Aufsichtsbericht 2012
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Aufsichtsbericht 2012
Aufsichtsbericht 2012 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen Aufsichtsbericht 2012 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen Rapport de Surveillance 2012 sur la sécurité nucléaire dans les installations nucléaires en Suisse Regulatory Oversight Report 2012 concerning nuclear safety in Swiss nuclear installations Inhaltsverzeichnis Vorwort 6 Préface 8 Preface 10 Zusammenfassung und Übersicht 13 Résumé et aperçu 16 Summary and overview 19 1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick 1.2 Betriebsgeschehen 1.3 Anlagetechnik 1.4 Strahlenschutz 1.5 Radioaktive Abfälle 1.6 Notfallbereitschaft 1.7 Personal und Organisation 1.8 Sicherheitsbewertung 23 23 24 28 31 32 33 33 34 2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick 2.2 Betriebsgeschehen 2.3 Anlagetechnik 2.4 Strahlenschutz 2.5 Radioaktive Abfälle 2.6 Notfallbereitschaft 2.7 Personal und Organisation 2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 2.9 OSART 2.10 Sicherheitsbewertung 39 39 40 41 45 46 47 47 48 48 48 3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick 3.2 Betriebsgeschehen 3.3 Anlagetechnik 3.4 Strahlenschutz 3.5 Radioaktive Abfälle 3.6 Notfallbereitschaft 3.7 Personal und Organisation 3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 3.9 Sicherheitsbewertung 51 51 52 54 56 57 58 58 59 59 4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick 4.2 Betriebsgeschehen 4.3 Anlagetechnik 4.4 Strahlenschutz 4.5 Radioaktive Abfälle 4.6 Notfallbereitschaft 4.7 Personal und Organisation 4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 4.9 Sicherheitsbewertung 63 63 64 66 71 72 73 73 74 74 5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen 5.1 Zwischenlagergebäude 5.2 Konditionierungsanlage 5.3 Plasma-Anlage 5.4 Strahlenschutz 5.5 Notfallbereitschaft 5.6 Personal und Organisation 5.7 Vorkommnisse 5.8 Gesamtbeurteilung 77 77 78 78 79 79 80 80 80 6. PSI 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11 Die Kernanlagen des PSI Hotlabor Forschungsreaktor PROTEUS Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen Behandlung radioaktiver Abfälle Lagerung radioktiver Abfälle Strahlenschutz Notfallbereitschaft Personal und Organisation Strahlenschutz-Schule Gesamtbeurteilung 81 81 81 82 82 83 84 84 84 85 85 85 7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) 7.2 Universität Basel 87 87 87 8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung 8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern 8.6 Inspektionen und Audits 89 89 89 90 90 91 92 9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle 9.1 Sachplan geologische Tiefenlager 9.2 Entsorgungsprogramm 9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis 9.4 Kostenstudie 9.5 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung (EGT) 9.6 Felslaboratorien 9.7 Internationaler Wissenstransfer 93 94 96 96 97 97 98 98 10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse 10.3 Aktionsplan und Umsetzung 101 101 103 104 Anhang 109 Verzeichnis der Abkürzungen 132 Vorwort Erdbebennachweise basieren auf einer Zwischenberechnung des PEGASOS Refinement Project PRP vom Mai 2011 und sind deshalb provisorisch. Nach Abschluss des Projekts PRP und der darauffolgenden Überprüfung der Ergebnisse durch das ENSI wird die Erdbebengefährdung für jeden Standort neu festgelegt. Auf dieser Grundlage werden die Betreiber die seismischen Gefährdungsannahmen erneut analysieren müssen, um die Erdbebenfestigkeitsnachweise zu aktualisieren. Die Aufarbeitung der Ereignisse in Fukushima dauert an. Im Rahmen des Aktionsplans Fukushima analysieren unsere Experten weitere Aspekte der Sicherheit und des Notfallschutzes. Wir wollen mit der konsequenten Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Unglück die Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke weiter verbessern. Der EU-Stresstest bestätigt die Resultate der umfangreichen Sicherheitsprüfungen, welche die Werke auf Verfügung des ENSI nach Fukushima bisher durchführen mussten. Die Schweizer Anlagen sind trotz ihres fortschreitenden Alters auch im internationaDie Kernkraftwerke in der Schweiz erfüllen die len Vergleich in einem guten Zustand. Die Auswer- Sicherheitsanforderungen, wie sie in den schwei- tung des EU-Stresstests, welchem sich die Schwei- zerischen Gesetzen und Verordnungen festgelegt zer Anlagen 2011 gemäss der Verfügung des ENSI sind, und verfügen darüber hinaus über die von unterzogen hatten, hat ergeben, dass Mühleberg, der Aufsichtsbehörde geforderten zusätzlichen Beznau und Gösgen die Anforderungen an sämt- Sicherheitsmargen. Es spricht deshalb aus sicher- liche von der EU-Kommission speziell begutach- heitstechnischer Sicht nichts dagegen, dass die teten Bereichen erfüllen. Einzig das Kernkraftwerk Kernkraftwerke in der Schweiz weiter betrieben Leibstadt erhielt von den EU-Gutachtern die Emp- werden können. Dies ist die zusammenfassende fehlung, im Bereich des Wasserstoffmanagements Aussage des vorliegenden Aufsichtsberichts. nachzubessern. Eine entsprechende Forderung Es gab 2012 keine Vorkommnisse in den Schweizer zur Nachbesserung haben wir als schweizerische Kernkraftwerken, die die Sicherheit von Mensch Aufsichtsbehörde bereits 2011 an das Kernkraft- und Umwelt hätten beeinträchtigen können. Dies werk Leibstadt gestellt. zeigt die Auswertung der Resultate der über 400 Wie international üblich haben die EU-Gutachter Inspektionen, die wir angemeldet und unangemel- neben Empfehlungen zur Verbesserung auch det durchgeführt haben, sowie der Betriebsdaten vorbildliche Sicherheitseinrichtungen bezeichnet, und Vorkommnis-Meldungen der Kraftwerks- welche für alle Kernkraftwerke anzustreben sind – betreiber. sogenannte Good Practices. Mit einer Ausnahme Im vergangenen Jahr konnten alle Betreiber unter sind in den Schweizer Kernkraftwerken alle von anderem belegen, dass ihre Anlagen schweren der EU-Kommission als vorbildlich bezeichneten Erdbeben widerstehen und dabei keine Schäden Massnahmen bereits realisiert. Die Ausnahme be- infolge Strahlung für Mensch und Umwelt entste- trifft die diversitäre Wärmesenke des Kernkraft- hen. Diesen Nachweis hatten wir nach der Reaktor- werks Mühleberg, wie sie vom ENSI bereits gefor- katastrophe in Fukushima gefordert. Die aktuellen dert wurde. 6 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Die Politik hat nach Fukushima entschieden, dass zum Langzeitbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg die Schweiz aus der Kernenergie aussteigt, die be- begutachtet und konkrete Forderungen gestellt. stehenden Kraftwerke jedoch weiter betrieben Fukushima hat in der Schweiz auch im Bereich des werden können, solange sie sicher sind. Die Ener- Notfallschutzes Massnahmen bewirkt. Mitte 2012 giestrategie 2050 des Bundesrates geht von einer hat der Bundesrat den Bericht der interdepar- Betriebszeit der Schweizer Kraftwerke von 50 Jah- tementalen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der ren aus. Aus heutiger sicherheitstechnischer Sicht Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in werden diese die ihnen zugewiesene Rolle in der der Schweiz IDA NOMEX zur Kenntnis genommen Energiestrategie wahrnehmen können. und Aufträge erteilt. Auch das ENSI ist im Verbund Eine unverrückbare Bedingung dafür ist aber, dass mit den anderen Akteuren aktiv an der Verbesse- weiterhin in die Sicherheit investiert wird. Das ENSI rung des Notfallschutzes in der Schweiz beteiligt. wird nicht zulassen, dass die Kernkraftwerke in der Aufsicht wird von Menschen ausgeübt. Mein Dank Schweiz «ausgefahren» werden, bis keine Sicher- gilt deshalb meinen Mitarbeitenden, die sich täglich heitsmargen mehr vorhanden sind. Ein Kernkraft- verantwortungsbewusst und mit grossem Einsatz für werk muss stillgelegt werden, wenn noch Sicher- die Sicherheit von Mensch und Umwelt engagieren. heitsmargen vorhanden sind. Gemäss dem geltenden Regelwerk müssen die Betreiber nach vierzig Betriebsjahren nachweisen, dass ihr Kraftwerk den sicherheitstechnischen Anforderungen genügt und dank weiteren Investitionen Dr. Hans Wanner auch die nächsten zehn Jahre sicher betrieben wer- Direktor den kann. Entsprechend haben wir 2012 den Plan April 2013 ENSI Aufsichtsbericht 2012 7 Préface En Suisse, les centrales nucléaires répondent aux comparaison internationale aussi. Il ressort de impératifs de sécurité tels qu’ils sont fixés dans les l’évaluation du test de résistance de l’UE, auquel lois et les ordonnances de notre pays, et disposent les installations suisses se sont soumises en 2011 par ailleurs des marges de sécurité supplémen- conformément à la décision de l’IFSN, que Mühle- taires exigées par l’autorité de surveillance. Du berg, Beznau et Gösgen remplissent les exigences point de vue de la sécurité, rien ne s’oppose donc requises dans tous les domaines spécialement à la poursuite de l’exploitation des centrales nu- évalués par la Commission européenne. Seule la cléaires en Suisse. C’est la conclusion à laquelle le centrale nucléaire de Leibstadt a reçu des experts présent rapport de surveillance est parvenu. de l’UE une recommandation concernant l’amé- En 2012, il n’y a pas eu dans les centrales nucléaires lioration de la gestion de l’hydrogène. En notre suisses d’événements susceptibles de porter at- qualité d’autorité de surveillance, nous avions déjà teinte à la sécurité des êtres humains et de l’envi- requis de la centrale nucléaire de Leibstadt l’amé- ronnement. C’est ce que montre d’une part l’éva- lioration de cet aspect en 2011. luation des résultats des plus de 400 inspections, Comme il est d’usage au niveau international, les annoncées et intempestives, que nous avons réali- experts de l’UE ont indiqué, en plus des recomman- sées, d’autre part l’évaluation des données d’ex- dations d’amélioration, des dispositifs de sécurité ploitation et des événements notifiés par les exploi- exemplaires que toutes les centrales nucléaires tants de centrales nucléaires. devraient viser, les dites bonnes pratiques (good L’année dernière, tous les exploitants ont pu practices). A une exception près, toutes les me- démontrer notamment que leurs installations ré- sures qualifiées d’exemplaires par la Commission sistent à de forts tremblements de terre et qu’au- européenne ont déjà été prises dans les centrales cun dommage dû au rayonnement n’en résulte nucléaires suisses. L’exception concerne la source pour les êtres humains et l’environnement. Nous froide diversifiée de la centrale nucléaire de Mühle- avions exigé cette démonstration suite à la catas- berg; des travaux correspondants ont été requis trophe de réacteur de Fukushima. Les démonstra- par l’IFSN. tions actuelles concernant les séismes se basent sur Après Fukushima, les politiques ont décidé que la un calcul intermédiaire du PEGASOS Refinement Suisse sortirait du nucléaire, mais qu’elle pourrait Project PRP de mai 2011 et sont de ce fait provi- poursuivre l’exploitation des centrales nucléaires soires. A la fin du projet PRP et du contrôle subsé- existantes tant que ces dernières resteraient sûres. quent des résultats par l’IFSN, l‘aléa sismique sera La stratégie énergétique 2050 du Conseil fédéral redéfini pour chaque site. Sur cette base, les ex- repose sur une durée d’exploitation des centrales ploitants devront analyser de nouveau les hypo- nucléaires suisses de 50 ans. Du point de vue actuel thèses de risque sismique pour actualiser les dé- de la sécurité, elles peuvent assumer le rôle que la monstrations de résistance aux séismes. stratégie énergétique leur a assigné. Le traitement des événements de Fukushima se Mais pour ce faire, il faut continuer d’investir dans poursuit. Dans le cadre du plan d’action Fuku- la sécurité, c’est une condition sine qua non. L’IFSN shima, nos experts analysent d’autres aspects de la ne permettra pas que les centrales nucléaires sécurité et de la protection d’urgence. En exploi- suisses soient «poussées» jusqu’à ce que plus au- tant systématiquement les résultats de l’accident, cune marge de sécurité ne soit présente. Une cen- nous entendons continuer à améliorer la sécurité trale nucléaire doit être désaffectée lorsque des des centrales nucléaires suisses. marges de sécurité sont encore disponibles. Le test de résistance de l’Union européenne (UE) Selon la réglementation en vigueur, les exploitants confirme les résultats des importants contrôles de doivent démontrer, au terme de 40 années d’ex- sécurité que les centrales ont dû réaliser suite à la ploitation, que leurs centrales nucléaires satisfont décision de l’IFSN après Fukushima. Malgré leur aux exigences de sécurité et peuvent être exploi- âge, les installations suisses sont en bon état en tées de manière sûre les dix prochaines années 8 ENSI Aufsichtsbericht 2012 aussi, grâce à d’autres investissements. En 2012, La surveillance est assurée par des êtres humains. nous avons donc évalué le plan concernant l’ex- Je remercie donc mes collaborateurs qui s’en- ploitation à long terme de la centrale nucléaire de gagent quotidiennement et avec responsabilité Mühleberg et posé des exigences concrètes. pour la sécurité des êtres humains et de l’environ- Fukushima a amené en Suisse aussi des mesures nement. dans le domaine de la protection d’urgence. Mi2012, le Conseil fédéral a pris connaissance du rapport du Groupe de travail interdépartemental chargé d’examiner les mesures de protection d’urgence de la population en cas d’événements ex- Dr Hans Wanner trêmes survenant en Suisse IDA NOMEX et passé Directeur des ordres. L’IFSN aussi participe activement avec Avril 2013 d’autres acteurs à l’amélioration de la protection d’urgence en Suisse. ENSI Aufsichtsbericht 2012 9 Preface The nuclear power plants in Switzerland comply European Commission. However, the EU inspectors with the safety provisions contained in current recommended improvements to the hydrogen laws and regulations and also possess the addi- management system at the Leibstadt nuclear power tional safety margins demanded by the regulator. plant. A corresponding demand for rectification From a safety perspective, there is no reason why had already been made by us, as acting Swiss regu- the nuclear power plants should not continue to lator at the Leibstadt plant in 2011. operate in Switzerland. This is the summary finding As an international practice, EU inspectors not only of the following Surveillance Report. issues recommendations for improvements but also There were no incidents in Swiss nuclear power highlight exemplary safety systems that all nuclear plants in 2012 that could have had a detrimental power plants should strive towards – so-called effect on the safety of people and the environ- good practices. With one exception, Swiss nuclear ment. This is evident from an evaluation of the re- power plants had already implemented the good sults of over 400 inspections, both unannounced practices identified by the European Commission. and announced, together with operating data and The exception was the alternate heat sink at the event notifications from plant operators. Mühleberg NPP where ENSI had already issued During 2012, all operators satisfied the require- related instructions. ment to provide evidence that their facilities could Following Fukushima, a political decision was taken withstand a serious earthquake, and that such an to phase out nuclear power in Switzerland but to event would not expose humans or the environ- continue the operation of existing power plants ment to harmful radiation. We demanded this evi- provided that they are safe. The Energy Strategy dence following the reactor disaster at Fukushima. 2050, adopted by the Swiss Federal Council, as- The current seismic evidence is based on the in- sumes a service life of 50 years for Swiss nuclear terim assessment of the PEGASOS Refinement Pro- power plants. From a current safety perspective, the ject PRP dating from May 2011 and therefore pro- plants can satisfy the role allocated to them in the visional. On completion of the PRP Project and the Energy Strategy. subsequent review of the results by ENSI, the seis- However, it is absolutely imperative that resources mic hazard for each location will be re-assessed. continue to be invested in safety. ENSI will not Operators will then be required to review their simply allow Swiss nuclear power plants to remain seismic hazard assumptions in order to update the in operation until they have exhausted their safety earthquake-resistance evidence. margins. When a nuclear power plant is to be Work continues on the appraisal of events in Fuku- decommissioned, it must be done whilst safety shima. As part of the Fukushima Action Plan, our margins still exist. experts are analysing additional aspects of safety Under the current legislation, an operator must and emergency preparedness. By consistently trans- show after 40 years of operation that its facility lating the lessons learned from this disaster into ac- meets the safety requirements and that continued tion, we are seeking to further improve the safety of investment will allow it to operate safely for a fur- Swiss nuclear power plants. ther 10 years. It was on this basis that we in 2012 The EU Stress Test confirmed the results of the reviewed the plan for the long-term operation of extensive safety reviews completed at the behest the Mühleberg NPP and subsequently issued related of ENSI following Fukushima: Swiss nuclear power demands. plants remain in good condition, also in interna- Fukushima also had an impact on emergency pre- tional comparison, despite their increasing age. paredness measures in Switzerland. In mid-2012, The evaluation of the EU Stress Tests undergone by the Swiss Federal Council received from the Inter- Swiss facilities in 2011 by order of ENSI showed departmental Working Group the IDA NOMEX re- that Mühleberg, Beznau and Gösgen satisfied the port reviewing emergency preparedness measures requirements in each of the areas inspected by the following extreme events in Switzerland, and in 10 ENSI Aufsichtsbericht 2012 response issued formal orders. ENSI too is working actively with other stakeholders to improve emergency preparedness in Switzerland. Surveillance activities are conducted by people. Therefore, I wish to thank my staff who work every day with great dedication and sense of responsibility for the safety of people and the environment. Dr. Hans Wanner Director April 2013 ENSI Aufsichtsbericht 2012 11 Zusammenfassung und Übersicht Das ENSI eignisse und Befunde in den Kernanlagen zu informieren. Zu spezifischen Themen orientiert es auch Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat im Rahmen von Veranstaltungen wie zum Beispiel ENSI begutachtet und beaufsichtigt als Aufsichts- Medienkonferenzen. behörde des Bundes die Kernanlagen in der Der vorliegende Aufsichtsbericht des ENSI ist Teil Schweiz. Dazu gehören die fünf Kernkraftwerke, seiner periodischen Berichterstattung. Daneben die Zwischenlager bei den Kraftwerken, das Zen- publiziert das ENSI jährlich einen Strahlenschutz- trale Zwischenlager der ZWILAG in Würenlingen bericht sowie einen Erfahrungs- und Forschungs- sowie die nuklearen Einrichtungen am Paul Scher- bericht. Die Originalsprache der Berichte ist rer Institut (PSI) und an den Hochschulen in Basel Deutsch. Die Zusammenfassungen werden auf und Lausanne. Mittels Inspektionen, Aufsichtsge- Französisch und Englisch übersetzt. sprächen, Prüfungen und Analysen sowie der Be- Das ENSI publiziert seine Berichte auch auf seiner richterstattung der Anlagebetreiber verschafft sich Website unter www.ensi.ch, wo es ein umfang- das ENSI den notwendigen Überblick über die nu- reiches Angebot an Fachartikeln aufgeschaltet hat. kleare Sicherheit der beaufsichtigten Kernanlagen. Es wacht darüber, dass die Vorschriften eingehalten werden und die Betriebsführung gesetzeskon- Inhalt des vorliegenden Berichts form erfolgt. Zu seinem Aufsichtsbereich gehören zudem die Transporte radioaktiver Stoffe von und Das ENSI berichtet in den Kapiteln 1 bis 4 des vor- zu den Kernanlagen sowie die Vorbereitungen zur liegenden Aufsichtsberichts über das Betriebsge- geologischen Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle. schehen, die Anlagetechnik, den Strahlenschutz Das ENSI unterhält eine eigene Notfallorganisa- und die Betriebsführung der Kernkraftwerke Bez- tion, die Bestandteil einer landesweiten Notfall- nau 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt. organisation ist. Im Falle eines schweren Störfalls in Jedes dieser Kapitel wird mit einer Sicherheits- einer schweizerischen Kernanlage käme sie zum bewertung abgeschlossen. Einsatz. Im Kapitel 5 wird das Zentrale Zwischenlager der Die gesetzliche Basis für die Aufsicht des ENSI bil- ZWILAG in Würenlingen behandelt. Die Kapitel 6 den das Kernenergiegesetz, die Kernenergiever- und 7 sind den nuklearen Anlagen des Paul Scher- ordnung, das Strahlenschutzgesetz, die Strahlen- rer Instituts sowie den Forschungsreaktoren der schutzverordnung sowie weitere Verordnungen Universität Basel und der Eidgenössischen Tech- und Vorschriften zur Reaktorsicherheit und Aus- nischen Hochschule in Lausanne gewidmet. Das bildung von Personal, zum Notfallschutz, zum Kapitel 8 behandelt die Transporte radioaktiver Transport radioaktiver Stoffe und zur geologischen Stoffe von und zu den schweizerischen Kernanla- Tiefenlagerung. Gestützt auf diese gesetzlichen gen. Im Kapitel 9 werden die Arbeiten zur geo- Grundlagen erstellt und aktualisiert das ENSI ei- logischen Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle er- gene Richtlinien. Darin formuliert es die Kriterien, läutert. Schliesslich behandelt das Kapitel 10 nach denen es die Tätigkeiten und Vorhaben der anlagenübergreifende Aspekte wie zum Beispiel Betreiber von Kernanlagen beurteilt. Eine Über- probabilistische Sicherheitsanalysen. Im Anhang sicht über die Richtlinien des ENSI findet sich in der finden sich Tabellen und Figuren. Tabelle 10 im Anhang des Aufsichtsberichts. Die gültigen Richtlinien sind zudem auf der Website des ENSI (www.ensi.ch) aufgeschaltet. Kernkraftwerke Das ENSI berichtet periodisch über seine Aufsichtstätigkeit und die nukleare Sicherheit der schweize- Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz (Beznau rischen Kernanlagen. Es nimmt seine gesetzliche Block 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt) Pflicht wahr, die Öffentlichkeit über besondere Er- wurden im vergangenen Jahr sicher betrieben. Das ENSI Aufsichtsbericht 2012 13 ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Die Be- die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2012 willigungsinhaber haben gegenüber der Aufsichts- eingehalten hat. behörde ihre gesetzlich festgelegten Meldepflichten wahrgenommen. Alle Anlagen befinden sich in einem sicherheitstechnisch guten Zustand. Die 34 meldepflichtigen Vorkommnisse im Jahr 2012 verteilen sich wie folgt auf die Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) und Forschungsreaktoren in Basel und Lausanne Kernkraftwerke: 14 Vorkommnisse betrafen die beiden Blöcke des Kernkraftwerks Beznau, 9 das Die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI), Kernkraftwerk Gösgen, 5 das Kernkraftwerk Leib- wie der Forschungsreaktor PROTEUS, das Hotlabor, stadt und 6 das Kernkraftwerk Mühleberg. Unter die Sammelstelle für die radioaktiven Abfälle aus den meldepflichtigen Vorkommnissen waren vier Medizin, Industrie und Forschung sowie das Reaktorschnellabschaltungen – je eine in den Kern- Bundeszwischenlager, stehen unter der Aufsicht kraftwerken Mühleberg und Gösgen sowie zwei des ENSI. Das Bundeszwischenlager wies Ende im Kernkraftwerk Beznau. 2012 einen Belegungsgrad von rund 85% auf. Auf der von 0 bis 7 reichenden international gül- Die Rückbauarbeiten an den beiden Forschungs- tigen Ereignisskala INES ordnete das ENSI im reaktoren DIORIT und SAPHIR erfolgten aus radio- Berichtsjahr 33 der 34 meldepflichtigen Vorkomm- logischer Sicht korrekt. Im Forschungsreaktor nisse des vergangenen Jahres in den Kernkraftwer- PROTEUS wurden im Berichtsjahr keine betrieb- ken der Stufe 0 zu. Ein Vorkommnis hat das ENSI der lichen Aktivitäten oder Bestrahlungen mehr durch- INES-Stufe 1 zugeordnet. Es betraf eine Störung im geführt. Block 2 des KKW Beznau: Bei einem periodischen In den Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts PSI Funktionstest des Notstanddiesel-Generators star- waren im 2012 zwei meldepflichtige Vorkommnisse tete dieser nicht. zu verzeichnen. Keine meldepflichtigen Vorkomm- Das ENSI bewertet die Sicherheit eines jeden Kern- nisse verzeichnete das ENSI beim Forschungsreaktor kraftwerks im Rahmen einer systematischen Si- der ETH Lausanne und beim Forschungsreaktor der cherheitsbewertung. Dabei werden neben melde- Universität Basel. pflichtigen Vorkommnissen weitere Erkenntnisse Das ENSI kommt zum Schluss, dass im Jahr 2012 berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse der sowohl beim PSI als auch bei den Forschungsreak- über 400 Inspektionen, die das ENSI im Jahr 2012 toren von Lausanne und Basel die Betriebsbedin- durchgeführt hatte. gungen eingehalten wurden. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Abgaben radioaktiver Stoffe Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt via Das Zentrale Zwischenlager der ZWILAG in Würen- Abwasser und Abluft der Kernkraftwerke, des Zen- lingen umfasst mehrere Zwischenlagergebäude, tralen Zwischenlagers, des PSI und der Kernanlagen die Konditionierungsanlage und die Plasma- in Basel und Lausanne lagen im vergangenen Jahr Anlage (Verbrennungs- und Schmelzanlage). Ende weit unterhalb der in den Bewilligungen festgeleg- 2012 befanden sich in der Behälterlagerhalle 40 ten Limiten. Sie ergaben auch für Personen, welche Transport- und Lagerbehälter mit abgebrannten in direkter Nachbarschaft einer Anlage leben, eine Brennelementen und Glaskokillen sowie sechs Be- maximale berechnete Dosis von weniger als 1% hälter mit Stilllegungsabfällen aus dem Versuchs- der natürlichen jährlichen Strahlenexposition. atomkraftwerk Lucens. Der Belegungsgrad betrug Ende 2012 rund 20% im HAA-Lager und 24% im MAA-Lager. Transporte radioaktiver Stoffe Im Berichtsjahr wurden zwei Kampagnen zur Verbrennung und Einschmelzung von radioaktiven In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Grossbri- Abfällen durchgeführt. tannien) wurden im Rahmen der abgeschlossenen Im ZWILAG registrierte das ENSI im Jahr 2012 keine Verträge abgebrannte Brennelemente aus schwei- meldepflichtigen Vorkommnisse. zerischen Kernkraftwerken wiederaufgearbeitet. 14 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Durch das Wiederaufarbeitungsmoratorium (Art. jekt Opalinuston von den Entsorgungspflichtigen 106 Abs. 4 KEG) beschränken sich diese Arbeiten systematisch zu erfassen und zu bearbeiten sind. allerdings auf die vor Juli 2006 (Beginn des zehn- Das ENSI hat im Berichtsjahr zum entsprechenden jährigen Moratoriums) dorthin transportierten Bericht der Nagra Stellung genommen. Brennelemente. Die bei der Wiederaufarbeitung Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ver- entstandenen Abfälle müssen vertragsgemäss in pflichtet, alle fünf Jahre die voraussichtliche Höhe die Schweiz zurückgeführt werden. der Stilllegungs- und Entsorgungskosten zu be- Im Berichtsjahr wurde nach einem Unterbruch von rechnen. Der Stilllegungsfonds deckt die Kosten sechs Jahren die Rücklieferung von hochaktiven zur Stilllegung der Kernanlagen, der Entsorgungs- Abfällen der AREVA NC aus La Hague fortgesetzt. fonds deckt die Kosten zur Entsorgung der radio- Im Herbst 2012 fand eine Anlieferung von hoch- aktiven Abfälle und der abgebrannten Brennele- aktiven Abfällen aus La Hague statt. mente in geologischen Tiefenlagern. Beide Fonds Bei allen Transporten von Brennelementen und ra- werden durch Beiträge der Betreiber gemäss Vor- dioaktiven Abfällen wurden die gefahrgutrecht- gaben der Gesetzgebung geäufnet. Das ENSI hat lichen Vorschriften und die Strahlenschutzlimiten im Jahr 2012 die technischen Grundlagen für die eingehalten. entsprechende Kostenstudie 2011 der Kernkraftwerkbetreiber beurteilt. Geologische Tiefenlagerung Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten werden teilweise in Felslabors ermittelt, an welchen sich das ENSI seit Jahren mit Forschungsprojekten Im Verfahren zum Sachplan geologische Tiefenla- beteiligt. Die mit internationaler Beteiligung be- ger läuft seit Ende 2011 die zweite Etappe. Die Na- triebene erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit gra hat mehrere Standorte für Oberflächenanlagen im Opalinuston im Felslabor Mont Terri (St. Ursanne, pro Standortgebiet vorgeschlagen. Diese Vorschläge Kanton Jura) wurde 2012 weitergeführt. Das ENSI wurden in den Regionen diskutiert, welche durch beteiligt sich im Mont Terri mit eigenen Projekten die Regionalkonferenzen und deren Fachgruppen und Kooperationen. Eines seiner Experimente dient vertreten sind. Das ENSI wurde von den verschie- der Erfassung des felsmechanischen Verhaltens des denen Gremien der Regionalkonferenzen einge- Opalinustons; zwei weitere sind der Untersuchung laden, um sie über die Sicherheitskriterien im Aus- des Austrocknungsverhaltens von Stollenwänden wahlverfahren und die Rolle des ENSI anlässlich im Opalinuston sowie der Evaluation einer neuen mehrerer Veranstaltungen zu informieren sowie Methode zur Bestimmung von Durchlässigkeiten generelle Fragen zu Sicherheit und Geologie zu be- gewidmet. Die Mitarbeit in nationalen und inter- antworten. Parallel dazu wurden Behördensemi- nationalen Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Ge- nare zu spezifischen Fachthemen sowie das Tech- legenheit, relevante Fragestellungen im Bereich nische Forum Sicherheit zu allgemeinen Fragen der der Entsorgung in geologischen Tiefenlagern im Sicherheit der Tiefenlagerung durch das ENSI internationalen Rahmen zu verfolgen und auf dem durchgeführt. aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung Der Bundesrat hat verfügt, dass Hinweise und zu bleiben. offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis Pro- ENSI Aufsichtsbericht 2012 15 Résumé et aperçu L’IFSN d’informer le public des événements et constats particuliers dans les installations nucléaires. Son L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire IFSN information sur des thèmes plus spécifiques se est l’instance de la Confédération chargée de la poursuit aussi dans le cadre de manifestations surveillance et de l’expertise des installations nu- comme par exemple des conférences de presse. cléaires en Suisse, soit les cinq centrales nucléaires, Le présent rapport de surveillance fait partie du les entrepôts situés dans les centrales, le Centre de compte rendu périodique de l’IFSN. L’IFSN publie stockage intermédiaire ZWILAG de Würenlingen, chaque année aussi un rapport sur la radioprotec- les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher- tion ainsi qu’un rapport sur les expériences et la re- rer (IPS) et des Universités de Bâle et de Lausanne. cherche. Ces rapports sont publiés dans leur langue Les d’origine, l’allemand. Les résumés sont traduits en inspections, entretiens de surveillance, contrôles et analyses, ainsi que les rapports des français et en anglais. exploitants permettent à l’IFSN d’acquérir la vue L’IFSN publie aussi ses rapports sur son site d’ensemble nécessaire sur la sûreté nucléaire des www.ensi.ch où elle met également en ligne de installations surveillées. L’IFSN veille au respect nombreux articles techniques. des prescriptions et à la conformité de la gestion de l’exploitation avec la loi. Ses activités de surveillance s’étendent en outre aux transports de Contenu du présent rapport matières radioactives en provenance et à destination des installations nucléaires, ainsi qu’aux tra- Les chapitres 1 à 4 du présent rapport de sur- vaux préparatoires en vue du stockage en couches veillance décrivent le déroulement de l’exploita- géologiques profondes des déchets radioactifs. tion, la technique de l’installation, la radiopro- L’IFSN gère sa propre organisation d’urgence dans tection et la gestion des centrales nucléaires de le cadre d’une organisation d’urgence nationale Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt. susceptible d’intervenir, en cas d’accident grave, Chacun de ces chapitres, se termine sur une éva- dans une installation nucléaire suisse. luation de la sécurité. La loi sur l’énergie nucléaire, l’ordonnance sur Le chapitre 5 concerne le Centre de stockage inter- l’énergie nucléaire, la loi sur la radioprotection, médiaire ZWILAG à Würenlingen. Les chapitres l’ordonnance sur la radioprotection, ainsi que 6 et 7 sont consacrés aux installations nucléaires d’autres ordonnances et prescriptions sur la sécu- de l’Institut Paul Scherrer ainsi qu’aux réacteurs rité des réacteurs et la formation du personnel, sur de recherche de l’Université de Bâle et de l’Ecole la protection en cas d’urgence, sur le transport de polytechnique fédérale de Lausanne. Le chapitre 8 matières radioactives et sur le stockage en couches traite des transports de matières radioactives en géologiques profondes constituent la base légale provenance et à destination des installations nu- de la surveillance de l’IFSN. L’IFSN élabore et met à cléaires suisses. Le chapitre 9 commente les travaux jour ses propres directives en s’appuyant sur ces réalisés pour le stockage en couches géologiques bases légales. Elle y formule les critères d’après profondes des déchets radioactifs. Enfin, le cha- lesquels elle apprécie les activités et les projets des pitre 10 aborde d’autres aspects, notamment les exploitants d’installations nucléaires. Un aperçu analyses probabilistes de sécurité. Les tableaux et des directives de l’IFSN figure au tableau 10 de les figures en annexe complètent ce rapport. l’annexe de ce rapport de surveillance. De plus, toutes les directives en vigueur peuvent être consultées sur le site de l’IFSN (www.ensi.ch). Centrales nucléaires L’IFSN donne des informations régulières sur ses activités de surveillance et sur la sûreté nucléaire Pour 2012, l’IFSN atteste de la bonne sécurité d’ex- des installations suisses. Elle a pour tâche légale ploitation des cinq centrales nucléaires de Suisse 16 ENSI Aufsichtsbericht 2012 (Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt), L’IFSN en conclut que ZWILAG a respecté les con- ainsi que du respect des conditions d’exploitation ditions d’exploitation autorisées en 2012. autorisées. Les détenteurs d’autorisations ont respecté leurs devoirs de notification, fixés par la loi, à l’égard des autorités de surveillance. Toutes les installations témoignent d’une bonne situation en matière de sécurité. Institut Paul Scherrer (IPS) et réacteurs de recherche de Bâle et de Lausanne Les 34 événements notifiés en 2012 dans les installations nucléaires suisses se répartissent comme Les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher- suit: 14 événements dans les deux tranches de la rer (IPS), comme le réacteur de recherche PRO- centrale nucléaire de Beznau, neuf dans la centrale TEUS, le laboratoire chaud, le site de ramassage nucléaire de Gösgen, cinq dans celle de Leibstadt des déchets radioactifs provenant de la médecine, et six dans celle de Mühleberg. de l’industrie et de la recherche, ainsi que l’entre- Parmi les événements notifiés, on a relevé quatre pôt fédéral pour déchets radioactifs, sont placés arrêts d’urgence du réacteur, à savoir un dans la sous la surveillance de l’IFSN. Fin 2012, l’entrepôt centrale nucléaire de Mühleberg et un autre dans fédéral pour déchets radioactifs présentait un taux celle de Gösgen, deux dans la centrale nucléaire de d’occupation d’environ 85%. Beznau. Les travaux de démantèlement des deux réacteurs L’IFSN a classé 33 des 34 événements survenus l’an- de recherche DIORIT et SAPHIR se sont déroulés née dernière dans les centrales nucléaires au niveau 0 sans incident radiologique. En 2012, le réacteur de l’échelle internationale de gravité des événements de recherche PROTEUS n’a plus réalisé d’activités INES qui va de 0 à 7. Un événement a été classé au d’exploitation ni émis d’irradiations. niveau 1. Il a porté sur une défaillance survenue dans En 2012, deux événements ont été notifiés dans la tranche 2 de la centrale nucléaire de Beznau: les installations nucléaires de l’IPS. L’IFSN n’a notifié lors de son test périodique de fonctionnement, le gé- aucun événement, ni dans le réacteur de recherche nérateur diesel de secours n’a pas démarré. de l’EPFL, ni dans celui de l’Université de Bâle. L’IFSN évalue la sécurité de toute centrale nucléaire L’IFSN en conclut que les conditions d’exploitation dans le cadre d’une évaluation systématique de ont été respectées en 2012 tant auprès de l’IPS que la sécurité. En plus des événements devant être des réacteurs de recherche de Lausanne et de Bâle. notifiés, elle tient compte d’autres éléments, notamment des résultats des plus de 400 inspections réalisées par l’IFSN en 2012. Centre de stockage intermédiaire de Würenlingen Rejets de substances radioactives En 2012, les rejets de substances radioactives dans l’environnement via les eaux usées et l’air d’évacuation des centrales nucléaires, du Centre de stockage intermédiaire ZWILAG, de l’IPS et des ins- Le Centre de stockage intermédiaire ZWILAG tallations nucléaires de Bâle et de Lausanne ont en- à Würenlingen comprend plusieurs bâtiments registré des valeurs nettement inférieures aux li- d’entreposage, l’installation de conditionnement mites fixées dans les autorisations. Il en a résulté, et l’installation plasma (station d’incinération et de également pour les personnes vivant au voisinage fusion). Fin 2012, la halle des conteneurs abritait immédiat d’une installation, une dose maximale 40 conteneurs de transport et d’entreposage avec calculée de moins de 1% de la radio-exposition an- assemblages combustibles usés et colis de verre, nuelle naturelle. ainsi que six conteneurs de déchets de démantèlement provenant de la centrale nucléaire expérimentale de Lucens. Fin 2012, le taux d’occupation Transports de matières radioactives était d’environ 20% dans le dépôt DHA et 24% dans le dépôt DFMA. Dans le cadre des accords conclus, des assem- Deux campagnes d’incinération et de fusion des blages combustibles provenant des centrales nu- déchets radioactifs ont eu lieu en 2012. cléaires suisses ont été retraités à La Hague (France) Au cours de l’exercice sous revue, l’IFSN n’a notifié et à Sellafield (Grande-Bretagne). Du fait du mo- aucun événement à ZWILAG. ratoire sur le retraitement (art. 106, al. 4 LENu), ces ENSI Aufsichtsbericht 2012 17 activités se limitent toutefois aux assemblages de la faisabilité du stockage géologique du projet combustibles transportés avant juillet 2006 (début des argiles à Opalinus soient systématiquement du moratoire de dix ans). Selon les termes du prises en compte et traitées par les responsables contrat, les déchets provenant du retraitement de la gestion des déchets. En 2012, l’IFSN a pris doivent être rapatriés en Suisse. position sur le rapport correspondant de la Nagra. Après une interruption de six ans, le retour des Les exploitants des centrales nucléaires sont léga- déchets hautement radioactifs de AREVA NC La lement tenus de calculer le montant prévisible des Hague a repris au cours de l’exercice sous revue. coûts de désaffectation et de gestion des déchets Une livraison de déchets de haute activité prove- tous les cinq ans. Le fonds de désaffectation couvre nant de La Hague a eu lieu à l’automne 2012. les coûts de la désaffectation des installations nu- Tous les transports d’assemblages combustibles et cléaires, le fonds de gestion couvre les coûts de la de déchets radioactifs se sont déroulés dans le gestion des déchets radioactifs et des assemblages respect des limites de la radioprotection et des combustibles usés ainsi que leur stockage dans des prescriptions en vigueur pour le transport de mar- dépôts géologiques profonds. Conformément à la chandises dangereuses. loi, les exploitants alimentent ces deux fonds par leurs contributions. En 2012, l’IFSN a évalué les Stockage en couches géologiques profondes bases techniques de l’étude des coûts 2011 des exploitants de centrales nucléaires. Les laboratoires souterrains, auxquels l’IFSN participe depuis des années en réalisant des projets de La deuxième étape de la procédure du plan secto- recherche, fournissent les données nécessaires au riel «Dépôts en couches géologiques profondes» stockage en couches géologiques profondes. Les est en cours depuis fin 2011. Pour les installations recherches géologiques sur les argiles à Opalinus en surface, la Nagra a proposé plusieurs sites par se sont poursuivies en 2012 au laboratoire souter- région d’implantation. Ces propositions ont été rain du Mont Terri (St-Ursanne, canton du Jura), discutées dans les régions représentées par les dans le cadre d’une participation internationale. conférences régionales et leurs groupes spéciali- L’IFSN y a ses propres projets et coopérations. Une sés. Les différents comités des conférences régio- de ses expériences vise à identifier le comporte- nales ont invité l’IFSN à les informer sur les critères ment géo-mécanique des argiles à Opalinus, deux de sécurité dans la procédure de sélection et sur le autres concernent l’analyse du comportement des- rôle qu’elle joue dans plusieurs manifestations, siccateur des parois des galeries dans les argiles à ainsi que pour répondre à des questions générales Opalinus et l’évaluation d’une nouvelle méthode sur la sécurité et la géologie. Dans le même temps, de mesure des perméabilités. La collaboration dans l’IFSN a invité les autorités à participer à des sémi- des groupes de travail nationaux et internationaux naires sur des sujets spécialisés spécifiques et le permet à l’IFSN de suivre les questions importantes Forum technique Sécurité à traiter de questions qui se posent dans le monde à propos du stockage générales sur la sécurité du stockage en couches en couches géologiques profondes, ainsi que de géologiques profondes. rester à niveau dans les domaines de la science et Le Conseil fédéral a ordonné que les remarques et de la recherche. questions ouvertes figurant dans la démonstration 18 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Summary and Overview ENSI findings in nuclear facilities. ENSI also organises events such as media conferences at which infor- ENSI, the Swiss Federal Nuclear Safety Inspectorate, mation on specific topics is disseminated. acting as the regulatory body of the Swiss Federa- This Surveillance Report is part of the regular re- tion, assesses and monitors nuclear facilities in porting system of ENSI. In addition to this report, Switzerland. These include the five nuclear power ENSI publishes an annual Radiological Protection plants, the interim storage facilities based at each Report and a Research and Experience Report. The plant, the Central Interim Storage Facility of original language of all reports is German. The ZWILAG at Würenlingen together with the nuclear summaries are translated into French and English. facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI) and the These reports are also available on the ENSI website two universities of Basel und Lausanne. Using a at www.ensi.ch as are a range of specialist articles. combination of inspections, regulatory meetings, examinations and analyses together with reports from the licensees of individual facilities, ENSI Content of this report obtains the required overview of nuclear safety in the relevant facilities. It ensures that the facilities Chapters 1 to 4 of this Surveillance Report deal with comply with the regulations and operate as re- operational experience, systems technology, radio- quired by law. Its regulatory responsibilities also logical protection and the management of the include the transport of radioactive materials from nuclear power plants Beznau 1 and 2, Mühleberg, and to nuclear facilities and the preparations for a Gösgen and Leibstadt. Each chapter concludes with deep geological repository for nuclear waste. ENSI the ENSI safety rating for the relevant plant. maintains its own emergency organisation, which Chapter 5 deals with the Central Interim Storage is an integral part of the national emergency struc- Facility (ZWILAG) at Würenlingen. Chapters 6 and ture that would be activated in the event of a 7 cover the nuclear facilities at the Paul Scherrer In- serious incident at a nuclear facility in Switzerland. stitute and the research reactors at the University The legislative framework for the ENSI’s regulatory of Basel and the Federal Institute of Technology activities is as follows: the Nuclear Energy Act in Lausanne. Chapter 8 deals with the transport (NEA), the Nuclear Energy Ordinance (NEO), the of radioactive materials from and to Swiss nuclear Radiological Protection Act (StSG – only available facilities. Chapter 9 describes the work associated in German), the Radiological Protection Ordinance with the deep geological storage of radioactive (StSV – only available in German) together with waste. Finally, Chapter 10 deals with generic issues other ordinances and regulations on reactor safety, relevant to all facilities, including for example prob- the training of personnel, emergency prepared- abilistic safety analyses. The Appendix contains a ness, the transport of radioactive materials and the series of explanatory tables and diagrams. deep geological repository. Based on this legislative framework, ENSI formulates and updates its own guidelines. These guidelines stipulate the cri- Nuclear power plants teria for evaluating the current activities and future plans of the operators of nuclear facilities. Table 10 In 2012, the five nuclear power plants in Switzer- in the Appendix to this report gives an overview of land (Beznau Units 1 and 2, Mühleberg, Gösgen the guidelines. The current guidelines are also and Leibstadt) were all operated safely and ENSI available on the ENSI website (www.ensi.ch). concluded that they had complied with their ap- ENSI produces regular reports on its regulatory proved operating conditions. Licensees complied activities and nuclear safety in Swiss nuclear facili- with their statutory obligations to provide ENSI ties. It fulfils its statutory obligation to provide the with reports. All plants were rated as having good public with information on particular events and nuclear safety. ENSI Aufsichtsbericht 2012 19 In 2012, there were 34 reportable events divided Federal Interim Storage Facility was using some between the nuclear power plants in Switzerland 85% of its potential storage capacity. as follows: 14 events at the two Beznau units, 9 at From the radiological standpoint, decommission- Gösgen, 5 at Leibstadt und 6 at Mühleberg. Four ing work at the two research reactors DIORIT and of the reportable events led to a scram, one each SAPHIR progressed correctly. During 2012, there at Mühleberg and Gösgen and two at the Beznau were no further operational activities or radiation nuclear power plant. experiments at the PROTEUS research reactor. On the international INES scale of 0 to 7, ENSI rated During 2012, there were two reportable events at 33 of the 34 events in nuclear power plants during the Paul Scherrer Institute (PSI). ENSI recorded no 2012 as Level 0. ENSI rated one event as INES Level reportable events at the research reactors at the 1. This related to an incident at Unit 2 of the Federal Institute of Technology in Lausanne or the Beznau nuclear power plant where a generator University of Basel. failed to start during a regular function test of the ENSI concluded that the nuclear facilities at PSI and energy diesel generator. the research reactors at Lausanne and Basel had ENSI evaluates the safety of each nuclear power complied with their approved operating conditions plant as part of a systematic safety evaluation. This during 2012. takes account of both reportable events and other findings, in particular the results of more than 400 inspections conducted by ENSI during 2012. Central Interim Storage Facility Würenlingen Release of radioactive materials Last year, the amount of radioactive material released into the environment via waste water and exhaust air from the nuclear power plants, the Central Interim Storage Facility, the PSI and the The Central Interim Storage Facility of ZWILAG at nuclear facilities at Basel and Lausanne was con- Würenlingen consists of several interim storage siderably less than the limits specified in the oper- halls, a conditioning plant and a plasma plant (in- ating licenses. Analyses showed that the maximum cineration/melting plant). At the end of 2012, the doses, including those for residents in the imme- cask storage hall contained 40 transport/storage diate vicinity of a plant, were less than 1% of the casks with spent fuel assemblies and vitrified resi- annual exposure to natural radiation. due packages as well as six casks with decommissioned waste from the experimental nuclear power plant at Lucens. At the end of 2012, some 20% of Transport of radioactive materials the capacity of the HLW store was in use and about 24% of the ILW store. During 2012, spent fuel assemblies from Swiss nu- During the year, ZWILAG conducted two cam- clear power plants were reprocessed at La Hague paigns to incinerate and melt radioactive waste. (France) and Sellafield (Great Britain) under the ENSI recorded no reportable events at ZWILAG terms of existing contracts. As a result of the repro- during 2012. cessing moratorium (Article 106 Paragraph 4 NEA) ENSI concluded that ZWILAG had complied with only fuel assemblies transported prior to July 2006 its approved operating conditions during 2012. (start of the 10-year moratorium) are being reprocessed. Under the terms of the contracts, the Paul Scherrer Institute (PSI) and the research reactors at Basel and Lausanne waste produced during reprocessing must subsequently be returned to Switzerland. The return of high level radioactive waste from the AREVA recycling facility in La Hague was resumed in 2012 following a gap of six years and in the au- ENSI is also responsible for the surveillance of the tumn of 2012, La Hague returned a consignment nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI), of high level waste. the research reactor PROTEUS, the hot laboratory, The consignments of fuel assemblies and radioactive the collection point for radioactive waste from waste were all transported in accordance with the medicine, industry and research and the Federal limits specified in the regulations on the transport Interim Storage Facility. At the end of 2012, the of hazardous waste and radiological protection. 