Fest soll mein Taufbund immer stehn, Teil 2: Strophe 2 + 4 1. Was
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Fest soll mein Taufbund immer stehn, Teil 2: Strophe 2 + 4 1. Was
Fest soll mein Taufbund immer stehn, Teil 2: Strophe 2 + 4 1. Was der Glaube schenkt, wird in der 2. Strophe unseres Taufliedes beschrieben: „Von aller Schuld bin ich befreit, erlöst ist, was verloren.“ Ein Zeichen der Taufe weist in besonderer Weise auf diesen Neuanfang und diese Erlösung hin: Das weiße Gewand. In der Urkirche hatte dieses Zeichen eine große Bedeutung, als sich nämlich ausschließlich Erwachsene am Ostertag taufen ließen. Mit der Taufe begann für sie ein neues Leben in Jesus Christus, dem Sohn Gottes1: Das alte Gewande des „Unglaubens“ und der Schuldverstricktheit wurde abgelegt als Zeichen der Umkehr und der Sündenvergebung; das neue Gewand des Glaubens an Jesus Christus angezogen: „In Christus neu geboren.“ So gehören Taufe und Umkehr, Taufe und Glaube zusammen. Und heute: Das Kleinkind hat ja noch keine Schuld begangen, und trotzdem bekommt das Kind ein weißes Gewand angezogen. Warum? Der Priester spricht dabei: „In der Taufe bist du eine neue Schöpfung geworden und hast –wie die Schrift sagt – Christus angezogen. Das weiße Gewand sei dir ein Zeichen für diese Würde. Bewahre sie für das ewige Leben.“ Das weiße Gewand steht für den radikalen Herrschaftswechsel. Von der Herrschaft einer Sünden- und Todesmacht hin zu einer Herrschaft des Lebens in Fülle und des Heiligen Geistes. Wir wissen aber: Dieses weiße Gewand wird im Laufe des Lebens- und Glaubensweges schmutzig, weil der Mensch sich immer wieder vom Guten, von Gottes Geboten, seinem Leben in Fülle, abbringen lässt: Der Mensch, der zu Jesus Christus gehört, darf jedoch immer wieder auf Gottes Gnade vertrauen: „Wasch meine Schuld von mir ab, und mach mich rein von meiner Sünde“, so betet der Psalmist. Der Dichter des Liedes greift die paulinische Theologie auf, wenn er sagt: Wer kann ermessen, welche Gnad, mir Gott der Herr erwiesen hat? Paulus führt im Römerbrief aus, dass dort, wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß geworden ist (vgl. Röm 5,20). 1 Vgl. auch Joh 1, 34 Als Christen dürfen wir uns daran erinnern, dass uns Gott durch seine Barmherzigkeit und Liebe Neuanfang und Versöhnung schenkt, so dass wir mit dem Psalmisten einstimmen können: „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet. Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen. Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.“ Ps 20,12-13. Dafür gilt es immer wieder Gott Dank zusagen, denn nur durch die Antwort des Menschen wird das Sakrament der Taufe fruchtbar und kommt erst zur Entfaltung: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstherrschung“2, so beschreibt Paulus die Früchte des Heiligen Geistes, der uns in der Taufe geschenkt ist. 2. Strophe 2. Die 4. und letzte Strophe markiert nochmals die einmalige Verbundenheit mit Jesus Christus, dem Paschamysterium. Die Worte in der 4. Strophe deuten diesen Spannungsbogen an: Priestertum, Opferdienst, Gotteslob, Heilger Streit, Königreich. Was heißt das, Anteil zu haben an Jesu Christi Priestertum? Man mag zuallererst an den Priester denken, der dazu geweiht ist, Jesus Christus in den Sakramenten zu repräsentieren. Das 2. Vatikanischen Konzil weitet dabei den Blick und beschreibt dieses sakramentale Priestertum in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ (LG) als Zuordnung auf das allgemeine Priestertum aller Getauften und Gefirmten hin: „Durch die Wiedergeburt und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht, damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer darbringen und die Machttaten dessen verkünden, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat. So sollen alle Jünger Christi ausharren im Gebet und gemeinsam Gott loben und sich als lebendige, heilige Gott wohlgefällige Opfergabe darbringen; überall auf Erden sollen sie für Christus Zeugnis geben und allen, die es fordern, Rechenschaft ablegen von der Hoffnung auf das ewige Leben, die in ihnen ist.“3 Das Ziel des zu Jesus Christus gehörenden ist klar: „Ihm will ich leben, sterben“. Mit ihm leben, heißt auch für ihn einstehen, auf ihn hinweisen und für ihn streiten, 2 3 Gal. 5,22 Lumen Gentium G 10 mit ihm sterben und auferstehen. 4. Strophe 3. Das Lied „Fest soll mein Taufbund immer stehn“ enthält eine großartige Tauftheologie, die uns immer wieder deutlich macht, was es heißt: „Getauft zu sein“.