Die Schöne und das schwabbelbäuchige grüne Monster

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Die Schöne und das schwabbelbäuchige grüne Monster
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LOKALE KULTUR
Donnerstag, 19. Juli 2001
Heute „Gäubote“-Aktion
Karten für
„Tango five“
Ironie auf musikalisch höchstem
Niveau mit einer wohl einzigartigen
Bandbreite von Klassik bis Jazz und
fulminanten Instrumentationen von
a-cappella über Barock-Orchester
DRAHT
9 52 52 08
DER
HEISSE
bis Jazzband: „Tango five“ spielt
„wie Waldi“ am heutigen Donnerstag um 20 Uhr auf dem Herrenberger
Marktplatz. Der „Gäubote“ verlost
heute um Punkt 14 Uhr zehn mal
zwei Karten. Der „heiße Draht“ ist
unter (0 70 32) 9 52 52 08 geschaltet.
Viel Glück beim Mitmachen. – gb –
D EM N ÄC H ST …
Kultur in „Gäurasien“: Drei Schulmusik-Projekte
GB-Foto: Holom
Kultur in Gäurasien: „Event am See“ mit Chor, Orchester und Gitarrenband – Einige ambitionierte Eigenkompositionen
Wohlklingende Oldies, Schlager und Rockballaden
Nicht nur Geschäfte, Gastronomie,
Schönheit und Spiele werden in Gäurasien großgeschrieben, auch die Kultur
wird im Herrenberger Schulstaat gepflegt. Den Anfang machte das „Event
am See“, bei dem am Dienstag im
Schickhardt-Gymnasium Chor, „Salonorchester“ und Rock-Band auftraten.
VON THOMAS MORAWITZKY
Veranstaltet hat das Konzert der Arbeitskreis „Kultur am See“, der sich vorgenommen hat, am kleinen See neben dem
Schickhardt-Gymnasium auch über die
Zeit Gäurasiens hinaus einmal jährlich ein
Konzert anzubieten. Am Dienstagabend
traten drei Schulmusik-Projekte auf, und
dem „Event“ waren durchgehend viele
Zuhörer beschieden. Allerdings herrschte
rings um die kleine Bühne allerhand gäurasischer Geschäftstrubel. Schon gegen 21
Uhr waren die meisten der Snack-Bars am
Schickhardt hoffnungslos ausverkauft –
dort stöhnte einer über fehlende Bratwürste, hier über Sandwiches, und das Publikum, das in Massen durch die Gänge
drängte, umspülte Musikanten und Händler gleichermaßen.
Den Anfang am See machte der Oberstufenchor des SGH, der eine gute halbe
Stunde lang Oldies wie „Can’t buy me
love“ von den Beatles oder „Fernando“
von Abba sang. Es folgte das „Salonorchester AGH-SGH“ mit seiner italienischen Schlagerparade, die es schon beim
„Sommerfarben“-Musikschultag auf der
Marktplatzbühne vorgetragen hatte. Mit
Akkordeon, Querflöte, Blockflöte, Gitarre,
Geige, Schlagzeug und zwei Sängerinnen
spielte das Orchester Schlager aus dem
sonnigen Süden. Und zuletzt machten es
sich „Thoughtless“ bis spät in die Nacht
auf der Bühne bequem.
