Regel die Behandlung der Mutter. Die Therapiebausteine spezifischer Psychotherapien zur Behandlung postpartaler Störungen betreffen darüber hinaus neben psychoeduka tiven Behandlungselementen Methoden des Stressmanagements sowie die Unterstützung der mütterlichen Kompetenzen, die Bearbeitung des Rollenwechsels und den Übergang zur Mutterschaft, der mit der Reaktualisierung unbewusster nicht bewältigter Konflikte einher-gehen kann. Einige Therapiekonzepte kombinieren die gängigen Psychotherapieverfahren mit einer videogestützten Mutter-Kind-Therapie, in der die spezifische Situation der MutterKind-Interaktion bearbeitet werden kann. Bisher wurde eine empirische Wirksamkeit nur für wenige dieser Psychotherapiekonzepte nachgewiesen. 002 Psychopharmaka in der Schwangerschaft und Postpartalzeit Niels Bergemann (AHG Kliniken Daun) Viele junge Mütter leiden nach der Geburt eines Kindes unter psychischen Beschwerden. Während fast die Hälfte aller Mütter in den ersten Tagen nach der Geburt an einer kurzdauernden depressiven Verstimmung, dem sogenannten postpartalen Blues, leiden, ent wickelt etwa 10 bis15 % der Mütter innerhalb der ersten 6 Monate nach der Geburt eines Kindes eine länger anhaltende Depression. Allerdings kommt es nicht erst postpartal, sondern häufig bereits in der Schwangerschaft zu depressiven Störungen. Die Erkrankungsrate in der Schwangerschaft liegt bei etwa 12 bis 13 %. Dies macht nicht selten eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva in der Schwangerschaft erforderlich. Nach einer Einführung in die Krankheitsbilder der peripartalen depressiven Störungen wird ihre psychopharmakologische Behandlung dargestellt. Es zeigt sich, dass zahlreiche Antidepressiva auch in der Schwangerschaft mit einem relativ geringen Risiko eingesetzt werden könnten. Allerdings ist die Verordnung von Antidepressiva in der Schwangerschaft immer eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung zwischen der möglichen Gefährdung des Kindes durch Reproduktions- oder fetotoxische Medikamenteneigenschaften und der Gefährdung von Mutter und Kind durch Nichtbehandlung einer depressiven Erkrankung, die auch mit Suizidalität und Mangelernährung einhergehen kann. Bei einer depressiven Störung in der Schwangerschaft oder einer bestehenden Rezidivprophylaxe bzw. einer vorangegangenen postpartaler Depressionen ist aufgrund eines hohen Rückfallrisikos die Fortsetzung der antidepressiven Behandlung postpartal indiziert. Hier stellt sich nicht selten die Frage, ob unter einer psychopharmakologischen Behandlung gleichzeitig gestillt werden kann. Auch hier gilt eine vorsichtige Risiko-Nutzen-Abwägung – jedoch mit dem Unterschied, dass in der Schwangerschaft die werdende Mutter mit dem ungeborenen Kind unzertrennbar verbunden ist, in der Stillzeit hingegen können Mutter und Neugeborenes durch Abstillen ernährungsphysiologisch getrennt werden. Zwar gibt es mit einer Reihe von Antidepressiva langjährige praktische Erfahrungen in der Stillzeit, allerdings ist die Anzahl der dokumentierten Fälle für unterschiedliche Antidepressiva noch immer gering. Es werden in diesem Beitrag die physiologischen Grundlagen erläutert und eine rationale antidepressive Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit umrissen. 003 Die Rolle der männlichen Partner bei peripartalen psychiatrischen Störungen Michael Grube (Städt. Kliniken Frankfurt, Psychiatrie und Psychotherapie) Einleitung: Es existieren einerseits Hinweise auf die erhöhte Belastung und Verunsicherung männlicher Partner von peripartal psychisch dekompensierten Frauen, andererseits sind die männlichen Partner auch wichtige Bezugspersonen, die zur Stabilität peripartal erkrankter Frauen beitragen können. Die Frage, worin und wie männliche Partner von Frauen, die vor kurzem entbunden haben, selbst zu unterstützen sind, wenn sich eine peripartale Erkrankung der Partnerin einstellt, ist bislang wenig bearbeitet worden. 129 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Methode: Konkrete Behandlungssituationen und die praktischen therapeutischen Erfordernisse werden aus einer klinischen Perspektive fokussiert dargestellt. Die meisten Beobachtungen entstammen stationären Mutter-Kind Behandlungen. Es kommen sowohl nomothetische als auch ideographische Betrachtungen zur Geltung. Diskussion / Ergebnisse: Schwerpunktmäßig soll auf folgende Fragen eingegangen werden: Welche Faktoren verunsichern die betroffenen Männer in ihrer Vater- und Partnerrolle? Gibt es bei den betroffenen Männern eigene psychiatrische Vulnerabilitäten? Wo wirken sich potentielle kommunikative Defizite auf die Interaktion zwischen den Männern und deren Frauen respektive Kindern aus? Wie sollten Therapeuten mit den betroffenen Männern umgehen? Welche therapeutischen Angebote sind sinnvoll? Freitag, 27. 11. 2009, 10.30 – 12.00 Uhr, Raum 44 FW-009 Forschungsworkshop Neue Behandlungsansätze in der Depressionstherapie Vorsitz: C. Otte (Hamburg), M. Deuschle (Mannheim) 001 Meta-kognitives Training bei depressiven Patienten Lena Jelinek (Universitätsklinikum Hamburg, Psychiatrie) M. Hauschildt, C. Otte, S. Moritz Einleitung: Eine Reihe dysfunktionaler Denkverzerrungen und -strategien gelten bei Depressionen als gesichert. Diese beziehen sich zum einen auf die in der kognitiven Verhaltenstherapie konzeptionalisierten Denkfehler, aber auch auf Verzerrungen die im Rahmen neuropsychologischer Grundlagenforschung untersucht werden (z. B. erhöhte Fehlerinnerungen speziell für negatives Material). Methode: Das Metakognitive Training bei Depression (D-MKT) versteht sich als eine Variante der kognitiven Therapie. Im Fokus steht dabei die Modifikation der dysfunktionalen Denkmuster aus einer metakognitiven Perspektive. Das Training soll den Patienten ermöglichen, die Denkmuster zu erkennen und zu korrigieren. Zu diesem Zweck wird versucht, den Teilnehmern Informationen über die depressiogenen Denkmuster spielerisch zu vermitteln und an einer Reihe von Beispielen zu veranschaulichen und so praktisch erfahrbar zu machen. Darüber hinaus stehen dysfunktionale Annahmen über typische depressive Strategien (z. B. „Grübeln hilft mir Probleme zu lösen“, „in dem ich darüber nachdenke, tue ich ja was“) sowie die dysfunktionale Strategien selbst (z. B. Grübeln) im Fokus des Trainings. Diskussion / Ergebnisse: Im Vortrag werden wir einen Überblick über die acht Module des Trainings geben sowie erste Pilotdaten und Erfahrungen mit einer ambulanten D-MKT Gruppe in Hamburg vorstellen. 002 Das Glutamatsystem in der Behandlung der Depression Michael Deuschle (ZI für Seelische Gesundheit, Mannheim) G. Paslakis Einleitung: Intravenös verabreichtes Ketamin in subanästhetischer Dosis hat einen raschen und anhaltenden antidepressiven Effekt. Wir untersuchten in einer kleinen Fallserie die Sicherheit, Wirkung und Wirklatenz von oral verabreichtem S-Ketamin als add-on zu Venlafaxin. Methode: Vier Patienten erhielten für 2 Wochen zusätzlich zu einer Behandlung mit Venlafaxin 1.25 mg / kg S-Ketamin oral als add-on 130 Therapie. Die Tagesdosis wurde auf drei Einzeldosen verteilt. Diskussion / Ergebnisse: S-Ketamin wurde gut vertragen. Zwei Patienten mit Depression mit somatischem Syndrom sprachen rasch und anhaltend auf die Behandlung an, während zwei Patienten nicht ansprachen. 003 Antidepressive Interventionsstrategien innerhalb der HPA-Achse: Übersicht und neue Ergebnisse Christian Otte (Universitätsklinikum Hamburg, Psychiatrie) K. Hinkelmann, S. Moritz, A. Yassouridis, K. Wiedemann, M. Kellner Einleitung: Bisherige antidepressive Interventionen innerhalb der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse beinhalteten den Einsatz von 1) Glucocorticoid-Rezeptor (GR) Antagonisten, 2) Corticotropin-Releasing Hormon (CRH)-Antagonisten oder 3) Steroidsynthese-Inhibitoren. Darüber hinaus legten prä klinische und klinische Studien auch eine Rolle des Mineralocorticoid-Rezeptors (MR) in der Wirkung verschiedener Antidepressiva nahe. Methode: Wir untersuchten in einer doppel-blinden, randomisierten Placebo-kontrollierten „proof-of-concept“-Studie mit 64 depressiven Patienten, ob die zusätzliche Gabe von Fludrocortison (MR-Agonist) oder Spironolacton (MR-Antagonist) während der ersten drei Wochen der Behandlung den Wirkungseintritt eines Selektiven-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmers (Escitalopram) beschleunigt. Diskussion / Ergebnisse: Mehr Patienten, die zusätzlich mit Flu drocortison behandelt wurden, respondierten nach 7 Tagen ver glichen mit der Spironolacton- und Placebo-Gruppe. Innerhalb der Gruppe der Responder zeigte eine Survival-Analyse ebenfalls einen schnelleren Wirkungseintritt in der Fludrocortison-Gruppe. Plasma Cortisolwerte sanken unter Fludrocortison, stiegen jedoch unter Spironolacton. In der Fludrocortison-Gruppe zeigten Non- Responder durchgehend höhere Cortisolkonzentrationen als Re sponder. Stimulierung von Mineralocorticoidrezeptoren durch Fludrocortison scheint den Wirkungseintritt von Escitalopram zu beschleunigen. 004 Tiefe Hirnstimulation bei depressiven Patienten Alexander Sartorius (ZI Seelische Gesundheit, Mannheim) Einleitung: Trotz zahlreicher Fortschritte psychopharmokologischer Therapien schwerer depressiver Episoden bleiben die Ansprechraten mit 60 – 70 % letztendlich verbesserungswürdig. Ins besondere ist ein signifikanter Prozentsatz an schwer depressiven Patienten zu berücksichtigen, die auf keine der bekannten Thera pien (inlusive einer Elektrokrampftherapie) eine stabile Response (bzw. Remission) zeigen. Methode: Bei diesen Patienten kann unter bestimmten Umständen eine tiefe Hirnstimulation erwogen werden. Diskussion / Ergebnisse: Die tiefe Hirnstimulation wird mittlerweile beim bestimmten Formen des Morbus Parkinson als Therapie der Wahl eingesetzt, da sich Subsyndrome oft dramatisch verbessern lassen und die mit der Operation verbundene Morbidität (0.5 – 5 %) ein vertretbares Nutzen-Risiko-Profil darstellt. Unter dieser Voraussetzung wurden bereits kleinere Studien an therapieresistenten, schwer depressiven Patienten durchgeführt. Die beiden wichtigsten Stimulationsorte waren hierbei das subgenuale Cingulum und der Bereich zwischen ventraler Kapsel und dem ventralen Striatum. Die beiden Stimulationsorte leiten sich aus den Ergebnissen umfangreicher funktioneller Bildgebungsstudien her. Bisher wurden für das Cingulum eine Responserate von 12/20 Patienten und eine Remissionrate von 7/20 Patienten nach 6 Monaten Stimulation berichtet. Für den Bereich ventrale Kapsel / ventrales Striatum lagen die entsprechenden Verbesserungs- / Heilungsraten bei Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 6/15, bzw. 3/15 Patienten ebenfalls nach einem halben Jahr. Einzelne Patienten sprachen jedoch deutlich schneller auf die Stimulation an. Wie sich aus zahlreichen klinischen und präklinischen Studien ableiten lässt, könnten auch andere Stimulationsorte wie die Region der lateralen Habenula in künftigen Studien eine wichtige Rolle spielen. 005 Off-label Einsatz von Psychopharmaka bei Depression Ion-George Anghelescu (Charité Berlin, CBF, Klinik für Psychiatrie) Der Off-label Einsatz von Psychopharmaka spielt gerade im Bereich depressiver Störungen eine große Rolle, da dies in der Praxis häufig geschieht. Off-label Einsatz beinhaltet juristische, ökono mische, aufklärungsrelevante und wissenschaftliche Aspekte. Sich außerhalb der offiziellen Indikation bei der Behandlung von Depressionen zu bewegen, bedeutet nicht automatisch, keine evidenzbasierte Therapie durchzuführen, jedoch sollte eine willkürliche Polypragmasie vermieden werden. Off-label Verordnungen betreffen in erster Linie Kombinationsbehandlungen bei unzureichender monotherapeutischer Wirkung als Augmentation, aber auch bei spezifischen Subtypen depressiver Erkrankungen einschließlich bestimmter, im Einzelfall prominenter Symptome. Hierbei kommen insbesondere Antipsychotika und Antiepileptika zum Einsatz, aber auch Lithium und nicht-psychopharmakologische Arzneien wie Schilddrüsen-Hormone. Die Wirkstärke der einzelnen Präparate innerhalb einer augmentativen Medikamentenklasse unterscheidet sich möglicherweise, was bislang jedoch nicht sicher belegt ist. Von Seiten der Nebenwirkungsprofile gibt es aber keinen Zweifel an Unterschieden zwischen den verschiedenen, off-label eingesetzten Medikamenten. Somit kann der Off-label Einsatz von Psychopharmaka bei Depression, sofern er vorsichtig und kompetent durchgeführt wird, eine individuell zugeschnittene Therapie erleichtern, um das Ziel einer Remission zu erreichen. MCAo mit Citalopram behandelt. Die behaviorale Phänotypisierung erfolgte ab Woche 14 nach MCAo. Diskussion / Ergebnisse: Nach linkkseitiger MCAo ließ sich re liabel ein ‚affektiver Phänotyp‘ nachweisen (‚despair-like‘ sowie anhedonisches Verhalten). Durch die subakute Gabe des Anti depressivums konnte die Ausbildung dieser depressiven Verhaltensmerkmale verhindert werden (Behandlungs-‚validität‘ des Modells). Die Citaloprambehandlung führte gleichzeitig zu einer Verringerung des primären Läsionsareals. Über alle Versuchsgruppen fanden wir eine signifikante negative Korrelation zwischen den Dopaminkonzentrationen im linken Striatum und der Latenz bis zum Aufgeben im Porsolt Test. Gleichzeitig fand sich eine positive Korrelation zwischen den linksstriatalen Dopaminspiegeln und der Latenz bis zur Nahrungsaufnahme im sogenannten ‚Novelty-suppressed feeding‘ Paradigma. Die MCAo führte zu einer signifikanten Abnahme der Dopaminspiegel im ischämischen Striatum und zum Verlust ipsilateraler Tyrosinhydroxylase + Neurone im Mittelhirn. Die subakute Behandlung mit Citalopram schwächte diese Effekte ab. Zusammenfassend eignet sich das untersuchte Ischämie paradigma zur Durchführung experimenteller Untersuchungen zur PSD. Die bisherigen Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung des mesolimbischen dopaminergen Systems für die Entwicklung affektiver Stigmata. Die subakute antidepressive Behandlung führte nicht nur zu einer Besserung auf der Verhaltensebene, sondern auch zu einem verringerten primären Läsionsvolumen und verringerter exofokaler Neurodegeneration im Mittelhirn. 002 Neuroimaging-Befunde zur Rolle der Amygdala bei affektiven Störungen Ludger Tebartz van Elst (Uniklinik Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) 003 Mäuse mit Mutationen des Glucocorticoidrezeptors als Depres sionsmodelle Freitag, 27. 11. 2009, 15.30 – 17.00 Uhr, Salon 21 FW-013 Forschungsworkshop Hirnstruktur und zelluläre Plastizität als neurobiologische Perspektiven für affektive Störungen Vorsitz: G. Kronenberg (Berlin), M. Colla (Berlin) 001 Mausmodell für ‚poststroke depression‘ Matthias Endres (Charité Universitätsmedizin, Klinik für Neurologie, Berlin) Einleitung: Die ‚poststroke‘ Depression (PSD) ist die häufigste neuropsychiatrische Komplikation des Schlaganfalls. Sie besitzt hohe Relevanz für Morbidität und Letalität nach einem ischämischen Hirninfarkt. Trotz ihrer großen klinischen Bedeutung steht die wissenschaftliche Beschäftigung mit der PSD erst am Anfang, nicht zuletzt, weil entsprechende Tiermodelle bislang nicht zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund wurde hier unser etabliertes Mausmodell der milden cerebralen Ischämie hinsichtlich des Auftretens von affektiven Auffälligkeiten sowie diesen zugrundeliegenden pathogenetischen Mechanismen evaluiert und Behandlungseffekte des selektiven Serotonin-wiederaufnahmehemmers Citalopram untersucht. Methode: 129/SV Mäuse wurden einer 30 min Okklusion der Arteria cerebri media (MCAo) mit anschließender Reperfusion unterzogen. Eine Gruppe der Tiere wurde ab Tag 7 nach MCAo kontinuierlich bis Versuchsende zum Zeitpunkt 16 Wochen nach Peter Gass (ZI Mannheim, AG Verhaltensbiologie) Einleitung: Präklinische Tiermodelle für psychiatrische Störungen zeigen eine wichtige Rolle von Glucocorticoidrezeptoren für emotionales Verhalten. Eine veränderte Signaltransduktion des Glucocorticoidrezeptors wird auch für die Pathogenese / Pathophysiologie der Depression diskutiert. Dies passt gut zu der Tatsache, dass Glucocorticoidrezeptoren molekulare Mechanismen von physio logischen und pathophysiologischen Stressreaktionen steuern. Methode: Vorgestellt werden Verhaltensdaten und molekulare / neurochemische Veränderungen bei Mausstämmen, die den Glucocorticoidrezeptor unter- oder überexprimieren. Diskussion / Ergebnisse: Mäuse mit gezielter Veränderung der Expression von Glucocorticoidrezeptoren zeigen charakteristische Veränderungen des HPA-Systems, die Aufschluss über die komplexen Regulationsmechanismen dieses Regelkreises geben. Mäuse mit einer Unterexpression des Glucocorticoidrezeptors zeigen ähnliche Veränderungen im DEX / CRH-Test wie schwer depressive Patienten. Darüberhinaus zeigen Mäuse mit Unter- oder Überexpression von Glucocorticoidrezeptoren charakteristische Verhaltensveränderungen, die sie als Modelle für affektive Störungen beim Menschen geeignet erscheinen lassen. Mäuse mit einer Unterexpression des Glucocorticoidrezeptors sind stressempfindlich und haben eine Prädisposition für die Entwicklung einer „erlernten Hilflosigkeit“, einem wichtigen Paradigma für depressive Veränderungen sowohl im Tier- wie im Humanbereich. Mäuse mit einer Überexpression des Glucocorticoidrezeptors erweisen sich dagegen als stressresistent und haben einen Schutz gegenüber depressiogenen Umwelteinflüssen. Die vorgestellten Mausmodelle eignen sich außerdem, um Glucocorticoidrezeptor-gesteuerte molekulare / 131 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 biochemische Prozesse zu studieren, die Korrelate für pathophysiologische Mechanismen depressiver Störungen darstellen konnten. Als ein wichtiges Steuermolekül, das in Glucocorticoidrezeptormutanten Mäusen dysreguliert ist, konnten wir das Neurotrophin BDNF identifizieren. 004 Hippokampale Glutamatspektroskopie bei bipolaren Patienten: Zusammenhang mit diurnalem Cortisol und Lithiumtherapie Michael Colla (Charité – CBF, Klinik für Psychiatrie, Berlin) F. Schubert, G. Kronenberg Einleitung: Nach mehr als 50 Jahren Verwendung in der klinischen Psychiatrie stellen Lithiumsalze weiterhin eine besonders effektive und verbreitete prophylaktische Behandlungsform der bipolaren affektiven Störung dar. Lithium induziert im Gehirn die Expression antiapoptotischer und neuroprotektiver Moleküle und fördert im adulten Gyrus dentatus die Neubildung neuer Nervenzellen. Dagegen werden erhöhte Glucocorticoidspiegel mit Dendritenatrophie, Exzitotoxizität und vermindertem Hippokampusvolumen in Verbindung gebracht. Störungen der Hypothalamus-Hypophysen- Nebennieren (HPA)-Achse sind bei Patienten mit bipolarer Störung gut belegt. Methode: Hier wurden 21 stabil remittierte bipolare Patienten mit langjähriger Lithiumbehandlung mit 19 sorgfältig gematchten Kon trollprobanden mittels 3T 1H-Magnetresonanzspektroskopie des linken und rechten Hippokampus verglichen. Die Aktivität des HPA-Systems wurde anhand von Speichelcortisolmessungen im Tagesverlauf charakterisiert. Diskussion / Ergebnisse: Die absoluten Konzentrationen von N-Acetylaspartat (NAA), Cholin-enthaltenden Verbindungen und Creatin unterschieden sich nicht zwischen der Patienten- und der Kontrollgruppe. Dagegen fand sich eine erhöhte Glutamatkonzen tration als Effekt des Patientenstatus (Patienten > Kontrollprobanden) sowie der Lateralität (linker > rechter Hippokampus). Ins gesamt zeigten die hippokampalen Glutamatkonzentrationen eine starke Korrelation mit den NAA-Spiegeln. Sowohl über beide Studiengruppen gerechnet als auch speziell in der Patientengruppe fand sich eine signifikante negative Korrelation zwischen diurnalen Cortisolspiegeln und hippokampalen Glutamatkonzentrationen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung hippokampaler Plastizität für die bipolare Störung und weisen Glutamat als einen spektroskopischen Marker des zellulären Strukturstoffwechsels aus, der unter gegensinnigen Einflüssen des Stressystems sowie von Lithium steht. Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 2 DF-002 Diskussionsforum S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression Vorsitz: M. Berger (Freiburg), G. Ollenschläger (Berlin) Mittwoch, 25. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Saal 8 FV-001 Sitzung Freier Vorträge Affektive Erkrankungen 1 Vorsitz: G. Hajak (Regensburg), C. Krüger (Berlin) 132 001 Neuronale Korrelate der Humorverarbeitung bei depressiven Pa tienten Nils Kohn (Klinik für Psychiatrie, Aachen) I. Falkenberg, T. Kellermann, V. Markov, J. Wilbers, U. Habel Einleitung: Anhedonie und niedergedrückte Stimmung sind als zentrale Merkmale der Depression charakteristisch. Diese Symptomatik hat neben der Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens auch Einflüße auf die Verarbeitung komplexer Situationen, wie beispielsweise kognitive Defizite bei der Humorverarbeitung zeigen (Ükermann et al., 2008). Neuronale Korrelate dieser Defizite sind jedoch bislang nicht untersucht worden. Methode: Die Verarbeitung humorvoller Stimuli wurde bei 12 depressiven Patienten und 32 gesunden Kontrollprobanden mittels 3T-fMRT untersucht. Hierzu wurden schwarz-weiß Cartoons und ähnlich gehaltene neutrale Bilder gezeigt. Diese mussten während der Scans auf einer 5-Punkte Skala hinsichtlich der subjektiv empfundenen Lustigkeit bewertet werden. Neben dem Kontrast von Cartoons gegen neutrale Bilder, wurde die empfundene Lustigkeit in Beziehung zur Hirnaktivierung gesetzt, um die Areale zu ermitteln, die mit Lustigkeit kovariieren. Diskussion / Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen auf Verhaltens ebene keine signifikanten Unterschiede in der Lustigkeitsbewertung der Cartoons zwischen depressiven Patienten und gesunden Kontrollprobanden. Bei gesunden Probanden finden sich stärkere Aktivierungen in inferior frontalen und parietalen Arealen, die für die Humorverarbeitung eine wichtige Rolle spielen. Diese Minderaktivierung bei Patienten könnte die berichteten kognitiven Defizite erklären. Patienten zeigen gleichzeitig auch stärkere Aktierungen in posterioren und anterioren cingulären Arealen, in superior frontalen Arealen und weiteren emotionsassoziierten Arealen, in denen gerade bei emotionalen Aufgaben häufig veränderte Aktivierungsmuster bei depressiven Patienten gefunden wurden. In einem weiteren Schritt soll die Auswirkung eines Humortrainings auf die neuronalen Korrelate der Humorverarbeitung untersucht werden. 002 Major Depression im Alter: Einfluss von Dauer der letzten depressiven Episode auf Veränderungen im Hippocampus und kognitive Funktionen – Unterschiede zwischen frühem und spätem Krankheitsbegin Martina Ballmaier (Charité, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) A. Kumar, E. M. Craciun, A. Heinz, A. Toga Einleitung: Bei älteren Menschen mit Major Depression ist der mögliche Einfluss der Krankheitsdauer auf die Struktur des Hippocampus bereits untersucht worden. Ungeklärt bleibt jedoch die Frage, in wie weit die Dauer der letzten depressiven Episode zu regional spezifischen Anomalien und kognitiven Beeinträchtigungen führt. Methode: In der vorliegenden Studie haben wir 24 Patienten mit frühem Krankheitsbeginn, 22 Patienten mit spätem Krankheits beginn (nach dem 60. Lebensjahr) und 34 Kontrollpersonen mit struktureller Bildgebung untersucht und eine neu entwickelte computerisierte Methode „mesh-based geometrical modeling“ angewandt, um die untersuchten Korrelationen auf hochauflösenden statistischen „Mappen“ darzustellen. Zusätzlich wurde eine tradi tionelle volumetrische Analyse durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: Für die gesamte Patientengruppe zeigte sich eine signifikante positive Korrelation zwischen der Dauer der letzten depressiven Episode und regionalen Veränderungen in spezifischen Subregionen des Hippocampus, insbesondere CA2-CA3 und Subiculum. Diese Korrelation zeigte sich sowohl bei Patienten mit frühem als auch mit spätem Krankheitsbeginn, wobei in der letzteren Gruppe die strukturellen Anomalien deutlich ausgeprägter waren (Bild 1). Ganzvolumenmessungen des Hippocampus be- Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 stätigten diese Ergebnisse für die gesamte Patientengruppe und die Untergruppe mit spätem Krankheitsbeginn, nicht aber für Pa tienten mit frühem Krankheitsbeginn. Trotz insgesamt kürzerem Krankheitsverlauf, korrelierte zudem bei Patienten mit spätem Krankheitsbeginn die Dauer der letzten depressiven Episode positiv mit der Schwere von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfunk tionen. Dies zeigte sich nicht bei Patienten mit frühem Krankheitsbeginn. Unsere Ergebnisse unterstreichen die mögliche Bedeutung der Dauer der letzten depressiven Episode als kritisches Zeitfenster, um die unterschiedliche Vulnerabilität des Hippocampus sowie die Ausprägung von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen abhängig vom Krankheitsbeginn differenzieren und Risikoprofile wie auch Therapieoptionen besser definieren zu können. Ballmaier M, Elderkin-Thompson V, Narr KL, Zoli M, Toga AW, Heinz A, Kumar A. Index episode duration and regional hippocampal morphology in elderly depression (submitted). Ballmaier M, Narr KL, Toga AW, Elderkin-Thompson V, Thompson PM, Hamilton L, Haroon E, Pham D, Heinz A, Kumar A. Hippocampal morphology and distinguishing late-onset from early-onset elderly depression. (2008) Am J Psychiatry 165:229-237. lediglich ein signifikanter Unterschied zwischen die Gruppe der 50 – 59-Jährigen und der 70 – 79-Jährigen (OR=1,548, p=0,035), für den PHQ-2 zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen der Gruppe der 50 – 59-Jährigen und den 70 – 79-Jährigen (OR=1,762; p=0,031) bzw. den 80-Jährigen und älteren (OR=2,625, p=,009). Die Mittelwerte von ADS und PHQ-2 korrelieren lediglich in einem mittleren positiven Wert (r = 0,52). Die ADS findet deutlich höhere Prävalenzen als der PHQ-2. Dennoch werden je nach Altersgruppe zwischen 3,6 % und 7,8 % der Stichprobe nur vom PHQ-2 und zwischen 9,0 % und 14,9 % nur von der ADS als depressiv identifiziert. Die gefundenen Prävalenzen depressiver Beschwerden bei Älteren werden in die vorhandene Befundlage eingeordnet und die Bedeutung methodischer Aspekte, insbesondere der In strumentenwahl, kritisch diskutiert. 