1.2016 Selbst gemacht: Glücksgefühle beim Rätselraten

Transcription

1.2016 Selbst gemacht: Glücksgefühle beim Rätselraten
eben
1.2016
DAS MAGAZIN
DER GESELLSCHAFT
FÜR DIENSTE
IM ALTER
Selbst gemacht:
Glücksgefühle
beim Rätselraten
Lebenslust auf
den Stiftsbühnen
Zufriedenheit mit
modischen Maschen
DIE THEMEN 12016
Liebe
Leserinnen
und Leser,
heute möchte ich Ihnen verraten, was mich schon
länger stört: Mich befremdet die Art und Weise,
wie in der Öffentlichkeit über zwei Themen, die Teil
unseres Alltags geworden sind, gesprochen und
berichtet wird. Beiden Themen wohnt aus meiner
Sicht eine Gemeinsamkeit inne, die mit Fremdsein
zu tun hat.
Das erste Thema: die Flüchtlinge. Mittlerweile ist
von ihnen nur noch in Zusammenhang mit dem
Begriff „Krise“ die Rede. Aber schwappt hier wirklich
eine „Flüchtlingsflut“ über uns herein wie eine Naturkatastrophe, die es zu verhindern gilt? Lassen
Sie uns die Perspektive wechseln und feststellen,
wie gut es ist, dass Flüchtlinge in Deutschland
heute Schutz, Versorgung und ein Dach über dem
Kopf bekommen. Viele unter Ihnen haben solche
Hilfen nach der Flucht damals schmerzlich vermisst. Und wenn wir uns nun die neuen „Fremden“
noch zu Nachbarn und Freunden machen, können
wir die Chancen, die sie unserem Land bieten, auch
ausschöpfen.
Das zweite Thema: Demenz. Dazu lesen wir meist
nur, wie schlimm diese Erkrankung sei und dass wir
uns zu Recht vor ihr fürchten. Ich glaube das nicht.
Ich glaube, dass wir uns eher davor fürchten sollten,
auf eine Erkrankung reduziert und wegen ihr vom
Alltag ausgeschlossen zu werden. Sorgen wir deshalb lieber dafür, dass uns Menschen mit Demenz
nicht fremd werden, nur weil ihnen unser Leben
immer fremder wird. Sie sollen in unserer Mitte
bleiben und auf ihre Weise am gemeinschaftlichen
Alltag teilhaben können. Dafür müssen wir nur verstehen, dass Menschen mit und ohne Demenz
gleichmaßen tief empfinden.
BLICKPUNKT: Die Geschäftsführung der GDA setzt sich mit
hohem persönlichen Einsatz für Menschen im Alter ein Seite 3
OSTERRÄTSEL: Raten Sie mit und genießen Sie Ihr Glück! Seite 4
GUT ZU WISSEN: Menschen mit einer Pflegestufe erhalten
ab 2017 automatisch einen neuen Pflegegrad Seite 7
DIE WELT & ICH: Gestrickt, gehäkelt, genäht –
feine Fadenspiele faszinieren heute jede Generation Seite 16
NACHBARSCHAFT: Begegnungen zeigen,
wie aus Fremden Freunde werden können Seite 30
ANSPRECHPARTNER: Immer an der richtigen Adresse Seite 31
GDA IN NIEDERSACHSEN
Goslar: Ein Wochenende mit Bettgeflüster im Schwiecheldthaus
für alle Neugierigen aus der Kaiserstadt Seite 8
Hannover-Waldhausen: Ingrid von Engelhardt weiß,
wie man mit Zahlen zaubern kann Seite 10
Hannover-Kleefeld: Fünf Bewohnerinnen mit Sketchen
und Akkordeonklängen auf der Bühne unterwegs Seite 12
Göttingen: Der neue Stiftsdirektor Carsten Patowsky
mit seinem bewährten 360-Grad-Blick Seite 14
GDA IN HESSEN
Bad Homburg: Wer auf Stühlen tanzt,
bekommt mehr Schwung und Lebenslust Seite 20
Wiesbaden: Ein viertägiger Workshop in abstrakter Kunst
schafft wahre Wunder Seite 22
Frankfurt: Helau, Alaaf und Ahoi – ein denkwürdiger
Karnevalstag mit blaublütigem Besuch Seite 24
GDA IN RHEINLANDPFALZ
Neustadt a.d. Weinstraße: Experten im weltweiten Netz
verfeinern ihr Wissen Seite 26
Trippstadt: Kreatives Bewegen zu bekannten Rhythmen
lässt den Beinen Flügel wachsen Seite 28
Auch dieses Heft gibt Ihnen wieder viele Beispiele
für das Besondere im Alltag und das Alltägliche im
Besonderen.
Chefredaktion:
Swaantje Düsenberg
Hainhölzer Str. 13, 30159 Hannover
Telefon: 0511 64616-33, Telefax: 0511 6497168
E-Mail: [email protected]
Herzlichst,
Ihre
Herausgeber:
Gesellschaft für Dienste im Alter mbH
Geschäftsführung: Dr. Holger Horrmann
Hildesheimer Straße 187, 30173 Hannover,
Telefon: 0511 28009-0
Telefax: 0511 28009-28
E-Mail: [email protected]
Gestaltung:
Schwanke//Raasch visuelle kommunikation
Titelfoto: SolStock
Druck: druckwelt24.de, Emden
Erscheinungsweise:
Jeweils vierteljährlich zur Quartalsmitte
BLICK
PUNKT
Hoher
persönlicher Einsatz
für Menschen im Alter
Die Landschaft der Wohn- und Versorgungsangebote für Seniorinnen und Senioren wandelt sich.
Einerseits liegt das an Reformen des Gesetzgebers, andererseits an veränderten Bedürfnissen und Bedarfen
von Menschen im Alter. Dass sich die GDA darauf so gut einstellen kann, ist auch dem Gespür der Geschäftsführung geschuldet. Sie folgt stets dem Grundsatz: Die Gegenwart gestalten, die Zukunft sichern.
D
ie GDA will mit vielfältigen Leistungen den besten Rahmen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter bieten. Damit dem sozialen Unternehmen das gelingt,
darf es jedoch nicht sozialromantisch agieren. Vielmehr muss die GDA auch Erträge erwirtschaften, um diese eins zu eins in die Weiterentwicklung ihrer Dienste für Menschen
im Alter reinvestieren zu können. Hier werden Gewinne also an niemanden ausgeschüttet, sondern stehen dem Unternehmen hundertprozentig für die Erfüllung seiner Aufgaben zur Verfügung. Dieser Balanceakt zwischen theoretisch denkbaren und praktisch
solide finanzierbaren Angeboten bleibt eine
tägliche Herausforderung.
Die Verantwortung für das Gelingen dieses
Balanceaktes liegt seit dem 1. Januar 2016 in
der Hand von Dr. Holger Horrmann (Foto).
Denn sein Kollege in der Geschäftsführung,
der Dipl. Pädagoge Georg Nicolay, ist nach
knapp 18 Jahren Engagement nun aus der Leitung des Unternehmens ausgeschieden. „Ich
kam 2009 ja als reiner Betriebswirtschaftler in
die Geschäftsführung und war damals mit
Fragen der Altenpflege noch kaum vertraut“,
erinnert sich Holger Horrmann. „Da habe ich
Herrn Nicolay natürlich ständig mit Fragen
löchern müssen. Noch heute bin ich ihm für
seine Geduld mit mir dankbar. Ich habe sehr
viel von ihm gelernt.“
Das Tandem in der Geschäftsführung hat in
seinen gemeinsamen sechs Jahren eine Menge bewegt und das Unternehmen so breit aufgestellt wie niemals zuvor. Zum einen kamen
in Bad Homburg zwei neue „Flaggschiffe“ zur
GDA-Flotte hinzu: das traditionell hoch angesehene Pflegehaus Rind’sches Bürgerstift sowie das Domizil am Schlosspark mit seinem
Betreuten Wohnen und exquisiten Hotelbetrieb. Auch die Hotelsparten in den vorhandenen GDA Stiften in Niedersachsen, Hessen
und Rheinland-Pfalz konnten in dieser Zeit
erfolgreich ausgebaut werden.
Während der steten Weiterentwicklung der
Leistungen in Quantität und Qualität lag aber
noch etwas anderes in der Luft: der Wunsch
einer neuen Seniorengeneration nach dem eigenen Haus in lebendiger, aber fürsorglicher
Nachbarschaft. Auch dafür bewies die Ge-

Ich habe sehr viel von
meinem Kollegen gelernt.

ALLE ERTRÄGE
INVESTIERT DIE GDA
IN DIE ERFÜLLUNG
IHRER AUFGABEN.
schäftsführung feines Gespür und setzt nun
am Standort Neustadt in der Pfalz das „GDA
Quartier Weinstraße“ um. Zum nächsten Jahreswechsel sollen hier 22 komfortable, barrierefreie Häuser in unmittelbarer Nähe zum
Wohnstift bezugsfertig sein. „Wie immer hat
sich mein Kollege Georg Nicolay auch in dieses Projekt mit hohem persönlichen Einsatz
eingebracht“, sagt Dr. Horrmann.
Ein so zukunftssicheres Unternehmen wie die
GDA ist auch als Arbeitgeber attraktiv. Dennoch bleibt es Anliegen der Geschäftsführung: Die Attraktivität muss über die Höhe
des Lohnes hinausragen. „Dazu gehören
auch betriebliche Gesundheitsfürsorge, Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, Mitbestimmung durch die Betriebsräte, das persönliche Gespräch auf allen Ebenen und vieles mehr“, betont Holger Horrmann, diese
Fragen seien auch seinem Kollegen Nicolay
immer wichtig gewesen.
Nun steuert der Geschäftsführer den Flottenverband der GDA in alleiniger Verantwortung
weiter. Hat der Diplom-Ökonom schon Pläne
für die künftige Organisationsstruktur der
Zentrale? „Selbstverständlich“, sagt Dr. Horrmann, er will sie in unserem nächsten Heft
vorstellen. Denn auch Transparenz gehört für
ihn zu einer guten Unternehmenskultur. Swaantje Düsenberg
3
OSTER
RÄTSEL
Glücks GEFÜHLE
Rätselfreunde wissen längst, was die Wissenschaft nun bestätigt: Rätseln macht glücklich – vorausgesetzt,
man findet die richtige Lösung. Das dürfte für die Liebhaber unseres jährlichen Osterrätsels aber kein
Problem sein. Schauen Sie doch einfach mal auf die nächsten zwei Seiten. Dort warten 18 Fragen
auf sie – und die Chance auf einen leckeren Gewinn.
J
eder freut sich, wenn er etwas gewonnen hat. Und dennoch
durchströmt uns das kleine Glück noch viel stärker, wenn wir ein
Rätsel gelöst haben, sagen uns Hirnforscher. Denn unser Gehirn
strebt automatisch danach, etwas Unvollständiges vollständig zu machen. Die fehlenden Zahlen im Sudoku, der Name der Hauptstadt von
Burundi, die Leerstellen im Ergänze-die-Buchstaben-Spiel – unser
Komplettierungsdrang ist da sehr ausgeprägt. Haben wir es geschafft,
löst sich unsere innere Spannung, während unser Belohnungssystem
auf Touren kommt und fleißig Glückshormone ausschüttet. Dieser
Automatismus ist offenbar im Menschen angelegt – und sehr, sehr angenehm.
Dass Menschen schon evolutionär bedingt nach Lösungen und Erklärungen streben, hat das Leben nachhaltig verändert und entscheidende Entwicklungen vorangebracht. In der Steinzeit haben unsere Vor-
4 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
fahren das Feuer entdeckt, es irgendwann selbst entfachen können
und sich so nutzbar gemacht, dass überproportionales Hirnwachstum beim Menschen möglich wurde. Ein wichtiger Grundstein zur
Menschheitsentwicklung! Durch den Forschungsdrang von Charles
Darwin und seine Evolutionstheorie wissen wir seit dem 19. Jahrhundert, warum sich Arten wandeln. Die Erfindung der Dampfkraft trieb
die Industrialisierung voran und revolutionierte den Schienenverkehr.
Die Entdeckung des Penicillins – zunächst ein Zufallsbefund, der wissenschaftliche Neugier weckte – begründete die Ära der Antibiotika
und rettet seitdem Abermillionen Menschen das Leben.
Natürlich sollen Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf den nächsten Seiten jetzt nicht gleich das Rad neu erfinden. Aber wenn auch Sie ein
bisschen mittüfteln und des Rätsels Lösungssatz entdecken, können
auch Sie ein kleine Glücksgefühl genießen. Viel Spaß dabei! Kreuzen Sie die richtige Antwort an und übertragen Sie die Antwortbuchstaben
der jeweiligen Frage in das dazugehörige Kästchen unten auf Seite 6.
FÜR BEWOHNER/INNEN: Unter allen richtigen Antworten verlost jedes GDA Haus drei
köstliche Festmahle im Bewohnerrestaurant für je vier Personen. Notieren Sie dazu den
Lösungssatz und Ihren Namen – und dann einfach ab mit der Lösung in die Rätsel-Box
an Ihrer Rezeption. Dort liegen für Sie auch Antwortkarten bereit.
FÜR EXTERNE TEILNEHMER/INNEN: Unter allen richtigen Antworten verlost die GDA
Zentrale neun Einladungen à vier Personen für ein köstliches Festmahl in einem GDA
Restaurant. Notieren Sie den Lösungssatz, Ihren Namen und Ihre Anschrift auf einer
Postkarte – und dann einfach ab damit in den Briefkasten an (Adresse rechts im Kasten):
Redaktion leben
Frau Düsenberg
Hainhölzer Straße 13
30159 Hannover
oder den Lösungssatz
per E-Mail an:
[email protected]
Aus Rechtsgründen ist die Teilnahme für feste und freie Mitarbeiter/innen der GDA ausgeschlossen.
Foto: Derdento
NE
ES
ER
W
K
A
2.
Foto: Tookapic
Von welchem Fußballer stammen
die berühmten Worte: „Ob Mailand
oder Madrid – Hauptsache Italien!“
Lothar Matthäus
Andreas Möller
Jürgen Klinsmann
8.
U
E
A
5.
M
W
D
6.
ER
IE
AS
3.
I
L
N
7.
Wer unter Brontophopie leidet,
hat Angst vor…
…Brontosauriern.
…Blitz und Donner.
…Bronchitis.
DU
SP
KR
LA
Worüber gibt der sogenannte
„Elchtest“ Auskunft? Er untersucht,
ob es sich bei jüngsten Sichtungen
im Teuteburger Wald um einen Wolf
oder Elch handelt.
wie lange ein Elch unter Wasser äsen
kann, ohne zu atmen.
wie fahrstabil ein Pkw bei einem
plötzlichen Ausweichmanöver
bleibt.
Wie viele Heuhaufen ergibt es, wenn
man sieben Heuhaufen und 11
Heuhaufen zusammenträgt?
18 Heuhaufen
1 Heuhaufen
gar keine Heuhaufen, weil daneben
drei hungrige Pferde stehen
Was rät das bekannte Sprichwort?
„Man muss die …feiern, wie sie fallen“
Tore
Würfel
Feste
Womit verbringen Katzen etwa zwei
Drittel des Tages?
Fernsehen gucken
Schlafen
Fell putzen
Leckerlis essen
Foto: Tomascastelazo
O
L
R
Warum stehen Pinguine nicht auf
dem Speisezettel von Eisbären?
Pinguine sind zu schlau, um sich
von Eisbären fangen zu lassen.
Eisbären kriegen von PinguinFleisch Bauchweh und verzichten
deshalb lieber.
Eisbären leben am Nordpol und
Pinguine am Südpol.
Foto: Uroburos
1.
Was ist „Popeline“?
Eine Rohrleitung zur Beförderung
von Öl
Eine besonders dichte Stoffart
Die Tochter des englischen Dichters
Alexander Pope
Foto: Stefan Krause
Foto: Naypong
4.
9.
SS
NE
TT
RI
In welcher Maßeinheit messen
deutsche Winzer das Mostgewicht
des Traubenmostes?
Grad Oechsle
Grad Kaetzle
Grad Pferdle
Grad Aeffle
5
Foto: Becchy
15. Welche Sprache ist die weltweit
Foto: Naypong
am häufigsten gesprochene
Muttersprache?