20 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Deep geological repository commissioning nuclear facilities and the waste management fund covers the disposal of radio- At the end of 2011, the Sectoral Plan for the deep active waste and spent fuel assemblies in a deep geological repository moved into its 2nd stage. geological repository. Both funds are augmented NAGRA has proposed several different sites for by sums contributed by licensees as laid down in surface facilities for each location. The proposals law. During 2012, ENSI evaluated the technical have been discussed in the regions, which are rep- principles used in the 2011 cost study conducted resented by regional conferences and their special- by the licensees of nuclear power plants. ist groups. ENSI was invited by the various bodies Some of the data required for the deep geological of the regional conferences to attend a series of repository comes from research projects con- events at which it provided information on the ducted at the Rock Laboratories: ENSI has been safety criteria for the selection process and the role participating in these projects for several years. The of ENSI. It also responded to general questions geological research into the Opalinus clay at the on safety and geology. In tandem with this, ENSI Mont Terri Rock Laboratory (St. Ursanne, canton of conducted seminars for public bodies on specific Jura) conducted with international participation technical issues together with a Technical Safety continued during 2012. In addition, ENSI is in- Forum, which considered general questions relat- volved in its own projects and cooperation at Mont ing to the safety of deep repositories. Terri. For example, one project is looking at the The Swiss Federal Council has ruled that those with geo-mechanical behaviour of the Opalinus clay, responsibility for waste management must com- two other projects are examining the behaviour of pile a systematic record of the notes and outstand- Opalinus clay tunnel walls on drying and a third is ing issues from the Demonstration of Feasibility evaluating a new method of measuring porosity. for the Opalinus Clay Project and then to process Participation in national and international working them. During the year under review, ENSI com- groups provides ENSI with an opportunity to pur- mented on the relevant report from NAGRA. sue at an international level issues relating to the Every five years, the licensees of nuclear power disposal of waste in deep geological repositories plants are required by law to re-calculate the and to remain up-to-date with the current state of decommissioning and waste management costs. science and research. The decommissioning fund covers the cost of de- ENSI Aufsichtsbericht 2012 21 Blick auf das Kernkraftwerk Beznau Foto: ENSI 1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick die Sicherheit des KKB im Block 1 als gut und im Block 2 im Jahr 2012 als ausreichend. Das Betriebsjahr 2012 war im Block 1 des Kern- Das KKB umfasst zwei weitgehend baugleiche kraftwerks Beznau (KKB) durch einen weitgehend Zwei-Loop-Druckwasserreaktor-Blöcke (KKB 1 und ungestörten Volllastbetrieb geprägt. Im Block 2 KKB 2), die in den Jahren 1969 und 1971 den wurde der Volllastbetrieb durch zwei Reaktor- Betrieb aufnahmen. Die elektrische Nettoleistung schnellabschaltungen unterbrochen. Nach der ers- beträgt in beiden Blöcken jeweils 365 MW. Wei- ten Reaktorschnellabschaltung war die Anlage tere Daten sind in den Tabellen 1 und 2 im Anhang zur Behebung der auslösenden Störung während zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktions- rund drei Wochen ausser Betrieb. Im zweiten Fall schema einer Druckwasserreaktor-Anlage. dauerte der Betriebsunterbruch einen Tag. Das Im Block 1 kam es zu sechs meldepflichtigen Vor- ENSI stellt fest, dass das KKB die bewilligten Be- kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter- triebsbedingungen immer eingehalten hat. Das nationalen Ereignisskala INES zugeteilt. ENSI beurteilt die Sicherheit des KKB im Jahr 2012 Während des 53-tägigen Revisionsstillstands wur- in beiden Blöcken hinsichtlich Auslegungs-Vor- den unter anderem Brennelemente ausgewechselt gaben als gut, hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als sowie die Hauptleitungen des primären Neben- hoch sowie hinsichtlich Zustand und Verhalten von kühlwassersystems und ausserhalb des Contain- Mensch und Organisation als gut. Hinsichtlich Zu- ments liegende Frischdampfleitungen ersetzt. Da- stand und Verhalten der Anlage beurteilt das ENSI neben wurden System- und Komponententests ENSI Aufsichtsbericht 2012 23 beim Abfahren sowie beim Wiederanfahren der Drei Reaktoroperateure und fünf Schichtchefs Anlage durchgeführt. bestanden ihre Zulassungsprüfung. Ein Reaktor- Im Block 2 dauerte der Revisionsstillstand 21 Tage operateur-Anwärter absolvierte die kerntechnische und diente primär dem Brennelementwechsel. Grundlagenausbildung an der Reaktorschule des Im Block 2 kam es zu sieben meldepflichtigen Vor- PSI erfolgreich. kommnissen. Eines wurde der Stufe 1 der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt, die übrigen der Stufe 0. 1.2 Betriebsgeschehen Ein weiteres meldepflichtiges Vorkommnis der Stufe 0 betraf beide Blöcke. Die Blöcke KKB 1 und KKB 2 erreichten im Jahr Im Berichtsjahr 2012 sind in beiden Blöcken keine 2012 eine Arbeitsausnutzung 1 von 85,1% bzw. Brennelementschäden aufgetreten. 87,3% und eine Zeitverfügbarkeit 2 von 85,5% Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung bzw. 87,8%, wobei der unproduktive Anteil im für beruflich strahlenexponierte Personen wurde Block 1 im Wesentlichen auf den Revisionsstill- eingehalten. Die radioaktiven Abgaben über die stand zurückzuführen war, im Block 2 auf den Abluft in Form von Aerosolen, Iod und Edelgasen Brennelementwechsel sowie auf die Reparatur lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbe- einer Reaktorhauptpumpe. willigung festgelegten Grenzwerte. Die dadurch Die Zeitverfügbarkeiten und die Arbeitsausnut- verursachten zusätzlichen Strahlendosen für die zungen der letzten zehn Jahre sind in Figur 1 dar- Bevölkerung sind verglichen mit der natürlichen gestellt. Die ausgekoppelte Wärme für das regio- Strahlenexposition unbedeutend. nale Fernwärmenetz (REFUNA) belief sich im Jahr Der Anfall radioaktiver Rohabfälle entsprach dem 2012 auf insgesamt 188,4 GWh. aufgrund der durchgeführten Arbeiten zu erwar- Im Block 1 dauerte der Stillstand 53 Tage, im tenden Umfang. Block 2 21 Tage. Für die Reparatur des Erregungs- Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 112 In- systems eines Generators im Block 1 wurde die spektionen durchgeführt. Wo erforderlich verlangte Reaktorleistung am 31. Oktober 2012 kurzzeitig das ENSI Verbesserungsmassnahmen und über- auf ca. 60% reduziert. Im Block 2 kam es zu wachte deren Umsetzung. zwei nachfolgend beschriebenen Reaktorschnell- Ringraum abschaltungen. Foto: KKB Im Block 1 ereigneten sich 2012 sechs meldepflichtige Vorkommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt wurden. Für die systematische Sicherheitsbewertung wird auf Kap. 1.8 verwiesen, für die risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10. Während der Revisionsabstellung wurden alle Reaktordeckeldurchdringungen einer Prüfung unterzogen. An der Einschweissnaht eines Durchdringungsrohrs ergab eine Farbeindringprüfung am 27. Mai 2012 eine Anzeige, die sich am 12. Juni 2012 nach Beschleifen und erneuter Farbeindringprüfung bestätigte. Die fehlerhafte Stelle wurde nach einem speziell für diesen Zweck qualifizierten und vom ENSI im Jahr 2011 freigegebenen Overlay-Schweissverfahren repariert. Das Erscheinungsbild der Anzeige und die internationale Erfahrung deuten auf Spannungsrisskorrosion als Ursache hin. Arbeitsausnutzung: produzierte Energie bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit 2 Zeitverfügbarkeit: Zeitanteil, in dem das Werk im Kalenderjahr in Betrieb oder in betriebsbereitem Zustand war 1 24 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Am 25. Juni 2012 wurde an einem Rohrbogen währleistet gewesen wäre. Die fehlerhafte Stelle der Speisewasserleitung im Strang B eine lokale wurde mittels einer Reparaturschweissung in- Unterschreitung der rechnerischen Mindest- standgesetzt, nach einem Verfahren, das sich bei wandstärke festgestellt. Der Bogen befindet sich einem vergleichbaren Befund in einem anderen in der Abblasestation unmittelbar vor der Con- Kernkraftwerk bewährt hatte. Wahrscheinlich tainmentdurchdringung. Es handelt sich nicht war bei einem früheren Dichtungswechsel ein um eine erosionsbedingte und damit potenziell O-Ring-Halter falsch positioniert worden, wo- fortschreitende, sondern um eine fabrikations- durch dieser beim Verschliessen des RDB-Deckels bedingte Wanddickenschwächung. Die Mess- in die Dichtfläche gedrückt wurde. Die Dicht- ergebnisse wurden mit einem vom ENSI akzep- funktion zwischen RDB und RDB-Deckel wurde tierten Verfahren bewertet. Auf der Basis der während der betroffenen Zeitspanne durch die bisherigen Auslegungsvorgaben unterschreitet innere Dichtung sichergestellt. die gemessene Wanddicke die rechnerische Min- Am 15. Juli 2012 führte eine Störung im Regel- destwandstärke selbst im ungünstigsten Fall um kreis der Rückkühlung einer Kälteanlage zu weniger als 10%, womit die Anforderungen für einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kältekom- einen befristeten Weiterbetrieb der Rohrleitung pressoren. Die betroffene Kälteanlage dient der erfüllt sind. Durch den Befund ausgelöste Abklä- Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die Stö- rungen haben gezeigt, dass die Auslegungsvor- rung wurde nach einer Stunde behoben. Die Ur- gaben nicht plausibel sind und bei einer Berichti- sache konnte nicht eindeutig ermittelt werden. gung der Auslegungsvorgaben möglicherweise Angesichts der kurzen Dauer hatte die Störung gar keine Wanddickenunterschreitung vorliegt. keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Not- Das ENSI verlangte vom KKB eine entsprechende standsysteme und auf den Anlagebetrieb. An- Analyse. gesichts der bereits mehrfach aufgetretenen Zum Abschluss der Revisionsarbeiten wurde der Störungen dieser Art in beiden Blöcken des RDB wieder mit Brennelementen beladen. Am KKB verlangt das ENSI konzeptuelle Ände- 27. Juni 2012 kam es nach dem Absetzen des rungen, welche derartige Ausfälle zukünftig 20. Brennelements auf die Kerntragplatte und ausschliessen. dem Entkoppeln vom Greifer des Manipulators Am 21. Dezember 2012 wurde an der Schweiss- zu einem Wegkippen des Brennelements. Es naht zwischen Entleerungsleitung und Pumpen- kippte gegen die Kernumfassung und verblieb in gehäuse der in Betrieb stehenden Ladepumpe Schräglage an diese angelehnt. Beschädigungen eine Tropfleckage (ca. 1 Tropfen pro Minute) wurden, neben Kratzern an der Kernumfassung, festgestellt. Ursache war ein fertigungsbe- lediglich an der Niederhaltefeder des Brennele- dingter Riss. Bis zur Behebung der Leckage war mentkopfes festgestellt. Umgehend eingeleitete anstelle der betroffenen Pumpe eine der beiden Messungen zeigten keine Aktivitätsfreisetzung. redundanten Pumpen in Betrieb. Die fehlerhafte Auch wurde keine Beschädigung der bereits in Schweissnaht wurde nach einem vom ENSI den RDB eingesetzten Brennelemente festge- genehmigten Plan instandgesetzt. Die Leckage stellt. Das gekippte Element wurde geborgen tangierte die Funktionsfähigkeit der Pumpe und ins Lagerbecken transferiert. Die Beladung nicht. Diese war einsatzbereit ausser während des Reaktorkerns konnte mit leicht geändertem der Schadensuntersuchung und Reparatur. Beladeplan (ohne das betroffene Brennelement) Im Block 2 ereigneten sich im Berichtsjahr sieben mit Zustimmung des ENSI fortgesetzt werden. Vorkommnisse. Eines wurde der Stufe 1 der inter- Als Ursache für das Kippen wird eine Fehlposi- nationalen Ereignisskala INES zugeteilt, die ande- tionierung neben den Zentrierbolzen angenom- ren sechs der Stufe 0. men. Zudem war eine der oben am RDB ange- Durch die Betriebsmannschaft wurde am 23. März brachten Lampen ausgefallen, was die visuelle 2012 um 18:41 Uhr an der Reaktorhauptpumpe Positionskontrolle erschwerte. A eine unzulässig hohe Sperrwasserrücklauf- Während des jährlichen Austausches der RDB- menge der Wellendichtung festgestellt. Über- Deckeldichtungen (O-Ringe) wurde am 30. Juni steigt dieser Rücklauf einen festgelegten Wert, 2012 an der Nut der äusseren Dichtung visuell so muss die Reaktorhauptpumpe gemäss Be- eine Vertiefung festgestellt. Die Bewertung des triebsvorschrift innerhalb von 8 Stunden ab- Befundes am 2. Juli 2012 zeigte, dass die Dicht- geschaltet werden. Aufgrund einer erhöhten funktion der äusseren Dichtung nicht mehr ge- Stromaufnahme und des Ansprechens der ENSI Aufsichtsbericht 2012 25 26 Vibrationsüberwachung der betroffenen Pumpe Während der Beladung des Reaktors kam es am wurde um 19:05 Uhr entschieden, vorsorglich 10. April 2012 zum Ausfall der Containment- eine Reaktorschnellabschaltung von Hand aus- Aktivitätsmessung, welche die Luft im Contain- zulösen und die Reaktorhauptpumpe A ausser ment radiologisch überwacht. Ursache war ein Betrieb zu nehmen. Lagerschaden der Pumpe, welche die Luft in den Da aufgrund der vorliegenden Symptome mit Aktivitätsmonitor fördert. Nach Austausch der einem grösseren Reparaturumfang an der Reak- Pumpe war die Aktivitätsmessung nach rund torhauptpumpe A gerechnet werden musste, 2 Stunden wieder verfügbar. Die radiologische wurde in der Folge die Anlage zur Inspektion Überwachung der Luft im Containment war und Instandsetzung der Reaktorhauptpumpe A durch die Kamininstrumentierung permanent abgekühlt und die Brennelemente aus dem sichergestellt, welche die Abluft aus dem Con- Reaktorkern entladen. Nach der Demontage der tainment überwacht. Wie immer während des Wellendichtungen wurden diverse Inspektionen Beladens war zudem ein mobiler Aerosolmoni- zur Ermittlung der Schadensursache durchge- tor im Containment im Einsatz. führt. Auf Grund des Schadensbefundes wurde Am 29. April 2012 führte eine Störung im Regel- der gesamte Innenblock der Pumpe bestehend kreis einer Kälteanlage zu einer kurzzeitigen aus Welle, Laufrad und thermischer Barriere Nichtverfügbarkeit. Die betroffene Kälteanlage durch einen Reserveinnenblock ersetzt. dient der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die Reaktorhauptpumpe A gehört zu den Kom- Die Störung wurde innert 30 Minuten behoben. ponenten des Reaktorkühlsystems, welche die Angesichts der kurzen Dauer hatte die Störung Aufgabe hat, im Leistungsbetrieb das Kühlmit- keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Not- tel umzuwälzen. Die durch die Kernspaltung im standsysteme und auf den Anlagebetrieb. Das Reaktordruckbehälter erzeugte Wärme wird Vorkommnis ist mit jenem vom 15. Juli 2012 im mittels der beiden Reaktorhauptpumpen A und Block 1 vergleichbar. B in die Dampferzeuger transportiert. Die er- Beim periodischen Funktionstest des Notstand- zeugte Wärme wird dabei über die Dampferzeu- Dieselgenerators am 10. Mai 2012 startete dieser ger an die Turbinengruppen zur Stromerzeu- nicht. Das Aggregat wurde mit Druckluft ange- gung abgegeben. Im abgeschalteten Zustand ist fahren, zündete aber nicht. Das aufgebotene die Anlage in der Lage, die Restwärme im Natur- Fachpersonal des KKW Beznau entlüftete die umlauf (das heisst ohne laufende Reaktor- Kraftstoff-Zufuhrleitung. Beim anschliessenden hauptpumpen) an die Dampferzeuger abzuge- Startversuch lief das Aggregat an. Als Erklärung ben. Selbst bei einem abrupten Blockieren der für das Startversagen steht im Vordergrund, dass Reaktorhauptpumpe ist der Wärmetransport in der Zeit vom 18. April bis 1. Mai 2012 eine noch gewährleistet. Pumpe, die Kraftstoff aus einem Leckagebehälter Das KKB tauschte alle von der Störung betrof- in den Tank zurückpumpt, dauernd in Betrieb fenen Teile an der Reaktorhauptpumpe A aus. Im war. Ursache war der Ausfall einer Sonde, die Rahmen der Untersuchung der ausgebauten den Füllstand im Leckagebehälter registriert. Teile konnte die Ursache der Pumpenstörung er- Dadurch wurde aber möglicherweise Luft in mittelt werden. Infolge einer nicht korrekten das Kraftstoffsystem gebracht. Für die risikotech- Auflage des Tragringes der ersten Wellendich- nische Bewertung des Vorkommnisses wird da- tung hatte dieser während des Betriebes der von ausgegangen, dass der betroffene Notstand- Pumpe ein zu grosses Spiel und führte in der Dieselgenerator während der Hälfte der Zeit seit Folge zu der Pumpenstörung. Dieses zu grosse dem letzten erfolgreichen Funktionstest, der am Spiel war auf eine falsche Angabe in einer Fer- 5. April 2012 stattgefunden hatte, nicht verfüg- tigungszeichnung eines Ersatzteillieferanten zu- bar war. Das Vorkommnis wurde der Stufe 1 der rückzuführen. Im Rahmen der Pumpenreparatur internationalen Ereignisskala INES zugeteilt. konnte der auslegungsgemässe Zustand der Am 1. Juli 2012 öffneten die Spaltfeldschalter Reaktorhauptpumpe wieder hergestellt werden. einer Notstromschiene im Wasserkraftwerk Bez- Das ENSI hat nach der manuellen Reaktorschnell- nau, hervorgerufen durch eine Störung im exter- abschaltung im Rahmen von Inspektionen die nen 50-kV-Netz bei einem heftigen Gewitter. Die Pumpenreparatur begleitet und sich verge- Notstromschiene schaltete auslegungsgemäss wissert, dass keine Einwände gegen das Wieder- automatisch auf Inselbetrieb. Nach Störungs- anfahren der Anlage vorlagen. ende konnten die Spaltfeldschalter geschlossen ENSI Aufsichtsbericht 2012 Demontage und Montage des RDB-Deckels Foto: KKB und der Normalzustand wieder erstellt werden. maten dieser Baureihe wurden im Block 1 bereits Der Leistungsbetrieb des Blocks 2 war durch 2012 ersetzt; für 2013 ist der Austausch im Block 2 diese Störung nicht beeinträchtigt. Block 1 be- vorgesehen. Durch die Aufschaltung eines bau- fand sich im Revisionsstillstand. gleichen Reserve-Sicherungsautomaten wurde Während des monatlichen Probelaufs der Sicher- die Störung behoben. Alle von der Störung oder heitseinspeisepumpen wurde am 22. August den nachfolgenden Instandhaltungsarbeiten di- 2012 eine geringe Leckage an einer Schweiss- rekt betroffenen Komponenten wurden erfolg- naht festgestellt. Betroffen war die Schweiss- reich einer Funktionskontrolle unterzogen. Danach naht, mit der ein zu einer Entlüftungsarmatur stimmte das ENSI dem Wiederanfahren zu. führendes Rohrstück an die gemeinsame Min- Das nachfolgend beschriebene Vorkommnis be- destmengenleitung der Containment-Sprüh- trifft beide Blöcke. Es wurde vom ENSI der Stufe 0 pumpen angeschlossen ist. Diese Leitung führt der internationalen Ereignisskala zugeteilt. in die Mindestmengenleitung der Sicherheits- Die Überwachungsgeräte der dynamischen In- einspeisepumpen, welche das bei Probeläufen verter in der Notstandsleittechnik sind gemäss geförderte Borwasser in den Vorratstank zurück- Technischer Spezifikation alle drei Monate zu führt. Die Verfügbarkeit der Sprühpumpen prüfen. Der vom Planungssystem automatisch und der Sicherheitseinspeisepumpen war nicht ausgelöste Auftrag für die Prüfung im Dezember beeinträchtigt. Die Leckstelle wurde mit einer 2011 wurde von der zuständigen Planungsstelle speziell angefertigten Schelle gesichert und die irrtümlich erst für März 2012 terminiert. Bei der Leckage kontrolliert in den Abwassertank abge- Ausführung am 8. März 2012 wurde die Über- führt. Im kurz darauf folgenden Stillstand wurde schreitung des Prüfintervalls festgestellt. Die das fehlerhafte Rohrstück ersetzt. Prüfung selbst wurde erfolgreich durchgeführt. Am 21. November 2012 löste ein Sicherungs- Die letzten zwei Prüfungen vor dem Ereignis automat in einem Leittechnikschrank im Not- hatten jeweils keine Befunde ergeben. Seit der standsgebäude fälschlicherweise aus. Dies führte Einführung der Prozesssteuerung mit diesem Pla- zum Schliessen beider Speisewasserregelventile. nungssystem war dies die erste Überschreitung Die Diskrepanz zwischen Frischdampfentnahme von vorgegebenen Prüfintervallen. Neu werden und Speisewasserzufuhr in Kombination mit dem die gesetzten Termine und die Ausführung von sinkenden Füllstand der Dampferzeuger löste aus- Prüfungen gemäss Technischer Spezifikation zu- legungsgemäss eine korrekt abgelaufene Reak- sätzlich durch eine unabhängige Kontrolle über- torschnellabschaltung aus. Ursache war ein Defekt wacht, um so Überschreitungen von Prüfinter- des Sicherungsautomaten. Die Sicherungsauto- vallen vorzubeugen. ENSI Aufsichtsbericht 2012 27 Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der 1.3 Anlagetechnik vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich- 1.3.1 Revisionsarbeiten tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in Abgehobener RDB-Deckel Tabelle 4. Im Revisionsstillstand des Blocks 1 vom 18. Mai bis In den Revisionsabstellungen 2006 und 2007 10. Juli 2012 wurden geplante Tätigkeiten wie waren die Dichtungen der Notstand-Speisewas- Brennelementwechsel, Inspektionen mechanischer serpumpen beider Blöcke unter Beachtung der und elektrischer Einrichtungen, zerstörungsfreie Herstellervorgaben angepasst worden, um die An- Werkstoffprüfungen, wiederkehrende Funktions- fälligkeit gegen Blockierung durch Schmutzteile zu prüfungen an Komponenten und Systemen sowie verringern. Im Jahre 2010 wurde im Rahmen von Instandhaltungs- und Änderungsarbeiten durch- ausserplanmässigen Einspeiseversuchen erkannt, geführt. In Ergänzung zu den Revisionsarbeiten dass es durch diese Anlagenänderung zu einer wurden zahlreiche Anlagenänderungen vorge- Veränderung der Einspeisecharakteristik der Not- nommen (vgl. Kap. 1.3.2). stand-Speisewasserpumpen gekommen war, so- Nachfolgend sind die wichtigsten zerstörungs- dass im Anforderungsfall weniger Wasser in die freien Prüfungen aufgeführt: Dampferzeuger eingespeist würde. Diese Abwei- Mit einem qualifizierten Ultraschall-Prüfsystem chung von der Auslegung wurde dem ENSI im wurden am RDB die Deckeldurchführungsrohre Jahr 2011 gemeldet. Das KKB reichte im Jahr 2012 im Bereich der Einschweissnähte auf axial- und umfangreiche neue hydraulische Analysen sowie umfangsorientierte Risse und Leckagepfade eine Überarbeitung der gültigen Störfallanalyse untersucht. Mit Ausnahme des in Kap. 1.2 be- ein. Diese Analysen zeigen auf, dass die geringere schriebenen Befundes wurden weder Rissanzei- Einspeisekapazität gen noch Leckagepfade festgestellt. der Notstand-Speisewasser- pumpen unter konservativen Randbedingungen An den Lippendichtschweissnähten der Regel- weiterhin ausreicht, um die Nachzerfallswärme ab- stab-Antriebsstangengehäuse wurden visuelle zuführen und die Anlage in einen sicheren Zustand Prüfungen durchgeführt. Es wurden keine Bor- zu überführen. Das ENSI prüfte diese Analysen und säureablagerungen festgestellt. kam zum Ergebnis, dass die Funktion des Not- Die Heizrohre der beiden Dampferzeuger wur- stand-Speisewassersystems auch bei der verringer- den mit einem mechanisierten Wirbelstromprüf- ten Einspeisemenge der Pumpen weiterhin sicher system geprüft. Dabei wurden die Heizrohre auf gewährleistet ist. Ermüdungsrisse und Spannungsrisskorrosion an Foto: KKB 28 ENSI Aufsichtsbericht 2012 den inneren und äusseren Rohroberflächen so- 1.3.2 Anlageänderungen wie auf Wanddickenschwächungen der Rohre infolge von Abrieb im Bereich der Stützkonstruk- Im Block 1 wurden folgende Anlageänderungen tion untersucht. Die Prüfungen ergaben keine durchgeführt: bewertungspflichtigen Anzeigen. Alle Bögen und die geraden Rohre der Frisch- Bei der Wirbelstromprüfung der Kernistrumen- dampfleitungen im Bereich zwischen den Contain- tierungsrohre wurden einige bewertungspflich- mentdurchdringungen und den Schnellschluss- tige Anzeigen festgestellt. Sie wurden alle als armaturen wurden ersetzt. Die Leitungen wurden zulässig bewertet. Die Bewertungsgrundlage erneuert, da in den Jahren 2006 und 2007 her- war vorgängig vom ENSI geprüft und akzeptiert stellungsbedingte lokale Unterschreitungen der worden. rechnerischen Die plattierte Innenoberfläche des Druckhalters worden waren. Der Weiterbetrieb wurde damals wurde in ausgewählten Bereichen einer indirek- durch das ENSI befristet freigegeben. ten visuellen Prüfung mit einem Kamerasystem Jeweils eine der doppelt vorhandenen Contain- unterzogen. Die gezielte Prüfung auf Oberflä- ment-Absperrarmaturen chenfehler umfasste die Bereiche der rostfreien pumpsystems und des Aktivitätsüberwachungs- Plattierung im mittleren Übergangsbereich von systems wurde in das Containment versetzt. Diese der Dampfphase zur flüssigen Phase im Normal- Anlageänderung führt zu einer Verbesserung der betrieb sowie die Kanten der Instrumentierungs- Erdbebensicherheit der Containmentisolation. stutzen und der Entlastungsstutzen. Es zeigten Die Leitungen des primären Nebenkühlwasser- Mindestwandstärke des festgestellt Ringraum-Rück- sich keine bewertungspflichtigen Auffälligkeiten. systems waren grösstenteils aus Kohlenstoffstahl Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri- gefertigt und seit 40 Jahren ununterbrochen im scher Ausrüstungen wurden alle von der Tech- Einsatz. Unter dem Einfluss des sauerstoffreichen nischen Spezifikation verlangten wiederkehrenden Aarewassers musste mit Wanddickenschwä- Funktionskontrollen und Prüfungen an elektri- chungen durch Korrosion und Leckagen gerech- schen und leittechnischen Ausrüstungen erfolg- net werden. Deshalb wurden alle Hauptleitungen reich durchgeführt. des Systems durch solche in rostfreier Ausfüh- Der Block 2 wurde vom 28. August bis 18. Septem- rung ersetzt. Zur Verbesserung der Wasserver- ber 2012 für den Brennelementwechsel abgestellt. sorgung bei Anlagestillständen soll künftig der Weitere Arbeiten waren System- und Komponen- stillstehende Block aus dem Zulaufkanal des tentests beim Abfahren sowie beim Wiederan- laufenden Blocks versorgt werden. Dazu wurde fahren der Anlage. Am RDB wurden visuelle der Anschluss zum Kanal der Turbogruppe 12 Prüfungen durchgeführt, insbesondere am RDB- erstellt und die zugehörigen Armaturen ein- Deckel, an den Regelstabantrieben und an den gebaut. Die Inbetriebnahme wurde erfolgreich Regelstab-Antriebsstangengehäusen. Zusätzlich wur- durchgeführt, zusammen mit dem analogen den die Lippendichtschweissnähte der Regelstab- Anschluss in Block 2, der bereits 2011 erstellt Antriebsstangengehäuse in die Prüfungen einbe- worden war. zogen. Es wurden keine bewertungspflichtigen Im Rahmen des altersbedingten Ersatzes der ge- Anzeigen festgestellt. An den Lippendichtschweiss- samten elektrischen Installationen der Rundlauf- nähten wurden keine Borsäureablagerungen ge- kräne und dem Ersatz der Krankatzen beider funden. Blöcke wurde der Rundlaufkran des Blocks 1 Wegen erhöhter Schwingungen an der Reaktor- umfassend saniert. Die Arbeiten bestanden aus hauptpumpe A wurden Teile der Dichtungspartie dem Ersatz der bestehenden Krankatze durch gewechselt und die Pumpe gewuchtet. An der eine neu konstruierte Krankatze mit von 93 t auf Reaktorhauptpumpe B wurden wegen erhöhtem 100 t erhöhter Traglast, dem Austausch sämt- Sperrwasserrücklauf ebenfalls Teile der Dichtungs- licher elektrischen Installationen inklusive Kran- partie ersetzt. steuerung sowie der Sanierung der bestehenden Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri- Kranbrücke. Die mechanische Auslegung der scher Ausrüstungen wurden alle von der Tech- Katze erfolgte neu nach dem KTA-Regelwerk nischen Spezifikation verlangten wiederkehrenden und erfüllt somit einen höheren Sicherheitsstan- Funktionskontrollen und Prüfungen an elektri- dard als bisher. schen und leittechnischen Ausrüstungen erfolg- Im Notstandsgebäude wurden Anschlüsse für reich durchgeführt. die Accident-Management-Notstromeinspeisung ENSI Aufsichtsbericht 2012 29 installiert. Mit einem Einspeiseversuch konnte einem Spaltstoffgehalt von 4,62 Gewichtsprozenten die verlangte elektrische Versorgung der Ver- ersetzt. Es wurden die letzten MOX-Brennelemente braucher bestätigt werden. ausgeladen. Die Handhabung der Brennelemente Die 125 Niederspannungs-Leistungsschalter wer- verlief ohne Vorkommnis. Der Reaktorkern enthält den in einem Zeitraum von fünf Jahren ersetzt. im 39. Betriebszyklus 4 Uran-Brennelemente und Während des Revisionsstillstands 2012 wurden 117 WAU-Brennelemente. 36 Schalter in den klassierten Schaltanlagen aus- Beide Reaktoren wurden mit freigegebenen und gewechselt. qualitätsgeprüften Brennelementen bestückt. Die Die geänderten Systeme und Komponenten wur- neuen vom ENSI freigegebenen Kernbeladungen den vor dem Wiederanfahren der Anlage getestet erfüllten entsprechend der Dokumentation alle und funktionierten einwandfrei. Anforderungen. Alle Steuerelemente erfüllten die Im Block 2 wurden folgende Anlageänderungen Kriterien für einen weiteren Einsatz. Es lagen keine durchgeführt: Hinweise auf Steuerelementdefekte vor. Deshalb Im Vorfeld des geplanten Austausches der Um- wurden gemäss dem langfristigen Inspektionsplan luftkühler im Containment im Jahre 2013 wurde keine Steuerelementinspektionen durchgeführt. die Verbindung des Podestes mit der inneren Im Berichtszeitraum sind die Reaktorkerne beider Ringwand mittels zusätzlicher Schweissnähte Blöcke auslegungsgemäss und im bewilligten Rah- verstärkt. men betrieben worden. Das Wiederanfahren bei- Für die Anschlüsse der Accident-Management- der Blöcke verlief einwandfrei und wurde vor Ort Notstromeinspeisung wurden im Notstand- durch das ENSI inspiziert. Die Ergebnisse der reaktor- gebäude die vorbereitenden Massnahmen wie physikalischen Messungen stimmten gut mit den Mauerdurchbrüche und Kabelverlegung bis Ergebnissen der Kernauslegungsberechnungen zum Einspeisepunkt ausgeführt. Der definitive überein. Es kam zu keiner Überschreitung der Be- Anschluss an die Niederspannungsschiene des triebsgrenzen. Notstandsystems ist für die nächste Revisionsabstellung geplant. 1.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern 1.3.4 Massnahmen nach Fukushima Das KKB hat dem ENSI fristgerecht am 30. März 2012 die in der Verfügung vom 1. April 2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung eines Die Blöcke 1 und 2 des KKB werden mit je 121 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der Kombina- Brennelementen betrieben. Im Betriebszeitraum tion von Erdbeben und Hochwasser eingereicht. traten keine Defekte an Brennelementen auf. Die Bereits vorgängig waren die Erdbebenfestigkeits- Integrität der ersten Barriere zum Schutz gegen den nachweise (Fragilities) für alle relevanten Bauwerke, Austritt radioaktiver Stoffe war somit gegeben. Systeme und Komponenten fertiggestellt worden. Während des Revisionsstillstands wurden im Block 1 Neben der Sicherheit des Kernreaktors, des Primär- insgesamt 20 abgebrannte Brennelemente durch kreislaufs und des Containments war gemäss der 20 neue ersetzt. Dabei handelt es sich um solche ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auch die Aus- mit wiederaufgearbeitetem Uran (WAU), das 4,62 legung der Brennelementlagerbecken, -gebäude Gewichtsprozente Spaltstoff aufweist. Beim Wie- und -kühlsysteme zu überprüfen und die Einhaltung derbeladen des Reaktorkerns kippte ein Brennele- der zulässigen Dosislimiten für diese Störfälle nach- ment seitlich gegen die Wand der Kernumfassung zuweisen. Aufgrund der Prüfung der eingereichten (vgl. Kap. 1.2). Das betroffene Brennelement-Quar- Dokumentation kam das ENSI zum Schluss, dass die tett wurde durch ein äquivalentes Quartett ausge- Kernkühlung und die Kühlung des Brennelement- tauscht. Diese geringfügige Änderung der Kernbe- lagerbeckens unter Einwirkung eines 10 000-jähr- ladung wurde dem ENSI termingerecht gemeldet lichen Erdbebens und der Kombination von Erd- und in der Berechnung der endgültigen Kernbe- beben ladung berücksichtigt. Der Reaktorkern des Blocks 1 einzelfehlersicher gewährleistet sind. Die Dosis- enthält aktuell im 41. Betriebszyklus 1 Uran-Brenn- limite von 100 mSv wird bei diesen Störfällen ein- element, 112 WAU-Brennelemente und 8 Brenn- gehalten. Das Kriterium gemäss Art. 3 der «Ausser- elemente mit Uran/Plutonium-Mischoxid (MOX). betriebnahmeverordnung» (SR 732.114.5) wird Auch im Block 2 wurden 20 abgebrannte Brenn- nicht erreicht. Aus der Stellungnahme des ENSI zum elemente durch 20 neue WAU-Brennelemente mit Erdbebennachweis des KKB resultieren dennoch 30 und erdbebenbedingtem Hochwasser ENSI Aufsichtsbericht 2012 Forderungen, welche die Massnahmen zu Verhin- Im Kalenderjahr 2012 wurde in den beiden Blöcken derung einer unzulässigen Füllstandabsenkung im des KKB eine Kollektivdosis von 790 Pers.-mSv ver- Brennelementbecken und die durchgängig erd- zeichnet. Die höchste im KKB registrierte Individu- bebenfeste Ansteuerung vom Notstandleitstand aldosis betrug 8,0 mSv und lag deutlich unterhalb der Frischdampf-Abblaseventile betreffen. Termin- des Dosisgrenzwerts nach Strahlenschutzverord- gerecht hat das KKB zur ersten Forderung Stellung nung für beruflich strahlenexponierte Personen von genommen. Daraufhin hat das ENSI die vorgeschla- 20 mSv pro Jahr. Das entsprechende betriebseigene genen Massnahmen als geeignet und die betroffene Planungsziel von maximal 10 mSv pro Person und Forderung als erfüllt beurteilt. Die weiteren gefor- pro Jahr wurde eingehalten. Es wurden weder derten Abklärungen wurden für 2013 terminiert. Personenkontaminationen, die nicht mit her- In einer am 28. November 2012 durchgeführten kömmlichen Mitteln entfernt werden konnten, Schwerpunktinspektion zum langandauernden noch Inkorporationen über der Triageschwelle ge- Verlust der Stromversorgung überzeugte sich das mäss Dosimetrieverordnung festgestellt. ENSI von der Verfügbarkeit und der Eignung der Das ENSI hat anlässlich seiner Inspektionen unter- zur Beherrschung des langandauernden Totalaus- schiedliche Strahlenschutzaspekte überprüft und falls der Wechselstromversorgung vorgesehenen überwiegend vorgabenkonforme Zustände und Einrichtungen für die Accident-Management-Mass- richtiges Verhalten angetroffen. Bei einer Inspek- nahmen. Die vorgestellte Strategie zur Beherr- tion wurde jedoch das Verhalten von Mensch und schung des langandauernden Totalausfalls der Organisation als verbesserungsbedürftig bewertet, Wechselstromversorgung bewertete das ENSI als da im KKB 2 die Aktualität der Beschilderung, die zielführend. In derselben Inspektion kontrollierte Abtrennung an Zonengrenzen und die Anpassung das ENSI die korrekte Ausführung der laut ENSI- der Planung entsprechend der laufenden Arbeiten Verfügung vom 5. Mai 2011 auf Ende 2012 ver- nicht dem Sollzustand entsprach. Der vorbildliche langten externen elektrischen und hydraulischen Dosisleistungsatlas wurde hingegen als «gute Anschlüsse für AM-Massnahmen. Es konnte dabei Praxis» beurteilt. die Erfüllung der Forderung aus der Verfügung Der Block 2 wurde Ende März 2012 unplanmässig festgestellt werden. für die Reparatur der Reaktorhauptpumpe A von Am 5. Dezember 2012 führte das ENSI eine Hand abgestellt (vergl. Kap. 1.2). Anzeichen auf Schwerpunktinspektion zu den Prozessen und Brennelementschäden gab es dabei keine. Unter Vorgabedokumenten zur Auswertung externer Vor- Einbezug aller Arbeiten ergab sich für die 23 Tage kommnisse durch. Die Inspektion zeigte, dass dauernde Zwischenabstellung eine Kollektivdosis geeignete Vorgaben für die Auswertung der für das von 55,4 Pers.-mSv. KKB relevanten externen Vorkommnisse vorhan- Beim Abfahren des Blocks 1 zur geplanten Revi- den sind. Ebenso sind die Übergänge zu den für die sionsabstellung gab es keine Hinweise auf Brenn- Umsetzung abgeleiteter Massnahmen relevanten elementschäden. Die ursprünglich geplante Still- Prozessen festgelegt. Das ENSI stellte fest, dass standsdauer von 48 Tagen musste um rund 5 Tage die Vorgaben bezüglich des Profils für Fachvertre- verlängert werden, weil aufgrund von Rissanzei- ter im Arbeitsteam, das die Auswertung im Werk gen Reparaturarbeiten am RDB-Deckel notwen- vornimmt, erst im Entwurf vorhanden sind und dig waren. Die akkumulierte Kollektivdosis betrug verlangte Korrekturmassnahmen. 544 Pers.-mSv. Die Planungsdosis von 433 Pers.mSv wurde um 26% überschritten. Die befundbedingten Reparaturarbeiten am RDB-Deckel er- 1.4 Strahlenschutz gaben eine Exposition von 82 Pers.-mSv. Im Rahmen der Prognosegenauigkeit entsprachen Im Kalenderjahr 2012 wurden im KKB folgende die effektiv akkumulierten Jobdosen den Pla- Kollektivdosen ermittelt: nungswerten. Kollektivdosis KKB 1 KKB 2 KKB 1+2 Revisionsstillstand* 544 Pers.-mSv 111 Pers.-mSv 709 Pers.-mSv Leistungsbetrieb 40 Pers.-mSv gesamtes Jahr 584 Pers.-mSv 153 Pers.-mSv 790 Pers.-mSv 41 Pers.-mSv * Im Block 2 wurden Brennelementwechsel und Zwischenabstellung zusammengefasst ENSI Aufsichtsbericht 2012 81 Pers.-mSv Im Berichtsjahr wurde im Block 2 die geplante Abstellung für einen Brennelementwechsel durchgeführt. Das Abfahren der Anlage verlief ebenfalls ohne Hinweise auf Brennelementschäden. Nach einer Stillstandsdauer von 21 Tagen wurde der Leistungsbetrieb gegenüber der Planung mit 10 Tagen Verzögerung aufgrund von Prüfarbeiten an den 31 Druckspeicher des Sicherheitseinspeisesystems Foto: KKB Reaktorhauptpumpen A und B wieder aufgenom- Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen be- men. Die akkumulierte Kollektivdosis betrug 55,6 rechnete das ENSI die Jahresdosis für Einzelper- Pers.-mSv. Die Planungsdosis von 69 Pers.-mSv sonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKB wurde um 19% unterschritten, da für drei Arbeiten unter ungünstigen Annahmen. Die Dosen betrugen die akkumulierte Dosis niedriger war als geplant. weniger als 0,001 mSv für Erwachsene, rund Für die übrigen Arbeiten wurde mit 24 Pers.-mSv 0,001 mSv für Zehnjährige und rund 0,0016 mSv für eine um 33% höhere Dosis akkumuliert als zuvor Kleinkinder und lagen deutlich unterhalb des quel- abgeschätzt, da die Arbeiten an den Dichtungen lenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr ge- der Reaktorhauptpumpen nicht eingeplant waren. mäss der Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungs- Das ENSI bemerkt, dass das verantwortliche Strah- Messsonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes lenschutzpersonal kontinuierlich Verbesserungs- (MADUK) in der Umgebung des Werkes zeigten möglichkeiten sucht und zielgerichtet umsetzt. Der keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten Werte. KKB-Strahlenschutz wird bei der Revisionsplanung Die Thermolumineszenz- Dosimeter (TLD), die an früh einbezogen und trägt damit zur guten Koordi- ausgewählten Stellen am Zaun des Kraftwerkareals nation der Tätigkeiten bei. Die im ENSI-Aufsichts- angebracht sind, zeigten keine nennenswerte Er- bericht 2011 angesprochene enge Personalsituation höhung gegenüber der Untergrundstrahlung. Bei in der Leitung des operationellen Strahlenschutzes den quartalsweise vom ENSI zur Kontrolle durchge- hat sich verbessert. Das KKB ist weiterhin bestrebt, führten Messungen an der Umzäunung des KKB einen soliden Bestand an gut qualifiziertem, er- wurden ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen fahrenem und motiviertem Strahlenschutzfach- gegenüber der Untergrundstrahlung festgestellt. personal für den längerfristigen Normalbetrieb Die nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver- der Doppelblockanlage und für die geplanten, an- ordnung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte spruchsvollen Revisionen aufzubauen. für die Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerks- Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form areals von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufent- von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich haltsräume und von 5 mSv pro Jahr für andere unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge- Bereiche wurden eingehalten. Für detailliertere legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch Angaben zur radiologischen Situation innerhalb für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser. und ausserhalb der Anlage Beznau wird auf den Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium- Strahlenschutzbericht 2012 des ENSI verwiesen. Abgaben des KKB betrugen rund 17% des Jahresgrenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasserproben 1.5 Radioaktive Abfälle sowie Iod- und Aerosolfiltern zeigten Übereinstimmung mit den vom KKB gemeldeten Analyseergeb- Radioaktive Rohabfälle fallen im KKB regelmässig nissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das aus den Wasserreinigungssystemen sowie der 32 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle formation über Menge, Lagerort und radiologische stammen aus dem Austausch von Komponenten Eigenschaften jederzeit verfügbar ist. bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass- Ein wichtiges Element bei der Minimierung der nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs- radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl- Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKB wur- len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 28 m3 den im Jahr 2012 insgesamt 55 t Material gemäss etwa gleich wie im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. innerhalb der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, 1.6 Notfallbereitschaft kampagnenweise konditioniert und anschliessend zwischengelagert. Die im KKB vorhandenen un- Die Notfallorganisation des KKB ist für die Bewälti- konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu- Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbewahrt ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, (Nebenanlagengebäude, ZWIBEZ). Der Bestand an geeigneten unkonditionierten Abfällen liegt im KKB mit 66 m3 tungen und einer entsprechenden Auslegung der unter dem Fünfjahresmittelwert. Brennbare und Anlage hat das Werk die Notfallbereitschaft auf schmelzbare Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für hohem Niveau sicherzustellen. die Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG Das ENSI hat im März 2012 anlässlich der Werks- bereitgestellt und dorthin transportiert. notfallübung LAKI die Notfallorganisation beob- Als Konditionierungsverfahren kommen im KKB achtet und beurteilt. Bei der Übung wurden für die Einbindung von Harzen in Polystyrol sowie die beide Blöcke unterschiedliche Szenarien unterstellt. Zementierung von Schlämmen zum Einsatz. Für Im Block 2 kam es durch Fehlfunktionen zu einer alle Verfahren liegen die gemäss Kernenergiever- namhaften Ansammlung von radioaktivem Iod. Bei ordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforderlichen einem Leitungsbruch in Kombination mit dem Typengenehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden Ausfall der Ventilation im Nebengebäude strömten Schlämme konditioniert. Die Harze werden über radioaktive Stoffe über eine für Reparaturzwecke mehrere Jahre gesammelt und dann kampagnen- geöffnete Luke unkontrolliert ins Freie. Im Block 1 weise konditioniert. Die Einbindung der Harze in ereignete sich unabhängig davon ein kleiner Kühl- eine organische Matrix erhöht den organischen mittelverluststörfall. Aufgrund seiner Übungsbeob- Anteil im zukünftigen geologischen Tiefenlager. achtungen kam das ENSI zum Schluss, dass die Das ENSI verfolgt kontinuierlich die internationale Ziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wur- Entwicklung von Konditionierungsverfahren. Es den. Das KKB verfügt über eine zur Beherrschung kommt basierend auf dem aktuellen Kenntnis- von Störfällen geeignete Notfallorganisation. stand zur Einschätzung, dass Alternativen, die im Eine Inspektion hat zudem gezeigt, dass die Not- Endprodukt weniger organische Anteile haben, fallkommunikationsmittel für den Kontakt zu ex- andere gewichtige produkt- oder prozessbe- ternen Stellen betriebsbereit sind. zogene Nachteile aufweisen. Zudem müssen die Ferner löste das ENSI im KKB ohne Voranmeldung geologischen Tiefenlager gemäss heutigem Pla- einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg- nungsstand aus verschiedenen Gründen um ein barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie Vielfaches höhere Gasproduktionsraten sicher be- ENSI-B11 bestätigt wurde. Führungsprozessen und -einrich- herrschen, als sie aus den organischen Abfallbestandteilen im Betriebsabfall der Kernkraftwerke unter ungünstigsten Bedingungen 1.7 Personal und Organisation entstehen können. Die konditionierten Abfallgebinde werden routine- 1.7.1 Organisation und Betriebsführung mässig in die werkseigenen Zwischenlager (Rückstandslager und SAA-Lager des ZWIBEZ) einge- Im Berichtsjahr hat das KKB den Personalbestand lagert. Das KKB nutzt aber auch die Kapazitäten auf 547 Personen erhöht (Ende 2011: 543), was des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die unter anderem mit dem Personalbedarf für die radioaktiven Abfälle des KKB sind in einem von allen laufenden Grossprojekte zusammenhängt. Das schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elektro- KKB hat im Jahr 2012 keine grösseren organisato- nischen Buchführungssystem erfasst, so dass die In- rischen Änderungen vorgenommen. ENSI Aufsichtsbericht 2012 33 Das Managementsystem des KKB entspricht der Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforderungen Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regel- der Richtlinie ENSI-B10. mässigen Audits vom Zertifizierungsinstitut geprüft. Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration des Regelwerks in das Management- 1.8 Sicherheitsbewertung system durch. Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten gesetzlichen und reglementari- 1.8.1 Block 1: Detaillierte Bewertung schen Grundlagen aktuell sind, erfüllen die Anforderungen. Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im An- Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebenen KKB Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchge- System rund 220 Inspektionsgegenstände, Ergeb- führt. Themen waren die Bedeutung und die Aus- nisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte von wirkungen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatoren die Sicherheitskultur der Betreiber der Schweizer bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Sicher- Kernkraftwerke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist heit (einschliesslich für beide Blöcke relevante Beur- explizit nicht die Bewertung der Sicherheitskultur teilungen). Dabei kam das ENSI für die einzelnen der Betreiber, sondern die Förderung der Selbstre- Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu fol- flexion der Betreiber über die eigene Sicherheits- genden zusammenfassenden Beurteilungen: kultur. Im ersten Fachgespräch wurden die vom ENSI vorgegebenen Themen behandelt. Das ENSI wertete das Gespräch aus und informierte den Betreiber im Rahmen eines zweiten Gesprächs über die Ergebnisse. 