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Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ☸ Inhaltsverzeichnis ☸ IMPRESSUM Editorial .................................................................... 2 ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft RICARDO AMIGO ...................................................... 5 ISSN 1862-5886 HerausgeberInnen: ▪ Moritz Klenk ▪ Vanessa Meier ▪ Stefan Schröder Webmaster/Satz: ▪ Arvid Deppe Kontakt: Zeitschrift für junge Religionswissenschaft Stefan Schröder Universität Bayreuth Lehrtsuhl für Religions wissenschaft II Universitätsstraße 30 (GW II) 95447 Bayreuth [email protected] www.zjr-online.net www.facebook.com/zjr-online twitter: @zjr_online Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer CreativeCommons-Lizenz (Namens nennung–Keine kommerzi elle Nutzung–Keine Bearbei tung 3.0 Deutschland) veröf fentlicht. Weitere Informa tionen zu dieser Lizenz fin den sich unter http://creativecommons.org /licenses/by-nc-nd/3.0/de/. New Religious Spaces in the Megacity : The Igreja Universal do Reino de Deus and its Temple of Solomon in São Paulo, Brazil IDRIS RIAHI ............................................................... 22 Ancient Minds Not Conscious SARAH F. TICHY ....................................................... 39 Die Wahrnehmung von und Beziehung zu Geistlichen in evangelischen und römisch-katholischen Gemeinden : Ein empirischer Vergleich auf Grundlage der Bin dungstheorie nach John Bowlby ☸ Rezensionen ☸ Voigt, Friedemann: Religion in bioethischen Diskur sen: Interdisziplinäre, internationale und interreligiöse Perspektiven Rezensiert von Tobias BAUER.................................. i Kessler, Gary E. : Fifty Key Thinkers on Religion Rezensiert von Jacob TISCHER................................. viii Morreall, John / Sonn, Tamara : The Religion Toolkit : A Complete Guide to Religious Studies Rezensiert von Dominik SCHLOSSER...................... xi Aitamurto, Kaarina / Simpson, Scott : Modern Pagan and Native Faith Movements in Central and Eastern Europe Rezensiert von Philipp SCHAAB............................... xv 1 Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Editorial DIE HERAUSGEBERINNEN Liebe Leserin, lieber Leser, eine wissenschaftliche Disziplin lebt auch von den Ideen und der Lebendigkeit ihres Nachwuchses. Er stellt die Zukunft des Faches im Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Innovation sicher. Die ZjR, deren Jahresausgabe 2014 Sie vor sich haben, versteht sich als ein Sprachrohr des religionswissenschaftlichen Nachwuch ses. Die drei Artikel und vier Rezensionen in unserer Jahresausgabe zeigen: Die junge Religionswissenschaft lebt! Die Artikel in dieser Ausgabe setzen sich mit religionspsychologischen, kogniti onswissenschaftlichen und raumtheoretischen Ansätzen auseinander und kombi nieren dabei theoretische Reflexion mit einer Anwendung auf konkrete empirische Beispiele. Diese wechselseitige Befruchtung von Theorie und Empirie, die ein zentrales Charakteristikum der Religionswissenschaft darstellt, wird auf anregende, innovative und teilweise provokante Weise umgesetzt. Die Artikel, aber auch die Rezensionen werfen neues Licht auf religionswissenschaftliche Gegenstände und Theoriebestände und vermitteln einen Eindruck, wie die Religionswissenschaft von morgen aussehen könnte. Wie auch in den vergangenen beiden Jahren ersetzt die Jahresausgabe nicht die Erscheinungsform der weiterhin laufend auf unserer Website www.zjr-online.net publizierten Artikel. Sie ist stattdessen ein zusammenfassender Rückblick auf unser Programm des zurückliegenden Jahres. Die ZjR zu betreiben wäre nicht möglich ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Teammitglieder aus der Redaktion, dem Lektorat und dem Wissenschaft lichen Beirat. Dafür möchten wir auf diesem Wege einen speziellen und ganz herz lichen Dank aussprechen! Für 2015 befinden sich bereits mehrere Artikel im Review-Prozess. Die kon stant bei uns eingehenden Manuskripte sind für uns die schönste Bestätigung, dass es diese Publikationsplattform für den religionswissenschaftlichen Nachwuchs braucht. Das Gesagte nehmen wir aber selbstverständlich nicht zum Anlass, uns auf dem Erreichten auszuruhen. Um die ZjR weiterhin als lebendigen Ort des Fach diskurses erhalten zu können, rufen wir auch in diesem Jahr alle motivierten und qualifizierten Nachwuchs-Religionswissenschaftlerinnen und Religionswissen schaftler auf, uns Texte und Arbeiten zu schicken. Auch alle forschenden und leh renden Mitglieder der Fach-Community seien hiermit angeregt, vermittelnd wirk2 Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) wirksam zu werden und talentierte Studierende und junge Doktorierende auf die ZjR aufmerksam zu machen. Vielen Dank für Ihre Mithilfe! Zum Schluss noch eine Bemerkung in eigener Sache: Vanessa Meier, bis Ende 2014 Mitherausgeberin der ZjR und zuständig für den Rezensionsbereich, wird die ZjR zum neuen Jahr verlassen, uns aber beratend und freundschaftlich verbunden bleiben. Vanessas religionswissenschaftliche Expertise in Kombination mit ihrem Organisationstalent und ihrer großen sozialen Kompetenz wird uns sehr fehlen. Vielen Dank für Deinen Einsatz rund um unser gemeinsames Projekt, Vanessa! Gleichzeitig richten wir den Blick optimistisch nach vorn: Wir sind überzeugt, dass wir mit Anne Beutter (Leipzig) eine würdige Nachfolgerin für unser Heraus geberteam gewinnen konnten. Anne wird sich in Zukunft um alle Fragen rund um die Rezensionsredaktion kümmern. Sie hat in Basel und Leipzig Religionswissen schaft studiert und beschäftigt sich vor allem mit Missions- und Afrikanischer Reli gionsgeschichte, Religionsästhetik mit Schwerpunkt (urbaner) Raum sowie mit Methodologie und Wissenstransfer in der Religionswissenschaft. Seit 2011 ist sie bereits Redaktionsmitglied bei uns. Wir kennen uns also schon lange und gut und sind uns einer erfolgreichen Zusammenarbeit gewiss. Herzlich Willkommen im Kreis der Herausgeberinnen und Herausgeber, Anne! Auf Facebook (https://www.facebook.com/zjr.online) und Twitter (@zjr_online) halten wir weiter alle »Follower« über neu veröffentlichte Beiträge und Neuigkeiten rund um die Zeitschrift und andere für die junge Religionswissenschaft relevante Themen auf dem Laufenden. Eine informative und spannende Lektüre unserer Jahresausgabe wünscht das Herausgeberteam Moritz Klenk Vanessa Meier Stefan Schröder 3 4 Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) New Religious Spaces in the Megacity : The Igreja Universal do Reino de Deus and its Temple of Solomon in São Paulo, Brazil1 A Ricardo AMIGO Der Artikel nimmt mittels der Methode der virtuellen Ethnographie eine kontex tualisierte Analyse der Repräsentation eines aktuellen Bauprojekts einer brasilia nischen Neopfingstkirche, der Igreja Universal do Reino de Deus, vor. Im Fokus der Analyse stehen dabei die Webseiten dieser Kirche. Der Kirche zufolge handelt es sich bei diesem Projekt um einen Wiederaufbau des biblischen Tempel Salomos. Ausgehend von einer theoretischen Herangehensweise, die medienbezogene und räumliche Religionstheorien mit einer sozialwissenschaftlichen Raumtheorie verbin det, zeigt der Artikel zum einen, wie durch einen solchen Bau religiöse Räume für die Gläubigen erschlossen werden und letztere dazu aufgefordert werden, hierdurch das Transzendente sinnlich zu erfahren. Darüber hinaus werden die Relevanz dieses Bauvorhabens für das institutionelle Projekt der Kirche, deren räumliche Strategien und die Beziehung des Bauprojekts zu den Ansprüchen der Kirche auf religiöse Universalität erörtert. 1 This paper sums up the findings of my Bachelor's thesis project in Social and Cultural Anthro pology at the Free University Berlin entitled »Ein Tempel als religiöses Medium in der virtuellen Representation eines Bauprojekts der Igreja Universal do Reino de Deus, Brasilien« [A Temple as religious medium in the virtual representation of a construction project of the Igreja Univer sal do Reino de Deus, Brazil] (supervised by Professors Ingrid Kummels and Hansjörg Dilger). It benefited from discussions in the Cultural Anthropology Colloquium at the Institute for Latin American Studies of the Free University Berlin during the summer term 2011 and from the feedback on a presentation made at the 9. Ethnological Symposium of Students at the Uni versity of Hamburg in Mai 2012. I am grateful to Kukuli Tenorio Polo for helpful comments on an earlier draft of this paper as well as to two anonymous reviewers of the Zeitschrift für junge Religionswissenschaft. Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Amigo, Ricardo. 2014. »New Religious Spaces in the Megacity : The Igreja Universal do Reino de Deus and its Temple of Solomon in São Paulo, Brazil.« Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 9:5-21. URN: urn:nbn:de:0267201404-amigo-6 5 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) A Using the method of virtual ethnography, this article provides a contextualized analysis of the representation of a current construction project of a Brazilian neopentecostal church, the Igreja Universal do Reino de Deus, on the church's websites. According to the church, this project is a rebuilding of the biblical Temple of Solomon. Based on a theoretical approach linking media-related and spatial theories of religion with a social scientific theory of space, the article shows, on the one side, how religious spaces are made accessible for believers and how the latter are invited to experience the transcendental with their senses via these spaces. On the other side, it is debated what importance this construction project has for the mentioned religious organization's institutional project, as well as what kind of spatial strategies are being acted out by it and how it relates to the church's claims to religious universality. Inhaltsübersicht Introduction Religions, media, and space The Igreja Universal do Reino de Deus The Temple of Solomon and its virtual representation as religious media The Temple of Solomon in the context of the Igreja Universal's production of spaces Concluding remarks: Religious spaces and spaces of religion in the megacity Introduction ¶1 In July 2010 bishop Edir Macedo, the leader of the Brazilian neopentecostal church Igreja Universal do Reino de Deus (Universal Church of the Kingdom of God, henceforth abbreviated as Igreja Universal), announced on his blog that his church would shortly begin with the construction of a replica of the biblical Tem ple of Solomon in a commercial district of the megacity 2 of São Paulo (entry of July 15th, 2010). Of course this would not be a perfect replica, since our modern times make necessary much larger buildings than what was needed 2500 years ago. The new Temple of Solomon (Templo de Salomão, in Portuguese) is going to be as high as an eighteen-story building, i.e. twice as high as Rio de Janeiro’s Christ the Redeemer, and take up an area larger than five soccer fields. It will have enough space to accommodate more than 10 000 believers for religious services and it will provide 1100 parking spaces in two underground stories. Besides its function as a Temple, the complex will also provide rooms for 36 bible schools, Radio and TV 2 Although the term »megacity« is usually defined quantitatively – for some UN agencies, for instance, it comprises cities with more than 8 million inhabitants (Gilbert 1996, 2ff) –, I use it here mainly to suggest the importance of taking into account the complexity of such especially large urban settings while qualitatively analyzing religious phenomena. 6 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) studios, 85 apartments, an auditorium for an audience of 500 as well as a memorial which will tell the history of the Igreja Universal. Not only its large dimensions are striking, but the entire façade of the Temple will be surrounded by large columns covered in stone specifically brought from the Holy Land, using the state-of-theart building technique of ventilated façade. The total cost is estimated by a press report at 200 million Reais (»Réplica do Templo de Salomão deve custar R$200 milhões«, accessed 08.09.11), i.e. about 85 million Euro, and the construction is expected to be concluded in 2014. Any progress on the construction site can be followed live via webcam on the project's website. ¶2 In what follows, I will analyze this remarkable building project as a religious space which is, on the one side, produced by the Igreja Universal in the course of its religious practice, and, on the other side, functions as a medium which is sup posed to attract believers' senses, and, situated in space and time, bring them in touch with this church's religious ideas. ¶3 As sources for my analysis, I rely mainly on the representation of the project in the Internet, i.e. on websites. Drawing on the work of virtual ethnographer Chris tine Hine, I conceptualize them as »performances in relation to both online and offline contexts, which are thoroughly imbued with understandings of what the technology is for and how it fits into the author's institutional and personal goals« (Hine 2001, 195). One notion is central here, namely that »web pages are instances of self-presentation which it is hoped will be accepted as appropriate and plausible performances« (Hine 2000, 122). This implies the use of certain strategies by web site authors, who may or may not wish to show their identity to online audiences (ibid., 142). ¶4 On different websites, where Igreja Universal is the institutional author, differ ent aspects of the project are presented or discussed. There are the website of the Temple of Solomon project itself, the church's official website, and the already mentioned blog of church leader Edir Macedo. Taken together, they constitute a »web sphere«, i.e. »...a set of dynamically defined digital resources spanning multi ple web sites deemed relevant or related to a central event, concept or theme« (Schneider & Foot 2005, 158).3 ¶5 When contrasted with ethnographic descriptions of the practices and beliefs of the Igreja Universal, the virtual representation of the Temple of Solomon building project in the relevant web sphere allows me to make some important points. Those concern the religious ideas this church invites its believers to experience sensorily in the building, the question how it hereby situates them in time and space, and what this future Temple means for the Igreja Universal's project as religious organization. 3 All the websites constituting the web sphere relevant for this paper's topic were accessed September 5th, 2011. 7 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶42 ¶6 In the following section I discuss the theoretical basis of my approach, which links media-related and spatial theories of religion with social scientific space theory. In a second section I provide contextual data drawn from several ethno graphies of the Igreja Universal, and in the ensuing two sections I analyze the Temple of Solomon project. I conclude by suggesting how the Temple of Solo mon might be related to current developments of religion and religious spaces in present-day megacities. Religions, media, and space ¶7 Recently, there has been a turn in the social scientific study of religion towards considering religions as practices of mediation, which implies focusing on »the middle grounds that substantiate them.« (Engelke 2010, 371) One of the scholars most prominent in this ongoing debate is anthropologist Birgit Meyer, who has developed an approach to the sensory and medial aspects of religious practice which I find very useful for understanding religious spaces such as that brought about by the Temple of Solomon project. ¶8 Meyer's approach, which takes »religion« to refer to »the ways in which people link up with, or even feel touched by, a meta-empirical sphere« (2006, 6), focuses on what she calls »sensational forms.« These are »authorized modes of invoking, and organizing access to the transcendental, thereby creating and sustaining links between religious practitioners in the context of particular religious organizations.« (ibid., 9) Any material religious object – from images to books to buildings – can therefore be considered a sensational form. What turns it into such is first and foremost the context of usage, which for Meyer (2009) means considering religions also as »aesthetic formations.« Taking as basis a broad understanding of »aesthetics« this concept refers to »the formative impact of a shared aesthetics through which subjects are shaped by tuning their senses, inducing experiences, molding their bodies, and making sense, and which materializes in things [i.e. sensational forms, R.A.].« (ibid., 7) ¶9 It will therefore be one point in my analysis of the Temple of Solomon project to show how this future building and its representation on websites can be considered as sensational forms in Meyer's sense, and as such as part of an encom passing aesthetic formation: the Igreja Universal, whose adherents are invited to experience the transcendental with their senses via this religious building and the surrounding paraphernalia. ¶10 Further enhancing my theoretical approach I draw on the work of Thomas Tweed, whose assertion, that theorists in the social scientific study of religion only have access to »the narratives, artifacts, and practices of religious women and men« as objects of study (Tweed 2006, 17), links up well with Birgit Meyer's focus on the materiality of religious media. Tweed's (2006) own theory addresses spatial 8 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) aspects of religion. It focuses especially on two main spatial dynamics of religious practice identified by him: »crossing« and »dwelling«. Whereas »crossing« here refers to the literal or metaphorical crossing of terrestrial, corporeal, or cosmic borders which religions prescribe to their followers, the concept of »dwelling«, for Tweed, relates to the ways in which »...religions orient individuals and groups in time and space, transform the natural environment, and allow devotees to inhabit the worlds they construct.« (ibid., 82) Borrowing a concept from literary theorist Mikhail Bakhtin (1981, cited ibid., 222, En 14), Tweed posits that religions orient their followers especially in relation to different »chronotopes« (ibid., 97) or »spacetimes« (Tweed 2011, 122) in which spatial and temporal orientation intersect. These chronotopes go from small ones like the individual body, which is imagined, constructed and formed differently within different religious traditions, to all-en compassing cosmological concepts of how the universe is formed, how it devel oped and where its borders are. Adding this theoretical perspective to the afore mentioned focus on religions as practices of mediation, the second point in my analysis will be to find out in relation to which chronotope or space-time the Igreja Universal's followers are being situated by the Temple of Solomon building project and how this, in turn, is expressed in religious media. ¶11 Finally, besides considering them as »sensational forms« which situate believers in relation to different religious chronotopes, in my view religious buildings such as the Temple of Solomon have to be conceptualized also as products of the social practice of a specific actor, in this case the Igreja Universal, who brings about reli gious space in the first place. Here I build on one of the most important founda tions of the social scientific theory of space: the work of the French philosopher Henri Lefebvre (1991), which was the main reference for the so-called »spatial turn« in social sciences. Lefebvre takes »space« to be not only something that con tains social or productive action, but which is itself a »product« (ibid., 26). Building on this insight he posits a conceptual triad for analyzing or interpreting (social) space: »spatial practice«, »representations of space« and »spaces of representation« – »the triad of the perceived, the conceived, and the lived« (ibid., 38-39). There is a dialectical relationship between the elements of this triad, each one of which con tributes in different ways to the actual production of spaces (ibid., 39, 46). A cru cial aspect in this regard is the issue of power, which is reflected in Lefebvre's assertion that representations of space – i.e. spaces as they are conceived and con ceptualized by urbanists, planners and the like – are the dominant space in any society (ibid., 38-39). ¶12 Lefebvre gives special attention to what he calls »monumental spaces«. On the level of the spaces of representation, spaces of this type are differentiated from the ordinary spaces of everyday life (ibid., 220). They give the members of a soci ety an image of this very membership and thus contribute to their identification with a group (ibid.). On the level of the representation of space, on the other side, monumental spaces testify to the will for power of their constructors (ibid., 221). 