UN Französisch
LT Chinesisch
ND Englisch
MI Spanisch
KO
MA
LÄ
GE
Die deutsche Mannschaft im Frauenfußball wurde 1989 Europameister.
Welche Prämie bekam jede Spielerin
dafür?
eine Wellness-Woche im
Schwarzwald
ein 41-teiliges Kaffeeservice mit
Blümchenmuster (1b-Ware)
eine lila Lederhandtasche
ein 15-bändiges Universal-Lexikon
Foto: Rainer Lippert
10.
12.
T
D
Foto: Eitschfoto
R
B
Welches alljährliche Sportereignis ist
in London sehr beliebt?
Der „Affen-Lauf“, bei dem alle Teilnehmer im Gorilla-Kostüm laufen
Das Papierboot-Rennen auf der
Themse mit handgefalteten
Schiffchen
Der Gummihuhn-Weitwurf im
Hyde Park nur für Frauen
Das Becherstapeln vor dem
Buckingham Palast, auch als
„Sportstacking“ bekannt
16. Wo befindet sich der weltgrößte
Kaltwasser-Geysir, der alle
100 Minuten ausbricht?
JU In Deutschland auf einer Halbinsel
der Stadt Andernach
BL In Neuseeland neben einem
Souvenierladen im Kurort Roturua
KA In Island auf einer Pferdeweide
nahe der Hauptstadt Reykjavik
Foto: Kpgolfpro
11.
HT
CH
MM
UF
Foto: Hans
Manche haben ihn im Blut, andere
nicht. Und wieder andere wissen
nicht, wie man ihn korrekt schreibt,
nämlich den
Rythmus
Rhythmus
Rytmus
Rhyhtmus
Einsendeschluss: 18. April 2016
13.
W
Z
H
D
14.
A
O
Ä
Auf wen wurde 1888 der erste
deutsche Führerschein ausgestellt?
Otto von Bismarck
Henry Ford
Carl Benz
Albert Einstein
17.
R
N
A
Was hat man in Österreich als
„Fisolen“ auf dem Teller?
rote Johannisbeeren
gelbe Möhren
grüne Bohnen
18.
G
U
I
Die längste Eisenbahn-Direktverbindung in Europa führt mit 50 Stunden
Fahrzeit von …
... Stockholm nach Rom.
... Moskau nach Nizza.
... Kopenhagen nach Athen.
Wen meinen Jugendliche, wenn sie
vom „Genussoptimierer“ sprechen“?
einen Koch
einen Fernsehmoderator
einen Lehrer
Das Lösungsmotto lautet:
1 2 3
4
,
6 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
5
6
7
8
9
10
11
12
,
13 14
15
16
17 18
!
GUT ZU
WISSEN
Aus Pflegestufe wird
Foto: Bilderstoekchen
PFLEGEGRAD
Das sogenannte „Pflegestärkungsgesetz“ (PSG) soll die Pflege verbessern. Der zweite
Teil dieses Gesetzes ist am 1. Januar 2016 in Kraft getreten. Die meisten Änderungen
wirken sich für pflegebedürftige Menschen mit oder ohne Demenz aufgrund der
Übergangsbestimmungen aber erst ab Januar 2017 aus.
Pflegebedürftigkeit wird neu definiert
Bisher führten lediglich körperliche Beeinträchtigungen zu einer anerkannten Pflegebedürftigkeit. Geistige und psychische Einschränkungen wurden kaum erfasst. Mit
dem neuen, deutlich erweiterten Pflegebedürftigkeitsbegriff ändert sich das. Er wird
ab 2017 eingeführt und berücksichtigt dann
alle Beeinträchtigungen der körperlichen,
geistigen und psychischen Fähigkeiten. Der
Grad der Pflegebedürftigkeit richtet sich
künftig danach, wie sehr ein Mensch insgesamt darin eingeschränkt ist, seinen Alltag
selbständig zu bewältigen. Menschen mit
Demenz können aber schon in 2016 vom
PSG profitieren, wenn sie ihren Leistungsanspruch auch abfordern.
Die neuen Pflegegrade
Die derzeitigen drei Pflegestufen werden ab
2017 durch fünf Pflegegrade ersetzt. Ausschlaggebend ist immer der Grad der Selbständigkeit in den folgenden sechs Bereichen:
Mobilität: Ist jemand körperlich noch so beweglich, dass er z.B. selbständig aufstehen,
ins Wohnzimmer gehen oder Treppen steigen kann?
Kognitive und kommunikative Fähigkeiten: Kann jemand so viel sprechen und
verstehen, dass er sich z.B. an Gespräche beteiligen, Informationen begreifen, Risiken
erkennen oder sich örtlich und zeitlich
orientieren kann?
Verhaltensweisen und psychische
Problemlagen: Verhält sich jemand z.B.
„schwierig“ oder aggressiv, ist er nachts
unruhig oder angstvoll oder verweigert er
pflegerische Unterstützung?
Selbstversorgung: Kann jemand z.B. selbständig essen und trinken, das WC benutzen,
sich ankleiden?
Bewältigung von und selbständiger
Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen:
Kann jemand z.B. seine Medikamente in Eigenregie einnehmen, kleine Tests wie eine
Blutzuckermessung selbst durchführen und
deuten, ohne Hilfe zum Arzt gehen oder mit
Hilfsmitteln wie einem Rollator zurechtkommen?
Gestaltung des Alltagslebens und sozialer
Kontakte: Kann jemand z.B. seinen Tag selbständig gestalten, Kontakt zu anderen aufnehmen oder die Häkelgruppe außerhalb
seiner Wohnung ohne Hilfe besuchen?
Das neue Begutachtungsverfahren
Es heißt künftig „Begutachtungs-Assessment“ (NBA) und gilt für Personen, die 2017
erstmals pflegebedürftig werden. Die Begutachtung nimmt der Medizinische Dienst der
Krankenkassen (MDK) vor. Seine Gesamtbewertung der Selbständigkeit mündet dann in
einen der fünf neuen Pflegegrade.
Was ändert sich für Menschen, die
bereits heute eine Pflegestufe haben?
Für sie ändert sich nichts. Sie müssen weder
neue Anträge stellen noch sich einer erneuten
Begutachtung unterziehen. Vielmehr werden
sie per Gesetz automatisch von ihrer heutigen
Pflegestufe in den ab 2017 dafür vorgesehenen Pflegegrad übergeleitet. Bei dieser Anpassung ans neue System ist ausgeschlossen,
dass jemand schlechter gestellt wird als vorher. Niemand erhält ab 2017 also weniger
Leistungen.
Faustregel für Menschen ohne Demenz:
jetzige Pflegestufe + 1 = neuer Pflegegrad
Faustregel für Menschen mit anerkannt
eingeschränkter Alltagskompetenz: jetzige
Pflegestufe + 2 = neuer Pflegegrad
Wenden Sie sich mit weiteren Fragen
einfach an die Pflegedienstleitung in
Ihrem GDA Wohnstift! 7
GDA in NIEDERSACHSEN
Goslar
Bettgeflüster
Foto: Alec Pein regionalgoslar
Residenz-Direktor Benjamin Knollmann (4. v. r.) und Manuel Dobies, Leiter Zentrale Dienste (2. v. l.) im Kreise der Hoteliers
Erinnern Sie sich noch an das Film-Traumpaar Doris Day und Rock Hudson in der Hollywood-Komödie
„Bettgeflüster“? Dieser Kinofilm startete 1959, vor über einem halben Jahrhundert. Jetzt gab es davon in der
Kaiserstadt Goslar eine Neuauflage unter gleichem Namen. Allerdings wurde das „Bettgeflüster“ hier nicht
filmisch in Szene gesetzt, sondern stand für ein originelles Angebot an Goslarer Bürgerinnen und Bürger:
Übernachten in einem Hotel in der eigenen Stadt. Auch die GDA Hotel-Residenz Schwiecheldthaus
war als Gastgeber wieder mit von der Partie.
E
in Traum für Menschen aus Goslar: gemütlich kuscheln in einem exklusiven
Hotelzimmer, drumherum ein attraktives Freizeitprogramm, am nächsten Morgen
ein ausgiebiges leckeres Frühstück – und das
alles nicht weit weg vom eigenen Zuhause.
Dieses zauberhafte Angebot haben kürzlich
sieben Goslarer Hotels kreiert und dafür insgesamt 400 Hotelbetten zur Verfügung gestellt. Zu zahlen hatten die Gäste lediglich 10
Euro pro Stern und Zimmer, was die Sehnsucht nach dieser Art „Bettflüsterei“ nur erhöhte.
Die außergewöhnliche Aktion fand nach 2015
in diesem Jahr schon zum zweiten Mal statt.
Und alle Hoteliers waren sich einig, dass das
Ereignis für Gastgeber und Gäste wieder ein
absoluter Erfolg war. Auch Benjamin Knollmann, Direktor im GDA Schwiecheldthaus,
hat mit seinem Hotel sehr gerne mitgemacht.
Die Idee hat ihn auch deshalb gleich begeistert, weil sie den einheimischen Gästen wie
Gastgebern so vielfältige Möglichkeiten bot.
8 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
„So konnten wir unser Haus mit all seinen Facetten präsentieren und unseren Service erlebbar machen.“
Wohlfühlen pur
Seine Hotelgäste aus Goslar haben sich jedenfalls neugierig und gespannt auf das „Bettgeflüster“ im Schwiecheldthaus eingelassen.
Den Standort des markanten historischen Gebäudes in unmittelbarer Nähe des mittelalterlichen Marktplatzes kannten sie bereits. Aber
was sich hinter den ehrwürdigen Gemäuern
Schönes verbirgt, das hatten sich einige doch
nicht vorstellen können. Entsprechend interessiert wurde das Innenleben des Schwiecheldthauses von ihnen erkundet.
Das vor wenigen Jahren komplett sanierte
Gästehaus „Graf Schwiecheldt“ präsentiert
sich von außen attraktiv und im Entré mit diesem gewissen Etwas, das auf Gäste so anziehend wirkt. Der besondere Charme setzt sich
in den komfortablen Zimmern mit ihrer farblich harmonischen Einrichtung aus edlen Ma-
terialien und ihren modernen barrierefreien
Bädern fort. „Graf Schwiecheldt“ bietet eben
alles, was das Leben höchst angenehm und liebenswert macht. Das ausgesucht feine Ambiente der großzügig geschnittenen Räume
lässt keine Wünsche offen und ermöglicht
Wohlfühlen pur. Apropos Wohlfühlen: Selbstverständlich konnten die Goslarer Gäste auch
die Wellness-Oase der GDA Residenz besuchen. Hier kann man sich fit machen an den
Geräten, in der Infrarot- Sauna einen Schwitzgang einlegen oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Bestens erholt, konnten die Gäste anschließend das Rahmenprogramm der
„Bettflüsterei“ genießen, das auf unterschiedliche Interessen zugeschnitten war.
Rahmenprogramm nach Herzenslust
Am Freitag- und Samstagabend lockte ein Kinobesuch, und auch tagsüber wurde an beiden
Wochenendtagen ein unterhaltsames Programm geboten. Dafür stärkten sich die Gäste
aber erstmal mit einem opulenten Frühstück.
i STAATSSEKRETÄR ZU BESUCH
Das Büffet im „Graf Schwiecheldt“ kitzelt
auch verwöhnte Gaumen schon am Morgen
mit herzhaften, süßen oder pikanten Köstlichkeiten, die stets frisch zum Zugreifen verführen.
Nach dem Frühstück standen den „Bettflüsterern“ am gesamten Wochenende die Goslarer
Museen bei freiem Eintritt offen. Ob moderne
Kunst im Mönchehaus Museum oder die über
1000-jährige Geschichte des Erzabbaus an authentischen Orten im Besucherbergwerk
Rammelsberg – hier konnte jeder nach Herzenslust und Interesse wählen. Einige tauchten auch im Goslarer Museum tief in die Geschichte der Welterbestadt ein oder besuchten
das benachbarte Zinnfigurenmuseum, das
historisches Zeitgeschehen en miniature präsentiert. Und selbst die Kaiserpfalz mal von innen zu besichtigen war für manchen Goslarer
ein Novum. Hier entfaltet sich mittelalterliche
Kaiserherrlichkeit in Verbindung mit europäischer Politik und Geschichte.
Nach soviel Kultur stand dem einen oder anderen Gast der Sinn nach Feiern. Für diese
Fälle hatte das ebenfalls beteiligte Hotel Restaurant Schiefer am Samstag direkt am
Marktplatz die „Pyjama Party“ organisiert.
Und tatsächlich – einige Damen und Herren
hatten sich wirklich ins Schlafgewand geworfen und feierten fröhlich miteinander. Wer es
lieber etwas ruhiger mochte, der begab sich
am Samstag oder Sonntag auf Rundgang mit

HISTÖRCHEN
VOM HAUSFRÄULEIN
DERER VON SCHWIECHELDT
Hochkarätigen Besuch aus Berlin empfing
Residenzdirektor Benjamin Knollmann kürzlich im GDA Schwiecheldthaus. Staatssekretär
Karl-Josef Laumann, Pflege- und Patientenbeauftragter der Bundesregierung, war gekommen, um über Perspektiven der Pflege und ihre
künftige Entwicklung zu referieren. Sein Besuch
hatte der Bundestagsabgeordnete Dr. Roy
Foto: E. Möller
Kühne initiiert.
Zwanzig Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung werde es Zeit für eine „Generalüberholung“, die sich den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen anpasse, sagte Laumann.
Dazu gehören nach seiner Ansicht der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, eine Aufwertung der
nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe sowie eine Reform der Pflegeausbildung. Wegen der
steigenden Zahl der Pflegebedürftigen werde immer mehr Pflegepersonal benötigt. Deshalb
müsse man auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege diskutieren und die häusliche Pflege
unterstützen. „Hier brauchen wir alle – Familie, Freunde, Nachbarn und auch das ehrenamtliche
Engagement“, sagte der Sozialexperte. uju
der Frau des Nachtwächters, die mit „allerley“ kuriosen Geschichten aus alter Zeit zu
unterhalten wusste. Nicht minder vergnüglich war aber auch eine weitere kostenfreie
Kostümführung namens „Tatort Goslaria“.
Hierbei ließ Stadtschreiber Fabian reihenweise Mörder, Henker, Bürgermeister, Kaiser
und Gesindel aus düsteren Tagen wieder erwachen.
Histörchen vom Hausfräulein
Sehr spannend fanden die Gäste an diesem
Wochenende übrigens auch die Historie „ihres“ Hotels. Und da kam in der GDA Residenz
natürlich das Hausfräulein ins Spiel, das der
alten Adelsfamilie derer von Schwiecheldt gedient hatte und nun leibhaftig vor den staunenden Besuchern stand. Aus der langen Geschichte des im 16. Jahrhundert als Wohnstätte errichteten Schwiecheldthauses gab es viele
Anekdoten zu berichten – aus hellen wie auch
Wohlfühlen pur: Opulentes Frühstück und Wellnessoase im Schwiecheldthaus
aus trüberen Tagen. So zog das Hausfräulein
alle in ihren Bann. Angetan mit einer weiß gestärkten Schürze, einem adretten Häubchen
auf dem Haar und ein Paar Pantoffeln an den
Füßen, gab sie Historie und Histörchen zum
Besten. Man hörte von Knechten und Mägden, von feinen Damen und gewichtigen Herren der Stadtgeschichte. Und noch etwas erfuhren die neugierigen Hotelgäste: Der Entdecker des Kokains, Albert Niemann, wurde
im Schwiecheldthaus geboren. Der Chemiker
arbeitete an der Universität in Göttingen und
hatte eine hoffnungsvolle Karriere als Wissenschaftler vor sich. Er verstarb jedoch in
jungen Jahren in der elterlichen Wohnung im
Schwiecheldthaus.
Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Heute
präsentiert sich die GDA Senioren- und Hotelresidenz Schwiecheldthaus als hochmodernes Haus, das mit seinem Konzept den
Nerv der Zeit trifft. Diese Verbindung von Senioren- und Hotelresidenz wurde auch von
den kurzzeitigen Goslarer Hotelgästen als lebendiges Miteinander der Generationen empfunden und kam entsprechend bestens an. Ob
als temporärer Gast oder Bewohner – hier
kann jeder seinen Interessen nachgehen und
die Kultur- und Freizeitangebote nutzen. Und
das immer im Bewusstsein, dass Hilfe abrufbar ist, wenn sie denn nötig wird. Die „Bettflüsterer“ aus Goslar waren jedenfalls beeindruckt von der Vielfalt der Angebote im wunderschönen Ambiente des Schwiecheldthauses. Und wer weiß? Vielleicht wird für den einen oder anderen Hotelgast die GDA Residenz
ja einmal zu einem bleibenden Zuhause. Ursula Jung
9
„Da muss man doch nur eins und eins zusammenzählen“, weiß der Volksmund in Situationen,
die auf der Hand liegen. Eins und Eins addieren? Ein Kinderspiel! Anders sieht die Sache aus,
wenn es sich um höhere Mathematik handelt. Hier stellen sich vielen im Rückblick auf die eigene
Schulzeit noch heute die Nackenhaare auf. Ingrid von Engelhardt kennt dagegen aber ein
gutes Rezept: Zaubern mit Zahlen! Das hat sie erst kürzlich im GDA Wohnstift
Hannover-Waldhausen vorgemacht.
Dreimal
HannoverWaldhausen
schwarzer
Kater
„Kommen Sie herein und nehmen Sie Platz“,
lädt Ingrid von Engelhardt die Dame ein, die
als erste den Veranstaltungsraum im Stift betritt. „Danke – aber von Mathematik habe ich
leide keine Ahnung. Ich bin nur neugierig“,
sagt die Dame und setzt sich. Nach und nach
tun es ihr viele andere Neugierige gleich. Zaubern mit Zahlen? Darunter kann sich kaum jemand was vorstellen. Also sehen wir mal, was
sich dahinter verbirgt.
Ingrid von Engelhardt ist heute 83 Jahre alt.
Sie war lange Zeit als Lehrerin in verschiedenen Schularten und in der Erwachsenenbildung tätig. Ab 1993 bildete sie als Dozentin
der Universität Hannover selbst angehende
Lehrkräfte aus, insbesondere im Fach Mathematik. „Ich habe meinen Studierenden immer
gesagt, dass es nicht darauf ankommt, ob die
Kinder das Einmaleins aus dem Efef können.
Viel wichtiger ist, dass sie Interesse und Spaß
an Mathematik kriegen!“, verrät die Expertin
später.
10 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Textaufgaben? Igitt!
Der größte Spaßverderber in der Mathestunde sind aus ihrer Sicht die Textaufgaben. Oh
ja, denke ich sofort und erinnere mich an eine
für mich damals als Kind völlig abwegige Fragestellungen wie diese: Das Ehepaar Schneider fährt mit dem Auto am Wochenende auf
Besuch zur Tante. Diese wohnt 218 km entfernt. Durchschnittlich legen Schneiders 75
km in der Stunde zurück. Wie weit sind sie
nach zwei Stunden Fahrt noch von der Tante
entfernt?
Heute ist mir die Rechnung klar:
218 km – 2 Std. x 75 km = 68 km sind Schneiders noch von der Tante entfernt (merke:
Punktrechnung geht vor Strichrechnung!).
Aber damals wunderte ich mich nur, warum
Schneiders eigentlich nicht mit dem Zug fahren, wo sie dabei doch so schön aus dem
Fenster schauen könnten. Und weshalb wollen sie überhaupt zur Tante – hat sie Geburtstag? Oder ist sie etwa krank? Mich hätte auch
mehr interessiert, wann Schneiders endlich
ankommen, statt zu fragen, wie weit sie nach
zwei Stunden noch von der Tante entfernt
sind. Wer will denn SOWAS wissen?! Das galt
übrigens auch für jenen Aufgabentyp, der danach fragte, wieviel Teppichboden Müllers für
ein 3m x 4m großes Zimmer benötigen und
was sie dafür bezahlen müssten, wenn der
Quadratmeter 19,50 DM kostet. Ganz ehrlich?
Mir war das damals völlig schnuppe – ich
kannte Müllers ja nicht mal! „Ja, so denken
Kinder“, lacht Ingrid von Engelhardt. Deshalb hat sie Lehrkräften auch immer empfohlen, das Mathe-Buch lieber zuzuklappen und
sich für die Schüler selbst Textaufgaben auszudenken. „Und zwar mit Zahlen aus der Welt
der Kinder und möglichst unterhaltsam!“,
sagt die Expertin.
Mathe ist kein Hexenwerk
Auch im Wohnstift Waldhausen beweist Frau
von Engelhardt jetzt, dass Mathematik sehr
wohl unterhaltsam und geradezu magisch
sein kann. Dem Publikum werden nun 10
i KREATIVE PRÜFUNG
Foto: R. Lippert
Malte Engler hat im Wohnstift HannoverWaldhausen die Ausbildung zum Hauswirtschafter absolviert. Für seine praktische
Abschlussprüfung ließ er sich ein besonderes
Projekt einfallen: „Weniger Fastfood ist mehr.“
Das förderte zugleich die Zusammenarbeit mit
der benachbarten Kirchengemeinde und funktionierte so: Interessierte Bewohner/innen aus
dem Wohnstift bereiteten gemeinsam mit KinFoto: Schilak
dern verschiedener Herkunft aus dem benachbarten Schülerbistro unter Malte Englers Anleitung gesunde Rohkostvarianten aus Obst und
Gemüse zu. Anschließend wies er die Kinder in das korrekte Eindecken eines Tisches ein, bevor
alle zusammen mit dem Prüfungsausschuss die Speisen probieren und genießen konnten.
Prüfung bestanden – herzlichen Glückwunsch an den Hauswirtschafter Malte Engler! ch

WARUM DER
TRICK KLAPPT, WIRD
ANSCHLIEßEND VERRATEN.
Kärtchen mit den Ziffern 0 bis 9 gezeigt und
dann hübsch der Reihe nach verdeckt mit
Wäschklammern an einer gespannten Leine
befestigt. Dann demonstriert Frau von Engelhardt, was anschließend jemand aus dem Publikum beliebig oft nachmachen soll, während sie selbst nicht hingucken darf: Die äußerste linke Karte am Anfang der Reihe wandert nach ganz rechts ans Ende der Reihe.
Die Mathe-Künstlerin zeigt das genau dreimal
hintereinander und stellt sich dann hinter einen Vorhang. Von hier aus kann sie nicht beobachten, was geschieht. Nun versetzt ein
Herr aus dem Publikum hintereinander sieben Kärtchen von links außen nach rechts außen. Jetzt darf Frau von Engelhardt wieder
vortreten und muss erraten, wie oft der Herr
die Kärtchen wandern ließ. Sie lächelt ge-
heimnisvoll, murmelt etwas von „Abrakadabra, dreimal schwarzer Kater“, schaut sich
kurz die Ziffer auf der dritten Karte von rechts
an und strahlt: „Siebenmal!“ Das stimmt – die
Verblüffung ist groß. Warum der Trick klappt,
wird anschließend natürlich gut nachvollziehbar verraten. Und ganz nebenbei erfährt
man so auch, wie das Vertauschungsgesetz
funktioniert! Dabei will Ingrid von Engelhardt
gar keine mathematischen Gesetzmäßigkeiten in Köpfe pauken. Nein, sie möchte mit ihrer Zahlenzauberei einfach nur verblüffen und
unterhalten, freut sich aber auch, wenn ihre
Tricks anhand ihrer Erläuterungen verstanden
werden. Und auch das klappt an diesem Nachmittag prima. Ob die große Zahlenwanderung an der Wäscheleine oder die Magie rund
um den Bilderkreis – nichts davon ist Hexenwerk, denn das Geheimnis wird stets gelüftet.
Übrigens haben auch Schulkinder Spaß an
dieser Art erbaulicher Mathematik. Für sie hat
die Pädagogin zusammen mit dem „Zauberer“ Achim Gustke eigens ein ganzes Lehrwerk mit vielen magischen Ideen für den Unterricht im Schulbuchverlag Westermann veröffentlicht.
teil. Und nach einer Fußoperation hat sie das
Haus auch schon einmal für eine Woche „stationär“ als Pflegehotel kennengelernt. „Das
war sehr angenehm, denn ich konnte mich anfangs ja schwerlich selbst versorgen“, sagt sie.
Noch lebt Frau von Engelhardt aber in ihrem
eigenen Haus. Ob ihre Anmeldung „für später“ heute aktueller geworden sei, frage ich
die 83-Jährige noch. „Mal sehen“, meint sie
und berichtet, dass sie im Moment gar keine
Zeit für so etwas habe, weil sie gerade an einem Buch für ihre zwei Kinder, sechs Enkel
und zwei Urenkel schreibe. „Sie sollen wissen, wie es damals in meiner Kindheit in Ostpreußen war. Und wie es uns auf der Flucht
ergangen ist und in der Nachkriegszeit.“
Dann sprechen wir darüber, es wird ein nochmal so langes und schönes Gespräch. Denn
Ingrid von Engelhardt besitzt nicht nur mathematische Magie, sondern ist auch eine
sehr kluge und reflektierte Erzählerin. Schön,
dass sie ihr ganzes Wissen nicht für sich behält, sondern andere daran teilhaben lässt! Swaantje Düsenberg
Mal sehen...
Jetzt möchte man natürlich wissen, wie es
kam, dass Ingrid von Engelhardt ihr kurzweiliges Angebot auch im GDA Stift HannoverWaldhausen präsentierte. „Ganz einfach“,
sagt sie, „ich kenne das Haus schon seit vielen
Jahren. Es lag ja direkt auf meinem Weg zum
Lehrerinstitut, wo ich unterrichtet habe. Deshalb bin ich dort oft auf eine Tasse Kaffee eingekehrt und habe mir dann überlegt, dass ich
hier im Alter eigentlich auch sehr schön wohnen könnte.“ Also hat sie sich „für später“ im
Stift angemeldet und nimmt seitdem dort
auch an vielen besonderen Veranstaltungen
Ingrid von Engelhardt
11
Liefern Unterhaltung frei Haus: Rose-Marie Pawlowsky, Romy Göhner,
Edith Fessel, Annemarie Wolter und Margarete Bührig, (v.l.n.r.)
HannoverKleefeld
Sketche AUF TOUR
Gemeinsam mit anderen lacht
es sich immer noch am Besten!
Das wissen fünf humorbegabte
Bewohnerinnen aus dem
Wohnstift Hannover-Kleefeld nur
zu gut und fuhren deshalb kürzlich
in voller Absicht, anderen höchste
Heiterkeit frei Haus zu liefern,
ins GDA „Schwesternstift“ nach
Hannover-Waldhausen.
M
argarete Bührig, Annemarie Wolter
und Edith Fessel sind ein wahrhaft
lustiges Trio mit einem ungewöhnlichen Hobby. Denn sie fischen aus Büchern
und Internet köstliche Sketche und üben über
sie auch gleich miteinander ein. Sitzen Texte,
Mimik und Pointen, kommt die Performance
einmal im Quartal im Kleefelder Stift auf die
Bühne. Und der ganze Vortragssaal bebt! So
hat sich die regelmäßige Veranstaltung „Es
darf gelacht werden!“ zu einer der beliebtesten Kulturevents im Hause gemausert. Das
12 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
liegt aber auch an Rose-Marie Pawlowksy und
Romy Göhner, die das Programm stets mit ihrem Akkordeonspiel begleiten. Ach, was
heißt schon begleiten – die beiden sind mit
ihrer musikalischen Darbietung ja ebenso
Stars der Vorstellung wie die sprachgewandten Darstellerinnen. So reihen sich Sketche
und Lieder aneinander wie herrliche Perlen an
einer Kette und verbreiten Frohmut, der seinesgleichen sucht.
Von Haus zu Haus
Dieses kulturelle Kleinod hat sich auch zu
Christine Heerdegen, Kulturreferentin im Stift
Hannover-Waldhausen, herumgesprochen.
Ihre Kollegin Oda Heißler aus dem Kleefelder
Haus erzählt: „Ende 2015 fragte sie dann bei
uns an, ob wir das Programm nicht auch mal
in Waldhausen vortragen könnten.“ Die musikalische Sketchtruppe freute sich sehr über
diese Einladung und sagte sofort zu. Schnell
waren für Ende Januar ein Termin gefunden
und das Programm erarbeitet. Auch die Requisiten machten keine Probleme, denn es brauchte nichts weiter als ein altmodisches Telefon.
Oda Heißler stellte noch rasch die Liedtexte in
einem Heftchen zusammen, damit das Publikum mitsingen konnte – und dann war der
große Augenblick auch schon da.
Noch raschelte und wisperte es im Saal, dann
wurden alle mucksmäuschenstill. „Herzlich
willkommen bei uns“, begrüßte Stiftsdirektor Kai Lauenroth die Gäste aus Kleefeld und
wünschte allen einen heiteren Nachmittag.
Daraus erwuchs dann das reinste Vergnügen,
zu dessen Auftakt Annemarie Wolter gleich
mal spitzbübisch die „Schöpfungsgeschichte“ zum Besten gab. Sie soll Ihnen hier nicht
vorenthalten werden und geht so:
Die Schöpfung
Gott erschuf den Esel und sagte zu ihm: Du
bist ein Esel. Du wirst unentwegt von morgens bis abends arbeiten und schwere Sachen auf deinem Rücken tragen. Du wirst
Gras fressen und wenig intelligent sein. Du
wirst 50 Jahre leben. Darauf entgegnete der
Esel: 50 Jahre so zu leben ist viel zu viel, gib
mir bitte nicht mehr als 30 Jahre.
Und es war so.
Fotos: O. Heißler
Gesellschaftspolitische Torten
Spielt alles auswendig: Rose-Marie Pawlowsky
Dann erschuf Gott den Hund und sprach zu
ihm: Du bist ein Hund. Du wirst über die Güter der Menschheit wachen, deren ergebenster Freund du sein wirst. Du wirst das essen, was der Mensch übrig lässt, und 25 Jahre leben. Der Hund antwortete: Gott, 25 Jahre so zu leben ist zu viel. Gib mir bitte nicht
mehr als 10 Jahre.
Und es war so.
Dann erschuf Gott den Affen und sprach: Du
bist ein Affe. Du sollst von Baum zu Baum
schwingen und dich verhalten wie ein Idiot.
Du wirst lustig sein und sollst dafür 20 Jahre
leben. Der Affe aber sprach: Gott, 20 Jahre als
Clown der Welt zu leben ist zu viel. Bitte gib
mir nicht mehr als 10 Jahre.
Und es war so.
Schließlich erschuf Gott den Mann und
sprach zu ihm: Du bist ein Mann, das einzige
rationale Lebewesen, das die Erde bewohnen wird. Du wirst deine Intelligenz nutzen,
um dir die anderen Geschöpfe untertan zu
machen. Du wirst die Erde beherrschen und
für 20 Jahre leben. Darauf sprach der Mann:
Gott, ein Mann zu sein für nur 20 Jahre ist
nicht genug. Bitte gib mir noch die 20 Jahre,
die der Esel ausschlug, die 15 des Hundes
und die 10 des Affen dazu.
Und so sorgte Gott dafür, dass der Mann 20
Jahre als Mann lebt, dann heiratet und 20
Jahre als Esel von morgens bis abends arbeitet und schwere Lasten trägt. Dann wird er
Kinder haben und 15 Jahre wie ein Hund leben, das Haus bewachen und das essen, was
die Familie übrig lässt. Dann, im hohen Alter,
lebt er 10 Jahre als Affe, verhält sich wie ein
Idiot und amüsiert seine Enkelkinder.
Und so ist es...
Man muss kein Hellseher sein, um sich auszumalen, wie das überwiegend weibliche Publikum diesen Vortrag mit Beifall bedachte.
Alle fünf Damen aus Hannover-Kleefeld ernteten für ihre hervorragende Vorstellung nahezu stehenden Applaus. Diese Belohnung
galt jeder einzelnen. Doch jetzt hatten sich die
fünf Bewohnerinnen aus Kleefeld erst richtig
warm gespielt und gingen zur „Rechenaufgabe“ über. Sie stand als nächster Sketch auf
dem Programm und amüsierte das Publikum
königlich. Edith Fessel gab das Kind mit
Schleifchen im Haar, das 28 durch Vier teilen
sollte und sich daran die Zähne ausbeißt.
