ch_2012_basel: test: baume et mercier capeland
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TEST | Baume & Mercier Capeland Vorzüge | Nachteile + schönes Design + hoher Tragekomfort + gute Gangwerte – umständliche Datums schnellverstellung – hoher Preis S CHLICHTER Weniger ist manchmal mehr, und so setzt Baume & Mercier mit der Capeland auf UNDERSTATEMENT UND ZURÜCKHALTUNG. Doch was bietet der Chronograph außer einer schönen Hülle noch? TEXT: JULIA KNAUT FOTOS: OK-PHOTOGRAPHY BASEL 2012 Chronos | 61 TEST | Baume & Mercier Capeland as ist Luxus? Für viele sicher nicht nur ein Privatjet oder eine Yacht, sondern auch ein Abend mit Freunden, ein gutes Buch im Café oder ein Ausflug mit der Familie. Wer mit Luxus nicht unbedingt einen Geldwert verbindet, kann mit der Capeland am Arm solche wertvollen Momente auf stilvolle Weise erleben. Und er muss keinen Kredit aufnehmen, denn die Einsteigermarke des Luxusgüterkonzerns Richemont bietet Qualität und Eleganz nicht zu günstigen, aber noch erschwinglichen Preisen. HARMONIE AM HANDGELENK Bereits äußerlich sorgt der Chronograph der im letzten Jahr überarbeiteten Capeland-Kollektion für Entspannung: Mit braunem, sonnenschliffverziertem Zifferblatt im Edelstahlgehäuse und passendem braunem Rindslederband zeigt sich die Uhr in einem harmonischen Design. Vor allem das Zifferblatt schmeichelt dem Auge mit einer Kombination aus Braun-, Rot-, Schwarz- und Weißtönen, der symmetriewahrenden TricompaxAnordnung der Hilfszifferblätter sowie den schlanken Blattzeigern. Neben der Optik überzeugen auch die saubere Verarbeitung und die vielfältigen Funktionen des mehrschichtigen Zifferblatts. So lassen sich über die Stoppzeit hinaus dank Tachy- und Telemeterskala Geschwindigkeiten und Entfernungen berechnen. Diese vielen Anzeigen erschweren allerdings ein schnelles Ablesen der Uhr, da sie dicht gedrängt und sehr kleinteilig sind. 62 | Chronos BASEL 2012 Auch die spiegelnden Chronographenzeiger, der zu lange Minutenzeiger und die wenigen, im Dunkeln schwer erkennbaren Leuchtmasseelemente (auf Stunden- und Minutenzeiger sowie bei drei, sechs, neun und zwölf Uhr) tragen nicht zu einer guten Ablesbarkeit bei. Schlichter zeigt sich das Gehäuse aus poliertem und satiniertem Edelstahl. Dabei lenken die schmale Lünette und die stark nach unten gewölbten Bandanstöße den Blick aufs Zifferblatt. Besonders positiv zu erwähnen ist die flache, konisch geformte Krone mit dem Markenlogo, die sich eng an das Gehäuse schmiegt. Aufgrund ihrer Form und der Rändelung lässt sie sich leicht ziehen und greifen. Gleichermaßen leicht zu bedienen sind die pilzförmigen Chronographendrücker. Das Gehäuse zeugt insgesamt von einer einfachen, jedoch sorgfältigen Verarbeitung. Zudem sitzt die Krone – auch in gezogener Position – fest im Gehäuse, während die Bandanstöße leider scharfkantig sind. Nimmt man die Uhr in Mußestunden einmal vom Arm, entdeckt man auf der Rückseite einen gewölbten, sechsfach verschraubten Edelstahlboden. Dies erklärt auch, warum man sie am liebsten nicht mehr ablegen möchte, denn die zarten Rundungen des Bodens in Verbindung mit der flachen Krone sorgen für einen hohen Tragekomfort. Dazu tragen auch das weiche Rindslederband und die flach am Arm liegende Doppelfaltschließe aus Edelstahl bei. Ersteres ist gepolstert und mit einer weißen Kontrastnaht verziert. Letztere zeichnet sich durch einen Außenbügel mit Winkeldorn aus, der sehr stabil im Band sitzt. In puncto Verarbeitung wiederholt sich, was schon bei Zifferblatt und Gehäuse festzustellen war: Die Ausführung ist sauber, aber nicht extrem hochwertig. So wurde die gestanzte Schließe mit polierten und satinierten Flächen gestaltet, im Detail zeigt sie aber leichte Bearbeitungsspuren. Das Schnittlederband sitzt fest am Gehäuse und wackelt nicht. Leider besitzt die Schließe keine Öffnungsdrücker, sodass man sie nur mit Kraftaufwand bedienen kann, was nicht sehr komfortabel ist. Optisch passen Band und Schließe jedoch gut zum unaufgeregten, schlichten Design der ganzen Uhr. EIN GRÖSSERES MODELL FOLGT Doch nicht nur das Aussehen zählt, sondern auch auf die inneren Werte kommt es an. Diese werden bei der Capeland von einem Valjoux 7753 bestimmt, das für den ausgewogenen Tricompax-Aufbau des Zifferblatts sorgt. Einziger Nachteil des bewährten Standardkalibers ist die Datumsschnellverstellung über einen Korrekturdrücker im Gehäuse bei zehn Uhr, der mit einem spitzen Gegenstand gedrückt werden muss. Hier will die Marke jedoch nachbessern: Noch 2012 wird das getestete Modell