004 Exekutive Funktionen bei jugendlichen Patienten mit Affektiven Störungen Lea Woldt (Charité, Kinder- u. Jugendpsychiatrie, Berlin) N. Schneider, A. Korte, J. Bottin, E. Pfeiffer, U. Lehmkuhl, H. SalbachAndrae Einleitung: Flexibles Verhalten, das Erlernen und das Umlernen belohnungsassoziierter Stimuli sind vor allem im sozialen Kontext essentiell. Neuropsychologisch wird versucht, dies u. a. über „object reversal tasks“ zu erfassen. Diesen Untersuchungen liegen Annahmen zur Bedeutung von Dopamin als zentralem Neurotransmitter für Lernprozesse, Belohnungsvorhersage und Kognitionen zugrunde (u. a. Kringelbach, 2004; Klein et al., 2007). Bisherige Studien konnten für Patienten mit Affektiven Störungen (AS) Defizite bezüglich des Umlernens belohnungsassoziierter Stimuli aufzeigen (z. B. Gorrindo et al., 2005). Ziel unserer Untersuchung ist die Überprüfung belohnungsassoziierten Lernens bei jugendlichen Patienten mit AS. Methode: Bis dato gingen 51 PatientInnen (17 weibliche und 9 männliche Patienten mit AS (MAlter = 15.9 ± 1.1) sowie 15 weibliche und 10 männliche Kontrollpersonen (MAlter = 15.7 ± 1.4)) in unsere Studie ein. Alle Probanden führten den probabilistischen Object Reversal Task (pORT; Reischies, 1998) sowie eine neuropsychologische Testbatterie durch. Diskussion / Ergebnisse: Mittelwertsvergleiche (t-Tests) ergaben signifikante Unterschiede zwischen Kontroll- und Experimentalgruppe hinsichtlich der Depressivität (AS > KG; T = 5.5, p < .001), jedoch keine signifikanten Unterschiede bezüglich der erhobenen Variablen im pORT oder der Arbeitsgeschwindigkeit. 003 Die Prävalenz depressiver Beschwerden bei Älteren in der Bundesrepublik Deutschland – Welche Rolle spielen methodische Aspekte für die identifizierten Prävalenzen 005 „Heaven meets hell“: Untersuchung der neuronalen Korrelate affektiver Assoziationen mittels semantischem Priming Elmar Brähler (Universität Leipzig, Medizinische Psychologie) T. Gunzelmann, H. Glaesmer Einleitung: Depressive Beschwerden treten auch bei der älteren Allgemeinbevölkerung häufig auf. Die Prävalenzraten variieren unter anderem in Abhängigkeit von den methodischen Aspekten der zu Grunde liegenden Studien zwischen 8 % und 16 %. Es ist außerdem nicht geklärt, ob depressive Beschwerden bei Älteren über die Altersgruppen zunehmen. Methode: In einer repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe ab 50jähriger (n=1.156) wurden depressive Beschwerden mit der Allgemeinen Depressionsskala (ADS) und dem 2-Item-Kurzscreener des Patient Health Questionnaire (PHQ-2) mittels Faceto-Face-Befragung erfasst. Diskussion / Ergebnisse: 15,9 % der untersuchten Personen wurden anhand der ADS, aber 9,6 % mit dem PHQ-2 als depressiv klassifiziert. Die Prävalenzen nehmen über die Altersgruppen kontinuierlich zu. In logistischen Regressionen fanden sich für die ADS Katharina Saß (RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie) I. Reinhardt, S. Eskens, S. Gauggel, T. Kircher Einleitung: Die Wissensorganisation im Rahmen eines semantischen Netzwerks gilt als etabliertes Konzept. Die neuronalen Grund lagen dieses Netzwerks sind jedoch erst in Ansätzen verstanden. Ziele der vorliegenden Studie sind die Untersuchung (a) des Einflusses von emotionalen Assoziationen auf das semantische Netzwerk und (b) der neuronalen Korrelate von affektiven Assoziationen. Weiterführend sollen Panik- und Depressionspatienten untersucht werden, die eine unterschiedliche Verarbeitung emotionaler Informationen aufweisen. Methode: Im Rahmen eines semantischen Priming Paradigmas (SOA = 200 ms) wurden 16 gesunde Probanden an einem 3T-Kernspintomographen untersucht. Folgende Bedingungen wurden präsentiert: (a) positiv, (b) negativ und (c) neutral verbundene Wortpaare, sowie (d) emotional oder (e) neutral unverbundene Wortpaare und eine (f) Pseudowort-Bedingung. 133 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Diskussion / Ergebnisse: Auf Verhaltensebene ließ sich ein Primingeffekt für positive und neutrale Wortpaare nachweisen, währenddessen negative Wortpaare nur unter spezifischen Bedingungen einen Primingeffekt zeigten. Auf neuronaler Ebene verursachten die positiven Wörter Signalveränderungen in rechts fronto-temporalen Regionen (inkl. Hippocampus). Die negativen Wortpaare führten zu weitläufigen bilateral fronto-parieto-occipitalen Aktierungen. Die neutralen Wortpaare verursachten Aktivierungen in bilateral fronto-parietalen Regionen. Der Vergleich der emotionalen Bedingungen zeigte eine gemeinsame Aktivierung im Bereich des linken mittleren temporalen Gyrus, sowie des Precuneus. Gemeinsame Deaktivierungen für alle Bedingungen fanden sich im rechten inferior und linken superior frontalen Gyrus. Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass emotionale Assoziationen eine relevante Rolle im semantischen Netzwerk spielen. Während positive Assoziationen zu rechtshemisphärischen Aktivierungen führten, verursachten die negativen Verbindungen weitläufige bilaterale Aktivierungen, was dafür spricht, dass diese „schwieriger“ zu verarbeiten sind, d. h. negative Assoziationen inhibieren die Optimierung der Wortverarbeitung und benötigen daher mehr Zeit um verarbeitet zu werden. Gemeinsame Aktivierungen ließen sich trotz allem in bilateral frontalen Regionen nachweisen, was dafür spricht, dass alle Beziehungen ein gemeinsames semantisches Netzwerk ansprechen. Für Patienten mit Panikstörung und Depression erwarten wir hingegen unterschiedliche Aktivierungsmuster vor allem im Rahmen der emotionalen Stimuli, die mit einer verstärkten Verarbeitung von negativen Wortpaaren einhergehen könnte. Donnerstag, 26. 11. 2009, 08.30 – 10.00 Uhr, Salon 17/18 FV-004 Sitzung Freier Vorträge Affektive Erkrankungen 2 Vorsitz: A. Szegedi (New Jersey), D. Riemann (Freiburg) 001 Anhedonie, Fatigue und depressive Verstimmung als Screen ingsymptome für Depression bei körperlich Kranken Ingrid Sibitz (Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Österreich) P. Berger, M. Freidl, A. Topitz, M. Krautgartner, W. Spiegel, H. Katschnig Einleitung: In dieser Studie wurde die Bedeutung von Anhedonie, Fatigue und depressive Verstimmung, der drei Kernsymptome der Depression, für die Erfassung einer Depression bei körperlich Kranken im Allgemeinkrankenhaus erhoben. Auch wurde untersucht, ob Fälle von Depression übersehen worden wären, hätte man Fatigue nicht erfasst oder wenn man depressive Verstimmung für ein positives Screening vorausgesetzt hätte. Methode: Die Symptome wurden mitttels einer modifizierten Version des Patientenfragebogens von Spitzer et al erfasst und im Anschluss daran wurden die PatientInnen mit dem CIDI (Composite International Diagnostic Interview) zur Erhebung von ICD-10 Diagnosen interviewt. Diskussion / Ergebnisse: Von den insgesamt 290 PatientInnen litten 63 (21.7 %) unter einer depressiven Episode. Wurden das Vorhandensein von mindestens zwei der drei Kernsymptome gefordert (ICD-10 Algorithmus), so fand sich eine Sensitivität von 93.2 % und eine Spezifität von 72.7 %. Bei Anwendung des einfacheren DSM-IV Algorithmus – Anhedonie oder depressive Verstimmung müssen vorhanden sein – zeigte sich eine etwas höhere Sensitivität von 95.2 % und eine geringfügig niedrigere Spezifität 134 (66.5 %). Eine von fünf Personen mit einer depressiven Episode gab keine depressive Verstimmung im Screening an. Die Ergebnisse legen nahe, dass im Screening auf Depression bei körperlich Kranken neben dem Symptom der depressiven Verstimmung die Anhedonie inkludiert werden soll, während Fatigue ignoriert werden kann. Da bei einem nicht unerheblichen Teil aller PatientInnen mit Depression die depressive Verstimmung jedoch nicht gegeben ist, ist es von besonderer Bedeutung, vor allem nicht psychiatrisch tätige ÄrztInnen darin zu schulen, ihre PatientInnen auf das weniger offensichtliche Symptom der Anhedonie zu screenen. 002 Stimmungsbeurteilung am Computer – die Hell-Dunkel-Skala Bernhard Weber (Klinikum Goethe Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Frankfurt) N. Helbing, P. Fey, J. Fritze, B. Schneider, T. Wetterling Einleitung: Die Hell-Dunkel-Skala (HDS) soll depressiven Patienten die Möglichkeit eröffnen, auf einem konventionellen PC-Monitor ihre aktuelle Stimmung durch Regulierung der Helligkeit eines Skalenfeldes intuitiv zu beurteilen. Validität, Reliabilität und Tauglichkeit der HDS wurden untersucht. Methode: 128 depressive Patienten wurden neben der HDS mit der Hamilton Depression Rating Scale (HDRS), den Clinical Global Impressions (CGI), dem Beck-Depressions-Inventar (BDI), den Profile of Mood States (POMS) mit den Subskalen ,Niedergeschlagenheit‘ (N), ,Mutlosigkeit‘ (MU), ,Tatendrang‘ (T) und ,Missmut‘ (MI) sowie einer Visuellen Analog (Stimmungs-)Skala (VAS) unter sucht. Bei 52 Patienten erfolgte eine Wiederholungsuntersuchung nach 15 Minuten zur Prüfung der Retest-Reliabilität und bei 87 Patienten eine Wiederholungsuntersuchung nach vier Wochen zur Bestimmung der Änderungssensitivität. Diskussion / Ergebnisse: Hochsignifikante Korrelationen zwischen HDS einerseits und BDI (R=0,61), POMS-Subskalen (N: R=0,71; MU: R=0,53; T: R=-0,57; MI: R=0,44) sowie der VAS (R=0,81) andererseits belegen die Validität der Skala. Mit den Fremdbeurteilungen HDRS (R=0,44) und CGI (R=0,30) korrelierte die HDS ebenfalls hochsignifikant, aber erwartungsgemäß mit niedrigeren Koeffizienten. Für Retest-Reliabilität (R=0,83) und Änderungssensitivität (R=0,44) ergaben sich zufriedenstellende Ergebnisse. Eine Kontrolluntersuchung an 96 gesunden Probanden ergab signifikant niedrigere Werte als in der Patientengruppe (14,7 ± 15,6 vs. 43,8 ± 23,3; Z=8,95; p<0,000001). Bei geringerer Varianz zeigten sich niedrigere Korrelationen zu den POMS-Subskalen (N: R=0,37; MU: R=0,25; T: R=-0,06; MI: R=0,36) und der VAS (R=0,47). Auch die an 49 der Kontrollpersonen geprüfte Retest-Reliabilität zeigte mit R=0,64 etwas schlechtere Werte. Die HDS ist als valides und reliables Instrument zur Selbstbeurteilung der aktuellen Stimmungslage depressiver Patienten am Computer geeignet. Ihre Besonderheiten liegen in der raschen Durchführbarkeit, der automatisierten Auswertung sowie der intuitiv und weniger kognitiv gesteuerten Dokumentation der Stimmungslage. Für gesunde Personen erscheint die Skala aufgrund von Bodeneffekten nur eingeschränkt tauglich. 003 Wie generalisierbar sind Ergebnisse von randomisierten, Plazebo kontrollierten Phase-III-Antidepressiva Studien? Florian Seemüller (LMU, Psychiatrie und Psychotherapie, München) H.-J. Möller, M. Obermeier, R. Schennach-Wolff, M. Riedel Einleitung: Aufgrund strenger Ein- und Ausschlusskriterien sind die Ergebnisse von randomisierten Plazebo kontrollierten Studien nur begrenzt auf den klinischen Alltag übertragbar. Wie stark der Einfluss von Ausschlußkriterien auf das therapeutische Ansprechen einer antidepressiven Behandlung ist, wurde bisher noch nicht untersucht. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Methode: Retrospektive Analyse einer prospektiven multizentrischen Follow-Up Studie, die im Rahmen des Kompetenznetzes für Depression an 1014 depressiven stationären Patienten durchgeführt wurde. Alle Patienten erfüllten ICD-10 und DSM-IV Kriterien für eine Major Depression. Die Patienten wurden psychopathologisch 2-wöchentlich bis zur Entlassung untersucht. Mit Hilfe der gebräuchlichsten Ein und Ausschlusskriterien wurden 2 Gruppen gebildet: (1) Patienten die keines der Ausschlusskriterien erfüllen und somit theoretisch in eine randomisierte, Plazebo kontrollierte Antidepressiva Studie einschließbar wären (Efficacy-Gruppe). (2) Patienten, die ein oder mehr Ausschlusskriterien erfüllen und nicht eingeschlossen werden könnten (Non-efficacy Gruppe). Die Effi cacy Gruppe wurde mit der Non-Efficacy Gruppe im Hinblick auf therapeutisches Ansprechen (Response, Remission, Time to Response, Time to Remission etc.) sowie im Hinblick auf verschiede soziodemographische und klinische Variablen verglichen. Diskussion / Ergebnisse: Patienten in der Efficacy-Gruppe waren älter, wurden häufiger in Universitätskliniken behandelt und wiesen einem signifikant höheren GAF bei Entlassung auf. Es gab keine Unterschiede bezüglich Response- und Remissionsraten, Länge der Aufenthaltsdauer, HAMD-17 bei Entlassung, Time to Response bzw. Time to Remission. Möglicherweise sind Ergebnisse aus doppleblinden Plazebo kontrollierten randomisierten „Efficacy“ Studien besser generalisierbar als bisher angenommen. Rating Scale (MADRS) und dem Hamilton Depressions Ratingscore (HRDS28) gemessen. Diskussion / Ergebnisse: Die antidepressive Wirksamkeit der MKT und EKT war gleich gut und signifikant mit dem Vorteil der MKT der wenigeren kognitiven Nebenwirkungen und einer schnelleren Reorientierungsphase nach dem Krampfanfall. Die Einschränkung besteht darin, dass bisher nur eine kleine Anzahl von Patienten mit MKT behandelt worden ist. 005 Verminderte Schlafqualität bei kardiovaskulär erkrankten Patienten: Ein Prognosemaß für depressive Symptome 004 Antidepressive wirkung von Magnetkrampftherapie versus Elek trokrampftherapie Sarah Kayser (Universitätsklinik, Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) T. E. Schlaepfer Einleitung: Seit fast 70 Jahren wird die Elektrokrampftherapie (EKT) bei Patienten mit therapieresistenten Depressionen (TRD) angewandt. Trotz ständiger technischer Verbesserungen hat die EKT zwei grundlegende Nachteile wie eine hohe Rückfallsquote und teilweise ausgeprägte kognitive Nebenwirkungen. Obschon der Wirkmechanismus der EKT noch nicht abschließend geklärt ist, ist deren gute antidepressive Wirksamkeit unumstritten. Eine Weiterentwicklung aus der transcraniellen Magnetstimulation (TMS) ist die Magnetkrampftherapie (MKT). Die Grundidee der Entwicklung der MKT ist die Hypothese, dass durch ein lokales, exakt kontrollierbares Auslösen des generalisierten Krampfes solche Nebenwirkungen vermieden werden könnten. Methode: In einer klinischen Studie an der Universität Bonn sind mittlerer weile zehn Patienten, die an einer TRD litten, mit der MKT behandelt worden und mit einer Vergleichsgruppe von zehn Patienten, die mit EKT behandelt worden, verglichen worden. Die Schwere und der Verlauf der depressiven Symptome wurden mittels Depressionsratings wie der Montgomery-Åsberg Depression Christine Norra (Ruhr-Universität Bochum, Psychiatrie Psychotherapie) M. Böcker, J. Kummer, M. Arndt, E. Skobel, P. Schauerte, S. Gauggel, T. Forkmann Einleitung: Schlafstörungen und Herzerkrankungen stehen in einem direkten, bislang nicht eindeutig geklärten Zusammenhang (Sinha et al., JACC 2004). Zunehmend finden komorbide depres sive Störungsbilder aufgrund erhöhter kardialer Mortalität Beachtung wie z. B. bei der Herzinsuffizienz (Norra et al., Int J Cardiol 2008). Obwohl Schlafstörungen bei Patienten mit Depression regelhaft auftreten, ist offen, inwieweit sie auch bei kardiovaskulär erkrankten Patienten mit depressiven Symptomen einhergehen. Methode: 204 stationäre Patienten (91f, 113m) wurden konsekutiv rekrutiert, davon 94 mit unterschiedlichen kardiovaskulären Erkrankungen und 110 Patienten, die wegen einer Depression behandelt wurden. Die ICD-10-Diagnose einer depressiven Episode wurde anhand der Internationalen Diagnostischen Checkliste (IDCL) gesichert. Alle Teilnehmer erhielten Selbstbeurteilungsinstrumente zur Einschätzung ihrer Schlafqualität (PSQI) sowie depressiver Beschwerden (BDI). Diskussion / Ergebnisse: Eine reduzierte Schlafqualität (PSQI>5) wurde bei 86,4 % der psychiatrischen Patienten mit Depression ermittelt (Mw+/-Std.: PSQI=11,76+/-4,77, BDI=27,11+/-10,54), ebenso aber bei 60 % der 80 Kardio-Patienten ohne (PSQI=5,59+/ -3,73, BDI 4,47+/-3,07) und allen übrigen 14 Kardio-Patienten mit komorbider Depressionsdiagnose (PSQI=12,00+/-3,53, BDI=17,86+/ -4,28); letztere beschrieben ähnlich wie die primär depressiven psychiatrischen Patienten ein in allen Komponenten verschlechtertes Schlafprofil. In der Gesamtgruppe der Kardio-Patienten prädizieren die Schlafkomponenten „subjektive Schlafqualität“ und „Tagesmüdigkeit“ (r=0,40 bzw. r=0,34) hochsignifikant erhöhte BDI- Depressionssyndrome. Schlafstörungsprofile bei Herzpatienten belegen mehrheitlich deutliche Schlafqualitätseinbußen, sehr ausgeprägt bei zeitgleicher depressiver Episode. Insbesondere die subjektive Schlafqualität und Tagesmüdigkeit könnten Vorhersagema- 135 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 ße für (sub)klinische, depressive Beschwerden darstellen – allerdings können nur schlafpolygraphischen Daten eine Aussage über ggf. zugrunde liegende schlafbezogene Atmungsstörungen treffen, die hier ebenfalls zu Depressivität und Tagesmüdigkeit führen können (Skobel et al., Eur J Heart Fail 2005). Daher sollten Schlafqualitätserhebungen im kardio-pneumologischen Setting auch als erstes Screening auf potentielle komorbide und therapiewürdige Depressionen mit angesehen werden. 006 Der Einfluss von Alter, Geschlecht, Rauchen und Komedikation auf die Serumkonzentrationen von Venlafaxin und O-desmethylvenlafaxin unter naturalistischen Bedingungen Bruno Pfuhlmann (Universitätsklinikum Würzburg, Psychiatrische Klinik) C. Greiner, E. Haen, C. Hiemke Einleitung: Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) ist als Methode zur Optimierung einer antidepressiven Therapie mit Venlafaxin, einem breit eingesetzten modernen Antidepressivum, das als selektiver Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wirkt, etabliert. Insbesondere der Einfluss pharmakokinetischer Faktoren in der Therapie lässt sich mittels TDM kontrollieren. Ziel dieser Untersuchung war es, den Effekt von Alter, Geschlecht, Rauchen und verabreichter psychotroper Komedikation auf die Pharmakokinetik von Venlafaxin und seines Hauptmetaboliten O-desmethylvenlafaxin unter klinischen Alltagsbedingungen näher zu beleuchten. Methode: Alle TDM-Analysen von Venlafaxin, die während der Jahre 2004-2006 bei einem unselektierten Kollektiv von Patienten in den psychiatrischen Universitätskliniken Mainz, Regensburg und Würzburg durchgeführt wurden, wurden retrospektiv ausgewertet. Die Bestimmung der Serumspiegel von Venlafaxin und O-desmethylvenlafaxin erfolgte in den TDM-Laboratorien der drei beteiligten Kliniken mittels einer nahezu identischen Hochlei stungs-Flüssigkeitschromatographie (HPLC)- Methode. Pro Patient wurde nur eine Bestimmung in die Auswertung einbezogen, um eine Verzerrung der Resultate durch multiplen Einschluss derselben Individuen zu vermeiden. Diskussion / Ergebnisse: Insgesamt wurden 478 Bestimmungen ausgewertet (304 Frauen, 174 Männer). Die bei den einzelnen Dosierungsstufen resultierenden Serumkonzentrationen variierten interindividuell erheblich. Verglichen wurden jeweils dosiskorrigierte Serumspiegel. Frauen wiesen signifikant höhere Spiegel als Männer auf und Patienten über 60 Jahre höhere Spiegel als jüngere Patienten. Bei Rauchern wurden dagegen signifikant niedrigere Serumkonzentrationen beobachtet als bei Nichtrauchern. Nur eine Minderheit von 45 Patienten (9 %) erhielt Venlafaxin in Monotherapie. Eine Komedikation mit anderen Antidepressiva, Antipsychotika oder Stimmungsstabilisierern war generell assoziiert mit einer im Vergleich zu monotherapeutisch behandelten Patienten niedrigeren O-desmethylvenlafaxin/Venlafaxin-Ratio, was auf einen unter diesen Bedingungen verlangsamten Metabolismus via CYP2D6 hinweist. Die O-desmethylvenlafaxin/Venlafaxin-Ratio verringerte sich auch mit zunehmender Anzahl von verabreichten psychotropen Komedikamenten. Insgesamt bekräftigen unsere Ergebnisse, dass TDM ein wichtiges Instrument zur Kontrolle pharmakokinetischer Faktoren in einer antidepressiven Therapie mit Venlafaxin darstellt und sowohl zur Vermeidung inadäquater Dosierungen als auch zur Erkennung potentiell problematischer Medikamenten interaktionen hilfreich sein kann. 136 Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-014 Posterpräsentation Affektive Störungen 2 (Symptome, Komorbidität) Vorsitz: H. Himmerich (Leipzig) 001 Das metabolische Syndrom: Eine Verlaufsstudie über akut depressive, stationäre Patienten Hans-Jörg Assion (GPZ Lippe, Fachklinik für Psychiatrie, Detmold) N. Richter, G. Juckel Einleitung: Studien über depressive Störungen zeigen, dass die Rate eines metabolischen Syndroms bei diesen Erkrankungen höher ist. Bisher gibt es nur wenige Untersuchungen über die Assoziation mit dem Schweregrad der Depression und bestimmten Laborparametern. Methode: Es wurden 60 Patienten mit einer akuten depressiven Episode untersucht und einer psychometrischen Testung (HAMD, BDI, GAF, CGI) unterzogen. Es wurde ein Screening gemäß NCEP-ATP-III durchgeführt und es erfolgten Laboruntersuchungen (CRP, Cholesterin, HDL-Cholesterin, Nüchtern-Glukose, Triglyeride, Leptine). Nach der (Teil)Remission wurden die Patienten nachuntersucht (n=42). Diskussion / Ergebnisse: 25 % der Patienten erfüllten die Kriterien eines metabolischen Syndroms. In dieser Gruppe bestand eine positive Korrelation zwischen den Triglycerid-Werten und der Schwere der Depression. Diese Gruppe der Patienten dürfte von einer antidepressiven Therapie auch hinsichtlich der metabolischen Situation profitieren. 002 Persistierende nonverbale Gedächtnisbeeinträchtigungen bei remittierter unipolarer Depression – verursacht durch Enkodierungsdefizite? Andreas Behnken (Universitätklinikum Münster, Klinik für Psychia trie) S. Schöning, J. Gerß, K. Carsten, R. de Jong-Meyer, Z. Peter, V. Arolt Einleitung: Bei remittierten depressiven Patienten liegen Hinweise für anhaltende kognitive Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Domänen vor (Austin et al., 2001). Allerdings wurde in bisherigen Studien nur partiell zwischen unterschiedlichen Gedächtnisfunk tionen – Arbeitsgedächtnis, episodisches Gedächtnis, semantisches, verbales oder nonverbales Gedächtnis – differenziert. Nach Deckersbach und Kollegen (2004) sind Organisationsstrategien während des Enkodierungsprozesses wichtige Voraussetzungen für spätere Gedächtnisleistungen. Wir untersuchten im Rahmen eines größeren Gesamtprojektes den Einfluss von Organisationsstrategien während der Enkodierung auf nonverbale Gedächtnisleistungen bei remittierten unipolar depressiven Patienten und Kontrollprobanden. Methode: Eingeschlossen wurden 30 remittierte unipolar depressive Patienten (HAMD < 8) und 30 gesunde, in Alter, Geschlecht und Bildungsstand vergleichbare Kontrollprobanden. Die nonverbale Gedächtnisleistung wurde mit dem Rey-Osterrieth-ComplexFigure-Test erfasst, die Organisationsstrategien mit dem Savage Organizational Score (Savage et al., 1999). Der Einfluss von Organisationsstrategien auf nonverbale Gedächtnisleistungen wurde mittels multipler Regressionsanalysen und des Sobel Tests (Sobel, 1982) geprüft. Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigten remittierte depressive Patienten Einschränkungen in der nonverbalen Gedächtnisleistung (p = 0,01). Darüber hinaus wiesen Patienten verminderte Organisationsstrategien während des Lern- Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 vorgangs auf (p = 0,001). Demgegenüber konnten keine räumlichkonstruktiven Defizite beim unmittelbaren Kopieren der Vorlage festgestellt werden. Die vorliegende Untersuchung gibt Hinweise darauf, dass Patienten mit remittierter unipolarer Depression persistierende nonverbale Gedächtnisbeeinträchtigungen zeigen, die durch die Anwendung defizitärer Organisationsstrategien während der Enkodierungsphase moduliert werden. Entsprechend könnten diese „sekundären“ Gedächtnisdefizite eher Enkodierungsschwierigkeiten als Retentionsschwächen reflektieren (Shin et al., 2004). Persistierende neuropsychologische Defizite können den Rehabilitationsprozess beeinflussen und damit eine mögliche Barriere für die soziale Reintegration darstellen. Unsere Ergebnisse lassen den Einsatz zusätzlicher therapeutischer Maßnahmen, z. B. Trainings zur Verbesserung der Organisations- und Gedächtnisfunktionen, als sinnvoll erscheinen. 