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Auswirkungen auf Heißhungerattacken: VLCD und kalorienarme Diät im Vergleich Zusammenfassung von „Changes in food cravings during Low-calorie and Very-low-calorie diets“ (Veränderungen von Heißhungerattacken während kalorienarmer Diäten und Diäten mit sehr geringer Kalorienzufuhr) Autoren: C K. Martin, P M O´Neil, L Pawlow Veröffentlichung: Obesity Vol 14 No. 1. Januar 2006 Patientengruppe: An der Studie nahmen erwachsene Personen des Medical University of South Carolina Weight Management Center teil. Die Teilnehmer gaben zunächst das Auftreten von Heißhungerattacken (food craving inventory, FCI) an. Darauf basierend wurden sie 2 verschiedenen Programmen zur Gewichtsreduktion zugewiesen, 39 mit einer 1.200-kcal-Zufuhr und 59 mit einer 800-kcal-Zufuhr. Zu den Programmen gehörten wöchentliche Treffen, deren Schwerpunkt auf CBT (kognitive Verhaltenstherapie), Diät und Änderungen der körperlichen Betätigung lag. Alle Teilnehmer nahmen an Gruppensitzungen teil. 8 Probanden aus der 800-kcal-Gruppe und 2 Probanden der 1.200-kcal-Gruppe hatten auch Einzelsitzungen. Das Auftreten von Heißhungerattacken wurde im Verlauf der Studie kontinuierlich über Selbstauskünfte erfasst. Hintergrund: Heißhunger lässt sich als intensives Verlangen nach dem Verzehr bestimmter Speisen oder Speisearten definieren, dem schwer zu widerstehen ist. Vom Hunger unterscheidet sich Heißhunger dadurch, dass nur eine bestimmte Speise oder Speisensorte den Drang vermindert, während sich Hunger durch jedwede Speise stillen lässt. Studien zufolge sind Heißhungerattacken verbreitet und treten bei 56-97 % der Bevölkerung und etwa 2 - 4 Mal pro Woche auf. Heißhunger gilt als Bestandteil unserer Essgewohnheiten, zu denen auch übermäßiges Essen gehört. Studien zufolge führen 80-85 % aller Heißhungerattacken zum Verzehr des begehrten Nahrungsmittels. Studien belegen ebenfalls, dass Heißhungerattacken bei Typ-2-Diabetikern mit dem BMI korrelieren und dass Heißhunger auf besonders fettreiche Speisen mit Fettleibigkeit assoziiert ist. Eine Theorie lautet, dass Heißhungerattacken aus einer eingeschränkten Nahrungszufuhr resultieren und bei sinkender Kalorienzufuhr zunehmen. Eine frühere Studie an zwei Gruppen von Typ-2-Diabetikern, von denen eine ein LCD-Regime (in diesem Fall definiert als 1.000-1.500 kcal) und die andere ein VLCD-Regime (400-500 kcal) für 20 Wochen befolgte, ergab für beide Gruppen eine Abnahme der Inzidenz von Heißhungerattacken. Keine Korrelation wurde zwischen dem Ausmaß der Gewichtsreduktion und dem Ausmaß der Verringerung von Heißhungerattacken festgestellt. Ziel: Das Hauptziel dieser Studie war die Untersuchung von Veränderungen der Heißhungerattacken in Rahmen von zwei verschiedenen Programmen zur Gewichtsreduktion. Das eine Programm (hierin LCD genannt) ist eine kalorienarme Diät mit 1.200 kcal pro Tag; das andere Programm mit Nahrungsergänzungsmitteln und Mahlzeitenersatzprodukten (hierin VLCD genannt) erlaubt 800 kcal am Tag, wobei in einigen Fällen bis zu 1.000 kcal pro Tag aufgenommen werden. (Gemäß den Definitionen von EU/EC-Richtlinien und der nationalen Lebensmittelbehörde (NFA) liefert eine kalorienarme Diät - low-calorie diet, LCD - 800-1.200 kcal, deshalb wird in der vorliegenden Studie eine Diät mit sehr geringer Kalorienzufuhr – very low calorie diet, VLCD – ebenfalls als LCD eingestuft). Im Fokus dieser Studie stand die Untersuchung von Heißhunger im Allgemeinen bzw. dem Heißhunger auf bestimmte Arten von Nahrungsmitteln (süße, fette, kohlenhydratreiche und stärkehaltige Speisen sowie fettiges Fast Food). Es wurde erwartet, dass allgemeiner Heißhunger im Verlauf einer Diät – insbesondere bei der 800-kcal-Gruppe – abnehmen würde. Ein zweiter Untersuchungsgegenstand war das Auftreten von Heißhunger während der 800-kcal-Diät und nach der Wiedereinführung von Nahrungsmitteln. Ferner sollte auch eine Einschätzung des Zusammenhangs von Gewichtsreduktion