9 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) For Lefebvre, monumental spaces – worldly or religious – are thus important nodes in wider spatial »textures«, and in turn they condensate the characteristics of these textures on a single point (ibid., 222). ¶13 Although Lefebvre intended his theory to apply to whole societies or, in his words, modes of production, I will show it can fruitfully be applied to religious organizations and the spaces they produce too. Bringing Lefebvre's approach into it, the third point in my analysis will be to carve out how the Temple of Solomon fits into the production of spaces by the Igreja Universal and which spatial texture it therefore reflects. The Igreja Universal do Reino de Deus ¶14 The Igreja Universal was founded in 1977 in a suburb of the Brazilian megacity Rio de Janeiro. It is part of the »third wave« of church foundations in the develop ment of Brazilian pentecostalism, which was initiated originally by classical pente costalism brought to Brazil by European missionaries at the outset of its world wide expansion in the beginning of the twentieth century (Freston 1994, 70ff). Amongst the church's founders there was bispo (bishop) Edir Macedo, a former white-collar employee, who continues to be the defining figure of this hierarchi cally organized and strongly centralized church. Since its foundation, the Igreja Universal has grown so fast that it now is the third largest pentecostal church in Brazil, with more than 1,8 million adherents according to official statistics (IBGE 2010, Table 1.4.1). It is considered by various scholars (Freston 1994, Mariano 2004, Almeida 2009a) to be the paradigmatic example for the Brazilian pentecostal churches of the »third wave«, which is mainly characterized by preaching the pros perity gospel and a Manichean world view dominated by the struggle between good and evil. In this world view, as it is preached by the Igreja Universal, infir mity, poverty, affective problems and the like are interpreted as diabolic works and the only solution for them lies in expelling the Devil from one's life, be it through exorcisms or by following the precepts of prosperity theology (Almeida 2009a, 109f). In the latter interpretation of the gospel, in turn, believers are expected to express their blind faith in the power of God, principally by tithing or paying mon etary offerings to the Igreja Universal. According to this church, by giving they become involved in a reciprocal gift exchange with God and can thus expect to get this-worldly rewards of health, richness, etc. to which they are entitled but which until then were denied to them by diabolic intercession (Mariano 2003, 206f). ¶15 One of the main reasons for the Igreja Universal's great success in Brazil, and in many (but not all) of the 180 countries it has supposedly reached (IURD 2010), is its massive use of media, both in the conventional sense of the word (i.e. »mass media«) as well as in the expanded sense discussed above (i.e. »sensational forms«). As far as the usage of »mass media« is concerned, the Igreja Universal owns Brazil's third largest TV network, dozens of radio stations, several newspapers and 10 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) publishing houses, as well as a record company (Mariano 2004, 135, Fn 16). These media are employed mainly in the church's evangelistic work. Although they do not play a decisive role in conversions to the Igreja Universal (ibid., 132), the media it owns allow the church to let its followers partake in a shared universe almost entirely closed in on itself (Fonseca 2003, 228). Far from only isolating them in an escapist fashion, the Igreja Universal thus performs for its followers what Appadurai (1996, 5-10) calls »work of the imagination«: Aided by its narrative machinery (Corten et al. 2003, 15), the Igreja Universal symbolically transforms them from poor, underprivileged individuals to partakers in a stock of social and religious »capital« (Bourdieu 1979) which allows them to get the social recognition they otherwise lack (Birman 2006, 53). ¶16 As for its use of media in the sense of sensational forms, there are numerous examples to be found in the Igreja Universal's ritual practices. The theological foundation for this is given in the church's belief in the possible immanence of the sacred in persons and objects (Almeida 2009a, 106). This is an expansion of main stream pentecostal belief, which generally assumes the possibility of the Holy Ghost taking possession of human bodies (cf. Anderson 2004), which thereby become receptacles for the sacred (Almeida 2009a, 108). In its services and fundraising campaigns, the Igreja Universal further combines this belief in the immanence of the sacred in persons and objects with the use of »elaborate props and images linked with a global evangelical ›mediascape‹ (Appadurai, 1996: 35) whose thematic focus is on the Holy Land.« (Kramer 2005, 107) Besides the use of objects like oil from the biblical Mount of Olives or water from the River Jor dan, which are thought to protect believers from the Devil, the influence of this evangelical mediascape is reflected in the names of many of the Igreja Universal's rituals, such as the Holy Bonfire of Israel or the Fasting of Daniel, to name just two. This deep link to the Holy Land thus structures the Igreja Universal's very idea of itself as a church (Gomes 2004, 13) and largely determines the aesthetic context in which the Temple of Solomon building project is inserted. The Temple of Solomon and its virtual representation as religious media ¶17 The Temple of Solomon building project, one of the most recent projects carried out by the Igreja Universal, is remarkable in many ways and surely represents a major landmark in the church's history. In context of the mass media communica tion strategies discussed above, a whole website (www.otemplodesalomao.com) was devoted to it. There is a video with a three-dimensional simulation of the future Temple, accompanied by ethereally sounding music, welcoming the visitor, who can catch a virtual glimpse into the future interior of the Temple and be impressed by its grandeur. On several pages websurfers can get further informa tion about technical aspects and about the motivations for the construction, as 11 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) well as about the man who had the inspiration to build a new Temple of Solomon in Brazil: bishop Edir Macedo, who is reported to have stated the following during a trip to the Holy Land: »Se eu não posso trazer todo o povo para cá, então vou levar pedaços desta terra para eles.« [»If I cannot bring the entire flock here, then I will take pieces of this land to them.«]4 ¶18 The Temple of Solomon is also the subject of several pages on the Igreja Uni versal's official website (www.arcauniversal.com/iurd) and on Macedo's personal blog (www.bispomacedo.com). The Igreja Universal's self-presentation on each of these websites is very telling about the conceptions the church fosters about this building project. The same goes for how the sites are linked with each other, since the existence (or the lack) of hyperlinks between websites has a symbolic dimen sion (Beaulieu 2005). In this regard, it is particularly noteworthy that there are almost no direct hyperlinks going from the Temple of Solomon website to the Igreja Universal's official website, as well as that there are only very few references to the church in the texts and audiovisual materials found on the website. Instead, there are numerous hyperlinks to bishop Macedo's personal website. In contrast, from the Igreja Universal's own websites, as well as from Macedo's blog, there are many hyperlinks to the Temple of Solomon website, often placed on publicity banners. In my view, there is a twofold strategic performance of identity in place on the Temple's website: on one side, the institutional authorship of the Igreja Universal is erased or made invisible, while on the other side the importance of bishop Macedo and of his religious messages is underlined. This helps to present the building project as over-denominational, as is stated on the website: »O bispo [Macedo] explica a importância que representará o local para a fé cristã: ›Não se trata de um projeto denominacional, muito menos pessoal, mas algo tão glorioso, do ponto de vista espiritual, que transcende a própria razão. Certamente, despertará a fé adormecida dos frios ou mornos e os arremeterá a um avivamento nacional e, em seguida, mundial.‹« [»The bishop [Macedo] explains the importance the building will have for Christian faith: ›It is not a denominational project, even less a personal one, but something so glorious, from the spiritual point of view, that it transcends reason itself. It will certainly awaken the sleeping faith of the cold and unde cided and will bring them to a national and, then, worldwide awakening.‹«] ¶19 While the Temple of Solomon's link to the Igreja Universal is thus severed, its link to bishop Macedo is emphasized instead. As already mentioned, there are sev eral pages on the Temple's website dedicated to the bishop, his career as evangel ical preacher, his visits to the Holy Land, and his inspiration to build the new Temple of Solomon, as well as links to his blog. There spiritual aspects of the building project are discussed (e.g. the biblical story of the Temple of Solomon, 4 All translations are my own. 12 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) the theological links of the Temple and the Tabernacle to Jesus Christ, etc.) and believers are convincingly called to donate: »A construção do Templo de Salomão teve as seguintes características: 1 – Projeto desenhado por Deus; 2 – Construção executada pelos Seus servos e 3 – Única em todo o mundo. As mesmas características se darão com o Templo a ser edificado em São Paulo – Brasil. Como na construção do Tabernáculo Deus habilitou homens com sabedoria para elaborar e construir seus objetos sagrados, da mesma forma Ele tem habilitado ser vos para nos ajudar com ofertas substanciais para a construção do Templo.« [»The construction of the Temple of Solomon had the following characteris tics: 1 – Project designed by God; 2 – Construction carried out by His servants and 3 – unique in the whole world. The same characteristics will be given with the Temple that will be built in São Paulo – Brazil. As in the construction of the Tabernacle God invested men with wisdom to make and construct His sacred objects, likewise He has empowered servants to help us with substantial offerings for the construction of the Temple.«] ¶20 Thus, the Igreja Universal strategically focuses strongly on Macedo and at the same time erases its institutional authorship. In this way, it achieves to present the Temple of Solomon construction projects as God's will and Macedo as His legiti mate interpreter. ¶21 As strategic performance of the Igreja Universal's institutional interests, the representation of the Temple of Solomon on its websites is thus a privileged van tage point to look at how this building project functions as a religious medium which involves believers sensorily and enables them to experience the transcenden tal. Being a material product of the Igreja Universal qua aesthetic formation, the Temple of Solomon is a sensational form per definition. Notwithstanding, there are at least two other reasons for considering it as such: First, the project is linked to the principles of prosperity theology, i.e. it gives believers a possibility to prove their faith contributing monetarily to the construction and thus to set in motion the circuit of giving and receiving. In a promotion video on the Temple of Solo mon website, which shows a section of a sermon by bishop Macedo, he states: »E aqueles que contribuirem, aqueles que lutarem, aqueles que se esforçarem para contribuir, para nos ajudar, vão ser ricos, vão ser ricos, vão ser ricos!« [»And those who contribute, those who fight, those who make an effort to contribute, to help us, will be rich, will be rich, will be rich!«] ¶22 The underlying prerequisite in order for the gift exchange to work is, of course, that the building project is presented as following God's will. This – and this is the second reason why the Temple of Solomon is a sensational form – is provided for by the explicit link of the project to its biblical predecessor and to the Holy Land. 13 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶23 Having established the Temple of Solomon as being a sensational form, the question arises how to describe the chronotope in relation to which the Igreja Universal's followers are actually being situated by it. In my view, an important clue to answering this lies in the twelve stones that are going to be placed on the front of the altar podium. In contrast to most other items which are going to be used in the decoration of the Temple's interior (e.g. bronze sculptures representing objects present in the historical Temple on the side walls, a reproduction of the ark of the covenant in the rear of the altar and two pillars – one on each side of the altar podium – representing the biblical pillars Boaz and Jachin), they are not mentioned in the Old Testament books which describe the original Temple of Solomon (1 Kings 5-7, 2 Chronicles 2-4). Nevertheless, for the Igreja Universal, as is stated on the Temple of Solomon website, these twelve stones represent the twelve bibli cal Tribes of Israel, in a similar way as in the Cuban Catholic shrine described by Tweed (1997) six stones brought from different parts of the island represented the six pre-revolutionary Cuban provinces and situated exiles in relation to their lost homeland (ibid., 102f). Here the twelve stones placed on the inside, and the thou sands of stones brought especially from the Holy Land covering the outside, bring a piece of the Holy Land directly into the heart of the Brazilian megacity of São Paulo and thus connect the present of the Igreja Universal's followers to biblical times. In this way, the chronotope in relation to which the Igreja Universal situates its believers is a global and universal Christianity with special emphasis on the Old Testament, whose most important transtemporal reference points are the Holy Scripture itself and the Holy Land. This chronotope also serves as main reference for the Igreja Universal's production of religious spaces, which will be discussed in the next section. The Temple of Solomon in the context of the Igreja Universal's production of spaces ¶24 The Temple of Solomon is not an isolated phenomenon but stands in the context of the Igreja Universal's overall spatial practice. According to Almeida (2009b, 46), the Igreja Universal's religious buildings are distributed in urban spaces in a very similar way as are Roman Catholic churches, i.e. on central locations with much traffic, near to important junctions and mass transit nodes. This can be interpreted as a spatial strategy of overlaying existing centralities in the urban texture, a strat egy which has helped the Igreja Universal to get much more public attention than any other, even larger pentecostal church in Brazil (ibid.). For a large part of its history the Igreja Universal did not pay much attention to the aesthetic qualities of the buildings it used – disused factory buildings, former cinemas or theaters –, they only had to be large enough to accommodate the dynamic of its rituals (Gomes 2009, 114). This subordination of spaces to rituals can be understood as a subordination of the representation of space, i.e. the concepts about the space 14 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) being used, under the space of representation, i.e. the space in which the Igreja Uni versal operated. ¶25 The relation of the Igreja Universal to the spaces it uses radically changed in 1996, however, when the »Era of Cathedrals« (Era das Catedrais) was proclaimed by church officials. This supposedly new era in the Igreja Universal's history started just during a time when the church was being massively put into question in the public sphere, following accusations of its supposed »mercantilization of faith« by many of its religious competitors – first of all the Catholic Church, which was itself publicly attacked by the Igreja Universal on several occasions (cf. Almeida 2009a, 139ff) – as well as by influential Brazilian media corporations. Therefore, for Gomes (2004; 2009) the construction of larger buildings (»Cathedrals«) con ceived as monuments in the urban texture, as well as the remodeling and renaming of older temples (cf. Almeida 2009a, 64), reflects the Igreja Universal's attempt to counter its critics, who questioned it for occupying spaces not usually considered apt for religious services, and materially prove its religious authenticity. The latter is, evidently, associated with the biblical Holy Land and the Holy Scripture (Gomes 2004, 121) and expresses itself emically in the stylistic categories »eclecticism« (ecletismo) and »neoclassic« (neoclássico), which are used by the Igreja Universal to describe the aesthetic canon of its new Cathedrals (ibid., 113). Whereas »neoclas sic« can be interpreted to represent the church's will to continuity and permanence, »eclecticism« is associated with the constant renewal and actualization of what is considered by the Igreja Universal the main source of its religious authenticity: the Bible and the Holy Land described in it (ibid., 113, 206ff). ¶26 In the Era of Cathedrals most of the characteristics of the Igreja Universal's spatial practice, principally its geographical distribution patterns, remain unaltered. Even so, it is significantly enriched by the new conceptions of authenticity, which are expressed in the aesthetic qualities of the new Cathedrals discussed above. Hence, by constructing these religious buildings of a new kind and by remodeling older buildings to fit new criteria, the Igreja Universal started to align its spatial practice much stronger than ever before with the precepts of a new representation of space, in which authenticity is expressed in architectonic references to religious ideas. ¶27 Hitherto the apex of the Era of Cathedrals was the construction of the »World Cathedral of Faith« (Catedral Mundial da Fé), the institutional center of the religious space posited by the Igreja Universal, in Rio de Janeiro in 1999. Many of the chronotopic references to the Holy Scripture and the Holy Land which are formative for the Temple of Solomon are already present in the World Cathedral. Neverthe less, the Temple of Solomon presents an important innovation in comparison with the series of religious buildings constructed since the beginning of the Era of Cathedrals: it is the first temple constructed by the Igreja Universal which explicitly follows the model of a biblical religious building. Accordingly, biblical verses are cited to imply a direct relation of this site to God, for instance on wallpapers 15 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) showing three-dimensional computer simulations of the future Temple of Solomon available on the Temple's website. Amongst them are the following: »Estarão abertos os meus olhos e atentos os meus ouvidos à oração que se fizer neste lugar.« [»Now mine eyes shall be open, and mine ears attent unto the prayer that is made in this place.« (2 Chronicles 7, 15, cited in a promotion video on the Temple of Solomon website)5] »Ouve, pois, a súplica do teu servo e do teu povo de Israel, quando orarem neste lugar.« [»And hearken thou to the supplication of thy servant, and of thy people of Israel, when they shall pray toward this place...« (1 Kings 8, 30, cited on the Temple of Solomon website)] ¶28 These and other, similar, citations are, in my view, an indication of the great importance ascribed by the Igreja Universal to the Temple of Solomon building project. It expresses the development the church has underwent since the Era of Cathedrals started: from its beginnings as a religious organization which acted principally in a space of representations, and arranged its spatial practice accord ingly without bringing specific representations of space into being, the Igreja Uni versal is becoming ever more an organization which is itself creating media-based representations of space and produces monumental spaces by a carefully targeted spatial practice. The most recent of these monumental spaces is the Temple of Solomon. As a future monumental space, it fleshes out the Igreja Universal's selfconcept and its claims to authenticity and power. The Temple of Solomon thus is one important node in the spatial texture both taken for granted and set by the Igreja Universal. Furthermore, by condensing this spatial texture into a sensational form, the Temple of Solomon aids the Igreja Universal in its consolidation as a religious organization that does not content itself with being one among many, but which wants to be the only and universal church (Gomes 2009). Concluding remarks: Religious spaces and spaces of religion in the megacity ¶29 Throughout this article, I have shown how the production and construction of religious spaces and the use of religious media by religious organizations can be made accessible to scientific scrutiny via the ethnographically contextualized analy sis of the virtual representation of a construction project such as the Temple of Solomon. I have conceptualized the latter as a sensational form that situates the followers of the Igreja Universal in relation to the chronotope of a global and transtemporal Bible-based religion in the context of the Igreja Universal's produc tion of religious spaces. The representation of these spaces on websites, in turn, is 5 The quotations of the Holy Scripture cited here in English follow the King James Version, Cambridge Edition. 16 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) an integral part of the Igreja Universal's use of religious media, which aims at enabling its followers to experience the transcendental with their senses. ¶30 The monumental character of such new religious spaces as the Temple of Solomon and other large religious buildings currently under construction in the megacity of São Paulo (including a Catholic church for one hundred thousand, cf. »Igreja Católica aposta em megatemplo para 100 mil«, accessed 08.09.11), which can be thought of as »monumental spaces« in Lefebvre's sense, certainly recalls the notion of »megachurches« designed »to embody the infinitude of the experience of God« (Goh 2008, 302), which has been gaining ground globally in the past decades. Thus, they also bear testimony to changes that religions are undergoing in cities worldwide. As Lanz (2010, 32) asserts, it is not necessarily a matter of reli gions returning into otherwise secularized cities, as much of secularization theory would have it, but a transformation of the religious organizations in the cities (which they never left in the first place) as well as a transformation of the cities themselves by new and powerful religious organizations, which also means the cre ation of new religious spaces. Accordingly, the spaces of religion in the megacities, i.e. its social significance, have also changed. This is seen especially in the case of the pentecostal movement: functionalist analyses, such as the classic study of Chilean pentecostalism by Lalive d'Epinay (1968), who suggested the importance of pentecostal churches in the overcoming of the social anomie produced by mass migration into urban centres in Latin America, are no longer satisfactory explana tions of pentecostalism's success (Almeida 2009a, 45). Instead of providing a safe haven for the uprooted masses, where alternative models of Gemeinschaft can be lived out in the face of surrounding social insecurity, neopentecostal churches such as the Igreja Universal give their followers an image of their very membership in a mass society by aggressively positioning its monumental church buildings in the urban space. The creation of representations of space, such as the virtual repre sentation of the Temple of Solomon, which are intended to blend into the believer's spaces of representation, and are a part of an overwhelming »aesthetics of persuasion« (Meyer 2010), is an integral part hereof. The Author Ricardo Amigo studied Social and Cultural Anthropology (B.A.) at the Free University of Berlin and is now a student of the M.A. program in Interdisciplinary Latin American Studies at the same university. His research interests lie within the anthropology of religion, the anthro pology of space and the study of intangible cultural heritage. Contact: [email protected] 17 Amigo, Ricardo|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) References Almeida, Rolando de. 2009a. A Igreja Universal e seus demônios. Um estudo etnográfico. 