Praxisbericht KJP-ROW pdf
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Praxisbericht Praxisstelle: Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Diakoniekrankenhauses Rotenburg/Wümme gGmbH Verdener Str. 200, 27356 Rotenburg-Unterstedt Dauer: 01.03.2008 bis 28.02.2009 (Vollzeit 38,5 Std.) Anleiter: Lothar Mithöfer (Dipl. Sozialpädagoge) Verfasserin: Prüfender Dozent: Tanja Buttelmann Prof. Dipl.-Päd. Dr. Michael Eink Ostpreußenstr. 34 27299 Langwedel Tanja Buttelmann Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ...................................................................................................................4 2. Beschreibung der Institution ....................................................................................5 2.1. Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ...............................5 2.2. Behandlungskonzept der Klinik....................................................................................5 2.2.1. Die Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie .............................................5 2.2.2. Diagnostik ................................................................................................................6 2.2.3. Therapie und Pädagogik ..........................................................................................7 2.2.4. Kooperation und Verantwortung...............................................................................9 2.3. Mitarbeiter der Klinik ....................................................................................................9 2.4. Zielgruppe der Kinder- und Jugendpsychiatrie.............................................................9 3. Darstellung des eigenen Tätigkeitsbereiches .......................................................10 3.1. Die vollstationäre Behandlung auf der Station 61 ......................................................10 3.1.1. Tagesstrukturen der Jugendstation ........................................................................10 3.1.2. Gruppenprojekte ....................................................................................................12 3.2. Falldarstellung ...........................................................................................................14 3.2.1. Hintergründe ..........................................................................................................14 3.2.2. Risikofaktoren, Ressourcen, System- und Entwicklungsdynamik ...........................15 3.2.3. Behandlungsverlauf ...............................................................................................17 4. Das Verhältnis von Studium und berufspraktischer Ausbildung.........................18 5. Entwicklung professioneller Identität ....................................................................19 5.1. Erwartungen, Vorstellungen und Ziele vor dem Berufspraktikum...............................19 5.2. Gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse im Berufspraktikum ...............................20 5.3. Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ................................................................................................................22 5.3.1. Wie kann Soziale Arbeit den Behandlungs- und Therapieverlauf begleitend unterstützen? ....................................................................................................................22 5.3.2. Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis .....................................................23 6. Lernen durch Praxisanleitung und Studientagsgruppe........................................26 7. Literatur....................................................................................................................28 8. Anhang .....................................................................................................................29 9. Erklärung..................................................................................................................30 2 Tanja Buttelmann Mensch und Unmensch Wer tiefer nachdenkt, der erkennt: Mensch sein ist fast schon: Patient. Doch sind wohl aus demselben Grund Unmenschen durchwegs kerngesund. (Eugen Roth) 3 Tanja Buttelmann 1. Einleitung Im April 2005 habe ich mit dem Studium Dipl. Sozialarbeit/Sozialpädagogik begonnen, zuvor war ich als Erzieherin in einem privaten Kinder- und Jugendheim tätig. Durch diese berufliche Tätigkeit konnte ich viele Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen im Alter von acht bis 18 Jahren sammeln. Dabei hatte ich immer wieder Berührungspunkte mit dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Um diesen Tätigkeitsbereich näher kennen zu lernen habe ich mich während meines Studiums für ein Praktikum in diesem Arbeitsfeld entschieden. Auf der Kinderstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie Bremen – Ost der Gesundheit Nord gGmbH wurde mir ein sechswöchiges Praktikum ermöglicht. In den sechs Wochen konnte ich einen kleinen Einblick in das Arbeitsfeld gewinnen und mir war schnell klar, dass ich meine gewonnen Eindrücke über Hintergründe und Behandlungskonzepte vertiefen wollte und so habe ich mich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Rotenburg/Wümme für mein Anerkennungsjahr beworben. Nach einem Vorstellungsgespräch wurde ich zu zwei Hospitationstagen eingeladen. Das Konzept der Klinik und die offene und ressourcenorientierte Arbeit des multiprofessionellen Teams sagte mir sehr zu und im März 2008 konnte ich dann mein Berufspraktikum auf der Station 61, auf der Jugendliche vollstationär behandelt werden, beginnen. In diesem Praxisbericht werde ich zum einen meine Erfahrungen, die ich während des einjährigen Berufspraktikums gesammelt habe, einfließen lassen und zum anderen werde ich versuchen die Arbeit und die damit verbundenen Aufgaben in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und Zusammenhänge zwischen Familie, Bildung und Therapie zu verdeutlichen. Ich werde meinen Praxisbericht damit beginnen, die Institution zu beschreiben und einen Überblick über Behandlung, Diagnostik, Therapie und Pädagogik sowie Kooperation und Verantwortung zu verschaffen. Meine genauen Aufgaben, Tätigkeiten, Erfahrungen und Erkenntnisse die ich während meines Praktikums auf der Jugendstation der Kinder und Jugendpsychiatrie Rotenburg ausgeübt bzw. gesammelt habe, werde ich unter Punkt drei und fünf ausführlich darstellen. Im vierten Teil meiner Arbeit werde ich mich mit dem Verhältnis zwischen Studium und berufspraktischer Ausbildung auseinandersetzen um gleich in Punkt fünf auf die Entwicklung von professioneller Berufidentität einzugehen. Abschließen werde ich diesen Bericht mit einer Reflexion über das Lernen durch Praxisanleitung und Studientagsgruppe. 4 Tanja Buttelmann 2. Beschreibung der Institution 2.1. Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie gehört zum Diakoniekrankenhaus Rotenburg/Wümme und ist innerhalb des Krankenhauses eine fachlich selbständige Einrichtung. Das Krankenhaus befindet sich in kirchlicher Trägerschaft. Es handelt sich dabei um eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH). Die Klinik besteht aus der Ambulanz und je 20 tagesklinischen und vollstationären Behandlungsplätzen. Sie steht in der Versorgungspflicht für die Landkreise Rotenburg/Wümme, Verden/Aller und Osterholz-Scharmbeck, zusätzlich werden auch aus den umliegenden Landkreisen Großraum zwischen Bremen, Hamburg und Hannover Patienten aufgenommen. (vgl.: Jahresbericht 2006/07, S. 2) Am 01.04.2000 wurde die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Diakoniekrankenhauses Rotenburg/Wümme eröffnet, die ihre Arbeit zunächst ambulant begann. Es wurden u.a. Hausbesuche, z.T. Kotherapien bzw. Supervisionen und externe Hilfeplangespräche angeboten. Die Tagesklinik begann mit ihrer Arbeit am 01.02.2001 mit 10 Behandlungsplätzen in einem vorläufigen Gebäude. (vgl.: Jahresbericht 2000/01, S. 8) Seit 2004 ist die Klinik in einem Neubau untergebracht und besteht aus den oben genannten Behandlungsplätzen. 