PDF - Kölner Philharmonie
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Liederabende 2 Christiane Karg Gerold Huber Donnerstag 14. November 2013 20:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Liederabende 2 Nostalgia – Sehnsucht – Fernweh Christiane Karg Sopran Gerold Huber Klavier Donnerstag 14. November 2013 20:00 Pause gegen 20:40 Ende gegen 21:45 Programm Hugo Wolf 1860 – 1903 Mignon IV (»Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn«) aus: Gedichte von Goethe (1888 – 89) »Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne« »Mein Liebster singt« »Mein Liebster ist so klein« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band I (1890 – 91) »Ich ließ mir sagen« »Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band II (1896) »Sagt, seid ihr es, feiner Herr« »In dem Schatten meiner Locken« »Klinge, klinge, mein Pandero«. aus: Spanisches Liederbuch (Weltliche Lieder) (1889 – 1890) Manuel de Falla 1876 – 1946 Siete canciones populares españolas (Sieben spanische Volkslieder) (1914) El paño moruno Seguidilla murciana Asturiana Jota Nana Canción Polo Pause Henri Duparc 1848 – 1933 Romance de Mignon aus: Cinq Mélodies op. 2 (1868 – 69) L’Invitation au voyage (1870) 2 Reynaldo Hahn 1874 – 1947 Lydé Vile potabis Tyndaris aus: Études latines (1900) Charles Koechlin 1867 – 1950 Chanson d’Éngaddi aus: Cinq Mélodies op. 56 (1914 – 16) La Chanson d’Ishak de Mossoul op. 84,8 aus: Huit Mélodies op. 84 (1922/23) Francis Poulenc 1899 – 1963 Voyage à Paris aus: Banalités (1940) Montparnasse (1941 – 45) Hyde Park (1945) Hôtel aus: Banalités (1940) Samuel Barber 1910 – 1981 Solitary Hotel aus: Despite and Still op. 41 (1968 – 69) Aaron Copland 1900 – 1990 »A Summer Vacation« aus: Three Songs (1918) Samuel Barber »Sure on this Shining Night« aus: Four Songs op. 13 (1937 – 40) 3 DIE GESANGSTEXTE Hugo Wolf Mignon IV (»Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn«) aus: Gedichte von Goethe (1888 – 89) Hugo Wolf »Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band I (1890 – 91) nach anonymen italienischen Gedichten Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Kennst du es wohl? Dahin! dahin Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn. Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne. Ach, wohin gehst du, mein geliebtes Leben? Den Tag, an dem du scheidest, wüßt’ ich gerne; Mit Tränen will ich das Geleit dir geben. Mit Tränen will ich deinen Weg befeuchten – Gedenk an mich, und Hoffnung wird mir leuchten! Mit Tränen bin ich bei dir allerwärts – Gedenk an mich, vergiß es nicht, mein Herz! Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach. Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl? Dahin! dahin Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn. Hugo Wolf »Mein Liebster singt« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band I (1890 – 91) nach anonymen italienischen Gedichten Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Flut! Kennst du ihn wohl? Dahin! dahin Geht unser Weg! O Vater, laß uns ziehn! Mein Liebster singt am Haus im Mondenscheine, Und ich muß lauschend hier im Bette liegen. Weg von der Mutter wend’ ich mich und weine, Blut sind die Tränen, die mir nicht versiegen. Den breiten Strom am Bett hab ich geweint, Weiß nicht vor Tränen, ob der Morgen scheint. Den breiten Strom am Bett weint’ ich vor Sehnen; Blind haben mich gemacht die blut’gen Tränen. 4 Hugo Wolf »Mein Liebster ist so klein« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band I (1890 – 91) (Textdichter unbekannt, Übers. von Paul Heyse) Hugo Wolf »Ich ließ mir sagen« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band II (1896) (Textdichter unbekannt, Übers. von Paul Heyse) Mein Liebster ist so klein, daß ohne Bücken Er mir das Zimmer fegt mit seinen Locken. Als er ins Gärtlein ging, Jasmin zu pflücken, Ist er vor einer Schnecke sehr erschrocken. Dann setzt’ er sich ins Haus um zu verschnaufen, Da warf ihn eine Fliege übern Haufen; Und als er hintrat an mein Fensterlein, Stieß eine Bremse ihm den Schädel ein. Verwünscht sei’n alle Fliegen, Schnaken, Bremsen Und wer ein Schätzchen hat aus den Maremmen! Verwünscht sei’n alle Fliegen, Schnaken, Mücken Und wer sich, wenn er küßt, so tief muß bücken! Ich ließ mir sagen und mir ward erzählt, Der schöne Toni hungre sich zu Tode; Seit ihn so überaus die Liebe quält, Nimmt er auf einen Backzahn sieben Brote. Nach Tisch, damit er die Verdauung stählt Verspeist er eine Wurst und sieben Brote, Und lindert nicht Tonina seine Pein, Bricht nächstens Hungersnot und Teurung ein. Hugo Wolf »Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen« aus: Italienisches Liederbuch nach Paul Heyse Band II (1896) (Textdichter unbekannt, Übers. von Paul Heyse) Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen, In der Maremmeneb’ne einen andern, Einen im schönen Hafen von Ancona, Zum Vierten muß ich nach Viterbo wandern; Ein Andrer wohnt in Casentino dort, Der Nächste lebt mit mir am selben Ort, Und wieder einen hab’ ich in Magione, Vier in La Fratta, zehn in Castiglione. 5 Hugo Wolf »Sagt, seid ihr es, feiner Herr« aus: Spanisches Liederbuch (Weltliche Lieder) (1889 – 1890) (Textdichter unbekannt, Übers. von Paul Heyse) Hugo Wolf »In dem Schatten meiner Locken« aus: Spanisches Liederbuch (Weltliche Lieder) (1889 – 1890) (Text von Pedro Arias Perez Übers. von Paul Heyse) Sagt, seid Ihr es, feiner Herr, der da jüngst so hübsch gesprungen und gesprungen und gesungen? Seid Ihr der, vor dessen Kehle Keiner mehr zu Wort gekommen? habt die Backen voll genommen, sangt gar artig, ohne Fehle. Ja, Ihr seid’s, bei meiner Seele, der so mit uns umgesprungen und gesprungen und gesungen. Seid Ihr’s, der auf Castagnetten und Gesang sich nie verstand, der sie Liebe nie gekannt, der da floh vor Weiberketten? Ja, Ihr seid’s; doch möcht ich wetten, manch ein Lieb habt Ihr umschlungen und gesprungen und gesungen. Seid Ihr der, der Tanz und Lieder so herausstrich ohne Mass? Seid Ihr’s, der im Winkel saß und nicht regte seine Glieder? Ja Ihr seid’s, ich kenn’ Euch wieder, der zum Gähnen uns gezwungen und gesprungen und gesungen! In dem Schatten meiner Locken Schlief mir mein Geliebter ein. Weck ich ihn nun auf? – Ach nein! Sorglich strählt ich meine krausen Locken täglich in der Frühe, Doch umsonst ist meine Mühe, weil die Winde sie zerzausen. Lockenschatten, Windessausen Schläferten den Liebsten ein. Weck ich ihn nun auf? – Ach nein! Hören muß ich, wie ihn gräme, Daß er schmachtet schon so lange, Daß ihm Leben geb’ und nehme Diese meine braune Wange, Und er nennt mich eine Schlange, Und doch schlief er bei mir ein. Weck ich ihn nun auf? – Ach nein! Hugo Wolf »Klinge, klinge, mein Pandero« aus: Spanisches Liederbuch (Weltliche Lieder) (1889 – 1890) (Text von Alvaro Fernandez de Almeida, Übers. von Emanuel Geibel) Klinge, klinge, mein Pandero, doch an andres denkt mein Herz. Wenn du, muntres Ding, verständest meine Qual und sie empfändest, jeden Ton, den du entsendest, würde klagen meinen Schmerz. Bei des Tanzes Drehn und Neigen schlag’ ich wild den Takt zum Reigen, daß nur die Gedanken schweigen, die mich mahnen an den Schmerz. Ach, ihr Herrn, dann will im Schwingen oftmals mir die Brust