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Die Organisation des Geistes basierte auf der Zusammenarbeit zweier Bereiche der bikameralen Psyche (d.h. zwei mentale ›Räume‹): Es erschienen Halluzina tionen von den Stimmen von Göttern, die immer dann zum Vorschein traten, wenn ein bestimmtes Stresslevel überschritten wurde (beispielsweise beim Fällen von Entscheidungen), deren Befehle von der anderen Seite sogleich ausgeführt wur den. Diese Form mentaler Organisation lässt sich in antiken Texten wie der Ilias belegen. Dieser Artikel stellt Jaynes Theorie vor, liefert eine religionswissenschaftli che Analyse seiner Interpretation der Ilias und diskutiert abschließend die Impli kationen von Jaynes Arbeit in Bezug auf die Religionswissenschaft. According to Julian Jaynes, consciousness has developed only recently in the history of mankind. Before man gained conscious access to mental content, the organiza tional structure of the mind had rested upon the working together of two parts, the »bicameral psyche« (i.e. two mental ›rooms‹). The hallucinated voice of a god appeared whenever a certain stress-level was reached (e.g. when decision-making was due) which again made the human side of the »bicameral mind« execute the god’s command. This mentality is reflected in texts of antiquity such as the Iliad. In this paper we present Jaynes' theory, analyze his interpretation of the Iliad, and discuss implications for the scientific study of religion. Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Riahi, Idris. 2014. »Ancient Minds Not Conscious« Zeitschrift für junge Religions wissenschaft 9:22-38. URN: urn:nbn:de:0267-201404-riahi-6. 22 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Inhaltsübersicht Introduction Theory and reception Consciousness as a terminological/cultural problem Bicamerality instead of consciousness The Early Greek concept of the soul Early Greek gods and the problem of free will Divination and decision making Conclusive discussion Introduction ¶1 The theory we are dealing with was first published 1976 by the title: The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind (hence: The Origin of Consciousness). Princeton psychologist Julian Jaynes aims to explain what consciousness is, where it came from, and why it emerged (Jaynes 2000, 1). The presentation of the theory makes strong claims about religion as well, which are to be addressed in the following. By characterizing religion as a constitutive factor in the emergence of consciousness (»gods [as] organizations of the central nervous system« [Jaynes 2000, 74]), Jaynes' study (primarily focussed on Homer's Iliad) touches upon two old discussions in the scientific study of religion: a) What is the Early Greek concept of ›soul‹? b) Is man in the Iliad determined by the gods, or does he have free will? It is our aim to assess whether his interpretation of the Iliad provides support for his theory. It is also noteworthy that while in science of religion discourse Julian Jaynes seems to be neglected entirely, other authors have made use of his ideas on religion. We will first briefly report on the impact Jaynes has had on other scholars outside our field, and then – in reference to Daniel Dennett's 2006 publication on religion – investigate an application of Jaynes' understanding of religion. Theory and reception ¶2 According to Sleutels (2006, 177) »academia has been proportionately dismissive« towards Jaynes. The most outspoken critic is philosopher Ned Block, who rejected Jaynes' claim as »patently absurd« (ibid., 178), while on the other side of the spectrum is Daniel Dennett, who appreciates Jaynes not only as a »fellow social constructivist« (cf. ibid.) but relied on Jaynes' notion of divination to make plausible why early men needed the belief in gods to cope with the challenges of everyday life (see below discussion of Dennett 2007). »How could one take such a book seriously?«, Dennett (1998, 121) wonders: »Because it asked some very good questions that had never been properly asked before and boldly proposed answers to them« (ibid.). Apart from the aspect of divination Dennett carries Jaynes' ideas 23 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) further, suggesting a kind of »Software Archaeology« with which he seeks to answer the question of why people today are conscious beings. The »revolution« which Jaynes claims must have happened to bring about consciousness was »not an organic« one, but a »software revolution«, so that by means of reverse-engineering we can reveal the nature of consciousness. (Dennett 1998,130) Authors from different fields mention Jaynes' Origin of Consciousness for some of its many other ideas. Steven Pinker (1998, 133), for instance, briefly highlights the idea of con sciousness as a recent development (in this context also see Prinz 2006, 272, and Reber 2003, 621). For a reference to the idea that the communication with gods in early man is neurologically manifested in the brain, see Brams 2006, 4. For his work on auditory hallucinations see Bever 2008, 85, who used it in context of the study of witchcraft in Early Modern Europe. Richard Dawkins in his 2006 book »The God Delusion« dedicates a few paragraphs to Jaynes' theory (2000, 350ff.), where he, like Dennett, plays around with the idea that early minds were driven by the voices of gods, soon enough, however, discarding the notion. Unlike many of his contemporaries, and later authors who still receive Jaynes (even if only to men tion his ideas and subsequently destroy them), Dennett understands one of his own most popular works, Consciousness Explained (1991), to be an attempt aiming at those »very good questions« that before Jaynes had never been asked (Dennett 1998, 121). To Dennett this way of conceptualizing consciousness is on the right track – and direction for that matter, as it goes top-down. He begins at a crucial point, i.e. at the phenomenon (how does consciousness appear to us?) itself, and works the way down from there to make clear what are the indispensable elements to achieve consciousness. Thus Jaynes delivers »one of the clearest and most per spicuous defenses of the top-down approach that I have ever come across«, Dennett maintains (1998, 123). Jaynes project was to aim at »bridging what he calls the ›awesome chasm‹ between mere inert matter and the inwardness, as he puts it, of a conscious being« (Dennett 1998, 121). Consciousness as a terminological/cultural problem ¶3 »There is in general no consciousness in the Iliad«, Jaynes (2000, 69) claims, instead antiquity was crowded by people with bicameral minds. By this term he envisioned a mind made up of two separate mental »rooms« (in analogy to the two brain hemi spheres), in which different mental tasks were performed. Jaynes refers to this as the »double brain«, (chapter 5, 100-125) where there is a dominant left cerebral hemisphere and a non-dominant right cerebral hemisphere. Both hemispheres were able to communicate via language so that one could inform the other about what is going on in the world. This did not happen all the time, as to some extent the tasks in daily life could be solved by instinct. However, when a more challeng ing task turned up, and bicameral people were due to make more complex decisions, their stress level rose significantly over a threshold at which it began to 24 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) trigger auditory hallucinations (emerging from the right hemisphere). Bicameral people perceived this as the voice of a god delivering an answer which was consequently carried out by the other half, the listener part. All of this happened unconsciously: none of the hemispheres produced any kind of content that was phenomenally accessible (see below phenomenal- and access-consciousness). In other words, neither the »god-« nor the »man-part« was conscious of the action (Jaynes 2000, 84). ¶4 When asked what consciousness is, one might intuitively refer to the brain and its biological evolution. Perhaps we are then intuitive physicalists and believe con sciousness to be a property of the physical world rather than culture. Conscious ness appears to us as a most familiar thing, and we can barely imagine there could ever be human beings without it (cf. Jaynes 2000, 84), but so Jaynes claims. As a social constructivist he relies on culture rather than on biology (cf. Sleutels 2006, 177f.). Culture, understood as »exogenetic information«, has a similar impact on the development of man as evolution but without genetic mutation, and it gives way to a kind of a »virtual evolution« (McVeigh 2007 [Part 2 of 2], 00:07:12). In this sense consciousness is not a universal quality of human mental life, an inevitable faculty of the homo sapiens' brain. When societies are able to achieve consciousness individually, depending on their history and further cultural devel opments (writing, social organization, religion), the brain plays a much smaller role than initially assumed. ¶5 Let us consider the etymology of the term consciousness: The German word ›Bewusstsein‹ is only about 300 years old and was introduced as a nominalization of sich etwas bewusst-seyn, into Bewusst-seyn, by German philosopher Christian Wolff, (1679-1754) entering the dictionary in 1719 (Metzinger 2009b, 00:27:25). The English equivalent occurred for the first time in the words of the Archbishop of Ussher in 1620, »who said ›(I was) so conscious vnto myself of my great weaknesse‹ « (Wilkes 1988, 18). The concept did not only denote some inward awareness, but also has been used to express »shared knowledge« (ibid.), cf. con and scire (to know together). »The term ›consciousness‹«, however, »did not appear until 1678, ›self-consciousness‹ not until 1690.« (ibid.) The antonym »unconscious« appeared for the first time in 1712 signifying »unaware, lacking conscious thought«, in 1860 the notion »temporarily insensible, knocked out« was added, and »subcon scious« as in »not wholly conscious« was to be used for the first time in 1886 (McVeigh 2007 [Part 1 of 2], 00:07:17). In her comparative study, Kathleen Wilkes (1988, 16), presents the English terms consciousness (and mind) as »notoriously difficult to translate into other languages«. With »(relative) confidence« she (1995, 98) claims that at least the major European languages clearly show these issues. Complications in translation is not an unusual problem of course, but becomes quite revealing when those terms in question refer to concepts that are essential in scientific investigations: for instance when a theory in physics lacks »notions of ›force‹, ›energy‹, or ›mass‹« (1988, 16). So she asks »is the notion of 25 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ›conscious(ness)‹ anything like these?« (ibid.) What does it tell us than apparently a fair number of people in different cultures at different times in human history have not found it necessary to develop a term: consciousness? Bicamerality instead of consciousness ¶6 So, what is it like to be a bicameral man? And how does such a mind work? The world, Jaynes speculates, would merely »happen to him and his action would be an inextricable part of that happening with no consciousness whatever« (Jaynes 2000, 85). Thrown into a new situation, a bicameral person cannot sit down and reason consciously on how to act. Her only chance of facing situations with proper reactions was to listen to the hallucinated voice, »which with the stored-up admon itory wisdom of [her] life would tell [her] nonconsciously what to do« (ibid.). There is a »lack of mental language« that leaves the people in need for something with which to initiate action, and this role is played by gods (cf. 78). Gods were part of men, they could not step out of the natural law, which can be seen in the fact that the Greek gods never create anything ex nihilo, unlike the God of the Old Testament (ibid.). Any everyday decision which »could not be dealt with on the basis of habit« was sufficient to cause hallucinations (Jaynes 2000, 93). With this depiction in mind it may dawn to those familiar with the Iliad how Jaynes came up with such a theory. There we find Gods and humans in a specific interac tion. Touching on an old debate in the science of religion, we shall now begin to evaluate this depiction. The Early Greek concept of the soul ¶7 Jaynes' major support of his assumptions is based upon etymological observations: There are »no words for consciousness or mental acts« in the Iliad (Jaynes 2000, 69). Those words only at a later age came to mean »mental things« (ibid.). Psychē, according to Jaynes, is derived from the verb »psychein = to breathe, [and] has become internalized into life substances in its main usage in the Iliad« (Jaynes 2000, 270f.). There is yet no psychological attribution to the term psyche. »No one [in the Iliad] in any way ever sees, decides, thinks, knows, fears, or remembers any thing in his psyche« (271). Bremmer (1983, 3f.) comes to a similar conclusion: in Homer's epics »the word psyche has no psychological connotations whatsoever.« So Homer and his contemporaries »did not yet have ›cognisance of any concept denoting the psychic whole, of any notion that might correspond to our word ›soul‹« (ibid.). Finsler 1914 and Marg 1938 come to similar conclusions. Marg refers to the terms νόος and θυμός, and none »denote something essential, immutable or something that is rooted in man, i.e. his character …« (Sarischoulis 2008, 41, trans lation: Author). Finsler, as well, subscribes to a notion of psychē that neither 26 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) addresses mental nor spiritual (geistige, seelische) forces, not in life and not in death (Finsler 1914, 146). ¶8 Pivotal studies were conducted by Swedish Sanskritist, Ernst Arbman, who in an analysis of Vedic soul belief in India could show »that the concept of the soul (ātman, puruṣa) was preceded by a duality where the eschatological and psychologi cal attributes of the soul had not yet merged« (Bremmer 1983, 9). Arbman identi fied two types in his analysis which he called »body souls endowing the body with life and consciousness and the free soul, an unencumbered soul representing the individual personality« (ibid.). Both souls are active at different times when the individual is either sleeping (free soul is active) or waking (body soul is active); further, while it is unclear where the free soul resides, the body soul can be divided into the following categories: »one is the life soul, frequently identified with the breath, the life principle; the other is the ego soul. The body soul, or several parts, represents the inner self of the individual« (ibid.). At this stage in Vedic soul belief the notion of a unitary soul has not yet arrived, however, at some point these con cepts will merge. Arbman speaks of a development of the »concept of psychē [...] into the modern unitary soul« (Bremmer 1983, 11). Latter »would reach its completion only at the end of the fifth century« (14). Based upon Arbman's methodology, Bremmer comes to the conclusion: The »early Greek concept of the soul« in the »Archaic Age« was a »dualistic« one (Bremmer 1983, 66). Following the terminology from Arbman's analysis of Vedic soul belief, the two elements can be called the free soul and the body soul. Concerning the free soul, the Greek notion of psychē »corresponds most with Arbman's concept«, the only exception being that »the activity of the soul in trance and dream […] is only evident in postHomeric times« (ibid.). Bremmer hints at a point of criticism which has been raised by many authors, i.e. the limitation of Arbman's dualistic principle: »Instead the Greek soul belief might best be characterized as multiple« (ibid.). Still the development is the same, a »unitary soul can only be found in the period after the Archaic Age« (ibid.). ¶9 However, it was argued that despite the lack of a concept of a unitary soul, »early Greeks could easily say I wish or I thought and, consequently, must have had a general sense of psychic coherence and at least, an imperfect notion of the unity of personality« (Bremmer 1983, 66f.). Bremmer continues to state that the Home ric individual did not yet have a notion of will in terms of an ethical factor, »nor did he distinguish between what was inside and outside himself as we do (67). The early Greeks and other Indo-European peoples, »did not primarily consider them selves to be independent individuals but rather members of a group« (ibid.). But we are advised not to carry this argument too far (cf. Bremmer, 67). It is save to conclude that the »Greeks perceived the attributes of their personalities to be structured differently than we perceive ours today« (68), but that does not yet lead us to conclude that they did not have an »inner space«, or »consciousness«, as Jaynes proposes. 27 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Early Greek gods and the problem of free will Μῆνιν ἄειδε, θεά ¶10 This century old piece of literature would thus be considered not the product of conscious man, but an epic hallucinated by an »entranced iron-age bard«, chanting to his fellow people »standing at the ruins of Agamemnon’s world« (Jaynes 2000, 73). The characters of the Iliad do not »sit down and think out what to do«, they are not conscious people and »certainly« have »no introspections« (72). To prove that, several text references are given in The Origin of Consciousness. In all of them we are presented the same motif, gods are the ones playing the vital roles, not peo ple (Jaynes 2000, 72). But is the text that reliable? Indeed Jaynes claims: »The Iliad is not imaginative creative literature and hence not a matter for literary discussion. It is history, webbed into the Mycenaean Aegean, to be examined by psychohistori cal scientists« (76). The Iliad is not meant to be treated as a »sociological docu ment« (78), rather it is meant to be treated as a »psychological document« (ibid.). It is an account of »constant action«, as Jaynes claims »[i]t really is about Achilles’ acts and their consequences, not about his mind« (79). ¶11 So, what do we know about the nature of the Homeric gods? This question is addressed and thoroughly dealt with by Burkert 1991, who investigates a »special picture of divine beings« at the »crossroads of religion and poetry« (81). From him we learn that Nilsson (1924, 369) understands anthropomorphization (Vermen schlichung) as one of the legacies of the Homeric time. Gods are presented in an »unheroic, all-too-human vein«, (cf. Burkert 1991, 81) which Greek poet and philosopher, Xenophanes, harshly criticized in the works of Homer and Hesiod (ibid.). They »put upon the gods everything that is shame and reproach among men, stealing and committing adultery and deceiving each other« (ibid.). It was also due to Xenophanes that »a system of postulates of what a god should be like« began to develop. This system claimed that a god should be »without need, not only immortal but ungenerated, all-knowing, omnipotent, and hence exempt from any sexual, thievish, or cunning activities« (ibid.). However, anthropomorphization had another function as it obstructed the enchanting perception of gods, which was usually widely spread at that time, as for instance is the case in the Egyptian religion (Nilsson 1924, 369). Such a perception had the effect that people felt fear and awe in front of the gods (cf. θεουδής). Nilsson concludes, »[t]he Homeric anthropomorphization broke these chains. Hence man was free to discover the world on his own; this was the origin of Greek science« (Nilsson 1924, 369, trans lation: Author). And fittingly Burkert (1991, 81) adds: »[This] is a traditional form of narrative, to be understood from its function within heroic tale, developed in Greece under the influence of oriental models.« As for evidence, Burkert (1991, 82) takes on a scene in the fifteenth book of the Iliad in which Hera reacts with amusement: »Hera’s smiling is a hint on how the audience should react.