Technik und Betrieb - Kernkraftwerk Gösgen
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Technik und Betrieb - Kernkraftwerk Gösgen
Technik und Betrieb Unser Ziel ist der sichere, zuverlässige und langfristige Betrieb unserer Anlage. Hohe Verfügbarkeit und Kosteneffizienz basieren auf ausgereifter Technik, umsichtiger Betriebsweise und der Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Während über die Jahre Produktion und Effizienz ständig erhöht wurden, kommt der Sicherheit nach wie vor oberste Priorität zu. Wir wollen beweisen, dass die Stromproduktion aus Kernenergie auch unter härteren Wettbewerbsbedingungen sicher, umweltverträglich und wirtschaftlich bleibt. al rkan 10 e s s erwa Ob Aare 16 12 11 9 13 31 8 30 14 15 16 1 31 7 4 5 6 17 2 18 3 19 20 29 5 23 24 21 28 20 6 22 26 25 27 32 P 26 P Situationsplan P 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Reaktorgebäude Notspeisegebäude Schaltanlagengebäude Reaktorhilfsanlagengebäude Notstromdieselgebäude Fremdeinspeisetransformatoren 220 kV Abluftkamin Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle Notstandgebäude Einlaufbauwerk Dosiergebäude Schlammlagerplatz Absetzbecken/Kalkfäller Schlammeindicker Nebenkühlwasserpumpenhaus Kühlturm und Schallschluckwand 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 Hauptkühlwasserpumpenhaus Maschinenhaus Blocktransformatoren 380 kV Lagergebäude Werkfeuerwehr und Garagen Werkstatt und Ersatzteillager Wasseraufbereitung Hilfskessel und Heizzentrale Besucherzentrum Schulungs- und Simulatorgebäude Personalrestaurant Eingangsbereich Verwaltungsgebäude Brennelementlagergebäude Trockenkühltürme Einfahrt Tiefgarage Betriebsergebnisse des Kernkraftwerks Gösgen Kalenderjahr Volllast- Arbeitsaus- Stromproduktion Jahreskosten Produktionskosten stunden nutzung % Mrd. kWh Mio. CHF Rp./kWh 1980 6535,7 74,4 5,950 377,4 6,3 1985 7376,9 84,2 6,746 415,0 6,2 1990 7796,5 89,0 7,131 402,0 5,6 1995 8152,1 93,1 7,821 407,0 5,2 2000 8105,5 92,3 7,804 320,0 4,1 2004 8292,6 94,4 8,016 326,3 4,07 2005 7840,7 89,5 7,583 329,1 4,34 2006 8370,5 95,6 8,099 333,6 4,12 2007 8434,2 96,3 8,159 297,3 3,64 2008 8235,7 93,8 7,964 316,6 3,98 3. April 2007: Als bisher einzige Stromproduktionsanlage in der Schweiz erreicht das KKG die Marke von 200 Milliarden Kilowattstunden. Dazu wurden während der rund 28 Betriebsjahre insgesamt 217 000 Stunden benötigt. I nha l t 2 Beitrag zur Stromversorgung 6 Anlagenübersicht und technische Besonderheiten 12 Reaktorkühlsystem 16 Hilfs- und Nebenanlagen 22 Sicherheitsvorkehrungen 30 Dampfkraftanlage 34 Kühlwassersysteme 36 Eigenbedarfsversorgung 38 Die vorliegende Broschüre beschreibt zusammenfassend die wichtigsten technischen Einrichtungen des Kernkraftwerks Gösgen (KKG). Die nukleare Wärmeerzeugung wird dabei als Teil eines Gesamtsystems behandelt. Es werden keine speziellen Fachkenntnisse vorausgesetzt. Die Broschüre ist für technisch interessierte Leser bestimmt. Betrieb und Instandhaltung 44 Umweltaspekte 48 2 Brennstoffkreislauf 52 2 Ertüchtigung, Nachrüstung, Modernisierung Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG (KKG) 4658 Däniken, www.kkg.ch © KKG, 2010 1 Beitrag zur Stromversorgung Das Reaktorgebäude des Kernkraftwerks Gösgen. 1969 konnte das erste 350-Megawatt-Kernkraftwerk Beznau I den Betrieb aufnehmen. Von mehreren Kernkraftwerkprojekten wurden in der Schweiz schliesslich vier realisiert. Die resultierenden fünf Kraftwerkblöcke gin- Einstieg in die Kernenergie Ursprünglich basierte die Schweizer Stromversorgung ausschliesslich auf Wasserkraft, da in der Schweiz keine nutzbaren Vorräte an fossilen Energiequellen vorhanden sind. Mit dem Konjunkturaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg stieg in den Fünfzigerjahren der Strombedarf rasant an; der Ausbau der Wasserkraft stiess jedoch in der Schweiz aus landschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen bald an Grenzen. Während die Elektrizitätsunternehmen fossil befeuerte Stromproduktionsanlagen planten, setzte der Bundesrat Anfang der Sechzigerjahre auf die Einführung der Kernenergie. Die ausschlaggebenden Argumente zugunsten der Kernenergie waren tiefe Gestehungskosten, Versorgungssicherheit und Umweltschutz. Saubere Kernenergie sollte die saubere Wasserkraft ergänzen. Die Planung der ersten Kernkraftwerke wurde zügig an die Hand genommen, und bereits 2 Jahresnettoproduktion 8,5 1030 1020 8 1010 7,5 1000 7 990 980 6,5 970 6 960 5,5 950 940 5 1980 1985 1990 1995 Nettoproduktion (Mia. kWh) 2000 2005 Nennleistung (in MW) Seit Betriebsbeginn wurde die Stromproduktion um 2 Mia. kWh erhöht. Be itra g zur Stromve rs org ung gen zwischen 1969 und 1984 ans Netz. Mit einer Nettoleistung von insgesamt 3000 Megawatt decken diese Kernkraftwerke rund 40 Prozent des schweizerischen Strombedarfs. Betriebsergebnisse Seit der kommerziellen Betriebsaufnahme im November 1979 hat das Kernkraftwerk Gösgen (KKG) überdurchschnittliche Werte in Bezug auf Verfügbarkeit und Sicherheit ausgewiesen. 1980 gab das KKG 5,9 Milliarden Kilowattstunden Strom ans Netz ab. Die Jahresproduktion beträgt mittlerweile rund 8 Milliarden Kilowattstunden; dies entspricht etwa 13 Prozent des schweizerischen Stromverbrauchs. Bis zum 31. Dezember 2008 betrugen die Nettostromproduktion 214 Milliarden Kilowattstunden und die hohe durchschnittliche Arbeitsausnutzung 90 Prozent. Die Stromgestehungskosten sanken über die Jahre von 6,3 Rappen pro Kilowattstunde im Jahre 1980 auf Das Kernkraftwerk Gösgen am Jurasüdfuss. Lastdiagramm 1000 1000 1999 500 0 1000 500 0 1000 2001 500 500 0 1000 2000 2002 0 1000 2003 500 0 1000 500 0 1000 2005 500 0 1000 500 0 1000 2007 500 0 Jan. 500 0 März Mai Juli Sept. Nov. Febr. April Juni Aug. Okt. Dez. 2004 2006 2008 Jan. März Mai Juli Sept. Nov. Febr. April Juni Aug. Okt. Dez. Die geplanten Produktionsunterbrüche für den Brennelementwechsel und die Jahresrevision erfolgen Mitte Jahr. 3 Beitrag zur Stromversorgung 3,98 Rappen pro Kilowattstunde im Jahre 2008. In der Absicht, die Betriebs- und Sicherheitsparameter ständig zu verbessern, haben die Aktionäre kleinere und grössere Anlagenänderungen gutgeheissen. Dazu gehören zum Beispiel Verbesserungen in der Brennstoffbewirtschaftung, Wirkungsgradverbesserungen im Turbinenbereich oder die Nachrüstung einer Druckentlastung für das Reaktorkühlsystem. Zusammen mit verkürzten Stillstandzeiten trugen diese Projekte wesentlich dazu bei, dass die Nettostromproduktion seit der Inbetriebnahme der Anlage um 15 Prozent erhöht werden konnte, was etwa zwei zusätzlicher Milliarden Kilowattstunden jährlich entspricht. Während dieser Zeit lagen die Abgaben an die Umwelt und die Dosiswerte der Belegschaft weit unterhalb der behördlich festgelegten Grenzwerte. Hoher Sicherheitsstandard, zuverlässiger Betrieb, geringe Emissionen, Wirtschaftlichkeit sowie der stetige Dialog mit der Bevölkerung haben dazu beigetragen, dass das KKG in den umliegenden Gemeinden breite Akzeptanz findet. Die Bevölkerung des Standortkantons und insbesondere die umliegenden Gemeinden brachten dies in den vier Volksabstimmungen zur Kernenergie von 1979, Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm auf. Radioaktive Abgaben (Jahresdosis in Millisievert) 1000 100 Durch natürliche Ereignisse hervorgerufene mittlere Dosis der schweizerischen Bevölkerung mit Schwankungsbreite 10 1 Auflage für maximale Dosis in der Umgebung durch die Abgaben Relevanzschwelle entsprechend Strahlenschutzverordnung 0,1 0,01 0,001 Dosisbereich, der sich aus den Abgaben ergibt 0,0001 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Die radioaktiven Abgaben liegen weit unter den zugelassenen Werten. 4 Be itra g zur Stromve rs org ung herangezogen – sowohl aus technischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Sie ist auch ein Indikator dafür, wie gut eine Anlage betrieben und gewartet wird. Hohe Arbeitsverfügbarkeit ist gleichbedeutend mit wenigen Störfällen und daher auch ein Mass für die Reaktorsicherheit. In Verbindung mit der Arbeitsausnutzung ist die Arbeitsverfügbarkeit der umfassendste Kennwert zur Gesamtbeurteilung einer Anlage. Das KKG hat die Verfügbarkeitswerte in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert und auf einem hohen Niveau gehalten. Der Wert von 94,2 Prozent für 2008 liegt deutlich über dem für die Druckwasserreaktoren geltenden Mittelwert von 84,12 Prozent. 1984, 1990 und 2003 deutlich zum Ausdruck. Das KKG beschäftigt rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der überwiegende Teil der Belegschaft wohnt in der unmittelbaren Umgebung des Werks. Zusätzliches Personal wird hauptsächlich während der jährlichen Revisionen benötigt. Arbeitsverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung Die Verfügbarkeit kennzeichnet die Fähigkeit einer Anlage, Energie umzuwandeln, unabhängig von der tatsächlichen Produktion. Ereignisse ausserhalb des Einflussbereiches der Betriebsführung, die eine Leistungsbeschränkung durch Ausseneinflüsse zur Folge haben, mindern die Verfügbarkeit nicht. Hingegen ist die Arbeitsausnutzung ein Mass für die tatsächliche Nutzung einer Anlage. Die Arbeitsverfügbarkeit wird als Indikator zur Beurteilung des Leistungsvermögens und der Zuverlässigkeit einer Kraftwerkanlage % 100 Arbeitsausnutzung und Arbeitsverfügbarkeit der Gesamtanlage 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1999 2000 2001 Arbeitsausnutzung 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Arbeitsverfügbarkeit Die hohen Werte für Arbeitsausnutzung und Arbeitsverfügbarkeit sind Indikatoren für gute Betriebsführung und für den guten technischen Zustand der Anlage. 5 Anlagenübersicht und technische Besonderheiten Reaktorgebäude und Sicherheitsbehälter während der Bauphase im Jahr 1976. durch die Gemeinden Däniken und Gretzenbach sowie die notwendigen wasserrechtlichen Konzessionen und Bewilligungen durch den Regierungsrat des Kantons Solothurn. Im Februar 1973 wurde die Betriebsgesellschaft Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG gegründet und der Baubeschluss gefällt. Das KKG übertrug die schlüsselfertige Erstellung des Kraftwerkblocks mit Druckwasserreaktor der Kraftwerk Union AG, Mülheim, der heutigen Areva NP. Mit den Erschliessungsarbeiten und übrigen Projektierungsund Bauleitungsaufgaben wurde die ehemalige Motor-Columbus Ingenieurunternehmungen AG beauftragt. Bereits im Sommer 1973 wurde das Baugelände erschlossen. Dann folgten Humusabtrag, Planierung und Grundwasserabsenkung, bevor Mitte Dezember desselben Jahres mit dem Betonieren der Fundamente für das Reaktorgebäude begonnen werden konnte. Die erste sich selbst erhaltende Kettenreaktion wurde am 19. Januar 1979 eingeleitet. Planung, Bau und Inbetriebnahme Die grundsätzlichen Abklärungen über die Eignung des Standortes gehen auf das Jahr 1966 zurück. Im Mai 1969 wurde ein Studienkonsortium gegründet, das die Vorprojektierung an die Hand nahm. Umfassende geologische, seismische, ökologische und meteorologische Untersuchungen gingen dem Standortentscheid voraus. 1970 stellte das Konsortium ein Gesuch zum Bau eines Kernkraftwerks mit Flusswasserkühlung. Um die Wärmebelastung der Aare und des Rheins gering zu halten, entschied der Bundesrat im März 1971, für künftige Kernkraftwerke nur noch Umlaufkühlung zuzulassen. Dies verlangte eine Umprojektierung von der geplanten Flusswasserkühlung auf Kühlturmbetrieb. Im Oktober 1972 erteilte das Eidgenössische Verkehrs- und Energiewirtschaftsdepartement die Standortbewilligung. Bis Anfang 1973 erfolgten die Genehmigungen des Zonenplans 6 Anlagenübe rsicht und te chnische Bes ond e r he ite n 2808 auf 3002 Megawatt erfolgte in mehreren Schritten. Sie wurde insbesondere ermöglicht durch die Verlängerung der Brennstoffzone in den Brennstäben sowie durch die Verbesserung des Korrosionsverhaltens der Hüllrohre. Aufgrund der vorgenommenen Änderungen konnte die Anlage ab Juli 1992 mit der maximal bewilligten thermischen Reaktorleistung von 3002 Megawatt betrieben werden, woraus eine Bruttonennleistung von 990 Megawatt resultierte. 1994 und 1995 erfolgten in zwei Schritten weitere Leistungserhöhungen, die ausschliesslich durch Wirkungsgradverbesserungen im Bereich der Turbogruppe realisiert wurden. Die effizientere Nutzung der im Reaktor freigesetzten thermischen Energie durch den Umbau der Niederdruckturbine führte per 1. Januar 1996 zu einer Erhöhung der Bruttonennleistung auf 1020 Megawatt. Das grösste Nachrüstungsprojekt seit Inbetriebnahme der Anlage bewirkte eine Mehrproduktion von etwa 300 Millionen Kilowattstunden jährlich, was der Produktion eines mittleren Schweizer Laufkraftwerks entspricht. Die planmässige Erhöhung der thermischen und der elektrischen Leistung im KKG entsprach den Vorgaben des Bundesaktionsprogramms «Energie 2000», das eine Erhö- Am 6. Februar 1979 gab das erste Schweizer Kernkraftwerk der 1000-Megawatt-Klasse erstmals Energie an das schweizerische Verbundsnetz ab. Aufgrund eines Störfalls im amerikanischen Werk Three Mile Island bei Harrisburg verzögerten sich jedoch die Inbetriebnahmeversuche durch eine vom Bundesrat angeordnete Überprüfung der Sicherheitssysteme und Betriebsvorschriften. Nach erfolgreichem Abschluss der Inbetriebnahmeversuche ging das KKG im November 1979 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 970 Megawatt in den Normalbetrieb über. Am 20. Dezember wurde die Prozessdampflieferung an eine Kartonfabrik in Niedergösgen aufgenommen. Es handelte sich bei dieser Dampflieferung um die grösste derartige Wärmeabgabe aus einem europäischen Kraftwerk. Leistungserhöhung Die Betriebserfahrungen der ersten Jahre zeigten, dass die Anlage noch über deutliche Leistungsreserven verfügte, sodass im Mai 1985 ein Gesuch zur Erhöhung der Bruttoleistung um 7 Prozent eingereicht wurde. Im Dezember 1985 erteilte der Bundesrat die entsprechenden Bewilligungen. Die Erhöhung der thermischen Nennleistung von Funktionsschema Druckwasserreaktor 4 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 7 6 5 8 2 G ~ 1 3 14 9 12 13 11 Reaktor Dampferzeuger Hauptkühlmittelpumpe Druckhalter Hochdruckturbine Wasserabscheider Zwischenüberhitzer Niederdruckturbine Kondensator Hauptkondensatpumpe Niederdruckvorwärmer Speisewasserbehälter Speisewasserpumpe Hochdruckvorwärmer 10 7 Anlagenübersicht und technische Bes ond e r he ite n hung der Leistung bestehender Kernkraftwerke um 10 Prozent vorsah. Nach der Jahrtausendwende haben zahlreiche Nachrüstungen und Umbauten den Anlagenwirkungsgrad merklich verbessert und damit die Generatorleistung direkt beeinflusst. Zu den wirkungsgradverbessernden Massnahmen zählen Optimierungen an der Turbine und an den Zwischenüberhitzern, der Einbau zusätzlicher Wasserabscheider sowie der Einsatz neuer Kühler im Kühlturm. Auf den 1. Januar 2010 wurde die Bruttonennleistung entsprechend auf 1035 Megawatt angehoben. Schnitte durch das Reaktorgebäude 30 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Lage und Gebäudeanordnung 19 20 21 22 23 24 25 26 Das KKG liegt am Jurasüdfuss auf halbem Weg zwischen den Städten Olten und Aarau in der Nähe grosser Verbraucherschwerpunkte des nördlichen Mittellandes. Das Areal von 14 Hektaren befindet sich in einer Flussschlaufe der Aare auf dem Gebiet der Gemeinde Däniken, Kanton Solothurn. Im Osten, in 300 Meter Abstand, steht die 380-Kilovolt-Schaltanlage, einer der wichtigsten Knotenpunkte des schweizerischen Hochspannungsnetzes. Das Gelände wurde durch Aufschüttung erhöht, um die Anlage vor Überschwemmungen zu schützen. Das Areal liegt 382 Meter über dem Meeresspiegel und damit mindestens einen Meter über dem höchsten zu erwartenden Hochwasserspiegel der Aare. Der Baugrund besteht aus einer 20 bis 30 Meter dicken Kiesschicht, die auf einem kompakten Kalkfels liegt und eine stabile Grundlage für den Kraftwerkstandort bietet. Das KKG steht in einem Gebiet geringer seismischer Aktivität. Standortbestimmend waren neben der Tragfähigkeit des Baugrundes 8 Grundriss + 18,40 m A 27 28 29 30 14 Reaktor Dampferzeuger Hauptkühlmittelpumpen Druckhalter Druckhalterabblasebehälter Druckspeicher FIutbehäIter Personenschleuse Brennelementlagerbecken Brennelementtransfereinrichtung Brennelementladebecken Lademaschine Verzögerungsstrecke Hubschacht Lager für neue Brennelemente Notschleuse Beckenflur Abstellplatz für Reaktordeckel Umluftanlagen Frischdampfstation Frischdampf- und Speisewasserarmaturen Schalldämpfer Rundlaufkran Sicherheitsbehälter