zerspringen, und zum Angstschrei wird mein Singen, denn an andres denkt mein Herz. 6 Manuel de Falla Siete canciones populares españolas (1914) (Text von Gregorio Martínez Sierra) Sieben spanische Volkslieder El paño moruno (Text von Gregorio Martínez Sierra) Das maurische Tuch Al paño fino, en la tienda, una mancha le cayó; Por menos precio se vende, Porque perdió su valor. ¡Ay! In das feine Tuch, im Laden geriet ein Fleck hinein; herabgesetzt ist es zu haben, denn seinen Wert büßte es ein. ¡Ay! Seguidilla murciana (Text: Volksweise) Seguidilla aus Murcia Cualquiera que el tejado Tenga de vidrio, No debe tirar piedras Al del vecino. Arrieros semos; ¡Puede que en el camino Nos encontremos! Wer immer im Glashaus sitzt, wirft besser keine Steine auf Nachbars Dach. Nicht nur Fuhrleute treffen sich immer wieder: Was man getan hat heut, oft morgen man bereut! Por tu mucha inconstancia Yo te comparo Con peseta que corre De mano en mano; Que al fin se borra, Y creyéndola falsa ¡Nadie la toma! Weil auf dich kein Verlass ist, will ich dich vergleichen mit der Pesete, die wandert von einem zum andern, und sich schließlich so abnutzt, dass sie jeder für falsch hält: Und niemand will sie! Asturiana (Text: Volksweise) Asturisches Lied Als traurig ich Tröstung suchte, schmiegte ich mich an eine Kiefer, als traurig ich Tröstung suchte. Por ver si me consolaba, Arrimé a un pino verde, Por ver si me consolaba. Sah mich weinen und musste weinen, ja die Kiefer, und sie war grüne, sah mich weinen und musste weinen. Por verme llorar, lloraba. Y el pino, como era verde, Por verme llorar, lloraba. 7 Jota (Text: Volksweise) Jota Dicen que no nos queremos Porque no nos ven hablar; A tu corazón y al mío Se lo pueden preguntar. Sie sagen, dass wir uns nicht lieben, weil sie uns nicht reden sehn: Sie können dein Herz und meines ja gern danach fragen gehn. Ya me despido de tí, De tu casa y tu ventana, Y aunque no quiera tu madre, Adiós, niña, hasta mañana. Aunque no quiera tu madre … Deinem Fenster und deinem Haus Kind, sag ich Adieu und muss gehen; obwohl‘s deine Mutter nicht möchte, Lebwohl, morgen komm ich dich sehen. Obwohl‘s deine Mutter nicht möchte … Nana (Text: Volksweise) Wiegenlied Duérmete, niño, duerme, Duerme, mi alma, Duérmete, lucerito De la mañana. Nanita, nana, Nanita, nana. Duérmete, lucerito De la mañana. Schlafe, mein Kindchen, schlafe, schlafe, mein Herzchen, schlaf, mein kleines Sternchen, Sternchen des Morgens. Nanita, nana, Nanita, nana. Schlaf, mein kleines Sternchen, Sternchen des Morgens. Canción (Text: unbekannter Verfasser) Lied Por traidores, tus ojos, voy a enterrarlos; No sabes lo que cuesta, «Del aire» Niña, el mirarlos. «Madre a la orilla Madre.» Deine Augen sind trügrisch, drum will ich sie begraben; weißt nicht, wie es mir schwer fällt – »so luftig« –, Mädchen, sie zu schauen. »Mutter, ja an das Ufer, o Mutter«. Dicen que no me quieres, Ya me has querido… Váyase lo ganado, «Del aire» Por lo perdido, «Madre a la orilla Madre.» Sie sagen, dass du mich nicht lieb hast, – du hast mich schon geliebt … Soll doch verschwinden, was gewonnen – »so luftig« –, für das, was zerronnen. »Mutter, ja an das Ufer, o Mutter«. 8 Polo (Text: andalusische Volksweise) Polo ¡Ay! Guardo una, ¡Ay! Guardo una, ¡Ay! ¡Guardo una pena en mi pecho, ¡Guardo una pena en mi pecho, ¡Ay! Que a nadie se la diré! ¡Ay! – ich trage ein ¡Weh!, ich trage ein ¡Weh!, in meiner Brust trage ich Schmerzen, in meiner Brust trage ich Schmerzen, ¡ay! von denen ich niemand sag! Malhaya el amor, malhaya, Malhaya el amor, malhaya, ¡Ay! ¡Y quien me lo dió a entender! ¡Ay! Verflucht sei die Liebe, zum Teufel, verflucht sei die Liebe, zum Teufel, ¡ay!, und wer sie mich spüren ließ! ¡Ay! Deutsch: Sebastian Viebahn Henri Duparc Romance de Mignon op. 2,3 aus: Cinq Mélodies op. 2 (1868 – 69) (Text von Victor Wilder) Liebeslied der Mignon Le connais-tu, ce radieux pays Où brille dans les branches l’or des fruits? Un doux zéphir embaume l’air Et le laurier s’unit au myrte vert. Le connais-tu, le connais-tu? Là-bas, là-bas, mon bien-aimé, Courons porter nos pas. Kennst du es wohl, das Land im Strahlenlicht, wo golden glühn die Früchte in Zweigen dicht? Wo sanfter Zephir duftig weht, vereint die Myrte mit dem Lorbeer steht? Kennst du es wohl, kennst du es wohl? Dahin, dahin, Geliebter mein, lenk unsern Schritt geschwind. Le connais-tu, ce merveilleux séjour Où tout me parle encor de notre amour? Où chaque objet me dit avec douleur: Qui t’a ravi ta joie et ton bonheur? Le connais-tu, le connais-tu? Là-bas, là-bas, mon bien-aimé, Courons porter nos pas. Kennst du es wohl, das herrliche Gemach, wo unsre Liebe klingt in allem nach, wo jedes Ding mich schmerzergriffen fragt: Wer hat um Glück und Freude dich gebracht? Kennst du es wohl, kennst du es wohl? Dahin, dahin, Geliebter mein, lenk unsern Schritt geschwind. 9 Henri Duparc L’Invitation au voyage (Text von Charles Baudelaire) Einladung zur Reise Mon enfant, ma sœur, Songe à la douceur D’aller là-bas vivre ensemble, Aimer à loisir, Aimer et mourir Au pays qui te ressemble. Les soleils mouillés De ces ciels brouillés Pour mon esprit ont les charmes Si mystérieux De tes traîtres yeux, Brillant à travers leurs larmes. Là, tout n’est qu’ordre et beauté, Luxe, calme et volupté. Meine Schwester, mein Kind, denk wie traumhaft schön, dort hin zu ziehn und leben: Zu lieben nach Lust zu zweit bis zum Tod in dem Land, das dir so ähnelt! Die Sonnen im Dunst an Himmeln feuchttrüb, sie haben für mich den Zauber deines Augenpaars, das so trügrisch glänzt, verschleiert durch seine Tränen: Überall Schönheit, Überfluss, Ruhe, Ebenmaß, Genuss. Vois sur ces canaux Dormir ces vaisseaux Dont l’humeur est vagabonde; C’est pour assouvir Ton moindre désir Qu’ils viennent du bout du monde. Les soleils couchants Revêtent les champs, Les canaux, la ville entière, D’hyacinthe et d’or; Le monde s’endort Dans une chaude lumière! Là, tout n’est qu’ordre et beauté, Luxe, calme et volupté. Sieh auf jedem Kanal die Schiffe im Schlaf – ins Ferne schweift ihr Wesen –: Um den kleinsten Wunsch dir noch zu erfülln, kamen sie vom Weltenende. Jede Sonne, die sinkt, sie kleidet das Feld, die Kanäle, das ganze Städtchen, in Hyazinth und Gold – die Welt schläft ein, in warmes Licht gebadet. Überall Schönheit, Überfluss, Ruhe, Ebenmaß, Genuss. 