1.7.2 Personal und Ausbildung Im Berichtsjahr bestand ein ReaktoroperateurAnwärter des KKB die Abschlussprüfung der kerntechnischen Grundlagenausbildung an der Reaktorschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für die weitere Ausbildung und spätere Zulassungsprüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung vermittelt die erforderlichen theoretischen Kenntnisse in thermischer Kraftwerkstechnik, Nuklear- Sicherheitsbewertung 2012 KKB 1: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge physik, Reaktortechnik und Strahlenschutz. Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In- Drei Reaktoroperateure und fünf Schichtchefs des spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher- KKB legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprüfung heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer- aus einem theoretischen und einem praktischen tungen begründet, die in die Kategorien A (Ab- Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten weichung) und höher gehören. Die aufgeführten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Ver- Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 halten der Anlage und zu den anzuwendenden ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach- Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Bar- eigenen Anlagesimulator und besteht in einer rieren als auch für Schutzziele von Bedeutung. Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungspro- An einem Rohrbogen einer Speisewasserleitung gramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. wurde eine Wanddickenunterschreitung festge- Gegenstand waren die anlagenspezifische Grund- stellt, die nur befristet zulässig ist. ausbildung, die Wiederholungsschulung am Simu- Nach dem Absetzen eines Brennelements im lator, die allgemeine Wiederholungsschulung so- Reaktordruckbehälter kippte dieses gegen die wie deren Änderungen und Neuerungen. Das Kernumfassung. 34 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die Eine Störung in einem Regelkreis führte zu einem grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro- kurzzeitigen Ausfall der Kälteanlage zur Raum- bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. kühlung des Notstandgebäudes. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB die Mini- Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz- malanforderungen und den Stand ausländischer Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Anlagen desselben Typs übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut. Eine wiederkehrende Funktionsprüfung in der Notstandleittechnik wurde bei der Planung Betriebs-Vorgaben falsch terminiert, wodurch es zur Überschreitung Da keine Bewertungen der Kategorien A und des von der Technischen Spezifikation vorge- höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher- schriebenen Prüfintervalls kam. heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch. Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Wanddickenunterschrei- An der Einschweissnaht eines Reaktordeckel- tung am Rohrbogen einer Speisewasserleitung, Durchdringungsrohrs wurde eine fehlerhafte das Kippen eines Brennelements, die fehlerhafte Stelle identifiziert, die repariert werden musste. Stelle an der Einschweissnaht eines Reaktordeckel- An einer Reaktordeckeldichtung wurde eine Durchdringungsrohrs, die fehlerhafte Stelle an der Vertiefung festgestellt, welche die Dichtfunktion äusseren Reaktordeckeldichtung, den kurzzeiti- der äusseren Dichtung beeinträchtigte. gen Ausfall der Kälteanlage zur Raumkühlung An einer Schweissnaht im Bereich einer Lade- des Notstandgebäudes und die Tropfleckage im pumpe führte ein fertigungsbedingter Riss zu Bereich einer Ladepumpe als Abweichungen mit einer Tropfleckage. einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicher- Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- heit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicher- tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- Verhalten der Anlage als gut. ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus: Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt die Überschreitung des von der Technischen Spezifikation vorgeschriebenen Prüfintervalls der Notstandleittechnik als Abweichung mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet. Sicherheitsbewertung 2012 KKB 1: Schutzziel-Perspektive 1.8.3 Block 2: Detaillierte Bewertung Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- 1.8.2 Block 1: Gesamtbewertung benen System rund 230 Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte Auslegungs-Vorgaben von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindika- Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben toren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio- Sicherheit (einschliesslich für beide Blöcke rele- dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus vante Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für die ENSI Aufsichtsbericht 2012 35 einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix Eine Störung führte zu einem kurzzeitigen Aus- zu folgenden zusammenfassenden Beurteilungen: fall der Raumkühlung des Notstandgebäudes. An einer Schweissnaht im Bereich des Containment-Sprühsystems und der Sicherheitseinspeisepumpen kam es zu einer Leckage. Die Fehlauslösung eines Sicherungsautomaten der Notstand-Leittechnik führte zu einer Reaktorschnellabschaltung. Die unter Ebene 2 genannte Nichtverfügbarkeit einer Redundanz der Containment-Aktivitätsmessung war auch für die Ebene 3 von Bedeutung. Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die beim Block 1 genannte Überschreitung des Sicherheitsbewertung 2012 KKB 2: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge von der Technischen Spezifikation vorgeschriebenen Prüfintervalls der Notstandleittechnik betraf auch den Block 2. Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer- Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie 1 der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala tungen begründet, die in die Kategorien A (Abwei- Die unter Ebene 3 genannte Nichtverfügbarkeit chung) und höher gehören. Die aufgeführten des Notstand-Dieselgenerators führte zu einer Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 nennenswerten Risikoerhöhung (ICCDP zwi- ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach- schen 10 -6 und 10 -4), die das ENSI gemäss den verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Kriterien in Anhang 6 der Richtlinie ENSI-B03 der Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung. Kategorie 1 der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala zuordnet. Ebene 1, Auslegungsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Wegen einer falschen Angabe in einer Fertigungszeichnung eines Ersatzteillieferanten kam Ebenen oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala es zu einer Störung an einer Reaktorhaupt- Die aufgrund der unter Ebene 1 erwähnten Stö- pumpe und zu einer vorsorglichen manuell aus- rung an einer Reaktorhauptpumpe vorgenom- gelösten Reaktorschnellabschaltung. mene Reaktorschnellabschaltung führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung (ICCDP zwischen Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die unter Ebene 3 genannte durch die Fehlaus- Während der Beladung des Reaktors war kurze lösung eines Sicherungsautomaten der Notstand- Zeit eine Redundanz der Containment-Aktivitäts- Leittechnik verursachte Reaktorschnellabschaltung messung nicht verfügbar. führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung 10 -8 und 10 -6 ). (ICCDP zwischen 10 -8 und 10 -6 ). Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- Bei einem periodischen Funktionstest startete net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- der Notstand-Dieselgenerator nicht. ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie Kurzzeitig kam es zur Trennung der Anspeisung folgt aus: tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- einer vom Wasserkraftwerk Beznau versorgten Notstromschiene vom 50-kV-Netz. 36 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Zustand und Verhalten der Anlage Aufgrund der durch die Nichtverfügbarkeit des Notstand-Dieselgenerators bedingten nennenswerten Risikoerhöhung beurteilt das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage – trotz eines sonst guten Betriebsgeschehens in diesem Bereich – nur als ausreichend. Sicherheitsbewertung 2012 KKB 2: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt die Überschreitung des von der Technischen Spezifikation vorgeschriebenen Prüf- 1.8.4 Block 2: Gesamtbewertung intervalls der Notstandleittechnik als Abweichung mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Auslegungs-Vorgaben Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB für beide Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zu- Blöcke weitgehend gleich sind, bewertet das stand und Verhalten der Anlage als gut. ENSI auch die Sicherheit des Blocks 2 des KKB Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut. vollumfänglich gewährleistet. Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch. ENSI Aufsichtsbericht 2012 37 Blick auf das Kernkraftwerk Mühleberg 2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick Foto: ENSI serreaktor-Anlage mit 373 MW elektrischer Nettoleistung. Weitere Daten der Anlage sind in den Ta- Das Betriebsjahr 2012 war im Kernkraftwerk Müh- bellen 1 und 2 des Anhangs zu finden. Figur 7b leberg (KKM) durch einen weitgehend ungestörten zeigt das Funktionsschema einer Siedewasserreak- Volllastbetrieb geprägt. Neben dem geplanten tor-Anlage. Im Berichtsjahr waren im KKM sechs Revisionsstillstand mit Brennelementwechsel war meldepflichtige Vorkommnisse zu verzeichnen, eine ungeplante Reaktorschnellabschaltung zu welche das ENSI auf der internationalen Ereignis- verzeichnen. Das ENSI stellt fest, dass die bewillig- skala INES alle der Stufe 0 zuordnete. ten Betriebsbedingungen im Betriebsjahr 2012 Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 112 In- immer eingehalten wurden. Das ENSI beurteilt die spektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver- Sicherheit des KKM im Jahr 2012 hinsichtlich Aus- langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und legungs-Vorgaben als gut, hinsichtlich Betriebs- überwachte deren Umsetzung. Während des Revi- Vorgaben als hoch, hinsichtlich Zustand und Ver- sionsstillstands vom 5. August bis 3. September halten der Anlage als gut sowie hinsichtlich 2012 wurden neben dem Brennelementwechsel Zustand und Verhalten von Mensch und Organisa- und den üblichen Revisionsarbeiten umfangreiche tion als gut. Wiederholungsprüfungen Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW wurden keine Befunde festgestellt, die einem si- FMB Energie AG, welches seinen kommerziellen cheren Betrieb entgegenstehen. Im Hinblick auf Betrieb im Jahr 1972 aufnahm, ist eine Siedewas- den Betrieb über 40 Jahre hinaus und aufgrund der ENSI Aufsichtsbericht 2012 durchgeführt. Dabei 39 Erkenntnisse nach den Ereignissen in Fukushima Zur Durchführung von Wiederholungsprüfungen setzte das KKM die Planung zahlreicher Verbesse- und Instandhaltungsarbeiten erfolgten geplante rungen und Anlagemodernisierungen sowie bau- Leistungsabsenkungen. Weitere Leistungsabsen- licher Erweiterungen und Nachrüstungen fort. kungen standen im Zusammenhang mit einem Im Berichtsjahr sind keine Brennelementschäden meldepflichtigen Vorkommnis, der Reparatur des aufgetreten. Kondensators einer der beiden Turbogruppen und Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung der Einhaltung der Kantonalen Gebrauchswasser- für beruflich strahlenexponierte Personen wurde konzession bei hoher Wassertemperatur der Aare eingehalten. Die radioaktiven Abgaben lagen im Juli 2012. Weiter kam es zu einer Reaktor- deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilligung schnellabschaltung. festgelegten Grenzwerte. Im Berichtsjahr waren sechs meldepflichtige Vor- Der Anfall neuer radioaktiver Rohabfälle war auf kommnisse zu verzeichnen, welche das ENSI alle einem niedrigen Niveau. auf der internationalen Ereignisskala INES der Stufe Das KKM hat im Berichtsjahr keine grösseren 0 zuordnete. Für die systematische Sicherheits- Anpassungen seiner Organisation vorgenommen. bewertung wird auf Kap. 2.10 verwiesen, für die Im Berichtsjahr legten ein Pikettingenieur, ein risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10. Schichtchef und sechs Reaktoroperateure ihre Am 8. Februar 2012 war im Rahmen einer Wie- Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Fünf Reaktor- derholungsprüfung der Speisewasserpumpen operateur-Anwärter absolvierten die kerntechni- geplant, bei früheren Wiederholungsprüfungen sche Grundlagenausbildung an der Reaktorschule aufgetretene Antriebsstörungen gemeinsam mit des PSI erfolgreich. dem Lieferanten zu analysieren. Am Vormittag kam es während der Datenaufnahme an der 2.2 Betriebsgeschehen Speisewasserpumpe A ungeplant zu deren Abschaltung. Ursache der Abschaltung waren durch das zur Messung verwendete Oszilloskop SimulatorKommandoraum des KKM Das Kernkraftwerk Mühleberg erreichte im Be- eingekoppelte Signale. Die als Reservepumpe richtsjahr eine Arbeitsausnutzung von 91,1 % und dienende Speisewasserpumpe C wurde automa- eine Zeitverfügbarkeit von 91,9 %. Zeitverfügbar- tisch gestartet, doch erreichte diese die gefor- keit und Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre derte Fördermenge nicht in der vorgegebenen sind in Figur 1 dargestellt. Die Nichtverfügbarkeit Zeit. Dies führte auslegungsgemäss zu einem der Anlage war hauptsächlich durch den Revisions- automatischen Zurückfahren der Reaktorum- stillstand bedingt. wälzpumpen-Drehzahl und damit zu einer Ab- Die ausgekoppelte thermische Energie für die Hei- senkung der Reaktorleistung. Nachdem die Mess- zung der Wohnsiedlung «Steinriesel» belief sich einrichtungen entfernt worden waren, wurde auf 1,6 GWh. die Reaktorleistung wieder auf 100 % erhöht. Aufgrund des Vorkommnisses nahm das KKM Foto: KKM im Jahr 2012 verschiedene Anlagenänderungen vor. Einerseits sollen damit SpeisewasserpumpenAbschaltungen vermieden werden. Andererseits soll im Falle einer Abschaltung der Speisewasserpumpe A oder B die Speisewasserpumpe C rasch genug hochfahren. Am Nachmittag des 8. Februar 2012 wurde die Wiederholungsprüfung fortgesetzt. Um nach dem Vorkommnis vom Vormittag eine Wiederholung einer ungewollten Pumpenabschaltung zu vermeiden, war vorgesehen, für weitere Messungen die betroffene Pumpe im Leerlauf zu betreiben und an deren Stelle die Speisewasserpumpe C in Betrieb zu nehmen. Aufgrund eines Missverständnisses brachte das im Bereich der Speisewasserpumpen tätige Personal am Nachmittag die Messgeräte an der Speisewasser- 40 ENSI Aufsichtsbericht 2012 pumpe B an. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber schalt- und Isolationssystem des SUSAN an das die Speisewasserpumpe A im Leerlauf betrieben. Reaktorschutzsystem zu senden. Im Fall einer Nun kam es beim Anbringen von Messgeräten echten Anforderung wäre die Reaktorschnell- zur Erfassung des Betriebsverhaltens der Speise- abschaltung infolge zu hohem Niveau im Ablass- wasserpumpe B durch eine ungewollte Beein- behälter über redundante Kanäle ausgelöst wor- flussung der Anlage zu einer Abschaltung dieser den. Der defekte Analogsender wurde ersetzt. Pumpe. Die als Reservepumpe dienende Speise- Am 26. Dezember 2012 kam es zu einem kurzen wasserpumpe C war anstelle der Speisewasser- Ausfall einer Edelgasmessstelle im Abluftkamin. pumpe A in Betrieb. Dadurch war nach der Ab- Ursache war ein Ausfall der Stromversorgungs- schaltung der Speisewasserpumpe B nur noch einheit. Das defekte Bauteil wurde ausgewech- eine Pumpe in Betrieb, was zu einem Absinken selt. Der Ausfall dauerte rund zwei Stunden. Die des Füllstandes im Reaktor bis auf einen Wert redundante Edelgasmessstelle stand immer zur führte, der automatisch eine Reaktorschnellab- Verfügung. schaltung auslöst. Um Missverständnisse nach Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der Planungsänderungen zu vermeiden, verlangt vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 eine interne Arbeitsvorschrift des KKM nun zu- dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich- sätzliche Arbeitsvor- und Nachbesprechungen. tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in Das ENSI forderte weitere organisatorische Tabelle 4. Massnahmen, um sicherzustellen, dass kurzfristige Änderungen von Fahrprogrammen schriftlich erfolgen und alle involvierten Personen 2.3 Anlagetechnik Kenntnis davon haben. Am 13. März 2012 wurden Versandstücke mit 2.3.1 Revisionsarbeiten insgesamt vier unbestrahlten Brennelementen vom KKM zwecks Reparatur zum Hersteller nach Die Revisionsarbeiten begannen am 5. August Spanien transportiert. Nach der Ankunft des 2012 und dauerten bis zum 3. September 2012. Transportes setzte der Empfänger am 15. März Während dieser Zeit wurden geplante Tätigkeiten 2012 das KKM in Kenntnis, dass die Bezettelung wie Brennelementwechsel und Brennelementin- nicht konform mit den Vorschriften für Gefahr- spektionen, Inspektionen elektrischer und mecha- guttransporte war. Es fehlte ein Gefahrenzettel nischer Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoff- für spaltbares Material nach ADR-Muster 7E, prüfungen, wiederkehrende Funktionsprüfungen was vom KKM beim Versenden übersehen wor- an Komponenten und Systemen sowie Instandhal- den war. Da Transportaspekte separat bewertet tungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt. werden, sind diese in der Sicherheitsbewertung Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen der Anlage im Kap. 2.8 nicht enthalten. an mechanischen Komponenten waren visuelle Am 22. Juni 2012 wurden infolge einer Störung Foto: KKM in der Ortsdosisleistungs-Messung an der Frischdampfleitung die Frischdampfentwässerungsventile automatisch geschlossen. Es kam zu einer einkanaligen Anregung des Reaktorschutzsystems. Ursache für die Störung in der Ortsdosisleistungs-Messung war ein defekter Strom-Frequenz-Wandler. Das Anlageverhalten nach der Störung war auslegungsgemäss. Das KKM ersetzte präventiv in der Jahresrevision 2012 alle Strom-Frequenz-Wandler der Dosisleistungs- monitore an der Frischdampfleitung. Aufgrund eines defekten Analogsenders fiel am 23. November 2012 die Übertragung des Messsignals für das Niveau im Scramablassbehälter in das Reaktorschutzsystem in einem von vier Kanälen aus. Der Analogsender hat die Aufgabe, Messsignale aus dem alternativen Reaktorab- ENSI Aufsichtsbericht 2012 Krananlage im Reaktorgebäude 41 Prüfungen der Kerneinbauten im Reaktordruck- legten Prüfbereich hätten Befunde, wie sie in Doel behälter (RDB), Ultraschall- und Wirbelstromprü- aufgetreten sind, identifiziert werden können. Die fungen an einigen RDB-Stutzen des Kernsprüh- und Prüfung ergab keine Hinweise auf derartige Be- Speisewassersystems sowie der Kerninstrumen- funde. Das geprüfte Grundmaterial befindet sich tierungsdurchführung. Folgende Prüfungen sind in einem guten Zustand. hervorzuheben: Schwerpunkte des Wiederholungsprüfprogramms Die visuelle Prüfung der RDB-Einbauten wurde an elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen erstmals nach einem neu qualifizierten Prüfverfah- waren die komponenten- und verfahrenstech- ren mit verbesserten Kamerasystemen und neu nischen Prüfungen der Leittechnik einer Redundanz qualifiziertem Personal durchgeführt. In dieser Re- des Notstandsystems SUSAN sowie beider Redun- vision wurden unter anderem ein Zuganker und danzen des Reaktorschutzes. Bei den Eigenbedarfs- ein Steuerstab eines neuen Typs sowie Anschweis- anlagen wurden die automatischen Umschaltmög- sungen an die RDB-Wand geprüft. An den Speise- lichkeiten überprüft. Die erforderliche Kapazität wasser-Verteilringen fand die regelmässige Nach- der Batterien in einem Eigenbedarfsstrang sowie in prüfung bekannter Befunde statt. Die geprüften einer SUSAN-Redundanz wurde durch Entladung Einbauten befanden sich in einem guten Zustand. und Wiederaufladung nachgewiesen. Zudem wur- Alle Befunde wurden als zulässig bewertet. den Batterien ersetzt, die ihre Lebensdauer erreicht Es wurde eine RDB-Stutzen-Anschlussschweiss- hatten. Das KKM überprüfte auch die Gleich- und naht des Kernsprühsystems mechanisiert gemäss Wechselrichter der 24- und 125-V-Anlagen der bei- einer neu qualifizierten Prüfvorschrift geprüft. Es den sicheren Schienen sowie der Redundanzen des ergaben sich keine bewertungspflichtigen Be- SUSAN. Die Prüfungen bestätigten den ordnungs- funde. Zwei RDB-Stutzen der Speisewasserlei- gemässen Zustand dieser Ausrüstungen. tung wurden im Bereich einer Schweissnaht mit Mittelspannungs- und Niederspannungsschaltan- Ultraschall und Wirbelstrom geprüft. Bei keiner lagen, Motoren, der Rotor eines Speisewasserpum- dieser Prüfungen wurden unzulässige Anzeigen penmotors sowie ein Lastschalter wurden revidiert. detektiert. Das ENSI erteilte am 3. September 2012 die Frei- Die Prüfung der Kerninstrumentierungsdurch- gabe für den Leistungsbetrieb des Reaktorkerns führung wurde mit einem neuentwickelten Ma- für den 40. Betriebszyklus. nipulator durchgeführt. Der Prüfbereich wurde Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Qualität dabei mechanisiert von innen mit Ultraschall und und unter Beachtung der Strahlenschutzvorgaben Wirbelstrom geprüft. Das Prüfverfahren war geplant und durchgeführt. Die Prüfungen wurden qualifiziert. Bei keiner dieser Prüfungen wurden vom ENSI beaufsichtigt. Es wurden keine Befunde unzulässige Anzeigen detektiert. festgestellt, die einem sicheren Betrieb entgegen- Aufgrund der Befunde am RDB des belgischen stehen. Die durchgeführten Prüfungen haben Kernkraftwerks Doel-3 führte das KKM eine aus- insgesamt den guten Zustand der mechanischen serplanmässige mechanisierte Ultraschallprüfung sowie der elektrischen und leittechnischen Aus- des RDB-Grundmaterials durch. Diese Prüfung rüstungen bestätigt. erfolgte nach Vorgaben des ENSI. Sie stützte sich auf die aktuellen internationalen Anforderungen 2.3.2 Anlageänderungen für die Ultraschallprüfung bei der Abnahme von 42 neuen RDB ab. Ziel der Prüfung war es, eventuelle Im Berichtsjahr wurden namentlich folgende An- Schmiedefehler, wie sie in Doel gefunden worden lageänderungen durchgeführt: waren, zuverlässig zu erkennen. Als repräsenta- Die Halterungen der Frischdampf- und Speise- tives Prüfvolumen für die Sonderprüfung wurde wasserleitungen wurden gegen solche eines an- ein Prüfbereich festgelegt, der sich in vertikaler deren Herstellers ausgetauscht. Der Ersatz be- Richtung über die gesamte Höhe des Reaktorbe- gann im Revisionsstillstand 2011 und wurde hälters erstreckte und in horizontaler Richtung ei- 2012 erfolgreich abgeschlossen. nen rund 500 Millimeter breiten Streifen umfasste. An einem Wasserabscheider-Zwischenüberhitzer In diesem Prüfbereich wurden repräsentative wurden die im Bauprüfplan festgelegten Über- Grundwerkstoffbereiche aller Mantelringe erfasst. prüfungen und Reparaturmassnahmen durch- Die in Doel festgestellten Befunde sind über den geführt. Bei der Wandstärkemessung der druck- ganzen Umfang des Reaktordruckbehälters ver- tragenden Schale wurde an einer Stelle eine teilt. Mit dem im Kernkraftwerk Mühleberg festge- verminderte Wandstärke festgestellt. Eine Un- ENSI Aufsichtsbericht 2012 terschreitung der festgelegten minimalen Wand- ses Betriebsverhalten zeigten. Dies folgte aus der stärke lag nicht vor. Mit einer Auftragsschweis- laufenden Überwachung der Kühlmittelaktivität sung wurde die Stelle aufgefüllt. sowie aus Inspektionen an insgesamt 14 ausge- Die Kühlung der Speisewasserpumpen wurde wählten Brennelementen. Die Inspektionen bestä- neu so in die Hilfskühlwasser-Rücklaufleitung tigten erneut, dass die Edelmetalleinspeisung in eingebunden, dass bei einer postulierten Un- das Kühlmittel, siehe Kap. 2.4, keinen negativen dichtheit der Hilfskühlwasserleitung im Reaktor- Einfluss auf die Brennstab-Hüllrohre oder andere gebäude diese abgesperrt werden kann, ohne Strukturteile der Brennelemente hat. Im Rahmen dabei das betriebliche Speisewassersystem zu eines Vorläuferprogramms wurden an vier Brenn- beeinträchtigen. elementen weiterentwickelte Fremdkörperfilter Bei zwei Frischdampfisolationsventilen wurde eingesetzt und an weiteren vier Brennelementen zur Hubanpassung der Sitz eingeschliffen. Dabei Kästen aus Zircaloy-4-Material. Messungen sowie wurde jeweils ein Teil der Materialreserve der visuelle Prüfungen bestätigten deren auslegungs- Sitzpanzerung abgetragen und so die Differenz gemässes Verhalten. Die Kühlmittelanalysen zeigten zwischen Ventilhub und Hub des Servomotors einen auslegungsgemässen Zustand der Steuer- verringert. Der Verschlusskörper an zwei Arma- stäbe. Die visuelle Inspektion eines Steuerstabs er- turen zur Isolation der Frischdampfleitung wurde gab keine Befunde. überdreht und so der spezifizierte Sollzustand Für den 40. Betriebszyklus setzte das KKM insge- wieder hergestellt. samt 32 frische Brennelemente vom Typ GNF2 ein. Im Bereich der elektrischen und leittechnischen Das ENSI überzeugte sich davon, dass nur frei- Ausrüstungen erfolgte die Ausführung einiger gegebene und den Qualitätsanforderungen ent- Anlageänderungen. So wurden die an einem sprechende Brennelemente geladen und alle neuen Standort platzierten Frequenzumrichter Sicherheitsmassnahmen während des Brennele- beider Speisewasserpumpenantriebe erfolgreich mentwechsels gemäss den Vorgaben eingehalten in Betrieb gesetzt, wobei vorgängig auch eine wurden. Der vom ENSI geprüfte Beladeplan des Optimierung der Anfahrregelung vorgenommen Reaktorkerns erfüllte alle Sicherheitsanforderungen. wurde. Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern auslegungs- Bei den Hauptnetzanbindungen erfolgte der gemäss und im bewilligten Rahmen betrieben Umschluss beider Blocktransformatoren auf die worden. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen neue 220-kV-Unterstation Mühleberg Ost und Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen die Erneuerung der Schutzeinrichtungen zur der Kernauslegungsberechnungen überein. Gewährleistung der entsprechenden Schutzfunktionen. Hierbei berücksichtigt der redundante 2.3.4 Massnahmen nach Fukushima Aufbau des Schutzsystems den Einsatz diversitärer Schutzgeräte. Das KKM hat dem ENSI fristgerecht bis zum Um im Rahmen des Accident Management (AM) 30. März 2012 die in der Verfügung vom 1. April eine elektrische Notanspeisung zur Versorgung 2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung ausgewählter Verbraucher durch ein festinstal- eines 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der liertes AM-Dieselaggregat zu ermöglichen, wur- Kombination von Erdbeben und Hochwasser ein- den die benötigten Anschlüsse installiert. gereicht. Bereits vorgängig waren die Erdbeben- Die Stickstoffflaschen-Palette wurde an einem festigkeitsnachweise (Fragilities) für alle relevanten neuen Standort und mit seismisch korrekter Bauwerke, Systeme und Komponenten fertigge- Halterungskonstruktion aufgestellt. Die Abschirm- stellt worden. Neben der Sicherheit des Kernreak- steine zwischen Reaktorgrube und Brennelement- tors, des Primärkreislaufs und des Containments war becken wurden aus Gründen der Erdbebensicher- gemäss der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auch heit entfernt. die Auslegung der Brennelementlagerbecken, -gebäude und -kühlsysteme zu überprüfen und die 2.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern Einhaltung der zulässigen Dosislimiten für diese Störfälle nachzuweisen. Zuvor hatte das KKM am 31. Januar 2012 den Erdbebenfestigkeitsnachweis Im August 2012 wurde der 39. Betriebszyklus des für das Wasserkraftwerk Mühleberg eingereicht, KKM planmässig abgeschlossen, wobei die ein- den das ENSI der zuständigen Behörde (Bundesamt gesetzten Brennelemente ein bestimmungsgemäs- für Energie, Sektion Talsperre) zur Begutachtung ENSI Aufsichtsbericht 2012 43 Stickstofftanks des Reaktorschnellabschaltsystems Foto: KKM weiterleitete. Aufgrund der Prüfung der eingereich- vom KKM nachgewiesen wurde, ist dieses formell ten Dokumentation kam das ENSI zum Schluss, nicht durchgehend der höchsten Erdbebenklasse dass die Kernkühlung und die Kühlung des Brenn- zugeordnet. Aufgrund nicht auszuschliessender elementlagerbeckens eines Leckagen des Brennelementlagerbeckens in das 10 000-jährlichen Erdbebens und der Kombination Reaktorgebäude wird die Funktion des Contain- von Erdbeben und erdbebenbedingtem Hoch- ment-Rückpumpsystems benötigt, deshalb for- wasser einzelfehlersicher gewährleistet sind. Die derte das ENSI eine Nachqualifizierung für das Dosislimite von 100 mSv wird bei diesen Störfällen Containment-Rückpumpsystem in seiner Gesamt- eingehalten. Das Kriterium gemäss Art. 3 der heit oder geeignete Nachrüstmassnahmen. «Ausserbetriebnahmeverordnung» (SR 732.114.5) Das KKM hat zur Erfüllung der Forderungen aus wird nicht erreicht. Aus der Stellungnahme des der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 einen Antrag ENSI zum Erdbebennachweis des KKM resultierten auf Konzeptfreigabe fristgerecht am 30. Juni 2012 dennoch Forderungen, da die Sicherheit gegen das eingereicht. Dieser Antrag umfasst drei Nachrüst- Anheben und seitliche Versetzen der Brennele- vorhaben, die zum Projekt DIWANAS zusammen- mente infolge vertikaler Erdbebenbeschleunigung geführt worden sind. nicht ausführlich genug untersucht worden war Im Rahmen dieses Projekts ist die Errichtung einer und da Fragen zur Dichtfunktion der Dammplatte zur Aare diversitären letzten Wärmesenke geplant. zur Abtrennung des Brennelementbeckens von der Gemäss dem Konzeptfreigabeantrag wird hierfür Reaktorgrube offen geblieben waren. Ausserdem das Notstandsystem SUSAN um eine Zuleitung aus forderte das ENSI die Vervollständigung der Be- einer Grundwasserfassung im Saanetal erweitert. rechnungen der Erdbebensicherheit für Stauanla- Bei Nichtverfügbarkeit der Aare dient die neue gen im Einflussbereich des KKM gemäss den Anga- Wasserfassung als Wärmesenke, um die Nach- ben in Prüfberichten des Bundesamts für Energie. wärmeabfuhr aus dem Reaktor und dem Brenn- Termingerecht hat das KKM zu den Forderungen elementbecken zu gewährleisten. Als zweites Teil- Dokumente nachgereicht, deren Überprüfung vorhaben beantragte das KKM die Errichtung eines durch das ENSI bzw. Bundesamt für Energie für zusätzlichen, erdbeben- und überflutungssicheren 2013 terminiert wurde. Systems zur Kühlung des Brennelementlagerbe- Im Rahmen der Überprüfung des deterministischen ckens. Ebenfalls im Rahmen des Projekts DIWANAS Nachweises zur Beherrschung des 10 000-jährlichen verfolgt wird ein drittes Teilvorhaben, das die Erdbebens hat das ENSI am 25. Mai 2012 eine In- Nachrüstung eines zusätzlichen Nachwärmeabfuhr- spektion im KKM durchgeführt mit dem Ziel, die systems betrifft. Dieses Vorhaben ist keine Reak- Strukturen, Systeme und Komponenten, die die tion auf den Unfall von Fukushima, sondern geht Anlage in einen sicheren Zustand überführen und zurück auf eine im Rahmen der Grobprüfung zur Sicherstellung der Brennelementlagerbecken- der PSÜ-Dokumentation zum Langzeitbetrieb am Kühlung benötigt werden, zu prüfen. Obwohl die 18. Februar 2011 gestellte Forderung des ENSI. seismische Containment-Rück- Das ENSI hat die eingereichten Antragsunterlagen pumpsystems für das 10 000-jährliche Erdbeben einer Grobprüfung unterzogen. Aus Sicht des ENSI 44 Robustheit unter des Einwirkung ENSI Aufsichtsbericht 2012 ist das beantragte Konzept der Saane-Grundwas- Wechselstromversorgung bewertete das ENSI als serfassung grundsätzlich geeignet, die Forderung zielführend. In derselben Inspektion kontrollierte nach einer alternativen, diversitären Kühlwasser- das ENSI die korrekte Ausführung der laut ENSI- versorgung zu erfüllen. Die zusätzliche Kühlwasser- Verfügung vom 5. Mai 2011 auf Ende 2012 ver- versorgung kann unabhängig von der bisherigen langten externen elektrischen und hydraulischen Flusswasserversorgung (Aare) betrieben werden Anschlüsse für AM-Massnahmen. Es konnte dabei und soll gegen ein 10 000-jährliches Erdbeben und die Erfüllung der Forderung aus der Verfügung eine 10 000-jährliche externe Überflutung ge- festgestellt werden. schützt werden. Das ENSI beurteilt das alternative Brennelementbecken-Kühlsystem als grundsätzlich geeignet, um die Brennelementlagerbecken-Küh- 2.4 Strahlenschutz lung erdbeben- und überflutungssicher zu gewährleisten. Mit der zweifach redundanten Ausführung Im Jahr 2012 betrug die akkumulierte Kollektiv- der für die Funktion notwendigen aktiven Kom- dosis für das KKM 859 Pers.-mSv. Die maximale ponenten wird das Einzelfehlerkriterium erfüllt. Individualdosis lag mit 8 mSv unter dem Dosisgrenz- Aus Sicht des ENSI wird mit dem zusätzlichen Nach- wert der Strahlenschutzverordnung für beruflich wärmeabfuhrsystem die bisher bestehende nicht strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr. konsequente räumliche Trennung der Sicherheits- Im Berichtszeitraum traten weder Personenkon- systeme auf der Ebene -11 m des Reaktorgebäudes taminationen, die nicht mit einfachen Mitteln ent- deutlich verbessert. Aus der Grobprüfung resultier- fernt werden konnten, noch Inkorporationen auf. ten einige Nachforderungen bezüglich zusätzlich Dank den schadenfreien Brennelementen war die einzureichender Dokumente. Diese Dokumente Ausgangslage für die Revisionsarbeiten radiolo- wurden vom KKM bis Mitte Dezember 2012 frist- gisch gesehen auch in diesem Jahr günstig. gerecht nachgereicht. Die Kollektivdosis aller Mitarbeiter im Revisionsstill- Das ENSI hat in der Stellungnahme zum Langzeit- stand 2012 lag bei 596 Pers.-mSv (EPD). Der vom betrieb des KKM verlangt, dass die Nachrüstungen KKM vor Beginn der Arbeiten geschätzte Wert lag im Rahmen des Projekts DIWANAS bis spätestens bei 908,0 Pers.-mSv. zum Ende der Jahresrevision 2017 umzusetzen Die mittlere Dosisleistung an den beiden Umwälz- sind, wobei hierfür bis zum 30. Juni 2013 ein ver- schleifen ist mit 1,71 mSv/h im Vergleich zum bindlicher Umsetzungsplan einzureichen ist. Vorjahr (1,67 mSv/h) praktisch gleich geblieben. Am 20. November 2012 führte das ENSI eine Der Höchststand im Jahr 1994 betrug 6,4 mSv/h. Schwerpunktinspektion zu den Prozessen und Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz Vorgabedokumenten zur Auswertung externer war im ganzen Betriebsjahr angemessen und er- Vorkommnisse durch. Die Inspektion zeigte, dass möglichte es, die administrativen und technischen geeignete Vorgaben zur Auswertung der für das Schutz- und Überwachungsaufgaben korrekt aus- KKM relevanten externen Vorkommnisse existie- zuüben und sicherzustellen. Allerdings setzt das ren. Ebenso sind die Übergänge zu den für die KKM dazu überwiegend Fremdpersonal ein, das Umsetzung abgeleiteter Massnahmen relevanten erfahren und mit der Anlage vertraut ist. Die regel- Prozessen festgelegt. Das ENSI stellte fest, dass die mässig wiederkehrenden und arbeitsbedingten genaue Aufschlüsselung der zu konsultierenden Kontaminationskontrollen der Oberflächen und Quellen sowie inhaltliche Vorgaben zur Umsetzung der Luft bestätigten einen sauberen radiologischen der Anforderungen der Richtlinie ENSI-B02 für die Zustand der kontrollierten Zone des KKM. Berichterstattung ans ENSI erst im Entwurf vorhan- Die Edelmetalleinspeisung wurde fortgesetzt. Be- den sind, und verlangte Korrekturmassnahmen. reits zum achten Mal wurde eine wasserlösliche In einer am 11. Dezember 2012 durchgeführten Platinverbindung in das Reaktorwasser eingespeist. Schwerpunktinspektion zum langandauernden Gemeinsam mit der kontinuierlichen Zugabe von Verlust der Stromversorgung überzeugte sich das Wasserstoff sollen dadurch die Einbauten im ENSI von der Verfügbarkeit und der Eignung der Reaktordruckbehälter vor Spannungsrisskorrosion zur Beherrschung des langandauernden Totalaus- geschützt werden. falls der Wechselstromversorgung vorgesehenen Die in der Berichtsperiode zum Thema Strahlen- Einrichtungen für die Accident-Management- schutz durchgeführten Inspektionen bestätigten, Massnahmen. Die vorgestellte Strategie zur Be- dass im KKM ein konsequenter und gesetzeskon- herrschung des langandauernden Totalausfalls der former Strahlenschutz praktiziert wird. ENSI Aufsichtsbericht 2012 45 Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form für Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich von 1 mSv pro Jahr für Wohn und Aufenthalts- unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge- räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben zur für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb einschliesslich Tritium. Die quartalsweise vom ENSI der Anlage Mühleberg wird auf den Strahlenschutz- durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasser- bericht 2012 des ENSI verwiesen. proben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit den vom KKM gemeldeten Ergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das 2.5 Radioaktive Abfälle Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen Radioaktive Rohabfälle fallen im KKM regelmässig der Bevölkerung in der Umgebung des KKM unter aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas- konservativen, das heisst ungünstigen Annahmen. und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn- Die berechneten Dosen betragen rund 0,0036 mSv elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus für Erwachsene, 0,0037 mSv für Zehnjährige und dem Austausch von Komponenten bei Instandhal- 0,0043 mSv für Kleinkinder und liegen somit deut- tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und lich unter dem quellenbezogenen Dosisrichtwert den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien. Der von 0,3 mSv pro Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15. Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle 8) Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI be- war im Berichtsjahr mit 39 m3 leicht höher als im triebenen Messnetzes in der Umgebung des Werkes Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen (MADUK) zeigten keine durch den Betrieb der Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines Siede- Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, wasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch Di- kampagnenweise konditioniert und anschliessend rekt- und Streustrahlung aus dem Maschinenhaus zwischengelagert. Die im KKM vorhandenen un- erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD), konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen welche an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwer- Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe- kareals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres- wahrt. Ihr Bestand ist mit 48 m 3 gering. Brennbare höchstwert von 1,6 mSv einschliesslich natürlicher Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für die Be- Untergrundstrahlung eine geringfügige Erhöhung handlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG gegenüber dem Vorjahr (1,4 mSv). Bei den quartals- bereitgestellt und dorthin transportiert. Weitere weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten Mes- Rohabfälle wurden ebenfalls an die ZWILAG zur sungen am Zaun des Kraftwerkareals wurden eben- Behandlung in der dortigen Konditionierungsan- falls keine signifikanten Veränderungen festgestellt. lage abgegeben. Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutz- Als Konditionierungsverfahren kommt im KKM verordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte die Zementierung von Harzen zum Einsatz. Für alle Brennelementbecken Foto: KKM 46 ENSI Aufsichtsbericht 2012 angewendeten Verfahren liegen die gemäss Kern- barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie energieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erfor- ENSI-B11 bestätigt wurde. derlichen behördlichen Typengenehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden die anfallenden Betriebsharze mit der Verfestigungsanlage des KKM in drei 2.7 Personal und Organisation Kampagnen konditioniert. Die konditionierten Abfallgebinde werden routine- 2.7.1 Organisation und Betriebsführung mässig in das werkseigene Zwischenlager eingelagert. Das KKM nutzt aber auch die Kapazitäten des Im Berichtsjahr hat das KKM den Personalbestand zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die radio- auf 345 Personen erhöht (2011: 328). Dies ist aktiven Abfälle des KKM sind in einem von allen insbesondere mit dem erhöhten Personalbedarf schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek- im Rahmen von geplanten und laufenden Gross- tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass projekten zu begründen. die Information über Menge, Lagerort und radio- In dem Zusammenhang informierte sich das ENSI logische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist. in einer Fachsitzung zum Thema Personal und Or- Ein wichtiges Element bei der Minimierung der ganisation über die vom KKM getroffenen Mass- radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von nahmen im Umgang mit Ungewissheiten bezüglich Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKM des Zeithorizonts des Weiterbetriebs der Anlage. wurden im Jahr 2012 insgesamt 60 t Material Das KKM hat zum 1. Januar 2012 personelle Muta- gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 frei- tionen im Bereich der Führung vorgenommen. Der gemessen. bisherige Leiter Elektrotechnik wurde neuer Kraftwerksleiter. Der bisherige Leiter Betrieb wurde neu 2.6 Notfallbereitschaft vollamtlicher Stellvertreter des Kraftwerksleiters. Die dadurch frei gewordene Abteilungsleiterstelle wurde mit einem Ressortleiter aus der entspre- Die Notfallorganisation des KKM ist für die Bewäl- chenden Abteilung besetzt. Neu besetzt wurde tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals ebenfalls die Stelle des Leiters Dienste. zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, Das Managementsystem des KKM entspricht der geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regel- zusammen mit einer entsprechenden Auslegung mässigen Audits vom Zertifizierungsinstitut geprüft. der Anlage hat das KKM die Notfallbereitschaft auf Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration hohem Niveau sicherzustellen. des Regelwerks in das Managementsystem durch. Das ENSI hat im Oktober 2012 an der Werksnot- Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten fallübung NUKLID die Notfallorganisation beobach- gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen tet und beurteilt. Für die Übung wurde ein Szenario aktuell sind, erfüllen die Anforderungen. unterstellt, bei dem beim Transport eines Brennele- Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem KKM ments über dem Reaktorkern dieses durch den Bruch Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchgeführt. des Transportbügels auf den Reaktorkern fiel. Beim Themen waren die Bedeutung und die Auswirkun- Absturz wurden Brennstoffhüllrohre beschädigt, gen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf die Sicher- was zum Austritt von radioaktiven Stoffen führte. heitskultur der Betreiber der Schweizer Kernkraft- Bei der Übung wurde Verbesserungsbedarf bei der werke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist explizit Ausbildung von Mitarbeitern in Zusammenhang nicht die Bewertung der Sicherheitskultur der Betrei- mit der Bestimmung des Quellterms und der Ver- ber, sondern die Förderung der Selbstreflexion der wendung von Einsatzhilfen festgestellt. Betreiber über die eigene Sicherheitskultur. Im ersten Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele Fachgespräch wurden die vom ENSI vorgegebenen gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Themen behandelt. Das ENSI wertete das Gespräch Das KKM verfügt über eine zur Beherrschung von aus und informierte den Betreiber im Rahmen eines Störfällen geeignete Notfallorganisation. zweiten Gesprächs über die Ergebnisse. Eine Inspektion hat zudem gezeigt, dass die Notfallkommunikationsmittel für den Kontakt zu externen 2.7.2 Personal und Ausbildung Stellen betriebsbereit sind. Das ENSI löste ferner im KKM ohne Voranmeldung Im Berichtsjahr bestanden fünf Reaktoroperateur- einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg- Anwärter des KKM die Abschlussprüfung der kern- ENSI Aufsichtsbericht 2012 47 technischen Grundlagenausbildung an der Reak- Schlussbericht der IAEA wurde Anfang 2013 ver- torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für öffentlicht. Das ENSI analysiert die Resultate im die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs- Schlussbericht der IAEA und wird die Massnahmen prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung des Betreibers verfolgen. vermittelt die erforderlichen theoretischen Kenntnisse in thermischer Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und Strahlenschutz. 2.10 Sicherheitsbewertung Ein Pikettingenieur, ein Schichtchef und sechs Reaktoroperateure des KKM legten im Berichtsjahr 2.10.1 Detaillierte Bewertung ihre Zulassungsprüfung unter Aufsicht des ENSI mit Erfolg ab. Zulassungsprüfungen bestehen aus Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im einem theoretischen und einem praktischen Teil. Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre benen System rund 280 Inspektionsgegenstände, detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Ver- Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte halten der Anlage und zu den anzuwendenden von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindika- Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am toren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu fol- Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist genden zusammenfassenden Beurteilungen: im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungsprogramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. Gegenstand waren die anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator, die allgemeine Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen und Neuerungen. Das Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10. 2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung Ende 2010 reichte das KKM fristgerecht die in Richtlinie HSK-R-48 verlangte Dokumentation der Perio- Sicherheitsbewertung 2012 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge dischen Sicherheitsüberprüfung, der PSÜ 2010, ein. Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Die Überprüfung der Unterlagen war Ende 2012 Inspektionsergebnisse, noch im Gang. Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen 2.9 OSART hatten. Im Vorkommnisse Folgenden werden noch jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln Vom 8. bis 25. Oktober 2012 hat ein Expertenteam 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der IAEA das KKM überprüft. Untersucht wurde der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen die betriebliche Sicherheit in den Bereichen Füh- oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu- rung, Organisation, Administration, Ausbildung, tung. Betrieb, Instandhaltung, technische Unterstützung, Betriebserfahrung, Strahlenschutz, Chemie, Notfallplanung, Langzeitbetrieb und Unfallbeherrschung. Das Team hat dem KKM Empfehlungen und 48 Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Hinweise abgegeben, wie die betriebliche Sicher- Mängel bei der Vorbereitung und Durchführung heit weiter verbessert werden könnte sowie auch von Messungen an Speisewasserpumpen führ- vorbildliche Praktiken des KKM identifiziert. Der ten zu einer Reaktorschnellabschaltung. ENSI Aufsichtsbericht 2012 Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Eine Störung in der Ortsdosisleistungs-Messung 2.10.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben an der Frischdampfleitung führte zum automati- Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben schen Schliessen der Frischdampfentwässerungs- hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio- ventile. dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus Das verzögerte Anlaufen der Reserve-Speisewas- dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die serpumpe führte zu einer automatischen Absen- Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, kung der Reaktorleistung. Diversität, räumlicher Separation und Robustheit Eine Edelgasmessstelle im Abluftkamin war kurz- gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die zeitig nicht verfügbar. Auslegungs-Vorgaben des KKM die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer An- Ebene 3, Auslegungsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Das Containment-Rückpumpsystem ist formell lagen desselben Typs übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut. nicht durchgehend der höchsten Erdbebenklasse zugeordnet. Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und hö- Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala her vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch. Aufgrund eines defekten Analogsenders fiel die Übertragung des Messsignals für das Niveau Zustand und Verhalten der Anlage im Scramablassbehälter in das Reaktorschutz- Das ENSI beurteilt die Störung in der Ortsdosis- system in einem von vier Kanälen kurzzeitig aus. leistungs-Messung an der Frischdampfleitung, Die unter Ebene 2 genannte Störung in der Orts- das verzögerte Anlaufen der Reserve-Speisewas- dosisleistungs-Messung ist auch für die Ebene 3 serpumpe, die kurzzeitige Unverfügbarkeit einer von Bedeutung. Edelgasmessstelle im Abluftkamin und den kurzzeitigen Ausfall eines Messsignals für das Niveau Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala im Scramablassbehälter als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicher- Die durch die unter Ebene 1 erwähnten mensch- heit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten lichen und organisatorischen Mängel verur- der Anlage als gut. sachte Reaktorschnellabschaltung führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung (ICCDP zwischen 10 -8 und 10 -6). Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- Das ENSI beurteilt die Mängel bei der Vorbe- tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet reitung und Durchführung von Messungen an worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Per- Speisewasserpumpen als Abweichung mit einer spektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus: geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet. Sicherheitsbewertung 2012 KKM: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen ENSI Aufsichtsbericht 2012 49 Blick auf das Kernkraftwerk Gösgen Foto: ENSI 3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick und 2 zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktionsschema einer Druckwasserreaktor-Anlage. Das Betriebsjahr 2012 war für das Kernkraftwerk Am 30. Juni 2012 kam es zu einer ungeplanten Gösgen (KKG) durch einen weitgehend unge- Reaktorschnellabschaltung. Infolge einer defekten störten Volllastbetrieb gekennzeichnet. Das ENSI Schutzdiode waren verschiedene Signale des Re- stellt fest, dass das KKG die bewilligten Betriebs- aktorschutzes angeregt worden, wodurch eine au- Bedingungen zu jedem Zeitpunkt im Betriebsjahr tomatische Reaktorschnellabschaltung ausgelöst 2012 eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die wurde. Sicherheit des KKG im Jahr 2012 hinsichtlich Aus- Wie 2010 und 2011 wurde nach der Revisions- legungs-Vorgaben als hoch, hinsichtlich Betriebs- abstellung 2012 mit einer langsameren als der Vorgaben als gut, hinsichtlich Zustand und Ver- früher üblichen Leistungssteigerung angefahren. halten der Anlage als gut sowie hinsichtlich Die Messwerte der kontinuierlichen Überwachung Zustand und Verhalten von Mensch und Organi- der Kühlmittelaktivität zeigten wie in den beiden sation als gut. Vorjahren keine Anzeichen für Brennelementde- Das KKG ist eine 3-Loop-Druckwasserreaktor- fekte. Die langsamere Leistungssteigerung hat sich Anlage und nahm seinen Betrieb im Jahre 1979 auf. damit zum dritten Mal als Vorbeugemassnahme Die elektrische Bruttoleistung beträgt 1035 MW, gegen Brennelementdefekte bewährt. die elektrische Nettoleistung 985 MW. Weitere Im KKG kam es 2012 insgesamt zu neun melde- technische Daten sind im Anhang in den Tabellen 1 pflichtigen Vorkommnissen. Alle Vorkommnisse ENSI Aufsichtsbericht 2012 51 wurden der Stufe 0 der internationalen Ereignis- letzten zehn Jahre ist in Figur 1 zusammengefasst. skala INES zugeordnet. Im Berichtsjahr 2012 waren neun meldepflichtige Das ENSI führte im Rahmen seiner Aufsicht 94 Vorkommnisse zu verzeichnen. Auf der internatio- Inspektionen durch. Wo erforderlich, verlangte nalen Ereignisskala INES wurden alle Vorkomm- das ENSI Verbesserungen und kontrollierte deren nisse der Stufe 0 zugeordnet. Für die systematische Umsetzung. Sicherheitsbewertung wird auf Kap. 3.9 verwiesen, Der Revisionsstillstand 2012 vom 2. bis 22. Juni 2012 für die risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10. war geprägt durch zahlreiche wiederkehrende Prü- Am 1. März 2012 kam es zu einem störungs- fungen und Instandhaltungsarbeiten an Systemen bedingten Ausfall eines 220-V-Gleichrichters, der und Komponenten der Maschinen-, Elektro- und im Normalbetrieb die ihm zugeordnete Gleich- Leittechnik, sowohl im nuklearen als auch im nicht- stromschiene versorgt. Bei der Abklärung vor nuklearen Anlagenbereich. Es wurden 36 der ins- Ort wurde festgestellt, dass eine defekte Span- gesamt 177 Brennelemente durch neue Brennele- nungsreglerkarte zum Ausfall des Gleichrichters mente ersetzt. Seit Beginn des 34. Betriebszyklus geführt hatte. Nach Austausch der defekten enthält der Reaktorkern keine MOX-Brennelemente Reglerkarte durch eine geprüfte Ersatzkarte mehr. konnte der Gleichrichter wieder zugeschaltet Nach Abschluss der Arbeiten und nachdem sich werden. In der Zeit des Ausfalls wurde die Span- das ENSI vom ordnungsgemässen Zustand der An- nung durch Speicherbatterien aufrechterhalten. lage zum Wiederanfahren überzeugt hatte, nahm Die Schiene war somit zu keinem Zeitpunkt ohne das KKG am 22. Juni 2012 die Stromproduktion Spannung. wieder auf. Bei Umschaltarbeiten an der Lüftung im Reaktor- Die Strahlendosen während der gesamten Revisi- gebäude wurde von der Schichtmannschaft am onsdauer und im Verlauf des ganzen Betriebsjahres 4. April 2012 festgestellt, dass die Kontrolllampen zeichneten sich durch eine tiefe Gesamtkollek- am Leitstand des Hauptkommandoraums eine tivdosis aus. Die Dosisgrenzwerte der Strahlen- nicht korrekte Schalterstellung eines Umluft- schutzverordnung für strahlenexponierte Personen ventilators anzeigten. Bei der Kontrolle des zu- wurden jederzeit eingehalten. Die Abgaben radio- gehörigen Einschubes im Schaltanlagengebäude aktiver Stoffe an die Umgebung lagen unter den wurden Beschädigungen festgestellt. Der im be- behördlich festgelegten Grenzwerten. Die dadurch troffenen Einschub befindliche Steuerautomat verursachten zusätzlichen Strahlendosen für die wurde daraufhin ausgeschaltet, wodurch die Bevölkerung sind verglichen mit der natürlichen elektrische Versorgung für den Umluftventilator Strahlenexposition unbedeutend. unterbrochen wurde. Ursache der Beschädigung Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im war ein Lichtbogen im Bereich der elektrischen mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen Einspeisung des Schalters. Zur Wiederherstel- Niveau. lung des Sollzustands musste die entsprechende Vier Reaktoroperateure und drei Schichtchefs be- Notstromschiene kurzzeitig freigeschaltet werden. standen die Zulassungsprüfung. Drei Reaktoropera- Nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren, teur-Anwärter absolvierten die theoretische Grund- konnte die Stromschiene wieder zurückgeschaltet ausbildung an der Reaktorschule des Paul Scherrer werden. Instituts erfolgreich. Durch einen Defekt auf einer Messkarte kam es am 11. Mai 2012 um 05:16 Uhr zu einer fehler- 3.2 Betriebsgeschehen haften Anregung des Signals für einen zu tiefen Primärkühlmitteldruck (<12 bar) vor einer der drei Hauptkühlmittelpumpen. In der Folge wurde Die Arbeitsausnutzung des KKG betrug im Be- diese Pumpe automatisch abgeschaltet, was triebsjahr 93,7% bei einer Zeitverfügbarkeit von auslegungsgemäss eine Reduktion der Reaktor- 94,3%. Die Nichtverfügbarkeit der Anlagen war leistung auf ca. 30% auslöste. Zweck der betrof- hauptsächlich durch den Revisionsstillstand be- fenen Drucküberwachung ist es, im Sinne des dingt. Im Berichtsjahr lieferte die Anlage 193,3 GWh Aggregateschutzes zu verhindern, dass beim Prozesswärme für die Versorgung der nahe gele- Abfahren der Anlage eine Hauptkühlmittel- genen Kartonfabrik. Weitere Betriebsdaten sind in pumpe fälschlicherweise bei einem Primärkühl- der Tabelle 2 des Anhangs zusammengestellt. Die mitteldruck von weniger als 12 bar betrieben Zeitverfügbarkeit und die Arbeitsausnutzung der wird. Nach dem Austausch der defekten gegen 52 ENSI Aufsichtsbericht 2012 eine geprüfte Grenzwertkarte wurde die Anlage ger als einem Kubikzentimeter festgestellt. Nach ab 07:45 Uhr wieder auf Volllast gefahren, die dem Entfernen der Ablagerung wurde die Stelle um 11:30 Uhr erreicht wurde. Wie bei jeder während einiger Tage beobachtet, wobei sich Leistungsänderung kam es auch in diesem Fall weder ein Wasseraustritt noch eine erneute zu einer zeitlichen und räumlichen Änderung Ablagerung zeigten. Die anschliessende Ober- der Verteilung des Xenon-135 im Reaktorkern, flächenrissprüfung ergab eine Rissanzeige. Zu- welche ihrerseits die Leistungsverteilung im Reak- sätzliche Untersuchungen an vergleichbaren Rohr- torkern beeinflusst. Da sich die Verteilung des leitungsabschnitten dieses Systems ergaben keine Xenon-135 aus physikalischen Gründen zeitlich Befunde. Die Rissstelle wurde abgedichtet. Der verzögert zur Leistung ändert, befanden sich betroffene Rohrleitungsabschnitt wird ersetzt die Xenon- und die Leistungsverteilung zum und einer werkstofftechnischen Analyse unter- Zeitpunkt des nachstehend beschriebenen Vor- zogen, um die genaue Ursache der Borsäure- kommnisses noch nicht in einem stationären ablagerung zu ermitteln. Zustand. Bei der in der Revisionsabstellung durchge- Nach der vorübergehenden Leistungsreduktion führten Prüfung der Dampferzeuger-Heizrohre vom Morgen des 11. Mai 2012 kam es um 14:32 Uhr, wurde am 19. Juni 2012 an zwei Heizrohren eine rund 3 Stunden nach Wiedererreichen der Voll- Wanddickenschwächung von mehr als 50% fest- last, zu einem automatischen Einwurf des zen- gestellt. Die betroffenen Heizrohre wurden mit tralen Steuerstabs. Dadurch wurde die Reaktorleis- Stopfen verschlossen. tung automatisch auf etwa 85% der Nennleistung Am 22. Juni 2012 begann das Wiederanfahren reduziert. Direkte Ursache war ein kurzzeitiger nach dem Revisionsstillstand. Am 30. Juni 2012 lokaler Anstieg der Neutronenflussdichte, wie er kam es bei einer Reaktorleistung von 95% zu in Druckwasserreaktoren gegen Ende des Be- einer ungeplanten Reaktorschnellabschaltung. triebszyklus gelegentlich auftritt. Er führte zur Diese war auf eine Fehlauslösung von Reaktor- Überschreitung eines Grenzwertes für die axiale schutzsignalen zurückzuführen. Ursache der Asymmetrie der Leistungsverteilung im Reaktor- Fehlauslösung war ein Kurzschluss einer Über- kern. Begünstigt wurde diese Überschreitung spannungs-Schutzdiode in einem Reaktorschutz- durch die einige Stunden vorher erfolgte vor- schrank, wodurch der betroffene Schrank span- übergehende Leistungsreduktion. Die dadurch nungslos wurde. Dies führte zur Fehlauslösung ausgelöste und zum Zeitpunkt des Stabeinwurfs mehrerer Reaktorschutzsignale, auf welche die immer noch im Gang befindliche zeitliche Än- Anlage auslegungsgemäss eine Kaltbespeisung derung der Xenon- und Leistungsverteilung im eines Dampferzeugers durch das Notspeise- Reaktorkern führte dazu, dass verglichen mit system auslöste, eine Hauptkühlmittelpumpe dem stationären Zustand ein grösserer Anteil der abschaltete, die Reaktorleistung auf unter 40% Leistung in der unteren Hälfte des Reaktorkerns reduzierte, zwei Frischdampf-Isolationsventile erzeugt wurde. Zusammen mit dem kurzzeitigen schloss, den Reaktor und die Turbine abschal- lokalen Anstieg der Neutronenflussdichte in tete sowie ein Frischdampf-Sicherheitsventil diesem Bereich führte dies zur Grenzwertüber- kurz ansprechen liess. Die Schichtmannschaft schreitung und auslegungsgemäss zum Stab- ging gemäss Betriebshandbuch vor und stabili- einwurf. Die für das Hochfahren der Anlage ver- sierte die Anlage. Die Störungsursache konnte wendete Vorschrift berücksichtigte den Fall nach Aufbieten eines Spezialisten identifiziert eines Anfahrens nach einer störungsbedingten werden. Anschliessend ersetzte das KKG die de- Leistungsreduktion gegen Ende des Zyklus nicht fekte Diode und prüfte, ob die Voraussetzungen ausreichend. Ab 15:32 Uhr wurde die Leistung für das Wiederanfahren erfüllt waren. Die An- langsamer als am Vormittag wieder erhöht, um lage wurde am 1. Juli 2012 wieder angefahren. 23:50 Uhr wurde Volllast erreicht. Mit dem lang- Das ENSI hat vertiefte Abklärungen zum Vor- sameren Hochfahren wurde sichergestellt, dass kommnisablauf vorgenommen. Diese bestäti- ein erneuter kurzzeitiger lokaler Anstieg der gen, dass das Anlageverhalten der Auslegung Neutronenflussdichte nicht wieder zu einem entsprach. Das ENSI hat vom KKG verlangt zu Stabeinwurf geführt hätte. prüfen, wie sich ein gleichartiger Ausfall der Am 7. Juni 2012 wurde an einer Rohrleitung des Versorgungsspannung in anderen Schaltschrän- Systems zur Lagerung und Aufbereitung des ken des Reaktorschutzsystems auswirken würde Kühlmittels eine Borsäureablagerung von weni- und ob Massnahmen erforderlich sind. Zudem ENSI Aufsichtsbericht 2012 53 Arbeiten am offenen Reaktor Foto: KKG hat das ENSI bis zum gleichen Termin eine Über- lung des Fasses ausgegangen. Eine radiologische prüfung der Zweckmässigkeit des Betriebshand- Gefährdung durch das ausgetretene Bitumen buchs und des Vorgehens des Schichtpersonals bestand nicht, wie die gemessene Gamma-Akti- bei der Bewältigung des Störfalls gefordert. vität (210 Bq Co-60 und 40 Bq Cs-137) zeigte. Im Rahmen der Vorbereitung zweier Funktions- Die Schadstelle wurde abgedeckt und wird wei- prüfungen wurde am 4. Oktober 2012 die ter beobachtet. Dampferzeugerabschlämmung ausser Betrieb Eine Zusammenstellung der Vorkommnisse der genommen. Dabei wurde der Schliessvorgang vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 einer Regelarmatur durch ein anstehendes dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich- Schutzkriterium vorzeitig abgebrochen und die tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in Armatur blieb teilweise geöffnet. Bei einer an- Tabelle 4. schliessenden Inspektion wurde am 5. Oktober 2012 ein Fremdkörper in der betroffenen Armatur gefunden, welcher das vollständige Schlies- 3.3 Anlagetechnik sen verhindert hatte. Der Fremdkörper wurde geborgen und die Armatur wurde auf ihre Funk- 3.3.1 Revisionsarbeiten tionsfähigkeit hin untersucht. Es ergaben sich keine Befunde, die auf eine weitere Einschrän- Während des Revisionsstillstandes in der Zeit vom kung der Armatur hätten schliessen lassen. Eine 2. bis zum 22. Juni 2012 wurden Routinetätig- Absperrung der Dampferzeugerabschlämmung keiten wie der Brennelementwechsel, zahlreiche wäre durch andere Armaturen jederzeit möglich zerstörungsfreie Prüfungen und Instandhaltungs- gewesen. arbeiten an mechanischen, elektro- und leit- Im Rahmen der Umlagerung von Abfallgebinden technischen Einrichtungen und Systemen, wieder- und Fässern mit schwachaktiven Abfällen im in- kehrende Funktionsprüfungen an Komponenten ternen Abfalllager des KKG wurde am 15. Okto- sowie Instandhaltungs- und Änderungsarbeiten ber 2012 an einem Fass ein Austritt von etwa durchgeführt. einem Gramm zähflüssiger Abfallmatrix fest- Einige der im Revisionsstillstand 2012 durchge- gestellt. Beim Inhalt des Fasses handelt es sich führten Arbeiten und Prüfungen sind nachfolgend um Waschwasserkonzentrate, die unter Beigabe aufgeführt. von Bitumen verfüllt wurden. Die Abfallmatrix 54 Rund 11 000 Dampferzeuger-Heizrohre wurden war durch eine Schweissnaht des Fasses ausge- mittels moderner Wirbelstromtechnik geprüft. treten und haftete vollständig an dessen Ober- Dabei wurde an zwei Dampferzeugerheizrohren fläche. Es wird von einem Fehler bei der Herstel- eine Wanddickenschwächung von mehr als 50% ENSI Aufsichtsbericht 2012 festgestellt, worauf die betroffenen Heizrohre klus (2011/2012) keine Brennstab-Hüllrohrdefekte permanent verschlossen wurden (vgl. Kap. 3.2). aufgetreten sind. Während des Revisionsstillstands Das Kugelmesssystem, welches im Betrieb zur wurden 36 frische WAU-Brennelemente in den Bestimmung der Leistungsverteilung im Reaktor- Reaktorkern geladen, der damit im 34. Betriebszy- kern dient, wurde ersetzt. klus insgesamt 177 WAU-Brennelemente enthält. Die seismische Lagerung beider Notstandsdiesel Somit befinden sich keine MOX-Brennelemente wurde mittels neuer Feder-Dämpferelemente mehr im Kern des KKG. ertüchtigt. Mit diesen können die vom KKG an- Bei umfangreichen Inspektionen von Standard- genommenen höheren Lasten unter Berücksich- Brennelementen mit Uran-, MOX- und WAU-Brenn- tigung der zugrundeliegenden Gefährdungsan- stoff und verschiedenen Standzeiten wurden bezüg- nahmen für ein Erdbeben sicher abgetragen lich des Brennelement- und Brennstabwachstums werden. sowie der Brennelementverbiegung auslegungs- Im Notstandsgebäude wurde eine gesicherte gemässe Zustände festgestellt. Die untersuchten Anzeige von Temperatur und Füllstand des Hüllrohre von Teststäben aus sogenanntem Material Brennelementbeckens im Reaktorgebäude nach- M5 und die Standard-Hüllrohre wiesen nur geringe, gerüstet (vgl. Kap. 3.3.4). den Erfahrungen entsprechende, Oxidschichtdicken Der Strang 2 des elektrischen Eigenbedarfs auf. Die Bestrahlungsprogramme für Cr2O3-dotier- wurde einer Grossrevision unterzogen. Dabei ten Brennstoff mit DX-D4- und M5-Hüllrohren wurden auch die 24-V-Gleichrichter ersetzt und sowie für Materialteststäbe werden weitergeführt. der rotierende Umformer zur Versorgung der Die Steuerstabfinger aller 48 Steuerelemente wur- gesicherten 380-V-Schiene gegen statische den während des Revisionsstillstands mittels Wir- Wechselrichter ausgetauscht. belstromprüfung auf Wanddickenschwächungen Mit den im externen Lager in Reitnau gelagerten und Beschädigungen hin untersucht. Bei einem Notstromdieselgeneratoren wurde ein erfolg- Steuerelement der Erstausstattung, das 18 Stand- reicher Einspeiseversuch durchgeführt, der vom zeiten im Einsatz war, sind Rissanzeigen festgestellt ENSI inspiziert wurde. Dabei wurde nachgewie- worden. Es wurde vorsorglich gegen ein neues sen, dass eine 380-V-Notstandschiene mit ange- Steuerelement ausgetauscht und kommt nicht schlossenen Verbrauchern versorgt werden kann. mehr zum Einsatz. Alle anderen Steuerelemente be- Das Kühlwassersystem des Generators wurde im fanden sich in einem auslegungsgemässen Zustand. Hinblick auf den für 2013 vorgesehenen Aus- Im 34. Betriebszyklus befinden sich 46 Steuer- tausch des Generators erweitert. elemente aus Nachlieferungen sowie 2 aus der Erst- Die im Bereich der Leittechnik auf der Sekundär- ausstattung im Reaktor. seite neu installierte Frischdampfumleitregelung Das ENSI hat sich davon überzeugt, dass das KKG wurde nach dem Revisionsstillstand beim Wieder- neue Brennelemente und Steuerstäbe einsetzt, die anfahren auf ihr Regelverhalten hin überprüft. den Qualitätsanforderungen für einen sicheren Dazu führte das KKG bei einer Generatorleistung zBetrieb entsprechen, und dass der Betreiber nur von rund 500 MW einen Lastabwurf auf Eigen- bestrahlte Brennelemente und Steuerstäbe mit bedarf durch. Dabei hat sich das ENSI mit einer defektfreien Hüllrohren in den Reaktor einsetzt. Inspektion von der Funktionsfähigkeit der neuen Im Berichtszeitraum 2012 wurde der Reaktorkern Regelungstechnik überzeugt. auslegungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrieben. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen 3.3.2 Anlageänderung Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen der Kernauslegungsberechnung überein. Die Betriebs- Am unabhängigen Beckenkühlkreislauf wurde grenzen wurden eingehalten. eine zweite Feuerwehr-Einspeiseleitung installiert. Damit wurde eine weitere Einspeisemöglichkeit ins 3.3.4 Massnahmen nach Fukushima Brennelementbecken geschaffen. Das KKG hat dem ENSI fristgerecht am 30. März 3.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern 2012 die in der Verfügung vom 1. April 2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung eines 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der Kombina- Geringe Aktivitätskonzentrationen im Primärkühl- tion von Erdbeben und Hochwasser eingereicht. mittel liessen den Schluss zu, dass im 33. Betriebszy- Bereits vorgängig waren die Erdbebenfestigkeits- ENSI Aufsichtsbericht 2012 55 nachweise (Fragilities) für alle relevanten Bau- gaben für die Auswertung der für das KKG rele- werke, Systeme und Komponenten fertiggestellt vanten externen Vorkommnisse existieren. Ebenso worden. Neben der Sicherheit des Kernreaktors, sind die Übergänge zu den für die Umsetzung des Primärkreislaufs und des Containments war abgeleiteter Massnahmen relevanten Prozessen gemäss der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auch festgelegt. Das ENSI stellte fest, dass inhaltliche die Auslegung der Brennelementlagerbecken, Vorgaben zur Umsetzung der Anforderungen der -gebäude und -kühlsysteme zu überprüfen und die Richtlinie ENSI-B02 für die Berichterstattung ans Einhaltung der zulässigen Dosislimiten für diese ENSI erst im Entwurf vorhanden sind, und ver- Störfälle nachzuweisen. Aufgrund der Prüfung der langte Korrekturmassnahmen. eingereichten Dokumentation kam das ENSI zum In einer am 18. Dezember 2012 durchgeführten Schluss, dass die Kernkühlung und die Kühlung Schwerpunktinspektion zum langandauernden Ver- des Brennelementlagerbeckens unter Einwirkung lust der Stromversorgung überzeugte sich das ENSI eines 10 000-jährlichen Erdbebens und der Kombi- von der Verfügbarkeit und der Eignung der zur nation von Erdbeben und erdbebenbedingtem Beherrschung des langandauernden Totalausfalls Hochwasser einzelfehlersicher gewährleistet sind. der Wechselstromversorgung vorgesehenen Einrich- Die Dosislimite von 100 mSv wird bei diesen Stör- tungen für die Accident-Management-Massnah- fällen eingehalten. Das Kriterium gemäss Art. 3 der men. Die vorgestellte Strategie zur Beherrschung «Ausserbetriebnahmeverordnung» (SR 732.114.5) des langandauernden Totalausfalls der Wechselstrom- wird nicht erreicht. Aus der Stellungnahme des versorgung bewertete das ENSI als zielführend. Den- ENSI zum Erdbebennachweis des KKG resultieren noch identifizierte das ENSI Verbesserungsbedarf dennoch Forderungen, die spezifische Punkte in bei den vorhandenen Mitteln für die manuelle den Nachweisen sowie den Qualitätssicherungs- Dampferzeuger-Bespeisung und forderte Korrek- prozess für die Erstellung von Sicherheitsanalysen turmassnahmen. In der gleichen Inspektion kon- betreffen. Das ENSI forderte die Vervollständigung trollierte das ENSI die korrekte Ausführung der laut der Nachweise zum erdbebenbedingten Hochwas- ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auf Ende 2012 ser (Berücksichtigung des Versagens der flussauf- verlangten externen elektrischen und hydrauli- wärts gelegenen Stauanlagen) und der Analysen schen Anschlüsse für AM-Massnahmen. Es konnte zur Kernkühlung (Szenarien mit dem Ansprechen dabei die Erfüllung der Forderung aus der Verfü- oder dem Offenbleiben eines Druckhalter-Sicher- gung festgestellt werden. heitsventils) und zur Kühlung der Brennelementlagerbecken (Szenario mit einer hypothetischen Leckage in der Reaktorgrube) sowie zum un- 3.4 Strahlenschutz zulässigen Anheben der Brennelemente infolge von vertikaler Erdbebenbeschleunigung. Ausser- Im Kalenderjahr 2012 betrug die Kollektivdosis im dem verlangte das ENSI die Aufnahme der in den KKG 493 Pers.-mSv. Die höchste im KKG regis- Nachweisen kreditierten maximalen sekundärsei- trierte Individualdosis lag bei 6,5 mSv. Der Dosis- tigen Konzentrationen radioaktiver Stoffe in die grenzwert der Strahlenschutzverordnung für be- Technische Spezifikation. Die entsprechenden Än- ruflich strahlenexponierte Personen von 20 mSv derungen der Technischen Spezifikation wurden pro Jahr wurde unterschritten. inzwischen vom KKG beantragt und vom ENSI Bei den Arbeiten während des Revisionsstillstands freigegeben. Termingerecht reichte das KKG zu wurden 426 Pers.-mSv akkumuliert, geplant waren den Forderungen Dokumente nach. Hinsichtlich 481 Pers.-mSv. Es wurden keine Personenkontami- Kernkühlung konnte das ENSI die nachgereichten nationen festgestellt, die nicht mit einfachen Mit- Analysen akzeptieren, wonach ein Ansprechen teln entfernt werden konnten. Es sind keine Inkor- des Druckhalter-Sicherheitsventils bei Verfügbar- porationen aufgetreten. keit beider Notstandsstränge sicher ausgeschlos- Die Anlage zeigte sich in einem radiologisch sehr sen werden kann. Bei den anderen offenen Punk- sauberen und zonenkonformen Zustand. Die Do- ten hat das ENSI die Überprüfung für 2013 sierung von Zink in den Primärkreis wirkt sich auf terminiert. den Dosisleistungspegel und die akkumulierte Am 12. Dezember 2012 führte das ENSI eine Schwer- Personendosis positiv aus. Im Durchschnitt lag die punktinspektion zu den Prozessen und Vorgabedo- Dosisleistung an ausgewählten Primärkomponen- kumenten zur Auswertung externer Vorkommnisse ten um 48% unter dem Wert, der zu Beginn der durch. Die Inspektion zeigte, dass geeignete Vor- Zinkdosierung im Jahr 2005 ermittelt wurde. Im 56 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Vergleich zum Vorjahrswert (44%) wurde damit eine weitere Reduktion erreicht. Die radiologische Situation aufgrund des immer noch erhöhten Trampurananteils im Kreislauf als Folge der Brennelementdefekte in vergangenen Jahren erforderte auch in der Revision 2012 ergänzende Schutzmassnahmen. Eine Zutrittsbegrenzung für das gesamte Containment musste nur direkt nach dem Ziehen des RDB-Deckels bis zum Abschluss der Reinigungsarbeiten angeordnet werden. Die Luftkontamination konnte innert einiger Stunden mit Hilfe der verbesserten Spülluftanlage unter den Richtwert gesenkt werden. Damit bestand keine Gefährdung des Personals und die Umwelt wurde nicht belastet. Das ENSI hat sich bei mehreren Inspektionen davon überzeugt, dass im KKG ein konsequenter und gesetzeskonformer Strahlenschutz praktiziert wird. Der Personalbestand im Strahlenschutz war immer ausreichend. Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch für die Abgabe radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser ohne Tritium. Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium-Abgaben des KKG betrugen rund 20% des Jahresgrenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasserproben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben eine gute Übereinstimmung mit den vom KKG gemeldeten Analyse- Absatz 3 der Strahlenschutzverordnung vorgege- ergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft benen Immissionsgrenzwerte für Direktstrahlung und das Abwasser abgegebenen radioaktiven ausserhalb des Kraftwerksareals von 1 mSv pro Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und von Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden einge- des KKG unter konservativen, d. h. ungünstigen halten. Für detaillierte Angaben zur radiologischen Annahmen. Die Dosen liegen unter 0,001 mSv für Situation innerhalb und ausserhalb der Anlage Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder und Gösgen wird auf den Strahlenschutzbericht 2012 liegen damit deutlich unterhalb des quellenbe- des ENSI verwiesen. Foto: KKG zogenen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungsmess- sonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes 3.5 Radioaktive Abfälle (MADUK) in der Umgebung des Werks zeigten keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten Radioaktive Rohabfälle fallen im KKG regelmässig Werte. Die EDIS-Dosimeter (Environmental Direct aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Ion Storage Dosimeter) registrierten keine signi- Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle fikante Erhöhung gegenüber der Untergrund- stammen aus dem Austausch von Komponenten strahlung. Bei den quartalsweise vom ENSI zur bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass- Kontrolle durchgeführten Messungen an der Um- nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs- zäunung des KKG wurden ebenfalls keine materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen signifikanten Erhöhungen gegenüber der Unter- (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 18 m3 gerin- grundstrahlung festgestellt. Die nach Artikel 102 ger als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich innerhalb ENSI Aufsichtsbericht 2012 Deckel eines Brennelementtransportbehälters 57 der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem 3.6 Notfallbereitschaft niedrigen Niveau. Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, Die Notfallorganisation des KKG ist für die Bewäl- kampagnenweise konditioniert und anschliessend tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zwischengelagert. Die im KKG vorhandenen un- zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, konditionierten Abfälle sind in dafür vorgese- geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone zusammen mit einer entsprechenden Auslegung aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 39 m3 gering. der Anlage hat das KKG die Notfallbereitschaft auf Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden im hohem Niveau sicherzustellen. Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma- Das ENSI hat im November 2012 anlässlich der Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin Werksnotfallübung VARIUS die Notfallorganisation transportiert. beobachtet und beurteilt. Für die Übung wurde Als Konditionierungsverfahren kommen im KKG ein Szenario unterstellt, bei dem ein sich vergrös- die Bituminierung von Harzen und Konzentraten serndes Primärleck zu Brennstoffschäden führte sowie die Zementierung von nicht brenn- oder und dadurch zu einer Freisetzung von radioaktiven schmelzbaren Abfällen zum Einsatz. Für alle Stoffen ins Containment. Infolge eines Fehlers an angewendeten Verfahren liegen die gemäss der Aussentüre der Containment-Notschleuse kam Kernenergieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 es zu einer nicht absperrbaren, unkontrollierten erforderlichen Freisetzung in den Ringraum und zur Abgabe von behördlichen Typengenehmi- gungen vor. Im Berichtsjahr wurde Borkonzentrat radioaktiven Stoffen an die Umgebung. in Bitumen verfestigt. Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele Die Einbindung von Harzen und Konzentraten gemäss Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das in Bitumen erhöht den organischen Anteil im KKG verfügt über eine zur Beherrschung von Stör- zukünftigen geologischen Tiefenlager. Das ENSI fällen geeignete Notfallorganisation. begrüsst daher die Entwicklungsarbeiten und Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom- Versuche des KKG, um für den Abfallstrom, der munikationsmittel für den Kontakt zu externen für rund 90% der Bituminierung im KKG verant- Stellen betriebsbereit sind. wortlich ist, ein Alternative zu implementieren. Die am Samstag, 30. Juni 2012, durch den KKG-PI Ziel ist ein mineralisiertes Produkt ohne organische angeforderte Unterstützung durch den Notfallstab Anteile. Das ENSI stellt gleichwohl fest, dass ge- und das darauf folgende Aufgebot des KKG- mäss heutigem Kenntnisstand selbst unter Bei- Notfallstabs wurden durch das ENSI als unange- behaltung der bisherigen Konditionierungstech- kündigte Alarmierungsnotfallübung gewertet, bei nologie die zukünftigen Tiefenlager aus anderen welcher die Verfügbarkeit des Werks-Notfallstabes Gründen um ein Vielfaches höhere Gasproduk- gemäss Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde. tionsraten beherrschen müssen, als sie aus den organischen Abfallbestandteilen im Betriebsabfall der Kernkraftwerke unter ungünstigsten Bedin- 3.7 Personal und Organisation gungen entstehen können. Die konditionierten Abfallgebinde werden routi- 3.7.1 Organisation und Betriebsführung nemässig im werkseigenen Zwischenlager eingelagert. Das KKG nutzt aber auch die Kapazitäten Im Berichtsjahr hat das KKG den Personalbestand des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die auf 503 Personen erhöht (Ende 2011: 489), was radioaktiven Abfälle des KKG sind in einem von unter anderem mit dem Personalbedarf für lau- allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten fende und geplante Projekte zusammenhängt. Am elektronischen Buchführungssystem erfasst, so 1. Oktober 2012 übernahm der neue Kraftwerks- dass die Information über Menge, Lagerort und leiter seine Funktion. radiologische Eigenschaften jederzeit verfügbar Das Managementsystem des KKG entspricht der ist. Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regel- Ein wichtiges Element bei der Minimierung der mässigen Audits vom Zertifizierungsinstitut ge- radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von prüft. Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Materialien aus der kontrollierten Zone. Im Berichts- Integration des Regelwerks in das Management- jahr wurden 56 t Material gemäss den Vorgaben system durch. Die Prozesse, die sicherstellen, dass der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. die verwendeten gesetzlichen und reglementari- 58 ENSI Aufsichtsbericht 2012 schen Grundlagen aktuell sind, erfüllen die heitsüberprüfung (PSÜ) des KKG veröffentlicht. Anforderungen. Das ENSI ist zum Ergebnis gekommen, dass das Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem KKG KKG sicherheitstechnisch auf einem hohen Ni- Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchgeführt. veau ist und die Anlage mit der notwendigen Themen waren die Bedeutung und die Auswir- Sorgfalt und hinterfragenden Haltung betrieben kungen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf die wird. Sicherheitskultur der Betreiber der Schweizer Kern- Längerfristig ist ein Ersatz der leittechnischen Ein- kraftwerke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist ex- richtungen notwendig. Bei den Wiederholungs- plizit nicht die Bewertung der Sicherheitskultur der prüfungen mechanischer Ausrüstungen sind ver- Betreiber, sondern die Förderung der Selbstreflexion einzelt Ergänzungen im Messumfang notwendig. der Betreiber über die eigene Sicherheitskultur. Im Grössere Defizite ortete das ENSI im Bereich der ersten Fachgespräch wurden die vom ENSI vorge- Dokumentation. Die PSÜ-Dokumentation erfüllte gebenen Themen behandelt. Das ENSI wertete das nur teilweise die Vorgaben des Regelwerkes, Gespräch aus und informierte den Betreiber im Rah- weshalb auch aussergewöhnlich umfangreiche men eines zweiten Gesprächs über die Ergebnisse. Nachforderungen zur Dokumentation seitens des ENSI notwendig waren, wie bereits im Aufsichts- 3.7.2 Personal und Ausbildung bericht 2009 dargelegt wurde. Die überwiegende Zahl der vom ENSI gestellten Forderungen fällt in Im Berichtsjahr bestanden drei Reaktoroperateur- diesen Bereich. Insbesondere im Bereich der Anwärter des KKG die Abschlussprüfung der kern- deterministischen und probabilistischen Störfall- technischen Grundlagenausbildung an der Reaktor- analysen erfüllt auch die nachgereichte Dokumen- schule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für die tation nicht die Vorgaben und die verwendeten weitere Ausbildung und spätere Zulassungsprüfung Analysemethoden entsprechen nur teilweise den zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung vermittelt im Regelwerk festgeschriebenen Vorgaben und die erforderlichen theoretischen Kenntnisse in ther- internationalen Empfehlungen. mischer Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktor- Das KKG wurde innerhalb des Beurteilungszeit- technik und Strahlenschutz. raums zuverlässig betrieben und es bestand je- Vier Reaktoroperateure und drei Schichtchefs des derzeit eine ausreichende Vorsorge gegen eine KKG legten ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. unzulässige Freisetzung radioaktiver Stoffe sowie Die Zulassungsprüfungen bestehen aus einem eine unzulässige Bestrahlung von Personen im theoretischen und einem praktischen Teil. Im theo- Normalbetrieb und bei Störfällen. Dies sind gute retischen Teil weisen die Kandidaten ihre detail- Voraussetzungen für einen sicheren Betrieb des lierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der KKG in der Zukunft. Dazu sind weiterhin Anstren- Anlage und zu den anzuwendenden Vorschriften gungen zur kontinuierlichen Verbesserung der nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen An- Sicherheit notwendig, wozu auch eine kritisch lagesimulator und besteht in einer Demonstration hinterfragende Haltung gegenüber Sicherheits- der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der analysen gehört. zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungspro- 3.9 Sicherheitsbewertung gramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. Gegenstand der Inspektion waren insbesondere die 3.9.1 Detaillierte Bewertung anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator und die allgemeine Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im Wiederholungsschulung. Das Ausbildungsprogramm Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10. benen System rund 220 Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelas- 3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung pekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs- Das ENSI hat im Berichtsjahr eine Stellungnahme Matrix zu folgenden zusammenfassenden Beur- zur Ende 2008 eingereichten Periodischen Sicher- teilungen: ENSI Aufsichtsbericht 2012 59 Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala An zwei Dampferzeuger-Heizrohren wurde eine Wanddickenschwächung von mehr als 50% festgestellt. Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Zur Reparatur eines Schalters der Reaktorgebäudelüftung musste eine Notstromschiene kurzzeitig Sicherheitsbewertung 2012 KKG: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge freigeschaltet werden. Eine Armatur der Dampferzeugerabschlämmung war durch einen Fremdkörper blockiert. Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In- Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher- tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer- ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie tungen begründet, die in die Kategorien A (Ab- folgt aus: weichung) und höher gehören. Die aufgeführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung. Ebene 1, Betriebsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala In einer für das Hochfahren der Anlage verwendeten internen Vorschrift war das Anfahren nach einer störungsbedingten Leistungsreduktion gegen Ende des Zyklus nicht ausreichend berücksichtigt. Sicherheitsbewertung 2012 KKG: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Nur aus der Schutzziel-Perspektive sichtbar ist An einer Rohrleitung des Systems zur Lagerung an einem Fass festgestellte Austritt von etwa einem und Aufbereitung des Kühlmittels trat ein Riss Gramm zähflüssiger Abfallmatrix. Dieser betrifft auf, der zu einer Borsäureablagerung von weniger das Schutzziel Einschluss radioaktiver Stoffe. Weil in als einem Kubikzentimeter führte. der unter 3.2 beschriebene, am 15. Oktober 2012 der Darstellung aus der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge nur die auf den Reaktor bezo- Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala genen Barrieren dargestellt werden, wird dieser Ein Defekt auf einer Messkarte führte zur Ab- ENSI bewertet den genannten Befund an einem schaltung einer Hauptkühlmittelpumpe und einer Fass als Abweichung mit einer geringen Bedeu- Leistungsreduktion. tung für die nukleare Sicherheit. Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Störungsbedingt fiel ein 220-V-Gleichrichter 60 Befund in dieser Perspektive nicht sichtbar. Das 3.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben kurzzeitig aus. Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben hat Ein Kurzschluss einer Überspannungs-Schutzdiode das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen in einem Reaktorschutzschrank führte zu einer Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU- Reaktorschnellabschaltung. Stresstest herangezogen und dabei die Auslegung ENSI Aufsichtsbericht 2012 der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, Schutzdiode in einem Reaktorschutzschrank, der räumlicher Separation und Robustheit gegen aus- zu einer Reaktorschnellabschaltung führte, die lösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs- kurzzeitige Freischaltung einer Notstromschiene Vorgaben des KKG die Minimalanforderungen zur Reparatur des Schalters eines Umluftventi- und den Stand ausländischer Anlagen desselben lators, den Fremdkörper in einer Abschlämm- Typs übertreffen und die nach dem Unfall von armatur sowie die Wanddickenschwächung an Fukushima vorgenommenen Überprüfungen die zwei Dampferzeuger-Heizrohren als Abweichun- grosse Robustheit der Auslegung zeigten, bewer- gen mit einer geringen Bedeutung für die nu- tet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich kleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das Auslegungs-Vorgaben als hoch. ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. Betriebs-Vorgaben Das ENSI beurteilt die ungenügende Berücksichtigung des Falls einer störungsbedingten Leis- Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation tungsreduktion gegen Ende des Zyklus in der für Aus Vorkommnissen, Inspektionen und Sicher- das Hochfahren der Anlage verwendeten Vor- heitsindikatoren liegen keine Bewertungen der schrift als Abweichung mit einer geringen Bedeu- Kategorien A und höher vor. Zusätzlich hat das tung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend ENSI den vom KKG eingereichten deterministi- bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hin- schen Nachweis des KKG zur Beherrschung des sichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. 10 000-jährlichen Erdbebens in die Bewertung einbezogen. Wie bereits im Juli 2012 kommuni- Zustand und Verhalten der Anlage ziert, identifizierte das ENSI dabei Lücken im Das ENSI beurteilt den Riss an einer Rohrleitung Bereich der Sicherheitsanalysen. Das KKG hat des Systems zur Lagerung und Aufbereitung darauf entsprechende Verbesserungen umge- des Kühlmittels, den Defekt auf einer Messkarte, setzt. Die Sicherheit des KKG hinsichtlich Zu- der zur Abschaltung Hauptkühlmittelpumpe stand und Verhalten von Mensch und Organisa- und einer Leistungsreduktion führte, den stö- tion wird als gut bewertet. rungsbedingten Ausfall eines 220-V-Gleichrich- Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit ters, den Kurzschluss einer Überspannungs- vollumfänglich gewährleistet. ENSI Aufsichtsbericht 2012 61 Blick auf das Kernkraftwerk Leibstadt 4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick Foto: ENSI 2012, auch realisiert werden konnte. Das KKL hat die elektrische Nettonennleistung von bisher 1190 MW Das Betriebsjahr 2012 war im Kernkraftwerk Leib- auf neu 1220 MW festgelegt. Dieser Wert gilt ab stadt (KKL) durch einen weitgehend ungestörten 1. Januar 2013. Weitere Daten sind in den Tabellen 1 Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass das und 2 des Anhangs zu finden. Die Figur 7b zeigt das KKL die bewilligten Betriebsbedingungen immer Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-Anlage. eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicherheit Nach 7 Zyklen ohne Brennelementschäden kam des KKL im Jahr 2012 hinsichtlich Auslegungs- es während des im vergangenen Jahr beendeten Vorgaben als hoch, hinsichtlich Betriebs-Vorgaben 28. Zyklus sowie während des im vergangenen als gut, hinsichtlich Zustand und Verhalten der An- Jahr neu begonnen 29. Zyklus zu je einem solchen lage als gut sowie hinsichtlich Zustand und Ver- Schaden. halten von Mensch und Organisation als hoch. Im Revisionsstillstand wurden mehrere Anlageän- Das KKL ist eine Siedewasserreaktor-Anlage. Es derungen zur weiteren Verbesserung der Anlage nahm seinen kommerziellen Betrieb im Jahr 1984 umgesetzt. Zu den Schwerpunkten der diesjäh- auf. Die Ertüchtigung der Anlage während der ver- rigen Arbeiten gehörten die Erneuerung der Ein- gangenen Jahre führte zu einer Wirkungsgradver- bauten im Kühlturm, der Austausch des Generators, besserung und ermöglichte damit eine Erhöhung der Ersatz der Neutronenflussinstrumentierung im der elektrischen Leistung, welche nun, nach dem Quell- und Mittelbereich durch eine Weitbereichs- Austausch des Generators im Revisionsstillstand Neutronenflussinstrumentierung, die Reinigung von ENSI Aufsichtsbericht 2012 63 42 Steuerstabführungsrohren, die Druckprobe des In der Berichtsperiode wurden insgesamt vier Last- Reaktordruckbehälters, der Beginn verschiedener reduktionen für Steuerstabmusteranpassungen und Bauvorhaben auf dem Gelände, die Sanierung teilweise für Tests der Frischdampfisolationsventile eines Krans im Maschinenhaus sowie zahlreiche vorgenommen. vorbereitende Aufgaben für kommende Projekte. Während der Sommermonate musste die Reaktor- Zudem wurden umfangreiche Prüfungen und In- leistung infolge der hohen Umgebungstempera- standhaltungsarbeiten an Komponenten und Sys- turen an einigen Tagen um wenige Prozente redu- temen durchgeführt. ziert werden. Das Kernkraftwerk Leibstadt war vom 6. August Das Kernkraftwerk Leibstadt war vom 6. August bis zum 30. Oktober 2012 zum Revisionsstillstand bis zum 30. Oktober 2012 zum Revisionsstillstand 2012 abgestellt. Dies sind 85 Tage; geplant waren 2012 abgestellt. Die Wiederinbetriebnahme der 49 Tage. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage Anlage verzögerte sich wegen Reparaturarbeiten verzögerte sich auf Grund von Reparaturarbeiten an an einem Speisewasserstutzen am Reaktordruckbe- einem Speisewasserstutzen um rund fünf Wochen. hälter um rund fünf Wochen. Der verlängerte Still- Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung stand wurde genutzt, um zusätzliche Prüfungen für beruflich strahlenexponierte Personen wurde am RDB vorzunehmen. stets eingehalten. Das ENSI hat am 28. Oktober 2012 das Wiederan- Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung fahren der Anlage mit einer Auflage freigegeben. lagen deutlich unter den behördlich festgelegten Die Auflage verlangte den erfolgreichen Abschluss Grenzwerten. Die dadurch verursachten zusätzlichen der noch ausstehenden Tests, insbesondere der Strahlendosen für die Bevölkerung sind verglichen Generatortests. Für die Testläufe mit dem neuen mit der natürlichen Strahlenexposition unbedeutend. Generator wurde die thermische Leistung der An- Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im lage schrittweise erhöht. Nach Abschluss der Inbe- mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen triebsetzungsphase des neuen Generators konnte Niveau. am 30. Oktober 2012 die Anlage mit dem Netz Das ENSI führte in allen Fachgebieten 112 Inspek- synchronisiert werden. Am 1. November 2012 tionen durch. Wo erforderlich, verlangte das ENSI wurde Volllast erreicht. Verbesserungsmassnahmen und überwachte deren Das Anfahren nach dem Revisionsstillstand mit der Umsetzung. neuen Weitbereichs-Neutronenflussinstrumentie- Vier Reaktoroperateure bestanden ihre Zulassungs- rung wurde während mehrerer Trainings geübt, prüfung. Fünf Reaktoroperateur-Anwärter absolvier- letztmals Mitte Oktober 2012. Für das Anfahren ten die theoretische Grundausbildung an der Reak- sind nun weniger Schalthandlungen notwendig. torschule des Paul Scherrer Instituts erfolgreich. Die neue Instrumentierung hat auslegungsgemäss funktioniert. 