Ringraum Ausgleichsbehälter des nuklearen Zwischenkühlsystems Nachkühlpumpen Sicherheitseinspeisepumpe Transportöffnung Montagetor 11 15 29 10 6 6 16 12 2 19 2 17 6 21 6 2 18 21 19 21 6 6 A Grundriss + 12,00 m A 14 11 13 10 6 6 9 3 2 19 2 8 1 4 5 3 6 6 3 2 20 6 19 6 A Schnitt A:A + 50,80 26 + 36,50 23 22 24 25 12 2 17 + 18,40 20 6 + 12,00 9 13 1 + 0,00 7 - 6,00 27 27 28 Anlagenübe rsicht und te chnische Bes ond e r he ite n Die unter Reaktorbetriebsdruck stehenden und Radioaktivität führenden Anlagenteile werden zusammen mit dem im Reaktorgebäude befindlichen Brennelementlagerbecken von einem kugelförmigen Stahlbehälter umschlossen. Dieser Sicherheitsbehälter (Containment) gewährleistet den Schutz der Umgebung gegen radiologische Auswirkungen von unterstellten schweren Störfällen. Er verhindert, dass radioaktive Stoffe unkontrolliert nach aussen entweichen. Der Sicherheitsbehälter liegt exzentrisch im Reaktorgebäude, dessen Schale aus Eisenbeton besteht. Sicherheitsbehälter und Reaktorgebäude bilden eine doppelte Sicherheitshülle. Das Reaktorgebäude schützt die Radioaktivität führenden Anlagenteile gegen Einwirkungen von aussen; es ist gegen Erdbeben, Explosionsdruckwellen und Flugzeugabstürze ausgelegt. Der gasdicht verschweisste, druckfeste Sicherheitsbehälter ist im unteren Bereich in einem schalenförmigen Fundamentring eingebettet und im übrigen Bereich freitragend gebaut. Bei der Auslegung des Sicherheitsbehälters als Volldruckbehälter wurde unterstellt, dass eine Hauptkühlmittelleitung bricht und der gesamte Wasserinhalt des Reaktorkühlsystems sowie zusätzlich ein Dampferzeuger vollständig ausdampfen. Die Stahlhülle ist für diesen Fall auf einen Überdruck von 4,89 Bar bei einer Temperatur von 135 °C ausgelegt. Der Zugang zum Sicherheitsbehälter führt über eine druckfeste und gasdichte Schleuse. Im Reaktorhilfsanlagengebäude befinden sich unter anderem die Aufbereitungsanlagen für Abwässer, Konzentrate und Abgase, die zentrale Zuluft- und Abluftanlage für den Kontrollbereich, Werkstatteinrichtungen, Laboratorien für die Untersuchung radioakti- insbesondere die günstigen Verhältnisse für den Energieabtransport, die Nähe zur Aare für die Kühlwasserversorgung sowie die gute Zufahrt für Schwertransporte. Eine direkte Anbindung an die Schiene erleichtert den An- und Abtransport von Schwerlasten. Bei der Platzierung der verschiedenen Gebäude und Anlagenteile wurde auf eine zweckmässige und möglichst Platz sparende Anordnung geachtet. Eine klare räumliche Trennung zwischen nuklearen und konventionellen Teilen der Anlage beschränkt Radioaktivität führende Systeme auf einen definierten, speziell überwachten Bereich. Der erleichterte Zugang zu Gebäuden, Systemen und Komponenten ist auch für Instandhaltungsarbeiten von Vorteil. Durch die kompakte Anordnung der Gebäude im Areal sind kurze Rohr- und Kabelwege zwischen den einzelnen Anlagenteilen möglich. Kabelkanäle und Rohrleitungen von sicherheitstechnisch wichtigen, mehrfach vorhandenen Systemen sind konsequent getrennt in die Gebäude eingeführt. Die Anordnung von Maschinenhaus und Reaktorgebäude ermöglicht einen kurzen Energiefluss von der Reaktoranlage bis zu den Blocktransformatoren, die an der Ostseite des Maschinenhauses stehen. Von den Transformatoren erfolgt die Stromableitung über eine Freileitung zur 380-Kilovolt-Schaltanlage. Kontrollbereich Zum nuklearen Bereich gehören das Reaktorgebäude, das Reaktorhilfsanlagengebäude und das im Jahr 2008 fertiggestellte Brennelementlagergebäude, die zusammen einen geschlossenen Kontrollbereich bilden. Ein zentral überwachter Zugang führt zum Kontrollbereich. 9 Anlagenübersicht und technische Bes ond e r he ite n eine massive Armierung von 280 Kilogramm pro Kubikmeter Beton, was etwa dem fünffachen Eisengehalt konventioneller Bauten entspricht. Dies erklärt die rund 700 Tonnen Stahl, die für den Anbau des Hilfsanlagengebäudes benötigt wurden. Am 8. April 2008 erteilte die Aufsichtsbehörde die Betriebsfreigabe für ein Brennelementlagergebäude für abgebrannte Brennelemente. Da im Reaktorgebäude die Platzverhältnisse keine Lagererweiterung zuliessen, wurde dieses neue Lagergebäude mit gleicher Zweckbestimmung ausserhalb der bestehenden Gebäudestruktur nordwestlich des Abluftkamins in unmittelbarer Nähe des Reaktorhilfsanlagengebäudes erstellt. Zum neuen Gebäude gehören ein angebauter Systemtrakt mit Passerelle zum Reaktorhilfsanlagengebäude sowie zwei Trockenkühltürme. Die inneren Gebäudestrukturen sind von den Aussenwänden getrennt, das Brennelementbecken ist durch Feder- und Dämpferelemente vor Erschütterungen geschützt. Das Gebäude aus Stahlbeton ist 37 Meter lang, 17 Meter breit und 25 Meter hoch. Die Aussenstrukturen des Brennelementlagergebäudes sind mindestens 1,5 Meter dick. Damit ist es gegen aussergewöhnliche Ereignisse, wie Erdbeben, Hochwasser und Flugzeugabsturz, geschützt. Die Brennelementeinlagerung erfolgt mittels Transportbehältern über das betriebsinterne Schienensystem. Das im Lagergebäude untergebrachte Becken kann im Endausbau bis zu 1008 Brennelemente aufnehmen. Das Becken erweitert die bestehende Lagerkapazität des Brennelementlagerbeckens im Reaktorgebäude, welches rund 600 Standplätze umfasst. Das Beckenkühlsystem besteht aus vier symmetrisch aufgebauten unabhängigen Strän- ver Stoffe, Dekontaminationseinrichtungen sowie Abfalllager für schwach- und mittelaktive Abfälle. Im Juni 2007 wurde nach 20monatiger Bauzeit ein dreistöckiger Anbau fertiggestellt, der das Gebäude um 8000 Kubikmeter für Werkstätten und Lagerräume erweitert. Mit dem zusätzlichen Platzangebot wird auch die Lagerung von Materialien optimiert und der Brandschutz verbessert. Der Anbau wurde als selbstständiges Bauwerk ausgebildet und mit einer Dilatationsfuge (Luftspalt) vom Reaktorhilfsanlagengebäude abgetrennt. Damit bleibt das dynamische Gebäudeverhalten des Reaktorhilfsanlagengebäudes im Falle eines Erdbebens unbeeinflusst. Diese Entkopplung hatte zur Folge, dass der schlanke Anbau zur Sicherstellung der Erdbebenkippsicherheit mit 54 Zug- und Druckpfählen im Erdreich verankert werden musste. Diese Pfähle sind 13 Meter lang und haben einen Durchmesser von 1,3 Meter. Zur Ableitung der Erdbebenkräfte enthält die 2 Meter dicke Fundamentplatte Brennelementlagergebäude. 10 Anlagenübe rsicht und te chnische Bes ond e r he ite n gen, wobei jeweils zwei Stränge einem Kühlturm zugeordnet sind. Über einen Zwischenkühlkreislauf, der im Naturumlauf arbeitet, wird die Abwärme aus den Brennelementen in die Umgebung abgeführt. Das Zwischenkühlmittel strömt dabei über Wärmetauscher, die im Lagerbecken eingehängt sind. Danach gibt es die Wärme mittels Naturzug über Wasser-Luft-Wärmetauscher an die Aussenluft ab. Bei beladenem Brennelementlagerbecken und bei sehr hohen Umgebungstemperaturen kann die Luftzirkulation im Kühlturm mittels Ventilatoren unterstützt werden. Mitte Mai 2008 wurden die ersten Brennelemente im neuen Lagerbecken eingelagert. Während der Jahresrevision werden Brennele- Brennelementwechsel mente ausgetauscht. Einmal im Jahr wird die Anlage für den Brennelementwechsel abgestellt. Das Entladen der Brennelemente, das Umplatzieren der im Reaktor verbleibenden Elemente und das Einladen der neuen Elemente erfordert etwa zwei bis drei Wochen. Während der gesamten Stillstandsdauer erfolgen Inspektionen und Instandhaltungsarbeiten in allen Bereichen des Kraftwerks. Die aus dem Reaktordruckbehälter entladenen Brennelemente werden zunächst ins Kompaktlagergestell des Brennelementlagerbeckens gestellt. Es stehen über 600 Standplätze zur Verfügung, in denen neben Brennelementen auch Instrumentierungslanzen, Steuerelemente und Werkzeuge aufbewahrt werden. Im Kompaktlager klingen Strahlung und Nachzerfallswärme ab, bevor die Brennelemente in speziellen Transportbehältern ins Brennelementlagergebäude übergeführt werden. Über ein an das Brennelementlagerbecken angeschlossenes Kühlsystem wird die Nachzerfallswärme abge- führt. Die Zwischenlagerung der Brennelemente im Kompaktlager kann mehrere Jahre dauern. Im sichelförmigen Ringraum zwischen Reaktorgebäudeaussenwand und Stahlbehälter sind das Ladebecken, der Hubschacht, das Not- und Nachkühlsystem, das Lager für neue Brennelemente sowie die Abgasverzögerungsstrecke geschützt untergebracht. Im Ladebecken werden die Transportbehälter mit den abgebrannten Brennelementen beladen. Zu diesem Zweck werden die Brennelemente vom Brennelementlagerbecken über eine Transfereinrichtung fernbedient in das Ladebecken geschleust. Der Transportbehälter wird über den Hubschacht in den Ringraum ein- und ausgeführt. 11 Reaktorkühlsystem Reaktorgrube mit offenem Reaktor, Abstellplatz mit oberem Kerngerüst und Brennelementlagerbecken. den sich oben auf dem Deckel. Ein aus Unterund Oberteil bestehendes Kerngerüst fixiert den Reaktorkern im Druckbehälter. Das untere Kerngerüst legt mit Tragrost und Kernumfassung die Anordnung des Reaktorkerns derart fest, dass der gesamte Kern gleichmässig vom Kühlmittel durchströmt wird. Der in den Reaktordruckbehälter eingehängte Mantelteil des unteren Kerngerüsts wirkt gleichzeitig als Schild zum Schutz des Reaktordruckbehälters gegen Neutronenbestrahlung. Das Kühlmittel tritt durch drei Einlassstutzen mit einer Temperatur von 292 °C in den Reaktor ein und strömt im Ringspalt zwischen Kernbehälter und Druckbehälter abwärts. Am halbkugelförmigen Boden des Reaktorkessels wird die Strömung um 180 Grad umgelenkt. Beim Aufwärtsströmen durch den Reaktorkern erwärmt sich das Kühlwasser auf 325 °C. Durch die drei Auslassstutzen führt es die Wärme zu den drei Dampferzeugern ab. Der gesamte Kühlmitteldurchsatz durch den Der Gösgen-Druckwasserreaktor ist für eine thermische Nennleistung von 3002 Megawatt zugelassen. Der Betriebsdruck beträgt 154 Bar und die mittlere Betriebstemperatur 308 °C. Das Reaktorkühlsystem besteht aus dem Reaktor, dem Druckhaltesystem und drei parallelen Umwälzschleifen. Jeder der drei gleichartigen Loops ist aus einem Dampferzeuger, einer Hauptkühlmittelpumpe sowie den verbindenden Rohrleitungen zusammengesetzt. Reaktordruckbehälter Der Reaktordruckbehälter, in welchem der Reaktorkern untergebracht ist, ist aus niedriglegiertem Feinkornstahl gefertigt, der gute Schweissqualität mit hoher Zähigkeit und geringer Versprödungsneigung unter Neutronenbestrahlung vereinigt. Der abnehmbare Deckel ist mit 52 vorgespannten Schrauben befestigt. Die Stutzen der Steuerelementantriebe und der Kerninstrumentierung befin- 12 Rea ktor kühl syste m Urandioxid (UO2) und Plutoniumdioxid (PuO2). Die Länge der Brennstoffsäulen in den Brennstäben beträgt 3550 Millimeter. Insgesamt hat jedes Brennelement 15 mal 15, das heisst 225 mögliche Brennstabpositionen, von denen 205 mit Brennstäben besetzt sind. Die Brennstäbe werden durch Abstandhalter in ihren Positionen fixiert. Die seitlich offene Brennelementkonstruktion fördert die Quervermischung des Kühlmittels und bewirkt damit eine gleichmässigere Aufwärmung. Über 36 000 Brennstäbe stehen im Kern, was einer Brennstoffsäule von rund 130 Kilometer Länge entspricht. Reaktordruckbehälter Steuerstabantriebe Führungseinsatz für Steuerstab Oberer Rost Kühlmittelaustritt Stütze Gitterplatte Steuerelemente Brennelement Die Reaktorleistung wird mithilfe von Neutronenabsorbern geregelt. Die Kurzzeitregelung erfolgt durch Steuerstäbe, die den Neutronenfluss und damit die Reaktorleistung steuern. Über dem Reaktorkern verteilt sind 48 Steuerelemente mit jeweils 20 Steuerstäben, die in 48 der 177 Brennelemente einfahren können. Jedes Brennelement verfügt über 20 brennstabfreie Positionen, die mit Steuerstabführungsrohren besetzt sind. Bei denjenigen Brennelementen, die sich an steuerelementfreien Positionen befinden, wird ein Teil der Führungsrohre für die Aufnahme der Kerninstrumentierungslanzen verwendet. Diese dienen der Überwachung der Leistungsdichteverteilung im Kern. Die Steuerelemente werden mithilfe von elektromagnetischen Klinkenschritthubwerken bewegt, die auf dem Deckel des Reaktordruckbehälters angeordnet sind. Zur Leistungsregelung können die Steuerelemente mehr oder weniger tief in den Reaktorkern eingefahren werden. Die Schnellabschaltung des Reaktors erfolgt durch das Einfallen aller Druckbehälter Kernumfassung Kernbehälter Unterer Rost Siebtonne Kern beträgt 53 000 Tonnen pro Stunde. Er verteilt sich gleichmässig auf die drei Kühlkreisläufe. Brennelemente Der Reaktorkern besteht aus 177 dicht aneinandergefügten, baugleichen Brennelementen. Jedes Brennelement bündelt 205 Brennstäbe in einer quadratischen Gitteranordnung. In jedem Brennstab ist eine Säule von Brennstofftabletten eingesetzt, die in einem gasdicht und druckfest verschweissten Zircaloy-Hüllrohr eingeschlossen ist. Die Brennstofftabletten bestehen aus gesintertem Urandioxid (UO2) mit angereichertem Spaltstoff Uran-235 oder aus einem Gemisch von 13 Reaktorkühlsystem Steuerelemente in den Reaktorkern. Dazu werden die elektromagnetischen Haltespulen stromlos gemacht. Dampferzeuger Dampfaustritt Feinabscheider (Dampftrockner) Dampferzeuger Mannloch Grobabscheider (Wasser) Speisewassereintrittsstutzen Die drei Dampferzeuger übertragen die Wärme des Reaktorkühlmittels an den Wasser-Dampf-Kreislauf. Als stehende U-RohrWärmetauscher erzeugen sie aus Speisewasser Frischdampf zum Antrieb des Turbogenerators. Über Eintritts- und Austrittsstutzen ist die Sammelkammer mit den Hauptkühlmittelleitungen des Reaktorkühlsystems verbunden. Aus der Sammelkammer strömt das Reaktorkühlmittel unter Wärmeabgabe durch die U-Rohre zur Austrittskammer, von wo aus es der Hauptkühlmittelpumpe zugeleitet wird. Das vielfach abgestützte U-Rohr-Bündel aus besonders korrosionsbeständigem Werkstoff ist im Rohrboden der Dampferzeuger eingewalzt und verschweisst. Das eintretende Speisewasser strömt im Naturumlauf zwischen Behälterwand und einem das Rohrbündel umgebenden Führungsmantel abwärts und steigt dann nach der Wärmeübernahme unter Dampfbildung wieder nach oben. Im Dampfdom über dem Rohrboden wird die Restdampfnässe abgeschieden, bevor der getrocknete Dampf über den Austrittsstutzen abgeleitet wird. Speisewasserringleitung Heizrohre Leitmantel Behälter Rohrhaltegitter Handloch Trag- und Führungspratzen Rohrboden Kühlmitteleintritt Kühlmittelaustritt Der Druckhalter ist ein zum Teil mit Wasser gefüllter stehender Behälter mit einem Volumen von 42 Kubikmeter. Durch die Volumenausgleichsleitung ist er mit einem der drei Reaktorkühlkreisläufe verbunden. Die Druckregelung erfolgt mithilfe einer elektrischen Heizung im Wasserbereich des Druckhalters und einer Einrichtung zum Einsprühen von Wasser in den Dampfbereich. Durch das Sprühsystem kann Dampf kondensiert und somit der Druck abgebaut werden; durch Heizung mit den elektrischen Heizstäben kann Wasser verdampft und somit der Druck erhöht werden. Druckhalter Der Druckhalter hat die Aufgabe, den Betriebsdruck im Reaktorkühlsystem konstant zu halten. Bei Laständerung des Reaktors treten Temperaturänderungen und Volumenschwankungen auf, die ohne Druckhalter zu Druckschwankungen führen würden. 