Perlenkette - Hamburger Abendblatt
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Perlenkette - Hamburger Abendblatt
SONNABEND/SONNTAG, 14./15. MAI 2011 19 2011 Unterwegs: Neun Ausflugstipps nach Hameln › Stadtgespräch: Klassenkämpfer Helmut Schulte › Titel-Thema: Mode für Sie und Ihn Lokal-Termin: Schnitzel im Amadée › Gestern & Heute: Seit 60 Jahren „Zwischen Hamburg und Haiti“ › Markenmacher: Thomas-i-Punkt Hamburg, meine Über den Look der Hamburger gibt es viele Vorurteile: beige, konservativ und versnobt … Dabei sind diese Klischees spießig, und nicht das Outfit, findet SUSANNE KALOFF A ls ich das erste Mal nach Hamburg kam, war ich elf. Wir reisten nach Dänemark und ich saß enttäuscht auf der Rückbank des Ford Taunus und sagte: „Jetzt sind wir nicht mal mit der Reeperbahn gefahren.“ Meine früheste Erinnerung an die Stadt, die ich vom ersten Augenblick an geliebt habe, ist gestochen scharf: Es roch so reich. Die Frauen sahen alle aus wie Jil Sander, schlicht, kühl, schnörkellos und so knackgesund wie ein Apfel, in den man beißen will. Die Männer trugen Poppertollen und vanillegelbe V-Ausschnittpullover. Alles schrie: Wohlstand. Und ich kam mir ärmlich vor in meinem geblümten Schürzenkleid, das mir meine Mama genäht hatte. Später, als ich erwachsen war, bügelte ich meine Kleider sorgfältig vor jeder Reise an die Elbe. In München stolperte ich Ende der 80er in langen Hippiekleidern über die Maximilianstraße und fühlte mich wie Uschi Obermaier, in Düsseldorf trug ich pseudorebellisch meine Guns N’ Roses-Kunstlederjacke, aber für Hamburg musste etwas anderes her: Stil. Doch wo bekommt man den? Und wer soll das bezahlen? Das Tragische am Zugezogensein ist das miese Gefühl, das einem immer auf der Schulter sitzt und flüstert: „Du bist keine von ihnen!“ Macht die Stadt aus den Menschen mit den Jahren Hamburger, fügen sie sich homogen in das Modestadtbild ein? Kann man sich stilistisch zu einem Hamburger entwickeln, und wenn ja, was braucht es dazu außer einer Barbourjacke? Ich kenne nicht viele „echte Hamburger“, die meisten sind wie ich zugezogen, aus Frankfurt, Köln, Düsseldorf, nein, aus Berlin zieht keiner nach Hamburg. Wie also soll man den Look einer Stadt beschreiben, ohne haarscharf an Vorurteilen vorbeizuschlittern? Die wohlhabende Hamburgerin sei eine „gelungene Mischung aus Pferd und Frau“, soll Wolfgang Joop mal gesagt haben. Sie trage „wenig Make-up, viel Zahnfleisch“, dazu Hermès-Gürtel und Karottenjeans. Das ist böse, lustig und dennoch: falsch. Hamburger sind nicht so eindimensional wie ihr Ruf. Zum Beispiel meine Freundin Lara, 37, verheiratet mit Dirk, waschechte Hamburger. Man würde die beiden eher in die Schublade Downtown L.A. stecken als nach Upper Eppendorf, was natürlich kein Zufall, sondern modisches Kalkül ist. Es ist eine Mischung aus entspannter Nachlässigkeit (wenig Make-up, keine erkennbare Frisur), Neonakzenten, auffälligem Modeschmuck (z. B. von Kenneth Jay Lane) gemixt mit hochwertiger Designerware wie Lanvin, Turnschuhe in Pop-Farben wie die Nike Air Max ( jahrelang verpönt, weil sie durch die dicke Sohle immer irre prollig wirkten, nun aber le nouveau hip sind) und einer lokalpatriotischen Closed-Jeans. Ihr Mann trägt einen urbanen Dandylook, der mit den passenden Accessoires und viel Freude gebrochen wird: einen batikgefärbten Pullover von Prada, ein ironisches Einstecktuch, waghalsig kombiniert mit einer weißen Röhrenjeans. Kurz: Die beiden sind gnadenlose Styler. Ich schwöre, dass ich sie niemals in einer Steppweste gesehen habe. Den Hamburger Familienbetrieb Closed gibt es seit den Siebzigern, die legendäre Pedal-Pusher-Karottenjeans trugen schon damals Poppermädchen und sorgfältig blondgesträhnte Hausfrauen aus Othmarschen. Heute trägt sie auch Sarah Jessica Parker, was einem Ritterschlag gleich kommt. Hinter dem Label stehen keine alten Pfeffersäcke (so bezeichnete man spöttisch der Hanse angehörende reiche Händler in dunkelblauen Anzügen mit Goldknöpfen), sondern coole Jungs mit Bärten in Ringelshirts und vor allem: ein kluges Marketing für einen modern-hanseatischen Stil, der komplett ohne aufgestellten Kragen auskommt. Man kann es nicht leugnen, der aufgestellte Kragen des Poloshirts (für Fortgeschrittene gerne auch der Bluse) ist in gewisser Weise schon typisch für Hamburg. Man trägt ihn großflächig auf Sylt, was in etwa den Hamptons entspricht – was auch erklären könnte, warum Ralph Lauren ausgerechnet hier bei uns einen Flagship-Store eröffnet hat. Der saubere „Good Clean Fun“-Stil passt einfach perfekt an die Elbe. Oder eher an die Alster. Dort trägt die Jeunesse dorée auch abseits des Wassers lederne Segelschuhe von Timberland und krempelt lässig die Chino hoch beim Alsterwasser auf Bodo’s Bootssteg. Neulich erschreckte ich mich zu Tode, als ich sah, dass mein eigener Sohn vor dem Spiegel stand und den Kragen seines Hollister-Poloshirts hochklappte. Oh Boy! Auf der anderen Seite der Stadt würde man lieber nackt gehen als in Kaschmircardigans, dort sieht es auch nicht anders aus als in BerlinMitte – schmerzhaft individuelle Outfits aus dem N & H-Kleidermarkt, vom Flohmarkt oder am besten selbst gemacht, die sagen wollen: Wir machen Musik/Kunst/Irgendwasmitmode und pfeifen auf Kommerz und Wolfgang Joop. Der Rest der Stadt macht es sich einfach und trägt ganzjährig einen braunen FC St. Pauli -Kapuzenpulli. Ich kenne tatsächlich auch Hamburger Pferdefrauen, die dazugehörigen Männer sehen nur leider nie wirklich wie wilde Hengste aus. Eher wie treue Shetlandponys, denen man einen rosa Pulli um die Schulter geknotet hat. Der Inbegriff einer feinen hanseatischen Dame mittleren Alters ist für mich jene, die ich jeden Tag auf der Straße treffe: halblange, stets gut frisierte Haare, immer eine mit dem Outfit korrespondierende Chanel-Tasche (sie muss die 2.55 mit der Kette in allen Farben und Größen haben), niemals Hosen, immer Maxiröcke und stets ein Lächeln auf den perfekt dezent geschminkten Lippen. Kürzlich wurde ich vor Budnikowsky Zeuge eines Fitness-Gesprächs, das sie führte. Sie würde niemals Brot und Kuchen essen, erzählte sie einer staunenden Bekannten, die exzentrisches Beige trug. Zu gerne hätte ich ein Bild von ihrem vermutlich verstorbenen Mann vor Augen, der sicher rahmengenähte Schuhe von Ladage & Oelke trug, wenn er heimlich ins alte Café Lindner spazierte, um ein Stückchen Schwarzwälderkirsch zu essen. Und ja, dann haben wir natürlich noch die Hockeydamen, Frauen die in ihren kurzen Röckchen mit Kniestrümpfen sexy und sauber aussehen, eine Mischung, die nur in Hamburg möglich ist. Hier ist nichts dirty, nicht mal die Mädchen auf dem Kiez: Selbst die trugen den ganzen Winter saubere Ugg-Boots, das neueste Modell mit dem Knopf an der Seite, die sie sich vermutlich genau wie alle Frauen in Harvestehude aus New York haben mitbringen lassen. Moonboots sind selbst auf der Reeperbahn Schnee von gestern. Sollte ich jemals mit ihr fahren, werde ich eine Perlenkette tragen. ILLUSTRATION: WWW.ORLANDO-ILLUSTRATION.DE Perlenkette S. 4/5 – Mode für drei Anlässe: Was tragen Mann und Frau im Sommer 2011? Plus: Shop-ABC II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011 Ab nach Hameln KARTE: GRAFIKANSTALT Meyer-Feier: Die besten Partys zum Song Contest laufen in Hamburg Bent Angelo Jensen FOTO: MANUEL PANDALIS FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA 4 2 8 8 9 1 8 8 Der 34-jährige Designer („Herr von Eden“) startet um Mitternacht und beendet den Tag um Mitternacht 3 1 er Wes 0 Uhr Mein perfekter Sonn- 12 Uhr Ich wache auf. Es gibt frischen Ingwertee und ein leichtes Frühstück. Anschließend geht es an abgelegene Spots entlang der Elbe. Eindrücke der vergangenen Woche und Perspektiven für die nächste werden sortiert. Plötzlich vibriert das Telefon, meine Schwester möchte Aktuelles berichten, und wir amüsieren uns! Daraufhin erreiche ich meinen Neffen zu gleichem Austausch. 14 Uhr SMS vom Rest der Familie und den engsten Freunden O., T. und S. sind auf meinem Handy gelandet. Sie laden zum Ausflug nach Mecklenburg-Vorpommern ein. 15 Uhr Voller Vorfreude geht es zur Wasserski-Anlage in Hagenow. Die Fahrt wird mit toller Musik von „Chain and the Gang“, etwas Proviant und einer Menge albernen Gesprächsstoffs zum ersten Höhepunkt. Endlich angekommen, wird die Natur möglichst maximal aufgesogen. 19 Uhr Die Mägen knurren, es geht ins Rialto (Michaelisbrücke 3). Neben den Klassikern der Speisekarte findet sich stets eine kulinarische Überraschung wie der Engelstränen-Salat, dazu etwas Jacquesson-Champagner für den Kreislauf, und es darf geraucht werden! 21.30 Uhr An meinem perfekten Sonntag würde ich ein „1000 Robota“-Konzert besuchen, sonst bietet das Uebel & Gefährlich regelmäßig Alternativen. Die Liebe ist anwesend, Blicke und Lächeln fliegen lautlos zwischen uns her. 23 Uhr Ich spaziere heimwärts nach St. Georg. Im Hauptbahnhof schaue ich noch nach neuen Magazinen, denn dazu bleibt unter der Woche keine Zeit. Und sollte die Energie noch reichen und der nahende Montag es erlauben, klingt die Woche im Golden Pudel Club aus – mit bester Musik in eine neue! Ich mag Hamburg sehr ... Ina Müller & Band 16. Dezember 2011 Zusatzkonzert 15. Dezember 2011 O2 World Hamburg Karten € 36,15 bis € 45,83 Karten gibt es in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops (zzgl. Bearbeitungsgebühr) Hamburger AbendblattTicket-Hotline 040/30 30 98 98 (zzgl. Versandkosten) Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr 5 6 7 Mein perfekter Sonntag tag beginnt pünktlich um Mitternacht, mit Freunden an der Bar des Golem (Große Elbstraße 14). Hier genieße ich das unaufgeregte, zugleich interessante Ambiente, die Jukebox und gekonnte Bartender-Kunst. In den frühen Morgenstunden findet sich ein kleiner Kreis in meiner schönen Wohnung ein und wir lassen gemeinsam die Nacht ausklingen. 1 100 m 9 AUSFLÜGE Auf den Spuren des Rattenfängers TEXT: KIRSTEN RICK Prächtige Weserrenaissance und Glas-Preziosen: 200 km südlich von Hamburg verzaubert Hameln nicht nur mit der sehr lebendigen Sage vom „Rattenfänger“, sondern auch mit einer antiken Altstadt, floralen Festen und Handwerkskunst STADTLEBEN 12 Punkte für den Kiez Ein schmuckes Zentrum im Weserbergland, das ist Hameln. Die Altstadt, die von 1969 bis 1993 vorbildlich saniert wurde, prunkt mit herrlichen Sandstein- und Fachwerkhäusern. 