4.2 Betriebsgeschehen Zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlage hat das KKL im Jahr 2010 mehrere Anlagenänderungen vorgenommen. Der ursprünglich für 2011 Das KKL verzeichnete in seinem 28. Betriebsjahr geplante Austausch des Generators gegen einen eine Arbeitsausnutzung von 75,6% und eine Zeit- mit höherer Leistung konnte damals nicht vorge- verfügbarkeit von 76,8%. Die Zeitverfügbarkeit nommen werden, da bei Testläufen beim Hersteller und die Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre Mängel festgestellt worden waren. Bei tiefen Aus- sind im Anhang in Figur 1 dargestellt. sentemperaturen wäre eine höhere elektrische Leis- Im Rahmen der Systemdienstleistung «Netzregelung tung möglich gewesen, als der bisherige Generator Tertiär Minus» zur Stabilisierung des europäischen liefern konnte. Bei Erreichen der maximal zuläs- Höchstspannungsnetzes wurde die elektrische Leis- sigen Generatorleistung wurde die thermische Re- tung der Anlage mehrmals vorübergehend um bis aktorleistung jeweils reduziert. Diese Fahrweise zu 100 MW reduziert. wurde bis zum Austausch des Generators im Revi- Am 6. Juni 2012 und am 21. Dezember 2012 kam es sionsstillstand 2012 beibehalten. Die elektrische infolge von Brennelementschäden zu einem Anstieg Brutto-Nennleistung der Anlage liegt mit dem der Edelgasaktivität im Abgasstrom. Zwecks Lokali- neuen Generator bei 1275 MW (offizieller Wert ab sierung der defekten Brennelemente wurde die Last 1. Januar 2013). am 7. Juni 2012 und am 22. Dezember 2012 kurz- Im Berichtsjahr waren fünf meldepflichtige Vor- zeitig auf 80% reduziert. kommnisse zu verzeichnen. Alle wurden der Stufe 0 64 ENSI Aufsichtsbericht 2012 der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt. wurde am 11. August 2012 der erste Abstand- Für die systematische Sicherheitsbewertung wird halter durch eine Störkante leicht verbogen. auf Kap. 4.9 verwiesen, für die risikotechnische Nach der Crud-Bestimmung wurde das Teilbün- Beurteilung auf Kap. 10. del wieder in den Brennelementkasten einge- Bei einer Überprüfung des Vorgabedokuments setzt. Das betroffene Brennelement konnte nicht für den im laufenden 28. Zyklus eingesetzten wie vorgesehen für den neuen Betriebszyklus Reaktorkern wurde am 29. März 2012 ein Fehler im Reaktor verwendet werden. Ein Ersatzbrenn- entdeckt. In der Analyse des Versagens der element wurde bestimmt und entsprechende Druckregelung war ein falscher Wert eingesetzt Anpassungen an der Kernauslegung vorgenom- worden. Dadurch wurde in der Störfallanalyse men. Das ENSI hat die Änderungen geprüft. Die mit einer Reaktorschnellabschaltung zu einem Änderungen haben keine sicherheitstechnische früheren Zeitpunkt im Störfallablauf gerechnet. Relevanz. Als Folge davon wurde ein zu grosser Abstand Während dem Revisionsstillstand 2012 wurde im zur Siedeübergangsleistung errechnet. Betroffen Rahmen des dritten Zehnjahres-Prüfprogramms war ein bestimmter Teillastzustand der Anlage. ein Teil der Anschlussnähte von Reaktordruck- Der Fehler hatte keine Bedeutung für den Voll- behälterstutzen einer Ultraschallprüfung unter- lastbetrieb der Anlage, da in diesem Fall die zogen. Dabei wurde an einem Speisewasserstut- Reaktorschnellabschaltung beim Versagen der zen an einer Schweissnaht ein tiefer, aber nicht Druckregelung durch den Anstieg der Neutronen- wanddurchdringender Riss festgestellt. Entspre- flussdichte und nicht über den zu hohen Druck chend war die Schweissnaht dicht geblieben. ausgelöst würde. Die Limiten der Technischen Am 28. August 2012 wurde der Befund bewer- Spezifikation wurden zu jedem Zeitpunkt einge- tet. Der Fehler war gemäss den Kriterien des halten, da der Reaktor mit einer ausreichenden ASME-Codes nicht zulässig und musste repariert Sicherheitsmarge betrieben wurde. Die Sofort- werden. Die Schweissnaht wurde mittels einer massnahme zur Herabsetzung der mit dem sogenannten Auftragsschweissung repariert. Die Kernüberwachungssystem überwachten ther- abschliessenden zerstörungsfreien Prüfungen am mischen Limite und ihrer Alarmauslösung war reparierten Stutzen sowie die Druckprobe des geeignet, die Einhaltung des tatsächlichen Reaktorkühlsystems verliefen erfolgreich. Eine Grenzwerts zu gewährleisten. Die Feststellung Überprüfung aller anderen Mischnähte an den des Fehlers geht zurück auf die vertiefte Über- RDB-Stutzen mit Inconel-Schweissungen ergab prüfung der Analyseeingangsparameter und keine weiteren Anzeigen, die auf Risse hindeuten. Randbedingungen bei der Störfallanalyse, die Gemäss der vorläufigen Experteneinschätzung das ENSI als Folgemassnahme eines ähnlichen ist der Fehler auf Spannungsrisskorrosion zu- Vorkommnisses 2011 gefordert hatte. rückzuführen. Diese wurde dadurch begünstigt, Am 6. Juni 2012 zeigten die Abgas-Onlineüber- dass die betroffene Stelle während des Baus des wachung und zwei Laboranalysen des Abgas- Kernkraftwerks Leibstadt repariert worden war. stromes einen Anstieg der Edelgase. In der Abgas- Bei der Bewertung der sicherheitstechnischen anlage war eine leichte Erhöhung der Abgasaktivität Bedeutung des Risses ist zu betrachten, welches vor und nach der Abklingstrecke erkennbar. Das die Folgen gewesen wären, wenn der Riss durch Isotopenverhältnis Xe-133 zu Xe-135 wies ein- die ganze Wandstärke hindurchgewachsen deutig auf einen Brennelementschaden hin. Am wäre. In diesem Fall wäre es wahrscheinlich zu 7. Juni 2012 konnte mit einer geplanten Last- einer kleinen Leckage gekommen, die mit Be- reduktion auf 80% und gezielten Steuerstab- triebssystemen hätte kompensiert werden kön- bewegungen die Steuerstabzelle mit dem schad- nen und die zum betrieblichen Abfahren der haften Brennelement identifiziert werden. Die im Anlage geführt hätte. In seiner Analyse hat das Revisionsstillstand 2012 durchgeführten weiteren KKL aber konservativ auch den Fall betrachtet, Abklärungen sind in Kap. 4.3.3. beschrieben. dass der Riss zu einem kleinen Kühlmittelverlust- Während des Revisionsstillstandes fanden im störfall geführt hätte. Bei diesem Szenario wäre Brennelementlager Bestimmungen von Ablage- es auslegungsgemäss zu einer Reaktorschnell- rungen (Crud) an Brennstäben statt. Dafür muss- abschaltung und zum Anlaufen von Notkühl- ten Teilbündel aus dem Brennelementkasten ge- systemen gekommen. zogen werden. Beim Einfahren eines solchen Am 21. Dezember 2012 zeigten die Abgas- Teilbündels in die Crud-Probenahmeeinrichtung Onlineüberwachung und zwei Laboranalysen ENSI Aufsichtsbericht 2012 65 des Abgasstromes einen Anstieg der Edelgase, derem mussten die Einleitbedingungen nach der der eindeutig auf einen Brennelementschaden Gewässerschutzverordnung und der Bewilligung hindeutete. Wie beim Brennelementschaden im des Bundesrates zur Entnahme und Einleitung von vorhergegangenen Zyklus wurde das defekte Kühlwasser eingehalten werden. Das KKL musste Brennelement durch eine Leistungsreduktion zudem die Ursachenermittlung für den Befall des und gezielte Steuerstabbewegungen vorläufig Hauptkühlkreislaufs mit Legionellen weiterführen. identifiziert. Um eine Vergrösserung des Scha- Die Abklärungen ergaben, dass mit grosser Wahr- dens zu vermeiden, wurden zwei benachbarte scheinlichkeit ein Legionelleneintrag mit dem Zu- Steuerstäbe voll eingefahren und so die Leistung satzwasser aus dem Rhein die Ursache ist, eine des Brennelements reduziert. Das ENSI hält die luftgetragene Übertragung aber nicht ausge- getroffene Massnahme für geeignet, um die Be- schlossen werden kann. Das KKL war im Weiteren lastung des Brennelements zu reduzieren, und verantwortlich für eine adäquate Information der wird sich über die weitere Entwicklung regelmäs- Rhein-Unterlieger, insbesondere der Wasserwerke, sig informieren. über die Biozideinsätze. Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der Im Zeitraum vom 2. Mai bis 1. November 2012 vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 wurden insgesamt elf Stossdosierungen zu 260 kg dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich- Natriumhypochlorit durchgeführt. Alle Dosierun- tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in gen verliefen planmässig, die Bedingungen für Tabelle 4. die Einleitungen in den Rhein wurden eingehalten. Die seither vorgenommenen Legionellenkontrollen Legionellen im Hauptkühlwasser zeigten Werte, welche zuerst Im Hauptkühlwassersystem des KKL wurden im tiefer, später aber wieder höher lagen als der vom Herbst 2010 Bakterien der Art Legionella pneumo- BAG festgelegte Eingreifwert von 10 000 KbE/l. phila festgestellt. Die Messungen des Wassers der Die Probenahme erfolgte wöchentlich. Kühlturmtasse zeigten Werte bis zu 100 000 KbE/l Im September 2012 reichte das KKL ein Gesuch um (Kolonie bildende Einheiten pro Liter Wasser). Le- Verlängerung der Freigabe ein. Die zeitlich limitierte gionellen sind die Verursacher der unter Umständen Behandlung des Hauptkühlwassers mit Natrium- tödlichen Legionärskrankheit. In regelmässigen Ab- hypochlorit lieferte nur eine beschränkte Anzahl von ständen wurden die Mitarbeitenden des KKL über Messergebnissen. Die Wirksamkeit des Verfahrens den Zustand des Hauptkühlwassers und über die konnte noch nicht eindeutig beurteilt werden. Zu- notwendigen Schutzmassnahmen informiert. sätzlich fehlten Messergebnisse aus der kalten Jahres- Im Juni 2011 hatte das ENSI gestützt auf die Stel- zeit. Solche wären von grosser Bedeutung, denn in lungnahmen der fachlich zuständigen Behörden den Monaten Januar und Februar 2012 wurden die einem einmaligen Einsatz von Bioziden gegen höchsten Legionellenzahlen des Jahres gemessen. Legionellen zugestimmt. Dieser wurde eng über- Mit Schreiben vom 20. Dezember 2012 stimmte wacht und ohne Folgen für Menschen und die Um- das ENSI, gestützt auf die Stellungnahmen des welt durchgeführt. Die Massnahmen wirkten aber Bundesamtes für Gesundheit BAG, des Bundes- nur kurzfristig. amtes für Umwelt BAFU und des Kantons Aargau Im Oktober 2011 hatte das KKL einen Antrag zur einer befristeten Verlängerung zu. Da beim Einsatz Freigabe des regelmässigen Einsatzes von Natrium- von Natriumhypochlorit unter den vorherrschen- hypochlorit gestellt. Es reagierte damit auf einen den Randbedingungen nur rund 10% der einge- erneuten Anstieg von Legionellen-Keimen im setzten Biozidmenge wirksam sind, hielt das BAFU Hauptkühlwasser. eine Befristung des Biozideinsatzes für angezeigt. Mit Schreiben vom 30. Januar 2012 hat das ENSI In Zukunft soll eine effizientere und umweltfreund- gestützt auf die Beurteilungen der zuständigen lichere Methode angewandt werden. Fachbehörden die Freigabe zum Einsatz von Natriumhypochlorit erteilt, welches in gelöster Form auch als Javelwasser bekannt ist. Involviert waren 4.3 Anlagetechnik das Bundesamt für Gesundheit BAG, das Bundesamt für Umwelt BAFU, die Kantone Aargau, Basel- 4.3.1 Revisionsarbeiten Stadt und Basel-Landschaft sowie das Landratsamt Waldshut. Der Einsatz wurde auf sechs Monate Während des Revisionsstillstands vom 6. August bis befristet und mit Auflagen verbunden. Unter an- 30. Oktober 2012 wurden geplante Instandhaltungs- 66 ENSI Aufsichtsbericht 2012 massnahmen wie Inspektionen an mechanischen und elektrischen Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen sowie wiederkehrende Funktionsprüfungen und Begehungen an Komponenten und Systemen durchgeführt. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage verzögerte sich auf Grund von Reparaturarbeiten an einem Speisewasserstutzen um rund fünf Wochen. An den mechanischen Anlageteilen wurden eine Reihe von Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Nachfolgend werden davon einige der sicherheitstechnisch wichtigen erläutert: Am Reaktordruckbehälter fanden mechanisierte Ultraschallprüfungen an Stutzeninnenkanten, Stutzeneinschweissnähten, Stutzenanschlussnähten und Rohranschlussnähten statt. Dabei wurde ein tiefer, aber nicht wanddurchdringender Riss in einer Schweissnaht des N5-Speisewasserstutzens bei 150° gefunden, der instandgesetzt werden musste. Der Befund war gemäss Richtlinie ENSI-B03 als Vorkommnis meldepflichtig (siehe Kap. 4.2). Bei jeder Revisionsabstellung werden ausgewählte Revisionsarbeiten Einbauten des RDB einer visuellen Prüfung unterzogen. Mit Unterwasser-Kamerasystemen wer- An einer Naht wurden zwei Anzeigen neu als den Schweissnähte und Einbauten auf Defekte bewertungspflichtig eingestuft. Alle bei dieser untersucht. In diesem Jahr wurde erstmals nach Prüfung gefundenen Anzeigen wurden für die einem neu qualifizierten Prüfverfahren mit ver- kommende Betriebsperiode als zulässig einge- besserten Kamerasystemen insbesondere der stuft. Es gab keine Hinweise auf betriebsbedingte Kernmantel inspiziert. An der Aussenseite einer Veränderungen gegenüber früheren Prüfungen. Schweissnaht im oberen Bereich des Kernman- Ein Austausch des gesamten Umwälzsystems ist tels wurde zwei Stellen mit ersten Anzeichen in Vorbereitung. von Spannungsrisskorrosion gefunden. Diese Die alle zehn Jahre durchzuführende Druckprü- sind auf Basis der vom ENSI anerkannten Bewer- fung des Reaktorkühlsystems wurde nach Ab- tungsgrundlage für den Weiterbetrieb zulässig. schluss der Reparatur des Speisewasserstutzens Das Prüfprogramm für den Kernmantel und für (siehe oben) durchgeführt, vom SVTI überwacht weitere Kerneinbauten wurde daraufhin erwei- und vom ENSI inspiziert. Es wurde gemäss der tert. Das ENSI forderte die Einreichung eines Richtlinie ENSI-B06 neu mit dem Auslegungs- detaillierten Wiederholungsprüfprogramms für druck geprüft. Es ergaben sich keine Befunde. die RDB-Einbauten. Mit diesem integralen Drucktest wurde der gute An beiden Umwälzpumpen des Reaktorwasser- Zustand der Komponenten des Primärkreis- Umwälzsystems fand neben anderen Untersuchun- systems bestätigt. gen auch eine weitere Überprüfung der 2004 Im KKL sind insgesamt 32 Druckluftbehälter im ausgeführten Reparatur am hydrostatischen Lager Bereich der Primäranlage zur zeitlich begrenzten statt. Aufgrund der Inspektionsergebnisse aus autarken Versorgung von pneumatischen Arma- dem Revisionsstillstand 2011 wurde im Jahr 2012 turenantrieben der Frischdampf-, Sicherheits- und eine umfangreiche Reparatur an beiden Pumpen Abblaseventile sowie der Frischdampf-Isolations- durchgeführt. Die Pumpenläufer wurden bis ventile installiert. Diese Behälter weisen seit der zur ursprünglichen Wandstärke aufgeschweisst, Herstellung Mängel an den Schweissnähten auf, überdreht und neu gewuchtet. welche wiederkehrend auf Veränderungen ge- Im Revisionsstillstand 2012 wurde an acht auste- prüft werden. Das KKL ersetzt die mangelhaften nitischen Rundnähten der Umwälzschleifen eine Behälter schrittweise. Im Jahr 2012 wurden drei mechanisierte Ultraschallprüfung durchgeführt. Behälter ersetzt. ENSI Aufsichtsbericht 2012 67 Foto: KKL Kommandoraum des KKL Foto: KKL Im Revisionsstillstand 2012 wurden an den leit- Steuereinheiten der Steuerstabantriebe wurden technischen und starkstromtechnischen Anlagen vorsorglich ersetzt. Instandhaltungsarbeiten inklusive Funktionsprüfungen durchgeführt. Die wichtigsten Arbeiten sind im 4.3.2 Anlageänderungen Folgenden zusammengefasst: 68 Nebst den routinemässigen Kontroll- und Prüf- Im Berichtsjahr wurden mehrere Änderungen zur arbeiten bei den Hochspannungs- und Mittel- weiteren Verbesserung der Anlage umgesetzt. spannungs-Transformatoren wurde ein Eigen- Nennenswert sind: bedarfstransformator komplett revidiert. Ein Schwerpunkt des Revisionsstillstands 2012 Ein Pol des Blocktransformators wurde aus be- war der Ersatz der Kühlturmeinbauten. Die beste- trieblichen Gründen gegen den Ersatzpol ausge- henden asbesthaltigen Rieseleinbauten zeigten tauscht. Alterungseffekte, was auch den Wirkungsgrad Das Erregungssystem des Generators, der Genera- der Anlage beeinträchtigte. Weil die Verwen- torschalter und die inneren Erdungstrenner der dung von Asbestmaterial nicht mehr zulässig ist, Generatorableitung wurden revidiert und geprüft. mussten alle asbesthaltigen Komponenten er- Bei den Mittelspannungsanlagen wurden nebst setzt werden. Die neuen Einbauten aus Kunst- den planmässig ausgeführten Schalterrevisionen stoff haben ein Gesamtgewicht von rund 1100 t. und Prüfungen einige Schaltfelder für den Ein- Sie ersetzen die ausgebauten 6448 t Einbauten bau eines neuen SF6-Schaltertyps modifiziert. Im aus Asbestzement. Die Arbeiten wurden durch Hinblick auf den geplanten Austausch des Reak- die SUVA überwacht. Ersetzt wurden die Riesel- torumwälzsystems wurden die Schaltanlagen einbauten, die Wasserverteilung und die Trop- erweitert. fenfänger. Dadurch wurde die Kühlwirkung und Im Bereich der Gleichstromanlagen und der un- damit auch der Wirkungsgrad der Anlage ver- terbrechungsfreien Versorgung (USV) wurden bessert und der Unterhalt erleichtert. einzelne Batteriegruppen alterungsbedingt mit Das gesamte Areal der Eigenbedarfstransfor- neuen Batterietypen ausgerüstet. Zudem wur- matoren und der Generatorableitung wurde mit den als Teiletappe in einer Division zwei Anlagen einer Überdachung versehen. Sie dient dem durch USV-Systeme in moderner, modularer Schutz gegen Witterungseinflüsse und verhin- Technologie ersetzt. dert starke Temperaturschwankungen. Damit Zahlreiche Relais des Reaktorschutzsystems wie wird die betriebliche Verfügbarkeit des Systems auch Scram-Pilotventilspulen der hydraulischen verbessert. ENSI Aufsichtsbericht 2012 Seit 2010 werden verschiedene kontaminierte Die Sicherungssysteme wurden erneuert. In Grosskomponenten Niederdruckturbine, einem ersten Schritt wurden die Drehtüren beim Kondensator, Niederdruck-Vorwärmer, Pumpen Hauptzutritt in das Kraftwerksareal umgebaut. und Rohrleitungen des Reaktorumwälzsystems Anschliessend wurden die weiteren Arealdurch- aus Alterungsgründen ausgetauscht und aus gangstüren nacheinander mit neuen Lesegeräten strahlenschutztechnischen Gründen auf dem ausgerüstet. Areal zwischengelagert. Hierzu wird eine neue Im Rahmen der Erneuerung der technischen Aktivlagerhalle gebaut. Während der Jahresre- Brandschutzanlage wurden die 2010 begon- vision 2012 wurden die Tiefbauarbeiten zum nenen Arbeiten weitergeführt. Ein neues Brand- Neubau dieser Halle mit dem Bohren und Beto- melde-Leitsystem wurde installiert. Kabelzüge nieren der Pfahlgründung und der Erstellung und Melder wurden ersetzt. der Baugrube abgeschlossen. Nicht mehr lieferbare Signalumformer im Be- Im Revisionsstillstand 2011 wurden die Saug- reich der elektrischen Versorgung werden suk- siebe der Hauptkondensatpumpen durch neue, zessive durch neue qualifizierte Typen ersetzt. verstärkte Siebe ersetzt. 2012 wurden an diesem Eine erste Etappe dieses umfassenden mehr- System verschiedene leittechnische Verbesse- jährigen Ersatzvorhabens betraf Ausrüstungen rungen ausgeführt. in einer Notsteuerstelle. wie Nachdem im Jahr 2009 der Maschinenhauskran Süd ertüchtigt worden war, wurde im Jahr 2012 auch der Maschinenhauskran Nord umgebaut. 4.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern Die neue Laufkatze ist mit einem 100-t- und einem 12,5-t-Hubwerk ausgerüstet. Beide Kran- Die gemessenen Aktivitätswerte im Primärkreislauf anlagen sind nun auf dem technisch neusten am Ende des 28. Zyklus deuteten auf einen Brenn- Stand. Mit dieser Anlageänderung werden die stoffschaden hin. Mittels Teleskop-Sipping wurde Wartungskosten gesenkt, die Verfügbarkeit der das defekte Brennelement im Revisionsstillstand Krananlage erhöht und die Ersatzteilsituation eindeutig identifiziert. Es handelte sich um ein verbessert. ATRIUM 10XM-Brennelement mit vier Standzeiten. Die Stützplatten der Wärmetauscherrohre und Bei den weiteren Untersuchungen des betroffenen die Stützkonstruktion des Kondensatorhalses Brennelements wurde ein defekter Brennstab iden- wiesen Erosionserscheinungen auf und wurden tifiziert. Die Untersuchungen waren Ende 2012 deshalb ertüchtigt. Im Falle der Wasserkammer- noch nicht abgeschlossen. Die bisherigen Ergeb- beschichtung war ein Austausch zwingend not- nisse lieferten keinen Hinweis auf eine systema- wendig. Die Ertüchtigung des Kondensators wird tische Ursache für den Brennstabschaden, wovon später mit dem Austausch der Wärmetauscher- sich das ENSI anlässlich einer Inspektion überzeugt rohre abgeschlossen. hat. Weitere defekte Brennstäbe wurden in der Die Innenbeschichtung einer Nebenkühlwasser- Jahresrevision nicht gefunden. Das defekte Brenn- leitung zeigte Korrosionserscheinungen und element wurde im Reaktorkern durch ein Brenn- musste saniert werden. element gleichen Typs mit vergleichbarem Abbrand Im Revisionsstillstand 2012 wurden an den elek- ersetzt. trischen und leittechnischen Ausrüstungen zahl- Für den 29. Zyklus (2012/2013) wurden 116 frische reiche Anlageänderungen vorgenommen. Viele Brennelemente des Typs SVEA-96 Optima2 einge- dieser Änderungen waren Vorarbeiten in während setzt. Der Reaktorkern enthält aktuell 388 ATRIUM des Normalbetriebs nicht zugänglichen Bereichen. 10XM-, 251 SVEA-96 Optima2-, ein ATRIUM 10XP- Diese Anlageänderungen können während des und acht SVEA-96 Optima3-Brennelemente. Das Leistungsbetriebs weitergeführt und abgeschlos- ENSI hat sich davon überzeugt, dass das KKL nur sen werden. frische Brennelemente einsetzt, die den Quali- Von grosser Bedeutung war der Austausch des tätsanforderungen für einen sicheren Betrieb ent- Generators gegen einen mit höherer Leistung. sprechen. Weiter wurden acht Original-Equip- Zum Einsatz kam ein bereits vorhandener Rotor, ment-Steuerstäbe durch frische Steuerstäbe des welcher neu gewickelt und in einem neu ge- Typs CR82M-1 ersetzt. fertigten Stator eingebaut wurde. Damit wurde Schwerpunkte der Brennelementinspektion des die Nennscheinleistung von 1318 MVA auf KKL bildeten die Messungen von Kastenverbie- 1360 MVA erhöht. gungen, das zugehörige Kastenmanagementpro- ENSI Aufsichtsbericht 2012 69 gramm und der Zustand von SVEA-96 Optima2- tet sind. Die Dosislimite von 100 mSv wird bei die- und SVEA-96 Optima3-Brennelementen. Die Werte sen Störfällen eingehalten. Das Kriterium gemäss der Kastenverbiegung haben wie erwartet auf- Art. 3 der «Ausserbetriebnahmeverordnung» (SR grund der durchschnittlich höheren Abbrände et- 732.114.5) wird nicht erreicht. Aus der Stellung- was zugenommen, liegen aber weiterhin im Erfah- nahme des ENSI zum Erdbebennachweis des KKL rungsbereich. Bei der Brennstablängenmessung resultiert dennoch eine Forderung, da das Abhe- wurde lediglich ein unwesentliches Stabwachstum ben der Brennelemente im RDB von ihrer Tragstruk- identifiziert. Die Messergebnisse für Oxidschicht- tur nicht ausführlich genug untersucht worden dicken an den Brennstaboberflächen lagen im Er- war. Termingerecht hat das KKL die geforderten fahrungsbereich. Der Zustand der inspizierten Dokumente nachgereicht, deren Überprüfung Brennelemente war auslegungsgemäss. Das KKL durch das ENSI im Jahr 2013 geplant ist. ist gemäss dem langfristigen Inspektionsprogramm In einer am 29. November 2012 durchgeführten vorgegangen. Schwerpunktinspektion zum langandauernden Beim Einbau eines inspizierten SVEA-96-Optima2- Verlust der Stromversorgung überzeugte sich das Teilbündels in die Crud-Sampling-Aufnahmevorrich- ENSI von der Verfügbarkeit und der Eignung der tung wurde ein Abstandhalter verbogen. Das be- zur Beherrschung des langandauernden Totalaus- troffene Brennelement wurde daher im 29. Zyklus falls der Wechselstromversorgung vorgesehenen nicht eingesetzt. Es wurde im Reaktorkern durch Einrichtungen für die Accident-Management- ein Brennelement gleichen Typs und vergleichbarem Massnahmen. Die vorgestellte Strategie zur Be- Abbrand ersetzt. Das Vorkommnis war meldepflich- herrschung des langandauernden Totalausfalls der tig (vgl. Kap. 4.2). Es hat aber für den Betrieb des Wechselstromversorgung bewertete das ENSI als 29. Zyklus keine sicherheitstechnische Relevanz. zielführend. Dennoch identifizierte das ENSI Ver- Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern auslegungs- besserungsbedarf sowohl beim verfügbaren Perso- gemäss und im bewilligten Rahmen betrieben nal für den Betrieb des Tanklöschfahrzeugs als worden. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen auch bei der erdbebensicheren Lagerung der Ein- Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen der satzmittel und forderte Korrekturmassnahmen. Kernauslegungsberechnungen überein. Es kam zu Aufgrund des Gefährdungspotenzials bei der La- keiner Überschreitung von thermischen Betriebs- gerung grösserer Benzinmengen verlangte das grenzwerten. ENSI, dass das KKL die Benzinmotorpumpen durch Dieselmotorpumpen ersetzt und zudem kurzfristig 4.3.4 Massnahmen nach Fukushima eine Dieselmotorpumpe aus dem externen Lager Reitnau auf dem Kraftwerksgelände aufstellt. In Das KKL hat dem ENSI fristgerecht bis zum derselben Inspektion kontrollierte das ENSI die 30. März 2012 die in der Verfügung vom 1. April korrekte Ausführung der laut ENSI-Verfügung vom 2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung 5. Mai 2011 auf Ende 2012 verlangten externen eines 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der Kom- elektrischen und hydraulischen Anschlüsse für AM- bination von Erdbeben und Hochwasser einge- Massnahmen. Es konnte dabei die Erfüllung der reicht. Bereits vorgängig waren die Erdbeben- Forderung aus der Verfügung festgestellt werden. festigkeitsnachweise (Fragilities) für alle relevanten Am 14. Dezember 2012 führte das ENSI eine Bauwerke, Systeme und Komponenten fertigge- Schwerpunktinspektion zu den Prozessen und Vor- stellt worden. Neben der Sicherheit des Kernreak- gabedokumenten zur Auswertung externer Vor- tors, des Primärkreislaufs und des Containments kommnisse durch. Die Inspektion zeigte, dass ge- war gemäss der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 eignete Vorgaben für die Auswertung der für das auch die Auslegung der Brennelementlager- KKL relevanten externen Vorkommnisse existieren. becken, -gebäude und -kühlsysteme zu überprüfen Ebenso sind die Übergänge zu den für die Um- und die Einhaltung der zulässigen Dosislimiten für setzung abgeleiteter Massnahmen relevanten Pro- diese Störfälle nachzuweisen. Aufgrund der Prü- zessen festgelegt. Die Prüfung zeigte einzelne fung der eingereichten Dokumentation kam das Inkonsistenzen in den Vorgabedokumenten. Die in- ENSI zum Schluss, dass die Kernkühlung und die haltlichen Vorgaben zur Umsetzung der Anforde- Kühlung des Brennelementlagerbeckens unter rungen der Richtlinie ENSI-B02 für die Berichter- Einwirkung eines 10 000-jährlichen Erdbebens und stattung ans ENSI sind nicht vollständig. Aufgrund der Kombination von Erdbeben und erdbebenbe- des festgestellten Verbesserungsbedarfs verlangte dingtem Hochwasser einzelfehlersicher gewährleis- das ENSI Korrekturmassnahmen. 70 ENSI Aufsichtsbericht 2012 4.4 Strahlenschutz Die radiologischen Arbeitsbedingungen während des Revisionsstillstands waren in der kontrollierten Die während des Kalenderjahrs 2012 im KKL akku- Zone des Maschinenhauses trotz des festgestellten mulierte Kollektivdosis betrug 2126 Pers.-mSv. Die Brennelementschadens gut. Das KKL hat zusätzlich höchste registrierte Jahresindividualdosis betrug zur Standard-Überwachung für Ortsdosisleistun- 11 mSv. Alle Individualdosen lagen unter dem gen und Oberflächenkontaminationen an begeh- Dosisgrenzwert für beruflich strahlenexponierte baren Orten umfassende radiologische Überwa- Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden keine chungsmassnahmen getroffen. Diese beinhalteten Personenkontaminationen festgestellt, die sich nicht die Erhebung von zusätzlichen Luft- und Kratzpro- mit einfachen Mitteln entfernen liessen. Inkorpo- ben, den Einsatz von Alpha-Beta-Luftmonitoren an rationen von radioaktiven Stoffen oberhalb der weiteren Stellen und vermehrte Triagemessungen, Triageschwelle gab es ebenfalls keine. besonders für Personal, welches Arbeiten mit er- Für die Jahresrevision des KKL war eine Kollektiv- höhtem Inkorporationsrisiko durchführte. Ausser- dosis von 1900 Pers.-mSv geplant. Tatsächlich ak- dem kamen Funkdosimeter zum Einsatz. kumuliert wurden 1955 Pers.-mSv. Die Dosisleistungen an den Nachkühlsystemen A Aufgrund der erhöhten Xe-133-Abgaben im Ab- und B (Austritt Wärmetauscher) lagen mit 20 re- gas wurde im Juni 2012 auf einen Brennelement- spektive 10% etwas höher als zum Zeitpunkt der schaden geschlossen. Die daraufhin von KKL ge- Revision 2011. An den Umwälzschleifen wurde troffenen Massnahmen umfassten unter anderem eine Dosisleistung von 1,45 mSv/h gemessen, die- eine lokale Leistungsreduktion, damit im betrof- ser Wert ist deutlich niedriger als der 2011 gemes- fenen Brennelement die Ausweitung des Primär- sene Wert von knapp 2,5 mSv/h. Dies ist das er- schadens gehemmt und die Wahrscheinlichkeit wartete Ergebnis der erhöhten Zink-Dosierung. für Sekundärschäden reduziert wird. Ausserdem Die Dosisleistung in den begehbaren Bereichen wurde ein konservatives Abfahrprozedere durch- des Drywells bestätigt diesen Trend, wenn auch in geführt. Dabei wurde während 4,5 Stunden ein etwas kleinerem Ausmass. Leistungsplateau von 80% gehalten und der Reak- Die in der Revision 2010 erstmals im KKL durch- tor wurde wegen des möglichen Transports von geführte Reinigung der Durchführungen von Spaltprodukten nicht über den Kondensator abge- Steuerstabführungsrohren musste damals nach kühlt. der Hälfte des geplanten Reinigungsumfangs ab- Abgehobener RDB-Deckel Foto: KKL ENSI Aufsichtsbericht 2012 71 gebrochen werden, da die Hochdruckreinigung des quellenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,3 der Komponenten zu erheblichen Oberflächen- mSv/Jahr gemäss der Richtlinie ENSI-G15. Die kontaminationen im Steuerstabsantriebsraum, zu Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI betrie- starker Kontamination des Reinigungswerkzeugs benen Messnetzes (MADUK) in der Umgebung und zu einer Überschreitung des Dosiskontingents des Werkes zeigten keine durch den Betrieb der von Personen führte. In der Revision 2012 wurden Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines Sie- diese Arbeiten mit einem wesentlich verbesserten dewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch Werkzeug mit Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinen- 30 Pers.-mSv geplante Kollektivdosis wurde mit haus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter, 10 Pers.-mSv deutlich unterschritten. die an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerks- Am 28. August 2012 wurde bei Ultraschallprü- areals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres- fungen am N5-Stutzen der Speisewasserleitung eine höchstwert von 1,2 mSv keine signifikante Verände- erfolgreich durchgeführt. Die meldepflichtige Rissanzeige festgestellt. Das KKL rung gegenüber dem Vorjahr. Bei den quartalsweise entschied sich für eine Reparatur des Risses mittels vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten Messun- Auftragsschweissen (Full Structural Weld Overlay). gen an der Umzäunung des KKL wurden ebenfalls Die Reparatur bedingte eine Strahlenschutzplanung keine signifikanten Veränderungen festgestellt. für die betreffenden Arbeiten. Die Schweissarbeiten Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver- wurden in der heissen Werkstatt an mehreren Mock- ordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte für ups vorgängig intensiv geübt. Die Kollektivdosis für Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals die Stutzenreparatur belief sich auf 74 Pers.-mSv, von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts- was unterhalb des geplanten Werts lag. räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche Gründe für die trotz Stutzenreparatur nahe beim wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben geplanten Wert liegende Kollektivdosis sind ins- zur radiologischen Situation innerhalb und ausser- besondere das zonenkonforme Verhalten des ge- halb des KKL wird auf den Strahlenschutzbericht samten Personals, umfangreiche Abschirmmass- 2012 des ENSI verwiesen. nahmen und die Verlegung der Drywell-Garderobe in einen Bereich mit niedrigerer Ortsdosisleistung. Mit den Funkdosimetern wurde die Dosis des vor 4.5 Radioaktive Abfälle Ort eingesetzten Personals bei Arbeiten in komplexen Strahlenfeldern vom Strahlenschutz ständig Radioaktive Rohabfälle fallen im KKL regelmässig überwacht. aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas- Das ENSI stellte bei mehreren Inspektionen fest, und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn- dass im KKL ein konsequenter und gesetzeskon- elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus former Strahlenschutz praktiziert wird. dem Austausch von Komponenten bei Instandhal- Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien. unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge- Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch 8) war im Berichtsjahr mit 64 m3 höher als im Vor- für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser jahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen ohne Tritium. Die Tritium-Abgaben des KKL betru- Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. gen rund 7% des Jahresgrenzwertes. Die quartals- Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, weise vom ENSI durchgeführten Kontrollmes- kampagnenweise konditioniert und anschliessend sungen von Abwasserproben sowie Iod- und zwischengelagert. Die im KKL vorhandenen un- Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit den konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen vom KKL gemeldeten Analyseergebnissen. Aus Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe- den tatsächlich über die Abluft und das Abwasser wahrt. Ihr Bestand ist mit 8 m3 gering. Brennbare abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das und weitere Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevöl- die Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG kerung in der Umgebung des KKL unter konser- bereitgestellt und dorthin transportiert. vativen, d. h. ungünstigen Annahmen. Die Dosen Als Konditionierungsverfahren kommt im KKL die betrugen rund 0,0024 mSv für Erwachsene, Zementierung von Harzen und Konzentraten zum 0,0032 mSv für Zehnjährige und 0,0054 mSv für Einsatz. Für alle angewendeten Verfahren liegen Kleinkinder und liegen damit deutlich unterhalb die gemäss Kernenergieverordnung und Richtlinie 72 ENSI Aufsichtsbericht 2012 ENSI-B05 erforderlichen behördlichen Typengeneh- Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom- migungen vor. Im Berichtsjahr wurden verbrauchte munikationsmittel für den Kontakt zu externen Harze und Konzentrate in zwei Kampagnen ze- Stellen betriebsbereit sind. mentiert. Das ENSI löste im KKL ohne Voranmeldung einen Die konditionierten Abfallgebinde werden routine- Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit mässig im werkseigenen Zwischenlager eingelagert. des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI- Das KKL nutzt aber auch die Kapazitäten der B11 bestätigt wurde. ZWILAG. Die radioaktiven Abfälle des KKL sind in einem von allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elektronischen Buchführungssystem 4.7 Personal und Organisation erfasst, so dass die Information über Menge, Lagerort und radiologische Eigenschaften jederzeit ver- 4.7.1 Organisation und Betriebsführung fügbar ist. Ein wichtiges Element bei der Minimierung der Im Berichtsjahr hat das KKL den Personalbestand radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von auf 541 Personen erhöht (Ende 2011: 533), um ei- Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKL wur- nerseits den erhöhten Personalbedarf für Projekte den im Berichtsjahr insgesamt 66 t Material gemäss zu decken und andererseits im Rahmen des Gene- den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. rationenwechsels genügend Einarbeitungszeit zu gewährleisten. Das KKL hat im Jahr 2012 keine 4.6 Notfallbereitschaft grösseren organisatorischen Änderungen vorgenommen. Das Managementsystem des KKL entspricht der Die Notfallorganisation des KKL ist für die Bewäl- Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regelmäs- tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals sigen Audits vom Zertifizierungsinstitut geprüft. Das zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen des Regelwerks in das Managementsystem durch. zusammen mit einer entsprechenden Auslegung Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten der Anlage hat das KKL die Notfallbereitschaft auf gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen hohem Niveau sicherzustellen. aktuell sind, erfüllen die Anforderungen. Das ENSI hat im Oktober 2012 anlässlich der Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem KKL Werksnotfallübung ARIDUS die Notfallorganisa- Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchgeführt. tion beobachtet und beurteilt. Bei der Übung Themen waren die Bedeutung und die Auswir- wurde gemäss Szenario eine langanhaltende Tro- kungen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf ckenheit mit abgesunkenem Grundwasserspiegel die Sicherheitskultur der Betreiber der Schweizer und reduzierter Durchflussmenge der Flüsse unter- Kernkraftwerke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist stellt. Eine Überlastung des Stromnetzes führte zu explizit nicht die Bewertung der Sicherheitskultur dessen Ausfall. Aufgrund von Instandhaltungsar- der Betreiber, sondern die Förderung der Selbst- beiten stand der Schicht nur eine minimale Anzahl reflexion der Betreiber über die eigene Sicherheits- von Notkühlsystemen zur Verfügung. Als Resultat kultur. Im ersten Fachgespräch wurden die vom der Trockenheit lieferten die Nebenkühl- und ENSI vorgegebenen Themen behandelt. Das ENSI Grundwasserpumpen kein Kühlwasser mehr. Ein wertete das Gespräch aus und informierte den südlich des Kühlturms ausgebrochenes Feuer Betreiber im Rahmen eines zweiten Gesprächs wurde durch den Wind in Richtung des Ausbil- über die Ergebnisse. dungs- und Informationszentrums und eines mit Wasserstoff beladenen Sattelschleppers getrieben. 4.7.2 Personal und Ausbildung Mehrere Personen erlitten Brandverletzungen und Rauchvergiftungen. Das Versagen weiterer Sys- Im Berichtsjahr bestanden fünf Reaktoroperateur- teme und Komponente führte zudem zu einem Anwärter des KKL die Abschlussprüfung der kern- Kühlmittelverlust. technischen Grundlagenausbildung an der Reak- Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für gemäss Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs- KKL verfügt über eine zur Beherrschung von Stör- prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung fällen geeignete Notfallorganisation. vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt- ENSI Aufsichtsbericht 2012 73 nisse in thermischer Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und Strahlenschutz. Vier Reaktoroperateure des KKL legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungsprogramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. Gegenstand der Inspektion waren insbesondere Sicherheitsbewertung 2012 KKL: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge die anlagespezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator und die allgemeine Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In- Wiederholungsschulung. Das Ausbildungsprogramm spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher- erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10. heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbe- 4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung wertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl Das ENSI hatte im Jahr 2009 gestützt auf die vom der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen KKL eingereichte Periodische Sicherheitsüberprüfung oder Barrieren als auch für Schutzziele von Be- eine Reihe von Forderungen erhoben. Der grösste Teil deutung. der Forderungen wurde inzwischen erfüllt. Bei einer Forderung hat das ENSI eine Fristerstreckung für die Bearbeitung bis 31. Dezember 2013 genehmigt. Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Während Untersuchungen an Brennelementen 4.9 Sicherheitsbewertung 4.9.1 Detaillierte Bewertung wurde während des Revisionsstillstandes ein Abstandhalter leicht verbogen. Ebene 3, Betriebsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im Für eine thermische Limite des Reaktorkerns Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie- bestand eine falsche Vorgabe. benen System rund 260 Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Integrität der Brennelemente, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Im 28. Zyklus kam es zu einer Brennstoffleckage. Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu fol- Im 29. Zyklus kam es erneut zu einer Brenn- genden zusammenfassenden Beurteilungen: stoffleckage. 74 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Anlagen desselben Typs übertreffen und die nach dem Unfall von Fukushima vorgenommenen Überprüfungen die grosse Robustheit der Aus- An einer Schweissnaht an einem Speisewasser- legung zeigten, bewertet das ENSI die Sicherheit stutzen wurde ein nicht wanddurchdringender des KKL hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als Riss festgestellt. hoch. Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Betriebs-Vorgaben Das ENSI beurteilt den Fehler einer thermischen Limite des Reaktorkerns als Abweichung mit einer Der unter Integrität des Primärkreises erwähnte geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Riss an einer Speisewasserstutzen-Schweissnaht Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung des KKL hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gut. (ICCDP zwischen 10 -8 und 10 -6). Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek- Zustand und Verhalten der Anlage tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord- Das ENSI beurteilt den verbogenen Abstand- net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz- halter an einem Brennelement, die Brennstoff- ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie leckagen im 28. und 29. Zyklus sowie den nicht folgt aus: wanddurchdringenden Riss an einer Speisewasserstutzen-Schweissnaht als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die SicherSicherheitsbewertung 2012 KKL: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen heit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet. 4.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separation und Robustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKL die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer ENSI Aufsichtsbericht 2012 75 Blick auf das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen Foto: ENSI 5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager (ZZL) der Zwischen- mittelaktive Abfälle (SAA-Lager). Zum Zwischen- lager Würenlingen AG (ZWILAG) umfasst mehrere lager gehören auch das Empfangsgebäude und die Zwischenlagergebäude, eine Konditionierungsan- so genannte heisse Zelle. lage sowie eine Verbrennungs- und Schmelzanlage Im HAA-Lager wurden im Berichtsjahr zwei Trans- (Plasma-Anlage). port- und Lagerbehälter (TL-Behälter) mit abgebrannten Brennelementen aus dem KKL eingelagert. 5.1 Zwischenlagergebäude Dazu wurde im Rahmen der Transport- und Umladekampagne von abgebrannten Brennelementen aus dem KKM ein TL-Behälter in der heissen Zelle Die Zwischenlagergebäude der ZWILAG dienen schrittweise beladen und anschliessend im HAA- der Lagerung von abgebrannten Brennelementen Lager eingelagert. Ferner wurden im Herbst drei und von radioaktiven Abfällen aller Kategorien TL-Behälter mit hochaktiven verglasten Abfällen über mehrere Jahrzehnte bis zu deren Einlagerung aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins in ein geologisches Tiefenlager. Die Lagergebäude Zentrale Zwischenlager in Würenlingen geliefert. umfassen die Behälterlagerhalle (HAA-Lager) für Das ENSI hat die entsprechenden Einlagerungsan- abgebrannte Brennelemente und verglaste hoch- träge geprüft und die Einlagerung freigegeben. aktive Abfälle (Glaskokillen) aus der Wiederaufar- Ende 2012 betrug der Lagerbestand im HAA-Lager beitung, das Lagergebäude für mittelaktive Abfälle 40 TL-Behälter, davon 5 CASTOR ®- und 6 TN- (MAA-Lager) und die Lagerhalle für schwach- und Behälter mit insgesamt 308 Glaskokillen aus der ENSI Aufsichtsbericht 2012 77 Wiederaufarbeitung von Brennelementen bei Das Hochregallager der Konditionierungsanlage AREVA NC (La Hague), 28 TN-Behälter mit insge- wurde als Eingangslager für Rohabfälle benutzt. Zu samt 2039 abgebrannten Brennelementen aus einem späteren Zeitpunkt werden diese ins Hoch- dem Betrieb der KKW sowie 1 CASTOR-Behälter regallager der Plasma-Anlage transferiert und von mit den Brennelementen aus dem stillgelegten For- dort der Verarbeitung zugeführt. schungsreaktor DIORIT des Paul Scherrer Instituts Betriebsabfälle aus den Kernkraftwerken, die nicht (PSI). Die Belegung des HAA-Lagers beträgt per als verbrennbarer oder schmelzbarer Abfall direkt Ende 2012 rund 20%. Neben den erwähnten TL- in der Plasma-Anlage verarbeitet werden können, Behältern mit abgebrannten Brennelementen und wurden im Bereich der Konditionierung unter- Glaskokillen befinden sich in der Behälterlagerhalle schiedlichen Behandlungsverfahren unterzogen. seit September 2003 auch die sechs Grossbehälter Das Ziel ist es, eine möglichst grosse Menge als mit Stilllegungsabfällen aus dem ehemaligen Ver- inaktives Material freizumessen bzw. den kontami- suchsatomkraftwerk Lucens. nierten Abfall in eine Form zu überführen, die den Im MAA-Lager wurden im Berichtsjahr durch die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B05 entspricht. ZWILAG konditionierte Gebinde sowie mittelaktive Im ZZL wurden im Jahr 2012 insgesamt 70,6 t Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI- (CSD-C) eingelagert. Ende 2012 betrug der Bestand B04 als inaktiv freigemessen. im MAA-Lager 6590 Gebinde in Lagergestellen (Ha- Sekundärabfälle aus dem Betrieb der Lager sowie rassen), was einem Belegungsgrad von rund 24% der Konditionierungsanlage und der Plasma- entspricht. Das SAA-Lager wird entsprechend dem Anlage wurden im Hinblick auf eine spätere End- Nutzungskonzept der ZWILAG bis auf weiteres als konditionierung verarbeitet und verpackt. konventionelles Lager für nichtradioaktive Ausrü- Die Zwilag plant zukünftig radioaktiv kontami- stungen und Materialien genutzt. Demzufolge bleibt nierte Asbestabfälle zu konditionieren. Für die Er- der maschinentechnische Ausbau auf die für diese stellung der Abfallgebindetyp-Spezifikation und Nutzung erforderlichen Einrichtungen beschränkt. die Bestimmung der Zementrezeptur wurden Prüfkörper hergestellt. Für den Umgang mit As- 5.2 Konditionierungsanlage best war die Einrichtung eines zusätzlichen Schwarzbereichs innerhalb der kontrollierten Zone erforderlich. Die Konditionierungsanlage dient der Behandlung von schwachaktiven Abfällen aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie von radioAutomatischer Fasstransport 5.3 Plasma-Anlage aktiven Abfällen aus Medizin, Industrie und Forschung, die keine Alphastrahler enthalten. Aufgabe der Plasma-Anlage ist es, brenn- und schmelzbare schwachaktive Abfälle durch sehr Foto: ZWILAG hohe Temperaturen in eine inerte Schlackenmatrix ohne organische Stoffanteile zu überführen. Dieses Produkt stellt nach entsprechender Verpackung eine zwischen- und endlagerfähige Abfallform dar. Zur Verarbeitung gelangen Abfälle aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie aus Medizin, Industrie und Forschung. Im Berichtszeitraum wurden wie in den Vorjahren jeweils eine Frühjahrs- und eine Herbstkampagne durchgeführt. Die Arbeiten verliefen planmässig, was sich in der vorschriftsgemässen Verarbeitung von 1376 Abfallfässern und ca. 1400 Liter Flüssigabfällen zu 339 konditionierten Gebinden ausdrückt. Dies entspricht mehr als dem Jahresanfall aus dem Betrieb in allen schweizerischen Kernanlagen. Es wurde ein relativ hoher Anteil an Schlämmen verarbeitet, darunter versuchsweise auch erstmalig Fässer mit Konzentraten aus dem KKG. 78 ENSI Aufsichtsbericht 2012 5.4 Strahlenschutz 5.5 Notfallbereitschaft Im ZZL wurde 2012 eine Kollektivdosis von Die Notfallorganisation der ZWILAG ist für die 19,6 Pers.-mSv akkumuliert. Der geschätzte Wert Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werks- von 25,2 Pers.-mSv wurde dank guter administra- areals zuständig. Mit einer zweckmässigen Or- tiver und technischer Strahlenschutzmassnahmen ganisation und geeigneten Führungsprozessen deutlich unterschritten. Die höchste registrierte zusammen mit einer entsprechenden Auslegung Einzeldosis betrug 1,3 mSv. Im Berichtsjahr wur- der Anlagen hat die ZWILAG die Notfallbereit- den weder Personenkontaminationen, die nicht schaft auf hohem Niveau sicherzustellen. mit einfachen Mitteln entfernt werden konnten, Das ENSI hat im Juni 2012 an der Werksnotfall- noch Inkorporationen festgestellt. Die durch den übung PHOENIX die Notfallorganisation beob- Strahlenschutz regelmässig erhobenen Proben achtet und beurteilt. Das Übungsszenario sah zeigten weder auf den Oberflächen noch in der die Zwischenlagerung von Behältern mit kon- Atemluft Hinweise auf unzulässige Kontamina- taminiertem Öl in der Mehrzweckhalle vor. Es tionen. wurde dabei angenommen, dass infolge des Die radioaktiven Abgaben über die Abluft und Absturzes einer Last auf die Behälter diese leck das Abwasser lagen deutlich unterhalb der in der schlugen und das auslaufende Öl sich entzün- Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die dete. Dabei erlitten Mitarbeitende Verbren- quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll- nungen. Eine Freisetzung von radioaktiven messungen von Abwasserproben und Aerosol- Stoffen in die Umgebung konnte nicht ausge- filtern bestätigten die von der ZWILAG gemeldeten schlossen werden. Analyseergebnisse. Die aufgrund der Abgaben Die ZWILAG hat bei der Übung u. a. Optimie- unter ungünstigen Annahmen berechnete Jahres- rungspotenzial bei der Verletztenbetreuung und dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der bei der Festlegung von Sicherheitsabständen für Umgebung des ZWILAG lagen mit weniger als Einsatzkräfte ohne Atemschutz bei einem mög- 0,001 mSv für Erwachsene, Zehnjährige und lichen Auftreten von Atemgiften identifiziert. Kleinkinder deutlich unterhalb des quellen- Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele bezogenen Dosisrichtwerts von 0,05 mSv. Die gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. ZWILAG und das PSI teilen einen gemeinsamen Die ZWILAG verfügt über eine zur Beherrschung Standort; die Umgebungsüberwachung für den von Störfällen geeignete Notfallorganisation. gesamten Standort mittels Thermolumineszenz- Ferner löste das ENSI in der ZWILAG ohne Voran- Dosimetern (TLD) wird vom PSI durchgeführt. Die meldung einen Übungsalarm aus, bei welchem TLD in der Umgebung und am Arealzaun des die Verfügbarkeit des Werksnotfallstabs gemäss zentralen Zwischenlagers der ZWILAG zeigten Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde. keine dem Betrieb der beiden Anlagen zuzu- Foto: ZWILAG schreibende Erhöhung gegenüber der Untergrundstrahlung. Die nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzverordnung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte für Direktstrahlung ausserhalb des Betriebsareals von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden somit in jedem Fall eingehalten. Die Tätigkeiten in den Anlagen der ZWILAG wurden unter Einhaltung der gesetzlichen und internen Strahlenschutzvorgaben durchgeführt. Die Ergebnisse der ENSI-Inspektionen bestätigen, dass im ZZL ein konsequenter und gesetzeskonformer Strahlenschutz angewendet wird. Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb des gemeinsamen Standortes von PSI und ZWILAG wird auf den Strahlenschutzbericht 2012 des ENSI verwiesen. ENSI Aufsichtsbericht 2012 Spezialfahrzeug der ZWILAG 79 5.6 Personal und Organisation 5.7 Vorkommnisse Im Berichtsjahr hat die ZWILAG keine grösseren Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen organisatorischen Änderungen vorgenommen. Sicherheit keine Vorkommnisse zu verzeichnen, Die Belegschaft hat sich um 4 auf 73 Personen, welche dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03 welche 69 Vollzeitstellen besetzten, erhöht. Da- gemeldet wurden. mit konnten alle Planstellen im Jahr 2012 besetzt werden. Die ZWILAG hat im Berichtszeitraum rund 350 5.8 Gesamtbeurteilung Ausbildungstage zur Aus- und Weiterbildung seines Personals aufgewendet. Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG die Das Managementsystem der ZWILAG ist seit 2003 verschiedenen Anlagen des zentralen Zwischen- zertifiziert, wird in regelmässigen Audits geprüft lagers im Jahr 2012 sicher und ohne sicherheits- und entspricht der Norm DIN EN ISO 9001:2008. relevante Vorkommnisse betrieben und dabei jeder- Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration zeit alle Bedingungen der Betriebsbewilligungen des Regelwerks in das Managementsystem durch. eingehalten hat. Das Managementsystem, die Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten Qualifikation und Kapazität des Personals sowie gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen der Zustand der verschiedenen Anlagen stellt ein aktuell sind, erfüllen die Anforderungen. hohes Mass an Qualität und Zuverlässigkeit sicher. 80 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Blick aufs Paul Scherrer Institut Foto: ENSI 6. Paul Scherrer Institut (PSI) 6.1 Die Kernanlagen des PSI 6.2 Hotlabor Das PSI ist das grösste eidgenössische Forschungs- Im Hotlabor werden hochradioaktive Substanzen ge- institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften. handhabt. Die Abteilung Hotlabor, das Forschungs- Zusammen mit in- und ausländischen Hochschulen, labor für nukleare Materialien und die Target- Instituten, Kliniken und Industriebetrieben arbeitet Entwicklungsgruppe untersuchen unter anderem in es in den Bereichen Materie und Material, Mensch Reaktoren oder Beschleunigern stark bestrahlte und Gesundheit sowie Energie und Umwelt. Das Werkstoffe und Kernbrennstoffe mit unterschied- Hotlabor, die Anlagen für die Behandlung und lichen makro- und mikroskopischen Methoden. Lagerung radioaktiver Abfälle, der abgestellte For- Im Berichtsjahr erfolgten in den Hotzellen die Probe- schungsreaktor PROTEUS sowie die im Rückbau nahmen für die MEGAPIE-Nachbestrahlungsunter- befindlichen Forschungsreaktoren SAPHIR und suchungen sowie die Vorkonditionierung des dazu DIORIT sind Kernanlagen und werden durch das eingesetzten Schmelzofens. Zu diesen Arbeiten ENSI beaufsichtigt. hat das ENSI zwei Inspektionen durchgeführt. Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen Si- Im Hotlabor erfolgt auch die Konditionierung ra- cherheit zwei Vorkommnisse zu verzeichnen, welche dioaktiver Abfälle aus dem Betrieb seiner heissen dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03 gemeldet Zellen. Darunter fallen insbesondere flüssige Ab- wurden. Diese sind im Kapitel Forschungsreaktor fälle, die bei der Brennstoff-Analytik anfallen und PROTEUS und im Kapitel Strahlenschutz erörtert. Aktinide sowie Spalt- und Aktivierungsprodukte ENSI Aufsichtsbericht 2012 81 enthalten. Zur Verfestigung dieser flüssigen radio- Pufferstäbe entladen und ins anlageninterne Stab- aktiven Abfälle hat das PSI die Fixbox-3-Anlage lager überführt. Damit befindet sich nun kein entwickelt und konstruiert. Ende 2010 hatte das Kernmaterial mehr im Reaktorkern. Allerdings ENSI die Durchführung der Typenprüfung für den bleibt die Entsorgung oder Weiterverwertung des diesbezüglichen Abfallgebindetyp genehmigt. Der Kernbrennstoffs noch ungeklärt. Kampagnenstart verzögerte sich aber infolge eines Vorkommnis: Beim Entladen der Pufferstäbe am vom PSI festgestellten Nachrüstungsbedarfs der 21. Februar 2012 hat sich ein Pufferstab in der Hal- Fixbox-Anlage erneut. terung (Gitterplatte) verkantet. Dadurch löste sich Am 27. Januar 2005 hatte das PSI ein Gesuch für die der Endzapfen vom Hüllrohr und einige Partikel Erneuerung der Betriebsbewilligung des Hotlabors Natur-Uran traten aus. Dies führte zu einer gering- beim Bundesamt für Energie BFE eingereicht. Das fügigen lokalen Kontamination, die umgehend be- ENSI hat als Aufsichtsbehörde die eingereichten seitigt werden konnte. Der beschädigte Pufferstab Dokumente geprüft und Nachbesserungen ver- wurde provisorisch verschlossen und mit der Git- langt. Mit Brief vom 26. Januar 2007 hat das PSI terplatte aus dem Reaktor entladen. Ein Wischtest eine überarbeitete Fassung des Sicherheitsberichts zeigte, dass der betroffene Bereich nach der Reini- und weitere mitgeltende Dokumente eingereicht. gung wieder kontaminationsfrei war. Der Stab Die Begutachtung dieser Unterlagen ergab, dass wurde in ein Überrohr eingesetzt und wie die übri- unter anderem die Nachweise bezüglich der Erdbe- gen Pufferstäbe ins PROTEUS-Stablager überführt. benfestigkeit des Hotlabors mit den verschärften Das Vorkommnis hat eine geringe sicherheits- Gefährdungsannahmen von 2005 unvollständig technische Bedeutung. Das ENSI bewertet das und teilweise nicht nachvollziehbar waren. Das PSI Vorkommnis mit INES 0. hat dazu Nachbesserungen im November 2011 und September 2012 eingereicht. Der Nachweis der Festigkeit des Hotlabors gegen ein Betriebserdbeben ist nachvollziehbar. Hingegen beurteilt das 6.4 Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen ENSI den Nachweis für die Festigkeit des Hotlabors gegen ein 10 000-jährliches Erdbeben in einigen Am PSI befinden sich derzeit die zwei ehemaligen Punkten als nicht nachvollziehbar. Das PSI muss Forschungsreaktoren SAPHIR und DIORIT im weit weitere Abklärungen tätigen. In der Zwischenzeit fortgeschrittenen Rückbau. Eine weitere Kernan- hat das ENSI zur Erhöhung der Sicherheit des Hot- lage, die 2002 endgültig ausser Betrieb genom- labors im Juni 2012 36 Forderungen verfügt. Ein mene Versuchsverbrennungsanlage, wird nach Grossteil der Forderungen betreffen das Betriebs- Vorliegen der entsprechenden Verfügung ebenfalls reglement und die Betriebsvorschriften. Mit der Er- zurückgebaut werden. füllung dieser Forderungen entsprechen Betriebs- Beim Forschungsreaktor SAPHIR sind das Reaktor- reglement und -vorschriften den Vorgaben der becken und die biologische Abschirmung vollstän- Kernenergiegesetzgebung von 2004. dig zurückgebaut und entsorgt. Der planmässige, Im Hotlabor wurden im Jahr 2012 insgesamt 10,5 t mit dem vollständigen Abbruch der Kernanlage Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI- und der Entlassung aus der Kernenergiegesetzge- B04 freigemessen. Der grösste Teil dieses Materials bung endende Abschluss der Stilllegung ist derzeit stammte aus diversen Nachrüstungen und Umbau- nicht absehbar, weil die dazu erforderliche vorgän- arbeiten. gige Auflösung des Kernbrennstofflagers noch nicht bewerkstelligt werden kann. 6.3 Forschungsreaktor PROTEUS Der biologische Schild des Reaktors DIORIT wurde im Berichtsjahr zurückgebaut. Insgesamt fielen im Jahr 2012 rund 117 Tonnen Material an, die ge- Nachdem die Direktion des PSI dem ENSI im Jahr mäss der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen und 2011 die Stilllegung des Forschungsreaktors PRO- konventionell entsorgt wurden. Die Gebäulich- TEUS mitgeteilt hatte, hat das ENSI im Januar 2012 keiten des ehemaligen Forschungsreaktors sollen verfügt, dass das PSI für PROTEUS bis Ende März erhalten bleiben; das PSI plant diese anderweitig 2013 das Stilllegungsprojekt ausarbeiten und den weiterzunutzen. Zuvor müssen aber noch die rest- Behörden einreichen muss. Nachdem bereits im lichen radioaktiven Abfälle entsorgt, die Stilllegung Jahr 2011 die Treiberstäbe aus dem Reaktorkern abgeschlossen und die rechtliche Situation geklärt entladen worden waren, wurden 2012 auch die werden. 82 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung Der Betrieb der Versuchsverbrennungsanlage des notwendig sind. Zudem ergeben sich unterschied- PSI wurde Ende 2002 eingestellt; seitdem erfolgt liche Konditionierungs- und Verpackungskonzepte, die Überwachung dieser Kernanlage routinemäs- was ein im Vergleich zur Behandlung von Abfällen sig durch die Sektion Rückbau und Entsorgung des aus den Kernkraftwerken umfangreicheres und PSI. Mitte 2011 hat das PSI für die Versuchsver- häufig änderndes Spektrum an Abfallgebindetypen brennungsanlage beim BFE das Stilllegungsprojekt bedingt. eingereicht. Dieses wurde vom ENSI unterdessen Im Jahr 2012 wurden insgesamt rund 66,3 m 3 Ab- geprüft. Das entsprechende Gutachten wurde im fälle bei der Bundessammelstelle angeliefert, da- Dezember 2012 beim BFE eingereicht, welches von 61,9 m 3 aus dem PSI, 4,4 m 3 aus der jährlichen das Stilllegungsverfahren leitet. Das Gutachten des Sammelaktion des Bundesamts für Gesundheit ENSI wird eine Grundlage für die Stilllegungs- (BAG). verfügung des UVEK bilden, die Voraussetzung für Zusätzlich wurden 17 vorkonditionierte Stahlzylinder den Beginn der Rückbauarbeiten der Versuchsver- (0,17 m 3) angeliefert. Deren Übertritt in den Auf- brennungsanlage ist. sichtsbereich des ENSI wurde vorgängig auf Basis der Foto: PSI Richtlinie ENSI-B05 genehmigt. Derartige Zylinder 6.5 Behandlung radioaktiver Abfälle mit flüchtigen MIF-Abfällen werden routinemässig in der Industrie hergestellt. Sie sind als dicht verschweisste, nicht zulassungspflichtige Versand- Das PSI ist die Sammelstelle des Bundes für radio- stücke qualifiziert und werden jährlich bei der Bun- aktive Abfälle aus Medizin, Industrie und For- dessammelstelle am PSI abgeliefert. Infolge eines schung (MIF-Abfälle). Ebenfalls im Eigentum des Ende 2011 gemeldeten Vorkommnisses mit tri- Bundes sind die im PSI anfallenden radioaktiven tiumhaltigen undichten Zylindern hatte das ENSI Abfälle aus den Anwendungen radioaktiver Iso- die Genehmigung der entsprechenden Abfallge- tope in Forschungsprojekten, insbesondere bei bindetypen sistiert, so dass die betroffene Firma bis Brennstoffuntersuchungen, aus den Beschleuniger- zur Lösung des Problems keine weiteren Gebinde anlagen, aus dem Rückbau von Forschungsan- an die Bundessammelstelle abliefern kann. lagen sowie aus dem Betrieb der nuklearen Infra- Zur Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG struktur. Dazu gehören z.B. Lüftungsfilter und wurden 6,94 m 3 feste, brennbare Rohabfälle Abfälle aus der Abwasserbehandlung. Alle genann- aussortiert und verpresst; dabei wurden 9 Fässer à ten Abfälle sind sowohl chemisch als auch physi- 200 Liter befüllt. Im Berichtsjahr hat das PSI jedoch kalisch unterschiedlich, so dass vor ihrer Endkon- keine Gebinde zur Behandlung in der Plasma- ditionierung oft eine Triage und Vorbehandlungen Anlage an die ZWILAG abgeliefert. ENSI Aufsichtsbericht 2012 83 Im Berichtsjahr hat das PSI 13 Fässer à 200 Liter PSI-Ost Ende 2012 zurückgezogen und beabsich- sowie 4 Beton-Kleincontainer vom Typ KC-T12 mit tigt stattdessen ein neues, kombiniertes Bau- und Stilllegungsabfällen aus dem Forschungsreaktor Betriebsbewilligungsgesuch einzureichen. DIORIT (3 KC-T12) und Abfällen aus den Beschleunigeranlagen des PSI-West (1 KC-T12) endkonditioniert. 6.7 Strahlenschutz 15,1 m Material konnten dekontaminiert und in3 aktiv freigegeben werden. Im Jahr 2012 akkumulierten die 1449 beruflich Des Weiteren hat das ENSI die Typenprüfung eines strahlenexponierten Personen des PSI eine Kollek- neuen Abfallgebindetyps mit Pu-haltigen und Pu- tivdosis von 90,2 Pers.-mSv (2011: 100,7 Pers.- kontaminierten Pressabfällen des HOTLABORS ver- mSv). Davon stammen 12,3 Pers.-mSv aus dem fügt. Die im Dezember 2012 gestartete Kampagne Aufsichtsbereich des ENSI (2011: 11,7 Pers.-mSv) musste jedoch aufgrund einer Intervention der bei einer höchsten Individualdosis von 1,2 mSv IAEA wegen Unklarheiten betreffend der Terminie- (2011: 0,7 mSv). rung der Abfälle unterbrochen werden. Das ENSI hat vierteljährlich Wasserproben aus den Abwassertanks des PSI erhoben und bei der 6.6 Lagerung radioaktiver Abfälle gamma-spektrometrischen Auswertung festgestellt, dass die Ergebnisse des ENSI mit denen der PSI-eigenen Analysen übereinstimmen. Aus den Im Bundeszwischenlager (BZL) werden vorwiegend bilanzierten Abgaben radioaktiver Stoffe über die 200-Liter-Fässer und Kleincontainer (bis 4,5 m ) mit Fortluftanlagen und über das Abwassersystem konditionierten Abfällen eingelagert. Fallweise wer- wurde unter konservativen Annahmen für den un- den unkonditionierte Komponenten in Kleincon- günstigsten Aufenthaltsort ausserhalb des über- tainern temporär aufbewahrt. Das ENSI stimmt der wachten PSI-Areals eine Personendosis von rund Aufbewahrung nicht endkonditionierter Abfälle im 0,007 mSv/Jahr berechnet. Diese Dosis liegt deut- BZL zu, sofern dies dem Optimierungsgebot nach lich unterhalb des quellenbezogenen Dosisricht- Artikel 6 der Strahlenschutzverordnung entspricht. werts von 0,15 mSv/Jahr gemäss PSI-Abgaberegle- In der Berichtsperiode wurden 4 KC-T12 in das ment. Detaillierte Angaben zu den Personendosen Bundeszwischenlager BZL eingelagert, jedoch keine sind im Strahlenschutzbericht 2012 des ENSI zu neuen endkonditionierten 200-Liter-Gebinde. Ende finden. 2012 war der mit 200-Liter-Fässern belegte Raum Vorkommnis: An einer im Juni 2011 dem ENSI als mit 4844 Gebinden unverändert zu ca. 85% ge- freigemessen gemeldeten Stahlplatte, die seither füllt. Das Inventar des BZL-Container-Teils nahm auf dem Areal der Kernanlagen des PSI-Ost gela- um 4 KC-T12 zu; Ende 2012 befanden sich 86 end- gert war, hat das PSI am 4. September 2012 durch konditionierte KC-T12/30 im BZL. die zufällige Deponierung eines Kontaminations- In weiteren Hallen lagern entsprechend den be- messgeräts auf der Stahlplatte eine das Kriterium 3 trieblichen Erfordernissen sowohl unkonditionierte für die Freimessung überschreitende Oberflächen- als auch konditionierte Abfälle. Im DIORIT befinden kontamination von Co-60 (an der am stärksten be- sich noch 2 nicht endkonditionierte KC-T12 mit troffenen Stelle) und Ba-133 festgestellt. Die kon- Rückbauabfällen. Das PSI setzt das gleiche elektro- taminierte Platte lag über längere Zeit ausserhalb nische Buchführungssystem wie die Kernkraft- der kontrollierten Zone am PSI. Die Beurteilung des werke ein, so dass die Information über Mengen, Vorkommnisses durch das ENSI ergab als Ursache Lagerort und radiologische Eigenschaften der radio- unzureichende Betriebsvorgaben zur Durchfüh- aktiven Abfälle jederzeit verfügbar ist. Das PSI be- rung von Freimessungen. Das Vorkommnis hatte richtet dem ENSI vierteljährlich über die Lagerung keine radiologischen Auswirkungen. Das ENSI be- radioaktiver Abfälle. wertet das Vorkommnis mit INES 0. Die in Kap. 6.5 genannten, bei der Bundessammelstelle abgelieferten 17 Stahlzylinder wurden im Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL temporär in 6.8 Notfallbereitschaft den Lagerhallen auf dem Gelände AERA untergebracht. Die Notfallorganisation des PSI ist für die Bewälti- Das PSI hat sein per Ende 2011 beim BFE einge- gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu- reichtes Gesuch für den Bau eines Stapelplatzes am ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation, 84 ENSI Aufsichtsbericht 2012 geeigneten Führungsprozessen und einer entspre- und den Anforderungen der Kernenergiegesetz- chenden Auslegung seiner Anlagen hat das PSI die gebung genügt. Notfallbereitschaft sicherzustellen. Das ENSI hat im November 2012 an der Institutsnotfallübung DONUT zusammen mit dem Bundesamt 6.10 Strahlenschutz-Schule für Gesundheit (BAG) die Notfallorganisation des PSI beobachtet und beurteilt. Für die Übung wurde Nach Prüfung der Gesuchsunterlagen wurde der ein Szenario gewählt, bei dem es in einem Experi- Ausbildungskurs zum Strahlenschutz-Techniker mentierlabor zu einem Brand und daraus folgend vom ENSI für eine Periode von weiteren zehn zur Explosion von Sauerstoffflaschen kam. Durch Jahren bis 2022 anerkannt. Dieser Kurs dauert mit die Explosion wurden Personen verletzt. Zudem fiel Prüfungsvorbereitungen und Prüfung 11,5 Wo- ein Behälter für radioaktive Abfälle zu Boden. Dabei chen und ist im deutschsprachigen Raum wegen wurde eine verletzte Person kontaminiert. der praxisnahen und auf die Herausforderungen Aufgrund ihrer Übungsbeobachtungen identifizier- im Berufsalltag der Strahlenschutz-Techniker aus- ten das ENSI und das BAG Verbesserungsbedarf gerichteten Ausbildung vorbildlich. Der Strahlen- bei der Alarmierung der Notfallorganisation und schutz-Techniker-Kurs wurde im Berichtsjahr von der Orientierung der Aufsichtsbehörden BAG und neun Teilnehmern aus schweizerischen Kernkraft- ENSI. Das ENSI und das BAG kamen zum Schluss, werken, aus dem PSI und aus deutschen Unterneh- dass die Übungsziele gemäss der Richtlinie ENSI- men, welche fallweise in der Schweiz tätig sind, B11 erreicht wurden. Das PSI verfügt über eine absolviert. Acht Teilnehmer haben eine Abschluss- zur Beherrschung von Störfällen geeignete Notfall- arbeit eingereicht und die schriftlichen und münd- organisation. lichen Prüfungen erfolgreich bestanden. Das ENSI hat die Qualität des Unterrichts beurteilt, die Prü- 6.9 Personal und Organisation Im Berichtsjahr hat sich die Zahl des zulassungspflichtigen Personals am Forschungsreaktor PRO- fungen beaufsichtigt und ein hohes Niveau der Lehrveranstaltungen festgestellt. 6.11 Gesamtbeurteilung TEUS weiter verringert. Es verbleiben drei Reaktorphysiker (höchste Zulassungsstufe). Aus Sicht des Die nukleare Sicherheit im PSI war sowohl in Bezug ENSI ist diese Besetzung für den abgestellten For- auf die Auslegung der Kernanlagen als auch auf schungsreaktor noch ausreichend. Im Jahr 2013 das Betriebsgeschehen grösstenteils gut. Die ge- werden organisatorische Massnahmen im Hinblick meldeten Betriebsstörungen und Vorkommnisse auf den Nachbetrieb und der Stilllegung des waren für das Personal, die Kernanlagen und die Forschungsreaktors durch das PSI erwartet. Umgebung von geringer sicherheitstechnischer Die Personalsituation und die Organisation in den Bedeutung. Durch den Betrieb der Anlagen gab es sich im Rückbau befindenden Kernanlagen SAPHIR keine radiologischen Auswirkungen auf die Bevöl- und DIORIT ist weitgehend unverändert. kerung. Das ENSI kommt zum Schluss, dass das Die Sektion Rückbau und Entsorgung, welche die Personal der Vielfalt und Komplexität der PSI- Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle be- Anlagen angemessen Rechnung trägt. treibt, verfügt über ein akkreditiertes Qualitätsmanagementsystem nach ISO/IEC 17020. Das ENSI führte im Berichtszeitraum am PSI Inspektionen zur Integration des Regelwerks in das Managementsystem durch. Inspiziert wurden die Managementsysteme der Sektion Rückbau und Entsorgung, der Abteilung Strahlenschutz und Sicherheit und des Hotlabors. Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen aktuell sind, erfüllen die Anforderungen. Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Organisation in den Kernanlagen des PSI genügend ist ENSI Aufsichtsbericht 2012 85 7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) 7.2 Universität Basel Der Forschungsreaktor AGN-211-P der Universität Die Kernanlage der EPFL umfasst den Forschungs- Basel dient vorwiegend der Ausbildung von Stu- reaktor CROCUS, das Neutronenexperiment CAR- denten und der Anwendung in der Neutronen- ROUSEL, die Neutronenquelle LOTUS und die aktivierungsanalytik. angegliederten Labors. Diese Anlagen sind dem Die Nutzung des Reaktors hat sich gegenüber den Laboratoire de physique des Réacteurs et de com- Vorjahren kaum verändert. Im Berichtsjahr betrug portement des Systèmes (LRS) zugeteilt, das dem die produzierte Energie 29,5 kWh. Die Nutzung Institut de Physique de l’Energie et des Particules verteilt sich auf die Neutronenaktivierungsanalytik (IPEP) angehört. Am 1. Oktober 2012 hat ein neuer für die Universitäten Bern und Basel, die Kurse der Professor die Leitung des Labors übernommen. Reaktorschule und der Strahlenschutzkurse sowie Im Jahr 2012 stand der CROCUS-Reaktor Inge- auf etliche Vorführungen für Besuchergruppen nieur- und Physikstudenten der EPFL, Kursteil- und Schulklassen. Der Reaktorbetrieb erfolgte im nehmern der Reaktorschule des PSI und Studenten Kalenderjahr 2012 störungsfrei bei einer ther- des Swiss Nuclear Engineering Masterkurses der mischen Leistung von rund 1 kW. Vom Bewilligungs- ETHZ /EPFL während 143,3 Stunden bei kleiner inhaber wurden zwei umfassende Kontrollen der Leistung (unter 100 W) für Ausbildungszwecke zur Reaktorschutzinstrumentierung durchgeführt und Verfügung. Dabei wurden 251,1 Wh thermische die Reaktorwasseraktivität überprüft, wobei keine Energie erzeugt. Das Experiment CARROUSEL Abweichungen von den Vorgaben festgestellt wurde für Praktika verwendet. Die Neutronen- wurden. quelle LOTUS war nicht in Betrieb. Im Jahr 2012 waren keine meldepflichtigen Vor- Im Jahr 2012 waren keine meldepflichtigen Vor- kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeutung kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeutung gemäss Richtlinie ENSI-B03 zu verzeichnen. Die gemäss Richtlinie ENSI-B03 zu verzeichnen. Die Dosen des Personals lagen unterhalb der Nach- Dosen des Personals lagen unterhalb der Nach- weisgrenze. Die Abgabe radioaktiver Stoffe über weisgrenze. Die Abgabe radioaktiver Stoffe über den Luft- und den Abwasserpfad war unbedeutend. den Luft- und Abwasserpfad war unbedeutend. Im Im November 2012 hat das ENSI seine Jahresin- November 2012 hat das ENSI seine Jahresinspek- spektion durchgeführt. Dabei wurden technische, tion durchgeführt. Dabei wurden technische, orga- organisatorische und personelle Änderungen be- nisatorische und personelle Änderungen bespro- sprochen und es wurde ein Rundgang durch die chen und ein Rundgang durch verschiedene Anlagenräume durchgeführt. Anlagenräume durchgeführt. Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebs- Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebs- bedingungen im Jahr 2012 eingehalten wurden. bedingungen im Jahr 2012 eingehalten wurden. ENSI Aufsichtsbericht 2012 87 8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung vorgeschriebenen Anforderungen erfüllt sind. Beförderungsgenehmigungen sind in bestimmten Fällen erforderlich, vor allem wenn die Beförde- Die schweizerischen Vorschriften für den Transport rung aufgrund einer Sondervereinbarung erfolgt. radioaktiver Stoffe auf Strasse und Schiene basie- In solchen Fällen müssen für den Transport spe- ren u.a. auf den internationalen Regelwerken über zielle Massnahmen durch das ENSI festgelegt wer- den Transport gefährlicher Güter auf der Strasse den. Zudem wird anhand der eingereichten Doku- (ADR ) bzw. mit der Eisenbahn (RID ). Bei allen mente jeweils geprüft, dass Verpackung und Inhalt Verkehrsträgern kommen die IAEA-Empfehlungen den Vorschriften entsprechen. (TS-R-1 ) für die sichere Beförderung radioaktiver Im Berichtsjahr hat das ENSI sechs Gesuche nach Stoffe zur Anwendung. Basierend auf diesen Emp- Gefahrgutgesetzgebung beurteilt und die entspre- fehlungen wird das internationale Transportrecht chende Genehmigung ausgestellt. Vier Gesuche regelmässig angepasst. Im nationalen Transport- betrafen die Anerkennung der Zulassung von Ver- recht für Gefahrgüter der Klasse 7 (radioaktive sandstückmustern. Zwei Gesuche bezogen sich Stoffe) gelten u.a. die SDR 4 und die RSD 5. auf eine Beförderungsgenehmigung nach Gefahr- Die nach diesen Rechtsvorschriften erforderlichen gutrecht. 1 2 3 Genehmigungen betreffen je nach Anwendungsfall die Versandstücke und/oder den Beförderungsvorgang. Sie bilden eine Voraussetzung für die ebenfalls erforderlichen Bewilligungen nach Kern- 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung energie- oder Strahlenschutzgesetz (vgl. folgende Kapitel). Das ENSI ist die zuständige schweizerische Gemäss Artikel 2 des Strahlenschutzgesetzes sind Behörde für die Ausstellung von Genehmigungs- die Beförderung auf öffentlichen Verkehrswegen zeugnissen gemäss Gefahrgutgesetzgebung, un- sowie die Ein- und Ausfuhr von radioaktiven Stoffen abhängig davon, ob es sich beim Transportgut um bewilligungspflichtige Tätigkeiten. Die Vorausset- radioaktive Stoffe aus Kernanlagen oder aus ande- zungen für die Erlangung solcher Bewilligungen ren Betrieben handelt. Derzeit findet in der Schweiz sind im Strahlenschutzgesetz (StSG) und in der keine Fertigung von zulassungspflichtigen Ver- Strahlenschutzverordnung (StSV) festgehalten. Der- sandstücken statt. Die umfassende Zulassung der- artige Bewilligungen sind über einen längeren Zeit- artiger Behältertypen im Ursprungsland ist somit raum befristet und hinsichtlich der Anzahl Trans- nicht Aufgabe des ENSI. Dagegen ist häufig eine porte üblicherweise nicht begrenzt. Allerdings Anerkennung der von der zuständigen Behörde verlangt die Strahlenschutzverordnung jeweils eine des Ursprungslandes ausgestellten Zulassung von separate Bewilligung, falls bei einem einzelnen Vor- Versandstückmustern erforderlich. Dabei prüft das gang eine bestimmte Aktivitätsmenge überschrit- ENSI die Vollständigkeit des zugehörigen Sicher- ten wird. Im Bereich der Kernanlagen ist das ENSI heitsberichts insbesondere hinsichtlich des Nach- die zuständige Behörde, für den sonstigen Bereich weises, dass alle gemäss ADR/RID und TS-R-1 ist das BAG zuständig. Im Berichtsjahr hat das ENSI eine allgemeine Bewilligung erteilt. Europäisches Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse 2 Ordnung für die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter 3 IAEA Safety Standards Series: Regulations for the Safe Transport of Radioactive Material, 2009 Edition, Safety Requirements TS-R-1 4 Verordnung vom 29. November 2002 über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse (SR 741.621) 5 Verordnung vom 3. Dezember 1996 über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn (SR 742.401.6) 1 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Das BAG und ENSI haben 2011 einem vereinfachten Bearbeitungsverfahren zugestimmt, falls ein Gesuchsteller bereits in Besitz einer entsprechenden Bewilligung aus dem anderen Zuständigkeitsbereich ist. Zwei Bewilligungen, die in den Jahren 2010 und 2011 vom BAG erteilt wurden, wurden im Zuge dieser Harmonisierung im Berichtsjahr nun auch vom ENSI anerkannt. Neu haben 89 Transport- und Lagerbehälter in der Lagerhalle der ZWILAG Foto: ZWILAG diese Bewilligungen eine Gültigkeit von 10 Jahren. a) die Versorgung von vier Werken mit frischen Aufgrund der längeren Gültigkeitsdauer der Bewil- Brennelementen, b) einen Transport für die Durch- ligung wird ein Nachweis für die Aktualisierung der fuhr von Kernbrennstoff durch die Schweiz und Strahlenschutzkenntnisse des Strahlenschutzsach- c) einen Transport von Brennstäben zur Untersu- verständigen nach fünf Jahren durch den Besuch chung im Paul Scherrer Institut. Bei den radioak- eines Weiterbildungskurses verlangt. tiven Abfällen bestand je 1 Transport aus der Rückführung von Wiederaufarbeitungsabfällen der Art 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung CSD-V und CSD-C von La Hague zur Zwilag; 4 Transporte betrafen radioaktive Abfälle von den Kernkraftwerken zur ZWILAG zur Verarbeitung und Zwischenlagerung. Nach den Artikeln 6 und 34 des Kernenergiegesetzes (KEG) bedarf der Umgang mit Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen aus Kernanlagen einer Bewilligung des Bundes. Artikel 3 des KEG 8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen präzisiert den Begriff «Umgang» als Forschung, Entwicklung, Herstellung, Transport, Einfuhr, Aus- In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Grossbri- fuhr, Durchfuhr und Vermittlung. Zuständig für die tannien) wurden abgebrannte Brennelemente aus Erteilung solcher Bewilligungen ist das BFE. Im Hin- schweizerischen Kernkraftwerken durch die Fir- blick auf die kernenergierechtliche Bewilligung von men AREVA NC und SL (Sellafield Ltd.) im Rahmen Transporten prüft das ENSI als Fachbehörde, dass der abgeschlossenen Verträge wiederaufgearbei- die nukleare Sicherheit und Sicherung gewährleis- tet. Durch das Wiederaufarbeitungsmoratorium tet und die Vorschriften über die Beförderung (Art. 106, Abs. 4 KEG) beschränken sich diese Ar- gefährlicher Güter erfüllt sind. Das BFE erteilt die beiten auf die vor Juli 2006 dorthin transportierten Bewilligung erst auf Grund einer zustimmenden Brennelemente. Die bei der Wiederaufarbeitung Beurteilung durch das ENSI. entstandenen Abfälle müssen vertragsgemäss in Im Berichtsjahr hat das ENSI 11 Beurteilungen für die Schweiz zurückgeführt werden. Zur Rücklie- kernenergierechtliche Transportbewilligungen ab- ferung sind bereits verglaste hochaktive Abfälle gegeben. Von diesen betreffen 6 Bewilligungen (Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitung bei Transporte von Kernmaterial und 5 solche von Ab- AREVA NC und bei SL sowie mittelaktive Abfälle fällen. Bei den Kernmaterialien handelte es sich um der AREVA NC erzeugt worden. 90 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Im Berichtsjahr wurde nach einem Unterbruch von B-Kokillen zurückzuführen. Die Schweizer Kern- sechs Jahren die Rücklieferung von hochaktiven kraftwerksbetreiber haben einen gemeinsamen Abfällen (CSD-V) der AREVA NC fortgesetzt. Im Vertrag für die Rücknahme von CSD-B-Kokillen mit Herbst fand eine Anlieferung von hochaktiven Ab- Areva NC abgeschlossen. Daher stellten sie am fällen aus La Hague statt, die aus 84 CSD-V-Kokil- 8. Februar 2011 beim Bundesamt für Energie (BFE) len mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung von ein Vorabklärungsgesuch für diese Abfall-Kategorie. Brennstoff aus KKG und KKM bestand. Sie erfolgte Das BFE hat das ENSI mit der sicherheitstechnischen in drei TL-Behälter mit je 28 Kokillen. Die drei Prüfung des Gesuchs beauftragt. Das ENSI hat in TL-Behälter wurden im HAA-Lager eingelagert. seiner Stellungnahme zum Vorabklärungsgesuch Das ENSI hat dem jeweiligen Abfalleigentümer für vom Juni 2012 festgestellt, dass die CSD-B-Kokillen jede der Rücklieferungen eine Genehmigung zum die Kriterien der Richtlinie ENSI-B05 erfüllen. Die Übertritt in den Aufsichtsbereich des ENSI gemäss Abfallgebinde sind genügend dokumentiert und der Richtlinie ENSI-B05 erteilt, die entsprechenden sind grundsätzlich transport-, zwischen- und endla- Einlagerungsanträge geprüft und die Einlage- gerfähig. Das Bundesamt für Energie hat am 9. No- rungsfreigaben erteilt. Ferner hat auch das ENSI vember 2012 eine positive Verfügung für die Rück- stichprobenweise die Beladung eines TL-Behälters lieferung dieser Abfälle erteilt. in La Hague inspiziert. Bei dieser Kontrolle wurde Für die Rückführung der Abfälle aus Sellafield ma- die Übereinstimmung mit den Vorgaben festge- chen die schweizerischen Kernkraftwerksbetreiber stellt. Die entsprechende Rücknahmequote dieser von der Möglichkeit der Substitution Gebrauch: An Abfallart betrug per Ende 2012 rund 70% der Stelle der schwach- und mittelaktiven Abfälle wird Rücknahmeverpflichtung. Weitere Transporte die- eine hinsichtlich der radiologischen Eigenschaften ser Abfallart zum zentralen Zwischenlager der gleichwertige, aber volumenmässig viel kleinere ZWILAG werden ab 2014 stattfinden. Menge an verglasten, hochaktiven Abfällen in Im Berichtsjahr wurde weiterhin auch die Rücklie- die Schweiz zurückgeführt und so die Anzahl der ferung von mittelaktiven verpressten Abfällen Transporte stark reduziert. Aus organisatorischen (CSD-C) der AREVA NC fortgesetzt. Wie die Glas- und logistischen Gründen sind die Rücktransporte kokillen (CSD-V) werden diese Gebinde in den glei- der Glaskokillen aus Sellafield erneut verzögert. chen Behältern angeliefert, da beide Gebinde- Statt wie ursprünglich für das Jahr 2013 vorge- typen aber sehen, sollen die ersten drei Behälter nun im 2014 identische Abmessungen haben. Die CSD-C kön- in die Schweiz transportiert werden. Das ENSI hat nen im ZZL jedoch analog den mittelaktiven Be- sich vor Ort in Sellafield davon überzeugt, dass die triebsabfällen wieder ausgeladen und im MAA- Voraussetzungen für die technische Abwicklung, Lager eingelagert werden. Die Anlieferung im die begleitenden Kontrollen und die Einhaltung der Frühjahr bestand aus 60 CSD-C-Behältern mit Ab- neuen Terminplanung gegeben sind. zwar unterschiedliche Massen, fällen aus der Wiederaufarbeitung von Brennstoff aus dem Betrieb des KKB. Sie erfolgte in drei Transportbehältern mit je 20 Kokillen. Die CSD-C-Behälter wurden jeweils aus den Transportbehältern 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern entladen und in das MAA-Lager der ZWILAG eingelagert. Die entleerten Transportbehälter wurden Das Konzept der Zwischenlagerung von bestrahl- anschliessend für die bereits oben beschriebenen ten Brennelementen und von Glaskokillen besteht Rücklieferungen hochaktiver CSD-V-Gebinde ein- darin, diese Abfälle in störfallsicheren Transport- gesetzt. Die Rücknahmequote der mittelaktiven und Lagerbehältern (TL-Behältern) einzuschlies- CSD-C-Abfälle betrug per Ende 2012 rund 60% sen, deren Dichtheit im Zwischenlager kontinuier- der Rücknahmeverpflichtung. Das ENSI hat dem lich überwacht wird. Diese Behälter werden von jeweiligen Abfalleigentümer für jede der Rücklie- den Kernkraftwerken bzw. von den Wiederaufar- ferungen eine Genehmigung zum Übertritt in den beitungsanlagen zum jeweiligen Zwischenlager Aufsichtsbereich des ENSI gemäss der Richtlinie transportiert, dort in der Behälterlagerhalle ab- ENSI-B05 erteilt. gestellt und an das Überwachungssystem ange- Im Jahr 2010 hat Areva NC vorgeschlagen, statt schlossen. Die TL-Behälter müssen die Sicherheit bituminierte Schlämme aus den Wasserreinigungs- für den gesamten Zeitraum der Zwischenlage- anlagen der Wiederaufarbeitungsanlage verglaste rung gewährleisten, weshalb hierfür gegenüber mittelaktive Abfälle in Form von sogenannten CSD- einem reinen Transportbehälter nochmals erhöhte ENSI Aufsichtsbericht 2012 91 Anforderungen zu erfüllen sind. Die Anforde- 8.6 Inspektionen und Audits rungen und Verfahren hierzu regelt die Richtlinie ENSI-G05. Mit dieser Richtlinie sind nicht nur die Bei der Beförderung radioaktiver Stoffe müssen zur Anforderungen an die Auslegung der TL-Behälter Sicherheit des Transportpersonals und der Bevölke- spezifiziert, sondern auch die Anforderungen an rung die Strahlenschutz- und Transportvorschriften die Behälterfertigung, wie etwa Qualitätsanforde- eingehalten werden. Die Qualitätssicherungspro- rungen, begleitende Kontrollen oder Behälterdo- gramme der Konstrukteure und Hersteller von Ver- kumentation. Bei der Fertigung derartiger Behäl- packungen sowie jene der Spediteure, Absender, ter sind festgelegte und vom ENSI freigegebene Beförderer und Empfänger von radioaktiven Stoffen Abläufe einzuhalten, was im Auftrag des ENSI von müssen die Einhaltung der Vorschriften gewähr- unabhängigen Experten kontrolliert wird. Für je- leisten. Im Rahmen der in den Kapiteln 8.1 bis 8.3 des einzelne Behälterexemplar bestätigt das ENSI beschriebenen Bewilligungsverfahren wird dies vom schliesslich den qualitätsgerechten Abschluss der ENSI überprüft. Zudem prüft das ENSI im Rahmen Fertigung durch seine Freigabe zur Verwendung. seiner Inspektionen regelmässig übergeordnete Ende 2012 befanden sich 20 Behälter in den organisatorische Aspekte, die als gute Indikatoren verschiedenen Fertigungsphasen, von der Ferti- für ein «gelebtes» Qualitätsbewusstsein dienen. gungsvorbereitung bis zur Endprüfung der Ge- Das ENSI führte im Jahr 2012 in seinem Aufsichts- samtdokumentation nach Fertigungsabschluss. bereich 11 Transportinspektionen durch. Die Inspek- Im Jahr 2012 wurden 16 Brennelementbehälter tionen betrafen die Abfertigung von Behältern und 5 Behälter für hochaktive verglaste Abfälle mit Brennelementen, Brennstäben, hochaktiven Kontrollen während der Fertigung unterzogen. Abfällen, Proben, kontaminierten Werkzeugen und Soweit sich Beanstandungen ergaben, wurden Komponenten sowie von einem bereits benutzten, diese in allen Fällen vom Hersteller korrigiert oder leeren Behälter mit Kontamination im Innenraum. nach eingehender Prüfung als akzeptabel qualifi- Grenzwerte für Kontamination, Dosisleistung und ziert, sofern die auslegungsgemässe Sicherheit weitere Behältereigenschaften wurden in allen Fäl- des jeweiligen Behälters nachgewiesen werden len eingehalten. Bezüglich der Transportdurchfüh- konnte. Die Anzahl der Beanstandungen hat sich rung konnte bei allen Inspektionen die Einhaltung gegenüber dem Vorjahr nicht weiter erhöht. Erste der Vorschriften bezüglich Sicherheit und Strahlen- vom Hersteller eingeleitete Korrekturmassnah- schutz des Personals, der Bevölkerung und der men entfalten ihre Wirksamkeit. Weitergehende Umwelt nachgewiesen werden. Massnahmen wurden verfügt und befinden sich Bei zwei Inspektionen wurde hinsichtlich der Vor- in der Umsetzung. gabedokumente und Prozesse ein Verbesserungs- Zusätzlich wurde die planmässige Umrüstung von bedarf festgestellt. Im einen Fall hat das ENSI drei zunächst für den Transport von kompaktierten eine fehlende Eindeutigkeit bei der Zuweisung von Abfällen genutzten TL-Behältern auf die Konfigu- Verantwortlichkeiten zwischen offiziellen Beför- ration zum Transport und zur Zwischenlagerung derungsdokumenten und internen Vorgabedoku- von hochaktiven Abfällen überprüft. Vorprüfunter- menten des KKW identifiziert. Im anderen Fall lagen, Durchführung und Dokumentation wurden wurde ein fehlender interner Prozess bezüglich der geprüft und inspiziert. Es ergaben sich keine Bean- Instruktion von Chauffeuren zum angemessenen standungen. Verhalten auf dem Areal des KKW angemahnt. In Im Berichtsjahr wurden seitens des ENSI drei Frei- beiden Fällen hat das ENSI entsprechende For- gaben für die Verwendung und drei Freigaben für derungen gestellt, die von den Betreibern der KKW die Einlagerung von Transport- und Lagerbehältern in konkrete Massnahmen umgesetzt werden. erteilt. Zurzeit befinden sich zwei neue Behälterbauarten im Zulassungsverfahren nach der Richtlinie ENSIG05. Auf Grund des innovativen Charakters dieser Behälterbauarten und des daraus folgenden Prüfumfanges werden diese Verfahren als Projekte unter Beizug externer Experten abgewickelt. 92 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Ein Versuchsstollen im Felslabor Mont Terri Foto: Nagra 9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Einleitung chenden Vorgaben wurden im Sachplan geolo- Für die Abfallverursacher besteht die gesetzliche gische Tiefenlager (SGT) definiert (Kap. 9.1). Verpflichtung, die anfallenden radioaktiven Ab- Das Entsorgungsprogramm 2008 der Entsor- fälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu ent- gungspflichtigen beschreibt den Realisierungsplan sorgen. Diese Verpflichtung haben die Abfallverur- und die notwendigen Schritte und wurde im Be- sacher an die Nationale Genossenschaft für die richtsjahr vom ENSI überprüft (Kap. 9.2). Der Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) übertragen. schweizerische Bundesrat hat verfügt, dass Hin- Deren aktuelles Entsorgungskonzept umfasst zwei weise und offene Fragen aus dem Entsorgungs- Tiefenlager, eines für schwach- und mittelaktive nachweis Projekt Opalinuston von den Entsor- Abfälle und eines für hochaktive Abfälle. Es sieht gungspflichtigen systematisch zu erfassen und zu parallel dazu auch die Möglichkeit eines Kombila- bearbeiten sind. Das ENSI hat im Berichtsjahr zum gers vor. Die durch die Nagra verfolgte wissen- entsprechenden Bericht der Nagra Stellung ge- schaftliche und technische Vorbereitung der geo- nommen (Kap. 9.3). logischen Vielzahl Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ver- interdisziplinärer Projekte und bezweckt die Erar- pflichtet, alle fünf Jahre die voraussichtliche Höhe beitung konkreter Vorschläge für die Ausgestal- der Stilllegungs- und Entsorgungskosten zu be- tung und den Standort. rechnen. Das ENSI hat im Jahr 2012 die entspre- Die Verfahrensleitung der Standortwahl der Tie- chende Kostenstudie 2011 der Kernkraftwerk- fenlager erfolgt durch den Bund. Die entspre- betreiber beurteilt (Kap 9.4). Tiefenlager ENSI Aufsichtsbericht 2012 umfasst eine 93 Das ENSI wird von der Expertengruppe geologische Schutzbereich für geologische Standortgebiete Tiefenlagerung (EGT) und Firmen wie Basler und Im Ergebnisbericht zur Etappe 1 wird festgehalten, Hoffmann bei seinen sicherheitstechnischen Beur- dass die in den Sachplan geologische Tiefenlager teilungen von Aspekten zu den geologischen aufgenommenen Standortgebiete vor einer Verlet- Standortgebieten, zur bautechnischen Machbar- zung der Wirt- und Rahmengesteine, wie sie bei- keit sowie zur Sicherheit von geologischen Tiefen- spielsweise aus der Nutzung der tiefen Geothermie lagern unterstützt (Kap. 9.5). resultiert, zu schützen sind. Die Kantone haben Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten deshalb dafür zu sorgen, dass durch erteilte Bewil- werden teilweise in Felslaboratorien ermittelt, in ligungen und Konzessionen jegliche Gefährdung welchen auch das ENSI Forschungsprojekte be- der geologischen Standortgebiete ausgeschlossen treibt (Kap. 9.6). wird. Dazu hat das ENSI von der Nagra GIS-Karten Die Verfolgung des Stands von Wissenschaft und erstellen lassen und diese nach Prüfung im April Technik bezüglich Tiefenlager-relevanten Prozes- 2012 an die Kantone weitergegeben. Auf Basis sen wird durch die Mitarbeit in internationalen dieser Karten beurteilen die Kantone in Zukunft die Programmen ergänzt (Kap. 9.7). Bewilligung von Bohrungen und Bauten im Untergrund. 