test und technik
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T est ber i chtaus UHRENMAGAZI N 4. 201 1 Jaeger LeCoul t r e Gr andeRever soUl t r aThi n Tr i but et o1931 Copyr i ght :Si eer kennenmi tAusf ühr ungdesDownl oadsunser eRecht ei nhaber schaf t( Copyr i ght : UHRENMAGAZI N,EbnerVer l ag…)an.Wi rgewähr enI hnenei nei nf achesNut z ungsr echtz urVer wendung desDownl oadPr odukt sf ürdenpr i vat enGebr auch.Ei neVer mi et ung,Ver l ei hungsowi eVer kaufoder -ei ne sonst i geFor m derZugängl i chmachunganDr i t t ei stI hnenni chtgest at t et . Her ausgeberundVer l ag:EbnerVer l agGmbH&CoKG,Post f ach3060,D89020Ul m,Kar l st r aße41, D89073Ul m,EMai l :r edakt i on@uhr enmagaz i n. de S038_JLC_Reverso.qxd 08.03.2011 TEST UND TECHNIK 13:52 Uhr Seite 38 S038_JLC_Reverso.qxd 08.03.2011 13:52 Uhr Seite 39 TEST UND TECHNIK Dünnwendig Jaeger-LeCoultre — Grande Reverso Ultra Thin Tribute to 1931 Die Uhr im Wendegehäuse steht heutzutage synonym für die Marke Jaeger-LeCoultre. Das war in der wechselhaften Geschichte der Reverso nicht immer so. Aber ihre erfolgreiche Renaissance krönt die Manufaktur mit einem Jubiläumsmodell, welches im Design die Brücke zu den Anfängen schlägt und technisch im Heute wurzelt. er Rückgriff auf die eigene Geschichte ist bei den traditionsbewussten Schweizer Manufakturen nichts Ungewöhnliches. Zumeist sind es interessante, kleine Außenseitermodelle, damals ihrer Zeit voraus und überwiegend kein großer kommerzieller Erfolg, welche als kleine Reminiszenz in ebensolchen Stückzahlen für die treuen Fans der Marke neu aufgelegt werden. Etwas anderes ist es, wenn man sich dem runden Jubiläum eines Modells nähert, welches wie in unserem Beispiel die Geschicke und Geschichte einer Firma im Guten wie im Schlechten begleitet und bestimmt hat. Die Reverso dürfte bis heute trotz aller beispielhaft umgesetzter Marketing-Kampagnen bekannter sein als ihr Hersteller Jaeger-LeCoultre selbst. Sich an eine zeitgemäße Neuauflage zu wagen, ist ohne einen gründlichen Blick in die Geschichte unmöglich. D Die Legendenbildung beginnt früh Die vom Hersteller gut gepflegte Legende will es, dass im Winter 1930 in Indien, das seinerzeit unter britischer Herrschaft steht, englische Soldaten der Indian Army eine Partie Polo austragen. Ein Reitsport aus den Steppen Zentralasiens, den sie schon ein Jahrhundert zuvor für sich entdeckt hatten und der mittlerweile als »very british« gilt. Unter den Beobachtern befindet sich ein Zivilist. Sein Name ist César de Trey. Er ist kein Brite, er ist Schweizer. Der wohlhabende Ge- schäftsmann, widmet sich mittlerweile der Uhrmacherkunst. Das ist auch dem englischen Offizier bekannt, der sich mit der Bitte an ihn wendet, eine Uhr zu entwerfen, welche imstande wäre, eine Partie Polo zu überstehen. Denn besonders die damals verwendeten Gläser erweisen sich der robusten sportlichen Auseinandersetzung meistens nicht gewachsen. Zurück in Europa trifft sich de Trey mit Jacques-David LeCoultre. Dieser ist nicht nur Enkel des Firmengründers, sondern inzwischen auch Alleininhaber der Manufaktur, welche zu diesem Zeitpunkt bereits 200 verschiedene Chronographenkaliber und Repetitionen zu ihrem Repertoire zählt. Der Enkel fusioniert bereits 1925 seine Firma mit dem Pariser Uhrenatelier von Edmon Jaeger, dem exklusiven Werkelieferanten von Cartier. Gemeinsam mit Jaeger macht man sich an die Umsetzung der gewünschten Uhr. Am 4. März 1931 meldet der französische Ingenieur Alfred Chauvot ein Patent für eine Uhr an, die »auf ihrer Halterung gleitet und sich so komplett um sich selbst drehen kann«. Auch ein Name ist schnell gefunden und ebenso patentiert: Reverso