10 Reynaldo Hahn Lydé aus: Études latines (1900) (Text von Charles-Marie-René Leconte de Lisle) Lyde Viens! C’est le jour d’un Dieu. Puisons avec largesse Le Cécube clos au cellier. Fière Lydé, permets au plaisir familier D’amollir un peu ta sagesse. Auf – welch ein Göttertag! – so hol‘n wir nicht zu knapp Caecubum vom Keller hoch. Sonst so stolz, Lyde, leg nur mir zulieb doch deine weise Nüchternheit ab. L’heure fuit, l’horizon rougit sous le soleil, Hâte-toi. L’amphore remplie Sous Bibulus consul, repose ensevelie: Trouble son antique sommeil. Die Zeit fliegt! Der Horizont, er flammt rot, wo Sonne traf, drum eile. Denn gut verhüllt liegt die Amphore, zu Bibulus‘ Konsulszeit gefüllt: Stör sie auf aus uraltem Schlaf. Je chanterai les flots amers, la verte tresse Des Néréides; toi, Lydé, Sur ta lyre enlacée à ton bras accoudé Chante Diane chasseresse. Ich sing von bittrer See und von den Zöpfen so grün der Nereiden; Lyde, du auf der Leier, die du schmiegst in deine Arme, sing zu von Diana, der Jägerin. Puis nous dirons Vénus et son char attelé De cygnes qu’un lien d’or guide, Les Cyclades, Paphos, et tes rives, ô Gnide! Puis, un hymne au ciel étoilé. Dann wird erzählt: von Venus, wie sie Schwäne hält vorm Wagen, an goldenem Band; von den Kykladen, Paphos, und o Knidos, deinem Strand! Zuletzt ein Loblied, aufs Sternenzelt! Reynaldo Hahn Vile potabis aus: Études latines (1900) (Text von Charles-Marie-René Leconte de Lisle) Wohlfeil wirst du trinken En mes coupes d’un prix modique Veux-tu tenter mon humble vin? Je l’ai scellé dans l’urne Attique Au sortir du pressoir Sabin. Il est un peu rude et moderne : Cécube, Calès ni Falerne Ne mûrissent dans mon cellier ; Mais les Muses me sont amies, Et les Muses font oublier Ta vigne dorée, ô Formies! Willst du wohlfeile Kelche kosten von meinem schlichten, kleinen Wein? Sowie er lief aus sabinischer Kelter, schloss ich ihn in Amphoren ein. Etwas unreif und herb ist er zwar; Caecubum, Cales, Falerner, wohl wahr, reifen nicht hier im Kellerraum; doch die Musen sind mir hold, und dank Musen miss ich kaum o Formiae, dein Rebengold! 11 Reynaldo Hahn Tyndaris aus: Études latines (1900) (Text von Charles-Marie-René Leconte de Lisle) Tyndaris Ô blanche Tyndaris, les Dieux me sont amis : Ils aiment les Muses Latines; Et l’aneth et le myrte et le thym des collines Croissent aux prés qu’ils m’ont soumis. O weißes Tyndaris, der Götter Gunst mir lacht, sie lieben lateinische Verse; voller Dill, voll Myrte und Bergthymianen stehn die Au‘n, die sie mir vermacht. Viens ; mes ramiers chéris, aux voluptés plaintives, Ici se plaisent à gémir ; Et sous l’épais feuillage il est doux de dormir Au bruit des sources fugitives. Komm; meine Tauben treu, in melancholischen Wonnen, wie lustvoll seufzen sie hier; und unterm dichten Laub schlummert sich so süß zum Laut von lauschigen Bronnen. Deutsch: Sebastian Viebahn Charles Koechlin Chanson d’Éngaddi op. 56,1 aus: Cinq Mélodies op. 56 (1914 – 16) (Text aus der Sammlung Shéhérazade von Tristan Klingsor) Lied von En Gedi Si tu veux une fiole jolie Et fine comme une fillette arabe, Petite fille aux chères folies, Petite amoureuse adorable Möchtest du Phiolen so hübsch, so schlank wie arabische Mädchen, kleines Mädel mit süßen Spleens, kleines entzückendes Liebchen? Si tu veux une fiole d’argile peinte et d’argent ciselé, mignonne, La voici pour y mettre la myrrhe et mainte autre odeur d’héliotrope d’automne. Willst du irdne, bemalte Phiolen, mit Silber, ziseliert, ganz süß, so nimm die, um sie mit Myrrhe zu füllen und manchem Vanilleblumduft des Herbsts. Maintenant, parfume notre lit de violette, Et tes lèvres amoureuses d’iris, Et brûle dans une cassolette, Cet étrange ambre gris qui nous grise. Parfümiere nunmehr unsre Bettstatt mit Veilchen, mit Iris die Lippen, von Liebe voll; entzünde, in der Räucherpfanne, jenes seltsame Amber, das berauscht. Mais garde pour demain Cette fiole mystérieuse de myrrhe, Ces essences de rose et de jasmin, Et laisse-moi ce soir dormir Doch heb für morgen noch auf die mit Myrrhe gefüllte Phiole, die Essenzen von Rose und von Jasmin, und lass mich heut Nacht geborgen schlafen 12 Dans l’or embaumé de tes boucles Plus douces que tous les sachets d’Engaddi, Avec la féerique fleur de ton corps souple Entre mes bras de magicien maudit. im duftigen Goldfluss all deiner Locken, die süßer als jedes Parfüm sind aus En Gedi – mit deinem feenhaft blühenden, schmiegsamen Körper im Arm von mir verfluchtem Meister der Magie. Charles Koechlin La Chanson d’Ishak de Mossoul aus: Huit Mélodies op. 84 (1922/23) (Text aus der Sammlung Shéhérazade von Tristan Klingsor) Das Lied von Ishak aus Mossul Diese Verse von bezaubernder Poetik, es ist Ishak, Sänger aus Mossul, der sie sang hinauf zu meiner arabischen Terrasse, in Mossuls altem Klang, derweil mein Mann schon tiefer als ein toter Baumstumpf schlief; und seit damals sind meine Träume all‘ erfüllt vom glüh‘nden Eid; mein Leib berauscht von Kopf bis Fuß, und meine Psyche immer noch konfus vom Liebesschwur, dem ich gelauscht. Ces vers d’une poésie adorable, C’est vers, c’est Ishak de Mossoul, le musicien Qui les a chantés sous ma terrasse arabe, Selon leur mode ancien, Pendant que mon époux dormait Comme une souche de bois sec, Et désormais, Je berce ma rêverie avec Les folles promesses qui grisent Tout mon corps, Et ma tête est toute troublée encor Des paroles d’amour que j’ai apprises. Deutsch: Sebastian Viebahn Francis Poulenc Voyage à Paris aus: Banalités (1940) (Text von Guillaume Apollinaire) Reise nach Paris Ach! Wie bezaubernd Ein eintöniges Land zu verlassen Nach Paris Dem wunderbaren Paris Das eines Tages die Liebe erschaffen haben muß. Ah! la charmante chose Quitter un pays morose Pour Paris Paris joli Qu’un jour dût créer l’Amour. Deutsch: Sebastian Viebahn nach der Übersetzung von Gery Bramall 13 Francis Poulenc Montparnasse (1941 – 45) (Text von Guillaume Apollinaire) Montparnasse O Hotelportal mit den zwei grünen Pflanzen, Grün, das niemals Blüten tragen wird Wo sind meine Früchte Wo soll ich bleiben O Hotelportal ein Engel steht vor dir und verteilt Prospekte Nie wurde die Tugend so gut verteidigt Gebt mir ein Zimmer zum Wochenpreis fürimmer Bärtiger Engel in Wirklichkeit sind Sie Ein Dichter aus Deutschland Der Paris kennen lernen will Von seinem Pflaster kennen Sie Jene Linien, auf die man nicht treten darf Und Sie träumen davon Ihren Sonntag in Garches zu verbringen Es ist etwas drückend und Ihre Haare sind lang O braver kleiner Dichter, ein bisschen dumm und zu blond Ihre Augen ähneln so sehr den zwei großen Ballons Die sich in die klare Luft erheben Ins Blaue Ô porte de l’hôtel avec deux plantes vertes Vertes qui jamais Ne porteront de fleurs Où sont mes fruits Où me planté-je Ô porte de l’hôtel un ange est devant toi Distribuant des prospectus On n’a jamais si bien défendu la vertu Donnez-moi pour toujours une chambre à la semaine Ange barbu vous êtes en réalité Un poète lyrique d’Allemagne Qui voulez connaître Paris Vous connaissez de son pavé Ces raies sur lesquelles il ne faut pas que l’on marche Et vous rêvez D’aller passer votre Dimanche à Garches Il fait un peu lourd et vos cheveux sont longs Ô bon petit poète un peu bête et trop blond Vos yeux ressemblent tant à ces deux grands ballons Qui s’en vont dans l’air pur À l’aventure. Deutsch: Gabriele Grunert 14 Francis Poulenc Hyde Park (1945) (Text von Guillaume Apollinaire) Hyde Park Les Faiseurs de religion Prêchaient dans le brouillard Les ombres près de qui nous passions Jouaient à collin maillard Die Religionsschöpfer Predigten im Nebel Die Schatten an denen wir dicht vorbeigingen Spielten Blindekuh À soixante-dix ans Joues fraîches de petits enfants Venez venez Eléonore Et que sais-je encore Mit siebzig Jahren Frische Kleinkinderwangen Komm komm Eleonore Und was weiß ich noch Regardez venir les cyclopes Les pipes s’envolaient Mais envolez-vous-en Regards impénitents Et l’Europe l’Europe Schaut wie die Zyklopen kommen Pfeifen wurden hochgeblasen Aber verschwindet mit Unbußfertigen Blicken Und Europa Europa Regards sacrés Mains enamourées