1426 wurde die Stadt Mitglied der Hanse, im 16. Jhd. erlebte sie einen wirtschaftlichen Aufschwung – damals entstanden im Wettstreit der reichen Kaufmannsschaft mit dem Landadel die Bauten der Weserrenaissance. Doch weltweit bekannt wurde Hameln durch die Rattenfängersage, die auf dem „Auszug der Hämelschen Kinder“ von 1284 basiert. Ratten prägen heute noch das Stadtbild – aber nicht die echten Nager, sondern die Rattenspur zu den Sehenswürdigkeiten, das Figurenspiel am Hochzeitshaus, das Rattenfänger-Freilichtspiel und das Musical „Rats“. Beim Eurovision Song Contest ist noch alles offen – beim Eurovision Party Contest hat Hamburg schon gesiegt: Wenn Lena heute in Düsseldorf ihren Titel verteidigt, steigt die offizielle Feier dazu auf der Reeperbahn. Und nicht nur dort wird die Nacht zum Tag N TIPPS & TERMINE TEXT: NORMAN RAAP a, bitte! Wir wissen zwar nicht, ob Lena wieder triumphieren wird. Aber wir wissen, wo die Hannoveranerin am liebsten um die Häuser zieht. „Hamburg ist die einzige Stadt, in der ich feiern gehe“, bekennt die 19-Jährige. Verständlich: Düsseldorf hat Hamburg zwar die Showbühne gestohlen, aber in punkto Party, Piste und Grand Prix, der seit 1992 Eurovision Song Contest heißt, macht den Hanseaten keiner was vor. Schon vor einem Jahr feierten 37000 Zuschauer auf dem Spielbudenplatz Lenas Sensationssieg mit „Satellite“ in Oslo – das sind 1000 mehr als am heutigen Sonnabend ins Stadion des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf kommen, wenn Lena mit dem Song „Taken By A Stranger“ ihren Titel gegen 24 Konkurrenten verteidigen will. Und so bleibt St. Pauli wenigstens in der PartyBundesliga. Noch bevor am Rhein der erste Ton erklingt, ist Hamburg schon auf Sendung. Um 20.15 Uhr überträgt das Erste live von der Reeperbahn die offizielle Feier „Countdown für Deutschland“. Achtung: Erstmals ist die Open-Air-Show auf 5000 Zuschauer begrenzt – eine Auflage der Behörden nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg. Zudem kosten die Auftritte von Ina Müller, den Söhnen Mannheims, Juli, Selig, Frida Gold, Aloe Blacc und Natasha Be- dingfield 1,50 Euro Eintritt. Wenn in Düsseldorf die Lichter ausgehen, schaltet die ARD um 0.15 Uhr erneut zur „Grand Prix Party“, wo Moderator Matthias Opdenhövel auch Lena auf ein Wort bittet, via Satellit auf der Reeperbahn nachts um halb eins. Wer kein Ticket ergattert, kann ab 19 Uhr nur wenige Hundert Meter entfernt in der Fischauktionshalle das kostenlose Public Viewing besuchen, auf der Galerie im ersten Stock wartet zum Pauschalpreis ein Büfett. Eurovisions-Enthusiasten kommen in den Fliegenden Bauten schon ab 18 Uhr auf ihre Kosten: Erst geht die schräge Comedy-Show „12 Punkte für ein bisschen Frieden“ über die Bühne, dann wird das Finale auf einer Leinwand übertragen. Noch schriller und plüschiger wird die Nacht in der WunderBar an der Talstraße zum Tag: Das selbst ernannte „schwule Wohnzimmer“ feiert den Grand Prix nicht, es zelebriert ihn. Zu großem Kino gerät das Spektakel auf der 60-Quadratmeter-Leinwand im Spectrum Kino in Norderstedt, das fast 300 Zuschauern freien Eintritt und Dolby-Digital-Sound bietet. Südlich der Elbe überträgt das City Kino in Buxtehude live – in HD und digitalem 6-Kanal-Ton. Und Lena? Kann sie noch unbehelligt in ihrer Partyhauptstadt Hamburg ausgehen? „Doch, doch. Wenn es spät genug ist, erkennt sich keiner mehr.“ Es sei denn, es gibt wieder einen Triumph zu feiern ... 1 RATS – DAS MUSICAL Eine humorvolle Interpretation der Sage mit Ohrwürmern von Walzer über Marsch bis Rap. Musik und Text stammen vom britischen Poeten Robert Browning: Der Rattenfänger führt die Ratten in die Weser und zieht damit den Zorn des Rattenkönigs auf sich. Eintritt frei. » 25. Mai bis 21. September, jeden Mittwoch um 16.30 Uhr im Bürgergarten Service » Eurovision Song Contest 2011 Sa ab 20.15 Uhr, Liveübertragung: • offizielle ARD-Party auf dem Spielbudenplatz (Einlasscoupon im NDR Ticket-Shop Levante-Haus an der Mönckebergstr. 7, Sa bis18 Uhr); • Fischauktionshalle (Einlass: 19 Uhr), Große Elbstr. 9; • WunderBar (20 Uhr), Talstr. 14; • Spectrum Kino Norderstedt (ab 19.30 Uhr), Rathausallee 72, Tel. 52 65 04 21, Eintritt: frei; • City Kino Buxtehude (ab 20.15 Uhr), Bahnhofstr. 11, Tel. 04161 / 60 05 56, Eintritt: frei; • Fliegende Bauten, 18 Uhr, Glacischaussee 4, Tel. 398 81 40, Eintritt: ab 25,90 Euro DER GRÜNE PUNKT Wo wohnt der Igel am liebsten? Wann kann der Kompost umgesetzt werden, ohne die stacheligen Freunde zu stören? Dies und mehr erfährt man beim Vortrag „Igel im Garten“ am 15.5. um 14 Uhr im Botanischen Sondergarten Wandsbek, Anmeldung: Tel. 693 97 34, 2 Euro. Zimmer mit Aussicht A 4 SCHAUGLASHÜTTE Glasherstellung wie vor Jahrhunderten lernen die Besucher bei einer Führung kennen. Glasmacher zeigen, wie der flüssige Werkstoff durch blasen, ziehen, quetschen und schleudern in Form gebracht wird. Mit viel Puste kann man sich auch an einem eigenen Kunstwerk versuchen. » Glashütte Hameln, Am Pulverturm 1/Kastanienwall, 31785 Hameln, Tel. 05151/40 55 71, Mo–Sa 10–13 und 14–18, So 10–17 Uhr, Erwachsene 3,90 Euro, Kinder 2,50 Euro, www.glasblaeserei-hameln.de 5 AUTOMOBIL-MUSEUM IM HEFEHOF Oldtimer wie der „Sperber“, das weltweit letzte Exemplar eines „Kolibri-Sport“ und ein Zwei-Liter-Selve zeigen Hamelns Autohistorie – 1907 wurden hier die „Norddeutschen Automobilwerke“ eröffnet. » Hefehof 10, 31785 Hameln, Fr 15–18, Sa 11–16 Uhr, www.hefehof.de 7 MÜNSTER ST. BONIFATIUS Zu Beginn des 9. Jahrhunderts ließ Graf Bernhard von Engern und Ohsen die Kirche errichten und wünschte sich, später nebst seiner Frau Christina dort begraben zu werden. Er ahnte nichts von der wechselhaften Geschichte, die dem Münster bevorstand: Bei einem Brand 1209 wurde die romanische Basilika völlig zerstört, der Wiederaufbau dauerte bis 1241. Unter napoleonischer Besatzung wurde im Jahr 1803 ein Pferdestall daraus, die Kirche verfiel. Heute ist das Münster Teil des Stadtwappens. » Münsterkirchhof 7, 31785 Hameln, tägl. 9–18 Uhr, www.muenster-hameln.de Der Logensaal der Kammerspiele wird wieder mit Leben erfüllt – heute beim Konzert mit Songwriter Claudius Mach uf den ersten Blick wirkt der Logensaal in den Kammerspielen wie ein Café, ein Theatercafé. Stühle stehen um runde Marmortischchen, an den schwarz lasierten Wänden hängen Gemälde. Die farbenfrohen modernen Arbeiten asiatischer Künstler aus der Mikado-Galerie schaffen einen aufhellend schönen Kontrast zum dunklen Ambiente. Und gleich am Eingang steht die Büste von Ida Ehre, der langjährigen Intendantin der Kammerspiele – und Hamburger Ehrenbürgerin. Auf der kleinen Bühne steht ein knallrotes Klavier. Das wird Claudius Mach nicht brauchen. Diesen Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert. Und das ohne seine Band, dafür mit einem Gast, dem Sänger und Gitarristen Uli Wolf aus der Hamburger Musikszene. In Berlin hat sich Mach bereits den Ruf eines „deutschen Robbie Williams“ erworben. Seit dem 16. Lebensjahr komponiert das Multitalent, schreibt Texte, kombiniert Comedy und Rock und erzählt skurrile Geschichten und Szenen aus dem Alltag, die er jedoch nicht alltäglich bringt. Er besingt seinen Hund und „Heidi Klumt“, den „Hamster Freddie live im Kookaburra“ oder „Matrosen mit Glühweingesichtern“. Den meisten Theaterfreunden ist der intime und gastliche Logensaal nur bekannt von einem kurzen Pausenbesuch. Aber es ist ein besonderer Ort. Dank 3 RATTENFÄNGERHAUS Flambierte Schwänze, dazu ein „Rattenkiller“ – in der Gaststätte im Rattenfängerhaus werden rustikale Eigenkreationen geschmaust, die Portionen auf den Tellern sind legendär groß. Das Gebäude mit der prächtigen Weserrenaissance-Fassade hat seinen Namen von einer Inschrift in einem der Holzbalken, die vom Auszug der Kinder im Gefolge des Rattenfängers am 26. Juni 1284 berichtet. Der Sage nach führte der Rattenfänger die Kinder durch die Bungelosenstraße aus der Stadt hinaus, darauf wurde das Spielen von Musik dort auf alle Zeit verboten. » Gaststätte Rattenfängerhaus, Osterstr. 28, 31785 Hameln, Tel. 05151/3888, tägl. ab 10 Uhr, www.rattenfaengerhaus.de 6 HAMELNER DRUCKEREIMUSEUM Die Erfindung Johannes Gutenbergs und was daraus geworden ist: In den beiden Abteilungen „Satzherstellung“ und „druckund buchbinderische Weiterverarbeitung“ werden Geräte und Maschinen der „Schwarzen Kunst“ gezeigt und erklärt. » Hefehof 9, 31785 Hameln, Tel. 05151/273 33, Fr 15–18, Sa 11–16 Uhr KULTUR ERLEBEN TEXT: KLAUS WITZELING 2 RATTENFÄNGER-FREILICHTSPIEL Männer in Strumpfhosen, Frauen in Leinenkleidern und Kinder mit Rattenschwanz: Von Mitte Mai bis Mitte September präsentieren jeden Sonntag rund 80 Darsteller in historischen Kostümen, wie es zum Auszug der Hämelschen Kinder kam. Das Spiel dauert ca. 30 Minuten, Eintritt frei. » 15. Mai bis 11. September, jeden Sonntag um 12 Uhr im Bürgergarten Platzanweiser: Claudius Mach, „der deutsche Robbie Williams“, lädt im Rahmen des „Songsalons“ in den Logensaal ein seiner Geschichte: Die einstige Privatvilla an der Hartungstraße gehörte seit Beginn des 19. Jahrhunderts einer jüdischen Freimaurerloge und wurde zum Zentrum des jüdischen Lebens im Grindelviertel, ehe die Nationalsozialisten mit dem Verfolgungsterror begannen. Von 1937 bis 1941 war das Haus Sitz des Jüdischen Kulturbundes, dann missbrauchte es die Gestapo als Sammelstelle für KZ-Transporte. Ida Ehre ist 1947 der Neuanfang eines „Theaters der Menschlichkeit und Toleranz“ nach dem Weltkrieg zu verdanken. Die Geschichte des Logensaals will die neue Programmleiterin Saskia Junggeburth in ihrem vielfältigen Spielplan immer wieder betonen. Sie plant literarische und musikalische Abende – wie das Solo von Susanne Pollmeier am 3. Juni mit vertonten Gedichten aus Wolfgang Borcherts Zyklus „Laterne, Nacht und Sterne“. Ida Ehre hatte mit Borcherts berühmtem Drama „Draußen vor der Tür“ die Kammerspiele wiedereröffnet. Außerdem nimmt Junggeburth die Tradition der Nachwuchsförderung im Logensaal wieder auf, die unter einigen Intendanten der Kammerspiele Praxis war. Sie konzipierte auch neue Reihen mit monatlichen Events: Im „Philosophischen Lazarett“ debattieren die Kulturwissenschaftlerin Birgit Stammberger und der Philosoph Ulrich Lölke zu aktuellen Themen. Und im „Songsalon“ überraschen nun Claudius Mach & Freunde. Vielfalt ist das Ziel. Der Logensaal soll schließlich eine große Zukunft haben. 