14 Rea ktor kühl syste m Hauptkühlmittelpumpen und -leitungen Reaktorkühlsystem Vom Reaktordruckbehälter gelangt das erwärmte Hauptkühlmittel durch die Kühlmittelleitungen in die drei Dampferzeuger. Die Hauptkühlmittelpumpen fördern das abgekühlte Kühlmittel in den Reaktordruckbehälter zurück. Die Hauptkühlmittelpumpen sind als stehend angeordnete einstufige Kreiselpumpen mit fliegend gelagertem Laufrad ausgeführt. Die wesentlichen Bauteile sind ein kugelförmig ausgebildetes Pumpengehäuse, ein auf der Pumpenwelle befestigtes Laufrad und ein aus zwei Teilen bestehendes, im Pumpengehäuse verschraubtes Leitrad. Das Pumpen- Reaktordruckbehälter Dampferzeuger Hauptkühlmittelpumpen Druckhalter gehäuse ist in die Hauptkühlmittelleitung eingeschweisst. Als Antriebsmotor wird ein Hochspannungsasynchronmotor herkömmlicher Bauart verwendet. Die Dichtungspartien der Hauptkühlmittelpumpen bestehen aus einer dreistufigen hydrodynamischen Gleitringdichtung und einer Rückschlagdichtung. Letztere tritt erst in Funktion, wenn die vorgelagerten Dichtungen versagen. Bei dem 2008 eingebauten hydrodynamischen Dichtungssystem erfolgt der Druckabbau über die drei Dichtungen. Bei den ersten zwei Stufen werden jeweils 40 Prozent und bei der dritten Dichtung 20 Prozent des Drucks abgebaut. Jede Stufe ist für die volle Druckdifferenz ausgelegt. Hauptkühlmittelpumpe Motorflansch Motorlaterne Axialradiallager Wellenkupplung Dichtungsgehäuse Radiallager Leitrad Laufrad Pumpengehäuse 15 Hilfs- und Nebenanlagen Radioaktive Betriebsabfälle werden in Fässer abgefüllt. Im Kraftwerkbetrieb fallen radioaktive Stoffe in festem, flüssigem oder gasförmigem Zustand an. Die Hilfsanlagen haben unter anderem die Aufgabe, diese Stoffe aus dem Kühlmittel, den Abwässern und gegebenenfalls aus der Raumluft zurückzubehalten. Eine geringfügige Abgabe von Radioaktivität an die Kraftwerkumgebung lässt sich trotz vielfältiger Begrenzungseinrichtungen nicht ganz vermeiden. Damit sichergestellt wird, dass radioaktive Stoffe nur in kleinsten Mengen und kontrolliert nach aussen gelangen, sind folgende Hilfsanlagen vorhanden: lüftungstechnische Anlagen, nukleares Abgassystem, Abwasseraufbereitungsanlage, Abfallbehandlung und -lagerung. Dem Reaktorkühlsystem sind Hilfs- und Nebenanlagen zugeordnet. Sie erfüllen sowohl während des Leistungsbetriebes als auch in Störfällen wichtige Funktionen. Zu den Hilfsund Nebenanlagen gehören im Wesentlichen Systeme für Einspeisung und Entnahme des Kühlmittels, Einstellung der Borsäurekonzentration, Lagerung, Reinigung, Entgasung und chemische Behandlung des Kühlmittels, Sicherstellung der Nachwärmeabfuhr, Abscheidung und Behandlung radioaktiver Stoffe. Während die Reaktorhilfsanlagen direkt an das Reaktorkühlsystem anschliessen und damit mit dem Hauptkühlmittel in Verbindung stehen, erfüllen die Nebenanlagen Aufgaben, die nicht direkt mit dem Reaktorbetrieb gekoppelt sind. Diese Systeme, die radioaktive Stoffe führen, sind im Reaktorgebäude und in dem ebenfalls zum Kontrollbereich gehörenden Hilfsanlagengebäude untergebracht. 16 Hil fs- und Nebe na nla ge n dioaktiven Stoffen im Reaktorkühlsystem möglichst niedrig zu halten, werden Korrosions- und Spaltprodukte entfernt. Die Kühlmittelreinigung wird mit Mischbettfiltern sichergestellt, die mit zwei verschiedenen Ionenaustauscherharzen gefüllt sind. Im Anschluss an die Kühlmittelreinigung kann das Kühlmittel entgast werden. In der Kühlmittelaufbereitung wird durch Verdampferanlagen das Kühlmittel wieder in Borsäure und Deionat (voll entsalztes und entgastes Wasser) aufgetrennt. Borsäure und Deionat werden zur Reaktivitätsänderung verwendet. Im Chemikalieneinspeisesystem werden die für die Behandlung des Reaktorkühlmittels erforderlichen Chemikalien angesetzt und Systeme zur Hauptkühlmittelbehandlung Das Volumenregelsystem verbindet das unter hohem Druck stehende Reaktorkühlsystem mit den Niederdrucksystemen der Hilfs- und Nebenanlagen. Durch das Volumenregelsystem wird das Reaktorkühlsystem gefüllt und entleert. Es gleicht temperaturbedingte Volumenschwankungen des Reaktorkühlmittels aus, die im An- und Abfahrbetrieb sowie bei Laständerungen auftreten. Es versorgt zudem die Hochdruckwellendichtungen der Hauptkühlmittelpumpen mit Sperrwasser. Zur Reinigung des Kühlmittels werden dem Reaktorkühlsystem stündlich 30 Tonnen Kühlmittel entnommen. Um den Anteil an ra- Chemikalien-, Volumenregel- und Abfallbehandlungssysteme Brennelementbeckenreinigungssystem Kamin Kühlmittelreinigungssystem Abgassystem Kühlmittelentgasungssystem Volumenregelsystem Sperrwasserversorgung Kühlmittelaufbereitung Kühlmittellagerung Borsäure- und Deionateinspeisesystem Chemikalieneinspeisesystem Deionat Chemikalien Gebäudeentwässerung Radioaktives Waschwasser Behandlung radioaktiver Konzentrate Fasslager Aare Behandlung radioaktiver Abwässer 17 Hilfs- und Nebenanlagen dem Kühlmittel zudosiert. Die zur Reaktivitätsregelung erforderlichen Borsäure- und Deionatmengen werden ebenfalls über das Chemikalieneinspeisesystem dem Reaktorkühlsystem zugeführt; entsprechende Hauptkühlmittelmengen werden entnommen und zur Zwischenlagerung zu den Kühlmittelspeichern abgeführt. Soll der Borgehalt des Kühlmittels erhöht werden, so wird Borsäure eingespeist. Im umgekehrten Falle wird der Borsäuregehalt durch Verdünnung mit voll entsalztem Wasser reduziert. Für die Kühlmittellagerung stehen insgesamt sechs Kühlmittelspeicher zu je 100 Kubikmeter zur Verfügung. Systeme der Nachwärmeabfuhr, der Not- und Beckenkühlung Die Systeme der Nachwärmeabfuhr erfüllen sowohl betriebliche als auch sicherheitstechnische Aufgaben: Nach planmässiger Abschaltung der Reaktoranlage übernehmen sie die Kühlung des Reaktorkerns. Im Störfall mit Kühlmittelverlust stellen sie die Notkühlung des Kerns sicher. Dieselben Einrichtungen werden ausserhalb des Nach- und Notkühlbetriebs zur Kühlung des Brennelementbeckens benutzt. Beim Abfahren der Anlage wird die anfallende Nachzerfallswärme während der ersten Phase über die Dampferzeuger abgeführt. Später übernimmt das nukleare Nachkühlsystem die weitere Temperaturabsenkung. Die vom Nachkühlsystem aufgenommene Wärme wird für jeden Strang in einer separaten Nachkühlkette über einen Zwischenkühlkreislauf an den Oberwasserkanal der Aare abgegeben. Der Zwischenkühlkreislauf bildet die Barriere zwischen dem Hauptkühlmittel und dem Flusswasser. Zur Kühlung des Brennelementlagerbeckens stehen zwei mit dem Nachkühlsystem verknüpfte Beckenkühlstränge sowie ein weiterer vom Nachkühlsystem unabhängiger Beckenkühlstrang zur Verfügung. Die Leistungsfähigkeit des Nachkühlsystems ermöglicht eine Abkühlung der Reaktoranlage innerhalb einiger Stunden. Die Nachkühlpumpen saugen dabei aus den vom Reaktor wegführenden Hauptkühlmittelleitungen an und speisen das Kühlmittel über die Nachkühler in die zum Reaktor hinführenden Leitungen des Reaktorkühlsystems zurück. Im Kühlmittelverluststörfall muss das Nachkühlsystem unabhängig von der Leckgrösse Druckspeicher mit Notkühlwasser. 18 Hil fs- und Nebe na nla ge n kühlpumpen angesaugt und über die Nachwärmekühler in den Reaktordruckbehälter zurückgefördert. Sowohl beim Niederdruck- als auch beim Hochdruck-Sicherheitseinspeisesystem stehen drei voneinander völlig unabhängige Einspeisestränge zur Verfügung, wobei jeweils ein Einspeisestrang einer Umwälzschleife zugeordnet ist. Darüber hinaus ist ein Reservestrang vorhanden, der auf den anderen drei Strängen aufgeschaltet ist. Zur Beherrschung eines Kühlmittelverluststörfalles reicht bereits ein Einspeisestrang. Da alle Armaturen über das Notstromnetz versorgt werden, bleibt die Betriebsbereitschaft der Kernnotund Nachkühlsysteme auch unter extremen Bedingungen erhalten. das Fluten des Reaktorkerns und die langzeitige Nachwärmeabfuhr aus dem Reaktordruckbehälter sicherstellen. Das System ist derart ausgelegt, dass es auch im Falle eines vollständigen Bruches einer Hauptkühlmittelleitung den Reaktorkern mit boriertem Wasser bedeckt und eine ausreichende Kühlung gewährleistet. In sechs Druckspeichern, die über Rohrleitungen und Rückschlagventile an die drei Umwälzschleifen des Reaktors angeschlossen sind, wird boriertes Notkühlwasser bereitgehalten. Unterschreitet bei einem grossen Leck der Druck im Reaktorkühlsystem den Druckspeicherdruck, dann entleeren sich diese über die Hauptkühlmittelleitungen in den Reaktordruckbehälter. Sobald der Druck im Reaktorkühlsystem unter 10 Bar gefallen ist, erfolgt die Zuschaltung des Niederdruckeinspeisesystems und die Nachkühlpumpen fördern boriertes Wasser aus den vier Flutbehältereinheiten über getrennte Einspeisestränge in die Kühlkreisläufe. Bei langsamerem Druckabbau im Falle eines kleineren oder mittleren Lecks starten vorerst die Sicherheitseinspeisepumpen des Hochdruck-Sicherheitseinspeisesystems, welche borhaltiges Wasser aus den Flutbehältern in das Reaktorkühlsystem fördern, bis der Druck so weit gesunken ist, dass die automatische Umschaltung auf die Niederdruckeinspeisung erfolgt. Das in den Reaktorkern eingespeiste Wasser strömt nach Auffüllen des Reaktordruckbehälters durch die Bruchstelle in den tiefsten Teil des Sicherheitsbehälters, den so genannten Sumpf. Sobald der gesamte Borwasservorrat aus den Flutbehältern und Druckspeichern eingespeist ist, wird das Wasser aus dem Gebäudesumpf mit den Nach- Lüftungstechnische Anlagen In der kontrollierten Zone besorgen Zuluft-, Abluft- und Umluftanlagen Belüftung, Heizung, Kühlung, Unterdruckhaltung und Klimatisierung. Die Lüftung in den Anlagen- und Betriebsräumen erfolgt überwiegend im Umluftbetrieb. Bei Normalbetrieb wird dem Sicherheitsbehälter nur etwa 1000 Kubikmeter Luft pro Stunde zugeführt bzw. entnommen. Aus den geringen Zu- und Abluftmengen ergeben sich kleine Querschnitte der Luftkanaldurchführung durch den Sicherheitsbehälter. In den Anlagenräumen, die das Reaktorkühlsystem beherbergen, können etwaige Verunreinigungen in der Raumluft durch den Teilstromfilter der Umluftanlage zurückgehalten werden. Die lüftungstechnischen Anlagen sorgen für einen konstanten Unterdruck gegenüber den Betriebsräumen und der Aussenatmosphäre, sodass ständig eine gerichtete Luftströmung von den Räumen mit niedriger zu denen mit 19 Hilfs- und Nebenanlagen potenziell höherer Radioaktivität besteht. Durch die gestaffelten Unterdrücke wird ein Übertritt von kontaminierter Luft von den Anlagenräumen in die Betriebsräume verhindert. Die aus dem Sicherheitsbehälter zur Unterdruckhaltung abgesaugte Luft wird in der Abluftanlage gereinigt, bevor sie über den Abluftkamin abgegeben wird. Die eingesetzten Aerosol- und Jodfilter haben einen Abscheidewirkungsgrad von über 99 Prozent. Die spezifische Aktivität der Abluft wird am Kamin überwacht. Messeinrichtungen erfassen die Aerosol-, Jod- und Edelgasaktivität sowie Radiokohlenstoff. In Verbindung mit der vorhandenen Luftmengenmessung wird damit der Gesamtaktivitätsausstoss kontrolliert. Abwasseraufbereitungsanlage Die Anlage zur Behandlung radioaktiver Abwässer hat die Aufgabe, die im Kontrollbereich des Kraftwerks anfallenden Abwässer zu sammeln und zu reinigen. Die Abwässer aus dem Reaktorkühlsystem und den nuklearen Hilfs- und Nebenanlagen können eine hohe spezifische Aktivität in Form von gelösten und suspendierten Stoffen aufweisen. Die Aktivität der Abwässer aus Labor, Wäscherei, Duschen usw. fällt dagegen wesentlich geringer aus. Entsprechend ihrer Herkunft werden die Abwässer in getrennten Behältergruppen gesammelt. Die Reinigung der Abwässer erfolgt in Verdampferanlagen. Das Destillat wird in Kontrollbehältern gelagert und durch Probeentnahme überprüft. Bei genügender Reinheit kann es an den Oberwasserkanal der Aare abgegeben werden, wobei Aktivität und Menge registriert werden. Die Konzentrate aus der Verdampferanlage, in welchen die Radioaktivität des Abwassers zurückbehalten wird, werden in den Konzentratbehältern gesammelt und bis zur Verfestigung gelagert. Der Rückhaltefaktor für die Radioaktivität beträgt bis zu 99,9999 Prozent. Aus den jährlich anfallenden rund 7000 Kubikmeter Abwässer verbleiben lediglich 15 Kubikmeter Konzentrate, die weiterverarbeitet werden müssen. Nukleares Abgassystem Ein weiterer Beitrag zur Kaminabgabe ergibt sich aus dem Betrieb des Abgassystems. Sämtliche Spaltprodukte, die als Edelgase anfallen und aus dem Hauptkühlmittel diffundieren, lassen sich nicht von den Mischbettfiltern der Kühlmittelreinigung zurückhalten. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Edelgase Xenon und Krypton. Eine wirkungsvolle Entfernung dieser Gase kann mit dem Kühlmittelentgasungssystem erzielt werden. Durch Verdampfung und anschliessende Kondensation des Kühlmittels werden die Gase ausgetrieben und in das Abgassystem geleitet. Der Abgaskompressor des Abgassystems wälzt ständig einen Spülgasstrom um. Ein Teilstrom des Spülgasstromes wird über eine Verzögerungsstrecke aus Aktivkohle geleitet. Alle Edelgase werden in der Verzögerungsstrecke so lange zurückgehalten, bis die Aktivität weitgehend abgeklungen ist. 20 Abfallbehandlung und -lagerung Die im Kraftwerkbetrieb anfallenden radioaktiven Abfälle werden so behandelt, dass ihre Handhabung bzw. Lagerung möglich ist. Zu den Abfällen zählen unter anderem Ionenaustauscherharze, Filter und Filterrückstände, Konzentrate aus der Verdampferan- Hil fs- und Nebe na nla ge n Behandlung radioaktiver Abwässer Chemikaliendosierstation Abwasser Abwassersammelbehälter Schwefelsäure Antischaummittel Komplexbildner Natronlauge 7 1 7 7 7 1 2 2 Verdampferanlage 1 Umwälzpumpen 2 Verdampferspeisepumpen 3 Umwälz- und Filterzuspeisepumpen 4 Abgabepumpe 5 Schlammpumpe 6 Konzentratumwälzpumpen 7 Chemikaliendosierpumpen 5 Verdampferanlage Schlamm Destillat Kontrollbehälter Mischbettfilter 3 Abgabeleitung zum Oberwasserkanal 4 6 6 Konzentratsammelbehälter Bituminierung etwa 20 Fässer, die schwachaktiven Abfälle etwa 60 Fässer. Wieder verwendbare kontaminierte Anlagenteile oder Werkzeuge werden dekontaminiert. Das KKG verfügt über zwei räumlich getrennte, unterirdisch angelegte Abfalllager. Das Lager für schwachaktive Abfälle fasst 4300 Fässer; im Lager für mittelaktive Abfälle können 600 Fässer eingestellt werden. Bei Bedarf können Abfallfässer auch im ZZL gelagert werden. Bis Ende 2008 wurden bereits rund 1000 für die Endlagerung konditionierte Abfallfässer mit schwach- und mittelaktivem Abfall ins ZZL übergeführt. lage für Abwässer, Putzmaterialien und Kleidungsstücke. Diese Betriebsabfälle sind mit Ausnahme der Ionenaustauscherharze aus der Reinigungsanlage des Reaktorkühlmittels in der Regel nur schwachaktiv. Ionenaustauscherharze und Verdampferkonzentrate werden getrocknet und in 200-Liter-Einheitsfässern in Bitumen eingebunden, bevor sie im kraftwerkeigenen Zwischenlager eingestellt werden. Brennbare Abfälle sowie kleinere Metallteile können im Plasmaofen des Zentralen Zwischenlagers für radioaktive Abfälle (ZZL) in Würenlingen behandelt werden, wobei die produzierte Schlacke in Glas eingebunden wird. Filterkerzen und mittelaktive Metalle werden in Zement eingebunden, Letztere können auch in massive Abschirmbehälter eingebracht werden. Für die spätere Endlagerung ist keine weitere Behandlung nötig. Im Durchschnitt fallen im KKG täglich etwa 50 Liter endlagerkonforme Betriebsabfälle an. Die mittelaktiven Abfälle ergeben pro Jahr 21 Sicherheitsvorkehrungen Das Notstandgebäude. Inhärente Sicherheit Oberstes Ziel der Reaktorsicherheitstechnik ist der sichere Einschluss radioaktiver Spaltprodukte, die bei der Kernspaltung entstehen. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen gewährleisten, dass sowohl im Normalbetrieb als auch bei Störfällen keine Aktivität unkontrolliert aus der Anlage entweichen und dadurch Mensch und Umwelt gefährden kann. Priorität kommt der Störfallvermeidung zu. Durch administrative und konstruktive Massnahmen sollen Fehlfunktionen frühzeitig erkannt, beseitigt oder in ihrer Wirkung so begrenzt werden, dass eine Entwicklung zu einem Störfall, der sich auf die Umwelt auswirkt, ausgeschlossen werden kann. Praktikable Schadensvorsorge schliesst die Anerkennung von Fehlern und Störungen bei Mensch und Material bewusst ein. Das Ergebnis systematischer Vorsorge ist eine fehlertolerante technische Auslegung der Anlage, die auch im Störfall über ausreichend grosse Sicherheitsreserven verfügt. 