Et les amants s’aimèrent Tant que prêcheurs prêchèrent Salbungsvolle Blicke Verliebte Hände Und die Liebenden liebten sich Solange Prediger predigten Francis Poulenc Hôtel aus: Banalités (1940) (Texte von Guillaume Apollinaire) Hotel Ma chambre a la forme d’une cage Le soleil passe son bras par la fenêtre. Mais moi qui veux fumer pour faire des mirages J’allume au feu du jour ma cigarette. Je ne veux pas travailler je veux fumer. Mein Zimmer hat die Form eines Käfigs Die Sonne streckt ihren Arm durch das Fenster Aber ich, der ich rauchen möchte, Um Bilder zu formen Zünde am Feuer des Tages meine Zigarette an Ich will nicht arbeiten Ich will rauchen. Deutsch: Sebastian Viebahn nach der Übersetzung von Gery Bramall 15 Samuel Barber Solitary Hotel op. 41, 4 aus: Despite and Still op. 41 (1968 – 69) (Texte aus Ulysses von James Joyce) Einsames Hotel Solitary hotel in mountain pass. Autumn. Twilight. Fire lit. In dark corner young man seated. Young woman enters. Restless. Solitary. She sits. She goes to window. She stands. She sits. Twilight. She thinks. On solitary hotel-paper she writes. She thinks. She writes. She sighs. Wheels and hoofs. She hurries out. He comes from his dark corner. He seizes solitary paper. He holds it towards fire. Twilight. He reads. Solitary. What? In sloping, upright and backhands. Queen’s hotel, Queen’s hotel, Queen’s ho-… Einsames Hotel an Bergpass. Herbst. Dämmerung. Kaminfeuer brennt. In dunkler Ecke sitzender junger Mann. Junge Frau kommt herein. Ist unruhig. Einsam. Setzt sich. Geht ans Fenster. Sie steht. Setzt sich. Dämmerung. Denkt nach. Schreibt etwas auf Papier des einsamen Hotels. Denkt nach. Schreibt. Sie seufzt. Räder und Hufe. Sie eilt nach draußen. Er kommt aus seiner dunklen Ecke. Nimmt den einsamen Zettel. Hält ihn gegen das Feuer. Dämmerlicht. Er liest. Einsam. Was? Schräge, aufrechte Schrift, linksgeneigt: Queen’s Hotel, Queen’s Hotel, Queen’s Ho . . . Deutsch: Sebastian Viebahn Aaron Copland »A Summer Vacation« aus: Three Songs (1918) (Text von Aaron Schaffer) Days of joy, how have ye fled? Joy immortal, are ye dead? Is there nothing that can hold you? Can my limp arms not enfold you? Days of floating on the stream, Softly lapped as in a dream, With the white clouds swimming slowly In an ether pure and holy! Sagt, Glückstage, warum ihr floht? Ewige Freude, holt dich der Tod? Kann euch zu bleiben nichts bewegen, mein matter Arm sich um euch legen? Tage treibend auf dem Strom schaukelnd sanft, als träumt‘ ich schon, wenn ruhig sich weiße Wolkenmassen in heil‘gem Äther driften lassen! Deutsch: Sebastian Viebahn 16 Samuel Barber »Sure on this Shining Night« op. 13, 3 aus: Four Songs op. 13 (1937 – 40) (Text von James Agee) »Sicher in dieser leuchtenden Nacht« Sure on this shining night Of star-made shadows round, Kindness must watch for me This side the ground. Sicher in dieser leuchtenden Nacht von sternengemachten Schatten überall, Güte muss halten über mich Wacht auf dieser Seite vom Erdenball. The late year lies down the north. All is healed, all is health. High summer holds the earth. Hearts all whole. Das alte Jahr legt sich im Norden nieder. Alles ist heil, alles geheilt. Hochsommer umfängt die Erde. Herzen alle ganz. Sure on this shining night I weep for wonder wandering far alone Of shadows on the stars. Sicher in dieser leuchtenden Nacht wein ich vor Staunen; allein wandre ich weit von Schatten auf den Sternen. Deutsch: Guntrud Argo 17 ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN KONZERTS Hugo Wolf Es drängt sie fort, die Poetenseele, hinaus aus den eigenen »vier Wänden«, um in fernen Regionen – oder auch nur eine Straßenecke entfernt – Inspiration zu schlürfen, in der Beschreibung des Fremden sich selbst zu reflektieren. Dies ist, emphatisch formuliert, das Thema des heutigen Konzerts. Nicht zufällig steht in seinem Motto der Begriff ›Sehnsucht‹ an zentraler Stelle: Sie richtet sich zum einen in die (nahe) Ferne, zum anderen in die Vergangenheit. Erinnerungen an Orte, Menschen, Begegnungen fesseln die Seele, und wer wäre begabter, solch magische Momente fühlbar zu machen als die Dichter und, ihnen nachspürend, die Komponisten. Wir werden hören, welch weite Wege die Poesie hierbei durchschreitet. Das Spektrum reicht von Melancholie und schmerzlichem Sehnen über Exotismen und Galanterien bis hin zu Ironie und Absurdität. Mignon, das rätselhafte Kindwesen aus Goethes Wilhelm Meister, steht am Beginn: Die berühmte Anfangszeile aus einem ihrer klagenden Lieder ist zur Chiffre teutonischer Italien-Sehnsüchte schlechthin geworden: »Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh’n«. In seiner 1888 entstandenen Vertonung stellt Hugo Wolf die strophische Struktur des Gedichts nicht in Frage und schafft doch zugleich einen gewaltigen dramatischen Bogen, an dessen Ende sich die »Flut« geradezu ekstatisch entlädt … ein Bild, das sich im Grunde auf Hugo Wolfs gesamtes Schaffen übertragen ließe: Dieses vollzog sich in heftigen Schüben, deren Ausbrüche ebenso wenig vorhersehbar waren wie ihr jähes Ende. »Ich fühle übermenschliche Kräfte in mir […] Ich glaube, es mit der ganzen Welt aufnehmen zu dürfen, so siegreich ist mir zu Mute«. Zuständen wie diesen folgten regelmäßig furchtbare Zusammenbrüche, so dass es kaum übertrieben scheint, im Zusammenhang mit Hugo Wolf von einem ›Krankheitsbild des Komponierens‹zu sprechen. Sein schöpferisches Leben endete früh. Als Folge einer syphilitischen Infektion war es geprägt durch fortschreitende Paralyse des Gehirns, einen Prozess, der um 1897 zu geistiger Umnachtung führte. Das Erstaunliche: Wolfs schöpferische Hochphasen brachten nicht überbordende, haltlose Gebilde, sondern Meisterwerke musikalischer Verdichtung hervor. Zweifellos gehörte Wolf zu jener Handvoll Komponisten, die die 18 Fähigkeit besaßen, zum Kern poetischer Texte vorzudringen und diesen mit einer einzigen melodischen Geste, einem Motiv, einer Akkordfolge, mit differenziertester Textdeklamation zum Klingen zu bringen. Hiervon zeugen neben den Goethe-, Eichendorff- und MörikeVertonungen auch seine beiden »Fernweh«-Zyklen, deren Texte er Paul Heyses und Emanuel Geibels Nachdichtungen mediterraner Volkspoesie entnahm. «Ich spüre verdächtige Anzeichen zum Komponieren in mir und erwarte jeden Augenblick eine Explosion. Die wunderbare Ruhe und gänzliche Abgeschlossenheit hier berauschen mich förmlich«, notiert Wolf am 24. September 1890 am Attersee, und schon am nächsten Tag entstand »Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne«, mit dem die Arbeit am Italienischen Liederbuch begann. In den Gedichten dieses Zyklus – und so auch in der Auswahl, die wir im heutigen Konzert hören – werden die Facetten der Liebe abwechselnd in leidenschaftlichem, galantem und spöttischem Ton behandelt. Auf das innigausdrucksvolle Eröffnungslied folgt die »Valse mélancholique« »Mein Liebster singt am Haus im Mondenschein«, deren Klavierpart mit Borduneffekten und verzierungsreicher Melodik von ferne an lautenbegleitete Serenaden gemahnt, während die Gesangslinie den Kummer des Mädchens nachzeichnet. Als Meister der Groteske zeigt sich Wolf in den nächsten Liedern: Der kleinschrittig tastende Klavierpart von »Mein Liebster