003 Spontane und induzierte Rumination im Alltag Silke Huffziger (ZI Mannheim, AG Verlaufsforschung) T. Dünkel, U. W. Ebner-Priemer, C. Kühner Einleitung: Rumination gilt als wichtiger kognitiver Vulnerabilitätsfaktor der Depression. Bisherige Forschungsansätze umfassen experimentelle Laborstudien, sowie quer- und längsschnittliche Beobachtungsstudien. Studien, die die Effekte von spontaner und induzierter Rumination im Alltag erfassen und damit die ökologische Validität des Konzepts bestätigen, fehlen bislang. Die vorliegende Studie verwendet die Methode des Ambulanten Assessments, um in einer Gemeindestichprobe junger Erwachsener spontane Rumination und die Effekte induzierter Rumination im Alltag zu untersuchen. Methode: 40 junge Erwachsene (50 % Männer; 18 – 25 Jahre) erhielten für zwei Tage (Induktionstag und Nichtinduktionstag) einen Palm, auf dem sie 10 Mal pro Tag spontane Rumination und Stimmung (Valence, Calmness, Energetic Arousal) einschätzen sollten. Am Induktionstag erfolgte zusätzlich eine dreiminütige Induktion eines ruminativen Aufmerksamkeitsfokus mit anschließend erneuter Einschätzung von Rumination und Stimmung (AB / BA-Crossover-Design). Habituelle Rumination sowie Depressivität wurden über Fragebögen erfasst (RSQ-D, BDI-II). Analysen erfolgten u. a. mit hierarchisch linearen Modellen. Diskussion / Ergebnisse: Aggregierte spontane Rumination war signifikant positiv mit habitueller selbstbezogener Rumination und Depressivität korreliert. Spontane Rumination war außerdem hoch signifikant mit schlechteren spontanen Stimmungswerten (Valence, Calmness) korreliert, auch unter Kontrolle der Depressivität. Die Induktion eines ruminativen Aufmerksamkeitsfokus führte zu einer signifikanten prä-post Zunahme von spontaner Rumination und einer signifikanten Stimmungsverschlechterung (Reduktion von Valence und Calmness), diese Effekte wurden nicht durch Depressivität moderiert. Wir identifizierten zudem ein höheres durchschnittliches Ausmaß an spontaner Rumination und geringere Energetic Arousal Werte am Induktionstag als am Nicht-Induktions tag. Diskussion: In einer Stichprobe junger Erwachsener konnten wir zeigen, dass spontane Rumination im Alltag mit habitueller selbstbezogner Rumination, mehr Depressivität und schlechteren spontanen Stimmungswerten assoziiert war. Die Induktion eines ruminativen Grübelfokus mehrmals am Tag führte zu unmittelbar höheren spontanen Ruminations- und schlechteren Stimmungswerten und resultierte in durchschnittlich schlechterer Stimmung im Vergleich zu einem Tag ohne Ruminationsinduktion. Die Ergebnisse bestätigen die ökologische Validität des Ruminationskonstrukts. 004 Defizite der expliziten Erkennung und impliziten Wahrnehmung positiver Stimuli bei Patienten mit uni- und bipolarer Depression in Abhängigkeit der Stimulusmodalität Andrea Knorr (Magdeburg) B. Wendt, G. Szycik, D. Horn, A. Osoba, C. Metzger, J. Steiner, B. Bogerts, M. Walter Einleitung: Eine gestörte Verarbeitung emotional salienter Stimuli ist für Patienten mit affektiven Störungen gut belegt. Die beschriebenen Abweichungen betreffen hierbei nicht nur die Bewertung der eigenen Emotionen sondern auch der Emotionen anderer sowie ferner die Zuordnung emotionaler Wertigkeit in sozialen Kontextsituationen. Neben dieser primär evaluativen Funktion gibt es jedoch zahlreiche Hinweise über eine basale Störung bereits während der Wahrnehmung von Emotionen sowie der Reagibilität auf affektive Reize. Hierbei ist vor allem ein vermindertes Ansprechen auf positive Reize und eine Hypereagibilität bei negativen, vor allem angstauslösenden Reizen dokumentiert. Während die neurobiologischen Korrelate dieser Störungen umfassend untersucht wurden, ist eine modalitätsspezifische Untersuchung eines affek tiven Wahrnehmungsdefizites für unterschiedliche sensorische Sinneskanäle bislang nicht erfolgt. Ebensowenig wurde bislang untersucht, inwiefern die Defizite in der Wahrnehmung und Bewertung für unterschiedliche Emotionen auf die gleiche sensorische Dysfunktion zurückzuführen ist, oder ob hierfür dimensions- und modalitätsspezifische Defizite isoliert werden können. Methode: 20 Patienten mit uni- und bipolarer Depression und 20 gesunde Vergleichsprobanden wurden in einer psychologischen Testbatterie zur emotionalen Verarbeitung untersucht. Es wurden sowohl explizit sujektive Bewertungen der Emotionen Trauer, Freude und Angst erfasst und verglichen als auch deren implizite Wirkung als Distraktoren in Reaktionszeitexperimenten. Ein emotionaler und eine modalitätsabhängiger Bias wurde durch eine Inkongruenzsituation überprüft. Es wurden akkustische und visuelle Reize des Magdeburger Prosodiekorpus sowie des International Affektive Picture Systems (IAPS) verwendet. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigte sich in der Validierung ein besonderer Salienzeffekt bei gesunden für die Emotion Freude, jedoch nur bei visuellen Stimuli. Bei Patienten ist dieser Interaktionseffekt vermindert. Depressive Patienten geben an, dass sie freudige Bilder als weniger positiv empfinden. Dieser subjektive Unterschied zeigt sich ebenfalls in der behavioralen Erfassung der impliziten emotionalen Salienz positiver Bilder. Diskussion Es konnte gezeigt werden, dass für die gestörte emotionalen Bewertung von Ereignissen durch depressive Patienten auch ein sensorisches Defizit, vor allem in der visuellen Modalität, zugrunde liegt. 005 Affektive Störungen in Remission: Hinweise für Zusammenhänge persistierender neuropsychologischer Auffälligkeiten mit HPAAchsen Dysregulation? Jan-Philipp Symanczik (Marl) A. Behnken, M. Zavorotnyy, V. Arolt, P. Zwanzger Einleitung: Mit einer Prävalenz von bis zu 15 % zählen affektive Störungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Zur Symptomatik der affektiven Störungen gehören Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (Beblo & Herrmann, 2000). Darüber hinaus liegt bei bis zu 60 % akut depressiver Patienten eine Hochregulation der HPA-Achse vor (Ströhle & Hols-boer, 2003). Kognitive Defizite scheinen partiell über die postdepressive Episode hinaus zu persi stieren (Behnken et al., 2009). Hypercortisolismus als Folge von chronischem Stresserleben wirkt möglicherweise neurotoxisch und wurde bei depressiven Patienten assoziiert mit kognitiven Dysfunktionen, insbesondere Gedächtnisstörungen, beobachtet (Egeland et al., 2005). In der vorliegenden Untersuchung wurde auf den 137 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 bekannten Zusammenhang zwischen neuroendokrinologischen Parametern und neurokognitivem Leistungsvermögen bei Patienten insbesondere im remittierten Zustand fokussiert. Die Erhebung einer in Alter, Geschlecht und Ausbildung gematchten Kontrollgruppe steht kurz vor dem Abschluss. Methode: Untersucht wurden 30 remittierte unipolar depressiv erkrankte Patienten im Alter zwischen 18 und 55 Jahren. Obwohl subjektiv klinisch remittiert, erfüllten 21 Patienten das Remissionskriterium (HRDS ≤ 8). Die Untersuchung der neuroendokrinologischen Parameter erfolgte mittels DEX / CRH-Tests (Holsboer et al., 1987). Das kognitive Leistungsvermögen wurde durch den Einsatz einer neuropsychologischen Testbatterie (FAS, LPS, MWT-B, RCFT, TMT, VLMT, ZN) überprüft. Die Darstellung des zeitlichen Verlaufs der Cortisol-sekretion erfolgte über die Baseline-korrigierte AUC. Korrelationen wurden mit dem Pearson-Koeffizienten bestimmt. Diskussion / Ergebnisse: Klinisch remittierte Patienten wiesen nach einem Zeitraum von mindestens einem halben Jahr nach stationärer Behandlung signifikante Korrelationen zwischen neuropsychologischen Leistungswerten, insbesondere die kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit, das verbale Gedächtnis und die Fähigkeit, Regeln zur erkennen (induktives Denken) betreffend und neuroendokrinologischer Achse auf. Unsere Ergebnisse deuten auf einen möglichen prädiktiven Wert der HPA-Achsen Veränderung bei Patienten mit affektiven Störungen als Hinweis auf persistierende kognitive Defizite in stabiler Remission hin. 006 Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren Patienten – aktueller Forschungsstand zu Hintergründen und Therapieansätzen Stephan Mühlig (Technische Universität, Klinische Psychologie, Chemnitz) Einleitung: Bipolare Störungen sind durch eine hohe Komorbidität mit Substanzstörungen charakterisiert. Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren Patienten weisen eine Lebenszeitprävalenz von 40 – 60 % auf. Die Ursachen, Kauslalitäten und therapeutischen Implikationen dieser Doppeldiagnose sind noch nicht ausreichend geklärt. Methode: Überblick über Prävalenz, Ätiologie und Therapieansätze der Doppeldiagnosen. Systematische Aufbereitung des aktuellen Forschungsstandes auf Basis einer umfassenden Evidenzrecherche (Datenbankrecherche: PsycArticles, PsycINFO, Cochrane, Medline, Embase, Web of Science; Handsearch) zu epidemiologischen, ätiologischen, diagnostischen und therapeutischen Aspekten. Diskussion / Ergebnisse: Komorbide Substanzstörungen bei bipolaren Patienten sind assoziiert mit ungünstigen Verläufen, schwereren und häufigeren Episoden, mehr Hospitalisationen, niedrigerer Medikamenten-Compliance und schlechteren Therapieergebnissen, verminderter Lebensqualität und einer erhöhten Suizidrate. Erste integrierte Therapieangebote zur Behandlung beider Störungen liegen vor, konnten aber noch keine zufriedenstellende Wirksamkeit nachweisen. Schlussfolgerungen: Die ungünstige Langzeitprognose der Doppeldiagnose von bipolarer und Substanzstörung erfordert eine gezielte Diagnostik und integrative Synchronbehandlung beider Störungen. Da erste spezifische Therapieprogramme bislang nur mäßig überzeugende Ergebnisse lieferten, bedarf weiterer konzeptueller und Forschungsbemühungen zur Fortentwicklung multimodaler Synchrontherapieansätze. 138 007 Soziale Kognitionen depressiver Patienten Larissa Wolkenstein (Psychologisches Institut, Klinische und Entwicklungspsych., Tübingen) M. Schönenberg, M. Hautzinger Einleitung: Die kognitive Verhaltenstherapie geht davon aus, dass affektiven Störungen verzerrte Kognitionen zugrunde liegen. Mit Ansätzen der dritten Welle der Verhaltenstherapie (z. B. CBASP) rücken nun neben den Emotionen auch die interpersonellen Schwierigkeiten depressiver Menschen erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit. Es ist bekannt, dass interpersonelle Schwierig keiten Auswirkungen auf die Ätiologie und den Verlauf unipolar affektiver Störungen ausüben können. Darüber hinaus ist bekannt, dass das Verhalten Betroffener zu interpersonellen Konflikten führen kann. Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, zu untersuchen, inwiefern depressive Patienten in ihren sozialen Kognitionen – die für die Gestaltung zufriedenstellender Interaktionen vonnöten sind – beeinträchtigt sind. Methode: 20 akut depressive Patienten wurden bezüglich ihrer Fähigkeiten, Emotionen aus der Mimik anderer Menschen zu erkennen, sowie bezüglich ihrer Theory of Mind mit gesunden Kontrollprobanden verglichen, die bezüglich des Alters, des Geschlechts und des Bildungsstandes gematched wurden. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse werden Vorort präsentiert und diskutiert. 008 Depression und Aderlass – Ein Fallbericht Sabine Marek (Evangelische Kliniken, Klinik für Psychiatrie, Gelsenkirchen) H. Ullrich, E. Papadimou, E. Böing, E. Klieser, E. Klieser junior Einleitung: Die hereditäre Hämochromatose (HH) ist mit einer Prävalenz von 3 bis 5 pro Tausend die häufigste genetisch bedingte Stoffwechselstörung in Populationen europäischen Ursprungs. Screening bei psychiatrischen Patienten ergibt eine Prävalenz non 1 %, wobei 80 % der hier Betroffenen an einer affektiven Erkrankung leiden. Wir berichten über den Fall einer 69jährigen Patientin, bei der im Rahmen der Routinediagnostik bei Erstmanifesta tion einer schweren depressiven Episode eine Hämochromatose festgestellt wurde, unter deren Behandlung die psychische Erkrankung remittierte. Methode: Die stationär-psychiatrische Aufnahme erfolgte unter dem Vollbild einer schweren depressiven Episode. An weiteren Symptomen berichtete die Patientin über seit einem Jahr bestehende Übelkeit. Im Routinelabor zeigten sich folgende Auffälligkeiten: GOT 44,40 U/l, GPT 38,10 U/l, CK 179 U/l, LDH 277 U/l, FT3 1,93 pg / ml, Triglyzeride 209,90 mg / dl, Cholesterin 291 mg / dl, HDL-Cholesterin 53 mg / dl, LDL-Cholesterin 197 mg / dl. Die daraufhin durchgeführte Oberbauchsonographie zeigte drei echoreiche Leberherdbefunde, das Abdomen-CT zeigte mehrere, unscharf abgrenzbare kaum vom übrigen Parenchym abgrenzbare Läsionen. Im MRT-Abdomen fanden sich Hinweiszeichen auf verstärkte Eisenablagerungen. Diskussion / Ergebnisse: Unter verschiedenen psychopharmakologischen Optionen besserte sich die depressive Symptomatik nur unzureichend. Die gleichzeitig durchgeführte Somatodiagnostik erbrachte ein deutlich erhöhtes Ferritin mit 987,30 µg / l, Eisen lag bei 104 µg / dl, Transferrin bei 157 mg / dl. Der Histopathologische Befund der Leberpunktion zeigte eine geringgradige Leberzell verfettung und um eine deutliche Hämosiderose. Die weitere Diagnostik inkl. Liquor und MRT-Schädel war unauffällig. Die humangenetische Diagnostik zeigte eine homozygote Mutation für C282Y, die als nahezu beweisend für das Vorliegen der Anlage einer Hämochromatose gilt. Unter wöchentlich durchgeführter Aderlasstherapie besserten sich nicht nur die Laborwerte sondern die affek- Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 tive Symptomatik remittierte komplett. Die nach der Entlassung stattfindenden familiären Kontakte gaben Anlass zu weiterer Diagnostik innerhalb der Familie, in der sich dann drei betroffene Blutsverwandte als homozygote Merkmalsträgerinnen mit Veränderungen des Eisenstoffwechsels fanden, die bislang klinisch unauffällig waren. 009 Selbstwirksamkeitserwartung und kognitive Leistungsfähigkeit depressiver Patienten Ingrid Schermuly (Universitätsmedizin Mainz, Psychiatrie) N. C. Schumann-Hahn, H. Bellhäuser, A. Fellgiebel Einleitung: Kognitive Defizite stellen ein häufiges Symptom depressiver Erkrankungen dar und werden bei bis zu 50 % der Patienten beobachtet. Bis heute ist unklar, ob diese Defizite auf eine di rekte Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen oder auf den Einfluss dritter Variablen zurückzuführen sind. So stellen mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sowie ein geringer Selbstwert häufige Symptome einer Depression dar. Scheurich et al. (2008) konnten zeigen, dass die generelle Selbstwirksamkeitserwartung (G-SWE), d. h. die Überzeugung in bestimmten Situationen adäquate Leistungen erbringen zu können, bei Depression reduziert ist, jedoch in keinem Zusammenhang mit kognitiver Leistungsfähigkeit stand. Unklar bleibt hingegen, ob die aufgabenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung (A-SWE), welche sich auf die aktuelle Leistungssituation bezieht, in Zusammenhang mit den erbrachten Leistungen steht. Methode: 21 Patienten mit Depression wurden mit 15 nach Alter, Bildung und Geschlecht gematchten gesunden Kontrollen verglichen. G-SWE sowie A-SWE wurden mit Hilfe von Fragebogenverfahren erhoben. Der Zusammenhang zwischen Selbstwirksamkeits erwartung, Gedächtnis (AVLT, WMS-R), Aufmerksamkeit (TAP), Psychomotorik (Hand-Auge-Koordination, TMT) und Exekutivfunktionen (TvL) wurde untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Depressive Patienten zeigten im Vergleich zu gesunden Probanden eine signifikant reduzierte G-SWE (p<.0005) sowie eine signifikant reduzierte A-SWE bzgl. den erwarteten Testleistungen (p=.03). Der Zusammenhang zwischen G-SWE und kognitiver Leistungsfähigkeit unterschied sich nicht signifikant zwischen gesunden Probanden und Patienten (alle p>.05). Hingegen zeigte sich bei Patienten ein bedeutsamer Zusammenhang zwischen A-SWE, verbaler Gedächtnisleistung (r=.662; p=.001) und Aufmerksamkeitsintensität (r=-.662; p=.001), welcher signifikant stärker ausgeprägt war als bei Probanden (Gedächtnis: p=.041; Aufmerksamkeit: p=.048). Depressive Patienten zeigten in der aktuellen Untersuchung eine signifikant reduzierte generelle sowie aufgabenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung. Die bei depressiven Patienten reduzierte A-SWE bzgl. der Leistung in der Testsituation, jedoch nicht die reduzierte G-SWE, ging mit bedeutsam niedrigeren Gedächtnis- sowie Aufmerksamkeitsleistungen ein her. Diese Daten zeigen erstmals, dass die bei depressiven Patienten reduzierte aufgabenspezifische Selbstwirksamkeitserwartung mit einer Leistungsminderung einhergeht und stellen einen bedeut samen Beitrag bzgl. der Ätiologie kognitiver Störungen bei Depression dar. 010 Verarbeitung unbewusster emotionaler Information bei Patienten mit majorer Depression Philipp Sterzer (Charité Campus Mitte, Psychiatrie, Berlin) T. Hilgenfeldt, P. Freudenberg, M. Adli Einleitung: Depressive Patienten nehmen sich selbst und ihre Umwelt verändert war. So ist depressive Wahrnehmung etwa durch stimmungskongruente Interpretation und gestörtes Erkennen emotionaler Reize gekennzeichnet. Solche Wahrnehmungsverän- derungen werden oft als Folge depressiver Kognitionen interpretiert. Diese Studie untersucht die Verarbeitung emotionaler Reize bei depressiven Patienten unabhängig von kognitiven Prozessen. Methode: 20 Patienten mit majorer Depression und 20 alters- und geschlechtsgematchte Kontrollprobanden nahmen an der Studie teil. Durch ein Spiegelstereoskop wurden visuelle Reize dichoptisch präsentiert: Dem einen Auge wurden schnell wechselnde (10 Hz) kontrastreiche Muster gezeigt, während auf dem anderen Auge ein Gesicht mit neutralem, ängstlichem, traurigem oder fröhlichem Ausdruck eingeblendet wurde. Durch die perzeptuelle Dominanz der kontrastreichen Muster auf dem kontralateralen Auge bleiben die Gesichter dabei zunächst unsichtbar („continuous flash suppression“) und werden erst nach einigen Sekunden bewusst wahrgenommen. Diese Wahrnehmungslatenz kann als Maß für die Stärke der unbewussten Verarbeitung eines perzeptuell unterdrückten Reizes herangezogen werden. Diskussion / Ergebnisse: Bei gesunden Probanden wurden neutrale und ängstliche Gesichter am schnellsten bewusst, während die Wahrnehmungslatenz für fröhliche Gesichter deutlich länger und für traurige Gesichter am längsten war. Diese Unterschiede waren bei depressiven Patienten signifikant geringer ausgeprägt (Interaktion Gruppe x Emotion, p<0.05). Vor allem war im Gegensatz zur schnelleren Wahrnehmung fröhlicher Gesichter gegenüber traurigen bei Gesunden (p<0.05, post-hoc t-test) ein solcher Unterschied bei depressiven Patienten nicht nachweisbar (p>0.1). Innerhalb der Patientengruppe zeigte sich außerdem eine signifikante Interaktion (p<0.05, ANCOVA) der emotionsabhängigen Wahrnehmungs latenzen mit der Therapieresponse, gemessen als die Änderung der Punktzahl im Beck Depressions-Inventar (BDI) über 4 Wochen. Je größer die Unterschiede in der Wahrnehmungslatenz zwischen den Emotionen, desto größer die Änderung im BDI. Bei depressiven Patienten ist somit bereits die unbewusste – und damit kognitiven Einflüssen nicht zugängliche – Verarbeitung emotionaler Reize gestört, was auf eine Veränderung basaler sensorischer Prozesse hinweist. Der beobachtete Zusammenhang mit der Therapieresponse deutet auf die mögliche klinische Bedeutung der Untersuchung unbewusster Emotionsverarbeitung hin. Diese Studie wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt. 011 Subjektive und objektive Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit bei rezidivierender depressiver Störung Bernhard Weber (Klinikum Goethe Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Frankfurt) V. Gapp, A. Frink, S. Schwarz, N. Siregar, A. Schmitt, J. Pantel Einleitung: Störungen der kognitiven Leistungsfähigkeit gehören zum Spektrum depressiver Symptome. Sie werden von schwerer Kranken fast regelhaft in Form von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen beschrieben. Studien mit objektiven Leistungstests zeichnen hingegen ein eher uneinheitliches Bild. Der Zusammenhang zwischen subjektiver und objektiver kognitiver Störung erscheint für die Aufklärung dieses Widerspruchs von besonderem Interesse. Methode: Im Rahmen einer Studie zur kognitiven Leistungsfähigkeit depressiver Patienten wurde ein Fragebogen zur Selbsteinschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit (FSKL) entwickelt. Er umfasst 10 Fragen, in denen die Patienten aufgefordert werden, ihre Leistungsfähigkeit in verschiedenen Bereichen einzuschätzen. Mit dem Fragebogen wurden 100 Patienten mit rezidivierender depressiver Störung und die gleiche Zahl gesunder Kontrollpersonen untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die depressiven Patienten schätzten ihre kognitive Leistungsfähigkeit signifikant schlechter ein, als die gesunden Kontrollen (FSKL Score 33,7 ± 6,2 vs. 27,3 ± 3,9; Z=-7,25; p<0,000001). Bei den gesunden Kontrollen fand sich keine Korrela- 139 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 tion zwischen FSKL Score und realer Leistung. Bei den depressiven Patienten korrelierte hingegen die subjektive Beurteilung signifikant mit verschiedenen Testleistungen. Betroffen waren überwiegend exekutive Funktionen wie der Subtest Intra / Extra Dimen sional Set-Shift der Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery (CANTAB; R=0,28; p=0,005), Reaktionsflexibilität (NoGoParadigma; R=0,34; p=0,0006), sensomotorische Interferenz (R=0,21; p=0,04) und visuomotorisches Pursuit Tracking (R=0,27; p=0,006) aber auch die Daueraufmerksamkeitsleistung (-Paradigma; R=0,21; p=0,03). Die Profile von subjektiver Leistungseinschränkung und tatsächlicher Testergebnissen ließen sich bezüglich der betroffenen Leistungsbereiche nicht überzeugend zur Deckung bringen. Auch aus diesem Grund muss offen bleiben, ob die sensible depressive Selbstwahrnehmung lediglich leichte und statistisch im Gruppenvergleich nicht eindeutig nachweisbare kognitive Beeinträchtigungen registriert, oder ob die Korrelationen durch einen hemmenden Einfluss der negativen Leistungserwartung auf die (exekutive) Testleistung. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um diese Frage zu klären. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-016 Posterpräsentation / Poster Presentation Affektive Störungen 3 (Pathophysiologie, -genese) Vorsitz: S. Rudolf (Lübeck) 001 Pharmacogenetics of depression: The role of norepinephrine and serotonin transporter gene variants Anna Baffa Scinelli (Münster) C. Hohoff, B. Baune, V. Arolt, C. Freitag, J. Deckert, K. Domschke Introduction: The norepinephrine (NET) and serotonin (5-HTT) transporter genes constitute promising candidate genes in Major Depression. A comprehensive set of tagging SNPs covering the NET gene region as well as 5-HTTLPR and 5-HTT rs25531 polymorphisms were analyzed with respect to antidepressant treatment response with particular attention gender-effects and subtypes of melancholic or anxious depression. Method: 252 unrelated Caucasian patients (f=142; m=110) with Major Depression were genotyped for NET and 5-HTT polymorphisms. Genotype effects on HAM-D change scores over six weeks of antidepressant treatment were analyzed using ANOVA with repeated measures. There was no effect of any of the investigated eight NET or two 5-HTT polymorphisms on overall treatment re sponse. However, stratification for anxious versus non-anxious depression revealed a significantly detrimental effect of the less active 5-HTTLPR S allele (p=0.007) and 5-HTTLPR / 5-HTT rs25531 haplotypes on treatment response in patients with anxious depression. Discussion / Results: The present findings do not support a major impact of NET and 5-HTT genes on antidepressant treatment re sponse in Major Depression per se. The observed significant in fluence of 5-HTT gene variation on antidepressant treatment in anxious depression, however, points to anxious depression as a potential diagnostic entity of its own requiring specific diagnostic and therapeutic attention. 140 002 Pain sensitivity in major depression and its relationship to central serotoninergic function as reflected by the neuroendocrine response to clomipramine Bernd Kundermann (Philipps Universität Marburg, Zentrum für Nervenheilkunde Psychiatrie und Psychotherapie) J. Hemmeter-Spernal, S. Gebhardt, M. T. Huber, J.-C. Krieg, S. Lautenbacher Introduction: Several studies reported a decreased pain sensitivity in patients with depression, but the underlying neurobiological mechanisms of this phenomenon are unclear. While there is extensive evidence that the serotoninergic system plays a key role in pain modulation, especially in pain inhibitory mechanisms via descending pathways, as well as in the pathophysiology of depression, no study so far has examined its potential relevance in mediating the alteration of pain processing. The present study addresses the question of whether indices of serotoninergic dysfunction, as investigated by a neuroendrocine challenge paradigm, are related to pain sensitivity. Method: Nineteen drug-free inpatients with unipolar major depression underwent a neuroendocrine challenge test by measuring cortisol and prolactin in response to intravenously administered clomipramine (12.5 mg). Heat / cold pain thresholds, warmth / cold detection thresholds, measures of current pain complaints and mood were assessed the day before and three day after challenge procedure. Discussion / Results: When patients were classified in subgroups based on a median split of their cortisol response values, the lowresponsive group showed significantly elevated heat pain thresholds and nearly significantly elevated cold pain thresholds compared to the high-responsive group. No such group differences were found with regard to somatosensory thresholds, measures of pain complaints and mood. Subgrouping on the basis of prolactin responsiveness did not reveal significant differences in any parameter. In summary, a decreased pain sensitivity was demonstrated in patients characterized by a reduced neuroendocrine responsiveness to clomipramine, suggesting an involvement of serotoninergic dysfunction underlying altered pain perception in depression. 