8 WESERRENAISSANCE Die liebenswürdige norddeutsche Variante eines ernsten italienischen Architektur-Themas: Die Weserrenaissance, dieser eigentümliche Stil des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, prägte auch das Stadtbild Hamelns. Typische Kennzeichen sind die reich gegliederten, ornamental geschmückten Schaufassaden mit Voluten, Pyramiden, Obelisken, Schmuckleisten mit Wappen, Masken und Neidköpfen und die „Utluchten“ genannten Stand-Erker. » Musterbeispiele für diesen Baustil sind das Hochzeitshaus, Dempterhaus, Leisthaus, Stiftsherrenhaus und eben das Rattenfängerhaus 9 HAMELNER BLÜTENZAUBER 2011 Ein Fest rund um die Gartenwelt: Händler bieten bunte Sommerblumen, Rosen und Stauden an, Gartenbau-Fachbetriebe zeigen ihre Produkte und geben Tipps, Kunsthandwerker verkaufen Deko-Elemente und auf der Bühne unterhält ein musikalisch-artistisches Programm. » 10.–13.6., Bürgergarten INFORMATIONEN UND STADTFÜHRUNGEN: Hameln Marketing und Tourismus GmbH, Deisterallee 1 (am Bürgergarten), 31785 Hameln, Tel. 05151/95 78 23, www.hameln.de Hamelner Ansichten: Rattenfänger und Renaissance-Fassaden FOTOS: ISTOCKPHOTO, LINDERT-ROTTKE/FOTOLIA.COM Service » Claudius Mach & Freunde, Sa, 14.5., 19.30 Uhr, Logensaal in den Hamburger Kammerspielen (U Hallerstraße, Schnellbus Völkerkundemuseum), Hartungstr. 9 – 11, Karten zu 12, erm. 9 Euro, Tel. 21 05 52 91; www.logensaal-kammerspiele.de III Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2010 › STADTGESPRÄCH Jens Meyer-Odewald trifft Helmut Schulte Die Party geht weiter Abstieg? Der Sportchef des FC St. Pauli hat weitaus Schlimmeres überlebt. Helmut Schulte über seine Neugeburt und Karma, Frust und erstklassige Pläne T FOTO: THOMAS LEIDIG or, Tor, Millerntor! Vor 27 Jahren kam der hoch aufgeschossene diplomierte Sport- und Biologielehrer erstmals zum FC St. Pauli – als Jugendtrainer im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Arbeitsamtes. Sein Job damals: Integration ausländischer Jugendlicher. Daraus wurde mehr, viel mehr: Rasch stieg der „Lange“ zum Assistenz- und schließlich zum Chefcoach auf. Es folgten Fußballjahre wie im Rausch. Mit Wortwitz und unorthodoxen Methoden dirigierte der Lange aus dem Sauerland die Kiezkicker trotz widriger Verhältnisse nach oben, 1988 stieg der FC St. Pauli unter Schulte sogar in die Erste Bundesliga auf. Wo andere verbissen nachtreten, überzeugt der frühere Abwehrspieler („Kein Mensch, kein Tier – die Nummer 4“) des SSV Kirchveischede lächelnd und souverän. Das haben die Fans ihrem Helmut nicht vergessen: Es hagelte Bananen als Zeichen der Zuneigung. Nach 17 Jahren in der Fremde (Dresden, Lübeck, Schalke) kehrte der Volksheld im März 2008 als Sportchef und Manager zurück. Und um eine furchtbare Erfahrung reicher: Während eines Orkans 2007 auf einer Landstraße bei Essen krachte ein entwurzelter Baum auf sein Auto. Mit viel Glück, ärztlichem Können und natürlicher Kraft kam Schulte davon. „Seitdem sehe ich die meisten Dinge viel entspannter“, sagte er beim Gespräch. Als Ort hatte er sich das Bistro „Brücke 10“ an der Elbe ausgesucht. „Die Stärke des Stroms, die majestätisch dahingleitenden Schiffe geben mir Kraft“ – wie auch die zwei Krabbenbrötchen und reichlich Naschkram zum Nachtisch, die der Sportmanager ordert. So richtige Träume habe er eigentlich nicht, sinniert Schulte: „Bis auf Schiedsrichter habe ich im Fußball alles gemacht.“ Reizen könne ihn nur eins: wild und frei zu sein wie einst Pete Townshend bei The Who. MAGAZIN: Herr Schulte, tragen Sie Trauer an diesem Wochenende? Erste Liga adé! HELMUT SCHULTE: Auf jeden Fall. Der Abstieg macht mich traurig wegen des FC St. Pauli, aber auch ganz persönlich. In einem solchen Club in der Ersten Bundesliga mitwirken zu können, war für mich als kleiner Buttje aus dem Sauerland früher unvorstellbar. Das war nicht mal ein Traum, weil ich das gar nicht zu träumen gewagt hätte. MAGAZIN: Und doch ist nun ein erstklassiger Traum geplatzt: Statt Bayern bald Paderborn am Millerntor. Ist der Frust nicht außerordentlich? SCHULTE: Gefrustet und zornig bin ich nicht jetzt, das liegt einen Monat zurück. Als wir beim Abstiegskandidaten Wolfsburg zwei Minuten vor Schluss, Ecke – Kopfball – Tor, den Sieg aus den Händen gaben, wusste ich: Jetzt ist der Absturz kaum noch zu verhindern. Und so richtig Zeit zum Traurigsein habe ich jetzt ohnehin nicht. Das kommt erst, wenn die Erste Liga im August Anstoß hat – ohne uns. MAGAZIN: Da trösten auch keine Bananen? SCHULTE: Nein, auch wenn ich sie sehr gerne esse. MAGAZIN: Immerhin pflegten Ihnen die Fans vor dem Spiel Bananen zu reichen oder zuzuwerfen ... SCHULTE: Das ist in meiner Funktion als Sportchef deutlich weniger geworden. Früher, zu meiner Trainerzeit bei St. Pauli, flogen ja ganze Stauden. MAGAZIN: Woher kommt eigentlich dieser fruchtige Kult? SCHULTE: Das ist eine uralte Geschichte. Einst im Sportstudio trug ich eine Jacke mit einem BananenButton. Das hat Günter Netzer dann aufgegriffen und sich daran geweidet, dass meine damalige Freundin und ich angeblich ein besonderes Verhältnis zu Bananen hätten. Daraus wurde dann ein Running Gag. MAGAZIN: In der Spitzenklasse ist jetzt erst mal Schluss mit lustig. Wie kommt’s, dass es ausgerechnet nach dem historischen Triumph in der Arena des HSV am 16. Februar dramatisch bergab ging? SCHULTE: Die Jungs sind nicht abgehoben, ganz im Gegenteil. Das Thema der Saison ist das unglaubliche Verletzungspech in der Abwehr. Wären die Verletzten über das gesamte Team verteilt gewesen, hätten wir die nötigen Punkte geholt. Da bin ich sicher. MAGAZIN: Wird’s der neue Trainer André Schubert richten? Sprich: Erwarten Sie den Wiederaufstieg? SCHULTE: Wir werden unsere Ziele gemeinsam mit André Schubert definieren, wenn wir einen Überblick über unseren Kader haben. Man darf nicht vergessen: Der FC St. Pauli hat bisher insgesamt acht Jahre Bundesliga gespielt – und dabei erst dreimal die Klasse gehalten. Wir haben das Zeug, mit Anstand, Stolz und Würde zwischen den Klassen zu pendeln. Und anders als früher sind wir weder in der Ersten noch in der Zweiten Liga das Schmuddelkind. Verantwortlich ist die neue Süd- und Haupttribüne sowie eine viel stabilere Finanzierung. Mit List und Tücke können wir im nächsten Jahr wieder ganz oben sein. MAGAZIN: Dennoch rumort es an der Basis. Die Fans sind in Lager gespalten; es gibt sogar Pauli-Hooligans. Nicht erst seit dem Bierbecherwurf auf einen Linienrichter scheint der Club seinen Zauber verspielt zu haben. SCHULTE: Ganz im Gegenteil. Den neuen Zauber wird man daran erkennen, wie der Verein mit Misserfolg und Rückschlägen umgeht. Auch für uns ist der Abstieg kein Zuckerschlecken, aber die Party am Millerntor wird weitergehen. MAGAZIN: Trotz Kulturrevolution zwischen den Gruppierungen? Hier die Ultras auf den Stehplätzen, dort die Fußball-Bourgeoisie auf der neuen Haupttribüne? SCHULTE: Nicht zu vergessen die Alt-88er auf der Gegengeraden. Sie leben heute, was sie einst selbst inszenierten und mitentwickelten. Getreu bewährter Prinzipien: kreativer spielbezogener Support. Der Gegner ist nicht Feind, sondern Gast. Und das Team wird gerade dann lautstark unterstützt, wenn es Hilfe braucht. Die Ultras leben den Support auf andere Art und Weise. Aus dieser Vielfalt entsteht eine interessante Spannung, die es so nur auf St. Pauli gibt. MAGAZIN: Freibier statt Fußball? SCHULTE: Kein Spaß, das ist der alte St. Pauli-Traum: Freibier und freier Eintritt für alle – und trotzdem Pflichtspiele gegen Bayern München. Die Idee ist prima, aber leider sehr schwer umsetzbar. Unser Kompromiss ist Profifußball ohne fremde Geldgeber, ohne künstliche finanzielle Beatmung durch völlig fremde Sponsoren. Wir gehen unseren eigenen Weg: alternatives, pfiffiges Marketing mit Augenmaß. Ein schlauer Mensch hat mal ausgerechnet, dass wir durch den Verkauf des Stadionnamens und knallharte Werbemaßnahmen an Spieltagen jährlich zwei Millionen Euro mehr einnehmen könnten. Wir nehmen uns die große Freiheit, darauf zu verzichten. Manager von Rang: Helmut Schulte, 53, glaubt, dass der FC St. Pauli am Millerntor bald wieder ganz oben mitspielen kann Elbe, die Schiffe, den Hafen, die Ruhe in der Kraft. Außerdem war es bei meiner Rückkehr vor drei Jahren ein wahnsinnig gutes Gefühl, dass die Menschen mich erkannten und sich freuten. Hinzu kommt, dass meine Frau Bettina Ur-Hamburgerin ist. Ihr Opa war Käpten der 5. Herren des FC St. Pauli, auch ihr Vater war Vereinsmitglied, und sie selbst entwickelt auf der Tribüne sizilianisches Temperament. MAGAZIN: Stimmt es, dass Sie Labskaus gerne mögen? SCHULTE: Mein Lieblingsessen ist geräucherter westfälischer Knochenschinken mit Grafschafter Goldsaft darauf, das ist ein Zuckerrübensirup. Weltklasse! Labskaus ist auch nicht zu verachten. Dieses Gericht hat Tradition im Club. Außerdem kehren wir während der alljährlichen Kanutour meines Freundes Reinhold Beckmann auf der Alster stets im Privathaus von Ian Karan ein. Sein Koch bereitet das beste Labskaus der Stadt zu. MAGAZIN: Wer konnte nach dem 18. Januar 2007 erwarten, dass Sie sich wieder so des Lebens freuen? Damals warf der Orkan Kyrill einen Baum auf Ihr Auto und Sie. SCHULTE: Seitdem feiere ich diesen Tag als meinen zweiten Geburtstag. Die Buche brach mir den zweiten Halswirbel; ich lag lange im Koma. Normal bist du bei so was tot. MAGAZIN: Plagen Sie Albträume? SCHULTE: Meiner Familie, psychologischer Betreuung und meiner Lebensenergie sei Dank nicht. Nur wenn ich jogge und Wind aufkommt, sehe ich mich vor. Hüte dich vor Sturm und Wind ... Aber lassen wir das. Heute ist der Baum von damals mein Freund. Er hat sein Leben gelassen, ich hab meins noch. MAGAZIN: Apropos große Freiheit. Wie haben Sie Hamburg gesehen, als Sie vor 27 Jahren herkamen? SCHULTE: Meine erste Station damals war das Büro der Jugendabteilung des Vereins: eine zwölf Quadratmeter kleine Butze mit einem Fenster, Müll, Gerümpel und leeren Bierkästen. Irgendwie fühlte ich mich auf Anhieb wohl. Seitdem ist das Herz von St. Pauli meine Heimat. Hier bin ich richtig erwachsen geworden. Als ich früher als Jugendcoach mit Cheftrainer Lorkowski um die Häuser zog, war es Normalzustand, gepflegt unter die Räder zu kommen. Oft auch in der Region Ahrensburg und Bargteheide, speziell