22 Im Leichtwasserreaktor vom Typ KKG wird so genanntes leichtes Wasser, d. h. normales gereinigtes und voll entsalztes Wasser, als Moderator und Kühlmittel zugleich verwendet. Das Kühlwasser moderiert die durch Kernspaltung entstandenen Neutronen; es bremst die mit hoher Geschwindigkeit aus dem Brennstoff entlassenen Neutronen auf «thermische» Geschwindigkeit ab, bei der sie eine neue Kernspaltung auslösen können. Die so genannte inhärente Sicherheit beruht auf den Eigenschaften des Moderators und des Brennstoffs: Bei steigender Kühlmitteltemperatur und bei Dampfblasenbildung nimmt die Wasserdichte ab, wodurch weniger Neutronen abgebremst werden. Zudem werden bei steigender Brennstofftemperatur mehr Neutronen vom Brennstoffträgermaterial Uran-238 absorbiert. Dadurch stehen weniger Neutronen zur Auslösung neuer Kernspaltungen zur Verfügung. Bei einem Siche r he itsvor ke hr unge n der Sicherheitsebene 3 (Massnahmen zur Beherrschung von Störfällen), der Sicherheitsebene 4 (Massnahmen zur Begrenzung der Folgen extrem unwahrscheinlicher postulierter Unfallabläufe). unterstellten Kühlmittelverluststörfall infolge eines grossen Lecks käme die Kettenreaktion sowohl aufgrund der grösseren Neutronenabsorption wegen der Brennstofftemperaturerhöhung wie auch wegen fehlender Moderatorwirkung durch Dampfbildung im Reaktorkern schlagartig zum Erliegen. Für Auslegung und Betrieb der Anlage (Sicherheitsebene 1) gelten besondere Anforderungen wie zum Beispiel: ausreichende Sicherheitszuschläge bei der Auslegung der Systeme und Anlagenteile, sorgfältige Auswahl der Werkstoffe und umfangreiche Werkstoffprüfungen, umfassende Qualitätssicherung bei Fertigung, Errichtung und Inbetriebnahme, instandhaltungsfreundliche Konstruktion von Systemen und Anlagenteilen, hoher Redundanzgrad der sicherheitstechnischen Einrichtungen, hoher Automatisierungsgrad zur Vermeidung von menschlichen Fehlern, schonende Betriebsweise, regelmässige Wiederholungsprüfungen und Inspektionen, permanente Überwachung wichtiger Prozessgrössen, automatische Einleitung von Gegenmassnahmen bei Erreichen vorgegebener Grenzwerte, systematische Aufzeichnung, Auswertung und sicherheitsbezogene Verwertung von eigenen und fremden Betriebserfahrungen, umfassende Schulung und ständige Weiterbildung des Betriebspersonals. Sicherheitsprinzipien Die Gewährleistung der nuklearen Sicherheit in modernen Leichtwasserreaktoren wie dem KKG beruht auf dem Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge. Unterschieden wird zwischen der Sicherheitsebene 1 (Massnahmen zur Vermeidung von Störungen im Betrieb der Anlage), der Sicherheitsebene 2 (Massnahmen zur Begrenzung der Auswirkung eingetretener Störungen und der Vermeidung des Eintritts von Störfällen), Sicherheitsbarrieren Zur Beherrschung anomaler Betriebszustände (Sicherheitsebene 2) wurden die Systeme nach besonderen sicherheitstechnischen Grundsätzen ausgelegt. Spezielle Begrenzungseinrichtungen und der Aggregateschutz stellen sicher, dass Störungen des Brennstoff Hüllrohr Umschliessung Reaktorkühlkreislauf Betonabschirmung Sicherheitsbehälter Stahlbetonhülle 23 Sicherheitsvorkehrungen dampf- oder Speisewasserleitung oder auch der Bruch eines Dampferzeugerheizrohres. Auch Störfälle aufgrund äusserer Einwirkungen sind in der Auslegung der Anlage berücksichtigt. Das Kraftwerk ist sowohl gegen naturbedingte Einwirkungen wie Erdbeben, Sturm, Blitzschlag und Hochwasser als auch gegen zivilisatorische Einwirkungen wie Sabotage und Flugzeugabsturz geschützt. Berücksichtigt sind zudem Unfälle, die sich im Umgang mit gefährlichen Gütern, wie leicht entzündbaren und explosionsgefährlichen Stoffen, ereignen können, oder Brände in der Anlage. Gegen Störfälle wirken passive und aktive Sicherheitseinrichtungen. Erstere wirken allein durch ihr Vorhandensein wie zum Beispiel die zahlreichen Schutzbarrieren aus Beton oder Stahl, die den sicheren Einschluss der Radioaktivität und die Abschirmung der vom Reaktorkern ausgehenden Direktstrahlung gewährleisten. Zu diesen Sicherheitseinrichtungen zählen auch die Druckspeicher des Leistungsbetriebs bezüglich ihrer Folgen begrenzt bleiben, indem bei einer Störung die Leistung des Reaktors abgesenkt oder bei Ausfall von Komponenten Reservekomponenten zugeschaltet werden. Durch den Eingriff der Begrenzungseinrichtungen können Schnellabschaltungen der Reaktoranlage vermieden werden. Jede vermiedene Schnellabschaltung schont die Anlage. Störfallbeherrschung Dampf Dampf Dampf Zur Beherrschung von Störfällen dienen spezielle Sicherheitssysteme (Sicherheitsebene 3). Sie stellen sicher, dass der Reaktor bei Erfordernis zu jeder Zeit abgeschaltet und die nach dem Abschalten noch produzierte Nachzerfallswärme abgeführt werden kann. Als Störfälle, welche die Anlage beherrschen muss, werden so genannte Auslegungsstörfälle unterstellt. Zu den Auslegungsstörfällen zählen beispielsweise der Bruch einer Hauptkühlmittelleitung, der Bruch einer Frisch- Not- und Nachkühlsysteme 5 4 1 2 1 2 3 4 5 6 7 8 Reaktor Dampferzeuger Hauptkühlmittelpumpen Sicherheitsbehälter Reaktorgebäude Druckspeicher Flutbehälter Sicherheitseinspeisepumpen (Hochdruck) 9 Nachkühlpumpen (Niederdruck) 10 Nachwärmekühler 11 Containmentsumpf 2 3 3 6 2 6 6 3 11 7 7 10 8 9 8 Redundanz 1 24 7 10 9 8 Redundanz 2 7 10 9 8 Redundanz 3 9 Redundanz 4 Siche r he itsvor ke hr unge n Notkühlsystems, welche im Anforderungsfall nicht erst in Betrieb gesetzt zu werden brauchen. Aktive Sicherheitseinrichtungen führen die vom Reaktorschutzsystem ausgelösten Aktionen mithilfe von Stellgliedern und Aggregaten aus. Sie benötigen ein Auslösesignal und Energiezufuhr. Zu den aktiven Sicherheitseinrichtungen gehören das Not- und Nachkühlsystem, das Notspeisesystem, das Notstromversorgungssystem und das Notstandsystem. Bei allen Störfällen gilt für Sicherheitssysteme das Einzelfehlerkriterium; danach darf der Ausfall einer Komponente, eines Teilsystems oder eines Systems die ausreichende Funktion des Gesamtsystems nicht verhindern. Zur Erreichung einer technischen Grundsicherheit sind besonders wichtige Systeme oder Geräte zwei- oder mehrfach installiert. Dieses Redundanzprinzip ist bei allen sicherheitstechnischen Einrichtungen realisiert. Dazu zählen unter anderen das Not- und Nachkühlsystem, das nukleare Zwischenkühlsystem, das Notspeisesystem, das nukleare Nebenkühlwassersystem, das Kaltwassersystem und der Gebäudeabschluss des Sicherheitsbehälters. Die Not- und Nachkühlsysteme bestehen beispielsweise im Wesentlichen aus drei identischen Einspeisesträngen, die mit je zwei Druckspeichern, einer Sicherheitseinspeisepumpe, einer Nachkühlpumpe, einem Nachwärmekühler und einer Borwasser-Flutbehältereinheit ausgerüstet sind. Jeder der drei Stränge erfüllt die erforderliche Sicherheitsfunktion. Darüber hinaus ist noch ein Reservestrang vorhanden, der mit den anderen drei Strängen verbunden ist. Durch diese Mehrfachanordnung ergibt sich sowohl bei Reparatur- und Unterhaltsarbeiten als auch im Falle einer Störung Notspeisewasserversorgung 4 3 Turbine 1 1 1 2 2 2 1 2 3 4 5 6 7 8 Speisewasserförderung Dampferzeuger Sicherheitsbehälter Reaktorgebäude Ringraum Notspeisegebäude Notspeisepumpen Deionatbecken 5 6 7 7 7 7 210 m3 210 m3 210 m3 210 m3 8 8 8 8 in einem Teilsystem eine ausreichende Verfügbarkeit des Gesamtsystems. Das KKG verfügt zudem über ein spezielles zweisträngiges Notstandsystem, welches gewährleistet, dass die Anlage auch bei extremen externen Ereignissen und selbst bei postulierten terroristischen Einwirkungen wie einem gezielten Flugzeugabsturz in einen sicheren Zustand übergeführt werden kann. Für die Nachwärmeabfuhr ist eine zuverlässige Bespeisung der Dampferzeuger von grosser Bedeutung. Dies ist die Aufgabe des Speisewassersystems. Zusätzlich zu den drei Speisewasserpumpen verfügt dieses über zwei notstromgesicherte An- und Abfahrpumpen, die bei Ausfall aller Speisewasserpumpen automatisch gestartet werden. Das Notspeisesystem ist vom Wasser-DampfKreislauf getrennt. Es hat die Aufgabe, die Abkühlung der Reaktoranlage mittels Einspeisen von Deionat in die Dampferzeuger sicherzustellen, wenn eine Einspeisung über das Speisewassersystem oder das An- und 25 Sicherheitsvorkehrungen wird Deionat in mindestens einen Dampferzeuger eingespeist. Das Wasser verdampft und der Dampf wird über die FrischdampfSicherheitsventile in die Atmosphäre abgeblasen. Die Abfuhr der Nachzerfallswärme kann über einen Zeitraum von 10 Stunden ohne Eingriff des Betriebspersonals erfolgen. Baulicher Einschluss und räumlich getrennte Anordnung redundanter Teilsysteme bewirken Schutz vor Einflüssen mit übergreifendem Charakter wie Feuer, Überflutung oder gar Flugzeugabsturz. So sind zum Beispiel Kabel und Kühlwasserleitungen räumlich getrennt verlegt oder die Stränge der Sicherheitsleittechnik im Schaltanlagengebäude in verschiedenen Gebäudeabschnitten untergebracht. In bestimmten Fällen bietet die Anwendung des so genannten Fail-Safe-Prinzips einen zusätzlichen Schutz. Wo möglich, sind Sicherheitssysteme so eingerichtet worden, dass Störungen oder der Ausfall der Energieversorgung eindeutig sicherheitsgerichtete Aktionen auslösen. Die FailSafe-Technik ist unter anderem für das Reaktorschnellabschaltsystem realisiert, das auch bei Ausfall der Stromversorgung wirksam bleibt: Die Steuerelemente werden vom Steuerstabantrieb mithilfe von Elektromagneten festgehalten. Bei Stromausfall unterbleibt die Haltefunktion der Magnete. Infolge der Schwerkraft fallen daher die Steuerelemente in den Reaktor ein und schalten diesen ab. Nach der Auswertung von Störfällen im Ausland (Three Mile Island 2 und Tschernobyl) wurden spezielle Notfallmassnahmen (Sicherheitsebene 4) eingeführt, die gewährleisten, dass selbst bei sehr seltenen Unfallabläufen (gleichzeitige Mehrfachfehler von Komponenten und Ausrüstungen) die Folgen für die Umgebung des Kernkraftwerks be- Abfahrsystem nicht mehr möglich ist. Der Einsatz des Notspeisesystems wird, abhängig vom Dampferzeugerwasserstand, durch den Reaktorschutz ausgelöst. Jedem Dampferzeuger sind eine Pumpe und ein Notspeisedeionatbecken mit einem Wasserinhalt von 210 Kubikmeter zugeordnet. Eine weitere Pumpe mit Deionatbecken kann mit jedem der drei Dampferzeuger verbunden werden. Es stehen insgesamt 840 Kubikmeter Notspeisedeionatvorrat zur Verfügung. Kann die Wärmeabfuhr über den WasserDampf-Kreislauf und über das Notspeisesystem – zum Beispiel infolge extremer äusserer Einwirkungen mit Ausfall von Schaltanlagengebäude, Maschinenhaus, Hilfsanlagengebäude, Wasserfassung und Fremdeinspeisung – nicht mehr erfolgen, dann übernimmt das Notstandsystem die Abfuhr der Nachzerfallswärme. Speisewassersystem, An- und Abfahrsystem, Notspeisesystem und Notstandsystem verfügen zusammen über insgesamt elf Pumpen für die Dampferzeugerspeisung. Mit nur einer Pumpe kann die Nachwärmeabfuhr sichergestellt werden. Das Notstandgebäude ist in zwei voneinander getrennte Gebäudeabschnitte unterteilt. In jedem Abschnitt ist ein Notstandsystem untergebracht. Das Gebäude ist so ausgelegt, dass es die Notstandsysteme gegen äussere Einwirkungen, einschliesslich Flugzeugabsturz, Sabotage, Brand und Erdbeben, schützt. Jedes Notstandsystem besteht aus Speisesystem, Nachkühl-, Zusatzborierund Brunnenpumpen, Notstromaggregaten, Schaltanlage, 48-Volt-Batterien, Gleichrichter, Reaktorschutzsystem, Deionatvorrat von 500 Kubikmeter sowie Notstanddieselaggregat. Von jeder Notstandspeisepumpe führt eine Notstandspeiseleitung zu einem Dampferzeuger. Zur Abfuhr der Nachzerfallswärme 26 Siche r he itsvor ke hr unge n Gefilterte Druckentlastung Absperrklappe Berstscheibe Venturiwäscher Venturi Waschflüssigkeit Metallfaserfilter Drossel Sicherheitsbehälterdurchführung 7 2 3 6 5 4 8 1 Innenraum M 8 2 1 M Hilfsanlagengebäude 1 2 3 4 5 6 7 8 werden, schaltet es den Reaktor ab, bevor die Auslegungsgrenzen erreicht werden. Es erfasst Störungen und gibt, falls erforderlich, Anregesignale für das aktive Eingreifen der Sicherheitssysteme, beispielsweise für das Schliessen der Gebäudeabschlussarmaturen oder für den Start der Notkühlsysteme. Das Reaktorschutzsystem umfasst alle Geräte und Einrichtungen von der Instrumentierung über den Logikteil bis zur Steuerebene, die zur Auslösung von Schutzaktionen notwendig sind. Zur Auslösung einer Schutzfunktion werden in der Regel mindestens zwei physikalisch verschiedene Prozessgrössen herangezogen. Diese werden von den Messstellen über Messleitungen den Transmittern zugeführt und dort in elektrische Analogsignale umgesetzt, die dann den Grenzwerteinheiten aufgeschaltet werden. In diesen werden die Messwerte mit den eingestellten Grenzwerten verglichen, in die Binärsignale «zulässig» oder «unzulässig» transformiert und an den Logikteil weitergegeben. Dort werden sie so miteinander verknüpft, dass für jede Schutzfunktion aus den dafür vorgesehenen Signalen die erforderlichen Befehle erzeugt werden. Kamin 1 M Ringraum Sicherheitsbehälter grenzt bleiben. Zum Schutz des Sicherheitsbehälters bei einem sehr unwahrscheinlichen auslegungsüberschreitenden Störfall wurde 1993 ein Druckentlastungssystem (DES) eingebaut. Durch kontrollierte und gefilterte Druckentlastung verhindert das DES ein Überdruckversagen des Sicherheitsbehälters. Das DES kann durch Öffnen der Absperrarmaturen aktiviert werden. Im DES wird eine wirkungsvolle Abscheidung von Aerosolen und Jod in der Waschflüssigkeit erreicht. Die Abscheidegrade für Grob- und Feinaerosole liegen bei über 99,9 Prozent und bei elementarem Jod bei über 99,5 Prozent. Sicherheitsüberprüfung Zur Überprüfung der Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke werden periodisch umfassende Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen. Diese periodischen Überprüfungen nehmen unter Berücksichtigung aller verfügbaren Resultate und Erfahrungen aus regelmässigen Inspektionen, Tests, wiederkehrenden Prüfungen, Sicherheitsanalysen und Betriebserfahrungen eine umfassende Gesamtbeurteilung des aktuellen Sicherheitszustandes der Anlage vor. Reaktorschutzsystem Das Reaktorschutzsystem (Sicherheitsebene 3) überwacht den Zustand der Reaktoranlage anhand wesentlicher Prozessgrössen wie Druck, Temperatur, Neutronenfluss und Aktivität. Wenn sicherheitstechnisch relevante Grenzwerte über- oder unterschritten 27 Sicherheitsvorkehrungen Praxis der Beurteilung von Kernkraftwerken etabliert. Die PSA ermöglicht Zuverlässigkeitsbeurteilungen für sicherheitsrelevante Systeme anhand ermittelter Versagenswahrscheinlichkeiten; darüber hinaus können komplexe Unfallabläufe mit Versagen von Sicherheitsteilsystemen mithilfe von Wahrscheinlichkeitsüberlegungen analysiert werden. Risikoanalysen beziehen mögliche Schäden ausserhalb der Anlage ein. 1993 wurde eine umfassende PSA für das KKG fertiggestellt. Die Studie identifiziert, beschreibt und quantifiziert Unfallabläufe und deren Ursachen, die zu einem schweren Kernschaden führen können. Die durch die PSA für das KKG ermittelte Kernschadenshäufigkeit liegt im Bereich der für zukünftige fortschrittliche Anlagen angestrebten Werte. 1999 wurde die Nachrüstung eines unabhängigen dritten Brennelementbeckenkühlstrangs abgeschlossen. Das zusätzliche Brennelementbeckenkühlsystem ergänzt die zwei bestehenden Kühlsysteme, die als Bestandteile der allgemeinen Not- und Nachkühlkette die Nachwärmeabfuhr aus den Brennelementen sicherstellen. Das Projekt trägt Erkenntnissen aus der PSA Rechnung. Es ist ein Beispiel dafür, dass neue Erkenntnisse der Sicherheitsforschung ihre Anwendung in der Anlage finden. Im Zeitraum von 2000 bis 2008 wurden im KKG mehr als 100 Millionen Franken in die weitere Erhöhung der Sicherheit des Kraftwerks investiert. Zu den wichtigsten Verbesserungen gehören die Umrüstung der Sicherheitsventile des Druckhalters sowie umfangreiche Erdbebenertüchtigungsmassnahmen. Zu Letzteren zählen die baulichen Verstärkungen am Notspeisegebäude. Das Gebäude mit den Noteinspeisungen, den Kälteanlagen Die Sicherheitsventile am Reaktorkühlkreislauf werden umgerüstet. Das in der Kerntechnik entwickelte Sicherheitskonzept beruht auf Annahmen über mögliche Störfälle und auf ingenieurtechnischen Erfahrungen. Es ist in Gesetzen, Verordnungen, Regeln, Richtlinien und Empfehlungen festgeschrieben, etwa für die Auslegung von Komponenten oder für den Brandschutz. Zur Überprüfung der Auslegung sind zusätzlich wahrscheinlichkeitsbezogene Sicherheits- und Risikoanalysen (PSA) entwickelt worden. Sie haben sich inzwischen in der 28 Siche r he itsvor ke hr unge n sicherheitstechnische Gewinn liegt darin, dass eine von bestehenden Sicherheitseinrichtungen unabhängige zusätzliche Möglichkeit zur kontrollierten Wärmeabfuhr bei Störfällen geschaffen wurde. Die Wirksamkeit dieser Neuerungen konnte im Rahmen der 2008 abgeschlossenen zweiten umfassenden periodischen Sicherheitsüberprüfung nachgewiesen werden. Im internationalen Vergleich verfügt das KKG über eine überdurchschnittliche Sicherheitsperformance. Gemäss den Ergebnissen der aktualisierten PSA (Stand 2008) ist das Risikoprofil des KKG mit dem eines Neubaukraftwerks der dritten Generation vergleichbar, auch wenn die in der Sicherheitsvorsorge zum Einsatz gelangenden technischen Mittel im Detail unterschiedlich sind. Das KKG betreibt ein umfangreiches Alterungsüberwachungsprogramm, welches es ermöglicht, den Bedarf für Ersatzinvestitionen rechtzeitig zu erkennen. und den Deionatbecken befindet sich in dem Zwischenraum, der durch das Reaktorgebäude im Norden, das Schaltanlagengebäude im Süden und das Hilfsanlagengebäude im Westen gebildet wird. In diesen drei Hauptrichtungen fehlten dem Notspeisegebäude durchgehende Gebäudeabschluss-Wandscheiben zur Ableitung der Erdbebenlasten in die Fundation. Für die unregelmässige Gebäudestruktur hatte der im Rahmen der periodischen Sicherheitsüberprüfung geforderte Erdbebennachweis nicht erbracht werden können. Demzufolge musste das bestehende Gebäude