Schließlich kann wohl nur noch ein Tortenbeispiel der „Kleinen“ auf die Sprünge helfen,
finden Margret Bühning als (leicht überforderte) Mutter und Annemarie Wolter als genervte Großmutter. Kauf jetzt 28 Torten! Waaas, aber das ist ja viel zu teuer! - Was der
Staat mit seiner Politik nicht schafft, muss
dann eben die Familie ausgleichen! Für die
Bildung des Kindes ist uns nichts zu teuer…!
Das Publikum kringelte sich vor Lachen angesichts der simplen Rechenaufgabe, an der offenbar große gesellschaftspolitische Fragen
hängen.
Die gute Stimmung beflügelte auch den gemeinsamen Gesang. Ob „Schneewalzer“, bekannte Volkslieder oder beliebte Schlager,
stets wurden die Lieder schwungvoll von den
zwei Musikerinnen begleitet, die übrigens
alles auswendig spielten: Rose-Marie Pawlowsky auf einem Tastenakkordeon und Rosemarie Göhner atonal auf dem Knopfakkordeon. „Eine tolle Leistung!“, befand das Publikum aus Waldhausen.
Erneut haben die Kleefelder Akteurinnen hier
strahlende Zuschauer erlebt und wussten:
Wieder alles richtig gemacht! Annemarie
Wolter bestärkt das sehr: „Trotz fehlender
schauspielerischer Ambitionen ist es mir eine
besondere Freude, die Menschen mit heiteren
Texten für kurze Zeit von ihren Alltagsproble-
Mimik und Pointen sitzen: Margarete Bührig
men abzulenken. Das positive Echo der Zuhörer motiviert mich zum Weitermachen und
bereichert mein Leben.“
In diesem Sinne wirkte der gelungene Nachmittag lange nach: Im Wohnstift Waldhausen
erwägen die Bewohner nun gar, selbst eine
Sketchgruppe zu gründen. Und vielleicht begegnen sich dann ja beide Häuser im Herbst
noch einmal unter dem Motto: „Es darf gelacht werden!“ Axel Kramer/Oda Heißler
i BEWOHNERSALON MIT PREMIERE
Eine wunderbare Idee für ein neues Kulturangebot im GDA Hause Hannover-Kleefeld hat
Dipl.-Ingenieur Harald Kröber angestoßen. Er
wohnt seit einem Jahr im Stift und war bei der
niedersächsischen Fachbehörde für Naturschutz
beschäftigt gewesen. Hier verantwortete er den
Bereich Bearbeitung und Dokumentation von NaFoto: M. Krumbholz
turdenkmalen. Nun hatte der Landschaftsarchitekt
und Naturschützer bei Kulturreferentin Oda Heißler angefragt, ob er nicht über den „Ausbau
der Vechte im Landkreis Graf Bentheim“ mal einen Diavortrag halten soll. Gesagt, getan –
sein Vortrag war ein voller Erfolg! Besonders hat das Publikum beeindruckt, wie gut auch das
schwierige Renaturierungsprojekt gelungen ist: An der Vechte siedeln heute sogar wieder
seltene Libellenarten wie die Gemeine Keiljungfer oder die Federlibelle (Foto). So hatte der
neue „Bewohnersalon“, den Oda Heißler nun regelmäßig im Kulturprogramm führt,
mit Harald Kröber eine interessante Premiere. oh
13
Bewährter
360GRADBLICK
Göttingen
Ein Wohnstift für Senioren mit
Hotelbetrieb für auswärtige Gäste
zu leiten, ist eine komplexe
Aufgabe. Sie gelingt umso besser,
je mehr die Führungskraft mit den
Zielen des Trägers, der Einrichtung
selbst, vor allem aber mit den in
ihr lebenden und arbeitenden
Menschen verbunden ist. Als die
GDA im vergangenen Sommer die
Leitungsaufgabe am Standort
Göttingen neu zu vergeben hatte,
legte sie die Verantwortung
deshalb in die Hände von
Carsten Patowsky.
C
arsten Patowsky (Foto) ist schon lange
eine bewährte Führungskraft in der
GDA. Bereits ab Januar 2008 war dem
heute 46-Jährigen im Wohnstift HannoverKleefeld die Verwaltungsleitung anvertraut
worden. Fortan lenkte er dort an der Seite des
damaligen Stiftsdirektors Dr. Lars Wohlfahrt
die Geschicke des Hauses und wurde schon
kurze Zeit später zum stellvertretenden Direktor ernannt. In diesen Positionen wechselte
das erfolgreiche Team Wohlfahrt/Patowsky
14 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
dann auf Wunsch der GDA Geschäftsführung
im Frühjahr 2015 nach Göttingen, um nun
hier das größte Wohnstift im Unternehmen zu
führen. Im Sommer 2015 hat Carsten Patowsky
das Haus dann als Direktor übernommen.
Wohnstiftswohnen als Grundpfeiler
Seitdem formt und begleitet der neue Stiftsdirektor in Göttingen die Weiterentwicklung
der ohnehin breit gefächerten Angebote.
„Unser Grundpfeiler ist und bleibt natürlich
das Wohnstiftswohnen, das sehr viele Leistungen aus den Bereichen Hauswirtschaft,
Kultur und Sport mit einschließt“, betont er.
In seinem Haus ist aber auch das „Aktiv Wohnen“ möglich, bei dem zum Basisvertrag
Wahlleistungen hinzugebucht werden können. Zum Gesamtpaket gehören in Göttingen
ebenso die Versorgungsangebote bei Unterstützungsbedarf: der hauseigene ambulante
Pflegedienst, die Tagesbetreuung sowie das
Pflegehaus, das die stationäre Pflege repräsentiert.
„Gut etabliert haben sich inzwischen auch
unsere Hotelsparten“, berichtet Carsten Patowsky. Gäste jeden Alters, die in Göttingen
übernachten oder Urlaub machen möchten,
fühlen sich im barrierefreien GDA Hotel genau so wohl wie Menschen, die es aufgrund
eines akuten oder chronischen Handicaps allein oder in Begleitung als Pflegehotel nutzen.
Alle schätzen zudem die kurzen Wege ins
Schwimmbad, zum Friseur, ins „Lädchen“
oder zum Arzt direkt im Haus.
Gleichmäßige Weiterentwicklung
Carsten Patowsky hat die Herausforderung,
allen Angeboten am GDA Standort Göttingen
gleichermaßen Beachtung zu zollen, gern angenommen. Er pflegt vor Ort keine Vorliebe
zu Lasten anderer Bereiche, sondern achtet
darauf, dass alle Räder rund laufen.
Anschließend wirft der neue Chef seinen bewährten 360-Grad-Blick in die Zukunft, in die
er dieses Räderwerk steuert. „Handlungsleitend sind für mich vor allem die Bedürfnisse
und Wünsche unserer Bewohnerinnen und
Bewohner und ihrer Angehörigen.“ Wesentliche Aufmerksamkeit widmet er zugleich der
Führung, Entwicklung und Gewinnung von
Mitarbeitenden, die er wertschätzend „unser
Kapital“ nennt. Jede und jeden möchte er auf
dem Weg in die Zukunft mitnehmen – und
das am liebsten sofort. Er selbst hält sich
nämlich für „ein bisschen ungeduldig“, was
allerdings niemand vermuten würde. Denn
Carsten Patowsky setzt sich und anderen sehr
sachlich stets realistische Ziele. Das ist auch
deshalb wichtig, weil es neben der Fürsorge
für die Bewohnerschaft und Hotelgäste sowie
der Leitung der Mitarbeitenden auch noch gesetzliche Auflagen, die Vorgaben der Kassen
und Prüfdienste sowie die Erwartungen innerhalb der GDA Unternehmensgruppe zu
beachten gilt.
Angesichts all dieser Herausforderungen fügt
es sich gut, dass sich der neue Chef nicht nur
mit Kompetenz und Erfahrung auf dem Göttinger Parkett bewegt, sondern hier auch seine persönlichen Stärken einbringt: Zum Beispiel sein Bestreben nach regem Austausch,
damit durch Transparenz und Informiertheit
auf allen Ebenen Vertrauen geschaffen und
Weiterentwicklung erzielt werden. Zum Beispiel seine unbedingte Verbindlichkeit, auf
die sich alle Beteiligten in Göttingen allzeit
verlassen können. Zum Beispiel seine Dienstleistungsorientierung, die rasch auch das
kleinste Rädchen mitnimmt und die Lebensqualität aller Bewohner weiter erhöht.
Von Leipzig bis nach Göttingen
So gesehen müsste Carsten Patowsky hier gar
nicht mehr vorgestellt werden. Dennoch bleiben ein paar Fragen. Wo kommt er her? Welche beruflichen Stationen haben ihn geprägt?
Und was steht bei Göttingens GDA Chef privat an erster Stelle? „Meine Familie!“, gibt er
prompt zurück und sein Lächeln verrät den
glücklichen Vater und Ehemann. Beides ist er
noch nicht so lange, denn der kleine Leon
kam erst vor knapp drei Jahren auf die Welt.
„Und geheiratet haben wir auch erst 2012“,
schmunzelt Carsten Patowsky. „Davor hatte
ich mit meiner Frau allerdings schon sehr verbindliche 13 Jahre zusammengelebt!“ Jetzt
steht der Nachwuchs im Zentrum seiner Familie. Auch hier zeigt sich die fürsorgliche
Ader des Carsten Patowsky – er neige häufiger
Carsten Patowsky im Gespräch mit der Rezeption
zur Überbehütung als seine Frau, verrät der
Papa. Das mag aber auch der deutlich knapperen Zeit geschuldet sein, die Vater und Sohn
miteinander verbringen können. Derzeit
bleibt den beiden dafür nur das Wochenende
und ab und zu ein Abend unter der Woche,
denn die Familie lebt (noch) in Hannover.
Bereit für Verantwortung
Und beruflich? Der gebürtige Leipziger hat zu
DDR-Zeiten Koch und Küchenfleischer gelernt und war anschließend im traditionsreichen Leipziger Veranstaltungshaus Ring-Café
beschäftigt. Die Wende beflügelte dann seinen
Wunsch nach mehr Verantwortung, also ging
er als Jungkoch nach Nürnberg und absolvierte dann die Hotelfachschule in Bayreuth. Der
nun staatlich geprüfte Hotel-Betriebswirt
setzte seine Karriere im hoch angesehenen
Seaside-Hotel in Leipzig fort, wo er bald zum
stellvertretenden Empfangsleiter aufstieg.
2001 übernahm Carsten Patowsky dann die
Position des Empfangschefs im exklusiven
Steigenberger Parkhotel Radebeul/Dresden.
Jahre später holte ihn die Arcor Hotelgruppe
nach Hannover, damit er hier als Verwaltungsleiter das Hotel Mercure führen konnte. Bevor
Carsten Patowsky diese Position dann ab 2008
im GDA Wohnstift Hannover-Kleefeld über-
Willkommen bei der GDA in Göttingen
nahm, verfeinerte er sein Wissen noch im RitzCarlton in Wolfsburg. Zudem studierte er ab
2007 berufsbegleitend in Göttingen Betriebswirtschaft und hatte dann 2010 sein Diplom in
der Tasche.
Studiengrade sind für den Göttinger GDA Direktor jedoch kein Grund, sich darauf auszuruhen, sondern vielmehr Ansporn, neu erworbenes Wissen in noch besseres Handeln
umzusetzen. „Schreiben Sie bitte nicht so viel
über meinen Werdegang. Viel wichtiger ist mir
die Zufriedenheit unserer Bewohner. Das ist
keine hohle Phrase, sondern in unserem Hause als Teamleistung aller Mitarbeitenden Programm!“ Nein, Carsten Patowsky neigt wirklich nicht zur Einmannshow, und davon profitiert das ganze GDA Haus in Göttingen. Swaantje Düsenberg
i GERICHTE MIT GESCHICHTE
Diesen Titel trägt ein Buch, das das Göttinger Tageblatt 2015
in Zusammenarbeit mit dem GDA Wohnstift Göttingen herausgab. Darin präsentieren 22 Bewohnerinnen und Bewohnern köstliche Gerichte und ihre dazugehörigen Erinnerungen. Anfang 2016 stand das Werk bei der „Grünen Woche“ im
Göttinger „Kauf Park“ erneut im Mittelpunkt. Gemeinsam mit
Stiftsdirektor Carsten Patowsky und Küchenleiter Markus
Schmitt brachten drei Bewohnerinnen stellvertretend für alle
Mitautoren ein 3-Gang-Menü auf die Bühne: Barbara Gottschewski sorgte mit ihrem „Polnischen Festtagssalat“ für eine
Vorspeise voller Erinnerungen. Marga Riebe kochte ein „Indonesisches Gericht“ – verbunden
mit Gedanken an Mutterrollen und Reisen in einem exotischen Land. Christa Ziegner rundete
das Menü mit ihrer liebsten Süßspeise aus Jugendtagen ab – einer „Rhabarber-Nachspeise“.
Insgesamt 450 Probeessen konnten sich die Besucher der Kochshow schmecken lassen. Am
Ende freuten sich einige Ehrengäste über einen Präsentkorb, der die Zutaten der „Karottensuppe Potage Crécy“ enthielt. Dieses Gericht mit Geschichte stammt von Bewohnerin
Almuth Wißler, die einst Mitglied eines Berliner Kochclubs mit einer Satzung namens
„Köchelverzeichnis“ war. ch
15
DIE WELT
& ICH
Feine
FADENSPIELE
Handarbeiten ist heute kein Hobby mehr, sondern schon ein Lebensstil. Kein Wunder also,
wenn das Stricken mittlerweile als das neue Yoga gilt. Auch Nähkurse sind landauf, landab schon
Wochen im Voraus ausgebucht. Und bunte Häkelmützen setzen ebenfalls neue Modetrends.
Im Jahr 2016 sind Nadel und Faden beliebter denn je. Die neue Lust auf Eigenkreationen
kommt nicht von ungefähr.
16 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Foto
:
K
oli
nk
o
Ta
a
ny
Foto: Nuankesaree
D
ie Bewohnerinnen in den Stiften der
GDA liegen voll im Trend. Hier treffen
sie sich in geselligen Handarbeitsgruppen und lassen mit viel Vergnügen und
noch mehr Können wunderbare Schätze entstehen. Die bestrickenden Werkstücke zeigen
sich dann nicht nur in Vitrinen von ihrer besten Seite, sondern finden auch auf den regelmäßigen Oster- oder Weihnachtsbasaren in
den Stiften begeisterte Käufer. Kuschelige Babysöckchen, flotte Mützen, bunte Schals – jede Masche sitzt perfekt.
Die kreativen Stiftsbewohnerinnen befinden
sich dabei in guter Gesellschaft. Denn die
ganze Nation, vor allem die junge, hat das
Selbstgemachte (wieder)entdeckt und werkelt voller Leidenschaft. So gelangen abertausend Unikate auf den Markt, was sich auch auf
der Internetplattform DaWanda wiederspiegelt. Hier, wo rund fünf Millionen Artikel zum
Verkauf angeboten werden und nur handgearbeitete Stücke über den virtuellen Ladentisch gehen, herrscht Hochbetrieb. Vor allem
im Bereich der gehäkelten, gestrickten oder
genähten Produkte und bei entsprechendem
Zubehör boomt der Markt.
Bei der neuen Lust auf´s Handarbeiten spielt
das Internet eine bedeutende Rolle. Allein
zum Begriff „Stricken“ spuckt die Suchmaschine in weniger als einer Sekunde knapp 40
Millionen Ergebnisse aus. Aber auch das echte Leben wandelt sich: Quer durch die Repu-
blik feiert ein neuer Wollladen nach dem anderen Eröffnung. Und reihenweise sind Strickcafés für viele Frauen zu einer Art zweitem
Wohnzimmer geworden, verzeichnen aber
zunehmend auch männliche Gäste. Denn
mittlerweile finden auch die Herren der
Schöpfung immer mehr Gefallen am feinen
Nadelspiel. Und Strickanleitungen sowie
Tipps von Männern für Männer finden sich
inzwischen auch.