ist so klein« macht diese Genreszene zu einem Spottlied, das die ›erotische Frustration‹ (Kurt Honolka) des lyrischen Ich kaum verhehlt. Den Hungersnöten des verfressenen Toni in »Ich ließ mir sagen« verleiht Wolf das Gepränge eines pompösen Marsches mit quasi-barocken Anklängen. Am Ende steht die hektisch-erregte Aufzählung aller erreichbaren Liebhaber – »Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen« –, die ihrerseits in eine furiose Kaskade des Klaviers einmündet. Zu den Charakteristika der Wolfschen Liedkunst gehört die Emanzipation des Klaviers von der Gesangslinie. Häufig weitet sich der Klavierpart – wiewohl mit dem Gesang eng verzahnt – zur unabhängigen Hauptstimme aus. Phrasenverläufe entkoppeln sich, das Klavier wird zum Kommentator des gesungenen Wortes, ja: zur psychologisierenden Instanz, die tiefere Schichten des 19 Geschehens freilegt. Der Komponist setzt dieses Stilelement ein, um Simultaneität zu erzielen – wie etwa in »Mein Liebster singt« – und zugleich, um Gesang und Klavierdiskant in »entwickelnder Variation« (à la Schönberg!) parallel zu führen und dieser Struktur in der linken Hand des Klavierparts noch einen Kontrapunkt hinzuzufügen. Ein Paradebeispiel hierfür ist »Mir ward gesagt« ebenso wie das nun folgende »Sagt, seid Ihr es, feiner Herr« aus dem Spanischen Liederbuch, einem 44 Lieder umfassenden Zyklus, der zwischen Oktober 1889 und April 1890 entstand. Mag die ostinate Führung des Klavierbasses folkloristische Assoziationen wecken, so entstammen harmonischer und formaler Duktus des Liedes (wie des ganzen Zyklus) der avancierten Musiklandschaft des späten 19. Jahrhunderts. Wolf vermeidet gleichmäßige Periodik ebenso wie dem strophischen Aufbau geschuldete tongetreue Wiederholungen und geht mithin jedem »Volkston« demonstrativ aus dem Weg. Seine Tonsprache ist »frei von nostalgischen Zügen« (M. Schwering). Dies gilt auch für die folgenden Lieder – »In dem Schatten meiner Locken« und »Klinge, klinge, mein Pandero« –, wiewohl Fandango-Rhythmus und MandolinenAnklänge für sublimiertes Lokalkolorit sorgen. Manuel de Falla »Richtig« spanisch wird es dafür anschließend mit Manuel de Fallas Siete canciones populares espaniolas … wirklich? Unstrittig ist, dass der in Cadiz geborene Komponist hier nicht nur Volkspoesie, sondern auch authentische Volksliedmelodik aufgreift oder dieser zumindest unmittelbar nachspürt. Hinsichtlich ihrer Form wie der Ausgestaltung des Klavierparts zeigen diese Lieder jedoch enge Verwandtschaft mit französischen Liedern der Jahrhundertwende. Doch auch von diesen weicht de Falla, der seit 1907 prägende Jahre in Paris verbrachte, in zweierlei Hinsicht ab: In den Siete canciones erscheint der Klavierpart häufig als Derivat der Gesangslinie: Er nimmt deren Melodik vorweg, kontrapunktiert sie unmittelbar, spinnt sie fort und schafft so unterschwellig ein hohes Maß an motivischer Einheit. Überdies entlehnt de Falla harmonische Muster der spanischen Folklore und fügt sie auf subtile Weise in den Klaviersatz ein. Dies führt zu ungewöhnlichen harmonischen Fortschreitungen, 20 etwa in dem Lied Asturiana, das von einem führenden Theoretiker der Zeit als Beispiel für die Einbeziehung volksmusikalischer Idiomatik erwähnt wird. Dies wäre hier kaum erwähnenswert, handelte es sich bei diesem Theoretiker nicht auch um einen bedeutenden Komponisten, von den wir noch hören werden: Charles Koechlin! De Fallas Canciones sind symmetrisch angelegt: Die an vierter Stelle stehende schwungvolle Jota bildet eine Mittelachse, das mehrteilige Lied ist das längste und elaborierteste der gesamten Gruppe. Angrenzend kontrastieren – jeweils in ruhigem Zeitmaß gehalten – Asturiana und Nana, während die Außenpositionen jeweils aus einem Allegretto-Allegro-Paar bestehen: Auf das einleitende Lied El pano moruno, in dem der Wertverlust eines feinen maurischen Tuches durch einen Flecken beklagt wird, folgt eine schnelle Seguidilla, deren Text – in leicht verschraubter Logik – von des Menschen Unbeständigkeit handelt. Die beiden abschließenden Lieder sind wiederum kontrastierend angelegt: In Cancion geht es, ungeachtet der fröhlichen Melodik, offenbar um eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung, während Polo nichts Geringeres enthält als den wild herausgeschrieenen Fluch auf die Liebe und auf denjenigen, der diese Qual verursacht hat. Henri Duparc, Reynaldo Hahn, Charles Koechlin, Francis Poulenc Der zweite Teil des Konzerts weckt Sehnsüchte nach fernen, exotischen Schauplätzen, daneben aber auch nach jenem magischen Ort, der in einigen Liedern thematisiert wird und zugleich als ihr mutmaßlicher Entstehungsort auf der Bildfläche erscheint: Paris! Drei der hier vertretenen Komponisten wurden in der Seinemetropole geboren, darunter Henri Duparc, dessen 1869 entstandene Romance de Mignon zum Vergleich mit Wolfs »Kennst du das Land« einlädt. Der Romance liegt eine freie Nachdichtung des Goethe-Gedichts aus der Feder des belgischen Dichters Victor Wilder zu Grunde. Wilder verkürzt das Gedicht von drei auf zwei Strophen und glättet seine Wogen: Auf der »Drachen alte Brut« warten wir vergeblich, und auch die zweite Strophe lässt in 21 der Zeile »Qui t’a ravi ta joie et ton bonheur?« den ursprünglichen Klageton Goethes – »Was hat man dir, du armes Kind, getan?« – nur erahnen. Entsprechend dominieren in Duparcs Vertonung die milderen Farben, doch zeigen der modulatorische Reichtum und die Feinheiten der Deklamation alle Vorzüge der großen Liedkunst Duparcs. Kaum zwanzig Lieder, Resultat eines langen Komponistenlebens? In der Tat wurde Duparc fünfundachtzig Jahre alt, doch war diesem Liedmeister nur eine kurze schöpferische Zeitspanne gegeben: Ein Nervenleiden, das zu fortschreitender Paralyse führte, zwang ihn bereits 1885 zur Aufgabe seiner kompositorischen Arbeit. Jahrzehnte später erblindete er, seine zweite schöpferische Passion, die Malerei, kam auf diese Weise ebenfalls zum Erliegen. Dass sein Leben nicht in tiefer Depression endete, ist einer späten Intensivierung seiner Religiosität zu danken. Gemeinsam mit dem Dichter Paul Claudel besuchte er den damals noch nicht touristisch verschandelten Wallfahrtsort Lourdes und notierte später, anlässlich seiner Erblindung: »Habe ich nicht immer die Formen und Farben geliebt, und möchte Gott nicht offensichtlich, dass ich von hier an ein mehr nach innen gerichtetes, auf ihn konzentriertes Leben führe?