durch eine größere 44-Millimeter-Variante ergänzt. Als Werk fungiert ein Valjoux 7750, das von La Joux-Perret auf Tricompax umgebaut wird. Der Vorteil: Die Datumsschnellkorrektur erfolgt über die Krone. Das 42-Millimeter-Modell behält dagegen das Valjoux 7753. WWW.WATCHTIME.NET TESTERGEBNIS GUTE FIGUR AUF DER WAAGE Auf der Zeitwaage machte die Testuhr eine gute Figur und brachte es beim Gangergebnis auf acht von zehn möglichen Punkten. Ohne laufenden Chronographen betrug die größte Abweichung zwischen den Lagen sechs Sekunden, pro Tag ergab sich ein Vorgang von rund vier Sekunden. Bei aktiviertem Stoppzeitmesser ging das Werk im Schnitt sogar nur rund eine Sekunde vor, während die größte Gangabweichung neun Sekunden betrug. So ausgeglichen und harmonisch die Capeland gestaltet ist, das Preis-Leistungs-Verhältnis zeigt sich nicht ganz so entspannt. Zwar überzeugt sie mit schönem Design, insgesamt sauberer Verarbeitung sowie hohem Tragekomfort und guten Gangwerten. Dennoch erscheint der Preis von 3400 Euro relativ hoch, denn stimmig gestaltete Chronographen mit Standardkalibern sind auch günstiger zu haben. Baume & Mercier will die Uhr daher in den kommenden Monaten verbessern: Das getestete Modell erhält einen Glasboden und ein Krokolederband, die Schließe Sicherheitsdrücker. Der Preis von 3400 Euro bleibt bestehen. Wer sich ab und an den Luxus besonderer Momente gönnt, für den ist die Capeland der passende Begleiter. Auch wenn der Preis etwas Gelassenheit fordert – der Blick aufs Zifferblatt stellt sie wieder her. ARMBAND UND SCHLIESSE | (max. 10 Punkte) Überwiegend einfache, aber saubere Verarbeitung. Der Winkeldorn des Schließenaußenbügels sorgt für stabilen Halt. ........................................7 BEDIENUNG | (5) Chronographendrücker und Krone sind leicht zu bedienen, die Schließe besitzt leider keine Öffnungsdrücker. Wenig komfortabel ist die Datumsschnellverstellung mittels versenktem Korrektor. ...............................4 GEHÄUSE | (10) Sorgfältige, einfache Verarbeitung, scharfkantige Bandanstöße. Die Drücker sind schön und aufwendig gestaltet. .......................................7 DATENBLATT Innen und Außen im Einklang: Unter dem harmonisch gestalteten Zifferblatt sorgt ein Valjoux 7753 für gleichmäßigen Gang BAUME & MERCIER CAPELAND BAUME & MERCIER CAPELAND DESIGN | (15) Rundum stimmige und ausgewogene Gestaltung. ............................14 REFERENZNUMMER | MOA10002 ABLESBARKEIT | (5) Vielfältige und kleinteilige Anzeigen erschweren das Ablesen. Im Dunkeln geringe Leuchtkraft der wenigen Leuchtmasseelemente. ..................3 FUNKTIONEN | Stunden, Minuten, kleine Sekunde; Chronograph mit 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler; Datum; Sekundenstopp TRAGEKOMFORT | (10) Angenehmes Tragegefühl dank weichem Band und abgerundetem Gehäuseboden. .............................9 WERK | Eta-Valjoux 7753 „Elaboré“, Automatik; 28800 A/h, 27 Steine, Etachron-Rückerregulierung; IncablocStoßsicherung, Gangautonomie 44 h; Durchmesser 30 mm, Höhe 7,9 mm WERK | (20) Zuverlässiges Standardkaliber. Die Verzierungen beschränken sich auf den Rotor. ....................................11 HERSTELLER | Baume & Mercier, Chemin de la Chênaie 50, CH-1293 Bellevue GEHÄUSE | Edelstahl, gewölbtes, nicht entspiegeltes Saphirglas, 6-fach verschraubter Edelstahlboden, druckfest bis 5 bar ARMBAND UND SCHLIESSE | Rindslederarmband mit Doppelfaltschließe aus Edelstahl GANGPRÜFUNG | (Abweichung in Sek./24 h) ohne Chrono/mit Chrono Zifferblatt oben..................+6 ......+4 Zifferblatt unten.................+7 ......+5 Krone oben .......................+2 ......–1 Krone unten ......................+5 ......+1 Krone links ........................+1 ......–4 Krone rechts .....................+5 ......+3 Größte Gangabweichung: ...6........9 Mittlere Abweichung: .....+4,3 ...+1,3 Mittlere Amplitude: Flachlagen ................285°...261° hängende Lagen .......254°...230° GANGERGEBNIS | (10) Der durchschnittliche tägliche Vorgang auf der Zeitwaage und am Arm ist gut, mit laufendem Chronographen sogar noch besser. Die größte Lagenabweichung von sechs Sekunden liegt im Rahmen. .....................8 GEGENWERT | (15) Für den hohen Preis kann man sich an einem schönen Design, angenehmen Trageeigenschaften und guten Gangwerten erfreuen. ..................11 CHRONOS-WERTUNG | 74 Punkte MASSE | Durchmesser 42 mm, Höhe 15,1 mm; Gewicht 107 g VARIANTEN | verschiedene Zifferblattfarben und Armbänder (3400 €) PREIS | 3400 € BASEL 2012 Chronos | 63