mittels zusätzlicher Tragelemente verstärkt werden. Der aufwendige Umbau der Druckhalterventilstation wurde nach dreijähriger Vorbereitungszeit 2005 verwirklicht. Neben zwei Sicherheitsventilen wurden über 60 Armaturen mit den entsprechenden Zu- und Ableitungen ersetzt. Das grösste Nachrüstungsprojekt seit Inbetriebnahme der Anlage betraf Bereiche der höchsten Sicherheitsklasse. Der Notstandsystem (Schema für eine Redundanz) Notstandgebäude Rohrleitungen Ringraum Sicherheitsbehälterinnenraum 7 1 2 3 4 5 6 7 Deionatbecken Notstanddieselaggregat Notstandspeisepumpe Regelventil Dampferzeuger Brunnenpumpe Nachwärmekühler 6 M M M M 4 1 G 3 2 5 29 Dampfkraftanlage Niederdruckturbinen und Generator. Frischdampfsystem Die konventionelle Dampfkraftanlage unterscheidet sich prinzipiell nicht von Dampfkraftanlagen fossilthermischer Kraftwerke. Sie besteht im Wesentlichen aus den im Maschinenhaus angeordneten Komponenten Turbine, Generator, Kondensator, Kondensatund Speisewasserpumpen sowie Vorwärmeranlagen und Speisewasserbehälter. Die Dampfkraftanlage hat die Aufgabe, mit dem in den Dampferzeugern erzeugten Frischdampf unter Abgabe seiner Energie die Turbine und den angekuppelten Generator anzutreiben. Im Kondensator wird der aus den Niederdruckturbinen abströmende Dampf kondensiert. Das Kondensat wird in mehreren Stufen vorgewärmt und über den Speisewasserbehälter durch die Speisewasserpumpen den Dampferzeugern wieder zugeführt. Wie in allen Wärmekraftwerken wird im Wasser-DampfKreislauf demineralisiertes Wasser verwendet, das in einer eigenen Anlage hergestellt wird. 30 Von den drei Dampferzeugern im Reaktorgebäude gelangt der Frischdampf mit etwa 62 Bar Druck und 280 °C über drei parallele Rohrleitungen zur Frischdampfarmaturenstation. Räumlich getrennt befinden sich dort die Sicherheitsventile, Abblaseventile und Isolationsventile. Über eine Rohrstrasse werden die drei Frischdampfleitungen ins Maschinenhaus geführt, wo der gesamte Dampfstrom auf vier Leitungen aufgeteilt wird. Der Dampf gelangt dann über je vier hintereinandergeschaltete Schnellschlussund Regelventile in den doppelflutigen Hochdruckteil des Turbosatzes. Die Schnellschlussventile unterbrechen im Anforderungsfall als Schutzarmaturen die Dampfzufuhr zur Turbine. Am Austritt der Hochdruckturbine beträgt der Dampfdruck noch 11 Bar bei einem Wasseranteil von rund 13 Prozent und einer Temperatur von 187 °C. Zur Verhinderung von Ero- D a m p fkra fta nla ge Bei abgeschaltetem Turbosatz führen Frischdampfumleitstationen den vom Dampferzeuger produzierten und von der Turbine nicht übernommenen Dampf direkt den Kondensatoren zu. Die Dampfabführung erfolgt über drei schnell öffnende elektrohydraulische Umleitventile. Die Frischdampfumleitstation ist für den Turbinenschnellschlussfall mit automatischer Reduzierung der Reaktorleistung auf 40 Prozent ausgelegt. sionsschäden an der Niederdruckturbine wird der Dampf über einen kombinierten Wasserabscheider-Zwischenüberhitzer geleitet. Dieser trocknet den Dampf und erhitzt ihn auf etwa 250 °C, bevor er von beiden Seiten durch die Einströmstutzen in die drei doppelflutigen Niederdruckturbinen gelangt und die verbleibende ausnutzbare Energie abgibt. Die Zwischenüberhitzung des Dampfes zwischen der Hoch- und der Niederdruckturbine erfolgt mittels Frischdampf. Reaktorkühlsystem und Wasser-Dampf-Kreislauf Frischdampf 62 bar 6 2 7 2 3 4 3 G 5 ~ 8 1 2 22 22 bar 3 21 20 19 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Reaktor Dampferzeuger Hauptkühlmittelpumpen Hochdruckturbine Niederdruckturbine Wasserabscheider Zwischenüberhitzer Wasserabscheiderkondensatpumpe Kondensator Frischdampfumleitstation Hauptkondensatpumpe Niederdruckkondensatkühler Niederdruckkondensatkühler Niederdruckvorwärmer Niederdruckvorwärmer Niederdruckvorwärmer Niederdruckkondensatpumpe Speisewasserbehälter Speisewasserpumpe Hochdruckkondensatkühler Hochdruckvorwärmer Zwischenüberhitzerkondensatkühler 10 bar 18 16 4,7 bar 15 1,5 bar 14 0,3 bar 17 9 13 Hauptkühlwassersystem 10 12 11 0,085 bar 31 D ampfkraftanlage Bei einem Ausfall der Frischdampfumleitstation wird der Dampf zur Druckbegrenzung und zur Abfuhr der Reaktorleistung über die Frischdampfsicherheitsventile abgeblasen. Eine gezielte und geregelte Druckabsenkung kann in diesem Fall über die Abblaseventile eingeleitet werden. Turbosatz Der Einwellenturbosatz setzt sich aus den Hoch- und Niederdruckteilen sowie aus Generator, Erreger und Hilfserreger zusammen. Er ist 55 Meter lang und dreht mit 3000 Umdrehungen pro Minute. Unter jedem der drei Niederdruckgehäuse befindet sich ein Kastenkondensator, der starr mit dem Niederdruckaussengehäuse verschweisst ist. Das Turbinenfundament besteht aus einer Tischplatte, die über Federkörper und Dämpfungselemente mit der Gebäudekonstruktion verbunden ist. Der Abdampf aus der Niederdruckturbine kondensiert in den nachgeschalteten Kondensatoren durch Abgabe der Kondensationswärme an den Hauptkühlwasserkreislauf, der die Wärme über den Kühlturm an die Atmosphäre abgibt. Das anfallende, etwa 45 °C warme Kondensat wird von den Hauptkondensatpumpen durch drei parallele Strassen der Niederdruckvorwärmeanlage in den liegenden zylindrischen Speisewasserbehälter gefördert. Die Dampfanzapfungen für die Niederdruckvorwärmer erfolgen an der Niederdruckturbine. Der zweipolige Drehstromsynchrongenerator ist für eine Nennleistung von 1190 Megavoltampere ausgelegt. Er besteht aus dem Gehäuse mit den Lagern, dem federnd aufgehängten Blechpaket mit der Statorwicklung, der Wellendichtung und der Stromab- 32 Frischdampfleitungen zum Maschinenhaus. leitung sowie dem Rotor mit der bürstenlosen Gleichstromerregung. Bei diesem Grossgenerator wird die Ständerwicklung einschliesslich der Schaltleitungen und Stromdurchführungen direkt mit Wasser gekühlt und die Läuferwicklung direkt mit Wasserstoff. Aufgrund der Wasserstofffüllung ist der Generator mit einem druckfesten und gasdichten Gehäuse versehen. Die Wasserstoffkühler sind senkrecht im turbinenseitigen Ständerendteil untergebracht. Der Generator, dessen Ölversorgung, Gasversorgung, Primärwasserversorgung sowie die Erregereinrichtung werden mittels umfangreicher Schutzeinrichtungen in Bezug auf unzulässige Betriebszustände, Leckagen usw. überwacht. Die mit einer Spannung von 27 Kilovolt erzeugte Leistung wird über den Generatorschalter, die drei Blocktransformatoren und die 380-Kilovolt-Schaltanlage in das Verbundnetz gespeist. D a m p fkra fta nla ge der produzierten Dampfmenge, um einen Wasser-Dampf-Kreislauf zur Kartonfabrik aufzuheizen. Der im Wärmetauscher erzeugte Dampf strömt über eine 1,8 Kilometer lange Ferndampfleitung zur Kartonfabrik, wo die Wärme verschiedenen Verbrauchern zugeführt wird, bevor das Kondensat über Speisepumpen dem Verdampfer im KKG wieder zurückgeliefert wird. Die Dampfleitung zur Kartonfabrik erreicht eine maximale Kapazität von etwa 70 Tonnen Dampf pro Stunde. Der Druck liegt bei 12 Bar. Die Temperatur beträgt über 200 °C. Die übertragene Wärmemenge entspricht rund 45 Megawatt thermischer Leistung. Diese Prozessdampflieferung begann im Dezember 1979. Bereits im ersten Bezugsjahr konnte die Kartonfabrik dadurch 11 500 Tonnen Schweröl einsparen. 1996 wurde die Anlage um ein kleines Fernwärmenetz in den Gemeinden Niedergösgen und Schönenwerd erweitert. Im Jahr 2009 wurde auch für die auf Däniker Boden stehende Papierfabrik Cartaseta Friedrich & Co. ein separater Wasser-DampfKreislauf erstellt. Die Anlage ist für eine maximale Leistung von etwa 10 Tonnen Dampf pro Stunde mit einem Druck von 15 Bar ausgelegt. Speisewassersystem Der Speisewasserbehälter mit einem Volumen von 500 Kubikmeter kann kurzzeitige Mengenschwankungen im Wasser-DampfKreislauf auffangen. Im Speisewasserbehälter erfolgt die thermische Entgasung des Speisewassers, das heisst, die im Wasser vorhandenen nichtkondensierbaren Gase werden ausgetrieben. Aus dem Speisewasserbehälter pumpen die Speisewasserpumpen das nun etwa 180 °C heisse Speisewasser über Hochdruckkondensatkühler, Hochdruckvorwärmer und Zwischenüberhitzerkondensatkühler in die Dampferzeuger zurück. Vor Eintritt in die Dampferzeuger erreicht das vorgewärmte Speisewasser eine Temperatur von etwa 218 °C. Die Kondensat- und Speisewasserpumpengruppen bestehen aus je drei Pumpen, von denen zwei für den Volllastbetrieb erforderlich sind. Die dritte ist betriebsbereit und schaltet sich bei Ausfall einer laufenden Pumpe automatisch zu. Der Heizdampf für den Speisewasserbehälter wird am Austritt der Hochdruckturbine entnommen. Die Hochdruckvorwärmer beziehen ihren Heizdampf aus einer Anzapfung der Hochdruckturbine. Prozessdampfauskopplung Eine spezielle Verdampferanlage im KKG erzeugt Prozessdampf für nahe gelegene Wärmeverbraucher. Zu den Nutzern der Prozessdampfauskopplung gehört die Kartonfabrik der Aarepapier AG in Niedergösgen, welche Karton für Wellpappen und Verpackungsmaterial herstellt. Ein Wärmetauscher im Maschinenhaus entnimmt der Frischdampfleitung rund 1 Prozent Prozessdampf für die Papierfabrik Cartaseta. 33 Kühlwassersysteme Im Zirkulatorbecken wird Kalk ausgefällt. Film über die darunter angeordneten Kunststoffelemente. Auf dieser grossen benetzten Fläche erfolgt der Wärmetausch mit der durch natürlichen Kaminzug aufsteigenden Luft. Dabei verdunsten, je nach Witterung, zwischen 400 und 700 Liter pro Sekunde. Das verdunstete Wasser wird durch aufbereitetes Zusatzwasser aus dem Oberwasserkanal des Wasserkraftwerks Gösgen ersetzt. Das Hauptkühlwassersystem führt ausschliesslich die Wärme aus den Kondensatoren ab. Hauptkühlwassersystem Das Hauptkühlwassersystem führt die in den Turbinenkondensatoren anfallende, nicht mehr nutzbare Kondensationswärme über den Kühlturmkreislauf an die Atmosphäre ab. Der 150 Meter hohe Kühlturm besteht aus einer hyperbolischen Schale aus armiertem Beton, die auf 50 Stützen mit Einzelfundamenten ruht. Er arbeitet nach dem Naturzugverdunsterprinzip. Aus dem Kühlturmbecken, das sich unterhalb des Kühlturms befindet, wird das Wasser in zwei getrennten parallelen Zulaufkanälen unterirdisch den zwei Hauptkühlwasserpumpen zugeführt. Diese pumpen das Wasser durch die Kondensatoren der Turbine und von dort zurück zum Kühlturm. Das von den Kondensatoren um 14 °C erwärmte Wasser wird im Kühlturm auf rund 14 Meter Höhe durch Tröge und Rohre auf den ganzen Kühlturmquerschnitt verteilt und mittels Düsen versprüht. Das Wasser rinnt als 34 Nebenkühlwassersysteme Dem Oberwasserkanal des Wasserkraftwerks Gösgen werden während des Normalbetriebs rund 2,2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde entnommen. Dieses Wasser wird in einem Düker unter der Aare dem Nebenkühlwasserpumpenhaus zugeführt, von wo es auf das nukleare und das konventionelle Nebenkühlwassersystem verteilt wird. Kühl wass e rsyste m e unter allen erdenklichen Bedingungen die Wärmeabfuhr aus den Notstromdieselanlagen, den notstromgesicherten Kältemaschinen und dem nuklearen Zwischenkühlkreislauf. Ein Ablaufsystem zur Aare ermöglicht die sichere Ableitung des Nebenkühlwassers, auch wenn das Ablaufsystem zum Oberwasserkanal nicht verfügbar ist. Am Unterwasserkanal des Wasserkraftwerks Gösgen befindet sich eine zweite Wasserfassung. Das mechanisch gereinigte Wasser wird durch zwei dieselgetriebene Pumpen über eine erdverlegte Rohrleitung ins Nebenkühlwasserpumpenhaus transportiert. Diese redundante Kühlwasserversorgung wird ausschliesslich im Notfall benötigt, wenn die Kühlwasserversorgung aus dem Oberwasserkanal versagen sollte. Das Nebenkühlwassersystem für die konventionelle Anlage hat die Aufgabe, alle Kühlstellen im Maschinenhaus, die Hauptkühlwasserpumpen und zwei Kältemaschinen zu kühlen. Auch das für den Kühlturmbetrieb benötigte Zusatzwasser wird diesem System entnommen und entkarbonisiert. Dieser Prozess stellt eine Enthärtung des Wassers dar. Dabei wird Kalziumhydrogenkarbonat in unlösliches Kalziumkarbonat übergeführt und abgeschieden. Das abgeschiedene Kalziumkarbonat wird als Rohmaterial für die Zementindustrie und als Kalkdünger in der Landwirtschaft wieder verwertet. Überschüssiges Wasser, das maximal um 6,5 °C erwärmt ist, wird an den Oberwasserkanal zurückgegeben. Das sind im Mittel etwa 1,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Die Ablaufleitung unterquert die Aare in einer zur Zuleitung parallelen Rohrleitung. Das nukleare Nebenkühlwassersystem gewährleistet, ausser bei einem Flugzeugabsturz oder bei extremen Einwirkungen Dritter, Wasserkraftwerk Gösgen Kühlwasserversorgung Unterwasserkanal Oberwasserkanal 1 8 1 Einlaufbauwerk 2 Nukleare Nebenkühlwasserpumpen 3 Konventionelle Nebenkühlwasserpumpen 4 Nukleare Zwischenkühler 5 Notstromdieselkühler 6 Kältemaschinenkühler (notstromgesichert) 7 Kältemaschinenkühler (konventionell) 8 Zweite Wasserfassung 9 Überlaufbauwerk 10 Absetzbecken/Kalkfäller 11 Kühlturm 12 Hauptkühlwasserpumpen 13 Kondensatoren 14 Konventionelle Zwischenkühler 15 Trafozwischenkühler Aare 9 11 10 12 3 2 4 13 14 5 15 7 6 5 35 Eigenbedarfsversorgung Anlieferung eines Blocktransformatorpols. Die Aufteilung der Blockverteilung in vier Stränge entspricht den Redundanzen und der Viersträngigkeit der Notspeise- und Nachkühlanlagen. Zwei dieser vier Stränge reichen aus, um den Reaktor auch bei eventuell zusätzlich auftretenden Störfällen sicher abfahren und kühlen zu können. Bei Ausfall der elektrischen Versorgung eines Stranges wird zuerst automatisch auf die Reserveeinspeisung umgeschaltet. Wenn die Stromversorgung innerhalb einiger Sekunden nicht wiederhergestellt ist, reduziert sich die Reaktorleistung. Fällt gleichzeitig ein zweiter Strang aus, erfolgt eine automatische Reaktorschnellabschaltung. Die vier Stränge sind jeweils zusätzlich in Normal-, Notstromund Gleichstromnetze unterteilt. Die Normalnetze mit 10-Kilovolt- und 380-VoltVerteilungen speisen grössere Motoren ab 500 Kilowatt und Verbraucher für den normalen Leistungsbetrieb. Die getrennten Notstromnetze versorgen ab den 6-Kilovolt- und 380-Volt-Notstromver- Das Kraftwerk verbraucht rund 5 Prozent der produzierten Energie für den Eigenbedarf, vor allem für den Antrieb der grossen Kühlpumpen. Dieser Strom wird im Normalbetrieb zwischen dem Generatorschalter und dem Blocktransformator abgezweigt und über zwei Dreiwicklungstransformatoren den vier getrennten 10-Kilovolt-Blockverteilungen zugeführt. Dank dieser Schaltung ist es möglich, das Kraftwerk auch bei stehendem Generator, zum Beispiel während der Revision, über den Blocktransformator vom Netz her zu versorgen. Anderseits kann bei Netzstörungen – wenn im Normalbetrieb der 380-KilovoltBlockschalter geöffnet werden muss – der Eigenbedarf vom Generator her weiter gedeckt werden. Das KKG läuft dann im so genannten Inselbetrieb und kann für den Wiederaufbau des 380-Kilovolt-Netzes herangezogen werden. Zusätzlich steht eine Reserveeinspeisung ab dem 220-Kilovolt-Netz bereit, um innert Sekunden die volle Versorgung aller oder auch nur einzelner Verteilstränge zu übernehmen. 36 E ige nbe da r fsve rs org ung Schaltanlage bis zu den Verbrauchern. Das Redundanzprinzip – 6 Stränge, davon 4 Notstrom- und 2 Notstandsnetze mit insgesamt 6 Dieseln – ist auch in der konsequenten baulichen Anordnung mit der Aufteilung des Schaltanlagengebäudes in vier Teile umgesetzt. Bei den Notstromdieselgebäuden und dem Notstandsgebäude wird die strikte räumliche Trennung deutlich ersichtlich: Sie sind vom Schaltanlagengebäude abgetrennt und mehr als 60 Meter auseinander angeordnet. Damit sind unter anderem auch die Folgen eines hypothetischen Flugzeugabsturzes berücksichtigt. Das beschriebene Eigenbedarfsnetz mit 35 Transformatoren versorgt rund 1400 Motoren und 950 elektrische Ventile mit der nötigen Energie. teilungen die sicherheitstechnisch wichtigen Aggregate wie zum Beispiel das Not- und Nachkühlsystem. Jedem Strang ist ein Dieselaggregat mit 2940 Kilowatt Leistung zugeordnet. Dieses läuft automatisch an, sobald die Sammelschienenspannung im zugehörigen Strang während 2 Sekunden unter 80 Prozent fällt. Das Reaktorschutzsystem gibt dann nach der Hochlaufzeit des Diesels von maximal 15 Sekunden die sicherheitstechnisch wichtigen Verbrauchergruppen zur Zuschaltung gestaffelt wieder frei. Jedes der vier Dieselaggregate deckt den Strombedarf des zugehörigen Sicherheitssystemstranges während einiger Stunden autark ab. Leittechnische Einrichtungen, die auch während der Dieselstartphase unterbrechungslos arbeiten müssen, wie zum Beispiel das Reaktorschutzsystem, werden zweifach über diodenentkoppelte, batteriegestützte 48Volt- oder 220-Volt-Gleichstromverteilungen versorgt. Für sehr wichtige Komponenten, die schnell und jederzeit Absperrfunktionen ausführen müssen, sind vier unterbruchsfreie gesicherte 380-Volt-Netze vorhanden, die von batteriegestützten rotierenden Umformern gespeist sind. Für den äusserst unwahrscheinlichen Fall, dass mehr als 2 Sicherheitsstränge ausfallen, sind zusätzlich noch 2 Notstandsysteme einsatzbereit. Auch diese starten automatisch und versorgen sich während 10 Stunden autark mit Strom und Kühlwasser. Grosse Bedeutung kommt der elektrischen und räumlichen Trennung der vier Stränge zu. Gegenseitige Beeinflussung bei elektrischen Störungen oder bei Bränden ist unbedingt zu verhindern. Auch die Kabelführungen der verschiedenen Stränge sind räumlich streng getrennt und gegeneinander abgeschottet – von den Notstromdieseln über die Stromeinspeisung in die Schaltanlage. 