Männer an der Nadel
Historisch betrachtet lagen die Stricknadeln
früher ohnehin in männlicher Hand. William
Rider etwa ging 1564 als Englands erster
Strumpfstricker in die Geschichte ein. Er erfand die Hosenstrickerei, die anfangs den
Männern vorbehalten war. Zur gleichen Zeit
klapperten in Deutschland die sogenannten
Hofstricker mit den Nadeln. Dabei etablierte
sich die neue Handwerkszunft der „Hosenund Strumpfstricker“. Es sollte noch einige
Zeit vergehen, bis auch Frauen ins gewerbliche Strickgeschäft einsteigen durften. Bis dahin blieb die Maschenfertigung Teil ihrer
häuslichen Aufgaben und völlig privat.
Ausgerechnet zwei junge Männer waren es
auch, die seit ein paar Jahren mit ihrer Marke
„MyBoshi“ neue Begeisterung fürs Häkeln
hervorriefen – wobei „Boshi“ nichts anderes
als „Mütze“ auf Japanisch heißt. Thomas Jeanisch und Felix Rohland hatten nämlich als
Studenten für einige Wochen im Land des Lächelns gejobbt. Tagsüber gaben sie dort Skiunterricht, abends jedoch gähnte sie die Langeweile an. Da ließen sie sich von einer Kollegin in die Welt der Luft- und Stäbchenmaschen einführen und fertigten fortan mit
wachsendem Eifer bunte Häkelmützen an.
Zurück in Deutschland, fanden ihre Kreationen erst im Bekanntenkreis und dann via In-
Foto: Kolinko Tanya
17
Foto: myboshi.net
Foto: S. H. Smith
Foto
: St
ill
Wo
rk
ör
r
18 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Mit klappernden Nadeln politische Standpunkte zu verkünden, praktizierten übrigens
schon die „Tricoteuses“ (Strickerinnen) während der Französischen Revolution. Sie strickten auf den Zuschauerbänken des Nationalkonvents und jubelten dabei Robespierre zu,
einem führenden Revolutionsvertreter. Als
man ihnen verbot, hier zu erscheinen, strickten sie in den Zuschauerreihen der öffentlichen Hinrichtungen weiter und setzten so
klare Signale gegen die von Männern ausgeübte Macht.
Foto
:M
.D
Wollfäden an Nadeln besitzen offenbar so viel
Magie, dass nun auch Wissenschaftler untersucht haben, wie sich z.B. das Stricken auf
Körper und Seele auswirkt. Und siehe da: Es
senkt den Blutdruck, beruhigt, baut Stress ab,
trainiert das Gehirn und die Auge-Hand-Koordination. Hält man dann sein fertiges Werk
in Händen, schüttet das Gehirn großzügig
Glückshormone aus. Deshalb empfehlen
amerikanische Ärzte ihren Patienten mittlerweile, gegen Depressionen lieber zum Strickzeug statt zu Tabletten zu greifen. Und auch
Menschen mit schweren Erkrankungen, die
sich belastenden medizinischen Behandlungen unterziehen müssen, wird sehr zur tröstlichen Handarbeit geraten.
Mit Nadeln und Wolle können aber auch politische Statements gesetzt werden. Die „Craftitas“ zum Beispiel, die sich nach dem englischen Begriff „Crafting“ (etwas anfertigen)
benannt haben, verpassen Laternen, Pfählen,
Bäumen, Bänken, Zäunen, Autos oder Fahrrädern im öffentlichen Raum bunte Strick- oder
Häkelkleider. Damit möchten sie jene Tätigkeiten neu bewertet wissen, die bisher als
weiblich und anspruchslos galten. Oft findet
auch eine kritische Haltung zu Konsum und
Gesellschaft darin Ausdruck. Diese farbenfrohen Botschaften sind auch als „Guerilla Knitting“ (Guerilla-Stricken) oder „Yarn Bombing“ (Garn-Bombardement) bekannt.
ery
ag
Handarbeiten auf Rezept
„Strickweiber“ mit Botschaft
sI m
ternet reißenden Absatz. Schon bald kamen
Thomas und Felix (Foto oben) mit dem Häkeln nicht mehr hinterher und engagierten
dafür nun viele Seniorinnen, die sie liebevoll
„Häkelomas“ nannten. Das Geschäft mit den
Mützen wuchs rasant und läuft immer noch.
Heute gibt es sogar extra „MyBoshi“-Markenwolle und -Anleitungsbücher zu kaufen, diese
pfiffige Idee hat Häkelfans haufenweise beflügelt und sich für die Erfinder wirklich gelohnt.
Foto
:M
.
Wa
ria
t
ka
In Erinnerung geblieben sind auch die weiblichen Abgeordneten der Grünen, die in den
1990er Jahren im Bundestag strickten und damit die Ziele ihrer damals neu gegründeten
Partei unterstreichen wollten.
Etwas Eigenes schaffen
Foto: Lem
uan
a
Ebenso wie das Stricken und Häkeln hat auch
das Sticken eine Renaissance erfahren. Ist
man erst im Fluss der Stiche, beruhigt auch
diese traditionelle Handarbeitskunst den
Geist. Manche nennen sie sogar meditative
Versenkung, die Struktur in fahrige Gedankenströme bringt. Ob bunte Osterküken, beliebte
Science-Fiction Figuren, berühmte Bauwerke
oder romantische Blumenbordüren – im Internet warten Stickmustervorlagen in unendlicher
Vielfalt darauf, von fleißigen Fingern z.B. im
Kreuzstich umgesetzt zu werden.
Für welche Handarbeit man sich auch immer
begeistert – am Ende kann jeder die Früchte
seiner Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes
mit Händen be-greifen. Das tut gerade in Zeiten der Digitalisierung des Lebens gut. „Etwas
Eigenes zu erschaffen macht mich einfach tief
zufrieden“, berichten auch viele GDA Bewohnerinnen aus den Handarbeitsgruppen. Dort
wie überall in der Republik wird übrigens
auch (wieder) viel genäht. Der deutsche Modedesigner Guido Maria Kretschmer hat diesen
Trend erkannt und mit seiner Fernseh-Show
„Geschickt eingefädelt“ im vergangenen Jahr
voll ins Schwarze getroffen. Hier konnten
Hobbyschneider ihr Können telegen beweisen
und laut Kretschmer „ihr eigenes Ding fernab
der Massenindustrie machen“. Den Sieg räumte übrigens ein junger Mann ab. Emily Rösler
i DIE GDA
GRATULIERT
35-jähriges Wohnjubiläum feierte das
Ehepaar Margarete und Herbert Jelonnek
im Wohnstift Göttingen.
25-jähriges Wohnjubiläum feierte das
Ehepaar Heinz und Ursula Jäck im Neustadter
Stift.
20-jähriges Wohnjubiläum begingen
Dr. Irmela Dörwald und Eleonore Kurkuk
im Wohnstift Hannover-Kleefeld sowie
Ingrid Faber im Domizil am Schlosspark
in Bad Homburg.
30-jähriges Dienstjubiläum feierte Anna
Steinmueller aus dem Service im Wohnstift
Neustadt.
25-jähriges Dienstjubiläum begingen
Slavca Ilic, Pflegeassistentin im Hildastift
Wiesbaden, sowie Elvira Doll-Frank,
Einzugs- und Gesundheitsbegleiterin im
Wohnstift Trippstadt.
20-jähriges Dienstjubiläum
feierte Martina Heintz, Rezeptionistin
im Stift Neustadt. Das gleiche Jubiläum
begingen Ingrid Hanke und Sonja Becker
(beide Bereich Küche) sowie die Servicekraft
Sybilla Hoops im Wohnstift Göttingen.
Foto: H. Bieser
Foto: Mattes
Foto: Highwaystarz-Photography
Foto: D. Heinrichs
19
GDA in HESSEN
Taktvolles SITZEN
Bad Homburg
In Bad Homburg treffen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Domizils am Schlosspark sowie des
Rind’schen Bürgerstifts hüben wie drüben jeweils alle zwei Wochen zum „taktvollen Sitzen“. Dahinter verbirgt
sich eine unterhaltsame Tanzstunde auf Stühlen, die Kursleiterin Roselinde Nehb erteilt.
A
us der Musikanlage erfüllt die Stimme
des Schlagersängers Gerhard Wendland den Clubraum im Domizil am
Schlosspark: „Tanze mit mir in den Morgen,
tanze mit mir in das Glück! In deinen Armen
zu träumen ist so schön bei verliebter Musik...“ Die Senioren setzen ihre Füße im Takt
zu diesem Tangorhythmus. „Jetzt kreuzen:
rechter Fuß nach rechts, linke Hand nach
links“, so begleitet Roselinde Nehb die Choreografie und gibt den Takt an. Dabei singen
viele Teilnehmer/innen den Ohrwurm aus den
frühen 1960er Jahren vergnügt mit.
Foto: Monkey Business
Meerblaue Wogen im Kreis
Die fröhlichen Tänzerinnen und Tänzer sitzen im Kreis, in dessen Mitte bunte Frühlingsblumen prangen. Jedes Mal arrangiert ihre engagierte Tanzlehrerin eine andere jahreszeitliche Dekoration. Auch für das choreographische „Beiwerk“ hat Roselinde Nehb stets das
richtige Händchen. So sind etwa bei den
Capri-Fischern die Bänder, die die Senioren
dazu schwingen, in Meerblau gehalten, dass
die Wellen nur so wogen. Tücher für den
„Schneewalzer“ kommen schneeweiß daher,
und bei „Jingle Bells“ bimmeln natürlich
Glöckchen im Takt. Ein anderes Mal passen
Samba-Rasseln oder Klanghölzer zum Lied.
Und wenn die Tanzstunde zu Ende ist, verlassen alle beschwingt den Raum und freuen
sich schon auf das nächste Mal.
Das nächste Mal steht in vierzehn Tagen wieder auf dem Programm. Im wöchentlichen
Wechsel sorgt Roselinde Nehb nämlich auch
im Rind’schen Bürgerstift für gute Laune
beim Tanzen im Sitzen. Diese eigenständige
Tanzform hat auch hier viele Fans. Gerade aus
dem Wohnbereich Pflege lassen sich die Bewohnerinnen und Bewohner gerne zum Gymnastikraum bringen, wo der Kreis aus Stühlen
auf sie wartet.
20 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Foto: G. Patt
nern der GDA in Bad Homburg umsetzen
kann. Aber das Repertoire ist dort ohnehin
groß. Es reicht von Charleston bis Cha-ChaCha, von Samba bis Rumba, von Walzer bis
Kasatschok. Immer versteht es Roselinde
Nehb, die Bewohnerinnen und Bewohner neu
zu begeistern.
Weltweite Traditionen
Tanzkurs im Domizil am Schlosspark
Doch nicht nur Bewohner/innen der beiden
GDA-Häuser finden den Weg zu diesem Tanzkurs. So weiß Wohnstiftsberaterin Gudrun
Patt aus dem Domizil am Schlosspark zu berichten: „Auch einige Urlaubsgäste aus unserem Hotelbereich haben Spaß an diesem Angebot und probieren es einfach gerne mal
aus.“ Im Rind’schen Bürgerstift erinnert sich
Vera Schmidt aus dem Kulturbüro noch gut an
die Gäste einer Bewohnerin: „Bei der Gelegenheit haben die drei betagten Damen auch
gleich begeistert mitgetanzt.“ In beiden GDA
Einrichtungen sind dazu immer mal wieder
Angehörige mit von der Partie. Schmunzelnd
erinnert sich Roselinde Nehb an folgende Begebenheit: Nach einer gemeinsamen Tanzstunde wollte die Tochter einer Bewohnerin
ihre Mutter dafür begeistern, doch regelmäßig beim Tanzen im Sitzen mitzumachen.
Diese quittierte das mit den Worten: „Aber ich
bin doch schon längst dabei!“
Kompetenz trifft Vergnügen

JEDER MACHT MIT,
SO GUT ER KANN.
Gute Laune
im Rind’schen
Bürgerstift
Foto: A. L. Osthoff
Da stellt sich doch die Frage, was denn gerade
das Tanzen im Sitzen so attraktiv macht. Der
Bundesverband Seniorentanz e. V. erklärt dazu beispielsweise: „Tänze im Sitzen fördern
Reaktion, Ausdauer sowie das Koordinationsvermögen und aktivieren unterschiedliche Gehirnbereiche.“ Roselinde Nehb ergänzt: „Es schult auch das Gleichgewicht und
sorgt für Kommunikation.“ Wichtig ist der
sympathischen Kursleiterin aber auch, dass
sie dabei gezielt auf individuelle Einschränkungen oder etwaige Krankheitsbilder ihrer
Teilnehmenden eingehen kann. „Jeder macht
einfach mit, so gut er kann. Und wenn sich
mal jemand vertut, ist das überhaupt kein Problem!“ Schließlich steht hier die Freude an
Musik und Bewegung im Vordergrund.
Auch Roselinde Nehb ist die Freude an ihrer
Tätigkeit deutlich anzumerken. Nach ihrem
Berufsleben, das mit einer kaufmännischen
Lehre begann, ließ sie sich zunächst als Alltagsbegleiterin und später zur Ganzheitlichen Gedächtnistrainerin ausbilden. Dem
folgte das Zertifikat zur Tanzleiterin im Seniorentanz beim Bundesverband Seniorentanz.
„Ich empfinde es als Luxus, nicht mehr erwerbstätig zu sein und mich jetzt voll darauf
konzentrieren zu können, was mir Vergnügen
bereitet“, verrät die rüstige Ruheständlerin.
Dabei sind ihr regelmäßige Fortbildungen
sehr wichtig, auf denen sie sich immer wieder
neues Wissen aneignet. So kreiert die musikalische Tanzleiterin zu besonders beliebten
Liedern immer wieder neue Bewegungsabläufe. Gerade arbeitet Roselinde Nehb daran,
zur feurigen lateinamerikanischen Musik aus
ihrem Zumba Kurs, den sie selbst besucht,
passende Choreografien zu entwickeln, die
sie dann mit den Bewohnerinnen und Bewoh-
In Deutschland blickt das Tanzen im Sitzen
auf eine noch relativ junge Geschichte zurück.
Erst in den 1980er Jahren begann sich diese
Bewegungsform zu therapeutischen Zwecken
zu etablieren.
In vielen anderen Ländern und Kulturen gehört der Sitztanz dagegen zur Tradition, insbesondere in Teilen von Afrika und im südpazifischen Raum. So reichen die Wurzeln eines
Sitztanzes auf der indonesischen Insel Sumatra bis ins 16. Jahrhundert zurück und stehen
in Verbindung mit der Islamisierung dieser
Region. Nur Männer einer bestimmten Volksgruppe führen den Salawek dulang auf, sie
singen dazu und schlagen den Rhythmus auf
einem Bronzeteller.
Auf dem afrikanischen Kontinent tanzen die
Berberfrauen einer Region im Süden Marokkos auf den Knien. Sie werden vom Klang einer
Tontrommel begleitet. In der Zentralafrikanischen Republik erlernen einige auserwählte
Mädchen einen rituellen Tanz auf niedrigen
Stühlen, mit dem sie eine Raubkatze imitieren.
Alltagstätigkeiten wie etwa Fischfang stellen
die Tänzer pantomimisch beim Nationaltanz
der Südseeinsel Samoa dar. Dafür sitzen sie
im Kreis und bewegen Hände und Oberkörper. Und manch einer denkt dabei vielleicht
auch gleich an den bekanntesten Südseetanz,
den hawaiianischen Hula. Tatsächlich gehören zu dessen Tradition auch Varianten im Sitzen, die sogenannten Hula noho. Marina Haßelbusch
21
Im Rausch
DER FARBEN
Schon zum zweiten Mal beteiligten
sich Bewohnerinnen mit kreativem
Schaffen am „Offenen Atelier“ im
Hildastift. Und wieder lockte dieses
Angebot, das an vier aufeinanderfolgenden Nachmittagen einen
wahren Farbenrausch versprach,
eine ambitionierte Runde an, die
über sich selbst hinauswuchs.
P
etra Landau (Foto oben) hat auch das
zweite „Offene Atelier“ geleitet. Für sie
ist das künstlerische Arbeiten mit betagten Menschen heute Beruf und Berufung
zugleich. Marina Haßelbusch hat mit ihr
darüber gesprochen.