und Veränderungen von Heißhungerattacken im Verlauf der Behandlung erfolgen. Behandlung: Das Program zur Gewichtsreduktion mit kalorienarmer Diät (LCD) dauerte 20 Wochen, der Diätplan sah mindestens 1.200 kcal pro Tag vor. Das VLCD-Programm dauerte 12 Wochen mit 800 kcal pro Tag. Es wurden die ersten 12 Wochen beider Gruppen verglichen, da die meisten LCD-Teilnehmer ihre Diäten nach 12 Wochen veränderten. Das VLCD-Programm bestand aus 3 Phasen. Phase 1 dauerte 12 Wochen (flüssiger Mahlzeitenersatz) mit 800 kcal pro Tag. Die Teilnehmer konnten wahlweise pro Tag eine Portion flüssigen Mahlzeitenersatz durch 2 Riegel ersetzen. Außerdem konnten sie die 800 kcal auch je nach Wunsch durch 1-2 weitere Riegel zu insgesamt 1.000 kcal pro Tag ergänzen. Die Phase 2 (schrittweise Wiedereinführung von Nahrungsmitteln) dauerte mindestens 6 und maximal 12 Wochen. Die Wiedereinführung einer beschränkten Auswahl an Nahrungsmitteln wurde in Woche 6 gesteigert, bis schließlich eine Kalorienaufnahme von 1.200-1.400 kcal pro Tag erreicht war. Bei Phase 3 handelte es sich um eine 12-wöchige Stabilisierungsphase mit einer kalorienarmen Diät. Diese Phase war nicht Teil der Studie. Ergebnisse und Diskussion: Den Studienergebnissen zufolge verringert sich die Häufigkeit von Heißhungerattacken bei Kalorienrestriktion. Die Ergebnisse zeigten vom Studienbeginn bis zu Woche 12 für alle erfassten Variablen (Heißhunger im Allgemeinen bzw. auf süße, fette, kohlenhydratreiche und stärkehaltige Speisen sowie auf fettiges Fast Food) eine signifikant niedrigere Inzidenz für Heißhungerattacken bei der 800-kcal-Gruppe als bei der 1.200-kcal-Gruppe. Das gesamte Auftreten von Heißhunger verringerte sich bei der 800-kcal-Gruppe bis Woche 6 signifikant und änderte sich später auch nicht nach der Wiedereinführung von Nahrungsmitteln. Die Änderungen in Bezug auf Heißhunger zeigten keinen Zusammenhang mit der Gewichtsreduktion. Durch die Aufnahme kalorienarmer Nahrungsmittel mit 1.200 kcal oder einer Diät in Kombination mit Mahlzeitenersatzprodukten, die mindestens 800 kcal liefert, kommt es zu keinem verstärkten Auftreten von Heißhungerattacken. Für die stärkere Abnahme von Heißhungerattacken bei der 800-kcal-Gruppe diskutierten die Studienautoren verschiedene Ursachen. Erstens bietet die 800-kcal-Diät gegenüber der kalorienarmen Diät mit Nahrungsmitteln ein kleineres Nahrungsspektrum zur Auswahl. Ein breiteres Nahrungsspektrum könnte in einer erhöhten Zufuhr resultieren. Ebenfalls nicht beobachtet wurde ein Zusammenhang zwischen Heißhungerattacken und geschmacklicher Abwechslung. Da die 800-kcal-Diät aus süßen Getränken und Riegeln bestand, wurde erwartet, dass nur der Heißhunger auf Süßes abnehmen würde, doch den Ergebnissen zufolge nahm der Heißhunger auf andere Arten an Nahrungsmitteln gleichfalls ab. Ein zweiter Grund für die Abnahme von Heißhungerattacken könnte darin bestehen, dass das Hungergefühl der Probanden mit der 800-kcal-Diät aufgrund der eingeschränkten Nahrungsaufnahme abnahm. Ein dritter Grund könnte sein, dass die Diät und die Mahlzeitenersatzprodukte weniger appetitlich sind als die Nahrungsmittel der 1200-kcal-Diät. Dabei hatten die Autoren nicht den Eindruck, dass diese Gründe erklären, warum bei der Gruppe mit der 800-kcal-Diät nach der Wiedereinführung von Mahlzeiten aus Nahrungsmitteln Heißhungerattacken seltener auftraten, da die Probanden weiterhin Gewicht verloren, wenn auch langsamer. Die Autoren sind der Auffassung, dass ein geringeres Körpergewicht und die Kalorienrestriktion möglicherweise zu der fortgesetzten Abnahme der Heißhungerattacken beitrugen. Schlussfolgerung: Anders als zuvor vermutet zeigen diese Ergebnisse, dass es wenig Grund für die Annahme gibt, dass der Heißhunger auf Nahrungsmittel bei Reduktionsdiäten zunimmt. Stattdessen deuten die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass eine Kalorienrestriktion eine Abnahme des Heißhungers auf verschiedene Speisen bewirkt.