in einer Kneipe mit dem schönen Namen „Enge Weste“. MAGAZIN: Deswegen stehen auch Teile von ihm auf Ihrem Büroschreibtisch und zu Hause. SCHULTE: Stimmt. Das Teil auf der Geschäftsstelle hat meine Tochter Jana schwarz angemalt und mit einem Totenkopf versehen. Und aus dem Stamm hat meine Frau von einer Lüneburger Künstlerin einen Buddha anfertigen lassen. Beide bringen mir Glück. Seit dem Unfall ist mir nur Gutes widerfahren. MAGAZIN: Was fesselt Sie an der Hansestadt? SCHULTE: Die Mentalität der Leute hier und das zwischenmenschliche Klima. Ich liebe den Kiez, die MAGAZIN: Sind Sie deswegen immer so gelassen? SCHULTE: Ich glaube schon. Heute sehe ich alles relaxter. Die Leichtigkeit der Betrachtungsweise, ein alter Richtig Zeit zum Traurigsein habe ich jetzt nicht. Das kommt erst, wenn die Erste Liga im August wieder Anstoß hat – ohne uns. Wunsch von mir, ruht jetzt felsenfest in mir. Ich habe an Stabilität gewonnen. Viel zu viele Menschen regen sich über viele viel zu kleine Nichtigkeiten auf. Seit dem Baumfall weiß ich, dass ich keinem anderen mehr Stress machen werde. MAGAZIN: Glauben Sie an Gott? SCHULTE: Zumindest bete ich. Letztlich glaube ich an viele Dinge, und ein bisschen gehört der Buddhismus dazu. Im Prinzip lebe ich nach dem kategorischen Imperativ. Mit einem Augenzwinkern lässt sich das sogar auf den Sport übertragen. Rudi Assauer, auf seine Art ein wirklich Weiser, hat mal gesagt: Es gibt Gerechtigkeit im Fußball. Da oben ist einer, der aufpasst. Und wenn einer Scheiß baut, wird er bestraft. Und umgekehrt. Das hat etwas von Karma. MAGAZIN: Stört Sie so gesehen nicht der knallharte Kapitalismus im Profifußball? SCHULTE: Ja, das ist das Problem. Der Fußball muss darauf achten, dass er Sport bleibt und nicht zu reinem Business verkommt. Als Fußballromantiker habe ich keinen Bock, dass ungehemmt Geld in die Clubs gepumpt wird und dass Fußballvereine Eigentum von Privatpersonen und Firmen werden. Es kann doch nicht sein, dass das Öl des russischen Volkes eine Rolle spielt, wenn Chelsea die Champions League gewinnt? MAGAZIN: Man muss ja gar nicht nach London gehen, um diese Entwicklung zu beobachten ... SCHULTE: Richtig, bisweilen liegt das Schlechte auch recht nahe. Ich habe partout kein Verständnis dafür, wenn Vereine Geld ausgeben, das sie nicht haben, und so ihre Existenz gefährden. Im Profisport kann man unter dem Strich nur sein, was die Möglichkeiten hergeben. Man darf nicht versuchen, mehr zu scheinen als zu sein. Das ist wie im richtigen Leben. Und ich bin nicht bereit, ein anderes Spiel mitzuspielen. Kurz-Biografie » Helmut Schulte wurde am 14. September 1957 in Lennestadt-Kirchveischede bei Olpe geboren. Seine 80 Kilo hält der 53-Jährige konstant und ohne je auf die Waage blicken zu müssen. Dabei wurde er von Kindheit an erstklassig bekocht: Die Eltern führten einen landwirtschaftlichen Betrieb, Schlachten und Verwursten zählten zum Alltag. Und für die Tochter und drei Söhne kochte Mutter Schulte auf Anfrage vier verschiedene Gerichte – nicht selten zu vier unterschiedlichen Zeiten. Nach Abitur und Diplom als Sport- und Biologielehrer erwarb der 1,93 Meter lange Sauerländer seine Lizenz als Fußballtrainer an der Sporthochschule in Köln, wo er auch den früheren St. PauliCoach Michael „Lorko“ Lorkowski kennenlernte, der ihn als Jugendtrainer nach Hamburg holte. Schulte lebt im Norden der Stadt, ist seit 20 Jahren mit Bettina verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 19 und 15 Jahren. IV › THEMA DER WOCHE Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011 V Für Sie & für Ihn Mode ist schnelllebigen Trends unterworfen. Stile und Styles wechseln mit den Jahreszeiten. Aber es gibt Looks, die länger als nur einen Sommer halten – Kleidung, die man gerne wieder herausholt. Für Männer und Frauen haben Fashion-Experten jeweils drei ZEITLOSE OUTFITS aus aktuellen Kollektionen kombiniert »Jede Frau braucht Schals!« CHRISTIAN VILLWOCK Seit 2003 ist der 34-Jährige als Creative Director bei Anita Hass, deren Frauen-Fashion-Boutique in Eppendorf knapp 50 Labels führt Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben? Urban, das heißt je nach Anlass zwischen T-Shirt und Anzug. Ich versuche nicht in Strukturen und Stil-Vorschriften zu denken. Urban bedeutet aber auch, stark von Musik und Design geprägt zu sein – jedoch in meinem Fall gilt das nicht für das Büro, sondern eher für die Straße. Und was zeichnet guten Stil aus? Selbstbewusstes und harmonisches Mixen von saisonalen Themen – wie in dieser Saison „Color Blocking“ oder die ewigen Trends „Hippie“ und „Just White“. Ganz konkret – was hat Stil und macht modisch lange glücklich? Eine tolle, schlichte, hochwertige und klassische Tasche. Als Einsteiger-Modell ist ein Stück wie die „Hobo“ von Marc by Marc Jacobs ideal. „Profi“-Modelle sind sicher die „Kelly Bag“ von Hermès oder die „Nightingale“ von Givenchy. Benennen Sie die wichtigsten Basics, die in keinem Kleiderschrank fehlen dürfen. Das sind meiner Meinung nach ein navy-farbener Blazer, beige Chinos, ein taupe-farbener Schal, eine schwarze Tasche und ein paar schwarze Pumps. Perfekt für Business- oder Freizeit-Look: leichter Cashmere-Seiden-Schal mit handgezeichnetem schwarzem Federprint von VEEZY SCARVES (179 Euro) Freizeit Gerade geschnittene Jacke aus softem Wildleder im Biker-Stil von ACNE (749 Euro). Als Kontrast dazu: pinke, super-softe gekrempelte Chino in 7/8-Länge von J BRAND (239 Euro) und Longshirt mit schöner Flamingo-Applikation von MARKUS LUPFER (319 Euro). So schön und so bequem: die zauberhafte Mischung aus Sneaker, Bootsschuh und Mokassin von DOLFIE (179 Euro) Business Schmal geschnittener Blazer mit langen Revers (429 Euro) und gerade geschnittener Hose mit Bügelfalte in Beige (229 Euro) sowie das dünne weiße Baumwollhemdchen (169 Euro) – alle drei von JOSEPH. Nicht nur businesstauglich: cognac-farbene Alexa-Bag von MULBERRY mit kleinem Tragegriff, Zier- und langem Umhängeriemen (1100 Euro) HAMBURG-ABC: DIE BESTEN MULTI-LABEL-SHOPS Abend Cremefarbenes Kleid von ALEXANDER MCQUEEN mit weitem Wasserfallauschnitt, eng anliegendem Rock und kaleidoskopartigen Schmetterlings-Prints (939 Euro). Perfekt dazu: feminine schwarze Wildlederpumps mit 10-cm-Pfennigabsatz von ALEXANDER MCQUEEN (398 Euro) und die schwarze Veloursleder Gigi-Bag von GRIESBACH mit Kettenriemen (498 Euro) ANITA HASS F » Eppendorfer Landstr. 60, Tel. 67 95 00 66, Mo–Fr 10–19, Sa 10–17 Uhr, www.anitahass.de Hier werden jede Saison neue Designer entdeckt. In dem durchdesignten, dreigeteilten Shop finden sich Labels wie Chloé, 5Preview, Dolfie und Opening Ceremony. LINETTE F » Hohe Bleichen 17, Tel. 491 20 15, Mo–Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr, www.linette-hamburg.de Hamburgs Boutique-Klassiker glänzt mit Top-Labels wie Marc Jacobs, Marni, Sonia Rykiel oder Chloé, Schuhen von Bottega Veneta, YSL sowie Miu-Miu-Accessoires. ANSONS M » Mönckebergstr. 8, Tel. 328 17 01, Mo–Fr 10.30–20, Sa 10–20 Uhr, www.ansons.de Von modisch bis klassisch elegant reicht das Sortiment mit Armani Collezioni, Burberry, Woolrich, Drykorn, Fred Perry und Pringle of Scotland. In Hamburg ist das Traditionshaus gleich viermal vertreten MIENTUS M » Neuer Wall 48, Tel. 36 34 99, Mo–Sa 10–19 Uhr, www.mientus.com Auf drei Etagen wird man stilsicher mit hochwertiger Männermode u. a. von Balmain, Marc Jacobs, Maison Martin Margiela oder Moncler beraten. Gibt es Stücke, die jeder Frau stehen? Schals! Jede Frau kann mit einem coolen Schal ihr Outfit perfekt machen. Ist das „kleine Schwarze“ immer noch unersetzbar? Natürlich sollte jede Frau ein Kleid besitzen, in dem Sie sich wohl fühlt, das Ihr schmeichelt und klassisch ist und, um im Notfall drauf zurückgreifen zu können. Die Farbe sollte zeitlos sein – schwarz ist also hier die erste Wahl, auch weil sie im Zweifel ein paar Pfunde kaschieren kann. BOB M » Kirchenallee 19, Tel. 88 30 52 98, Mo–Fr 11–19, Sa 10–18 Uhr, www.bob-men.de Direkt am Hauptbahnhof findet man in dem schönen Shop Designer wie Neil Barrett, Maison Martin Margiela. Auch im Sortiment: das holländische Jeanslabel Denham, Vintage 55 und Schiesser Revival. Wie viele Schuhe braucht eine Frau? So viele, dass sie glücklich ist – also schon sehr viele … CLASSICO F » Eppendorfer Baum 8, Tel. 46 07 32 03, Mo–Fr 10–20, Sa 10–18 Uhr, www.myclassico.com Besonders schön ist das Sortiment in der Eppendorfer Filiale (ingesamt neun in HH) mit luxuriösen Kleidern des dänischen Labels DAY oder Verspieltem von 0039 Italy sowie Sandalen von Kennel + Schmenger. Mit welchen Farben sind Frauen immer gut angezogen? Im Sommer können Sie mit Weiß eigentlich nichts falsch machen – denn das steht wirklich jeder Frau! Welche Bestandteile machen den perfekten Business-Look aus? Ein gut geschnittener, formeller und trotzdem lässiger Anzug mit einem Hauch Sex, eine ebenso geschnittene Bluse, hochwertige hohe Schuhen und eine große luxuriöse Tasche. Gut kombiniert ist halb gewonnen. Was passt besonders gut zusammen? Chinos, Shirt und Blazer oder Lederjacke und Schal, knallige Farben und Weiß. Welche Accessoires sind Ihrer Meinung nach unverzichtbar? Ein toller, zu vielem passender Schal von Faliero Sarti, eine große Tasche wie die „Nightingale“ von Givenchy und eine Sonnenbrille, wie beispielsweise die legendäre „Wayfarer“ von Ray-Ban. CARSTEN FISCHER Seit 1998 ist der 43-jährige Schuhsammler als Einkäufer für die fünf Filialen – eine in HH am Neuen Wall – der Männermode-Kette Mientus tätig REDAKTION: YASMINA FOUDHAILI • FOTOS: THOMAS LEIDIG BLOOM F » Eppendorfer Weg 56, Tel. 43179984, Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr, www.bloom-hamburg.de Frauenherzen schlagen bei Stücken von Malene Birger, Iheart und Cotton and Beach schnell höher. Accessoires von Lassy fair, Black Lily, Schade Jewellery. Wie erkennt man die perfekte Passform? Wenn die Kleidung dem Träger schmeichelt und das Maximale möglich macht, ist die Passform perfekt »Blau und Weiß stehen jedem!« A. FELDENKIRCHEN M » Poststr. 20, Tel. 34 05 72 72, Mo–Sa 10–19 Uhr, www.feldenkirchen.de Die Shops von Feldenkirchen stehen nicht nur für exklusive Mode, sondern auch für junge Designer. Hier werden Männer mit Schönem von Woolrich, Brogden, Superdry oder Accessoires von Sandqvist beglückt. FELDENKIRCHEN F » Poststr. 