2.2. Behandlungskonzept der Klinik 2.2.1. Das Die Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Behandlungskonzept der Klinik geht von einem ressourcen- und entwicklungsorientiertem Menschenbild aus. Die Behandlungsphilosophie besteht aus einer Gleichstellung zwischen Therapie, Erziehung und Bildung. In der alltäglichen Arbeit wird sich mit Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt, die unter psychosozialen Problemen, Störungen oder Erkrankungen leiden. Die Mitarbeiter/innen treten den Patienten/innen und Kollegen/innen mit persönlichem Wohlwollen und Anerkennung gegenüber, an konkreten handlungsorientierten Entwicklungsstrukturen sind sie während des gesamten Behandlungsprozesses beteiligt. (vgl.: Jahresbericht 2006/07, S. 7) Pädagogische und therapeutische wirksame Handlungsweisen gehen aus Bindung, Ressourcen und Verantwortung hervor. Dabei spielen folgende Grundsätze eine wesentliche Rolle: 5 Tanja Buttelmann „Bindung ist für alle Lehr- und Lernprozesse unabdingbar. Entwicklung und Behandlung befassen sich gleichermaßen mit dem Auf- und Ausbau der Ressourcen der Klienten und ihrer Familie. Erzieherisches wie therapeutisches Ziel ist es, die Klienten zur freiheitlichen Meinungsbildung und zur Verantwortlichkeit im eigenen Handeln anzuleiten.“ (Jahresbericht 2006/07, S. 7) Es gelten für Patienten/innen, Mitarbeiter/innen und Kooperationspartner/innen einheitliche Entwicklungsstrukturen, dazu gehören ein Mentorensystem, das Systemhandbuch der Klinik und die individuell und konkret geförderte Übernahme von Verantwortung als grundlegende Arbeitsstrukturen, sowie der Kooperationsstandart, der die Zusammenarbeit mit professionellen Partnern in Therapie, Jugendhilfe und Bildung regelt. Das Wohl der Patienten/innen bestimmt das berufliche Denken und Handeln. (vgl.: Jahresbericht 2006/07, S. 7) 2.2.2. Diagnostik Die Diagnostik hat die Aufgabe, psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen und die Ursachen herauszufinden, um dann die notwendigen therapeutischen und pädagogischen Hilfen installieren zu können. Eine gute Diagnostik schließt ebenso wie den jungen Menschen auch das Umfeld wie Eltern und/oder andre Bezugspersonen mit ein. Hierbei werden die psychischen, sozialen und somatischen Aspekte mit berücksichtigt. Die Erstellung der Diagnostik ist eine vielschichtige Aufgabe. Diagnosen werden unter unterschiedlichen Voraussetzungen erstellt, die es gilt zu berücksichtigen, dazu zählen der augenblickliche Wissensstand, die Wahrscheinlichkeit der Alternativen und der Nutzen oder der Schaden einer richtigen bzw. falschen Entscheidung. Eine Diagnose zu erstellen, wird dadurch erschwert, dass sie nicht immer derselben Kategorie angehören. So gibt es die symptomnahe, die ursachennahe, die theorienahe und die unspezifische Diagnose. Symptomnahe Diagnosen sind z.B. Einkoten, Drogenmissbrauch oder Essstörungen. Zu den ursachennahen gehören Bindungsstörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen. Unter theorienahen Diagnosen werden Borderlinestörungen und externalisierende Störungen zusammengefasst und zu den unspezifischen Diagnosen gehören Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen. (vgl.: Prankel 2008, S. 15) Im Verlauf der Behandlung werden ausführliche eigen- und familienanamnestische Informationen anhand des von Herrn Dr. Prankel entwickelten Anamnesebogen (siehe Anhang) exploriert. Erfragt werden insbesondere die Risiko- und Belastungsfaktoren des Patienten und seiner Familie. 6 Tanja Buttelmann Zur weiteren Diagnostik gehören unter Umständen eine umfassende Entwicklungsdiagnostik, eine Lern- und Leistungsdiagnostik sowie ggf. eine körperlich- neurologische Untersuchung. Die Klinik versucht die gesamte Familie zur Mitarbeit zu motivieren, da psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter und familiäre Beziehungsstörungen oft schon längere Zeit innerhalb der Familie bestehen. Die Familienmitglieder und die involvierten Institutionen (Kindergarten, Schule, Jugendamt, u.a.) liefern wichtige anamnestische Zusatzinformationen, die in die Diagnostik mit einfließen. Die Diagnostik ist ein auch während der Behandlung fortlaufender Prozess. 2.2.3. Therapie und Pädagogik Zu den Aufgabe im therapeutischen und pädagogischen Bereich gehören die körperliche, die emotionale und die intellektuelle Entwicklung der jungen Menschen zu erkunden und zu begleiten sowie zu fördern. Die Fähigkeiten zur Selbsthilfe erkennen und bei der Umsetzung helfen. Unterstützung der Entwicklung bei der schulischen- und beruflichen Bildung sowie die Verselbstständigung. Auf Entwicklungs- oder Beziehungsstörungen hinweisen. Erkundung der Spannungsquellen im Umfeld und Stärkung der Eltern bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder. Behandelt werden Kinder und Jugendliche mit seelischen Krisen, psychischen Störungen oder Suchterkrankungen. Es wird den erkrankten Kindern und Jugendlichen wieder zu Selbständigkeit verholfen und sie werden bei ihrer Wiedereingliederung unterstützt. Die Patienten/innen werden möglichst ambulant versorgt. Für den Bedarfsfall steht ein stationäres Team von Ärzten/innen, Psychologen/innen, Pädagogen/innen und Pflegekräften zur Verfügung. Es wird möglichst eine gemeindenahe Zusammenarbeit zwischen Familie und örtlichen Hilfen, wie Ärzten, Schulen, Erziehungsberatungen und Jugendhilfen etc. gefördert. Auch wird mit Jugendämtern und Gerichten als Fachgutachter zusammengearbeitet. Die Klinik in Rotenburg befasst sich mit der Behandlung von Entwicklungsdefiziten, Beziehungsstörungen und spezifischen Auffälligkeiten. Es werden die persönlichen Umweltressourcen erarbeitet mit dem Ziel, effiziente Handlungs- und Verhaltensweisen sowie Problemlösungsstrategien zu nutzen. Dabei helfen nicht nur die verschiedenen Therapien wie Einzel-, Gruppen- Familientherapien sondern auch funktionelle Entwicklungsbehandlungen mit kreativen heilpädagogischen und therapeutischen Mitteln. Medikamente werden in der Klinik nur eingesetzt, bei psychotischen und wenn unumgänglich, bei selbst- bzw. fremdaggressiven oder depressiven Patienten/innen im Rahmen der Suchtbehandlung und bei schweren Zwangserkrankungen. 7 Tanja Buttelmann Es wird in der Klinik mit lösungsorientierten psychotherapeutischen Methoden gearbeitet. Dazu gehören selbstverständlich das Verständnis über die Vergangenheit und die gegenwärtigen Beziehungen innerhalb der Familie ebenso, wie die handlungs- und zukunftsorientierte Arbeit. Den wesentlichen Teil einer ambulanten Behandlung der pädagogischen und milieutherapeutischen Methoden übernehmen vor allem die Familien, die Schulen und ggf. die Jugendämter. Bei einem stationären Aufenthalt kümmern sich die Mitarbeiter/innen der Station um die Beobachtung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen und es wird zusammen mit den Sorgeberechtigten ein individueller Pflege- und Erziehungsplan mit einem strukturellen Tagesablauf erstellt. Hierzu gehören auch der schulische Unterricht und die Hausaufgaben in Kleingruppen. Im Alltag werden bestimmte Sachen geübt und trainiert, wie zum Beispiel: • Die Mitarbeit im Haushalt, sowie die Lern- und Trainingsmaßnahmen zu Themen wie Hygiene, Gesundheitserziehung und Nahrungsaufnahme. • Den Umgang mit persönlichem Eigentum und Selbstsicherheitstraining. • Gruppenaktivitäten, Projektarbeit sinnvolle Freizeitgestaltung und Verstehen vom Grenzen. • Unterschiedliche Perspektiven zu tolerieren. • Offen über eigene- und fremde Interessen zu kommunizieren, Hilfen anzunehmen und anzubieten. • Altersentsprechend sich verantwortlich an gemeinsamen Entscheidungen und Absprachen zu beteiligen und mitbestimmen und dabei die eigene Sprech- und Sprachfähigkeit zu entwickeln. • Entfaltung sinnvoller gemeinsamer Aktivitäten z.B. Spontaneität, Neugier, Phantasie etc. • Gefühle (auch Unsicherheit oder Unklarheit) zu zeigen und angemessen auszudrücken, • Konflikte rasch anzusprechen, Geduld zu üben, Deeskalation zu fördern und dabei typische eigene Verhaltensmuster zu erkennen und mit diesen eigenverantwortlich umzugehen. • Gerechtigkeit und Zuverlässigkeit bei anderen und sich selbst zu erkennen, aber auch Widersprüche, Ungerechtigkeiten und Frustrationen auszuhalten. • Die realen Entscheidungsräume für Konfliktlösungsalternativen in Beziehung zu Machtpositionen zu setzen, Situationen und Personen zu erkennen und diese zu nutzen. Kinder und Jugendliche werden regelmäßig nach Hause beurlaubt, um ihr Erlerntes in der Familie auszuprobieren und rasch in ihr familiäres- und soziales Umfeld wieder eingegliedert werden können. 