MusikalsgesungenesGefühl
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MusikalsgesungenesGefühl
Lokale Kultur NR. 101, MITTWOCH/DONNERSTAG, 1./2. MAI 2013 HT5 MusikalsgesungenesGefühl Thauern und Trio sind echte Perlen ostwestfälischer Kultur VON KAROLINE HORSTMANN-DÜWEL ¥ Steinheim. Vier herausragende Musiker. Eine unvergleichliche Stimme. Und ein äußerst unterhaltsames Programm. Viel mehr braucht es nicht, um zu beschreiben, was „Thauern und Trio“ in der evangelischen Kirche Steinheim ihrem Publikum boten. „Dummes Spiel“ heißt ihr aktuelles Programm, und um „das dumme Spiel der Liebe“ geht es, erklärt Thauern. Mit ihrer Musik erzählen Georg Thauern und sein Trio Geschichten von der Liebe. Von der Liebe zum Leben, von der Liebe zu den Menschen. Und auch um die Liebe zur Heimat und die Sehnsucht nach der Ferne geht es, beispielsweise in Liedern wie „Vor meinem Vaterhaus“ oder „Brazil“. Das Beeindruckende ist weniger die interessante Auswahl von Klassikern aus Pop, Schlager, Jazz oder Kammermusik als die Art der Interpretation. Ob freudig oder melancholisch, total aufgedreht oder galant – der ausdrucksstarke Thauern fängt das Publikum völlig ein mit Gesang, Mimik und starker Präsenz. Und wer sich von ihm nicht einfangen lässt, den packen spätestens die Klänge von Markus Maurer an den Tasten, Peter Kros am Kontrabass und Bülent Sezen am Schlagzeug. Die swingenden Herren zeigen sich als echte Perlen der ostwestfälischen Kulturszene – erstklassig und absolut unterhaltsam. Ein echter Höhepunkt ist der Einsatz von Bülent Sezen an der Schreibmaschine. Inspiriert von Jerry Lewis nutzen die vier Herren den Rhythmus von Tastenklappern und dem Klingeln am Anschlag – so zeigen sie ihr großartiges Können als Entertainer. Ausdrucksstark: Georg Thauern fesselte nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit seiner Bühnenpräsenz. Doch zumeist beeindrucken sie einfach mit ihrer Musik. Es dauert nur wenige Sekunden nach dem ersten Stück, bis sie die volle Aufmerksamkeit des Publikums haben. Spätestens beim Klassiker „Aux ChampsElysées“ wippten alle Füße in der Kirche im Takt. Auch die leisen Töne beherrschen sie. Der A-ha-Song „Summer moved on“ ist mit Thauerns Stimme und der Interpretation seines Trios weit bewegender als das Original. Gänsehaut pur beschert er den Zuhörern auch mit seiner Interpretation von Nenas „Leuchtturm“. Bei den flotten Stücken wie „Macho Macho“ oder der „Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“ legt der Sänger so richtig los, da wird auf der Bühne getanzt und gewirbelt, was das Zeug hält. Beim Gute-LauneLied „Wochenend‘ und Sonnenschein“ legt Thauern spontan einen Sprint durch den Mittelgang der Kirche hin. Das Musik gesungenes Gefühl ist, zeigt er wiederum bei dem großen Erfolgslied von Caterina Valente: „Ganz Paris träumt von der Liebe“. Ob bei „The lion sleeps tonight“, „Café Oriental“ oder „Sa- lomé“ – die vier Musiker schaffen es gemeinsam, zu jedem Lied eine andere Stimmung zu zaubern. Sie ziehen die Aufmerksamkeit so auf sich, dass sich im Publikum ein Gefühl von Exklusivität verbreitet. Dabei haben die Gäste in der Kirche deutlich mehr Platz als beim letzten Auftritt der Vier in Steinheim. Im vergangenen Jahr waren die heimischen Musiker auf Einladung der Jungen Kultur noch im Gemeindezentrum zu Gast. Da war es eng, aber gemütlich, wie Thauern sich erinnert. So wurde angesichts des Publikumsandrangs nun auf die Kirche ausgewichen FOTO: KAROLINE HORSTMANN-DÜWEL – was der Atmosphäre aber keinen Abbruch tat. Bis zum Schluss jagte ein Höhepunkt den nächsten. Selbst die Zugabe „Mein Baby war beim Frisör“ – das Original der „Ärzte“ war kaum wieder zu erkennen – sorgte noch einmal für Gelächter, bis Thauern und Trio dann mit „Guten Abend, gute Nacht“ das Publikum verabschiedeten. An den vielen zufriedenen Gesichtern und stehenden Ovationen war abzulesen, dass die Junge Kultur mit „Thauern und Trio“ allen Gästen wieder einen tollen Abend bereitet hat.