Frau Landau, Sie sind ursprünglich gelernte
Arzthelferin und haben auch lange in einer
Reha-Einrichtung an der Rezeption gearbeitet. Da steckt ja nicht so viel Kunst drin.
Petra Landau >> Das stimmt. Aber schon
damals mochte ich die Begegnung mit
Menschen besonders. Später, als ich mich
ganz der Malerei zugewandt hatte, konnte ich
mein künstlerisches Schaffen dann mit dieser
Vorliebe verknüpfen.
22 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Wie kamen Sie zur bildnerischen Arbeit?
Petra Landau >> Ach, das geht eigentlich auf
ein Missgeschick zurück, das für mich gar
keines war. Eines Tages kippte mir mal versehentlich flüssiges weißes Tippex auf schwarzes Papier. Daraus habe ich dann einfach ein
Bild kreiert, dessen Ausdruck mich selbst
überraschte und auch andere mochten. Gerade auch solche Situationen können Kreativität
freisetzen und in Kunst einmünden.
Wo sind Ihre Bilder zu betrachten?
Petra Landau >> Natürlich erstmal bei uns
zu Hause. Hier haben wir alle, mein Mann,
unsere zwei erwachsenen Kinder und auch
ich selbst – unsere jeweiligen Lieblingsbilder.
Im Jahr 2009 konnte ich dann zum ersten Mal
öffentlich ausstellen. Inzwischen habe ich
auch meine eigenen Werkräume und schon
so einige Bilder verkauft.
Jedenfalls sind Sie so offenbar
auf den Geschmack gekommen.
Petra Landau >> Richtig, danach habe ich
begonnen, ernsthaft mit abstrakter Malerei
zu experimentieren und mich dabei von Emotionen leiten zu lassen. Es ist einfach unglaublich, welche Werke der Improvisation
entspringen können! Seitdem male ich nur
noch aus dem Moment heraus und empfinde
den Entstehungsprozess eines neuen Bildes
immer als regelrechten „Rausch der Farben“.
Experimente mit Acrylfarben:
„Da kann man ja gar nichts falsch machen!“
Dennoch werden Sie sicher bestimmte
Farben oder Techniken bevorzugen.
Petra Landau >> Ich verwende nur schnelltrocknende Acrylfarbe, darunter viele hochwertige Gold- und Silbertöne. Und wenn Sie
genau hinsehen, werden Sie auch viel
Spachteltechnik entdecken.
Fotos (2): A. Derstroff
Wiesbaden
Das „Besondere Abendessen“ ist im GDA Wohnstift
Wiesbaden immer ein Glanzpunkt im Programm.
Traditionell gehört auch das beliebte Heringsessen am
Aschermittwoch dazu. Ob als Filet à la Hausfrauenart
oder als sahnig bzw. pikant angerichteter Salat – dieser
Fisch lässt sich wunderbar variieren und wurde unter den
Händen von Küchenchefin Angela Zorn und ihrem Team
wieder zur Delikatesse. Das Heringsessen beschloss auch
in diesem Jahr die fröhliche Faschingszeit, zu der das Hildastift alljährlich die „Wiesbadener Carneval-Gesellschaft
Sprudel“ mit Helau begrüßt. sd
Foto: P. Landau
Die Kunst wurde also zum Zentrum
Ihres beruflichen Schaffens.
Petra Landau >> Ja, aber ich male nicht nur,
um zu verkaufen. Im Gegenteil – tatsächlich
fällt es mir sehr schwer, mich von bestimmten Bildern zu trennen, gerade weil sie mit
intensiven Emotionen entstanden sind.
Andererseits ist genau das meine Brücke zu
alten Menschen. Denn ich hatte das Bedürfnis, auch ihnen den Zugang zu all diesen
guten Gefühlen im Prozess des Malens zu
ermöglichen. Deshalb arbeite ich nun seit
2014 in einer Senioreneinrichtung mit
Menschen mit Demenz.
Welche Erfahrungen machen Sie dort?
Petra Landau >> Die abstrakte Malerei ist für
sie einfach perfekt, diese Kombination fühlt
sich so richtig an! Zum Beispiel haben wir
mal ein Projekt gemacht, bei dem die Hand
selbst zum Pinsel wurden. Es war fantastisch,
wie sich die Senioren dabei selbst spüren
konnten. Sie waren mit großer Lebhaftigkeit
dabei und schufen traumhafte Werke! Das
habe ich als so erfüllend erlebt, dass ich mich
dann zur Kunstbegleiterin für Senioren mit
Demenz ausbilden ließ.
Eine positive Entscheidung?
Petra Landau >> Absolut! Die Ausbildung
lief als Gesamtpaket bei dem renommierten
Kunst-Therapeuten und Gerontologen Michael Ganß. Und ich muss sagen, dieses Jahr
war einfach unglaublich, nicht nur in künstlerischer Hinsicht. Ich habe unendlich viel
daraus mitgenommen.
Und hier kommt jetzt wohl
das GDA Hildastift ins Spiel?
Petra Landau >> Ja, das Hildastift hat mir
während meiner Ausbildung das vorgeschriebene sechsmonatige Praktikum ermöglicht.
Das war eine wunderbare Zeit! Ich habe dort
mit an Demenz erkrankten Bewohnern gearbeitet. Dabei sind reizvolle Werke entstanden, die wir im Stift auch ausgestellt haben.
Einige hängen noch heute im Foyer und in
den Fluren. Frau Schaefer, die Leiterin der
Tagesbetreuung im Hildastift, hat auf der
Ausstellungseröffnung damals von „kleinen
Wundern“ gesprochen. Und es ist wahr:
Ein Teilnehmer hatte sich durch sein künstlerisches Schaffen sogar so gut entwickelt,
dass er wieder zu sprechen begann.
Foto: Henra
Foto: Emmi
i GAUMENSCHMEICHLER
Aus dieser Zeit ist dann im September
2015 Ihr erstes „Offenes Atelier“ als
freies Angebot für alle Bewohner/innen
hervorgegangen.
Petra Landau >> Für diese Idee und ihren
Mut bin ich Kulturreferentin Andrea Derstroff hier im Stift sehr dankbar. Aber natürlich waren die Teilnehmerinnen des Workshops anfangs noch recht zurückhaltend mit
Farben und Leinwand. Viele malten zunächst
konkrete Motive und trauten sich noch nicht,
in Farben und abstrakten Formen zu schwelgen. Als sie dann aber immer mehr Mut zur
Abstraktion gefasst hatten, gab es kein Halten mehr. Eine Teilnehmerin hat das wunderbar auf den Punkt gebracht, als sie sagte:
„In der abstrakten Malerei können wir ja gar
nichts falsch machen!“ Danach haben die
Senioren viel ausprobiert und abstrahiert und
kamen regelrecht in Malfluss. Sehr schön war
auch, wie sie sich gegenseitig bestärkt und
die Ergebnisse der anderen bewundert haben. Sie können wirklich stolz auf sich sein!
Im Januar 2016 haben Sie dann zum
zweiten „Offenen Atelier“ eingeladen.
Verlief es anders?
Petra Landau >> Auf jeden Fall war die
beschwingt-heitere Stimmung beide Male
unverändert, zumal fast die gleichen
Teilnehmerinnen dabei waren. Sie konnten
jetzt aber auf vorhandenen Erfahrungen aus
dem letzten Jahr aufbauen und sofort viel
selbstbewusster zu Pinsel oder Spachtel greifen. Schon nach dem ersten Workshop hatte
eine Dame mit großem künstlerischen Potenzial festgestellt: „Ich bin hier ganz beflügelt rausgegangen!“ Sie hat sogar in ihrem
Appartement weitergemalt. Eine andere Teilnehmern meinte dieses Mal: „Ich fühle mich
ganz trunken vom Farbenrausch…!“ Sehr bereichernd fand ich übrigens, dass auch jetzt
einige Bewohner mit Demenz, die ich noch
aus meinem Praktikum kannte, hinzukamen.
Gerade diese Mischung aus orientierten und
nicht orientierten Bewohnern im künstlerisch
geschützten Raum ist mir wichtig. Sie setzt
bei allen enorme Lebenskräfte frei.
Beeindruckend, was kreatives Schaffen
alles bewirken kann!
Petra Landau >> Nicht wahr? Das Herz, die
Freude über die Selbstwirksamkeit – solche
Gefühle werden nämlich nicht demenzkrank,
sondern bleiben bis zum letzten Moment
präsent, empfindsam und erreichbar! 23
HELAU,
Frankfurt
ALAAF
UND AHOI!
Fotos (7): A. Sabrowski
Schauen Sie sich hier nur die schönen Bilder vom Faschingsfest im GDA
Wohnstift Frankfurt am Zoo an. Sie zeigen, dass Feiern kein Alter kennt!
Unter dem Motto „Helau, Alaaf und Ahoi“ hatte wieder die fünfte
Jahreszeit in unsem Haus Einzug gehalten.
S
tiftdirektor Lothar Türkis begrüßte das
närrische Volk und sagte: „ Fastnacht ist
fast wie Karneval – nur mit Stimmung!“
Das hat Bernd Jäger alias „Mr. Music“ natürlich wörtlich genommen. Dem musikalischen Alleinunterhalter gelang es professionell und charmant, die rund 150 Bewohnerinnen und Bewohner sofort in Ausgelassenheit
zu versetzen. Sie sangen und schunkelten
aber nicht nur mit, sondern genossen neben
Kaffee, Wasser, Wein und Kreppel auch das
bunte Bühnenprogramm.
Bitte was – Schawellche?
In breitestem Hessisch wurde den „Ortsfremden“ nun die Bedeutung dieses Utensils erklärt: Das Wort kommt vom französischen „Ecabelle“ und bedeutet auf Deutsch
„Schemel“. Das Exemplar auf unserer Bühne hatte wiederum im Keller einer unserer
Bewohnerinnen förmlich auf seinen glanzvollen Auftritt gewartet. Klaus Meier-Ude je-
denfalls ging nach seiner Darbietung wie alle Akteure an diesem Tag mit einem Tusch,
einem Ausmarsch und herzlichem Beifall
von der Bühne ab.
Anschließend durfte ich als Kulturreferentin
des Stiftes (an diesem Tag im Kostüm eines
Conférenciers mit Schnurbart!) die nächste
„Nummer“ ansagen: „Gefahr und Rettung.
Sie hören eine Ballade – in der Abendstunde
zu singen.“ Theatralisch betrat nun unser Bewohner Hans-Heinrich Krantz die Bühne und
ließ sich dort „leidend“ auf einen (anderen)
Schemel sinken. Ihm folgte eine wahrhaftige
Lichtgestalt: Bewohnerin Christa Otto als
ganz in weiß gewandete, Flöte spielende Da-
Los ging’s um 15:11 Uhr mit dem „Brezelbub“, eine in Frankfurts Apfelwein-Lokalen
legendäre Figur. Dieser Spezialitätenverkäufer
zieht bei jedem Wetter zu jeder Zeit mit seinem
Weidenkorb von Tisch zu Tisch, um Brezeln,
Käse- oder Kümmelstangen zu verkaufen. Unser „Brezelbub“, wunderbar verkörpert von
Bewohner Klaus Meier-Ude, lief durch den farbenfroh dekorierten Saal schnurstracks zur
Bühne. Dabei hatte er nicht nur Brezeln dabei,
die er später ans Publikum verteilte, sondern
brachte auch gleich sein „Schawellche“ mit.
Die Prinzenpaare: René I. /Dani I. (links) und Christian I. /Laura I. gaben sich die Ehre
24 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
me. Dieses Duo trug nun eine zu Herzen gehende selbstverfasste Ballade vor und erntete
dafür viel Applaus.
In der Bütt
Jetzt heizte „Mr. Music“ die Stimmung wieder
kräftig an. Und auch das komplette Serviceteam – alle Damen in entzückenden Faschingskostümen und eine hübscher als die
andere! – animierte das Publikum mit guter
Laune so, dass es viele buchstäblich von den
Plätzen riss. Zum Lied „Die Hände zum Himmel, komm lasst uns fröhlich sein“ kam nun
ordentlich Bewegung in den Saal und die Polonaise tänzelte über’s Parkett.
Als die Gläser wieder gefüllt waren, ließ sich
der nächste Programmpunkt vortrefflich genießen. Im besten „Frankfodderisch“ stellte
unsere Bewohnerin Gudrun Weis nämlich
nun eine Seniorin dar, die einen Geschenkgutschein für ein Wellnesspaket einlösen
möchte und dafür zur telefonischen Terminvereinbarung schreitet. Mit ihrem „antiken“
Telefon samt altmodischer Wählscheibe klingelt sie den Schönheitssalon an. Am anderen
Ende der fiktiven Leitung, an dem (dieses Mal
unsichtbar) unsere Frau Otto saß, spürte man
geradezu die wachsende Verzweiflung. Denn
Rentner haben ja nie Zeit, das kennt man
doch! Schlussendlich fanden die Damen im
Sketch dann doch noch einen geeigneten Termin – in zwei Jahren! Das wurde mit viel Gelächter und Beifall honoriert.
Als nächste Akteurin eroberte Hannelore Hau
die Bütt, ebenfalls Bewohnerin in unserem
Haus. Sie rezitierte, wie kann es bei der Buchautorin anders sein, selbst verfasste Verse. Im
i FRANKFURT VOR DER LINSE
„Reminiszenzen an Frankfurt am Main (1946 - 1986)“ titelt
eine Ausstellung mit 63 Schwarz-Weiß-Fotos, die im Frankfurter GDA Wohnstift noch bis zum 11. April zu sehen ist.
Die Aufnahmen stammen von Kurt Weiner, einem ehemaligen
Fotografen der Frankfurter Rundschau. Der heute 94-Jährige
lebt seit Mai 2006 in unserem Haus. Geboren und aufgewachsen in Danzig, kam Kurt Weiner 1946 nach Frankfurt, wo er in
einem renommierten Fotogeschäft eine Anstellung fand. Während die Stadt noch in Schutt und Asche lag, begann er, sie
und ihren späteren Wiederaufbau mit seiner Kamera zu erkunden. 1952 ergatterte Kurt Weiner dann bei der Frankfurter
Rundschau eine feste Stelle als Redaktionsfotograf und nahm
fortan das politische und kulturelle Geschehen der Stadt auf. Bis zu seinem Ruhestand 1986
bekam er Oberbürgermeister und Banker, Politiker und Wirtschaftsbosse, halbseidene Damen
und vollblütige Filmstars, Schriftsteller und Showgrößen vor die Linse, widmete sich aber immer
wieder auch dem Abbild der „kleinen Leute“. Allein im Institut für Stadtgeschichte der Stadt
Frankfurt sind über 100.000 Aufnahmen von ihm archiviert, so war auf der Ausstellungseröffnung in unserem Wohnstift vom zuständigen Dipl.-Archivar Tobias Picard zu erfahren. Neben
ihm waren auch Barbara Klemm, eine international bekannte Fotografin, sowie ehemalige Kollegen von Kurt Weiner zugegen, etwa der ARD-Börsenexperte Frank Lehmann oder der ZDFJournalist Rainer Holbe. Sie unterhielten die interessierten Gäste mit Anekdoten aus der
gemeinsamen Zeit mit Kurt Weiner bei der FR. bh
„Familienfest“ beschrieb sie humorvoll gereimt einen Besuch bei der lieben Verwandtschaft. Dieser pointierte Vortrag wurde immer wieder von herzhaften Lachern und einem kräftigen Tusch unterbrochen und
brachte der Dichterin tosenden Applaus ein.
Royaler Besuch
So wogte die Fastnacht bei uns hin und her,
als plötzlich ein Zeichen kam: Die angekündigten prominenten Überraschungsgäste waren eingetroffen – das Kinderprinzenpaar
Christian I. und Laura I. Die beiden 11-Jährigen überbrachten souverän ihre Grüße ans
närrische Volk und bezauberten alle im Nu.
