Simme 1 Thun 2 SMM Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft

Transcription

Simme 1 Thun 2 SMM Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft
SMM Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft 2010
7. Runde, 25.9.2010
Elo
Thun 2
Elo
Diff.
Resultat
Elo
1850
62
1
:
5
-35
1992
242
0
:
1
-5
Simme 1
1788
1 w Ad Derksen
1750
2 s Hansruedi Schmid
1811 w René Finger
2002
191
0.5 : 0.5
+6
3 w Ueli Bühler
1758
1890
132
0.5 : 0.5
+7
4 s Brigit Burkhalter Schmid
1737 w Jean Krähenbühl
1764
27
0
:
1
-11
5 w Ruedi Hauswirth
1838
1739
-99
0
:
1
-15
6 s Beat Stucki
1835 w Lorenz Müller
1713
-122
0
:
1
-16
s Stefan Müller
s Ulrich Eggenberger
s Ernst Linder
Simme 2 spielfrei (Saison abgeschlossen)
Obwohl wir das klar schwächere Team waren, wollten wir nochmals alles geben, um unseren
Härdöpfu in der Schlussrangliste zu tilgen. Und unsere Zuversicht nahm weiter zu, als am fünften
und sechsten Brett zwei schwächere Ersatzspieler für Thun antraten.
Weil Captain Rainer Borsdorf mit seinem Wegzug aus Zweisimmen beschäftigt war, sprang ich
für ihn ein.
Nach rund drei Stunden schien ein 3:3 oder sogar ein knapper Sieg in Reichweite, denn Brigit
hatte einen Bauern ergattert und damit eine Gewinnstellung erreicht. Einzig Hansruedi schien
etwas in die Enge geraten zu sein. Alle anderen Stellungen waren ausgeglichen, wenn nicht sogar etwas besser: Ad mit viel Spielraum, später Ruedi ebenfalls mit einem Bauerngewinn.
Doch wie aus heiterem Himmel drehte sich plötzlich fast alles gegen uns:
Brigit verlor durch einen Überlegungsfehler eine Figur und damit die Partie. Ihr Kommentar dazu:
Ich sage nur:
Für alle, die beim Schach manchmal nichts zu lachen haben!
http://www.beoschach.ch/
Dazu der Kommentar von Hansruedi:
Weiss eröffnet mit e4, schwarz mit g6 und anschliessendem Läuferfianchetto, moderne
Verteidigung genannt (nicht wie Fritz 12 meint Pirc-Ufimzew). Diese Verteidigung muss von
schwarz genau gespielt werden, was auch gut gelang . Brigit erhält eine klar aktivere Stellung mit einem Mehrbauern. Doch im 25. Zug ergreift Brigit das falsche Pferd und verpasst
damit einen Zug, der nochmals eine verbesserte Stellung gebracht hätte. In der Folge muss
sie wegen einer Fesselung ein Pferd hergeben und auch den Damentausch zulassen, hat
allerdings dafür 3 Bauern mehr. Da begeht sie nochmals einen Fehler, der es weiss
ermöglicht, einen Bauern zurückzugewinnen und die Stellung so zu konsoliodieren, dass
schwarz keine Chancen mehr hat, die Partie noch auszugleichen. Deshalb Aufgabe. hrs
Dann begann Ad aus Respekt vor seinem starken Gegner die Figuren abzutauschen, in der
Hoffnung auf ein Remis. Doch dadurch verlor er seinen Raumvorteil und unterlag im amschliessenden Endspiel.
Das reine Bauernendspiel Ueli gegen Ueli stand schon eine Weile ausgeglichen und ich wunderte
mich schon, weshalb sie sich nicht auf Remis einigten. Erst später erfuhr ich, dass Ueli der Ältere
von seinem Captain den Auftrag erhalten hatte, trotzdem auf Gewinn zu spielen, weil der Sieg
der Thuner eben lange Zeit alles andere als gesichert war. Erst nach ihrem 2:0-Vorsprung war
es dann soweit.
Mein Gegner und ich lieferten uns nach katalanischer Eröffnung mit recht aggressivem weissem
Spiel lange einen zähen Abnützungskampf. Und da keiner einen schwachen Zug machte, war
die Stellung bis zum 36. Zug völlig ausgeglichen. Ob es die Frustration über die plötzliche Spielwende war oder ob mich sonst ein Güegi gestochen hatte, ich weiss es nicht. Jedenfalls machte
ich statt den nächsten, bereits den übernächsten Zug, d.h. ich zog den g-Bauern direkt und
ohne Kompensation in den Rachen des weissen Springers, der den unverhofften Hafer natürlich
nicht ablehnte. Später witterte ich zwar nochmals berechtigte Hoffnung auf Remis durch ein
Läuferopfer. Doch verkalkulierte ich mich dabei in der Zugreihenfolge und weil Lorenz perfekt
weiterspielte, war mein Untergang nicht mehr zu verhindern.