8 Tanja Buttelmann 2.2.4. Kooperation und Verantwortung Auf Verantwortung und Kooperation wird in der Rotenburger Kinder- und Jugendpsychiatrie großer Wert gelegt. Hierbei kommt es auf folgende Punkte an. Selbstverantwortung der Patienten. Wahrnehmung der Elternfunktion durch beide Elternteile. Bildungsauftrag, die Kenntnisse und produktiven Empfehlungen der Lehrer. Enge Kooperation mit den Jugendämtern, da diese die regionalen Jugendhilfestrukturen kennen und die Entscheidungsträger für Jugendhilfemaßnahmen sind. Verlässliche Kommunikation mit den Vorbehandlern in Absprachen mit den Patienten und den Sorgeberechtigten um deren Erfahrungen und Erfolge zu nutzen. Gemeinsame Erziehungs- und Therapieplanung um allen Beteiligten die Mittel und die Ziele der Behandlung konkret und überprüfbar darzustellen. Zeitnahe Dokumentation und Wiedergabe der Arbeitsschritte und Ergebnisse. Zu diesem Zweck wurde der Rotenburger Kooperationsstandard entwickelt, der professionellen Helfern und Institutionen verbindliche Strukturen zur patientenorientierten Zusammenarbeit bieten soll. (siehe Anhang) 2.3. Mitarbeiter der Klinik In der Leitung der Klinik sind alle Berufsgruppen präsent, die in unserer Klinik tätig sind. Die therapeutische Leitung besteht aus Ärzten und approbierten Psychotherapeuten. Im Pflegeund Erziehungsdienst sind Erziehung und Pädagogik, Pflege und Fachtherapie präsent. Das Sekretariat wird von Frau Cordes (Arzthelferin und Industriekauffrau) geführt. Die personelle Ausstattung der Klinik erfüllt die Psychiatrie Personalverordnung zu 90% (Stand: Juli 2008). Bedingt durch Schwangerschaft, Langzeitkranke und personelle Wechsel ist diese Quote im Vergleich zum letzten Jahr etwas abgesunken. Es wurden Vorstellungsgespräche geführt und Einstellungen vorgenommen, um bis zum Jahresende 2008 die Teams wieder entsprechend zu ergänzen. (vgl. Jahresbericht 2007/08) 2.4. Zielgruppe der Kinder- und Jugendpsychiatrie Das Behandlungsteam der Klinik bietet fachliche Hilfe für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende bis zum 21. Lebensjahr an, die unter akuten oder länger andauernden psychischen, psychosomatischen und neuropsychiatrischen Problemen, Störungen und Erkrankungen leiden oder von seelischer Behinderung bedroht sind. In erster Linie wird der Versorgungsauftrag für die Landkreise Rotenburg/Wümme, Verden/Aller und Osterholz9 Tanja Buttelmann Scharmbeck erfüllt, wobei auch die Patienten/innen und ihre Familien bzw. Sorgeberechtigten aus den umliegenden Kreisen wie Soltau-Fallingbostel, Nienburg, Cuxhaven, Stade, Hamburg etc. behandelt werden. Es kann sich jeder an die Klinik wenden, der bei sich selbst oder anderen Auffälligkeiten, Probleme oder Störungen entdeckt hat oder vermutet. Im einzelnen sind das: Kinder und Jugendliche selbst, ihre Eltern, Verwandte und Bekannte, sowie auch professionelle Helfer wie Ärzte/innen, Psychotherapeuten/innen, Erzieher/innen, Lehrer/innen und Sozialarbeiter/innen aus Jugend- und Gesundheitsämtern. 3. Darstellung des eigenen Tätigkeitsbereiches 3.1. Die vollstationäre Behandlung auf der Station 61 Vollstationäre Behandlung bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen die ganze Woche über Tag und Nacht in der Klinik sind. Sie werden auf der Station betreut, behandelt und in der Klinik beschult. Es gibt feste individuelle mit Therapeuten und Sorgeberechtigten abgesprochene Ausgangsregelungen und feste Besuchzeiten. An den Wochenenden werden die Patienten/innen soweit möglich zur Belastungsprobe und Einübung neuer Verhaltensweisen nach Hause oder in ihre Einrichtung beurlaubt. Die stationäre Behandlung der Jugendlichen umfasst curricular geführte Gruppenprojekte, flexible und differenzierte Behandlungsformen (teilweise gleichzeitig tagesklinische, stationäre und geschützte Patienten auf einer Station) sowie individuelle Stufenpläne. (vgl.: Jahresbericht 2007/08, S. 5) Um diese bestmöglich zu gewährleisten arbeiten wir u.a. mit einem Bezugspersonenkonzept, d.h. das jedem/r neu aufgenommenen Jugendlichem/n zwei feste Bezugspersonen aus dem Pflege- und Erziehungsdienst zur Seite gestellt werden, die für die Belange des/der betreffenden Patienten/in zuständig sind. Die Bezugspersonen sind mitverantwortlich für die Begleitung und Organisation aller patienten- und elternbezogenen Aufgaben. Es entsteht eine kontinuierliche Beziehung, in der Erfahrungen und Informationen gebündelt werden und eine zielorientierte Arbeit mit dem/der Jugendlichem/n und den Eltern bzw. Sorgeberechtigten stattfinden kann. 3.1.1. Tagesstrukturen der Jugendstation Die Mitarbeiter/innen des Pflege- und Erziehungsdienstes (PED) arbeiten auf der Station in drei Schichten. Der Frühdienst beginnt um 6.00 Uhr und endet um 14.15 Uhr, der Spätdienst beginnt um 13.50 Uhr und endet um 22.00 Uhr und der Nachtdienst beginnt um 21.30 Uhr 10 Tanja Buttelmann und endet um 6.15 Uhr. Wie aus den Zeiten zu erkennen ist gibt es zwischen den Diensten immer eine Überschneidung die für eine ausführliche Übergabe genutzt wird. Zusätzlich zu den Mitarbeiter/innen im Schichtdienst arbeiten die Stationsleitung und Therapeutinnen montags bis freitags im Regeldienst von 8.30 – 17.00 Uhr. Am Wochenende werden die Mitarbeiter/innen von einem Vorder- und Hintergrunddienst, der rund um die Uhr erreichbar ist und auch in kürzester Zeit anwesend sein kann unterstützt. Der Pflege- und Erziehungsdienst besteht aus einem sogenannten multiprofessionellem Team, in dem verschiedene Berufsgruppen kooperativ zusammenarbeiten, so das unterschiedliche Beobachtungen, Sichtweisen und Behandlungsansätze zu den jeweiligen Patienten/innen und ihren Eltern bzw. Sorgeberechtigten ausgetauscht und zusammengetragen werden können. Das Team der Station 61 setzt sich aus folgenden Berufsgruppen zusammen: Erzieher/innen, Sozialpädagogen/innen, Kranken- und Kinderkrankenschwestern und einem Ergotherapeuten. Zusätzlich kommen auch immer wieder Krankenschwesterschülerinnen und Praktikanten dazu, die unter Anleitung mit in die Arbeit mit den jungen Menschen einbezogen werden. Der Tagesablauf ist von montags bis freitags wie folgt strukturiert: Die Jugendlichen werden um 6.30 Uhr geweckt, um 7.30 Uhr gibt es Frühstück. Zwischen 8.00 Uhr und 12.00 Uhr gehen die Jugendlichen im Wechsel für meistens ein bis vier Unterrichteinheiten in die Klinikschule. Jugendlich die nicht in der Klinikschule beschult werden erledigen ersatzweise Schulaufgaben auf der Station. Von 10.00 Uhr bis 11.45 Uhr findet das Vormittagsprojekt statt. Um 12.00 Uhr gibt es eine Mittagsrunde, in der die Stimmung von den einzelnen Patienten/innen und der Gruppe abgefragt und evtl. Absprachen getroffen werden. Um 12.30 Uhr wird Mittaggegessen und im Anschluss haben die Jugendlichen eine Stunde Zimmerzeit, in der auch die Mittagübergabe im Team stattfindet. Um 14.30 Uhr geht es dann für die Jugendlichen mit der Hausaufgabenzeit weiter. Um 15.30 Uhr findet dann das Nachmittagprojekt und im Anschluss die Kaffeerunde mit anschließender Nachmittagrunde (wie oben die Mittagsrunde) statt. Ab 17.00 Uhr beginnt die Abendfreizeit, in der die Patienten/innen ihrer Freizeitgestaltung nachgehen, Besuch bekommen und Anrufe erledigen können. Um 19.00 Uhr findet das gemeinsame Abendessen statt. Nach dem Abendessen finden sich noch mal alle zu einer ausführlichen Abendrunde zusammen, in der gemeinsam Logo geschaut und nachbesprochen wird. Des weiteren werden in der Abendrunde der Tag und die Wochenziele der einzelnen Jugendlichen besprochen und reflektiert. Nach der Abendrunde haben die Jugendlichen noch bis 21.30 Uhr Freizeit und dann beginnt die Zimmerzeit vor der Nachtruhe. (Für einen zusammengefassten Überblick siehe „Tagesablauf der Station 61“ im Anhang.) Am 11 Tanja Buttelmann Wochenende werden die Tage individuell und flexibel gestaltet, häufig werden die zwei Jugendstationen dann auch zu einer Station zusammengelegt. 