003 Hyper- oder Hypoaktivität präfrontaler Kortizes bei bipolaren affektiven Störungen? Eine Metaanalyse mit „activation likelihood estimation“ Mirjana Lewandowski (Göttingen) E. K. Diekhof, O. Gruber Einleitung: Funktionell-magnetresonanztomographische (fMRT) Untersuchungen von Patienten mit bipolar affektiver Störung zeigten konsistent eine Hyperaktivität von Hirnarealen, die affektiven Verarbeitungsprozessen zugrunde liegen. Im Gegensatz dazu ist die Literatur in Bezug auf veränderte Aktivierungsmuster in den prä frontalen Kortizes weniger einheitlich. Methode: Um Klarheit über mögliche Fehlfunktionen in Subregionen des präfrontalen Kortex zu erlangen, führten wir eine Metaanalyse mit „activation likelihood estimation“ (ALE) durch. Dazu wurden im „Web of Science“ und in „MEDLINE“ fMRT-Studien mit bipolaren Patienten recherchiert. Alle Studien, die signifikante Aktivitätsunterschiede in präfrontalen Kortizes bipolarer Patienten in Talairach- oder MNI-Koordinaten angaben, wurden eingeschlossen. Diskussion / Ergebnisse: In der ALE-Metaanalyse zeigten sich signifikante Hyperaktivität im Broca-Areal und im anterioren Anteil des rechten Gyrus frontalis medius sowie signifikante Hypoaktivität bilateral im orbitofrontalen Kortex. Eine weitere Analyse der eingeschlossenen Studien ergab, dass die lateral-präfrontale Hyperaktivität ausschließlich während Arbeitsgedächtnis- und Verba lisierungsaufgaben auftrat, wohingegen die orbitofrontale Hypo Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 aktivität einzig während emotionaler und / oder Stroop-Aufgaben zu beobachten war. Diese Ergebnisse widersprechen der von einigen Autoren propagierten „Ventral-dorsal-Hypothese, da sie im lateralen präfrontalen Kortex eher Hyper- als Hypoaktivität, im orbitofrontalen Kortex dagegen eher Hypo- als Hyperaktivität zeigen. Darüber hinaus hängt das Auftreten dieser regional spezifischen Veränderungen im präfrontalen Aktivierungsmuster bei bipolaren Patienten in hohem Maße von der Art der verwendeten experimentellen Aufgabe ab, was die Generalisierbarkeit von Ergebnissen einzelner fMRT-Studien, in denen jeweils nur ein experimentelles Paradigma Anwendung findet, einschränkt. 004 Serotonin-Transporter-Verfügbarkeit bei Patienten mit depressiver Ersterkrankung und rezidivierender depressiver Episode Peter Schönknecht (Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Psychiatrie) K. Nägler, S. Hesse, A. Bresch, E. Hammerstein, O. Sabri, U. Hegerl Einleitung: Ausgehend von bisherige Studien zur Serotonin-Transporter (SERT)-Verfügbarkeit bei Patienten mit depressiven Sörungen stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von SERTVerfügbarkeit und Erkrankungsphase Patienten mit affektiven Störungen. In der vorliegenden Studie wurde daher bei Patienten mit erster depressiver Episode sowie rezidivierender depressiver Episode die SERT-Verfügbarkeit unter Verwendung von C-II-DASB Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht und mit gesunden Kontrollpersonen verglichen. Methode: In die Studie wurden 14 Patienten mit leichter / mittelschwerer depressiver Störung (Alter 35 ± 14 Jahre) sowie 10 gesunde Kontrollpersonen (Alter 37 ± 10 Jahre) eingeschlossen. Bei 9 Patienten bestand eine erste depressive Episode. Angewandt wurden das Beck-Depression-Inventar (BDl) sowie die HamiltonDepressions-Skala (HDRS) sowie eine dynamische PET (460 MBq C-II-DASB). Die SERT-Verteilungsvolumina (DVR) wurden voxelbasiert (SPM2) sowie unter Verwendung von volume-of-interest (VOI) analysiert. Diskussion / Ergebnisse: Das DVR war bei Patienten mit rezidi vierender depressiver Episode gegen den Kontrollen signifikant (p<0.05) im dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLF) (right 1.14 ± 0.07 vs. 1.06 ± 0.05) und im Amygdala-Hippokampus-Komplex (right 1,73 ± 0,20 vs. 2,01 ± 0,32) erhöht und im Hirnstamm erniedrigt (2,06 ± 0,23 vs. 2,56 ± 0,34; p=0.6). Bei den Patienten mit einer ersten depressiven Episode fand sich gegenüber den Kontrollen ein Trend für ein eine erhöhte SERT-Verfügbarkeit im DLF (1.10 ± 0.06, p=0.09). Der Schweregrad der depressiven Episoden korrelierte signifikant (p<0.05) mit der SERT-Verfügbarkeit (DVR) im Amygdala-Hippokamus-Komplex (rechts r=0.8; links r=0.6), der linken Insula (r=0.7) und dem linken DLF (r=0.7). Die vorläufigen Befunden zeigen, dass die SERT-Verfügbarkeit bei rezidivierenden depressiven Störungen im DLF sowie im Amygdala-Hippokampus-Komplex erhöht ist, was auf kompensatorische zerebrale Mechanismen hinweisen kann. 005 Einfluss des BDNF-Val66Met Polymorphismus auf Rumination – eine Untersuchung an jungen Erwachsenen Christine Kühner (ZI für Seelische Gesundheit, Psychiatrie und Psychotherapie, Mannheim) S. Huffziger, C. Esslinger, M. Rietschel Einleitung: Habituelles Grübeln über depressive Symptome, deren Ursachen und Konsequenzen, sowie über negative Aspekte des Selbst gilt als wichtiger kognitiver Vulnerabilitätsfaktor der Depression. Studien an klinischen und nichtklinischen Stichproben zeigen, dass ruminatives Coping im Umgang mit dysphorischen oder depressiven Symptomen zeitliche Stabilität aufweist und den Symp tomverlauf negativ beeinflusst. Weitere Studien legen eine Asso ziation zwischen BDNF-Val66Met Locus und depressiven Störungen sowie der Depression unterliegenden Endophänotypen nahe. In der vorliegenden Studie untersuchten wir Assoziationen des BDNF-Val66Met Polymorphismus mit Depressivität und habitueller Rumination in einer Gemeindestichprobe junger Erwachsener. Methode: Im Rahmen einer Untersuchung zu ruminativem Coping wurde bei n=117 jungen Erwachsenen (18 – 25, 60 m) der BDNF-Val66Met Locus genotypisiert. Die Genotypverteilung (Met / Met n=5, Val / Met n=33, Val / Val n=79) zeigte keine Abweichung von der Hardy-Weinberg-Verteilung. Das Vorliegen einer lifetime Major Depression (LTD) wurde anhand eines Kriterien fragebogens gemäß DSM-IV-TR erhoben. Insgesamt 33 Probanden (28.0 %) erfüllten die LTD Kriterien. Aktuelle Depressivität wurde mit dem BDI-II, habituelle Rumination mit dem Response Styles Questionnaire (RSQ-D) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: In beiden Gruppen mit und ohne LTD fand sich keine Assoziation zwischen dem BDNF-Genotyp und Depressivität. In der Gruppe ohne LTD zeigte sich auch kein Zusammenhang mit Rumination. Dagegen resultierte in der Gruppe mit LTD eine signifikante Interaktion Genotyp * Ersterkrankungsalter (F(1,32) 5.02, p=.014). Bei Personen mit early onset Depres sion (<18) wiesen Met-Träger höhere Ruminationswerte auf, auch unter Kontrolle aktueller Depressivität. Dieser Effekt wird mit zunehmend liberaler LTD-Definition (Ausschluss Behinderungskriterium, Anzahl geforderter Symptome) schwächer. Unsere Ergebnisse liefern Hinweise auf die mögliche Rolle ruminativen Grübelns als kognitiver Endophänotyp der Depression. Replikationen an größeren Stichproben sind notwendig. 006 Die Wirkung von Cortisol auf das deklarative Gedächtnis bei Pa tienten mit Major Depression Kirsten Riedesel (UKE Hamburg-Eppendorf, Psychosomatik) O. T. Wolf, N. Schlosser, M. Driessen, B. Löwe, K. Wingenfeld Einleitung: Bei gesunden Probanden konnte gezeigt werden, dass die einmalige Gabe von Cortisol den Abruf deklarativer Gedächtnisinhalte verschlechtert (Kuhlmann et al., 2005). Da die Major Depression (MD) zum einen durch eine verminderte deklarative Gedächtnisleistung (Beblo & Herrmann, 2000), zum anderen durch eine erhöhte basale Cortisolausschüttung und eine verringerte Feed backsensitivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse gekennzeichnet ist (Musselmann et al., 1998; Barden, 2004), ergibt sich die Frage welchen Einfluss Cortisol auf das de klarative Gedächtnis bei Patienten mit MD hat. Methode: In einem placebo-kontrollierten cross-over Design untersuchten wir daher 22 Patienten mit einer MD und 32 Kontrollpersonen mit einer aus 21 Wörtern bestehenden Wortliste. Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen in der PlaceboBedingung eine verringerte deklarative Gedächtnisleistung von depressiven Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach Cortisolgabe verschlechterte sich die Leistung der depressiven Patienten nicht, während die Kontrollprobanden im Vergleich zur PlaceboBedingung deutlich weniger Wörter abriefen. Ähnliche Ergebnisse konnten kürzlich für das autobiographische Gedächtnis bei de pressiven Patienten gezeigt werden (Schlosser et al., in press). Möglicherweise ist die relativ gleich bleibende Leistung depressiver Patienten unter Cortisol auf eine reduzierte Glucocorticoid-Rezeptor-Sensitivität zurückzuführen. 141 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 007 Evidence for a reduced numerical density of S100B-positive astrocytes in depression Johann Steiner (Universitätsklinikum Magdeburg, Psychiatrie und Psychotherapie) W. Lessel, G. Meyer-Lotz, M. L. Schroeter, H. Dobrowolny, H.-G. Bernstein, T. Gos, B. Bogerts Introduction: Several very consistent clinical studies observed increased levels of S100B in affective disorders, as reviewed by Schroeter ML and Steiner J (2009). These elevations of S100B have been attributed to astrocytic dysfunction. However, histological data on human post mortem tissue have not been published yet. Method: To clarify this question, astrocytic and oligodendrocytic S100B-expression was analyzed by immunohistochemistry in the pyramidal layer / alveus of the hippocampus, the mediodorsal thalamic nucleus and the superior temporal cortex of 17 depressed patients and 16 controls from the Magdeburg Brain Collection. Discussion / Results: The density of S100B-positive astrocytes was reduced in the pyramidal layer of the hippocampus and the superior temporal cortex of depressed patients (p < 0.05), but not in the mediodorsal thalamus. No significant diagnosis related changes were detected regarding S100B-positive oligodendrocytes. Our histological data provide indeed evidence for a numeral reduction of S100B-positive astrocytes in depression. This is in line with observations by Rajkowska G and Miguel-Hidalgo JJ (2007), who report ed reduced densities of GFAP-positive astrocytes in fronto-limbic brain regions in major depression and bipolar disorders. 008 Einfluss des Blut-Hirn-Schranke Transporters P-Glykoprotein auf das HHN-System und die Bedeutung für neuroendokrine Mechanismen affektiver Störungen anhand des mdr1ab(-/-) Mausmodells Yvonne Schönfelder (Psychiatrie und Psychotherapie, Neurochemisches Labor, Mainz) C. Hiemke, U. Schmitt Einleitung: P-Glykoprotein (P-gp, MDR1) zeichnet sich durch seine große Vielzahl an Substraten als einer der wichtigsten Effluxtransporter der Blut-Hirn-Schranke aus und dient hierdurch dem Schutz des Gehirns vor Intoxikation und der Aufrechterhaltung der Homöostase. Neben dem bereits gut untersuchten Arzneimitteltransport durch das Protein wird jedoch auch der Eintritt endogener Substrate in das Gehirn durch P-gp kontrolliert, so auch der der Glucocorticoide. Folglich kann die P-gp Effizienz einen Einfluss auf die hormonelle Regulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden- (HHN-) Achse haben. Methode: Anhand des von A. Schinkel generierten mdr1ab(-/-) Mausmodells wurde das Verhalten im Vergleich zu wildtypischen FVB / N Mäuse in verschiedenen ethologischen Paradigmen untersucht (Aktivität – Open field, Novelty – Enriched Open field, Stress – Forced swim Test, Ängstlichkeit – Elevated Plus maze, Lokomo tion – RotaRod). Der Forced swim Test wurde außerdem unter Verabreichung von Corticosteron und dem Corticosteron-Synthese Inhibitor Metyrapone durchgeführt, sowie nach akutem Stress in Form des Restraint Stress. Weiterhin wurden die Corticosteron level basal und nach Stress in Gehirn und Blut der Mäuse quantifiziert. Diskussion / Ergebnisse: Während Schinkel die Knock-out Mäuse als physiologisch normal, ohne auffälligen Phänotyp beschrieb, fanden wir hingegen deutliche Verhaltensunterschiede im Open field und Forced swim Test, die auf einen Stress- und Novelty-bezogenen Phänotyp der P-gp Knock-out Mäuse hindeuten. Die Quantifizierung der Corticosteronlevel sowie Verhaltensuntersuchungen unter Verabreichung von Corticosteron und Metyrapone unterstützen die Annahme eines Einflusses von P-gp auf das Stressver- 142 halten. Akuter Stress führte im Forced swim Test zu einer stärkeren Erhöhung der Immobilitätsdauer der Knock-out Mäuse verglichen mit wildtypischen Mäusen, was in Verbindung mit erhöhten Corticosteronleveln steht. Eine Störung des HHN-Systems sowie erhöhte Cortisolspiegel stellen darüber hinaus neuroendokrinologische Befunde bei affektiven Störungen dar. Der mdr1ab(-/-) Mausstamm könnte daher aufgrund seines stresssensiblen Phänotyps ein „neues“ Mausmodell für depressionsähnliche Symptome darstellen. 009 Do genetic polymorphisms of known candidate genes predict response to treatment/remission in patients with major depres sion? – data from a naturalistic study on a large sample of in patients with major depression Richard Musil (Psychiatrische Klinik der LMU, Psychopharmakologie, München) M. Riedel, M. Obermeier, P. Zill, B. Bondy, F. Seemüller, H.-J. Möller Introduction: Although the majority of patients improve under antidepressant treatment, still a substantial proportion of depressed patients do only partially benefit from antidepressant treatment. Several clinical and genetic factors have been identified as possible predictors for response and remission. Results from pharmacogenetic studies have established polymorphisms in the brain-derived neurothrophic factor gene (BDNF), the tryptophan hydroxylase gene (TPH) and the serotonin transporter gene (SERT; SLC6A4) as related to response to therapy. Our objective was to test, if these candidate genes would be confirmed as predictors of response / remission in a naturalistic study on a sample of inpatients with major depression. Method: From 270 patients (110 male, mean age 44.89 ± 12.40 y) being participants of a larger naturalistic prospective study genetic material was available. The patients were hospitalized and met DSM-IV criteria for major depression. Response was defined as 50 % improvement of the total baseline Hamilton Depression scale (HAMD-21) score and remission as a score of </=7 at discharge. Common polymorphisms in the BDNF (Val/Met), TPH1 (A218C) and SERT (Promotor variable repeats) gene were gentoyped. A linear regression model with age, gender, age at onset and HAMD-21 at baseline as covariates and classification and regression trees (CART) analyses were conducted. Discussion / Results: The linear regression model revealed the TPH polymorphism and the combined TPH and BDNF polymorphisms as possible predictors for response, explaining 8 % of the variance. The CART-analysis also showed a contribution of the SLC6A4 promotor polymorphism. There were no significant associations of any genetic polymorphism and remission. Despite of various limitations, our study might contribute in establishing genetic polymorphisms of known candidate genes as possible predictors of treatment response in inpatients with major depression under naturalistic conditions. Thus, these polymorphisms might help to further characterize a subgroup of patients with a favourable overall treatment outcome. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-018 Posterpräsentation Therapie 2 (F3) Vorsitz: G. Hajak (Regensburg) 001 Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression (MBCT) – Eine Prozessstudie Zeno Kupper (Universitätsklinik, und Poliklinik für Psychiatrie, Bern, Schweiz) E. Aschwanden, C. Bergomi, W. Tschacher Einleitung: Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression (Mindfulness Based Cognitive Therapie for Depression, MBCT, Segal et al. 2001) hat sich in kontrollierten Studien als eine wirksame Intervention zur Rückfallprophylaxe erwiesen. Bei Patienten mit drei oder mehr depressiven Episoden hat MBCT die Wahrscheinlichkeit eines depressiven Rückfall halbiert. Die Erforschung von Wirkmechanismen und Veränderungsprozessen wurde bisher jedoch vernachlässigt. Methode: In dieser Studie wurden Veränderungsprozesse während MBCT aufgezeichnet und analysiert. Ein neu entwickelter Frage bogen wurde von den Patienten täglich während den 50 Tagen der MBCT beantwortet. Diese 50 Tagesprotokolle enthielten die Be urteilung der Stimmung, Fragen zur Achtsamkeit, Fragen zum Erreichen persönlicher Ziele sowie qualitative Fragen zum Tag und zu den täglichen Achtsamkeitsübungen. Zusätzlich erfolgte eine ausführliche Anfangs- und Schlusserhebung. 25 Patienten aus MBCT-Gruppen sowie 25 Kontrollpersonen konnten eingeschlossen werden. Das Vorgehen erlaubte sowohl Einzellfallstudien mit Zeitreihenanalysen als auch zusammenfassende Analysen auf Gruppenebene. Diskussion / Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse aus Einzelfall studien weisen darauf hin, dass die quantitativen und qualitative Masse übereinstimmende Veränderungen anzeigten. Die Analysen erlaubten die Identifikation von typischen Veränderungsmustern während MBCT. Es fanden sich sowohl unspezifische Veränderungen (z. B. verbesserte Stimmungswerte) als auch spezifisch erwartete Veränderungen. Es zeigten sich Hinweise auch eine Reduktion von Rumination, auf die Abnahme von depressionstypischen kognitiven Mustern und eine Stabilisierung der Stimmungslage. Häufig erlebten die Patienten sowohl eine vermehrte Akzeptanz ihres Er lebens als auch vermehrte Möglichkeiten Erfahrungen und Lebenssituationen konstruktiv zu beeinflussen. Das neue Fragenbogen instrument ist als Tagesprotokoll in der klinischen Anwendung der MBCT gut einsetzbar und ermöglicht mit den hier verwendeten Auswertungsstrategien ein genaueres Verständnis der Veränderungsprozesse während der MBCT. Diese Ergebnisse können zu einer verbesserten Indikationsstellung und zu einer Weitentwicklung des Therapieansatzes beitragen. 002 Behandlungsergebnisse stationärer Psychotherapie bei Patienten mit chronischen Depressionen Robert Mestel (HELIOS Klinik Bad Grönenbach, QualitätssicherungForschung) J. von Wahlert, H. Oberdieck Einleitung: Die Literatur kontrollierter Therapiestudien bei Depressionen deutet schlechtere Behandlungsergebnisse bei Patienten mit chronischen im Gegensatz zu akuten depressiven Störungen an. Methode: Analysiert wurden die Daten von 5.612 Patienten, welche sich von 1993 – 2009 in stationärer psychosomatischer Behand lung befanden (10,5 % akut; 89,5 % Reha). Diese Patienten wiesen alle eine unipolare depressive Störung als Hauptdiagnose auf, 17,6 eine akute Depression, die kürzer als zwei Jahre andauerte und 82,4 % eine chronische Depression von mindestens zwei Jahren Dauer (Untergruppen: 20 % einphasig F32, 51,4 % rezidivierend F33 und 11 % Dysthymia). 68,3 % waren weiblich, 42,4 % ledig, 31,3 % verheiratet und das mittlere Alter betrug 42 Jahre (SD: 10). Die psychotherapeutische Behandlung war integrativ (psychodynamisch-humanistisch). 73,3 % erhielten keine antidepressive Medikation, bei 3,9 % wurden Antidepressiva neu angesetzt, bei 15 % aufrecht erhalten, bei 2,2 % reduziert, bei 1,1 % erhöht und bei 3,7 % abgesetzt. 90,9 % beendeten die Behandlung regulär. Für die chronisch Depressiven betrug die mittlere Behandlungsdauer 54,6 Tage, für die akut Depressiven 51 Tage (p< .05; SD jeweils 20,5). Diskussion / Ergebnisse: Im VEV-K (Veränderung des Erlebens und Verhaltens) verbesserten sich die dysthymen Patienten signifikant weniger als die akut Depressiven und die einphasigen chronisch Depressiven. Bei allen vier Vergleichsgruppen zeigte sich ein gleich starker Rückgang der Depressivität (BDI) während der Behandlung. Die Schwere der Depression reduzierte sich während der Behandlung in allen Gruppen um etwa 50 % bezogen auf die BDI Ausgangswerte, die Effektstärken lagen alle um 1 (großer Effekt). Auf dem GSI (SCL-90-R Breitbandsymptomatik) verbesserten sich die dysthymen Patienten signifikant weniger als die anderen Gruppen (p< .05). Die durch die Therapeuten eingeschätzte Beeinträchtigungsschwere reduzierte sich in der Gruppe der chronischen rezidivierenden depressiven Störungen signifikant weniger als bei den Akut Depressiven und den einphasig chronisch Depressiven. Schlussfolgerungen: Aus naturalistischen Daten kann im Gegensatz zu einigen kontrollierten Studien nicht herausgelesen werden, dass chronisch Depressive weniger von stationärer Psychotherapie profitieren als akut Depressive. 003 Behandlung von Patienten mit atypischer Depression in der Primärversorgung: Post-hoc Analyse einer randomisierten, kontrollierten Studie zur Wirksamkeit von Sertralin und kognitiver Verhaltenstherapie Antje-Kathrin Allgaier (Klinikum der Univ. München, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie) V. Henkel, R. Mergl, M. Hautzinger, R. Kohnen, J. C. Coyne, H.-J. Möller, U. Hegerl Einleitung: Obwohl atypische Symptome bei Patienten aus der Primärversorgung häufig zu finden sind, gibt es nur wenige klinische Studien, die die Wirksamkeit von pharmakotherapeutischen und / oder psychotherapeutischen Behandlungsansätzen zum Gegenstand haben. Im Rahmen dieser Studie wird die Wirksamkeit von Sertralin und kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) bei Patienten mit atypischen Depressionssymptomen untersucht. Methode: Die Analysen beinhalten einen doppelblinden Vergleich von Sertralin und Placebo und einen einfach verblindeten Vergleich von KVT und einer unspezifischen Gruppenpsychotherapie. Primäre Outcome-Maße sind das Inventar Depressiver Symptome in der Fremdbeurteilungsversion (IDSC) und die Hamilton Depressionsskala in der 17-Item Form (HAMD-17). Diskussion / Ergebnisse: In Intent-to-treat-Analysen erreichte die KVT-Gruppe eine signifikant größere Symptomabnahme auf der IDSC-Skala (und HAMD-17-Skala) als die Gruppe, die unspezifische Therapie erhalten hatte: p=0.01 (HAMD-17: p=0.01). Der Unterschied zwischen Sertralin und Placebo hingegen erwies sich als nicht signifikant: p=0.22 (HAMD-17: p=0.36). KVT könnte für Patienten mit eher milden, atypischen Depressionssymptomen eine wirkungsvolle Alternative zu unspezifischer Gruppenpsychotherapie sein. Auch wenn sich für Sertralin keine Überlegenheit gegenüber Placebo gezeigt hat, wäre der Schluss verfrüht, Antidepressiva 143 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer als wirksame Behandlungsform für atypische Depression auszuschließen. 004 Prädiktoren des Behandlungserfolgs bei rezidivierender Depres sion nach kognitiv-behavioraler Erhaltungstherapie vs. manualisierter Psychoedukation Anne Katrin Risch (Universität Jena, Klin.-Psycholog. Intervention) U. Stangier, T. Heidenreich, M. Hautzinger, A. Barocka, R. Schlösser Einleitung: Die unipolare Depression ist nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation die häufigste psychische Störung im Erwachsenalter und gehört zu den Hauptursachen für durch Behinderung beeinträchtigte Lebensjahre (WHO, 2004). Eine Ursache dafür ist der meist rezidivierenden Verlauf der Störung. Trotz erfolgreicher pharmakologischer und psychotherapeutischer Erhaltungstherapien sind die Rückfallraten hoch. Bisher ist wenig über die differentielle Wirksamkeit verschiedener Behandlungsformen bei bestimmten Patientengruppen bekannt. Methode: Im Rahmen einer multizentrischen, kontrollierten randomisierten Studie zur Langzeitwirkung von kognitiv-behavioraler Erhaltungstherapie (Cognitive-behavioural Maintenance Therapy, CBMT) vs. Psychoedukation (Manualized Psychoeducation, MAPE), wurde daher der Einfluss klinischer (z. B. Anzahl Rezidive, Erst erkrankungsalter) und psychologischer (z. B. dysfunktionale Kognitionen, psychologisches Wohlbefinden) Risiko- und Schutzfaktoren auf das Rückfallgeschehen untersucht. Einschlusskriterien für die Studie waren die Diagnose einer remittierten rezidivierenden Depression (ICD-10 F33.4) und mindestens 3 depressive Episoden in der Vorgeschichte. Ausschlusskriterien waren organische psy chische Störungen, psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen, Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen; biploare Störungen; geistige Behinderung; akute Suizidalität; schwere komorbide organmedizinische Erkrankungen. Alle Patienten erhielten eine psychiatrische Routinebehandlung und, randomisiert zugewiesen, entweder CMBT oder MAPE. Depress ive Rückfälle wurden mit dem LIFE/SCID (Keller, 1987) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Die Ergebnisse der Prädiktoranalysen für den Zeitraum bis zum 1-Jahres-Follow-up werden bis zum Zeitpunkt des Kongresses vorliegen. 005 Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Patienten mit Bipolaren Manien in der stationären psychiatrischen Versorgung Rahul Sarkar (Vivantes Humboldt-Klinikum, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin) M. de Groot, S. Effenberger, P. Bräunig Einleitung: Die Datenlage bezüglich geschlechtsspezifischer Unterschiede bei der bipolaren affektiven Störung zeigt, dass es signifikante Differenzen zwischen Männern und Frauen im klinischen Bild, der Prävalenz und des Verlaufes der Erkrankung gibt. Studienergebnisse legen dar, dass Frauen mehr depressive Symptome während der ersten bipolaren Episode aufweisen, häufiger an Misch zuständen leiden, die Dauer zwischen dem ersten Auftreten einer depressiven Episode und dem ersten Auftreten einer manischen oder hypomanischen Episode im Vergleich zu Männern größer ist, dass die Prävalenz von „rapid cycling“ Verläufen bei Frauen erhöht ist und das Frauen häufiger komorbide Achse-I Störungen aufweisen. Nicht eindeutig hingegen ist die Datenlage ob Frauen mehr depressive und weniger manische Phasen erleben als Männer und bezüglich demographischer Variablen. Methode: Auf Basis einer Kohorte manischer Patienten aus der stationären Versorgung werden bisherige Erkenntnisse zu Geschlechtsunterschieden Bipolarer Störungen überprüft. In die Untersuchung werden 82 manische Patienten aus einer psychiatri- 144 schen Klinik mit regionalem Versorgungsauftrag einbezogen. Die retrospektive Analyse verfolgt das Ziel demografische Variablen (Alter, Familienstand, Wohnsituation, Arbeitssituation) und klinische Merkmale (Diagnose, Komorbidität, Liegedauer, Rechtstatus inkl. Fixierung) manischer Patienten auf Geschlechtsunterschiede zu untersuchen. Es werden nur Patienten mit Manie aus 2 Jahren (2006 – 2008) berücksichtigt. Die psychiatrische Diagnostik erfolgt nach den Kriterien der ICD-10. Diskussion / Ergebnisse: Das Verhältnis von Männern und Frauen beträgt 2:1 (65,4 % vs. 35,6 %) und kann durch die höhere Prävalenz von manischen Episoden bei männlichen Bipolaren Patienten erklärt werden. Im Gegensatz zur Annahme Bipolare Frauen leiden häufiger an psychiatrischen Komorbiditäten, weisen Männer im Vergleich zu Frauen signifikant häufiger komorbide psychiatrische Störungen auf (χ2=6.170, p=.013, Cramer‘s V=.28, OR=3.3). Männer sind ebenfalls häufiger mehrfach psychiatrisch komorbid (definiert als bipolare Manie und ≥ 2 weitere psychiatrische Diagnosen; χ2=4.190, p=.041, Cramer‘s V=.23, OR=3.5) und weisen eine deutlich längere Liegedauer in der stationären Versorgung auf (t=-2.398, df=79, p=.019, d=0.56). Es gibt keine Geschlechtsunterschiede hinsichtlich Alter, Wohnsituation, Rechtsstatus, Fixierung und Unterbringung. 