bedeutet im Lateinischen »Ich drehe mich«. Im November 1931, nachdem César de Trey sämtliche Rechte an der Erfindung von Alfred Javot erworben hat, gründet er gemeinsam mit JacquesDavid LeCoultre die Firma »Spécialités Horlogères«, deren Ziel es ist, die Wendeuhr zu bauen und zu vertreiben. Die Prä- UHREN–MAGAZIN 4 / 2011 39 S038_JLC_Reverso.qxd 08.03.2011 13:52 Uhr Seite 40 TEST UND TECHNIK Rückenfrei: Von einem polierten Edelstahlboden verdeckt, fixiert ein perlierter Werkhalter das Handaufzugswerk. Oben im Bild einer der beiden demontierten Bandanstöße. Tadellos: Die Batonzeiger und die kräftigen Indices ermöglichen dank Superluminova eine problemlose Ablesbarkeit auch bei Dunkelheit. Verarbeitung: Die Finissage des Handaufzugskalibers aus eigener Manufaktur mit Genfer Streifen und anglierten Kanten lässt nichts zu wünschen übrig. sentation der Reverso im gleichen Jahr wird ein glänzender Erfolg. Die Armbanduhr, welche ihr komplexes Gehäuse um 180 Grad drehen kann, um ihr Glas und das Zifferblatt zu schützen, wird enthusiastisch begrüßt. den Auftrag, seine Familienwappen eingravieren zu lassen, der Prinz von Dänemark äußert schriftlich seine Zufriedenheit und die berühmte amerikanische Fliegerin Amelia Earhart lässt die Route ihres ersten Fluges von Mexico nach New York verewigen. 1933 werden Dank des großen Erfolges eigens drei Kaliber für die Reverso entwickelt. Das kleine Kaliber LeCoultre 404 ist den Damenuhren vorbehalten. Für die Herren erscheint das Kaliber LeCoultre mit der charakteristi- Die Reverso wird Statussymbol Schnell hält sie als Statussymbol Einzug in die europäischen Königshäuser. König Edward VIII. von England erteilt 40 UHREN–MAGAZIN 4 / 2011 schen Kleinen Sekunde bei sechs Uhr und das Kaliber LeCoultre 411 mit Zentralsekunde. Im Jahr 1937 erwirbt die mittlerweile umbenannte Firma »Societé de vente des produits Jaeger-LeCoultre« (Vertriebsgesellschaft) die Patente von de Trey. Neben der Bruchsicherung und dem originellen Gehäuse ist es aber auch das Design, was der Reverso auch heute wieder zu ihrer Popularität verhilft. Tank und Reverso stehen für Art déco Das Art déco bezeichnet eine Stilepoche, die sich zwischen 1910 und 1939 ansiedeln lässt. Der Begriff selbst wurde erst rückblickend geprägt und dem Titel einer Ausstellung in Paris im Jahre 1925 unter dem Namen »Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes« entlehnt – »Art déco«. Neben der bereits 1917 von Louis Cartier entworfenen Tank wird die Reverso bis heute am stärksten unter allen Armbanduhren mit dem Art déco in Verbindung gebracht. WWW.WATCHTIME.NET NEU: SONDERHEFT TEST 01 l Mai März Apri 514902 4 191811 UHREN T E ST 2011 ft TEST 1— Sonderhe 19068 20 SPITZEN UHREN & SÖHNE A. 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Veränderungen des modischen Geschmacks in Kombination mit der gleichzeitig steigenden Popularität wasserdichter Uhren verhindern, dass die Reverso ihr Potenzial entfalten kann und setzen der Produktion ein Ende. Ein vorläufiges allerdings. Denn in den späten 1960er-Jahren findet der italienische Importeur beim Besuch in der Manufaktur übrig gebliebene Gehäuse im Schreibtisch eines Uhrmachers. Er kauft die Gehäuse und bestückt sie mit Werken. Die fertigen Uhren sind sofort ausverkauft und die Legende erwacht zu neuem Leben. Eine bewegliche und bewegte Legende Eine »Legende in Bewegung«, wie sie der heutige CEO von Jaeger-LeCoultre, Jérôme Lambert, in Anspielung auf das bewegliche Gehäuse wie die bewegte Geschichte gerne nennt. Bis heute ist die Re- verso das bestverkaufte und bekannteste Produkt von Jaeger-LeCoultre. Von nun an ist der Siegeszug, abgesehen von der