Hansruedi beeindruckte mich sehr durch seine starke Partie mit Schwarz gegen den Top-Star
der Thuner, die er selber wie folgt kommentert:
Weiss eröffnete mit 1. f4, was mich einigermassen erstaunte, da René Finger eigentlich fast
immer g3 mit anschliessendem Läuferfianchetto zieht. Darauf wäre ich - was sehr selten
vorkommt - ein wenig vorbereitet gewesen. Da ich die heute von René gewählte BirdEröffnung fast noch nie auf dem Brett hatte (Stephan Bachofner spielte mal so gegen mich)
entschloss ich mich, die Mittelbauern zurückzuhalten und beide Läufer zu fianchettieren,
sodass ich mich in eine vertraute Verteidigung hineinmanövrieren konnte. Also eine
positionelle Partie mit vorerst wenig "Feindberührung", der erste Bauer z.B. wurde erst im
12. Zug geschlagen. Wie bei diesen Flankenverteidigungen gewohnt, erlangte weiss im
Zentrum eine räumliche Überlegenheit, ohne aber die schwarze Igelstellung richtig gefährden
zu können. Mit dem einzigen taktischen Schlag in der Partie gewann schwarz kurzfristig die
Qualität, musste diese aber wieder zurückgeben, da er andernfalls in einen gefährlichen
Gegenangriff geraten wäre. Nach einem weiteren von schwarz erzwungenen Figuren- und
dem von weiss zugelassenen Damentausch war das Material wieder komplett ausgeglichen.
Weiss entwickelte mit Turm und Springer recht grossen Druck auf den schwarzen
rückständigen Bauern f7, musste aber eine schlechtere Königsstellung in Kauf nehmen. Weil
er keine Gewinnmöglichkeit mehr sah, offerierte er aufgrund dieser Beurteilung indirekt remis
durch Stellungswiederholung. Durch eine Ablehnung hätte der schwarze König auf ein eher
exponiertes Feld gezogen werden müssen. Diese Berechnungen konnte und mochte ich nach
einer über drei Stunden dauernden Partie nicht mehr vornehmen und kündigte meinerseits
remis an durch Erlangung der 3x-igen Stellungswiderholung.
Am längsten kämpfte Ruedi gegen seinen hartnäckigen Gegner. Fast alle - Freunde und Gegner standen um das Brett und erwarteten die baldige definitive Entscheidung zu Ruedis Gunsten, als
das geschah, was uns allen auch schon passiert ist und was wir uns am wenigsten wünschen…
Ruedi kommentiert selber:
Meine Partie begann mit den Zügen e4 c5 und endete im 61. Zug nach 5 Stunden
verbissenem Kampf mit einem Fingerfehler in gewonnener Position.
Nachdem ich solide eröffnet hatte, unterschätzte ich ein Springermanöver meines Gegners
auf meine Rochadestellung. Nachdem der "Scheinangriff" abgewehrt war, kam ich bestens
ins Spiel und gewann einen Bauern am Damenflügel. Resultat: zwei verbundene Freibauern.
Leider schaffte ich es in der Folge nicht, die Stellung zu vereinfachen und prompt fiel ich
einem Konterangriff zum Opfer, der unausweichlichen Materialverlust zu bedeuten schien.
Mit einem wahrhaft genialen Gegenzug schaffte ich die Rettung aus der Not und fesselte
zwei seiner Figuren. Nervös wegen der verbleibenden Zeit berührte ich seinen Turm im
Glauben, dieser sei ungedeckt. War er aber nicht. Stattdessen hätte ein Bauer mit Schach
gefressen werden können, was eine ganze Figur und sicher auch die Partie gewonnen hätte.
Unglaublich, wie gewonnen eine Partie sein kann und man trotzdem noch verlieren kann.
Damit endet die Saison mit sieben Mannschaftsniederlagen in sieben Runden und dem Abstieg
in die 4. Liga. Uns bleibt die Zuversicht, dass wieder Siege statt Niederlagen zum Normalfall
werden. Auch wenn sie auch dort hart erkämpft werden müssen.
Herzliche Gratulation an Ueli und Hansruedi für ihre starken Leistungen und besten Dank an alle
für den kämpferischen Einsatz - Freuen wir uns auf die nächste Saison!
Herzliche Grüsse
Beat