Und das ist wörtlich gemeint: Hatte sich
einer der Sänger dieser akustischen Formation mittels Schlapphut ein recht verwegenes Outfit verliehen, frönte sein Kollege der Coolness, indem er sich singend
und klampfend mit verschränkten Beinen
in einem niedrigen Sessel fläzte. Die Musik, die die Gruppe solcherart produzierte,
konnte sich allerdings durchaus hören lassen. „Thoughtless“ unterhielten das Publikum mit einer ganzen Reihe von Coverversionen aus mehr oder weniger lang vergangenen Epochen. Darunter ungefähr ein
Viertel der bekannten „Unplugged“-CD
der Band Nirvana, Songs, bei denen die
Sänger sich redliche Mühe gaben, ungesunder zu klingen, als sie augenscheinlich
sind. Des weiteren zwei Stücke der Doors
(„People are strange“, „You’re lost little
girl“), ein paar Beatles-Songs, „Under the
Bridge“ von den Red Hot Chilli Peppers,
Jimi Hendrix' vielgecovertes „Little
wing“. Und auch ein paar durchaus ambitionierte Eigenkompositionen. Die Band
besteht aus Alexander Kuhn (Gitarre, Gesang und Schlapphut), Johannes Kuhn
(Gitarre, Gesang und Sitzmöbel), Kathrin
Loschko (Gitarre und Gesang) und Thomas Orr (Schlagzeug), eine Besetzung, die
allerdings recht flexibel gehandhabt wird:
„Wir haben ausgemacht, dass wir bei diesem Auftritt etwas variabler mit den Instrumenten sein wollen, weil unser Schlagzeuger auch mal etwas anderes spielen
wollte, als Schlagzeug. Deshalb spielt er
jetzt Bass“, erläutert die Band ihr Programm. Dafür schwingen sich auch mal
Johannes Kuhn oder Kathrin Loschko,
sonst ganz die mondäne Sängerin, hinter
das Rhythmusinstrument. Das allerdings
war dank der etwas schwachen Abmischung kaum zu hören.
Wochenschluss
mit Streichquartett
H e r r e n b e r g (gb) – Beethovens
Streichquarett a-Moll, op. 132 wird
im Zentrum des Wochenschlussgottesdienstes am Samstag, 21. Juli, in
der Mutterhauskirche stehen. Veronika Gundert, Alex Wolf, Barbara
Wiedermann und Ulrich Gundert
werden musizieren. Pfarrer Günter
Knoll übernimmt die Liturgie. Beginn ist um 20 Uhr.
„Der zerbrochene Krug“
bei den Klosterspielen
C a l w - H i r s a u (gb) – Mit dem
Theaterstück
„Der
zerbrochene
Krug“, aufgeführt von den Burghofspielen Eltville, werden die Klosterspiele Hirsau am Samstag, 21. Juli,
ab 20.30 Uhr im Kloster fortgesetzt.
Kulturkalender heute
auf der Seite 20
Streifzug durch das Kinoprogramm rund um Herrenberg: Ein preisgekrönter Ausflug nach Kuba und ein Besuch beim Dorfmetzger
Die Schöne und das schwabbelbäuchige grüne Monster
■ SHREK – DER
TOLLKÜHNE
HELD, Böblingen
Bären,
Sindelfingen, Tübingen Museum; Corso Vaihingen in der Originalversion:
Gut,
dass Gerüche im
Film noch nicht aus
der Leinwand wehen. Wer weiß, ob
sich Shrek, der
Held dieses Animationsfilm-Abenteuers, nicht unnötig Minuspunkte einhandeln würde. Jene, die
dem schwabbelbäuchigen Schlammduscher nämlich begegnen, rümpfen wiederholt die Nase. Shrek ist ein grünliches
Monster, das vor allem eines will: seine
Ruhe. Die aber gibt es nicht. Ein böser
Lord trachtet allen Fabelwesen, also auch
Shrek, nach dem Leben. Doch Shrek bekommt eine Chance: Er soll für den Lord
die schöne Prinzessin Fiona aus einem von
Drachen bewachten Schloss
befreien. Ärgerlich für den
Bösewicht: Das Monster verliebt sich im Zuge der abenteuerlichen Aktion.
Tricktechnisch makellos und
vorbildlich erzählt ist dieser
Shrek ein angenehmer Film
für die ganze Familie.