Krise der Mechanik während der Quarzrevolution, nicht mehr aufzuhalten. Aber es dauert bis in die 1990er-Jahre, bevor erste Komplikationen die Kollektion bereichern. Nun entstehen ab dem Jahr 1991 in schneller Folge auch die ersten Komplikationen wie Tourbillon, Ewige Kalender, Minutenrepetition und Chronographen. Aber erst 1994 wird die im Grunde nahe liegende Idee umgesetzt, die Gehäusekonstruktion: Die Demontage, um für unsere Aufnahmen zu einer Werkansicht zu gelangen, erweist sich als gar nicht so trivial. Entwendet: Als weiterer Schritt wird der Stahlboden entfernt, erst danach lassen sich die Bandanstöße demontieren. Ausgeschalt: Die Schrauben der Bandanstöße erweisen sich als relativ weich, der spätere Zusammenbau als schwierig. Detailansicht: Das Handaufzugswerk JLC 822 besteht aus 134 Einzelteilen und liegt gleich offen zu Tage. 42 UHREN–MAGAZIN 4 / 2011 WWW.WATCHTIME.NET Arbeitsdatei:Layout 1 09.03.2011 13:36 Uhr Seite 1 S038_JLC_Reverso.qxd 08.03.2011 13:52 Uhr Seite 44 TEST UND TECHNIK Gang Jaeger-LeCoultre Tragetest Nicht getestet Zeitwaage Schlank wie nie zuvor in ihrer 80-jährigen Geschichte präsentiert sich das jüngste Familienmitglied der Reverso-Kollektion von Jaeger-LeCoultre. bei Vollaufzug nach 24 Stunden Gang Gang Amplitude Amplitude • ZO + 9,1 s 298° + 0,5 s 262° • ZU + 5,9 s 294° + 1,0 s 256° • 9H + 7,7 s 248° – 1,0 s 210° • 6H – 0,4 s 252° – 4,2 s 214° • 3H – 8,4 s 254° – 13,2 s 215° •X + 2,8 s 269° – 3,4 s 231° •D 17,5 s 50° 14,2 s 52° • DVH – 7,9 s – 6,9 s • DI – 9,5 s – 4,7 s Erklärung Gangergebnis Horizontale Lagen: ZO – Zifferblatt oben, ZU – Zifferblatt unten. Vertikale Lagen: 9H – neun Uhr oben (Krone unten), 6H – sechs Uhr oben (Krone links), 3H – drei Uhr oben (Krone oben). X – Durchschnitt der Werte (mittlerer täglicher Gang), D – Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten Wert, DVH – Differenz zwischen dem Mittelwert der vertikalen und dem Mittelwert der horizontalen Lagen, DI – Differenz zwischen 6H und ZO. 44 UHREN–MAGAZIN 4 / 2011 Elegant wirken die bekannten Art-décoStreifen der Reverso seit jeher. Dem ultradünnen Gehäuse verleihen sie eine besondere Raffinesse. beiden Seiten der Reverso mit einer Zeitanzeige zu versehen. Die Reverso Duoface besitzt zwei Zifferblätter Rücken an Rücken. Dazwischen treibt das Kaliber Jaeger-LeCoultre 854 zwei einzeln verstellbare Zeigerwerke an. Und mit der Reverso Grande Complication à Triptyque erreicht die Kompliziertheit ihren vorläufigen Höhepunkt. Mit ihr wird sogar die Trägerplatte der Reverso zur Anzeige eines springenden Ewigen Kalenders. Erkennen ohne zu kennen Höchste Zeit, sich zum 80. Geburtstag auf die Ursprünge der Reverso mit ihrer verblüffend einfachen Lösung zu besinnen. Trifft man die Reverso Tribute to 1931 das erste Mal Auge in Auge, ist man sofort von ihrem Charme gebannt. Auch wer das Ursprungsmodell nicht kennt, vermeint es dennoch sofort wieder zu erkennen. Und gleichzeitig wird deutlich, dass es sich um mehr als eine Retro-Ausgabe handelt. Das zeitgemäß flache Design macht einem sofort klar, dass die Ursprungs-Reverso genau so ausgesehen hätte, hätte die Technik damals schon zur Verfügung gestanden. Es ist, wie wenn Beethoven schon für einen Steinway hätte spielen und komponieren können. Die flache Bauweise kommt nicht zuletzt durch den Verzicht auf eine Sekundenanzeige zustande. Eine Entscheidung, welche zu einem besonders puristischen Zifferblatt führt. Im Inneren tickt das seit 1992 produzierte Handaufzugskaliber Jaeger-LeCoultre 822 mit zeitgemäßen 21 600 Halbschwingungen in der Stunde. Die Gangwerte auf unserer Zeitwaage dokumentieren diese Anstrengungen, das Handaufzugswerk