3.1.2. Gruppenprojekte Die oben angesprochenen Projekte finden zu folgenden Themen statt: Soziales Training, Umwelt/Garten, Haushalt/Ernährung, Bewegung, Entspannung, Medien, Kreatives Gestalten, Rollenspiel und Werkstatt. Die Projektziele orientieren sich an der folgenden Einteilung der Ressourcen: „1. Individuelle biopsychologische Ressourcen a. Wachstum und Gedeihen: Wachstum, Atmung, Nahrungsaufnahme, Ausscheidung, Schlaf; Menses; aktuelle körperliche Krankheiten, Sucht, Allergien, Nahrungsunverträglichkeiten b. Regulation von Wahrnehmung und Handlung: Sinneswahrnehmung, Aufmerksamkeit und Konzentration, Grob- und Feinmotorik. c. Lernen und Freizeit: Neugier und Motivation, Problemlösen, Orientierung und Wissen, besondere Fähigkeiten und Interessen, Zugehörigkeit zu Vereinen oder Gruppen; Fernsehen, Computerspiele (Std./Tag); Umgang mit Geld. d. Ausgleich von Spannungen: Regulierung von Frustration, Unsicherheit und Angst, Trauer und Schmerz, Wut und Freude; ggf. Eigen- oder Fremdgefährdung. 2. Bindungsfunktionen a. Beziehungsfähigkeit des Patienten: Mimik, Gestik, Körpersprache; Sprech- und Sprachfähigkeit; Kontaktaufnahme, Einfühlungsvermögen, gegenseitige Abstimmung von Meinungen und Handlungen (Kooperation, Konfliktfähigkeit); Sexualität. b. Elterliche Zuwendung: Versorgung (Ernährung, Pflege, Schutz) und Aufmerksamkeit (realistische Erwartungen, Förderung, Anerkennung, Regeln und Grenzen), konkrete Tagesstrukturen. c. Einfluss weiterer Kontaktpersonen: Verwandte, Peergroup, Lehrer, Helfer. 3. Bewusstsein und Verantwortung a. Ich bin beteiligt. Mir ist bewusst, dass ich durch meine Meinungen, Äußerungen und Handlungen das objektive Geschehen um mich herum, die Beziehungen untereinander und auch die eigene Befindlichkeit mitbestimme. b. Ich kann mich irren. Ich weiß, dass zur Entwicklung meiner Fähigkeiten auch der verlässliche Umgang mit Fehlern beiträgt. c. Es geht um ein sinnvolles Miteinander. Ich erkenne, dass ich für die Gemeinschaft, auf die ich selbst angewiesen bin, aktiv Verantwortung übernehmen muss.“ Beim „Sozialem Training“ soll die Beziehungsfähigkeit gefördert werden, indem den Jugendlichen sogenannte „Starter“ (Wie gehe ich auf jemanden zu?) vermittelt werden, wie diese aufrecht erhalten werden können, wie mit Macht umgegangen werden kann und wie man Auseinandersetzungen angemessen begegnet. In dem Projekt „Umwelt/Garten“ erleben die Jugendlichen die Vielfalt der Natur, begreifen ihre Zusammenhänge und lernen den Naturkreislauf vom Erstehen über das Wachsen bis zum Vergehen kennen. Sie erfahren, dass Menschen, Tiere und Pflanzen aufeinander angewiesen sind. Sie lernen, die Natur zu achten, zu schützen und zu hegen. Sie erweitern ihr Wissen, trainieren Handlungen zu planen, üben ihre Ausdauer und lernen im Team zu arbeiten. Im Garten lernen die Kinder zudem den Umgang mit Geräten und Werkzeug und 12 Tanja Buttelmann entwickeln so motorisches Geschick. Das Projekt ist wahrnehmungs- und handlungsnah, die Ergebnisse und Erfolge sind unmittelbar sichtbar. Im Projekt „Haushalt/Ernährung“ lernen die Patienten/innen sich bewusst und mit Blick auf ihre Gesundheit zu ernähren. Sie erkennen den Zusammenhang von Ernährung mit Ausscheidung, Schlaf, Krankheiten, Allergien, Unverträglichkeiten und Sucht. Indirekt geht es auch um Aufmerksamkeit, Konzentration und Geschicklichkeit, etwa im Zubereiten von Mahlzeiten, und um Neugier und Motivation für ein im Alltag bedeutendes Thema. Sie lernen, sich aktiv um ihre eigene Ernährung zu kümmern, sich ihrer Gewohnheiten bewusst zu werden, sich von irritierender Werbung abzugrenzen, Fehlernährung bei sich und anderen zu entdecken und den Wert gemeinsamer Mahlzeiten für die Familie zu erkennen. Sich zu bewegen ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, und Kinder bewegen sich besonders gern. Indes behindern Medien wie TV, PC, Playstation etc. diese Tendenz. Als Folgeprobleme entstehen Übergewicht, Ungeschicklichkeit und Unausgeglichenheit. Viele Kinder sind „schwer zu bremsen“ und müssen lernen, ihre Impulse in sozial verträgliche Bahnen zu lenken. Das Projekt „Bewegung“ vermittelt durch Übungen und Spiele motorische und soziale Kompetenzen und Erfolge. Es geht um Wahrnehmung, Handlungsplanung, Ausführung und Regulation, Gleichgewicht und Koordination, Förderung der Ausdauer, der Aufmerksamkeit und der Konzentration. Die Jugendlichen lernen, Regeln zu beachten, auf die Gruppenmitglieder Rücksicht zu nehmen, Bedürfnisse auszuhandeln und Spannungen zu steuern. Es werden das Körperbewusstsein und der Sinn für eine gesunde Lebensführung eingeübt. Im Projekt „Entspannung“ werden Spannung und Entspannung komplex reguliert, es greifen individuelle biopsychologische (physiologische, sensomotorische, kognitiv-emotionale) und soziale Kompetenzen (Bindungsfunktionen) ineinander. Dem Training dieser Regulation dient das Projekt. Es führt zu einem reiferen Bewusstsein darüber, was jeder zu den äußeren oder inneren Spannungen beiträgt, wie er diese erfolgreich – oder weniger erfolgreich – reguliert, und wie er schließlich zu einem entspannten Miteinander beitragen kann. Das Projekt beinhaltet Übungen zur Eigen- und Fremdwahrnehmung, zur Selbst- und Fremdmotivation, zum produktiven Umgang mit Anforderungen – Aufgaben sollen als Herausforderung verstanden werden – sowie zur Ausdauer und zu inneren oder äußeren Spannungsquellen. Im Projekt „Medien“ lernen die Jugendlichen Medien differenziert wahrzunehmen, Information und Unterhaltung zu unterscheiden und Anregungen der Medien in den Alltag zu übersetzen. Sie lernen, ihre Beschäftigung mit Medien einzuschränken und der Suchtgefahr vorzubeugen. Es geht in diesem Projekt darum, die Jugendlichen dort abzuholen, wo ihre Interessen liegen, und sie zur aktiven und kritischen Auseinandersetzung mit medialen 13 Tanja Buttelmann Themen, Figuren und Wirkungen zu bewegen („normative“ Medienpädagogik). Sie sollen lernen, sich ihre Meinung zu bilden, und im Weiteren geht es auch darum, selbst Medien herzustellen. In dem Projekt „Kreatives Gestalten“ geht es darum, die eigene Umgebung bewusst und differenziert wahrzunehmen, ihre Schönheit und Ästhetik zu erkennen und aktiv, fantasievoll und kreativ zu ihrer Gestaltung beizutragen. Überdies wird die Handlungsplanung, Feinmotorik geschult und die Ausdauer trainiert. Beim „Rollenspiel“, dem „So-tun-als-Ob“, versetzen sich die Akteure in die Lage Anderer, und sie versuchen, deren Gedanken, Gefühle und mutmaßliche Handlungen zu übernehmen und auszudrücken, sich einzufühlen (Empathie). Wer gelernt hat, seine persönliche Perspektive mit der des Gegenübers auszutauschen, dem gelingen Dialoge und gemeinsames Handeln besser. Durch das Rollenspiel erlernen und üben die Jugendlichen Handlungsweisen, welche die Gedanken und Gefühle des Gegenübers in besonderem Maße berücksichtigen müssen. Das Rollenspiel dient dem Miteinander, der Entwicklung von Selbständigkeit und Verantwortung. Egal ob zu Hause, in der Schule oder in ihrer Freizeit, Jugendliche benötigen diese Fähigkeit bei der Verhandlung über Bedürfnisse und Interessen, Wünsche und Vorstellungen, bei Unsicherheiten oder Meinungsverschiedenheiten, bei der Diskussion über Grenzen und Kontrollen. Es werden Aufmerksamkeit und Konzentration und der Umgang mit den eigenen Spannungen geübt. Der nonverbale und der sprachliche Ausdruck, das Einfühlen und das Verhandeln über unterschiedliche Bedürfnisse, Meinungen und Absichten sind die Hauptthemen dieses Projektes. Durch die gegenseitige Rückmeldung lernen die Beteiligten ihren eigenen Beitrag zum Geschehen, sie relativieren ihre eigene Perspektive, es gilt eigene Fehler anderen gegenüber einzuräumen. Dies zielt auf eine reife und bewusste Beteiligung und Verantwortungsübernahme im gesellschaftlichen Leben. Gruppenprojekte dienen immer auch dazu, das Miteinander zu fördern. Die Jugendlichen werden dazu angehalten, gemeinsam zu planen, sich abzusprechen und Kompromisse zu finden. (Die Ziele der Projekte sind aus den Curricular der Stationsprojekte entnommen.) 