Fest soll mein Taufbund immer stehn

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Fest soll mein Taufbund immer stehn
Taufe des Herrn, A 2014
Liebe Schwestern und Brüder,
- jeder von uns kennt Kirchenlieder, die er ganz besonders gerne singt.
Eines meiner Lieblingslieder ist die Nr. 910 „Fest soll mein Taufbund
immer stehn.“. Dieses Lied passt sehr gut zum heutigen Fest „Taufe
des Herrn“, da wir uns heute auch an unsere je eigene Taufe erinnern.
Pater Gottfried Scheer hat gestern beim Einkehrnachmittag in Seßlach
von der Taufe gesprochen als „Heimat finden in der Liebe Gottes“.
- Die 4 Strophen unseres Taufliedes sind nicht aus einem Guss.
Christoph Bernhard Verspoell, ein Priester in Münster, hat die 1.
Strophe zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschrieben: „Fest soll mein
Taufbund immer stehn, ich will dem Herrn gehören. Er soll mich
allzeit gläubig sehn, gehorsam seinen Lehren.“ Seitdem ist einiges
anders geworden, bei den Menschen wie auch in der Kirche. Dabei
musste schon Verspoell mit einer veränderten Situation
zurechtkommen. Die Kirche hatte durch Napoleon und seine Reformen
ihre frühere Macht eingebüßt und musste zu einer neuen Rolle finden.
Vielleicht war es in dieser Situation wichtig, dass die Gläubigen sich
mit dem Lied klar machten: Wir gehören noch dazu. In dieser Taufe
hat sich Gott zum „Du“ für uns Menschen gemacht, er hat quasi einen
Liebesbund geschlossen, und wir sind sozusagen die Verpflichtung
eingegangen, ihm mit unserem Leben zu antworten – gehorsam seinen
Lehren.
- Freilich muss auch angemerkt werden: Mit Gehorsam können die
Meisten – auch in der Kirche heute – wenig anfangen. Was Pfarrer,
Bischof und Papst heute sagen, wird noch lange nicht gehört,
geschweige denn befolgt. Manchmal kann das auch von Vorteil sein,
ein kritischer Geist zu sein, nicht alles 1 : 1 zu übernehmen, denn
verantworten muss jeder selbst sein Handeln vor Gott. Schon Jesus
macht den Pharisäern Vorwürfe, indem er differenziert: „Tut und
befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach
dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie
sagen.“ Mt 23,3 Gehorsam kommt vom Hören, genau hinhören. Von
Jesus heißt es im Philipperbrief: „Er erniedrigte sich, war gehorsam
bis zum Tod am Kreuz.“ Jesus hat in besonderer Weise auf Gott,
seinen Vater, gehört. Was heißt also dieses Hören, dieses Sichhineinhören, für uns heute? Eine Frage könnte ein Impuls sein: „Was
möchte mir Gott, beispielsweise die Worte der heiligen Schrift, heute
in dieser Lebenssituation sagen?“ Freilich geschieht das Hinhören auf
Gott und den Menschen auch in einer Gemeinschaft, sprich Kirche, in
die ich durch Taufe berufen und gerufen wurde. Das beginnt im
Kleinen in unseren Familien, in unseren Gremien, im Pfarrgemeinderat
oder in der Kirchenverwaltung. Die Frage bleibt: Ob ich diese
Euphorie des Dichters immer teilen kann, Gott für diese Gnade und
Berufung in die Kirche zu danken?
1. Strophe - Nachdem die Kirche sich für die neue Zeit und auch für den Dialog
mit der Gesellschaft und zu anderen Kirchen und Religionen im II.
Vatikanischen Konzil geöffnet hat, war es wichtig, sich seiner Taufe
zu vergewissern. Doch schon vorher, in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, hat der Berliner Theologe und Hochschulprofessor
Johannes Pinsk die Perspektive etwas geändert. Er war aktiv in der so
genannten ‚Liturgischen Bewegung'. Sie hat sich dafür eingesetzt, dass
alle Gläubigen den Gottesdienst verstehen und bewusst feiern können.
In der dritten Strophe spricht er von der Seligkeit getauft zu sein.
Welche Seligkeit verheißt die Taufe eigentlich? Diese Strophe gibt
eine doppelte Antwort: In jeder Taufe wird durch Übergießen des
Wassers der Tod und die Auferstehung versinnbildlicht – in Christus
eingesenket. Was kann uns der Tod noch anhaben, wenn wir zu Jesus
Christus gehören? Schon jetzt ist uns das neue Leben verheißen und
geschenkt. Die Eltern werden zu Beginn der Taufe gefragt: „Was
erbitten Sie von der Kirche Gottes für Ihr Kind?“ Eine mögliche
Antwort ist das ewige Leben.
- Welche Seligkeit verheißt die Taufe noch? Eine zweite Antwort:
„Am Leben der Dreieinigkeit ward Anteil mir geschenket.“ Das heißt
soviel wie: Ich habe Anteil an dieser göttlichen Würde. In mir hat
Gott etwas Wunderbares und Einmaliges hineingelegt, Talente und
Fähigkeiten, die zur Entfaltung kommen sollen und die ich in den Leib
Christi mit einbringen darf. Bei der christlichen Erziehung unserer
Kinder darf dieser Gedanke nicht fehlen: Ich bin Kind Gottes. Ich bin
wertvoll, egal was ich kann und wer ich bin. Glied dieses Leibes Christ
zu sein – der Kirche – ist nicht immer leicht, weil dieser Leib aus
verschiedenen Gliedern besteht, aus Menschen, Jung und Alt, Gesund
oder Krank, die mit mir Wege des Glaubens, der Hoffnung und der
Liebe gehen. Und manchmal ist der eine oder Andere Weggenosse
sicherlich auch zum Auf-und Davonlaufen. Johannes vom Kreuz hat
einmal ungefähr so gesagt: „Schaue nicht immer nur, was die Anderen
machen. Schaue auf dich!“ Eine Antwort, auf diesem Weg der Liebe
Gottes mit den Menschen zu bleiben, lautet: „Ich bete an und
glaube“.
- 3. Strophe -