« Duparcs schmales Œuvre entstand im Zeitraum zwischen 1868 und 1884. Einige der Lieder unterzog er eingehenden Revisionen, zu einigen fertigte er, teilweise noch in seiner von Krankheit geprägten Lebensphase, Orchesterfassungen an. Aus der Fülle der Romances und Mélodies, die sich in den Salons des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten, ragen die Lieder Duparcs als subtile Lyrikvertonungen von exquisitem Reiz hervor. Quinte und Quarte als komplementäre Intervalle bilden eine unterschwellig wahrnehmbare Klammer, die Strophe und Refrain in Duparcs Baudelaire-Vertonung L’invitation au voyage verbindet: Den oszillierenden Akkordlandschaften, über denen sich der Gesang entfaltet, liegt die immer wieder leise angeschlagene Bassquinte zu Grunde. Diese tritt, zur Quarte gespiegelt, in dem Moment in den Vordergrund, da das lyrische Ich die Worte spricht: »Là, tous n’est qu’ordre et beauté, luxe, calme et volupté« / »Dort ist nichts als Ordnung und Schönheit, Luxus, Ruhe und Vergnügen«. Vergessen wir nicht, dass diese scheinbar 22 verführerischen Verse Baudelaires berühmtem Zyklus »Fleurs du mal« – den ›Blumen des Bösen‹ – entstammen! Reynaldo Hahn Geboren in Caracas als Sohn einer Venezolanerin und eines Deutschen, kam Reynaldo Hahn als Dreijähriger nach Paris und genoss eine ›éducation culturelle‹ nach französischem Gusto. Er studierte Komposition bei Massenet und trat früh als Liedkomponist hervor. In den Salons trug er häufig seine Lieder selbst vor und begleitete sich am Klavier. Zu seinem Freundeskreis gehörten illustre Gestalten wie Sarah Bernhardt und Marcel Proust, kurz: Er war unter den Liedmeistern seiner Zeit sicherlich der Repräsentant der Belle époque. In seinen Lyrikvertonungen erweist sich Hahn als Komponist von großer melodischer Erfindungskraft und ausgeprägtem Sinn für harmonische und formale Fasslichkeit. Im Grunde aber – und hierin liegt zweifellos seine Stärke – verlässt er nie die Sphäre gehobener, exquisiter Salonmusik. 1900 erschien Hahns Liedersammlung »Études latines« auf Texte aus dem gleichnamigen Zyklus von Charles Leconte de Lisle. Dieser schillernde Literat strebte nach einer Ästhetik der »Poésie objective«: Nicht individuelle Gefühlsergießungen des lyrischen Ich sollte ihr Gegenstand sein, sondern die dichterische Beschreibung schöner Sujets und Gegenstände. Dass für Leconte de Lisle die Ideale der Antike besondere Attraktivität besaßen, kann kaum überraschen. Um diese geht es in Lydé, Vile potabis und Tyndaris: Vor unserem inneren Auge erscheint die Welt der Götter und der Musen, pittoreske Landschaften, edle Tiere, die Düfte der Myrthe und des Thymians und natürlich … der Wein! Letzterer wird insbesondere in Vile potabis zum Hauptthema, denn dieses Gedicht knüpft an eine Ode des Horaz an: Hier lädt der Dichter seinen Freund, den reichen und mächtigen Maecenas ein, mit ihm gemeinsam einfachen Sabiner Wein zu trinken. Auch in de Lisles Gedicht wird dieser Wein als »un peu rude« beschrieben. Indes, die Musen sind die Freunde der Poeten, durch sie wird selbst der schlichteste Wein veredelt. Reynaldo Hahn findet für die Gedichte de Lisles treffende musikalische Charaktere: Erhaben schreitende Klavierakkorde begleiten die Gesangslinie in Lydé, eine schlichte Melodie 23 illustriert die Horazische Weinszenerie, rauschende Arpeggien schließlich umgeben die elegischen Melodien, in die der Komponist de Lisles Evokation jener auf Sizilien gelegenen, antiken Stadt Tyndaris kleidet, die im 1. Jahrhundert n. Chr. im Meer versank. Charles Koechlin Szenen- , oder besser: Richtungswechsel: Arabien! Hierhin werden unsere Blicke und Ohren nun gelenkt, dank zweier Gedichte aus dem Zyklus »Shéhérazade« und ihrer Vertonungen durch Charles Koechlin. Léon Leclère hieß der Dichter der »Shéhérazade« mit bürgerlichem Namen, doch bekannt wurde er unter einem klangvollen Pseudonym, das Assoziationen weckt an Richard Wagners Helden: Tristan Klingsor. Auch Maurice Ravel vertonte drei Gedichte aus Klingsors arabisierendem Gedichtzyklus. Viel weniger bekannt, kaum weniger originell, für uns Hörer aber vermutlich ›sperriger‹ sind die beiden »Shéhérazade«-Lieder Koechlins, jenes eigenwilligen Komponisten und Theoretikers, der zeitlebens dem französischen Publikum mehr durch seine Schriften zur Musik bekannt war und dessen kompositorisches Werk erst in unseren Tagen ein (bescheidenes) Revival erfährt. Die Musik Koechlins widersetzt sich jeder Einordnung in musikhistorische ›Schubladen‹. Hierfür war nicht allein sein langes Leben verantwortlich, sondern auch seine außergewöhnliche Offenheit gegenüber unterschiedlichen stilistischen Einflüssen. Wie alle französischen Komponisten seiner Epoche war er geprägt durch die Persönlichkeit seines Lehrers Fauré. Doch auch die Musik Debussys, Ravels, Roussels, Florent Schmitts, des Querkopfs Satie und selbst jüngerer Kollegen wie Milhaud inspirierte ihn nachdrücklich. Als leitendes Mitglied der Société Musicale Indépendante, später des ISCM sowie als Autor und Kritiker war er viele Jahre als Promoter der jeweils Neuen Musik rast- und selbstlos tätig. Die Musik des reifen Koechlin zeigt eine starke Affinität zur Polytonalität. Auch in den beiden »Shéhérazade«-Szenen ist dies zu spüren, sie verleiht ihnen gleichermaßen exotischen wie erotischen Reiz, mag es nun – in Chanson d’Engaddi – um ein Fläschchen und die in ihr verborgenen geheimnisvollen Düfte gehen, 24 oder – in Chanson d’Ishak de Mossoul – um den arabischen Sänger, dem sie lauscht, während er, ihr Ehemann, schläft. Francis Poulenc »Mein Glaubensgrundsatz lautet: Instinkt. Ich habe keine Prinzipien, und darauf bin ich stolz. Ich habe kein Kompositionssystem, Gottseidank! Inspiration ist eine so mysteriöse Angelegenheit, dass man gar nicht versuchen sollte, sie zu erklären«. Dürfen wir Francis Poulenc trauen? Zweifellos war er ein überzeugter Synthetiker: Er erfand weder neue Akkorde noch neue Rhythmen, Modi oder Melodien, sondern fügte Vorhandenes zusammen. Das Raffinement seiner Tonsprache indes, die perfekt ausbalancierte Mischung disparater Materialien deutet an, dass Poulencs Instinkt unterstützt wurde von traumwandlerisch funktionierenden Geschmacksorganen. Seine Musik zeigt eine charmante Gemengelage unterschiedlicher Stilelemente: Melodische und harmonische Fortgänge à la Romantik stoßen auf Gershwin-Akkorde, Strawinsky-Rhythmen oder Impressionismus-Anklänge, Kontrapunktik und strenger Vokalstil auf Kabarett- und ChansonAnmutungen. Anders als vielen Zeitgenossen, die die Herkunft der Vokabularien offenzulegen trachteten, gelang es Poulencs ›Instinkt‹, hieraus eine völlig homogene Musik zu schaffen. Schon in seiner Jugend legte Poulenc ein ausgeprägtes Sensorium für Sprachpoesie an den Tag. Er pflegte Gedichte laut zu lesen und erfreute sich an Verfälschungen von Diktion, Betonung und Bedeutung. Diese Vorliebe prädestinierte ihn für die Dichtung der Surrealisten, und in der Tat war Guillaume Apollinaire einer seiner Favoriten. Frappierend ist, dass Poulencs Begabung für die Liedgattung eine stimmige Allianz von surrealistischer Dichtung und nuancenreicher Liedkunst herbeigeführt hat. In seinen Apollinaire-Vertonungen gelingt dem Komponisten eine Mélange, in der die große französische Liedtradition ihre letzte Ausprägung erfährt. »Ich bitte Sie, analysieren Sie meine Lieder nicht – lieben Sie sie!«, flehte Poulenc einst einen Studenten an, der sich anschickte, eine Doktorarbeit über die Mélodies zu schreiben. »D’accord, Monsieur!