« Burkert continues and proposes: »One may be tempted to say that gods are masks of an 28 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) oppressive superego« (ibid.), as religion is generally viewed »with awe in most civilizations« (ibid.) – emphasizing the same effect as what Nilsson indicates. This is, however, not meant as a »serious revolt« but rather a form of narrative, a »divine burlesque« (ibid.), giving a genuine narrative trick to the poet, helping to catch and hold the audience's attention by that which is »uncommon, amazing or thrilling« (ibid.). ¶12 Yet, indeed there are a lot of textual references showing that the conception of free will was different then. No decision in Homer happens within the human being. (cf. Sarischoulis 2008, 33f.) Voigt 1934 explicitly searched for concepts denoting »to consider« and/or »being indecisive«, suggesting the terms μερμήριξεν and ὁρμάινειν. In an analysis of the references of the words Voigt comes to the conclusion that μερμήριξεν is not so much used as to express the aspect of uncer tainty of the thinker, but rather indecisiveness as an objective conflict (Sarischoulis 2008, 35). In a similar way ὁρμάινειν, which refers more to the emotional, denotes something different from our contemporary understanding of decision (»Entschei dung«). Concerning the term to decide (»Sich-Entscheiden«), Voigt does not find a corresponding term, so strictly speaking, there isn't even a term for »to choose«. In close semantic proximity we find ἁιρεῖν, αἱρεῖσθαι, however, both signify the taking of something (by itself) »(Für-Sich-)Nehmen« (ibid.). ¶13 In conclusion, Voigt denies any consciousness of personal freedom of Homeric man: »Human beings in Homer are not portrayed as responsible for their own deeds, neither in good or in bad, or in their own consciousness or in that of their fellow human beings« (Sarischoulis 2008, 39, translation: Author). Divination and decision making ¶14 Daniel Dennett in his 2006 (here quoted as Dennett 2007) case for a natural science of religion borrows from Jaynes and states that divination facilitates decision making, which is an asset in an ever more complex society. It can be seen as one of few merits of Dennett 2007 to engage a multitude of theories on religion (also from outside of peer reviewed science of religion discourse), and thoroughly discuss their explanatory value. Yet, not everybody may agree that Dennett 2007 does any good at all to the scientific study of religion (cf. Geertz 2008). An interesting example of his theoretical elaborations to be picked out, however, is the application of Jaynes' theory of divination. ¶15 He begins by adopting Jaynes' stance who proposed that when human groups were becoming larger in size and more complicated in structure, decision-making was becoming more complicated as well (Dennett 2007, 133). »Few things are more anxiety-provoking than not being able to decide what to do next or what to think about next« (Dennett 2009, 00:48:40). The people of that time, Dennett claims, solved this problem by divination (Dennett 2007, 132). Thus people can get rid of the burden of having to reason over choices. This might also work with flip 29 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ping coins, but in case of more momentous challenges flipping coins or the like would not be convincing, Dennett argues, so people resort to something more impressive, more ceremonial. (Dennett 2007, 133) Divination, or in Jaynes’ words »exopsychic methods of thought or decision-making«, he argues, »could have risen in popularity simply because those who happened to do it liked the results enough to do it again, and again, and then others began to copy them, and it became the thing to do even though nobody really knew why« (ibid.). ¶16 According to Jaynes, Dennett emphasizes the idea of »randomness or chance« is of rather recent origin. Before, everything that happened was supposed to mean something, and the people needed to know what it meant. It was not so important to reason over the source of the information than it was to obtain that informa tion, to believe that there is somebody somewhere who knows what is right and she or he is telling you (cf. 133f.). The invention of divination again happened in the dark as people did not know what they were doing as they used the free-float ing rationale to create rituals »that permitted them [...] to ask their departed ancest ors what to do next« (Dennett 2009, 00:49:22). ¶17 Dennett places this discussion into the chapter about the roots of religion, »Religion in the Early Days« (2007, 116ff.) giving his readers an account of how it all came about. Conclusive discussion ¶18 In this paper we have shown that Jaynes' theory of the emergence of conscious ness is rested upon his interpretation of Ancient Greek religion, the people's understanding of soul, gods, minds and free will as revealed in the Iliad. For the most part of his work he reviewed philological and historical studies in order to make his point of Ancient Greek non-conscious societies. We have proceeded in similar fashion but also included contemporary studies of the philosophical debate of consciousness to engage his claims from another perspective. In the conclusive discussion we shall deepen one or the other discussion on the point to assess the value of Jaynes' theory for the study of religion. ¶19 The first problem addresses the scarcity of textual evidence. No other text of antiquity is as extensively discussed as the Iliad. References are made to the Odyssey (272ff.), the Gilgamesh Epic (251ff.), Works and Days (278ff.), and others but analy ses, if any, remain on a superficial level, merely repeating what has already been said about the Iliad. Like in many other occasions, Jaynes was conscious of this weak spot and knew how to defend it. In anticipation he states that with the Iliad we have the »first writing in human history in a language of which we have enough certainty of translation« (Jaynes 2000, 68). What exactly is meant by certainty of translation is neither explained nor hinted at. We are unable to judge whether philologists are in much less command of the language of the textual evidences found in the Odyssey, Works and Days, the Gilgamesh Epic, and, in need of more 30 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) elaborate argumentation, we assume, Jaynes was neither. Further, if indeed ancient people had such a fundamentally different kind of mentality, shouldn't it even reflect more vividly and richly in more writings of that time? Shouldn't we be able to point at a much deeper but also greater variety of linguistic and cultural items of that kind? ¶20 The second problem raises the question: What is it that Jaynes wants to explain about consciousness? What is his explanandum? To establish the background on which to discuss this question we refer to Block 1997 and 2007. Here he narrows down the problem to two concepts of consciousness, i.e. phenomenal conscious ness (P-consciousness) and access-consciousness (A-consciousness). P-conscious ness, Block argues, cannot be defined in »any remotely noncircular way«, and the best you can do for it is »point to the phenomenon« (1997, 380). The pointing at, however, has to be conducted properly, in Block's sense it can be achieved »via rough synonyms« (ibid.), »P-consciousness is experience. P-consciousness properties are experiential proper ties. P-conscious states are experiential states – that is, a state is P-conscious just in case it initiates experiential properties. The totality of the experiential properties instantiated in a state are ›what it is like‹ to have it« (Block 2007, 276). ¶21 Examples of that are the states that are present »when we see, hear, smell, taste, and have pains« (ibid.). The controversial part begins when we differ those P-conscious properties from »any cognitive, intentional, or functional property« (Block 1997, 381). P-consciousness Block claims, is that which »has seemed such a scientific mystery« (ibid.). Chalmers (1996) even refers to this as the ›hard problem of consciousness‹ (also see Thomas Nagel 1979 below), distinguished from the easy problems which refer to the function of consciousness. Still, there are attempts to solve this problem from a neurophysiological perspective (e.g. Crick and Koch 1990). The second concept of consciousness, A-consciousness, is to be kept separate from P-consciousness. By access-consciousness Block understands mental states which have a content that is »(1) poised to be used freely as a premise in reasoning, according to the capabilities of the reasoner, (2) poised to be used freely for control of action. In the case of lan guage-using organisms such as ourselves, a major symptom of access-consciousness would be reportability« (Block 2007, 144). ¶22 In other words, access-conscious states are states whose contents can be used by an organism to control reasoning, language and behavior (cf. ibid., Block 2007, 164). ¶23 Let us dwell a bit more on the fascinating notion of P-consciousness. Thomas Nagel (1979, 166) famously argued that on a basic level when an organism has conscious experience »there is something that it is like to be that organism«. This what it is like quality, however, is a most elusive thing, and certainly not a clear notion (cf. Wilkes 1984, 224). Seemingly accessible only by first person perspective it appears to be somewhat detached from the physical structures of the mind. There seems to be an explanatory gap (Levine 1983) between what happens physi 31 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) cally and conscious experience. To highlight the gravity of the problem, we could concoct a being which is »physically identical to [us] (or to any other conscious being), but lacking conscious experiences altogether« (Chalmers 1996, 94). Despite whether or not philosophical zombies exist, the notion may at least be conceptually coherent – enough, it is argued, to keep up the attack on physicalism (cf. ibid., 94ff.). Philosophers call those entities philosophical zombies, or just zombies, and by definition »[t]here is nothing it is like to be a zombie« (ibid., 95). ¶24 So what do we have in Jaynes? Access- or phenomenal-consciousness? He claims that Greeks did not feel anything inside (84), but it still remains debatable whether that is to say the Ancient Greeks did not have P-consciousness. Some people argue this is not of interest for Jaynes, as he seems to be more concerned with self-consciousness than with phenomenal consciousness (or P-conscious ness). (Chalmers 1996, 30) Others again argue that there is something it is like to be unconscious, so there are no Greek zombies (cf. Sleutels 2006) in Chalmers' sense after all. Williams (2010, 10) claims that »a bicameral mind is phenomenally-conscious but not access-conscious«, and this seems to explain best what we have here, as there is a mind to perceive mentally but that »mental content is not accessible for conscious access, voluntary control, or rational articulation« (ibid.). The crucial question as Williams puts it, »is whether it is plausible that our human ancestors could have lacked consciousness proper« while having access to phenomenal contents and being able to engage in »an elaborate behavioral repertoire of complex cultural phenomena, including speech, religion, tools, problem solving, writing, etc.« (ibid.). ¶25 The third problem refers to Jaynes' too strong interpretation of the absence of »proper« terms. ¶26 As we have shown by reference of the works of Metzinger and Wilkes, consciousness (and mind) are not necessary categories of a language. One may feel puzzled by the fact that many cultures have not found it important to devise a word for the concept. As was shown in reference to Bremmer (1983, 66), however, we must accept that even if there should not be a term in Homeric Greek which signifies consciousness or the psychic whole, it does not necessarily follow that it was not communicable, not to mention that the thing itself – whatever it may be – did not exist. According to his most renowned critic, Ned Block (1981), Jaynes has done exactly that: he confused the phenomenon with the name of the phe nomenon or the concept of it. This is to say that even if his analysis was correct then all he could relate to is the arrival of the concept a few hundreds of years ago, and not the phenomenon. Considering that Jaynes' conclusion rests on the lack of a proper term we must concur with Block, and again point at the fact that the term in German or English is not even 400 hundred years old. ¶27 The fourth problem points at the fact that Jaynes favors a biased interpretation of the anthropomorphism displayed in the presentation of the Ancient Greek pantheon. We have seen that there is a long history of discussions about the nature 32 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) of the Homeric gods, and the problem of free will. Jaynes exploits this debate to make a case for his bicameral theory. However, we are talking about literature here, not about empirical data. The Iliad may contain hints which reflect a different kind of mentality in antiquity, but how can we be sure this peculiarity is not due to this kind of literature? This piece has gone through stages of development, beginning as oral tradition until it arrived in that textual form Jaynes and we discuss today (cf. Patzek 2003, 41-59). As we have seen above, Burkert establishes a coherent approach on how to understand these Greek gods. He does so without postulating an outlandishly different mentality, but by referring to the style of narrative. ¶28 We may then understand the Iliad as a document which shows the same narrat ive tricks that also work today. Consider Boyer 1994 and his notion of a cognitive optimum (e.g. 121), which suggests »certain combinations of intuitive and counter intuitive claims [to] constitute a cognitive optimum, in which a concept is both learnable and nonnatural.« In this way, the gods of the Iliad may have simply con tributed to the »catching and holding of attention« as explained by Burkert before, and as possibly supported by such a theory of a cognitive optimum of narratives. ¶29 To add yet another, more recent take on Jaynes, we shall bring Brian Boyd’s 2009 publication The Origin of Stories – Evolution, Cognition, and Fiction. Similar to what was suggested above, he states that we should not confuse our folk termino logy with »definite features of mind«, which are in need of a revision that »only scientific psychology can make possible« (Boyd 2009, 256). Further, Boyd specu lates that perhaps the opposite of what Jaynes claims could be the case. Jaynes saw the presence of the Olympian gods as a confirmation of the »absence of a mod ern mind or at least a modern notion of mind« (Boyd 2009, 281). One might actu ally turn the claim on its head: »Religion plays such a prominent role for Homer and his characters precisely because they have a fully human sense of mind« (ibid.). The human need to read the intentions and desires of other people results from the fact that it may make »the most dramatic difference to our chances and choices day by day«. Thus, »our understanding of other minds has evolved into our richest natural mental capacity« (ibid.). It is this mental faculty which we find represented in so many colorful ways in Homer's Iliad; and it is religion, we shall agree, which shows best what modern mind Ancient Greek men must have had. ¶30 Let us close our discussion by making some remarks regarding Dennett's appli cation of Jaynes. A thorough assessment of the theory requires another scope, and certainly a different preparation to begin with, thus we will solely graze the limits and chances of Jaynes' theory for the scientific study of religion. For both Jaynes and Dennett the practice of divination is to be understood as a formula to cope with the continuing challenge in facing the possibilities that are offered to society each and every day. This seems to resonate thematically with a plethora of theories proposing ever new examples of religion as a strategy to cope with contingency (Religion als Kontingenzbewältigung). The examples given by Jaynes and Dennett, however, are highly changeable. Dennett quotes from sections on divination in 33 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Mesopotamia but it could well have been taken from anywhere else in the history of religion. As Dennett points out, the basic function of divination is this: »to pass the buck«; and if you need to pass it, »pass it to something that can't duck the responsibility in turn, and that can be held responsible if things don't go well« (Dennett 2007, 133). Passing the buck or »flipping a coin« works with a multitude of objects, so that essentially belomancy, rhabdomancy, haruspicy and so forth are the same (132f.). Certainly, such a »free floating rationale« (133) will have a social function which can be investigated, but we do need to care about how it was embedded culturally! The claim of a universal cognitive function may well begin by such a Jaynesian »just-so story« (Dennett 1998, 125), but the debate need not end there. So why the unwillingness to provide more examples? Both do not care much for connecting the specific divinatory practice to its cultural environment. And it does not even seem as if they needed to: while Jaynes uses religion to make plausi ble his ideas of the origin consciousness, Dennett, on the other hand, follows the old and trodden path to display religion as a philosophy of need: in accordance with radical criticism of religion discourse, where religiosity is only practiced in order to compensate for the shortcomings in life (cf. Lübbe 2004, 144). ¶31 ¶1 This is not to say that Dennett and Jaynes are not right in their observations, and divination could indeed be a universal concept of human religious culture, and could perhaps be best explained in terms of coping with contingency. Yet, as long as the debate shuns the reconciliation of cognitive and cultural accounts, we are fobbed off by mere just-so stories, and our testing of the theory has already shown some fundamental deficits. To establish an understanding of religion that both satisfies cultural specificity, and at the same time agrees with, and is informed by, the cognitive sciences is a daring and intriguing attempt. One might argue that in his thorough preparation of neurological and psychological facts about human life, and his way of presenting those facts as the foundation of the relation of man to god(s), Jaynes delivered an early attempt of a cognitive science of religion. But just as with many contemporary studies of that kind he (and Dennett no less) makes the mistake of merely presenting one account of the functions of religious practice. We shall conclude by stating that with support of a strong focus on cul tural studies and a much wider scope of samples, cognitive accounts of this kind may well deliver a powerful working hypothesis in the scientific study of religion. 34 Riahi, Idris|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) The Author Idris Riahi studied ›Theology‹, ›British and American studies‹ with focus on ›linguistics‹ at the University of Bielefeld (BA), and ›Religious Studies‹ at the University of Bayreuth (MA). From February 2012 until March 2013 he worked as academic coordinator in the Institute of African Studies and as assistant in the coordination of Bayreuth Academy of Advanced Afri can Studies at the University of Bayreuth. Further, he has worked as lecturer at the ›department of religious studies‹ at the University of Bayreuth. Since April 2013 he is a PhD candidate at the Bayreuth International Graduate School of African Studies (BIGSAS). His interests and research areas are ›African religions‹, especially ›witchcraft‹ and ›magic‹, ›religion in antiquity‹, ›cognitive theories of religion‹. Contact: [email protected] References Bever, Edward. 2008. The Realities of Witchcraft and Popular Magic in Early Modern Europe – Culture, Cognition, and Everyday Life. Hampshire and New York: Palgrave Macmillan. Block, Ned. 2007. Consciousness, Function, and Representation. Collected Papers, Volume 1. Cambridge, MA; London, England: MIT Press. Block, Ned, Owen Flanagan, and Güven Güzeldere, eds. 1997. The Nature of Consciousness. Philosophical Debates. Cambridge, MA, and London, England: The MIT Press. Block, Ned. 1981. »Review of Julian Jaynes' The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind.« Cognition and Brain Theory 4: 81-3. Boyd, Brian. 2009. On the Origin of Stories: Evolution, Cognition, and Fiction. Cambridge, MA/London, England: The Belknap Press of Harvard University Press. Boyer, Pascal. 1994. 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TICHY Die vorliegende religionspsychologische Studie konzentriert sich auf die Wahrneh mung von und Beziehung zu Geistlichen in evangelisch-lutherischen, evange lisch-reformierten und römisch-katholischen Gemeinden. Daneben stehen auch die Religiosität sowie die Gottesbeziehung und -wahrnehmung im Fokus. Die empiri sche Arbeit bezieht sich in ihrem theoretischen Ansatz auf die Bindungstheorie nach John Bowlby (1969; 1973). 63 Personen aus Deutschland und Österreich, die entweder der evangelisch-lutherischen, evangelisch-reformierten oder römischkatholischen Kirche angehören und angaben, dass sie in ihrer Jugend Kontakt mit einem Geistlichen hatten, wurden per Online-Studie retrospektiv befragt. Es zeigt sich, dass der Geistliche prinzipiell als positiv, emotional einfühlsam und empfind sam eingeschätzt wird. In einigen Fällen gibt es Hinweise auf eine engere Bezie hung zwischen Gläubigen und Geistlichen in christlichen Gemeinden, die sich dadurch äußert, dass die Befragten angeben, sich in ihren Sorgen und Problemen an die Geistlichen zu wenden. Evangelische Probanden weisen eine positivere Wahrnehmung des Geistlichen vor als römisch-katholische Gläubige. Bezüglich der Gottesbeziehung und -wahrnehmung sowie der eigenen Religiosität zeigen sich keine konfessionsgebundenen Unterschiede. Einschränkungen der Studie, Kritik punkte und weitere anschließende Fragestellungen werden diskutiert. Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Tichy, Sarah F. 2014. »Die Wahrnehmung von und Beziehung zu Geist- lichen in evangelischen und römisch-katholischen Gemeinden : Ein empirischer Vergleich auf Grundlage der Bindungstheorie nach John Bowlby.« Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 9:39-58. URN: urn:nbn:de:0267-201412-tichy-9 39 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) A The present study focuses on the perception of clerics in Lutheran, Reformed and Roman-Catholic communities. In addition, the relationship between believers and clergymen, the believers’ own religiosity and their relationship to and perception of God are included. The empirical study is based on the attachment theory of John Bowlby (1969; 1973). 