9.1 Sachplan geologische Tiefenlager Ergänzende Untersuchungen in Etappe 2 Gemäss Konzeptteil des Sachplans geologische Tiefenlager hatten die Entsorgungspflichtigen im Der vom Bundesrat im April 2008 genehmigte Sach- Hinblick auf die Etappe 2 vorgängig mit dem ENSI plan geologische Tiefenlager regelt das Standortaus- abzuklären, ob der Kenntnisstand der sicherheits- wahlverfahren für geologische Tiefenlager. Das Ver- relevanten Prozesse und Parameter ausreicht, um fahren ist in drei Etappen aufgeteilt. Gegen Ende die in der Etappe 2 vorgesehenen provisorischen Si- 2011 wurde nach Prüfung durch die Aufsichtsgre- cherheitsanalysen und den sicherheitstechnischen mien des Bundes der von der Nagra für die Etappe 1 Vergleich (ENSI 33/075) durchführen zu können, des Sachplans eingereichte Vorschlag gutgeheissen. und welche ergänzenden Untersuchungen dafür Dieser Vorschlag umfasst sechs Standortgebiete für notwendig sind. Die Nagra hatte dazu den Bericht ein Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle NTB 10-01 eingereicht. Das ENSI wiederum hat zu (SMA, Gebiete Südranden, Zürich Nordost, Nördlich diesem im Bericht ENSI 33/115 Stellung genom- Lägern, Jura Ost, Jura-Südfuss und Wellenberg) so- men und 41 Forderungen für zusätzliche Untersu- wie drei Standortgebiete für die Lagerung hochak- chungen gestellt, die vor der Einreichung der Un- tiver Abfälle (HAA, Gebiete Zürich Nordost, Nördlich terlagen für die Etappe 2 erfüllt sein müssen. Die Lägern und Jura Ost). Diese Gebiete wurden in die Hauptforderungen des ENSI betreffen die Verbesse- Raumplanung der jeweiligen Region aufgenommen. rung des Kenntnisstands über die Wirtgesteine In der im Jahr 2012 gestarteten Etappe 2 des Sach- Brauner Dogger und Effinger Schichten, die syste- planverfahrens hat die Nagra zunächst innerhalb matische Beschreibung der hydraulischen Fliess- der aus der Etappe 1 resultierenden Standortge- wege in den Standortregionen und vertiefte Unter- biete und der sie umgebenden Planungsperimeter suchungen zu bautechnischen Aspekten. Standorte für Oberflächenanlagen vorgeschlagen. Als Teil der Untersuchungen zur Etappe 2 hat die Diese Vorschläge und die zu deren Herleitung an- Nagra im Winter 2011/2012 in der Nordschweiz gewendete Methodik waren Basis für die Diskus- neue seismische Profile von 305 km Länge aufge- sionen in den Regionen, welche durch die Regio- nommen. Diese 2D-Seismik-Kampagne wurde ne- nalkonferenzen und deren Fachgruppen vertreten ben den HAA-Standortgebieten Jura Ost und Nörd- wurden. Das ENSI unterstützte deren Arbeit durch lich Lägern auch auf die SMA-Gebiete Südranden Präsentationen zu grundsätzlichen Themen bezüg- und Jura-Südfuss ausgedehnt. Die Auswertung lich Sicherheit und den Aufgaben des ENSI. Dies dieser Seismik-Messungen ist im Gange. Zwischen- geschah im Rahmen von Ausbildungsveranstal- resultate wurden den Fachvertretern der Bundes- tungen für die Mitglieder der Regionalkonferenzen und Kantons-Behörden und deren Experten durch sowie durch Auskünfte zu standortunabhängigen die Nagra im November 2012 vorgestellt. Fragen, beispielsweise bezüglich der sicherheits- In der Etappe 2 sind je mindestens zwei geolo- technischen Vor- und Nachteile von Schächten und gische Standortgebiete für ein Tiefenlager für SMA Rampen als Zugangsbauwerke. und für HAA vorzuschlagen. Für die vorgeschla- 94 ENSI Aufsichtsbericht 2012 genen Standorte werden für weitere Untersuchungen, wie z.B. Sondierbohrungen, Bewilligungen notwendig sein, um in der Etappe 3 – das heisst im Hinblick auf die Rahmenbewilligung – den gemäss Kernenergieverordnung (KEV, SR 732.11) geforderten Kenntnisstand zu erreichen. Das ENSI erwartet deshalb, dass die Nagra mit den Standortvorschlägen in der Etappe 2 entsprechende Gesuche einreichen wird. Vorgaben für Etappe 2 SGT Bei der Standortauswahl für ein geologisches Tiefenlager hat Sicherheit oberste Priorität. Das ENSI hat das im Sachplan geologische Tiefenlager festgeschriebene Vorgehen für die Auswahl von mindestens zwei geologischen Standortgebieten pro Lagertyp präzisiert. Dazu hat das ENSI Fachsit- Vermessen eines Bohrkerns zungen und Behördenseminare mit Vertretern des Beirats Entsorgung, der Arbeitsgruppe Sicherheit sind. Die Nagra muss zudem beweisen, dass die der Kantone (AG SiKa) der kantonalen Experten- Erschliessung des Tiefenlagers vom Standortareal gruppe Sicherheit (KES), der Expertengruppe Geo- an der Oberfläche aus sicher gebaut, betrieben und logische Tiefenlager (EGT) und der Nagra organi- verschlossen werden kann. Dabei sind auch mög- siert und die Meinung zahlreicher Experten liche Varianten der Zugangsbauwerke (Rampe/ berücksichtigt. Schacht-Kombinationen) zu untersuchen. Allfällige Im Rahmen der Gutachten und Stellungnahmen Auswirkungen – insbesondere auf die Langzeit- zur Etappe 1 und zum Nagra-Bericht NTB10-01 sicherheit – sind dabei aufzuzeigen. Foto: Comet wurde von verschiedenen Seiten die von der Nagra in der Etappe 1 verwendete Bewertungsmethodik Technisches Forum Sicherheit kritisiert. Da die Nagra gemäss Sachplan in der Der Sachplan geologische Tiefenlager sieht für die Etappe 2 ebenfalls die Standortgebiete anhand der Beantwortung sicherheitstechnischer Fragen das 13 Kriterien zur Sicherheit und technischen Mach- Technische Forum Sicherheit vor, das vom ENSI ge- barkeit bewerten muss, hat das ENSI die Bedenken leitet wird. In Zusammenarbeit mit Vertretern der an der Bewertungsmethodik aufgenommen, alter- Kantone, der Standortregionen und der Nachbar- native Lösungsansätze untersucht, diese anhand länder, der Bundesbehörden und weiterer interes- von Fallbeispielen geprüft und seine Vorgaben im sierter Organisationen werden sicherheitsrelevante Bericht ENSI 33/154 weiter präzisiert. Fragen gesammelt, beantwortet und die Fragen/ Ergänzend hat das ENSI den Ablauf der Überprü- Antworten der Öffentlichkeit zur Verfügung ge- fung des Kenntnisstands im Bericht ENSI 33/155 stellt. Im Jahr 2012 fanden vier Sitzungen des Tech- festgehalten. Wichtiger Schritt in diesem Ablauf nischen Forums Sicherheit statt. Von den bis Ende ist, dass im Rahmen von Fachsitzungen die Behör- 2012 eingetroffenen 88 Fragen waren deren 70 bis den und Gremien des Sachplanverfahrens über die Ende 2012 beantwortet. Die Fragen und Antworten Ergebnisse der Nagra informiert werden und der sind unter www.technischesforum.ch einsehbar. erreichte Kenntnisstand festgestellt wird. Basierend auf den seit 2008 eingereichten Fragen In der Etappe 2 sind die bautechnischen Risiken hat das ENSI die Broschüre «Geologische Tiefen- stufengerecht und für die jeweiligen Standorte zu lager – Radioaktive Abfälle sicher entsorgen» zu- betrachten. Das ENSI hat die entsprechenden An- sammengestellt, die wichtige und häufig gestellte forderungen für die bautechnischen Risikoanaly- Fragen erläutert. Dabei wurden verständliche Texte sen zusammen mit seinen Experten entwickelt und und anschauliche Grafiken verwendet. Die Bro- im Bericht ENSI 33/170 festgehalten. Die Nagra schüre zeigt aber auch, in welchen Punkten noch muss gemäss diesen Vorgaben die geologischen weiterer Forschungs- und Untersuchungsbedarf Risiken der Zugangsbauwerke bei Bau und Betrieb besteht. eines Tiefenlagers ausweisen und zeigen, mit wel- Im Rahmen von Fachbeiträgen wurden im Tech- chen Massnahmen diese Risiken beherrschbar nischen Forum Sicherheit auch spezifische Themen ENSI Aufsichtsbericht 2012 95 dargelegt und diskutiert, darunter das Thema der zum Bericht NTB 10-01 (siehe Kap. 9.1) erst 2012 von der Nagra durchgeführten 2D-Seismik und abgeschlossen. Das ENSI und das BFE kommen in deren aktueller Stand der Auswertung. Im Sinne ihrer Prüfung und Beurteilung zum Schluss, dass eines Fachaustausches mit den deutschen Nach- die Nagra im Auftrag der Entsorgungspflichtigen barn wurde zudem das «Eckpunktepapier zur mit dem Einreichen des Entsorgungsprogramms Endlagerung Wärme entwickelnder radioaktiver den gesetzlichen Auftrag gemäss Art. 32 KEG Abfälle in Deutschland» vom Umweltministerium (Kernenergiegesetz, SR 732.1) und Art. 52 KEV Baden-Württemberg vorgestellt und diskutiert. grundsätzlich erfüllt hat. Hinsichtlich der nächsten Aktualisierung des Entsorgungsprogrammes im 9.2 Entsorgungsprogramm Jahre 2016 fordert das ENSI verschiedene Ergänzungen und die vorgängige Einreichung des aktualisierten Forschungs- und Entwicklungspro- In Artikel 52 KEV wird festgelegt, dass die Entsor- gramms, welches die stufengerechte Abarbeitung gungspflichtigen ein Entsorgungsprogramm vorle- der offenen Fragen aufzeigen muss. gen müssen und alle fünf Jahre anzupassen haben. Der Bericht der Nagra und die dazu erfolgten Stel- Zuständig für die Überprüfung und Überwachung lungnahmen seitens der Bundesbehörden wurden der Einhaltung des Programms sind das ENSI und in der zweiten Jahreshälfte 2012 in einer dreimo- das Bundesamt für Energie (BFE). Das BFE prüft da- natigen Anhörung vernehmlasst. Im letzten Quar- rin den Finanzplan für die Entsorgungsarbeiten bis tal 2012 begann die Auswertung der eingegan- zur Ausserbetriebnahme der Kernanlagen sowie genen Stellungnahmen durch das BFE und das das Informationskonzept der Nagra. Das ENSI prüft ENSI. die sicherheitsrelevanten und auslegungsspezifischen Aspekte. Der Bericht zum Entsorgungsprogramm (NTB 0801) wurde im Oktober 2008 durch die Entsor- 9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis gungspflichtigen mit den Standortvorschlägen für Stollen im Felslabor Mont Terri geologische Tiefenlager eingereicht. Die Prüfung Der Schweizerische Bundesrat hatte im Juni 2006 des Entsorgungsprogramms wurde aufgrund der verfügt, dass der Entsorgungsnachweis für abge- vorgezogenen Beurteilungen zur Etappe 1 und brannte Brennelemente (BE), verglaste hochaktive Foto: Comet 96 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Abfälle (HAA) und langlebige mittelaktive Abfälle gige Fonds sichergestellt. Der Stilllegungsfonds (LMA) erbracht ist. Er legte fest, dass die Kernkraft- deckt die Kosten zur Stilllegung der Kernanlagen, werkgesellschaften gleichzeitig mit dem Entsor- der Entsorgungsfonds deckt die Kosten zur Entsor- gungsprogramm nach Artikel 32 KEG dem Bun- gung der radioaktiven Abfälle und der abgebrann- desrat einen Bericht zu unterbreiten haben, der ten Brennelemente in geologischen Tiefenlagern. alle in den Gutachten und Stellungnahmen der da- Beide Fonds werden durch Beiträge der Betreiber maligen HSK, KNE und KSA sowie der OECD/NEA- geäufnet, die gemäss Art. 27 und 31 KEG zur Experten enthaltenen offenen Fragen, Hinweise Übernahme dieser Kosten verpflichtet sind. und Empfehlungen systematisch erfasst und auf- Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ange- zeigt, wie diese im weiteren Verfahren zeit- und wiesen, die voraussichtliche Höhe der Stilllegungs- sachgerecht beantwortet werden. Diese offenen und Entsorgungskosten gemäss Stilllegungs- und Einzelpunkte und Empfehlungen stellen die grund- Entsorgungsfondsverordnung (SEFV, SR 732.17) sätzliche Machbarkeit eines geologischen Tiefenla- alle fünf Jahre zu berechnen und als Kostenstudien gers in der Schweiz nicht in Frage, sie müssen aber zur Überprüfung einzureichen. Die Kraftwerk- stufengerecht im Verlauf der schrittweisen Weiter- betreiber (vertreten durch swissnuclear) und die entwicklung bearbeitet werden. Nagra haben ihre letzte Kostenstudie aus dem Die Nagra reichte daher zeitgleich mit dem Entsor- Jahre 2006 (KS06) per November 2011 überarbei- gungsprogramm (siehe Kap. 9.2) den Bericht NTB tet und die aktualisierte Kostenstudie 2011 (KS11) 08-02 ein und legte darin ihre Vorgehensweise zu zur Prüfung eingereicht. Das ENSI wurde beauf- den rund 200 Empfehlungen dar. Das ENSI hat tragt, die Studien zu den Stilllegungs- und seine Stellungnahme zum Bericht NTB 08-02 im Entsorgungskosten zu prüfen. Zur Überprüfung Jahr 2012 veröffentlicht und darin festgestellt, hat das ENSI externe Experten beigezogen. Die dass die Nagra alle Empfehlungen der verschie- Deutsche TÜV NORD EnSys Hannover GmbH & Co denen begutachtenden Gremien in den vom hat Stellungnahmen zu den Stilllegungskostenstu- Schweizerischen Bundesrat geforderten Bericht dien verfasst. Das Schweizer Ingenieurunterneh- aufgenommen hat, diese stufengerecht und ziel- men Basler & Hofmann hat die Kostenstudien für führend bearbeitet hat und damit der Verfügung den Bau (einschliesslich aller Bauvorgänge, Materi- des Schweizerischen Bundesrats nachgekommen alien und Unterhalte) der geologischen Tiefenlager ist. Wichtige Empfehlungen aus dem damaligen überprüft. Als anerkannte Experten weisen diese Verfahren wurden bereits in den Konzeptteil des Firmen praktische Erfahrung in der Stilllegung von Sachplans geologische Tiefenlager und in die Kernkraftwerken beziehungsweise im Erstellen Richtlinie ENSI-G03 integriert. Sie wurden von der von Untertagebauwerken auf. Gestützt auf deren Nagra bei der Ausarbeitung des Vorschlags geolo- Expertisen kommt das ENSI in seiner Beurteilung gischer Standortgebiete in der Etappe 1 des SGT zum Schluss, dass die Kostenstudie 2011 vollstän- berücksichtigt. Im Hinblick auf das Rahmenbewilli- dig und korrekt ausgeführt ist. Die vorgelegten gungsgesuch weist das ENSI in seiner Stellung- Kostenschätzungen sind aus seiner Sicht für den nahme auf Themen hin, die in das Forschungs- und aktuellen Projektstand plausibel und ausreichend. Entwicklungsprogramm der Nagra aufzunehmen Es hat zwölf Punkte mit Verbesserungsbedarf sind und bis zur Einreichung des Gesuchs abgear- identifiziert, die bei der nächsten Aktualisierung zu beitet sein müssen. berücksichtigen sind. Der Bericht der Nagra und die dazu erfolgten Stellungnahmen seitens der Bundesbehörden waren zeitgleich mit den Dokumenten zum Entsorgungsprogramm der Nagra (siehe Kap. 9.2) während drei 9.5 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung (EGT) Monaten zur Vernehmlassung aufgelegt. Die Expertengruppe geologische Tiefenlagerung 9.4 Kostenstudie (EGT) wurde vom ENSI 2012 ins Leben gerufen. Sie übernimmt im Sachplan geologische Tiefenlager die Rolle der vom Bundesrat aufgelösten Kommis- Die Finanzierung der Stilllegung der Kernkraft- sion Nukleare Entsorgung (KNE). Geleitet von Pro- werke nach deren Ausserbetriebnahme einerseits fessor Simon Löw (ETH Zürich) deckt die Experten- und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle ande- gruppe Fragen zur geologischen Beurteilung der rerseits wird in der Schweiz durch zwei unabhän- Standortgebiete sowie zur bautechnischen Mach- ENSI Aufsichtsbericht 2012 97 barkeit und Sicherheit von geologischen Tiefenla- Rechensimulationen verfügbar gemacht werden. gern ab. Die EGT bietet dem ENSI die Möglichkeit, Am RC-Experiment beteiligen sich neben dem ENSI bei wichtigen Fragestellungen mit international und der ETH auch die deutsche Bundesanstalt anerkannten Experten zusammenzuarbeiten und für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR (geo- damit das eigene Know-how zu erweitern. Im Jahr physikalische Messungen) und die swisstopo (geo- 2012 haben vier Sitzungen stattgefunden. Schwer- dätische Messungen). punkte waren die Lagerauslegung, seismische Un- Neben dem RC-Experiment beteiligt sich das ENSI tersuchungen, Erdbeben in relevanten Zeiträumen, ausserdem an zwei kleineren Experimenten. Das die tektonische und geodynamische Entwicklung eine Experiment untersucht das zyklische Austrock- im Tafeljura der Nordschweiz, geochemische Pro- nungsverhalten der Stollenwand des Opalinustons zesse im Nahfeld und der Gastransport in den in Abhängigkeit des Stollenklimas (Temperatur, technischen und geologischen Barrieren. Vertreter Luftfeuchtigkeit). Mit dem anderen Experiment der EGT beantworteten ferner Fragen im tech- evaluiert das ENSI zusammen mit swisstopo eine nischen Forum Sicherheit. neue Methode der Durchlässigkeitsbestimmung in Bohrungen anhand von Verdunstungsmessungen. In einem weiteren Experiment untersucht das ENSI 9.6 Felslaboratorien ferner zusammen mit der swisstopo und der französischen Organisation ANDRA das Materialver- In der Schweiz werden zwei Felslaboratorien im halten (u.a. Langzeitbeständigkeit) der Glasfaser- Kristallin- und im Tongestein (Felslabor Grimsel technologie mit integrierten Mess-Sensoren. Dies und Felslabor Mont Terri) betrieben, wo unter geschieht, um deren Tauglichkeit zur Langzeit- internationaler Beteiligung umfangreiche For- überwachung geologischer Tiefenlager (Monito- schungsprojekte durchgeführt werden. Sie dienen ring) zu testen. einerseits der Charakterisierung und Erfassung der geotechnischen, geochemischen und hydraulischen Eigenschaften der dortigen Gesteinsforma- 9.7 Internationaler Wissenstransfer tionen und andererseits der Entwicklung und Überprüfung von Lagerkonzepten für den sicheren Die Mitarbeit in nationalen und internationalen Einschluss radioaktiver Abfälle. Für die Beurteilung Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Gelegenheit, alle der Sicherheit von geologischen Tiefenlagern lie- relevanten Fragestellungen im Bereich der Entsor- fern diese Forschungsarbeiten wichtige Erkennt- gung in geologischen Tiefenlagern im europäischen nisse. Sie erlauben, anhand von Demonstrations- Rahmen zu verfolgen und bezüglich Stand von versuchen das Verhalten technischer (Bentonit, Wissenschaft und Forschung über die aktuellen Zement, Stahlbehälter) und natürlicher Barrieren Entwicklungen informiert zu bleiben. Die Resultate (Wirtgestein und Rahmengesteine) zu unter- dieser Arbeiten fliessen in die Aufsichtstätigkeit suchen. Zudem ermöglichen sie die Validierung des ENSI im Rahmen des Sachplans geologische entsprechender Modellrechnungen. Tiefenlager ein. Das ENSI beteiligt sich seit 2003 mit eigenen Pro- Neben der Beteiligung des ENSI an der internatio- jekten und Kooperationen an der Forschung im nalen Forschung im Felslabor Mont Terri (Kap. 9.6) Felslabor Mont Terri, um die behördeninterne engagiert es sich im Rahmen weiterer Forschungs- Fachkompetenz zu erhalten und zu fördern. Der programme zur Entsorgung (EU-Projekte) und ar- Schwerpunkt der Forschungsarbeiten lag 2012 auf beitet in verschiedenen internationalen Gremien der Fortführung und Auswertung des sogenann- mit. Das 2009 gestartete Forschungsprojekt ten RC-Experimentes, welches von der Ingenieur- FORGE («fate of repository gases») der Euro- geologie der ETH Zürich betreut und 2013 ab- päischen Union dient der Erforschung der in einem geschlossen dieses geologischen Tiefenlager durch Korrosion oder Experiments ist es, die durch den Bau der Gale- Zersetzung produzierten Gase, dem damit verbun- rie-2008 infolge von Spannungsumlagerungen denen Gasdruckaufbau und dem Abtransport des hervorgerufenen Deformationen im Opalinuston Gases durch ein wenig durchlässiges Medium (z.B. quantitativ zu erfassen. Ergänzt werden diese Un- ein tonreiches Gestein). Das Projekt wird im Jahr werden soll. Zielsetzung tersuchungen durch umfangreiche felsmechanische 2013 abgeschlossen. Laborversuche, mit welchen die felsmechanischen Das Projekt SITEX («sustainable network of inde- Kennwerte des Opalinustons ermittelt und für pendent technical expertise for radioactive waste 98 ENSI Aufsichtsbericht 2012 disposal») wurde im Februar 2012 gestartet mit richt zusammengestellt. Er gibt einen umfassenden dem Ziel, eine Plattform für die Aufsichtsbehörden Überblick über den aktuellen Stand von Wissen- und ihre Experten für geologische Tiefenlager auf- schaft und Technik auf diesem Gebiet und wird zubauen. Im Rahmen dieser Plattform soll der regu- 2013 veröffentlicht. Andererseits wurde ein neues latorische Bedarf für alle Phasen der Realisierung Projekt mit dem Titel «Argillaceous Media Data- eines geologischen Tiefenlagers diskutiert und eva- base Compilation» gestartet. Es beschäftigt sich luiert werden. Es soll darauf aufbauend geklärt wer- mit den für die Sicherheitsbeurteilung von geo- den, welche Schwerpunkte für die regulatorische logischen Tiefenlagern in Tongesteinen massge- Sicherheitsforschung und bei der technischen Ex- benden geologischen, hydrogeologischen, mine- pertise für zukünftige Realisierungsschritte gesetzt ralogischen, geophysikalischen, geochemischen werden sollen. Der Erfahrungsaustausch über ver- und felsmechanischen Daten. Diese sollen in einem schiedene regulatorische Fachthemen wird für das Bericht zusammengestellt werden. Berücksichtigt ENSI bei den sicherheitstechnischen Beurteilungen werden nur diejenigen Tongesteinsformationen, der Arbeiten der Nagra im Sachplanverfahren geo- die heute als Wirtgesteine für geologische Tiefen- logische Tiefenlager wertvolle Impulse liefern. lager vorgesehen sind und mit den aktuellsten Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Agneb Methoden umfassend charakterisiert wurden. Es (Arbeitsgruppe des Bundes für die nukleare Entsor- sind dies der Callovo-Oxfordian-Ton (Frankreich), gung) verfolgt das ENSI die Aktivitäten am vierjäh- der Boom-Clay und der Ypresian-Clay (Belgien), rigen EU-Forschungsprojekt MoDeRn («monito- der Queenstone Shale und die Georgian Bay For- ring developments for save repository operation mation (Kanada) sowie der Opalinuston (Schweiz). and staged closure», 2009 – 2013). Mit diesem Einbezogen werden auch alle Tongesteinsfor- Projekt werden die aktuellen Aktivitäten und mationen, in denen Felslabors errichtet wurden technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der (HADES, Bure, Tournemire und Mont Terri). Ein Umweltüberwachung (Monitoring) und der dazu spezielles Kapitel wird den Stellenwert der Geolo- relevanten Messtechnik antizipiert. gie und der sicherheitsrelevanten Eigenschaften Das ENSI beteiligt sich ferner an den Aktivitäten der Tongesteine für den Sicherheitsnachweis dar- der OECD-NEA Arbeitsgruppe IGSC («Integration legen. Die Nuclear Waste Management Organi- Group for the Safety Case») sowie der Unter- sation NWMO in Kanada koordiniert das Projekt. gruppe «Working Group on Measurements and Die Mitarbeit im Clay Club und in der IGSC ermög- Physical Understanding of Groundwater Flow licht den Zugang zu wichtigen internationalen through Argillaceous Media» (Clay Club). Spezi- Informationsplattformen. Im Zentrum steht dabei fisches Thema der IGSC war 2012 das Manage- der Wissenstransfer bezüglich dem Sicherheits- ment von Ungewissheiten im Sicherheitsnachweis. nachweis für ein geologisches Tiefenlager und Der Clay Club beschäftigt sich mit spezifischen der Tongesteinsforschung. Vertretungen der Hoch- Aspekten des Stofftransportes in Tongesteinen, schulen, der Idustrie, der Fachbehörden sowie der dem in der Schweiz bevorzugten Wirtgestein für Endlagerprojektanden bringen dazu ihr Wissen die geologische Tiefenlagerung. In beiden Arbeits- ein. gruppen sind neben dem ENSI weitere Behörden und Organisationen aus Ländern vertreten, die sich mit der sicheren Entsorgung radioaktiver Abfälle in Tongesteinen befassen. Ziel des Clay Clubs ist es, den internationalen Stand der Wissenschaft in der Tongesteinsforschung zu verfolgen, den Kenntnisstand der sicherheitsrelevanten Prozesse und Parameter von Tongesteinen zu diskutieren, allfällige Lücken zu erkennen und mit gemeinsamen Projekten zu schliessen. Die Arbeiten des Clay Clubs umfassten im Berichtsjahr 2012 zwei Schwerpunkte: Einerseits wurden die Beiträge der im September 2011 vom Clay Club in Karlsruhe (Deutschland) durchgeführten internationalen Fachtagung «Imaging and Nano Scale Characterisation of Clays» in einem Tagungsbe- ENSI Aufsichtsbericht 2012 99 10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management Untersuchungen wurden entsprechende Accident Management-Massnahmen und -Hilfsmittel überarbeitet und erweitert, was eine Senkung des Risikos bewirkt. Das KKB wird Ende 10.1.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen 2013 eine überarbeitet PSA einreichen. Mit der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA) Im Rahmen der Stellungnahme zur periodischen wird u.a. das Risiko abgeschätzt, dass ein schwerer Sicherheitsüberprüfung des KKG veröffentlichte Unfall in einem Kernkraftwerk auftritt. Als schwe- das ENSI seine Überprüfungsergebnisse zur PSA rer Unfall wird ein Störfall bezeichnet, bei dem der des KKG. Die Überprüfung ergab eine Reihe Reaktorkern nicht mehr gekühlt werden kann und von Verbesserungspunkten, zu denen das ENSI in der Folge zu schmelzen beginnt. entsprechende Forderungen erhob. Um die PSA Eine PSA kann in drei Stufen unterteilt werden: zeitnah in den wichtigsten Punkten zu verbes- Ausgehend von einem breiten Spektrum von aus- sern, hat das ENSI mittels Zwischenstellungnah- lösenden Ereignissen werden in der Stufe-1-PSA men vorab einige Anpassungen an den PSA- alle möglichen Unfallsequenzen bis zum Kernscha- Modellen für den Leistungsbetrieb und den den (Kernschmelze) betrachtet. Die auslösenden Stillstand gefordert. Die Unterlagen zu den ge- Ereignisse umfassen sowohl anlageninterne Stör- forderten Zwischenaktualisierungen wurden von fälle, wie z. B. Brände, Brüche von Kühlmittel füh- KKG termingerecht eingereicht. Durch diese An- renden Leitungen oder Ausfälle der Wärmeabfuhr, passungen haben sich die Kennwerte der PSA als auch Störfälle mit Ursprung ausserhalb der An- erhöht. Die CDF (Core Damage Frequency) be- lage, wie Erdbeben, unfallbedingter Flugzeugab- trägt nun rund 3,4∙10 -6 pro Jahr. Damit liegt die sturz oder Überflutungen. Die auf den Ergebnissen CDF weiterhin deutlich unter der in der Kern- der Stufe-1-PSA aufbauende Stufe-2-PSA umfasst energieverordnung vorgegebenen Obergrenze die Analyse des weiteren Verlaufs eines Kernscha- für neue Kernkraftwerke. dens bis zu einer eventuellen Freisetzung von Das KKL hat im Berichtsjahr ein überarbeitetes radioaktiven Stoffen in die Umwelt. Mit der Stufe- PSA-Modell fertig gestellt und Unterlagen zur 3-PSA wird schliesslich der Schaden in der Umge- Schliessung von fünf offenen Geschäften aus bung des Kraftwerks analysiert. der ENSI-Stellungnahme zur letzten perio- Basierend auf Art. 41 der Kernenergieverordnung dischen Sicherheitsüberprüfung dem ENSI ein- verlangt das ENSI für alle schweizerischen Kernkraft- gereicht. Das neue KKL-PSA-Modell wurde so werke PSA-Studien der Stufen 1 und 2. Die Anforde- gestaltet, dass es in Zukunft einfacher möglich rungen an die Erstellung und Anwendung einer PSA sein wird, Erkenntnisse aus der PSA für die de- sind in den Richtlinien ENSI-A05 (Qualität und Um- terministische Störfallanalyse zu nutzen oder fang) und HSK-A06 (Anwendungen) festgehalten. Verfahrensvorschriften, Testintervalle oder Test- Jeder Betreiber hat eine anlagenspezifische PSA vorschriften aus Sicht der PSA zu bewerten. Das entwickelt und aktualisiert diese regelmässig. neue PSA-Modell basiert auf aktualisierten Zu- Im Jahr 2012 wurden im Wesentlichen folgende verlässigkeitsdaten. Ferner beinhaltet es eine Arbeiten im Bereich PSA durchgeführt: Verfeinerung der Modellierung der Sekundär- Das KKB arbeitete schwerpunktmässig an der anlage (wie zum Beispiel das Abgassystem, das Nachführung der Beznau-PSA im Hinblick auf Hauptkondensatsystem und die Turbinenven- die nächste Periodische Sicherheitsüberprüfung tile) sowie eine Überarbeitung der Erdbebena- (PSÜ). Aufgrund der Ereignisse in Fukushima hat nalyse. Arbeiten zur Erweiterung der Stufe-2- das KKB ein Konzept zur Beherrschung eines PSA für die Bewertung des Stillstandsbetriebs TSBO (Total Station-Blackout, Ausfall der gesam- sind noch im Gang. Die neue CDF des KKL be- ten Wechselstromversorgung) im KKB nach trägt 3,1∙10 -6 pro Jahr und ist damit etwas tiefer einem Starkerdbeben erstellt. Als Folge dieser als in der vorangegangenen Analyse. ENSI Aufsichtsbericht 2012 101 Das KKM überarbeitete im Laufe des Berichts- tung des gesamten Vorjahres (also 2011) und an- jahres das Stufe-1-PSA-Modell für Volllast und dererseits durch die risikotechnische Bewertung reichte es dem ENSI ein. Dieses Modell berück- einzelner Vorkommnisse. Spezifische Anforderun- sichtigt nunmehr neue Erkenntnisse bezüglich gen an die beiden Analysen (probabilistische Be- Erdbeben, externen und internen Überflutungen wertung der Betriebserfahrung eines Jahres bzw. sowie die wichtigsten in der Zeit seit Einreichen eines Vorkommnisses) sind in der Richtlinie HSK der letzten PSA getätigten Nachrüstungen (In- A06 festgehalten. Im Folgenden wird auf die bei- stallation eines zusätzlichen, luftgekühlten Not- den Analysen eingegangen. stromaggregats, Installation von Ansaugstutzen Alle Kernkraftwerksbetreiber reichten im Berichts- für den SUSAN-Kühlwassereinlauf, Verbesse- jahr eine probabilistische Bewertung der Betriebser- rung der Leckageabsperrmöglichkeiten bei in- fahrung des Vorjahres ein. Bei diesem Bewertungs- ternen Überflutungen). Es stellt aus Sicht des verfahren wird anhand des PSA-Modells der Einfluss ENSI eine deutliche Verbesserung der PSA dar von unvorhergesehenen Kraftwerksabschaltungen und ist geeignet, um aussagekräftige PSA-Kenn- sowie von Komponentenunverfügbarkeiten infolge werte zu berechnen. Die ausgewiesene CDF be- Instandsetzungen, Wartung oder Funktionstests auf trägt 2,35∙10 -5 pro Jahr und liegt damit in dem das Risiko eines Kernschmelzunfalls ermittelt. Bereich, in dem gemäss Richtlinie HSK-A06 Das wartungsbedingte inkrementelle kumula- Massnahmen zur Reduktion des Risikos zu iden- tive Risiko wie auch die wartungsbedingten tifizieren und – sofern angemessen – umzuset- Risikospitzen waren bei allen Werken kleiner als zen sind. KKM hat zwischenzeitlich einen Kon- die Planungswerte gemäss Richtlinie HSK-A06. zeptantrag für das Nachrüstprojekt DIWANAS Zur risikotechnischen Optimierung des zeitlichen eingereicht. Damit kommt KKM bereits der ge- Ablaufs von Wartungen hat das KKB vor zwei nannte Anforderung der Richtlinie nach. Jahren eine interne Weisung eingeführt. Im Jahr Im Laufe des Berichtsjahres reichte das KKM um- 2011 wurde in einem Fall entgegen der Weisung fangreiche Unterlagen ein. Dies betrifft folgende zwei Ventilatoren aufgrund einer falschen Zu- Bereiche: ordnung von Instandhaltungsaufträgen gleich- eine Überprüfung der Erfolgskriterien für den zeitig freigeschaltet. Das KKB wurde aufgefor- Stillstand und dert, konkrete Massnahmen zur besseren eine überarbeitete Stufe-2-Analyse für den Still- Umsetzung der Weisung zu treffen. stand, die nunmehr das gesamte Spektrum aus- Seit 2009 werden meldepflichtige Vorkommnisse lösender Ereignisse umfasst. gemäss der Richtlinie ENSI-B03 in Ergänzung zur Die oben genannten Analysen stellen aus Sicht deterministischen Betrachtungsweise auch syste- des ENSI eine deutliche Verbesserung der PSA matisch mit der PSA bewertet. Dazu wird die inkre- dar. Sie aktualisieren einen wichtigen Teil der mentelle bedingte Kernschadenswahrscheinlich- Stillstandanalysen der PSA, die im Zusammen- keit eines Vorkommnisses (ICCDP Vorkommnis ) gemäss hang mit der Periodischen Sicherheitsüberprü- Richtlinie HSK-A06 berechnet. Ein Vorkommnis fung Ende 2010 dem ENSI eingereicht wurde. wird anhand der ICCDP Vorkommnis einer der Stufen 0 Die Beurteilung der neuen KKM-PSA ist Gegen- bis 3 der internationalen Bewertungsskala für nu- stand der ENSI-Stellungnahme zur Periodischen kleare Ereignisse (INES) zugeordnet. Sicherheitsüberprüfung. Im Jahr 2012 ergab sich beim KKB-2 ein Startversa- Gemäss den per Ende 2012 vorliegenden Analysen gen beim monatlichen Probelauf des Notstanddie- der Schweizer Kernkraftwerke wird das von der sels 29XMA 3000 am 10. Mai 2012. Gemäss INES IAEA für bestehende Anlagen empfohlene pro- User’s Manual (IAEA, Wien 2008) ergibt sich eine babilistische Sicherheitsziel einer Kernschadens- Einordnung auf der Stufe 0. Aufgrund der natio- häufigkeit von weniger als 10 pro Jahr von allen nalen Kriterien in der Richtlinie HSK-A06 (bzw. Anlagen eingehalten. ENSI-B03) wird das Vorkommnis jedoch aufgrund -4 der Risikoerhöhung (ICCDP Vorkommnis zwischen 10 -4 10.1.2 Risikotechnische Beurteilung der Betriebserfahrung und 10 -6 ) hochgestuft und der Stufe 1 zugeordnet. Alle weiteren von den Kernkraftwerkbetreibern im Jahr 2012 mit der PSA bewerteten Vorkommnisse Die probabilistische Bewertung der Betriebserfah- waren risikotechnisch unbedeutend, d. h. als INES- rung eines Kernkraftwerks erfolgt auf zwei Arten: Stufe 0 beurteilt (ICCDP Vorkommnis mindestens 10 -8, Einerseits durch eine zusammenfassende Bewer- jedoch kleiner als 10 -6) oder es erfolgte keine Ein- 102 ENSI Aufsichtsbericht 2012 stufung auf der INES (ICCDP Vorkommnis kleiner als Kernanlagen gelten weitaus strengere Bestim- 10 -8) aufgrund der Risikobewertung. mungen als für Normalbauten. Der Stand von Wissenschaft und Technik wurde und wird vom ENSI 10.1.3 ADAM-System laufend verfolgt. Neue Erkenntnisse führten in der Vergangenheit bereits zu Weiterentwicklungen der Dem ENSI werden auf einem eigenen Übermitt- Erdbebenanalysen und zu Ertüchtigungen in den lungsnetz im Zweiminutentakt von jedem Schwei- Kernanlagen. zer Kernkraftwerk bis zu 27 relevante Anlagen- Als weiteren Schritt dieser fortwährenden Entwick- parameter (ANPA) zugestellt. Im ENSI werden die lung verlangte das ENSI im Jahre 1999 von den ANPA-Werte vom ADAM-System («Accident Dia- Kernkraftwerksbetreibern, die Erdbebengefährdung gnostics, Analysis and Management») verarbeitet. nach dem fortschrittlichsten Stand der metho- ADAM besteht aus vier Modulen mit folgenden dischen Grundlagen neu zu bestimmen und dabei Funktionen: insbesondere die Unschärfe der Rechenergebnisse PI-Modul: Das PI-Modul unterstützt den Pikett- umfassend zu quantifizieren. Zur Umsetzung der ingenieur (PI) des ENSI im Einsatzfall. Es bereitet Forderung des ENSI gaben die Kernkraftwerk- die ANPA-Werte grafisch so auf, dass sich der PI betreiber das Projekt PEGASOS (Probabilistische bei einem Störfall rasch über dessen Ablauf und Erdbebengefährdungsanalyse für die KKW-Stand- Ausmass ins Bild setzen kann. orte in der Schweiz) in Auftrag. In Anlehnung an Diagnosemodul: Das Diagnosemodul interpre- eine in den USA neu entwickelte Methode wurde in tiert die ANPA-Werte und liefert Hinweise zu diesem Projekt die Erdbebengefährdung unter um- möglichen Ursachen eines Störfalls und zum fassender Berücksichtigung des Kenntnisstandes Zustand wichtiger Anlagenteile. der internationalen Fachwelt berechnet. Dazu wur- Simulationsmodul: Mit dem Simulationsmodul den Fachleute von erdwissenschaftlichen und un- kann eine Vielzahl von Unfallabläufen simuliert abhängigen fachtechnischen Organisationen aus und untersucht werden. Mit dem Modul kann dem In- und Ausland beigezogen. Mit dem Projekt auch der Eintrittszeitpunkt bestimmter kritischer PEGASOS hat die Schweiz Neuland betreten. Es Ereignisse (Kernschaden, RDB-Versagen, etc.) ist die erste und bisher einzige Studie dieser Art in abgeschätzt werden. Europa. STEP-Modul: Die Abkürzung STEP steht für Das Projekt wurde vom ENSI von Anfang an mit «Source Term Program». Das Modul verwendet einem Expertenteam überprüft. Das ENSI kam zum ANPA-Werte und Benutzereingaben, um Quell- Schluss, dass mit dem Projekt PEGASOS die metho- terme (Menge und Zeitverlauf der Freisetzung dischen Vorgaben erfüllt wurden und dass hinsicht- radioaktiver Stoffe) bei einem schweren Unfall lich verschiedener Aspekte (Qualitätssicherung, Er- abzuschätzen. Dieser Quellterm wiederum kann weiterung der Methode auf die Charakterisierung für Ausbreitungsrechnungen verwendet werden. der Standorteinflüsse) sogar ein neuer Stand der Um die Benutzer- und Wartungsfreundlichkeit zu Technik erzielt wurde. Doch stellte das ENSI auch erhöhen und die Kompatibilität mit dem neuen fest, dass die in den PEGASOS-Ergebnissen ausge- Betriebssystem zu gewährleisten, wurde ADAM wiesene Bandbreite der Unsicherheiten recht gross überarbeitet. Die Überarbeitung des ADAM-Sys- ist und durch weitere Untersuchungen verkleinert tems ist entwicklerseitig fast abgeschlossen. Neue werden könnte. ADAM-Versionen werden vom ENSI jeweils noch- Mit dem Ziel, die Unschärfe der PEGASOS-Ergeb- mals unabhängig überprüft. Das bisherige ADAM- nisse zu reduzieren, starteten die Kernkraftwerk- System stand der Notfallorganisation im Berichts- betreiber im Jahr 2008 das von der swissnuclear ge- jahr uneingeschränkt zur Verfügung. leitete «PEGASOS Refinement Project» (PRP). Mitte 2009 wurde das PRP auf die damals neu vorge- 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse sehenen Kernkraftwerkstandorte erweitert. Die Hauptthemenkreise des Projekts sind wie bereits bei PEGASOS die Charakterisierung der Erdbeben- Für den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraft- herde, der Erdbebenfortpflanzung und der lokalen werke sind fundierte Kenntnisse der Erdbeben- Effekte an den Standorten der Kernkraftwerke. Das sicherheit wichtig. Bereits beim Bau der heute PRP berücksichtigt die seit dem Abschluss von bestehenden Kernkraftwerke wurde der Erdbeben- PEGASOS neu vorliegenden Erkenntnisse aus der sicherheit grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Für Erdbebenforschung und die Resultate aus den ENSI Aufsichtsbericht 2012 103 neuen Messungen der seismologischen Boden- bens und der Kombination von Erdbeben und erd- kennwerte an den Kernkraftwerkstandorten. Vor bebenbedingtem Hochwasser einzelfehlersicher ge- dem Hintergrund, dass für starke Erdbeben in der währleistet sind. Die Dosislimite von 100 mSv wird Schweiz Beschleunigungsmessdaten fehlen und bei diesen Störfällen eingehalten. Das Kriterium ge- somit empirische Erdbebenfortflanzungs- bzw. mäss Art. 3 der «Ausserbetriebnahmeverordnung» -abminderungsbeziehungen nur begrenzt ableitbar (SR 732.114.5) wird nicht erreicht. In den ENSI- sind, gewann die Frage der Übertragung von in- Stellungnahmen zu den erbrachten Erdbebennach- ternational für spezifische Regionen entwickelten weisen wurden Nachforderungen gestellt, die in der Abminderungsbeziehungen auf die Schweiz im Pro- Regel einzelne Komponenten der Kernanlagen be- jektverlauf zunehmend an Bedeutung. Die Arbeiten treffen, deren Analysen noch zu vertiefen sind oder dazu haben Forschungscharakter und führten im deren Erdbebenverhalten durch kleinere bauliche Jahr 2012 mit zum Entschluss, den Projektabschluss Anpassungen verbessert werden kann. Alle Nach- um sechs Monate auf Mitte 2013 zu verschieben. forderungen wurden in einzelne Folgegeschäfte der ordentlichen Aufsicht überführt und werden in 10.3 Aktionsplan und Umsetzung diesem Rahmen weiter bearbeitet. 10.3.2 Überflutung Im Jahr 2012 hat das ENSI die umfangreichen Massnahmen fortgesetzt, die es aufgrund des Mit Verfügung vom 1. April 2011 hatte das ENSI schweren Unfalls im Kernkraftwerk Fukushima von allen schweizerischen Kernkraftwerken ge- Dai-ichi vom 11. März 2011 getroffen hat. Diese fordert, den deterministischen Nachweis der Be- werden im Rahmen eines nationalen Aktionsplans herrschung des 10 000-jährlichen Hochwassers zu koordiniert, der auf der ENSI-Website verfügbar ist: erbringen. Die entsprechenden Nachweise wurden Aktionsplan Fukushima 2012, ENSI-AN-7844 dem ENSI eingereicht. Das ENSI kam in seinen (28. Februar 2012) Stellungnahmen zum Schluss, dass alle Anlagen in Aufgrund der sicherheitstechnischen Bedeutung einen sicheren Zustand überführt werden können, sowie der Synergien mit laufenden Projekten wur- auch wenn gleichzeitig die externe Stromversor- den für das Jahr 2012 elf Schwerpunkte gesetzt, gung ausfällt. Die geltenden Grenzwerte werden auf die im Folgenden aus übergeordneter Sicht von allen Anlagen eingehalten. Im Zusammenhang kurz eingegangen wird. Werksspezifische Anga- mit den Untersuchungen zum erdbebenbedingten ben sind in den Kapiteln 1.3.4, 2.3.4, 3.3.4 und Hochwasser erhob das ENSI im Jahr 2012 neue 4.3.4 zu finden. Forderungen, die das Gesamtergebnis der Überprüfung jedoch nicht in Frage stellen. 10.3.1 Erdbeben Aus Sicht des ENSI wurde im internationalen Vergleich bereits ein hoher Stand der Technik bei der Die Schweizer Kernkraftwerke haben dem ENSI Analyse der Hochwassergefährdung der schweize- fristgerecht per Ende März 2012 die in der Verfü- rischen Kernkraftwerke erreicht. Weitere Verfeine- gung vom 1. April 2011 geforderten Nachweise rungen dieser Analysen sind möglich, sollten aber zur Beherrschung eines 10 000-jährlichen Erdbe- durch Forschungsergebnisse unterstützt werden. bens sowie der Kombination von Erdbeben und Dies betrifft insbesondere die Auswertung histo- Hochwasser eingereicht. Bereits vorgängig wurden rischer Hochwasser und die erweiterte Anwen- die Erdbebenfestigkeiten (Fragilities) für alle re- dung von gekoppelten hydraulischen-sedimen- levanten Bauwerke, Systeme und Komponenten tologischen ermittelt. Im deterministischen Nachweis haben die Szenarien. Ferner setzt sich das ENSI dafür ein, mit Werke dargelegt, dass die Störfälle unter Einhaltung anderen Bundesbehörden ein Forschungsprojekt der vom ENSI vorgegebenen Randbedingungen zur Hochwassergefährdung des Aare-Einzugs- beherrscht gebiets zu starten, bei dem die Ergebnisse der werden und der nach Strahlen- schutzverordnung (SR 814.501) zulässige Grenz- 2-D-Rechnungen für spezifische Entwicklungsarbeiten einfliessen sollen. wert von 100 mSv unterschritten wird. Aufgrund der Prüfung der eingereichten Dokumentation 10.3.3 Extreme Wetterbedingungen kam das ENSI zum Schluss, dass die Kernkühlung und die Kühlung des Brennelementlagerbeckens Das ENSI hat am 4. Juli 2012 die Anforderungen an unter Einwirkung eines 10 000-jährlichen Erdbe- die probabilistischen Gefährdungsanalysen und an 104 ENSI Aufsichtsbericht 2012 die Nachweise des ausreichenden Schutzes der An- kraftstoff und Schmieröl, um einen Betrieb von lage gegen extreme Wetterbedingungen präzisiert. Accident-Management-Aggregaten während sie- Für die Gefährdungen durch extreme Winde, Tor- ben Tagen gewährleisten zu können, sowie weiteren nados, extreme Luft- und Flusswassertempe- Hilfsmitteln wie Kabel, Stecker und Transportmög- raturen, Starkregen auf dem Anlagenareal und lichkeiten für Aggregate und Tanks für das lokale Schneehöhen sind quantitative Analysen durchzu- Nachtanken. führen. Die Inspektionen haben gezeigt, dass die Werke Folgende Gefährdungen können qualitativ behan- die bestehenden Strategien gezielt weiter entwi- delt werden, sofern die Auswirkungen auf die ckelt haben und dass ausreichende Mittel für das Anlage nicht zu einer Anforderung von Sicher- Accident Management vorhanden sind, um Kern- heitssystemen führen: Hagel, vereisender Regen, schäden nach einem SBO zu verhindern. Die Aus- Trockenheit (d. h. niedrige Fluss- und Grundwas- wertung der Inspektionen war Ende 2012 noch serpegel), Waldbrand, Vereisung hervorgerufen nicht abgeschlossen. durch niedrige Aussen- bzw. Flusswassertemperaturen und Kombinationen von 10.3.5 Verlust der letzten Wärmesenke ausserordentlich rauen Winterbedingungen mit Schnee(verwehungen), niedrigen Temperaturen Da mit Ausnahme des KKM alle Schweizer Kern- und Vereisung sowie kraftwerke über eine diversitäre Wärmesenke verfü- ausgeprägt harten Sommerbedingungen mit gen, sind die das KKM betreffenden Massnahmen hohen Temperaturen, Trockenheit, Waldbrand im Kapitel 2.3.4 dargestellt. und niedrigen Fluss- oder Grundwasserspiegeln. Das Konzept zum Nachweis des ausreichenden Schutzes gegen extreme Wetterbedingungen 10.3.6 Containment-Druckentlastung und Wasserstoffmanagement wurde von den Betreibern Ende 2012 termingerecht eingereicht. Den Betreibern wurde aufgrund Die Vorsorge gegen die Gefährdung durch Wasser- der grossen Anzahl von Analysen ein Jahr mehr Zeit stoff wurde bei den Schweizer Kernkraftwerken eingeräumt als im Aktionsplan 2012 vorgesehen. frühzeitig in der Auslegung berücksichtigt. Aufgrund der Ereignisse in Fukushima werden verschie- 10.3.4 Lang andauernder Verlust der Stromversorgung dene Aspekte dieser Vorsorge erneut überprüft. Die Arbeiten im Jahr 2012 betrafen die Untersuchungen zur Vorsorge gegen die Wasserstoffgefährdung Zur Überprüfung der Vorsorgemassnahmen für die im Bereich der Brennelement-Lagerbecken, die Beherrschung eines lang andauernden Ausfalls der Erdbebenfestigkeit der Containment-Druckent- Wechselstromversorgung (Station Blackout, SBO) lastungssysteme und die Folgeaktivitäten aus den führte das ENSI im 4. Quartal 2012 Teaminspek- Inspektionen zum Thema Containment-Druckent- tionen in allen Werken durch. Überprüft wurden lastung. die Strategien zur Beherrschung des auslegungs- Die Betreiber haben die Untersuchungen zum überschreitenden Störfalls SBO, die zur Störfall- Schutz vor Wasserstoffgefährdungen im Bereich beherrschung verfügbaren Accident-Management- der Brennelement-Lagerbecken eingereicht. Das Mittel, die Anschlussstellen für die notfallmässige ENSI ist aufgrund der Prüfung der eingereichten Einspeisung von Kühlwasser und elektrischer Ener- Unterlagen zu dem Schluss gekommen, dass die gie sowie die Notfallvorschriften bezüglich SBO. durch Radiolyse produzierten Mengen an Wasser- Nach Fachgesprächen zu den werksspezifischen stoff nicht ausreichend sind, um ein zündfähiges Strategien und den Zeit- und Ressourcenverhält- Gemisch im Bereich der Brennelement-Lager- nissen wurden im Rahmen einer Anlagenbege- becken zu generieren. Ferner zeigen die Unter- hung die Einsatzmittel wie Accident-Management- suchungen, dass bei einem 10 000-jährlichen Erd- Notstromaggregate, Pumpen, Tanklöschfahrzeuge beben/Hochwasser, überlagert mit dem Ausfall oder Motorspritzen sowie deren Lager- und Ein- der satzorte begutachtet. Auch das Vorhandensein mindestens drei Tage für die Einleitung entspre- und die Zugänglichkeit von Einspeise- und An- chender Massnahmen zur Verfügung stehen. Aus schlussstellen unter SBO-Bedingungen wurden Sicht des ENSI hat die Prävention gegenüber der kontrolliert. Zum Inspektionsumfang gehörte wei- Mitigation Vorrang, weshalb das ENSI werkspezi- ter die Überprüfung der Betriebsmitteln wie Diesel- fisch zusätzliche Forderungen zur Überwachung ENSI Aufsichtsbericht 2012 Notstromversorgung, bei allen Anlagen 105 des Brennelementbeckens, Ertüchtigung der Sys- die politischen Konsequenzen des Unfalls in der teme zur Brennelementbeckenkühlung und Erwei- Schweiz, namentlich der beschlossene Ausstieg terung der entsprechenden anlageninternen Not- aus der Kernenergie, auf die Sicherheitskultur der fallmassnahmen verfügte. Dadurch wird das Risiko Schweizer Anlagen haben. Über diese Fragen eines schweren Unfalls im Bereich des Brenn- nachzudenken und bei Bedarf konkrete Massnah- elementbeckens weiter reduziert. men zu treffen ist die Verantwortung der Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke. Das ENSI versi- 10.3.7 Notfallmanagement auf schweizerischer Ebene cherte sich im Jahre 2012, dass die Betreiber diese Verantwortung tatsächlich wahrnehmen. Dies erfolgte im Rahmen der Fachgespräche zur Sicher- Am 4. Juli 2012 nahm der Bundesrat den Bericht heitskultur mit dem Ziel, die Selbstreflexion der der interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Über- Betreiber über die eigene Sicherheitskultur zu för- prüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extrem- dern. In allen Kernkraftwerken wurden zwischen ereignissen in der Schweiz (IDA NOMEX) zur Kennt- Juli und Dezember 2012 solche Fachgespräche nis und beauftragte verschiedene Bundesstellen durchgeführt. mit der Erarbeitung organisatorischer und gesetz- Wie der Unfall in Fukushima gezeigt hat, wird die geberischer Massnahmen. Das ENSI erstellte 2012 Sicherheitskultur einer Betreiberorganisation auch zusammen mit Vertretern von BAG, Suva und GSKL von der Sicherheitskultur der Aufsichtsbehörde, der einen Bericht über die bestehende Situation betref- Aufsichtskultur, massgeblich beeinflusst. Im Rah- fend Betreuung und Behandlung stark verstrahlter men eines mehrjährigen Projekts setzt sich das ENSI Personen und die Vereinbarungen mit den Werken mit seiner Aufsichtskultur intensiv auseinander. und schlug konkrete Lösungsvarianten vor. In Zusammenarbeit mit Bundesstellen und den 10.3.9 Erfahrungsrückfluss Kraftwerksbetreibern wurde der aktuelle Stand der Mess- und Prognosesysteme bewertet. Anhand Im 4. Quartal 2012 führte das ENSI in allen Kern- der Analyse und den Lehren aus Fukushima wur- kraftwerken Schwerpunktinspektionen zu den den die Anforderungen an solche Systeme neu Prozessen und Vorgabedokumenten zur Auswer- festgelegt. tung externer Vorkommnisse durch. Das ENSI be- Der Abschluss der Überprüfung der Referenzsze- urteilte die in den Kernkraftwerken vorhandenen narien und deren Annahmen für den Notfallschutz Vorgaben als geeignet. Ebenso ist in allen Werken hat sich aufgrund der umfangreichen, von den festgelegt, wie aus externen Vorkommnissen Betreibern Ende September 2012 eingereichten Massnahmen abzuleiten umzusetzen sind. Ein Teil Unterlagen verzögert. Diese Aufgabe wird in dieser Vorgaben liegt erst als Entwürfe vor. Dass einem Projekt, zusammen mit der Überprüfung dies einen Verbesserungsbedarf darstellt, wurde des Zonenkonzepts in der Umgebung der Kern- von den Werken bereits erkannt. Die definitiven kraftwerke, zusammen mit Kantonen und Bundes- Dokumente sind dem ENSI noch einzureichen und stellen durchgeführt. werden von diesem überprüft. Das ENSI inspizierte im November und Dezember 2012 die Notfall- und Ersatznotfallräume an den Kernkraftwerks-Standorten. Die Auswertung die- 10.3.10 Internationale Aufsicht und Kooperation ser Inspektionen war Ende 2012 noch im Gang. In und organisatorische Aspekte des Notfallmanage- International harmonisierte Bewertungsmassstäbe ments behandelt. Die internationale Behördenzusammenarbeit für diesem Zusammenhang werden auch menschliche die Sicherheit der Kerntechnik dient der Weiterent- 10.3.8 Sicherheitskultur wicklung und Harmonisierung der Sicherheitsvorgaben. Dazu gehören die Safety Standards der Der Unfall in Fukushima kann die Sicherheitskultur Internationalen Atomenergieagentur IAEA und die der Schweizer Kernkraftwerke zweifach beeinflus- Safety Reference Levels der Western European Nu- sen: Einerseits gilt es zu prüfen, inwiefern Erkennt- clear Regulators‘ Association WENRA. Der Direktor nisse über Sicherheitskulturaspekte aus Fukushima des ENSI ist seit Ende 2011 Präsident der WENRA. auf die Schweizer Kernkraftwerke übertragbar Das ENSI nutzt dies, um die Entwicklung harmoni- sind. Andererseits ist zu prüfen, welchen Einfluss sierter Safety Reference Levels für alle Bereiche der 106 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Kernenergie und deren Umsetzung in den europä- ting in Accordance with Article 5 of the Conven- ischen Kernenergiestaaten weiter voranzutreiben. tion (May 2012) Die Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke waren Im Vorfeld der ausserordentlichen Konferenz mit Verfügung des ENSI vom 1. Juni 2011 aufgefor- haben elf Staaten, darunter die Schweiz, Ände- dert worden, sich am EU-Stresstest zu beteiligen. rungsvorschläge für die sogenannten Guidance Dieser wurde in der Schweiz in derselben Weise Documents zur CNS eingereicht und im Rahmen durchgeführt wie in den EU-Ländern mit Kern- von zwei Consultancy Meetings im Juni und Juli kraftwerken. Das ENSI beteiligte sich ebenso an 2012 gemeinsame Änderungsvorschläge erar- dem bis April 2012 durchgeführten Peer-Review- beitet. Die meisten Vorschläge, auch die von der Prozess, bei dem internationale Teams sowohl die Schweiz gewünschten Verbesserungen, wurden Länderberichte als Ganzes als auch themenweise zumindest in ihrem Grundgehalt bei der Konferenz nach einheitlichen Kriterien bewerteten. Auf der akzeptiert. Sie bringen praktische Verbesserungen technischen Ebene hat sich die WENRA unmittel- beim Inhalt der Berichte und bei deren Diskussion bar nach dem Erscheinen des Peer-Review Haupt- während den Konferenzen, aber keine substan- berichts das Ziel gesetzt, die wichtigen Erkennt- tiellen, verbindlichen Änderungen des internatio- nisse aus dem EU-Stresstest zu übernehmen. Die nalen Sicherheitsregimes. Vereinigung der Aufsichtsbehörden der EU-Mit- Die Schweiz hat Anträge zur Änderung der Kon- gliedsländer, die European Nuclear Safety Regula- vention eingebracht. Sie wollte dabei insbesondere tors’ Group ENSREG, hat für die Folgemassnahmen die Verbindlichkeit internationaler Peer Reviews, die einen Aktionsplan verabschiedet. Durchführung Die Schweiz arbeitet laufend in den Safety Stan- überprüfungen und Verbesserungen der Trans- dards Groups der IAEA mit. Zudem hat die Schweiz parenz erreichen. Die Vorschläge zur Konvention an der IAEA General Conference im September waren in dieser Form leider nicht konsensfähig. Die 2012 und an der Ministerialkonferenz zur nukle- Vertragspartner einigten sich stattdessen darauf, aren Sicherheit in Fukushima im Dezember 2012 eine Arbeitsgruppe (Effectiveness and Transparency teilgenommen. Diese Veranstaltungen sollen als Working Group) einzusetzen. Diese soll bis zum Teil des IAEA Action Plan zur Stärkung des interna- nächsten regulären Review Meeting im Jahre 2014 tionalen nuklearen Sicherheitsregimes beitragen. versuchen, breit abgestützte Vorschläge zur Verbes- von periodischen Sicherheits- serung der CNS und ihrer Prozesse zu erarbeiten. Internationale Reviews und Transparenz von Aufsicht und Betreibern 10.3.11 Externes Lager Reitnau In der Schweiz hatte im November 2011 eine zweiwöchige IRRS-Mission mit einem Team von 24 Ex- Bereits am 1. Juni 2011 war das vom ENSI im März perten aus 14 Nationen stattgefunden. Die Inter- 2011 von allen Betreibern schweizerischer Kern- nationale Atomenergieagentur IAEA schloss den kraftwerke geforderte Lager für Severe-Accident- Schlussbericht der Überprüfungsmission des Inte- Management-Ausrüstungen als zentrales Lager grated Regulatory Review Service IRRS im Mai im aargauischen Reitnau in Betrieb genommen 2012 ab. Darin sind 19 «Good Practices», 12 Emp- worden. Am 20. Januar 2012 stellte die Betreiber- fehlungen und 18 Anregungen enthalten. Das Eid- gesellschaft des Lagers dem ENSI das Konzept genössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI zum externen Lager der Schweizer Kernkraftwerke hat bis Ende 2012 für die Verbesserungsvorschläge fristgerecht zu. Das ENSI beurteilte die neue Ein- einen Massnahmenplan im Hinblick auf die IRRS- richtung als zur Lagerung von Geräten und Hilfs- Folgemission erarbeitet. stoffen im Rahmen eines erweiterten Notfallschutzes der schweizerischen Kernkraftwerke bei Convention on Nuclear Safety schweren Unfällen tauglich. Das ENSI bemängelte Im August 2012 fand eine ausserordentliche Kon- lediglich die drahtgebundene Kommunikation ferenz zur Convention on Nuclear Safety CNS statt. über einen zwar erdverlegten, aber nicht redun- Die Schweiz hat dafür im Mai 2012 fristgerecht danten Kabelweg, da im Anforderungsfall das ihren Länderbericht eingereicht; dieser wurde zu- Mobilfunknetz wegen Überlastung oder Ausfall dem auf der Website des ENSI veröffentlicht: möglicherweise nicht zur Verfügung steht. Implementation of the Obligations of the Con- Am 27. September 2012 zeigte eine Inspektion vention on Nuclear Safety, National Report of der Lagerhaltung in Reitnau, dass die in der Switzerland for the Second Extraordinary Mee- Inventarliste angegebenen Accident-Management- ENSI Aufsichtsbericht 2012 107 Ausrüstungen in gewartetem und einsatzbereitem stufenweise Einsatz von Accident-Management- Zustand vollständig vorhanden waren. Die drei un- Mitteln entspricht weitgehend den Erwartungen terirdischen Lagergebäude befanden sich in einem des ENSI. Die zum Einsatz der in Reitnau gelager- sauberen, trockenen und aufgeräumten Zustand. ten Geräte und Hilfsstoffe erforderlichen Abläufe Sowohl die Laderampen wie auch die Transport- werden Schritt für Schritt in die Notfallvorschriften