3.2. Falldarstellung 3.2.1. Hintergründe Anhand der folgenden Fallvorstellung möchte ich meine Aufgabenbereiche auf der Station 61 vorstellen. Informationen zum Patienten und Behandlungsverlauf habe ich unserer Dokumentation entnommen. Aus Datenrechtlichen Gründen habe ich den Namen des 14 Tanja Buttelmann Patienten, die der dazugehörigen Bezugpersonen und Ortsnamen geändert bzw. ganz entfallen lassen. Lukas wurde vor seiner stationären Aufnahmen innerhalb von vier Jahren zweimal Ambulant in unserer Klinik behandelt. Ein Jahr nach seiner letzten ambulanten Behandlung wurde er dann für zwei Monate stationär aufgenommen und im Anschluss noch eine Woche Tagesklinisch behandelt. Lukas ist 17 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern in einem Einfamilienreihenhaus. Seine Halbschwestern, A 27 Jahre, B 25 Jahre und C 24 Jahre, leben in eigenen Haushalten. Lukas wurde bei uns in der Klinik vorgestellt, weil er sich zu diesem Zeitpunkt in neuen Situationen ängstlich und verspannt verhalte, stereotyp mit dem Kopf nicke und über Übelkeit und Kopfschmerzen klagte. Er hatte eine soziale Phobie entwickelte, zunehmend mehr den Schulbesuch vermieden, weil er dort häufig gehänselt und ausgeschlossen wurde, zwischen ein und acht Stunden täglich vor dem PC und Fernseher verbracht und bockig auf Absprachen mit seinen Eltern reagiert. Die Hauptdiagnose nach ICD-10 lautete bei Lukas: F92.8 Emotionale Störung mit übermäßigem Medienkonsum, verschobenen Schlaf/Wachrhythmus, Schulvermeidung, soziale Unsicherheit, Ängsten und drohendem Ausschluss aus sozialen Bezügen, Arzt- und Spritzenphobie und Höhenangst. F94.0 elektivem Mutismus. 3.2.2. In Risikofaktoren, Ressourcen, System- und Entwicklungsdynamik Lukas Familie sind die finanziellen Mittel knapp. Die Mutter hat einen Hauptschulabschluss, ist aktuell in Teilzeit als Reinigungskraft in einem Reha-Zentrum beschäftigt, der Vater hat ebenfalls einen Hauptschulabschluss, brach eine Ausbildung als Möbeltischler ab und arbeitet gegenwärtig in Wechselschicht als Stapelfahrer und hat vor kurzem in dem Werk eine Festanstellung bekommen. Zur Gesundheit der Familie ist zu erwähnen, dass die Mutter eine Zahnarztangst hat und der Vater wenig spricht. Vor fünf Jahren ist Lukas mit seinen Eltern umgezogen. Es ist die zweite Ehe der Mutter. Lukas besucht zu Zeit die zehnte Klasse einer Schule für Lernhilfe. Laut Zeugnis hatte er 112 Fehltage, von denen 63 unentschuldigt waren. Seine Leistungen sind in allen Fächern ungenügend. Lukas wurde an der Berufsbildenden Schule in seinem Heimatort angemeldet, er wollte dort das Berufsvorbereitungsjahr „Farbe und Raum“ absolvieren, um seinen Hauptschulabschluss zu erlangen. Nach den Ferien hat er den Schulbesuch komplett verweigert. In seiner Freizeit fährt Lukas BMX-Rad in einem Verein und repariert diese, dabei ist er wie auch in anderen Bereichen handwerklich sehr geschickt. In der Woche 15 Tanja Buttelmann schaut er fünf bis sechs Stunden TV, am Wochenende bis zu acht Stunden. Sein PC läuft ganztägig, diesen nutzt er zum chatten, zum spielen von Autorennen und teilweise altersunangemessene Actionspiele wie „Medal of Honor“. Um sich etwas Geld dazuzuverdienen trägt Lukas Zeitungen aus. Morgens ist Lukas häufig allein zu Hause, seine Mutter rief ihn z.T. von der Arbeit aus an, um sicher zu gehen, dass er aufsteht und sich auf den Weg zur Schule macht. Dieses hat immer weniger und zum Schluss gar nicht mehr geklappt. Er schlief spät bei laufendem Fernseher ein und wurde morgens zwischen fünf und sechs Uhr wach. Lukas nutz zwei Zimmer mit eigenem PC und TV mit Kabelanschluss. Lukas Körperpflege ist unzureichend, seine Zähne weisen ausgeprägten Karies auf, ein Zahn ist abgebrochen und das Zahnfleisch ist entzündet. Lukas ist gemäß HAWIK III lernbehindert, was auch den schulischen Leistungen und der Einschätzung der Klinikschule entspricht. Für Lukas Therapieverlauf war ich zusammen mit einer Kollegin als Bezugsbetreuerin mit verantwortlich. Gemeinsam mit Lukas und der zuständigen Casemanagerin haben wir einen Stufenplan mit konkreten Zielen und Aufgaben erstellt (siehe Anhang), der für Lukas während des gesamten Klinikaufenthaltes einen roten Faden darstellte, an dem er sich orientieren und jeder Zeit erkennen konnten, welche Ziele er schon erreicht hat und an welchen er noch arbeiten muss. Lukas nahm zu Beginn der Behandlung ab, er aß wenig und wählerisch. Mit Unterstützung lernte er, sich ausgewogen und ausreichend zu ernähren und sich selbständig und regelmäßig um seine körperliche Hygiene zu kümmern. Lukas benötigte zu Beginn sehr enge Begleitung, um Aufgaben in Angriff zu nehmen und diese bis zum Ende zu bearbeiten, später wurde er selbständiger. Es fiel ihm schwer seine Freizeit ohne Medien abwechslungsreich zu gestalten. Ideen von anderen nahm er gut an. Während seiner Behandlung fuhr er regelmäßig BMX-Rad und es gelang ihm Mitpatienten davon zu begeistern. Lukas Mimik und Gestik waren zu Beginn wenig differenziert, später wirkte er befreiter. Er übte andere anzusprechen, in ganzen Sätzen laut und deutlich zu sprechen und verschiedene Aufgaben wie Interviews führen, Vorträge halten, Zahnarztbesuche u.ä. verlässlich zu erledigen, vor denen er Scheu und Angst hatte. Seine Eltern besuchten Lukas regelmäßig. Zu Beginn der Behandlung nahmen sie ihm noch viele Aufgaben ab und lasen ihm seine Wünsche „von den Lippen“ ab. Sie lernten aber rasch, ihm altersentsprechende Aufgaben selbst zu überlassen und zu übertragen. Lukas hat im Umgang mit anderen Menschen deutlich an Sicherheit gewonnen. Um sich noch besser mitteilen zu können, Anliegen verständlich zu erläutern und Bedürfnisse anderer zu erkennen, sollte er dieses weiter üben. Motivation für anstehende Aufgaben war 16 Tanja Buttelmann vorhanden, er sollte dies nun auch mehr aus eigenem Antrieb und eigener Verantwortung umsetzen. Lukas muss noch lernen, eigene Grenzen zu erkennen und sich Hilfe zu suchen. Lukas sollte in Zukunft weiterhin üben und lernen, zuverlässig und regelmäßig die Schule zu besuchen, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen, rechtzeitig abends ins Bett zu gehen und einer altersentsprechende Freizeitgestaltung mit Aktivitäten außer Haus mit Gleichaltrigen nachgehen. Er muss noch üben Blickkontakt aufzunehmen und zu halten, in ganzen Sätzen zu reden, mit Gleichaltrigen und Erwachsenen auch bei Anforderungen zu sprechen, seine Bedürfnisse zu verhandeln und mit Anspannungen angemessen umzugehen. Des weitern muss er darauf achten, sich zuverlässig um seine Körperhygiene zu kümmern und sich ausgewogen und regelmäßig zu ernähren. Lukas Eltern müssen in Zukunft darauf achten, Lukas regelmäßig in die Schule zu schicken, ihm einen gut strukturierten Alltag mit klaren Regeln und Vereinbarungen zu bieten, ihn in seinen Entwicklungsaufgaben zu begleiten und altersentsprechend zu fordern. Sie müssen den Medienkonsum von Lukas kontrollieren, auf altersgerechte Bettzeiten, eine ausreichende Körperhygiene und eine regelmäßige und ausgewogene Ernährung achten. Sie müssen ihn unterstützen außer Haus aktiv zu sein und ihm zutrauen, seine Bedürfnisse selbst zu äußern, ihn selbst sprechen lassen und auf Zeichen- und Gedankenlesen verzichten. Sie müssen ihm im gesundheitlichen bereich ein Vorbild sein und zuverlässig mit Helfern und Schule zusammenarbeiten. 3.2.3. Behandlungsverlauf In dem Behandlungszeitraum fanden wöchentliche Familientherapien statt, an denen die Eltern von Lukas zuverlässig teilnahmen. Weitere feste Bestandteile des ressourcen- und lösungsorientierten Behandlungskonzeptes sind die monatlich stattfindenden themenzentrierten Elterngruppen, Hausbesuche und Elternhospitationen auf der Station. Der Behandlungsalltag ist für die Patienten/innen durch eine Beschulung in der Klinik- oder Heimatschule und unterschiedlichen Vor- und Nachmittagsprojekten klar strukturiert. In den Projekten, denen permanent weiterentwickelte Curricula zugrunde liegen, werden die Patienten/innen mit differenzierten kognitiven und sozialen Anforderungen konfrontiert. Innerhalb dieser realitätsnahen Strukturen konnten die schweren Verhaltensstörungen wie Kommunikations- und Interaktionsstörungen und die Entwicklungsstörung der kognitiven, emotionalen und psychosozialen Kompetenz von Lukas angemessen gruppentherapeutisch behandelt werden. Behandlungsschwerpunkte wurden in den ein bis zwei mal wöchentlich stattfindenden Einzeltherapien durch die zuständige Casemanagerin vertieft. 