37 Betrieb und Instandhaltung Die Schichtmannschaft überwacht den Anlagenbetrieb im Kommandoraum. Betrieb der Anlage Einsatz der frischen Brennelemente die Überschussreaktivität am höchsten ist, hat auch die erforderliche Borsäurekonzentration anfangs ihren höchsten Wert. Sie nimmt mit dem Abbrand des Brennstoffes ab. Zum Kritischmachen des Reaktors wird Deionat in das Reaktorkühlsystem eingespeist und die gleiche Menge boriertes Kühlmittel entzogen. Damit wird die Borkonzentration reduziert. Um eine ausreichende Abschaltreaktivität während des Entborierens sicherzustellen, werden zuvor die Steuerstäbe ausgefahren. Die Steuerstäbe sind im stationären Betrieb nur wenig in den Kern eingefahren. Sie werden lediglich zur Kurzzeitregelung der Reaktorleistung und zur Reaktorschnellabschaltung in den Kern eingetaucht. Dadurch steht die grösstmögliche Abschaltreaktivität bereit, und die Leistungsverteilung im Reaktorkern wird am wenigsten gestört. Bei Beeinträchtigung der Wärmeabfuhr aus dem Reaktor infolge Ausfall von Komponen- Die Auslegung des Kraftwerks erlaubt eine Fahrweise mit Konstantlast, einen Grundlastbetrieb mit reduzierter Leistung sowie Laständerungen. Für einen konstanten Betrieb bei voller Leistung sprechen wirtschaftliche und technische Gründe; häufige Laständerungen belasten Systeme und Komponenten, was sich auf die Lebensdauer der Anlage auswirken kann. Bei Leichtwasserreaktoren können Brennelemente während des Betriebs nicht ersetzt werden. Aus diesem Grund weisen sie bei Beginn eines jeden Betriebszyklus eine Brennstoffreserve bzw. Überschussreaktivität auf. Im Verlauf einer Betriebsperiode geht sie aufgrund des Brennstoffabbrands und steigender Spaltproduktkonzentration verloren. Die Überschussreaktivität wird vorwiegend durch Neutronen absorbierende Borsäure im Kühlmittel kompensiert. Da am Anfang eines Brennelementzyklus durch den 38 Be tr ieb und I nsta nd ha l tung gewonnen, rückwirkungsfrei übertragen, fremdspannungsgeschützt entstört und in wichtigen Fällen durch Messvergleiche gesichert. Die Signalverarbeitung erfolgt ebenfalls in räumlich getrennten Elektronikräumen des Schaltanlagen- bzw. Notstandgebäudes. Die Leittechniksysteme sind zusammen mit dem Reaktorschutzsystem die hauptsächlichen Verbraucher der 48-Volt-Gleichstromverteilung. Im Kommandoraum werden die meisten erfassten Prozessgrössen registriert und angezeigt. ten des Reaktorkühl- oder Wasser-DampfKreislaufs wird die Reaktorleistung durch Steuerstabeinwurf automatisch so weit herabgesetzt, dass das Gleichgewicht zwischen Wärmeproduktion und Wärmeabfuhr wiederhergestellt ist. Die Anlage kann dann bei reduzierter Leistung im Betrieb gehalten werden. Leittechnik Zur Leittechnik gehören alle elektrischen und elektronischen Einrichtungen zur Überwachung, zur Steuerung und zur Regelung von Prozessgrössen. Dazu gehört auch Messen, Übertragen, Verarbeiten und Anzeigen von Betriebsgrössen wie Neutronenfluss, Druck, Temperatur und Massenstrom. Für die Leittechnik kommen im KKG vorwiegend die Systeme Iskamatic B, Teleperm C/XS und Simatic zur Anwendung. Die Messsignale werden in begehbaren, voneinander räumlich getrennten Messumformerräumen Informatik Die wesentlichen Teile der operativen Informationssysteme sind das Prozessdateninformationssystem, der Ausbildungssimulator und der Sicherungsrechner. Das Prozessdateninformationssystem ist ein Hilfsmittel der Betriebsführung und dient der Überwachung des Betriebszustandes der Kraftwerkanlage. Es ergänzt die konventionelle Betriebsinstrumentierung. Das Schichtpersonal sowie die Systemingenieure werden mit aktuellen und historischen Informationen in Form von 7000 Alarmmeldungen und 1700 Prozessvariablen aus dem gesamten Kraftwerkprozess versorgt. Die Ausbildung des Schichtpersonals erfolgt mit einem Full-Scope-Simulator, der den Kommandoraum 1:1 nachbildet. Das Simulatortraining umfasst den Normalbetrieb sowie den Umgang mit Anlagenstörungen. Die Schulung von Kraftwerkteilsystemen erfolgt mit dem Softpanelsimulator, wobei die Leitstände des Kommandoraumes auf Bildschirmen abgebildet werden. Das Sicherungsrechnersystem unterstützt die Arbeit der Betriebswache in den Bereichen Zutrittskontrolle, Videoüberwachung und Alarmmanagement. In Verbindung mit bio- Das Wasser des Reaktorkühlkreislaufs wird analysiert. 39 Betrieb und Instandhaltung die Überwachung und die Dokumentation von Anlagenänderungen. Unter Instandhaltung wird die dauernde Pflege der Kraftwerkanlage verstanden. Da Instandhaltung und deren Qualität erheblichen Einfluss auf Sicherheit, Verfügbarkeit und Lebensdauer der Anlage haben, wird die gesamte Kraftwerkanlage mit allen Einrichtungen, Komponenten, Geräten, Ausrüstungen und Ersatzkomponenten einer regelmässigen, systematischen Instandhaltung unterzogen. Wiederkehrende Prüfungen in Form von Inspektionen und Funktionsprüfungen sind ein Bestandteil der Instandhaltung und dienen dem Nachweis der Sicherheit des Werks mit seinen Systemen und Anlagenteilen. Mit der Einführung und der Weiterentwicklung geeigneter Diagnoseverfahren zur Zustandsüberwachung wird die vorbeugende Instandhaltung, die sich auf feste Prüfintervalle stützt, zunehmend von einer zustandsorientierten Instandhaltung abgelöst. Letztere setzt genaue Kenntnisse der Komponenten und möglichen Schwachstellen voraus; sie berücksichtigt insbesondere Auslegung, Werkstoff, Herstellung, Montage, Berechnungsgrundlage, Betriebsbeanspruchung, bisherige Prüfungsresultate sowie das Betriebsverhalten der Komponenten. Druck und Radioaktivität führende Komponenten des Reaktorkühlsystems werden über die gesamte Lebenszeit des Kraftwerks inspiziert, geprüft und gewartet. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Reaktordruckbehälter, dessen Schweissnähte von der Innenseite her mit Ultraschallprüfeinrichtungen untersucht werden. Mit der Ultraschallprüfung lassen sich sowohl Oberflächenfehler als auch Fehler in der Wandung auffinden. Die Methode ist geeignet, von der Herstellung Betriebsparameter am Simulator. metrischen Systemen und kontaktlosen Erkennungssystemen leistet es einen Beitrag für die Bearbeitung und die Überwachung der bis zu 1000 Mitarbeiterzutritte täglich und von über 20 000 Zutritten von Besuchern jährlich. Instandhaltung und Qualitätsüberwachung Um Störfälle an Komponenten von vornherein höchst unwahrscheinlich zu machen, werden alle die Sicherheit des Kraftwerks beeinflussenden Konstruktionen und Anlagenteile regelmässig geprüft. Dazu werden auch Behörden und unabhängige Gutachter zugezogen. Diese Tätigkeiten erfolgen im Rahmen der Qualitätsüberwachung, welche sich auch auf wiederkehrende Prüfungen während des Betriebes und bei Revisionen erstreckt. Die Beschaffung und der Einbau von Ersatzteilen werden ebenfalls durch die KKG-Qualitätssicherung überprüft. Weitere Aufgaben sind 40 Be tr ieb und I nsta nd ha l tung gelmässig visuell geprüft. Dank der besseren Zugänglichkeit kann der fehlerfreie Zustand der meisten höher beanspruchten Bereiche jedoch mit zusätzlichen Oberflächenrissprüfungen nachgewiesen werden. Die Dampferzeugerheizrohre werden von den Kühlmittelkammern der Dampferzeuger aus mit einer Wirbelstromsonde fernbedient durchfahren. Die Sonde spricht sowohl auf Materialtrennung als auch auf Wanddickenunterschiede an, wie sie durch Korrosion oder mechanischen Abtrag hervorgerufen werden können. stammende oder auch durch den Betrieb verursachte Fehler festzustellen. Diese fernbedienten Wiederholungsprüfungen mit Ultraschall werden an verschiedenen Prüfbereichen des Reaktordruckbehälters und am Druckbehälterdeckel durchgeführt. Auch die Brennelemente, das Kerngerüst, die Hauptkühlmittelpumpen und die Dampferzeuger werden speziellen Prüfungen unterzogen. Brennelemente können während der Stillstandzeit geprüft und gegebenenfalls repariert werden. Die äussere Überprüfung der Brennelemente kann mit Unterwasserkameras durchgeführt werden. Mit dem so genannten Sipping-Test werden die Brennelemente zusätzlich auf Dichtheit überprüft. Das Kerngerüst wird ebenfalls mit Unterwasserkameras einer visuellen Prüfung unterzogen. Zusätzlich werden besonders durch betriebsinduzierte Rissbildung gefährdete Bereiche mit Ultraschallprüfungen untersucht. Analog wird bei den Hauptkühlmittelpumpen vorgegangen. Auch sie werden re- Alterungsüberwachung Die Alterungsüberwachung hat zum Ziel, das für einen vorschriftsgemässen und reibungslosen Betrieb notwendige Sicherheitsniveau aufrechtzuerhalten und für die Planung der Lebensdauer der Anlage solide Grundlagen zu schaffen. Die systematische Überwachung von Alterungserscheinungen und Degrada- Koordination der Arbeiten für die Jahresrevision. 41 Betrieb und Instandhaltung tionsauswirkungen schliesst neben den mechanischen und elektrischen Ausrüstungen auch die bautechnischen Anlagen ein. Gestützt auf den Stand des Wissens, der Prüftechnik und der Betriebserfahrung im In- und Ausland, werden alle erfassbaren Alterungsmechanismen und -effekte untersucht, bewertet und schliesslich daraus die allfällig notwendigen Gegenmassnahmen abgeleitet. So führte zum Beispiel die durch die Betriebsbelastung und die Alterung des Isolationssystems beschränkte Lebensdauer des Blocktransformators zum Ersatz der drei Blocktransformatorpole und des Reservepols; aufgrund der Alterung der Kunststoffisolation wurden die 10-Kilovolt-Mittelspannungskabel ersetzt; die in langjährigem Betriebseinsatz erfolgte mechanische Abnutzung von Absorberhüllrohren der Steuerelemente führte zu deren Ersatz. Ein Beispiel für Alterungsprozesse an maschinentechnischen Komponenten sind durch Tropfenschlagerosion verursachte Wanddickenschwächungen an den Wärmetauscherrohren der Niederdruckvorwärmer. Aufgrund solcher Befunde wurden alle drei Niederdruckvorwärmer während der Jahresrevisionen 2008 und 2009 durch neue Vorwärmer ersetzt, deren Wärmetauscherrohre, Mantel und Rohrabstützungen neu aus Ultraschallprüfung am Reaktordruckbehälter. erosionsbeständigem Werkstoff gefertigt sind. Instandsetzungsarbeiten bei Alterungserscheinungen an Baukörpern wurden zum Beispiel an der Reaktorkuppel und am Abluftkamin durchgeführt. 1997 wurde die Reaktorkuppel zum Schutz der Bausubstanz vor Umwelteinflüssen vollständig gereinigt und vorbeugend versiegelt. 2009 wurden solche Arbeiten an der Aussenseite des Abluftkamins ausgeführt. Zu den bekannten Alterungserscheinungen gehören mechanisch-thermische Ermüdungen, Schäden durch Vibrationen, Strahlenversprödung, thermische Versprödung und Korrosion. Die Erforschung und die Berücksichtigung der Alterung in all ihren Erscheinungsformen sind Voraussetzung für die Austausch eines Niederdruckvorwärmers. 42 Be tr ieb und I nsta nd ha l tung möglichst genaue Einschätzung der Restlebensdauer der Anlage und für allfällige Investitionen in lebensdauerverlängernde Massnahmen. Grundsätzlich können alle potenziell die Lebensdauer begrenzenden Komponenten der Anlage repariert oder ausgetauscht werden. Die technische Restlebensdauer der Anlage hängt wesentlich von der Art und Weise ab, wie auf Komponenten und Systeme Einfluss genommen wird. Unter ständiger Einhaltung des geforderten Sicherheitsniveaus ist die Restlebensdauer eher von ökonomischen Gesichtspunkten diktiert als von rein technischen. Heute wird davon ausgegangen, dass das KKG gut zwanzig Jahre über die heutige Auslegungsbasis von vierzig Jahren hinaus betrieben werden kann. Abluftkamin nach der Sanierung. Auswechseln der Hochdruckturbine. 43 Umweltaspekte Das KKG in seiner Umgebung. Auswirkungen des Kühlturmbetriebs wurden festgestellt; diese geringen Schwankungen liegen im Bereich der Messgenauigkeit für solche Erhebungen. Zur Beobachtung der Schattenbewegungen durch die Dampffahne wurde in den Jahren 1980 bis 1984 ein zusätzliches umfangreiches Untersuchungsprogramm durchgeführt. Unter anderem wertete die SMA über 2,5 Millionen Fotoaufnahmen der Schattenbewegungen aus. Zwischen 1976 und 1983 wurden überdies an 8 Stellen in der Umgebung Sonnenscheinmessgeräte betrieben. Die Untersuchungen ergaben, dass die Verminderung der Sonnenscheindauer wetterabhängig variiert und im Wesentlichen auf ein kleines Gebiet nördlich des Kühlturms beschränkt ist. Dort beträgt sie, soweit sie auftritt, im Mittel deutlich weniger als eine Stunde pro Tag. Die Dampffahne, die aus reinem Wasserdampf besteht, ist im Sommer meist unter 200 Meter hoch; sie kann jedoch, je nach Luftfeuchtigkeit, über 800 Meter erreichen. Im Umkreis des KKG wurde nirgends eine un- Der 150 Meter hohe Kühlturm ist als markanter Baukörper in der Landschaft zwischen Olten und Aarau weitherum sichtbar. Bereits vor Erteilung der Baubewilligung untersuchte die Meteorologische Anstalt (SMA) mögliche Auswirkungen des Kühlturmbetriebs auf die Umgebung. Die umfangreichen Untersuchungen wurden 1984 abgeschlossen. Sie ergaben keine nennenswerte Beeinträchtigung der Umwelt durch den Betrieb des Kühlturms. Die Niederschlagsschwankungen im Umfeld des Kühlturms sind gemäss den Ergebnissen der meteorologischen Beweissicherung nicht signifikant. Zusätzliche Nebel- oder Glatteisbildungen konnten nicht nachgewiesen werden. Eine Änderung der mittleren jährlichen Temperatur über Boden um weniger als 0,2 °C und eine Zunahme der jährlichen Luftfeuchtigkeit um maximal 3 Prozent 44 Um we l tas p e kte trationen, die durch Abgabemessungen festgestellt werden, führen zur automatischen Isolierung verschiedener potenzieller Abgabepfade. Bei den Abgaben flüssiger radioaktiver Stoffe handelt es sich primär um Tritium, das im Wesentlichen aus dem Borabbrand entsteht. Ferner treten bei den flüssigen Abgaben Spuren von Aktivierungsprodukten, vor allem von Kobalt-60, auf. Sporadisch werden auch Antimon-124 und Jod-131 nachgewiesen. Abwasser wird nur abgegeben, wenn die bewilligten Grenzwerte eingehalten werden. Die Grenzwerte für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Programme zur Überwachung dieser Emissionen sind in der Betriebsbewilligung und im Abgabereglement der Aufsichtsbehörde festgehalten. Das Werk misst die Abgaben an die Umwelt und meldet sie monatlich den Behörden. Die Messresultate werden durch unabhängige Kontrollmessungen der Behörden überprüft. Die Abgabe radioaktiver Stoffe an die Umwelt wird dokumentiert, sodass jederzeit ein Nachweis über Art und Menge der Aktivitätsabgaben geführt werden kann. Im Rahmen der Immissionsüberwachung werden der Aare Wochensammelproben entnommen. Ebenso werden Sedimente aus der Aare untersucht. Die stationäre Luftimmissionsüberwachung umfasst die Messung der Ortsdosis an 24 Punkten im Umkreis von 5 bis 7 Kilometern um das KKG. Die eingesetzten Dosimeter werden vierteljährlich ausgewertet. Im Werkareal, am Kühlturm und an der Arealumzäunung finden an insgesamt 32 Orten weitere Messungen mit Dosimetern statt, die ebenfalls vierteljährlich ausgewertet werden. Zur Erfassung der Umweltradioaktivität werden wöchentlich Luftfilter ausgewertet und der Niederschlag untersucht. Monatlich wer- zumutbare, entschädigungspflichtige Beschattungsdauer festgestellt. Der Kühlturm hat die erwünschte Nebenwirkung, dass er die Luft teilweise auswäscht. Abgaben radioaktiver Stoffe Bei Normalbetrieb gibt das Werk geringe Mengen radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser und der Abluft an die Umwelt ab. Zu den luftgetragenen Abgaben zählen radioaktive Edelgase und radioaktives Jod, die aus der Kernspaltung entstehen, Radiokohlenstoff aus der Aktivierung von Sauerstoff sowie radioaktive Aerosole, die sich primär aus der Aktivierung von Konstruktionsmaterialien ergeben. Erhöhte Edelgaskonzen- Aerosolsammler. 