63 subjects from Germany and Austria, who either are involved in the Lutheran, in the Reformed or in the Roman-Catholic church and who indicated that they had closer contact to clerics, were retrospectively questioned through a computer-based survey about their youth. It can be shown that the clergyman was estimated as generally positive, emotionally empathetic and sensi tive. In some cases there is evidence of a deeper relationship between believer and cleric where believers reported to approach the cleric with their sorrows and prob lems. Lutheran and Reformed individuals rated the sensitivity of the clergyman higher than the Roman-Catholic subjects. There were no significant denomina tional differences concerning the relationship to and perception of God and their own religiosity. Limitations of the study, points of critics and further subsequent issues are discussed. Inhaltsübersicht Theoretischer Hintergrund Die Anwendung der Bindungstheorie nach Bowlby in der religionspsychologischen Forschung Unterschiede zwischen evangelischen und römisch-katholischen Gläubigen Methoden Vorgehen Stichprobe Fragebogenkonstruktion und Operationalisierungen Ergebnisse Deskriptive Ergebnisse Konfessionsvergleich Zusammenhänge zwischen den Bezugsfiguren und der Religiosität Diskussion Die Wahrnehmung von Geistlichen in christlichen Gemeinden Vergleich von evangelischen und römisch-katholischen Gläubigen Einschränkungen und Kritik Weitere Forschungsfragen Resümee Theoretischer Hintergrund ¶1 Die vorliegende religionspsychologisch angelegte Arbeit hat zwei Schwerpunkte: Zum einen bildet die Bindungstheorie nach Bowlby die Grundlage für die empiri sche Betrachtung der Beziehung zum und Wahrnehmung des Geistlichen in christ lichen Gemeinden. Ergänzend werden auch die Beziehung zu Gott und die Wahr 40 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) nehmung Gottes sowie die eigene Religiosität erhoben, da diese Konstrukte hier als für das religiöse Erleben des Gläubigen zentral betrachtet und mit der Figur des Geistlichen in Beziehung gesetzt werden sollen. Auf der anderen Seite stellt der Vergleich zwischen evangelischen und römisch-katholischen Gläubigen den zwei ten Fokus der Arbeit dar. Die Anwendung der Bindungstheorie nach Bowlby in der religionspsycho logischen Forschung ¶2 Der Studie liegt die Bindungstheorie nach Bowlby (1969; 1973; 1984) zugrunde. Die Bindungstheorie wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich auf religionspsychologische Fragestellungen angewandt (vgl. u.a. Kirkpatrick und Shaver 1990; Kirkpatrick 1992; 1997; Granqvist 2010). Die Bindungstheorie »postuliert ein primäres, evolutionär bedingtes, biosoziales Verhaltenssystem des Kindes« (Murken 1998, 27), das dazu führt, dass das Kind zu den Eltern schüt zende Bindungen aufbaut. Die Bindungstheorie geht auf die Arbeiten von Charles Darwin zurück, nach dessen Evolutionstheorie alle Primatenkinder Bindungsbeziehungen zu Schutzpersonen eingehen, um ihr Überleben zu sichern (Gross mann und Grossmann 2011, 7). Ainsworth et al. (1978) konnten in der Beobach tung von Kleinkindern, die von ihrer Mutter getrennt wurden, drei Bindungsstile beobachten (sicher, unsicher-ambivalent sowie unsicher-vermeidend). Der Bindungsstil ergibt sich aus unterschiedlichen Strategien der Nähe-Distanz-Emotionsregulation wie Nähe-Suchen oder Widerstand gegen Körperkontakt. Eine Weiterentwicklung der Bindungstheorie findet sich bei Bartholomew (1990), der vier Bindungsstile im Erwachsenenalter (sicher, ängstlich-ambivalent, gleichgültig-vermeidend sowie ängstlichvermeidend) postuliert und empirisch absichert (Bartholomew und Horowitz 1991). Der Großteil der religionspsychologischen Bindungsforschung bezieht sich jedoch weiterhin auf das Bindungsmodell mit drei Bindungsstilen (vgl. u.a. Granqvist 1998; 2002; Kirkpatrick 1992; 1997), sodass auch in der vorliegenden Studie an diesem Modell festgehalten wird. ¶3 Zur Erhebung des Konstrukts der Bindung existieren zwei unterschiedliche Gruppen von Verfahren, denen zudem ein unterschiedliches Verständnis von Bindung zugrunde liegt: Projektive Verfahren, wie das Adult Attachment Interview (AAI, vgl. Main et al. 2003), erfassen eher zugrundeliegende Bindungsrepräsenta tionen und unbewusste Aspekte des Bindungsstils. Bowlby (1969; 1973) spricht auch von inneren Arbeitsmodellen, die sich in der Kindheit und Jugend ausbilden: Vergangene Erfahrungen werden gespeichert und bilden die Basis für die Erwar tungen über zukünftiges Verhalten. Diese mentalen Repräsentationen determinie ren, inwieweit Personen in der Zukunft enge Beziehungen aufbauen und Nähe zulassen können. Solche Arbeitsmodelle, die bewusste und unbewusste sowie kognitive und affektive Komponenten enthalten, können nicht mit der zweiten Gruppe von Verfahren, den Selbstberichten, erfasst werden. Diese direkten Verfahren (wie das 1-Item-Verfahren nach Hazan und Shaver 1987) erfragen 41 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) dagegen die Einschätzung der konkreten Beziehung zu einer Bezugsperson. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit Beziehungen zu bestimmten Personen und greift daher auf Selbstberichtsverfahren zurück. Auf die berechtigten Kritikpunkte zu diesen Verfahren wird im Diskussionsteil eingegangen. ¶4 In der Religionspsychologie wurde nun der Bindungsmechanismus auch auf eine mögliche Beziehung zu Gott angewandt, da bereits Bowlby (1969) davon ausging, dass eine Person zu jedem eine Bindung aufbauen kann, der als weiser und stärker empfunden wird: In Religionen, die die Annahme eines personalen Gottes vorweisen, tritt der gläubige Mensch mit Gott in eine Bindungsbeziehung (vgl. Kirkpatrick 1992; 1997). Im religiösen Umfeld gibt es neben Gott jedoch noch weitere mögliche Bezugsfiguren. Geistliche Amtsträger und damit Vertreter der Kirche wie Priester, Pfarrer und Pastoren könnten unter Umständen zu den Gläubigen eine Beziehung aufbauen. Kirkpatrick (2005, 93) formuliert eine bisher unbeantwortete Frage: »Can relationships with religious leaders be meaningfully conceptualized as attachments in Bowlby´s sense?« Nun soll in dieser Studie zunächst die Frage beantwortet werden, wie Geistliche von Gemeindemitgliedern wahrgenommen werden und inwieweit hier eine Beziehung besteht. Zusätzlich wird die Wahrnehmung von und Bindung 1 zu Gott erhoben, da Gott im christlichreligiösen Erleben eine zentrale Rolle spielt. Weiterhin wurde die Religiosität miteinbezogen, um etwaige Zusammenhänge mit der Wahrnehmung des und Beziehung zum Geistlichen aufzudecken. Beispielsweise ist es denkbar, dass stärker religiös verankerte Menschen den Geistlichen eher als Ansprechpartner sehen als weniger religiös verankerte Personen. Es sollen ein erster Eindruck in dieses unbekannte Forschungsfeld bewerkstelligt und die Grundlagen für tiefergehende Untersuchungen erarbeitet werden. Unterschiede zwischen evangelischen und römisch-katholischen Gläubigen ¶5 Der zweite Fokus liegt auf den Konfessionsunterschieden: In der Studie wurden zum einen Angehörige der evangelischen Kirchen (lutherisch sowie reformiert), zum anderen Mitglieder der römisch-katholischen Kirche befragt. Hintergrund dieses Ansatzes ist, dass die Rolle von Geistlichen in den Kirchen unterschiedlich gestaltet ist: Frieling (2007) weist neben den theologischen Differenzen (z.B. bezüglich der Legitimität der apostolischen Nachfolge durch Handauflegung oder des Papstamtes) darauf hin, dass in der katholischen Kirche die Unterschiede zwi 1 Die Begriffe Bindung und Beziehung sind nicht synonym verwendbar. Ainsworth (1989) hält zwei wichtige Unterschiede fest: Eine Bindung ist anhaltend, stabil und eng, eine Beziehung dagegen kann in dem einen Augenblick existieren und im nächsten nicht mehr. Zum anderen gehen Bindungen von einer Person aus, während Beziehungen immer dyadisch sind. Aufgrund von vergangener Forschung und den empirischen Ergebnissen lässt sich im Falle der Bezugsfigur Gott von einer Bindung sprechen (Kirkpatrick 1992; 2007; 2012; Kirkpatrick und Shaver 1990). Daher wird im Kontext der Bezugsfigur Gott von Bindung gesprochen. Es ist jedoch nicht legitim, bezüglich der Bezugsfigur des Geistlichen bereits von einer Bindung zu sprechen, da dies empirisch bisher nicht belegt ist. Hier wird der neutralere Begriff der Bezie hung genutzt. 42 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) schen den geweihten Amtsträgern und den Getauften besonders hervorgehoben werden im Gegensatz zur evangelischen Kirche, in der die katholische Sichtweise auf das Amt abgelehnt wird. Methoden Vorgehen ¶6 Auf Hypothesen wird aufgrund des noch recht unbekannten Forschungsfeldes verzichtet. Stattdessen werden die Wahrnehmung des Geistlichen und Gottes, die Bindung an bzw. Beziehung zu diesen beiden Figuren sowie die Religiosität explo rativ untersucht. Diese Konstrukte sollen zudem einem konfessionsgebundenen Vergleich unterzogen werden. ¶7 Zudem fiel die Entscheidung auf eine retrospektive Erhebung, die sich auf das Jugendalter konzentriert. Nach Zimmermann (2002) gibt es altersspezifische Entwicklungsthematiken: Während der Kindheit baut das Kind die ersten Bindun gen zu den primären Bezugspersonen auf, doch erst im Jugendalter kommt es zur Abgrenzung einer eigenen Identität sowie dem Erweitern des sozialen Kontakt kreises und damit verbunden auch zu Beziehungen zu weiteren Bezugspersonen (Zimmermann und Iwanski 2013, 18). Bereits in der Planung der Studie wurde festgelegt, dass Studierende und Mitarbeiter der Universität befragt werden sollen, die unter Umständen große Altersunterschiede aufweisen können (wie sich dann auch bestätigte, da wir einen Altersrange von 18 bis 50 haben). Um die Vergleich barkeit zu erhöhen, wird nur der zuvor festgelegte Zeitraum betrachtet. Die damit verbundenen Probleme der retrospektiven Erhebung werden im Diskussionsteil besprochen. Stichprobe ¶8 Da sich bei den Fragestellungen die Notwendigkeit einer christlich-religiösen Population ergibt und aufgrund der hohen Zugänglichkeit dieser Gruppe, wurde zunächst auf Studierende und Mitarbeiter der theologischen Fakultäten und Mit glieder christlicher Hochschulgruppen der Universitäten Wien, Salzburg, Graz und Linz zurückgegriffen. Um die Anzahl von evangelischen Probanden zu vergrößern (da diese an österreichischen Universitäten nur in Wien in einer recht kleinen Anzahl zu finden sind), wurde auch auf deutsche Hochschulen zurückgegriffen. 2 Bei der Rekrutierung wurden E-Mail-Verteiler von Fakultäten und Studierenden vertretungen genutzt. ¶9 Probanden, die weder einer evangelischen noch der römisch-katholischen Kir che angehören oder die keinen Kontakt zu Geistlichen innerhalb ihrer Gemeinde hatten, wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Dies wurde mit folgendem Item 2 Erhebungen wurden an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Georg-August-Universi tät Göttingen, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität Hamburg und Ludwig-Maxi milians-Universität München durchgeführt. 43 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) abgefragt: Waren Sie in Ihrer Jugend in einer christlichen Gemeinde involviert und hatten Sie in diesem Rahmen Kontakt zu einem Pfarrer? 3 Insgesamt waren Daten von 63 Personen für die Auswertung nutzbar, wobei sich die Stichprobe aus 25 männlichen und 38 weiblichen Probanden zusammensetzt. Das Durchschnittsalter beträgt 27.43 mit einer Standardabweichung von 7.43 (Mindestalter war 18, Höchstalter 50). Circa zwei Drittel der befragten Personen stammt aus Österreich (n = 39), ein Drittel aus Deutschland (n = 22), zwei Personen geben hier »Sonstiges« an. 36 Personen geben an, der römisch-katholischen Kirche anzugehören, 27 der evangelischen Kirchen. 44 Personen studierten zum Zeitpunkt der Erhebung, zwölf Personen geben an berufstätig zu sein, und sieben Probanden enthielten sich einer Angabe. Fragebogenkonstruktion und Operationalisierungen ¶11 Bei der Fragebogenkonstruktion wurde auf bereits vorhandene Items und Skalen (u.a. von Hazan und Shaver 1987; Rowatt und Kirkpatrick 2002; Huber 2003) sowie die Generierung von eigenen Items zurückgegriffen. Die Items, die die Religiosität, die Wahrnehmung Gottes und die Bindung an Gott erfassen, sind im Anhang dargestellt. Die Items zur Wahrnehmung des und Beziehung zum Geistlichen sind von der Autorin selbst entwickelt worden und werden folgend einge hender dargestellt. Wahrnehmung des und Beziehung zum Pfarrer(s) ¶12 Die Items zur Erfassung der Wahrnehmung des Pfarrers, inwieweit er als mögliche Ansprech- und Bezugsperson bei Sorgen gesehen wird, seine empathischen Fähig keiten und seine Offenheit bezüglich der Gefühle der Gemeindemitglieder wurden auf Grundlage der Arbeiten von Kobak et al. (2005) entwickelt. Kobak et al. entwickelten drei Kriterien, die als Hilfestellung dienen, um eine Bindung im Sinne Bowlbys zu erkennen. Als erstes sollte die Bindungsperson bestimmte Funktionen erfüllen, z.B. Sicherheit und Schutz bei Stress oder Problemen geben und bei Herausforderungen unterstützen. Zweitens sollte das Wohlbefinden der befragten Person mit dem Maße, in dem die Bindungsperson als erreichbar empfunden wird, zusammenhängen. Als letztes Kriterium führen Kobak et al. das Gefühl an, dass die Bindungsperson sich langfristig verpflichtet und dies unabhängig von Zeit- und Ortswechseln geschieht. Die Antwortmöglichkeiten reichen von 1 = gar nicht bis 5 = sehr. Alle Items sind vollständig in Tabelle 1 dargestellt. Faktorenanalyse der selbst generierten Items ¶13 Zur Dimensionsreduktion wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit Obli min-Rotation berechnet. Die kleine Stichprobengröße stellt die Legitimität dieser 3 In christlichen Gemeinden ist der Pfarrer der Geistliche, der am meisten Kontakt mit den Gemeindemitgliedern hat (Rothen 2009). Daher wurde im Fragebogen der Begriff Pfarrer genutzt, um näher an den üblichen Begriffen im Gemeindeleben zu sein. Im Folgenden werden die Begriffe Geistlicher sowie geistlicher Amtsträger synonym verwendet. Der Begriff Pfarrer wird immer dann verwendet, wenn ein Bezug auf die Items oder Ergebnisse des Fragebogens hergestellt wird. 44 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Analyse zunächst in Frage. Daher wurde zur Absicherung der Sphärizitätstest nach Bartlett (1954) angewandt, bei der die Nullhypothese getestet wird, dass die Korre lationsmatrix der Einheitsmatrix entspricht – wenn diese abgelehnt werden kann, darf eine Faktorenanalyse berechnet werden. Auch das Kaiser-Meyer-Olkin-Maß (KMO; Kaiser 1970; 1974) wurde eingesetzt, das prüft, inwieweit ein Datensatz für eine Faktorenanalyse geeignet ist: Hier zeigte sich, dass der Wert des KMO mit .80 deutlich über dem erforderlichen Wert von .60 liegt (Kaiser 1974). Der Bartlett-Test fällt ebenfalls hochsignifikant aus (χ²= 596.58, p = .00). Auch ein erster Blick auf die Korrelationsmatrix zeigte viele Korrelationen mit einem Wert >.30 (Tabachnik und Fidell 2007, 614). Daher fiel die Entscheidung trotz der geringen Stichprobengröße auf die Hauptkomponentenanalyse. Auf die damit ver bundenen Einschränkungen bei der Ergebnisinterpretation wird im Diskussions teil eingegangen. ¶14 ¶1 Die Hauptkomponentenanalyse ergibt eine Faktorenlösung mit drei Faktoren mit einem Eigenwert über 1 (Eigenwerte: Faktor 1 = 9.62; Faktor 2 = 2.33; Faktor 3 = 1.48). Der erste Faktor erklärt 54 Prozent der Varianz, der zweite 13 Prozent, der dritte acht Prozent. Der erste Faktor bezeichnet allgemein die Wahrnehmung des Pfarrers als Bezugsperson und Ansprechpartner und wird als Faktor Bezugsper son bezeichnet. Die Items, die auf dem zweiten Faktor laden, bezeichnen die einfühlsame Seite des Pfarrers und seine Fähigkeit, emotional und empathisch auf andere einzugehen. Dieser zweite Faktor wird daher als Faktor Gespür bezeichnet. Auf den dritten Faktor laden die Items negativ, die um die Themen der Erreich barkeit des Pfarrers kreisen – dieser wird als Distanz bezeichnet. Bezugsperson und Gespür korrelieren positiv zu .25, während der Faktor Distanz mit beiden negativ korreliert (rDistanz.Bezugsperson = -.45; rDistanz.Gespür = -.32). Insgesamt klären die drei Fakto ren 75 Prozent der Gesamtvarianz auf. ¶15 Die Skalen wurden durch Addieren der berechneten Werte auf den Items sowie Dividieren durch die Anzahl der Items gebildet. Cronbachs α als Reliabilitätsmaß wies für alle drei Skalen zufriedenstellende Werte auf: Die Skala Bezugsperson weist einen Wert von .94 auf, die Skala Distanz von .85 und die Skala Gespür von .86. Wahrnehmung Gottes und Bindung an Gott ¶16 Zur Erhebung der Wahrnehmung Gottes wurde das Modell von Rowatt und Kirk patrick (2002) eingesetzt, das auf die zwei Dimensionen Vermeidung und Ängstlich keit reduziert. Alle Items sind vollständig im Anhang dargestellt. Die Skala Ängst lichkeit weist in dieser Arbeit eine interne Konsistenz von .72 auf, die Skala Vermei dung eine Reliabilität von .80. Rowatt und Kirkpatrick (2002) berichteten von einer internen Konsistenz von .80 in der Skala Ängstlichkeit und einer internen Konsistenz von .92 der Skala Vermeidung. 45 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Tabelle 1: Oblique rotierte Komponentenladungen der multi-item Erfassung der Wahrnehmung des Pfarrers BezugsGespür Distanz person Unabhängig davon, wie oft wir uns sahen, wusste .91 .11 -.33 ich, dass ich eine Rolle in seinem Leben spielte. Der Pfarrer meiner Gemeinde hat sich persönlich .88 .09 -.32 mir verpflichtet gefühlt. Der Pfarrer meiner Gemeinde war auch nach mei nem Wegzug aus der Gemeinde Ansprechpartner .85 .34 -.33 bei Sorgen. Trotz einer räumlichen Trennung hatte ich weiterhin .84 .20 -.39 guten Kontakt zu dem Pfarrer meiner Gemeinde. In meiner Adoleszenz war der Pfarrer meiner .78 .49 -.44 Gemeinde eine wichtige Bezugsperson. Noch heute ist der Pfarrer meiner Gemeinde eine .85 .31 -.45 wichtige Bezugsperson. Auch wenn ich lange keinen Kontakt zu dem Pfarrer .78 .39 -.40 hatte, wusste ich, dass er an mich dachte. Ein möglicher Verlust des Pfarrers wäre für mich .78 .13 -.42 nur schwer zu ertragen gewesen. Ich habe mich mit Problemen und Sorgen an den .82 .27 -.39 Pfarrer meiner Gemeinde gewandt. Der Pfarrer vermittelte nicht nur kognitive Inhalte, sondern sprach auch über persönliche und emotio nale Inhalte. Der Pfarrer hatte ein Gespür für die Anliegen und Probleme der Kinder der Gemeinde. Der Pfarrer hatte ein Gespür für die Anliegen und Probleme der erwachsenen Mitglieder der Gemeinde. Der Pfarrer schien für mich erreichbar. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich jederzeit an den Pfarrer hätten wenden können. Es war wichtig für mich zu wissen, dass ich den Pfarrer jeder Zeit hätte erreichen können. Das Wissen um die Erreichbarkeit des Pfarrers gab mir Sicherheit. Ich habe mit dem Pfarrer meiner Gemeinde auch über private Dinge gesprochen. ¶17 .32 .87 -.25 .17 .93 -.42 .46 .84 -.43 .24 .36 -.81 .32 .52 -.78 .39 .13 -.83 .51 .22 -.78 .48 .42 -.70 Zur Erhebung der Bindung an Gott wurde das 1-Item-Verfahren nach Kirkpa trick und Shaver (1992) eingesetzt, das auf der Arbeit von Hazan und Shaver (1987) basiert – in der ursprünglichen Form zur Erhebung der Bindung an den Partner gedacht. Kirkpatrick und Shaver (1992) passten dieses Verfahren auf Gott als Bezugsfigur an. Die deutschsprachige Version wurde von der Autorin mit Rückgriff auf die Arbeiten von Neumann (2002) entwickelt. Dieses 1-Item-Ver fahren wurde bereits mehrfach eingesetzt (vgl. u.a. Hernandez, Salerno und 46 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Bottoms 2010; Granqvist et al. 2012). Es wurde zudem eine siebenstufige Antwortskala eingeführt, um eine kategoriale Einteilung zu einem Bindungsstil zu vermeiden. Dieses Verfahren wurde bereits von mehreren Autoren (vgl. u. a. Collins und Read 1990; Granqvist 2002) genutzt und ist ebenfalls im Anhang dargestellt. Religiosität ¶18 Zur Messung der Religiosität wurden das Modell der Zentralität und des Inhalts nach Huber (2003) und das dazugehörige Erhebungsverfahren eingesetzt. Huber definiert religiöses Erleben und Verhalten als eine Funktion der Zentralität und des Inhalts religiöser Konstruktsysteme: R = f (Z, I). Der Fragebogen enthält zehn Items, jeweils zwei Items für eine der fünf Inhaltsdimensionen (Ritual, Erfahrung, Wissen, Devotion und Ideologie). Die Zentralität der Religiosität wird durch die Zusammenführung der beobachteten Werte aller zehn Items berechnet. Die Items befinden sich im Anhang. Erhebungsablauf ¶18 Das Design der Studie ist eine Online-Befragung, bei der mit Hilfe des Programms LimeSurvey gearbeitet wurde. Die Erhebung wurde im März 2013 durchgeführt. Sämtliche statistische Analysen wurden mit SPSS 20 durchgeführt. Im Februar 2013 wurde ein Pretest mit fünf Mitarbeitern der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien durchgeführt, wobei insbesondere auf sprachliche und inhaltlich-logische Fehler geachtet wurde. Ergebnisse Deskriptive Ergebnisse Beziehung zum und Wahrnehmung des Geistlichen ¶19 Bei der deskriptiven Auswertung der Antworten auf die von der Autorin selbst entwickelten Items zeigt sich, dass die meisten Befragten die emotionalen Fähigkei ten des Pfarrers überdurchschnittlich hoch einschätzen. Die Skala Gespür weist einen Mittelwert von 3.67 mit einer Standardabweichung von 1.03 auf. Sie nehmen ihn als jemanden wahr, der sich um die Gemeinde kümmert und auch Interesse für persönliche Angelegenheiten zeigt. Jedoch zeigt sich auch, dass er wenig als Bezugsperson oder als tatsächlicher Ansprechpartner gesehen wird. Die Skala Bezugsperson weist einen Mittelwert von 2.27 (SD = 1.26) auf. In Krisen oder bei anderen schwierigen Situationen kann der Pfarrer jedoch durchaus als Ansprech partner gesehen werden. Möglicherweise lässt sich dies dadurch erklären, dass der Pfarrer sicherlich nicht die primäre Bezugsperson ist. Zunächst würde sich also jemand an Eltern, Partner, Freunde oder andere Familienmitglieder wenden. Den noch ist es denkbar, dass diese Person sich in größeren Krisen oder bei Problemen mit diesen Bezugspersonen dann auch an Ansprechpartner wendet, die eher im 47 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Hintergrund stehen, wie z.B. den Pfarrer. Der Kontakt bricht jedoch oft ab, sobald eine räumliche Trennung erfolgt. Die Distanz zum Pfarrer wird mit einem Mittel wert von 2.98 (SD = 1.08) eingeschätzt. Bindung an Gott und Wahrnehmung Gottes sowie Religiosität ¶20 Einführend wird erfragt, ob sich der Proband in einer Beziehung mit Gott sieht (Ich habe das Gefühl, dass ich eine persönliche Beziehung zu Gott habe.). Alle 63 Personen geben an, dass diese Aussage vollkommen oder eher zutrifft, womit die Grundlage gegeben ist, diese Beziehung weiter zu untersuchen. Die Skala Ängstlichkeit weist einen Mittelwert von 9.89 (SD = 4.31) auf, die Skala Vermeidung einen Mittelwert von 13.91 (SD = 6.70). Die beiden Skalen korrelieren zu .37 hoch signifikant mit einander – ein etwas niedrigerer Wert jedoch als in der Studie von Rowatt und Kirkpatrick (2002; rVermeidung;Ängstlichkeit = .56). Die Religiosität der Probanden wurde mit dem Modell von Huber (2003) gemessen. Dabei wurden die Dimensionen Wissen (M = 4.33; SD = 0.84) und Ideologie (M = 4.07; SD = 0.93) am höchsten eingeschätzt. Die Dimension Erfahrung erhält dagegen die niedrigste Einschätzung (M = 2.67; SD = 0.95). Die Skala Ritual weist einen Mittelwert von 3.90 und eine Standardabweichung von 1.12 auf. Der Mittelwert der Skala Konsequenzen beläuft sich auf 3.51 (SD = 0.69). Die Zentralität der Religiosität zeigt einen Mittelwert von 3.70 (SD = 0.69). ¶21 Zudem wurde zur Messung der Bindung an Gott das 1-Item-Verfahren nach Kirkpatrick und Shaver (1992) eingesetzt. Diese Bindung wird überwiegend als sicher eingeschätzt (Msicher = 5.51; SD = 1.43). Der Mittelwert der ambivalent-unsi cheren Bindung an Gott ist niedriger (M ambivalent = 3.70; SD = 1.77); der Mittelwert der vermeidend-unsicheren Bindung nochmals niedriger (M vermeidend = 1.74; SD = 1.25). Die Bindung an Gott wird signifikant häufiger als sicher eingeschätzt als als unsicher (Vergleich sicher - ambivalent: t = -2191.69, df = 83, p = .00; Vergleich sicher - vermeidend: t = -1019.85, df = 83, p = .00). Bei einem Test auf signifi kante Unterschiede zwischen den unsicheren Bindungsstilen zeigt sich, dass die Bindung signifikant häufiger als ambivalent-unsicher eingeschätzt wird als als vermeidend-unsicher (t = -863,45, df = 83, p = .00). Konfessionsvergleich ¶22 Die Mittelwerte der drei entwickelten Faktoren sehen im Konfessionsvergleich fol gendermaßen aus: Tabelle 2: Konfessionsvergleich der drei Skalen zur Wahrnehmung des Pfarrers Katholisch Bezugsperson Gespür Distanz M = 1.90; SD = 1.13 M = 3.38, SD = 1.16 M = 2.76, SD = 1.13 48 Evangelisch M = 2.88, SD = 1.25 M = 4.07, SD = .65 M = 3.27, SD = .96 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶23 Zur Untersuchung der konfessionsgebundenen Unterschiede wurde eine Vari anzanalyse mit Distanz, Gespür sowie Bezugsperson als abhängige Variablen sowie der Konfessionszugehörigkeit als unabhängige Variable durchgeführt. Es zeigen sich jeweils signifikante Unterschiede, wobei die evangelischen Befragten höhere Werte aufweisen als die katholischen (F Distanz = 308.50, df = 1, p = .00; F Gespür = 427.90, df = 1, p = .00; FBezugsperson= 173.59, df = 1, p = .00). Als Kovariaten wurden die Variablen Alter, Geschlecht sowie Herkunftsland (Deutschland vs. Österreich) mit einbezogen: Hier zeigen sich keine signifikanten Einflüsse (p-Werte zwischen .23 und .88). ¶24 Um zu messen, inwieweit die Konfession einen Einfluss auf die Wahrnehmung Gottes hat, wurde eine MANOVA mit Konfession als unabhängige Variable sowie Ängstlichkeit und Vermeidung als abhängige Variablen gerechnet. Es zeigt sich kein signifikanter Einfluss auf die beiden abhängigen Variablen (F Vermeidung = .53, df = 1, p = .47; FÄngstlichkeit = .43, df = 1, p = .51). Nicht signifikant sind die konfessionsge bundenen Unterschiede bei der MANOVA mit der Bindung an Gott als abhängige Variable (FGott_Sicher = 1.59, df = 1, p = .21; F Gott_Ambivalent-unsicher= 0.94, df = 1, p = . 