17 Tanja Buttelmann Lukas besuchte während seines Klinikaufenthaltes regelmäßig die Klinkschule, in der er sich nach und nach immer aktiver am Unterricht beteiligte. Nach einem Monat besuchte er dann die Berufsbildende Schule (BBS) in Rotenburg. Er stand morgens eigenständig auf und fuhr mit dem Rad zur Schule. Während der Beschulung an der BBS organisierte er sich in den Ferien selbständig ein Praktikum in einer Fahrradwerkstatt. Im Anschluss behandelten wir Lukas noch eine Woche Tagesklinisch. In dieser Zeit besuchte er schon zuverlässig die BBS in seinem Heimatort. Ein klar strukturierter Alltag, Tagespläne, strukturierte Stationsprojekte, enge Begleitung und deutliche Regelabsprachen halfen Lukas sich zu orientieren. Zu Beginn der Behandlung war Lukas in der Gruppe zurückhaltend, wurde im Verlauf zunehmend mutiger und äußerte eigene Bedürfnisse. Es gelang ihm immer besser, sich unterschiedlichen sozialen Anforderungen zu stellen, Kontakt mit anderen Jugendlichen und Erwachsenen aufzunehmen und zu halten. Er sollte noch weiter trainieren, seine Sorgen und Ängste zurückzustellen, mit Mut auf Neues zuzugehen und dabei seine Bedürfnisse angemessen äußern. Mit Lukas Eltern wurde besprochen, dass es neben ihrer liebvollen Zuwendung auch einer noch kontinuierlichen Kontrolle, einer klaren Alltagstrukturierung und konsequenter Grenzsetzung bedarf. Die Eltern sollten den Medienkonsum von Lukas begrenzen und auf regelmäßige Bettzeiten achten. Es gelang ihnen während der Behandlung immer besser, Lukas selbst sprechen zu lassen und konsequent zu handeln. Während seines Klinkaufenthaltes begann Lukas eine Zahnarztbehandlung die von seinen Eltern zuverlässig begleitet wurde. 4. Das Verhältnis von Studium und berufspraktischer Ausbildung Vor meinem Studium der Sozialarbeit/Sozialpädagogik war ich über drei Jahre als ausgebildete Erzieherin in einem Kinder- und Jugendheim tätig. Dadurch bin ich schon mit viel theoretischer und praktischer Vorerfahrung in die neue Ausbildung gegangen. Während meines Studiums habe ich mir Seminare gezielt ausgesucht, die mich für meine berufliche Zukunft weiterbringen sollten. Mir war schon zu Beginn des Studiums klar, dass ich gerne in der Kinder- und Jugendhilfe bleiben möchte und so habe ich theoretische und fachliche Lücken gefüllt und mit meinen Vorkenntnissen verknüpft. Durch meine praktische Berufstätigkeit und Ausbildungsinhalte aus der Erzieherausbildung konnte ich manchen Seminarinhalten besser folgen und in der Praxis umsetzen. Ich habe festgestellt, dass man in der Arbeit mit Menschen nie aufhört dazuzulernen und sich weiter zu entwickeln. 18 Tanja Buttelmann Viele Inhalte aus dem Studium lassen sich direkt in der Praxis umsetzten, die übrigen geben Anregungen zur Weiterentwicklung und Vertiefung. Z.B. läst sich Erlerntes aus einem Rechtsseminar oder aus einem praktisch angelegtem Seminar wie „Ton in der Sozialen Arbeit“ eins zu eins in der Praxis umsetzten. Ein Seminar zum Thema Beratung dagegen kann nur einen Überblick vermitteln und Anregungen geben wie ich meine Beratungskompetenz weiter ausbauen und wie ich mich in diesem Bereich weiter qualifizieren kann. Für mich war die Wahl dieses Studium zu absolvieren eine fachlich kompetente Entscheidung, sie hat mich sowohl beruflich wie auch persönlich vorangebracht und ich habe viele neue Ideen, wie ich mich in naher und ferner Zukunft weiter- und fortbilden kann. Durch die gemeinsame Klärung von Fachhochschule und Praxisstelle der Rahmenbedingungen, Voraussetzungen, Lernziele und Ressourcen, die im Ausbildungsplan festgehalten werden, konnte eine erfolgreiche Realisierung der Ausbildungsziele gewährleistet werden. Auf die Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis gehe ich beispielhaft in Punkt 5.3. noch näher ein. 5. Entwicklung professioneller Identität 5.1. Erwartungen, Vorstellungen und Ziele vor dem Berufspraktikum Vor Beginn meines Praktikums habe ich mir Gedanken über meine Erwartungen, Vorstellungen und Ziele die ich erreichen wollte gemacht. In erster Linie wollte ich die Strukturen und den Alltag in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie die ich während meines Blockpraktikums kennen gelernt habe vertiefen. Durch meine berufliche Vorerfahrung in einem Kinder- und Jugendheim habe ich immer wieder mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, die von einem vollstationären Klinikaufenthalt in die Einrichtung gekommen sind oder von dieser aus eine vollstationäre Behandlung begonnen haben. Meine damaligen Kollegen/innen und ich haben diese Prozesse teilweise oder durchgängig Begleitet. Für meine berufliche Zukunft kann ich mir die Arbeit in einer Kinderund Jugendpsychiatrie sehr gut vorstellen und daher habe ich mich sehr darüber gefreut, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie Rotenburg/Wümme mir ein Berufspraktikum ermöglicht hat. Ein Ziel von mir war es meinen Wissensstand über Krankheitsbilder der verschiedenen psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in ihrer Vielzahl und Breite zu erweitern und zu vertiefen. 19 Tanja Buttelmann Während meiner Ausbildung zur Erzieherin habe ich schon einige Praktika absolviert und dadurch gelernt, wie wichtig eine kontinuierliche Praxisanleitung ist. Für mein Berufspraktikum in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Rotenburg habe ich mit eine beständige Anleitung gewünscht, mit der ich meine Erfahrungen, Beobachtungen und Erlebnisse reflektieren kann. Schlussfolgernd kann ich sagen, dass sich meine Erwartungen alle erfüllt haben und ich somit ein positives Anerkennungsjahr erleben konnte. 5.2. Gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse im Berufspraktikum Durch meine beruflichen Vorerfahrung, das Studium und das Einarbeitungskonzept der Klinik, welches neuen Mitarbeitern/innen von Beginn an Erfolge vermittelt und das Gefühl gibt rasch einen verantwortlichen und konstruktiven Part im Team übernehmen zu können, war ich schnell und fest im Team der Station 61 integriert. Ich habe mich in die Organisation und Arbeitsabläufe der Station eingearbeitet. Unter Anleitung meiner Kollegen/innen machte ich mich mit den Anforderungen im strukturiertem Tagesablauf der Patienten/innen mit Schule, Freizeit, Therapie und Stationsalltag vertraut. Von Anfang an konnte ich eigenverantwortlich Aufgabenbereiche übernehmen und zunächst begleitet und dann eigenständig die Therapie und das Sozialmanagement von Bezugpatienten begleiten. Ich profitierte besonders davon, dass meine Kollegen/innen für alle Fragen offen waren und immer jemand bereit war, sich mit meinen Fragen auseinander zu setzen. Es gab ausreichend Gelegenheiten Entscheidungen und Verhaltensweisen mit Kollegen/innen zu reflektieren, was für die Behandlung und Therapie der Patienten/innen unerlässlich ist. Ich habe mich zu Beginn mit den Strukturen, dem System der Klinik und vor allem mit dem Rotenburger Entwicklungsmodell vertraut gemacht, welches ich für ein wirksames Konzept im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen halte. Ich war sehr davon angetan, wie zielgerichtet dieses Modell in der alltäglichen Arbeit auf der Station umgesetzt wird. Ich kann mich sehr gut mit dem professionellen und vor allem ressourcenorientiertem Umgang mit den jungen Menschen identifizieren. Ich fühlte mich sehr schnell als ein vollständiges Mitglied des Teams, dessen Meinung geschätzt wurde, genauso wie ich die Meinung der Kollegen schätzte. Viele Entscheidungen wurden im Team gemeinsam diskutiert und getroffen. Aber auch die Reflexion der eigenen Handlungsweisen ist für alle ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Dabei herrschte ein offenes Klima in dem auch konstruktive Kritik geübt werden konnte. 