«, lautet unsere Antwort. Wir genießen, wir 25 lassen uns entführen, beispielsweise auf eine Voyage à Paris: eine knappe, witzige Huldigung an die Stadt der Sehnsucht, im Gewand eines angeschrägten Musette-Walzers! Montparnasse ist, wie es scheint, für Dichter und Komponist ein heiliger Ort. Kein Hauch von Ironie weht durch das stimmungsvolle Lied. Anders der Londoner Hyde Park: Die von Apollinaire umwerfend grotesk geschilderte Szenerie inspirierte Poulenc zu einem Ragtime. Zum Schluss ein Besuch im Hôtel: Feierlich und geheimnisvoll (mit Anklängen an Debussys ›Versunkene Glocke‹?) ertönt des Dichters Wunsch, Zigarettenrauch-Wölkchen in die Luft zu pusten … statt zu arbeiten! Samuel Barber, Aaron Copland Am Ende unserer »Fernweh-Tour«: drei Mal Amerika! Beginnend ebenfalls in einem Hotel: Die Szene Solitary Hotel entstammt dem Ulysses von James Joyce und ist von beklemmender Absurdität: Herbst, Zwielicht, sie, er, sie schreibt einen Brief, er liest ihn … »Was? Schräg, aufrecht, nach links geneigt, Queen’s hotel, Queen’s ho…«. Mit strenger Semantik wird man Joyce bekanntlich nicht gerecht. Samuel Barber – der späte Romantiker – findet für diesen fragmentarischen Text eine überzeugende Lösung: einen ziellos in sich kreisenden Pseudo-Tango. Solitary Hotel ist eine späte Komposition Barbers, sie entstammt dem Zyklus Despite and still aus den Jahren 1968 – 69. Aaron Coplands A Summer Vacation hingegen ist das Werk des Achtzehnjährigen. Der in New York Geborene stand am Beginn seines Studiums, Werke wie Quiet City oder Appalachian Spring – Manifestationen des Amerikanischen schlechthin – lagen noch in weiter Ferne. Spürbar wird in diesem frühen, weitgehend noch konventionellen Lied Coplands Begeisterung für Debussy und Ravel. Im Laufe der Folgejahre traten Mussorgsky und Skrjabin als Hausgötter hinzu, und im gleichen Maß wuchs Coplands Abneigung gegen den ehernen Konservatismus seines Lehrers Rubin Goldmark. Zu guter Letzt: Barbers 1938 entstandene, ungemein stimmungsvolle, ja: hemmungslos romantische Vertonung des Gedichts 26 Sure on this shining night von James Agee. Das Musik gewordene ›Lächeln‹ einer Sommernacht … nostalgisch, sehnsuchtsvoll, von Fernweh durchzogen. Gerhard Anders 27 BIOGRAPHIEN Christiane Karg Die Sopranistin Christiane Karg, in Feuchtwangen (Bayern) geboren, erhielt ihre Gesangsausbildung am Salzburger Mozarteum bei Heiner Hopfner sowie in der Liedklasse von Wolfgang Holzmair. Dort machte sie auch ihren Master (Lied/Oratorium) und den Abschluss im Fach Oper/Musiktheater, wofür man ihr die Lilli-Lehmann-Medaille verlieh. Im Sommer 2006 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen und erregt seitdem als Opern- und Konzertsängerin international Aufsehen. Nach einem Engagement im Hamburger Opernstudio wechselte Christiane Karg im Herbst 2008 als Ensemblemitglied an die Oper Frankfurt, wo sie seither die wichtigen Rollen ihres Fachs singt, darunter Susanna, Pamina, Servilia, Musetta, Zdenka und Melisande. Als Gast war sie an der Bayerischen Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, der Komischen Oper Berlin, dem Theater an der Wien, der Opéra de Lille und beim Glyndebourne Festival zu erleben. Bei den Salzburger Festspielen war sie wiederholt eingeladen, u. a. als Amor in Orfeo ed Euridice unter der Leitung von Riccardo Muti und als Zerlina in Mozarts Don Giovanni unter Yannick Nézet-Séguin. Die Opernsaison 2013/2014 begann sie in Antwerpen und Gent, wo sie unter der Regie von Christoph Waltz und dem Dirigat von Dmitri Jurowski erstmals Sophie in einer Neuproduktion des Rosenkavalier gesungen hat. Als Konzertsängerin gastierte Christiane Karg u. a. mit dem Concentus Musicus unter Nikolaus Harnoncourt im Wiener Musikverein, dem NDR Sinfonieorchester unter Leitung von Christoph Eschenbach und Thomas Hengelbrock, dem Danish National Symphony Orchestra unter Manfred Honeck, dem Orchestre de la Suisse Romande in Genf unter Marek Janowski, dem RSO Wien unter Cornelius Meister, dem Spanish National Orchestra unter Joseph Pons sowie der Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann sowie dem Mozarteum Orchester Salzburg. In der aktuellen Saison präsentiert sie sich als Artist in Residence 28 beim hr-Sinfonieorchester in mehreren Konzerten mit Repertoire von Barock bis zu Neuer Musik. Weitere Konzertengagements führen sie u. a. zur Mozartwoche nach Salzburg mit dem Mozarteum Orchester unter Ivor Bolton, zum WDR Sinfonieorchester Köln unter Christoph Eschenbach mit Mozarts c-Moll Messe, zur Tschechischen Philharmonie Prag unter Manfred Honeck mit Poulencs Gloria und Mozarts Exsultate jubilate, zu den Berliner Philharmonikern mit Mahlers vierter Sinfonie unter Yannick Nézet-Séguin sowie mit Brahms‘ Requiem unter Herbert Blomstedt zu den Wiener Symphonikern. Außerdem ist eine Tournee mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester unter der Leitung von David Afkam geplant. Mit besonderer Leidenschaft widmet sich Christiane Karg dem Liedgesang. Sie ist regelmäßiger Gast der Schubertiade Hohenems/Schwarzenberg und der Wigmore Hall London. Rezitals führten sie unter anderem in den Grazer und Wiener Musikverein, ins Konzerthaus Wien, zum Mozarteum Salzburg, in die Philharmonie Essen, in das Concertgebouw nach Amsterdam, zu den Strauss-Tagen nach Garmisch, zu den ElbphilharmonieKonzerten nach Hamburg sowie zu den Schwetzinger SWR Festspielen. In dieser Saison gibt sie Liederabende, begleitet von Gerold Huber, Malcolm Martineau, Wolfram Rieger und Graham Johnson, u. a. in Würzburg, Köln, München, Stuttgart, Heidelberg, Madrid, Aix-en Provence und Atlanta. Christiane Karg wurde 2009 von der Zeitschrift Opernwelt zur Nachwuchskünstlerin des Jahres gewählt. Im Oktober 2010 erhielt sie darüber hinaus den renommierten Musikpreis ECHO Klassik der Deutschen Phono-Akademie für ihre Lied-CD Verwandlung – Lieder eines Jahres (Klavier: Burkhard Kehring). Im August 2012 erschien ihre zweite CD Amoretti mit Arien von Mozart, Gluck und Grétry unter Jonathan Cohen und seinem Ensemble Arcangelo. In der Kölner Philharmonie war Christiane Karg zuletzt im Dezember 2008 zu Gast. 29 Gerold Huber Der gebürtige Straubinger studierte als Stipendiat an der Hochschule für Musik in München Klavier bei Friedemann Berger und besuchte die Liedklasse von Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin. 1998 erhielt er gemeinsam mit dem Bariton Christian Gerhaher, mit dem er bereits seit Schülertagen ein festes Lied-Duo bildet, den Prix International Pro Musicis in Paris/New York. 2001 ging er als Preisträger aus dem Internationalen Klavierwettbewerb Johann Sebastian Bach Saarbrücken hervor. Als Liedbegleiter ist er regelmäßig zu Gast bei Festivals wie der Schubertiade Schwarzenberg, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, in Vilabertran (Spanien), bei den Schwetzinger Festspielen und dem Rheingau Musik Festival sowie in den wichtigsten Konzertsälen wie der Kölner Philharmonie, der Alten Oper Frankfurt, dem Wiener Konzerthaus, dem Wiener Musikverein, dem Concertgebouw Amsterdam, der Londoner Wigmore Hall, der New Yorker Frick Collection, dem Salzburger Festspielhaus oder den Konzerthäusern in Essen, Dortmund oder Baden-Baden. Gerold Huber ist ein besonders gefragter Begleiter der jüngeren Generation und arbeitet mit einer Vielzahl international renommierter Sänger zusammen, darunter Mojca Erdmann, Christiane Karg, Christina Landshamer, Ruth Ziesak, Maximilian Schmitt, Rolando Villazón und Franz-Josef Selig. Zudem ist er der Pianist der 2002 gegründeten »Liedertafel« bestehend aus Markus Schäfer, Christian Elsner, Michael Volle und Franz-Josef Selig. Als Kammermusikpartner konzertierte Gerold Huber u. a. mit dem Artemis-Quartett, zudem arbeitet er regelmäßig