flächen waren für einen Abtransport per LKW oder der Kernkraftwerke aufgenommen und sollen in per Helikopter zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit. Notfallübungen überprüft werden. Der im Konzept vom 20. Januar 2012 genannte 108 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Anhang Sicherheitsbewertung 111 Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala 114 Abbildung 2 Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A 116 Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012 117 Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012 117 Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft 117 in den Kernkraftwerken Ende 2012 Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2012 118 Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr 118 Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im 119 Tabelle 6b Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2012 Jahr 2012 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung 120 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Tabelle 6c Fussnoten 121 Tabelle 7 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im 122 Vergleich mit den Abgabelimiten Tabelle 8 Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2012 123 Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2012 123 Tabelle 10 Richtlinien des ENSI 124 Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2003–2012 126 Figur 2 Vorkommnisse 2003–2012 127 Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2003–2012 128 Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2003–2012 129 Figur 5 Jahreskollektivdosen (Personen-mSv/Jahr) der Kernanlagen, 1980–2012 130 Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene) 130 in der Umgebung der schweizerischen KKW Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor 131 Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor 131 Verzeichnis der Abkürzungen ENSI Aufsichtsbericht 2012 132 109 Sicherheitsbewertung liegenden Ebenen aufzufangen. Zur 1. Ebene gehören systematische Vorkehrungen zur Vermei- Das ENSI wacht als unabhängige Aufsichtsbehörde dung von Abweichungen vom Normalbetrieb. Für darüber, dass die Betreiber von Kernanlagen ihre den Fall, dass es dennoch zu Abweichungen Verantwortung für die nukleare Sicherheit umfas- kommt, umfasst die 2. Ebene Vorkehrungen zur send wahrnehmen. Das Ziel nuklearer Sicherheit Beherrschung von Abweichungen vom Normalbe- ist es, Mensch und Umwelt vor schädlichen Aus- trieb mittels Begrenzungs- und Schutzsystemen wirkungen ionisierender Strahlung zu schützen. und zur Entdeckung von Fehlern. Für Situationen, Zur Gewährleistung der nuklearen Sicherheit müs- in denen diese nicht erfolgreich sind, werden auf sen die Betreiber von Kernanlagen eine umfas- einer 3. Ebene Vorkehrungen zur Beherrschung sende Sicherheitsvorsorge treffen, die verschie- von Auslegungsstörfällen getroffen. Für die selte- dene Aspekte umfasst. Das ENSI beurteilt die von nen Fälle, in denen diese nicht ausreichend wirksam ihm beaufsichtigten Aspekte hinsichtlich ihrer sind, werden auf einer 4. Ebene Vorkehrungen Aufgabe innerhalb der Sicherheitsvorsorge. Bisher zur Beherrschung auslegungsüberschreitender An- fliessen die Inspektionstätigkeit, die Analyse mel- lagenzustände getroffen. Die Sicherheitsebenen 1 depflichtiger Vorkommnisse und auf der Basis der bis 4 bilden die anlageninterne Sicherheitsvor- periodischen Berichterstattung ermittelte Sicher- sorge. heitsindikatoren in der nachfolgend beschrie- Schliesslich umfasst die gestaffelte Sicherheitsvor- benen Weise in eine systematische Sicherheits- sorge für den noch unwahrscheinlicheren Fall, dass bewertung ein. Damit deckt das Bild, das sich aus trotz aller Massnahmen auf den Ebenen 1 bis 4 der Sicherheitsbewertung ergibt, zurzeit vor allem grössere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt betriebliche Aspekte ab. Weiter unten ist beschrie- werden sollten, auf einer 5. Ebene Vorkehrungen ben, welche weiteren Datenquellen in Zukunft das zur Linderung der Auswirkungen. Die Sicherheits- Bild vervollständigen sollen. ebene 5 umfasst die anlagenexterne Sicherheits- Das ENSI ordnet alle in die Sicherheitsbewertung vorsorge. Jede Ebene der gestaffelten Sicherheits- eingehenden Aspekte nach mehreren Kriterien: Es vorsorge dient dazu, vier grundlegende Schutzziele unterscheidet zwischen den in den Dokumenten zu gewährleisten: Erstens ist beim Umgang mit eines Kernkraftwerks festgelegten Vorgaben und Kernbrennstoffen jederzeit zu gewährleisten, dass dem tatsächlichen Betriebsgeschehen. Da die nu- die Reaktivität unter Kontrolle ist (Schutzziel «Kon- kleare Sicherheit sowohl von technischen als auch trolle der Reaktivität»). Zweitens müssen Brenn- von menschlichen und organisatorischen Faktoren elemente jederzeit ausreichend gekühlt werden abhängt, macht das ENSI zudem sichtbar, ob sich (Schutzziel «Kühlung der Brennelemente»). eine Beurteilung auf die Technik bezieht oder Drittens sind radioaktive Stoffe jederzeit sicher ein- auf Mensch und Organisation. Dies ergibt vier zuschliessen (Schutzziel «Einschluss radioaktiver Bereiche, die systematisch zu beurteilen sind: Stoffe») und viertens ist die Strahlenexposition 1. Auslegungs-Vorgaben, 2. Betriebs-Vorgaben, von Mensch und Umwelt jederzeit zu begrenzen 3. Zustand und Verhalten der Anlage sowie (Schutzziel «Begrenzung der Strahlenexposi- 4. Zustand und Verhalten von Mensch und tion»). Die drei ersten Schutzziele dienen alle Organisation. dazu, das vierte Schutzziel der Begrenzung der Die Sicherheitsvorsorge der Kernkraftwerke lässt Strahlenexposition sicherzustellen. Massnahmen sich aus zwei alternativen Perspektiven betrachten, zur Gewährleistung der Schutzziele 3 und 4 wer- die den auch als Strahlenschutz bezeichnet. im Folgenden dargestellt werden. Die eine Perspektive ist das Konzept der gestaffel- Für die Ebenen 1 bis 4 der gestaffelten Sicherheits- ten Sicherheitsvorsorge, das Sicherheitsebenen vorsorge – die anlageninterne Sicherheitsvorsorge und Barrieren umfasst. Die andere Perspektive ist – gilt, dass jede Sicherheitsebene für jedes Schutz- das Konzept der Schutzziele, denn der Zweck ziel Vorkehrungen umfasst. Somit werden für der Sicherheitsvorsorge ist letztlich die Einhaltung jedes Schutzziel Vorkehrungen auf jeder dieser übergeordneter Schutzziele. Sicherheitsebenen getroffen. Einzig die Sicher- Zum Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge: heitsebene 5 – die anlagenexterne Sicherheitsvor- Dieses besteht aus mehreren hintereinander gestaf- sorge – dient ausschliesslich dem Schutzziel «Be- felten Ebenen von Vorkehrungen, von denen jeweils grenzung der Strahlenexposition», weil sie für den die nächste dazu dient, Schwachstellen der davor äusserst unwahrscheinlichen Fall da ist, dass die ENSI Aufsichtsbericht 2012 111 anderen Schutzziele in einer Weise verletzt sind, geforderten Mass erfüllt. Die Bewertungen der die zur Freisetzung einer grösseren Menge radio- Kategorien 1 bis 7 basieren auf der Beurteilung aktiver Stoffe geführt hat oder führen kann. von drei verschiedenen Kriterien: 1. auf den radio- Dem Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» aktiven Abgaben an die Umwelt, 2. auf der Strah- dienen in Kernkraftwerken drei hintereinander lie- lenexposition des Personals und 3. (im Bereich der gende Barrieren: Die Brennstoffmatrix und die Kategorien 1 bis 3) auf der Wirksamkeit der gestaf- Hüllrohre der Brennelemente bilden die erste, die felten Sicherheitsvorsorge zur Verhinderung eines Umschliessung des Primärkreislaufs die zweite Kernschadens und zur Verhinderung eines Scha- und das Containment die dritte Barriere. Die Inte- dens an den radiologischen Barrieren sowie (im Be- grität dieser Barrieren wird in der systematischen reich der Kategorien 4 bis 5) auf der Schwere eines Sicherheitsbewertung dargestellt. Kernschadens oder Barriereschadens. Es zählt je- Nicht alle beurteilten Aspekte lassen sich klar einer weils das Kriterium, das zur höchsten Einstufung oder mehreren spezifischen Sicherheitsebenen führt. Eine Einstufung aufgrund radioaktiver Ab- zuordnen. Manche Aspekte sind potenziell für alle gaben an die Umwelt bedeutet ab Kategorie 1, Sicherheitsebenen von Bedeutung und betreffen dass das Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» somit das Gesamtrisiko des Kernkraftwerks. Solche verletzt worden ist, wobei die freigesetzte Aktivität Aspekte werden als Aspekte mit ebenen- oder bis zur Kategorie 7 um mehrere Grössenord- barrierenübergreifender Bedeutung bezeich- nungen zunimmt. Eine Einstufung aufgrund der net. Ebenso lassen sich nicht alle Aspekte klar einem Strahlenexposition des Personals bedeutet ab oder mehreren spezifischen Schutzzielen zuordnen. Kategorie 1, dass das Schutzziel «Begrenzung der Diese Aspekte werden als Aspekte mit schutzziel- Strahlenexposition» verletzt worden ist, wobei die übergreifender Bedeutung bezeichnet. Strahlendosis bis zur Kategorie 4 um mehrere Sämtliche Bewertungen, welche sich auf Aspekte Grössenordnungen zunimmt. Eine Einstufung auf- der Sicherheitsvorsorge beziehen, finden sich so- grund der Wirksamkeit der gestaffelten Sicher- wohl in der Darstellung der Perspektive der gestaf- heitsvorsorge kann in den Kategorien 1 bis 3 felten Sicherheitsvorsorge als auch in der Darstel- bedeuten, dass die Schutzziele «Kontrolle der Re- lung der Schutzzielperspektive. Alle Bewertungen, aktivität», «Kühlung der Brennelemente» oder die sich auf den Zustand oder das Verhalten der «Einschluss radioaktiver Stoffe» nicht alle im ge- Anlage beziehen, werden hierbei als Aspekte der mäss den bewilligten Betriebsbedingungen gefor- Sicherheitsvorsorge verstanden und erscheinen in derten Mass erfüllt sind. Es ist aber auch möglich, beiden Darstellungen. Hingegen werden Bewer- dass diese Schutzziele gerade noch erfüllt sind, tungen, die sich auf radiologische Auswirkungen aber zusätzliche Fehler zu einer Schutzzielverlet- beziehen, nur aus der Schutzzielperspektive sicht- zung führen würden. Eine Einstufung aufgrund bar. Denn wenn zum Beispiel eine Person einer er- der Schwere eines Kernschadens oder eines Barrie- höhten Strahlendosis ausgesetzt wird, ist zwar das reschadens bedeutet, dass Schutzziele verletzt Schutzziel «Begrenzung der Strahlenexposition» worden sind. betroffen, nicht aber die Sicherheitsvorsorge. Bei der Sicherheitsbewertung wird jeder beurteilte Für alle Bewertungen wird eine einheitliche Skala Aspekt sämtlichen Sicherheitsebenen, Barrieren verwendet. Die Skala basiert auf der internatio- und Schutzzielen zugeordnet, für die er von Be- nalen Ereignisskala (INES), ist aber nach unten – im deutung ist. Dadurch erscheinen manche Aspekte Bereich «below scale» (INES 0) – erweitert. Dadurch auf mehreren Sicherheitsebenen oder bei mehre- deckt sie nicht nur Vorkommnisse ab, sondern auch ren Schutzzielen. Ein Aspekt (zum Beispiel eine den ungestörten Normalbetrieb und sogar Aspekte, Komponente, ein Dokument, eine Person oder die Vorbildcharakter für andere Anlagen haben eine Handlung), der sich auf mehrere Sicherheits- (vgl. Abbildung 1). Die Skala umfasst folgende ebenen oder Schutzziele auswirkt, kann entspre- Kategorien: G (gute Praxis), N (Normalität), V (Ver- chend auch mehrere Sicherheitsvorkehrungen besserungsbedarf), A (Abweichung), 1 (Anomalie), schwächen. Da – wie bereits erwähnt – das Kon- 2 (Zwischenfall) und so weiter gemäss INES. zept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge und Die Kriterien für die Zuordnung zu den Kategorien das Konzept der Schutzziele alternative Betrach- G, N, V und A sind in Abbildung 2 genannt. In den tungsweisen sind, kann jedes Element der Sicher- Kategorien G, N, V und A sind stets alle Schutzziele heitsvorsorge sowohl Sicherheitsebenen als auch im gemäss den bewilligten Betriebsbedingungen Schutzzielen zugeordnet werden. Entsprechend 112 ENSI Aufsichtsbericht 2012 erscheint jeder beurteilte Aspekt sowohl in der werden zusätzliche Datenquellen in die Bewertung Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge einfliessen. Weil zurzeit die verwendeten Daten- als auch in der Schutzziel-Perspektive. Einer Bar- quellen vor allem Informationen über das Betriebs- riere wird ein bewerteter Aspekt dann zugeordnet, geschehen liefern, liegt der Erkenntnisgewinn der wenn eine Aussage über den Zustand oder die systematischen Sicherheitsbewertung vorderhand Dichtheit dieser Barriere gemacht wird. Kompo- vor allem in diesem Bereich. Sobald wie geplant nenten mit Barrierenfunktion werden nur dann auch die Beurteilung von Änderungen im Rahmen auch Ebenen der gestaffelten Sicherheitsvorsorge von Freigaben für die Sicherheitsbewertung zugeordnet, wenn auch die Funktion eines Sys- genutzt wird, wird das Bild im Bereich der beiden tems von ihrem Funktionieren abhängt. Kompo- linken Spalten der Sicherheitsbewertungs-Darstel- nenten, welche ausschliesslich eine Barrierenfunk- lung vollständiger. Anlagenverbesserungen wer- tion haben, werden keiner Ebene – aber dem den damit in Zukunft auch in der Sicherheitsbe- Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» – zuge- wertung sichtbar. Ergebnisse wiederkehrender ordnet. Prüfungen erscheinen in der Sicherheitsbewertung Das ENSI hat im Aufsichtsjahr alle Ergebnisse von jeweils im Jahr der Prüfung. Wenn eine Prüfung Inspektionen, Zulassungsprüfungen, Vorkommnis- nicht jährlich erfolgt und ein Befund – weil er zu- analysen und alle Sicherheitsindikatoren nach dem lässig ist – bis zur nächsten Prüfung belassen wer- beschriebenen System bewertet. Für die Kernkraft- den kann, wird er in den Jahren, in denen keine werke hat es die Bewertungen zu einem umfas- Prüfung stattfindet, in der Sicherheitsbewertung senden Gesamtbild zusammengefügt. Das Ge- zurzeit nicht dargestellt. Zentrale Ergebnisse dieser samtbild besteht einerseits aus einer Vielzahl von Bewertung für das Aufsichtsjahr 2009 sind jeweils Einzelbewertungen in den verschiedenen Zellen am Schluss der Kapitel 1 bis 4 unter dem Punkt der Sicherheitsbewertungs-Darstellung (z. B. 1 «Sicherheitsbewertung» dargestellt. Bewertung A, 5 Bewertungen V, 12 Bewertungen Das ENSI nimmt aufgrund der Ergebnisse der sys- N und 1 Bewertung G). Zum anderen hat das tematischen Sicherheitsbewertung und weiterer ENSI alle in einer Zelle enthaltenen Bewertungen Erkenntnisse aus der Aufsichtstätigkeit eine vier- zu jeweils einer Gesamtbewertung verdichtet (z. B. teilige Gesamtbeurteilung der Sicherheit jedes Bewertung A). Die Zellen-Gesamtbewertung ist Kernkraftwerks vor, nämlich hinsichtlich der In- normalerweise gleich der höchsten Einzelbewer- haltsbereiche tung, weil die Tragweite eines Fehlers naturgemäss Vorgaben, Zustand und Verhalten der Anlage so- grösser ist als die Tragweite der erwartungsgemäs- wie Zustand und Verhalten von Mensch und sen Sachverhalte. Entsprechend müssen sich die Organisation. Dieser vier Bereiche entsprechen aus abzuleitenden den Spalten der Tabellendarstellung der Ergebnisse Massnahmen auch primär auf die Diskrepanzen der Sicherheitsbewertung der einzelnen Kernkraft- zum Erwarteten richten. werke. Für die Gesamtbewertung verwendet das Das ENSI betrachtet die Transporte von und zu den ENSI in absteigender Reihenfolge die Kategorien Kernkraftwerken bei der systematischen Sicher- «hoch», «gut», «ausreichend» und «ungenügend». der Sicherheitsbewertung Auslegungs-Vorgaben, Betriebs- heitsbewertung separat. In den nächsten Jahren ENSI Aufsichtsbericht 2012 113 Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der Internationalen Ereignisskala INES Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der internationalen Ereignisskala INES 7 Schwerwiegender Unfall Kriterien gemäss INES-Manual 6 Ernsthafter Unfall Kriterien gemäss INES-Manual 5 Unfall mit Gefährdung der Umgebung 5 Kriterien gemäss INES-Manual 4 Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual 4 radioaktive Abgaben an die Umwelt: >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >1 mSv 3 Ernsthafter Zwischenfall Zwischenfall Anomalie 3 2 Ernsthafter Zwischenfall 3 Zwischenfall Anomalie 2 Kriterien gemäss INES-Manual Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual 1 Kriterien gemäss INES-Manual 0 Ernsthafter Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual Kriterien gemäss INES-Manual 1 Kriterien gemäss INES-Manual Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual Kriterien gemäss INES-Manual radioaktive Abgaben an die Umwelt >KAL und <JAL und Dosis der meist exponierten Person <0,1 mSv 0 4 Schäden an der Anlage radioaktive Abgaben an die Umwelt <JAL und >0,1 mSv Dosis der OffSite meist exponierten Person oder >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person <0,1 mSv 1 Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual radioaktive Abgaben an die Umwelt >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >0,1 mSv und <1 mSv 2 Unfall mit Gefährdung der Umgebung Anomalie Kriterien gemäss INES-Manual 0 Kriterien gemäss INES-Manual Vorkommnisklassierungen: Radioaktive Abgaben an die Umwelt Vorkommnisklassierungen: Strahlenexposition des Personals Vorkommnisklassierungen: Gestaffelte Sicherheitsvorsorge Teilskala 1 Teilskala 2 Teilskala 3 114 ENSI Aufsichtsbericht 2012 7 77 Schwerwiegender 7 Schwerwiegender Unfall Unfall 6 6 6 Ernsthafter 6 Ernsthafter Unfall Unfall 5 5 5 Unfall 5 mitUnfall Gefährdung mit Gefährdung der der Umgebung Umgebung 4 4 4 Unfall 4 ohne Unfall signifikante ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Gefährdung der Umgebung 3 33 Ernsthafter 3 Ernsthafter Zwischenfall Zwischenfall 2 2 2 Zwischenfall 2 Zwischenfall 1 1 1 Anomalie 1 Anomalie A A Abweichung A Abweichung V V Verbesserungsbedarf V Verbesserungsbedarf N N N Normalität N Normalität G G G GuteGPraxis Gute Praxis l 4 l Zwischenfall 2 Zwischenfall 1E-4 < ICCDP 1E-4 << ICCDP 1E-2Vork. < 1E-2 Vork. 1 l Anomalie 1 Anomalie 1E-6 < ICCDP 1E-6 << ICCDP 1E-4Vork. < 1E-4 Vork. 0 ICCDP 0Vork. <ICCDP 1E-6Vork. < 1E-6 Vorkommnisklassierungen: Vorkommnisklassierungen: ICCDPVorkommnis rge ICCDPVorkommnis gemäss ENSI-A06 gemäss ENSI-A06 Teilskala 4Teilskala 4 ENSI Aufsichtsbericht 2012 A V Zellen-Bewertungen Zellen-Bewertungen in in Sicherheitsbewertungs-Matrix Sicherheitsbewertungs-Matrix ENSI 2 l unterhalb der Skala 1E-2 < ICCDP 1E-2 << ICCDP 1 Vork. Vork. < 1 INES Ernsthafter 3 Ernsthafter Zwischenfall Zwischenfall ENSI 3 unterhalb der Skala ICCDPVork. = ICCDP 1 Vork. = 1 l l Unfall 4 ohne Unfall signifikante ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Gefährdung der Umgebung INES g 115 Abbildung 2 Definition der ENSIKategorien G, N, V und A 116 ENSI Aufsichtsbericht 2012 KKB 1 KKB 2 KKM KKG KKL Thermische Leistung [MW] 1130 1130 1097 3002 3600 Elektrische Bruttoleistung [MW] 380 380 390 1035 1245 365 365 373 985 1190 Reaktortyp Elektrische Nettoleistung [MW] Druckwasser Druckwasser Siedewasser Druckwasser Siedewasser Reaktorlieferant Westinghouse Westinghouse GE KWU GE Turbinenlieferant BBC BBC BBC KWU BBC Generatordaten 2·228 2·228 2·214 1140 1360 Flusswasser Flusswasser Flusswasser Kühlturm Kühlturm 1969 1971 1972 1979 1984 Kühlung Kommerzielle Inbetriebnahme Thermisch erzeugte Energie [GWh] 2 KKB 2 KKM KKG KKL 8464 8699 8751 24 670 23 958 Abgegebene elektrische Nettoenergie [GWh] 2725 2794 3003 8010 7874 Abgegebene thermische Energie [GWh] 169,7 18,7 1,6 193,3 0 Zeitverfügbarkeit [%] 85,5 87,8 91,9 94,3 76,8 1 1 KKB 1 Nichtverfügbarkeit durch Jahresrevision [%] 14,5 5,6 8,1 5,6 23,7 Arbeitsausnutzung 2 [%] 85,1 87,3 91,1 93,7 75,6 Anzahl ungeplanter Schnellabschaltungen (Scrams) 0 2 1 1 0 Unvorhergesehenes Abfahren der Anlage 0 0 0 0 0 Störungsbedingte Leistungsreduktionen (>10 % PN ) 0 0 3 2 2 Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012 Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012 Zeitverfügbarkeit (in %): Zeit, in der das Werk in Betrieb bzw. in betriebsbereitem Zustand ist. Arbeitsausnutzung (in %): Produzierte Energie, bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit. KKB 1 + 2 KKM KKG KKL Reaktoroperateur 37 (39) 24 (21) 26 (26) 31 (27) Schichtchef 27 (23) 11 (13) 21 (18) 18 (20) Pikettingenieur 14 (14) 9 (8) 11 (14) 11 (12) 5 (5) 4 (4) 4 (4) 3 (3) Strahlenschutzsachverständiger Strahlenschutzfachkraft 7 (7) 7 (9) 6 (6) 9 (10) Strahlenschutztechniker 6 (4) 6 (5) 4 (5) 6 (5) 547 (543) 345 (328) 503 (489) 541 (533) Gesamtbelegschaft (Personen) ENSI Aufsichtsbericht 2012 Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft in den Kernkraftwerken Ende 2012 (in Klammern Werte von 2011) 117 Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2012 Datum KKW Einstufung INES 8.2.2012 KKM Ausfall einer Speisewasserpumpe mit Reduktion der Reaktorleistung 0 8.2.2012 KKM Ausfall einer Speisewasserpumpe mit Reaktorschnellabschaltung 0 1.3.2012 KKG Ausfall eines 220-V-Gleichrichters 0 8.3.2012 KKB Überschreitung eines Prüfintervalls der Notstandsleittechnik 0 13.3.2012 KKM Nicht konforme Bezettelung von Versandstücken 0 23.3.2012 KKB Manuelle Reaktorschnellabschaltung infolge defekter Wellendichtung einer Reaktorhauptpumpe 0 29.3.2012 KKL Fehler einer thermischen Limite des Reaktorkerns 0 4.4.2012 KKG Freischaltung einer Stromschiene nach Schalterversagen 0 10.4.2012 KKB Ausfall der radiologischen Luftüberwachung im Containment 0 29.4.2012 KKB Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes 0 10.5.2012 KKB Startversagen des Notstanddiesels bei Funktionsprüfung 1 11.5.2012 KKG Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe 0 11.5.2012 KKG Leistungsreduktion infolge kurzzeitig lokal erhöhter Neutronenflussdichte 0 6.6.2012 KKL Hüllrohrschaden an einem Brennstab im 28. Betriebszyklus 0 7.6.2012 KKG Leckage an einer Leitung des Systems zur Kühlmittellagerung und –aufbereitung 0 12.6.2012 KKB Rissanzeige an einer Einschweissnaht am RDB-Deckel 0 19.6.2012 KKG Wanddickenschwächung an zwei Dampferzeugerheizrohren 0 22.6.2012 KKM Störung der Ortsdosisleistungsmessung an der Frischdampfleitung 0 25.6.2012 KKB Unterschreitung der rechnerischen Mindestwandstärke an einer Speisewasserleitung 0 27.6.2012 KKB Kippen eines Brennelements beim Beladen des Reaktors 0 30.6.2012 KKG Reaktorschnellabschaltung infolge defekter Überspannungsschutzdiode 0 1.7.2012 KKB Trennung einer Notstromschiene vom Wasserkraftwerk Beznau 0 2.7.2012 KKB Beschädigung an einer Dichtfläche des RDB-Deckels 0 15.7.2012 KKB Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes 0 11.8.2012 KKL Beschädigter Abstandshalter an einem Brennelement 0 22.8.2012 KKB Leckage vor einer Entlüftungsarmatur der Mindestmengenleitung der Containmentsprühpumpen 0 28.8.2012 KKL Riss in einer Schweissnaht eines Speisewasserstutzens am RDB 0 5.10.2012 KKG Fremdkörper in einer Regelarmatur der Dampferzeugerabschlämmung 0 15.10.2012 KKG Beschädigung an einem Gebinde mit schwachaktiven Abfällen 0 21.11.2012 KKB Reaktorschnellabschaltung infolge Fehlauslösung eines Sicherungsautomaten 0 23.11.2012 KKM Fehler in der Signalübermittlung in einem Kanal des Reaktorschutzes 0 21.12.2012 KKL Brennelementschaden im 29. Betriebszyklus 0 21.12.2012 KKB Leckage an der Entleerungsleitung einer Ladepumpe infolge eines Risses in einer Schweissnaht 0 26.12.2012 KKM Ausfall einer Edelgasmessung im Abluftkamin 0 Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr (pro Werk in Pers.-mSv) Vorkommnis KKB 1 Aktionen 2011 BE-Wechsel 104 Revisionsstillstand 2012 KKB 2 2011 KKL KKM 2011 2012 2011 2012 2011 2012 393 426 598 1914 786 596 56 544 399 Zwischenabstellung 118 2012 KKG 55 Leistungsbetrieb 39 40 35 41 107 67 416 212 105 263 Total 143 584 434 153 500 493 1014 2126 891 859 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Ort Medium Abwasser 4400 m3 KKB 1 + KKB 2 Abluft Art der Abgaben 1 Bilanzierte Abgaben 2 Messung Normiert 1,2 Limiten Berechnete Jahresdosis 3 4 Bq pro Jahr Bq pro Jahr Bq pro Jahr Nuklidgemisch ohne Tritium 4,3·10 8 – 4·10 11 Tritium 1,2·10 13 1,2·10 13 7·10 13 17 % <0,001 <0,001 <0,001 Edelgase 6,2·10 12 5,3·10 12 1·10 15 0,5 % <0,001 <0,001 <0,001 Aerosole 3,9·10 5 – 6·10 9 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 5,1·10 1,2·10 4·10 <0,1 % Abluft KKG 0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 – – <0,001 <0,001 0,0015 <0,001 0,001 0,0016 Nuklidgemisch ohne Tritium 1,1·10 7 – 2·10 11 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 1,4·10 13 1,4·10 13 7·10 13 Edelgase <1,2·10 <1,4·10 1·10 Aerosole 2,6·103 7,9·10 7 9 20 % <0,001 <0,001 <0,001 15 <1,4 % <0,001 <0,001 <0,001 – 1·10 10 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 5 – 7·10 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Kohlenstoff: 14 C in CO 2 4,1·10 10 – – – <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 Nuklidgemisch ohne Tritium 1,3·10 8 – 4·10 11 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 1,4·10 12 1,4·10 12 2·10 13 Edelgase 1,3·10 11 Aerosole 5,1·10 6 3,5·10 3,5·10 131 I 13 13 9 Dosis total Abluft KKL <0,001 <0,001 <0,001 – 2·10 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 – 2·10 10 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 2·10 0,2 % <0,001 <0,001 <0,001 6,4·10 11 – – – 0,0024 0,0032 0,0054 0,0024 0,0032 0,0054 Nuklidgemisch ohne Tritium 3,0·10 9 – 4·10 11 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 2,4·10 11 2,4·10 11 2·10 13 0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 15 131 I 7% 15 Kohlenstoff: 14 C in CO 2 Iod: 7 7 10 Dosis total Abwasser 4332 m3 Abluft KKM Edelgase 9,3·10 10 – 2·10 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Aerosole 3,1·10 6 – 2·10 10 <0,1 % 0,0028 0,0027 0,0026 9,4·10 6 – 2·10 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Kohlenstoff: 14 C in CO 2 3,2·10 11 – – – <0,001 0,001 0,0017 0,0036 0,0037 0,0043 Nuklidgemisch ohne Tritium 1,9·10 8 – 2·10 11 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 3,1·10 7 – – β / γ-Aerosole 3,4·10 4 α-Aerosole 1,3·10 4 Iod: 131 I 10 Dosis total Abwasser 526 m3 Abluft ZZL <0,001 – Iod: Abwasser 15 487 m3 <0,001 3,2·10 10 6 Dosis total Abwasser 7272 m3 <0,001 Kohlenstoff: 14 C in CO 2 Iod: 131 I Prozent Erw. 10j Kind 1j Kind der Limite mSv/Jahr mSv/Jahr mSv/Jahr – <0,001 <0,001 <0,001 – 1·10 9 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 – 3·10 7 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Kohlenstoff: 14 C in CO 2 4,5·10 8 – 1·10 12 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 Tritium 8,8·10 9 – 1·10 14 <0,1 % <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 Dosis total ENSI Aufsichtsbericht 2012 Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im Jahr 2012 für die Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager Würenlingen und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung 119 120 – – <0,1% <0,00015 <0,00015 Kleinkinder <0,1% <0,00015 <0,00015 Kind 10j Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert 1 <0,00015 <0,00015 Erwachsene 3 Jahresdosis [mSv/Jahr] für: 14 Kohlenstoff: C in CO2 1,2·106 1,2·1010 Tritium als HTO <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – 6,1·109 – – – 2,0·10 Iod (Summe aller Isotope) 8 – – – – 2,0·10 5 – – BetriebsGebäude radioaktive Abfälle – – – 2,7·10 β /γ-Aerosole , ohne Iod α-Aerosole – – 8 4 2,8·1011 [Bq/a] – – Forschungslabor Edelgase und andere Gase Abgaben über die Abluft – – Tritium 2,4 – – Saphir, Proteus 3 5 <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – 1,4·1010 5,9·10 – 3,0·10 – – – Bundeszwischenlager 4,4% 0,0066 0,0067 0,0065 – 1,1·1012 5,5·10 7 <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – – – 3,5·10 – 2,5·10 6 7,5·109 10 <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – – – – – <0,1% <0,00015 <0,00015 <0,00015 – – – – – – 8 – 1,2·1012 1,1·10 – 2,5·10 10 2,0·1014 – 1,2·10 – 10 Abluft 3,1·107 Abwasser 1527 m3 <5,0% <0,007 <0,007 <0,007 – – 1.5·108 – – 4,3·1014 3,8·106 Aequivalentabgaben Abgaben Bq/Jahr C-Labor Injektor II 2,0·1014 Zentrale Fortluftanlagen Gesamtanlage des PSI 2,4 PSI West Tabelle 6b Nuklidgemisch ohne Tritium Abgaben im Abwasser 2,4 [Bq/a] Hochkamin PSI Ost Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2012 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung ENSI Aufsichtsbericht 2012 Tabelle 6c (Fussnoten) 1 Bei der Art der Abgaben resp. den Bilanzierten Abgaben ist Folgendes zu präzisieren: Abwasser: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-LEWert von 200 Bq/kg angegeben. Die LE-Werte für die einzelnen Nuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein LE-Wert von 200 Bq/kg entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Ingestions-Dosisfaktor von 5·10 -8 Sv/Bq. Die unnormierte Summe der Abwasserabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Edelgase: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-CA-Wert von 2·10 5 Bq/m3 angegeben. Die CA-Werte für die Edelgasnuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein CA-Wert von 2·10 5 Bq/m3 entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Immersions-Dosisfaktor von 4.4·10 -7 (Sv/Jahr)/(Bq/m3). Die unnormierte Summe der Edelgasabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Beim KKG wird für die Bilanzierung der Edelgase eine β-totalMessung durchgeführt; für die Aequivalent-Umrechnung wurde in diesem Fall ein Gemisch von 80 % 133 Xe, 10 % 135 Xe und 10 % 88 Kr angenommen. Gase: Beim PSI handelt es sich dabei vorwiegend um die Nuklide 11 C, 13 N, 15 O und 41 Ar. Deren Halbwertszeiten sind kleiner als zwei Stunden. Hier ist für die einzelnen Abgabestellen und das gesamte PSI die Summe der Radioaktivität dieser Gase und Edelgase ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Für die Gesamtanlage wird zusätzlich auch die auf den Referenz-CA-Wert von 2·10 5 Bq/m 3 normierten Abgabe aufgeführt. Aerosole: Hier ist in jedem Fall die Summe der Radioaktivität ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Der Dosisbeitrag von Aerosolen mit Halbwertszeiten kleiner 8 Tagen ist bei den Kernkraftwerken vernachlässigbar. Beim KKM ergibt sich der Hauptbeitrag zur Dosis durch die Strahlung der abgelagerten Aerosole, die im Jahre 1986 durch eine unkontrollierte Abgabe in die Umgebung gelangten. Der Dosisbeitrag der Aerosole, welche im Berichtsjahr abgegeben wurden, ist demgegenüber vernachlässigbar und liegt in der Grössenordnung der anderen schweizerischen Kernkraftwerke. Iod: Bei den Kernkraftwerken ist die Abgabe von 131 I limitiert; somit ist bei den bilanzierten Abgaben nur dieses Iod-Isotop angegeben. ENSI Aufsichtsbericht 2012 Beim PSI, bei dem andere Iod-Isotope in signifikanten Mengen abgegeben werden, ist die Abgabe für die einzelnen Abgabestellen und die Gesamtanlage als Summe der Aktivität der gemessenen Iod-Nuklide angegeben. Für die Gesamtabgabe wird zudem auch ein 131 Iod-Aequivalent als gewichtete Summe der Aktivität der Iod-Nuklide angegeben, wobei sich der Gewichtungsfaktor aus dem Verhältnis des Ingestionsdosisfaktors des jeweiligen Nuklides zum Ingestionsdosisfaktor von 131 I ergibt. Die Ingestionsdosisfaktoren sind der StSV entnommen. Für die Berechnung der Jahresdosis werden sowohl für die KKW wie für das PSI immer sämtliche verfügbaren Iod-Messungen verwendet, d.h. es ist beispielsweise für KKB auch der Beitrag von 133 I berücksichtigt. Kohlenstoff 14C: In den Tabellen ist der als Kohlendioxid vorliegende Anteil des 14 C, der für die Dosis relevant ist, angegeben. Die für 14 C angegebenen Werte basieren bei allen Werken auf aktuellen Messungen. 2 Die Messung der Abgaben erfolgt nach den Erfordernissen der Reglemente «für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung des...» jeweiligen Kernkraftwerkes resp. des ZZL oder PSI. Die Messgenauigkeit beträgt ca. + 50 %. Abgaben unterhalb 0,1% der Jahresabgabelimite werden vom ENSI als nichtrelevant betrachtet und werden in der Spalte «Normiert» nicht ausgewiesen (-). 3 Die Jahresdosis ist für Personen berechnet, die sich dauernd am kritischen Ort aufhalten, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort beziehen und ihren gesamten Trinkwasserbedarf aus dem Fluss unterhalb der Anlage decken. Die Dosis wird mit den in der Richtlinie ENSI-G14 angegebenen Modellen und Parametern ermittelt. Dosiswerte kleiner als 0,001 mSv – entsprechend einer Dosis, die durch natürliche externe Strahlung in ca. zehn Stunden akkumuliert wird – werden in der Regel nicht angegeben. Beim PSI wird die Jahresdosis der Gesamtanlage als Summe über die Abgabestellen gebildet. 4 Abgabelimiten gemäss Bewilligung der jeweiligen Kernanlage. Die Abgabelimiten wurden so festgelegt, dass die Jahresdosis für Personen in der Umgebung (vgl. Fussnote 3) für die Kernkraftwerke unter 0,3 mSv/Jahr respektive das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) unter 0,05 mSv/Jahr bleibt. Für das Paul Scherrer Institut (PSI) sind die Abgaben gemäss Bewilligung 6/2003 direkt über den quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,15 mSv/Jahr limitiert. 121 Abluft Edelgase Edelgasabgaben mit der Abluft 1.E+16 Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr] Tabelle 7 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im Vergleich mit den Abgabelimiten 2008 2009 2010 2011 2012 Limite 1.E+15 Limite Limite Limite 1.E+14 1.E+13 1.E+12 1.E+11 KKB KKG KKL KKM Abluft Iod Iodabgaben mit der Abluft Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr] 1.E+11 2008 1.E+10 2009 2010 2011 2012 Limite Limite KKL KKM Limite Limite 1.E+09 1.E+08 1.E+07 1.E+06 KKB KKG Abwasser mit Tritium Tritiumabgaben mit dem Abwasser Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr] 1.E+15 2008 2009 2010 2011 Limite 1.E+14 2012 Limite Limite Limite 1.E+13 1.E+12 1.E+11 1.E+10 KKB KKG KKL KKM Abwasser ohne Tritium Aktivitätsabgabe mit dem Abwasser (ohne Tritium) Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr] 1.E+12 2009 Limite 1.E+11 2010 2011 2012 Limite Limite KKL KKM Limite 1.E+10 1.E+09 1.E+08 1.E+07 122 2008 KKB KKG ENSI Aufsichtsbericht 2012 unkonditioniert Tabelle 8 konditioniert Bestand Produktion Auslagerung – 444 21 – 1517 28 28 66 2 – 1161 39 41 47 15 – 881 Anfall Auslagerung PSI 66 KKB KKM 1 2 Bestand KKG 18 22 39 10 – 235 KKL 64 67 8 17 – 1288 Total 215 158 604 65 – 5082 Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2012 (inklusive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), Bruttovolumina gerundet in m3 Bruttovolumen der im Berichtsjahr zur Zwilag transferierten Abfälle für die Behandlung in der Plasma-Anlage und der Konditionierungsanlage. 2 Transfer konditionierter Abfälle zur Zwischenlagerung bei der Zwilag. 1 unkonditioniert konditioniert Anfall Annahme zur Konditionierung bzw. Triage 2 Bestand Produktion 70 1 572 476 3 99 Einlagerung Auslagerung Bestand Verarbeitung [m3] Bestand (konditionierte Abfälle) Bruttovolumen konditionierter Abfälle 4 [m3] 110 1585 Anzahl Behälter mit Brennelementen 3 29 Anzahl Behälter mit Glaskokillen 3 11 Anzahl Behälter mit Lucens-Abfällen – 6 Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2012 Hierin enthalten sind: 1 – Sekundärabfälle aus allen Betriebsbereichen der Zwilag – Im Werksauftrag entstandene, zu verarbeitende Abfälle. 2 Nur teilweise radioaktiver Abfall. 3 Hierin enthalten sind 38 Gebinde (8 m3) mit leicht angereichertem uranhaltigem Material aus dem Versuchsatomkraftwerk Lucens. 4 Alle Lagerteile der Zwilag ausgenommen sep. aufgeführtem Bestand des HAA-Lagers. ENSI Aufsichtsbericht 2012 123 Richtlinien des ENSI Tabelle 10 Fett gedruckte Titel beziehen sich auf Richtlinien, die in Kraft sind. Die Sicherungsrichtlinien sind nicht aufgeführt. Aktuelle Liste per Dezember 2012. G-Richtlinien (Generelle Richtlinien) A-Richtlinien (Richtlinien für Anlagebegutachtung) 124 Ref. Titel Stand G01 Sicherheitstechnische Klassierung für bestehende Kernkraftwerke Januar 2011 G02 Spezifische Auslegungsgrundsätze für Kernkraftwerke mit Leichtwasserreaktoren G03 Spezifische Auslegungsgrundsätze für geologische Tiefenlager und Anforderungen an den Sicherheitsnachweis April 2009 G04 Auslegung und Betrieb von Lagern für radioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente März 2012 (Revision 1) G05 Transport- und Lagerbehälter für die Zwischenlagerung April 2008 G06 Anforderungen an die Baudokumentation G07 Organisation von Kernanlagen G08 Anforderungen an die systematischen Sicherheitsbewertungen April 2008 G09 Betriebsdokumentation G11 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Planung, Herstellung und Montage G12 Festlegungen von baulichen und organisatorischen Strahlenschutz-Massnahmen für den überwachten Bereich von Kernanlagen G13 Strahlenschutzmessmittel in Kernanlagen: Konzepte, Anforderungen und Prüfungen Februar 2008 G14 Berechnung der Strahlenexposition in der Umgebung aufgrund von Emissionen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen Dezember 2009 (Revision 1) G15 Strahlenschutzziele für Kernanlagen November 2010 G16 Sicherheitstechnisch klassierte Leittechnik: Auslegung und Anwenung G17 Stilllegung von Kernanlagen G18 Auslegung und Qualifikation elektrischer Ausrüstungen G20 Auslegung und Betrieb von Reaktorkern, Brennelementen und Steuerelementen in Kernkraftwerken Ref. Titel Stand A01 Anforderungen an die deterministische Störfallanalyse für Kernanlagen: Umfang, Methodik und Randbedingungen der technischen Störfallanalyse Juli 2009 Mai 2010 (Revision 1) A02 Gesuchsunterlagen für den Bau von Kernkraftwerken A03 Anforderungen an die Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken A04 Gesuchsunterlagen für freigabepflichtige Änderungen an Kernanlagen September 2009 (Revision 1) A05 Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Umfang und Qualität Januar 2009 A06 Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen Mai 2008 A07 Methodik und Randbedingungen für die Störfallanalyse von Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotential A08 Quelltermanalyse: Umfang, Methodik und Randbedingungen A15 Gesuchsunterlagen für Betriebsbewilligungen Februar 2010 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Ref. Titel Stand B01 Alterungsüberwachung Juli 2011 B02 Periodische Berichterstattung der Kernanlagen März 2012 (Revision 3) B03 Meldungen der Kernanlagen März 2012 (Revision 3) B04 Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen August 2009 B05 Anforderungen an die Konditionierung radioaktiver Abfälle Februar 2007 B06 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Instandhaltung Mai 2010 B07 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Qualifizierung der zerstörungsfreien Prüfungen September 2008 (Revision 1) B08 Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Zerstörungsfreie Wiederholungsprüfungen B09 Ermittlung und Aufzeichnung der Dosis strahlenexponierter Personen Juli 2011 B10 Ausbildung, Wiederholungsschulung und Weiterbildung von Personal Oktober 2010 B11 Notfallübungen Dezember 2012 (Revision 1) B12 Notfallschutz in Kernanlagen April 2009 B13 Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals November 2010 B14 Instandhaltung sicherheitstechnisch klassierter elektrischer und leittechnischer Ausrüstungen Dezember 2010 Nr. Titel Datum der gültigen Ausgabe R-4 Aufsichtsverfahren beim Bau von Kernkraftwerken, Projektierung von Bauwerken Dezember 1990 R-6 Sicherheitstechnische Klassierung, Klassengrenzen und Bauvorschriften für Ausrüstungen in Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren Mai 1985 R-7 Richtlinien für den überwachten Bereich der Kernanlagen und des Paul Scherrer Institutes Juni 1995 R-8 Sicherheit der Bauwerke für Kernanlagen, Prüfverfahren des Bundes für die Bauausführung Mai 1976 R-16 Seismische Anlageninstrumentierung Februar 1980 R-30 Aufsichtsverfahren beim Bau und Betrieb von Kernanlagen Juli 1992 R-31 Aufsichtsverfahren beim Bau und dem Nachrüsten von Kernkraftwerken, 1E klassierte elektrische Ausrüstungen Oktober 2003 R-35 Aufsichtsverfahren bei Bau und Änderungen von Kernkraftwerken, Systemtechnik Mai 1996 R-39 Erfassung der Strahlenquellen und Werkstoffprüfer im Kernanlagenareal Januar 1990 R-40 Gefilterte Druckentlastung für den Sicherheitsbehälter von Leichtwasserreaktoren, Anforderungen für die Auslegung März 1993 R-46 Anforderungen für die Anwendung von sicherheitsrelevanter rechnerbasierter Leittechnik in Kernkraftwerken April 2005 R-48 Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken November 2001 R-49 Sicherheitstechnische Anforderungen an die Sicherung von Kernanlagen Dezember 2003 R-50 Sicherheitstechnische Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen März 2003 R-60 Überprüfung der Brennelementherstellung März 2003 R-61 Aufsicht beim Einsatz von Brennelementen und Steuerstäben in Leichtwasserreaktoren Juni 2004 R-101 Auslegungskriterien für Sicherheitssysteme von Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren Mai 1987 R-102 Auslegungskritierien für den Schutz von sicherheitsrelevanten Ausrüstungen in Kernkraftwerken gegen die Folgen von Flugzeugabsturz Dezember 1986 R-103 Anlageninterne Massnahmen gegen die Folgen schwerer Unfälle November 1989 ENSI Aufsichtsbericht 2012 B-Richtlinien (Richtlinien für Betriebsüberwachung) R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK verabschiedet) 125 Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung 2003 –2012 100% Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 95% KKB 1 + 2 90% 80% 75% 70% KKB 1 KKB 2 85% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2011 2012 2011 2012 2011 2012 KKM 100% Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 95% 90% 85% 80% 75% 70% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 KKG 100% Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 95% 90% 85% 80% 75% 70% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 KKL 100% Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung 95% 90% 85% 70% 126 57,1% 75% 2003 2004 56,7% 80% 2005 2006 2007 2008 2009 2010 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Figur 2 12 Meldepflichtige, klassierte Vorkommnisse, 2003–2008 sowie meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2009–2012. Aufgrund der geänderten Meldekriterien können die Zahlen vor 2009 nicht mit denjenigen ab 2009 verglichen werden. KKB 1: nur B-Ereignisse 10 KKB 2: nur B-Ereignisse 8 beide Blöcke betreffend 6 4 2 0 KKB 1 + 2 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 KKM 12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 KKG 12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010* 2011 2012 * inkl. das im März gemeldete Vorkommnis von 2008 KKL 12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0 2003 2004 ENSI Aufsichtsbericht 2012 2005 2006 2007 2008 2009 2010* 2011 2012 127 Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2003–2012 KKB 1 + 2 5 KKB 1 KKB 2 4 3 2 1 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 KKM 5 4 3 2 1 0 KKG 5 4 3 2 1 0 KKL 5 4 3 2 1 0 128 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2003–2012 5 Anzahl Stäbe 4 KKB 1 + 2 3 2 1 0 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr KKM 5 Anzahl Stäbe 4 3 2 1 0 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr KKG 5 geringfügige Schäden a grössere Schäden b Anzahl Stäbe 4 3 2 1 0 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr KKL 5 geringfügige Schäden a grössere Schäden b Anzahl Stäbe 4 3 2 1 0 z.B. Haarrisse im Hüllrohr b z.B. grosser Riss oder Bruch des Hüllrohrs mit Brennstoffauswaschung a 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr ENSI Aufsichtsbericht 2012 129 Figur 5 Jahreskollektivdosen der Kernanlagen in der Schweiz in Pers.-mSv, 1980 –2012 12 Personen-mSv/Jahr 10 8 6 KKB 1+2 4 KKM KKL 2 KKG PSI 0 ZZL 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen 1 (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW 1 KKB 1, 2 KKG Quellenbezogener Dosisrichtwert (0,3 mSv) KKL mSv im jeweiligen Jahr KKM 0,1 0,01 0,001 1992 1 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Fiktive erwachsene Person, die sich dauernd am kritischen Ort aufhält, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort bezieht und nur Trinkwasser aus dem Fluss unterhalb des jeweiligen Kernkraftwerks konsumiert. An diesem Ort ist der Dosisbeitrag durch die Direktstrahlung aus den Kernanlagen vernachlässigbar. Diese Werte sind mit Vorsicht zu geniessen, da im Laufe der Zeit die Berechnungsgrundlagen für die Dosisberechnungen geändert wurden. 130 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor ENSI Aufsichtsbericht 2012 131 Verzeichnis der Abkürzungen ADAM Accident Diagnostics, Analysis and Management ADR European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road AIRS Advanced Incident Reporting System ALARA «As low as reasonably achievable» (so gering wie vernünftigerweise erreichbar) Konzept der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zur Dosisbegrenzung AM Accident Management ANPA System zur automatischen Übertragung der Anlageparameter der KKW zum ENSI AÜP Alterungsüberwachungsprogramm ASME American Society of Mechanical Engineers BAG Bundesamt für Gesundheit BFE Bundesamt für Energie Bq Becquerel BZL Bundeszwischenlager BE Brennelement CFS Commission franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection CNS Convention on Nuclear Safety DSK Deutsch-Schweizerische Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen DWR Druckwasserreaktor EGT Expertengruppe geologische Tiefenlager ENSI Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat EOR Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität EPFL Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne ETH Eidgenössische Technische Hochschule GWh Gigawattstunde = 10 9 Wattstunden HAA Hochradioaktive Abfälle HSK Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (seit 2009: ENSI) IAEA International Atomic Energy Agency (Internationale Atomenergieagentur), Wien INES International Nuclear Event Scale (Internationale Ereignisskala) IRA Institut de radiophysique appliquée, Lausanne IRS Incident Reporting System KEG Kernenergiegesetz KEV Kernenergieverordnung KKB Kernkraftwerk Beznau KKG Kernkraftwerk Gösgen KKL Kernkraftwerk Leibstadt KKM Kernkraftwerk Mühleberg KKW Kernkraftwerk KNS Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit 132 ENSI Aufsichtsbericht 2012 KOMABC Eidgenössische Kommission für ABC Schutz KSR Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität kV Kilovolt = 10 3 Volt, Spannungseinheit LMA Langlebige mittelradioaktive Abfälle LOCA Loss of coolant accident LWR Leichtwasserreaktor MAA Mittelradioaktive Abfälle MADUK Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernanlagen MIF Medizin, Industrie und Forschung MOX Uran-Plutonium-Mischoxid mSv Millisievert = 10 -3 Sievert μSv Mikrosievert = 10 -6 Sievert MW Megawatt = 10 6 Watt, Leistungseinheit MWe Megawatt elektrische Leistung MWth Megawatt thermische Leistung NADAM Netz für die automatische Dosisleistungsmessung und -alarmierung Nagra Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle NAZ Nationale Alarmzentrale, Zürich NEA Nuclear Energy Agency, Kernenergieagentur der OECD, Paris NFO Notfallorganisation NTB Nagra Technischer Bericht OECD Organisation for Economic Co-operation and Development OSART Operational Safety Review Team (IAEA) Pers.-mSv Personen-Millisievert = 10 -3 Personen-Sievert Pers.-Sv Personen-Sievert = Kollektivstrahlendosis PSA Probabilistische Sicherheitsanalyse PSI Paul Scherrer Institut, Würenlingen und Villigen PSÜ Periodische Sicherheitsüberprüfung QM Qualitätsmanagement QS Qualitätssicherung RCIC Reaktorkernisolations-Kühlsystem RDB Reaktordruckbehälter RID Regulations concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Rail SAA Schwachradioaktive Abfälle SAMG Severe Accident Management Guidance SMA Schwach- und mittelradioaktive Abfälle StSG Strahlenschutzgesetz ENSI Aufsichtsbericht 2012 133 StSV Strahlenschutzverordnung SUVA Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, Luzern Sv Sievert = Strahlendosisäquivalent (1 Sv = 100 rem) SVTI Schweizerischer Verein für Technische Inspektionen SWR Siedewasserreaktor TBq Terabecquerel (1 TBq = 10 12 Bq) TL-Behälter Transport- und Lagerbehälter TLD Thermolumineszenz-Dosimeter UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation WANO World Association of Nuclear Operators WENRA Western European Nuclear Regulators’ Association ZWIBEZ Zwischenlager für radioaktive Abfälle, KKW Beznau ZWILAG Zwischenlager Würenlingen AG 134 ENSI Aufsichtsbericht 2012 Herausgeber Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI CH-5200 Brugg Telefon +41 (0)56 460 84 00 Telefax +41 (0)56 460 84 99 [email protected] www.ensi.ch Zusätzlich zu diesem Aufsichtsbericht… …informiert das ENSI in weiteren jährlichen Berichten aus seinem Arbeits- und Aufsichtsgebiet (Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht, Tätigkeits- und Geschäftsbericht des ENSI-Rates). ENSI-AN-8300 ISSN 1661-2876 © ENSI, Juni 2013 136 ENSI Aufsichtsbericht 2012 ENSI-AN-8300 ISSN 1661-2876 ENSI, CH-5200 Brugg, Industriestrasse 19, Telefon +41 (0)56 460 84 00, Fax +41 (0)56 460 84 99, www.ensi.ch
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