GT Force Carbon Pro

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GT Force Carbon Pro
GT Force Carbon Pro
1. Testfahrt mit Bericht von unserem
Kollegen Martin Dinse ...
Das GT Force Carbon Pro ist GTs High-End-Modell in der 150 mm Enduro-Klasse. Da ich
normalerweise auf einem 29er Trail-Hardtail unterwegs bin, war ich sehr gespannt, was ein
aktuelles Carbon-Fahrwerk im Gelände leistet.
Was zu erwarten war: bergab geht das Force keine Kompromisse ein. Das Fahrwerk liegt satt auf
Wurzelteppichen und auch in der Luft fühlt es sich sehr wohl. Die Federelemente von Fox
schluckten klaglos und zuverlässig alles, was ich auf der Testrunde ansteuern konnte. Reserven
für groberes Gelände blieben ebenfalls.
Unsere Test-Tour fand an einem wunderschönen Wochenende im November auf Trails am Wilisch
bei Dresden statt.
Neben der Farbenpracht der Bäume lag auch schon jede Menge Laub auf den Wegen, was es
etwas erschwerte, das Kurvenhandling zu beurteilen.
Wo ich Grip hatte, ließ sich das Bike auch bei hohen Geschwindigkeiten leicht in Kurven legen.
Die Geometrie wirkte dabei ausgewogen mit dem Schwerpunkt angenehm zentral zwischen
den 650B-Rädern. Auch die breiten Continental Trail Kings machten einen guten Eindruck und
verhielten sich angenehm berechenbar. Ein Tubeless-Setup wäre eine gute Möglichkeit, noch ein
Quäntchen Performance aus den Reifen herauszukitzeln und dabei auch etwas Gewicht zu
sparen.
Das Force Carbon Pro kommt mit Formula T1 Bremsen, welche sich im positiven Sinne völlig
unauffällig verhielten. Der Druckpunkt war schnell und einfach eingestellt, die Hebel lagen gut
am Finger. Power und Dosierbarkeit ließen keine Wünsche offen.
Die e*thriteen Hinterradnabe sticht durch ihre Lautstärke aus der Masse, welche gelinde gesagt
überdurchschnittlich ausfällt und sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Wer damit zurecht
kommt, wird sich über den geringen Leerweg freuen, mit dem der Freilauf greift.
Über den Shimano XT Antrieb muss man nicht viele Worte verlieren. Zuverlässig und präzise.
Allerdings wär mir an einem Bike dieser Klasse ein Bashguard statt des großen Kettenlattes klar
lieber gewesen.
Interessant war für mich als Hardtail-Fahrer die Frage, wie gut sich das Force im Anstieg schlägt.
Die positive Überraschung war dabei die Effizienz im Wiegetritt. Hier glänzt das Path Link,
welches Antriebseinflüsse offenbar sehr wirkungsvoll vom Dämpfer entkoppelt. Ich hatte nicht
den Eindruck, dass die Federung viel Energie schluckte aber dennoch sprach der Hinterbau
weiter sehr gut auf Unebenheiten an und sorgte für hervorragende Traktion.
Etwas Ernüchterung brachten längere Anstiege sitzend, wo ich das Gefühl hatte, doch Energie an
das Fahrwerk zu verlieren. Dabei sollte erwähnt werden, dass der Sattel für meine Größe (192 cm
mit recht langen Beinen) auch mit vollem Auszug der Sattelstütze noch gut 2 cm zu niedrig war,
was sicherlich nicht zur Effizienz beim Pedalieren beitrug. Dabei lag der Körperschwerpunkt
aufgrund des Sitzwinkels für meine Größe gefühlt auch recht weit über dem Hinterrad. Die
verschiedenen Einstellungen des CTD Dämpfers brachten leider keine nennenswerte Abhilfe.
Fahrer mit weniger langen Beinen sollten hier besser zurecht kommen.
Und natürlich kann man bei einem Bike mit solch überdurchschnittlichem Potenzial im Downhill
nicht erwarten, dass es leichtfüßig wie ein Marathon-Racer die Berge hochfliegt.
Sind die Anstiege absolviert, glänzt das Force aber schon auf flachen und tretlastigen Trails
wieder. Sprints im Wiegetritt gehen auch in ruppigem Gelände erstaunlich gut von der Hand
(bzw. vom Fuß), das Path Link hält das Fahrwerk aktiv.
Geht es dann wieder bergab, ist das Force endgültig wieder in seinem Element und verleitet
nicht zuletzt auf Grund des langen Radstandes nur so zu hohen Geschwindigkeiten.