mit dem Henschel-Quartett oder mit Reinhold Friedrich. Solistisch widmet er sich vornehmlich den Werken Johann Sebastian Bachs, Ludwig van Beethovens, Johannes Brahms’ und Franz Schuberts. Konzerte führten ihn u. a. in die Münchner 30 Residenz, in das Théâtre municipal de Romains nach Frankreich, zum Kultursommer Kassel oder zum New Zealand Festival in Wellington. Mit dem Schauspieler Hanns Zischler war Gerold Huber 2013 in einem Melodramenabend am Wiener Konzerthaus zu erleben. Neben zwei Solo-CDs mit Werken von Beethoven und Schumann liegen zahlreiche herausragende CD-Einspielungen gemeinsam mit Christian Gerhaher vor. Ihre Aufnahmen der Winterreise und Der schönen Müllerin wurden jeweils mit dem ECHO Klassik für die beste Liedeinspielung ausgezeichnet. Das Schubertalbum Abendbilder erhielt den Gramophone Award 2006. In den folgenden Jahren erschienen zahlreiche weitere Lied-CDs: Melancholie (Schumann) mit Christian Gerhaher, ausgezeichnet mit dem BBC Music Award 2009 sowie, ebenfalls mit Gerhaher, eine Aufnahme von Mahler-Liedern; auch diese CD wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2010. Gemeinsam mit Mojca Erdmann nahm er Wolfs Italienisches Liederbuch sowie 2012 das Album Ferne Geliebte auf, das mit Beethoven/Haydn und Schönberg/Berg eine Gegenüberstellung der beiden Wiener Schulen zeigt. Zu seiner umfangreichen Diskographie zählen außerdem Einspielungen mit Bernarda Fink (Schubert), mit Ruth Ziesak (Liszt, Haydn und Mahler/Zemlinsky, Mendelssohn) und Aufnahmen mit Maximilian Schmitt (Clara und Robert Schumann / Schubert, Die schöne Müllerin). In der Zukunft werden eine Schubert-CD mit Christian Gerhaher und Aufnahmen mit Franz-Josef Selig sowie mit Christina Landshamer erscheinen. Gerold Huber gibt immer häufiger Meisterklassen, wie zuletzt an der University of Yale, dem Aldeburgh Festival sowie bei den Schwetzinger Festspielen. Seit 2013 hat Gerold Huber eine Professur für Liedbegleitung an der Hochschule für Musik in Würzburg inne. In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im April dieses Jahres als Klavierbegleiter von Christian Gerhaher zu Gast. 31 KölnMusik-Vorschau November DI 19 20:00 DO 14 Gautier Capuçon Violoncello Venice Baroque Orchestra Andrea Marcon Dirigent 21:00 Stadtgarten Antonio Vivaldi Konzerte für Streicher und Basso continuo G-Dur RV 146, g-Moll RV 531 und a-Moll RV 418 TRIPCLUBBING Ensemble Garage KölnMusik gemeinsam mit ON – Neue Musik Köln e. V. Carl Philipp Emanuel Bach Konzert für Violoncello und Streicher a-Moll Wq 170 Francesco Geminiani Concerto grosso Nr. 12 d-Moll für Streicher und Cembalo. Arrangiert nach dem Concerto grosso op. 5 Nr. 12 von Arcangelo Corelli »La Follia« SO 17 20:00 The Cleveland Orchestra Franz Welser-Möst Dirigent Giuseppe Tartini Konzert für Violoncello und Streicher A-Dur Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 Dmitrij Schostakowitsch Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65 Baroque ... Classique 2 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. SA 23 extra mit Deutschlandfunk 2 Internationale Orchester 3 20:00 Carolin Widmann Violine Sharon Kam Klarinette Tanja Tetzlaff Violoncello Antti Siirala Klavier Béla Bartók Sonate für Violine solo Sz 117 Olivier Messiaen Quatuor pour la fin du Temps Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Portrait Carolin Widmann 3 32 Foto: Marco Borggreve Freitag 15. November 2013 19:00 Museum Ludwig 21:00 Kölner Philharmonie Carolin Widmann Violine Michael Riessler Klarinette, Saxophon Florian Weber Klavier Phil Minton Gesang Scott Fields Gitarre Pierre Charial Drehorgel Werke von Michael Riessler, Mauricio Kagel und George Gershwin Die sinnliche Kraft der Farbe Blau kehrt in der Musik als »Blues« wieder. Carolin Widmann spannt den musikalischen Blue-Note-Bogen mit idealen Partnern, denn das Programm des Abends erstreckt sich von Kagels »Blue’s Blue« bis zu Gershwins »Rhapsodie in Blue«. Mit der Eintrittskarte fürs Konzert erhalten Konzertbesucher exklusiv die Möglichkeit, bereits ab 19.00 Uhr im Museum Ludwig mit der Ausstellung »Not Yet Titled« die Neupräsentation des Museums zu sehen und vor ausgewählten Bildern solistische Kurzkonzerte mit Carolin Widmann zu hören. Portrait Carolin Widmann 2 Ihr nächstes Abonnement-Konzert So So 24 09 11:00 Februar 20:00 Adriana Bastidas-Gamboa Mezzosopran Georg Poplutz Tenor Daniel Behle Tenor Oliver Schnyder Klavier Kölner Kurrende Neues Rheinisches Kammerorchester Köln Michael Reif Dirigent Johannes Brahms Von ewiger Liebe op. 43,1. Wendisch Die Mainacht op. 43,2. Text von Ludwig Heinrich Christoph Hölty aus: Vier Gesänge op. 43 (1868) Harald Weiss Requiem »Schwarz vor Augen – und es ward Licht«. Für Soli, Chor und Orchester Liebesglut op. 47,2. Text von Georg Friedrich Daumer Sonntag op. 47,3. Volkslied, bearbeitet von Ludwig Uhland aus: Fünf Lieder op. 47 (1868) Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll KV 626 vervollständigt von Franz Xaver Süßmayr »Unbewegte laue Luft« op. 57,8 aus: Acht Lieder und Gesänge op. 57 (1871) Text von Georg Friedrich Daumer Netzwerk Kölner Chöre gemeinsam mit KölnMusik Kölner Chorkonzerte 2 Feldeinsamkeit op. 86,2. Text von Hermann Allmers Versunken op. 86,5. Text von Felix Schumann aus: Sechs Lieder op. 86 (1882) SO 24 »Wie Melodien zieht es mir« op. 105,1. Text von Klaus Groth aus: Fünf Lieder op. 105 (1888) 20:00 Marius Neset sax Ivo Neame p Petter Eldh b Anton Eger dr Franz Liszt Tre sonetti di Petrarca S 270 (1842 – 46) Richard Strauss Acht Gedichte aus »Letzte Blätter« op. 10 TrV 141 (1885) Texte von Hermann von Gilm Birds Als 2011 der norwegische Jazz-Saxophonist Marius Neset das Debüt-Album »Golden Xplosion« veröffentlichte, wurde er sofort auf eine Stufe mit Michael Brecker und vor allem mit Landsmann Jan Garbarek gestellt. Seitdem hat Neset auch auf allen großen Jazzfestivals der Welt mit seiner Kreativität, Phantasie und Virtuosität verblüfft. Für sein Kölner Debüt bringt der Shooting-Star der Jazz-Szene sein Quartett und das neue Album »Birds« mit. Sechs Lieder aus »Lotosblätter« op. 19 TrV 152 (1888) Texte von Adolf Friedrich Graf von Schack Liederabende 3 34 Freiburger Barockorchester René Jacobs Dirigent Camerata Vocale Freiburg Sonntag 1. Dezember 2013 18:00 Foto: Marco Borggreve Pietro Spagnoli Graf Almaviva Rosemary Joshua Gräfin Almaviva Sophie Karthäuser Susanna Konstantin Wolff Figaro und weitere Solisten Wolfgang Amadeus Mozart Le nozze di Figaro KV 492 (1785/86) Die konzertanten Aufführungen von Mozart-Opern durch das Freiburger Barockorchester unter der Leitung von René Jacobs sind Tradition in der Kölner Philharmonie und gleichzeitig Sternstunden des historisch inspirierten Musizierens. Um 17 Uhr hält Oliver Binder eine Einführung in das Konzert. Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Gerhard Anders ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Gisela Schenker S. 28; Gunar Streu S. 30 Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 Dmitrij Schostakowitsch Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65 The Cleveland Orchestra Franz Welser-Möst Gefördert durch koelner-philharmonie.de 0221 280 280 Foto: Iris Collective/Carl Juste Dirigent Sonntag 17.11.2013 20:00