006 Unerfahrenheit im Umgang mit Computern bei Depression – eine moderne Variante der sozialen Stigmatisierung? Bernhard Weber (Klinikum Goethe Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Frankfurt) V. Gapp, N. Helbing, B. Schneider, T. Wetterling, J. Fritze Einleitung: Computernutzung ist in vielen Berufen unabdingbar und durch das Internet haben Computer inzwischen auch einen wichtigen Stellenwert für die informelle und gesellschaftliche Teilhabe. Obwohl Einschränkungen in diesem Bereich für psychiatrisch Kranke gravierende Konsequenzen haben können, gibt es hierzu kaum Daten. Methode: Im Rahmen einer Studie zur Akzeptanz computerisierter Tests wurden 73 Patienten mit rezidivierender depressiver Störung (ICD-10: F33) und 73 nach Alter und Geschlecht gematchte ge sunde Kontrollen mit Instrumenten zur Erfassung der PatientComputer-Interaktion untersucht. Es handelte sich in beiden Gruppen um 46 Frauen und 27 Männer mit einem mittleren Alter von 49,3 ± 13,5 Jahren. Erfasst wurde die Computererfahrung mit dem Demographischen Fragebogen zum Umgang mit Computern (DF, Weil & Rosen, 1995). Zur Messung der Computereinstellung wurde die deutsche Übersetzung der Groningen Computer Attitude Scale (GCAS, Bouman et al., 1989) verwendet. Da zur Messung der Wahrnehmung der Testsituation kein etabliertes Verfahren vorliegt, wurde ein Patient Computer Questionnaire (PCQ) selbst entwickelt und validiert. Diskussion / Ergebnisse: Von den gesunden Kontrollen besaßen nur 14 % keinen Computer, bei den depressiven Patienten war es hingegen fast ein Drittel (31 %; Chi2=5,99, p=0,01). Sowohl in der Computererfahrung (DF; Z=3,26; p=0,001) wie auch in der Computereinstellung (GCAS; Z=2,96; p=0,003) und dem Computererleben in der Testsituation (PCQ; Z=4,75; p=0,000002) schnitten die depressiven Patienten im Vergleich mit den gesunden Kontrollen signifikant schlechter ab. Der Befund, dass depressive Patienten im Vergleich zu alters- und geschlechts-gematchten Kontrollpersonen weniger Computererfahrung haben und seltener einen Computer besitzen, wurde bisher nicht berichtet. Die hohe Krankheitsbürde der Depression (Yach et al., 2004) führt offenbar auch dazu, dass die Patienten weniger Zugang zu computerunterstützten Technologien haben. Dem sollte im Rahmen therapeutischer Maßnahmen ent gegengewirkt werden. Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 007 Dimensionen von langfristigem Therapieerfolg in der stationären Depressionsbehandlung Alessa von Wolff (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) L. Kriston, L. Hölzel, M. Härter, H. Linster Einleitung: Unipolare Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen und sind mit schwerwiegenden persönlichen und volkswirtschaftlichen Folgen verbunden. Wichtig bei der Betrachtung verschiedener Prädiktoren für den Erfolg von stationären Behandlungen ist, dass der Zusammenhang zwischen untersuchten Variablen und späterem Behandlungserfolg stark davon abhängt, wie Therapieerfolg definiert (operationalisiert) wird. Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu untersuchen, welche Dimensionen von Therapieerfolg in einer Katamneseerhebung ein Jahr nach der Entlassung aus der stationären Depressionsbehandlung ermitteln werden können. Methode: Die Untersuchung wurde anhand von routinemäßig erhobenen Daten des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt. Stationär behandelte Patienten mit einer unipolaren oder rezidivierenden Depression wurden eingeschlossen. Es wurden explorative und konfirmatorische Faktorenanalysen berechnet. Diskussion / Ergebnisse: Bei einer Stichprobe von 124 stationären Patienten mit der Diagnose einer einzelnen depressiven Episode oder einer rezidivierenden depressiven Störung konnten drei Faktoren von Therapieerfolg ermittelt werden, die sich bezüglich der Art der Kriterienbildung unterscheiden. Dabei handelt es sich um die Faktoren Grad der Zielerreichung (z. B. Remission), Differenz zwischen Anfangs- und Abschlusszustand (z. B. Response) und Grad der (Patienten-)Zufriedenheit. Zudem implizierten die mittleren Korrelationen zwischen diesen Faktoren, dass ein übergeordnetes Konstrukt Therapieerfolg definiert werden kann. Langfristiger Therapieerfolg kann als übergeordnetes Konstrukt mit drei untergeordneten Dimensionen betrachtet werden, die sich durch die Art der Kriterienbildung unterscheiden. Je nach Definition können unterschiedliche Aussagen über den Erfolg einer Behandlung zustande kommen. 008 Vorhersage von langfristigem Therapieerfolg in der stationären Depressionsbehandlung Alessa von Wolff (Universitätsklinikum Freiburg, Psychiatrie und Psychotherapie) L. Hölzel, L. Kriston, H. Linster, M. Härter Einleitung: Unipolare Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen und sind mit schwerwiegenden persönlichen und volkswirtschaftlichen Folgen verbunden. Dank einem breiten Spektrum psychotherapeutischer und pharmakologischer Interventionen ist die stationäre Behandlung von Depressionen bereits sehr effektiv. Eine weitere Optimierung, gerade was den langfristigen Therapieerfolg betrifft, ist dennoch wünschenswert. Dazu ist es wichtig, Prädiktoren für den langfristigen Erfolg einer Behandlung zu ermitteln. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, für drei verschiedene Definitionen vom langfristigen Therapieerfolg (Katamneseerhebung ein Jahr nach der Entlassung aus der stationären Behandlung) Prädiktoren zu identifizieren. Als mögliche Prädiktoren wurden soziodemographische und klinische Patientenmerkmals, sowie behandlungsbezogene Variablen verwendet. Bei den The rapieerfolgskriterien handelte es sich um die Veränderung der Depressivität zwischen Aufnahme und Katamnese (BDI), die Lebensqualität zum Katamnesezeitpunkt (WHOQOL-BREF) sowie die globale Beurteilung der Behandlung durch die Patienten. Methode: Die Untersuchung wurde anhand von routinemäßig erhobenen Behandlungs- und Katamnesedaten des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt. Stationäre behandelte Patienten mit einer unipolaren oder rezidivierenden Depression wurden ein geschlossen. Für die Vorhersagen wurden Allgemeine Lineare Modelle berechnet. Diskussion / Ergebnisse: Bei einer Stichprobe von 124 stationären Patienten konnten für die Vorhersage der drei Therapieerfolgskriterien jeweils unterschiedliche Prädiktoren identifiziert werden. Für alle Therapieerfolgskriterien ließen sich Modelle zur Vorhersage identifizieren, die einen Großteil der Varianz in dem Zielkriterium aufklärten (40,8 % bis 64,7 %). Bei den Prädiktoren handelte es sich vorwiegend um soziodemografische sowie klinische Patientenmerkmale, wohingegen Merkmale der Behandlung nur unzureichend zur Vorhersage des langfristigen Therapieerfolgs geeignet waren. Der Zusammenhang zwischen Prädiktoren und späterem Behandlungserfolg wird stark von der Operationalisierung des Therapieerfolg beeinflusst. Konsequenzen für eine weitere Optimierung der stationären Depressionsbehandlung werden diskutiert. 009 Sekundärprävention affektiver Störungen bei Älteren mittels normobarer Oxigenierung oder moderatem Ausdauertraining (SALOME-Studie) Gerhard Eschweiler (UKPP Tübingen, Geriatrisches Zentrum) C. Laske, G. Straten, S. Bosch, J. E. Schaefer, B. Ludescher, A. Hipp, A. Niess, A. Fritsche, J. Machann, F. Schick Einleitung: Angesichts der wachsenden Zahl depressiver älterer Menschen und wachsender Kenntnisse über metabolische und andere somatische Komorbiditäten bei depressiven Störungen sind innovative Präventionsstrategien erforderlich. Diese nicht-pharma kologische randomisierte, prospektive Studie in Kooperation mit der Sportmedizin, Diabetologie und Radiologie stellt die Frage: Bietet angeleitete körperliche Aktivität bei rezidivierender depressiver Störung eine bessere Rezidivprävention im Vergleich zu einer Scheinintervention (Sauerstoffinhalationstherapie)? Methode: Von 2006 bis 2008 konnten 146 Patienten in der Psychia trischen Klinik Tübingen gescreent werden. 61 wurden randomisiert und in die Studie aufgenommen. Die anderen 85 nicht eingeschlossenen Patienten wiesen verschiedene Ausschlußkriterien auf bzw. lehnten ab. Die Patienten waren im Mittel 62 Jahre alt, wie erwartet überwiegend weiblich und wiesen eine monopolar rezidivierende Depression in der Vorgeschichte auf. Die meisten Patienten erhielten ein Antidepressivum und teilweise auch Stimmungsstabilisierer. Die Patienten erhielten dreimal pro Woche eine Bewegungsintervention (Nordic Walking) oder eine passive Sauerstoff inhalation jeweils in der Gruppe. Diskussion / Ergebnisse: Während der Studie traten nur wenige Zwischenfälle mit anschließendem Drop-out auf, die keinen ursächlichen Zusammenhang mit der Bewegungstherapie bzw. der Sauerstofftherapie aufwiesen. Es traten 3 Rezidive (Relapse) in der Sauerstoffgruppe (11 %) und 1 in Bewegungsgruppe (4,5 %) in eine erneute Depression innerhalb der ersten 6 Monate auf. Somit gab es keinen signifikanten Unterschied im primären Outcome. Die Zeit bis T1 (6 Monate) erscheint noch zu kurz für eine endgültige Aussage. Der HAMD besserte sich in der Bewegungsgruppe um 2 Punkte, während er sich in der Sauerstoffgruppe um 1 Punkt abnahm. Als Fazit ist festzuhalten, dass die älteren Patienten nach einer Depression in kleinen Gruppen trainierbar sind und eine hohe Therapiebindung aufweisen. Es ist zu hoffen, dass bei Entblindung der 12 Monatsdaten im Herbst 2009 und beim Follow-up nach 24 –36 Monaten ein signifikant besserer psychopathologischer Zustand der Patienten erreicht werden kann. Wir danken der Landesstiftung Baden-Württemberg gGmbH für die großzügige Förderung des Projekts. 145 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 010 Prävention von Depression im Jugendalter: Entwicklung und Evaluation einer Aufklärungsbroschüre. Ergebnisse einer Pilotstudie Antje-Kathrin Allgaier (Klinikum der Univ. München, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie) Y. Schiller, B. Saravo, G. Schulte-Körne Einleitung: Etwa 50 % der depressiven Störungen beginnen bereits im Kindes- und Jugendalter. Da die ersten Symptome meist unspezifisch sind, werden sie von den Betroffenen selbst und ihren Eltern oft nicht als mögliche Anzeichen einer beginnenden depressiven Erkrankung erkannt. Wissenslücken, aber auch Angst vor Stigmatisierung führen dazu, dass Betroffene häufig keine Hilfe in Anspruch nehmen oder sich erst spät in Behandlung begeben. Die positive Wirkung von Aufklärungskampagnen für die Versorgungs situation erwachsener Depressiver zeigt, dass Betroffene früher die Behandlungsbedürftigkeit ihrer Symptomatik erkennen und professionelle Hilfe suchen. Entsprechende Initiativen, die speziell auf die Altersgruppe der Jugendlichen abzielen, fehlen jedoch bislang. Methode: Als erster Schritt zu einer vergleichbaren Initiative für das Kindes- und Jugendalter wird im Rahmen unseres Projekts eine Aufklärungsbroschüre zu depressiven Störungen entwickelt, die explizit an Jugendliche adressiert ist. Die Broschüre richtet sich sowohl an Betroffene im Sinne sekundär- und tertiärpräventiver Ansätze als auch primärpräventiv an nicht betroffene Jugendliche. Ziele sind Wissensvermittlung und Einstellungsänderung im Sinne eines Abbaus von Vorurteilen. Die Broschüre wird in einer Pilotphase an einer Stichprobe von 100 Münchner Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten hinsichtlich Wissenszuwachs, Verständlichkeit und Akzeptanz in einem Prä-Post-Design mittels Fragebögen untersucht. Diskussion / Ergebnisse: Die Broschüre wird derzeit konzipiert und soll auf dem Kongress vorgestellt und in der Expertenrunde diskutiert werden. Erste Ergebnisse der Pilotstudie werden berichtet. Dabei werden zum einen Daten zu Vorwissen und Einstellung zu Depression sowie die Evaluationsergebnisse zum Wissenszuwachs präsentiert. Zum anderen werden die Fragebogendaten zur Bewertung der Broschüre durch die Zielgruppe dargestellt. Ausblick: Aufbauend auf den Ergebnissen der Pilotstudie und den Diskussionsbeiträgen der Kongressteilnehmer wird die Broschüre weiter überarbeitet und an einer repräsentativen Stichprobe von 500 Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten aus München Stadt und Land in einem Prä-, Post-, Follow-up-Design evaluiert. Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-019 Posterpräsentation Affektive Störungen 1 Vorsitz: T. Schläpfer (Bonn) 001 Depressive Störungen: Gibt es moderierende Effekte durch adulte Lebensereignisse bei traumatischen Kindheitserfahrungen? Katja Appel (Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Psychiatrie und Psychotherapie, Greifswald) J. Mahler, A. Schulz, H. Völzke, C. Spitzer, H. J. Freyberger, H. Grabe Einleitung: Frühkindliche traumatische Erfahrungen stellen einen bedeutsamen Risikofaktor für das Auftreten späterer psychischer Erkrankungen dar. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, inwiefern diese Assoziation durch das Auftreten adulter belastender Lebensereignisse moderiert wird. In der vorliegenden Arbeit wird die Interaktion zwischen traumatischen Erlebnissen im 146 Kindesalter und Lebensereignissen im Erwachsenenalter auf die aktuelle Depressivität einer Allgemeinbevölkerungsstichprobe untersucht. Methode: In der derzeit laufenden Studie SHIP-LEGENDE (LifeEvents and Gene-Environment-Interaction in Depression) wurden bei n=1322 Probanden (Stand Juni 2009) (Durchschnittsalter 56,5) frühkindliche Traumata mit dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ), adulte Lebensereignisse lifetime, der letzten 12 Monate und 5 Jahre mit der Stralsunder Ereignisliste (SEL) und aktuelle Depressivität mit dem Beck-Depressions-Inventar (BDI-II, revidierte Form) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: In preliminären Analysen zeigte sich die Assoziation von frühkindlichen Stressoren und aktueller Depressivität als hochsignifikant (p<.001; F=25,712). Ebenfalls sehr bedeutsam war der Zusammenhang zwischen adulten Lebensereignissen sowohl lifetime (p<.001; F=40.61), als auch innerhalb der letzten 5 Jahre (p<.001; F=40.42) und 12 Monate (p<.001; F=49.37), und aktueller Depressivität. Die Interaktion zwischen dem Gesamtwert frühkindlicher Traumata und adulten Lebensereignissen wurde in keinem Fall signifikant. Bei der Spezifizierung der Traumata zeigten sich folgende signifikante Interaktionseffekte: Emotionale Vernachlässigung in der Kindheit und Ausmaß der Life Events über die gesamte Lebensspanne (p=.007; F=7.38); sexueller Missbrauch und belastende Lebensereignisse in den letzten 12 Monaten (p=.003; F=8.68); sexueller Missbrauch und Lebensereignisse innerhalb der letzten 5 Jahre (p=.005; F=8.05). Sowohl frühkindliche Traumata als auch adulte belastende Lebensereignisse sind hoch mit aktueller Depressivität assoziiert. Für den interaktionalen Einfluss dieser beiden Faktoren scheint es wichtig zu sein, welche frühen traumatischen Ereignisse erlebt werden. Im Besonderen interagiert kindlicher sexueller Missbrauch hochsignifikant mit der Anzahl der Lebensereignisse in den letzten 12 Monaten und 5 Jahren auf die aktuelle Depressivität. Gleiches gilt für emotionale Vernachlässigung im Zusammenhang mit adulten Lebensereignissen über die gesamte Lebensspanne. 002 Alexithymie und frühe traumatische Lebensereignisse in einer nicht-klinischen Stichprobe Sabine Aust (Freie Universität Berlin, Languages of Emotion Cluster) E. Alkan-Härtwig, C. Crayen, G. Klann-Delius, I. Heuser, M. Bajbouj Einleitung: In einer nicht-klinischen Stichprobe wurde der Zusammenhang zwischen Alexithymie und frühen traumatischen Lebensereignissen untersucht sowie die Eignung der Variable „Trauma“ zur Differenzierung des Alexithymie-Konstrukts geprüft. Unter Alexithymie versteht man die beeinträchtigte Fähigkeit eigene Emotionen oder emotionale Aspekte sozialer Interaktion zu identifizieren, zu decodieren und zu kommunizieren. In neueren Forschungsarbeiten wird zunehmend gefordert, das Konstrukt „Alexithymie“ differenzierter zu betrachten, um interindividuellen Unterschieden besser gerecht zu werden. Der bisher einzige Differenzierungsansatz – die Unterteilung des Konstrukts in eine kognitive und eine emotionale Komponente – findet in empirischen Arbeiten bislang nur wenig Beachtung, was den Bedarf nach neuen Ansätzen rechtfertigt. Sowohl ätiologietheoretisch als auch mit Blick auf empirische Vorbefunde aus klinischen Stichproben kann ein Zusammenhang zwischen Alexithymie und früher Traumatisierung vermutet werden, so dass die Untersuchung der Variable „Trauma“ als möglicher Differenzierungsparameter vielversprechend erscheint. Methode: Frühe traumatische Lebensereignisse wurden mittels Fragebogen (Childhood Trauma Questionnaire; CTQ) und Interview (Early Trauma Inventory; ETI) in einer nicht-klinischen hoch alexithymen Stichprobe (N = 62) untersucht. Zur Alexithymie-Erfassung wurde zunächst die Toronto-Alexithymie-Skala (TAS-20) Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 als Screeninginstrument verwendet, die weitere Diagnostik erfolgte mit der deutschen Version des Bermond-Vorst-AlexithymiaQuestionnaire (BVAQ). Zum Ausschluss psychischer Störungen kam das MINI International Interview zum Einsatz. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen Alexithymie und dem Erleben früher emotionaler Traumata (CTQ-Subskala „emotionale Vernachlässigung“). Ein den Zusammenhang moderierender Einfluss psychischer Störungen kann aufgrund der psychopathologischen Diagnostik ausgeschlossen werden. Im Widerspruch zu bisherigen klinischen Untersuchungen zeigt sich kein Zusammenhang zwischen Alexithymie und körperlichen oder sexuellen Traumata. Hochalexithyme mit positiver Traumaanamnese unterscheiden sich signifikant von Hochalexithymen ohne Trauma hinsichtlich der kognitiven Alexithymie-Dimension „Identifizieren“ und der emotionalen Alexithymie-Dimension „Fantasieren“ sowie hinsichtlich des BVAQ- Gesamtwertes. Die Variable „Trauma“ scheint sich somit als Differenzierungsparameter für Alexithymie zu eignen. Als Konsequenz dieser Befunde werden neurobiologische Korrelate der Emotionsverarbeitung bei Alexithymie in Abhängigkeit von frühen traumatischen Lebensereignissen mittels funktioneller Magnet resonanztomographie (fMRT) untersucht. 003 Interaktion zwischen 5-HTTLPR-Polymorphismen und frühen Traumatisierungen bei depressiven Störungen im Erwachsenenalter Jessie Mahler (Universität Greifswald, Psychiatrie und Psychotherapie) K. Appel, A. Schulz, D. Rosskopf, H. J. Freyberger, H. J. Grabe Einleitung: Die Ergebnisse verschiedener Forschungsbemühungen lassen eine Interaktion von funktionellen Polymorphismen in der Promoterregion des Serotonintransportergens (5-HTTLPR) und dem Risiko einer Major Depression infolge belastender Lebensereignisse vermuten. Insbesondere Traumatisierungen im Kindesund Jugendalter stellen einen Risikofaktor für die Ausprägung einer Major Depression im Erwachsenenalter dar. Jedoch sind die bisherigen Befunde nicht ganz eindeutig. Angesichts der Befund lage geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, inwiefern funktionelle 5-HTTLPR-Polymorphismen in der Interaktion mit aversiven Lebensbedingungen und Traumatisierungen im Kindes- und Jugend alter die depressive Symptomatik im Erwachsenenalter moderieren. Methode: Für n = 1536 Probanden (Stand Juni 2009) der prospektiven, epidemiologischen Allgemeinbevölkerungsstudie Study of Health in Pomerania (SHIP) wurden in der derzeit laufenden assoziierten, DFG-geförderten Studie SHIP-LEGENDE (Life-Events and Gene-Environment-Interaction in Depression) psychische Störungen (DIA-X-Interview nach DSM-IV), kindliche Lebensbedingungen (CTQ, Childhood Trauma Questionnaire) und aktuelle Depressivität (BDI-II, Beck-Depressions-Inventar, revidierte Form) erfasst. Alle Probanden wurden bezüglich des 5-HTTLPR (s-, l-Allele) und des A/G-Polymorphismus des SLC6A4 genotypisiert. Diskussion / Ergebnisse: Signifikante Zusammenhänge zwischen adulter Depressivität und Missbrauch (emotional: p < .01; körperlich: p < .01; sexuell: p < .01) sowie Vernachlässigung (körperlich: p < .01; emotional: p < .01) im Kindes- und Jugendalter können in varianzanalytischen Überprüfungen gezeigt werden. Interaktionsanalysen zwischen frühkindlich emotionalem sowie sexuellem Missbrauch und dem 5-HTTLPR-Polymorphismus auf Depres sivität im Erwachsenenalter ergeben einen signifikanten Effekt (p < .01, adjustiert für Geschlecht und Alter). Hierbei weisen die Träger des l-Allels eine höhere Symptombelastung auf. Für körperlichen Missbrauch sowie emotionale oder körperliche Vernachlässigung können keine signifikanten Interaktionseffekte nachgewiesen werden. Inwieweit Zufallseffekte an den Ergebnissen beteiligt sind, muss kritisch diskutiert werden. Die Analyse der DSM-IV Diagnosen einer „lifetime depression“ steht noch aus. 004 Die Assoziation zwischen frühkindlichen traumatischen Lebensereignissen und Depressivität – eine allgemeinbevölkerungs basierte Studie Andrea Schulz (Universität Greifswald, FB Psychiatrie Uniklinikum) K. Appel, J. Mahler, C. Spitzer, H. Völzke, H. J. Freyberger, H. J. Grabe Einleitung: Besonders frühkindliche kritische Lebensereignisse werden für eine lebenslang erhöhte Vulnerabilität für psychische Erkrankungen verantwortlich gemacht. Die vorliegende präliminäre Analyse untersucht den Zusammenhang zwischen dem Erleben kindlicher Traumata und dem Auftreten depressiver Störungen im Erwachsenenalter. Es wird angenommen, dass das Erleben frühkindlicher traumatischer Erfahrungen die Vulnerabilität für depressive Störungen erhöht. Mit dem „Childhood Trauma Questionnaire“ (CTQ) werden retrospektiv emotionale und körperliche Vernachlässigung sowie emotionaler, körperlicher und sexueller Missbrauch erfasst. Methode: 1619 Probanden (Stand Juni 2009) (29 – 89 Jahre) der epidemiologischen Allgemeinbevölkerungsstudie Study of Health in Pomerania (SHIP) wurden in der Studie SHIP-LEGENDE (Life-Events and Gene-Environment Interaction in Depression) hinsichtlich psychischer Störungen (DIA-X), traumatischer Erfahrungen in der Kindheit (CTQ) und aktueller Depressivität (BeckDepressions-Inventar; BDI-II) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Die präliminären Analysen ergaben, dass Personen mit traumatischen Erfahrungen im Kindesalter signifikant höhere Werte aktueller depressiver Symptomatik aufweisen als die Kontrollgruppe (für alle CTQ-Kategorien p < .000). Es zeigt sich, dass die Assoziation zwischen kindlichen Traumata und Depressivität zusätzlich durch Alter und Geschlecht beeinflusst wird. Frauen berichten über signifikant mehr aktuelle Depressivität sowie über mehr emotionalen (p < .000) und sexuellen (p < .000) Missbrauch, während Männer mehr körperlichen Missbrauch (p = .002) und körperliche Vernachlässigung (p = .002) schildern. Die Zusammenhänge zwischen kindlichen Traumata und Depressivität bei jüngeren Personen (bis 56 Jahre) sind hoch signifikant (p < .000), während bei älteren Männer der Zusammenhang nur beim CTQGesamtwert (r = .108, p = .029) und bei körperlicher Vernachlässigung (r = 150, p = .003) gilt. Bei älteren Frauen lassen sich die beschriebenen signifikanten Zusammenhänge ebenfalls nachzuweisen (Ausnahme: sexueller Missbrauch). Die teststatistische Überprüfung der DSM-IV Diagnose einer „lifetime depression“ stehen noch aus. Traumatische Erfahrungen im Kindesalter sind mit Auftreten und Schweregrad depressiver Symptomatik im Erwachsenenalter assoziiert. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse an, dass bei einzelnen Traumakategorien (z. B. körperlicher Missbrauch) Geschlecht und Alter in Interaktion einen differenziellen Einfluss auf das Wirken von kindlichen Traumata auf Depressivität haben. 