45 Umweltaspekte dionuklide ermittelt werden. In Baumblättern wird der Kohlenstoff-14-Gehalt bestimmt. Um eventuelle Ablagerungen im Boden, in Lebens- und Futtermitteln zu erkennen, werden jährlich Boden-, Gras-, Milch- und Getreideproben ausgewertet und Fische aus der Aare untersucht. Seit 1993 ist ein vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) installiertes Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke (Maduk) in Betrieb. An 16 Orten in der näheren Umgebung des KKG befinden sich mit Geiger-Müller-Zählrohren ausgerüstete Sonden, die Messwerte im Zehnminutentakt an den ENSI-Zentralrechner übertragen, wo sie automatisch gegenüber dem natürlichen Untergrund geprüft werden. Die aktuellen Messwerte können unter www.ensi.ch eingesehen werden. Das Maduk-Messnetz ergänzt das bestehende Netz zur automatischen Überwachung der Radioaktivität der Nationalen Alarmzentrale (NAZ). Das Messnetz der NAZ verfügt über 60 über das ganze Land verteilte Stationen, die ebenfalls die Ortsdosisleistung messen. Diese Messwerte sind unter www.naz.ch abgebildet. Zur flächendeckenden Erfassung künstlicher und natürlicher Strahlenquellen führt die NAZ alle ein bis zwei Jahre aus einem Helikopter aeroradiometrische Messungen durch in einem Raum von rund 70 Quadratkilometer um das KKG. Neben dem ENSI ist die Sektion Umweltradioaktivität der Abteilung Strahlenschutz des Bundesamtes für Gesundheitswesen (BAG) für die Immissionsüberwachung aus den Kernkraftwerken zuständig. Die Ergebnisse der Emissions- und Immissionsüberwachung werden jährlich im Bericht «Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz» des BAG publiziert. den Staubpartikel von vier in der Umgebung des KKG aufgestellten Vaselineplatten untersucht. Jährlich finden überdies gammaspektroskopische Messungen statt, wodurch die Aktivitätskonzentrationen einzelner Ra- Sonde für die automatische Dosismessung. 46 Um we l tas p e kte Die Berechnung der aus den Immissionen resultierenden Strahlendosen der Bevölkerung erfolgt auf der Basis der Emissionswerte. Das ENSI legt die Maximalwerte für die Radioaktivitätsemissionen an die Umwelt so fest, dass bei keiner Person der Umgebungsbevölkerung der quellenbezogene Dosisrichtwert von 0,3 Millisievert überschritten wird. Die aus den Radioaktivitätsemissionen resultierenden Strahlendosen der Bevölkerung in der näheren Umgebung liegen um mehrere Grössenordnungen unter denjenigen aus natürlichen Strahlenquellen. Zum Vergleich: Für die Schweiz beträgt die Dosis aus natürlichen Quellen im Mittel 3 Millisievert pro Jahr mit Extremwerten von 1 bis 25 Millisievert pro Jahr. Für den Punkt in der Umgebung des KKG mit den hypothetisch maximalen Auswirkungen ist seit Inbetriebnahme der Anlage eine maximale jährliche Ganzkörperbelastung über sämtliche Expositionspfade von unter 0,01 Millisievert berechnet worden. Seit Inbetriebnahme der Anlage wurden an keiner Stelle in der Umgebung des KKG schädliche Wirkungen durch Radioaktivität aus dem KKG festgestellt. Entnahme einer Wasserprobe aus der Aare. Zuständigkeit für die Erhebung von meteorologischen Daten zur Notfallschutzplanung MeteoSchweiz übertragen. Die technisch optimierten Stationen von MeteoSchweiz liefern die standortspezifischen Daten in das verdichtete Messnetz von MeteoSchweiz ein. Meteorologische Datenerfassung Seit 2007 erfolgt die für Störfallbetrachtungen benötigte meteorologische Datenerfassung an allen Kraftwerkstandorten über neue Standard-Meteostationen von MeteoSchweiz. Die 1982 vom KKG in Betrieb genommene, nicht weiter benötigte Meteostation auf dem Grundstück der Aarepapier AG wurde deshalb 2009 zurückgebaut. Mit dem Bundesgesetz über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz vom 4. Oktober 2002 wurde die 47 Brennstoffkreislauf Verbrauchte Brennelemente und radioaktiver Abfall aus der Wiederaufarbeitung werden im ZZL gelagert. Urangewinnung Unter Brennstoffkreislauf versteht man alle Aktivitäten und Dienstleistungen, die mit der Herstellung, der Nutzung und der Entsorgung von nuklearem Brennstoff zusammenhängen. Darunter fallen Urangewinnung, Konversion und Anreicherung, Brennelementfertigung, Zwischenlagerung sowie Wiederaufarbeitung und Entsorgung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung bzw. von bestrahlten Brennelementen. Der Brennstoffkreislauf beinhaltet auch die Rückführung von Uran und Plutonium aus der Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente. Weil die Dienstleistungen an verschiedenen Orten erbracht werden, müssen geeignete Transportbehälter zur Verfügung stehen. Der primäre Energieträger der heutigen Kernkraftwerke ist Uran. Uran wird in Brennelementen in den Reaktoren von Kernkraftwerken eingesetzt. Unter Brennelementversorgung versteht man die Kette der Dienstleistungen vom Uranabbau bis zum Einsatz der Brennelemente im Reaktor. 48 Uran ist ein schwachradioaktives Schwermetall, das in zahlreichen Mineralien enthalten ist und etwa 500-mal häufiger vorkommt als Gold. Uranerze, die als Rohstoffe für die Herstellung von Brennelementen dienen, werden u. a. bergmännisch gewonnen. Die produktivsten Uranminen liegen in Kanada, Australien, Kasachstan, Niger, Namibia und Usbekistan. Die grössten Uranvorkommen wurden in Australien, Kasachstan, Kanada, Russland und Südafrika gefunden. Das Uranerz wird in einer Erzverarbeitungsanlage gebrochen und gemahlen. Durch ein mehrstufiges chemisches Auslaugverfahren wird aus dem Trägergestein ein Urankonzentrat gewonnen (U3O8, auch «Yellow Cake» genannt). Dieses wird durch Konversion in einem weiteren Schritt zu Uranhexafluorid (UF6) verarbeitet, dessen Eigenschaften sich für den anschliessenden Prozess der Anreicherung eignen. Bre nnstoffkre isla uf Das KKG hat in den 70er- bis 90er-Jahren Natururan auf dem internationalen Markt beschafft und auch aus Partnerschaften mit einer Bergbaufirma in den USA bezogen. Anstelle von Natururan eignet sich auch das aus der Wiederaufarbeitung von bestrahlten Brennelementen gewonnene Uran bzw. Plutonium als Energieträger der Brennelemente. Uran ein, die unter Lizenz des Lieferanten Areva NP in Russland gefertigt werden. Die Verwendung dieser Brennelemente trägt zur Ressourcenschonung bei und zum Abbau von Material aus militärischen Beständen. Durch die Nutzung des wiederaufgearbeiteten Urans spart das KKG jährlich rund 180 Tonnen Natururan ein. Anreicherung Brennelementherstellung Natururan ist ein Gemisch aus Uran-238 (99,27 Prozent), dem thermisch spaltbaren Uran-235 (0,72 Prozent) und einem sehr geringen Prozentsatz Uran-234. Leichtwasserreaktoren verwenden heute Uran mit einem Anteil von etwa 4 bis 5 Prozent Uran-235. Der Prozess der Erhöhung der Uran-235Konzentration des Natururans auf den reaktorspezifischen Wert nennt man Anreicherung. Zur Anreicherung von Natururan zu angereichertem Uran sind Isotopen-Trennverfahren entwickelt worden. Industrielle Bedeutung erlangt haben das Gasdiffusionsverfahren und das Zentrifugenverfahren, welche beide ein gasförmiges Medium (UF6) erfordern. Die Anreicherung des Urans ist auch durch ein Mischverfahren mit höher angereichertem Uran zu erreichen. Dieses so genannte Blendverfahren, welches zu den für Leichtwasserreaktoren typischen Anreicherungen führt, wird in russischen Fabrikationsanlagen in Elektrostal praktiziert. Zur Herstellung von Brennstofftabletten wird Uran aus der Wiederaufarbeitung mit einer Restanreicherung von weniger als einem Prozent Uran-235 mit Uran aus russischen Beständen vermischt, das eine Anreicherung von 20 bis 30 Prozent aufweist. Seit dem Jahr 2000 setzt das KKG Brennelemente aus wiederaufgearbeitetem Das Uranhexafluorid (UF6), das den Anreicherungsprozess durchlaufen hat, wird in Urandioxid (UO2) umgewandelt, das Ausgangsmaterial für Brennstoffpellets. Diese Keramiktabletten werden in Hüllrohre aus Zircaloy eingefüllt und gasdicht verschweisst. 205 solcher Brennstäbe werden zu einem Brennelement zusammengefasst. Die Anreicherung der KKG-Brennelemente beträgt 4,5 bis etwa 5 Prozent Uran-235. Mit Brennelementen dieser Art werden mittlere Abbrände von 55 bis 65 Megawatttagen pro Kilogramm erzielt. Uran kann als Energieträger durch Plutonium ersetzt werden. Mischoxid-(Mox-)Brennelemente bestehen aus einem Gemisch von Urandioxid (UO2) und Plutoniumdioxid (PuO2). Das Uran-Trägermaterial ist abgereichert, d. h., es enthält praktisch kein spaltbares Uran-235 mehr. Das beigemischte Plutonium stammt aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente und ist selbst ein Gemisch aus mehreren Plutoniumisotopen. Diese Mox-Brennelemente sind äusserlich von einem Uranbrennelement nicht zu unterscheiden. Plutonium wird in jedem Leichtwasserreaktor durch Umwandlung von Uran-238 erbrütet; in einem herkömmlichen Uran-Brennelement trägt Plutonium dadurch etwa 40 Prozent zur 49 Brennstoffkreislauf Leistung bei. In einem Reaktorkern mit einem Drittel Mox-Brennelemente trägt das Plutonium sogar etwa 60 Prozent zur Leistung des Reaktors bei. Aus der Wiederaufarbeitung von rund 400 Tonnen bestrahlten KKG-Brennelementen resultierten etwa 4 Tonnen Plutonium, welches im Zeitraum von 1997 bis 2007 in Form von Mox-Brennelementen im KKGReaktor eingesetzt wurde. Transport bestrahlter Brennelemente Für den Transport bestrahlter Brennelemente und anderer radioaktiver Stoffe gelten gesetzliche Vorschriften, die auf Empfehlungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) beruhen. Ziel dieser Vorschriften sind der Schutz von Mensch und Umwelt vor schädlicher Strahlung sowie der Schutz des Transportgutes gegen äussere Einwirkungen. Bei abgebrannten Brennelementen, die in eine Wiederaufarbeitungsanlage oder in ein Zwischenlager transportiert werden, wird der Schutz durch strahlungabschirmende Transportbehälter gewährleistet. Die Behälter müssen vor ihrer Zulassung den Beweis erbringen, dass sie schwersten Unfallsituationen standhalten und dicht bleiben. Wiederaufarbeitung Bestrahlte Brennelemente enthalten etwa 95 Prozent Uran, 1 Prozent Plutonium und 4 Prozent Spaltprodukte. Die genaue Zusammensetzung ist abhängig vom Entladeabbrand der Brennelemente. Beim Wiederaufarbeitungsprozess werden die Strukturmaterialien und der Brennstoff separiert. Der Brennstoff wird chemisch in Uran, Plutonium und Spaltprodukte aufgetrennt. Die Energieträger Uran und Plutonium werden der Brennelementfertigung zugeführt und im Reaktor rezykliert. Die Spaltprodukte werden in eine Glasmatrix eingegossen. Diese wird in einen Stahlbehälter eingeschweisst. Die Spaltprodukte bilden die hochaktiven Abfälle. Die Strukturteile aus den bestrahlten Brennelementen werden zu mittelaktiven Abfällen verarbeitet. Jährlich fallen aus dem Betrieb des KKG 3,7 Kubikmeter hochaktive und 3 Kubikmeter mittelaktive Abfälle an. Die Entsorgung bestrahlter Brennelemente kann mit oder ohne Wiederaufarbeitung erfolgen. Die Nutzung oder der Verzicht auf die Rezyklierung von Uran und Plutonium unterliegt politischer Einflussnahme. In der Schweiz ist beispielsweise 2006 ein 10-jähriges Moratorium für den Abtransport von bestrahlten Brennelementen zur Wiederaufarbeitung in Kraft getreten. 50 Zwischenlagerung Das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) kann hochaktive, mittelaktive und schwachaktive Abfälle aufnehmen. Darunter fallen auch die hoch- und mittelaktiven Abfälle aus der Wiederaufarbeitung sowie bestrahlte Brennelemente aus den Kernkraftwerken. Bevor die hochaktiven Abfälle in ein Endlager gebracht werden können, müssen sie aus rein physikalischen Gründen mindestens 30 bis 40 Jahre zwischengelagert, d. h. gekühlt, werden. Die Kapazität des ZZL würde auch eine längere Lagerung ermöglichen. Geologische Lagerung Für die Realisierung der benötigten geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle liegen nach über 30 Jahren Untersuchungen Bre nnstoffkre isla uf ein raumplanerisches Instrument des Bundes, welches das Standortauswahlverfahren für geologische Tiefenlager festschreibt. Mit der Vorstellung möglicher Standortgebiete konkretisierte sich die Standortsuche. Die Standortwahl wird nach einem transparenten und demokratisch abgestützten Prozess erfolgen. und Forschung umfassende Kenntnisse und Entscheidungsgrundlagen vor. Ende Juni 2006 genehmigte der Bundesrat den Entsorgungsnachweis für hochaktive Abfälle der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra). Die grundsätzliche Machbarkeit einer dauernden und sicheren Entsorgung aller nuklearen Abfälle in der Schweiz wurde damit schlüssig aufgezeigt. Im April 2008 verabschiedete der Bundesrat den Sachplan Geologische Tiefenlager, Brennstoffkreislauf Brennelemente Mischoxid-(Mox-)Brennelementfabrikation Abgereichertes Uran anlage La Hague. Anreicherung Zwischenlager für Brennelemente und radioaktive Abfälle Brennelementwiederaufarbeitung Plutonium Radioaktive Abfälle Uranbrennelementfabrikation Radioaktiver Abfall ZZL. Brennelemente Brennelemente Wiederaufarbeitungs- Brennelemente Kernkraftwerk Gösgen Uran Konversion Konditionierung Uranerzaufbereitung Brennelement- Felslabor montage Lingen. Mont Terri. (Quelle: Areva) (Quelle: BGR) Uranerz Tiefenlagerung 51 Ertüchtigung, Nachrüstung, Modernisierung währleistungszeit: Übernahme des Kraftwerks von der Generalunternehmerin, der Kraftwerk Union AG Weitere Verbesserungsarbeiten: Austausch des Speisewasserbehälters, Änderungen an den Dampferzeugern, Revisionsarbeiten an zwei Niederdruckturbinen Zur Erhöhung der Anlagensicherheit und der betrieblichen Zuverlässigkeit wurden seit der Betriebsaufnahme zusätzlich zu den wiederkehrenden Instandhaltungsarbeiten rund 700 Millionen Schweizer Franken in grössere Projekte investiert. Eine Auswahl betrieblich bedeutsamer Meilensteine und technischer Neuerungen: 1982 1979 Brennelementtransportbehälter. Dampfleitung zur Kartonfabrik. Wirkungsgradverbessernde Neuerungen am Turbosatz Erweiterung des Verwaltungsgebäudes durch einen zusätzlichen Gebäudeflügel Erster Abtransport von abgebrannten Brennelementen in die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague, Frankreich 19. Januar: Einleitung der ersten sich selbst erhaltenden Kettenreaktion 6. Februar: erste Energieabgabe an das schweizerische Verbundsnetz 30. Oktober: Aufnahme des Volllastbetriebs 20. Dezember: Beginn der Prozessdampflieferung an die Kartonfabrik in Niedergösgen 1983 Vollständige Neuisolation der drei Dampferzeuger 1980 Umfangreiche Verbesserungsarbeiten vor allem im konventionellen Teil der Anlage Erweiterung der Brennelement-Lagerkapazität 1984 Abschluss der Neuberohrung der drei Kondensatoren Umstellung der Chemie im Wasser-DampfKreislauf auf eine reine Hydrazinkonditionierung 1981 15. Mai: offizielle Einweihung des Kernkraftwerks. Ablauf der zweijährigen Ge- 52 Er tüchtig ung , Na chr üstung , Mod e rnisie r ung Überarbeitung der Auflageflächen für die Kerneinbauten im Reaktordruckbehälter 1985 Bundesrätliche Bewilligung zur Erhöhung der thermischen Nennleistung 1990 Verlängerung der Brennstoffzone der Brennelemente 1986 Umbau der Einrichtungen zur Druckabsicherung des Reaktorkühlkreislaufs Abschluss der 1981 eingeleiteten Verbesserungen an den Niederdruckturbinen 1991 Abschluss eines mehrjährigen Programms zur Verbesserung der Reaktoreinbauten Ersteinsatz von Brennelementen mit besonders korrosionsbeständigen Duplexhüllrohren Erneuerung der Energieverteilung für periphere Anlagen 1987 An- und Umbau des Schaltanlagengebäudes Mehrgeschossige Erweiterung des Lagerund Werkstattgebäudes sowie Umbau des Grossteillagers 1992 Ab Juli: Betrieb der Anlage mit der maximal bewilligten thermischen Reaktorleistung von 3002 Megawatt 1988 1993 Schraubenaustauschaktion. Abschluss der Schraubenaustauschaktion an der Kernumfassung des Reaktordruckbehälters Anschaffung eines Generatorreserverotors Einbau des Gaswäschers des Druckentlastungssystems. Nachrüstung eines Druckentlastungssystems für den Sicherheitsbehälter Einführung eines föderativen Informationsund Dokumentationssystems 1989 Umbau der Vorsteuerventile zu den Frischdampf-Isolationsventilen 53 E r tüchtigung, Nachrüstung, Mod e rnisie r ung 1994 1997 17. Januar: Abgabe der hundertmilliardsten Kilowattstunde an das schweizerische Stromnetz Austausch der drei Hauptkühlmittelpumpenläufer Erstmalige vollständige Innenbeladung des Kerns mit frischen Brennelementen 1995 Erweitertes Besucherzentrum. Ersteinsatz von plutoniumhaltigen Mischoxid-(Mox-)Brennelementen Umstellung des Reaktorkühlkreislaufs und der Not- und Nachkühlsysteme auf angereichertes Bor Neugestaltung des südwestlichen Areals Abschluss der Arbeiten am neuen Schulungsgebäude für die Betriebsmannschaft und am Besucherzentrum Montage des Inspektionsstandes im Brennelementlagerbecken. Inbetriebnahme eines Brennelement- und Steuerelement-Inspektionsstandes Austausch der Niederdruckturbinenläufer Totalrevision der zweiten Wasserfassung am Unterwasserkanal Einführung eines neuen Kontrolldosimetriesystems 1998 1996 1999 Vollständige Ausrüstung sämtlicher Brennelemente mit dem korrosionsbeständigen Duplexhüllrohr Realisierung des Vierregionenkerns: Alle Brennelemente werden neu während vier Betriebszyklen eingesetzt Anpassung der Bruttonennleistung auf 1020 Megawatt aufgrund des Leistungsgewinns aus den gesamten wirkungsgradverbessernden Massnahmen durch den Turbinenumbau 54 Abschluss der 1997 begonnenen Nachrüstung eines unabhängigen dritten Brennelementbeckenkühlstrangs Bau einer neuen Lagerhalle für Ersatzteile und Grosskomponenten Anlieferung der ersten Spezialbehälter für den Transport und die Lagerung verbrauchter Brennelemente, die für das Zen- Er tüchtig ung , Na chr üstung , Mod e rnisie r ung trale Zwischenlager für radioaktive Abfälle (ZZL) in Würenlingen bestimmt sind Schweizer Franken sind in Planung. Dazu zählen die Nachrüstung einer Druckentlastung für das Reaktorkühlsystem, die Erweiterung der Nasslagerkapazitäten für verbrauchte Brennelemente in einem neuen Brennelementlagergebäude, die Erweiterung des Hilfsanlagengebäudes durch einen Anbau, die Beschaffung eines Reserve-Erregersatzes, der Ersatz von Kühlturmeinbauten, Wirkungsgradverbesserungen an Turbinen und WasserabscheiderZwischenüberhitzern sowie die Beschaffung eines neuen Generatorschalters. 