Kaum waren sie aus dem Festsaal marschiert,
zog auch schon der nächste royale Besuch herein. „Seine Tollität“ Prinz René I. und „Ihre
Lieblichkeit“ Prinzessin Dani I. gaben uns die
Ehre – was für unser Haus eine wirkliche
Freude war, denn das Prinzenpaar hat immer
einen vollen Terminkalender. Die beiden
blaublütigen Persönlichkeiten faszinierten
das Publikum mit ihrer heiteren Ausstrahlung, bevor sie mit Stiftsdirektor Lothar Türkis höchst dekorative Orden austauschten.
Damit hatte unser Faschingsnachmittag seinen „krönenden Höhepunkt“ erreicht.
Den Abschluss bildete jedoch die traditionelle
Kostümprämierung. Wie in jedem Jahr hatten
wir allen Bewohnerinnen und Bewohner vorgeschlagen, sich fantasievoll zu verkleiden,
und viele waren diesem Aufruf gefolgt (Fotos
S. 24 oben). Manche präsentierten sich gar
mit so kunstvollen Masken, dass sie kaum
wiederzuerkennen waren. So gelangten all jene Namen in die Lostrommel, deren Träger
kostümiert waren. Die Gewinner/innen wurden mit Gutscheinen belohnt: eine Flasche
Sekt für Platz 3, ein Kaffeegedeck in Gesellschaft für Platz 2 und ein Besonderes Abendessen im Wohnstift für den ersten Platz.
Ob unten im Publikum oder oben auf der Bühne – alle Beteiligten haben dazu beigetragen,
dass dieses Faschingsfest in fröhlicher Erinnerung bleibt. Brigitte Hofrichter
Mitwirkende mit Stiftsdirektor (2. v. l.) und Conférencier (ganz rechts)
25
GDA in RHEINLANDPFALZ
Experten
im Netz
Neustadt a.d. Weinstraße
Wem ist das nicht schon mal passiert? Man sitzt vor seinem Computer –
und plötzlich ist eine Datei wie vom Erdboden verschluckt.
Oder der Rechner fährt einfach von selbst herunter. Was tun?
Solche misslichen Lagen kennen Bewohnerinnen und Bewohner des
GDA Hauses Neustadt natürlich auch. Aber für sie gibt es „Rettung“.
D
er „Retter“ heißt in unserem Hause
Lothar Gaube. Der 72-Jährige kommt
monatlich einmal zu uns und steht
dann allen computerbegeisterten Bewohnern
Rede und Antwort. In dieser Fragestunde wird
das Wissen der fortgeschrittenen „User“ so
gut sortiert, dass sie im Umgang mit PC oder
Laptop viel Sicherheit erlangen.
Sprung zurück ins Jahr 2012
Vor vier Jahren begann Lothar Gaube, hier im
Stift Computer-Kurse für „Starter “ zu geben.
Bald darauf konnten sie schon im Internet recherchieren, sich E-Mail-Adressen anlegen
sowie Mails schreiben und beantworten. Nach
drei vierwöchigen Kursen waren alle Interessierten fit am Rechner. Aber schon während
dieser Zeit ist Lothar Gaube von vielen andere
Bewohnern, die am Computer fortgeschritten
waren, zu Anwenderproblemen befragt worden. Weil diese Fragen gar nicht auf die
Schnelle zu beantworten waren, bot der Exper-
26 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
te fortan unter dem Titel „Tipps und Tricks
rund um den Computer für Fortgeschrittene“
monatlich eine PC-Fragestunde an.
„Viele Senioren fühlen sich noch nicht ganz sicher am PC“, erzählt Lothar Gaube. „Kinder
und Enkel meinen es zwar oft gut mit ihren Eltern oder Großeltern, aber sie verunsichern sie
auch mit immer neuen und viel zu schwierigen
Anwendungen und Erklärungen. Senioren mögen es lieber einfach, verständlich und überschaubar.“ Dieser Maxime bleibt Lothar Gaube
bei jedem Treffen treu. Dafür bereitet er spezielle Themen vor, die sich mit aktueller Software,
Updates, IT-Sicherheit und Anwendungshilfen
befassen. In unserem Clubraum stehen dann
Leinwand, Beamer und Internetanschluss bereit (Foto oben), damit alles für jeden gut nachvollziehbar erläutert werden kann.
Zur Fragestunde bringen die Bewohner ihren
eigenen Laptop mit in den Clubraum. Hier
klärt der Leiter anstehende Probleme und
zeigt über den Beamer Schritt für Schritt die
Lösung auf. Seine Methode „Vormachen,
nachmachen, üben!“ hat sich bewährt.
Viele Fragen drehen sich um die Kommunikation im weltweiten Netz. Wie versende oder
speichere ich Anhänge in E-Mails? Welche
Mails und Anhänge kann ich getrost öffnen?
Woran erkenne ich, dass eine E-Mail versteckten Viren enthält („Trojaner“) oder persönliche Daten von mir abfischen will („Pishing“)?
Sicherheitsfragen stehen vor allem beim
Onlinebanking und bei Interneteinkäufen an
erster Stelle. „Alle PC/Laptops sollten mit einem aktuellen Anti-Viren-Programm und einer Firewall zum Schutz gegen unbefugte Zugriffe ausgestattet sein“, betont Lothar Gaube. „Damit lassen sich schon viele Viren und
Trojaner verhindern. Von unbekannten Absendern sollte man E-Mails und Anhänge gar
nicht erst öffnen, sondern sofort löschen.“
Mailen und Skypen rund um
den Globus
Einige Bewohner gehen schon beachtlich sicher mit dem Laptop um. Dr. Helga Weiss
(84) zum Beispiel hat ihr Arbeitsleben in Brasilien verbracht, wo sie Portugiesisch, Englisch und eine Indianersprache sprach. Noch
heute steht sie mit alten Freunden und Kollegen, die über die ganze Welt verstreut leben,
Manfred Rhein (70) wiederum, ein versierter
Smartphone-Nutzer, hat sich ein Profil bei Facebook angelegt. In diesem sogenannten sozialen Netzwerk kann er mit seinen Verwandten in den USA über eine „geschlossene Gruppe“, zu der nur definierte Personen Zugang
haben, bequem und sicher Bilder und Neuigkeiten austauschen. Und er schätzt auch das
„Skypen“. Diese Videotelefonie via Internet
hat es Gerrit Hartmann (73) ebenso angetan.
„Auf diese Weise kann ich mich mit meinen
Kindern, die in entfernten Ländern wohnen,
unterhalten, meine Kinder und Enkel dabei
sehen und an ihrem Leben mehr teilhaben“,
sagt sie. Die 73-Jährige war lange in Frankreich und bedient ein französisches Laptop
mit französischer Tastatur und Anwenderbefehlen. Da war es hilfreich, dass Lothar Gaube
ihr die Lage der deutschen Umlaute und Tastaturbefehle zeigen konnte.
Skypen mit den Kindern
Foto: Photographrr.eu
Foto: A. B. Engelhart
in engem E-Mail Kontakt. Sie nutzt das Internet auch zum Lesen brasilianischer Zeitungen, als Wissensquelle sowie als Wörterbuch,
aktuell lernt sie damit gerade Russisch, Polnisch und Griechisch. Auch ihr Deutsch
frischt Helga Weiss auf, da sie ihre Muttersprache 62 Jahre lang nicht gesprochen hat.
i WENN MUSIK IN DIE HERZEN STRÖMT
Die Welt der Operette war beim diesjährigen
Neujahrskonzert wieder zu Gast im Wohnstift
Neustadt. Fünf Musiker/innen vom Pfalztheater
Kaiserslautern brachten sie hier zum zweiten
Mal solistisch, im Duett oder Quartett vielsprachig auf die Bühne.
Die Sopranistinnen Neungmi Lee und Seungmin
Baek überzeugten mit herrlichem Volumen und
zarten hohen Tönen. Stimmgewaltig „verführt“
wurden sie von Ralph Jaarsma (Bariton), während Daniel Ewald mit klarem Tenor glänzte. Begleitet wurde der Gesang vom Pianisten Younggeun Yoon, der das Publikum auch solistisch mit Chopins „Grande valse brillante“ begeisterte.
Die Konzertgäste ließen die wundervolle Musik in ihre Herzen strömen und verabschiedeten
die Künstler mit großem Applaus bis zum nächsten Jahr. abe
Ein neues Zuhause gefunden
Internetnutzung bedeutet auch Zugang zu
mehr Wissen. Martha Dullinger (82) z.B. recherchiert gern im Netz. So ist sie auch auf
unser Wohnstift aufmerksam geworden, von
dem eine ihrer Töchter nur 30 Kilometer entfernt wohnt. 2014 zog Frau Dullinger dann
vom niedersächsischen Neustadt am Rübenberge zu uns ins rheinland-pfälzische Neustadt an der Weinstraße. Heute erledigt sie
ihre Bankgeschäfte per Online-Banking und
hat sich gerade ein neues Laptop angeschafft.
„Aber mit dem Sortieren und Verwalten der
Fotos komme ich noch nicht ganz klar“, verrät sie.
Wie finde ich Briefvorlagen oder erstelle eine
eigene Vorlage? Wie speichere ich von mir verfasste Dokumente? „Das haben mich viele Anwender gefragt“, erzählt Lothar Gaube. „Also
sind wir Schritt für Schritt die sinnvolle Ablage im PC durchgegangen, haben Ordner und
Unterordner angelegt und die Suchfunktionen ausprobiert.“ Für Emil Stehle (76) war
das nützlich. Er erledigt seine ganze Korrespondenz am Laptop mit der Dokumentenverwaltung und sagt: „Außerdem verfolge ich im
Internet die Börsen- und Aktienkurse und mache Internetbanking. Das ist spannend und
macht mir Spaß!“
Aus Sicht von Lothar Gaube sollten Anwender
auch wissen, wo sie die technischen Daten ihres PC/Laptops finden, z.B. die Angaben über
Leistung, Betriebssystem und installierte Programme. Warum? „Das benötigt man beim
Anruf bei einer Hotline oder bei manchen
Downloads. Oft werde ich auch über kostenlose Downloads befragt bzw. warum manche
Software Geld kostet. Oder wann und warum
man Programme aktualisieren sollte“, so der
Leiter der Fragestunde.
Foto: De Visu

SENIOREN MÖGEN
ES EINFACH,
VERSTÄNDLICH UND
ÜBERSCHAUBAR.
Solche Fragen stellen sich für den computerversierten Dr. Ernst Brodkorb (88) nicht. Er ist
schon lange Anwender und verbringt viel Zeit
am Rechner mit der Bearbeitung von Bildern
im Programm Photoshop. Durch seine diversen Reisen rund um den Globus hatten sich
bei ihm stapelweise Diakästen angesammelt.
Mittlerweile sind alle Kleinfotos eingescannt
und zu digitalen Lichtbildvorträgen verarbeitet. Nun lässt Dr. Brodkorb seine Mitbewohner bei uns in Vorträgen an seinen Reiseabenteuern nach Spitzbergen oder Afrika, Südamerika oder zu den Nordlichtern teilhaben. Anne-Bärbel Engelhart
27
Beine mit FLÜGELN
Trippstadt
„Kreatives Bewegen mit Musik“
heißt ein Angebot im GDA Wohnstift Trippstadt. Es erinnert an die
Arbeit der bedeutenden Choreographin und Tänzerin Pina Bausch,
die ganz neue Bewegungsformen
schuf und damit Tanzgeschichte
schrieb. Aber natürlich erwartet
niemand solcherlei Künste in
einem Seniorenstift. Und dennoch
finden sich auch hier ganz eigene
Choreografien, eine starke tänzerische Sprache und viele Beine mit
Flügeln, die der Trippstadter Tanzkompanie wie ihrem Publikum
gleichermaßen Freude bereiten.
W
as verbirgt sich genau hinter diesem Angebot? Es richtet sich an
tanzbegeisterte Bewohnerinnen,
die Spaß daran haben, sich zur Musik zu bewegen – und die sich auch zutrauen, vor Publikum aufzutreten. „Aber auch wer Auftritte
nicht mag, kann natürlich trotzdem mittrainieren“, bekräftigt Elvira Doll-Frank, die Leiterin der „Kompanie“.
Die flotte Gruppe entstand vor Jahren während der Vorbereitungen zur Faschingsfeier,
als die damaligen Gymnastikdamen „Spiel,
Sport, Spaß“ dafür eine Darbietung erarbeitete. Aus diesem Kreis haben sich anschließend
Interessierte zum „Kreativen Bewegen mit
Musik“ zusammengefunden. Seitdem entwickelt die kleine Gruppe aus verschiedenen Bewegungsabläufen zu ausgesuchter Musik eine Choreografie und übt diese dann ein.
Fachliche Fitness
Der wöchentliche „Trainingsablauf“ folgt dabei einem festen Plan. „Wir machen uns zunächst kurz warm und lockern den ganzen
Körper zu schwungvoller Musik auf. Anschließend erarbeiten wir neue Stücke, wiederholen aber auch unsere alten Tänze, um
die Abläufe im Gedächtnis zu behalten“, berichtet die Leiterin. Elvira Doll-Frank hat im
Wohnstift Trippstadt soeben ihr 25-jähriges
28 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Konzentration vor dem Auftritt
Dienstjubiläum begangen, seit vielen Jahren
wirkt sie hier unter anderem als Einzugsbegleiterin. Die staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin mit Schwerpunkt Breitensport und
Prävention betreut zudem viele regelmäßige
Angebote im Haus, die allesamt auf das ganzheitliche Wohlbefinden zielen: z.B. Wirbelsäulengymnastik, Sturzprophylaxe bzw. „Fit
für 100“, die Wassergymnastik oder das entspannende Qigong. Auch die Wanderungen
mit ihr im schönen Pfälzer Wald sind sehr beliebt. Sie leitet diese Angebote aber nicht „irgendwie“, sondern mit stets hoher Kompetenz. Denn sie hat ihre professionelle Fachlichkeit durch diverse Fortbildungen in den
Bereichen Bewegung & Entspannung speziell
für den Seniorenbereich und die Arbeit mit
Hochbetagten immer weiter verfeinert und
2009 sogar die Ausbildung zur Qigong-Lehrerin absolviert. So dürfen sich alle, die an Angeboten von Elvira Doll-Frank teilnehmen,
stets sicher sein: Diese Frau weiß, was sie mit
uns „anstellt“.
Dieses Vertrauen haben selbstverständlich
auch Erika Artelt, Inge Fink, Emma Dressler,
Hedi Sitzenstuhl und Ruth Schmidt. Die fünf
Damen gehören zur „Stammformation“ der
kreativen Tänzerinnen im Stift und haben
freudig daran mitgewirkt, den Auftritt der
Gruppe zu Fasching in diesem Februar zu
perfektionieren. Lange Zeit waren auch Liselotte Hähnlein und Hedwig Hohlfeld mit von
der Partie gewesen. Nun aber, da ihr 94. Geburtstag hinter ihnen liegt, genießen sie die
Performance lieber aus Publikumssicht.
Hingucker mit Schirmchen
An den unterhaltsamen Tanzeinlagen wird übrigens jeden Donnerstag ab 9 Uhr gebastelt.
„Manchmal bringen die Teilnehmerinnen zu
unserer Stunde eine Musik oder musikalische
Idee mit, oft hören wir auch gemeinsam verschiedene Stücke durch. Wenn uns etwas gefällt, tanzen wir dazu und probieren aus, ob es
sich für unsere Zwecke eignet“, sagt Elvira
Doll-Frank. So entstanden bereits herzerfrischende Auftritte etwa zu „Singing in the rain“
(mit Regenschirmen als Hingucker) oder zu
„Da sprach der alte Häuptling der Indianer“,
gesungen vom unvergessenen Peter Alexander. Wo immer möglich und sinnvoll, bauen
die Damen zusätzliche Handgeräte wie Tücher, Doppelbänder, Gymnastikreifen oder
Pompons ein, um ihre Bewegungen zu unterstützen und die Darbietung für das Auge des
Publikums noch attraktiver zu gestalten.
Fotos (3): E. Doll-Frank
Die Trippstadter
Tanzkompanie mit Leiterin (3. v. r.)