005 Depressive Störungen: Gibt es interaktive Effekte zwischen negativen Lebensereignissen und Resilienz? Andrea Schulz (Universität Greifswald, FB Psychiatrie Uniklinikum) K. Appel, J. Mahler, C. Spitzer, H. Völzke, H. J. Freyberger, H. J. Grabe Einleitung: Aus der Life-Event-Forschung ist bekannt, dass kritische Lebensereignisse von großer Relevanz für das Auftreten einer Depression sind. Allerdings erkrankt nur ein Teil der von kritischen Lebensereignissen betroffenen Menschen an einer depressiven Störung. Protektiven Faktoren kommen hierbei eine entscheidende Rolle zu. Als protektiver Faktor wird das Persönlichkeitsmerkmal Resilienz vermutet. Resilienz beschreibt eine innere psychische Widerstandsfähigkeit, die dazu führt, dass einige Personen trotz 147 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 ausgeprägter Belastungen und Risiken gesund und unbelastet bleiben. Untersucht wird, ob eine hohe Resilienz protektive Effekte hinsichtlich der Wirkung negativer Lebensereignisse auf depressive Erkrankungen im Erwachsenenalter hat. Methode: 1619 Probanden (Stand Juni 2009) (29 – 89 Jahre) der Allgemeinbevölkerungsstudie Study of Health in Pomerania (SHIP) wurden in der Studie SHIP-LEGENDE (Life-Events and Gene- Environment Interaction in Depression) hinsichtlich psychischer Störungen (DIA-X), belastender Lebensereignisse (Stralsunder Ereignisliste; SEL), Resilienz (Resilienzskala-25) und aktueller Depressivität (Beck-Depressions-Inventar; BDI-II) erfasst. Diskussion / Ergebnisse: Die präliminären Analysen ergaben, dass kritische Lebensereignisse (F = 51,870, p = .000) und Resilienz (F = 135,634, p = .000) als Haupt- und Interaktionseffekt (F = 14.202, p = .000) signifikant auf den aktuellen Depressionswert wirken. Personen mit einer Vielzahl negativer Lebensereignisse weisen höhere aktuelle Depressionswerte (BDI-Wert) auf als Personen mit wenigen. Darüber hinaus zeigte sich, dass Personen, die eine Vielzahl negativer Lebensereignisse angaben und zusätzlich über eine hohe Resilienz verfügen, niedrigere Depressionswerte aufweisen als Personen ohne diesen protektiven Faktor. Die Untersuchung der DSM-IV-Diagnose einer „lifetime depression“, der aktuellen Lebensereignisse und Alters- und Geschlechtseffekte werden diskutiert. Kritische Lebensereignisse als auch das Persönlichkeitsmerkmal Resilienz sind mit dem Auftreten depressiver Sympto matik im Erwachsenenalter assoziiert. Es bestehen Hinweise, dass zwar viele kritische Lebensereignisse das Auftreten einer depressiven Symptomatik im Erwachsenenalter wahrscheinlich machen, dass aber erst das Vorhandensein einer geringen Resilienz diese Effekte hinsichtlich der Depressionsschwere verstärken. 006 Reproduktive Auffälligkeiten bei Frauen mit bipolarer Erkrankung vor Therapie mit Phasenprophylaxe Stephanie Krüger (Charite Berlin, Psychiatrie) N. Schoofs, F. Chen, R. Pietsch, P. Bräunig Einleitung: Reproduktive Auffälligkeiten bei Frauen mit bipolarer Erkrankung werden häufig ursächlich auf die medikamentöse Therapie der bipolaren Erkrankung zurückgeführt. Kaum bekannt ist, ob Frauen mit bipolaren Erkrankungen per se ein erhöhtes Risiko für hormonelle Störungen aufweisen und Psychopharmaka dieses lediglich verstärken. Methode: 52 Frauen mit bipolarer Erkrankung im gebärfähigen Alter und ohne psychopharmakogene Medikation wurden in die Studie eingeschlossen. Die medizinische, psychiatrische und reproduktive (inklusive Premenstruelle Dysphorische Störung, PMDS) Krankengeschichte wurde erhoben. Blutproben zur Ermittlung der Sexualhormonspiegel wurden entnommen. Ein gynäkologischer Ultraschall wurde durchgeführt, um die Diagnose des Polyzystischen Ovar Syndroms, PCOS, stellen zu können. Der aktuelle und vor Erstmanifestation der Erkrankung bestehende BMI wurde berechnet. Daten zur Binge-Eating-Störung wurden erhoben. Diskussion / Ergebnisse: PCOS konnte bei 6 (12,5 %)der Frauen diagnostiziert werden. In 10 (23,3 %) Fällen konnte in den Blutproben eine Hyperandrogenämie festgestellt werden. Die Kriterien für Binge-Eating erfüllten 15 (28,8 %) der Frauen, 3 (5,8 %) litten unter partiellem Binge-Eating. Aktuell lag der durchschnittliche BMI bei 25 (SD 5,0), während er vor Manifestation der Erkrankung bei 22,7 (SD 4,3) lag. 37 (71,2 %)Frauen litten an einer oder mehreren Zyklusunregelmäßigkeiten. Von einem stark ausgeprägten PMDS waren 14 (26,9 %) betroffen. 148 007 Prävalenz depressiver Erkrankungen bei Patientinnen mit Endometriose Stephanie Krüger (Charite Berlin, Psychiatrie) L. Schute, A. Ebert, P. Bräuning Einleitung: Die Endometriose stellt mit einer geschätzten Prävalenz von 10 – 15 % eine häufige Erkrankung von Frauen im reproduktionsfähigen Alter dar. Die hohe Morbidität und die funktionellen und qualitativen Einschränkungen, die sich aus der Erkrankung ergeben, legen nahe, dass die Prävalenz seelischer Auffälligkeiten in dieser Patientengruppe hoch ist. Unsere Studie soll zur Klärung der Prävalenz von depressiven Symptomen bei Patientinnen mit Endometriose beitragen. Methode: 150 Patientinnen des Endometriosezentrums Stufe III im Vivantes Humboldt- Klinikum in Berlin, Lehrkrankenhaus der Charité, mit laparoskopisch diagnostizierter Endometriose, wurden mittels Depressionsskalen (BDI, HAMDS) nach depressiver Symptomatik befragt. Diskussion / Ergebnisse: Der Mittelwert für den BDI lag bei 11,4 (Standardabweichung 9,1), und für die HAMDS bei 10,6 (SD 8,1). Gemäß BDI hatten 47 (31 %) bzw. 25 (17 %) Patientinnen eine leichte (BDI 11-17) bzw. klinisch relevante (BDI >18) Depression. Nach der Schweregradeinteilung mit der HAMDS litten 56 (37,3 %) Patientinnen unter einer leichten Depression (HAMDS 10 – 20), 12 (8 %) unter einer mittelschweren Depression (HAMDS 20 – 30) und 6 (4 %) unter einer schweren Depression (HAMDS >30). Die Prävalenz von Depression liegt damit für Endometriosepatien tinnen über dem Schnitt der Allgemeinbevölkerung von 10 – 15 %. Die regelmäßige pharmakologische und psychologische Therapie dieser Patientinnen hat in das Versorgungssystem bisher jedoch keinen Eingang gefunden. 008 Psychiatrische Versorgung von psychisch erkrankten Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit: Therapieangebote einer Spezialsprechstunde und Beschreibung der Stichprobe Karin Metz (Universitätsklinikum Dresden, Psychiatrie und Psychotherapie) S. Schnoor, J. Junge-Hoffmeister, K. Weidner, J. Sasse Einleitung: 15 % der Frauen leiden peripartal an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung. Die Versorgungslage dieser Frauen ist bislang unzureichend, nicht zuletzt aufgrund des unzureichenden Wissens über die Erkrankungsbilder sowie einer zurückhaltenden Einstellung bzgl. einer pharmakologischen Behandlung im Rahmen der Schwangerschaft und Stillzeit. Methode: Ziele des Beitrags sind (1) die Beschreibung der Patientengruppe, die am Universitätsklinikum Dresden die Spezialsprechstunde „Behandlung psychischer Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit“ in Anspruch nimmt, sowie (2) die Vorstellung der pharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten. Zu (1): Im Rahmen einer Querschnittserhebung werden mithilfe einer standardisierten Fragebogenbatterie im Zeitraum von April bis August 2009 alle Frauen der Spezialsprechstunde (N=50) hinsichtlich soziodemographischer und symptomspezifischer Variablen sowie hinsichtlich der Behandlungsmethoden erfasst und deskriptiv ausgewertet. Zu (2): Unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur wird ein Überblick über den Wissenstand der Behandlung psychisch erkrankter Schwangeren und Mütter gegeben. Diskussion / Ergebnisse: Zu (1): Daten zu Alter, Familienstand, Geburts- und Schwangerschaftsanamnese, Krankheitsgeschichte, Störungsbild, Partnerschaft, etc. werden vorgestellt, ebenso wie Daten zur Art der Medikation und anderen Therapiemethoden. Zu (2): Es erfolgt eine Darstellung des sinnvollen Einsatzes psycho troper Substanzen in diesem besonderen Lebensabschnitt sowie die Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 damit verbundene Nutzen- Risiko- Abwägung. Psychologische Interventionen und deren Effektivität werden erläutert. Ein aktuell beginnendes Forschungsprojekt zur Verbesserung der Versorgungs lage psychisch erkrankter Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit wird vorgestellt. 009 Interdisziplinäre Behandlung bei schweren psychiatrischen Erkrankungen in der Schwangerschaft: Zwei Kasuistiken Torsten Grüttert (Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld, Psychiatrie und Psychotherapie) R. Bodden-Heidrich, G. Rogmans, N. Heinzel, A. Horn Einleitung: Zwei Kasuistiken Rezidivierte schwere depressive Episode in der Schwangerschaft Emotional instabile Persönlichkeitsstörung und Schwangerschaft Methode: Die 37 jährige IV Gravida III. Para stellte sich in der 12. Schwangerschaftswoche mit schwerer Depression und hoher Ambivalenz zur Schwangerschaft vor. In den drei vorangegangenen Schwangerschaften hatte sie jeweils schwere Depressionen jedoch ohne Behandlung gehabt, worin die hohe Ambivalenz mit Erwägung einer Abruptio bestand. Wir behandelten die Patientin stationär mit täglich stützend supportiver Psychotherapie unter Einbezug der Seelsorge sowie konsiliar fortgesetzter Behandlung bei der Frauenärztin. Ab der 15. SSW stellten wir sie auf Sertralin ein, wegen der klinisch schweren Symptomatik erhöhten wir die Dosis bis 100 mg. Zur Entbindung reduzierten wir Sertralin und bezogen auch die zukünftige Hebamme sowie den Kinderarzt im Hinblick auf die Planung des Stillens mit ein. In der 38. SSW kam es zur komplikationslosen Spontanentbindung von einem Mädchen. Der postpartale Verlauf erwies sich bei fortgesetzter Betreuung von der Frauenärztin und Psychiaterin im Wochenbett als unauffällig. Diskussion / Ergebnisse: Die 28 jährige III Gravida II Para wurde in der 13. SSW bei dekompensierter Affektlabilität bei bekannter emotional instabiler Persönlichkeitsstörung nach Absetzen der Psychopharmaka (SSRI + Perazin in auswärtiger Behandlung) stationär aufgenommen. Es erfolgte eine hochfrequente psychiatrische Behandlung unter Einbezug eines Fertigkeitentraining (Skills), Einzelpsychotherapie und sozialpädagogischer Betreuung. Die Patientin wurde nach 12 Wochen in die ambulante Behandlung unserer Klinik entlassen und wohnt unterdessen in unmittelbarer Nähe der Klinik, so dass ein hochfrequenter und spontaner Kontakt möglich ist. In beiden Fällen wurde im Rahmen der geburts hilflichen Betreuung eine pränatale Diagnostik nach Degum II vorgenommen sowie regelmäßige hochfrequente geburtshilfliche Schwangerschaftsbetreuung. 010 Risikofaktoren für chronische Depression: eine systematische Übersichtsarbeit Levente Kriston (Universitätsklinikum Hamburg, Medizinische Psychologie) L. Hölzel, C. Reese, M. Härter Einleitung: Es wird geschätzt, dass bei jedem fünften bis sechsten Patienten mit einer akuten depressiven Episode auch nach zwei Jahren noch keine relevante Besserung der Symptomatik eintritt und sich in Folge dessen eine chronische Depression entwickelt. Zahlreiche Befunde belegen die negativen Auswirkungen, die eine chronische Depression auf die Betroffenen, die Angehörigen und die Gesellschaft hat. Die Risikofaktoren für chronische Depression wurden in mehreren Studien untersucht, wobei die Ergebnisse dieser Studien in vielen Fallen heterogen und teilweise widersprüchlich ausfallen. Methode: Es wurde eine systematische Übersichtsarbeit zu Risikofaktoren für chronische Depressionen erstellt, um die vorhandenen Einzelbefunde zu strukturieren und zu integrieren. Aktuelle Ver- fahren für die Metaanalyse für Beobachtungsstudien wurden verwendet. Die Datenauswertung wurde mittels Vote-Counting durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: Es wurden 25 relevante Primarstudien mit insgesamt 5192 Studienteilnehmern identifiziert und in die sy stematische Übersichtsarbeit eingeschlossen. Die Studien wiesen hinsichtlich der untersuchten Studienpopulationen, der Studiendesigns, der methodischen Qualität, der untersuchten Risikofaktoren und der Ergebnisse eine große Heterogenität auf. Es konnte für folgende Risikofaktoren empirische Evidenz bestimmt werden: das Vorkommen von affektiven Störungen in der Familiengeschichte, jüngeres Ersterkrankungsalter und längere Dauer der depressiven Episode. Folgende Faktoren traten gehäuft in Verbindung mit chronischer Depression auf: psychische Komorbidität in Form von Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Substanzabusus, geringe soziale Integration, negative soziale Interaktion und eine schwächere depressive Symptomatik. Dabei blieb die Richtung des kau salen Zusammenhangs aufgrund des Querschnittdesigns dieser Studien unklar. Die Ergebnisse der durchgeführten systematischen Übersichtsarbeit belegen die Relevanz einer frühzeitigen Diagno stik und Therapie von Depressionen, da eine längere Dauer der depressiven Episode die Wahrscheinlichkeit für eine Chronifizierung der Depression erhöht. Weitere Forschung insbesondere in Form prospektiver Kohortenstudien (die die Überprüfung von kausalen Zusammenhängen ermöglichen) ist nötig, um aussagekräftige empirische Evidenz für die Risikofaktoren für chronische Depression zu erhalten. 011 Veränderungen im autonomen Nervensystem bei Angehörigen ersten Grades depressiver Patienten Sandy Berger (Uniklinik Jena, Psychiatrie) C. Kletta, S. Schulz, A. Voss, K.-J. Bär Einleitung: Es ist bekannt, dass depressive Patienten ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen besitzen. Dabei konnte einerseits eine Reduktion der Herzratenvariabilität und eine verminderte Baroreflexsensitivität, aber auch eine Erhöhung der sympathischen QT-Variabilität gezeigt werden. Ziel dieser Studie war die Untersuchung erstgradiger Angehöriger depressiver Patienten, um zu erfassen, ob diese ähnliche Veränderungen der autonomen Parameter aufweisen. Methode: Wir schlossen 30 Angehörige ersten Grades (Geschwi ster und Kinder) von depressiven Patienten in unsere Studie ein und verglichen die Ergebnisse mit denen von 30 gesunden Kon trollpersonen. Für die Teilnehmer beider Gruppen wurde eine sensitive autonome Analyse unternommen (Task Force Monitor®, Austria). Die erhobenen kardiovaskulären Parameter umfassten die Herzratenvariabilität,die Blutdruckvariabilität sowie die Baroreflexsensitivität und den QTVi (QT variability index). Diskussion / Ergebnisse: In der Gruppe der Angehörigen konnten wir eine signifikant erhöhte Herzfrequenz sowie einen erhöhten QTVi zeigen. Außerdem war der RMSSD (Root Mean Squared of Successive Difference) der Herzratenvariabilität sowie der RMSSD des diastolischen Blutdrucks in der Angehörigengruppe signifikant reduziert. Ein Trend konnte für die Komplexität der Herzratenvariabilität erhoben werden, welche bei den Angehörigen signifikant niedriger als bei den Kontrollen war. Diese Ergebnisse spiegeln eine Dysfunktion der kardiovaskulären Regulation bei Angehörigen ersten Grades depressiver Patienten wider. Insbesondere scheinen Parameter der Blutdruckvariabilität Unterschiede widerzuspiegeln. Daneben waren die Herzfrequenz sowie der QTVi als sympathischer Parameter gegenüber der Kontrollgruppe deutlich erhöht. Diese Daten lassen vermuten, dass die kardiovaskuläre Dysfunk tion in der Depression einem genetischen Einfluss unterliegt. 149 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 012 Belastungen und Copingstrategien bei Angehörigen von Patienten mit bipolarer Störung Sabine Demelbauer (Gießhübl bei Wien, Österreich) A. Berg, B. Breit-Gabauer, G. Lenz, I. Stampfer Einleitung: Im Rahmen der Wiener Studie zur Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bei bipolarer Störung an der Verhaltenstherapie-Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie Wien wurden 100 manisch-depressive Patienten randomisiert entweder mit KVT (14 Wochen, 1x wö) oder mit 3x Psychoedukation (PE) zusätzlich zu einer laufenden Phasenprophylaxe behandelt. Methode: 95 Angehörige erhielten entweder eine eigene 8 Std PEGruppe oder nahmen an der PE-Gruppe der Patienten teil. Die vorliegende Untersuchung befasst sich ausschließlich mit den Ange hörigen, deren Belastungen und Copingstrategien zu Beginn der Studie und drei Monate nach Intervention. Hierfür wurde ein Angehörigen-Interview zur Erkennung von Frühwarnsymptomen bei den Patienten und zu den eigenen Copingstrategien entwickelt (Urteilerübereinstimmung (Cohen‘s κ) zwischen Original- und Kontrollauswertung sehr zufriedenstellend (alle Werte > ,70); Itemschwierigkeitsindizes (Maximalwert ,25); Reliabilitäten zwischen -,096 und +,568)). Diskussion / Ergebnisse: Es zeigt sich für die Gesamtgruppe der Angehörigen, dass durch die Einbeziehung in den Therapieprozess die Belastungswerte der Angehörigen signifikant abnehmen (Multivariate Varianzanalyse, p=,032). Teilweise zeigt sich KVT über legen zu PE: Angehörige der KVT Gruppe gelingt es signifikant häufiger die Frühwarnsymptome von Manie zu lernen (Χ² : p=,006), für Frühwarnsymptome der Depression ist diese Tendenz beobachtbar, aber nicht signifikant (p=,386). Die Angehörigen der KVT verfügen weiters nach drei Monaten über signifikant mehr positive Copingstrategien zum Umgang mit Depression beim Patienten (Multivariate Varianzanalyse für abhängige Stichproben, p=,000). Bei den Copingstrategien zum Umgang mit Manie bei den Patienten profitieren beide Gruppen in gleicher Weise von der Interven tion und es zeigen sich tendenzelle Zeiteffekte (Multivariate Varianzanalyse für abhängige Stichproben (p=,098). Die Ergebnisse sprechen dafür, dass es von großer Bedeutung ist Angehörige in den Therapieprozess des Patienten mit einzubeziehen und dass die Wirksamkeit von KVT der von PE in den untersuchten Bereichen überlegen ist. 013 Belastungsempfinden von Angehörigen bipolarer Patienten. Zwischenergebnisse der Multizenterstudie des Arbeitskreises Junge Wissenschaftler der DGBS e.V. Rita Schmid (Klinik für Psychiatrie, Versorgungsforschung, Regensburg) M. Schmink, A. Pfennig, H. Spießl, M. Bauer Einleitung: Nachhaltig wirksame und effiziente Unterstützung setzt Kenntnis der spezifischen Belastungen der Angehörigen psychisch Kranker voraus. Während im Bereich der schizophrenen Störungen systematische diagnosenspezifische Untersuchungen zum Belastungsempfinden und zu Möglichkeiten der Belastungsreduktion der Angehörigen vorliegen, fehlen im deutschsprachigen Raum Untersuchungen zum Belastungsempfinden von Angehörigen von Patienten mit bipolaren Störungen. Erste angloamerikanische Studien weisen jedoch auf eine spezifische und besonders hohe Betroffenheit dieser Angehörigen hin. Ebenso gibt es bisher noch kaum Untersuchungen und Therapiemanuale bzgl. der Möglichkeiten der Belastungsreduktion dieser Angehörigenklientel. Methode: Auf der Grundlage einer qualitativen Studie (Schmid et al. 2007) über die spezifischen Belastungen von Angehörigen von Patienten mit bipolaren affektiven Störungen sowie einer Sichtung der international am häufigsten eingesetzten Belastungsfragebö- 150 gen, wurde ein Fragebogen entwickelt, der die Belastungen von Angehörigen bipolar Erkrankter erfasst. Dieser Fragebogen wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS e.V.) seit Dezember 2008 im Rahmen einer Multizenterstudie bundesweit an zwölf psychiatrischen Universitätskliniken und Fachkliniken eingesetzt. Die Rekrutierung geschieht in drei Subgruppen: (1) Rekrutierung von Angehörigen, welche in einer Selbsthilfegruppe organisiert und bei der DGBS e.V. gemeldet sind, (2) Angehörige, die an einer (psychoedukativen) Angehörigengruppe an einer der zwölf kooperierenden Kliniken teilnehmen und (3) über Patienten auf den Stationen und Ambulanzen der Studienzentren und somit Angehörige, die weder in einer Selbstnoch Angehörigengruppe partizipieren. Eine Stichprobengröße von mindestens 500 Angehörigen wird angestrebt. Diskussion / Ergebnisse: Ergebnisse der 9-Monats-Zwischenauswertung werden vorgestellt und diskutiert. Ziel des Forschungsvorhaben ist einerseits ein umfassendes deutschsprachiges Instrument zur Erhebung der Belastungssituation dieser Angehörigengruppe zu generieren und andererseits „Hoch-Risiko-Angehörige“ identifizieren zu können, welche infolge ihrer Überlastung ggf. selbst gefährdet sind, psychisch zu erkranken. Ferner sollen in einem zweiten Schritt aus den erhobenen Belastungsfaktoren konkrete Handlungsbedarfe und mögliche Interventionen zur Belastungsreduktion der Angehörigen von bipolar erkrankten Patienten abgeleitet und in einer nachfolgenden kontrollierten Multizenterstudie auf ihre Effektivität und Effizienz hin überprüft werden. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-020 Posterpräsentation / Poster Presentation Pharmakotherapie (F3) Vorsitz: G. Laux (Wasserburg) 001 Metaanalyse placebokontrollierter klinischer Studien mit Escitalopram und Agomelatin Thomas Messer (Bezirkskrankenhaus Augsburg, Psychiatrie II) J. Schnitker, M. Friede Einleitung: Bisher liegen keine direkten Vergleichsstudien zwischen Escitalopram und Agomelatin vor. Um die Wirksamkeit und Verträglichkeit beider Antidepressiva zu vergleichen, wurde eine indirekte Meta-Analyse placebokontrollierter Studien durchgeführt. Methode: Mittels Literaturrecherche und des EMEA-Reports zu Agomelatin wurden placebokontrollierte Akutstudien von Escitalopram (ESC) und Agomelatin (AGO) recherchiert. Metaanalytisch wurde die Wirksamkeit mittels standardisierter mittlerer Differenzen (SMD)gegenüber Placebo kalkuliert. Die Verträglichkeit wurde mittels Abbruchraten wegen unerwünschter Ereignisse analysiert. Diskussion / Ergebnisse: 1. 5 bzw. 6 placebo-kontrollierte klinische Studien mit ESC bzw. AGO wurden ausgewertet. 2. Die Designs der Studien unterschieden sich nicht. 3. Auswertung quantitativer Endpunkte (MADRS, HAM-D) bei niedriger Dosierung (ESC: 10mg/d; AGO: 25mg/d) Wirkstoff_________SMD______95-CI _________ p-Wert Escitalopram ______0.319___0.19-0.45 ______< 0.0001 Agomelatin________0.242___0.04-0.27______= 0.0098 Der Vergleich ESC und AGO ist statistisch signifikant (p=0.041). 4. Auswertung quantitativer Endpunkte (MADRS, HAM-D) bei hoher Dosierung (ESC: 20mg/d; AGO: 50mg/d) Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Wirkstoff_________SMD_______95-CI_________p-Wert Escitalopram_____0.459 ____0.32–0.60______< 0.0001 Agomelatin_______ 0.242___-0.09–0.57______= 0.1488 Der Vergleich ESC und AGO ist statistisch signifikant (p= 0.016). 5. Die Analyse der Abbruchraten wegen unerwünschter Ereignisse zeigte Wirkstoff__________ OR ______95-CI_______p-Wert Escitalopram______2.90____ 1.28–6.54____= 0.0104 Agomelatin________1.34____0.69–2.63____= 0.3893 Der Unterschied ist nicht signifikant (p= 0.154). Fazit: Diese indirekte Meta-Analyse zeigt im primären Zielkriterium der klinischen Studien, dass die Effektstärke beim Escitalopram gegenüber Placebo statistisch signifikant der von Agomelatin versus Placebo überlegen ist. Die Verträglichkeit erwies sich als gleich gut. 002 Neuroendokrinologische Wirkungen von Lithium auf den CortisolRegelkreis von depressiv Erkrankten Patricia Rowena Winkelmann (Universitätsklinikum Dresden, Klinik für Psychiatrie) U. Lewitzka, D. Ritter, S. Erbe, T. Bschor Einleitung: Da die medikamentös antidepressive Behandlung zur Remission der pathologischen Überstimulierbarkeit des Hypot halamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Regelkreises (HPA-Achse) im kombinierten Dex / CRH-Test führt, wurde eine direkte Einwirkung von Antidepressiva auf die HPA-Achse postuliert. Analog sollte geklärt werden, ob die für die Lithiumaugmentation gezeigte Stimulierbarkeit der HPA-Achse auch bei Lithiummonotherapie feststellbar ist. Methode: Patienten mit Major Depression (unipolar) (SKID I-ge sichert) wurden 28 Tage mit Lithiummonotherapie (Serumspiegel 0,6 – 0,8 mmol / l) behandelt. An den Tagen 0 und 28 erfolgte ein kombinierter Dex / CRH-Test. Als Response wurde eine Reduktion des HAMD21 um mindestens 50 % definiert. Diskussion / Ergebnisse: 30 Patienten mit Major Depression (15 Frauen, 15 Männer, Alter 45,97 ± 10,93) wurden eingeschlossen. 15 Patienten (8 Frauen, 7 Männer) respondierten. Bei 10 kam es zur Remission (HAMD21<7). Signifikant unterschieden sich Responder (R) und Non-Responder (NR) hinsichtlich der Anzahl depressiver Episoden. Bei R betrugen diese 2,80 ± 1,82, bei NR 0,73 ± 0,96. Von 9Patienten mit erster Majorer Depression respondierte nur ein Patient. Vor der Lithiumbehandlung zeigten R (ACTHbasal 14,06 pg / ml ± 1,88) signifikant niedrigere ACTH-Werte als NR (18,64 pg / ml ± 10,27). Während der Lithiumbehandlung zeigten sich signifikant erhöhte ACTH- und Cortisol-Werte. Tendentiell waren ACTH- und Cortisol-Werte bei den R in der Wiederholungsuntersuchung höher. In der getrennten Betrachtung zeigten sich bei den R unter Lithiumbehandlung signifikant höhere Hormon-Werte. Diskussion: Der Dex / CRH-Test erwies sich als Re sponseprädiktor, da sich spätere R durch signifikant niedrigere ACTHbasal–Werte auszeichneten. Unter Lithiumbehandlung stiegen ACTH- und Cortisol-Werte bei R signifikant. Dies stellt den Zusammenhang zwischen Rückgang der Überstimulierbarkeit im Dex/CRH-Test als Voraussetzung für die Besserung der Depression in Frage. Die HPA-Achsen-aktivierenden Effekte stellen am Ehesten eine direkte Lithiumwirkung auf diesen Regelkreis dar und stehen in Einklang mit Erkenntnissen aus Tierversuchen. Patienten mit rezidivierender Depression hatten eine deutlich höhere Chance, auf die Lithiumbehandlung anzusprechen. Dieses Ergebnis spiegelt die klinische Praxis wider, in der Lithium eine herausragende Rolle in der Rezidivprophylaxe affektiver Störungen spielt. 003 The inhibitory effects of antidepressants on neuroinflamma tion Bernhard Baune (James Cook University, Dept. of Psychiatry, Townsville, Australien) D. Janssen, J. Verster Introduction: To review the current knowledge on the influence of antidepressants on factors of the immune system, such as cyto kines. Method: Systematic review of the literature over the past 20 years on the influence of antidepressants on cytokines and neuroinflammation. Discussion / Results: Growing evidence suggests that antidepressants influence cytokine plasma levels. In particular, evidence suggests that, different antidepressants normalize the sensitivity of the glucocorticoid receptors, which occurs normalization of the hypothalamo-pituitary-adrenocortical (HPA) axis activity and the production of Tumor necrosis factor alpha (TNF-α). Although different methods of research come with different outcomes it is thought that antidepressants seem to normalize cytokine levels of interleukin (IL) 1β, IL-6, TNF- α and interferon gamma (IFN-γ). It is unclear whether the normalization is a direct effect of the antidepressants, or that cytokine levels normalize after mood improvement. There is almost no literature on the association between polymorphisms of cytokines and the influence on treatment response. Cytokines are regulated by antidepressants which down regulate the inflammatory response. The mechanisms by which neuroinflammation is inhibited through antidepressants involves cytokine pathways. 