34; FGott_Vermeidend-unsicher= .96, df = 1, p = .33). ¶25 Ähnlich wurde mit den fünf Inhaltsdimensionen der Religiosität und der Zen tralität vorgegangen. Auch hier zeigen sich fast alle Vergleiche zwischen den Kon fessionen als nicht-signifikant, lediglich auf der Dimension Ritual erzielen die evan gelischen Gläubigen höhere Werte als die katholischen (M evangelisch = 4.33, SDevangelisch = .81; Mkatholisch = 3.58, SDkatholisch = 1.23; F = 7.54, df = 1, p = .00). Zusammenhänge zwischen den Bezugsfiguren und der Religiosität ¶26 Darüber hinaus wurden die Konstrukte zu den Bezugsfiguren Gott und Pfarrer sowie der Religiosität miteinander in Beziehung gesetzt. Hier wurde ein korrelati ves Vorgehen gewählt. Bei der Skala Bezugsperson zeigen sich drei signifikant posi tive Produkt-Moment-Korrelationen mit den Inhaltsdimensionen nach Huber (2003): Ritual, Wissen und Konsequenzen. Ansonsten erreicht nur die positive Korre lation zwischen Erreichbarkeit und Konsequenzen einen signifikanten Wert. Alle Werte sind in der folgenden Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 3: Korrelationen zwischen der Beziehung zum und Wahrnehmung des Pfarrer(s) sowie der Religiosität Bezugsperson Gespür Erreichbarkeit Ritual r = .41** r = .03 r = .17 Ideologie r = -.24 r = .05 r = .01 Erfahrung r = -.01 r = .17 r = .14 Wissen r = .35* r = -.02 r = .13 Konsequenzen r = .47** r = .24 r = .39** Anmerkungen: Das Signifikanzniveau wird folgendermaßen gekennzeichnet: * = p<0.05, ** = p<0.01, *** p<0.001 49 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶27 Zudem wurden die Korrelationen zwischen den drei Skalen zur Wahrnehmung des und Beziehung zum Geistlichen sowie den Konstrukten zur Erfassung der Wahrnehmung von und Bindung an Gott berechnet, die in Tabelle 4 vollständig dargestellt sind. Hier erreicht nur eine Korrelation Signifikanz: Die unsicher-vermei dende Bindung an Gott korreliert signifikant positiv mit der Skala Bezugsperson. Tabelle 4: Korrelationen zwischen der Beziehung zum und Wahrnehmung des Pfarrer(s) sowie den Konstrukten zur Bezugsfigur Gott Bezugs Erreich Gespür person barkeit Vermeidende Dimension r = .12 r = -.02 r = -.01 Ängstliche Dimension r = -.03 r = -.01 r =-.09 Sichere Bindung an Gott r = -.15 r = .10 r = .18 Unsicher-ambivalente Bindung an Gott r = -.04 r = .08 r = -.08 Unsicher-vermeidende Bindung an Gott r = .33* r = .00 R = -.04 Anmerkungen: Das Signifikanzniveau wird folgendermaßen gekennzeichnet: * = p<0.05, ** = p<0.01, *** p<0.001 Diskussion Die Wahrnehmung von Geistlichen in christlichen Gemeinden ¶28 Im Allgemeinen wurden die Beziehung zum Geistlichen und dessen Wahrneh mung als positiv wiedergegeben. Es wurden drei Skalen gebildet (Bezugsperson, Gespür, Distanz), wobei die Skala Gespür am höchsten eingeschätzt wird, die Skala Bezugsperson am geringsten. Prinzipiell scheint die Bindungstheorie auch auf die Beziehung von Gläubigen zu Geistlichen anwendbar. Daher könnte es sich lohnen, die Beziehung tiefer und eingehender auf Grundlage der Bindungstheorie zu untersuchen. Ein Ansatz zur Erklärung der Ergebnisse bzw. zur weiteren Untersu chung wäre es, beim Pfarrer zwischen seiner Person und der Rolle, die er innehat, zu unterscheiden. Diese Unterscheidung wird mit den in der vorliegenden Unter suchung erfassten Variablen nicht erfasst und so bleibt unklar, ob sich die Proban den wirklich der Person verbunden fühlen oder aber eher deren Rolle wahrnehmen und aufgrund dieser und des damit verbundenen Amtes die emotionalen Fähigkei ten und Verhaltensweisen des Geistlichen einschätzen. Eventuell existiert eine Art »Stereotyp« eines Pfarrers, das verschiedene Verhaltensweisen in sich vereint: z., dass sich dieser für andere interessiert und für sie da ist sowie gut mit den Sorgen und Nöten von anderen umgehen kann. ¶29 Zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen den Bindungserfahrungen in der Kindheit und den Bindungen im Erwachsenenalter werden in der Forschungslite ratur zwei gegenläufige Hypothesen vorgeschlagen (vgl. Kirkpatrick und Shaver 1990; Granqvist 1998; Kirkpatrick 2005). Nach der Kompensationshypothese kön nen religiöse Bindungsfiguren wie Gott als Ersatz für fehlende oder unbefriedi gende menschliche Beziehungen bzw. für vergangene unsichere Bindungen dienen. Die Korrespondenzhypothese dagegen besagt, dass Menschen zu Gott eine ähnli 50 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) che Beziehung aufbauen, wie sie sie zu ihren Bezugspersonen in der Kindheit hat ten und Menschen mit einem sicheren Bindungsstil ein positives Selbst- und Fremdbild (u.a. also auch Gottesbild) besitzen. Auch die Beziehung zu Geistlichen ließe sich hierbei mit anderen Beziehungen in Zusammenhang setzen und im Sinne der beiden Hypothesen untersuchen. Könnte nicht der Pfarrer als Ersatz für schwierige Beziehungen zu den Eltern agieren? Oder wird die Beziehung zu Geist lichen durch den Bindungsstil einer Person beeinflusst? ¶30 Die berechneten Korrelationen gewähren einen ersten Einblick in die Zusam menhänge der Konstrukte rund um die Person des Geistlichen: Relevant scheint die eigene Religiosität für die Einschätzung des Pfarrers als Bezugsperson zu sein – hier finden wir drei signifikante Korrelationen. Das Gottesbild und die Bindung an Gott scheinen dagegen kaum eine Rolle zu spielen. Um den Zusammenhang tiefer untersuchen zu können und um eine höhere Aussagekraft zu erreichen, ist ein qua litatives Vorgehen mit Interviews in zukünftigen Studien denkbar. Vergleich von evangelischen und römisch-katholischen Gläubigen ¶31 Bei der Erfassung der Wahrnehmung der Geistlichen zeigt sich, dass die evangeli schen Gläubigen den geistlichen Amtsträger bei allen drei Skalen positiver ein schätzen. Diese konfessionsgebundenen Unterschiede weisen darauf hin, dass der Pfarrer in den Gemeinden unterschiedlich wahrgenommen wird. Die nicht signifi kanten Unterschiede zwischen den Konfessionen bezüglich der Bindung an Gott und der Wahrnehmung Gottes sind ein weiterer Hinweis darauf, dass die Ursache für die signifikanten Ergebnisse tatsächlich in der Struktur des Amtes und der Gemeinden liegen könnte. Die konfessionsgebundenen Unterschiede ließen sich möglicherweise im Sinne der unterschiedlichen Rollen des Pfarrers in evangeli schen bzw. in katholischen Gemeinden erklären: In der evangelischen Kirche wird jeder durch die Taufe mit dem Dienst in der Kirche beauftragt – geistliche Amts träger übernehmen dabei nur bestimmte Aufgaben. Die katholische Kirche hebt dagegen die Unterschiede zwischen dem geweihten Stand und den Getauften besonders hervor (Frieling 2007). Eventuell führt dies zu einer größeren Distanz zwischen Geistlichen und Gemeindemitgliedern in katholischen Gemeinden. Dies reflektiert sich möglicherweise in der Wahrnehmung durch die Gläubigen, die in evangelischen Gemeinden durch die weniger distanziert strukturierte Position der Geistlichen eher deren Nähe suchen und weniger Hemmungen haben, mit ihnen über persönliche Dinge zu sprechen. Dennoch ist die Interpretation mit Vorsicht zu betrachten, insbesondere aufgrund von methodischen Einschränkungen, die im folgenden Abschnitt ausgeführt werden. Einschränkungen und Kritik ¶32 Wie bereits erwähnt, wird zwischen den Bindungsrepräsentationen (im Sinne einer Verinnerlichung der Gesamtheit der Bindungserfahrungen, die sich zu inneren Arbeitsmodellen herausbilden) sowie der Bindung an eine bestimmte Person 51 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) unterschieden – Aspekte, die mit unterschiedlichen Verfahren gemessen werden, wie in Abschnitt 1.1 ausgeführt. Beide Verfahrensgruppen weisen unterschiedliche Probleme auf. So merkt Granqvist (2010) an, dass Selbstberichte soziale Erwünschtheit reflektieren und durch die gewünschte Selbstpräsentation beein flusst sind. Cassibba et al. (2008) kritisieren, dass Selbstberichtsverfahren oft nicht empirisch mit Verhaltensbeobachtungen in Zusammenhang gebracht werden. Zudem führen sie an, dass mögliche Übereinstimmungen zwischen zwei Bin dungserfahrungen eventuell auf gemeinsame Methodenvarianz zurückzuführen sind. Ein weiteres Problem mit Selbstberichten ist, dass die Grenzen der Intro spektionsfähigkeit die Aussagekraft der Daten mindern (vgl. Kirkpatrick und Sha ver 1990, 330). Jedoch sehen Versuchspersonen bei anonymen schriftlichen Ver fahren wie dem hier angewandten am wenigsten Anlass, Dinge zu beschönigen (vgl. Mummendey und Grau 2008, 39). Zudem gibt es auch Ansätze, die Selbstbe richtsverfahren zu validieren, denn aufgrund der hohen Praktikabilität werden diese häufig eingesetzt. Neumann und Tress (2007, 147) untersuchten die Validität der 1-Item-Messung von Hazan und Shaver (1987) und können diese stützen, »da die drei Stile in zu erwartender Weise mit anderen Variablen der partnerschaftli chen Bindung zusammenhingen«. Es gibt jedoch auch bei Interviewverfahren Ein schränkungen: Kirkpatrick (2005) meint, dass es nicht eindeutig ist, »what AAI measures« (Kirkpatrick 2005, 46). Weiter führt er an, dass das »AAI more likely captures something about individual differences in parental caregiving system rather than the attachment system per se« (Kirkpatrick 2005, 47). Ausschlaggebend für die Wahl von Selbstberichtsverfahren war, dass sich die vorliegende Studie auf konkrete Bindungsbeziehungen konzentriert. ¶33 Eine weitere Einschränkung betrifft die methodische Vorgehensweise: Einer seits ist die Aussagekraft durch den Querschnitt und den Fokus auf ein korrelati ves Vorgehen beschränkt, was keinerlei kausale Aussagen zulässt (vgl. Bortz und Döring, 2006, 565; Kuckartz et al. 2013, 223). Ein weiteres Problem bei dieser Untersuchung ist andererseits, dass sich der Großteil der Fragen auf die Vergan genheit bezieht, was eventuell zu Erinnerungsproblemen führt (vgl. Mummendey und Grau 2008, 52 ff.). Eine Erhebung mit Studierenden und Universitätsmitarbei tern ist aus praktischen Gründen einfacher durchzuführen. Für weiterführende Studien, die mehr finanzielle und zeitliche Möglichkeiten besitzen, sollte eine Date nerhebung mit Personen in den Gemeinden angedacht werden. Die recht kleine Stichprobe schränkt ebenfalls die Aussagekraft der Ergebnisse ein: Dies ist bei der Anwendung der Hauptkomponentenanalyse der Fall, da hier die Faktorenstärken vermutlich überschätzt wurden. Auch beim Gruppenvergleich ist einschränkend die geringe Stichprobengröße zu nennen. Wünschenswert wäre die Replikation der Ergebnisse mit einer größeren Stichprobe. 52 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Weitere Forschungsfragen ¶34 An die hier vorliegende Studie schließen sich weitere Fragen an, die mit den erho benen Daten nicht zu beantworten, aber sicherlich von Interesse sind. Auf Basis der hier vorliegenden Ergebnisse ließen sich dann auch konkrete Hypothesen auf stellen und überprüfen. Die Beziehung zum Geistlichen lässt sich einerseits als unabhängige Variable, andererseits als abhängige Variable einsetzen und untersu chen. Wovon hängt es ab, wie die Beziehung zum Pfarrer gesehen wird? Welchen Einfluss haben das Verhalten und die Persönlichkeit des Pfarrers, die Erfahrungen in der Kirche und die Einbindung in der Gemeinde auf die Wahrnehmung des Pfarrers? Auch lässt sich nach den Auswirkungen der Beziehung zum Pfarrer auf das Wohlbefinden der Gläubigen, auf die Religiosität, die Verbundenheit mit der Kirche im Erwachsenenalter und auf die Studienwahl (Theologie-Studium) fragen. Die Studie konzentriert sich ausschließlich auf die christlichen Konfessionen der römisch-katholischen, der evangelisch-lutherischen sowie evangelisch-reformierten Kirche – die Frage nach der Situation in anderen Religionsgemeinschaften sowie in anderen Konfessionen ist weiterhin offen. Resümee ¶35 Die vorliegende Studie trifft Aussagen zur Wahrnehmung von Geistlichen in christlichen Gemeinden und vollzieht einen Vergleich zwischen evangelischen und römisch-katholischen Gläubigen bezüglich verschiedener Konstrukte. Der Pfarrer kann Bindungsfunktionen und -aufgaben übernehmen (z.B. als Ansprechperson in Krisen), wird jedoch nur selten wirklich als Bezugsperson wahrgenommen und »genutzt«. Im Gegensatz dazu finden sich bei der Bindung an Gott und der eige nen Religiosität keine signifikanten Unterschiede (Ausnahme ist die Inhaltsdimen sion Ritual). Die Bindungstheorie erweist sich in der vorliegenden Studie als eine fruchtbare Theorie, die für religionspsychologische Fragestellungen sinnvoll genutzt werden kann und sollte. Die Wahrnehmung von und Beziehung zu geistli chen Amtsträgern ist jedoch sicherlich komplexer und vielfältiger als mit dem angewandten Fragebogen erfasst werden kann. Die signifikanten konfessionsge bundenen Unterschiede jedoch zeigen, dass es sich lohnen könnte, die Wahrneh mung von Geistlichen tiefergehender mit qualitativen Methoden und mit zusätzli chen theoretischen Ansätzen zu erforschen. Die Autorin Sarah Franziska Tichy studierte von 2006 bis 2012 an der Universität Mannheim Psychologie (Diplom). An der Universität Wien absolvierte sie anschließend das Europäische Diplom in Religionspsychologie und studierte Religionswissenschaft (Master). Zurzeit lebt sie in München und bereitet sich auf ihre Promotion vor. Ihr Hauptinteresse liegt darin, psychologische Theorien mit religionswissenschaftlichen Inhalten und Themen zu verbinden. Kontakt: [email protected] 53 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Literatur Ainsworth, Mary D. Salter. 1989. »Attachments beyond infancy.« American Psychologist 44 (4): 709-716. Ainsworth, Mary D. Salter, Mary C. Blehar, Everett Waters, und Sally Wall. 1978. Patterns of attachment. A psychological study of the strange situation. Hillsdale, NJ: Erlbaum. Bartholomew, Kim. 1990. »Avoidance of intimacy: An attachment perspective.« Journal of Social Psychology and Personal Relationships 7: 147-178. Bartholomew, Kim, und Leonard Horowitz. 1991. »Attachment styles among young adults: A test of a four-category-model.« Journal of Personality and Social Psychology 61 (2): 273–291. 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Gottes Reaktionen mir gegenüber scheinen widersprüchlich zu sein. Gott scheint manchmal sehr warm, in anderen Zeiten sehr kalt mir gegenüber zu sein. → Antwortskala: 1 = gar nicht zutreffend … bis …7 = sehr zutreffend 3. Bitte schätzen Sie für jede Beschreibung auf einer Skala von eins bis sieben ein, inwieweit diese die Beziehung zu Gott am besten beschreibt. o Sicher: Gott ist im Allgemeinen liebevoll und aufmerksam. Er weiß ziemlich genau, wann ich Hilfe brauche und wann er mich selbststän dig etwas machen lassen kann. Unsere Beziehung ist meistens gut und im Großen und Ganzen kann ich mich nicht darüber beschweren. o Unsicher-ambivalent: Gott ist ziemlich unbeständig in seinen Reaktio nen auf mich, manchmal sehr liebevoll und gegenüber meinen Bedürfnissen aufmerksam, aber manchmal nicht. Ich bin sicher, dass er mich liebt, aber er zeigt es nicht immer in einer Art und Weise, die ich verstehe. o Unsicher-vermeidend: Gott ist im Allgemeinen ziemlich kalt, distan ziert und wenig aufmerksam gegenüber meinen Problemen und per sönlichen Dingen. Ich habe oft das Gefühl, dass er sich nicht wirklich für mich interessiert oder dass er mich möglicherweise nicht mag. 57 Tichy, Sarah F.|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) 4. Zentralität und Inhaltsdimensionen der Religiosität (Huber 2003) a. Ideologie: i. Wie wahrscheinlich ist Ihrer Ansicht nach die Existenz Gottes? ii. Wie wahrscheinlich ist Ihrer Ansicht nach ein Leben nach dem Tod? b. Ritual: i. Wie häufig beten oder meditieren Sie in der Regel? Mehrmals/Einmal pro Tag Mehrmals/Einmal pro Woche Mehrmals/Einmal im Monat Ein paarmal im Jahr Nie ii. Wie wichtig ist für Sie das persönliche Gebet? c. Erfahrung: i. Wie oft erleben Sie Situationen, in denen Sie fühlen, dass Gott Ihnen etwas mitteilt? ii. Wie oft erleben Sie Situationen, in denen Sie fühlen, dass Gott konkret eingreift? d. Wissen: i. Wie oft denken Sie über religiöse Fragen nach? ii. Wie sehr interessieren Sie sich dafür, mehr über religiöse Fragen zu erfahren? e. Konsequenzen: i. Wie oft nehmen Sie in der Regel an Gottesdiensten teil? ii. Wie wichtig ist Ihnen die Teilnahme an Gottesdiensten? 58 Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Religion in bioethischen Diskursen : Interdisziplinäre, internationale und inter religiöse Perspektiven Tobias BAUER Herausgeber: Titel: Voigt, Friedemann Religion in bioethischen Diskursen: Interdisziplinäre, internationale und interreligiöse Perspektiven Verlag: Erscheinungsjahr: Preis: de Gruyter 2010 64,95 € Erscheinungsort: Umfang: ISBN: Berlin, New York 337 Seiten 978-3-11-022437-5 ¶1 Der vorliegende Sammelband Religion in bioethischen Diskursen geht auf eine im Februar 2009 an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) abgehal tene gleichnamige Tagung zurück, die von dem an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der LMU angesiedelten Forschungsprojekt »Religion in bioethischen Dis kursen« unter der Leitung des Herausgebers Friedemann Voigt 1 organisiert wurde.2 Der Band versammelt neben der Einführung des Herausgebers insgesamt zwölf Beiträge, die in ihrer Mehrzahl aus den Vorträgen der Tagung hervorgegangen sind und von unterschiedlichen Perspektiven aus den Versuch einer »Kartographierung religiöser Einflüsse auf die bioethischen Diskurse« (S. 14) unternehmen. 1 Gegenwärtig Professor für Sozialethik mit Schwerpunkt Bioethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. 2 Ein Tagungsbericht liegt vor mit Stephan Schleissing und Michael Zichy. 2009. »Religion in bioethischen Diskursen: Internationale und interreligiöse Perspektiven. Rückblick auf ein Sym posium vom 18. bis 19. Februar in München.« Zeitschrift für Evangelische Ethik 3: 215-219. Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Bauer, Tobias. 2014. Rezension von Religion in bioethischen Diskursen: Interdiszi plinäre, internationale und interreligiöse Perspektiven, von Friedemann Voigt. Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 9:i-vii. URN: urn:nbn:de:0267-201402bauer-2 i Bauer, Tobias|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶2 Ausgehend von einem Verständnis von Bioethik »nicht nur als Ort eines nor mativen ›decision making‹ [...], sondern zugleich als paradigmatisches Feld der Aus tragung und Regelung von ethischen Konflikten in modernen Gesellschaften« (S. 5) verzichtet Voigt in seiner Einführung »Religion in bioethischen Diskursen: Perspektiven der Forschung« dezidiert auf eine Vorabbestimmung von Religion, da das Thema »›Religion in bioethischen Diskursen‹ eine kulturhermeneutische Herausforderung [anzeigt], für die das analytische Instrumentarium erst am Beginn steht« (S. 4). Die Rolle der Religion in den aufgrund ihrer immanenten religiösen Konnotationen bereits stets von »religiöser Sprache, theologischen Reflexionen und kirchlichen Ansprüchen« (S. 1) begleiteten bioethischen Fragestellungen wird dabei im vorliegenden Band unter der Voraussetzung eines »bioethischen Pluralis mus« diskutiert. Diese Grundhaltung beschränkt sich nicht nur auf das Bemühen um einen explizit weit gefassten Ansatz von Interdisziplinarität und die Forderung nach Selbstrelativierung des eigenen Standpunkts, sondern komme als das Innova tive des Bandes v.a. dadurch zum Tragen, »dass er [der vorliegende Band, T.B.] nicht nur die plurale religionskulturelle und theologische Fassung bioethischer Themen konstatiert sowie diesen Pluralismus für ethisch und theologisch legitim erachtet, sondern diesen Pluralismus selbst als eine konstruktive Gestaltungs aufgabe ansieht« (S. 12). Vor diesem Hintergrund entfalten die folgenden Beiträge des Sammelbandes anhand der bereits im Untertitel vorgegebenen Stichwörter »interdisziplinär«, »international« und »interreligiös« ihre Reflexionen zu Akteuren, Argumenten und Konflikten in einzelnen Disziplinen, Ländern und Religionen. ¶3 Die auf Voigts Einführung folgenden ersten drei Beiträge lassen sich dem Stichwort »interdisziplinär« zuordnen. Aus der jeweiligen Perspektive der drei klassischen Disziplinen Medizin, Rechtswissenschaft und Theologie beleuchten diese unterschiedliche Aspekte der innerdeutschen bioethischen Debatte. Im ersten Beitrag »Religion in der Medizin: Ihre Rolle aus der Sicht der Medizin und der medizinischen Ethik« bestimmt der Mediziner und Theologe Christian Kupatt das Verhältnis von Religion und Medizin als die Wechselbeziehung zweier gleicher maßen auf Kontingenzverarbeitung ausgerichteter Bereiche. Medizinisch-thera peutischer Fortschritt sei jedoch nur in solchen Fällen Anlass für ein Aufbrechen von Konflikten zwischen beiden Disziplinen, in denen durch drohende Verschie bungen der bestehenden Zuständigkeiten von Religion und Medizin bisherige Praktiken der Kontingenzbewältigung in Frage gestellt werden, beispielsweise im Falle der Präimplantationsdiagnostik: »Die Nicht-Akzeptanz, sondern Verände rung der Kontingenz durch medizinisches Handeln (hier: Selektion eines nichterkrankten Embryos) bedeutet einen Übergang eines medizinischen Dilemmas aus der Sphäre der religiös-kulturellen Bewältigung in die Sphäre der medizinisch han delnden Veränderung« (S. 27). In der Aushandlung derartiger Konflikte im bio ethischen Diskurs sei die Interaktion zwischen den Akteuren der Bereiche Religion und Medizin als ein alternativloser »beiderseitiger Lernprozess« (S. 30) anzusehen. ii Bauer, Tobias|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶4 Juristische Aspekte des Einflusses von Religion in bioethischen Diskursen nimmt der Beitrag Bijan Fateh-Moghadams »Bioethische Diskurse