Für den diesjährigen Rosenmontag haben sie
gleich zwei Stücke eingeübt. „Ganz Paris
träumt von der Liebe“, gesungen von der
selbst tanzbegabten Catarina Valente, wurde
eine höchst gelungene Aufführung mit sechs
Gymnastikreifen (Foto oben). Darauf folgte
ein besonderes Schmankel für die Zuschauer,
die nun zu Vico Torrianis Evergreen „Kalkutta
liegt am Ganges“ fröhlich zum Mitmachen
aktiviert wurden. Diese Darbietung war für
beide Seiten eine Premiere, der alle begeistert
Beifall zollten. Dass sie so gut klappte, war
auch dem klug komponierten Bewegungsablauf geschuldet. „Wir haben besonders auf
Einfachheit, Durchführbarkeit und gemäßigtes Tempo geachtet, damit wirklich jeder mitmachen konnte“, so die Kursleiterin. Aus ihrer Sicht sind Rhythmus und ein mittleres
Tempo eigentlich immer entscheidend,
„denn unsere Tänzerinnen sind ja selbst keine
20 mehr und sollen die Schrittfolgen auch gut
umsetzen können“. Zu langsam darf ’s wie-
Tamtam in Indianer-Kleidung
derum auch nicht sein, sonst geht der ganze
Schwung verloren und damit auch der Augenschmaus für die Zuschauer. So aber gelingt
den Damen von der Trippstadter Tanzkompanie stets ein guter Kompromiss, denn auch
einfache Bewegungen ohne komplizierte
Drehungen machen viel her, wenn sie sauber
ausgeführt werden. Und steckt die Formation
dann noch in einheitlicher Kleidung und
peppt ihr Outfit mit Accessoires wie Schals,
Schmuck, Kopfbedeckung schick auf, dann
ist auch optisch der allerbeste Eindruck garantiert. Einmal hat sich Gruppe für einen
Auftritt sogar eigens Indianerkleidung aus
Vlies-Tischdecken geschneidert – aber für
solche Dinge fehlt in der Regel doch die Zeit.
Training mit Effekten
Spätestens jetzt ist klar, dass im Angebot
„Kreative Bewegung mit Musik“ vor allem jede Menge Spaß steckt. Darüber hinaus sagt
Elvira Doll-Frank über weitere Effekte: „Es ist
auf jeden Fall Gedächtnis- und Körpertraining in einem. Längere Schrittfolgen müssen
erlernt und im Gedächtnis behalten werden.
Und nebenbei werden auch Beweglichkeit,
Kraft, Geschicklichkeit, Gleichgewicht, Koordination und natürlich das Rhythmusgefühl geschult und die kommunikativen Fähigkeiten wie das soziale Miteinander gefördert.
Schließlich können sich dann die andern Mitbewohner und Besucher an den unterhaltsamen Tanzbeiträgen erfreuen, auch das ist
doch ein toller Effekt!“
Und was sagen die Damen von der Tanzkompanie selbst dazu? „Ich möchte einfach fit
bleiben und Spaß haben. Aber die Übungen
sind auch gut für den Kopf“, kann Inge Fink
die positiven Effekte nur bestätigen. Erika
Artelt verrät, dass sie schon ihr ganzes Leben
lang in Bewegung ist, ob Gymnastik, Wandern oder Tanz. „Außerdem mag ich Musik
und bewege mich gern dazu.“ Hedi Sitzenstuhl genießt es besonders, wenn „sowas“
auch noch in netter Gemeinschaft stattfindet. „Das hebt die Stimmung“, findet sie.
Und Ruth Schmidt weiß eines ganz genau:
„Seit ich jung bin, tanze ich gern. Ich möchte
tanzen, so lange ich kann!!!“ Dieses Schlusswort ist einfach perfekt. Greta Wenzel
i HEREINSPAZIERT!
Der jährliche Osterbasar im GDA Hause
Trippstadt ist mittlerweile eine fast legendäre Veranstaltung. Denn in der Umgebung
rund um das Stift wissen Jung und Alt:
Hier sind die Mitarbeitenden und Bewohner
wochenlang beschäftigt, um uns einen herrlichen Tag zu bereiten!
Und so war es auch in diesem März wieder,
als sich das Haus am Tag der offenen Tür mit
Osterbasar weit öffnete. Die Gäste waren teilweise sogar aus Kaiserslautern gekommen,
um hier nun in ein österliches Farbenmeer
einzutauchen, an den Ständen entlangzuschlendern, die feinen Werke der Handarbeits- und Bastelgruppen zu bewundern und
natürlich auch das eine oder andere Mitbringsel für zu Hause zu erwerben. Stiftsdirektorin
Verena Bonin wusste wie immer ihr ganzes
über 90-köpfiges Team von der Rezeption
über die Haustechnik bis hin zum Service und
Küchenchef hinter sich und war erfreut, dass
so viele Besucher/innen die Informationen
über das Wohnstiftswohnen und den Hotelbereich interessiert aufgenommen haben.
Ganz bestimmt haben dazu auch die Kochkünste des Hauses ihren Teil beigetragen! fr
29
NACHBAR
SCHAFT
EIN GUTES Gefühl!
Willkommenskultur im Stadtteil:
Anne-Kathrin Vogt, Thomas Herrmann,
Irene Wegener, Henning Großmann,
Doris Schröder-Köpf, Thomas Schrader,
Kai Lauenroth (v.l.n.r.)
Ein ungewöhnlicher Abend – er sollte überall in Deutschland Alltag sein.
Im Stadtteil Hannover-Waldhausen ist er das schon. Dort treffen
Nachbarn und Freunde zusammen, die immer wieder spüren:
Wo Begegnung stattfindet, hat Angst keine Chance.
D
ieser Abend geht unter die Haut. Wo
hat man je davon gehört, dass sich
Frauen, Männer und Kinder aus einer
Kirchengemeinde, einem Kleingärtner- und
einem Sportverein, einem Flüchtlingswohnheim und einem Träger von Senioreneinrichtungen umeinander kümmern? Wirklich etwas voneinander wissen wollen? Einander zuhören, miteinander lachen, untereinander
beste Nachbarschaft pflegen? Und das nicht
nur einmal im Jahr, wenn gerade Neujahrsempfang ist und es nach musikalischen Genüssen und denkwürdigen Worten zum Motto „Ich bin schon da!“ lecker Essen gibt?
Tänzerische Begrüßung
aus dem Flüchtlingswohnheim
30 LEBEN BEI DER GDA 1.2016
Es fallen viele denkwürdige Worte. Zum Beispiel von Irene Wegener, die ein Flüchtlingswohnheim im Stadtteil leitet, wo seit 1993 bisher 2.200 Menschen Schutz fanden und die
meisten in Deutschland geblieben sind. „Sie
sind toll unterwegs, haben Familien gegründet, sind jetzt Teil unseres Lebens “, sagt Irene
Wegener. „Und das wird auch bei jenen so
sein, die heute zu uns kommen.“ Murtaza
Rashidi, ein Filmemacher aus Indien, zeigt
Nahaufnahmen von jenen, die heute kommen. In ihren Gesichtern stehen alle widerstreitenden Emotionen, die mit der erlittenen
Flucht, dem Ankommen und bangen Blick in
eine ungewisse, vielleicht bessere Zukunft
einhergehen. Udo Heinz kennt solche Gefühle. Er wurde als 12-Jähriger von Haus, Hof und
Heimat in Ostpreußen vertrieben. Aber
Brandanschläge auf Flüchtlinge wie heute?
Der 81-Jährige schüttelt vor Abscheu den Kopf
und wendet sich zu Pastor Henning Großmann: „Wir müssen Brücken bauen von
Mensch zu Mensch!“
Doris Schröder-Köpf tut das schon lange. Die
niedersächsische Landtagsabgeordnete und
Migrationsbeauftragte, die über vergangene
Zuwanderungsbewegungen nach Deutschland sehr kenntnisreich zu berichten weiß,
wünscht sich mehr Normalität im Miteinander und weniger Aufgeregtheit. „Man muss
das Leben nehmen, wie es ist – aber man muss
es ja nicht so lassen!“, zitiert sie zum Schluss
den deutschen Außenpolitiker Egon Bahr, der
das immer gern gesagt haben soll.
Zwei Frauen haben diese Erkenntnis ganz sicher beherzig. Gisela Banse wohnt heute im
GDA Wohnstift Hannover-Kleefeld und musste vor 70 Jahren über Nacht aus Schlesien weg,
weil die russische Front kam. Aycan Alp ist
heute Pflegedienstleiterin im GDA Pflegehaus
Hannover-Ricklingen, sie floh als verfolgte jesidische Kurdin vor 30 Jahren aus der Türkei.
Zwischen diesen Frauen liegen Welten, wenn
man auf ihre Herkunft, ihr Alter, ihr Leben
Filmemacher Murtaza Rashidi (links) und Anne-Kathrin Vogt (im Hintergrund),
Interview-Partnerinnen Gisela Banse (Mitte) und Aycan Alp
Gesellschaft für Dienste im Alter
ADRESSEN UND ANSPRECHPARTNER
Zentrale
Geschäftsführung: Dr. Holger Horrmann, Dipl. Ökonom
Hildesheimer Straße 187, 30173 Hannover, Tel: 0511 28009-0
Wohnstift Göttingen
Stiftsdirektor Lauenroth
mit neugierigem Nachbarsjungen
blickt. Und doch eint sie das erfahrene Leid,
die Gefahr, die Angst vor und während der
Flucht und auch danach. Anne-Kathrin Vogt
(GDA Zentrale) hat beide von sich erzählen
lassen und daraus zusammen mit Murtaza
Rashidi einen Film gemacht, der einem in
jede Pore kriecht. Und man begreift auch auf
einer höheren Ebene, dass das Gemeinsame
unter den Menschen stets größer ist als das
Trennende. Diesen „Zug der Gedanken“ intoniert auch der Chor „Voices“ mit seinem fein
arrangierten Gesang in Begleitung des Pianisten Daniel Schunn.
Dann blickt Hannovers 1. Bürgermeister Thomas Herrmann zu Frau Alp und fragt öffentlich: „Kann es angesichts dieses Films überhaupt sichere Drittstaaten geben?“ Den Zuhörern zieht die Türkei durch die Köpfe und
wohl auch das soeben beschlossene „Asylpaket II“. Marokko, Algerien, Tunesien? Wie
schön, dass es wieder drei sichere Länder
mehr gibt auf dieser Welt, wird jemand später
sarkastisch bemerken.
Ansonsten bleibt der Sarkasmus an diesem
Abend draußen. Dafür sind drinnen die Kinder zu fröhlich, die Musikstücke zu beschwingt, die Wortbeiträge zu bedeutsam,
die Bilder zu eindringlich, die Menschen zu
herzlich. Und das Essen zu gut. Serviert wird
es vom GDA Wohnstift Hannover-Waldhausen und seinem Direktor Kai Lauenroth persönlich, der an diesem Abend genau so Gastgeber ist wie die GDA Zentrale, die Evang.Freikirchliche Gemeinde am Döhrener Turm
mit ihrem Flüchtlingswohnheim, der Sportverein Eintracht v. 1898 und der Kleingartenverein Tiefenriede. Was für eine Mischung –
sie fühlt sich genau richtig an! Swaantje Düsenberg
Direktor: Carsten Patowsky
Wohnstiftsberatung: Marc Kahle
Vorsitzende der Bewohnervertretung:
Dr. Annerose Heydemann
Charlottenburger Straße 19
37085 Göttingen-Geismar
Tel: 0551 799-0
Senioren-Residenz
Schwiecheldthaus Goslar
www.gda.de
Wohnstift Neustadt
a.d. Weinstraße
Direktor: Christoph Stöckmann
Wohnstiftsberatung: Anja Freunscht
Vorsitzender der Bewohnervertretung:
Gerhard Hellmann
Haardter Straße 6
67433 Neustadt a.d. Weinstraße
Tel: 06321 37-0
Hildastift Wiesbaden
Direktion: Benjamin Knollmann
Residenzberatung: Nicolle Boost
Vorsitzende des Bewohnerbeirates:
Ruth Becker
Schwiecheldtstraße 8-12, 38640 Goslar
Tel: 05321 312-0
Direktor: Jens Wolter
Wohnstiftsberatung: Klaus Weber
Vorsitzende des Einrichtungsbeirates:
Erika Staufert
Hildastraße 2, 65189 Wiesbaden
Tel: 0611 153-0
Wohnstift Hannover-Kleefeld
Wohnstift Frankfurt am Zoo
Direktor: Martin Stodolny
Wohnstiftsberatung: Jörg Ziesemer
Vorsitzende des Heimbeirates:
Eva-Maria Stakemann
Osterfelddamm 12, 30627 Hannover
Tel: 0511 5705-0
Direktor: Lothar Türkis
Wohnstiftsberatung: Sabine Schneider
Stellv. Vorsitzende des Einrichtungsbeirates: Nana Härter
Waldschmidtstraße 6, 60316
Frankfurt/Main
Tel: 069 40585-0
Wohnstift Hannover-Waldhausen
Direktor: Kai Lauenroth
Wohnstiftsberatung: Catarina Bauch
Vorsitzende des Heimbeirates:
Waltrud Gemmeke
Hildesheimer Straße 183, 30173 Hannover
Tel: 0511 8401-0
Rind’sches Bürgerstift
Bad Homburg
Pflegehaus Hannover-Ricklingen
Domizil am Schlosspark
Bad Homburg
Leitung: Dieter Meer
Düsternstraße 3, 30459 Hannover
Tel: 0511 16260-0
Wohnstift Trippstadt
Direktor: Klaus Wimbert
Wohnberatung: Claudia Schumacher
Gymnasiumstraße 1, 61348 Bad Homburg
Tel: 06172 891-0
Direktor: Michael Großmann
Wohnstiftsberatung: Gudrun Patt
Vor dem Untertor 2, 61348 Bad Homburg
Tel: 06172 900-6
Direktion und Wohnstiftsberatung:
Verena Bonin
Vorsitzende des Heimbeirates:
Ingeborg Fink
Am Judenhübel 13, 67705 Trippstadt/Pfalz
Tel: 06306 82-0
31
Fotos (2): Dontworry
In gräflichen Gefilden
URLAUB IM GDA HOTEL BAD HOMBURG
Das GDA Hotel Domizil am Schlosspark bietet Ihnen in Bad Homburg ein barrierefreies Umfeld, in dem Sie Ruhe
und Entspannung, Abwechslung und Wellness genießen können. Ob in Begleitung oder alleinreisend, mit und ohne
Handicap – lassen Sie sich im Domizil am Schlosspark kulinarisch verwöhnen und entdecken Sie auch unsere
hauseigenen Angebote in den Bereichen Freizeit, Kultur, Wellness und Sport.
Unsere Stadt ist immer eine Reise wert. Tauchen Sie hier ein in die Geschichte der Landgrafen von Hessen-Homburg,
deren Schloss vis-à-vis unserem Hotel liegt und mit einem herrlichen Park umgeben ist. Schlendern Sie durch die
romantischen Gassen der Altstadt oder lassen Sie sich in der Dorotheenstraße in die Barockzeit entführen. Hier wohnte einst
sogar der große Dichter Friedrich Hölderlin. In diesem Jahr hält Bad Homburg für Musikliebhaber übrigens einen
besonderen Leckerbissen bereit: das Festival „Swinging Castle“. Vom 25. bis 29 Mai 2016 präsentieren internationale
Spitzenmusiker im historischen Ambiente des Landgrafenschlosses klassischen Jazz.
Unser Hotelangebot richtet
sich an Gäste jeden Alters,
Geschäftsreisende und
Messegäste. Aber auch, wenn
Sie Unterstützungsbedarf
haben, müssen Sie keineswegs auf Ihren Urlaub in Bad
Homburg verzichten. Nutzen
Sie einfach unsere Angebote
im Bereich Pflegehotel und
lassen Sie sich von unserem
hauseigenen Pflegedienst
kompetent versorgen.
Genießen auch Sie einen fabelhaften Urlaub in Bad Homburg.
Dazu heißt Sie unser GDA Domizil am Schlosspark
herzlich willkommen. Fragen Sie einfach nach
unseren Übernachtungsangeboten für Ihren Aufenthalt.
i
GDA Hotel Domizil am Schlosspark
Vor dem Untertor 2
61348 Bad Homburg
Ihre Ansprechpartnerin:
Monika Baumhakl / Leitung Zentrale Dienste
Telefon: 06172 900712
E-Mail: [email protected]