2000 2003 Transport des Generatorstators zum KKG. Austausch des Generatorstators Erstmaliger Einsatz von Brennelementen aus wiederaufgearbeitetem Uran Übernahme des Ausbildungssimulators für die Betriebsmannschaft von STN Atlas, Bremen, heute Rheinmetall Defense Electronics 2001 Ablösung der Prozessrechneranlage durch ein Prozessdateninformationssystem Inbetriebnahme des ZZL in Würenlingen Erster Rücktransport verglaster hochaktiver Abfälle aus La Hague ins ZZL Beginn mehrjähriger Ertüchtigungsarbeiten an diversen Bauwerken zur Verbesserung der Sicherheit bei Erdbeben sowie zur Stärkung des Eindringschutzes Einbau eines neuen Generatorschalters. Beginn von Sanierungsarbeiten an den Kühlturmeinbauten Ersatz der hydraulisch-mechanischen Drehzahlschutzeinrichtung am Turbosatz Austausch des Generatorschalters 2004 Zertifizierung des 2003 eingeführten prozessorientierten KKG-Managementsystems durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (ISO 9001:2000 für Qualitätsmanagement, ISO 14001:1996 für Umweltmanagement sowie 2002 Modernisierungsprojekte mit einem Investitionsaufwand von über 200 Millionen 55 E r tüchtigung, Nachrüstung, Mod e rnisie r ung Umsetzung des integrierten Notfallmanagements: Einführung des überarbeiteten Betriebs- und Notfallhandbuchs 2007 Sanierung der Kühlturmeinbauten. OHSAS 18001:1999 für Arbeitsschutzmanagement) Erteilung der atomrechtlichen Bau- und Betriebsbewilligung für das Brennelementlagergebäude Modernisierung der Sicherungsrechnersysteme Bauarbeiten am Brennelementlagergebäude. Teilersatz der analogen Turbinenregelung durch eine digitale Regelung Austausch eines 220-Kilovolt-Fremdnetztransformators Inbetriebnahme der Erweiterungen des Reaktorhilfsanlagengebäudes und eines neuen Flügels des Verwaltungsgebäudes Konditionierung der aus 28 Betriebsjahren angefallenen Abfälle aus dem Kernbereich des Reaktors 2005 Nachrüstung einer gesteuerten Druckentlastung für das Reaktorkühlsystem Konstruktive Veränderungen im Turbinenbereich zur Verbesserung des Anlagenwirkungsgrades Austausch der Zwischenüberhitzerbündel Einführung der Zinkzudosierung im Reaktorkühlmittel 2008 Betriebsaufnahme des neuen Brennelementlagergebäudes Ersatz der Dichtungssysteme aller Hauptkühlmittelpumpen Ersatz der drei 380-Kilovolt-Blocktransformatorpole sowie des Reservepols Austausch zweier Niederdruckvorwärmer Abschluss der alle zehn Jahre durchzuführenden periodischen Sicherheitsüberprüfung 2006 Austausch des Generatorerregers Überarbeitung der probabilistischen Sicherheitsanalyse 56 Anla ge ncha ra kte r istika Anlagencharakteristika 1 (3-mal) 2 (2-mal) 8 (3-mal) 3 (4-mal) 4 (2-mal) 5 (3-mal) 7 (4-mal) 1 2 3 4 5 6 7 8 6 (6-mal) Hauptspeisewasserpumpen An- und Abfahrpumpen Notspeisewasserpumpen Notstandspeisewasserpumpen Hauptkühlmittelpumpen Nachkühlpumpen Hochdrucksicherheitseinspeisepumpen Druckspeicher 380 kV 220 kV G ~ G ~ HD 6 kV ND DG DG DG DG DG DG 380 V HD ND G DG = Hochdruckturbine = Niederdruckturbine = Generator = Dieselgenerator 57 380-kV-Schaltanlage 220-kV-Schaltanlage Elektrische Anlagen Blockschalter Blocktransformator 380/27 kV Generatorableitung 27 kV Fremdnetztransformator 60/32/32 MVA Eigenbedarfstransformator 60/32/32 MVA Fremdnetztransformator 60/32/32 MVA Eigenbedarfstransformator 60/32/32 MVA Generator 1190 MVA 10-kV-Blockverteilung Strang 4 10-kV-Blockverteilung Strang 2 10-kV-Blockverteilung Strang 1 Div. Motorabzweige 380-V-Hpt.-Vertlg. Blockanlage Strang 4 Div. Motorabzweige 380-V-Hpt.-Vertlg. Blockanlage Strang 3 380-V-Hpt.-Vertlg. Nebenanlage Ringleitung Ringleitung 10-kV-Blockverteilung Strang 3 Div. Motorabzweige 380-V-Hpt.-Vertlg. Blockanlage Strang 2 380-V-Hpt.-Vertlg. Nebenanlage Div. Motorabzweige 380-V-Hpt.-Vertlg. Blockanlage Strang 1 380-V-Hpt.-Vertlg. Nebenanlage 380-V-Hpt.-Vertlg. Druckhalterheizung 380-V-Hpt.-Vertlg. Nebenanlage 380-V-Hpt.-Vertlg. Druckhalterheizung 220-V-Steuerstabverteilung Notstromdiesel 3550 kVA 220-V-Steuerstabverteilung Notstromdiesel 3550 kVA 6-kV-Notstromverteilung Strang 4 Notstromdiesel 3550 kVA 6-kV-Notstromverteilung Strang 3 Div. Motorabzweige 6-kV-Notstromverteilung Strang 2 Div. Motorabzweige 380-V-Notstromverteilung Strang 4 220-V-Gleichstromverteilung Strang 4 Rotierender Umformer 175 kVA Div. Motorabzweige 380-V-Notstromverteilung Strang 2 380-V-Notstromverteilung Strang 3 24/48-V-Gleichstromverteilung Strang 4 6-kV-Notstromverteilung Strang 1 Div. Motorabzweige 380-V-Notstromverteilung Strang 3 380-V-Notstromverteilung Strang 4 Notstromdiesel 3550 kVA 380-V-Notstromverteilung Strang 1 380-V-Notstromverteilung Strang 2 380-V-Notstromverteilung Strang 1 24/48-V-Gleichstromverteilung Strang 3 24/48-V-Gleichstromverteilung Strang 2 24/48-V-Gleichstromverteilung Strang 1 220-V-Gleichstromverteilung Strang 3 220-V-Gleichstromverteilung Strang 2 220-V-Gleichstromverteilung Strang 1 Rotierender Umformer 175 kVA Rotierender Umformer 175 kVA 380-V-gesicherte Schiene Strang 3 380-V-gesicherte Schiene Strang 4 Rotierender Umformer 175 kVA 380-V-gesicherte Schiene Strang 1 380-V-gesicherte Schiene Strang 2 380-V-gesicherte Schiene Prozessrechner Notstanddiesel 750 kVA 220-V-Gleichstromverteilung Reserveumformer Notstanddiesel 750 kVA 380-V-Notstandverteilung Strang 6 380-V-Notstandverteilung Strang 5 Rotierender Umformer 175 kVA Reserveeinheit 380-V-Notstandverteilung Strang 7 380-V-gesicherte Schiene Reserveumformer 58 24/48-V-Notstandverteilung Strang 6 24/48-V-Notstandverteilung Strang 5 24/48-V-Notstandverteilung Strang 7 I nte rne ta d ress e n Internetadressen Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), technisch-wissenschaftliche Fachorganisation der Entsorgungspflichtigen (Bund und Schweizer Kernkraftwerkbetreiber) www.nagra.ch Bundesamt für Energie (BFE) www.bfe.admin.ch Bundesamt für Gesundheit (BAG) www.bag.admin.ch Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), Aufsichtsbehörde des Bundes für die nukleare Sicherheit und Sicherung der schweizerischen Kernanlagen www.ensi.ch Nuklearforum, wissenschaftlich-technische Fachorganisation www.nuklearforum.ch Entsorgungsfonds www.entsorgungsfonds.ch Paul Scherrer Institut (PSI), multidisziplinäres Forschungsinstitut für Natur- und Ingenieurwissenschaften www.psi.ch Entsorgungsnachweis www.entsorgungsnachweis.ch Radioaktive Abfälle www.radioaktiveabfaelle.ch Felslabor Grimsel (FLG), Felslabor der Nagra im Kristallingestein am Grimselpass, Haslital, Kanton Bern www.grimsel.com Stilllegungsfonds www.stilllegungsfonds.ch Felslabor Mont Terri (FMT); Felslabor im Opalinuston bei St-Ursanne, Kanton Jura www.mont-terri.ch Swissnuclear, Fachgruppe Kernenergie der Swisselectric (Organisation der schweizerischen Stromverbundunternehmen) www.swissnuclear.ch Kernenergie-Internetportal www.kernenergie.ch Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) www.strom.ch Nationale Alarmzentrale, Fachstelle des Bundes für ausserordentliche Ereignisse www.naz.ch ZWILAG Zwischenlager Würenlingen AG, zentrales Zwischenlager der Schweizer Kernkraftwerke für alle Abfallkategorien www.zwilag.ch 59 L iteraturhinweise Periodika Geschäftsbericht der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG (www.kkg.ch) Bulletin Nuklearforum Schweiz, Bern (www.nuklearforum.ch, allgemeine Kernenergiethemen in Kurzdarstellungen und betriebliche Kennzahlen der Schweizer Kernkraftwerke, monatlich) Nagra-Geschäftsbericht, Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), Wettingen (www.nagra.ch) Aufsichtsbericht, Strahlenschutzbericht, Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat, Brugg (www.ensi.ch, Behördendarstellung über den Betrieb der Schweizer Kernkraftwerke, die Aufsichtstätigkeit des Bundes und den Strahlenschutz) Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz, Bundesamt für Gesundheit (BAG), Abteilung Strahlenschutz, Bern (www.bag.admin, Zusammenstellung der Ergebnisse der Radioaktivitätsüberwachung, jährlich) 60 Technische Hauptdaten Leistungsdaten Elektrische Bruttonennleistung Elektrische Nettonennleistung Thermische Reaktorleistung 1035 MW 985 MW 3002 MW Reaktorgebäude Aussendurchmesser Höhe über Grundplatte Wandstärke im zylindrischen Teil Wandstärke der Kuppel Dicke der Grundplatte 63,6 m 56,8 m 1,6 m 1,2 m 2,8 m Stahlhülle Innendurchmesser Wanddicke Auslegungsüberdruck/-temperatur 52 m 32 mm 4,89 bar/135 °C Reaktordruckbehälter Innendurchmesser Wanddicke Zylindermantel (ohne Plattierung) Werkstoff Dicke der Plattierung Gesamthöhe einschliesslich Deckel Auslegungsüberdruck/-temperatur Gewicht ohne Einbauten Gewicht Kerneinbauten 4360 mm 221 mm 22NiMoCr3-7 6 mm 10 827 mm 175 bar/350 °C 360 t 135 t Reaktoranlage Kühlmittel und Moderator Brennstoff Anzahl Brennelemente Gesamtgewicht eines Elements Anzahl Brennstäbe je Brennelement Anordnung Gesamtlänge der Brennstäbe Aktive Länge der Brennstäbe Aussendurchmesser der Brennstäbe Hüllrohrwerkstoff Hüllrohrwanddicke Gesamte Uranmasse im Kern Anreicherung Nachladebrennelemente Abbrand entladene Brennelemente Mittlere Wärmestromdichte Mittlere lineare Stableistung Anzahl Steuerelemente Anzahl der Absorberstäbe je Steuerelement Absorberwerkstoff H2O Uran (UO2) und Mox (UO2 und PuO2) 177 666 kg 205 (Mox: 204) Quadratgitter 3860 mm 3520 mm 10,75 mm Zry-4/DX ELS 0,8 0,725 mm 76 t 4,6–4,95 % U-235 äquivalent 55–65 MWd/kg SM 67,5 W/cm2 228 W/cm 48 20 AgInCd Anlagenübersicht 47 26 30 47 25 24 48 49 48 49 48 49 27 2 3 23 47 4 22 2 2 29 Oberwasserkanal 32 Containmentsumpf 1 3 3 28 69 31 36 68 5 33 14 70 6 14 77 7 34 66 12 35 76 13 16 19 17 67 78 64 15 8 9 18 20 10 64 65 57 37 21 58 38 11 46 Volumenregelsystem 5 Rekuperativwärmetauscher 6 Hochdruckkühler 7 Hochdruckreduzierstation 8 Volumenausgleichsbehälter 9 Hochdruckförderpumpen 45 26 Beckenreinigungspumpe 27 Mischbettfilter Nukleares Nebenkühlwassersystem 22 Nukleare Nebenkühlwasserpumpe Abgassystem 33 Rekombinator 34 Abgaskompressor 35 Verzögerungsstrecke 36 Abluftkamin Nukleares Zwischenkühlsystem 23 Nukleare Zwischenkühlpumpe 24 Nuklearer Zwischenkühler Kühlmittelreinigung 12 Mischbettfilter 13 Kühlmittelentgaser Brennelementbeckenkühlund -reinigungssystem 25 Brennelementbecken 42 Kühlmittellagerung und -aufbereitung 14 Kühlmittelspeicher 15 Deionatrückspeisepumpe 16 Verdampferspeisepumpe 17 Vorwärmer 18 Verdampfer 19 Kondensatpumpe 20 Entgaser 21 Entgaserabziehpumpe Chemikalieneinspeisesystem 10 Borsäurebehälter 11 Borsäuredosierpumpe 41 43 44 Reaktorkühlsystem 1 Reaktor 2 Dampferzeuger 3 Hauptkühlmittelpumpen 4 Druckhalter 40 39 Nukleares Nachkühlsystem 28 Nachkühlpumpe 29 Nachwärmekühler 30 Druckspeicher 31 Flutbehälter 32 Sicherheitseinspeisepumpe Anlagenentwässerung 37 Entwässerungsbehälter und -pumpe 60 61 59 50 51 53 54 54 G ~ 54 Generator Vollentsalzungsanlage 73 52 52 52 62 62 62 74 55 75 71 56 72 63 Hilfsdampfsystem 57 Hilfsdampfsammler 58 Hilfskessel Hauptkühlwassersystem 71 Kühlturm 72 Hauptkühlwasserpumpen Prozessdampfsystem 59 Prozessdampferzeuger 60 Prozessdampfüberhitzer 61 Dampf für Karton- und Papierfabrik Frischdampfsystem 47 Frischdampfsicherheitsventile 48 Frischdampfabblaseventile 49 Frischdampfisolationsventile 50 Wasserabscheider 51 Überhitzer 52 Frischdampfumleitstation 53 Hochdruckturbine 54 Niederdruckturbinen Hauptspeisewassersystem 66 Speisewasserbehälter 67 Hauptspeisewasserpumpe 68 Hochdruckvorwärmer 69 Zwischenüberhitzer-Kondensatkühler 70 An- und Abfahrpumpen Abscheiderkondensatsystem 55 Wasserabscheiderkondensatbehälter 56 Wasserabscheiderkondensatpumpe Aufbereitung radioaktiver Abwässer 38 Abwassersammelbehälter 39 Verdampferspeisepumpe 40 Abwasserverdampfer 41 Kontrollbehälter 42 Abgabepumpe 43 Konzentratbehälter 44 Konzentratpumpe 45 Kondensator 46 Abfallverfestigungsanlage Notspeisewassersystem 73 Notspeisedeionatbecken 74 Deionatnachspeisepumpen 75 Notspeisepumpen 76 Notstanddeionatbecken 77 Notstandspeisewasserpumpen 78 Brunnenpumpen Hauptkondensatsystem 62 Kondensatoren 63 Hauptkondensatpumpe 64 Niederdruckvorwärmer 65 Nebenkondensatpumpe Te chnische Ha up tda te n Antrieb Anzahl der Reaktorkühlkreisläufe Betriebsüberdruck Reaktoranlage Kühlmitteltemperatur am Eintritt Kühlmitteltemperatur am Austritt Kühlmittelnenndurchsatz magnetische Klinkenschrittheber 3 154 bar 292 °C 325 °C 15 984 kg/s Dampferzeuger Anzahl Höhe Durchmesser Mantelwerkstoff Werkstoff der Rohrplatte Rohrwerkstoff Rohrabmessungen Auslegungsüberdruck/-temperatur Gesamtgewicht 3 21 200 mm 3570/4860 mm Feinkornstahl Feinkornstahl Incoloy 800 Ø 22 x 1,2 mm 175/87,3 bar/350 °C 380 t Hauptkühlmittelpumpen Anzahl/Typ Förderhöhe Nenndurchsatz je Pumpe Drehzahl Motorleistung (Auslegung) 3 einstufige Halbaxialzentrifugalpumpen 84,4 m 5328 kg/s 1490 U/min 9200 kW Druckhalter Höhe Durchmesser Volumen Betriebsüberdruck/-temperatur Heizleistung der Heizstäbe 13 400 mm 2400 mm 42 m3 154 bar/344 °C 1400 kW Dampfkraftanlage Frischdampfdurchsatz Frischdampfzustand am Dampferzeugeraustritt Dampfnässe am Dampferzeugeraustritt Endnässe Kondensatordruck Kühlwassertemperatur Kondensatorkühlwasserdurchsatz Speisewasservorwärmtemperatur Anzahl der Vorwärmstufen 5890 t/h 64,5 bar/280,3 °C max. 0,25 % 10 % 80 mbar 22 °C 120 500 m3/h 218 °C 5 Turbine Viergehäusige Einwellenkondensationsturbine mit einem doppelflutigen HD-Teil und 3 doppelflutigen ND-Teilen. Trocknung und Zwischenüberhitzung zwischen HD-Teil und ND-Teilen. Drehzahl 3000 U/min. Te chnische Ha up tda te n Bruttowirkleistung Turbine Länge des Turbosatzes 1035 MW 55 m Generator Scheinleistung Leistungsfaktor (cos) Klemmenspannung Frequenz Kühlung Läuferwicklung Kühlung Ständerwicklung 1190 MVA 0,9 27 kV 50 Hz Wasserstoff (6 bar), 7 bar abs. Wasser (27 kg/s) Blocktransformator Anzahl/Typ Oberspannung Unterspannung Leistung 3 Einphaseneinheiten und 1 Reserveeinheit 409 kV 27 kV 1200 MVA Hauptspeisewasserpumpen Anzahl/Typ Förderhöhe Vor- und Hauptpumpe Nenndurchsatz je Pumpe Motorleistung 3 doppelflutige zweistufige Radialzentrifugalpumpen 812 m 844 kg/s 8600 kW Kühlturm Anzahl/Typ Höhe Basisdurchmesser Öffnungsdurchmesser Durchmesser an der Taille Schalendicke unten Schalendicke Minimum Wasserdurchsatz Warmwassertemperatur Kaltwassertemperatur Trockenlufttemperatur Feuchtlufttemperatur Luftdurchsatz Verdunstung von Wasser 1 Naturzugnasskühlturm 150 m 117 m 74 m 70 m 750 mm 160 mm 33,8 m3/s 36 °C 22 °C 7,8 °C 6,2 °C 25 400 m3/s 0,4–0,7 m3/s Hauptkühlwasserpumpen Anzahl/Typ Förderhöhe Nenndurchsatz je Pumpe Drehzahl Motorleistung 2 einstufige Halbaxialzentrifugalpumpen 20,5 m 16,9 m3/s 248 U/min 4100 kW
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