004 Genexpression in Hypothalamus und Hippocampus nach Behandlung mit Johanniskrautextrakt (STW 3-VI) oder Fluoxetin in einem Modell für chronischen Stress Peggy Jungke (University of Florida, Department of Pharmaceutics, Gainesville, USA) G. Ostrow, J. Li, C. Kolb, O. Kelber, K. Nieber, V. Butterweck Einleitung: Johanniskraut ist bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden wirksam, wie jüngst durch eine Cochrane-Analyse bestätigt wurde. Ein wichtiger Risikofaktor für die Auslösung depressiver Episoden ist chronischer Stress. Methode: Daher wurde die vorliegende Untersuchung in einem Modell für chronischen Stress (1 h/d Restraint Stress über 21 Tage bei männlichen Sprague-Dawley-Ratten) durchgeführt. Untersucht wurde die Wirkung einer täglichen oralen Behandlung mit einem Johanniskrautextrakt mit belegter klinischer Wirksamkeit (STW 3-VI, 250 und 500 mg / kg) im Vergleich zu Fluoxetin (10 mg / kg) und Placebo. Daten zu neuroethologischen und biochemischen Parametern liegen bereits vor. Nunmehr wurde die Genexpression in Hypothalamus und Hippocampus untersucht, wobei der Affymetrix gene chip Rat Genome 230 2.0 verwendet wurde, der mehr als 30.000 Transkripte erfasst. Die Auswertung der Microarray-Daten erfolgte mittels Limma Analyse und der PANTHER Database. Diskussion / Ergebnisse: Erste Ergebnisse aus dem Hippocampus zeigen, dass chronischer Stress über 21 Tage zu einer differentiellen Regulation von 256 Genen im Vergleich zur ungestressten Kontrollgruppe führte, während Behandlung mit Fluoxetin bei gestressten Tieren 43 Gene beeinflusste. Nach Behandlung mit 250 mg / kg STW 3-VI bei chronischem Stress traten Veränderungen bei 140 Genen auf, nach Behandlung mit 500 mg / kg bei 223 Genen. In allen Gruppen wurde eine Reihe von Pathways identifiziert, die Links zwischen den verschiedenen Hypothesen der Entstehung einer Depression darstellen. Von Genexpressionsprofilen aus dem Hypothalamus dürften künftig zusätzliche Informationen über zerebrale Mechanismen bei der Depression zu erwarten sein. 151 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 005 Widersprüchliche Evidenz auf höchster Ebene: Gibt es Unterschiede in der Wirksamkeit von neuen Antidepressiva? Eine systematische Gegenüberstellung zweier Metaanalysen Levente Kriston (Universitätsklinikum Hamburg, Medizinische Psychologie) L. Hölzel, A. von Wolff, M. Härter Einleitung: Kürzlich wurden zwei unabhängige Metaanalysen veröffentlicht, die die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Antidepressiva vergleichend untersuchten. In den Annals of Internal Medicine wurde Ende 2008 ein Beitrag publiziert, der zu der Schlussfolgerung kommt, dass die Wirksamkeit neuer Antidepressiva vergleichbar sei. Anfang 2009 folgerte dagegen eine andere Forschergruppe in The Lancet, dass Unterschiede zwischen den Präparaten existieren. Das Ziel der Arbeit war zu untersuchen, wie die Unterschiede in den Schlussfolgerungen der beiden Metaanalysen erklärt werden können. Methode: Zwei unabhängigen Autoren verglichen die Metaanalysen mit Hilfe des Quality of Reporting of Meta-Analysis (QUOROM) Statements miteinander. Dabei wurden die Arbeiten für jedes Item der QUOROM Checkliste beschrieben und eine vergleichende Beurteilung getroffen. Die Ergebnise wurde im Rahmen einer Gruppendiskussion aller Beteiligten konzertiert. Diskussion / Ergebnisse: Die vorliegende Untersuchung läuft bis September 2009. Zwischenergebnisse weisen darauf hin, dass beide Metaanalysen ähnliche Zielsetzungen formulierten und nur leicht abweichende statistische Methoden verwendeten. Unterschiede existieren bei der Literaturrecherche und Formulierung der Einund Ausschlusskriterien. Es macht sich jedoch vor Allem ein unterschiedlicher Fokus der beiden Metaanalysen bemerkbar. Dabei weist die eine Arbeit einen eher globalen und wissenschaftlich gesteuerten Charakter auf, während die andere nach spezifischen und praxisnahen Empfehlungen suchte. Die Bewertung von Information aus qualitativ hochwertigen Metaanalysen setzt eine Klärung der eigenen Annahmen, Theorien und Zielsetzungen voraus. Die Frage „Wer hat recht?“ kann ohne die Berücksichtigung vom Kontext der Fragestellung nicht beantwortet werden. Die Vorstellung einer „allgemeingültigen Evidenz“ ist aufgrund der Komplexität der Versorgungsrealität manchmal von geringem Nutzen. 006 Aripiprazol-Monotherapie der akuten Manie bei Bipolar-I-Störung: eine randomisierte, Plazebo- und Haloperidol-kontrollierte Studie (CN138-162) Sabine Marbach (Bristol-Myers Squibb, Neuroscience, München) M. Ebrecht, C. Werner, S. Modell, A. Dillenschneider, R. Sanchez, R. D. McQuade, A. Torbeyns Einleitung: Ziel dieser Studie war die Untersuchung von Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Monotherapie mit Aripiprazol im Rahmen der Akut- und Erhaltungstherapie der Manie bei BipolarI-Störung. Methode: Eingeschlossen wurden Patienten, die aufgrund einer akuten manischen oder gemischt-affektiven Episode einer BipolarI-Störung (Young Mania Rating-Skala [YMRS]-Gesamtscore ≥20) stationär aufgenommen wurden. Die Patienten erhielten doppel blind 1:1:1 randomisiert Aripiprazol (15 oder 30 mg / Tag; n=167), Plazebo (n=153) oder Haloperidol (5 – 15 mg / Tag; n=165) über 3 Wochen, und anschließend weitere 9 Wochen doppelblind Haloperidol oder Aripiprazol. Wirksamkeitsparameter waren die mittlere Veränderung des YMRS-Gesamtscores gegenüber der Baseline zur 3. (primärer Endpunkt) und 12. Behandlungswoche, die mittlere Veränderung der Bipolar-Version der Clinical Global Impression Skala (CGI-BP), die Ansprechrate (≥50 % Verbesserung des YMRSGesamtscores) sowie die Remissionsrate (YMRS-Gesamtscore ≤12). Diskussion / Ergebnisse: Die mittlere Veränderung des YMRS- 152 Gesamtscores war in der 3. Woche (LOCF) unter Aripiprazol (-12,0; p=0,039) und Haloperidol (-12,8; p=0,005) signifikant größer als unter Plazebo (-9,7); Verbesserungen wurden bis zur 12. Woche mit Aripiprazol (-17,2) und Haloperidol (-17,8) aufrechterhalten. Der mittlere CGI-BP-Krankheitsschwerescore (Manie) verbesserte sich gegenüber der Baseline bei mit Aripiprazol (-1,4; p=0,044) und Haloperidol (-1,6; p=0,004) behandelten Pa tienten in Woche 3 signifikant stärker als bei Plazebo (-1,2),und noch deutlicher in Woche 12 sowohl bei Aripiprazol (-1,2) als auch bei Haloperidol (-2,2). Die Ansprechraten waren in der 3. Woche unter Aripiprazol (47,0 %; p=0,145) und Haloperidol (49,7 %; p=0,069) numerisch höher als unter Plazebo (38,2 %) und stiegen bis zur 12. Woche unter Aripiprazol (72,3 %) und Haloperidol (73,9 %) an. Die Remissionsraten zeigten ein ähnliches Muster. Aripiprazol wurde gut vertragen. Extrapyramidale Nebenwirkungen traten unter Haloperidol häufiger als unter Aripiprazol auf (53,3 % vs. 23,5 %). Nach Woche 12 wurde bei 5,1 % der Patienten unter Aripiprazol und bei 5,8 % der Patienten unter Haloperidol eine klinisch relevante Gewichtszunahme beobachtet (n.s.). Ebenfalls in der 12. Woche waren unter Aripiprazol weniger potentiell klinisch relevante Veränderungen des Prolaktinspiegels zu verzeichnen (22,4 %) als unter Haloperidol (66,2 %). 007 Hoch dosierter Johanniskrautextrakt STW 3-VI ist sicher und effektiv bei leichter Depression in allen Altersklassen – Ergebnis einer Reanalyse Jürgen Müller (Steigerwald Arzneimittelwerk, KliFo, Darmstadt) C. Kolb, O. Kelber, D. Weiser Einleitung: In einer früher durchgeführten Anwendungsbeobachtung mit hochdosiertem Johanniskrautextrakt (Laif® 900, Tages dosis 1x1 Tablette) in 783 hausärztlichen Praxen wurden 4188 Pa tienten mit den wesentlichen ICD-10 Störungsbildern leichte Depression, mittelgradige Depression und Dysthymie über 12 Wochen behandelt. Die Hamilton-Depressionsskala (HAM-D) diente zur Schweregrad- und Verlaufsbeobachtung (Nervenheilkunde 2004; 23:160-164). In dieser Reanalyse soll untersucht werden, ob STW 3-VI bei Patienten mit leichter Depression genauso wirksam ist wie bei Patienten mit mittelschwerer Depression. Dazu wird der Verlauf des HAM-D-scores hinsichtlich der ICD-10 Störungsbilder und der Altersklassen untersucht. Methode: Es wurden Varianzanalysen mit Messwiederholung (SPSS15.0) teilweise mit Alter, BMI und Geschlecht als Kovariaten durchgeführt. Wie bei diesem Verfahren vorgesehen, gingen nur die Patienten in die Reanalyse ein, für die vollständige Daten zu allen Messzeitpunkten (Beginn, nach 4 Wochen, nach 12 Wochen) vorlagen. Diskussion / Ergebnisse: Es gingen 1701 Patienten mit leichter Depression, 1433 Patienten mit mittelgradiger Depression und 194 Patienten mit Dysthymie in die Reanalyse ein (913 Männer, 2415 Frauen). In allen 3 Störungsbildern zeigte sich eine nahezu parallel verlaufende deutliche Besserung der depressiven Symptomatik, wobei die mittelgradige Depression und die Dysthymie nahezu identische Verläufe hatten (leichte Depression: HAM-D-Mittelwerte zu Beginn 13,52, nach 12 Wochen 3,3; mittelgradige Depression: 18,23 vs. 5,52). Geschlechtsunterschiede fanden sich keine. In einer 2. Analyse wurden alle Patienten in 7 Altersklassen eingeteilt (< 18 Jahre, 18 – 29, 30 – 39, 40 – 49, 50 – 59, 60 – 65, > 65 Jahre) Auch hier zeigte sich der oben beschriebene gleichsinnige Therapieverlauf in allen Altersklassen. Zusammenfassung und Schlussfolgerung: Diese Reanalyse zeigt, dass es weder einen Einfluss des ICD-10-Störungsbildes (insbesondere leichte – mittelschwere Depression) noch der Altersklasse auf den Behandlungserfolg unter Johanniskrautextrakt STW 3-VI gibt und belegt somit die Wirksamkeit bei Patienten mit leichter Depression. Diese Untersuchung Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 unterstreicht einmal mehr die aus zahlreichen randomisierten plazebokontrollierten Studien bekannte sehr gute Verträglichkeit und Wirksamkeit des Johanniskrautextrakts auch im Vergleich zu chemisch definierten Antidepressiva. 008 Augmentationstherapie mit Aripiprazol bei Patienten mit Major Depression: Eine Subgruppenanalyse gepoolter Daten zur Wirksamkeit Thomas Sickmann (Bristol-Meyers Squibb, Medizin, Düsseldorf) M. Ebrecht, W. Christian, S. Modell, G. Rossella, R. McQuade, J.-Y. Loze, R. Owen, R. Berman Einleitung: Ziel der Studie war es, eine Subgruppenanalyse zur Wirksamkeit einer Augmentationstherapie mit Aripiprazol bei Patienten mit Major Depression durchzuführen, die nicht ausreichend auf eine antidepressive Standardtherapie (ADT) angesprochen hatten. Methode: In dieser Untersuchung wurden die Daten von drei doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Kurzzeitstudien identischen Designs (CN138139, CN138163, CN138165) gemeinsam ausgewertet. Die Studien beinhalteten eine 8-wöchige Therapiephase, die aus der Gabe von Plazebo plus ADT bestand, sowie eine 6-wöchige doppelblinde Therapiephase, in der eine ADT mit Plazebo oder Aripiprazol verabreicht wurden. Nur Patienten mit Major Depression ohne psychotische Merkmale konnten in die Studie eingeschlossen werden. Die Charakteristika der Patienten zu Beginn der drei Studien waren vergleichbar. Als primärer Endpunkt zur Wirksamkeit war die mittlere Veränderung des Gesamtscores der Montgomery Asberg Depression Rating-Skala (MADRS) definiert. Subgruppenanalysen des primären Endpunkts zur Wirksamkeit wurden für Alter, Geschlecht, Rasse, ethnische Zugehörigkeit, MADRS-Response, Anzahl und Auswahl der vorangegangenen ADT, Dauer der Episode und Einnahme selektiver SerotoninWiederaufnahmehemmer (SSRI) durchgeführt. Diskussion / Ergebnisse: Im Vergleich zur Plazebogruppe wiesen die mit Aripiprazol behandelten Patienten in allen Subgruppen eine stärkere Abnahme des MADRS-Gesamtscores auf. Statistisch signifikante Interaktionen zwischen Behandlung und Subgruppe wurden nicht beobachtet, außer in Hinblick auf das Geschlecht (p=0,039). Dieser Unterschied beruht jedoch vor allem auf den Ergebnissen der CN138139-Studie, während sich hier in den Studien CN138163 und CN138165 keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern nachweisen ließen. unterschiedlichen Subgruppen von Patienten hin, die unzureichend auf eine ADT ansprechen. 009 Augmentationstherapie mit Aripiprazol bei Patienten mit Major Depression: Eine Subgruppenanalyse gepoolter Daten zur Sicherheit und Verträglichkeit Thomas Sickmann (Bristol-Meyers Squibb, Medizin, Düsseldorf) M. Weiss, C. Werner, S. Modell, J.-Y. Loze, R. Gismondi, R. McQuade, W. Carson, R. Berman Einleitung: Das Ziel dieser Analyse war die Beurteilung der Sicherheit und Verträglichkeit von Aripiprazol als Augmentationstherapie bei Major Depression in unterschiedlichen Patienten-Subgruppen. Methode: In die Untersuchung flossen die Daten von drei multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studien (CN138139, CN138163 und CN138165) ein. Eingeschlossen waren jeweils Patienten, die nicht ausreichend auf eine 8-wöchige antidepressive Standardtherapie (ADT) angesprochen hatten. Die Patienten erhielten im Anschluss zusätzlich zur ADT für weitere 6 Wochen randomisiert eine adjunktive Therapie mit Aripiprazol oder Plazebo (n=540). Nur Patienten mit Major Depression ohne psychotische Merkmale wurden eingeschlossen. Um zu erfassen, ob sich die Nebenwirkungsprofile demographischer Subgruppen voneinander unterscheiden, wurden die Daten der drei Studien zur Inzidenz unerwünschter Wirkungen (AE) nach Geschlecht, Alter und Rasse getrennt dargestellt. Unterschiede wurden anhand der Odds Ratio (OR) geschätzt und AEs mit einer Inzidenz ≥5 % in gepoolten Daten der Aripiprazol-Gruppe mit Hilfe des Breslow-Day-Tests verglichen. Bezüglich des Alters wurde die AE-Inzidenz für die beiden Gruppen 18 – 50 und 51 – 65 Jahre dargestellt. Diskussion / Ergebnisse: Die Aripiprazol- und Plazebo-Gruppen waren zu Beginn der Studien bezüglich des Alters (45,4 Jahre vs. 44,7 Jahre) sowie des Anteils an Frauen (69 % vs. 67 %) und Weißen (88 % vs. 89 %) vergleichbar. Insgesamt brachen 14,3 % der mit Aripiprazol und 12,5 % der mit Plazebo behandelten Patienten die Therapie ab. 65,4 % der mit Plazebo und 82,3 % der mit Aripiprazol behandelten Patienten berichteten über eine oder mehrere behandlungsbedingte AEs. Die meisten Aripiprazol-bezogenen Nebenwirkungen waren leicht bis mäßig ausgeprägt. Mit Ausnahme von Verschwommensehen, das nur bei weißen Patienten auftrat (p=0,002), gab es bei der Häufigkeit behandlungsbedingter AEs zwischen den mit Aripiprazol und den mit Plazebo behandelten Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Dies traf unter Berücksichtigung der insgesamt mit einer Häufigkeit von ≥5 % vorkommenden AEs (Breslow-Day-Test) sowohl in Bezug auf Alter und Rasse als auch auf das Geschlecht zu. 010 Das Metabolische Syndrom als Prädiktor des Ansprechens auf eine Therapie mit Aripiprazol bei Patienten mit bipolarer Störung (CN138-010) Andre Wiesch (Bristol-Myers Squibb, München) M. Ebrecht, C. Werner, S. Modell, D. Kemp, J. Eudicone, A. Pikalov, R. Whitehead, R. Baker, J. Chambers Einleitung: Patienten mit bipolarer Störung leiden häufig an den Folgen internistischer Begleiterkrankungen, wie z. B. dem metabolischen Syndrom (MetSyn). Da Übergewicht und Krankheiten des Hormon- und Stoffwechselsystems mit einem schlechteren Outcome korrelieren, führten wir eine Post-hoc-Analyse der Auswirkungen eines MetSyn auf die Stabilisierung unter einer Behandlung mit Aripiprazol bei Patienten mit Bipolar-I-Störung durch. Methode: Patienten mit Bipolar-I-Störung, die kurz zuvor eine manische oder gemischt affektive Episode hatten, erhielten in der Stabilisierungsphase eine offene Behandlung mit 15 oder 30 mg / Tag Aripiprazol (Startdosis 30 mg / Tag) über 6 – 18 Wochen. Patienten, die die Kriterien der Stabilisierung (YMRS ≤10 und MADRS ≤13 über 6 aufeinanderfolgende Wochen) erfüllten, wurden in eine doppelblinde Erhaltungstherapiephase eingeschlossen. Die Prävalenz des MetSyn, definiert anhand modifizierter NCEP-III-Kriterien, wurde zu Beginn der Stabilisierungsphase und am Studienendpunkt berechnet. Die prädiktive Aussagekraft des MetSyn auf die Stabilisierung während der Therapie mit Aripiprazol wurde anhand der LOCF und dem exakten Test nach Fisher beurteilt. Diskussion / Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Stabilisierung er füllten 45 % (62/139) der Patienten die Kriterien eines MetSyn, während 55 % (77/139) die Kriterien nicht erfüllten. Am Ende der Stabilisierungsphase erfüllten 33 % der beurteilbaren Patienten (46/138) die Kriterien eines MetSyn, 67 % (92/138) jedoch nicht. Die Anzahl der Patienten mit MetSyn reduzierte sich im Verlauf der Behandlung mit Aripiprazol signifikant (p=0,01). Am Ende der Stabilisierungsphase bestand keine Korrelation zwischen dem Ausmaß der klinischen Stabilisierung und der Ausprägung des MetSyn (p>0,99). Darüber hinaus fanden sich keine Unterschiede bei den Raten des MetSyn zwischen Patienten, die eine klinische Stabilisierung erreichten, und denjenigen, die keine Stabilisierung erreichten (p>0,99). 153 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 011 Modafinil reduces microsleep during partial sleep deprivation and improves antidepressant treatment outcome after two weeks Johannes Beck (UPK Basel, Depressionsforschung, Schweiz) U. Hemmeter, S. Brand, F. Muheim, M. Hatzinger, E. HolsboerTrachsler Introduction: Sleep deprivation (SD) can induce a prompt de crease in depressive symptoms within 24 hours. Recovery sleep, naps and even very short episodes of sleep [termed, microsleep (MS)] during SD have been shown to provoke a rapid relapse into depression. This study tested the hypothesis that modafinil reduces MS during SD and augments antidepressant treatment response. Method: 28 patients with a major depressive episode age 45.1 ± 12.1 years (mean ± SD) were investigated in a double blind placebo controlled study design. All patients were treated with mirtazapine. A partial SD (PSD) was performed after one week. Treatment with modafinil vs. placebo started during PSD and was maintained over two weeks. Sleep EEG and MS episodes were recorded with a portable EEG. Depression severity was assessed using the Hamilton Depression Rating Scale (HDRS) during and after PSD and at follow-ups after one and two weeks. Discussion / Results: Modafinil treated patients showed significantly reduced MS during PSD (11.63 ± 15.99 min) compared to the placebo group (47.77 ± 65.31 min). After two weeks of treatment, the modafinil group showed a significant reduction in REM density, accompanied by a 6.4-fold higher chance to improve HDRS-scores with significant differences between groups X2(1) =4.25 p<.05). Donnerstag, 26. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-021 Posterpräsentation Therapie 1 (F3) Vorsitz: H.-P. Volz (Werneck) 001 Die akute Entzündungsantwort auf Sport in der Depression Silke Böttger (FSU Jena, Psychiatrie, Klinik für Psychiatrie) H.-J. Müller, K. Oswald, H. Gabriel, K.-J. Bär Einleitung: Körperliches Training stellt einen zunehmend wichtigen Bestandteil bei der Therapie der Depression dar. So kann Sport die in der Depression vorkommende autonome und proinflam matorische Dysregulation sowie kognitive Fähigkeiten verbessern. Das Ziel dieser Studie war, erstmals die Entzündungsantwort auf eine körperliche Ausbelastung (Stresstest) bei Depressiven im Vergleich zu Kontrollprobanden zu untersuchen. Methode: Es wurden 13 Patienten mit einer depressiven Episode und 13 alters- und geschlechts-parallelisierte Kontrollpersonen rekrutiert. Mittels spirometrisch gesteuerter Fahrradergometrie wurde ein stufenförmiges Ausbelastungsprotokoll durchgeführt. Vor und unmittelbar nach der Ausbelastung wurden Entzündungs zellen, die pro-inflammatorischen Zytokine Interleukin-1ß (IL-1ß) und und Interleukin-6 (IL-6) sowie das anti-inflammatorische Interleukin-10 (IL-10) bestimmt. Diskussion / Ergebnisse: Depressive Patienten zeigten vor der Belastung eine vor allem zellulär geprägte Verschiebung in Richtung Inflammation, die durch erhöhte Granulozyten-, Lymphozytenund Monozytenzahlen gekennzeichnet war. Insgesamt unterschied sich die Stress- / Entzündungsantwort im Vergleich zwischen depressiven Patienten und Kontrollprobanden nicht wesentlich. Im Vergleich zu Kontrollen war jedoch ein signifikanter Anstieg von 154 IL-1ß zu beobachten. Demnach bewirkt eine einmalige körperliche Belastung bei Depressiven in etwa die gleichen Veränderungen wie bei Kontrollen, so dass zu überprüfen wäre, inwieweit auch der anti-inflammatorische Effekt von aerobem Ausdauertraining auch in der Depression zutrifft und somit möglicherweise den proinflammatorischen Status Depressiver verbessern und dadurch therapeutisch genutzt werden kann. 002 Positive Stimmungsinduktion bei depressiven Patienten: Ein multidimensionaler, vergleichender Ansatz Irina Falkenberg (Universitätsklinikum Marburg, Psychiatrie und Psychotherapie) N. Kohn, U. Habel Einleitung: Anhedonie, verminderter positiver Affekt und gesteigerter negativer Affekt stellen Kernsymptome depressiver Stö rungen da. Darüber hinaus bestehen Störungen der emotionalen Regulationsfähigkeit, beispielsweise in Form von Stimmungskongruenzeffekten in der Informationsverarbeitung. Bei Gesunden kann die experimentelle Induktion einer positiven Stimmung die Informationsverarbeitung verbessern, ob dies jedoch auch für Pa tienten mit depressiven Störungen zutrifft, ist nicht bekannt. Methode: Ziel der vorliegenden Untersuchung war der Vergleich zweier Methoden zur positiven Stimmungsinduktion (freudige Gesichter vs. witzige Cartoons) in einer Gruppe von je 16 depressiven Patienten und gesunden Kontrollen, wobei ein multidimensionaler Ansatz zur Messung emotionaler Reagibilität verwendet wurde (Selbstbeurteilung, Messung der elektrodermalen Aktivität und FACS Analyse mimischer Reaktionen). Diskussion / Ergebnisse: Die Induktion einer positiven Stimmung war mit beiden Methoden und in beiden Gruppen gleichermaßen erfolgreich. Allerdings fand sich in der Cartoon-Bedingung eine Diskrepanz zwischen verminderter mimischer Reaktion und erhöhter autonomer Erregung in der Patientengruppe. Dies lässt auf eine verminderte Fähigkeit der Patienten, die erlebte Erregung auszudrücken, schließen.Die hier gewählte Kombination beider Stimmungsinduktionsmethoden mit dem mehrdimensionalen Messansatz ermöglichte eine umfassendere Einschätzung der Emotionsregulationsstörungen depressiver Patienten als die alleinige Selbsteinschätzung und eignet sich auch für die Durchführung weiterführender Untersuchungen zum Einfluss positiver Emotionen auf die kognitive Verarbeitung bzw. der neuralen Korrelate der Stimmungsregulation depressiver Patienten. 003 Dissociating the role of appetitive and aversive systems in the genesis of major depressive disorder Martin Goelzer (Berlin) Q. Huys, R. Cools, E. Friedel, A. Heinz, R. Dolan, P. Dayan Introduction: Anhedonia, considered as insensitivity to rewards, is one of the central features of major depressive disorders (MDD). Many accounts put similar emphasis on hyper- and / or hypo-sensitivity to punishments. However, both appetitive and aversive processing systems are complex, involving parallel mechanisms ranging from innate, instinctive, response mechanisms to highly adaptive, prefrontal, goal-directed strategies. The relationship be tween the processing of rewards and punishments is also unclear. Method: We have previously suggested that a serotonergic deficit in instinctive behavioural withdrawal / inhibition may lead to an over all inability to avoid courses of actions leading to negative objective or subjective outcomes (Dayan and Huys 2008). This would drive an alteration in the statistics of rewards and punishments received, which in turn could lead to realistic pessimism, as in depression, or to enhanced anticipation of danger, as in anxiety disorders. Based on this analysis, we designed a reinforcement learning variant of a Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 standard Pavlovian-instrumental transfer task to assess the contribution of Pavlovian approach and withdrawal to valenced, instrumental, actions. The task admits a detailed, Bayesian, analysis, allowing us a fine-scaled view of any resulting interactions. Discussion / Results: Preliminary data in healthy human subjects show conditioned suppression, i. e. aversive Pavlovian values inhibiting appetitively valenced (approach) instrumental actions, as well as the classical PIT effect where positive Pavlovian expectations potentiate unrelated appetitive instrumental actions. Importantly, we additionally find, in a subset of subjects of subjects, that aversive Pavlovian values potentiate aversively valenced (with drawal) actions. These data will be compared with those of MDD patients and subgroups of MDD patients responsive to SSRIs. We hypothesize that an inhibitory deficit will be seen predominantly in those subjects responding to SSRI treatment, ultimately creating a fine-scaled diagnostic criterion from a computational theory. 