51, Tel. 35 71 07 78, Mo–Sa 10–19 Uhr, www.feldenkirchen.de Designerschätze von 3.1. Phillip Lim, Céline, Diane von Furstenberg und Mulberry sind hier genauso zu finden wie angesagte Denimlabels wie J Brand und Siwy oder trendige Chinos von Current & Elliot. HERRENAUSSTATTER BRAUN M » Mönckebergstr. 17, Tel. 33 44 70, Mo–Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr, www.herrenausstatter-braun.de Schon seit 1937 in der Mönckebergstraße ansässig, ist das Sortiment „up to date“: von Ralph Lauren, Moncler und Dolce & Gabbana bis zu Acne, Original Vintage Style und Citizens of Humanity. KIRCHHOFF F+M » Große Bleichen 36, Tel. 35 01 78 26, Mo–Sa 10–20 Uhr, www.kirchhoff-hamburg.com Accessoires sowie sportlich-elegante Herrenbekleidung bilden das Kernsortiment. Und im nahen Hanseviertel lockt Kirchhoff donna mit Labels wie Napapijri, Belstaff, Parajumpers, Jacob Cohen, Private Industries, Aeronautica Militare und Better Rich. LILLE/STOR F » Schanzenstr. 97, Tel. 34 37 41, Mo–Sa 10.30–19 Uhr, www.lille-stor.de Wer es jung und skandinavisch mag: Mode von Odd Molly, Kinderkollektionen von Name it, Smafolk und Wohnaccessoires von Rice. Der Klassiker, der immer passt: dezenter, schwarzer Ledergürtel von GUCCI mit schmaler goldglänzender Schnalle (230 Euro) Freizeit Luftiger roter Blouson (465 Euro) mit Reißverschluss in Kontrastfarbe, Poloshirt aus feiner Piquéware mit Labelstickerei – beides von MONCLER (90 Euro), dunkelgraue schmale Jeans von 7 FOR ALL MANKIND (199 Euro). Dazu Schal von JOHN VARVATOS (179 Euro) und Sonnenbrille von PRADA (230 Euro) PETRA TEUFEL F+M » Hohe Bleichen 13, Tel. 378 61 60, Mo–Fr 10–19, Sa 11–18 Uhr, www.petrateufel.de Im lässig eingerichteten Innenstadt-Shop (auch Eppendorfer Landstr. 36) gibt es eine exklusive Auswahl aktueller Kollektionen ausgesuchter Designer wie Balmain, Céline, Lala Berlin, Dries van Noten. Business Grau-braun-melierter, schmal geschnittener Anzug (1150 Euro), mit blau kariertem ButtonDown-Hemd (275 Euro) und Krawatte mit Paisley-Muster (125 Euro) – alles von GUCCI. Perfekt dazu: die schwarze Ledertasche von DOLCE & GABBANA (599 Euro) Abend Dunkle Jeans mit Waschung und leicht angerautem Saum (299 Euro), dazu graumeliertes Kapuzensweatshirt mit schwarz-weißem James-Dean-Print (449 Euro). Lässig und chic dazu ist die Lederjacke im Vintage-Look (999 Euro) – alles von DOLCE & GABBANA Und was zeichnet guten Stil aus? Jeder, der überzeugend und mit Freude das trägt, was ihm gefällt, hat für mich guten Stil. Nichts ist schrecklicher als ein Mensch, der sich verkleidet und unwohl in seinen Sachen fühlt. Für jeden definiert sich guter Kleidungsstil anders. Ganz konkret – was hat Stil und macht modisch lange glücklich? Ich finde, eine dunkle, ungewaschene Jeans passt immer und kommt nie aus der Mode. Benennen Sie die wichtigsten Basics, die in keinem Kleiderschrank fehlen dürfen. In meinem Schrank dürfen nie eine dunkle Jeans und ein schwarzer Pullover fehlen. Alles andere sollte permanent wechseln. Jede Saison hat ihre eigenen Basics. Braucht jeder Mann einen Anzug? Für mich ist es gut, einen oder mehrere Anzüge im Schrank zu haben, aber das trifft bestimmt nicht auf jeden zu. Wie erkennt man die perfekte Passform? Ein Anzug sollte einen Körper vorteilhaft betonen und nicht wie ein Sack an einem hängen. Man kann durch gute Schnitttechnik körperliche Mängel hervorragend ausgleichen. Wichtig ist auch die Hosenund Ärmellänge. Es sollte immer die Manschette des Hemdes ein Stück herausschauen, und die Hose sollte keine großen Falten auf den Schuhen schlagen. QUEEN FOR A DAY F » Lehmweg 28, Tel. 41 46 74 80, Mo–Fr 11–19, Sa11–16 Uhr, www.queenforaday.de Neben Julia Ruhnkes eigenem Label Queen For A Day findet man in der kleinen, sehr schönen Boutique Mode von 291, Ebony & Ivory, Chrome Angel oder Dr. Denim. SHOP F » Hochallee 124, Tel. 41 30 59 61, Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr Neben Mode und Accessoires u.a. von UGG Boots, Lala Berlin und Antik Bathik, gibt es Schmuck von Merci Lily. Ende Juni startet der Onlineshop: www.letsshop.de Wie viele Schuhe braucht ein Mann? Schuhe kann man nie genug haben. Für mich ist ein guter Sneaker genauso wichtig wie ein schöner schwarzer Schuh. Mit welchen Farben sind Männer immer gut angezogen? Ich persönlich mag ja gerne Schwarz, aber Dunkelblau und Weiß sind zwei Töne, die passen eigentlich zu jedem. Schwarz dagegen nicht unbedingt … TATE F+M » Gänsemarkt 24, Tel. 355 10 30, Mo–Sa 10–20 Uhr „Tough Against The Elements“, kurz: Tate zeigt junge und lässige Mode von Labels wie American Vintage, Paul Smith, Oakwood und Goose auf zwei Etagen. Welche Bestandteile machen den perfekten Business-Look aus? Mit einem schönen grauen oder dunkelblauen Anzug liegt man eigentlich nie falsch. Mit der Farbe des Hemdes und der Krawatte kann man dann spielen. Es sollte nur nie zu laut werden. Weniger ist manchmal mehr. TEMPEL F+M » Neuer Wall 64, Tel. 37 50 27 87, Mo–Fr 11–19 , Sa 11–18.30 Uhr Nicht nur Mode von Hoss Intropia, By Malene Birger oder Vivienne Westwood Anglomania, auch besondere Wohnaccessoires finden hier einen neuen Besitzer. Gut kombiniert ist halb gewonnen. Was kombinieren Sie zur Zeit besonders gerne? Aktuell trage ich am liebsten Jerseysakkos mit Jeans oder Chinos. Bei Chinos darf es gerne auch mal etwas knalliger in der Farbe sein. THOMAS-I-PUNKT F+M » Mönckebergstr. 21, Tel. 30 37 60 40, Mo–Sa 10–20 Uhr, www.thomas-i-punkt.de Lässigen Chic versprühen bei Thomas-iPunkt die Stücke von American Vintage, Comme des Garçons, Erfurt, Paul Smith. Brauchen Männer Accessoires? Klar. Sie sind auch für Männer wichtig. Mit einer schönen Uhr, einem Schal, einer Tasche oder einem Gürtel können auch Männer ihr Outfit abrunden. Es macht doch Spaß, mit Accessoires sein Outfit immer wieder zu verändern! UNGER F » Neuer Wall 35, Tel. 33 44 70, Mo–Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr, www.unger-hamburg.com Aktuelle Mode-Highlights von über 120 internationalen Designern wie Talbot Runhof, Marc Jacobs, Zac Posen und Diane von Furstenberg sind unter einem Dach. WORMLAND M » Europa Passage, Tel. 468 99 27 00, Mo–Sa 10–20 Uhr, www.wormland.de Der bekannte Herrenausstatter bietet sowohl sportliche Mode von Bikkembergs und Converse als auch elegante Anzüge von Designern wie Calvin Klein und Boss. WERKHAUS F+M » Große Elbstr. 146, Tel. 38 61 61 22, Mo–Fr 12–20, Sa 11–20 Uhr, www.werkhaus-fashion.de Das durchgestylte Werkhaus am Hafen führt angesagte Labels wie J. Lindeberg, Raf Simons oder Acne. Weitere bestens bestückte Filialen sind am Eppendorfer Markt und in der Langen Reihe zu finden. Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben? Ich glaube, ich habe keinen festen Stil. Dafür würde ich mich als modisch offen bezeichnen. Manchmal habe ich Lust auf einen schönen schmalen Anzug und manchmal auf zerfetzte T-Shirts. Das hängt von meiner Tageslaune ab. F M FRAUEN MÄNNER VI › BROT & SPIELE Sonnabend/Sonntag, 14./15. Mai 2011 Samurai-Sudoku Habe die Ehre: Im „Engelszimmer“ des Amadée blicken die Putten auf Schnitzel und Schmarrn LOKAL-TERMIN Bei Anruf Nockerln 5 1 7 6 2 6 5 8 1 1 4 6 5 2 7 5 6 3 9 9 2 6 3 9 8 7 3 2 3 7 1 3 5 5 8 6 9 3 5 2 4 4 6 5 8 8 6 5 1 4 3 7 6 5 2 5 1 7 1 7 9 5 7 1 4 1 3 9 2 3 3 8 5 3 6 2 4 3 1 9 8 2 9 7 1 4 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen Moderne Wiener Küche, Wunschgerichte per Telefon und Cabaret: Das „Amadée“ holt Österreich nach Altona Kurz-Biografie Peter Zühlke ist erst 25 Jahre alt und schon seit knapp zwei Jahren Küchenchef im Amadée. Seine Ausbildung hat er 2002 in Warnemünde begonnen und in Hamburg im österreichischen Lokal „Stocker’s“ beendet. „Noch bis heute verwende ich Rezepte aus dieser Zeit“, sagt er. Danach arbeitete er zwei Jahre lang im „Luxor“ an der MaxBrauer-Allee und heuerte 2007 auf einem der AidaSchiffe als Koch an, bevor er wieder in Hamburg anlegte. » Amadée, Max-Brauer-Allee 80, Tel. 98 23 93 30, Di–So 1 8 9 9 2 8 3 6 9 4 6 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … FOTO: GRAFIKANSTALT Zur Hochzeit des Kultes um den früheren Reichskanzler wurde eines der größten Denkmalprojekte überhaupt realisiert: Von 1901 bis 1906 plante und erschuf der Architekt Johann Emil Schaudt mit dem Bildhauer und Jugendstilkünstler Hugo Lederer Hamburgs höchstes Denkmal, ein Symbol des wilhelminischen Imperialismus. Das Standbild aus Schwarzwälder Granit kommt vom Plateau aus auf eine Gesamthöhe von 34,3 Metern, allein acht Meter misst das Schwert. Weichen musste dafür der Elbpavillon, eine Vergnügungsgaststätte. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 16 12 13 14 15 17 18 19 21 20 22 24 25 32 23 26 27 33 28 34 41 35 29 30 36 37 42 31 38 39 40 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 ab 18 Uhr, Küche bis 23 Uhr, www.restaurant-amadee.de Irgendwo in Hamburg: BismarckDenkmal im Alten Elbpark 9 6 1 4 8 5 3 2 7 4 2 8 6 7 3 1 5 9 1 2 6 7 8 5 9 3 4 5 9 3 6 4 2 7 1 8 3 5 7 1 2 9 4 8 6 8 7 4 3 1 9 2 5 6 2 1 5 3 9 7 6 4 8 4 6 9 5 7 1 3 8 2 7 8 4 5 1 6 9 3 2 3 5 7 8 2 4 1 6 9 6 3 9 8 4 2 7 1 5 2 8 1 9 6 3 5 4 7 7 4 5 1 9 6 8 2 3 1 4 7 5 9 6 2 3 4 8 7 1 9 1 2 4 3 8 6 7 5 3 9 8 1 4 2 7 6 8 5 9 3 6 3 8 2 5 7 4 9 1 5 2 6 8 7 3 9 5 1 2 6 4 7 8 2 9 6 3 4 5 1 3 5 9 7 1 4 6 2 8 1 6 4 8 5 2 9 3 7 8 2 4 5 7 3 9 1 6 2 3 5 7 8 4 5 3 6 2 9 1 9 1 7 6 4 2 5 3 8 4 7 1 2 6 9 7 4 1 3 8 5 6 3 5 1 8 9 2 4 7 6 8 9 3 1 5 9 2 8 6 7 4 5 7 6 4 1 3 9 2 8 2 4 1 9 3 7 8 6 5 8 3 2 6 9 5 1 4 7 5 8 9 2 6 1 4 7 3 4 9 1 2 8 7 5 6 3 3 7 6 4 5 8 1 2 9 6 5 3 8 7 9 4 1 2 7 9 3 8 2 4 6 5 1 9 2 7 1 5 4 8 3 6 4 6 8 3 1 5 7 9 2 1 4 8 3 6 2 7 5 9 1 5 2 7 9 6 3 8 4 28 40 76 60, Mo–Fr 11–16 u. 18–23 Uhr R E E L N E I G E » DAS CAFÉ, Borselstr. 14, Tel. E S T E R I B I S » BARCELONA IMBISS, Max-BrauerAllee 10, Tel. 38 08 36 35, Mo–Fr 11–15 Uhr, www.barcelona-tapas.org L U N T E L O R A Statt in die Namensfindung hat das Mylk-Team um Sarah Hassert alle Energie in die Gestaltung der Räume gesteckt: Hochglanzmagazintauglich gemütlich ist es, vom dezent platzierten Hirschgeweih bis zu den akkurat aufgehängten Bildern. Der Parmaschinken wird mit einer alten Wurstschneidemaschine gehobelt und passt hervorragend zum Sauerteigbrot und feinem Wein. Einfach gut. T O A S T A R B E Direkt neben der Tapasbar Barcelona, die erst abends öffnet, gibt es ab sofort Katalanisches zum Mittag: Salat, Obst, Meeresfrüchte, iberischen Schinken und natürlich Tapas. Das Angebot wechselt täglich, je nachdem was Angel Ferrer und Claudio Carlin Williams vom Markt mitbringen. Bei gutem Wetter schmecken die Köstlichkeiten am besten auf der bequem bestuhlten Sonnenterrasse. R E F U S R I E D Das Café O L E G S A M U M Barcelona Imbiss P H I L U B I E R CAFÉ S E L A M A D E R RESTAURANT Senkrecht: 1 Frühstücksbüfett der Geier. 