20 Tanja Buttelmann Meine berufliche Identität innerhalb des von uns praktizierten multiprofessionellen Teams beinhaltet nicht nur das typische sozialpädagogische Arbeiten sondern ist übergreifend. Das bedeutet, dass jede/r Kollege/in, egal aus welchem Berufszweig, ob Erzieher/in, Ergotherapeut/in, Sozialpädagoge/in, Krankenschwester, Arzt/Ärztin und Psychologe/in eigenständig das gesamte Spektrum der Behandlung abzudecken hat und die anfallenden Aufgaben und Arbeiten allein durchführt. Diese Handhabung ermöglicht, dass so alle in der Lage sind, die von ihnen betreuten Familien am Ende der Behandlung objektiv beurteilen zu können. Dies ist nur dann möglich wenn die Familien vom Anfang bis zum Ende von einem Casemanager/innen begleitet werden. Auch der Abschlußbericht wird von diesem/er verfasst und ggf. werden weitere Behandlungsempfehlungen und Prognosen vorgeschlagen. Das Positive an diesem System ist, dass dadurch verhindert wird, dass zum Ende einer Behandlung nur eine subjektive Wahrnehmung und Meinung übrig bleibt. Als einen der wichtigsten Aspekte meiner Arbeit sehe ich persönlich, dass zum Gelingen einer Therapie die gesamte Familie teilhaben muss. In fast allen Fällen ist die Familiensituation der Auslöser einer Behandlungsbedürftigkeit, so dass eigentlich die gesamte Familie therapiert werden müsste, weil sich die Familienstrukturen verändert haben. Die sehr wichtige Kommunikation innerhalb vieler Familien ist kaum noch gegeben und scheitert oftmals an der Bereitschaft zum an- und zuhören. Besonders schwierig gestaltet sich z.T. eine Zusammenarbeit mit Mitarbeiter/innen aus vollstationären Jugendhilfeeinrichtungen, wenn es keine festen Bezugsbetreuer/innen für eine/n Jugendliche/n gibt und immer wieder andere Betreuer/innen zu Therapiegesprächen auftauchen, die dann noch nicht mal über den aktuellen Therapieverlauf informiert wurden und dadurch ein vorwärtskommen in der Behandlung erschwert wird. Leidtragende sind hierbei letztendlich immer die jungen Menschen. Ich halte feste Ansprechpartner und Bezugspersonen grundsätzlich für sehr wichtig und habe in positiv verlaufenden Prozessen erfahren, dass dieses zu einem effektiveren Behandlungsverlauf führt. Alles in allem habe ich ein sehr schönes und erfahrungsreiches Anerkennungsjahr absolvieren können, ich habe viel Unterstützung erhalten und mir wurde ebenso auch viel eigenverantwortliches Handeln zugetraut. Ich freue mich daher sehr, dass ich im Anschluss einen Folgevertrag erhalten habe und weiterhin dem Team der Station 61 angehöre. 21 Tanja Buttelmann 5.3. Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit in der Kinderund Jugendpsychiatrie 5.3.1. Wie kann Soziale Arbeit den Behandlungs- und Therapieverlauf begleitend unterstützen? „Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen wirken sich nicht nur direkt und situativ ungünstig aus, sondern beeinflussen zusätzlich regelmäßig und nachteilig die gesamte psychische Weiterentwicklung. Eine richtige Prognose zu stellen, heißt deshalb, die Komplexität der Ursachen und ihre graduell unterschiedlichen Akzentuierungen, sowie ihre aktuellen und, wenn möglich, permanenten Auswirkungen zu erkennen.“ (Nissen, 2004, S. 2) Daher ist es unerlässlich, jede Behandlung individuell zusammen zu stellen und das Kind sowie seine Familie in alle Aspekte der Arbeit einzubeziehen. Es gibt keine allgemeingültige Verhaltensformel mit der alle Fälle gleichermaßen angegangen werden können. (vgl.: Herbert, 1999, S. 59) Kinder und Jugendliche brauchen verantwortliche und verlässliche erwachsene Personen, die selbstverständlich für sie da sind, die sie annehmen und lieben. Sie brauchen Eltern, weil sie ständig erreichbare Objekte brauchen, mit denen sie sich auseinandersetzen und identifizieren. (Wolff, 2002 S.74) Konkret bedeutet dieses für die soziale Arbeit, den Familien ihre Ressourcen aufzuzeigen und Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu helfen und zu unterstützen. Während meiner Praktikumszeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass durch feste Bezugsbetreuer/innen und einen beständigen Mitarbeiterstamm auf der Station ständig verantwortliche erwachsenen Personen für die Jugendlichen erreichbar waren. Ich konnte auch erleben, dass die Mitarbeiter/innen im Umgang mit den Jugendlichen sehr verlässlich waren und Absprachen zuverlässig eingehalten wurden. Durch Familiengespräche mit der zuständigen Therapeutin und Einbindung in den Behandlungsplan wurden die Eltern bzw. Sorgeberechtigten mit einbezogen und es wurden ihnen Möglichkeiten aufgezeigt wie sie die Familiäre Situation verändern können, um ihr Kind bei der Bewältigung seiner Probleme zu unterstützen. Der Behandlungs- und Therapieverlauf der Patienten/innen wird auf Station unterstützt, indem der PED, in dem die Sozialpädagogen/innen integriert sind, den Jugendlichen einen strukturierten Tagesablauf mit klaren Regeln und Vereinbarungen geboten haben. Es wurden Anregungen der Ärzte und Therapeuten für einzelne Jugendliche im alltäglichen Ablauf aufgegriffen und umgesetzt. 22 Tanja Buttelmann Des weiteren werden täglich Projekte für die Jugendlichen gestaltet in denen ihre Selbständigkeit und ihr Selbstwertgefühl gestärkt werden um ihnen so ein positives Erleben mit sich und ihrer Umwelt zu ermöglichen. Diese Projekte werden als sozialpädagogische Gruppenarbeit durchgeführt und sind ein wesentlicher Bestandteil der Therapie, zusätzlich werden Aufgaben und Übungen in Form von sozialer Einzelhilfe ausgehend vom Individuum angeboten. Bei der sozialen Einzelhilfe wir vom Individuum mit seinen Grundbedürfnissen ausgegangen, wobei auch die Umwelt nicht außer acht gelassen wird. Es wird dabei versucht, die Entfaltung der natürlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und das Können des Einzelnen so zu fördern, dass er zur Lösung seiner Probleme angeregt und motiviert wird. Dabei spielen folgende Grundsätze eine Rolle: • Annehmen und Akzeptieren • Individualisieren • Selbstbestimmung des Individuums • da anfangen, wo der Einzelne steht • mit den Stärken des Individuums arbeiten In der sozialpädagogischen Gruppenarbeit geht es darum, durch die Erfahrungen in der Gruppe dem Einzelnen Sicherheit, Anerkennung, Unterstützung und Hilfe zu bieten. Zwei weitere Ziele der Gruppenarbeit sind das Vermitteln von Werten und Normen, sowie Möglichkeiten der Konfliktlösung aufzuzeigen. Grundprinzipien der sozialpädagogischen Gruppenarbeit sind: • anfangen, wo die Gruppe steht und sich mit ihr in Bewegung setzen • mit den Stärken des Einzelnen arbeiten • Zusammenarbeit ist besser als Einzelwettbewerb • Raum für Entscheidungen geben • erzieherisch notwendige Grenzen setzen • sich als Gruppenleiter überflüssig machen (vgl.: Schilling, 2005, S. 228 f) 5.3.2. Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis Im Folgendem habe ich versucht eine Definition/Beschreibung zu finden, die die Aufgabe von Sozialarbeit/Sozialpädagogik treffend zusammenfasst und sich mit meiner Tätigkeit auf der Jugendstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie Rotenburg in Bezug setzen lässt. Im 23 Tanja Buttelmann weitern Verlauf dieses Textes werde ich für den besseren Lesefluss die Berufsbezeichnung „Soziale Arbeit“ nutzen, da ich in diesem Zusammenhang keine Unterscheidung zwischen Sozialarbeit und Sozialpädagogik herausarbeiten möchte. Die Soziale Arbeit versucht Individuen, Gruppen und Gemeinden zu helfen, den höchstmöglichen Grad von sozialem, geistigem und leiblichen Wohlbefinden zu erreichen. Sie sollte Menschen verschiedener Altersstufen Hilfe bieten, die sie befähigen, Lebensaufgaben zu meistern und Probleme zu bewältigen. Soziale Arbeit sollte unterstützen eine Balance zu finden zwischen den individuellen Bedürfnissen / Fähigkeiten und der Umwelt mit ihren Angeboten und Anforderungen. Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse über menschliches Verhalten und soziale Systeme greift Soziale Arbeit dort ein, wo Menschen und ihre Umwelt aufeinander einwirken. (vgl.: Schilling, 2005, 223 ff) Die Zusammenhänge in der gerade genannten Definition und der Arbeit auf der Jugendstation Rotenburg sehe ich in folgenden Punkten. Auf der Station arbeitet ein multiprofessionelles Team, das sich aus diversen sozialen und medizinischen Berufsgruppen zusammensetzt. Soziale Arbeit bedeutet für mich in dieser Situation flexibel und teamfähig zu arbeiten und in einem regelmäßigen Austausch die Berufspezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu Gunsten der Klienten zu nutzen und untereinander zu ergänzen, um wie oben beschrieben dem Individuum zu helfen einen höchstmöglichen Grad von sozialem, geistigem und leiblichen Wohlbefinden zu erreichen. Um eine Balance zu schaffen zwischen den individuellen Bedürfnissen der Klienten und der Umwelt mit ihren Anforderungen von Außen werden die Familienmitglieder mit in die Behandlung z.B. durch regelmäßig stattfindende Elterngespräche oder dem Angebot an einer Elterngruppe teilzunehmen mit einbezogen. Hier ist die Aufgabe der Soziale Arbeit Beratungsgesprächen zu führen oder Anregungen für eine sinnvolle gemeinsame Freizeitgestaltung, zwischen Eltern und Kind, zu geben. Dabei kann Soziale Arbeit auch als Vermittler zwischen dem Klienten und seinen Mitmenschen, zum besseren Verstehen, tätig sein. Nach