■ ORIGINAL SIN, Sindelfingen; Tübingen Blaue Brücke nur am Freitag und
Samstag: Antonio Banderas und Angelina
Jolie, die derzeit als Lara Croft in den Kinos ist – schon bei Nennung dieser beiden
Namen schlägt das schmachtende Herz
höher. Zu Recht. Von einem Traumpaar zu
sprechen stimmt jedoch nur bedingt. Richtig ist: Er, ein reicher kubanischer Kaufmann, lernt per Inserat sie, eine heiratswillige Amerikanerin, kennen. So weit
noch Übereinstimmung. Doch statt wie erwartet eine vorzeigbare Statusfrau an seiner Seite zu haben, verfällt er zunächst ihrem Charme, später dem Wahnsinn. Ange-
„Shrek“, der tollkühne Held, befreit die Prinzessin und verliebt sich in sie
siedelt ist dieser erotisch aufgeladene und
sowohl Banderas wie auch den Zuschauer
an der Nase herumführende Melo-Thriller
im 19. Jahrhundert, was der Darstellung
Kubas und seines Lebens einen verwunschenen
Charakter
gibt.
Eine Liebesgeschichte, die keine sein will,
es dennoch ist. Immerhin, schöne Darsteller sind dabei.
Antonio Banderas und Angelina Jolie in „Original Sin“
■ DIE EINSAMKEIT DER KROKODILE,
Tübingen Atelier; Rottenburg Waldhorn
ab Samstag: Blutrünstig geht es in diesem
deutschen Film von Jobst Oetzmann zu.
Doch keine Angst: Was fließt, ist Schweineblut. Schließlich wagt die Kamera wiederholte Blicke in die Produktion einer
Schweinerei, pardon: einer Metzgerei. Die
wirkliche Schweinerei aber ist eine andere. Behütet wie der eigene Augapfel überwacht das Metzger-Ehepaar die Entwicklung ihres Sohnes. Selbst als Student muss
er täglich wieder heim ins elterliche Reich.
Über dieser Art der
Gefangenschaft zerbricht der von Thomas Schmauser gespielte sensible Philosophie-Student und
bringt sich um. Wie es dazu kommen
konnte, versucht Cousin Elias (Janek Rieke aus „Härtetest“) zu recherchieren und
entdeckt dabei kleinbürgerliche Sehnsüchte.
Ein bisschen Krimi, ein bisschen Provinz-Satire – insgesamt ein sensibler Film
mit rohen Kontrasten.
■ DER CUBA COUP, Tübingen Atelier:
Weiter rollt die Kubawelle übers Land,
findet dabei auch vor der eigenen Haustüre Resonanz.
„Der Cuba Coup“ wurde
beim Filmfest Havanna mit
dem Publikumspreis ausgezeichnet – der authentischen
Bilder und der kubanischen
Musik wegen. Mit Peter Lohmeyer dient ein deutscher
GB-Fotos
Schauspieler hier zu Lande als Identifikationspotenzial. Getarnt als Schwede
taucht der gesuchte Ganove in Kubas
Hauptstadt Havanna unter, verliebt sich
und gaunert in neuen Revieren weiter –
sehr zum Unmut der dortigen Schurken.
Doch man weiß sich zu arrangieren.
Turbulente und kuriose Gaunerkomödie mit schönen Bildern und toller Musik.
■ NEU IN DEN KINOS: „Cats & Dogs –
Wie Hund und Katz“ (Böblingen Bären,
Nagold, Sindelfingen, Tübingen Löwen;
Corso Vaihingen in der Originalversion),
„Evolution“ (Böblingen Bären, Nagold,
Sindelfingen, Tübingen Blaue Brücke;
Corso Vaihingen in der Originalversion),
„Der Schuh des Manitu“ (Böblingen Bären, Calw, Sindelfingen, Tübingen Blaue
Brücke).
■ WEITERHIN
EMPFEHLENSWERT:
„Die Farben des Paradieses“, „Snatch“
(beide Tübingen Arsenal), „Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse“ (Tübingen Museum).
THOMAS VOLKMANN