zwischen Recht, Ethik und Religion: Juristische Perspektiven« in den Blick. Der Verfasser konsta tiert einerseits die anhaltende öffentliche und politische Bedeutung der institutio nalisierten Religion in einer säkularisierten, d.h. funktional ausdifferenzierten Gesellschaft mit ihrem Anspruch, mitzugestalten und Einfluss zu nehmen, und weist andererseits auf die Problematik der juristischen Legitimation ethisch-religi öser Begründungen im biopolitischen Diskurs angesichts des rawlschen »Faktums des vernünftigen Pluralismus« und der gebotenen weltanschaulich-religiösen Neutralität des Staates hin. Religion in bioethischen Diskursen sei »prima facie« rechtsstaatlich bedenklich, »jedenfalls dann, wenn partikulare religiöse Vorstel lungen des Guten zur Begründung und Durchsetzung von allgemeinverbindlichen freiheitsbeschränkenden Rechtsnormen herangezogen werden sollen« (S. 32). Vor diesem Hintergrund wirft Fateh-Moghadams juristische Perspektive v.a. auf den Einfluss von Religion in bioethischen Beratungsgremien einen kritischen Blick. Insbesondere die Besetzung von Gremien staatlich institutionalisierter und privile gierter Politikberatung, wie des Deutschen Ethikrates, mit religiösen Akteuren in Form von Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen sei kritisch zu hinter fragen. ¶5 Den Abschluss dieser ersten »interdisziplinären« Sektion bildet der Beitrag des evangelischen Theologen Reiner Anselm »Religion in der Bioethik: Theologische Perspektiven«, der in seiner kritischen Bestandsaufnahme kirchlicher Beiträge zum bioethischen Diskurs eine biologistische Reduktion des Lebensbegriffs auf die Körperlichkeit des Menschen beklagt: »Nachdem zunächst in einer Art Abwehr des naturwissenschaftlich-medizinischen Denkens eine nur körperbezogene Sicht abgelehnt und statt dessen gerade von der Ethik die Einbeziehung einer Bezie hungs- oder aber eben geistig-seelischen Dimension gefordert wurde, kommt es im Zusammenhang der weiteren Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema zu einem nahezu vollständigen Rückzug der Ethik, gerade auch der kirchlichen Ethik, auf eine vorrangig auf die Körperlichkeit zentrierte Argumentation« (S. 71f.). Anselm führt diese Muster auf diskursstrategische Überlegungen auf Sei ten der Kirchen zurück, die darauf abzielten, ihre eigene Position durch Verzicht auf spezifisch religiöse Versprachlichung zugunsten eines Rekurses auf eine vermeintlich unanfechtbare naturwissenschaftliche Argumentation zu stärken. Die sem Vorgehen stellt er seine Forderung nach einer Rückbesinnung auf traditio nelle, das Aufeinanderbezogensein von Leib und Seele berücksichtigende theolo gisch-anthropologische Konzeptionen und deren Weiterentwicklung entgegen. Auf diese Weise »ein Sinnerschließungspotenzial für das Handeln auch in den Grenzsituationen des Lebens bereit[zu]stellen« (S. 78) sowie deren Fruchtbar machung für eine als angewandte Anthropologie zu verstehende Ethik sei Aufgabe der Theologie im bioethischen Diskurs. iii Bauer, Tobias|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶6 Unter das Stichwort der »internationalen« Perspektiven lassen sich die folgen den Beiträge subsumieren, die die Rolle der Religion in bioethischen Diskursen in fünf durch ganz unterschiedliche religiöse Landschaften geprägten nationalen Kontexten reflektieren: Shai Lavi »The Paradox of Jewish Bioethics in Israel: The Case of Reproductive Technologies«, Teodora Karamelska »Bioethische Fragen in Bulgarien aus orthodoxer Sicht«, Michael Zichy »Religion in den bioethischen Dis kursen Österreichs«, Ulla Schmidt »Religion in Norwegian Bioethical Discourse«, Konrad Hilpert »Religion in den bioethischen Diskursen Deutschlands«. Hierbei wird die große Bandbreite der möglichen Konstellationen deutlich, in denen länderspezifische historische, soziokulturelle und politische Prägungen, unter schiedliche institutionelle Verfasstheiten von Religionen und Konfessionen sowie verschiedenartig ausgestaltete Traditionen des bioethischen Diskurses sich in ganz unterschiedlichen Formen der Wechselwirkung von Religion und bioethischem Diskurs niederschlagen. ¶7 Einem konkreten Aspekt des deutschen Bioethikdiskurses widmet sich der vom Herausgeber zusammen mit der Soziologin Gina Atzeni verfasste Beitrag »Religion und Theologie in bioethischen Kommissionen: Eine Untersuchung zu Berufs theologen in ethischen Diskursen«. In ihrer Typologie von Berufstheologen als religiösen Akteuren differenzieren die Autoren zwischen dem Typus des »Seelsor gers«, des »akademischen Theologen« und des »Kirchentheologen« und analysieren deren Rolle in verschiedenen Arten bioethischer Kommissionen hinsichtlich der den Akteuren entgegengebrachten Erwartungen, deren Agieren und Selbst verständnis. Mögliche Rollen, die dabei eingenommen werden können, umfassen ein breites Spektrum unterschiedlicher theologischer Reflexionstiefe, das sich von der Rolle eines »exemplarische[n] Laien« (S. 219) über die eines »Verfechter[s] bestimmter theologisch-ethischer Positionen« (S. 230) oder eines »Repräsentanten exemplarischer Öffentlichkeit« (S. 230) hin zu der eines mehr oder weniger an offiziell verlautbarte Positionen gebundenen Kirchenvertreters erstrecken kann. Hinsichtlich der in bioethischen Beratungskommissionen vertretenen theologi schen Positionen konstatieren Atzeni und Voigt weiterhin einen moralischen Pluralismus, der etwa von den meisten Mitgliedern beispielsweise des Deutschen Ethikrates (bzw. des Nationalen Ethikrates) zwar pragmatisch-faktisch anerkannt, normativ jedoch nicht akzeptiert werde. An diesem Punkt plädieren die Autoren jedoch für eine solche normative Akzeptanz des Pluralismus durch selbstreflexive Explikation der Voraussetzungen der eigenen Position mit der Zielsetzung einer »akzeptierten Gestaltung des Pluralismus durch Kompromisse« (S. 239). Dadurch könne »über die Grenzen von Kirchen, Konfessionen und Lehrmeinungen hinweg das Wasserzeichen einer menschenfreundlichen Religion sichtbar [werden]« (S. 241). ¶8 Die folgenden beiden Beiträge, die den bioethischen Diskurs aus der Sicht nichtchristlicher Religionen thematisieren, bilden die »interreligiösen« Perspektiven des Bandes. Einen breiten Überblick über Akteure und Prinzipien der islamischen iv Bauer, Tobias|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Bioethik sowie über die Rolle von Staat und Naturwissenschaften im islamischbioethischen Diskurs gibt Thomas Eich in seinem Beitrag »Islamische Bioethik: Determinanten und Elemente der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung«. Eich zeigt dabei insbesondere die große Bedeutung der Scharia (šarīʿa) auf, die die bioethischen Debatten im Islam entscheidend präge. Auch wenn sich das islami sche Recht in seiner historischen Entwicklung stets mit zeitgenössischen Entwick lungen auseinanderzusetzen hatte, stelle die Konfrontation mit neueren bio ethischen Dilemmata insofern eine qualitativ neuartige Herausforderung dar, als dass traditionelle Argumentations- und Begründungsstrukturen zunehmend ausge hebelt werden. Dies führe dazu, dass bisherige Ermessensspielräume, in denen vormals mit gewissen Unsicherheiten behaftete naturwissenschaftlich-medizische Befunde moralischen oder gesellschaftlichen Gütern untergeordnet werden konnten, immer weiter geschlossen werden. Dies könne – etwa im Falle einer Vaterschaftsbestimmung – bedeuten, »dass naturwissenschaftliche Aussagen aufgrund ihrer absoluten Gewissheit in frontale Opposition zu einer šarīʿaAussage geraten können und diese Situation nun nicht mehr durch die altherge brachten Regeln dieser Abwägungsprozesse auflösbar ist« (S. 262). ¶9 Während Eich in seiner Darstellung in erster Linie den arabisch-sunnitischen Bereich in den Blick nimmt, konzentriert sich Lilian Marx-Stöltings Beitrag »Jüdi sche Perspektiven auf bioethische Fragestellungen und ihre Rolle in bioethischen Diskursen in Deutschland« wieder auf den deutschen Kontext. Hier weist MarxStölting einerseits nicht nur auf das aus den unterschiedlichen Zugangsweisen des liberalen und orthodoxen Judentums entspringende breitgefächerte Spektrum jüdischer Perspektiven auf bioethische Fragestellungen hin, sondern räumt andererseits die – besonders im Vergleich mit der Situation in den USA deutliche werdende – bisher eher marginale Rolle jüdischer Bioethik im deutschen Diskurs ein. Hierin liege ein bislang ungenutztes Potential, das durch verstärkte Vernetzung der jüdischen Akteure einen großen Zugewinn nicht nur für die innerjüdische Diskussion sondern auch für die öffentliche Debatte entfalten könne, etwa durch eine »Sensibilisierung für Minderheiten-Probleme im medizinischen Kontext« (S. 284) oder die »Identifizierung vermeintlicher Selbstverständlichkeiten« (S. 285) hinsichtlich Positionen, Thematisierungen und methodischer Zugangsweisen im bioethischen Diskurs. ¶10 Den Abschluss des Sammelbandes bildet Svend Andersens Beitrag »Christliche Bioethik in Europa«, der sich vor dem Hintergrund der Beteiligung des Autors an (bio)ethischen Beratungsgremien auf dänisch-nationaler und europäischer Ebene der grundlegenden Frage widmet, »ob es in Europa eine gemeinsame christlich geprägte Kultur gibt, die auch die Bioethik beeinflusst – oder ob das Charakteristi sche der europäischen Kultur nicht vielmehr ihre Gespaltenheit ist« (S. 299). Andersen vertritt dabei letztere Position, wonach »Gemeinsamkeit nicht Vorausset zung, sondern beständige Aufgabe« (S. 299) sei und weist nach, dass sich diese Gespaltenheit nicht nur interkonfessionell oder entlang der Differenz christlichv Bauer, Tobias|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) theologisch versus säkular-philosophisch manifestiere. Sie komme vielmehr beson ders akut und prägnant in einem Gegensatz zwischen einem Humanismus, der das Konzept der Menschenwürde mit theologischen wie philosophischen Mitteln verteidige und einem denselben in Frage stellenden Post- oder Transhumanismus zum Ausdruck. Aufgabe der christlichen Bioethik in Europa sei es daher, zur Verteidigung des Humanismus das Konzept der Menschenwürde auch als säkula res Prinzip weiter auszugestalten und zu stärken. ¶11 Trotz oder gerade aufgrund der hohen Aktualität der Thematik betritt der vorliegende Sammelband mit seiner Vielfalt an Perspektiven auf das Spannungs feld von Religion und Bioethik freilich keineswegs thematische terra incognita. Gegenüber bisheriger Bestandsaufnahmen der inhaltlichen Positionen und Sichtweisen unterschiedlicher religiöser Traditionen 3 richtet der vorliegende Band allerdings einerseits seinen Fokus auf die Rolle der Religion im öffentlichen Bioethikdiskurs und betont andererseits die Notwendigkeit eines weit gefassten interdisziplinären Ansatzes. Dadurch gelingt es ihm in der Tat, den bisherigen Fachdiskurs zu erweitern. So zeigt – um nur ein Beispiel herauszugreifen – der Beitrag von Fateh-Moghadam anhand der juristischen Perspektive auf überzeu gende Weise auf, dass Interdisziplinarität im Kontext der komplexen Thematik von Religion und Bioethik sich keineswegs in einer Analyse der Verflechtungen medizi nisch-naturwissenschaftlicher Neuerungen und deren theologisch-ethischen Bewertungen erschöpfen darf, sondern auch inhaltliche Perspektiven und methodi sche Zugänge anderer Geistes- und Sozialwissenschaften stets miteinbezogen werden müssen. Ohne fundiertes Verständnis etwa der rechtlichen Rahmenbedin gungen religiöser Partizipation muss auch der Versuch einer adäquaten Verortung und Bewertung religiös-theologischer Diskussionsbeiträge zur bioethischen Debatte ins Leere laufen. Mit diesem Plädoyer für eine umfassende Einbeziehung geistes- und sozialwissenschaftlicher Analysen und dem exemplarischen Ausbuch stabieren dieses Ansatzes in ausgesuchten Bereichen durch die einzelnen Beiträge eröffnet Voigts Sammelband der weiteren Forschung zum Thema eine Fülle neuer Anschlussmöglichkeiten. Der Selbsteinschätzung des Bandes als ein »neues Stadium in der Erforschung der Religion in bioethischen Diskursen« (S. 13) mag man so durchaus zustimmen und ist geneigt, den Band als deutschsprachiges Pendant zu David E. Guinns Standardwerk Handbook of Bioethics and Religion4 anzusehen. 3 Beispielsweise Silke Schicktanz, Christof Tannert, Peter Wiedemann, Hrsg. 2003. Kulturelle Aspekte der Biomedizin: Bioethik, Religionen und Alltagsperspektiven. Frankfurt, New York: Campus oder Ulrich H.J. Körtner u.a., Hrsg. 2009. Lebensanfang und Lebensende in den Weltreligionen: Beiträge zu einer interkulturellen Medizinethik. 2. Aufl. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, im engli schen Sprachraum etwa John F. Peppin, Mark J. Cherry, Ana Iltis, Hrsg. 2004. Religious Perspec tives in Bioethics. London, New York: Taylor & Francis. 4 David E. Guinn, Hrsg. 2006. Handbook of Bioethics and Religion. New York: Oxford University Press. vi Bauer, Tobias|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶12 Seine Grenzen findet der Band in der Weite des durch die Stichwörter des Untertitels aufgespannten Themenfeldes. Die hier vorgenommene Beschränkung auf den christlichen-europäischen, vornehmlich deutschen Kontext, über den nur die Beiträge zur israelischen und islamischen Bioethik hinausweisen, ist einerseits bedauerlich, zumal trotz der äußerst prägnanten und instruktiven Einführung des Herausgebers eine explizite inter-nationale oder inter-religiöse Inbezugsetzung nicht vorgenommen wird. Auch Fragen nach den Möglichkeiten einer interkultu rellen, kulturübergreifenden oder universalen Bioethik, 5 für die die Einzeldarstel lungen des vorliegenden Bandes wichtige Anhaltspunkte liefern könnten, bleiben unberücksichtigt. Auf der anderen Seite resultiert diese Fokussierung und der Verzicht auf eine möglichst umfassende Bestandsaufnahme jedoch in einer umso intensiveren und tiefenschärferen Diskussion der verschiedenen Facetten der Verflechtungen von Religion und Bioethik in Deutschland und Europa. Hier gelingt es dem Band, seine eingangs zitierte selbstgesetzte Zielvorgabe einer »Kartographierung religiöser Einflüsse auf die bioethischen Diskurse« (S. 14) inso fern zu erfüllen, als dass er aus unterschiedlichen disziplinären, nationalen und religiösen Perspektiven die Breite des Themenfelds »Religion in bioethischen Diskursen« absteckt und dessen Tiefe an ausgewählten Punkten erstmals auslotet. ¶13 Darüber hinaus könnten sich nicht nur die im vorliegenden Band versammelten inhaltlichen Ergebnisse sondern insbesondere auch die Fülle verschiedener metho dologischer Zugänge, Betrachtungsebenen und Differenzierungen (wie beispiels weise die von Atzeni und Voigt vorgenommene Typologie religiöser Akteure) auch für die weitere Auseinandersetzung mit nichtchristlichen, außereuropäischen Per spektiven als instruktiv und anschlussfähig erweisen. Derartige Weiterführungen des von Voigt vorgeschlagenen Zugangs in außereuropäischen Kontexten könnten wiederum zur Ergänzung und kritischen Reflexion der Ergebnisse des vorliegen den Bandes wichtige Impulse beisteuern und zudem durch das Bereitstellen einer Vergleichsfolie zur Aufdeckung etwaiger kulturspezifischer Prämissen beitragen. Rezensiert von Tobias Bauer, Universität Kumamoto Kontakt: [email protected] 5 Vgl. etwa Thomas Eich, Thomas Sören Hoffmann, Hrsg. 2006. Kulturübergreifende Bioethik: Zwischen globaler Herausforderung und regionaler Perspektive. Freiburg, München: Karl Alber oder Nikola Biller-Andorno, Peter Schaber, Annette Schulz-Baldes, Hrsg. 2008. Gibt es eine universale Bioethik? Paderborn: Mentis. vii Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Fifty Key Thinkers on Religion Autor: Kessler, Gary E. Titel: Reihe: Fifty Key Thinkers on Religion Routledge Key Guides Verlag: Erscheinungsjahr: Preis: Routledge 2012 20,95 € / £ 19,99 Jacob TISCHER Erscheinungsort: Umfang: ISBN: London 256 Seiten 978-0-415-49261-4 ¶1 »Fifty Key Thinkers on Religion« erschien 2012 in der Routledge-Serie »Key Guides«. Sein Verfasser, Gary E. Kessler, ist Professor Emeritus of Philosophy and Religious Studies an der California State University, Bakersfield. Kessler veröffentlichte bereits mehrere Einführungen in das Studium der Religionen, darunter »Studying Religion: An Introduction Through Cases« (McGraw-Hill, 2002) und »Ways of Being Religious« (Mayfield, 1999). ¶2 Ein großes Verdienst des Buches ist es, eine Art »Zeitstrahl« zu ziehen, über den der Leser einen direkten Bezug zur Geschichte der wissenschaftlichen Reflexion über Religion erhält. Kessler belässt es jedoch nicht bei einer chronologischen Vorstellung wichtiger Denker, sondern stellt in jedem Eintrag eines oder mehrere bedeutsame Konzepte in den Mittelpunkt. Diese theoretischen und/oder methodologischen Beiträge werden in Bezug zu weiteren im Buch vorkommenden Ideen gesetzt, wodurch die Herkunftsgeschichte wichtiger Erkenntnisse leichter nachvollzogen werden kann. ¶3 Kesslers Abhandlung beginnt im 18. Jahrhundert bei David Hume und führt über Immanuel Kant zum Idealismus Georg W.F. Hegels. Dessen Annahme der Immanenz des Geistes in der Welt, die ihren Ausdruck etwa in Kunst und Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Tischer, Jacob. 2014. Rezension von Fifty Key Thinkers on Religion, von Gary E. Kessler. Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 9:viii-x. URN: urn:nbn:de:0267201402-tischer-0 viii Tischer, Jacob|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Philosophie findet, stellte eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung »objektivierter« Betrachtungsweisen von Religion dar. Von hier lässt sich eine Perspektive nachverfolgen, die Religion zunehmend als Produkt psychologischer oder soziologischer Prozesse versteht. Ludwig Feuerbach etwa interpretierte Gott als Produkt der Selbstentfremdung des Menschen von sich selbst. Der Weg zu reduktionistischen (Sigmund Freud, Karl Marx) oder funktionalistischen (Émile Durkheim) Ansätzen war nun nicht mehr weit. Gleichzeitig beförderte die empirische Beschäftigung mit religiösen Phänomenen die Entwicklung der Sozialwissenschaften, die sich auch im Angesicht existentialistischer (Sören Kierkegaard) oder experientialistischer (Rudolf Otto) Kritik etablieren konnten. ¶4 Kesslers Rundschau endet in der Gegenwart mit Pascal Boyer. Boyer ist interessant, weil er die Brücke zurück zu Hume schlägt, indem er eine natürliche (genetische) Prädisposition des Menschen annimmt, bestimmte Phänomene in einer bestimmten Weise zu denken, weil sie der menschlichen Intuition zuwiderlaufen. Zudem habe die »cognitive scientific study of religion« laut Kessler der Religionsforschung eine neue, aktuelle Ausrichtung gegeben (xii). Der Einschluss Boyers ist dem Autoren wichtig, da er im leider sehr kurzen Vorwort ausdrücklich auf den Beitrag der Naturwissenschaften für das Verstehen religiöser Phänomene verweist (ebd.). Jedoch bleibt Boyer das einzige Beispiel hierfür. Über die ganze Länge des Buches lässt sich eher die gesamte Bandbreite humanistisch-philosophischer und sozialwissenschaftlicher Ansätze samt ihrer wichtigen theoretischen Entwicklungen nachvollziehen. Vorgestellt werden solche Denker, die »new avenues of research« beschritten haben und heute in Methoden- und Theoriekursen behandelt werden (ebd.), so dass sämtliche »Klassiker« der Religionswissenschaft vertreten sind. ¶5 Insgesamt behandelt Kessler die vorgestellten Denker äußerst egalitär, mit kritischer Distanz und größtem Respekt. Die einzelnen Artikel sind nach dem gleichen Muster aufgebaut: Sie gehen nach einer kurzen biographischen Vorstellung der Person auf ihre Theorien im Allgemeinen und im Speziellen auf deren Bezug zu Religion ein, und enden mit einer kritischen Einordnung sowie weiterführenden Literaturhinweisen. Alle Einträge bewegen sich in einem Rahmen von drei bis fünf Seiten – was bei Umfang und Dichte der behandelten Texte allein schon eine beachtliche Leistung ist. Verständlicherweise ist deshalb nur eine relativ oberflächliche Auseinandersetzung mit den jeweiligen Denkern möglich. Ein Vorzug des Buches ist die besonders klare Sprache des Autors. Sie erleichtert das schnelle Verständnis komplexer Theorien ungemein, ist allerdings auch Ausdruck der Tatsache, dass sich das Werk offensichtlich an Leser ohne religionswissenschaftliche Vorkenntnisse wendet. Ersichtlich wird das etwa an der Notwendigkeit, den Begriff Allah mit »God« in Klammern zu versehen (S. 149). Hilfreich ist der Einsatz zahlreicher technischer Hilfsmittel, etwa von Kreuzreferenzen und eines Glossars wichtiger Begriffe, die das diachrone Verbinden der vielen Ansätze erleichtern. ix Tischer, Jacob|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ¶6 Als Schwachpunkt des Buches ist auszumachen, dass es zeitgenössischen Autoren relativ wenig Aufmerksamkeit widmet. Beispielsweise fehlen die Theorien vom religiösen Markt und von Rational Choice. Hier hätten etwa Rodney Stark oder William Sims Bainbridge als einflussreiche Religionssoziologen der Auswahl hinzugefügt werden können. Dies hätte ein vollständigeres Bild der gegenwärtigen Religionsforschung ermöglicht, handelt es sich hierbei doch um eine besonders in den 1990er Jahren bedeutsame Forschungsperspektive. Hingegen ist der Einschluss mancher im Buch verhandelter Denker im Hinblick auf ihre Bedeutung für die heutige Religionswissenschaft nicht ganz nachvollziehbar. ¶7 Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine knappe Einführung mit dem Anspruch, 50 wesentliche Denker auf nur 220 Seiten vorzustellen. Die einzelnen Theoretiker werden anhand ihrer wichtigsten Ideen behandelt, eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit ihnen kann auf so beschränktem Raum aber nicht erwartet werden. »Fifty Key Thinkers on Religion« richtet sich denn auch eher an Leserinnen und Leser, die an einer allgemeinen, leicht verständlichen und thematisch vernetzten Vorstellung der wichtigsten Religionsforscher und ihrer Konzepte interessiert sind. Sie ersetzt nicht die weiterführende Auseinandersetzung mit den behandelten Theorien, regt aber durch Referenzen dazu an. Auch kann sie nicht mit einer Einführung in das Fach der Religionswissenschaft gleichgesetzt werden, da ihr Fokus sich mitunter recht weit in den Bereich der Religionsphilosophie hineinbewegt. Für einen Überblick oder auch ein schnelles Nachschlagen eignet sich das Buch jedoch hervorragend, weshalb es für dieses Ziel äußerst empfehlenswert ist. Rezensiert von Jacob Tischer, FU Berlin Kontakt: [email protected] x Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) The Religion Toolkit : A Complete Guide to Religious Studies Dominik SCHLOSSER Autor: Titel: Morreall, John / Sonn, Tamara The Religion Toolkit : A Complete Guide to Religious Studies Verlag: Erscheinungsjahr: Preis: Wiley-Blackwell 2011 ca. 25,90 € Erscheinungsort: Umfang: ISBN: New York 344 Seiten 978-1-4051-8246-1 ¶1 Mit The Religion Toolkit fügen John Morreall und Tamara Sonn – die beide am College of William and Mary in Williamsburg (Virginia) Religionswissenschaft lehren – der auf dem Buchmarkt befindlichen religionswissenschaftlichen Einfüh rungsliteratur ein weiteres Werk hinzu. Der fast 350 Seiten umfassende Band ist übersichtlich strukturiert, was das interessengeleitete (Nach-)Lesen erleichtert. The Religion Toolkit besteht neben einer knappen Einleitung (S. 2-42) aus zwei unter schiedlich langen Hauptteilen (S. 44-102 und 104-337). Während die ersten drei Kapitel einen Abriss der Geschichte und des Theorieangebots der Religions wissenschaft bieten, handelt es sich bei den übrigen Kapiteln um eine »konventio nelle« Überblicksdarstellung der Religionsgeschichte, in welcher der Bogen von der prähistorischen Zeit bis zur Gegenwart gespannt wird. ¶2 Positiv ist zu vermerken, dass jedes Kapitel von einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung eingeleitet wird. Am Ende der einzelnen Kapitel finden sich Diskussionsfragen, bibliografische Angaben sowie einschlägige Literaturhinweise für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Themenfeld. Zur Benut zerfreundlichkeit des Werkes trägt neben einem sechsseitigen Glossar gerade Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Schlosser, Dominik. 