004 Korrelation zwischen Akkulturation und erfolgreicher stationärer Depressionsbehandlung bei Migrantinnen – Ergebnisse einer Studie Hamit Ince (Klinikum Wahrendorff, Transkulturelles Zentrum, Hannover) F. Stepper Einleitung: Menschen mit Migrationshintergrund erfahren in Deutschland oftmals keine adäquate Behandlung ihrer körperlichen und psychischen Leiden. Mit der Gründung des Transkulturellen Zentrums für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikum Wahrendorff wurde ein integratives Angebot geschaffen, welches versucht, den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe Rechnung zu tragen. Der Behandlungserfolg bei depressiv erkrankten MigrantInnen wurde in dieser Studie überprüft. Methode: Im Rahmen der Forschung sowie der Qualitätssicherung wurde in der aktuellen Studie untersucht, inwieweit Depression und Akkulturation zusammenhängen. Zur Diagnostik wurden mittels BDI und FRAKK zu Beginn der vollstationären Behandlung und nach drei Wochen der Therapie Messwerte bei über 30 Pa tientInnen erhoben und korreliert, um Zusammenhänge zwischen den genannten Dimensionen zu finden. Diskussion / Ergebnisse: Es zeigen sich deutliche Signifikanzen in Richtung einer Korrelation zwischen Akkulturation und Behandlungserfolg. 005 Die transkutane Vagusnerv-Stimulation – Wirksamkeit in der Depressions-Behandlung Thomas Kraus (Frankenalb-Klinik Engelthal, Psychiatrie und Psychosomatik) E. Hein Einleitung: In zwei unabhängige fMRI-Studien konnte ein BOLDEffekt in zentralen Gehirnstrukturen durch eine nicht-invasive elektrische Reizung im äußeren Gehörgang nachgewiesen werden. Es ergaben sich Hinweise auf die Möglichkeit einer transkutanen Stimulierbarkeit des Vagusnervs. In einer ersten randomisierten Pilotstudie zeigte sich eine antidepressive Wirksamkeit bei depressiven Patienten. Methode: In einer einfach-blinden, randomisierten Placebo kon trollieren Bestätigungs-Studie werden nun 20 Patienten mit Major Depression nach einer Phase der Diagnostik und medikamentösen Einstellung über 4 Wochen täglich über 16 min stimuliert, hierzu wird das Gerät NET-2000 verwendet. Parallel dazu werden 20 Pa tienten untersucht, die sich mit Hilfe des Geräts NET-1000 täglich zweimal selbst stimulieren. BDI und HAMD werden 2-wöchentlich erhoben, tägliche Vorher-Nachher-Messungen erfolgen mit Hilfe von Analogskalen. Diskussion / Ergebnisse: Die Daten werden zum Kongress im November 2009 statistisch ausgewertet sein und als Poster präsentiert werden. Aus der Diskussion der Ergebnisse abzuleiten sind dann weitere Vorgehensweisen bzgl. Vergleichs-Studien z. B. mit der TMS und größer angelegten, multi-zentrischen Beatätigungs-Studien. Ein Wirksamkeitsnachweis könnte einen großen Fortschritt für die zukünftige Depressionsbehandlung bedeuten und die aktuell verfügbaren nicht-invasiven Behandlungs-Methoden sinnvoll ergänzen. 006 Wirksamkeit der Vagusnervstimulation (VNS) in der Behandlung der persistierenden Depression mit komorbider Persönlichkeitsstörung – eine Fallserie Claus Wolff-Menzler (Universitätsmedizin Göttingen, Psychiatrie) P. Falkai, A. Hasan, T. Wobrock Einleitung: Die VNS ist bisher das einzige der neueren Stimula tionsverfahren in der Psychiatrie, welches von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA 2005 als Therapiemethode bei therapieresistenten depressiven Episoden anerkannt worden ist. In der europäischen Union ist die VNS zur Behandlung von chronischen oder rezidivierenden behandlungsrefraktären Depressionen oder bei Patienten, welche eine medikamentöse Behandlung nicht tolerieren, zugelassen (1). Bei der VNS wird durch 2 helikoidale Elek troden der linke Vagusnerv im Halsbereich stimuliert. Eine Stromstärke von 0,25 mA, eine Frequenz von 20 – 30 Hz, eine Pulsweite von 250 – 500 µs sowie eine Stimulation während 30 Sekunden alle 3 – 5 Minuten sind die typischen Stimulationsparameter (2). Methode: 4 Patienten mit einer schweren rez. depressiven Störung und komorbider Persönlichkeitsstörung (siehe Tabelle) wurden vor und nach Implantation eines VNS-Systems psychopathologisch (CGI, BDI, SDS, HAMD-7) untersucht. Allen gemeinsam war zuvor eine Teilresponse auf Elektrokrampftherapie. Diskussion / Ergebnisse: Alle 4 Patienten verbesserten sich im Verlauf psychopathologisch, so dass sie innerhalb von 3 Monaten nach Implantation aus dem vollstationären in ein ambulantes Setting überführt werden konnten. Psycho-ökonomische Daten (z. B. stationäre Aufnahmen vs. Ambulanzbesuche, Med.-Umstellungen) nach VNS werden noch nachuntersucht. Sollte sich der erste Trend bestätigen, so ist durch die VNS eine positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs und ein deutlicher gesundheitsökonomischer Nutzen auch bei o.g. Patientenklientel anzunehmen. Literatur: 1:Schläpfer TE. Hirnstimulationsverfahren bei Therapieresitstenz. Nervenarzt. 2007;78 Suppl 3: 575-81 2: Depression patients‘s man ual, Cyberonics 2007 007 Sind Therapiepräferenzen relevant für das Ansprechen depressiver Patienten auf eine Behandlung mit serotonergen Antidepressiva und kognitive Verhaltenstherapie? Befunde aus einer randomisierten kontrollierten Studie mit einem Passungsarm Roland Mergl (Universität Leipzig, Psychiatrie) V. Henkel, A.-K. Allgaier, M. Hautzinger, R. Kohnen, J. Coyne, U. Hegerl Einleitung: Über den Einfluss von Therapiepräferenzen auf den Therapieerfolg bei Patienten mit depressiven Störungen ist wenig bekannt. Wir untersuchten daher bei depressiven Patienten im Kontext der Primärversorgung, ob sie besser auf eine Therapie ansprechen, wenn sie die von ihnen persönlich präferierte Behandlung erhalten. 155 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Methode: Im Kontext einer randomisierten, placebo-kontrollierten, zehnwöchigen klinischen Studie mit fünf Armen (Sertralin; Placebo; kognitive Verhaltenstherapie in Kleingruppen (KVT); unspezifische unterstützende Gruppentherapie als KVT-Kontrollbedingung; freie Wahl zwischen Sertralin und KVT seitens der Patienten) wurden 146 Patienten mit milden bis mittelgradigen depressiven Störungen untersucht. Medikamentenvertrauen wurde beim Patientenscreening mittels der korrespondierenden Subskala einer Krankheitskonzeptskala erfasst, (positive) Einstellungen gegenüber Psychotherapie mittels der einschlägigen Subskala eines Inventars zur Messung der Psychotherapiemotivation (FMP). Für die Messung des Behandlungserfolgs wurden die Post-BaselineSummenwerte in der Hamilton-Depressionsskala (HAMD-17) ver wendet. Diskussion / Ergebnisse: Depressive Patienten, die die von ihnen präferierte Therapie (Sertralin oder KVT) bekamen (N=91), re spondierten signifikant besser als Patienten, bei denen dies nicht der Fall war (N=55) (p = 0.011). Der entsprechende Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen war sowohl im Falle der Psychopharmako- als auch im Falle der Psychotherapie klinisch relevant. Dieses Ergebnis kann nicht durch Unterschiede im Schweregrad der Depression bei Studieneinschluss oder unterschiedliche Dropoutraten erklärt werden. Patientenpräferenzen für Pharmako- versus Psychotherapie sollten bei Behandlungsangeboten berücksichtigt werden, weil der Erhalt der präferierten Therapiemodalität einen zusätzlichen und klinisch relevanten Nutzen für den Therapieerfolg (HAMD-17: + 4 Punkte für Sertralin; + 2 Punkte für die KVT) mit sich bringt. 008 Verkürzt eine frühzeitige Elektrokrampftherapie bei schweren depressiven Episoden die weitere stationäre Bahandlungsdauer? Dirk Schwerthöffer (TU-München, Psychiatrie) F. Wolf, J. Bäuml Einleitung: Die Elektrokrampftherapie ist bei depressiven Erkrankungen eine effektive, schnell wirksame und gut verträgliche Behandlung. Trotzdem wird sie meistens nur bei Therapieresistenz eingesetzt. Bei antidepressiven Therapien liegen Hinweise für einen Zusammenhang zwischen raschem Wirkungseintritt und besserer Wirksamkeit vor. Wir untersuchten, ob sich durch den frühzeitigen Einsatz einer EKT eine Verkürzung der weiteren stationären Behandlungsdauer erzielen lässt. Methode: In einer retrospektiven Analyse wurden die postinterventionellen stationären Behandlungszeiten und CGI-Veränderungen von 34 depressiven Patienten mit frühzeitiger EKT-Anwendung mit den Daten von 19 Patienten, die nach langer stationärer Vor behandlung in externen Kliniken zur EKT zu verlegt wurden, verglichen. Diskussion / Ergebnisse: Patienten, die frühzeitig eine Elektrokrampfbehandlung erhalten hatten, konnten im Schnitt 57 Tage, die zu verlegten erst 100 Tage nach der 1. EKT entlassen werden. Die CGI-Veränderungen waren in beiden Gruppen etwa gleich. 009 Magnetkrampfherapie versus Elektrokrampftherapie – antidepres sive Wirkung Sarah Kayser (Universitätsklinik, Bonn, Psychiatrie und Psychotherapie) B. H. Bewernick, B. Hadrysiewicz, C. Grubert, A. S. Koch, J. Große Bley, N. Axmacher, T. E. Schlaepfer Einleitung: Die Magnetkrampftherapie (MKT) ist eine Weiterentwicklung der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS), um analog zur Elektrokrampftherapie (EKT) unter Vollnarkose und Muskelrelaxation generalisierte Krämpfe auszulösen. Das größte Problem der EKT sind die kognitiven Nebenwirkungen. Die 156 Grundidee der Entwicklung der MKT ist die Hypothese, dass durch ein lokales, exakt kontrollierbares Auslösen des generalisierten Krampfes solche Nebenwirkungen vermieden werden könnten. Vorläufige Studien wiesen bei einer kleinen Anzahl von Probanden auf eine antidepressive Wirkung dieser Therapieform hin (Kayser et al. 2009). Die EKT ist weiterhin hoch effizient bei Patienten mit schwerer therapierestistenter Depression (TRD). In dieser Studie wurden die Depressionratings Montgomery & Asberg Depressionsskala (MADRS) und Hamilton Rating of Depression (HRSD28) der TRD- Patienten analysiert und mit EKT verglichen. Methode: 20 Patienten, die an TRD litten, wurden randomisiert und einem parallelen Studiendesign zugewiesen (je 10 MKT / EKT). Die Patienten waren bezüglich ihrer demographischen Daten und Krankheitscharakteristika vergleichbar. Einschlusskriterien waren unipolare und bipolar II Depression, Dauer ≥ 3 Monate, ≥ 2 adäquate Behandlungsversuche mit verschiedenen Antidepressiva und Psychotherapie. Folgende Stimulationsparametern bei MKT: Frequenz 100 Hz, Pulsrate 100 to 600, Amplitude 100 %, Stimula tionsdauer 1 bis 6 sek. 2 x pro Woche à 12 Behandlungen. Response war eine Reduktion um ³ 50 % in der MADRS und HRSD28. Die prä wurden mit den post Werten verglichen. Diskussion / Ergebnisse: Responderraten für MKT sind 60 % im MADRS und 50 % im HRDS28. Bei der EKT 40 % im MADRS und 50 % im HRDS28. Die antidepressive Wirkung der MKT und EKT sind gleich: signifikante Verbesserung im MADRS bei MKT und EKT (ANOVA, (F(1;18)=41.1, p<0.001, η2=0.684) und keine signifikanten Unterschiede zwischen MKT und EKT in der Besserung der depressiven Symptomatik (ANOVA, F(1;18)=1.7, n.s.). Die gleichen Ergebnisse ergaben sich für HRDS28: signifikante Verbesserung durch MKT und EKT (ANOVA, F(1;18)=31.9, p<0.001, η2=0.627) und vergleichbare antidepressive Wirkung von MKT und EKT (ANOVA, F(1;18)=0.01, n.s.). 010 Behavioral and neurochemical effects of brain stimulation in an animal model for depressive behavior Erika Toth (Nagoya University, Psychopharmacology, Japan) R. Gersner, A. Zangen Introduction: Our aim was to test whether sub-convulsive electrical stimulation (SCES) of the prelimbic cortex (PLC) or nucleus accumbens (NAC) can induce an antidepressant effect and alter brain-derived neurotrophic factor (BDNF) levels in reward-related brain regions. Method: We used the chronic mild stress (CMS) model in rats followed by repeated (10 days) application of either ECT or SCES delivered to specific brain sites by unilateral implantation of an electrode. We applied a battery of behavioral tests to measure de- Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 pressive-like behavior after completion of active or sham treatment. Punches of various brain regions were taken for BDNF evaluation by ELISA. Discussion / Results: ECT and SCES of the ventral PLC (vPLC) and NAC, but not dorsal PLC (dPLC), significantly increased sucrose preference in CMS animals. In the sexual behavior test the number of mounts in CMS animals was significantly lower than controls. SCES treatment of the NAC increased the sexual drive. In a sexual partner preference test control animals preferred to mount more often the new stimulus female compared to their previous sexual partner while CMS did not show such preference. In the exploration test, CMS induced a reduction in the number of center visits, while ECT (but not SCES) normalized this reduction. Finally, ECT (but not SCES) induced impairment in the learning and memory as indicated by the Morris water maze. ECT and SCES increased BDNF level in dPLC and in the striatum.This study implicates the ventral PLC and the NAC in the pathophysiology of depressive behavior and suggests that SCES of these regions can induce an antidepressant effect similar to ECT, but without any cognitive impairment. In addition these results suggest that SCES of the NAC is an effective approach for treating reduced sexual drive induced by chronic stress. 011 Ein neues Depressionsmodell in Kombination mit IPT, CBASP und Komplementärmedizin Benedict Wildeisen (Psychiatrische Klinik Zugersee, F6, Oberwil B. Zug, Schweiz) W. Komm Einleitung: Bis ca. Mitte der 60er Jahre herrschte in der Depres sionsforschung das psychoanalytische Denken vor. In den 70er Jahren wurden vor allem lineare Theorien aufgestellt, die experimentell untersucht wurden. Diese Modelle untersuchten meist korrelativ Wenn-Dann-Hypothesen. Erst in den 80er Jahren wurden eindimensionale Hypothesen durch multifaktorielle, integrative Modelle ersetzt. Gängige Depressionsmodelle zeigen den Weg in die Depression – aber nicht den Weg aus der Depression. Häufig greifen diese Modelle nur einen möglichen Aspekt heraus oder sie sind zu allgemein formuliert (Bsp.: Diathese-Stress-Modell). Die Synergetik wird nicht berücksichtigt und oft werden nur eindimensionale Wenn-Dann-Erklärungen verwendet. Ausserdem wird Depression häufig als Variable des Systems und nicht als Zustand des Systems selbst behandelt. Methode: Im ersten Teil wird ein neues Depressionsmodell vorgestellt. Anhand dieses Modelles wird gesundes und depressives Verhalten, sowie der Weg in die Depression und insbesondere der Weg aus der Depression im Computer simuliert. Auswirkungen verschiedener Therapiemöglichkeiten werden diskutiert. Auf die mathematische Formulierung des Modells, insbesondere auf die Differentialgleichung der Depression wird kurz eingegangen. Diskussion / Ergebnisse: Im zweiten Teil wird die Umsetzung dieses Modelles in Kombination mit IPT, CBASP und Komplementärmedizin auf der Spezialstation für Depressionsbehandlung und Psychotherapie der Psychiatrischen Klinik Zugersee, Schweiz, vorgestellt und diskutiert. IPT als State-of-the-Art psychotherapeu tischer Behandlung episodischer Depressionen und CBASP als State-of-the-Art psychotherapeutischer Behandlung chronischer Depressionen werden kurz vorgestellt. Komplementärmedizinische Massnahmen bieten darüber hinaus Möglichkeiten der interdisziplinären positiven Einflussnahme auf das begleitende somatische Syndrom und Verbesserung der Lebensqualität (QoL). 012 Treating depression and suicidal crises more effectively via screening patients for overexcitabilities and the „third factor“ Raphaela Seubert (Schweinfurt) Introduction: This paper argues that gifted persons who suffer from depression or suicidal symptoms, should not be offered traditional therapeutic methods only. These methods may not be effec tive for these persons in the long run. Instead, these individuals should be provided with a treatment based on the Theory of Posi tive Disintegration (TPD), a theory of personality development devised by the Polish psychiatrist and psychologist Kazimierz Dabrowski (1902 – 1980). Method: The paper describes the TPD and draws implications for the treatment of gifted patients. Based on empirical observations, the TPD views depression and suicidal conflicts, if experienced by „gifted“ persons, not per se as an illness. Instead, it regards these symptoms as a necessary phase in which given socially / biologically determined mental structures disintegrate, so that a more conscious and autonomous personality structure can develop. „Gifted“ means the respective person possesses (1) an inner autonomous drive to develop one‘s own personality (called ‚third factor‘), (2) special abilities and talents and (3) overexcitabilities (psychomotor, sensual, intellectual, imaginational, emotional). The overexcitabilities make these people especially prone to disintegration. At the same time, their characteristics can enable these individuals to overcome their neurotic symptoms and to achieve ‚higher‘ levels of personality development, characterized by altruism, wisdom and contentment. Discussion / Results: The main therapeutic intervention following from the TPD is to help the clients reframe their intense feelings and inner conflicts as creative and developmental in nature, so that they can move ahead, not fall apart. In addition, autotherapy should be applied, which provides the clients with a long-term tool to deal with possible future symptoms of disintegration. By means of a selfassessment questionnaire, therapists can identify persons who exhibit high overexcitabilities and the „third factor“, and who may therefore profit from the TPD-approach. Moreover, the ques tionnaire provides a basis for empirically testing the therapeutic effectiveness of the TPD-approach. 013 EEG basierte Vigilanzregulation bei Patienten mit Depressiver Störung vor und nach therapeutischem Schlafentzug Elisabeth Arendt (Universität Leipzig, Klinik für Psychiatrie) Einleitung: In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Schlafentzug (SE) einen antidepressiven Effekt bei Patienten mit depressiver Störung haben kann. Die Freisetzung von adrenergen Transmittern durch physische Aktivität während des SE könnte einen wesentlichen Einfluss auf den therapeutischen Effekt darstellen. Bei Patienten mit MDD (Major Depressive Disorder) wurde eine hyperstabile, rigide Vigilanzregulation, d.h. ein langes Verbleiben in hohen Vigilanzstadien (A-Stadien mit hoher Alpha-PowerFraktion) beschrieben (Ulrich 1994). Ziel der Studie ist die Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen der Stabilität der Vigilanzregulation, körperlicher Aktivität und klinischen Ansprechen auf SE bei Patienten mit MDD. Angenommen wurde, dass ein Ansprechen auf SE mit einer hyperstabilieren Vigilanzregulation vor SE assoziiert ist, die sich SE stabilisiert. Methode: Bei 23 stationären Patienten mit MDD der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie des UKL wurde ein partieller therapeutischer SE über 22 Stunden ab 01:00 Uhr durchgeführt. Es erfolgte eine Bestimmung der Vigilanzregulation mittels Ruhe-EEG am Morgen vor SE, am Morgen nach SE und am nächsten Morgen nach Schlaf. Die körperliche Aktivität wurde mittels eines Akto meters über die Gesamtdauer der drei Tage aufgezeichnet. Ein 157 Topic 4 G Affektive Störungen, F3 // Affective disorders, F3 Fremdrating wurde täglich mittels Hamilton Depression Rating Scale (HDRS) durchgeführt. Response wurde definiert als ein Abfall des HRDS-Scores um mindestens 40 % im 21-item HRDS (ausgenommen item 4,5,6 und 16). Diskussion / Ergebnisse: 14 von 23 Patienten (60,8 %) mit MDD respondierten nach SE, gezeigt an einem Abfall des HamiltonScores um mindestens 40 %. Bei den Patienten kam es nach SE zu einem signifikanten Abfall (p<0.05) der A-Stadien und zu einem signifikanten Anstieg (p<0.05) der B2/3-Stadien im Sinne einer Labilisierung der Vigilanzregulation. Ein signifikanter Gruppen unterschiede zwischen Respondern und Non-Respondern fand sich in einer vorläufigen Analyse nicht. 014 Wiener Studie zur kognitiven-psychoedukativen Therapie bei bipolaren Patient / innen: Mögliche Einflussfaktoren auf die Lebensqualität von bipolaren Patient / innen in Remission Andrea Berg (Institut für Medizinsoziologie, UK Hamburg-Eppendorf, Wien) B. Breit-Gabauer, S. Demelbauer, G. Lenz, I. Stampfer Einleitung: Ziel der vorliegenden Studie war die Lebensqualität von bipolaren (BP I und BP II) Patient / innen vor Beginn einer kontrollierten kognitiv-psychoedukativen Gruppentherapie genauer zu analysieren. Methode: Diese Untersuchung ist Teil der Wiener Studie zur kognitiv-psychoedukativen Therapie bei 100 Patient / innen mit bipolarer Erkrankung in Remission. Die Lebensqualität wurde mit dem WHOQOL-bref erhoben. Die 26-Itemversion erfasst 4 Domänen: physisch, psychisch, soziale Beziehungen und Umwelt, sowie einen Globalwert. Die Ergebnisse der 4 Domänen wurden mit der Normbevölkerung verglichen und in zwei Gruppen zusammengefasst: in jene mit „unterdurchschnittlicher“ („schlechter“) Lebensqualität und in jene mit „durchschnittlicher“ und „überdurchschnittlicher“ („guter“) Lebensqualität. Mittels Diskriminanzanalysen und multivariater Mittelwertsvergleiche wurden Gruppenunterschiede bzgl. verschiedener Krankheitsfaktoren und soziodemographischer Daten geprüft. Diskussion / Ergebnisse: Die Lebensqualität konnte bei 92 von insgesamt 100 Patient / innen erhoben werden (davon 71 bipolar I und 21 bipolar II Erkrankte). Die Ergebnisse zeigten allgemein, dass Patient / innen mit bipolarer Störung in den Bereichen physisch, psychisch und soziale Beziehungen unter dem Konfidenzintervall der Normalbevölkerung lagen. Multivariate Analysen ergaben signifikante Unterschiede zwischen bipolar I und bipolare II Störung im Globalbereich und physisch, wobei die Gruppe der bipolar II Erkrankten niedrigere Lebensqualitätswerte aufwies. Von den 92 Patient / innen fielen 23,9 % in die Gruppe mit „schlechter“ Lebensqualität, in jene mit „guter“ Lebensqualität 76,1 %. Mittels Diskiminanzanalyse konnte bei den Variablen „Krankheitsdauer“ und „Compliance der letzten 2 Jahre“ zwischen den beiden Lebens qualitätsgruppen („gute“ vs. „schlechte“) ein signifikanter Unterschiede gezeigt werden. In einem multivariaten Mittelwerts vergleich zeigte sich bei der Anzahl der Krankheitsepisoden 12 Monate vor Studienbeginn ein signifikanter Unterschied, wobei jene mit „schlechter“ Lebensqualität mehr Krankheitsepisoden berichteten. Tendenzielle Unterschiede finden sich in der „Krankheitsdauer“ und „Anzahl depressiver Episoden 12 Monate vor Studienbeginn („gute“ Lebensqualität bei kürzerer Krankheitsdauer und weniger depressiven Episoden). Beobachtbare (aber nicht signifikante) Unterschiede zeigten, dass Patient / innen mit „guter“ Lebensqualität bei Beginn der Erkrankung älter waren, länger Phasenprophylaxemedikamente einnahmen, häufiger Kinder hatten und verheiratet waren. Lebensqualität erwies sich als unabhängig vom Geschlecht, der Arbeitsfähigkeit und der Schulbildung. 158 015 Klinische Endpunkte in der Pharmakotherapie bipolarer Störungen – Welche Parameter werden in welcher Operationalisierung in randomisiert-kontrollierten Wirksamkeitsstudien eingesetzt? Stephan Mühlig (Technische Universität, Klinische Psychologie, Chem nitz) S. Fuchs, C. Thüner, A. Pfennig, M. Henke, M. Bauer Einleitung: Sekundäranalyse von RCT’s zur Wirksamkeit pharmakotherapeutischer Behandlungsmaßnahmen in der Akuttherapie, Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe im Hinblick auf die verwendete Auswahl und Operationalisierung klinischer Endpunkte (Outcomes). Methode: Auf der Basis einer umfassenden Literaturrecherche im Rahmen der aktuellen S3-Leitlinienentwicklung zur Therapie bipolarer Störungen wurden n=93 randomisiert kontrollierte Studien (RCT) zur Wirksamkeit pharmakologischer Studien für die evidenzbasierten Therapieempfehlungen ausgewählt. Diese wurden in RCT’s zur Akuttherapie vs. Erhaltungstherapie vs. Rezidivprophylaxe der Depression bzw. Manie unterteilt und anschließend sekundäranalytisch nach der o.g. Fragestellung ausgewertet. Diskussion / Ergebnisse: In der Akuttherapie der Depression werden vorrangig klinische Endpunkte in Form von Response, Remission und Symptomverbesserung (abgebildet anhand von HAM-D, MADRS, CGI, GAF und YMRS) eingesetzt, weniger häufig der Switch zwischen (hypo-)manischen und depressiven Symptomen, Angstsymptomatik oder Schlafratings. Wichtige Outcome-Parameter der Akuttherapie der Manie stellen Response und Remission, Symptomverbesserung (überwiegend anhand der YMRS, HAM-D und CGI gemessen) und die Veränderung des Körpergewichtes dar. Die Effektivität der Rezidivprophylaxe / Maintenancetherapie wird anhand der Outcome-Parameter Rezidivrate, Symptomverbesserung, (Re)Hospitalisierung und Zeit bis zum Rezidiv bestimmt. Als übergreifende Outcome-Parameter der Pharmakotherapie der bipolaren Störung werden Studienabbruch-Raten und unerwünschte Arzneimittelwirkungen genutzt. Freitag, 27. 11. 2009, 13.30 – 15.00 Uhr, Halle 11.1 P-022 Posterpräsentation / Poster Presentation Bildgebung, Diagnostik (F3) Vorsitz: D. F. Braus (Wiesbaden) 001 Darstellung veränderter kortiko-subkortikaler struktureller Konnektivität bei depressiven Patienten Annemarie Osoba (Universitätsklinik Magdeburg, Klinik für Psychia trie) U. Eckert, D. Horn, T. Malone, J. Kaufmann, B. Bogerts, M. Walter Einleitung: Es ist bekannt, dass Hirnregionen, die mit dem Krankheitsbild der Depression im Zusammenhang stehen, über verschiedenste Verbindungsnetze verknüpft sind. Genannt seien hierbei der Hippocampus, der für die Gedächtnisleistung des Gehirns entscheidend ist, der Nucleus accumbens, der eine wichtige Rolle im „Belohnungssystem“ des Gehirns sowie bei der Entstehung eines Glücksgefühls spielt und die Amygdala, die an der Wahrnehmung von Erregungen, insbesondere von af