2 Ganz schön tapfer! 3 Diese Stadt spiegelt sich in der Garonne. 4 Wie heißt die Insel der Kanaren, zu der viele im Urlaub fahren? 5 Kurz gefragt: Ist der Eigenname okay? 6 Anschauungsmodelle für die Zeichen der Zeit. 7 Die Insel Dänemarks liegt nah bei Sylt. Die Nordsee tobt dort manchmal wild. 8 Arabischer Friede, gebräuchlich als Grußformel. 9 Kommt vor Collins vor. 10 1968 Gold im Eiskunstlauf für Ludmilla Beloussowa und ... Protopopow. 11 Ablehnung der Alten. 12 Wird ausgebracht oder knusprig geröstet. 13 Alle die, die diese riechen, tun gut daran, sich zu verkriechen. 14 Er entsteht aus der Verbindung von Alkohol und Säure. 15 Diesen Tanz tanzt man in Schottland. 24 Weltbekanntes Handelszentrum in der sagenhaften Geschichte Krynns. 25 Man muss schon so einiges aufbieten, um Hunde hinter diesen hervorzulocken. 26 Als er starb, wurde die ägyptische Parade abgebrochen (Vorname). 27 Allah ist groß und der Sultan hat’s erlassen. 28 Agrippa siedelte sie 38 v. Chr. am linken Rheinufer an. 29 Karawanenbremse. 31 Geht etwas zu dieser, bleibt nur noch ein Rest. 33 Alias Ballettrock. 34 „Glück und ... wie leicht bricht das.“ (Sprichwort) 35 Aufenthalt für Gold und Blut. 37 Das Innenleben von Frieda. 38 Malerbedarf ohne Anfang. 39 Wird namentlich von Papageien geäußert. 40 Des Storchvogels Schnabel, ungelogen, ist nach unten hin gebogen. Auflösungen: R O E M I R A D E 1 Aus dem Quark, Puderzucker, Ei und Eigelb, Mehl, Abrieb und der Butter einen Teig kneten. Danach 30 Min. abgedeckt ruhen lassen. 2 Für den Rhabarber: Zucker karamelisieren, mit Wein und Rum ablöschen und 5 Min. leicht einkochen. Fein geschnittenen Rhabarber und Vanille dazu geben und etwa 15 Min. köcheln, bis der Sud dicklich wird. 3 Teig zu 6 Knödeln formen, mit je 1 Erdbeere füllen. Beim Rollen der Knödel unbedingt darauf achten, dass der Teig keine Blasen oder Risse hat! In Wasser 3–4 Min. leicht köcheln, dann 10 Min. ziehen lassen. 4 Zum Anrichten die Knödel entweder mit Puderzucker bestäuben oder in einer Mischung aus flüssiger Butter, Zucker und Bröseln rollen. Auf einem Teller mit dem Rhabarber anrichten. Dieses Rezept ist abwandelbar z. B. mit Mozartkugeln oder Marillen (Aprikosen). Bei letzterer Variante quetscht man einen Zuckerwürfel in die Frucht, was quasi den Stein ersetzt. U H R E N G L A S Abrieb einer Zitrone 6 frische Erdbeeren Für das Kompott: 180 g Zucker, braun 300–350 g Rhabarber 4 cl Rum ½ Stange Vanille 100 ml Weißwein, lieblich E N O K A N W A R Für 6 Personen: 500 g Quark (24 Std. im Tuch abgehangen) oder Backquark 40 g Butter, zerlassen 80 g Puderzucker 1 Ei 1 Eigelb 125 g Mehl T E N E R I F F A Erdbeerknödel mit Rhabarberkompott Waagerecht: 1 Nie besuchte er die Berufsschule für Athleten. 16 Grotte eines Sehorgans. 17 Uns ist aus England dieser River zum Wash oder Humber bekannt. 18 Die Stenographie kennen kürzer Sie. 19 So ist die Erdoberfläche in Form. 20 Gehört zu einem lateinischen Vor-Satz. 21 Zahlwort in der Heine-Gesamtausgabe. 22 Einst Ältester der Jungtürken. 23 Wofür Auguste und August Pate standen. 24 Ihm folgt Strawinsky. 26 Wer etwas ahnt, der hat ihn schon. 30 Macht Ge zur Vergangenheit. 32 Letzte Ruhestätte für einen reformfreudigen preußischen Staatsmann. 36 Holzpflänzchen mit Ölgängen. 41 Verfestigtes vulkanisches Aschengestein. 42 Der Philosoph der Landstreicher in Becketts „Warten auf Godot“. 43 Liegt Japanerinnen auf dem Magen. 44 Vom Vater verstoßen, bringt sie Menschen Unglück. 45 Kurzer Fragebogen zur Arbeitsanalyse. 46 Mitglied der Band, die mit „Bend it“ Erfolg hatte: Dave ... 47 Was so ist, will meistens niemand haben. 48 Wir betrachten „lediglich“ von hinten, um das Zentrum vom Grund zu finden. 49 Kleines Arsenal. 50 Mit Eger im Gefolge wird daraus ein echter Bazillus. 51 Mobile Datenerfassung in Geschwindigkeitsform. 52 Er wohnt in Asgard unter Wotan. A G E N O E F E N REZEPT VON PETER ZÜHLKE Essen und ausgehen 6 1 5 2 Für scharfe Denker M U T I G T U T U ie Grenze verläuft direkt an der Max-BrauerAllee, auf der einen Seite ist tiefstes Altona, früher dänisch, heute deutsch, und auf der anderen – Österreich. Der Grenzposten ist natürlich Wiener: „Grüß Gott. Mögens’ im Engelszimmer Platz nehmen? Ich bring Ihnen gern schon mal ein Flascherl Wasser.“ Kaffeehausatmosphäre hat das Engelszimmer im Restaurant Amadée und ist herrlich gemütlich. Große weiße Engel schweben an der Decke, in der Mitte ein majestätischer Kronleuchter, auf dem Boden Kacheln, und dazu der Singsang des Kellners. Der hat mit dem Wasser auch gleich die Karte gebracht: Die Auswahl ist nicht groß, dafür wechselt sie alle zwei bis drei Wochen. „Schmankerln“ finden sich hier, „Frittaten“ oder „Fleischlaberl“. Als moderne Wiener Küche bezeichnet Peter Zühlke seinen Stil. Erst 25 Jahre ist der Küchenchef, doch mit Erdapfelgratin & Co. kennt er sich bestens aus, schließlich beendete er seine Lehre beim österreichischen Fernsehkoch Manfred Stocker. „Es gibt mehrere Hundert Gerichte in der Wiener Küche“, weiß Zühlke. Deshalb bieten er und sein Team einen besonderen Service an. „Jeder Gast soll essen können, was er möchte.“ Einzige Voraussetzung: ein Anruf zwei bis drei Tage vor Besuch, „damit wir auch die Zutaten besorgen können.“ So steht dem Tafelspitz oder den Salzburger Nockerln nichts im Wege. Immer auf der Karte ist das Wiener Schnitzel (18,50 Euro). „Ohne das geht es nicht“, sagt Zühlke und lacht. Zu Recht. Selten war Schnitzel zarter, der warme Kartoffel-Gurkensalat würziger. Auch für den Vegetarier lässt sich Zühlke etwas einfallen: Dem serviert er verschiedene Gemüse mit leckeren BärlauchKartoffelkrapfen (14 Euro) und vorweg einen bunten Blattsalat mit Radieschen, Kernen und Croûtons (6 Euro). Wer auf eine Überraschung steht, sollte sich an der Vorspeisenvariation für zwei Personen versuchen (19 Euro). Hier gibt es verschiedene, ständig wechselnde Kleinigkeiten, nett auf einem Teller drapiert. Dazu passt der offene Chardonnay (0,2 Liter für 6 Euro). Wer bereit ist, mehr Geld auszugeben, dem ist der hochwertige, aber auch schwere Burgenländer Chardonnay Gloria vom Weingut Kollwentz aus dem Jahr 2007 (79 Euro die Flasche) zu empfehlen. Nach dem riesigen Schnitzel ist für einen Kaiserschmarrn kein Platz mehr. Warum nicht die Dessertvariationen (9 Euro) teilen? Gute Idee: Hübsch angerichtet gibt es einen Mini-Kaiserschmarrn, Bayrisch Mokkacreme, Eismarillen-Knödel und Früchte. Auch dieser Überraschungsteller variiert ständig. Für die richtigen Fans von österreichischer Küche und Humor hat das Amadée etwas Besonderes zu bieten: Regelmäßig veranstalten Zühlke und seine Kollegen einen Cabaret-Abend. Hier werden nicht nur vier Gänge geboten, sondern auch Anekdoten vom österreichischen Kellner Christian Hamerle, der als Oberkellner Alfred auftritt. Die nächste Folge ist für den 14. August unter freiem Himmel auf der Terrasse geplant. „Auf Wiederschau’n!“ 8 Irgendwo in Hamburg. Nur wo? A A S E I S T A R D TEXT: SOPHIE LAUFER • FOTOS: THOMAS LEIDIG 4 1 8 7 6 8 8 7 6 4 1 5 9 3 1 4 IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Simone Buchholz, Andrea Fonk, Yasmina Foudhaili, Oliver vom Hofe, Susanne Kaloff, Sophie Laufer, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Peter Maus, Jens Meyer-Odewald, Norman Raap, David Resuehr, Kirsten Rick, Manu Schmickler, Josephine Warfelmann, Klaus Witzeling Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg Ausgezeichnet mit fünf „European Newspaper Awards 2010“ VII Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011 › GESTERN & HEUTE SEIT 60 JAHREN ZWISCHEN HAMBURG UND HAITI In 30 Minuten um die Welt Der 16. Mai 1951: „Zwischen Hamburg und Haiti“ geht zum ersten Mal über den Äther. MANU SCHMICKLER und ANDREA FONK statten der Radiosendung einen Besuch ab sich Zeit – allein die Erkennungsmelodie dauert anderthalb Minuten. Die heutige Häppchenkultur liegt da noch in weiter Ferne. In dem Maße, wie die Hörerzahlen steigen, verstummt die Kritik der Senderleir. Dörte Hansen-Jaax, seit drei Jahren für die tung. Und sie steigen enorm. Meisenkothen liebt die monatliche Magazin-Ausgabe der Sendung Ferne und ihre Geschichten – und diese Liebe spüren zuständig, liebt die Opulenz der Produktiodie Hörer. Bis heute. Und auch Meisenkothen hat imnen, die auch junge Zuhörer ansprechen sollen. „Für mer noch seine Leidenschaft fürs die ,Olivenernte in der Toskana‘ Erzählen, das Interesse am Unbewerden sich die Leute in 30 Jahren kannten, den Blick fürs spannennoch interessieren. Eine Reisede Detail. „Ist Ihnen schon mal führergeschichte wie ,Florenz und aufgefallen, dass jeder Zug anders seine Museen‘ funktioniert nicht klingt?“, fragt er. mehr“, weiß sie. Und so geraten Mit dem Beitrag „Auf den Spubei ihr die Hörer schon mal auf ren der Beatles in Obertauern“ eine Heavy-Metal-Kreuzfahrt mit verabschiedet sich Wolfgang MeiMetallica-Fans oder an den Fuß senkothen 2008 in den Ruhestand, des Mont Ventoux – und fahren verlassen hat sein Pioniergeist die dort mit einem Tour-de-FranceSendung jedoch nie. Noch immer Teilnehmer jene Strecke ab, an der sind die Reporter auf der Suche 1967 der erste bekannte Doping„Man entdeckt eine nach den Geschichten, die in keiRadsportler Tom Simpson starb. sich verändernde Welt nem Reiseführer stehen. Sie bil„Manchmal mache ich mir immer wieder neu.“ den nicht einfach nur ab, sie tauschon Sorgen um die Reporter, chen ein. Sie leben in dem Land, wie kürzlich bei einem, der trotz Arved Fuchs, 58, Polarforscher, von dem sie erzählen. Es sind Lawinengefahr auf dem Mont Fan und Mitarbeiter der Sendung Menschen wie Lena Bodewein, die Blanc unterwegs war. Aber wir als Auslandskorrespondentin im achten sehr darauf, dass sie keine ARD-Studio in New York gearbeizu großen Risiken eingehen nur tet hat. Sie ist 2009 mit dem Goldenen Columbus, um der Spannung willen“, sagt Wolfgang Heinemann, dem Reisejournalistenpreis, ausgezeichnet worden, der Nachfolger Wolfgang Meisenkothens. „Und es ist der schon oft an Reportagen der Sendereihe „Zwiin all den 60 Jahren auch noch nichts Schlimmeres schen Hamburg und Haiti“ ging. passiert, als dass einmal die O-Töne gestohlen wurBodeweins Sicht auf New York zeigt weder Ground den.