2014. Rezension von The Religion Toolkit : A Complete Guide to Religious Studies, von John Morreall und Tamara Sonn. Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 9:xi-xiv. URN: urn:nbn:de:0267-201408-schlosser-6 xi Schlosser, Dominik|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) der leicht verständliche Schreibstil bei. Dies zeigt, dass Morreall und Sonn vor allem Studienanfängerinnen und -anfänger der Religionswissenschaft sowie an Religion interessierte Laien als Leser im Blick haben. Ihnen dürfte die durch zahl reiche Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen sowie durch Karikaturen auf gelockerte Präsentationsform entgegenkommen. ¶3 Der Einleitungsteil von The Religion Toolkit widmet sich der Frage nach dem Fachverständnis sowie den Gegenstandsbereichen und Forschungszielen der Religionswissenschaft. Dabei identifizieren die Verfasser das Bemühen um Wert neutralität als ein wesentliches Merkmal religionswissenschaftlichen Arbeitens. Im ersten Teil des Buches befassen sich Morreall und Sonn zunächst (Kapitel eins) mit zentralen Funktionen, die Religionen für das Individuum wie für die Gesamt gesellschaft erfüllen (können). Dazu zählen sie beispielsweise die Befriedigung des anthropologischen Bedürfnisses nach Identitätserleben, Ordnung und Vorher sehbarkeit. Im zweiten Kapitel vollziehen die Verfasser einen Gang durch die Jahr hunderte von der griechischen Antike bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und skizzieren dabei einen Kreis von namhaften Vorläufern der Religionswissen schaft. Dass das Autorenduo dabei auch auf Xenophanes, Aristoteles sowie Thomas von Aquin zu sprechen kommt, überrascht insofern, als den drei Genann ten gemeinhin kein Platz in der »Ahnengalerie« des Fachs eingeräumt wird. In Kapitel drei folgen insgesamt elf Kurzportraits wichtiger Vertreter der Religions wissenschaft und anderer religionsbezogener Disziplinen der letzten 150 Jahre, wobei lebende Forscherinnen und Forscher dankenswerterweise nicht ausgespart bleiben. Die in diesem Abschnitt behandelten Personen und Werke decken ein breites Spektrum unterschiedlicher Zugangsweisen zur Religionsforschung ab: Auf ihrem Durchgang durch die Theorielandschaft stellen Morreall und Sonn soziolo gisch und psychologisch orientierte Ansätze ebenso wie sozialanthropologische, philosophische und phänomenologisch fundierte Theorieentwürfe vor. Hier finden sich nicht nur Theoretiker aus dem Kreis der »üblichen Verdächtigen« wie etwa Rudolf Otto und Mircea Eliade, die von Morreall und Sonn als Schlüssel figuren der religionsphänomenologischen Forschung präsentiert werden. Mit John Hick, William Lane Craig sowie Antony Flew stehen auch drei Autoren im Fokus dieses Kapitels, die in den gängigen Einführungswerken im Regelfall unerwähnt bleiben. ¶4 Der zweite Hauptteil von The Religion Toolkit widmet sich dem »Material« der Religionswissenschaft. Im fünften Kapitel beschäftigen sich die Verfasser mit dem Themenfeld der Kult- und Glaubenswelten prähistorischer Gesellschaften sowie den religionshistorischen Aspekten der sogenannten »Neolithischen Revolution«. Kapitel sechs bietet einen Überblick über die historische Entwicklung und Gegen wartssituation sowie die Lehren und Praktiken von Judentum, Christentum und Islam. Die vielfältigen Traditionen, die unter der Bezeichnung »Hinduismus« zusammengefasst werden, sowie die wichtigsten Strömungen des Buddhismus stehen im Mittelpunkt des siebten Kapitels, während im Folgekapitel mit Konfu xii Schlosser, Dominik|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) zianismus, Daoismus und dem Buddhismus in seinen chinesischen Ausprägungen die wichtigsten religiösen Traditionen Chinas näher beleuchtet werden. In Kapitel acht problematisieren die Autoren das Konzept der sogenannten »Weltreligionen«, bevor sie auf Zoroastrismus, Shintoismus, Baha’i-Religion, Scientology, Wicca und Traditionen der Seneca-Indianer eingehen. Das neunte und letzte Kapitel themati siert zunächst die Schwierigkeit einer gleichermaßen eindeutigen wie praktikablen Definition des Religionsbegriffs. Anzumerken ist, dass Morreall und Sonn keine eigene Bestimmung des Gegenstands der Religionswissenschaft vorlegen. Im Anschluss daran führen sie vor diesem Hintergrund in die jüngere Diskussion um die Brauchbarkeit des Säkularisierungstheorems ein. In diesem Zusammenhang fallen Namen wie Peter L. Berger, Grace Davie und Phil Zuckerman. Eingerahmt wird dieser Abschnitt von einer Sektion, in der Morreall und Sonn unter anderem die religionskritischen Argumente prominenter Repräsentanten des sogenannten »Neuen Atheismus« nachzeichnen. Abschließend sprechen die Autoren mit der Frage nach den positiven Auswirkungen von Religiosität auf Heilungs- und Gesundungsprozesse sowie der sogenannten »Neurotheologie«, die – vereinfacht gesagt – Zusammenhänge zwischen religiösen Erfahrungen und neuronalen Prozessen postuliert, zwei Forschungszweige an, die in jüngster Zeit nicht nur im anglo-amerikanischen Raum in das Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit gerückt sind. ¶5 Angesichts des begrenzten Umfangs eines solchen Einführungswerkes ist es verständlich, dass der eine oder andere herausragende Vertreter der Disziplin in The Religion Toolkit nicht berücksichtigt wird. So verzichten Morreall und Sonn beispielsweise nahezu völlig auf eine Würdigung von französischsprachigen Klassi kern der Religionwissenschaft wie etwa Pierre Daniel Chantepie de la Saussaye oder den beiden Durkheimianern Marcel Mauss und Robert Hertz. Das anvisierte Ziel der Vermittlung eines Überblicks bringt es außerdem mit sich, dass in den religionshistorischen Kapiteln des Buches Religionsgemeinschaften ausgeklammert bleiben, deren Erwähnung wünschenswert gewesen wäre. Etwas kleinlich wäre es daher, Religionen aufzulisten, die in The Religion Toolkit keine Erwähnung finden. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt, dass sowohl das Spektrum der sogenannten »New Religious Movements« als auch Strömungen, die gemeinhin unter dem Oberbegriff Esoterik rubriziert werden, unterbelichtet bleiben. Bedauerlich ist außerdem, dass die zu den einzelnen Religionen dargebotenen Informationen mit unter zu oberflächlich ausfallen. So bietet beispielsweise der Abschnitt zur Ritual welt des Christentums wenig mehr als eine Aufzählung der sieben Sakramente der katholischen Kirche (S. 166). ¶6 Auffallend für eine aktuelle Publikation ist zudem, dass gendertheoretische Ansätze kaum thematisiert werden. Auch sollte in einem solchen Buch das zugege benermaßen noch recht junge Forschungsfeld Religion und Internet berücksichtigt xiii Schlosser, Dominik|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) werden. Wünschenswert wäre ferner gewesen, wenn Morreall und Sonn der Frage nach den Methoden religionswissenschaftlicher Forschung mehr Beachtung geschenkt hätten. ¶7 Trotz dieser kritischen Anmerkungen ist abschließend festzuhalten, dass mit The Religion Toolkit ein Lehrbuch vorliegt, das in religionswissenschaftlichen Einführungsveranstaltungen fraglos mit Gewinn verwendet werden kann. Gerade Studienanfängerinnen und -anfänger werden von dieser didaktisch ambitionierten und leicht zu lesenden Überblicksdarstellung profitieren können. Selbst für fortge schrittene Semester wird vermutlich der eine oder andere Abschnitt von Interesse sein. Rezensiert von Dominik Schlosser, Universität Erfurt Kontakt: [email protected] xiv Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Modern Pagan and Native Faith Movements in Central and Eastern Europe Philipp SCHAAB Herausgeber: Aitamurto, Kaarina / Simpson, Scott Titel: Reihe: Modern Pagan and Native Faith Movements in Central and Eastern Europe Studies in Contemporary and Historical Paganism Verlag: Erscheinungsjahr: Preis: Acumen Pub 2013 ca. 87,45 € Erscheinungsort: Umfang: ISBN: Durham 352 Seiten 978-1-84465-662-2 ¶1 Seit dem Ende des Kalten Krieges, dem Zerfall der Sowjetunion und des Ost blocks haben traditionelle und neue religiöse Gruppen und Bewegungen in Zen tral- und Osteuropa regen Zulauf. In dieser Region lässt sich seit dem Beginn der 90er Jahre ein Phänomen beobachten, das von Wissenschaftlern aus der westli chen Welt bisher vernachlässigt wurde: Das Anwachsen sogenannter »neuheid nischer« bzw. »indigener« Glaubensgemeinschaften und Bewegungen. Der vorlie gende Band liefert zu diesem wissenschaftlich vernachlässigten Thema eine Reihe hervorragender Essays. Im Fokus der Untersuchungen stehen Gruppen, die sich selbst explizit in der Tradition vorchristlicher indigener Religionen verorten und diese zu revitalisieren trachten. Im Unterschied zur 2009 erschienen Anthologie »Der andere Glaube. Europäische Alternativreligionen zwischen heidnischer Spiri tualität Dieses Werk wird unter den Bedingungen einer Creative-Commons-Lizenz (Namensnennung–Keine kommerzielle Nutzung–Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland) veröffentlicht. Weitere Informationen zu dieser Lizenz finden sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/. Veröffentlicht von: Empfohlene Zitierweise: ZjR – Zeitschrift für junge Religionswissenschaft / ISSN 1862-5886 URL: http://zjr-online.net, URN: urn:nbn:de:0267-18625886-9 Schaab, Philipp. 2014. Rezension von Modern Pagan and Native Faith Movements in Central and Eastern Europe, von Kaarina Aitamurto und Scott Simpson, Zeitschrift für junge Religionswissenschaft 9:xv-xix. URN: urn:nbn:de:0267-201410schaab-6 xv Schaab, Philipp|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) und christlicher Leitkultur« werden dabei Phänomene wie Satanismus nicht besprochen. Westeuropäische Länder sind ebenfalls nicht Gegenstand der Unter suchungen. ¶2 Der Veröffentlichung sind in den vergangenen Jahren mehrere Kongresse vor ausgegangen, auf welchen Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern Zentral- und Osteuropas ihre Erkenntnisse über neuheidnische und indigene Bewegungen in den verschiedenen Ländern ausgetauscht haben. Daher kann diese Anthologie als ein erstes Ergebnis der wachsenden Vernetzung der Wissenschaftler verstanden werden, welche neuheidnische und indigene Gruppen in ganz Zentral- und Osteu ropa erforschen und zuvor keinen Zugang zu den Forschungsergebnissen aus den Nachbarländern hatten. Die Haupthindernisse waren dabei laut den Herausgebern Scott Simpson und Kaarina Aitamurto vor allem fehlende Sprachkenntnisse und die geringe Verbreitung der nur in kleiner Auflage gedruckten Publikationen zu diesem Thema (S. 4.). Mit diesem Band soll nun eine Grundlage für weitere Diskussionen geschaffen werden. ¶3 Als Quellen nutzten die Autoren die zahlreichen Zeitschriften, Broschüren, Webseiten, Foren und sozialen Netzwerke, in denen sich die Anhänger neuheid nischer und indigener Religionen aktiv beteiligen. Ebenso wurde über Feld forschung der unmittelbare Kontakt mit den Gläubigen hergestellt und das religi öse Gemeinschaftsleben vieler Gruppen beobachtet. Die verschiedenen Studien sind mit zahlreichen Literaturhinweisen und Erfahrungsberichten gut belegt und in ihren Rückschlüssen nachvollziehbar. Ein zentrales Thema dieses Sammelbandes ist die Taxonomie bezüglich des Untersuchungsgegenstandes. Begriffe wie »Neuheidentum« oder »Paganismus« sind weder a priori gegeben noch unumstrittene Größen. Der Aufsatz »Selected Words for Modern Pagan und Native Faith Movements in Central and Eastern Europe« von Scott Simpson und Mariusz Filip setzt sich mit der systematischen Frage der Begriffsbildung auseinander (S. 27 ff.). Schon die Benennung des Unter suchungsgegenstands fällt also schwer. So ist denn auch der lange Buchtitel kaum mehr als der Versuch, die Vielzahl der erforschten Glaubensvorstellungen einiger maßen zu kategorisieren. ¶4 Nicht nur bei der Benennung, sondern auch bei der Eingrenzung des Forschungsgegenstandes gehen die Autoren unterschiedlich vor. So analysiert der bulgarische Wissenschaftler Vladimir Dulov in seinem Aufsatz »Bulgarian Society and the Diversity of Pagan and Neopagan Themes« neben neuheidnisch-indige nen Gruppen auch die in Bulgarien weit verbreiteten lokalen Formen traditioneller nichtchristlicher Religiosität. Im Unterschied zu den Glaubensinhalten und Prakti ken neuheidnischen Gruppen interpretiert er diese als ursprünglich »heidnisch« und nicht rekonstruiert (S. 195). Ein weiterer interessanter Punkt, auf den Dulov am Fallbeispiel Bulgarien eingeht, ist der Unterschied zwischen östlichen und westlichen Formen neuheidnischer Religiosität wie beispielsweise Wicca, welche in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten in einigen osteuropäischen Ländern xvi Schaab, Philipp|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ebenfalls Verbreitung gefunden haben (S. 204). Mit der Verbreitung nichtindigener Formen neuheidnischer Religiosität setzt sich auch der polnische Wissenschaftler Maciej Witulski in seinem Aufsatz »»Imported« Paganisms in Poland in the Twenty-First Century« auseinander (S. 298 ff.). ¶5 Festzuhalten ist, dass aufgrund der Schnelllebigkeit des Internets und der enormen Dynamik des neuheidnisch-indigenen Diskurses internetbasierte Primär quellen wie auch Feldstudien rasch an Aktualität verlieren und wissenschaftliche Studien kaum mehr als eine Momentaufnahme bieten können. Es handelt sich dabei m. E. jedoch um ein Grundproblem bei der Erforschung zeitgenössischer religiöser Phänomene und nicht nur des neuheidnisch-indigenen Diskurses. ¶6 Neben länderspezifischen Studien, in denen auf die Situation in Polen, Russland, Litauen, Lettland, Tschechien, Slowenien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Armenien und der Ukraine eingegangen wird, setzen sich einige Autoren auch mit den historischen Wurzeln neuheidnischer Programmatik auseinander. Diese werden länderübergreifend in den nationalistischen und romantischen Strömungen des 19. Jahrhunderts verortet. In verschiedenen Beiträgen wird auf strukturelle Ähnlichkeiten der weltanschaulichen Grundlagen neuheidnischer und indigener Bewegungen in Zentral- und Osteuropa hingewiesen. Trotz sprachlicher und kul tureller Divergenzen lassen sich analoge historische Entwicklungen aufzeigen, wel che über die Ära gemeinsam erfahrener kommunistischer Vorherrschaft hinausge hen. Darauf weist insbesondere der Artikel »A postcolonial Key to Understanding Central and Eastern European Neopaganisms« von Piotr Wiench hin, der dem Konzept des Postkolonialismus eine große Bedeutung für die Erklärung der Entwicklung neuheidnischer und indigener Gruppen in den früheren kommunisti schen Ländern Zentral- und Osteuropas beimisst. Die kulturelle Konstruktion von West- und Osteuropa reicht laut Wiench zurück bis in die Ära der Aufklärung und ist demnach eng verbunden mit der politischen Vorherrschaft der imperialen Großmächte Preussen, Russland, Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich in diesem Teil Europas. Dadurch seien frühzeitige, mit dem Prozess des nationbuilding einhergehende gesellschaftliche Modernisierungsprozesse bis ins 20. Jahr hundert blockiert worden. Nachwirkungen politischer Fremdherrschaft, so der Autor, beeinflussen die kulturellen Diskurse der Länder Zentral- und Osteuropas bis in die Gegenwart (S. 19 ff.). ¶7 Der Zusammenbruch des kommunistischen Staats- und Gesellschaftssystems hat die Staaten Zentral- und Osteuropas vor enorme politische und ökonomische Herausforderungen gestellt. Das durch den Zusammenbruch des Staatssozialismus entstandene ideologische Vakuum in jenen Ländern füllen nicht nur die dort tradi tionell angesiedelten Glaubensgemeinschaften, sondern, wie dies Piotr Wiench anschaulich beschreibt, auch neue religiöse Bewegungen. Die Narrative neuheid nischer Gruppen dienen laut Wiench auf kollektiver Ebene der Konstruktion xvii Schaab, Philipp|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) einer nationalen Identität und als ideologisches Bollwerk gegen kulturelle Einfluss nahme von außen (S. 17.). Dabei konnten die nach dem Zusammenbruch des Ost blocks entstandenen Gruppen auch auf historische Vorbilder zurückgreifen. ¶8 Welche gegenwärtigen Debatten innerhalb nationaler neuheidnischer Diskurse geführt werden, beschreibt Scott Simpson vor dem Hintergrund der Situation in Polen in seinem Aufsatz »Polish Rodzimowierstwo. Strategies for (Re)constructing a Movement« (S. 112 ff.). Die Auseinandersetzungen in der Ukraine werden von Marya Lesiv im Aufsatz »Ukrainian Paganism and Syncretism: »This is Indeed Ours«« analysiert (S. 128 ff.). In beiden Artikeln werden sowohl historische als auch aktuelle Entwicklungen und Diskurse indigener und neuheidnischer Gruppen in Polen und der Ukraine beschrieben. ¶9 Die Arbeiten der bisher genannten Autoren zeigen, dass die neuheidnischen und indigenen Glaubensgemeinschaften Zentral- und Osteuropas sich in zwei Punkten ähnlich sind: Einerseits in der Hinwendung zur tribalen vorchristlichen Vergangenheit ihrer Länder und andererseits in ihrem Versuch, kollektive Identitä ten auf ethno-nationaler Basis zu rekonstruieren. Mit dem Anspruch, den Glauben der Vorfahren und damit die identitätsstiftende Religion des jeweiligen National staats zu repräsentieren, stellen einige jener Glaubensgemeinschaften offen das Machtmonopol der christlichen Kirchen in Frage. ¶10 Die allgemeine Typisierung des Christentums als »fremde« und »aufgezwun gene« Religion ist ein Schlüsselelement für die Identitätskonstruktion vieler neu heidnischer Gruppen im kulturell nach wie vor stark katholisch geprägten Polen. Auf den antikatholischen Impetus neuheidnisch-indigener Religiosität in Polen verweist der Aufsatz »Romanticism and the Rise of Neopaganism in NineteenthCentury Central and Eastern Europe« von Agnieszka Gajda (S. 44 ff.). Über die antichristliche Einstellung neuheidnischer und indigener Gruppen in Ungarn schreibt Réka Szilárdi in ihrem Aufsatz »Neopaganism in Hungary: Under the Spell of Roots« (S. 230 ff.). ¶11 Eine aufschlussreiche Studie über den Zusammenhang von vorchristlicher Reli giosität und nationaler Identität ist auch Borris Knorres Aufsatz »Neopaganism in the Mari El Republic«. Er untersucht in seinem Aufsatz die jüngere Geschichte der in Russland lebenden finnischsprachigen Gemeinschaft der Mari. Er setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Mari tatsächlich die »letzten Heiden« in Europa sind, welche noch an der originären vorchristlichen Religion festhalten. Dies, so der Autor, wird von einigen Mari-Intellektuellen behauptet (S. 249 ff.). ¶12 Neben strukturellen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten weisen die verschiede nen neuheidnischen und indigenen Bewegungen deutliche Differenzen auf. Knorres Aufsatz über die Mari zeigt, mit welchen Maßnahmen gegenwärtig neuheidnische Bewegungen die pluralistische Vielfalt lokaler nichtchristlicher Traditionen zu vereinheitlichen versuchen, um auf diese Weise eine systematisierte und kodifizierte National-Religion zu konstruieren (S. 259 ff.). Wie komplex das xviii Schaab, Philipp|Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) Verhältnis von neuheidnisch-indigenen Gruppen und christlichen Kirchen sein kann, wird am Beispiel Armenien deutlich. Yulia Antonyan und Konrad Siekierski beschreiben dies im Aufsatz »A Neopagan Movement in Armenia: The Children of Ara«. In diesem Fall zeigt sich, dass einige neuheidnische Aktivisten in Arme nien die identitätsstiftende Rolle der Armenischen Apostolischen Kirche als natio nale Institution trotz aller an dieser geäußerten Kritik zu akzeptieren bereit sind. Manche Vertreter dieser Kirche fühlten sich im Gegenzug den Anhängern neuheidnisch-indigener Bewegungen in Armenien näher als den evangelikalen und mormonischen Missionaren aus den USA, da, so Antonyan, den Akteuren des neuheidnischen Glaubensformen zumindest eine »nationale« Grundhaltung zuge billigt wird (S. 256 ff). ¶13 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anthologie einen umfassenden Einblick in ein faszinierendes Themengebiet gewährt und Lesern, die den Sprachen Zentral- und Osteuropas nicht mächtig sind, ein differenziertes Bild neuheidnischer und indigener Glaubensgemeinschaften vermittelt. Wie Marlene Laruelle hervorhebt, bietet die Anthologie nicht nur einen fundierten Einblick in die gegenwärtigen neuheidnischer und indigener Glaubensgemeinschaften Zentralund Osteuropas, sondern verdeutlicht die gemeinsamen Entstehungsbedingungen der verschiedenen Gruppen. Der Sammelband nimmt seine Leser mit auf eine detaillierte und kenntnisreiche Reise durch ein bisher von westlicher Seite kaum erforschtes Terrain. Darüber hinaus erhalten die Leser umfassende religionsge schichtliche Informationen über zwölf Länder Zentral- und Osteuropas. Rezensiert von Philipp Schaab, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Kontakt: [email protected] xix Zeitschrift für junge Religionswissenschaft|Vol. 9 (2014) ☸ Das Team der ZjR ☸ HerausgeberInnen Moritz Klenk Vanessa Meier Stefan Schröder Lida Froriep Sarah Jahn Chris Johnson Emily Kilburn Anja Kirsch Michaela Ondrašinová Laura Florenza Pöhler Martin Radermacher Angelo Radmüller Idris Riahi Rebecca Rosenthal Robert Stephanus Christian Uhrig Markus Wachowski Christoph Wagenseil Elizabeth Young Rezensionseditorin Vanessa Meier Webmaster/ Satz Arvid Deppe Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. Edith Franke Prof. Dr. Christoph Kleine Prof. Dr. Frank Neubert JProf. Dr. Sebastian Schüler Dr. Steven Sutcliffe PhD Prof. Dr. Katja Triplett Lektorat Mirjam Aeschbach Tom Bioly Doris Decker Nina Rageth Redaktion Julia Martínez Ariño Anne Beutter Daniel Böttger Kirsten Bröcker xx