Silvia Staub-Bernasconi ist die Soziale Arbeit eine gesellschaftliche Antwort auf soziale Probleme in der Gesellschaft. Mit dem Begriff „Problem“ meint sie den Zustand, mit dem ein nach Bedürfnisbefriedigung suchendes Individuum unzufrieden ist und dafür keine Problemlösung kennt bzw. keinen Zugang zu problemlösungsangemessenes Ressourcen hat. Soziale Probleme ergeben sich im allgemeinen nach Staub-Bernasconi dadurch, dass • Menschen sich gegenseitig für das Überleben und zur Bedürfnisbefriedigung brauchen 24 Tanja Buttelmann • es in sozialen Systemen eine Knappheit in Bezug auf Bedürfniserfüllung gibt, aber gleichzeitig die individuellen Wünsche grenzenlos sein können • die Bedürfnisbefriedigung nicht immer realisierbar ist • mit Befriedigung von Bedürfnissen Machstrukturen aufgebaut werden können Aus diesen beschriebenen Problemen leiten sich für Staub-Bernasconi eindeutige anzustrebende Ziele ab: • individuelle Bedürfnis- und Wunscherfüllung • fairer Ausgleich von Rechten und Pflichten zwischen Menschen und sozialen Gruppen • Regeln der Machtbegrenzung (vgl.: http://www.uni-magdeburg.de/iew/web/studentische_projekte/ss02/seybusch/bernasconiWissen.htm, Stand 07.12.2008) Auf der Jugendstation werden Jugendliche aufgenommen die durch ein „Problem“ gehindert werden ihre individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten umzusetzen und zu entwickeln. Durch einen umfangreichen und auf den einzelnen Jugendlichen angestimmten Therapieplan werden dem/der Jugendlichen Möglichkeiten der Problembewältigung aufgezeigt. Wir bieten den jungen Menschen in einem klaren Rahmen individuelle Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. In der Praxis sieht es dann z. B. so aus, dass vorgegeben ist, dass für den/die Jugendliche zu einem bestimmten Zeitpunkt das Projekt Werkstatt stattfindet, er/sie aber sich in dieser Vorgabe selbst etwas aussuchen darf, was er/sie im Rahmen der Möglichkeiten machen möchte. Im Folgenden ist von Silvia Staub-Bernasconi fachlich zusammengefasst, wie ich auf der Jugendstation, während meines Berufspraktikums, den gesamten Behandlungsprozesses erlebt habe. Zunächst stelle ich kurz zusammengefasst den Behandlungsprozess vor und im Anschluss das Handlungsmodell von Staub-Bernasconi. Bevor ein/e Jugendliche/r aufgenommen wird eine schriftliche Darstellung in Form eines Anamnesebogens (siehe Anhang) erstellt, in der der junge Mensch „mit Zahlen, Daten und Fakten“ vorgestellt und das vorherrschende Problem beschrieben wird. (im Folgendem Punkt 1) In den ersten Tagen wird der/die Jugendliche auf der Station beobachtet und mit den Regeln vertraut gemacht. Es entstehen schriftliche und persönliche Kontakte zu „Fachkräften“, die zuvor mit dem jungen Menschen gearbeitet haben, dadurch und durch eigene Beobachtungen wird versucht eine Erklärung für das entstandene Problem zu finden. (Punkt 2) 25 Tanja Buttelmann Als nächstes werden durch verschiedene Teamsitzungen und Gespräche mit allen beteiligten Therapeuten, Ärzten etc. Vorgehensweisen und Zielsetzungen für die folgende Behandlung erarbeitet, dabei wird auch überprüft welche weiteren Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des Jugendlichen mit einbezogen werden können. Es wird ein Behandlungsplan zusammengestellt und in regelmäßigen Abständen werden durch Fallbesprechungen die Behandlungsformen und die aktuelle Entwicklung des Patienten überprüft und gegebenenfalls verändert. (Punkt 3 bis 6) Am Ende einer Behandlung finden Abschlussgespräche zum einen mit den „Fachkräften“ und zum anderen mit der Familie des/der Jugendlichen statt, die eine Reflexion enthalten. (Punkt 7) „Die Zielrealisierung und das problembezogene Arbeiten in der Sozialen Arbeit setzt ein professionelles Handeln voraus. Abgeleitet aus der wissenschaftlich begründeten Handlungstheorie konzipierte Staub-Bernasconi ein professionelles Handlungsmodell, welches sich aus folgenden Schritten aufbaut: 1. WAS? (Beschreibung des sozialen Problems mittels Daten) 2. WARUM? (Erklärung des sozialen Problems durch wissenschaftliche Theorien) 3. WORAUFHIN? (Bewertung des sozialen Problems und Zielsetzung für die Lösung) 4. WER? (Bestimmung der Subjekte, die in die Problemlösung miteinbezogen werden sollen,Formulierung von Aufgaben) 5. WOMIT? (Bestimmung von Arbeitsweisen durch Methoden) 6. WIE? (Bestimmung von Handlunsweisen durch Pläne und Techniken) 7. OB? (Auswertung und Erfolgskontrolle)“ (http://www.uni-magdeburg.de/iew/web/studentische_projekte/ss02/seybusch/bernasconiWissen.htm, Stand 07.12.2008) 6. Lernen durch Praxisanleitung und Studientagsgruppe Zu Beginn meines Berufspraktikums habe ich zunächst die grundlegenden administrativen und therapeutische – pädagogischen sozialpädagogischen Arbeit in der Strukturen und Inhalte der stationären Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie kennen gelernt. Dabei wurde ich von meinem Praxisanleiter Herrn Mithöfer sowie meine übrigen Teamkollegen/innen situativ unterstützt. Es haben individuelle Gespräche stattgefunden, in denen ich Situationen und Verhaltensweisen reflektieren konnte. Durch meine mehrjährige berufliche Tätigkeit als Erzieherin in einem Kinder- Und Jugendheim habe ich schon einige Beruferfahrungen im Umgang mit Jugendlichen, die ich in 26 Tanja Buttelmann meinem Berufspraktikum gut umsetzten und z.T. neu durchdenken konnte. Auch dabei waren die regelmäßigen Reflexionsgespräche im Team eine sinnvolle Hilfestellung. Durch das Einarbeitungskonzept der Klink für neue Mitarbeiter/innen und die Bereitschaft meiner Kollegen/innen für meine Fragen und Anregungen offen zu sein gelang es mir schnell eigenverantwortlich zu arbeiten. Herr Mithöfer hatte immer ein offenes Ohr für mich und meine Anliegen. Auch die formellen Teile des Berufspraktikums sind wir gemeinsam durchgegangen und konnten somit fristgerecht eingereicht werden. Alles in allem gelang mir durch die gute Zusammenarbeit ein erfolgreiches und für mich sehr zufriedenstellendes Berufspraktikum. Ich freue mich sehr, dass ich durch eine Festanstellung weithin in dem Team der Station 61 arbeiten darf! In der Studientagsgruppe gab es vielfältige Gelegenheiten für den fachlichen und persönlichen Austausch. Da ich mit meiner Praxisstelle nach meiner Ansicht großes Glück hatte, was die fachliche Kompetenz und die gute Zusammenarbeit im Team betrifft, gehörten die Treffen der Studientagsgruppe für mich nicht zu den wichtigsten Elementen des Praktikums. Dennoch halte ich die Studientagsgruppe für den regelmäßigen Austausch für sehr wichtig, da hier die Möglichkeit besteht völlig frei über Geschehnisse aus dem Arbeitsalltag zu reflektieren und neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Auch kann in der Studientagsgruppe noch ein übergreifender fachlicher Austausch stattfinden, der für die Arbeit in der Praxis nicht unerheblich ist. 27 Tanja Buttelmann 7. Literatur - Herbert, Martin: Sauberkeitserziehung, Göttingen 1999 - Nissen, Gerhardt: Psychische Störungen im Kindesalter und ihre Prognosen, Stuttgart 2004 - Prankel, Bernhard: Jahresbericht 2000/01 - Prankel, Bernhard: Jahresbericht 2006/07 - Prankel, Bernhard: Jahresbericht 2007/08 - Prankel, Bernhard: Rotenburger Handbuch zur seelischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, 4. Aufl. Rotenburg 2008 - Schilling, Johannes: Soziale Arbeit, 2. Aufl. München 2005 - Wolff, Reinhart: Kindesvernachlässigung – Entwicklungsbedürfnisse und die fachlichen Aufgaben der Jugendhilfe. In: Zenz, Wilfried M./ Bächer, Korinna / Blum-Maurice, Renate: Die vergessenen Kinder- Vernachlässigung, Armut und Unterversorgung in Deutschland, Köln, 2002 Internetquellen: - http://www.uni-magdeburg.de/iew/web/studentische_projekte/ss02/seybusch/ bernasconiWissen.htm, Stand 07.12.2008 - http://www.diako-online.de/klinik/jugendpsychiatrie/jugendpsychiatrie.php, Stand 22.01.09 28 Tanja Buttelmann 8. Anhang Als Anhang befinden sich auf den nächsten Seiten folgende Dokumente in angegebener Reihenfolge: - Anamnesebogen - Kooperationsstandard - Tagesablauf der Station 61 - Fallübersicht - Stufenplan - Wochenziel 29 Tanja Buttelmann 9. Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich den von mir eingereichten Praxisbericht selbständig verfasst habe und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Ort, Datum Unterschrift 30