“ Die Ideen für die Beiträge kommen aus seiner Zero noch die Freiheitsstatue, sondern die Bewohner Redaktion. Verteilt werden sie dann an die jeweils vor der Stadt. Zwei Tage lang fuhr sie mit dem A-Train Ort arbeitenden Autoren, insbesondere an die ARD- D FOTO: PICTURE-ALLIANCE/RTN A ls Wolfgang Meisenkothen Anfang der Sechzigerjahre nach New York reist, will er lediglich seinen Vater besuchen, der dort lebt. Dass er dabei Werner Baecker kennenlernt und sein Leben eine neue Route nimmt, ist Zufall – oder Glück. Baecker ist mit seiner Sendung „New York – New York“ ein TV-Star. Er gewährt dem neugierigen jungen Mann die Bitte, ein paar Tage lang bei der Entstehung einer Ausgabe dabei sein zu dürfen – und sorgt somit dafür, dass Wolfgang Meisenkothen nicht, wie sein Vater es ihm schmackhaft machen will, Flugzeugingenieur wird, sondern Reisejournalist. Baecker erkennt das Talent des gebürtigen Berliners, schreibt eine Empfehlung an den NDR, für den er 1951 die Radiosendung „Zwischen Hamburg und Haiti“ konzipiert hat, und dann geht es los. Rund um die Welt. Bewaffnet mit dem zwölf Kilo schweren NagraRekorder taucht Meisenkothen in fremde Kulturen ein, durchquert Kontinente und sammelt unendliche Stunden Material. Acht Monate verbringt er allein in Australien. An seine 1975 entstandene Reportage über den „Tea & Sugar Train“, der abgelegene Orte Australiens mit Grundnahrungsmitteln versorgte, erinnern sich Hörer bis heute. Als der Reisereporter 1980 gefragt wird, ob er „Zwischen Hamburg und Haiti“ übernehmen möchte, ist die Antwort einfach. 28 Jahre lang prägt „Meise“, wie er von seinen Kollegen noch immer genannt wird, die Sendung. Gleich seine erste Amtshandlung sorgt für Entsetzen in der Chefetage: Er ersetzt die Handvoll kurzer Beiträge durch eine 30-minütige Reportage. Und bleibt stur. „Ich bin ein Langstreckler“, sagt er. Und er nimmt zwischen Rockaway Beach und Inwood 207 Street hin und her, beobachtete die Fahrgäste – und die Hörer fahren mit. Die U-Bahn rattert, quietscht beim Einfahren in die Haltestellen, das Gedränge wird förmlich spürbar. Ganz unterschiedliche Menschen sind das, vom Obdachlosen aus Queens bis zum Banker aus Manhattan. Der Lokführer berichtet von seinen Vogelbeobachtungen und die Pendlerin Charlie beschwert sich über die ständigen Verspätungen – das ist Kopfkino, das mit Sightseeing nichts zu tun hat. Für Lena Bodewein ist der Unterschied zwischen ihren tagesaktuellen Berichten und solch einer Reportage klar: „Das eine ist Pflicht, das andere Kür.“ Globetrotter (o. l.): Regisseurin Birgit Meyer, die Redakteure Wolfgang Heinemann und Dörte Hansen-Jaax (nicht im Bild) sagen seit 2008, wo’s langgeht Korrespondenten. „Man muss richtig einsteigen ins Leben. Und um die Wirklichkeit wahrzunehmen, ist es manchmal eben nötig, in den Untergrund zu gehen.“ Albrecht Breitschuh, ARD-Korrespondent in Stockholm, hat es auf den Punkt gebracht: „Es mag zwar sein, dass die Sendung ihren Namen vom gleichnamigen Hans-Albers-Hit bekommen hat. Aber zwischen Hamburg und Haiti kann man so ziemlich alles unterbringen, eben auch Menschen, die auf Livisch singen, einer Sprache, die fast ausgestorben ist.“ G Weltbürger (v. o.): Redakteurin Ursula Klamroth, um 1952; Redakteur Harro Torneck, der rund 1100 Beiträge schrieb, 1977; Wolfgang Meisenkothen (l.), der die Sendung 28 Jahre prägte, mit Nachfolger Heinemann, 2011; Werner Baecker, der Vater des Reisemagazins, 1951 FOTOS: NDR (4), MARCELO HERNANDEZ enau das ist es, was seit 60 Jahren das Format ausmacht: Der Hörer lernt etwas kennen, DAS OHR ZUR WELT von dessen Existenz er nicht einmal wusste. Er lauscht Meeresschildkröten beim Eierlegen und » Die Jubiläumssendung „In 60 den Wellen des schwierigsten Schifffahrtsgewässers Jahren um die Welt – 60 Jahre der Welt. Verändert hat sich nur die Technik: Mitt‚Zwischen Hamburg und Haiti‘“ ist lerweile ist das Aufnahmegerät digital, wiegt nur eine gefühlvolle Chronik der Kultwenige Hundert Gramm und passt in jede Tasche, sendung. Redakteur Wolfgang hat dafür aber Studioqualität. Kritik der Hörer gab Heinemann reist darin zurück bis es nur ein einziges Mal. „Der Korrespondent in ins Jahr 1951, als das Magazin ins Singapur hatte eine Sendung über Neu-Guinea geLeben gerufen wurde, und zeigt, wie macht, da muss man natürlich auch die Menschenes Farbe ins Wirtschaftswunderland fresserei erwähnen, die es dort bis vor 60 Jahren brachte. Ausschnitte aus alten noch gab“, erzählt Wolfgang Heinemann. Das war Reportagen wie über „Johnny, den den Hörern dann doch zu viel: „Dass Sie so etwas Schlangenfänger“ machen deutlich, zur besten Frühstückszeit senden!“ wieso der akustische Reiseführer für Stammhörer halten sich jeden Sonntagmorgen Fans zum Sonntagmorgen gehört frei, Großmütter verfolgen die Sendung mit ihren wie das Frühstücksei. Enkeln, und auch viele junge Leute frönen dem WoSo, 15.5., NDR-Info, 7.30 und 9.30 chenend-Ritual. Feedback kommt heute selten per Uhr, noch mehr Storys und Bilder Post, viel öfter per E-Mail. Für manche Hörer spielte unter: www.ndr.de/info/programm/ „Zwischen Hamburg und Haiti“ eine Art Babysitter, sowie www.ndr.de/unternehmen/ während die Eltern ausschliefen. Eine andere Höorganisation/ndr_geschichten/ rerin schildert, dass die Mutter ihr morgens das Downloads, Internet-Livestream Frühstück ans Bett brachte und sich leise wieder hinund Podcast-Abonnement in der ausschlich, um nicht zu stören. Doch im Gegensatz zu ARD-Mediathek unter: früher sind die Hörer inzwischen selbst sehr mobil. www.ardmediathek.de Damals war der Reporter stellvertretend unterwegs, sagt Dörte Hansen-Jaax, nun reist jeder selbst. Auch » Weltenbummler erzählen lautet an den entlegensten Orten kann man sicher sein: der Untertitel des Buchs „Zwischen Irgendeiner der Hörer war schon da. Hamburg und Haiti“ von Ursula Nach 60 Jahren gibt es kaum noch weiße Flecken Klamroth aus dem Jahr 1956 mit auf der Landkarte der Sendung, aber es gibt noch geausgewählten Fernweh-Features. nügend Stoff. „Man entdeckt eine sich verändernde Schlösser-Verlag, 286 Seiten, Welt immer wieder neu“, sagt Arved Fuchs, der Polarantiquarisch oder ab 0,23 Euro über forscher aus Bad Bramstedt, der viele Beiträge für www.amazon.de Wolfgang Meisenkothen lieferte und mit der Sendung aufwuchs. Es ist jetzt Neugierde, die treibt: ist keine Frage die Herausforderung, der nicht mehr die Sehnsucht. Aber selbst Mode ab Größe 44– 54 wenn die Menschen aus den Kollektionen Wille, Ppep, Marina Rinaldi, Tuzzi nero, heute theoretisch an Sallie Sahne, Samoon jedem Punkt der Welt sowie Strick von Irma Mahnel, Urlaub machen könPortelli und Glasmacher nen – sie werden dort finden Sie bei uns. wahrscheinlich nie erleben, was sie sonngroße Mode tagmorgens vorm RaHH, Neuer Wall 41 (Am Fleet) Tel. 367823 dio erfahren. Mode Größe Lady chic VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011 MARKENMACHER FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Stil ohne Grenzen Für ihn ist Mode mehr als eine Mode: Thomas Friese von Thomas-i-Punkt produziert Kleidung, plant Parks, Sportanlagen und Kulturprojekte E DAVID RESUEHR, 35, Junior-Fakultätsmitglied an der Vanderbilt Universität, lebt mit Ehefrau Holly und Hündin Luna seit 2009 in Nashville. Vor ein paar Jahren hätte ich nicht geglaubt, jemals in den USA sesshaft zu werden, aber wie das im Leben halt ist: Sag niemals nie! Ich hatte Riesenglück, eine Stelle an der Uni zu bekommen – und meine Frau gleich mit. Sie forscht, ich forsche im Sommer- und unterrichte im Wintersemester an der Medizinischen Hochschule. TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG s gibt sie noch, die Dinge, die es nur in Hamburg gibt. Mode der Marke „Omen“ von Thomas-i-Punkt zum Beispiel: Feine Wollpullover und Strickjacken in leuchtenden Farben, Sakkos aus Stoffen, die fast grob wirken, aber wunderbar fallen, Baumwollkleider, die man nie wieder ausziehen möchte. Alles gerne auch in mehreren Lagen übereinander getragen. Ein eigener, selbstbewusster Stil. Die Farben wechseln, die Modelle bleiben meist. „Wenn man einmal die perfekte Form gefunden hat, sollte man sie nicht ändern“, sagt Thomas Friese, Gründer von Thomas-iPunkt. Das gilt auch für die Größe des Unternehmens: „Man muss klein bleiben, um groß zu werden“, zitiert Friese die Witwe Clicquot. Deshalb ist die Omen-Kollektion auch nur in Hamburg zu kaufen, noch nicht mal im Internet. Drei Läden gehören zu Thomas-i-Punkt: der am Gänsemarkt seit 1968 und das große Haus in der Mönckebergstraße sowie das Tate, auch am Gänsemarkt. Die Kleidung wird nicht weit entfernt produziert: In Rothenburgsort in einer ehemaligen Bananenreiferei sind die Strickerei und Näherei untergebracht. Die Strickmaschinen rattern im Erdgeschoss vor sich hin, fünf Stunden dauert es, bis eine Jacke fertig ist. Die einzelnen Teile werden zunächst gedämpft, die Bündchen angekettelt, das Futter eingenäht – alles per Hand. In der Küche hängen Zeitungsschnipsel von Thomas Gottschalk, Dieter Pfaff, Olli Dittrich, alle in „Omen“. Die drei ältesten Töchter von Thomas Friese – er hat insgesamt sieben Kinder – arbeiten mit im Unternehmen. Tina Friese leitet Tate, den Damen-Einkauf und hat eine eigene Kollektion, „Kunoichi Clothing“, die auf den Strickmaschinen mitläuft. Iris Friese leitet den Herrenladen am Gänsemarkt, die Männerkollektion und den Stoffeinkauf. Alexandra Friese kümmert sich um Personalabläufe – das Unternehmen hat rund 60 feste Mitarbeiter –, um Kommunikation und um alle Projekte. Das Skateland, inzwischen das größte von der Stadt geförderte Jugendprojekt, ist eines davon. Thomas Friese hat dafür akribisch Skateparcours in den USA studiert, hat sich schlau gemacht, als sein Sohn an- Visionen und Wertigkeit: Thomas Friese, 67, Gründer von Thomas-i-Punkt; Bündchen werden hier noch von Hand angekettelt (r.) Nashville ist auch als „Music City“ bekannt, und alles, was in der Country-Music-Szene Rang und Namen hat, ist hier zu Hause. Beim Joggen um das Parthenon lief uns gleich Carrie Underwood (Starlet und ganz groß bei allen Country-Fans!) fast in die Arme. Nashville