versieht problemlos seinen Dienst. Unser getestetes Modell hätte eine noch ein wenig hingebungsvollere Reglage verdient. Bei Vollaufzug legt die Reverso sehr gute zwei Sekunden am Tag vor. Auffällig sind dabei jedoch die großen Unterschiede von über 17 Sekunden über alle Lagen hinweg betrachtet. Die im Alltag relevanten Lagen, Zifferblatt oben und Krone unten, liegen aber eng beeinander im Plus und sorgen so unter dem Strich für das positive Ergebnis. WWW.WATCHTIME.NET S038_JLC_Reverso.qxd 08.03.2011 13:52 Uhr Seite 45 TEST UND TECHNIK Nach 24 Stunden fallen die Abweichungen in den Lagen entsprechend aus. Rechnerisch ist die Reverso jetzt leicht im Minus. Dem nicht homogenen Gang in den einzelnen Lagen entsprechen die unterschiedlichen Amplituden. Der Tragetest am Arm ist bezüglich der Gangergebnisse wenig aussagekräftig, da sich wegen der fehlenden Sekundenanzeige nur wenig Rückschlüsse ziehen lassen. Eine solche Zweizeiger-Uhr ist eben eine statusbewusste Absage gegenüber dem Alltagsstress. Rückschlüsse sind aber erlaubt, was die Trageeigenschaften anbetrifft. Diese sind mit der stabilen Dornschließe mit Jaeger-LeCoultre-Logo und dem nicht übertrieben aufgefütterten Alligatorlederband hervorragend. Nichts trägt auf, auch an der Computertastatur lässt sich arbeiten, ohne Druckstellen an den Handauflagen befürchten zu müssen. Aber nicht nur bei der Arbeit, auch bei der gepflegten Freizeitgestaltung macht die Reverso ob ihrer sportlichen Wurzeln immer eine gute Figur. Der polierte Stahlrücken dürfte der Manufaktur einige Aufträge einbringen, was Gravuren oder Email-Arbeiten anbetrifft. Beides beherrscht man in der Manufaktur in Le Sentier. Hier arbeiten echte Künstler ihres Faches. Dennoch wünscht man sich einen optionalen Saphirglasboden, einfach weil es zeitgemäß ist und gerade bei der Reverso so verlockend bequem wäre, das Werk zu betrachten, ohne die Uhr abnehmen zu müssen. text: Thomas Wanka fotos: Zuckerfabrik Fotodesign/Hersteller Daten Uhr Jaeger-LeCoultre Hersteller Jaeger-LeCoultre Modell Grande Reverso Ultra Thin Tribute to 1931 Referenznummer 2788570 Funktionen Stunde, Minute Gehäuse • Durchmesser • Höhe • Gläser • Wasserdichtheit Edelstahl 46 x 27 mm 7,23 mm Saphirglas 30 Meter/3 bar nach DIN Band • Anstoßbreite • Schließe Alligatorleder 20 mm Dornschließe Gesamtgewicht 46,5 g Modellvarianten Rotgold 2782521, limitiert auf 500 Exemplare (11 900 Euro) Fehler am Testmodell weiche Gehäuseschrauben Daten Werk JLC 822 Basis-Kaliber siehe oben produziert seit 1992 Durchmesser 22,6 x 17,2 mm Höhe 2,94 mm Steine 21 Rubine Gangreserve 45 Stunden Unruh • Frequenz • Form • Spirale • Spiralform • Stoßsicherung • Feinregulierung Glucydur 21 600 A/h = 3 Hz Reif, geschlossen Nivarox flach Kif Triovis Zierschliffe Perlagen, Genfer Streifen Kanten angliert ja Skelettiert nein Schrauben gebläut/poliert nein/ja Modulaufbau nein Chronometer-Prüfung nein Qualitätssiegel 1 000-Stunden-Test (intern) Preiskategorie bis 10 000 ¤ Preis der Testuhr 5 900 € Bewertung ••••••[4,85] Pro Manufakturwerk Ablesbarkeit Tag/Nacht Trageeigenschaften Ikone der Uhrengeschichte Komplexes Drehgehäuse Contra kein Saphirglasboden erhältlich sehr anspruchsvoller Preis Auch das Original aus dem Jahr 1931 trug wie damals üblich keinen Firmennamen auf dem Zifferblatt. Dennoch erkennt man es sofort wieder. Die Reverso 1931 in Originalgröße. Die Edelstahlversion ist unlimitiert, lediglich eine Rotgoldvariante ist auf 500 Exemplare begrenzt. UHREN–MAGAZIN 4 / 2011 45 Datum, Uhrzeit: 13.01.2017, 11:26:11 IP-Adresse: 0.0.0.0 unlimitierter privater Gebrauch, keine Kopien oder Vervielfaeltigungen erlaubt, kopiergeschuetzt