ist zwar recht groß – liegt aber im Süden. Was heißt, dass die Uhren hier langsamer gehen, viel langsamer, und als Hamburger muss man sich daran erst mal gewöhnen. Wie an den lang gezogenen SouthernDialekt (southern drawl), bei dem es einem so warm ums Herz wird bei den gastfreundlichen Südstaatlern zu Hause. Verarbeitung und Verkauf: die Schneiderabteilung in Rothenburgsort mit Stoffproben und Mustern (ganz oben); das große Thomasi-Punkt-Haus in der Mönckebergstraße fing zu skaten. Heraus kam eine Anlage, die äußerst beliebt ist, nicht nur, weil der Eintritt wochentags frei ist. Thomas Friese zeichnet einen Kreis auf eine Serviette. Ein Strich teilt den Kreis, in eine Hälfte schreibt er „Gestaltung“, in die andere „Soziales“. Das ist seine Philosophie. „Alles ist miteinander verbunden. Ohne das eine ist das andere nicht möglich“, sagt er. Bereits als Schüler wusste der heute 67-Jährige, was er werden wollte: Fußballprofi oder Modeschöpfer. Seine Klassenkameraden bogen sich vor Lachen. Das mit dem Fußballprofi hat nicht geklappt, Friese wurde stattdessen mehrfacher Segel-Weltmeister. Nach einem Ort, „wo man den Menschen vermitteln kann, dass alles zusammenhängt“, hat Thomas Friese lange gesucht, in New York und Berlin, gefunden hat er diesen besonderen Ort in Hamburg: einen ehemaligen Zollanleger auf der Elbe, am Entenwerder Elbpark in Rothenburgsort. Dort steht die kunterbunte Architekturbox, früher mal ein Ausstellungsstück, darin ein großes Modell des Entenwerder Parks. Davor steht Friese, der heute ausnahmsweise nicht seinen schon etwas mitgenommenen grauen Lieblingskaschmirpullover trägt, sondern einen schwarzen Omen-Anzug, und erläutert mitreißend seine Visionen, Pläne und Projekte. Eine Segelschule für Kinder soll es hier geben, Ateliers und Ausstellungsräume für Künstler, einen Pavillon für Kulturveranstaltungen (die „Golden Box“ von der Skulpturenausstellung in Münster hat er bereits dafür gekauft). Und ganz wunderbar wäre auch ein schwimmendes Freibad auf der Elbe – eine historische Brücke, die auf den Anleger führt, hat die Hamburg Port Authority nach langen Verhandlungen zugesichert. Auch für den Entenwerder Park hat Friese Pläne: „Der Park hat weder Fenster noch Türen“, sagt er und deutet auf das ihm zugesicherte Elbufer. Er holt Bücher, zeigt Pavillons, das Modell einer Freiluft-Skateanlage, einen Leuchtturm, der anderswo bald Containeranlagen weichen muss, eine Brücke, die den Park mit der HafenCity verbinden wird. Stadtentwicklung. Aber was hat das mit Mode zu tun? „Gar nichts“, sagt Alexandra Friese. „Es hängt alles zusammen“, sagt ihr Vater. Kontakt » Thomas-i-Punkt, Mönckebergstraße 21, Tel. 32 71 72, Mo – Sa 10 – 20 Uhr, www.thomas-i-punkt.de MEIN STYLE-TRIO SIMONES STADTGEFLÜSTER Spaßmacher Retro mit Herz Der Comedian Tetje Mierendorf, 39 („Sister Act“), hört Radio mit den Augen und macht sich beim Kaffee ein schönes Bild von der Welt Was bevorzugen Sie: Musik hören oder selber singen? Zu Hause bin ich froh, wenn ich nicht selbst singen muss, da lass ich singen. Und zwar mein „Tivoli one“, das nicht nur schön klingt, sondern auch noch schön aussieht und sich gut anfühlt. Wer hören will, kann auch fühlen – wir sind uns ja so ähnlich! Kaffee: Sorte „Hawaii Kona Macadamia Schoko“, Kaffeerösterei Burg, Eppendorfer Weg 252, 250 g um 7 Euro Kompaktradio: Tivoli one, gesehen bei Bremer TV, 21,2 × 11,4 × 13,3 cm, 1900 g, Erikastr. 43, um 200 Euro Die Wochenvorschau MONTAG DIENSTAG KONZERT: Andy McKee, einer der besten Fingerstyle-Gitarristen der Welt, dessen Videos auf Youtube 20 Millionen Mal angeschaut wurden, spielt jetzt live. Fliegende Bauten, 20 Uhr. AUSSTELLUNG: Jeder Mensch hat Rechte. Studierende der HAW zeigen ihre Illustrationen zu den Menschenrechten. Eröffnung mit Hauptpastor Seemann u. a. St. Petri, 17.30 Uhr. Eintritt frei. SHOW: Oliver Kalkofe & Bastian Pastewka präsentieren beim „Gernsehclub auf Tour“ das Beste ihrer preisgekrönten Kultserien. Schmidts Tivoli, 20 Uhr. VORTRAG: Der Infoabend der Hamburger Polizei enttarnt die Tricks der Trickbetrüger. Freizeitzentrum Schnelsen, 19 Uhr. Eintritt frei. Die Landschaft in Tennessee ist toll, Berge und Täler, kalte Winter und heiße Sommer. Was mir am meisten gefällt, ist die Freiheit. Alles ist zwar reguliert, aber nicht überreguliert wie daheim, und spießig gibt’s nicht. Dass es hier so viel Platz gibt, spiegelt sich auch im Preis der Immobilien wider. Fürs gleiche Geld kann man hier einfach viel besser leben. Gewöhnen muss man sich daran, dass die Einheimischen ab und zu mal bewaffnet herumrennen, und das sogar legal. Beim Fliegenfischen im Gebirgsbach hörte ich auf einmal Schüsse, genau da, wo zwei Boote angelandet waren. Und da steht tatsächlich einer mit rauchendem Colt und zielt in die Büsche, weil dort eine giftige Schlange herumkroch … Was ich am meisten vermisse? Brot – und Brötchen! Wenn man dann etwas findet, was an unsere Backwaren herankommt, hat das seinen Preis. Und weil Pakete mit Brotbackmischungen aus Deutschland etwas teuer sind, wird selbst gebacken! Das gute Hamburg und die Hamburger vermisse ich ebenfalls, weshalb ich regelmäßig auf Besuch bin. Alles andere nehmen wir, wie’s kommt … ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit? Privat versuche ich gewissermaßen, die Seiten zu tauschen und schöne Momente des Lebens selber einzufangen. Vor der Kamera ein Fan des bewegten Bildes, lasse ich es in meiner Freizeit ruhiger angehen und fotografiere, am liebsten mit einer Leica. eden Morgen, wenn ich durch unsere Straße schlendere, mir eine Zeitung hole und dann meinen rituellen zweiten Kaffee trinken gehe, höre ich einen Song aus meiner Jugend. Ich war wirklich noch sehr jung, als die Nummer ein Hit war, Anfang der 80erJahre: Hey, you, the rock steady crew, b-boys, breakers, electric boogaloo … Der Song ist für mich so eine Art Hymne meiner Teenie-Zeit. Wenn ich den höre, bin ich auf der Stelle wieder wunderbar durchgedrehte, bunte, verletzliche dreizehn Jahre alt. Es ist jetzt nicht so, dass irgendjemand, der es gut mit mir meint, allmorgendlich unsere Straße mit frühem HipHop beschallt. Nein, es ist gar keine Musik. Es sind die Klamotten, die mich das Lied hören lassen. Da ist eine Enklave in unserer Straße, ein Café, in dem die Leute aussehen wie eine hinreißende Bande Jugendlicher im New York von 1985. Die Frauen tragen neonfarbene Sneakers oder spitze Pumps, die Männer wahrscheinlich so Run-DMC-Schuhe, ich bin mir nicht sicher, ich achte mehr auf den Fußputz der Mädels. Die selbstverständlich Leggins und zackige Oversize-Shirts anhaben. Dazu immer die fettesten Ohrringe und hübschesten Pony-Frisuren. Ich finde das so toll von denen. Erstens tut es mir persönlich sehr gut, weil ich mich jung fühlen darf. Und zweitens ist es ein lustiger Schlag ins Gesicht jener Schafherde, die sich J Kamera: Leica D-Lux 5, gesehen bei Leica-Meister, Eppendorfer Landstr. 64, um 700 Euro FOTOS: PICTURE-ALLIANCE, PR Was benötigen Sie, um in den Tag zu starten? Ich brauche jeden Morgen unbedingt eine halbe Stunde am Frühstückstisch mit einem guten Kaffee, sonst geht gar nichts! Montags (mein freier Tag) gönne ich mir was ganz Besonderes: einen leckeren Hawaii Kona Macadamia Schoko. Das macht wach und glücklich! Nie war Koffein so lecker verpackt, da nimmt mein Körper es noch schneller und mit einem Lächeln auf – ziemlich teuer, darum selten, aber ein Event. Nashville jede noch so charakterlose Modeuniform überstülpt. Denn das, was die Leute rund um das kleine Café machen, hat so viel Herz. Das kommt mitten aus der Musik, die sie hören. Das ist der Gegenentwurf zu einem Fashion-Trend. Das ist eine menschliche Beatbox, die Hamburg ein Lied hinterherruft. Gestern kellnerte dort eine junge Frau, sie hatte die gleiche Karamellhaut wie die junge Jennifer Beals. Sie trug eine Leggins, ein weites, am Ausschnitt ausgefranstes Sweatshirt, das ihre rechte Schulter freigab, und eine krause Frisur, irgendwie hochgesteckt. Seitdem steht vor meinen sentimentalen Augen nicht nur die Rocksteady Crew im Kandie Shop herum, sondern auch noch die Belegschaft von Flashdance. Falls mir jemand was schenken will: Ich wünsche mir einen Ghettoblaster. MADE IN HAMBURG Kolumne » Hier schreiben im wöchentlichen Die in Hamburg lebende Designerin Angelika Thun aus Wien huldigt ihrer Wahlheimat mit dem „Leiberl“. Ihre Baumwoll-Shirts mit HH-Motiven gibt es je in vier Kinder- und Erwachsenen-Größen. Wechsel Maike Schiller – zur Zeit in Babypause und vertreten von der Hamburger Autorin Simone Buchholz – und Joachim Mischke. Hamburg-Leiberl, z. B. bei Place, Wexstr. 33, um 24 Euro, www. angelika-thun.de 16.–22. MAI MITTWOCH KINDER: „Hexe Lilli fliegt zum Mond“ ist ein ebenso unglaubliches wie lustiges und spannendes Theater-Abenteuer für Kinder ab 6 Jahren. Planetarium, 15 Uhr. ERWACHSENE: „The Ultimate Girls Night Out!“ versprechen die Chippendales, das durchtrainierte US-Männer-Ensemble. Angeblich ist für jede Frau ein Favorit dabei. Fliegende Bauten, 19.30 Uhr. DONNERSTAG BALLETT: Anastasia Volochkova, die berühmteste Primaballerina Russlands, tanzt bei ihrem Projekt „Aplaus“ nicht nur klassisch und modern, sondern singt auch. Laeiszhalle, 20 Uhr. VERNISSAGE: Die Großskulptur „Green Revolution“ von Roger Rigorth wird im Botanischen Garten (Klein Flottbek) enthüllt. 13 Uhr. FREITAG SONNABEND SONNTAG PERFORMANCE: Laurie Anderson zeigt „Delusion“ – ein beeindruckendes Multimedia-Erlebnis aus Bildern, Musik, Poesie und Storys. Kampnagel, 20 Uhr. KONZERT: „Frühsommergefühle“ zaubert Bernd Begemann solo aus seinem Gitarrenkoffer hervor – unberechenbar, wild und sexy. Polittbüro, 20 Uhr. LAUFEN: Zum Haspa Marathon Hamburg gibt es bereits über 16 000 Anmeldungen. Start der Läufer: 9 Uhr, Heiligengeistfeld. www.marathon-hamburg.de MESSE: Die HanseBird 2011 vereint Optik und Ornithologie. Besucher können die Welt der Vögel entdecken und fotografieren, Ferngläser und Kameras testen. Hagenbecks Tierpark, Fr – So 9 – 18 Uhr. KABARETT: Badesalz, das hessische Kult-Comedy-Duo, ist beim aktuellen Programm „Binndannda!“ mit dem Gleitschirm unterwegs. St. Pauli Theater, 20 Uhr. KONZERT: 40 Jahre Rock ’n’ Roll – Peter Maffay & Band feiern das Bühnenjubiläum und gehen mit dem Philharmonic Volkswagen Orchestra auf Tour. Freilichtbühne am Kalkberg, Bad Segeberg, 19 Uhr.